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BIBLIOTHEEK UNIVERSITEIT UTRECHT
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2856 699 4
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PRAKTISCHES HANDBOOK
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DER
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CHIRURGIE
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PUR
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THIEEARZTE.
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VON
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IF C. II. HERTWIG,
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K. MEDIZINAL-BATH UNI) PROFESSO'R AK DEB THlEnARZNEISOHULB IN BEUUN.
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DKITTR YRUMEHRTK UNH VRllBBSSBRTE AUFLAGK.
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miksuuiversicdt to Uttftckt Aid. DicrruiciJikusak
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BEELIN, 1874. VERLAG YON AUGUST HIRSGHWALD.
UNTEK DBN LINDUN laquo;8.
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(Das Recht der Debersetznng in fremde Sprachen bleibt vorbehalten.)
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Vorwort zur ersten Auflage.
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Ich habe an der hiesigen Königl. Thierarzneischule von dem Jahre 1823 bis zum Herbst 1842 und dann wieder vom Jahre 1846 bis jetzt die Veterinär-Chirurgie gelehrt und bin in dieser langen Zeit von meinen zahlreichen Schülern fortwährend aufgefordert worden, den Inhalt meiner Vorträge in einem Handbuche der thierärztlichen Chirurgie zu veröffeutlichen. Dies hätte ich allerdings, sowohl im Interesse meiner Schüler, wie auch aus anderen Gründen, längst thun müssen; aber die Unterlassung wird gewiss von Jedem entschuldigt werden, der meine vielen, bis zum vorigen Herbst bestandenen anderweitigen dienstlichen Beschäftigungen kennt. Nun haben mich aber meine vorgesetzte Behörden seit dem October v. J. von dem klinischen Unterricht in den Krankenställen der grösseren Ilausthiere, den ich fast 25 Jahre geleitet und der stets den grössten Theil meiner Zeit in Anspruch nahm, auf mein Ersuchen entbunden und ich konnte daher die Herausgabe des vorliegenden Handbuchs besorgen.
lieber dasselbe habe ich nur wenig zu sagen. Es soll für den Unterricht und für den praktischen Thierarzt brauchbar sein, und deshalb sind die wichtigeren Gegenstände, namentlich die verschiedenen Heilarten, etwas ausführlicher angegeben worden, als es in einem blossen Lehrbuche erforderlich wäre, doch habe ich von den Operationen nur das Wesentliche, Praktische- angeführt, was zur Heilung der abgehandelten Krankheiten gehört, und verweise hin-
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•vnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Vorwort.
sichtlieh des Uebrigen auf das „Handbuch der Akiurgie von Die. terichsquot;, oder auf das von Gurlt und von mir herausgogebeue Werk: „Chirurgische Anatomie und Operationslehre für Thierärzte. Berlin 1847. Fol. Mit 10 Kupfertafeln.laquo; — Die wirklichen Vervollkommnungen der praktischen Chirurgie auch von den ausländischen Thierärzten, sind überall, so weit sie mir bekannt geworden, benutzt, nebst Angabe der Personen oder Schriften, von denen die Fortschritte ausgegangen sind. Die Literatur habe ich überhaupt fast nur da angegeben, wo es auf Begründung eines Ausspruchs, auf Berichtigung einer Maxime u. s. w. ankam; denn bei denjenigen chirurgischen Grundsätzen und Vorfahrungsarten, welche bereits seit längerer Zeit als Gemeingut der Thierheilkunde gelten, und eben so bei denen, welche nicht zweifelhaft sind, bedurfte es keines literarischen Nachweises, — Die von mir benutzte Eintheiluug der chirurgischen Krankheiten ist eine natürliche und leicht übersichtliche, in welche sich fast alle in das Gebiet der Chirurgie zu zählenden Krankheiten ohne Zwang einreihen lassen. Doch gestehe ich gern, dass ich selbst noch ein besseres System wünsche, dasselbe aber noch nicht gefunden habe. Jedes nosologische System zeigt Mängel an einer oder der andern Stelle.
Ich könnte noch Einiges zum Vortheile des Buches anführen; ich unterlasse dies aber, weil (wie das Sprichwort sagt;) Selbstlob stinkt, und weil ich hoffe, dass competente Sachverständige wohl das Gute wie das Mangelhafte meiner Arbeit finden werden.
Demnach möge das Buch der freundlichen Aufnahme des thier-ärztlichen Publikums empfohlen sein.
Berlin, den 7. August 1850.
Dr. Hertwig.
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Vorwort zur zweiten Auflage.
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In der nothwendig gewordenen zweiten Auflage meines Handbuchs der Chirurgie für Thierärzte habe ich überall die für nützlieh gehaltenen Zusätze gemacht, übrigens aber die frühere Einrichtung desselben im Wesentlichen beibehalten; nur der Anhang über die llornspalten, die Hornklüfte und die getrennte Wand ist von den Knochenbrüchen zu den Zorreissungen gestellt worden, weil diese Trennungen den Letzteren ähnlicher sind als den Frakturen; und der in der ersten Auflage am Ende befindliche Anhang über Aderlässen, Fontanell- und Haarseil-Application ist weggeblieben, weil die Beschreibung dieser Operationen mehr in die Akiurgie gehört und dort vollständiger gegeben werden wird.
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Berlin
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1 5
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im October 1858.
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Dr. Hertwig.
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Vorwort zur dritten Auflage.
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In dieser neuen Auflage meines praktischen Handbuches der Veterinär-Chirurgie habe ich Alles, was mir in den letzten Jahren in dem Gebiete der thierärztlichen Chirurgie bekannt geworden, insoweit es wissenschaftlieh interessant und praktisch brauchbar ist, wie namentlich in der Lehre von der Entzündung etc. an den geeigneten Stellen eingeschaltet und hierdurch den Text des Buches vielfältig vermehrt und verbessert. Die Einrichtung desselben im Ganzen ist jedoch unverändert geblieben, weil dieselbe sich durch ihre Einfachheit und leichte Uebersicht bewährt hat. Berlin, im October 1873.
Dr. Hertwig.
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Inhalt.
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Heile
Einleitung.......................nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 1
Kurze Geschichte und Literatur der Voteriniir-Chirurgie.......nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 3
Erste Classe. Erster Abschnitt.
Von den Entzündungen und deren Polgekrankheiten im Allgemeinen • . ,nbsp; nbsp; nbsp; 13
Erstes Capitel. Begriff von Entzündung.............nbsp; nbsp; nbsp; 14
Nähere Betrachtungen der Erscheinungen, Schmerz, erhöhte Temperatur, Geschwulst, Röthung, gestörte Funktion, stärkeres
Pulsiren der Arterien, Fieber...........nbsp; nbsp; nbsp; 16
Ursachen...................nbsp; nbsp; nbsp; 22
Verlauf, Dauer und Ausgänge............nbsp; nbsp; nbsp; 24
Verschiedenheilen der Entzündungen.........nbsp; nbsp; nbsp; 27
Vorhersagung im Allgemeinen............nbsp; nbsp; nbsp; 32
Behandlung im Allgemeinen............nbsp; nbsp; nbsp; 33
Zweites Capitel. Von den entzündlichen Ausschwitzungen und ihren nächsten
Folgen.....................nbsp; nbsp; nbsp; 46
Drittes Capitel. Von der Eiterung...............nbsp; nbsp; nbsp; 52
Viertes Capitel. Vom Brande................nbsp; nbsp; nbsp; G7
Anhang. A. Verbrennungen...............nbsp; nbsp; nbsp; 73
B.nbsp; nbsp; nbsp;Anätzungen................nbsp; nbsp; nbsp; 7G
C.nbsp; nbsp; nbsp;Erfrierungen................nbsp; nbsp; nbsp; 79
D.nbsp; nbsp; nbsp;Rothlaut..................nbsp; nbsp; nbsp; SO
E.nbsp; nbsp; nbsp;Rheumatismus................nbsp; nbsp; nbsp; 83
Zweiter Abschnitt.
Von den wichtigsten äusserlichen Entzündungen und deren Folgekrankheiten
im Speciellon...................nbsp; nbsp; nbsp; S)4
Erstes Capitel. Entzündungen der Ohrmuscheln und des iiusseren Oehörgangesnbsp; nbsp; nbsp; 95 Zweites Capitel. Augenentzündungen (Ophthalmine) und die Folgekrankheiten
derselben....................nbsp; nbsp; nbsp; 97
I. Traumatische und durch chemische Einwirkungen entstandene Augenontzündungen...........nbsp; nbsp; nbsp; 98
II. Katarrhalische Augenentzündung.........nbsp; nbsp; nbsp;105
III. Rheumatische Augencnt/.üudung.........nbsp; nbsp; nbsp;108
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VIII
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Inhalt.
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Seite
IV. Periodische Augenentzündung.........nbsp; nbsp; 112
V. Augonentzünclung von Würmern im Auge.....nbsp; nbsp; 119
VI. Augeneutzündiing bei den Pocken........nbsp; nbsp; 121
VII.nbsp; nbsp; nbsp;Flecke und Trübungen der durchsichtigen Hornhaut . .nbsp; nbsp; nbsp;122
VIII.nbsp; nbsp; nbsp;Das Staphylom..............nbsp; nbsp; 124
IX. Das Augenfell...............nbsp; nbsp; nbsp;125
X, Der graue Slaar..............nbsp; nbsp; nbsp;126
XL Dor grüne Staar..............nbsp; nbsp; nbsp;133
XII. Der schwarze Staar.............nbsp; nbsp; nbsp;186
XIII.nbsp; nbsp; nbsp;Bläschen und Ooscbwüro der Hornhaut......nbsp; nbsp; nbsp;138
XIV.nbsp; nbsp; nbsp;Das Eiterauge...............nbsp; nbsp; nbsp;139
Drittes Capitel. Entzündung der Ohrspeicheldrüse.........nbsp; nbsp; nbsp;140
Viertes Capitel. Entzündung der Lymphdrüsen im Kehlgange.....nbsp; nbsp; nbsp;143
Fünftes Capitel. Entzündungen der Unterzungen- und der Unterkiefer-Speicheldrüsen ....................nbsp; nbsp; nbsp;145
Sechstos Capitel. Entzündung der Zunge............nbsp; nbsp; nbsp;140
Siebentes Capitel. Entzündung der Schilddrüse..........nbsp; nbsp; nbsp;149
Achtes Capitel. Entzündung der Drosselvene (Adorfistel, Thrombus) . . .nbsp; nbsp; nbsp;151
Neuntes Capitel. Die Nabelentzündung.............nbsp; nbsp; nbsp;157
Zehntes Capitel. Die llodenontzüudung.............nbsp; nbsp; nbsp;158
Eilftes Capitel. Entzündung der Vorhaut und des männlichen Gliedes . .nbsp; nbsp; nbsp;KJO
Zwölftos Capitel. Entzündung der Milchdrüsen oder des Euters.....nbsp; nbsp; nbsp;165
Dreizehntes Capitel. Entzündung der Schamlefzen und der Mutterscheide .nbsp; nbsp; nbsp;173
Vierzehntes Capitel. Entzündung der Lymphgefiisse.........nbsp; nbsp; nbsp;175
Fünfzehntes Capitel. Einschnss oder beisso Schenkelgeschwulst.....nbsp; nbsp; nbsp;178
Sechszohntes Capitel. Die Mauke, 1. der Pferde, — 2. bei dem Rindvieh .nbsp; nbsp; 181
Siebzehntes Capitel. Entzündung der Beugesebnen...... . .nbsp; nbsp; nbsp;189
Achtzehntes Capitel. Die Huf- und Klauenentzündung (traumatische, rheumatische, Panaritium).................nbsp; nbsp; nbsp;191
Neunzehntos Capitel. Entzündung der Beinhaut und der Knochen und ihre Folgen' I. üeherheino. II. Schale. III. Die Verknöcherung der Seitenknorpel dos Eufbeins. IV. Die chronische Ilnfgolenkslahmheit. V. Dio oxsudativo und ossificirende Entzündung dos Sprunggelenks
(Spat). VI. Kehbein. VII. Ilasenhackc..........nbsp; nbsp; 203
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Zweite Classe.
Erster A b s c h n i 11.
Von den Quetschungen im Allgemeinen.............239
Zweiter Abschnitt.
Von den Quetschungen im Besonderen..............nbsp; nbsp; 244
Erstes CapiteL Dio Qenickbenle, Maulwurfsgeschwulst und Genickfistel . .nbsp; nbsp; 244 Zweites Capitel. Die Sattel-, Kummt- und Goschirrdrücke am Widerrüst und
am Rücken...................nbsp; nbsp; 248
Drittes CapiteL Die Brustbeule................nbsp; nbsp; 260
Viertes Capitel. Dio Stollheulen und Stollschwämme........nbsp; nbsp; 265
Fünftos Capitel. Die Kniebeule und dor Knieschwamra (A. bei Pferden, B. bei
dorn Rindvieh) . •................nbsp; nbsp; 272
Sechstes Capitel. Die Piephacken...............nbsp; nbsp; 275
Siebentes Capitel. Quetschungen der Füssc von dem Uebertreten über die
llalfterkctte...................nbsp; nbsp; 278
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Inhalt.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;laquo;
Seite
Achtes Capitel. Quetschungen der Fiisse durch Streifen.......nbsp; nbsp; 280
Neuntes Capitel. Das Vorbällen................nbsp; nbsp; 285
. Zehntos Capitel. Die Stoingallon...............nbsp; nbsp; laquo;87
r Eilftes Capitel. Das Duichlicgen oder Wnudliegcu.........nbsp; nbsp; laquo;Jlaquo;
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Dritte Classe. Erster Abschnitt.
Zeneissungeu im Allgemoiuen (der sehnigen Ausbreitungen, tier Muskeln, der
Sehneu, dor Blutgefässc).............294
Zweiter Abschnitt.
Von den Zerreissungen im Besonderen.
Erstes Capitel. Das Blutohr der Hunde...........• •nbsp; nbsp; 302
Zweites Capitel. Zerreissung der schwammigen Körper im männlichen (iliedenbsp; nbsp; 303 Drittes Capitel. Zerreissung der Beugesehnen an den vorderen Glicdmaasseu
bei Pferden...................nbsp; nbsp; 305
Viertes Capitel. Zerreissung der Zwillingsmuskel und der Achillessehne _. .nbsp; nbsp; 307 Fünftes Capitel. Zerreissung des Beugers des Schienbeins und des dritten
Wadenbeinmuskcls.................nbsp; nbsp; 308
Anbang. Die Horaspalten, Hornklüfto und getrennte Wand......nbsp; nbsp; 312
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Vierte Classe. Erster Abschnitt.
Wunden im Allgemeinen..................323
Erstes Capitel. BegrilT, allgemeine Zufälle, Ursachen, Verschiedenheiten, Verlauf und Ausgange, Beurtbeilung, Behandlung, Blutstillung, Entfernung fremder Körper, llegulimng der Wunden, Vereinigung der
Wundrämler, Leitung des Ileilungsprozesses........323
Zweites Capitel. Die Wunden nach ihrer ursächlichen Verschiedenheit (Schnittwunden, Hiebwunden u. s. w.)............359
Zweiter A b s c h i 11.
Von den Wunden im Speciollen...............nbsp; nbsp; 367
Erstes Capitel. Wunden am Schädel, Gehirnerschütterung, Splitterung der
Knochen, Entzündung der Hirnhäute, innere Blutung.....nbsp; nbsp; 3G7
Zweites Capitel. Verletzungen des äussern Ohrs..........nbsp; nbsp; 371
Drittes Capitel. Verletzungen der Augenlider...........nbsp; nbsp; 372
Viertes Capitel. Verwundungen dos Blinzknorpels.........nbsp; nbsp; 375
Fünftes Capitel. Verwundungen des Auges und besonders der durchsichtigen
Hornhaut....................nbsp; nbsp; ^76
Sechstes Capitel. Verwundungen der Nase............nbsp; nbsp; 379
Siebentes Capitel. Verwundungen am Maul ...........nbsp; nbsp; 380
Achtes Capitel. Verwundungen der Ohrdriise und ihres Spcichelganges . .nbsp; nbsp; 382
Neuntes Capitel. Verwundungen des Zahnfleisches und der Laden ....nbsp; nbsp; 388
Zehntes Capitel. Verwundungen der Zunge............nbsp; nbsp; 389
Eilftes Capitel. Verwundungen dos harten Gaumens.........nbsp; nbsp; 391
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Inhalt.
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I
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Seite
Zwölftes Capitel. Verwundungen In der ßachenhohlo (KehlkopfpfeilTeu) . .nbsp; nbsp; 393 Dreizehntes Capitel. Vonvumlungon der Luftrohro und dos Kohlkopfs von
ausson her (Emphysem)...............nbsp; nbsp; 398
Vierzehntes Capitel. Verwundungen der Drosselvene und der Drosselarlerio .nbsp; nbsp; 400
Fünfzehntes Capitel. Verwundungen des Schlundes.........nbsp; nbsp; 404
Sechszehntes Capitel. Brustwunden..............nbsp; nbsp; 40G
Siebzehntes Capitel. Vorwundungou am Ilinterleibe oder am Bauche, oberflächliche, einfache eindringende, mit Vorfall, mit Verletzung der
Eingeweide, mit Blutergiessung............nbsp; nbsp; 414
Achtzehntes Capitel. Verwundungen des Mastdarms.........nbsp; nbsp; 428
Neunzehntes Capitel. Verwundungen der Multerscheido und der Schamlefzennbsp; nbsp; 430
Zwanzigstes Capitel. Verletzungen der mamp;nnlicheu lluthe.......nbsp; nbsp; 432
Eiuundzwauzigstes Capitel. Verwundungen des Ilodensacks, der Uoden und
des Samenstranges, Samenstraugfistel..........nbsp; nbsp; 436
Zweiundzwauzigstes Capitel. Verwundungen des Euters und der Zitzen . .nbsp; nbsp; 439
Dreiundzwauzigstes Capitel. Verwundnngen der Schweifrübe......nbsp; nbsp; 440
Vierundzwanzigstes Capitol. Verwundungen an den Gliedmaassen (A. der soh-nigeu Ausbreitungen und der Muskeln, B. der Sehnen und Sehnenscheiden , C. der Gelenke, D. an der llufkrono, E. der Fleischwand,
F. der Fleischsohle und des Fleischstrahls)........nbsp; nbsp; 445
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Fünfte Classe. Erster Abschnitt,
Knochcubrüchc im Allgemeinen, Begrifl', Verschiedenheiten, Ursachen, llei-lungsprozess. Callus, Prognosis, Behandlung, Einrichtung, Arten des
Verbandes, Hängegurte...............nbsp; nbsp; 467
Zweiter Abschnitt.
Knochenbrüche im Speciellen.................nbsp; nbsp; 486
Erstes Capitel. Brüche des Ilirnsclmdels.............nbsp; nbsp; 486
Zweites Capitel. Brüche und Eindrücke des Stirnbeins und seiner Fortsätzenbsp; nbsp; 488
Drittes Capitel. Brüche des Jochbeins und des Jochbogeus.......nbsp; nbsp; 491
Viertes Capitel. Brüche der Nasenbeine.............nbsp; nbsp; 492
Fünftes Capitel. Brüche der kleinen Vorderkioferbeino........nbsp; nbsp; 494
Sechstes Capitel. Brüche des Unter- oder Hinterkiofcrs........nbsp; nbsp; 495
Siebentes Capitel. Brüche des Zungenbeins............nbsp; nbsp; 497
Achtes Capitel. Brüche der Hals-, Rücken- und Lendenwirbel.....nbsp; nbsp; 498
Neuntes Capitel. Brüche der Rippen..............nbsp; nbsp; 500
Zehntes Capitol. Brüche der Beckenknochen...........nbsp; nbsp; 502
Eilftes Capitel. Brüche der Schwanzwirbel............nbsp; nbsp; 504
Zwölftes Capitel. Brüche des Schulterblattes...........nbsp; nbsp; 505
Dreizehntes Capitel. Brüche des Arm- und Querboins........nbsp; nbsp; 506
Vierzehntes Capitel. Brüche der Knochen des Vorarms.......nbsp; nbsp; 508
Fünfzehntes Capitel. Brüche der Knochen des Vordorknies......nbsp; nbsp; 510
Sechszehntes Capitel. Brüche des Schienbeins und der Griffelbeino . . .nbsp; nbsp; 511
Siebzehntes Capitel. Brüche des Fesselbeins...........nbsp; nbsp; 513
Achtzehntes Capitel. Brüche der oberen Sesambeino.........nbsp; nbsp; 514
Neunzehntes Capitel. Brüche dos Kronenbeins...........nbsp; nbsp; 515
Zwanzigstes Capitel. Brüche des Huf- und Strahlbeins bei Pferden und Rindern und der Zehenglieder bei Ilunden..........nbsp; nbsp; 517
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Inhalt.
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XI
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Seite
Eiiuiiulzwauzigstes Capitel. Brüche dos ßackenbeins.........nbsp; nbsp; 510
Zweiundzwanzigstes Capitel. Brüche der Kuioscheibo........nbsp; nbsp; 521
Droiuudzwanzigstes Capitel. Brüche des Unterschenkolbeins......nbsp; nbsp; 522
Vierundzwanzigstes Capitel. Brüche der Knochen des Sprunggelenks . . .nbsp; nbsp; 524
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Sechste Olasse. Erster A b s c li n i 11.
Verrenkungen im Allgemeinen. VollsUindigc, unvollständige, Symptome, Ursachen u. s. w...................nbsp; nbsp; 526
Anhang. Dislocationen der Muskeln und Sehneu..........nbsp; nbsp; 533
Zweiter Abschnitt.
Vorroukungon im Speciellen ... -.............nbsp; nbsp; 534
Erstes Capitel. Verrenkungen dos Hinterkiefers..........nbsp; nbsp; 534
Zweites Capitel. Verrenkungen der Wirbel ...........nbsp; nbsp; 53fi
Drittes Capitel. Verrenkungen oder Verschiebungeu der Beckeuknochen . .nbsp; nbsp; 541
Viertes Capitel. Verrenkungen des Schulter- und Armbeingelenks . . . .nbsp; nbsp; 541
Fünftes Capitel. Verrenkungen des Vorarms mit dem Armbeine.....nbsp; nbsp; 547
Sechstes Capitel. Verrenkungen des Vorderknies oder der vordem Fusswurzelnbsp; nbsp; 549
Siebentes Capitel. Verrenkungen im Fessel- oder Knthengelenk.....nbsp; nbsp; 550
Achtes Capitel. Verrenkungen des Oberschenkel- oder Backenbeins . . .nbsp; nbsp; 554
Neuntes Capitel. Verrenkungen und das Festhaken der Kniescheibe . . .nbsp; nbsp; 559
Zehntes Capitel. Verrenkungen des Unterschenkelbeins........nbsp; nbsp; 504
Eilftes Capitel. Verrenkungen im Sprunggelenk..........nbsp; nbsp; 564
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Siebente Classc.
Erster Abschnitt,
Vorfalle und Umstülpungen im Allgemeinen...........nbsp; nbsp; 566
Zweiter Abschnitt.
Vorfalle im Speciellen...................nbsp; nbsp; 569
Erstes Capitel. Vorfall des Augapfels.............nbsp; nbsp; 569
Zweites Capitel. Vorfall der Zunge..............nbsp; nbsp; ,r)73
Drittes Capitel. Vorfall des Mastdarms.............nbsp; nbsp; 577
Viertes Capitel. Vorfall der Mutterschoide..........• .nbsp; nbsp; 582
Fünftes Capitel. Vorfall der Gebärmutter . ..........nbsp; nbsp; 586
Sechstes Capitel. Vorfall der Harnblase.............nbsp; nbsp; 592
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Achte Classc. Erster Abschnitt.
Brüche (Ilerniae) im Allgemeinen. Arten derselben. Einklcmmung, Behandlung ....................594
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X11nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Inhalt.
Seite
Zweite r Abschnit t.
Bnicho im Spccicllcn...................nbsp; nbsp; (i07
Erstos Capitol. Vom Nabelbruch...............nbsp; nbsp; 607
Zweites Capitol. Vom Leistenbruch uuil llodeiisackbruch.......nbsp; nbsp; 612
Drittes Capitel. Vom Schenkelbruch..............nbsp; nbsp; 621
Viertes Capitel. Von dorn Bauch- und Flaukeuburch........nbsp; nbsp; 622
Fünftes Capitel. Von dem inuern Bauch- oder Baucbfellsbrucb.....nbsp; nbsp; 624
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Neunte Classe.
E r stör Abschnit t.
Krankhafte Ausdehnungen und Erweiterungen im Allgemeinen.....nbsp; nbsp; 631
Z w e i t e r Abs c h n i 11.
Ausdehnungen und Erweiterungen im Specicllen........#9632; .nbsp; nbsp; 683
Erstes Capitel. Ausdehnungen der Muskeln und Sehneu.......nbsp; nbsp; 633
Zweitos Capitol. Ausdehnungen der Sehnenscheiden, tier Schleimbcutol und
der Gelenkkapseln oder die Gallen...........nbsp; nbsp; 635
Drittes Capitel. Ausdehnungen der Blutgofässe . .nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; .......nbsp; nbsp; 643
Viertes Capitel. Erweiterung des Kanals der Ohrspeicheldrüse.....nbsp; nbsp; 646
Fünftes Capitel. Erweiterung des Schlundes...........nbsp; nbsp; 647
Sechstes Capitel. Erweiterung des Mastdarms...........nbsp; nbsp; 64i)
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Zehnte Classe. Erster Abschnitt.
Von den Verengerungen und Verkürzungen im Allgemeinen (Stenosen, Stric-
turen, Contracturen)................nbsp; nbsp; 651
Zweiter Abschnitt.
Verengerungen und Verkürzungen im Spceiellon..........nbsp; nbsp; 654
Erstes Capitel. Verengerung des äussern Gehörganges........nbsp; nbsp; 654
Zweites Capitel. Vorongorung der Luftröhre...........nbsp; nbsp; 655
Drittes Capitel. Verengerung des Schlundes ...........nbsp; nbsp; 656
Viertes Capitel. Verengerung des Mastdarms...........nbsp; nbsp; 657
Fünftes Capitel. Verengerung der Harnröhre...........nbsp; nbsp; 658
Sechstes Capitel. Verengerung der Vorhaut (l'hhnosis und Paraphimosis) , .nbsp; nbsp; 659
Siebentes Capitel. Verkürzung der Muskeln und Sehnen.......nbsp; nbsp; 661
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Eilftc Classe. E r s t e r Abschnitt. Verwachsungen und Vcrschliessungen im Allgemeinen
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670
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Inhalt.
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xm
Helta
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Zweiter Abschnitt.
Verwachsungen Im Speciellen................nbsp; nbsp; ('l\
Erstes Capitel. Verwaclisungcn des iiussem Gehorganges...... .nbsp; nbsp; Mil
Zweites Capitel. Verwachsung der Augenlider mit einander und mit dem
Augapfel....................nbsp; nbsp; y'-l
Drittes Capitel. Verwachsung der l'upille............nbsp; nbsp; raquo;74
Viertes Capitel. Verwachsung dos Afters •••••„•;•#9632;,••'nbsp; nbsp; !.ii
Fünftes Capitel. Verwachsung der Mutterscheide und des Muttermundes . .nbsp; nbsp; two Sechstos Capitel, Die Thromben und Embolien der Arm-, Becken- und
Schenkelarterien, — die sogenannte Obliteration dieser Gefasse .nbsp; nbsp; 679
Siebentes Capitel. Verwachsung der Gelenke...........nbsp; nbsp; f)81
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Zwölfte Classc. Erster Abschnitt.
Fremdlaquo; Korper und Zurückhaltung von Siiften im Allgemeinen.....nbsp; nbsp; laquo;83
Zweiter Abschnitt.
Von diesen Zuständen im Speciellen..............nbsp; nbsp; 'l8';
Erstes Capitel. Dasselbeulen oder Engerlinge unter der Haut . • #9632; #9632; #9632;nbsp; nbsp; oöb
Zweites Capitel. Bremsenlarven in den Stirnhöhlen der Schafe und Ziegen .nbsp; nbsp; 087
Drittes Capitel. Anhäufung von Schleim in den I.uftsäckcn der Pferde . .nbsp; nbsp; 089
Viertes Capitel. Fremde Körper in der Maul- und Bachenhöhle.....nbsp; nbsp; 636
Fünftes Capitel. Fremde Körper im Schlünde...........nbsp; nbsp; ''•quot;
Sechstes Capitel. Die Wassergeschwulst.............nbsp; nbsp; ™deg;
Siebentes Capitel. Die Wassersucht des Augapfels.........nbsp; nbsp; nbsp;'J'
Achtes Capitel. Der Wasserbruch...............nbsp; nbsp; Il*
Neuntes Capitel. Die Urinverhaltuiig..............nbsp; nbsp; nbsp;'14
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Breizehnte Classe.
Krankhafte Zustände von abnormer quantitativer Bildung.......nbsp; nbsp; 724
Erstes Capitel. Uebermässigc Ernährung (Hypertroph!a) im Allgemeinen . .nbsp; nbsp; 724
Zweites Capitel Hypertrophie in der Haut-, Haar- und Hornbildung . .nbsp; nbsp; 727
Drittes Capitel. Das Schwinden (Alrophia)............731
Viertes Capitel. Missbildungen in der Form, in üeberzahl oder in Mangel
ein/einer Thcile..................nbsp; nbsp; 'quot;quot;
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Vierzehute Classe. Qualitative abnorme Bildungen. Krankhafte Neubildungen, pathologische Neoplasmen...................
Erster Abschnitt.
Von diesen Bildungen im Allgem einen............
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730
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XIVnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Inhalt
aaltlaquo;
Zweiter Abschnitt.
Die Afterbildungen im Speciellen...............nbsp; nbsp; 740
Erstes Capitel. Die Fottgescbwülste..............nbsp; nbsp; 740
Zweites Capitel. Die Fasergeschwulst..............nbsp; nbsp; 743
Drittes Capitel. Das Sarkom.................nbsp; nbsp; 744
quot;Viertes Capitel. Die Knorpel- nud Knochengoschwulst........nbsp; nbsp; 74ü
Fünftes Capitel. Die Melanosen................nbsp; nbsp; 747
Sechstes Capitel. Die HalRgeschwülste.............nbsp; nbsp; 750
Siebentes Capitel. Die Polypen................nbsp; nbsp; 754
Achtes Capitel. Der Krebs.................nbsp; nbsp; 702
Dritter Abschnitt.
Die Degenerationen....................nbsp; nbsp; 7(;S
Erstes Capitel. Die Verdickung (Pachydermie) und Verhärtung (Sclerosis) der
Haut (Elephantiasis)................nbsp; nbsp; tc-j
Zweites Capitel. Entartungen der Drüsen. Der Kropf........nbsp; nbsp; 77J
Das Fleischeuter.................nbsp; nbsp; 773
Drittes Capitel Der Floischbruch...............nbsp; nbsp; 77;}
Viertes Capitel. Der Knollhuf, Rhehehuf und Vollbuf........nbsp; nbsp; 777
Vierter Abschnitt.
Die Steine oder Concremente.................nbsp; nbsp; 777
Erstes Capitel. Die Speichelsteine...............nbsp; nbsp; 778
Zweites Capitel. Die Milchsteine...............nbsp; nbsp; 7711
Drittes Capitel. Die Harnblasensteine .............nbsp; nbsp; 780
Viertes Capitel. Die ITarnrohrensteine..............nbsp; nbsp; 788
Fünftes Capitel. Die Vorhautsteine ..............nbsp; nbsp; 793
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Fünfzehnte Classe.
Erster Abschnitt.
Die Geschwüre im Allgemeinen................nbsp; nbsp; 7a4
Zweiter Abschnitt.
eschwüre im Speciellen..................nbsp; nbsp; 807
rates Capitel. Die Ohrfistel.................nbsp; nbsp; 807
Zweites Capitel. Die 'Phränenfistel ..............nbsp; nbsp; 808
Drittes Capitel Die Zahnfistel................nbsp; nbsp; 810
Viertes Capitel. Die After-, Mastdarm- und Beckenfistel.......nbsp; nbsp; 819
Fünftes Capitel. Das Krebsgeschwür am männlichen Glietle......nbsp; nbsp; 821
Sechstes Capitel. Die Ilufknorpelfislel..............nbsp; nbsp; 821
Siebentes Capitel. Die Strahlfäule und der Strablkrebs........nbsp; nbsp; 829
Achtes Capitel. Das bösartige Klauengeschwiir der Schafe.......nbsp; nbsp; 830
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Einleitung.
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J'io thierärztliche oder Veterinär-Chirurgie 9, als ein Theil der gesammten Thierheilkunde, belehrt uns in einer geordneten Darstellung über die Kennzeichen, die Ursachen, die Beurtheilung und Behandlung derjenigen Krankheiten und Abnormitäten der Hausthiore, welche zu ihrer Heilung oder Beseitigung hauptsächlich eine mit den Händen an den leidenden Theil angewendete örtliche Hilfe erfordern.
Zu diesen In das Gebiet der Chirurgie gehörenden Krankheiten undquot; Abnormitäten rechnet man:
I. Die Entzündungen und ihre üehergänge (Ausschwitzungen, Ver-härtungen, Eiterung, Brand) an äusserlichen Theilen;
11. Quetschungen;
III.nbsp; nbsp; Zerreissungen unter der Haut;
IV.nbsp; nbsp; Wunden;
V. Knochenbrüche; VI. Verrenkungen; VII. Vorfälle und Umstülpungen; VIII. Brüche; IX. Krankhafte Ausdehnungen und Erweiterungen; X. Krankhafte Verengerungen und Verkürzungen; XI. Verwachsungen; XII, Fremde Körper, Zurückhaltung und Anhäufung von Säften;
XIII.nbsp; nbsp; Abnorme quantitative liildungsthiitigkeit: A. im Uebennaass der Ernährung physiologischer Gewebe, — Ji. desgleichen in mangelhafter Ernährung, und C. in Missbildungen;
XIV.nbsp; nbsp; nbsp;Qualitative abnorme Neubildungen und Degenerationen; XV. Geschwüre.
Diese verschiedenen Zustände bilden eben so viele Classen von chirurgischen Krankheiten, welche im Folgenden näher betrachtet werden sollen.
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1) Von vctcrinarius, das Zugvieh betreffend, und xttq Handnbsp; und i'Qyoi' Werk,
Geschäft, also gleich einem Geschäft oder einer Verrichtung mitnbsp; den Händen, hier in Beziehung auf das Heilgeschäft.
Hkutwio, Ohirurgte. 3. Aufl.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; j
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Einleitung.
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Die Veterinär - Chirurgie ist also derjenige Theil der Thier-arzneikunst, welcher sich mit der theoretischen und praktischen Kennt-niss der bezeichneten Krankheiten und Abnormitäten unserer Hansthiere und ebenso mit der Kenntniss und geschickten Anwendung der Mittel zur Beseitigung oder Heilung dieser Zustände befasst.
Die bei diesen Krankheiten und Abnormitäten erforderte Hilfe kann, je nach den in den einzelnen Füllen bestehenden Verhältnissen, in verschiedener Weise geleistet werden, nämlich: quot;. entweder mit den blossen Händen, durch geschickte Handgriffe (Manipulationen), oder — h. durch Gebrauch scharfer, schneidender, stechender und anderer Instrumente, oder — c, durch Bandagen, Schienen, Hufeisen, oder — d. durch örtliche Applikation von Medikamenten.
Nach diesen verschiedenen Hilfsmitteln hat man in der Chirurgie eben so vielerlei Unterabtheilungen gebildet. Die Kunst der heilsamen Hilfeleistungen mit den blossen Händen ist als die Manual - Chirurgie1) — die Lehre von dem geschickten Gebrauch der chirurgischen Instrumente ist im Allgemeinen als die Instrumental - Chirurgie, und deren Haupttheil ist im Besonderen die Lehre von der Anwendung der scharfen Instrumente als die chirurgische Operationslehre oder die Akiurgie2), — die Lehre von der zweckmässigeu Anwendung der Bandagen, Schienen und Hufeisen bei Krankheiten ist als die Verbandoder Bandagenlehre [Desmologie]'), und — die richtige Anwendung der pharmazeutischen Heilmittel ist als die medizinische oder therapeutische Chirurgie benannt worden.
Ausserdem hat man auch eine allgemeine und eine spezielle Chirurgie unterschieden. Die Erstere enthält eine Zusammenstellung der allgemeinen Grundsätze, welche sich aus der Wissenschaft und aus der über ganze Gruppen oder Classen und Ordnungen der chirurgischen Krankheiten gesammelten Erfahrung über das Wesen, die gemeinschaftlichen Symptome, den Verlauf, den Ausgang, die Ursachen und das Heilverfahren im Allgemeinen entnehmen lassen. Sie ist durch den, menschlichen Verstand geschaffen, führt zur wissenschaftlichen Ueber-sicht über das ganze Gebiet der Chirurgie und bildet die eigentliche theoretische Grundlage derselben.
Die spezielle Chirurgie beschäftigt sich mit der Darstellung der einzelnen chirurgischen Krankheiten, wie dieselben an den verschiedenen Thieren und an den verschiedenen Korpertheilen wirklich vorkommen. Sie beschreibt diese Krankheiten nach deren speziellen Symptomen, nach den besonderen Ursachen und nach dem, durch die Eigenthttm-lichkeiten der leidenden Organe bedingten Verlaufe und Ausgange der-
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1)nbsp; Von mamis, Hand, und Chirurgie.
2)nbsp; Riebtiger Akurgio oder Akidurgie, von laquo;*raquo;; oder uxk; Schürfe, Schneide, Spitze, Nadel, und Ergon. Im allgemeinen Sinn gut jeder in den Thierhörper mit den Händen oder mit Instrumenten gemachte Eingriff, durch welchen eine Veränderung in der Beschaffenheit, im Zusammenhange oder in der Lage der lictroffenon Tbeile, oder eino Ausleerung von Blut, Kiter u. s. w. bezweckt wird, als eine chirurgische Operation (von operatic, Verrichtung). Man unterscheidet Manual- und Instrumental - Operationen, unblutige und blutige Operationen. Nur die Letztern gehören in die Akurgie.
3)nbsp; Von ticßfiog, dec/ii], dtgiju, Binde, Verband, und löyoc.
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Einleitung.
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selben; und ebenso lehrt sie die gegen diese speziellen Krankheiten durch die Erfahrang bewährten Heilraethoclen und Mittel kennen. Sie ist daher die Grundlage der praktischen Chirurgie.
Da die Chirurgie ein Theil der gesammten Thierheilkunde ist, so beruht sie ebenso wie diese auf Kenntnissen der Naturkunde, der Anatomie, der Physiologie, der Materia medica, der Pathologie und Therapie in deren ganzem umfange; ja es ist zur glücklichen Ausübung der chirurgischen Praxis in sehr violen Fallen sogar eine grössere Kennt-niss der topographischen Anatomie erforderlich, als bei der Kur der inneren Krankheiten. . Der thiertetliche Chirurg muss demnach ein vollständiges Studium der ganzen Thierheilkunde gemacht haben, ausser-dem muss er aber scharfe Sinne, besonders ein geübtes Tastgefiihl, Handgescbicklichkeit, leichte Beweglichkeit des Körpers, Geistesgegenwart und schnelle Entschlossenheit besitzen. Diese Eigenschaften sind namentlich bei der Ausübung der #9632;wichtigeren blutigen Operationen an den grossen Thieien erforderlich.
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Kurze Gescliichtc und Literatur der Veterinär-Chirurgie.
Die Thierheilkunde hat mit der Menschenheilkunde in den ältesten Zeiten gemeinschaftlich ') Ihren Anfang dadurch erhalten, dass man zur Heilung von Krankheiten und Verletzungen zuerst einzelne Mittel anwendete, welche eben der Zufall an die Hand gab oder auch welche man, nach ihren bereits bekannten anderweitigen Eigenschaften für entsprechend hielt. Die Erfolge von diesen Anwendungen bewahrte mau im Gedächtniss und übertrug die so erlangten Kenntnisse durch mündliche Mittheilung auch auf Andere. Hinsichtlich der Krankheiten der Menschen wurden später diese Traditionen melnentheils von den Priestern gesammelt, hin und wieder schriftlich aufgezeichnet und selbst weiter eultivirt, so dass hieraus wirkliche Aerzte hervorgingen. In Betreff der Heilmittel hei den Krankheiten der Mausthiere sammelten sich, aus nahe liegenden Gründen, die Kenntnisse besonders bei Hirten und Landwirthon, bis in späteren Zeiten einzelne Personen sick aus-schliesslich mit dem Kuriren kranker Thiere beschäftigten und so die eigentlichen Thierärzte entstanden.2)
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1)nbsp; Nach griocliiscbor Mythe hat der Centaur Chiron, der Lehrer dos Aeseu-lap, die Heilkunst an llensclien und Pferden, besonders aucli mittelsl cliirurgischer Operationen ausgeübt; auch Aescnlap mid Hippocrates und viele spätere Aerzte in Griochenlaiul haben sich mit Menschen- und Tluorheilkunst beschäftigt. (Hocker, Goschiclito der Medizin 2. Band, S. 241 u. f)
2)nbsp; Die fn'iheste Andeutung über das liestelicn eigentlicher Thierärzte hei den Römern ist von Colsns (um die Mitte des ersten Jahrhunderts n. Chr.) gemacht, indem er sagt: Nam et ii, qui pocoribus ac juinent.is inedontur, cum propria cujus-que ex mntis animalihns nossc non possint, communibus tantummodo insistunt etc. (Corn. Celsi Mcdicinao, Libri octo ex rec Lion. Tardi. Lugd Batav. 1785. Liber I. p. 13.)
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Goschichto und Literatur dor Votorhuir-Cliirurgie.
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Bei diesem Entwickelungsgaoge der Thiorhoilkunst bestand aber dieselbe, auch Reibst bei den am meisten eultivirten Völkern, durch viele Jahrhunderte nur in einer blossen Aufzählung von, oft ganz unpassenden und selbst widersinnigen Heilmitteln gegen innerliche und äusserliche Krankheiten neben einander; Alles war rohe Empirie, ohne Einsicht in den pathologischen Prozess, weil den Thieriirzten, bis zu Carlo Ruini (Ende des 16. Jahrhunderts), fast alle anatomischen Kenntnisse und daher auch die Physiologie fehlte. Obgleich später manche richtige Beobachtung gemacht wurde, so ist doch erst seit der Errichtung der Thierarzneischulen (seit 17()'2) die Thierheilkundp mehr wissenschaftlich eultivirt worden und man hat auch seit jener Zeit erst angefangen, die in das Gebiet der Chirurgie gehörenden Krankheiten richtiger als vorher zu beurthcilen und zu behandeln.
Die ersten Angaben über einige Krankheiten der Hausthiere und deren Heilung finden sich (abgesehen von den sehr geringen Andeutungen bei Aristoteles und Hippocrates) in den landwirthschaft-lichen Schriften der Römer Cato'), Varro2), Columella') und Palladius'). Der Erstere nennt als chirurgische Gegenstände nur den Vipernbiss und die Verrenkung, nebst einigen unpassenden Mitteln dagegen; — der Andere empfiehlt das Aderlassen am Kopfe der Pferde gegen das Fieber; er spricht von dor Castration der männlichen Thiere und der Säue und von der Heilung der quot;Wunden durch ein Pech enthaltendes Pflaster. — Columella ist weit reichhaltiger; er will bei jungen Thieren die Castration durch einfaches Ausschneiden der Hoden, bei alten durch Abreissen derselben bewirken; das Brenneisen empfiehlt er gegen mehrerlei Krankheiten und zum Eröffnen der Abzesse, — den Rinderhain und eine Zusammenschmelzung von Pech und Uel zum Verbinden der Wunden; bei den Beinbrüchen der Schafe empfiehlt er einen regelnlässigen Verband und bei schweren Geburten giebt er einige Hilfsmittel an, namentlich bei Querlagen die Zerstückelung des Foetus u. s w. Er scheint die Vorschriften des Celsus gekannt zu haben, hat aber auch schlechte und abergläubische Mittel aufgenommen, wie das Abschneiden der sogenannten Hungerzitzen unter der Zunge. — Palla-dius wiederholt nur nothdürftig das, was Columella gesagt, besonders nur über Hühner und Pfauen.
Nach diesen Autoren sind thierärztüche Schriftsteller bis in das 4. Jahrhundert nicht aufgetreten; aber um jene Zeit wurden griechische Pferdeärzte (Hippiater) an vielen Orten und selbst in Rom bekannt, und mehrere derselben (21) haben Abhandlungen über Pfcrdekrankheiten hinterlassen, welche im 10. Jahrhundert auf Veranlassung des Kaisers Constantin Porphyrogenetes in eine Sammlung gebracht worden sind.6,)
1)nbsp; Cato de re rustica. In den Scriptor. rer. rusticar. voter, latin, ed. Gesner, cd. Bipont. Vol. I. p. LVII. — oder: curanto J G. Schneider. 2 Tom, Lips. 1794. (Er lebte vom Jahre 234 bis 149 v. Chr.)
2)nbsp; nbsp;Varro de agrieultura. Ebcndas. (Er lobte im Anfange des 1. Jahrh. n. Chr.)
3)nbsp; Columella. De re rustica. Ebendas. (Er schrieb nach der Mitte des ersten Jahrhunderts.)
4)nbsp; Pal lad ins. Ebendas. (Er lebte zwischen dem .'S, und 4. Jahrhundert.)
5)nbsp; Nach Erfindung der Buchdruckerkunst wurde von dieser Sammlung eine griechische und eine lateinische Ausgabe und von der letzteren wieder eine Rücküber-
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Geschichte und Literatur der Veterinär-Chirurgie.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 5
Unter diesen Hippiatern ist Absyrtus oder Apsyrtus der reichhaltigste, auch in chirurgischer Hinsicht. Er spricht ziemlich weitläufig über die schon von Coluinclla aufgeführten Operationen, namentlich über das Aderlässen an fast allen Körpertheilen, wobei er die Bemerkung macht, dass er nach dem Aderlass an den Schenkeln fast immer Lahmheit entstehen sah; die Anwendung des Brenneisens empfiehlt er bei vielen Gebrechen an verschiedenen Theilen; das Gastriren bewirkte er durch das Abbrennen der Saamensträngej er handelt von der Hilfe bei schweren Geburten, nennt aber dabei die Zerstückelung des Foetus nicht; er handelt von dem Verbände bei Knochenbrüchen, von der Hilfe bei Nasenpolypen, bei der Verrenkung der Halswirbel und bei dem Vorfall des Mastdarms und der Gebärmutter, von der Wundnatb, von der Paracentese bei Wassersüchten, von dem Steinschnitt, der Aderfistel u. s. w. Apsyrtus zei^t mehrentheils richtige Ansichten und empfiehlt nicht solche abergläubische Mittel wie Colurnella; aber er und die übrigen Hippiater rathen die rohe Behandlung der Ohrdrüse durch Einschneiden und Kneifen derselben bei der Entzündung dieser Drüse, so dass sie ge-wissermassen als die Begründer der berüchtigten Veifeloperationen zu betrachten sind. — Aus derselben Periode ist auch ein Manuscript von Pelagonius vorhanden, welches aber als eine Compilation aus griechischen Hippiatern betrachtet werden muss.1)
Aus dem Ende dos vierten oder der ersten Hälfte des fünften Jahrhunderts rührt auch das Werk des Vegetius') her. Dasselbe handelt in chirurgischer Hinsicht mehrentheils über dieselben Gegenstände wie Apsyrtus; jedoch bei dem Aderlassen an der Drosselvene empfiehlt er den Gebrauch der Schnur zur Compression derselben, und warnt gegen zu tiefes Einstechen des Instrumentes, weil sonst die unter der Vene liegende Arterie verletzt weiden konnte; er kannte viele Augenkrankheiten, auch die Mondblindheit; bei der Bauchwassersucht empfiehlt er die Paracentesis mittelst der Lanzette; zum Brennen zieht er kupferne Instrumente den eisernen vor; er beschreibt die Harnverhaltung von Steinen und die Beseitigung der letzteren, ebenso das Wundfieber, Wunden an verschiedenen Körpertheilen, die Druckschäden, die Genick- und Zahnfistel u. s. w., aber er sagt nichts über Castration, über Geburtshilfe, über Brüche und Vorfälle, — was um so mehr auffällt, da er offenbar die Schriften der Hippiater gekannt hat
Vom 5. bis zum 13. Jahrhundert ist über die Thicrlieilkuude nichts bekannt. In dem letzteren schrieb Jordanus Ruffus, der Ober-Stallmeister des, um die Wiedererweckung der Wissenschaften hochverdienten Kaisers Friedrich II. (von 1212—1250), ein Werk über Hippiatrik'), welches viele gute und damals neue Bemerkungen enthalt, obgleich
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Setzung gemacht: TW InniuiQKtwv ßißlm 6vu). — Veterlaariae medicinao libri 2. Basil, 1537 8.
Veterinariae medicinao libri 2. Jos Ruellio interprete Parisii, 1530.
1)nbsp; Pelagonii Vet.erinaria, ex Richardiano codice exscripta et. a mondis purgata ab Josephe Sarchiano, mine primum odita cura Cajetaui Cionii etc Florontia 1826.
2)nbsp; Vegetii Renati artis veterinariae sive Muloincdicinae Libri quatuor. Cu-rante Jo. Math. Gesnero. Manhoimii 1781.
3)nbsp; Jordani Ruffi, Calabriensis, Ilippiatria nuue primum ed. Uieron. Mq-raquo;in. Patavii MDOCCXVIH 8.
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Geschichte uml Literatur der Veteriiiilr-Chii-uigie.
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seine Therapie die Mängel der damals herrschenden arabischen Medicin an sich tragt, indem zuvielerlei zusammengesetzte Mittel und das Blutlassen und das Brenneisen übemässig häung empföhlet) sind, in Hinsicht auf Chirurgie verdient besonders hervorgehoben zu werden, dass Rnffus über die Brustbeule und deren Kxstirpation spricht und bei dieser Gelegenheit die Ligatur der blutenden Gefässe (lauge vor Pare) vorschreibt, — dass er die Behandlung der Hornspalten durch einen Querschnitt mit dem Rinnmesser u. s. w., ganz so wie jetzt üblich ist, bewirkt, — dass er Spatt, Hasenhacke, Schale, üeborbeine, Kronentritte, Überhaupt die Gebrechen der Füsse und die verschiedenen Lahmheiten vollständig abhandelt, — den Hängegurt bei schmerzhaften Leiden der Füsse empfiehlt, und dass er unter sämmtlichen Schriftstellern zuerst von dem (zwar schon früher gekannten) Hufbeschlage spricht.
Ans diesem Werke haben viele Autoren bis gegen die Mitte des 18. Jahrhunderts geschöpft, und dasselbe oft grösstentheils wörtlich abgeschrieben, wie namentlich Peter Crescentius, dessen Werk über Laiuhvirtlischaft') gegen 50 Jahre spater nach lluffus bekannt wurde, und Lauren tins Kusus, welcher im 14. Jahrhundert über Pferdeheilkunde schrieb2), Letzterer hat jedoch einige Zusätze gemacht, z. B. über die Castration durch Zerklopfen des Saamenstranges und der Hoden u. dgl.
Von Wichtigkeit für die Chirurgie konnte die von Carlo Kuini herausgegebene Anatomie des Pferdes'1) worden, indem sie trotz ihrer damaligen Unvollkommenheit doch die erste Grundlage für die Kenntniss des Baues des Pferdekörpers bildete. Sie wurde jedoch wenig benutzt.
Erst nach mehr als einem halben Jahrhundert trat der Stallmeister De Solleyscl auf, der in seinem Werke über die Pferdekenntniss, die Pflege und die Krankheiten der Pferde '*) neben andern auch eine grosse Anzahl der äusserlicben Krankheiten abhandelt, und dabei in den meisten Gegenständen weit mehr praktische Kenntnisse zeigt, als seine Vorgänger. Er scheint jedoch sehr wenig von der Anatomie verstanden zu haben, und hat eine Menge alter Vorurtheile ohne Kritik aufgenommen, so z. B. über das Feivelbrechen bei der Ohrdrüsenentzündung, das Gaumenbronuen bei dem sogenannten Frosch, das Abschneiden der sogenannten Galle unter der Zunge, das Ritzen dos Gaumens bei Appetitlosigkeit, die Unterbindung der Schläfenarterie und die Durchschneidung der Angesichtsnerven bei Augenentzündungen, das Ausschneiden des Blinzknorpels im abnehmenden Mond gegen sogenannte Fettaugen, das
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1)nbsp; De agricultura. Basil. 1584 (im 0. Buch, de cura animantium)
2)nbsp; Bippiatria sive Marescalia. Parish 1531. Vorher eine Ausgabe in Rom und später mehrere andere.
3)nbsp; Anatoinia del Cavallo, infirmita o suoi remedii Bologna 1591 und 1618. Deutsch von U. Pet. Uffonbach. Frankfurt a. M., 1G03. unter dem Titel: Ana-tomia et tnedicina equorum nova, d. i. Neu Rossbuch, oder: von der Pferde-Ana-tomy, Nalur u s. w.
4)nbsp; Lo veritable parfait Marocbal. Paris 1654 und noch mehrere Auflagen daselbst und zu (lenf. Von dor letzteren sind seit 1G77 einige mit deutscher Ueber-sotzung unter dem Titel; „Der wahrhaftig vollkommene Stallmeisterquot; etc. erschienen.
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Uoschichto und Literatur der Vcteriiiär-Chinirgio.
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sogenannte Schwimmen der buglahmen Pferde auf dein trockenen Lande u. dgl. Ausserdein sind seine Mittel lülnfig sehr coniplizirt oder auf eine unpassende Weise znsamniengesetzt.
Von ganz äluüicheiu Werth sind auch die später von mehreren anderen Stallmeistern herausgegebenen Schriften, unter denen die von de la G ueriniere'), de Saunier2) und Garsault ) den meisten Ruf erlangt haben.
Dagegen erhielt die Chirurgie gegen die Mitte des vorigen Jahrhunderts einige sehr gute Beiträge in den Schriften der Rossärzte Robertson, Lafosse (Vater) und Bartlet. — Der Erstere handelt im zweiten Theile seiner Pferdearzneikunst *) sechszehn äusserliche Pferdekrankheiten ab, und giebt Anweisung zur Applikation der Fontanelle und der Haarseile. Die Beschreibung jener Krankheiten ist zwar mehrentheils unvollständig, aber doch nach guten Beobachtungen und häufig mit ganz richtiger Beurtheilung des pathologischen Zustandes. Seine Heilmittel sind zum Thoil zweckmässig, hin und wieder aber noch sehr complizirt. — Lafosse gab in seinen Observations et Deconverts faites sur les Chevaux, Paris 1754quot;) eine zwar nur kurze, aber doch bessere Anatomie des Pferdefnsses, als sie bis dahin bestand; dann neunzehn Beobachtungen über Brüche des Kronen-, Huf- und Strahlbeins, über Wunden an den Fassen der Pferde und über den Bovist (Lycoperdon bovista) als Blutstillungsmittel. — Bartlet in seiner Phar-macopoea hippiatrlca, or the Gentleman Farriers Repository etc., London 1765deg;) gab cine fär jene Zeit recht gute Sammlung von thierärzt-lichen Heilmitteln, die sich grösstentheils durch ihre mehr als bis dahin gebräuchlich gewesene einfachere Zusammensetzung auszeichnen. Sie sind von richtigen Bemerkungen über mehrere Krankheiten, auch über Wunden, Blutungen u. s. w. begleitet.
Um diese Zeit trat auch J. B. v. Sind mit mehreren Schriften')
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1)nbsp; Eccole do cavalerie, contenant l'osteologio, les traites des maladies, celui des operations ohirurgicales, qui se pratiquent sur los chevaux. Paris, 1730 (Mehrere Ausgaben mit zum Thoil verändertem Titel.)
2)nbsp; La parfaile eonnoissance des chevaux, lour anatomie, leurs bonnes et mau-vaises qualites, leurs maladies et les romedes etc. A la Hayo. 1734. (Mehrere Auflagen.) Deutsch unter dem Titel: Vollständige E'keimtniss von Pferden, deren Zergliederung, guten und bösen Eigenschaften, Krankheiten u. s. w. Aus dem Französischen von Chr. lleinr. Wilken. Leipzig, 17t)7.
3)nbsp; Le nouveau parfait Maroehal otc. Paris, 1711. Mehrere Aufl.
4)nbsp; Dionysii Robertsons, Hochfürstl. Wiirtemberg. Engl. Bereiter u. Pferdearzt, Pferdearzneikunst; oder; Griindlichor Unterricht, u. s w. Frankfurt 1753.
5)nbsp; Deutsch unter dem Titel: Anmerkungen und Entdeckungen an Pferden, sammt einer neuen Art, Pferde zu beschlagen. Aus dem Französ. von Schreber. Halle 1759. (Auch in Schrebers Samml. 1765)
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6)nbsp; Deutsch; Bartlet, Pharraakopöe oder Apotheke eines llossarzauserlesene und erprobte Mittel für die Krankheiten der Pferde enthHerausgepeben von D. H. Sebast. Buchholz. Weimar, 1778.
7)nbsp; laquo;. Sicher und geschwind heilender Pferdearzt. Frankfurt a M., 1Auflage. 1837 völlig umgearb. von C. W. A mm on.
b. Vollständige Abhandlung von der Rotzkrankheit der Pferde. Frankfurt, 1768 (auch 1780).
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welche u. s. w.
Zehnte
Mit Kupfern.
Mit
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c Vollständigor Unterricht in den Wissenschaften eines Stallmeisters. Kupfern und einer Vorrede von A. v. Ilaller. Güttingen, 1770 (auch 1775;.
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8nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Geschichte und Literatur der Vetonniir-Cliirurgio.
über Pferdearzneikunde auf, in, denen man wohl die Benutzung früherer Autoron, jedoch auch eigene richtige Erfahrungen erkennt. Die Be-schreibung der wichtigsten äusserlichen Krankheiten ist nur kurz, aber grösstontheils in der Hauptsache richtig. Es ist dabei (in dem vollständigen Unterricht) die Staaroperation, die Trepanation, die Operation des Darmbrucha und der Steinschnitt beschrieben und die dazu gehörigen Instrumente sind in damaliger Form abgebildet. Ebon.so der Verband und die Stellung eines mit Beinbruch behafteten Pferdes in einer hierzu bestimmten Standmaschine. — üebrigens waren die Arzneimittel sehr complizirt.
In den ersten Thierarzneischulen zu Lyon und Alfort wurde zwar die Chirurgie als ein besonderer Unterrichtsgegenstand cultivirt, und zwar mit gutem Erfolge, wie aus den operativen Unternehmungen der aus ihnen hervorgegangenen Thierärzte, namentlich eines Chabert, Barre, Menon, Flandrin n. A. zu ersehen ist-, es fehlten aber eigentliche chirurgische Lehrbücher gänzlich. Das erste der Art über einen besonderen chirurgischen Gegenstand, nämlich über die Bandagen, erschien 1770 von Bourgclat, unter dem Titel; Essai sur les appareils et sur les bandages propres aux Quadrupedes. A l'usage des cloves des ecoles royales veterinaires. Par M. Bourgelat, Paris 1770.') Diese Schrift ist jedoch, trotz der vielen Abbildungen, nur von sehr geringer Bedeutung, da in ihr nur das Material der Bandagen, und zwar zuerst im Allgemeinen, dann der Verbände der einzelnen Thcile, und zuletzt die Construction des Nothstalls für Pferde und Rindvieh beschrieben ist, ohne Regeln über die Anwendung dieser Hilfsmittel.
Weit mein- leistete der jüngere Lafosse in seinem Prachtwerke: Cours d'hippiatrique, 2 Vol. in Pol., Paris 1772'), in dessen drittem Theil in einem besonderen Abschnitte auch die äusserlichen Krankheiten und die chirurgischen Operationen abgehandelt sind. Bei den letzteren ist namentlich die von Lafosse (so viel mir bekannt) zuerst empfohlene Ansschälung des Hufknorpels bei der sogenannten Knorpelfistel anzuführen.
Einen grossen Fortschritt machte die Veterinär- Chirurgie durch J. G. Wolstoin, welcher ihr besondere Schriften11) widmete und sie hierdurch nicht allein als einen besonderen Zweig der Thierheilkunde darstellte, sondern auch die Lehre von der Entzündung, der Eiterung, dem Brande, von den Geschwülsten, Geschwüren, Knochenkrankheiten, Brüchen und von den Wunden durch gute Beobachtungen, und selbst durch angestellte Versuche wirklich vervollständigte. Er hat gewisser-
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11 Deutsch: Versuch über die Bandagen und über die bei den äusserlichen Krankheiten der Pferde und der vierfiissigon Thiere überhaupt schicklichsten chirurgischen Verrichtungen. Berlin, 1801 Mit Kupfern
2)nbsp; Deutsch: LehrbegrilT der Pfcrdearzneikunst Aus dem Französ. von Knobloch Mit Vorrede von J. 0 Wolstein 4 Bde 8. mit Kupfern. Prag, 1797.
3)nbsp; a. Unterricht für Fahnenschtniodo über die Verletzungen, die den Pferden durch Waffen zugefügt werden. Wien 1779.
6. Bücher der Wundarznei der Thiere. Wien, 1787.
c Das Ruch für Thierärzte im Kriege, über die Verletzungen, die den Pferden durch Waffen zugefügt werden. Wien. 1788 (Eine Umarbeitung und Vermehrung der ersten Schrift.)
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Geschichte und Literatur dor Vetorinär-Chirurgie.
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maasson die Veterinär-Chirurgie als besonderen Tlieil der Thierhcil-kunde bcgn'indet.
Fast zu derselben Zeit waren auch von J, N. Rohlwos1) und J. W. Kersting2) Ä.bhandlungen filier die änsserlichen Krankheiten der l'ferde erschienen, in welchen zwar verständigere Ansichten als hei den Pferdeärzten der früheren Zeiten, aber keine eigenthümlichen Fortschritte enthalten sind.
Ebenso gab damals K. A. Oehlmannquot;) ein chirurgisches Handbuch, das erste, welches als solches auf dem Titel bezeichnet worden ist, berans. Dasselbe ist jedoch sehr unvollständig und bietet weder in theoretischer noch in praktischer Hinsicht etwas Besonderes dar.
Fiine von S. v. Tennecker um jene Zeit herausgegebene Schrift: „Der Pahnenschmied im Kriegequot; u. s. w. ist nur ein Plagiat von der oben sub c, genannten Schrift Weist ein's.
Einiges Brauchbare enthält der im Jahre 1803 erschienene zweite Band von M. H. Pilger's systematischem Handbuche der theoretisch-praktischen Veterinärwissenschaft, Giessen, in dessen vierter Abtheilung die Zoochirurgie ziemlich gut abgehandelt ist, — wenngleich man an vielen Stellen fühlt, dass der Verfasser selbst nicht Chirurg war. — Wichtiger war die in demselben Jahre von Christ. Heinr. Schreger herausgegebene „Operationslehre für Thier-ärzte, Fürth 1803quot;, welche fast alles bis zu jener Zeit über die vete-rinär-chirurgischen Operationen Bekannte gesammelt enthält.
S. v. Tennecker's „Lehrbuch der Veterinär-Wundarzneikunst, zu Vorlesungen und auch zum Selbstunterrichte für Landwirthe, Offizierequot; u. s. w. 2 Theile, Prag 1819 und 1820, ist unvollendet geblieben und hat zur Forderung der Veterinär-Chirurgie nichts beigetragen.
Dies ist aber durch das gleich darauf von J. F. C. Dieterichs herausgegebene „Handbuch der Veterinär - Chirurgie, oder: die Kunst, die äusseren Krankheiten der Pferde und anderer Hausthierc zu erkennen und zu heilen, Berlin 1822; mit Abbild. (G. Auflage 1845)quot; geschehen, indem durch dieses Werk die thierärztliche Chirurgie zuerst in eine den neueren Ansichten angemessene wissenschaftliche Form gebracht worden ist. Das hierbei zum Grunde gelegte System war zwar in der Menschenheilkunde von Reil, von v. Gräfe u. A. schon gebraucht worden, Dieterichs bleibt aber das Verdienst, es mit Sach-kenntniss in die Thierheilkunde übertragen zu haben, Ausserdem ist die Definition, die Beschreibung und Beurtheilung der pathologischen Zustände fast durchaus treffend und die Behandlung zweckmässig. In den fünf ersten Ausgaben sind auch die meisten Operationen besser beschrieben als von anderen Autoren vor ihm; in der sechsten und siebenten Ausgabe fehlt die Operationslehre, da der Verfasser dieselbe im Jahre 1842 in einem besonderen Werkequot;) bearbeitet hat. Ausserdem hat derselbe
1)nbsp; Abhandlung von den ausserlichen Krankheiten der Pferde zur Bildung für angehende Thierärzto Lüneburg, 1785.
2)nbsp; Nachgelassene Manuscripte über die Pferdearzneiwissenschaft. Uerausgegeben von Otto v. Sothon. Braunschweig, 1789. Hit Kupfern.
3)nbsp; Versuch eines Chirurg. Handbuchs für neuangehende Hufschmiede und Thier-ärzte. 2 Theile Leipzig, 1789 und 1790
4)nbsp; nbsp;Handbuch der Vcterinär-Akiurgio. Von J. E C. Dieterichs. Berlin, 1842. Mit Abbildungen
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Geschichto und Literatur dor Voteriiiär-Cbirui-jTie.
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noch Beiträge zur Veterinär-Chirurgie und Akiurgie, Berlin 1841, herausgegeben.
In dem von .1, N. Rohlwes angefangenen und von S, v. Tonnecker beendeten Werke: „das Ganze der Thierheilkunde nebst allen damit verbundenen Wissenschaften, oder: Bücher der Thier-arzneiwissenschaft für Landwirthequot; u. s. w. 4 Bände. Leipzig, 1822—25, finden sich die meisten ftusseren Krankheiten im dritten und vierten Bande richtig, aber grösstentheils mit vielen überflüssigen Worten beschrieben. Doch tritt überall praktische Kenntniss der Krankheita zustände, der Heilmittel mit ihrer Anwendung hervor.
Hurtrel d'Arboval hat in seinem Dictionnaire de Medecine et de Chirurgie veterinaire. 4 Vol. Paris 1820—28. (Wörterbuch der Thierheilkunde von II. d'Arboval, übersetzt und mit Znsätzen versehen von Dr. Th. Renner, 4 Bde., Weimar 1830 — 82), auch die Chirurgie nach dem Standpunkte der französischen Thierheilkunde in einzelnen Artikeln abgehandelt.
Gewissermaassen laquo;Is zu diesem Werke gehörend, betrachten die französischen Thierärzte den Atlas du Dictionnaire de Medecine et de Chirurgie veterinaire de M. M. Leblanc et Trousseau, Paris 1828. in welchem anatomische Abbildungen, besonders der bei Operationen wichtigeren Theile enthalten sind.
In derselben Zeit war auch von Mazza in Neapel ein recht fleissig gearbeitetes Lehrbuch der thierärztlichen Chirurgie: „Corse complete di Chirurgia Veterinaria. vol. 4, Napoli 1827quot;, erschienen.
P. Vatel hat in seinen Elements de Pathologie veterinaire, ou precis theoretique et practique de la Medecine et de la Chirurgie des principaux animaux domestiques, Paris 1828 l), im ersten Bande neben der übrigen auch die chirurgische Pathologie und Therapie nach einem sehr vielschichtigen System bearbeitet, und im zweiten Bande die Operationslehre dargestellt.
In der Pathologie ist er dabei den Ansichten von Roche und San-sou2) zweier berühmter Menscheniirzte) gefolgt, indem er die Krankheiten nach der Art der pathologischen Veränderungen, aus welchen sie entstehen, klassifizirt. Die Operationen sind nach ihren Hauptakten in Stichoperationen. Schnittoperationen, Ausschneidungen, Saugoperationen n. s. w. eingetheilt. Dabei ist auch die Geburtshilfe und ausserdem der Hufbeschlag und die Bandagenlehre abgehandelt. Das Ganze ist wissenschaftlich gehalten und in der französischen thierärztlichen Literatur ein wichtiges Werk, an dem es ihr bis dahin noch fehlte,
Das im Jahre 1826 angefangene und in einzelnen Abtheilungen 1831 und später herausgegebene, vollständigste englische Werk über Pferde-heilknnde, die: Hippopathologie von William Pcrcivall, enthält über die meisten chirurgischen Krankheiten der Pferde sehr gute Abhandlungen, welche aber zerstreut neben den innerlichen Krankheiten der verschiedenen Organe stehen. So im ersten Band neben Fieber, Influenza,
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1)nbsp; Handbuch der Tbierarzneikunde, oder theoret. raquo;nd prakt, Darstellung aller Krankheiten der vorzüglichsten iraiisthioi'o und deren raedi/. und chirurg. Behandlung. Von 1'. Vatel. Aus dem Franz. von Pestol. 2 Bde. in 3 Theilen. Leipzig, 1830. Es sind darin viele Zusätze aus deutschen Schriften.
2)nbsp; Nouv. EliSmouts de Pathologie raodico-chirurgicale. Paris, 1825,
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Geschichte und Literatur der Voteriuäi-Chirurgie.
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Druse, die Entzündung, Contu.sionen, Wunden; im dritten Band Hautkrankheiten, Augenkranklieiten, Kotz und Wurm; im vierten Band alle Krankheiten, welche Lahmgehen erzeugen.')
Ein 18157 In dänischer Sprache erschtenenes Handbuch der Veterinär-Chirurgie von G.G. Withquot;) ist nicht beendet worden. Dasselbe beginnt mit den chirurgiscben Hilfs- und Heilmitteln und deren Anwendung, und mit den allgemeinen Operationen, worauf die chirurgischen Krankbeiten. Entzündungen und deren Polgekrankheiten, z. li. Geschwülste, Ausschwitzungen, — dann die Wunden u. s. w. folgen. Das Werk ist mit Abbildungen verseben.
A. .1. Brogniez, Professor an der Thierarzneischule in Curegham bei Brüssel, hat die Veterinär-Chirurgie in Verbindung mit dem Iluf-beschlage, nach einem wenig übersichtlichen Plane, in einem mit vielen Abbildungen gezierten Werke1) bearbeitet. Die letzteren sind zahlreicher und schöner als in allen andern Schriften, und es befinden sich dabei auch die von mehreren Instrumenten, vvelcbc Brogniez selbst erfunden hat.
Die „Veterinär - Chirurgiequot;. Ein Handbuch zu seinen Vorlesungen von J, Schussele, Karlsruhe 1841 und 1842, enthält im ersten Theile die allgemeine und im zweiten Theile die spezielle Chirurgie, — zum grossen Theil nach meinen Vorlesungen.
J, J. Rychner hat in dem ersten Theile seiner „Hippiatrik oder systematisches Handbuch der änsserlichen und innerlichen Krankheiten des Pferdes und ihrer Heilung, Bern 1842quot;, — die hippiatrische Chirurgie, als Instrumentenlchre, Verbandlehre, Operationslehre, chirurgische Pathologie und Therapie übersichtlich und gut dargestellt.
Der „Corso complete di Chirurgia veterinariaquot; von Vine. Massa, Fiorenza 1841!, — und die „Lezioni elementari di chirurgia veterinariaquot; von N. de An gel is, Roma 1843, stehen den genannten deutschen Werken weit nach.
Noch mehr aber dem „Systematischeu Handbuch der Veterinär-Chirurgie von G. Straussquot;, Wien 1840, welches dieselbe, in zwei Theilen vortrefflich bearbeitet, enthält.
Die „chirurgische Anatomie u, Operationslehre für Thicr-ärztequot; von E. F. Gnrlt und C. H. Hertwig, mit Abbildungen, Berlin 1847, Fol. Die letztern enthalten eine anatomische Darstellung der bei den wichtigsten Veterinär-chirurgischen Operationen betroffenen Gebilde, und der Text giebt eine ausführliche Beschreibung dieser Operationen selbst.
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1)nbsp; Hippopathology, a Series of Systematic Treatises on the Disorders and Lamenesses of the Horse. By Will. Percivall. 4 Vol. in 6 part. (1. Vol. London 1826, 2. 1831, 3. und 4. 1849. — II. edit. 1855. Der 4. Band ist auch als ein besonderes Buch, unter dem Titel: Lameness in the llorse; with coloured lithographic Plates etc. London 1849, in den Buchhandel gekommen.
2)nbsp; Ilaandbog i Vetorinairchirurgien af G.G. With, Kjöbenhavn, 1837. Handbuch der Veterinär-Chirurgie von G. C With. Mit Erlaubniss des Herrn Verfass. aus dem Dänischen übersetzt und mit Zusätzen versehen von Dr. Johann Martin Kreutzer. 1. Theil. Augsburg, 1843. — Die Zusätze sind sehr zahlreich und umfassend.
3)nbsp; Traito de Chirurgie voteriuaire, par A. J, Brogniez. Ouvrage contenant, commo accessoire lo Resume du Cours de Siddrotechuie veterinairo. Orne de Planches, par Meul onbergh. Bruxelles, 1839.
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Geschichte und Literatur der Veterinär-Chirurgie.
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Einen sehr worthvollcn Beitrag hat M. Anker in seinem Werke: „die Fusskrankheiten der Pferde und dcs^Rindviehes. ihre Er-kenntniss, Ursachen, Fleilung und Verhütungquot;, 2 Bünde, Bern, Zürich 1854, mit Abbildungen, gegeben.
Sehr reichhaltig sind .1. Gourdon's Elements de Chirurgie veteri-naire, 2 Vol. Paris 1854—57.
Geh. Rath Ed, v. Hering hat in dem von ihm herausgegebenen „Handbuch der thierärztlichen Operationslehre, Stuttgart 1857, mit vielen Abbildungenquot; diesen Zweig der Chirurgie sehr vollständig, auch in Betreff der Literatur, dargestellt.
Von Dr. Leop. Förster, Professor am K. K. Thierar/nei-Institut zu Wien, erschien IBfil eine „thienirztliche Instrumenten- und Verbandlehrequot;. Mit 338 Holzschnitten, gr. 8. Wien, 18G1, das vollständigste Werk über diesen Gegenstand; und
von demselben Verfasser ein: „Compendium der Operationslehre für Thierärztequot;. gr. 8. Wien, 1867.
Professor Dr. Aug. Armbrecht, ebenfalls am K. K. Thicrarznei-Institut in Wien, hat ein: „Lehrbuch der Veterinär-Chirurgiequot;, mit Benutzung des Handbuchs der Veterinär-Chirurgie von Prof. G. Strauss herausgegeben. 1. Lieferung Wien 1862, 2. Lief. 1868, 3. Lief. 1870, die 4. Lieferung fehlt noch.
Ausserdem haben viele Thierärzte in einzelnen Abhandlungen (welche sich grösstentheils in den verschiedenen Zeitschriften befinden), oder auch als Lehrer zur jetzigen Ausbildung der Veterinär-Chirurgie beigetragen, so namentlich: Abildgaard, Ammou, Anker, Barthelemy, Binz, H. Bouley, Bracy-Clark, Branell, Brugnone, Cherry, Coleman, Delafond, Dik, Field, Girard, Godine, Goodwine, Gohier, Greve, .1. IT. Günther, Hartmann, U, F. Hausmann, Havemann, Hayne, Jessen, Langenbacher, Leblanc, Lecoq, Masoniere, Morton, Numann, Ch. Percival, Piehl, Prinz, Renault, Renner, Rey, Rigot, Schwab, Sewell, El. Veith, C. Viborg, Vix, J. und Tb. Turner, Youatt u. A.
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Erste Olasse. Entzündungen.
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Die hauptsächlichste Literatur.
.1. Hunter, On the blood, inflammation and gun-shot wounds. London,
1793. Gendrin, anatom. Beschreibung der Entzündungen und ihrer Folgen.
2 Bde. Aus d. Franz. Leipzig 1828 u. 29. Vogel, Artikel über Entzündung im Handwörterb, v. Wagner; Bd. 1. Henle, Hufeland's Journal f. prakt. Heilk. 8ü. Bd. — Auch: Zeitschr.
f. vet. Mediz. 1844. 2. Bd. Hausmann, über Entzündung. Hannover 1837. Gurlt, über anatom. Kennzeichen der Entzündung im ersten Stadium.
Im Magazin für die gesammte Thierheilkunde von Gurlt u. Hert-
wig. Bd. 11. S. 492/ Falke, Congestion, Entzündung und deren Ausgänge. Ebendaselbst
S. 257, 393. Hayne, Theoret. prakt. Lehrbuch der Entzündung u. s. w. 2. Auflage.
Wien 1849. Virchow, Patholog. Anatomie. — Handb. der speziellen Pathologie und
Therapie, 1. Thcil, 48. — Archiv I. pag. 272, IV. 261, XXUI. 415.
— Annalen der Charito VIII. Heft 3. Samuel, über Entzünd. u. Brand. In Virchow's Arch. 51. Bd. Heft 1.
S. 42, Heft 2. S. 178. Stricker, S. Zur Lehre von der Entzündung. Wochoubl. d. Gcsellseh.
Wiener Aerzte. 1870, S. 229. Saviotti, G. Untersuch, über d. Veränderungen der Blutgefässe bei den
Entzündungen. Archiv f. patholog. Anat. 1870, Wo. 50, S. 592.
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Pursier Ahsclmitt.
Von den Entzündungen und deren Folgekrankheiten im
Allgemeinen.
Erstes Capitel.
Begriff von Entzündung, Symptome, Verlauf, Ausgänge, Ursachen, Verschiedenheit, Behandlung.
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Begriff.
Als Entzündung (Inflammatio, thlogosis) bezeichnet man denjenigen krankhaften organischen Prozess, #9632;welcher sich in einom Gebilde des Thierkörpers durch Störung der Funktionen, durch andauernden Schmer/, erhöhtes Wärmegefuhl, Geschwulst, dunklere Rö-thung und durch stärkeres Pulsiren der nächsten Arterien zu erkennen giebt. Sehr oft ist damit, wenigstens während einiger Zeit, ein Fieber (Entzündungsfieber, Febris inflammatoria) verbunden.
Mit den genannten Erscheinungen sind jedoch nur die äussern allgemeinen Erscheinungen (Symptome) der Entzündung angegeben, aber keinesweges ist damit das Wesen des krankhaften Vorganges erklärt. Dieser beginnt, nach den mikroskopischen Untersuchungen von Vir-chow'), mit einer durch Einwirkung eines Reizes hervorgerufenen abnormen Erregung (Irritatio) der Elementarzellen des betroffenen anatomischen Gewebes, in Folge dessen dieselben aus den nmliegenden elementaren Theilen mehr eiweissartiges Material in sich aufnehmen, hierdurch anschwellen und trüb werden (Virchow's sogenannte trübe Schwellung). Dieses erste Stadium kann, je nach der Reizbarkeit des Theils und des Körpers, nach der Stärke und Dauer der reizenden Einwirkung u. s. w., eine kürzere oder längere Zeit in jenen Zellen allein, als sogenannte parenehyraatöse Schwellung bestehen, aber gewöhnlich findet sich hierzu bald ein stärkeres Zuströmen von arteriellem Blut, Ausdehnung und Ueberfüllung der Capillargefässe (Hyperämie), Stockung (Stasis) des Blutes in einem Theile dieser Gefässe, und Austreten von Blut oder von Blutkörperchen (rotbon und farblosen), von Blutserum und Faserstoff in das Parenehym des Gebildes und in dessen Bindegewebe. Atif diese Weise, entwickelt sich der Entzündungsprozess durch die Theil-nahme des Blutgefässsystems aus jener lokalen ersten Reizung der Ele-nientartlieile zu einem zweiten Stadium, in welchem nun erst die oben angedeuteten all gemeinen Erscheinungen der Entzündung bald mehr, bald weniger deutlich bemerkbar werden.
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1) Archiv f. pathol. Anatomie, Pliys. n. kiln. Mod. Bd. IV. S. 277, 314, 31G, 375; — und: Die Cellularpatliologie, 4, Aufl, Berlin 1871. (liosondors Iß. Capitel, Seite 304 u. f.)
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Entzündung im Allgemeinen.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 15
Da der Entziiiulungspiozess In den ovganisirteii Elementarzellen seinen ersten und wesentlichen Sitz hat, und da diese Zellen die Ernährung (Nutrition), die Bildung (Formation) und die Absonderung (Secretion) vermitteln, so folgt hieraus von selbst: dass diese Funktionen durch die entzündliche Heizung der Zellen gestört weiden müssen. Es kann dieses die eine oder die andere Funktion stärker betreffen; stets besteht aber zuerst eine nutritive Reizung, daher auch eine nutritive Störung; und man defmirt die ICntziindnng deshalb jetzt gewöhnlich als eine elementare Störung des Ernährungsprozesses. Bei der einfachen nutritiven Beizung (welche Virchow als eine Art von akuter Hypertrophie mit Neigung zur Degeneration bezeichnet), erscheinen die Elemente blos vergrössert und trüb, aber bei der formativen Beizung wird der Kern der Zelle verändert, meist mehr länglich, eingeschnürt, zuletzt getheilt, so dass daraus neue Zellen in vermehrter Zahl und hierdurch Neubildungen mit bald mehr, bald weniger Veränderung der Form, der Grosse und der Textur der Gewebe entstehen.
Sehr häufig bestehen an einem Organ oder überhaupt an Theilen, die aus verschiedenerlei Geweben zusammengesetzt sind, entzündliche Heizungen verschiedener Art gleichzeitig neben einander, und der Krankheits-prozess, den man in seiner Totalität doch als eine Entzündung zu betrachten pflegt, ist deshalb gewöhnlich kein einfacher, sondern meist ein complizirter.
Die Complikatlon des Znstandes im entzündeten Theilc wird noch vermehrt durch die vorhin genannten Voränderungen, welche im zweiten Stadium durch die Theilnahme des Capillargefässsystems, des ausgetretenen Blutes und anderer Säfte, sowie zuweilen durch die besondere Wirkung einzelner spezifischer Kntzündungsroize und durch die Uebor-gänge der Entzündungen entstehen.
Die entzündlichen Beizungen im fertigen Zustande können deshalb nicht nach einer einfachen Deutung erklärt werden, weil sie eben nicht mehr einfache elementare Prozesse sind.
Entzündungen kommen bei allen llausthieron und in allen mit elementaren Zellen versehenen Gebilden des Körpers derselben vor, sie treten aber mit allen oder mit den meisten Erscheinungen am vollkommensten ausgebildet, in denjenigen Theilen auf, welche ein recht reichliches Capillargefässnetz besitzen. Für das Entstehen einer Entzündung ist jedoch das Vorhandensein von Blutgefässen oder von Nerven in einem anatomischen Gebilde nicht absolut nöthig, — wie dieses hinsichtlich der Ersteren die Entzündung der (gefässlosen) Cornea, und hinsichtlich der Nerven die Entzündung der Gelenkknorpel beweiset, wo also die entzündliche Beizung allein durch die Schwellung der Zellen zu Stande kommt. In der Begel findet sich aber im Umfange dieser Schwellung eine abnorm verstärkte Gefässinjection, Hyperämie, selbst Bildung von neuen Capillargefässen hinzu. Aber der vermehrte Blutandrang und die Hyperämie in einem Theile stellen für sich allein noch nicht die Entzündung dar; denn diese Abnormitäten können lange bestehen und wieder vergehen, ohne das Parenchym des Theiles zu verändern; bei der Entzündung ist jedoch stets eine Veränderung mit Anschwellung des Letztern, durch die Anschwellung der Zellen und die weiteren Kolgen hiervon bedingt, neben der Hyperämie, der Gongestion u. s. w. ein wesentliches Erforderniss zur Constatirung der Entzündungen.
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Entzüudiing im Allgemoinen,
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Nähere Betraclitung der Erscheinungen.
Die oben genannten allgemeinen Merkmale (Symptome) der Entzündung treten in den einzelnen Fällen nicht immer in ganz gleichem Grade und in gleichem Umfange hervor, sondern sie erscheinen bald mehr, bald weniger modifizirt. je nach dein leidenden Organ, nach der in demselben und im Körper überhaupt bestehenden Energie und Reizbarkeit, und nach der Art, dem Grade und der Dauer der einwirkenden Ursachen.
1. Der Schmerz ist bei den Entzündungen ein constantes Symptom, jedoch ist er nach der Periode, nach dem Charakter, nach dem Grade und nach dem Sitze derselben sehr verschieden. East jede Entzündung beginnt mit dem Gefühle einer gesteigerten Erregung (Heizung), welches in den Organen, die mit Empfindungsnerven versehen sind, gewöhnlich als wirklicher Schmerz, im Anfange und bei geringeren Graden, und ebenso, wenn die Entzündung bedeutend nachlässt, oft auch nur als ein Jucken, Bronnen u. dgl. auftritt. In denjenigen Organen, welche nur von den Gangliennerven mit Zweigen versehen werden, ist im Anfange der Entzündung gewöhnlich kein ausgebildeter Schmerz vorhanden, wohl aber ein drückendes und spannendes Gefühl, und später entsteht auch Schmerz dadurch, dass die fortdauernde gesteigerte Erregung dieser Nerven sich bis über die nächsten Ganglien hinaus zum Rückenmarke und zum Gehirn erstreckt. Die graue Substanz des Gehirns, das Zellgewebe, die eigentliche Muskelsnbstanz, die Sehnen, die Knochen und Knorpel, die Häute der Blutgefässe, die serösen Häute, die Leber und andere drüsige Organe, die sännntlicli im gesunden Zustande sehr wenig Empfindlichkeit besitzen, zeigen dennoch im entzündeten Zustande zuweilen sehr heftigen Schmerz.
Je reicher ein Theil an Empfindungsnerven, um desto schmerzhafter ist er bei Entzündungen; je mehr ein Gebilde weich und frei ausdehnbar ist, um desto geringer ist der Schmerz; entgegengesetzt, je weniger das entzündete Gewebe nachgiebig, oder je mehr es in seiner Nachgiebigkeit durch die umliegenden Theile gehemmt und gedrückt ist, um desto heftiger tritt er hervor.
Der Schmerz wird in seiner Art und vollständig nur von dem kranken Thiere selbst wahrgenommen. Indess bemerkt man doch, dass er, so wie bei Menschen, auch bei Thicren sich in verschiedener Art fühlbar macht, dass er zuweilen brennend oder stechend, bohrend oder reissend ist; denn man sieht die Thiere in einem Falle mehr als im andern den entzündeten Theil an kalte Gegenstände halten; oder mau bemerkt, dass sie den Theil periodisch ruckweis bewegen, mehr wimmern, stöhnen und klagen, — Auch die verschiedenen Grade des Schmerzes geben die Thiere zu erkennen, indem sie bei einem gelinden Grade sich eine gewöhnliche Berührung des kranken Theils, oft sogar ein massiges Drücken desselben gefallen lassen, hei stärkerem Schmerz aber den berührten Theil zurückziehen, und bei einem hohen Grade jede Berührung zu vermeiden suchen, dabei auch stöhnen, ächzen oder sogar mit den Zähnen knirschen.
Gewöhnlich nimmt der Schmerz mit der grosser werdenden paren-chymatösen Schwellung und immer mehr steigenden Congestion und Ge-fässinjeetion, sowie mit der Menge der ausgeschwitzten Flüssigkeiten, der Exsudate oder des sich bildenden Eiters immer mehr zu; wenn aber ein sehr hoher Grad der Spannung der Theile eingetreten ist, kann er aus
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EntzSndung im AllKomoincn.
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zwei jianz verschiedenen Ursachen wieder nachlassen, nämlich; weil entweder nun die Ent/uudung selbst sich zurückbiidet (zur Zertheilung neigt), oder, weil eine Lähmung der Nerven beginnt (der Brand eintritt).
2.nbsp; nbsp;Die andauernd erhöhte Wärme des entzündeten Theiles und seiner Umgebung ist eine krankhafte Steigerung der thierischen Wärme, und entsteht aus derselben Quelle, wie die letztere, näinlicli einerseits aus dem Stoffwechsel zwischen dem zuströmenden Blut und dem Parenchym, und andererseits aus der Erregung der Nervenenergie. Beides findet bei Entzündungen in einem höheren Grade statt, zugleich wird bei dem längeren Verweilen des Blutes im Parenchym mein- Sauerstoff des Blutes verbraucht und mehr Kohlensäure gebildet, und es muss daher auch die Temperatur gesteigert werden. Bei einer eintretenden Lähmung der Nerven, ebenso bei gänzlich gehindertem Blutzuiluss, und bei dem entstandenen kalten Brande hört die Wärmebildung in dem bisher entzündet gewesenen Theile auf,
Die erhöhete Temperatur ist in den einzelnen Fällen, je nach dem Grade, dem Charakter und dem oberflächlicheren oder tieferen Sitz der Entzündung, etwas verschieden.
Je höher die Entzündung steigt, um so stärker ist im Allgemeinen die Wärme-Entwickelung, Doch findet man sie selten mehr als 3 Gr. C. über der Blut wärme. Sie giebt sich dem Untersuchenden durch das Gefühl zu erkennen, vorzüglich wenn man die Oberfläche des übrigen Körpers, und besonders die gleichnamigen Theile mit dem entzündeten vergleicht. Sie scheint im höheren Grade von dem kranken Thiere selbst empfunden zu werden. - In manchen Fällen, wo die übrigen Symptome der Entzündung nicht vollständig und deutlich genug wahrzunehmen sind, z. B. bei Entzündung im Innern des Hufes, bei Knochenentzündung u. dgl., wo Röthe und Geschwulst wegen der tiefen und eingeschlossenen Lage dos entzündeten Theiles sehr häutig nicht zu bemerken sind, ist die vermehrte Wärme in Verbindung mit dem Schmerz das sicherste Zeichen von der Gegenwart einer Entzündung.
3.nbsp; nbsp; Die Geschwulst oder Anschwellung des entzündeten Theiles hat ihren Grund zunächst in der Zellenschwellung des gereizten Gewebes selbst, und in dem, in den Capillaren hyperämisch angehäuften Blut, zum Theil auch in der durch Ausschwitzung von Serum. Faserstoff oder selbst von Blut bedingten Ausdehnung des Gewebes. Etwas trägt hierzu auch die erhöhete Wärme in dem entzündeten Theile hei. — Die eigentliche Entzündungsgeschwulst ist vermehrt warm, schmerzhaft, meist auf das leidende Gebilde oder auf einen Theil desselben begrenzt und bald elastisch gespannt, bald mehr fest, je nach der Dichtheit der Textur des leidenden Theils, und je nachdem die Stoffe, welche hinzugetreten, elastisch oder mehr konsistent sind, und je nach der Dauer der Entzündung. In der ersten Entwickelungszeit ist die Anschwellung gewöhnlich elastisch gespannt, später mehr derb.
Neben der eigentlichen Entzündungsgeschwulst des leidenden Gewebes entsteht durch gehinderte Resorbtion und durch Austreten, reap. Ausschwitzen von Blutwasser, Blut oder Faserstoff ins Zellengewebe noch eine andere Anschwellung in der Umgebung jener ersten. Dieselbe ist von dieser am lebenden Thiere oft kaum zu unterscheiden, da ihre Masse sich an das entzündete Gewebe angelegt hat, so dass eine Grenze zwischen beiden nicht erkennbar ist und da auch vermehrte Wärme und Schmerz HKimvio, Chirurgie. 8. Aufl.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;a
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Entzändung im AJIgemeinen.
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in ihr besteht; oft ist dabei die Haut auf dem leidenden Tlieile gespannt und glänzend, in anderen Fällen ist die Geschwulst weich, so daslaquo; sie sich mit den Fingerspitzen eindrücken liisst und Gruben hiervon bekomml (akutes Oedem); und in den Fallen, wo gerinnbarer Faserstoff ausgeschwitzt oder Blutgerinsel vorhanden sind, fühlt sich die Geschwulst mehr derb an, wie mau dies besonders bei asthenischeu und chronischen Entzündungen häufig wahrnimmt.
Die schnellere oder langsamere Entwickelung einer Entzündunga-geschwulst his zu einer gewissen Grosse ist tlieils von der Heftigkeit der Crsachen. theils von der Reizbarkeit und der Textur des betroffenen Organs abhängig. Denn je dichter und härter ein Theil. desto geringer wird im Allgemeinen die Entzündungsgeschwnlst. je weicher aberaquo;' derselbe ist. um so grosser hildet sie sich aus. So ist sie z. I!. bei Entzündung der Knochen, Knorpel. Bänder und Sehnen, und bei der der fibrösen Häute gewöhnlich sehr gering, dagegen bei der Entzündung dos lockern Zellgewebes und der damit reichlich begabten Theile sehr stark entwickelt. — Bei Ent/.iindunjien innerer Orjrnue und solcher Theile. welche sehr tief unter andern liegen oder in den Hornschuhen eingeschlossen sind, kann man die Geschwulst nicht wahrnehmen.
Die Geschwulst giebt sich bei äusserlieher Entzündung durch das Ansehen und Befühlen des über laquo;lie normale Oberfläche hervorgetretenen Theiles, oft auch noch durch ein Sträuben der Ilaare zu erkennen-, und sie unterscheidet sich durch die übrigen mit ihr verbundenen Zeichen der Entzündungen sehr leicht von anderen Geschwülsten und Verhärtungen.
4. Die ungewöhnliche Röthe dos entzündeten Theiles entsteht durch das Eindringen des rothon Blutes in die feineren serösen und Haar-gefässe, welche im normalen Zustande kein rothes, sondern ungefärbtes Blut und Serum führen, auch durch Erweiterung und Vermehrung dieser Gefässe, durch Anhäufung des Blutes (Hyperämie) in denselben, und eben so oft durch Austreten des Blutes in die Zwischenräume der Gewebe. Das Eindringen dos rothen Blutes in die feineren Gefässe erfolgt im Allgemeinen auf jede Reizung eines Theiles; der Grad der Entzün-dungsröthe hängt jedoch nicht allein von der Stärke der Reize, sondern auch von der Dauer ihrer Einwirkung und besonders von der Zahl der Haargefässe und Nerven, und von der derben oder lockeren Textur der leidenden Theile ab; je empfindlicher, je gefftssreicher und je weicher ein Theil. um lt;(i grosser und dunkler pflegt die Entzündungs-röthe zu sein, und sie steht dann fast immer in gleichem Verhältnisse mit der vorhandenen Geschwulst. — Im Mittelpunkte der Entzündung oder an der Stelle, von welcher die Entzündung sich verbreitet, ist die Röthe lt;'ini stärksten und nimmt nach dem Umkreise zu immer mehr und mehr ah. Ansserdom ist die Röthe weder in allen Gattungen der Entzündungen, noch an den verschieden entzündeten Gebilden von gleicher Beschaffenheit, zuweilen blasser (an lebensschwachen Thieren), zuweilen sehr dnukel (bei kräftigen, blutreichen), und in sehr vielen Fällen ist sie wegen der schwärzlichen Hautdecke des Thierkörpers gar nicht zu bemerken. Man nimmt sie deutlich wahr an der Haut der woissgehorenen Schimmel, der [sabellen und Schecken, hei weisseu, gelben und scheckigen (bunten) Kühen, bei Schaafen, Hunden und Katzen, ferner an der weissen Linie dos Hufes der Pferde, an allen mit Schleimhaut beklei-
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Entzündung im Allgemeinen.
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(letoii Stellen, #9632;/.. li. an der Bindehaut di
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Auges, in den Nasenlöchern,
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im Maule, After, an der Scheide.
Bei Entzündungen an solchen Theilen, wo die Haut dunkel gefärbt und wellig oder gar nicht behaart ist, wie /,. B. an der äussern Fläche der Augenlider, an den Lippen, am Schlauche. Hodeusacke, am After und an der untern Fläche des Schweifes bei Pferden bemerkt mau statt
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der Röthe einen girössern Glanz d
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.piilermis.
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Aunoch
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ser diesen Hauptsymptomen bei den Entzündungen entstehen olgende, welche aber weniger bestimmt und nieht immer sichtbar
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werden:
5. Das stärkere zündeten Theiles findet derselben, bald mehr,
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Pulsiren der Arterien in der Nähe des ent-sieb bei allen Entzündungen, je nach dem Grade
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iah! weniger deutlich. Bei Krlochenentzündungen fehlt es fast immer. Zur Erklärung dieser Erscheinung nahm Hausmann1) an: dass bei Entzündung die Nervenkraft eine Anziehung auf das Blut dergestalt ausübe, dass Letzteres in den Uebergangsorganen (Capillarien) und in den Venen des leidenden Theiles angezogen, zurückgehalten und hierdurch dem arteriellen Blute der Durchgang verwehrt wird. Die Arterlen werden hierdurch erweitert und stärker pulsirend. Da nun die Knochen nur eine sehr unbedeutende Quantität Blutes aufnehmen, so kann hei ihrer Entzündung auch hierdurch keine merkliche Anhäufung und ein Zurückhalten des Blutes verursacht werden, folglich auch kein Grund vorbanden sein, warum der Puls fühlbarer werden müsste.
6. Die gestörte Verrichtung des entzündeten Theiles. Da die Zellen, wie bereits oben (S. 14) erwähnt, der eigentliche Sitz der Entzündung sind, und da sie in allen Organen der nutritiven Funktion derselben vorstehen, so muss nicht allein diese, sondern auch die übrigen Verrichtungen des leidenden Theils bei Entzündungen nothwendig mancherlei Störung erleiden. Diese Störungen geben sich nach der Verschiedenheit der Organe und ihrer Verrichtungen durch besondere Zeichen zu erkennen, und sind in Verbindung mit einigen anderen Symptomen für die Erkenntniss der speziellen Entzündungen, besonders in tief liegenden oder inneren Theilen sehr wichtig. Die Hauptverschiedenheit hierbei beruhet im Allgemeinen darauf: ob der leidende Theil ein Empfindungsorgari, oder ein Bewegungs- oder ein Absonderungsorgan ist, ausserdem aber auch auf dem Grade und dem Charakter der Entzündung. Empfindungsorgaue (besonders Sinnesorgane) zeigen im Anfange und bei geringem' Graden der Entzündung einen höhern Grad von Empfindlichkeit und unregel-mässige Aeusserungen derselben; bei dem höchsten Grade des Leidens verschwindet oft die Empfindlichkeit gänzlich. Entzündete Bewegungswerkzeuge bedingen stets eine verminderte Beweglichkeit. Absonderungsorgane scheiden im Anfange der Heizung eine grössere Menge, aber von unveränderter Beschaffenheit der Sekretionsflüssigkeiten ab; bei heftigen Entzündungen sind die Sekrete zuweilen mit Blut gemengt, und im höchsten Grade stockt die Sekretion gänzlich.
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1) üeber Entzündung, In Holscher's Hannov. Annalen der eesammten Heilkunde. Bd. f. lieft 3. Hannover 1837,
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m7r
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20nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Entzündung im Allgemeinen.
Ausser dun örtlichen Störungen im entzündeten Theile selbst finden sich bei heftigen, bei weit verbreiteten Entzündungen und bei solchen, welche ein für das Leben wichtiges Organ ergriffen haben, auch hiluflg noch consensuelle und antagonistische Fonctionsstörungen in anderen Organen, je nachdem die entzündeten Gebilde mit anderen in anatomischen oder physiologischen Verbindungen stellen.
Durch die Funktionsstörungen wird die Brauchbarkeit der Thiere verliältnissnülssig vermindert oder ganz aufgehoben, und oft wird selbst das Leben hierdurch vernichtet.
7. Fieber bei Ruf Zündungen. Eine der wichtigsten und häutigsten unter den consensuellen Störungen bei Entzündungen ist das sogenannte Entzündungsfieber. Dasselbe fehlt gewöhnlich bei geringen Entzündungen, aber es tritt fast zu allen heftigen und weitverbreiteten Entzündungen, besonders wenn sie sehr empfindliche Organe, oder Thiere mit grosser Reizbarkeit betreffen, und es iiussert sich durch Veränderungen im Gemeingefühl, Traurigkeit, Störung des Appetits, Steigerung der inneren Temperatur und Wechsel derselben (Frostschauder oder wenigstens Strauben der Haare, und hiernach folgende Hitze), schnelleren, harten, oft kleinen Puls und schnelleren Herzschlag, beschleunigtes Athmen, während des Frostes durch Blässe der Schleimhäute, später durch dunklere Färbung derselben, durch Störungen in den Ab- und Aussonderungen u. dgl. Es stellt sich zuweilen bald nach dem Beginn der Entzündung, zuweilen erst später ein, und dauert bald nur einige Stunden, bald einige Tage fort. Mit der eintretenden Verminderung der Entzündung, oft schon mit der Entfernung des Entzündungsreizes (der Ursache) mindert sich oder verschwindet meist auch das Fieber, zuweilen aber, wenn das Nervensystem durch die entstandene Heizung zu sehr geschwächt ist, wird hierdurch das Fieber andauernd, jedoch dann stets wesentlich geändert, indem es den Character eines schleichenden, asthenischeu, oder selbst eines hektischen Fiebers (Zehrfiebers) annimmt. Wenn Eiterung entsteht, pflegt oft das schon verschwundene Fieber einen neuen Anfall zu machen, oder sich, wenn es noch fortbestand, in grösserer Heftigkeit zu äussern. Es wird dann als Eiterungsfieber bezeichnet, de länger und je heftiger bei dem Entzünduugstieber das Froststadium ist, um desto gefährlicher ist gewöhnlich auch die Entzündung, und desto mehr ausgebreitet die Eiterung.
Das in Folge einer örtlichen Fntzündnng entstandene Fieber ist grösstentheils ein sympathisches Leiden, welches hauptsächlich als Re-tlexwirkung der von der peripherisehen Reizung auf das Rückenmark übertragenen Verstimmung entstellt. Diese Verstimmung wird auf die sympathischen Nerven übertragen, hierdurch die Thätigkeit des Herzens und der Arterien, so wie die der übrigen Organe herbeigeführt. Doch scheint auch nicht selten eine directe Fortpflanzung der krankhaften Erregung der Blutgefässe von dem entzündeten Orgaue aus stattzufinden, — wie man dies aus dem von dem letzteren her allmälig weiter nach dem Herzen sich verbreitenden stärkeren Pulsiren der Arterien schliessen kann. In wie weit auch die, bei Entzündungen fast immer veränderte, Blutbeschaffenheit zur Entstehung des sympathischen Entzündungsfiebers beiträgt? — ist mit Sicherheit nicht nachzuweisen, obgleich die durch Blutentziehungen und durch vollständige kritische Ausleerungen bewirkte Verminderung des Fiebers dafür spricht, dass das mit rohen plasti-
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#9632;w
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Etitzünduag Im Allgemeinen.
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sehen Stoffen überladene Blut einon Antheil an der Fiebererregung haben muss.
.ledes Entzüti'Umgsflebor kann sich mit anderen Krarkheitsznständen verbinden und dadurch einen cotnplizirten Charakter annehmen, z. B. den gastrischen, den biliöson, den rheumatischen u. s, \v.
8. Veränderung des Blutt's und der Absonderungen bei Entzündungen. Da der Sitz der Entzündung in den elementaren Organen ist, in welchen die wichtigsten physiologischen Prozesse, die Ernährung der festen Theile. die Absonderungen der verschiedenen Thier-siifte u. s. \v. aus dein Ulute vor sich gehen, so muss nothwendigerweise bei abnormen Zuständen der Zellen und der Haargefässc das Blut sowohl durch die unmittelbare veränderte Einwirkung der Gefässe und Nerven, als auch durch die aus demselben geschehenden, hierdurch veränderten Absonderungen, sehr verändert werden. Man findet daher bei jeder Entzündung diese Veränderung, jedoch nach Verliältniss ihres Grades und ihrer Art mehr oder weniger deutlich, und zwar nicht allein in dem entzündeten Theile, sondern in allen mit einem consensuellen Fieber verbundenen Fällen, auch im ganzen Körper (oder in der ganzen Masse des Bluts). Sie sind aber nicht allein dem Grade der Entzündung nach, sondern vorzüglich nach dem Charakter derselben und nach der natürlichen Verschiedenheit des gesunden Blutes bei den verschiedenen ITausthiei'-gattungen sehr verschieden, und bis Jetzt noch nicht genügend erforscht.
Im Allgemeinen bemerkt man. dass bei wahren Entzündungen das ans der Ader gelassene Blut um 1% — 2 Grad C. wärmer ist, dass es 1—8 pCt. mehr Faserstoff und fast immer weniger Serum enthält als das Blut von gesunden Thieren derselben Art1); es gerinnt schneller und fester zu einer gleichmässigen Masse und scheidet weniger, bei hohen Graden aber gar kein Blutwasser und keinen Faserston aus, sondern behält diese Bestandtheile in dem Blutkachen eingeschlossen. In manchen Fällen, namentlich da, wo eine Blutentleerung nicht gleich im Anfange einer heftigen Entzündung, sondern in einem späteren Zeiträume derselben unternommen worden ist. trennen sich beim ruhigen Stehen des Blutes die Blutkörperchen, als der schwerste nähere Bestandtheil desselben, von dem Faserstoff und dem Serum, und sie senken sich auf den Boden des Gefässes, der Faserstoff aber bleibt an der Oberfläche und bildet beim Gerinnen eine weissgelbliche oder etwas grünliche zusammenhängende Schicht, welche man die Speckhaut oder Entzün-dungshaut (Crustainflammatoria) genannt hat. Dieselbe ist bald dicker, bald dünner, mehr oder weniger zähe, zuweilen an der Oberfläche etwas strahlig oder in der Mitte vertieft.
Dagegen bemerkt man bei sogenannten asthenischen Entzündungen diese Speckhaut immer einfach, und zwar nach dein Maasse der gesunkenen Lebensenergie und nach der Stärke und Beschaffenheit der Com-plikation oft sehr stark. — Sie ist also kein Zeichen einer sthenischen Entzündung, wie man sie früher allgemein dafür gehalten, und ihr deswegen selbst den Namen Kntzündungshaiit oder Entzündun gskruste. beigelegt hat, — sondern sie ist im Gegentheil mehr ein Zeichen des
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1) Die Qerinnbarkeit dos Blutes ist bei den verschiedenen Thicrou verschieden, beim gesunden Schaf und Kind gerinnt es am gleichmässigsteu.
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22nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Entzündung im Allgemeinen.
Schwäohezustandes, Sie findet sich aber auch bei verschiedenen Ilm-stiimleu des gesunden Znstandes, z.B. hei trächtigen Tbieren. auch bei einem bald nach der Verdauung gemachten Aderlass u. dgl. Wichtiger als das Vorhandensein oder Nicbtvorbandensein dieser sogenannten Haut ichoint das schnellere oder langsamere Entstellen derselben, ihre Dicke, Farbe und Consistenz zu sein, weil diese Umstände iu verschiedenen Krankheiten beständiger vorkommen, aber bis jetzt noch nicht gehörig beobachtet sind. Auf die schneller oder langsamer vor sich gehende Gerinnung des ausgelassenen Blutes und auf die verschiedenen Arten dieser Gerinnung haben aber auch mehrere zufällige und äussere Verhältnisse Binflnss; so /. 15. bei einer trockenen Luft, im Winter, ferner, wenn weder das Blut noch das Gefiiss. in welchem man dasselbe aufgefangen hat, bewegt werden, gerinnt es schneller und gleichmässiger als unter entgegengesetzten Verhältnissen. Die Gerinnung verhält sieb auch anders in einem engen und tiefen als in einem weiten und Ilachen Gefässe; anders da, wo es in sehr dünnem oder in sehr dickem Strome mul auf einem kürzern oder langem Wege durch die Luft fliesst.
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Ursachen der Rntzündnngen.
Die Ursachen der Entzündung sind, wie bei jedem anderen krankhaften Zustande, von dreifacher Art:
1) solche, in denen der innere Grund der vorhandenen wesentlichen Symptome zu linden ist. welche also mit dem Wesen der Entzümhmg selbst übereinkommen, und welche man daher auch die nächsten Ursachen nennt. Als die nächste Ursache der Entzündung kann man nur den (S.14, lö) angedeuteten, von einer Heizung entstandenen, krankhaften Prozess in den elementaren Zellen, mit der hinzu getreteneu Gongestion, Hyperämie und Stasis in den Capillargefässen, betrachten. Zur Erklärung desselben nimmt man an, class durch die Reizung die Zellen zu einer erhöbeten Ernährungsthätigkeit angeregt werden, hierdurch mehr ernährenden Stoff verlangen und daher auch das Blut in grösserer Menge an sich ziehen. Man hat hiernach diese Ansicht die Cellular- oder auch die Attraktionstheorie genannt.
'2) Solche Ursachen, welche zu dem Entstehen der Entzündung die Veranlassung geben, derselben unmittelbar vorausgehen und sie eigentlich hervorrufen. Man nennt diese Ursachen die veranlassenden oder Ge-legenb eitsn rsa c h en. Sie sind im Allgemeinen äusserlich auf den Körper wirkende, zuweilen aber auch in demselben erzeugte. Ihre Anzahl ist sehr gross, denn es können alle mechanische, chemische und selbst dynamische oder physikalische Einflüsse, wenn sie im ausserge-wöhnlichen Grade reizend auf den Organismus einwirken. Entzündung veranlassen und zu ihnen gerechnet werden.
Zu den mechanischen Ursachen gehören starkes anhaltendes Reiben, alle durch stumpfe, spitzige oder scharfe Körper verursachte Verletzungen, — fremde in den Thierkörper gedrungene, oder in demselben erzeugte Körper, Kugeln. Splitter, Dornen. Nägel, Knochensplitter u, s. w., Knochenbrüche, Verrenkungen. Erschütterungen, zu heftige Ausdehnung eines Tbeiles u. s. w.
Unter den chemischen und dynamischen Einwirkungen sind besonders conzentrirte Säuren. Alkalien, Metalloxyde, Salze im conzentrirten
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Entzflndung im Allpretneinen.
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Zustande, sogenannte scharfe Stoffe aus dem Thier- und Pflanzenreich,— /,u grosse Hit/.e und Kälte, m heftiges und ku schnell mit Dunkelheit
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di
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abwechselndes Lieht, schnell bewegte Luft (besonders
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sogenannte
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Zugluft) ZU nennen.
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Zu den im Kin|ier erzeugten Ursachon rechnet man; lagornngen von Kranlcheitsstoffen) auf gewisse Theile, /.u im Körper selbst erzeugte Krankeitsstoffe, besonder
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Metastasen (Abscharfe Sekrete, einige Contagion
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(/.. B. das der Pocken), und zurückgehaltene thierische Anssonderungs stoffe. Letztere werden als eine der häufigsten Rntzündungsursachen angesehen und haben zur Annahme einer eigenen Art von Entzündungen, welche man die skorischen1) genannt hat. Gelegenheit gegeben.
Hierzu kommt noch
H) die Disposition oder Anlage. Obgleich alle Hausthiere von Entzündungen befallen werden können, so zeigt doch die Erfahrung, dass die verschiedeneu reizenden Ursachen nicht gleichmässig auf alle Thiere wirken, und dass sie nicht in jedem Thiere eine Kntzihidimg erregen. sondern oft ohne diese Wirkung bleiben, während dieselben Einflüsse hei anderen sehr heftige Entzündungen erregen.
Diese Verschiedenheiten hangen zum Theil von dem Grade der Empfindlichkeit und Heizbarkeit eines Thieres. oder einzelner Organe, und in manchen Fällen von einer spezifischen Rmpflndlichkeit oder Unempfind-llchkeit für manche Einflüsse ah.
Auch werden nicht alle Theile des Thierkörpers von einem und demselben Heize in gleicher Art afflzirt, denn das Licht erregt spezifisch nur das Auge, das Kraut des rothen Fingerhutes vorzüglich den Darmkanal und das Hern, die Canthariden die Harnwerkzeuge. andere erregen die Tjeber, die Drüsen etc.
Hieraus folgt:
o, dass einerseits der krankmachende Reiz mit der besonderen Rm-pfindlichkeit der Theile in einem bestimmten Verhältnisse .stehen müsse, wenn er die zum Entstehen einer Entzündung erforderliche Heizung erzeugen soll; —
''. dass aber andererseits auch hierzu im ganzen Körper oder in einzelnen Organen eine gesteigerte Reizbarkeit für jene Einflüsse, also eine Geneigtheit oder Anlage zu der Entzündung vorhanden sein müsse. Diese Anlage, welche man daher auch die vorbereitende oder prä-disponirende Ursache nennt, deutet auf eine Art Schwäche, auf mangelhafte Widerstandsfähigkeit eines Theiles (Locus minoris resistentiae). Dieselbe kann angeboren (zum Theil durch die Gattung, die Race, das Geschlecht und Alter bedingt), oder durch Klima. Witterung, durch Art der Nahrung und des Dienstgebrauchs u. s. w. erworben sein. So hat /-. B. unter unsern Hausthieren das Pferd die grösste Anlage zu Entzündungen; edlere, feinere Racen, das männliche Geschlecht, völlig ausgewachsene junge Thiere und solche von mittlerem Alter besitzen eine grössere Anlage als andere; und im kalten und gemässigten Klima, bei reiner, trockener, besonders trocken-kalter Witterung, bei vieler und guter Nahrung, bei weniger oder mit anhaltender Kühe schnell abwechselnder Anstrengung wird diese Anlage sehr vermehrt.
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1) Von (fxuiQUt, Schlacke. — liautschiacke.
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Ent/iimluug im Allgemeinen'
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Im Allgemeinen ist die Anlage /.u Entzündungen bei allen gutgenähr-ten, lebenskräftigen, mit einem straffen Faserbau und mit faserstofftei-chem Blut begabten Thieren vorherrschend,
Verlauf, Dauer und Ausgang der Entzündungen,
Der Bntzfindungsprozess zeigt sowohl in seiner Bntwickelung wie auch in seiner Ausbreitung und in seinem Innern Vorgange mehrerlei Verschiedenheiten und Veränderungen, Die äusserlichen Entzündungen
entstehen in der Kegel an den Theilen und in dein Dmfange, wo uiui in welchem Grade die Gelegenheitsursachen eingewirkt Laben; aber oft verbreiten sie sich in der (Kontinuität des ergriffenen Gewebes weiter oder ergreifen angrenzende Gebilde, und zuweilen werden sie durch Anfsan-gnng uud Fortleitung schädlicher Stoffe durch Venen oder Lymphgefässe, oder auch sympathisch auf entferntere Theile übertragen.
Der pathologische Prozess bei den Entzündungen bestellt an den betroffeneu Stellen aus mehreren auf einander folgenden Vorgängen, von denen jeder eine verschiedene Dauer haben kann. Diese Vorgänge bilden gleichsam Stadien, und ihre Dauer, sowie ihr Verhältniss zu einander bedingt in den einzelnen Fällen die Dauer und den Verlauf der Krankheit.
Man pflegt in der Entwickelung vier Stadien zu unterscheiden, und zwar: 1) das Stadium des Entzündungsanfanges, das Krampfstadium.1) Es beginnt gleich nach der Einwirkung der Entzündnngsursache mit der Reizung und es zeigt sich laquo;lurch ISlässe des Theiles, oft auch durch Frostschauder, uud bei mikroskopischer Untersuchung durch Con-traktion und Blutvermindernng der Haargefässe. Gewöhnlich ist es nur sehr kurz oder es wird wohl gar nicht wahrgenommen, besonders wenn der leidende Theil wenig empfindlich ist oder wenn eine sehr heftige Reizung stattfand; denn im ersten Falle ist die Erregung so schwach, dass sie für sich nicht als Störung bemerkt wird, und im anderen Falle folgen nach der reizenden Einwirkung zu schnell und heftig die Erscheinungen des Blutandranges, Gefässerweiternng, stärkeres Pulsiren, Rötlic und Geschwulst. — Das zweite Stadium, das der Gongc.stion, beginnt nach der Irritation bald sehr .schnell, bald etwas später und äussert sich durch Röthe und Geschwulst. Durch das Mikroskop sieht man vermehrten Blutandrang mit Anhäufung vieler Blutkörperchen in den erweiterten ffaargefässen und das Sichtbarwerden solcher Gefässo an Stellen, wo man sie vorher nicht sah. — Das dritte Stadium, das der Entzün-dnngshöhe, zeigt äusserlich die Eutzüudungssymptome ausgebildet. Es beginnt mit der wirklichen Stockung des Blutes (Stasis) in den Haar-gelassen, und ist mit Ausschwitzung von rothem Serum, von Faserstoff oder selbst von Blut aus diesen Gefässen in die Zwischenräume dos Gewebes der entzündeten Organe begleitet. — Das vierte; Stadium kann als (las der Krise oder der Entzündungsansgänge bezeichnet werden, indem sich nun die Entzündung allmälig verliert (zertheilt), oder indem sie in Ausschwitzung, Eiterung oder in Brand übergeht. Die mikrosko-
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1) Deshalb sn genannt, weil man in vielen mikroskopischen Untersuchungen nach der Reizung durchsichtiger Theile zuerst, dieOapillargefasse sichverengern gesehen hat. Neuere Beobachtungen haben in den meisten Fällen das Gegentheil ergeben.
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Entzänduog im Allgemeinen.
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pische Untersuchung zeigt in diesem Stadium stets eine bald gvössere. bald kleinere Menge von neu gebildeten feineu Blutgefässen in (lern Gewebe des entzündeten Theiles, und wenn Zertlicilung eintritt, wird in den durch die Blutstockung verstopft gewesenen Gofässon die Oirculation wieder hergestellt; beim erfolgenden Brande hört sie in den Gapillarien für immer auf. und bei Eiterung und bei Ausscbwit/.uug finden sieh auch die Gewebe verändert.
Wenn diese Stadien schnell auf einander folgen, hat die Entzündung einen schnellen (akuten) Verlauf, entgegengesetzt aber einen langwierigen (chronischen). Letzteren nimmt man an. wenn die Dauer der Entzündung über vier Wochen betragt.
Nach den vorstehenden Andeutungen können die Entzündungen auf dreifach verschiedene Weise ein Ende erreichen, oder, wie man es gewöhnlich bezeichnet, ihre Ausgange machen, nämlich:
A.nbsp; nbsp;durch die Rückbildung in den gesunden Znstand;
B.nbsp; nbsp;durch den üebergang in einen anderen krankhaften Zustand, namentlich: in Ausschwitzung von Serum, Faserstoff oder Blut etc., so dass verschiedene Folgeleiden entstehen, z. li. Wassersucht, Verwachsung, Verhärtung, Eiterbildung; — und
C.nbsp; nbsp;in das örtliche Absterben des Gewebes oder den Brand; und manche Pathologen rechnen hierzu auch noch den durch die Entzündung oft herbeigeführten Tod der Thiere. Letzteres geschieht jedoch unpassend , da der Tod in der Kegel vielmehr eine Folge der (lurch die Entzündung oder ihre andern Ausgänge bewirkten Störungen der Funktionen, oder auch die Folge der heftigen Aufregung und endlichen Ueberreizung der Centraltheile des Nervensystems ist. Die Entzündung selbst kann dabei in einem gewissen Grade bis zum Aufhören des Lebens fortbestanden haben.
A, Die Umbildung der Entzündung in den gesunden Zustand heisst die Zertheilung (Resolutio). Sie kann in jedem Stadium der Entzündung erfolgen, wenn es möglich ist, die noch fortdauernde Reizung und das vermehrte Zuströmen des Blutes aufzuheben, die Circulation in den Haargefässen wieder herzustellen, und die entstandenen Stockungen und Ausschwitzungen zu beseitigen. Weil aber bei Entzündungen, welche sehr heftig aufgetreten sind, oder schon einige Zeit gedauert haben, nicht allein grössere und öfters wiederholte Ausschwitzungen erfolgt, sondern die ausgeschwitzten Säfte auch schon geronnen und in verschiedenen Graden fe.st geworden sind, so gelingt bei denselben die Zertheilung weit schwerer als hei gelinden und frisch entstandenen Entzündungen. Wo die reizende Ursache nicht zu beseitigen ist. z. B, bei fremden Körpern in Wunden, gelingt auch gewöhnlich nicht die Zertheilung. Sie tritt a) häufig von selbst ein, ohne Zuthun der Kunst. — ä) in anderen Fällen erfolgt sie selbst bei fleissiger Anwendung zweckmassig scheinender Mittel nicht, selbst da, wo die äusseren Bedingungen günstig dafür zu sein scheinen. In den ersteren Fällen wird entweder durch seröse Feuchtigkeit das in den Gapillarien und in den Interstitien stockende Blut und der geronnene Faserstoff aufgelöst und zur Aufsaugung geeignet, auch wohl durch den Blutandrang eine solche Erweiterung der Ilaargefässe erzeugt, dass die Circulation in ihnen wieder frei von statten gehen kann, oder die Empfindlichkeit und Reizbarkeit wird nach und nach so abgestumpft, dass die lintzündungsursacbe ihre Wirkung verliert; oder auch,
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Entzüudunfr im Allgnmeinen.
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das Blut verliert (lurch die Ausschwitzungen und durch kritische Ausleerungen (Schweiss. vermehrtes l'riiiircn. Durchfall, vermehrte und veränderte Schleiiuabsonderung) seine reizende Beschaffenheit. In den Fällen der anderen Art (A) ist man genOthigt, eine oigenthümliche Disposition oder Anlage zu anderen Ausgängen der Entzündung (zu Ausschwitzungen. zur Eiterung, Verjauchung oder zum Brande) anzunehmen.
Die Zertheilung ist nach ihrem Verlaufe entweder regelmäs.sig oder unregelmässig. und nach ihrem Erfolge entweder vollständig oder unvollständig.
Bei der regelmässigen Zertheilung nehmen die Kntzüuduugszufälle allmälig und gleichmässig ab. bis zum gänzlichen Verschwinden derselben, und häutig sind die bezeichneten kritischen Ausleerungen dabei oder vorher zu bemerken. Unregelmässig geschieht die Zertheilung. wenn die Symptome entweder sehr langsam und ungleich abnehmen, oder wenn die Krankheit plötzlich an ihrem bisherigen Sitze verschwindet und eine neue Entzündung oder eine andere, Krankheit immittelbar hiernach an einem andern Orte wieder zum Vorschein kommt. Letzteres hat man das Zurücktreten, die Versetzung (Metastasis), oder das Wandern der Entzündung genannt.
Bei der vollständigen Zertheilung bleibt weder von der Entzündung selbst noch von ihren Polgen eine Spur übrig, während bei der unvollständigen noch einzelne Symptome, wie namentlich die Röthc oder die Geschwulst, oder zuweilen auch die vermehrte Wärme noch durch lange Zeit fortbestehen, nachdem die übrigen Symptome verschwunden sind. Die fortdauernden Erscheinungen beruhen meist auf einer krankhaften Erweiterung der tfaargefässe, zum Theil auch auf einer neuen Bildung derselben, auf Schwäche, oder auf einer in dem Theil zurückgebliebenen erhöhten Reizbarkeit.
Die regelmässige und vollkommene Zertheilung ist in den meisten Fällen der beste und kürzeste Ausgang, namentlich bei den durch mechanische, cbeinisch irritirende und physikalische Einflüsse entstandenen Entzündungen; dagegen ist sie in der Regel nicht zweckmässig bei .sogenannten kritischen Entzündungen, welche bei oder nach fieberhaften Krankheiten, bei im Abheilen begriffenen Exanthemen und bei Dyskrasien als Folge derselben entstanden sind; ebenso bei den Entzündungen, welche sich zu gequetschten, gerissenen oder mit einem Krankheitsstoffe verunreinigten Wunden finden, und ebenso nach manchen Operationen, bei denen es zum Zweck gehört, entweder mittelst plastischer Ansschwitzung die Verwachsung getrennter Theile. oder die Vernarbung mittelst Granulation, oder auch die Abstossung kranker Gebilde durch Eiterung herbeizuführen.
B, Der Uebergang in andere (S. 2;quot;) sub B. genannte) krankhafte Zustände ist eigentlich kein wirklicher Ausgang der Entzündung, da die letztere gewöhnlich nicht aufhört, wenn diese krankhaften Zustände eingetreten sind, sondern auch, bald mehr, bald weniger vollständig, durch einige Zeit neben denselben fortbesteht. Diese anderen Krankheitszustände sind als die nächsten Folgekrankheiten der Entzündungen zu betrachten und in ihren Zufällen, in ihrer Bedeutung und in der kurativen Behandlung sehr abweichend von denselben Momenten bei den Entzündungen. Ebenso ist es
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Verschiedenheitennbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;27
C. mit dein Brande.
Diese Zustande verlangen daher eine abgesonderte Darstellung. (Siehe Kapitel 2—4.)
Verschiedenheiten der Entzündungen.
Obgleich der Knt/.ünduiigsprozess sich in den ein/einen Pällen gleichartig verhält, d. h. überall mit Heizung, Congestion, Stasis und Bxsuda-tion in den Zellen und Uaargefiissen bestellt, so wird doch durch die verschiedene Organisation und Punktion der speziell ergriffenen Theile. durch die individuelle Empfindlichkeit und Heizbarkeit derselben oder des erkrankten Thieres. durch die Kräfte (Energie), durch die Beschaffenheit des Blutes der leidenden Tliicre. durch die Stärke und die Art der Ursachen u. s. w. nicht allein das Kranklieitsbild in den einzelnen Fällen dem Grade nach verändert, sondern die Entzündungen erhalten auch in ihrer Qualität oder in ihrem Charakter besondere Kigenthümlichkeiten, die sich durch Abweichungen im Verlaufe, durch die vorwaltende Neigung zu dem einen oder dem andern Ausgange u. dergl. kund geben.
Man hat nach diesen Verschiedenheiten die Entzündungen verschiedentlich benannt und eingetheilt:
A,nbsp; nbsp; iNach den Ursachen: a) in traumatische (Wundentzündungen), welche durch mechanische Einwirkungen, und ä) in spezifische, welche durch eigenthümlichc Ursachen, z. 15. hohe Grade von Hitze oder Kälte, durch Krankheitsgifte, durch scharfe oder ätzende Stoffe n. dgl. erzeugt werden. Beruhet der spezifische Charakter auf einer besonderen Eigen-thümlichkeit der krankhaften Bildungsthätigkeit in den Absouderungs-organeu und in einer hierdurch bedingten, speziellen krankhaften Mischung der Säfte, so heisst die Entzündung eine dyskratische. Dieselben sind als coinplizirt zu betrachten. Die traumatischen Entzündungen dagegen erscheinen gewöhnlich als einfache, obwohl sie auch mit anderen Krank-lieitszustäiiden sich coiupliziren können.
B,nbsp; nbsp; ISacli dem Orte bezeichnet man die Entzündungen a) hinsichtlich des ergriffenen Organs, z. B. als Augeuentzündnngeii, Ohrenentzündungen u. s. w.;
b) hinsichtlich des affizirten Gewehes giebt es J) 11 aiitentzündung. Nur die Lederhaut entzündet sich, die Oberhaut wird aber dabei mit verändert, trocken, gespannt, zuweilen rissig, oft durch unter ihr ausgeschwitztes Serum in Form von Bläschen (Phlyctaenao, Bullae) erhoben und abgestossen oder zum trocknen Abstossen (Abschuppen) gebracht. und sehr oft fallen die Ilaare dabei aus. Die Entzündung des Paren-chyms der Lederhaut wird als die pblegmonöse Hautentzündung bezeichnet. In manchen Pällen leidet das auf der Lederhaut liegende lymphatische Gefässnetz besonders mit, und zuweilen erstreckt sich die Entzündung auch auf das unter ihr liegende Zellgewebe. In beiden Fällen pflegt man diese Entzündungen als rothlanfartige, als die Rose oder den Rothlauf (Erysipelas) zu bezeichnen. Die Hautentzündungen sind zuweilen sehr schmerzhaft; sie gehen In Zertheilung, in Ausschwitzung. hierdurch in Verdichtung (zuweilen in hornartige) Verdickung, Eiterung oder Brand über. Gewisse Heize. /.. B. die Cantba-riden, die Ansteckungsstoffe mancher spezifischen Hautkrankheiten, Pocken u. s. w. sind als spezifische Ursachen zu betrachten.
2) Entzündungen des Zellgewebes, Bindegewebes, kommen häufig
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Entzündung
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vor und erreichen oft eine bedeutende Ansdehnung; das Zellgewebe wird durch Ausschwitzung und Infiltration schnell verändert, ödematös oder verdickt und das Fett wird dabei ans ihm bald mehr, bald weniger verdrängt; oft entstehen abnorme Verwachsungen und Verhärtungen, oder Kiternng mit schneller Auflösung des Zellgewebes, und mit weiter Verbreitung der Eiterung, oder auch Verjauchung, besonders bei chronischen Bntzünanngen. Auch der Brand verbreitet sich in ihm schnell.
3)nbsp; nbsp;Entzündungen der Schleimhäute sind ebenfalls häufig, besonders bei manchen inneren Krankheiten, sie stellen aber auch einige chirurgische Krahkheitsformon dar. Ihre wichtigste Eigenthümlichkeit ist die veränderte Absonderung, die jedoch nach dem Grade und dem Stadium variirt. Zuweilen tritt zu dem eiweissartig verdickten Schleim noch Faserstoff und es bilden sich dann auf der Oberfläche der Schleimhaut falsche Häute. Auch Bläschen, hier Phlyctänen genannt, entstehen, wie bei Hautentzündung, und die Ausgänge sind wie bei dieser. — Wenn die Entzündung der Schleimhäute durch Erkältung entstanden ist. trägt sie einen dyskratiseben Charakter an sich und wird als katarrhalische bezeichnet. In manchen Fällen spezifischer Art geht die entzündete Stelle der Schleimhaut jedesmal in eine begrenzte Absterbung und Ulce-ration über (Diphtheritis).
4)nbsp; nbsp;Entzündung der serösen und der Synovialhäute. Sie kommen im Gebiete der Chirurgie seltener vor, bilden aber sowohl für sich wie auch in ihren Folgen besondere Krankheitsformen an den Gelenken. Sehnenscheiden und in den grossen Höhlen (die Gallen- und akuten Wassersüchten). Sie entstehen zuweilen direkt, häufiger aber durch antagonistische oder metastatische üebertragung einer Reizung, z. B. hei Rheumatismus; ihre Entwickolung ist mehrentheils sehr akut, der Ausgang häufiger als an andern Gebilden in röthliche seröse und in fibrinöse Exsudation und in Verwachsung.
5)nbsp; nbsp;Entzündung der fibrösen Gebilde, der Sehnen, sehnigen Ausbreitungen, der Sehnen- und Muskelscheiden, der Bänder, der Beinhaut n. s. w. sind häufige und mehrentheils sehr schmerzhafte Leiden, besonders oft die Ursache der Lahmheiten, indem die entzündeten Sehnenfasern sich verdicken und verkürzen. Sie entstehen oft traumatisch, häufig aber durch Erkältungen, und tragen im letztern Falle meist den Charakter einer Dyskrasie, nämlich den rheumatischen Krankheits-Charakter an sich; ihre Ausgänge sind: Zertheilung, Exsudat von Blut oder Faserstoff, Verdickung des Gewebes, knorpelartige Verhärtung, selten Eiterung und Brand. Sie neigen mehr als andere zu Bückfällen.
6)nbsp; nbsp; Entzündung des Muskelgewebes. Sie hat ihren Sitz in den Haargefässen des, die rothe Muskelfaser umkleidenden Bindegewebes. äussert sich besonders durch grössere Derbheit. Dicke, Verkürzung und durch bald mehr, bald weniger Cnbeweglichkeit der Muskeln, und entsteht durch traumatische, chemische und physikalische Einwirkungen. Sie trägt daher auch zuweilen den rheumatischen Charakter an sich. Im erstem Stadium lässt sie sich zertheilen; im zweiten Stadium, wo um die Muskelfasern Ausschwitzung und selbst Eiterung besteht, gelingt die Zertheilung unvollständig, und später entsteht häufig Verjauchung oder selbst Brand.
7)nbsp; nbsp;Knocheneutzi'iudu ngen entstehen sowohl traumatisch wie auch durch Dyskrasien, bald nur in der Beinhaut, bald im Knochengewebe
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Verschiedenlieilen
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oder seihst in iler Uarksubstanz, Au den Gelenkeiideu nehmen auch die Gelenkknorpel, die Bänder und die Syuovialliaut Autlieil au der Bein-luiut- mid knochenentisündvmg, so dass oft die ganze Peripherie eines Gelenks leidet. Diese Entzündungen entwickeln sich langsamer als andere, sind aher gewöhnlich sehr hartnäckig und immer, wenigstens in der ersten Zeit, sehr schmerzhaft. Oft erfolgt Zertheilung, noch öfter Ausschwitziing einer plastischen Flüssigkeit, in welcher sich Knochen-körperclien bilden und woraus sich Verdickung der Knochen, Auswüchse, und an verletzten oder gebrochenen Knochen die Verwachsung durch eine Beinnarhe (Callus) erzeugt. Zuweilen entsteht Auflockerung der Knochcnsuhstanz. oder auch Eiterung, Verjauchung (Caries) und Brand (Necrosis). Nach diesen verschiedenen Ausgängen nehmen Manche noch besondere Arten von Knochenentzttudungen an. (Siehe Knochenentzün-dung im Speziellen.)
8)nbsp; Entzündungen in den Knorpeln bilden sich im Allgemeinen sehr unvollständig, jedoch nach den physiologischen Verschiedenheiten derselben, auch verschieden aus, und sind noch nicht vollständig bekannt.
9)nbsp; Entzündungen der Blutgefässe können durch mechanische Verletzungen und durch andere spezifische Einwirkungen an Arterien und Venen entstehen. Sie beginnen am gewöhnlichsten von der äussern (Bindegewebs-) Haut, zuweilen aber auch von der innem, und dringen bald mehr, bald weniger in die andern Häute ein, verdicken dieselben, machen sie mürbe und verengen das Lumen der Getasse; oder es erfolgt von der innern Haut Ausschwitzung von Faserstoff, der entAveder in Form von Schichten gerinnt, oder mit dem Blute Pfropfe bildet, und hierdurch die Circulation in den kranken Theilen der Gefässe aufhebt. Zuweilen entsteht auch wirkliche Eiterung, mehrentheils in Form von Fisteln, seltener in begrenzten Abszessen.
Kl) Die Entzündungen der Lymphgefässe kommen oft hei Pferden, selten bei den übrigen Thieren vor und werden gewöhnlich durch spezitische, besonders dyskrasische. Ursachen erzeugt. Sie sind stets mit bedeutender Anschwellung dieser Gefässe. gewöhnlich auch mit ödematöser Anschwellung, oft auch mit grosser Empfimlliclikeit begleitet und gehen in Zertheilung. in Ausschwitzung. Verhärtung und innere Verwachsung, oder auch in Eiterung über. Fast immer leiden die nächsten Lymphdrüsen mit, — wahrscheinlich durch die ihnen zugeführte veränderte
Lymphe.
11)nbsp; Die Nerven und deren Scheiden leiden auch an Entzündungen, jedoch sind sie selten allein affizirt. Die örtlichen Zeichen dieser Entzündungen sind die allgemeinen, ausserdem aber je nach der Funktion der betroffenen Nerven, durch Störung derselben, in den einzelnen Fällen sehr verschieden. Es erfolgt oft Zertheilung. zuweilen Ausschwitzimg, Verdickung, Erweichung und Eiterung.
12)nbsp; nbsp;Entzündungen drüsiger Organe entstehen seltener durch örtliche, besonders mechanische Einwirkungen, häufiger durch spezifische Ursachen, und sie haben sehr oft eine Neigung zum chronischen Verlauf und zur Verhärtung. Aussei- den gewöhnlichen Symptomen findet mau auch die Absonderung in der leidenden Drüse gestört, bei hochgradiger Entzündung oft ganz aufgehoben. Die Ausgänge sind Zertheilung. Verhärtung, Eiterung, wobei oft der Eiter sehr dünn ist. Zuweilen tritt auch VerjaucUnng und Brand ein.
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Entzi'imlung.
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C Njicli dem Verhftltniss ihrer Bntstehung and ihrer Beziehung /ax anderen Kraukheitou bezeichnet man die Entzündungen als primäre und sekundäre, als idiopathisehe, sympathische oder consensuelle und als symptomatische, als protopathisohe und deuteropathische, ganz nach den Begriffen dieser Worte in der allgemeinen Pathologie.
Li. Nach dem Verlaute sind die Entzändungen: akute, chronische, wiederkehrende, intermit tirende (periodische), festsitzende und wandernde, regelmässige und imregelmässige.
E,nbsp; nbsp; nbsp;Nach der Tendenz zu einem bestimmten Ausgange werden sie (nach Hunter) als Zertheilungs- Entzündungen, als ad-häsive oder Verwachsungs-Entzündungen, als exsudative oder AusschAvitzungs-Entzündungen, als umändernde oder degene-rirende Entzündungen, als suppurative oder Eiterungs-Entzündungen, als schwärende oder exulcerative Rntzündungen, und als brandige (gangränöse und sphacelöse) Entzündungen bezeichnet. — Vir-ehow1) unterscheidet eine parenehymatöse und eine sekretorische (exsudative) Entzündung, von denen die orstere im Innern des Gewebes und zwar mit Veränderungen der Gewebseiemeute selbsl verläuft, ohne dass eine frei hervortretende Aussclnvitznng wahrnehmbar ist; wogegen die andere mehr den oberflächlichen Organen angehört, wo vom Blnte aus ein vermehrtes Austreten von serösen Flüssigkeiten erfolgt, welche die eigenthümlichen, in Folge der Gewebsreizung gebildeten parencliviuatösen Stoffe mit an die Oberfläche der Organe führen. Gewisse Organe leiden immer nur an parenehymatösen, andere nur an ex-sudativen Entzündungen, und die mit freien Oberflächen versehenen Theile. z. li. Schleimliäute, können exsudativ und parenehymatös erkranken.
F.nbsp; nbsp; Die für die Therapie wichtigste Unterscheidung der Entzündungen ist die nach ihrem Vitalitäts - Charakter. Man findet nämlich: 1) Entzündungen, bei welchen die Symptome auf eine zugleich erhöhte Thätigkeit des Gefäss- und Nervensystems, namentlich aber der Arterien hindeuten; — 2) in anderen sieht man die arterielle Thätigkeit und die Energie überhaupt vermindert; — und bei den letzteren ist die Empfindlichkeit bald über die anderen Symptome sehr vorwaltend, bald auch verhältnissmassig zu gering. Hiernach unterscheidet mau zwei Gattungen von Entzündungen, und beider zweiten Gattung noch Varietäten, nämlich;
I) synocliöse2), sthenische ). h ypersth enische'). active, arterielle Entzündungen, Sie scheinen hauptsächlich auf einer Reizung des arteriellen Theiles der Haargefässe zu beruhen. Die Reizbarkeit und die Energie ist krankhaft in dem entzündeten Theile (zuweilen auch im ganzen Gefässsysteme) gesteigert; die Entzündungsgeschwulst ist sehr gespannt und derb, der Schmerz und die Hitze ist im richtigen Verhältniss hierzu, letztere macht zuweilen in der untersuchenden Hand ein brennendes Gefühl; die Arterien in der Nähe pulsiren sehr stark, im übrigen Körper sind sie hart und gespannt; die weisse unbehaarte Haut ist dunkel-
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i) Die Cellularpathologie. Vierte Aufl. Berlin 1871,8.480.
21 Von Synocha, anhaltendes Entzimdungtfleber (von (rvrepir, zusammenhalten).
3) Von Sthenia, erhöhte Lebenstliiitigkeit (von attdoc, Kraft).
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4) Von inig, übermässig, und Sthenia
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Vorschiodonheiteii.
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roth, die sclnvar/.c sehr gläazend; die HchleirahSlute sind lebhaft geröthet (bei Entzündungen innerer Organe oft fi'anz blass). Die Sekretionen
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en vermindert, bei den höheren Graden auch ganz unterdrückt. Btt-
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mtzosene
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stellt Fieber, so tritt es mit Heftigkeit auf. Uns dem ..........
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Blut gerinnt schnell und gleiohmässig, ohne viel Serum oder Faserstoff auszuscheiden, und wenn sieb in einzelnen Fällen eine sogenannte Speck-haut bildet, ist dieselbe dünn und sehr zähe. Reizende Einflüsse steigern die Zufälle, schwächende vermindern sie. Der Verlauf dieser Entzündungen ist akut-, sie können aber ihren Charakter ändern und dann auch i-hronisch werden. Ihre Ausgänge sind Zertheilung, welche nach Entfernung der Ursachen und bei zweckmässiger Behandlung leicht gelingt. - sonst aber plastische Ausschwitzuug, gutartige Eiterung, oder auch Brand. Sie kommen bei kräftigen Thieren. welche einen straffen Faser-lian haben, bei reiner, kalter Luft und nach stark reizenden Einwirkungen vvr.
2) Asthenisc he'). atenische2). ad yiiam ische quot;), passive, venöse Entzündungen. Sie bestehen in geschwächten Theilen oder Körpern'*). bei gesunkenem Tonus des Herzens und der lilntgefasse. wobei auch oft die Innervatinn vermindert, seltener aber die Sensibilität gesteigert ist. Gewöhnlich findet sich sichtbare passive Anhäufung des Blutes in den Venen, und verminderte Energie in den Wirkungsäusserungen der irritablen Fasern, Die Kntzündnngsgesclnvulst ist mehr ausgedehnt, wenig gespannt, die Röthe dunkel, briunilicb oder bläulich, zuweilen ungleich, mehr oder weniger mit sichtbaren Gebissen vorsehen; der Schmerz und die Hitze sind zuweilen sehr gross, letztere selbst stechend, in anderen Fällen ist bald der Schmerz, bald die Hitze wieder nur gering, üeberhaupt ist oft keine üehereinstimmung der Symptome zu bemerken. In Absouderungsorganen. welche an diesen Entzündungen leiden, wird das Sekret reichlicher und in veränderter Beschaffenheit, consistenter. zuweilen mit Blut gemengt, ausgeschieden. Der Herzschlag ist stark fühlbar, die Arterien sind weich mul pulsiren schwach; die Schleimhäute sind blassroth oder schmutzig roth; die Bindehaut ist oft mit ungleich röthlichen. gleichsam verwaschenen flecken versehen. Das Blut gerinnt langsam, trennt sich dabei in seine Bestandtheile, bildet eine dicke, weiche, oft gallertartige Speckhaut, und der Blutkuchen ist mit vielem Serum umgeben. Die Zertheilung erfolgt schwieriger als bei den sthenischen; sie bilden eher Verhärtungen, und bei einem Indien Grade entsteht leicht zerstörende Eiterung oder Brand, Sie entwickeln sieh entweder unmittelbar in schlaffen, lebeusschwachen Körpern und bei schwächenden Einwirkungen, /„ B. feuchtwarmer Witterung, verdorbener Luft u. dgb. oder sie entstebeti mittelbar ans |(leii sthenischen Entzündungen durch Erschöpfung in Folge von Ueberreiznng. oder wenn zu sehr schwächende Einflüsse auf das Thier wirken, z. 1gt;. zu reichliche Blutentziehungen, der zu reichliche Gebrauch des Calomels u. s. w.
In denjenigen Fallen, wo die Aeusserungen der verminderten Lebens-thätigkeit in den Gefässeu und Nerven gleichmässig in einem massigen
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1)nbsp; Von aOh'oe und dem verneinenden ü
2)nbsp; Von töivc, Spannkraft, und laquo; = Mangel daran.
3)nbsp; Von övi'u/jie, Kraft, und r? = Mangrel daran
4)nbsp; \ Irchow, Spezielle Pathologie 1. Tb, S. 80
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Vorhersagung.
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Grade bemerkbar sind, heissen diese Entzündungen schlechthin astlie-nische. Wenn laquo;bor die Empfindlichkeit und das Reaktionsvermögen sein- gesunken .sind, so pflegt man sie als Entzündungen mit Torpor1) (tor pi de Kntzündiingeii) zu bezeichnen; und wenn, entgegengesetzt, die Sensibilität unvcrliiiltnissmässig gesteigert über die andern Symptome hervortritt, heissen diese Entzündungen erethische'), Solche asthe-nische Knt/.ündungen, welche mit Auflösung und fauliger Zersetzung des Blutes, mit Extravasaten, und mit einem asthenisch-fleberhaften Zustande complizirt sind, heissen faulige (putride) oder typhösequot;),
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NO vhersa:
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ru 11!
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(Prognosis) bei Entzündungen im Allgemeinen.
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Die Beurtheilung einer Entzündung nach ihrer Bedeutung für das affizirte Organ und für das Leben des Thieres, nach ihrer Dauer und ihren Ausgängen stützt sich auf die genaue Keuntniss der Gelegenheits-iirsaclien. nach der Art. nach dem Grade, dem Umfange und der Dauer ihrer Einwirkung, und auf die Möglichkeit und Unmöglichkeit, dieselben ZU entfernen; ebenso auf die Keuntniss der Eigentlniinlicbkeit des kranken Thieres nach Gattung. Alter. Race, Constitution, Bntzündungsanlage u.s.w.; auf die Eigenthümlichkeit des entzündeten Organs hinsichtlich des Baues, des Gefäss- und Nervenreichtbuins. der Funktion und Wichtigkeit für die Erhaltung des Körpers; auf den herrschenden Krankheits-Charakter, so wie auf den Charakter, den Grad, den Sitz, die Ausbreitung, die Dauer und den einfachen oder compüzirten Zustand der Entzündung selbst; auf die zeitige und zweckniässige, oder die verspätete und unzweckmässige Hilfe; auf die schon eingetretenen Veränderiingeii und — auf etwa bestehende anderweitige Krankheitsverhältnisse.
Hinsichtlich der Letzteren muss hier zunächst erinnert werden: das.s die Chirurgie nicht jede Entzündung für eine schädliche Krankheit, sondern sehr oft für einen Vermittelungsprozess zur Heilung von Verletzungen betrachtet, und deshalb nicht überall die Entzündung unterdrückt, sondern sie oft künstlich erregt oder befördert, wenn sie fehlt oder zu gering erscheint. Dies ist der [quot;'all 1) wenn getrennte Theile sich wieder vereinigen sollen; — 2) wo Substanzverlust durch neue Bildung von Fleischwärzchen ersetzt und für diesen Zweck ein Eiterungsprozess eingeleitet werden soll, und — .-i) wenn bei wichtigen Krankheiten, besonders innerer Organe, sich änsserliche (kritische) Entzündungen unvollständig entwickeln, oder wenn man bei Innern Entzündungen, Metastasen u.s.w. durch eine künstlich erzeugte äussere Entzündung eine Ableitung von den inneren oder tief liegenden Theilen, oder Auflösung und Zertheilung von Verhärtungen u. s. w. bewirken will.
Dagegen sind alle Entzündungen, welche nicht für solche Heilzwecke dienen, als nachtheilig zu betrachten.
Im Allgemeinen sind die Entzündungen ohne Fieber verhältnissmässig gutartiger, als solche mit Fieber, und je heftiger und andauernder der Fieberfrost war. um so mehr ist ein übler Ausgang zu befürchten; sthe-nische und einfache Entzündungen sind schneller und leichter zu heilen
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1)nbsp; nbsp;Von Torpor, Erstarrung, Gefühllosigkeit.
2)nbsp; Von *o*l7/'£laquo;j, reizen, nervös reizen.
3)nbsp; nbsp;Von inffotu, Betäubung machen.
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Entzündungen.
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als astheuischc und complizirte, traumatische besser als dyskratische. In zarten, gefäss- und nervenreichen Organen sind üble Ausgänge sehr zu fürchten, besonders bei liohen Graden der Entzündung. — Wenn man die Ursachen leicht beseitigen kann, ist die Zertheilung zu hoffen, entgegengesetzt steigert sich gewöhnlich die Entzündung bis zum höchsten Grade und führt andere Ausgänge herbei. — Je neuer die Entzündung entstanden, und je früher die zweckmässige Behandlung eingeleitet ist, um so eher gelingt die Zertheilung. Den Eintritt derselben erkennt man an dem Nachlassen der Entzündungszufälle, an dem Freiwerden der gestörten Funktion, an der Abnahme oder dem Verschwinden des Fiebers, und oft auch an dem Eintritt kritischer Erscheinungen; namentlich wird die Haut wieder feuchter, der Urin reichlich und mehr mit Schleim und Salzen gesättigt, und der Koth welcher.
Dass Eiterung erfolgen werde, ist zu vermuthem wenn bei Entzündungen äusseriieher Theile die Geschwulst immer mehr rundlich hervortritt, oder selbst eine fast spitzige Erhöhung bildet; wenn in derselben ein klopfendes Gefühl zu bemerken ist; wenn die Entzündung in gleicher Heftigkeit ö — 7 Tage fortdauert, oder selbst noch zunimmt, und wenn das Fieber zwar nachgelassen hat, dafür aber von Zeit zu Zeit wiederholte Frostschauer eintreten. — Bei dem wirklich erfolgten Üebergange in Eiterung wird die Geschwulst in der Mitte weich (fluktuirend), daselbst worden die Ifaare locker und die Haut gelblich oder weiss; und zuletzt schwitzt, bei oberflächlicher Lage des Eiters, derselbe aus entstandenen kleinen Oeffnungen heraus. — Die Bedeutung der Eiterung ist je nach dorn Organ, nach der Beschaffenheit, Dauer u. s. w. sehr verschieden. (Siehe das Kapitel von der Eiterung.)
Der Uebergang in Ausscbwitzungen und in die Folgekranltheiteu derselben ist besonders bei Entzündungen seröser Häute zu fürchten, na-mentlieh wenn sie während mehrerer Tage in gleichem Grade fortbestehen. Ihr erster Anfang ist aber durch keine bestimmten Merkmale bezeichnet, sondern man erkennt sie gewöhnlich erst dann, wenn durch die exsudirte Flüssigkeit entweder der Umfang, die Form und die Cohäsion der leidenden Theile geändert, z. B. eine Wassergoschwulst (Oedem) oder eine Galle gebildet, oder wenn die Funktion gestört ist (siehe zweites Kapitel), mig wo die Flüssigkeit in einer Höhle liegt, auch an dein Gefühl von Fluctuation.
In den Brand gehen am öftersten diejenigen Entzündungen über, welche nach heftigen Einwirkungen entstehen, z. B. nach heftigem Verbrennen, Erfrieren, hohen Graden von Quetschung u. dgl., überhaupt diejenigen, welche schnell einen sehr hohen Grad erreichen, oder wenn das Blut zur Zersetzung neigt, wie z. B. bei Faulfieber oder Typhus, ferner bei verdorbener Stallluft u. s. w.
Einen tödtlichen Ausgang muss man befürchten, wenn bei einem liohen Grade der Entzündung die Kräfte des Thieres schnell sinken, wenn die Funktion eines zur Erhaltung des Lebens wichtigen Organs sehr gestört, der Puls klein, schwach und zitternd ist, — oder wenn bei vorhandenem Brande sich derselbe immer weiter verbreitet.
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Behandlung der Entzündungen im Allgemeinen.
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Bei der Behandlung der Entzündungen hat man in der
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Kegel die
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Absicht, die Zertheilung zu bewirken, und nur da, wo dieselbe schädlich
HBBTWIO, Chirurgie. 3. Aufl.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;J
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Behandlung der Entzündung im AllgemoinGii.
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werden könnte (wie z. B. bei den kritischen Entzündungen) oder wenn bereits andere Ausgänge erfolgt sind, findet eine denselben entsprechende andere Behandlung statt.
Um die Zertheilnng herbeizuführen, müssen folgende Ileilaiizcigen erfüllt werden;
I, sind die Gelegenheitsursachen zu entfernen;
II. ist die Entzündung selbst, d. i. die abnorme Bildungsthätigkeit, nach ihrem Charakter umzustimmen und nach ihrem Grade zu vermindern, — und
III. ist die Wiedergenesung zu befördern.
Da die Entzündungen so verschiedenartig hinsichtlich der Ursachen, des Charakters, des Grades, des Ortes u. s. \v. erscheinen, so können auch hiernach diese Heilanzeigen bald nur einfach, eine jede für sich, genügen, und bald wieder müssen sie sftmmtlich in Betracht kommen. Ebenso dienen zu ihrer Erfüllung in den einzelnen Fällen, nach jenen Verschiedenheiten auch verschiedene Mittel.
Die Behandlungsweiso ist entweder nur eine örtliche, oder eine allgemeine, oder beides zugleich. Erstere ist ausreichend, wo örtliche Ursachen noch fortwirken, wo mir örtliche Entzündungszufälle im unbedeutenden Grade bestehen und wo das leidende Organ weder von grosser Zartheit noch von besonderer Wichtigkeit für die Erhaltung des Lebens ist; aber unter entgegengesetzten Umstanden, und woDyskrasien mitwirkend sind, ist stets aucli eine allgemeine Behandlung nöthig.
I.nbsp; nbsp; Die Entfernung der Ursachen geschieht Je nach dor Art derselben. Sogenannte fremde Körper, z. B. eingetretene Niigel, Glassplitter, Kugeln 11. dgl. müssen vorsichtig ausgezogen, drückendes Geschirr oder ein drückendes Hufeisen müssen abgenommen, eingebogene Hornränder, einschnürende Sehnenfasern durchschnitten, chemisch eingreifende Stoffe müssen abgewaschen, mit schleimigen Mitteln, mit Fetten oder fetten Oelen eingehüllt, grelles Licht und Zugluft abgehalten werden. Da, wo Mischungsfehler des Blutes bestehen, müssen dieselben durch innere umändernde Mittel und durch eine entsprechende Diät beseitigt worden.
Oft gelingt es, blos durch Beseitigung der Gelegenheitslirsachen und durch ein zweckmiissiges diätetisches Verhalten die Entzündung zu mindern oder ganz zum Verschwinden zu bringen, namentlich wenn sie nur in einem gelinden Grade besteht. In der Regel darf man aber hierauf allein nicht vertrauen, weil dabei eben so oft die einmal entstandene Reizwirkung fortdauert, die Entzündung zu einem höheren Grade sich entwickelt, und somit die zur anderweitigen Behandlung günstige Zeit ungenützt verfliessen würde;. Micht selten ist aber auch eine eigentliche gegen die Ursachen gerichtete Behandlung gar nicht anwendbar, weil diese letzteren entweder ganz unbekannt oder schnell vorübergegangen sind. Aus diesen Gründen ist aber um so mehr in den meisten Fidlen die Erfüllung der zweiten Heilanzeige nöthig.
II.nbsp; nbsp; Die dieser Indication entsprechende Beliandlungsweise im Ganzen wird mit dem Namen entzündungswidrige oder a ntiph logistische Methode bezeichnet, und die dabei gebräuchlichen Mittel heissen ent-zündnngswidrige oder antiphlogistische.1)
1) Von Plilogiston, Brennstoff, den man ehoraala für die iimore Ursache dor Entzündungen hielt. Streng genommen kann mau also nur diejenigen Mittel für antiphlogistische halten, welche gegen die active Aufregung des Blutes wirken.
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Beliandluug der Eutziindung im Allgctneinon.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; JJö
Die hierher gerechneten Mittel steilen im Allgemeinen hinsichtlich ihrer Wirkungen den Erscheinungen und zum Theil auch den pathologischen Verhiiltnissou der iMitziindungcn direkt entgegen; dennoch aber besitzen sie nicht eine durchaus gleiche Wirkungsweise, und sie müssen daher sorgfältig dem qualitativen Entzündungs - Charakter entsprechend ausgewählt werden. Sie wirken entweder auf Verminderung der Blut-mouge im Körper, oder auf Ableitung des Blutes von dem entzündeten Theile, oder auf Veränderung der entzündlichen Blutmischung, namentlich auf Verminderung der gerinnbaren Bestandtheile des Blutes, oder auf Herabstimmung der krankhaft erhöhten Nerventhätigkeit, oder auf Beförderung der Resorption. Manche dieser Mittel vereinigen mehrere Wirkungen und oft genügt eins von ihnen zur Erfüllung der Anzeige; oft aber muss man einige von ihnen mit einander verbinden, um den Zweck zu erreichen. Diibei müssen sie mit Rücksicht auf den Grad der Entzündung, sowie auf die Art, Grosse und Constitution des betreffenden Thieres, und mit Rücksicht auf die eintretenden Wirkungen in entsprechender Gabe und Dauer angewendet werden.
A. Bei synochösen oder sthenischen Entzündungen.
Hier ist die Aufgabe; die krankhaft aufgeregte Lebensthätigkeit im Gefäss- und Nervensystem und im Blute bis zu dem normalen Grade, oder selbst noch unter denselben, herabzustimmen.
o) Das für diese Zwecke am schnellsten und stärksten wirksame Mittel ist die allgemeine Blutentziehung oder das Aderlassen. Durch einen allgemeinen Aderlass wird zuerst die Menge des Blutes vermindert, dann aber auch das Blut dünner gemacht, indem hiernach mehr Serum aus dem Zellgewebe u. s. w. resorbirt wird, daher das Blut mehr serös, mit vielem unvollständigen Faserstoff, aber mit weniger Blutkörperchen versehen, erscheint. Hierdurch wird aber die Zertheilung befördert, indem die Ausschwitzungen wieder aufgesogen, und dann auch die stockenden Blutkügelchen eher in Bewegung gesetzt werden; ausserdem wird mit der Verminderung der Blutmasse auch der Andrang des Blutes zu dem Entzündungsheerde, und somit die Entzündung in allen ihren hiervon abhängigen Erscheinungen gemindert; und endlich, es wird auch die Nervenreizung örtlich und in den Centraltheilen herabgestimmt, und dadurch der Schmerz und das Entzündungsfieber vermindert. Man erklärt Letzteres auch daraus, dass angeblich durch den Blutverlust die Reizbarkeit des Herzens vermindert werden soll; allein nach mehrfältigen Versuchen ist dies nicht richtig, sondern nur die Contraktionskraft oder die Spannkraft der Fasern nimmt verliältnissmässig ab.
Der Aderlass ist demnach bei allen synochösen Entzündungen angezeigt, welche mit Heftigkeit auftreten, oder in kurzer Zeit einen hohen Grad erreicht haben, besonders aber, wenn sie in jungen, kräftigen, vollblütigen Thieren und in zarten, für das Leben wichtigen Organen entstanden, oder wenn sie mit einem Entzündnngsfieber sthenischen Charakters verbunden sind. Er nutzt in diesen Fällen stets um so mehr, je früher er in angemessener Grosse gemacht wird, und je schneller aus einer grossen Oeffnung das Blut fliesst. Man wählt deshalb hierzu die grösseren Venen, namentlich die Drosselvene. Ehemals glaubte man, der Aderlass in der Nähe des entzündeten Organs sei viel wirksamer als der an entfernteren Stellen; dies ist aber hinsichtlich der allgemeinen Wirkungen dieser Blutentleerungen nicht erwiesen, da dieselben sich von
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Bchamllunpf der Entzündung im Allgcmoinen
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jeder Stelle her gleichmässig über den ganzen Körper verbreiten. Ebenso sind auch, der Erfahrung zufolge, die Blutoutleoningen aus Arterion nicht erkennbar nützlicher als die aus Venen.
Die Grosso dos Aderlasses oder die Menge des zu entleerenden Blutes ist im Allgemeinen mir annähernd als eine mittlere Menge zu bestimmen, nämlich: hei Pferden und Rindvieh von mittlerer Grosse auf 8—12 Pfund, bei Schaafen 240—IHK) Gramme (8—12 Unzen), bei Schweinen 3G0 bis 500 Gramme (12 —16 Unzen), bei Hunden etwa so viel Unzen, als sie Pfunde schwer sind, bei Katzen 30—120 Gramme (1—4 Unzen). Richtiger ist es, mit Berücksichtigung der Grosse und Constitution des Thieres und dos Grades der Entzündung so viel Blut zu entleeren, dass die Wirkungen hiervon zu erkennen sind. d. ii. bis der Puls etwas von seiner Härte und Spannung verliert, der Herzschlag mehr fühlbar, das Athmen etwas freier, die Nasen- und Maulschleimhaut (auch wohl die äussere Haut) mehr feucht, der Blick etwas munterer, der Kopf mehr aufgerichtet wird. Auf alle diese Erscheinungen ist freilich niclil imniev zu warten, aber die eine oder die andere tritt doch gewühnlich ein.
Oft nehmen nach einem entsprechend reichlichen Aderlnss die Ent-zündungsznfälle bald ab, und die Zertheilung erfolgt; in anderen Fällen dauern aber die Erscheinungen gleiclimässig fort und zuweilen nehmen sie sogar noch zu. In den beiden letzteren Fällen muss, wenn übrigens der sthenische Charakter fortbesteht, der Aderlass wiederholt werden. Dies kann zu joder Zeit nach dem ersten Aderlass geschehen; gewöhnlich aber wartet man einige Stunden nach demselben, um die Wirkungen sowohl der Blutentleerung wie auch der übrigen angewendeten Mittel um desto sicherer zu beobachten, und nur da, wo bald nach dem ersten Aderlass die Zufälle mit Heftigkeit zunehmen, geschieht auch die Wiederholung desselben bald. Die Beschaffenheit des entleerten Blutes nach dem erfolgten Gerinnen desselben (siehe S. 20) vordient zwar viele Mit-beachtnng, kann aber für sich allein nicht entscheiden, ob eine Blutentleerung wiederholt werden soll, oder nicht. Bei asthenischen und namentlich bei typhösen Entzündungen sind allgemeine Blutentleerungen schädlich.
A) Oertliche Blutentleerungen. Als solche (obgleich streng genommen nicht ganz richtig) betrachtet mau die Blutung aus Einschnitten (Scarificationen), welche in das entzündete Gewebe oder in dessen Nähe gemacht werden und die durch Blutegel erzeugten.') Die Einschnitte werden mittelst einer Lanzette oder eines Messers mehrfältig und mehr oder weniger tief in den entzündeten Theil gemacht, so dass mehrere der kleineren Gefässe desselben geöffnet werden und ihr, zum Theil stockendos. Blut entleeren. Den Ausfluss befördert man dann durch wiederholtes Bestreichen der Wunden mit einem feuchten Schwamm. Es wird dadurch der Stockung entgegengewirkt oder dieselbe, wo sie bereits besteht, beseitigt, und die, Wechselwirkung des stockenden Blutes mit den Nerven vorhindert, und hierdurch die Spannung, die Hitze und der Schmerz sehr bald gemindert; allein, da jede Verletzung eine Heizung
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1) In der Menschenheilktmde benutzt man auch noch das Schröpfen mit- Applikation der sogenannten Schropfkopfej in der Tbierheilknnde ist, dasselbe wecren der Behaarung dos Thierkorpers, wegen der störenden Wirkung der Hautmuskeln und wegen dor Unruhe der Tliiero nicht- gebräuchlich.
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mit sich führt, so tritt dieselbe auch nach den Scariflcationen ein und es werden hierdurch nach einiger Zeit die Entzündungsfälle wieder etwas verstärkt, — was besondnrs dann bemerkbar wird, wenn die allgemeine entzündliche Aufregung noch in einem hohen Grade fortbesteht, und wenn das Lokalleiden von einer allgemeinen Erkrankung abhängt. Dieser Reizung wegen erscheint es theoretisch als besser, wenn die Einschnitte nicht in den entzündeten Theil selbst, sondern in dessen Nähe, jedoch an solchen Stellen gemacht werden, wo die Gefässe mit denen dos entzündeten Organs noch in direkter Verbindung stehen; praktisch hat sich aber der Nutzen dieser Einschnitte in den leidenden Theil, besonders bei Entzündungen der Bindehaut, der Zunge und der Euter sehr bewährt. Nur müssen sie stets gehörig tief und lang gemacht werden. Bei Entzündungen im massigen Grade sind sie nicht erforderlich, wohl aber da, wo die Geschwulst und Spannung sehr gross, die liothung sehr dunkel und bläulich, und der Schmerz heftig ist, wo sich Bläschen auf solchen heftig entzündetem Theilen zeigen und wo Brand einzutreten droht. — In der Regel werden vor den lokalen lilutentleerungen die allgemeinen angewendet.
Die Blutegel wirken durch ihren Biss und durch ihr Sangen ähnlich ausleerend wie die, Scariflcationen, erzeugen jedoch gewöhnlich eine etwas reichlichere Blutung und dadurch Minderung der Entzündung, aber als Nebenwirkung auch oft eine stärkere Reizung und daher eine Zunahme der Entzündungszufälle nach einiger Zeit. Man applizirt sie deshalb ebenfalls besser neben dem entzündeten Theile als an ihm selbst, und, wenn ein allgemeines Leiden besteht, erst nach einem Aderlass. Sie sind in der Thierheilkunde wenig gebräuchlich (etwa nur an Hunden. Katzen und Vögeln und bei Entzündungen edler Organe), weil sie. bei den grossen Thieren in geringer Zahl angewendet, wenig nutzen, in grösserer Zahl aber zu theuer sind; und weil die behaarte, gewöhnlich mit salzigem Schweiss verunreinigte Haut der Thiere die Anwendung dieser Würmer auf bestimmte Orte oft sehr erschwert. Es müssen deshalb die Haare an der Applikationsstelle glatt abrasirt und die Maut muss mit warmem Wasser gründlich gereinigt, und das Ansaugen muss ansserdern noch durch Bestreichen der Stelle mit etwas Blut. Zucker oder Milch befördert werden. — Die Zahl der anzuwendenden Blutegel richtet sich nach dem Umfange der entzündeten Theile und nach der Grosse der kranken Thiere; z. 13. im Umfange eines entzündeten Auges lässt man 3—5, am Euter einer mittelmässig grossen Hündin 4—8 Blutegel ansaugen, c) Innere antiplilogis tische Mittel, und zwar: (x) die alkalischen Neutral- und Mittelsalze. Sie wirken zunächst zum Theil direkt kühlend, indem sie auf physikalische Weise bei ihrer Auflösung Wärme binden, andererseits aber mittelbar dadurch, dass sie leicht in das Blut übergehen und es verdünnen, indem sie den Faserstoff und dadurch die Plastizität desselben vermindern; ausserdera befördern sie die Absonderungen im Darmkanal, in den Nieren und in den Schleimhäuten; sie vermindern dadurch die Säftemasse, leiten das Blut von dem entzündeten Organe ab, und mindern die Reizbarkeit im Herzen, in den Gefässen und Muskeln. Bei massigen Entzündungen sind diese Mittel ausreichend ohne den Aderlass. Als das Hauptmittel der Art gilt der Salpeter (Kali und Natrum nitric.), welchen man im Anfange und bis zur Höhe der heftigeren sthenischen Entzündungen giebt.
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besonders wenn dabei ein Fieber mit hartem Pulse, sehr gestörtem Ath-men, grosser Hitze und dunkler Röthang der Schleimhäute besteht. Die Gabe ist für Pferde und Rindvieh 15—45 Gramme (^—$iß), für Schweine und Schaafe 8—15 Gramme (3ij — Zß), für Hunde 3—lü Decigr. (6 Gran bis 1 Scrnpel), alle 2 — '6 Stunden wiederholt, und gewöhnlich in Verbindung mit anderen abführenden Salzen, seltener mit narkotischen Mitteln (z. B. bei heftigen Lungenentzündungen), und noch seltener mit Kampfer (z. ß. bei milzbrandigen Bntzfindungen),
Als eigentlich abführende kühlende Salze giebt man das Glaubersalz (iNatrum sulphuricum), das Doppelsalz (Kali sulphuricum), das Bittersalz (Magnesia sulphurica), und den Weinstein (Kali tartari-cum) in Fällen, wo man kühlen und zugleich durch reichlichere Absonderungen im Damkanale mehr ableiten will, als dies durch den Salpeter allein geschehen kann. Die Gaben sind für die grossen llansthierc 60,0 bis 180,0 (3 ij — 3 vj), für Schaafe 15.0—00,0 (3^ — 3 ij), für Schweine desgleichen, ' für Hunde 4,00—30,0 ( 8j ~ 3j), für Katzen 0,1—4,0 (Scr.j —3j), in denselben Zeiten, wie bei Salpeter. Von ähnlicher Wirkung ist auch der Weinstein, jedoch weniger abführend, und wegen seiner vorwaltenden Säure nicht gut brauchbar bei Pferden. — Wenn man mit der entzündungswidrigen Wirkung zugleich eine stärkere Ableitung durch den Darmkanal hervorrufen will, verbindet man diese Salze auch wohl mit Aloe, mit Calomel oder selbst mit Groton-Oel.
ß) Das versiisste Quecksilber odor Calomel (Hydrargyrum chlo-ratum mite) wirkt nicht kühlend, aber spezifisch die Plastizität des Blutes vermindernd, die Absonderungen in der Leber, in der Darmschleimliaut und in den entzündeten Tlieilen die Aufsaugung befördernd. Es eignet sich besonders zur Anwendung hei Entzündungen drüsiger, seröser und fibröser Geltilde, und wenn Neigung zu plastischen Ausschwitzungen bemerkbar ist. Man giebt es den Pferden zu 2,0 — 6,0 (3^ — ijß), den Rindern 0.12—2.0 (Scr.j —5/laquo;), den Schaafen 0.5 — 0.7 (8 — 12 Gran), den Schweinen 0,5 — 2,0 (', Scrnpel bis 1 Drachme), den linndon 0,3 bis 0,12 (5 Gran bis 1 Scrnpel). in 24 Stunden I)—4 mal, so lange, bis die Exkremente anfangen weich zu werden, worauf man sogleich mit der Anwendung aufhört, weil sonst leicht ein übermässiges Pnrgiren entsteht. Es wird oft mit den im Vorhergehenden genannten abführenden Salzen, zuweilen auch mit narkotischen Mitteln, besonders mit dem rothon Fingerhutkraut verbunden.
y) Der Brechweinstein (Tartarus stibiatus) steht in seiner abführenden Wirkung den obigen Mitteln nach, mindert aber die Piastizitat des Blutes und die Erregung des Gefäss- und Nervensystems, befördert die Absonderungen, und eignet sich deshalb besonders gegen rheumatische und katarrbalische Entzündungen. Die Gabe ist bei Pferden und Rindern 2,0 — 8,0 (3/V—Hj), bei Scbaafen und Schweinen 0,3 — 0,6 (gr. v —x), bei Hunden 00,3—0,12 (',—2 Gran), jede 2 —4 Stunden wiederholt, mehrentheils in Verbindung mit den schwefelsauren Nentral-salzen. zuweilen mit Calomel oder mit narkotischen Mitteln.
()) Die betäubenden oder narkotischen Mittel. Sie können nicht eigentlich als antiphlogistische betrachtet werden, sondern nur als spezifisch die Reizung mindernde; sie dienen jedoch dem Heilzwecke, indem sie die Sensibilität überhaupt herabstimmen, dadurch die Empfänglichkeit für die Entzündnngsreize, den Schmerz und die krampfhafte Zu-
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sammenziehung der kleineren Gofasse vermindern, und somit auch eine Veranlassung zur weiteren Congestion des lautes beseitigen. Man wendet diese Mittel in der Kegel erst nach dem Aderlässen und den übrigen antiphlogistisclion Mitteln an, und wählt diejenigen von ihnen, welche am wenigsten das Hint erregen, wie namentlich Blausiluro (Acidum hy-drocyaaicum), deraquo; Pferden und Kindern zu 2,0—4,0 (Sß — 3j), den Schaafen und Schweinen 0,3 — 0,6 (5—10 Gr.), den Hunden 0,06—0,26 (1—4 Gr.; Bilsenkraut (Herba hyoseyami), Pferden und Kindern 15,0 bis 60,0 (;M —.lij), Schaafen und Schweinen 4,0—30,0 (3j — ?j), Hunden 0,6 —'2,0 (10 gr. bis $fl); und rothes Fingerhut kraut (Herba Digitalis purparea), Pferden und Kindern Scr.j — 5,h Schaafen und Schweinen 4 Gran bis 1 Scrupel, Hunden 2—10 Gran; täglich 3 — 4 mal in Verbindung mit Nitrum, Calomel und anderen Salzen.
(I) Aenssorliche entzündungswidrige Mittel. Das wichtigste äusserlich angewendete Mittel gegen sthenische Entzündungen ist:
u) die Kälte, indem sie auf zweifache Weise dem Entzündungs-prozesse entgegenwirkt; nämlich dadurch: dass sie dem betreffenden Theile die Wärme entzieht und dass sie die krankhaft ausgedehnten Ca-pillargefässe zusammenzieht und das Blut aus ihnen treibt. Durch diese Wirkungen wird das lästige Gefühl der Hitze, die Spannung, der Schmerz und der Blutzufloss zu dem entzündeten Theil vermindert, die Circulation freier, die Neigung zu Ausschwitzungen aufgehoben und die Zertheilung befördert. Diese Erfolge treten aber nur dann ein, wenn die Kälte gleich-massig andauernd und ohne reizende oder erschütternde Nebenwirkungen angewendet wird; denn nach jeder zeitweiligen Unterbrechung tritt eine Reaction mit vermehrtem Blutandrange und mit grösserem Schmerz ein, und ähnlich ist auch die Wirkung, wenn die Anwendung der Kälte mit einer Erschütterung verbunden ist, z. B. wenn man kalte Elüssigkeiten auf den entzündeten Theil gicsst oder spritzt.
Die Kälte ist hei jedem Grade der sthenischen Entzündungen nütz-licb, besonders wenn dieselben durch mechanische oder chemische Ursachen erzeugt und frisch entstanden sind; sie passt nicht bei katarrhalischen und dyskratischen Entzündungen, auch nicht da, wo Verhärtung schon entstanden ist; bei manchen rheumatischen und rothlaufartigen Entzündungen ist ihr Nutzen zweifelhaft.
Die Kälte ist an manche Substanzen gebunden, z. B. an frisches Wasser, Schnee, Eis, feuchten Lehm, feuchte Erde, oder — sie wird aus anderen Körpern durch deren schnelles Verdunsten oder Auflösen entwickelt, z. B. aus Weingeist, Aether und einigen Salzen. Gewöhnlich benutzt man die ersteren Substanzen, weil sie überall leicht und ohne Kosten zu haben sind, und bei richtiger Anwendung keine reizende Nebenwirkung erzeugen. Das kalte Wasser wird, je nach dem Orte der Entzündung, bald als beständig wiederholtes Befeuchten des leidenden Theiles mittelst eines Schwammes oder eines weichen Lappens, — bald als kalter Umschlag (sogenannte kalte Eomentationcn) mittelst drei- bis vierfach zusammengelegter Leinwand, und — bald als Eussbad in Flüssen, Seen, Pfützen u. s. w. oder in Eimern angewendet, Schnee und klein zerklopftes Eis legt man zwischen Leinwand auf den Theil, oder füllt eine Blase damit zum Theil an. und logt sie auf denselben. Lehm und Erde werden mit Wasser zum dünnen Brei gemacht, entweder in Lappen oder Beuteln auf den Theil gelegt oder fingerdick auf denselben gestrichen (die söge-
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nannten Anstriche). In Ermangelung anderer Mittel k;inn man auf nicht wunde Stellen den Schlamm aus Sümpfen oder auch ein etwa zwei Zoll dickes Stück glatten Rasens, mit Wasser befeuchtet, auflegen.
Bei der Anwendung dieser Mittel beginnt man mit einem solchen Kältegrade, welcher nicht zu sehr unter der Temperatur des Thierkörpers steht, vermehrt ihn aher, wenn die .lalircszoit und die vorhandenen Mittel es erlauben, bis auf 2—4 Grad R, über 0. Die wirkliche Frostkälte wahrend längerer Zeit fortgesetzt anzuwenden, ist nicht zweckmässig, weil sie Lähmung, Brand und wirkliches Erfrieren erzeugen kann. Deshalb ist es nöthig, wenn man Eis oder Schnee benutzt, diese Substanzen nicht unmittelbar auf den Körper selbst, sondern auf einer Unterlage von Leinwand etc. anzubringen. Sobald die Temperatur in den Umschlägen, im
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Pussbade u. s. \v. .stoip:t, gleicbmässig niedrigen beseitigt ist oder ihrer wendet man jene Mittel
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müssen dieselben stets erneuert werden, um einen Temperaturgrad zu erhalten, bis die Entzündung Charakter geändert hat. 1st dies der Fall, so in allmälig steigender Temperatur bis zur lauen
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Wärme, das ist gegen 12—20 Grad R., an.
Von dem Weingeist und Aether, welche durch ihr Verdunsten Kälte erzeugen, macht man gegen Entzündungen wonig Gebrauch, weil diese Mittel im concentrirten Zustande! eine reizende Nebenwirkung äussern. Doch ist eine Mischung von einem Theil rectifizirten Weingeist und fünf Theilen Wasser sehr nützlich, wenn die Haut nicht eine zu grosse Empfindlichkeit besitzt. Dasselbe gilt von Auflösungen des Salmiaks, des Salpeters, des Glaubersalzes, welche eben im Moment des Lösens eine Menge Wärme binden und dadurch Kälte erzeugen. Will man diese Salze hierzu benutzen, so legt man sie in kleinen Stückchen zwischen Leinwandlappen auf den entzündeten Theil und begiesst sie mit Wasser. Leichter anwendbar ist eine friscli bereitete Auflösung dieser Salze (gewöhnlich im Verhältniss von 15—30 Gramme zu 1 Pfund [500 Gramme] Flüssigkeit) in Wasser oder in Wasser und Essig, z. Igt;. in der Form der sogenannten Scbmucker'schen Fomentationevi und des Oxykrats1); jene bestehen aus 1 Pfund Salpeter, 210,0 Salmiak, 4 Pfund Essig und 40 Efund Wasser; das einfache Oxykrat bereitet man aus 30,0 Salmiak, 1 ^ Pfand Essig und eben so viel Wasser; und das sogenannte zusammengesetzte Oxykrat durch Minzuthiin von 60,0 Kampfergeist.
ß) Die Bleimittel. Man benutzt Auflösungen von Bleizucker, von Bleiextrakt, oder von Eleiessig, oder auch Bleisalben bei Entzündungen mit sthenischem Charakter sehr häufig und mit dem besten Rrfolge, um die Zertheilung zu befördern. Sie wirken, abgesehen von dem Temperaturgrade, in welchem sie angewendet werden, auf die Gewehe kontrahirend, verdichtend, die gerinnbaren Flüssigkeiten gerinnend, die Sekretionen und Ausschwitzungen vermindernd (selbst austrocknend). die aufgeregte Nerventhätigkeit beruhigend, daher schmerzlindernd. Der Erfahrung gemäss leisten sie besonders hei traumatischen, so wie durch Verbrennungen und chemische Ursachen entstandenen Entzündungen gute Dienste, sind aber bei katarrhalischen, kritischen und metastatischen Entzündungen, und da, wo plastische Ausschwitzungen oder Verhärtungen sich bilden, mehr nachtheilig, indem sie den letzteren Ausgang befördern.
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1) Oxycnitum ('OJftfx^aTOi'), saure Mischung, d. i Kssig mil Wasser gemischt.
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Wo die Maut fehlt, und diese Mittel auf grosserc Wunden oder Geschwüre treffen, muss man bei fortgesetzter Anwendung auf die etwa eintretenden allgemeinen Wirkungen des Bleies aufmerksam sein. — Die Auflösungen macht man In verschiedener Oonzentration, je nach der Zartheit des entzündeten Thciles und nach dem Grade der Entzündung, /.. B. bei Augen-ent/.iiiKlungeii von Bleizucker 1 Gran, bei Entzündungen der Sehnen 2 bis 5 Becigramrn auf 30,0 Wasser, und ähnlich von den beiden anderen Präparaten, im Anfange der Entzündungen wendet man sie kalt und einfach an, später, und wenn die Entzündung sieb entweder schon zu einem Ausgange oder zur Umwandlung des Charakters neigt, wendet man die Auflösungen lauwarm an, oder man setzt ihnen auch etwas Weingeist oder Kampferspiritus (auf das Pfund Flüssigkeit circa 30 — (iO,0) zu. Diese Mischling beissl Go ulard'sches Bleiwasser (Aqua vegeto-mineralis Goulardi); .sie wirkt etwas erregend, die Resorption befördernd. — Bei grossen Schmerzen wendet man die Bleimittel auch mit Abkochungen von narkotischen Pflanzen sowohl kalt wie auch warm zum Befeuchten, oder auch mit einem Brei von narkotischen oder erweichenden Substanzen an.
Von den Bleisalben braucht man vorzugsweise das Blei - Gerat (Ce-ratuin saturui s. Uiiguentum plunibi acetici), indem man es täglich zwei bis drei mal etwas dick auf den entzündeten Theil streicht. Bei heftigen Schmerzen wendet man es in Verbindung mit einem narkotischen Extrakt (z. B. Extractum Belladonnae 2.00 zu 30,0 Salbe) und bei Neigung zur Verhärtung mit Zusatz von etwas Kampher (1,00—2,00 Salbe) an. —Die Blei weis ss al he (Uuguentum Cerussae) ist weniger wirksam. Die Salben sind gewiss weniger wirksam, als die Waschungen oder Umschläge von den Bleisalzlösungen; aber sie werden benutzt in den Fällen, wo aus irgend einem Grunde jene Mittel nicht passend erscheinen, wie z. B. bei grosser Kälte, oder wo ein Wärter zur fleissigen Wiederholung der Umschläge fehlt.
y) Schleimige, erweichende und narkotische Mittel finden ihre Anwendung, wenn eine sthenische Entzündung schon durch einige Zeit bestanden hat, und ihre Hitze oder Röthe nachlässt, aber der Schmerz, die Spannung, Geschwulst und Derbheit noch fortbesteht; - oder, wenn hei Entzündung der Schleimhäute dieselben ganz trocken erscheinen; ferner bei metastatischen, kritischen und dyskrasisclien Entzündungen, und bei solchen. welche zum Uebergauge in Verhärtung oder Eiterung neigen. — Der Zweck ist hier, zu erweichen, zu erschlaffen, dadurch Stockungen. Spannung und Schmerz zu beseitigen, und die Sekretionen frei zu machen. Man wählt als solche Mittel Althee- und Malvenkraut, Wollkraut. Leinsaamen, Leinkuchen. Quittensa amen, Hafergrütze, Mehl. Weisshrot, Kleie. Rindermist, - bei grossem Schmerz — Bilsenkraut, Belladonnakraut, Stechapfel-. Schierling- und Nachtschattenkraut, auch Mohnköpfe, und wendet sie bald einzeln, bald als Verbindung der schleimigen und narkotischen Mittel, stets mit Feuchtigkeit, zuweilen kalt, gewöhnlich aber auch in Verbindung mit Wärme an, und zwar in Form von Dunstbädern, Befeuchtungen (Foraenten), von Fussbädern und von Breiumschlägen (Cataplastnen). In diesen verschiedenen Formen wirkt daher neben den Bostandtheilen der angewendeten Mittel auch die Feuchtigkeit und die Wärme. Waren vorher kalte Mittel angewendet worden, so geht man auch nur albnälig zur Erwärmung der schleimigen und narkotischen Mittel über; doch darf die Wärme immer nur in einem gelinden
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42nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Behandlung der Entzündung im Allgemeinen.
Grade (lauwarm, d. i. gegen 15—30 Grad 11.) dem angewendeten Mittel adhäriran, und muss Immer ziemlich gleichmässig unterhalten werden, — weshalb ein wiederholtes Wärmen eines Theiles der Mittel über Feuer, und ein Wechseln der Umschläge, oder ein öfteres Begiessen derselben mit warmem Wasser uöthig ist. Liisst man die Breiumschläge auf den kranken Tbeilen zu sehr (d. i. bis unter 8 Grad R.) abkühlen, so wird dadurch oft der üeborgang in Verhärtung befördert. Die Umschläge müssen den entzündeten Tbeil vollständig überdecken; an sehr empfindlichen Theilen dürfen sie nicht zu schwer sein, weil sie sonst durch ihren Druck belästigen und die Schmerzen vermehren. Man bereitet sie dos-hall) unter solchen Umständen nicht aus Leinsamen oder Leinkuchen, sondern aus Krautern, oder man setzt diesen Substanzen ein weiches Kraut zu.
()) Die graue Quecksilbersalbe (Ungt, Hydrargyri cinereum), wirkt spezifisch auflockernd, den Resorptionsprozess anregend, und sie findet daher ihre Anwendung bei solchen Entzündungen, wo die Killte und Bleimittel nicht passend sind, wie bei rheumatischen und bei roth-laufartigen, auch bei Entzündungen der Drüsen. Man versetzt sie bei heftigen Schmerzen mit Belladonna- oder Bilsenkrantextrakt, bei plastischen Ansschwitzungen mit Pottasche oder Jodkali, und reibt sie täglich 1—3mal gelinde in die Oberfläche des entzündeten Theiles ein,
e) Aeusserliohe Ahleitungsmittel. Bei heftigen Entzündungen, besonders wichtiger Theile und in Knochen. Sehnen und Bändern, wo sie oft hartnäckig durch lauge Zeit festsitzen, hat die Erfahrung den grossen Nutzen der sogenannten äusseren Ableitungsmittel vielfältig erwiesen. Es gehören dazu die Senfsaamen, das Senföl, das Aetzammoniak. das Terpentin-, dus Stein- und das (quot;roton-Oel. die schwarze und weissc ISiess-wurz, die Canthariden und ihre Präparate, das chromsaure Kali in Salbenform. Brechweinsfeinsalbe, Fontanelle, Haarseile, das Glüheisen u. dgl. Dieselben bewirken an den Stellen ihrer Anwendung eine Reizung, Blut-zufluss, oberflächlichere oder tiefere Entzündung, oft mit Bildung von von Bliischen. mit Eiterung oder selbst mit Schorfen, und hierdurch wird ebensowohl eine Ableitung der Beizung wie des Blutstromes von dem ursprünglich entzündeten Tbeil erzeugt. Wenn diese Heilwirkung sicher erzielt werden soll, ist es noting: 1) die künstliche Beizung irnnier in einem, der Stärke und Ausbreitung der Entzündung entsprechenden Grade zu erregen, und deshalb ist in jedem besondern Falle das Reizmittel von solcher Wirksamkeit und in einer solchen Ausbreitung anzuwenden, dass durch seine Wirkung die mit der Entzflndungskrankheit verbundene Beizung tibertroffen werde; und 2) die künstliche Beizung in der Nähe des entzündeten Theils hervorzurufen, jedoch nicht so nahe, dass sie, mit der Entzündung gleichsam sich vereinige und dieselbe verstärken könne.1) Ausserdem ist es zweckmässig, bei heftigen und mit einem athenischen Fieber verbundenen Entzündungen, die äusserlichen Reizmittel immer erst nach Anwendung der Blutentleerungen und der übrigen antiphlogistischen Mittel zu appliziren. weil sonst durch sie die allgemeine Aufregung ver-
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1) Bei astbcni.schci), torpiden, chronischen Entzündungen und da, wo mau die Eiterung oder die llosorption befördern will, wendet man diese Mittel auch oft auf den leidenden Theil selbst an.
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Bebaudlung iler BntzAudung im Allgemeinen.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 43
mehrt, und dadorcb auch die Entzündung um so eher zu einem üblen Ausgange gebracht werden kann.
/) Das diätetische Vorhalten der kranken Thiere muss der therapeutischen Behandlung genau entsprechen, also hier auf Vermeidung von Reizungen, so wie auf Verminderung der Blutbereitnng gerichtet sein. Demgeiniiss muss der Patient ruhig stehen oder liegen, nur mageres, wenig nahrhaftes Putter, und auch dieses nur in geringer Menge erhalten (Pflanzenfressern gebe mau Kleie. Kleientrank, dünnen Leinkuchentrank, reines Wasser, Gras, Heu, Stroh, aber nicht Klee oder Kleeheu 11. dgl.), — den Fleischfressern dünne Milch, Molken, eine dünne Lehnabkocliung. Zuckerwasser, Kartoffelsuppe, Haferschleim u. dgl.); der Stall muss mehr kühl gehalten, /.war mit reiner ladt versehen, aber gegen Zugluft geschützt sein.
B, Die Kur der ustheuischen Entzündungen.
Sie ist nach Entfernung der Ursachen im Allgemeinen auf Beseitigung der passiven Blutanhäufung, zugleich aber auf Erhöhung des Tonus und der Rnergie in den entzündeten Theilen und, wenn diese Entzündungen mit krankhaft gesteigerter Sensibilität verbunden sind, — auf Her-ahstiminung derselben gerichtet.
Zur Beseitigung der passiven Blutanhäufuug dient bei einem hohen Grade der Entzündung in gut genährten vollblütigen Thieren ein massiger allgemeiner Adeilass. und bei grosser derber Anschwellung und dunkler Röthe der Theilo kann man auch eine örtliche Blutentleening mittelst Scarifikationen bewirken. Dagegen erfordern diese Entzündungen, wenn sie in einem massigen Grade bestehen, und bei mageren Thieren, bei weichem, schwachem Pulse, stark fühlbarem Herzschlage und bei blasser Röthe der Schleimhäute keinen Adorlass. Sehr nützlich ist es aber in jedem Falle (mit Ausnahme von Darmentzündungen) eine Ableitung des Blutstromes von dem entzündeten Theile durch Purgirmittel (Aloe, Cro-ton, Jalappenharz u. dgl.) zu bewirken, und dabei mittelst der im Dannkanal hervorgerufenen vermehrten Absonderung eine verstärkte Resorption zu erregen. Diese Mittel müssen bei fortdauernder Entzündung von Zeit zu Zeit (d. i. etwa nach 5—6 Tagen) wiederholt werden. — so lange der Kniftezustarul der Thiere es erlaubt.
Hinsichtlich der örtlichen Behandlung ist eine genaue Beurtheilung des Grades der Örtlichen Erschlaffung und des Grades der Reizbarkeit und der Empfindlichkeit noting. In denjenigen Fällen, wo die Entzündung gleichsam an der Grenze zwischen den stheniseben und asthenischen steht, wo die Geschwulst und Spannung gross aber weich, die Köthe bläulich, die Hitze und der Schmerz massig sind, wendet man das Goulard'.sehe Bleiwasser lauwarm an, oder man macht wanne Breiumschläge von erweichenden Mitteln. /,. !!. von Weissbrot, von Leinkuchen-mehl u. dgl. mit Bleiwasser. — 1st aber unter solchen umständen Neigung zu Ausschwitzungen und Verhärtungen vorhanden, so sind Waschungen mit Seifenwasser 10 Gramm weisse oder eben so viel grüne Seife auf 1 Pfund Wasser), oder mit einer Auflösung von Pottasche (in ähnlicher Stärke), oder für die Extremitäten Fussbäder von diesen Flüssigkeiten. Einreibungen der grauen Quecksilbersalbe oder der grünen Seife nützlich.
Je mehr aber die Empfindlichkeit und das Wirknngsvermögcn im Verhältniss zu den übrigen Symptomen gering erscheinen, oder wohl selbst unter den Grad gesunken sind, welchen die leidenden Theile im
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gesunden Zustande besitzen, um desto mehr muss man erregende, reizende und tonische Mittel in Anwendung bringen, wie namentlich: Fliederblumen, Kamillenblumen, Lacheuknoblauch, Isop, Salbei, Lavendel, Quendelkrant uml Blumen, Pfeffermünz und andere Munzarten, Dostenkraut, Arnilcablumen, Baldrian, Kalmus. Alant, Liebstöckel, Angelika, Kaiserwurzel u, d^i.. Wachholderbeeren, Kümmelsaanien u. dgl.. Wach-holder-, Kiefern-, 'raunen- und Fichtennadeln. — Hir.schiionisalz (kohlensaures Ammoniak), Jod und Jodkali, Kochsalz, Salmiak, flüchtiges Ammoniak, Kampher, stinkendes Thieröl, Terpentinöl, Steinöl, Kiehnöl, Wachlioldcvholzöl, — Harze und Gummiharze, — Branntwein, Wein, Kampier- und Seifengeist, — NVeidenrinde. Eichenrinde, Tormentillwnrzel, Chinarinde (nur bei werthvollen Thieren), Alaun. Zink-, Kupfer- und Eisenvitriol, Essig-, Salz- und Schwefelsäure im sehr verdünnten Zustande n. dgl, m. Diese Mittel müssen, sowohl nach ihrer speziellen Wirkungsweise wie auch nacli dein Grade ihrer reizenden oder tonischen Kraft, dem Grade des Torpors entsprechend ausgewählt werden. Die Anwendung der aromatischen Blumen und Pflanzen geschieht entweder in Aufgüssen (Infusionen, gewöhnlich I Theil zu V2—16 Theilen kochenden Wassers), als Dunsthad, Augenwasser, Waschung, Fassbad, — oder in Form von Breiumschlägen, oder als trockene Kräuterkissen. Letztere Form gewöhnlich nur bei katarrhalischen torpiden Augenentzündungen mit reichlicher Schleimabsonderung. — Die aromatischen Wurzeln, Beeren etc. verwendet man in Infusionen wie die Pflanzen. — Von den adstringirenden Wurzeln und Rinden werden Abkochungen (ebenfalls l Theil zu 12—16 Th. Wasser) bereitet und die durchgeseiheten Flüssigkeiten zu Befeuchtungen, Umschlägen und Fussbädern verwendet. Sie passen aber nicht bei Entzündungen drüsiger Theile, und dürfen nicht augewendet werden, wo Neigung zu Verhärtungen besteht, und überhaupt werden sie am besten in Verbindung mit aromatischen und Spirituosen Mitteln benutzt. — Die oben genannten Salze werden in Wasser oder in aromatischen Flüssigkeiten (1 Theil zu 12—24 Theilen Flüssigkeit), bei Augenentztindungen weit schwacher, gelöst, auch in Verbindung mit Essig (z. B. Oxykrat) und Weingeist ebenso gebraucht. Die Säuren ebenso, indeni mau von ihnen 1 Theil zu \'2 — 24 Theilen zu 1 Pfund Wassers oder aromatischen Infnsums, oder auch eines adstringirenden Decocts setzt. — Das Ammoniak wird mit Wasser verdünnt oder mit einem fetten Oel (1 Theil zn 4 — 8 Theilen) verbunden (als Ammoniak Liniment), laquo;der auch, bei grosser Reizlosigkeit für sieb allein als Einreibung benutzt. Der Kampher findet seine mildeste Anwendung auf die Art. dass man wollene Lappen oder Binden mit ihm bestreicht, oder mit gepulverten Kampher bestreut, und dieselben auf den leidenden Theil legt; mehr eindringend ist er in der Verbindung mit Oel als Liniment, oder mit Fett in Salbenform; und noch stärker reizend Karapherspiritus. — Die ätherischen Oele, ebenso die Harze (Fichtenliarz, Terpentin) werden in Verbindung mit Retten oder fetten Oelcn als Salben und Linimente auf die entzündeten Theile gestrichen oder gelind in sie eingeriehen, zuweilen auch, bei grosser Reizlosigkeit, für sieh allein angewendet, und dann der Theil mit Wolle n. dgl. bedeckt. Der Weingeist wird gewöhnlich mit Wasser verdünnt, oft auch als Zusatz zu a.roinafischeu oder adstringirenden Flüssigkeiten u. s. w. zum Waschen und Einreiben an der Haut der entzündeten Theile^applizirt. — Wo Ausschwitzungen und Ver-
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Behandlung der Entzündung im Allgeraeinon.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;45
hürtungeu drohen, benutzt man auch die graue Salbe mit Kampher. Je grosser die Torpidität der leidenden Theile ist, um so mehr kann man die Mittel massig erwärmt anwenden. Hinsichtlich der Wärme gilt hierbei Alles, was darüber bei den erweichenden, schmerzlindernden Mitteln
(S. 40) gesagt worden ist.
Bei dem Gebrauch aller dieser Mittel muss man die Wirkung derselben stets sorgfältig beachten, und entweder mit denselben nachlassen oder mildete an die Stelle der bisher bemitzteii bringen, wenn die Entzündung nachlässt, oder wenn einseitig die Empfindlichkeit über den normalen Grad steigt, — oder man muss stärker erregende Mittel anwenden, wenn bei den bisher gebrauchten milderen .Mitteln die Erregbarkeit immer mehr sinkt. Im Allgemeinen ist es zweckmässig, mit den gelinderen Mitteln die Kur anzufangen.
Die Seite 41 und 42 genannten ableitenden Reizmittel werden bei den torpiden Entzündungen aller Grade mit Nutzen gebraucht; allein sie verursachen zuweilen, wenn diese Entzündungen mit dem typhosen Zustande verbunden sind. Absterbung oder Verjauchung der Haut und des Zellgewebes an den von ihnen betroffenen Stellen. Man darf deshalb in solchen Eällen diese Mittel nur in geringer Ausbreitung anwenden, und muss sie, wenn die Wirkung eingetreten ist, bald wieder entfernen. Bei schleichenden (chronischen), asthenischen Entzündungen solcher Gebilde, die unter der Haut liegen, kann man die ableitenden Reizmittel auf die Haut dieser Theile selbst appliziren, um somit durch die Nähe der Anwendung ihre Wirkung zu verstärken. Sie führen dann, je nachdem die Entzündung zu dem einen oder dem anderen Ausgange neigt, sehr oft die Zertheilung, zuweilen aber auch die Eiterung schnell herbei, und verwandeln gleichsam die schleichende Entzündung in eine akute.
Wenn bei den torpiden Entzündungen auch eine allgemeine Schwäche und Reizlosigkeit besteht, müssen aussei- stärkender Diät, auch innerlich bittere, aromatische und adstringirende Mittel, selbst die Säuren, die ätherischen Oele und der Kampher angewendet werden.
Bei den mit Erethismns verbundenen asthenischen Entzündungen wendet man zur Herabstimmung der übermässig gesteigerten Sensibilität, in denjenigen Fällen, wo zugleich grosse Auflockerung in der Geschwulst besteht, das Bleiwasser in Verbindung mit einem narkotischen Extrakt an, z. 13. Bleiessig 15,0 in 1 Pfund Wasser gelöst, und dies mit 4,0 Bilsenkraut- oder Belladonna-Extrakt zusammengerieben; oder: eine Ah-hochung von Bilsenkraut oder Belladonnakraut etc. (:!(),() zu l Pfund Co-latur) mit Zusatz von Bleiessig, Bleiextrakt oder Bleizucker (8,00—15,00 zu 1 Pfund); — oder man macht Breiumschläge von narkotischen Bilanzen und begiesst dieselben öfters mit warmem Bleiwasser.
quot;Wenn in solchen Eällen die Mittel nicht in gehöriger Ordnung angewendet, namentlich nicht in gleichmässiger Wärme erhalten werden können, ist es zweckmässig, eine schwache Bleisalbe mit Zusatz eines narkotischen Extrakts (z. B. Gerat. Saturn. 30,0, Extr. Ilyoscyami 400) etwas dick auf den Theil zu streichen, und dann denselben mit einem wollenen weichen Lappen oder mit einem Stück eines weichen Felles, oder mit Werg oder Watte zu bedecken.
Besteht in den entzündeten Theilen eine grosse Straffheit, — die Geschwulst mag übrigens dabei gross oder gering sein, so wendet man narkotische Mittel allein oder in Verbindung mit schleimigen lauwarm
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Bebandlnng iler Entzündung im Allgemeinen,
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an, in Form von Fomentationcn, Fussbädern, oder: man bestreicht den Theil etwas dick mit einem milden Fett, Oel oder man verbindet solche Fette mit Bilsenkraut- oder Belladonna-Extrakt oder mit Opium (in den angedeuteten Proportionen) und bestreicht damit die leidenden Tiieile.
Bei sehr heftigen und andauernden Schmerzen kann man die narkotischen Mittel auch Innerlich anwenden; es muss jedoch die etwa bestehende allgemeine fleberhafte Aufregung des Geliisssystems vorher durch Neutralsalze gemildert worden sein.
Das diätetische Verhalten der Thieve ist bei den asthenischen Entzündungen eiuigermaasseu darnach verschieden: ob der asthenische Zustand blos örtlich an den entzündeten Theilen, wie /.. 15. bei Quetschungen, Zerreissungen u. dgl., oder allgemein im ganzen Körper besteht? — Im ersteren Falle ist, wie bei den stlienischen Entzündungen, eine magere Ernährung, im anderen Falle aber die Verabreichung eines kräftigen Futters in hinreichender Menge nöthig, Ausserdem sorgt innn für reine trockene, mehr külilo als warme Luft, für gehörige Reinlichkeit und Ruhe, und für Abhaltung neuer Gelegenheitsursachen.
III. Die Erfüllung der dritten Indication ist in den meisten Fallen auf die Fortsetzung des, den verschiedenen Entzündungen entsprechenden diätetischen Verhaltens während der ersten Zeit nach der Zertheilung der Entzündung, sowie auf Verhütung neuer Gelegenheitsursachen und auf allmälige Wiederbenutzung zum Dienst, beschränkt. Ist jedoch, wie man es nicht selten findet, eine erhöhte Reizbarkeit in dorn Theile zurückgeblieben, so sind noch öfters wiederholte Waschungen oder Be-giessuugcn oder Räder von kaltem Wasser, oder Waschungen mit verdünntem Branntwein, mit aromatischen oder adstringlrenden Mitteln nützlich.
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Zweites C a p i t o i.
Von der entzündlichen Ausschwitzung (Exsudatio) und ihren nächsten
Folgen.
Virchow, über den Austritt der weissen (farblosen) Blutkörperchen in die Gewebe. Virchow's Archiv, Band X. 8,18:-?, und Ceilular-pathologie S. 531.
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Begriff und Verschieden hei ton.
Ausschwitzungen von Serum, von Faserstoff und selbst von Blut entstehen, bald mehr, bald weniger, bei jeder vollständigen Entzündung. Sie gehören eigentlich zum wesentlichen pathologischen Zustande des Entzündungsprozesses selbst, und es dürfte deshalb keine besondere Erwähnung von ihnen zu machen sein, wenn sie stets mit den Entzün-
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Ausschwitzung, akutes Oedom.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;47
(lungs-Syinptonien im richtigen Vorliilltniss ständen und mit denselben wieder verschwunden; allein die Menge dor ausgeschwitzten Flüssigkeiten ist oft viel zn gross, und dieselben bleiben iiucli nach der Entzündung noch zurück. In solchen Fällen stellen diese Ausschwitzungen einen eigenthttmlichen üebergang der Entzündung und besondere Folgekrankheiten derselben dar.
Die Exsudationon von Serum und Faserstoff erfolgen bald einzeln, bald zusammen, durch die geschwächten aber noch unverletzten Wände der Capillarien; die Austretungen von wirklichem Blut scheinen aber oft durch die, von dem heftigen Blutandrange zerrissenen Gefässchen zu erfolgen. Die ersteren Stoffe sieht man daher in der Regel im Anfange und bei den massigen Graden dor Entzündung, die letzteren aber bei sehr heftigen Entzündungen in den Zwischenräumen der Gewebe. Indesraquo; gilt dies nicht für alle Fülle, sondern es trägt zu dem schnelleren oder langsameren Kntstehen der Ausschwitzungen überhaupt, sowie zum Frnt-stehen der serösen, der plastischen (fasorstoffhaltigen) und blutigen Exsudate im Besonderen noch die Beschaffenheit des Blutes, der Grad und Charakter der Lebensthätigkeit in den erkrankten Thieren, und der eigen-thümliche (zuweilen epizootische) Charakter der Entzündung in den einzelnen Fallen sehr viel bei.
A, Das bei Entzündungen ausgeschwitzte Serum ist gewöhnlich riith-lich und trübe, selten klar oder weiss; es ist reich an Salzen, auch an Eiweiss oder an Faserstoff. Dieslaquo; entzündlichen Ausschwitzungen kommen in allen Geweben und an der Oberfläche der serösen Häute in den Höhlen vor. Im Zellgewebe und im Parenchym der Organe erzeugen sie das akute, entzündliche Oedem (entzündliche Wassergeschwnlst), und in den Hohlen die akuten Wassersuchten, die akuten Gelenk-und Sehnenscheidengallen. (Von diesen siehe XII. Klasse.)
a. Das akute Oedem des subcutauen Zellgewebes ist ein sehr häufiger Begleiter innerlicher und änsserlichcr Entzündungen. Es giebt sich zu erkennen als eine, neben und nach den Entzündungssymptomen eintretende, grösstentheils flacho Geschwulst, welche massig heiss ist, sich wie Teig anfühlt und nach dem Drücken mit den Fingerspitzen Gruben behält, welche sich erst allmälig wieder verlieren. Fast immer senkt silaquo; h das Serum im Zellgewebe und hiermit auch die Anschwellung nach und nach zu den niederen Stellen herab, Ea vormehrt die Spannung in den Theilen und macht zuweilen die eigentlichen Ent-zündungssymptome weniger deutlich erkennbar — Geringe Anschwellungen verlieren sich von selbst durch allmälige Tlesorption; grössere Ergiessungen erfordern aber, nachdem die Entzündung beseitigt ist, örtlich die Anwendung erregender, tonischer Mittel, wie z.B. der Dunst-bäder, oder Fomentationen, Fussbäder u. s. w. von Kamillenblumen, von Quendel, Arnika, Waschungen mit Arnika-Tinktur, mit Branntwein, Wein, Ameisengeist, Kamphergeist, gelinde Beibungen mit wollenen Lappen, welche mit Kampher bestrichen sind, Waschungen mit Abkochungen von Weiden- oder Eichenrinde, Auflösungen von Kupfervitriol u. dgl. Sehr wirksam ist ein gleichmässiger Druck mittelst einer um den Thoil gelegten Binde von Flanell; und in sehr hartnäckigen Fällen haben sich auch Scarificationen bis ins Zellgewebe sehr nützlich gezeigt; man darf dieselben jedoch nicht zu nahe neben einander machen, weil sonst zuweilen die nachfolgende Entzündung zu heftig und dadurch eine zerstö-
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Plastische Ausschwitzimg.
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rende Eiterung oder Verjauchung, selbst Ausfallen von flautstückeu her-beigefüln-t wird. — Innerlich giebt man bei grossen und sehr hartnäckigen Oedemcn, um die Resorption zu befördern, abführende, dinretische
und diaphoretische Mittel, und bei den Thieren, welche sich erbrechen können, auch von Zeit zu Zeit (d. i. in 5 —8 Tagen) wiederholt, ein
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Brechmittel. Ausserdem muss die Nahrung mässi
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gereicht und dem
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Thiere gelinde Bewegung gemacht werden.
b. Die serösen Ausschwitzungen in die Gewebe bewirken bei längerer Dauer sehr häufig eine sogenannte Erweichung (Malacia) des Paren-chyras der Organe. Dieselbe besteht in einer, mit der Anhäufung von Serum verbundenen mangelhaften Ernährung, Erschlaffung und Auflösung der Gewebe. Sie entwickelt sich in verschiedenen Graden und giebt sich kund durch Auflockerung, Weichheit, Schlaffheit und Blutanhäufung in erweiterten Gefässen, ohne Hitze und ohne Schmerz. Dieser Zustand ist mit mangelhafter Verrichtung der betroffenen Theile bogleitet, und dauert gewöhnlich sehr lange; im höchsten Grade kann er zu Lähmungen und zu Zerreissungen führen. — Zur Beseitigung der Erweichung ist die Anwendung adstringirender, aromatischer und spirituöser Mittel, kalter Begiessungen oder Bespritzungen, die Einwickelung mit Binden, massige Bewegung und gute, kräftige Diät erforderlich.
B. Die plastische Ausschwitzung oder die Ausschwitzung von Faserstoff kommt fast in allen entzündeten Geweben vor. Der exsudirte Faserstoff ist gelblich oder blassröthlich und bald mehr, bald weniger zum Gerinnen geneigt, in den Höhlen erscheint er oft mit Serum gemengt und bildet dann Flocken, welche auf dem letzteren schwimmen. Er kann sowohl im noch flüssigen, wie auch im geronnenen Zustande nach und nach durch die resorbirenden Gefässe wieder aufgesogen, oder auch, nachdem er zuerst geronnen ist, organisirt werden. Das Letztere geschieht, je nach dem Orte und nach der eigenthümlichen Neigung des Entzündungs- und Bildungsprozesses in den betreffenden Theilen, auf vierfach verschiedene Weise, nämlich 1) als einfache entzündliche Verhärtung (Induratio inflammatoria s. exsudativa), wenn der Faserstoff im Zellgewebe oder in den Zwischenräumen des Parenchyms der Organe gerinnt, fest wird, sich mit den umgebenden Theilen vorbindet, dieselben bald mehr, bald weniger verdrängt und durch den schleichenden Entzümlungspro/.ess mit neuen Gefässen vorsehen, aber nicht anderweitig verändert wird; — 2) als Verwachsung (Adhaesio, Congluti-natio) und Narbe (Cicatrix), wenn der Faserstoff auf den Flächen einer Wunde oder auch an der Oberfläche anderer, nicht verwundeter Theile gerinnt, dieselben mit einander verklebt und durch Gefässe und Nerven belebt wird; — 3) als Afterhaut (Pseudomembrana), wenn die plastische Ausschwitzung auf der Oberfläche einer Haut gerinnt, und dieselbe in einer bald mehr, bald weniger dicken Schicht überzieht; diese häutigen Schichten von Faserstoff sind zuerst ohne Gefässe und Nerven, und manche bleiben auch ohne sie, andere aber erhalten dieselben in kurzer Zeit, und stellen dann die organisirten Afterhäute dar; und — 4) als entzündliche Hypertrophie, wenn die plastische Ausschwitzung in dem Gewebe eines Theiles nach und nach in solche Substanz umgebildet wird, welche dem Gewebe des kranken Organs ähnlich ist, bei Verwundungen und Knochenbrächen die Verwachsung bewirken, die Boinnarbc, Beinsch wiejo (Callus) bilden; an der
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Verhärtung.
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Oberfläche lt;lur Knochen aber erzeugen sie Verdickungen uml Knochen-auswüchse (Exostoseu, Hyperexostosen).
1, Die entziiiulliclie1) Veiiuirtiing bildet sich gewöhnlich allmäHg, zuin Thuil noch wfthreiul des Vorhamlenseins der Entzündungs-Syniptomo (heisse Induration), nimmt aber gewöhnlich später noch an Intensität zu. Sie kommt in allen outzündeten Weichgebilden vor, entstellt besonders bei geringeren Graden der Entzündung, bei asthenischen und schleichenden Entzündungen, auch da, wo die Kälte, die Bleimittel und die adstringirendon Mittel unzeitig oder zu lange angewendet worden sind, und zeigt verschiedene Grade. Bei den höheren Graden ist der Theil ganz derb, selbst kiiorpelälinlich hart, die Gefässe in ihm sind grössten-theils durch Verwachsung oder durch Zusamiueudiückung verschlossen, und daher sind auch die Absonderungen grösstenthoils aufgehoben; auch das Gefühl und die Bewegung sind vermindert. Gewöhnlich ist der Uni-t'ang der mit entzündlicher Verhärtung behafteten Theilo etwas vermehrt und in der ersten Zeit ist auch die Temperatur etwas erhöht; aber später vermindern sich beide Eigenschaften oft bis unter den normalen Grad (kalte Induration), ja es sclmunpfen sogar zuweilen die verhärteten Gebilde bedeutend zusammen, mul verursachen hierdurch an der Haut, an Muskeln und Sehnen eine Verkürzung (Contractio, Contractura) und in Folge derselben Lahmheit, in höheren Graden auch unregelmäs-sigo Stellung und Richtung der betreffeuden Theilo.
Die Verhärtungen können sich mit der Zeit durch die eigene Re-sorptiousthätigkeit der Gefässe allniälig vermindern, und ebenso können sie, wenn sie noch nicht sehr veraltet oder nicht knorpelartig geworden sind, duivh angewendete Heilmittel zum Theil oder gänzlich wieder aufgelöst und beseitigt werden. Sich selbst überlassen, sind sie jedoch fast iinmer sehr hartnäckig und sie disponiren den Theil zu neuen Entzündungen. Die wiederholten Entziindungeu haben gewöhnlich einen schleichenden Verlauf, enden mit neuen plastischen Ausschwitzungen, und tragen dadurch zur Vermehrung der Verhärtung bei; sehr heftige Bnt-zündnngen in verhärteten Gebilden gehen oft in Verjauchung oder Brand über.
Die Kur der Verhärtungen ist im Allgemeinen auf die Auflösung und Aufsaugung des verhärteten Faserstoffs gelichtet. Die hierzu dienenden auflösenden und die Resorption befördernden Mittel müssen dem Grade der in dem Theile etwa noch bestellenden entzündlichen Reizung, sonst aber dem Grade des Torpors, sowie dem Grade der Verhärtung entsprechend, ausgewähll werden. Bei sogenannten heissen, mehr oder weniger schmerzhalten Indurationen sind wanne Dampfbäder, oder Fomentationen, Umschläge oder Fusshäder von erweichenden und narkotischen Mitteln, für sich allein oder in Verbindung mit Seifenwasser, oder mit einer Auflösung von Pottasche, oder die letzteren Mittel für sich allein (30,0 Pottasche zu 2 Pfund Wasser), die graue Quecksilbersalbe allein oder in Verbindung mit Pottasche oder mit grüner Stufe zu empfehlen,
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1) Ks pdobt noch eine atrophischc und eine scirrböse Verhärtung. Die orstere entsteht aus Mangel an Klüssigkeil in den Gebilden und ist mil Abmagerung verbundeu; die letztere bestellt in der Bildung einer neuen Substanz. (.Siebe ('lasse XIII, und XIV.)
Ubiitwiu Chirurgie. 1) Aullnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;j
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Verhftrtuof. Behandlung
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Bei den kalten, chronischen [ndnrationen im geringeren Grada sind Reibungen mit der Hand oder mit einem glatten Körper, sowie ein gelinder Druck durch eine Binde, oft nützlich; oder mau wäscht, foinen-tirt oder badet den kranken Theil mit einer warmen Auflösung von Salmiak oder Kochsalz (15,0—30,0 zu l Pfund) mit aromatischen Kräuter-aufgüssen, oder man macht Breiumschläge von den letzteren, oder von Sauerteig und pulverisirtera Senfsaamen-, oder man reibt die grüne Seife mit Znsatz von Pottasche, oder von kaustischem Ammonuik, von Kam-pher, Terpentinöl, die graue Quecksilbersalbe mit diesen Mitteln, oder das Kampher- oder das Ammoniak-Liniment in den Theil ein. — Sehr wirksam sind auch die Jod-Präparate, namentlich die Jod-Tinktur, das Jodkali in Wasser oder in einem aromatischen Infusum gelöst (l Theil zu tUO—125 Th. Flüssigkeit); oder in Salbenform, 1 Theil Jodkali zu 20— lo Theilen Pett (oder grüner Seife, oder graue Salbe) zusamnien-eerioben. Diese Salben werden noch kräftiger, wenn man ihnen etwas Jod (zu 30,0 etwa 2—4 Gramme) zusetzt. Noch kräftiger die Resorption (die Zertbeilnng) mehr befördernd, sind die Jod-Quecksilber-Präparate (Hydrarg. jodatum und llydrarg. bijodatnm), welche man in demselben Verhältniss zusetzt, wie das Jod-Kalium. Die Jodpräparate gehören jedoch zu den theueisten und ihre Wirkung ist sehr wohl durch die vorigen und durch die folgenden Mittel zu erreichen. Ausserdem ist zu bemerken, dass die wiederholte Anwendung dieser Mittel oft Schorfe und (vorübergehendes) Ausfallen der Haare erzengt. — Aehnlicli wirkend verhält sich auch eine Auflösung von Quecksilbersublimat (Hydrargyrum bichloratnm corrosivum), 1—'5 Giamme zu 30,0 destill. Wasser oder Weingeist, ein- bis zweimal täglich eingerieben und 2 — 4 Tage fortgesetzt, bis Hautentzündung und Ausschwitznng auf ihr entstanden ist.
Wo die Anwendung der Salben und Waschungen nicht passend erscheint, legt man ganz zweckmässig auf den verhärteten Theil ein Pflaster von Terpentin und Aetz-Sublimat (8—12 Theile und 1 Theil), oder sogenannte scharfe Pflaster [Emplastriun acre]1); oder man reibt auch die Spanisch-Fliegensalbe, das Spanisch-Fliegenöl oder die Span.-Fliegentinktur ein. Die Anwendung der empfohlenen milderen Mittel
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geschieht täglich ein- bis zweimal,
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- die
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der umschlägtraquo; wird immer Grad von Wärme
stärkeren Reizmittel werden gelinden llautent-iegen, bis sie von
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gleiclnnässig fortgesetzt, so dass ein gleich
und gelinder Reizung unterhalten wird; die
täglich höchstens zweimal bis zum Entsteh
zündung wiederholt; die Pflaster bleiben 4—
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selbst abfallen, und die Kantharidensalbe wird nach Zwischenzeiten von
6 — 14 Tagen wiederholt, je nachdem die Ausschwitznng und Schorf-
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1) Dieses Pflaster wird bereitet dmcli Zusammensrhmeizen von 13 Theilen Spa-nlsch-Fliegenpulver, 11 Theilen Burgumleiharz, .'1 Theilen Guphorliimaguuiini, 6 Th. Slastix, ebensoviel von Colophonium, von schwarzem Pech, Terpentin, Saifranpflaster und rolhein Rolns. — Trotz dieser eigentbütnlicben Zusammensetzung kleht das Pflaster sehr fest, und wirkt zwar miltler als ilie Spanisch-Fliegensalbe, aber auch anhaltender als sie und es wirkt mehr auflösend dadurch, dass es eine gleiclnuüssige Decke auf dem Theile bildet. Bei der Anwendung muss es in einem Oefäss über Feuer geschmolzen, heiss aufgestrichen und dann mit kurz geschnittenem Werg bestreut weiden, damit es einen festeren Zusammenhang erhiilt.
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Verhärtung. Behandlung'1nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 51
bildung nach Ihrer Anwendung fortdauert, und je nachdem man die Wirkung luehr oder weniger intensiv machen will. Diese schärferen Mittel wirken hier auf eine dreifache Weise zertheileud, nämlich: laquo;) die resorbirenden Gelasse anregend; b) durch die von ihnen erzeugte seröse Attsschwitznng im Zellgewebe und unter der Haut die Verflüssigung des verhärteten Faserstoffes bewirkend, und t) indem die Ausschwitzung auf der Haut sich zu Schürfen verhärtet, dadurch den Tiieil mit einer festen Hülle bedeckt, ihn warm hält, und einen gelinden Druck auf ihn ausübt. Weil diese Wirkungen sich besonders deutlich nach Anwendung der Oan-tharidensalbe zeigen, und weil man sie von derselben, —je nachdem man die Salbe mehr oder weniger conzentrirt bereitet, und in kurzer oder längerer Zeit wiederholt aufstreicht, — fast in beliebigem Grade hervorrufen kann, ohne die Haarwurzeln zu zerstören, so ist diese Salbe mit Recht das gebräuchlichste Mittel. Will man die Salbe mehr eingreifend haben, so kann man einen Zusatz von mehr Canthariden, oder von Sublimat, Brechweinstein, oder von Crotonßl machen.
Als ein äusserst kräftiges Heilmittel gegen Verhärtungen benutzen wir auch das glühende Eisen, und zwar auf die Weise: dass man auf die ganze Aussenfläche des verhärteten Theils Punkte oder Striche (einer vom andern 'j bis 1 Zoll entfernt) mit einem hierzu entsprechend geformten, rothglübenden Brenneisen langsam, d. h. mit leichter, kurzer Berührung, jede Stelle so oft wiederholt brennt, bis eine serös-plastische Ausschwitzung daselbst erfolgt.
Auch Haarseile und Fontanelle neben die Verhärtung applizirt, tragen zur Auflösung derselben bald mehr, bald weniger bei.
Innerlich giebt man bei der Kur grösserer Verhärtungen I'urgir- und diuretische Mittel, dabei mageres Futter, — wenn es zu haben ist, Grün-futtev, und hält die Thiere so lange in Ruhe, wie eben noch Entzündungs-Symptome oder entzündliche Reizungen bestehen; aber nach dem gänzlichen Verschwinden der Entzündung lässt man die Thiere nach und nach in stärkere Bewegung bringen.
2. Die Verwachsung als Folge von Entzündung entsteht zuerst durch blosses Zusammenkleben der mit plastischer Ausschwitzung bedeckten Flächen an den entzündeten und an einanderliegenden Thcilen, worauf sie durch Umwandlung des Faserstoffes in Bindegewebe und durch Entwickelung von Gcfässchen und Nervenfasern völlig organisirt wird. Diese Vorgänge erfolgen zuweilen sehr schnell, d, i. in 1—3 Tagen. Die Zwischenschicht an den verwachsenen Flächen ist bald sehr fein und dünn, bald mehr dick.
Der Ausgang in Verwachsungen wird durch einen nur gelinden Grad der Entzündung herbeigeführt, und scheint oft von einer besonderen Beschaffenheit des Blutes und der Bildungsthätigkeit im Organismus begünstigt zu sein, indem er bei manchen Entzündungen und Verletzungen sehr leicht, bei anderen sein- selten oder gar nicht erfolgt. Man hat deshalb (mit J. Hunter) die sogenannte adhäsive oder Verwach-sungs-Entzündung als eine besondere Art der Fmtzündungen ange-nonunen. Fast alle Gewebe verwachsen mit einander, jedoch die serösen Häute am leichtesten, die Schleimhäute am wenigsten leicht.
Dieser Ausgang gilt bei Verwundungen, bei Knochenbrüchen, Brüchen u. s. w. als der wünschenswertheste Heilprozess, in anderen Fällen aber als eine üble Folge, durch welche mancherlei Störungen, z. B. an-
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Eitenuig.
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dauernde Spaunung, Schmerz, gehinderte Bewegung, Störung der Ab-uiul {Aussonderungen, daher Anhäufung von Flüssigkeiten u, s. w. entstellen.
Die Zufälle und die Bedeutung der Vurwachsimgeii sind nach den betreftendeu Organen sehr verschieden, und ebenso ist es die Behandlung. (Siehe Classe Xi.)
Die BlutauRti'otungeu bei Entzündungeu verhalten sicli sehr ähnlich den plastischen Ausschwitzungen; sie werden ganz oder theilweis wieder resorbirt; bei unvollständiger Resorption können sie zu Verhärtungen, Verwachsungen und Brand beitragen. Ihre Kur ist wie bei Verhärtungen.
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Drittes Capltel.
V o n der E 11 o r u u g.
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I
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v. Bibra, chemische Untersuchungen über verschiedene Eiterarton etc.
Berlin, 1842. Güterbock, de pure et granulatione. Berolini, 1*M. Luschka, Entwlckeluug der Fonubestandtheile des Eiters und d. Granulate. 1815, Vogel, physiologisch-pathologische Untersuch über Kiter, Eiterung etc.
Erlangen, 1838. Engel, über Eitergährung im Blute. Schmidt's Jahrb. der Medizin,
1843, Heft 1. Renault, de la resorptiou du pus, consideree corame cause du farcin
et de la morve. Recueil de med. veterin. 1834 p. W), 1835 p. I
und 59. (Nach neneren Beobacht, ein Irrtlium.) (Johnheim, .1. Lieber Entzündung und Eiterung. Virchow's Archiv,
4ü. Bd. ö. 1-80. — Berlin, klin. Wochenschr. 1867. No.-27. Virchow, Archiv X, 8. 18JJ.
„nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Cellulaipatliologie 1871, 8, 531 ff.
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Die Eiterung, Eiterbildung (Suppuratio, Pyogenia, Pyosis) ist
ein mir allein in den entzündeten Theilen neu ciutretouder, eigentliiim-licber krankhafter Sekretionsprozess, durch welchen eine Flüssigkeit erzeugt wird, weiche man Eiter (Pus) nennt.
Der vollkomnione Eiter hat die Oonsistenz des Milchrahms, ist golb-lich-weiss, von fadem tieschtnack, und im warmen Zustande mit einem laden, thierischen Geruch versehen, im kalten ohne Geruch; er ist ein wenig schwerer als Wasser (1,030—1,035), sinkt daher in demselben unter, und mischt sich durch Zusammenschütteln mit ihm nur unvoll-
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Ritorunp;.
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ständig. Er besteht hauptsilchlich ans dem Eiter-Serutn urul aus den Eiter-Kflgelchen, cntliillt abor gewöhnlich noch mehrere Nebenbestandquot; tlieile, /,. B, je nach der Zeit und der Art der Eiterung, kleine Theilchen der eiternden Gewebe, Blut- und Potttröpfchen, Epithellnmzellon, Salz-krystalle n, djii. Die Eitorkügelchen sind im Allgemeinen grosser als die Blntkügolchen des Thiores, in welchem der Eiter erzengt ist, zuweilen selbst zwei- his dreimal so gross; sie sind gebildet ans einer zelligcn Hülle und aus einem, oft auch aus zwei und mehreren Kernen oder Körperchen, welche in den Hüllen enthalten sind und erst bei dem Platzen der letzteren sichtbar werden. Unter dem Mikroskop kann man dieses Zersprengen der Hüllen durch Essigsäure oder durch warmes Wasser herbeiführen.
Die Menge der Eiterkiigelchen in dem Kiter ist in den einzelnen F;illeti solir verschieden; je zahlreicher sie vorhanden sind, um desto consistenter ist der Kiter. Heim ruhigen Stehen des Eiters in einem tiefen Glase sinken sie allmälig mehr und mehr zum Moden des Gefässes herunter, und das Eiter-Sernm schwimmt über ihnen. Letzteres ist im reinen Zustande eine dünne, helle, klare Flüssigkeit, welche sieh von selbst mill durch Kiltriren leicht von den Eiterkiigelchen trennt. Es enthalt aussei1 diesen auch die Salze, Faserstoff, Eiweiss und andere Bestandtlieilc. angeblich auch zuweilen einen eigenen Eiterstoff (Pyine nach Güterbock, Purnline nach Michelotti, Pnrinm nach Koch), der nur eine besondere Proteinverbindnng ist.
Der frische Kiter zeigt gewöhnlich eine alkalische Reaktion; wenn aber derselbe in G.lhrnng versetzt wird, reagirt er allmiilig immer mehr und mehr sauer, und hei eintretender Fäulniss entwickelt sich ans ihm Schwefelwasserstoff und Ammoniak, -- wovon der üble Geruch des faulenden Eiters und walirscheinlirh auch die üble Rückwirkung desselben auf das Rlut abhängt. Solcher faulender Eiter reagirt wieder alkalisch, und es finden sich in ihm zuweilen Infusorien und Conferven ähnliche Gebilde.
Der Eiter hat nach seinem Ursprünge von verschiedenen Thieren ') und von verschiedenen Gebilden eine verschiedene Beschaffenheit. Hei Pferden ist er im Allgemeinen mehr eiweissartig ziilie, beim Rindvieh mehr ralnnavtig dick, bei Schaafen und Hunden mehr wässerig; von den Muskeln erscheint er graugelb und consistent, von fibrösen Theilen ist er entweder gelblich, der verdickten Synovia ähnlich, oder dünnflüssig ins Grane spielend und wie faulender Kiise stinkend; von Knochen erscheint er gewöhnlich noch mehr ins Graue spielend, nach Phosphor riechend, und oft schwärzt er die silbernen Sonden; von Lymph-Drüsen ist er dickflüssig, gleichsam schleimig, vom Gehirn sehr salzig schmeckend, und mit gerinnbaren weissen Klümpchen vermischt.
Man pflegt den Kiter in gutartigen und in schlechten zn unterscheiden. Der Krstere enthalt stets viele Eiterkiigelchen, ist daher von mehr dickflüssiger Consistenz, ohne auffallenden Geruch und leicht gerinnbar; der schlechte Kiter ist arm an Eiterkiigelchen, daher mehr dünnflüssig, oft auch übelriechend, und von mehr röthlich-gelbliclier oder ins Graue spielender Farbe. Der schlechte Kiter wird auch als Jauche
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I) Bei Vögeln entsteht Eiterung limiisl seilen.
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Eiterung.
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(Ichor, Sanies) bezeichnet, doch pflegt man mit diesem Namen nur das flüssige Produkt, welches bei dem Absterben oder bei einem fauligen, oder auflötenden Zerstörungsprozess der organischen Substanz, z. B. bei dem Brande, bei dem ofl'cnen Krebs u. dgl. entsteht, zu bezeichnen.
Eine bemerkenswevthe Eigenschaft besitzt zuweilen sowohl der gute wie der schlechte Eiter noch dadurch: dass er der Träger oder das Vehikel eines Ansteckungsstoffes ist. Diese Eigenschaft ist nur durch ihre Wirkung an anderen Thieren zu erkennen.
Diese Verschiedenheiten des Eiters sind abhängig von der Art, dem Alter, der Constitution, dem gesunden oder kranken allgemeinen Zustande der Thiere, namentlich von etwa bestehenden Dyskrasicn, ferner: von dem Sitze, dem Grade und dem vitalen Charakter der Entzündung, von der Dauer des Eiterungsprozesses, von dem offenen oder lange Zeit bedeckten Zustande des Eitcrheerdes u. s, w. Durch diese Verschiedenheit wird zuweilen die Bestimmung: ob eine dem Eiter ahnliche Flüssigkeit wirklich Eiter sei? sehr erschwert, besonders bei solchen Flüssigkeiten von Schleimhäuten oder \on Organen, die mit Schleimhäuten in Verbindung stehen, weil ein consistenter Schleim dem Eiter im Ansehen sehr ähnlich sein kann. Einigermaassen eine Entscheidung hierüber gewährt das Mikroskop, durch welches man die Eiterkügelcheu von den Schleim-kügelchen dadurch unterscheidet, dass die ersteren vier- bis sechsmal kleiner sind als die letzteren, dass sie schwärzlich punktirt und (wenigstens die älteren Kügelchen) an den Rändern uneben erscheinen; aussei'-dem werden sie bei der Berührung' mit Essig durchsichtig und zerplatzen in Hülle und Kerne. — wus die Sehleimkügelchen nicht thun. Die reinen und die kohlensauren Alkalien bilden mit dem Eiter eine Art Gallerte, aber die Bleisalbe präzipitireu seinen Faserstoff. Igt;iese Veränderungen treten aber auch in anderen faserstoff- und eiweisshaltigen Flüssigkeiten ein. und deshalb sind die Untersuchungen einer thierischen Flüssigkeit über ihren Gehalt an Eiter vermittelst chemischer Reagentien (die sogenannten Eitevproben von Grassmeyer und Anderen) von keinem besonderen Wevth,
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Erscheinungen bei der Eiterbildung. Abscess.
Die Erscheinungen, welche bei der Eiterbildung bestehen, sind zum Theil darnach verschieden: ob die Eiterbildung an einer freien, offenen Fläche, •/,. B. in einer Wunde, in einem Geschwür, oder ob sie in dem
Parenchym eines Organs stattfindet. Im erstei..... Falle bemerkt man auf
der entzündeten Fläche zunächst eine serös-plastische Ausschwitzung. in der sich ausgetretene farblose Blutkörperchen befinden; hierzu gesellen sich bald Zellen, welche durch Proliferation der Zellen an der Wundfläche und namentlich der Wuudrändei' mit Entwickelung neuer Elemente entstehen, sowie aus aufgelösten Gewebstheilen herrühren. Hierdurch wird die Flüssigkeit alhnälig weniger durchsichtig, mehr weiss und zu wirklichem Eiter.
Wenn die Eiterbildung in dem Parenchym eines Organs geschieht, so steigern sich die Entztindungs-Symptome, der Schmerz wird heftiger und klopfend, die Geschwulst, welche sich bis dahin immer mehr ver-grösserte, begrenzt sich nun im Umfange, erhebt sich aber mehr über die nachbarlichen Theile, und bildet, wenn die Entzündung in weichen
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Entstehung des Eiters.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;55
Geweben, besonders nahe unter der Haut ist, in der Mitte eine bald mehr, bald weniger deutliche Spitze. Dieser mittlere Theil quot;wird etwas weicher, und weiterhin kann man beim vorsichtigen Drücken mit den Fingern ein Gefühl von Flüssigkeit oder von Schwappung (Flnctnatio) wahrnehmen. An dieser Stelle wird die Farbe der Maut mehr bleich, oder die vorher dunkelrothe Farbe erscheint weiss-gelhlich; die Haut .selbst wird allraälig dünner, es fallen die Haare daselbst aus und es sclnvit/.t an einzelnen Punkten eine klebrige Flüssigkeit ans. Ks ist nun Kiter in einer entstandenen Höhle des leidenden Organs gebildet and angehäuft. Dieser Zustand wird mit dem Namen: Eiterbeule. Eitergeschwulst, Abscess (Abscessus, Apostema) bezeichnet, und zwar hier wegen der deutlich wahrnehmbaren Entzflmlungszufälle als heisser Abscess. Liegt der Eiter nahe unter der Haut, so öffnet sicii dor Abscess bald früher, bald später von selbst, indem sich an der weichsten Stelle der Geschwulst durch den Druck des Kiters die Haut ininner mehr verdünnt und auflöst, und hierdurch eine Oeffnung bildet, durch welche der Eiter abfliegst. Ebenso können sich Abscesse nach innen öffnen. — Entsteht Eiterung im Zellgewebe zwischen festen Gebilden, z. IJ. unter Sehnen und sehnigen Hauten, so breitet er sich, durch den Druck und die Bewegung derselben, mehr aus. und es kommt hier keine Abscessgeschwnlst zu Stande. Hierbei und oft auch durch Senkung des Eiters im lockeren Zellgewebe entstehen oft umfangreiche Zerstörungen oder Fisteln.
Wenn die Eiterung in sehr empfindlichen Theilcn oder im grossen Umfange stattfindet, wird das etwa bestehende Fieber bei dem Eintritt der Eiterung heftiger, oder es tritt ein neues Fieber mit bald mehr, bald weniger heftigem Frostschauder hinzu. Man nennt dieses Fieber das Eiterungs- oder Maturationsfieber. Dasselbe pflegt zu verschwinden oder doch sich zu vermindern, wenn der Eiter fertig gebildet oder wenn er ausgeleert worden ist. Bei geringen Eiterungen fehlt es in der Kegel gänzlich.
Zuweilen kommt es, jedoch im Ganzen nur selten, vor. dass Eiterung auch ohne deutlich wahrnehmbare Entzündung entstellt. Die hierbei sich bildenden Abscesse pflegt man mit dem Namen: kalte oder Lymph-Abscesse zu bezeichnen. Dieselben werden besonders bei Pferden beobachtet, welche bereits kränklich, namentlich mit bösartiger Druse behaftet sind. Sie gelten sich zu erkennen durch eine begrenzte Anschwellung, welche ein fluktuirendes Gefühl erzeugt, dabei aber fast ohne Schmerz, ohne köthe und ohne vermehrte Wärme ist. Diese Abscesse öffnen sich in der Kegel nicht von selbst, und wenn man sie ansticht, geben sie einen gelblichen, sehr zähen Eiter von sich. In wiefern diese Abscesse mit den Lyinphgel'ässen und mit einer wirklidien Krankheit derselben in Verbindung stehen, ist noch nicht genügend ermittelt. Manche Pathologen haben eine übermässige Menge von Eiweissstofl'. Lyniph-körpercheu im Blute und eine hierdurch bedingte grosse Neigung zur Eiterbildung (Diathesis purulenta. Pyaemia) als Ursache angenommen. Die Ansichten über die Entstehung der Pyämie sind sehr verschieden, am wahrscheinlichsten ist eine Blutvergiftung durch krankhafte Stoffe. Der krankhafte Zustand ist stets ein sehr gefährlicher.
Es ist viel darüber gestritten worden: wie der Eiter sich bildet, namentlich ob durch Auflösung der organischen Substanz an der Stelle des Abscesses, oder ob er aus (lern Blute erzeugt werde? Beides ist für sich
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Mntstplimift' dos Kilm,
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allein nicht richtig, sondern es ist anzunehmen! dass er (obgleich laquo;l.'is Blut und zuerst auch etwas von der organischen Sulistmiz den Stoff lic-fern), durch eine, in Folge der Entzündung neu entstandene krankhafte Bildnngsthätigkeit in den Zellen des organischen Gewebes erzeugt werde, wobei die farblosen Blutkörperchen oder an den Geweben die Binde-gewebskörporchen, an Knochen die Knochenkörperchen u, s, w. sich mehrfach theilen und so die Eitcrkch'perchen bilden. Demi, wenngleich bei der ersten Kiterbildung Höhlen entstellen und ein Tlieil des Zellgewebes aufgelöst wird, so zeigt doch die Untersuchung, dass die Höhlen gvössten-tlieüs nur durch mechanisches AuseinandevdriVngon der Gewebe vermittelst des Eiters entstehen, und d;iss die Substanz unter der eiternden FUlche in der Regel völlig vorhanden, oft aber etwas geschwunden ist. Ansserdem sieht man hiinflg die Eiterung sehr lange und reichlich an einem Theilc bestehen. (diii(v dass dessen Masse venninderl wird; es ist sogar entgegengesetzt a;in/, gewöhnlich, dass mit der Eiterung eine neue Bildung von orgainschcr Substanz in der Form der sogenannten Fleisch-wiirzclien (Granulationen) stattfindet. Man (Virchow) hat hiernach den Eiter selbst als eine organische Substanz im flflssigcn Znstande betrachtet. Allerdings sieht man zwar auch (Ion ausgoschwitzten Faserstoff durch den Eiterungsprozess schmelzen; man darf aber nicht annehmen, dass der Erstere in Eiter umgewandelt werde; oft sieht man auch, dass Veränderungen in der Beschaffenheit des Blutes, v.. B, bei veränderter Ernährung, bei Krankheiten, seihst durch innerlich gegebene Arzneien etc. herbeigeführt, eine quantitative und qualitative Veränderung des Eiters und der Granulation zur Folge haben, und dass somit der Eiterungsprozess, wie die Knt/.ündnng. von dem Zustünde und von der Energie der Lebensthätigkeit im Orgnnisnms abhängig ist.
Wenn die Eiterung mit Zerstörung der organischen Substanz verbunden ist. gilt der l'rozess nicht mehr als einfache Suppuration, sondern ;ils Versch wä rung (Ulceration) oder ;ils ein Geschwür. Nach Hunter's Angabe entsteht an der Oberfläche dos Abscesses ein neues Gewebe in Form einer Haut, welche man die Abscesshaut nennt, und dieselbe für das Sekretionsorgan des Eiters hält. Sie ist jedoch im Anfange nicht vorhanden, und bildet sich nur bei solchen Abscessen (eiternden Wunden und Geschwüren), in deren Umgebung eine schleichende Entzündung fortbesteht, und wo also wahrscheinlich eine geringe Ausschwitzung und Verdickung von Faserstoff stattfindet. Zuweilen wird sie, besonders in Fisteln, sehr dick und hindert dann die Heilung.
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G ra nu lati ons - lül dung.
Während der Eiterung auf offenen Flachen erzeugen sich nach einigen Tagen die schon angedeuteten kleinen, rothen Wärzchen, welche man Fleisch Wärzchen oder Granulationen nennt. Sie sind das Produkt der organisatorischen Thätigkeit der Zellen in dem massig entzündeten Gewehe. Wahrscheinlich wird hierzu ein Theil des an der eiternden Fläche ausgeschwitzten Faserstoffes verwendet. Die Fleischwärzchen bilden sich auf und neben oinanrler in verschiedenen Schiebten albnalig weiter von den Abscesswänden nach anssen hin fort, und gehen zuletzt in eine dem Gewebe des Theils ähnliche Masse und äusserlich in die Narbe über. Die fortgesetzte Erzeugung der Fleischwärzchen findet
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Qranulationsblldung.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 57
imitier an der Oberfläche statt (so class sich hier die jüiipsteti und am wenigsten ausgebildeten Wilrzchen befinden), liis die ganze AbscesshOhle oder laquo;lie Wunde mit der neu ^t'l)illt;l(gt;teii Masse erfüllt ist. Die Wärzchen sind gleich vom Anfange an mit zahlreichen kleinen Blntgefässen versehen, and besitzen auch eine /.iemlieli lelilint'te l'.mptiiulliclikeit. zeigen aber übrigens oft bedeutende Verschiedenheiten, und zwar sind sie 1) entweder frisch rotli. derb, kleinkörnig, massig empfindlich, und wachsen nieht sehr schnell, aber gleichmässig hervor-, sie steilen in dieser Beschaffenheit die sogenannten guten Granulationen dar; oder 2) sie wachsen sein- schnell in die Höhe, treten aber ungleich, warzenförmig hervor, und sind dabei bald dunkelroth, bald sehr blass mid weich, bei der Berührung leicht blutend und in verschiedenem Grade empfindlich. In dieser Beschaffenheit heissen sie üppige Granulation oder wildes Fleisch (Caro luxuriaus); oder :!) die [quot;quot;leischwärzclien wachsen sehr langsam, sind blass und bilden bald eine weiche, bald eine fast scliwic-lifre, derbe Schicht von kleinen Wärzchen, man nennt sie träge Granulation.
Die Beschaffenheit der Granulation stimmt gewöhnlich mit der Beschaffenheit des Eiters (iberein, so dass bei consistentem Riter auch die Granulation als gut erscheint, und entgegengesetzt bei schlechter Eiterung mich schlechte Granulation sich findet. Auch ist die Granulation ebenso wieraquo; die Kiterung abhängig von dein Grade und der qualitativen Art der noch in der Umgegend fortbestehenden Rntzüudnng, von den noch einwirkenden Reizen, daher auch von der Art der angewendeten Behandlung, von der Beschaffenheit des Blutes, von der Art der Ernährung und von etwa vorhandenen Krankheiten,
Gute Eiterung und gute Granulation sind in sehr vielen Füllen ein Vermlttelungs-Prozess zur Fleilung, und zwar hauptsächlich; 1) solcher Entzündungen, bei welchen die Ergiessung von plastischen Stoffen mit einem hohen Grade der Entzündung verbunden, die Zertheilung aber nicht mehr möglich ist; 2) bei sogenannten kritischen und metastatischen Entzündungen; ö) wenn in das Gewebe eines Organs fremde Körper irgend einer Art eingedrungen und sitzen geblieben sind; — und 1) überall da, wo durch Verwundung oder Abstorben ein Substanzverlust entstanden ist. — Ausserdem dient ö) die Eiterung auch noch zur Ableitung einer abnormen Reizung, z. 15. bei Rheumatismus n. s. w. und sie wird deshalb oft künstlich hervorgerufen, z. B. durch Fontanelle, Haarseile etc.
In anderen Füllen ist die Eiterung fast durchaus ein ungüustigcr Ausgang der Entzündungen, indem durch sie, der Heilnngsprozess mehr in die Länge gezogen und complizirt wird. Bei langwierigen Eiterungen erleidet der Organismus oft einen sehr bedeutenden Säftevcrlnst, und wird hierdurch geschwächt oder in einen allgemeinen krankhaften Zustand, namentlich in Kachexien und Zehrfieher vorsetzt. Zuweilen wird auch ein Theil des Riters wieder resorbirt, und dadurch ebenfalls Zehrfieber, Ablagerung dos Eiters auf andere Organe, namentlich auf die Lungen (sogenannte sekundäre Abscesse) und Dyskrasie erzeugt, Ausserdem können auch durch die mechanische oder chemische Einwirkung dos Eiters auf die nahe liegenden Theile mancherlei üble Folgen ent-stehen, wie besonders durch Senkungen desselben zwischen Muskeln etc., Zerstörungen des Zellgewebes, sogenannte Sonkungs-Abscesse, Fisteln, Geschwüre u. dgl.
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68nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Eiterung. BehaiKlhinpf.
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Die Benrtheilung der Nützlichkeit oder der Schädlichkeit einer Eiterung ist hiernach mit Berücksichtigung des Ortes, des leidenden Organs, der Ausbreitung der Eiterfliiclie. der Qiiiilitiit des Eiters und der Granulation, der Dauer der Eiterung, der etwa noch fortwirkenden Ursachen, des blos örtlichen oder auch des gleichzeitigen allgemeinen Krankheitszustandes, des Ernährungs- und Kräftezustanrles des Thieres u, s. w. zu machen. Eiterung in zarten, wichtigen Organen (/,. ]i. im Auge), oder wo der Eiter keinen guten Abfluss haben kann (/.. H. im Hufe), auf grossen Flächen, bei sehr jungen, sehr schwachen, bei mit Dyskrasien behafteten Thieren ist häufig mit Gefahr verbunden, besonders bei langer Dauer des Leidens, oder wo durch den Eiter Knochen, Knorpel. Sehnen u. s. w. leiden können.
In Fällen der eben bezeichneten Art rauss man daher suchen, die Eiterung zu verhüten, durch kräftig fortgesetzte Antiiililogose oder bei asthenischen Entzündungen durch die Gantharidensalbe oder selbst durch das glühende Eisen.
B e h a n d I u n g.
Wenn eine Entzündung diejenigen Veränderungen zeigt, welche das Eintreten der Eiterung andeuten, und wenn bei ihr die vorhin unter 1 bis 4 bezeichneten Verhältnisse bestehen, unter welchen die Eiterung als nützlicher Heilprozess erscheint, hat man die Aufgabe: 1) den Uebergang der Entzündung in Eiterung zu befördern; 2) den Eiter zur gehörigen Zeit und geschickt zu entleeren: und '.'gt;) hiernach die Heilung der eiternden Stellen, den speziellen Umständen geraäss, zu leiten.
Die erste Indication wird mit Berücksichtigung des noch vorhandenen Entzündungszustandcs im Allgemeinen auf eine zweifach verschiedene Weise erfüllt.
#9632; I. Besteht ein massiger Grad von Entzündung, und tragt dieselbe den sthenischen Charakter an sich, so kommt gewöhnlich die Eiterung schnell zu Stande, wenn man die etwa bis dahin angewendete antiphlo-gistischc Behandlung aufgiebt, und dafür Dämpfe von warmem Wasser an den kranken Theil gehen liisst. — oder wanne Fomentationen von milden Flüssigkeiten, von Wasser. Milch, schleimigen Abkochungen ap-plizirt, oder milde Fette oder Ode lauwarm aufstreiclit, und darüber einen wollenen Lappen oder ein Stück Fell legt; — oder wenn man lauwarme Breiumschläge von schleimigen .Mitteln anwendet. — Bei heftigen Entzündungen an vollblütigen Thieren kann man mit dem Gebrauch dieser örtlichen Mittel selbst noch einen allgemeinen Aderlass verbinden,
II. Wenn aber die Entzündung nur in einem geringen Grade besteht, oder den torpiden Charakter an sich trägt, d. h. wenn im Umfange der zur Eiterung neigenden Stelle noch viel harte Anschwellung, mit wenig Wärme und mit wenig Empfindlichkeit besteht, erfolgt fast immer die Eiterbildung sehr langsam und unvollständig; und es ist deshalb nöthig, den Entzündnngsprozess durch reizende Mittel mehr anzuregen und zu demjenigen Grade zu führen, bei welchem die Eiterbildung schneller und gleichmässiger geschieht. Die hierzu passenden Mittel, welche man ehedem mit dem unrichtigen Namen: Eiter erzeugende Mittel (Suppu-rantia) bezeichnete, und die man richtiger den Abscess re ifmachende Mittel (Maturantia) nennen kann, müssen nach dem Grade ihrer Wirksamkeit und nach dem Grade des bestehenden Torpors für den besondern
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Behandlung-nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 59
Fall passend ausgewählt werden. Es gehören hierher: die ranzigen Fette und Oele, die grüne Seife, Honig. Sauerteig, die einen scharfen Stoff enthaltenden Pflanzen, /.. B. Senf, Zwiebeln, Terpentin, Firhtenharz u. dpi. Diese Mittel werden theils für sieh allein, theils aber auf verschiedene Weise mit einander verbnnden oder als Zusatz zu den Breiimischliipcn von erweichenden Mitteln und mit diesen in Verbindung angewendet. So /. B. in der Form der sogenannten Altheesallie (ünguentum Althaeae), oder gelbe Harzsalbe (Unguentnin flavum), oder Königssalbe (Fnguentum basilicum). der Terpentinsalbe (Fnguentum terebinthinatum) oder eines Gemenges von grüner Seife und pulverisirtem Senfsaamen. oder eines Breiumschlages aus Leinsaamen und gequetschten Zwiebeln u. dgl. In jedem Falle muss die Anwendung dieser Mittel in Verbindung mit Warme, geschehen, und zwar so. dass die letztere möglichst gleich massig in einem massigen Grade erhalten wird. Dies geschieht durch fleissige Erneuerung der Breiunischlage oder durch Auflegen eines Felles, wollenen Lappen etc. über die genannten Mittel. Bei grosser Torpidität ist selbst das Fngt. Cantharidum ein vortreffliches Mittel zur Beförderung der Eiterung. Dagegen sind Kälte und alle zusammenziehend wirkende Mittel hierbei nachtheilig.
Wenn der Abscess bei der Anwendung dieser Mittel seine Bcifc erlangt hat. d. h. wenn er deutliche Fluktuation zeigt, und dabei in seinem Umfange nur noch wenig oder gar keine entzündliche Härte zu fühlen ist. so tritt die Erfüllung der zweiten Indication, die Eröffnung des Abscesses ein. Sehr hiinfig bildet sich jedoch eine Oeffnung von selbst. wenn der Abscess nahe unter der Haut liegt, und man kann daher in diesem Falle, besonders aber, wenn er in drüsigen Theilen seinen Sitz hat, oder wenn er nur in einem kleinen Umfange besteht, diese Selbsthilfe der Natur abwarten, Oeffnet man einen Abscess zu früh, während noch viele Härte im Umfange desselben besteht, so wird dadurch nicht selten die weitere Eiterbildung unterdrückt und eine stärkere Verhärtung begünstigt. Werden dagegen Abscesse zu spät geöffnet, so wird hierdurch die Resorption des Eiters, die Zerstörung der umliegenden Theile, die Bildung von Versenkungen und Fisteln, begünstigt. Es gehört daher eine genaue Beachtung der Ausbildung des Abscesses und die Berücksichtigung der neben ihm bestehenden Verhältnisse dazu. Man wird aber stets die künstliche Eröffnung und Entleerung der Abscesse, sobald dieselben reif sind, in folgenden Fällen bewirken müssen: 1) wenn durch die Ansammlung des Eiters in sehr empfindlichen oder unter sehr gespannten Theilen heftige Schmerzen erzeugt werden; — 2) wenn sich der Eiter unter dicken Muskeln und unter sehnigen Häuten ansammelt, wo durch sein Verweilen im lockeren Zellgewebe leicht Senkungen entstehen; — 3) bei Eiterungen unter hornigen Decken im Hufe und in den Klauen: — 4) wenn der Eiter in der Nähe von Höhlen und Gelenken liegt, und der Abscess nach innen aufbrechen oder durch den Druck auf innere Organe üble Zufälle erzeugen könnte; und — ö) wenn er in der Nähe von Knochen oder Sehnen liegt, und eine Zerstörung dieser Gebilde verursachen könnte. Wenn dagegen ein Abscess seine Lage unter grossen Blutgefässen und Nerven hat, welche man bei der künstlichen Eröffnung leicht verletzen kann, so lange diese Theile noch mit entzündlich verdichtetem Zellgewebe umgeben sind, schiebt man die Eröffnung gern für einige Tage auf, weil dann, der Erfahrung zufolge, durch die
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Bitenuur.
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stärkere AnsMinmliinp; lt;los Riters sicli die Haut vom den (ihrigen Theilen mehr entfernt, und dirso somit bei der künstlichen Rröffnung mehr pppon Verletisnngen gesichert werden.
Dio Oeffnnng eines /Vhscesses macht man immer an der Stelle derselben, wo die Haut am dünnsten und die Fluktuation am deutlichsten zu fühlen ist; ist aber dies in einem grflsseren umfange der Fall, so wUlilt man hierzu die niedrigste Stolle. Bei grossen Abscessen muss man überhaupt die Rröffnungs-Stelle immer so wühlen, dass der Eiter einen möglichst freien Abfluss erhillt, und deshalb muss man zuweilen entweder die Oeffnung von dem dünnsten Theile der Abscesswand anfangend, bis zu einer mit dem Innern der Abscesshöhle gloichmässig niedrigen Stelle verlängern, oder man muss nocdi eine zweite Oeffnung in der Gegend dieser niedrigen Stelle machen. Die Grosse der zu machenden Oeffnung muss sich nach dem Umfange und nach der 'riefe des Abseesscs richten, bei dicken Abscesswandeu aber stets lieber etwas zu gross als 7,11 klein .sein, damit der Riter immer grösstenthells freiwillig abfliessen kann, und der Thierarzt nicht nöthig hat, ihn gewaltsam herauszudrücken oder auch die Oeffnung bald wieder zu erweitern, wenn sich dieselbe schliesst, während die Eiterung in der Tiefe mich fortbesteht. Ein bestimmtes Maass für die Grosse der OeflFnungen bei den verschiedenen Abscessen lässt sich jedoch im Allgemeinen nicht angeben; für kleine Abscesse genügt eine Oeffnung in der Grosse, dass man mit der Spitze eines Fingers in die Höhle eindringen kann, und für grosse Abscesse ist eine Oeffnung von circa 3 bis -1 Zoll Lange ausreichend.
Die von selbst entstandenen Oeffnnngen der Abscesse haben und er-halten sehr oft nicht die verhältnissmässigo Weite und müssen daher gewöhnlich noch knnstmassig vergrössert werden.
Die künstliche Oeffnung kann auf dreierlei Weise bewirkt werden, nämlich: I) mittelst schneidender und stechender Instrumente; 2) durch Aotzmittel; und durch glühende läsen.
1. Für die erste Art der Eröffnung benutzt man entweder die Lanzette oder das Bistouri, oder auch bisweilen den Troikar. Die Lanzette gebraucht man vorzüglich, wenn der Abscess oberflächlich liegt, und nicht mit zu dicker, harter Haut bedeckt ist. Man operirt mit ihr fol-gendermaassen: man nimmt die Klinge zwischen die Spitzen des Daumens und Zeigefingers der rechten Hand, so weit von der Spitze entfernt, als man zum Eindringen des Instrumentes bis zum Kiterheerde für noth-wendig hält. Nachdem man mit den Fingern der linken Hand die Haut auf dem Abscesse noch etwas mehr angespannt hat, sticht man das Instrument an dem ausgewählten Orte schnell und kraftig in die Wand des Abscesses ein, bis neben der Klinge der Eiter herausquillt. Letzteres zeigt, dass man die Eiterhöhle wirklich erreicht hat. Nun zieht man das Instrument zurück, und vergrössert dabei die durch den Stich gemachte Oeffnung, indem man die Spitze vorher ein wenig gegen die Wand gehoben, oder entgegengesetzt gesenkt hat.
Das spitze Bistouri ist in den meisten Füllen der Lanzette vorzuziehen, besonders da. wo der Abscess sein' tief liegt, oder die ihn bedeckenden Theile sehr derb oder hart sind. Man hält dasselbe beim Einstechen entweder ebenso wie die Lanzette, oder noch besser, wie eine Schreibfeder, so dass das Heft in der holden Hand, der Daumen und Mittelfinger an den beiden Flächen der Klinge, der Zeigefinger aber auf
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Relmndlung.
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Cl
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dem Rücken derselben liegt. .Man kann auf diese Weise bei dem Kin-stich mehr Kraft anwenden. Der Kinstidi und die Erweiterung werden übrigens ganz auf dieselbe Weise gemacht, wie mit der Lanzette.
Liegt der Abscess sehr tief und in der Nähe wichtiger Tlieile, so kann man, um Verletzungen derselben zu verhüten, die Haut und die niiclisten Schichten der Abscesswand durch eiu/.elne seichte Schnitte trennen, und dann in der Wunde die Fluktuation, sowie die ferner zu schonemlen Thcile durch vorsichtiges Fühlen zu erforschen suchen. Diese; Vorsicht ist besonders bei tief liegenden Abscesseu an den Brust- und üauchwanden und am Halse zu beachten. Zur Entleerung des Eiters unter hornigen Theilen ist es nöthig, dieselben mit einem llufmesser, oder mit einem Uinumesser, oder mit einem liufbohrer zu dmclischneiden und dann sogleich alles völlig getrennte Horn der Sohle oder des Strahles giinzlich zu entfernen.
Den Troikar benutzt man ausnahmsweise in solchen Füllen zur Eröffnung eines Abscesses, wenn derselbe unter wichtigen Gelassen liegt, die letzteren aber in der stark geschwollenen und entarteten Abscesswand weder durch das Gefühl noch durch das Gesicht zu erkennen sind. Ein schneidendes Instrument führt hierbei leicht sehr bedeutende Verletzungen und Blutungen herbei, während der Troikar neben den Ge-füsseu vorbeigleitet und dieselben nicht verletzt. Das lustniment führt aber den Mangel mit sich, dass die von ihm gemachten Oeffuungen zu klein sind, sich bald wieder schliosseu, und deshalb nach kurzer Zeit wiederholt gemacht werden müssen.
II. Die Eröffnung der Abscesse durch Aetzmittel ist in der Thierbeilkumle höchst wenig im Gebrauch, und fast allein auf sogenannte kritische, metastatische und dyskratische Abscesse beschränkt. Man wendet die Aetzmittel bei diesen Abscessen zuweilen aus dem Grunde an, weil die letzteren gewöhnlich theils einen sehr niederen Grad von Thätigkeit und ausserdem eine spezifische krankhafte Thätigkeit besitzen, welche man durch das Aetzmittel umstimmen will. Es wird bei diesem Verfahren auf die von Haaren entblösste Haut auf die Spitze der Eiterbeule ein Stückchen Aetzkali, oder Höllenstein, oder Ghlorzink, oder Aetz-Subluuat gelegt, oder diese Substanzen werden mit Mehl und Wasser
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zum Teige gemacht, etwa
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Linien dick in einem solchen Umfange,
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wie die Abscessöffnung gross werden soll, aufgestrichen, und dann wird zum Pesthalten und zum Schutz des Mittels ein Klebepflaster oder sogenanntes Heftpflaster (Emplastrutn adhaosivuni, Empl, Lithurgyri compo-situm) darüber gelegt.
Das Aetzmittel bewirkt nun, je nach der Dicke der Haut, in Zeit von 24 bis 48 Stunden eine Zerstörung derselben und die Bildung eines Schorfes. Den letzteren kann man mit einem Messer durchstechen und dann den darunter befindlichen Eiter entleeren; oder man kann den Schorf durch warme Breiumschläge und durch den dadurch vervollständigten Eiterungsprozess zum Abfallen bringen. Immer ist also dieses Verfahren langsam zum Ziele führend, und mit mehr Umständen verbunden, als die Eröffnung der Abscesse mit Instrumenten.
111. Die Eröffnung mit dem glühenden Eisen limlet unter denselben Umständen, wie die Anwendung der Aetzmittel, statt, führt aber schneller, als die Letztere zum Ziele, ist leicht ausführbar, und verdient deshalb den Vorzug,
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Eiterung.
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Man benutzt hiei/u ein spitüe* weissglülieniles ßreuneisen, mit welchem man an der geeigneten Stelle des Abscesses die äussere Wand desselben bis zum Eiterheerde durchbrennt, Es erzeugt sich auch hier ein Schorf, welcher jedoch nur an deraquo; Rändern der Abscessöffuung sitzt, und bah! früher, bald später durch die ßiterung wieder entfernt wird.
Nach der Oettnuug auf die eine oder auf die andere Weise entleert sich der grösste Theil des Kiters gewöhnlich von selbst, und man darf daher nur einen gelinden Druck auf die seitlich neben dem Abscess he-tindlichen Theile anbringen, um diese Entleerung zu vervollständigen. Hierauf untersucht man mit einer Sonde, oder noch besser mit einem Finger die Abscesshöhle, ob Seitengänge vorbanden sind, ob Knochen oder andere Theile im Abscess bloss liegen oder bereits angegriffen sind u. s. w., um hiernach die weitere Behandlung einzurichten. Diese ist zum Theil von der Form und Ausbreitung der Abscesshöble, zum Theil von der Beschaffenheit der in derselben befindlichen Theile, und ausserdem von der Bilduugsthätigkeit in der Oberfläche des Abscesses abhängig.
In ersterer Hinsicht ist nichts Besonderes zu tliun, wenn die Ab-seesshühle in einem massigen Umfange besteht, eine nicht zu ungleiche Oberfläche besitzt, und wenn die Oeamp;imng sich an einer niedrigen Stelle vorfindet, so dass ihr Eiter beständig einen guten Abthiss hat.
Wenn aber ungleiche Vertiefungen, oder röhreuförmige Gänge (Fisteln) bestehen, oder wenn die Oeffnung sich nicht an der abhängigsten Stelle des Abscesses befindet, so verlangen diese Formverschiedeiiheiteu auch eine besondere Berücksichtigung. Hinsichtlich des Letzteren ist bereits angedeutet worden, dass man die Oettnuug entweder nach unten zu angemessen erweitern oder an einer schicklichen Stelle eine Gegenöffnung machen müsse. Um diese zu bewirken, führt man in die Abscesshöble eine dicke Sonde, oder eine Haarseiinadel ein, drückt die Spitze des Instrumentes an der niedrigsten Stelle der Höhle von innen nach aussen gegen die Wand des Abscesses, macht dadurch diese Stelle änsserlich bemerkbar, und schneidet dann an derselben die Weichgebilde durch, bis man in die Höhle des Abscesses gelangt. Die so gemachte Oeffnung muss dieselbe Grosse haben, wie die zuerst gemachte Oeffnung. Bei Fistelgängen verfährt man ganz auf dieselbe Weise, oder mau fuhrt in Hoble des Abscesses und in den Fistelgang eine Troikar-Nadel, oder die scharfe englische Haarseiinadel, und durchbohrt mit diesen Instrumenten die Abscesswand von innen nach aussen, und erweitert dann die so gebildete Oeffnung mittelst einer in sie eingebrachten Hohlsonde und eines Bistouri's bis zur hinreichenden Grosse.
Um das zu schnelle Zuwachsen der Oell'iiuugen bei grossen Abscessen und bei Fistelgängen zu verhüten, kann man ein Band durch die beiden Oeffnungeu und den Abscess oder die Fisteln ziehen, dasselbe täglich ein wenig hin- und herbewegen, und es bis zur eingetretenen Ausfüllung der Hohlen mit guter Granulation liegen lassen. Uebrigens hat man bei einfachen Abscessen täglich den Eiter gelind aus der Oeffnung herauszudrücken, und die Umgebung mittelst eines Scbwammes und lauwarmen Wassers zu reinigen. Wenn aber der Eiter aus den tieferen Stellen nicht abtliesst, kann man diese mit lauwarmem Wasser sanft ausspritzen. Eine zu gründliche Entfernung des Eiters ist mehr schädlich als nützlich. — Bei reichlichem Ausfluss oder bei scharfer Beschaffenheit des Eiters ist
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Behandlung.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 63
es gut, unter die Oett'nungeu auf die Haut etwas Fett, oder die ainfaobe Wachssalbe zu streichen, um die Haut und die Haare gegen die chemi--icheri Wirkungen des Eiters zu schützen.
Finden sich aber in einem Abscess sehr gespannte Sehnen, welche gegen andere Woichgebilde Druck und Reibung verursachen, so ist es zweckmässig, dieselben an der dünnsten Stelle zu durchschneiden. Dagegen niiisseu Gefässe und Nerven und biossliegende Knochen möglichst gegen Verletzungen und Reizungen geschützt werden.
Hinsichtlich des Zustandes der Lebensthätigkeit in dem Abscess und in seiner Umgebung hat man den Grad der nach der Eröffnung desselben noch fortbestehenden Bntzttndung, sowie die Qualität des Eiters und der Granulation zu berücksichtigen. Ist im Umfange des Abscesses noch viel Geschwulst, Härte, dunkle Hötlie und Schmerz, so ist die Anwendung der erweichenden, lauwarmen Breiumschläge noch nöthig bis zur Beseitigung dieser Zufälle, liesteilt aber noch viel Härte mit wenig vermehrter Wärme, mit wenig Empfindlichkeit, und ist die Haut oder die innere fläche des Abscesses blass, so müssen die erregenden Bleiumschläge, die harzigen Salben und ein recht warmes Bedecken des Abscesses in Anwendung kommen, bis der grösste Theil der Harte sich verloren hat.
Bei dem Gebrauch dieser Mittel kann sieh gute Eiterung und gute Granulation bilden und die Heilung des Abscesses erfolgen. Dieselbe ist ganz das Werk der organischen Bildungsthätigkeit, und es darf dieselbe nur geregelt und unterstützt werden. Findet man daher den Eiter von gutartiger Beschaffenheit, so darf der Abscess nur mit lockerem Werg oder mit Charpie bedeckt, oder mit einem Indifferenten vegetabilischen Pulver, z.B. Mehl, Stärkemehl oder mit fein gepulverter Holzkohle bestreut, und gegen die Einwirkung der Atmosphäre geschützt werden. Ist aber der Eiter dünnflüssig, die Granulation blass, weich und sehr langsam wachsend, so fehlt es in dem Abscess an einem genügenden Grade der Bildungsthätigkeit, und man muss deshalb dieselbe mehr anregen. Dies geschieht dadurch, dass man in don Abscess die sogenannten Di-gestivinittel, als Eiterung befördernde Mittel bringt, wie z. B. die Althee-Salbe, die Königs-Salbe, die Terpentin-Salbe, ein Gemenge von Terpentin und Eigelb in verschiedenen Verhältnissen, oder auch die Elemi-Salbe. In Abscesse mit Eistelgängen oder mit Nebenluihlen kann man unter solchen Umständen auch das Digestivwasser1) einspritzen, oder Werg oder Charpie damit befeuchtet, in die Höhle bringen. Diese Mittel werden täglich zweimal angewendet, bis der Eiter sich von besserer Beschaffenheit zeigt. Dabei sorgt man für gute Nahrung und reine Luft.
Findet sich aber eine sehr reichliche Eiterung und sogenannte üppige Granulation ein, so ist in der Regel ein zu reichlicher Zufluss von Blut zur eiternden Stelle der physiologische Grund hiervon, aber die veranlassenden Ursachen dieses Zustandes linden sich entweder 1) in einem örtlichen Reize im Abscesse selbst, oder 2) in einer zu reichlichen Plastizität des Blutes, in einer zu regen allgemeinen Bildungsthätigkeit.
In ersterer Hinsicht sind als spezielle Ursache zuweilen fremde Körper, z. B. Dornen, Knochensplitter, halb aufgelöste Knorpel, Sehnen- und
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I) Dasselbe besteht aus Terpentin ;!ü,0, abgerieben mit dorn tiolben von zwei Eiern und mit einem Pfund Kalkwasser. W ölst ein liess aircb noch 1—2 Quentcheu Perubalsam zusetzen, — was jedoch nicht nöthig ist.
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Bandfasern u. dgl. — oder oiue ?ai reizende Behandlung, namentlicli die zu lange fortgesetzte Anwendung der Harz-Salben, der ätherischen Uele, der wannen Breiumschläge u. s. \v., und in letzterer Hinsicht ist eine zu reichliche Ernährung und der Aufenthalt in einem zu warmen Stall zu beschuldigen. Diese Ursachen der zu reichlichen Eiterung müssen nach ihrer Art beseitigt werden, und ausserdem benutzt man Eiustreu-uulver von Holzkohle, von schwach bittern oder von gelind adstriugiren-den Mitteln; oder man lüsst den Abscess ganz unbedeckt und der Einwirkung der Luft ausgesetzt, welche hier immer gelind austrocknend wirkt. Bei gutem Ernährungszustande ist ausserdem magere Diät und von Zeit zu Zeit wiederholt ein Abführungsmittel nützlich.
Wie mit der Beschaffenheit und Menge des Eiters sich auch gewöhnlich die BeschatVeidieit und das Wachsthum der Granulation übereinstimmend findet, so werden daher auch die Abweichungen der Granulation in der ersten Zeit, und wenn sie nur in einein geringem Grade hervortreten, mehrentheils durch dieselben Mittel regulirt, durch welche die Eiterung verbessert wird; allein nicht immer gelingt dies, und deshalb ist es zuweilen noting, auf die üppige Granulation eine besondere Kück-sicht zu nehmen. Weicht die üppige Granulation nicht bei der gegen die zu reichliche iMterung angegebeneu Behandlung, und wenn die vorhin bezeichneten Ursachen dieser zu reichlichen Absonderung beseitigt sind, sowie auch, wenn sich in dem Abscess kein krankhafter Zustand an Knochen, Knorpeln oder fibrösen Theilen besteht, so kann man bei einem gelinden Grade der Wucherung die starker austrocknenden Mittel anwenden, wie z.B. Pulver von Eichenrinde, von Tormentillwurzel, von Galläpfeln, weissen Zucker, Tabacksasche, oder eine Auflösung von Zinkvitriol (4,0 — 8,0 auf 180,0 Wasser), von Kupfervitriol in gleicher Concentration, von Höllenstein (2,0 auf 180,0 destillirtes Wasser) u. dgl. Bei sehr üppiger Granulation müssen aber die wirklichen Aetzmittel (der Höllenstein in (Substanz, der Zink- und Kupfer-Vitriol, der gebrannte Alaun, der Aetzkalk, das Aetzkali, das aus beiden erzeugte Wiener Aetz-pulver, die Spiessglanzbutter, das Chlorzink, die Schwefel-, Salz- und Salpetersäure), oder das glühende Eisen zur Zerstörung der üppigen Massen bis auf den Grund derselben, angewendet werden. Es ist aber stets die Vorsicht zu beachten, dass diese Mittel nicht zu reichlich auf die kranken Gebilde gebracht, und mit diesen zugleich die darunter befindlichen gesunden Theile zerstört werden. Das Brenneisen verdient vor den meisten der genannten Mittel den Vorzug, weil man seine Wirkungen ziemlich sicher abmessen und begrenzen kann, weil es augenblicklich wirkt, und weil der von ihm erzeugte Schorf sich eher ablöst, als der von dem chemischen Aetzmittel erzeugte. In denjenigen Fällen, wo grosse Granulations-Massen an einzelnen Stellen ungleich bervor-vvachsen. ist das kürzeste Verfühlen zur Beseitigung derselben, dass man sie mit einem Messer oder mit einer Scbeeie abschneidet und dann die Wundfläche mit dem glühenden Eisen massig brennt. Die Brand- und Aetzschorfe lüsst man ruhig sitzen, bis sie von selbst abfallen. Erweichende Mittel sind hier unzweckmässig.
Als besondere Verfahren, um den üppigen Wachsthum einer übrigens gesunden Granulation und bei gesundem Grunde zu beschränken, sind noch Einreibungen der Gantharidensalbe auf die Umgegend des Ab-
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Behandlung,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 65
scesses, und die Anwendung eines gleichniiissigen Druckes auf die Granulationen vermittelst eines fest angelegten Verbandes, zu nennen.
Nicht selten zeigen sich in Ahscessen, in eiternden Wunden und Geschwüren einzelne Fleischwärzchen, welche schnell in einer ungewöhnlichen Grosse über die Oberfläche des Geschwürs hervorwachsen, und gewöhnlich ein dunkelrothes Ansehen haben. Bei genauerer Untersuchung findet sich inehrentheils an ihrer Spitze; eine kleine Oeffnung, in welche man mit einer Sonde bald mehr, bald weniger tief eindringen kann, und am Grunde dieses Ganges in der Kegel einen von der Beinhaut ganz eutblössten, oder einen kranken, rauhen Knochentheil, oder eben solche Theile an Knorpeln, Bändern oder Sehnen fühlt. In solchen Fallen sind jene üppigen Granulationen nur die Folge des eben bezeichneten örtlichen Leidens, und sie sind daher auch durch alle die genannten Mittel nicht gründlich zu beseitigen, so lange als dieser kranke Zustand fortbesteht. Deshalb müssen dieso Fleischwärzchen entweder bis auf den kranken Grund abgetragen, oder sie müssen von den Gängen her mittelst der Iloblsonde und des Bistouri's gespalten, und die kranken Stelleu bloss-gelegt werden, — worauf Mittel, welche die Abblätterung befördern (das glühende Eisen, ätherische Gele u. dgl.) ihre Anwendung finden.
Die zu träge Granulation ist ebenfalls entweder in bloss örtlichen, oder auch in allgemeinen Missverhältnissen des plastischen Prozesses begründet. Als örtliche, den Bildungsprozess störende Ursachen kann man betrachten; einen zu geringen Grad und einen sehr torpiden Charakter der vorausgegangenen Entzündung, die während der Abscessbildung oder nach derselben noch fortgesetzte Anwendung der Kälte, daher auch die mangelhafte Erwärmung der etwa angewendeten Breiumschläge, und die unpassende oder zu lange fortgesetzte Anwendung der adstringirenden und der Blehnittel, drückender Verband.
Als allgemeine Ursachen der mangelhaften Bildungsthätigkeit gelten: ein zu jugendliches und entgegengesetzt ein zu hohes Alter, mangelhafte Ernährung, grosser Blutverlust, zu reichliche Ausleerungen, daher auch eine zu schwächende Behandlung bei der vorausgegangenen Entzündung, vorausgegangene oder noch fortbestehende cachectische Kränkelten u. dgl. — Diese Ursachen müssen beseitigt, die Kräfte des Tbieres durch gute Nahrungsmittel in hinreichender Menge, durch bittere oder bitter-aromatische Arzneimittel, durch Ruhe, reine Luft und gelinde Wärme gehoben werden; und örtlich sind die bereits oben genannten Digestivmittel, und bei diesen ganz besonders die rothe Präzipitatsalbe (•2,0 — 4,0 rotheu Quecksilber-Präcipitat zu 80,0 Wachssalbe oder Terpentinsalbe gemengt) und warme Breiumschläge in Anwendung zu bringen. Hat sich auf der Eiterfläche bereits eine schwielige Haut gebildet, so muss diese durch Betupfen mit einem Aetzmittel oder mit dem glühenden Eisen zerstört werden, bevor man die Digestivmittel anwendet.
Sind die Thiore in Folge einer langwierigen und reichlichen Eiterung abgemagert oder gar mit Zehrfieber behaftet, so muss man den Säfteverlust durch reichliche Verabreichung der kräftigsten Nahrungsmittel zu ersetzen suchen, und ausserdem die Thlere durch Ruhe, reine Luft und durch bittere, gelind aromatische und adstringlrende Mittel unterstützen,
1st endlich die Granulation bis zu den Hanträudern hervorgewachsen, so mindert sich in der Regel auch die Menge des Eiters, und der Letztere
HERTWIO, Chirnr^iü. 3. Aufl.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;r.
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Eiterung.
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wird zugleich allmälig mehr und mehr eiweisshaltig und /.älio, so dass er sicli in dünne Fäden ziehen lilsst. Bei dieser Beschaffenheit vertrocknet er an der Oberfläche der Granalation zu gelblichen oder bräunlichen Krusten, welche einige Zeit, d. i. gewöhnlich langer als '24 Stunden, sitzen bleiben, und unter welchen sich die Haut von den Rändern her allmälig mehr und mehr über die Granulation verlängert. Zugleich schrumpft nun die Granulation immer mehr zusammen, iind|auf diese Weise bildet sich an der Oberfläche derselben eine derbe Schicht oder die Narbe (Cicatrix), oder, wenn dieselbe sehr dick und derb ist, eine Schwiele (Callositas).
Die oben erwähnten kalten oder Lymph - Abscess e öffnet man auf dieselbe Weise, wie die übrigen. Nach der Entleerung ihres zähen Eiters reibt man die Haut sogleich mit Cantharidensalbe ein, und wiederholt dies nöthigenfalls nach Zwischenzeiten von acht zu acht Tagen ein-oder zweimal. Sie gelangen hierdurch gewöhnlich bald zur Heilung, während sie bei einer milderen Behandlung stets chronisch werden, und sehr oft Verhärtungen oder auch eine allgemeine Dyskrasie herbeiführen. In Betreff der Letzteren muss man bei Pferden während der Kur solcher Abscesse immer sehr aufmerksam sein, und bei eintretenden Störungen im Verdauungsprozess, oder an den Lymphgefässen die geeigneten Mittel, wie namentlich bitter-aromatische, Kupfer- und Spiessglanz-Präparate anwenden.
Zuweilen finden sich während eines Eiterungsprozesses, besonders bei schlechter Eiterung (Ulceration, Verjauchung, theilweis erfolgender Necrosis der Gewebe.) ohne äusserliche Veranlassung neue Krankheits-erscheinungen an anderen, bald inneren, bald äusseren Körpertheilen, wie Entzündung, Eiterung, Verkäsung, Verjauchung, nekrotische Zerstörung der Gewebe u. s. w. mit bald mehr, bald weniger Fieber, schnellem Sinken der Kräfte, und selbst, mit typhösen Erscheinungen. Diese Fälle enden häufig mit dem Tode. Man hat früher angenommen, dass diese Zustände dadurch entstellen, dass Eiter in das Blut eintritt, indem er von den Venen oder Lymphgefässen resorbirt werde, eine besondere Dyskrasie (das Eiterblut, die Pyämie1), oder nach Einwirkung fauliger Jauche die Septichämio •), und, wenn er wieder aus dem Blute in das Gewebe eines Organs oder in das Bindegewebe ausgeschieden werde, die genannten krankhaften Zustände erzeuge. Dieselben sollten eine Art von Krankheitsversetzung (Metastasis') sein, und man nannte sie daher metastatische Entzündungen, inetastatischoAbscos.se u. s. w. Genaue Untersuchungen in neuerer Zeit haben jedoch gelehrt: dass weder der Eiter noch die Eiterkörperchen, als zellige Gebilde, in ihrem ganzen Zustande von unverletzten Venen oder Lymphgefässen resorbirt werden, sondern dass durch diese Gcfässe nur das Eiterserum und die aus der fettigen Metamorphose dos Eiters entstandenen flüssigen Produkte zur Aufsaugung gelangen, dass aber diese Stoffe sich dann ge-wissermaassen indifferent verhalten und keine Pyämie, also auch keine üblen Zufälle erzeugen. Dagegen können dergleichen Zufälle wohl ent-
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1)nbsp; Von io jrvov, Pus, der Kiter und iu a'ifiu, das Blut.
2)nbsp; atpiiixoc, faul machon. (Chirargie v. Pytha u. Billroth, B. I., Abth. 2 , Heft 1., p. 1.)
3)nbsp; i} /Jiiuaiußii;, die Umsetzung.
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Behandlung.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;67
stellen, wenn Riter oder Jauche in verwundete, oder durch Aniltzung, UIceration oder auf irgend andere Weise geöffnete Blut- oder Lymph-gefässe gelangt ist. In diesem Falle kommen kleinere oder grössere Partikelchen der aufgelösten Gewebe in das lllut oder in die Lymphe, sie werden fortbewegt, his sie in der Lymphdrüse oder in einem feinen BlutgefäSS steckenbleiben, sogenannte Km bolien ') bilden, (lurch Druck mechanisch reizen, das Gefiiss verstopfen, einen Thrombus2), d.i. ein Pfropfen von geronnenem Blut bilden oder auch chenüscli reizen, und so entweder direkt oder durch später eintretende Auflösung des Thrombus jene üblen Zufälle erzeugen. *)
Man muss dieselben befürchten, wenn bei einer Eiterung plötzlich und ohne besondere Ursache ein neuer Fieberanfall mit Frostschauder, beschleunigtes Athmen, Schmerzen in einem von der Eiterung entfernten Organ eintreten. Die Hilfe ist dabei fast nur darauf beschränkt, dass man den etwa zu lange geschlossenen Abscess baldigst öffnet, den zu-rfichgebliebenen Eiter aus den tieferen Stellen durch grosse Schnitte und Gegenöffnungen entleert, putride Stellen mit Chlorkalk oder Carbolsäure desinfizirt, oder auch mit Lapis infernalis oder selbst mit dem Glüheisen cauterisirt und dann durch warme Breiumschläge gute Eiterung herbeiführt, und die allgemeinen Zufälle ihrem Charakter angemessen behandelt. — was bei heftiger Entzündung auf antiphlogistische Weise, bei grosser Entkräftung aber mit tonischen Mitteln geschehen kann.
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Viertes Capitol.
Vom Brande.
Hanke, über den heissen und kalten Brand. Breslau, 1840. Jaeger. Artikel: Gangraona, im Berliner encyklopäd. Wörter!), d. medizinischen Wissenschaften. Renault, de la gangrene traumatique. Paris, 1840.
Als Brand, Absterbung (Gangraena, Mortificatio, Sphacelus, Necrosis') bezeichnet man das Absterben eines Theiles des Thierkör-pers, sei es mit Vertrocknung (Mumificatio), oder auch mit fauliger Zersetzung der organischen Substanz, aber mit Erhaltung der relativen Form desselben.
Diese Absterbung kann laquo;) durch Entzündungen und 6) durch alle anderen Ursachen herbeigeführt worden, welche in einein organischen
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1)nbsp; o tfifßoXog, das Uiueiiifugeu.
2)nbsp; ö t^QO/ißog, der Blutklumpcu.
3)nbsp; Vlrchow, Cellular-Pathologle, 2. Aufl. Cap. 10—11, 8.517 und femer. Schütz. Die Pyämie. Magazin f. d. gesammte Thierheilk. Bd. 81. S. 162.
4)nbsp; i] lexQiuGK, das Absterben, — früher besonders für Knochenbrand, jetzt auch für das Absterben anderer Gebilde geltend.
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ßgnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Brand.
Gebilde die Nerventhätigkeit oder den Kreislauf dos Blutes (oder beide Einflüsse zugleich) aufhebe^ und dadnreh einen Stillstand im Stoffwechsel (in der örtlichen Ernährung) bewirken, wie z. B. durch andauernden Druck, durch das feste Einschnüren mit Binden, durch gänzliche Trennung der Hauptnerven oder Gefässstämme eines Gliedes vor ihrer Thei-lung, durch hohe Hitzegrade oder strenge Killte, durch die Einwirkung der Aetzmittel, der Brandjauche und einiger Gifte u. dgl. Gewöhnlich wirken mehrere solche Ursachen zugleich; zuweilen sind dieselben nicht zu erkennen.1)
Bei Entzündungen entsteht der Brand entweder dadurch, dass die Reizung in den peinpherischen Nerven und in den Haargefässen his zur üeberreizung steigt, die Lebensthätigkeit erschöpft wird, dadurch Lähmung, Aufhören der Zellenfunktion und hiemach örtlicher Tod entsteht, — oder dadurch: dass in Folge der Blutstockung in den Haargefässen die Ernährung des Theils ebenso aufhört, als ob die Gefässe sämmtlich unterbunden wären.
Man unterscheidet nach dem nur tbeilweisen oder dem gänzlichen Aufhören der Lebensthätigkeit in den betroffenen Theilen zwei verschiedene Grade des Brandes, nämlich: lt;?) den sogenannten heissen Brand (Gangraena), und /gt;) den kalten Brand (Sphacelus).
Bei dem heissen Brande bestellen in dem leidenden Theile noch Aensserungen des Lebens, und zwar in den Symptomen des höchsten Grades der Entzündung, jedoch in Verbindung mit theilweiser Lähmung und mangelhafter Reaction. Bei dem kalten Brande ist aber gänzliche Absterbung des Gewebes zugegen und die Entzünduugs-Symptome sind vollständig verschwunden, so weit der Brand sich erstreckt, obgleich sie an der Umgebung desselben noch fortbestehen können.
Der heisse sowohl wie auch der kalte Brand können in allen der Entzündung unterworfenen anatomischen Geweben entstellen, und zwar findet man sie einzeln oder beide in einem gegebenen Falle bald nur an einem Gewebe, z.B. allein in der Maut, oder im Zellgewebe, oder in den Muskeln u. s. w.. oder es leiden verschiedene Gewebe des entzündeten Theils gleichzeitig. Im letzteren Kalle ist es bemerkenswerth, dass gewöhnlich die grösseren Gefässe und Nerven in dein brandigen Theile sich am längsten in ihrer Integrität erhalten.
Der heisse Brand kann natürlich nur in den Fällen vorkommen, in welchen der Brand aus einer Entzündung entsteht; in allen anderen Fällen, wo die Absterbung ans irgend einer Ursache direkt entsteht, bildet sich sogleich der kalte Brand.
In jenen ersteren Fällen ist der heisse Brand gleichsam das erste Stadium' oder der Anfang der Absterbung, und der kalte Brand das zweite Stadium oder die vollendete Absterbung.
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I) Eigonthürnliche und noch nicht genügend erforschte Ursachen des Brandes sind /,. IS. das Mutterkorn und die mit Blattläusen, mit Honig- und Meblthau verunreinigten Kutterpflanzen. Das Brstere bat nicht nur bei Menschen, sondern auch bei Tbieren, wenn es in grosser Menge genossen worden war, aussei' anderen i'iblen Zufällen auch das brandige Absterben der Glieder bewirkt; — und durch jene Pflanzen scheint in manchen Jahren das Absterben der woissen Hautstellen bei Pferden erzengt worden zu sein. Magazin für Thierhcilk. 184^. S. 53, 479.
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#9632;
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Rrnml.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 69
Die Erschehmngen, welche den lieisson Brand begleiten, sind folgende: die Entzündung steigert sich schnell zu einem bedeutenden Grade; die Farbe der Maut, wenn dieselbe von Natur weiss ist, wird bläulich, die Hitze wird brennend, aber die Schmerzen lassen nach, und zwar mitunter plötzlich; dann sinkt auch die Wärme etwas, und die Oberhaut erhebt sich in Bläschen (Brandblasen, Phlyctaena), welche mit blutigem Serum angefüllt sind, und bald früher, bald später platzen.
Der kalte Brand äussert sich dadurch, dass die Wärme des Theiles bis unter die normale Temperatur herabsinkt und die Empfindlichkeit und das Bewegungsvermögen gänzlich erlöschen, und dass hierbei aus offenen Verletzungen eine röthliche oder schmutzig-graubraune stinkende Jauebe fliesst.
Der kalte Brand kann jedoch in zweierlei Formen auftreten, und dadurch neben jenen Erscheinungen noch ein verschiedenes Ansehen erhalten. Er erscheint nämlich: a) als trockener Brand (Mumificatio), wenn die Haut lederartig hart und trocken, schwarz, das Zellgewebe zusammengeschrumpft, und der Theil mit wenig flüssigen Säften überhaupt versehen ist; oder 4) als feuchter Brand, wenn eine röthliche oder bräunliche, stinkende. .Jauche in reichlicher Menge das ganze Gewebe erfüllt, und die von ihr berührten Theile auflöst und erweicht, so dass man zuweilen die Haut, das Zellgewebe u. s. w. in Stücken abfallen oder die Ilaare ausfallen sieht. Zuweilen finden sich beide Formen des Brandes zugleich in dem entzündet gewesenen Theile, jedoch in verschiedeneu Geweben oder an verschiedenen Stelleu vor, wie z. B. bei heftigen Druckschäden am Widerrüst, wo zuweilen die Haut lederartig hart (trockener Hnutbrand, Brandfleck), die darunter befindlichen Theile aber durch Brancljauche erweicht sind.
Die Diagnosis des Brandes ist aus den oben angegebenen Symptomen zu entnehmen, jedoch nicht immer gleichmässig leicht, weil an der behaarten, oft sehr dicken und von Natur dunkelfarbigen Haut unserer Hausthiere die Erscheinungen nicht immer deutlich hervortreten, namentlich aber dann nicht, wenn die Haut nicht selbst vom Brande mit leidet. Es giebt Fälle, wo hierbei der kalte Brand in den Muskeln und im Zellgewebe schon wirklich eingetreten, die veränderte Färbung der Haut aber nicht wahrzunehmen ist, auch die angegebenen Bläschen nicht entstanden sind, und wo auch selbst die Empfindlichkeit der Haut in der ersten Zeit des Brandes noch nicht gänzlich erloschen ist. In solchen Fällen kann man sich nur allein nach dem plötzlichen Nachlassen der Entzündungs-Symptome bei gleichzeitigem Fortbestehen der Geschwulst mit den Erscheinungen des Emphysems richten, und von dem Zustande der unter der Maut befindlichen Gebilde kann mau sich in zweifelhaften Fällen nur durch einen durch die Haut gemachten Einschnitt belehren. Dergleichen Einschnitte können unter diesen Umständen niemals schaden, sondern selbst noch zur Kur nützlich sein. Mau findet dann unter der Haut beim feuchten Brande viel Jauche, oft auch Luft (Gase), das Zellgewebe weich, selbst zerfliesseud, oft grünlich, die Muskeln weich, schmierig, in eine röthliche oder graue Masse umgewandelt, die Sehnen theilweis in aschgraue Fasern getrennt und erweicht; feste Knochen sind zuerst weiss, später werden sie durch Eindringen der Brandjauche .schwärzlich; schwammige Knochen werden gleich vom Anfange zu schwarz.
In manchen Fällen steigert sich beim eintretenden Brande das die
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Brand
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Entzündung begleitende Fieber, wenigstens wird die Zahl der Herzschlage und der Pulse dabei vormehrt, aber die Kräftigkeit der Pulse nimmt dabei bedeutend ab, und gewöhnlich sinken dann auch überhaupt die Kräfte des Thieres. Zuweilen entstellt beim Eintritt des Brandes ein Fieber, wo während der Entzündung es nicht zugegen war. Man pflegt es als Brandfieber zu bezeichnen. Je mehr die Bildung von Brand-jauche stattfindet, um desto mehr wird der Puls klein und weich, die Kräfte sinken immer tiefer, das Athmen wird beschwerlicher, die Schleimhäute werden schmutzig röthlicb, oder selbst bläulich, der Appetit verändert sich oder verliert sich gänzlich, der Blick wird stier, und unter diesen Erscheinungen sterben die Thiere zuletzt an Erschöpfung und Lähmung, — wenn nicht an der brandigen Stelle bei Zeiten eine günstige Veränderung stattfindet. Ks ist höchst wahrscheinlich, dass das Fieber und die bezeichneten Folgen desselben zum grossen Theile von der Resorption und dem l'ebergange der Brandjauche ins Blut entstehen; denn beim trocknen Brande treten diese Zufälle nur selten ein, und ansserdem kann man dieselben auch bei gesunden Thieren durch Einspritzen der Brandjauche in die Blutadern künstlich erzeugen. Zum Thcil sind aber jene Zufälle wohl auch abhängig von der mit dem Brande erfolgenden Verstimmung der Nerventhätigkeit des leidenden Theiles und von der cousensuelleu Uebertragung dieser Verstimmung auf die Central-Organe dos Nervensystems.
Die Brandjauche besitzt eine spezifische Schärfe, die man fast als ein scharfes Contagium betrachten kann; denn sie ätzt nicht nur an der Oberfläche des Körpers die Epidermis und die Haare weg, sondern sie erzeugt auch, wenn man sie in reine Wunden bei völlig gesunden Thieren bringt, in den betroffenen Gebilden brandige Zerstörung in einem hald minderen, bald grössereu Umfange.1) Lud ebenso wirkt sie weiter zerstörend an dem Orte ihrer Erzeugung, wenn ihr nicht hier durch einen Eiterungsprozess in den noch lebendigen Theilen eine Grenze gesetzt wird.
Verlauf und Ausgang.
Der heisse Brand ist häufig noch zur Zurückbilduug und Zertheilung geeignet, und dieselbe erfolgt unter günstigen Umständen sowie bei Entzündungen. Der kalte Brand dagegen gestattet keine Zurückbilduug; sondern die abgestorbene Substanz trennt sich entweder von der lebendigen ab, und wird durch neugebildete Masse, soweit wie dies möglich ist, wieder ersetzt, oder die Zerstörung verbreitet sich allmälig weiter und führt den Tod herbei. Das Letztere geschieht entweder durch die mit der organischen Zerstörung verbundene Vernichtung einer oder mehrerer für das Leben wichtiger Functioucn. oder durch allgemeine putride Umwandlung des Blutes und dadurch bedingte Lähmung der Gentral-Organe dos Nervensystems und des Herzens. Die Abscheidung der ab-
1) Wcffen dieser jjiffiacn Eigenschaft: der Brandjauche muss man stets die grössto Vorsicht hei ihr anwenden, namentlich jede Einwirkung auf vorletzte Stellen an den Händen n. s. w. vermeiden, und die an brandipfcn Thcilcn gebrauchten Instrumente gründlich mit Chlorkalk oder Essig reinigen, ehe man sie anderweitig benutzt, weil sonst höchst, gefährliche Infoctionen entstehen können. Siehe Magaain für Thicr-Loilkunde 1846. S. 4'24 u. f.
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Brand, Behandlung'
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gestorbenen Substanz pesehieht durch eine an ihrer Grenze entstandene stärkere Entzündung und Kiterung. Man nennt diese Abgrenzung Demarkationslinie. Die Heilung erfolgt dann durch Eiterung und Granulation.
Die Prognosis bei dem heissen Brande ist in den meisten Fallen so lange zweifelhaft zu stellen, bis eine Abnahme seiner Symptome be-merkbar ist, wo dann die Hoffnung auf Blrhaltung des Theiles grosser wird; doch hängt sie im speziellen Falle noch von der Wichtigkeit des leidenden Theiles, von dem Umfange des Leidens, von dem Gesundheitszustände des Thieres ab. Hinsichtlich des ersten Punktes ist die Beur-theilung beim heissen Brand der Haut und des Zellgewebes günstiger, als wenn das Uebel in tiefer liegenden Theilen seinen Sitz hat; Brand in einem kleinen umfange hat eine geringere Bedeutung, als wenn grosse Flächen oder ein ganzes Gebilde von ihm ergriffen sind; ist aber Brand nur aus örtlichen Ursachen entstanden, übrigens das Thier gesund und kräftig, und sind diese Ursachen zu beseitigen, so hat er eine viel geringere Bedeutung, als wenn er die Folge eines allgemeinen krankhaften Znstandes, oder wenn er mit einem solchen Zustande verbunden ist. — Bei der Prognosis dos kalten Brandes kommen die eben erwähnten Momente auch in Betracht; da, aber die Wiederbelebung des Abgestorbenen nicht möglich ist, so kann es sich hier stets nur um die haldige Entfernung desselben, um Erhaltung des Thieres und um die Möglichkeit eines guten lleilungs- und Vernarbungsprozesses handeln.
Die Behandlung des heissen Brandes gründet sich darauf: die Ursache zu beseitigen, die Zertheilung der Entzündung oder die Eiterung herbeizuführen und den üebergang in den kalten Brand möglichst zu verhüten.
Demgemäss entfernt man die Ursachen ihrer Art nach, wie z. B. ein zu fester Verband muss gelüftet oder ganz entfernt werden, fremde Körper und ätzende Stoffe müssen beseitigt, einschnürende Sehnen oder Wundränder, die Ränder von Bruchöffnungen u. s. w. müssen durchschnitten, und Theile, welche aus ihren Höhlen hervorgetreten sind, müssen in dieselben zurückgebracht werden. — Besteht in den mit heis-sem Brand behafteten Theilen grosse Spannung und Infiltration von Blut oder anderen Säften, so sind kräftige Einschnitte das wichtigste Mittel, um durch Entleerung dieser Flüssigkeiten die Spannung und alle Zufälle zu mindern. Brandblasen öffnet und entleert man. Ausserdem wendet man bei sthenischen Entzündungen kalte Umschläge von Wasser, oder noch besser von einer Auflösung des Salmiaks, oder des Kochsalzes, oder des Chlorwassers, oder eine Auflösung von Chlorkalk recht fleissig an. Zeigt sich stellenweis eine Spur von Eiterung, so geht man zu lauwarmen Umschlägen von schleimigen Mitteln über. In mehreren Fällen hat das Auflegen dünner Scheiben von Speck, oder das Bestreichen der leidenden Theile mit einer dicken Schicht Talg, sehr nützlich gewirkt. Trägt aber die zum Brande neigende Entzündung den Charakter des Torpors an sich, so sind aromatische, spirituöse und adstriugireude, Mittel in Form von Waschungen oder von Breiumschlägen angezeigt. Innerlich verabreicht man, wenn die brandige Entzündung einen sthenischen Charakter an sieh trägt, kühlende Salze. — bei entgegengesetzter Beschaffenheit des Leidens aber tonische und aromatische Mittel.
Bei der Kur des kalten Brandes sind folgende Indicationeu zu
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Brand, Behandlung.
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erfüllen: 1) das Fortschreiton der Absterbung muss man zu verhindern suchen; 2) das Brandige muss von dem Lebenden durch eine, Demarkationslinie getrennt, und dann entfernt werden; 3) die Brandjanche ninss auf dem kürzesten Wege entfernt, und ihre Aufsaugung muss verhütet werden; und 4) der Heilungsprozess muss örtlich und im Allgemeinen mit Rücksicht auf den Kraftezustand des Thieres geleitet worden.
Die Erfüllung dieser ludicationen trifft in mehreren Punkten mit einander zusammen. Hinsichtlich der ersten und zweiten Aufgabe ist es nö-thig, im Umfange des bereits Abgestorbenen die etwa noch vorhandenen Ursachen zu entfernen, und die Kntzündung so zu regeln, dass sie in Eiterung übergeht; denn nur dadurch, dass sich an der Grenze der lebendigen Gebilde eine Biterfläche erzeugt, wird der Brand mit Sicherheit begrenzt. Demgemilss macht man bei grossen Schmerzen auf die kranken Theile lauwarme Umschlage von schleimigen, bei Torpor aber von gelind aromatischen Mitteln, von einem Brei aus Boggenmehl und Bierhefen, oder von Arnikablumen u. dgl.
Die zweite Indication wird zuweilen, namentlich bei feuchtem Brande, gewissermaassen von selbst erfüllt, indem die erweichten Massen sich theilweise aus ihrem Zusammenhange lösen und abfallen; in den meisten Fällen muss man aber mittelst schneidender Instrumente und der Pinzette diese Ablösung und Entfernung bewirken. Es ist dabei im Allgemeinen die Regel zu beobachten, dass das Abschneiden stets nur vorsichtig bis zur Grenze der abgestorbenen Theile und mit Schonung der grösseren Blntgefässe und Nerven bewirkt werde. Durch dieses Ablösen der brandigen Substanz wird gewöhnlich auch zugleich die dritte Indication, die Entfernung der Brandjanche, grösstentheils erfüllt.
Dieses Verfahren ist jedoch nicht in jedem Falle, und besonders nicht immer gleich nach dem Eintritt des Brandes gut auszuführen, weil man nicht an jeder Stelle die Grenze der abgestorbenen Theile von aussen her deutlich erkennen, und daher auch dieselben nicht überall so vollständig ablösen kann. Man muss sich deshalb gewöhnlich damit begnügen. Einschnitte in die abgestorbenen Theile zu machen und die Brandjanche auszuleeren. Diese Einschnitte werden mit einem Bistouri oder mit einer Lanzette, durch die Haut und das Unterhaut-Zellgewebe in die Muskeln oder auch in drüsige Organe, bald mehr, bald weniger tief, und in der Länge von 3--4 Zoll, je nach der Ausdehnung des Brandes, gemacht. Es ist dabei die Vorsicht zu beobachten, dass die Schnitte nicht bis in die gesunden Theile geführt werden, weil sonst eine Uebertragung der Brandjauche auf diese bewirkt werden würde. Um die Ausleerung der Jauche zu befördern, die Beschaffenheit derselben zu ändern und zugleich umstimmend auf die angrenzenden lebendigen Theile 7ä\ wirken, spült man die Schnittwunden mit Seifenwasser, oder mit einem aromatischen Infusum, oder mit einer Auflösung von Chlorkalk, mit Chlorwasser oder mit stark verdünnter Oarbolsäure oft wiederholt aus; oder man legt mit diesen Flüssigkeiten befeuchtetes Werg in die Wunden. Am folgenden Tage macht man die oben angegebenen Umschläge von Roggenmehl und Hefen, oder man befeuchtet die Wunde mit Holzessig, oder mit einer Auflösung von Kreosot (4,0 in 1 Pfund aromat. Infusum), oder mit Kampherspiritus; und wo die Absonderung von Jauche sich fernerhin noch sehr reichlich zeigt, streut man ein Gemenge von drei Theilen Kohlenpulver mit einem Theil Chlorkalk, oder mit gleichen
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Brand, Bohandlunp.
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Thcilen Kamillenpnlver in die Wunden, üeber die ganze kranke Flüche und die angrenzenden Theile macht mau die bereits erwähnten Umschläge von schleimigen oder aromatischen .Mitteln.
Zeigt sich bei dieser Behandlung nach einem oder zwei Tilgen an der Grenze oder im Grunde der brandigen Theile eine Spur von Eiterung, so befördert man dieselbe durch Verbinden mit einer gelind reizenden Harzsalbe, welche jedoch nur so lange gebraucht werden darf, bis gute Eiterung eingetreten ist. Durch die Eiterung wird alles Brandige #9632;völlig von dem Lebendigen abgelöst, und die Bildung einer guten Granulation begünstigt. Diese wächst nach brandiger Zerstörung gewöhnlich mit grosser Lebhaftigkeit hervor, so dass die Ausfüllung einer Lücke hiernach schneller als bei Wunden mit Substanzverlust zu erfolgen pflegt. Allerdings hat diese Regeneration auch hier ihre Grenzen, und es bleibt nicht selten ein grosser Theil der durch den Brand zerstörten Substanz unersetzt. Die Leitung des Heilprozesses, wenn erst gute Granulation eingetreten ist, geschieht dann ganz so, wie bei einfachen Abscessen.
Wenn an den Gliedmaassen, an den Ohren oder am Schwänze eines Thiercs das äussere Ende dieser Theile durch den Brand zerstört, oder seiner Weichgebilde ganz oder grösstentheils beraubt ist, so kann man ein so verstümmeltes Ende an der Grenze der lebendigen Theile ablösen (amputiren) und dann die Ueberheilung und Vernarbung des Stumpfes durch die Eiterung und Granulation zu bewirken suchen, doch muss man mit der Amputation stets so lange warten, Ins der Brand einen Stillstand gemacht hat, und die Demarkationslinie gebildet ist, weil sie sonst oft vergeblich gemacht werden würde.
Während der örtlichen Behandlung der mit kaltem Brand behafteten Theile muss auch häufig eine innerliche Behandlung der Thiere stattfinden. Dieselbe muss die Unterstützung der Kräfte und Erregung einer guten Verdauung, sowie auf Beförderung kritischer Ausleerungen bezwecken. Man giebt deshalb bei mangelhaftem Appetit und gelblicher Färbung der Schleimhäute zuerst bittere Mittel mit massigen Gaben von schwefelsaurem Kali oder Natron, oder von Kochsalz, und weiterhin, wenn der putride Charakter des Fiebers hervortritt, bitter-aromatische Mittel, in Verbindung mit Amika oder adslringirenden Mitteln und mit Mineralsäuren, — bei starkem Sinken der Kräfte auch in Verbindung mit Kampher oder mit Terpentinöl. Die Diät muss ebenfalls auf Kräftigung und gute Ernährung gerichtet sein, daher in guter, kräftiger Nahrung, in frischer reiner Luft, in Reinlichkeit überhaupt und in einem ruhigen Verhalten besteben.
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A 11 li a 11 g.
Verbrennungen, Aetzungcn, Erfrierungen, Rothlauf und Rhetunatismas.
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A. Verbrennungen. Amhustiones, Comhusticmes.
Wenn Feuer, schmelzendes Metall, oder glühende, oder bis zum Sieden erhitzte Substanzen auf den Thierkörper einwirken, so cutstehen
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74nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Verbreiinunften.
hierdurch sehr schnell Entzündungen von verschiedenen Graden, oder selbst brandige Zerstörungen, je nach dem Erhitzuagsgrade der verletzenden Substanz und nach der Dauer ihrer Berührung mit den betroffenen Theilen. Man nennt diese Einwirkungen vom offenen Feuer und von trockenen heissen Substanzen Verbrennungen, von flüssigen Substanzen aber Verbrühungen.
Verbrennungen und Verbrühungen kommen bei verschiedenen Gelegenheiten (erstere auch als Heilmittel absichtlich erzeugt) und in verschiedener Ausdehnung vor. Nach dem Grade ihrer Einwirkung und der entstandenen Reaktion pflegt man gewöhnlich vier Grade der Verbrennungen zu unterscheiden, nämlich:
Der erste Grad ist eine oberflächliche Reizung der Haut (Erythema). 1st die letztere mit Haaren besetzt, so findet man dieselben nach der Einwirkung von Feuer angesengt, sonst wohl auch struppigt, ohne Glanz, sie bleiben aber sitzen oder fallen erst nach einigev Zeit aus; ist sie ohne Haare, so wird sie etwas heisser und empfindlicher, und wenn sie von Natur weiss war, wird sie auch röther. Diese Zufälle verlieren sich in kurzer Zeit von selbst.
Bei dem zweiten Grade treten wirkliche Entzündangszufälle hervor; die Haare sind bis auf die Haut abgesengt, oder sie fallen bald aus; die Haut schwillt an. wird sehr empfindlich, und wo sie sonst weiss war, wird sic roth. Wenn die Hitze auf eine grössere Flüche einwirkte oder sehr empfindliche Theile betraf, findet sich hierzu oft auch ein Beizfieber.
Bei dem dritten Grade besteht heftige Entzündung mit schnell folgender Ausschwitzung und oft auch Eiterung. Durch die Hitze ist die Oberhaut ertödtet und wird entweder gänzlich zerstört oder durch eine unter ihr auf der Cutis ausgeschwitzte seröse Flüssigkeit in Blasen erhöhen. Letzteres geschieht bald mehr, bald weniger schnell, je nach dem Grade der eingewirkten Hitze und nach dem Säftereichthum des betroffenen Theiles. üebrigens sind die Zufälle des vorigen Grades zugegen. Jene Blasen sind von verschiedener Grosse; manche platzen und vertrocknen, in anderen wird die seröse Flüssigkeit nach einigen Tagen eiterartig und jauchig und es bilden sich Geschwüre von verschiedenem Umfange und verschiedener Tiefe.
Der vierte Grad der Verhrennung ist eine wirkliche Zerstörung der betroffenen Theile bis durch die Haut, oder der kalte Brand, — und zwar gewöhnlich nach dem Verbrennen der trockene, nach dem Verbrühen der feuchte Brand. Doch erscheint die Absterbung auch im letzteren Falle zuweilen als trockener Brand. Nach dieser Verschiedenheit ist die Haut bald pergamentartig, trocken, selbst in einen Schorf verwandelt, bald weich, feucht, aufgelöst, ohne Zusammenhang in sich und mit der Umgebung. — So weit die Absterbung besteht, fehlt natürlich die Empfindlichkeit; im Umfange jener ist dieselbe aber gewöhnlich sehr gross, und ebenso findet sich hier Geschwulst und (an weisser Haut) auch Röthe. Je nach der Ausbreitung und nach dem mehr oder weniger tiefen Eindringen der Zerstörung ist hier auch die allgemeine Erregung und das Fieber bald sehr bedeutend, bald auch nur gering.
Wenn Verbrennungen bei Gelegenheit einer in einem Stalle ausge-brochenen Fenersbrunst entstehen, wird gewöhnlich auch in Folge des Einathmens des heissen empyrheumatischen Rauches eine heftige Reizung
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Verbreimungon.
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der Respirationsorgane, oft auch eine wirkliche Entzündung der Schleimhaut in der Nase, der Rachenhöhle u. s. w. bis in die Lungen erzeugt. In solchen Füllen stehen die Thieie traurig, senken den Kopf, haben einen stieren Blick, heftiges Fieber mit kleinem unterdrückten Pulse, das Athmen ist beschleunigt, aber die Züge geschehen kurz und unvollständig, die Schleimhaut der Nase und des Maules ist dunkelroth, selbst li-vido, die erstere zuweilen auch mit Blasen oder mit Excorationen besetzt, und aus der Nase fliesst eine schaumige Flüssigkeit; bei manchen Thieren besteht ein kurzer, schmerzhafter Husten; der Appetit ist sehr gering und die Patienten werden in kurzer Zeit sehr matt. — In denjenigen Füllen, wo ein Theil der Bauchdecken zerstört worden ist, entstellen zuweilen Kolikschinerzen, und zwar bald gleich nach der Verbrennung, bald erst später, #9632;wenn die Eiterung eintritt und die Haut sich ablöst. Gewöhnlich liegt diesen Zufällen eine Bauchfell- oder Darmentzüedung zum Grunde. Die Prognosis ist in den einzelnen Fällen sehr verschieden, nach den verschiedenen Graden der Verbrennungen, nach der Ausbreitung derselben, nach der Wichtigkeit, der Zartheit und Empfindlichkeit der verletzten Theile und nach den angedeuteten Complicationen. Bei dem ersten Grade der Verbrennungen verliert sieh die Entzündung immer schnell und leicht; auch bei dem zweiten Grade besteht keine eigentliche Gefahr, und die Entzündung ist leicht zu beseitigen; dieselbe kann aber dann, wenn sie eine weite Ausbreitung besitzt, durch die heftige Reizung eine Bedeutung erhalten. Der dritte Grad bedingt stets eine Absterbung der Oberhaut, und oft auch Eiterung. Bei kleinen Flüchen ist die Heizung gering, bei grossen Flächen aber leiden die Thiere durch das Keiz-fieber, die Schmerzen und den Säfteverlust, und die Zeit der Heilung erstreckt sich zuweilen auf Monate; auch bleiben in manchen Fällen haarlose Flecke und Narben, selbst Verdickungen der flaut zurück, und durch die letzteren entsteht bei Verbrennungen der Gliedmaassen mitunter dauernde Lahmheit. • Bei dem vierten Grade besteht immer dieselbe Gefahr wie bei dein heissen und kalten Brande in anderen Fällen; je tiefer die Zerstörung eingedrungen, und jo weiter sie verbreitet ist, um desto grosser ist die Gefahr; die Ausbreitung bedingt auch hauptsächlich die zur Heilung erforderliche Zeit, da der Erfahrung zufolge weit eher ein Theil der verloren gegangenen Substanz aus der Tiefe heilt, als sich ein Theil der Haut wieder ersetzt. Narben, Verdickungen und Lähmungen wie bei dem dritten Grade. Durch Ueberreizung, heftiges andauerndes Fieber, durch grossen Säfteverlust bei langwieriger ausgebreiteter Eiterung, so wie durch die zuweilen eintretenden Koliken, noch mehr aber durch die Lungenentzündungen wird oft der Tod herbeigeführt.
Die Behandlung der Verbrennungen kommt in den beiden ersten Graden durchaus mit der Behandlung der einfachen Entzündungen überein. Man macht, Befeuchtungen, Waschungen oder Umschläge von Wasser, von schwachem Bleiwasser, oder bei Erethlsmus von Bleiwasser mit Zusatz von etwas Opium oder Bilsenkraut-Extrakt, oder man streicht ein Liniment ans einem Theil Eiweiss und zwei Theilen Baumöl (oder Leinöl), oder ans gleichen Theilen Eiweiss, Leinöl und Milchrahm auf die entzündeten Stellen. — Sind bei dem dritten Grade nur kleine Blasen vorhanden, so beachtet mau dieselben nicht besonders, aber grosse und sehr gespannte Blasen öffnet man durch kleine Einstiche, um ihre Flüssigkeit auszuleeren. Hiernach, und ebenso in den übrigen Fällen, wo dies nicht
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Verbrennungen, Behandlung.
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geschehen ist, bestreicht man die verbrannten Stellen iiliov und über mit irgend einem mildem Oel oder Fott, oder mit der Bloisalbo, und macht dann fleissig kalte Umschläge so lange, bis entweder die Entzündung beseitigt, oder, wie es mehrentheils geschieht, bis Eiterung eingetreten ist. In manchen Fidlen hat man, wenn die Blasen geöffnet waren und gvös-sere Stellen ihre Oberhaut verloren hatten, dieselben mit einer fingerdicken Lage von gleichraässig gekämmter Baumwolle (Watte) bedeckt, und dann dime sonstige Behandlung das Abtrocknen oder die Eiterung abgewartet. Die beobachtete Heilsamkeit dieses .Mittels scheint nur in dem Abhalten der Luft, von den cntblössten Stellen begründet zu sein, und deshalb verdient bei einem hohen Grade von Entzündung das erstere Verfahren den Vorzug. 1st bei der einen oder der anderen Behandlungs-weise die Eiterung eingetreten, dabei gutartig und massig, so ist das Bestreichen der eiternden Stellen mit einem Gemenge von Baumöl oder Leinöl (1 Theil) und Kalkwasser (!! Theile), oder von diesen Gelen und Bleiessig in ähnlichen Verhältnissen, oder das Bleicerat nützlich; bei zu reichlicher oder bei schlechter Eiterung wendet man das reine Kalkwasser oder auch eine Auflösung von Höllenstein (0,1—0,3 auf ;50,Ü destillirtes Wasser), oder eine Abkochung von adstringirenden Mitteln täglich ein-bis zweimal an; oder man streut ein adstringirendes Pulver (/.. B. l'ulv. cort. Quere. 30,0. Pulv. carb. lign. 15,0 M.) auf die jauchenden Stelleu. Ueppige Granulation erfordert die Anwendung der Aetzmittel in Substanz oder in concentrirter Auflösung.
Bei dem durch Verbrennungen entstandenen kalten Brande findet im Wesentlichen die örtliche Behandlung wie bei dem Brande in anderen Fällen nach Entzündungen statt.
Die Lungenentzündungen und die Entzündungskoliken verlangen zuerst eine energische antiphlogistische Behandlung. Auch bei dem Fnt-zündungsfieber ohne solche Complicationen ist dieselbe erfordert, obgleich mehrentheils nicht in gleicher Strenge; bei grossen Schmerzen kann man in Verbindung mit den kühlenden Salzen auch Opium und Bilsenkraut geben.
Sollten bei der Anwendung der Bleimittel auf grossen von der Epidermis beraubten Flächen Symptome von Kolik eintreten, so ist es noting, diese Mittel sogleich auszusetzen, und innerlich die schwefelsauren Salze in Verbindung mit schleimigen Mitteln und mit Opium und Bilsenkraut zu geben.
Bei langwieriger reichlicher Eiterungquot;, beim kalten Brande, bei Verjauchung und bei asthenischein Fieber müssen die Kräfte des Thieres durch kräftigende Diät und durch stärkende (bittere, tonische) und erregende Mittel, wie sie bei Eiterung und Brand angegeben sind, unterstützt werden.
II. Entzündungen durch chemisch einwirkende Substanzen.
A nät zungen.
Die reinen (kaustischen) Alkalien und einige alkalische Erden, die concentrirten Säuren, mehrere Metalloxyde und Salze, und mehrere Pflanzen, welche einen scharfen Stoff oder ätherisches Gel enthalten, und ebenso die Spanischen Fliegen, die Maiwürmer (Meloe und I'roscarabaens inajal.), die Ameisen und einige Raupen erzeugen bei ihrer Einwirkung
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Riitzümliingcn durch cheinisclio Substanzen.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 77
bald mehr, bald weniger heftige Entzündungen und selbst Zerstörungen, Diese Verscliiedoulieiten sind bedingt: 1) von der spezifischen Wirkungskraft der einzelnen Substanzen, 2) von der Concentration der wirksamen Bestaiidtheilc, und 3)quot;'VOn der Dauer der Berührung dos Thierkörpcrs. In ersterer Hinsicht gilt die Erfahrung, dass die einen scharfen Stoff oder ein ätherisches Oel enthaltenden vegetabilischen Substanzen verhültniss-mässig am mildesten wirken, und niehrentheils nur eine massige Hautentzündung veranlassen, und erst bei langer Dauer der Einwirkung Blasen erzeugen können — mit Ausnahme des heftig wirkenden Grotonöls. Fast in ähnlicher Weise wirken auch die Ameisen, die giftigen Baupen (z. B. die Prozossionsraupe) und die sogenannten Maiwilrmer, etwas stärker die Canthariden; am heftigsten wirken aber die concentrirten Kalien und Säuren, mehrere Metalloxyde und Metallsalze, namentlich die meisten metallischen Chlorsalze. Sie bewirken in kurzer Zeit Entzündung, und bei etwas längerer Dauer der Berührung auch Zerstörung (Erweichung und Brand) durch überraässige chemische Affinität zur thierischen Substanz, welche sie. so weit der Stoff reicht, vollständig durchdringt, auflöst, und die Vitalität vernichtet. Wenn Thiere in Gruben mit frisch gelöschtem Kalk fallen, so erfolgen diese Wirkungen zum Theil auch durch die Siedehitze des Kalkes.
Durch die oben sub 2 und ;-5 genannten beiden Bedingungen kann die Wirkung; von einer und derselben Ursache sehr verändert werden. Denn je concentrirter eine Substanz ist, und je länger sie mit dem Thier-körper in Verbindung bleibt, um desto heftiger ist ihre Wirkung; so z. B. erzeugt eine, massig concentrirte Auflösung von Brechweinstein nur eine oberflächliche Entzündung, — eine stärkere Auflösung aber eine Entzündung mit Blasenbildung, und in ganz eoncentrirtem Znstande wirkt diese Substanz ätzend,
Ausserdem wird die Schnelligkeit und die Deftigkeit der Wirkung noch durch die Zartheit der Oberhaut und durch den Mangel an Ilaaren an der Stelle der Einwirkung und bei den trockenen Substanzen noch durch die zufällig hinzukommenden Mittel zu ihrer Auflösung begünstigt.
Die genannten Substanzen kommen zuweilen bei zufälligen Veranlassungen auf den Thierkörper, in anderen Fällen werden sie absichtlich als Heilmittel für verschiedene Zwecke angewendet. Geschieht Letzteres nach richtiger Indication und mit der erforderlichen Vorsicht, so bedürfen die hiernach eintretenden Wirkungen hier keiner besonderen Erwähnung; allein sehr oft ist die Anwendung unzeitig, am unrechten Orte und ungeschickt, so dass die Wirkungen unnöthig, zu ausgebreitet oder zu heftig eintreten, und deshalb ebenso wie diejenigen, welche durch unglücklichen Zufall entstanden sind, einen Gegenstand der thierärztlichen Behandlung darstellen. So wird z. B. von Kutschern zuweilen den Pferden bei Kolik Pfeffer, Senf, Steinöl it. dgl. in die Vorhaut oder in die Scheide gebracht, und dadurch Entzündung an diesen Thcilen erregt; scharfe Salben und Aotzmittel werden auf einen Theil dick aufgestrichen, ohne dass die nö-thigen Schutzmittel für die umgebenden Theile angewendet, selbst ohne dass die Thiere kurz und hoch angebunden, ohne dass sie von einander entfernt sind u. s. w. Es entsteht in solchen Fällen durch das Herab-fliessen der durch die Wärme des Thierkörpcrs dünnflüssig gewordenen Salben, — oder durch das Ablecken und Abreiben derselben leicht eine Entzündung odor Anätzung an anderen Stellen u. dgl. in.
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Kntziiiuluiigm durch chemische Substanzen.
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Die nach solchen Einwirktuigen entstandenen Zufälle sind örtlich: entweder blos vermehrte Wärme, Röthang, Spannung, Geschwulst, Jucken und Schmerz in der Haut; — oder o.s sind auch Blasen zugegen; — oder die Oberhaut und selbst die Haut ist mehr oder weniger zerstört, d. h. in ganz frischem Zustande erweicht, nach einigen Stunden aber mit einem Schorf bedeckt; oder die Aotzuug und Zerstörung erstreckt sich auch in die Tiefe der Tbeile.
Bei der grossen Ausbreitung und Tiefe der Kntziindung oder der Zerstörung und hei grosser Empfindlichkeit der betroffenen Theile entsteht auch gewöhnlich ein Entzündungsfieber; und in manchen Fällen werden selbst noch eigenthümliche allgemeine Wirkungen nach der Art der Substanz (Vergiftungszufälle), z. B. Erbrechen, Kolik, vermehrtes Uriniren u. dgl. wahrgenommen.
Die Beurtheilung ist nach dem Grade und der Ausbreitung der Wirkung, nach der Wichtigkeit des betroffenen Theiies. nach der Empfindlichkeit desselben und des Tbieres überhaupt, und nach den etwa eingetretenen allgemeinen Zufällen verschieden. Mit Ausnahme der letzteren, welche sowohl nach ihrer Art. nach ihrem Grade wie auch nach der Menge und der speeifischen Natur der wirkenden Substanz zu beur-theilon sind, ist die Prognosis fast ganz so auszusprechen, wie bei den Verbrennungen von ähnlichem Grade der Wirkung und von ähnlicher Ausbreitung.
Bei der Behandlung dieser Zufälle sind zwei Indicationen zu erfüllen, nämlich: 1) muss der noch am Thierkörper befindliche, als Ursache wirksame Stoff entfernt oder unwirksam gemacht werden; und 2) die entstandenen Wirkungen müssen ihrer Art nach beseitigt und die Verletzungen geheilt werden.
1)nbsp; nbsp;Die erste Indication muss immer möglichst schnell erfüllt werden, weil sonst die Wirkung mit der Zeit stSts heftiger wird. Im Allgemeinen ist zur Entfernung der reizenden oder ätzenden Substanz die Anwendung schleimiger Flüssigkeiten zu empfehlen, weil durch dieselben jene Substanzen vom Körper abgespült und zugleich eingehüllt werden, z. B. Abkochungen von Leinsamen, oder von Altheewurzel, oder mau nimmt Mehlwasser. Milch, ein Gemenge von Eiweiss und Milch oder Wasser u. dgl. Kennt man in einem gegebenen Falle die Art der wirkenden Substanz, so kann man auch ganz gut die entsprechen chemischen Gegenmittel zum Entfernen und zugleich zum Unwirksammachen benutzen, wie z. B. bei Anätzungen mit Kalien oder Kalk die verdünnten Säuren, — bei den Säuren die schwachen Auflösungen der Kalien, Aschenlauge, Kalkwasser, speciell bei Schwefelsäure auch Bleiwasser, bei Brechweinstein eine Abkochung'vou gerbstoffigen Mitteln, z. B. Eichenrinde, — bei Arsenik die Auflösung von Eisenoxyd-Hydrat, — bei Sublimat das Kalkwasser u. dgl.
2)nbsp; Die zweite Indication erfordert, je nachdem nur oberflächliche Entzündung, oder Entzündung mit Blasenbildung, oder Eiterung, oder Absterben zugegen ist, eine diesen Zufällen entsprechende örtliche Behandlung mit schleimigen Mitteln, mit Bleimitteln, oder mit Digestivmitteln, ganz wie bei den Verbrennungen; die Aetzschorfe müssen durch Eiterung abgestossen, oder, wenn dies zu lange dauert, oder wenn sich Jauche unter ihnen sammelt, müssen sie mit Hülfe des Messers entfernt werden. Das Enzündungsfieber wird mit kühlenden Salzen, das etwa
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Krfriorungen.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 79
später eintretende asthenische Fieber mit tonischen Mitteln und guter üiät beseitigt, und gegen die besonderen Zufiilie wendet man schleimige Mittel und Opium an.
0. Erfrierungen.
Obgleich unsere Hausthiere (mit Ausnahme des Esels) einen ziemlich hohen Grad von Kälte ohne erkennbaren grossen Schaden ertragen können, so geschieht es doch zuweilen, bei andauernder Einwirkung eines sehr hohen Kältegrades, dass eineine, vom Herzen entfernte Theile, na-mentlich die Ohren, die Schwanzspitze, die Haut an den unteren Thei-len der Fiissc1) und am Hodensacke hierdurch leiden'). Die durch die Kälte an den Theilen erzeugten Wirkungen sind je nach dem Zeiträume ihres Bestehens und nach dem Grade etwas verschieden.
Zuerst bemerkt man in dem afficirten Theile eine Verminderung der Empfindlichkeit und des Bewegungsvermögens, und nach hierauf gesclie-hener Wiedererwärmung entstehen asthenische Entzündungen, zuweilen mit Bläschen auf der Haut. — Dauert nach jener ersten Wirkung die Einwirkung der heftigen Kälte noch länger fort, so werden alle Lehens-äussernngen ganz unterdrückt, die Arterien pulsiren nicht mehr, die Haut schrumpft zusammen, und die Theile frieren zuletzt so hart, dass man sie leicht zerbrechen kann. Nach dem vorsichtigen Wiederaufthauen derselben tritt in günstigen Fällen völlige Wiederbelebung ein, aber es entsteht dann gewöhnlich eine asthenische Entzündung, und in Folge derselben Eiterung; in anderen Fällen werden die Theile breiartig weich, .sterben gänzlich ab (kalter Brand) und sie lösen sich von den lebenden Gebilden ab. Zuweilen findet sich auch ein Reizfieber ein.
Die Beurtheilung ist bei dem ersten, gelinderen Grade der Erfrierung günstig zu machen, da die Heilung bei einer zweckmässigen Be-handlung sicher erfolgt; bei dem zweiten Grade ist die Prognosis sehr unsicher, da man hier im Voraus nie wissen kann, ob völlige oder theil-weise, oder gar keine Wiederbelebung eintreten werde.
Bei der Behandlung der Erfrierungen muss man zuerst das all-mälige Wiederaufthauen der gefrorenen Theile bewirken. Dies geschieht dadurch, dass man dieselben in ganz kaltes, öfter erneuertes Wasser so lauge hält, oder mit Schnee gelinde so lauge reibt, bis Empfindung und Bewegung sich wieder einstellen. Nachdem dies geschehen, muss man den gehörigen Grad des Tonus, und oft auch den der Empfindlichkeit wieder herstellen. Für diesen Zweck sind Waschungen mit einer Auflösung von Alaun (;3(),o zu 1 Pfund Wasser), Abkockung von Weiden-oder Eichenrinde u. dgl,, bei geringer Empfindlichkeit mit Zusatz von Branntwein oder mit Infusionen von aromatischen Mitteln zu benutzen;
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1) Sein- häufig hört man dio Ansicht aussprechen: dass die, gewöhnlich nach schncereichen Wintern in grosser Anzahl auftretende liramlinauko eino Folge des Eifriorens der Füsso sei. Ich muss dies bestreiten, weil die Krankheit nicht im Winter selbst, sondern erst nach eingetretenem Thauwolter erscheint.
2; Kleine liaustluere, wenn sie während längerer Zeit, z. B. durch eine ganze Nacht, in strenger Kälte ohne Schutz aushalten müssen, erstarren auch am ganzen Körpor umi orfriereu völlig. Von den grosssen Thieren habe ich bisher nur Esel durch strenge Kälte sterben sehen.
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Rothkuf.
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ist aber die Empfuulliclikcit übonniissig gesteigert, ho wendet mau Waschungen mit narkotischen Dekokten, oder das dicke Bestreichen mit geschmolzenem Talg oder Fett, oder mit dem Blei-Cerat an.
Ist aber bereits eine Entzündung eingetreten, so muss man die Mittel gegen sie mit Rücksicht auf die dabei sicii ilussernde Sensibilität auswählen, und bei grosser Empfindlichkeit das Bleiwasser allein oder mit Opium und Bilsenkraut-Extrakt, oder bei geringer Empflndlichkeit dasselbe mit Branntwein oder mit Kamphergeist, oder bei grösserer Torpi-dität letztere Mittel allein, oder Terpentinöl, Stcinöl u. dgl. und die vorhin genannten tonischen Mittel anwenden.
Sind Blasen entstanden, so öffnet man dieselben, und wendet dann schleimige Mittel oder reines Fett zum Schatz der entblössten Stellen an.
Die nach den Erfrierungen zuweilen eintretende Eiterung ist zuerst immer mehr eine Verjauchung, und verlangt deshalb die Anwendung der Digestivmittel, der tonischen Mittel, und selbst des Höllensteins, um sie ZU verbessern.
Dem Brande muss mit Rücksicht auf seine Beschaffenheit nach allgemeinen Kegeln entgegengewirkt werden.
D. Der Rothlauf. Die Rose. (Erysipelas.)
Der Roth lauf oder die Rose ist (wie bereits S. 27 angedeutet), eine speeifische Entzündung der Cutis und des subeutanen Bindegewebes mit besonderem Mitleiden des hier liegenden Netzes der Lyraphgefässe und mit massenhafter Einlagerung weisser Blutkörperchen. Der eigen-tliümliche Charakter, den man eben als den rosenartigen oder den rothlaufartigen (erysipelatösen) bezeichnet, ist in einer von den Ver-daunngseingeweiden und. wie es scheint, besonders von der Pfortader ausgehenden Veränderung des Blutes begründet.
Diese Entzündung kommt bei allen Hausthieren und an allen Körpergegenden vor, zeigt sich jedoch am häufigsten an den Theilen, welche mit dünner, feiner Maut und wenig mit Haaren besetzt sind, wie z, B. an den Augenlidern, den kippen, an der inneren Seite der Schenkel, an der hinteren Seite der Fessel und an den Gesclileclitstbeilen. Die so au den verschiedenen Theilen entstellenden rothlaufartigen Entzündungen haben verschiedene Namen erhalten, wie z.B. Kopfrose, Scharlach, heiliges Feuer, Einschuss, Mauke, Braudraauke u. dgl. — Sie kommen einzeln (sporadisch), oft aber auch bei vielen Thieren zugleich, seuchenartig (epizootisch) vor.
Die Kennzeichen der rothlaufartigen Entzündungen sind an der behaarten und oft von Natur dunkelfarbigen Haut der llausthiere nicht immer recht deutlich wahrnehmbar; im Allgemeinen charakterisireu sie sich aber dadurch, dass die eigentliche Entzündungs- Geschwulst sehr wenig oder gar nicht über die Hautfläche hervortritt, sondern flach imd ausgebreitet erscheint und sich gewöhnlich im Umfange weiter verbreitet. Dabei sind die ergriffenen Hautparthien vermehrt wann, im Anfange mit gelind vermehrter Empfindlichkeit, zuweilen mit einem juckenden Ge-fülil behaftet, später aber werden sie wirklich schmerzhaft. Weisse oder rothe Haut erscheint rosenroth, zuweilen ins Gelbliche oder Bläuliche schillernd; drückt man mit einem Finger auf die kranke Haut, so vor-schwindet an der gedrückten Stelle die Röthe', dieselbe kehrt aber bald
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#9632;
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Rothlauf.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 81
darauf wieder zurück. — Oft tritt eine teigartig anzufülileude (wässerige, oedematöse) Anschwellung hinzu, welche vom Drücken mit den Fingern Gruben annimmt und sich allmälig mehr nach unten senkt (sogenannter oedematöser Rothlauf, Erysipelas oodeiuatosum). Zuweilen bilden sich an der Oberfläche Blasen, welche eino gelbliche, lymphatische Flüssigkeit enthalten, bald früher, bald später bersten, und dann entweder zu kleineu schuppenartigen oder zu grösseren Schorfen vertrocknen zuweilen aber auch nässende, oft sogar zerstörende Geschwüre bilden, die gewöhnlich eine ungleiche Oberfläche besitzen, heftig schmerzen und eine dünne Jauche aussickern (blasenartiger und ulcerirender Rothlauf, E. erythematodes, phlyetaenodes, bullosum, pustulosum). In manchen Fällen schwitzt, ohne dass Blasen entstanden sind, an der ganzen Oberhaut eine klebrige Flüssigkeit aus. — Zuweilen tritt die Entzündung mit grosser Heftigkeit auf und geht in Brand über, wobei dann die demselben eigenen Krscheinuugen bemerkbar werden (brandiger Rothlauf E. gangraenosuin). Dabei kann sich die brandige Zerstörung auch auf Gebilde unter der Haut erstrecken.
Ausser diesen örtlichen Symptomen besteht bei dem Rothlauf sehr häufig ciu Fieber, welches je nach der Constitution und dem Alter dor Thiere und je nach den Ursachen den Charakter des asthenisch-nervösen, des gastrisch-biliösen, oder dos inilzbraudigen (Anthrax-) Fiebers an sich trägt; nur sehr selten hat es die Eigenschaften des wirklichen Entzündungsfiebers. — Ausserdem ist die Function der ergriffenen Theile gestört, die Thiere sind matt, abgeschlagen, zuweilen stupide, der Appetit vermindert, die Bindehaut der Augen und der Maulschleimhaut gelblich gefärbt, und bei Hunden und Schweinen findet sich in manchen Fällen auch Erbrechen hinzu.
Als nächste Ursache des Rothlaufs betrachtet man eine krankhafte Beschaffenheit des Blutes, welche sowohl durch Aufnahme schädlicher Stoffe von aussen, z. B. schädliche Stoffe in der Nahrung oder ein athmosphärisches Agens, oder im Körper durch Uebertritt von Ge-schwürsecreten entstehen oder auch durch grobe Functionsstörungen in der Leber u. s. w. erzeugt werden kann. Hiernach sind die Rothlaufkrankheiten den cymotischen und Anthraxkrankeiten verwandt, was auch zum Theil aus dem Umstände geschlossen werden kann, dass Erysipelas oft in längerer Zeit gar nicht vorkommt, oft aber auch seuchenartig verbreitet erscheint. — Als Gelegenheitsursachen wirken: Erkältungen, besonders nasskalte Witterung, öfterer und plötzlicher Wechsel zwischen Wärme und Kälte, z. B. nach Gewittern, bei sehr heissen Tilgen und kalten Nächten, — zu reichlicher Genuss von stark nährendem, schwer verdaulichem oder zu fettem Falter, besonders ohne vorherige Gewöhnung an dasselbe, auch manche Arten von Futter, z. B. der Wicken, des Buchweizens, — verdorbenes Futter, besonders mit Mehlthau befallenes, mit Rost und Brand verunreinigtes Futter1), heftige Reizung zum Zorn (wenigstens bei Hunden beobachtet). Sehr oft trägt auch eine
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1) Beobachtungen über rothlaufartige Entzündungen bei weissen und welssfleckigen Schweinen und Schafen nach dem (ienuss von Buchweizen siehe Möglin. Ännal. d. Landwirthsch. Bd V. S. 278. VI. 331. VII. 264. VIII. 533 XX. 33G — Oek. Neuigk. 1825. S. 5G1. — Desgleichen über das Absterben weisshaariger Hautstellen nach dem Genuss von kranken Pflanzen, siehe Magazin f. Thieihcilk von Gurlt und Uertwig Bd. XI. 53. 47!). W, 112
HRSTWia, Cbirurgie. 3. Aull.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;C
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Rchandlung.
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eigontliüuiliclio Wittovuugs-Coiistitutioii hauptsächlich zum Entstehen des Uebels bei. — Zuweilon findet sich der Rothlauf auch zu äusserliciien Verletzungen und Reizungen, z. B. zu Verwundungen durch das sogenannte Streifen oder Streichen der Ffisse u. s. w., wo dann diese Verletzungen für sich allein wohl nicht die eigentliche Ursache des Leidens sind ').
Der Rothlauf geht unter ungünstigen Unistanden, d. h. bei einem massigen Grade der örtlichen Entzündung und bei einer zwockniiissigon Behandlung am häufigsten in Zeitheilung über, wobei in der Regel kritische Ausleerungen stattfindeil; wirkliche Eiterung entsteht nicht, gondern eher Yeijauclmng; bei einem hohen Grade des Uebels, und zuweilen durch eine eigenthüuiliche Bösartigkeit bedingt, entsteht auch Brand. Ausserdem haben die rothlaafartigen Entzündungen die Eigenthümlich-keit, dass sie leicht ihren Ort verändern, und selbst auf innere Tbcile zurücktreten. In solchen Fällen und bei sehr ausgebreiteter Verjauchung und bei Brand wichtiger Theile kann auch der Tod erfolgen.
Behandlung. Man muss 1) die Gelegenbeitsursachen entfernen; 2) die venöse Blutanhäufnng, die ühennässige Gallensecretion und die derselben zum Grunde liegende Reizung der Leber beseitigen; 3) die Entzündung zertheilen; und 4) üble Ausgänge verhüten, oder, wo sie schon eingetreten sind, dieselben richtig behandeln.
Hinsichtlich des ersteren Punktes muss der Thierarzt nach dem Er-gebniss der Untersuchung über die Ursachen des speciellen Falles die nöthigen Anordnungen treffen, im Allgemeinen aber dafür sorgen, dass Kälte, Nässe und zu reichliche, schwer verdauliche oder verdorbene Nahrungsmittel vermieden werden.
Der zweiten Anzeige entsprechend, gieht man solchen Tbiereu, die sich erbrechen können, ein Brechmittel, hiernach aber, — und den übrigen Thieren sogleich.—abführende Mittel, namentlich Glaubersalz, Dop-pelsalz, Weinstein und Kalomel, so lange bis Laxiren erfolgt ist. Diese Mittel finden ihre Anwendung ebensowohl bei fieberlosem wie bei dem fieberhaften Rothlauf, bei dem letzteren aber nach dem Grade des Fiebers verbältnissniässig dringender. — Wo grosse Schwäche, Appetitlosigkeit und mangelhafte Verdauung besteht, gebt man zeitig zu den bittern Mitteln über und verbindet sie nöthigonfalls mit den Salzen.
Die dritte Anzeige wird zum Theil durch die genannten innerlichen Mittel erfüllt, zum andern Theil aber geschieht dies durch die äussere Behandlung, die hier schwieriger ist, als bei gewöhnlichen Entzündungen, weil kalte Nässe nicht gut ertragen wird. — Bei den leichteren Graden der Krankheit genügt, wenn eine zweckmässige Diät gehalten, und die innerlichen Mittel gegebenen sind, das blosse Warmhalten des leidenden Theils. Zu diesem Zwecke wird derselbe mit AVevg (von Flachs oder Hanf), oder mit Baumwolle, mit wollenem Zeug, oder im Notbfalle mit weichem Stroh umwickelt, oder mit Kissen (Beuteln) umgeben, welche
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1) Man liat den llothlauf bei Verletzungen als den traumatischen bezeichnet, und ausserdem noch den falschen Rothlauf (Pseudo-Erysipelas) unterschieden. Letzterer ist diejenige llantentzi'indung, laquo;reiche in Polgo einer örtlichen Reizung der Haut, z. B. nach Verbrennung, nach Einwirkung scharfer Stoffe, nach Ansammlung von Jauche im Bindegewebe, unter der Haut u. s. w. entstanden ist.
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Rheumatismus.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 83
lockov mit Kloie, mit Fliodor- odor Kamillenblumen gefüllt sind. Bei grosser Spannung und Schinerzhaftigkeit kann man lauwarme Bähungen, Waschungen oder Fussbäder von Kleienwasscr, von Milch, von einer Ab-kochung des Altheekrautes, oder der Pliederblumen oft wiederholt anwenden; bei geringerer Empfindlichoit auch Infusionen von Kamillenblumen, Quendel u. dgl., oder eine .schwache Auflösung von Pottasche, etwa 15,02laquo; Wj Wasser (oder Aschenlange). Da jedoch manche Thiere auch diese Mittel nicht vertragen, so muss man, wenn sich bei ihrer Anwendung eine Zunahme der Schmerzen zeigt, sie weglassen und den leidenden Theil bloss mit reinem milden Oel oder Fett, oder mit verdünnter grauer Merkurialsalbe sanft bestreichen und dies bis zur Beseitigung der Zufälle fortsetzen.
Bei der Blatterrose hat sich, nachdem die fieberhafte Reizung durch innerliche Mittel gemildert, in mehreren Fällen eine etwas eoncentrirte Auflösung dos Höllensteins (4,0 zu 45,0 destillirten Wassers) nützlich gezeigt, wenn man damit den leidenden Theil mittelst einer Feder einmal reichlich bestreicht.
Bilden sich bei dem Rothlauf lluctuirende Stellen, .so müssen dieselben zeitig durch grosse Einschnitte geöffnet, dann aber mit lauwarmen Umschlagen von Flieder- oder Kaiiiilienblumen, oder von lieublu-men bedeckt werden, bis gute Eiterung eingetreten ist.
Die erysipelatösen Geschwüre werden zuerst ebenso behandelt; findet sich alier nicht bald gute Eiterung, so ist es zweckraässig, bei dem Gebrauch der warmen Umschlage das Geschwür täglich zweimal während einiger Tage mit einer Auflösung von Quecksilber-Sublimat (0,5 in 15,0 destillirtem Wasser), oder mit dem gelben phagedänischen Wasser, oder mit einer Auflösung von Chlorkalk (15,0 in 150,0 destillirtem Wasser) zu befeuchten, oder den Geschwürsgrund einmal mit Lapis infernalis zu betupfen oder ihn oberflächlich mit dem glühenden Eisen zu berühren. Digestivsalben leisten mehrentheils nicht die gewünschte Wirkung.
Bei Verdickungen der Haut, die nach solchen Geschwüren zuweilen zurückbleiben, hat in den meisten Fällen die graue Quecksilbersalbe, täglich ein- bis zweimal gelind eingeriehen, gute Dienste geleistet.
Entsteht bei dem Rothlauf Brand, so ist die örtliche Behandlung wie heim Brande überhaupt, während innerlich zuerst die oben bezeichneten Mittel, aber beim Sinken der Kräfte auch tonische, erregende Mittel und Sauren gegeben werden.
E. Rheumatismus. Rheuma.')
Als Rheumatismus bezeichnet man einen eigenthümlichen, durch Erkältimg, d. i. zu schnelle mid ungleiche Wärmeentziehung und Störung der Haut- und Lungenausdünstung herbeigeführten Reizungszustand der verschiedenen fibrösen Gebilde, der Muskeln, der sehnigen Ausbreitungen, der fibrösen und serösen Häute, der Händer, Sehnen und Sehnenscheiden, der Hirn- und Rückenmarkshäute, der Nervenscheiden und der
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1) Von to (/evfirt, der Pluss, weil rbeumatiäcbe lioiden oft ihren Sitz wechseln und man sich doshulb eine im Körper heruinfliesseiulo Krankheit odor Krankheits-inaterie dachte.
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Rheumatismus.
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Boinliaut. Derselbe findel sich bei allen Hausthieren, am liiiufigsteu aber bei solchen, welche Erhitzungen und nachfolgenden Erkältungen ausgesetzt sind, und er ist häufig die innere Ursache mancher schmerzhaften Zustände, sehr vieler Lalmdieiten und auch wirklicher Lähmungen, und deshalb ein sehr häufiger (iegenstand der thierärztlichen Behandlung. Der Rheumatismus ist in der Hegel eine bins örtliche Affection des einen oder des anderen Gebildes, oft auf eine kleine Stelle beschränkt, zuweilen über eine ganze Gliedmasse oder selbst über den ganzen Körper verbreitet. 15ei solcher grösseren Ausbreitung und beim längeren Bestehen des Rheumatismus nahm man eine spezifische krankhafte Beschaflenheit des Blutes an, welche man als die rheumatische Dyskrasie bezeichnete, die aber jetzt nicht mehr anerkannt wird. Sie sollte angeblich aus dem durch die Erkältung bewirkten Zurückbleiben der Stoffe im Blute (der von Dzondi angenommenen Hautschlacke) entstehen, welche sonst durch die normalen Sekretionen ausgeschieden werden. Sicher ist es, dass das Blut bei dem akuten Rheumatismus sehr reich an gewinnbaren Bestand-theileu ist, daher oft selbst innerhalb der Gefässe ganz kleine Gerinnsel (Emboli) entstehen, welche hin und wieder in den Capillareu der verschiedenen Gebilde stecken bleiben und anderweitige Störungen, namentlich Entzündungen, erzeugen.
Bei einem hohen Grade der rheumatischen Beizung entstehen in den fibrösen und fibro-serösen Gebilden, und in den .Muskeln oft wirkliche Entzündungen mit dem rheumatischen Charakter.
Als Gelegenheitsursachen des Rheumatismus kann man alle Einwirkungen betrachten, durch welche eine schnelle Abkühlung des Körpers oder auch nur eines Körpertheils und dabei Unterdrückung der llaut-und Lungenausdünstung herbeigeführt wird, wie z. B. Zugluft, rauher Ost- und Nordwind, kalter Hegen nach warmer Luft, das Beregnen oder das Waschen und Baden, oder auch das Tränkon mit kaltem Wasser des vorher durch Arbeiten wann gewordenen Thieres u. (Igl. In manchen Zeiten, besonders bei reiner Luft und hei einem hohen Stande des Barometers scheint der Rheumatismus leichter zu entstehen, als in andern Zeiten; und bei kräftigen, blutreichen, reichlich proteinhaltigem Futter ernährten Thieren bildet er sich schneller zu einem hohen Grade aus, als in magern und schlaffen.
Das Wesen des Rheumatismus ist noch nicht erforscht, — was auch um so schwieriger ist, da derselbe unmittelbar keine pathologisch-anatomische Veränderung der afficirten Theile erkennen lässt. Eben deshalb wird er auch nur als eine Reizung betrachtet, bei welcher sehr wahrscheinlich auch das Nervensystem afficirt und die organische Elektricität abgeändert sein mag.
Der Rheumatismus tritt in zwei Varietäten auf, nämlich: 1) als akuter, hitziger, und — 2) als kalter Rh., und ausserdem wird er nach dem vorwaltenden Sitz des Leidens als Muskelrheumatismus, Gelenkrheumatismus u. s, w. bezeichnet.
1) Der akute Rheumatismus tritt gewöhnlich bald nach einer Erkältung mit heftigen Schmerzen in dem afficirten Theile auf; das Thier äussert dieselben sowohl bei der Bewegung wie auch bei der Berührung, und bei einem hohen Grade des Leidens äussert es dieselben auch ohne diese Veranlassungen durch plötzliches Zucken und durch Stöhnen; in einzelnen recht heftigen Fällen schwillt der Theil auch etwas an; häufig
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Rheumatismus, akuter.
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hört man bei den Bewegungen an (lenkranken Tlieilcn ein kurzes, knackendes Gcriüisoh '); muss das Thier eine Strecke gehen, so wird die Bewe-gunp; allmälig freier, lluiule schreien gewöhnlich laut auf, wenn sie plötzlich eine Bewegung machen, während sie nachher selbst heftige Sprünge machen können, ohne Schmerz zu zeigen. Zuweilen wird ein Körper-theil, wenn mehrere Muskeln desselben vom Rheumatismus ergriffen sind, ganz steif gehalten, oder nach einer Seite verzogen, so dass die Bewe-gungen fast ganz tinmöglicb werden. Sind die lli'uite des Rückenmarks mitleidend, so tritt gewöhnlich Lähmung (sogenannte rheumatische Kreuzlähmuug) ein, und die Thicre liegen dann andauernd. — Mit diesen Zufallen ist ein Fieber verbunden, welches sich durch Erhöhung der Temperatur im Körper, durch Wechsel derselben an den äussern Theilen, Zittern, schnellen, harten, vollen Puls, dunkler geröthete Schleimhäute und meistens auch durch beschleunigtes Athmen kund giebt. Zuweilen ist auch Appetitlosigkeit zugegen, doch gehört sie nicht zu den constanten Symptomen. Die Fieberzufälle nehmen gewöhnlich gegen Abend an Heftigkeit zu. In den speciellen Füllen sind übrigens die Symptome nach der Verschiedenheit des Sitzes, der gestörten Function, des Grades und der Ausbreitung des Leidens etwas verschieden und sogar wechselnd. Denn das örtliche Leiden besteht nicht in allen Fällen während der ganzen Krankheit in denselben Theilen andauernd fort, sondern es geht oft plötzlich von einer Stelle zur andern und selbst von äusseren Theilen auf innere über, besonders bei Gelenk-Rheumatismus auf das Herz, den Herzbeutel, das Brustfell und die Lungen (Endocarditis, Pericarditis, Pleuritis, Pneumonie). Ausserdem wird das Krankheitsbild sehr oft durch Complication getrübt, indem entweder mit dem Rheumatismus zugleich durch dieselbe Ursache in einem andern Organe eine Entzündung, oder Katarrh, oder Kolik entstanden ist, oder vorher schon gastrische, nervöse oder katarrhalische Leiden, wie Druse, bei Hunden die Staupe u. dgl., bestanden haben.
Die Diagnosis des akuten Rheumatismus ist trotz dieser Verschiedenheiten in den meisten Fällen nicht schwierig, wenn man die Symptome, das plötzliche Entstehen und den Verlauf gehörig berücksichtiget und dabei das Fehlen der eigentlichen Entzündungs - Symptome erwägt. Im hohen Grade bestehend hat allerdings der akute Rheumatismus mit einer wirklichen Entzündung eine so grossse Aehnlichkeit, dass die diagnostische Unterscheidung beider Zustände oft kaum möglich ist. Fan Irrthum in solchen Fällen hat aber glücklicherweise keinen Nachtheil, da der Erfahrung zufolge für beide Zustände im Wesentlichen einerlei Heilverfahren nöthig ist.
Der Verlauf des akuten Rheumatismus ist auf circa ö bis 12 Tage beschränkt; doch können wiederholte Einwirkungen der Ursachen in dieser Zeit auch neue Anfälle hervorrufen und dadurch die Dauer des Leides verlängern, während entgegengesetzt dasselbe durch zweekmässige Behandlung oft schnell beseitigt wird. Bei warmer, gleichmässiger Wit-
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l) Es ist, bis jetzt noch nicht erwiesen, ob dieses Knacken in den Gelenken oder in den Söhnen seinen Ursprung bat, und wodurch es entsteht, namentlich ob durch zu starke Spannung der Btlnder, zu zidie oder zu wenig Sehnen- und Oe-lenkfeucbtigkeit ? u. s. w.
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Uheiiinatisimis, akutor.
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terung ist gewöhnlicl der Rheumatismus milder, und seine Dauer kürzer als unter entgegengesetzten Verhältnissen,
Die Ausgänge rosp, Ueherpuige des alcuton Rheumatismus sind: entweder der üebergang in Gesundheit (die Zertheilung), — oder in eine Ortsversetzung, — oder in eine rheumatische Entzündung, — oder in den chronischen Rheumatismus.— In manchen Fällen hat man bei dem akuten Rheumatismus auch Ausschwitzung von Serum und von Faserstoff, Verdickung, Verwachsung und Erweichung der afflcirten Gebilde eintreten sehen; ich bezweifle jedoch gänzlich die Richtigkeit dieser Beobachtungen, und glaube vielmehr, class in den betreffenden Fallen eine wirkliche Entzündung bestanden hat. Denn ich habe selbst bei sehr heftigem Rheumatismus weder die genannten Ausgänge, noch Eiterung und Brand gesehen.
Prognosis. Der akute Rheumatismus ist im Allgemeinen mehr eine lästige als gefährliche Krankheit, indem er, je nach seinem Grade und Sitz, wohl die Bewegung und Brauchbarkeit der Thiere mehr oder weniger stört, direkt aber nicht tödtlich ist; er kann jedoch durch den üebergang in Entzündungen, durch Versetzung auf wichtige innere Organe und durch Lähmungen auch gefährliche Zufalle und selbst den Tod herbeiführen. An den Gliedmaassen veranlasst er oft eine andauernde Contractur der Muskeln und Sehnen, und hierdurch unregelmassige Stellungen, Lahmheiten und Verminderung der Brauchbarkeit, Jeder Rheumatismus lässt eine Disposition zur Wiederkehr zurück.
Der Ausgang in Zertheilung ist immer der günstige. Man kann ihn hoffen, wenn die Zufälle sich allmälig mindern, wenn sieh kritische, Ausleerungen einfinden, und wenn das Thier einer zweckmässigen Behandlung unterworfen bleibt.
Bei plötzlichem Verschwinden der rheumatischen Zufalle an dem bisherigen Orte des üebels und bei wiederholten Erkältungen entstehen leicht Versetzungen auf innere Theile, namentlich auf das Herz, den Herzbeutel, die Pleura und die Lungen, Den üebergang in Entzündungen muss man unter solchen Umständen ebenfalls befürchten, besonders wenn dabei das Fieber heftiger wird und örtlich die Geschwulst und die Hitze mehr hervortreten. Die Beurtbeilung der Kntzünclung richtet sich, wie sonst, nach der Wichtigkeit des ergriffenen Organs, nach dem Grade der Entzündung u. s. \v. Bemerkenswerth erscheint es, dass die rheumatischen Entzündungen oft plastische Ausschwitzungen erzengen, aber sehr selten Eiterung und Brand. — Die bei rheumatischen Entzündungen entstehenden Lähmungen sind im Allgemeinen eher zu heilen als die rein nervösen Paralysen. — Der üebergang in den chronischen Rheumatismus erfolgt, wenn das Fieber und die etwa örtlich bestandene Anschwellung und vermehrte Wärme sieh verlieren, aber die rheumatische Spannung und der Schmerz noch fortbestehen.
Die Kur des akuten Rheumatismus sollte darauf gerichtet sein: die Lungen- und Hautausdünstung wieder herzustellen und die rheumatisch-cntzüudliche Beizung zu beseitigen; sie wird jedoch weit mehr empirisch als nach diesen Indikationen bewirkt.
Die erste Aufgabe scheint die innerliche und äusserliche Anwendung der diaphoretischen Heilmittel zu verlangen. Die Auswahl derselben muss jedoch, nach ihrer mehr oder weniger reizenden Wirkung und mit Beachtung des Fiebers und der Neigung zu wirklichen Entzündungen,
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lUieuinatismus, ftkulcr.
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geschehen. J)enn die Erfahrung zeigt: (lass die ehemals viel zu allgemein gebräuchlich gewesenen erhitzenden diaphoretischen Mittel, wie Kampher, Terpenthinöl, Bibergeil, warmer Wein u. dgl., nur dann mit Nutzen gebraucht werden, wenn entweder noch kein Fieber eingetreten ist, oder wenn dasselbe nur in einem gelinden Grade und ohne wirkliche Entzündung bestellt.
In Fallen dieser Art gieht man denjenigen Thieren, welche sich erbrechen können, ein Brechmittel null wiederholt dies am folgenden Tage, und wenn der Znstand nicht gehoben ist, wohl auch am dritten Tage. Hiernach, und bei den übrigen Thieren gleich im Anfange der Kur, giebt man Aufgüsse von Flieder-, von Kamillen- oder Arnikablumen mit Zusatz von Kamplier oder Terpenthinöl, oder Stinkasand, und bei grossen Schmerzen diese Aufgüsse mit Zusatz von Opium, mit Bilsenkraut-, Belladonna- oder Stechapfel-Extrakt, oder ein Dekokt von den letztern Pflan-zenj — dagegen macht man bei entzündlichem Charakter der Krankheit einen Aderlass und giebt innerlich den Salpeter in Verbindung mit kleinen Gaben von Kampher, oder Brechweinstein mit Flieder- oder Kamil-lenblumen1). das Semen und den Vinuni sein. Colchici. Aensserlich macht man bei massigen Schmerzen trockene Beibungen mit wollenen Lappen oder mit Strohwischen, und nachher Finwickelungen der leidenden Theile mit wollenen Binden, oder mit wollenen Decken, mit Strohbändern u. dgl. —
Der zweiten Aufgabe wird zum Theil auch durch die oben genannten Mittel genügt; ausserdem aber wendet man bei grossen Schmerzen heisse Dunstbäder von Wasser oder von aromatischen Kräutern, im Notli-falle von Heusamenbrühe an; und In sehr heftigen Fällen müssen innerliche und äusserliche Ableitungsmittel: kräftige Purganzen, Einreibungen von Kampher- oder Ammoniak-üniment, Kamphergeist, Terpenthinöl u. dgl. seihst von der Kantharidensalbe oder der Veratrinsalbe gemacht, oder Fontanelle oder Haarseile angebracht werden.
Diejenigen äusserlichen Ableitungsmittel, welche Ausschwitzung oder Eiterung zur Folge haben, sind immer am wirksamsten. Bei akutem Rheumatismus der Bückenmarkskäute und dadurch erzeugter Lähmung hat sich auch die Akupunktur und das glühende Eisen, letzteres in Punkten und Strichen längs der Wirbelsäule applizirt, nützlich gezeigt.
üeber die in neuerer Zeit vielfach versuchten lujectionen von Tinct. Veratrl albi, Morphium n. dgl. Mittel hat die Erfahrung noch nicht entschieden.
Zur Nachkur kann man von Zeit zu Zeit ein Abführungs- oder ein diuretisches Mittel anwenden, um die Dyskrasie vollständig zu tilgen.
Die Diät bei akutem Rheumatismuss muss sehr mager, das Getränk überschlagen, der Aufenthaltsort warm und ohne Zugluft sein; die Thiere müssen auf trockener Streu und wohl bedeckt stehen. Nach der Kur sind noch durch einige Zeit Anstrengungen bis zum Schweiss und Erkältungen jeder Art zu vermeiden, um Rückfälle zu verhüten.
Bei rheumatischen Entzündungen ist in der Hauptsache anti-phlogistisch, ganz wie bei anderen Entzündungen zu verfahren, dabei
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1) Die von Menscheuiir/.ton gegen akuten Rhcumtitismus sehr gerühmton Mittel: das Chinin, das Opfum, Semen und Vinum Colchici und Tinct. Veratri virid. sind in der Tbierheilkunde noch nicht gehörig erprobt.
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Rheumatismus, chronischer.
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alier auch für Beförderung der Hautausdünstung und besonders für Ab-IpitmifT durch äussere Reizmittel zu sorgen, Au zarten Theilen wird Kälte uirht immer put vertragen, und man muss deshalb in solchen Fällen Kcbieiinifre und narkotische Mittel lauwarm in Bähungen, Fussbädern oder in Breiumschlägen, oder zuweilen seihst nur als Krauterkisseu ap-pliziren.
2) Der kalte Rheumatismus entsteht entweder aus dein akuten oder direkt durch Erkältung geringeren Grades. Er wird in den meisten Fällen chronisch und äussert sich in den ergriffenen Theilen durch krankhafte Spannung, Steifigkeit, gestörte Beweglichkeit, an den Glied-maassen durch Lahmheit, ohne dabei bestehendes Fieber und örtlich ohne erhöhte Wärme. (Daher seine Benennung.) Die Schmerzen sind weit geringer als bei dem akuten Leiden und äussern sich wie bei diesem hauptsächlich, wenn man die aflizirleu Theile drückt, oder wenn das Thier eine Bewegung beginnt. Bei längerer Bewegung bis zum Schweiss verlieren sieh gewöhnlich die rheumatischen Zufalle seihst gänzlich, kehren aber nach dem Abkühlen des Körpers bald mehr bald weniger stark wieder zurück. Geschwulst in den afficirten Theilen ist bei dein chronischen Rheumatismus gewöhnlich nur dann zugegen, wenn dieselbe durch einen vorhergegangenenen akuten Rheumatismus entstanden war; auch findet man sie dann fast ausschliesslich nur an den entarteten Gelenken und Sehnen.
T)io Dauer des chronischen Rheumatismus ist sehr unbestimmt, auf Wochen, oft auf viele Monate ausgedehnt. Nicht selten ändern sieh die Zufälle im Grade der Stärke, und zuweilen verschwinden sie, besonders bei warmer Witterung, für einige Zeit gänzlich, oder sie wechseln den Ort; doch findet ein Zurücktreten auf innere Organe weit seltener statt, als bei dem akuten Leiden.
Die Diagnosis des chronischen Rheumatismus ist ans den angegebenen Symptomen, so wie aus dem Fehlen solcher Erscheinungen, welche auf wirkliche Entzündung und auf mechanische Verletzungen deuten, zum Theil auch aus dem Verlauf des Leidens, in den meisten Fällen mit Sicherheit zu erlangen: aber bei den rheumatischen Affectionen an den Gliedmaassen, namentlich bei den sogenannten rheumatischen Brustoder Buglahmheiten und Flüftlahmheiten, d. h. denjenigen Rheumatismen, welche an dem Bug- oder dem Hüftgelenk und iii den angrenzenden Theilen ihren Sitz haben und die Bewegung dieser Theile stören. — ist die Erkennung doc-h auch zuweilen schwierig, thtuls weil manchmal ein oder das andere .Merkmal des Rheumatismus nicht deutlich hervortritt, theils weil es noch andere pathologische Zustände giebt, welche wegen ihres tiefen, verborgenen Sitzes äusserllch wenig erkennbar sind, und doch ähnliche Funktionsstörungen, d. b. Lahndieiten erzeugen, wie der Rheumatismus; so z. I!. Quetschungen einer kleinen Stelle des (lelenk-knorpels oder des Kapselbandes an einem Gelenk. In diesem Falle ist keine Spur einer äusserlichen Entzündung oder Verletzung vorhanden, und selbst das Drücken des Gelenkes mit der Hand bringt zuweilen keinen Schmerz hervor. Ebenso können auch mehrere andere krankhafte Zustände an andern Stellen (z. B. Ausdehnungen der Muskeln und Sehnen, die sogenannte chronische Hufgelenklahmheit) eine Täuschung verursachen; und deshalb beobachten selbst recht erfahrene Praktiker die Vorsicht, den chronischen Rheumatismus als Ursache einer Bng- oder
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Rheumatismus, chronischer; Laliinheiten.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;89
Hüftlahmheit erst dann anzunehmen, wenn keine andere Veranlassung zum Lahmgehen an irgend einer anderen Steile aufzufinden ist').
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') Es scheint deslialh nötliin;, hier rlic zweckimissipe Art der Dntersncbung lahmer Pferde im Allgemeinen anzudeuten, um zur sicheren Diagnosis der in Rede stehoiulon Lahmheiten zu gelangen.
I) Zunamp;chst sucht man von dem Wi'nlcr eines lahmen Tbieres die Art des Ent-stehena der Lahmheit, die Dauer derselben und die etwa erfolgten Veränderungen zu erforschen. 2) Dann beobachtet man das Thier lieim Stehen und sieht zu, ob es einen Fuss vor- oder zurückstellt. 3) Hierauf lüsst man es unbedeckt am lang gehaltenen Zügel im Schritt, dann im Trabe, in gerader Richtung und im Kreise nach rechts und links, und womöglich auf hartem und auf weichem Boden herumführen und achtet dabei a) auf die Bewegung tier Gliedmaassen unter einander. — /)) auf die Schonung der einzelnen Tlieilo einer Oliedmaasse, und lt;•) auf die Mit-bewegung des Kopfes und der Kruppe. Die Erfahrung lehrt: dass gesunde und kriiftigo Pferde fast anhaltend auf den vier Heiucn gleiclnnässig stehen, matte, kranke und lahme aber mit der Stellung der einzelnen Gliedmaassen oft wechseln, und namentlich den lahmen Fuss vor oder zurück setzen, und dass sie ihn zuweilen auf einen Punkt, z. B. auf die Zehe, auf eine Wand, auf die Ballen, allein oder doch mehr als auf die übrigen Theile, aufstützen. In den meisten Fällen hat das Leiden seinen Sitz in den oberen Theilcn der Gliednmasc, wenn das Thier den Fuss vorsetzt und mit der ganzen Sohle auftritt, dagegen aber im Hufe, wenn es nur auf der Zeho oder überhaupt auf einem einzelnen Blinkte desselben ruhet, Diese Wahrnehmungen sind jedoch für sich allein nicht entscheidend.
Gesunde Pferde bewegen heim Gehen in gerader Richtung die vier Gliedmaassen ganz gleiclnnässig, und die vier Momente der Bewegung an jeder (iliedmaasso: das Heben, das Schweben, das Niedersetzen und Durchtreten erfolgt ebenfalls gleich-massig. Man hört deshalb den Hufschlag von allen vier Füssen in gleichen Zwischenzeiten und gleiclnnässig stark; dagegen treten lahme Thicro auf den, der lahmen Oliedmaasse gegenüber befindlichen Fuss schneller und stärker auf, als auf die übrigen und man hört dabei einen, in der Zeitfolge und in der Stärke, un-gleichen Hufschlag. Bei bug- oder brustlabmen Thioron geschieht das Aufheben mit unvollständiger Beugung dieser Gelenke und mit Nicken des Kopfes, das Schweben dauert länger, und dabei bringen sie doch den Vorarm nicht so hoch und nicht so weit hervor, wie am gesunden Fusse; das Niedersetzen erfolgt langsamer, aber gewöhnlich mit vollständigem Durchtreten im Fesselgelenk. Huflahme Pferde setzen auch im Gehen den Huf mehr auf einen einzelnen Punkt und treten nicht vollständig im Fesselgelenk durch. Bei einem Leiden im Vcsselgelenk selbst wird dasselbe entweder ganz steif geballen, oder es macht beim Niedersetzen eine fast zitternde Bewegung mit unvollständigem Durchtreten. — Jede Lahmheit tritt stärker hervor, wenn man die Thiere nach der Seite des leidenden Fusses zu im Kreise herumgehen lässt. Bei Lahmheit in den Hufen, überhaupt, in den unteren Theilen der Gliedmaassen, gehen die Thiere auf weichem Boden besser als auf hartem, aber buglahme zeigen hierbei entweder keine Verschiedenheit oder sie gehen mühsamer*); die lotzieren gehen im Anfange schlecht, und allmiilig besser, wenn das Uebel im Rheumatismus beruht; aber entgegengesetzt, wenn es in einer Gelenkentzündung be-gründet ist. Iluflalimheitcn machen mehr Hinken, wenn die Thiere bergab gehen, Buglamheiten mehr beim Bergangehen. Ausseid cm sollen die letzteren noch, wie sehr häutig behauptet wird, sieh dadurch charakterisiren: dass die Thiere beim Gehen den lahmen Fnss nicht geradeaus nach vorn, sondern im Halbkreis von der Seite nach vorn bewegen und dass sie, wenn man sie zum Zurücktreten zwingt, den lahmen Fuss auf dem Boden hinschleppen.
*) Ks ist Jedoch tn beachtdn, tlnnn das alärkere Anftreten dos raquo;lern lahmen Fiisso gopcnühorHle-hondeu gotnindcn Fusses auf (lern harten Buden lauler klingt, und dass man deshalb auf ihm das dahingehen izowissermaassen hört, daher auch deutiietier tiemcrkt, ohne dass es eigentlich B(iir-ker Ist.
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lUiounutisums, ohroiiisolicr: Liilimlioiten,
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Wenn man nun bei der Untersuchung cinus lahmen Pferdes findet:
1)nbsp; dass dasselbe beim ruhigen Steilen den kranken Fuss mit der ganzen Sohle und dem Mallen des Hufes auf den Boden fest aufsetzt, ihn wohl auch etwas vor den anderen Fuss stellt;
2)nbsp; nbsp;dass es heim Gehen den lahmen Fuss zuckend, aber vollständig aufhebt, ihn unvollständig und mit etwas steifer Haltung der Schulter, zuweilen auch in seitlicher Richtung vorwärts bringt;
3)nbsp; nbsp;dass es (in manchen Fällen) beim Zurücktreten den lahmen Fuss auf dem Erdboden zurückschleppt;
4)nbsp; dass an den Schienbein- und Fesselbein-Arterien kein stärkeres Pulsiren, am Hufe keine erhöhte Wärme und kein Schmerz, und eben so an allen übrigen Theiien keine Zeichen einer Entzündung, einer Verletzung oder einer anderen Abnormität bestehen: dass dabei aber
5)nbsp; nbsp;das Thier Spannung der Muskeln in der Umgegend des Buggelenkes und bei kurzem Drücken der Schultor ruckende Erschütterungen und Schmerz, und (in manchen Fällen) bei den ersten Bewegungen ein knackendes Geräusch wahrnehmen lässt; — und
6)nbsp; dass bei fortgesetzter Bewegung die Lahmheit sich mindert, und überhaupt das Thier von Zeit zu Zeit, namentlich bei gutem Wetter, sich bessert,
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Die Erfahrung zeigt aber, dass diese letzteren Merkmale nicht in jedem Falle zugegen sind, sondern nur da, wo hauptsächlich der gomeiDSchaftlicbe Kopf-, llals-und Ambciiimusliol, oder die Sehne des laugen Bongers des Voranns, oder die #9632;vor-dero Flüche des Buggelenkes seihst afli/.irt ist. Ueberbaupt ist die Art dos Lahm-gehens selbst in den einzelnen Fällen verschieden darnachi welche Thoilo am obern Ende der Qliedmaasse von dem ßheutnatismus ergriffen sind, naincnllich; ob die lluskoln vor dem, auf dem oder hinter dein Schulterblatt, oder die au der Brust, am Arm und Vorarra befindlichen, die Gelenkbänder u. s. w. leiden.
4) Man darf daher auf die Art des Gehens allein, so wichtig die Beachtung desselben auch ist, die Diagnosis nicht gründen, sondern man innss hierzu auch die örtliche Untersuchung aller Theile der ganzen Gliedmaassen noch zu llilfo nehmen. Diese Untersuchung beginnt mit einer genauen Betrachtung der (ilicdmaasso von ihrem obersten Thoilo anfangend {und selbst ihre Änheflungcn an dem Halse und dem Widennst eingescblossou) bis zum Hufe hinunter, um hierdurch jode sichtbare Abweichung von der normalen Kenn und Stärke der einzelnen Theiic wahrzunehmen. Dabei ist eine Vcrgleiehuug mit denselben Theiien des gegenüberstehenden gesunden Fusses zu machen und in zweifelhaften Füllen selbst eine Messung an ihnen vorzunehmen, namentlich so am Hufe. Hierauf fühlt man au den Schienbeins- und Fes-selartericn des kranken und des gesunden Fusses nach der Stärke des Pulsirons und zugleich nach der Temperatur der beiden Hufe*). Dann lässt man den lahmen Fuss aufheben, beachtet die Grosso, Form und Besolmffenheit der unteren Fläche des Hufes und das etwa vorhandene Hufeisen hinsichtlich seiner Form, Grosse, Richtung, Lage, Abnutzung, der ganzen oder unganzen Beschaffenheit, so wie nach der Vollzähligkeit und dem Stande seiner Nägel. Um Schmerzen im Hufe zu erforschen, klopft man mit einem Hammer auf verschiedene Slelleu des Hufeisens, an die Huf-wändo, die Sohle und den Strahl, oder noch bosser, mau drückt den Huf in verschiedenen Uichtungen mit einer Zange (sehr zweckmässig mit einer hierzu gemachten sogenannten Untersuclmngszangc), indem mau den einen Schenkel des Zaugen-mauls auf die Solde an der Zehe, seitlich neben dem Strahl, an den Eekstrebewiu-
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•) Ueber die Bedentung (iiosor Symptomo siehe CHpilel IS., die Kntziindung der Hufe.
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LlheumaUsmus, chronischer; Lahmheiten.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 91
so kann man annehmen, dass das Leiden in Rheumatismus des Bug-gelenkes oder dessen Umgegend, namentlich der Schulter, und an den hinteren Gliedmaasseil in Rheumatismus der Umgegend des Hüftgelenkes begründet ist.
Die Beiirtheilung dieser Lahmheiten und des chronischen Rheumatismus (Iberhaapt ist stets nur vorsichtig z.i machen; denn diese Leiden sind zwar oft in dem Grado veränderlich, in der Dauer aber gewöhnlich sehr hartnäckig, und es bleibt selbst nach ihrer Beseitigung sehr oft eine Neigung zu ihrer Wiederkehr im Körper zurück.
Unter günstigen äusseren Verhältnissen, bei dem Aufenthalt des Thieres in warmer trockener Luft u. s. \v. kann der chronische Rheumatismus sich von seihst verlieren oder doch durch eine zweckmässige Behandlung vollständig geheilt werden; unter iingiinstigen Verhältnissen wird er zu weilen zum akuten Rhenmatismns oder selbst bis zur Entzündung gesteigert, aber in den meisten Fällen dauert er lange Zeit fort, dabei werden Muskeln und Sehnen verkürzt, die ersteren magern ab (es tritt der Schwund oder das Seilwinden, Atrophia, ein), die Sehnen und Gelenkhänder werden stellenweis verdickt und die Beweglichkeit immer mehr gestört.
Bei der Kur des chronischen Rheumatismus sind innerliche Heilmittel nur wenig und langsam wirkend, äusserliche dagegen von grossem
kein, und auf don Strahl, den anderen Schenkel aber auf die gegenüber liegenden Punkte der Wänrlo ansetzt; zuletzt drückt man den Huf von beulen Seitenwinden her zusammen. Dabei achtot man darauf, ob das Thier an einer oder der anderen Stelle zuckt, und wo dies geschehen, wiederholt man den Druek, um sich von dem wirklichen Dasein des Schmerzes zu überzeugen, da die Pferde zuweilen bloss aus Unruhe und anderen Ursachen eine zuckende Bewegung machen. Zweekmässig ist es, das Drücken und Klopfen mit geringer Kraft zu beginnen und es allmiilig zu verstärken, und in der Nähe von verletzten Stellen den Druck zuletzt anzubringen, weil diese Stellen die schinorzliaftesten sind, und deshalb, wenn man sie zuerst drückt, die Thiore zu sehr beunruhigt werden, liei vorhandenem Schmerz lässt mau das etwa vorhaniiene Hufeisen vorsichtig abuehnicn, woliei die Nieten der Nägel vollsämlig geölTnet, und die letzteren einzeln herausgezogen und besehen werden müssen, ob sie ganz oder gesplittert, trocken oder mit Hint oder Eiter befeuchtet sind. Der Huf selbst wird an den schmorzhaftesten Stellen der weisson Linie, der Sohle, der Eckstreben oder des Strahls mit einem geeigneten Instrumente (Hufmos-ser, Hufbohrer, Rinntnesser) bis auf die Fleischsohle vorsichtig durchschnitten, um etwa vorhandene Abtrennungen, fremde Körper, extravasirtos Blut oder Eiter zu entdecken.
Nach dem Hufe untersucht man durch Befühlen, selbst durch gelindes und stärkeres Drücken die Krone, den Fessel, das Fessclgelenk, das Schienbein (besonders dessen inwendige Seite), die Beugesehnen, das sogenannte Knie (die vordere Kusswurzel), den Vorarm und Ellbogen, das Buggclonk, die Schulter bis zum Wi-denüst und selbst die Muskeln am Halse Die Gelenke biegt und streckt man nach verschiedenen Seiten und achtet dabei auf den Grad des Widerstandes und auf Schmerz. Bei dem Drücken der Theile unter dem Knie heben gutmüthige und sehr empfindliche Pferde fast immer den Fuss auf, selbst wenn sie keine Schmerzen an denselben haben, und es ist deshalb zweekmässig, zu diesem Theil der Untersuchung den Fuss aufgehoben halten zu lassen, weil dabei die Thiere ruhiger sind.
An den Hinterbeinen geschieht die Untersuchung im Wesentlichen auf dieselbe Weise, indem man durch Drücken die Empfindlichkeit vom Hufe bis zum Kreuz, und selbst bis an die Lendengegend, besonders aber in der Umgegend des Hüftgelenkes, prüft
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Rhoumafisinus! chronisclior; Bohaiullung.
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Nutzen. Pie Behandlung ist deshalb hauptääohlich eine örtliche, eine reizende und ableitende, Bei gelinderen Graden des üebels sind oft wiederholte Reibungen mit wollenen Lappen, mit Stroh oder Bürsten, und Warmhalten des Theiles ausreichend. Hei einem höheren Grade kann man die A.knpunktur anwenden; oder man macht Einreibungen von Eam-pher- und Ammoniak-Liniment, von Karapher- und Seifengeist, von Ter-penthin-, oder Kiehn-, oder Tannenzapfen-, oder Wacholderholz-, oder Steinöl, oder von Kantliariden-Tinktur, — oder man wendet Spritzbäder (Douche-Bäder) auf den leidenden Tiieil oder auch folgendes Verfahren an: der mit Rheumatismus behaftete Tiieil wird (ein bug- odor brustlahmes Pferd um das Buggelerik, an und unter dein Schulterblatt, eine Bandbreit hinter demselben, und an dem gemeinschaftlichen Muskel, — ein hüftlahmes auf dem Kreuz und an der ganzen Hacke und Keule des lahmen Fusses) mit einem Gemenge von Liq. Animon. caust. und 01. Terebinthin. aa 30,0 und Spirit, camphor, und spirit, saponat. aä 45,0 reichlich und stark eingerieben, so dass daselbst Schaum entsteht. Dabei wird das Tliier sehr unruhig und gewöhnlich schwillt die Haut sogleich etwas an, wird faltig, heiss und schmerzhaft. Gleich nach dem Ginreiben liisst man das Pferd so lange massig stark reiten oder an einer Longe herumtreiben, bis es in gelinde Transspiration gekommen ist. Letzteres kann man befördern, wenn man das Thier mit wollenen doppelten Decken bedeckt laufen liisst; — indess ist dies nur da zu empfehlen, wo der Stall recht warm ist. Has Pferd wird nun in den Stall zurückgebracht, hoch und kurz angebunden, und ihm auf die vorher eingeriebene Stelle ein in recht kaltes Wasser eingeweichter, dann wieder massig ausgedrückter, drei- oder vierfach zusammengefalteter Sack (oder eine ebenso vorbereitete Decke) gelegt, derselbe mit den Händen recht gleicli-mässig an den Körper gedrückt, und mit Strohbändern oder mit Stricken in der Lage erhalten. Hierauf wird der Hals und der ganze Körper mit wollenen Decken bedeckt. Nach zwei bis drei Stunden findet man die Haut unter den Sack sehr heiss; mau nimmt nun den letzteren ab, und ersetzt ihn durch einen anderen, in kaltes Wasser getauchten Sack und wiederholt dies alle zwei Stunden, im Ganzen fünf bis sechs Mal. Der zuletzt aufgelegte Sack bleibt sechs bis acht Stunden (gewöhnlich über Nacht) liegen, bis er ganz trocken geworden ist, und nachdem er entfernt worden, bleibt der betreffende Theil noch zwei bis drei Tage mit Decken bekleidet, um die verstärkte Transpiration daselbst sanft zu unterhalten, wenigstens Erkältung zu vermeiden. Die meisten Pferde schwitzen bei der obigen Prozedur auch am ganzen Körper und man mnss deshalb während derselben jede Erkältung, Zugluft im Stalle u. s. w. vermeiden, und den Thieren nur überschlageues Getränk geben. — An den eingeriebenen Stollen entsteht Ausschwitzung und später Abschuppung der Haut. Die Praktiker sind darüber verschiedener Ansicht: ob man die zu dieser Zeit bestellende Spannung der Haut durch Aufstreichen von Oel oder Fett mildern soll? Ich halte es für zweckmässig. — Nach vier Tagen werden die Pferde zuerst nur während einer halben Stunde im Schritt, später allmälig länger und auch im Trabe bewegt. — In manchen Fällen ist nach einer einmaligen Anwendung dieses Verfahrens der Rheumatismus beseitiget in anderen muss dasselbe nach zwei bis drei Wochen wiederholt werden.
Fruchtet diese Behandlung nichts oder erscheint dieselbe wegen eines
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Uliomiintismus, clironischor, Behandlung.
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.anderen Grundes nicht anwendbar, so kann mau auch die Kantharidon-salbe, vorzüglich tüwr Fontanelle und Haarseile anwenden. Diese, mit einer materiellen Ausscheidung begleiteten Reizungen gewähren in hartnäckigen Fällen noch die beste (obgleich keine absolut sichere) Hilfe; ihrer Anwendung steht jedoch oft die Furcht der Besitzer wegen des Ausfallens der Ilaare und des Zurückbleibens sichtbarer Narben entgegen.
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Zwciicr Ahsciiiiitt.
Von den wichtigsten äusserlichen Entzündungen und deren Folgekrankheiten im Specicllcn.
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Erstes Capitel Entzfindnngen der Ohreu.
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I. Die Entzündung der Ohrmuscheln bei Hunden oder der sogenannte äussere Ohrwurm.
Bei langohrigen Hunden (Pudeln, Dachshunden und Hühnerhunden), kommt eine Entzündung der Haut und des Knorpels der Ohrmuschel ziemlich häufig vor. Dieselbe äussert sich dadurch, dass die Thiere oft mit dem Kopfe schütteln und mit den Pfoten oft an dem leidenden Ohr kratzen und dabei zuweilen klagend winseln. Bei der Untersuchung findet sich das Ohr stellenweis heiss, etwas geschwollen und beim Druck mit den Fingern vermehrt empfindlich; wo die Haut von Natur weiss oder röthlich ist, findet sie sich jetzt dunkler gerötliet. und ihre Adern treten mehr hervor. Wenn diese Entzündung einige Wochen gedauert hat, wird die Haut von den vorherrschend leidenden Tbeileu spröde und platzt in kleinen Kissen auseinander, was besonders an den Räudern und gegen die Spitze hin geschieht. Die geborstenen Stellen fangen an eine serös-eitrige Flüssigkeit auszusickern und bilden sich in Geschwüre um, welche jederzeit den Knorpel mit ergreifen, und denselben theilweise durch Caries zerstören. Es entstehen auf diese Weise eine oder mehrere Lücken, am Rande der Ohrmuschel, zuweilen ^ bis 1 Cm. tief, und ',—i Cm. breit. Bei diesen Geschwüren dauert das Benehmen der Hunde, wie angegeben ist, fort.
Die Ursachen sind nicht in allen Füllen genügend bekannt; es scheint aber, dass in den langen hängenden Ohren die Gefässe mit Blut auf passive Weise überfüllt werden, dass Stocknngen in ihnen entstehen und so die Anlage zur Entzündung gegeben und dann das Leiden durch das heftige Schütteln mit dem Kopfe, wobei die Ohren an denselben anschlagen und gequetscht werden, — zuweilen auch durch Zerrungen mit den Händen hervorgerufen wird.
Die Beurtheilung ist in der Hinsicht günstig zu machen, dass der Erfahrung zufolge sowohl die Entzündung, wie auch die Geschwüre geheilt werden können; allein das Uebel ist gewöhnlich sehr langwierig, und die einmal in der Ohrmuschel entstandenen bücken sind nicht wieder zu beseitigen.
Die Behandlung bestellt in der ersten Zeit darin: laquo;) dass man die
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Entzündung dos üusscren Gehor^anges.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 95
Oliven vermittelst einer mit Taschen für dieselben versehenen Binde oder vermittelst eines Netzes nach dem Genick zu in die Höhe bindet und dadurch die passive Anhäufung des Blutes in dem leidenden Theile, so wie neue Reizungen beim Schütteln mit dein Kopfe, heim Kratzen mit der Pfote u. s. w. verhütet; und b) in der fieissigen Anwendung des Blei-•wassers (8,0 Bleizucker und Bleiessig zu 200,0 quot;Wasser), oder in dem tilglicii zweimal wiederholten Bestreichen der inneren und iiussereu Fläche der Ohrmuschel mit Bleicerat oder mit der Bleiwcisssalbe. — 1st aber das Uebel bereits his zum Bersten der Haut gediehen, so ist das täglich zweimal viederholte Bestreichen mit der grauen Merkurialsalbe zweclc-inässiger.
Bei schon ausgebildeten Geschwüren hat sich folgende Salbe nützlich gezeigt: Man nimmt graue Quecksilbersalbe 15,0, fein zerriebenen rothon Quecksilber-Präcipitat 2,0 und reibt Beides gut zusammen. Mit dieser Salbe wird täglich zweimal das Geschwür und die Umgegend desselben bestrichen. Wenn Knorpelränder entblösst und grau oder grünlich gefärbt nn einzelnen Stellen des Geschwürs sichtbar sind, muss man diese Stellen mit Lapis infernalis oder mit dem glühenden Eisen betupfen, odor auch sie ausschneiden. Sollten hierdurch zu grosse Lücken im Olir eut-stehen, oder sollte durch mehrere tief eingefressone Geschwüre die Spitze der Ohrmuschel grösstentheils zerstört sein, so ist am besten, dieselbe mittelst der Scheere so zu beschneiden, dass .'dies Kranke entfernt werde, und zugleich doch die Ohrmuschel eine der natürlichen Form ähnliche Gestalt wieder erhält. Die hierbei entstellende Blutung wird durch styptische Mittel, oder durch Berühren der blutenden Stellen mit dem weissglühenden Eisen, oder auch durch die Unterbindung gestillt. Die Heilung erfolgt übrigens fast ganz ohne Kunsthilfe, jedoch wird sie durch die angegebenen Bandagen gesichert.
II, Die Entzündung des äusseren Gehörganges (Otitis) bei Hunden, oder der sogenannte innere Ohrwurm.
Bei Hunden von jeder Eaco und jedem Alter, am meisten aber bei den mit langen, hängenden Ohrmuscheln, kommt die Entzündung der Haut, welche den äusseren Gehörgang auskleidet, ziemlich oft vor. Das Uebel ergreift aber zuweilen auch die unter derselben liegenden Knorpel und zeigt sich auf folgende Weise: Die Munde tragen den Kopf häufig etwas schief, und zwar gewöhnlich so, dass das leidende Ohr nach abwärts gehalten wird; sie schütteln .'inch oft mit dem Kopfe, rutschen mit dem leidenden Ohr zuweilen auf dem Boden hin oder kratzen dasselbe mit den Pfoten; hierbei äussern sie zuweilen durch Winseln oder durch kurzes Schreien eine schmerzhafte Empfindung; dasselbe thun sie auch, wenn man das leidende Ohr nahe am Kopfe gelind zusammendrückt, und zugleich suchen sie sieh dieser Berührung zu entziehen. Das Ohr findet man an der Basis vermehrt wann, und die Haut im äusseren Gehör-gange etwas geschwollen und dnnkeler geröthet. Im Anfange, d. h. in den ersten 3—6 Tagen, ist der äussere Gehörgang trocken, nach dieser Zeit aber schwitzt aus seiner Haut eine gelbliche, klebrige Flüssigkeit, welche man deutlich sieht, und die ansserdem ein quatschendes Geräusch erzeugt, wenn man die Basis des Ohrs mehrmals nach einander kurz ziisainmendrückt. Diese Feuchtigkeit trocknet am Bande des Ge-
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hörganges zu gelblichen Borken ein, die zuweilen denselben ganz ver-kleben. — Im weiteren Verlauf wird die Flüssigkeit zuweilen dem Eiter ähnlich, in den meisten Fällen aber zu einer rütliHeilen, sehr stinkenden Jauche umgewandelt, und in der Haul des Gehörganges bilden sich Geschwüre, Verdickungen der Haut und zuweilen auch warzenähnliche Auswüchse.
Der Verlauf dieses Leidens ist stets, wenn nicht die erste Entzündung unterdrückt wird, sehr langwierig, oft auf viele Monate ausgedehnt. Das Ueliel ist hartnackig und kehrt oft nach kürzerer oder längerer Zeit wieder.
Als Ursache betrachtet mau eine eigenthüinliche Disposition der langohrigen Hunde zu dieser Entzündung, bedingt durch die Abhaltung der Luft von dem äusseren Gehörgange, — das Kindringen fremder Körper in denselben, — Erkältungen, — Metastasen bei und nach dem Bestehen von Dyskrasieu. namentlich von Flechten und Räude.
Die Kur beginnt man am besten mit einem kräftigen Abführungs-uiittel, welches auch später von Zeit zu Zeit wiederholt werden kann; und wo Dyskrasieen bestellen, sucht man dieselben durch umstimmende und spezifische Mittel, wie namentlich Schwefel, Spiessglanz, Merkur und Arsenik zu tilgen. Die Diät muss stets mager sein.
Oertlich bindet mau die langen Ohrmuscheln nach dem Genick zu zusammen, oder man hält sie in dieser Lage durch eine Bandage von einem Netz, um die Luft freier auf den Gehörgang einwirken zu lassen, und die Anhäufung von Wärme zu verhindern, In den Gehörgang bringt man, wenn das Uebel frisch entstanden ist, täglich 4—rgt; Mal eine schwache Auflösung von Bleiessig (0,15—0,3 zu 30,0 Wasser) und setzt derselben, wenn sehr grosse Lmpfiudlichkeit besteht, ein narkotisches Extrakt zu, z.B. auf 30,0 Flüssigkeit 0,06—0,2 Bilsenkraut-Extrakt, oder Belladonna-Extrakt, oder auch Opium; oder man wendet ein narkotisches Infusum kalt in das Olir an, oder mau tröpfelt das Bilseiikrautöl, oder ein anderes mildes Gel mit Zusatz von Opium und dgl. in den Gehör-gang. In Ermangelung dieser Arzneimittel kann man auch süsse Milch hierzu benutzen.
Wenn die vorhin bezeichnete klebrige Absonderung in dem Gehörgange eingetreten ist, können dieselben Mittel noch fortgebraucht werden, aber zugleich muss der Gehörgang täglich einmal mit schwachem lauwarmen Seifenwasser gereinigt werden. Wird die Absonderung sehr reichlich, so kann man mehr austrocknende Mittel anwenden, namentlich eine schwache Auflösung von Zinkvitriol (0,3—0,6 auf H0,0 Wasser) oder von Kupfervitriol, oder von Höllenstein (0,12—0,24 zu 30,0 de-stillirten Wassers). Wird die Flüssigkeit jauclüg und stinkend, so dienen dieselben Mittel, jedoch mehr concentrirt, z. B. Zinkvitriol oder Kupfervitriol 0,6 zu 30,0 Wasser, oder ein Geinenge von ().;! Zinkvitriol und 1,25 Bleizucker mit 30,0 quot;Wasser, ebenso das Kalkwasser, oder eine Auflösung von Chlorkalk in Wasser oder in einem aromatischen Infusum und dgl, Sehr wirksam haben sich hierbei auch eine schwache Auflösung von Kreosot ((gt;,lt;)()—0,1 zu ii(),0 Wasser) oder noch mehr die verdünnte Chromsäure (Acidum ebromicum), 1 Theil auf 30—50 Theile Wasser, — und zugleich zur Minderung des üblen Geruchs: Chlorkalk, besonders das Kali hypermanganicum purura (1 Th. zu 60—100 Wasser), — oder auch Einstreupulver von Kohle und Bleiweiss, oder von
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Aiigenzünduiigon.
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Kohle und Chlorkalk gezeigt. Es ist aber das tägliche Reinigen des Ohrs nöthig, In hartnäckigen und veralteten Fällen ist es zur Kur notbwen-dig, am Genick ein Haarseil zu ziehen oder die Kanthariden- oder Brechweinsteinsalbe einzureiben; und wo (ins Leiden immer wiederkehrt, ist diese Ableitung auch nach erfolgter Heilung sehr nützlich.
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Zweites Capitel.
Augenontzündungen (Inflammationes Oculi, Ophthalmiae) und die Folgekrankheiten derselben.
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Ammou, C. W. Abhandlung über die Natur und Heilung der Augenentzündung bei Pferden und ihre Folgen. Ansbach, 1807.
Leb laue. L'. Abhandlung über die Augenkrankheiten der wichtigsten Haustliiere, vorzüglich des Pferdes. Deutsch von Dr. .1, Radius. Mit 3 Tafeln. Leipzig, 1825,
Müller, .1. F. Handbuch der Veterinär-Oplitlialuiologie für Thiorärzte. Mit Abbildungen. Braunschweig, 18-17.
Marrimpoey, Observations sur plusieurs maladies de l'oeii dans ani-maux solipedes et ruininaus. (Recueil de Medec. voter. 1829 p. 145.)
Die Augen der siiiumtlicben Hausthiere, besonders die der Pferde und Hunde, sind sehr häufig den Entzündungen unterworfen.
Diese Entzündungen cbarakterisiren sieb im Allgemeinen durch Schmer/,, erhöhte Wärme, Anscbwellung, Röthung der Conjunctiva, Lichtscheu (Schliessen der Augenlider). Trübung und veränderte Färbung der durchsichtigen Theile, Störungen in den Secretionen, oft auch im Sehvermögen. Zuweilen besteht auch Fieber dabei. In den einzelnen Fällen .sind jedoch die Symptome sehr uiodilizirl. je nach dem Sitze, der Ausbreitung und Art der Entzündung und nach den Ursachen.
Es leiden dabei oft nur einzelne Gebilde, wie z. B. die Augenlider, die Bindehaut, die Thräneudrüse und Thränen-Karunkel, die durchsichtige oder die undurchsichtige Hornhaut, die Regenbogenhaut, die Gefäss-haut, die Crystallinse und deren Kapsel, der Sehnerv, die Netzhaut, während in anderen Fällen mehrere Gebilde leiden, oder das ganze Sehorgan ergriffen ist. Diese Verschiedenheit hinsichtlich des ümfanges der Entzündung hängt hauptsächlich von der Art und Stärke der Ursachen und von der Disposition der einzelnen Thiere zu Augenentzündungen ab. Eine solche Disposition ist entweder angeboren oder erst erworben. Die erstere ist oft durch eine besondere Formation der Augen, oder auch des ganzen Kopfes angedeutet, wie namentlich durch einen schweren, dicken, stark fleischigen Kopf, durch dicke, fette, eng gespaltene Augenlider, und durch kleine, tief liegende Augen; allein es linden sieh hiervon viele
llEimviu, Chirurgllaquo;, J, Aull.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;n
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98nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Augoneutzüiulung, traumatisclio.
Ausnahmen, indem einerseits sehr oft Thiero mit solchen Bildungen nicht mehr als andere an Augenentziindmigen' leiden, andererseits aher auch oft eine grosse Anlage zu diesen Kntzündnngen wirklich besteht, ohne äusserlich erkennbar zu sein. Die erworbene Anlage zu Augenentzfln-ilungen ist mehrentheils nicht anders, als aus dem öfteru Wiederkehren einer solchen I'mtzundung nach geringen Ursachen wahrzunehmen. Sie beruht hauptsächlich auf krankhaft vermehrter Kniptindlichkeit der Augen und ist gewöhnlich eine Folge von früher bestandenen Augenentzündun-gen, zuweilen aber auch von Rheumatismus, von der sogenannten In-nuenza und von der Mondbliudheit.
Die Ursachen der Augeuentziindungen sind allerlei mechanische und chemische Einwirkungen, oft Erkältungen, zuweilen innere Krankheitsprozesse, und in manchen Füllen sind sie unbekannt. Es ist zuweilen sehr schwierig die wirklichen Ursachen zu erforschen, und überhaupt den Zustand eines entzündeten Auges kennen zu lernen, weil die Thiere bei den Untersuchungen nicht selten kopfscheu und sehr widersetzlich sind, die Augenlider mit aller Kraft zusammendrücken, und den Augapfel möglichst tief in die Höhle zurückziehen. Besteht dabei noch Anschwellung der Augenlider, Auflockerung der Bindehaut und vermehrte Schleimsekretion, so wird die Untersuchung noch mehr erschwert. Um sie jedoeh so vollständig wie möglich auszuführen, muss man die Thiere von Gehilfen am Kopfe festhalten lassen, die Pferde bremsen, die Augenlider äusserlich ganz trocken abwischen, und sie dann mit trok-keuen Fingern aus einander ziehen. Letzteres gelingt noch besser, wenn man hierzu die sogenannten Augenlidhalter (Instrumente von einer fingerbreiten und S-förmig gekrümmten Messingplatte oder von eben so gebogenem doppeltem Metalldraht) oder in Ermangelung derselben einen hakenförmig gebogenen Stiel eines kleinen Löffels benutzt. Bei nicht zu bezwingender Widersetzlichkeit der Thiere muss man dieselben sogar zu dieser Untersuchung niederlegen und stark bremsen, oder vermittelst Chloroform, Aether und dgl. auaesthesiren. Nachdem die Augenlider aus-eiiuuulergezogen sind, wischt man mit einem feuchten Schwämme oder einem weichen Uehnvandläppchen den überflüssigen Schleim weg, und besieht dann die einzelnen Theile recht genau, — -wohl selbst mit Znbilfe-nehmung einer Loupe. Die ganze Untersuchung muss übrigens mit möglichster Schonung geschehen.
Bei den Augenentzündungen finden sich die S. 27 —1!2 angegebenen Verschiedenheiten der Entzündungen in den einzelnen Füllen bald mehr, bald weniger ausgebildet, und man hat sie deshalb verschiedentlich benannt; es ist aber hinreichend, wenn man sie in traumatische und spezifische scheidet, und dabei in den einzelnen Fällen die bemerkbaren Eigenthümlichkeiten und besonders auch den Charakter der Vitalität berücksichtigt.
I. Traumatische und durch chemische Einwirkungen entstandene Augenentzündungen, Ophthaliae traumatlcae.
Die Augenlider, der Blinzknorpel und die Thiänen - (Jarunkel, die Bindehaut und der Augapfel in seinen verschiedenen Theilen können durch mannigfaltige Veranlassungen mechanisch und chemisch gereizt und in Entzündung versetzt werden, wie namentlich durch fremde Körper
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Augenentzümhuig', traumatische.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 99
(z. B. Staub, Sand, Grannen, Spelzen und Hülsen von Getreide, Gras-lialine, Haare (daher aucli einwärts gekrümmte Augenwimpern),— durch Aetzkalk u. dgl.), welche zwischen die Augenlider und den Augapfel eingedrungen sind, durch Stösse, Schläge, Reiben, Quetschungen bei dem gewaltsamen Ueberstreifen (Abziehen) der Halfter, durch einwärts gebogene und gekrümmte Augenlidränder u, s. w.
Die auf solche Art erzeugten Entzündungen bestehen oft für sich allein, oft aber anch mit Quetschungen oder mit Verwundungen, und hiernach, so wie nach dem Sitz, der Ausbreitung, dem Grade und der Dauer der Heizung und Entzündung sind die Symptome in den einzelnen Fällen etwas verschieden.
Leiden nur die Augenlider (Inflammatio palpebrarum), so findet man auch nur sie allein geschwollen, vermehrt warm, bei der Berührung schmerzhaft, ihre äussere Fläche (besonders am freien Rande) glänzend, und ihre innere Fläche dunkler geröthet. Zuweilen ist in Folge einer consensuellen Heizung der Thränendrüse die Thränenabsonderung vermehrt, — und wenn die am Rande der Augenlider liegenden Meiboin-schen Drüsen mitleiden, so findet sich gewöhnlich eine reichliche Ab-sonderung der sogenannten Augenbutter, Krustenbildung an den Augenlidrändern und Zusammenkleben der letztern; und oft bestehen an der äussern Fläche der Augenlider und am Augenbogen als Spuren der eingewirkten Ursache, kahle Stellen oder Verletzungen. Die Röthung an der inneren Fläche der Augenlider ist gewöhnlich gleichmässig; doch sieht man auch nicht selten eine netzartige Verzweigung von stark in-jicirten Gelassen, oder auch dunklere Flecke von kleinen Extravasaten herrührend. Die Anschwellung ist in verschiedenem Grade ausgebildet, meist elastisch gespannt, zuweilen ödematös.
Ist die Bindehaut allein der Sitz der Entzündung (Conjunctivitis), so findet man niehrentheils die Augen geschlossen, aber die Augenlider wenig geschwollen, die Absonderung der Thränen und des Schleims vermehrt; die Bindehaut dunkler geröthet. mit stark angefüllten Gefässeu und zuweilen mit rofhen Flecken versehen, auch mehr oder weniger angeschwollen, so dass sie in manchen Fällen wie eine rothc Wulst unter dem Rande dos obern Augenlides hervortritt. Der Schmerz ist grosser als bei dorn beiden der Augenlider. Oft findet man nach dem vollständigen Auseinanderziehen derselben einem fremden Gegenstand (z. B. Sand, Getreidegrannen u, dgl.), oder eine Verwundung, welche beide als Ursachen dieser Art von Augenentzündung und zugleich als ein sicheres Erkennungsmerkmal derselben zu betrachten sind.
Bei traumatischen Entzündungen der Nickhaut (des Blinzknorpels) und der Thränenkarnnkel findet man an diesen Theilen und an der mit ihnen zusammenbänden Bindehaut die angeführten Zufälle. Doch ist bei Entzündungen am Blinzknorpel wegen des sehr häufigen Mitleidens der Harderschen Drüse immer die Absonderung eines zähen Schleims ungewöhnlich gross.
Auch wenn der Augapfel selbst (die Cornea, Sclera, Iris, Choroidea, Linse,) von der traumatischen Entzündung ergriffen ist, bestehen diesel ben Symptome; zu ihnen tritt aber 1) bei oberflächlicher Reizung oder Verletzung dieses Organs noch eine sich schnell über einen Theil der durchsichtigen Hornhaut verbreitende, blassblaue, weissliche oder ins Graue spielende Trübung, so dass hierdurch diese Haut oft in einigen
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100nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;AiigeiieiiUiimhrng, traumatische.
Stunden ihre Durchsichtigkeit bald mehr bald weniger verliert, das Auge ein ganz anderes Ansehen erhält und das Sehen gestört oder ganz aufgehoben wird, in demselben Verhamp;ltniss, wie durch die Trübung der Eintritt der Lichtstrahlen in das Auge gehindert ist. Diese Trübung entsteht ans einer F.rgie^suug von Serum und Faserstuff unter das Bindehautblättehen der Cornea; sie ist deshalb oft mit einer wulstigen Erhöhung an ihrer Grenze verbunden und senkt sich wie die ödematösen Anschwellungen, allmälig von den höheren zu den niederen Stellen. — 2) Wenn die Entziindnng tiefer, bis in die durchsicditige Hornhaut eingedrungen ist (Keratitis), entwickeln sich die oben genannten Symptome allmälig zu einer grossen Heftigkeit, namentlieli wird der Schmerz sehr gross und nicht blos durch mechanische Berührung, sondern auch durch die Einwirkung des Lichtes vermehrt (Eichtscheu. Photophobia). Die Hornhaut nimmt stellenweis oder ganz ein mattes, ins Grane spielendes Ansehen an, wie wenn sie mit Staub bestreut wäre, und in dem Ver-hältniss der Stärke und des Cmfanges dieser Trübung ist auch das Sehen undeutlich; aber die Trübung ist nie so auffallend, und entsteht niemals so schnell, wie in dem vorigen (oberflächlichen) Leiden. Zuweilen erscheint die durchsichtige Hornhaut etwas verdickt, und um ihren Rand findet sich an der uudurehsichtigen Hornhaut ein blassrother schmaler Streif. Die Blutgefässe sind in der Richtung nach der Stelle, wo die Reizung oder die Verletzung stattgefunden, von der undurchsichtigen Hornhaut her mehr sichtbar und erstrecken sich zuweilen über eine Linie weit in die Cornea. Zuweilen sind auch Blutflecke (Ecchymosen) in der Bindehaut und Hornhaut vorhanden1). — ;!) Sind die inneren Theile des Augapfels mit affizirt, so treten zu den obigen Erscheinungen noch, je nach den Umständen, Trübung der wässerigen Feuchtigkeit, Bluter-giessung in die vordere und hintere Augenkammer, und zuweilen Verengerung oder gänzliche Verschliessung der Pupille. — Zu den heftigen Entziiuduugen der durchsichtigen Hornhaut und der inneren Theile des Angapfels findet sich in den meisten Fällen eine fieberhafte Aufregung des Pulses, Traurigkeit, zuweilen auch Appetitlosigkeit.
Oft kommen diese Entzündungen an mehreren Theilen des Auges zugleich vor, und die Symptome erscheinen deshalb auch gewöhnlich nicht so gesondert, wie hier angegeben.
Der Charakter dieser Entzündungen ist iu den meisten Fällen der stlieuische, nur selten der erethisebe und noch seltener tier asthenische. Der erstere besteht in der Regel vom Anfange der Entzündung au, und bleibt häufig so bis zum Verschwinden derselben, besonders bei den Entzündungen der Hornhaut und der inneren Theile des Augapfels; der asthenische Charakter entwickelt sich bei scliwachen, kranken Thieren und unter schwächenden Einflüssen, z. B. in sehr warmen, dunstigen Ställen u. dgl. Der stlieuische Charakter äussert sich durch lebhafte Köthe, grosse Hitze, sehr beisse Thränen, zuweilen durch Trockenheit des Augapfels, durch heftigen Schmerz, entsprechende Anschwellung, dabei kräftigen Puls und dunkelrothe Färbung der Schleimhäute. — Bei dem erethischen Charakter äussert sich der Schmerz und die Lichtscheu
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1) Diese Blutflecken sind von denen in typhösen Krankheiten wohl zu unterscheiden.
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Augenentziiiulmig, traumatische.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;101
sehr heftig, während nur wenig Geschwulst, wenig Rftthe und geringe Wärme besteht, die Thränenabsonderung ist oft sehr reichlich, oft die Pupille zusammengezogen. — Bei dem asthenischen Charakter bestellt entgegengesetzt im Verhältnislaquo; zu den ttbrlgen Zufällen nur geringe Empfindlichkeit, daher die Thiere auch häufig die Augen selbst im hellen Licht offen halten; die Anschwellung ist mehr schlaff; die Kötliung zuweilen recht dunkel, in anderen Füllen mehr blass, oder ins Gelbliche spielend; die Absonderung reichlich, die Thränen oft mit Schleim gemengt, der letzten' zabe, fadenziehend oder in Kliirapchen zusammenhängend. Ausserdem spricht sich auch gewöhnlich der asthenische Charakter im Allgemeinen durch stark fühlbaren Herzschlag, weichen Puls, blassse und feuchte Schleimhäute u. s. w, aus.
Der Verlauf und die Ausgänge der traumatischen Augenentzündungen sind je nach dem Sitze und der Ausbreitung, nach der veranlassenden, schon entfernten oder noch fortwirkenden Ursache, nach dem Grade der etwa bestehenden Verletzung, nach dem Grade, der Dauer und dem Charakter der Entzündung seihst verschieden. Die Prognosis ist des-balh in den einzelnen Fällen ebenfalls verschieden, bei den Entzündungen des Augapfels aber stets mit Vorsicht auszusprechen.
Im Allgemeinen gelten die traumatischen Augeneiitzündmigen für leichter heilbar als (He sogenannten sympathischen und spezifischen Entzündungen bei gleicher Heftigkeit; doch ist dies nur in denjenigen Fällen richtig, wo kein fremder Körper im Auge verweilt, keine tiefe Anätzung, keine eindringende Verletzung und keine Erschütterung der inneren Theile des Augapfels stattgefunden hat. Denn da wo solche Complicationen bestehen, ist durch sie die Entzündung stets zu einer bösartigen gemacht. Wo fremde Körper vorhanden sind, steigert sich, trotz der angewendeten Mittel, die Entzündung zu plastischen Ausschwitzungen, durch welche oft bleibende Verdunkelungen oder Verwachsungen, Verdickungen und Wucherungen entstehen; oder es bildet sich Eiterung, welche auf der durchsichtigen llornhant undurchsichtige Narben, und im Inneren des Angapfels Zerstörung herbeiführt. Verwundungen haben oft ähnliche Folgen, — es kann selbst Brand eintreten. Erschütterungen können Lähmung (schwarzen Staar) herbeiführen. Die Heilung kann aber erfolgen, wenn die fremden Substanzen entfernt werden, wenn die Verletzung in einem massigen Grade besteht und eine zweckmässige Behandlung stattfindet, Der allein gute Ausgang bei Augenentzündungen ist die Zer-theilung.
Entzündungen in der äusseren Fläche der Augenlider sind in der Hegel leicht und vollständig zu zertheilen; in der Bindehaul der Augenlider sind sie ebenfalls im Allgemeinen als leicht heilbar zu betrachten; am Blinzknorpel und an der Thräiienkarunkel sind sie hartnäckiger, zu Wucherung und Verdickung geneigt: an der Bindehaut des Augapfels verursachen sie durch die Trübungen der Cornea einige Gefahr, die jedoch bei zeitiger und zweckmässiger Kur fast sicher zu beseitigen ist. .le mehr die Trübung bläulich erscheint und je mehr sie einen abgesetzten Rand zeigt, um desto weniger hartnäckig pflegt sie zu sein. — Entzündungen der durchsichtigen Hornhaut sind in den meisten Fällen länger dauernd, als die der Bindehaut; sie hinterlassen oft tief in der Substanz sitzcTide hartnäckige Trübungen und Verdickungen. — Entzündungen im Innern des Auges sind stets ein Gefahr drohendes Uebel, weil durch
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Augonoiitziimluiig, traumatische, Kur.
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plastische Aiissclnvitzung eine Trübung ihr wässerigen Feuchtigkeit olt;ier der Krystalllinse und ihrer Kapsel, oder eine Verwachsung der Pupille,
—nbsp; nbsp;oder Eiterung, und hierdurch theilweise Auflösung und Zerstörung der inneren Gebilde, oder auch Berstang der Hornhaut und dadurch Verlust des Augapfels entstehen kann, (Siehe Eiterauge.) Aussei der Entzündung selbst ist bei solchen traumatischen Angcnmtziiiidungen, wolche durch gewaltige Kinwirkungen entstanden sind, die etwa vorhandene Quetschung und Erschütterung der inneren Thcile zu berücksichtigen, da diese Zustände oft Trennungen, Lähmung, Blutergiessnag und hierdurch unheilbare Erblindung herbeigeführt haben.
In manchen Fällen, namentlich wo die Behandlung nicht gleich nach dem Entstehen, oder wo sie zu schwach eingeleitet, und ehenso da, wo die veranlassende Ursache nicht entfernt worden ist, odor auch wo neue Schädlichkeiten, wie /.. B.Erkältungen, starker Stalldunst a. dgl. einwirken, wird die Entzündung chronisch, und in anderen Fällen bleibt Auflockerung der Bindehaut und eine chronische, vermehrte Schleimabsonderung (Blennorhoea) zurück.
Die Kur der traumatischen Angenentziindiingen verlangt zunächst o.) die Entfernung der noch fortwirkenden so wie Abhaltung neuer Ciele-genheitsursachen,— und dann Ij) die Beseitigung der Entzündung seib.st.
In ersterer Hinsicht werden drückende und verletzende Gegenstände, z. B. zu enge und verbogene Scheuklappen beseitigt. — die Thiere werden so angebunden, dass sie sich nicht reiben können,— fremde Körper zwischen dem Augapfel und den Augenlidern, oft in einer Falte der Bindehaut, werden, nachdem die Augenlider (wie S. 08 angegeben) geöffnet worden, durch wiederholtes sanftes Ueherspülen mit lau warmem Wasser,
—nbsp; nbsp;oder mittelst eines feuchten Schwammes. oder eines Läppchens, eines feinen Haarpinsels, einer feuchten Federfahne oder mittelst eines, in Form eines feinen .Meisseis mit schrägen Rande geschnittenen liolzstäbchens #9632;weggestrichen, oder. — wenn sie festsitzen, mittelst der Pinzette. oder einer feinen Sonde (oder des Dawielschen Löffels1) abgehoben und entfernt,
Wenn der fremde Körper eigenthümlich reizende oder ätzende Eigenschaften besitzt, sucht man ihn nach Eröffnung der Augenlider durch eine schleimige Flüssigkeit, z. B. heinsaamenschleim. Quittenschleim, Auflösung von arabischem Gummi, Milchrahm, mit Wasser verdünntes Ei-weiss, oder Fett oder fettes Oel ganz einzuhüllen und dadurch unwirksam zu machen und zugleich ihn aus dem Auge zu entfernen. — Scharfen Dunst im Stalle beseitigt man durch möglichste lieinlichkeit. durch gründlichen Abllnss des Urins, durch Wegschaffen der feuchten Streu, daher auch durch Beseitigung der sogenannten Streuklappen unter den Krippen, und durch Oeffnen eines oberen Fensterflügels (wenn keine Dunströhre bestellt). — Zugluft und helles Lieht hält man ab, letzteres durch Verhängen der Fenster.
Dabei ist aber der Stall nur massig wann zu halten, die Thiere dürfen nur wenig schwach nährendes und leicht zu kauendes Futter be-
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1) Ein lölTelförmigcs Instrument von Silber oder Messing mit einem Stiel von Holz oder Bein. Der Löffel ist circa I—IJ Linien breit, 3 Linien lang, das -vordere Ende ein wenig zur hohlen Seile gebogen, das hintere geht in einen 2—3 Zoll langen drahtförmigeu Tbcil und dieser in den Stiel über.
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kommen, und sie müssen Jede Aufregung, daher starkes Laufen und schweres Ziehen vermeiden. . In der Befolgung dieser Vorschriften he-steht auch die diätetische Behandlung der Thiere während und gleich nach der Kur.
Die chirurgische Behandlung der Entzündung selbst mnss stets auf die Zertheilung gerichtet, aber dem Grade und Charakter des Leidens angemessen sein.
Hat eine traumatische Ursache die Augen sehr heftig betroffen, so kann man, noch ehe die Entzündung sich entwickelt, einen Aderlass macheu, ein Abführungsmittel gehen und das Auge kühlen.
Bei den leichteren Graden der Entzündung der Augenlider, der Bindehaut und des Blinzknorpels ist in der eisten Zeit und hei dem stheni-schen Charakter es hinreichend, wenn man das Auge recht fleissig mit kaltem Wasser oder mit einem ganz, schwachen Bleiwasser (l lileiessig zu 200 Wasser) unausgesetzt kühlt. Das letztere Mittel, und überhaupt Bleimittel dürfen aber in keinem Falle angewendet werden, wenn bereits eine Trübung der durchsichtigen Hornhaut, und besonders wenn mit der Trübung eine Verletzung dieser Haut besteht. Denn die Erfahrung zeigt: dass durch die Bleimittel die ex-sudirte Feuchtigkeit, welche die Trübungen erzeugt, zum Gerinnen gebracht und hierdurch sehr schwer auflösbar gemacht wird. Viele Hornhautflecke verdanken ihre Hartnäckigkeit oder Unheilbarkeit der Be-haudlnng mit Bleimitteln ')• Dagegen hat sich bei den Entzündungen mit Trübung der Hornhaut eine schwache Auflösung von Kali carbon. depurat (1 auf 500 kalten Wassers) sehr nützlich gezeigt.
1st bei solchen leichten Entzündungen das Auge trocken, oder haben chemische Reizungen oder Anätzungen (auch Verbrennungen) stattgefunden, so verdienen schleimige Augenwässer den Vorzug, wie z.B. Quit-tcnschleim (von 4,00 Quittensaamen mit 120—150 Wasser) während etwa 5 bis 8 Minuten geschüttelt und durchgeseihet2), oder eine Abkochung von Leinsaamen (i zu 16 Wasser), von Malven- oder Althäekraut (ebenso), eine Auflösung von arab. Gummi (1 Theil zu 12 Theilen Wasser), oder von Eiweis (das Weisse von einem Hühnerei mit 2 Tassen Wasser (250,0), tüchtig zusammengeschlagen oder geschüttelt; und wenn die Anwendung von Bleimitteln nach vorstehender Andeutung als passend erscheint, kann man dieselben mit den schleimigen verbinden, indem man z.B. zu 200 bis 500 Quittenschleiin oder arab. Gummiauflösung 1—'2 Gramme Bleiessig setzt.
Bei dem erethischen Charakter finden ebenfalls die genannten schleimigen Mittel, ausserdem die narkotischen ihre Anwendung; z. B. eine Abkochung von Bilsenkraut, oder von Tollkirschenkraut oder von Stechapfelkraut (1 zu 16 Colatur), oder ein Gemenge von Leinsamenschleim mit der Abkockung von einer der genannten narkotischen Pflanzen, oder eine Auflösung von Opium oder von Bilsenkraut- oder Belladonna-Extrakt in Wasser oder in einer Abkochung von Leinsaamen (Opium oder
1)nbsp; Ich weiss wohl, class nicht in jedem Fallo eine xmhoilbaro Verdunkelung der Hornhaut zuriiekgoilieben ist, wo man unter den bezeichneten Umständen Blei-mittcl angewendet hat. Die Erklärung hierzu findet sich aber darin: dass in diesen Fällen durch die geschlossenen Augenlider glücklicherweise von dem Mittei wenig oder gar nichts auf die Hornhaut gelangt ist.
2)nbsp; Alle Augenwässer sollen durchgeseihet werden,
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eins dieser Extrakte 0,5 zu 25,0). Diese Mittel werden kalt applizirt, wenn die Entzündung mit viel Hitze begleitet ist; wo aber diese fehlt und die Entzündung mehr zum asthenischen Charakter neigt, kann man die Äugen-wässer lauwarm anwenden oder selbst lauwarme Breiumschläge von narkotischen oder von narkotischen und schleimigen Mitteln machen. Für diesen Zweck werden z. B. 120,0 Bilsenkraut und eben so viel .Malvenkraut, beide klein geschnitten und ohne Stiele mit der hinreichenden Menge kochenden Wassers zum Brei gemengt, dieser in einen Beutel von weicher Leinwand gethan und mit demselben lauwann auf das Auge gelegt. Der Beutel darf nur buker angefüllt sein, damit er sich überall gleichmässig anlegt und er muss das ganze Auge an allen Seiten gegen zwei Kinger breit überragen; er wird mit Blindem an den obern Theil der Halfter, beim Rindvieh an die Monier, und bei den übrigen Thieren mittelst einer besondern Kopfbandage befestigt. So oft er kalt wird, nmss er mit warmem Wasser begossen oder durch einen unterdessen geborig erwärmten andern Brei ersetzt werden').
Trägt die Entzündung den asthenischen Charakter an sich, so leisten gelind erregende und schwache tonische Mittel gute Dienste, namentlich ein lufusiim von Arnikablumen (von 12,0—16,0 zu 250), oder von Kamillenblumen, von Quendel- oder Lavondelkraut u. dg!., oder ein Gemenge von Arnika-Tinktur und Wasser (2 zu 500), oder eine schwache Auflösung von Zink- oder Kupfervitriol oder von Augenstein (Lapis oph-thaliuicus. Lapis divinus. Cuprum aluminatum) (I zu 500 Wasser oder aromat. Infusum), oder wo die Trübung der Hornhaut aulfallend ist. ein Augenwasser von einem arom. [nfusura mit Zusatz von Opium ('#9632;#9632;—1 Gramme zu 250,0), oder Opiumtinktur (2—8 zu 250), oder auch von gereinigter Pottasche (2—4 zu 250). Die Mittel werden mit Rücksicht auf die Temperatur am Auge kalt oder lauwarm angewendet und in letzterer Temperatur mehrentheils sehr gut ertragen.
Hat eine traumatische Augenentzündung einen hohen Grad erreicht oder hat sie ihren Sitz in der durchsichtigen Hornhaut oder in den inneren Theilen des Augapfels, so muss ohne Zeitverlust ein kräftiger Aderlass aus der Drosselvene oder aus der Gesichtsvene gemacht, und derselbe nach 6—8 Stunden wiederholt werden, wenn bis dahin nicht eine Minderung der Zufälle bemerkbar ist. Dies muss, wenn die Thiere nicht durch die schon stattgefundene Behandlung oder durch andere Ursachen zu sehr geschwächt sind, ohne Rücksicht auf den Charakter geschehen. Bei recht heftigen Entzündungen kann man auch örtliche Blnt-entziehungen bewirken, durch Blutegel oder Skarificationen der Bindehaut der Augenlider. Die Scarificationen sind leicht ausführbar und besonders wirksam, wenn diese Haut wulstig angeschwollen ist. Man macht für diesen /weck in dieselbe au jedem Augenlide zwei Einschnitte, und zwar einen vom andern % Zoll entfernt, in senkrechter Richtung gegen 1 Linie tief und 3—4 Linien laug, auf diese Weise, dass man ein Kopf-Bistouri flach unter das Augenlid schiebt, dann die Schneide des Messers gegen das Letztere kehrt und nun das Messer sauft gegen die Bindehaut
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1) Manche Thioriirztc beimtzou zu den Breiumschlägen statt der Beutel eine Augenbandage mit Taschen: dieselbe erscheint aber wenig zweckmässig, weil die Kräuter leicht aus den Taschen herausfallen.
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Aiigenentziindung, katarrhalische.
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drückend zuniok/icht. — Die. Blutepol werden iiusserst selten benutzt; bei grossen Thieren lilsst man 8—12, bei kleinen 4 bis fi im Umfange der Augenlider ansaugen.
Auch giebt man salzige Ahfilhriiugsniittel in hinreichend grossen und fortgesetzten Gaben, bis Laxiren erfolgt, und ausserdetn erzeugt man äusserliche Ableitungen auf die Hacken (unter dem kranken Auge), auf die Seite des Halses oder auf die vordere Parthie der Brust mittelst Fontanelle, Haarseile oder der Gantharidensalbe.
Die örtliche Behandlung des Auges selbst geschieht auch bei diesen heftigeren Entzündungen, ihrem Charakter entsprechend, mit den bereits oben genannten Mitteln so lange, bis die Entzündung zertheilt ist, — oder bis bestimmte andere Ausgänge eingetreten sind.
Wird eine solche Entzündung chronisch, so mnss man zunächst nochmals eine gründliche Untersuchung des leidenden Auges wegen etwa noch in oder an demselben vorhandener Ursachen unternehmen. Zuweilen findet sich dann noch in einer Falte der Bindehaut irgend ein fremder Körper, oder es sind einzelne Haare der Augenwimpern nach einwärts gerichtet u. dgl. Man entfernt diese Ursachen je nach ihrer Art, die Haare durch Ausziehen mittelst der Pinzette u. s, w. Ebenso muss man auch den Aufenthalt, die Nahrung und sonstige Pflege des Thieres nochmals prüfen und dabei gefundene Unregelmassigkeiten beseitigen. Finden sich keine äusserlichen Veranlassungen, so beruht der chronische Zustand entweder auf einer unrichtigen Behandlung, besonders auf nicht gehöriger Berücksichtigung des Charakters der Entzündung, oder auf grosser Reizbarkeit und Schwäche der Gefässe, und demgemäss muss die weitere Kur geleitet werden. Im letzteren Falle ist aussei' den bei der asthenischen Augenentzündung angegebenen Mitteln noch besonders ein Augenwasser von Quecksilbersublimat und Chamillen-Infnsnm (12—IMCtgr. zu 250 Grm.), mit Znsatz von etwas Weingeist (8 zu 16,0), oder die rothe Präzipitalsalbe (2,0 fein pulv. rothes Quecksilberoxyd mit 16,0 Fett zusammengerieben, auch wohl (!—S Ctgr. Opium zugesetzt), zu benutzen; und die Ableitungsmittel sind fast überall nothig.
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II. Katarrhalische Augenentzündung, katarrhalische Bindehautentzündung. Inflammatio s. Ophthalmia catarrhalis, Conjunctivitis catarrhalis.
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Die katarrhalische Augenentzündung hat ihren Sitz in der Bindehaut und entsteht durch Erkältungen der verschiedensten Art, welche entweder die Augen allein, oder den ganzen Körper betreffen. Sie kommt bei allein Hausthieren vor. am häufigsten bei Pferden und Hunden, und beim Rindvieh zuweilen seuchenartig. In letzterem Falle nennt man sie die Augenseuche, Augenstaupe (Ophthalmia catarrhalis epizootica). Die katarrhalische Augenentzündung befällt besonders junge Thiere. doch auch alte, und erscheint zu allen Jahreszeiten, am häufigsten aber im Frühjahr und Herbst, dagegen die seuchenartige gewöhnlich im Sommer. Sie ergreift ein oder auch beide Augen und besteht für sich allein, sehr oft ist aber auch noch ein anderes katarrhalisches oder auch ein rheumatisches Leiden zugegen, als: Druse, Strenge!, Staupe, Bräune, Katarrhalfieber, auch Rheumatismus, zuweilen auch die Aphthen-
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Augenentzi'iiuluiig, katarrhalische.
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krankheit u. s. w., und oft ist sic mit der rheumatischeraquo; Augenentzündung complicirt.
Bei dem Eintritt machen sich die katarrhalischen Aiip:enentzün(lun-gen durch ein oft abwechselndes Oett'ncn und Schliessen der Augenlider bemerkbar. Dabei ist, je nach dem Grade und Charakter der Entzündung, das Auge zuerst entweder trocken oder die Thriinen- und Schleim-absondernng sind vermehrt, die Bindehaut etwas aufgelockert und ge-röthet und ihre Gefässe am Augapfel, wo nie die undurchsichtige Hornhaut überzieht, zweig- und büschelförmig aufgetrieben. Die Lichtscheu ist in der Kegel nur massig, aber bei der Berührung zeigt sich mehr Empfindlichkeit und erhöhte Warme-, häufig sind auch die Augenlider aufgeschwollen. Späterhin wird die Schleimsecretion sehr bedeutend und die Augenlider kleben zusammen. Die Bindehaut lockert immer mehr auf und nimmt bei den höheren Graden eine fleischrothe Färbung an. Wenn die katarrhalische mit der rheumatischen Augenentzündung verbunden ist, sei sind auch die Symptome der letzteren mit zugegen. In manchen Fällen wird die Cornea trübe, es entstehen kleine Bläschen (Phlyctaenen) auf ihr'), welche mit einer gelblichen, seltener mit einer weisslichen Flüssigkeit gefüllt sind, nach kurzer Zeit sich öffnen und dadurch kleine Geschwüre, bilden, deren Rander gewöhnlich zuerst verdickt und weisslich, später mehr flach und mehr grau erscheinen, Nur bei sehr heftigen Entzündungen oder wenn eine andere Krankheit, z. B. Staupe oder Druse mit diesen Entzündungen verbunden ist, besteht Fieber dabei.
Die Ursachen der katarrhalischen Augenentzündung sind, wie oben schon angedeutet worden, Erkältungen, wie namentlich: das Einwirken kalter Regen und kalter Winde, das Durchwaten tiefer Wässer, das Baden, Waschen und Tränken bei erhitztem Körper, das Waschen und Scheeren der Schaafe bei rauher Witterung, das Weiden in kühlen Nächten u. dgl. Zuweilen besteht eine eigenthümliche Constitution der Atmosphäre, welche man zwar nicht näher kennt, die aber offenbar das Entstehen dieser Entzündung begünstigt und wohl hauptsächlich der Augenseuche zum Grunde liegt.
Die Diagnosis dieser Entzündungen ist aus den angegebenen Symptomen, aus dem Eintritt der Krankheit nach Erkältungen und in manchen Fällen auch aus dem Vorhandensein anderer katarrhalischer oder rheumatischer Krankheiten, so wie ans dem Fehlen der traumatischen Ursachen, leicht zu machen.
Prognosis. Die einfache Conjunctivitis gehört zu den gutartigsten Entzündungen, denn sie zertheilt sich in den meisten Fällen, und zwar; bei guter Behandlung oft schon in 3—5 Tagen-, gewöhnlich aber dauert sie 8—10 Tage. Es nehmen dann alle Zufälle ab. und der Schleim wird consistenter. Zuweilen bleiben Flecke und von den Geschwürchen auch Narben auf der Hornhaut zurück, oft verschwinden aber auch sie gänzlich. Eiterung im Auge entsteht niemals, und Brand der Bindehaut ist nur äusserst selten beobachtet worden, wohl aber öfters Verdickung derselben. In manchen Fällen wird die Entzündung chronisch und dann
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1) Dabei' die Krankheit in solchen Fällen auch als Ophthalmia s. Conjunctivitis und Koratitis phlyctacnoides bezeichnet wird.
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Augenentziimhinp;, katarrhalische.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;107
ist sie gewöhnlich sehr hartnackig. Die Gompllcationen: Katarrh, Druse, Staupe u. k. \v. haben auf die Dauer und den Verlauf der Entzündung einen grossen Einflnss; doch wird die letztere sehr oft beseitigt, wenngleich jene Gompllcationen noch fortbestehen.
Die Kur muss mit Beseitigung der etwa nach fortwirkenden Ursachen beginnen, jede Gelegenheit zu Krkältungen, auch mit den örtlichen Ileil-mitteln, muss vermieden werden; die Thiere müssen in einen massig warmen Stall ohne Zugluft gestellt, geschont, nur mit geringem Futter erhalten und kurz angebunden werden, damit sie sieb die Augen nicht reiben.
Bei sthenisebem Charakter und bei hohem Grade der Entzündung ist ein massiger Aderlass nützlich.
In der ersten Zeit wendet man bei heftigen Entzündungen schleimige Mittel, Qnittenschleim, Leinsaamen oder Malvenkraut-Dekokt und dgl. an. Hiermit wird so lange fortgefahren, bis die reichliche Schleim-secretion eingetreten ist. Dann gebraucht man ein Infusum von Flieder-blumen (1 zu 30 Theilen Wasser), durchgeseiht und täglich 6—8mal die Augen damit lauwarm gewaschen. 1st die Schleimsecretion reichlich, so wendet man trockene Kräuterkissen an. die von alter, weicher Leinwand gemacht, und mit Flieder- oder Kaniillenblmneu. oder mit blosser Baumwolle gefüllt sind. Diese Kissen müssen, so oft sie feucht geworden sind, mit trockenen gewechselt werden. Die Wirkung, die hieraus entsteht, ist wohl nur von der gleichmässigen Wanne abhängig. Ks mindert sich gewöhnlich hierauf bald die Schleimabsonderung und die Entzündung.— Fruchten jedoch diese Mittel nichts, oder trägt die Entzündung mehr den asthenisclien Charakter an sich, besteht bei starker Auflockerung wenig Empfindlichkeit, so wendet man schwache Auflösungen von Zinkvitriol, von Kupfervitriol oder von Augenstein, oder von Höllenstein an; und wenn der erethische Charakter besteht, benutzt man Opium und andere narkotische Mittel (S. 103). Nicht selten zeigt sich Erschlaffung mit grosser EmpfindUchkeit verbunden und man muss dann auch die geeigneten Mittel mit einander verbinden, z, 1). Zinkvitriol 0,7. Wasser 180, mit einfacher Opiumtinktur 2,0. zusammengemischt, täglich 10—l'imal damit das Auge zu befeuchten. Oder Kamillen-Infusum 180, Augenstein OS bis 8, oder statt des Letzteren ebensoviel reines Opium damit abgerieben u. dgl.
Wenn die Krankheit mit einem allgemeinen Leiden verbunden ist, verdient dies besondere Berücksichtigung. Man giebt z. B. den Brechweinstein, Salmiak. Schwefel, mit gelinden aromatischen Mitteln, oder auch bei aetiven Entzündungen Tartar, stib. mit anderen abführenden Salzen, oder mit süssen Mitteln n. s. w,
Wenn die katarrhalische Augeneutzündung chronisch wird. Verdickung und Auflockerung der Bindehaut und eben so chronische Schleimabsonderung eintritt, so kommt mau mit den angegebenen Mitteln nicht aus. Hier ist es nöthig, auch sogenannte örtliche und allgemeine Ableitungsmittel anzuwenden, letztere #9632;/.. ß. alle G—8 Tage wiederholte Purganzen, Aloe oder Croton, Gummi-Gutti oder .lalape u. s. w. An die Backe unter dem kranken Auge legt man ein Fontanell von schwarzer Niess-quot;wurz (2—H Linien dicke, 1 Zoll lang, zusammengebundene Stückchen), so lange, bis gelbliche, seröse Flüssigkeit sicli zeigt, d. i. gewöhnlich nicht länger als 24 Stunden). Die Nachwirkung dauert bis 8 Tage. —
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108nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Augenentzflndung, rhctimatische
Oertlich auf die Augen wendet man bei chronisch-katarrhalichen Entzündungen die graue Morknrialsalbe, und je nach dem Charakter mit verschiedenen Zusätzen an. Ist das üebel noch nicht sehr veraltet, so ist die einfaclie Salbe hinreichend, täglich quot;2—3mal eine Quantität in der
Grosso einer Erbse ins Auge gestrichen. Ist die Absonderung iiliemiässig und die Empfindlichkeit vermehrt, so dient diese Salbe mit Zusatz von Bleizucker oder Bleiessig, und bei Uclitscheu auch mit Opium (30,0 Salbe, 20 Tropfen Bleiessig oder 1,0 Bleizucker oder 0,5 bis 1.0 Opium). — Ist aber die Erschlaffung sehr gross, die Lichtscheu gering, so setzt man zu der grauen Salbe den rothen Quecksilber-Präcipitat (1,0—2,0 feinen ro-then Präcipitat zu 16,0 Fett). Aussei- den örtlichen und ableitenden Mitteln ist auch hier magere Diät, ein massig warmer, nicht dunstiger Stall, Ruhe und Vermeidung von Nässe und Kalte nötlüg.
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III. Die rheumatische Angcnentzü ndung. (Ophthahnia
rheumatica).
Sie entsteht, gleich der katarrhalischen, durch Erkältungen der verschiedensten Art; sie hat aber einen andern Sitz und sehr oft einen andern, eigenthninliclien pathologischen, gewissernuissen einen dyskratischen Charakter. Sie ergreift hauptsächlich die undurchsichtige, zuweilen auch die durchsichtige llornhant und selbst die Regenbogenhaut (Sclerotitis, Keratitis und Iritis). Die Bindehaut ist dabei nicht wesentlich ergriffen, sie leidet aber, da sie denselben Ursachen ausgesetzt ist. oft mit, so dass der Zustand dann als eine Verbindung von rheumatischer und von katarrhalischer Entzündung erscheint. Wie bei der katarrhalischen Augenentziludung, so sind auch häufig andere, katarrhalische und rheumatische Krankheiten hier zugegen, wie katarrhalisches Fieber, Druse, Brünne. Staupe, Rheumatismus, Influenza ') u, s. w. Bald ist ein Auge, bald sind beide ergriffen. Ks scheint dies von der einseitig allein oder stärker stattgefundenen hau Wirkung der Kälte, der Nase, oder der Zugluft abhängig zu sein, ausserdem auch von der in dem einen oder dem anderen Auge mehr ausgebildeten Anlage. Denn die rheumatische Augenentzündung hinterlässt da, wo sie schon einmal war, gewöhnlich eine Anlage zur leichten VViederentstehung. Zuweilen kommt diese Entzündung bei vielen Thieren gleichzeitig als sogenannte rheumatische Augenseuche oder Augenstaupe vor.
Die rheumatische Augenentzündung tritt demnach in den einzelnen Füllen oft sehr verschieden auf. sie charakterisirt sich aber im Allgemeinen folgendermaassen: die Augen sind mehr als bei der katarrhalischen Augenentzündung geschlossen, und wenn sie von Zeit zu Zeit geöffnet werden, stürzt eine Menge Thränen hervor, die heiss und scharf salzig sind. Das anhaltende Geschlossensein deutet auf eine grosse Empfindlichkeit für lacht und bnft. Das Auge ist heiss und schmerzhaft, die
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1) Ueber die im Jahre 1827 inul 1851 herrschend gewesene Form der Influenza der Pferde. Von ITerfwig. Magaz. f. d. gosammfe Thiorhoilk XX. Jahrgang, S 88. (Mit Abbildung eines Auges.)
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Augeneutziinduiifr, rljeuraatisclie.
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Augenlider sind nicht oder docli nur wenig geschwollen, und ihre Bindehaut ist bei einfacher rheumatischer Entzündung massig geröthet; der Augapfel erscheint wie zurückgezogen. Die durchsichtige Hornhaut ist matt, wie angehaucht, zuweilen ins Graue spielend; sie zeigt sieh jedoch verschiedentlich ergriffen, hinsichtlich der Form, der Ausbreitung und der Tiefe der Trübung; zuweilen sieht man nur den Hand verdickt und auch wohl durch Blutgefässe mehr oder weniger bläulich-roth; in anderen Fällen findet man stellenweis graue, erhöhete Funkte, die mit einer Injektions-Röthe umgeben sind, sich mehr und mehr erbeben und oft in Bläschen (Plyctaenen) entwickeln (Koratitis phlyctaenosa) und zu Geschwüren umbilden. Zuweilen ist nur die äussere Lamelle der Hornhaut, in manchen Fällen sind die inneren Schichten oder es ist ihre ganze Dicke ergriffen, trüb und undurchsichtig (Keratitis superflcialis, K. pa-renchymatosa). Die letzteren Verschiedenheiten können nur durch genaue Untersuchnug bei passender Beleuchtung der Augen erkannt werden1).
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1) Das Besehen der Augen bei jedem Licht und in gerader Bicbtung der Pupille gegenüber ist für die Erforschung dos bald oborflächliclien, bald mein- liefen Sitzes der pathologischen Veränderungen der Cornea, und ebenso der Theile im [nneren des Augapfels, nicht immer dem Zweck eidsprechend. Besser verfährt man nach folgenden Methoden:
1.nbsp; nbsp;Bei einfachem, mehr matten als hellem Tageslicht Imlt man den Kopf der Thieres seitlich gegen das Letztere und stellt sich selbst so, dass man zuerst von vorn nach hiuteu und dann in umgekehrter Richtung durch die Cornea und die vordere Angonkannner hindurchsehen kann. Indem dieses geschieht, bemerkt man nach aussen die normale oder abnorme Wölbung, die Dicke und Durchsichtigkeit der Cornea, den oberflächlichen oder tieferen Sitz der trüben Stellen in ihr oder in der Descemetschen Haut, — ebenso in der vorderen Augeukammer die klare oder die trübe, gefärbte, mehr oder weniger flockige lieschaffenheit der wässerigen Feuchtigkeit, das Dasein von Blut oder Eiter oder der vorgefallenen Krystallinse, — und nach einwärts die Iris biosichtlich ihrer Färbung und ihrer glatten oder rauhen Beschaffenheit, und zugleich die Grosse, die Form der Pupille und die Durchsichtigkeit oder die Trübung und abnorme Färbung der Vorderfläche der Linsenkapsel und der Krystallinse.
2.nbsp; nbsp;Bei einer zweiten Untorsuchungsmethode bringt man das Thier in einen dunklen Kaum und hält ihm ein brennendes Licht vor das zu untersuchende Auge, an verschiedenen Punkten und bald etwas näher, bald etwas entfernter. Das Licht dringt hierbei durch die durchsichtigen Theile des Auges, so weit als sie gesund sind, und das Bild der Klamme spiegelt sich verkleinert, nur auf der Oberfläche der Cornea, auf der Iris und am Gründe der hintern Augcnkaimncr ab; haben aber die inneren Tlieile ihre Durchsichtigkeit verloren, so entsteht, je nach dem Orte der trüben oder undurchsichtigen Stelle, das Bild der Flamme daselbst und mehr oder weniger entfernt von der Cornea,
ü. Ebenfalls im dunklen Raum kann mau jeden beliebigen Punkt des Auges conzentrirt beleuchten, wenn man das Licht von einer brennenden Kerze oder Lampe durch ein convexos (das (Linse, Brenn- oder Leseglas) auf das Auge fallen lässt. Das Bild der Flamme spiegelt sich dabei in umgekehrter Stellung an den undurchsichtigen Theilcn, resp. Stellen ab. Hierbei muss man die richtige Brennweite des Glases durch abwechselndes Nähern und Entfernen desselben, und ebenso der Lichlllamme suchen.
4. Für die Unlersnchung der hintern Augenkammer ist es oft zweckmässig, die Pupille narkotisch zu erweitern, indem mau etwa 1—'2 Stunden vorher
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Augenentzüiulung, rheumatische.
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Die Sclerotica Ist ziegolfarbig geröthet, mit feinen Gefässen überzogen, und diese Färbung ist durch die Bindehaut durchschimmernd. Die Letztere ist, wenn nur einfache rheumatische Aug'enentzündung bestellt, nicht geschwollen und niclit reicher an Gefässen als sonst; ist aber das Uebel mit katarrhalischen Affectionen zusammengesetzt, so sind auch ihre Gefässe zweigartig verlaufend und vollgefüllt zu sehen. Bei heftigen Augenentziindungeu, wenngleich die Thräneu reichlich hervortreten, erscheint doch das Auge trocken, die Schleimabsonderung vermindert; ist jedoch katarrhalische Affection zugegen, so wird mehr Schleim abgesondert. — Leidet die Regenbogenhaut mit, so besteht grosse Lichtscheu, zuweilen auch gelbliche Trübung der wässerigen Feuchtigkeit und Verengerung der Pupille. Selbst die Tbeile in der hintern Augenkammer können ebenso mitleiden und trübe werden.
Die rheumatische Augenentzündung der leichteren Grade ist ohne Fieber, die der höheren Grade aber gewöhnlich mit Fieber und oft auch mit Störung des Appetits begleitet, selbst wenn sie ohne andere Krankheiten besteht.
Die Diagnosis wird oft erleichtert, wenn mau neben den Symptomen au den kranken Augen das Fehleu der traumatischen Gelegenheits-ursachen, das gleichzeitige Bestehen rheumatischer oder katarrhalischer anderer Krankheiten und die Gelegenheitsurachen berücksichtiget.
In denjenigen Fällen', wo Exsudate in der vordem Augenkammer bestellen, hat die rheumatische Augenentzündung bei Pferden auch eine sehr grosse Aehnlichkeit mit der sogenannten Mondblindheit (Siehe dieselbe S. 112.).
Verlauf und Ausgänge. Frisch entstandene rheumatische Augen-eutzündungen (2—3 Tage alte) dauern bei zweckmässiger Behandlung 5—14 Tage; wo dann in der Regel Zertlieilung erfolgt; ist die Krankheit schon von einiger Dauer, sind schon Bläschen zugegen, bestand die Krankheit schon mehrmals, dauern die Ursachen fort und werden die Thiere nicht gehörig gepflegt, so ist sie sehr hartnäckig und ihr Ende nicht leicht zu bestimmen, da diese Entzündung eine grosse Neigung hat, chronisch zu werden. Wenn sie dieses geworden ist, findet sich gewöhnlich mangelhafte Ernährung im Augapfel (Atrophie) ein, er verkleinert sich bald mehr bald weniger erkennbar. Von Keratitis bleiben zuweilen trübe Stellen und Flecke in der Hornhaut zurück, welche je nach ihrem Sitz und ihrer Grosse, das Sehen bald mehr bald weniger stören. —#9632; Von den Phlyctaenen und Hornhautgeschwüren gilt dieses noch mehr; dieselben können zwar zertheilt werden, resp. glatt verwachsen, sie hinterlassen aber oft Flecke und undurchsichtige Narben. — Die Trübungen, gelbliche und andere Ausschwitzniigen in tier vordem Augenkammer werden gewöhnlich innerhalb 8 Tagen resorbirt und die Augen wieder klar; aber Exsudate in der hintern Augenkainmer sind hartnäckiger und erzeugen zuweilen den grauen Staar (Cataract), oder den grünen Staar (Glaiicom), selten auch den schwarzen Staar (Amaurosis). Innere Eiterung und Brand enstchen äusserst selten
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einige Tropfen einer Auflösung von Atropin. sulphuric. 0,05 bis 0,08 in 5,0 (lest. Wassers, oder von Bcllartoiina-Kxlrackt (5 Centigr. in 1 Gr. (lest. Wassers oder eines t'cttcii Gels, oder Glyeeiiu), mittels eines Pinsel oder eines Federballes auf die Cornea bringt.
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Augenentziindung, ilieumatisclio.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Ill
Die Prognosis ist im Allgemeinen weniger günstig als beiden ka-tarrhalischen Augenentzündungen. In den einzelnen Fällen richtet sie sieh tlieils nach dem Grade, nach der Ausbreitung und nach der Dauer der Entzündung, tlieils nach den im Vorstehenden angedeuteten besonderen Verhältnissen, und zum Theil auch danach, ob die Kntzündung zum ersten Mal oder ob sie schon öfter eingetreten ist, wie dabei das Thier gepflegt wird und welche Gomplicationen bestehen.
Behandlung. Die Thiere müssen vor allem Andern unter geeignete äussere Verhältnisse gebracht werden; dazu gehören: Kühe, massig warme und trockene Ställe, Vermeidung der Zugluft, weiches und sehr weniges Futter, — bei Lichtscheu ein dunkeler Stall. — Die Therapie muss viel mehr energisch sein als bei der katarrhalischen Entzündung. Man macht, je nach der Constitution des Thieres und dem Grade des Uebels einen Aderlass (was bei allen nur einigermaassen kräftigen Thie-ren und bei heftigen Entzündungen uüthig ist) nnd der, wenn nach zwei Tagen keine Besserung eintritt, wiederholt wird. Innerlich giebt man purgireude, urintreibende und diaphoretische Mittel, besonders wenn allgemeine rheumatische oder katarrhalische Affektionen bestehen. Von grösster Wirksamkeit sind die äusserlich ableitenden Mittel: Fontanelle, auch Haarseite, scharfe Einreibungen von lug. Cantharidum, Brennen und dgl. Diese Mittel werden auf den äusseren Kaumuskel, unter dem kranken Auge, oder auch am obern Theile des Halses, seitlich hinter der Ohrdrüse applizirt.
Die örtliche Behandlung des kranken Auges selbst geschieht im Allgemeinen am zweckmässigsten mit Weglassung der Kälte, doch kann man bei recht heftiger Entzündung in der ersten Zeit durch '24 Stunden kalte Waschungen von blossem Wasser oder von schleimigen Mitteln anwenden; dies muss aber ununterbrochen geschehen. Ist das nicht ausführbar, so lässt man diese Behandlung weg, und macht Befeuchtungen des Auges mit lauwarmen schleimigen nnd narkotischen Mitteln, z. B. mit einem Dekokt des Belladonnakrautes oder des Stechapfelkrautes (1 zu 16 Colatur). Sehr zweckmässig ist ausserdem die Anwendung eines Liniments aus 2,0 Calomel, eben so viel Bilsenkraut- oder Belladonna-Extrakt und 30,0 eines milden Geis. Von demselben wird täglich zweimal etwas mit einem Federbart zwischen die Augenlider gestrichen, so lange wiederholt, wie die Empfindlichkeit sehr gesteigert ist. Sind Bläschen entstanden, so kann man die grössteu mit der Lanzette öffnen, und dann Augenwässer gebrauchen von Flieder- und Chamilleninfusam, oder dieselben mit Zusatz der Opiumtinktur, oder Opium in Wasser gelöst (Wasser 30,0, Opium ^ Gramm im Mörser abgerieben und filtrirt), lauwarm einstreichen. Bei den Geschwüren sind dieselben Mittel nützlich, bei torpiden Charakter aber die Praecipitatsalbe, odor eine Auflösung des Lapis divinus, oder von Höllenstein (aa 0,00—12 zu 30,0 destillirtes Wasser). Mit diesen Mitteln kommt man gewöhnlich aus. Die ganz torpiden Geschwüre und die zu üppige Granulation werden mit Höllenstein betupft, — (Hornhautflecken siehe weiterhin.)
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Augeueiitzimdung, periodrsche.
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IV. Die periodische1) oder intermittironde, oder specifische
Augenentzflndung, oder die Mondblindheit2). Ophthalmia
periodic;!, Ü. intermittens s. specifica, Opthalmia lunatica.
F. Toggia, von den Ursachen der Blindheit bei Pferden u. s. w. Aus
d. Italienischen von Ludwig Cerutti. Leipzig. 1821. Extrait d'un Rapport sur les experiences entreprises par Ordre du gouver-
nenient sur la fluxion periodiqne. Kecueil de medec. veter.
An. I. \gt;. 247. Boiu, Memoire sur la Cecite dans l'espece chavaline etc. (Recueil
II. An. 30. Dupuy, de la fluxion vulgairemeut appellee periodique. Toulouse, 18-2(J. Steiner, Heber die Ursachen d. period. Augenentzüudung in Lithauen.
Magaz. f. d. gesammte Thierheilk. 1. Jahrg. S. 452. r. Burgsdorf. Einige Bemerkungen über die vorstehende Abhandl.
Ebendaselbst II. Jahrg. S. 145. Steiner, Entgegnung auf diese Bemerkungen. Ebend. III. Jahrg. 129. Bouley, Danl, Mangin, Abhandl. im Recueil 184;$ p. 457 und 1845,
p. 598 und 987. F. Jeannin, Pour aidraquo;' a l'etude de la fluxion periodique. Repertoire
de medec. veterin, I. An. p. 214. Guilmot, Memoire conceruant la fluxion lunatique dos chevaux. Aimal.
de medec. veter. Bruxelles, 1859 p. 178, 1860 p. 2:-5]. Di dot, Note sur la nature et le traitement chirurgical de rophthalmie ou
fluxion period, du cheval. Annal. de medec. veter. Brüx. 1860p. 281. Van Biervliet et van Rooy. lgt;e l'ophtbalnioscopie ehe/ le cheval
a propos de rophthalmie periodique. Annal. de medec. veter.
18G2 p. 1. und p. 235. Sichel, Materiaux pour servir a l'etude de Foplithalmie periodique et de
la cataracte du cheval. Ebendas. I8()2 p. 65. Hannen, Memoire sur la Huxion periodique etc, und Mariot-Didieux. Im 2. Bd. der Meinoires de la Societ, centr. de
medec. veter. Dr. Nagel, Einige Bemerkungen über die period. Augenentzündung der
Pferde. Magaz. f. d, gesammte Thierheilk. 29. Jahrg. S. 1. Küttner, Die nächste Ursache der period. Augenentzündung. Magazin
f. d. gesammte Thierheilk. I5(gt;. Jahrg. S. 198. Gerlach, A.G. Hamlb. d. gerichtl. Thierheilk. 2te Aufl. 1872, S. 29G.
Mit diesen Namen bezeichnet man diejenigen Entzündungen, welche sich bei Pferden, den Eseln und deren Bastarden, im Innern des Aug-
1) Der Nmne: „periodische Augenentzündung quot; bezieht sieh auf die nach freien Zwischenräumen wiederkehrenden Anfälle der Entzündung; es soll damit aber nicht gesagt sein, dass diese Wiederkehr in gleichmässig langen Perioden stalttiiulet
2; Die Benennung „Mondhl indhei tquot; stammt ans aller Zeit und ist unpassend, weil sie auf der Irrthümlichen Ansicht beruhl, dass die Entstehung der Krauk-heil und die Wiederkehr ihrer Anfälle von dem Kinllnss des Mondes abhängig sei. Der Name ist ahoi' allgemein bekannt, und in gerichtlichen Fällen muss iniin ihn gebrauchen, weil er im Gesetz über die Gewährsfebler ausgesprochen ist.
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Augenentzündung, perioiliscilaquo;.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;113
apfels ohne äusserliche Golegeuheitsuvsache entwickeln, in wiederholten Anfällen auftreten, und bei denen zuerst die Iris am deutlichsten erkennbar leidet, aber auch die Gefiisshaut, die Linse und ihre Kapsel, und selbst der Glaskörper und die Netzhaut mit afficirt sind. Diese Entzüu-dungen führen stets eine Ansschwitzung von Faserstoff und Eiweissstoff, hierdurch Trübungen, sehr oft auch Verwachsungen der inneren Theile und in den meisten Fällen aucii Blindheit herbei, gehen aber niemals in Eiterung oder Brand über.
Die periodische Augenentzündung kommt in allen Climaten vor und befällt Pferde von jeder Race, von jedem Alter und Geschlecht, am häufigsten aber in dem Alter von 2—G Jahren; sie ist in manchen Pferdestämmen oder Familien sehr einheimisch und In manchen Gegenden ein weit verbreitetes Uebel, während sie in anderen Gegenden nur selten vorkommt. Pferde mit dicken schweren Köpfen und mit kleinen tief liegenden Augen sind ihr mehr unterworfen als andere, doch finden sich auch viele Ausnahmen; und sie ergreift auch solche, welche, schön mar-kirte trockene Köpfe und grosso Augen besitzen. Gewöhnlich wird nur ein Auge von ihr ergriffen, sehr selten beide zugleich, zuweilen aber abwechselnd das eine und das andere. Sie äussert sich im Allgemeinen durch folgende Erscheinungen und mit folgendem Verlauf:
a. Das von der Entzündung ergriffene Auge zeigt sich zuerst gegen das Licht empfindlicher und deshalb mehr oder weniger geschlossen; öffnet man es, so erscheint die Pupille verengt, und im Dunklen erweitert sie sich langsamer als am gesunden Auge; die Thränenabsonderung ist vermehrt, die Bindehaut etwas geröthet, die Augenlider sind in der Regel nicht oder nur sehr wenig geschwollen, die Wärme am ganzen Auge nur unbedeutend vermehrt. Dieser Zustand ist als das erste Stadium zu bezeichnen; dasselbe dauert bald nur einen Tag, bald 2—3 Tage.
/'. Nach dieser ersten Periode werden gewöhnlich die Symptome etwas heftiger, insbesondere nimmt die Lichtscheu und die Menge der Thränen zu, die wässerige Feuchtigkeit erhält ein gelblich-trübes Ansehen und die Pupille (eigentlich die hintere Augenkainmer) hat einen bald hellgrünen, bald dunkelgrünen Schimmer; sie verengert sich aber häufig so sehr, dass sie nur einen feinen Spalt bildet, durch den mau nicht mehr in die hintere Augenkammer sehen und den grünen Schimmer auch nicht wahrnehmen kann1). Die Iris wird häufig etwas rauh, wie mit Sannnet oder feinem Moos belegt und bald mehr bald weniger grün. Sehr bald steigert sich in der wässerigen Feuchtigkeit das plastische Exsudat so, dass es gelbliche Flocken bildet, welche sich beim ruhigen Halten des Kopfes an der niedrigsten Stelle der vordem Augenkammer absetzen und daselbst, wenn sie nur in geringer Menge vorbanden sind, einen gelblichen Streifen von verschiedener Höhe bilden, beim Schütteln des Kopfes aber in die Höhe steigen und in der Flüssigkeit schwimmen2). Die gebildeten Flocken erscheinen zuweilen in der Menge, dass sie sich
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1)nbsp; Mit Hilfe des auf das Auge gebrachten Atropins (S. 109, Anmerkung 4.) Hisst sich zuweilen die Einsicht erzwingen.
2)nbsp; Durch diese Beweglichkeit des Exsudates unaerscheidet sich dasselbe von dem Eiter, mit welchem es hinsichtlich der Färbung und Consisteiu oft einige Aelmlichkeit zeigt, der aber an der niederen Stelle liegen bleibt.
IlBimvio, Chirurgie. 3. Anil.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; g
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Aligenentzündung, periodische.
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bis über die Pupille in die Hohe anhäufen und dadurch das Eindringen der Lichtstrahleu und das Sehen hindern, — insofern letzteres nicht schon durch die Verschliessung der Pupille gehindert ist; in anderen Fällen ist jedoch ihre Menge so gering, dass sie nur am unteren Rande der durchsichtigen Hornhaut einen halbmondförmigen schmalen Streifen bildet; und zuweilen setzen sich einzelne Flocken in die Pupille und bleiben daselbst während der Dauer der Krankheit sichtbar. — Diese Merkmale sind die wesentlichen; etwa vorhandene Symptome einer Entzündung der Conjunctiva sind nicht constant; ebenso ist es mit der durchsichtigen Hornhaut, welche gewöhnlich etwas trübe wird und zuweilen einen bläulich-grünen Schimmer und ein fettiges Ansehen erhält. Endlich findet sich auch noch in manchen Fällen ein schmaler, bläulicher Streif um die durchsichtige Hornhaut, jedoch ohne Gleichartigkeit in den einzelneu Fällen. Die Krankheit ist in der Regel ohne Fieber und nur bei den höheren Graden ihrer Ausbildung, namentlich in sehr reizbaren jungen Pferden besteht in manchen Fällen eine fieberhafte Aufregung, schnellerer Puls, erhöhte Temperatur, Traurigkeit und Appetitlosigkeit.
c Die beschriebenen Frsclieinungen bezeichnen das zweite Stadium und die Höhe der Krankheit. Sie bestehen etwa 4—8 Tage und mindern sich dann allmälig wieder, bis sie nach etwa abermals 8 Tagen gänzlich oder nur bis auf geringe Spuren verschwunden sind. Zuerst nimmt die Menge der gelblichen Flocken mehr und mehr ab, die durchgichtige Hornhaut wird klarer, die zu grosse Empfindlichkeit gegen das Licht und die reichliche Thränenabsonderung mindern sich und die Pupille erweitert sich, Bestand die Krankheit nur in einem geringen Grade und war sie zum ersten Male zugegen, so erscheint das Auge gewöhnlich nach circa drei Wochen einem Nichtsachverständigen als völlig gesund, aber für den Kenner bleibt gewöhnlich doch in der nicht völlig zur normalen Grosse erweiterten Pupille und in einem noch fortbestehenden schwach-grünlichen Schimmer im Innern des Auges ein Merkmal, aus welchem er mit ziemlicher Sicherheit auf die vor Kurzem bestandene Krankheit schliesseu kann. Hat aber die Krankheit einen hohen Grad erreicht oder war sie schon in mehreren Anfällen zugegen gewesen, so bleibt auch nach dem Verschwinden des Entzündungsanfalles die Pupille stets etwas kleiner als im gesunden Auge, zuweilen ist sie auch etwas winkelig verzogen, der erwähnte grünliche Schimmer tritt deutlicher hervor, der Augapfel erscheint etwas verkleinert und das obere Augenlid srhält auf seiner Überfläche eine Falte, welche an dem Lidrande einen etumpfen Winkel bildet.
rf. Zwischen den einzelnen Anfällen der Entzündung vergehen bei den meisten Pferden, selbst bei ein und demselben Pferde, sehr verschiedene Zeiträume. Man hat in einzelnen Fällen beobachtet, dass ein zweiter Anfall erfolgte, während die Symptome des vorhergehenden noch nicht gänzlich verschwunden waren; in anderen Fällen fand sich ein neuer Anfall in 3—4 Wochen, meistens aber nach (gt;—8 Wochen, und zuweilen erst nach mehr als 10 Monaten. Fast immer wiederholen sich die Anfälle so lange, bis das Sehvermögen durch grauen, schwarzen oder grünen Staar vernichtet ist, worauf dann gewöhnlich die Entzündung nicht mehr wiederkehrt; doch giebt es hiervon Ausnahmen, indem zuweilen auch noch nicht erblindete Augen von ferneren Anfällen frei blieben, dagegen aber in anderen Fällen die Entzündung noch ein- oder zweimal
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Augonoutziindunf, poriodischo.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;115
wiederkehrte, nachdem bereits Staar entstanden war. Doch sind solche Fälle im Ganzen selten. — Die Staarbildnng erfolgt bald früher, bald später, je nachdem die einzelnen Anfälle mehr oder minder heftig sind, und schneller oder langsamer sich wiederholen.
Bei recht heftiger iMit/.iindung entstehen zuweilen schon während des ersten Anfalles einzelne Staarpunkte, hei massigen Entzündungen finden sich dieselben gewöhnlich erst in dem fünften, sechsten Anfalle und zuweilen erst nach mehr als zwölf Anfüllen. In den meisten Fällen entstellt grauer Staar allein, oft jedoch auch in Verbindung mit schwarzem Staar, selten entwickelt sich nur der letztere oder auch der grüne Staar. Sehr häufig bleibt auch nach dem Erblinden die Pupille verengt, wahrscheinlich deshalb, weil die hintere Fläche der Regenbogenhaut (die Traubenhaut) wählend eines Entzündungsanfalles mit der Linsenkapsel verwachsen ist.
Die anatomische Untersuchung der mit periodischer Augenentzündung behaftet gewesenen Augen zeigt vielerlei pathologische Veränderungen, die in den einzelnen Fällen nach dem Sitze und der Ausbreitung der Entzündung, nach ihren Graden und nach ihrer Dauer verschieden sind. Die Bindehaut ist an dem todten Auge nur selten stark in-jicirt. Die Cornea ist oft etwas verdickt und trübe, die Descemetsche Haut ebenso. Die Choroidea sehr injicirt, oft aufgelockert. Die wässerige Feuchtigkeit zeigt sich, wenn eben ein frischer Anfall bestand gelblich, mit grauen oder gelblichen Körnchen, Fäden oder Flocken versehen, — längere Zeit nach einem Anfalle ist sie gewöhnlich klar, doch zuweilen auch blassgelb. Aehnlich verhält sich die Farbe und die Beschaffenheit der Iris bei oder nach einem Anfall. Die Pupille kann so verschieden klein und uuregelmässig sein wie am lebenden Thiere, selten sind ihre Ränder mit einander verwachsen. Die hintere Fläche der Iris ist zuweilen an einzelnen Stellen mit der vorderen Wand der Linsenkapsel verwachsen. Diese Kapsel findet man meistens trübe in verschiedenem Grade, mit bläulichen, mit grauen oder weissen Punkten oder Flecken, zuweilen an der Oberfläche mit schwarzen Flecken. Die letzteren sind sitzengebliebenes Pigment von der Uvea, nach bestandener Verwachsung mit derselben Die Linse ist selten hell, meist ebenso verschiedentlich trübe, mit Staarpunkten versehen oder ganz undurchsichtig, bläulich, grau, weiss, selten gelblich, zuweilen sehr hart, meistens aber erweicht. Der Glaskörper stets mitleidend, bald mehr bald weniger verflüssigt, gelblich, in veralteten Fällen wässerig dünn, seine Menge vermindert. Die Netzhaut bald aufgelockert, bald theilweis geschwunden. Letzteres in veralteten Fällen auch am Sehnerv und am ganzen Augapfel, wobei die Kammern verkleinert sind.
Die empirische Diagnosis der periodischen Augenentzünduug ist während eines Anfalls aus den angegebenen Symptomen in den allermeisten Fällen mit Sicherheit zu machen, namentlich von der constanten Verengerung der Pupille vom Anfange des Leidens an, aus der grünlichen Färbung der wässerigen Feuchtigkeit und aus den gelblichen Flocken in der vorderen Augenkammer; in solchem Zusammenhange bestehen diese Erscheinungen bei keiner anderen Augenkrankheit, Manche Thierärzte (liouley) halten es jedoch in gerichtlichen Fällen zur Con-statirung des Leidens für nothwendig, noch einen zweiten Anfall der Krankheit abzuwarten, weil die rheumatische Augenentzündung zuweilen *nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 8 *
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116nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Augencnt/.ündung, periodiscLe.
eine grosso Aehnlichkeit mit der periodischen Augenentzündung zeigt, und wo bei fortgesetzter Beobachtung doch weitere Anfälle nicht stattfinden. Diese Vorsicht ist jedoch, wegen der langen Zwischenräume, oft kaum ausführbar, ausserdem aber bei genauer Beachtung der angedeuteten wesentlichen Zufälle und der übrigen Verhältnisse auch nicht erforderlich; denn die rheumatische Augenentzündung zeigt immer ein mehr heftiges Mitleiden der äusseron Augentheile, sie beginnt nicht mit der Verengerung der Pupille, hat nicht constant den grünen Schimmer im Auge, gewöhnlich sind auch Erkältungen nachzuweisen, und oft sind die Symptome der Influenza oder eines anderen rheumatischen Leidens vorhanden.
Die Diagnosis des üebels in den Zeit räumen zwischen den Anfällen ist aus den oben sub c angegebenen Erscheinungen bald mehr bald weniger sicher zu erlangen.
Die wissenschaftliche Diagnosis soll den Sitz und das Wesen der Krankheit klar zeigen. Die Verschiedenheit der Erscheinungen in den einzelneu Fällen von periodischer Augenentzündung und der verschiedene anatomische Befund deuten aber darauf hin, dass wir es, wenigstens dem speziellen Sitze, nach, oft mit verschiedenen Krankheitsformen zu tiiiin haben und dass oft eine Entzündung der Regenbogenhaut (Iritis) allein oder vorwaltend besteht, in anderen Fällen mehr oder allein die Choroidea (Choroiditis), oder der Ciliarkörper ((Myelitis) oder der Glaskörper mit seinen Häuten leiden, während in den meisten Fällen mehrere oder alle Theile des Augapfels ergriffen sind. Letzteres lässt sich aus dem Zusammenhange dieser Theile leicht erklären, es beruht aber gewiss auch in der speeifischen Natur oder dem Wesen der Krankheit. Dieses Wesen kennen wir zwar nicht, aber aus den Symptomen und den Wirkungen der Krankheit müssen wir es für eine Entzündung speeifischer Art halten. Didot, Biervliet, llooy, Gerlach und für manche Fälle auch Nagel betrachten das Leiden als identisch mit Glaucom, wogegen Sichel u. A. dieses nicht zugeben, die Krankheit vielmehr als Lrido-Choroiditis und als eine der Ursachen des Glaucoms ansehen. (Siehe Glaucom.)
Die Ursachen der periodischen Augenentzündung sind nur unvollständig bekannt und nicht in jedem Falle sicher nachzuweisen.
1.nbsp; nbsp; Zunächst muss man eine Anlage (Disposition s. Diathesis) beschuldigen, welche zwar in der Mehrzahl der Fälle an den betreffenden Pferden nicht sinnlich erkennbar, aber doch durch die Erfahrung nachgewiesen ist; denn Pferde, welche von Eltern erzeugt sind, die an der Krankheit gelitten, verfallen meist auch in dieselbe, und zwar oft fortgesetzt durch viele Generationen1). Einzelne Füllen dieser Art werden schon im ersten Jahre mondblind. Wenn nicht Jedes von solchen Eltern stammende Pferd die Krankheit bekommt, so wird hierdurch die Erfahrung nicht umgestossen, da auch Neheneinflüsse ihre Entwicklung verhindern oder begünstigen können. Worin jene allgemeine Diathesis besteht weiss man nicht.
2.nbsp; nbsp; Eine gewiss erm aas sen anatomische Anlage für die Krankheit soll nach Dupuy bei einzelnen Pferden, namentlich bei solchen von edlen
1) Doshalb sollten allo mit der Krankhoit oder deren Folgoleideu behafteten Pferde von der Zucht ausgeschlosseu sein.
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Augenentzüudung', periodischenbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;117
Ilacen, darin beruhen, (lass die Ner-ven der Backenzähne des Vorderkiefers (Zweige vom zweiten Ast des Trigeminus) gedrückt und gereizt werden, wenn die Wurzeln dieser Zähne sich bei ihrer vollständigen Entwicklung im 4. Jahre bis an die Nerven verlängern. Viele Untersuchungen haben diese Ansicht nicht liestätigi't.
3. Die Erfahrung lehrt, dass die pcrioclisehe Augenentzfindung im jugendlichen Alter, etwa bis zum 6. Jahre am häufigsten vorkommt, — daslaquo; sie bei manchen Racen von Pferden sehr häufig, bei anderen selten oder gar nicht, — dass sie in nassen kalten (legenden, ebenso in .lab-ren mit lange andauernd nasskalter Witterung baldiger als bei gleich-massig trockener und warmer Witterung ersclieint, und — dass schweres Körnerfiitter üire Entwickelung begünstiget, Aber es ist kein Fall gehörig nachgewiesen bekannt, dass durch solche Gelegenheitsursachen allein, d. h. ohne die schon vorhandene Disposition die periodische Augenentzüudung erzeugt worden wäre; aber die schnellere und stärkere Wiederkehr kann durch solche Einflüsse herbeigeführt werden.
Die Prognosis ist in der Hegel ungünstig zu machen, weil die Krankheit bis jetzt (lurch keine Methode sicher geheilt werden kann, und sich selbst überlassen, in den meisten Fällen die oben erwähnten pathologischen Veränderungen in den Augen utiil hierdurch Erblinden herbeiführt. Hiervon finden sich zwar einzelne Ausnahmen, wo die Krankheit nach einem oder selbst nach einigen Anfällen nicht wieder erscheint, und das Auge erhalten wird; allein dies ist aus bestimmten Symptomen im Voraus nicht zu erkennen, sondern nur zu vermuthen, wenn 1) die Pferde bereits über das jugendliche Alter hinaus sind; 2) wenn die Anfälle der Entzündung nur im geringen Grade und nach grössern Zwischenzeiten eingetreten sind; und ;!) wenn die Thiere aus einer niedrigen, feuchten Gegend in eine höher liegende und trockene versetzt und während wenigstens eitles halben Jahres gegen übennässige Anstrengungen, Erhitzungen und Erkältungen geschützt und recht mager ernährt werden können. Wo solche günstige Verhältnisse nicht vorhanden, wo die Pferde noch in der Entwickelung begriffen, sehr gut genährt sind, schon mehrere heftige Anfälle bestanden haben, wo das Auge schon etwas atrophisch 1st, und wo in den Zwischenzeiten die hintere Augcn-kammer fortdauernd einen grünen, bläulichen, oder grauen Schimmer zeigt, — da ist fast bestimmt das Blindwerden zu erwarten.
Die Kur inüsste in den einzelnen Fällen eigentlich mit Berücksichtigung des speziellen Sitzes, des Charakters und der Periode der Krankheit geschehen, sie wird aber von den meisten Tbierärzteu fast ganz empirisch betrieben. Man sucht immer noch nach einem spezifischen Heilmittel für idle Fälle.
Mit Rücksicht darauf, dass die periodische Augenentzündung in der Regel stboniscli ist und sehr schnell Veränderungen in den zarten Innern Gebilden des Augapfels lierbeifübrt. muss bei einem Anfall dieser Entzündung sogleich und energisch die antiphlogistische und ableitende Methode angewendet werden. .Man giebt Calomel oder Aloe mit Natrnm sulphuricum bis zum Eintritt eines kräftigen Purgirens und wiederholt diese Mittel nach 3—6 Tagen. Gut genährten, vollblütigen Pferden macht man einen reichlichen Aderlass1). Aensserlich wendet man in der er-
1) Engl. Thiorärzte haben den Aderlass an dor Art, temporalis und art. palatin. empfohlen, derselbe leistet aber nichts mehr als der aus der Drosselveno.
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Äugenentzündunp, periodische.
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sten Zeit kalte Infusionen von Belladonna- oder Bilsenkraut mit Zusatz von Kali carbonicum (von letzterem 6—10 Grm. zu 1 Pfd. Colatur) an. und nach etwa 3 Tagen, wenn das zweite Stadium eingetreten ist, streicht man täglich 2—ii Mal ein Liniment, bestehend aus Calomel und Extr. Bclladonnae aa 2,00 zu 30,0 01. Baparum oder Olivarum, gut timgeschüt-telt, mittelst eines Federbartes zwischen die Augenlider. Auf die Backe unter das leidende Auge reibt man Ungt. Canthariduum, oder man ap-plizirt daselbst ein Setaceura, oder ein Fontanell, oder man brennt mit dem glühenden Eisen daselbst Punkte oder Striche. In mehreren Fällen habe ich Engt. Oantharidum, in einem 3 Finger breiten Streifen um die Augenlider und ausserdera in der Schläfengegend angewendet, und ganz vorzüglichen Erfolg davon gesehen. —
Bei asthenischein Charakter der Entzündung sind die innerlichen und äusserlichen Ablcitniigsmittel ebenso angezeigt wie vorhin, aber auf die kranken Augen applizirt man Augenwässer von aromat. Infusionen mit Zusatz von Weingeist, man wäscht die Augenlider und die Umgebung mit Wein. Branntwein, Kampherspiritus und ähnlichen Reizmitteln, und zwischen die Augenlider bringt man die rothe Präzipitatsalbe mit Atropin (lö.O und 0,06) täglich zweimal an.
Bei einfacher exsudativer Iritis lobt Dr. Nagel die örtliche Anwendung des Atropin sulphur. (Lösung von 1 bis in 100, früh und Abends) als souveraines Heilmittel, möglichst zeitig und consequent gebraucht, auch in den freien Zwischenzeiten. Bei der hierdurch bewirkten Erweiterung der Pupille werden die Muskelfasern der Iris in Kühe gestellt, die Lichtreizung wird sehr vermindert, ebenso der intraoeulare Druck, und die etwa an der hintern Fläche der Tris entstandenen Adhäsionen werden gesprengt. Hierdurch soll ein wesentliches ursächliches Moment der Re-eidive wegfallen. — Wo dieses Mittel für sich allein die Entzündung nicht zu brechen vermag, wo die Cornea für die Atropinlösung nicht genug permeabel, das Exsudat in der vorderen Augenkammer flockig, eiterähnlich und die Spannung im Augapfel sehr gross ist, da empfiehlt Dr. Nagel die wässerige Feuchtigkeit vermittelst der Paracentesis der Cornea zu entleeren. Der Einstich wird am besten im narcotisirten Zustande des niedergelegten Pferdes, nahe am unteren Rande der Cornea mit der lan-zenförmigen Staarnadel oder mit einer schmalen Lanzette gemacht, nachher das Auge durch einen lockern Verband gegen Licht und Luft geschützt, kühlend behandelt, dabei Hungerdiät.
Die Operation, welche übrigens schon von Chabert, Lafosse und Hurtrel d'Arboval gemacht worden, ist leicht ausführbar und die kleine Hornhautwunde heilt gewöhnlich auch bald; aber zuweilen treten üble Zufälle, wie Eiterung, Vorfall der Linse u. dgl. hinzu, und selbst im günstigsten Falle besteht die Wirkung nur in einer schnell erfolgenden Beseitigung dringender Symptome, die eigentliche Krankheit bleibt angeheilt. D'Arboval widerräth deshalb die Operation1).
Didot, Biervliet, Rooy und Nagel haben auch die von v. Graefe gegen das Glnucom der Menschen eingeführte Operation der Iridectomie (videGlaucom) beider periodischen Augenentzündung empfohlen und Na gel
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1) Uuitrcl d'Arboval, Wörtcrbuc von Renner. Bd. 3, S. 299-383.
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rl. t'hierlioilk. Aus d. Französischen
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Angenentziindung von Würmern im Augo.
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hat dieselbe auch mit gutem Erfolge ausgeführt; da aber andere Beobachtungen hierüber nicht bekannt sind, so kann man ein sicheres Urtheil über den Nutzen dieser Operation nicht aussprechen.
Bei jeder Art von Our der periodischen Augenentzündung ist recht magere Diät, ruhiges Verhalten des Thieres, und ein etwas dunkler, massig warmer, von scharfem Dunst und von Zugluft freier Stall erforderlich.
Um Recidive zu verhüten setzt man dieses diätetische Verhalten auch in den Zeiten zwischen den Anfüllen wenigstens durch 3 Monate fort, und wenn die Umstände es gestatten, so bringt man die Pferde (besonders Füllen) für einige Zeit in eine mehr trockene, höher liegende Gegend. — Dabei kann man gut genährten Thieren von Zeit zu Zeit wiederholt (etwa in 4 Wochen) eine Purganz geben und die Augen öfters mit Augenwässern von aromatischen und tonischen Mitteln befeuchten.
Die periodische Augenentzündung gilt (unter dem Namen Mond-blindheit), in ganz Europa als ein Gewährsmangel, weil ihre Ursachen und die Anlage fast in allen Füllen schon vor dem Ankauf eines Pferdes bestanden haben, — weil das Leiden von Unkundigen sehr schwer, und in den freien Zwischenzeiten fast gar nicht zu erkennen, — auch weil es in der Regel unheilbar ist und durch die herbeiführende Erblindung den Werth der Pferde sehr bedeutend vermindert. Die Gewährzeit ist in den meisten Ländern auf 28 bis 30 Tage festgesetzt, vyas aber bei der ungleich langen Zeit zwischen den einzelnen Anfällen nicht für alle Fälle entsprechend ist.
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V. En tz ündung durcl
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Würmer i m Auge.
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a. Hin und wieder bat man bei Pferden und Kindern die Symptome einer Conjunctivitis, und bei genauer Untersuchung der gehörig geöffneten Augen auch Fadenwürmer, bald einzeln bald in einer grösseren Anzahl, gefunden. Dieselben sind fadenartig dünn, gegen 20 Millimeter lang, weiss und sie bewegen sich gewöhnlich zu dem inneren Augenwinkel, wo sie sich zwischen die Falten der Bindehaut, oder hinter den Blinzknorpel und in die Oeffnungen der Thräneukarunkel zurückziehen. Eigentlich kommen sie von diesen Theilen und zuweilen stecken sie theilweis noch in den Ausfülirungsgüngen der Thränendrüse. Sie sind deshalb als Filaria lacrymalis bezeichnet worden. Man entfernt sie mittelst der Pinzette und wendet gelind tonische Augenwässer an. Ueble Folgen bleiben nicht zurück1).
/gt;. In der vorderen Augenkammer hat man bei Pferden und bei Rindvieh ziemlich oft, zuweilen auch bei Schafen und Hunden2) einen
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1)nbsp; Krcolane Moroni beobachtete während eines Herbstes fast gleichzeitig bei 11 Rindern das Vorkommen solcher wurmigen Angenontzündung. Giornale di me-dicina veterinaria 18G4, und Österreich. Vierteljahrsschiift, 23. Bd. Wien 18G5, Analocten S. 27.
2)nbsp; Pranc. Garria Cab ero, im Institut de Albcitoria, Madrid 1755. — Franc, de Memlo Trigozo, in Memor. de Academ. R. dos Scienc. de Lisboa. Tom. V. p go. — Frenzel, Bemerk, üb. cl. Thierspital in Wien S. 172. — Hanyet in Wolstein, d. Buch v. d. innerl. Krankh. dor Füllen, S. 241. — Anderson, in Edinburgh, medic, and surgie, Journ. 1805, p. 303. — Brown, Transact of the
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Augonenlzi'iiulung von Wiirniern im Äugo.
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Fa den-wurm (Filaria papülosa Rndolphi), gewöhnlich bei einer gleichzeitig bestehenden Entzflndung des Augapfels, beobachtet und diesen Wurm dann für die Ursache dieser Knzündung gehalten. Die Entzündung besteht gewöhnlich nur in einem gelinden Grade und spricht sich durch eine schwache Trübung der Hornhaut und der wässerigen Feuchtigkeit, so wie durch massig vermehrte Röthung der Conjunctiva aus, die Wärme im Angapfel ist wenig vermehrt und das Sehen nur in soweit gestört, wie die Trübung der Hornhaut dies veran-lasst. Die Entzündung ist von Zeit zu Zeit abwechselnd etwas starker und dann wieder schwacher, oder sie verschwindet wohl auch für einige Zeit gänzlich. Sowohl während der Entzündung, wie auch zu andern Zeiten sieht man den genannten Wurm in der Dicke eines Zwirnsfadens, weiss und gegen 24—86 Millimeter lang, in der wässerigen Feuchtigkeit herumschwimmen, wobei er sich bald der Hornhaut, bald der Pupille nähert mid sich auch wohl gänzlich in der hintern Augenkammer verliert.
Auch ein Pentastoraa und Finnen hat man in den Augenkammern bei Entzündung der Augen gefunden1).
Der Verlauf dieser Augenentzündung ist chronisch, unregelmässig und die Ausgänge derselben sind unbestimmt. In den meisten Fällen bleiben die Thiere durch lange Zeit mit dem Uebel nur in einem gelinden Grade behaftet und dabei zu jedem Dienst, brauchbar, in einzelnen Fällen wird aber bald früher bald' später durch Trübung der Hornhaut oder auch durch grauen Staar das Sehen gestört; in noch andern Fällen verschwand mit der Zeit der Wurm aus dem Auge, und das letztere wurde fernerhin nicht mehr gestört.
Die Behandlung muss zunächst auf Beseitigung des Wurms gerichtet sein und kann nur in der durch eine Operation bewirkten Entfernung desselben bestehen. Will und Andere haben zu diesem Zwecke die mit dem Uebel behafteten Pferde niedergelegt, den Hornhautschnitt, wie zur Staavextiaction, gemacht und den Wurm mittelst einer feinen Pinzette durch die Oeffnnng herausgeholt. Soll dies Unternehmen geschehen, so muss man hierzu eine solche Zeit wählen, in welcher der Wurm sich in der vordem Augenkammer in der Nähe der durchsichtigen Hornhaut zeigt; das Thier muss niedergelegt, anaesthesirt. und die Operation selbst muss mit Schnelligkeit ausgeführt werden, weil der Wurm, wenn derselbe die atmosphärische Luft fühlt, sich sogleich tiefer ins Auge zurückzieht und dann schwer oder gar nicht zu ergreifen ist. Nach der Ope-
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roy. soc. of Ediab. Vol. IX., 1821. — 51lt;if(az, f. theoret. u. prakt. Tbierheilk. v. in Will u. Schwab Taschenb. B. 4. S u. Beobacht. Bd 1.. S 173. — Santi 1822. — Dcguillomc, in Proces verbal Boudyounl. Ebend. 1823. — Gohior Chaignaud, itn Recneil de mod. vetör. Gib u. A. in The Voterinaryan 1828. — Heilkunde 1, S. 28. — Nu manu, in Tyi Deol, Leiden, 1840 (dasselbe v. Verbey 1) Pentastoma Scttonii, gefunden v Gescheidt, in v. Ammon's Zeitschr. f mann: milsroskop. Beitrüge z. Kenntniss
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Konndy, ebend. p. 107. — Will, im J'euffei, Bd. 1. Heft 3, S. 278, und -407, Bd. 5. S. 290 - Greve, Erfahr.
n, in Mem. de la Soc. Roy de ragricult. do Tecole vet. de Lyon, 1814, p. 32. —
, Mem. et Observat. Tom. II., p. 345. — 1827 p. 573. — Twinning, Pcrcival, Busch, im Magaz. f. d. gesammto Thier-
Isclirift voor Natur-Geshh. cn Physiol. 7.
en im Journ. veter. Belgiqne 1842).
on Van Selten. Journ. vet. Belg. 1842.
'. Ophtbalmologie. lit. p. 450. — Nord-
d. wirbellosen Thiere. Berl. 1832.
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Augentzundiingen von Pocken.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;121
ration muss das Tliio,r möglichst niliis; gehalten und strong ontzündmigs-widrig, sowohl allgemein wie örtlich, behandelt werden, ganz so, wie dies bei den traumatischen Augenentzttndnngen angegeben ist1).
VI. Augenentzündung bei der Pockenkrankheit der Schafe.
Bei der Pockenkrankheit der Schafe wird auch die Bindehaut zuweilen mit Pocken besetzt und dadurch das Auge symptomatisch entzündet. Die Pocken im Auge entstehen ganz so wie die an der übrigen Haut, zuerst als kleine, rothe Knötcheii. welche allmiilig grosser und dun-keler geröthet werden und mit circa 8 Tagen ihre vollständige Entwicke-lung erreichen. Sie bilden einen stumpfen Kegel von der Grosse einer Linse bis zu der einer grossen Erbse, die Bindehaut ist um sie herum bedeutend aufgelockert und mit vielen stark injicirten Gefiissen versehen, die Thränen- und Schleimabsonderung ist vermehrt und die Thiere zeigen bei der Berührung des Auges grosse Empfindlichkeit Mit 8—10 Tagen bildet sich an der Spitze eine weisse mit durchsichtiger Lymphe gefüllte Stelle, welche bald früher bald später herstet und ein kleines Geschwürchen darstellt, auf dem sicii ein gelblicher oder bräunlicher Schorf bildet 1st die Pocke der durchsichtigen Hornhaut nahe, so erscheint diese schon vom Anfang her trüb und undurchsichtig und das Sehen ist dadurch gestört.
Die Diagnosis ist in der Regel sehr leicht, indem theils die Beschaffenheit des Auges seihst, theils die an den anderen Tiieilen des Körpers befindlichen Pocken, das allgemeine fieberhafte Kranksein der Thiere und der Vorlauf der ganzen Krankheit das Leiden deutlich charakterisiren.
Der Verlauf der Augenentzündung ist mit dem Verlaufe der Pockenkrankheit ziemlich übereinstimmend auf circa 3 Wochen ausgedehnt. Die Heilung der Kntzündung folgt grösstentheils von selbst, allein es bleiben von der Pocke an der betreffenden Stelle gewöhnlich undurchsichtige Flecke und selbst Narben zurück, die sich schwer beseitigen lassen.
Die Kur ist in der ersten Zeit darauf gerichtet, die Entwickelung der Pocken im Auge möglichst zu beschranken. Zu diesem Zwecke kann man in das Pockenknötchen mit einer Lanzette einen kleinen Einschnitt machen und denselben mit einem zugespitzten Stückchen Höllenstein bestreichen, hiernach aber schleimige Augenwässer z. B. Quittenschleim tu dgl. fleissig anwenden; auch ein Augenwasser von Bleizucker (1 : 30) mit Zusatz von Opium hat gute Dienste geleistet. Auch die schon reife Pocke scarifizirt man und behandelt sie auf gleiche Weise. 1st bereits ein Geschwür gebildet, so benutzt man Augenwasser von Augenstein mit Opiumtinktnr und gegen die Verdunkelung und Narben wendet man am besten die graue Merkurialsalbe an.
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1) In den Augon der Fische kommen mikroskopisch kleine Würmer, meist Plattwünnor, sehr häufig vor. Nordmann und Ehrenberg fanden dieselben in den Jahren 18'25—31 namentlich bei Karpfen und Harschen fast allgemein in sehr grosser Menge (oft bis über 100), iu den folgenden Jahren aber weit weniger Man bat hieraus auf eine in jener Zeit bestandene epizootische Verbreitung der Würmer geschlossen (v. Nordmann's genannte Schrift, und Sitzungsbericht der (iesell-schaft naturforsch. Freunde zu Berl. v. 21. Decbr. ISfiö).
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Flecke und Trübungen der durchsichtigen Hornhaut.
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VII. Flecke und Trübungen der durchsichtigen Hornhaut.
Sowohl in dem Gewebe der durchsichtigen Hornhaut, wie auch in dem an ihrer Oberfläche liegenden Bindehautblättchen entstehen bei den Entzündungen und Verletzungen trübe Schwellungen und sehr häufig auch Ausschwitznngen und Infiltrationen von Serum und von Faserstoff. Durch diese Aussei witzungen wird die Durchsichtigkeit der Hornhaut vermindert oder ganz aufgehoben, je nachdem die ausgeschwitzte Masse nur kleine Stellen oder die ganze Hornhaut bedeckt, und je nachdem die Masse selbst nur ganz dünn, in einzelnen kleinen Pünktchen zerstreut, oder entgegengesetzt dick und zusammenhängend ist. Man pflegt trüb gewordene Stellen der Hornhaut mit dem Namen Hornhautflecke (maculae corneae) und die ganz trüb gewordene Hornhaut als Trübung oder Verdunkelung (obtusio cornea) zu nennen. Ausserdem bezeichnet man die Flecke auch nach ihrer Farbe und Dichtheit 1) als Nebelfleck oder Wölkchen (nebula oder nubecula), wenn der Fleck matt, grau und zum Theil noch durchsichtig erscheint; 2) als Milchfleck (m. lactea), wenn derselbe ein blass-bläuliches Ansehen besitzt; 3) als Kreidefleck (Albugo, m. cretacea), wenn er mattweiss erscheint und 4) als Perlmutterfleck (m. margaritacea, Leucoma), wenn er gelb-weiss und glänzend ist').
Die verschiedenen Flecke sind an ihrer Farbe und durch ihren Sitz an der Oberfläche der Hornhaut, — Letzteres bei seitlicher Betrachtung des Auges, — deutlich zu erkennen. Ihre Form, ihre Grosse und ihr Sitz sind in den einzelnen Fällen verschieden und nach dieser Verschiedenheit ist auch das Sehen des Tbieres bald mehr bald weniger gestört. Kleine Flecke, und namentlich solche, welche gegen den Rand der Hornhaut zu sitzen, bringen nur unbedeutende Störungen im Sehen hervor, während grössere und solche, die in der Mitte der Hornhaut, der Pupille gegenüber sitzen, weit grössere Störungen im Sehen veranlassen. Völlige Verdunkelung der Hornhaut macht das betreffende Auge grösstentheils oder ganz blind, je nach der Dichtheit der Ausschwitzung. Denn Nebelflecke gestatten, auch selbst, wenn sie einen grossen Umfang haben, immer noch das Durchgehen einzelner Lichtstrahlen und somit auch in einem gewissen Grade das Sehen, während bei den übrigen genannten Arten der Flecke dasselbe unmöglich ist. In manchen Fällen findet man bei den Hornhantfleckeu und Verdunkelungen auch Symptome der Entzündung sowohl in dem verdunkelten Theile der Hornhaut selbst, als auch in der Conjunctiva und Sclerotica. Diese Entzündung ist entweder eine akute, und dann ist die Verdunkelung der Hornhaut gewöhnlich die unmittelbare Folge dieser Entzündung, oder sie ist eine chronische und steht dann nicht immer mit der Verdunkelung in dem eben bezeichneten Verhältniss.
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1) Aussor diesen, mehr oder weniger weissen Flecken habe ich mehrmals dunkelbraune und schwarze Flecke auf der Hornhaut, ganz ähnlich dem schwarzen Pigment in der Bindebaut der Sclerotica beobachtet. Dieselben waren stets durch Verletzungen entstanden und unheilbar.
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Flecke und Trübungen der rlurchsichtigon Hornhaut.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;123
Mit den Hornhautflecken haben die von Wunden oder Geschwüren zurückgebliebenen Narben der Hornhaut oft eine grosse Aehnlich-keit, indem die letzteren ebenfalls weiss oder bläulichweiss gefärbt und undurchsichtig sind; sie unterscheiden sich aber von den blosson Flecken dadurch, dass sie zugleich vertieft und uneben sind.
Die Beurtheilung der Flecken und Verdunkelungen der Hornhaut ist in zweifacher Richtung zu machen, nämlich; laquo;) nach ihrer Bedeutung für das Sehen, und /gt;) hinsichtlich ihrer Heilbarkeit. In ersterer Hinsicht gilt das, was im Vorstehenden über die bei den verschiedenen Flecken noch vorhandene Möglichkeit des Durchgehens der Lichtstrahlen durch die theilweise oder gänzlich verdunkelte Hornhaut gesagt ist. In Beziehung auf die Heilbarkeit lehrt die Erfahrung l) dass frisch entstandene graue und blänlichweisse Flecke, besonders wenn sie oberflächlich sitzen, leicht und vollständig zu beseitigen sind, wenn sie einer zweckmässigen Behandlung unterworfen werden; 2) dass dagegen veraltete und tiefsitzende Hornhautflecke und Narben immer schwer zu entfernen sind; 3) dass kreidewoisse Flecke stets hartnäckig, die perlmut-terfarbigen Flecke aber in der Kegel unheilbar sind, und 4) das solche Flecke und Narben, welche früher mit Bleimitteln behandelt worden sind, stets weit hartnäckiger sind, als ähnliche Flecke, welche mit diesen Mitteln nicht behandelt worden sind.
Die Kur der Hornhautflecke und Verdunkelungen bezweckt die Auflösung der ausgeschwitzten gerinnbaren Stoffe und die Erregung einer stärkeren Resorption. — Die erstere Aufgabe ist bei frisch entstandenen Verdunkelungen nicht nötbig zu erfüllen, weil bei solchen Verdunkelungen das Exsudat noch flüssig ist. Die Behandlung ist hiernach verschieden bei den frischen und bei den veralteten Hornhautflecken. Bei den ersteren reicht sehr häufig die entzündungswidrige Behandlung, so lange eben noch Entzündung besteht, vollkommen aus. Adstringentia, besonders Bleimittel, müssen gänzlich vermieden werden. — Nachdem die Entzündung beseitigt ist, wühlt man zur Beförderung der Resorption die Heilmittel nach dem Grade der im Auge bestehenden Empfindlichkeit aus. Ist dieselbe in einem etwas erhöhten Grade zugegen, so dient eine Auflösung von Opium in Wasser (1 zu 50), oder eine schwache Calo-melsalbe (1 Tb. fein pulverisirtes Calomel zu 15 Th. Schweinefett) am besten; ist aber die Empfindlichkeit nicht über den normalen Grad erhöht, so kann man irgend ein aromatisches Infusnm, für sich allein oder mit Zu ^atz von etwas Kali carbonicum (1 zu 50), oder die graue Quecksilbersalbe mit Opium anwenden.
Gegen veraltete Verdunkelungen benutzt mau zur Auflösung des Faserstoffs dieselben Mittel, am besten aber eine Solution von Kali carbonicum, oder Natrum carbonicum a 1 bis 2 zu 50 Th. Wasser, oder Kali causticum, oder auch das Jodkali. Von letzterem nimmt man nur 2—3 Centigr. auf 500 Wasser, von dein Kali causticum das Doppelte, und befeuchtet mit diesen Mitteln das leidende Auge täglich 3—4 Mal. Dieselben Mittel sind auch in Salbenform, und zwar die angegebenen Quantitäten zu 2—4 Gramme Fett gerechnet, zu benutzen. Ebenso die graue Quecksilbersalbe, oder eine Verbindung derselben mit Opium oder mit rothem Quecksilberoxyd (0,5 zu 11,0), oder auch mit Kampfer in demselben Verhältniss. Aussei- diesen Mitteln sind theils zur Auflösung, theils zur Beförderung der Resorption noch verschiedene Fette und fette
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Das Staphylora.
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Oelc empfohlen, wie namentlich das Nussöl, das Quappen- und Aalfett, Fischthran u. dgl., welche meist durch ihr Ranzigsein erregend wirken. Ehedom wendete man auch verschiedene Mittel in Pulverform,./,. B. fein geriebenen Zucker, Zinkvitriol, Calomel, selbst fein geriebenes Glas und dgl. an, indem man sie durch ein Röhrchen auf das Auge blies oder mit einer feuchten Feder aufstrich; diese Mittel sind jedoch schwerer zu appliziren und durch die zuerst genannten entbehrlich. Wenn Hornhautflecke sich hartnäckig zeigen, ist es stets zweckmässig, mit den gegen sie angewendeten Arzneimitteln zu wechseln, weil, wie es scheint, die Empfindlichkeit der resorbirenden Gefässe bei der durch längere Zeit fortgesetzten Anwendung eines Mittels für dasselbe gleichsam abgestumpft wird und letzteres dann seine Wirkung verliert. — Warme Breiumschläge sind stets sehr nützlich.
Neben dieser örtlichen Behandlung ist eine von Zeit zu Zeit wiederholt gegebene Purganz, dabei recht magere Diät und massige Bewegung in freier Luft zur Unterstützung der Kur sehr förderlich.
VIII. Das Staphylom'), die trauben- oder kegelförmige Verdickung der Hornhaut.
Mit diesem Namen bezeichnet mau eine sehr selten vorkommende Folge von schleichenden, chronischen Augeneiitzüiuhingen, bei der die Substanz der Hornhaut verdichtet und so verdickt ist, dass dieselbe in der Mitte ihrer vordem Fläche in Form eines stumpfen Kegels hervortritt. Dieser Zustand ist durch Besehen und durch Befühlen leicht erkennbar, und ausserdem besteht dabei auch in der Hegel völliges Blindsein des betreffenden Auges, da die Hornhaut ihre Durchsichtigkeit ganz verloren hat. Dieselbe ist an ihrer innern Fläche fast immer mit der Iris verwachsen. Während der Entwickelung dieses abnormen Bildungszustandes findet man an der Bindehaut und zum Theil an der Hornhaut selbst eine Gefässinjection und am Auge etwas vermehrte Wärme.
Die Beurtheilnng des Staphyloms ist ganz ungünstig, weil nach bisheriger Erfahrung diese Yerdickung der Hornhaut weder durch therapeutische, noch durch chirurgische Mittel zu beseitigen und auch ihre Durchsichtigkeit nur sehr wenig zu verbessern ist.
Die Behandlung ist sehr beschränkt. In der ersten Zeit, d. h. während der Entwickelung des Staphyloms, sucht man durch eine antiphlo-gistische Behandlung des Auges, durch ableitende Mittel und eine recht magere Diät die Ausbildung des üebels zu verhindern. Bei dem vollständig ausgebildeten Staphylom kann man nur versuchen durch täglich 2 Mal wiederholte Anwendung der grauen Merkurialsalbe, oder einer aus 12 Ctgr. Joekali und 15 Gramm Fett bestehenden Salbe die Resorption möglichst zu bethätigen, oder auch die kegelförmige Spitze dadurch wegzu-zuschaffen, dass man dieselbe vorsichtig mit verdünnter Schwefelsäure bestreicht, hierdurch die äussere Schicht der Hornhaut auflöst und nach etwa 10 Minuten die aufgelöste Schicht mit einem stumpfen Messer abschabt. Dies Verfahren kann in der Zwischenzeit von einigen Tagen ;$—4 Mal wiederholt werden. Aber, wenn dasselbe auch ganz gut gelingt, so bleibt doch die Hornkaut völlig undurchsichtig und das Sehen an dem betreffenden Auge wird dadurch nicht verbessert.
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1) Von fj aiatpvXtj, die Weintraube, ro o/i/uu, das Auge.
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Das Augenfoll, Pannus und Pterygiutn.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 125
IX. Das Augenfell, Pannus und Pterygium.
Es erzeugt sich zuweilen, im Ganzen aber äusserst selten, von der Bindehaut der Sclerotica ausgehend, eine hautähnliche Substanz auf der durchsichtigen Hornhaut. Ein solches Häutchen wird im Allgemeinen als Augenfell bezeichnet, und wenn es die Form eines länglichen Dreiecks hat, dessen Spitze gegen den Rand der Hornhaut gerichtet ist, heisst es ein Flügelfell, Pterygium. Das sogeniiniite Fell hat entweder eine weissliche, oder eine fleischähnliche, ruthliche Farbe; im ersten Falle nennt man es Fettfell und im letzern Falle Fleischfell. Das Fleischfell ist immer viel gefässreicher als das Fettfell. Beide Varietäten sind ausserdem in den einzelnen Fällen von verschiedener Grosse, von verschiedener Dicke und bald auf der Hornhaut ganz unbeweglich oder ein wenig verschiebbar. Die Bindehaut erscheint bei den Augen-feilen in der Hegel aufgelockert und dunkler geröthet als im normalen Zustande, und das Sehen ist, je nachdem das Fell mehr oder weniger gegen die Mitte der Hornhaut zu sich erstreckt, auch bald mehr, bald weniger gestört.
Die Ursachen der Augenfelle bestehen in schleichenden Entzündungen der Bindehaut, besonders wenn fremde Körper in der letztern festsitzen und die Reizung beständig unterhalten. Zuweilen ist aucli eine Verwundung der Bindehaut und der Hornhaut die Veranlassung.
Die Prognosis ist in Betreff der gründlichen Heilung eines Augenfells stets zweifelhaft auszusprechen; denn an und für sich ist die Beseitigung desselben schwierig, und wenn sie auch gelingt, so bleibt doch zuweilen an der Stelle des Fells eine Trübung der Hornhaut zurück. Sich selbst überlassen, wachsen die Augenfelle zuweilen weiter vorwärts und stören dadurch mit der Zeit das Seilen immer mehr.
Die Behandlung des Augenfells hat die Aufgabe, dasselbe entweder nur zum Absterben zu bringen und dadurch sein weiteres Wachsen zu verhindern, oder auch dasselbe gründlich wegzuschaffen. Die erstere Aufgabe kann man erfüllen, wenn man die Bindehaut an der Gränze der durchsichtigen Hornhaut und dem Fell, entweder mit einer feinen Nadel umsticht und mii einem Seidenfaden abbindet, oder indem man sie au dieser Stelle 2—3 Mal wiederholt mit Höllenstein ätzt, oder auch eine mittelst einer Pinzette gebildete Falte aus ihr herausscheidet. Zu diesen Operationen müssen die Thiere niedergelegt; gut gebremst oder betäubt und die Augenlider müssen mit den Augenlidhaltern zurückgezogen werden. Hierauf ergreift man für den ersten und dritten Zweck die Bindehaut an der bezeichneten Stelle und hebt sie, so weit es geht, in einer Falte in die Höhe, worauf man diese Falte entweder, wie bereits angedeutet, an ihrer liasis mit einer Nadel in der Richtung des Hornhautraiides durchsticht und dann die Knden des Fadens in eine Schlinge bringt und dieselbe fest zusammenzieht, so dass die Ernährung des Felles von der Bindehaut dadurch unmöglich gemacht wird; — oder man schneidet die Falte an der Basis in derselben Richtung ab. Das Abschneiden ist mit weniger dauernder Reizung verbunden und verdient deshalb den Vorzug vor dem Unterbinden. Das Actzen gewährt ver-hilltnissmässig die wenigste Sicherheit. Nach Anwendung einer dieser Vcrfahrungsarten schrumpft das Fell zusammen und vertrocknet nach und nach gänzlich. In einzelnen Fällen löst es sich in Form von Schuppen
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ab, in audercu liinterlässt es eine woissliclie verdickte Stelle. Um letzteres zu vermeiden, hat man empfohlen, das Fell vermittelst eines Staar-messers von der durchsichtigen Hornhaut abzulösen, eine Operation, die in der Hegel schwierig auszuführen ist und doch dem Zwecke nicht immer ganz entspricht. Um sie auszuführen, muss das betreffende Thier niedergelegt und die Augenlider müssen gehörig zurückgehalten werden. Man ergreift dann das Fell mit einem feinen Häkchen oder mit einer Pinzette und löst es mittelst eines Staarmessers bis zum Rande der durchsichtigen Hornhaut von derselben gänzlich ab. Die entstandene Blutung wird mit kaltem Wasser gestillt, und auch nach der Operation dasselbe durch 2 Tage angewendet, um die Entwickelung einer heftigen Augenentzündung zu verhüten.
X. Der graue Staar, Cataracta.
Der graue Staar besteht darin, dass die Crystalllinsc und ihre Kapsel trüb oder undurchsichtig geworden ist. In manchen Fällen leidet nur die Linse allein, in andern nur die Kapsel allein, und in noch anderen leiden beide Theile zugleich. Man unterscheidet hiernach a) den eigentlichen Linsenstaar (C. lentis), b) den Kapselstaar (C. capsulae len-tis) und i) den Linsenkapseistaar (C. capsulo-lenticularis). Aussei-diesen Verschiedenheiten hinsichtlich des Sitzes in den beiden Theilen erscheint der graue Staar auch noch verschieden hinsichtlich des Ortes der Trübung in der Linse oder in der Kapsel, so wie hinsichtlich der Form und hinsichtlich der Farbe. In ersterer Hinsicht findet sich die Trübung in der Linse oder in der Kapsel zuweilen im Mittelpunkt (C. ceutralis), in andern Fallen ist der Hand der Linse oder der Kapsel undurchsichtig (C. annularis s. orbicularis). Hinsichtlich der Form zeigt sich der Staar häutig mir in einzelnen kleinen Punkten, welche man Staarpunkte zu nennen pflegt, zuweilen in Strichen, welche manBal-konstaar nennt, und nicht selten ist die ganze Linse oder die ganze Kapsel von ihm ergriffen. Hinsichtlich der Farbe zeigt sich der graue Staar im Anfange seiner Bildung gewöhnlich bläuliel] weiss (Milchstaar), später entweder blass grau oder matt weiss, glänzend weiss, oder auch ins Gelbliche spielend und zuweilen findet man mehren' Farben an ihm zugleich.
Der graue Staar besteht entweder einfach als solcher, oder er ist zugleich mit anderen Krankheiten verbunden, namentlich mit periodischer Augenentzündung, mit schwarzem oder grünem Staar, und zuweilen ist die Crystalllinse aus ihrer Lage gebracht, selbst in die Pupille getreten oder durch dieselbe in die vordere Augenkammer gefallen und zuweilen auch verkleinert (atrophisch; geschwunden).
Die anatomische Betrachtung der Linse und ihrer Kapsel bei dem grauen Staar zeigt: dass beide Theile bei dem noch in der Entwickelung begriffenen grauen Staar nach Augenentzündungen durch gerinnbare Stoffe aufgelockert, zuweilen erweicht, immer aber dadurch stellenweis oder ganz ihrer Durchsichtigkeit beraubt sind. Bei dem bereits vollständig seit längerer Zeit ausgebildeten Staar ist die Linscnkapsel oft bis zu einer Linie stark verdickt, lederartig fest, die Crystalllinse knorpelig hart, zuweilen mit Kalk-oder Knochenkernen versehen. Wenn der graue Staar in Folge des hohen Alters entstanden ist, findet man in der Linse und in der Kapsel Ablagerungen von einer kreideähnlichen weissen Sub-
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stanz. In einzelnen Fällen fand man die hinse theilweise geborsten, häufig auch mit der Kapsel fest verwachsen. Bei grauem Staar in Folge der periodischen Augenentzündung findet sich nicht selten die vordere Fläche der Linsenkapsel mit der Traubenhant fest verwachsen. Ausser-dem ist zuweilen der Glaskörper aufgelöst, wässerig dünn und theilweise geschwunden, und bei einem am grauen Staar leidenden Hunde sah Gc-scheidt eine Filaria im Glaskörper; bei veraltetem grauen Staar ist gewöhnlich auch der Augapfel im Ganzen etwas kleiner.
Die Symptome des grauen Staars sind in den einzelnen Fällen nach den vorhin angedeuteten Verschiedenheiten zuweilen sehr verschieden. Wenn die ganze Linse oder die ganze Linsenkapsel trüb geworden ist, sieht man statt der schwarzblauen Färbung der Pupille eine milchweisse, graue, weisse oder gelblich weisse Färbung derselben; man kann nicht mehr in die hintere Angenkammer bis auf den Grund sehen, und das Thier kann mit dem Auge keinen Gegenstand mehr wahrnehmen, es ist völlig blind. Man erkennt dies daran: dass das Thier, nachdem das etwa noch vorhandene gesunde Auge mit einem Tuch zugebunden ist, mit den Ohren ungewöhnlich lebhaft spielt und beim Geben die Beine höher aufhebt, als im normalen Zustande, dass es dabei mit der Zehe des Hufes mehr vorsichtig auf den Boden tritt, über in den Weg gelegte Gegenstände leicht stolpert, mit dem Kopfe an Wände und andere Gegenstände läuft, und dass es beim ürohen mit einem Stock keine Furcht zeigt, besonders wenn das Drohen in der Art ausgeführt wird, als ob man das Thier gegen die Hinterfüsse oder gegen den Hintertheil des Leibes schlagen wollte. Ist die Linsenkapsel mitleidend, so erscheint die weisse u. s. w. Farbe unmittelbar hinter dem Rande der Pupille und sie hat einen .seidenartigen Glanz; leidet die Linse allein, so erscheint die weisse Farbe bald mehr, bald weniger weit hinter dem Rande der Pupille, und jener Glanz des Staars ist nicht vorhanden, das Sehvermögen fehlt auch hior, aber die Iris ist noch reizbar und die Pupille verengt sich bei heller und erweitert sich bei schwacher Lichteinwirkung, wenn der graue Staar nur allein besteht. Staarpunkte geben sich in der übrigens dunkel gefärbten Pupille als kleine weisse, graue oder bläuliche Fleckchen von verschiedener Grosse und Form zu erkennen; zuweilen ist nur ein Punkt, zuweilen sind mehrere zugegen und sie sitzen bald in der Linsenkapsel, bald in der vorderen Fläche der Linse, bald tiefer in derselben und erscheinen daher auch bald an der Oberfläche in der Pupille, bald tiefer in der hintern Augenkammer. Die Erkennung der Staarpunkte ist zuweilen sehr schwierig, namentlich wenn dieselben sehr klein, blass und tiefsitzend sind, weil man dann dieselben nicht bei jedem Lichte deutlich sehen kann, und ausserdem weil häufig inraquo; Auge Lichtreflexe in Form von weisseu glänzenden Punkten entstehen, welche mit den Staarpunkton einige Aehnlichkeit zeigen. Die letzteren unterscheiden sich jedoch von jenen Lichtreflexen dadurch, dass sie bei verschiedenen Stellungen des kranken Auges oder bei verschiedenen Stellungen des Beschauers vor demselben stets einen und denselben Sitz behalten, während die Lichtreflexe unter diesen Umständen sich von einer Stelle zur andern fortbewegen. Diejenigen Verdunkelungen, welche am Rande der Linse oder der Kapsel entstanden sind, können nur gesehen werden, wenn die Pupille möglichst vollständig erweitert ist. Dieser Umstände wegen ist es nothig, die Untersuchung der kranken oder des
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Staars verdächtigen Augen auf lt;lie Woiso zu unternehmen, dass man das betreffende Thier an einen halb dunklen Ort stellt, wo das Licht nur von vorn auf die Augen füllt und wo man zugleich die Beleuchtung nach Belieben heller oder dunkler machen kann. Es eignet sich hierzu sehr gut ein Stallflur, auf welchem mau das Thier mit dem Kopfe gegen den Ausgang gerichtet stellt und es dann nach der zuerst ausgeführten Besichtigung nahe an der Thür einige Schritte zurückschiebt, um es hierauf im dunkleren Kauine wiederholt zu untersuchen. Auch kann man etwa 1 Stunde vor der Untersuchung eine Auflösung von Atopin, I Ctgr. zu 2,00 oder Kxtr. Belladonnac 5 Centg. zu 2,00 Wasser zwischen die Augenlider und den Augapfel streichen und hierdurch die Pupille künstlich erweitern, um hiernach eine freiere Ansicht der ganzen Linse zu bekommen. Wenn mau dieses Mittel anwenden will, muss jedoch vorher schon die Untersuchung über das etwaige Vorhandensein des schwarzen Staars geschehen sein, oder diese Untersuchung muss zu einer andern Zeit stattfinden, weil dieselbe bei der durch narkotische Wirkung entstandenen künstlichen Erweiterung der Pupille kein Resultat über die Lichtempfindlichkeit der Netzhaut geben kann. Demi das gleichzeitige Vorhandensein des schwarzen Staars hei dem grauen Staar gieht sich nur dadurch kund, dass in diesem Falle die Pupille sich bei hellem Licht nicht verkleinert und bei geringem Licht sich nicht erweitert, wenn man das kranke Auge allein einem verschiedenen Grade von Licht abwechselnd aussetzt. Bei der Untersuchung über diesen Punkt ist es daher nöthig, ein Auge mit einem dichten Tuch zu verbinden, während das andere auf die eben erwähnte Weise untersucht wird. Bei Staarpunkten ist das Sehen des Thiers in der Regel nur unbedeutend gestört, am meisten noch bei solchen, welche in der Mitte der Linse ihren Sitz haben, doch zeigen Pferde bei Staarpunkten oft ein scheues Benehmen vor Gegenständen, die ein weisses oder glänzendes Ansehen haben.
Die Diagnosis des Cataracts hei gleichzeitigem Vorhandensein der periodischen Angenentzündung ist in den meisten Fällen schwer, oft sogar unmöglich, weil bei der letzteren Krankheit die Pupille immer verengt ist. Eben so verhält es sich in den Fällen, wo diese Verengerung durch Verwachsung der Iris mit der Vorderfläche der Linsenkapsel dauernd geworden Wt. — Gleichzeitig vorhandener grüner Staar ist nur mit Sicherheit zu erkennen, wenn der graue Staar in Staarpunkten besteht; man sieht dann die Pupille meergrün gefärbt und in ihr die weissen oder grauen Punkte. Bei Cataract in der ganzen Linse oder in der ganzen Kapsel ist der etwa vorhandene grüne Staar unkenntlich.
Die Ursachen des grauen Staars sind 1) innere Augenentzündungen, bei Pferden am häufigsten die Mondblindheit, 2) grobe Verletzungen des Auges, namentlich Stich wunden, welche bis in die hintere Augenkammer eingedrungen sind, wie auch Quetschungen und Erschütterungen des Augapfels, durch welche die Linse von den umgebenden Theilen mehr oder weniger getrennt worden ist. 3) Metastas ;n, namentlich von plötzlich unterdrückten Geschwüren u. s. w.; 4) das hohe Alter'). In ein-
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1) Pferdo erblinden am Staar in Folge des Alters nur iiusserst selten und ge-vöhnlich lacht vor dem 'M\. Jahre; bei Rindern, Schafen, Ziegen und iSdiweinen siiid Bcobaditungcn hierüber niolit bekannt, weil man diese Tbiere nicht bis ins hohe Aller erhält; Hunde und Katzen bekommen den grauen Staar fast allgemein mit dem 14. bis IG. Jahre, und eingesperrte Vögel liäufig mit 10—15 Jahren.
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zclnen Fällen hat man auch den grauen Staar bei eben geborncn Thie-ren gefunden, so dass man ihn in diesen Fällen als angeboren betrachten kann.
Die Entzündungen erzeugen ihn dadurch, dass in der Linse oder in ihrer Kapsel Ausschwitzungen von trüben oder gerinnbaren ['Massigkeiten entstehen, welche sich verdichten und dadurch die Linse oder die Kapsel undurchsichtig machen. Ebenso erzeugen ihn Verwundungen, welche eine Entzündung der genannten Theile und Ausschwitzung im Umfange der verletzten Stelle veranlassen. Quetschungen und Erschütterungen, die mit Trennung der Linse oder deren Kapsel verbunden sind, scheinen das Trübwerden dieser Theile dadurch hervorzurufen, dass der regclmäs-sige Stoffwechsel in denselben nicht mehr stattfindet. In diesen Fällen tritt dann gewöhnlich das allmälige Schwinden der Linse zu dem Staar hinzu. Ob bei Metastasen wirklich eine trübe Flüssigkeit in die Linse und ihre Kapsel abgelagert werde, ist nicht genügend erwiesen; aus dem plötzlichen Entstehen des üebels ist dies als wahrscheinlich anzunehmen. Im hohen Alter scheint die Säftemasse reicher an kalkigen und erdigen Bestandtheilen zu werden, und durch Ablagerung dieser Stoffe an verschiedenen Stellen, z.H. in den Gefässhäuten, wirkliche Verirdungen der Gewebe herbeizuführen, — und so auch in der Linse. Wie im Foetus die Staarbildung stattfindet? ist bis jetzt nicht zu ermitteln gewesen.
Die Ausbildung des grauen Staars geschieht nach Verletzungen und bei traumatischen Entzündungen zuweilen sehr schnell, d. i- in 8—14 Tagen, bei der periodischen Augenentzündung aber, wie dort angegeben, gewöhnlich erst nach mehreren Anfällen dieser Krankheit in der Zeit von 1 bis zu 2 Jahren und darüber, doch ist er zuweilen auch schon nach dem ersten Anfalle entstanden. Bei Metastasen entsteht er immer plötzlich, zuweilen innerhalb 2 Tagen. Bei alten Thieren geht seine Bildung immer langsam vom Statten, so dass er zuweilen im Verlaufe eines Jahres erst als vollkommen ausgebildet erscheint.
Die Prognosis ist bei dem grauen Staar im Allgemeinen schlecht, jedoch in den einzelnen Fällen etwas verschieden. Nach vorangegangener periodischer Augenentzündung ist das Uehel in der Regel unheilbar, ebenso nach Erschütterungen und Verwundungen und bei Thieren im hohen Alter, dagegen gewähren diejenigen Fälle, wo der Staar durch Metastasis entstanden ist, noch einige Hoffnung zur Heilung, besonders wenn das Uebel noch neu ist und die Thiere jung sind. Verhältniss-mässig erscheint der sogenannte Milchstaar eher heilbar, als der ganz weisse und gelblich weisse Starr. — Die in der Menschenheilkunde in den meisten Fällen mit dem besten Erfolge benutzte Staaroperation gewährt bei den Thieren fast durchaus wonig oder gar keinen Nutzen, und zwar dies aus dem Grunde, weil man ihnen keine Staarbrillen aufsetzen kann und weil ohne diese das Sehen nur undeutlich geschieht, daher die Thiere sich fast vor allen Gegenständen scheuen und hierdurch ihr Gehrauch zur Arbeit oft mehr gestört wird, als durch das vorher völlig blinde Auge').
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1J In einem Falle, wo die Operation an dem Pferde eines höheren Offiziers vorzüglich gut gelungen war, musste ich später auf Verlangen des Besitzers das operirte Auge vollständig blenden, weil das Pferd so sehr scheuole, dass es ohne Gefahr nicht zu gebrauchen war.
Hertwio, Chiniryio. 3. Aufl.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Q
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Uor graue Staar, Cittnrat'tn.
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üic Kur (Ion grauen Staars kann hiernach also immer nur zum Versuch nnternommen werden. Auf therapentischem Wege besteht sie in der Erzeugung einer recht lebhaften Resorption im Innern des Auges, um hierdurch die Wegschaffung der trüben undurchsichtigen Stoffe aus der Linse und ihrer Kapsel zu bewirken. Hierbei ist zu berücksichtigen, ob mit dem Cataract noch Entzündung verbunden ist oder nicht. Im erste-ren Falle findet im Wesentlichen eine allgemeine und örtliche entzündungswidrige Bebandlnug statt, durch Aderlassen, Laxir- und l'nrgirmittel, örtlich durch Anwendung kühlender, schleimiger oder schleimig-narkotischer Mittel, je, nach dem Charakter der Entzündung. Zugleich wendet man an der Backe der leidenden Seite oder an derselben Seite des Halses örtliche Reizmittel an und hält das Thier in ganz magerer Diilt. Diese Behandlung wird selbst noch 8—14 Tage nach vollständig beseitigter Entzündung fortgesetzt.
Besteht der Staar ohne Entzündungs-Symptome, so kann man bei gut genährten, vollblütigen Thieren von Zeit zu Zeit wiederholt einen massigen Aderlass machen, und ohne Ausnahme den Patienten Abfüh-vungsmittel von Calomel. Aloe, selbst Crotonöl oder Crotonsamen geben. Auf das Auge wendet man bei Tage Breinmschlftge von Arnicablumen oder von Kamillenblumen, oder Waschungen mit efnem Tnfusum von diesen Mitteln mit Zusatz von Kali carbonicum, oder Natrum carbonicum, oder von Jodkali (1 zu 100 Wasser) lauwarm an; zum Abende reibt man die graue Quecksilbersalbe auf die Augenlider und im Umfange derselben ein und streicht auch etwas von ihr zwischen die Augenlider, oder man benutzt zum Einstreichen zwischen die Augenlider eine Salbe aus Calomel und Eett (1 zu 8) oder die Jodsalbe (Jodkali lü—24 Centigr. zu 15 Grm. Eett). In der Schläfengegend und in der Augengrube macht man Einreibungen von Campher- oder Ammoniakliniment, späterhin selbst von Cantbaridensalbe. oder man brennt daselbst mehrere Punkte. — In neuester Zeit haben Tavignot, Decroix und l'alat1) das Phosplioröl3) angeblich mit gutem Erfolge gebraucht, aber Vidal hat in 7 speciell raitgetheilten Füllen, bei zum Theil ') bis 12 wöchentlicher Anwendung des Mittels nur bei 2 Pferden die Trübung der Linse verschwinden sehen'). Bei der oben erwähnten grossen Verschiedenheit des pathologischen Zu-standes der leidenden Theile in den einzelnen Fallen von Cataract darf man natürlich auf kein Mittel rechnen, welches in jedem Falle passend sein könnte.
In Fällen, wo das Aeusserste versucht werden soll, kann auch die Staaroperation für zwei Zwecke unternommen weiden, nämlich 1) um den sogenannten Schandfleck aus dem Auge des Thiercs wegzuschaffen,
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1) Recueil de mod. vetorin. .fauv. — Mars 1870. — Joutn. de med. veterin. tnili-taire, Juin 1870, Juillet 1870—1871.
'2) Es ist nach Tavignot eine Auflösung von 1 Th. Phosphor in 300 Th Mandelöl im Wasserbad bei 80 Or. Cols, gcinaohl. Das Jliltel muss vor dem Zutritt der Luft bewahrt, täglich 1 bis 5 mal midels einer Keder zwischen die Augenlider gestrichen und längere Zeit fortgebraucht werden. Die meisten Augen ertragen es ohne heftig gereizt zu worden, einzelne werden aber entzündet und man muss dann das Mittel aussetzen. Vidal Hess dasselbe mit der doppelten Menge eines milden Gels gemengt anwenden.
Ö) Journ. de med vetdrin. milifaire 1870, 71, 72 Avril, pag. 678.
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und — 2) das Sehevermögen wieder herzustellen. Maraquo; muss aber den Eigenthiiiner des Pferdes darauf aufmerksam machen, dass die Opera-ration für den zweiten Zweck aus den oben angegebenen Gründen immer nur wenig leistet, und ansserdem dass sie in manchen Fällen durch zu heftige Entzündung und Eiterung im Auge den Verlust des letztern herbeiführen kann.
Wenn die Operation zur Herstellung des Sehens dienen soll, ist sie selbstverständlich nur in denjenigen Fällen zu iinternehmen, wo der graue Staar allein besteht und wo namentlich neben ihm weder schwarzer, noch grüner vorhanden ist, weil sie bei diesen Complikationen keinen Nutzen gewähren kann1).
Die Staaroperation besteht im Allgemeinen darin, dass die verdun-dunkelte Linse mit der Kapsel aus der Sehaxe durch chirurgische Mittel entfernt und hiernach das Eintreten der Lichtstrahlen bis zur Netzhaut wieder möglich gemacht wird. Dies geschieht in 3 verschiedenen Methoden, nämlich 1) durch die einfache Niederdrückung oder Umlcgung der Linse (l)epressio s. lleclinatio), 2) durch Zerstückelung der Linse (Keratonyxis) und 3) durch die Ausziehung der Linse (Extractio). Von diesen 1? Methoden eignet sich bei Thieren die erstere am besten, weil sie am einfachsten und schnellsten ausführbar ist, dem Zweck genügt und am wenigsten üble Zufälle mit sich führt. Die Extraction ist dagegen mit der Gefahr verbunden, dass ein Ausfliessen des Glaskörpers stattfinden, dadurch der Bulbus in seinen Hauten zusammenfallen und das Auge ganz vernichtet werden kann. Dies ist besonders bei Pferden der Fall, weil diese Tbiere vermöge des ihnen eigenthümlichcn Grundmuskels den Augapfel heftig zusammendrücken und dadurch die Ijezeichnete Wirkung mehr als die übrigen Thiere erzeugen können.
Zur Operation muss das betreffende Thier während 2—3 Tagen durch magere Diät und ein Abführungsuiittel vorbereitet und dann niedergelegt werden, und zwar so, dass das zur Operation bestimmte Auge an der oberen Seite liegt.
Das Thier muss stark gebremst oder noch besser anaesthesirt und, namentlich am Kopfe, festgehalten werden.
Der Operateur placirt sich, wenn das rechte Auge operirt werden soll, vor den Kopf, bei der Operation des linken Auges aber zwischen den Kopf und den Hals des Thieros. Zunächst werden mittelst der Augenliderhalter die Augenlider zurückgezogen und dann sucht man den Augapfel zu fixiren. Letzteres hat bisher als die grösste Schwierigkeit bei der Operation gegolten, es geschieht aber ziemlich leicht und am besten auf die Weise, dass man durch oft wiederholtes Berühren des Augapfels die Muskeln desselben ermüdet, bis er bei fernerer Berührung unbeweglich bleibt, worauf man den Zeigefinger der linken Hand am Innern Augenwinkel gegen den Bulbus legt und denselben sanft gegen den äussern Winkel drückt, und nun ohne Zeitverlust die Operation selbst
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1) Für den Pferdehamlel gewährt aber in solchen Fällen die Operation auch ioinen Vorlhoil; denn wenngleich durch sie das üble Ansehen, welches der graue Staar mit sich führt, beseitigt wird, so ist doch damit nichts gewonnen, weil hiernach der schwarze Staar deutlich erkennbar besteht und der Verkäufer für diesen Fehler Gewähr leisten muss, für den grauen Staar aber in der Itcgcl nicht.
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ausführt'). — Dies geschieht nach der einen oder der andern der drei Methoden, welche bereits oben genannt sind, folgendcrmaassen:
1)nbsp; Die Niederdrückung oder Umlegung der Linse (Depressio s. Reclinatio). — Nachdem man die cylimlrische Staarnadol auf die Art in die rechte Hand genommen, dass sie fast um die ganze Liinge den Mittelfinger überragt und diese Hand mit dem kleinen Finger unterhalb des äussern Augenwinkels auf die Backe gestützt, nähert man die Spitze der Staarnadel dem Augapfel und sticht sie, sobald letzterer bei der Berührung mit dem Finger nicht mehr zuckt, dem äussern Winkel der Pupille gegenüber und 2 Linien hinter dem Bande der durchsichtigen Hornhaut in die undurchsichtige schnell und kräftig ein. Dann führt man die Spitze der Nadel zwischen Uvea und Linsenkapsel vorsichtig vorwärts bis ungefähr auf die Mitte der letztern, so dass sie hinter der Pupille gesehen wird. Von hier aus wird die Spitze des Instruments flach auf den obern Band der Linse geführt und diese in den Glaskörper nach rückwärts hineingednickt, einige Minuten in dieser Lage erhalten und endlich sauft, herausgezogen. Gebraucht man die zweischneidige, lanzen-förmige Staarnadel statt der cylindrischen, so erleidet diese Operations-Methode keine wesentliche Aendcrung; doch muss man, um Verletzungen der Uvea zu vermeiden, die Staarnadel mit der einen Fläche gegen die diese, mit der andern gegen die Linse gekehrt einführen. — Was die Re-clination betrifft, so schiebt man, wenn die Nadel, wie eben angegeben, bereits bis zur Mitte der Linse geführt, die Spitze des Instruments gegen den obern Band der Linse und drückt diese nach rückwärts und unten in den Glaskörper wobei ihre vordere Fläche nach oben, ihre hintere nach unten zu liegen kommt: auch liier wird der Druck der Nadel durch einige Sekunden fortgesetzt, und dieselbe dann in der eingebrachten Richtung sanft entfernt.
2)nbsp; nbsp;Die Zerstückelung der Linse (Discisio). — Sie setzt immer einen weichen oder seihst flüssigen Cataract und eine, grosse Erweiterung der Pupille durch Atropin voraus, und kann nach zwei Variationen ausgeführt werden, indem man mit der lanzenförmigen (zweischneidigen) geraden oder mit der gekrümmten (Scarpaschen) Staarnadel entweder nur die vordere Wand der Linsenkapsel mittelst eines Kreuzschnittes öffnet, oder — b) auch zugleich die Linse in zwei Stücke zerrchneidet, welche man mit sanftem Druck mittelst der Nadel in den Glaskörper drückt. In Jenem ersteren Fall erwartet man die Auflösung und Resorption der Linse von der Einwirkung der wässerigen Feuchtigkeit. — Der Einstich durch die Hornhaut geschieht gegenüber dem Bande der erweiterten Pupille.
3)nbsp; Die Ausziehung der Linse (Extractio). — Nachdem ein der Grosse der Linse entsprechender Hornhautschnitt mit dem Staarmesser gemacht, wird oft die Linse nach dem Ausflusse der wässerigen Feuchtigkeit durch die eigene Zusammenziehung des Auges hervorgedrängt und entleert; geschieht dies nicht, so versucht mau es durch einen gelinden
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1) Früher suchte man mittels spitzigen Augenhaltern, z. B mit dein von Lo-blanc, den Augapfel festzustellon oder man machte über dem Augenbogen eine Wunde und drückte von hier aus mit einem Kluger den Augapfel hervor. Diese Verfahrungsarten sind schlecht.
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Per giüuo Staat-, Glaucoma.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;133
Druck mit den Fingern auf den Augapfel zu bewirken. Giebt dieser Versuch nicht das gewünschte Eesultat, so führt man den Davielschen Löffel durch die Wunde und die Pupille ein, löst durch allmäliges, sanftes Bewegen desselben die zwischen der Uvea und der Linsonkapsel etwa vorhandenen Adhäsionen, evfasst die Linse an irgend einer Stelle ihres Randes und drängt sie durch die Pupille hervor. Oft löst sich zwar der Cataract, bleibt jedoch entweder in der Pupille oder in der Hornhautwunde hangen; in diesem Falle kann auch eine feine Pinzette oder ein feines Häkchen statt des Löffels zur weiteren llhuuisbeförderung des Staars dienen. — Vor der Operation ist es vortheilhaft, ja wohl nöthig, eine Auflösung von Extr. Belladonnae (1 zu 50 dest. Wassers) einige Male auf den Augapfel und zwischen die Augenlider zu streichen, um die Pupille künstlich zu erweitern und hierdurch das Hervortreten der Linse in die vordere Augenkammer zu erleichtern. — In Bezng auf die therapeutische Würdigung dieser Operationsmethoden, so wie überhaupt der Staaroperation bei Thieren, und namentlich bei Pferden, ist oben bereits das Nöthige angedeutet worden.
Nach geschehener Operation lässt man nach der einen wie nach der andern Methode sogleich die Augenlider sanft über den Augapfel gleiten, und das Thier, ohne dabei eine starke Bewegung des Kopfes zu verursachen, aufstehen. Man stellt es in einen dunkeln, von Zugluft und scharfen Dünsten freien Stall, lässt es am ersten Tage hungern, später bei weichem und magern Futter stehen, macht durch 48 Stunden kalte Umschläge über das leidende Auge, und wendet überhaupt ein antiphlo-gistisches Verfahren an. Nach drei Tagen kann man das Auge vorsichtig bei nicht zu hellem Licht nntersnehen, und wenn eine Entzündung in ihm noch erkennbar fortbesteht, die weitere Behandlung, wie bei den traumatischen Augenentzündungen angegeben ist, ausführen; ist aber keine Entzündung mehr wahrzunehmen, so ist ein ruhiges Verhalten des Thie-res bei magerer Diät und bei Vermeidung grellen Lichtes durch noch etwa 6—8 Tage fortgesetzt ausreichend.
Wie bereits angegeben, sehen die Thiere auch nach einer gut gelungenen Staaroperation nicht in der Weise, wie mit den gesunden Augen, sondern es erscheinen ihnen die Gegenstände, da wegen Mangels der Linse die Strahlenbrechung zur Mittelaxe des Auges nicht mehr gehörig stattfindet; immer viel grosser, und in Folge dessen scheuen sie sich vor allen ihnen nahe kommenden Gegenstättdeu und müssen daher in der ersten Zeit sehr vorsichtig geführt werden. Nach und nach vermindert sich aber dieses scheue Benehmen, und damit nimmt die Brauchbarkeit der Thiere wieder zu.
XL Der grüne Staar. (Glaucoma').
Mit diesem Namen hat man nach dem bald mehr bald weniger meergrünen oder graugrünen Aussehen der Pupille und der hintern Augenkammer eine, bei allen Haussäugethieren und bei einigen Vögeln beobachtete in der Kegel chronische Krankheit des Augapfels bezeichnet, welche sich, wenn sie einfach besteht (Glaucoma simplex), ausser der
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1) Von glaucns (yXavxavit), bläuliebgrün, meergrün, und id v/.ituit, des Auge.
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Der grüne Staar, Glaucoma.
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grünlichen Färbung noch durch Erweiterung der Pupille und Blindheit der Thiere an dem leidenden Auge äussert. Oft ist aber das Leiden complicirt mit Trübungen der Cornea oder des Humor aquaeus, oder mit Cataract, und in Folge vorhergegangener Entzündungen auch mit quot;VeTwachsungon der Iris mit der Linsenkapsel. In .solchen complicirten Fällen sind die Erscheinungen in Betreff des grünen Schimmers aus der hintern Augenkaimner oft nicht deutlich, namentlich kann derselbe nur wenig hervortreten, wenn durch Verwachsungen der Iris die Pupille verengt oder wenn eine vollständig undurchsichtig gewordene Linse den Glaskörper verdeckt. In beiden Fällen kann die Diagnosis etwas gefördert werden durch künstliche Erweiterung der Pupille vermittelst Atro-pin (S. 109, Nr. 4.). Wo die Netzhaut verdickt und undurchsichtig das Tapetum der Choroidea bedeckt, ist nach einer Beobachtung von Gerlach das Glaucom nicht zu erkennen, weil ohne lleflex des Tapetums der vergelbte Glaskörper keinen grünlichen Schein giebt1). — Oft besteht auch noch Entzündung (Glaucoma inflammatorium), wo dann am Augapfel erhöhete Wärme, zahlreiche und stark injicirte Venen der Conjunctiva und der Sclera, und beim Berühren des Auges auch vermehrte Em-pfiudlichkeit wahrzunehmen sind, wogegen bei dem einfachen Glaucom die Empfmdlicliheit meist vermindert, zuweilen sogar ganz verloren ist. Oft fühlt man bei dem Betasten des Augapfels mit den Fingerspitzen denselben mehr derb, zuweilen fast hart'), und wenn die Glaucome längere Zeit bestanden haben, tritt häufig Atrophie des Augapfels ein, besonders in seiner vordem Hälfte; die vordere Augenkaminer wird kleiner, die Cornea flacher, die Iris liegt mehr nahe der Cornea, und überhaupt ist der Durchmesser von vorn nach hinten kürzer geworden.
Hei der anatomischen Untersuchung der glancoinatösen Augen sind die Ergebnisse, je nach den Ursachen und dem Alter des Leidens verschieden; immer findet sich der Glaskörper verändert, mehr oder weniger gelblich gefärbt, erweicht, mit Flocken gemengt, selbst wässerig dünn, selten verdichtet, zuweilen in der Menge vermindert, selten ver-inelirt, — die Linse ist oft wie bei den Cataracten, — die Netzhaut in ihrer Faserschicht dünn, in der Limitans oft verdickt, die Plica centralis fehlend, zuweilen ist diese Haut mit weissen oder gelblichen Punkten versehen ond oft ist sie an einer Stelle von der Choroidea abgelöst; — die letztere ungleich dick und gefässreich, die Ciliaruerven atrophisch. — die Sclerotica etwas zusammengeschrumpft und verdichtet, im Innern liäulig an der Eintrittsstelle des Sehnerven verdummt und ausgehöhlt (excavirt), der Nerv selbst dünner und seine Papula an der innern Fläche des Bnlbus bald etwas, bald ganz geschwunden.
Die Ursachen sind in den meisten Fällen innere Augenentzündungen, (bei Pferden besonders die periodische Augenentzündung), Quetschungen und Terwundnngen des Bulbus, Blutungen in der hintern Augenkammer,
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1)nbsp; Handbuch der gericbtlicben Thierheilk. 2. Aufl. S. ^02.
2)nbsp; Diese Spannung, resp. grössero Derbheit dos Augapfels und die bei der anatomischen Untersuchung gefundeno Excavation des Sehnerven bilden nach der •Ansicht der meisten neueren Ophtbalmologen die wesentlichsten Morkmalo des Glau-coms, und sie finden ihre Erklärung in dem intraoeularen Druck von abnorm angehäuften Feuchtigkcilcn.
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Der giiiuc Staar, Glaucoma.
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heftige und wiederholte Rheumatismen, die Influenza. In mehreren Fällen hat mau Glaucom auch ohne Entzündung entstehen sehen1), und dasselbe auch hei neugebornon Thieven2) und in einzelnen Fällen auch bei sehr alten und bei solchen Thieren beobachtet, welche lange Zeit in Gefangenschaft gelebt hatten, wo sie anderen bekannten Veranlassungen nicht ausgesetzt •waren5).
Als den wesentlichen pathologischen Zustand des Glaucoms betrachtete man früher die Auflösung und Gelbfärbung des Glaskörpers für sich allein; der berühmte Ophthaliuolog v, Graefe hielt es für eine secreto-rische Choroiditis und gründete darauf die Erklärung, dass aus der über-mässig vermehrten Anhäufung von Feuchtigkeit in der hintern Augen-kammer ein intraocularer Druck und hieraus die äusserlich fühlbare grosse Spannung der Jliiute des Baibus und im Innern die Excavation an der Eingangsstelle des Sehnerven entstellt'). Dieser Ansicht haben fast alle franzosichou und belgischen Veterinäre (z. 13. Didot, Rovy) beigestimmt. Andere haben mit Rücksicht auf die angeborenen Glauconie und überhaupt auf die Beobachtungen, dass reichliche Vermehrung von Socretiouen auch ohne Entzündung eintreten kann, das Leiden als eine Folge von nervöser Reizung des Nerv. Trigeminus, und noch Andere als eine Atrophie der Ciliarnerven betrachtet. Nach Gerlach ist bei „Pferden jedes Glaucom, welches durch eine ohne direkte äussere Veranlassung plötzlich eingetretene innere Augeneatzündung entsteht und mit Verengung der Pupille verbunden ist, identisch mit Mondblindheitquot; (a. a. 0. S. 301).
Die Prognosis ist im Allgemeinen schlecht, denn, wie auch das Leiden ursprünglich entstanden und beschaffen gewesen sein mag, so ist es doch in der Regel, wenn es zur tbieriirztlicheu Kenntniss kommt, bereits eine innere Degeneration des Augapfels geworden und als solche unheilbar. Belgische Thierärzte und Nagel haben zwar die von v. Graefe mit so vielem Nutzen in den ersten Perioden des Uebels angewendete Operation der Iridectomie5) empfohlen0), es sind aber keine weiteren Erfolge darüber bekannt geworden. Die Therapie ist daher fast Null, und in der Regel lässt man sich auf eine Kur nicht ein.
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1)nbsp; nbsp;Gips, bei einem Pferde. Magalaquo;. f. Thierheilk. 29tei'Jahrg. S. 192.
2)nbsp; Höpfner, bei einem Füllen. Ebend. 'Jter Jahrg. S. 257. — Prinz. Das angoborne Glaucom bei Lämmern. In v. Aramon's Zeitschrift für d, Oplithalmo-logie, Bd. 3., lieft 3. Mit einer Kupfertafel.
3)nbsp; A. v. Griifo. Ueber die Iridektomio bei Glaucom und über den glaucoma-töson Prozess. Im Archiv f. Opbthalmologie Bd. III, Th. 2., Berl, 1857.
4)nbsp; nbsp;Von Iris, l] toie, und Eotoine, ?/ ixtojuij Ausschneiden Die Operation besteht in einem kleinen Schnitt durch die Cornea, am untern oder seitlichen Kancle derselben mittelst eines Staarmessers oder einer Lanzette, dann im Erfassen und Hervorziehen einer kleinen Falte der Iris mittelst eines Hilckchens oder einer feinen Pinzette, und in dem Abschneiden dieses Tlicils der Iris. Die Nachbehandlung ist dann wie nach der Staaroperation S. 133.
5)nbsp; Annal. de med. veterin Bruxel ISGQ, 61. — Magaz f. Tbierheilk Jahrg. 29, S. 1.
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Der schwarze Staar
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XII, Der schwarzer Staar. (Amaurosisl), Gutta serena.)
Der schwarze Staar, bei Pferden auch hin und wieder die Schön-blindheit genannt, beruht auf einer Lähmung der Netzhaut und des Sehnerven, wobei, wenn das Leiden ohne Complication besteht, eine materielle Veränderung im Auge nicht wahrzunehmen ist. Er kommt bei allen Haussuugethieren und bei Vögeln vor und zwar bald nur an einem bald an beiden Augen, und sowohl einfach wie auch complicirt mit grauem Staar und mancherlei andern Augenleiden,
Das mit dem schwarzen Staar behaftete Auge erscheint bei oberflächlicher Betrachtung gesund, es hat jedoch nicht den lebendigen Ausdruck eines gesunden Auges, sondern etwas Mattes und Stieres, dabei ist in der Regel die Pupille bedeutend erweitert, und sie bleibt auch so, wenn das Auge abwechselnd hellerem und dunklerem Licht ausgesetzt wird. Diese Erscheinung ist constant, wenn beide Augen leiden; besteht aber Staar nur an einem Auge, so kann, da beide Augen durch Reflex-Wirkung vom Gehirn aus in einem lebhaften Consensus zu einander stehen, auch ein völlig staarblindes Auge noch eine Veränderung der Pupille bei verschiedenem Lichte wahrnehmen lassen, wenn das andere, gesunde Auge zugleich dem wechselnden Lichte ausgesetzt ist. Daher ist es noting, um sich gegen Täuschungen zu sichern, bei dieser Untersuchung dem Thiere vorher das gesunde Auge mit einem Tuche zuzubinden. Man stellt dann das Thier auf einem Haus- oder Stallflur zuerst ins Dunkle und betrachtet die Grosse und Form der Pupille, worauf man es an die Thür, in helles Licht führt und die Betrachtung des Auges ebenso wiederholt. Ist schwarzer Staar vorhanden, so behält die Pupille im hellen Lichte dieselbe Weite wie vorher in dem dunkleren Räume, Man prüft ausserdem noch das Sehvermögen des Thiers auf die bei dem grauen und grünen Staar bereits angegebene Art. Beide Momente, nämlich die Unbeweglichkeit der Pupille und die Blindheit des Thieres, müssen nothwendig zugleich vorhanden sein, wenn man die Existenz des schwarzen Staars als wirklich vorhanden annehmen will; denn die Erweiterung und unbeweglichkeit der Pupille allein kann auch künstlich durch narkotische Mittel (sowohl innerlich wie auch örtlich aufs Auge) erzeugt werden. Wenngleich, wie oben angegeben beim schwarzen Staar in der Kegel die Pupille abnorm erweitert ist, so giebt es doch auch Ausnahmen hiervon, welche namentlich bei Pferden nach der periodischen Augenentzündung bemerkt werden. Man findet zuweilen nach derselben die Thiere völlig blind und dabei doch die Pupille verengt und unbeweglich, ohne dass andere Abnormitäten, besonders Trübungen der Crystalllinse zu entdecken sind. In diesen Fällen ist die Regenbogenhaut mit der Linsenkapsel verwachsen und sie kann sich deshalb nicht gegen die Peripherie zurückziehen. In solchen Fällen ist man berechtigt, aus der Blindheit und bei übrigens klarem Auge trotz der kleineren Pupille doch auf das Dasein des schwarzen Staars zu schliessen.
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1) gt;; u/AUuywaic, die Verdunkelung.
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Der schwarze Staar.
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Die veraiilanssenden Ursachen des schwarzen Staars sind sehr verschieden. Er entsteht 1) in Folge heftiger Entzündungen, besonders der periodischen Augenentziindung; 2) durch Metastasen, besonders bei der sogenannten Influenza der Pferde; 3) in Folge von Quetschungen und heftigen Erschütterungen der Augen und des Gehirns; 4) in Folge von organischen Veränderungen in der Augenhöhle, durch Verengerung des Sehlochs, durch Melanosen und Hydatiden im Gehirn u. dgl., und 5) vorübergehend (symptomatisch) entsteht er auch durch narkotische Vergiftungen, wie z. B. durch den Genuss eines mit Klatschrosen übennässig reichlich gemengten Grünfutters. In einzelnen Füllen hat man auch neu-geborne Thiere mit dem Uebel behaftet gefunden, ohne dass man in diesen Fällen im Innern des Auges oder im Sehnerven die Ursache dazu entdecken konnte. Bei Metastasen, bei Gehirnerschütterung und bei narkotischen Vergiftungen sind in der Kegel beide Augen mit den Erscheinungen des schwarzen Staars behaftet, und das Uebel liegt daher in diesen Fällen im Gehirn, oft in einem Extravasat; nach örtlichen Veranlassungen leidet aber gewöhnlich nur ein Auge an diesem Uebel.
Die Beurtheilung des schwarzen Staares ist in den meisten Fällen ungünstig zu machen, da die Heilung sehr schwer und in denjenigen Fällen, wo örtliche organische Veränderungen ihn bedingen, sogar unmöglich ist. Man kann einige Hoffnung in denjenigen Fällen haben, wo das Uebel eine Folge von Hirnerschütterung, von Metastasen und von kürzlich bestandenen Entzündungen ist. Nach narkotischen Vergiftungen verlieren sich die Erscheinungen des schwarzen Staars gewöhnlich binnen kurzer Zeit und mit den andern Vergiftungszufällen
Die Kur ist bei dem schwarzen Staar nach Gehirnerschütterungen und Lähmungen innerlich und äusserlich zuerst mit ableitenden und dann mit erregenden Mitteln zu versuchen. Man giebt drastische Abführmittel, macht bei vollblütigen Thieren selbst einen Aderlass und später benutzt man aromatische Mittel, Kampher und Opium in kleinen Gaben, wäscht das Auge und dessen Umgebung oft mit einem Infusum von Arnica, oder von Angelica mit verdünntem Weingeist, später lässt man mittelst eines in die Nähe des Auges gebrachten Glüheisens Hitze in dasselbe strömen, oder man brennt auch wohl in der Augengrube und in der Schläfengegend der leidenden Seite einzelne Punkte; man macht Einreibungen in diese Theile von Kampherspiritus oder Salmiakgeist, Terpentinöl nlaquo;dgl, — Bei schwarzem Staar von Metastasen sucht man zunächst eine etwa unterdrückte Absonderung, namentlich eine unterdrückte Krisis wieder herzustellen, oder in anderen Fällen erregt man reichliche Absonderungen in der Darmschleimhaut und in den Nieren durch Purgantia und Diure-tica, und später macht man Ableitungen durch Haarseile, Fontanelle und Ungt. Gantharidnm an den Seiten des Halses oder an der vorderen Fläche der Brust. — 1st der Staar Folge einer kürzlich vorausgegangenen Entzündung, so sind in der ersten Zeit innerlich ebenfalls Abführungsmittel und äusserlich nur ganz schwache Reizmittel und resorbirende Mittel zu versuchen, wie /.. I?. öfters wiederholte Bespritzungen des Auges mit kaltem Wasser, gelind aromatischo Infusionen, die graue Merkurialsalbe, Auflösungen von Kali carbouicum für sich oder mit aromatischen Infusionen, und später die bei dem schwarzen Staar nach Lähmungen empfohlenen äusserlichen Mittel. — Bei narkotischen Vergiftungen sind sal-
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Die Bläschen uml Geschwüre der Hornhaut.
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zige Abftthmngsmittel, mäissige Aderlässe und äusserlich kalte Waschungen in Anwendung zu bringen ').
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XIII. Die Bläschen und Geschwüre der Hornhaut.
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Bei Angenentzündungen entstehen auf der durchsichtigen Hornhaut oft kleine Bläschen (Phlyctenae), welche eine dünne, jauchige, gelbliche oder röthliche Flüssigkeit enthalten und gewöhidich mit einem trüben, undurchsichtigen Rande umgeben sind. Diese Bläschen bersten nach kurzer Zeit und wandeln sich in Geschwürchen um, welche bald flache, bald etwas erhöhte Bänder besitzen. In anderen Fällen bilden sich in der Hornhaut wirkliche Abscesse, welche sich dadurch zu erkennen geben, dass die Hornhaut an einer Stelle allmälig dicker wird, sich rundlich an der Oberfläche erhebt und daselbst eine weissgelbliche Farbe an-niinnit; im Umfange dieser Stelle ist die Hornhaut grau oder bläulich gefärbt und mit stark injicirten Gefässen vorsehen; dabei ist der Schmerz und die Wärme sehr gross. Nach etwa 3—4 Tagen, zuweilen auch noch später, pflegt der Mittelpunkt fast in der Form eines Nadelkopfes über die Oberfläche hervorzutreten und dann zu bersten, wobei eine kleine Quantität von wirklichen Eiter entleert wird, und ein Geschwürchen mit dicken undurchsichtigen Bändern zurückbleibt, in einzelnen Fällen öffnet sich der Abscess nicht, sondern ein Theil seines Eiters wird resor-birt, der Best bleibt zwischen den Lamellen der Cornea und bildet einen gelblichen, oft halbmondförmigen Fleck, welchen man ehedem einen Nagelfleck nannte.
Die von den Bläschen und Abscessen entstandenen Geschwürchen heilen. Je nachdem sie oberfllächlich oder tiefer liegend sind, und je nachdem die ihnen zu Grunde liegende Entzündung schneller oder langsamer beseitigt wird, bald sehr leicht, bald aber auch sehr schwer; in den meisten Fällen (vorzüglich bei Munden) erfolgt die Heilung mit glatter und durchsichtiger Wiederherstellung der Hornhaut, aber oft bleiben auch undurchsichtige Stellen und rauhe undurchsichtige Narben zurück, welche beide gewöhnlich schwer oder gar nicht zu beseitigen sind.
Die Behandlung der Bläschen und Abscesse muss im Anfange derselben *tets kräftig entzündnngswidrig sein, um hierdurch ihre Ent-wickelung möglichst zu beschränken. Für diesen Zweck dienen die bei den Augenentzündungen angegebenen Mittel. Sind aber die Bläschen und Abscesse bereits bis zu einem gewissen Grade ausgebildet, so kann man sie mittelst der Lanzette offnen, ihren Inhalt ausleeren und dann die Resorption befördern. In letzterer Absicht wendet man, wenn noch grosse Empfindlickkeit besteht, schleimige Augenwässer, selbst wohl in Verbindung mit narkotischen Mitteln an, z, B. Quittenschleim mit Zusatz von etwas Opium (zu 250; Grammen i bis laquo;, Gramme), oder eine Abkochung von Malvenkraut und Belladonnakraut, von dem ersteren '25, und von dem letzteren 8 Gramme zu 250 Colatur); ausserdem, besonders des Abends, die graue Merkurialsalbe auf die Augenlider.
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1) Der schwarze Staar ist in viclon Ländern als ein sogenannter Gewährsfehler angenoinraeii und die Gewährszeit für ihn in Preussen auf 28 Tage, in Oesterreich auf 30 Tage festgesetzt.
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Das Eiterauge, Hypopyou.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 139
Sind wirkliche Geschwüre entstanden, so können bei grosser Empfindlichkeit die ebengenannten Mittel angewendet worden, nachdem aber der Erethismus beseitigt ist, benutzt man aromatische Augenwässer, und bei grosser Torpidität, bei Schlaffheit des Geschwürsgrundes bestreicht man denselben und die Künder sanft mit Lapis infernalis, oder man streicht von der rothen Präcipitatsalbe (Hydrarg. oxydat. rubr. 0,5 zu 15,0 Fett) täglich zweimal eine kleine Quantität zwischen die Augenlider.
Die nach den Geschwüren zurückbleibenden Flecken und Narben der Hornhaut werden so behandelt, wie dies im Vorhergehenden sub JSr. VIII, angegeben ist.
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XIV. Das Eiterauge, Hypopyon').
Bei heftigen Augenentzündungen, besonders wenn dieselben durch mechanische Verletzungen entstanden sind, bildet sich zuweilen in der vorderen, selten auch in der hinteren Augenkammer Eiter, und man nennt dann das Leiden das Eiterauge.
In solchen Fällen steigern sieh dio Symptome der Entzündung trotz den angewendeten entzündungswidrigen Mitteln immer mehr, die durchsichtige Hornhaut wird trübe und hinter derselben erscheint eine weisse oder gelblich weisse Flüssigkeit, welche von dem untern Rande allmälig höher steigt und zuletzt wohl die ganze Kammer ausfüllt. Im Verhält-niss der Menge dieser Flüssigkeit kann man von der Pupille und der Iris nur einen bald grösseren bald kleineren Theil von oben sehen, und zuletzt erscheint das ganze Auge wie eine gelblichweisse Halbkugel. So lange nur ein Theil der vorderen Augenkammer mit dem Eiter angefüllt ist, sieht man den letzteren sich immer nach unten im Auge hinwenden, wenn man dem Kopfe des Thieres abwechselnd verschiedene Stellungen giebt, und bei heftigen Bewegungen des letzteren steigt der Eiter in der wässerigen Flüssigkeit nicht in die Höhe, sondern behält stets die niedrigste Stelle, Hierdurch unterscheidet sich der Eiter von den plastischen Ausschwitzungen, wie dieselben bei der periodischen Augenentzündung und oft auch bei rheumatischen Augenentzündungen vorkommen. Mit der Eiterbildung wird auch das Allgemeinbefinden der Thiere gewöhnlich mehr gestört als durch die Augenentzündung allein; die Thiere stehen traurig, senken den Kopf, versagen das Futter und ihr Puls ist beschleunigt. — Das Eiterauge ist je nach dem Grade seiner Ausbildung ein bald mehr bald weniger gefährliches Leiden; beschränkt sich die Eiterbildung nur auf eine kleine Quantität, so kann dieselbe vollständig resorbirt werden, ohne dass Störung des Sehvermögens oder andere üble Folgen zurückbleiben; ist aber die Eiterbildung so reichlich, dass die ganze vordere und die hintere Augenkammer von Eiter vollgefüllt wird, und dauert dabei noch die Entzündung fort, so erfolgt in den meisten Fällen Berstung der durchsichtigen Hornhaut, dabei zuweilen Vorfall der Iris und Ausfliessen der Linse und des Glaskörpers; aber auch wenn dieser übelste Ausgang nicht eintritt, ist doch bei reichlicher Eiterbil-
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1) io vnonvov, von Pyoa, Eiter, uud hypo, unter (nämlich unter der Cornea).
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Obidiüsenoiitzüudung.
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düng der Zusammenliang der Tlieilo in der hinteren Augenkannner gewöhnlich so vollständig aufgelost, und die Beschaffenheit dieser Theile und der Netzhaut so sehr verändert, dass völlige Erblindung des Thiercs die Folge davon ist.
Die Behandlung des Eiterauges beruht im Anfange auf einer strengen Antiphlogose, dann auf Beförderung der Resorption, und selbst auf der künstlichen Ausleeiiuig des Eiters. Für den ersten Zweck müssen Blut-entleerungen, allgemein und örtlich, recht reichlich, welche auch, wenn die Zufalle sich nicht mindern, selbst wiederholt gemacht werden. Aus-serdem giebt man Abfilhrungsmlttel bis zu starker Wirkung; und örtlich applicirt man die Kälte, zweckmässig in Form von schleimigen Augenwässern, unter welchen sich besonders die Abkochung von Malvenkraut einigen Ruf erworben hat. Dabei ist die strengste Ruhe und gänzliche Entziehung der Nahrungsmittel während der Dauer der heftigen Zufälle noting. Sind diese heftigen Zufälle beseitigt, so kann man Befeuchtungen des Auges mit Auflösungen von Kali carbon, machen, später Infusionen von Flor. Arnicae und die graue Merkurialsalbe auf die Augenlider und die Umgebung, selbst zwischen die Augenlider appliciren, und am Halse der leidende Seite ableitende Reizmittel anwenden.
Die Ausleerung des Eiters vermittelst des Hornhautschnitts kann ihre Anwendung sowohl bei den bezeichneten heftigen Zufällen finden, um einer Berstung der Hornhaut hierdurch vorzubeugen, wie auch später, wenn die eben genannten resorbireuden Mittel durch einige Zeit vergebens oder mit zu geringem Erfolge angewendet worden sind. Die Operation hat sich unter beiden Verhältnissen in mehreren Fällen sehr nützlich gezeigt. Um sie auszuführen, muss das Thicr auf eine recht liehe und weiche Streu niedergelegt und übrigens ganz so an ihm verfahren werden, wie dies hinsichtlich des Hornhautschnittes bei der Staarextrac-tion angegeben worden ist. Doch ist es nicht noting, den Schnitt in dem dort angegebenen Umfange zu machen, .sondern es ist beim Eiterauge hinreichend, wenn bei Pferden eine circa 4 Linien lange Wunde entsteht. Nach der Operation muss das Thier in der ersten Zeit ebenso bebandelt werden, wie nach einer Staaroperation.
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Drittes Capitel
Entzündung der Ohrspeicholdrüse (die Fcifel- oder Fibolgeseluvulst, der Mumps), Parotitis, Indammatio parotidis.
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Eine Entzündung des Gewebes der Ohrdrüse, und des unter derselben befindlichen Zellgewebes kommt bei allen unseren Haussäugethieren vor, am häufigsten beim Pferde, der Ziege, dem Hunde und der Katze, selten beim Rindvieh, Da die Krankheit bei Katzen und bei Ziegen
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Ohrdrüsenentzüiulung.
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häufig im sehr hohen Grade ausgebildet vorkommt, so hoisst sie auch in manchen Gegenden der Katzen- oder Ziegenpeter (welchen Namen sie auch hin und wieder beim Menschen hat). Sie befallt am häufigsten junge Thiere und entsteht in der Kegel (lurch Brkältnng, in manchen Fällen auch durch Verletzung, besonders bei dem unsinnigen sogenannten Feifeibrechen oder Feifeistechen; zuweilen ist sie die Folge von Speichelsteinen, welche den Aasführungskanal der Drüse verstopfen. Man findet die Krankheit bald für sich allein, bald mit katarrhalischen Atfectionen verbunden, oder auch nach diesen, daher bei Pferden hei und nach der Druse, Lungenentzündung, Influenza, an Hunden bei und nach der Staupe. Mitunter kommt sie auch seuchenartig bei .Menschen und Thieren vor, ohne dass gerade andere katarrhalische Krankheiten in auffallender Weise mit ihr verbunden sind, und ihr Entstehen scheint daher zu gewissen Zeiten von einem speeifischen .Miasma der Atmosphäre bedingt zu sein. Hei Menschen hat man öfters neben ihr zugleich Anschwellung der Hoden ohne bekannte Ursachen entstehen sehen, aber bei Thieren dieses noch nicht beobachtet.
Erscheinungen. Die eine oder auch beide Ohrendrüsen sind bald mehr bald weniger stark angeschwollen, derb, gespannt und vermehrt warm: der Schmerz ist in der ersten Zeit gering, später auffallender. Die Thiere können den Kopf nicht leicht an den Hals beugen und stehen deshalb mit vorwärts gestrecktem Hals und Kopf; gewöhnlich ist die Speichelabsonderung in der ersten Zeit vermehrt, bei hoher Ausbildung der Entzündung aber vermindert; auch das Athmen und Schlucken wird bei hohem Grade gestört. Wenn dieses der Fall ist. stellt die Krankheit eine Art Bräune: „Ohr Speicheldrüsen bräunequot; (Augina paro-tidea) dar. Leidet die Drüse mehr oberflächlich, so sind die Erscheinungen der Bräune am wenigsten zugegen. Zuweilen ist auch Fieher (katarrhalisches, rheumatisches oder entzündliches) zugegen und bei Complicationen mit anderen Krankheiten findet man die Symptome derselben.
Der Verlauf der Entzündung ist in den meisten Fällen ein massig akuter. Die Krankheit entwickelt sich allmälig bis zu ihrer Höhe in 8—10 Tagen; wenn Zertheilung erfolgt, so verlieren sich gewöhnlich in 14 Tagen alle Zufälle; doch erreicht die Krankheit in akuten Fällen ihre Höhe oft schon in 5 —6 Tagen und in chronischen Fällen zieht sie sich durch ii—4 Wochen. In sehr akuten Fällen erfolgt oft Eiterung, und bei chronischen auch tbeihveise oder gänzliche Verhärtung, und in recht akuten Fällen nach mechanischen Verletzungen tritt, obgleich sehr selten, auch Brand ein.
Zertheilung ist der beste Ausgang; bei der Eiterung kommt es auf deren Sitz an. namentlich ob sie in der Drüse selbst oder im Zellgnwebc unter ihr entstanden ist. Bilden sich in der ersten die Abscesse, so öffnen sich dieselben leicht von selbst und sind auch leicht heilbar. Oeffnet man sie mit einem Messer zu zeitig, so schneidet man leicht Speichelkanäle durch, besonders am unteren Ende der Drüse, die Ränder werden dann leicht callös, die Heilung erfolgt schwerer und zuweilen bleibt eine Fistel zurück, Ist die Entzündung unter der Drüse, so dauert es gewöhnlich sehr lange, ehe sieb der Eiter eine Bahn nach aussen bricht; er senkt sich dann zuweilen im Zellgewebe, daher muss man den Abscess, wenn er reif ist, mit der hier nöthigen Vorsicht öffnen. Die
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Ohvdnisoneiitzümlun!'.
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Verhärtung ist in der Regel liier kein grosser Nachtbeil, denn sie löst sich allmälig -wieder auf. Man will jedoch in seltenen Fällen krehsar-tige Geschwüre hiervon entstellen gesehen haben, durch welche selbst der Tod herbeigeführt worden ist. Der Brand in dor Ohrdrüse ist gewöhnlich mit grosser Zerstörung in derselben verbunden und hinterlässt schwer heilende Geschwüre; zuweilen endet er mit dem Tode des Tbicres.
Die Prognosis ist bei einfacher Entzündung günstig zu machen, sie richtet sich aber bei den besonderen Füllen nach diesen.
Behandlung. Die Thiere müssen ruhig und warm gehalten werden und weiches Futter in geringer Menge erhalten. Sind andere katarrhalische Zufälle zugegen, so verlangen diese noch ihre besondere Behandlung. Besteht Fieber, so sind gelinde salzige Laxirmittel noting, und bei Schweinen, Hunden und Katzen ist stets ein Brechmittel nützlich. Auf die entzündete Drüse legt mau bei grossen Schmerzen Breiumschläge von schleimigen und narkotischen Mitteln, bestreicht bei Nachtzeit (und wo es an,der gehörigen Besorgung fehlt, statt der Umschläge auch bei Tage) die Drüsengegend mit warmem Fett oder Oel oder mit der verdünnten grauen Merkurialsalbe und bedeckt sie mit einem Stück weichhaarigem Fell oder mit einem wollenen Lappen. Bei asthenischem Zustande macht mau Breiumschläge von aromatischen Pflanzen, reibt die graue Merkurialsalbe mit grüner Seife oder Fug. Althaeae, oder bei sehr geringer Empfindlichkeit selbst Liniment, camphoratum oder L. ammoniatum ein und bedeckt den Theil mit Wolle u. s: w.
Die Salben werden täglich zweimal auf der Drüse eingerieben und dann der Breiumschlag darauf gelegt. 1st die erste Entzündung nach 3—öTagen schon vorüber oder neigt die Entzündung zur Verhärtung, so reibe man die Cantharidensalbe auf die Ohrdrüse, — was man, und wenn nach 6 Tagen keine Zertheilung oder Eiterung erfolgt, noch einmal wiederholt. Hat sich nun Eiter gebildet, ilt;t die Geschwulst spitz, llnktuirend, so mache man einen Einstich in sie, mit einer Lanzette oder mit einem Messer so gross, dass man mit einein Finger eingehen und mit demselben die im Innern etwa noch bestehenden /.eiligen Scheidewände trennen kann. Ist die Geschwulst am oberen Ende der Drüse, so ist ihre Eröffnung mit dein Messer oder der Lanzette, wie oben angegeben, nicht gefährlich; ist der Abscess hingegen mehr am unteren Ende, so muss man vorher die Vene am Halse mit dem Finger comprimiren und hierdurch ihren Vorlauf unter der Drüse mehr sichtbar machen, damit man sie nicht ansticht; und bei tiefer Lage dos Eiters in dem unteren Ende der Drüse rnacht man ansserdem noch die Oeffnnng am besten mittelst des Troikars, weil diesem die etwa an der Operationsstelle liegenden Gefässe etwas ausweichen und dadurch noch mehr die Blutung vermieden werden kann. — [n den meisten Fällen spritzt aus diesen Abscessen ein sehr stinkender Eiter in einem Bogen heraus; weshalb man, zu eigenem Schutz gegen Verunreinigung durch den Eiter, vorher eine passende Stellung nehmen muss. Nach der Eiterung macht man durch einige Tage noch fortgesetzt warme Breiumschläge von Hafergrütze, Leinkuchen U. s. w., damit durch die Eiterung das angegriffene Zellgewebe vollständig abgestossen werde. Dann besteht die Behandlung blos in Reinigung, und die Heilung erfolgt bald.
1st aber nach dem Oeffncn an einzelnen Stellen noch Härte mit sehr geringer Entzündung verbunden, so reibe man die scharfe Salbe ein.
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Rntzündung der Lymphdrüsen im Eehlgftngenbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 14;-}
Bleibt nach erfolgter Heilung des Abscesses noch Härte zurück,'so kann man warme Breiumschläge von narkotischen und schleimigen Mitteln, und Einreibung von Ungt. Althaeae, der Jodsalbe mit Seife. Liniment, camphorat. oder L. ammoniat. machen, und wenn diese Mittel nicht fruchten, die scharfe Salbe zu wiederholten Malen einreiben, oder auch die verhärtete Stelle über und über mit dein knopfförmigen Brenneisen punktiren. Wenn die Verhärtung eine krebsartige Beschaffenheit annimmt, was glücklicherweise iiusserst selten geschieht, sucht man die aufgebrochenen wuchernden Stellen durch Aetzen mit Chlorzink zu zerstören und umzustimmen, oder man exstirpirt die Drüse. (S. Krebs.)
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Viertes Capitel. Entzündung der Lymphdräseo im Kehlgange.
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Diese Entzündung findet sich bei Pferden, Eseln und deren Bastarden ohne Unterschied des Geschlechts und der Race, Jedoch am häufigsten im jugendlichen Alter derselben. Sie kommt sporadisch, aber oft auch seuchenartig unter den Pferden einer Gegend vor, und hat dann zuweilen ein Luft-Miasma, wechselnde Witterung, schlechte Nahrungsmittel u. dgl. zur Ursache. Das örtliche Leiden ist in den allermeisten Fällen mit einer entzündlich-katarrhalischen Reizung der Schleimhaut der Respirationsorgane, besonders der Nase verbunden, und hierdurch oft mit Brünne, Bronchitis, katarrhalischer Lungenentzündung, Influenza auch mit Rheumatismus complicirt. Diese Drüsenentzündung entsteht in den meisten Fällen nach Erkältungen, jedoch mehr seeundär als direkt, und in manchen Fällen auch metastatisch. Es scheint, als ob die Lymphge-fässe in der afficirten Schleimhaut den kranken Stoff aufnehmen und in die Drüsen führen, wo er abgelagert, diese reizt und krank macht, und eine bald active, vollkommene, bald eine unvollständige Entzündung ver-anlasst. Im Ganzen herrschen zwei Ansichten, wie die Lymphdrüsenzündungen sich entwickeln. Die eine ist die schon angedeutete, wo'durch den zugeführten krankhaften Stoff die Drüsen gereizt, aufgelockert und entzündet werden. Nach der anderen, älteren, welche aber durch Ifaub-ner1), wieder in Aufnahme gekommen ist, entwickelt sich im Blute ein kranker Stoff, Drüsenstoff, der sich im Kehlgange metastatisch ablagert und dadurch die Druse erzeugt. Bei der Entzündung leidet nicht allein das Drüsengewebe, sondern auch das Zellgewebe im Umfange derselben bald mehr bald weniger. Die Drüsenentzündung zeigt die Symptome der Entzündung überhaupt. Die Drüsen lockern sich auf, die einzelnen Körner werden grosser, heiss und schmerzhaft, endlich fühlt man nicht mehr
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1) Magazin für tlio gesammte Tliicrhelllaimlc, 1843, S, 227 u. 295.
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144nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Bntzündnng der Lymphdrüsen Im Kohlgange.
die Drüsenkörner, sondern nur Läppchen und später die ganze Driisen-masse mit dem angrenzenden Bindegewebe angeschwollen. Zuweilen ist nur die Drüse der einen Seite ergriffen, oft leiden beide Seiten.
Die Entzündung dauert gewöhnlich 8—14 Tage; sie steigt ungleich 5—8 Tage und bleiht dann entweder durch mehrere Tage stehen, ohne dass wesentliche Veränderungen eintreten, oder es folgt Minderung und Zcrtheilung, oft selbst ohne künstliche Hülfe; häufig entsteht Eiterung, und zuweilen verliert sich die Entzündung, aber Geschwulst und Härte besteht fort. Die Eiterung bildet bald einen, bald mehrereAbscesse, — letzteres dadurch, dass entweder die Drüse jeder Seite für sich in Eiterung übergeht, oder auch dadurch, dass nach und nach die einzelnen Läppchen einer Drüse in Eiterung versetzt werden. Hierbei leidet nicht allein das Drüsengewebe, sondern mich das Zellgewebe. Die Eiterung tritt zuweilen schon mit sechs, gewöhnlich aber nicht vor zehn Tagen ein. Die Abscesse heilen leicht, wenn sie nur nicht zu früh geöffnet werden, und die meisten Pferde werden dann gesunder und munterer, als in den Fällen, wo die Entzündung zertheilt wurde. Die etwa vorhandenen katarrhalischen Zufälle stehen hinsichtlich ihres Verlaufs nicht immer in einem übereinstimmenden Verhältniss mit dem Verlauf der Drüsenentzündung,
Die Prognosis ist bei einer zweckmässigen Behandlung meistens günstig. Bleisalbe und Kälte dürfen aber nicht angewendet werden, weil hiervon leicht Verhärtungen entstehen, die oft für immer zurückbleiben.
Behandlung. Sie ist der bei der Ohrcndrflsenentzündung (S. 142) fast ganz gleich. In der ersten Zeit sucht man die Zertheilung zu befördern, durch graue Merkurialsalbe, bei asthenischem Charakter durch Althäesalbe; bei Entzündung mit erethischem Charakter durch blosscs Bestreichen mit Fett und Bedecken mit schlechten Wärmeleitern, z. B. mit einem Stück Schaffell, wollenen Lappen u. s. w. Neigt die Entzündung mehr zur Eiterung, so bestreiche man die Stelle mit Cngt. Althacae, oder bei torpidem Charakter mit diesem und Lorberöl oder mit ranzigem Fett, ansserdem macht man warme Breiumschläge. Hat sich ein Abscess gebildet, so soll er nicht zu früh geöffnet werden, sondern man warte lieber bis er von selbst aufbricht; wenn aber der Eiter tief liegt und der Abscess nach 8 Tagen noch nicht aufgebrochen ist, so kann man ihn mit einem Einstich in der Längenrichtung des Kehlganges öffnen; dann geht mau mit dem Finder ein, um etwa noch vorhandene einzelne Scheidewände zu durchtrennen. Nach dem Oeffnen setzt man die Behandlung noch einige Tage so fort, wie vorher, bis die Eiterung aufhört. — In ungünstigen Fällen bilden sich Fisteln; diese werden an ihrer Oeffnnng etwas aufgespalten, und dann mit Höllenstein bestrichen, oder es wird eine Auflösung dieses Mittels (1 zu 6 destill. Wasser) eingespritzt; und wo Verhärtungen in der Umgebimg bestehen, da werden diese mit Cantharidentinktur bestrichen, oder mit dem glühenden Eisen gebrannt.
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Entzündung der Unterzungen- und der UuterMefcr-Speicbeldrüsen . 145
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Fünftes Capltel.
Eutzüadung der Untorzungea - und der Unterkiefer-Speicheldrüsen.
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Die genannten Drüsen entzünden sich zuweilen, besonders bei Pferden, beim Rindvieh und bei Hunden, und bilden sowohl im Kehlgange, wie auch im Maule massig heisse und schmerzhafte Anschwellungen, welche jedoch stets flacher bleiben, als die Anschwellung von den entzündeten Lymphdrüsen im Kehlgange. 'Wenn die Unterzungendrüseu leiden, findet sich die Anschwellung im Kehlgange und im Maule, neben und etwas über dem Zungenbändchen, und zuweilen auch neben der sog. Hungerzitze, an der Mündung der Ausführungsgänge der Drüsen (der Ductus Rivini und Duct. Whartoniani). Im letzteren Falle hat man das Leiden mit dem Namen Froschgeschwulst belegt1). — Bei der Entzündung der Unterkieferdru.se hat die Geschwulst ihren Sitz weiter oben zwischen dem Kehlkopfe und der inneren Fläche des Unterkiefers. Ausserdem bemerkt man, dass die Thiere beschwerlich kauen, Ausfluss von Speichel und Schleim aus dem Maule, auch vermehrte Wärme in demselben, und beim Hervorziehen der Zunge Sehmerz zeigen. Wenn Eiterung entstellt nimmt die Geschwulst durch 6—8 Tage allmälig mehr zu, eine Stelle erweicht und es tritt eine weissgelbliche oder graue Flüssigkeit aus derselben hervor, welche im höchsten Grade stinkt. Die Oeffnung vergrössert sich allmälig und es gehen auch Theile der Drüsen und des umliegenden Zellgewebes durch Necrosis und Verjauchung verloren. In manchen Fällen öffnet sich der Abscess der Unterzungendrüsen im Maule zwischen dem Zungenbändchen und den Aesten des Unterkiefers, es fliesst dann eine stinkende, weissgraue Flüssigkeit aus ihm in das Maul, und aus demselben entsteht ein sehr übler Geruch.
Die Ursachen sind in vielen Fällen nicht sicher bekannt; in manchen Fällen ist offenbar Erkältung die Veranlassung, in anderen scheint aber Druck und Quetschung, z. 13. durch den Knebel der Halfterketten oder der Kinnkette an dem Entstehen des Uebels Schuld zu haben.
Die Prognosis ist zwar in der Kegel insofern günstig, als fast immer Heilung erfolgt; jedoch seltener durch Zertheilung, häufiger durch Eiterung und theilweise Zerstörung der Drüsen und des um sie liegenden Zellgewebes, wonach aber in der Regel keine üble Folgen zurückbleiben. In seltenen Fällen entstehen Speichelfisteln, welche jedoch, obgleich langsam, vollständig geheilt werden.
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1) An Hunden habe ich mehrere Fülle beobachtet, in welchen die Frosclige-schwulst ohne Entzfindungserscheinungeu entstanden war. Es fand sich der Aus-führungskanal der Unterkioferdrüse durch dicke Anschwellung verschlossen, sein Inhalt schleimartig verdickt; dunklere Utithung, vermehrte Wärme und Schmerz bestanden nicht, aber die Anschwellung erschwerte die Aufnahme der Nahruug und des Getränkes sehr. Täglich wiederholtes Touchiren der Geschwulst im Maule und äusserllch die öftere Anwendung der .Jod-Tinktur besserte den Zustand allmälig sehr bedeutend.
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Hbkiwiu, Chirurgie 3. Aull.
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146nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Entzündung der Zunge.
Die Kur ist in der ersten Zeit auf die Zertbeilung gerichtet, für welchen Zweck man die graue Merkurialsalbe im Kehlgange, im Umfange der leidenden Parthie, täglich 2—3mal gelind einreibt und dabei Einspritzungen in das Maul von Chlorwasser oder von verdünnter Salzsaure mit Honig oder mit Mehlwasser macht. Man nimmt z. B. 15,0 concen-trirter Salzsäure, 2 Quart Wasser und 120,0 Honig, oder statt des Wassers eben so viel Mehlwasser, und spritzt davon täglich 4 bis Gmal, jedesmal $ Pfund, in das Maul unter die Zunge, oder mau bringt die Flüssigkeit auf die leidende Stelle in demselben mittels eines sogenannten Pinselstocks (eines weichen, an das abgerundete Ende eines kurzen Stabes gebundenen Leinwandiappens). Bei grossen Schmerzen kann man auch äusserlicb Umschläge von Leinsaamen, von Bilsenkraut u. dgl. Mitteln machen. Man giobt den Thieren dabei weiches Futter und Mehltrank oder Kleientrank. Erfolgt in 6 bis 6 Tagen weder Zertheilung, noch der Anfang zur Eiterbildung, so reibt man die scharfe Salbe an der leidenden Stelle im Keblgangc ein. Findet sich eine Spur von Eiterung, so öffnet man bei Zeiten und setzt dann die Breiumschläge fort; bei schlechter Eiterung pinselt man das Geschwür mit Aloe oder Myrrhentinktur oder mit Terpenthinöl ans und wiederholt dies täglich, bis gute Eiterung entstanden ist, worauf man weiterbin nur für die notbige Reinigung zu sorgen hat. Sickert aber Speiche! aus der Granulation, so betupft man dieselbe mit Lapis infernalis, oder man spritzt eine Auflösung von diesem Mittel (1 : G destill. Wasser) täglich 1—2 mal und durch ü bis 4 Tage fortgesetzt in das Geschwür, worauf gewöhnlich bald eine feste Vernarbung erfolgt.
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Sechstes Capitol.
Entzündung der Zunge (Glossitis).
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Die Zunge ist bei den sämmtlichen HaussHiigethieren und zuweilen auch bei Yögeln, namentlich bei den Hühnern, der Entzündung unterworfen; im Ganzen ist jedoch diese Krankheit selten. Ihre Symptome sind: Die Zunge ist mehr oder weniger stark angeschwollen, derb, vermehrt warm, dunkelroth, zuweilen selbst bläulich, dabei wenig beweglich, so dass die Thiere wenig oder gar kein Futter in das Maul nehmen und dasselbe kauen können. In manchen Fällen ist die Anschwellung so bedeutend, dass die Zungenspitze viel über die Schneidezähne hervorsteht und von den letzteren tiefe Eindrücke erhält; dabei entstehen Blutextravasatü im Umfange der gedrückten Stellen und selbst Ex-coriationen; zuweilen finden sich auch dunkelrothe oder blaue Stellen, auch gelbe Bläschen, welche bald früher bald später platzen und eine gelbliche Jauche aussickern. In anderen Fällen entstehen gelbliche sul-zige und lympathische Anschwellungen neben dem Zungeiibändchen, und
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Entzüiuluug dor Zuuge.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;147
und fasst immer flicsst den Thiereii zilhei' Speichel aus dem Maule, der zuweilen sehr übelriechend ist.
Die Diagnosis der Zimgenentzxiiiduiigeii im Allgemeinen ist nach diesen Symptomen leicht zu uiachoii , jedoch zeigen sich in den speciel-leu Fällen, je nach der Art der Ursachen, einige Verschiedenheiten,
Die Ursachen sind in den einzeliicn Fällen verschieden, häufig entsteht die Entzündung durch mechanische Verletzungen, wie /.. B. durch zu scharfe Zahnspitzen, durch fremde Körper, welche mit dem Futter in das Maul gekommen sind, Glas, Nägel, Dornen u. s. w., zuweilen boissen sich die Thiero auch beim ungeschickten Kauen grob auf die Zunge, oder dieselbe wird durch scharfe, gedrehte Gebisse, besonders durch sogenannte scharfe und Doppelgebisse gequetscht, oder auch durch das Anbinden an das Gebiss, bei Pferden, welche die Gewohnheit haben, die Zunge hervorzustrecken, zusammengeschnürt und dadurch zur Entzündung gebracht. In manchen Fällen entstellt die letztere auch durch scharfe Stoffe, wie z. 13. wenn die Tliiere an frisch getünchten Wänden den Kalk ablecken, oder wenn sie die an anderen Stellen des Körpers angewendete Cantharidensalbe, Sublimatsalbe u. s. w. ablecken, wie auch : wenn ihnen bei dem Eingeben von Brechweinstein, Aetz- und Chlorkalk, Orotonöl, Schwefelleber u. (igl. ein Theil des Mittels im Maule sitzen bleibt u. s. w. —#9632; Als eine sehr bemerkenswertbe Ursache zu einer Art von Zungenentzündung ist auch noch das Milzbrand- (Anthrax-) Miasma zu nennen, durch welches eine Form der Antliraxkrankheit unter den Erscheinungen einer Entzündung der Zunge (Glossanthrax) erzeugt wird ').
Die mechanischen und die chemischen Einwirkungen geben sich bei gründlicher Untersuchung der Zunge, resp. der ganzen Maulhöhle, nöthi-genfalls mit Hilfe des Maulgatters, als Quetschungen, oder Wunden (die zuweilen fremde Körper enthalten), oder als Excoriationen und Bläschen zu erkennen; und der Glossanthrax zeigt sich durch die oben erwähnten blauen oder schwarzen Flecke, die gelblichen Bläschen und die gelblich-sulzigen Anschwellungen; ausserdeiu noch durch Fieber und grosse Schwäche der Tliiere.
Der Verlauf der Zungenentziindung ist je nach den angedeuteten verschiedenen Ursachen und nach deren oberflächlichen oder tieferen Einwirkung bald sehr kurz, bald auf eine längere Zeit von 8 bis 14 Tagen ausgedehnt.
Die Beurtheilung ist ebenfalls nach den verschiedenen Ursachen, nach dem Grade und der Dauer der Entzündung verschieden. 1st die Zungenentzündung durch oberflächliche Verletzungen erzeugt und sind die verletzenden Ursachen nicht mehr vorhanden, oder leicht zu beseitigen, so erfolgt die Heilung gewöhnlich sehr leicht; ist aber die Entzündung tief in die Muskelsubstanz der Zunge eingcdniiigen oder bestehen die Ursachen noch fort, so ist auch die Krankheit zuweilen sehr hartnäckig, wie dies besonders der Fall ist, wenn die Zungenspitze über die Schneidezähne hervorragt und von denselben beständig gedrückt und gereizt wird. In diesem Falle entstellt sehr leicht Brand an der Zungenspitze, in Folge dessen oft dieselbe auf eine Strecke von 2-8 Fingerbreite verloren gebt. Dabei können die Tliiere erhalten werden, dieselben erleiden jedoch für
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1) Von /; yhSaalaquo;, Zunge, - und ö hiOqk'S, Kohle.
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#9632;#9632;
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Entzündung der Zunge.
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einige Zeit, d. li. bis sie sich an den Verlust der Zungenspitze gewöhnt haben, beim Kauen eine Störung. — Die Einwirkungen scharfer Stoffe veranlassen gewöhnlich nur oherflächliche und leicht heilbare Entzündungen, bei welchen aber fast ininier ein Theil der Zungenschleimhaut verloren geht und die Ernährung ebenfalls durch einige Zeit gestört wird. — Die gefährlichsten Zungenentzündungen sind die vom Milzbrand, oder auch wenn sich Geschwüre bilden und sich Futterstoffe in dieselbe einsetzen; denn im ersten Falle besteht die Entzündung mit einer bösartigen Veränderung des Blutes, bei welcher der Tod durch Lähmung des Herzens, der Lungen u. s. w. plötzlich eintreten kann. Diüs ist jedoch nicht in jedem Falle absolut noting, denn die Erfahrung zeigt, dass der Glossanthrax in den meisten Fällen geheilt wird; wenn jedoch dabei ein sehr kleiner und beschleunigter Puls, beschwerliches Athmen, stierer Blick und kalter Schweis hinzutreten, ist stets grosso Gefahr vorhanden1). Die Behandlung hat zuerst die Aufgabe: die etwa noch fortwirkenden Ursachen wegzuschaffen, was je nach Art derselben: z. B. bei vorhandenen scharfen Stoffen durch das Ausspülen und Reinigen des Maules mit schleimigen Flüssigkeiten, mit Mehlwasser oder mit Milch, durch Entfernung fremder Körper, durch das Abfeilen oder Abhobeln der scharfen Zahnspitzen, und selbst durch das Wegnehmen der zu langen, der krumm-gewachsenen, und losen Zähne, durch das Weglassen der scharfen Mundstücke u. s. w. bewirkt wird. Gegen die Entzündung selbst macht man, wenn dieselbe in einem hohen Grade bestellt, einen reichlichen Aderlass und örtliche Blutentleerungen durch Scarificationen. Die letzteren sind bei heftiger Entzündung von der grössten Wirksamkeit. Man macht sie an der oberen Fläche der Zunge neben der Mittellinie derselben, bei Pferden gegen 1 — 2 Zoll lang und li - 4 Linien tief, an der unteren Fläche ebenfalls an beiden Seiten neben der Mittellinie, aber nur in der Hälfte der bezeichneten Länge. Die Blutung aus ihnen dauert oft ziemlich lange, so dass die Thiere zuletzt dadurch geschwächt werden und dass man sie durch Befeuchten der Wunden mit Essig u. dgl. stillen muss. Erscheint die Zungenspitze durch den Druck der Zähne bläulich oder schwärzlich gefärbt, so macht man die Einschnitte, einen vom anderen einen Finger breit entfernt, rund um die Spitze herum. Nach den Scarificationen wäscht man die Zunge fleis.sig mit recht verdünnter Salzsäure (1 zu 90 bis 120 Wassers), oder mit Chlorwasser, oder mit einem Gemenge von Wasser und Essig mit Zusatz von etwas Honig. Bestehen Excoriationen an der Zunge, so benutzt man zum Befeuchten des Maules eine Abkochung von schleimigen Mitteln. Ausserdem kann man bei recht heftiger Entzündung eine Auflösung von Glaubersalz, bei Anthrax auch verdünnte Säuren, im Getränk verabreichen, oder wenn die Thiere kein Getränk nehmen, muss man ihnen diese Mittel täglich ein- bis zweimal
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1) Bei dieser Form der Zungenentzuudung muss man, wie bei den Antbraxkrank-heiten überhaupt, alle Vorsichtsmaassrogeln anwenden, um sich selbst und die Gehülfen oder Wärter dos Thieres, sowie auch andere Thiere, gegen eine Infection zu sichern. Man vermoido namentlich die Einwirkung der Jauche aus den Bläschen oder des etwa beim Aderlass entleerten Blutes auf die Haut des menschlichen Körpers , und man lasse das Blut, auch niclit an solche Orte schütten, wo andere Thiere dasselbe lecken oder fressen konnten.
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Entzündung der SehiUldriise.
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vorsichtig einschütten. Die Bläschen oder die Gesclnviirchen hei der milzbrandigen Zungonentztindnng befeuchtet man mittelst eines sogenannten Pinselstockes täglich 4-6mal mit einem Gemenge von einem Theil Salzsäure oder Schwefelsäure mit vier bis fünf Theilen Wassers, und in der Umgegend des Kehlkopfes applicirt man äusserlich am Halse Ungt. Cantliariduni, oder ein Haarseil, oder das glühende Eisen, indem man mit letzterem vier bis sechs Punkte nehen einander brennt. Bilden sich nach einer Zungenentziindung Geschwüre in irgend einem Punkte der Zunge, so nuiss man dieselben nach jeder Futterzeit gründlich reinigen und mit einem aromatischen Infusum, zu welchem man bei grosser Tor-pidität noch etwas Aloe- und Myrrhentinktur liinzuthun kann, reichlich befeuchten, — Die Ernährung sucht man mehrentheils durch weiche oder flüssige Nahrung, Gras, gekochte Kartoffeln, Mehl- oder Kleientrank und dgl. zu bewirken.
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Siebeutes Capitel.
Die Entzündung der Schilddrüse.
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Diese Entzündung kommt bei Pferden, Hindern und Hunden vor; zuweilen leidet nur ein, in anderen Fällen leiden beide Lappen der Drüse. Die Erscheinungen sind: eine vermehrte wurme, massig schmerzhafte, derbe Anschwellung an einer oder an beiden Seiton der Luftröhre in der Gegend dos Kehlkopfes. Die Geschwulst vergrössert sich bald schneller, bah! langsamer, bei Pferden oft bis zur Grosso einer Faust, bei Hunden bis zur Grosse einer grossen Wallnuss, Nach etwa 3—4 Wochen verliert sich die vermehrte Wärme und die Scliinerzhaftigkeit, während häufig die Geschwulst zurückbleibt und zuweilen noch derber wird, als sie, in der ersten Zeit war. Die Drüse ist dann verhärtet, ein sogenannter Kropf, und bleibt so in den meisten Fällen für immer; aber anderweitige Störungen entstehen hierdurch nicht. Bei einer zweckmässigen und zeitigen Behandlung erfolgt oft Zertheilung, bei späterer und unpassender Behandlung tritt die bezeichnete Verhärtung ein. Bei Hunden trägt die Entzündung oft einen akuten Charakter an sich und führt zuweilen zur Eiterung. Es bildet sich dabei unter den gewöhnlichen Erscheinungen ein Abscess, der sich in etwa 8—10 Tagen nach der Entstehung reif zeigt und sich entweder selbst üffnet oder bucht geöffnet werden kann. — Als Ursachen sind bei Pferden Quetschungen durch die Halfter, den Kopperriemen, und bei Hunden durch das Halsband (namentlich durch metallene Halsbänder) /.n beschuldigen; zuweilen scheint Erkältung, und in Gebirgsgegenden der Genuss von kalk- und gypshal-tigein Wasser') die Veranlassung zu sein, ähnlich wie bei dem Kropf des Menschen; in einzelnen Fällen waren die Ursachen nicht zu entdecken.
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1) In den Kreisen Süder- und Norder - Ditbmarschou In Holstein luvt man die
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Kntzi'milmifi; der Schilddiiise,
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Die Behandlung. Wenn die Entzündung frisch entstanden ist, giebt mau innerlich kühlende und abführende Salze, bei Hunden ein Brechmittel, und hält dabei die Thieve in recht magerer Diät Die etwa entdeckten Ursachen beseitigt mau, und wo Verdacht auf die Mitwirkung
des Wassers bestellt, liisst man anderes Trinkwasser besorgen, oder, wenn dies nicht zu beschaffen ist, liisst mau das bisherige Trinkwasser vor der Anwendung abkochen, oder mit einem glühenden Holzbrande ablöschen. Aensserlich reibt man täglich 2mal die graue Quecksilbersalbe ein und macht darüber Umschläge von Schierlingskraut oder Belladonna- oder Bilsenkraut u. dgl, Zeigt aber die Entzündung einen tor-piden Charakter und nimmt sie einen chronischen Verlauf, so kann mau scharfe Einreibungen, etwa alle 8 Tage wiederholt anwenden. Hierzu muss man bei Hunden au der betreffenden Stelle die Haare abschecreu und über die Salbe eine Binde um den Hals legen, damit sie die Salbe nicht abkratzen.
Ist bei Hunden ein Abscess in der Drüse entstanden und völlig reif, so öffnet man ihn mit einem schmalen Bistouri (dessen Schneide gegen den Unterkiefer gekehrt), worauf gewöhnlich blutiger Eiter ausfliesst. Hierauf untersucht man mit der Fingerspitze oder mit einer Sonde, wie weit sich die Höhle gegen die Brust hin erstreckt. 1st sie tiefer wie einen Finger breit, so .schneidet man den unteren Band durch; Gefahr ist dabei nicht vorhanden. Der Eiter ist nämlich meistens schon aus der Drüse ausgetreten und die Höhle befindet sich im Zellgewebe nur unter der Haut. Mau macht dann durch einige Tage lauwarme Bähungen von gclind aromatischen Mitteln, Kaimlleninfusum u. s. w. Die Heilung erfolgt leicht. Ist die Haut torpide und will sie sich uiclit mit den Muskeln vereinigen, so bestreiche mau ihre innere Fläche von Zeit zu Zeit mit Höllensteinauflösung oder mit Cantharidentinktnr.
Geht die Entzündung in Verhärtung über, so liisst man die Jodsalbe (.Jod 2,00, Jodkali 4,00 und grüne Seife 30,0) täglich zweimal einreiben, aber nach drei bis vier Tagen immer einmal hiermit aussetzen. Hundcu kann mau auch das Jod innerlich geben, je nach der Grosso der Thiero 00,3—12, täglich ein- bis zweimal in Latwergen, Pillen oder auch in Auflösung. Auch mit dieser Anwendung darf immer nur zwei bis drei Tage fortgefahren werden, worauf man eine Pause durch 24 bis 48 Stunden macht und dann das Mittel fortsetzt.
Bei dem torpiden Bindvieh leistet oft die Einreibung einer recht scharfen oder einer ätzenden Salbe noch die besten Dienste, z. B. Ung. Cantharid. 15,0, Aetz-Sublimat oder fein pulv. avsenigo Säure 2,00 zusammengemengt, 3 Tage nach einander täglich einmal eingerieben. Es entsteht Entzündung und Absterbung der Haut, nachher eine reine Ge-schwüiHäche und Heilung. —
Kann man durch diese Mittel die Auflösung und Zevtheilung der Kropfgeschwulst nicht bewirken, und wünscht der Eigenthümer dennoch,
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Entzündung dieser Drüsen, der Ohrdn'iscn und der Kehlgangs- und andern Lymphdrüsen häufig zugleich neben einander bestehend gefunden und als Ursache den Genuss des zu sehr mit Kochsalz und Natron gesättigten Trinkwassers angenommen. Die Ursache ist demnach eine enzootischc. Die Entzündung geht oft in Induration und krebsähnlicho Geschwüre über.
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Entzündung der Drosselvene.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 151
dass dieselbe beseitigt werde, so kann man das verhärtete Organ ex-stirpiren, was jedoch mit grosser Vorsicht geschehen muss, weil die Drüse mit starken Blutgefässen unmittelbar von der Carotis her, reichlich versehen ist; und ferner, weil ihre Arterien und Venen mit denen des andern Lappens anastomosiren, Hei entstehenden Verletzungen dieser Gefiisse müssen deshalb auch immer beide Enden derselben unterbunden werden. — Zur Ausführung dieser Operation werden die Thiere niedergelegt. Man macht über die Mitte der Geschwulst in der Längen-richtung des Halses, mittelst Bildung einer queren Hautfalte, einen gros-sen Hautschnitt, durchschneidet dann den Halshautmuskel; präparirt diesen und die Haut von der Geschwulst ab, umgeht dieselbe mit dem Finger oder Scalpcllstiel, so dass man die Gefiisse fühlt, zieht sie etwas hervor, und unterbindet die Gefiisse, nachdem man dieselben umgangen, so dass von der unteren Schilddrüsenarterie ein, wenigstens 2 Cm, langes Ende an der Carotis verbleibt und schneidet sie dann durch. Eben so verfährt man an der obern Sclülddrüscnarterie und an den Venen, bei letzteren aber noch vorsichtiger. Darauf sucht man an der vorderen Seite des Halses die Anastomosen, deren gewöhnlich vier bis acht sind, auf, unterbindet sie alle doppelt und durchschneidet sie. Zuletzt durchschneidet man das Querband zwischen den beiden Lappen der Drüse und entfernt die Geschwulst. In Folge dessen bleibt eine grosso Höhle, in welcher ein Theil der Luftröhre und die Gefässe frei liegen; daher muss man einen schützenden Verband umlegen. Man macht zu diesem Zwecke ein gegen 1J Einger dickes Wergpolster, legt es in die Wunde und heftet mit drei einzelnen Heften die Wundränder wieder zusammen. Das unterste Heft darf nicht zu nahe am unteren Wundwinkel sein. Erst mit zwei bis drei Tagen, wenn der Eiter sich in Tropfen am unteren Wundwinkel gezeigt hat, öffnet man den Verband, nimmt das Werg heraus, reinigt die Wunde mit lauwarmem Wasser und legt frisches Werg hinein. Dies setzt man drei bis vier Tage fort; unterdessen ist guter Eiter und Granulation eingetreten, man lässt nun das Werg weg, und zieht die Wundränder locker zusammen, so dass sie sich berühren. Die Heilung erfolgt in vierzehn Tagen bis drei Wochen. Die Unterbindungsfäden lösen sich in vier bis acht Tagen los; vor diesem Termin darf man nicht an ihnen zupfen, weil sonst ein Durchreissen der Blutgefässo an der Unterbindungsstellc und Blutung entstehen könnte.
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Achtes Gapltel.
Die Entzündung der Drosselvene (Phlebitis1) s. Thrombosis Venae jugularis) und die Ader- oder Aderlassfistel.
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Nach dem Aderlässen an der Hals- oder Drosselvene hat man öfters, namentlich bei Pferden und Rindvieh, mehrerlei pathologische Folgen
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1) Von qiXtip, Phlebs, die Ader.
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Kntzundnng der Prosselvone,
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eintieten sehen, welche man gewöhnlich, weil laquo;liosolbon änsserlich mit Entzflndungsevscheinungen verbunden sind, ohne gehörige Sonderung zu allgemein nur als Venenentzündung1) oder in ihren späteren Stadien nur als Aderfistel bezeichnet hat. Genauere anatomische Untersuchungen hatten aber schon lange gelehrt'), class dabei auch die Bildung von Blutpfröpfen (Thrombus, S. R7) ein sehr wesentlicher Moment ist.
Man darf daher diese Folgeleiden nicht einseitig auffassen, denn dieselben sind in ihrem Verlaufe zusammengesetzt; a) aus den Symptomen der Verletzung und der örtlichen Entzündung; b) aus denen der Verstopfung des Lumens der Vene durch einen Blutpfropf (Thrombus), c) aus denen der Eiterung, d) oft ans denen einer allgemeinen Reizung und e) zuweilen aus denen der embolischen Störungen oder der Blutvergiftung (S. 67).
Wenn eine Entzündung der Drosselvene nach dem Aderlassen entstellt, schwillt nach 24—48 Stunden die Haut, das Zellgewebe und zuweilen auch die Vene an der Operationsstelle ein wenig an; die Geschwulst ist gewöhnlich im Umfange rundlich, an der Wundstelle am meisten erhöht, dabei etwas derb, heiss und bei der Berührung schmerzhaft. Wenn man nach 24 Stunden die Nadel wegnimmt, welche zum Verschliessen der Hautwunde diente, so gehen die Wundrauder oft sogleich oder erst nach 2—.quot;i Tagen aus einander, es sickert ans der Wunde etwas zersetztes, schwarzes Blut, und in ihr findet man im Bindegewebe zwischen Haut und Vene ein Blutgerinnsel (von Manchen „äus-serer Thrombusquot; genannt), welches sich oft bis zwischen die Wundränder der Vene selbst erstreckt. Diese Erscheinungen können jedoch auch vorhanden sein, wenn blos ein Blutextravasat, im Zellgewebe unter der Haut, oder wenn eine oberflächliche Entzündung dieser Theile besteht, und sie beweisen daher für sich allein noch nicht mit Sicherheit die Existenz einer Entzündung der Vene. Man kann dieselbe so lange bezweifeln, als noch die Ader weich ist und in ihrer ganzen Länge bis über die Aderlassstelle hinaus glciohmässig vom Blute ausgedehnt wird, wenn man die Ader an ihrem untern Ende mit den Fingern comprimirt; füllt sie sich aber hierbei unter der Operationsstelle nur sehr langsam und unvollständig an oder bleibt sie ganz leer, so ist sicher die Entzündung mit plastischer Ausschwitzung an der äussern Fläche der Vene, mit Verdickung der Häute derselben, und. die Bildung eines Thrombus in der Ader vorhanden. Nach etwa ö bis 8 Tagen tritt eiterähnliche Flüssigkeit aus der Aderlasswunde und man kann mit einer Sonde in dieselbe ho-
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1)nbsp; John Hunter hatte zuerst nach eigener Untersuchung die Aderfisteln der Pferde als Venenentzündungen bezeichnet (Medic. Com. v. d. Gosollsch. d, Aorzto in Edinburg. Altenburg, Th. 3. 8. 4G6), und es sind ihm die meisten Pathologen und die Thierürzte lange Zeit gefolgt. Dem entgegen hat Meinel (Physiolog. und patholog. Versuche über Veneneutzündung; im Arch. f. physiol. Beilk. v. Rosor u. Wunderlich, 1848. 1. Hälfte, Aufsatz Nr. 7.), so viel es mir bekannt, zuerst nachgewiesen, dass der Zustand eine Entzündung der inneren Venenhaut nicht sein kann, weil diese Membr. intima keine serosa ist und keine Blutgefässe hat.
2)nbsp; Schon Lafosse (Gours d'bippiatriquo, p. 285) bat das Vorhandensein des Thrombus gekannt, aber nicht dessen Entstehung und Bedeutung im Krankheitsprozesse; die franz. Thierärzte nonnon jedoch die ganze Krankheit jetzt noch Thrombus und Thrumbus.
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Entzöndung ilor Drosselvene
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rizontal 2—BCm, tief, und oft noch tiefer eindringen1). Ivs besteht nun eine Aderlassfistel.
Zuweilen bleibt die Entzündung auf einen geringen Grad und auf den ersten Umfang beschränkt, in den meisten Fällen wird, sie aber, bald schnell bald langsam, heftiger und breitet sich weiter aus. Dieses geschieht in der Kegel nach dem Kopfe zu, sehr selten nach abwärts. I)ie Vene tritt strnugförmig und verdickt hervor, oft bis unter die Ohr-drüso, so dass auch diese hervorgedrängt wird; die Zweige der Vene sind von Blut erfüllt, zuweilen ist die ganze Seite des Halses ödematös angeschwollen, bald mehr bald weniger schmerzhaft, dabei die Bewegung desselben und oft auch das Kauen erschwert. Oft bestellt auch Reizfieber. — Nach und nach wird an der Aderlassstelle die Anschwellung grosser, derber, heisser, schmerzhafter; die Wundränder sowohl an der Haut wie auch an der Vene werden dicker, oft schwielig derb (cal-lös). sie biegen sich um, oft wachsen grosse Fleischwarzen hervor und die Eiterung ist reichlicher. Doch ist die Menge des Eiters nicht immer der übrigen Grosse des üebels entsprechend; derselbe ist in der ersten Zeit mehr dünnflüssig, später mehr consistent und oft mit Flocken oder Stücken von geronnenem Fasserstoff oder auch von Blut gemengt.
In manchen Fällen finden sich, bald früher bald später, Hlutungen aus der Fistel, besonders beim Kauen der Nahrungsmittel. Diese Klu-tuugen wiederholen sich oft und sind zuweilen so reichlich, dass sie die Thiere sehr schwächen; bei ganz ruhigem Verhalten der letztern hören sie aber gewöhnlich bald auf.
Zuweilen schliesst sich die Fistelöffnung, aber nach einiger Zeit entsteht an ihr eine neue Entzündnngsgeschwulst und ein Abscess, welcher wieder bis in die Ader führt und im weitern Verlaufe sich ganz wie andere Aderfisteln verhält.
In noch anderen Fällen bildet sich ein (zuweilen auch ein zweiter) Abscess über der alten Fistelöffnung. Diese Abscesse bekomnieu gewöhnlich sehr grosse Oeffnungen, so dass mau einen Finger durch dieselben bis in das Lumen der Vene einführen und letzteres untersuchen kann.
Wenn bei der Venenentzündung sich der Blutpfropf schnell bis zu dem Umfange vergrössert, dass er die ganze Ader verschliesst und den Durchgang des Blutes hindert, — sei es gleich vom Anfange an oder im weitern Verlaufe. — so entstellt wegen der Anstauung des Blutes im Gehirn fast immer ein stumpfsinniger Zustand, sich äussernd durch Nie-drighalten des Kopfes, geringe Aufmerksamkeit u. s. w., oft wie bei dem Dummkoller. Bei langsamer Bildung des Thrombus bemerkt man diese Zufälle nicht, — weil hier die Seitenzweige der Vene sich allmälig erweitern und den Rückfluss des Blutes vermitteln können.
In einzelnen, sehr seltenen Fällen finden sich hei der Aderfistel auch Zufälle einer asthenischen Lungenentzündung in Begleitung eines bald mehr bald weniger heftigen Fiebers ein. Diese, immer sehr gefährlichen Zufälle entstehen durch direktes Fiufliesseu des Biters oder der aufgelösten Thrombusmasse in den untern Theil der Drosselvene und von hier durch das Herz in die Lungen.
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1) Das Sondiren darf nur selten und so vorsichliff geschehen, duss Reizung ebenso die Zerstörung dos Thrombus und Blutung vermieden werden.
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154nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Entzündung der DrosseWene.
Der amatomisch-pathologische Befand bei der Entzündung der Drosselvene ist verschieden nach der Dauer und nach der Heftigkeit des Leidens. In der ganz ersten Zeit findet man nur den äussern Thrombus in die Vene hineinragend und es scheint die Entzündung in den Wandrändern der äussern Vencnhaiit anzufangen, da man nur sie etwas verdickt, ge-röthet und schmerzhaft findet. Nach 2 his 3 Tagen ist diese Haut in grösserer Ausdehnung verdickt, zum Theil von Serum und Faserstoff in-filtiirt, mehr derb und die innere Haut ist um die Wunde von einer dünnen Schicht Dlut oder Blutfaserstoif bedeckt. Von dieser Stelle an der Wunde aus bildet sich ein Pfropf von geronnenem Blut (Thrombus), der allmälig länger und dicker wird und zuletzt die ganze Vene verstopft. Das Wachsen in die Länge und die Verschliessang der Vene geschieht immer vorwärts, dem Blntstrome entgegen, bis zum nächsten grössern Seitenaste, und das Wachsen in die Dicke erfolgt durch neue Schichten von Blut und Faserstoff im äussern umfange des Blutpfropfs. Man erkennt diesen Gang der Ausbildung daran: dass das vordere (obere) Ende des Thrombus stets ganz so roth und weich ist wie frisch geronnenes Blut, wogegen das hintere oder untere Ende weiss und derb erscheint wie alt geronnener Faserstoff; und bei Querschnitten zeigen sich die einzelnen Schichten wie Ringe auf einander liegend. — Bei eingetretener Eiterung findet man diese auch in kleinen Höhlen, in denen der Thrombus der Letztern stellenweis geschwunden, niebt mehr überall fest mit der innern Venenhaut zusammenhängend, die Letztere mehr rauh und mit kleinen Wärzchen besetzt ist. — Wenn der Thrombus bei einer nur kurze Zeit bestandenen Entzündung durch Resorption beseitiget wird, bleibt die Vene vollständig offen; wenn aber nach schon eingetretener Eiterung eine Heilung stattfindet, so verwächst die Ader gowöhnllich nach oben und nach unten bis zum nächsten grossen Seitenast,
Nach der Ansicht einiger französischer Tliierärzte') liegt allen diesen Veränderungen und den Erscheinungen am lebenden Thiere keine primitive Entzündung zum Grunde, sondern es wird in der Regel zuerst an der Aderlassstelle der äussere und innere Thrombus durch einfache Blutgerinnung erzeugt; derselbe ruft dann, indem er drückend und reizend, als fremder Körper auf die, Venenwände wirkt und den Blutlauf hemmt, die erwähnten Symptome hervor, wobei später auch örtliche Entzündung, namentlich nur in der Zellhaut (Membrana adventitia) besteht. Dass die innere Haut nicht entzündet wird, weil sie keine Blut-gefässe hat, ist durch Meinel nachgewiesen2).
Die Ursachen der Venenentzündung sind zum Theil in einer zu grossen Reizung der Aderlasswunde zu suchen, jedoch nicht darin allein, weil sonst die Entzündung viel häufiger vorkommen müsste, als es wirklich der Fall ist; man beschuldigt besonders den Gebrauch nicht recht scharfer, oder unreiner, verrosteter Instrumente, so wie auch die Verletzung der Venenklappen, aber ebenfalls ohne Grund, wie ich dieses nachgewiesen habe'). Wichtiger ist das zuweilen zu starke Schlagen
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1)nbsp; nbsp;St. Simon, im Journ. de Med voter. Je Lyon. 1855. T. IX. 247. Oourdon. Elements do chirurg. vot. T. II. p. 483.
2)nbsp; Antnork. 1. oben S. 152.
3)nbsp; S. Magazin für die ges. Thierheilk. Bd. 3C1I. S. 500.
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Enlzündmig der Drosselvene.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 155
auf die Ader und deren Umgebung bei dem Aderlassen mit der Fliete und mit einem harten Schlägel, die Reizung mit dem Helper'schen Trichter und mit Medikamenten bei Infusionen, noch mehr das Reiben und Scheuern der Aderlasswundo, welches die Thiere sich selbst an Krippen u. s. w. znfügen, oder welches ihnen durch um den Hals gelegte Stricke oder Ketten zugefügt wird. Vielleicht auch das Einbinden von Haaren in die Wunde. Oft scheint eine besondere, der rheumatischen verwandte Krankheitsconstitution, und wahrscheinlich eine hierbei bestehende zu plastische Beschaffenheit des Blutes an dem Entstehen des Hebels Antheil zu haben, da die Venenentzündung in manchen Zeiten selbst unter den Händen geschickter Thierärzte hilufig entsteht, während sie in andern Zeiten, selbst bei der Einwirkung jener äusserlichen Gc-legenheitsursacben, nicht vorkommt. — Es ist auch ein Fall bekannt, wo die Entzündung der Drosselvene ohne äussere Veranlassung entstanden war').
Der Verlauf der Venenentzündung ist, sich selbst überlassen, stets chronisch. Es dauert oft die Entzündung und die Fistel durch ')—i Monate, ehe gänzliche Verwachsung der Vene und dadurch die Schliessung der Fistelöffnung erfolgt.
Wenn Absccsso über der Aderlassstello entstehen, erfolgt in der Regel bald Heilung. In unglücklichen Fällen erstreckt sich zuweilen die Entzündung der Vene und die Eiterung bis in oder an den Schädel und es entsteht dann Dummkoller, oder Schlagfluss und Lähmung, und wo sich Eiter oder Theilchen des Thrombus in den untern Theil der Vene senken, entstehen Stockung und Reizung im Lungengewebe, Abscesse, Zehrfieber und der Tod. Zuweilen werden die Thiere auch durch den oft wiederholten Blutverlust sehr geschwächt, oder selbst in Lebensgefahr versetzt. — Durch zweckmässige Behandlung ist die Venenentzündung schneller und besser zu heilen, namentlich wenn das Ucbel noch neu ist und in einem solchen massigen Grade besteht, dass der Durchgang des Blutes durch die Vene noch theilweise stattfindet.
Die Behandlung. — Thiere mit beginnender Aderfistel müssen möglichst ruhig gehalten, dabei hoch und so angebunden werden, dass sie sich an der Aderlassstelle nicht reiben können; ebenso muss man alle andern Veranlassungen hierzu, wie z. B. durch Geschirre, durch die Zügel oder die Führungsleine, so Avie auch alles, was den Rückfluss des Blutes stört oder ihn übermässig stark zur Aderlassstelle erregt, z. B. enge Kummtgeschirrc, zu hoch liegende Brustblätter und dergl. vermeiden, und die Thiere dürfen nur weiches, leicht zu kauendes Futter in geringer Menge erhalten. Die entzündete Stelle am Halse befeuchtet man in den ersten 4—5 Tagen recht oft wiederholt mit kaltem Wasser, oder mit Wasser und Essig, oder wenn ein rheumatisches Leiden im Thiere besteht, mit einer Auflösung von Kali carbonicum lauwarm, Des Abends bestreicht man die Stelle mit Ung. Hygrargyri cinereum oder mit grüner Seife recht reichlich. — Sind die Entzündungszufälle heftig oder nehmen sie zu, steigern sich namentlich die Schmerzen und erscheint die Vene bereits derb, so macht man warme Breiumschläge von schleimigen und narkotischen Mitteln und benutzt des Abends ebenfalls
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1) S. Magazin für die ges. Thierheilk. Bd, VI. S. 318.
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Entzündung der Drosselvene
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die graue Merkurialsalbe oder die grüne Seife, Diese Mittel wendet man so lange an, bis die Vene wieder weich erscheint und gutartige Kite-rung entsteht. Sehr oft schliesst sich dann die ()laquo;ft-imng ohne weitere künstliche Behandlung; geschieht dies aber nicht, so ist gewöhnlich ein örtliches llinderuiss, und zwar verdickte, kallöse Beschaffenheit der Wundränder vorhanden. In diesem Falle betupft man die Ränder einen Tag um den andern mit Lapis inferualis, im Ganzen etwa '2 bis .'! Mal und wartet dann durch etwa 8 Tage die weitere Vernarbung ab; erfolgt dieselbe aber nicht, so spaltet man auf einer vorher eingebrachten Hohlsonde die verdickten Ränder, besonders den obern, von innen nach aussen durch. Es ist genügend, wenn man nur einen Einschnitt, und zwar so lang, wie die verdickte oder verengte Stelle in der Vene besteht, macht, und es ist unnötliig, ja selbst gefährlich, das Aufspalten durch die ganze Wand der Vene so weit, wie die Höhle besteht, zu bewirken, weil bei der Lockerung dos Blntpfropfs am obern Ende der Höhle oder der Fistel leicht eine heftige Blutung eintreten kann,
Ist eine Aderfistel schon seit einiger Zeit bestehend und ist die kranke Vene durch die Haut als völlig derb zu fühlen, so fruchtet gewöhnlich die im Vorstehenden angegebene Behandlung nichts, und es ist daher am besten, mit derselben keine Zeit zu verlieren, sondern sogleich zur Anwendung der kräftigsten Reizmittel überzugehen. Der Erfahrung zufolge leisten öfters wiederholte Einreibungen von Eng. Can-tharidum, oder die Applikation des glühenden Eisens auf die Haut längs der kranken Vene bei diesem Zustande fast immer die besten Wirkungen. Jene Salbe wird, nachdem die Maare auf der kranken Stelle etwa '? Querfinger breit und so lang, als eine Spur der Verhärtung sich fühlen lässt, abgeschoren sind, in der Dicke eines Strohhalms aufgestrichen, und die Anwendung nach Zwischenzeiten von 5 — 8 Tagen noch 2~;5 Mal wiederholt. Zuweilen bilden sich hiernach ebenfalls noch die bereits oben angedeuteten Abscesse, in andern Fällen bleiben dieselben aus, aber die Heilung erfolgt in einem, wie im andern Falle durch allmälige Resorption der ausgeschwitzten plastischen Stoffe und zuletzt durch gänzliche feste Verwachsung der Vene. — Das Glüheisen wird auf die Haut Im Verlaufe der kranken Vene entweder in 2—3 langen Strichen, oder in nahe zusammenstehenden Punkten applizirt und wirkt auf dieselbe Weise.
In denjenigen Fällen, wo aus der Fistelöffnung, trotz der im Vorstehenden bezeichneten energischen Behandlung oft wiederholt Blutungen erfolgen, bleibt gewöhnlich nichts Anderes übrig, als die Vene über der offenen Stelle zu unterbinden. Man wühlt hierzu, wenn sich eine noch nicht entartete Parthie der Vene untnrhalb der Theilnng derselben vorfindet, diese Stelle, im Nothfall aber legt man die Ligatur auch auf die entartete Vene selbst. Zur Unterbindung benutzt man immer ein halbfingerbreites Band; und nach derselben schneidet man unter der unterbundenen Stelle die Vene vollständig durch, um jede Spannung und Zerrung an der Unterbindungsstelle zu vermeiden. Die Pferde müssen nach der Operation während der ersten 6—8 Tage andauernd stehen, dürfen in den ersten Tagen nur Getränk und in den letzton Tagen nur angenetzte Kleie zur Nahrung erhalten, um das Kauen und den damit verbundenen starken Blutandrang zur ünterbindungsstelle möglichst zu vermeiden. Auch ist es zweckmässig, die Thiere fortwährend
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Naboleutzündung.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 157
unter Aufsicht zu lassen, damit bei einer vielleicht an der Untorbindungs-stelle erfolgenden Zerreissung und Blutung sogleich die nöthige Hilfe durch Compression der Vene über dieser Stelle u. s. w. geleistet werde, bis der Thierarzt hinzugerufen ist und eine neue Unterbindung macht. Die Unterbindungsstellc selbst wird bis zum Abgange der Ligatur unberührt gelassen und dann nur von Zeit zu Zeit einmal oberflächlich gereinigt, bis die Heilung erfolgt ist.
Französische Thierärzte1) haben inehrfilltig die Heilung der Aderfistel durch Unterbindung und Ausschäluiig der entarteten Vene zu bewirken gesucht, — ein sehr eingreifendes und nicht immer gefahrloses Unternehmen, welches nicht nöthig ist.
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Neuntes Capitol.
Die Nabelentzündung. (Nabelgeschwulst.) Oraphalitis.
Bei neugebonien Füllen und Kälbern, höchst selten bei anderen Thieren, findet sich zuweilen am Nabel eine Geschwulst, welche vermehrt wann und schmerzhaft ist, bei Thieren mit weisser Haut auch dunkel geröthet erscheint, an der Oberfläche elastisch weich, in der Mitte aber mehr derb ist. Das iiussere Ende der Geschwulst erscheint blutrünstig, zuweilen mit Fiter bedeckt und in seltenen Fällen auch von Harn befeuchtet. Bei genauerer Untersuchung erkennt man, dass innerhalb der Haut das beim Abreissen der Nabelschnur zurückgebliebene Ende derselben, bestehend aus offenen Gefässmündnngen und der um-liüllenden Haut, die Geschwulst bildet. Ist das Uebel bereits 8—14 Tage alt. so zeigen sich die genannten Theile mehr hart und wulstig verdickt, und aus ihrer Mitte tröpfelt von Zeit zu Zeit Eiter hervor. In diesem Zustande bezeichnet man das Leiden als Nabelgeschwür oder Eiternabel. Bei diesen örtlichen Zufällen zeigen sich manche junge Thierc übrigens ganz munter, während andere traurig sind, zuweilen mit den Füssen nach dem Leibe schlagen, öfters mit dem Schweif wedeln, sich auch zuweilen niederwerfen, wie bei Kolikschmerzen. Finden sich unter diesen Umständen Fieberzufälle hinzu, oder kehren die Kolikschmerzen öfters wieder und dauert der Ausfluss des Eiters längere Zeit fort, so gehen die Thiere fast immer, bald früher bald später, zu Grunde.
Die Ursache dieser Entzündung und Schwärung am Nabel beruht in der nicht erfolgten Vcrschliessung der Nabelgefässe, besonders der Na-belvene, zur Zeit der Geburt oder anmittelbar nach dem Abreissen des Nabelstranges zu dieser Zeit, und wie es scheint, durch Thrombosis, wie an der Jugularis. In wie weit das gewöhnlich erfolgende Abreissen selbst eine Mitveranlassung zum Entstehen tier schleichenden Entzündung ist?
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1) Rey, iui Jouni. de vaii. vet. de Lyon. 1855. T. X. p. 242. Journ. des VeU'r, du midi T. XVIII. p. 347.
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158nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Hodenentzundung.
lässt sich nicht genau nachweisen; allein es steht fest, dass nach dem Abbinden des Nabelstranges nahe am Leibe die bezeichneten Zufälle nicht entstellen. Die Ursache der Kolikzufälle und des später erfolgenden Todes scheinen in der fortschleichenden Entzündung der Nabelvene bis zur Leber,—wie mau dieses bei Sectionen der gestorbenen Thiere oft gefunden hat, begründet zu sein.
Die Beurtheilung ist stets nur mit Vorsicht zu machen, da die jungen Thiere von der Entzündung sehr leiden und die fortschleichende Entzündung an der Vene sich iiussorlich nicht wahrnehmen lässt; indess ist die Hoffnung zur Erhaltung der Thiere und zur Beseitigung des Uebels in denjenigen Fällen vorwaltend, wo keine Eiterung und weder Kolikzufälle, noch Fieber bestehen; unter entgegengesetzten umständen ist, wie oben angedeutet, ein übler Ausgang, und zwar zuweilen sehr schnell, zu erwarten.
Die Behandlung wird nach mehrfälltigen Erfahrungen, am besten durch Bestreichen der ganzen entzündeten Stelle mit Lapis infernalis eingeleitet, um hierdurch eine adhäsive Entzündung in den offenen Gefässen und Verwachsung derselben zu erregen. Hiernach kann die Geschwulst in der Umgebung der geätzten Stelle mit schleimigen Mitteln, oder bei grosser Hitze auch mit Bleiwasser oft befeuchtet werden. 1st bereits Eiterung in der Geschwulst zu bemerken, so ist ebenfalls der Lapis infernalis, oder ein Gemenge von einer Auflösung des Zinkvitriols (4,00) und dos Bleizuckers (8,00) in Wasser (90,0) zum Bestreichen der eiternden Stellen zu benutzen. Schliesst sich hierbei die Vene nicht, so kann man, nachdem das Thier auf den Rücken gelegt ist, ihre untere Wand auf einer Hohlsonde bis an den Nabelring aufspalten, und dann die blossgelegte Fläche mit Lapis infernalis bestreichen und weiter verfahren, wie angegeben ist. Bestehen bereits Kolikzufälle, so macht man in einem grösseren Umfange um den Nabel Einreibungen von Linim. am-moniatum, oder von Brechweinstcinsalbe (Tart. stib 2,00 Adip. suil. SS0,0). Dabei giebt man innerlich Calomel, oder Salpeter und Glaubersalz in schleimigen Abkockungen oder Emulsionen, und applizirt Clystiere von schleimigen Mitteln. Das diätetische Verhalten muss dabei neben der Muttermilch in einem massig warmen Stalle und in recht reiner und reichlicher Streu bestehen.
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Zohntos Cnpitel.
Die llodenontzündung. Orchitis.
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Die Entzündung der Hoden kommt bei den männlichen Haussäuge-thieren nur selten vor, verschont jedoch keine Gattung derselben. Sie ergreift entweder nur einen oder beide Hoden und äussert sich durch folgende Symptome; die Thiere gehen etwas gespannt mit den Hinter-fassen und bei den höheren Graden des Uebels lahmen sie mit dem
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Hodenentzündung.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 159
Hinterfusse der leidenden Seite sehr heftig. Bei der Untersuchung des Hodensackes findot man den einen Hoden oder beide vergrössert, vermehrt warm, sehr derb, bei der Berührung schmerzhaft, ausserdem ist er in der Regel mehr in die Höhe gezogen. In manchen Fällen ist das Scrotum unter dem kranken Hoden ödematös angeschwollen, so dass man Fingerdrücke in dasselbe machen kann. Leiden beide Hoden, so ist diese Anschwellung immer wehr bedeutend und zuweilen bis zur Vorhaut ausgedehnt, und in den meisten Fällen besteht Fieber.
Die Ursachen der Hodenentzündiing bestehen in den meisten Fällen in mechanischen Verletzungen durch Hufschläge, Stiisse und Schläge mit Ruthen u. dgl.; in manchen Fällen sind aber offenbar Erkältungen als Ursachen zu beschuldigen, und in noch andern Fällen scheint eine Affection des Lymphgefiisssystems dem Uobel zum Grunde zu liegen; denn mehrmals hat man bei Pferden nach der Hodenentzündung den Rotz und Wurm ohne weitere Veranlassung entstehen sehen.
Der Verlauf der Hodenentzündung ist in den meisten Fällen chronisch und der Ausgang häufig Verhärtung oder fleischähnliche Entartung; in manchen Fällen ist der Verlauf aber auch mehr akut und das Uebel geht dann gewöhnlich in Verwachsung mit der besondern Scheidenhaut über. Zuweilen scheint auch die letztere .selbst an der Entzündung wesentlichen Antheil zu nehmen, da man sie bei Castrationen nicht selten bedeutend verdickt findet. In einzelnen Fällen geht die Entzündung in Eiterung über.
Die Prognosis ist in denjenigen Fällen günstig zu machen, wo die Hodenentzündung von mechanischen Verletzungen allein entstanden, zeitig erkannt ist und einer zweckmässigen Behandlung unterworfen wird; dagegen muss man einen üblen Ausgang, Entartung des Hodens und Störung oder Aufhebung der Zeugungsfähigkeit befürchten, wenn beide Hoden in hohem Grade an der Krankheit leiden, wenn diese in Folge rheumatischer oder dyskratischer Einwirkungen entstanden und wenn das Uebel nicht zeitig zweckmässig behandelt worden ist. In denjenigen Fällen, in welchen man Veranlassung hat, auf eine im Körper bestehende lymphatische Dyskrasie zu schliessen, wie z. B. bei oft wechselndem Appetit, bei stellenweis schlechtem, glanzlosem Haar, bei oft entstehenden ödematösen Anschwellungen der Küsse u. s, w. muss man fürchten, dass bei oder nach der Hodenentzündung die Rotz- oder Wurmkrankheit hevvotreten werde.
Die Behandlung ist in denjenigen Fällen, wo mechanische Verletzungen die Ursache der Hodenentzündiing sind, eine streng antiphlogistische. Man macht einen der Constitution entsprechenden reichlichen Aderlass und giebt innerlich grosso Gaben von Calomel und Glauberzalz oder, bei grosser Hitze, von Salpeter und Glauber- oder Bittersalz, bis Laxiren entsteht. Dabei darf das Thier nur kleine Quantitäten von wenig nährendem Futter erhalten. Oertlich macht mau fleissig wiederholte Waschungen des Scrotums bis zum Bauchringe mit Oxycrat, oder mit einer Auflösung von Pottasche in Wasser; bei grossen Schmerzen wendet man letzteres Mittel in einem Dekokt von narkotischen Pflanzen an; bei einem mehr asthenischen Zustande aber kann man ein gelind aromatisches In-fusum dazu benutzen. Bei grosser Empfindlichkeit applizirt man narkotische und schleimige Pflanzen in Form von Breiumschlägen mittelst eines sogenannten Tragebeutels auf den Hodensack. Verlieren sich die
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Enlzündung der Vorhaut,
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die Entzümlungszufiille zum grössten Theile, während noch Härte und Geschwulst zurttckbleiben, so kann man die graue Quecksilbersalbe und später die Jodsalbe mit grüner Seife täglich zwei- bis dreimal in das Scrotum einreiben, von Zeit zu Zeit eine Purganz geben, und das Thier
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viel bewegen.
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Eilftes Capitel.
Die Entzündung der Vorbaut und des imimlichen Gliedes, luflamniatio praeputii et penis.
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Diese Entzündungen bestehen zuweilen nur an dem einen Theile, zuweilen aber an beiden zugleich.
A, Die Entzündung der Vorhaut, kommt bei männlichen Thieren von sämmtlichen Gattungen der Hanssäugethiere vor und betrifft bald nur die äussere Haut, bald die innere Haut und einen Theil der Aussen-fläche des männlichen Gliedes, und zuweilen betrifft sie die ganze Substanz der Vorbaut.
Ihre Ursachen sind: mechanische Verletzungen, durch Schläge, StÖsse, Reibungen, durch eingedrungene fremde Körper und Insekten, Anhäufung und Verhärtung der Hautschmiere, und durch Verweilen von Urin in ihr. Auf letztere Weise entsteht die Entzündung zuweilen bei Pferden, beim Rindvieh und bei Schweinen, wenn das männliche Glied in Folge von Verletzungen oder Entzündungen oder Lähmungen bei dem Urinircn nicht aus der Vorhaut herausgestreckt wird, und wo sich daher der Urin in die Vorbaut ergiesst, sieb in derselben anhäuft, ihre innere Haut reizt oder selbst anätzt. Bei Schweinen ist in solchen Fällen das Uebel zuweilen mit Harnsteinen, die sieb in Faltender Vorhaut aus dem hier verhaltenen Urin bilden, verbunden Zuweilen liegt die Ursache zur Verhinderung des Hervorstreckens des Gliedes in einer von Natur bestehenden oder durch vorausgegangene Entzündungen und Verletzungen erzengten Verengerung innerhalb des Schlauchs oder auch der Vorhautmündung (Phimosis)'). Oft sind Erkältungen2) und in der Atmosphäre liegende Miasmen hier, wie bei dem Entstehen anderer katarrhalischer Entzündungen, mitwirkend; denn man sieht in manchen Zeiten die Entzündung der Vorbaut bei vielen Thieren fast gleichzeitig entstehen und in Verbindung mit andern katarrhalischen Leiden auftreten. Und in manchen Fällen sind Infektionen mit Krankheitsstoffen schuld, z. B. bei Pferden der Bläschenausschlag, bei Hunden der sogenannte Tripper u. dgl.
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1)nbsp; raquo;/ (/umwerfe, von (/i((((üc, der Maulkorb. Man sehe: Verengerung der Vorhaut.
2)nbsp; Mai, Boitiiige zur Kenulniss einiger Schafkrankbelten; B. Die Entzündung der Vorhaut bei Hammeln und Widdern. Bering's Repertor. 28. Jahrg. S. 249.
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Entzündung dor Vorhaut.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;161
Die äusserliche Entzündung ist gewöhnlich die Folge von mechanischen Verletzungen. Sie zeigt sich durch Anschwellung der ganzen Vorhaut, durch Schmerz, vermehrte Wärme, und zuweilen auch durch etwas gespannten Gang an den Hinterfüssen. Bei der iniieru Entzündung ist gewühnlich die Anschwellung nur unbedeutend, aber es ist vermehrte Wärme und etwas Schmerz bei der Berührung wahrnehmbar; manche Thiere uriniren seltener als sonst und sie strecken dabei das männliche Glied nur mit Mühe, unvollständig oder gar nicht hervor. Nach 2—3 Tagen findet sich Ausfluss von einer schleimigen, weissen oder gelblichen Flüssigkeit, namentlich so bei Hunden, bei welchen förmlich ein Schleimfluss (Blennorrhoe), gewöhnlich Tripper genannt, längere Zeit andauernd bemerkt wird, liei dem Rindvieh entstehen späterhin plastische Ausschwitzungen, welche in der Wärme des Theils bald trocknen und einzelne Schichten bilden, welche durch die nachfolgenden Aussei! witzungen mit neuen, eben solchen Schichten bedeckt werden und sich auf solche Weise immer mehr anhäufen, so dass zuletzt das männliche Glied von diesen Massen ganz zusammengedrängt und mehr oder weniger atroplnsch wird, während der Schlauch nach aussen an Umfang immer mehr zunimmt. Beim Aufschneiden einer solchen Vorhaut findet man zuweilen das Glied nur mit Midie in diesen krankhaft erzeugten Massen. Durch dieselben wird das Uriniren allmälig immer mehr erschwert, so dass es zuletzt nur in einzelnen Tropfen erfolpt1)- Oft besteht Ausfluss einer stinkenden Materie. Beim weitern Verlauf entstehen beim Rindvieh fast immer, bei Pferden zuweilen, bei Hunden selten Geschwüre oder auch warzenähnliche Auswüchse, oder auch Verdickungen und Zusammenschnüriingen an verschiedenen Stellen au der innern Fläche der Vorhaut und dabei Ausfluss von Eiter, oder Jauche mit Blut gemengt. Hierdurch wird bei Stubenhunden gewöhnlich der Fussboden an allen Stellen, an welchen die Thiere liegen, besudelt, und zuweilen werden erst hierdurch die Eigenthümer auf das wichtige Leiden aufmerksam. Bei diesem Grade des Uebels pflanzt sich die Entzündung und Ulcera-tion zuweilen auf das männliche Glied und auf das Zellgewebe in der Vorhaut fort; ersteres wird mehr oder weniger zerstört, die Vorhaut wird verdickt und zuweilen bilden sicii Fisteln in derselben. Die Thiere zeigen bei diesem höhern Grade des Uebels oft schon beim Stillstehen ihren Schmerz dadurch, dass sie den Rücken in die Höhe biegen oder durch Auseinanderstellen der Füsse, beim Uriniren strengen sie sich sehr an und stöhnen, sie liegen viel, verlieren den Appetit, magern ab und in den meisten Fällen wird der Zustand fieberhaft. —
Die Diagnosis der verschiedenen örtlichen Zustände ist im Anfange und bei einem geringeren Grade des Uebels zuweilen sehr shhwierig. Gewöhnlich muss man hierzu die Thiere auf den Rücken legen und die Vorhaut mit Gewalt umstülpen oder sie sogar aufspalten.
B. Die Entzündung des männlichen Gliedes kommt bei dem Pferde äusserst selten, und bei den übrigen Thieren weit seltener vor als die
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1) Rohlwcss, dor diesen Znstand zuerst bcsclirieben, bezeichnet ihn unrichtig als eine Art von Fäulniss der Rutho, wobei letztere in kleine Stücke, wie vermo-dortes Holz, üerfiillt (Vieharzneibuch, 9te Aull S. li)4). Diese Stücke sind aber nur die vertrockneten ausgeschwitzten Stoffe.
IIcktwiu, Chirurgie. %. Aull.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;| |
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Entzündung des männlichen Gliedes.
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Entzündung der Vovhaut. Sio entstellt durch mechanische Verletzungen, welche die Thierc zuweilen durch Scliläge, oder bei ungeschickter oder zu vieler Ausübung des Begattungsaktes erleiden, zuweilen auch durch einen Stein in der Harnröhre, oder durch Infiltration des Urins nach Verletzungen der Harnröhre, zuweilen auch dadurch, dass die Vorhaut sich über das aus derselben hervorgestreckte (ilied stark zusammenzieht und dasselbe einschnürt (Paraphimosis), namentlich so bei Hunden; oder es hat eine Ansteckung bei der Begattung mit weiblichen Thieren, welche an der Beschälkrankheit, an bösartigen Geschwüren, an chronischer Entzündung und an Schleimfluss der Genitalien leiden, stattgefunden.
Die Symptome dieser Entzündung .sind: Anschwellung des Gliedes mit vermehrter Wärme, mit Schmerz und dunkler Röthung oder mit starkem Glanz der Oberfläche, wobei das Glied gewöhnlich zum Theil aus der Vorhaut hervorragt und nicht in dieselbe zurückgezogen werden kann Zuweilen ist auch das Uriniren mehr odor weniger erschwert, so dass die Thiere bei demselben unruhig werden, hin- und hertrippeln oder mit den Füssen kratzen. Selten ist auch Fieber zugegen. In manchen Fällen hängt bei Hengsten das Glied schlaff aus der Vorhaut, in andern hängt es straff, nach hinten gekrümmt aus derselben und bei Hunden steht es dunkelroth und angeschwollen hervor. — In denjenigen Füllen, wo die Entzündung des Gliedes bei der Begattung entstanden ist, finden sich, meist unter Fiebererscheinungen, zu den übrigen Entzüiidungssym-ptomen noch weissc oder gelbliche Bläschen1), welche an verschiedenen Stellen des Penis an einem Tage oder während mehrerer Tage entstehen, nach kurzer Zeit bersten und mit braunen Schorfen betrocknen oder auch kleine Geschwürchen mit dunkelrothem Grunde bilden, welche auch nach kurzer Zeit sich mit Schorfen bedecken. Nach dem Abfallen der Schorfe bleiben für lange Zeit weisse Flecke zurück. Zuweilen ist bei Pferden der Infektionsstoff von mehr bösartiger Natur; die Entzündung wird chronisch, die Geschwüre greifen tiefer ein, es finden sich nach einigen Wochen in der Haut, besonders am llintertbeil runde flache Beulen, dann Lähmungen verschiedener Theile (eines Ohrs, der Lippen, der Gliedmaassen), Abzehrung etc. und viele dieser Patienten sterben nach 10—20 Monaten8). Diese Entzündung ist oft mit der Entzündung der Vorhaut verbunden und es sind dann die oben angegebenen Symptome zugleich wahrzunehmen.
Verlauf und Ausgänge der Vorhautentzündung sind in dem Vorhergehenden zum Theil angedeutet. Nach leichten mechanischen Verletzungen verliert sich die Entzündung gewöhnlich sowohl an der Vorhaut wie auch am Gliede in wenigen Tagen, und bei der mit Bläschen verbundenen Entzündung erfolgt die Heilung in 14 Tagen, höchstens 3 Wochen. Bei heftigen Entzündungen des Gliedes kann, besonders in Folge von andauernder Einschnürung oder grober Verletzung auch Brand eintreten,
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1)nbsp; nbsp;Diese mit Bläschenbildung begleitete speeiflscho, contapiöso Entzündung der Haut des l'cnis ist hin mid wieder als die gutartige Beschamp;lkrankheit bezeichnet wurden, aber richtiger hoisst sie der Blftschenausschlag der Oeschlechtstheilo. Magazin für d. gesammte Tbierheilkünde Bd XIII. 8 37;ä.
2)nbsp; Es ist dieses die sog bäsiirtige Beschälkrankheit, venerische Pferdekrankheit oder Schankerkrankheit. Rodloff, Chr., Die Beschamp;lkrankheit und die Beschälseuche der Pferde. Rirnbaum lS.r2.
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Entzündung der Vorhaut. Behanrllimg.
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und man muss dies um so mehr befürchten, wenn das Glied stark angeschwollen, missfarbig und kalt, dabei vielleicht noch mit Bläschen besetzt erscheint. Es kann dann ein Theil der Uutlie verloren gehen, das Thier zur Zucht unbrauchbar weiden oder selbst an dem brandigen Fieber oder an Harnverhaltung sterben. Die chronisch gewordenen Entzündungen sind immer hartnäckig, besonders wenn die Hindernisse des Her-vorstreckens des Gliedes und die wiederholte Vemnreinigung der Vorhaut durch den Urin nicht beseitigt werden. Letzteres ist gewöhnlich nur mit Spaltung der Vorbaut möglich; und ebenso können Warzen und Geschwüre, sowie die verhärteten Ausschwiteungen im Schlauche der Ochsen, nur auf operative Weise entfernt und zur Heilung geführt werden. Diese gelingt in der Kegel, wenngleich zuweilen der ulccrirte Penis theihveis abgenommen werden muss.
Die Behandlung der bezeichneten Uebel ist tlieils nach dem Grade und nach der Art der augedeuteten verschiedenen Folgen derselben verschieden. In jedem Falle hat man zunächst die Ursachen, insofern dieselben noch fortwirken, zu beseitigen. In letzterer Hinsicht muss man im Anfange des Uebels bei solchen Thieren, welche Erkältungen häufig ausgesetzt sind, die Patienten in einen wannen trocknen Stall bringen und stets für reine trockne Streu sorgen; wenn die Thierer auf saurer, sumpfiger Weide ihre Nahrung suchen mussten, ändert man dies durch Stallfütterung, oder durch eine bessere Weide, Besteht Verengerung der Vorhaut, so muss diese bei Zeiten an der abhängigsten Stelle so weit aufgeschnitten werden, dass einerseits der Ürtn beständig frei ausgeleert, andererseits die nothigen Reinigungs- und Heilmittel leicht applizirt werden können. Anhäufungen von Talgsclmiiere, sowie fremde Körper müssen entfernt, die Einschnürung der Vorhaut auf dem männlichen Gliede muss entweder durch einfache Zurückbringung des letztern oder nöthigenfalls durch einen Einschnitt in die Vorhaut gehoben werden. Man hält die Kranken entfernt von den brünstigen weiblichen Thieren, weil sie durch die letztein aufgeregt und zu Reibungen an den entzündeten Theilen veranlasst werden. Die Ausübung der Begattung hindert man gänzlich, tlieils wegen der durch sie erzeugten Reizung, tlieils auch wegen der möglichen Ansteckungsgefahr für die weiblichen Thiere.
Bei Pferden, welche mit dieser Entzündung im ersten Stadium behaftet und die Ursachen in angegebener Weise beseitigt sind, wendet man Waschungen und Einspritungen in den Schlauch von kaltem Wasser, quot;von schwachem Bleiwasser, von einer recht verdünnten Auflösung von Zinkvitriol, oder bei heftigen Schmerzen und grosser Trockenheit der Theile von schleimigen Flüssigkeiten an. Ist es Sommer und erlaubt die Gelegenheit es. so kann man sehr einfach die Thiere in kaltes Wasser bis an die Hälfte des Leibes stellen und dies durch einige Tage fortsetzen. Bei grosser Anschwellung der Vorhaut scariflcirt man dieselbe. — Ist das Uebel bereits bis zur vermehrten Absonderung von Schleim gc-gediehen, so macht man Injectionen von einer Auflösung des Bleizuckers (2,00 zu 500 Gr. Wassers), wohl auch mit Zusatz von schwefelsaurem Zink (1 bis 2 Gr.). Bilden sich Geschwüre und besteht Ausfluss von wirklichem Eiter oder Jauche, so benutzt man Auflösungen von Kupfervitriol (15,0 zu 500 Gr. Flüssigkeit), oder von Lapis divinus (in eben so viel Flüssigkeit), odvr Chlorkalk (ebenso) in Wasser oder in aromatischen Infusionen. Kann man diese Geschwüre einzeln erreichen und
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164nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Entmmluiig dec Vorhaut Behandlung.
berühren, so ist es zweckmässig, sie mit Aloe- oder Myrrhentinktur zu betupfen, oder sie mit Lapis Lnfernalis oder mit dem Glüheisen oberflächlich zu kauterisiren; sind sie nicbt zu erreichen, so spaltet man hierzu die Vorhaut bis zu der kranken Stelle auf. Sind Strikturen, Schwielen oder warzige Auswüchse in der Vorhaut, so ist auch das Aufspalten der letztern bis über die kranken Stellen hinauf nöthig, worauf man die Warzen mit der Scheere wegschneidet und die Stellen, wo sie wurzelten, mit dem glühenden Eisen berührt, die Schwielen aber von Zeit zu Zeit mit grauer Merkurialsalbe oder mit grüner Seife bestreicht. Die weitere Behandlung der eingetretenen Eiterung oder Schwärung muss, je nach den Umstünden, mit umstimmenden austrocknenden oder selbst mit ätzenden Mitteln bewirkt werden.
Bei dem Rindvieh muss die Behandlung, nach Entfernung der etwa entdeckten Ursachen und nach Verbesserung der Nahrungsmittel, in der Hegel mit dem Aufspalten der von Natur sehr engen Vorhaut beginnen. Dieses Aufspalten geschieht so weit, wie die Spitze des Gliedes zurückgezogen ist, damit auch hier der Urin stets einen freien Abfluss erhält. Hierauf wendet man Einspritzungen von kaltem Wasser, oder wenn bereits schleimig-eitrige Absonderung bestellt, Einspritzungen von lauwarmem Wasser an; linden sich bereits hautähnliche verdickte Ausschwitzungs-materien, so müssen fleissig wiederholte Einspritzungen von lauwarmem Seifenwasser oder von einer Auflösung von Pottasche gemacht werden, um diese krankhaften Massen zu erweichen und von der gesunden Substanz zu entfernen. Hierauf wendet mau Bleiwasser, oder eine Auflösung von Zincum oder Cuprum sulphnricum durch einige Tage fortgesetzt an und wiederholt bei neuen Ansammlungen der exsudirten Stoft'e die Reinigung mit Seifenwasser u. s. w. Bei vorhandenen Ulcerationen finden die bei diesem Zustande der Pferde bereits genannten Mittel ihre Anwendung; ausserdem ist hierbei auch noch das 01. Terebinth, oder ein Gemenge von demselben und dem 01. Betulinum (Birkenthcer), oder auch der Holzessig und die verdünnte Carbolsäure (1 zu 4—6 Th. Oel) empfohlen. Die Wundränder nach dem Aufspalten muss man mit con-centrirter Bleisalbe verbinden, damit sie bald verhärten und nicht wieder zusammenwachsen, wozu sie immer eine grosse Neigung besitzen.
Bei Schweinen hat man zunächst auf etwa vorhandene Harnsteine in der Vorhaut zu achten und dieselben zu entfennen, hierauf die Vorhaut beim Anfange des Uebels mit schleimigen Flüssigkeiten öfters zu befeuchten, später aber Injoctioncn von Bleiwasser zu machen. Erreicht das Uebel einen höhern Grad und findet sich Eiterung, so muss man die Vorhaut bis zur Spitze des männlichen Gliedes aufspalten und übrigens in ähnlicher Wreho verfahren, wie vorstehend angezeigt ist. Eine innerliche Behandlung ist bei diesen Thieren gewöhnlich nicht erforderlich.
Bei den Hunden wendet mau Injectionen von Bleiwasser oder einer schwachen Zinkvitriollösung, oder auch von einem Gemenge von beiden so lange an, .als das Uebel noch frisch erscheint. Besteht Einschnürung des männlichen Gliedes durch die über dasselbe zurttckgestreifte Vorhaut, so kühlt man die letztere und das Glied etwa durch 8—10 Minuten lang mit eiskaltem Wasser, drückt dann das Glied mit den Einger-spiten etwas zusammen und zieht die Vorhaut kräftig über dasselbe hervor. Gelingt dies bei wiederholten Versuchen nicht, so sucht man die Spitze einer Hohlsonde entweder auf dem Bücken des Gliedes oder an
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Entzündung der Milchdrüsen.
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dessen unterer Seite zwischen das Letztere und die Haut zu schieben und spaltet dann mit einem Bistouri auf der Sonde die Vorhaut 2—4 Linien tief ein, worauf die Zurückbringung des Gliedes leicht geschehen wird. — 1st die Entzündung und die schleimigeitrige Absonderung bereits chronisch geworden, so macht man Injectionen in die Vorhaut von Cuprum sulphuricum (1,00 zu 150,0 Wasser), oder von Lapis divinus (eben so stark), oder von Lapis infernalis (0,06 zu 20—30,0 destillirten Wassers). Findet man im Innern der Vorhaut warztmälmliche Auswüchse in der Höhle der Vorhaut, so inüseen dieselben von der Schleimhaut abgeschnitten werden. Zu diesem Zwecke kann man die Vorhaut entweder bis über die zwiebelartige Vordickung des männlichen Gliedes zu-rückstreifen und die Operation ausführen, oder auch, weil das Zurück-streifen in manchen Fallen nicht ausführbar ist, laquo;lie Vorhaut an ihrer untern Flüche, in der Gegend, wo die Warzen sich befinden, durch einen Längenschnitt von circa einem Zoll Liinge spalten und die Exstirpation dann durch die nach beiden Seiten auseinandergezogene Wunde ausführen, darauf aber die Wunde durch die blutige Naht wieder vereinigen. In der Regel dauert aus den kleinen Wunden nach der Entfernung der Warzen noch durch einige Zeit die Absonderung von Eiter und Jauche fort, und es ist deshalb nach der Operation noch mitliig, öfters wiederholte Injectionen von gelind aromatischen oder auch von adstringiren-den Mitteln zu machen.
Wenn bei einem Thiere das männliche Glied brandig oder gelähmt oder durch Geschwüre in hohem Grade zerstört worden ist, so muss der entartete Theil amputirt worden. Dies geschieht, nachdem das Tbier niedergelegt und gehörig gefesselt ist, an dem hervorgezogenen gesunden Tlieile des Gliedes durch Abschneiden mit einem Bistouri oder mit einem mes.serförmigen Brenneisen und mit gehöriger Blutstillung, (Siehe Krebs des Gliedes.)
Neben der örtlichen Behandlung ist es in vielen Fallen auch nfithig, innerliche Mittel, dem verschiedenen Zustande entsprechend, anzuwenden, wie z. B. bei heftiger Entzündung antiphlogistisclic Salze, bei chronischer Entzündung von Zeit zu Zeit wiederholte Puvgirnüttel, bei katarrhalischen Zustünden der Hunde Brechmittel, wo saure Nahrungsmittel vorausgegangen sind, bittere und alkalische Mittel, und da, wo allgemeine Schwäche und Cachexie sich zeigt, bittere und aromatische Mittel, Eisenmittel u. dgl.
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Zwölftes Capltel.
Die Entzündung der Milchdrüsen oder des Euters. Mastitis.
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Diese Krankheit kommt bei den weiblichen Tliiercn unserer silmmt-lichen Hausthiere vor, am häufigsten jedoch bei dem Rindvieh und aus-serdem bei Schafen, bei welchen letzteren sie auch zuweilen seuchon-
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Ißßnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Entzünduüg der Milchdrüsen.
artig auftritt. In der Regel befiült sie die Thiere zur Zeit der reichlich vermehrten Milchsecretion, sehr selten in der Zeit, wo diese Secretion schweigt. Sie ergreift zuweilen nur eine Milchdrüse, zuweilen aber auch beide.l und bei Hunden und Schweinen leidet zuweilen die ganze Reihe dieser Drüsen an einer Seite oder an beiden Seiten des Körpers. Oft ist die Entzündung auf das Euter beschränkt, in andern Fällen leiden dfe Zitzen (Striche) mit, und nicht selten sind diese allein ergriffen. Ausserdem entwickelt sich die Entzündung entweder nur an der Ober-tläche der Drüsen, in der sie bedeckenden Haut, oder sie ergreift mehr oder weniger die eigentliche Drüsensubstanz, und zwar im letzteren Falle bald das ganze Euter, bald nur eine Hälfte oder auch nur ein Viertheil desselben. Oft leidet auch die innere Oberfläche, bald nur die Schleimhaut im Canal der Zitzen, bald auch in den Milchcystcrnen mit.
Diese Entzündungen entstehen häufig durch mechanische Einwirkungen, wie z. B. durch heftige Zerrungen und durch Stösse von den jungen Thieren, wenn diese zu gierig saugen, — durch Tritte mit den Füssen, wenn einzelne Thiere liegen, während andere stehen und hin-und hertreten, — durch den Druck von den eigenen Schenkeln beim Liegen, wenn die Enter von recht vieler Milch gross aufgetrieben sind, zuweilen durch Insektenstiche; — nicht selten ist zu grosse und lange dauernde Anhäufung der Milch im Euter schuld, z. B wenn von säugenden Müttern die jungen Thiere entfernt und die Ersteren nicht abgemolken sind; ebenso Kälte und Nässe, z. B, nasse Weide in später Herbstzeit, nasse Streu in kalten Ställen, Zugluft in sehr warm gehaltenen Ställen; oft entstehen Euterentzündungen, besonders bei Kühen, durch zu reichliches, stark nährendes Futter, namentlich mit Getreidesaamen; und wenn die Aphthenkrankheiten herrschend sind, entstehen Enterentzündungen durch Infektion mit dem Contagium oder auch durch ein in der Luft befindliches Miasma. Eine miasmatische Mitursache scheint auch in manchen andern Fällen vorhanden zu sein, denn es treten zuweilen Euterentzündungen unter sehr verschiedenen äussern Verhältnissen bei mehreren Thieren kurz nach einander auf.
Je nach den verschiedenen Ursachen und nach der verschiedenen Stimmung der Thiere zeigt in den einzelnen Fällen die Enterentzündung oft einen einfach-traumatischen, oft einen rothlaufartigen oder auch einen exan-thematischen Charakter; in anderen Fällen, wo sie mehr oder weniger das Drüsengewebe ergriffen, hat sie bald einen phlogistisehen, aktiven, bald mehr einen erethischen, und häufig einen asthenischen Charakter. Endlich tritt sie entweder einfach, oder in Verbindung mit rheumatischen und gastrischen Krankheiten, und sehr häufig mit Fieber begleitet auf. Hiernach ist das Krankheitsbild in den einzelnen Fällen etwas verschiedenartig. —
1) Besteht nur eine oberflächliche, erysipelatöse oder exanthemati-sche Euterentzündung, so ist das Euter wenig geschwollen, dabei aber, wenn sonst die Haut weiss ist, mehr gerothet, zuweilen selbst bläulich roth und an einzelnen Stellen erscheinen kleine Knötchen, welche bald in Bläschen (Vesiculae) übergehen. In letzterem Falle pflegt man den Znstand mit dem Namen Futerausschlag oder Bläschenausschlag am Euter zu bezeichnen. Derselbe erscheint bei Rindvieh und Schafen oft in Verbindung mit dem sogenannten Maulweh oder auch mit dem epizootischen Klauenweh. Di; Bläschen bersten nach einigen Tagen und
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Entziimhing der Mildulriisen.
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vertrocknen zu gelblichen oder bräunlichen Schorfen, welche mit ungefähr 10 bis 14 nach dein Entstellen der ßntzttndung wieder abfallen. Die Entzündung verschwindet gewöhnlich mit dem Abheilen der Bläschen, selbst wenn keine Heilmittel angewendet worden sind. Die Milchahson-derung wird dabei in der Quantität bald mehr bald weniger vermindert, qualitativ aber kaum erkennbar verändert'). Wenn die Zitzen mit Bläschen besetzt sind, so werden diese und die aus ihnen entstandenen Schorfe bei dem Melken sehr oft abgerissen, wonach blutrünstige Geschwüre und heftige Schmerzen entstehen. Die Thiere zeigen deshalb beim Melken vielen Schinerz und widersetzen sich.
2) Bei der tiefer gehenden Kuterentziindimg bemerkt man bald nur an einem Theile eines Hüters oder einer Milchdrüse, zuweilen aber auch in deren ganzen Umfange eine dunklere Röthnng der Haut, lieisse und schmerzhafte Anschwellung und Fieber. Das Uebel tritt oft mit grosser Heftigkeit plötzlich ein und wird deshalb vom Volke als der Einschuss ins Euter benannt. In den meisten Füllen leidet der Theil des Euters unmittelbar über den Zitzen am heftigsten, und oft sind die letzteren auch selbst bedeutend angeschwollen. Wenn die Geschwulst sehr gross und schmerzhaft ist. stehen und gehen die Thiere mit breit auseinandergehaltenen Schenkeln, zuweilen lahmen sie auch mit dem Fuss der leidenden Seite mehr oder weniger stark, lieim Melken oder beim Säugen ihrer Jungen zeigen die Thiere grossen Schmerz, krümmen sich mit dem Leibe nach einer Seite, schlagen mit den Fiisscn und suchen sich überhaupt zu entziehen. Die Milchabsonderung ist vormindert, die Milch lässt sich durch Melken nur mühsam herauspressen und sie erscheint mit rothlichem Serum und gelblichen geronnenen Flocken und zuweilen auch mit Blut gemengt. Bei einein recht hohen Grade hört gewöhnlich die Milchsekretion ganz auf. — Im weitern Verlauf concentrirt sich in vielen Fällen die Entzündung an einem oder dem anderen runkte des Kuters, derselbe wird allmälig härter, tritt begrenzt an der Oberfläche hervor, und bald schneller, bald langsamer bildet sich in ihm ein Abscess, oder es nehmen die Fiit/.ündungssymptonie allmälig an Heftigkeit ab und es erfolgt Zertheilung, oder auch Verhärtung. Bei einem sehr hohen Grade der Entzündung entsteht in seltenen Fällen auch Brand.
Bei säugenden Mutterschafen findet sich zuweilen, wie oben angedeutet, die Euterentzündung in einer Heerde seuchenartig ein und besitzt dann einen eigenthümlichen, zum Brande disponirenden Charakter und höchst akuten Verlauf, Dieselbe nimmt gewöhnlich ihren Anfang um eine Zitze und verbreitet sich von ihr aus nach allen Richtungen über die ganze Milchdrüse der einen Seite. Sie äussert sich an dor flaut durch Ilöthe und unter derselben durch massig harte Geschwulst, aber sehr heftigen Schmerz. Gewöhnlich tröpfelt in der ersten Zeit aus der kranken Zitze ein dünnes Milchwasser, und beim angebrachten Druck kommt auch der käsige Theil der zersetzten Milch zum Vorschein. Dabei stehen die Thiere traurig mit gesenktem Kopfe, hängenden Ohren, gekrümmtem Bücken und weit auseinander gespreizten Hintcrfüssen; sie sind nur
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1) In mehreren Fällen hat jedoch bei Menscheu der Genuss solcher Milch, namentlich wenn sie nicht gekocht war, Bläschen am Munde und zwischen den Fingern erzeugt.
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Entzündung der Milchdrüsen,
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mit Mühe in Bewegung; zu bringen und gehen mit den Hinterfüssen gespannt oder selbst hinkend. Versuchen die Lämmer an dem entzündeten Euter zu saugen, so sinken die Mütter von Schmerz überwältigt zu Boden und können dann ohne Hülfe nicht aufstehen. Wenn, wie oft, nur ein Euter leidet, so giebt trotz dieser heftigen Zufiillo das andere Enter in der Kegel noch gute Milch. Zuweilen bildet sich ein Abscess; in den meisten Fällen aber fliesst nach etwa IG—24 Stunden aus der Zitze der leidenden Seite eine röthliche oder bräunliche, stinkende Flüssigkeit, welche man als Zeichen des in der Tiefe bereits eingetretenen kalten Brandes betrachten kann. Denn obgleich die leidende Hälfte des Euters an der Oberfläche noch warm erscheint, so erfolgt doch nicht selten der Tod der Thiere nach '2—5 Tagen, und man findet dann bei der Section die Milchdrüse an ihrer oberen Fläche vom Brande mehr oder weniger zerstört.
3) Wenn die Zitzen von der Entzündung ergriffen sind, schwellen sie an, werden sehr gespannt, derb, oft sogar steif, die Haut ist dun-kelrotb, meist glänzend, trocken, rissig oder schrundig, zuweilen in den Schrunden feucht; die Schmerzen sind gross, weshalb die Thiere das Melken und das .Saugen nicht dulden wollen, sondern sich widersetzen. In Eolge dessen bleibt häufig die Milch zurück, die Euter schwellen an und die Schmerzen werden vermehrt, so dass die Thiere auch hier zuweilen mit den Füssen breit und lahm gehen.
Die Ausgänge sind 1) Zertheilung, welche bei der oberflächlichen Euterentzündung gewöhnlich und bei der tiefer sitzenden Entzündung in den meisten solchen Fällen eintritt, wo die Krankheit nur in einem gelinde Grade besteht, aus mechanischen und rheumatischen Ursachen entstanden ist und zweckmässig behandelt wird. — 2) Eiterung, welche meistens in denjenigen Fällen entsteht, wo grobe mechanische Verletzungen stattgefunden haben, wo die Krankheit einen höheren Grad erreicht, und nicht in den ersten zwei bis drei Tagen zweckmässig behandelt worden ist. — 3) Ausschwitzung und Verhärtung, die in sehr vielen Fällen, bei gelinden und bei heftigen Entzündungen, entstehen und bald auf kleine begrenzte Stelleu, bald auf einen grösseren Umfang des Drüsengewebes sich erstrecken. Im ersteren Falle bilden sicli sogenannte Milchknoten, im letzteren Falle aber entsteht ein sogenanntes Fleischenter. Die Milchknoten können in verschiedener Anzahl vorhanden sein, und in ihrer Umgebung kann das Drüsengewebe eine weiche Beschaffenheit besitzen, wobei gewöhnlich auch die Milc.hsecretion noch fortbesteht, wenngleich in manchen Fällen weniger reichlich als vor der Entzündung. Bei der fleischartigen Vorhärtung hört dagegen die Milchabsonderung in dem betreffenden Theile des Euters in der Regel gänzlich auf und in Folge dessen wird die Milchergiebigkeit eines Thieres bedeutend vermindert oder auch gänzlich unterdrückt. — 4) Verschliesung der Zitzen. Dieselbe entsteht durch Ausschwitzung von Faserstoff an der Schleimhaut, welche den Ausführungskanal in der Zitze auskleidet, zum Theil auch durch Verdickung dieser Haut. Ausserdem wird die Verwachsung wohl auch durch die geronnenen Bestandtheile der Milch, welche in dem Kanal stocken und sich mit dem ausgeschwitzten Faserstoff' verbinden, begünstiget und daher durch das unvollständige Ansmelken während der Krankheit sehr befördert. Die Verwachsung des Kanals erfolgt oft nur an einer kleinen Strecke, zuweilen aber auch an dem ganzen Kanal. Sie
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Eiitzümlung der Milclulrüsen.
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giebt sich dadurch zu erkennen, dass die Zitze durch Melken keine Milch giebt, — dass man in ihre. Mündung mit einer Sonde gar nicht oder nur bis zu einer gewissen Tiefe eindringen kann, — dass man die Zit/.e, so weit die Verwachsung sich erstreckt, in der Mitte ihrer Lftngenrichtung mit einem harten, einer dünnen Schnur ahnlichen Streifen verseilen fühlt, und dass eine fluetuirende Anschwellung des Euters unmittelbar über der Zitze besteht. — 5) Brand. Dieser ist bei der Euterentzündung im Allgemeinen, und beim Rindvieh besonders, ein seltener Ausgang; dagegen kommt er bei der akuten Entzündung des Euters der Schafe sehr hilufig vor.
Die Beurthetlung ist in denjenigen Füllen, wo Zertheilung zu hoflFeu ist, günstig; bei Eiterung erfolgt zwar ebenfalls die Heilung in vielen Füllen mit Erhaltung der ungestörten Function der Milchdrüse, da sehr oft die Abscesse sich nach innen in den Milchkanal entleeren, oder auch leicht geöffnet werden können; in manchen Fällen jedoch bilden sich hartnäckige Geschwüre mit mehr oder weniger callösen Rändern oder mit wuchernder Granulation; oder es bleiben Fisteln zurück; und in allen diesen Fällen erfolgt die Heilung nur schwer und die Milch-secretion oder auch das Säugen der Jungen wird dadurch gestört. Bei entstandenen Milchknoten billigt die Störung von der grösseren oder geringeren Zahl derselben und von der Beschaffenheit der übrigen Masse des Euters ab. Die Heilbarkeit der Knoten ist. wenn dieselben frisch entstanden und der Haut nahe liegend sind, zu hoffen, aber nicht mit Sicherheit zu versprechen. Derbe Verdickungen der Drüsensnbstanz sind nur im frischen Zustande möglicherweise noch heilbar, im Allgemeinen aber weit hartnäckiger als die Milchknoten. Verwachsungen der Ausführungsgänge in den Zitzen können durch operative Hülfe in den meisten Fällen wieder gelöst und beseitigt werden; man wird bei ihrer Be-urtheilung aber jederzeit den Zustand des Euters selbst berücksichtigen müssen. Brand ist, wie in anderen Organen, so auch hier, stets der übelste Ausgang; jedoch ist die Beurtheilung verliältnissmässig noch am günstigsten zu machen, wenn derselbe bei grossen Hausthieren in Folge von mechanischen Verletzungen entstanden, oberflächlich und auf einen kleinen Theil beschränkt ist; bei kleinen Thieren, und namentlich bei der oben bemerkten akuten Euterentzündung der Schafe führt der Brand stets Lebensgefahr mit sich. In dein Verbidtniss, wie beide Milchdrüsen nur zum Theil oder ganz durch den Brand zerstört sind, ist das betreffende Thicr fernerhin zur Zucht oder zur Milchnutzung möglicherweise noch brauchbar oder völlig unbrauchbar.
Die Behandlung. Bei der oberflächlichen, exanthematischen Euterentzündung ist in den leichteren Fällen kaum etwas anderes zu thun, als die Thiere ruhig und bei wenigem und leichtem Futter zu halten und die Euter täglich vier- bis sechsmal gründlich auszumelken. Letzteres muss überhaupt bei jeder Euterentzündung geschehen, nöthigen-falls mit Hülfe von Zwangsmitteln1), aber mit möglichster Schonung des Euters; bei den höheren Graden dieser Entzündung befeuchtet man das Enter mit lauwarmen, schleimigen Flüssigkeiten, mit lauwarmer
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1) Spannen der Uinterfüsso au einander mittelst breiter Riemen oder Gurten, in die Höhebinden eines Vorderfusses, — und die Baucbbremse.
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170nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Entzündung der Milchdrüsen, Behandlung.
Milch, oder milden Fettigkeiten, bis die Spannung und die Schmerzen nachlassen. Dabei muss infin innerlich gelind abführende Salze verab-reichen und die Thiere auf magere Diät setzen, und das Melken muss regelmässig fortgesetzt werden.
Trägt die oberflächliche Euterentzündung einen erysipelatösen Charakter an sich, ist sie mit dem sogenannten Binschuss der Hinterschenkel vor-bunden, so muss die Hauptbehandlung durch innerliche Mittel in der Art geschehen, wie dies bei dem Rothlanf (S. 82, 83) angegeben ist; namentlich giebt man Abführungsmittel, bis hinreichendes Laxiren erfolgt, bei Hunden und Schweinen auch Brechmittel. Oertllch vormeidet man Kälte und Nässe und macht Umschläge von trocknen Kräuterkissen. Gut genährten Thieren und wenn ein Fieber mit entzündlichem Charakter zugegen ist, kann man auch einen Aderlass machen, der aber von manchen Viehbesitzern nicht gern gesehen wird, weil man den Verlust der Milch hiernach fürchtet.
Bei den traumatischen und tiefer in das Parenchym der Drüse ein-greifenden Entzündungen hat man, je nach dem synochösen oder anderweitigen Charakter und nach dem Grade derselben zu verfahren. Zunächst macht man bei dem synochösen Ckarakter einen reichlichen Aderlass (bei Kühen allenfalls aus der sogenannten Milchader), giebt innerlich laxirende und kühlende Salze in hinreichend grossen Gaben, und, wenn Erkältungen die Ursachen sind, verabreicht man nach eingetretenem Laxiren den Brechweinstein mit einem Infusum von Fliederblumen und Kamillenblumen. Oertlich kann man, wenn die Entzündung sehr heftig ist, einige Scarificationen machen, oder bei kleinen Thieren auch :! 6 Blutegel appliciren. Hierauf befeuchtet man das Euter recht fleissig mit einer Auflösung von Kali carbonicum oder von weisser Seife oder von Salmiak in Wasser oder Milch (30,0 auf 4 Pfd. Flüssigkeit). Bleimittel, überhaupt adstringirende Mittel sind unzweckmässig. Ist die Hitze sehr gross, so kann man auch Umschläge oder einen Anstrich von einem dünnen Lehmbrei machen. Bei mehr erethischem Charakter benutzt man Breiumschläge, Befeuchtungen oder Dunstbäder von schleimigen und narkotischen Pflanzen; die ersteren werden von manchen Thieren nicht geduldet, wo sie aber anzubringen sind, leisten sie immer mehr als (lie Waschungen. Man wendet sie entweder in locker gefüllten Beuteln an, welche mit Bändern sowohl von vornher an den Seiten des Leibes zum Bücken geführt und hier zusammengebunden, wie auch an ihrem hinteren Ende zwischen den Hinterbacken in die Höhe geführt und mit den ersteren vereinigt werden; oder man legt den Kräuterbrei auf ein vierzipfliges Tuch und befestigt den vorderen Zipfel desselben unter dem Bauche an einen umgelegten Bauchgurt, führt das hintere Ende nach rückwärts in die Höhe und befestigt es an einen mit dem Bauchgurt verbundenen Schwanzriemen, die beiden seitlichen Zipfel werden an den Flanken in die Höhe geführt und über den Lendenwirbeln zusammengebunden. — Bei torpidem Charakter der Entzündung appli-cirt man Umschläge von aromatischen Mitteln und befeuchtet dieselbe mit obigen Auflösungen oder mit Aschenlauge. In denjenigen Fällen, wo Umschläge nicht angewendet werden können, macht man Einreibungen, bei dem synochösen Charakter von warmem Fett oder üel, bei dem erethischen Charakter von Oleum Hyoscyami coct., oder von einem Gemenge von einem milden Oel mit Extract. Hyoscyami oder Extract.
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Entzündung der Milchdriisou, Uehandlung.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;171
Belladonnae, — und bei astbenischem Charakter Einreibungen von Ung. Altbaeae, von grüner Seife oder grauer Merkarialsalbe1) allein oder noch besser in Verbindung mit Kampherllniment. Eine S;ilbe aus geschabter weisser Seife 30,0, warmen Wasser q. s. und pulv. Kampber 4,00 zusammenrübrt, hat oft die besten Dienste geleistet. — Diese Behandlungen der Entzündung bei den verschiedenen Charakteren derselben werden so lange fortgesetzt, bis Zertheilnng eingetreten ist, oder bis eine bestimmte Tendenz zu einem anderen Ausgange wahrzunebmen ist.
Zeigen sich Spuren von Abscessbildung, so sucht man dieselbe dadurch zu befördern, dass man Ung. Altbaeae oder geschmolzene Butter oder Vett in recht warmer Temperatur von Zeit zu Zeit wiederholt auf die zur Eiterung neigende Stelle streicht und dabei warme, Breiumschläge von schleimigen Mitteln anwendet. Ist aber die Torpidität sehr gross, so kann man selbst die Cantbaridensalbe anfstreichen. 1st der Abscess reif, und liegt er nicht nahe unter der Haut, so öffnet man ihn baldigst durch einen Einschnitt, nin Senkungen und Fistelgänge zu verhüten. Den geöffneten Abscess reinigt man täglich ein- bis zweimal mit lauwarmem Wasser und setzt die Breiumschläge, wie vorher, fort, bis die Höhle grösstentheils mit guter Granulation ausgefüllt ist. Ist der Eiter dünn und jauchig, so kann mau den Abscess an seiner inneren Flache mit Lapis infernaUs bestreichen oder ganz leicht mit dem Glüheisen betupfen, und dann Umschläge oder öftere Befeuchtungen von aromatischen Mitteln anwenden, worauf gewöhnlich der Zustand sich bald bessert und die Heilung erfolgt. Fette und Salben Scheines von der blossge-legten Drüsensubstanz in diesen Abscessen nicht gut ertragen zu werden, da nach ihrer Anwendung unter den bezeiehneten Umständen die Eiterung nicht gebessert, dagegen aber die Verjauchung befördert worden ist. Zuweilen beistehen mehrere Abscesse auf einem kleineu Räume und nur durch dünne Wände von einander getrennt. In diesem Falle ist es ssweckmässig, ihre Oeflfnungen durch ein Paar grössere Schnitte zu voreinigen. Jeder nur einigonnaassen tiefe Abscess muss mit der Sonde untersucht, und wo sich Eitergänge finden, müssen dieselben vollständig aufgespalten werden.
Sind Knoten im Euter nach Beseitigung der Entzündung zurückgeblieben, so sucht man dieselben aufzulösen und zu zertheilon. Hierzu benutzt man, so lange grosse Empfindlichkeit noch am Euter besteht, das täglich zweimal wiederholte Einreiben der verdünnten grauen Mer-kurialsalbe mit Zusatz von Extr. Hyoscyami oder Extr. Belladonnae, oder einen Brei von weisser Seife und Wasser mit Zusatz von diesen Extrakten und streicht denselben 2 Linien dick auf die knotigen Stellen. Oder man macht Umschläge von erweichtem Brot mit Safran. 1st die Empfindlichkeit im Euter gering, so ist die Jodsalbe, für sich oder abwechselnd in Verbindung mit grüner Seife, oder mit Zusatz von Kali carbonicum oder mit Kampher, oder auch die Jodtinktur zu benutzen. Oft habe ich von einem durch längere Zeit liegengebliebenen Harz- oder Terpenthinpflaster (einem ganz einfachen und reinlichen Mittel) die Auflösung der Knoten vollständig erfolgen gesehen. Bei recht hartnäckigen
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1) Bei Wiederkäuern mit Vorsicht d. h. in sehr massiger Menge nicht lauge fortgesetzt, dabei das Ablecken der Salbe verhindert.
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172nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Entzüuduug der Milchdrüsen, Behandlung.
Knoten hat sich auch das L'ng. oder das Empl. Cantharidum sehr wirksam gezeigt, indem in manchen Fallen baldige Zertheilung, zuweilen aber auch Eiterbilduog in dem Knoten, hierdurch die Auflösung desselben und dann die Heilung des Abscesses stattfand.
Bei sogenannter fleischartiger Verhärtung der Milchdrüsen benutzt man dieselben Mittel, welche gegen die Knoten angegeben worden sind.
Verwachsungen der Ausführungskanäle in den Zitzen sucht man zuerst mittelst einer Sonde zu trennen und legt dann eine mit Blei-Cerat bestrichene Darmsaite in sie; die Saite wird mit ihrem äusseron Ende durch ein Stückchen Heftpflaster an das Euter befestigt und in ihrer Lage erhalten. Ist aber die Verwachsung bereits vollständig geschehen, so bleibt nichts anderes übrig, als den Kanal von dem Ende der Zitze her bis zur sogenannten Milchkammer mit einem dünnen Troikar zu durchbohren. Zu diesem Zwecke zieht man die Zitze in gerader Richtung von dem Euter nach abwärts herunter, um sie anzuspannen, drückt dann den Troikar mit seiner Spitze in die Mündung des Ausführungsganges und schiebt ihn in der Mittellinie der Zitze allmälig immer tiefer vorwärts bis zu dem Ende der Verwachsung, hält dann die Röhre fest, entfernt das Stilet und befestigt die Röhre mittelst Bänder, welche durch die Oeffiumgen an ihrem Querblatt gezogen sind, und mittelst Hefspflaster an das Euter. Nach drei Tagen entfernt man die Röhre und bringt mittelst einer Feder oder mittelst einer Saite etwas Bleisalbe in den Kanal. Dies kann durch fünf bis acht Tage fortgesetzt werden, und dabei muss immer fleissiges Ausmelken stattfinden.
Droht Brand, besonders hei der oben bezeichneten Euterentzündung der Schafe, so macht man zeitig die Einschnitte in der Längenrichtung des kranken Eutertheils, und zwar so tief, bis die Thiere lebhaften Schmerz zeigen. Die entstandene Blutung befördert man durch Befeuchten der Schnittwunden mit lauwarmem Wasser. Hiernach wendet man eine Auflösung von Chlorkalk in Wasser oder in einem aromatischen Infusuin oft wiederholt an; und wenn wirkliche Absterbung besteht, befeuchtet man die Schnittwunden mit Kampherspiritus, oder mit Terpen-thinöl. oder mit Holzessig und wiederholt dies, bis Abstossung des Brandigen erfolgt ist Wo sich der grösste Theil der Milchdrüse vom Brande ergriffen zeigt, ist es am besten, dieselbe bis auf den Grund zu exstir-piren und dann die Wunde auf dem Wege der Eiterung zur Heilung zu bringen. — Eben so muss in manchen Fällen die Wegnahme des Euters theil weise oder ganz geschehen, wenn dasselbe mit tiefen Eistelgängen in verschiedenen Richtungen durchzogen und ausserdem in seiner Masse callos ist, oder wenn die Verhärtung eine krebsartige Beschaffenheit angenommen hat.
Die Operation kann in der Exstirpation oder in der Amputation bestehen und die ganze Drüse oder nur einen Theil derselben betreffen. Im letzteren Falle muss die Trennung immer in völlig gesunder Substanz geschehen und ausserdem muss man mit dem zurückbleibenden Theil der Milchdrüse wenigstens eine Zitze in Verbindung erhalten, wenn man bei Milch- oder Zuchtthieren noch einen Nutzen haben will. Das zur Operation bestimmte Thier wird auf den Bücken gelegt und mit zusammengebundenen Füssen von Gehülfen gehalten. Das Euter und die Umgebung wird mit wannein Wasser gereinigt, und wenn Haare sich auf der Haut befinden, so werden diese auf der ganzen Fläche abge-
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Entzündung der Schamlefzen
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schoren. Ist bei einer Stute oder bei einer Kuh eine Milchdrüse nur zum Theil entartet, so führt man mit einem geballten Bistouri einen Schnitt durch die Hmit in der ganzen Länge des entarteten Theils, löst die Hautränder von der Drüse ab, zieht dann die letztere mit einem Haken von dem Zellgewebe am Becken ab und durchtrennt dasselbe mit dem Messer, trennt dann auch die Ränder der Drüse von dem umgebenden Zellgewebe bis zu dein gesunden Theil derselben und schneidet sie nun in diesem gesunden Theil, etwa einen Zoll von der kranken Grenze, quer ab. Man untersucht hiernach die Wunde, ob nichts Krankes zurückgeblieben ist, entfernt die etwa aufgefundenen harten oder bandartig aussehenden Fasern, stillt die Blutung durch Zudrehen oder Unterbindung der Gefässe und heftet endlich die Hautränder mittelst der Knopf-naht. Findet sich hierbei üeberfluss von flaut, so nimmt man von den Bändern den überflüssigen Theil fort und heftet sie dann zusammen. Die Heilung wird, wenigstens so viel wie möglich, durch schnelle Vereinigung zu bewirken gesucht, und die Thiere müssen deshalb in den ersten Tagen ganz ruhig gehalten werden,
Die Amputation eines Theils der Drüse wählt man, wenn die Haut zugleich grössteutheils mit entartet ist. Man macht dann einen Zirkelschnitt rund um den entarteten Theil der Drüse, ergreift denselben, zieht ihn recht stark hervor und führt dann am vorderen Ende des Hautschnittes denselben tiefer bis in das über der Drüse liegende Zellgewebe zwischen ihr und dem Bauche oder Becken, und so löst man von hier aus weiter den kranken Theil der Drüse von allen Umgebungen. Die Blutung wird mit den gewöhnlichen Mitteln gestillt, hiernach die Wunde mit trockenem Werg und mit einigen Streifen von Heftpflaster oder mit einer passenden Binde bedeckt. Der Verband bleibt liegen bis Eiterung eintritt, — worauf dann die weitere Behandlung nach dem Charakter der Eiterung und Granulation bis zur Heilung besorgt wird. — Bei der Ausschälung einer ganzen Milchdrüse macht man über dieselbe zwei an den Enden mit einander verbundene ovale Hautschnitte und verfährt übrigens mit der ganzen Drüse so, wie im Vorstehenden hinsichtlich eines Theils derselbeu angedeutet ist.
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Dreizehntes Capitel.
Entzündung der Schamlefzen und der Mutterscheide.
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Die Entzündung dieser Theilc entsteht zuweilen durch zu gewaltsame oder in kurzer Zeit zu oft wiederholte Ausübung des Begattungsaktes, — durch Beiben der Genitalien an verschiedenen Gegenständen zur Zeit der Brust, zuweilen auch durch Pfeffer u, a. reizende Substanzen, wenn Nichtsachverständige hierdurch die Thiere zum Harnen reizen wollen, — bei Geburten durch zu gewaltsam in die Mutterscheide gedrängte und in ihr sich feststützende Theile des Fötus, wie auch zuweilen durch geburtshülfliche Instrumente u. s. w. Oft trägt auch wohl,
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174nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Entzündung der Schamlefzen.
die mit dor Brunst verbundene Aufregung etwas dazu bei. Bei Stuten findet sich zuweilen eine Entzündung der Schamlefzen und selbst eines Theils der Mutterscheide zur Zeit der Begattung ein, selbst wenn die letztere nur in gewöhnlicher Weise und ohne Anstrengung stattgefunden hat. Da diese ßatzündung gewöhnlich bei mehreren Stuten in einer Gegend vorkommt, so hat man das Uebel als ein seuchenartiges betrachtet, und mit dem Namen Beschälkrankheit, Chankerseuche oder auch venerische Krankheit bezeichnet, und häufig eine Ansteckung durch die Zuchthengste, oder auch in anderen Fällen ein in der Atmosphäre befindliches Miasma (wie bei Hengsten, S. 1()2) als Ursache angenommen.
Die Symptome im Allgemeinen sind: Anschwellung und Glanz der Schamlefzen, vermehrte Wärme, dunkle Röthung der Schleimhaut, massiger Schmerz bei der Berührung. In denjenigen Fällen, wo mechanische Verletzungen stattgefunden haben, findet man dieselben entweder schon äusserlich an den Schamlefzen, oder wenn man Letztere ausein-der zieht, und zwar entweder dunkelrothe Flecken von Ecchymosen, oder Hisse in der Schleimhaut, oder selbst noch tiefer gehende Wunden. Da, wo Pfeffer und ähnliche scharfe Substanzen eingewirkt haben, finden sich gewöhnlich noch Beste derselben vor, oder es bestellen an einzelnen Stellen dunkelrothe erhöhte Funkte oder selbst Anätzungen; und in den Fällen, wo die Entzündung in Folge des Begattungsreizes und anderer nicht näher gekannter Beize entstanden ist, finden sich dazu bald an der äussern Fläche der Schamlefzen, bald an der Schleimhaut derselben kleine Bläschen mit weissor oder gelblicher Flüssigkeit gefüllt, nnd im weiteren Verlauf entstehen aus diesen Bläschen kleine Geschwüre, welche sich nach kurzem Bestehen mit einem braunen Schorf bedecken lind dann mit einer, für längere Zeit weiss bleibenden Narbe heilen'). In der ersten Zeit des Bestehens einer heftigen Entzündung ist die Schleimhaut der Schamlefzen, und zuweilen auch der Vagina trocken, nach etwa zwei Tagen, und bei minder heftigen oder asthenischen Entzündungen vom Anfange an, zeigt sich vermehrte Schleimsecretion. Unter der Schani bildet sich gewöhnlich ein Oedem, welches sich allmälig tiefer am Mittelfleisch heruntersenkt. Bei heftigen Entzündungen stehen die Thiere traurig, mit gesenktem Kopfe und mangelnden Appetit, zuweilen besteht auch Fieber. Die Thiere halten den Schweif von den entzündeten Theilen ah, stellen wohl auch die Hinterbeine breit auseinander und zeigen bei der Koth- und Urinentleerung bald mehr bald weniger Unruhe. —Zuweilen ist diese Entzündung mit einer Entzündung der Gebärmutter, zuweilen auch mit Entzündung oder Verletzung des Afters und des Mastdarms verbunden. Im ersteren Falle besteht Auftreibung des Leibes, öfteres Drängen, zuweilen auch Kolikschmerz und die Thiere sind im Allgemeinen viel mehr angegriffen; bei den Verletzungendes Afters und Mastdarms findet man die Spuren dieser Verletzungen an den genannten Theilen.
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1) Die Entzündung stimmt bei Stuten mit der sogenannten Reschälkrankheit bei Hengsten (siehe Capitel XI.) üherein, und da oft, beide zu gleicher Zeit bei Thleren vorkommen, die sich mit einander begattet haben, hält man sie ebenfalls für ansteckend. In vielen Fällen ist jedoch der Beweis hierüber sehr zweifelhaft.
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Entzündung dor Lympbgefftsse.
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Die Prognosis ist in den meisten Fällen bei diesen Entzündungen sehr günstig zu machen, da fast nirgends am Körper Entzündungen und Verletzungen so leicht heilen, als an diesen Theilen. Einfache Entzündungen nach oberflächlichen mechanischen Verletzungen inid nach Anätzungen zertheilen sich gewöhnlich in 4—8 Tagen, und die iniasmatische oder die epizootisebe, mit Bläschenbildnng verbundene Entzündung heilt in den meisten Fällen in Zeit von 8—14 Tagen. Nur bei gleichzeitig vorhandenen grösseren Verletzungen oder bei Complicationen mit Gebärmutter-Entzündung wird der Zustand mehr gefährlich.
Die Behandlung. Bei Oberflächlichen Entzündungen der Schamlefzen und der Scheide reinigt man diese Theile zuerst mit lauwarmem Wasser, oder bei vorhandenen scharfen Substanzen mit einer schleimigen Flüssigkeit, oder mit Mehlwasscr, Milch u. dgl. und wendet dann Waschungen oder Einspritzungen mit lauwarmem Bleiwasser, oder mit einem schwachen aromatischen Infusum täglich einigemale an. Bei heftigen Entzündungen macht man einen massig starken Aderlass, giebt salzige Abführungsmittel, befördert die Rothentleerungen durch schleimige Cly-stiero. und wenn durch zu starke Anschwellung der Schleimhaut in der Scheide die Urinentleerung gebindert ist, führt man dieselbe vermittelst dos Katheters herbei. Oertlich wendet man kalte Umschläge von blos-sem Wasser, von Bleiwassor, oder von Wasser und Essig, bei heftigen Schmerzen aber von Infusionen narkotischer Mittel an. Bei mehr asthe-nischem Charakter der Entzündung dienen Infusionen von aromatischen Kräutern mit Zusatz von Branntwein oder mit Zusatz von Kupfervitriol oder Alaun. — Ist die Entzündung durch miasmatische Einflüsse erzeugt, so genügt in der Hegel die Anwendung innerlicher entzündungswidriger Mittel, zu denen man namentlich auch das Calomel rechnen muss; äusserlich wendet mau entweder gar nichts an, oder man bestreicht die Schamlefzen blos mit verdünnter grauer Merkurialsalbe täglich einmal.
Die Diät muss mager sein und ausserdem ist dafür zu sorgen, dass die Thiere die entzündeten Theile an andern Gegenständen nicht reiben.
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Yicrzehntes Capltel.
Die Entzündung der Lymphgefässe. Lymphangitis.1)
Diese Entzündung kommt bei Pferden häufig, bei dem Rindvieh seltener, und nur zuweilen auch bei anderen Thieren vor, Sie findet sich an verschiedenen Körpertbeilen, namentlich in und unter der Haut der Vorderfüsse, an der Brust, und an der inneren Fläche der Hinterschenkel. Bei Pferden giebt es eine einfache und eine sogenannte
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1) Von Lympha und to ayyt'iov, ein kleines Gefäss
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176nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Entzündung der Lymphgefässo.
dyskrasische, specifische, mit der Rotzwurmkrankheit im Zusam-menhange stehende Lympligefilssentzündung, wclclio Letztere die Wurm-krankhoit genannt wird. Beide Entzündungen ftussem sich zuerst ziemlich gleichartig durch Anschwellung der Lymphgefässe, welche bald mehr bald weniger lange schnurförmige Stränge bilden, die in der Richtung nach den Lymphdrüsen des Kehlganges, den Bngdrüsen oder Leistendrüsen concentrisch hinlaufen und mit vermehrter Wärme, und fast immer mit Schmerz begleitet sind. Die betreffenden Lymphdrüsen zeigen sich dabei auch, und zwar bald vom Anfange her, bald später angeschwollen, vermehrt wann und schmerzhaft. In der Umgegend der Lyniphgefilsse und besonders an den niedrigen Stellen der Glieder oder des Leibes bilden sich ödematöse Anschwellungen. Dabei ist die Bewegung des Theiles erschwert, so dass die Tbiere die betreffende Gliedmaasse schleppend, halb steif und unvollständig vorwärts bringen. Oft ist mit diesem Zustande Fieber verbunden. Im weiteren Verlaufe des Uebols bilden sich zuweilen an mehreren Stellen der Lymphgefässe Knoten, welche bald früher bald später entweder in Zertheilung oder in Abscesse übergehen. Auch entstehen zuweilen Abscesse in den Drüsen selbst. Das ganze Ansehen ist nun ähnlich der Wurmkrankheit der Pferde.
Die einfache Lymphgefässentzündung ist bei Pferden von der Wurmkrankheit oft recht schwer zu unterscheiden. Zur Unterscheidung dienen folgende Anhaltspunkte: 1) Die Ursachen. Die Wurmkrankheit entsteht gewöhnlich durch direkte oder durch mittelbare Uebertragung des Rotz-wnrm-Contaginms von Thieren, welche mit dieser Krankheit behaftet sind. Oft ist die Infection aus der Beschaffenheit der anderen Pferde, mit denen der Patient in Berührung gekommen, anzunehmen, oft aber nur aus dem Vorbericht und aus dem Nichtvorliandensein anderer Gelegen-heitsursachen zu schliessen. Fehlt mit Sicherheit jede Gelegenheit zu einer vorausgegangenen Infektion, oder findet sich die Lymphgefässan-schwellung u. s. w. zu der Drüse junger Pferde am Kopfe, besonders an den Lippen, oder zu groben Quetschungen, z. B. bei Sattel- und Ge-schirrdrücken, zu Brand, Eiterungs- und Verjauchungsprozessen, so ist in der Pegel die Lymphgefässentzündung nicht infectiös. 2) Aus dem Verlauf und dem Ausgängen: Bilden sich Abscesse in den Lymphdrüsen, so ist die Lymphgefässentzündung nicht Wurm; bei dem Letzteren neigt die Anschwellung der Drüsen zur Verhärtung. Gehen die Knoten der einfach entzündeten Lymphgefässe in Eiterung über, so ist ihr Produkt ein homogener, consistenter Eiter; aus erweichten Wurmknoten ist der Eiter mit lymphatischer, etwas gelblicher, stark klebender und gewöhnlich an den Haaren zu gelblichen Krusten vertrocknender Feuchtigkeit gemengt, und nicht selten ist diese Feuchtigkeit allein vorhanden. 3) Die Ausbreitung: Die einfache Lymphgefässentzündung bleibt auf die ursprünglich ergriffenen Gefässstränge beschränkt, bei dem Wurm breitet sich das Leiden von hier allmälig bald mehr bald weniger auf andere Gefässstränge aus und es entstehen auch an verschiedenen Stellen wiederholt neue Knoten. 4) Die Contagiosität: Der Eiter aus einfachen Lymph-gefässabscessen enthält keinen spezifischen Ansteckungsstoff, während ein solcher in dem Eiter der Wurmbeulen vorhanden ist. Diese Eigenschaft ist zwar nicht an bestimmten Erscheinungen der Flüssigkeiten zu erkennen; sie kann aber in denjenigen Fällen, wo die übrigen Anhaltspunkte fehlen und wo doch die Umstände auf eine Entscheidung in der Diagnosis
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Entzüiiiluiig der Lymphgefässe.
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dringen, dazu benutzt werden, laquo;las
eitrigen Flüssigkeit aus den Knoten
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maraquo; pin werthloses Pferd mit der der eateündeten Lyiii|)liii;efä.s.se impft
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und hiernach den Erfolg abwartet, Entsteht Infektion.
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so war liei dem
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ersten Patienten die Lymphgefässeutüftndurig auch die Wiiniikranklieit').
Die Ursachen der Lyniphgefässentztindungen sind nach dem Vorstehenden im Allgemeinen von zweierlei Art, nämlich: a) bei sümmt-lichen Thieren plötzliche ünterdrückiing der Hautausdünstung durch Kälte und Nässe, übermässige Fütterung mit stark nährenden Stoffen, andauernde Ernährung mit verdorbenen oder einen scharfen Stoff enthaltenden Nah-rangsmitteln, der lauge Aufenthalt in verdorbener Stallluft, örtliche Reizungen der Haut und der unter ihr liegenden Tlieile durch scharfe Stoffe und durch traumatische Einwirkungen, insbesondere an den Fassen durch oft wiederholtes Gegenschlagen bei dem sogenannten Streifen oder Streichen. — und das iSindringen von Biter oder Jauche in die Lymphgefässe aus Wunden oder Geschwüren, in welchen brandige oder faulige Auflösungen der organischen Substanz bestehen und wo höchst wahrscheinlich abgostossene Molecule in tleuLymphgefässen und Drüsen Stockung und Reizung, nach Art der Einbolien in den lilutgefässen erzeugen. — b) I3ei den Pferden kommt aussevdem als eine sehr häutige Ursache die Infektion durch das speeifisch auf das Lymphgefösssystem reizend wirkende Rotz-Wunncontagiuni hinzu,
Verlauf und Ausgänge, a) Einfache Lyniphgefässentzündungen werden, wenn die Ursachen bald zu beseitigen sind, meistens in 8—14 'ragen zertheilt; auch oberflächliche Abscesse sind in dieser Zeit oder etwas später zu heilen; dauern aber die Ursachen fort, so werden die Entzündungen chronisch, es bilden sich derbe Verdickungen der Haut und des subeutauen Bindegewebes (Sclerosis) mit Wucherungen, Geschwüre mit hartnäckiger Dauer, zuweilen a uch Brand; und wenn letztere Zustände geheilt sind, bleibt an den Gliedmaassen oft eine unheilbare Anschwellung mit Verdichtung dor Theile Claquo;'laquo; Elephantenfuss) zurück. — b) Die aus der Infektion durch laquo;las Contügium der Rotzwurmkrankheit entstandene Lymphgefässentzündung ist durchaus der Rotzwurm selbst, — ansteckend und unheilbar.
Die Behandlung der einfachen Lymphangitis ist auf Beseitigung der Ursachen und auf Zerthellung der Entzündung gerichtet. In erster Hinsicht giebt man dem Tlüere einen warmen, von Zugluft freien und mit reiner Luft versehenen Stall, dazu gesundes Futter in geringer Menge und von leichter Qualität, wenn es zuhaheu ist, am besten Grünfutter; ausserdem sucht man durch fleissiges Putzen und warmes Bedecken die Hautausdünstung zu befördern. Innerlich verabreicht man schwefelsaure Salze und Calomel in angemessenen Gaben, bis Laxiren erfolgt, und äusserlich wendet man bei frischer Entziinduiig lauwarme Waschungen von schleimigen und narkotischen Mitteln an, später macht man Einreibungen von grauer Merkurialsalbc, welcher mau bei grosser Empfindlichkeit der Tljoile Extr. Belladoimae oder Extr. Hyoscyami (1 Theil zu 16 bis '20 Theilen) hinzufügen kann. 1st der Zustand mehr torpider Art,
1) Obgleich wir auf Grand vieler Erfahrungen nicht annehmen, dass die Rotz-wurmkrankhelt aus Druse, Strenge!, oder einfacher Lymphgefässentzündung entsteht, so müssen wir doch in zweifelhaften l'älleu des letzteren Leidens ratfaeu: die Pferde bis zur Entscheidung als sogenannte verdächtige zn betrachten, sie zu isoliren und mit Vorsicht zu behandeln.
Hbhtwio. Clllruigic, 8. Aull.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;12
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^78nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Einschusa oder heisse Scheukelgeschwulst.
so k;raquo;nii man dieslaquo; Salbe mit Kali carbouicuin odor mit grüner S^ife, mit K.unpher oder mit Jodkali verbindem und wenn dor Zustand cliro-uiscli wird, kann man inuerlich Dvastica, äussorlicb selbst üng. Cantba-ridum auf die Haut im Vorlaufe der angescbolleuen Lymphgefftsse und auf die Gegeud dor LyrapUdrüsen streichen. — Bilden sieb an einzelnen Stellen Knoten, so kann man auch diese schon beizeiten mit der Can-tharidensallm bostroichen, oder auch mit dem glühenden Eisen oberflächlich brennen, und wenn ein Abscess entstanden ist, denselben zeitig offnen und ebenfalls seine Umgegend mit Cantharideusalbe zu wiederholten Malen bestreichen. Sind grössero Geschwüre entstanden, so wendet man auf dieselben von Zeit zu Zeit wiederholt den Lapis infernalis, oder bei grosser Torpidität auch wohl das glühende Eisen an und sucht dann durch wanne Umschläge, oder an den Füsscn durch Fussbäder von gelind aromatischen Mitteln gutartige Eiterung herbei zu führen. Zuletzt befördert man die Vornarbuug durch Bestreichen der Geschwürsflächen mit einer Auflösung von Cuprum sulphuricum oder durch Aufstreuen von Eichenrinden- oder Tormentillwurzelpulver, Bleiben chronische Anschwollungen der Füsse zurück, so dienen Dinretica und Bandagen.
Breitet sich bei Pferden dan Leiden der Lymphgefässo von dem zuerst afticirten Theil auch auf andere Thcile lies Körpers aus, bilden sich an den Lymphgefässen immer neue Knoten oder Beulen und Abscesse, odor finden sich dazu noch Symptome von Anschwellung der Drüsen im Kehlgange, Nasenausfluss, Kurzathmigkeit, gestörte Verdauung und Ernährung u, s. w., so muss man den Zustand als die wirkliche, conta-giöse Wurmkrankheit betrachten und den weiteren Heilversuch mit spe-eifiisch umstininionden Mitteln, namentlich mit Sublimat, mit Antimonium, Conium und dergleichen nach den Regeln der speciellen Therapie zu bewirken suchen, das Pferd dabei aber ganz von anderen isolirt halten, — wenn man es nicht lieber dem Gesetz gomäss tödtot1).
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Fiinfzehntes Capitel.
Der Einsehuss oder die hoisse Scheukelgeschwulst. Lympho-Phlebitis oruris Erysipelas phlegraonosum.
Mit dem Trivialnamen „Einsehussquot; oder „heisse Schenkelge-schwnlstquot; bezeichnet man eine bei Pferden häufig vorkommende com-binirte Entzündung der Schenkelvenen und der Lymphgcfässe an der inneren Eläche der Hinterschenkel. Diese Entzündung, der man einen rothlaufartigen Charakter zuschreibt, findet sich am häufigsten bei Arbeitspferden von gemeiner Ralt;je und bei solchen, welche leicht schwitzen, sie verschont aber auch Pferde von edleren Racen nicht. Die Krankheit
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l) In Preussen ist das Letztere in dem Regulativ vom 8. August 183'), sect; 4 vorgeschrieben.
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Binschuss oJer hoisso Schciikplgcschwulst
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tritt in der Regel plötzlich, meisteus über Nacht hervor und äu.ssert sich auf folgende Weise: die Thiere .schonen selbst beim Stillstehen einen oder den anderen Hinterfuss, indem sie denselben mehrentheils nur mit der Zehe auf den Boden setzen, und beim Gehen steif und unvollständig nach vorwärts bewegen; sie neigen dabei gewöhnlich mit dem Körper nach der entgegengeset/.ten Seite und vermeiden jede starke Dehnung im Knie- und Hüftgelenk. Bei der örtlichen Untersuchung findet man den leidenden Fuss an seiner inneren Fläche in der Leistengegend bald mehr bald weniger goschwollen, vermehrt warm und bei der Berührung sehr schmerzhaft, so das bei stärkerem Druck die Pferde das Glied rückwärts und nach ausson in die Hohe werfen. Die Geschwulst ist unmittelbar unter der Haut von ödematöser Beschaffenheit, mehr in der Tiefe aber mehr gespannt und man fühlt hier die Vene angeschwollen oft in der Dicke eines kleinen Fingers, dabei derb, und vor und hinter ihr sind einzelne Lymphgefässe ebenso angeschwollen. Fast immer erstreckt sich die Geschwulst auch auf den Hodensack oder auf das Euter der leidenden Seite, so dass diese Theile zuweilen um das Doppelte ihres normalen ümfanges vergrössert werden; diese Anschwellung ist ödematös und weniger schmerzhaft; und in dem Euter findet sich gewöhnlich, selbst bei nicht trächtigen Stuten, eine lymphatische, gelbliche Flüssigkeit, welche ausgemolken werden kann und zuweilen auch von selbst auströpfelt. Sehr häufig besteht die Geschwulst an der inneren Seite des Dickbeins auch tiefer herab, und /war oft nur bis zum Sprunggelenk, oder auch bis zum Fussgelenk. In den meisten Fällen ist die Krankheit mit Fieber, oft auch mit Gelbfärbung der Conjunctiva und der Maulschleimhaut, mit Störung des Appetits und oft mit Hartleibigkeit begleitet.
Der Unterschied zwischen dieser Krankheit und der einfachen Lymph-gefässentzündung (Cap. 14.) beruht darauf, dass bei der Letzeren die Schen-kelvene nicht mitleidet, daher am lebenden Thiere nicht so wie oben gesagt, gefühlt wird und dass man bei der Section des Cadavers nur die Lymphgefässe afticirt, und im Bindegewebe blasse Lymphe und Serum findet; wogegen bei der heissen Schenkelgeschwulst die Vene mit einen festsitzenden dunkelrothen, derben Thrombus erfüllt und sie nebst den Lymphgefässen mit gelblicher, zuweilen gallertartig aussehender Feuchtigkeit umgeben ist.
Bei der Euterentzündung der Kühe findet sich zuweilen eine ähnliche Anschwellung an der inneren Fläche des Dickbeins, jedoch stets im minderen Grade als bei Pferden, und ohne derbe Gefässstrenge.
Der Verlauf der Entzündung bei dem sogenannten Einschuss ist in der Hegel akut, so dass in 8—14 Tagen Zertheilung und Heilung erfolgt; in einzelnen Fällen neigt jedoch die Krankheit mehr zu einem chronischen Verlauf und ersteckt sich auf 4—6 Wochen, Zuweilen bilden sich Abscesse, welche, wenn sie im Bindegewebe ausserhalb der sehnigen Schenkelbinde liegen, sich von selbst öffnen oder leicht geöffnet werden können und meistens bald heilen. In einigen Fällen erfolgte jedoch nach der künstlichen Eröffnung eine heftige, schwer zu stillende Blutung, — wohl deshalb, weil der obere Theil der Vene nicht gehörig gangbar war. - Liegen die Abscesse unter der Schenkelbinde, dann öffnen sie sich in der Kegel sehr spät, es entstehen leicht Senkungen des Eiters, hierdurch bedeutende Zerstörungen ein anhaltendes Reizfie-bev und, obgleich sehr selten, wird hierdurch der Tod herbeigeführt,
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180nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Einschuss oder hcisse Schenkelgeschwulst.
Eben so hat man in einzelnen Füllen beobachtet, (lass die Entzündung sieb in das Becken auf die hier liegenden Venen und Lymphgefässe, sogar bis in das Gekröse vorbreitet und eine tödtlicbe Bauchfellentzündung herbeigeführt hat. In solchen Fällen, wo Abscesse, weit verbreitete Ausschwitzung oder Eiterung unter dor seimigen Ausbreitung oder auch die bezeichnete tiefere Entzündung entstanden ist, besteht das Fieber in gleicher Heftigkeit fort oder es steigert sieh noch von Zeit zu Zeit; die Thiere zeigen ausserordentliche Schmerzen, schwitzen Angst-sehweiss. versagen das Futter, kratzen mit dun Füssen, werfen sieh auf die Streu und stöhnen fast wie die an heftiger Kolik leidenden Pferde. Der Schenkel ist unter diesen Umständen über und über geschwollen, die Geschwulst an der inneren Seite dos Fusses sehr gespannt und schmerzhaft, und bei genauer Untersuchung finilet sich auch zuweilen eine iluctuirende Stelle, welche beim Einschneiden eine lymphatisch-eitrige Flüssigkeit entleert. Unter diesen Erscheinungen erfolgt zuweilen in 8—11 Tagen der Tod. — Jn anderen Fällen verliert sich nur ein Theil der Entzünduugszufälle, wahrend ein geringer Grad von entzündlicher Reizung und die Anscliwelluug fortdauern. Die Thiere gehen dabei allmälig weniger gespannt und lahm, aber die Geschwulst wird immer derber und das Zellgewebe verdichtet sich, so dass es in manchen Fällen eine speckartige Derbheit und der Fuss einen sehr grossen Umfang erhält (so genannter Flephanteufuss). In einzelnen Fällen nimmt auch die Haut an dieser Verdickuug Autbeil. •— In denjenigen Fällen, wo die Lymphgefässe vorherrschend ergriffen sind, kann vollständige Zertbeilung eintreten.
Die Ursachen des Einschusses sind fast dieselben, wie die Ursachen der Lymphgefässentzündung (S. 177). Am häufigsten entsteht das Uebel durch Erkältung, und es findet sich daher nicht selten bei mehreren Pferden fast gleichzeitig, wenn eine nasskalte Witterung besteht oder ein oftmaliger Wechsel der Temperatur stattfindet. Ausserdem scheint die Krankheit durch schlechtes Futter, namentlich durch verdorbenes Heu oder multrigen Hafer vorbereitet zu werden. Sehr häufig nimmt das Uebel seine Entstehung von einer kleinen verletzten Stelle, welche an der inneren Seite des Fesselgelenks durch das gegenseitige Aneinauder-schlagen der Füsse entstanden ist. Strauss hielt das Uebel für eine Anthraxentzündung und in einer eigenthümlichen Entartung der Blut-mas.se begründet').
Die Kur. Zuerst sucht man die etwa noch fortdauenidcu Ursachen zu beseitigen. Man giebt den Thieren einen warmen, reinen Stall mit guter trockener Streu; zur Nahrung giebt man blos Kleie, Gras oder etwss Heu. Innerlich verabreicht man Calomel mit Natrum sulphurieuni oder Kali sulphurieuni, und wo Gelbfärbung besteht, auch mit Zusatz von kleinen Gaben der Aloii, bis reichliches Laxiren eingetreten ist. Gertlich macht man bei grossen Schmerzen Waschungen von schleimigen oder narkotischen Flüssigkeiten, oder wo diese nicht mit dem gehörigen Pieiss fortgesetzt werden können, bestreicht man die innere Fläche des Oberschenkels mit einem Gemenge, von grauer Merkurialsalbe (I Theil und gekochten Bilsenkrautöls 2 Theilen), oder mit einem Gemenge von
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1) Strauss, Systemat. Hamlb, d. Veterin.-Cliinirgie. S. 275, 27ö.
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Mauke der Pferde
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grauer Merkarialsalbe 80,0, Rüböl 60,0 und Bilsenkraut- oder Belladonna-Extrakt 8,00. Mindern .sich hierbei die Zufälle nicht und sind die Thiere kräftig und vollblütig, so kann man auch einen Aderlass machen. Ist die Empfindlichkeit massig, so sind Waschungen mit einer Auflösung von Kali carbonicum, oder mit warmem Seifenwasser, oder Einreibungen von grauer Salbe mit grüner Seife oder mit Kampherliniment nützlich. Hei geringer Empfindlichkeit kann man Waschungen mit aromatischen Kräuterinfusionen für sich allein oder mit Zusatz von Pottasche, und bei noch tnulir astheiiischem Charakter des üebels auch Waschungen mit zusammengesetztem Oxykrat oder mit verdünntem Weingeist täglich mehrmals wiederholt anwenden lassen. Entsteht an einer Stelle Fluctuation, so nmss hier bei Zeiten an dem niedrigsten Punkte derselben ein Einschnitt durch die Haut und selbst durch die sehnige Ausbreitung gemacht und die Flüssigkeit ausgeleert werden, worauf man die Geschwürshöhle mit einer Auflösung von Cuprum sulphiiricnin oder mit Digestivwasser (aus Terpentin, Eigelb aa 1 Theil und Kalkwasser 15 Th. bestehend) einige, Male befeuchtet, und wenn hiernach nicht in wenigen Tagen gute Eiterung entstellt, muss man eine Einreibung von Cantharidensalbe in der noch harten Umgegend der eiternden Stelle machen. Knoten oder Heulen an den entzündeten Lyraphgefässen bestreicht man ebenfalls mit Cantharidensalbe, oder man berührt sie mit dem Glüheisen, und wenn sie in Abscesse übergeben, öffnet man sie zeitig und canterisirt ihre Höhle mit Lapis infernalis. — Wo die Entzündung einen chronischen Charakter annimmt, sind von Zeit zu Zeit gegebene Purgirmittel abwechselnd mit dinretischen Mitteln zu benutzen; änsserlicb wendet man die graue Salbe für sich oder mit Zusatz von Jodkali, oder auch mit Zusatz von kleinen Quantitäten des Aetzsublimats (t zu 50—60 Th.), oder ein Liniment aus grüner Seife (6 Th.), Pottasche (1 Th.) und Terpentinöl (2 Th.) auf die verdickten llautstellen an und umwickelt ausserdem dieselben noch, wenn die Thiere im Stall stehen, mit massig fest angelegten wollenen Binden. Dabei lässt man den Thieren täglich mehr und mehr Bewegung machen.
Uebrigens lässt man hier wie bei der Eymphgefässentzündnng. in zweifelhaften Fällen die Thiere beständig in strenger Aufsicht halten und sie bei dem Entstehen von Heulen von den übrigen Pferden absondern.
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Sechszehntes Capitol.
Die Mauke, Paronychia1! erysipelatosa, serosa et herpetica, richtiger: Eczema2) impeügmodos. E. pustlilosum.
Mit dem Namen Mauke bezeichnet mau bei Pferden und bei dem Rindvieh rothlanfartige Entzündungen, welche ihren Sitz in der Haut an
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1)nbsp; i; naooiii](i(t, der Niednagel, das Nagelgeschwür.
2)nbsp; to ixuafHA; was durch Hitze herausgetrieben ist, daher auch ein acut hervorgetretener liläschenausschlag.
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182nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Mauke der Pferde.
dem unteren Ende der Glicdmaassen, vorzüglich an den Fesseln haben, aber bei beiden Thierarten einige Verschiedenheiten zeigen.
1. Bei dem Pferde tritt die Krankheit in zwei Hauptfonnen, A. als exanthematische oder Ausschlagsmanke und B. als brandige Mauke auf, und die erstere unterscheidet man wieder a. in die Schutzmauke nml b. in die Schrun denmauke.
a. Die Schutzmauke, so genannt, weil die bei ihr ausgeschwitzte Lymphe, (welche Jenner1) u. A. als Equine bezeichneten^, wie die Lymphe der Kulipocken (Vaccina), durch Einimpfung hei Menschen und bei Bindvieh eine, den Kuhpocken ganz analoge, Ausschlagskrankheit zu erzeugen und dadurch die Empfänglichkeit für die Menschenpocken zu vernichten oder doch bedeutend zu vermindern vermag2).
Die Krankheit beginnt gewöhnlich mit einem gelinden Fieber, welches den Charakter eines gewöhnlichen Reizfiebers, zuweilen mit bilioser Complication, zeigt. Dabei schwellen an einem oder mehreren Füssen die Fessel, namentlich an der hinteren Seite derselben, bald mehr bald weniger an, die Geschwulst ist warmer, als die umgebende Haut, und wo diese von Natur weiss ist, findet sich dunklere Röthung hinzu, die Haut wird gespannt und bei der Berührung schmerzhaft. Die Geschwulst setzt sich in kurzer Zeit sowohl nach der Krone, wie auch bis auf das Schienbein. ja oft noch bis über das nächste Gelenk desselben hinauf fort. Mit der Ausbreitung der Geschwulst pflegt sich die Spannung und die Schnierz-haftigkeit etwas zu mindern, doch gehen die Pferde dabei bedeutend lahm, indem sie den Fuss im Fessel- oder Kronengelenk steif halten. — Nach etwa 24 Stunden sträuben sich die Haare an der hinteren Seite des Fesseis, es bilden sich kleine Bläschen von gelblichweisser Färbung, welche schnell bersten, worauf an ihrer Stelle rothe Wärzchen ercheinen (die entzündeten und geschwollenen Hautpapillen). aus denen kleine Tropfen einer klebrigen weissen oder gelblichen Flüssigkeit ausschwitzen.
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1)nbsp; Ed. Jenner. Au Inquiry to the causes and elTect.s of the vaiiolae vaccinae. Lend. 1798 4to.
Dr. Loy, in d. BiMioth britaniq. T. XI p. 389.
Erich Vibortt- Versuche über (lie Identilät dor Mauke und dor echten Kuh-pocken u. s w. In lt;l. Sammlungen v. Abhandlungen f. Thierä'rzte u. Oekonomen. 5 Bd 180(5. S 273
Ludw. Sacco Neue Entdeckungen über die Kuhpocken, die Mauke u s. w. Aus d. Italien, v W. Sprengel- Leipz. 1812, S ]3'2.
Ausser anderen Beobaclitungen der späteren Zeit;
II. Bouley. im Nouveau Dictionnaire practique de Medcc. ele, voteriu Vol. IX. Artie Horsepox. — und
Alfredo Gotti, Profess. Hi alcuno forme gravissime divajuolo conflueute nel cavallo. Im Giern, di Analomia etc. dcgli animali. Pisa 1872, p. 329.
2)nbsp; Diese Eigenschaft der Equine ist häufig angezweifelt worden , weil Infectio nen von ihr sehr selten beobachtet und die meisten angestellten Impfversuche nicht gelancfen sind; aber Jenner, E Viborg, Sacco, Loy, De Carro u. A. haben dio Wirkungen gesehen, und ich selbst habe in drei Füllen Infectionen mit voll kommener und ref;elmässig verlaufender Vaccine-Pustelbildunp; an den Binden dreier Eleven der Berliner Thieramieisehule, bei der curativen Behandlung maukekranker Pferde entstehen sehen. Es scheint, dass die Infectionskraft in der Maukeflüssig-koit nur während der ersten, sehr kurzen Periode der Krankheit wirksam besteht. Mau möge sich deshalb vor zu vieler und dauernder Bernbrnng derselben hüten.
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M.iiike 'ler I'ferdf.
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Die ausgeschwitzte Flüssigkeit hat einen eisenthfimlichen fadon, etwas süsslichcn Geruch und vertrocknet zn braunen Krusten, unter denen sich entweder nach kurzer Zeit eine neue Epidermis Wiederbildet und somit die Heilung in etwa 10 bis 14 Tagen erfolgt, oder es bilden sich tiefere und breitere Geschwüre, welche eine übelriechende weissliche oder mit Blut vermengte Jauche absondern, im weiteren Verlauf verdickte schwielige Ränder bekommen und sehr lange dauern können. Zuletzt erfolgt, die Heilung durch j;iite Eiterang und Granulation, oft aber mit Vev-dickung der umliegenden Haut, oder mit Bildung einer hornigen Oberfläche auf der Granulation. Die Letztere wuchert oft sehr bedeutend, so dass sich warzenähnliche Auswüchse bilden, und in einzelnen Fällen entstehen auch Fisteln.
Die oben bezeichneten Bläschen -werden von den Schriftstellern als constantc Erscheinung beschrieben; ich habe aber dieselben bei sehr sorgfältiger und oft wiederholter Untersuchung während meiner langen tbierärztlichen Laufbahn in keinem Falle entdecken können, obgleich ich Gelegenheit hatte, die Mauke gewissermaassen unter meinen Augen entstehen zu sehen und sie somit vom Anfange zu beobachten; wohl aber habe ich Ablösung der Oberhaut durch Ausschwitzung unter derselben und dann (wie schon E, Viborg) die Anschwellung der Hautwärzchen in pockenähnlicher Form erfolgen sehen. Die Ausschwitzung und die Ablösung der Oberhaut erfolgte fast regelnlässig zuerst und immer am stärksten in den kloinen Qnerfalten an der hinteren Fläche des Fesseis, sie findet jedoch oft auch an anderen Stellen statt, soweit die erysipe-latöse Entzündung reicht, — und das kann bis unter den Saum des Hufes geschehen. ISeben dieser Hautentzündung besteht häufig ein üedem in bedeutendem umfange, zuweilen bis zum Leibe hinauf, und oft bleibt dasselbe noch einige Zeit nach der Heilung der Mauke zurück.
Je nach dem Grade, nach dem vitalen Charakter, nach der Ausbreitung der Entzündung zeigen die Pferde auch bald mehr bald weniger Steifigkeit der Gliedmaassen und Lahmgehen.
b. Die Schrnndenmauke entsteht mit liautentzüudung an der hinteren Fläche der Fessel, ähnlich wie die Schulzmauke, und ist auch oft von Fieber begleitet. Die örtlichen Symptome zeigen sich von der Scbutzmauke nur darin verschieden, dass bei ihr die Bläschen fehlen, die Oberhaut abgelöst, die Lederhaut stark gereizt, stellenweise fleisch-roth ist, und dass die ausgeschwitzte Flüssigkeit mehr gelblich, eiweiss-haltig und schmierig ist. Im weiteren Verlaufe bilden sich auch hier stellenweise bald ganz oberflächliche und schnell trocken werdende, bald tiefer gehende Geschwüre in Form von quer gehenden Kissen, mehren-theils in den Kulten an der hinteren Seite des Kessels, unter demselben nach den Ballen zu, und oft auch 2—3 an der hinteren Seite des Gelenks. Die Geschwüre verhalten sich in ihrem Verlaufe und in ihren Zufällen ganz ähnlich denen bei der Schutzmauke, und sind von den Letzteren nun nicht mehr zu unterscheiden.
In einzelnen Fällen setzt sich die Entzündung auch über das Fes-selgelenk hinauf fort, und verändert hier wie am Fessel die Haut durch Verdickung und Bildung von Schwielen. Wenn hierbei die Haare gleichsam auseinander gespreizt und in die Höhe gerichtet stehen, so pflegt. man das Leiden mit dem Trivialnamen Straubfuss oder Igelfuss zu bezeichnen. Die Haut ist dabei in manchen Fällen trocken, schorfig, in
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184nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Mauke der Pferde
anderen Füllen sehr reichlich eine stinkende Feuchtigkeit secernirend. Tn dieser Beschaffenheit wird die Mauke gewöhnlich chronisch1).
Auch bei der Schnmdenmauke gehen die Pferde mehr oder weniger lahm, und in manchen Fällen, besonders bei der chronischen Mauke, zeigen sie eine so enorm grosse schmerzhafte Empfindlichkeit der ganzen Gliedmaasse, dass sie Letztere beim Berühren oder beim Anfange des Gehens heftig in die Höhe und nach der Seite schleudern.
B. Bei der Brandmauke treten plötzlich an dem Fessel eines Fusses, oder auch an mehreren Filssen zugleich die Erscheinungen einer begrenzten aber heftigen Entzündung der Haut ein. worauf gewöhnlich schon bald nach '24 Stunden an der am meisten leidenden Stelle die Haut bläulich oder bleifarbig wird, sieli in einem gewissen Umfange erweicht und sich hier von den übrigen Theilen, unter Bildung von faulig stinkender .Tauche, bis auf das Zellgewebe mit einem scharf begrenzten Bande ablöst. Dies geschieht meistens um den 3. bis 6. Tag. Die Trennung geht mitunter erst an einer Seite dos abgestorbenen Stückes von Statten, und es vergehen zuweilen 2 bis 3 Tage, ehe die ganze Ablösung des Stückes geschieht; hierauf bleibt ein unreines, viel stinkende, Jauche produzirendes Geschwür zurück. Während dieses Prozesses ist. in der Kegel, alter doch nicht in Jedem Faille vom Anfange an bis zum Herausfallen des Hautstückes, ein Fieber zugegen, welches meist den sthenischen Charakter an sich tragt. Die Entzündung und Absterbung kommt, wieder wie bei der Schntzmauko. meistens au der hintern Seite des Fesseis vor. in manchen Fallen aber auch an der vordem oder an den Seitenflächen dieses Theils, zuweilen auch an der Krone, sehr selten über dem Kesselgelenk; sie bildet sich in sehr verschiedenem umfange ans. so dass zuweilen d;is absterbende Hantstück nur gegen einen halben Qnadratzoll, oft aber auch entgegengesetzt bis gegen 2 Quadratzoll gross ist. Die Absterbung dringt immer bis in das Zellgewebe unter der Cu-tis, in manchen Fällen aber auch bis auf die hier liegenden Sehnen und Bander, selbst bis auf die Hufknorpel und die Knochen. Im Verhält-niss zu dem Umfange und dem Orte der Kutzünduug zeigen die Tiiiere auch bald mehr bald weniger heftigen Schmerz und Lahmheit, welche beide fast immer sehr nachlassen, wenn das abgestorbene Stück abge-stossen ist und wenn gute Eiterung sich einstellt. Die Letztere findet sich hei einer zweckmässigen Behandlung zuweilen schon nach 2—;{ Tagen. Zu der Zeit tritt dann auch gewöhnlich ein reines Aussehen des Geschwürs und gute Granulation ein. welche, wie gewöhnlich nach Brand, in kurzer Zeit sehr lebhaft wird und an einzelnen Stellen in üppige Granulation ausartet. In einzelnen Füllen entstehen cariöso Geschwüre au den Hufknorpeln (Knorpelfisteln), zuweilen Fisteln unter der Haut und
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1) Ich hin bei der Annahme zweier Varietäten dor exanthematischen Mauke den Aiitoren, namentlich Veith und Strauss, gefolgt; obgleich ich selbst, wie ans dem Vorstehenden zu ersehen, den Unterschied der Schutz - und dor Schrunden-mauke eigentlich nicht anerkenne nenn Fieber und Ansteckungsstoff kann bei jeder Mauke sein und die Existenz der Bläschen bei der .Schntzmauko ist immer noch zweifelhaft. Uebrigens sind die Schriftsteller aus jener Zeit, wo die Schatzmauke zuerst bekannt wurde, in ihrer Beschreibung höchst unsicher, und selbst aus Jen-ner's Abhandlung ist schwer zu ersehen, welchen Krankheitszustand er eigentlich geraeint hat. Es ist hier Vieles noch nicht klar
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bis unter die Krone des Hufes. In den meisten Fallen erfolgt die Heilung mit Zurücklassung einer haarlosen Narbe, die nicht selten einen hornartigen Ueberzug erhalt.
Die Ursachen der Mauke sind specieli nicht recht bekannt; man weiss nur. dass die Krankheit in niedrig gelegenen, feuchten Gegenden und in nassen Jahren, so wie bei gemeinen Landpferden häufiger vorkommt, als in trockenen, hoben (legenden, bei trockener Witterung und bei edlen Pferden. Am häufigsten erscheint die Krankheit bei lange dauernder feuchter Luft, beim Eintritt des Winters und nach langem schneereichen Winter, bei und nach dem Aufthaiien des Schnees, wo sie nicht selten in einer Gegend während '.)—4 Wochen seuchenartig herrscht und dann wieder verschwindet. Es scheint also, dass Unterdrückung der Hautausdünstung, das Zurückbleiben gewisser ExcretionsstofTe im Blute, und örtlich die reizende Einwirkung des Schneewassers und des Strassenschmntzes hauptsächliche Ursachen sind. Ob durch eine besondere atmosphärische Constitution ein Miasma erzeugt und somit die Mauke, eine Infectionskrankheit ist, oder ob durch jene Momente nur eine lokale Verstimmung der Hautabsonderung an den Fnssenden und hierdurch die Krankheit entsteht? — Ersteres ist wahrscheinlich; denn man siebt zuweilen auch Thiere von dem Cebel befallen, welche gar nicht der Nässe und dem Strassenschmutz ausgesetzt, sondern beständig im Stalle gehliehen sind; andererseits wird man aber hierüber wieder zweifelhaft, wenn man sieht, dass entgesetzt sehr viele Pferde, welche täglich diesen örtlichen Einwirkungen ausgesetzt sind, dennoch von der Krankheit frei bleiben. Oft wird auch das Abschneiden der Ilaare an dem Kötheu-gelenk als Ursache der Mauke betrachtet, weil hiernach die diiuue Haut an der hintern Seite des Fesseis ihren Schutz verloren hat; indess ist, diese Ansicht eben so wenig wie die entgegengesetzte erfahrungsmässig erwiesen.
Die Beurtheilung der Mauke des Pferdes ist in den einzelnen Fällen nach den angedeuteten Verschiedenheiten sehr verschieden zu machen. Oberflächliche Entzündungen im gelinden Grade, sowohl hei der Schutz- wie auch bei der Schrundenmauke, heilen oft in 8 bis 10 Tagen, während die tiefer gebenden und mehr ausgebreiteten Entzündungen zuweilen 4—6 Wochen Zeit zur Heilung bedürfen. Ist das Uebel chronisch geworden, so dauert es, auch selbst bei richtiger Behandlung, zuweilen bis 3 Monate und führt dann auch gewöhnlich die oben bezeichneten Veränderungen der Haut herbei. Bei der Brandmauke sind die leichteren Fälle in etwa 14 Tagen zur Heilung zu bringen, wo aber grosse Hautstücke ausgefallen sind, vergehen in der Regel 4 Wochen, ehe die Vernarbung erfolgt, und zuweilen findet sich, namentlich wo Fistelgänge oder Callositäten der Hautränder entstanden sind, ein wirkliches Vernarben mit Haut in 2 bis 3 Monaten nicht. Wo die Gelenkbänder, die Hufknorpel oder selbst Knochen mit angegriffen sind, kann die Heilung erst nach erfolgter Abblätterung dieser Theile erfolgen. In einzelnen Fällen der Art magern die Thiere, bei dem andauernden Reizfieber bedeutend ab und einzelne gehen wohl selbst daran zu Grunde.
Behandlung. Aussei- der Beseitigung der etwa erreichbaren It-sachen ist die dir hei der Schutz- und Schrundenmanke im ersten Stadium auf Minderung der Heizung und Beschränkung der Entzündung gerichtet. Es muss deshalb zuerst der leidende Fuss mit lauwarmem Was-
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186nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Mauke, der Pferde
ser oder mit schwachem Seifenwasser sanft gereinigt und dann das Thier in einen reinen trocknen Stand auf weiche Streu gestellt werden. Aus-serdem befeuchtet man den leidenden Tlieil mit lauwarmen schleimigen Flüssigkeiten und umwickelt Um in der Zwischenzeit mit lockerem quot;Werg oder Watte. Mit dieser Behandlung kann man in den leichteren Fällen fortfahren bis die ausgeschwitzte Flüssigkeit trockene Borken bildet. — Bei heftiger Entzündung sind Fussbäder oder Breiumschläge von schleimigen oder von narkotischen Mitteln zu machen, und wo hierzu die nö-thige Gelegenheit fehlt oder wo die Pferde die Umschläge nicht dulden wollen, oder wo man dieselben während der Nacht nicht fortsetzen kann, da streicht mau die mit 01. ilyoseyarai infusum (in Ermangelung dessen mit irgend einem milden fetten Oel) gemengte graue Merkurial-salbe, auf die entzündete Haut. Dabei giebt man innerlich Abführungsmittel und hält die Thiere in magerem Futter und unter Decken. — Ist bereits Jaucheabsonderung eingetreten, so sind Fussbäder oder Waschungen von concentrirtem Seifenwasser, oder von einer schwachen Auflösung des Chlorkalks, oder auch des Alauns, des Kupfer- oder Zinkvitriols täglich 2 Mal in Anwendung zu bringen. Bei sehr reichlicher Absonderung von seröser Flüssigkeit oder auch von Fiter, und ebenso wenn grosso Oederne bestehen, haben sich aussei' den eben genannten Mitteln auch trockene Umschläge von Kleie, oder von Mehl, von lockeren aromatischen Krautern (im Nothfall von Asche) in einem weichen Tuch oder dergleichen Beutel applicirt, sehr nützlich gezeigt. — Bei Schrunden mit geringer Absonderung bestreicht man dieselben mit Terpenthinsalbe, Königssalbe oder einer andern Harzsalbe, denen man bei grosser Reizlosigkeit selbst etwas rotheu Praecipitat zusetzt. Nach eingetretener guter Eiterung und guter Granulation kann man gelind austrocknende Mittel oder auch blos einen einfachen Verband anwenden. Finden sich grosso Oederne, so verabreicht man innerlich diuretische Mittel. In den Fällen, wo die übermäs-sige Empfindlichkeit besteht, sind Fussbäder von narkotischen Mitteln, oder Einreibungen mit Fett oder Oel im erwärmte Zustande, oder mit Zusatz von narkotischen Extrakten zu benutzen.
Hei der chronischen Mauke giebt man innerlich abwechselnd Pur-girmittel und diuretische Mittel, auch bittere und adstiingirende und umstimmende Mittel, wie Spiessglanz. Arsen und Sublimat; und macht örtlich Fussbäder von Seifenwasser, Waschungen mit dem phagedänischen Wasser. Eiureibungon mit der grauen Merkurialsalbe. und wenn diese Mittel nichts fruchten, kann man selbst Terpenthinöl in die leidenden Theile einreiben, um eine Umstimiuung herbeizuführen.
Bei der Brandmauke macht man nach geschehener l'einigung des Fussfts Breiumschläge von schleimigen und fetten Substanzen, wie z. B. von Lein-saamen. von Leinkuchen, von Weissbrod mit Zusatz von Butter, Fett oder Oel n. dgl. 1st erst die Trennung des brandigen Hautstücks zu bemerken, so kann man Fussbäder von warmer lleusaamenbrühc, oder Umschläge von Hcusaamen oder, wie es häufig vom Volke geschieht. Umschläge von Sauerkohl appliziren. bis die Abstossung des llautstückes geschehen ist, worauf Digestivsalben. Aloe- oder Myrrhentinktur, Holzessig, Creosot. Cavbolsäure und dergleichen Mittel angewendet werden, bis gute Granulation entstanden ist. worauf die weitere Heilung wie bei einem einfachen Eitergeschwür geleitet wird. Das Creosot und die Gar-bolsäure passen mir bei einem fauligen, torpiden Charakter der Ge-
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Mauke, des Rindviehes
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schwüre; beide Mittel werden in der ReRol verdünnt (1 Th. zu 2—8 Th. Oel oder aromatischen Infusumsl applicirt. Nach erfolgter Ausfüllung des Geschwürs mit guter Granulation sucht man die Bildungsthätigkeit der Hautränder dadurch mehr anzuregen, d;iss man dieselben von Zeit zu Zeit, etwa jeden vierten Tag einmal gelind mit Lapis infernalis und in der Zwischenzeit mit gelinden Digestivsalben bestreicht. Wo die Granulation zu üppig ist, bestreut man sie mit gebrannten Alaun, oder Lapis infernalis. oder man legt einen Druckverband an. Fisteln werden aufgespalten und dann je nach ihrem Charakter mit Fussbädern von Seifenwasser, oder mit Aloetinktur, oder selbst mit Aetzmitteln weiter behandelt.
2. Bei dem Kindvieh findet sich meistens an den Hinterfnssen, öfters auch an den Vorderfüssen eine Hautentzündung, welche der Mauke der Pferde ähnlich ist und mit dem IN'ürnen Mauke. Fussräude, Schiern pemauke, Träberausschlag des Rindviehes bezeichnet wird. Sie beginnt gewöhnlich in der Flaut des Fesseis der Hinterfüsse, bleibt aber hier in den seltensten Füllen beschrankt, sondern verbreitet sich mehrentheils bis über das Schienbein zum Unterschenkel, ja selbst bis über diesen hiriimf an den Leib, (Ins Euter, laquo;las Kreuz etc. Zuweilen nimmt das üebel seinen Anfang an der Krone, oder am Sprunggelenk; viel seltener beginnt es an den Vorderfüssen und verbreitet sich an diesen allmälig höher bis zu dem Leibe und bis zu den Schultern. Die Thiere zeigen zuerst in den betreffenden Füsscn Schmerz durch abwechselndes Aufheben und Niedersetzen derselben, die Bewegung der Füsse geschieht mit Spannung, oft zuckend; dabei hissen die Thiere während einiger Tage im Fressen nach, und zeigen etwas Fieber. Oertlich findet man die Haut am Fessel oder über dem Ballen und an dem vordem Ende des Klauenspaltes gesebwollen, vermehrt warm, beim Berühren schmerzhaft, und gewöhnlich finden sich auch die Maare daselbst etwas gesträubt. Wo die Haut von Natur weiss ist. erscheint dieselbe gerö-thet. Gewöhnlich zeigen sich diese Erscheinungen auch bald über dem Fessel. — Nach einigen Tagen bilden sich an den geschwollenen Stellen Bläschen, welche eine gelbliche, klebrige Flüssigkeit aussickern und wonach häufig das Haar ausfällt. Die: ausgeschwitzte Materie vertrocknet zu Borken. Die Thiere sind dabei an den Küssen sehr empfindlich und so steif, dass sie sich entweder nicht niederlegen, oder sich mit dem ganzen Körper Hinwerfen und dann von selbst nur schwer oder nicht wieder aufstehen können. Nach circa 8 Tagen wird die Haut allmälig dicker, hart und spröde, es entstehen Bisse und Schrunden in ihr. aus denen eine stinkende Jauche sickert. Bei Kühen bildet sich oft zugleich am Euter eine ähnliche Entzündung mit Bläseben; und manche Kranke bekommen auch einen Ausschlag von zuerst klebriger Aus-
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schwitzung und dann von trockenen S
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chuppen am
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Kopfe
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llalsi
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oder auch am Bücken.
Beim weitem quot;Verlauf verdickt sich die Maut zuweilen bis auf das Dreifache der normalen Dicke, so dass die Thiere wie mit Flephanten-füssen begabt erscheinen; in anderen Fällen bilden sich in den Schrunden Fisteln, die sich mehr oder weniger unter der Haul verbreiten und zuweilen Absterbungen des Zellgewebes herbeiführen. Die Thiere magern dabei sehr ab, verlieren auch an der Menge und Qualität der Milch, und einzelne, besonders sehr schwere, auch hoch trächtige, so wie alte
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188nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Mauke, des Rindviehes. Behandlung.
und magere Thieve liegen sieh wund und gehen dabei durch Abzehrung oder Lähmung zu Grunde. Die Dauer des Uebels ist in der Regel auf mehrere Monate ausgedehnt.
Die Ursachen dieser Entzündung finden sich hauptsächlich in dem fortgesetzten und zu reichleichen Genuss von Branntweinschlempe aus Kartoffeln (namentlich aus gekeimten und verdorbenen), in den fortgesetzten Genuss solcher Kartoffeln selbst, wenn neben denselben nicht eine hinreichende Quantität guten Kauffutters verabreicht wird. Zuweilen enthält die Schlempe sehr viel Essigsäure, Pilze und Sporen derselben. Die Krankheit ist in manchen Gegenden noch unbekannt, in der neuem Zeit aber mit der Verbreitung der Kartoffelbranntwein-Brennereien viel häufiger mm Vorschein gekommen. Ob dasSolanin') in den gekeimton Kartoffeln zu einer Veränderung des Blutes, oder ob die Art der Nahrung überhaupt zur übermässigen Säurebildung und hierdurch zum Entstehen der Krankheit beiträgt? ist noch nicht entschieden. Zuweilen trägt auch die grosse Nasse in solchen Ställen, wo Branntweinschlempe gefuttert wird, iiiui wenn es an hinreichender Streu fehlt, zum Entstehen und zur Verschlimmerung des Cebels mit bei, Aueserdem sollen auch nasse, sumpfige und saure Weiden zuweilen am Entstehen des Uebels schuld sein. Hin und wieder hat mau in der kranken Haut an den Haarwurzeln mikroskopische Fadenpilze gefunden und hieraus auf Contagio-sitiit geschlossen; dieselbe ist aber nicht sehr nachgewiesen.
Die lieii rl he ihm g des Uebels ist im Allgemeinen günstig zu machen, da dasselbe, wenngleich langsam, in den meisten Fällen zur Heilung zu bringen ist; nur in den Filllen, wo die Thiere sehr entkräftet sind, wo das Uebcl mit Fisteln und mit iilcerati\er Zerstörung im Zellgewebe com-plicirl ist. und wo es an den Mitteln zur Abänderung der Ernährung fehlt, gehen einzelne Stücke an Zehrlieber und Erschöpfung zu Grunde.
Die Behandlung muss zunächst auf Abänderung des bisherigen Futters, namentlich auf Verminderung oder gänzliche Weglassung der Schlempe und Ersatz derselben durch Gras oder Heu. Kleie u. dgl. und auf die chemische Bindung der Säure in der Schlempe gerichtet sein. Dabei sorgt man für Reinlichkeil im Stalle durch reichliche Streu, oder durch Einstreuen von Sand. Gerberlohe u. dgl. Gut genährten Thieren giebt man Glaubersalz mit bittern Mitteln, oder auch mit Schwefel, bis gelindes Laxiren erfolgt, hiernach aber lässt man, um die überflüssige, Säure der Schlempe zu binden , Kalkwasser mit dem Getränk verabreichen und zwar von klarem Kalkwasser täglich 3 bis 6 Quart; oder besser, man giebt pro Haupt täglich 1 2 Loth gehrannten Kalk in die Schlempe. Aeusserlich wendet man nach geschehener Reinigung der mit Aus-sclnvitznng oder mit Borken bedeckten Theile das Bleiwasser an, oder bei reichlicher Absonderang das Kalkwasser. Sind harte Krusten entstanden, so kann man dieselben mit einer Scbwefelsalbe bestreichen (Schwefelhlumcn 1 Tb.. Schweineschmalz 3 Tb.). Audi eine Salbe aus Theer und Schwefel (in denselben Verhältnissen), oder aus Tbecr, Fett oder Oel und Schwefel (aa) bat gute Dienste geleistet. Zur Nachkur giebt man den Thieren von Zeit zu Zeit ein Abführungsmittel, abwech-
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1) Nach den mit diesem Stolf an Kühen angestellten Versuchen ist derselbe mi dem l'cbel nicht schulil
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Entzfindung der Beugeselmou.
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selnd mit bittern und gelind aromatischen Mitteln; und wo die Urin-secretion ttbermässig reichlich besteht, verabreicht man kleine Gaben von Bleiznckor mit Campher und bittern Mitteln. — Durchgelegene eiternde Stollen und Fisteln besorgt man nach den Regeln der Chirurgie.
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Siebzehntes Capitel.
Die Entzündung der Beugesehnen.
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Die an der hintern Seite der Schienbeine und der Fessel der Pferde liegenden Beugesehnen (die Sehne des Kronen- und Hufbeinbeugemuskels und der sogenannte Fesselbeinbeuger oder das Aufhängehand der Sesamsbeine) und deren Scheiden sind der Entzündung häufiger und mehr als alle übrigen Sehnen unterworfen, — obgleich das fast gefässlose Sehnengewebe sehr wenig zu Entzündungen disponlrt ist. Uft nimmt auch das angrenzende Zellgewebe an der Entzündung Theil.
Die Krankheit entsteht liier gewöhnlich in Folge von zu starker und plötzlicher Ausdehnung tier Sehnen, namentlich beim heftigen Springen unter dem Reiter und bei übermässiger Anstrengung vor schwerbeladenen Wagen, ferner durch ungleiche Tritte auf unebenem Boden, oder bei zu hohen Griffen der Hufeisen, wobei das Durchtreten im Fesselgelenk zu stark geschieht, oft auch durch Einschnürung des Fusses bei dem Uebertreten über die Halfterkette oder auch in Folge von Stössen und Schlägen (daher die alte Benennung des Leidens Sehnenklapp), in andern Fällen durch Rheumatismus, und bei der sogenannten Influenza öfters anscheinend durch eine Metastasis.
Wenn die Krankheit durch mechanische Einwirkung entstanden ist, entwickeln sieb ihre Symptome in der Hegel sehr allmälig und bleiben fast immer auf einen Fuss beschränkt, wenn aber das lebel auf die zuletzt erwähnte Weise erzeugt wird, tritt es immer plötzlich ein, ergreift oft mehr als einen Fuss oder wechselt auch eben so oft von einem Fuss auf den andern. Die Erscheinungen im erstem Falle sind: Das Thier tritt beim Stillsteheu nicht gehörig im Fesselgelenk durch, sondern es hält den Fessel bald mehr bald weniger steil, und eben so beim Gehen; dabei seh wellen die genannten Sehnen, bald nur eine, bald zwei, oder alle drei an an irgend einer Stelle zwischen den Ballon und dem Knieoder Sprunggelenk etwas an, die Wärme an der betreffenden Stelle ist im Anfange nur unbedeutend vermehrt, aber beim Drücken mit den Fingern auf die Sehne zucken die Thiere und zeigen Schmerz, hu weitem Verlauf nehmen die Zufälle an Heftigkeit zu, so dass die Pferde dann stark lahmen, fast gar nicht mehr im Fessel durchtreten und die Geschwulst im Verlaufe der Sehnen, ebenso die vermehrte Wärme und der Schmerz einen hohen Grad erreichen. In manchen Füllen findet sich ein Keiz-fieber hinzu.
Die Sehnenentzündung hat stets eine Neigung zum chronischen Verlauf und es bilden sich dabei leicht Ausschwitzungen, Verdickungen,
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Entzündung der Beugetehnen, Kur.
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.sell)st knorpelartige Verhärtungen und in seltenen Fällen auch Ver-knöcherangon. Die Verdiokungen erstrecken sicli bald nur iiuf kleine Strecken der Selinensclieide odor dor Seimen, in andern Fallen auf die ganze Länge derselben. Oft entstehen auch Verwachsungen der Sehnen unter einander und mit den Scheiden, so dass sie stellenweis oder ganz eine zusammenliängende dicke Masse darstellen. Eiterung und Brand finden sieh als Ausgänge der Entzündung aussorordentlich selten. Wenn die Entzündung {lurch längere Zeit gedauert hat, und besonders wenn dabei die eben angedeuteten Veränderungnn eingetreten sind, verkürzen sich gewöhnlich die Sehnen und das oben bezeichnete unvollständige Durchtreten im Fesselgelenk, so wie die zu steile Stellung des Fesseis werden dauernd. Mau bezeichnet dann das Leiden in Beziehung auf die verkürzten Seimen als Oontractur der Sehnen, und in Beziehung auf die fehlerhafte Stellung des Fesseis mit dem Namen Stelzfuss und zwar speciell als Sehnenstclzfuss.
Die Sehneueutzüuduug bei der Influenza kommt nur in manchen Jahren vor. Sie entsteht gewöhnlich zu der Zeit, wenn diese Krankheit grösstentheils vorüber ist. Die Pferde schonen dann plötzlich den einen oder den andern Fuss, so dass sie nur mit der Zehe den Boden berühren, durchaus nicht durchtreten und selbst den Fuss oft zuckend in die Höhe heben. Bei der Untersuchung des Fusses findet sich am Hufe und am untern Ende des Fesseis nichts Krankhaftes, aber am Fesselgelenk und unmittelbar unter demselben besteht an der hintern Seite vermehrte Wärme, etwas Anschwellung und Spannung, und bei jeder Berührung zeigen die Thiere heftigen Schmerz. Die Beugesehnen sind zwar dabei mitleidend, am meisten aber sind ihre Scheiden ergriffen. Wenn mehr als ein Fuss afficirt ist, zeigen sich die Pferde fast immer sehr angegriffen, sie liegen sehr viel, stöhnen, und ihr Puls ist bald mehr bald weniger fieberhaft beschleunigt. Die Erkennung dieses Zustandes und seines Ursprunges ist aus dem Besteben der Influenza bis zum Hervortreten der Sohnenentzündung, oder aus der kürzlich erst erfolgten Re-convalescenz von dieser Krankheit, so wie aus dem Mangel anderer Ge-legenheitsursacheu immer mit Sicherheit zu erlangen. Auch diese Seh-nenentzündung neigt immer zum chronischen Verlauf, ist schwerer zu beseitigen als die durch mechanische Ursachen erzengte und führt nicht selten für längere Zeit die Unbrauchbarkeil; oder Verkrüppelung der Thiere durch Verkürzung und Verwachsung der Sehnen herbei.
Die Prognosis ist bei den Sehnenentzündungen überhaupt nach dem mindern oder hohem Grade des Uebels, nach der Dauer desselben und nach den etwii schon bemerkbaren organischen Veränderungen der leidenden Theile, so wie nach der zu erwartenden guten Pflege des Thie-res bei der Kur nach allgemeinen Regeln zu machen. Zu bemerken ist noch, dass Sehnenentziuulungen oft eine Anlage zur Wiederkehr desselben ücbels hinterlassen.
Die Kur ist bei solchen Sehnenentzünduugen, welche durch mechanische Einwirkungen entstanden und noch frisch sind, einfach antiphlo-gistisch. Man giebt den Thieren Ruhe, legt auf den Huf ein Eisen mit etwas erhöhten Stollen, macht unausgesetzt Umschläge oder Fussbäder von kaltem Wasser, von Bleiwasser, von Oxykrat, oder man legt einen Lehmbrei auf den leidenden Theil und hält denselben recht kalt. Bei heftigen Entzündungen entzieht man Dlut und giebt innerlich kühlende
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Sufeutznndung, traumatiacht
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Salze bis zum Afcftilircn. Dabei ist mageres Futter durchaus nOthig. 1st auf diese Weise laquo;lie Entzündung in 8 Tagen nicht zu beseitigen, so kann man zu warmon Fussbädern von Heusaaiuenbrühe mit Asche odor mit Pottasche, oder zu warmen Breiumschlägen von ähnlichen Mitteln übergehen und (ins Abends Einreibiaigen der Morkurialsalbe iu Verbindung mit grttnoi' Seife oder Jodsalbe oder Jodtinktur anwenden. Wird die Entzündung chronisch, oder sind bereits Verdickungen, Verhärtungen, Verwachsungen, Verküiüungeii der Seimen entstanden, so ist nur entweder die von Zeit zu Zeit wiederholte Anwendung der Kanthariden-salbe oder die Application des Gli'ilieisens in Strichen oder Punkten über die kranken Sehucu noch Hilfe zu bringen im Stande. Audi nach der Anwendung dieser Mittel, und selbst wenn Besserung eingetreten ist, müssen die Thierlaquo; noch sehr geschont und in magerer Diät gehalten werden, bis alle Spuren der Krankheit verschwunden sind.
Bei der in Folge der Influenza entstandenen Sehneuentzündung hat die Au Wendung der Kälte stets geschadet und die Anwendung der milden Zertlieilungsiuittel sehr wenig genutzt. Man giebt aueh hier, wenn der allgemeine Zustand des Thieres es gestattet, von Zeit zu Zeit wiederholt eine Purgauz und hiilt die Thiero in magerer Diät. Oertlich kann man, wenn das üebel in einem gelinden Grade besteht, die graue Morkurialsalbe mit Zusatz von Jodkali (2,00 auf 30,0) oder die rothe Jod-Quecksilbersalbe (4,00 zu 30,0 Fett oder Harzsalbe), oder die Jodtinktur anwenden ; am besten aber ist es in allen Fällen der Art, sogleich die Kantliaridensalbe auf die leidenden Theile zu streichen und dies nach etwa 8 Tagen zu tviederholen. (üeber Sehnenverkürzung und Stelzfuss siehe in der zehnten und eilften Classe.)
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Achtzehntes Capitel.
Die Huf- und Klaueiientzüudung. hillainmatio ungularum, Podophyl-litis'). Paronychia8). Panaritium*)
Die Weichgebilde in den Endgliedern der Extremitäten, nämlich die Fleischwand mit den Fleischblättchen und die Fleischsohle, sind bei den verschiedenen Haussäugethieren der Entzündung häutig unterworfen, namentlich hei Arbeitsthieren und ganz besonders bei Pferden. Die Entzündung dieser Theile erscheint hinsichtlich ihres Entstehens entweder a) als eine traumatische, oder b) als eine rheumatische, oder c) als eine metastausche, und hinsichtlich ihres Verlaufs als eine sehr akute, massig akute und als chronische.
a) Die traumatische Huf- und Klaueuon tzü udung entsteht
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1^ Von onoiiij noäog, der Puss, und tpvXlov, diis Blatt, blätterig.
2)nbsp; Siebe Anmerk, 1, S. 18?.
3)nbsp; Ist gleich mit Paronychia,
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riufentzimduiig, tiaumatiache,
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durcli andauerndes und schnelles Laufen auf hartem, uuebenem Boden, (lurch Druck von ungleichem und und zu dick gewachsenem Morn, durch Druck von ungleichen, zu engen, zu sehr auf der Sohle liegenden Hufeisen, durch Eiuklemmen von Steinen und andern harten Körpern /.wischen das Hufeisen und die Sohle, oder in die Furchen des Strahls u. s. w. Sie befallt in den ineisten Fällen mir einen Fuss, zuweilen aber auch mehrere Füsse, und sie betrifft zuweilen die ganze Sohle, oft aber auch nur einzelne Tlieile derselben; und zuweilen nimmt der Fleischstrahl, die Hufbeiusliengesehne, oder selbst die untere Fläche des Hufbeins au der Entzündung theil. Leidet nur ein Fuss, so zeigt dieses das Thier dadurch an, dass es den Fuss öfter von einer Stelle zur andern auf den Boden setzt, dabei, je nach dem vorherrschenden Sitze der Entzündung, bald die Zehe, bald den Ballen, bald die eine oder andere Seite des Hufes sellout und nicht so fest mit diesen Theilen gegen den Boden tritt wie mit den übrigen. Beim Gehen trit es auf den dem kranken Fusse gegenüberstehenden Fuss kräftiger und schneller auf, als auf den kranken, welchen es nur langsam und mehr oder weniger vorsichtig gegen den Boden setzt; dies geschieht beim Gehen auf hartein Boden deutlicher bemerkbar, als auf weichem, und man sieht auch hier, dass die eine oder die andere Seite des Hufes mehr geschont wird als die übrigen Tlieile. Zuweilen treten die Thiere im Fesselgelenk nicht gehörig nach unten durch, sondern sie halten den Fessel senkrecht, ähnlich wie bei einer Verrenkung desselben. Bei der örtlichen Untersuchung findet sich stärkeres Pulsiren der Fessel- und Schienbeinarterien, vermehrte Wärme im Hufe, und zwar je nach der Ausdehnung der Entzündung bald an der ganzen Sohle und der Wand, bald auch nur begrenzt an einer kleineu Stelle. Zuweilen ist die Krone oder es sind die Ballen angeschwollen. Beim Druck mit einer Zange an verschiedenen Punkten rund um die Wand und die Sohle zeigen die Thiere bald nur an einer Stelle, bald auch im ganzen Umfange ties Hufes Schmerz. Ist das Horn von Natur weiss oder gelblich, so zeigt sich dasselbe etwas geröthet oder mit rothen Flecken versehen, und selbst bei dunkelfarbigem Horn findet sich die Röthung wenigstens au der sogenannten weisseu Linie in der entzündeten Umgegend. Bei heftigen Entzündungen bestellt quot;gewöhnlich ein Reizfieber, auch Appetitlosigkeit.
Der Verlauf der traumatischen Hufeiit'zündung ist bald nur sehr kurz, auf .'!—6 Tage beschränkt, bald auch wieder auf 14 Tage und darüber ausgedehnt; ersteres ist der Fall bei oberflächlichen und begrenzten Entzündungen, wenn die Ursachen beseitigt werden und das Thier einer zweckmässigen Behandlung unterworfen wird; dagegen ist die Krankheit immer mehr langwierig, wenn sie im ganzen Hufe verbreitet und tief eingedrungen ist, so dass aussei' den Weichgebilden selbst auch die Knochen an der Entzündung Theil nehmen. Traumatische Hufentzündungen können sich zcrtheilen oder sie gehen in Ausschwitzung, häutig in Eiterung zuweilen auch in Brand über. Durcli die erstere können, wenn der Eiter nicht bei Zeiten entleert wird, Lostrenuinigen der Horngebilde von den Fleischgebilden im weiten umfange und mehr oder weniger bösartige Fistelgeschwüre erzeugt werden; und durch den Brand erfolgt oft ein Ausschuheu der Hornkapsel, tlieilweis oder ganz, und in Folge dessen gehen die Pferde in den meisten Fällen theils durch das heftige Reizfieber, theils durch die örtlichen Zerstörungen zu Grunde;
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Hufeutzündung, traumatische Kur.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 193
bei einzelnen hat sich jedoch unter sehr günstigen Umständen die Horn-kapsel wieder ersetzt.
Die Kur verhingt die Beseitigung der Ursachen nach ihrer verschiedenen Art. Ansscnlcin müssen die Thiere ruhen, ein gutes Lager und wenig Kutter erhalten. Bei heftiger Entzündung und bestehendem Reizfieber macht man einen Aderlass aus der Drosselvene oder auch aus den Fesselvenen. In älteren Zeiten machte mau den Aderlass auch an der entzündeten Fleischsohle selbst; dieses hat aber in vielen Fällen eine starke Anschwellung und das Hervorquellen der vorletzten Fleischsohle und oft auch Eiterung zur Folge geliaht, wodurch im weitem Verlauf der Krankheit die Heilung sehr erschwert und die Thiere aussorordent-lich belästigt worden sind, daher dies Verfahren nicht empfohlen wtr-den kann. Dagegen ist das tiefe Ausschneiden der Hornsohle überall da, wo das Horn sehr dick, ungleich und trocken in derselben ist, noting. Ausserdem macht man Umschläge oder Fussbäder von kaltem Wasser unausgesetzt bei Tage und bei Nacht, so lange bis die Zerthei-lung erfolgt oder ein anderer Ausgang zu erkenueu ist. — Die Zerthei-lung giebt sich, wie immer, durch das Verschwinden der Entzündungs-zufälle kund. Tritt sie bei der bezeichneten Behandlung in Zeit von 3 bis 4 Tagen nicht ein. nehmen sogar vielleicht die Zufälle an Heftigkeit noch zu, pulsiren namentlich die Fesselarterien stärker, oder treibt die Krone au einer Stelle stärker auf, so muss man an der schmerzhaften Stelle der Sohle oder der weissen Linie das Horn bis auf die Fleischsohle wegnehmen, um Exsudate oder den Eiter zu entleeren. Die Oefl-nung muss immer vollständig so gross gemacht werden, wie weit die Hornsohle von der Fleischsohle getrennt ist, so dass nirgends hohle Stellen zwischen beiden bleiben; denn nur hierdurch wird die weitere Trennung und das Hervorquellen der Fleischsohle verhütet. Der Eiter im Hufe der Pferde findet sich von zweierlei Beschaffenheit, nämlich entweder von dunkelgrauer, oder von weisser Farbe. Der erstere erhält seine Färbung durch die Auflösung des Epitheliums. welches sich zwischen der Hornsohle und der Fleischsohle auf der letztem befindet, und deutet daher auf einen nur oberflächlichen Sitz und auf eine gutartige Natur des Uebels, während der weisse Eiter stets eine wirkliche Verletzung der Substanz der Fleischsohle und somit eine grössere Bösartigkeit des Uebels anzeigt. Im letztem Falle kann man zuweilen mit der Sonde in die Fleischsohle, oder auch au der Fleischwand mehr in die Tiefe eindringen und im Grunde selbst das Hufbein stellenweis entblösst oder rauh fühlen. — Die Behandlung nach dem Blosslegon der eiterigen Stellen ist in der ersten Zeit ganz ohne Rücksicht auf den Eite-rungsprozess noch einfach entzündungswidrig durch kalte Fussbäder oder Umschläge zu bewirken; dies ist selbst dann dringend noting; wenn das Hufbein entblösst und überhaupt mitleidend ist. Erst nachdem die Schmerzen grösstentheils verschwunden sind, kann man zu lauwarmen Fussbädern oder Umschlägen von Heusaamenbrühe, oder von aromatischen Kräuterinfusionen übergehen, um den Eiterungs- und Granulations-prozess zu befördern, üebrigens leitet man die Heilung hierbei ganz nach allgemeinen Regeln, mit Berücksichtigung der vitalen Thätigkeit an den leidenden Stellen. 1st die Granulation bis m der Oeffnung im Horn hervorgewachsen, so sucht man die Vernarbung durch austrocknende und gelind adstringirende Mittel zu befördern, wie namentlich
Hhhiwui, Chirurgie. 3. Autl.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;jy
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Hiifeutziinihiiip-, traumatisclie. Kur.
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(luvcli Auflösungen von Zinkvitriol, Kupfervitriol, Aloetinktur, Kreosot und dergleichen.
Wenn bei der traumatisohcn Hufeiitziiiidnng Brand entstellt, so ist dies an der bis zu einem hohen Grade fortschreitenden Steigerung der Zufiille und dabei eintretenden Ablösung des Saums an der Krone, so wie an der Ausschwitzung einer blutigen, sehr stinkenden Feuchtigkeit und an dem Einsinken der Krone zu erkennen. Vom Saume aus geht gewöhnlich die Ablösung der Horuwand im Verlaufe der Fleischblilttchen in kurzer Zeit tiefer und breitet sich auch nach den Seiten mehr aus. Dabei liisst in vielen Füllen der Schmerz auffallend nach. Die Kur besteht hier in der baldigen Entfernung der abgetrennten Horntheilo, und in der Belebung der Weichgebilde im Umfange der abgestorbenen Theile durch aromatische Infusionen, durch Chlorkalkauflösung, Holzessig und dergleichen Mittel, bis gute Eiterung und Abstossung der abgestorbenen Theile eingetreten ist, worauf die weitere Behandlung wie bei Eiterung überhaupt zu besorgen ist. Bei diesem Zustande ist stets ein schützender Verband des Fusses noting; auch muss mau den Thieren eine reichliche, weiche Streu geben und heim Stehen sie mittelst eines Uängegurtes unterstützen
15ei dem Rindvieh und den übrigen mit Klauen versehenen Thieren kommen traumatische Entzündungen dieser Theile weit seltener vor und sie erreichen auch gewöhnlich nicht den hoben Grad, wie bei dem Pferde; doch erfolgt zuweilen Ausschwitzung, Eiterung oder Brand, und in Folge dieser Ausgänge findet in einzelnen Füllen das Ausschuhen der Klauen Statt. Die Erscheinungen dieser Entzündungen stimmen im Wesentlichen mit denen der Hufentzündung bei Pferden überein. Die Be-urtheilnng und die Behandlung, der in den einzelnen Fällen dem Grade und der Ausbreitung, so wie den Ausgängen nach, verschiedenen Zufälle ist wie bei der traumatischen Hufentzündung der Pferde einzurichten
b) Die rheumatische Hufentzündung entsteht durch Erkältungen jeder Art, besonders bei heisser Witterung, wo die Thiere sowohl durch die Haut wie auch durch die Lungen stark ausdünsten Sehr begünstiget oder (wie Manche annehmen) selbst veranlasst wird die Entzündung durch zu reichliche Ernährung mit sehr nahrhaftem Körnerfut-ter, besonders wenn die Tliiure an dasselbe nicht gewöhnt sind. Namentlich wird das Futtern der Pferde mit Boggen, und ganz besonders bald nach der Ernte, und fast ebenso das Futtern mit Gerste, mit Weizen, Wicken und oft auch mit frischem Klee oder mit andern saft-reichen Pflanzen beschuldiget. Längeres Stehen im Stalle ohne Bewegung disponirt die Thiere auch zu dieser Krankheit und scheint sie in manchen Füllen auch ohne Mitwirkung anderer L'i\saclieii erzeugen zu können. Zuweilen entsteht die Krankheit noch durch Metastasen von andern Krankheiten, namentlich von Darmentzündungen, Brustfell- und Lungenentzündungen und von akutem Rheumatismus. Die rheumatische Hufentzündung, vom Volke mit dem Namen Rhehe'), Verschlag, Verfangen belegt, hat nach den angedeuteten verschiedenen Ursachen
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1) Wahrscheinlich das verdorbene Wort 6 fffui, fytvw, oder w fyfvfiu, das Rhuiiina, der Fluss.
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llufent/.ündunf, rheunmfisclie.
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in den einzelnen Fällen auch speciclle Benennungen erhalten, wie z. B. Wiiulrhehe oder das Verfangen, wenn das Laufen gegen kalten Wind, Wasserrhehe oder das Vertrunken, wenn der Genuss von kaltem Wasser bei erhitztem Körper, Futterrhehe oder das Verfuttern, wenn ungewohnte Nahrungsmittel in zu reichlicher Menge, und S tallrliehe, wenn träge Ruhe die Veranlassung dazu gewesen sein soll. Die Krankheit hat ihren Sitz hauptsächlich oder auch allein in der Fleischwand und in der Fleisohsolile der vordem Hälfte des Hufes, während der Strahl, die Trachten und Ballen grösstentheils oder ganz frei bleiben. Sie besteht zuweilen einfach, oft aber auch mit akutem Rheumatismus, mit Lungenentzündung u. lt;lgl. verbunden, und sie befällt in den meisten Fällen die beiden Vorderfiisse, oft auch die Hinterfttsse zugleich, selten die letzteren allein. Je nachdem die vorderen Füsse allein, oder die hinteren allein, oder auch alle 4 Füsse leiden, ist die Stellung und der Gang des Thieres in den einzelnen Fällen etwas verschieden. Leiden nur die Vorderfiisse, so stellt das Pferd dieselben etwas mehr gestreckt nach vorwärts, so dass es hauptsächlich auf den Ballen ruht, die llinterfilsse stellt es dagegen weiter nach vorn unter den Leib, um hierdurch die Last des Körpers mehr auf diese Gliedmaassen zu nehmen; sind die Hinterfüsse allein ergriffen, so setzt es zwar dieselben auch mehr nach vorn und ruht mehr auf den Ballen derselben als auf der Zehe, die Vorderfiisse aber setzt es weiter nach rückwärts unter die Brust unil hängt mit dem Halse und Kopf nach vorn über; leiden alle •1 Füsse, so sind die vorderen möglichst weit vorwärts gestreckt und die hinteren ebenso recht weit unter den Leib gesetzt. Müssen die Thiere gehen, so ist die Bewegung äusserst gespannt, die Gliedmaassen werden nur mit grosser Mühe von dem Boden in die Höhe genommen, und die Füsse werden mit in die Höhe gehaltener Zehe fast nur allein oder hauptsächlich auf die Hallen und auf die Trachtenwand aufgesetzt, — was besonders deutlich beim Gehen im Trabe zu bemerken ist und ganz deutlich zeigt, dass die Thiere den grössten Schmerz am vordem Tbeil des Hufes fühlen und deshalb diesen Theil schonen wollen. - Bei der örtlichen Untersuchung findet man starkes Pulsiren und oft grosse Anfüllung der Fessel- und Schienbeinsarterien, vermehrte Wärine am Hufe, und bei angebrachtem Druck mit einer Zange an der Sohle, besonders im Umfange des Zehentheils und des Hufbeins grossen Schmerz, während dagegen am Strahl und an den Trachtenwänden kein Schmerz wahrzunehmen ist. Dabei besteht mehr oder weniger heftiges Fieber, wobei es der Krankheit cigenthümlich ist, dass alle Arterien sehr ausgedehnt und gespannt zu fühlen sind. Zugleich ist das Atlunen etwas vermehrt, kurz und angestrengt, besonders aber, wenn die Hinterfüsse stark mitleiden. Die Schleimhäute sind dunkler geröthet, die Ohren vermehrt warm, dabei zeigen aber die Thiere fast durebgehends guten Appetit. Nach ii—5 Tagen, je nach der Heftigkeit der Entzündung, senkt sich sehr oft die Krone etwas ein, so dass rund um sie, namentlich über der Zehe, hinter dem Saume eine Rinne entsteht; noch später findet sich oft Trennung des Saumes und etwas lymphatisch-seröse Flüssigkeit. Während der Krankheit liegen die meisten Pferde andauernd, bis Besserung eintritt, andere legen sich abwechselnd nieder und stehen wieder auf, wonach sie gewöhnlich mit den Beinen zittern und schneller atb-men als während des ruhigen Stehens oder Liegens. Bei recht heftiger
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190)nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Hufeutziimlung, rhoumutiache.
Entzündung, namentlich wenn diu Elinterfttsse mitleiden, schieben die Thiere heim Stehen beständig angeschickt nach vorn, so dass sie sich den Hals oder die Brust an der Krippe quetschen, das Atlnnen durch Druck auf die Luftröhre erschweren und, wo ein Aderlass gemacht ist, durch Comprimirung der Drosselvenen Nachblutungen an der Aderlass-stelie hervorrufen. Solche schwerkranke Pferde geben ihren Schmerz durch lautes Stöhnen zu erkennen und gewöhnlich schwitzen sie sehr viel.
Ist die Krankheit mit Rheumatismus in den Muskeln complicirt, so zeigen die Thiere neben jenen Symptomen auch grosse Spannung in den Muskeln an verschiedenen Theilen, steife Haltung des Halses, und Knacken in den Sehnen und Gelenken beim Gehen. 1st Lungenentzündung gleichzeitig vorhanden, so atlnnen die Thiere weit mehr beschwerlich, legen sich nicht nieder, /.eigen beim Druck gegen die Brust Schmerz und aus-serdem hört man bei dein Auskultiren an einer oder der anderen Stelle dor Brust kein Bläschengeräusch.
Der Verlauf der rheumatischen Uufentzüudung ist gewöhnlich akut auf ,') —14 Tage beschrankt; jedoch wird sie oft auch chronisch, und dehnt sich dann zuweilen auf mehrere Monate aus. Auch hinterlässt sie immer eine Anlage zur leicht erfolgenden Wiederkehr.
Die Ausgänge sind Zertheilnng, plastische und seröse Ausschwitzung, Entartung der Hufe, Brand. Eiterung habe ich bisher noch niemals bei dieser Entzündung entstehen sehen, wenn sie nicht mit mechanischen Verletzungen complicirt war; letztere können in verschiedener Weise, namentlich aber mittelst dos örtlichen Aderlassens an der Fleischsohle herbeigeführt werden, und nur in solchen Füllen tritt dann auch zuweilen Eiterung ein. Die Zertheilnng ist zu hoffen, wenn die Zufälle ailmälig nachlassen; die Ausschwitzung ist immer als wahrscheinlich schon vorhanden zu betrachten, wenn die oben bemerkte Einsenkung der Krone hinter dem Saume erscheint, — und Brand äussert sich, wie bei der traumatischen Hufentzündung, durch Abtrennung dos Saumes und Aus-schwitzung einer stinkenden, röthlichen Jauche. Die baldige Zertheilnng entsteht, bei einem massigen Grade der Krankheit, bei mageren Thiereu und wenn zeitig zweckmässige Hilfe gebracht wird. Dagegen erfolgt die Zertheilnng sehr langsam, oder es treten andere Ausgänge ein, wenn die kranken Thiere recht gut bei Leibe und von schwerem Körperbau, wenn alle vier Küsse ergriffen sind und wenn die Krankheit schon mehrere Tage gedauert hat, ehe die Behandlung eingeleitet wurde, oder wenn sie nicht zum ersten Male vorhanden ist, und wenn die Hufe durch andere Krankheiten oder fehlerhafte Bildung verkrüppelt oder entartet sind. Unter solchen Umständen erfolgt gewöhnlich eine sehr reichliche plastische Ausschwitzung zwischen der Fleisch- und Hornwand, besonders in der Umgegend des Zehentheils des Hufbeins. Diese ausgeschwitzte Feuchtigkeit wandelt sich in (grösstentheils poröse) Hornsubstanz um und verdickt die Hornwand sehr bedeutend, so dass sie zuweiler an der Zehe bis gegen 2 Centimeter (mehr als 1 Zoll) dick wird und hierdurch den Zehentheil des Hufbeins ailmälig mehr nach unten drückt, während die Hornwand ailmälig mehr nach vorn und oben weicht. Durch den Druck des Hufbeins nach unten wird die Fleischsohle und Hornsohle ebenfalls nach abwärts gedrückt, die Fleischsohle an der gedrückton Stelle durch Resorption verdünnt und die Hornsohle in Form eines Kugelabschnittes bald mehr bald weniger stark hervorgedrängt. Der
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Hufeiitzüniluiig, rheumatische
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so entartete Huf wird als Vollhuf bezeichnet. (Sidio denselben.) Ausser-dem bilden sich in Folge der gestörten, ungleichen Ernährung der Hufkrone von Zeit zu Zeit wiederholt Binsenkungen derselben und hierdurch am Saume abwechselnd Erhöhungen niul Vertiefungen, #9632;welche neben einander, die Ersteren gleichsam wie Ringe, rund um die Hufwand verlaufen. Diese Ringe liegen unter dem Saume der Zehenwand fast immer näher an einander als an der Seiten- und Trachtenwand; sie gehen also von vorn und oben nach hinten und unten etwas breiter auseinanderl). Nach und nach wachsen sie mit der Hornwand mehr nach abwärts, werden aber fast immer durch neue am Saume gebildete liirifre vermehrt, so dass oft die ganze Wand mit ihnen besetzt ist (lii nghnf, Rehhuf). Sehr oft bemerkt man bei der Bildung eines neuen Ringes auch eine neue gelinde Entzündung und Lahmheit, welche wieder verschwinden, wenn der Ming eine gewisse Breite erreicht hat und vom Saume gleichsam abgewachsen ist. Die Bildung neuer Ringe ist in manchen Fällen durch fortgesetzte entzündungswidrige Behandlung, magere Diät und Buhe zu verhindern, in andern Füllen fruchten alle diese Mittel nichts, sondern die abnorme Bildung dauert fort, so lange das Thier lebt. - Durch wiederholte Hufentziindungen wird bei manchen Pferden die Hnfwand ganz rauh (Igelhuf), bei andern tritt sie und die Sohle stellenweis bucklig hervor (Knollhuf), und sehr oft wird die Ernährung des Hufes so gestört, dass grosse MUrbigkeit und Brüchigkeit des Horns. Anlage zuHornspal-ten u. s. w. entsteht. —
Wenn die Thiere in Folge der heftigen Schmerzen in der ersten Zeit der Entzündung andauernd liegen, und besonders wenn sie dabei sehr unruhig sind, erfolgt an den hervorstehendsten Punkten ihres Kör-ders, durch Druck auf den Erdboden, sehr leicht das Durch- oder Wundliegen, besonders an den Hüften, auf den Kippen u. s. w, Es bilden sich Quetschungen der Haut, der Muskeln und Bänder und selbst der Knochen, weiterhin Brand und jauchende Geschwüre, und die Thiere gehen zuweilen an diesen Complicationen zu Grunde. Diese üblen Zufalle sind immer um so mehr zu befürchten, je schwerer die Thiere sind und je weniger eine sorgfältige Wartung derselben durch Umwenden des Körpers von einer Seite zur anderen und durch Erneuerung der Streu angewendet wird. — Auch durch Brand. Lungenentzündung und heftiges Fieber (hier öfters Pyäraie) kann der Tod erfolgen.
Die Behandlung. Kaum eine andere Entzündung verlangt so allgemein, wie die eben in Bede stehende, die streng antiphlogistische Methode. Man macht denigenuis einen der Constitution des Thieres ent-
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1) Durch diesen divorgiiemlcn Verlauf der ITornritigo und zugleich (lurch dio grössere Anzahl derselben unterscheidet sich der Hehhnf von derjenigen Vcriin.io-rung der Bufwand, welche hei vielen Pferden eintritt, wenn dieselben lilngere Zeil im Stall auf trockener Streu und bei trockenem Futter gestanden und dann wieder auf feuchter Weide von saftigem (irase - oder zuerst in diesem und dann iu jenem Verhältniss gelebt haben Bei der trockenen Diät im Stalle bildet sich vom Saume her nmdheruin ein kleiuer Umfang der Hornwand mit nur einem deutlich erkennbaren Absatz dieses schmaleren Theils an der Grenze des alten grösseren Theils; aber umgekehrt wächst auf der Weide eine stärkere ITomwand vom Saume her und unter dieser grösseren Peripherie besieht an der Grenze der alten Wand ein Absatz von gleicher Buhe rund um den unten kleineren Huf,
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Hufentzündung, rheumatische. Behandlung.
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sprechenden reichlichen Aderlass (d. i. bei Pferden von mittlerer Grosse und Stiirke 10 — 12 Pfund) aus der Drosselvene, oder auch ans den Fes-selvenen oder Vorarmsvenen der leidenden Wisse. Ehemals machte man für diesen Zweck auch Einschnitte in die Fleischsohle; aber es entstellen hierbei dieselben Nachtheile, welche bereits bei der traumatischen Hufeatzündnng angedeutet worden siiul (S, 193), ohne dass ein besonderer Vortheil aus diesem örtlichen Aderlass entsteht; deshalb halte ich denselben für völlig unnütz. Man hat auch die Arteriotomie an den Fes-sclarterien ausgeführt, allein ebenfalls ohne Nutzen. Mindern sich die Zufälle nach dem ersten Aderlass in Zeit von etwa 8 — 12 Stunden nicht, so muss die Rlutentleerung wiederholt werden, und nöthigenfalls so auch zum dritten Mal nach etwa 24 Stunden, [nuerlich giebt man bei recht kräftigen Tlueren den Salpeter mit Glaubersalz oder Doppelsalz in gros-sen Gaben, bei weniger kräftigen Thieren, oder wo zugleich allgemeiner Rheumatismus bestellt, den Brechweinstein mit jenen Salzen, bis Minderung in der Fülle der Arterien und bis Laxiren erfolgt. Oertlicb schneidet mau die Hufsohle recht dünn aus, und macht Fnssbäder von kaltem Wasser, oder applizirt Umschläge von Kleie und Wasser, oder von Lehm und Wasser, oder auch von Kuhmist. Letzterer eignet sich für sich allein hierzu weniger gut, als jene Substanzen, weil er eine zu sehr gebundene Masse darstellt und das Eindringen des kalten Wassers auf den Huf nicht gut gestattet, daher die kühlende Wirkung desselben hemmt; es ist deswegen zweckmässig, den Kuhmist mit Lehm oder Erde gemengt zu den Breiumschlägen zu benutzen. Ist die Entzündung nur in einem massigen Grade zugegen, und können die Thicre anhaltend stehen, so sind Fnssbäder bis über die Fesselgelenke hinauf den Umschlägen an Wirksamkeit vorzuziehen. Man stellt die Thiere für diesen Zweck in Eimer oder Wannen mit kaltem Wasser, oder wo es /.u haben ist, in einen Fluss, oder einen Teich, eine Pfütze u. dgl, Besitzt ein Thier einen vorher schon kranken Huf, namentlich einen Vollhuf, oder einen Hut mit ausgebrochenen schwachen Wänden, so legt man unter diesen Umständen nach dem etwa geschehenen Ausschneiden des Hufes ein gut passendes und hohlgerichtetes Hufeisen auf denselben und wendet dann die kühlenden Mittel an. — Sind bei dieser Behandlung fünf bis acht Tage verflossen, und es ist keine Besserung eingetreten, so kann man nun den Salpeter und den BrechWeinstein weglassen, dafür aber die Aloe mit dem Glaubersalz in Verbindung anwenden, um Burgiren und hierdurch eine Ableitung von den Pässen zu bewirken. Wenn die Hufkrone stark einsinkt, muss man die Hornsoble an der weissen Linie im Umfange der Zehe bis auf die Fleischsohle vorsichtig durchschneiden, um etwa ergossene Klüssigkeiten zu entleeren, worauf die kalten Umschläge oder Fnssbäder noch fortgesetzt werden können, bis die Entzündung vollständig beseitigt ist. — Trennt sich der Saum nur in einem geringen Umfange, so verlangt dies keine besondere Behandlung, Erstreckt sich aber die Trennung mehr in die Tiefe und ist sie von reichlicher Ausschwitzung begleitet, so muss man die getrennte Uarthie der Wand gründlich wegnehmen und zur Minderung der entzündlichen Aus-scliwitzung das lileiwasser anwenden. — Entsteht Brand, so ist ebenfalls die baldige Entfernung des abgetrennten Horns in seinem ganzen Umfange nöthig, ausserdem macht man Scarificationen au der Krone und
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Eigentliches Puuarilium.
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wendet aromatische Fussbäder, Auflösung von Chlorkalk u. s. w. an, wie l)ei dem Brande im Allgomeinen angegeben ist.
Neigt die BntzAndung zum clironi.sehen Verlauf, so ist neben der öfters wiederholten Anwendung der I'urgirinittel in den gelinderen Fällen der Gebrauch von warmen Fussbädern aus Aschenlauge oder einer Auflösung von Pottasche, und des Abends die Einreibung der grauen Merkurialsiilbc in die Krone nützlich; besteht aber die Krankheit in einem hohen Grade über die gewöhnliche Zeit fort, so ist die Einreibung der Gantharidensalbe am untern Ende des Fesseis und an der Krone, etwa alle fi Tage einmal wiederholt, allen anderen Mitteln vorzuziehen. Zur Nachkur kann man dann noch die Jodsalbe oder die graue Merkurial-salbe um die Krone einreihen.
In diätetischer Hinsicht verlangen diese Patienten wahrend der ganzen Kur recht mageres und weniges Futter, dabei eine welche und reichliche Streu und massig warme Bedeckung des Körpers. Liegen die Thiere viel, so muss ganz besonders darauf gesehen werden, dass die Streu mehr als gewöhnlich reichlich unter dein Körper erhalten wird, und täglich wenigstens ;i—4 Mal müssen die Thiere von einer Seite zur andern umgewendet werden.
c) Das eigentliche l'anaritiuin oder die metastatische Huf-entzt'in dung besteht in einer speeifischen Entzündung entweder 1) bloss in der Haut der Krone, oder 2) in der Fleischkrone oder Fleischwand, oder 3) des untersten Endes der Sehnen des Kronen- und des Hufbeinbeugers, oder 4) auch in der Knochenhaut des Hufbeins und des Kronenbeins. Diese Entzündung bat immer eine vorwaltende Neigung zum üebergang in Eiterung, macht gern einen langwierigen Verlauf. Sie entsteht in Folge eines biliösen, antbraxartigeu Znstandes des Blutes, und kommt zu manchen Zeiten bei mehreren 'filieren fast gleichzeitig, in andern Zeiten äusserst selten vor. Die Erscheinungen .sind, je nach den verschiedenen Orten der Entzündung, in den einzelnen Füllen etwas verschieden, im Allgemeinen aber darin charakteristisch, dass das Uobel stets an der Krone beginnt, und sich hier zuerst durch einen tiefen Schmerz äussert, den das Thier durch vorsichtiges Auftreten auf die Erde und Lahmgehen mit sehr kleinen Schritten zeigt, während man durch Druck mit den Händen auf den ganzen Huf und auch auf die Krone in der Kegel keine autfallende Empfindlichkeit erzeugt. Nach 2 — 3 Tagen schwillt die Krone an der affizirten Stelle etwas an, wird vermehrt warm und selbst bei massiger Berührung sehr schmerzhaft. — Wenn der Sitz des Uebels bloss in der Haut ist, so tritt auch der Schmerz bei jeder Berührung heftig hervor; dagegen stellt das Thier beim ruhigen Stehen den Fuss noch ziemlich fest auf den Boden. Nach 5—6 Tagen schwitzt zwischen der Ober- und Lederhaut ein gelblicher Eiter aus, die Oberhaut trennt sich an einer oder an mehreren Stellen, und die bezeichnete Flüssigkeit, entleert sich. Wird jetzt eine zweckmässige Behandlung eingeleitet, so trocknet die Fläche bald wieder ab, die Entzündung lässt nach und ebenso verliert sich die Lahmheit; wird aber das Leiden vernachlässigt, so löst sich der Saum immer mehr und mehr von der Fleischkrone, der Eiter senkt sich in die Tiefe, entartet, das Horn trennt sich immer weiter und die Entzündung pflanzt sich auf die Krone und auf die Fleischwand fort.
1st der Sitz der Entzündung in der Krone und in der Fleischwand,
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Eigentliches Pamiritiiim.
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so hebt das Thier beim Steher den kranken Fuss Öfter auf, aber man kann erst durch stärkeres Drücken auf die kranke Stelle Schmerz hervorrufen. Die Fesselarterien pulsiren starker, und nach etwa 5—8 Tagen findet sich an der geschwollenen Krone eine weiche Stelle, die sich bald öffnet und ein Geschwür mit zerrissenen Rändern, |—2 Zoll Tiefe und verschiedener Richtung hinterlässt, aus welchem mehr oder weniger mit Blut vermischter Eiter fliesst. Auch diese Form des Panaritiums kann bei zweckmässiger Behandlung in 1! 4 Wochen heilen, indem dabei die Zufälle sich mindern, der Kiter reiner und der Menge nach weniger wird, das Geschwür eine gesunde Farbe annimmt und sich endlich schlicsst; bei unzweckmiissiger Behandlung verbreitet sich die Eiterung immer weiter, die Weichgebilde lösen sich immer mehr von der Hornwaud und der Kiter dringt an andern Stellen der Krone hervor, wobei die letztere immer mehr anschwillt und sich über die Saumwand hinweglegt, und so dauert das Uebel fort, gewöhnlich bis der Hornschuh gänzlich getrennt ist und abfällt. In einzelnen Füllen gehen auch die Thiere an Reiz- oder Zehrfieber zu Grunde.
Entsteht das Panaritium in den Sehnen, so berührt das Thier in der ersten Zeit kaum mit der Zehenspitze den Hoden und zeigt auch beim Druck auf die Sehnen über den Hallen des Hufes sehr heftigen Schmerz; zuweilen ist der ganze Fessel ödematös angeschwollen. Die Entzündung verläuft hier langsamer und es vergehen gegen 14 Tage, ehe Eiterung stattfindet; es tritt immer erst Entzündung der Krone hinzu und dann bildet sich an den Rallen eine weiche Stelle, an welcher das Geschwür, wie in dem vorigen F'alle, durchbricht: zuweilen bildet sich aber auch zuerst an einer Seitenfläche der Krone ein Geschwür, durch welches man gewöhnlich mit der Sonde tief und selbst bis zu den Sehnen eindringen kann, während in andern Fällen dies nicht möglich ist, sondern erst späterhin Geschwüre an den Ballen hinzukommen. Tm weitern Verlaufe heilen einzelne Geschwüre zu. während neue an andern Stellen wieder hervorbrechen, bis die Entzündung der Sehnen ganz gehoben ist. Da das Thier während der Dauer der Entzündung den Fuss immer stark nach hinten gebogen hält, so verkürzen sich die Beugesehnen hierbei sehr leicht, und ausserdem werden dieselben durch die Entzündung verdickt, verhärtet, oder auch durch die Eiterung angegriffen. Tm letztern Fall nimmt der Eiter eine schlechte Beschaffenheit an, das Geschwür wird kailös. und die Heilung erfolgt äusserst langsam; in anderen Italien entstellt üppige Granulation an den Sehnen selbst, wobei die Heilung ebenfalls sehr schwer erfolgt. Zuweilen pflanzt sich die Entzündung über den Fessel hinauf bis zum Kniegelenk fort und es bilden sich dort einzelne Geschwüre, die jedoch leichter heilen.
Hat die Entzündung ihren Sitz in der Knochenhaut, so giebt sie sich zuerst durch dieselben Symptome kund, wie die vorhergehenden Formen, und verläuft auch eben so langsam. Die Geschwüre kommen hier mehr im Umfange der Krone vor und scheinen zuerst nicht ganz bis auf den Knochen zu dringen, doch kann man sie allmälig bis auf denselben verfolgen. Zuweilen heilt das zuerst entstandene Geschwür bald wieder zu, aber es bildet sich bald ein neues, und so fort, dass zuweilen H, 4 und mehrere Geschwüre entstehen, von denen einzelne heilen, andere noch fortbestehen, während sich neue entwickeln. 1st die Entzündung bloss auf die Beinhaut an einer Seitenfläche des Hufbeins beschränkt.
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Eigentliches Pannritium.
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so wird auch lt;lie Lahmheit nach entstandener Oeffnung des Geschwürs vermindert, setzt sieh aber die Entzündung auch auf die Gelenkfläche fort, so bleibt dieselbe während der Eiterung eben so bedeutend wie vorher, das Thier setzt oft den Fuss gar nicht auf die Erde und zeigt bei jeder Berührung und beim Bewegen desselben die grössten Schmerzen; die Krone nimmt immer mehr an Umfang zu. wird gespannter und härter und der Huf trocknet gewissennaassen zusammen. Obgleich hier, wie angedeutet, die Geschwüre in der Tiegel an der Krone sich zuerst zeigen, so kann doch auch der Eiter in der Fleischsohle zuerst entstehen und allmälig bis zum Durchbruch an der Krone emporsteigen.
In diesen Fällen zeigt das Thier schon früh beim Druck auf die kranke Stelle der Sohle sehr heftigen Schmerz, und man findet beim Wegnehmen des oberflächlichen Horns in den tiefern Schichten desselben rothe Streifen und Flecke, und beim Durchschneiden bis auf die Fleischsohle findet man gelblich seröse oder lymphatische Ausschwitzung. Die entstandenen Geschwüre werden hier zuweilen kailös und geben wenig Eiter; leidet aber der Knochen selbst mit. so nimmt der Eiter ganz die Beschaffenheit des Knocheneiters an, der Knochen zeigt mit der Sonde eine rauhe Oberfläche, und die Heilung erfolgt erst, nachdem die kranke Stelle desselben abgestossen ist. Leidet die Gelenkfläche des Hufbeins durch Entzündung oder Eiterung mit. so verwachsen die Gelenkflächen allmälig, der Fuss wird steif und gerade nach unten oder sogar nach rückwärts gerichtet (Ku ochen-S telzfu ss).
In Folge des heftigen Schmerzes bei dem Panaritium fressen die Thiere fast gar nicht, magern ab und haben bis zur Minderung der Schmerzen ein geringes Fieber; in den meisten Fällen ist consensuell vermehrtes Athmen. Gelbfärbung der Schleimhäute, dunkelgefärbter Koth und eben so sehr gesättigter Urin zugegen.
Die Dauer des Panaritiums ist bei der ersten und zweiten Form und bei zweckmässiger Behandlung 2—3 Wochen, bei der dritten Form ge-wohulich 4—6 Wochen und bei der vierten gegen ,T Monate. Hei un-zweckmässiger oder vernachlässigter Behandlung kann eine leichtere Form in die schwereren übergehen und dadurch das Uebel bedeutend verlängert worden; und bei der dritten und vierten Form dauert es unter solchen Verhältnissen zuweilen bis fiber ein Jahr.
Bei der ersten Form verliert sich die Entzündung und Eiterung bloss durch Nachlassen der aufgeregten Thätigkeit. ohne dass weitere Veränderungen der Theilc eintreten; bei der zweiten Forin bleibt zuweilen das Horn vom Saume ab etwas uneben, oder selbst mit ringförmigen Erhabenheiten versehen; in der dritten Form kann durch gutartige Eiterung und Granulation eine einfache Vernarbung erfolgen, hei ungünstigem Verlauf aber können auf die oben angegebene Weise die Sehnen verändert und verkürzt werden und dadurch das Thier für immer lahm bleiben, In der vierten Form degonerirt stets die Krone und der Saum des Hufes und es dauert deshalb selbst bei erfolgender Heilung lange, bis das nachwachsende Horn sich wieder regelmässig bildet und das Thier wieder zur Arbeit benutzt werden kann. Bel Caries des Hufbeins kann letzteres theilweise verloren gehen, oder auch völlig zerstört werden, und dadurch die Brauchbarkeit des Thieres in den meisten Fällen für immer verloren gehen, — obgleich in seltenen Fällen das Hufbein,
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Bigentlichea Panftritium Kur.
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wenn auch niclit in normaler Form, wieder ersetzt und das Thier nach erfolgter Heilung wieder gangbar geworden ist1).
Die Kur des Panaritiims muss in allen Fällen mit einer Ableitung durch den Darmkanal mittelst Aloe und Glaubersalz beginnen und das Thier muss in massigem Kutter und auf guter, weicher Streu erhalten werden. Die örtliche Behandlung ist bei allen Formen des Leidens zuerst auf die, Minderung der Entzündung und Beförderung der Eiterung gerichtet, weil eine streng autiphlogistische Behandlung, den bisherigen Erfahrungen zufolge, nichts genutzt, sondern den Verlauf verzögert hat. Man macht daher warme Umschläge von schleimigen Mitteln, bei über-grossen Schmerzen aber von narkotischen Mitteln, und bei deutlich ausgesprochenem asthenischem Zustande, von Kamillen, oder Quendel, Heu-saamen u, dgl. Wollen die Thiere den Unischlag niclit dulden, so macht man Fnssbäder und begiesst den Kessel und die Krone mit lauwarmen Flüssigkeiten von den bezeichneten Mitteln, zu welchem Zwecke man auch verlier eine Binde locker um den Fessl und die Krone gelegt haben kann. — Hat sich bereits Hiter gebildet, so entfernt man die bei der ersten Form des Leidens losgetrennte Oberhaut und wendet tiiglich 5—6 Mal ein Kamilleninfusum mit einem schwachen Zusatz von Zinkvitriol oder von Kupfervitriol an und reinigt ausserdem das Geschwür taglich 2 Mal. Durch diese Mittel wird die Entzündung vollständig gehoben, die eiternde Fliehe trocknet und die Wiederbildung der Oberhaut und des Horns am Saume erfolgt schnell. Hat sich aber der Eiter tiefer gesenkt, so muss das losgetrennte Horn des Saums mit dem Messer weggenommen und dann sogleich das Kamilleninfusum mit Kupferoder Zinkvitriol angewendet werden. Bei entstandenen Eiterkanälen nimmt man das Horn der Wand bis auf die Fleischwand am untersten Ende des Kanals weg, reinigt das Geschwür mit der bezeichneten Flüssigkeit und füllt die gemachte Furche mit Werg dergestalt ans, dasa ein gelinder gleichmässiger Druck auf die Fleischblättchen entsteht und diese nicht hervorquellen. Die Mittel können dann bis zur neuen Hornbildung fortgesetzt werden. Bei Abweichungen der Eiterung und Granulation vom normalen Zustande verführt man nach allgemeinen Kegeln
Bei der zweiten Form ist die Behandlung im Anfange während der Entzündung so. wie eben angedeutet. 'Hat sich Eiter gebildet, so öffnet man den Abscess recht bald; hiernach, oder wenn er von selbst geöffnet ist. wendet man umstimmende, gelind erregende Mittel an, wie namentlich eine Auflösung von Chlorkalk, oder von Kupfervitriol, oder von Höllenstein, öder verdünnte Carbolsäure u. dgl. und macht Fusshäder von aromatischen Mitteln, bis gute Granulation eingetreten ist, wo dann gc-wöhnlieh das Geschwür sieb von seihst schliesst. Sind bereits mehrere Geschwüre, entstanden, so ist deren Behandlung im Einzelnen, mit Rücksicht auf die Beschaffenheit der Ränder und des Grundes eben so zu leiten. Nach Eberhard's Empfehlung*) kann man auch hier die graue Quecksilbersalbe mit narkotischen Extrakten einreiben; ich habe jedoch von der wiederholten Einreibung der Kantharidensalbe bessern Erfolg gesehen. Trennungen des Horns beseitigt man überall, so weit sie sich
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1)nbsp; iMaga/.in für die gesammte Tbierheilkunde von Gurlt und Ilertwig, 3te Jthrgaag, S, tOS. (Beobachtvingen v. Schrador u. A )
2)nbsp; Ebendas, Jahrg, 10, S. 346
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Kiiochenentzümlimg.
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erstrecken, mit dem Messer, schützt die blossgelegten Theile durch einen Verband mit Werp: und bestreicht sie von Zeit, zu Zeit mit einer Auflösung von Zinkvitriol, oder mit einer Abkockung von Eichenrinde, um hierdurch die schnellere Verdichtung des jungen Horns zu befördern. Andere Complicationen, namentlich durch Welterverbrcitung der Geschwüre bis auf den Knochen, behandelt man nach ihrer Art, besonders mit Carbolsäure, Terpenthinfil und den harzigen Tinkturen, oder auch durch vorsichtiges Berühren der cariösen Steilen mit dem Brenneisen. — Bei dem Sehnenpanaritimn ist die erste Behandlung die oben angegebene, doch kann man hier auch durch Einreiben der Kanthariden-salbe oder durch Brennen einiger Punkte über den Ballen eine Ableitung der Entzündung zu bewirken suchen. Oeffnet sich der Abscess, so spaltet man die hintere Wand desselben bis auf ihren Grund und wiederholt dann die scharfe Einreibung, während das Geschwür nur mit einem einfachen aromatischen Infusiun täglich 2 Mal gereinigt wird. Leiden die Sehnen von der Eiterung, so wendet man Chlorkalkauflösung, Kreosotauflösung oder auch die harzigen Tinkturen an, um die Abblätterung zu befördern. Bei der vierten Form ist während der Entzündungsperiode wieder die Behandlung, wie bei der ersten Form, ausserdem aber sind Blutontzichiingeii zu machen, für welchen Zweck man auch die Krone scarificiren kann. Mindert sich die Entzündung hiernach nicht in kurzer Zeit, so reibt man die Kautbaridensalbe um den Fessel ein, bleibt damit jedoch einen Finger breit von dem Saume entfernt und streicht auf diesen freigelassenen Theil zum Schutz des Saumes Fett oder einfaches Gerat. 1st ein Geschwür entstanden, so wird es in der oben angegebenen 'Weise mit aromatischen Mitteln behandelt und hei entstandener Caries das Kreosot, oder das Terpenthinöl, oder die harzigen Tinkturen, oder auch selbst das glühende Eisen angewendet. Zeigt sich das Uebcl an der Sohle, so öffnet man hier recht zeitig und schneidet selbst die Fleischsohle ein. um etwa unter ihr vorhandenen Eiter zu entleeren, Leidet das Gelenk, so zieht mau ein Haarseil durch den Strahl, fm Uebrigen richtet sich die Behandlung nach der Form und Eigenthümlichkeit der Complication.
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Neiinzehntos Capitel.
Die Entzündung der Beinhaut und der Knochen (Periostitis und Osteitis und ihre Folgen.
Die Beinhaut und die Knochen sind der Entzündung und deren Folgeleiden ebenso unterworfen, wie die Weiehgebilde. Die Veranlassungen hierzu sind dieselben, welche bei den Entzündungen überhaupt als Ursachen beschuldigt werden kniinen, also mechanische Verletzungen jeder Art, welche bis auf die Knochen durch Druck, Erschütterung, oder Verwundung einwirken, — chemische Substanzen, welche die Beinhaut
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204nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Kaoohenentzundung
zerstören oder auch welche nach dem Verlust der Beinhaut im einer Stelle, die Enochensnbstanz selbst berühren. Zu diesen, auf die Knochensnb-stfinz schädlich einwirkenden Einflüssen gehören auch die atmosphärische Luft, ranzige Fette, faulender Kiter oder scharfe Jauche; ebenso Erkältungen. Metastasen und Dyskrasien, wie namentlich die rheumatische. Oft bestellt eine, besondere Anlage zu Knoclienentzündunfren. welche angeerbt oder auch erworben sein kann, wie namentlich durch schweres Körnerfutter, saure Nahrung, öftere ßrkältungen n. dgl
Die Entzündung kann entweder blos die Beinhaut, oder die Knochensubstanz in verschiedenen Schichten, oder auch beide Gebilde zusammen ergreifen-, ebenso können an den Gelenken die Bänder, die Synovialhaut und die Knorpel, und in den Röhrenknochen die Markhaut mitleiden, und oft sind auch die zunächst liegenden anderen Theile (Bindegewebe, Sehnen u. s. w.) von der Entzündung ergriffen.
Die Symptome dieser Entzündungen in dein Periost und in der Knochensubstanz sind im Wesentlichen dieselben, welche die Entzündung überhaupt charakterisiren (S. 14 u. f.) aber sie entwickeln sich gewöhnlich langsamer, und weil die Knochen durch Weichgebilde bedeckt sind, so treten die Erscheinungen der Entzündung in den meisten Fällen, namentlich beim Beginnen des Leidens nicht recht deutlich hervor, so dass es in dieser Zeit zuweilen schwer wird, die richtige Diagnosis zu machen. Der andauernde, Schmerz ist gewöhnlich das auffallendste Symptom. Man kann deshalb auf das Vorhandensein einer Knochenentzündung schliessen. wenn bei dem Bestehen von vermehrter Wärme die Weichgebilde an der leidenden Stelle -wenig oder gar nicht angeschwollen sind, sich über dem Knochen verschieben' lassen, und wenn beim Druck auf den letzteren oder an den Gelenken bei Bewegungen der Schmerz deutlich hervortritt — Die Geschwulst entwickelt sich, wenn die Knochen-snbstanz leidet, wegen der Härte derselben nur sehr langsam und wenig, und wenn blos die inneren Schichten ergriffen sind, wird sie oft gar nicht bemerkbar; dagegen kann man an nahe unter der Haut, liegenden Knochen, wenn die Beinbaut hauptsächlich mitleidet und wenn schon Exsudate entstanden sind, zuweilen die Anschwellung des kranken Knochens fohlen. Im weiteren Verlaufe der Knoclienentziindungen findet sich eine solche Anschwellung niclit blos in der Beinhaut, sondern auch häufig an der Knochensubstanz selbst. Ausser diesen örtlichen Erscheinungen sieht man in den meisten Fällen auch die Bewegung des mit Knochenentzündung behafteten Theils erschwert, daher bei Entzündungen in den Knochen der Gliedmaassen die Thiere mehr oder weniger heftig lahmen. Oft besteht auch Fieber. Ist ein entzündeter Knochen blossliegend. wie z. B. bei Wunden und Geschwüren, so sieht mau denselben und ebenso die Beinhaut, dunkel geröthet und die letztere durch Fxsudate verdickt und mit Gefässen reichlich versehen.
Verlauf. Die Beinhaut- und Knochenentzündungen haben zwar in einzelnen Fällen einen akuten Verlauf, aber in der grftssten Mehrzahl bilden sie und ihre Ausgänge chronische, sehr hartnäckige Leiden, welche zuweilen gar nicht mehr zu beseitigen sind.
Diese Ausgänge und Folgeleiden sind: Zertheilung, plastische Aus-schwitzung und Bildung neuer Knochensubstanz, Eiterung, ülceration (Caries), und Ahsterbung (Brand. Sphacelus und Necrosis).
Die Zertheilung erfolgt sehr oft, wenn die Entzündung noch neu
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Knocheneutzünduiig.
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ist und nicht in oiiioiu zu hohen Grade besteht; dagegen machen sehr heftige Knochonentztindungen, uud wo die erste günstige Zeit zur Zer-theilung nicht benutzt worden ist, oder wo die ßeinhaut zerstört mid der Knochen cnthliisst ist, oder wo öfters wiederholte neue Reizungen auf den schon entzündeten Knochen einwirken, nein einen anderen Ausgang. Rbeuso sind Knochenontzündungen, welche mit grossen Quetschiin-gen der Weichgebilde, mit Zorreissung der Sehnen oder Gelenkbänder, oder mit Brand der Weichgebilde coinpliciri sind, in den meisten Fällen schwer zur Zeitheilung zu führeuj und in porösen Knochen, namentlich an den Gelenkeuden sind die Entzündungen immer hartnäckiger, als in den mehr kompakten Knochen,
Plastische Ausschwitzun gen koninion sowohl hei traumatischen, wie auch bei den auf andere Weise entstandenen Knocheneutzündungen häufig vor. Die ausgeschwitzte plastische Flüssigkeit ist immer nur in geringer Menge vorhanden, sie ist unter oder auf der Beinhaut, und verdickt dieselbe; sie wird in kurzer Zeit gallertartig consistent, wird or-ganisirt und geht alhnälig in wirkliche Beinsubstanz über, indem in ihr nach und nach immer mehr Knochenkörperchen entstehen und diese sich mit einander vereinigen. Die dem entzündeten Knochentheil am nächsten liegende Schicht des Exsudates verknöchert in der Regel zuerst und deshalb steht gewöhnlich der neue Knochentheil später mit der ent-züiuleten Fläche des Knochens in festem Zusammenhange. Auf diese Weise entstehen Kuochenauflageriingen und Knochenauswüchse in verschiedener Grosse und Form. Man nennt dieselben im Allgemeinen „Osteopliyten quot;'), und wenn davon der ganze Umfang eines Knochens oder der grösste Theil desselben bedeckt ist, Periostosis; — wenn aber die Neubildung uur einen begrenzten Umfang besitzt, lieissl sie üeberbein (Exostosis, Hyperostosis, an der inneren Fläche Eno-stosis). Auch das Mark trägt zur Knochenbildung bei. — Wenn durch die Entzündung Auflagerungen und Exostosen auf den Gelenkknochen entstehen und hierdurch die normale L'orm eines Gelenks abgeändert
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wird, so bezeichnet man das Leid
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Arthritis deformans*). Knochen-
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neubildung in den Gelenken, ausgehend vom Knochen oder von der Sy-nuvialis, erzeugt oft eine Verwachsung (Anchylosis:l) und in Knochen-wunden und Knochenbrüchen wird durch dieselbe Substanz (hier Beinschwiele, Callus genannt) die Wiedervereinigung der getrennten Theile durch die Natur bewirkt. — Zuweilen ist die Entzündung mit schwammähnlicher Auflockerung der neuen Substanz und des entzündeten Knochens (Osteoporosis)*), weit häufiger aber entgegengesetzt mit elfeu-beinartiger Verdichtung seiner Substanz (Eburnatio) begleitet').
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1)nbsp; Von ro oßnov, der Knochen, und to yvio)'
2)nbsp; nbsp;Von ro uyVyov. das Gelonk, t; aQamp;Qmg,
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das Gewüclis. Gelenkleiden, Gicht, und de-
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fonuare, die Gestalt ändern
3)nbsp; nbsp;Von /; (tv^vluxiic, die Stcifigkeit lind Verwachsung der Gelenke.
4)nbsp; Die Osteoporosis kommt auch ohne Entzündung vor. Siehe Hanbner, im Magazin für d ges Thiorheilk. Rd XV S. 23!) und Bd XX. S 11)9. — Rychner, im Archiv Schweiz Thierärzte, Neue Folge Bd. XI, S. 131. -- Krentzer, die Königl Hayer Central-Thierarzneischulc zu München im Jahre 1853, S. 182.
5)nbsp; nbsp;Ks konnten hier nur diejenigen tliatsiu'hliehen Varietäten der Neubildung dts Knochengewebes angedeutet weiden, welche von klinischem Interesse sind.
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Knoclieiieiitzuudung.
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Eiterung entsteht bei Knochenentzflndcmgen weit seltener als die AusscUwitzung und mehretitlioils findet nie sich nur an blossgelegten und verletzten Knochen. Sie entsteht ganz in derselben Weise, wie in den Weichthoilon und zeigt auch dieselben Verschiedenheiten hinsichtlich der guten und schlechten BeschafFenhoit. Mit ihr ist auch der Granulations-prozess wie in den Weichgebildon verbunden, aber am Grunde der neugebildeten Masse gebt fast immer ein Theil derselben in Knochensub-stanz über, so dass zuweilen Lücken von verlorengegangener Knochen-substanz auf diese Weise albnillig ausgefüllt werden.
Die Ulce ration oder Schwärnng der Knochen, Beinfrass, Kno-chenfrass (Caries) findet sicii liäufig bei und nach solchen Entzündungen, wo das Gewebe der Beinhaut oder des Knochens selbst auf mechanische oder chemische Weise zerstört, der Knochen der Luft oder anderen Schädlichkeiten exponirt, oder wo eine krankhafte Ernährung und Säftebildung zugegen ist. Die Caries erkennt man daran, dass ein Geschwür besteht, in welchem man mit der Sonde den Knochen rauh fühlt und wo eine scharfe, stinkende, bräunliche oder schwärzliche Jauche abgesondert wird, welche silberne Gegenstände schwärzlich färbt und in der Kegel eine Menge kleiner Knochentheilchen enthält. Der Knochen selbst wird dabei allmälig mehr und mehr aufgelöst und zerstört, was man beim späteren Einführen der Sonde an dem Tieferwerden der rauhen, unebenen, porösen Fläche des Geschwürs erkennt. Nicht selten ist die kranke Stelle des Knochens mit üppiger Granulation bedeckt oder umgeben, und oft besteht neben der Ülceration und dem Beinfrass zugleich an anderen Punkten des leidenden Knochens Eiterung und gute Granulation. Durch eine verbesserte Thätigkeit in dem Geschwür kann der cariöse Zustand in ein gutartiges eiterndes Geschwür umgewandelt werden. Hierbei muss aber immer der vom Beinfrass ergriffene Theil des Knochens durch die gute Granulation von dem übrigen Knochen ab-gestossen und entfernt werden, was als die Abblätterung (Exfoliatio) oder als der Ahbl ätterungsprozess bezeichnet wird.
Der Brand in den Knochen (Necrosis, Osteouecrosis, Osteogan-
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ISälieres über diesen, in physiologischor wie in pathologischer Hinsicht wichtigen Neubilduugsprozess findet sich in folgenden Schriften:
Duhamel Histoire de l'Acad. roy. des seienc. Paris, 1741—43 Troja, Dr. Mich. Neue Beobacht, und Versuche üb. d. Knochen. Aus d. Italien.
von A. v. Sohönberg. Erlangen I8'28. 4. m. 5 Kupfertaf Mioschcr. De Inflammatione ossium Herolin. IS.'U! Kemak. Rust's Magazin 1842, — Watson. Edinburgh Journ. 1845. V ötseh, Heilung der Knochenbräche per primam intention. W7. Flourens, Theorie experiment do la formation des Os. Paris 1847 Hilty. In d. Zeitschrift für ration. Medicin. ISöO. — R. Maier, das Wachsthum
d' Knochen nach der Dicke. 18'i7 IT. Meyer, in llüller's Arch. 184!) u. in d. Zeitschr. f. rat. Medic 1851 II. Müller. Uehor die Entwickl. d Knochensuhstanz. ISf)^ Ollier, Ga/.ette medic 1858. - Journ. de physiol. 1859-63. Seyme On the power of the periosteum to form new bones. Lend, 1848 Wolf, im Arch f. klin Chirurg. 18ti3. IV. S. 183 Virchow, in seinem Arch. I. S. 136. V. 8 17-2 u. 40i) - Wiirzlmrg. Verhandl.
II. S. 150. Die krankh. Geschwülste. II S i. — Cellular - Pathologie,
4te Aufl. S jlO-5-25.
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KnocheneutiSndung
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graena) besteht in dem Absterben eines Knochenstückes oder auch eines ganzen Knochens in Folge aufgehobener Ernährung an den betreifenden
Stellen. Dieser Zustand ist ganz analog dem trockenen Brande der Weiclitlieilo und in der silftearnien Beschaffonhoit der Knochen haujit-siichlich begründet. Er entsteht gewöhnlich auf die Weise, dass die l'einhaut sich von einem Knochen theilvveisc oder ganz lostrennt, oder auf andere Art zerstört wird. Hierauf kann der weitere pathologische Prozess in zweierlei Weise vorsieh gehen, indem a) die Beinhaut erhalten und bildiingsthätig bleibt, sich verdickt und dabei eine neue Knochenschicht über den abgetrennten und absterbenden Theil des Knochens bildet, so dass derselbe von der neuen Masse, wie von einer Kapsel oder einer Scheide umgeben wird. Man nennt den abgestorbenen Knochen oder Knochentheil den Sequester (Sequestrum), und die umgebende neue Masse die Kapsel oder Scheide des Sequesters (Capsula s. Vagina sequestri). Die Absterbung kann aber auch von der Maikröhre oder von der Diploc ausgeben, während die äussere Knochenschicht zum Theil erhalten bleibt. — In der Scheide befinden sich immer mehrere OelTnun-gon (Cloacae), durch welche theils die Beinhaut nach einwärts geht und bei Röhrenknochen mit der Markhaut in Verbindung tritt, theils aber auch die durch allmälige Auflösung des alten Knochens entstehende Flüssigkeit (Jauche) nach aussei) dringt und hier chronische Geschwüre und Fistelgänge orzengt, b) In anderen Fällen erfolgt aber die trockene Absterbung eines Knochenstückes ohne dass sich eine Scheide über ihn bildet. In diesen Fällen erhält das absterbende Knochenstück gewöhnlich ein ganz weisses, mattes Ansehen, wird ganz trocken, mürbe und leicht, zuletzt wird es gewöhnlich durch die unter ihm entstandene Kite-rung und Granulation abgestossen. Das weiche feuchte Absterben des Knochens findet .sich fast nur in den schwammigen Knochenenden. Die Auflösung der Knochensubstanz geht immer mit vieler Jaucheerzeugung und schnell von .statten. —
Eine eigenthümliche krankhafte Bildung in Folge von Knocheuent-zündung ist noch der sogenannte Winddorn (Spina ventosa) oder Kno-chenwurm, eine Auftreibuug des Knochens, mit sehr lockerer, grob poröser Neubildung, in der eine Menge kleiner blasenartiger Holden und Löcher bestehen, in welchen Granulationen. Eiter und Jauche enthalten sind. Die Oberfläche des aufgetriebenen Knochens ist rauh, selbst mit Spitzen und anderen Auswüchsen versehen, und im Innern finden sich aussei' den Zellen Fistelgänge und selbst grössere Höhlen; zuweilen ist auch an einer oder der anderen Stelle die Substanz knorpelartig erweicht oder auch von Claries oder Necrosis ergriffen. Das Ganze stellt also gleichsam eine Complication der verschiedenen Ausgänge der Kno-chenentzündnng mit gleichzeitiger uuregelmässiger Bildungsthätigkeit und mit schleichender Knochenentzündung dar.
Die Prognosis ist bei den Knochenentzündungen in den einzelnen Fällen, je nach dem bestehenden speciellen Zustande, sehr verschieden. Die Zertheilung kann unter den bereits oben angedeuteten Umständen in Zeit von acht Tagen bis drei Wochen erfolgen; wenn aber die angezeigten ungünstigen Verhältnisse bestehen und die Entzündung einen akuten Charakter besitzt, so ist Eiterung oder Ausschwitzung zu fürchten, und es können dann die übrigu angedeuteten Folgekrankheiten, wie Exostosen in verschiedener Form, Grosse und Ausdehnung, oder Ver-
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KiiocheueuUüiuiung.
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wachsnng, selbst Eiteroug und Brand nicht immer vermieden werden. Sowohl die Exostosen, wie auch thoilweise oder gänzliche Verwachsungen erzeugen Lahmheiten und machen die Patienten, je nach dem Orte der Entzündung und nach denn Dienstgebräuche des Ihieres, für einige
Zeit oder für iinmer zum schnellen Laufen und zu schwerer Arbeit untüchtig. Kitoruug, (Jitries und Brand in den Knochen sind zwar heilbar, machen aber langwierige und schwer zu heilende üebel, bei welchen dieThiero einerseits durch den täglichen und lange Zeit fortdauernden Verlust von Säften, anderntheils durch die leicht entstehende Aufsaugung von cariöser und brandiger Jauche in l'yainie oder in Zehrfleber oder auch in Dyskrasieu verfallen, welche oft tödtlich enden. - Chronische Entzündungen der Knochen führen die verschiedenen Ausgänge zwar seltener herbei, sind aber immer an und für sich sehr hartnäckig. Die Kur der Knochenentzündungen beruht auf der Erfüllung der bei der Behandlung der Entzündungen überhaupt (S. 33) aufgestellten Indicationen; doch muss hier noch mehr als bei der Entzündung der Weichgebilde im Allgemeinen der Ernährungsprozess lierabgestiinmt und örtlich in der ersten Zeit die Kälte recht tleissig und intensiv angewendet werden. Demgemäss macht man, nachdem die Ursachen beseitigt sind, in heftigem Fällen einen, der Constitution entsprechenden Ader-lass, giebt abführende Mittel und unter diesen besonders das Calomel, und wendet äusserlich Umschläge, oder Waschungen, oder Pussbäder (je nach dem Orte) von eiskaltem Wasser, von Schnee oder klein zerklopftem Eis, oder auch von recht kaltem Bleiwasser, oder von einer Auflösung der Pottasche an. Diese Behandlung findet auch selbst bei den rheumatischen Knochenentzündungen ihre Anwendung. Liegen die entzündeten Knochen nahe unter der Haut, so kann man bei sehr heftiger Entzündung, namentlich an kleinen Thieren, einige Blutegel auf die Haut daselbst ansetzen, oder bei fortdauernd sehr heftigen Schmerzen auch in die Beinhaut der leidenden Stelle subeutan einen Einschnitt machen. Dabei muss ruhiges Verhalten und magere Diät stattfinden. Mindert sich die Intensität der Entzündung, so kann man Einreibungen von der grauen Quecksilbersalbe, täglich zwei- bis dreimal, oder von der Jodsalbe ebenso oft machen. Dauert die Entzündung bei solcher Behandlung über acht Tage fort, so ist es am besten, zu Einreibungen mit Cantharidensalbc, oder mit der aus Kali bichromiemn (3—4 Th.), und Fett (30 Th.) oder ähnlichen scharfen Reizmitteln bestehenden Salben überzugehen und dieselben nach Zwischenzeiten von 5 bis 8 Tagen zu wiederholen, bis die Entzündung gänzlich beseitigt ist. Bei wirklich chronischen Entzündungsn ist nur allein von den letztem Mitteln oder von der Application des Glüheisens in Form von Strichen oder zahlreichen Punkten auf die Haut der ganzen Umgegend der entzündeten Stellen noch Hülfe zu erwarten. Wenn durch Zunahme des Umfailges des entzündeten Knochens auf eine Ausschwitzung an dessen Oberfläche zu schliessen ist, so ist die Behandlung in der Hauptsache noch ebenso wie bei der Entzündung selbst fortzusetzen und dann die graue Quecksilbersalbe, die Jod- oder Cantharideusalbe in Verbindung mit starker Reibung oder mit einem andauernden Druck auf die verdickte Stelle, so wie durch das Glüheisen und den Beinhautschnitt die Resorption so viel wie möglich anzuregen. Bei schon verhärteten Exostosen kann man dieselben Mittel anwenden, oder wenn die Form der Auswüchse es
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gestattet, auch die operative Abtragung derselben bewirken. (Siebe Üeberbeine.)
Die Knocheneiterung wird wie die Biterung in Weichgebilden, Seite 85 u. f. behandelt; da man jedoch oft gefunden hat, dass die Knochen fetthaltige Digestivsalben nicht gut ertragen, so sucht man lieber den Eiterungsprozess durch warme Breiumschläge anzuregen, wenn dies für noting erachtet wird. — Knochengeschwilre verlangen vor Allem einen möglichst freien Abfluss der Jauche, die ßxfoliation der bereits von Beinfrass ergriffenen Knochentheile, und die Umwandlung der ülceration in gute Suppuration. Der erste Zweck ist nur durch geschickten Gebrauch des Messers, mit Berücksichtigung der Lage und Beschaffenheit des Theils, zu erreichen. Für den zweiten Zweck dienen alle Mittel, welche die Vitalität in den Geschwüren anregen, wie namentlich ätherische Gele, warme aromatische Breiumschläge, die Aloe-, die Myrrhen-, oder Asa foetida-Tinctur, der rectificirte Weingeist, die Mineralsäuren und vor allen das glühende Eisen. Diese Mittel genügen auch oft der dritten Anforderung, doch kann man neben dem Gebrauch des einen oder des andern Mittels auch noch warme Breiumschläge von schleimigen Mitteln benutzen. Zuweilen namentlich da, wo bereits in den Weichgebilden neben dem kranken Knochen gutartige Eiterung bestellt, kann man durch das Messer den cariösen Knochen biosiegen, lose Stücke entfernen und hierdurch das Geschwür schneller in einen reinen Zustand versetzen. —
Bei der Necrosis muss man nach den eben angedeuteten Grundsätzen verfahren und auch, wenn das abgestorbene Knochenstück sich abgetrennt hat, dasselbe nöthigenfalls durch angemessene Schnitte in den Weichgebilden, oder durch Anbohren oder Anfmeisseln der Sequesterscheide künstlich zu entfernen suchen.
Bei dem Winddorn muss zunächst untersucht werden, ob vielleicht im Innern der aufgeblähten Masse ein abgetrenntes Knochenstück, eine lockere Zahnwurzel u. dgl. besteht, was dann durch Anbohrung mit dem Trepan entfernt werden muss. 1st kein solcher abgestorbener Theil zugegen, so genügt es, die Fistelgänge von aussen her mit einem spitzigen Glüheisen zu erweitern und an ihren Wänden zur Abblätterung zu bringen, worauf in den meisten Fällen die Heilung erfolgt; ausserdem kann man noch Einspritzungen oder Einpinselungen von Salpetersäure, von harzigen Tinkturen, von Terpentbinöl, von dem sogenannten Digestivwasser u. dgl. Mitteln machen.
Wenn die Knochenentzündungen oder deren Folgeleiden deutlich erkennbare rheumatische oder andere dyscrasische Gomplicationen haben, wie z. B. bei der sog. Füllenlähme die Scrophulosis, da müssen auch die hiergegen geeigneten innerlichen Mittel nach Anleitung der special-len Therapie angewendet werden.
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1. Die üeberbeine. Exostoses.
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üeberbeine sind abnorm entstandene Hervorragungen auf der Oberfläche eines Knochens und mit der Beinhaut desselben bedeckt. Sie entstehen in der Regel durch eine auf einen kleinen Raum begrenzte Entzündung und Ausschwitzung von zuerst flüssiger Knochenmaterie,
Hriitwio, Chirurgie. 3. Aufl.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;14
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welche allmälig dichter und kaochenhart wird. Sie kommon an allen Knochen vor und erlangen eine verschiedene Grosse und Form, mitunter eine pynnuidalische, so dass sie mit einer breiten Basis und nach aussen mit einer Spitze verseilen sind, zuweilen sind mehrere Spitzen vorhanden und nicht selten bildet sich auch an der Spitze ein mehr oder weniger breiter oder runder Knopf, so dass das Ueberbein gestielt erscheint; zuweilen wächst ein Ueberbein über naheliegende Sehnen, Gefiissc oder Nerven in schiefer Richtung oder hakenförmig gebogen hinweg, so dass diese Gebilde gleichsam in einer Furche oder in einem Halbkanal liegen. In anderen Fallen berühren sie diese Theile mehr oder weniger mit ihrer Spitze. Durch Druck auf die umgebenden Theile erzeugen die üeberbeine Reizung, Schmerz, Entzündung und hierdurch Störung in der Function der betreffenden Theile ; diese Zufalle sind jedoch gewöhnlich in der ersten Zeit des Bestehens eines Ueberbeins (während der Entzündung) grosser als nach einiger Dauer desselben. Obgleich die üeberbeine an allen Knochen entstehen können, so sind sie doch am Unterkiefer und an den Küssen der Pferde am häufigsten bemerkbar.
a) Am Unterkiefer finden sich die Exostosen gewöhnlich am hinteren Rande in der ganzen Gegend der Wurzeln der Schneide- und der letzten Backzähne. Sie entstehen hier durch oft wiederholten Druck des Randes der Krippe auf den Kinnbacken bei dem Kauen des Futters; sie haben zuweilen eine knopfförmige, in anderen Fällen eine pyramidalische Gestalt, und verursachen während ihrer Entwicklung au der betreffenden Stelle grossen Schmerz, nach ihrer Ausbildung aber gar keine üblen Zufälle, so dass sie dann nur als Schönheitsfehler gelten. Man erkennt sie an ihrer Form, an ihrer Härte und an ihrem festen Zusammenhange mit dem Kiefer.
Hire Beurtheilung ist günstig zu machen, da sie keine Störungen erzeugen, sondern nur zuweilen die richtige Lage des Zaumzeuges etwas geniren oder Veranlassung zum Reiben (1er Haut geben, und da ihre Entfernung durch Operation leicht zu bewirken ist.
Die Behandlung dieser Üeberbeine kann entweder auf Resorption der ausgeschwitzten Knochenmaterie gerichtet sein, oder auch in der operativen Entfernung derselben bestehen. Der erstere Zweck ist nur zu erreichen, so lange die Üeberbeine noch weich sind. Man wendet die graue Quecksilbersalbe, die grüne Seife, die Jodsalbe, die Cantharidcn-salbe oder auch das Glüheisen an. — Die Operation kann, je nach der Form des Ueberbeins auf verschiedene quot;Weise ausgeführt werden. Ist dasselbe gestielt, so schneidet man dicht am Rande des Kinnbackens die Haut und die Beinhaut rund um das Ueberbein durch und sägt dann dasselbe mit einer feinen Säge ah, oder man setzt in den Hautschnitt einen scharfen Meissel, oder ein Hufmesser und treibt diese Instrumente durch einen kurzen Schlag mit einem Hammer durch das Ueberbein hin-diirch, so dass dasselbe mit der auf ihm sitzenden Haut amputirt wird. Hat aller das Ueberbein eine breite Basis, so macht man in seiner Län-genrichtung über das ganze Ueberbein in der Mittellinie einen Hautschnitt präparirt die Hautriinder von beiden Seiten bis auf den Kinnbacken an der Basis des Ueberbeins los, durchschneidet hier mit einem Kreisschnitt, die Beinhaut von ihm los und meisselt dann das Ueberbein von dein Kinnbacken ab. Hierauf wird die Haut in diesem Falle mit ein Paar Heften der Kopfnaht möglichst genau vereinigt und das Thier im Stalle so gc-
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Ueberbeine.
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stellt, (lass es sich nicht reiben kann. Die etwa eintretenden Entzttn-dungszufälle werden durch Anwendung des kalten Wassers beseitigt, Die Heilung erfolgt dann gewöhnlich mit Znrücklassung einer nur sehr unbedeutenden f [autnarbe.
b) Die Ueberbeine an den Gliedmaassen (Exostoses, franz. Suros) linden sieh sclir häufig an der inneren Seite der Schienbeine der vorderen Gliedmaassen, seltener an der änsseren Seite derselben und noch seltener an den Schienbeinen der llinterl'iisse; nicht ganz selten bestehen an einer Gliedmaasse zwei Ueberbeine an einer Seite, oder an beiden Seiten zugleich1), Sie haben bei Pferden ihren Sitz, vorzüglich an der Grenze zwischen den Schien- und Griffelbeinen in der Gegend von der Mitte der Länge der Schienbeine bis zum Fusswurzelgolenk, weit weniger unter der Mitte des Schienbeins2); ihre Form und Grosse ist sehr verschieden; sie sind bald länglich, bald rundlich, knopfförmig, häufig mit einer oder auch mit mehreren Spitzen versehen; sie stehen zuweilen nur gegen eine Linie weit über die Oberfläche des Schienbeins hervor, während sie in anderen Füllen über sechs Linien hervorragen. Ihre Richtung ist ebenso verschieden, bald seitlich, bald mehr mich vorn, bald mehr nach hinten, so dass sie im letzteren Falle die Beugesehnen bei gewissen Stellungen des Fusses mehr oder weniger berühren und drücken. Hinsichtlich ihres Alters sind sie bald noch in der Entwicklung begriffen, bald eben ausgebildet, jedoch noch mehr oder weniger weich rnid mit Entzündungssymptomen versehen, und in anderen Fällen sind sie veraltet, hart und ohne Entzündung.
Die Erkennung der Ueberbeine ist, wenn dieselben bereits ausgebildet sind, ziemlich leicht. Man sieht, nachdem man die Haare an der inneren und äusseren Fläche beider Schienbeine glatt gestrichen hat und sich dann etwa zwei Schritte weit vor das Thier stellt, an der inneren Flache des mit einem Ueberbein behafteten Schienbeins eine Krhöhung, welche beim Befühlen knochenhart ist und mit dem Schienbein oder Griffelbein in fester Verbindung steht. Bei recht kleinen üeberbeinen kann man das Dasein derselben durch das Befühlen dann am besten bemerken, wenn der eben untersuchte Vorderfuss aufgehoben (im Knie gebeugt) ist und dadurch die Beugesehnen erschlafft sind; man kann dann mit den Fingerspitzen gleichsam zwischen den Sehnen und dem Griffelbein eindringen, an demselben herabstreichen und dadurch kleine Erhö-höhungen an ihm fühlen, während dieselben bei angespannten Sehnen durch die letzteren verdeckt und unzugänglich sind. Die frisch entstandenen und noch mit Entzündung begleiteten, oft auch die mit scharfen Spitzen versehenen Ueberbeine veranlassen beim Druck mit den Fingern dem Thiere Schmerz, so dass es mit dem Fusse zuckt; doch ist auch diese Untersuchung mit einiger Sicherheit des Resultates nur bei aufgehobenem Fuss zu unternehmen, weil sowohl sehr gutmüthige, willfährige, wie auch sehr empfindliehe und widersetzliche Pferde, wenn sie mit den
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1 T?ei dem Riudvieh finden sich zuweilen an der Vorderflftche der Fusswurzel
(des ^ onlerknios) in dem sogenannten harten Kniesebwamin auch Exostosen.
2) Man darf aber nicht das untere Ende eines (iridelbeins, wenn es ein wenig über die gewöhnliche Grosso entwickelt oder vom Schienbein abstellend ist, für ein Ueberbein halten.
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Fassen auf dem Boden stehen, selbst im ganz gesunden Zustande bei einem ganz gelinden Druck dieselben in die Höhe lieben und somit leicht täuschen; sie thun dies aber nicht, wenn ihnen der Fuss aufgehoben ist, sondern sie zucken bei dieser letzteren Stellung nur dann, wenn sie an der gedrückten Stelle wirklich Schmerzen erleiden. Zuweilen findet sich auch die Haut an der Stelle, wo das Ueberbein sitzt, vermehrt warm, ohne dass eine offene Verletzung an derselben besteht, und mau kann dann um so mehr auf das Vorhandensein einer Knochen- oder Eeiiihaut-entzündung an der Stelle des Ueberbeins schliessen. —
Die eben noch in der Entwickelung begriffenen Ueberbeine machen an der betreffenden Stelle entweder keine oder nur eine ganz unbedeutende, flache Erhöhung, die gleichsam eine Auflockerung der Beinhaut ist, aber erhöhte Wärme und beim Druck grössere Empfindlichkeit zeigt. — Einzelne Ueberbeine bilden in der ersten Zeit ihres Bestehens zwar eine etwas grössere Erhöhung, aber dieselbe ist noch nicht knochenhart, sondern gleichsam sehnenartig anzufühlen, so dass man das eigentliche Ueberbein aus dieser Beschaffenheit nicht erkennen könnte, wenn nicht der Ort, der feste Zusammenhang mit dem Knochen und die in der Tiefe bestehende Entzüdung darauf deutete, und wenn nicht die Erfahrung diesen Entwickelungsgaiig der Ueberbeine nachgewiesen hätte. Die Ausbildung bis zur Knochenhärte geschieht oft binnen 14 Tagen, zuweilen aber erst nach mehreren Wochen.
Die meisten Ueberbeine sind zur Zeit ihrer Entwickelung und in der ersten Zeit ihres Bestehens, manche auch in späterer Zeit noch öfters wiederholt mit Lahmheit begleitet; diese Lalimheit trägt jedoch zu wenig Eigenthümliches an sich, als dass man sie aus ihren Erscheinungen allein mit Sicherheit für die Folge eines Ueberbeins erklären oder, aus ihr auf das Vorhandensein eines Ueberbeins schliessen könnte, und es ist deshalb die Diagnosis dieser Lahmheit hinsichtlich ihrer wirklichen Ursache zuweilen sehr schwierig, besonders so lange das Ueberbein noch gar nicht als eine Erhöhung erkennbar hervorgetreten ist. Man bemerkt nur, dass die Thiere beim Aufheben des Fusses, und ebenso bei dem festen Niedertreten denselben bald mehr bald weniger schonen, dass sie auf hartem Boden etwas stärker lahmen, als auf weichem, und dass manche Pferde plötzlich während einiger Minuten weit stärker lahmen'). Bei der örtlichen Untersuchung der lahmen Gliedmaasse findet sich an keiner anderen Stelle ein krankhafter Zustand, dej; eine Veranlassung des Lahmgehens sein könnte, wenn man aber mit den Fingerspitzen das Griffel- und das Schienbein Stelle für Stelle vom obern bis zum untern Ende an dem aufgehobenen Fus.se drückt, dann zeigen die Pferde Schmerz an der kranken Stelle, und es besteht an derselben gewöhnlich auch vermehrte Wärme. Zuweilen sind an der schmerzhaften Stelle einige Haare abgestossen, oder es ist wohl auch die Haut selbst etwas mit verletzt. Die Art des Lahmgehens, sowie der negative Befund an ganzen übrigen Fuss bis auf die afficirte Stelle am Schienbein, und die hier vorgefundenen, wenn auch nur geringen Symptome müssen die Diagnosis
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1) Dieses plötzlich eintretende stärkere Lahmen fliulet sich gewöhnlich während des Dienstes der Pferde im Trabgehen, und es hat stets seinen Grund darin, dass die Thiere sieh mit einem Hufe gegen das Schienbein des andern Fusses schlagen.
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Ueberbeine.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 213
begründen und die Lahmheit als eine von dein Ueberbein abhängige erklären lassen. Man hat hierzu um so mehr Grund, wenn ein schon ausgebildetes Ueberbein mit scharfen Spitzen versehen und gegen die Beuge-sehne gerichtet ist, oder wenn, wie im Vorstehenden angedoudet, an der afficirten Stelle die Haare oder die Haut verletzt sind. Der Schmerz und die Lahmheit entstehen nämlich bei den Ueberbeinen aus einer dreifachen Quelle, und zwar: 1) aus der Entzündung der Beinhaut und der Knoclii'usubstanz bei und unmittelbar nach der Kntwickelung eines Ueberbeins, was man als die akute Periode des üeberbeins betrachten kann; '2) aus dem Druck des Ueberbeins auf die naheliegenden Weich-theile, wodurch ein bald längere bald kürzere Zeit dauerndes Lahmgehen erzeugt wird; 3) aus momentanen Verletzungen, welche sich die Pferde durch das sogenannte Streifen oder Streichen von Zeit zu Zeit wiederholt, an der Stelle des Ueberbeins zuziehen. Das Lahmgehen aus der ersten Ursache ist bei manchen Pferden ausserordentlich heftig, bei anderen nur unbedeutend, und es verschwindet gewöhnlich, wenn die Entzündung vorüber und das Ueberbein hart geworden ist. — In Folge der zweiten Ursache lahmen bei Weitem nicht alle mit Ueberbeinen behafteten Pferde, sondern nur diejenigen, bei welchen das Ueberbein entweder sehr sjütz und scharf, oder zu stark gegen die Sehnen gerichtet ist; die Lahmheit verliert sich hier gewöhnlich nach einiger Zeit, wenn entweder die Ueberbeine durch Resorption ihre scharfen Spitzen verloren, oder wenn die nahe liegenden Theile sich an den Druck gewöhnt haben. — In Folge der dritten Ursache findet sich die Lahmheit bei Ueberbeinen nur von Zeit zu Zeit, wenn die Thiere durch übermässige Anstrengungen oder in Folge von Krankheiten u. s. w. matt geworden sind und in Folge dessen einen wackeligen, unregelmässigen Gang annehmen, oder wenn sie sich im Laufen übereilen und hierbei ebenfalls unregelmässig gehen, und zuweilen wenn ihnen der Huf zu gross gewachsen ist, oder wenn sie zu breite Hufeisen tragen müssen.
Die eigentliche Ursache der Ueberbeine ist exsudative Entzündung der Beinhaut und der Schienbeine und Griffelbeine; als veranlassende Ursachen aber nmss man mechanische Verletzungen, besonders durch das Anschlagen und Streifen mit den Hufen, durch harten Druck von den Halfterketten, wenn die Pferde über dieselben gestiegen sind und sich den Fuss eingeschnürt haben, — ebenso durch das Koppeln der Weidepferde, und durch Stösse und Schläge betrachten, da man nach solchen Einwirkungen sehr häufig die Ueberbeine entstehen sieht und ihre Ent-wickelung verfolgen, ja sie sogar künstlich erzeugen kann. Havemann ') hat zwar diese Art des l^ntstehens der Ueberbeine bestritten, er erklärt sie ausschliesslich als eine Folge des ungleichen Drucks bei Fehltritten, wo das kleine keilförmige Bein des Vorderbeines von oben her mit der ganzen Körperlast auf den Kopf des innern Griffelbeines drückt, die zwischen dem Schien- und Griffelbein befindliche Bandfasern zerreisst und dadurch eine Ergiessung von Knochenmaterie herbeiführt. Obgleich auch auf solche Weise ein Ueberbein an der inneren Seite des Schienbeins entstsben kann, so passt doch für die meisten Fälle und an anderen Stellen diese Erklärung nicht. — Zuweilen hat man nach akuten Rheu-
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1) Anleitung zur Beurtheilung des iiussern Pferdes. Hannover 1805, S. 93,
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matismen die Ueberbeine mehrfach hervortreten seilen, und viele Pferde haben eine, in nutritiven oder irritativen Verhältnissen der Beinhaut und selbst der Knochen beruhende Disposition zum Entstehen dieser Exostosen: (leim oft finden sich dieselben ohne besondere Veranlassungen, auch bei Füllen, welche noch nicht zur Arbeit benutzt werden, an mehreren Füssen fast gleichzeitig. Diese Anlage ist in vielen Fallen, wie dies durch mehrere Generationen in manchen Pferdefamilien beobachtet worden ist, angeboren, in anderen Fällen durch Erkältungen und schlechte, saure Grasnahrung u. s. w. erworben. Pferde von gemeiner Kace mit lockerem Knochengewebe sind deshalb den üeberbeinen weit mehr unterworfen, als Pferde von edler Race. — Eine andere Art von Anlage beruht in abnormer Gangweiso, wie ss. 13. in einer zu engen oder gar kreuzenden Vorwärtsbewegung der Füsso bei dem Gehen und in Umstanden unter denen eine solche unregelmässige Gangart oft eintritt, — bei Pferden mit heftigem Temperament, bei zu jungen, noch nicht zugerittenen, an schwere Arbeit nicht gewöhnten oder bei durch Krankheit geschwächten Pferden, — ferner, bei sehr breiten oder überhaupt sehr grossen Hufen. Unter allen diesen Umständen erfolgt das Gegenschlagen der Hufe an die innere Seite der Schienbeine .sehr häufig; und man sieht deshalb die meisten Ueberbeine bei jungen Pferden, etwa vom 3. bis 6. Jahre entstellen.
Beurtheilung. Die meisten Ueberbeine an den Schienbeinen sind als blosse Schönheitsfehler zu betrachten, namentlich diejenigen, welche an den Seiten der Schienbeine selbst liegen, so wie auch diejenigen, welche an der inneren Seite vor den Gritfeibeinen ihren Sitz haben, klein, sanft gerundet oder länglich und glatt und ohne Hntzündiingssymptome sind, weil in der Regel solche Ueberbeine keine Lahmheit machen; dagegen sind die an der inneren Seite nahe an der Pusswurzel oder nahe den Sehnen liegenden, rauhen, spitzen und noch mit Entzündung begleiteten Ueberbeine, ebenso die sehr stark hervorstehenden, oft die Veranlassung zum Lahmgehen. Die Lahmheit verliert sich gewöhnlich, wie bereits angedeutet, mit der vollständigen Ausbildung der Ueberbeine und mit dem Verschwinden der Beinhautentzündung, sie kehrt aber leicht wieder, wenn die Thiere sieh an dieselbe stossen, was also öfters geschieht, wenn die Ueberbeine gross hervorragen, wenn die Hufe sehr breit, die Bewegungen der Küsse unregelmässig und heftig sind. Hinsichtlich der Heilbarkeit lehrt die Erfahrung, dass frisch entstandene kleine Ueberbeine oft, besonders bei jungen Thieren, gänzlich zu beseitigen, alle aber durch geeignete Mittel zu verkleinern sind, und dass die meisten sich mit der Zeit von selbst vermindern.
Die Kur. Etwa noch bestehende Ursachen, welche eine neue Reizung erzeugen können, werden beseitiget, z. B. zu grosse Hufe verkleinert, die Hufeisen abgenommen oder bessere aufgelegt, die schwachen Pferde nur im Schritt bewegt u. s. w. So lange eine wirkliche Entzündung der Beinhaut und des Knochens zu bemerken ist, gewährt man den Thieren Ruhe; späterbin können dieselben jedoch in jeder Hinsicht wie gesunde Pferde gehalten und benutzt werden. — Die eigentliche Kur ist, je nach den Verbälsnissen in den einzelnen Fällen verschieden. Wäh-rend der Entzündungsperiode wendet man anhaltend kalte Fussbäder oder Umschläge von Wasser, oder Bleiwasser, oder Oxykrat, oder Aschen-lange, oder einen Brei von Lehm und Essig an. — Sind die Schmerzen
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etwas gemindert, dann kann man die Resorption zu befördern suchen, indem man die graue Quecksilbersalbe, die .Jodsalbe oder die Doppeljod-Quecksilbersalbe täglich zweimal in die Haut auf dem Ueberbein einreibt. Als von ganz vorzüglicher Wirksamkeit in jeder Periode der Ueberbeine ist die Cautharidensalbe, auch das Cantharidenpflaster (das sogenannte scharfe Pflaster) und das glühende Eisen zu betrachten. Die Salbe kann einfach aus Cantharidenpulver und Fett oder Theer bestehen, und es ist TÜcht nöthig, die empfohlenen Zusätze von Arsenik und Sublimat zu machen oder die aus diesen Substanzen (1,00) und Fett (15,0) oder ebenso aus chroms. Kali (L Th. zu 8 Th. Fett) bestehenden Salben anzuwenden, besonders bei theuren Pferden, weil durch diese scharfen Substanzen leicht haarlose Stellen und selbst hässliche Narben entstehen. Man bestreicht die Maut auf dem Ueberbein, allenfalls nachdem lange Haare vorher abgeschoren sind, jeden sechsten oder achten Tag wiederholt mit der Cantharideusalbe, bis die Lahmheit verschwunden, oder das Ueberbein selbst bedeutend verkleinert ist. Man legt auch sehr zweckmässig das sogenannte scharfe Pflaster (S. 50) im frisch geschmolzenen Zustande in der Dicke eines Messerrückens auf die Haut an dem Ueberbein und drückt eine Schicht kurz geschnittenes Werg auf die äussere Fläche des Pflasters, um demselben mehr Haltung zu geben. — Das Brenneisen wendet man auf kleine Ueberbeine nur in einem Punkte, auf grösserc in mehreren Punkten oder mit 1 bis 3 Strichen an, wobei man jede Stelle so oft wiederholt berührt, bis Ausschwitzung an allen Punkten entstanden ist. Bei grossen Exostosen hat man zuweilen die Haut und die Boinbaut durchbrannt und das Ueberbein selbst so stark mit dem Brenneisen berührt, dass Necrosis und Exfoliation entstand und hierdurch (las Ueberbein verkleinert wurde; das Verfahren ist jedoch sehr schmerzhaft. — Ist das Ueberbein wenig oder gar nicht schmerzhaft, so kann man auch durch täglich wiederholte Reibungen desselben mit einem harten, aber glatten Körper, oder durch festes Aufbinden einer Bleiplatte oder eines ähnlichen harten Körpers eine verstärkte Resorption und hierdurch die Zertheilnng des Auswuchses zu bewirken suchen. — Eine vorzüglich wirksame Behandlung aller, besonders aber sehr schmerzhafter Überbeine und solcher, welche nahe am Fuss-wurzelgelenk liegen, ist noch die vermittelst des von Sewell1) empfohlenen, aber nach Ercolaniquot;) schon von Rusius im 13. Jahrhundert angegebenen subeutanen Beinhautschnittes (Periosteotomie).
Diese Operation besteht darin, dass man an dem hierzu niedergelegten Pferde, nachdem die Haare auf dem Ueberbein abgeschoren worden, am untern Ende des Ueborbeins einen etwa vier bis fünf Linien langen Schnitt durch die Haut bis auf die Beinhaut macht, dann ein für diesen Zweck von Sewell angegebenes, ganz schmales convexes Knopfbistouri (Periosteotom) flach gehalten in die Wunde von unten nach oben führt und hierdurch die Haut von dem Ueberbein trennt; dann wendet man die Schneide des Messers gegen das Ueberbein und durchschneidet die Beinhaut auf der Mittellinie desselben in der Längenrichtung des Knochens bis auf den letzteren vollständig. Ob dieses an allen
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1)nbsp; The Veterinarian 1835 (Tome VIII), September.
2)nbsp; Ercolani, Osservazioni Teorico-pratiche sopra della Scuola di Torino, au 3, pag. 116.
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Esoslosi, #9632;- in Giornale
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Schale.
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Pttncten geschehen sei, davon Qberzengt man sich durch eine ia die Bein-hautwunde geführte Sonde und trennt hiernach die etwa noch unzerschnit-tenen Stellen nachträglich vollständig durch. Hierauf schiebt man mittelst der Sonde eine etwa /.wei bis drei Linien dicke Wieke von Werg oder Charpic in den Kanal, liisst das Thier aufstellen und wartet das Eintreten der Eiterung ab, wo dann die Wieke entfernt wird und die Heilung bei blossor Reinigung erfolgt. Oder man macht, nachdem die Beinhaat gespalten, über dem üeberbeine eine zweite kleine, Hautwunde und zieht ein dünnes Band durch beide, Oefl'iumgen, bestreicht es mit Digestivsalbe, liisst es acht Tage liegen und behandelt es wie ein Haarseil. Durch das Spalten der Beinhant wird die, Qbermässige Spannung derselben augenblicklich gehoben, hierdurch der Schmerz sehr vermindert und die, fernere Ernährung des Ueberbeins gestört, so dass hiernach nicht nur die Lahmheit sich bald verliert, sondern auch das l'eberbein nach und nach verkleinert wird.
Sehr grosse und gestielte Üeberbeine kann man auch hier auf dieselbe Weise, wie am Unterkiefer, amputiren, doch geschieht dies äus-serst selten, weil man zuweilen weit üblere Folgen als dort, namentlich verjauchendc Eiterung und langwierige Lahmheit davon sieht.
11. Die Schale, der Leist und das Ringbein. (Franz. Forme.)
Mit den vorstehenden Namen bezeichnet man Auswüchse und Wucherungen der Knochenmasse an dein Kronenbein und am Fesselbein, namentlich an dem unteren Ende des letzteren. Diese Auswüchse finden sich bei alten und jungen Pferden, besonders bei den letzteren und am meisten bei Pferden von gemeiner Race; doch sind auch edle Eferde von ihnen nicht ausgenommen. Die, Auswüchse kommen bald nur an einem Eusse, bald an mehreren zugleich und hänfiger an den Hinter-füsscn als an den vorderen vor. Oft erscheinen sie blos als ein einzelner Auswuchs (Leist genannt), ganz ähnlich einein Ueberbein am Schienbein, und sie sind bald mit einer scharfen Spitze, bald mit einem Knöpfchen versehen; in anderen Fidlen bilden sie eine ringförmige Erhöhung in der Mitte der vorderen Fläche des Fesseis von einem Seitenrande bis zum anderen und heissen dann Ringbeine; und in noch anderen Fällen breitet sich die ringförmige Erhöhung mehr breit nach unten bis über das Kronengelenh aus und treibt die Krone mehr oder weniger stark in die Höhe, oder entgegensetzt der Auswuchs beginnt vom Kronenbein und steigt nach aufwärts über das Fesselkronengelenk, so dass er diese Theilc wie eine Schale oder Rinde bedeckt, — daher der Name S ch ale.
Die Erkennung dieser Auswüchse ist, wenn dieselben vollkommen ausgebildet sind, ziemlich leicht, besonders bei Pferden im ausgewachsenen Zustande und bei trockenen und mageren Fassen. Man findet dann an einer oder der anderen Stelle am Fesselbein, besonders an dem Rande, der die Seiten von der hinteren Flüche scheidet, oder an der vorderen Fläche des Fesselbeins, oder auch an der Krone ungleiche Erhöhungen von verschiedener Ausdehnung, aber mit dem Knochen in fester Verbindung, dabei knochenhart und die Haut auf der Erhöhung verschiebbar. Zuweilen ist vermehrte Wärme, beim gelinden Druck auch Schmerz und gewöhnlich ist auch Lahmheit zugegen. Die, letztere trägt kei-
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Schale.
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nen besonderen Charakter an sich und ist daher als zur Schale gehörig nur allein aus dem NichtVorhandensein anderer pathologischer Zustände, welche sonst Lahmheiten bedingen können, zu erkennen. — Istjedoch die Entwickelung der Auswüchse noch nicht vollendet, sind die Thiere jung, oder haben sie dicke, aufgelockerte Haut, Odernatöse und andere Anschwellungen an den Fassen, so ist die Erkennung der Schale, des Kingbeins oder des Leists sehr schwer; man findet dann nur eine an den Knochen hin und wieder vorkommende Verdickung der Beinhant oder eine Auflockerung eines Knochens selbst, dabei wohl auch Schmerz beim Druck und Lahmgehen, kann aber daraus noch nicht sogleich mit völliger Sicherheit das Entstehen der Schale diagnosticiren.
Die Ursachen dieser Auswüchse sind zuweilen mechanische Verletzungen, wie: Verwickelungen eines Fesseis im Halfterstrick, Verstauchungen, unvollständige Verrenkungen, Hufschläge, Kronentritte und dergleichen. Bei jungen Pferden ist oft eine ererbte oder eine erworbene Anlage zu Knochenauswüchsen, Letztere bedingt durch zu reichliche Ernährung, besonders mit schwerem Körnerfutter, der fortgesetzte Genuss von Pflanzen, die auf sumpfigen und sauren Weiden gewachsen sind, zu beschuldigen. Ob hierdurch eine Dyskrasie, ähnlich den Skropheln, oder der Gicht und dergleichen entsteht? — ist nicht entschieden, aber sehr wahrscheinlich. Zuweilen giebt auch eine rheumatische Periostitis, und in einzelnen Fällen tief gehende Mauke die Veranlassung zum Entstehen des üebels.
Die Prognosis ist bei der Schale im Ganzen weniger günstig, als bei üeberbeinen am Schienbein, weil jene sehr oft das Fessel- und Krongelenk, sei es in den Bändern, sei es in den Gelenkfla.ch.en selbst, mit affizirt und deshalb gewöhnlich weit mehr Lahmheit veranlasst und unterhält, und auch weil die Auswüchse bei ihrer, zum Theil unter der Krone des Hufes versteckten Lage der Einwirkung kräftiger Heilmittel entzogen sind, .le mehr ausgebreitet die Auswüchse erscheinen, und je mehr sie das Gelenk bedecken, um desto übler sind sie zu beurtheilen. Im letzteren Falle erfolgt häufig Verwachsung (Anchylosis) dos Fesselbeins mit dem Kronenbein, wonach zwar gewöhnlich das schmerzhafte Hinken aufhört, allein der Fuss steif bleibt und daher die Bewegung doch nicht regehnässig wird.
Die Behandlung der noch in der Entwickelung begriffenen und mit Entzündung begleiteten Schale und Kingbeine geschieht durch anhaltende Fussbädor oder Umschläge von kaltem Wasser oder Bleiwasser, oder von Lehmbrei, und hiernach durch Einreiben der grauen Merkurialsalbe; ist aber der Zustand ohne Entzündung, so fruchten nur die S. 215 genanten Salben oder das glühende Eisen. Die Salben müssen in der Regel mehrmals in Zwischenzeiten von etwa sechs oder acht Tagen wiederholt werden und man hat dabei zu beobachten, dass. wenn die Applikation rund um den grössten Theil der Hufkrone stattfindet, dass man mit der Salbe circa einen halben Centimeter breit von dem Saume entfernt bleibe, damit nicht eine zu weit gehende Abtrennung des Letzteren und Eiterung im Hufe eintrete. Aus Vorsicht kann man vor der Anwendung der Salbe die Haut unmittelbar am Saume etwa einen halben Zoll breit mit Gerat oder mit Fett bestrichen. Auch bei der Anwendung des Glüheisens muss dieser Theil der Haut ebenso verschont werden. Uebrigens kann man entweder Punkte oder senkrechte Striche, einen vom andern einen halben
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Schale.
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Zoll entfernt, auf der kranken Fläche brennen, und zwar mit einem nur rothglühend erhitzten Eisen und mit der Vorsicht, dass man jede Stelle in einzelnen Momenten so oft wiederholt berührt, bis Ausschwitzung einer serösen Flüssigkeit an den gebrannten Stellen stattfindet. In vielen FäN len ist der Beschlag mit einem runden Hufeisen (Barshoe) nützlich.
Erstrecken sich die Knochenauswiichse nach abwärts bis unter den Hufsaum, so kann man, um den üruck und die Lahmheit zu vermindern, an der betreffenden Stelle das Horn am Saum und unter ihm mit der Raspel bis auf die Kleischwand verdünnen und dann die Stelle öfters wiederholt mit Fett bestreichen.
Bleiben die genannten Mittel fruchtlos, haben die Auswüchse eine ungewöhnliche Grosse erreicht, oder leidet selbst das Fesselkronengelenk mit, so kann man gegen die fortdauernde Lahmheit noch den Nervenschnitt (nach Sewell) in Anwendung bringen, um durch denselben die. Leitung der schmerzhaften Empfindung zu dem Sensoriuni zu unterbrechen. In vielen Fällen solcher, sonst völlig unheilbarer Lahmheiten hat die Operation ganz vortreffliche Dienste geleistet1). Dieselbe kann entweder an dem Schienbein, über dem Fesselgelenk oder unter demselben gemacht werden, je nachdem man die Auflielmng der Empfindlichkeit am ganzen Fusse, oder nur an einer Seite desselben bewirken will. Ersteres ist nöthig, wenn die Knochenauswüchse rund um den Fessel oder um die Krone herum verbreitet sind, während das Durchschneiden nur eines Zweiges des Mlttelnorvcn an oder unter dem Fesselgelenk genügt, wenn nur eine Seite des Fesselbeins oder der Krone durch die Auswüchse leidet. Das Thier muss zur Operation niedergelegt werden, und zwar so, dass die zur Operation bestimmte Stelle des Schienbeins oder am Fessel nach oben zu liegen kommt; der Fuss wird entweder entsprechend auf die übrigen Füsse festgebunden, oder mittelst eines sogenannten Spannstocks über die übrigen auf einen Punkt zusammengezogenen Füsse hervorgestreckt gehalten. Man scheert dann an der Operationsstelle auf einer Fläche von circa zwei Qnadratzoll gross die Haare rein ab und entfernt sie, sucht den betreffenden Nerv nach anatomischer Kenntniss und mittelst Befüblens der Theile auf2), macht dann auf dem Nerven einen circa einen Zoll langen Hautschnitt, nimmt das den Nerven etwa bedeckende Zellgewebe von demselben mittelst Messer und Pinzette rein weg, führt nun unter dem Nerven eine Hohlsonde quer durch und durchschneidet ihn mittelst eines in derselben geleiteten schmalen Bistouris. Hierauf präparirt man das untere Ende desselben
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1)nbsp; Man muss jedoch den Eigeiitluimcr dos Pferdes vorher darauf aufmerksam machen, dass der so operirte Fuss die Empfindlichkeit entweder ganz, orler doch an einer Seite verliert und dass deshalb das Pferd auch andere schmerzhafte Zustände, #9632;/,. B Verwundung des Fusses durch Vornagelung u. s w. nicht fühlt, dass daher zuweilen hierbei Eiterungen im pressen Umfange und weitere üble F'olgen entstehen; ferner: dass die Pferde stärker auftreten und sich dabei den Huf beschädigen, selbst das Hufboin zerbrechen können — wie dies die Erfahrung gelehrt hit. Man sollte daher die Operation auch nicht machen, an sehr schweren, dickbeinigen Lastpferden, auch nicht an solchen, welche zu feine, zu weiche oder brüchige Uufo haben
2)nbsp; Chirurgische Anatomie und Operationslahre für Thieriirzte, von Gurlt und Ilcrtwig S. 194 Taf. IX. Fig. I -4., Taf X. Fig. 2 3.
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Verkncicherung der Scitcnknorpel des Hufboius.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 219
gegen sechs Linien lang von den umgebenden Thoilen ab und schneidet es dann vollständig heraus, damit die Enden sich nicht wieder mit einander vereinigen können. Die Wunde wird mit etwas lockerem quot;Werg bedeckt und der Tiieil mit einer Cirkelbinde umgeben. Bei der nach zwei Tagen eintretenden Eiterung löst man diesen ersten Verband, reinigt die Wunde und fahrt mit dieser Behandlung bis zur erfolgten Heilung fort,
III. Die Ycrknöcherung (Ossificatio) der Seitenknorpel des
Hufbein s.
Die beiden elastisch-biegsamen Faserknorpel, von denen auf jedem Seitenast des Hufbeins der Einhufer sich einer befindet, sind häufig der Verknöchemng unterworfen. Sie verlieren durch diesen Vorgang ihre Biegsamkeit, Nachgiebigkeit und Elastizität, und meistens werden sie auch ungleich dicker, rauh und uneben, hurt und selbst zum Zerbrechen geneigt, und durch diese Beschaffenheit erzeugen sie Druck auf das Kro-ncn-Hufgelcnk. und nach aussen gegen die Krone und Fleisch wand, sie hemmen die Ausdehnung der Trachten und der Ballen, zuweilen machen sie Schmerzen, Steifigkeit in den Gelenken und Lahmheit.
Die Letztere ist .jedoch nicht immer vorhanden, sondern sie scheint vielmehr mir in solchen Fällen einzutreten, wo noch Entzündung in den Knorpeln oder in den angrenzenden Theilen besteht, oder wo die Knorpel an ihren Flächen sehr verdickt und uneben, oder ihre harten Ränder abnorm verlängert, scharf und (wie man oft findet) sehr nach einwärts gekrümmt sind, oder wo der Knorpel einen Bruch erlitten hat.
Man findet die Verknöcherung der Hufknorpel am häutigsten bei schweren Arbeitspferden von gemeiner Race, jedoch sind veredelte Pferde und Reitpferde nicht gerade ausgeschlossen; an den Vorderfüssen ist sie häufiger als an den Hinterfössen und sie verursacht an jenen auch häufiger Lahmheit als an den Letzteren. Die Verknöcherung tritt selten vor dem sechsten Jahre ein; sie beginnt gewöhnlich von dem unteren Bande des Knorpels (vom Hnfbein her) und geht bald schnell bald langsam weiter, meist über den ganzen Knorpel, zuweilen fängt sie aber an einem Rande oder in der Mitte desselben an, und sie kann auf einen Theil begrenzt bleiben.
Als nncliste Ursache der Verknöcherung hat man eine Entzündung oder einen der Entzündung ähnlichen Reizung.szus tand angenommen, wobei oder wonach eine Ablagerung und Vermehrung von Knochen-körperchen, zum Theil nur eine Ablagerung von Kalksalzen stattfindet. Die Entzündung ist sehr selten aent, meistens schleichend und mit äus-serst seh wachen Symptomen hervortretend, so dass ihr Vorhandensein oft übersehen wird. Die Veranlassungen zu der Entzündung nur eines Seitenknorpels kommen zuweilen von aussen, wie Tritte mit dem Hufe auf die Krone, Stösse, die Mauke, Hornspalten, Knorpelfisteln u. dgl., in den meisten Fällen sind es aber Zerrungen und Quetschungen der Knorpel und der an ihnen sitzenden Bänder durch zu heftige Ausdehnung des Hufes bei dem starken Auftreten auf den Boden bei dem Ziehen schwerer Lasten, oder auch bei dem Ausgleiten und schiefen Auftreten mit den Fassen. An Hufen mit sehr hohen Trachten und Ballen, an Platthufcn und bei stelzfiissiger Stellung der Fessel scheint die Ver-
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Verknöcherunj der Seitenknorpel des Hufbeins.
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knöcheriing häufiger zu entstehen, und man kann daher diese Fehler als Ortliche Dispositionen zur Erzeagnng eines stärkeren Drucks auf die Trachten ansehen, — ebenso die bei Lastpferden gebräuchlichen Hufeisen mit sehr hohen Stollen. Ausserdem deutet aber das Vorkommen der Verknöcherung an mehreren (zuweilen an sämratlichen) Küssen eines Pferdes auf eine allgemeine Anlage, die öfters in einer grossen Neigung zu rheumatisch-arthritischen Hufentzündungen besteht und die sich, nach der Ansicht mancher Züchter von schweren Zugpferden in England, auch auf die Nachkommen vererbt.
Die Erkennung der Verknöcherung ist dadurch zu erlangen, dass man zuerst den Knorpel auf seiner ganzen äussern Fläche und an seinem Rande nur betastet, um zu fühlen, ob Ungleichheiten und Knochenharte an ihm vorhanden sind; dann aber drückt man auf ihn an verschiedenen Stellen abwechselnd mit den Fingerspitzen, um zu erforschen ob er elastisch nachgiebig oder steif und anbiegsam ist- Die letzteren Eigenschaften in Verbindung mit der Knochenharte und Verdickung beweisen die Ossification. Bei der in manchen Fällen von diesem Zustande erzeugten Lahmheit setzen die Pferde bei dem Auftreten auf die Erde immer die Zehe zuerst auf den Boden. — gerade entgegengesetzt dem Gange der mit der Hufentzündung behafteten Pferde; jedoch darf man auf dieses Merkmai allein die Ableitung der Lahmheit von der Verknö-chernng des Knorpels nicht gründen, sondern mau darf dieses erst dann thun, wenn die vollständige Untersuchung des betreffenden Fusses in Beziehung auf alle andere krankhafte Zustände, welche Lahmheit erzeugen können, ein negatives Resultat ergeben hat. (S. 88—91.)
Beurtheilung. Die Hufknorpelverknöcherung ist eine geringe Abnormität, wenn sie ohne Lahmheit bei solchen Pferden bestellt, welche zur Arbeit im langsamen Gange gehalten werden und übrigens einen fehlerfreien, gut geformten Huf besitzen; bei Pferden die zum schnellen Laufen dienen, ist der Fehler bedeutend, denn wenn sie auch nicht eben lahm sind, so ortragen sie doch die Erschütterungen beim Traben auf hartem Boden nicht so gut wie andere, Pferde; sie verfallen leicht in Hufentzündung und werden lahm. Hinsichtlich der wirklichen Heilbarkeit, d. i. der Beseitigung dieser Verknöcherung ist die Beurtheilung ungünstiger als bei üeberbeinen und bei Schale, da man die im Knorpel eingelagerte Knochenmasse nicht fortschaffen kann; und selbst die Lahmheit ist schwer oder auch gar nicht zu beseitigen, theils weil eben die anatomische Verbildung des Knorpels gewöhnlich nicht zu verbessern ist und weil oft noch das Hufgelenk und andere Theile im Hufe mitleidend sind.
Die Kur wird demnach nur versuchsweise unternommen. Man giebt den Pferden Ruhe, verkürzt die zu hoben Trachtenwände, macht Breiumschläge von Lehm und Essig oder mit verdünnter Salzsäure, um vielleicht, etwas Auflösung der Kalksalze herbeizuführen; - bei noch bestehenden Entzündungserscheinungen applicirt man scharfe Einreibungen oder das Brenneisen auf die den Knorpel bedeckende Haut, und — bei hartnäckiger Lahmheit macht man die Neurotomie wie bei der Schale. Die Operation hat hier gute Dienste geleistet.
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Hufgolenkslaliuilieit, chronische.
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IV. Die Hufgelenks- oder chronische Hufgelenks-Lahmhe Strahlbeins-Lab mhei t, Strahlbei nslähme.
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ünter dem Namen: chronigelenkslähme verstellt mau eizflndung und weiterer Entartungund hinteren Seite dieses Gelenkdes hier liegenden SclileiiubentelLahmheit. Wegen des beständig
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inks-Lahmheit, lluf-
eigenthümliche, in Ent-
inid der an der unteren
Theile, dos Strahlbeins,
und der Hufbeinbeugesehne begründete
;eii und in den meisten Füllen liaupt-
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sächlichen Mitleidens des Strahlbeins oder schiffförmigen Beins bezeichnen die englischen und französischen Thierärzte das Leiden als die Krankheit des schiffförmigen Beins, Navicular-disease, Navicular lameness, Maladie naviculaire; Braueil1) nennt es, da das Strahlbein gleichsam eine Rolle für die Huflieinheugeselme ist, chronische Fuss-rolleu-Entzündung (Podotrochilitis chronica, und Percivall*) hat es zur Bezeichnung des entzündlichen Leidens des Strahlbeins in diesem Gelenk die Navicularthritis genannt.
Dieser krankhafte Zustand des schiffförmigen Beins ist zwar einzelnen Thierärzten schon in früherer Zeit zum Theil bekannt gewesen3), allein die wirkliche Kenntuiss des üebels und namentlich der hieraus entstehenden chronischen und eigeutliümliclien Lahmheit haben wir seit 18IG erst durch James Turner4) erhalten, worauf Sewell8), Good-
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'), Braueil, W. Percivall u. A. den Gegenstand
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weiter bearbeiteten.
Sämmtliche Schriftsteller haben, bis auf Kenner, das Leiden in dem ganzen Hufstrahlbeingelenk für einerlei gehalten, obgleich sie wuss-ten, dass der Anfang an verschiedenen Punkten desselben geschehen kann; aber Renner unterschied (a. a. 0.) a) eine eigentliche oder vordere Hufgelenkslahmheit und — b) eine Strahlbeins- oder hi ntere Hufgel enkslahmh eit.
a. Die erstere ist eine durch Verstauchung hervorgebrachte Entzündung des Eronenbeinhufgelenks, welche an den Vorderfüssen selten, an den Hinterfüsseh häufiger vorkommt, weil in dieser die steilere Rieh-
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1) Mag. f. d. ges. TliierlieilU. von Gurlt u Hertwig, Jahrg. 1845; S 1 3) Tlio Veterinarian, Vol. XX , p. 181, — und sein Hurli „On Lamenessquot;, Lond 1849, in welchem eine Geschichte der Krankheit gegeben ist.
3)nbsp; Z B. Bridges, iu seiner Schrift „No Foot no Horsequot;, Lond. 1752. — Gibson, Treatise on the diseases of horse. Lond. 1751, Vol II., p. 372. — La-fosso, Dictionnaire d'Hippiatrique, Vol II., p. 22i) und Cours d'Hippiatrique, Paris 1772, p. 167 u. 234 rait Abbild. (Auch die deutsche Ueberseizung des letzteren Werkes von Knobloeh. Prag. 171)7,) — Moorcroft im Veterinarian, Vol. XIX , p. 449.
4)nbsp; In einer kurzen Abhandlung, welche er der Thierarzneisclnile in London übergab, und später im liando XX. des Veterinarian, Seite 125, veröffentlicht wor. den ist,
5)nbsp; In seinen Vorlesungen.
G) The Veterinarian, Vol. III., p. 145
7) Abhandlungen für Pferdeliebhaber und Thieramp;rzte. Mit einer Steindrucktafel. Weimar, 1844, S. 2GY u. f. #9632;#9632;- und Veteriniii-Atlas, lieft 1. Weimar 1828.
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222nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Hufgoloiikslahinlieit, clironiseho.
tung der kürzeren, stärkeren Hinterfessel die Staachnng des Kronbeins nach vorn auf das Hufbein bei Fehltritten begünstigt. Die Krankheit iinssert sich dadurch, dass das Pferd nicht ordentlich durchtritt, mehr die Zehe gebraucht, ja im veralteten Zustande nur allein mit ihr auftritt; dabei ist an der Krone, oft auch am ganzen Hufe etwas erhöhte Wärme bemerklich; Druck mit der Untersuchungszange auf die dünn geschnittene Sohle erzeugt Hclnnor/,, aber an den Wänden nicht. Später zeigen sich in manchen Fällen Knochenauftreibuugen an der Krone, die am Gelenkrande des Kronbeins oder auch an der Anlieftnngsstelle der Hufbeinbeugesehne ihren Ursprung nehmen. In diesem Znstande gehen die Pferde zuweilen im Anfange schlechter, als wenn sie erst ordentlich im Gange sind.
Veranlassung zum Entstehen dieser Lahmheit geben Fehltritte, besonders wenn dabei die Trachten höher y.u stehen kommen als die Zehe, da hierbei die ganze Last nach vorne fällt und gleichsam gegen den vorderen Theil des Hufgelenks geschoben wird. Dabei kann zugleich die Fleischsohle gequetscht, oder selbst das Kronbein oder das Hufbein zerbrochen werden, und, indem das Pferd sich im nächsten Moment bemüht, schnell und mit Kraft eine entgegengesetzte Stellung einzunehmen, — selbst eine Zerrung der Beugesehne und Quetschung des Strahl-beins erfolgen, somit eine Complication mit Strahlbeinlalnnhcit entstehen.
Der Ausgang kann, wenn die Verstauchung einfach besteht, bei Ruhe und zweckmässiger Behandlung in Zertheilung der Entzündung geschehen, und wenn diese nicht erfolgt, kann stellenweis Abglättung der Gelenkflächen oder auch Verwachsung derselben (Stclzfuss) oder Auftreibung der Knochen entstehen. Im ersteren Falle verliert sich die Lahmheit bald, bei den letzteren Ausgängen aber gewöhnlich nie mehr gänzlich.
Die Behandlung besteht in strenger Ruhe bei magerem Futter, und in der Anwendung zuerst der antiphlogistischen, später der ableitenden Mittel.
b. Die Strahlbeinslahmheit besteht zuerst in einer plötzlichen Ausdehnung, oder Quetschung, oder Entzündung der llnfbeinbeugesebne an ihrem untersten Ende, in Quetschung oder Entzündung der unteren Fläche des Strahlbeins und des hier liegenden Sehnenscheidenbeutels, wozu in späterer Zeit eine winddornartige Auftreibung des Strahlbeins und oft auch krankhafte Knociienbildung in der genannten Sehne h. s. w. kommt.
Das Uebol entsteht fast nur an den Vorderfüssen, und zwar bald nur an einem, bald an beiden, und in letzterem Falle entweder zugleich oder nach einander; es kommt mehrentheils, aber nicht allein bei Reitpferden vor.
Dasselbe ist in den meisten Fällen im Anfange und oft auch längere Zeit schwer zu erkennen, weil das Uebel im Huf verborgen liegt, und weil gewöhnlich der pathologische Zustand in der Sehne und im Strahlbein zuerst nur in einem geringen Grade ausgebildet ist und deshalb die Symptome nur sehr gelind, auch wechselnd hervortreten; doch giebt es auch ausnahmsweise solche Källe, wo z. B. nach heftiger Einwirkung der Ursachen bei sehr reizbaren Pferden das Uebel mit mehr akuten Zufällen auftritt. Es kommt, obgleich im Ganzen nur selten vor, dass ein Pferd nach einem Sprunge, nach einem heftigen Auftreten auf
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Ilufgolenkslahmheit, chronische.
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harten, unebenen Boden plötzlich so stark lahmt, als ob es sich einen Nagel eingetreten oder sich die Ballen gequetscht hätte; die Thiere stehen dann in solchen akuten Fällen mehr auf der Zehe, treten mit dein Ballen nicht fest auf, richten auch wohl das Fesselbein mit dein Kronengelenk nach vorn, heben aber beim Gehen die Gliedinaasse gehörig auf; dabei ist der Huf unverändert, bei dem Drücken, besonders der Ballen, nicht schmerzhaft, und die Fesselarterien pulsiren nicht stärker, als au einem gesunden Fusse'); nur dann findet sicli ein stärkeres Pulsiren dieser Arterien, wenn aussei- dem Gelenk noch andere Theile, z. B. bei einem Nngeltritt der Fleiscfastrabl u. s. w. verletzt oder Steingalleu vorhanden sind, oder wenn das Fferd eben kurz vor der Untersuchung in Bewegung war. Die bezeichneten Zufälle dauern einige Zeit, verlieren sich dann, kehren aber nach Anstrengungen leicht wieder. — Gewöhnlich ist aber der eigentlich erste Anfnll des Uebels so gelind, dass er übersehen wird; denn man bemerkt nur, dass die Pferde beim Traben auf hartem Boden bald mehr, bald weniger hinken, oder auch nur blöde gehen, oder dass sie auch beim Stillstehen im Stalle mit dem afficirteu Fuss eine andere Stellung annehmen, nämlich in der Art, dass der gesunde Schenkel perpendicular auf dem Boden fest aufgesetzt ist und der kranke Schenkel mehr vorwärts gestellt und mit mehr erschlafften Muskeln zwischen Beugung und Streckung gehalten wird; oft wechseln auch die Thiere mit dieser Stellung, setzen dabei aber den kranken Fuss stets vorsichtig auf den Boden und vermeiden ein festes Auftreten. Beim Gehen des Thieres im Schritt oder Trabe bemerkt man ebenfalls, dass die Ballen und Trachten beim Auftreten geschont, das Knie- und Fosselge-lenk nicht gehörig angestrengt werden. Bei der Untersuchung des Fusses selbst findet sich in dieser Periode keine vermehrte Wärme. Weiterhin zeigen die Thiere beim Gehen im Anfange eine gewisse Spannung oder Gebundenheit in den sämmtlichen Muskeln der Gliedmaasse, so dass man sie für rheumatisch afiicirt halten könnte; allein das vorsichtige und unvollständige Niedertreten mit den Ballen, den Trachten und dem Strahl spricht sich noch immer mehr aus, als zuerst angegeben, dabei stolpern die Pferde leicht und ermüden selbst nach kleinen Anstrengungen Lässt man sie nach einer kleinen Bewegung anhalten, so stellen sie den Schenkel ganz lax mit gebogenem Knie und mit steilem Fessel vorwärts auf die Zehe, zittern mit demselben und ziehen ihn von Zeit zu Zeit zurück, um ihn bald nachher wieder vorzustrecken. Gönnt man den Thieren eine längere Buhe von 1 bis 2 Wochen, so vermindert sich die Lahmheit bis auf undeutliche Spuren, sie kehrt aber nach einiger Zeit wieder, und unter diesem Wechsel von Zu- und Abnahme kann eine Zeit von mehr als einem Jahre verfliessen, bis der Huf sich in seiner äussern Beschaffenheit verändert und dann auch gewöhnlich das
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üebel gleichmässig dauernd wird
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;h erreichen die Entzfindnngs-
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1) lieber das sliiikero Pulsiren der Fesselarterien sind die Beobachtungen sehr verschieden; z. B Hausmann (Ueber Fntzündung, Seite 8) sagt: „Dieser Mangel der Pulsation hei Schale und Hufgelenkslahmhoit ist so constant, dass er dem Thier-arzt zinn iliagiio.stischen Kennzeichen dientquot;, und nach J. Turner ist aber das stärkere Pidsiren dieser Arterien ein wichtigeres Merkmal, als die erhöhte Wärme. (The Veterinarian, Vol. 111. p. 34) Ich habe in den meisten Fällen kein stärkeres Pulsiren gefunden, dasselbe war aber in complicirten Fällen zugegen.
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Ilufgclenkslahmheit, chronisclio.
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Symptome niemals die Höbe, wie bei der Entzüudung dev Fleischtheile oder bei der sogeuannten Ubelie. — In einzehieii Füllen lindet man beide Vorderfüsse zugleich mit dem üebel behaftet, und der Gang des Pferdes leidet dimu noch weit mehr, jedoch sind die Erscheinungen abwechselnd an dem einen und dem andern Fasse die nämlichen, wie im Vorstehenden angedeutet.
Au dem Hufe befindet sieh, wie bereits erwähnt, während einiger Zeit in der Kegel keine erhöhte Temperatur, überhaupt nichts Krankhaftes, und erst lange nachher, nach vielen Monaten, oft erst nach Jahresfrist bemerkt man zuweilen an der Krone eine geringe Anschwellung, die etwas wärmer und empfludlicher ist. Der Ifuf wird allmälig kleiner und zieht sieh besonders an den Seitenwänden mehr zusammen, besonders an der innern; zuweilen entstehen auch kleine ringförmige Erhöhungen an der Wand, und darüber oder darunter kleine Furchen. Beim Zusammendrücken des aufgehobenen Fusses yiebt das Pferd etwas Schmerz zu erkennen, wenn der Druck vom Strahl gegen das Hufbein zu, oder im Verlaufe der Beugesehrie stattfindet. In Gemeinschaft mit diesen krankhaften Veränderungen tritt zuletzt auch eine massige Abmagerung der Schultermuskeln ein.
Um bei der Diagnose der chronischen Hufgelenkslahmheit einiger-maassen sicher zu Werke zu geben, ist folgendes von Brauell vorgeschlagene Verfahren zu benutzen: „Hat mau Grund, aus der beobachteten Stellung des Schenkels im Stalle, aus der eigeuthümlichen Bewegung in den verschiedenen Gangarten , aus etwa vorhandenen örtlichen Symptomen, so wie auch aus anderweitigen negativen Kennzeichen und aus dem anamnestischen Berichte zu schliessen, dass man es mit Fuss-rollenentzündung zu thun habe, so lasse man, wenn das Pferd beschlagen ist, von dem leidenden Fusse das Eisen abnehmen und den Huf auswirken, die Sohle und den Strahl so viel wie möglich niedersehnei-den und, nachdem man sich durch nochmalige genaue Untersuchung des Hufes mittelst der Zange Gcwissheit darüber verschafft hat, dass Fleischwand, Fleischsohle und Strahl unschmerzhaft sind, so lasse mau einen anhaltenden Druck auf den Strahl wirken und beobachte, ob bei diesem fortdauernden Druck die Lahmheit zunimmt oder nicht. Um einen solchen anhaltenden Druck auf den Strahl zu bewirken, schlage mau auf den kranken Fuss ein in seinen Stollenden geschlossenes Hufeisen, welches so aufgerichtet werden muss, dass der Querarm desselben auf den Strahlpfeilern aufliege und hier einen Druck ausüben könne. Der Querarm muss in seiner Mitte mit einem Stück augenieteten Filz verseben sein und nach vorn, nach der Spitze des Strahls zu, in einen Schnabel auslaufen, dessen Spitze gegen die Vereinigungsstellen der Strahlschenkel gerichtet ist. Die Lähme pflegt in Folge dieses anhaltenden Druckes, wenn Pussrollenentzündung zugegen ist, zuzunehmen; man erwarte aber nicht, dass diese Folge immer sogleich eintrete; es geschieht oft erst im Verlaufe einiger Zeit, was darin seinen Grund bat, dass die hornigen Theile nicht immer gleich so weit nachgeben, als es nöthig ist, um den Druck höher hinauf fortzupflanzen. Man lasse daher das Pferd mehrere Tage lang mit dem angegebenen Eisen gehen und beobachte es wo möglich täglich, um auch den kleinsten Unterschied, der sieb in der Bewegung des afticirteu Schenkels zeigt, zu entdecken. Während dieser Zeit kann mau, um doch etwas zu thun und Zeit zu gewinnen, Um-
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Hufgelenkslahmhoit, chrouischonbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;225
schlüge von Lehmbrei au-wcnden, welche in jedem Falle, es möge nun Fussrollenentzündung zugegen sein oder nicht, Nutzen schaffen. Anstatt des eben besprochenen geschlossenen Hufeisens kann man sich in gleicher Absicht auch einer Zange von der Form eines Papageienschnabels bedienen, deren ein vorderer Ann A nicht wie bei der gewöhnlichen Vi-sitirzange in einem Bogen gegen den andern, sondern in einer geringen Biegung von demselben abwärts gerichtet, nicht rund ist, sondern eine Breite von einem halben Zoll besitzt, und kürzer sein muss, als bei der gewöhnlichen Visitirzange, während der andere vordere Arm B, entsprechend der obern Hälfte des Papageienschnabels und daher in einer massigen Biegung gegen den andern A gerichtet, noch ein halbraal so lang wie bei der gewöhnlichen Visitirzange und in demselben Verhält-niss stärker sein, an seinem Ende aber eine einen halben Zoll breite und eben so lange ebene Fläche haben muss. Die hintern Anne, nämlich diejenigen, welche den Druck der Hand aufnehmen, müssen länger als bei der gewöhulielien Visitirzange, stärker und gut gehärtet sein. Diese Zange setzt man mm so an, dass der Arm A seinen Stützpunkt auf der Zelienwand findet, während der andere B mit seiner Endfläche auf der Stelle angesetzt wird, wo sich die Strahlschenke] vereinigen, und nun wird, während man dafür sorgt, dass das Glied im Fesselgelenk nicht gebeugt wird, ein ziemlich starker, anhaltender Druck, welcher nach und nach zunehmen muss, auf die hinteren Schenkel der Zange ausgeübt, wobei das fussrollenlahine Pferd Schmerz zu erkennen geben wird. Zuweilen ereignet es sich aber, dass dies nicht geschieht, obgleich Fussrollenentzündung zugegen ist, was dann der Fall zu sein pflegt, wenn eine zu harte Hornsohle, ein harter, zusannnengezwängter Strahl dem Druck der Zange nicht erlauben, bis zur affleirten Stelle hinzuwirken, ein Umstand, welcher jenem Eisen den Vorzug vor dieser Zange giebt.
In der letzten, mehr entwickelten Periode der Krankheit ist die oft auffallende Verkleinerung des Hufes neben den übrigen Merkmalen für die Diagnosis der in Hede stehenden Krankheit sehr entscheidend, für sich allein aber ohne besondern Werth, da es auch Fälle giebt, wo ein Huf von Natur kleiner ist, als es die übrigen sind. In der ersten Periode der Krankheit fehlt natürlich dieses Merkmal gänzlich. Um die abweichende Grosse des verdächtigen Hufes sicher kennen zu lernen, kann man mittelst eines um die Krone, und einen Zoll unter der Krone nm die Wand angelegten Bandes messen, oder auch hierzu den von Sticker empfohlenenPödometer benutzen, indem man dieselben Messungen auch an dem gegenüberstehenden Fuss, genau an den nämlichen Stellen, unternimmt.
Die Ursachen der chronischen Hufgelenkslahndieit sind a) in vielen Fällen eine Disposition zu dem üebel, welche oft in zu grosser Härte, Trockenheit, und Mangel an Elasticität des Hufes beruht und dadurch entstellt, dass die Pferde oft in zu langer liulie auf trocknet Streu im Stalle stehen; in andern Fällen auch darin, dass die Sohle und der Strahl zu stark ausgeschnitten und die Eckstreben durchgeschnitten werden, so dass die Hufwände sich zusammenziehen und auf die Aeste des Hufbeins drücken, während der Strahl von unten und die Beugesehue bei dem Niedertreten keine Unterstützung finden und daher ruckweis Prellungen der Sehne gegen das Strahlbein entstehen. Pferde mit hohen Wänden
Heutwio, Chirurgie. 3. Aufl.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;15
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und mit Zwanghuf haben deshalb eine Mehranlage zu diesem Uebel als andere. Nach Williams1) besteht die wichtigste Ursache in einer zu graden (aufrechten) Stellung der Fassknochen, welche durch die oben angedeutete fehlerhafte Behandlung des Hufes erzeugt oder auch von Natur vorhanden sein kann, b) Gelegenheitsursachen können alle diejenigen Umstände werden, durch welche die auf das Strahlbein fallende Last abnorm vergrössert, die Friction des Strahlbeins und der Beugesehne auf einander, oder der Druck der Sohle von unten übermiissig verstärkt wird, z.B. heftige Anstrengungen, besonders unter dem Reiter, Sprünge über Gräben, Hecken und dergleichen, plötzliches Pariren aus schnellem Lauf, Traben auf unebenem, hartem Boden, besonders auf neu aufgeschütteten Chausseen, gefrornem, holperigem Wege; Fehltritte, bei denen nur die Zehenwand einen Stützpunkt findet, und die Trachten sich zu tief senken müssen u. dgl. Grobe mechanische Verletzungen des Strahls, namentlich das Eintreten von Nägeln, können auch Veranlassung zu dem Uebel geben. In manchen Fällen scheinen auch innere krankhafte Zustände, wie Rheumatismus u. dgl. durch Metastasen eine Veranlassung gegeben zu haben.
Die Prognosis ist bei diesem Uebel im Ganzen wenig günstig zu machen, weil die meisten Patienten dem Thierarzt erst in der spätem Periode der Krankheit zugeführt werden, wo bereits organische Veränderungen im Hufe entstanden sind, namentlich Auflockerung des Strahlbeins, Ausschwitzungen von Knocliensubstanz und Exostosenbildung am Strablbcin, am Scblehnbeutel, oder an der Beugesehne, Absorption der Gelenkknorpel oder selbst Verwachsung des Hufgelenks. Die Erfahrung zeigt, dass unter diesen Umständen eine radiknle Heilung gewöhnlich nicht mehr, sondern nur eine Minderung dos Uebcls zu bewirken ist, oder dass das Uebel in bald kürzerer bald längerer Zeit wieder Reci-dive macht, und dass die Lahmheit nur mit Palliativmitteln, namentlich durch die Neurotomie, beseitigt werden kann, wobei aber leicht andere Nachtheile für den leidenden Fuss entstehen. Einigermaassen günstig ist die Prognosis, wenn die Krankheit noch neu ist und man daher ver-muthen kann, dass man es nur mit der Entzündung selbst noch zu thun habe, und wenn dabei die äussern Verhältnisse von der Art sind, dass sie den guten Erfolg einer zweckmässigen Behandlung unterstützen, z.B. wenn das Thier für längere Zeit anhaltend in Ruhe bleiben, oder auf weichem Boden langsam herumgehen kann.
Die Prognosis ist auch in denjenigen Fällen ungünstig, wo der Huf schon von früher her sehr eng, schief oder ein sogenannter Zwanghuf ist, ferner sehr schlecht in denjenigen Fällen, wo das Uebel an beiden Vorderfüssen zugleich besteht, weil dann das Pferd die leidenden Theile nicht gehörig schonen kann, sondern dieselben unvermeidlich in beständiger Anstrengung erhalten muss.
Die Behandlung ist 1) auf die Beseitigung und Abhaltung der Ursachen, 2) auf die Beseitigung der Entzündung, 3) auf Erregung der Resorption der ausgeschwizten Knochenmaterie gerichtet, und, wo durch Erfüllung dieser Indicationen das Uebel selbst nicht geholfen werden kann, sucht man 4) seine Wirkungen und die davon abhängende Lahm-
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1) The Principles and Practice of veterinary Surgery. Edinburgh 1872 p. 328.
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heit zu beseitigen und dadurch das Thier so lange, wie noch möglich, brauchbar zu machen.
Zur Erfüllung der ersten Indication gehört anhaltende Ruhe des Thieres bei massigem und leichten Futter; zugleich nimmt man etwa noch vorhandene drückende Hufeisen ab, schneidet das iiberniässige Horn an der Sohle und dem Strahl weg und legt dann ein recht gut passendes, recht hohl gerichtetes, nicht zu kurzes Hufeisen mit massig hohen Stollen auf, letzteres, um das starke Durchtreten des Thieres im Fesselgelenk und die hiermit verbundene Spannung der Hufbeinsbeugesehne zu vermeiden. Der zweiten Indication entsprechend macht man bei gut genährten Thie-ren einen allgemeinen Aderlass und zugleich einen örtlichen an der Zehe; die gemachte Oeffnung bedeckt man mit Werg und wendet kalte Fuss-bäder, oder eben solche Umschläge von Lehmbrei oder Kleie mit Wasser an und begiesst dieselben wenigstens alle halbe Stunden ein Mal mit kaltem Wasser. Innerlich giebt man Laxirmittel, später Purgirmittel, etwa alle 8 Tage ein Mal. Diese Behandlung wird 8—4 Wochen fortgesetzt. Nach dieser Zeit kann man entweder ein Haarseil unter dem leidenden Gelenk hinweg durch den Strahl ziehen, oder auch über der Krone am Fessel und an dem Ballen das Ung. Cantharidum einreiben, und letzteres nach Zwischenzeiten von 6—10 Tagen 2-8 Mal wiederholen. Bei diesen Einreibungen muss jedoch die Vorsicht beobachtet werden, dass die Haut am Saume etwa einen Finger breit von der scharfen Salbe frei bleibt, weil sonst Ablösung des Saumes zu fürchten ist; es ist deshalb zweckmässig, diesen Theil der Haut zuerst mit einfacher Wachs-salbe etwas dick zu bestreichen. Das Saarseil applizirt man mit einer hierzu von Sewell vorgeschriebenen gekrümmten und mit scharfer Spitze versehenen Haarseilnadel auf folgende Weise; Man scheert unmittelbar über den Ballen an der Stelle, wo die Beugesehnen oben zwischen dieselben treten, in der Mitte die Haare kurz ab, durchschneidet dann die Haut, entweder mit oder ohne eine vorher gebildete Längenfalte gerade in der Mitte zwischen den Ballen, so dass eine fast einen Zoll lange Querwunde entsteht. Hierauf giebt man dem Fuss im Krongelenk eine möglichst gestreckte Stellung und erhält ihn in derselben mit der linken Hand, mit welcher er an der Zehe gehalten wird; mit der andern Hand führt man die Haarseilnadel, ihre konvexe Fläche gegen die Beugesehnen gerichtet, in die Hantwunde und drückt sie in der Richtung des Verlaufs der Hufsbcinsbeugesehne vorwärts. Wenn man mit der Spitze der Nadel bis gegen die Mitte des Strahls gekommen ist, erhebt man ihren Handgriff ein wenig gegen die Beugesehnen, drückt dadurch die Spitze mehr gegen die äussere Fläche des Strahls und führt sie ungefähr am vordem Drittel des letztern aus demselben hervor1). Nun wird, nachdem der Handgriff von der Nadel abgenommen, in ihr Ohr das mit Terpenthinöl getränkte Band gelegt, und darauf die Nadel an ihrer Spitze erfasst und vollständig aus dem Strahl gezogen, so dass das Band daselbst zum Vorschein kommt; die Enden des Bandes werden hierauf so zusammen-
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1) Wird die Operation am stehenden Pferde gemacht und ist der Operateur nur gewohnt mit der rechten Hand zu agiron, so sticht man am linken Vorderfusg am bequemsten die Nadel von unten, d. i. vom Strahl her, durch den üuf, so dass sie durch die Ballengrube herauskommt.
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gebunden, dass zwischen dem l^ande und dem Hufe ein circa zwei bis drei Zoll breiter Raum bleibt. Der Ilornrand um die untere üeffnung kann etwas besclinitten werden, damit der entstellende Eiter gut abmessen kann. Das Band bleibt 2 — li Wochen liegen, wird tiiglich ein Wenig weiter bewegt und die Wunde gereinigt.
Für die dritte Indication dienen zum Theil die eben genannten Mittel, ausserdem aber kann man nach Entfernung des Saarseils noch die graue Merkurialsalbe, oder Jodsalbe, oder grüne Seife mit Kali carbonicum versetzt, tiiglich 2 Mal über der Krone an den Ballen und am Fessel einreiben und Eussbiidcr von Kali carbonicum, bei den Pferden armer Leute von blosser Aselienlauge machen und damit durch 'A—4 Wochen lang fortfahren. — In mehreren Fällen hat auch die Cantharidensalbe an den Hallen gute Dienste geleistet.
Die Palliativbehandlung der chronischen Hufgelenkslahmheit besteht hauptsächlich in der von Sewell hierzu empfohlenen Neurotomie an den Fesselnerven, von denen man an beiden Seiten die hinteren Zweige unter dem Fesselgelenk durch- und etwa ein (5 — 8 Millim. langes Stückchen von dem untern Ende selbst herausschneidet. Es verschwindet hiernach für das Thier der Schmerz von den gereizten Stellen aus, indem die Fortleitung der Reizung an der Operationsstelle unterbrochen ist; aber nach einiger Zeit, meistens erst nach einem Jahre kehrt die Empfindlichkeit allmälig theilweis wieder und mit ihr auch die Lahmheit.
Da durch die Operation überhaupt die Empfindlichkeit in dem hintern Theile des Hufes verloren geht, so fühlt das Thier auch zufällige Verletzungen z. B. das Eintreten eines Nagels in den Huf nicht, und die-serhalb folgen bei solchen Verletzungen zuweilen durch die Eiterung bedeutende Zerstörungen, ohne dass das Thier dies durch bestimmte Merkmale kund giebt. Ausserdem treten so operirte Pferde wegen Maugel des Gefühls gewöhlich zu ungeschickt und hart auf und ziehen sich dadurch zuweilen Brüche des Hufbeins zu. Dieser üblen Folgen wegen unternimmt man die Neurotomie bei dem in Rede st'henden Uebel nicht gern, so lange noch von den entzündungswidrigen Mitteln etwas zu hoffen ist; sie bleibt Jedoch in manchen Fällen das einzige Mittel, um Pferde noch für einige Zeit brauchbar zu erhalten. Indess sollte man mit Rücksicht auf diese üble Folgen die in der Anmerkung 1, S. 218 angegebene Vorsicht nicht aussei' Acht lassen. Nach der Operation ist es immer noch zweckmässig, den Huf, wie oben angegeben, fortgesetzt mit kühlenden und erweichenden Mitteln zu behandeln und das Thier nur auf weichem Boden arbeiten zu lassen.
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V. Die exsudative und ossificirende Entzündung des Sprunggelenks. Arthritis deforraans Tarsi.
An den Sprunggelenken der Pferde kommen sehr häufig Entzündungen, und als Folgen derselben Verwachsungen der einzelnen Sprunggelenksknochen mit einander und Exostosen vor. Durch diese pathologische Zustände entstehen Störungen in der Bewegung der Sprunggelenke, eigentiiümliciie Lahmheiten, und ausserdem erzeugen die Exostosen auch bald mehr bald weniger bemerkbare Veränderungen der Form des Gelenks (daher die Benennung „Arthritis deformansquot;).
Die Entzündung des Sprunggelenks (der Syuovialhant, der Bänder,
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des Periost, der Knochen und Knorpel) besteht zuerst durch einige Zeit allein, und sie wird in manchen füllen zerthellt, ohne dass weitere Folgen entstehen; häufiger jedoch finden sich, bald schneller bald langsamer, die Verwachsungen und ebenso die Knochenauswüchse hinzu. Diese Folgeleiden der Entzündung betreffen gewöhnlich zuerst das grosse und das kleine schüfförmige Mein, sie kommen aber in den einzelnen Fällen auch durch Ausdehnung des Krankheitsprozesses an den übrigen Sprnng-gelenksknochen vor, insbesondere am oberen Ende des Schienbeins sowohl vorn wie auch an der Innern und äussern Seite; — an der Elrste-ren betreffen sie oft das pyramidenförmige und das innere Griffelbein, — an der ausseren Seite das würfelförmige und das äussere Griffelbein, — oft ist auch das Kollbein, zuweilen selbst das untere Ende des Unter-schenkelbeins und das Hackenbein ergriffen. Es besteht in der Ausbreitung des Leidens kein allgemein geltender Typus; dieses ist in den meisten Fällen auf die innere Seite und den untern Theil des Gelenks beschränkt, oft ebenso auf die auswendige Seite, selten auf die hintere Seite, häufig besteht es rund herum. Fast immer sind Exostosen und Verwachsungen zugleich vorhanden, zuweilen bestehen die Letzteren nur allein, sehr selten ebenso die Brsteren. Die Exostosen haben sehr verschiedene Grossen und sind hiernach durch das Gesicht und Gefühl mehr oder weniger leicht zu erkennen. Die Verwachsungen der kleinen Sprunggelenksknochen sind dagegen nur aus der gestörten Bewegung (d. i. der Lahmheit) zu vermuthen. Gewissheit besteht (leshalb nicht, weil auch blosse Steifigkeit der Gelenkbänder, sowie die Verkalkung derselben eine ähnliche Lahmheit macht.
Schon durch die Entzündung des Gelenks, sowie durch die Verdickung der Gelenkbänder, durch die Verwachsung der Knochen mit einander, und durch den Druck der meist rauhen und höckerigen Exostosen entsteht eine Lahmheit, welche sich in eigenthümlicher Weise äussert.
Man hat das im Vorstehenden im Allgemeinen angedeutete Leiden des Sprunggelenks mit dem Namen Spat belegt, wenn die Exostosen an der inwendigen Seite des Gelenks hervorgetreten sind, oder auch, wenn sie nicht sichtbar sind aber doch die erwähnte eigenthümliche Lahmheit besteht. In den ersteren Fällen heisst das Uebel der „sichtbare Spatquot;, im letzteren Fall der „unsichtbare Spatquot;. - Befinden sich die Kno-chcnauflagerungen an der ausseren Seite des Gelenks, dann heisst das Leiden das „Rehbeinquot;, — an der hintern Seite aber die „Hasenhackequot;.
A. Der Spat oder Späth (Spavanus),
auch Knochenspat genannt, zur näheren Bezeichnung seines Sitzes in den Sprunggelenksknochen und zum Unterschiede von anderen pathologischen Zuständen dieses Gelenks1), welche demselben eine grössere Fülle und hierdurch eine dem Spat ähnliche Form geben, — zeigt sich durch drei Gruppen von Erscheinungen, und zwar: 1) die Symptome der Sprunggelenks-Entzündung, 2) die Spatlahmheit und ;!) die Spaterhöhungen.
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1) Es sind dieses die verschiedenen Sprunggolenksgallen, die (nach alter Benennung den sogenannten Wassers pat, Kälber- und Ochenspat) — und die abnorm ausgedehnte Uautvenc, die den Blutspat oder Adorspat darstolleu.
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1)nbsp; nbsp; Die Entzündung dos Sprunggelenks besteht entweder in einer akuten Entzündung der Gelenkbänder, besonders des Kapselbandes, der Boinliaut, und der Knochen selbst, oder sie ist eine chronische Entzündung hauptsäcMich der letzteren. Die akute Entzündung kommt seltener vor; sie entstellt gewöhnlich durch anssere Verletzungen, welche das Sprunggelenk betreffen, wie z. B. durch Hufschläge, durch das Sitzenbleiben mit einem Fuss auf dem Latiorbaum und dergleichen und giebt sich durch Anschwellung im Umfange des Sprunggelenks, sehr vermehrte Wärme, heftigen Schmerz und zuweilen selbst durch ein con-scnsuelles Fieber zu erkennen. In den allermeisten Fällen besteht jedoch die Entzündung nur im geringen Grade und verläuft chronisch, so dass man nur aus der Schonung des Gelenkes bei dem Stehen und Gehen des Thieres, aus der etwas vermehrten Wärme und aus geringem Schmerz bei stärkerem Druck auf die innere Seite des Gelenks auf das Vorhandensein der Entzündung schliessen kann. Hat man Gclegenbeit, ein solches Sprunggelenk anatomisch zu untersuchen, so findet man beim Vergleich mit dem andern gesunden Sprunggelenk die Knochen in jenem mehr geröthet, mehr blutreich und mehr porös, die Beinhaut etwas verdickt und zwischen ihr und dem Knochen etwas gerinnbare Flüssigkeit. Diese Entzündung dauert zuweilen 1—5 Monate, bald etwas stärker werdend, bald etwas nachlassend, bis endlich die Spatanswüchsc an der inneren Fläche des Sprunggelenks fühlbar und sichtbar werden und die Entzündung dann verschwindet, in anderen Fällen aber noch während einer unbestimmten Zeit fortbesteht.
2)nbsp; Die Spatlahmheit äussert sich schon während des Stehens der Pferde im Stalle dadurch, dass das Pferd längere Zeit, abwechselnd oder fortwährend den Huf nur auf die Zehe aufsetzt, mit der Zehenwand, auch wohl mit der Krone ein wenig nach vorn neigt, dass Fesselgelenk und das Sprunggelenk in halber Beugung hält und die Hüfte ein wenig heruntersenkt, — alles, wie es scheint, um durch die Erschlaffung der Muskeln und Sehnen den gegenseitigen Druck der Knochen im Sprunggelenk und die Sclmierzen zu mindern. Manche Pferde heben auch oft den Fuss während einiger Minuten in die Höhe. Lässt man ein solches Pferd von einer Seite zur andern herumtreten, so bemerkt man, dass dies nach dem kranken Fasse zu leicht und fast regelmässig geschieht, während das Herumtreten zu der Seite des gesunden Fusses mit einem deutlichen Zucken des leidenden Hinterfasses geschieht. — Beim Gehen im Schritt zeigen die mit Spat behafteten Pferde sehr wenig oder gar kein Lahmgehen; lässt man aber ein solches Thier im Trabe von der Stelle geradeaus laufen, so lahmt es mit dem betreffenden Hinterfuss während etwa 100—20O Schritten in der Art, dass es den Fuss mit etwas steifgehaltenem Sprunggelenk zuckend in die Höhe ziehnt (ähnlich wie bei dem sogenannten Hahnentritt1), und dabei die Hüfte der leidenden
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1) Der Hahnentritt oder Zuck fuss äussert sich durch das zu schnelle und hoho Aufheben eines Dinterfusses mit zu starker Beugung im Knie- und Sprunggelenk, ohne dass äusserlich pathologische Veränderungen an den Gelenken zu erkennen sind. Der Fehler kann bei verschiedenen Zuständen entstehen, z. B. bei Caries des Spnmgboins an der Stelle, wo der lange Zohenbeuger sich ansetzt; in den meisten Fällen beruht er aber auf einer Reizung der llüftnerven. Magazin für Thierheilk. 5. Jahrg. S. 293. - Renner, Abhandlungen für Pferdeliebhaber und Thierärzte. Mit 1 Steindruhktafel. Jona 1844, S. 38.
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Seite ebenfalls stärker und schneller bei jedem Schritt nach aufwärts bewegt. Ist das Thior eine Strecke gegangen, so verliert sich in der Regel das Lahmgehen allmälig immer mehr und mehr, so dass es für den Nichtkenner zuweilen gänzlich verschwindet; doch finden sich hiervon auch einzelne Ausnahmen, namentlich wenn die Entzündung im Gelenk einigermaassen heftig ist, wo das Lahmgehen gloichmässig fortdauert, sogar bei fortgesetztem Gehen noch zunimmt, oder auch selbst beim Gehen im Schritt bemerkbar wird. Wenn d;raquo;laquo; Lahmen nur sehr gering und nicht charakteristisch genug für die Diagnosis hervortritt, so kann man es auf folgende Weise mehr sichtbar machen: Man lässt den betreffenden Fuss (oder auch einen nach dem andern) entweder wie zum Beschlagen aufheben und während 2—15 Minuten halten, oder man lässt ihn mit stark gebogenem Sprunggelenk in die Höbe halten und dann das Pferd im Trabe wegführen. Hierbei lahmt es in der oben bezeichneten Art viel mehr, es kann oft kaum mit dem lahmen Fuss den ßo-cen erreichen, springt mehrere Schritte auf drei Beinen u. s. w.
3) Die Knochenauswüchse bei dem Spat sind in sehr vielen Fällen sehr deutlich zu fühlen und zn sehen, wenn man die Haare an der Innern Fläche des Sprunggelenks glatt gestrichen hat und die Betrachtung desselben in der sogleich anzugebenden Weise vornimmt; zuweilen sind sie aber für den ungeübten sehr schwer zu erkennen, weil: a) die Sprunggelenke der einzelnen Pferde, selbst im gesunden Zustande, sehr oft eine etwas von einander abweichende Form besitzen. Ich unterscheide 4 Formen: laquo;) das schräge Sprunggelenk, dessen innere oder Medianseite von der Innern Erhabenheit des Üntcrsclienkelbeins bis zum Kopfe des Innern Griffelbeins eine schräge, jedoch nicht unebene Fläche darstellt; — ß) das gerade Sprunggelenk, an dem die innere Seite von der Erhöhung des Unterschenkelbeins bis zum Schienbein eine fast senkrechte Fläche bildet und mit einem Absatz endet; — d) das runde Sprunggelenk, welches an der innern Seite massig gewölbt erscheint, und — e) das ausgeschnittene Sprunggelenk, dessen innere Seite am obern und untern Ende dick, in der Mitte vertieft ist. Ohne die Kennt-niss und ohne Beachtung dieser verschiedenen Formen der Sprunggelenke ist die Erkennung der Spat-Exostosen stets unsicher. Bei jeder Form können die Gelenke als frei von Spat erklärt werden, wenn sie an beiden Hinterfüssen ganz symmetrisch gebildet und frei von Spatlahmheit und andern Krankheitserscheinungen sind. — b) Die Erkennung der Spat-Exostosen wird femer sehr oft auch dadurch erschwert, dass dieselben in den einzelnen Fällen weder eine gleiche Grosse, noch eine übereinstimmende Form, noch einen bestimmten Sitz haben; und c) weil zuweilen noch andere krankhafte Zustände, a. B. sogenannte Gallen, Narben und Verdickungen der Haut u. dergl, zugegen sind, durch welche das Ansehen des Gelenks verändert wird. Kleine Exostosen, namentlich solche, die ein wenig weit nach vorn an der Beugesehne des Gelenks ihren Sitz haben, sind am allcrschwersten zu erkennen. Um die Untersuchung recht genau zu machen, lässt man das Thier auf ebenem Boden, mit dem Kopf gegen das Licht gekehrt, so stellen, dass die innere Fläche beider Sprunggelenke gleichmässig beleuchtet ist; den Schweif bindet man entweder in die Höhe oder man lässt ihn von einem Gehilfen nach der Seite in die Höhe halten und dann streicht man an beiden Sprunggelenken die Haare gleichmässig an die Haut. Hierauf
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stellt mau sich etwa zwei Schritte weit gerade hinter das Pferd und vergleicht beide Sprunggelenke an der Mitte der Innern Flache, dann wechselt man den Standpunkt, indem man sich in derselben Entfernung zuerst hinter den rechten und dann hinter den linken Hinterfuss stellt und beide Sprunggelenke in schräger Hichtung an dem hintern und vordem Rande der Innern Flache betrachtet. Hiernach unternimmt man diese Betrachtung auch von vorn, indem man sich etwa 2 Schritte von dem Kopfe entfernt in die Mittellinie des Thieres und dann abwechselnd vor den rechten und linken Vorderfuss stellt und beide Sprunggelenke von diesen verschiedenen Standpunkten aus genau betrachtet und vergleicht. Bei dieser vergleichenden Betrachtung kann man jede an dem Sprunggelenk etwa vorhandene sichtbare Erhöhung, welche an demselben Orte des andern Sprunggelenks nicht vorhanden ist, wahrnehmen. Um jedoch bestimmt zu erkennen, dass eine solche Erhöhung eine Spat-Exostoso, aber nicht eine Galle, eine verdickte Narbe oder die stark ausgedehnte Vene sei, muss man die Erhöhung noch befühlen, wobei die Exostose durch ihre Härte und durch ihren Zusammenhang mit dem Knochen sich charakterisirt. Etwa vorhandene Gallen fühlen sich elastisch weich an, sind sogar in manchen Fällen durch angebrachten Druck theilweis zu verdrängen, — und die über das Sprunggelenk verlaufende Vene ist deutlich als solche durch ihren Verlauf, so wie auch dadurch zu erkennen, dass man sie durch einen starken Druck auf sie über dem Sprunggelenk zum starkem Anschwellen, durch einen Druck unter dein Sprunggelenk aber zum Verkleinern, ja selbst zum Verschwinden bringen kann.
Bei dem sogenannten unsichtbaren Spat findet man, wie oben schon bemerkt, keine Exostosen, sondern nur die Spatlahmheit. Dieses gilt jedoch in manchen Fällen nur für einige Zeit. Denn zuweilen entwickeln sich die Exostosen erst dann, nachdem die Pferde schon lange Zeit an der Lahmheit gelitten haben. In solchen Fällen hat das üebel an den Gelenkflächen oder selbst im Gewebe der Knochen seinen Anfang genommen.
Wo Knochenauswüchse entstehen, erreichen dieselben gewöhnlich in sehr kurzer Zeit diejenige Grosse und Ausbreitung, welche sie durch die eben vorhandene Entzündung erhalten können, und sie bleiben dann, wenn nicht neue Entzündungen eintreten, für immer in gleicher Beschaffenheit, oder sie vermindern sich sogar nach längerer Zeit, jedoch nur in einem geringen Maasse; wenn aber neue Entzündungen von Zeit zu Zeit entstehen, wie dies in Folge grosser Anstrengungen oft der Fall ist, so vergrössern und vermehren sich die Auswüchse, so dass zuletzt ein grosser Theil der Sprunggelenksknochen von ihnen bedeckt wird, oder dass die kranken Knochen noch mehr als bisher mit einander verwachsen. Zu welcher Zeit und in welcher Ausdehnung die Verwachsung geschieht? ist äusserlich an keinen bestimmten Merkmalen zu erkennen. Have-mann, der zuerst nachgewiesen'), dass bei dem Spat die dünne Knorpelschicht an den Gelenkflächen der Sprunggelenksknochen zerstört wird und diese Flächen rauh werden, nahm an, dass hierdurch bei der Bewegung Reibung, Schmerz und die Spatlahmheit entsteht, und dass die
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1) Anleitung zur Beurtheilung des iiusseren Pferdes Hannover 1805.
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Letztere aufhört, wenn oben die Verwachsung geschehen ist. Hiernach kann man ans dem Verschwinden oder aus einer erheblichen Verminderung der Lahmheit auf die stattgefnndene Verwachsung zarückschliessen. Es lässt sich jedoch nicht behaupten, dass jede Resorption des knorpeligen Ueborzuges der Gelenkenden nothwendig eine Lahmheit mit sich bringt; denn ich liabei bei Cadaver-Sectionen sehr oft gerade im Sprunggelenk, und speciell am Rollbein und Unterschenkelbein grosso Lücken an den Gelenkknorpoln solcher Pferde gefunden, welche niemals eine Lahmheit gezeigt hatten.
Wenn die Spatlahmheit durch einige Zeit gedauert hat, tritt an der Kruppe der leidenden Seite ein Schwinden ein, ohne Verhältniss darauf, ob Spatauswüchse vorhanden sind oder nicht. Ueberhaupt sind die Erscheinungen auch hinsichtlich der Lahmheit bei Weitem nicht immer im Verhältniss zu der Grosse der vorhandenen Auswüchse, so dass oft bei kleinen Auswüchsen die Lahmheit sehr gross, und umgekehrt in manchen Fallen bei grossen Exostosen die Lahmheit nur gering ist. Mehr scheint der Sitz der Auswüchse hierauf von Einflnss zu sein; denn man sieht gewöhnlich bei denjenigen Exostosen, welche weit nach vorn, nahe an der Beugeseite des Sprunggelenks sitzen, die Lahmheit weit heftiger als bei denen, die sich an der innern Fläche weit nach hinten zu befinden.
Die Ursachen des Spates sind heftige Anstrengungen bei dem Ziehen schwerer Lasten, bei dem Springen, Galoppiren und ahnlichen Gangarten, bei welchen die Hintcrfüssc die Last des Pferdes und zugleich noch oft die des Keiters allein zu tragen haben; ferner heftige Prellungen bei dem plötzlichen Pariren, so wie starke Dehnungen der Sprunggelenksbänder bei plötzlichen und heftigen Wendungen, bei dem Ueber-steigen mit einem Hinterfuss über die Deichsel oder über den Latievbaum n. dgl., ebenso Hufschläge und ähnliche Verletzungen dos Sprunggelenks; desgleichen heftige Rheumatismen. Ausserdem besteht in manchen Pferden eine besondere Disposition zu Knochentzündnngen und zu Spat, bedingt durch eine eigenthümliche Ernährung und Säftebildung, durch zu grosso Reizbarkeit der Beinhaut, wohl auch durch zu lockeres Knochengewebe eines Thieres. Diese Anlage kann auch von den Eltern ererbt sein. In diesem Sinne kann man allerdings den Spat als eine erbliche Krankheit bezeichnen, wie dies häufig geschehen ist, keinesweges ist aber die Erblichkeit in einem sogenannten schwachen Sprunggelenk begründet; denn man findet sehr häufig Pferde mit einem dünnen, schwachen, selbst ausgeschnittenen Sprunggelenk bei schwerer Arbeit bis in das hohe Alter mit spatfreien Füssen, während entgegengesetzt ebenso häufig Pferde mit starkem Knochenbau selbst bei massiger Arbeit und bei guter Behandlung den Spat nach sehr geringen Ursachen auf einem, ja selbst auf beiden Füssen erhalten1).
Die Beurtheilung des^ Spates kann 1) hinsichtlich der augenblicklichen oder der in Zukunft zu befürchtenden Störung der Dienstbrauchbarkeit und 2) hinsichtlich der Heilbarkeit des Uobels sowohl in Betreff
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1) Solche Pferde, welche den Spat bei kaum bemerkbarer iiusserlicher Veranlassung bekommen, sollten von der Zucht ausgeschlossen bleiben, während diejenigen, bei welchen das Uebel in Folge bestimmter örtlicher Verletzungen am Sprunggelenk entstanden ist, unbedenklich dazu verwendet werden können.
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234nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Spat. Behandlung.
der Lahmheit, wie auch in Betreff der Knochenauswüchse verlangt werden. Hinsichtlich der Störung der Dienstbrauchbarkeit eines Pferdes durch den Sjiat ist ein bestimmtes Urtheil in den meisten Fällen gar nicht oder nur dann zu geben, wenn man das Thier, seitdem es mit dem Spat behaftet ist, bei und nach verschiedenartigen Leistungen beobachten konnte; denn die Erfahrung zeigt, a) dass das Uebel bei manchen Pferden, bei denen es nur in einem gelinden Grade zu bemerken ist, so lange sie leichte Arbeit vorrichten, sehr bedeutend zunimmt, wenn sie einmal über diesen massigen Grad hinaus angestrengt werden; b) dass es dagegen andere Pferde giebt, welche selbst schweren Dienst durch längere Zeit fortgesetzt verrichten können, ohne dass die Lahmheit grosser wird; und c) dass entgegengesetzt manche Pferde, besonders in der ersten Zeit des Bestehens des üobels so stark lahmen, dass sie kaum zu irgend einem leichten Dienst verwendet werden können. An den örtlichen Erscheinungen des Spates ist, wie bereits oben angedeutet, kein Merkmal, welches diese verschiedenen Abstufungen der Lahmheit oder die Dauer derselben andeutet, und es bleibt deswegen nur die Beobachtung über den durch einige Zeit fortdauernden oder von Zeit zu Zeit -wandelbaren Grad des üebels übrig. — Bei jungen Pferden ist gewöhnlich die Spatlahmheit heftiger und mehr andauernd, als bei alten. — Hinsichtlich der Heilbarkeit dos üebels ist die Prognosis ebenfalls nicht mit Sicherheit zu machen. Eine gründliche Heilung ist nicht möglich, weil die Knochenauswüchse und die Verwachsungen der Sprunggelenksknochen auf keine Weise gänzlich wieder zu beseitigen sind; aber doch zeigt die Erfahrung, dass in einer Menge von Fällen viele Pferde den spatlabmen Gang durch eine zweckmässige Behandlung wieder verlieren, viele andere bedeutende Besserung hiernach zeigen und nur etwa die kleinere Hälfte von den mit dem Uebel behafteten Pferden ganz ohne Besserung bleibt. Die Beseitigung der Lahmheit beruht, nach der oben ausgesprochenen Ansicht Havemann's u. A. nur allein auf der Verwachsung der Sprunggelenksknochen, und wo diese durch eine mehrwöchentlicho Ruhe und eine künstlich erregte äussere Entzündung an dem Gelenk bewirkt werden kann, da ist auch die Hoffnung auf die Heilung der Lahmheit überwiegend. Bei manchen Pferden ist die Besserung dauernd, so dass die Thiere selbst Strapazen ertragen können, ohne dass Rückfälle entstehen, bei andern aber treten diese nach starken Anstrengungen und Fehltritten ein. Die Besserung des Ganges findet sogar oft von selbst statt, wenn die Thiere Ruhe geniessen und wenn sie alt geworden sind. Auch ist in dieser Hinsicht der Sitz der Exostosen zu berücksichtigen, da die Erfahrung lehrt, dass Auswüchse an der Beugeseite des Gelenks mehr Lahmheit erzeugen als die an andern Stellen.
Behandlung. Obgleich man nicht im Stande ist, die schon ausgebildeten Spatexostosen vollständig zu beseitigen oder die rauhen Ge-lenkflächen mit Sicherheit zur festen Verwachsung zn bringen, so lässt sich doch in beiderlei Hinsicht bis zu einem gewissen Grade Hilfe schaffen, und ausserdem kann man die Entzündung hier, wie in andern Eäl-len, mindern oder beseitigen. In der ersten Zeit, und so lange noch vermehrte Wärme an dem Sprunggelenk wahrzunehmen ist, ist die Einreibung der grauen Quecksilbersalbe mit Kali carbonicum, mit rothem Jod-Quenksilber, oder mit Jodkali täglich 2 Mal gemacht, bei ganz ruhigem Stehen der Pferde in mehreren Fällen binnen 3—4 Wochen zur
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Spat. Behandlung.
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Beseitigung der Entzündung und Lalimhcit hinreichend, gewesen. Ist aber die erste Zeit unbenutzt vorübergegangen, oder haben die eben genannten Mittel niclit gefruchtet, so ist die Einreibung der Canthariden-salbe in Zwischenzeiten von etwa 6 oder 8 Tagen einige Male wiederholt zu benutzen. Man hat diese Salbe mit Sublimat, oder mit Brechweinstein, mit Anripigment, oder mit Enphorbinmharz verstärkt; aber durch diese Znsätze werden oft die Haarzwiebeln an den betreffenden Stellen zerstört und es bleiben dann haarlose Flecke übrig, ohne dass gerade die Heilwirkung bedeutend vermehrt ist. Auch das Cantharidenöl, das Canthariden-Collodium und das Cantharidenpflaster oder schwarze scharfe Pflaster sind in den leichteren Fällen mit gutem Erfolge angewendet worden, aber bei heftiger Lahmheit leisten diese Mittel zu wenig, und ihre Application muss, nachdem die von ihnen erzeugten Krusten sou der Haut abgefallen sind, noch mehrmals wiederholt werden. Zweck-massiger und daher auch mehr im allgemeinen Vertrauen stehend ist das Spatbrennen, Man wendet dasselbe in den leichteren Fällen vermittelst der birnförmigen, rothglübendon Brenneisen in Form von Punkten an, welche nahe an einander über die ganze inwendige Fläche auf die Haut des Sprunggelenks applirt werden, — oder in Strichen, welche mit mes-serförmigen Brenneisen entweder senkrecht, oder schräg oder selbst quer n. s. w. angebracht werden. Ich betrachte nach meier Erfahrung die senkrechten oder Längenstriche als die zweckiniissigsten, weil sie am besten mit Haaren überwachsen und somit am wenigsten sichtbare Narben hinterlassen und doch dem Zwecke eben so gut wie die Striche in anderer Richtung entsprechen. Die Querstriche platzen bei Bewegungen der Fasse leicht vollständig durch, veranlassen dann tiefgehende Eiterung und hässliche Narben, auch bedecken sie sich weniger vollständig mit Haaren. Uehrigens ist es unwesentlich, in welcher Richtung oder Form die Striche gebrannt werden, aber wesentlich und wichtig ist es, a) dass man die Striche in der entsprechenden Entfernung, d. h. ^—tj Zoll einen vom andern anbringt; b) dass die ganze kranke Fläche, so weit eine Spur von Auftreibung der Knochen oder von Auswüchsen wahrzunehmen ist, mit den Strichen überdeckt werde, und dass deshalb die letzteren nicht nur in einer hinreichenden Anzahl, sondern auch in der gehörigen Länge gebrannt worden; c) dass in den Fällen, wo man irgend eine Figur mit convergirenden Strichen erzeugen will, die Striche nirgends in einander übergehen dürfen, sondern wenigstens 2—3 Linien weit von einander entfernt bleiben müssen, weil sonst bei eintretender Eiterung zuweilen ganze Hautlappen aus dem Zusammenhange mit den übrigen Theilen getrennt werden und absterben; d) dass man die über die innere Fläche des Sprunggelenks verlaufende Hautvene mit dem Glüheisen verschont, weil sonst eine Venenentzündung entstehen kann, und e) dass das Brennen nur mit dem rothglühenden Brenneisen, mit leiser Berührung der Haut und in einzelnen Intervallen auf jeder Stelle so oft wiederholt geschieht, bis daselbst eine seröse Ausschwitzung stattfindet. Ein Verbrennen der Haut bis zur Verkohlung und ein völliges Durchbrennen derselben darf niemals geschehen ').
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1) Einige französische Thierärzte haben, um sichtbare Narben nach der Application des Gluheisens zu vermeiden, empfohlen: dass man eine von allem Tett befreite Speckschwarte mit der Narbenseite auf das Sprunggelenk legen oder binden
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'23()nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Spat. Behandluug.
Kinc besondere Methode des Spatbrennens ist noch das perforirende Brennen mit einem glühenden eisernen Stift, welcher circa 3 Zoll lang, rund, 2 Linien dick, an dem freien Ende dünn und spitzig ist, am andern Ende in einen % Zoll starken viereckigen Knopf übergeht. Der Letztere wird glühend gemacht und in eine ebenfalls glühende Zange genommen, und der durch die überströmende Hitze auch glühend gewordene Stift wird auf die Haut an den Spat-Exostosen gelind aufgedrückt, bis die Haut und die Gelenkbänder durchgebrannt sind und die Knochen selbst von dem Brenneisen berührt werden. Dieses Verfahren wird noch einmal an der gebrannten Oeffnung wiederholt. — Dasselbe ist früher schon von Markhani u. a. Empirikern mit einem glühenden Nagel angewendet, in neuerer Zeit auch von Thieriirzten versucht worden1). Durch dasselbe sind wohl einzelne Pferde von der Spatlahmheit befreit worden, aber nicht schneller und nicht sicherer als hei dem oberflächlichen Brennen, und öfters sind ausserordentlieh heftige Gelenkentzündungen, Caries, langwieriges Reizfieber und selbst der Tod die Folge gewesen.
Zweckmässiger als die im Vorstehenden genannten Mittel ist für die meisten Fälle ein Eiterband an der inneru Seite des Sprunggelenks, und womöglich gerade über die vorhandenen Exostosen gezogen. Das Thier niuss zur Application dieses Haarseils so niedergelegt werden, dass der kranke Fuss der untere wird; der oben liegende gesunde Fuss wird auf den Vorderfnss aufgebunden. Darauf macht man mit Berücksichtigung der Sprnnggelenksvene am Anfange des Schienbeins unter dem kranken Sprunggelenk einen Einschnitt durch die Haut, gegen einen Zoll lang, und einen zweiten solchen Schnitt neben der innern Erhabenheit des Un-terschenkelbeins über dem Sprunggelenk, und führt dann durch die Oeffnung mit einer gewöhnlichen llaarseiinadel ein entsprechend breites, mit Terpenthinöl getränktes Band, dessen Enden man entweder mit Knebeln versieht oder auch mit einander zu einer Schleife vereinigt. Die Letztere darf aber nur so klein gemacht werden, dass die Pferde nicht mit der Zehe des andern Fusses in sie hineintreten können, wenn sie sich mit demselben etwa zu reiben versuchen. Das Band bleibt durch 10 bis 14 Tage liegen, wird täglich gereinigt und ein wenig hin- und hergezogen. Im Uebrigen müssen die Thierc hier und nach dem Bronnen wenigstens durch 4 Wochen Ruhe erhalten. Die Heilung erfolgt nach der Entfernung dos Bandes in kurzer Zeit und mit Zurücklassung von zwei kleinen unbedeutenden Narben, so dass geringere Spuren als nach dem Glüheisen zurückbleiben. Die Heilwirkung hat sich in sehr vielen Fallen ganz vorzüglich bewährt und sie scheint aus dem Grunde günstiger zu sein, als von den übrigen Mitteln, weil das Eiterband den kranken Gebilden näher liegt.
Man hat auch versucht, mittelst Durchschneiden der zum Sprunggelenk gebenden Nerven die schmerzhafte Empfindlichkeit dieses Theiles aufzuheben; man hat zu diesem Zwecke den innern und äussern Sohlen-
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und das Brenneisen in beliebiger Gestalt auf die Schwarte appliciren soll, wie man es ohne sie auf die Haut anwendet. IMc Erfahrung hat gezeigt, dass auf solche Weise eine genügeude Wirkung des Brenneisens nicht herbeigeführt wird.
I) Zweiter Jahresbcriclit der Kgl, Thierarzneischnle zu Uannover (pro i86U), Hannover 1870 , S. 120.
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Kehbein.
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nerv an der innern Seite des Unterschenkels, etwa eine Hand breit über dem Sprungbein, au der äussern Seite daselbst aber den langen Hautnerv durclischnitten,—jedoch bis jetzt mit nur wenig gutem Erfolge.— Abildgaard soll angeblich die innere Sehne des Schienbeinbeugers unmittelbar am Sprunggelenk durchschnitten haben, um die zuckende Bewegung zu beseitigen, und Sewell hat die an der inneren Seite des Sprunggelenks auf den Exostosen liegenden Bänder und die Beinbaut durchschnitten, aber ebenfalls ohne die Heilung bosser als durch die oben genannten Mittel zu erreichen.
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VI. Das Rehbein.
Unter dem Namen Kehbein versteht man denselben krankhaften Zustand an der auswendigen Seite des Sprunggelenks, wie derselbe bei dem Spat an der inwendigen Seite dieses Gelenks besteht. Die Kno-cbenauswüchse haben bei dem Rebbein ihren Sitz hauptsächlich an dem Würfelbein, am Kopfe des äussern Griffelbeins, des Schienbeins, oder auch an den beiden schifffönnigen Beinen; sie sind auch hier gewöhnlich mit kranken Gelenkflächen verbunden, und sie entstehen durch Entzündungen ganz nach denselben Ursachen, welche auch den Spat erzeugen. Im Ganzen ist jedoch das Kehbein eine seltenere Krankheit als der Spat. Oft ist es mit dem letztem, seltner auch mit Hasenhacke com-plicirt.
Man erkennt das Kehbein an einer sieht- und fühlbaren Erhöhung, welche an irgend einem Punkte der auswendigen Seite des Sprunggelenks in abnormer Weise hervortritt und dabei knochenhart und unbeweglich ist. Dass die Erhöhung eine abnorme ist, kann man nur durch Vergleichung mit der auswärtigen Seite des andern Sprunggelenks bestimmen; denn es finden sich auch hier wie an der inwendigen Seite bei verschiedenen Pferden auch verschiedene Formen des Gelenkes, und man kann daher nur, wie bei dem Spat, aus der Ungleichheit beider Sprunggelenke an ihrer äussern Seite auf einen krankhaften Zustand desjenigen Gelenks schliessen, welches mit einer Erhöhung an der einen oder an der andern Stelle versehen ist. Zur Untersuchung hierbei stellt man sich zuerst zwei Schritt gerade hinter das eine Sprunggelenk und dann ebenso hinter das andere und betrachtet hierauf noch beide Gelenke von vornher. Gewöhnlich ist mit dem Kehbein ein ähnliches zuckendes Lahmgehen verbunden, wie mit dem Spat, jedoch äussert sich dasselbe in einem weit geringern Grade, als bei dem letztern, es hat tiber dieselbe Eigeu-thümlichkeit, wie bei dem Spat, dass es nur bei den ersten Schritten auffallend hervortritt und beim Weitergehen sich fast gänzlich verliert, wie auch dass es stärker erscheint, wenn man den kranken Fuss aufheben, durch einige Minuten halten und dann das Thier im Trabe von der Stelle weggehen lässt.
Das Rehbein stört den Dienstgebrauch eines Pferdes im Ganzen weit weniger als der Spat, so dass man in den meisten Fällen die damit behafteten Thiere fortwährend gebrauchen kann; doch giebt es auch Ausnahmen, in welchen die Störung durch diesen Fehler eben so wie bei jenem ist.
Die Behandlung ist so wie bei dem Spat, indem man an der äus-seren Seite des Sprunggelenks in der ersten Periode des Uebels die
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Die Hasenhacke ist, der aussein Erscheinung nach, eine Anschwellung au der hintern Seite des Sprunggelenks und etwas unter demselben, welche am deutlichsten sichtbar ist, wenn man sich zur Betrachtung der Hintorfüsse an die eine und ebenso an die andere Seite neben dieselben stellt. Man findet dann bei dem Vorhandensein der Hasenhacke die hintere Flüche des Sprunggelenks bald mehr bald weniger gewölbt, mit einer von oben nach unten verlaufenden krummen Linie begrenzt (daher der französische Name: la courbe) hervortretend, — statt der im normalen Zustande hier von der Spitze des Fersenbeins bis zum Fesselgelenk heruntergehenden geraden Linie').
Dom pathologischen Zustande nach ist die Hasenhacke entweder 1) eine Ausdehnung und Auflockerung des auf der hintern Fläche des Sprunggelenks liegenden Theils der Sehne dos Hufbeinbeugers oder auch des hintern (grossen) Sprungbandes, welches am Kopfe (Höcker, Beule) des Sprungbeins beginnt, bis zum Kopfe des äussern Griffelbeins herabsteigt und alle Theile zwischen diesen beiden Knochen verbindet und ausfüllt. Gewöhnlich besteht auch zugleich ein solcher Zustand in den übrigen Bändern an der hintern Seite des Sprunggelenks; — oder 2) der Zustand ist eine Wucherung von Knochenmasse mit Exostosen auf der hintern Seite des Sprungbeins, des pyramidenförmigen und würfelförmigen Beins, gewöhnlich auch mit Verwachsungen wie bei dem Spat, herbeigeführt durch Entzündung der Beinhaut dieser Knochen*).
Die erste Art von Hasenhacke kommt häufig vor, mehr bei Reitpferden (besonders bei Jagdpferden) als bei Zugpferden; sie entsteht durch solche Anstrengungen, bei welchen das Sprunggelenk stark zusammengebogen wird und wobei zugleich die an seiner hintern Seite liegenden Bänder und Sehnen heftig ausgedehnt werden, wie z. B. bei plötzlichem Pariren, beim Springen über Gräben, beim Galoppiren und Courbetiren, beim Niederstürzen mit unter den Leib gebogenen Füssen, beim Ziehen schwerer Lasten u. s. w. Die so betroffenen Pferde gehen gewöhnlich gleich nach stattgefundener Verletzung lahm, und zwar so, dass sie vermeiden, im Fesselgelenk stark durchzutreten, und dass sie beim Aufheben des Fusses das Sprungelonk mehr steif halten und jede starke Dehnung an der hintern Seite desselben vermeiden. Zuweilen lahmen sie auch zuckend mit der Hüfte, ähnlich wie bei dem Spat. Beugt mau das Schienbein stark unter den Leib, so widersetzen sich die Thiere. Einige Stunden nach geschehener Verletzung entwickelt sich auch
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1)nbsp; Es ist jedoch zu erinnern, dass es viele Pferde, namentlich von englischer Race giebt, bei denen die äussern Griffelbeino im völlig gesunden Zustande sehr dick sind und in einer etwas convexeu Linie hervortreten. In solchen Fällen besteht dies aber an beiden llinterfüsson ganz symmetrisch,
2)nbsp; Renner, Abhandhmgon f. Pferdoliebhabor und Thierärzte, Jena 1844. Die Schrift enthält eine sehr vollständige Darstellung mit Abbildung eines mit Knochen-hasenhacke behafteten Sprunggelenks. Ich besitze ebenfalls ein solches Präparat und habe ein zweites Exemplar in das hiesige anatomische Cabinet gegeben.
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Hasouhacko.
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Entzündung; das Gelenk schwillt mehr und mehr an, wird Iieiss und beim Druck in der Gegend des Kopfs der Griffelbeine zeigt das Thier in der 'Tiefe einen gelinden Schmerz. Zuweilen setzt sich die Geschwulst auch weiter fort bis auf die Beugesehne des Hufbeins und Kronenbeins. Erhält ein solches Thier die erforderliche Ruhe, so verlieren sicli die geringen Entzündungssymptome nach 8—14 Tagen, und die Lahmheit zeigt sich beim Schrittgehen nicht mehr, aber beim Trabgehen findet sie sich bei den ersten Schritten in den meisten Fällen wieder ein. Die Anschwellung mindert sich im Laufe der Zeit ebenfalls, aber von selbst verschwindet sie nie gänzlich.
Die mit einer Knochonwucherung. verbundene Hasenhacke kommt weit seltener vor als die erste. Die Anschwellung tritt hier nach denselben Veranlassungen und mit denselben Erscheinungen an der oben bezeichneten Stelle ein, sie wird aber allmälig grosser und härter und man kann in der spätem Zeit die Knocheuwucherungen neben dem Spnmg-fortsatz, bald mehr bald weniger deutlich sehen und fühlen; dabei besteht vom Anfange her eine deutlich erkennbare Entzündung mit starkem Lahmgehen, welches letztere dem bei dem Spat völlig ähnlich ist.
Die Prognosis ist bei der ersten Art von Hasenhacke günstig, wenn bei Zeiten eine zweckmässige Behandlung eingeleitet und dem Pferde während derselbe eine andauernde Ruhe gegeben wird; bei der zweiten Art der Hasenhacke ist dagegen die Vorhersagung ungünstig, selbst weit ungünstiger als bei dem Spat.
Die Behandlung muss in der ersten Zeit eine antiphlogistische sein. Man stellt die Thiere auf gute Streu, giebt ihnen weiches und woniges Futter, jeden 4ten, 6ten Tag eine Aloepillc, und macht äussovlicli fleissig kalte Umschläge, Waschungen oder Fussbädcr von kaltem Wasser oder Bleiwasser. 1st die Entzündung hierdurch gemindert, so sucht man durch Einreibungen der grauen Salbe mit Campherliniment, oder der grünen Seife mit Campherliniment, mit Terpenthinöl oder Steinöl versetzt, später durch wiederholte Einreibungen der Cantharidensalbe, oder durch Waschungen mit einer Auflösung des Quecksilberätzsublimats (3j (4,00) in Weingeist iß (15,0) die Resorption möglichst anzuregen. Das letztere (sehr wohlfeile) Mittel soll vorsichtig so angewendet werden, dass man die Auflösung bloss mit einem von ihr mit einigen Tropfen befeuchteten Kork in geringer Menge auf die kranke Stelle bringen, eine Minute einreiben und dies den dritten Tag einmal wiederholen lässt. Es entsteht hiernach eine intensive Entzündung der Haut, nach welcher die Haare ausfallen, aber später wieder wachsen. — Ausserdem ist auch hier das Brennen von Punkten oder Strichen auf veralteten Hasenhacken mit gutem Erfolge angewendet worden. Die Punkte werden in derselben Weise wie bei dem Spat (S. 235), einer vom andern | Zoll entfernt, auf der ganzen Fläche der Anschwellung zerstreut, gebrannt, — die Striche aber einer bis zwei an joder Seite neben der Beugeseime und, so lang wie die Geschwulst ist, angebracht.
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Zweite Olasse. Quetschungen, Contusionen s. Conquassationes.
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Zweiter Abschnitt.
Von den Quetschungen im Allgemeinen.
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Als Quetschungen bezeichnet man diejenigen mechanischen Verletzungen, welche durch die Einwirkung eines stumpfen Körpers mit bald mehr bald weniger starker Gewalt auf den Thiorkörper entstehen. Diese Verletzungen sind, je nach dem Grade der Gewalt und andererseits nach dem Grade des Widerstandos, welchen der Thierkörper und seine verschiedenen Theile dabei leisten, sehr verschieden, indem a) bei einem gelinden Grade der einwirkenden Kraft und des Widerstandes die betroffenen Gebilde nur oberflächlich gedrückt, die Haut u. s. w. miissig ausgedehnt und die Blutgefässe in ihrem Zusammenhange geschwächt werden. In Folge dieser Reizung entsteht Entzündung, welche, je nach der Disposition des Körpers, einen oder den anderen der bekannten Charaktere annehmen kann und sich im Wesentlichen von anderen Entzündungen nicht unterscheidet. — b) Bei einer mehr heftigen Gewalt oder bei starkem Widerstände des Thicrkörpers werden die betroffenen Gebilde sehr stark ausgedehnt und durch die Ausdehnung geschwächt, ihr Zusammenhang wird theilweise aufgehoben, und in Folge dessen sickert durch die Gefässwände Blut oder Blutserum, und aus den Lymphgefäs-son Lymphe in die umgebenden Theile aus. Auf solche Weise entstehen im Zellgewebe unter der Haut und in der letzteren selbst kleine Er-giessungen von Blut, Serum u, s. w. in den Zwischenräumen dieser Gebilde. Diese Blutergiessungen geben sich äusserlich an blasser oder röthlicher Haut und bei eben solchen Horn, durch röthliche oder bläuliche Flecken zu erkennen und werden mit dem Namen Ecchymosen1) oder Sugillationen bezeichnet.— c) Bei einem noch stärkeren Grade der gewaltsamen Einwirkung werden die betroffenen Gebilde wirklich zermalmt und zerrissen, in Folge dessen sie zum Theil oder vollständig
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1) Von ij sx^vfiwaig, Ergiessung von Blut u. dgl. ins Zellgewebe.
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Quetschungen im Allgemeinen.
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gelähmt erscheinen und aus den mitbetroffenen Blutgefässen Ergiessun-gen von Ulut in grösseren Massen stattfinden. Man nennt solche massenhafte Blutergiessungen Bxtravasate. In manchen Fällen sind bei diesen höheren Graden der quetschenden Einwirkungen auch Erschütterungen innerer Organe und dadurch bewirkte Lähmungen, Zerreissungen und an den Knochen selbst Brüche derselben vorhanden.
Nach diesen Verschiedenheiten im (irade der Verletzungen bei den Quetschungen sind auch die pathologischen Erscheinungen in den einzelnen Fallen sehr verschieden. Bei den Quetschungen des ersteren Grades findet man im frischen Zustande derselben nur die Erscheinungen einer oberflächlichen Reizung und später die Zufälle der Entzündung mit verschiedenem Charakter, je nach der Disposition des Thierkörpers, — Bei den Quetschungen des zweiten Grades bemerkt man im frischen Zustande derselben eine nach der veranlassenden Gewaltthätigkeit plötzlich eingetretene Anschwellung, jedoch ohne die eigentlichen Eiitzün-dungssymptome; die letzteren bilden sich erst allmälig aus und tragen gewöhnlich den Charakter der asthenischen Entzündung. Sehr häufig finden sich auch in der Haut die Sugillationen, welche an weisser Haut, und an weissem Horn nach nnd nach eine Veränderung der Farbe in der Art zeigen, dass sie aus dem Hothen ins Bläuliche und später in das Gelbliche übergehen und sich zuletzt wieder verlieren. — Bei dem dritten oder höchsten Grade der Quetschungen erscheinen die betreffenden Gebilde an der Oberfläche noch im Zusammenhange, in der Tiefe aber, besonders in der Nähe von Knochen, mehr oder weniger erweicht, zerrissen und ohne die gehörige Beweglichkeit; zuweilen fehlt auch der normale Grad der Empfindlichkeit; in anderen Fällen besteht eine elastische oder auch eine teigige Geschwulst von dem ergossenen Blut, und die Function der Theile ist im hohen (irade gestört oder gänzlich aufgehoben. Hat der Druck durch längere Zeit auf eine Stelle eingewirkt, so stirbt an derselben die Haut trocken ab und bildet einen sogenannten Brandfleck, der sich dadurch charakterisirt, dass die Haare auf ihm ganz trocken und mehr oder weniger an die Haut angedrückt erscheinen und die Haut selbst lederartig hart und ohne Empfindlichkeit ist. Im weiteren Verlauf entsteht, unter dem Brandfleck Eiterung oder Verjauchung, und zuweilen ist schon vom Anfange an kalter Brand unter ihm entstanden. Der letztere tritt überhaupt bei heftigen Quetschungen, wenn dieselben durch einige Zeit andauern, leicht ein, nnd verschont, selbst die Knochen, Knorpel und Bänder nicht, so dass in Folge dieser pathologischen Veränderung der Gebilde nach Quetschungen sehr oft bedeutender Substanzverlust und chronische Geschwüre mit Beinfrass und langwieriger Exfoliation entstehen. — In denjenigen Fällen von Quetschungen eines höheren tirades, wo die Verletzung mit grosser Kraft und Schnelligkeit in der Bewegung des verletzenden Körpers entstanden ist, findet man durch die hierbei erzeugte Erschütterung Lähmungen des Gehirns, des Rückenmarks und anderer Organe, woben mangelhafte Empfindlichkeit nnd mehr oder weniger auf ehörte Beweglichkeit die llaupt-erscheinungen sind. Bei Quetschungen des höheren tirades findet sich häufig eine entzündliche, fieberhafte Reizung des Gefäss-Systems ein.
Zuweilen wird bei Quetschungen auch die Haut getrennt, so dass offene Wunden entstehen; man bezeichnet dann die Verletzungen als Quetschwunden oder gequetschte Wunden. In anderen Fällen
llGHTwifi, Chirurgie. 3. Autl,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 16
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24'2nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Quetschungen im Allgemeinen.
pntstehen Zevveissungen von Muskeln, Sehneu, Blutgefftssen und anderen Theilen unter der Haut; diese Verletzungen gelten als Zerreiss.ungeu oder Rupturen; und in noch anderen Fällen entstehen Knochenlrttche, die dann als die Hauptverletzungen betrachtet werden, und worüber bei den Knochenbrüchen das Nöthige gesagt wird.
Die Ursachen der Quetschungen können alle Einwirkungen sein, welche vermittelst einer gewissen Kraft und durch stumpfe Körper den Thierkörper treffen, wie z. B. Schlüge und Stössc mit Knitteln, mit den Hufen, Stö.sse mit den Hörnern, mit der Deichsel, das Gegenlaufen gegen Mauern, Bäume u. dgl., das Niederstürzen auf harten Boden, das anhaltende Liegen auf demselben, die Einwirkung von nicht passenden Sätteln und Geschirren, der Druck von ungleich geschmiedeten und nicht passenden Hufeisen u. dgl.
Die Ausgänge der Quetschungen sind in den einzelnen Fällen, je nach ihrem Grade und der Disposition der Thiere, sekr verschieden. Die gelinderen Quetschungen enden in der Kegel mit Zertheilung der Blutaustretungen und der Entzflndungszufälle, ohne Hinterlassung irgend eines Nachtheils. Bei den Quetschungen des zweiten Grades erfolgt zwar auch häufig Zertheilung, eben so häufig entsteht aber auch Eiterung, welche bei der Schwächung und Ausdehnung der Theile nicht selten einen zerstörenden Charakter an sich trägt, und zuweilen schwer zu begrenzen ist. Bei den Quetschungen des dritten Grades besteht in den meisten Fällen eine grössere Gefahr, weil Lähmung, verjauchende Eiterung und selbst Brand schwer zu verhüten und zu beseitigen sind. Doch ist in den einzelnen Fällen noch einige Verschiedenheit, je nach dem Umfange der Quetschung, nach der Dauer ihres Bestehens und nach den bereits eingetretenen Zufällen zu bemerken; denn es können auch nolclie heftige Quetschungen, die nur in einem geringen Umfange oder nur auf die Haut beschränkt sind, in kurzer Zeit und vollständig heilen, selbst wenn ein Theil der Haut und dos Zellgewebes durch brandige oder ul-cerative Zerstörung verloren gegangen ist; erstreckt sich aber die Zerstörung bis auf die Knochen, Knorpel und Sehnen, müssen die Thiere anhaltend liegen, oder sind sie den quetschenden Einwirkungen überhaupt beständig von Neuem ausgesetzt, sind sie sehr jung oder entgegengesetzt sehr alt und dabei durch Nahrungsmangel, durch Strapatzen oder Krankheiten schon sehr geschwächt, so erfolgt zuweilen durch Säfteverlust, fortdauernde Reizung und Zehrfieber der Tod. — Erschütterungen und Lähmungen wichtiger Organe sind stets sehr gefährliche Zustände. Zerreissungen von Blutgefässen können in sehr kurzer Zeit durch innere Verblutung den Tod herbeiführen.
Die Kur der Quetschungen muss den angedeuteten Verschiedenheiten entsprechend sein. In jedem Falle muss man die etwa noch fortwirkenden quetschenden und drückenden Ursachen entfernen. — Bei frisch entstandenen Quetschungen, besonders des ersten Grades, wendet man kühlende Mittel, Wasser, Wasser mit Essig, Bleiwasser u. dgl. ganz wie bei Entzündungen an.
Bei den Quetschungen des zweiten Grades ist in den ersten 24 bis 48 Stunden ebenfalls eine kühlende mul entzündungswidrige Behandlung sowohl örtlich wie auch oft im Allgemeinen, durch magere Diät, Laxir-mittel und selbst Blutentziehungen uöthig; — wenn örtlich aber die Symptome der Entzündung sichtbar vermindert erscheinen, muss man
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Quetschungen im Allgemeinen.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;243
die Resorption der entstandenen Ergiessungen und den Tonus in den geschwächten Gefässen und Fasern zu befördern suchen. Für diese Zwecke benutzt man an den verletzten Theilen fleissig wiederholte Waschungen mit dem zusammengesetzten Oxykrat (S. 40), oder mit verdünntem Branntwein, oder mit einem aromatischen Infusum, namentlich von Arnicablu-men, oder von der mit 2 bis 12 Th. Wasser verdünnten Arnicatinktur, von Baldrian, Kalmuswurzel, Angelica u. dgl. Diese Infusionen kann man bei bedeutenden Blutaustretungen mit Essig oder mit Alaun verstärken, aber bei Verdickungen der Theile durch ausgeschwitzten Faserstoff sie mit Potasche oder mit Holzasche versetzen, und bei grosser Torpidität sie durch .Spiritus rectificatus oder Sp. camphoratus wirksamer machen.
Bei den Quetschungen des dritten Grades sind zuerst die eben genannten Mittel zu benutzen; ausserdem macht man bei bedeutenden Blut-extravasaten zu der Zeit, wenn man vermuthen kann, dass sich bereits ein Blutpfropf in dem verletzten Gefäss gebildet hat, und dass daher keine Blutung mehr stattfindet, d. i. gewöhnlich nach 3—8 Tagen, kleine Einschnitte durch die Wände der von dem Extravasat gebildeten Höhlen und entleert das ergossene Blut nach und nach; wo dies jedoch wegen grossen Gefässen, welche in der Blutbeule liegen, oder aus anderen Ursachen nicht angeht, sucht man das Blut durch warme aromatische Breiumschläge, durch Einreibungen mit Kaniplierliniment, Ammoniakliniment, oder Cantharidensalbe zur Resorption zu bringen. Dieselben Mittel benutzt man auch bei Lähmungen, gegen welche man auch innerlich gelind aromatische Mittel, und bei solchen Thieren, die sich erbrechen können, auch Brechmittel anwendet. — Wo Brandflecke entstanden sind, löst man dieselben entweder sogleich mittelst des Messers und der Pinzette ab, oder man sucht sie durch reizende Salben, oder durch warme Breiumschläge vermittelst der unter ihnen entstandenen Eiterung zur Ab-stossung zu bringen, — und bei tiefer gehendem Brande macht man Scarificationen und verfährt übrigens so, wie dies beim Brande angegeben ist.
Geschwüre und Fisteln, welche sich nach tief eingedrungenen Quetschungen oft bilden, müssen theils nach ihrem Charakter, theils nach der Lokalität des Leidens in den einzelnen Fällen mit den geeigneten Mitteln behandelt werden. (Siehe Abscesso, S. 59, u. f. und Geschwüre, XV. Classe.)
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Kweiter Abschnitt.
Von den Quetschungen im Besonderen.
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Erstes Capitel.
Dio Geniekbeule, Maulwurfsgeschwulst und die Genickflstel (Talpa, Franz. Mal de taupe, Engl. Pol-Evil).
Die Maulwurfsgeschwulst oder Genickbeule ist eine im Umfange des Genicks, zwischen und hinter den Ohren und am obersten Theile des Halses .sitzende Geschwulst. Das üebel kommt fast ausschliesslich bei Pferden vor, soll aber nach Chaberts1) Angabe zuweilen auch bei dem Rindvieh beobachtet worden sein. Die Geschwulst befindet sich entweder in der Mittellinie auf dem Genick und erstreckt sich gleich-massig nach beiden Seiten, oder sie nimmt nur eine Seite des Genicks ein und sie sitzt entweder oberflächlich unter der Haut oder tiefer zwischen den Muskeln im Zeilgewebe und unter den Muskeln und den liilu-dern, namentlich unter dem Nackeuband. Delabere Blaine2) bat zuerst nachgewiesen, dass der Sitz dieser tiefen Genickbeulen in dem daselbst liegenden Scbleimbeutel ist.
Diese Geschwülste sind in manchen Fällen sehr schnell entstanden, dann gewöhnlich fluetuirend und in der ersten Zeit wenig schmerzhilft; im weiteren Verlauf tritt aber Eiitziiudung hinzu, das Zellgewebe verdickt sich und die ganze Geschwulst wird mehr empfindlich und mehr warm. In anderen Fällen bildet sich die Geschwulst sehr langsam aus und die Entzündungsfälle finden sich dann erst nach sechs bis acht Tagen ein. In diesen Fallen zeigen die Thiere zuerst nur eine geringe Spannung im Genick, bei welcher die Bewegung derselben erschwert wird. Die Pferde halten den Kopf niedrig, zuweilen schief nach einer Seite, lassen den Kopf ungern in die Höhe heben, zeigen aber bei dem Druck auf das angeschwollene Genick sehr wenig Empfindlichkeit.
Ist die Entzündung wirklich ausgebildet, so ist die Bewegung im Genick und Halse, und zuweilen selbst das Kauen sehr erschwert und
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1)nbsp; Von der Behandlung der Krankheit der Pferde, welche die Maulwurfsgfl-schwulst genannt wird. In den „Auserlesenen Beiträgen zur Thieramieikinistquot;, III. Stück, Leipzig 1788 S. 210.
2)nbsp; Grundlinien der Thieramieikuiule. Am dem Englischen von Domeier. 2. Th Leipzig 1805, S. 403.
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Gonickbovilo.
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der Schmerz bei der Berührung bald mehr bald weniger heftig, so (lass die Thicre selbst bei leiser Berührung ausweichen, nach rückwärts drangen und laut stöhnen. Einzelne Pferde scheinen dabei selbst im Senso-rium ergriffen zu sein, indem sie mit halbgeschlossenen Augen, ähnlich den mit Dummkoller behafteten Pferden, fast unbeweglich stehen, die Ohren breit auseinander halten, das Futter versagen und in manchen Fällen selbst Fieber /.eigen. Oeffnet man in der ersten Zeit eine schnell entstandene Geschwulst, so sickert aus dein Zellgewebe und aus den Muskeln Seruni; später und bei den langsam entstandenen Geschwülsten ist dies gewöhnlich nicht der Fall, aber das Gewebe der Muskeln ist durch geronnenen Faserstoff mehr weisslich und derb geworden. Noch später, jedoch in völlig unbestimmter Zeit, zuweilen erst nach drei bis \ier Wochen, bildet sich bald oberflächlich, bald in der Tiefe Kiter, welcher nach einiger Zeit sich durch kleine Oeffnungen der Haut entleert und dann den Zustand der sogenannten Genickfisteln darstellt. In den spät zum Dnrclibruch gelangten Genickfisteln und in veralteten Genickbeulen findet man nicht selten in dem kranken Nackenbande, so wie in der häutigen Scheidewand unter demselben und in dem Sehnenbeutel Verdickungen des Gewebes und kalkige Ablagernn gen, in Form von Körnern und Blätteben, welche an der Oberfläche der genannten Theile ziemlich lose anliegen; zuweilen ist auch die Oberfläche des ersten Halswirbels, besonders am vorderen Kande mit Knochenauswüchsen besetzt und der bandig-faserige üeberzug daselbst ist mehr oder weniger verdickt, in einzelnen Fällen findet sich das Nackenband stellenweise eingerissen und ungleich verdickt. Die Fisteln erstrecken sich in verschiedenen Richtungen bis auf das Nackenband, oder auch bis in den Sehnenbeutel darunter, oder auch bis auf den ersten und zweiten Halswirbel, oder auch oben nach dem Hinterhauptsbein z;u.
Die Ursachen. Zunächst nimmt man eine in dem Bau des Genicks begründete Anlage der Pferde zu diesem üebel an, wie dies Blaine und Prinz1) nachgewiesen haben. Diese Anlage beruht in der Beschaffenheit des strickförmigen Theiles des Nackenbandes, in dessen Ansatz an den Sehnenhautbeutel auf dem Genick und Inder grossen Spannung der hier liegenden Muskeln. — ausserdem auch zuweilen in wiederholt bestandenen rheumatischen Affectionen und in einer hierdurch bedingten rheumatischen Dyskrasie. Die veranlassenden Ursachen bestehen in Ge-waltthätigkeiten 'und dadurch herbeigeführten Quetschungen und Zerrungen des Nackenbandes mit den benachbarten Muskeln, z. B. grosse Spannung der Nackenparthie des Halses bei dem Weiden, besonders bei solchen Pferden, die an dasselbe nicht gewöhnt sind; ferner durch zu starke Biegungen des Genicks bei forcirter Dressur. duTch Zerrungen mit der Halfter, wenn Pferde sich dieselbe mit Gewalt abstreifen wollen Sehr oft sind auch directe Quetschungen (lurch Schläge mit dem Peitschenstocke, durch Gegenstossen des Genicks gegen die Krippe u. s. w die Veranlassung. Endlich will man auch die Genickbeule metastatisch bei und nach der Druse, nach Rheumatismen, nach plötzlich unterdrückten Hautausschlägen u. s. w. haben entstehen sehen,
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1quot;! Die Maulwurfsgeschwulst u. s. w. Bd. IV. S. 171.
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In der Zeitsclirift für Thierheilkunde.
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Gcnickbeulo, 15elianlt;lluii(*.
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Die Beurthcilung der Genickbeulen ist nur mit grosser Vorsicht zu machen, da dieses Uebel, mich allen Beohachtungen, mit zu den langwierigsten und hartnäckigsten gehört, besorders wenn es bereits über acht Tage gedauert hat; indess gelingt bei einer zweckmiissigen Behandlung doch die Heilung zuweilen in drei bi.-s sechs Wochen. Ist Eiterung entstanden, so sind auch Fisteln gewöhnlich nicht zu vermeiden und die Heilung ist dann ebenfalls schwierig; zuweilen entsteht sogar für die Thiere Lebensgefahr, indem der Eiter entweder einen Tlieil eines Halswirbels und dessen Bänder zerstört, sich in den Wirbelkanal ergiesst und dann das Thier plötzlich unter Con-vulsionen tödtot, oder indem durch langdauernde Eiterung ein Zehrfieber entsteht, welchem das Thier endlich unterliegt. In einzelnen Fällen hat man auch Verwachsung der Halswirbel unter einander oder mit dem Hinterhauptsbein und dadurch bald mehr bald weniger Steiflgkeit des Halses entstehen sehen. In Folge der bei den Fisteln nothwendigen Schnitte bleiben oft bedeutende Narben zurück.
Behandlung. Zuerst müssen die etwa noch vorhandenen Ursachen beseitigt werden, indem man die mit dem Uebel behafteten Pferde nicht mehr auf die Weide schickt, sondern im Stall futtert, sie im Stalle nicht an die Halfter, sondern an einen Halsriemen bindet und sie so stellt, dass sie das Genick nicht reiben oder scheuern können u. s. w. — Die ganz frisch entstandenen Genickbeulen behandelt man kühlend und zer-theilend, indem man Waschungen mit Bleiwasser oder Oxykrat, oder mit einer Auflösung von Potasche, und bei geringer Empfindlichkeit mit einem Infusum von aromatischen Mitteln mit Zusatz von Potasche oder Salmiak fleissig befeuchtet, bis die Entzündnngszufälle und die Geschwulst beseitigt sind. Gelingt dies nicht innerhalb acht Tagen, oder ist die erste Zeit unbenutzt verflossen, so applicirt man die Cantharidensalbe auf den ganzen Umfang der Geschwulst und wiederholt das Mittel, je nach dem Grade des Uebels, nach zwei bis sechs Tagen, wobei entweder Eiterung oder Zertheilung entsteht.
War die Geschwulst schnell entstanden, ist sie erhaben, rundlich und elastisch, so kann man ohne Zeitverlust einen bis zwei Einschnitte in senkrechter Richtung in die Mitte der Geschwulst durch die Haut und bis in den durchflochtcuen Muskel machen, um die ergrossenen Flüssigkeiten zu entleeren, worauf die kühlenden Mittel und weiterhin die Cantharidensalbe angewendet werden können, wie es im Vorstehenden gesagt worden ist.
Zeigt sich in dem einen oder in dem anderen Falle eine fluetuirende Stelle, so öffnet man dieselbe, ohne dass man die völlige Ausbildung eines Abscesses abwartet, weil, wenn letzteres geschehen sollte, eine grössere Zerstörung in der Tiefe des Genicks unterdessen zu entstehen pflegt. Man kann den Einschnitt selbst dann schon unternehmen, wenn nach einem Fieberanfalle irgend ein Punkt der Geschwulst nur etwas stärker hervorgetreten ist. Die Einschnitte müssen in solchen Fällen an dem betreffenden Punkt sich bis auf das Nackenband erstrecken und stets gegen zwei Zoll lang gemacht werden, ohne Rücksicht und ohne Furcht vor den daselbst etwa liegenden Hlutgefässen, die hier niemals sehr bedeutend sind1). Die Blutstillung wird durch Tamponation u. s. w.
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1) Es sind vorzüglich Zweige dor Oberhaupfsarteri e (Arteria occipitiilis) und der
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Goniclibeulc, Behandlung.
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bewirkt. Nach den Einschnitten kann man die scharfen Einreibungen einmal oder wiederholt, wie im Vorhergehenden angedeutet ist, anwenden. Bilden sich bei dieser Behandlung dennoch tiefer eingehende Fisteln, oder waren sie schon vor der gesuchten Hülfe entstanden, so erweitert man dieselben vom Grunde aus, so dass der Eiter überall einen freien Abfluss erhält. Es ist dabei durchaus nöthig, die Schnitte vollständig zu machen, und selbst wenn dieselben im Laufe des Nackenbandes sich auf mehrere Zoll weit erstrecken sollten. Findet sich in den Fistelkanälen blos entartetes Zellgewebe, ohne dass das Nackenband, der Sehnenbeutel oder die Halswirbel mitleidend sind, so bestreicht man die Geschwilrsflächen mit einer schwachen Auflösung von Höllenstein (0,5 zu 60,0 destil. Wassers) oder mit einer Auflösung von Chlorkalk (15,0 zu 120 Wassers), oder mit Aloetinktur, oder mit dem Degestivwasser (S. G3), füllt die Wunden mit Werg locker aus und erwartet hiernach das Eintreten guter Eiterung und guter Granulation, bei welcher dann die Heilung, wie bei den Abscessen angegeben ist. erfolgt. — Finden sich aber am Nackenband erweichte Theile, oder Ablagerungen von erdigen Substanzen an ihm oder in dem Sehnenbcutel, oder blossliegende rauhe Stellen an den Wirbeln, so nimmt man die erdigen Substanzen und die aufgelösten Theile des Bandes mit dem Messer weg und betupft die zurfickbleibenden kranken Stellen mit dem glühenden Eisen, oder mit Höllenstein, und macht dann warme Breiumschläge von erweichenden oder aromatischen Mitteln, je nach der bestehenden Empfindlichkeit, bis die kranken Theile sich abgestossen haben und das Geschwür einen reinen Grund und gute Eiterung darbietet; zuweilen findet sich diese gute Umänderung nur an einzelnen Stellen, und man ist dann genötliigt, die übrigen, noch jauchenden oder mit schlechter Granulation versehenen Stellen mit den genannten Mitteln weiter zu behandeln, bis auch an ihnen eine gute Umstimmung entstanden ist. — Bei veralteten Fisteln mit torpidem Charakter und mit ungleich schwärenden Stellen hat sich die täglich ein- bis zweimal wiederholte Einspritung des Jlittels von Villatc1), durch 8 bis 14 Tage fortgesetzt, sehr nützlich gezeigt. — Will an einer Stelle trotz der eingetretenen guten Granulation dennoch die Verwachsung des Nackenbandes mit den umliegenden Theilen und die Schliessung nicht erfolgen, so muss man annehmen, dass hier das
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Obcrhauptsvone (Vona occipitalis); erstere treten durch das vordere iiussero Loch des Atlas zur oberen Fläche und geben den stärkeren Ast zur imsseron Haut des Sehnenbeutels und zu der häutigen Scheidewand unter dem Nackenbande, so wie zu den hier liegenden Muskeln; die Venen kommen durch das Oherhauptsloch und nehmen die Zweige, welche von den Streckmuskeln des Kopfes und vom oberen Theil des Nackenbandes entspringen, in sich auf. Die hier liegenden Nerven gehören zum oberen Ast des ersten Halsnerven, zum Theil auch /.um oberen Ast des zweiten llalsnervon.
I) Die von Villato in neuerer Zeit zuerst öffentlich empfohlene, übrigens aber auch schon früher in Gebrauch gewesene „Mixture oder Liqueur adstrlngente et escaroliquequot; wird bereitet ans: Bleiessig 120 Grammen oder 4 Unzen, Zinkvitriol oder Kupfervitriol von jedem (54 Grammen oder '2 Unzen und Weinessig 1 Liter oder 2 Pfund. Die pulverisirten Vitriole werden in Essig kalt aufgelöst, dann der Bleiessig hinzugethan und die Flüssigkeit vor jedem Gebrauch gut umgeschüttelt. Beim Einspritzen verdient eine Spritze von Holz odor Glas den Vorzug vor einer zinnernen, weil letztere bald corrodirt wird.
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SiUtel - uuil CieschirniruckscbUdeu,
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Nackenband, wie ein fremder Körper, gleicli einem Strange bei jeder Bewegung Reibung und Abglättung erzeugt und dadurch eben die' Hei-lunj; hindert. In diesen Fällen ist das quere Durchschneiden dos freiliegenden Nackenbandes in der Kegel das geeignetste Mittel, um die Heilung der l'istel schnell zu Stande zu bringen. Dieses von Langenbacher in Wien in seinen Vorlesungen zuerst empfohlene Verfahren kann bei ruhigen Pferden im Stehen, bei anderen aber sicherer im Liegen ausgeführt werden.
Das Pferd wird auf die gesunde Seite niedergelegt und gehörig an den Fassen befestigt; die an dem Nackenbande bestehende Fistel wird bis zu ihrem niedrigsten Punkte vollständig mittelst Durchschneidung der sie bedeckenden Muskeln u. s. w. blossgelegt. dann unter das Nackenband der Zeigefinger der linken Hand oder eine Hohlsonde in querer Richtung untergeschoben und hierauf das Band mit einem Knopf-Bistouri quer durchschnitten. Geschieht diese Durchscheidung am Genick selbst, so bleibt man so weit als möglich von dem Oberhauptsbein entfernt, und in jedem Falle vermeidet man das Durchschneiden der Maut an dein Nackenbande so wie der Muskeln an der entgegengesetzten Seite desselben; auch muss man genau darauf sehen, dass das Band vollständig durchschnitten werde, damit nicht einzelne Sehnenbündel die Spannung, welche früher das ganze Band auszuhalten hatte, ertragen dürfen. Die entstandene Wunde wird mit kaltem Wasserquot; gereinigt und mit Werg locker ausgefüllt. Letzteres bleibt etwa 3 Tage lang in der Wunde, wird dann-entfemt und diese fernerhin, wie eine einfache eiternde Wunde behandelt. Die Heilung erfolgt in Zeit von 3 — 5 Wochen. Die Bewegung und Haltung des Kopfes und Halses erleidet keine dauerde Störung durch dieses Durchschneiden des Nackenbandes, aber zuweilen bleiben Binsen-kungen und kleine Narben an der betreffenden Stelle zurück.
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Sattel-, KummL-
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Zweites Capitel.
und Greschirrdruckschäden am Widerrüst und
dem Kuckcu.
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Es kommen im ganzen Umfange des Kückens, besonders aber am Widerrüst sehr häufig Quetschungen und deren Folgen vor, die man im Allgemeinen mit dem Namen: „Druckschädenquot;, oder nach der sie gewöhnlich veranlassenden Ursache mit. dem Namen: „Sattel-, Kumnit-und Geschirrdruckquot;, und wenn sie sich am Widerrüst befinden, mit dem Namen: „W id errü s ts c h äd c nquot; bezeichnet. Diese Verletzungen sind bald oberflächlich, so dass sie nur die Haut betreffen, oder sie dringen tiefer bis auf die Muskeln, oder bis auf das Nackenband am Widerrüst und an den übrigen Wirbeln, oder endlich selbst bis auf die Sta-chelfortsätze. Dem pathologischen Zustande nach sind diese Verletzun-
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Sattel- uml (ieschirnlruckschiiden.
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gen entweder: 1) Quetsclmnpien in verscliiedeiiem Grade und Entzündung der betroffenen Theile, oder 2) es ist feuchter odor trockener Brand, 3) es sind Abscesse, oder 4) Fisteln, oder ä) Caries zugegen. In manchen Fidlen, und namentlicli in der eisten Zeit nach dem Kntstchen eines solchen Dmckschadens ist hlos einer der drei zuerst genannten Zustande zugegen, in den meisten Fällen aber ist das Leiden complicirt, indem mehrere der genannten pathologischen Zustände gleichzeitig neben einander bestehen.
1) Ist blos oberflächliche tjuetschnng. mit oder ohne offene Verletzung der Haut von dem sogenannten Durchscheuern derselben und Fnt/.ündnug entstanden, so linden sich folgende Symptome: Gleich nach dem Abnehmen des Sattels oder des Geschirres zeigt sich das Thier an den betreffenden Stelleu etwas vermehrt empfindlich und sucht sieh in den meisten Füllen durch Reiben au anderen Gegenständen oder auch mit den eigenen Zähnen das gelind schmerzhafte Gefühl zu beseitigen. Gewöhnlich ist aber Geschwulst und vermehrte Wärme in dieser ersten Zeit noch nicht wahrzunehmen und deshalb gewährte die bei Kavallerie-Regimentern hin lind wieder bestehende Vorsicht: die Pferde gleich nach Beendigung des Marsches hinsichtlich entstandener Druckschäden zu untersuchen, nicht für alle Fälle genügende Sicherheit, sondern es ist nö-thig, die Untersuchung nach einigen Stunden und selbst am anderen Tage vor dem Wiederaufiegen des Sattels oder des Geschirres noch einmal zu wiederholen, da erst gewöhnlich nach 6 bis 12 Stunden die Entzündungsfälle deutlich erkennbar hervortreten. Die Entzündung kann, je nach dem Grade des stattgefundenen Druckes, oberflächlich oder mehr in die Tiefe gelicml sein, und sie giebt sieh hiernach, so wie auch hinsichtlich ihres Grades, durch eine bald geringere, bald grössere, weniger oder mehr schmerzhafte Geschwulst zu erkennen. Die Geschwulst ist in manchen Fällen gleichmässig derb, zuweilen fluctuirond (von extravasir-tem Blut oder Serum), und in den meisten Fällen ist sie an dem unteren Rande ödematös. Das Oedem senkt sich allmälig tiefer herab und kommt so von dem Widerriist auf die Schultorblätter u. s. w., während die eigentliche Entzündungsgeschwulst ihren Ort behält und sich allenfalls nur bei zunehmender Heftigkeit noch vergrössert. Man kann aus der Stärke der derben Anschwellung in den Muskeln einigermaassen auf die Tiefe der eingedrungenen Quetschung schliessen, mit Sicherheit hierüber aber nicht urtheilen. Wenn jedoch am zweiten, dritten oder den folgenden Tagen schnnrförmig angeschwollene Lymphgefässe von der gedrückten Stelle aus nach der Buggegend verlaufend, sich in der Haut zeigen, so deutet dies stets auf ein tiefes Findringen der Verletzung. An dem oberen Rande des Widerrüstos zeigt sich die Geschwulst in der ersten Zeit immer geringer, als an den darunter befindlichen Par-thieeu. obgleich auch an diesen obersten Funkten des Widerrüstes die Quetschimg sehr stark eingewirkt haben kann; später jedoch treibt auch das Nackenband, so wie der die Spitze der Stachelfortsätze bedeckende Knorpel allmälig immer mehr auf und die Entzündung entwickelt sich in diesen Tbeilen. so wie in den Stachelfortsätzen eben so heftig, wie in den Weichgebilden. — Aussei' diesen Zufällen sieht man zuweilen, namentlich wenn der Sattel zu locker gelegen hat, die Haare und wohl auch die Haut abgescheuert. — Die Entzündung verliert sich bei oberflächlichen Quetschungen, und wenn der Druck nicht erneuert wird,
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250nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Sattel- und (ieschindruckschiulen.
nach einigen Tagen gewöhnlich von selbst; aber bei tieferen Quetschungen entsteht leicht Eiterung oder Verjauchung;, oder selbst Brand, wenn nicht eine energische Behandlung diese Ausgänge verhütet. Solche heftige Entzündungen dauern circa 8—14 Tage, und an einzelnen Stellen selbst noch länger, ehe es zu einem Ausgange kommt, weil durch die Quetschung die Fasern und die Gefiisse theilweis gelähmt sind und daher nicht die zu einem akuten Verlauf erforderliche Energie besitzen. — Wenn das Durchscheuern vom Kummt oder Geschirr am oberen Rande des Kammes entstanden ist, findet sich hierzu oft noch eine ausseror-dentlich grosse Empfindlichkeit der leidenden Theile, so dass die Thiere sich nicht an dieselben kommen lassen, sondern sich sehr widersetzlich benehmen,
2) Feuchter und trockener Brand und in Folge dessen Zerstörung oder auch nachfolgende Verjauchung finden sich bei Druckschäden nicht selten dadurch bedingt, dass der drückende Körper die betroffenen Gebilde lähmte und den Einfluss des arteriellen oder den Rückfluss des venösen Blutes hinderte. Man erkennt diesen Zustand an der breiweicheu Beschaffenheit der Theile, welche oft wie gekochtes Fleisch aussehen, ohne Empfindung und ohne vermehrte Wärme sind. In einzelnen Fällen entsteht aber der Brand bei den Druckschäden auch mittelbar, in Folge der heftigen Entzündung. In beiden Fällen kann die Absterbung oberflächlich oder tiefergehend sein. Der trockene Brand ist gewöhnlich auf die Oberfläche beschränkt und wird in diesem Falle mit dem Namen Brandfleck bezeichnet. Derselbe ist zu erkennen an der dem Sohlenleder ähnlichen Härte und an der gänzlichen Unempflndlichkeit eines Hautstflckes, auf welchem die Haare ihren Glanz verloren haben und in verworrener Richtung stehen, oder vielmehr an die Haut anliegen. Im Umfange dieses Hautstückes ist in der ersten Zeit eine geringe Entzündung zu bemerken, später fehlt dieselbe; dafür zeigt sich aber am Rande des abgestorbenen Hautstückes an einzelnen Stellen Trennung und etwas Eiterung, während jedoch das Hautstück an seiner unteren Fläche mit dem darunterliegenden Zellgewebe sehr fest verbunden ist. Ein solches Hautstück wird durch die eigene Naturthätigkeit immer nur sehr spät abgestossen (zuweilen erst nach zwei bis drei Monaten), und hinterlässt dann ein Eitergeschwür, welches meistens gut vernarbt, aber sehr oft auf der bedockenden Haut weisse Haare mit sich bringt. — Wenn der tie-fergehendc Brand durch eine heftige Entzündung entstellt, bildet sich die letztere in 24 Stunden nach der stattgefundenen Einwirkung zu einem hohen Grade aus, die Schmerzen werden sehr heftig, die Lymphgefässe der Haut schwellen an, die Haut selbst wird ödematös und bricht gewöhnlich an einer Stelle auf, wonach eine stinkende braune Jauche aussickert und Stücke des Zellgewebes und der Muskeln herausfallen. Die letzteren sind erweicht, bläulich, völlig unempfindlich und faulig stinkend. Mit der Sonde kann man leicht in verschiedenen Richtungen eindringen und zuweilen selbst bis auf die Knochen gelangen. Bei dem durch Druck unmittelbar veranlassten Brande findet man dieselbe Beschaffenheit der Theile bald nach der stattgefundenen Veranlassung. Dieser Brand begrenzt sich gewöhnlich da, wo der Druck aufgehört hat, so dass das Leiden oft ein rein örtliches bleibt; aber es gehen Muskel-parthieen, Stücken vom Nackenbande, selbst, Theile von Knochen bald mehr bald weniger verloren; es entstehen durch unvollständiges Abster-
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Sattel - und Oescliirrdruckscliiuleii.
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ben dieser Theile sehr oft langwierige ülceration und Fisteln, so dass diese Folgeleiden nicht selten während 5—6 Monaten und noch länger fortdauern und hierdurch die Druckschäden in solchen Fällen sehr langwierige Uebel werden. Während dieser langwierigen Dauer verlieren die Thiere so viel Säfte durch die fortdauernde Eiterung und Verjauchung, dass sie gewöhnlich abmagern, einige auch in Cachexie verfallen und dann zuweilen verloren gehen. Wahrscheinlich wird ein solcher übler Ausgang durch Aufsaugung des Eiters befördert. — In denjenigen Fällen, wo sich Fisteln bilden, welche sich zwischen die Wirbel oder zwischen das Schulterblatt und die Kippen erstrocken, kann auch durch Versenkung des Eiters in den Wirbelkanal oder zwischen die Rippen noch Entzündung der Rücken-markshäute, des Rippenfelles u. s. w. Lähmung, Brustwassersucht und der Tod herbeigeführt werden.
3) und 4) Eiterung, Abscess- und Fistelbildnng entsteht bei den Druckschäden häufig, und zwar nach dem verschiedenen Charakter und dem verschiedenen Grade der durch den Druck erzeugten Entzündung bald schneller, bald langsamer. Oberflächliche Abscesse geben sich durch die den Abscessen überhaupt zukommenden Symptome kund und sind leicht zu erkennen. Sie öffnen sich meistens von selbst und hinterlassen Geschwüre, welche bei einer zweckmässigen Behandlung leicht heilen, doch machen die an der Spitze der Stachelfortsätze befindlichen Abscesse hiervon zuweilen eine Ausnahme, weil hier die Knorpel, Bänder und Knochen mitleiden. Die tiefer entstehenden Abscesse sind in ihrer ersten Zeit weniger leicht zu erkennen und werden daher während dieser Zeit in den meisten Fällen nicht zweckmässig behandelt. Man kann auf Eiterbildung in der Tiefe der Muskeln schliessen, wenn trotz der entziindungswidrigen Behandlung nach 6—8 Tagen die Geschwulst beständig zunimmt, mehr rundlich hervortritt, die Wärme, die Spannung und die Schmerzen grosser werden, die Lymphgefässe in der Haut stärker anschwellen oder nun erst sichtbar werden, und das Thier einen oder mehrere Frostschauder zeigt. Die tieferen Abscesse öffnen sich in der Regel erst spät und mehrentheils durch einzelne kleine Oeffnungen, in deren Umgebung das Zellgewebe und die Muskeln durch plastische Ausschwitzungen sehr bald verdichtet werden. Die entstandenen Oeffnungen führen oft direkt zu dem Eiterheerde, aber auch nach -verschiedenen anderen Richtungen, so dass man gewöhnlich ein Hohlgeschwür im Grunde und verschiedene Fistelgänge findet. Zuweilen besteht und erhält sich die Eiterung nur an einer Seite des Widerrüstes oder des Rückens, in anderen Fällen erstreckt sie sich aber auch auf die andere Seite und zwar entweder wegen ursprünglichen Druckes beider Seiten oder dadurch, dass die Entzündung oder auch nur die Eiterung sich auf die andere Seite verbreitet. Letzteres kann hinsichtlich des Eiters an mehreren Stellen des Widerrüstes auf mechanische Weise durch die Zu-sammenpressnng der hier befindlichen Muskeln geschehen, namentlich so am oberen Rande, im Verlaufe des grossen Stachelbandes, in welchem der Eiter beständig nach vorwärts (in recht bösen Fällen zuweilen mehrere Zoll weit) am Halse in die Höhe getrieben wird. In den Abscess-höhlen und Fistelgängen findet sich gewöhnlich alles verbindende Zellgewebe zwischen den Muskeln und Bändern oder den Knochen zerstört, die letzteren, so wie die Bänder, sehr oft theilweise ulcerirt oder cariös.
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252nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Sattel - und üeschimiruckschäden.
und daher die Eiterung an verschiedenen Stellen von verschiedener Be schaffenheit.
Der Zustand wird nun im gewöhnlichen Leben schlechthin als Wider rüstfistel bezeichnet. Derselbe ist in den meisten Fallen sehr langwierig, und es können dabei durch Verlust der Säfte, durch Resorption oder Senkuup: des Eiters alle üble Folgen entstellen, welche im Vorgebenden bei dein Brande angedeutet worden sind. Ueberhaupt haben die nach dem Brande entstellenden oder zurückbleibonden ülcerationen in ihrer späteren Periode mit den Widerrüstflsteln völlige üebereinstimmung.
5) Caries entstellt bei den Druckschäden zuweilen an den Spitzen oder an dem unteren Ende der Stachelfortsätze, oder auch selbst ander aussern Fläche des oberen Endes der Rippen, zuweilen unmittelbar durch Druck des Sattels oder des Geschirrs, in den meisten Fällen aber durch ulcerative Eiterung oder durch Brand der Weichtheile als eine häufige Complication bei den Widerrflstschäden und macht dieselben stets langwierig, weil die Heilung niebt eher stattfindet, bis vollständige Abstos-sung der cariosen Theile stattgefunden hat. Man erkennt den Beinfrass an der rauhen Oherfläche der Knochen und an der stinkenden, mit Knochenkörnchen versehenen ,Jauche des Geschwürs. In den späteren Perioden desselben sieht man sehr oft, dass, wenn gute Granulation in dem ganzen Geschwür erfolgt, plötzlich einige Fleischwärzchen dunkler ge-röthet und bedeutend grosser werden, als die übrigen, und dass nach 12—24 Stunden an der Spitze des grössten Wärzchens Fiter von schlechter Beschaffenheit und in grösserer Menge erscheint, als in der Umgebung; wenn man dann mit einer Sonde die Spitze des Wärzchens untersucht, findet man einen kleinen Kanal und an dessen Grunde den Knochen auf einer kleinen Fläche rauh. Dies kann sich an einer und derselben Stelle mehrmals wiederholen.
Die Ursachen dieser verschiedenen Verletzungen können zwar auch Bisse von anderen Pferden, Stösse und Schläge u. dgl. auf den Wider-rüst oder auf den Kücken und die Seitentheile desselben sein; in den meisten Fällen entstehen dieselben aber durch Druck von Sätteln, Geschirren, oder vom Gepäck. Die Veranlassung zum Druck durch diese Gegenstände ist darin zu suchen: dass 1) entweder die Sättel und Geschirre nicht für die Grosse und den Bau des Rückens u. s. w. passend oder dass sie .schlecht gearbeitet, oder durch verschiedene andere Umstände fehlerhaft geworden sind1); 2) oder darin, dass diese Gegen-
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1) Der dontscho, englische und französische Sattel besteht ans dem Gerüst, dem Kissen und der oberen Bekleidung. Letztere ist hinsichtlich der DruckscMidon ohne wesentliche Bedeutung. Das orslore ist aus dem vordem Sattelbaum oder dem Kopfe, dem hintern Sattelbaum oder dein Aofter und seitlich aus den beiden Stegen zusammengesetzt Die zwei Hälften dos vordem Haums licissen auch die Trachten. Diese Theile müssen ans gut ausgetrocknetem harten Hob, gehauen, an dessen äussern Enden oder klügeln etwas schiffförmig, an den Rändern gewölbt, auswärts gerichtet, an den Klächen glatt gearbeitet sein. Die Entfernung der beiden Kussern Enden von einander giebt die Weite des Sattels. Jeder vordere Baum besteht aus einer rechten und linken Hälfte, welche in der Mitte möglichst genau mit einander verbunden und an ihrem untern Rande mit einem über die Verbindungsstelle gehenden eisernen Bande zusammengehalten sind. Ausserdem ist noch das ganze Gerüst behäutet (mit Leinwand oder dünnem Leder überklebt). Das Kissen
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Sattel - und Oesohindnicksohädon.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;253
stände und das Gepäck fehlerhaft auf den Körper der Thiere aufgelegt worden, oder 3) dass der Reiter fehlerhaft auf- und absteigt oder schlecht sitzt.
in ersterer Hinsicht findet man a) oft den Sattel für das Widerrüst und den Kücken eines Pferdes zu eng, und es entstehen dadurch Quet-schungen an der Seite der letzteren, an den Schultern und hinter denselben, wobei die Haut, der Schulterlmutmuskel, die tiefer liegenden Muskeln und zuweilen auch der Knorpel des Schulterblattes leiden; in anderen Füllen ist der Sattel zu weit oder zu flach für ein schmales, mageres oder hohes Widerrüst, wodurch die Haut auf dem letzteren, das Stachelbaad und die Spitzen der Stachelfortsätze selbst gequetscht werden. Beach tens werth in dieser Hinsicht ist es, class sehr oft der Sattel für ein Pferd vortrefflich passend ist, so lange dasselbe sich in einem gut genährten Körperzustandc befindet, aber nicht passend wird, wenn
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soll von Leinwand oder noch besser von Flanell und mit Rossliaaren gleichraüssig gepolstert sein- Zwischen der rechten und linken Hälfte des Sattelkissens ist oben, am vorderen und hinteren Ende, ein schon durch die Wölbung der Bäume gebildeter hohler Uauiii, welchen man als die vordere unil hintere Kammer des Sattels bezeichnet. Die vordere Kammer soll dem Widerrüst entsprechen und daher stets höher sein als die hintere, welche für die Aufnahme des Kückens bestimmt ist, — Der ungarische oder Bocksattol hat weder Kissen noch Ueberzug, sondern besteht nur aus den beiden SaUelbäumen, den Stegen (liier Schaufeln genannt) und aus dem (irundsil/. von Leder und Gurten. Die Bäume sind höher, von sogenann ten Zwieseln oder von kruniin gewachsenem oder gehogeuem Holz und müssen mit noch grösserer Axcuratesse gearbeitet sein als bei dein deutschen und fran/.ösichen Sattel.
Joder Sattel ist als brauchbar zu betrachten, wenn er; 1) in allen Theilen stark gebaut und fest verbunden ist, so dass er die Last des Reiters und des Gepäcks tragen kann, ohne sieh zu verbiegen ; 2) wenn er genau auf das Pferd passt. so dass die untere Fläche der Bäume gleichmassig auf den Seitentlieilen dos Rückens aufliegen und sich unter ihnen die .Schulter- und Rückonmuskeln gewissermaassen nach und nach verlieren; ferner, dass die Kammern so hoch sind, dass sie, wenn der Sattel fest gegurtet ist und der Reiter darauf sitzt, einen freien Raum von circa 1 Zoll zwischen dein Widerrüst, und eben so am Kücken lassen, so dass sie selbst bei heftigen Bewegungen diese Theilo nicht berühren, reiben oder drücken; und 8) wenn die untere Fläche dos Sattels eben gloiclnmssig gepolstert, die Bäume ohne Erhöhungen, ohne Kanten und ohne Vertiefungen sind.
Das deutsche Kuinmt ist aus dem üorüst und dem Kissen zusammengesetzt. Ersteres besteht aus den beiden hölzernen Kummtleisteu, oder Oerüstsänlen, welche gut gewachsen oder gehörig zugehauen und am oberen Ende fest mit. einander verbunden, mit starken, gut in einander verstecktem Schüttstroh, besonders am vorderen Rande bekleidet sein müssen. Das so gebildete Gerüst wird mit gutem Rossleder überzogen und mit dem sogenannten Dächel versehen, der das Kuinmt an seinem oberen Theilo schliesst und die beiden Gerüslsänlcn fest mit einander vorbindet. Darüber liegt der Kummtdeckel. Das Kissen soll ans beinwand oder Zwillich bestehen, mit Rosshaaren gleichmässig gefüllt sein und die innere Seite des Kuuunts auskleiden. Das englische Kuinnit besteht nur aus fest Zusammengelegtem und ge-bnndenein Stroh, welches mit glattem Leder überzogen ist. Jedes gute Knmmt muss eine dem Baue des Halses, der Brust, des Wiilerrüstes und der Schultern entsprechende Weite und Länge, auch eine gute Kammer haben, au seinem hinteren Rande gut abgerundet und ausgeschweift sein, und es muss eigentlich nur auf den Schultermuskeln anfliegen. Das englische Kumml entspricht diesen Anforderuugen weniger als das deutsche.
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254nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Sattel- unil Oeschiniliuckschäden.
das Thier abmagert. Dies ist sehr häufig der Fall bei Militairpferden, welche in der Garnison musterhaft gepflegt, plötzlich angestrengte Märsche machen müssen. Manche Pferde haben in ihrem Baue eine grös-sere Disposition zu solchen Beschädigungen, namentlich diejenigen, welche ein sehr hohes Widerrüst, entweder eine sehr schmale oder entgegengesetzt eine sehr breite Brust, oder auch einen Karpfenrücken, oder entgegengesetzt einen eingesenkten Bücken besitzen, und die, welche mit Narben von früheren Wunden oder Druckschäden auf dem Widerrüst oder Rücken versehen sind; ferner diejenigen, welche beim Gehen von einer Seite zur anderen eine wiegende Bewegung machen. — Oder b) der Sattel ist fehlerhaft in seiner Beschaffenheit, /.. B. nicht gleichmässig gepolstert, oder mit schlechtem Material gepolstert (mit Kälberhaaren, mit Werg, mit Seegras, Heu u. dgl.), welche Materialien sich leicht, besonders wenn sie feucht werden, zusammenballen, Knoten bilden und dann drücken; oder der Sattelbaum ist ungleich und nicht glatt bebauen, oder das eiserne Band, welches die beiden Stücke dos Sattelbaums an der Zusammenfügung unterstützt, ist schwach, verbogen oder gebrochen '). — Eben so können die Kummte zu eng, die Kissen unter dem Geschirr ungleich und sonst schlecht gepolstert sein, das Sieionzeug kann geflickt, von ungleicher Dicke, mit groben Nähten oder Knoten versehen, und sonst das Geschirr, soweit es von Leder ist, hart getrocknet und dadurch drückend sein. — Auch fremde Körper, z. B. Strohhalme, kleine Holzstückchen u.dgl., wolche'zufällig an der Unterlage hängen, können drücken.
In Betreff des zweiten Punktes, des schlechten Auflegens der Sättel und Geschirre findet sich der Fehler sehr oft darin, dass entweder die unter den Sattel gelegte Decke ungleich zusammengelegt, mit Falten versehen ist, oder das der Sattel zu weit nach vor- oder rückwärts, oder dass er nicht gehörig fest aufgelegt worden ist. In Betreff dieses letzteren Punktes kann das Versehen entweder aus ünkenntniss, Schwäche oder Trägheit geschehen sein; oder es entsteht dadurch, dass manche Pferde sich beim Zuschnallen des Sattelgurtes durch Zurückhalten des Athems künstlich aufblähen und dann später bei dem dünn gewordenen Leibe der Sattel zu locker wird und rutscht, wodurch Falten in der Decke oder in der Haut entstehen und hierdurch Druck bereitet wird. Manche Pferde werden auch, wenn sie einige Meilen hintereinander gehen müssen, theils durch öfters wiederholte Ausleerungen des Kothes, theils durch die Arbeit schnell dünn im Leibe, so dass ihnen dann der Sattelgurt zu weit wird, wodurch ebenfalls Verschiebung des Sattels und Druck entsteht. In beiden Fällen kann dieser Nachtheil durch ein gehöriges Nachgurten vermieden werden.
Als dritte Veranlassung ist häufig der Reiter seihst zu betrachten, nämlich wenn derselbe keinen festen Sitz hat, daher namentlich wenn er auf dem Pferde sitzend schläft und dabei seine Körperschwere ungleich auf dem Sattel vertheilt, sich von einer Seite zur anderen wiegt
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1) Man erkennt einen entstandenen Bnicli des Sattels am leichtesten, wenn man den Sattel umwendet, d. li. mit dem Sitz nach unten, auf einen Tisch legt, dann mit beiden Händen die Sattelbämne ergreift und sie stark auseinander biegt; es wird dann, wenn die Sattelbleche oder liümne zerbrochen sind, ein Knarren und Voneinandergehen der Bäume zu bemerken sein.
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und dadurch ungleichen Druck und Quetschungen erzeugt; ferner wenn der Reiter beim Auf- und Absteigen den Sattel durch zu heftiges Ge-genziehen nach einer Seite verschiebt und so in der Decke oder in der Haut Palten erzeugt u. dgl. In diesen Fällen tritt jedoch mehrentheils eine der vorhin erwähnten Veranlassungen gleichzeitig in Verbindung, namentlich zu lockeres Satteln. Unter allen Umstanden entsteht der Druck eher, wenn die Pferde stark schwitzen oder überhaupt nass geworden sind.
Die Druckschädeu lassen sich durch Vermeidung ihrer Veranlassungen in den meisten Fällen verhüten. Um dieses zu erreichen, ist es erforderlich, vor allen Dingen den Sattel und das Geschirr von passender und guter Beschaffenheit zu wählen, die gehörige Vorsicht bei dem Auflegen desselben, mit Rücksicht auf den Bau des Widerrüstes, des Rückens und der Brust zu beobachten, und besonders bei fortgesetzten Märschen die dem Druck unterworfenen Körperstellen der Thiere öfters zu untersuchen.
Behandlung. Zuerst müssen die veranlassenden Ursachen gänzlich entfernt, oder wo dies nicht möglich ist, wenigstens unwirksam gemacht werden. Fs ist dabei nicht immer nöthig, dass Pferde, welche nur massig gedrückt sind, ganz aussei' Thätigkeit gesetzt werden, sondern dieselben können, wenn der Sattel oder das Geschirr in der Weise abgeändert sind, dass diese Gegenstände die gedrückte Stelle ferner nicht berühren, sehr gut noch zur Arbeit benutzt werden. Man lässt daher statt des bisherigen drückenden Sattels und Geschirres einen gehörig passenden und gut gearbeiteten Sattel auflegen, oder man lässt den bisher gebrauchten dadurch unschädlich machen, dass man, je nach seiner Weite und Beschaffenheit, entweder a) an der Stelle des Sattelpolsters, welche auf die gedrückte Stelle des Körpers trifft, die Füllung herausnehmen, die hohl geinachte Stelle rund herum mit einem feinen Faden annähen und dadurch eine sogenannte künstliche Kammer bilden lässt, oder b) dass man die übrigen Theile des Sattelpolsters neu auffüllen lässt; oder c) man lässt flache Kissen im Umfange der gedrückten Stelle unter den Sattel legen, oder endlich d) man legt eine dicke Filzdecke unter den ganzen Sattel, nachdem man dieselbe an der Stelle, welche auf den Druckschaden trifft, mit einem entsprechend grossen Ausschnitt versehen hat. — Di ähnlicher Weise muss auch das Geschirr, wenn das Thier noch fortarbeiten soll, verbessert werden, indem man vor und hinter der gedrückten Stelle an die betreffenden Theile des Geschirres Kissen von weichem Leder oder von Leinwand mit Rosshaaren gefüttert anbringt, um so durch Hohllegen des Geschirres an der gedrückten Stelle den Druck zu verhüten. Das gewöhnlich gebräuchliche Bekleiden der drückenden Geschirrstücke mit Flanell oder mit behaartem Rehfell nutzt wenig oder gar nichts. — Stark gedrückte Pferde dürfen nicht weiter zur Arbeit benutzt werden.
Die eigentlich chirurgische Behandlung muss sich nach den oben angedeuteten pathologischen Zuständen richten. Besteht nur eine sehr massige Entzündung, so ist das Befeuchten der gedrückten Stellen mit Wasser, Essigwasser, Oxykrat, Bleiwasser oder mit einer schwachen Auflösung von Potasche, das Auflegen eines Stückes nassen Rasens oder das fingerdicke Aufstreichen eines Lehmbreies und das oft wiederholte Befeuchten desselben, zur Zertheilung fast immer ausreichend. Bei tiefem
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Druck and solir heftiger, zum Brande neigenden Entzündung kann man in der ersten Zeit dieselben Mittel benutzen; mindert sich dabei aber in 48 Stunden die Entzündung niclit bedeutend, so muss man Einschnitte In die am meisten geschwollenen Stellen durch die Haut bis an die obersten Muskelschichten machen und das Ausbluten durch oft wiederholtes Abwischen der Scarificationswnnden befördern und dann Umschläge von jenen Mitteln fleissig appliciren, Mindert .sich hierbei die Entzündung, verschwindet sie aber nicht gänzlich, oder nimmt sie einen asthenischen Charakter an, so ist das Goulard'sehe Bleiwasser, oder eine Auflösung des Wund- oder Heilsteins') zum fleissigen Befeuchten der leidenden Stellen nützlich. Neigt die Entzündung zum chronischen Verlauf, so ist das Bestreichen der leidenden Stellen mit grauer Merkurialsalbe oder mit grüner Seife, welche mit dieser Salbe, oder bei geringerer Empfindlichkeit mit Campherliniment, oder selbst mit Terpentinöl versetzt ist, zu empfehlen. Sowohl bei solchem asthenischen Entzündungszustande, wie auch da, wo Eiterung im Beginne ist, und wo man die letztere entweder noch verhüten oder schnell zu der vollkommenen Ausbildung eines Abscesses führen will, ist nach der Erfahrung von Kohlwess, Schra-der2) n. a. Thierärzten als das beste Verfahren die Anwendung der Cantharidensalbe zu benutzen. Die Einreibung muss gewöhnlich, wenn sie nicht recht stark wirkt, am andern und dritten Tage wiederholt werden. Nach solcher Einreibung der ganzen Quetschungsgeschwulst wird sehr häufig die Entzündung in der Art modificirt, dass Auflösung und Zertheilung der ausgetretenen Säfte und in kurzer Zeit die Beseitigung aller Zufälle erfolgt, in anderen Källen bildet sich nach der Einreibung in kurzer Zeit Eiterung, die jedoch nicht nothwendig zu einem offenen Abscess führt, sondern oft durch Resorption beseitigt wird, und wobei die Anschwellung und die übrigen Symptome sich binnen etwa 14 Tagen verlieren. Man braucht sich daher niemals mit der künstlichen Eröffnung eines auf diese Weise zur Keife beförderten Abscesses übereilen, selbst wenn Eluctuation unter der Haut wahrzunehmen ist. Hält man aber doch bei flbermässiger Anhäufung des Eiters die Eröffnung für noting, so mache man sie nur mittelst eines kleinen Einstichs an der niedrigsten Stelle des Abscesses, und wenn eine Oett'nung bereits an einer höheren Stelle vorhanden ist, so führe man von ihr durch einen niedrigen Punkt der Abscesswände ein Haarseil, üebrigens ist der Abscess ganz einfach wie ein gewöhnlicher zu behandeln und zur Heilung zu führen. In ähnlicher Weise wirksam, jedoch weniger zweckmässig hat sich bei schleichenden und tiefsitzenden Entzündungen die Anwendung des glühenden Eisens gezeigt, wenn man mit demselben Punkte oder Striche, einen vom anderen gegen l Zoll entfernt und so oft wiederholt gebrannt hat, bis Ausschwitzung entstanden ist.
Die Behandlung des feuchten Brandes verlangt zunächst Ausleerung
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1)nbsp; Man bereitet denselben nach verschiedenen Vorschriften, am einfachsten nach Korsting aus blauem Vitriol und Alaun, von jedem ein halbes Pfund, Salmiak 90,0 (,^üj) pulverisirt und in einem irdenen Topfe /.usainmongeschmolzen und dann mit lö,U (Xfl) pulverlsirtem Campher vorsetzt. Nach dem Erkalten der Masse nimmt man 15,0 his .'iO^ {^ji—*j) aid' I Quart Wasser oder eines aromatischen Infusum.
2)nbsp; Teutsche Zeitscbr. f. Thierbeilkunde v. Busch, Bd. 1. lieft 1. S. ID.
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der Brandjauche darcb gehörig tiefe Einschnitte, und dann sucht man durch tonische und erregende Mittel die Vitalität zu erhöhen und dadurch der weiteren Auflösung entgegen /,ii wirken. In dieser Absicht macht man Waschungen und Befeuchtungen der leidenden Theilo mit einer Abkochung von Weiden- oder Eichenrinde oder Tornientillwurzel mit Zusatz von Spirituosen Mitteln, oder von aromatischen Infusionen, oder von Chlorkalk u. dgl. (S. 71). Besteht dabei reichliche Erzeugung einer stinkenden Jauche, so kann man auch Pulver von aromatischen und adstringirenden Pflanzenmitteln mit Znsatz von Kohlenpulver, oder auch von Chlorkalk, einstreuen, wobei übrigens eine fleissige Reinigung nicht fehlen darf. Mit solcher Behandlung fahrt man fort, bis entweder gute Eiterung eingetreten ist, oder bis eine andere Form des Schadens, welche eine anderweitige Behandlung verlangt, entstanden ist.
Bei dem trockenen Hautbrande muss man sich durch die Beschaffenheit der umgebenden Tbeile, durch die Art und Menge der in vielen Fällen unter dem Brandtleck hervorkommenden Feuchtigkeit und durch das Sondiren unterrichten: ob der Brandfleck allein besteht, oder ob auch unter ihm Abscesse, Fisteln oder Brand vorhanden sind. Im er-steren Falle kann man den Brandfleck durch Bestreichen mit Fett und durch Einreibungen der umgebenden Haut mit gelind reizenden Salben, z. B. der Althaesalbe, der Terpentinsalbe, der Elemisalbe u. dgl., zur Erweichung und das darunter befindliche Zellgewebe zur Eiterung bringen, oder man macht für diesen Zweck auch, wo es ausführbar ist, warme Breiumschläge von erweichenden Mitteln. Da aber bei dieser Be-handlung sich der Brandschorf gewöhnlich nur sehr langsam ablöst, zuweilen erst nach mehreren Wochen, und da unterdessen durch den unter dem Schorf befindlichen Eiter eine weitere Zerstörung erfolgen kann, so ist es deshalb immer am gerathonsten, den Brandfleck sogleich mittelst des Messers und der Pinzette von den umgebenden Theilen zu lösen, und dann die darunter befindliche Geschwürsfläche ihrer Beschaffenheit ge-mäss weiter zu behandeln. — Ist die Zerstörung nur bis in das Zellgewebe eingedrungen, und zeigt sich dasselbe mich Ablösung des Schorfes von gesunder Beschaffenheit, so ist es hinreichend, die entblösste Stelle mit einfachem Gerat zu bestreichen und dies später, etwa jeden zweiten Tag einmal zu wiederholen. Ist aber die Fläche unter dein Schorf cal-lös, so ist das Bestreichen mit Lapis infernalis zwockmässig, und nach dem Ablösen des hierdurch entstandenen Aetzschorfes benutzt man die sogenannten Digestivsalben, z. B. üng. flavum. Finden sich Fisteln, so spaltet man diese auf und verfährt, wie weiter unten angegeben werden wird, und bei Brand nach allgemeinen Regeln.
Haben sich bereits Abscesse gebildet, wenn man zur Behandlung eines Druckschadens gerufen wird, so sucht man, je nach ihrer Beschaffenheit, die vollständige Reife derselben herbeizuführen, ehe man an die Eröffnung geht. Für diesen Zweck kann man entweder nach allgemeinen Regeln die erweichenden Mittel in Form von warmen Breiumschlägen anwenden, oder, wie bereits oben bei der Behandlung der Entzündung angegeben, das üng. Cantharidum einmal oder wiederholt auf die Haut streichen und dann abwarten, ob der Abscess sich von selbst öffnet, oder ob noch Resorption des Eiters stattfinden wird.
Im erateren Falle hat man hauptsächlich darauf zu sehen, dass de Eiter guten Abfluss erhält. Man erweitert deshalb die etwa zu klein
Hbrtwio, Chirurgie. 8. Aull.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;17
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Sattel- und Ckschirrdruckschftden. Kur.
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Oeffnung oder man maclit eine Gegenöffnung an der niedrigsten Stelle der Abscesshöhle, und übrigens verfillirt man nach der Beschaffenheit der Eiterung und der Granulation. Ist dio letztere nur einigerimiassen gutartig, so vermeide man es, zu viel zu tliun, namentlich mit fetten Salben und reizenden Einspritzungen zu ileissig zu verbinden, weil liier-durch leicht üppige Granulation und anderweitige Entartung herbeigerührt wird. Dagegen kann man sehr zweckmiissig das von Luiul empfohlene Verfahren (Veterinär Selskab. Skrifter, 2 Deel, S. 362) benutzen, nämlich: man reinigt das Geschwür, füllt es mit Werg gleichmässig bis zu den Hautriindern aus und bedeckt es mit einem auf weiches Leder gestrichenen Pilaster, welches aus schwarzem Pech mit dickem Terpen-thin zusammengeschmolzen ist. Das Pilaster muss rund herum l bis 1',, Zoll über die Ränder des Geschwürs hinwegreichen, und letztere müssen von Haaren befreit sein; es bleibt 5 bis 6 Tage liegen, wird dann behutsam vom unteren Rande her, wo es sich gewöhnlich durch den Eiter schon etwas von der Haut getrennt hat, abgenommen, wieder neu mit der Pflastermasse bestrichen und dann wieder aufgelegt, nachdem das Geshwür gereinigt und zum grössten Theile mit neuem Werg ausgefüllt ist. Nach etwa 14 Tagen wird dieser Verband in derselben Weise erneuert und ebenso weiter bis zur gänzlichen Heilung fortgefahren. Bei dieser Behandlung können die Pferde, wenn übrigens der Sattel in der oben angedeuteten Weise entsprechend eingerichtet worden ist, so dass er auf die kranke Stelle keinen Druck macht, selbst massig gebraucht werden. Das Pflaster wird in dem Verhältniss, wie die Geschwürsöffnung allmälig kleiner wird, durch Beschneiden der Ränder ebenfalls all-mälig verkleinert,
Fisteln werden stets bis auf ihren Grund aufgespalten und dabei besonders diejenigen Theile durchschnitten, welche eine Spannung oder Strictur bilden; und ausserdem werden alle entarteten Theile, z, B, cal-löse Massen, halbaufgelösto Theile des Nackenbandes u. dgl. mit dem Messer weggenommen, hierauf das Ganze mit Werg ausgsfüllt und die nachfolgende Eiterung abgewartet, Zeigen sich dann noch cariöse Stellen, welche schlecht eitern, so kann man dieselben entweder mit dem Glüheisen oberflächlich brennen, oder von Zeit zu Zeit wiederholt mit einer harzigen Tinktur, z B, Aloii- oder Myrrhentinktur, mit Terpen-thinöl oder Creosot, oder auch mit dem Villate'schen Wasser (S. 247) befeuchten oder ausspritzen, und übrigens nach dein Charakter der Vitalität, so wie nach dem Grade der Bildungsthätigkeit Breiumschläge von schleimigen oder entgegengesetzt von aromatischen Mitteln anwenden, überhaupt nach den bei der Eiterung im Allgemeinen angegebenen Grundsätzen verfahren.
Bei den Fisteln, welche sich vom Widerrüst bis weit herunter auf oder unter das Schulterblatt erstrecken, und wo man nicht die ganze Wand durchschneiden kann, macht man, wenn der Ort es gestattet, eine Gegenöffnung, und zieht auch wohl ein Fiterljand durch den Kanal; wo aber eine Gegenöffnung nicht anzubringen ist, sucht man die Geschwürshaut zu zerstören und umzustimmen, indem man ein bis auf den Grund der Fistel reichendes Aetz-Bougie ') in dieselbe legt oder durch 15-0
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1) Diese Bougies worden bereitet, indem man Bindfäden von verschieder Dicke, je nach der Weite der Fisteln, mit Gimnniseliloim, oder Mehl- oder Stärkemehl-
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Sattel- und Qeschirrdruckscbamp;den. Kur.
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Tage Einspritzungen von Cupr, sulphuricum (1 Tli. zu 8 Th. Wasser), von dem Villate'schen Wasser, oder von Quecksilber-Sublimat (1 zu
.W bis GO Wasser), oder von Höllenstein (zu 40—50 Th, Wasser) täglich 1 — 2 mal macht. Wenn dann gute Eiterung herbeigeführt ist, wendet man das üng. Cantliaridnin auf die Haut über dein Verlaufe der Fisteln und (leren Umgegend an, und wiederholt dies, wenn die Aus-schwitzung auf der Haut abgetrocknet, die Eiterung aber noch reichlich ist. Hierbei ist es stets sehr zweckmiissig, den Thieren nur mageres und weniges Futter zu reichen und ihnen etwa jeden achten Tag eine Purganz zu geben, damit durch Ableitung die Eiterbildung in der Fistel beschränkt werde
Die Heilung erfolgt bei dieser Behandlung mit Cantharidensalbe in manchen Pisteln weit schneller, als bei den zu oft wiederholten Einspritzungen reizender Mittel.
Während der ganzen Kur muss mau dafür sorgen, dass die Pferde sich die kranken Stellen nicht reiben, wozu sie immer, besonders aber wenn die Granulation bis gegen die Haut her vorgewachsen ist, eine grosse Neigung besitzen. Es ist deshalb in dieser Periode zweckmiissig, den Thieren oft wiederholt Bewegung zu macheu, sie im Stall hoch und kurz anzubinden, so dass sie sich nicht zu jeder Zeit niederlegen und auch nicht mit dem Rücken einen Gegenstand erreichen können, an welchem sie sich reiben könnten. Das Niederlegen gestattet man ihnen nur jeden zweiten oder dritten Tag einmal. Dabei kann man, um die Empfindlichkeit und die Spannung der Theile zu vermindern, die Hautrilnder im Umfange des Druckschadens mit einfachem Schweinefett, oder mit Bleicerat bestreichen, wenn jedoch diese Runder nach einwärts gebogen stellen und mit ihren Haaren fortwährend reizen, so scheert oder rasirt man die Haare ab, und gekrümmte verdickte Ränder selbst trägt mau mit dem Messer ab. Ausserdem sorgt man für Reinigung des Thicres, besonders im Umfange der gedrückten Stelle.
Bleiben nach Widerrüstschäden Verdickungen der Haut, ungleiche Karben oder schwammige Geschwülste zurück, so kann mau auf die zwei ersten pathologischen Folgen die graue Merkurialsalbe oder die Jodsalbo anwenden, um die Resorption und Zertheilung auf milde Weüse zu bewirken; aber die schwammigen Geschwülste reibe man sogleich und wiederholt mit Ung. Cantharidum ein. Man hüte sich, diese schwammigen Yerdickungen, welche nicht selten auf dem Rücken, besonders am hintern Ende desselben nach Druckschäden sich vorfinden, mit dem Messer zu öffnen, oder zu exstirpiren; denn es entstehen hierdurch in der Regel sehr schwer heilende Wunden und bei der Heilung derselben mehr oder weniger dicke Narben.
Nach erfolgter Heilung eines Druckschadens innss jeder neue Druck durch den Sattel oder das Geschirr mit noch grösserev Vorsicht vermieden werden, als dies im Allgemeinen schon erforderlich ist; und müssen
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kleister befeuchtet, dann in fein pulverisirtem HolleDstein, oder Kupfervitriol, rotliem Pramp;cipitat, Aetz-Sublimat oder Clilorank rollt, sie hiernach trocknet und in Stücke nach der LSnge der Fisteln (heilt. Oder, man bestreicht die ßindfftden mit einem Gemenge von arabischem Gummi oder Mehl und Wasser und diesen Mitteln in beliebiger Concentration, trocknet, sie u. s. w. Sie bleiben 2 — 3 Tage in der Fistel.
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die Thiere dennoch mit dem Sattel oder Geschirr wieder arbeiten, so hat man auch hier die Hilfsmittel, welche oben zur Verhütung des wiederholten Drucks bei sclioii bestehender Quetschung empfohlen .sind, in Anwendung zu bringen.
Eck will die AViderrüstschädon durch innerliche Anwendung der Nux vomica (täglich einmal quot;j = 4,00) und dabei höchstens noch Einreiben der Gantbaridensalbe, ohne Operation heilen1).
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Drittes Capltel
Die Brnstbeule (Anticoeur2), oder Bngbeule.
Als Brustbeulc bezeichnen die Schriftsteller eigentlich zwei, ihrem Sitz und ihrer Beschaffenheit nach verschiedene Leiden der Zugpferde, nämlich: 1) die oberflächliche Brustbeule und — 2) die tiefer-sitzende eigentliche Brustbeule Die Erstere ist eine oberflächliche Geschwulst an der vordem Flache der Brust, von mehr oder weniger bedeutendem umfange und sich oft bis zwischen den Vorderbeinen unter die Brust, ja bis an den Bauch erstreckend, dabei anfänglich an ihrem oberen Theil gespannt, am untern Theil ödematös, grösstentheils aus ergossenem Blut und Blutwasser besteht, und in Zertheilung oder in Kiter- und Jauchebildung übergeht. Oft ist die Geschwulst sehr schmerzhaft und im Verhältnisse zum Schmerz ist auch gewöhnlich mehr oder weniger Hitze und zuweilen auch Fieber zugegen.
2) Die eigentliche oder scirrhöse Brustbeule ist eine begrenzte Geschwulst, welche über dem und neben der Medianseite des Buggelenks, in und unter dem untern Fnde des gemeinschaftlichen Kopf-, Hals- und Armbeinmuskel sitzt, anfänglich von geringem Umfange ist. auch in späterer Zeit sich nicht so weit ausbreitet wie die erstere, aber in der Tiefe als eine harte, begrenzte, knotenartige Masse sich darstellt. Auch bei dieser Geschwulst ist aussei- dem Schmerz etwas erhöhete Wärme zu be-mei-ken, sehr selten ist aber, selbst bei hohen Graden dieser Symptome, auch Fieber zugegen. — Die letztere Geschwulst entwickelt sich in der Regel nur sehr langsam bis zu einem Durchmesser von circa 4—5 Zoll, während die oberflächliche Brustbeulc immer schnell entsteht; bei beiden gehen die Thiere gespannt und bei der zweiten Form oft bedeutend lalim mit dem Fnssc der leidenden Seite, fast wie bei Buglahmheit; auch wol-
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1)nbsp; Magazin für die gos. Thicrheilk. Bd, XVII S. 305.
2)nbsp; Mit. dem ganz anpassenden Namen „Anticoeurquot; bezeichnen die französischen Thierärzte fast allgemein eine Form dos Milzbrandes oder dos Anthrax, bei welcher Carbunkcln an der Brust zum Vorschein kommen. In diesem Sinne ist der Name liier nicht angewendet, somiorn nur um einigermaassen den Si(z dos Hebels anzudeuten, wie dieses schon Jord. Ruffus mit dem Naraeu „Anticuorcquot; gethan hat Hippiatria, edit. Mol in i. I'atav. 1818. p. 28).
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Die Brustbeule,
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len hei beiden Formen manche Pferde niclit gern im Geschirr anziehet). — Der Sitz des Leidens ist bei der ersten Form mehrentheils nur in der Haut, im Zellgewebe unter ihr und, jedocli weniger, in den .Muskeln; bei der zweiten ist er immer in dem gemeinschaftlichen Kopf-, Hals- und Armbeinmuskel, oder auch zugleich in einer der über dem Buge liegenden Lymphdrüsen.
Die Ursachen dieser Geschwülste sind solche Einwirkungen, welche Quetschungen an der Brust hervorbringen können; daher entsteht die ersterlaquo; Brustbeule am leichtesten bei solchen Pferden, die eine stark hervorstehende Hrustbeinsintze, eine sogenannte llabiclitsbrust. Indien, weil bei diesen, wenn sie mit der Brust an einen harten Gegenstand laufen oder von einem solchen getroffen werden, das Brustbein entweder, oder die hier liegenden weichen Theile weit leichter gequetscht werden, als bei anderen, deren Brustbeinspitzc mehr zurückstellt Diese Form der Brustbeule entsteht gewöhnlich durch oberflächliche plötzliche Einwirkungen, während die zweite Form mein' durch den andauernden Druck, von zu engen Kumten, bei Sielengeschirr von zu hocli liegenden Seiten-blättern oder Brustblättern erzeugt wird.
Ausgänge und Prognosis. Die Brustgeschwiilste der ersten Art go-lien meistens in Zertheilung und Heilung über, wenn nicht etwa das Brustbein mitgelitten hat, und wenn zur rechten Zeit ein zweckmässiges Heilverfahren eingeleitet wird. Geschieht Letzteres fiber nicht, hat das Uebel schon seit einiger Zeit bestanden, oder haben die Ursachen sehr stark eingewirkt, so ist oft Riterung mnl Verjauchung unvermeidlich, Ohne genaue Untersuchung und Hilfe (rechtzeitigeKunstschnitte,) tritt dann zuweilen Krgiessung und Senkung des Kiters ins Zellgewebe zwischen die Muskeln, selbst bis in die Brusthöhle ein, wodurch üble Hohl- und Fistelgeschwüre, die sehr lange dauern und auch gefährlich werden können, entstellen. Dies ist vorniimlich der Fall, wenn das Brustbein durch die ergossene Flüssigkeit in Mitleidenschaft nml in ülceration versetzt worden ist, weil bei der sehr lockeren Textur dieses Knochens die einmal entstandene Caries sehr schnell um sicli greift und schwerer zu heilen ist, als in den mehr compakten und festen Knochen. — Die Brustbeule der zweiten Art lässt .sich sehr selten zertlicilen, sondern sie bildet gewöhnlich in der Tiefe einen sehr kleinen Eiterheerd, während die übrige Masse rund herum, und besonders im gemeinschaftlichen Muskel, speck-artig derb bleibt und den gewöhnlichen Zertheilungsmitteln hartnäckig widersteht. Zuweilen bilden sich Senkungen des Puters und Fisteln. — Nach einem zeitig in die Eiterhöhle gemachten Einstich und weiterer zweckmässiger Behandlung kann die Heilung in 3—4 Wochen erfolgen; bei Vernachlässigung dauert das Uebel 4—-6 Monate. Verhärtete Beulen verlangen die schärfsten Reizmittel und selbst die Rxstirpation. Die Letztere ist wegen mehrerer grösserer Zweige der ganz in der Nähe liegenden Carotis und Jugularis gewöhnlich mit starker Blutung begleitet und sie hinterlässt nach der Heilung immer eine bücke in dem untern Ende des gemeinschaftlichen Muskels, über dem Buggelenk, jedoch ohne andere Nachtheile.
Die Hebundlung der Brustbeulen richtet sieh zunächst nach ihrer Beschaffenheit, und zum Tbeil auch nach ihren Ursachen. 1st bei der oberflächlichen Beule die Geschwulst noch im frischen Zustande, ohne bedeutende Krgiessung von Blut oder Serum, so ist innuer dis Anzeige
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Die Brustbeule
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zur Zertheilung derselben vorhanden. Im dieser Anzeige zu geniigen, macht man in den erszen 2—3 Tagen Umschläge von kaltem Wasser, Oxykrat, Bleiwassev u. dgl., aber nach dieser Zeit wanne Bähungen von diesen Mitteln oder von Infusionen zertheilender Kräuter, zu denen man den 4. Theil Essig hinzufügt. IIahen reichliche Ergiessungen von Blut oder von Blutwasser stattgefunden, so müssen diese durch gemachte Kin-stiche sofort entleert werden, um die Entartung dieser Siifte und die dadurch leicht mögliche Zerstörung der benachbarten Theile, besonders des Brustbeins, zu verhüten. Ist die Geschwulst von bedeutendem Umfange und herabhängend, so muss man die Einstiche an der tiefsten Stelle derselben machen. Auch nach dem Entleeren der ausgetretenen Flüssigkeiten müssen die Bähungen mit wannen Infusen aromatischer Kräuter noch lleissig fortgesetzt werden. Bei grosser Empfindlichkeit kann man statt dieser Mittel schleimige, und bei grosser Erschlaffung adstringirende oder auch weingeistige Mittel anwenden.
1st aber der erste Zeitraum solcher Geschwulst schon vorüber und die Eiterbildung im Beginne, was man ans den diesen Zustand begleitenden Symptomen wahrnimmt — so befördert man diesen üebergang durch das Einreiben milder Fette oder Salben, oder durch lleissig fortgesetzte warme Bähungen mit schleimigen Abkochungen, bis man an irgend einer Stelle den schon gebildeten Eiter bemerkt. 1st dieses der Fall, so säume man nicht mit der Entfernung desselben durch eine hinreichend grosse Oeffnung, welche man dann mittelst einer in sie gelegten lockern Wergwiecke einige Zeit offen erhält, bis die Eiterung sehr vermindert ist und die Oeffnung sich zusammenzieht und sich von Innen ausfüllt. Durch lauwarme Bähungen mit gelind aromatischen Kräuteraufgüssen bewirkt man dann noch die Reinigung und Heilung des Geschwürs. Sind Jedoch l'isteln und Hohlgeschwüre entstanden, so müssen diese bis auf den Grund gespalten oder wenigstens nach Möglichkeit erweitert und dann, je nach der Beschaffenheit ihrer Oberfläche und nach dein Grade ihrer Thätigkeit, weiter behandelt werden, — wie dies bei der Eiterung im Allgemeinen angegeben ist.
1st das Brustbein angegriffen, so muss dieses, so weit die Muskeln getrennt von ihm sind, blossgelegt, dann der schadhafte Theil mit einem Skalpell entfernt, oder gebrannt und dann die Heilung durch gute Eiterung befördert werden.
Die Brustbeule der zweiten Art behandelt man in der ersten Zeit ihres Bestehens, wenn die Entzündung heftig ist, ebenfalls erit/.ündnngs-widrig, jedoch nicht durch Umschläge von kaltem Wasser, Essigwasser, Bleiwasser, sondern durch Bähungen mit Salmiak, Kochsalz oder Pot-asche und durch Einreiben der grauen Merkurialsalbe, um die Zertheilung der Geschwulst zu bewirken. Doch halte man sich nicht lange damit auf, wenn nicht binnen etwa 8 Tagen eine grosso Besserung sichtbar wird, da man durch diese milden Mittel den Zweck doch kaum noch erreicht, wenn die Geschwulst hartnäckig in gleichem Grade fortdauert. In diesem Falle kann die Zertheilung möglicherweise nur noch durch das Fug. Cantharidum, zwei- bis dreimal, nach Zwischenzeiten von 5—6 Tagen auf die Beule gestrichen, oder durch ein Pflaster aus 12 Th. Ter-penthin und 1 Th. Sublimat, — oder durch folgendes Mittel bewirkt werden: man nimmt Quecksilbersublimat 4,00, pnlv, Ganthaiiden und Euphorbiumharz, von jedem 8,00, rauchende Salpetersäure 12,0, und
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Die Brustbeule.
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concentrirte Schwefelsäure 24,0; die Pulver worden in ein trocknes irdenes oder gläsernes Gefäss1) gethan, dann die; beiden miteinander gemengten Silnren tropfemveis liinzugcgossen, das Ganze gut umgertthrt und hierauf die, einer dünnen Salbe älinliche Masse mit einem Span oder einem Spatel etwa in der Dicke eines Strohhalms auf die Beule gestrichen. Sind daselbst die Ilaare lang, so schneidet man sie vorher dicht an der Haut ab, und unter die Beule kann man vorher etwas Gerat oder Fett auf die Haut streichen, obgleich jene Masse nicht von der Ap-|ilieationsstelle abfliesst. — Ks entsteht daselbst in der Hegel nur eine schwache Entzündung und oft kaum bemerkbare Ausschwitzung, aber die Oberhaut stirbt ab, wird ganz trocken, löst sich nach etwa 8 Tagen vom Rande her alltnälig mehr und mehr ab und kann nach und nach abgeschnitten werden. Zuweilen entsteht mit etwa 3—4 Tagen nach der Anwendung ein starkes Oedem unter der Applicationsstelle. Die Beule verkleinert sich langsam und verliert sich zuweilen erst nach 4 Wochen. 1st in einem Falle die Wirkung des Mittels nur gering und besteht nach 3 Wochen noch eine bedeutende Harte an der Geschwulst, so kann man dasselbe noch einmal wiederholen. Die Thiere können bei dieser Bc-handlung, in etwa 15—10 Stunden nach Anwendung des Mittels, in einem passenden Geschirr arbeiten.
Wird die Zertheilung nicht erreicht, oder zeigt die Geschwulst schon eine Neigung zur Eiterung, so befördere man dieselbe, durch Bestreichen der Geschwulst täglich einmal mit Althaensalbe oder mit Fett, zu welchen Mitteln man. um sie etwas erregender zu machen, den dritten Theil Lor-beeröl. oder Terpenthinöl oder Terpenthin zusetzt. Ausserdem bedeckt man die Geschwulst mit warmen Breiumschlägen oder mit einem wollenen Lappen (mit einem Stück Flanell,1. Zeigen sich dann in der Geschwulst die Merkmale \on Eiterung, so darf man nicht ihre Oefl'nung so lange aufschieben, bis die gewöhnlichen Zeichen der Reife der Ab-scesse ilusserlich deutlich wahrnehmbar sind; — denn wegen der tiefen Lage des Eiters treten diese Zeichen nur sehr undeutlich, zuweilen gar nicht ein, und nur in den wenigsten Fällen kann man den Eiter durch gegenseitiges Drücken mit den Fingerspitzen von beiden Händen in der Tiefe wirklich fühlen. — 1st die Geschwulst über 7—12 Tage deutlich vorhanden, hat sie im Umfange und in ihrer Spannung zugenommen, so dass keine Eindrücke von den Fingern mehr auf derselben bleiben, ist die Wärme und der Schmerz zugleich vermehrt, ist vielleicht ein Fieberanfall vorausgegangen, so kann man früher schon das Vorhandensein des Eiters vermuthen, und muss deshalb zu einer baldigen Entleerung schreiten. — Zu diesem Behufe muss das Pferd in den meisten Fällen gut gebremst werden. Ist dies gesehen, so scheert man zuerst auf der Geschwulst die Haare so weit weg, als mau den Schnitt machen will;
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1) Hei dem Zusammoprübron der Säuren mit ilen Pul vom erhitzt sich die Masse fast bis zur Kochbitze, sie steigt brausend in die Ibiho und lliesst aus dem Gefäss, wenn letzteres nicht dreimal so gross ist, wie das Volumen der Mittel,—was daher bei der Wahl des (iefässes zu beachten ist Es entstellt eine Zersetzung des Sublimats uud eine theilweise Verbrennung der organischen Substanzen, und es entweicht ciu starker Dampf von Chlor und Salpetersäuren) (ias. Welche wirksame StotTe in dem Mittel noch zurückbleiben, ist nicht recht Idar. Die Composition ist demnach eine in chemischer Hinsicht ganz unpassende, aber—sie hat sich praktisch bewamp;hrt.
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Die Brustbeuloi
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dann spaltet man die Maut mit einem über die grösste Hälfte der Geschwulst reichenden Schnitt von oben nach unten, geht darauf mit dem Finger in die gemachte Oeffnung, um sich von der eigentlichen Lage und Beschaffenheit der Geschwulst und der etwa über ihr liegenden Theile nochmals deutlich zu unterrichten, und schneidet dann neben oder durch den gemeinschaftlichen Kopf-, Hals- und Armbeinmuskel, immer in der Richtung der Fasern desselben auf die Geschwulst dreist ein, bis man auf den Eitersack selbst kommt, welchen man durch das nachgebende, fluetuirendo Gefühl bei der Untersuchung mit dem Finger erkennt. Dann öffnet man ihn durch einen Stich mit dem Bistouris, so dass der Eiter frei abfliesst. Hierbei darf mau sich durch die bedeutende 'Hefe des Schnittes nicht abschrecken lassen, in welcher man zuweilen denselben macheu muss, ehe man auf den Eiter kommt. Die fast immer ganz glatte und fast schwielige Oberfläche der Eiterhöhle kann mit einem knopfförmigen Eisen gelind gebrannt oder mit einem Aetzmittel bestrichen und äusserlich ein warmer Breiumschlag angewendet werden, bis die Härte der Heule verschwunden ist. Geschieht Letzteres nicht innerhalb 14 Tagen, so muss man auf ihre ftussere Fläche (die Haut) das Ung. Cantharidum ein- oder zweimal anwenden.
In denjenigen Fällen, wo die Brustbeule in eine ganz harte, scirrhöse Masse entartet ist, — es mag dies nach stattgefundener unvollständiger Eröffnung der Beule oder ohne dieselbe geschehen sein, — gelingt die Auflösung und Zcrtheilung dieser Masse gewöhnlich auf keine Weise und es bleibt deshalb hierbei nichts anderes übrig, als die Ausschälung des krankhaften Theils des gemeinschaftlichen Muskels. Das Pferd muss hierzu niedergelegt werden. Nachdem die Haare an der Operationsstelle abgeschoren sind, sucht man zuerst die Lage der grossen Blutgefässe durch das Befühlen und durch den Druck auf das unterste Ende der Yene (um sie sichtbar zu machen) zu erforschen, und führt dann über die Mitte der Beule in ihrer ganzen Länge von oben nach unten einen Schnitt durch die Flaut und den Hautmuskel; dann präparirt man die Hautränder von dem entarteten gemeinschaftlichen Muskel, so weit wie die Verhärtung reicht. — trennt darauf den vordem Band dieses Muskels und zugleich die etwa verhärtete Bugdrüse von den angrenzenden Theilen. führt von diesem Bande um die verhärtete Masse einen fast halbkreisförmigen Schnitt durch die ganze Dicke des Muskels, zieht nun die Masse vermittelst eines durch sie gezogenen Fadens hervor und löst sie theils mit dem Finger, theils mit dem Messer von den darunter liegenden Theilen. Entstehende Blutungen müssen immer sogleich durch die Unterbindung der verletzten Gefässe gestillt werden. Da das Gewebe des Muskels oft in sehr ungleicher Ausdehnung entartet ist. und eine genaue Abgrenzung nicht besteht, so bleibt zuweilen an einer Stelle noch etwas von der verhärteten Masse zurück; diesen Best kann man mit dem Glflheisen brennen. Die Wundhöhle wird mit massig festen Tampons (Ballen) von Werg ausgefüllt und geheftet. Man lässt, um Blutung zu verhüten, das Thier vorsichtig aufstehen, stellt es umgekehrt in den Stand, giebt ihm bis zur eingetretenen Eiterung einen Wächter, nimmt den ersten Verband nach 3 Tagen ab und heilt die Wunde durch Eiterung,
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Stollbeulen
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Yicrtes Capitol.
Die Stollbeulen und Stollsdiwilmme. l)
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Mit diesen Namen belegt man Geschwülste, die ihren Sitz an den hintern Rande des Ellenbogens haben, von verschiedener Grössc, Form
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und Beschaffenheit sind, und in den mvon den Stollenenden der Hufeisen geo
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allen (lurdi den Druck en den Ellbogen entstehen, wenn
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die Tliiere auf der Brust mit untergeschlageneu Füssen liegen. Die Grosse dieser Geschwülste (iudet sieh von der einer llaselnuss bis zum umfange eines Kindeskopfs Die Form ist oft, besonders im Anlange, nicht genau begränzt, sondern mehr ausgehreitet im ganzen Umfange des Ellenbogengelenks, aber späterhin ist sie gewöhnlich vollkoinraen begränzt und dann dach aufsitzend, halbrund, oder ganz rund, birnförmig u. s. \v. Die Beschaffenheit der Stollbeulen ist grösstentheils nach der Zeit ihres Bestehens verschieden; hiernach sind sie entweder frisch entstanden oder veraltet. Erstere sind immer mehr oder wenigerstark entzündet und meist mit Infiltration von lUut oder Blutwasser verbunden; aber die veralteten sind sogenannte kalte Geschwülste ohne deutlich bemerkbare aktive Entzündung, aber mit Wucherung des Bindegewebes in verschiedener Art und in verschiedenen Grade versehen, indem sie entweder weich und schwammigt, oder fest, speckartig, zuweilen sogar knorpelartig, ja selbst knochenartig2) sind, mit oder ohne Balg bestellen und in demselben Lymphe, oder Serum, Eiter, eine breiige, käsige Materie, auch sogar Ilaare enthalten. Ausserdem sind diese Beulen entweder fest mit der Haut verbunden oder auch fest an den Ellenbogen gewachsen, oder sie hängen locker und beweglich, gleichsam gestielt, im Zellgewebe, und lassen sich dann hin und her bewegen. Endlich vorhalten sich die Stollbeulen auch in ihrem Verlaufe verschiedenartig, denn die meisten entstehen sehr schnell, binnen wenigen Stunden, in einer Nacht, andere entwickeln sich allmälig, erst in nu\hrei;en Tagen, und weiter in Wochen und Monaten.
Die Diagnosis der Stollbeulen ist im Allgemeinen durch eine Geschwulst am Ellenbogen, — im Speciellen durch die Beschaffenheit und die Zeit des Bestehens dieser Geschwulst gegeben.
Die Ursachen. Alle Pferde haben gewissormaassen eine Anlage zu Stollbeulen in einem, am Ellbogen unter der Haut und der sehnigen Ausbreitung sitzenden Sehnenscheidenbentel, welcher, durch äussere Einwirkungen gedrückt, sich entzündet und dann in verschiedener Weise entartet, Jedoch leidet nicht bei jeder Stollbeule gerade nur dieser
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1) Weil clieso Beulen und Geschwülste nicht in jedem Kalte allein von den Stollen der Hufeisen cn.ciiftt worden, so ist die obige Benennung nicht ganz richtig, und es wäre besser, sie nach ihrem beständigen Hitze, Ellenbogeubeulen zu nennen, wie dieses in Kngliind durcli die Worte „capped-clbow'gebräuchlich ist.
1) Yerkiiüchenmgeii finden sich ausseist selten. l)ie patbolog. Sammlung der hiesigen Thicrarznoischulc besitzt diö aus einer Stollboule entnommene kuöcborne, 5 Centim. im Durchmesser haltende Capsol, die vor GO Jahren einmal gefunden worden ist und seitdem nicht wieder.
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Stollbeuloii
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Schleimbeutel, sondern die Quetschung und deren Folgen sind oft bloss auf die Haut und das Zellgewebe beschränkt. Uie wichtigsten Veranlassungen zum Entstehen der Stollbeulen bestehen in Quetschung, welche sich die Pferde dadurch zuziehen, dass sie aus irgend einer Ursache sich auf die untere Seite der linist niederlegen und dabei die Vorderfiisse unter die Brust gezogen halten, wie z. li. wenn sie In engen Kastenständen, auf schlechtem, liolperichtem Boden ohne hinreichende Streu stehen und liegen miissen, oder wenn sie zu kurz angebunden sind, zu kurze Naclitketten haben, so dass sie sich beim Niederlegen nicht gehörig ausstrecken können; ebenso entstehen sie bei den Pferden, welche die üble Gewohnheit haben, sich wie die Kühe niederzulegen, so dass der Rlleiibogon auf die Stollen des Hufeisens zu liegen kommt. Doch braucht zur Erzeugung des Drucks nicht gerade ein Stollen vorhanden zu sein; denn bei Pferden, die sich so niederlegen, entstehen Stollbeulen, auch wenn ihre Hufe nicht beschlagen sind, Hier ist der Druck des harten Hufes allein hinreichend zur Erzeugung derselben.
Nach einigen Beobachtungen hat man (z. B. Waldinger') eine innere Disposition zu dem Enstehen der Stollbeulen angenommen und dieselbe in mancherlei Fehlern der Lungen und der beber zu erklären versucht, weil viele Pferde, die mit solchen Fehlern oder mit Dämpfigkeit behaftet sind, das Liegen auf den Seitenflächen der Brust nicht ertragen und deshalb sich auf die untere Flüche derselben logen. In manchen Fällen entstanden die Stollbeulen gleich nach überstaudenen akuten Krankheiten gleichsam metastatisch. — Ausserdem spricht noch für eine innere Disposition die Erfahrung, dass man die Stollbeulen am häufigsten bei Pferden mit schlaffer Textur, und die auf feuchtem, wässerigem Boden erzogen worden sind, wie z. B. bei Holsteinischen, Holländischen und dergleichen antrifft, sehr wenig aber bei Thieren aus trockenen Gegenden, z. B. bei den Türken, Arabern u. s. w. Aus den angeführten Ursachen findet man sie im Allgemeinen häufiger bei grossen Pferden, bei den Kürassierpferden, als bei den kleinen, bei Stadtpferden mehr als bei Landpferden. Man hat auch bemerkt, dass Wallachen mehr als Stuten, und diese mehr als Hengste Anlage dazu haben. — In manchen Zeiten, namentlich im heissen Sommer, kommen die Beulen zahlreicher vor als gewöhnlich.
Die Vorhersagung ist hei den Stollbeulen von deren angegebenen Verschiedenheit und auch davon abhängig: ob die Ursachen nur vorübergehend eingewirkt haben oder ob sie dauernd sind. Im letztern Falle ist die Beseitigung der vorhandenen Beulen und ebenso die Verhütung ihrer Wiederkehr sehr schwierig. Die Beurthcilnng muss sich im Besonderen nach den im Folgenden angegebenen Unterschieden richten; im Allgemeinen ist hier nur noch zu bemerken: dass manche Stollbeulen gewissermassen einen verstekten, bösartigen Charakter an sich tragen, indem dieselben allen Mitteln zur Zertlieilutig wiederstehen, in Eiterung oder in Verhärtung übergehen und chronisch werden, wo dann ihre Entfernung sehr schwierig ist und sie auch bei der besten Pflege dennoch vviedcrkonnnen.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;In Hinsicht ihres Einflusses auf (las Wohl-
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2' Therapie oder prakt. Iloilverfahren u. 1821, S 345.
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Zweite, Aufl. Wien u. Triest,
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Stolllieulen.
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sein der Tbiere und deren Gang ist aber die Prognosis günstig, weil nur manche Stollbeulen beim ersten Entstehen das Thier etwas lahm machen, in der Folge sind sie aber fast ganz ohne Einfluss und gelten nur als Schönheitsfehler.
Die Behandlung der Stollbeulen ist verschieden nach ihrer Beschaffenheit Hiernach kann man für die Praxis folgende verschiedene Arten von Stoll- oder Ellenbogenbeulen unterscheiden:
I) die frisch entstandenen Stollbeulen, die in einer mehr oder weniger ausgebreitete Entztlndungsgeschwulst mit gleichmassiger Spannung der Theile bestehen, oder die auch nebenbei ergossenes Blut oder Serum und späterhin Kiter enthalten, zuweilen sogar in folge des /.n heftigen oder zu andauernden Drucks theilweis brandige Absterbung zeigen;
'2) diejenigen, welche ohne frische Entzündungszufälle bestehen, aber entweder ergossene Flüssigkeit fühlbar in sich enthalten, oder wo die Geschwulst wie ein lockerer, gleichmiissiger Schwamm, ohne bedeutende Höhlen und Ahtlieilungen im. Innern zu fühlen ist;
3)nbsp; nbsp;sackartige und deutlich umgrenzte Stollbeulen, die fest oder locker mit dem Ellbogen und den übrigen Theilen zusammenhängen und irgend eine Flüssigkeit in ihrem Sacke enthalten;
4)nbsp; nbsp;sehr harte und in ihrem ganzen Continuum fest anzufühlende, speckartige (fibröse) Geschwülste
Aus diesen angegebenen Unterschieden der Stollbeulen ist sehr leicht einzusehen, class es kein einzelnes Mittel zur Heilung aller Arten dieser Beiden geben könne, jedoch aber haben die bei den einzelnen Arten in-dicirten Mittel mehr oder weniger Vorzüge vor einander, die aber im Wesentlichen nicht sehr bedeutend sind. Mehr als durch diese geringen Vorzüge des einen oder des andere einzelnen Mittels einer und derselben Art kann man durch ihre geschickte Anwendung und durch einzelne kleine Vorliieile bei der Behandlung dieser Geschwülste überhaupt erreichen. Die Praxis giebt dazu die beste Anleitung.
Bei allen Arten der Stollbeulen kommt es bei der Behandlung vorzüglich darauf an, dass man die veranlassenden Ursachen aufsuche und drückende, quetschende Einwirkungen vermeide.
Um diesen Zweck zu erreichen, muss man zunächst das Hufeisen des leidenden Fusses untersuchen und hierbei besonders sehen, ob die Stollen zu hoch oder zu spitzig sind, oder ob sie zu sehr nach der Innern Seite stehen. Ist einer dieser Zustände zugegen, so mass er zweck-nnissig abgeändert und wenn es die Umstände erlauben, muss das Huf-Eisen während der Cur abgenommen werden. — Findet man am Hufeisen keine Schuld, so erforsche men die Art, wie das Thier des Nachts liegt, und wenn dieses mit untergeschlagenen Küssen geschieht, so sehe man zu, ob das Thier durch einen engen Stand zu dieser Lage gezwungen ist, oder ob es freiwillig dieselbe wählt. Hiernach richtet sich die Abhülfe: im erstereu Falle durch einen grössercu Stand, im letzteren Fall aber durch ein ledernes Band, welches mit vielen J Zoll langen spitzigen Nägeln versehen ist und dem Pferde um den Fessel oder um den untern Theil des Schienbeins bei Nachtzeit so angeschnallt wird, dass die Spitzen der Nägel auswendig am Bande, an der hintern oder Innern Seite des Fusses zu liegen kommen, damit das Pferd die Lage mit unter den Leib geschlageneu Füssen nicht aushalten kann, weil die Nägel in die Brust stechen. Wenn aber die Thicre wegen kranker in-
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Stollbaulen.
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never Organe diese Lage annehmen, da nutzt solches Hand nichts, sondern es quillt das Thicr. Will oder kann man ein solches Band nicht anwenden, so muss man einen Lederschnh, dessen hinterer Theil rund herum um die Ballen mit Bosshaaren ausgefüllt imd mit weichem Leder überzogen ist, jede Nacht anschnallen oder den Huf und Fessel alle Abende mit Stroh oder Heu gut umwinden lassen, um somit wenigstens die Einwirkung von der Ilihtc des Hufes zu mindern. Dieses Mittel ist auch nach der Heilung als l'riiservativniittel so lange als möglich anzuwenden. Man lint auch einen handbreiten, (i—8 Oentiiu, dick gepolsterten Gurt um den Leib gelegt, um unter der Brust eine hohle Htelle für die Lage der Küsse zu schallen und den Druck von dem Gewicht des Körpers auf Letztere zu vermindern. Ist von diesen Mitteln keins wegen Mangel an Fleiss und gehöriger Aufmerksamkeit von Seiten der l'fenle-wärter anzuwenden, so ist das sicherste Mittel zur Erreichung des genannten Zweckes, class man während der Heilung das Thier so lange, als möglich gar nicht niederlegen, sondern immer kurz angebunden stehen lasst. Gegen dieses Mittel opponiren sich leider oft die Pferdeei-gonthümer und die Kutscher, weil sie meinen, das Pferd hält es so lauge ohne Liegen nicht aus.
Die chirurgische Behandlung der Geschwülste selbst hat bei den-
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jenigen,
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welche frisch entstunden und noch entzündet sind, und bei denen
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auch öfters ein Theil des Vorams mit angeschwollen ist, die Aufgabe: die Zertheilnng herbeizuführen. Dieser sucht mau zu genügen durch oft wiederholte Befeuchtungen mit kaltem Essigwasser, oder Oxykrat, mit viel Wasser verdünnte Arnika-Tinktur, durch kalte Anstriche von Thon, Lehm oder Bolus, oder wenn die Geschwulst etwas ödematös ist, durch warme Bähungen mit Seifenwasser, mit Aufgüssen von aromatischen Kräutern in Verbindung mit Salz oder Salmiak und dgl. Die kühlende Behandlung darf nur so lange geschehen, als wirklich aktive Entzündung besteht, weil sonst leicht Verhärtungen sich bilden.
Geht aber die Entzündungen einer solchen Stollheule mit Zurücklassung einer kalten, schmerzlosen Geschwulst vorüber, so ist sie wie die folgende Art zu behandeln; geht sie in Eiterung über, so behandelt man sie wie einen Abscess. Der letztere Uebergang ist oft recht günstig, weil er häufig die gründliche Heilung bewirkt. Wenn jedoch die Wände des Abszesses noch dick sind ist das Bestreichen der Beule mit Merkurialsalbe, oder mit grüner Seife, mit Theer, selbst mit Canthari-densalbe nöthig.
Kalte, schwammige Stollbeulen ohne Höhlen in denselben sind oft noch zur Zcrtheilung zu bringen Man wendet zu diesem Zwecke Einreibungen von stark erregenden Mitteln, z. li. in der ersten Zeit täglich ein Paar Mal von grüner Seife oder von einem Liniment aus Wasser und gemeiner Seife, später von Kantbaridentinktur, oder von Stein- oder Terpenthinöl, von Aminoniumliniment mit oder ohne Karapher, Merkurialsalbe mit Kampher oder mit Terpenthinöl, Terpenthin mit Kali- oder Ammoniuraverbindnngen und dgl. an. Besser als alle diese Mittel ist. eine Zusammensetzung von schwarzer oder eigentlich grüner Seife mit Salmiak, Steinöl und Kantbaridentinktur in folgendem Verhältnisse: schwarze Seife 120,0, Salmiak 30,0, Steinöl und Kantbaridentinktur aa 15,0. Dies giebt ein mittelmässig consistentes Liniment, welches von ausserordentlich kräftiger Wirkung ist und dennoch die Haare nicht zer-
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Stollbenlen. Behsndlung.
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stört. Ganz ähnlich ist folgende Zusammensetzung: Kali carbon. ß0,0 Liq, ammon. canst. 45,0, 01. Terebinth. ()(raquo;,(), wo/u man allenfalls noch etwas Kantharidentinktur oder Branntwein hinzusetzt. Man wendet es tilglicli einmal durch tüchtiges Einreiben in die Geschwulst an, setzt jeden dritten oder vierten Tag damit ans, und an dem folgenden Tage wäscht man vor dem Einreiben das in den Ilaaren sitzende Liniment mit lauwarmem Seifenwasser ab. Die Geschwulst wird hei dem Gebrauche dieses Mittels massig entzündet, warm und schwitzt täglich etwas Lymphe aus; wird jedoch das Ausschwitzen .sehr stark, so dass die Ifaarc auf der Geschwulst zusammenkleben, so muss man das Abwaschen mit warmem Seifenwasser noch öfters wiederholen Das Ausschwitzen 1st übrigens ein günstiges Zeichen von der beginnenden Zer-theilung. Ist aber die Geschwulst zu alt und sehr hartnäckig, so kann man die Salbe durch starkoren Zusatz von Salmiak, Steinül und Kan-thariden in ihrer Wirkung noch erhöhen, Sicherer und schneller bewirkt man die Zertheilung durch von Zeit zu Zeit wiederholte Einreibung der Kantharidensalbe, — oder durch das in einzelnen Streifen zumachende Bestreichen der Haut auf der Beule mit Acidum nitricum oder Acidum sulphuricuni, — oder durch das Aufstreichen des im vorigen Capitel (S. 262) angegebenen Gemenges aus Sublimat, Kanthariden, Eu-phorbium, Schwefel- und Salpetersäure. Letzteres Mittel ist liier ein wahres Spezifikum und verdient um so mehr Beachtung, weil die Thiere in etwa 6 Stunden nach der Anwendung wieder arbeiten können und die Anwendung gewöhnlich nur einmal noting ist. — Zuletzt bleibt eine schlaffe, oft beuteiförmige Haut zurück, die man durch stärkende Mittel, Kampher- oder Salmiakgeist, Eichenriudendekokt mit Alaun und ähnlichen Mitteln behandelt, um sie zu starken und zu verengern.
Bei der dritten Art der Stollbeulen (die gleich vom Anfange ihres Bestehens oder erst nach einigen Tagen irgend eine Flüssigkeit, gewöhnlich eine Art Blutwasser mit Lymphe gemischt enthalten, die mehr oder weniger deutlich begrenzt und mit Warme und Schmerz verbunden sind) darf man sich trotz ihres frischen Znstandes und ihrer entzündlichen Symptome dennoch keine Hoffnung auf Zertheilung machen, sondern man muss sie baldigst durch einen Einstich, welchen man massig erweitert, öffnen und ihren Inhalt entleeren. Gewöhnlich findet mau nach dem Oeffnen eine Höhle, deren Wände sich etwas derb anfühlen und die in den meisten Fällen durch quer verlaufende sehnenartige oder gefässartige Fäden mit einander in Verbindung stehen. Diese Fäden schneidet oder reisst man heraus, und reibt dann ilnsserlich die Kantharidensalbe, nach 2—3 Tagen einige Male wiederholt ein, um dadurch Verminderung der in der Umgebung der Höhle noch übrigen Härte zu bewirken. Fette Salben sind schädlich, weil sie die Erzeugung von schwammigem Fleische begünstigen. Bei guter Eiterung erfolgt die Heilung bald. — Englische Thierärzte haben auch empfohlen, ein Haarseil durch die Beule zu ziehen; ich habe hiervon keinen guten Erfolg gesellen.
Die vierte Art der Stollbenlen sind eine Art veralteter Balggeschwülste. Die Behandlung derselben ist nach der Beschaffenheit des Balges und seines Inhalts verschieden. Zertheilung ist hier nicht mehr möglich, sondern es ist die Indication zur Entfernung der Beule gegeben. Diesem Zwecke entsprechen viererlei Heilmethoden, nämlich J) das Ab-
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Stollbeulen. Behandlung,
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binden der Geschwulst; 2) die Ausschälnng derselben durch das Messer; 3) die Zerstörung durch eine in ihr erregte heftige Entzttndung und Eiterung; oder 4) die Tödtung derselben durch eingebrachte spezifische Zerstörungsmittel.
Das Abbinden kann nur bei solchen Stollbeulen stattfinden, welche locker in einem Beutel herabhängen oder wie auf einem langen Stiele sitzen. Zum Abbinden bedient man sich zweierlei Methoden, a) indem man vor dem Anlegen der Ligatur die Haut um den Grund der Geschwulst durchschneidet; /') indem das Anlegen der Ligatur ohne vorhergegangene Hauttrennung erfolgt. Das erstere Vorfahren hat den Vortheil, uass ein schnelleres Absterben der Geschwulst dadurch herbeigeführt wird. In beiden Fallen legt man die Ligatur am Grunde der Geschwulst an, um alles Krankhafte mit zu entfernen, und man schnürt sie so fest zu, dass das Thier keinen Schmerz mehr in der Beule empfindet. Zur Unterbindung gebraucht man am besten einen recht biegsamen, zähen und nicht zu dicken Messingdrath oder eine seidene gut gewachste Schnur; die Enden beider müssen nach aussen zu liegen kommen, nach 24 Stunden fester zugezogen werden oder besser, man legt auf die erste eine zweite Schlinge und lilsst dieselbe liegen, bis die Geschwulst abfüllt. In der ersten Zeit nach der Unterbindung schwillt gewöhnlich die ganze Umgebung bedeutend an, das Thier hat mehr oder weniger Schmerzen, welche sich jedoch bald wieder verlieren. Die Geschwulst wird immer kleiner, stirbt zuletzt ganz ab und fallt von dem Ellenbogen los; doch kann mau auch dieselbe, wenn sie halb abgeeitert ist vollends abscheiden. Dieser endliche Eintritt der Heilung richtet sich nach der Dicke des Stieles der Geschwulst, der Starke und Zahl der in denselben gehenden Gefässe, nach dem mehr oder weniger festen Anlegen der Ligatur und nach mehreren andern umständen.
Die Entfernung der Stollbeulen durch d as Messer geschieht nach dreierlei Variationen: 1) indem man von oben nach unten einen einfachen Schnitt über die Geschwulst durch die Haut macht, die Hautlefzen von einander zieht und die Geschwulst mit gänzlicher Schonung der Haut von den sie umgebenden Theilen trennt; 2) indem man einen Kreuzschnitt macht und so wie vorher verfährt; 3) indem man einen eiförmigen oder Zirkelschnitt, mehr oder weniger nach dem Grunde der Geschwulst zu, um dieselbe durch die Haut führt, dann die Geschwulst von allen unter oder neben ihr liegenden Theilen lostrennt und sie so zugleich mit dem auf ihr sitzenden Hautstück entfernt. Hierbei ist jedoch zu berücksichtigen, dass nicht zu viel Haut mit entfernt werde, weil sonst diese wegen ihrer Zurückziehung nach der Operation zur Bedeckung und Vernarbung nicht hinreicht und die Heilung dadurch un-nöthig in die Länge gezogen wird.
Die erstere Methode verdient wegen der darnach entstehenden weniger grossen Wundfläche den Vorzug in denjenigen Fällen, wo der Umfang der Geschwulst nicht zu gross und diese nicht mit ihrer ganzen Umgebung sehr verwachsen ist. Bemerkt man bei dem Ausschälen der Stollbeulc, dass dieselbe mit breiter Basis fest auf dem Ellenbogen sitzt, so muss die ganze Beule in diesem Umfange entfernt werden, doch mit grosser Sorgfalt, um nicht die daselbst liegenden sehnigen Theilc und grossen Gefässe zu verletzen. Gelingt das reine Ausschälen nicht, so ätzt man die Ueberreste mit Kali causticum, Höllenstein, oder brennt sie mit dem
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Stollbeulen. Behandlunff.
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(ilülu'isen, um sie tlioils durch das Brennen selbst, theils durch die darnach erfolgende Entzündung gänzlich zu zerstören. Dies ist um so mehr nothwendig, da die Erfahrung lehrt, dass solche zuruckbieüjenden krankhaften Theile in einiger Zeit wieder zu einem grosson Sehwamme anwachsen. Entstehen bei dem Ausschälen heftige Blutungen, so unterbindet man die blnteiulen Gelasse, wenn sie gross und leicht zn erreichen sind, oder man brennt sie mit dem Glüheisen. — Nach der Operation verbindet man die Wunde mit lockerem Werg, das mit einer gelinden Digestivsalbe bestrichen ist, und legt einen passenden Verband an. Nach eingetretener Eiterung ist es zweckmässig, bloss austrocknende Pulver in die Wunde zu streuen und vorher dieselbe jedes Mal mit warmen Wasser zu reinigen; hierdurch wird jeder beschwerliche Verband erspart, Wucherung und Eiterung beschränkt und das Zusammenziehen der Wunde befördert. Die Heilung derselben ist jedoch bei grösseren Wunden schwierig, weil bei jeder Bewegung des Kusses der Ellbogen nach hinten zwischen den Wundrändern hervortritt, dieselben spannt und die Verwachsung stört, um dies zu verhindern liisst man die Pferde während der Heilungszeit fortdauernd stehen.
Die Zerstörung der Stollboulo durch eine in ihr hervorgerufene Eiterung erfolgt nach dem Einbringen heftig reizender Mittel in die Höhle derselben. Alan brennt entweder das Innere der Höhle oder man zieht ein Haarseil durch die Heule und bestreicht dasselbe mit reizenden Mitteln, Terpenthinöl, Kantharidensalbe und dgl. Zugleich macht man täglich mehrmals Bähungen mit schleimigen Abkochungen und sorgt für die grösste Reinlichheit. Die Heilung erfolgt hierbei langsam und selten gründlich; es entstellt vielmehr oft Wucherung; und schwielige Verhärtung.
Die Tödtung der Stollbeulen kann durch spezifische Mittel, durch Arsenik, Ac tz-S ubli mat, oder durch Säuren, und durch Kupfervitriol geschehen. Sie gründet sich auf die Erfahrung, dass die mit einem Balge oder Sacke versehenen Geschwülste, und somit auch die Stollbeulen ähnlicher Art, nach Anwendung der Säuren und ähnlicher Mittel allmiilig absterben, sich dabei von ihrem Umfange lostrennen und zuletzt ausfallen. Um dies zu bewirken, macht man mit einen Bistouri einen Einstich in horizontaler Richtung bis in die Mitte der Geschwulst, so gross, dass man mit dem Einger in dieselbe kommen kann, — bringt nach der Blutstillung oiingefähr 3—4 Gramm pülverisirten weissen Arsenik, — oder ebensoviel dieses Mittels in kleinen Stückchen, —oder 5—S Grarnm Kupfervitriol in das Innere der Geschwulst und legt in die Ooffnung derselben eine Wergwiecke, um das Herausfallen der Mittel zu vorhindern. Hierauf entstellt; in der Geschwulst ein spezifischer Entzündungs- und Absterbungs-Prozess; die Heule wird massig warm, vergrössert sich bedeutend und eitert. Etwa nach 8 oder 10 'ragen bemerkt man am Rande der inzwischen sehr gross gewordeneu Oetl'nung, dass die innere Masse der Geschwulst sich von der Maut trennt. Letzteres erfolgt dann weiter in 14—20 Tagen vollständig, und die Geschwulst fällt dann zuweilen von selbst aus, oder mau löst sie zuletzt mit Hilfe eines Lorbcerblattmessers oder einer in der Fläche gebogenen Scheere vollends ab. - Während einer solchen Cur können die Pferde bis zu dem Moment, wo die abgestorbene Substanz der Stollbeule abfällt oder operativ weggenommen wird, fortwäh-
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272nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Kniebcule.
rend arbeiten. Es ist nur nöthig, die Haut unter der gemachten Oeff-nuDg öfters zu reinigen und sie mit Fett oder Oel zu bestreichen, um sie gegen AnJltzung zu schützen. — Auch die Schwefelsäure, Salpetersäure und selbst der concentrirte Essig bewirken das Absterben der Stollbeulen, wenn man diese Mittel in das Innere der Beulen bringt, jedoch nicht so sicher wie der Arsenik; — und als ein sehr wirksames Mittel dieser Art kenne ich die Zusammenmischung von Kantharidonpul-ver mit der Schwefel- und Salpetersäure zu gleichen Theilen. ') Etwas von dieser Mixtur wird auf ein Stückchen Holz gestrichen und dann dasselbe, wie bei dem Anlegen eines Fontanells, in die Ooft'nung der Geschwulst gebracht. Bei alten Thierea erfolgt auf diese Weise weit seltener die Entfernung der Beulen, als bei jungen, weil bei den ersteren die gehörige Kraft zur Erzeugung eines passenden Entzündungsgrades fehlt. Nachdem die Masse der Beule durch das eine oder das andere Mittel entfernt ist, wird die Höhle täglich einmal mit Seifenwasser gereinigt und mit einem austrocknenden Pulver, zu dem man auch selbst etwas Alaun, Vitriol und dgl. reizende, zusammenziehende Mittel liinzu-fiigen kann, bestreut, bis die gänzliche Heilung erfolgt.
Die metastatischen Stollheulen ändern die Behandlung im Wesentlichen nicht, sondern dieselbe richtet sich nach der Beschaffenheit der Geschwülste. Da diese Art meist mit sehr reichlicher Absonderung einer Flüssigkeit begleitet ist, so ist von Anfang an auf die Entleerung derselben mehr, als auf Zertheilung zu wirken.
Im Allgemeinen kann bei allen Arten von Stollbeulen während der Behandlung das Pferd gehraucht werden, wenn nicht ausserordentliche Zufälle, wie z. B, nach dem Ausschälen heftiges Fieber, starke Eiterung u. s. w. eintreten, wo bis zur Beseitigung derselben das Thier geschont werden muss.
Bei Ochsen und zuweilen auch an Hunden kommen verschiedene Arten von Ellenbogenbeulen vor, welche denen der Pferde ähnlich sind und ihrer Beschaffenheit geinäss auf dieselbe Weise behandelt werden müssen, wie die Stollbeulen der Pferde.
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Fünftes Capltel.
Die Kniebeule und dor Enicschwamm.
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, Bei Pferden und oft auch bei Rindern kommen auf dem sogenannten Knie (der Eusswurzel) der Vorderfüsse Geschwülste vor, welche man als Kniebeulen bezeichnet. Sie entstehen von Quetschungen der am Knie liegenden Theile, am meisten bei Pferden, die oft stolpern und auf die Kniee niederstürzen, oder welche sich wie das Rindvieh beim Niederlegen
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1) Diese Mixtur muss unmittelbar vor der Anwciulunp; bereitet werden, wenn sie wirksam sein soll; daher darf man aiemala grosse Quantitäten bereiten.
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Kniebeule.
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auf die Knie stützen, und eben so wieder aufstehen, auch bei Pferden laquo;nd Kindern, welche auf unebenem, mit Feldsteinen gepflasterten Boden ohne gehörige Streu liegen müssen u. s. w.
A. Bei Pferden findet man diese Beulen bald als frische, bald als veraltete Quetschungen in verschiedenem Grade, welche entweder nur in und unter dor Haut, oder tiefer zwischen den Sehnenscheiden, in diesen selbst, namentlich in der Scheide des Scliienbeinstrockers oder zwischen den Bündern Entzündung, Blutaustretung und Exsudate erzeugt haben; und zuweilen erstrecken sich diese Wirkungen selbst bis auf die Knochen. — Im frischen Zustande sind sie mit den Zufällen der Entzündung, vorzüglich mit Schinerz verbunden, im chronischen Zustande fehlen diese Zufalle. In beiden Füllen finden sich aussei' den Austretungen von Blut und Serum, zuweilen auch Eiterung, oder plastische Ausschwitzung; in manchen Füllen auch Höhlen mit glatten Flüchen, oft schwammige oder speckartige Verdickungen der Weichgebilde und in einzelnen Fällen Exo-stosen, Auflockerung und Verwachsung der Knochen.
Beurtheilung. Die Kniebeulen stören zwar nicht in jedem Falle, aber doch öfter und stärker die freie Bewegung des Fusses, als dies bei den Stollbeulen geschieht; und da, wo die Knochen mitleiden, ist gewöhnlich eine wirkliche Lahmheit oder Steifigkeit andauernd zugegen. — Auch hinsichtlich der gründlichen Heilung ist bei den Kniebeulen die Prognosis weniger günstig als bei den Ellenbogenbeulen, weil das naheliegende oder selbst mitleidende Kniegelenk die Anwendung der bei den letzteren angeführten eingreifenden Mittel (das Brennen, Zerstören, Ausrotten der Geschwulst durch das Messer) nur mit der grössten Vorsicht gestattet, und weil wegen der grösseni Bewegung der leidenden Theile, und wegen der straff anliegenden Haut die bei der Operation gemachten Wunden schwerer heilen, — besonders aber bei dein Rindvieh, weil diese Thiere bei dem Niederlegen und Wiederaufstehen zuerst ihre Körperlast während eines Momentes in kniender Stellung tragen und dabei die leidenden Theile immer wiederholt gedrückt und gereizt werden.
Die Behandlung dieser Geschwülste richtet sich nach deren Beschaffenheit und den damit verbundenen Umstünden. Sind die Beulen frisch entstanden, noch sehr warm und schmerzhaft, so kann das fleissige Kühlen mit Wasser und Essig, Bleiwasser u. dgl. geschehen, so lange eben der akute Charakter der Entzündung besteht; in den meisten Fällen ist aber der Zustand mehr asthenisch, und er erfordert anhaltende Anwendung von Infusionen aromatischer Kräuter oder von aromatischen Brei-umscblägen, oder von einer Auflösung des Kochsalzes oder des Salmiaks in Essig. Ist die Zertheilung der Geschwulst nur unvollkommen erfolgt, d. b. haben sich die Entzündungszufälle verloren, während die Anschwellung noch zurückbleibt, so wendet man die bei der zweiten Art der Stollbeulen und bei den Verhärtungen empfohlenen Mittel an. Gelingt es auch dadurch noch nicht, so kann man auf die Geschwulst die Cantharidensalbe streichen und dies nach 5—G Tagen wiederholen, oder man brennt die Haut auf ihr oberflächlich mit vielen Punkten, immer einen von dem andern einen Zoll weit entfernt. Wenn in einer Kuie-beule sich Blut oder Blutwasser in beträchtlicher Menge findet, und wenn diese Flüssigkeiten beim Gebrauche zertheilender Mittel in einigen Tagen nicht durch Resorption entfernt werden, so muss man sie mittelst eines Einstiches in die Beule aus derselben entleeren, Diu'ch die gemachte Oeff-
IlEimvio, Olilrurglo. a. Aufl.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 18
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274nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Kniebeule.
untersucht man das Innere der Gesellwulst, ob blosse Trennung der Theile oder auch krankhafte organische Veränderung derselben schon vorhanden ist. Im ersten Falle behandelt man dann die Beulen wie eine gequetschte Wunde, indem man sie durch warme Breiumschläge oder Bähungen von schleimigen, später aromatischen Pflaiuien znr Eiterung und Heilung bringt. Im zweiten Falle muss man stärkere Reizmittel in die Wunde und äusserlich auf die kranken Theile bringen, wie die rothe Quecksilbersalbe, Einspritzungen einer Auflösung von Kali cau-sticum (1: 30) u. dgl., um kräftige Eiterung in ihnen und hierdurch ihre Entfernung zu bewirken. Sehr nützlich ist auch hier die mehrmals wiederholte Auftragung der Cautharidensalbo auf die Beule. — Dem Thiere muss während der Behandlung durchaus Buhe gegeben werden.
B, Beim Bindvieh kommt, aussei- denselben Quetschungszufällen wie am Knie der Pferde, noch der sogenannte Knieschwamm in zwei Formen von Geschwülsten vor, nämlich: a) als weicher, und b) als verhärteter Knieschwamm.
Das Leiden findet sich, nach Haubner's ') Beobachtungen, an einem Vorderfasse als eine Geschwulst von verschiedenem Umfange an der Vorderfläche des Kniees und Schienbeins. .Je grosser dieselbe ist, desto mehr erstreckt sie sich nach unten und erlangt dadurch eine längliche, eiförmige Gestalt. Die Geschwulst ist ursprünglich eine mit Flüssigkeit erfüllte Höhle, kann in diesem Zustande durch Monate, selbst Jahr und Tag verbleiben und stellt so den weichen Knieschwamm dar. In der Regel wird aber mit der Zeit die Flüssigkeit vermindert, die Consistenz dichter, die Wände verdicken sich, die Masse im Ganzen wird schwammartig oder speckartig derb und somit zum harten Knieschwamm. Im Wesentlichen ist der pathologische Zustand, nach Bychner *) und Haubner3) eine Balggeschwulst, nach Gurlt*) und Bosenbaum5) eine Wassersucht der Sehnenscheiden am Vorderknie und Schienbein. Unbezweifelt kommen daselbst diese beiden Zustände vor, ihre unterscheidende Merkmale am lebenden Thiere sind jedoch noch nicht gehörig festgestellt, — was jedenfalls für die richtige Behandlung eine dringende Nothwendigkcit und daher von den Thierärzten zu erwarten ist, denen der Knieschwamm öfters vorkommt.
Die Beseitigung der Knieschwämme bei dem Rindvieh ist sehr schwierig, weil diese Thiere bei ihrer Weise aufzustehen und sich niederzulegen, immer wieder die Vorderknie quetschen. In einzelnen Fällen ist die Geschwulst in der ganz ersten Zeit ihres Bestehens beseitigt worden durch Anwendung des bei der Brustbeule (S. 262) angegebenen Gemenges von Canthariden, Euphorbinni, Sublimat, Schwefel- und Salpeter-säurre. Bei völliger Ausbildung fruchtet kein Arzneimittel, sondern nur, nach Rosenbaum, die Eröffnung' der Beule und Entleerung der Flüssigkeit; ich habe in mehreren Fällen mit gutem Erfolge ein Haarseil senkrecht durch die Mitte der Geschwulst gezogen, dasselbe 14 Tage in
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1)nbsp; Magaz. f. d. gas. Thierheilk. Bd. XXI. S. 414.
2)nbsp; Bujatrik, Bern 1841. S. 375.
3)nbsp; A. a. 0.
4)nbsp; Magaz. f. d. ges. Thierheilk. Bd. XVII. S. 345.
5)nbsp; Ebendas. Bd. XXI. S. 215.
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Piophackcn.
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Eiterung erhalten und dann noch die Cantharidensalbe angewendet. Nach Haubner ist auch die Exstirpation der Geschwulst zu unternehmen, — worauf eine entsprechende Nachbehandlung stattfinden muss.
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Sechstes Capitel.
Die Piephacken. Capelets.
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Mit diesem alten, etymologisch nur halb erklärbaren Trivialnamen (Piep ? Hacke = Ferse) bezeichnet man Anschwellungen resp. Geschwülste von verschiedener Beschaffenheit und Grosse, die sich über dem hinteren Theile der Fusswurzel (dem Sprunggelenk) und zwar über der Spitze oder Beule des Sprungbeins befinden. Diese Anschwellungen sind von verschiedener Beschaffenheit; man nennt sie im Allgemeinen Piephacke n.
Man erkennt die Piephacken, abgesehen von ihrer oben erwähnten verschiedenen Beschaffenheit, sehr leicht, wenn man sich seitlich neben die Hinterfüsse des Pferdes stellt, und das untere Ende der Sprungflechsen auf und über der Spitze des Sprungbeins betrachtet. Man sieht und fühlt die angedeutete Anschwellung in bald mehr bald weniger starkem Grade und in verschiedener Ausdehnung. Die Entzündung der Haut ist zuweilen akut, meist chronisch; im ersteren Falle besteht Spannung, Hitze und bei dem Drücken auch Schmerz; bei dein chronischen Charakter fehlen diese Eigenschaften und die Haut ist kalt, derb oder schlaff, und oft erleidet sie sogar Eingereindrücke. Ist die Scheide der Achillessehne, resp. des Kronenbeugers durch Serum ausgedehnt, so ist die Anschwellung elastisch; eben so ist es, wenn der hier liegende Schleimbeutel leidet. — In der Kegel ist die Geschwulst wenig begrenzt, länglich, zuweilen nur an der hinteren Fläche der Sehne, zuweilen auch auf die Seiten derselben ausgedehnt. Frisch entstandene Piephacken sind gewöhnlich mit vermehrter Wärme und Empfindlichkeit, selten mit Lahmheit begleitet, und zuweilen zeigt die Haut noch Spuren von Quetschung, vom Reiben u. dgl.; im veralteten Zustande fehlen diese Nebenzufälle und die Pferde gehen an alten Piephacken nicht lahm.
Die Ursachen dieser Geschwülste sind: äussere Veranlassungen, welche Druck und Quetschungen der Haut über dem Sprunggelenk oder der hier liegenden Sehnen, Sehnenscheiden und Sehnenscheidenbeutel bewirken; daher bemerkt man sie besonders oft bei solchen Pferden, welche die schlechte Gewohnheit haben, sich am Hintertheil zu reiben, wobei sie sich oft zugleich das Sprunggelenk drücken und quetschen; — bei kitzlichen und tückischen Pferden, die häufig mit den llinteifüsscn schnell ausschlagen und dabei mit dem Sprunggelenk an harte Gegenstände kommen, sind die Piepkacken oft ein Verräther des tückischen Natureis. — Pferde, die in Schiffen iiber's Meer gefahren werden, zeigen oft nebst Quetschungen anderer Theile auch frisch entstandene Piephacken. —
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Piephacken.
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Aussei' (lieson äusseni Ursachen bostoht in manchen Pferden eine Anlage znin leichteren Entstehen dieser Geschwülste; denn man findet sie am häufigsten bei Stuten1) und viel häufiger bei schlaffen Pferden, als bei edlen und bei denen von trockener Constitution. In vielen Füllen, besonders während und nach iiberstandenen fieberhaften Krankheiten sah mau Piephacken ohne jede ilussere Veranlassung gleichsam metastatisch entstehen.
Beurtheilung. Wie oben erwähnt, verursachen die Piephacken nur in seltenen Füllen, wenn sie noch mit frischer Quetschung und mit Entzündung verbunden sind, dem Thiere Schmerzen und [linken; die schon einige Zeit bestehenden schaden wenig oder gar nichts und gelten daher auch nur als Schönheitsfehler. Die völlige Beseitigung ist sehr schwierig, ja oft unmöglich, weil die Zerthellnng wegen der Elgenthüm-lichkeit der Geschwulst selbst und wegen der Gefüssarmuth in den sehnigen Theilen, in denen sie ihren Sitz haben, gewöhnlich nicht leicht zu erfolgen pflegt, - ausserdem aber auch, weil diese Thelle in einer beständigen Spannung bleiben und well die Gelegenheit zum Reiben und zu neuen Quetschungen nicht ganz vermieden werden kann. — 1st die Geschwulst schon sehr veraltet und verhärtet, wo ist sie gewöhnlich nicht zu zeitheilen, besonders bei sehr unruhigen und alten Pferden.
Die Behandlung der Piephacken ist nach der Beschaffenheit und dem Alter derselben verschieden. Die noch mit Entzündung verbundenen Geschwülste behandelt man im Allgemeinen wie frische Quetschungen, mit zertheilenden Mitteln, z. B. mit dem einfachen oder zusammengesetzten Oxykrat, mit dem Bleiwasser u. dgl. Verliert sie aber ihre Warme und Empfindlichkeit, und bleibt nur noch eine kalte, wässerige oder schwammige Geschwulst zurück, so wende man, um die Resorption zu befördern, Waschungen und Einreibungen mit Kamphergeist oder Seifengeist, grüne Seife, flüchtigein Liniment, mit Terpenthinöl, überhaupt mit reizenden Mitteln fleisslg an. Von ausgezeichnetem Erfolge zeigte sich die fortgesetzte Einreibung der Jodsalbe, noch mehr die der Jodtinktur, auch der rothen Jod-Quecksilbersalbe, und ebenso das bei den Stollbeulen beschriebene Liniment von grüner Seife, Salmiak, Canthari-dentinktnr und Steinöl, ebenso das von Binz empfohlene sogenannte Linim, ammon. alkoh. aether. (Kali carbon. 3lj, 01. terebinth, giv, Spir. sal. ammon. ,^iij, Spir. vin. ,^vllj). Zuweilen ist eine blosse Ergiessung von Lymphe ins Zellgewebe unter der Haut zugegen, mit wenig Entzündung, aber viel Spannung; hier soll nach Binz mit einer krummen Nadel ein Seidenfaden durchgezogen werden. Vergeht jedoch die Plep-hacke auf die Anwendung dieser Mittel auch nicht, so sind Einreibungen von noch mehr reizenden Mitteln, den sogenannten scharfen, und das Brennen anzuwenden. Von den scharfen Mitteln sind von den praktischen Thierürzten verschiedene Pflaster und Salben vorgeschlagen worden, so das scharfe englische Pflaster (S. 50), welches im frisch geschmolzenen Zustande auf die Piephacke, nachdem die Haare abgescho-
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1) Bei den Stuten hat man die Ursache thoils in einem stärkeren Andränge von Säften zum Ilintcithoil, besonders zur Zeit des Rossigseins, theils in der Verunreinigung der Spiunggelenko durch den abfliessenden Urin und in der hierdurch bewirkten Reizung der Haut auf der Spitze der Backen, gesucht
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l'iephacken.
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ren sind, aufgetragen wird. Es erfolgt hierauf Entzündung an der Ober-llilche der Geschwillst, Ansschwitzving von Lymphe, welche sich zu einem Schorf verdichtet und nach einiger Zeit mit dem Pflaster zugleich abfällt Oft muss dieses Pflaster nach einiger Zwischenzeit zum zweiten oder auch selbst zum dritten Mal angewendet werden, ehe man diesen Zweck erreicht. Jn den Fällen, wo die scharfen Mittel nöthig sind, kann man mit diesem Pflaster allein ausreichen; hat man dasselbe aber nicht vorräthig, so können Einreibungen mit einer einfachen Cantharidensalbe, welche jedoch öftem wiederholt werden müssen, seine Stelle vertreten. Bei sehr grossen, schwammigen und hartnäckigen Piepkacken wird zuweilen auch das Brennen, oder auch die Spiessglanzbutter (Butyrum an-tiinonii) als Einreibung angewendet; die ganze Piephacke entzündet sich darauf heftig und schwitzt an ihrer Oberfläche viel Lymphe aus, welche zu einem Schorf eintrocknet und dann mit der zum Tbeil zerstörten und abgestorbenen Haut ungleich in Porin von Schuppen abfällt. Ich sah jedoch nach der Anwendung dieses Mittels jedesmal kahle Flecken zu-rückbleibeu, die gewöhnlich erst nach vielen Monaten, zuweilen auch gar nicht wieder mit Haaren bedeckt wurden. Ich kann daher dieses Mittel nicht empfehlen.
Das Brennen der Piephacken mit dem Glüheisen mnss so geschehen, dass seine Wirkung nicht zerstörend, sondern mehr der Wirkung der scharfen Mittel ähnlich sei; es muss daher in Punkten über die ganze Piephacke verbreitet, zwar nur oberflächlich, aber doch so anhaltend und eindringend angewendet werden, dass an den gebrannten Stellen Entzündung mit vieler Ausschwitzung erfolgt.
Hin und wieder ist auch das Ausschälen der grossen schwammigen Piephacken empfohlen, dasselbe ist jedoch nicht zweckmässig, weil wegen der grossen Spannung der Haut an dieser Stelle und wegen der nicht zu verhindernden Beugung des Gelenkes, wobei die Wunde jedesmal auseinander gezogen wird, die Heilung nach der Operation sehr schwer und langsam erfolgt.
Eben so ist das von einigen Autoren angegebene Eröffnen und das Scarificiren der fluetuirenden Piephacken am besten zu unterlassen, da es oft böse Wunden, hässliche Narben und Verhärtungen giebt, und durch die Wirkung der reigenden und scharfen Mittel fast ganz entbehrlich gemacht wird. Glaubt man in einem Falle ohne die Eröffnung eine grosso, fluetuirende Piephacke nicht beseitigen zu können, so wende man gleich nach dem Einstich die Cantharidensalbe an, und wenn die Entzündung zu heftig wird, wiederhole man die Einreibung noch ein- oder mehrere Male.
Nach der Heilung der Piephacken bleiben zuweilen bemerkbare Spuren derselben, als Schwielen, einzelne verhärteten Stellen, Narben u. s. w. zurück, welche man zwar nur sehr langsam, am besten durch öfters wiederholte Einreibungen mit aufgelöster Seife, oder mit warmem Gel oder Thran, zu denen man noch etwas dodkali zusetzt, beseitigt.
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#9632;
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278nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Quetsch, der Fiisso von dem Uobortrctou über ilio Halfterkette.
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Siebentes Capitcl.
Quetsclmugcn der Fasse von dem Uebcrtreteu über die Halfterkette.
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Es kommt häufig vor, das Pferde aus Muthwillen, Spielerei, oder um sich mit den Hintcvfüssen am Halse und am Kopfe zu kratzen, — über die Halfterkette oder den Halftcrstrick treten, durch einige Zeit über diesen Gegenständen mit den Ffissen sitzen bleiben und sich dabei bald mehr bald weniger quetschen und anderweitig beschädigen. An den Vorderfüssen bleiben die Pferde entweder nur einfach mit der hinteren Seite des Fesseis oder der Beugesehnen bis zum Knie auf dem Stiick u, s. w. sitzen, oder sie umwickeln sich bei diesen Veranlassungen zuweilen den Fuss gänzlich, und schnüren sich, um loszukommen, die genannten Theile förmlich ein. Im ersteren Falle finden sich die Symptome der Quetschung, der Entzündung oder auch selbst oberflächliche Hautverletzung an der hintern Seite des Fesseis, der Beugesehnen oder des Kniees, — im letzteren Falle aber erstrecken sich die Zufälle mehr oder weniger rund um den betroffenen Theil. Au den Hinterfüssen verhält es sich im Allgemeiuen ebenso. Bei diesen Verletzungen an den Vorderfüssen findet sich ausserdem in einzelnen Fällen eine starke Zerrung im Ellenbogen- oder Fusswurzelgelenk, wenn die Pferde bei dem Bemühen, aus dem Stricke zu kommen, grosse Anstrengungen gemacht haben; an den Hinterfüssen findet sicli häufiger eine starke Ausdehnung der inneren Seite des Sprunggelenks und in manchen Fällen entwickelt sich hiernach der Spat. Zuweilen geschieht es noch, dass Pferde mit einem Hinterfuss sich dermaassen in dem Halftcrstrick verwickeln, dass der Kopf und Hals nach der betreffenden Seite mit Gewalt hingezogen wird, so dass die Pferde niederstürzen, mit dem eingeschnürten Fuss heftige Bewegungen machen und sich dadurch die Muskeln oder Bänder am Genick und Hals übermässig ausdehnen, ja sogar unvollständige Verrenkungen der Halswirbel und hierdurch lähmungsartige Zufälle herbeiführen.
Die Erkennung dieser verschiedenen Verletzungen ist an den sie begleitenden Symptomen der Entzündung, der entzündlichen und der öde-matösen Anschwellung, oft auch an den abgescheuerten haarlosen Stellen, an der verletzen Oberhaut, so wie an der gestörten Function der Theile leicht zu erlangen.
Die Bourtheilung ist je nach der oberflächlichen oder tiefer gehenden Quetschung, nach der Ausbreitung derselben, nach den anderweitigen Zufällen n. s. w., in den einzelnen Fällen verschieden zu machen. Oberflächliche Quetschungen am Fessel oder an den Beugesehnen heilen gewöhnlich in 4 bis 8 Tagen; sind aber die Sehnen bedeutend mit betroffen, oder ist die Haut durchrissen, ist Absterbung dor Haut durch andauernden Druck entstanden, besteht iibermässige Zerrung und Lähmung der Halsmuskeln und in manchen Fällen sogar wahrscheinlich des Rückenmarks, so ist die Prognosis weniger günstig, denn unter diesen Umständen erfordert die Heilung eine Zeit von 14 Tagen bis 4 Wochen,
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Quetsch, dor Fiisso von dem Ucbcrtieton über die Ilalftorkctte.
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und zuweilen bleiben für lungere Zeit Verdickungen der Haut oder selbst der Sehnen, haarlose Stellen, weissliaarige Flocke, oder auch dicke Narben übrig; wenn die Quetschung die Beinhaut betroffen hat^ entstehen hiernach zuweilen auch Uoberbeinc, und wenn sie bis auf das Rückenmark gedrungen ist, vollständig chronische Lähmung.
Behandlung. Im frischen Zustande ist die Anwendung des kalten Wassers, des Bleiwassers, oder, bei nicht offenen Hautwunden, des einfachen Oxykrats am zweckmässigsten. Ist durch diese Mittel die erste Knt/.ündung gemindert, so kann man bei grosser Empfindlichkeit lauwarme Bähungen oder Waschungen von narkotischen Mitteln mit Zusatz von Asche oder Potasche, hei sehr geringer Empfindlichkeit aber von aromatischen Kräuteraufgüssen mit Potasche anwenden. Mit diesen Mitteln ist man gewöhnlich im Stande, die asthenische Entzündung und die gleichzeitigen Ergiessungen von Serum im Zellgewebe und in den Sehnenscheiden zu beseitigen. In manchen Fällen bleibt aber auf der Haut ein Schorf zurück, welchen man mit Fett, oder bei bestehender Auflockerung mit Bleisalbe täglich ein- bis zweimal bestreicht und ihn so zum Abheilen bringt. Bleiben einzelne Parthieen verdickt, so macht man Fussbäder oder Umschläge von lauwarmem Seifenwasscr und reibt des Abends die graue Merkurialsalbe ein. — Besteht in einem Theilc nach Beseitigung der Entzündung noch Schwäche und Erschlaffung, so sind hiergegen Abkochungen von adstringirenden Mitteln in Verbindung mit aromatischen Pflanzen-Infusionen oder mit Spiritus zu benutzen. Sowohl hier, wie auch bei den zurückbleibenden Verdickungen und immer wiederkehrenden ödematösen Anschwellungen der Füsse kann man ausser-dem noch mit bssonderem Nutzen die leidenden Theile mit Binden einwickeln.
Sind Schrunden entstanden, so macht man lauwarme Fussbäder von Ileusaamcnbrühe, oder bei grosser Empfindlichkeit der Theile von schleimigen Mitteln, bis gutartige Eiterung eingetreten ist, wo dann blos die Eiterung mittelst lauwarmen Wassers befördert wird. Will aber gute Eiterung nicht erfolgen, so kann man die Quetschwunde mit einer Di-gestivsalbc während etwa 2 bis 3 Tagen bestreichen und mit einem Wergpolster bedecken, wo dann gewöhnlich guter Eiter sich bald zeigt. Bilden sich hierbei weiterhin Verdickungen der Wundränder, so ist das Bestreichen der Umgegend derselben mit grauer Quecksilbersalbe nützlich.
Die etwa bei diesen Verletzungen entstandenen Ausdehnungen am Ellenbogengelenk, am Genick u. s. w. werden in der ersten Zeit am zweckmässigsten mit Bleiwasser, späterhin, wenn örtlich keine erhöhte Reizbarkeit besteht, mit aromatischen Infusionen oder mit Spirituosen Mitteln, oder mit Kampher, oder Ammoniaklinimcnt behandelt.
In diätetischer Hinsicht ist nur zu bemerken, dass die Thiere, so lange die Schmerzen bedeutend sind, Ruho erhalten müssen, dass dieselbe in den Fällen, wo offene Schrunden bestehen, wo möglich bis zur eingetretenen Vernarbung fortgesetzt werden muss, dass aber in den Fällen, wo blos Quetschung bestanden hat, die Thiere nach Beseitigung der Entzündungszufälle gelinde Bewegung erhalten können.
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280nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Quetschungen der Küsse durch das Streiten.
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Achtos Capitol.
Quetschungen der Füsse durch das Streifen oder Streichen.
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Viele Pferde verletzen sich beim Gehen, namentlich bei dein Trab-gehen das untere Ende ihrer Gliedmaassen dadurch, dass sie mit dem Hufe des einen Fasses gegen die innere Seite des anderen Pusses mehr oder weniger heftig gegenschlagen und sich dadurch Quetschungen und selbst offene Verwundungen zuziehen. Dies geschieht an den Hinter-füssen häufigur, als an den vorderen, und es wird dabei besonders die innere Seite des Fesselgelenks, zuweilen aber auch die innere Seite des Schienbeins, oder der Bougesehnen, oder auch unter dem Fesselgelenk der Fessel oder die Krone beschädigt.
In Folge dieser Quetschungen entstehen an den betroffenen Stellen entzündliche Anschwellungen, Blutextravasate, oberflächliche oder tiefer gehende Entzündungen mit bald mehr synocliösen, bald mehr astheni-schen, erethischen und selbst mit erysipelatösen Charakter, — Querwunden, Entzündungen der Beinhaut, der Sehnen und der Gelenkbänder; dabei ist die Empfindlichkeit dieser Theile in der Regel sehr gross, zuweilen bis zu dem Grade, dass ein llcizfieber hinzutritt und die Pferde bald mehr bald weniger heftig lahm gelien. Zuweilen schwillt von der verletzten Stelle aus die ganze innere Seite des leidenden Pusses erysi-pelatös oder ödematös an, die Lymphgefilsse treten in dicken Strängen im Zellgewebe hervor und selbst die Leistendrüsen, und bei Stuten das Euter nehmen an der Anschwollung Theil.
Die Erkennung dieser verschiedenen Zustünde ist im Allgemeinen leicht. Im frischen Zustande findet man an der verletzten Stelle entweder nur die Haare gesträubt oder auch fehlend, die Haut ist dabei etwas angeschwollen, vermehrt warm und beim gelinden Druck schmerzhaft. In anderen Fällen ist die betroffene Stolle blutig, und im veralteten Zustande ist dieselbe entweder etwas feuciit von Eiter oder sie ist mit einem Schorf bedeckt. Die vorhin bezeichnete Anschwellung ist durch das Gesicht und durch das Befühlen zu erkennen; sie erstreckt sich zuweilen nur einige Zoll hoch über die verletzte Stelle, in anderen Fällen bis über das Knie- oder Sprunggelenk u. s. w., sie ist aber fast immer nur auf die innere Seite des Gliedes beschränkt. — In seltenen Fällen entwickelt sich an der gequetschten Stelle an der inneren Seite des Fesselgelenkes ein wirklicher Absoss, bei welchem die Thiere aus-scrordentiieh heftige Schmerzen zeigen, selbst auf Streu wenig stehen, sondern mehr liegen, beim Gehen Angstschweiss schwitzen, selbst das Futter versagen und dabei ein gelindes Fieber zeigen. — Die Lahmheit bei diesen Verletzungen spricht sich selbst bei dem Gehen im Schritt durch gespannte und steife Haltung des betreffenden Gliedes ans, noch mehr aber bei dem Gehen im Trabe, doch ist die Lahmheit dem Grade nach in den einzelnen Fällen sehr verschieden und nicht immer mit der Grosse der örtlichen Verletzung im richtigen Verhältniss; denn manche Pferde lahmen selbst bei grossen Quetschbeulen oder Quetschwunden
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Quetschungen der Fiisse durch das Streifen.
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sehr unbedeutend, andere dagegen bei nur geringen örtlichen Zufällen sehr heftig. Ob diese Verschiedunheit darin begriindst ist, dass in man-clien Füllen einzelne Hautnerven besonders betroffen und entzündet werden, oder ob .sich in anderen Fällen durch die bei dein fortgesetzten Laufen des Thieres unzählige Male wiederholte Verletzung und lleizuug derselben Stelle ein hoher Grad von Erethismus in der Umgegend der verletzten Theile ausbildet? — ist nicht gründlich ermittelt, die letztere Ansicht aber die wahrscheinlichste. In manchen Fällen ist es bei kleinen Verletzungen dieser Art schwierig, das Lahmgehen eines Pferdes gerade nur als Folge derselben zu erkennen; man kann dies jedoch als sicher annehmen, wenn man 1) an dem aufgehobenen Fasse1) bei gelindem Druck an der verletzten Stelle den Schmerz in dem Grade erregt, dass das Pferd mit dem Fasse zuckt und das Zucken jederzeit wie-eerbolt, so oft man den Druck daselbst erneuert, während bei dem Drücken mit derselben Kraft an anderen Stellen kein Zucken veranlagst wird; und 2) wenn dabei überhaupt an einer anderen Htelle des Fusses keine Ursache des Lahmgehens zu entdecken ist.
Die Ursachen des Streifens sind: a) zu grosse, namentlich zu breite Hufe, besonders mit ungleichen, zerbrochenen quot;Wänden; b) zu breite über den Huf hervorstehende Hufeisen, zerbrochene oder theilweis abgelöste Hufeisen, zu stark hervorstehende Stollen, und auch eben solche Nieten der Hufnägel; c) fehlerhafte Stellung der Gliedmaassen; d) fehlerhafte Bewegung derselben.
Die Beurtheilung des Streifens ist zum Theil auf die eben vorhandenen Verletzungen wie auch auf die Beseitigung der dem Streifen zum Grunde liegenden Ursachen und somit auf die mögliche oder nicht mögliche radikale Beseitigung dieses Fehlers zu richten. Was nun zunächst die oben bezeichneten Verletzungen betritt't, so sind dieselben im frischen Zustande bei einer zweckmässigen Behandlung sämmtlich heilbar, jedoch nach ihrer Grosse und nach ihrer Dauer ist die Heilung bald leichter bald schwieriger zu bewirken. Oberfiäcbliclie Verletzungen sind gewöhnlich in 4 bis 8 Tagen zu beseitigen, tiefer gebende und ältere bedürfen gewöhnlich einer Zeit von 10 bis 14 Tagen. Zuweilen bleiben dicke Hautnarben zurück, häufig entstehen Ueberbeine, S. '20(,1 in manchen Fällen auch Verdickungen der Sehnen S. 189 — Hinsichtlich des zweiten Punktes der Beurtheilung ist zu bemerken: dass zu grosso Hufe sich bis auf einen gewissen Grad durch das Beschneiden des überflüssigen Horns verkleinern lassen und dass daher, wenn der Huf nur eben durch Verwahrlosung zu gross geworden, dieser Fehler und das durch ihn veran-lasste Streifen beseitigt werden kann, dass aber wirklich zu gross gebildete Hufe eine solche künstliche Verkleinerung nicht gestatten und deshalb bei ihnen das Streifen gewöhnlich für immer bleibend ist. —
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1) Es ist bei dieser Untersuchung, mittelst Drückens den Schmerz und das Zucken des Thieres zu erregen, durchaus nothwendig, dass der Fuss hierzu durch einen Gehülfen aufgehoben gehalten werde, weil gutmülhige oder auch sehr empfindliche Pferde bei völlig unverletztem Zustande ihrer Küsse dieselben sogleich in die Ilöho heben, wenn man sie etwas drückend befühlt, und weil hierdurch leicht Täuschungen entstehen können, während dies nicht der Fall ist, wenn der Fuss aufgehoben gehalten wird.
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282nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Quetschungen der Füsse durob das Streifen.
Liegt dor Rehler nur im Hufbeschlage, so ist er am leichtesten und gmmlliclisten zu beseitigen. — Fehlerhafte Stellungen der Gliedinaassen liegen oft schon in dein Bau der Brust, in anderen Fällen in der Richtung des Armbeins, oder des Vorarms, der Kniee oder auch des Fesseis, und an den hintern Gliedmaassen kann die fehlerhafte Stellung derselben nach einwärts Inder Einlonkung des Beckengelenks, in derllichtungdes Ober- und Unterschenkelbeins u. s. w. begründet sein. Diese Abweichungen von der regelmässigen Stellung sind bei der Betrachtung des Pferdes von vorn und von hinten leicht zu erkennen, ihre Beseitigung ist aber in der Regel gar nicht oder nur unvollständig möglich, und es ist daher auch das Streifen aus dieser Ursache niemals gründlich zu entfernen, sondern nur durch Palliativmittel zu mindern. Doch muss man sich hüten, aus der fehlerhaften, engen Stellung der Füsse, ohne weitere Prüfung des Ganges selbst, in jedem Falle auf fehlerhaften Gang und auf das nothwendige Entstehen des Streifens zu schliessen; denn die Erfahrung zeigt, dass es sehr viele Pferde giebt, welche mit den liinterfüssen am unteren Ende derselben sehr eng stehen und sich doch niemals streichen. Es ist dalier noting, in solchen Fällen das Pferd auch in seiner Bewegung zu beobachten. Zu dieser Untersuchung kann man dem Thiere die innere Seite der Hufe mit Kreide reichlich bestreichen und dann dasselbe im Trabe durch einige Zeit laufen lassen, wo es sich dann, besonders bei Wendungen leicht wahrnehmen lässt, ob an einer Stelle des Hufes die Kreide abgewischt und an irgend einem Punkte der inneren Seite des anderen Fusses angewischt ist. Manche Pferde streifen sich mit der Zehenwand, andere mit der Seitenwand, und noch andere mit der Trachtenwand des Hufes und im letzteren Falle, wenn ein Hufeisen auf demselben liegt, streifen sie sich mit dem Stollenende desselben; gewöhnlich geschieht dieses bei denjenigen, welche vom Fesselgelenk ab mit der Zehe nach auswärts gerichtet stehen (zehenweite oder französische Stellung); dagegen erfolgt das Streifen mit dem Zehentheile des Hufes oder Hufeisens, wenn die Thiere mit der Zehe nach einwärts stehen (zehenenge, sogenannte Zehentreter).
Die fehlerhafte Bewegung der Füsse als Veranlassung zum Streifen liegt entweder in fehlerhafter Stellung der Knochen und in ungleicher Ausbildung und ungleicher Thätigkeit der Muskeln der inneren im Ver-hältniss zu denen der äusseren Seite des Gliedes, oder in Mattigkeit und Schwäche des Thieres, welche letztere durch die Jugend desselben, durch Qbermässige Strapazen oder auch durch überstandene oder noch bestehende Krankheiton bedingt sein kann. Die zuerst bezeichneten Ursachen der fehlerhaften Bewegung erkennt man theils aus der Stellung und Be-scliaffenheit der Gliedmaassen, theils aus dem kräftigen Benehmen des Thieres und aus der Abwesenheit der zuletzt bezeichneten Zustände. Hinsichtlich dieser zeigt die Erfahrung, dass sehr junge Pferde, wenn sie eben in Arbeit genommen werden, sowohl bei dem Reiten, als auch bei dem Ziehen sich in der ersten Zeit häufig streifen, späterhin aber, wenn sie erst an die Arbeit gewöhnt und bei gutem Futter kräftiger geworden sind, dieses nicht mehr thun. Eben so sieht man nicht selten, dass gut gebaute Pferde, welche sonst einen regelmässigen Gang hatten, nach Krankheiten sich während einiger Zeit streifen, dann aber wieder regelmässig gehen, wenn die Krankheitsschwäche verschwunden ist.
Die Verhütung des Streifens ist durch Beseitigung der genannten
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Quelsohuupfcn der Füsse durcb das Streifen.
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Ursachen, so weit dies möglich ist, zu bewirken, und wo dies nicht möglich ist, muss man wenigstens die der Verletzung unterworfenen Theile durch geeignete Schutzmittel gegen die Verletzung selbst verwahren. Tn ersteror Hinsicht ist ein zerbrochenes Hufeisen zu entfernen, ein verschobenes ist rogeroüssig zu befestigen, ein zu grosser Huf ist durch Beschneiden und Beraspeln in dem richtigen Verhältniss zu verkleinern, die Hufeisen sind in genau passender Grössa anzufertigen, oder selbst mit ihrem inneren Arm ein wenig nach einwärts, d. h. so unter die Wand zu legen, dass die letztere ein wenig über den Rand desquot; Eisens hervorsteht, — der Rand des Hufes und des Eisens müssen recht glatt bearbeitet, die Nieten der Nägel gehörig in die Hornwand eingesenkt und an der Oberfläche geglättet werden. — Bei fehlerhafter Stellung und Bewegung der Fasse batman die Art dieser Fehler zu berücksichtigen und dafür zu sorgen, dass sowohl die Stellung derselben wie auch ihre Bewegung mehr nach auswärts erfolge. Demgetnäss muss man denjenigen Pferden, welche mit der Zehe nach einwärts stehen, ein solches Eisen auflegen, dessen innerer Arm doppelt so dick ist wie der äussere oder, dem der äussere Stollen fehlt, so dass hierdurch die innere Seite des Hufes mehr gehoben, die Zehe mehr nach auswärts gerichtet und hierdurch auch die erste Bewegung des Fusses in derselben Richtung angeregt wird. Stehen die Pferde mit der Zehe nach auswärts, so lässt man den inneren Stollen fehlen oder ihn niedriger machen oder der auswendige Arm des Hufeisens muss zweimal so dick sein wie der innere. In jedem Falle muss der innere Stollen, wenn er am Eisen bleibt, abgerundet und etmas nach einwärts, unter den Huf gerichtet werden; und wenn man den ganzen Ann des Hufeisens dicker machen lässt, muss man ihn recht glatt abrunden. Fruchtet diese Aenderung der Hufeisen nicht oder streift sich das Pferd mit dem mittleren Theile der Wand mehr als mit dem Rande derselben, so kann man auch die Nägel an der inneren Seite des Hufes gänzlich weglassen. Erfolgt das Streifen mit dem Zehentheile der Wand, so lässt man das Eisen an dieser Stelle schmäler machen oder auch seinem ausseien Rande die Rundung nehmen und ihm dafür eine schräge Richtung geben u. s. w. Oft lässt sich aber die Art des Beschlages nach keiner dieser Regeln im Voraus bestimmen, sondern nur die praktische Anwendung der verschiedenen Beschlagsarten zeigt es, bei welchem Beschläge d''s Pferd am besten gehen kann.
Ausserdem sucht man ferner die Verletzungen vom Streifen dadurch zu verhüteu, dass man einen sogenannten Streifriemen1) um denjenigen
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1) Man hat drei Formen dieser Sehutzbandage, nämlich die Kainasche oder den breiten Streifriemen, den Riemen mit der Kappe, und den runden oder wurstför-migen. Die Erstere ist aus derbem, aber weichem Leder gemacht, zuweilen mit Tuch gefüttert, gegen drei bis vier Zoll (8 -10 Cm.) hoch (breit) und so lang, daslaquo; er um das ganze Fosselgelonk reicht; an einem Ende ist er mit zwei Schnallen, am andern mit zwei Strippriemen versehen, und in der Mitte hohl gearbeitet, auch wohl daselbst äusserlich durch ein aufgesetztes Ledorslück verdickt. Dieser mittlere Theil kommt auf die inwendige Seite des Fesselgelonks zu liogen, und die beiden Strippen werden über und unter demselben angeschnallt. — Der zweite Streifriemen besteht aus einem ungefähr einen Zoll (2 Cm.) breiten Riemen mit Schnalle und Strippe, und ist an der Mitto des unteren Randes auf einer Länge von circa vier
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284nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Quetschungen dor Fasse durch das Streifen.
Fuss logt, gegen welchen das Thicr schlägt, also nöthigenfalls um beide Fasse.
Die Behandlung der Verletzungen selbst geschieht im Wesentlichen nach allgemeinen Regeln (S. 212), jedoch in den einzelnen Fällen nach den speciellen Erscheinungen etwas verschieden. Leichte oberflächliche Quetschungen und eben solche Haut Verletzungen heilen gewöhnlich binnen wenigen Tagen von selbst; bildet sieh aber eine heftigere schmerzhafte Entzündung aus, und gehen die Thiere dabei lahm, so sind in den ersten 15 bis 6 Tagen kalte Fussbäder oder Umschlüge von Wasser, oder Bleiwasser, oder auch bei sehr grossen Schmerzen von einer schleimigen oder narkotischen Flüssigkeit tleissig anzuwenden, bis diese Zufälle beseitigt sind. Bei recht heftiger Entzündung und bei entstandenem Heiz-fteber ist ein Aderlass, die Anwendung antiphlogistischer Salze, magere Diät, und in allen Fällen strenge Ruhe nöthig. Wird die Geschwulst mehr gespannt und der Schmerz heftiger, so muss man das Entstehen eines Abzesses befürchten, und es sind dann lauwarme Umschläge von narkotischen und schleimigen Mitteln, so wie auch die graue Merkurial-salbe mit 01. Hyoscyami inf. nützlich, bis der Abscess reif geworden ist und geöffnet werden kann. Letzteres darf jedoch nicht bis zur völligen Erweichung der Haut verschoben werden, sondern es kann geschehen, sobald man deutlich Fluctuation auch nur in der Tiefe wahrnimmt; denn die Erfahrung zeigt, class diese Abscesse immer erst sehr spät nach aussen ihre Reife erhalten, sich dagegen oft unter die Sehnen ausdehnen und dass dabei die Thiere durch mehrere Tage unnütz an Schmerzen leiden; denn die letzteren mindern sich augenblicklich nach Eröffnung des Abscesses und die oben angedeuteten üblen Zufälle verlieren sich.
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Zoll mit einem fast halbkreisförmigen, einem Mützenschirm ähnlichon Schilde von Starkem Leder versehen; er wird unmittelbar über dem Fesselgeleuk so angelegt, dass das Letztere an seiner inneren Seite durch das Schild bedeckt wird. Damit das Schild sich gut um das Gelenk füge, kann es an seiner inneren Flüche durch Klopfen mit dem Hammer hohl getrieben sein. — Die dritte Form besteht aus einem hohlen ungefähr % Zoll dicken Cylinder von weichem Leder, im Innoru mit Rosshaaren massig derb ausgestopft, an einem Ende mit einer Schnalle, am anderen mit einer Strippe vorsehen. Er wird über dem Fesselgelonk rund um den Fuss, welcher geschlagen ist, angelegt; ich habe ihn aber auch oft mit dem besten Erfolge auf die innere Wand desjenigen Uufes, mit welchem das Pferd sich gegen den andern Fuss schlügt, so angelegt, dass die Wulst von vorn und oben (dorn Zehen-theil der Krone) in schräger Richtung nach unten und hinten zur Trachtonwand geht und die Strippe zwischen der Letzeren und dem Hufeisen hindurch zur auswendigen Wand geführt und hier fest geschnallt wird. Das Anschlagen au den andern Fuss geschieht dann mit der weichen Wulst. — Die erste Form scheuert und erhitzt die betroffenen Thoile und giebt auch zum Festsetzen von Schmutz, Sand u. dgl. die meiste Gelegenheit; die letzte Form hat diese üblen Nebenwirkungen am wenigsten. Alle Streifriemen müssen durch tägliches Reinigen und üftorcs Einschmieren mit Fett recht weich erhalten und sie dürfen nur massig fest und mit der Schnalle an die äussere Seite des Fusses gelegt werden. — In neuerer Zeit fertigt man die Riemen auch recht zweckmässig von Gummi elasticum. — Im Nothfall legt man auch ein circa 3 Cm. breites Strohband über dem Fesselgelonk so um den Fuss, dass die festgebundenen Enden des Bandes an der Innern Seite des Fusses etwa 5 Cm. über die llautlläche hervorstehen und bei dem Anschlagen die Härte des Schlages vermindern. Manche Pferde gewöhnen sich bei dem durch längere Zeit fortgesetzten Gebrauch dieses Strohbandes auch einen breiteren Gang an.
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Voibällen.
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Nach der Rröffiuing eines solchen Abscesses am Köthengelenk lässt man diu warmen Fussbäder oder Umschläge noch so lange fortsetzen, bis die Abscessliöhle sich mit guter Granulation gefüllt und die Geschwulst an don Bändern sich grösstentheils verloren hat, worauf hei Ruhe des Tliieres die Veriiaibung leicht erfolgt. Wird aber der Eiter dünnflüssig, bleiben die Bänder dick oder werden sie allmälig noch dicker, so bestellt in den leidenden Theilen eine schleichende, asthenische Entzündung, gegen welche man am zweckmässigsten die Cantharidensalbe in dem Umfange, in welchem die Verdicknng sich wahrnehmen lilsst, auf die Maut applicirt und dies allenfalls nach einigen Tagen wiederholt, wenn die Wirkung von der ersten Application nicht stark genug eingetreten sein sollte. Späterhin kann man die graue Quecksilbersalbe täglich ein- his zweimal auf die verdickte Haut in der Umgegend des Abscesses einreiben. In den Abscess selbst bringt man bei diesem Zustand kein Medicament; wenn sich jedoch üppige Granulation in demselben bildet, sucht man diese durch Lapis infernalis zu beschranken. — Wunden vom Streifen heilen stets nur durch Eiterung; und um die letztere 7A\ befördern, ist das Befeuchten der Wunden mit lauwarmem Wasser, so wie das Bestreichen mit einer milden Digestivsalbe gewöhlich hinreichend. — Verdickungen der Haut sucht man durch Fussbäder oder Uinschlägo von Seifenwasser oder Auflösungen von Kali carbonicum, so wie durch Einreiben der grauen Quecksilbersalbe oder der Jodsalbe zu liescitigcn. Auch bei diesen verschiedenen Folgeleiden nach dem Streifen ist es zweckmässig, die Thiere erst dann quot;wieder zu anstrengender Arbeit zu verwenden, wenn die Verletzungen geheilt sind, und immer müssen die Hufe zuerst zweckmässig beschlagen oder bearbeitet, und ein oder der andere Streifriemen angelegt werden.
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Neuntes Capitel.
Das Verb allen.
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Pferde und andere Thiere quetschen sich auf harten unebenen Wogen den hinteren Theil ihrer Fiisse, die sogenannten Ballen, sehr leicht, wenn sie längere Zeit und schnell auf denselben gehen müssen, und nicht etwa durch einen guten Hufbeschlag hiergegen geschützt sind. Bei Jagdhunden kominen diese Quetschungen zuweilen im Winter vor, wenn sie auf der hart gefrornen Erde zu lange und anhaltend gebraucht werden; Pferde, Rinder und Schaafe leiden aber gewöhlich an denselben, wenn diese Thiere auf harter Chaussee weit gehen müssen. Es leidet zuweilen nur ein Fass und an diesem nur ein Ballen oder es leiden beide Rallen zuweilen auch andere Thoile, und oft auch melirere Füsse zugleich.
Das Uebel ist rein örtlich und äussert sich durch folgende Symptome: Das Thier steht mehr auf den Zehen als auf den Ballen und tritt nur gezwungen auf die letzteren, dabei wird das Fussgelenk ent-
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286nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Verbiillon.
weder nach vornüber geknickt oder der Fessel steht steil auf der Krone; beim Gehen lahmt das Tliicr und zwar auf hartem Boden mehr als auf weichem, and auch hierbei bemerkt man, dass es mit den Ballen den Boden nicht gern berührt; dabei sind die Ballon vormehrt warm, beim gelinden Druck mit den Händen schmerzhaft und zuweilen am Saume etwas aufgetrieben, oder der letztere ist auch stellenweis getrennt und feucht. Leiden zwei Hinterfüsso zugleich, so hebt das Thier bald den einen, bald den anderen Fuss abwechselnd in die Höhe; übrigens steht es dabei mit mehr nach hinten gestreckten Füssen, während es, wenn beide Vorderfüsse leiden, dieselben mehr unter die Brust setzt, also entgegengesetzt der Stellung bei der Ilufeiitzünduiig. Zuweilen besteht auch wenn mehrere Füsse zugleich leiden, ein gelindes Fieber.
Bei Pferden entsteht zuweilen eine dem Verbällen ähnliche Verletzung der Ballen durch Quetschungen von oben her, wenn sie sich entweder selbst mit der Zeiio der Hiuterfüsse auf die Ballen der Vorderfüsse treten, oder wenn sie von den zu nahe hinter ihnen gehenden Pferden getreten (oder, wie man es nennt, aufgeritten) werden. In diesem letzteren Palle entstehen nicht nur Quetschungen der Ballen, sondern zuweilen auch Quetschwunden an und über denselben.
Die Beurtheilung dieser Quetschungen ist im Allgemeinen günstig zu machen; denn in den meisten Fällen erfolgt bei der vorausgesetzten Ruhe und Schonung der Thiere und bei zweckinässiger Behandlung in 2 bis 4 Tagen Zertheilung, und in den übrigen Fällen entsteht Eiterung, bei welcher zwar das Horn der Ballen sich mehr oder weniger, zuweilen selbst bis zum Strahl hin von den quot;Weichgebilden trennt und verloren geht, aber dennoch die Heilung gewöhnlich in etwa 14 Tagen stattfindet.
Die Behandlung der Verbällungen ist in der ersten Zeit stets entzündungswidrig, vermittelst kalter Fusxbäder oder Umschläge, wobei die Thiere in magerer Diät, ruhig und auf weichem Lager erhalten werden. 1st der Saum weich, gespannt oder fluetuirend, so kann man ganz zweck-mässig einen Einstich in die weichste Stelle machen und die ergossene Flüssigkeit entleeren, hierauf aber die entzündungswidrige Behandlung fortsetzen, bis die Zufälle gänzlich beseitigt sind, oder bis Eiterung eingetreten ist. Zeigt sich die letztere oder findet man dieselbe schon bei dem Einstechen in den Ballen, so nimmt man alles lose Horn gründlich weg und macht lauwarme Fussbäder von Heusaaraenbrühe, oder man befeuchtet die offene Stelle mit einer schwachen Auflösung von Zincuni oder Cuprum sulphuricum. Besteht eine Fistel in dem Ballen und führt diese bis zur Sohle oder bis zum Strahl, so nimmt man auch hier alles getrennte Horn weg, spaltet die Fistel in der Richtung nach hinten resp. unten vollständig auf und behandelt dann dieselbe nach der in ihr bestehenden krankhaften Tliätigkeit, so dass man bei guter Eiterung nur die Reinigung mit lauwarmem Wasser und einen trockenen einfachen Werkverband besorgt, — bei zu geringer Tliätigkeit aber aromatische Fussbäder, die harzigen Tinkturen, den Wundbalsam, Terpentinöl, Creo-sot und dergleichen anwendet.
Sind die Thiere nur an einem Fuss und überhaupt nur im massigen Grade leidend, so können sie, wenn die Noth es gebietet, wohl selbst noch kleine Märsche machen, sie müssen jedoch für diesen Zweck mit gehörig langen und gut gerichteten Hufeisen, am besten mit gehörig
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Steingallen.
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langen geschlossenen Hufeisen beschlagen und aussertlcm mit einem schützenden Verbände an den FQssen bekleidet #9632;werden. Bei denjenigen Pferden, welche sich mit der Zehe der Hinterhufe greifen, ist ausserdem noch deshalb besondere Vorsorge zu treffen; namentlich muss man die Zehe der Hinterhufe so viel wie möglich verkürzen, das Eisen daselbst gut abrunden und es ein wenig hinter den Zehenrand der Wand legen, so dass diese um ein Paar Linien darüber hervorsteht. Auch kann man das Hufeisen in diesem Falle statt des sonst gebräuchlichen Aufzuges an der Zehe mit zwei kleinen seitlichen Aufzügen versehen.
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Zehntes Capitel.
Die Steingallen und die rothen oder blauen Sohlenflecken.
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Die im Hufe liegenden weichen Theile können eben so gut wie alle übrigen, bei einwirkenden Gelegenheitsursachen gequetscht werden; da hier jedoch die allermeisten Gelegenheitsursachen zu Druck und Quetschung nur auf die untere Fläche des Hufes, nämlich auf die Sohle desselben treffen, so findet mau auch fast nur hier allein die Quetschungen desselben, die mau im Allgemeinen wegen ihres Ansehens, da sie rothe oder blaue Flecken in der Hornsoblo bilden, mit dem Namen rothe oder blaue Maler belegt. Am allerhuufigsten kommen solche blaue Maler an der Sohle in den Winkeln zwischen den Trachtenwänden und Eckstreben vor, woselbst man sie Steingallen nennt,1) weil sie häufig durch Quetschung von daselbst eingeklemmten Steinen entstehen; doch kommen diese an der inneren Seite der Vorderfiisse weit häufiger vor als an der äusseren; an den Hinterfiissen sind sie selten.
Ursachen zur Entstellung der Stcingallen und der blauen Maler im Allgemeinen sind alle Einwirkungen, welche einzelne Stellen der Sohle drücken und quetschen, also namentlich: zu schwache, oder solche Hufeisen, die am Zehentheil wegen zu langen Licgens sehr abgenutzt sind, bei welchen sich leicht die Stolleuenden verbiegen und nun die Horn-sohlo und die innerhalb derselben liegenden Theile quetschen; — ferner solche Hufeisen, die zu kurz, schlecht gerichtet sind, ungleich aufliegen und zu hohe und schlecht gerichtete Stollen haben u. s. w. Es können auch fremde, harte Körper, Steine und dergleichen, welche sich zwischen das Hufeisen und die Hornsohle oder zwischen die Eckstreben einklemmen, Ursachen dieser Quetschung sein. Oft ist auch eben so viel wie in diesen äusseren Gelegenheitsursachen das Entstehen der blauen Maler und vorzüglich der Steingallen in der Beschaffenheit des Hufes selbst begründet; denn man findet die meisten Steingallen an unregelmässigen, in einer oder der anderen Art krankhaften Hufen, und namentlich bei
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1) Das Wort „Galloquot; bedeutet im Altdeutschen einen mit Feuchtigkeit erfüllten Raum, — hier eine Sugiilation von Blut in dad Uomgewebo.
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288nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Steiugallen.
.sehr trockenen, zusammengezogenen, sogenannten Eng- und Zwanglmfen, (lorun Wände sich am untern Runde anstatt nach aussei! zu erweitern, nach innen, nach der Solde zu neigen und umlegen, und welche dann so in Verbindung mit der gewöhnlich sehr in die Höhe gezogenen Horn-sohlo die Fleischsohlc drücken und quetschen. Dasselbe ist der Fall bei sehr hohen, geraden, sogenannten Stock- oder Eselshufen. Weil diese Hufe grösstentheils durch zu grosse Trockenheit erzeugt werden, deswegen findet man die Steingalleu mcistentheils auch an den Vorderfüs-sen und zwar im Allgemeinen mehr bei den Stadtpferden als auf dem Lande, indem die letzteren mehr feucht, die ersteren aber gewöhnlich trocken zu stehen pflegen.
Es ist hier aber noch die Frage, warum die Steiugallen in solchen harten, hohen und hohlen Hufen ober entstehen als bei niedrigen, weichen, da doch dem Scheine nach es umgekehrt sein sollte, indem bei den hohen hohlen Hufen die Sohle weit mehr beim Auftritt geschützt sein sollte, als bei der entgegengesetzten Art? Hieran reiht sich noch die Frage, warum können Steiugallen entstehen, ohne dass Druck von aussei! auf die Sohle gewirkt hat, und warum sind Steingallen bei un-beschlagencn Fassen weit seltener als bei beschlagenen ? — Diese Fragen beantworten sich von selbst aus der Bauart des Hufes, namentlich aus der Verbindung der Hornsohle mit den Seitenwänden u. s. w. Man wird hierbei finden, 1) dass die Erhabenheiten der Hornsohle an deren inneren, nach der Fleischsohlc zu gekehrten Fläche bei trockenen, zusammengezogenen Hufen weit höher, schärfer, selbst spitzig werden und die Fleischsohle drücken und quetschen müssen; 2) dass die Ecken oder Winkel der Sohle deswegen der Ort sind, wo Steivgallen am häufigsten entstehen, weil daselbst die Fleischsohlc durch die Erhabenheit der Hornsohle am meisten gedrückt wird; 3) dass die Steingallen an der inneren Seite des Hufes am häufigsten sind, weil beim Niedertreten der stärkste Druck auf dieselbe wirkt; 4) dass unbeschlagene Pferde aus zwei Ursachen seltener als beschlagene Steingallen haben, nämlich, weil jenen a) das tiefe Ausschneiden, b) die schlechten, oben angegebenen Hufeisen fehlen
Die Erkennung der Steingallen ist nicht immer ganz leicht, denn zuweilen lahmen die Pferde bei diesem Uebel, zuweilen auch nicht; oben so ist zwar oft Wärme und Schmerz der Hufe zugegen, oft aber auch nicht, um die Stein gallon aufzufinden, muss zuerst untersucht werden, ob der Huf wann und beim Druck mit der Hand oder mit der Zange an irgend einer Stelle schmerzhaft sei; dann muss das Hufeisen abgenommen und die Sohle mit leichten Spänen so ausgeschnitten werden, dass man die Farbe der Steingallen deutlich an den rothen oder gelben Flecken erkennen kann. Hat das Pferd Schmerz an irgend einer Stelle beim wiederholten Untersuchen gezeigt, und es finden sich beim Ausschneiden der Sohle keine rothen Flecke, so lasse man sich dadurch nicht irre machen, sondern schneide an dieser Stelle bis auf das Lebendige, wo man dann gewöhnlich irgend eine Flüssigkeit, Blut, Blutwasser oder Eiter findet — wenn dies auch oft nur sehr wonig ist. (Ich möchte daher die Steiugallen in äusserlich sichtbare und äusserlich unsichtbare unterscheiden.) — Ob das Pferd an der Steingalle lahm gehe, hängt von der Grosse und Beschaffenheit derselben und von der Gestalt des Hufes ab. Gewöhnlich lahmen die Thiere: 1) wenn die Steingalle gross
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Steingallen,
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ist oder zwischen der Horn- und Fleischwand hinauf geht, wenn sie eine dunkelrothe Farbe hat, — wenn das abgeschnittene rotlie Horn sehr locker ist, gleichsam wie verdicktes Blut aussieht, oder wie vertrocknetes Blut sich zerreiben lässt; 2) wenn der Huf an der Tiaclitenwand und den Ballen sehr heisa und schmerzhaft ist und wenn seine Wände sehr eingezogen sind; 3) wenn die Hornsohle oder mehr noch die Horu-wand sich von ihrer Verbindung trennen. Dahingegen hinkt das Pferd in der Regel nicht, a) wenn die Steingalle klein; flach, blassroth oder gelblich ist und die auf ihr abgeschnittenen Hornspäne zähe und beinahe dem gesunden Horn ähnlich sind; 1)) wenn der Huf eine gute Gestalt hat, wenn dessen Wunde stark, nicht einwärts gebogen und nicht getrennt sind, und wenn Hitze und Schmerzen der Ballen und Trachten nicht bestehen. — Dass aber ein Pferd an den Steingallen und nicht aus anderen Ursachen lahm gehe, erkennt man daran, 1) dass das Thier im Gehen nicht dreist auf die Ballen tritt (es tritt nicht durch); 2) dass beim Druck mit der Zange oder bei dem Anklopfen mit einem harten Körper das Thier Schmerz zeigt, zuckt; 3) dass vermehrte Wärme in den meisten Fällen zugegen ist; 4) dass man beim Nachschneiden der schmerzhaften Stelle die blauen, rothen oder gelben Flocke oder auch Flüssigkeiten findet, und 5) dass an anderen Theilen des Fusses, an den Sehnen u. s. w. eine Ursache zum Lahmgehen nicht zu entdecken ist.
Die Prognosis bei den Steingallen ist sehr verschieden, namentlich darnach, ob dieselben neu entstanden, oder alt, mit heftiger Entzündung begleitet sind, oder ohne dieselbe bestehen; ob Eiterung zugegen ist, und zwar blos an der Oberfläche der Fleischsohle oder auch tiefer im Fleischgewebe; ferner ob die Fleischwand mit gequetscht, ob die Horn-wand von derselben getrennt und darnach, wie der Huf beschaffen ist? In letzterer Hinsicht zeigt die Erfahrung, dass Steingallen in gut geformten, an den Trachten gehörig breiten Hufen mit festen und etwas steilen Wänden in den meisten Fällen weniger tief eindringen und auch weniger bösartig sind, als in Zwanghufen und überhaupt bei verkrüppelten Hufen; ausserdem heilen sie auch an jenen leichter und sind in Zukunft sicherer zu verhüten, als in diesen. Frisch entstandene Steingallen sind zwar gewöhnlich mit Entzündung und deshalb häufig auch mit Lahmheit begleitet, allein sie sind leichter zu heilen als die veralteten; eiternde Steingallen sind stets bedenklich doch richtet sich ihre Wichtigkeit, wie bereits angedeutet, darnach, ob der Eiter blos oberflächlich zwischen der Horn- und Floischsohle sich befindet, oder im Gewebe der letzteren und der Fleischwand selbst. Im ersteren Falle ist die Steingalle ohne Gefahr, besonders wenn der Eiter nur dünn, dem Blutwasser ähnlich, oder wenn er von schwärzlicher Farbe (wie bei Hufentzündung, S. 193); im letzteren Fallo dringt der Eiter gewöhnlich gegen das Hufbein und den Hufknorpel in die Höhe, zerstört das Zellgewehe und kann leicht Caries am Hufbein und Hufknorpel, und in Folge dessen die sogenannte Knorpelfistel erzeugen. In günstigen Fällen dringt der Fiter äusserlich zwischen der Fleischwand und der Bornwand in die Höhe, erzeugt am Saume eine weiche Stelle und bricht daselbst in kurzer Zeit durch. In der Hegel sind dabei die Pferde bis zu diesem Durchbrechen des Eiters am Saume von heftigen Schmerzen ergriffen und sehr lahm, nachher aber erfolgt fast immer die Heilung in kurzer Zeit, wenn übrigens an der be-
Hkbtwio, Chirurgie. 3. Auflnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 19
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290nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Stoingallon. Bcliamtlung.
treffenden Stelle der Sohle eine gründliche Gegenöffnung gemacht worden ist. Wenn Steingallen in der Zeit, wo oben die sogenannte Brandmauke herrschend ist, entstehen, so nehmen dieselben auch sehr häutig einen brandigen Charakter an und veranlassen Zerstörungen im Hufe, besonders auch Caries am Hufbein oder an einem Hufbeinsknorpel und in Folge derselben die Knorpelfisteln.
Pferde mit oberflächlichen, mit gelinder Entzündung complicirten Steingallen können fortwährend zu jedem Dienst benutzt werden, dahingegen sie bei tief gehenden, stark eiternden oder mit heftiger Entzündung complicirten Steingallen geschont oder gänzlich in Ruhe gehalten werden müssen. — Die Heilung und die Verhütung der Steingallen hängt übrigens von dem zweckmässigeu Ausschneiden und Beschlagen der Hufe wesentlich ab.
Behandlung. Ist der mit einer Steingalle behaftete Huf unbeschlagen, aber an seinen Trachten wänden zu hoch gewachsen, so schneidet man zunächst den Huf gehörig nieder; — von beschlagenen Hufen wird das Eisen abgenommen und die etwa zu lange Trachtenwand wird bis zur richtigen Hähe niedergeschnitten; anssordem schneidet man in jedem Falle mit einem Rinnmesser oder mit einem Wirkmesser, oder mit einem Hufbohr das Horn in dein Winkel der Eckstreben an der Sohle und an den Eckstreben selbst so tief heraus, bis entweder ungefärbtes, d. h. nicht rothfleckiges Horn zum Vorschein kommt, oder bis man auf die Fleischsohle gelangt ist und reines Blut zum Vorschein kommt. Nur auf diese Weise gelangt man zu der Ueberzeugung, dass tiefer unter dem Horn kein Eiter verborgen ist. Besteht bereits Eiter, so zeigt sich derselbe ebenfalls bei dem Ausschneiden des Horns bis auf die Fleisch-sohle. Findet sich hierbei unter der Hornsohle eine Höhle, so muss man, es mag Serum, Blut oder Eiter in derselben enthalten sein, alles getrennte Horn gänzlich wegnehmen, hierdurch die Höhle vollständig blos-legon und die umgebenden Ränder recht dünn schneiden. Ist der Eiter bereits an der Krone zum Vorschein gekommen, so muss ebenfalls an der Sohle das Horn durchschnitten und so verfahren werden, wie eben angegeben ist. Die weitere Behandlung richtet sich nach der Art und dem Grade der Zufälle. Besteht weder Entzündung, noch Eiterung oder bedeutende Lahmheit, so kann man nach geschehenem Ausschneiden der Steingalle sogleich ein solches Hufeisen aufschlagen, welches auf dieselbe keinen Druck ausübt, sondern sie noch gegen denselben schützt; die Steingalle selbst wird unter diesen Umständen mit etwas Baumwachs, oder mit Thcer, oder mit Talg ausgefüllt, um das Eindringen fremder Körper und des Schmutzes zu verhindern und die Thiere können dann ohne Weiteres wieder zur Arbeit benutzt werden. — Ist jedoch heftige Entzündung, Eiterung und Lahmheit zugegen, so kann zwar ebenfalls nach dem Ausschneiden der Stoingallcn ein zweckmässiges Hufeisen aufgelegt werden, allein das Wesentliche ist hier: den Huf fortwährend kühl und feucht zu erhalten, bis diese Zufälle beseitigt sind. Für diesen Zweck macht man Fussbäder von kaltem Wasser oder Blei-wasscr, oder Umschläge von Lehmbrei, von Kuhmist oder ähnlichen Mitteln.— Ist ulcerative Eiterung zugegen, so macht man warme Fussbäder von Hensaamenbrühe oder von aromatischen Kräutern, oder bei sehr grosson Schmerzen auch von schleimigen und narkotischen Mitteln, bis gute Granulation auf der ganzen Fläche eingetreten ist. Die gegen die ei-
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Steingallen. Behandlung.
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ternden Steingallen so häufig angewendeten harzigen Tinkturen sind nur da zwcckmässig, wo zu geringe Thätigkeit, überhaupt ein torpider Charakter in dem Geschwür besteht, oder auch wenn die Heilung bereits bis zur Oberfiiiche des Horns vorgeschritten ist, wo dann diese Mittel die Vernarbung begünstigen, indem sie die Granulationen an der Oberfläche dichter und trockener machen. Für diesen Zweck kann man aber auch wohl vortheilhafter Auflösungen von Zinkvitriol oder von Kupfervitriol, oder auch das Creosot benutzen. — Die an dem Saume bei .sogenannten durchgebroclienen Steingallen entstandenen Oeffnungen sind in der Hegel blosse Trennungen des Saumes von der Krone und bedürfen daher in den meisten Fällen keiner künstlichen Behandlung; quillt jedoch die Krone an einer solchen Stelle stärker auf, oder sickert-noch, nachdem an der Sohle eine hinreichende Gegenöflfnung gemacht ist, beständig Eiter aus der oberen Oeffnung, so muss man das abgetrennte Horn des Saumes in seiner ganzen Länge und bis zum Anfange der Fleischblättchen mittelst eines Lorbeerblattmessers wegschneiden, um so Druck und Reizung auf die Kronenwulst aufzuheben und den Abfluss des Eiters zu erleichtern.
Der Beschlag eines Hufes mit Steingallen muss immer so geschehen, dass das Hufeisen auf die Steingalle nicht drückt, sondern dieselbe frei lässt und auch sie gegen die Einwirkung des Hodens schützt Das beste Hufeisen für diese Zwecke ist das sogenannte geschlossene oder runde Hufeisen, welches man entweder von der Stelle der Steingalle nach abwärts richten, oder, wie man es nennt, abkröpfen kann, oder man lässt den Arm des Eisens in grader Richtung, schneidet aber die Trachtenwand, so weit die Steingalle sich erstreckt, gegen 2 bis 3 Linien mehr nieder, als den Thoil der Wand vor der Steingalle. Ein ebenfalls brauchbares Hufeisen ist hier auch das Eisen mit einem sogenannten Beistollen oder Nebenstollen. Tn Ermangelung eines anderen Hufeisens kann man von einem gewöhnlichen Hufeisen das hintere Ende desjenigen Anns, welcher auf die Steingalle trifft, vor derselben abhauen und es dann als sogenanntes Dreivierteleisen auflegen lassen.
Wenn eine Steingalle in die sogenannte Knorpelflstel ausartet, entsteht Auftreibung der Krone, die Haare daselbst stehen gesträubt und es bildet sich an irgend einer Stelle der Krone eine Oeffnung, aus welcher beständig Eiter oder Jauche sickert, und in welche man mit einer Sonde bis auf den Knorpel eindringen kann. Das Weitere hierüber sehe man bei den Geschwüren in der fünfzehnten Classe.
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292nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Durchliegen. Behandlung.
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Eilftes Capltel.
Das Durcliliegen oder Wundliegen. Decubitus.
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Wenn Thieve in Folge von schmerzhaften Leiden an den Füssen, von Lähmungen oder von allgemeiner Schwäche gezwungen sind, anhaltend zn liegen, so drücken sie sich an den hervorragenden Theilen bald mehr bald weniger heftig, und bald oberflächlich, bald bis auf die Knochen, und es entstellt auf diese Weise das sogenannte Durchliegen oder Wundliegen Diese Verletzungen finden sich am häufigsten bei grossen Thieren, ihrer grösseren Schwere wegen, besonders dann, wenn die Thiere wegen Schmerz, oder wegen beständiger Aufregung, oder auch wegen bösartigen Naturells sehr unruhig liegen, wenn es an guter Streu fehlt, oder wenn der Fussboden uneben ist; ferner wenn die Thiere stark schwitzen oder wenn sie mit einem heftigen Entzündungsfieber behaftet sind. Die am meisten betroffenen Theile sind da, wo die Knochen stark hervorragen, daher namentlich die Jochleiste, der Flügel des ersten und der zweite Halswirbel, der gewölbte Theil der Rippen, die Darmbeinswinkel und die Erhöhungen an den Gelenken der Glied-maassen.
Die Erscheinungen des Durchliegens sind, je nach der Dauer und der Art der Zufälle, etwas verschieden. In der ersten Zeit besteht Entzündung, wobei sich Anschwellung mit vermehrter Wärme, mit Schmerz u, s. w. zeigt; weiterhin bilden sich Extravasate von Blutwasser, odor die Haut wird durchgescheuert, blutrünstig, oder es entsteht ein Brandschorf, oder auch Eiterung ohne Brand. Die Eiterung ist gewöhnlich mit Verjauchung verbunden, und zuweilen entsteht Caries. Fast immer wird durch diese Zufälle und durch die damit verbundenen Schmerzen das ursprüngliche Leiden bedeutend vermehrt und die Gefahr auch dadurch vergrössert, dass Eiter oder Brandjauche absorbirt wird. — In günstigen Fällen erfolgt Heilung aller dieser Verletzungen, es bleiben jedoch in den meisten Fällen für längere Zeit kahle Flecke und zuweilen auch hässliche Narben übrig.
Die Prognosis richtet sich zum Theil nach der Art und dem Grade der bezeichneten Zufälle, ausserdem aber hauptsächlich darnach, ob der ursprüngliche Krankheitszustand, durch welchen eben das Thier zum anhaltenden Liegen gezwungen ist, bald gehoben werden kann oder nicht, und ausserdem hängt sie von der Pflege des Thieres ab.
Behandlung. Zuerst muss man suchen, das Thier bald wieder auf die Füssc zu bringen und es hierbei nöthigenfalls durch einen Hängegurt unterstützen, selbst wenn das Stehen abwechselnd auch nur während einzelner Viertelstunden zu bewirken wäre. Ausserdem sucht man dem Thiere durch Beseitigung der etwa vorhandenen Schmerzen mehr Hube zu verschaffen, für diesen Zweck auch die Kothausleerung durch Klystiere und die Urinausloerung durch den Katheter zu erleichtern, giebt ihm ein recht weiches gleichmässiges Lager, wendet es recht oft (wo
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Durchliegen. Bohandlur.g.
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möglich alle zwei Stunden) einmal auf die andere Seite des Körpers und schützt ausserdem die schon wund gelegenen Theile dadurch, dass man neben sie unter den Körper Kissen legt, die mit Stroh oder Heu recht gleiahmassig gefüllt sind. Das Unterlegen dieser Kissen muss so geschehen, dass die beschädigten Körpertheile hohl über dem Fussbo-den liegen. Statt der Kissen kann man auch Kränze oder Ringe von Stroh oder Heu, circa 2 bis (i Centimeter dick und so gross, dass die beschädigte Stelle rund herum von ihnen umgeben wird, unterlegen.
Die Behandlung der beschädigten Theile selbst erfolgt ganz nach allgemeinen Regeln, so dass man im Anfange kaltes Wasser, Bleiwasser U. s. w. anwendet, die Extravasate und Abscesse öffnet, die brandigen Stellen scarificirt und auf dieselben aromatische Kräuterinfusiouen mit Chlorkalk, Carbolsäure und anderen, der Vitalität entsprechenden Mitteln anwendet.
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Dritte Olasse, Zerreissungen unter der Haut, llupturae.
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Erster Abschnitt.
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Zerreissunffen im All
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emeinen.
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Die verschiedenen Weichgebilde besitzen, jedes in seiner Art, nach der Zähigkeit und Dichtheit seines Gewebes einen verschiedenen Grad von Ausdehnbarkeit, vermöge welcher sie äusseren Gewalttkiitigkeiten bis zu einem gewissen Grade Widerstand leisten, dann aber denselben nachgeben, sich dabei aber mehr oder woniger ausdehnen und bei (lern höchsten Grade der Ausdehnung zerreissen. An Muskeln und Sehnen kann die Zerreissung auch durch die eigene übennässige Contraction der Muskeln bei heftiger Anstrengung bewirkt werden, wenn die letztere nur auf einzelne Muskeln eines Gliedes wirkt. Die meiste mechanische Ausdehnbarkeit besitzen die Haut und das lockere, langraaschige Bindegewebe, etwas geringer ist die Ausdehnbarkeit an den Sehnen und Bändern, an den Blutgofilssen, an den Muskeln und Nerven, und am geringsten an den straffen, sehnigen Ausbreitungen, welche an den meisten Stellen die Muskeln an der ilusseren Körperfläche umkleiden. Je nach dieser Verschiedenheit der Ausdehnbarkeit sieht man auch die Zerreissungen an den verschiedenen Gebilden bald leichter und häufiger, bald seltener entstehen, und zwar an den sehnigen Ausbreitungen und an dünnen Muskeln am häufigsten, weniger häufig, aber doch eben nicht selten an Blutgefässen, an dicken Muskeln und Sehnen und am seltensten an der Haut. In manchen Fällen trägt jedoch nicht allein die Art des Gewebes zu dem leichteren Entstehen einer Zerreissung bei, sondern auch die durch die willkürliche Anstrengung der Theile oder durch die Stellung eines Gliedes während der Einwirkung der Gelegenheitsursachen erzeugte Spannung und Straffheit der Gewebe, und in einzelnen Thieren scheint die leichtere Zerrcissbarkeit noch durch eine besondere Anlage, welche im Alter der Thiere, so wie in der Art der Ernährung und dadurch erzeugter Zartheit oder Mürbigkeit der Fasern begründet ist, begünstigt zu werden, Die äusseren Veranlassungen zu den Zerreissungen
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Zerreissungen der sohnigen Ausbreitungen
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bestellen in Stössen und Schlägen mit harten, dicken Körpern, in Niederstürzen auf harten Boden und dergleichen, und die inneren Veranlassungen sind heftige Anstrengungen und Bewegungen der Glicdinaasson, z. B. bei dem Hintenausschlagen mit den Fttssen, bei dem Ziehen schwerer Lasten, bei dem Ausgleiten u. dgl.
Bei solchen Veranlassungen können an verscliiedenen Theilen Zer-reissungen der Weichgebilde entweder mit gleichzeitiger Trennung der Haut, oder ohne die letztere entstehen. Im ersteren Falle stellen solche Verletzungen die gerissenen Wunden dar und gehören als solche in die folgende Classe der chirurgischen Krankheiten; dagegen bilden die Zerreissungen ohne gleichzeitige Trennung der Haut eigen-thümliche krankhafte Zustande, von welchen eben diejenigen, die in das Gebiet dur Chirurgie zu rechnen sind1), hier betrachtet werden sollen.
1, Zerreissungen der sehnigen Ausbreitungen. Dieselben kommen besonders an den Vorarmen, auf dem Schulterblatt und an den Hinterbacken vor und entstehen stets in Folge einer groben mechanischen Verletzung, durch Einwirkung eines stumpfen Körpers, z. B. durch Gegenfahren mit der Deichsel, durch einen Hufschlag u. dgl. Nach solchen Verletzungen schwillt der betroffene Tiieil massig an und zeigt die Symptome einer frisch entstandenen Quetschung, und gleichzeitig schont das Thier den Theil beim Gehen. Nach einigen Tagen verliert sich entweder die Anshwellung ganzlich oder nur zum Theil, und es bleibt im ersteren Falle nur eine kleine Vertiefung an der verletzten Stelle übrig, in deren Umfange man unter der Haut sehr deutlich die fast scharfen Ränder der zerrissenen sehnigen Ausbreitung fühlen kann; im letzteren Falle ist die zurückgebliebene Geschwulst Anctuirend, und wenn man in sie einsticht, fliesst eine Quantität Serum und zuweilen mit ihm auch etwas Blut, oder in Körnern oder Flocken geronnener Faserstoff aus. In der geölfneten Höhle fühlt man die Ränder der zerrissenen sehnigen Ausbreitung und ausserdem die darunter liegenden Muskelfasern. Nach dem Oeffnen entsteht in den meisten Fällen eine schlechte Eiterung, und die Heilung erfolgt nur schwer. Ooffnet man nicht, so
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wird, obgleich oft
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langsam, nach und nach das Serum gänzlich
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absorbirt und es bleibt dann zuletzt nur, wie im ersteren Falle, eine vertiefte Stelle übrig. Gewöhnlich drängt sich späterhin die Muskelsubstanz oder Zellgewebe und Fett durch die Oeffnung in der sehnigen Ausbreitung gegen 2 bis li Linien dick hervor und bildet eine Hache, schmerzlose Geschwulst, welche man mit den Fingern zurückdrücken und sie dadurch mit der seimigen Ausbreitung in eine gleiche Fläche bringen kann, und in deren Umgränzung man wieder die Ränder der letzteren fühlt. Wegen der Aelmlichkeit dieser Anschwellung mit einer Bruchgeschwulst hat man dieselbe mit dem Namen Muskelbruch bezeichnet. — Diese Zerreissungen der sehnigen Ausbreitung wachsen gewöhnlich nie
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1) Auch innere Organe, namentlich der Magen, ein Theil dos Darmkanals, das Gekröse, die Netze, das Zwerchfell, die (ielmrmuttor, dio Harnblase, die Leber, selbst das Uorz zerreissen unter gewissen Umständen, und es entstehen hierdurch bald plötzlich tiidlliche, bald mehr oder weniger gofilhrliche Zufälle. Diese Verletzungen sind jedoch mehrontheils keiner Hülfe zugänglich und gehören nicht in das Gebiet der Chirurgie.
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296nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Zerreissungen der Muskeln.
wieder völlig zusammen, sie veranlassen aber nirgends einen wesentlichen Nachtheil, sondern sind mir, wenn die ersten Zufälle der Verletzung vorüber sind, als unbedeutende Formfehler (Schönheitsfehler) zu betrachten. — Die Behandlung ist daher auch nur auf die Beseitigung der ersten Znfälle gerichtet und besteht in der Anwendung zuerst kühlender und dann gelind erregender, zertheilender Mittel, z. B. in Waschungen mit kaltem Wasser, mit Bleiwasser, mit Oxykrat, und zuletzt mit schwachem Branntwein oder mit einem aromatischem Infusura. Bei serösen oder blutigen Ergiessungcn, welche nach der Beseitigung der Reizzufälle zuweilen zurückbleiben, macht man einen oder einige kleine Einstiche und reibt dann das Ung. Cantharidum ein- oder auch mehrmals ein, wie der Erfolg es etwa erfordert.
2. Zerreissungen der Muskeln kommen im Umfange des ganzen Körpers vor, und entstehen entweder durch ähnliche mechanische Einwirkungen von aussen oder auch durch zu heftige, ruckweise oder auch isolirte Anstrengung einzelner Muskeln bei schweren Arbeiten, bei Affecten, bei Krämpfen und dergleichen. Die Zerreissungen erfolgen bald nur an einem, bald an mehreren Muskeln und zuweilen zugleich an sehnigen Ausbreitungen oder an Sehnen; ferner sind sie entweder nur zum Theil oder vollständig, und im ersteren Falle bestehen .sie bald an der Oberfläche, bald mehr im Innern eines Mnskelkörpers. Dabei werden immer bald mehr bald weniger Blutgefässe betroffen, und dadurch entsteht stets ein grösseres Extravasat als bei den Zerreissungen der sehnigen Ausbreitungen; die Zurückziehung der Muskelfasern ist an den verschiedenen Muskeln in verschiedenem Grade bemerkbar. Je nach dem Umfange der Zerreissung und je nach dem Orte und der Function der verletzten Theile treten auch verschiedene Störungen und Complicationen hiernach ein, namentlich entstehen bei Zerreissung der Bauchmuskeln Brüche (Herniae), indem durch den Biss die Eingeweide aus der Bauchhöhle hervortreten und nur noch durch die ganz gebliebene Haut umkleidet werden; an den Gliedmassen entstellen Lahmheiten in verschiedener Art u. s. w.
Die Diagnosis der Muskelzerreissungen ist, je nachdem die verletzten Muskeln mehr an der Oberfläche oder mehr in der Tiefe der Theile liegen, und je nachdem die übrigen, eben angedeuteten Zufälle mehr oder weniger deutlich hervortreten, in manchen Fällen leicht, mehrentheils aber schwierig zu machen und zuweilen gar nicht mit Sicherheit zu erlangen. Liegt der zerrissene Muskel nahe der Oberfläche des Körpers, so sieht and fühlt man an der verletzten Stelle unter der Haut eine Grube oder Lücke von verschiedener Grosse und Form und dabei in der ersten die Symptome einer geringen Entzündung oder Quetschung. Dies ist z. B. bei Pferden oft der Fall an dem gemeinschaftlichen Kopf-, Hals-nnd Armbeinmuskel; dabei besteht Lahmheit an dem Fuss der leidenden Seite, namentlich mangelhaftes Aufheben und Vorwärtsbringen der Glied-maasso. Liegt der zerrissene Muskel tief unter anderen Gebilden, wie z. B. der Lendenmuskel (der ebenfalls den Zerreissungen oft unterworfen ist), so kann man nur allein die gestörte Bewegung des Schenkels wahrnehmen und zum Theil aus der letzteren, so wie aus dem negativen Befund hinsichtlich anderer krankhafter Zustände (aus der sogenannten Differential-Diagnosis) und aus der vorausgegangenen Veranlassung, in so weit diese bekannt ist, in den meisten Fällen nur eine
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Zerreissungen der Muskeln.
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unsichere Vermuthung auf eine möglicher Weise stattgefunde Ruptur aussprechen.
Die Beurtheilung der Muskelrupturon ist, je nach den angedeuteten Verschiedenheiten derselben, in den einzelnen Fällen sehr vorschieden zu machen. Oberflächliche und unvollstiindige Zerreissunsrcn bellen gewöhnlich in kurzer Zeit, ohne dass Eiterung entstellt (welche überhaupt bei solchen subcutanen Verletzungen nur selten eintritt), mit Hinterlassung einer bald mehr bald weniger sichtbaren Lücke in der Muskelsubstanz; dabei kann allerdings während der Zeit der Heilung und unmittelbar nach derselben eine Störung in der Bewegung der betroffenen Theile, resp. in der Brauchbarkeit des Tlüeros herbeigeführt sein. Vollständige Zerreissung eines einzelnen Muskels veranlasst stets zuerst eine grosse Störung in der regelnlässigen Bewegung, aber auch hier erfolgt oft eine Kleinlich vollständige Verwachsung und nach einiger Zeit findet sich gewöhnlich auch die regelmässige Beweglichkeit und Brauchbarkeit wieder ein, wenn a) die Zurückziehung der Enden des zerrissenen Muskels nicht zu gross, und wenn eine gegenseitige Annäherung derselben nicht durch andere Umstände, z. B. durch zu heftige Wirkung der Antagonisten, durch grosse Blutextravasate, hervorgetretene Eingeweide und dergleichen unmöglich gemacht wird, und b) wenn das Tbier während der Heilungszeit die nöthige Ruhe erhält. — Sind mehrere Muskeln zugleich zerrissen, so dass in einem grösseren Umfange Oeffnungen oder Lücken zwischen den getrennten Theilen bestehen, und wenn zugleich durch die entgegenwirkenden Muskeln diese Oeffnungen oder Lücken beständig aus einander gezogen werden, so erfolgt gewöhnlich keine oder nur eine sehr unvollständige Heilung, ja nicht selten gehen die Thieve in solchen Fällen an den hinzugetretenen heftigen Zufällen, namentlich an heftigem Entzündungsfieber, an Entzündung der Eingeweide, an inneren Verblutungen u. s. w. zu Grunde. In denjenigen Fällen, wo keine bestimmte Diagnose zu erlangen ist, kann selbstverständlich auch die Prognosis nur unsicher gemacht werden.
Die Heilung an den verletzten Stellen erfolgt gewöhnlich nur unvollständig, weil die Ränder der zerrissenen Theile sehr ungleich, faserig sind, und zugleich weil dieselben vermöge der Contractilität der Muskelfasern und vermöge der Wirkung der entgegengesetzten Muskeln immer auseinander gezogen werden; doch verlängern sich nach und nach die einzelnen Muskelbündel und die Ränder treten unter günstigen Umständen theilweis in gegenseitige Berührung, auch legt sich der Faserstoff des Blutes zwischen sie und es wird dadurch ein Verwacbsungsprozess bald mehr bald weniger herbeigeführt. Dies ist besonders der Fall bei solchen Muskeln, welche entweder in einer aponeurotischen Scheide oder zwischen anderen Muskeln gleichsam eingeschlossen sind.
Die Kur besteht hauptsächlich in ruhigem Verhalten und einer passenden Stellung des verletzten Theiles während der Heilungszeit, in der Minderung der zu heftigen Entzündungszufälle und in der Beseitigung der etwa bestehenden Complicationen. In ersterer Hinsicht muss man das Thier, wenn es ein Pferd oder Rind ist, mittelst eines Hängegurtes unterstützen, und bei Zerreissungen der Muskeln der Gliedmaassen noch durch Schienen und Bandagen dem Gliede eine solche Stellung zu geben suchen, bei welcher die Enden des zerrissenen Muskels einander genähert werden. In Betreff der zweiten Anzeige ist die Anwendung küh-
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298nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Zerroissungen der Sehnen.
lender Mittel, so lange heftige Entziindungszufalle bestehen, nützlich, späterhin kann man gelind aromatische und selbst gelind adstringirende Mittel anwenden. Hinsichtlich der dritten Anzeige muss man, je nach den besonderen Zufällen, z. li. bei Brüchen, bei heftiger Blutung u. s. w. die geeigneten Mittel und Verfahrungsweisen (s. Brüche und Zerreissung der Blntgefässe) in Anwendung bringen
8t Zeireissungcn der Sehnen kommen fast nur bei den grosseren Hausthieren vor und entstehen mehrentheils in Folge übonnilssiger Anstrengungen durch die eigene Mnskelcontractur, oder durch die eigene Schwere des Körpers, zuweilen auch bei nngeschicktem Niederstürzen und Ausgleiten; auch findet mau sie fast ausschliesslich an den Sehnen der Gliedmaassen. Ihre Erkennung ist, namentlich an den Gliedmaas-sen in der Regel leicht; tlie Tbiere geben plötzlich sehr lahm, halten den Fnss schlotternd, oft wie im zerbrochenen Zustande, oder auch nach der entgegengesetzten Richtung gebogen; an der verletzten Stelle tritt plötzlich Anscbwelluiig ein, welche oberflächlich oedematös, in der Tiefe mehr gespannt ist, und im Grande derselben fühlt man eine bald mehr, bald weniger breite Lücke, welche durch die Enden der zerrissenen und von einander zurückgezogenen Sehne begränzt ist.
Die Eeurtboiluiig ist unsicher; in den meisten Füllen erfolgt zwar eine wirkliche Verwachsung der getrennten Sebnentheile durch eine zwischen denselben neugebildete Masse und die Beweglichkeit und Kraft des Theiles findet sich dann mehrentheils ziemlich vollständig wieder ein, allein zuweilen wird die neugebildete Narbenmasse zu dick, gleichsam wuchernd; oder es entsteht durch den vermittelnden Entzündungs-prozess eine Verwachsung der sämmtlichen neben einander liegenden Theile, und hierdurch wird die Beweglichkeit und der regelnulssige Gang gestört; in noch anderen Fällen ist aber die neugebildete Narbenmasse zu dünn, die Vernarbuug erfolgt nur unvollständig und der leidende Theil behält hierdurch eine bleibende Schwächung; endlich, in einzelnen Fällen runden oder glätten sich die Enden der zerrissenen Sehne ab und verwachsen gar nicht, und die Gliedinaasse bleibt dann für immer lahm. Ob der Heilongsprozess in einem vorhandenen Falle auf diese oder jene Weise erfolgen werde? liisst sich in der ersten Zeit nach der Verletzung nicht mit Bestimmtheit erkennen. Bei jungen und gesunden Thieren und bei gehörigem ruhigen Verhalten erfolgt die Heilung gewöhnlich in Zeit von drei bis vier Wochen vollständig.
Die Kur besteht in ruhigem Verhalten, in einer schicklichen Stellung und Haltung des leidenden Theiles (wozu oft Bandagen und Schienen erforderlich .sind) und in der Minderung der Entzündungszufälle, ganz ähnlich wie bei den Zerreissnngen der Muskeln.
4. Die Zerreissung von Blutgefässen kann in Folge grober mechanischer Einwirkung an jeder Stelle des Körpers und der Glied-maassen, wo eben Gefässe liegen, entstehen, am häufigsten aber kommt sie bei Bferden an der vorderen Fläche der Brust (am unteren Ende der Drosselvene), an der inneren Seite der Schiencnbeine, und zuweilen auch im Sprunggelenk vor. An dem orstoren Orte wird sie veranlasst durch das Gegenfahren mit einer Deichsel, durch [lornstösse und dgl,, an den Schienbeinen aber durch das Gegenschlagen mit dem Hufe, und an dem Sprunggelenk durch heftiges Hintenausscblagen mit übermässig gestrecktem Fuss.
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Zerreissungen der Blutgefässe.
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Bei diesen Zerreissungen entsteht eine Ergiessung von Blut in das Zellgewebe oder auch in das Gewebe von zerrissenen Muskeln, in die Sehnenscheiden u. s. w., und in Folge dieser Ergiessung bildet sich gewöhnlich sehr schnell eine Anschwellung, welche fluctuireml, wenig schmerzhaft und von verschiedener Grosse ist. Am Spranggelenk bildet sie eine Art von Galle. (Siehe Gallen). Gewöhnlich nimmt die Au-schwellung am ersten Tage nach und nach im Umfange noch etwas zu und wird etwas vermehrt warm, ohne dass jedoch eigentliche Ent/.ün-dungssymptoine an ihr sich ausbilden. Zuweilen senkt sich die Geschwulst am folgenden Tage und weiterhin etwas nach abwärts, oder auch es bildet sich an ihrem unteren Rande ein Oedem, welches sich dadurch cliaraktcrisirt, dass es sich theilweis teigähnlich anfühlt und bei angebrachtem Druck Vertiefungen erhält, welche durch einige Minuten andauern und sich dann allmiilig wieder verlieren. Nach einigen Tagen verkleinert sich die Geschwulst etwas und wird auch zugleich etwas derber, indem ein Theil des Blutes resorbirt wird und in Folge dessen sich die Wände der Geschwulst mehr zusammenziehen können. Der übrige Tlieil des Blutes wird um diese Zeit, d. i. in 5 bis 8 Tagen, in seine natürlichen Bestandthcile zersetzt und der Cruor grösstontheils aufgesogen, während das Serum durch längere Zeit zurückbleibt und erst sehr alhnälig schwindet. Zuweilen, jedoch nur selten, entsteht Eiterung, und die Geschwulst wird dann, ähnlich wie bei den Abscessen, au einem Punkt mehr spitz und weich. — Die Erkennung der Gefäss-zerreissungen ist an diesen Erscheinungen und mit Berücksichtigung der vorausgegangenen Gelegenlieitsursachen in den meisten Fällen bei oberflächlich liegenden Gefässeu leicht zu machen, bei tief unter anderen Theilen liegenden Gefässen ist dagegen die Diagnosis sehr schwierig und unsicher, indem hier die angeführten Symptome in der Regel unvollständig hervortreten und oft nur auf das Oedem beschränkt sind. In den meisten Fällen, sowohl bei oberflächlichen, wie auch tieferen Ge-fässzerreissungen besteht auch Störung der Verrichtungen der mit den Gefässen gleichzeitig von der äussoren Gewalt betroffenen Muskeln und Sehnen, z. B. Lahmheit und Schmerz an der verletzten Stelle; diese Erscheinungen geben jedoch keinen Anhaltspunkt für die Erkennung der Gefässzerreissung. Dagegen deuten die Zufälle, welche bei der Zerreis-sung grosser Gefässe einerseits ans dem (zuweilen sehr plötzlich) entstandenen Blutverlust, andererseit aus dem Druck des an einer Stelle angesammelten Blut liorvorgehen, wie namentlich aus der Blässe der Schleimhäute, dem kleinen, weichen Puls, der Erweiterung der Pupille, dem partiellen Schweiss, der Angst u. dergl., mit grüsster Wahrscheinlichkeit auf eine solche Verletzung.1)
Die Prognosis ist in den einzelnen Fällen darnach verschieden, ob ein kleineres oder grösseres Gefäss, eine Arterie oder Vene oberflächlich oder tiefliegend verletzt ist, in welcher Menge das Blut bereits ergossen ist und welche Zufälle schon eingetreten sind; ferner, ob das Thier ruhig und gutmüthig oder unruhig und widersetzlich ist. Zerreissungen
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1) Diese Zufülle finden sich bcsomlers bei inneren Verblutungen, wie dieselben durch Zerreissungen der Aorta oder der Gtokrösarterie in Folge von Aneurismen, bei Berstungen der l,eber u s. w. outstehen,
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300nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Zerreissungen der Blutgefässe.
kleiner Gefiisse haben in der Regel wenig zu bedeuten, da (He Blutung sich sowohl aus kleinen Arterien, wie auch aus eben solchen Venen leicht stillt, und die Heilung eben so leicht und vollständig erfolgt; grössere Gefiisse veranlassen gewöhnlich heftige Blutungen, besonders wenn sie im lockeren Zellgewebe oder in freien Hohlen liegen, und in jedem Falle ist die Gefahr imuier um so grosser, wenn die Gefiisse tief unter anderen Theilen verborgen liegen und desshalb nicht gut zu erreichen, oder wenn die Thiere sehr unruhig sind.
Die Behandlung hat die Aufgabe: zuerst die Blutung zu stillen, die verletzten Gefässstellen zu verschliessen und dann das Kxtravasat zu beseitigen. Die Blutung stillt sich sehr häufig dadurch von selbst, dass die um das Extravasat befindlichen Theile sich nicht weiter von dem Blut ausdehnen lassen, sondern drückend auf dasselbe und das verletzte Gefiiss zurückwirken und hierdurch Veranlassung geben, dass das Blut gerinnt und sich an der Verletzungsstelle des Gefilsses ein Blutpfropf bildet, unter welchem die Verletzung vernarben kann. Man darf annehmen, dass dieser Naturheilnngsprozess stattfindet, wenn, wie oben angedeutet, die Extravasatgeschwulst nach etwa vier bis sechs oder mehreren Tagen kleiner und mehr gespannt wird, und das Oedem an der unteren Grenze der Geschwulst sich von der letzteren so entfernt, dass zwischen beiden ein deutlicher Absatz entsteht. Da man aber in der ersten Zeit nicht wissen kann, dass gerade die Heilung der Gefässrup-tur auf diese Weise erfolgen werde, so erfordert es die Sicherheit, bald nach der Verletzung Umschläge oder Waschungen von kaltem Wasser, von Eis oder Schnee, oder von adstringirenden Flüssigkeiten, z, B. Essig, recht verdünnter Schwefelsäure (1 Theil concentrirter Schwefelsäure zu 100 Theilen Wassers), oder Auflösungen von Alaun, oder Eisenvitriol (1 Theil zu 40 bis 50 Theilen Wassers) recht fleissig anzuwenden, und dabei zugleich einen massigen Druck auf die Verletzungsstelle dauernd einwirken zu lassen. Den letzteren kann man mittelst eines Verbandes von Werg oder von leinenen Lappen und einer Binde, oder einen Gipsverband, oder auch mittelst eines mit nassem Sand gefüllten Beutels und dergleichen anwenden. In jedem Falle ist ruhiges Verhalten, bei den grossen Thieren selbst Vermeidung des Niederlegens derselben nöthig. — Wenn bei dieser Behandlung das Extravasat und die Geschwulst nicht weiter zunehmen, so kann man mit ihr durch etwa 2 bis B Tage fortfahren und dann die Beseitigung des ergossenen Blutes durch verstärkte Resorption zu bewirken suchen. Zu dem letzteren Zwecke lässt man Waschungen mit aromatischen Infusionen mit Zusatz von Kali carboni-cum oder Waschungen von Kornbranntwein mit Kali carbonicum oder Einreibungen des Seifenspiritus und des Kampherspiritus und dergleichen machen.
Vergrossert sich aber bei jener ersten Behandlung dennoch die Geschwulst immer mehr, und treten Gefahr drohende Zufälle, wie kleiner Puls, Blässe der Schleimhäute, Erweiterung der Pupille u. s. w ein, so muss die Blutstillung durch kunstmässige Verschliessung des verletzten Gefässes bewirkt und hierzu, je nach den Umständen, das Thier nöthi-genfalls niedergelegt, in jedem Falle aber durch Gehülfen gehörig festgehalten (Pferde auch gebremset) werden. Man macht dann einen Schnitt durch die Wand der Geschwulst, entleert das ergossene Blut, sucht das verletzte Gefäss auf und unterbindet dasselbe, oder, wenn dies
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Zeneissungen dor Blutgefiisso.
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nicht ausführbar ist, applicirt man das Glüheisen auf die Verletzungsstelle so, dass dieselbe durch einen festen Schorf verschlossen wird; oder man bringt auf die verletzte Stelle sogenannte styptische Mittel, z. B. Tannin, oder Kreosot, oder Eisenvitriol, chlorsaures Eisen, Essig und dergleichen, und füllt die Höhle mit Werg, oder Charpie, oder Haum-vvolle dennassen aus, dass die weitere Blutung durch den Druck dieser Substanzen gehindert werde, — wie dies näher bei der Blutstillung bei Verwundungen in der folgenden Classe speciell angegeben ist. In solchen Füllen bleibt der Verband (lurch wenigstens drei 'Page unverändert liegen und wird dann mit der Vorsicht erneuert, dass die verletzte Ge-fässstelle nicht gewaltsam wieder aufgerissen wird. Die weitere Heilung in einem solchen Falle muss dann durch Eiterung und Granulation erfolgen und das Thier muss wenigstens in den ersten acht bis zehn Tagen fortwährend unter Autsicht und möglichst ruhig gehalten werden; den grossen Thieren darf man deshalb hier unbedingt das Niederlegen nicht erlauben, so lange ihre Kräfte es gestatten. Um sie hierbei zu unterstützen und den Zweck überhaupt sicherer zu erreichen, stellt man die Thierc während der Heilung in einen Häugegurt. —
Wenn nach Anwendung der kühlenden und adstriugirenden Mittel die Blutergiessung beseitigt, aber die Geschwulst sehr bedeutend ist und auch auf die Anwendung der resorbirendeu Mittel sich nicht verlieren will, so kann man durch Eintichc die ergossene Flüssigkeit entleeren; dies darf jedoch niemals eher geschehen; als bis das Oedem sich von der eigentlichen Blutbeule abgesetzt hat und die letztere selbst durch Zusammenziehung ihrer Wände etwas fester geworden ist, auch darf mau niemals eine grosse Oeffnung, sondern nur einzelne Einstiche mit einer Lanzette oder mit einem spitzen Bistouri an der niedrigsten Stelle der Geschwulst machen. Bei Unterlassung dieser Vorsicht und namentlich bei zu früh gemachten grossen Einschnitten hat man stets eine gefährliche Blutung zu fürchten. Bleibt auch nach den Einstichen noch ein Theil der Anschwellung oder auch Verdickung oder Verhärtung der Theile zurück, so ist die Cautharidensalbe das geeignetste Mittel zur Beseitigung dieser üblen Folgen.' — Wo Abscesse aus den Extravasateu entstehen, findet die Behandlung wie bei den Abscesseu überhaupt statt, jedoch mit der Maassgabe, dass man die künstliche Eröffnung nicht zu früh unterninnnt.
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Zweiter Ahsclmitl.
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Die wichtigsten Zerreissungen im Besonderen.
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Erstes Capitel.
Das B 1 u t o h r der Hunde.
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Bei Hunden ohno Unterschied dor Race findet sicli nicht selten in Folge von Zerrung oder Quetschung der Ohrmuschel, z. B. bei dem üblichen Strafen durch Kneifen und Zerren an derselben, bei dem Beissen durch andere Hunde, bei dem Kratzen mit den Pfoten u. s. w. eine Anschwellung dieses Theiles, welcher elastisch weich, an manchen Stellen der Haut bläulich oder röthlich gefärbt, etwas vermehrt warm und schmerzhaft ist. Die Thiere tragen dabei den Kopf schief nach der leidenden Seite herunter gebogen, kratzen sich zuweilen mit den Pfoten oder sie schütteln öfters mit dem Kopfe und oft steht das leidende Ohr sackförmig ausgedehnt und mehr oder weniger steif vom Kopfe ab. Diesem Zustande liegt eine Zerreissung einzelner kleiner Gefässe zwischen der Haut und dem Muschelknorpel und ein hierdurch erzeugtes Extrava-sat zum Grund. Das letztere befindet sich in den meisten Fällen zwischen der inneren Fläche des Knorpels und der Haut der Ohrmuschel, selten zwischen der Haut und dem Knorpel an der äussern Fläche, zuweilen aber auf beiden Seiten. Dieses Extravasat bleibt sehr lange, zuweilen über 14 Tage, unverändert in flüssigem Zustande, und verliert sich, wenn es sich selbst überlassen bleibt, immer erst in viel späterer Zeit. Durch Kunsthülfe ist es in circa 14 Tage zu beseitigen.
Die Kur kann in der ersten Zeit und bei einem gelinden Grade des Uebels durch Waschungen mit verdünntem Essig oder mit Goulard'-schein Bleiwasser bewirkt werden. Besteht aber das Leiden in einem hohen Grade, so muss die Haut an derjenigen Fläche des Ohrs, unter welcher das Extravasat besteht, in der Länge von 1 bis \\ Zoll durchschnitten und das Blut ausgeleert werden. Befindet sich der Bluterguss au beiden Seiten des Knorpels, so müssen auch auf beiden Flächen des Ohrs solche Schnitte in die Haut gemacht werden; doch vermeide man in jedem Falle das Durchschneiden des Knorpels selbst, weil die Verletzungen dieses Theiles sehr schwer heilen. Hierauf spritzt man die
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Zerreissung der schwammigen Körper im männlichen Gliede.
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Höhle zunaclist einige Male mit haltem Wasser aus und streicht oder spritzt dann eine Auflösung von Lapis infernalis (0,12 zu 8,00 dest. Wassers), oder die Oantliariden- oder die Jodtinktur in die Höhle, um eine aktive Entzündung und hierdurch Verwachsung zwischen Maut und Knorpel zu erzeugen Nach der Anwendung dieser Mittel muss das Ohr mittelst einer Bandage nach dem Genick zu in die Höhe gelullten werden, wie bei dem äusseren Ohrwurm (S. 95). Sollte die Verwachsung hiernach binnen 8 Tagen nicht erfolgen, so muss das Verfahren nach dieser Zeit noch ein- oder selbst zweimal wiederholt werden. Statt desselben hat man auch, um das Aufspalten der Haut zu zermeiden, mittelst einer Wundnadel einen Faden, wie ein kleines Eiterband, durch sie hindurchgezogen und ihn während 10—14 Tagen liegen gelassen. Der Erfolg ist jedoch weniger sicher als bei jenem Verfahren, und ausserdem reissen sich die Hunde oft das Band aus.
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Zweites Capitel.
Zerreissung der schwammigen Körper im männlichen Gliede, sogenannter Bruch des Pouis,
Bei Zuchthengsten und Zuchtstieren hat man in einigen Eällen ein sogenanntes Zerbrechen oder Einbrechen des in Erektion befindlichen männlichen Gliedes1) beobachtet. Die Verletzung besteht jedoch eigentlich in einem Querriss an der Wand, zuweilen auch einiger Zellenwände eines schwammigen Körpers und sie verdient somit den Namen einer Zerbrechung nicht, da letztere nur an starren Substanzen stattfinden kann.
Die Zerreissung eines .schwammigen Körpers erfolgte in den bisher beobachteten Fällen, wenn die Thiere zu hitzig auf das weibliche Thier sprangen und hierbei mit dem steifen Gliede heftig an das Becken sties-sen; oder, wenn sie wegen Schwäche im Hiutcrtheil zusammenbrachen und von dem Mutterthierc herunterfielen, während der Penis in der Vagina lag; oder, wenn während dieses Momentes das Mutterthier plötzlich zusammbrach oder sich niederwarf. In anderen Fällen waren auch Hufschläge oder Schläge mit Stöcken gegen den erigirten Penis die Veranlassung.
Die geschehene Verletzung giebt sich dadurch zu erkennen, dass gleich nach derselben das Glied eine Krümmung erhält, vor derselben schlaff wird und an der verletzten Stelle bedeutend anschwillt. Die Anschwellung erfolgt durch ergossenes Blut, welches sich zum Theil innerhalb der ausgedehnten und zerrisseneu Substanz der schwammigen Körper, grösstentheils aber in dem von der Vorhaut erhaltenen Ueberzuge
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1) Bei einem Hunde sah ich aber auch einen wirklichen Bruch dos Ruthenknochens.
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304nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Zerreissuug der schwammigen Theile im männlichen Gliede.
des Gliedes sammelt. Die Anschwellung hat gewöhnlich die Form einer lingförniigcn Wulst. Die Eichel steht oder hängt etwas aus der Vorhaut hervor, zuweilen ist das Glied nach hinten oder auch zur Seite gekrümmt. Die Thiere zeigen dabei in der ersten Zeit sehr wenig Schmerz; sie haben noch Begattungslast und streken bei Anregung zu derselben (bei dem Vorführen weiblicher Thiere), selbst den Penis noch aus der Vorhaut hervor, zuweilen gestattet dies aber die Geschwulst nicht, und es findet vollständige Erektion nicht mehr statt. Weiterhin senkt sich ein Theil des Extravasates gegen die Eichel und es schwillt deshalb das vordere Ende des Gliedes bald mehr bald weniger stark an, so dass dasselbe gewöhnlich aus der Vorhaut heraus gedrängt wird; auch finden sich nach 24 bis 36 Stunden an der verletzten Stelle Ent-zündvmgssymptome hinzu; aber die Anschwellung an der Eichel ist dabei nur normal warm oder auch selbst etwas kälter, und sie zeigt aus-serdem den Charakter des Oedems. Diese Zufälle verlieren sich gewöhnlich nach circa '2—15 Wochen, aber an der verletzten Stelle bleibt in den meisten Fälleu die Krümmung und eine Anschwellung, wenngleich im verminderten Grade, für immer zurück.
Die Prognose ist mehrentheils ungünstig, denn die Thiere werden in der Regel durch diese Verletzung für die Zukunft unfähig zur Begattung2).
Die Kur besteht darin dass man in den Fällen, in welchen die Thiere das Glied nicht vollständig in die Vorhaut zurückziehen können, zuerst und oft wiederholt dasselbe mit der Hand dahin zurückbringt, oder es, wenn dies nicht dauernd gelingt, mittelst einer Bandage von weicher Leinwand in horizontaler Richtung vor der Mündung der Vorhaut erhalt. Die Bandage (ein Suspensorium) bestellt aus einem viereckigen Tuch, welches so unter den Schlauch gelegt wird, dass eine Ecke nach vorn an einen Leibgurt, die hintere Ecke mittelst Bänder zwischen den Schenkeln hindurchgeführt und an einen Schwanzriemen befestigt, die Seiteneken aber rechts und links an den Flanken hinauf geführt und über dem Kreuz zusammengebunden worden. In der vorderen Ecke muss eine Oeft'nung für den Durchgang des Urins augebracht sein. — Der Entzündung sucht man durch fleissiges Befeuchtem mit kaltem Bleiwasser, oder mit Essigwasser, Oxykrat, später mit einem Arnika-Aufguss oder mit einem aromatischen Mittel entgegenzuwirken. Diese Mittel werden sowohl äusserlich am Schlauch, wie auch als Einspritzung in denselben angewendet Zuletzt kann mau adstringirende Mittel auf gleiche Weise anwenden. — Wo grosse Extravasate bestehen, macht man, nachdem 2 bis 3 Tage kühlende Mittel angewendet sind, einige Einstiche mit der Lanzette in die Geschwulst, um einen Theil des Blutes zu entleeren. — In denjenigen Fälleu, wo die Corpora cavernosa grösstenthoils zerrissen sind, bleibt das Glied trotz aller angoweiideten Mittel beständig aus dem Schlauche hängend. (S. Vorfall des männlichen Gliedes,) — Die Thiere müssen während der Heilung in magerer Diät, ruhig und von weiblichen Thieren entfernt gehalten worden.
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1) In einem Falle bei einem edlen Hengst fand sich die Fähigkeit zur ho-gatlung nach drei Jahren wieder ein
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Zorreissung der Beugesclmen an don vorderen Oliodniaassennbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 305
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Drittes Capitel.
Die Zerreissung der Beugesehnen an den vorderen Grliedmaassen
bei Pferden.
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Bei Pferden, und besonders bei Reitpferden, hat man einige Fälle beobachtet, in welchen an den Vorderbeinen die Beugesehnen, und zwar entweder nur die iSeluie des Kronbeinbeugers, oder auch die Sehne des Hufbeinbeugers, — in andern Fällen aber diese beiden Sehnen zugleich, zuweilen auch die Scheiden derselben und mitunter auch der sogenannte Fesselbeinbeuger (Ligamentum Suspensorium) zerrissen worden sind. Bei einigen Pferden war diese Verletzung sogar an beiden Vorderfüssen zugleich1) entstanden. Das Uebel war immer entweder beim Springen, oder durch grosse Anstrengungen im schnellen Lauf unter dem Reiter, oder bei dein Ziehen schwerer Lasten erzeugt worden und äusserte sich auf folgende Weise: Im Augenblicke des Entstehens waren die Pferde plötzlich so lahm, daes sie im schnellen Lauf nicht weiter fort konnten; sie hoben den Fuss schmerzhaft in die Höhe, setzten ihn beim Auftreten flach auf die Sohle, traten im Fesselgelenk sehr stark durch, so dass sie mit der hinteren Seite desselben den Erdboden berührten; einige stürzten auch beim Gehen ungeschickt nach vorn über und konnten sich nur mit Mühe wieder auf die Beine erheben. Bei der örtlichen Untersuchung fand man an der hintern Seite des Schienbeins, und zwar meistens in der Nähe des Fesselgelenks in den hier liegenden Beugesehnen eine Anschwellung, welche elastisch weich, in der ersten Zeit wenig schmerzhaft, späterhin aber mehr gespannt und schmerzhaft war. Drückte man bei der Untersuchung dieser Geschwulst die Fingerspitzen ein wenig in die Tiefe, so fühlte man, wenn die Zerreissung vollständig geschehen war, den Zusammenhang an der einen oder der andern der genannten beiden Sehnen getrennt und die Ränder der getrennten Stücke mehr oder weniger weit von einander entfernt; war aber die Zerreissung mir unvollständig geschehen, so fühlte man nur an einer Stelle eine Verminderung des Unifanges der betreffenden Sehne und die Ränder an dieser Stelle von ungleicher Dicke. Bei diesen unvollständigen Zerreissungen ist es übrigens sehr schwer, den Zustand genau zu ermitteln.
Die Beurtheilung dieser Zerreissungen ist im Allgemeinen ungünstig auszusprechen; verhältnissmässig ist der Zustand noch am günstigsten, wenn die Zerreissung unvollständig, nur an einer Sehne, zugleich nur an einem Fuss und bei einem jungen Thiere entstanden, und wenn dasselbe von gutmüthiger Natur ist. Unter diesen Umständen kann die Heilung und die Wiederherstellung zur Brauchbarkeit in Zeit von etwa 6—8 Wochen erfolgen; aber es bleibt doch mchrentlieils eine Verdickung an der verletzten Stelle zurück. Unter entgegengesetzten Verhältnissen er
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folgt die Heilung nicht oder nur ganz unvollständ
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'O)
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die Ränder au der
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1) Z. B. von Rodet beobachtet. Recueil de med. vot. 1824. p. SG4.
Hwuwio, Chirurgie. 3. Aufl.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;20
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300nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Zerieissimg der ZwlIIiagsrouskela.
Stelle der Ruptur verdicken sich, die Thcile vorwachsen von den Seiten her unvollständig und unrogelmässig mit einander, und die Thiere bleiben für ininier lahm.
Die Behandlung ist in der ersten Zeit darauf gerichtet, die zu heftigen Entzüiuliingsznfälle abzuhalten, das zu starke Durchtreten im Kö-thengelenk zu verhindern, und weiterhin die Verwachsung der getrennten Theile möglichst regelmässig und vollständig zu befördern. Für diese Zwecke giebt man dem Thiere Ruhe, unterstützt es mittelst eines Hängegurtes, legt dann um den Fuss eine denselben vollständig und massig fest einhüllende Binde und macht kalte Umschläge von Wasser, Bloiwassev, Oxykrat n. dgl, Nach etwa 5 bis 8 Tagen geht man zu ge-lind aromatischen und schwach Spirituosen Mitteln üher, wendet diese taglich 4—G Mal an, um den Resorptionsprozess gelind anzuregen und der Haut etwas mehr Tonus zu geben. Bei grosser Erschlaffung kann man in dieser Zeit auch Waschungen mit einer Auflösung von Alaun oder Eisenvitriol oder mit einer Abkochung von Eichenrinde u. dgl. machen lassen. Treten die Thiere zu stark in der Köthe durch, so kann man ihnen während der Heilung ein Hufeisen mit hohen Stollen auflegen oder anschnallen und ihnen ausserdem durch Schienen, welche nach der Richtung des gesunden Fusses gebogen, über die vordere Fläche des Schien- und Fesselbeins bis zur Krone reichen, an der hintern Seite aber oben so weit herabgehen, anlegen, oder auch diese Schienen mit dem Hufeisen sowohl am Zehentheil wie auch am hintern Ende verbinden. Sehr zweckmässig ist auch ein gehörig dicker Gyps- odor Kleister-Verband, der bei fast ganz gestreckt gehaltenem Fuss angelegt und wobei der Fuss in dieser Stellung so lange gehalten werden muss, bis der Verband ganz trocken und fest geworden ist, — Bleibt nach erfolgter Heilung eine den Gallen ähnliche Erweiterung der Sehnenscheiden ; oder eine Verdickung der Sehnen und ihrer Scheiden; oder des Fesselgelenks zurück, so kann man sehr zweckmässig das Glüheiscn in Punkten oder Strichen in der Art anwenden, wie dies bei den Sehnenentzündungen angegeben ist. Literatur. Rodet, tils. Dune Rupture dos Tendons flechisseurs
des membres anterieurs etc. Journ. de mod. vet. et coraparec,
T. HL p. 96. Mai 11 et. Rupture complet du Tendon perforent etc. Recueil de med,
vet. läfiG. p. 402,
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Viertes Capitel.
Die Zerroissung der Zwillingsmuskeln und der Achillessehne
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Diese Zerreissungen kommen gewöhnlich nur bei Pferden und Rindern vor1), und zwar die Ruptur der genannten Muskeln bald nur an
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1) Im Verlaufe von vielen Jahren sah ich unter den kloinen Hausthieren nur
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Zerrcissung der Zwillitigsmuskehi.
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einem1), bald an beiden derselben und in manchen Fällen unvollständig, in anderen vollständig. 15ei der vollständigen Zerreissung halten die Thiere den leidenden Fuss stark im Sprunggelenk gebogen, das Schienbein unter dein Leibe uiul können den Unterfuss nicht auf die Erde setzen; sie sind daher bei diesem Grade der Zerreissung auch nicht im Stande, auf dem Fuss zu gehen oder nach hinten zu schlagen, sondern das Erstere geschieht auf nur drei Beinen, oder, wenn die Zerreissung an beiden Gliedmaassen besteht (wie Schrader') beobachtet hat), nur auf den Sprunggelenken. Dabei ist die Achillessehne ganz schlaff, weich und bildet Falten sowohl wenn das Sprunggelenk gebengt, wie auch wenn es gestreckt gehalten wird; die Beugung in diesem Gelenk erfolgt mittelst der Hand ungewöInilich leicht und die Streckung bis zum normalen Grade kann man auch ohne grosso Mühe bewirken, über diesen Grad hinaus aber nicht. Hierdurch unterscheidet sich diese Zerreissung von der im folgenden Capitel abgehandelten Zerreissung der Schienbein- und Wadenbeimnuskeln. Neben diesen Erscheinungen bemerkt man in der ersten Zeit an der verletzten Stelle mehrentheils keine bedeutende Veränderung; aber nach 5-8 Tagen findet sich eine Anschwellung an der hintern Seite des Unterschenkels, in der Gegend des Ueberganges der Zwilliiigsniuskeln in die Achillessehne; dieselbe ist oberflächlich etwas ödematös, in der Tiefe mehr gespannt, schmerzhaft, und senkt sich all-mälig zum Sprunggelenk herunter. Die Thiere bekommen ein Reizfieber, der Puls und das Atlimen ist beschleunigt. — Bei der unvollständigen Zerreissung sind alle diese Erscheinungen geringer, das Thier ruht mit der Zehe des leidenden Fusses auf dem Boden, hält aber den Fuss im Sprunggelenk gebogen, es kann nicht im Fessel vollständig durchtreten; an der Yerletzungsstelle ist in der ersten Zeit keine Geschwulst zu bemerken, und auch späterhin entwickelt sich dieselbe nur im geringen Grade. Auch hier findet mau die Acliillessehne schlaff, aber doch in einem geringeren Grade als im erstem Falle. Im Ganzen ist hier die Diagnosis mehr dunkel.
Bei der Zerreissung der Achillessehne sind dieselben Erscheinungen vorhanden wie bei der vollständigen Zerreissung der Zwillingsmuskeln; ausserdem aber fühlt man im Verlaufe der Sehne ganz deutlich eine, zuweilen bis 3 Zoll lange Lücke, welche von den Enden der getrennten Sehne begrenzt ist.
Die Ursachen dieser Zerreissung sind heftige Anstrengungen beim Springen, das Fallen von einer Höhe herab, das Sitzenbleiben mit den Beinen im lehmigen Boden und bei den Bemühungen des Thieres hiernach, sich die Küsse wieder frei zu machen; ferner das Niederstürzen mit unter den Leib gehaltenen Hinterbeinen u. s. w.
Die Prognosis ist bei einer vollständigen Zerreissung ungünstig, da hier die Heilung mit Wiederherstellung des Thiers zur Brauchbarkeit
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einmal oine Zerreissung dor Achillessehne bei einem Hunde. Dieselbe war dadurch entstanden, dass der betroffene Fuss über dein Sprunggelenk fest zwischen eine Thiir gelilommt worden war.
1)nbsp; Tombs. Zerreissung dos äusseru (iastromemieus bei einem Pferde. The Veterinarian 1839, September, Mag. f. Tliicrhoilk Bd. VI. S. 350.
2)nbsp; 0. W. Schrader, Zerreissung der Zwillingsrauskeln in beiden Uinter-schenkeln einer Kuh. Mag. f. Tliieiheilk. Bd. XV. 8. 303.
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;ios
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ZeiToissung des Beugers des Schien- und quot;Wadenbeiumuskels.
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in der Regel niclit erfolgt; dagegen kann bei unvollständiger Zerreissung die Heilung in etwa 6 Wochen erfolgen, wenn lt;lie Thieve während dieser Ruhe und entsprechende Pflege erhalten,
Die Kur bestellt in der Unterstützung des Thieros vermittelst eines Hängegurtes während der ganzen Zeit der Heilung, in der Minderung der ersten Entzündungszufällo durch die Anwendung einfacher kühlender Mittel und spater in der Anwendung gelind erregender Mittel, um die Resorption zu befördern. Nach circa 4 Wochen kann man die Thiere auf ebenem Hoden gelind bewegen und sie so wieder allmälig an das Gehen gewöhnen. In diätetischer Hinsieht ist die Menge der Nahrung auf ein geringeres Quantum, als das Thier sonst bei der Arbeit erhalten hat, herabzusetzen.
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Fünftes Capitel.
Die Zerreissung des Beugers des Schienbeins und des dritten Wadeubeinmuskels.
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Diese Zerreissungen, welche bei Pferden nicht selten und auch beim Rindvieh beobachtet worden sind, kommen gewöhnlich gleichzeitig mit einander vor und verursachen immer eine eigentluiinlicho Lahmheit des betreffenden Hinterfusses. Das Leiden entsteht plötzlich durch irgend eine Veranlassung, bei welcher eine gewaltsame und iibenuiissige Strck-kung des Hinterfusses im Sprunggelenk erfolgt, wie /,. B. wenn Pferde auf die untere Seite des Leibes niederstürzen, und dabei der eine oder der andere Hinterfuss rückwärts ausgestreckt bleibt, so dass er mit dem Knie zuerst den Boden berührt; oder, wenn ihnen beim Beschlagen ein Hinterfuss mit dem Seil durch einen Ring an der Wand nach hinten in die Höhe gezogen und festgehalten ist, während sie heftig nach vorn springen oder niederstürzen, — oder oben so, wenn man sie bei aufgehobenen und festgebundenen Hinterfüssen im Nothstalle beschlägt und sie, während ihre Befestigung am Vordertheil nicht genügend geschehen ist, heftig nach vorn drängen; ferner wenn sie im Stalle über den La-tierbaum oder vor dem Wagen über das Achterholz schlagen, mit einem Fasse auf diesem Gegenstand sitzen bleiben und dann tbeils durch die Last des Körpers, theils durch die Anstrengungen, um sich aus der unbequemen Lage zu befreien, den Fuss rückwärts beftig ausstrecken. Bouley und Böther sahen auch das Uebcl bei niedergelegten Pferden in Folge heftiger Anstrengungen während des Operirens, und Andere sahen es nach heftigem Hintenausschlagen entstehen. In einigen Fällen war heftiges Gegenfahren mit einem Wagenrade u. dgl. äussere Gewalt die Ursache.
Die Symptome dieser Lahmheit sind folgende: Bei dem ruhigen Stehen ^etzt das Pferd den ganzen Huf glcichmässig und fest auf den Boden und tritt dabei auch im Fessel gut durch, aber das Unterschenkel-
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Zerrcissung des Bougers des Sohion- und Wadoubeinmuskels.
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bein (die Tibia) macht mit dem Schienbein (dem Mittelfuss) einen viel stumpfern Winkel, als bei dem gesunden Hinterbeine, d. h diese Knochen stehen in der kranken Gliedinaasso mehr gerade, zuweilen fast senkrecht über einander. Das Oberschenkel- und Backbein scheint mehr in die Höhe gezogen und festgestellt zu sein. Au der Achillessehne bemerkt man etwa 1—l! Zoll über dem Fersen- oder Sprungbein eine kleine Wölbung ihrer obern Linie und bei dem Befühlen derselben eine geringere Spannung, ja selbst wohl eine wirkliche Erschlaffung. — Heim Gehen liebt das Thier den Oberschenkel höher als sonst und wirft die Theile unter ihm schwerfällig nach vorn, wobei aber das Sprunggelenk nicht gebeugt und das Schienbein nicht aufgehoben wird. Alle diese Theile hängen gleichsam vom Schenkel herunter und wackeln oft hin und her, so dass es den Anschein erhält, als ob das Unterschenkelbein gebrochen wäre. Während der Fuss so in die Höhe gehoben ist, erscheint die Achillessehne noch etwas mehr erschlafft, als vorher, indem sie über dem Sprungbein eine Falte bildet, welche leicht bin und her geschoben werden kann. Das Niedersetzen des Pusses auf den Boden geschieht etwas tappend mit der ganzen Fläche der Sohle, fast wie bei dummkollerigen Pferden, wenn es aber geschehen ist, nimmt das Pferd wieder die oben angegebene Stellung an. Den leidenden Fuss kann man sehr leicht und in dem Grade nach hinten ausstrecken, dass die Glied-maasse vom Kniescheibengelenk bis zum Kessel eine grade Linie darstellt'), wobei die Achillessehne so erschlafft, dass sie eine gekräuselte Kalte bildet, die sich von selbst nach der einen oder der andern Seite legt, _ In Jen allermeisten Fällen ist an keinem Theile des leidenden Fusses Schmerz oder Geschwulst zu entdecken, doch findet sich zuweilen am Tage nach dem Entstehen des Uebels eine ödematöse Anschwellung um die Mitte der vordem und äussern Seite des Unterschenkels, welche sich allmälig zum Sprunggelenk und tiefer hinabsenkt. Wahrscheinlicb sind in solchen Fällen neben den Muskeln auch mehr Blutgefässe zerrissen, und es ist ein grösseres Extravasat in das Zellgewebe erfolgt als in andern; einzelne Thiere zeigen in der Umgegend des zerrissenen Muskels bald mehr bald weniger Schmerz.
Bei anatomischen Untersuchungen hat man den vordem Schienbeinmuskel und den dritten Wadenbeinmuskel, einzeln oder beide zugleich, quer oder schief zerrissen gefunden, Dass auch eine übermässige Ausdehnung dieser Muskeln durch dieselben Gelegenheitsursachen entstehen und gleiche Symptome hervorrufen könne, wie Böther dies angiebt, ist zwar bis jetzt anatomisch nicht nachgewiesen, aber doch als wahrscheinlich anzunehmen, weil eine solche immer erst der Zorreissung vorangehen muss; der Uebergang der erstem in die letztere hängt nur von dem Grade der einwirkenden Gewalt ab. In Bezug auf die Entstehung des Leidens halte ich es für ganz wahrscheinlich, dass bei der Verletzung durch Ausdehnung auch die an der vordem Fläche des Sprunggelenks liegenden Bänder, das Ligamentum tarsi laterale, L. deltoideum, das L. astragali obliquum und selbst das Kapselband sehr mitleiden.
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1) Durch dieses Geradeausstrecken des Fusses nach rückwäits unterscheidet sich die Verletzung hauptsächlich von der Zerrcissung der Zwillingsmuskeln und der Achillessehne (S. 306).
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Zerreissung des Beugers des Schien - und Wadenbeinmuskels.
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Die Erscheinungen der eigonthümlichon Lahmheit sind sehr leicht (bis auf die Erschlaffung der Achillessehne) au8raquo;der aufgehobenen Function der genannten Muskeln zu erklären. Dieselben ziehen bekanntlich den Mittelfuss an den Unterschenkel in die Höhe, beugen somit das Sprunggelenk; da jedoch an diesem jene beiden Theile der Gliedmaasse einen Winkel bilden, so befinden sich die genannten Muskeln fortwährend in einem gewissen Grade von Spannung, vermöge welcher sie den Unterschenkel fixiren und das Anziehen und Aufheben der Gliedmaasse unterstützen, wenn das Backenbein an den Leib gezogen wird. Durch die Beugung werden zugleich die an der hintern Seite des Sprunggelenks angehefteten Sehnen antagonistisch gelind angespannt und so erhält das Sprunggelenk eine feste Haltung, welche sofort schwindet, wenn die Schienbein- und Wadenbeinmuskeln aussei- Action gesetzt werden. Die Erschlaffung der Achillessehne scheint jedoch, namentlich in dem starken Grade beim Ausstrecken des Fusses nach hinten, auf den ersten Anblick nicht genügend aus der Zerreissung jener Muskeln erklärt werden zu können; denn diese Sehne bewirkt nebst ihren Muskeln (den Gastrocne-miis) im normalen Zustande die Streckung des Sprunggelenks, wobei sie sich verkürzt und straffer wird. Dasselbe müsste auch der Fall sein, wenn ihre Antagonisten aussei- Thiitigkeit gesetzt werden; aber entgegengesetzt — statt Spannung der Sehne tritt, wie oben angegeben, Erschlaffung derselben ein. Dies ist, wie ich denke, dadurch zu erklären, dass 1) durch die Vergrössernng des Winkels im Sprunggelenk nach stattgehabter Zerreissung die Achillessehne sich nicht mehr in ihrer natürlichen Anspannung befindet, — 2) dass bei der aufgehobenen Spannung der zerrissenen Muskeln und wohl auch der ausgedehnten Bänder des Sprunggelenks bei dein Aufheben des Fusses nach rückwärts eine grössere Streckung des letztern hervorgebracht wird, als im normalen Zustande die Zwillingsmuskeln selbst bei ihrer stärksten Contraction bewirken können und somit die Wirkung dieser Muskeln auf ihre Sehne nothwendig aufhört
Die Diagnosis ist aus den angegebenen Symptomen stets mit grosser Sicherheit zu machon, um so mehr, da der Krankheitszustand nur mit dem Bruch des Unterscbenkelbeins, mit Zerreissung oder Ueberdeh-nung der Achillessehne und mit der Verstauchung im Sprunggelenk einige Aehnlichkeit hat und von diesen Zuständen sich leicht unterscheiden lässt, — Mit jenem Knochenbruch erhält die Zerreissung der Schienbein- und Wadenbeinmuskeln eine Aehnlichkeit durch das schlaffe Herabhängen und die wackelnde Bewegung des untern Theils der Gliedmaasse, doch deutet bei einer genauem Untersuchung der Mangel aller andern charakteristischen Merkmale eines Knochenbruchs nur auf die Zerreissung der genannten Muskeln. — Für eine übennässige Ausdehnung und dadurch bedingte Erschlaffung der Achillessehne spricht scheinbar die schlaffe, faltige Beschaffenheit derselben, doch sichert hier die Art der Gelegenheitsursache die Diagnose; denn diceKuptur der genannten Muskeln wird durch eine übennässige Ausstreckung des Schienbeins herbeigeführt; aber die Ausdehnung der Achillessehne kann nur auf ent-gengesetzte Weise, durch eine zu starke Beugung des Fusses im Sprunggelenk oder auch durch starke Quetschungen, welche die Sehne unmittelbar treffen, herbeigeführt werden. Bei der darauf eintretenden Erschlaffung der Sehne findet man sie nie in dem Grade weich, wie bei
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Zorreissung des Beugers des Schien- und Wadeubeiumuskels.
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der Zerreissung jener Muskeln; ausserdem zeigt das Sprunggelenk mehr Festigkeit und bildet stets einen grössern Winkel. — Eine Verstauchung des Sprunggelenks, bei welcher nur die Sehnen am Gelenk gedehnt und die Gelenkflächen der Knochen gequetscht werden, ist gewöhnlich von Entzündung mit vermehrter Wärme, Schmerz und zuweilen auch Geschwulst am Sprunggelenk begleitet, wahrend diese Zufalle bei der Muskelruptur fehlen.
Die Prognosis ist bei dieser Zerreissung durchaus günstig, da bisher die Heilung in allen Füllen erfolgt ist. Einzelne Pferde gingen schon nach 2,r) Tagen wieder ganz regelmässig, andere aber erst nach Verlauf von 6—8 Wochen und alle verrichteten späterhin schwere Arbeit, ohne dass eine Schwäche oder irgend eine andere üble Folge an dem betreffenden Fasse zu bemerken war.
Die Heilung beruht auf dem Wicderzusammenwachseu der zerrissenen Muskelfasern, was, da die Verletzung hier subeutan besteht, sehr wohl durch die Naturheilkraft in Zeit von etwa '20 — 25 Tagen geschehen kann. In den Fällen, welche ohne Geschwulst und ohne grossen Schmerz an der Stelle der Zerreissung bestehen, genügt das ruhige Verhalten des Thieres während dieser Zeit; und wenn etwas zu thun verlangt wird, ist das von Zeit zu Zeit wiederholte Befeuchten der vordem Fläche des Unterschenkels mit schwachem Bleiwasser ausreichend. Dasselbe kann auch an der vordem Fläche und an den Seitentheilen des Sprunggelenks angewendet werden, wenn daselbst beim Entstehen der Verletzung die Bänder stark ausgedehnt worden sind. 1st viel Schmerz und Anschwellung zugegen, so sind in den ersten I!—4 Tagen oft wiederholte Befeuchtungen der betroffenen Theile ebenfalls mit Bleiwasser, oder mit einer Auflösung von Salmiak in Essig und Wasser, später jedoch Waschungen mit aromatischen Kräuterbrühen und mit einem Zusatz von Potasche sehr nützlich. Bon ley empliehlt (Kecneil 1841;, p. 524) eine scharfe oder reizende Einreibung auf die vordere und die Seitenflächen des Unterschenkels zu machen, um einerseits die Resorption der ergossenen Flüssigkeiten zu befördern und andererseits durch den von der Hautentzündung entstehenden Schmerz die Thiere zu veranlassen, dass sie den Fuss weniger bewegen und somit durch die ruhige Haltung die Verwachsung der getrennten Theile zu befördern.
Solleisel. Le veritable parfait Marechal. Genf 1G77, p, ü72.
Boulcy jeuno Quelques cas d'uno claudicaiion remarquable simulant la fracture du tibia etc Recuoil veterin. Vol X. p. 24-i. — Renault ebendaselbst p. 597. — Bother, in Vix Zeitschr. f. d. gos Thierhoilkunde. Bd. VI. S' 440. — Cortwright, im Veterinarian 1811, p. 27ö und Magaz, f. Thierkeilk. Bd. VIII. p. 502. -- Riss, in llecueil 1848, p. 229. — Loiset, Jonrn des Vöteriii. du Midi, 1M0, Jnin und Recueil 1840, p 445. — Bon ley ebend. 184i;, p. 520 — Hertwig, Magazin f. Thierheilk. Bd. XIII. p 221. Mit Abbild. — Blothmann ebend. Bd. XIV. p. 243.
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A 11 h a u g.
Die Hornspalten und Hornklüfte,
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An der Hornwand des Fferdehafes finden sich hilufig gewaltsame Trennungen sowohl im Verlaufe der Hornfasern von oben nach unten, wie auch queer oder schräge durch dieselben. Die erstem heissen im Allgemeinen Hornspalten, die letztem aber Hornklüfte; ausserdera kommen noch Lostrennungen der Wand von der Hornsohle in der weis-sen Linie und höher hinauf, als sogenannte losgetrennte Wand und als hohle Wand vor.
A. Horn- oder Hufspalten (franz. Seimes, engl. Sand-cracks) können an jeder Stolle der Hornwand entstehen, und kommen aiisserdem in verschiedener Richtung, Länge, Tiefe und Beschaffenheit vor. Sie werden a) nach dem Orte bezeichnet, als: Zehenspalten, Ochsen-spalten, oder Ochsenklaue, wenn sie an der Zehe, — äussere oder innere Seitenspalten, wenn sie an den Seitenwänden, und — äussere oder innere Trachten-oder Fersenspalten, wenn sie an den Trachtenwänden bestehen, b) Ihre Richtung nehmen sie oft von der Krone oder dem Saume her nach unten und heissen dann Kronenoder Saumspalten; in andern Fällen beginnen sie von unten und heissen Tragerandspalten, c) Sie erstrecken sich zuweilen nur über einen Theil der Wand von unten oder von oben her, aber in andern Fällen gehen sie vom Saume bis zum Tragerande durch die ganze Höhe der Wand; im erstem Falle werden sie, abgesehen von der Bezeichnung als Saum- oder Tragerandspalten, als unvollständige, im letztern als vollständige oder als durchlaufende Hornspalten bezeichnet, d) Hinsichtlich der Tiefe unterscheidet man oberflächliche, nur in den äussern Schichten der Wand bestehende Spalte, Hornritze, und durch die ganze Dicke der Wand gehende, durchdringende, oder vollkommene Hornspalte; und — e) hinsichtlich ihrer Beschaffenheit sind dieselben entweder einfach, bloss Trennungen im Horn, oder sie sind zusammengesetzt mit Verletzung der Fleischwand, mit Einklemmung, mit Entzündung. Quetschung, Eiterung derselben, mit Verunreinigung durch eingedrungene fremde Körper, mit Lostrennung eines Theils der Hornwand neben der Spalte, mit Verschiebung der Honnvände über einander, oder auch mit Wucherung derselben, mit Horukluft, mit einem Bruch des Hufbeins, mit Kronentritten. Zuweilen bestehen auch zufällig noch andere Fehler am Hufe, namentlich Steingallen.
Man erkennt die Hornspalten, wenn der Huf gehörig rein ist, immer sehr leicht; zuweilen ist aber derselbe zufällig oder absichtlich, um die Spalten zu verstecken, mit Schmutz, oder mit Hufsalben, Theer und dgi. so bedeckt, dass man die Spalten nicht sehen kann. Es ist deshalb für den Zweck der Untersuchung eines Hufes immer nöthig, denselben durch
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Abkratzen und Abwaschen gründlich zu reinigen. Man sieht dann au einer oder der andern Stelle der flornwand die Trennung in der Richtung der Hornfasern, zuweilen auch ein wenig schräge durch dieselbe gehend, in den oben bemerkten Verschiedenheiten; Saumspalten erstrecken sich zuweilen bis in die Haut der Krone; grössere Spalten klaffen zuweilen 1 — 2 Linien weit iius einander und man kann bis auf den Grund sehen und fühlen; bei den feineren Spalten und Hissen kann man nur mit einer zugespitzten l'eder oder mit einer feinen Sonde eindringen; manche Ränder sind nach innen, andere nach aussen gebogen, und letztere liegen gewöhnlich wie aufgeblüht über einander; oft ist, namentlich bei frisch entstandenen und bei Saumspalten, etwas Blut-ansfluss an denselben zu bemerken; doch kann sich die Blutung auch aus älteren Spalten von Zeit zu Zeit, bei Fehltritten, Anstrengungen u. s. w. wiederholen. Bei alten Spalten findet sich zuweilen Eiterung oder Verjauchung, oder auch Auftreibung der Krone. Die frisch entstandenen vollständigen Spalten, besonders aber diejenigen, welche von der Krone her ihren Anfang nehmen, veranlassen immer mehr oder weniger Lahmgehen; bei Spalten, welche vom Tragerande beginnen, ist dies weniger der Fall und blosse Hornritzen machen niemals Lahmheit. Die letztere trägt die Charaktere der HufMimlieiten an sich: d. h. die Thiere lahmen hauptsächlich bei dein Niedersetzen des Hufes auf den Boden, sie lahmen stärker auf hartem als auf weichem Boden, und wenn man den Hnf mit der Zange an der Wand drückt, so zeigen die Thiere in der näheren Umgegend der Spalte Schmexz; zuweilen ist derselbe beim blos-sen Drücken mit den Händen zu erzeugen. Die übrigen oben angedeuteten Zusammensetzungen der Ilornspalten, wie z. B. fremde Körper, Einklemmung der Fleischwand u. s. av. sind bei der Untersuchung leicht wahrznnehen.
Die Ursachen der Hornspalten sind 1) bei manchen Pferden eine Anlage, welche in fehlerhafter Form oder in fehlerhafter Beschaffenheit des Hufes besteht. In ersterer Hinsicht sind Hufe mit schiefen Wänden und die an der Krone breiter sind als unten, mehr zu Spalten disponirt. Die fehlerhafte Beschaffenheit ruhet auf zu grosser Trockenheit und Sprödigkeit der Hornsnbstam. Dieselbe kann bei einem Pferde habituell oder auch erst erzeugt sein, (lurch M;mgel an äusserer Feuchtigkeit, anhaltendes Stehen auf trockner Streu u. dgl. (weshalb die Spalten auch an den Vorderhufen häufiger vorkoinuien als an den hinteren); und ebenso kann die fehlerhafte Form des schiefen Hufes durch ungleiches Ablaufen oder ungleiches Beschneiden des Tragerandes eines früher regelmäs-sigen Hufes entstanden sein. 2) Oft entstehen die Hornspalten durch starke Erschütterungen und Prellungen der Hufe, durch zu gewaltsames Auftreten bei Sprüngen, bei dem Ziehen schwerer Lasten auf hartem Boden, bei dem Gegenschlagen oder G-egenstossen an harte Gegenstände; 8) oft auch durch die sogenannten Kronentritte; 4) zu dicke Hufnägel, durch welche das Horn gespalten wird.
Die Beurtheilung. Hornspalten heilen in der Regel nicht wieder in der Weise zusammen, wie Knochen der Weichgebilde, sondern sie wachsen entweder allmälig herab oder es bildet sich unter ihnen, zuweilen auch zwischen ihnen eine neue Schicht Horn. Einfache und nicht durchlaufende Hornspalten sind, besonders wenn dieselben von dem Tragerande beginnen, bei einer zweckinässigen Behandlung fast immer voll-
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ständig und leicht zu beseitigen, indeilaquo; man bloss zu verhüten braucht, dass die Spalten sich nicht weiter ausdehnen; sie wachsen dann allmillig mit dem Hufe selbst mehr und mehr nach unten herunter und werden durch das Beschneiden des überflüssigen Tragerandes immer kürzer und verlieren sich zuletzt gänzlich. Dagegen wächst bei den von der Krone her beginnenden Spalten auch die Trennung mit dem Horn selbst allmillig immer weiter nach unten und diese Spalten werden daher von selbst immer länger. Die Saumspalten sind deshalb immer weniger günstig zu beurtlieilen als die Ti agerandspalten; dagegen gestatten die in den Saum gehenden Spalten eine wirkliche Heilung, indem man hier eine künstliche Trennung des Saumes von der Krone und die Wiedererzeugung einer migetrennten Hornmasse von der Krone her herbeiführen kann, liornspalten, welche breit aus einander stehen, und solche, wo die Ränder nach einwärts gebogen sind, oder wo ein Theil der Horn-wand von der Fleischwand getrennt ist, wo die Hornwand sich bei jedem Tritt verschiebt und dadurch beständig Reizung und Quetschung erzeugt, endlich solche, wo die Fleischwand verletzt, oft blutend oder eiternd ist, und noch mehr wo die letztere eingeklemmt oder mit üppiger Granulation versehen ist, sind stets sehr üble Fehler, bei welchen die Heilung sehr schwierig ist und die Thiere oft bedeutend lahmen, ja selbst durch die Heftigkeit der Entzündung und das hinzugetretene Reizüeber zu Grunde gehen können. In einzelnen Fällen entsteht bei eiternden liornspalten eine Knorpelfistel oder auch Caries des Hufbeins, wobei die Heilung gleichmässig schwer und langwierig stattfindet. Bei den nach einwärts gebogenen Rändern entsteht zuweilen durch den fortdauernden Druck auf die Fleischwand und das Hufliein ein Schwinden dieser beiden Gewebe und in Folge dessen eine Einsenkung, so dass selbst nach erfolgter Heilung das Hufbein an dieser Stelle oft eine rinnenlormige Vertiefung zeigt. In manchen Fällen, namentlich wo die Hornränder auf operative Weise entfernt sind und sich eine neue Hornmasse in der Lücke bildet, und eben so in den Fällen, wo chronische Entzündung in der Fleischwand bestanden hat, bildet sich eine wuchernde Hornmasse zum Theil unter den alten Rändern, zum Theil auch in der Lücke zwischen denselben. Diese Hornmasse tritt in Gestalt einer 2—3 Linien dicken Narbe (von Vatel unrichtig als Hornblättchenbruch, Keratophillokele bezeichnet) nach einwärts und bewirkt ebenfalls durch den andauernden Druck ein Schwinden der Fleischwand und des Hufbeins, so dass man an der betreffenden Stelle oft eine 2—3 Linien breite und 1—2 Linien tiefe Furche in dem letztern findet. In solchen Fällen gehen die Thiere noch lange nach erfolgter Heilung mehr oder weniger lahm. — Können die Thiere während der Behandlung andauernde Ruhe haben oder auf weichem Boden herumgehen, so erfolgt die Heilung bei allen liornspalten leichter, als wenn sie fortwährend auf Steinpflaster oder Chausseen schwer arbeiten müssen. In Hufen, welche eine grosso Disposition zur Entstehung der liornspalten besitzen, entstehen diese Trennungen auch nach erfolgter Heilung leicht wieder, zuweilen sogar an mehreren Stellen,
Die Behandlung ist in den einzelnen Fällen, je nachdem man 1) eine wirkliche Heilung der liornspalten, oder 2) nur eine Beseitigung des vorhandenen Lahmgehons, oder auch 3) nur eine Verhütung der Vergrösserung des Uebcls und der Lahmheit beabsichtigt, verschieden.
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Oft muss man für 2 oder alle 3 Zwecke zugleich wirken, oft genügt nur einer, oder die Umstände, z. 15. die nothwendige Benutzung des Thieres, gestatten nur die Hilfe für einen Zweck.
Für die wirkliche Heilung liisst sich, wie bereits ohen erwähnt, nur bei denjenigen Ilornspalten etwas thun, welche bis in den Saum reichen oder von demselben anfangen, Man sucht liier an der Krone einlaquo; exsu-dative Entzündung zu erregen und durch das Exsudat den Saum von der Krone zu trennen. Für diesen Zweck streicht man, nachdem die Haare über der Spalte an der Krone auf einem Rannt, welcher etwa 1 — l.^Zoll lang und |- Zoll über dem Saume breit ist, abgeschnitten worden, das üng. Cantharidum dick auf die Haut und liisst das Thier dabei ruhig stehen; ist am zweiten Tage die Ausschwitzung nicht genügend erfolgt, so streicht man die Salbe noch einmal auf. Wenn aber durch die Ausschwitzung der Saum unter der eingeriebenen Stelle getrennt ist, nimmt man ihn mit einem Lorbeerblattmesser weg und erwartet bei fortgesetztem ruhigen Stehen des Thieres wahrend etwa 14 Tagen die Wiederbildung des Saums. Je länger man dem Thiere Ruhe giebt, um desto breiter wachst der neue Hornsaum von oben herunter, und in etwa 14 Tagen ist gewöhnlich ein reichlich li Linien breiter Streif von festem Horn ohne Spalten entstanden. — Statt der Kantharidensalbe haben die älteren Thierärzte, z. ß. Solleysel, Garsault u. A. an dem Saume einen etwa einen Zoll langen Querstrich oder ein paar Punkte gebrannt und hierdurch eine ähnliche Wirkung erzeugt. Durch die Kantharidensalbe wird jedoch diese Wirkung sicherer und ohne dass Narben zurückbleiben, erreicht. Vor der Anwendung dieser Mittel kann man am untern Ende solcher Spalten, welche nur bis zu einem Theile der Wand herunter reichen, eine Querfurche schneiden und ein zweckmässiges Huf-
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eisen autlegen, wie im Folgenden
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?eben ist. In neuerer Zeit hat
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Maury die Behandlung der Hornspalten, besonders der veralteten, mit dem brenzlichen Wacholderöl (dem sogenannten Gaduc-Oel, Huile de Cade) als spezifisch heilend, sehr empfohlen1). Das Mittel wird jeden 3. oder 4 Tag einmal aufgestrichen oder es werden Tampons von Werg mit ihm befeuchtet auf die Spalte gelegt und mittelst eines umgelegten Bandes in der Lage erhalten. Ausserdem muss der Huf auf nassem Mist stehen.
Besteht bei einer Hornspalte Lahmheit, so muss man zunächst untersuchen, durch welche specielle Coinplicationen dieselben vcranlasst ist. 1st bloss Entzündung der Fleischwand oder bei frisch entstandenen Spalten eine Verletzung derselben vorhanden, so ist die Anwendung von kalten Fussbädern und strenge Ruhe zur Beseitigung dieser Lahmheit hinreichend. 1st aber zugleich die Wand hinter der Spalte beständigen Zerrungen unterworfen, so muss dieser Theil der Wand um '2—!) Linien mehr niedergeschnitten werden als die Wand vor dem Spalt, und ausserdem muss ein gutes Hufeisen, am besten ein geschlossenes, so aufgelegt werden, dass der hintere Theil der Wand gegen Druck und Zerrung geschützt ist. — Sind in dem Spalt fremde Körper vorhanden, oder sind die Ränder ungleich nach innen gebogen, so müssen die erstem mittelst der Pinzette entfernt, die letztern aber zuerst von aussen her recht dünn
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l) Recueil de medec voteriuaiie, 1S72, p 40—51.
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und dann an den Rändern glattgeschnitten werden; sind sie theilvveise von der Flcischwand getrennt, so nimmt man sie, so weit wie die Trennung reicht, vollständig weg und schlitzt hiernach die entblösste Fleiscli-wand durch einen Verband mit glattem Werg und einer massig fest angelegten Binde. Die Heilung erfolgt hiernach nicht allein durch das Herunterwachsen des Horns von der Krone her, sondern auch durch Erzeugung einer neuen Uornniasse an der blossgelegten Stelle selbst (das sogenannte N arhen horn). Diese neue Hornmasso bildet sich durch Ansschwitzang einer pl stischen Flüssigkeit an der ganzen Oberfläche der eiitblüssteu Fleischwand, indem die Flüssigkeit sich allmälig verdichtet; sie ist zuerst weich, wie geronnenes Fiweiss, gelblieh und an der Oberfläche gewöhnlich raub, auch wuchert sie oft über die Ränder hervor, und man muss sie deshalb an den Rändern oder diese Letzteren selbst von Zeit zu Zeit beschneiden, damit nicht Druck zwischen den alten und neuen Rändern und in Folge dessen Lahmheit entstellt. — Ist die Fieischwand zwischen den llornrändern hervorgetreten, so wird liier-durch stets Lahmheit und zwar oft von der bösesten Art erzeugt, in dem die Weichgebilde zwischen den llornrändern eingeklemmt und zur Entzündung und ülceration gebracht werden. Bei den geringem Graden dieses Leidens kann man ganz so verfahren, wie eben im Vorstehenden angegeben ist; besteht aber die Hervortreibung der Fleischblilttchen in dem Grade, dass wuchernde Granulation sich gebildet hat und man zu den Hornrändern unter derselben nicht gut gelangen kann, so muss man auf folgende Weise verfahren: Nachdem das Thier niedergelegt nnd der kranke Fuss zur Operation ausgebunden ist, schneidet man mit einem Rinnmesser neben jeder Seite des Spaltes, etwa 3 Linien von demselben entfernt, eine Rinne, welche vom Saume bis zum Tragerande sich erstreckt nnd bis fast auf die Flcischwand geht; die äussern Seitenränder dieser Rinne schneidet man in der Breite eines halben Zolles ganz dünn, Hierauf schneidet man auch eine Rinne an der Sohle in der weissen Linie, von einer Seitenrinne der Wand bis zur andern. Die in dein Grunde der Riuiien etwa noch vorhandenen dünnen Reste der Honnvand durschschneidet man mit der Spitze eines Lorbeerblattmessers. Nachdem dies geschehen, ergreift man den so unten und an den Seiten getrennten llornrand an seinem untern Ende mit den Fingern oder mit der Pinzette, hebt ihn etwas in die Hohe nnd trennt ihn in seiner ganzen Länge bis zum Saume von der Fleischwand ab. Diese Trennung wird nach den Vorschriften einiger Thierärzte bloss durch üeberbiegen und Losreissen der llornwand mittelst einer Beisszange bewirkt; da aber hierbei nicht selten die durch die vorausgegangene Entzündung zu fest mit einander verwachsenen Horn- und Fleischblättchen sich nicht von einander trennen, so erfolgt leicht ein Abreissen der Fieischwand von dein Hufbein, und es ist deshalb zweckmässiger, die Ablösung durch Schnitte mittelst des flach unter die Hormvang geführten Lorbeerblattmessers zu bewirken. In gleicher Weise verfährt man auch mit dem andern Ilorn-rande, und nimmt dann mit dem Bistouri die wuchernde Fleischmasse fort. Hierauf schlägt man ein vorher schon aufprobirtes, aber vor der Operation wieder abgenommenes, geschlossenes Hufeisen auf, bedeckt die Wunde mit einem Polster von Werg, welches die ganze Lücke ausfüllen ninss, legt darüber eine Schiene von Pappe, welche von der Zehe bis zum Saume und seitlich bis über die llornränder reicht, und befestigt
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Beides durch eine umgelegte Oirkelbiiule. Die weitere Behandlung ist eine antiphlogistische, sowohl des Fusses wie auch des Thieres im Ganzen. Entsteht Eiterung, so muss dieselbe durch Bleiwasser oder Auflösung von Zink- oder Kupfervitriol möglichst beschränkt werden.
Besteht bei einer einfachen Hufspalto keine Lahmheit und will mau auch nur die weitere Entwickelang des Uebels aufhalten und Lahmheiten verhüten, so genügt es, wenn man bei Saumspalten am unteren Lude derselben, bei Tragerandspalteu aber an deren oberen Ende eine circa 1 Zoll ('2 (Jentim.) lange und 3 Linien (5 Millim ) breite Querfurche in die Hornwand bis zum Anfange der Pleischwand mittelst eines Rinnmessers, der Baspel, oder eines anderen geeigneten Instrumentes schneidet oder feilt, oder mittelst eines niesserl'örmigen Eisens brennt, und die Ränder der Spalte so verdünnt, dass sie keinen nacbtheiligen Druck nach innen erzengen können. Durch jene Querfurche wird das weitere Aufspalten des Horns von der bisherigen Spalte aus verhindert. In die Furchen und Spalten kann man dann, um das Eindringen von Sand, von Strassenkoth u. dgl. zu verhindern, etwas Banmwachs oder Theer oder einen frisch bereiteten Kitt aus gleichen Theilen Aetzkalk und Ei-weis eindrücken. Nach der Anwendung dieses Mittels muss, bis dasselbe erhärtet ist, das Thier ruhig stehen.1) Bei den Spalten am Saume findet sich der letztere zuweilen selbst etwas getrennt; diese getrennten Parthieen nimmt man mit dem Lorbeerblattmesser fort, tbeils um Druck von ihnen auf die Krone zu verhüten, theils auch um das Eindringen von Sand u. dgl zwischen die Krone und den Saum zu verhindern. — Bei den Zehen- oder Ochsenspalten kann man auch, wenn die Ränder zu sehr auseinander weichen, das Zusammenheften derselben in der Art bewirken, dass man zuerst beide Hornränder in queerer Richtung, an dem einen etwa 6 bis 8 Linien von der Spalte entfernt eingehend und am anderen in derselben Entfernung von der Spalte wieder herauskommend, mit einem feinen Bohrer8) durchbohrt und dann dünne, in passender Linie gerichtete Hufnägel oder zugespitzte Drahtstifte durch diese Gänge treibt. Die Köpfe und Spitzen der Nägel kneipt man mit der Beisszange ab, biegt die Enden zur Spalte hin um, zieht sie kurz an und nietet sie in ähnlicher Art zu, wie das Zunieten bei dem Beschlagen geschieht Man kann 2 bis ?gt; solcher eiserner Hoffe in der Entfernung von circa ß bis 10 Linien einen vom andern entfernt, anbringen.
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1) Ebenso ist auch das von Dofais empfohlene Klebemittel, bestehend aus '2 Th. Gutta Percha und l Th. Gummi resin. Ammoniaci, zusammeogescbmolzen und im orwärmfen Zustande in die Spalte gebracht, zu benutzen. Das Äfiltcl wird langsam hart, man kann dies aber befördern, wenn man den llnf mit kaltem Wasser
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begiesst.
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Auch eine Auflösung von 2 Th. Gutta Percba in 4 Th. Chloroform
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giebt einen guten, festsitzenden Hufkitt, der initlelst eines Pinsels oder einer Feder in die Spalte gestrichen werden kann. Letzteres muss aber nach Zwischenzeiten 15--20 ilhmten so oft wiederholt werden, bis die ganze Spalte mit der Masse ausgefüllt ist; denn bei dem jedesmaligen Aufstreichen entstellt nur eine dünne Schiebt.
2) Am loichteston und in rcclit gerader Richtung geschieht das Durchbohren beider Hornränder mittelst eines sogenannten Ürillbolirers, dessen liolirspitze circa 8 Centim. (I5 Zoll) lang, fast gleichmässig '2 Millim. (Ij Linie') dick, halbcylin-driscb, rinnenfürmig hohl, an der Spitze und den Rändern schneidend ist.
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!U8nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Anhang Homspalteü.
Ein sehr wesentlicher Theil bei dor Behandlung für den einen wie für den anderen Zweck ist der Hufbeschlag. Dieser ninss in jedem Kalle so eingerichtet sein, dass durch das Hufeisen die Spalte nicht weiter auseinander getrieben, sondern im Gegentheil zusammengehalten wird; — was jedoch in den einzelnen Füllen, je nach den Uinstilnden, in verschiedener Weise erreicht wird. Bei Zeilenspalten genügt ein gewöhnliches, aber starkes Hufeisen, welches jedoch auf der Zehe selbst nicht aufliegt und zu beiden Seiten seines Zehentheiles mit starken Aufzügen versehen ist. Letztere werden nach dem Aufschlagen des Eisens so an die Zehenwand getrieben und gerichtet, dass dadurch der Spalt zusammengehalten wird. Man erreicht dies aber noch mehr, wenn der Tragerand des Hufes an der Zehe rechts und links neben der Spalte um etwa '2 bis t! Linien (circa 4 Millhn.) mehr niedergeschnitten und das Hufeisen an dieser Stelle zwar ein wenig in die Hohe gerichtet, aber nicht fest aufgelegt wird. Durch ein ebenso gerichtetes, an den Trach-tenenden geschlossenes und auf dem Strahl aufliegendes Hufeisen wird der Zweck hier und bei allen anderen Hufspalten noch vollständiger erreicht, weil es die Last gleichmüssiger vertheilt trügt. — Der Beschlag bei Seiten- und Trachtenspalten ist in den einzelnen Füllen verschieden, je nachdem dieselben ohne oder mit Schmerz und Lahmheit bestehen. Im ersteren Falle kann er auf die Weise ausgeführt werden, dass man beide Ränder der Hornspalte am unteren Ende etwa igegen J Zoll lang und 4 bis 0 Linien hoch halbmondförmig wegschneidet und dann ein gewöhnlich gerichtetes Hufeisen mit oder ohne Stollen, oder auch ein eben solches geschlossenes Hufeisen auflegt; oder man schneidet (nach Schrebe') die Trachten in schräger Richtung so weit nieder, wo dies ohne Nachtheil geschehen kann, schont die Zehe gänzlich und höhlt die Sohle in der Gegend der Spalte nicht aus. Das Niederschneiden muss von hinten nach vorn geschehen, um bei dem Schneiden das Abzerren des oft beweglichen hintern Theils der Wand zu vermeiden. Man legt dann ein Hufeisen mit Stollen auf, welches überall gleichmässig anliegt, so dass kierdurch ein Zusammendrücken der Hornwand in schräger Richtung von hinten und unten nach vorn und oben erfolgt. Das Eisen muss für den Huf eher zu gross als zu klein sein. Die Stollen werden bei später wiederholtem Beschläge allmiilig immer niedriger gemacht, um die Thiere immer mehr zum Durchtreten zu zwingen und dem Hufe nebst den Spalten mehr eine horizontale Richtung zu geben. Nach jedesmaligem Beschlagen werden die ilusseren Runder der Spalte mit der Raspel verdünnt, dabei jedoch der dem Saume zunächst gelegene Theil geschont; die Tiefe der Spalte wird dadurch geringer und bietet dem Sande u. s. w. nicht so leicht Gelegenheit, sich darin festzusetzen. — Der eben angegebene Beschlag ist aber nicht brauchbar, wenn die Horn-spalten mit Entzündung, Schmerz und Lahmheit verbunden sind, oder wo getrennte, bewegliche Wand oder eine Steingalle mit denselben in Verbindung steht, sondern es muss hier ein solches Hufeisen aufgelegt werden, welches die Last des Körpers nur auf dein vorderen Theil des Hufes bis zur Spalte trügt und dabei den hinter der Spalte befindlichen
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1) Mag. f d. gcs. Thierheilk. Bd. VII. S. 54 ff.
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Anhang. Homklufte.
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Theil des Hufes gflgon Druck von unten her schützt. Für diesen Zweck kfinn man am besten ein an den Stollenendon geschlossenes Hufeisen benutzen, welches nur bis etwa 3 bis (i Linien (5—10 Millim.) vor der Spalte fest anfliegt; von liier aber nach hinton zu gegen :! Linien weit von dein Tragerande der Wand absteht, Letzteres erreicht man auf verschiedene Weise und zwar entweder dadurch, dass man den Tragerand der Seiten- odor Trachtenwand hinter der Spalte gegen 3 Linien weit mehr wegschneidet, als den Rand vor der Spalte, — oder dadurch, dass man das Eisen von der Stelle der Spalte her nach unten gegen 3 bis 4 Linien weit im rechten Winkel niederbeugt (abkröpft). In beiden Fällen kann man das Hufeisen einige Linien weit vor der Spalte mit einem sogenannten Heistollen oder Nebenstollen versehen; derselbe muss jedoch an seinem vorderen Rande niedriger sein als an seinem hinteren und überhaupt nur so hoch sein, dass das Hufeisen auf dem Stollen am anderen Arme des Eisens, auf dem Nebenstollen und auf der Zehe gleich-massig fest auf dein Boden ruhet. Statt des geschlossenen Hufeisens kann man auch ein gewöhnliches Hufeisen mit einem Nebenstollen der bezeichneten Art versehen anwenden; dasselbe schützt aber die hinteren Theile des Hufes weniger als das erstere. Im Nothfalle ist noch ein gewöhnliches Hufeisen ohne Stollen in der Art zu benutzen, dass man den auf die kranke Wand treffenden Ann an der Stelle der Spalte abhaut und es dann als sogenanntes Dreiviertel-Eisen auflegt.
So wie bei den Zehenspalten die Zusammenhaltung der Wunde durch zwei seitliche Aufzüge oder Kappen des Hufeisens bewirkt und Verschiebung der Ränder verhütet wird, eben so kann man für diesen Zweck bei Spalten an den Seitenwänden Aufzüge an dem Eisen machen; dieselben sind durchaus nothwendig, wenn das hinter der Spalte befindliche Stück der Wand sich wirklich bei jedem Auftreten des leidenden Fusses nach aussen biegt und verschiebt. Die Aufzüge werden hier gewöhnlich an der Spalte selbst angebracht, besser aber ist es, wenn sie in der Entfernung von 8 Linien (10—15 Millim.) hinter der Spalte sitzen. Wo beide Theile der Hornwand beweglich sind, muss entweder ein grosser Aufzug auf die Spalte selbst, oder es muss ein Aufzug vor und einer hinter derselben angebracht werden; dieselben dürfen aber immer nur massig fest anliegen, weil sie sonst Druck und Lahmheit erzeugen. Nägel werden in die Wand hinter der Spalte gewöhnlich nicht geschlagen.
B. Die ITornkluft besteht in einem Durchbrechen der Hornfasern in querer, zum Theil schräger Richtung, so dass ein beinahe horizontaler Spalt an der Hornwand sichtbar ist. Sie kommt an jeder Stelle der Hornwand vor und ist von verschiedener Länge, aber selten über '2 Zoll lang; ihre Ränder sind gewöhnlich uneben, zuweilen etwas über einander verschoben, und an dem einen Ende gehen sie oft in schräger Richtung in den Tragerand über Das gebrochene Stück der Hornwand stobt entweder noch in fester Verbindung mit der Fleischwand, oder os ist stellenweis von derselben getrennt, und dann bald mehr bald weniger beweglich; zuweilen ist dabei Entzündung, Schmerz und Lahmheit, zuweilen auch Blutung oder später Eiterung zu bemerken.
Die Erkennung ist an diesen Erscheinungen immer leicht zu machen, wenn nicht der Querriss mit Baumwachs oder Theer und dergleichen verklebt oder verdeckt worden ist.
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Anhang. Ilornlslüfte.
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Die Ursachen .sind meistens Kronentritte, zuweilen aber auch Ver-nagelungen und Steingallen, welche in Eiterung übergehen und wo der Eiter in die Höhe gestiegen ist und den Saum von der Krone abgelöst hat, wo dann bei der Wiederbildung eines neuen Hornrandes von der letzteren her eine Trennung zwischen dem alten und neuen Horn besteht und allmälig tiefer herunter wächst; in manchen Fällen entstehen Horu-klüfte auch dadurch, dass der Huf durch üeberfahren mit Wagenrädern oder auf andere Weise gewaltsam znsamraengepresst wird, oder auch dadurch, dass das Hufeisen gewaltsam abgerissen wird, während die Nieten der Hufnägel noch festsitzend sind.
Die lieurtheiluug ist mehrentheils günstig zu machen, namentlich wenn die Fleischwand nicht mit verletzt ist uud so lange, als die lloru-kluft nicht von den Hufnägeln erreicht wird; denn in diesen Fällen entsteht durch sie gewöhnlich keine Störung in dein Gange des Thieres. Nach und nach wächst aber die llornkluft mit dem sie umgebenden Theile der Hornwand mehr zu dem Tragerande herunter, und entweder durch Beschneiden oder durch Ablaufen wird der Theil der Wand unter der Kluft immer schmaler, so dass zuletzt deselbst keine Hufnägel mehr anzubringen sind und bei unbeschlagenem Hufe der schmale Rand abzubrechen drohet. Hei diesem Zustande werden manche Thiere für einige Zeit unbrauchbar; aber dieser Fall tritt selten ein, und bei einer zweck-mässlgen Behandlung wächst in der Regel das fehlende Horn bald nach. In unbeschlagenen Hufen entsteht oft wegen Mangel an Schutz eine Zerrung der getrennten Horntheile und hierdurch auch Lahmheit; eben so ist dies der Fall, wenn Sand und andere fremde Körper in die Spalte dringen, oder wenn bei der ursprünglichen gewaltsamen Trennung die Fleischwand mit verletzt worden ist.
Behandlung. Bei solchen Hornklüften, w'o die abgebrochene Hornwand an den Winkeln der Trennung noch mit den übrigen Theilen der Wand in fester Verbindung steht, hat man nur dafür zu sorgen, dass nicht fremde Körper in die Spalte eindringen und drücken. In dieser Absicht füllt man die Spalte mit irgend einer klebenden Substanz, z. B. mit Theer oder Baumwachs, oder mit einem S. 319 genannten Klebemittel, oder mit Talg vollständig aus und beschlägt den Huf mit einem seiner Form u. s. w. angemessenen Hufeisen, welches an der Stelle der Kluft mit einem Aufzuge versehen ist, um die Wand besser zusammenzuhalten. 1st aber die Kluft so weit herunter gewachsen, dass die Nägel sie erreichen, so muss mau die letzteren bei dem Beschlagen an dieser Seite weglassen und das Eisen lieber durch ein paar Nägel an der Zehe oder sonst in der Nachbarschaft der Kluft mehr zu befestigen suchen. Das getrennte Horustück schützt man, wenn es noch mit der Fleischwand in Verbindung steht, durch Aufzüge; ist es aber bereits von der Fleischwand getrennt, so nimmt man es am besten ganz weg, — Besteht bei einer Hornkluft Lahmheit, so müssen alle reizenden oder drückenden Einwirkungen beseitigt, demgemäss fremde Körper entfernt und einwärts gebogene Hornräuder mit dem Messer weggenommen werden. Im Ue-brigen aber legt man ein solches Hufeisen auf, welches an der betreffenden Stelle unter der Kluft ein wenig hohl liegt, in ähnlicher Weise, wie bei den Hornspalten und mau wendet die Kälte in Fussbädern oder Umschlägen an.
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Anliang. Getrennte Wand.
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C. Die sogenannte getrennte Wanfi bestellt in einer gewaltsamen Abtrennung der Hornwand am Tragerande von der Fleischwand. Diese Trennung kann an einer Stelle oder aueb rund herum am ganzen Hufe entstellen und kommt bei besolilagenen und unbeschlagenen Hufen vor; sie spricht sieb durch einen blöden Gang, durch Schmerz beim Druck mit der Zange auf die verletzte Stelle, und nach dem Abnehmen des Hufeisens durch die sichtbare Trennung der Wand von der Sohle aus. Die Trennung ist entweder frisch, und dann oft mit ein wenig Blutinfiltration in der Spalte und in den nächsten Parthioen des Horngewebes begleitet, oder sie ist älter und in diesem Falle gewöhnlich durch eingedrungene Knie, Sand und dgl, ausgefüllt. Die getrennte Stelle ist manchmal nur sehr klein und äusserlich an der weissen Linie mit überwachsenem Horn bedeckt, so dass man sie erst dann findet, wenn man einige Hornspabne abgeschnitten bat; sehr oft kann man dann bei dem weiteren Ausschneiden mittelst eines Hufbohrers oder mittelst des Rinnmessers die Trennung gegen J — 1J Zoll hoch hinauf zur Fleischwand vorfolgen. In manchen Fällen findet man in der Trennung eine eiterige, schwärzliche Feuchtigkeit. Zuweilen bildet sich ein förmlicher Abscess, der dann, wenn er nicht zeitig genug durch künstliche Oelfnung an der Sohle entleert wird, an der Krone durchbricht, bis dahin aber viel Schmerz und Lahmheit macht. Ks bestehen dabei Entzündungssymptome, und besonders stärkeres Pulsiren der Fesselarterien.
Ursachen sind häufig ungleiches Abnutzen des Tragerandes, so dass einzelne Stellen desselben bei unbeschlagenen Hufen zu lang hervorstehen und dann beim Gehen nach aussen abgezerrt werden; bei beschlagenen Hufen sind zu enge, ungleiche, zu lange liegende Hufeisen und zu dicke Hufnägel die Hauptveranlassung; in manchen Fällen scheint auch noch eine besondere Disposition, beruhend in fehlerhafter Beschaffenheit des Vorbindungshorns zwischen dor Hornsohle und der Hornwand an der weissen Linie, mit beizutragen.
Die Beurtheilung ist im Allgemeinen günstig zu machen, da der Erfahrung zufolge die Lahmheit leicht zu beseitigen ist und die Trennung in der Kegel durch allmäliges Herunterwachsen der Hornwand wieder beseitigt wird. In einzelnen Fällen bleibt dieselbe jedoch für immer zugegen, vergrössert sich sogar zuweilen und bildet dann die sogenannte hohle Wand, indem sich von der Fleischwand her eine dünne mürbe Hornwand erzeugt, welche jedoch mit der abgetrennton Wand in keine feste Verbindung tritt und daher zwischen beiden Schichten eine Höhle bleibt. Hierbei ist jedoch zu bemerken, dass nicht jede holde Wand nur eine Folge, der getrennten Wand ist, sondern dass dieser Fehler sich zuweilen durch allmäliges Vertrocknen und Seilwinden der Hornsubstanz in der weissen Linie und höher hinauf erzeugt.
Behandlung. Zunächst muss man den Tragerand an der getrennten Stelle der Wand um etwa 2 Linien breit mehr niederschneiden als an den Stellen vor und hinter der Trennung; hierbei nimmt man die etwa losgetrennten Hornblättchen in der weissen Linie vollständig weg und bildet in derselben eine trichterförmige Oeffnung. lu diese Oeffnung legt man zum Schutz gegen eindringende fremde Körper ein wenig lockeres Werk und bedeckt dann den Huf mit einem gewöhnlichen starken und gut passenden Hufeisen, welches an der Stelle der getrennte Wand mit einem kleinen und nicht zu fest an die Wand scldiessenden Aufzuge
Hrrtwio CMrurgit- :i. Auflnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;21
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322nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Anhang. Getrennte Wand.
versehen sein kann. Die auf diese Stelle treffenden Nägel lässt man gänzlich weg. Der Huf erhält dann kalte Fussbäder und das Thier Ruhe. — War das Uebel bereits bis zur Bildung eines Abscesses an der Krone gekommen, so muss dieser, nachdem an der verletzten Stelle die gehörige Eröffnung ohne Erfolg geblieben ist, zeitig geöffnet und der Huf dann mit lauwarmen Fussbädern von Heusaamen oder von anderen gelind aromatischen Mitteln und die kranke Stelle mit austrocknenden Mitteln, z, B. Theer, Carbolsäure und dgl. behandelt merden.
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Vierte Classe. Wunden.
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Erster Abschnitt.
Von den Wunden im Alldem ei neu.
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Erstes Capitel.
Begriff, Zufälle, Ursachen, Verschiedenheiten, Verlauf, Ausgänge, Beurtheilung uud Behaudluug im Allgemeinen.
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Eine Wunde (vulnus, to igctvfia) ist die plötzliche, durch mechanische Gewaltthätigkeit bewirkte Trennung organischer Gebilde des Thier-körpers mit gleichzeitiger Trennung der Haut oder der Schleimhaut. Die Trennung der Haut ist zur Gharaktorisinnig einer Wunde nethig; andere gewaltsame Trennungen der organischen Gebilde, welche wie z. B. Zerreissungen der Weichgebilde, Brüche und Bisse der Knochen etc., zwar gewöhnlich auch durch äussere Gowaltthiitigkeiten entstanden sind, aber keine Trennung der Haut zeigen, werden deshalb auch nicht Wunden genannt.
Man bemerkt bei den Wunden im Allgemeinen folgende Erscheinungen und Zufälle:
1)nbsp; Trennung der Haut und sehr oft auch anderer Theile,
2)nbsp; Schmerz,
3)nbsp; Zurückziehung der getrennten Weichgehilde etc. von einander oder das Klaffen der Wundränder,
4)nbsp; Ausfliessen von Blut, von andern thierischen Säften, oder auch von dem etwaigen Inhalt der verwundeten Organe,
5)nbsp; Entzündung der getrennten Theile und die verschiedenen Entzündungsausgänge,
O) Störung der Functionen dieser Theile,
7)nbsp; häufig auch ein Beizfieber (Febris irritativa), welches hier das „Wundfieber' (F. traumntica) genannt wird, und in einzelnen Fällen
8)nbsp; den Wundstarrkrampf.
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324nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Wunden im Allgemeinen.
üebor die Umstände, unter welchen diese Zufälle auftreten, und über ihre sonstigen quantitativen und qualitativen Verhältnisse ist in Kürze Folgendes zu bemerken;
1)nbsp; Die Trennung erfolgt unmittelbar durch die Einwirkung eines verletzenden Gegenstandes, und zwar verschieden, je nach dessen Be-schaffenheit, bald mit scharfer, glatter Scheidung der betroffenen Theile, bald mit Quetschung, Auseinanderdehnung oder selbst mit Zerreissnng der Fasern bald in der Längenrichtung derselben, oder quer, schräge u. s. w in verschiedenen Dimensionen, je nach der Kraft und nach der Richtung, in welcher das verletzende Werkzeug bewogt wird.
2)nbsp; nbsp;Der Schmerz ist stets ein Begleiter der gewaltsamen Trennung und Zerstörung empfindlicher Körpertheile, Er tritt in verschiedenem Grade ein, je nach dem grössern oder geringem Nervenreichthum der verwundeten Organe, zum Theil ist er aber auch von der Beschaffenheit des verletzenden Werkzeuges und von der Schnelligkeit seines Eindringens abhängig. Wunden der Haut sind schmerzhafter als jene im Zellgewebe, in Sehnen, Knorpeln, Bändern und Knochen. Aber die Dauer des Schmerzes ist hierdurch nicht bedingt, sondern dieselbe ist grössten-theils abhängig von der Fortdauer oder dem Aufhören der Einwirkung der verschiedenen anderen Einflüsse, z. B. der atmosphärischen Luft, von dem erfolgenden Trockenwerden und von zufälliger Verunreinigung der Wunden, von der hierdurch mechanisch und chemisch verursachten Reizung und der eintretenden Entzündung der blossgelegten Theile, von deren nun stattfindenden symptomatischen Spannung und dem Druck auf die betreffenden Nerven. Demnach ist der erste Verwundungsschmerz von jenem der später entstandenen Entzündung wohl zu unterscheiden. Der erstere überdauert den Verwundungsact nicht; mit ihm hört er auch bald auf, die Wunde mag gross oder klein sein. -- Nicht so verhält es sich mit dem Entzündungsschmerz, dessen Grad und Dauer von dem Grade und Charakter und Fortbestehen der Entzündung abhängig ist. Ist später die Entzündung in Eiterung übergegangen, so lässt gewöhnlich der Schmerz nach; dies gilt jedoch nicht von den neben den eiternden befindlichen Stelleu, in denen die Fintzündung ebenfalls entstanden, aber noch nicht bis zu diesem Ausgange gekommen ist. — Auch die Gradation des Entzündungsschmeraes ist verschieden. In Gebilden, in welchen der entzündete Theil irgend einen harten Widerstand gegen seine Geschwulst erleidet, 1st der Schmerz am heftigsten zuweilen sogar bis zu dem Grade gesteigert, dass die Patienten sterben, — was man der Erschöpfung ihrer Nervenkraft durch die fürchterlichen Schmerzen oder einer Ueberreizung der Centraltheile des Nervensystems zuschreibt. Dies sehen wir z. B. bei tiefen Stichwunden im Ffufe, in den Sehnen, so wie in den Fällen, in welchen durch Verwundung die Nerven nur theilweise durchgerissen oder durchgeschnitten sind; wogegen der in Rede stehende Schmerz in Organen, welche ganz oder zum Theil von Weichgebilden umgeben sind, im Vergleich mit jenem, einen geringeren Grad hat.
!() Das Klaffen der Wundränder zeigt sich mehr oder weniger, je nach der Contractilität und der Spannung der getrennten Theile. Schlaffe Gebilde (z. B. Fett, weiches Zellgewebe) und eben so auch die Knorpel und Knochen weichen nur wenig aus einander, straffe Theile, namentlich die meisten Muskeln und ihre Sehnen, zum Theil auch die Blutgefässe ziehen sich dagegen sehr stark zurück. Doch bestehen da-
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Wuuden im Allgemeinen.
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bei noch Unterschiede in den einzelnen Gebilden und nach der Art der geschehenen Verletzung. So z- B. erzeugt in dem Spannmuskel der breiten Schenkelbinde eine mit einem schneidenden Instrurnente bewirkte einfache Trennung ein zollweites Klaffen der Wundränder, während man diese Erscheinung bei Verwundung anderer .Muskeln, z. B. des breiten Brustmuskels, des breiten gezahnten, nicht wahrnimmt, weil dieselben schlaff sind. — Wunden in querer oder schiefer Kichtung durch Muskeln, Sehnen und durch Blutgefiisse klaffen stets weiter aus einander als Wunden in der Längenriclituiig der Theile, und bei vollständiger Trennung in ersterer Art ziehen sich die Wundränder (oder die Enden der Theile) oft mehrere Centimeter weit von einander zurück.
Eben so klaffen Schuss- und Stichwunden im Verhältniss zu ihrer Grosse und Tiefe mir unbedeutend; desgleichen diejenigen, in welchen durch den eindringenden fremden Korper die Trennung der Fasern nicht vollständig geschehen, ein Theil derselben vielmehr nur momentan aus-einandergcdrilngt, seinen früheren Raum wieder eingenommen hat'). — Nach der Verwundung tritt Entzündung ein, und mit dieser auch (wenn die Wunde sich nicht mittelst des ausgeschwitzten Plasmas schliesst), eine starke Anschwellung, durch welche das Klaffen der Wunde oft sehr vermehrt wird.
4) Das Ausflies sen von Blut oder von andern thieri sehen Säften ist die Folge der bei der Verwundung neben anderen Gebilden zugleich entstandenen Trennung der Wandungen von Blutgefässen und anderen Kanälen. Die Blutung bei Verwundung ist gewissennaassen eine constante Erscheinung, weil fast überall Netze von kleinen Gefässen (Haargefässen) und neben und auf denselben auch grössere Gefässzweige und selbst Gefässstämme liegen und man überall auf Gefksse trifft. Es werden daher bei Verwundungen nicht bloss die Kapillargefässe getroffen, sondern auch grössere Arterien und Venen, und es fliesst bald arterielles, bald venöses und zuweilen auch gemischtes Blut aus. Man bezeichnet hiernach die Blutungen als arterielle, als venöse und als parenehy-inatöse. Die ersteren entstellen, wenn Arterien oder auch die Lungenvenen oder die linke Hälfte des Herzens durchgehend bis in die Höhlen dieser Theile verletzt sind, und man erkennt sie a) an der hellrotben Farbe des Blutes, b) an dein spritzenden, im Bogen erfolgenden und stossweis, mit dem Pulsiren der Arterien übereinstimmend verstärkten Ausfluss des Blutes, und c) daran: dass der Ausllnss schwächer wird oder ganz aufhört, wenn man einen Druck auf das blutende Gefäss zwischen der Wunde und dem Herzen anbringt. Hiervon machen jedoch die zurücklaufenden und diejenigen Arterien eine Ausnahme, welche mit anderen anastomosiren, z B. die Carotiden, Zwischenrippenarterien u.a.; diese Gefässe können nämlich auch Blut von der entgegengesetzten Seite erhalten, wenn die Strömung vom Herzen her bedeutend vermindert wird oder ganz aufhört, und sie bluten daher auch dann noch, wenn man das Gefäss zwischen dem Merzen und der Wunde coinpriniirt, — Die venösen Blutungen geben dunkelrothes Blut im gleichmassigen Ausfluss, und
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1) In Folge dieses Umstamles werden oft, fremde Körper, welcho in dergleichen Muskeln eingedrungen sind, bei einer o berfläelilich en Untersuchung leicht übersehen.
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326nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Wunden im Allgemeinen.
derselbe hört auf, wenn man das verletzte Gefilss zwischen der quot;Wunde und der äussern Peripherie des Theils zusammendrückt. — Bei den pa-renchymatösen Blutungen sickert arterielles und venöses Blut gemengt aus dem ganzen Gewebe (Parenchyma) des verletzten Theils.
Aussei1 dem Blute treten aus den verwundeten Thoilen oft noch andere Flüssigkeiten, je nach der Art der betroffenen Organe, z. B. bei Verwundungen der Speicheldrüsen und deren Ausführungsgängen Speichel, bei Wunden am Schlünde Speichel, Schleim und gekautes Futter; bei Verwundung der Luftröhre strömt Luft aus; ans den verletzten Lungen kommt Luft und schäumendes Blut n. s. w. Diese verschiedenen Flüssigkeiten geben, im Verein mit dem Orte, wo die Verletzung stattgefunden, die Merkmale ab, aus welchen wir alt;if die Verletzung gewisser tieferliegenden Organe sclilicssen können.
5) Die Entzündung. Fast jede Verwundung ist schon an und für sich bei der Trennung des Zusammenhanges der organischen Gebilde mit einer Reizung der Gewebselemente verbunden und weiterhin wird gewöhnlich diese Reizung gesteigert und unterhalten durch die Einwirkung der bald mehr bald weniger unreinen, kalten oder warmen, austrocknenden Luft, der Wundsekrete, der angewendeten Heilmittel u. s. w. Von diesen reizenden Einwirkungen wird eine solche pathologische Um-stimmung des Ernährungsprozesses in den betreffenden Geweben erzeugt, wie dieselbe bei dem Anfange jeder Entzündung eintritt; d. h. die Elementarzellen schwellen an, sie ziehen mehr und andere Stoffe aus den anderen Theilen an sich, sie werden trüb, und die gewöhnlichen Erscheinungen der Entzündung werden iuisserlich immer mehr und mehr bemerkbar (S. 14 u. f.).
Die bald nach der Verwundung beginnende Entzündung erreicht gewöhnlich ihre Höhe binnen 30—48 Stunden, ist aber in den einzelnen Fällen, je nach der Reizbarkeit des Thieres, nach der Beschaffenheit und Grosse der Wunde, nach dem Einflüsse der Nahrung, der Luft u. s. w. in ihrem Charakter und Grade sehr vorschieden, zuweilen bedeutend, zuweilen kaum bemerk ens worth. In manchen Fallen ist sie der wichtigste Zufall der Verletzung. — Manche Venvundungsentzüiulungen zer-theilen sich nach kurzem Bestehen gänzlich, nachdem sie eine ganz geringe Ausschwitzung von Faserstoff gemacht; haben; andere dauern mehrere Tage in grosser Heftigkeit fort und gehen in Eiterung oder sogar in Brand über. Eine gelinde plastische Ausschwitzung ist häufig das organische Verbindungsmittel zwischen den Wundflächen und die Entzündung erscheint hierbei als Vermittelungsprozoss für die Heilung. Man nennt sie deshalb unter diesen Umständen nach Hunter die „adhäsive oder Verwachsungsentzündungquot;. Dieselbe darf, wenn sie diesem Zwecke entsprechen soll, sich nur in einem geringen Grade entwickeln; denn bei einem hohen Grade bleiben entweder die Wundflächen trocken, oder es entstellt eine so reichliche und wiederholte Exsudation von Faser- und Eiweissstoff, (lass durch die Menge der Flüssigkeit die Wundflächen auseinander gedrängt werden und daher ihre unmittelbare Verwachsung nicht erfolgen kann. Dafür bilden sich aber hierbei gewöhnlich Eiter und neue Zellen, und mit diesen die Granulationen oder Fleischwärzchen, durch welche die Vereinigung der getrennten und, bis zu einem gewissen Grade auch ein Wiederersatz mancher verlorenen Theile stattfindet. Es ist aber, wie bekannt (S. 52 u. f.), nicht der Eiter, aus
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welchem die Granulation entsteht, sondern dieser scheint ein blosses Vehikel für sie zu sein, da unter seiner Decke sich die Fleischwärzchen bilden. Uebrigcns kommen bei der Eiterung und Granulation in den Wunden dieselben Verschiedenheiten vor, welche man in den Ab-scessen findet. Eiternde Wunden können süinit unter ungünstigen Umständen auch die Beschaffenheit der Geschwüre annehmen.
In einzelnen Füllen ist die Wundeentzündung nicht zu beseitigen, sondern sie geht in Brand über, und oft führt sie Lebensgefahr herbei. Dies ist besonders der Fall, wenn grosso Gefiisse und Nerven durchtrennt sind, oder wenn heftige chemische, giftige oder infectiösc Einflüsse auf die Wunde stattgefunden haben, oder wenn eine fehlerhafte Ernährung und Säftemischung im Körper besteht.
6)nbsp; Die bei den Verwundungen erfolgenden Funktionsstörungen sind in den einzelnen Fällen, je nach der physiologischen Verrichtung der ver--wundeten Theile und nach der Grosse und Tiefe der Verletzungen sehr verschieden, jedoch fast immer sogleich deutlich bemerkbar; und oft, besonders bei Verwundungen innerer Organe, geben uns die hiervon verursachten Funktionsstörungen ziemlich deutliche Erkennungszeichen von dem Sitze der Beschädigung. So ist bei Verwundungen des Kehlkopfes das Athmen, bei Verwundungen des Schlundkopfes das Verschlucken der Nahrung, bei Lungenwunden das Athmen gestört
7)nbsp; Das Wundfieber. Es findet sich gewöhnlich nur zu Verwundungen, welche einen grossen Umfang einnehmen, namentlich bei sehr reizbaren Thieren und in sehr empfindlichen, zur Erhaltung des Lebens unbedingt nöthigen Thcilen, und es tritt meistens innerhalb der ersten 24 Stunden ein; eine bestimmte Zeit ist aber in diesem Belang nicht festzusetzen. So ist bei sehr empfindlichen und somit leicht reizbaren Thieren das Wundfieber oft schon 2—3 Stunden nach der Verletzung, bei torpiden nach 12—15 Stunden beobachtet worden, während dasselbe bei andern Individuen gar nicht eintrat. — Dieses Fieber ist ein gewöhnliches Reiz- oder Entzündungsfieber. Seine Erscheinungen sind: das Thier steht traurig, mit gesenktem Kopf und gespreizten Ohren, es zittert, die Haare sträuben sich längs der Wirbelsäule, die sichtbaren Schleimhäute sind blass, die Fresslust mangelt, die Se- und Excretio-nen sind mehr oder weniger unterdrückt. Dieses erste oder Froststadium, mit welchem das Fieber in der Regel beginnt, dauert bald längere, bald kürzere Zeit, %—1—2 Stunden. Hierauf folgt Hitze; der ganze Körper wird wärmer, das Maul wird heisser, ebenso der Athem, (der Thermometer zeigt im After bis 42 Gr. Gels., statt c. 37 Gr. im gesunden Zustande); die Schleimhäute sind dunkel geröthet, die Hautausdünstung vermehrt, der Urin ist dunkler, als sonst bei demselben Thiere. Dieses Hitzestadium isti von verschiedener Dauer und Stärke. Die erhöhte Temperatur dauert bald nur eine halbe, bald über eine ganze Stunde fort und dieser Zustand wechselt, zuweilen durch mehrere Stunden, worauf die Thiere wieder munterer werden. Der Puls ist in der Frostperiode klein, hart, in jenem der Hitze voll und weich, bei Pferden in der Zahl von 48, 60, zuweilen 60 und darüber in einer Minute. Diese Beschaffenheit des Pulses dauert auch, wenn die eben angegebenen Zufälle nicht mehr wahrgenommen werden, gewöhnlich mehrere Tage fort, als Aus-, druck des Reizes im Gefäss- und Nervensystem.
8) Der Wundstarrkrampf (Trismus und Tetanus traumaticus),
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Wuudeu im Allgemeinen.
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ein spezifisches Leiden des Rückenmarks, findet sich zwar nicht gewöhnlich, aber doch auch nicht als ein ganz seltener krankhafter Zustand, zu Wunden der verschiedensten Art. Derselbe kann in jeder Periode der Wunden eintreten, erscheint aber am häuflgston in der Zeit der Granulation, und ilussert sich durch eine andauernde unwillkürliche Contraction der Muskeln am Unterkiefer, dem Halse, dem Kücken u. s. w., je nachdem die Krankheit sich eben nur auf einen Körpertheil beschränkt oder in dem ganzen Körper besteht. Letzteres geschieht bei dem Wund-Starrkrampf gewöhnlich schneller als bei dem durch Erkältung entstandenen idiopathischen Starrkrampf, wenngleieli jener zuerst nur an einein Theile, namentlich an dem Kopfe, in den Kaumuskeln hervorgetreten ist. — Die Muskeln werden dabei ganz derb, und so gespannt, dass ihre Beweglichkeit fast ganz verschwindet; die Ohren stellen steif in die Höhe, und wenn man den, auch nur im geringen Grade von dieser Krankheit befallenen Pferden den Kopf plötzlich recht hoch in die Höhe hebt, so tritt die Nickhaut aus dem Innern Augenwinkel weit über den Augapfel hervor; das Maul kann wenig oder gar nicht geöffnet werden, der Hals ist steif in die Höhe gerichtet; der Schweif steht etwas gekrümmt von dem Körper ab; die Beine sind steif u, s. w. Zuweilen nimmt das Gefiisssystem an diesem Leiden keinen Antheil, oft ist aber Fieber und beschwerliches, kurzes Atlimcn zugegen. Der pathologische Zustand beruht in einer eigenthümlichen Irritation des Rückenmarks, welche wahrscheinlich durch Fortleitung einer Nervenreizimf; von der Wunde her beginnt und sich dann als Reflexwirkung an den Muskeln offenbart. Diese Nervenreizung entsteht am häufigsten durch fremde Körper in der Wunde, durch Einwirkung der Kulte auf sie und dadurch verursachte Unterdrückung ihrer Secretion, durch unvollständige Trennung der Nerven und einzelner Sehnenfasern und dadurch bedingter ungleicher Spannung derselben, und zuweilen durch unbekannte Einflüsse ans der Atmosphäre; denn das Uebel kommt in manchen Zeiten bei dem Vorhandensein der übrigen genannton Ursachen gar nicht, in anderen Zeiten dagegen inehrfältig vor. — Der Wundstarrkrampf ist mehrentheils eine sehr üble Complication jeder Wunde, indem er gewöhnlich binnen kurzer Zeit den Tod durch Erschöpfung der Nervenkraft, oder durch Lungen- oder Hirnschlagfluss herbeiführt.
Ursachen.
Die Verwundungen entstehen durch das gewaltsame Eindringen scharfer, spitziger, oder auch stumpfer Körper in die organische Substanz, wie z. B. Messer, Degen, Sensen, Beile, Lanzen, Bajonette, Mist-und Heugabeln, Nägel, Dornen, Holzsplitter, Knochen, spitziger oder halb-stumpfer Stöcke. Deichseln, Kugeln und Kugelstdcke, der Zähne eines beissenden Thieres und dgl. Nach der Verschiedenheit dieser verletzenden Körper und zum Theil danach, ob diejenigen, welche mit einer Schneide versehen sind, blos mit gelindem Druck oder Zug, oder mit einem grössern Schwünge gegen den Thierkörper geführt worden sind, erhalten die durch sie erzeugten Wunden eine verschiedene Form, Beschaffenheit und Benennung, als: Schnittwunden, Hiebwunden, Stichwunden, als gerissene, geschossene und gebissene Wunden. Die erstem stellen offene (ausgenommen bei den subeutanen Operationen), mehrentheils einfache Trennungen in länglicher Gestalt, zuweilen in Form eines Lappens
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Wunilen im AllKctnciucu.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 329
dar und haben freie Runder und ebene Flachen. Die Stichwunden und Schusswunden sind in der Regel enge, mehrentheils mit Quetschung complicirte Kanäle; die gerissenen Wanden sind ungleiche Trennungen, lappenförmig, .stets mit Dehnung, Quetschung und Zerrcissung der Theile begleitet; die Bisswunden erscheinen oft eben so, oft nur in der Forin den kleinen und .seichten Stichwunden ähnlich.
Verschiedenheiten und Benennungen der Wunden.
Die Wunden kommen in vielfacher Verschiedenheit vor; sie sind: 1) nach der Art und der Beschaffenheit des verwandenden Werkzeuges Schnittwunden, Hiebwunden, Stichwunden, gequetschte, gerissene, gebissene Wunden, Schusswunden,
Der in dieser Hinsicht bestehende Unterschied der Wundon untereinander ist sehr gross und für den Heiluugspro/.ess von Wichtigkeit. Denn, wie schon im vorigen Satze gesagt, die Schnitt- und Hiebwunden sind in der Kegel einfache Trennungen der betreffenen Theile, bei welchen meistens durch blosses Zusammenkleben derselben der Verwach-sungs- und Heilnngsprozess eingeleitet wird; wogegen bei den Schuss-wunden, den gebissenen, gerissenen und Oberhaupt bei allen mit Quetschung der Theile verbundenen Wunden zur Heilung der Eiterungs- und Granulationsprozess erfordert wird.
2)nbsp; Nach der Richtung der Trennung in dem verletzten Gebilde giebt es: Längen wund en, wenn die Trennung mit dem Verlaufe der Fasern oder in der Längenachse des Theiles geschehen ist; — Querwunden, welche die Fasern oder das Organ in querer Richtung trennen; schiefe Wunden, wo die Trennung mit der Längenachse einen spitzen Winkel macht, und — Lappenwunden, wo die getrennten Gebilde nur noch zum Theil mit dein Körper zusammenhängen; — Wunden mit Substanzverlust, d. ii. wo Theile der Körpermasse durch die Verwendung verloren gegangen sind. Die Längen wunden klaffen weniger auseinander, als Querwänden, weil bei den letztem die Fasern sich nach ihren Anhef-tungsjjunkten zurückziehen.
3)nbsp; Dient der Körpcrtheil zur Bezeichnung der Wunden, und in dieser Beziehung nennt man sie Kopf-, Hals-, Brust- und Banchwunden und Wunden der Gliedmaassen.
4)nbsp; Ebenso werden sie nach dem Organ und nach der Art des verletzten Gewebes benannt, indem man von Wunden der Haut, der Muskeln, der Gefässe, des Auges, der Zunge etc. spricht. Diese Bezeichnung ist in jedem Falle unvermeidlich, ohne Rücksicht auf die übrigen Eigenschaften und Benennungen der Wunden; immer muss das verletzte Organ specieII benannt sein.1)
5)nbsp; Nach der Tiefe des Eindringens der verletzenden Gegenstände sind die Wunden entweder oberflächlich oder tief, oder sie sind durch die Wand einer Höhle in die Letztere eindringend, oder selbst
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1) Trennungen dos Horngewebes allein (an den Hörnern, (ieweihon, den Kapseln der letzton Zehenglioder) gelten nicht als Wunden, .sie kommen aber als solche in Betrachtung, wenn die unter ihnen liegenden blut- und nervenreichen Theile zugleich verwundet sind.
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330nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Wunden im Allgomoinon. Erkennung.
durch ein oder mehrere Organe durchdringend. Es kann in dieser Hinsicht geschehen, class z, B. eine Verletzung der Brust nur die Haut und die Muskeln betrifft, und sie ist dann nur eine oberflächliche, weil die Höhle nicht geöffnet ist. Ist das Brustfell mitgeöffnet, so ist die Wunde eine eindringende und wenn der verletzende Körper die entgegengesetzte NYand durchdrungen hat, so ist sie eine durchdringende fpenetrirende).
6)nbsp; Oft sind die Wunden ei nf ache Trennungen, aber oft stellen sie mit gleichzeitig vorhandenen andern Beschädigungen, als: Quetschungen, Erschütterungen, Zerreissnngen, oder mit zurückgebliebenen fremden Körpern, oder mit Giften einen zusammengesetzten Zustand dar, oder sie sind durch einen allgemeinen Krankheitszustand erschwert (complicirt),
Hiernach giebt es:
a)nbsp; einfache Wunden,
b)nbsp; zusammengesetzte (componirte) Wunden, bei denen mehrerlei Gebilde getrennt sind, oder wo gleichzeitig Quetschungen, Blut-ergiessungen etc. bestehen,
c)nbsp; compllcirte Verwundungszustände, bei welchen noch ein anderes Leiden vorhanden ist. z. B Gastricisnius, nervöse Zufälle, Starr-krampf, und wodurch oft der Heiltrieb in der Wunde verändert, ihre Beschaffenheit und der krankhafte Zustand im Ganzen schlechter wird.
7)nbsp; nbsp;Nach ihrer Wichtigkeit unterscheidet man die Wunden
a)nbsp; in unbedeutende, oder nicht gefährliche;
b)nbsp; in solche, welche unter gewissen Bedingungen gefährlich werden — also relativ gefährliche — und
c)nbsp; in solche, die unter allen Umständen das Leben vernichtende sind, mithin absolut tödtliche.
Der diesfällige Unterschied ist massgebend für die Prognose. Derselbe wird begründet: theils durch die Art und Wichtigkeit des verletzten Organs, theils durch die Grosse, Tiefe und Art der Verwundung, theils durch die specielle Beschaffenheit des betroffenen Thieres, theils durch Nebenumstände und äusserc Einflüsse. (Siehe Prognosis.)
Erkennung der Wunden.
Das Erkennen des Daseins einer Wunde ist im Allgemeinen leicht, doch machen kleine Stich- und Bisswunden, besonders bei reichlicher Behaarung des Körpers, zuweilen eine Ausnahme hiervon. Est ist aber nicht g'nug, bloss das Vorhandensein einer Wunde zu kennen, sondern man muss auch erforschen: welche Theile in der ganzen Wunde verletzt sind, daher wie tief und in welcher Richtung die Verletzung eingedrungen ist, wie die verletzten Theile übrigens beschaffen, und ob fremde Körper zugegen sind? Im Allgemeinen ist eine Wunde, wie schon oben angedeutet, daran zu erkennen, dass man an der Stelle wo sie besteht, mehr oder weniger ein Auseinanderklaffen der Haut und anderer unter ihr gelegener Gewebe findet; dass ein Ausfluss von Blut oder andern Feuchtigkeiten sichtbar und dass die Function des verwundeten Theiles gestört ist Um sich von der tiefern Beschaffenheit der Wunde zu überzeugen, muss man, wenn dieselbe geräumig genug ist, sie mittelst eines
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Wunden im Allgemeinen. Erkennung.
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in sie geführten Fingers untersuchen und dabei beachten: die Art und Beschaffenheit der verletzten Tbeile, insbesondere ob dieselben nur etwas oder ob sie völlig durchtrennt sind, — wie die Tiefe und Richtung der Wunde ist, ob Lappen, ob fremde Körper vorbanden sind. — Sollte die Wunde zu tief oder zu eng sein, so dass sie mit dem Finger nicht gehörig untersucht weiden könnte, so bedient mau sich hierzu einer Sonde') von Metall oder Fischbein,
Zum Sondiren müssen die Thiere festgehalten und, wenn sie sehr empfindlich, furchtsam und widersetzlich sind, auch wohl gebremset werden, damit diese Untersuchung ruhig, gründlich und ohne grosse Heizung oder neue Verletzung des verwundeten Theils geschehen könne. Dabei muss man dem Thiere oder dem verletzten Theil wo möglich diejenige Stellung oder Richtung geben, in welcher es sich befand, als es verletzt wurde; kennt man aber diese nicht, so muss das Sondiren bei verschiedenen Stellungen des Thieres geschehen, nöthigenfalls mit Zuziehung von Gehilfen. Denn da die verschiedenen Schichten der Muskeln, Sehnen
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1) Die Sonden sind cylindrische Stäbchen von Eisen, Stahl, Silber, Blei oder Fischbein, gewöhnlich gegen 16 Centim. lang, einen halben bis 2 Millim. dick, und an den Enden mit einem Knöpfehen versehen, letzteres, um bei der Anwendung Nebenverletzungen zu vermeiden. Zur Untersuchung sehr tiefer Wunden hat mau sogenannte Doppelsondou, welche circa 30 Centim. lang, in der Mitte circa 3 Millim. dick, daselbst quer in zwei niilften getbeiltuml an der einen Hälfte mit einer Schraube, an der andern mit einer Schraubemutter versehen sind, durch die sie mit einander verbunden werden können. Alle Sonden müssen eine recht glatte, polirte Oberfläche besitzen. Von den metallenen sind die von dichtem, glatt polirtcm Eisen angefertigten gut dazu geeignet, dass man sie nöthigenfalls biegen, in krumme Wunden einführen und dann sie wieder gerade biegen kann Sonden von Stahl sind wegen ihrer grösseren Sprödigkeit hierzu nicht geeignet Die besten sind von Silber, denn diese haben die gehörige Festigkeit und Biegsamkeit und weiden von den Wuud-Sekreten (Eiter, Jauche etc.) nicht angegriffen Auch den Sonden von Blei hat man einen Vorzug vor den eisernen eingeräumt; allein in den Wunden zwischen Sehnen, Knorpeln und Knochen, oder in engen und krummen Kanälen verbiegen sie sich, und der Grund derselben ist dann nicht, sicher erforscht. Die fisch-beinernon Sonden krümmen sich -zwar nach der Richtung der Wunden, indess erhält man durch sie, weil sie sich beim Herausziehen von selbst wieder gerade richten, von der Richtung der Wunde keine genaue Konntniss. Metallsonden sind hiernach und unter der angedeuteten Vorsicht die besten. — An das eine Ende einer Sonde lässt man zuweilen auch ein Ohr anbringen (Oehrsonden), um mittelst derselben einen Faden durch einen engen Kanal zu ziehen. Manche Sonden sind durch kleine Querstriche, welche ebenfalls überpolirt werden müssen, wie ein Maass eingetheilt, um sogleich die Ausdehmmg der Wunde genau bestimmen zu können, was in eericht-lichen Fällen nicht unterlassen werden darf, da hier bei Beschreibung der Wunden die Länge und Tiefe genau und nicht nach Outdünken anzugeben ist. Aussordem sind auch Sonden im Gebrauch, welche an dem einen Finde ein Knöpfehen, an dem andern eine blattförmige Erweiterung Hos Stiels — einem Myrlhenblatte ähnlich — haben, und hiernach „Myrthenblattsondcnquot; genannt werden. Das Ende mit dem Knöpfchen benutzt man, um die Richtung der Wunde zu bestimmen; das Blatt dient dazu, um Eiter, Fett, Krusten oder andere Substanzen, welche oberflächlich auf der Wunde liegen, auf eine leichte Weise abstreifen zu können, auch um Salbe oder pulverige Substanzen in die Tiefe zu bringen. — Sonden, die mit einer Furche oder Rinne in ihrer bängenachso versehen sind („Hohl- oder Rinnensondenquot;), dienen zur Leitung des Messers in engen Kanälen, wenn man dieselben erweitern oder aufspalten will.
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Wunden im Allgemeiuen. Erkonnung.
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und sehnigen Ausbreitungen sich bei veränderten Steliunjren verschieben, so wird auch dadurch die Richtung und Tiefe einer Wunde geändert, z. B. anders wenn sie bei gestreckter Stellung entstanden ist und sie nun bei gebogener Haltung des Theils untersucht wird. Es können hierdurch Täuschungen entstehen, welche man aber durch das Sondiren in verschiedenen Stellungen vermeidet. — Bei dem Sjondiren hält man die Sonde zwischen dem Daumen und Zeigefinger, oder zwischen dem Daumen, Zeige- und Mittelfinger, ähnlich wie eine Schreibfeder und so lose, dass sie gewissermaassen von selbst in den Wundkanal hineingleitet; man fühlt dabei den etwa entstehenden Widerstand und sucht sie dann sanft nach einer andern Richtung, nach und nach im ganzen Umfange der Wunde, weiter zu bewegen und so ihre Richtung, Tiefe, die Art der verletzten Tlieile und etwa vorhandene fremde Körper zu erforschen.
Fremde Körper in den Wunden können Haare, Sand, Horntheile, Stücke von dem Sattel und Geschirr, Kugeln oder Kugelstücke, Nägel, Dornen, Holzsplitter, Glas, Knochensplitter und dgl. sein. Diesslbee sitzen bald oberflächlich, bald in der Tiefe, locker, verschiebbar oder fest. Man erkennt sie bei offenen, weiten Wunden oft schon mit den Augen, in ander Fällen grösstentlieils durch das Fühlen mit den Fingern oder mit der Sonde an der Härte und Beschaffenheit der Oberfläche der fremden Körper, — was aber bei weichen Gegenständen und wenn dieselben tief oder hinter Sehnen und Knochen sitzen, oft sehr schwierig ist. Zuweilen lässt auch die Form und Beschaffenheit der Verletzung, z. B. bei Schusswunden mit nur einer Oeffnung, auf das Vorhandensein eines fremden Körpers schliessen; in anderen Fällen ist dieser Schluss und ebenso zugleich ein solcher über die Tiefe der Wunde, aus der Betrachtung des verletzenden Instruments zu erlangen, z. B, bei Stichwunden, wenn man sieht, wie weit der verletzende Körper mit Blut besudelt, oder wie weit seine Spitze frisch abgebrochen ist.
In sehr engen, sehr krummen und tiefen Wunden gelingt die Erkennung dos Zustandelaquo; der Wunde nicht immer genügend, weil man bei manchen derselben auch mit der Sonde den Grund nicht erreichen kann. In solchen Fällen ist es nöthig, die Wunde entweder äusserlich oder auch in der Tiefe, wenn sich hier Zellgewebe, Muskeln oder sehnige Ausbreitungen verlagern, mittelst des Messers so viel zu erweitern, dass man hiernach mit einem Finger bis auf den Grund eindringen kann. Solche Erweiterungen einer Wunde durch das Messer sind unter diesen Umständen durchaus nöthig, ausserdem sind sie durch Verminderung der Spannung in der Wunde nützlich und sollten daher niemals aus Furcht oder andern Rücksichten unterlassen werden. Ueberhaupt inuss die erste Untersuchung einer Wunde möglichst vollständig geschehen, damit Irrthümer vermieden und Wiederholungen nicht nöthig werden.
Im Uebrigen wird man aus der Form und Tiefe der Wunde und der glatten oder entgegengesetzt aus der unebenen Beschaffenheit der Wundränder mehrentheils erkennen: ob dieselbe durch ein schneidendes oder stechendes Instrument, oder durch einen stumpfen Körper entstanden, — ob sie eine einfache Trennung oder mit Quetschung verbunden ist; der Ort und die Tiefe der Verletzung und die besondere Beschaffenheit des Ausflusses, so wie auch die besonderen Zufälle lassen das speciell verletzte Organ erkennen.
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Wunden im Allgemeinon. Prognosis.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;333
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Die Prognosis.
Die Beurtheilang der Wunden im Allgemeinen ist a) mit Hinsicht auf die aus der Verletzung sogleich oder später entstellende Lebensgefahr, und — b) hinsichtlich der Zeit, der Art und Vollständigkeit der Heilung, namentlich der Wiederherstellung des Thieres für einen bestimmten Dienst, zu machen. Sie stützt sich auf folgende Punkte: 1) auf die Grosse und die Beschaffenheit der Wunde selbst; denn je geringer im Umfange selbst, je einfacher und reiner die Trennung der Theile ist, um desto eher und unter desto geringeren Zufällen heilt sie; entgegengesetzt, je grosser die Verletzung ist, je mehr die Theile gequetscht oder zerrissen sind, je mehr organische Substanz verloren ist, und je mehr fremde Körper in der Wunde sich befinden, um desto schwerer ist die Verletzung und um desto schwieriger und langwieriger erfolgt ihre Heilung; denn unter diesen letzteren Umständen eutstehen auch sehr leicht üble Zufälle verschiedener Art, und ICiternng und Brand sind mehrentheils unvermeidlich und es bleiben oft Störungen der Verrichtung des verwundeten Theila zurück. Daher sind gewöhnlich die Schnittwunden die gut-artigsten, besonders .'iber, wenn sie mit einer sehr kleinen Hautöffnung versehen (sogenannte subeutane Verletzungen) sind. — Hiebwunden sind, je nachdem sie durch mehr scharfe oder stumpfe Instrumente entstanden, im erstem Falle den Schnittwunden ziemlich gleich zu achten, im letztern aber weniger gutartig. — Stichwunden sind gewöhnlich bei gleichem Umfange weniger gutartig als die Schnittwunden, weil sie vermöge ihres engen Wundkanals den Ausfluss der Flüssigkeiten nicht gut gestatten und daher zu Versenkungen derselben, zu übermässigon Anhäufungen und dadurch erzeugter Spannung der Theile, zur Entzündung und selbst zu Nervenzufällen, Schmerz und Starrkrampf Veranlassung gehen. Ausser-dem sind die Blutungen in den engen Kanälen, besonders im lockern Zellgewebe, zuweilen schwer zu stillen, weil man das verletzte Gefäss nicht leicht auffinden kann. Schusswnnden sind in den meisten Fällen ver-hältnissmässig die gefährlichsten, weil auch bei ihnen in der Kegel ein enger Kanal besteht, bei welchem die eben erwähnten üblen Verhältnisse wie bei den Stichwunden eintreten können, ausserdem aber, weil sie stets mit Quetschung und Zerreissung der betroffenen Theile verbunden sind und sehr häufig der verletzende fremde Körper in ihnen zurückgeblieben ist. — 2) Die Kichtung der Wunden. Trennungen im Verlaufe der Fasern eines Organs sind stets mit wenig Klaffen der Wundrändern begleitet und in Folge dessen ist eine Vereinigung der letztem sehr leicht möglich, je dieselbe erfolgt sogar häufig ohne Mitwirkung einer künstlichen Hilfe, so z. B. selbst bei Verletzungen der Carotis. Querwunden sind dagegen stets mit grosser Zurückziehung der Wundränder begleitet und dieselbe ist in einzelnen Fällen so bedeutend, dass selbst durch Kunsthilfe eine Aneinanderfügung der Wundränder nicht möglich und dadurch auch das Wiederzusammenheilen verhindert ist. — 3) Die Wichtigkeit des verletzten Theils. Je wichtiger ein Organ in physiologischer Hinsicht für die Erhaltung des Organismus ist, um so gefährlicher ist auch die Verletzung desselben, so dass in dieser Beziehung hinsichtlich der Prognosis bei gleich grossen und bei gleichartig entstandenen Ver-
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,^34nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Wunden im Allgemeinen. Prognosis
lotzungen der verschiedenen Gebilde ansserordentliche Verschiedenheiten bestehen. Während /„ B. eine Verwundung der Haut, des Zellgewebes oder eines Muskels als unbedeutend beurtheilt werden kann, muss die Verletzung des Herzens, des Gehirns an der Basis desselben als lebensgefährlich betrachtet weiden. Man unterscheidet in dieser Hinsicht die Wunden, besonders in gerichtlicher Beziehung (wie oben S. 330 angegeben), in drei Classen, nämlich 1) in absolut tödtliche, 2 in nicht absolut tödt-liche, und 3) in unter allen Umständen nicht tödtliche Verwundungen. Die der ersteren Classe sind auf keine Weise zu heilen, wie z. B. grös-sere Verwundungen des Herzens, der grossen Blutgefässe, des grossen und kleinen Gehirns und des verlängerten Markes. Bei den Wunden der zweiten Classe ist die Heilung unter günstigen Umständen möglich, sie wird aber durch zufällige störende Umstände verhindert, welche entweder in der individuellen Beschaffenheit des verletzten Thieres, in dem Maugel der Kunsthilfe zur rechten Zeit, oder in äussern Verhältnissen, z. B. in der Pflege und Wartung, in der Witterung u. s. w. begründet sein können. So z. B, kann bei einer Verletzung der Carotis die aus dieser Verletzung entstehende Verblutung verhindert werden und die Wunde zur Heilung gelangen, wenn das Gefäss sogleich unterbunden wird; die Lebensgefahr tritt aber ein, wenn diese Hilfe nicht in den ersten 10—15 Minuten gebracht wird. — Zu der dritten Classe gehören diejenigen Verwundungen, welche an und für sich niemals tödtiieh werden können, wie z. 13. oberflächliche Verwundungen der Haut, der Muskeln, der Lippen, der Ohrmuschel u. s. w. — 4) Eben so viel wie auf die Wichtigkeit des verletzten Theils in physiologischer Hinsicht hat man auch auf die Brauchbarkeit dos Thieres für einen bestimmten Zweck des Besitzers zu sehen, so z. B. bei Reitpferden auf die Verwundung der durchsichtigen Hornhaut, auf die Verwundung einer Sehne an den Fassen u. s. w.; denn diese Verletzungen werden bei einem solchen Thiere in ihren Folgen stets eine grössere Bedeutung haben, als bei einem Mastochsen u. s. w. — 5) Die Qualität und Struktur der verletzten Gebilde. Die Erfahrung zeigt, dass einzelne Gewebe weit leichter sich im getrennten Zustande wieder mit einander vereinigen als andere, wie z. B. die Muskeln, die äussere Haut u. s. w. während Knorpel und Bänder nur schwer oder gar nicht zur Wiedervereinigung zu bringen sind, tj) Der Ort der Verletzung. In der Nähe von Gelenkon und von Höhlen und an sehr beweglichen Theilen sind alle Wunden immer weit übler als eben so grosse Wunden an festen Theilen und in der Mitte des Körpers oder eines Gliedes; denn an jenen wird durch die Bewegung ein beständiges Auseinanderzerren der verwundeten Theile und dadurch ein Hinderniss der Heilung herbeigeführt, während an der Mitte der Theile die Heilung ungestört von Statten gehen kann. 7) Das Alter, die Constitution, das Gesundhcitsverhältniss und das Temperament des verletzten Thieres. Bei jungen, gut genährten und völlig gesunden Thieren besteht ein reger Bildungsprozess und hierdurch auch eine grosse Neigung zur Heilung verwundeter Theile, dagegen bei alten abgemagerten oder kranken Thieren fehlt jene Bil-dungsthätigkeit oder sie besteht nur in einem sehr geringen Grade und die Heilung erfolgt deshalb sehr langsam oder auch zuweilen gar nicht; namentlich sind Cachexieen, bei welchen seröse Anhäufungeu im Zellgewebe bestehen, der Heilung immer sehr hinderlich. — Ruhige gutmüthigo
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Wunden im Allgemeinen Heilung.
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Thiere, welche sich die angelegten Bnndagen oder Wundhofte ruhig gefallen lassen, werden unter allen Uni.stilnden eher und besser geheilt, als widersetzliche und bösartige Thiere, welche durch ihr unruhiges Benehmen die Heilung stören. 8) Von Rinfluss auf die Heilung ist auch das Alter der Verletzung vor Einleitung der Hilfe, und dann auch die Art der letzteren. Je frischer eine Verwundung ist, desto eher und desto leichter ist sie zur Heilung zu führen und namentlich können einfache, frisch entstandene Wunden durch die schnelle Vereinigung geheilt werden, wenn die zweckmüssige Kunsthilfe zur Anwendung kommt, ehe die erste Wundentzündung ihre Ausgänge macht; sind aber dieselben bereits erfolgt, so ist gewöhnlich die Heilung nur noch auf dem Wege der Eiterung möglich und desshalb langwieriger.
Die Heilung der Wunden.
Dieselbe besteht in der organischen Wiedervereinigung der getrennten Theile und diese ist bei der eigenen Thätigkeit des lebenden Körpers auf einem doppelten Wege möglich, nämlich a) durch das unmittelbare Zusannnenwachsen der Wandflächen, durch die sogenannte schnelle Vereinigung (Conglutinatio, oder Heilung auf erstem Wege, per pri-main intentionem), oder b) mittelbar, durch die dazwischen tretende Eiterung und Granulation (Heilung auf dem zweiten Wege, per suppura-tionem s. per seeundam intentionein).
a)nbsp; nbsp;Der erstere Weg ist immer der vorzüglichere, weil er am schnellsten zur Heilung führt, die Heilung auch einfacher und mit Zurücklassung der kleinsten Spuren oder Narben erfolgt und weniger mit üblen Zufällen begleitet ist, als die auf dem zweiten Wege vermittelte. Die Wunden heilen jedoch aufersterem Wege nur unter folgenden Bedingungen: 1) wenn sie einfach, ohne bedeutende Quetschung und ohne Verunreinigung durch fremde Körper oder Blut sind; 2) wenn die getrennten Theile in gleichmässiger Berührung mit einander erhalten werden; 3) wenn die Entzündung noch keinen Ausgang gemacht und 4) wenn dieselbe während der Heilungszeit keinen zu hohen Grad erreicht. Wenn die Heilung auf diesem Wege erfolgt, so entsteht auf den etwas entzündeten Wundflächen innerhalb der ersten 24 Stunden eine geringe Menge von zellenhaltiger plastischer Flüssigkeit, durch welche die Wundflächen und Ränder zusammenkleben und eine ganz feine Schicht von Bindegewebe erzeugt wird. In dem Letzteren bilden sich neue kleine Blutge-fässchen, oder auch die kleinsten Zweige der vorhandenen Gefässe von beiden Seiten verlängern sich, und die Verbindung wird in 4—8 Tagen vollkommen fest.1)
b)nbsp; nbsp;Der zweite Heilungsweg ist langwieriger, beschwerlicher, auch mit mehr üblen Zufällen, namentlich mit bald mehr bald weniger reich-
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1) Es ist auf diesem Ileilwege mehrmals gelungen, gänzlich von dem Tliior-keirper getrennte Hautstücke, auch die Cornea von einem andern Thiere, Federn und Hahnenspornen zum Anwachsen zu bringen. A. v. Hall er, Klementa Phisio-logiae Tom VIII., Sect. 2., p. 1G2, 168. Bern 1769. — Dieffeubach, Transplantations-Versuche an Thiercn. Journ. v. Graefe und Walt her, Hd. G. — Wie-semanu, de coalitu partium a reliquo corpore piorsus disjunclum. Lipsiae 1824.
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336nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Wunden im Allgemeinen. Blutstillung.
lichem Säfteverlust verbunden. Auf ihm erfolgt die Heilung der Wunden, wenn die eben genannten günstigen Verbiiltnisse für den ersten Heilungswcg nicht vorhanden sind, also namentlich bei allen Wunden, welche mit starker Quetschung, Dehnung und Zerreissung der Theile, mit zurückgebliebenen fremden Körpern, oder durch die Einwirkung ätzender Stufte oder von Giften complicirt sind; ferner, wo grosser Substanzverlast besteht oder wo die getrennten Theile so stark zurückgezogen sind, dass eine gegenseitige Berührung derselben nicht möglich ist; und endlich in den Fällen, wo die erste Entzündung bereits einen Ausgang gemacht hat oder wo dieselbe in einem übermässig hohen Grade besteht und daher eher zur Eiterung als zur adhäsiven Ausschwitzung führt lu manchen Fällen erfolgt auch bei vorhandenen günstigen Bedingungen doch die Heilung auf jenem ersten Woge nicht, und es bleibt dann nichts anderes übrig, als eben die Heilung auf dem zweiten Wege zu vermitteln. In allen solchen Fällen macht die Entzündung entweder sogleich den Ausgang in Eiterung, oder die faserstoffige Ausschwitzuiig erfolgt so reichlich, dass die Theile dadurch nicht mit einander verbunden werden, und gewöhnlich wandelt sich dann diese Ausschwitzuiig nach '2—3 Tagen in Eiterung um und die Heilung erfolgt hiernach mit Granulationserzeugimg wie bei den Abscessen (S. US). Die Wunde wird durch die Granulation allmälig ausgefüllt und Substanzverlust wird anscheinend ersetzt; in der Regel ist aber die neu erzeugte Masse (das Narbengewebe) nur Bindegewebe, und dieses schrumpft noch sehr zusammen, so dass die zurückbleibende Narbe immer kleiner wird.
Die Eiterung und die Fleischwärzchenbildung kann bei den Wunden durch verschiedene Ursachen eben so modifizirt werden, wie bei den Abscessen angegeben ist, so dass unter hierzu günstigen Umständen in manchen Fallen eine Wunde ganz die Beschaffenheit eines Eitergeschwürs annehmen kann.
Der Heilungsprozess in Wunden ist hiernach bei beiden Arten der Heilung ein wirklich organischer Vorgang, der wesentlich von der Stimmung und Thätigkeit des Organismus abhängt.
Die chirurgische Hilfe bei der Heilung der Wunden kann daher auch nur darin bestehen: 1) örtlich die Hindernisse und die üblen Zufälle, durch welche der Heilungsprozess gestört oder Lebensgefahr herbeigeführt werden könnte, zu beseitigen; — 2) die zur Heilung erforderliche Hilfe hinsichtlich der gegenseitigen Berührung der getrennten Theile, des richtigen Grades der Entzündung und der Abhaltung störender Einflüsse zu leisten und — 3) innerlich durch Nahrungsmittel und Heilmittel die Bildungsthätigkeit entsprechend zu leiten
In Beziehung auf die erste Anzeige ist besonders die Blutstillung und die Entfernung der fremden Körper, und bei vergifteten Wunden die Entfernung des Giftes zu erwähnen.
A. Die Stillung der Blutung.
Der wichtigste Zufall gleich nach der Verwundung ist bei den meisten Wunden die Blutung. Sie erfordert immer grosse Aufmerksamkeit und wenn sie einigermrassen heftig ist, auch stets eine schnelle Hilfe, weil sonst durch den Verlust einer grossen Menge Blutes die Kräfte des Thieres schnell schwinden und bei einem grössern Verlust selbst Lebens-
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Wutulon im Allf;omeinen. Blutstillung.
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gefalir eintritt. Dieses ist um so mehr zu befürchten, wenn das vorletzte Gefäss einen weiten Durchmesser besitzt, und wenn bereits die Erscheinungen einer beginnenden Verblutung zugegen sind, wie namentlich: Blässe der Schleimhäute, kleiner, leerer Puls, erweiterte Pupille, partieller Schweiss, angestrengtes Atlinien und Taumeln. — In vielen Füllen stillt sich die Blutung von selbst, und zwar dadurch, dass das Blut vor der Mündung des verletzten Gefilsse.s und in demselben gerinnt und einen Blutpfropf (Thrombus) bildet, welcher den ferneren Ausfluss hindert. Diese von selbst entstehende Blutstillung beruht auf der Gerinnbarkeit des Blutes und sie erfolgt daher um so schneller und sicherer, je reicher an Faserstoff dasselbe ist. Ausserdem wird sie begünstigt durch Einflüsse, welche die Gerinnung befördern, z, B. durch Kälte, die atmosphärische Luft, adstringirende Substanzen, Siiuren, Weingeist, Kreosot u. dgl.; feiner durch solche Substanzen, welche dem Blute als Anhaltspunkte dienen, dasselbe in ihre Zwischenräume aufnehmen und hierdurch die Gerinnung desselben befördern. In ähnlicher Weise ist auch eine unebene Beschaffenheit der verwundeten Theile, besonders der Gefässe selbst, der Blutstillung förderlich, und dieselbe erfolgt deshalb bei völlig quer durchschnittenen Gefässen; deren Enden sich zwischen die übrigen Theile zurückziehen können (namentlich in ihre Zellgewebs-scheide), sich dabei kräuseln, ihre Wände verdicken, das Lumen des Gefässes verkleinern und an der Innern Fläche kleine Querfalteu bilden, viel leichter als in solchen Gefässen, welche nur theilweis getrennt sind und deshalb gespannt und glatt bleiben. In denselben Umständen ist es auch begründet, dass aus zerrissenen Gefässen, und daher bei gerissenen, gebissenen und überhaupt gequetschten und unregelmässigen Wunden die Blutung in der Kegel geringer ist als die aus einer eben so grossen Schnitt- oder Iliebwnnde. — Die Gerinnung des Blutes in einer Wunde beginnt gewöhnlich von aussen her und setzt sich in dem verletzten Gefäss bis zu dem nächsten massig starken Seitenaste fort. Der Blutpfropf füllt den Kaum des Gefässes nicht immer ganz vollständig aus und hängt mit dem Ende des letztem zuerst nur lose zusammen; sehr bald aber entsteht in dem Gefässe an der verletzten Stelle und bald mehr, bald weniger tief in dasselbe hineingehend eine Entzündung und hierdurch Ausschwitzung von Faserstoff. Dieser bewirkt eine feste Verbindung der Wundränder unter einander wie auch des Blutpfropfs mit der Innern Fläche des Gefässes. Allmälig tritt, während das ergossene Blut und der Faserstoff wieder aufgesaugt werden, an deren Stelle or-ganisirtes Gewebe, welches das Gefäss bis zum nächsten Seitenzweige gänzlich schliesst. Wenn dies an einem grössern Gefässstamme geschieht, so dehnen sich fast immer die Seitenzweige in der ISäho der früher verletzten und nun verwachsenen Stelle allmälig mehr aus, treten mit den Seitenzweigen von dem andern Ende her in Verbindung und vermitteln hierdurch die Wiederherstellung des Kreislaufes, der Ernährung n. s. w. Bei bloss theilweiser und kleiner Verletzung der Blutgefässe geschieht es oft, dass ein Blutpfropf sich änsserlicli auf die Gefässwnnde legt, dieselbe verstopft und die Blutung stillt, und dass später die Heilung der Wundränder stattfindet, ohne dass das Innere des Gefäses, wie eben beschrieben, bleibend verstopft wird. Diese Heilung erfolgt zuweilen nur an der äussern oder zelligen Haut der Gefässe, während die innere grösstentheils offen bleibt; in andern Fällen heilt dagegen nur die
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lliainviu, Cliinirgio. 3. AuB.
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338nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Wunden im Allgemeinen. Blutstillung.
innere und mittlere Haut wieder zusammen. Im erstem Falle tritt zuweilen nachher noch Blut unter die Äussere Haut, erweitert dieselbe und bildet hierdurch die sogenannten falschen Blut- und Pulsadcrge-schwülste.
Bei allen bloss durch einen Blutpfropfen verschlossenen Gefiisswun-den, kann bei eingetretener Eiterung der Blutpfropf erweicht oder durch den Eiter abgelöst worden, und dadurch eine Wiederholung der Blutung, eine sogenannte Nachblutung, eintreten, — was aber auch zuweilen nach künstlich bewirkten Blutstillungen geschieht.
Aus vorletzten grösseren Gefiissen, wenn die Wunde in ihnen nicht sehr klein ist, ebenso bei queren und schiefen Wunden der Gefässe, auch hei solchen, wo die Trennung nur unvollständig oder wo sie mit Substanzverlust in den Gefässwänden verbunden ist, und wo nicht dicke Muskeln neben den Gefässen liegen, stillen sich in den meisten Fällen die Blutungen entweder gar nicht von selbst oder dies geschieht erst dann, wenn die Thiorc durch den Blutverlust sehr geschwächt worden sind. Es ist doshalb nöthig, in allen solchen Fällen, wo die Blutung entweder wegen der Grosso des vorletzten Gefiisses oder wegen der Beschaffenheit der Wunde und dem Orte derselben eine bestimmte Aussicht zur freiwilligen Stillung nicht gewährt, die künstliche Blutstillung ohne Zeitverlust zu bewirken. Die Mittel hierzu sind 1) Druck (Compression) an der äussern Fläche dos verletzten Theils im Verlauf der blutenden Gefässe; 2) Kälte; 3) die sogenannten styptischeil Mittel; 4) die Tamponation; 5) die Unterbindung; 6) das Zudrehen der blutenden Gefässe; 7) die Gefässdurchsclilingung und 8) das Glüheisen.
Nach der Anwendung des einen oder des andern Blutstillungsmittels bildet sich in dem verwundeten Gefässe ein Thrombus und dann Verwachsung, ganz auf dieselbe Weise, wie im Vorstehenden angegeben ist. Im Besonderen ist Folgendes über sie zu bemerken:
1. Durch einen von aussen her auf das verletzte Gefäss angebrachten Druck hindert man den Zufluss des Blutes in demselben zu der Wunde und ist somit im Stande, die Blutstillung dadurch für einige Zeit zu bewirken. Es versteht sich dabei von selbst, dass man zunächst in der Wunde erforschen muss, von welcher Seite her die Blutung stattfindet und ob dieselbe aus Arterien oder Venen kommt (S. 325), worauf man dann den Druck an der entsprechenden Seite der Wunde anbringt. Dies geschieht entweder auf die Weise, dass man um das ganze Glied bloss ein Band massig fest anlegt, oder auch, dass man unter das Band gerade auf dem Gefäss einen derb zusammengewickelten Ballen von Werg oder Leinwand oder von einem ähnlichen Material legt, oder auch, dass man das sogenannte Tourniquet1) applizirt, oder endlich, dass man
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1) Das Tourniquet oder die Adorpresso ist ein Oorätli, durch welches man, je nachdem es construirt ist, entweder mir auf den Stamm eines üofässes oder auch zugleich kreisfürmig um das gauze Glied den Druck ausübt. Die für die erstore quot;Wirkung bestimmten bestehen aus einem Gestell von Metall mit einer Schraube oder mit Schnallen, aus einem Druckpolstor (l'elotte) und aus einem starken Bande oder Riemen. Das Gestell ist nach den Angaben verschiedener Chirurgen (l'etit, Savigni, Rust u. A.) in verschiedener Form gearbeitet. Die Pelotte wird auf den Stamm des blutenden Gefiisses, ihr gegenüber das Gestell an das Glied gelegt, so dass das Band über die Pelotte an beiden Seiten des Gliedes zum Gestell geht,
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mit den blosson Fingern den Druck an der betreffenden Stelle bewirkt. Auf die erstere Weise kann mau besonders an den Gliedmaasseu sehr leicht in den Fällen, v/o Gefahr im Verzüge ist, die Blutung sicher stillen; weil aber hierbei durch das umgelegte Band nicht bloss das blutende Gefäss, sondern auch mehr oder weniger die sämmtlichen übrigen Ge-fässe und die Nerven zusammengedrückt werden, und in Folge dessen Stockung in der Circulation, Ertödtung des Gefühls und beim lungern Liegenbleiben des Bandes der Brand eintritt, so darf man dies Verfahren stets nur als ein vorttbergehondes Nothmittel benutzen, bis man anderweitige Hilfsmittel zur Blutstillung in Anwendung gebracht hat. Zuweilen benutzt man dies Verfahren auch zur Verhütung von störenden Blutungen bei chirurgischen Operationen wahrend der Dauer der letztern, z. B. bei der Ausschähmg des Hufknorpels. —
Das Verfahren auf die zweite Weise ist weniger nachtheilig, als das eben besprochene, weil es neben dem unter die Binde gelegten Ballen einen Theil der Haut von dem stärkeren Druck frei liisst; bei längerer Dauer treten aber auch hier die genannten üblen Folgen ein, und deshalb das Verfahren auch nur als augenblickliches Nothmittel dient.
Die Benutzung der eigentlichen Tourniquets ist in der Thierheilkunde nicht gebräuchlich, jedoch verdient dieses mechanische Hilfsmittel vor dem blossen Umbinden eines Bandes den Vorzug, weil es in der Regel die Compression nur an zwei Punkten des Gliedes bewirkt, die übrigen Theile desselben von dem Druck frei lässt, deshalb weniger Nachtheil bringt, selbst wenn dasselbe durch einige Stunden liegen bleiben nüisste. Für die Dauer ist jedoch die Anwendung ebenfalls nicht zulässig. —
Die Compression mit den Fingern ist bei ruhigen Thieren, und wenn man einige Gehilfen bei der Hand hat, welche sich gegenseitig ablösen können, zweckmässiger, als die vorigen Methoden, jedoch ebenfalls nur ein provisorisches Mittel und ausserdem sehr ermüdend, so dass ein Gehilfe dasselbe nicht auszuführen vermag, und bei unruhigen, sehr empfindlichen und widersetzlichen Thieren ist dasselbe nicht mit Erfolg zu benutzen. — Fs lässt sich übrigens für alle Fälle nicht genau vorschreiben, wie stark der Druck auf die eine oder die andere Weise erzeugt werden soll, sondern man nmss dies hauptsächlich nach dem blutstillendem Erfolge des bisher angewendeten Drucks bemessen').
2. Durch die auf die Verletzungsstelle applizirte Kälte wird die Gerinnung des Bluts beschleunigt, zugleich die Zusammenschruinpfung der Gefässwände und der umliegenden Weichgebilde hervorgerufen und hierdurch die Blutstillung da, wo nur kleine Gefässe bluten, schnell bewirkt;
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hier befestiget und dann durch das Drohen der Schraube kürzer angezogen, bis der erforderliche Grad dos Drucks erreicht ist. — Die Tourniquets der zweiten Art bestehen aus einer Platte von starkem Leder mit zwei länglichen Ooffnungen, ans einem starken Bande, einem Dnickpolster und aus einem hölzernen Knebel. Das Polster wird auf das tiefäss, die l'latto ihm gegenüber an das Glied, der mittlere Theil des Bandes über das Polster gelegt: die Enden werden seitlich um das Glied durch die OolTnungen der Platte nach aussen geführt, hier zusammengebunden und mittelst des Knebels bis zum gehörigen Grade zusammengeschnürt.
1) Ein durch Druck blutstilleiuios Mittel sind auch die Kluppen oder Klammern, welche bei dein Kastriren männlicher Thicre auf den Saamcnstrang gelegt weiden.
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340nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Wunden im Allgomoinou. Blutstillung.
bei grossen Gefässen und bei gvossen Wunden in denselben ist jedoch dieses Agens zur Blutstillung niclit ausreichend. Als das beste Vehikel der Kälte zur Anwendung auf Wunden ist das einfache Wasser, dessen Wirkung durch Zusatz von Schnee oder klein zerklopftem Eis verstärkt werden kann. Die Anwendung geschieht mittelst eines Schwamnies oder Lappens, welchen man in dem Wasser tränkt und unmittelbar über der Wunde wieder ausdrückt, oder auch durch sanftes Aufgiessen dos Wassers auf die Wundfläche; oder zerklopftes Eis wird in einer Blase oder einem leinenen Beutel, wo es sich thun liisst, auf die blutende Wunde selbst gelegt. Die so angewendete Kälte hat vor den in ähnlicher Weise wirkenden styptischen Mitteln den Vorzug, dass sie die Reizung in den verwundeten Theilen vermindert, während die letzteren sie vermehren, die und Wunde verunreinigen. Das kalte Wasser verdient daher in allen Fällen, wo man die Heilung der Wunde durch schnelle Vereinigung bewirken will, den Vorzug vor den übrigen Mitteln, vorausgesetzt, dass die Blutung durch dasselbe zu bezwingen ist.
3. Die styptischen Mittel sind diejenigen, welche vermöge ihrer chemischen Eigenschaften eine schnelle Coagulation des Blutes und eine starke Zusammenschrumpfung der Gefässe u. s. w. bewirken können, wie z. B. die Säuren, die verschiedenen Vitriole, der Alaun, Gerbsäure (Tannin), Creosot, das Rabelsche Wasser, Thedens Schusswasser (die sogenannte Arquebusade), salzsaures Eisen, Creosot, Mutterkorn (Ergotin) und dgl. Diese Mittel wirken etwas kräftiger als das kalte Wasser, sind jedoch für sich allein zur Stillung grosser Blutungen nicht ausreichend und sie haben die unangenehme Nebenwirkung, dass sie die Wunde verunreinigen und in einen abnormen llcimngszustand versetzen. Sie passen deshalb nicht in den Fällen, wo die Wunde durch schnelle Vereinigung geheilt werden soll. Ihre Anwendung geschieht entweder auf die Weise, dass man sie unmittelbar und bald mehr, bald weniger oft wiederholt in die Wunde giesst, oder dass man sie mit einem Wergballen in die Wunde bringt und so zugleich durch Druck mittelst einer Binde, durch Zunähen der Wunde und dgl. in der blutstillenden Wirkung unterstützt.
Zu den styptischen Mitteln rechnet man auch, obgleich nicht mit Recht, einige pulverige Substanzen, welche durch Absorption des Blutes und durch Verdickung desselben die Bildung eines Blutpfropfes und das festere Ankleben desselben an die Wundfläche befördern, wie z. B. Stärkemehl, Mehl, arabisches Gummi, Oolopboniuni, aus Gemengen dieser Substanzen mit Vitriolen u. dgl., wie z. B. ein vonBonafoux empfohlenes Gemenge aus 2 Theilen pulverisirten Colophoniums, aus arabischem Gummi und Holzkohle, von jedem ein Thcil. Diese Mittel sind nur bei Blutungen aus kleinen Gefässen, namentlich bei den sogenannten parenehymatösen Blutungen wirksam; sie müssen immer dick auf die verletzte Stelle aufgestreut und, wo es anzubringen ist, mittelst eines Verbandes von Werg und einer Binde in ihrer Lage erhalten und in ihrer Wirksamkeit durch gelinden Druck unterstützt werden. Bei solchen Wunden, welche durch schnelle Vereinigung geheilt werden sollen, sind diese Mittel im Allgemeiuen nicht anwendbar; doch finden sich Ausnahmen hiervon, wenn die Blutung nach Anwendung dieser Mittel bald sich stillt, und wenn die letzteren nach Verlauf etwa einer bis zwei Stunden durch kaltes Wasser wieder entfernt werden und die
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Wunde dann als eine reine Wunde zur Vereinigung wieder ziemlich geeignet wird.
4. Die Tamponation besteht darin, class man die vorher so viel als möglich gereinigte Wunde mit einzelnen hallen oder Polstern (Tampons) von Werg oder Oharpie, oder von Baumwolle, Lerchenschwamm, Zunderschwamm oder Bovist vollständig tiusfiillt und diese Substanzen mittelst einer um den verletzten Tlieil fest angelegten Binde oder vermittelst der zusanimengeiuiheten Wundränder in ihrer Lage festhält. Die Tampons müssen von reinem und weichen Material gemacht und massig fest zusammengewickelt oder zusammengedrückt werden, weil sie, wenn sie zu locker sind, zu viel Zwischenräume enthalten, durch welche das Blut nach aussen hervorsickort, so class der Zweck nur unvollständig oder gar nicht erreicht wird; denn die Wirkung beruht hier lediglich in dem Druck, welchen die Tampons auf die Wnndfläche und auf die verletzten Gefässe ausüben. Zuweilen beabsichtigt man den Druck auf nur einen Punkt in der Wunde zu richten. In diesem Falle legt man auf die Stelle, aus welcher die Blutung stattfindet, einen kleinen Tampon, auf diesen einen zweiten, welcher etwas grosser ist, dann noch einen grössern und so fort bis zur Höhe der Hautränder, so dass die sämmtlichen Tampons in der Wunde einen auf seiner Spitze ruhenden Kegel darstellen. In manchen Füllen befeuchtet man die Tampons mit den oben bezeichneten styptischen Mitteln oder mit einem klebenden Pulver, um so die blutstillende Wirkung noch sicherer herbeizuführen, — Die Tamponation ist leicht und schnell ausführbar und mehrcntheils in ihrem Erfolge sicher, besonders wenn unter dem blutenden Gefäss ein harter Theil liegt; sie hat aber stets die üble Nebenwirkung, dass sie die Wunde durch fremde Körper verunreinigt und reizt und hierdurch die schnelle Vereinigung hindert; sie findet daher ihre besondere Anwendung nur in den Fällen, wo die Hlntstilhmg durch andere Mittel nicht schnell genug zu bewirken, namentlich das blutende Gefäss nicht zu erreichen ist oder wo viele Gefässe bluten, und wo die Wunde aus-serdeiu nach ihrer Beschaffenheit durch Eiterung geheilt werden muss.
Wenn eine Blutung durch Tamponation gestillt worden ist, muss der Verband, je nach der Stärke der verletzten Gefässe und nach den übrigen Umständen, während 1—3 Tagen liegen bleiben und es darf während dieser Zeit nur die Binde lockerer gemacht werden, um die Nachtheile zu verhüten, welche durch ein andauerndes, zu festes Liegen derselben herbeigeführt werden könnten. Nach der angegebenen Zeit nimmt man die oberflächlich liegenden Tampons weg, erweicht die tiefer liegenden mit lauwarmem Wasser und entfernt sie dann so sanft als möglich, mit Vermeidung jeder heftigen Zerrung, weil sonst der Blutpfropf gestört und eine neue Blutung veranlasst werden könnte. Dieser Ursache wegen darf auch die Wunde nicht sogleich gründlich gereinigt werden, sondern man verbindet sie mit neuen Wergtampons, fährt am andern Tage u. s. w. damit fort und erwartet dabei das Eintreten des Eiterungspro/.esses Bei dem Abnehmen des ersten, des zweiten und zuweilen auch des dritten Verbandes findet man in tamponirten Wunden stets einen üblen, fauligen Geruch. Derselbe entsteht nur durch Zersetzung des in der Wunde hin und wieder in den Vertiefungen befindlichen Blutes und hat daher keine üble Bedeutung.
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5.nbsp; nbsp; Die Unterbindung (Ligatura s. Ligatio vasorum) besteht in dein Zusammenschnüren der Wände eines Gefiisses durch ein um dasselbe herumgelegtes Band. Dieselbe kann in zweierlei Weise ausgeführt werden, nämlich a) als isolirte oder unmittelbare und b) als die mittelbare Unterbindung oder die Unterbindung mit Substanz. — Bei der erstem (a) erfasst man das Ende des blutenden Gefiisses mit einer Pinzette oder mit einem Aderbilkchen ') und zieht es hiermit sanft hervor. Ein Gehilfe führt dann, je nach der Grosso des Gefässes, einen einfachen Faden oder ein breiteres oder ein rundos Händchen') über das hervorgezogene Gefäss, bildet aus dem Bändchen eine einfache Schlinge und schnürt dieselbe auf dem Gefiiss so fest zu, dass die Wandungen sich im Innern gegenseitig berühren und dass daselbst die innere und mittlere Gefässhaut quer auseinanderbersten. Oder man verführt auf die Weise, dass mau auf der Pinzette oder auf dem Jlaken eine oder einige Schlingen vorbereitet legt, ehe man das Gefäss ergreift, und schiebt sie dann, wenn letzteres geschehen ist, auf das Gefäss herab und schnürt sie nun vollständig zusammen. Die Untcrbindungsfädcn müssen dann noch einmal gegenseitig unter einander durchgesteckt und hierauf fest zugezogen werden, so dass ein fester Knoten auf der ersten Schleife entsteht. Hierauf wird das eine Ende nahe an dem Knoten abgeschnitten, das andere bleibt aber gewöhnlich in der Länge, dass es bis zu den Hauträndern der Wunde reicht. In manchen Fällen, namentlich bei der Unterbindung von Blutgefässen an Eingeweiden schneidet man beide Enden der Unterbindungsfäden nahe am Knoten ab, weil hier die Schlinge (Ligatur) nicht nach anssen abgestossen werden kann,
6.nbsp; nbsp; Bei der Unterbindung mit Substanz ergreift man mittelst der Pinzette oder des Hakens oder im Nothfalle mittelst der Messen Finger das blutende Gefäss zugleich mit den ihm cohärirenden anderen Weichgebilden, z. B. Zellgewebe, Muskelfasern, Nerven und u. s. w. und legt den Unterbindungsfaden oder das Band um diese Theile sämmtlich herum, so dass dieselben von der Ligatur zugleich mit betroffen werden. In denjenigen Fällen, wo das blutende Gefäss nicht zu erfassen ist, weil es sich zu sehr zwischen die Muskeln zurückgezogen hat, ist man genothigt, die Stelle, wo die Blutung stattfindet, mit einer krummen Wundlieftnadol und mit einem Faden zu umstechen, und dann die umstochene Masse
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1)nbsp; Die Pinzetten können einfach oder mit einer Vorrichtung zum Schliosscu, nach v. Graofe, Rust, Fricko u. A. versehen sein. Jede gut schlicssendc, aber nicht mit zu scharfen Zähnen versehene Pinzette ist dazu brauchbar.
Das beste Aderhäkchen ist das von Bell, durch v. Graofe verbesserte. Es ist am vorderen Ende des Stiels fast in einem halben Kreise gebogen, an der Spitze haarfein, an dorn hintern Ende des Stiels mit einer kloinen, hohl aufliegenden Eeder versehen, in welcher die Unterbindungsschlingcn vorbereitet liegen kann. Die Pinzette macht jeden Arterienhakcn entbehrlich.
2)nbsp; Man unterscheidet runde und platte Ligaturbändchen, Die erstereu sind einfache Zwirn- oder Seideufäden, oder Bindfaden von verschiedener Dicke, — oder auch Dannsaiten; die anderen sind wirkliche liändchen von Zwirn oder Seide, oder mehrfache glatt, zusammengelegte Fäden. Alle müssen glatt, ohne Knoten und am besten mit Wachs bestrichen sein. Die Darmsaiten hielt man besouders geeignet, weil sie aus thicrischem Stoff bestehen; die Erfahrung hat gezeigt, dass diese Eigenschaft ohnlaquo; besondern Nutzen ist.
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Wunden.im Allgomoinen. Blutstillung.
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mit den Fadenenden zu umbinden und einzuschnüren, wo dann das blutende Gefiiss in der Regel mit ergriffen und comprimirt wird. — Bei der mittelbaren Unterbindung wirkt die Ligatur stets weniger sicher auf die Gefässwände, als bei der Unterbindung des isolirten Gefässes, ausserdem werden aber auch sehr häufig Nervenfäden mit zusammengedrückt, dadurch heftige Schmerzen, Krämpfo und zuweilen selbst der Wundstarrkrampf herbeigeführt; auch entstehen leicht Nachblutungen dadurch, dass bei eingetretener Eiterung die innerhalb des Bandes befindlichen Theilo zusammenschrumpfen und dadurch die Schlinge locker wird und ihre Wirkung nicht mehr ausübt.
Hieraus ergiebt sich, dass die Unterbindung des isolirten Gefässes stets der Unterbindung mit Substanz vorzuziehen ist.
In manchen Fällen ist das blutende Gefäss weder mit Instrumenten, noch mit den Fingern zu ergreifen, weil entweder die Wunde zu eng, das Gefäss zu sehr in der Tiefe liegend, oder auch im Falle es ganz durchtrennt ist, seine Enden sich zu sehr zurückgezogen haben. Wenn in einem solchen Falle dennoch die Unterbindung geschehen soll, so ist es nöthig, durch geeignete Kunstschnitte das Gefäss so weit bloss zu legen, dass man es erfassen und unterbinden kann. Man muss hierbei einerseits mit möglichster Schonung der Hingebenden Theile, so wie andererseits mit Rücksicht auf die Form und Beschaffenheit der Wunde, in sofern dieselbe für die eine Art der Heilung, besonders für die schnelle Wiedervereinigung geeignet ist oder nicht, zu Werke gehen. In ersterer Hinsicht wählt man, wenn nicht andere Umstände dem entgegenstehen, für den zu machenden Einschnitt diejenige Seite der Wundrändcr, welche dem verletzten Gefäss am nächsten Hegt, und bei dem Schnitt selbst schont man hier liegende andere Gefässe, Nerven, Drüsen u. s. w., so dass so viel als möglich nur Haut, Zellgewebe und Muskeln getrennt werden. In Beziehung auf die zweite Rücksicht sucht man bei diesen Schnitten zugleich der Wunde eine solche Form zu geben, bei welcher der Ausfluss des Wundsekrets vollständig und leicht stattfindet, wobei zugleich die Spannung in halb getrennten Theilen aufgehoben wird und etwa vorhandene fremde Körper leicht entfernt werden können. Die Länge der zu machenden Schnitte lässt sich für alle Fälle nicht genau bestimmen, sie muss aber so sein, dass das blutende Gefässendc sicher erfasst und gegen 4—6 Linien weit hervorgezogen werden kann.
In denjenigen Fällen, wo ein nicht völlig durchtrenntes Gefäss blutet und also dessen Enden sich nicht von einander zurückziehen können, ist es nöthig, nach angelegter Ligatur das Gefäss an der verwundeten Stelle völlig durchzuschneiden, damit eben die Zurückziehung der Enden geschehen könne und die sonst bestehende Spannung des Gefässes aufgehoben werde. Geschieht dies nicht, so muss man fürchten, dass zur Zeit der eingetretenen Eiterung die mit der Unterbindung versehene Stelle des Gefässes durchreisst, ehe noch eine vollständige Verwachsung im Innern erfolgt ist, und dass somit eine Nachblutung eintreten könne.
Bei solchen Gefässen, welche mit anderen anastomosiren, wie namentlich die Carotiden, die Gaumenarterien, die Schilddrüsenarterien, die Wirbelarterien, die Zwischenrippenarterien, die inneren Brustarterien, zum Theil auch die vorderen und hinteren Bauchdeckenarterien, die umflochtenen Arterien des Schultergelenkes, die Zwischenknochenarterien
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an den Glicdmaassen, ist es nöthig, eine Ligatur vor und eine hinter der verwundeten Stelle an das Gefilss zu legen und dasselbe dann ebenfalls an dieser Stelle zu durchtrennen; wenn aber diese Durchtrennung schon bei der Verletzung selbst geschehen ist, muss jedes Ende des verletzten Gefässes für sich unterbunden werden.
Sind in einer Wunde mehrere Gefiisse unterbunden, so lege man die Enden der sämnitliclien Ligaturen in den einen oder in den anderen Wundwinkel; ist aber eins der Gefiisse von besonderer Wichtigkeit, oder soll die Ligatur an ihm längere Zeit liegen, so bezeichnet man dasselbe, z. B. durch einen Knoten in dein heraushängenden Unterbindungsbande, oder man legt es an eine besondere Stelle für sich allein.
Die Wirkung der Ligaturbänder ist nicht unter allen Uniständen ganz gleich, sondern sowohl von der breiten oder runden Form und von der Stärke des Bandes wie auch zum Thcil von der Kraft abhängig, mit welcher man dasselbe auf dem Gefäss zusammenschnürt. Rnhde Liga-turfäden schneiden stets mehr in die Gefässubstanz ein, als die breiten, welche letzteren nur die Gefässwunde auf einer, der Breite angemessenen Länge an der innern Fläche in gegenseitige Berührung bringen; je feiner eine runde Ligatur ist, um desto mehr schneidet sie ein. Es wird dabei aber in der Regel die äussere zähe oder zellige Haut der Gefiisse nur sehr wenig eingeschnitten, dagegen bei Arterien stets die innere oder glatte Haut und gewöhnlich auch die mittlere oder fibröse Haut bald thoilweise, bald vollständig durchschnitten. Dies geschieht um so mehr, je stärker die beim Zuschnüren angewendete Kraft war. Nach einigen Stunden entwickelt sich an der Unterbindungsstelle Entzündung, welche sich eine kleine Strecke weit im Verlaufe des Gefässes fortsetzt und Ausschwitzung und Verwachsung zur Folge hat. Je nach der Grosse der Gefiisse erfolgt die Verwachsung in Zeit von drei bis sechs Tagen. An der ünterbindungsstolle selbst entsteht äusserlich nach etwa drei Tagen Eiterung, welche sehr ungleich, bei kleinen Gefässen etwa bis zum fünften, bei grossen bis zum zehnten bis vierzehnten Tage dauert und dann mit Abstossung des ausserhalb der Unterbindungsschlinge liegenden Theils des Gefässes und ebenso mit Ablösung dieser Schlinge selbst endet. Diese Abstossung ist durchaus nothwendig, ehe die Wunde sich scbliessen darf, weil die letztere sonst wieder aufbricht und sich Fistel-gängo bilden.
Die Ligatur ist auf die eine oder die andere Weise in den meisten Fällen ausführbar und die Unterbindung des isolirten Gefässes hindert die schnelle Vereinigung der Wunden nicht, da der Ligaturfaden dieselbe nur sehr unbedeutend auf einer kleinen Stelle verunreinigt. Dabei ist sie im Vergleich zu den übrigen Blutstillungsmitteln bei grossen wie bei kleinen Gefässen das sicherste; doch kommen auch mitunter Nachblutungen vor, und zwar, wie bereits oben erwähnt, bei der Unterbindung mit Substanz häufiger als bei der isolirten Unterbindung. Sie entstehen in manchen Fällen dadurch, dass die ünterbindungsschlinge nicht gehörig fest zusammengezogen ist und dann nicht genügend wirkt, oder dadurch, dass ein zu dünner Unterbindungsfaden die Gefässwände zu früh durchschnitten, oder dadurch, dass die Gefässwände krankhaft mürbe sind und an der Unterbindungsstelle deshalb zu früh durchreissen oder gleichsam durchbrechen; und zuweilen reissen sich die Thiere auch die Unterbin-dungsfäden selbst ab.
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Wunden im Allgomeinon. Blutstillung.
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6, Das Zudrehen oder Drillen (die Torsion oder das Torquiren) der Blutgefässe besteht in dem Zusammendrehen getrennter Gefässenden um ihre Längenachse bis zu dem Grade, dass die Gefilsswände stellenweis in Spiralfalten eng in einander gedreht, dabei theilwoise zerrissen und durch Beides in ihrem Innern Lumen verschlossen werden. Die Anwendung dieses Verfahrens zur Blutstillung gründet sich auf die Beobachtung, dass gerissene Wunden in der Regel viel weniger bluten als Wunden, welche durch Schneiden mit Instrumenten erzeugt worden sind. Die Blutstillung kann hierdurch in allen den Fällen ausgeführt werden, wo die Unterbindung gemacht zu werden pflegt, sie hat aber vor derselben den Vorzug, dass sie keine fremde Substanz in die Wunde bringt, dass auch keine Eiterung zu entstehen braucht, dass somit die schnelle Vereinigung ohne irgend ein Hinderniss zu Stande kommen kann. Das Zudrehen kann in dreifacher Modification ausgeführt werden, nämlich; 1) als einfache Drehung eines Blutgefässende, ohne weitere Vorbereitung und ohne Fixirung desselben; 2) als Drehung des Gefässes mit Fixirung desselben durch eine quer über das Gcfäss gelegte Pinzette oder Kornzange; und 3) als Drohung mit Fixirung des Gefässes und Zurückschiebung seiner inneren und mittleren Flaut. Ausserdem tritt auch darin noch eine Verschiedenheit ein, dass man das Ende des ergriffenen Gefässes entweder bloss zusammendreht, oder dass man dasselbe vollständig abdreht.
Die erste Art der Zudrehung bewirkt man, indem man mit einer Pinzette das Gefässende in seiner Längenrichtung an zwei einander gegenüberstehenden Punkten der aussein Fläche ergreift, es möglichst stark zusammengedrückt und es einige Linien weit hervorzieht und dann es, wenn es ein grösseres Gefäss ist, von dem umgebenden Zellgewebe trennt, so dass es eine ganz reine Aussenfläche zeigt. Bei kleinen und bei völlig frei hervorstehenden Gefässenden ist dieses Abtrennen nicht nöthig. Hierauf droht man die Pinzette mit dem Gefäss zwischen dem Daumen und Zeigefinger beider Hände um die Längenachse des Gefässes so lange, bis man ein gelindes Knacken, welches von der Zerreissung der Gefässhaute entsteht, hört; worauf man entweder das spiralförmig zusammengedrehte Gefässende während etwa einer Minute noch festhält und es dann frei lässt; oder man setzt das Drehen so lange fort, bis das Ende des Gefässes vollständig abgedreht ist. Bei diesem einfachen Vorfahren wird zwar das Gefässende verschlossen und die Blutstillung bewirkt, allein die Drehung setzt sich immer zu tief an dem Gefäss entlang fort, gewöhnlich bis zum nächsten grossen Seitenzweige und es entsteht dadurch Zerrung und Quetschung mehr als nöthig ist und deshalb wählt man lieber das zweite Verfahren. — Bei diesem wird das Gefässende mit einer Pinzette eben so ergriffen und hervorgezogen, wie angegeben ist. Hierauf legt man eine zweite Pinzette etwa 6 bis 8 Linien weit hinter der ersten, quer über das Gefäss, drückt dasselbe fest zusammen, flxirt es, und macht dann die Drehung mit der ersten Pinzette, wie angegeben ist. Durch das Fixiren mit der zweiten Pinzette erhalten die Drehungen des Gefässes an der letzteren eine Begränzung, so dass Drehungen und Zerrungen tiefer hinein vermieden werden; ausserdem legen sich die Spiralfalten des Gefässes hierbei auch enger zusammen und die Verschliessung desselben durch sie erfolgt fester; allein (las Drehen verlangt mehr Kraft und dabei weniger Schnelligkeit als bei
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346nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Wunden im Allgemoinen. Blutstillung.
der ersten Methode, wenn der Zweck sicher erreicht werden soll. — Bei dein dritten Verfahren benutzt man zu dem Fixiren eine Pinzette, deren Anne am vorderen Ende fast prismatisch geformt oder an der inneren Flache mit einer miissifj; scharfen, horvorstelicnden Kante versehen sind, so dass das zwischen die beiden Arme gelegte Gcfllss von beiden Seiten gleichsam einen Eindruck erhält; mit einer zweiten Pinzette findet das Drehen des Gefässendes um seine Längenachse eben so statt, wie vorhin angegeben ist. Während des Drehens zerreist die innere und mittlere Gefässhaut an der Stelle, wo jene Pinzette quer über das Gefilss liegt, und diese Haute stülpen sich bei dem fortgesetzten Drehen nach dem Lumen des Gefasses zu um und verschliossen dasselbe theilweis, so dass sich hier sehr leicht ein Blutpfropf bilden und die feste Verschliessung dos Gefilsses um desto schneller und sicherer erfolgen kann.
7.nbsp; nbsp; Die Durchschlingung der Blutgefiisse. Dieselbe wird bewirkt, indem man das völlig getrennte Gefassende mit einer Pinzette hervorzieht, es mit einer zweiten Pinzette etwa f( bis 1 Zoll vom Ende entfernt breit drückt, dann an einem Seitenrande des Gefilsses einen durch beide Wände desselben dringenden Längenspalt macht, durch diesen Spalt eine feine Pinzette oder ein Häkchen steckt, hiermit das zu diesen Instrumenten umgebogene Gefässende erfasst und es durch den Spalt vollständig hindurch und nach der entgegengesetzten Seite zieht. Dabei ist es wesentlich, das jener Längenspalt im Gefässe vom Endrande desselben wenigstens so weit entfernt sein muss, als das Gefilss breit ist, und dass die Länge des Spaltes selbst ein wenig kürzer ist als die Breite des Gefilsses. Der schmale Streif von Gefässwand, welcher neben dem Spalt an dem einen Seitenrande bleibt, bildet gleichsam ein Band, durch welches die durch den Spalt hindurchgefiihrten Gefilsshäute zusammengeschnürt werden und wodurch die Blutung sicher gestillt wird, wenn der Spalt nur die bezeichnete Grosse besitzt und die Operation überhaupt recht gut ausgeführt worden ist. Der Vortheil dieses Verfahrens im Vergleich zu den übrigen Blutstillungsmitteln besteht darin, dass die Verschliessung der blutenden Gefässe mittelst ihrer eigenen Substanz geschieht und dass dabei die Vitalität der Gefilsshäute ilusserst wenig leidet, daher auch keine Eiterung eintritt and die schnelle Vereinigung sogleich stattfinden kann. Allein die Gcfiissdurchsclilingung verlangt bei der Ausführung die grösste Accuratesse, wenn sie gelingen soll; letzteres ist oft vom Zufall, z. B. von der Unruhe des Thieres, abhängig, und bei in der Nähe ihres Stammes oder am Knochen durchtrennten Gefässen und eben so bei solchen Gefilssen, welche woniger als 1—2 Linien dick sind, ist sie nicht ausführbar. (Siehe das Zudrehen der Blutgofässe und die Gefässdurchschlingung. Magazin für die gesammte Thierheilkuude von Gnrlt und Hertwig. Bd. I. S. 375.)
8.nbsp; nbsp; Die Blutstillung durch das Glüheisen beruht hauptsächlich auf der schnellen Umwandlung der organischen Substanz in einen an dem Gefässende und oft auch an den umgebenden Theilen festsitzenden Schorf, zum Theil auch auf der coagulirenden Wirkung des hohen Hitzegrades. Durch den letzteren wird das Blut zum Gerinnen gebracht und dass Gefilss etwas zusammengeschrumpft, durch den Schorf aber die Mündung des letzteren fest verschlossen. Dabei wird die Wunde in der Umgegend des getrennten Gefilsses bald mehr bald weniger gereizt, durch den Schorf verunreinigt und die Eiterang fast immer herbeige-
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führt. Das Glüheisen ist, wenn die Application mit der nüthigen Vorsicht und Vollständigkeit geschieht, in den meisten Fällen ein sicheres Blutstillungsmittel, allein oft gelingt es nicht oder nur sehr schwer, einen festen Schorf zu erzeugen, und ausserdem hat man nie die Sicherheit darüber, wie fest der Schorf an allen rnnkten des Gefässrandes sitzt, und wie schnell derselbe sich hei der eintretenden Eiterung losen wird? Geschieht dies zu früh, so tritt gewöhnlich eine Nachblutung ein. Trotz dieser Uebelstände wird das Glüheisen als Blutstillungsmittel häufig benutzt, namentlich in den Fällen, wo Gefäsxe sich stark zurückgezogen haben, oder auch wo mehrere Gefässo aus dem Parenchym eines Organs bluten und nicht zu erreichen sind, und daher die Unterbindung nicht ausführbar ist, die Tamponation aber wegen der Lage und weichen Textur der Theile nicht in Anwendung kommen kann, Man wählt zur Blutstillung stets ein weissglühendes Brenneisen, welches hinsichtlich seiner Form und Grosse der Weite und Form der Wunde entspricht und mit einer ganz glatten Oberfläche versehen ist. Um die letztere sicher zu erhalten, ist es zweckmässig, das eben ans dem Feuer genommene Brenneisen vor der Anwendung auf das blutende Gefäss recht schnell an einem Stück Holz abzureiben und es hierdurch von den etwa anhaftenden Schlacken und von dem in der Hitze entstandenen Eisenoxydul zu befreien; denn nur ein weissglühendes Brenneisen verkohlt dio organische Substanz schnell und bildet hierdurch einen an der Oberfläche trockenen Schorf, während durch ein weniger heisses Eisen die organische Substanz gleichsam langsam gebraten und ein an der Oberfläche feuchter Schorf erzeugt wird, welcher leicht an dein Eisen haften bleibt, besonders wenn dasselbe rauh und uneben ist. Bei dem Brennen muss die Wunde vorher mittelst eines Schwammes und durch Compression von aussen her gegen das blutende Gefäss möglichst gereinigt werden, damit man das blutende Gefäss sehen und die organische Substanz wirklich in den Schorf umwandeln könne, weil sonst nur allein das vorhandene Blut zu einem Gerinnsel gebracht, der Zweck aber nicht erreicht wird. — In manchen Fällen will es trotz aller Vorsicht nicht gelingen, einen festen Schorf zu erzeugen, sondern die Substanz des Gefässes und selbst der umliegenden Theile schwindet durch die oft wiederholte Berührung mit dein Brenneisen immer mehr und mehr. In solchen Fällen ist es zweckmässig, irgend eine Substanz, welche reich an Kohlenstoff ist, z. B. kurz geschnittene Haare, fein geraspeltes Horn, pulverisirten Zucker, oder desgleichen Colophonium, Harz, Pech, Oel oder Talg und dergleichen gegen 1 bis 2 Linien dick auf die blutende Stelle zu legen und dann das Eisen hierauf anzuwenden. Diese Substanzen bilden, indem sie verkohlen, in der Regel einen hinreichend festen Schorf. Etwa 3 bis 6 Tage nach geschehenem Brennen findet sich am Rande des Schorfes Eiterung ein, welche allmälig unter demselben weiterschreitet und ihn in etwa 8 bis 12 Tagen ablöst.
Die Blutstillung mag auf die eine oder die andere Weise bewirkt sein, so ist in allen Fällen hiernach die möglichste Ruhe des Thiercs noting, um örtlich das Abstossen oder Abreissen der entstandenen Blut-pfröpfe, der Ligaturen oder des Schorfes zu verhüten, und Orgasmus und Blutandrang zu der verletzten Stelle zu vermeiden.
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348nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Wunden im Allgcraoincn. Entfernung fremder Körper.
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Die Entfernung fremder Körper aus den Wunden.
Die in eine Wunde etwa eingedrungenen fremden Körper verursachen in derselben, je nach Bcscluiffenlieit und Grosse und nach der Art der von ihnen berührten Gebilde, bald mehr, bald weniger Druck, Reizung, Schmerz, zuweilen sogar Starrkrampf, sie vermehren und unterhalten die Entzündung und die Kiterung, geben Veranlassung zu üppiger Granulation, hindern oft die Heilung, oder, wenn dieselbe erfolgt ist, verursachen sie zuweilen später eine neue Entzündung und ein Wiederauf-breeben der Wunde. In manchen Füllen senken sie sich und erzeugen dann später Beschwerden an anderen Stellen. Doch geschieht es auch zuweilen, dass ein fremder Körper, namentlich eine glatte Kugel, von ausgeschwitztem Faserstoff wie in ein einer Kapsel eingehüllt, fast unschädlich wird und dann für immer ruhig im Körper bleibt; auch in Knochen eingedrungene Kugeln wachsen zuweilen in denselben fest. Jener übelen Wirkungen wegen müssen in der Regel die fremden Körper entfernt werden; die Entfernung geschieht entweder durch die Kunst oder durch die Natur, in letzterem Falle mittelst der Eiterung. Die künstliche Entfernung ist nöthig, wenn die Körper heftigen Schmerz und Krampf erzeugen, oder zu lange die Eiterung unterhalten. Die beste Zeit dazu ist immer entweder gleich nach der Verwundung, ehe Entzündung und Geschwulst eintritt, oder später, wenn diese Zufälle vorüber sind.
Je nachdem die fremden Substanzen feste Körper oder flüssige, chemische, oder selbst giftige Substanzen sind, geschieht ihre Entfernung auf verschiedene Weise. Die letzteren werden entweder durch blosses Eegiessen oder Befeuchten mittelst eines Schwammes mit kaltem Wasser, oder wenn die Substanz ätzend ist, wohl auch mit schleimigen Flüssigkeiten, mit Milch, mit Seifenwasser und dergleichen ausgespült, oder auch durch Einspritzungen dieser Flüssigkeiten mittelst einer Spritze beseitigt. Ebenso eingedrungene Haare, kleine Strohstückchen und ähnliche leichte Substanzen. Sind es dagegen feste Körper, so kann man dieselben entweder mit einem Finger, oder wenn sie tiefer und in einem engen Kanal festsitzen, mittelst einer hakenförmig gebogenen starken Sonde, oder der Pinzette, oder einer Kornzange, oder mittelst einer Kngelzange oder auch eines Kugelbohrers herausnehmen. Man sucht mit dem Finger oder mit diesen Instrumenten über und hinter die fremden Krj-;--,-. zu geiang0n un(i zieht sie dann zu dem Eingange der Wunde hin. Dabei ist es zweckmässig, den verletzten Theilcn eine solche Stellung '/.n geben, bei welcher dieselben möglichst erschlafft sind oder diejenige, welche sie im Momente der Verletzung inne gehabt haben, damit 'der Wundkanal möglichst gerade sei. In manchen Fällen gelingt die Entfernung der Körper auf keine Weise, wenn nicht die Wunde vorher an einer o(ter der anderen Stelle gehörig erweitert worden ist. Dies ist dann der Fall, wenn der Wundkanal durch Abprallen der fremden Körper vom Knochen bei grosser Tiefe eine scharfe Biegung erhalten hat, oder wenn die fremden Körper eckig oder spitzig sind und sich mit einer Ecke oder Spitze nach dem Canalausgange zu in einem Weichtheile festgesetzt haben, oder wenn sie im Zellgewebe hinter Muskeln, Sehnen oder sehnigen Ausbreitungen sich nach abwärts gesenkt oder durch Ab-
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Wunden im Allgemeinen Regulinmg.
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prall seitwärts gewendet haben, oder endlich wenn bereits heftige Ent-zündungsgeschwulst der verletzten Thcile eingetreten ist. Durch den später eintretenden Eiterungsprozess werden die fremden Körper immer bedeutend lockerer und ihre Entfernung wird dadurch verhältnissmässig erleichtert, und oft werden sie durch (lie vom Grunde der Wunde her-vorwachsende Granulation allmälig bis an die Oberfläche der Wunde gebracht und ausgestossen. Wenn dies aber nicht geschieht, muss später doch noch die künstliche Entfernung bewirkt werden. Die Schnitte zur Erweiterung der Wunde müssen unter diesen Umständen ganz nach denselben Rücksichten unternommen werden, welche bereits S. 340 bei Gelegenheit der Erweiterung der Wunden für den Zweck der Blutstillung angedeutet worden sind; hinsichtlich der Länge und Tiefe der Schnitte hat man aber die Grosse des fremden Körpers zu beachten.
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Die Reguli rung der Form der Wunden.
Die Heilung der Wunden wird sehr häufig dadurch gestört und die üblen Zufälle werden dadurch oft sehr vergrössert, dass in manchen Wunden die Weichgebilde in einander entgegengesetzten Richtungen durchtrennt sind, so dass hierdurch eine ungleiche Zerrung in einzelnen Muskel- oder Sehnenbündeln, in Gefässen oder Nerven unterhalten wird, oder dass sich hinter den sehnigen Ausbreitungen, oder hinter Muskeln Höhlen befinden, in welchen Blut, Eiter u. s. w. sich ansammeln und durch ihre Menge oder durch veränderte chemische Beschaffenheit reizend auf die umgebenden.Theilo einwirken. In manchen Fällen hat auch die Wunde eine so ungleiche Form, dass einzelne Theile der Ränder nur noch sehr unvollständig mit der übrigen Körpermasse zusammenhängen, in Folge dessen sie nur unvollständig ernährt, an der Oberfläche trocken und unempfindlich, selbst brandig werden und hierdurch in kurzer Zeit gleichsam als fremde Körper auf die übrigen verwundeten Theile zurückwirken. Endlich sind auch die Wundränder zuweilen so uneben oder so verzerrt und umgebogen, dass eine gegenseitige Berührung bei dieser Beschaffenheit unmöglich wird. In allen diesen Fällen ist es nöthig, vermittelst geeigneter Kunstschnitte die Form der Wunde in der Art umzuändern, dass alle unvollständig getrennten Fasern, namentlich wenn dieselben hohl auf anderen Theilen liegen, vollständig durchtrennt werden, mit alleiniger Ausnahme grösserer Gefäss- und Nervenzweige; ferner dass bei bestehenden Höhlen die Ränder derselben an der abhängigsten Stelle so tief eingeschnitten werden, dass ein freier und leichter Ausflusa der Wundsekreto hiernach stattfindet; eben so, dass grösstentheils abgetrennte und bereits völlig erkaltete oder trockene Lappen an der am geeignetsten erscheinenden Stelle vollständig abgelöst und endlich, dass unebene Wundränder so ausgeglichen werden, dass dieselben von beiden Seiten so vollständig als möglich sich mit einander vereinigen lassen. Die für diese Zwecke zu machenden Schnitte lassen sich in vielen Fällen mit den Erweiterungen der Wunde, welche in manchen Fällen zur Untersuchung derselben Wunde, zur Entfernung fremder Körper oder zur besseren Erreichung der verletzten Gefässe bei der Blutstillung nöthig sind, verbinden.
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350nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Wunden im Allgemeinen. Nähte.
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Die Vereinigung der Wundränder.
Eignet sich eine Wunde durch ihre oben (S. 335) angegebene Be-schtiffenlieit zur schnellen Vereinigung, so kann man diese dadurch herbeiführen, dass man die Wnndrändei und Wundflächen in eine gleich-massige gegenseitige Berührung bringt und sie während der Heilungs-zeit in derselben erhält. Die Mittel hierzu bestehen vorzüglich: A. in den sogenannten blutigen Nähten, B. in Binden und klebenden Pflastern (der sogenannten trockenen Naht) und C. in einer zweckmässigen Stellung und Richtung der verletzten Theile.
A. Die blutigen Nähte werden mittelst Nadeln und Fäden oder Bändchen an den Wundrändern gemacht, und zwar entweder auf die Weise, dass man die letzteren nur mit einzelnen für sich bestehenden Heften versieht, oder auch dass man sie mit einer wirklichen fortlaufenden Naht zusammenfügt. Durch die specielle Art, wie man diese Zusammenfügung auf die eine oder die andere Weise bewirkt, sind mehrere Formen von Nähten entstanden, von denen die wichtigsten folgende sind: 1) die Knopfnaht, 2) die Zapfennaht, 3) die Hasenschartennaht und — 4) die Kürschnernaht.
1, Die Knopfnaht, Knotennalit oder Bundnaht (Sutura no-dosa) ist die einfachste und in den meisten Fällen ausreichende Naht. Dieselbe ist überall zur Ausführung geeignet, wo die verletzten Theile sich nicht zu stark von einander zurückgezogen haben, doch aber die Wunde in die Tiefe eingedrungen ist. Man braucht zu ihrer Ausführung bei massig tiefen Wunden nur eine, bei sehr tiefen Wunden aber zwei gekrümmte Heftnadeln1), welche noch einmal so lang, wie die Wunde tief ist, und angemessen breit sein müssen, aussordem so viele Heftbänd-chen, als man einzelne Hefte an die Wundränder anlegen will. Bei ihrer Anlegung kann man in zweierlei Weise verfahren, nämlich entweder so, dass man eine Heftnadel quer durch beide Wundränder, den
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1) Die Heftnadeln oder Wandnadeln sind entweder krumm oder gerade. Letztere sind nur zum oberflächlichen Heften, ersterc aber sind bei Wunden von jeder Grosse anwendbar. Sie bestehen aus gehärtetem Stahl, sind gut polirt, nach dem Abschnitt einer Kreislinie gebogen, an ihrem vorderen Drittheil zweischneidig, an der convexen Seite glatt, an der coneaven in der Mittellinie etwas verdickt und am Knde mit einer guten Spitze, an ihrem mehr cylinderischen Hintertheil mit einem Oehr versehen, dessen hinterer Rand an beiden Seiten eine Furche besitzt, damit das Ileftbändchen in derselben etwas vertieft liegen kann und bei dem Durchziehen durch die von der Nadel erzeugten Stichwunde weniger drückt Sehr breite Nadeln müssen ein Qucrühr mit ähnlich vertieftem hintern Rande besitzen. Die Orösso der Nadeln muss nach der Tiefe der Wunde, so wie nach der Dicke und Beschaffenheit der Wundränder verschieden sein, z B. an Wunden der Augenlider und der Därme nur 2 Centim. lang, 2 Millim. breit, 1 Millim. dick, dagegen zum Heften tiefer Muskelwunden und an der Bauchwaud die sogenannten Bauchheftnadeln 10 bis 12 Centim. lang, 8 bis 10 Millim. breit und am dicksten Thcil 1 bis 3 Millim. dick sein. — Die geraden Nadeln sind, bis auf die mangelnde Krümmung, eben so construirt. Man hat aber auch gerade Nadeln ohne Oehr, aus Stahl, Messing oder gute Stecknadeln, und zum Gebrauch bei der Hasenschartennaht bestimmt. — Sehr brauchbar zum leichten Durchstechen der ziihen Hallt ist die Clorlachsche Nadel mit dem Handgriff.
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einen von aussen, und den andern von innen her durchsticht, oder so, dass die Nadel durch jeden Wundrand in der Richtung von der Wunde' nacli ausson hin durchgeführt wird. Auf die crstcre Weise operirt man hei oberflächlichen, auf die letztere aber bei tiefen und weit klaffenden Wunden. Die Ausführung im letzteren Falle geschieht folgendermaassen: Mau drückt zuerst mit den Händen die beiden Wandränder sanft gegen einander, um zu sehen, wie die verletzten Theile zusammen passen. Dann nimmt man die mit dem Heft bändchen ') versehene Nadel in eine Hand, und zwar so, dass der Daumen auf die eingebogene oder concave, der Zeige- und Mittelfinger aber auf die convexo Seite zu liegen kommt. So gehalten sticht man sie in der Tiefe der Wunde durch den einen Wuivlrand von innen nach aussen hindurch, fädelt dann die Nadel an das entgegengesetzte Ende des Bändchens und sticht, dem ersten Einstichpunkt gegenüber, den zweiten Wundrand in derselben Weise von innen nach aussen durch. In gleicher Weise werden dann in der gehörigen Entfernung noch die übrigen Hefte, so viel deren je nach der Länge der Wunde nüthig sind, eingezogen, worauf man, nachdem die Wunde noch einmal gereinigt ist, beide Wundränder durch Gehülfen zusammendrücken lässt, und nun die beiden Enden eines jeden Heftes auf der Haut zuerst in eine einfache Schlinge vereinigt und die selbe entweder mit einer aufziehbaren Schlinge oder auch mit einem festen Knoten schliesst.
2. Die Zapfennaht (Sutura clavata). Dieselbe besteht, wie die Knopfnaht, aus einzelnen Heften, jedoch mit dem Unterschiede, dass die Heftbändchen äusserlich nicht unmittelbar auf der Haut, sondern auf kleinen Stäbchen oder Cylindern, den sogenannten Zapfen liegen und daher nicht in die Haut einschneiden. Die Zapfennaht ist daher besonders zur Anwendung geeignet bei grossen und tiefen Wunden in weichen und muskulösen Theilen, die sich stark zurückziehen, und besonders bei Querwunden in denselben, wo das Ausreissen der Heftbändchen sehr leicht stattfindet, wie z. D, bei Querwunden in den Bauchwänden, Man gebraucht zur Anlegung dieser Nath ähnliche gekrümmte, aber etwas breitere und stärkere Heftnadeln, wie zur Knopfnaht, aber für jedes Heft ein aus dreifachen Fäden bestehendes Heftbändchen, aus.serdem die genannten Cylinder oder Zapfen. Die letzteren bereitet man aus fest zu-
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1) Die Heftbändchen bestehen aus einzelnen oder aus mehreren neben einander liegenden Zwirn- oder Seidenfäden, aus Spagatschnur, oder aus Sachen Zwirn- und Seidenbändchon; sie müssen nach der Dicke und Zurückziehungskraft der Wund-ränder und nach der Stärke der Heftnadeln von angemessener Stiirke sein, so z. B. zum Heften schlaffer Hautränder einfache oder doppelte Zwirnfamp;den, zum Heften von grossen Muskelwundon aber sind acht bis zwölffache Fäden, die wie Bündchen neben einander liegen, erforderiicli, oder 1 bis j Zoll breite Bändchen. Runde Schnur ist überall weniger zweckmiissig, weil sie einschneidet. Die Fäden der Bändchen sollen immer glatte Oberflamp;cben haben, weshalb man sie mit Wachs bestreicht, wodurch zugleich die einzelnen Fäden zusammengehalten und gegen die Einwirkung des Eiters geschützt werden Die Länge der Bänder ist nach der Art der Naht, so wie nach der Tiefe der Wunde und der Dicke der Wundramp;nder verschieden. Zuweilen benutzt man auch Darmsaiten, oder auch recht biegsamen Me-talldraht. Letztere beiden Substanzen verursachen weniger Eiterung als die vogeta-bilischon Ucftbändchen.
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352nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Wunden im Allgomeinon. Näbto.
sammongowickeltor Leinwand, oder aus Holzstäbohen mit Leinwand umwickelt; sie müssen die Länge der Wunde und bei grossen Tlneren eine Dicke von circa 4 bis 6 Linien, bei kleinen Tiiioren eine Dicke von 3 bis -1 Linien besitzen. Bei der Anwendung fädelt man in die Nadel ein dreifach liegendes Heftbilndcben und führt die einzelnen Hefte hiermit ganz so durch die Wumlriinder wie bei der Enopfnaht. Nacbdeiu die nöthige Anzahl der Hefte angebracht ist, legt man auf dem einen Wundrande zwischen diejenigen beiden Fäden des Bändchens, welche am meisten nach einwärts, d. h, nach der Wundspnlte zu liegen, einen Cylinder inid bindet die Enden dieser Fäden an den letzteren fest, — und so an sämmtlichen Heften desselben Wandrandes. Hierauf lässt man durch Gehülfen mit den Händen die Wundränder gegen einander drücken, so dass gleiclnnässige Berührung der Wundflächen stattfindet, und während dies gesclneiit, bindet man den Cylinder auch auf dem zweiten Wundraude zwischen die Enden der beiden am meisten nach einwärts liegenden Fäden des Heftbändchen eines jeden Heftes fest, nachdem diese Bändchen und der auf dem anderen Wundrande liegende Cylinder straff angezogen worden sind. Zuletzt weiden dann auch noch die Enden des am meisten nach aussen liegenden Fadens eines jeden Heftes über die Cylinder geführt und gegenseitig mit einander vereinigt, wie bei der Enopfnaht.
3. Die Hasonschartennaht, umschlungene oder 8ter-Nalit (Sutura circumvoluta) wird auf die Weise angelegt, dass man metallene gerade Nadeln in querer Richtung durch die beiden Wundränder, in angemessener Entfernung von der Wundspalte durchsticht, und dieselben statt der Heftbändchen liegen lässt. Die einzelnen Nadeln werden, je nach der stärkeren oder weniger starken Zurückziehung der Theile | bis t( Zoll von einander eingelegt und so fort in der ganzen Länge der Wunde. Hierauf Lisst man durch Gehiilfen die beiden Wundränder sanft gegen einander drücken, windet dann um die aus der Haut hervorragenden Enden einer jeden Nadel einen glatten Zwirns- oder Seidenfaden etwa 6 bis 8 mal herum und bindet die Enden des Fadens in einen Knoten zusammen. Die Umwickelung kann entweder in einer runden Schlinge (wie bei dem Verschliessen der Aderlasswunden), oder in Form einer 8 geschehen, so dass sich die Fäden gerade auf der Wunde kreuzen. Zur Anlegung einer solchen Naht auf dünnen Wundtheilen, wie '/.. B. an den Augenlidern, kann man sich am zweckmässigsten der sogenannten Karlsbader Insektennadeln bedienen, dagegen müssen bei Verletzungen gröberer Theile auch stärkere Nadeln angewendet werden, weil, wenn dieselben zu fein sind, sie sieb krumm beugen und hierdurch ungleicher Druck und Zerrung in den Wundrändern entsteht. Die aus der Haut hervorragenden Spitzen kneipt man mit einer Scheere oder Drahtzange ab, damit die Thiere sich an denselben nicht verletzen. Diese Naht bewirkt an der Oberfläche des Körpers eine sehr gleich-massige Vereinigung und findet deshalb ihre Anwendung in den Fällen, wo bei nicht tiefen Wunden die Haut und der Hantmuskel sich sehr stark zurückziehen, und die Wundränder anseinanderzerren, wo man aber doch eine möglichst glatte Narbe erzielen will.
4 Die Kürsclinernaht (Sutura pellionum), auch Darmnaht (Gastroraphie) oder Schlingennaht genannt, wird auf die Weise ausgeführt, dass man einen einfachen oder mehrfachen Heftfaden, welcher
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gegen dreimal so lang wie die Wunde ist, in eine krumme, bei recht oberflächlichen quot;Wunden aber auch in eine gerade Heftnadel einfädelt und mit derselben die beiden Wund runder, an einem Winkel der Wunde anfangend, so durchsticht, dass der eine Wuiulraiid in angemessener Entfernung von der Wunde, von aussen nach innen, und der andere von innen nach aussen durchstochen wird; man bindet dann das Ende des Fadens mit dem aus dem /weiten Wundrande hervorgegangenen Theile desselben fest zusammen, oder, wo der Faden mehrfach ist, bindet man an das Ende einen Knoten und führt die Nadel zwischen den einzelnen Fäden hindurch, wie durch eine Schlinge, oder was weniger zweckmäs-sig ist, man bildet am Ende des Heftbandes hlos einen dicken Knoten und zieht denselben bis an die Haut der Einstichstello heran. Hierauf durchsticht man etwa [ bis \ Zoll von dein ersten Einstichpunkte entfernt in etwas schräger Richtung die beiden Wundränder wie zum erstenmal, zieht den Faden nach und wiederholt dieses in gleicher Weise so oft, bis die ganze Wunde mit einzelnen, aber zusammengesetzten Heften versehen ist. Die einzelnen Hefte bilden hier gleichsam eine Spirale, deren Axo sich in der Längenaxe der Wunde befinden muss. Das Ende des Fadens wird durch den letzten Heft durchgesteckt und mit einer Schleife oder auch mit einem festen Knoten zugebunden und dadurch die Heftung festgeschlossen. Um das Heften leicht auszuführen, ist es zweckmässig, die beiden Wundränder mit den Händen gegenseitig zusammenzudrücken und ein wenig über die Flächen der übrigen Gebilde hervorzuziehen; man braucht dann nur die Nadel von einer Seite zur anderen durch beide Wundränder zu führen. Diese Naht eignet sich zur Zusammenfügung dünner und nachgiebiger oder dehnbarer Weichgebildo, also besonders bei Darm- und Hautwunden. Sie hat vor den drei zuerst genannten Nähten keinen Vorzug, wohl aber den Nachtheil, dass man bei ihr, nicht wie bei jenen Nähten, nach Erfordern der Umstände ein oder das andere Heft nachlassen oder fester anziehen kann. Denn bei der Kürschnernaht wirkt Jede an der einen Stelle gemachte Veränderung auch auf die übrigen Hefte. Sie wird daher im Ganzen wenig benutzt.
Nachdem die eine oder die andere Naht angelegt ist, reinigt man die Wundränder und ihre Umgebung von dein etwa noch ausgeflossenen Blut und wendet dann zur Unterstützung der Naht noch Heftpflaster, Binden, oder zuweilen auch Schienen an, je nachdem der Ort der Verletzung und die Beschaffenheit der Wunde es verlangen.
Welche Art der Naht man auch anwenden mag, so muss man dabei folgende allgemeine Regeln beobachten:
1)nbsp; Weil die Ein- und Ausstich - Entfernung vom Wundrande etwa gleich der Tiefe der Wunde sein soll, so muss die Heftnadel wenigstens 2 Mal so lang sein wie die Wunde tief ist.
2)nbsp; Den ersten Heft legt man, wenn die Wundränder ganz eben sind und die Wunde regelmässig, auch nicht gerade an dem Bande eines Theiles ist, immer an einem Winkel der Wunde an, und zwar am besten an dem oberen; hat aber die Wunde eine unregehmissige, in Lappen ge-thcilte Forin, so legt man das erste Heft in die Ecke des grössten Lappens; und wenn die Wunde am Bande eines Theiles ist, z. B. am Augenlide, an der Lippe u. s. w., so legt mau den ersten lieft am äusseren Rande an; weil bei diesem Verfahren Zerrungen und Verschiebungen der
Ueutwio, Cliirurgie. 3. Aufl.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 23
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354nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Wunden im Allgomoinen. Niihto.
verwundeten Theile und das Uebrigbleiben eines hervorstehenden Thcilos eines Wundrandos oder einer Falte am sichersten vermieden werden.
Ji) Die Entfernung eines Heftes vom andern und die Zahl der einzelnen Hefte hängt lediglich von der Grosse der Wunde, von dem stärkeren oder geringeren Znrückziehnngsvermögen der getrennten Theile und dem ruhigen Betragen des Thieres ab, so dass man in einzelnen Füllen einen Zwischenraum von 1J, in anderen von kaum { Zoll frei lassen darf.
4)nbsp; nbsp; Wo mehrere ünterbindungsfäden in einer Wunde liegen, oder wo man Ansammlung von Klüssigkeiten in derselben zu erwarten hat, lässt man an der tiefsten und abhängigsten Stelle der Wunde einen kleinen Raum offen.
5)nbsp; nbsp; Die Nähte oder die einzelnen Hefte dürfen weder zu fest zusammengezogen noch zu locker bleiben, sondern sie müssen immer mit Berücksichtigung des Umstandes: ob bereits Entzündungsgeschwulst eingetreten ist oder nicht, so fest zusammengezogen werden, dass die Wundflächen sich an allen Punkten möglichst vollkommen berühren. Ist noch keine Entzündung eingetreten, so dürfen die Hefte weniger straff angezogen werden, als in den Fällen, wo dieselbe schon besteht; denn im ersteren Falle hat mau noch das Eintreten der Geschwulst und somit auch eine grössere Spannung der Hefte zu erwarten, während entgegengesetzt im anderen Falle bei der eintretenden Abnahme der Goschwulst die Heftfäden schlaffer werden.
6)nbsp; nbsp; Die Knoten oder Schleifen der Hefte müssen immer zur Seite der Wunde liegen, weil wenn sie auf der letzteren sitzen, die Reizung und Entzündung vermehren und Eiterung' veranlassen können,
7)nbsp; Wo nach dem Heften noch grosso Geschwulst und daher viel Spannung besteht und das Aussreisscu der Hefte zu befürchten ist, wo ferner Theile, welche unter den allgemeinen Decken liegen, nicht mit diesen zugleich, sondern für sich allein zu heften sind, wie z. B. mehrentheils Wunden am Bauche, da bindet man die Enden der Heftbänder nicht in feste Knoten, sondern macht zuerst einen einfachen Knoten und legt darüber eine aufziehbare Schleife, damit man, wenn die Geschwulst zu bedeutend wird, die einzelnen Hefte öffnen und lockerer machen könne.
8)nbsp; nbsp; War zur Anlegung der blutigen Naht ein Thier niedergelegt, wie dies wegen der Schmerzen oft nöthig ist, so muss man noch während des Liegens des Thieres nach beendetem Heften die verletzten Theile mit einer Binde fest umgeben und dann das Thier so vorsichtig und ruhig als möglich aufstehen lassen. Die Binde beschränkt die bei dem Aufstehen der Thiere unvermeidlichen heftigen Bewegungen und verhindert somit das Aussreissen der Hefte.
9)nbsp; nbsp; Die eingelegten Hefte müssen bis zur vollkommeneu Vereinigung der Wunde liegen bleiben. Die Vereinigung erfolgt je nach Grosse der Wunden, Beschaffenheit und Function der verletzten Theile, Alter und Zustand des Thieres, meistens in 5 bis 8 Tagen. Sind um diese Zeit die Wundränder gegenseitig fest verbunden, so schneidet man mit einer Scheere die Heftbändchon, jedes derselben zuerst mit der linken Hand ein wenig über die Haut hervorziehend, an einer Seite nahe über der Letzteren ab und zieht an den Knoten das Ende vollends hervor. Um Letzteres möglichst leicht bewirken zu können, ist es in den Fällen, wo die Heftbändchen mit einer Kruste von trockenen Säften an die
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Haut angeklebt sind, zweckmässig, dieselben zuvor mit lauwarmem Wasser zu erweichen. Zeigt sich die Vereinigung nicht an allen Punkten der Wunde, gleichmässig, oder werden einzelne Hefte früher als andere mehr schlaff, so kann man zuerst nur diejenigen Hefte, welche diese Beschaffenheit zeigen, oder wo die Vereinigung schon vollständig gesehelien ist, entfernen, die, übrigen aber noch durch einen oder einige Tage sitzen lassen. Bei sehr grossen Wunden ist es der Vorsicht angemessen, nicht alle Hefte mit einem Male, sondern nur jeden zweiten Heft und die übrigen ein Paar Tage hiernach zu entfernen.
B. Die Binden zur Vereinigung der Wunden hoissen Vereinigungsbinden (Fasciae unientes). Sie sind bei den Wunden der Thiere im Ganzen wenig anwendbar, weil sie auf der behaarten Haut und dem kräftigen Hautmuskel, zum Theil auch bei dein unruhigen Benehmen der Thiere gegen Alles, was ihnen Zwang und Schmerz macht, nicht fest genug liegen bleiben und daher auch nur wenig zu leisten vermögen. Sie passen mehrentheils nur bei oberflächlichen Verletzungen und an Tbeilen, wo man sie als Umwickelungen in gleichmässiger Lage anbringen kann, wie z. B. um den Leib, die Brust und Gliedmaassen. Jedoch bilden sie oft ein wichtiges Unterstützungsmittel der blutigen Naht, wenn man sie so anlegen kann, dass sie zugleich einen Druck gegen den Grund der Wunde ausüben und dadurch' die verletzten Theile in der Tiefe in gegenseitige Berührung bringen; ferner wenn die Vereinigung mit der blutigen Naht nicht hinreicht, alle gegenseitige Beweglichkeit in den verletzten Theilen auch mehr entfernt von der Wunde zu beschranken. Ebenso leisten sie gute Dienste in den Fällen, in welchen wegen der grossen Tiefe und des starken Klaifens quergetrennter Muskeln die Vereinigung durch die blutige Naht unausführbar, die gegenseitige Annälie-rung der Wundflächen und das Abhalten der Luft aber wünschenswert!] ist; und endlich, wo Lappen nicht nur an ihren Gränzen, sondern auch an ihrer inneren Fläche getrennt sind, und namentlich solche Theile entblösst sind, welche bei eingetretener Eiterung eine Störung der Heilung bedingen, wie z. B. Gelenkbänder, Knochen und Sehnen.
In einzelnen Fällen benutzt man unter diesen Umständen eine einfache Binde, welche man entweder in Cirkel- oder Spiralwindungen um die verletzten Theile wickelt, oder man legt auch Polster von Werg oder Leinwand unter die Binde auf diejenigen Stellen, auf welche man einen stärkeren Druck ausüben will. Die Länge und Breite der Binden muss sich immer sowohl nach dem Umfange des Theiles, wie auch nach der Länge der Wunde und nach der Zahl der hierdurch bedingten Umwickelungen richten. Die Wergpolster werden von weichem Werg massig fest und der Form und Dicke des Theiles, auf welchem sie eben liegen sollen, entsprechend zusammengewickelt und so auf die Haut gelegt, dass der entweder auf einen Punkt in der Tiefe oder auf eine ganze Fläche beabsichtigte Druck auch wirklich mittelst der Binde herbeigeführt werden kann. Die Binden werden, entweder auf einen Kopf oder auf zwei Köpfe gerollt, um den verletzten Theil in der Art gelegt, dass ihr Druck immer der Zurückziehung der Theile entgegen, d. h. von dem Anheftungspunkt der verletzten Theile gegen die Wunde hin wirkend, die Wundränder einander nähert. — Um den Binden mehr Haltung zu geben, kann man sie mit Kleister von Mehl oder von gekochter Stärke, mit Leim oder stelleuweis mit Heftpflaster uiul dergleichen klebenden
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366nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Wunden im Allgemoinen. Heftpflaster.
Mitteln bestreichen; dann muss aber vorher die Haut an den Appli-cationsstellen von den Haaren befreit werden.
C.nbsp; nbsp; Die Vereinigung der Wunden mittelst sogenannter Heftpflaster ist bei den Hausthieren noch weniger ausführbar und hilfreich als durch die Binden, weil die behaarte Oberfläche des Körpers und die sehr starke Wirkung der Hautmuskeln die Anwendung, das Abnehmen und die Wirksamkeit dieses Hülfsniittcls sehr beeinträchtigen. Dasselbe wirkt ausser-dem gewöhnlich nur auf die Oberfläche, ausgenommen, wenn man Streifen von Heftpflaster mit ihrem mittleren Thcile der Wunde gegenüber so um ein Glied legt, dass die Wundränder von diesem Mittelpunkt her gegenseitig durch die Enden der Pflasterstreifen einander genähert und durch dieselben zusammengehalten werden. Zu diesen Pflastern benutzt man das in den Apotheken vorräthige einfache oder auch das zusammengesetzte Harz- oder Heftpflaster (Emplastrum resinae pini s. Empl. ad-haesivum1), welches man, nachdem es durch Bearbeiten zwischen den Fingern oder durch Erwärmen in warmem Wasser etwas erweicht ist, auf feste Leinwand streicht und dann aus dieser die Streifen in der für den Theil erforderlichen Länge und Breite schneidet. Vor der Anwendung der Pflasterstreifen müssen die Haare im ganzen Umfange der Wunde mit einem Rasirmesser abgeschoren werden und bei der Anwendung lässt man durch einen Gehülfen die Wundränder gegen einander drücken und legt dann, die Pflasterstreifen so an, dass auf jedem Wundrande ein solcher Streifen wenigstens in der Länge, wie die Wunde tief ist, angeklebt wird. 1st aber die Zurückziehung der verletzten Theilo sehr bedeutend, so führt man am besten, wie bereits im Vorstehenden angedeutet, einen langen Pflasterstreifen rund um das Glied, so dass das rechte Ende des Streifens über die Wunde hinweg bis zur Länge der Wundtiefe auf den linken Wundrand, und ebenso das linke Ende von dem linken Wundrand auf den rechten hiniiberreicht. Die Anzahl der anzulegenden Streifen richtet sich nach der Länge der Wunde und nach dem Contractionsvermögcn der verletzten Theile, so dass, wenn das letztere nur gering ist, ein etwa \ Zoll breiter Streif von dem andern gegen 1 Zoll entfernt zu liegen kommt.
D.nbsp; nbsp; Durch die Stellung und Richtung des verletzten Theils kann, wenn sie der Stellung und Bewegung desselben angemessen während der Heilung erhalten wird, die Vereinigung der getrennten Gebilde ausser-ordentlich unterstützt und befördert werden, mag man auch die eigentliche Vereinigung durch Heften, Binden oder Heftpflaster bewirkt haben. Durch das eben in Rede stehende Hiilfsmittel versucht man bei Verletzungen an der Beugeseite eines Theiles die Annäherung der Wundflächen durch eine gebogene Stellung und Haltung, bei Verletzung an der Streckseite aber durch eine völlige Streckung des Gliedes zu bewirken. Für diesen Zweck beugt man z. B. bei Halswunden den Kopf zur verwundeten Seite und hält ihn vermittelst eines an die Halfter, oder bei kleineren Thieren an den Maulkorb befestigten Strickes, dessen anderes Ende an den Leibgurt gebunden wird, in dieser Stellung; bei
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1) Das Collodium ist höchstens zum Bedecken oberfliichlicher Wunden brauchbar, um die Luft abzuhalten, oder um Heftpflasterstreifen an die Haut und an einander mehr zu befestigen.
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Wunden im Allgeraoinen. Bohtindlungquot;
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Verletzungen an den Gliedmaassen unterstützt man den Körper der gros.sen Hausthiere vermittelst eines Hängegurtes und giebt den Küssen durch Schienen die eine oder die andere der bezeichneten Stellungen; den verletzten Schweif bindet man an eine Schnur, welche über an der Decke befindlichen Hollen hinweggeht und am anderen Ende mit einem entsprechenden Gewicht versehen ist, und durch welche man, je nach dem Befestignngspunkte der Rollen, dem Schweif eine Stellung nach rechts oder links u. s. w. geben kann. Im Ganzen sind auch diese Hülfsmittel bei den unvernünftigen Hausthiercn viel weniger wirksam und weniger anwendbar als bei verwundeten Menschen, weil die erste* ren sich für die Dauer jedem Zwange widersetzen und eine ungewohnte Stellung überhaupt für längere Zeit nicht ertragen. Diese Umstünde sind auch die Ursache, dass manche Wunden, welche bei dem Menschen durch schnelle Vereinigung heilen, bei den Thieren durch Eiterung geheilt werden müssen.
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Leitung des eigentlichen Heilungsprozesses.
Wenn die zur schnellen Vereinigung geeigneten Wundflilchen durch das eine oder das andere Voreinigungsmittel in gegenseitige Berührung gebracht worden sind, dann hängt die Heilung weiter davon ab, dass 1) keine störenden Einflüsse von aussei) her auf den verwundeten Theil wirken, 2) dass die Entzündung in der Wunde nur denjenigen Grad erreicht, der zur Erzeugung einer plastischen Ausschwitzung geeignet ist, — 3) dass andere üble Zufälle beseitigt und die Kräfte des Thiercs angemessen unterstützt werden.
In ersterer Hinsicht muss daher das Thier in einem reinen Stalle in völliger Ruhe gehalten werden, jede neue Untersuchung und jedes unnütze Betasten muss vermieden werden, lästige Insekten sind durch Decken, Kühl- und Dunkelhalten des Stalles u. dgl. abzuhalten, die etwa im Stall noch befindlichen anderen Thiere müssen in der gehörigen Entfernung von dem verwundeten gehalten und so angebunden werden, dass sie das verwundete Thier nicht erreichen und belästigen können, das Putzen ist nur insofern zu gestatten, als dadurch die Wunde nicht gestört wird u. s. w.
Hinsichtlich des zweiten und dritten Punktes ist in allen denjenigen Fällen eine besondere Behandlung nicht nöthig, wo die Verletzung nur gering ist und wo die Reizbarkeit der verletzten Tliiere nur auf einer geringen Stufe steht und wo die Entzüngssymptome sich nur langsam und in einem geringen Grade entwickeln. Man kann in diesen Fällen die Thiere ganz ruhig sich selbst überlassen und hat nur die im Vorstehenden angedeuteten Störungen dos Heilungsprozesses zu verhüten. Wenn aber die Verwundung sehr bedeutend ist, wenn die Thiere kräftig, vollblütig, sehr empfindlich und reizbar sind, wie namentlich Pferde von edlen Rapeu, oder wenn bereits Entzündungszufälle oder ein Wund-fiober mit sthenischem Charakter eingetreten sind, so ist eine örtliche und häufig auch, wenn die Zufälle einen hohen Grad erreichen, eine allgemeine entzündungswidrige Behandlung nüthig. Jene wird durch Befeuchten der verwundeten Theile und ihrer Umgebung mit kaltem Wasser während etwa 3ti bis 00 Stunden bewirkt, die allgemeine Behandlung aber durch einen der Constitution und Grosse des Thiercs
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358nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Wmulon im Allgemeinen. Behandlunglaquo;
entsprechenden Aderlass, durch innerliche Verabreiclmng der antiphlo-gistischeu Salze, (welche man, um das Thier nicht durch gewaltsames Eingeben /u beunruhigen, am besten im Getränk verabreicht) und durch magere und kühlende Nahrungsmittel. In wie fern in den einzelnen Fällen diese ent/.ündungswidrige Behandlung der Wunden länger ausgedehnt oder verkürzt werden muss, lässt sich nicht genau bestimmen, sondern muss der Einsicht des Thierarztes überlassen bleiben. — Wenn bei dieser Behandlung die Entzfindungsznfälle nur in einem geringen Grade fortdauern, so kann man in der Kegel mit derselben aufhören, und dann um den sechsten bis achten Tag, wie oben angedeutet, die Vereinigungsmittel von den verwundeten Theilen entfernen.
Eine besondere Beachtung verdient der zuweilen eintretende Wundstarrkrampf (S. 1527). Bei dem Eintritt desselben muss die Wunde sogleich, wenn Verdacht auf einen noch in ihr befindlichen fremden Körper besteht, vorsichtig untersucht und der letztere entfernt werden, nö-thigenfalls mit Erweiterung der Wunde durch geeignete Schnitte. 1st ein Nerv oder eine Sehne nur zum Theil durchtrennt, so muss die vollständige üurchtrennung mittelst des Messers geschehen, oder, wenn dies nicht sicher ausführbar erscheint, kann man an manchen Stellen, wo der Stamm des verletzten Nerven zu erreichen ist, auch diesen durchschneiden. Die Wunde ist mit einem lauwarmen Brei von narkotischen Mitteln zu bedecken, oder man macht Fomentationen oder Bäder, Fuss-bäder von diesen Mitteln. Uebrigens muss das Thier, womöglich in einem ganz ruhigen, dunklen Stalle gehalten, gegen Erkältung geschützt und nach den Regeln der speciellen Therapie über den Tetanus behandelt werden.
Behandlung der durch Eiterung zu heilenden Wunden.
Gelingt aber die schnelle Vereinigung einer Wunde nicht, oder ist dieselbe wegen der oben (S. 335) bezeichneten Beschaffenheit der Wunde nicht zu unternehmen, so muss die Heilung durch Eiterung und Granulation bewirkt werden. Auch in diesem Falle hat man zunächst die Blutung zu stillen, dann die fremden Körper so viel wie möglich zu entfernen, der Wunde eine solche Beschaffenheit zu geben, dass der Eiter einen freien und leichten Abfluss erhält, und zu sehr in Spannung befindliche Theile muss man vollständig trennen. In manchen Fällen sind solche Wunden Much wenigstens theilweis zu heften, um die Umbiegnng und das Betrocknen der Wundränder zu verhüten; im Uebrigen aber sucht man solche Wunden, nachdem sie gereinigt sind, mit lockerem, weichem Werg zu bedecken oder auszufüllen und dann, je nach der Beschaffenheit der Theile, die Eiterung entweder der eigenen organischen Tbätigkeit des verwundeten Thieres zu überlassen oder durch Wärme und Feuchtigkeit zu befördern, indem man warme Breiumschläge von schleimigen oder bei grosser Empfindlichkeit von narkotischen Mitteln macht. Don ersten Verband lässt man hier in der Regel so lange liegen, bis sich in der Wunde eine eiterige Ausschwitzung zeigt, welche das in der Wunde befindliche Werg durchdringt und es von den Wund-flächen ablöst. Nachdem dieses Werg entfernt ist, füllt man die Wunde mit reinem Werg aus und fährt so fort, bis sich etwa um den dritten, vierten Tag guter Eiter und der Anfang der Granulation zeigt; tritt dieselbe
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Schnitt- und üiebwuntlon.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 359
aber nicht ein, bleibt die Wunde trocken, so verbindet man sie mit einer Digestivsalbe, z. B. mit der Terpentinsalbe oder mit der Basili-cumsalbe, und bei sehr grosser Empfindlichkeit nur mit reinem Fett oder mit reinem Oel, mit welchen Substanzen man das Werg bestreicht, und so lange mit dieser Behandlung fortfährt, bis gute Eiterung eingetreten ist. Bei dieser Beschaffenheit der Wunde können auch die vorhin bezeichneten warmen Breiumschläge angewendet weiden, bis die Eiterung vollständig eingetreten ist.
Wenn die Wunden, welche nach der oben angedeuteten Beschaffenheit allein auf dem Wege der Eiterung heilen können, mit starkor Quetschung und mit Blntextravasaten verbunden sind, so kann mau zuerst die Aufgabe haben, während 2 bis 6 Tagen die heftigen Wirkungen der Quetschung durch kühlende Mittel zu vermindern. Sind diese heftigen Zufälle beseitigt, so stellt sich sehr häufig von selbst ein entsprechender Grad von Eiterbildung und von Granulation ein; sollte dieses jedoch nicht geschehen, so kann man die Eiterung durch die im Vorhergehenden genannten Mittel befördern und überhaupt so verfahren, wie dies bei der Eiterung und Granulation im Allgemeinen Seite 63 u. flg. angegeben ist. Ist die Granulation bis gegen die Hautränder gleich-massig hervorgewachsen, so ist jede Behandlung durchaus überflüssig; man lässt die durch den zähen, plastischen Eiter entstandenen Krusten ungestört so lange sitzen, bis sie von selbst abfallen, was nach '2 bis 3 Tagen zu geschehen pflegt.
Uebrigens muss man bei den eiternden ebenso wie bei den durch schnelle Vereinigung heilenden Wunden dafür sorgen, dass der Heilungspvozess durch äusserliche störende Einwirkungen nicht unterbrochen oder in seinem Gange plötzlich geändert werde. Man sucht deshalb Belästigungen des Thieres durch andere Thiero zu verhüten, Insekten, Zugluft und grosso Kälte abzuhalten, und giebt ihm das seiner Constitution und seinem Kräftezustande entsprechende Futter, Finden sich innerliche Krankheits-zustände, namentlich Gastricismns, heftiges Wundfieber, so werden diese nach den Hegeln der Therapie beseitigt.
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Zweitos Capltel. Dio Wanden nach ihrer ursächlichen Verschiedenheit.
A. Schnitt- und Hiebwunden.
üic Schnittwunden entstehen durch Einwirkung eines schneidenden Instrumentes mit mir massigem Dinck, die Hiebwunden durch ähnliche, gewöhnlich aber grössere Werkzeuge, welche in einer schwingenden Bewegung und mit grösserer Kraft auf einen Tlicil des Tliicrkörpers einwirken Die ersteren stellen die reinsten und einfachsten Trennungen dar, die anderen sind ihnen ähnlich, aber gewöhnlich mit etwas mehr Quetschung begleitet. Die Form ist bei beiden in den meisten Fällen
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3C0nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Sticliwundon.
due längliche, zuweilen aber auch eine unregelmässäge oder lappige. Die Blutung ist bei den Schnitt- und Hiebwunden .stets stärker als bei gequetschten Wunden von ähnlicher Grosse, aber die Kntziindungszufiille treten inelirentbeils nur in einem geringen Grade ein. Dieses letzteren Unistandes wegen und da diese Wunden in der Regel nicht durch fremde Körper verunreinigt sind, haben sie immer die Neigung, durch schnelle Vereinigung zu heilen, wenn die Zeit während ihrer ersten Entzündung sachgemäss benutzt wird. Nach gestillter Blutung sind die Hilfsmittel anzuwenden, welche im Vorhergehenden hinsichtlich der Voreinigung der Wunden angegeben sind.
B, Stichwunden.
Dieselben entstehen durch das gewaltsame Eindringen spitziger Körper in den thierischen Organismus und sind, je nach der Grosse dieser -verletzenden Werkzeuge, so wie nach der runden oder breiten Form, nach der glatten oder rauhen Oberfläche der Spitze, von sehr verschie-denartiger Tiefe, Weite und Beschaffenheit. Solche Stichwunden, welche (lurch einen runden, dünnen Körper mit feiner Spitze und glatter Ober-tläeiie entstanden sind, stellen einen sehr engen Kanal mit glatten Wänden dar, dessen Mündung sehr häufig durch die kontraktile elastische Haut, und an den Hufen durch das mit gleicher Eigenschaft versehene Horn grösstentheils oder wohl auch gänzlich verschlossen ist, so dass es unten' solchen Umständen nach kurzer Zeit sehr schwer wird, das Dasein einer Wunde zu erkennen. Gewöhnlich aber entsteht sehr bald Entzündung; an den tiefer gelegenen, verletzten Theilcn, und in Folge dessen Schonung derselben bei der Bewegung, Lahmheit; bei Berührung findet man an der verletzten Stelle vermehrte quot;Wärme, massige Anschwellung und bei gelindem Druck zeigen die Thiere Schmerz. Die Blutung ist bei solchen Verletzungen, wenigstens nach aussei! hin, sehr unbedeutend, in der Tiefe aber bilden sich zuweilen Blutextravasate. — Stichwunden, welche durch einen platten, spitzen Körper erzeugt sind, z. B. durch ein Messer, haben gewöhnlich die Form und Beschaffenheit einer kleinen Schnittwunde, sind aber in den meisten Fällen im Vergleich zu ihrer Spalte unverh'iltnissmäsig tief. Dergleichen Wunden bluten weit stärker als die vorher erwähnten, und sind auch durch die übrigen Zeichen der Verletzung im Allgemeinen leicht zu erkennen. — Sind Stichwunden durch dicke und rauhe Körper erzeugt, so stellen sie immer eine gerissene Wunde mit starker Quetschung ihrer Wundflächen dar-, die Blutung solcher Wunden ist häufig trotz ihrer Grosse nur unbedeutend Die Tiefe der Stichwunden überhaupt ist in den einzelnen Fällen sehr verschieden, so dass zuweilen nur die Haut und der Hantmuskel, in anderen Fällen die darunter liegenden Muskeln, Sehnen u. s. w. betroffen und an den Höhlen nicht nur die Wände derselben durchbohrt, sondern nicht selten auch die in den Höhlen befindlichen Organe mit verletzt sind. Die Tiefe einer Stichwunde und ihre. Complicationen sind zum Theil durch die, Untersuchung mit der Sonde oder mit dem Finger, in manchen Fällen auch an der Länge, in welcher das verletzende Werkzeug eingedrungen war, und aus den Zufällen, welche nach der Verletzung eingetreten sind, zu erkennen. Die letzteren beziehen sich auf die Function der verwundeten Theile und sind daher an den ver-
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flequetschte, gerissene und gobisscno Wunden.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 361
schiedenen Organen verschieden (.sioiio Wunden im Speciellen). Zuweilen breclicn die verletzenden Werkzeuge in Folge der heftigen Bewegungen, welche die Thiere im Moment der Verletzung machen, bald mehr, bald weniger tief in der Wunde ab und cornpliciren sie so. — Die Bedeutung der Stichwundon ist nach allen diesen Verschiedenheiten sehr verschiedenartig; oberflächliche Stichwunden heilen gewöhnlich in kurzer Zeit vollständig, aber wenn dieselben in Sehnenscheiden und Helmen oder in die Beinhant der Knochen eingedrungen sind, veranlassen sie stets eine heftige Entzündung dieser Theile und weit heftigere Schmerzen, als Schnitt- und Hiebwunden von ähnlicher Tiefe, was wahrscheinlich eine Folge der unvollständigen Trennung einzelner Fasern in den fibrösen Theilen und der hierdurch bedingten Spannung derselben ist. Unter diesen Umständen entsteht bei Stichwunden häufiger als bei grösseren Trennungen der Wundstarrkrampf, durch welchen in den meisten Fällen Lebensgefahr im hohen Grade herbeigeführt wird. Sind innere Organe mit verletzt, so hängt die Bcdentung der Wunde von der Wichtigkeit dieser Organe für den Organismus, von der etwa entstandenen Ergiessung von Flüssigkeiten in die geöffnete Höhle u. s. w. ab. — Die Heilung erfolgt bei denjenigen Stichwunden, welche nur eng und mit glatten Wänden versehen sind, in den meisten Fällen durch schnelle Vereinigung, in allen anderen Fällen aber durch Eiterung,
Die Kur ist bei den Wunden der ersteren Art darauf beschränkt, die etwa zu heftigen Entzündungsfälle und die Schmerzen zu mindern und dann die Wundflächen in eine gleiclunässige gegenseitige Berührung zu bringen. Für jenen Zweck sind gewöhnlich kalte Befeuchtungen der verwundeten Theile während der ersten 2 bis 3 Tage ausreichend, wenn jedoch die Anschwellung und die Schmerzen sehr bedeutend werden, so ist es zweckmässig, die Wunde mittelst einer in sie eingebrachten Hohlsonde und eines schmalen Knopf-Bistouris zu erweitern, so dass dadurch die verletzten Fasern in querer Richtung vollständig durchtrennt werden, wonach nicht allein die Spannung derselben aufgehoben wird, sondern zugleich die etwa hinter ihnen angesammelten Flüssigkeiten einen Ab-fluss erhalten. Bei den Wunden der zweiten Art entfernt man zunächst die etwa vorhandenen fremden Körper, bedeckt die Oeffnnng mit lockerem Werg, welches mit warmem Oel oder mit einer milden Digestivsalbc bestrichen ist, und macht änsserlich warme Umschläge von schleimigen oder, bei heftigen Schmerzen, von narkotischen Mitteln.
C. Gequetschte, gerissene und gebissene Wunden.
Wenn stumpfe Körper mit solcher Gewalt auf den Thierkörper wirken, dass die Weichgebilde über den höchsten Grad ihrer Nachgiebigkeit ausgedehnt werden und zugleich mit der Haut zerreissen, oder wenn halbstumpfe Gegenstände, z. B. Haken, Nägel und dergleichen in den Thierkörper eindringen, und noch durch Zerrung weitere Trennungen erzengen, so entstehen die gequetschten und gerissenen Wunden. Erfolgt die Verletzung durch die Zähne eines Thieres, so ist sie eine Bi ss wunde.
Alle diese Verletzungen haben eine unregelmässige Form, oft zackige, faserige, zuweilen lappenförmige Ränder; an Bisswunden ist oft die Einwirkung von den Vorderzähnen dos Ober- und Unterkiefers in einiger
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Sclmsswunden.
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Entfernung einander gegenüber, z. B. in dieser Form O sichtbar. Die Blutung ist in den meisten Füllen gering, oder die Tlicile sind mit Blut unterlaufen, stark angeschwollen; zuweilen sind sie ohne Empfindlichkeit, gelähmt, selbst zermalmt. Die hinzutretende Entzündung ist meh-rentheils asthenisch und führt zuerst stinkende, jauchige Absonderung (zum Theil Folge des zersetzten Blutes) herbei, welche später zur guten Eiterung und zur theihveisen Ab.stossung der zerrissenen Gewebe übergeht. Zuweilen entsteht Brand
Alle diese Wunden heilen nur durch Eiterung und Granulation, mit sehr sichtbaren Narben; sind sie gross, tief, mit Zermalinung, Brand oder Lähmung begleitet, ist das Thier zart, schwach, sehr alt, so sind sie immer als sehr gefährliche zu betrachten.
Behandlung. Grössere Lappen werden angeheftet, einzelne faserige Massen abgeschnitten, die Blutung wird nach allgemeinen Regeln gestillt. Da die Heilung stets durch Eiterung erfolgen muss, so ist nur in den eisten 24 Stunden eine kühlende Behandlung passend, später ist die feuchte Wärme, je nach der Empfindlichkeit der Theile, mit schleimigen, narkotischen, oder bei Torpor — mit gelind aromatischen Breiumschlägen, Fomentationen u. s. w. — wie dies im Allgemeinen S. 361 angegeben ist, anzuwenden.
D. Sehn ss wunden.
Die Sclmsswnndcn sind durch das Eindringen einer Kugel oder eines Stückes einer Hohlkugel, oder auch durch andere aus einem Geschoss geschleuderte Körper entstanden und nach der Grosse und Beschaffenheit der Letzteren, sowie nach der verschiedenen Kraft, mit welcher sie je nach Ladung des Geschosses und Entfernung des Thierkörpers an den Letzteren gelangten, sehr verschieden. Ihrer Beschaffenheit nach sind sie immer Quetschwunden. Gewehr- und Kartätschenkugeln erzeugen fast immer runde Oeffnungen, andere durch die Schusswaffen getriebene fremde Körper und Stücke von Granaten machen mehr unregelmässig gestaltete und zugleich mehr gerissene Wunden; in der Regel stellen die Schusswunden einen Kanal dar; die Schusskanäle sind oft nur mit einer Mündung versehen, mehr oder weniger tief durch verschiedene Gebilde, selbst bis in die Höhlen, gedrungen, oder sie sind durch den Körper oder ein Glied völlig durchgedrungen und haben dann eine Eingangs- und eine Ausgangsöffnung. Die erstere ist gewöhnlich kleiner als die andere und oft sind auch ihre Ränder ebener als die der letzten. Nicht selten sind bei den Schusswunden auch Knochen durchdrungen und mehr oder weniger zersplittert- Alle Schusswunden sind stark gequetscht, mehr oder weniger mit Zcrrcissung, Erschütterung und oft auch mit oberflächlicher Verbrennung1) der betroffenen Theile complicirt. In denjenigen Fällen,
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1) Die Kugeln erhitzen sich sowohl bei dem Verbrennen des Pulvers im Gewehr, wie auch durch ihre schnelle Bewegung bei dem Durchfliegen durch die Luft. Nach Tyndall (Die Wärme, u s. w. Aus d. Schwedischen, S 56) erhitzt sich eine bleierne Büchsonkugol, welche einen Raum von '223 Fuss in 1 Sekunde mit sechsfacher Geschwindigkeit durchlliogt, wie gewöhnlich angenommen werden kann, zuletzt in dem Grade (wenn die Wärme in dem Blei zusammenbliebe), dass sie schmelzen könnte.^ In dem französischen Kriege hat man oft die Bemerkung gemacht, dass die etwas läng-
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Sclnisswnmlon.
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wo nur eine Oeffnung besteht, sind immer fremde Körper in der Wunde vorhanden, und zwar constant diejenigen, durch welche die Wunde erzeugt ist, ausserdem aber liilufig auch noch Gegenstände, welche zufällig durch jene mit in die Wunde gedrängt worden sind, wie z, B. Haare, Stücke von der Pferdedecke, vom Geschirr u. s. w. Diese fremden Körper sitzen bald zwischen den Tlieilen fest eingeklemmt, bald locker, und .sind im ersteren Falle in der Kegel sehr schwer, zuweilen gar nicht zu entfernen, bevor sie nicht durch den Eiterungsprozess und die Auflösung der um die Körper herumliegenden Substanz beweglich geworden sind. Der Schnsskanal zeigt übrigens in seiner Beschaffenheit und Richtung in den einzelnen Fällen eine grosse Verschiedenheit; meist ist seine ganze Fläche mit einer Kruste oder mit einem Schorf bedeckt, der einem Brandschorf niclit unähnlich ist; zuweilen ist sie aber auch rauh von dunkeirothen Fasern. Hinsichtlich der Richtung hält der Kanal zuweilen die Linie inne, in welcher eben die Kugel durch die Richtung des Gewehrs vor-vorwärts getrieben worden ist, in andern Fällen aber erhält dieselbe durch den Widerstand von Sehnen, Knochen oder selbst von Eingeweiden eine Abweichung und in Folge dessen wird der Kanal mehr oder weniger nach einer Seite gebogen, Die Blutung ist bei Scliusswunden häufig nur gering, weil theils die Gefässe von der Kugel zur Seite gedrängt werden, hauptsächlich aber weil sie vor ihrer Trennung stark ausgedehnt werden und mit der vorhin bezeichneten Kruste bedeckt sind; wenn aber die letztere späterhin bei der beginnenden Eiterung sich ablöst, entstellt oft eine sehr bedeutende Blutung; in anderen Fällen ist dieselbe aber auch' zur Zeit der Verletzung in bedeutendem, selbst lebensgefährlichem Grade vorhanden. — Der Schmerz ist bei Schusswunden Im Moment ihrer Entstehung nur sehr unbedeutend, wahrscheinlich weil die Verletzung mit grosser Schnellligkeit die Theile durchdringt, und auch weil durch die Erschütterung ein gewisser Grad von Lähmung in denselben erzeugt wird; mit dem Eintritt der Entzündung werden aber stets die Schmerzen sehr gross und viel grosser, als bei Schnittwunden.
Die Heilung der Scliusswunden erfolgt stets durch Eiterung und Granulation. Die Beurtheilung ist nach der grossen Verschiedenartigkeit eben so verschieden. Im Allgemeinen sind die Schusswunden gefährlicher als die Hieb- und Schnittwunden, selbst in den meisten Fällen ge-fälirlicher als die Stichwunden, weil die Erschütterung der verletzten Theile, die Quetschung und Zerreissung derselben, die Verunreinigung durch fremde Körper und im Schusskanal angehäufte Flüssigkeiten nicht nur die Heilung erschweren, sondern auch üble Zufälle erzeugen. Kin-fachc Schusswunden in der Haut und in den Muskeln sind noch am günstigsten zu beurtbeilen, da ohne üble Zufälle ihre Heilung in Zeit von 3 bis 6 Wochen erfolgen kann; dagegen sind tiefere Schusswunden, bei welchen Sehnen, Bänder, Knochen, namentlich Gelenke, grössere Blut-gefässe oder Nerven und innere Organe verletzt sind, stets sehr bedenklich und durch Blutverlust oder gestörte Function oft lebensgefährlich. Sind fremde Körper vorhanden, so ist der Zustand stets gefährlicher als da,
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liehen französischen Kugeln bei dem Treffen auf ein Pferd oft ganz weich waren, sich selbst beim Anschlagen an die Haut verbogen uffd wahrscheinlich in Folge hiervon im Innern sehr unregohnässig verlaufende Wundkanäle erzeugten.
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364nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Vergiftete Wunden.
wo dieselben fohlen; sind die fremden Körper nicht zu entfernen, so dauert immer die Heizung von ihnen durch lange Zeit fort, die Schmerzen sind zuweilen ansserordentlich und es entsteht in manchen Fällen selbst Wund Starrkrampf. Uebrigens verhält es sich mit diesen fremden Körpern, wie oben bei der allgemeinen Betraclitung über dieselben (S. 332) angedeutet worden ist. Die genauere Beuvthcilung der Schusswun-den hängt ausserdem noch von der Grosse der Wunden und hauptsächlich von der Wichtigkeit des verletzten Organs ab.
Die Behandlung der Schusswunden beruht im Wesentlichen auf der Erfüllung der bei der Behandlung der Wunden im Allgemeinen angegebenen Indication Steckt ein fremder Körper in der Wunde, so sucht man denselben wo möglich bald nach geschehener Verletzung zu entfernen, oder wartet die eintretende Eiterung ab. Bei engen Schusskanälen ist zu dieser Entfernung zuweilen eine Erweiterung des Kanals durch Einschneiden an einer hierzu geeigneten Stelle erforderlich. Diese Einschnitte sind mit Dreistigkeit ohne Verzug zu unternehmen, indem sie zugleich die heftige Spannung der verletzten Theile vermindern und den Abfluss des Wundsekrets befördern. Befindet sich der fremde Körper in der Tiefe der Theile an der entgegengesetzten Seite des Gliedes nahe an der Haut, so ist es zweckmässiger, ihn durch eine dort gemachte Gegenöffnung zu beseitigen, eben so wenn der fremde Körper sich an eine niedrigere Stelle gesenkt hat. Im Uebrigen streicht man in die Wunde mittelst einer Feder ein mildes, erwärmtes Oel odor Fett und wendet warme Breiumschläge von erweichenden Mitteln auf die Wunde und deren Umgegend an, bis gute Eiterung eingetreten ist, worauf die weitere Heilung in ähnlicher Weise, wie bei der Eiterung im Allgemeinen angegeben ist, bis zur eingetretenen Vernarbung geleitet wird. Erstreckt sich ein Schnsskanal bis zu einem grösseren Gefäss, so dass man befürchten muss, es könne bei dem Eintritt der Eiterung eine Kachblutung erfolgen, so ist es nothwendig, zu dieser Zeit das Thier unter der Aufsicht eines Wärters zu lassen, damit, wenn die Blutung eintritt, sogleich die nöthige Hülfe gebracht werde.
E. Vergiftete Wunden.
Vergiftete Wunden entstehen in der Regel durch Bisse von wuth-kranken oder mit einem speeifischen Gift in ihrem Maule versehenen Thieren, zuweilen auch durch Stiche von Insekten'), in einzelnen Fällen durch Uebcrtragnng eines Krankheitsgiftes durch Hunde, die von den Kadavern der an Milzbrand krepirten Thiere fressen oder das Blut lecken und dann unmittelbar hierauf andere Thiere beissen, in seltenen Fällen auch durch inficirto Instrumente.
Die Erkennung solcher Wunden beruht 1) auf der sichtbaren Verletzung, 2) auf den cigenthümlichen Zufällen, welche in der Wunde oder am Körper des verletzten Thicres eintreten, 3) auf der Kenntniss des verletzenden kranken oder giftigen Thieres oder der übrigen ursächlichen Verhältnisse. In ersterer Hinsicht sind die specieilen Merkmale, welche
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1) Uober den Tod von Pferden in Folge von Bienenstichen habe ich mehrere Beobachtungen. Ein Fall ist vonClichy mitgetheilt im Rccueil de med.veter. 1854.
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Vergiftete Wunden.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;365
gerade auf die Eigenthümlichkeit solcher Verletzungen als vergiftete Wunden hindeuten könnten, nur sehr unbedeutend; denn eine Bisswunde von einem mit der Wuthkrankheit behafteten Hunde, einem wiithkrankcn Fuchs u s. w. zeigt entweder nur eine oder mehrere kleine Wunden von einzelnen Zähnen, oft in einer kleinen Entfernung einander gegenüber, oder es sind grössore gerissene Wunden, welche aber durchaus nicht verschieden von der durch einen gesunden Hund erzeugten Bisswunde sind. — Die Bisswnnden von giftigen Schlangen ') sind stets sehr klein und daher an der behaarten Haut der Thiere kaum zu entdecken, an unbehaarter Haut aber sieht man zwei oder mehrere ganz kleine, gewöhnlich mit Blut unterlaufene Stichpunkte, die eben so gut von einer nicht giftigen Schlange herrühren könnten, eben so sind auch Stiche von Insekten wegen ihres geringen Umfanges oft kaum wahrzunehmen, besonders an der behaarten Haut. — Bei dieser wenig eigenthümlichen Beschaffenheit der vergifteten Wunden ist daher die Kcnntniss der eigenthümlichen Zufiillo um so wichtiger; allein bei Ansteckung durch Wuth-gift treten diese Zufälle immer nur spät ein, und wenn dieselben erscheinen, gewährt ihre Kenntniss für die Behandlung des Thiercs keinen Nutzen mehr. Es kommt daher bei dieser Art von vergifteten Wunden hauptsächlich auf die Beschaffenheit des verletzendenThiers an. Anders verhält es sich dagegen bei Vergiftungen durch Amphibien und Insekten, weil hier durch das Eindringen des Giftes in die Wunde heftige Zufälle schnell erzeugt werden. Es schwillt nämlich nach einem Schlangenbiss sogleich das verletzte Glied von der Bissstelle her mehr und mehr nach oben zu an, die Geschwulst ist elastisch, an einzelnen Stelleu auch ödematös, das Glied wird kalt, die Schmerzen sind bedeutend, die Haut wird bläulich oder auch rothfleckig und das Bewegungsvermögen schwindet fast gänzlich. Dabei werden die gebissenen Thiere in kurzer Zeit sehr matt, die^ jeuigen, die sich erbrechen können, leiden an Erbrechen, der Puls wird sehr klein und beschleunigt, nicht selten treten kalte Schweisse ein und zuweilen erfolgt binnen 36—48 Stunden der Tod. — Nach Insektenstichen schwillt die verletzte Stelle in Form einer Beule an und wird sehr schmerzhaft, oft vermehrt warm, und wenn viele Stichwunden der Art nahe an einander sind, entsteht nicht selten eine grosso Anschwellung im ganzen Umfange derselben und es gesellt sich ein Reizfieber mit beschleunigtem Pulse und Athmen hinzu. Die Entzümlungszufälle dauern nur durch etwa 10—15 Stunden, mindern sich dann und verlieren sich in etwa 3 Tagen gänzlich; nach dieser Zeit fühlen die Thiere zuweilen noch durch einige Tage ein heftiges ducken an der verletzten Stelle und reiben sich diese deshalb in manchen Fällen so grob, dass eine neue Entzündung entsteht, welche Eiterung zur Folge haben kann.
3. Das dritte Moment zur Erkennung einer vergifteten Wunde, nämlich die Kenntniss des verletzenden Thiers oder der übrigen ursächlichen Verhältnisse, ist in allen Fällen von der grüssten Wichtigkeit, aber leider nicht immer möglich. Denn sehr häufig entflieht der verletzende Hund spurlos, die giftigen Nattern beissen und verbergen sich dann mit ausserordentlicher Schnelligkeit.
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1) Im nördlichen Europa kennt man nur eine giftige Schlange, die Kreuzotter, Viper oder Natter (Vipera Berus L.).
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Die Beurtheilung der vergifteten Wunden hängt hauptsächlich von der spezifischen Kigeiitliüinlichkeit des vergiftenden Stoffes ab, welcher in dies(jiboii gelangt ist; die Wunde ills solche ist dabei von geringerer Bedeutung. ISisswumlen von wuthkrankeu Thieren sind unter allen anderen die gefährlichsten, weil es bis jetzt kein sicheres Heilmittel der ausgebrochenen Wathkrankheit und kein sicheres Verhütungsinittel derselben giebt; da jedoch die Erfahrung zeigt, dass nicht jede solche Wunde bei dem gebissenen Thier die Wuthkrankheit notliwendig zur Folge haben muss, .sondern die verletzende wirkliche Infection von mehreren, zum Theil bekannten, zum Theil unbekannten Bedingungen abhängig ist, so kann mau in vielen Fällen bei den pflanzenfressenden Thieren auf die Möglichkeit des Ausbleibens der üblen Folgen hoffen, auch oft dieselben ganz verhindern, wenn eine zweckmässige Behandlung unmittelbar nach erfolgter Verletzung eingeleitet wird; für die Beurtheilung solcher Wunden an Hunden und Katzen dürfte dasselbe gelten, allein dieselbe fällt eigentlich ganz weg, weil die Krlialtung dieser Thiere im gebissenen Zustande ans sanitäts-polizeilichen Rücksichten verboten ist. Sind die Bisswunden sehr tief und wichtige Theile mit verletzt, so verlangen dieselben eine besondere Beurtheilung. — Durch giftige Nattern erzeugte Wunden sind im Allgemeinen als sehr gefährlich zu betrachten, da, wie oben angegeben, zuweilen der Tod binnen weniger als zwei Tagen eintritt, aber bei einer frühzeitigen und zweckmässigeu Behandlung erfolgt nicht selten Rettung und vollständige Wiederherstellung der gebissenen Thiere; diese Hoffnung ist jedoch sehr gering!, wenn bereits Lähmung und Pulslosigkeit besteht oder Zeichen eines typhösen Leidens hinzutreten. Stichwunden von Insekten haben nur eine geringe Bedeutung, wenn sie einzeln und in weiter Entfernung von einander vorhanden sind; bei grosser Anzahl derselben und besonders bei Stichen von Bienen und Wespen können durch die heftige Entzündung üble Zufälle, Brand u. s. w. entstehen, die Thiere selbst zu Grunde gehen. Wenn Thiere in grosse Schwärme dieser Insekten oder auch der sogenannten Kolumbatczer Mücke (Simulia reptans) gelangen, so leiden sie nicht nur durch die unzählige Menge von Stichen, sondern auch durch das Eindringen der Insekten bis tief in die Nasenhöhle und die so herbeigeführte Erstickungsgefahr. (Magaz, f. Thierheilk. Jahrg. 34, S. 481, Jahrg. 37, S. 294).
Behandlung. Dieselbe bezweckt zunäebt, wenn es noch möglich ist, das Eindringen des Giftes in die Säfte zu verhüten. Für diesen Zweck legt man so schnell als möglich ein Band fest um das verletzte Glied oberhalb der Wunde, um die Zurückleitung der Säfte aus diesem zu hemmen. Dann bewirkt man die Entfernung, oder wo diese nicht mehr vollständig zu bewirken ist, wenigstens die |chennsclie Zerstörung des Giftes. Die erstere erreicht man durch möglichst frühzeitiges Auswaschen der Wunde mittelst Wasser, Seifenwasser, Lauge oder irgend einer anderen Flüssigkeit, welche man zunächst erhalten kann; sehr häufig wird die Ausführung des Giftes durch die aus der Wunde kommende Blutung bewirkt, allein mau darf sich hierauf niemals verlassen, selbst wenn die Blutung reichlich stattfindet, sondern man muss das Gift durch oft wiederholtes Kingiesseu oder Einspritzen der genannten Flüssigkeiten entfernen. Zuweilen lässt sich die Reinigung zugleich mit der chemischen Zerstörung des Giftes vereinigen, indem man in die
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Vorgiftete Wunden.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;367
Wunde eine etwas concentrirto Auflösung von Kali causticum, oder eine massig verdünnte Säure, z. B. die Salzsäure (1 : 8 Wasser), oder eben so die Schwefel- oder Salpetersäure, oder massig starken Essig, oder Chlorwasser, oder eine massig concentrirte Auflösung von Chlorkalk giesst. Die Anwendung dieser Mittel muss wenigstens sechs bis zclm Mal wiederholt in Zwischenräumen von circa fünf Minuten geschehen. Ist die Verletzung nicht mehr ganz frisch, so muss man die Weichgebilde in der Wunde einige Linien dick durch Aetzung zerstören, was mit Kali causticum, mit concentrirter Salz- oder Salpetersäure, mit Chlor-spiessglanz, Chlorzink oder tauch mit dem glühenden Eisen geschehen kann; oder man schneidet die ganze Masse im Umfange der Wunde und bis unter den Grund derselben ^—1 Zoll tief aus. Hiernach sucht man in jedem Falle, die erste Behandlung mag die eine oder die andere sein, bald eine reichliche Eiterung in der ganzen Wunde zu erzeugen, und zu diesem Zwecke verbindet man sie entweder mit Terpenthinsalbe oder Basilicumsalbe, oder mit einem Zusatz von rothem Präcipitat zu diesen Salben, oder mit Kantharidensalbe und bedeckt sie, wenn die Oertlich-keit es sonst gestattet, mit Werg oder einem Stück Fell, oder macht warme Breiumschläge. Die Wunde soll vorschriftsmässig 4U Tage laug in Eiterung gehalten werden. Dabei kann man innerlich in der ersten Zeit Kanthariden, Belladonnawurzel, oder Calomel anwenden und die Thiere ruhig und in magerer Diät halten. Trotz dieser Behandlung wird stets eine genaue Beobachtung des Benehmens der Thiere noting sein, um die etwa dennoch entstehende Wutiikrankheit rechtzeitig wahrzunehmen und dann die betreffenden Thiere von den übrigen zu sondern und in sicheren Verwahrsam zu bringen.
Die Bisswunden von giftigen Nattern müssen möglichst bald mit Chlorwasser, oder mit einer Auflösung von Chlorkalk oder mit verdünnter Aetzammoniak-Flüssigkeit (1 Theil Spirit, sal. ainmon. zu 2 Theilen Wasser), oder in Ermangelung dieser Medikamente mit Seifenwasser, mit verdünntem Branntwein oder Essig, im Nothfalle mit Urin ausgewaschen werden. Man unterlasse auch liier nicht, ein Band recht fest zwischen Wunde und Körper um das verletzte Glied zu legen. Nach dem Reinigen der Wunde wäscht man die gewöhnlich unterdessen stark angeschwollenen Theile fleissig mit Essig und fährt damit bis zum anderen Tage fort. Mindern sich bei dieser Behandlung die Zufälle binnen drei bis sechs Stunden nicht sichtbar, so kann man die Wunde gründlich ausbrennen, oder auch Kantharidensalbe in sie streichen
Innerlich giebt man solchen Thieren, welche sich erbrechen können, recht bald ein Brechmittel und danach (den andern Thieren sogleich) Chlorwasser, oder Chlorkalk, oder Salmiakgeist, — wenn die Kräfte sinken, auch Kaffee, Kampher u. dgl. erregende Mittel.
Bei Stichen von Bienen und anderen Insekten lässt man die betroffenen Hautstellen mit Essig oder Bleiwasser waschen oder mit feuchter Erde bedecken und mit diesen Mitteln so lange fortfahren, bis die schmerzhafte Entzündung beseitigt ist. Auch ist das Befeuchten der verletzten Stellen mit Salmiakgeist oder Kampher-Spiritus empfohlen. Wo ein Reizfieber besteht, kann man, nach dem Grade desselben, innerlich Salpeter, Glaubersalz und andere kühlende Salze verabreichen.
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Zweiter Absclmitt.
Von den wichtigsten Verwundungen im Speciellen.
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Erstes Capitol. W undo n am S c h ü d e 1.
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Die Wunden des Schädels sind entweder bloss oberflächlich, so dass nur die Weichgebilde auf dem Schädel mehr oder weniger tief verletzt sind, oder eindringende, d. h. solche, welche durch die Knochen des Kopfes gedrungen sind. Die Erkennung der grösseren, offenen Wunden ist leicht: die engen Stichwunden und die bei eindringenden Wunden oft tieferen Verletzungen sind zuweilen schwer zu erkennen, um so mehr, da die Sonde hier nur mit grösster Vorsicht gebraucht werden darf und die Symptome der Gehirnverletzungen und der Complicationen oft in einander übergehen.
Es können bei den Schildelwnnden aussei' der Haut- und den Muskelverletzungen auch Wunden in der sehnigen Ausbreitung in dem Pericranium, in den Knochen, in den Hirnhäuten und dem Gehirn bestehen. Grosse Wunden in der seimigen Ausbreitung veranlassen gewöhnlich keine besonderen Zufälle, aber bei engen Stichwunden entsteht grosso Spannung, heftiger Schmerz, und zuweilen Anhäufung von Serum oder Kiter unter der Aponourosis. Sehr ähnlich zeigen sich die engen Wunden an der Beinhaut. Diese Zufälle treten gewöhnlich erst nach 2—3 Tagen ein. Die Thiere erscheinen dabei traurig, senken den Kopf und versagen das Futter; örtlich findet man starke, heisse, schmerzhafte Anschwellung in der Umgegend der Wunde, oft Ocdom unter derselben, bei angewendetem Druck fliesst etwas Serum, Eiter oder Jauche aus, und mit der Sonde kann man bis auf einen festen Grund (Beinhaut oder Knochen) eindringen. — Wunden an den Schädelknochen fühlt man mit der Sonde, oder, wenn sie offen und gross genug sind, mit dem Finger; sind sie durch scharfe Instrumente entstanden, und nur eben bis auf die innere Platte eingedrungen, so können sie ohne besondere Zufälle bestehen; aber die durch mehr stumpfe Werkzeuge verursachten sind fast immer mit Erschütterung des Gehirns, zuweilen mit Splitterung der Knochen und dadurch entstandener Reizung und Entzündung der llirn-hünte, in manchen Fällen mit Blutergiessung complizirt. Die Gehirn-erscliüttcrung (Gommotio cerebri) besteht, wie das Wort andeutet, in
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Wunden am ScluUlol.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;;)G9
einer Erschütterung der Gehirnsubstanz untl dadurch erzeugter Betäubung und Lähmung. Sie entsteht immer augenblicklicli bei der Verletzung und äussert wich durch Betäubung, Schwindel. Niederstürzen, Verlust des Bewegungs- und Empfindungsvermögens und des Bewust-seins; die Thiere liegen ganz ruhig, die Temperatur des Körpers ist gering, die Schleimhäute sind blass, der Puls ist klein und massig weich, das Athmen geschieht ganz ruhig. Das Leiden kann In verschiedenem Grade bestehen; hei einem leichteren Grade gehen die Zufälle schnell vorüber, die Thiere erholen sich bald, bei den höhern Graden bestehen sie lange Zeit fort und gewöhnlich sterben die Thiere dabei. igt;ie Section zeigt keine bedeutende Veränderung der Hirnsubstanz. — Splitterung der Knochen an der Innern Schädelfläche ist, wenn nicht in der Wunde selbst, änsserlicb durch kein Symptom zu erkennen. Bei der durch sie erzeugten Entzündung der Hirnhäute oder auch des Gehirns zeigen die Thiere gewöhnlich erst am zweiten Tage oder noch später Kingenommenheit des Kopfes, indem sie entweder ruhig liegen oder auch aufgeregt sind und namentlich Pferde immer vorwärts drängen, in die Höhe steigen u. s. w.; sie haben einen stieren Bück, injicirte Bindehaut, dunkelrothe Schleimhäute, die Adern am Kopfe sind mehr voll, der Kopf ist heiss, der Puls hart und massig voll; zuletzt tritt Betäubung und unvollständige oder vollständige Lähmung hinzu, und unter diesen Zufällen können die Thiere sterben. — Blutergiessungen (Ex-travasate) entstehen bei diesen nicht bis auf die inneren Theile dringenden Verletzungen durch Zerreissung kleiner 15lutgefässe der Hirnhäute oder selbst des Gehirns; sie bilden in letzterem oder unter den Hirnhäuten, oder zwischen diesen und den Schädelknochen kleine Anhäufungen, welche sich allmälig vergrössern und durch Druck auf das Gehirn Betäubung und Lähmung in verschiedenem Grude herbeiführen. Diese Zufälle entstehen nach der Verletzung allmälig, in Zeit von 1—!! Stunden, wie eben die Ansammlung des Blutes sich nach und nach vergrössert. Bei dem höchsten Grade liegen die Thiere völlig bewusst-los, sie athmen schnarchend, ihr Puls ist voll, die Schleimhäute sind dunkel geröthet. Einmal entstanden, dauern die Zufälle ziemlich gleich-massig fort, bis sie entweder nach 2—3 Tagen sich allmälig wieder mindern oder auch wirkliche Lähmung und den Tod herbeiführen.
Sind Wunden bis in die Schädelhöhle gedrungen, so ist dies durch Sondiren zu erkennen. Sind dabei die Hirnhäute verletzt, so entstehen zuweilen aus den Sinus heftige Blutungen nach aussen oder Rxtravasate im Innern. Oberflächliche Wunden der Halbkugeln des grossen Gehirns verursachen keine besonderen Zufälle; tiefere Wunden, bis auf die Seitenhöhlen, führen Blindheit und Lähmung auf der entgegengesetzten Seite, — und Verletzung an der Basis des Gehirns führt Gonvulsionen mit sich. Bei Verletzung des kleinen Gehirns wird die Combination der Bewegungen für gewisse Zwecke gestört; Verletzungen des Hirnknotens veranlassen Gonvulsionen, oft mit Drehung des Körpers um die Längenachse; — und Verletzung des verlängerten Markes macht augenblickliche Gonvulsionen und dann Lähmung an derselben Seite, wo die Verwundung besteht.
Einfache Schnitt-, Hieb- und Stichwunden, wenn sie nur die äussc-ren Bedeckungen des Kopfes betreffen, eben so leichtere gleichzeitige Quetschungen sind, hier wie an anderen Theilen, In der Regel ohne Ge-
Hebtwib, Chinirnio. D. Aufl.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 24
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Wunden am Scliädel
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fahr und leicht heilbar; man behandelt sie nach den angegebenen allgemeinen Grundsätzen — so einfach als möglich. — Dringen dergleichen Wunden aber tiefer, so können Zufälle, Bedeutung und Behandlung solcher Wunden nach dem Orte und nach den verletzten Theilen sehr ver-sebieden sein. Stichwunden und Quetschungen sind auch hier die schlimmsten. Betreffen sie die Aponeurose des Schädels oder das Pericranium, so entstehen häufig die bezeichneten schmerzhaften Geschwülste, Eiterimg und zuweilen auch Fieber.
Im Anfange behandelt man die Verletzungen mit kalten Umschlägen, und wenn dadurch die Anschwellungen nicht beseitigt werden, oder die Geschwulst gleich bei ihrem Entstehen schwappend, fluetuirend oder sehr gross war, macht man Rinschnitte bis auf die Flüssigkeit, entleert diese und behandelt dann die Wunde nach den allgemeinen Grundsätzen, wie eine gequetschte Wunde. — Lappenwunden in den Bedeckungen des Schädels, selbst wenn der Knochen eine grosse Strecke cntblösst, oder gar ein Stück Knochen abgehauen ist, dasselbe aber mit den Weich-theilen noch in lebendiger Verbindung steht und keine Splitter zugegen sind, müssen immer, nach gehöriger Reinigung des Lappens, durch blutige Hefte genau vereinigt werden. Auf den Lappen selbst legt mau dann passende Wergpolster, um durch einen massigen Druck auf die ganze Fläche die gegenseitige Berührung der getrennten Theile zu sichern. Diese Polster werden durch eine Binde in ihrer Lage erhalten und fleissig mit kaltem Wasser oder Wasser und Essig, oder ßleiwasser angefeuchtet. In vielen Fällen heilt der Lappen ganz, oft aber nur theilweisu an, und unter den losen Stellen entsteht Eiterung. Hier muss mau dem Eiter guten Abfluss verschaffen, und wenn eine Buctuirende Geschwulst entsteht, diese sogleich öffnen, auch das Anwachsen der Lappen durch einen guten und geeigneten Verband befördern. Nur selten blättert nach reinen Hiebwunden bei dieser Behandlung der Knochen ab. Heilt jedoch der Lappen nicht an, wird der Eiter und der Knochen missfarbig, so gebe man zwar fürs Erste die .schnelle Wiedervereinigung auf, schneide aber den Lappen nicht weg, sondern suche ihn auch während der Eiterung zu erhalten und behandele die Wunde ihrem Zustande angemessen nach den allgemeinen Grundsätzen,
Reine Hiebwunden, die bis in die Substanz des Gehirns gedrungen sind, aber mir die Kiudensiibstanz desselben betreffen, sind nicht viel gefährlicher als andere Kopfwunden mit gleichzeitiger Knochenverletzung; doch kann die durch Verletzung eines Sinus entstandene Blutung Gefahr verursachen und die nachfolgende Entzündung und Eiterung den Tod herbeiführen. Tief eindringende llirnwnnden veranlassen meistens aussei' den genannten Zufällen auch Lähmung und Tod, besonders -wenn sie die Hohlen des Hirns üffnen und die in oder unter denselben liegenden Theilu betreffen.
Die Behandlung dieser Wunden muss im hohen Grade streng anti-phlogistisch sein, sowohl örtlich durch kühlende Umschläge, wie auch im Allgemeinen durch reichliches Aderlassen, kühlende Salze und magere Diät, Grössere Wunden vereinigt man, wenigstens oberflächlich, durch die blutige Naht. Zeigt sich ein Hervordrängen der Hirnmasse durch eine nicht vereinigte Wunde, so ist in den Spalt des Schädels ein Tampon von weicher Leinwand zu legen und hierdurch das Hervordringen möglichst zu beschränken, 1st Eiterung eingetreten, so muss man so
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Verletzungen dos ftusaereu Ohres.
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viel wie möglich den vorhandenen Eiter mittelst oines lauwarmen Infu-sums von Kamillen oder von Arnica entfernen und die Eiterbildnng be-schränken. Die Vernarbung kann durch neue Knoclienbildung an den Wnndrändern des Schädels vollständig erfolgen, aber mit dem ausseien Zuheilen ist noch nicht alle Gefahr beseitigt, da der Erfahrung zufolge in manchen Füllen später neue Entzündung und hierdurch plötzlich Lebensgefahr entstellt.
Bei Gehirnerschütterung haben sich kleine Aderlässe, kalte Um-scbläge und Begiessiuigcii, Abführungsmittel, und Klystiere von Salzwasser in der ersten Zeit nützlich gezeigt; wird aber dabei der Puls immer schwächer, so kann man das Opium in kleinen Gaben, in Ermangelung anderer Mittel Branntwein oder Wein anwenden, muss aber mit diesen Mitteln aussetzen, wenn der Puls voll wird und die Schleimhäute sich dankler Witben. Bei Thieren, die sich erbrechen können, kann man auch, so lange der Puls klein und unterdrückt ist, ein Brechmittel anwenden.
Reizung und Kntzümlung des Gehirns durch Splitter oder auch durch die Verwundung unmittelbar erzeugt, verlangt stets eine strenge Antiphlogose mit reichlicher Blutentziehung und mit Ableitung durch Purgirmittel auf den Darmkanal; ausserdera würde, wenn man das Dasein der Splitter in der Wunde mit Bestimmtheit erkennt, deren Entfernung uötliigenfalls mit Hilfe der Trepanation zu bewirken sein.
Extravasate sucht man durch Bluteiitziehungen und durch kalte Umschläge auf dem Kopf in ihrer Entwickelung zu beschränken und dann durch von Zeit zu Zeit gegebene Purgirmittel und hierdurch verstärkte Resorption zu beseitigen.
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Zweites Capitel. Verletzungen des äusseren Ohres.
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Die Verletzungen der Ohren sind theils einfache Trennungen mit schneidenden Instrumenten, z. B. Säbelhiebe, theils mit Quetschungen und Zerrungen verbunden, wie z. B. beim ungeschickten Bremsen dieser Theile bei Pferden mittelst eiserner Zangen erzeugte u. dgl.; bei Ochsen, Schweinen und Hunden kommen auch Bisswunden nicht selten vor. Auch werden zuweilen aus kosmetischen Rücksichten bei Hunden und Pferden absichtliche Verwundungen und Verstümmelungen dieser Theile vorgenommen.
Prognosis. Alle diese Verletzungen sind von sehr geringer Gefahr und von gar keinem nachtheiligen Einlluss auf Leben oder Gesundheit des Tbieres; jedoch veranlassen bedeutende Quetschungen des Ohrknorpels, mit oder ohne Wunde, bei Schweinen und Hunden, besonders bei langohrigen Arten derselben, zuweilen langwierige Entzündungen und schmerzhafte, cariöse Knorpelgeschwüre, die schwer zu heilen sind. (Siehe Entzündung der Ohren.)
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Vcrletzungon der Augenlider.
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Kur. Einfache Hieb- und Schnittwunden, wenn sie noch frisch sind, muss man sogleich durch Hefte vereinigen. Beim Anlegen von Heften ;m den Oliren hat man darauf zu sehen, dass 1) die Heftung an jeder Fläche des Ohrs für sich geschehe und vom äusseren Ende der Wunde her beginne; — 2) dass die Hefte nur durch die Haut gehen und man daher diese, da sie sich meistens sehr zurückzieht, und dadurch der VVundrand des Knorpels entblösst wird, gehörig vorziehe, so dass beide entgegengesetzte Hautlefzen mit einander in Berührung kommen; — 3) dass dabei aber auch die Knorpelränder in gleichmiissige Berührung kommen und 4) dass die eizelneu Hefte nahe an einander, etwa in der Entfernung eines Viertelzolles angelegt werden, damit durch die gleichmiissige Berührung eine sehneile Vereinigung um so eher gelinge. Im Uebrigen gelten die beim Heften der Wunden angegebenen allgemeinen Grundsätze.
Besteht aber die Verletzung schon seit längerer Zeit, so ist die Haut meistens schon sehr zurückgezogen und vernarbt, daher selten wieder über den entblössten Rand des Knorpels hervorzuziehen. Soll in diesen Fällen die Vereinigung noch geschehen, so muss man mit ganz oherfliichlichen Schnitten die Knorpelränder am Bande der zurückgezogenen Haut abschneiden und so eine frische Wunde bilden, welche man auf die angegebene Art heftet. Dieses Verfahren ist jedoch nicht in allen Fällen anwendbar. Hie Hefte können nach 3 bis 4 Tagen, wenn die Vereinigung geschehen ist, entfernt werden.
Wenn eine Ohrmuschel in ihrer Breite grösstcntheils durchtrennt nml die Wiederverwachsung daher nicht wahrscheinlich ist, so kann mau am einfachsten den Lappen vollständig ablösen und zugleich dem zurückbleibenden Theile durch Beschneiden die Form des gesunden Ohrs zu gehen suchen. Zuweilen verkleinert man in solchen Fällen auch das letztere, um die Symmetrie herzustellen.
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Drittes Capitel.
Verletzungen der Augenlider.
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Diese Verletzungen kommen ziemlich häufig vor, besonders bei Pferden. Die Gelegenheitsursachen dazu sind sehr vorschieden; Bisse von anderen Thieren. das Einstechen, Einschneiden oder Einreissen scharfer und spitziger ISlechstücke oder Nägel, wenn die Pferde sich an der Krippe reiben; das Gegenlaufen an harte Gegenstände, die Einwirkung verschiedener Waffen n. dgl. Meistens betreffen diese Verwundungen das obere Augenlid, weil dies grosser ist und mehr hervorsteht als das untere. Sie sind nach der Richtung entweder Längenwunden, schiefe oder Querwunden, d. h, die (|iut durch die Fasern des Kreismnskels verlaufen, mit ebenen, glatten Rändern, oder gerissen, uneben, in Lappen, zuweilen mit Quetschung und mit Substanzverlust verbunden. Sehr oft sind sie com-
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Verletzungen der Augenlider. Behandlung.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 373
plizirt mit Verletzungen des Augapfels selbst oder der umliegenden Theile, besonders mit Brüchen des Augenbogenfortsatzes, des Stirnbeins u. s. w.
Die Erkennung der Wunden der Augenlider ist bei der oberflächlichen Lage dieser Theile immer leicht.
Beurtheilnng. Einfache Hieb- und Schnittwunden der Augenlider sind nicht gefährlich und im frischen Zustande meistens durch die blutige Naht leicht zu heilen; sind sie aber gerissen, uneben, oder mit den genannten Neben Verletzungen verbunden, so ist die Heilung und die Vorhersagung weniger leicht und niehrentlieiis nicht günstig. Auch ist darauf Rücksicht zu nehmen, ob die Wunde frisch oder alt ist und ob sie hiernach durch die schnelle Vereinigung sogleich und gut zu heilen sein wird oder nicht? Veraltete Längenwunden der Augenlider haben oft die üble Folge, dass entweder das Augenlid sich verkürzt und dann immer zu viel geöffnet bleibt, ein sogenanntes Hasenauge (Lagophthal-raos) bildet, oder dass es sich verlängert, was am häufigsten geschieht, und dann von dein Thiere nicht mehr nach Willkür geöffnet werden kann etc. Quetschwunden sind oft dadurch von grosser Bedeutung, dass das Auge selbst gequetscht und sehr erschüttert ist oder sogar Blutaus-tretungen in ihm stattfinden. (Siehe Wunden des Augapfels.) Dagegen sind bloss äusserliche Quetschungen der Augenlider und des Angenbo-gens, selbst wenn Splitterungen seines Bandes stattgefunden, für sich allein nicht gefährlich, indem sie, obwohl etwas laugsam, nach Entfernung der Splitter vollständig heilen. Lappen, die nur an einem dünnen Theil hängen, heilen selten wieder an, sondern vertrocknen gewöhnlich.
Behandlung. Einfache, reine Wunden, sie mögen quer oder senkrecht verlaufen, erfordern zu ihrer Heilung, wenn sie nur einigermaassen gross sind und von einander klaffen, die Anlegung der blutigen Naht, ein oder mehrere feine Hefte der Knopfnaht, oder der Hasenschartennaht. Beim Anlegen dieser Befte verfahrt man so, wie beim Heften der Wunden im Allgemeinen angegeben worden; man legt den ersten Heft am Bande des Augenlides an und nach dem Grunde der Wunde zu den zweiten, um somit einen eboneii Band des Augenlides zu erhalten. Ist die Verletzung von der Art, dass sie einen Winkel bildet und ein Theil des verletzten Augenlides lappenartig über das Auge herabhängt, so muss auch hier dieser Lappen zu erhalten und durch Hefte zu vereinigen gesucht werden, selbst wenn die Verwundung auch schon 1—2 Tage vorher erfolgt wäre. In diesem letztem Falle sind jedoch die Wundränder zu untersuchen, ob sie noch empfindlich und lebendig oder vielleicht schon an einzelnen Punkten vortrocknet sind? — Ist dieses letztere geschehen, so müssen sie vor dem Anlegen der Hefte erst wieder vermittelst einer feinen Scheere vorsichtig beschnitten und frisch gemacht werden. — Auf gleiche Weise müssen gerissene, unebene Wunden, sie mögen übrigens eine Richtung haben, welche sie wollen, vor dem Anlegen der Hefte erst durch Abschneiden der einzelnen Unebenheiten an den Wundrändern in ebene Wunden umgewandelt werden, um auf diese Weise oino genaue Vereinigung derselben zu erzwecken. Die Empfindlichkeit, Beweglichkeit und der geringe Umfang der Theile machen hierbei oft grosso Schwierigkeiten. Um mit Ruhe und Sicherheit operiren zu können, ist es in den meisten Bällen nötliig, das verletzte Thier niederzulegen, Pferde und Ochsen zu bremsen, Hunden und Schweinen einen Maulkorb anzu-
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374nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Verletzungen ilcr Augenlider. Behandlunglaquo;
legen oder das Maul zu vorbinden und dann den Kopf von einer starken Person recht gut fixiren zu lassen. Auch muss das Augenlid und das ganze Auge gut gereinigt und das Heften selbst so zart als möglich verrichtet werden, weil sonst zu heftige Entzündung der Bindehaut entstellt. Die Hefte können 2—3fache glatte Fäden (Knopfnaht) oder Stecknadeln (umschlungene Naht) sein und sie dürfen niemals durch die ganze Dicke des Augenlides, sondern nur durch die Haut gelegt werden, damit weder die Bindehaut oder das Auge vorletzt oder zu sehr gereizt, noch durch die eingelegten Fäden gedrückt werde. Die einzelnen Hefte dürfen höchstens nur 4 —('gt; Tage liegen bleiben, weil bis dahin gewöhnlich die Vereinigung der Wundränder erfolgt ist, ein längeres Zurückbleiben der Fäden aber nur unnöthige Fiterung um dieselben zur Folge hat. Ist die Zusammeuheilung bis zum vierten oder .sechsten Tage nicht erfolgt, oder der getrennte Tlieil des Augenlides sehr klein und schon kalt, so schneidet man nach herausgenommenen Fäden den ganzen Lappen glatt weg; ist dieser aber gross und noch etwas wann, so beschneide man die Wundränder und hefte sie von Neuem zusammen, wonach noch zuweilen die Vereinigung gelingt. — Die in Folge der Verletzung des Augenlides an demselben eintretende Entzündung, welche durch die Hefte noch verstärkt wird, muss durch anhaltendes Befeuchten mit ganz kaltem Wasser in ihrer Heftigkeit beschränkt werden. — Stattgefnndene Blutergiessun-gen werden durch einen Einstich mit der Lanzette entleert.
Während der Behandlung muss das Thier Buhe haben und, damit es sich nicht an dem verletzten Auge reibe, andauernd im Stande umgekehrt und zu beiden Seiten des Kopfes angebunden stehen. Wenn man Gelegenheit hat, solche verwundete Thiere in einem grössern Raum (/.. B. einem Scheunenflur) zu stellen, so kann man sie daselbst sehr zweckmäs-sig folgendermaassen anbinden: man legt ihnen ein Halsband um, andern Genicktheil desselben bindet man einen Strick und befestigt das andere Ende des letztem au der Mitte der Decke des Raumes in solcher Länge, dass das Thier wohl vermögend ist, einen Schritt von der Stelle zu gehen oder sich niederzulegen, mit dem Kopfe aber weder die Wände noch den Erdboden erreichen kann.
Da trotz der besten Behandlung die Anheilung der Lappen bei Au-genlidwundcn sehr oft nicht erfolgt, die Behandlung mittelst des Heftens sehr mühsam, für das Thier lästig ist und die Erfahrung zeigt, dass der Verlust eines Stückes aus dem Augenlide in der Regel keinen wesentlichen Nachtheil mit sich führt, so habe ich sehr oft, namentlich an Ar-beitsthieren armer Leute, den Lappen mittelst der Schcere gleich auf frischer That weggeschnitten und dadurch alle die bezeichneten Umständlichkeiten vermieden. Man hat nur darauf zu sehen, dass durch das Abschneiden ein möglichst ebener Rand des Augenlids erzeugt werde. Die Operation wird in der Regel im Stehen gemacht, nachdem das Thier gebremst ist. Die Blutung ist gering und durch kaltes Wasser bald zu stillen. Die Thiere können sogleich wieder arbeiten, bedürfen keiner Nachbehandlung, und die Heilung erfolgt schnell.
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Verwundungon üos BHnzlinorpels.
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Ariertos Capltel.
Verwuadangen des Blinzknorpels.
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Der Blinzknorpel (die Nickliaut, Vogelhaut, der Nagel, das dritte Augenlid) wird zuweilen (lurch dieselben Einwirkungen verletzt, welche die Verwundungen der Augenlider und des Augapfels erzeugen, zuweilen wird sie aber auch absichtlich bei der Operation des sogenannten Hauk-oder Nagclschneidens herbeigeführt'), welche unwissende Personen hin und wieder unternehmen, um Krankheiten des Auges oder sogar anderer Organe, z. B, Kolik, zu beseitigen, was natiirlieh nicht gelingt.
Mau siebt diese Verletzungen frisch oder veraltet, mit ebenen oder unebenen Rändern, zuweilen auch mit unvollständiger Trennung. Es entsteht bald mehr, bald weniger Entzündung der Bindehaut, dunkle Rötlnmg und Auflockerung derselben, Thränenfluss, Schliessen der Augenlider u. s. \v., und man sieht besonders den verwundeten Hand des Blinzknorpels verdickt und dunkel geröthet.
Zuweilen erfolgt die Heilung bei allmäliger Verminderung der Entzündungszufälle und mit glatter Vernarbung des Knorpelrandes; in anderen Fällen entsteht jedoch an demselben eine chronische Schwärung und Verdickung oder ein schwammiger, wuchernder, bösartiger und zur Wiedererzeugung neigender Auswuchs. In diesen Fällen sieht man eine rOthliche. mehr oder weniger dicke, gewöhnlich runde Geschwulst im innern Augenwinkel, es fliesst Eiter oder Jauche aus demselben, die Augenlider können nicht gehörig geschlossen werden, oft ist die ganze Bindehaut stark aufgelockert und reichlich mit ausgedehnten Gcfässen versehen; die Thiere reiben sich oft die Augen, zuweilen ist das deutliche Sehen gestört.
Die Beurtheilung ist bei reinen Schnittwunden und zweckmässiger Behandlung ziemlich günstig, indem unter diesen Umständen eine gute Heilung zu erfolgen pilegt; bei unebenen Wundrändern, auch da, wo der Knorpelrand entblösst hervorsteht, oder bei gleichzeitiger Quetschung des Knorpels, und wenn die Wunde bereits in ülceration oder üppig gra-nulirend ist, erfolgt die Heilung sehr schwer und gewöhnlich nicht anders, als durch Abtragung des kranken Knorpelrandes.
Die Behandlung besteht bei einfachen Wunden mit glatten Rändern in der Anwendung des kalten Wassers, des Bleiwassers, oder bei grosser Reizbarkeit des Auges in der Anwendung schleimiger Mittel, um die, Entzündung abzuhalten oder zu vermindern. 1st die erste günstige Zeit verwahrlost und die Wunde bereits in Eiterung, aber doch mit ebenen Rändern versehen, so sind gelind aromatische Augenwasser mit Zusatz von Augenstein, Zinkvitriol n. dgl. zu benutzen. Wunden mit unebenen oder zu stark hervorstehenden Knorpelrändern und solche, wo die Trennung unvollständig geschehen ist, wandelt man durch glattes Abschnei-
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1) Sio besteht in dorn Abschneiden eines Stücks des Blinzknorpels.
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Wunden dos Augapfels.
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den dieser abnormen Ränder in ebene Wunden um und wendet dann entzündnngswidrige Mittel an. Dieses Beschneiden des Randes des Blinzknorpels ist nur am liegenden Tliiere ausführbar. Man erfasst, nachdem die Augenlider durch die Augenlid halter, wie bei der Operation des grauen Staars. gehörig aus einander gehalten sind, den Knorpelrand mit einer Pinzette oder einem Häkchen, oder man zieht mittelst einer Heftnadel einen Faden durch denselben und hält ihn mit demselben vorgezogen fest und schneidet ihn dann am besten mit einer Coop erquot; scheu Scheere so weit ab, wie er krank erscheint. Die Blutung ist mir unhedeutend und leicht mit kaltem Wasser zu stillen. Die Nachbehandlung ist zunächst wieder die entziindungswidrige. — 13ei dem Vorhandensein der oben bezeichneten Geschwulst verfahrt man im Wesentlichen ebenso, indem es der Erfahrung zufolge nicht hinreicht, dieselbe von dem Blinzknorpel abzulösen, sondern es quot;muss jederzeit die Stelle des Knorpels, auf welcher der Auswuchs sitzt, mit fortgenommen werden. — Findet man aber die Entartung des Knorpels bis zu seiner Basis hin verbreitet, so ist es am besten, ihn völlig herauszulösen. Zu diesem Zwecke wird derselbe ebenfalls mit einem Häkchen oder dergleichen ergriffen und so stark, wie die üelmung der Bindehaut es gestattet, hervorgezogen, darauf mittelst der Scheere mit glatten Schnitten rund herum von der Bindehaut getrennt und entfernt. Blutstillung und Nachbehandlung sind wie im Vorstehenden angegeben. — In jedem Falle muss mau durch geschicktes Anbinden des Thieres u. s. w. Reibungen an dem Auge vermeiden.
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Fünftes Capitel.
Verletzungen des Auges und besonders dor durchsichtigen
Hornhaut,
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Obgleich der Augapfel durch die tiefe knöcherne Kapsel, in welcher derselbe zum grösseren Theil liegt, durch die leichte und schnelle Ver-schliessbarkeit der Augenlider und durch das ebenso schnelle über den ganzen vorderen Theil des Augapfels erfolgende Hervortreten des Blinzknorpels bei jeder Annäherung Gefahr drohende Gegenstände mehr als jeder andere äussere Theil gegen Verwundung geschützt ist, und obgleich an der convexeu Form, an der grossen Beweglichkeit und elastischen Beschaffenheit des Augapfels sehr viele auf denselben einwirkende Gewaltthätigkeitcn zum grossen Theile oder ganz ihre Kraft verlieren: so kommen dennoch Verwundungen dieses Qrgancs nicht selten vor. —#9632; Die genannten Umstände tragen jedoch dazu bei, dass die meisten Verletzungen des Augapfels oberflächlich bleiben.
Die Körper, welche Verwundungen des Augapfels hervorbringen, müssen daher scharf, spitzig, stechend oder sehr schnell einwirkend sein, z. B, ins Auge geworfene Glas-, Knochen- und Holzsplitter, her-
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Wunden des Augapfels
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vorstehende Nagolspitzen, spitzige Strohhalme, scharfes Heu, Disteln u. s. w.J ferner sind häufig Ratben- und Peitschenhiebe, Bisse von anderen Thieren, und bei Hunden oft Schläge von Katzenpfoten die Ursache dieser Verletzungen. Dieselben wirken jedoch vorzüglich auf die vordere Hälfte des Augapfels und die Wunden desselben kommen daher meistens nur an der durchsichtigen Hornhaut vor, da die hintere lliilfto durch die knöcherne Augenhöhle, durch ein starkes Fettpolster, die hier zusammengedrängt liegenden Muskeln des Augapfels und die Festigkeit und Härte der Sclerotica für äussere Einflüsse sehr wenig zugänglich gemacht ist. — Direr Form und Beschaffenheit nach sind diese Wunden bald senkrecht, quer oder schief, eben oder winkelig, geschnitten, gehauen, gestochen, gerissen, mit oder ohne Quetschung, bald oberflächlich in der äusseren Lamelle der Hornhaut, bald durchgehend; oft sind die Wunden rein, zuweilen aber mit ins Auge gedrungenen und unter den Augenlidern verborgenen fremden Körpern verunreinigt und haben in manchen Fällen schwammige Auswüchse oder Auflockerungen der Hornhaut im Gefolge. Zuweilen sind sie mit gleichzeitiger Verwundung der Augenlider, mit Verletzung der Iris, mit Brüchen einzelner die Augenhöhle bildender Knochen, mit heftiger Erschütterung dos ganzen Auges etc. complicirt. — Nach der Grosse und Art der Verletzung tritt ein stärkerer oder schwächerer Grad von Entzündung hinzu und bei jedem etwas bedeutenden Grade derselben auch Fieber.
Man erkennt die Verletzungen der Hornhaut durch genaue Besichtigung des geöffneten Auges an einem gehörig hellen Orte. — Zuweilen ist es nöthig, besonders wenn der Zustand schon einige Tage besteht, vor der Untersuchung erst das Auge durch lauwarmes Wasser mittelst eines Schwamraes vorsichtig zu reinigen und vom anhaftenden Schleime zu befreien, der sieb in feineu Fäden über die Hornhaut hinzieht und manchmal einer kleinen Wunde täuschend ähnlich ist. Die Thiere verhalten sich übrigens bei Verwundungen der Augen fast ganz so, wie bei Augenentzündungen; sie stehen etwas traurig und schliessen das verletzte Auge, das gewöhnlich tliränt. Die Zeichen der Wunden selbst sind nach Beschaffenheit verschieden. Die verletzte Hornhaut sieht man gewöhnlich nach kurzer Zeit trüb, bläulich oder weiss werden; wo Blut-ergiessungen im Innern bestehen, erscheint sie röthlieh; die Gefässc der Bindehaut werden injicirt; bei eindringenden grösseren oder mit unebenen Bändern versehenen Wunden ist stets die wässerige Feuchtigkeit ausgeflossen, die llornhant zusammengefallen, faltig; zuweilen ist die Regenbogenhaut in die Hornhautwunde getreten (Prolapsus Iridis) und diese enthält dann einen braunen oder schwärzlichen Inhalt. In anderen Fällen ist die Linse in die vordere Augenkammer oder nebst dem Glaskörper gänzlich durch die Wunde herausgetreten und in Folge dessen der Augapfel ganz zusammengefallen.
Die Vorhersagung bei den Verwundungen des Augapfels richtet sich ]) danach, ob die Wunde mehr nach der Mitte des Auges vor der Pupille oder am Rande der Hornhaut sich befindet, — 2) nach der Grosse und Beschaffenheit der Wunde, besonders ob sie oberflächlich oder durchgehend ist und dann 3) auch nach dem Alter des Thiercs. — Mit einiger Sicherheit als heilbar zu betrachten sind nur oberflächliche und nur solche eindringende Wunden mit glatten Bändern, die sich ganz eben an einander fügen und die Wunde gleich nach ihrer Entstehung wieder ver-
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Wunden des Augapfels. Behandlung.
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schliessen, wo zugleich keine Quetschung, keine ErscMtterang des Augapfels, keine Verunreinigung durch fremde Körper und keine Lösung oder Ausstossnng der inneru Theile stattgefunden hat. Unter entgegengesetzten Umständen erfolgt entweder die Heilung nur unvollständig oder gar nicht. Dieselbe ist unmöglich, wenn der Glaskörper und die Linse aus dem Auge getreten sind odor die Wunde mit Substanzverlust besteht. Wunden in der Mitte der Hornhaut sind ungünstiger zu beurtheilen als eben so grosse und noch grössere nach der Seite des Auges zu, weil die zurückbleibenden, undurchsichtigen Narben der erstem gewöhnlich dem deutlichen Sehen sehr hinderlich sind; denn jede einigerraaassen grosso Wunde der Hornhaut hinterlässt eine mehr oder weniger grosse und undurchsichtige Narbe mit mehr oder weniger Verdunkelung. Entstehen Eiterung, Auflockerung der Hornhaut oder schwammige Auswüchse, so bleiben ebenfalls grosse, undurchsichtige und hartnäckige Narben zurück. — Wie überall die Verletzungen bei jungen Thieren leichter heilen als bei alten, so auch am Auge, und die zurückbleibenden Narben werden bei jungen Thieren, bei denen die Resorption noch sehr schnell vor sich geht, durch die Natur, zum Theil durch zweckmässige Behandlung weit leichter beseitigt, bis bei altern Thieren.
Behandlung. Bei kleinen und oberflächlichen Verwundungen der durchsichtigen Hornhaut sind gewöhnlich die Zufälle so unbedeutend, (lass man gar nicht noting hat, etwas anderes zu thun, als dein Tbiere täglich einige Mal das Auge mit kaltem, aber recht reinem Wasser gelind und oberflächlich zu befeuchten, und durch Verdunkelung des Stalles allen Lichtreiz zu entziehen, welches letztere überhaupt, so wie das vorsichtige Anbinden der Thiere, damit sie sich die Wunde nicht reiben können, bei jeder Augenverletzung geschehen sollte. Ist aber die Wunde gross, erstreckt sie sich mehr nach der Sclerotica zu, ist diese selbst mit verletzt, die Wunde mit Quetschung verbunden, so tritt auch die Entzündung heftiger ein, welche als Hauptsache behandelt werden muss. Man wendet also im Anfange fleissig Umschlüge oder Befeuchtungen mit kalten Früssigkeiten, z. 13. mit reinom Wasser, mit schleimigen Mitteln, und wo das Thier viel Schmerz äussert, mit Infusionen narkotischer Pflanzen n. s. w. an, — aber man vermeide ganzlich die Blcimittel, weil sie weisse, undurchsichtige und unauflösliche Narben erzengen und die etwa vorhandene Trübung der Hornhaut dauernd machen. 1st die Entzündung heftig und stellt sich bedeutendes Fieber ein, so mache man einen den Zufällen und der Constitution des Thieres angemessenen Ader-lass und gebe nur sehr wenig und weiches Futter. Sickert aus der Wunde eine eiterige Flüssigkeit, so wende man die vorher erwähnten Bähungen lauwarm an, ganz warm und als Breiumschläge aber niemals, weil hierdurch die Filterung zu sehr befördert würde, was die Narben noch mehr vergrössert.
Ist aber die Eiterung sehr stark, so nutzen gelind zusammenziehende, massig reizende Augenwässer, welche man täglich 3—4 Mal entweder ins Auge eintröpfelt oder noch besser mittelst eines feinen Pinsels auf die Wunde bringt. Bau bedient sich hierzu des Baldrian-, Cbamilleu-odor Aruica-lnl'usums, mit Zusatz des Opiums, des Atropins, des Augensteins, des Zinkvitriols, — eines Weiden- oder Eichenrindendekokts, und wenn die eiternde Fläche sehr gross ist und man also grosse Narben nicht mehr verhüten kann, auch der Bleimittel. Diese letztem sind je-
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Verwundungen dor Naso.
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doch in allen Fallen, wo man mit andern Mitteln ausreicht, nach Obigem zu vermeiden. Die vorhin genannten Mittel wendet man entweder einzeln oder in Verbindung mit einander an. — Gewöhnlich nimmt man vom Opium 0,4—0,G auf 30,0 Wasser; die verschiedenen Opinmtinkturen wendet man zuweilen ohne Verdünnung mit Wasser an, zu anderen Mitteln setzt man sie aber gewöhnlich nach Beschaffenheit der Umstände in dem Verbältniss, dass ungefähr auf 30,0 Flüssigkeit 10—30 Tropfen kommen; vom Zinkvitriol nimmt mau auf dieselbe Quantität Wasser 0,06—0,12. Dieselben Mittel auf dieselbe Weise angewendet leisten auch gute Dienste bei schwammigen Auswüchsen, die sich in grösseren eiternden Wunden der Hornhaut zuweilen erzeugen. Weichen aber diese Auswüchse jenen Mitteln in flüssiger Form nicht, so applicire man dieselben trocken, in Form eines ganz feinen Pulvers vermittelst eines feinen Haarpinsels; man macht denselben etwas feucht, taucht ihn in das Pulver, und streicht dann dasselbe ins geöffnete Auge. Fruchtet auch dies nicht, so ist eine Subliinatauflösung und zwar etwa U,0;5 bis höchstens 0,06 desselben auf 30,0 destillirten Wassers genommen zur baldigen Beseitigung dieser Sclnvilmmchen recht geeignet. Am allerbesten und schnellsten geschieht dies durch ein- oder mehrmaliges vorsichtiges 13e-niliren des Auswuchses mit einem zugespitzten Stück Höllenstein. Hierbei muss man auf folgende Weise verfahren: Das obere Augenlid wird in die Höhe gezogen, der Schwamm mit dem Aetzmittel betupft, hierauf das Augenlid nocli einige Minuten hochgehalten und dann erst die betupfte Stelle mit etwas Oel bestrichen, ehe man die Augenlider schliessen lilsst. — Die vorhandenen Complicationen müssen jede nach ihrer Art behandelt werden. Uebcr die Narben und Verdunkelungen, welche zurückbleiben, siehe Seite 123 u. ff.
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Sechstes Capltel. Die Verwundungen der
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Nas •
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Die Verwundungen der häutigen, fleiscliigen und knorpeligen Thcili der Nase kommen nicht selten vor, sie werden aber gewöhnlich nur bee Pferden und auch bei diesen nur dann ein Gegenstand der thierärztlichen Behandlung, wenn sie sehr gross sind oder durch dieselben eine Verunstaltung eines Nasenloches herbeigeführt worden ist. Diese Wunden sind am häufigsten uneben und mit Quetschung, zuweilen auch mit Substanzverlust und mit Brüchen der Nasen- oder vorderen Kieferbeinen verbunden; sehr selten sind es reine Schnitt- und Hiebwunden.
Diese Verletzungen entstehen mehrontlieils durch Pisse von anderen Thieren, durch hervorstehende Nägel, an -welchen sich die Thiere reisson und dergleichen. Zuweilen wird bei Polypen und in der Nasenhöhle befindlichen fremden Körpern der untere Tlicil der Nasenhöhlenwandungen absichtlich aufgeschlitzt, um jene Körper desto besser untersuchen und entfernen zu können.
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Verletzungen am Maule.
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Die Prognosis 1st fast bei allen diesen Verletzungen sehr günstig; sie sind ohne Gefahr, werden aber nicht immer leicht geheilt, besonders wenn zu grosser Substanzvorlust zugegen ist, die Wundränder uneben, lappig oder schon ausgetrocknet sind, oder die Thiere nicht sehr sorgfaltig Tag und Nacht gegen das Reiben der verletzten Theile geschützt werden können. Unter diesen umständen bleiben oft Lücken oder Ver-knminuingen in den Rändern der Nasenlöcher zurück.
Die Behandlung dieser Wunden ist der bei den Augenlidwunden angegebenen ganz ähnlich; —- frische reine Schnitt- und Hiebwunden werden sogleich mit blutigen Heften vereinigt, unebene Wundränder bei gerissenen und gebisseneu Wunden durch llinwegnahine der Unebenheiten vermittelst oberflächlicher Schnitte vor dem Anlegen der Hefte geebnet, und veraltete Wundränder werden auf gleiche Weise in frische umgewandelt. Der erste Heft wird hier ganz dicht am Rande des Nasenloches eingelegt, von diesem etwa ', Zoll entfernt der zweite, und in gleicher Entfernung, wenn es nöthig ist, der dritte und vierte bis zum Grunde der Wunde. Die linden der Hefte werden darauf ganz kurz abgeschnitten. Gleich nach dem Heften bindet man das Thler so an, dass es sich durchaus nicht an der Nase reiben kann; aus demselben Grunde lässt man es auch in den ersten 5 bis 6 Tagen nicht niederlegen und futtert es aus einer Schwinge oder von einer ausgebreiteten Leinwand. — Es ist nicht nöthig, die Hefte länger als 4 bis 5 Tage liegen zu lassen, weil in dieser Zeit die Vereinigung hinlänglich geschehen ist; man entfernt sie nach allgemeinen Regeln, indem man sie an einem Ende durchschneidet und dann herauszieht.
Eine besondere therapeutische Behandlung der gehefteten Wunde ist in der Regel nicht nöthig; viel wichtiger ist dagegen die Sorge, die auf das ruhige Verhalten des Thieres verwendet werden muss.
Da aber trotz der sorgfältigsten Behandlung diese Wunden oft nicht durch die schnelle Vereinigung heilen, das Heften und die Nachbehandlung mühsam und mit Zeitverlust verbunden ist, so habe ich auch hier, besonders wieder bei Arbeitsthieren armer Leute, den Lappen so weggeschnitten, dass ein glatter Rand der Nasenöffnung entstand. Die Heilung erfolgt hiernach von selbst und recht gut.
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Siebentes Capltel.
Verletzungen a in Maule.
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Am Maule kommen Verwundungen der Lippen und der Maulvvinkel bei Pferden häutig, bei den übrigen Tliieren aber selten vor. Diese Verletzungen sind in den meisten Fällen gerissene oder gebissene Wunden. Die an den Lippen vorkommenden Bisswunden sind manchmal von bedeutendem Umfange und zuweilen hängt das abgerissene Stück lappenartig herab. — An den .Maulwinkeln entstehen diese Verletzungen oft durch unvorsichtigen Gebrauch der Stangen und Trensen, wenn nämlich
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Verletzungen am Maule.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 381
das Gebiss zu kurz geschnallt oder zu scharf, zu eckig, oder entgegengesetzt ganz ohne Stange ist, wie z. ß. bei den Stricktrensen. Mit diesen verschiedenen mangelhaften Ziiunuuigsstücken werden die Manlwin-kel vorzüglich bei hartmäuligen, bei dimimkollerigen oder jungen Pferden, welche noch nicht viel geritten sind und das (iebiss noch nicht kennen, durch ein plötzliches Anhalten nach schnellem Reiten, oder wenn sie widerspenstig sind, auf einer oder auf beiden Seiten mehr oder weniger wund- oder gar durchgerissen.
Diese Verwundungen sind sänimtlich mit Quetschungen verbunden und zeigen sich entweder im frischen oder im veralteten Zustande, zuweilen mit geraden, oft aber mit unebenen, auch mit callösen, verhärteten Rändern; manchmal ist eine Lippe nach der Seite verzogen.
Die Vorhersagung ist bei diesen Wunden in Bezug auf die Heilung im Allgemeinen günstig, obgleich dieselbe wegen der grossen Beweglichkeit der Lippen und Backen, und wegen der beständigen Verunreinigung der Wunde mit Speichel und Futter manchmal schwierig herbeizuführen ist.
Kur. Obgleich diese Wunden in den allermeisten Fällen mit bedeutender Quetschung verbunden sind, so nmss man dennoch zur Heilung derselben immer die schnelle Vereinigung durch die blutige Nalit zu erlangen suchen, weil sonst die getrennten Theile sehr unregelmässig verzogen und stets verunreinigt werden, zum Tlieil absterben oder wenigstens entarten. Wenn durch die Naht auch nicht jedesmal die wirkliche Vereinigung an allen Punkten der Wunde erfolgt, so werden doch diese Uebelstände dadurch sehr vermindert. Wegen der starken Auseinanderziehung und der grossen Beweglichkeit der liier getrennten, grössten-theils muskulösen Theile bedient man sich zur Vereinigung derselben am besten etwas starker und breiter Bandhefte, In Bezug auf die Vorbereitung der Wunden zur Heftung, wenn sie uneben und veraltet sind, gelten auch hier die bereits augeführten Regeln.
Beim Heften selbst hat man darauf zu sehen, dass 1) der erste Heft am aussein Rande der Wunde, daher auch in der Maulspalte da angelegt werde, wo der natürliche Spalt aufhört; 2) dass man, um eine recht genaue Vereinigung der Wundränder zu erhalten, jeden Heft von dem andern nur in einer geringen Entfernung von etwa 1 Ceutim. anlegt; B) dass mau die Nadel nicht nur durch die äussere Haut, sondern auch durch die Muskeln führt, und 4) die Enden der zusammongehundenen Hefte ganz kurz abschneidet, damit sie nicht gezerrt werden können.
Nach dem Heften ist die grösste llnhe des Thieres und namentlich des verletzten Theiles nüthig. Man darf daher Innerhalb der ersten '24 bis 30 Stunden gar kein, und später am zweiten und dritten Tage nur ganz weiches Futter, z. B. Kleienbrei, Heuhäcksel, geschiotenen Hafer oder Gerste u. s. w. geben. Getränk kann dein Thiere von Anfang an und zwar ein Mehltrank gereicht werden. Mit ö—6 Tagen ist die Vereinigung zum grössteu Theil geschehen und mau kann zu dieser Zeit die Hefte entfernen. Die gänzliche Heilung erfolgt aber erst mit 10 bis 14 Tagen, daher man bis dahin das Thier noch in der angegebenen Art verpflegen muss und nicht stark gebrauchen darf.
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Verletzungen der Ohrdrüse und ihres Speiehelganges.
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Achtes Capitel,
Verletzungen der Ohrdrüse und ihres Speidielganges.
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Zu den änsserlich am Kopf vorkommenden Verletzungen, die wogen besonderer Zufälle und Behandlang bemerkenswerth sind, gehören noch die Verletzungen der Ohrdrüse und ihres grosson Äusfiihrungsganges, dos Stenonschen odor Stensonschen Speichelganges (duetus Stenonia-nus). — Dieser Gang entspringt bekanntlicb aus vielen kleinen Gängen, die aus den einzelnen lappenförmigen Abtheilungeu dor Drüse hervortreten, durch ihre Vereinigung immer stärker worden und fast in der Mitte des vorderen Bandes der Ohrdrüse endlieh in diesen Hanptgang zusam-raenkommen. Beim Pferde und Schweine geht derselbe dann im Kohl-gange an der inneren Seite dos Hinterkiefers, zwischen dem inneren Kaumuskel und der Maut fort, beugt sich an dem unteren Rande dos Hin-terkiefers nach aussei! und oben und geht am vorderen Rande dos äus-seren Kaumuskels bis an den Backenmuskcl, den er fast in seiner Mitte in der Gegend des dritten Backenzahnes durchbohrt, und endet im Jiaiilo. Auf seinem Verlaufe hat er zum grössten Tiieile die äussere Kinnbackenarterie und Vene nobon sich. Bei den Wiederkäuern und den Hunden ist er viel kürzer und hat nicht einen so gekrümmten, sondern geraden Verlauf von der Drüse (nun' über dem äusseren Kaumuskel zum Backenmuskel, den er ebenfalls in der Gegend des dritten Backenzahnes durchbohrt und endet dann auf gleiche Weise im Maule. Bei sämmtlichen Thieren liegt er nur unter der Haut und dem Kopfhautmuskel. — Die Verletzungen der Ohrdrüse kommen in verschiedener Weise vor; sie sind entweder reine Schnittwunden oder mit Quetschung verbunden, entweder in der Mitte oder an einem Rande der Drüse, entweder blos ein- oder durchdringend, betreffen die Drüse allein oder auch grössere Gefiisse, die in ihrem Umfange unter ihr liegen. — Der Speichelgang ist entweder blos angeschnitten oder völlig durchgeschnitten; die Wunde ist quer, schief, oder in der Längenrichtung, mit oder ohne Nervenverletzungen.
Die Ursachen der Verletzungen der Ohrspeicheldrüse und ihres Ans-führnngsganges sind sehr verschieden und können von allen auf diese Theile mit Gewalt eindringenden festen Körpern herrühren. Zuweilen geschieht die Verletzung der Drüse bei dem unsinnigen Foifelbrechon und der Operation der Luftsäckeöffnung; die Verletzung des Speichelganges aber erlolgt gewöhnlich beim Herausnehmen von Speichelsteinen, die sich in diesem Gange zuweilen bilden, beim Ausschulen der verhärteten Lymphdrüsen im Kehlgange, bei der Operation der Zahnfisteln und Entfernung cariöser oder lang hervorstehender Zilhnc, bei der Exstirpation von Kno-chenauswüchsen und Balggeschwülsten, die in dieser Gegend vorkommen, bei der Anbohrung des cariösen Hinterkiefers, bei Eröffnung von Abscessen u. dgl.
Die Erkennung solcher Verletzungen ist in den meisten Fällen sehr leicht; schon der Ort der Wunde, ihre Tiefe und Richtung gehen sie zu erkennen; noch mehr aber wird diese Erkenntniss durch das beständige Auströpfeln einer klaren Flüssigkeit (des S|)eieliels) aus einer bestimmten
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* Verletzungen dor Ohrdriise und ihres Siioiclielg-angcs.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 1383
Stelle der Wunde befördert. Dieses im rahigen Zustande des Thieres erfolgende Auströpfeln wird bei der Bewegung des Unterkiefers, besonders bei dem Kauen des Futters, ausserordontlicli vermehrt und in einen so starken Ausfluss verwandelt, dass oft bei einer Mahlzeit etliche Pfunde dieser Flüssigkeit ausgesondert werden und in der Krippe sich ansammeln. Der Ausfluss ist jedoch verschieden nach dem Orte, der Art und Grosse der Verletzung; am schwächsten ist er bei Verletzungen am oberen oder hinteren Theil der Drüse, — stärker, wenn der Steusonsche Hauptkanal blos angeschnitten, oder wenn der vordere Theil der Ohrdrüse verwundet ist, weil liier gewöhnlich ein oder mehrere der grösseren Aus-j'ühruugsgänge der Drüse mit verletzt sind, und — am stärksten ist er, wenn der Hauptknnal verwundet ist. Hat der Zustand schon einige Zeit gedauert, so werden oft durch das beständige Ausfliesscn des Speichels oder durch andere Reizungen die Wundrauder und besonders die Ränder des verletzten Speichelganges callös, aufgetrieben, — und in diesem Zustande bat sieb die Verletzung zu einer Speichelfistel umgewandelt. Beurthcilung Die einfachen Verwundungen der Ohrdriise sind, selbst wenn dieselbe an einer Stelle ganz durchschnitten ist, ohne Gefahr und gewöhnlich leicht zu heilen, und meistens heilen sie von selbst, Gefährlich sind Wunden an dieser Stelle nur dann, wenn eins der unter der Drüse liegenden Blutgefässe zugleich betroffen ist. Ist bedeutende Quetschung mit der Wunde verbunden, so ist die Heilung langwieriger und oft stellt sich dabei reichliche, jauchigte, starke Eiterung ein. Frische Wunden sind auch hier leichter und schneiler zu heilen als veraltete, weil die Ränder der letzteren gewöhnlich callöfs geworden sind. Wunden am vorderen unteren Theil der Drüse sind wegen des stärkeren Ausflusses von Speichel schwieriger zu heilen als an anderen Orten derselben. — Auch die Verletzungen des Speichelganges sind zwar ebenfalls nicht gefährlich und ihre Heilung erfolgt oft in 3 bis (i Wochen von selbst, wenn der Canal vollständig mit einem scharfen Messer durchschnitten ist1); sind aber die Trennungen unvollständig, oder mit grober Quetschung oder mit Zerreissung verbunden, oder reiben die Thierc die verletzte Stelle öfters, oder wird der lleilungsprozess durch reizende Mittel gestört, so entarten oft die Wundränder, es bildet sich die Fistel, und die Heilung wird schwierig. Ausserdem machen die Fisteln oft einen Schönheitsfehler, und bei dem längeren Bestehen derselben verliert das Thier täglich eine grosse Menge seiner Säfte durch den Speichelausfluss, und sowohl durch diesen Verlust wie auch durch die verminderte Einspeichelung der Nahrung und die daraus entstehende schlechtere Verdauung magern die Thiere endlich mehr oder weniger ab, verlieren ihr gutes Ansehen und ihre Kräfte2). — Nach geschehener Hei-
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D Oerlach, zweiter Jahresbericht dor Königl Tbierarzneischule zu Hannover, S. llü. Au 4 Pferden und l Hunde wurde dor Canal durchschnitten, einmal selbst ein Stückchen aus ihm berausgesnhmtten, und in iillen diesen Fhlleu erfolgte die Heilung von selbst, ohne Fistelbildung.
2) Diese Nachllieilo trotou /.war sehr langsam und bei manchen Pferden kaum bemerkbar ein, weil der Verlust des Spoichols aus rtir einer Ohrdrüse durch die reichlichere Absonderung der übrigen Speicheldrüsen für den Verdauungsprozoss wohl compensirt werden kann; aber ganz ohne Wirkung auf den Körper kann es wohl
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Verletzungen der Ohnlriison u. ihres Spoichelganges. Behandlung.
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hing hört allmälig die Absonderung in der Drüse auf, die Letztere verödet, sie wird atropliiseli.
Die Behandlung dieser Verletzungen nmss vor allen Dingen darauf gerichtet sein, den Ausfluss des Speichels aus der Wunde zu unterdrücken, weil ohne Unterdrückung dieses Ausflusses eine völlige Heilung nicht sicher zu erwarten ist. Ks ist zwar in einzelnen Fällen der verletzte Speichelgang von seihst geheilt, indem in den wunden Stellen sich gesunde Fleischwärzchen bildeten und hierdurch die Mündung des Canals sich schloss, diese falle sind aber nicht die Hegel und die Natur thut dabei durch die zufällige Entzündung der Wundränder dasjenige, was wir mit der chirurgischen Behandlung sicherer erreichen können, das ist: die Verhinderung des Speichelansflusses und die Heilung der Wunden, resp. der Fisteln. Es kann dieses geschehen: 1) durch die blutige Naht, 2) durch die Erzeugung eines Brandschorfes, .'gt;) durch die Unterbindung des verletzten Speichelganges und 4) durch innere Entzündung und dadurch bewirkte Obliteration des Ganges. Diese vier verschiedenen Methoden können jedoch nicht eine für die andere in allen Fallen ohne Unterschied angewendet worden, sondern die Anwendung der einen oder der anderen muss nach ihrer eigenthümlichen Wirksamkeit und nach der Beschaffenheit odor der Art der Versetzung bestimmt werden.
Um jedoch das Heilgeschäft mit einiger Sicherheit zu beginnen, mnss man vor der Anwendung der zur Verschliessung der Wunde dienenden Mittel zugleich auf die Ohrdrüse selbst einwirken und deren starke Absonderung zu verraindern suchen, weil sonst durch den beständigen Andrang des Speichels die geschehene Verschliessung zu früh wieder aufgehoben wird. Man erreicht diesen Zweck am besten, wenn man immer vor der Anwendung einer jener Heilmethoden scharf reizende Mittel in die ganze Gegend der Ohrdvüse und auf diese selbst einreibt. In etwa 18 bis 24 Stunden nach der Einreibung wird die Ohrdrüse in einen verhältnissmässigen Entziindungszustand versetzt und somit nach den in der allgemeinen Pathologie erklärten Grundsätzen ihre Absonderung sehr vermindert.
Die erste der angegebenen Methoden, die, blutige Naht, kann nur bei Verwundungen der Ohrdrüse selbst und bei Längenwunden des Speichelganges in Anwendung gebracht werden. Nach welcher Richtung und wie tief auch immer die Olirdrüse verletzt sei, so dürfen die Hefte doch nur die Haut und nicht durch die Drüse selbst geführt werden. Man legt dieselben etwa ; bis 1 Centim. weit von einander und lässt am tiefsten Winkel der Wunde einen kleinen Raum zum Ausfluss des beständig abgesonderten Speichel offen. Mit 4 bis 6 Tagen ist die Vereinigung zum grüssten Theil geschehen und man kann die Hefte entfernen. Der untere offene Raum schliesst sich etwas später, und wenn der Speichelduss aus ihm zu anhaltend oder zu stark sein sollte, so mnss man diese Stelle öfter mit stark zusammenziehenden Mitteln, z. 1gt;. mit reinem Bleiessig,
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nicht bleiben, wenn bei dem Fressen oiuei- gewöhnlichen Futterportion fi —S Maass Speichel, jedesmal und durch viele Wochen fortgesetzt, verloren gehl. (E. Viborg,
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Samml.
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Ahhandl. f. Thieftrzlc n. Oekonoinen, '2. Bd. S. 33,
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(lirard, Ana
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tomio d. Hauatbiere, ans d. Franz. v. Schwab, 2. Bd,, S. 22. — Qreve, Erfahrungen und Beobachtungen über d. Krankheiten d. Hausth. 2, Bd, S 51 u. f.)
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Verlotzungcn d. Obrdrüscn u. ihres Speiohclgangcs. Behandlung.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;385
mit einer conccntriiton Eichenrinden-Abkochnng und einem Zusatz von Alaun und dergleichen, befeuchten oder mit kaustischen Mitteln bestreichen, um die Zusammenziehung der Theile zu vermehren, die Absonderung zu vermindorn. — Die blutige Naht wird auch bei Verletzungen des Speichelganges selbst in der Absicht angewendet, um die getrennten Wände desselben zu vereinigen, ohne ihn selbst zu verschliessen, — was bei den übrigen Heilmethoden immer geschieht, Man beftet bei Laugen-wunden des Speichelganges, wenn diese noch frisch sind, bloss die Hautränder über demselben mit einigen ganz dicht zusammen liegenden Stichen mittelst einer feinen Nadel und eines gewachsten Seidenfadens oder mittelst der Hasenscliartennaht. — Erreicht man durch das Heften der Speichelgangswnnden die Vereinigung, so ist die Heilung in kurzer Zeit leichter und gründlicher bewirkt, als auf jede andere Weise; denn die Ohrspeicheldrüse der leidenden Seite wird in ihrer Function und Integrität erhalten, Man muss daher in allen den Fällen, wo der Speichel-gang auf die angegebene Weise frisch verwundet ist, diesen etwas mühsamen Versuch zur Heilung machen, der, wenn er auch nicht gelingen
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sollte, doch nichts schadet inul in der Fol
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die Anwendung der übrig
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Methoden noch immer zulässt.
Nach dem Heften darf das Thier in den ersten 48 Stunden kein Futter erhalten, dasselbe nicht einmal sehen oder andere Thiere es verzehren hören, weil selbst das Gelüst nach Nahrung die Speichelabsonderung vermehrt und hierdurch die Heilung der Wunde gestört wird. Das Thier erträgt auch diese strenge Enthaltung ganz gut. Es darf erst nach zwei Tagen etwas Mehltrank zum Getränk erhalten. Hört das Ausfliessen des Speichels nach dem Heften ganz auf, wird die Wunde ganz trocken, so kann man mit etwa G bis 8 Tagen die locker zusammengedrehten Enden der Hefte ausdrehen und sie dann vorsichtig herausziehen. Fliesst aber der Speichel bis zum achten oder zehnten Tage anhaltend aus der Wunde, so ist auf keine Verschliessung derselben zu rechnen, und eine andere Methode in Anwendung zu bringen.
Die zweite der angegebenen Heilmethoden, die Verschliessung der Wunde durch einen starken Schorf, kann durch das Brenneisen oder durch coagulirende und Aetzmittcl ausgeführt werden. Diese Methode empfiehlt E. Viborg1), dem wir die ersten guten Untersuchungen über die Heilung der Speicbelfisteln und eine sichere Behandlungsart derselben verdanken, — wenn nur kleine Ausfübrungsgänge an der Drüse, oder der Hauptkanal nur an einer Seite verletzt und besonders die Verletzung schon seit einiger Zeit behandelt worden ist, weil in diesem letzteren Falle die Speichelabsonderung in der Drüse schon etwas vermindert, die Einsaugung des Speichels aber daselbst schon vermehrt, mitbin der Andrang dieser Flüssigkeit zur verletzten Stelle und das Losreissen des Schorfes nicht so sehr zu befürchten ist. Denn bei frischen Verletzungen des grossen Speichelganges bringen aus letzterem Grunde weder die Aetzmittei noch das Glüheisen eine völlige Verschliessung der Wunde zu Stande; sie nutzen nur insofern, als durch den öfters auf einige Zeit gehemmten Ausfluss die Binsaugnng des Speichels in der Obrdrüse ver-
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1) Siehe dessen Sammlung u. s. w. für Thierlrzte und Oekonomen, Bd. 2,,
Seite 33,
Hbrtwio, Chirurgie, 3, Aiifl,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 25
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f58Gnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Verletzungen d. Ohrdrfisen u ihres Spoichelgangos. Beliaudlung.
mehrt und dadurch (Ho kräftige Heilung vorbereitet und erleichtert wird. — Nachdem, wie vorhin uiigegebeu, durch das Einreiben scharfer Mittel die Ohrdrüse gereizt und entzündet ist, berührt man die Wnndränder des Speichelkanals und dessen Umgebung mit dein weissglfihenden Eisen nur massig stark, und sucht, nach dem llatiie Viborgs, den hierdurch gebildeten Schorf durch zusanimen/.iehende Mittel, z. B. durch Befeuchten mit starkem Branntwein oder mit Alaunauflösung, Greosot, Collo-dium, und durch Bestreuen des Ganges mit Mastixpulver, Colophonium und ahnlichen Mitteln noch mehr zu erhärten und zu befestigen. Nach meiner Erfahrnng ist es jedoch am zweckmässigsten, den gebildeten Schorf ganz unberührt zu lassen, da er durch jene Mittel leicht abgestossen und abgelöst wird. Der Höllenstein und allen anderen Aetzmittel haben das Nachtheilige, dass durch den ausfliessenden Speichel das Aetzmittel zum Theil abgespült und geschwächt wird, auch der Schorf .sich langsamer bildet. Dagegen ist das Aufstreichen der Cantharidensalbe auf die ganze Backe sehr nützlich. Bleibt der Schorf durch 8 bis 10 Tage sitzen, so findet man beim Abfallen desselben gewöhnlich die Wunde geschlossen und völlig geheilt; fällt er früh ab oder sickert noch vor dem Abfallen desselben Speichel ans, so muss die Application der Mittel wiederholt werden. Es versteht sich von selbst, dass hier ebenfalls alle Bewegungen des Hinterkiefers möglichst vermieden werden müssen, und das Tlner in den ersten 48 Stunden gar kein Futter, später aber nur weiches erhalte. Audi muss mau strenge Aufsicht auf das Thier haben, damit es sich nicht den Schorf abreibt; daher muss es zu beiden Seiten ganz kurz und im Staude verkehrt angebunden werden, nöthigenfalls an einem Halsbande.
Die dritte Methode, nämlich die Unterbindung des verletzten Speichelganges, ist zuerst von Viborg ausführlich beschrieben worden. Er empfiehlt die Unterbindung als das einzig sichere Mittel zur Heilung, besonders in den Fallen, wo die vorigen Heilmethoden schon fruchtlos angewendet worden sind. Vor derselben ist es ebenfalls nöthig, die Drüse auf die schon angegebene Weise zu entzünden und so ihre starke Absonderung zu vermindern. Ist dies geschehen, so wird das Thier so niedergelegt, dass die verletzte Seite des Kopfes nach oben liegt. Die Operation geschieht am besten auf folgende Weise: Um die Oeft'nung dos Speichelganges ohne viele Mühe auffinden zu können, lässt man das Thier kauen, wobei das Ausfliesseu des Speichels die verletzte Stelle bald zeigt. Der Band der Oeffnung wird nun mit einer anatomischen Pinzette gefasst und der Kanal J- bis ^ Zoll, überhaupt so weit von den umliegenden Theilen biosgelegt, dass man die Unterbindung nach der Speicheldrüse zu bequem machen kann. Sind die Bänder der Fistel sehr entartet, wulstig, aufgetrieben und hart, so nimmt man sie sogleich bei diesem Blosslegen des Kanals mit dem Messer fort. Zur Unterbindung selbst empfahl Viborg eine mit Wachs bestrichene Schnur von Flachs oder noch besser von Seide, weil letztere nicht so leicht fault und den Kanal nicht zu früh durchschneidet; das letztere hat man bei zu dünnen Unterbindungsfäden immer zu fürchten und daher ist es am besten, sich zum Unterbinden schmaler seidener oder leinener Bändchen, welche vorher in flüssiges Wachs getaucht sind, zu bedienen. Durch das Wachsen erlangt mau auch, dass die Knoten der seidenen Päden und Bändchen sich nicht so leicht wieder auflösen und locker machen, welches man
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Verletzungen d. Ohrdräsen u. ihres Speiclielgangos. Beliandlung.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 387
jedoch auch durch doppeltes und festes Zubinden derselben verhütet. Die Unterbindung wird wie an Elutgefässen gemacht.
Mach der Unterbindung darf mau die verletzte Stelle hlos rein halten. Die Heilung pflegt in etwa 3 Wochen ohne weitere Zufälle zu erfolgen. Gewöhnlich fällt mit 10 bis 14 Tagen das Unterbindungsband los und der Kanal ist dann fest verschlossen; fällt das Band früher ab, ehe die Mündung des Kanals verwachsen ist, so muss die Unterbindung zum zweiten Male gemacht werden, welche dann um so eher gelingt, da nun die Verrichtung der Drüse, nämlich die Speichelabsonderung, schon sehr vermindert worden ist. — Zuweilen geschieht es jedoch, dass nach der Unterbindung wegen der verhinderten Ausführung des in der Drüse abgesonderten Speichels dieselbe und die unterbundenen Enden des Speichelganges sehr anschwellen. Um diese Geschwulst zu verhüten oder zu zertheilen, muss auch nach der Unterbindung noch durch einige Tage die Ohrdrüse mit stark reizenden oder scharfen Einreibungen in entzündlichem Zustande erhalten und hierdurch die Absorption möglichst gesteigert werden. Viborg empfiehlt hierzu das Kampheröl; jedes andere ätherische Oel, besonders das Terpentinöl in Verbindung mit Canthari-denpulver, oder noch einfacher ein Liniment von Seife und Terpentinöl kann jedoch hierzu benutzt werden. Entstehen Ausschwitzungen nach Anwendung dieser Mittel, so setzt mau sie bei Seite und bähet nun die leidende Stelle täglich mehrmals mit warmem Seifenwasser, mit Auflösungen von Kochsalz, Salmiak und dergleichen in Wasser oder Essig; sind schon Erosionen der Haut zugegen, so wendet man liähungen von Abkochungen der zertheilendeu Kräuter an.
Die vierte Methode zur Schliessung des verwundeten Spcichelkanals und zur Heilung der Speichelfisteln bestellt nach der von Haubner zuerst gemachten Mittheilnngl) in der Verödung der Ohrdrüse von innen her, vermittelst einer in ihr erregten Entzündung und Verwachsung ihrer Ausführungskanäle. Man bewirkt dieselbe, indem man in den Stenon-schen Kanal nach der Ohrdrüse hin, vermittelst einer Wundspritze circa li Drachmen Aetz-Ammoniakrtüssigkeit (Salmiakgeist, Liq. Ammon, caustic.) einspritzt und unmittelbar hiernach während etwa ö Minuten die Mündung zusammendrückt, um den Rückfluss zu verhindern. Auch die Jodtinktur ist dazu verwendet worden. Nach der Injection gerinnt der Speichel in den Kanälen und sein Ansfluss stockt, oder er findet nur noch in geringer Menge und fadenziehend statt; zugleich schwillt die Drüse an, entzündet sich, verwächst und verödet; zuweilen bildet sich au einer Stelle ein Abscess, der geöffnet wird und leicht heilt. — Dies einfache Verfahren kann bei jeder veralteten Wunde des Speichelganges (Speichelfistel), besonders aber in den Fällen benutzt werden, wo die übrigen Methoden schon vergebens augewendet worden sind und wo namentlich durch mehrmalige Unterbindung der Speichelgang schon sehr verkürzt worden ist').
1)nbsp; Magazin für Thierheilkunde. 1849. S. 248.
2)nbsp; In der Mensclienlicilkunst besteht als Hauptverfahren zur Heilung der Spei-cliolfislelu das künstliche Durchbohren der liaeko und das Einleiten des Endes dos Speichelkanals in die so erzeugte Stichwunde, um das Einheilen des Kanals in die Letztere und dadurch die Erhaltung der Function der Ohrdrüse zu bewirken. l!ei Tbieren ist, so viel mir beliaunt, dies Verfahrennurin einem Falle von L B, llübnor mit Erfolg in Anwendung gebracht worden. Siehe „Der Tliierarztquot;. 1834, S. 8G,
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3B8nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Verletzungen des Zahnfleisches und der Laden.
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Neuntes Capitel.
Verletzungen des Zalmlleisches und der Laden.
Bei Pferden wird das Zahnfleisch auf den Laden nicht selten durch gewaltsame Kindrücke der Mundstücke von Trensen, noch mehr aber von Kandaren verletzt, und bei diesen und anderen Thiereu entstehen zuweilen Verletzungen des Zahnfleisches durch zufällig in das Maul gekommene fremde Körper. Jene erstere Verwundungen sind bald oberflächlich, bald bis auf die Knochen gehend und zuweilen ist, der Rand der Laden selbst gesplittert. Man erkennt diese Verletzungen daran, dass bei dem frischen Zustande derselben den Pferden Blut oder blutiger Schleim und Speichel aus dem Munde fliesst, dass die Thiere bei der Berührung des Maules mehr als sonst empfindlich und furchtsam sind, dass sie sehr vorsichtig das Futter kauen und es zuweilen nur halb gekaut wieder aus dem Munde fallen lassen; im Maule findet man an einer Seite, zuweilen auf beiden das Zahnfleisch der Laden verwundet, gequetscht und mit Blut unterlaufen. Die Tiefe der Wunde, so wie ihre innere Beschaffenheit hinsichtlich des etwaigen Mitleidens des Kinnbackens erforscht mau mittelst der Sonde oder bei grösseru Wunden mittelst des eingeführten Fingers. Ist eine solche Verletzung 2 bis 3 Tage alt, so zeigen die Pferde, wie vorhin angegeben, ein mangelhaftes Kauen, und wenn man ihnen das Maul öffnet, bemerkt man einen üblen, fauligen Geruch; in der Wunde ftudet man Eiter, und gewöhnlich ist dieselbe durch Nahrungsmittel verunreinigt.
Die Benrtlieilung dieser Wunden ist in den meisten Füllen günstig, da die oberflächlichen Verletzungen des Zahnfleisches stets sehr leicht heilen und auch die tieferen in der Regel vollständig zur Heilung zu bringen sind, obgleich zuweilen erst nach mehreren Wochen und nachdem die Abstossung der Knochensplitter erfolgt ist. Tu einzelnen Fällen entstellt jedoch eine chronische Entzündung der Beinhaut und selbst der Knochensubstanz an dem verletzten Aste des Kinnbackens; der Knochen treibt dann bedeutend auf, die Thiere haben heftige Schmerzen und zuweilen sind sie auch in ihrer Ernährung wegen mangelhaften Kauens gestört. In anderen Fällen bildet sich an der verletzten Stelle eine Knochenfistel, welche durch einige Monate besteht, endlich aber doch heilt. Zuweilen wird in Folge dieser Verletzungen der Rand einer Lade bedeutend niedriger, und dadurch die Wirkung des Gebisses vermindert. Behandlung. Zunächst und während der ganzen Heilungszeit müssen bei allen solchen Wunden neue Verletzungen abgehalten werden, daher die Pferde nicht mit demselben Mundstück an der Zäumimg versehen werden, sondern entweder nur mittelst des Kappzaums regiert werden dürfen oder nur ein mit Leinwand oder Werg umkleidetes Gebiss von der Dicke eines Daumens in das Maul erhalten. Ausserdem giebt man den Thicren kein Körnerfutter, sondern nur Kleie und Heu, täglich nur zweimal, und reinigt nach jeder Mahlzeit die Wunde, so dass von den Nahrungsmitteln nichts in derselben bleibt. In therapeutischer Hin-
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Verletzungen der Zunge.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 389
sieht ist das Bestreichen der frisch entstandenen Wunden mit Essigwasser oder mit einfachem Oxykrat, bei schon eingetretener Eiterung mit einem Gemenge von zwei Theilen Honig und einem Theile Aloii oder Myrrhentinktur, täglich zwei- bis dreimal wiederholt, ausreichend. Wo Splitter in der Wunde lose zu fühlen sind, aber ihrer Grosso wegen nicht leicht aus der letzteren gelangen können, erweitert man die Wunde in der Längenrichtung und entfernt die Splitter mit der Pinzette. Ist eine heftige Kiiochonentzündung eingetreten, so wendet man graue Quecksilbersalbe im Umfange der aufgetriebenen Stolle täglich ein- bis zweimal an, oder reibt in hartnäckigen Fällen Cantharidensalbe in längeren Zwischenzeiten wiederholt ein, oder applicirt auch das Glüheiscn.
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Zehntes Capltel.
Verletzungen der Z u n g o.
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Die Zungen-Yerletzungon kommen bei Pferden häufiger, als alle übrigen am Kopfe vor, bei anderen Thieren selten. Sie entstehen besonders durch die Einwirkung des Gebisses, wenn dasselbe zu dünn, zu scharf, gedroht, ein sogenanntes Sägegebiss oder das einer Stricktrense ist, welcher letzteren das eiserne Mundstück gänzlich fehlt; ausserdem entstehen sie durch zufällig in das Maul gelaugte spitzige Körper, Nägel, Nadeln, Glasstücke, Knochen, Holzsplitter und dergleichen. Sie finden sieh daher bei Pferden, welche aus übler Gewohnheit das Holzwerk im Stalle benagen, ferner wenn das Futter unrein ist, oder namentlich beim Rindvieh die Wärterinnen mit den an ihren Kleidern steckenden Nadeln nicht vorsichtig umgehen, auf der Weide und dergleichen. Zuweilen sind scharfe Zahnspitzen an ungleich abgeriebenen, zu langen oder schief gewachsenen Zähnen die Ursache dieser Verletzungen, bei Pferden das rohe Festhalten und Herausziehen der Zunge beim Aufzäumen.
Die Verletzungen finden sieh am häufigsten auf der Oberfläche der Zunge in der vorderen Hälfte derselben, aber auch an den Rändern, an der Spitze, am Zungenbändehen und Zungengrunde; sie sind von verschiedener Grosse und Tiefe, zuweilen bestehen nur oberflächliche Risse, in anderen Fällen aber Durchtrennungen durch mehr als die Hälfte der Dicke der Zunge, in einzelnen Fällen ist sogar die Zungenspitze gänzlich abgerissen; sie können ferner fremde Körper, Nadeln, Nägel, Drahtstücke, Holzsplitter, bei Pflanzenfressern am häufigsten aber Hülsen und Pasern von dem genossenen Futter enthalten. Ausserdem sieht man sie als frische oder als veraltete Wunden.
Die Erkennung dieser Wunden ist im frischen Zustande an dem zuweilen bestehenden Blutausfluss aus dem Maule, an dem Ausfluss einer abnormen Menge von Speichel und Schleim, an einem üblen Geruch aus dem Maule, am langsamen und unvollständigen Kauen und Schlucken
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Verletzungen der Zunge.
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der Nahrung und des Getränkes, im Maule selbst an den Erscheinungen der Wunde zu erlangen.
Die Benrtheilung dieser Verletzungen ist je nach Beschaffenheit derselben und der veranlassenden Ursachen verschieden. Im Allgemeinen sind Verletzungen der Zunge höchst selten gefährlich, werden es aber zuweilen In ihren Folgen; sie heilen inchrcntlieils leicht, da nirgends der Heilnngsprozess so schnell von Statten geht, wie hier; aber die Heilung erfolgt, namentlich bei Querwunden, oft unvollständig, weil die Wund-ri'mder sich bedeutend zurückziehen und callös werden. Die Heilung wird Jedoch sehr oft durch das Eindringen fremder Körper aufgehalten, so dass man selbst massig grosso Wunden in Zeit von vierzehn Tagen noch nicht geheilt sieht. Zuweilen bleibt die Zunge schief. Die Wunden des Zungenbändchens sind weit schwerer heilbar als die Wunden an der Zunge selbst, weil sich zwischen die beiden Platten desselben beständig Futter eindrängt und dadurch die Wunde nicht nur in der Heilung gestört, sondern auch allmälig immer tiefer wird, so dass man in Folge dessen bei Pferden nicht selten einen mehr als 1 Zoll tiefen Wnndkanal tindet, während die Verletzung; ursprünglich nur ein einfacher Querriss war. Die Wunden, weiche an den Seiten der Zunge und durch spitzige Zähne entstellen, heilen selten eher als bis die Veranlassung beseitigt ist. Wunden am Zungengrunde durch eingedrungene spitzige Körper erzeugt, veranlassen zuweilen Fisteln in bedeutender Länge, und Vordickung der Zungensubstanz; sie stören hierdurch die Beweglichkeit der Zunge, hindern das Hinabschlucken des Futterbissens und führen dadurch Abmagerung und Entkräftung des Thieres herbei. In den Fällen, wo die Zungenspitze abgerissen ist, sind die Thiere nur unvollständig zu kauen im Staude, und sie verstreuen wegen des erschwerten Hin-und Herbewegens des Futters im Maule immer einen grossen Theil der ihnen gegebenen Körner, wodurch ebenfalls mangelhafte Ernährung herbeigeführt wird. Die Hülfe ist in einem solchen Falle nur sehr beschränkt.
Behandlung. Zuerst müssen die etwa noch fortwirkenden Ursachen beseitigt und demgemäss ungleiche und scharfe Zahnspitzen mittelst der Zahnraspcl oder des Zahnhobels weggenommen werden, die Gebisse müssen entweder gänzlich wegbleiben, namentlich die zu dünnen, scharfen, gedrehten und Doppelgebisse, oder durch dickes Umwickeln mit' Leinwand so viel wie möglich in ihrer nachtheiligen Wirkung gemindert werden. Finden sich fremde Körper irgend einer Art in den Wunden, so müssen dieselben mit der Pinzette und nothigenfalls nach einer kleinen Erweiterung der Wunde entfernt werden. Die fistelartigen Wunden in dem Zungenbändchen müssen durch Aufspalten des Kanals an der Seite in offene Wunden timgewandelt werden. Sowohl zur Entfernung der fremden Körper, wie auch zu dem Aufspalten oder Erweitern der Wunden müssen die Thiere gehörig festgehalten, gebremst, oder auch, wenn sie sehr widersetzlieh sind, niedergelegt werden. Man bringt dann ein Manlgatter zwischen die beiden Kinnbacken, zieht die Zunge sanft aus dem Maule hervor und führt die nöthigen Verrichtungen aus. Das Aufspalten der fistulösen Wunden geschieht, wie in der Kegel in solchen Fällen am besten auf einer eingebrachten Hohlsonde. — Sind die Wunden frisch und von einigem Umfange, so harm man sie heften, — was mittelst der Knopfnaht oder Kürschnernaht mit einer feinen Nadel und
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#9632;Wunden des harten Gaumens.
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nahe an einander gelegten Heften ausgeführt wird. In diesem Falle mnss nach der Operation dem Thiere das Maul gereinigt und dann für die Zeit der Heilung, d. i. circa zwei bis drei Tage zugebunden oder mittelst eines Maulkorbes geschlossen erhalten werden. In dieser Zeit dürfen die Thiere keine Nahrung, sondern nur alle 24 Stunden einmal Wasser oder dünnen Mehltrank zum Getränk erhalten. Ohne die strenge Diät erfolgt die schnelle Vereinigung nicht. Nach der angegebenen Zeit können die Thiere täglich zweimal etwas weiches Futter, namentlich einen Erei von Kleie, kleingeschnittenes Gras oder gebrühtes Heu erhalten. Nach dem Futtern inuss aber das Maul durch Ausspülen oder Ausspritzen mit Wasser gereinigt #9632;werden. Die Hefte entfernt man erst nach fünf bis sechs Tagen. — Wunden in Eiterung kann man zur Beförderung der Granulation täglich zwei- bis dreimal mit einem Gemenge von Honig und Aloe- oder Myrrlicntinktur bestreichen, übrigens muss man sie rein halten und die Thiere täglich nur zweimal futtern. Bilden sich Schwielen in der Wunde oder an deren Eilndern, so ist das Bestreichen derselben mit Lapis infeinalis in Zwischenzeiten von vier bis sechs Tagen wiederholt am besten geeignet, eine gute Granulation und Vernarbung herbeizuführen. — Sollte eine bereits mit harten Bändern versehene alte Wunde noch geheilt oder wenigstens verkleinert werden, so kann man die Bänder abtragen und die Wunde heften, wie oben angegeben ist. Hier müssen die Thiere in der Tegel niedergelegt, und in diätetischer Hinsicht so behandelt werden, wie im Vorhergehenden angedeutet worden ist. (Siehe auch Vorfall der Zunge.)
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Eilftes Capitel.
Wunden des harten Gaumens.
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Die Verwundungen an diesem Theilc kommen am gewöhnlichsten bei Pferden vor. Sie entstehen durch spitzige oder scharfe Körper, welche zufällig mit den Nahrungsmitteln in das Maul gelangen, zuweilen auch, wenn den Thieren Getränk oder Medicin mit Glasflaschen eingegeben wird, letztere zerbrechen und die Scherben ins Maul fallen, am häufigsten aber bei der von Schmieden luitcmornmenon Operation des sogenannten „Gaumen oder Kernstechensquot;,
Dieselben befinden .sich raehrentheils an dem Ranmo zwischen den Schneidezähnen bis zum ersten oder zweiten Backenzähne, bald in der Gegend der Mittellinie, bald meliv seitlich, sind bald nur oberflächlich, bald bis auf das knöcherne Gewölbe eindringond. zuweilen dasselbe sogar durchdringend; sie sind von verschiedener Grosse, selten einfache Trennungen, sondern meist mit Quetschung verbunden und oft durch eingedrungene Nahrungsstoffe verunreinigt.
Kleine, oberflächliche Verletzungen, besonders in der Mitte des Gaumens, erzeugen nur ganz unbedeutende Zufälle, wie z. B. etwas vermehrte Speichelabsonderung und mehr vorsichtiges Kauen; die Blutung
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392nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Wunden des harten Gaumens.
ist dabei sehr gering und wird, da die Thiere das aussickernde Blut fast gänzlich verschlucken, oft kaum bemerkt. Grössere Wunden und besonders solche, welche sich mehr seitlich, in der Gegend der hier liegenden Blutgefässe befinden, machen sich im frischen Zustande hauptsächlich durch eine bedeutende und oft 12 bis 20 Stunden dauernde Blutung bemerkbar: es fliesst den Thieren entweder reines (oft ganz hell-rothes) Blut, oder Blut mit Speichel und Schleim gemengt aus dem Maule, zuweilen auch (wenn das Gaumengewölbe durchbohrt ist) aus der Nase; die Thiere kauen dabei beständig, machen mit der Zunge eckende Bewegungen und können gegebenes Futter nicht gut kauen, sondern lassen dasselbe zum Theil wieder aus dem Maule fallen; bei durchbohrtem Gaumengewölbe kehrt Getränk, selbst klein gekautes Futter durch die Nase zurück. Wenn man den Thieren die Maulhöhle untersucht, findet man die Wunden noch blutend oder ihre Ränder mit geronnenem Blut bedeckt und zuweilen ist auch ein fremder Körper vorhanden. Bei der Untersuchung sind die Thiere in Folge der Schmerzen häufig etwas kopfscheu. — Bei schon älteren Wunden fehlt die Blutung und die blutige Beschaffenheit der Wunde;, aber die übrigen angegebenen Erscheinungen sind vorbanden und ausserdem bemerkt man sehr oft einen üblen Geruch (von faulendem Speichel und Futter) aus dem Maule; die Wundränder erscheinen weisslich, zuweilen verdickt, und die Wunden sind oft mit Futterstoffen, namentlich mit Hülsen von Getreide und mit kurzen Heuhalmen verunreinigt. Durch eine das Gaumenge-wölbe durchdringende Wunde kann man eine gebogene Sonde ans dem Maule in die Nasenhöhle führen.
Benrtheilung. Ihre grösste Wichtigkeit erhalten diese Wunden durch die Blutung, wenn dieselbe sehr heftig oder anhaltend aus der Gaumenarterie und den Gaumenvenen stattfindet, denn die Thiere können dadurch sehr geschwächt, selbst dem Tode nahe gebracht werden. Diese Blutung ist jedoch stets sicher zu stillen. Uebrigens heilen oberflächliche Wunden des Gaumens leicht; selbst wenn sie einen nicht geringen Umfang besitzen; ist jedoch die knöcherne Decke des Gaumens ebenfalls durchstosson, so erfolgt wegen des beständigen Durchdringens des Futters die Heilung nur sehr langsam und zuweilen auch gar nicht, sondern es bleibt eine bald grössere bald kleinere Oeffnung und der Aus-fluss gefärbten oder mit Nahrnngstheilcn gemengten Schleims dauert fort. Hierdurch entstehen zwar direkt gewöhnlich keine grossen Nachtheile, allein solche Pferde sehen schlecht aus, und zuweilen hat man sie irr-thümlich sogar schon für rotzkrank gehalten, und in manchen Fällen entsteht Wucherung der Granulation oder auch Caries.
Behandlung. Dieselbe ist wenn noch Blutung besteht oder ein fremder Körper in der Wunde vorhanden ist, zunächst auf Entfernung des letzteren und Stillung des ersteren gerichtet. Jene bewirkt man gewöh-lich mittelst der Finger oder einer Kornzange sehr leicht, nachdem das Maulgatter eingesetzt ist. Erfolgt die Blutung nicht in einem starken Strahl, so kann man auf die mildeste WTeise folgendermaassen verfahren: Man belegt die Wunde und die Oberfläche der Zunge fingerdick mit Roggen- oder Weizenmehl, bindet hiernach dem Thiere sogleich das Maul fest zu, so dass es nicht kauen kann, und lässt es durch 6 bis 8 Stunden ruhig stehen. Gewöhnlich steht dann die Blutung schnell und dauernd. Ist aber dieselbe sehr stark, so kann man sie entweder a) durch
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Verwundungen in der Rachonhcihle.
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Tamponation, oder b) durch das Brenneisen oder — c) durch Unterbinden stillen. In der ersteren Absicht legt man einen Schwamm oder einen Ballen von Leinwand oder Werg, in Essig, Branntwein oder andere styptische Mittel getaucht, auf die blutende Stelle gegen den Gaumen und hält ihn daselbst mittelst einer breiten Binde1) fest, deren mittleren Theil man auf den Ballen legt, die Enden aber von beiden Seiten zu dem Nasenrücken in die Höhe führt, hier kreuzt, dann die Gänge über den Ballen wiederholt und sie durch Nadelstiche befestigt; oder, man legt auf den Ballen äusserlich ein der Grosse und Form des Gaumens entsprechendes Stück Sohlleder oder ein eben solches Brettchen, dessen Ränder aber recht glatt abgerundet sein müssen, und befestigt es mittelst der Binde; oder man schneidet das Brettchen so breit, dass es genau zwischen die beiden Reihen der Backzähne passt, und klemmt es dann zwischen denselben fest. Im letzteren Falle muss aber das Brett noch an den Seitenrändern in der Gegend der Maulwinkel mit Seitenarmen versehen sein, an welche man Bänder befestigt und über der Nase zusammenbindet. Ein solcher Druckverband bleibt 8 bis 12 Stunden liegen. — Das Brennen geschieht mit einem knopffönnigen Eisen, nachdem das Maulgatter eingesetzt und die Zunge gehörig zur Seite gezogen ist, ganz nach allgemeinen Regeln (S. 348); es ist oft wirksam, dauert aber die Blutung noch fort und ist Gefahr im Verzüge, so benutzt man die Ligatur, die hier wegen der Verbindung beider Gaumenarterien stets vor und hinter der Wunde angelegt werden muss. Am besten unterbindet man mit Substanz, durch Umstechen mit einer krummen Wundheftnadel. — In jedem Falle dürfen die Tbiere erst nach 12 Stunden etwas weiches Futter erhalten, und nach jeder Mahlzeit muss das Maul durch Ausspritzen gereinigt werden. Kleine Wunden heilen dann von selbst, und bei grössern kann man die Heilung durch Bestreichen mit einem Gemenge von Aloii- und Myrrhentinktur mit Honig befördern, verhärtete Wundränder mit Lapis infernalis oder dem Glüheisen etwas beleben.
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Zwölftes Capltel
Vcrwunduugen in der Radienhöhle.
Diese Verletzungen betreffen entweder das Gaumensegel, oder das obere Ende des Kehlkopfes, oder auch die hintere Wand des Schlund-kopfes. Sie entstehen hauptsächlich bei dem ungeschickten rillcncin-geben vermittelst eines Stockes, zuweilen auch bei dem Abstossen der Spitzen der Backenzähne mittelst eines Meisseis, und in seltenen Fällen durch fremde Körper, welche zufällig bis in die Rachenhöhle gelangt
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1) In mobroren Fällen wurde ein zusammengelegtes Handtuch benutzt.
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Verwundungen In der Racheuhöhlo.
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sind. Hirer Beschaffenheit nach sind es zum Thoil gestochene, zum Theil gcrissonc Wunden, mehrentheils von geringem Umfange und oberflächlich, zuweilen aber auch durch das Gaumensegel oder durch die Häute des Schlundkopfs durchgehend.
Bald nach geschehener Verletzung entsteht gewöhnlich eine reichliche Schleim- und Speichelabsonderung, so dass den Thiercn der Speichel, mehr oder weniger mit Blut gemengt, aus dem Maule fliesst; hierzu fimlet sich zuweilen Husten, allmiilig immer mehr beschwerliches, lautes, beim höchsten Grade selbst giebmendes oder brummendes Atbmeu und eben so wird das Schlingen beschwerlich. Bei Pferden findet sich in Folge der letzteren Störung gewöhnlich ein Znrückfliessen dos von dem Thiere genossenen Wassers durch die Nase. D;ibei halten die Thiere den Kopf und Hals mehr vorwärts gestreckt, zuweilen schwillt auch der Hals in der Umgegend des Kehlkopfs etwas an, und wenn man die Thiere daselbst gelind drückt, /.eigen sie Schmerz. Bei tiefer Verletzung und bei einem üblen Ausgange derselben wird das Atbmeu beschwerlicher, es tritt Fieber hinzu und die Aufnahme der Nahrung cessirt gänzlich. Bei der Untersuchung der Rachenhöhle, welche namentlich bei grossen Thieren am besten mit Hilfe des .Maulgatters unternommen wird, kann man in den meisten Fällen die Verletzung mir undeutlich sehen oder fühlen, wohl aber sieht man die hinzugetretenen Entzündungssymptome, namentlich dunkle Röthung und Anschwellung der verletzten Theile; wo ein fremder Körper noch zugegen ist, kann man diesen in der Hegel deutlich wahrnehmen.
Der Verlauf und die Folgen dieser Verletzungen sind je nach dem Orte und der Ai't derselben in den einzelnen Füllen verschieden. Oberflächliche Wunden am Gaumensegel heilen stets in kurzer Zeit und ohne Hinterlassung übler Folgen; grössere Verletzungen dieses Tbeils heilen zwar gewöhnlich ebenfalls, aber sie stören durch längere Zeit das Schlucken, so dass die Thiere dadurch in ihrer Ernährung gehindert werden und von Kräften kommen, und zuweilen bleibt eine Art von chronischer Bräune für immer zurück, in Folge deren Pferde beständig an einem mit Futterstoffen gemengten Austluss aus der Nase leiden. — Verletzungen des Kehlkopfs, sowohl des Kehldeckels wie auch der Stiimnritzliänder oder der Keblkopftascben veranlassen gewöhnlich eine heftige Entzündung in diesen Theilon, wodurch Ausschwitzung und Ver-dickung derselben entsteht, durch welche das Athmen erschwert wird. Diese Athembeschwerde ist immer bei dem Finathmen am stärksten und mit dem vorhin bezeichneten giehmenden oder brummenden Tone begleitet; sie äussert sieb während des Stillstehens der Thiere wenig oder gar nicht, heim häufen in schnellen Gangarten oder bei dem Ziehen schwerer Lasten in weichem Boden hört man aber das laute Athmen sehr stark und zuweilen wird unter diesen Umständen die Athembeschwerde bis zu dem Oracle gesteigert, dass die Thiere einen ängstlichen stieren Blick und Angstschweiss zeigen, die Nasenlöcher möglichst erweitern, den Leih und die Flanken mit grösster Anstrengung bewegen und endlich niederstürzen. In Zeit von 5 —10 Minuten oder noch später lassen diese Erscheinungen gewöhnlich nach und die Thiere sind dann wieder völlig munter. Dieser Zustand stellt die eine Art der Hartschn au-figkeit, des K e h Ikopfspf ei fens oder des pfeifenden Dampfes dar, welcher jedoch nicht in der Verdickung oder Verknöcherung des
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Verwundungen in der Rachcnhöhlo.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;395
Kehlkopfs allein, sondern in andern Füllen auch in einer Lähnuing der untern Kehlkopfsnerven, in dem Schwinden der Giesskannenmuskeln u. s. w. hegründet ist. Derselbe macht ein Arbeitsthier zu jeder anstrengenden Arbeit untauglich und kann bei einem hohen Grade der Knt-wickelung selbst plötzliche Lebensgefahr durch Erstickung herbeiführen; dabei ist er in der Kegel unheilbar uiul es .sind nur seine Folgen dadurch zu mindern, dass man das Thier durch eine In die Luftröhre künstlich gemachte Oetfiumg athmen lüsst. — Verletzungen der hintern Wand der Rachenhöhle und des Schlundkopfes sind, wenn sie nur die Schleimhaut in einem ganz geringen Umfange betreffen, heilbar und ohne Gefahr, aber grösserc Verletzungen und solche, welche bis in die Muskeln eingedrungen sind, führen immer dadurch grosse Gefahr mit sich, dass Getränk und Schleim in die Wunden eindringen und sich zwischen den Muskeln und der Schleimhaut mehr und mehr in die Tiefe hinabsen
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ken, so dass hierdurch Trennungen bis in die Brusthöhle und selbst bis zum Zwerchfell erfolgen. Hierbei entsteht jeder Zeit eine Entzündung des Brustfells mit Ausschwitzung, und der Tod tritt trotz aller angewendeten Mittel gewöhnlich nach Verlauf von 6—9 Tagen ein.
Die Behandlung. Zunächst müssen etwa vorhandene fremde Körper entfernt werden. Hierauf, oder wo fremde Körper nicht zugegen sind, auch sogleich, lüsst man eine gänzliche Enthaltung von Nahrungsmitteln und Getränk während etwa Ji Tagen stattfinden; um diese Entziehung dem Thiere erträglicher zu machen, ist es zweckraässig, dasselbe ganz einsam zu halten, damit es nicht bei dem Verabreichen des Futters an andere Thiere zu sehr aufgeregt werde. Die Wunden selbst werden auf keine Weise chirurgisch behandelt, sondern man sucht nur die etwa eintretenden Entzündungszufälle durch Ableitung mittelst Anwendung der Kantharidensalbe auf die Haut in der Umgegend des Kehlkopfs und bis auf die untere Hälfte der Ohrdrüsen zu beseitigen.
Ist die Hartschnaufigkeit in ihrer Entwickelung wahrzunehmen, so ist ebenfalls die Anwendung der Kantharidensalbe im Umfange des Kehlhopfes, nach Zwischenzeiten von 5 — 6 Tagen mehrmals wiederholt, bis das Athmen ruhiger wird, zu empfehlen, 1st aber der Fehler bereits vollständig ausgebildet und soll das Thier zur Arbeit benutzt werden, so bleibt nichts anderes übrig, als die Tracheotomie und das Einlegen einer metallenen Röhre in die hierdurch erzeugte Oeffnnng in der Luftröhre.
Die Tracheotomie kann für den hier in Bede stehenden Zweck nach zweierlei Methoden unternommen werden, und zwar a) mit Eröffnung der Luftröhre an ihrer vorderen Fläche, oder—b) mit Durchbohrung der Luftröhre mittelst des von Hayne angegebenen Troikars.
a) Bei der ersten Methode verführt man nach E, Viborg's Angabe folgendermaassen: Dem mit einer Bremse versehenen Thier wird der Kopf hoch aufgerichtet und ein Vorderfuss aufgehoben gehalten. Der Operateur steht rechts und scheert etwa eine Hand breit unter dem Kehlkopf an der vorderen Fläche des Halses die Haare auf einer Fläche von circa 4 Zoll Länge und 1 Zoll Breite ab (bei kloinen Thieren etwa auf einer halb so grossen Flüche); — dann legt er mit Unterstützung eines Gehilfen die Hand daselbst in eine Querfalto und durchschneidet dieselbe senkrecht so, dass eine :i—4 Zoll lange Hautwunde gerade auf der Mittellinie der Luftröhre entsteht. Fehlt ein Gehilfe, so kann die-
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Verwundungen in der Eachenhiihle.
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sei' Sclmitt auch ohne Bildung einer Falte geschehen. Hierauf trennt man die unmittelbar an der vorderen Flüche der Luftröhre liegenden Brustzungenbein- oder Brustscbildinaskeln In der Mittellinie von einander, so lang wie die Ilautwimde ist, und zieht sie mit stumpfen Haken, im Nothfiill mit den Fingern, von einander, so dass hierdurch die Luftröhre selbst entblösst wird. Das etwa auf derselben liegende Zellgewebe wird mit Hilfe der Pinzette abpräparirt und entfernt. Dann sticht man ein gerades Bistouri flach zwischen die zwei obersten sichtbaren Knorpelringe und trennt dieselben quer über die vordere Fläche der Luftröhre, bei Pferden in der Breite von circa 1—1^ Zoll, wendet an der einen Seite die Schneide des Messers nach unten und durchschneidet senkrecht zwei Knorpelringe; hierauf setzt man das Messer am andern Winkel des ersten Schnittes wieder ein und durchschneidet senkrecht dieselben zwei Knorpelringe, wie an der andern Seite; endlich wendet man das Messer am Ende dieses senkrechten Schnittes nach der andern Seite und trennt das auf 3 Seiten bereits gelöste Knorpelstück an seinem untern Rande vollständig ab. Um dies sicherer zu bewirken, hält man es zwischen den Fingern, oder mit der Pinzette, oder mit einem Häkchen fest. Nach einer von Brogniez angegebenen Veränderung schneidet man aus der entblössten Luftröhre das Knopelstück mit einem hierzu erfundenen zweischneidigen Messer (Tracheotom), welches nach der einen Fläche concav gearbeitet und so breit ist, wie eben die Oeffnung in der Luftröhre werden soll, heraus und erzeugt auf diese Weise eine rundliche Oeffnung,
Günther empfiehlt: ganz einfach die Luftröhre an ihrer vorderen Fläche in der Mittellinie durch 3—.'gt; Knorpelringe senkrecht zu spalten und so eine Oeffnung ohne Substanzverlust in ihr zu erzeugen. Dieses letztere Verfahren ist das einfachste und gewährt zugleich den Yortheil, dass die Luftröhre sich an der Operationsstelle nicht verengert, wie dies nach dem Herauslösen eines Knorpelstücks sehr häufig der Fall ist.
b) Nach der zweiten Methode lässt man den Kopf des vorher gebremsten Thiers etwas vorwärts gestreckt halten, wodurch die Luftröhre etwas mehr zwischen den Drosselvenen u. s. w. hervortritt; man stellt sich an die linke Seite des Halses, umfasst mit der linken Hand unter dem Kehlkopfe die Luftröhre, um sie zu ßxiren und zugleich die Haut zu spannen, — setzt die Spitze des vorher mit Ocl bestrichenen Troi-kars in der liegend des dritten bis fünften Luftröhrenringes auf die Mitte der linken Seitenfläche der Luftröhre und durchsticht in horizontaler Richtung die beiden Seitenwände derselben, so dass die Spitze des Instruments an der rechten Seite durch die Haut hervordringt und die Röhre des Troikars mit ihrer mittlern Oeffnung gerade in der Luftröhre liegt. Nun wird das Stilet aus dem Troikar entfernt und auf die Enden der Röhre werden die Stellringe so angeschraubt, dass sie an jeder Seite etwa \ Zoll weit von der Haut entfernt sind. Durch diese Ringe wird das Verschieben der Röhre und das Herausfallen derselben verhindert, Die Röhre bleibt für immer liegen und wird von Zeit zu Zeit von dein etwa in ihr befindlichen Schleim u. s. w. mittelst einer hindurch gezogenen Feder gereinigt. Das Thicr atlnnet vermittels dieser Vorrichtung ziemlich leicht, so dass es mit derselben schnell laufen und anstrengende Arbeiten verrichten kann, aber es entsteht bei jedem Athem-zuge ein unangenehmes sausendes oder pfeifendes Geräusch durch die
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Yenvumlmigcn in der Rachenbölilc.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;397
Rühre., besonders wenn das Thier laufen muss, und ausserdem bleibt zuweilen der Zügel oder die Leine an den hervorragenden Röhrenenden sitzen und veranlasst Zerrung, Dieser Unbequemlichkeit wegen benutzt man dies Verfahren selten.
Die nach der einen oder der andern Methode ausgeführte Operation ist stets ohne Gefahr und nur von sehr geringer Blutung begleitet, so dass es in der Regel nicht nöthig ist, etwas gegen dieselbe zu thun oder eine besondere Nachbehandlung einzuleiten; sollte jedoch in einem Falle die Blutung ungewöhnlich stark sein, so kann man leicht das blutende Gefäss aufsuchen und zudrehen oder auch die Umstechung desselben ausführen.
In die Oeffnung der Luftrühre legt man gleich nach der Operation eine der Weite der Luftröhre und der (iiösse der Wunde angemessene Röhre von gut verzinntem Eisenblech oder von Messing, um die Wunde hierdurch beständig olfen zu erhalten und das Atlnnen durch dieselbe zu erleichtern.1). Eine solche Röhre tragt durch den Druck auf die
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1) Die hierzu benutzten Röhren müssen: 1) einen solchen Durchmesser haben, dass derselbe dem der Luftröhre, oder weuigstens dorn dor Stimmritze des betrelTen-den Thiores entspricht, um die zum vollen Athmen erforderliche Menge atmosphärischer Luft einströmen zu lassen; und Ü) müssen sie so construirt sein, dass sie auch bei verschiedenen Stellungen und Bewegungen des Thieres nicht aus der Luftröhre fallen. Für diesen letzteren Zweck hat man sie auf verschiedene Weise eingerichtet. Die einfachste ist die von Bartholemy d. Aelt. angegebene, welche eylindrisch, fast im achten Theile eines Kreises gebogen, am uutcru Kndo gut abgerundet und am obern Ende in die ihrem Durchmesser entsprechende Oeffnung eines viereckigen oder rundlichen Blechschildes im rechten Winkel angelöthet ist. Sie ist für Pferde 4—5 Zoll lang und 1 — 1^, Zoll im Durchmesser, und das Schild gegen 4 Quadratzoll gross Letzteres ist an den vier Ecken mit länglichen Oetf-nungen versehen, zur Aufnahme von Riemen, mittelst welchen die in die Luftröhre gebrachte Röhre um den Hals befestigt wird. Diese Rühre ist leicht einzusetzen, leicht herauszunehmen, fällt aber auch von selbst heraus, wenn das Pferd den Kopf senkt und wenn das obere Ende des Halses sehr schmal ist. Ausserdom beleidigen die Riemen das gute Aussehen der Tbiere Damoiseau machte das obere Ende dieser Röhre etwas weiter und oval und legte einen, durch eine Oeffnung in ihrer obern (hintern) Wand verschiebbaren Zapfen in dasselbe. Vermöge dieses hervorgeschobenen urfd äusserlich mittelst eines Ringes an einen Knopf befestigten Zapfens hält sich die Röhre dann ohne Riemen in der Luftröhre fest. — Leblauc erfand eine Rühre, welche aus zwei im rechten Winkel gebogeneu Hälften in der Eorrn IT besteht, so dass sie, nachdem beide Iliiltften aneinandergefügt sind, fast einem T ahnlich erscheint. Die feste Zusamraenhaltung der beiden Stücke wird durch einen aus zwei durch ein Charnior mit einander verbundenen Hälften bestehenden Ring, welcher auf das vordere Ende der Rühre gelegt und mittelst einer Schraube geschlossen wird, bewirkt. Die beiden Hälften der Rühre werden einzeln und so in die Luftrühre gelegt, dass die eine, mit ihrem im Knie gebogenen Querstück nach unten, die andere eben so nach oben in derselben gerichtet ist, und beide gleichsam Widerhaken bilden, durch welche sie sich fest in der Lage erhalten, nachdem der bezeiclmete Ring am äussercu Ende auf die zusammengefügten Slücko gelegt werden ist. —
Ausserdem hat noch Dietrichs eine solche Rühre mit einem platten Schieber, welcher in der Art wie der Zapfen in der Rühre von Damoiseau hervorgeschoben wird und einen Wiederbalt in der Luftrühro bildet, — und lirogniez eine solche Rühre, welche an ihrem inneren Ende mit zwei aufziehbaren und im rechten Winkel gegen die Rühre zu stellenden Klappen' versehen ist, angegeben. Die Letztere ist
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Verletzungen der Luftröhre und des Kehlkopfs von aussen her.
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Wundränder dazu bei, dass dieselben bald kallös werden und fest vernarben. Bis dieses geschehen ist, imiss man die Röhre etwa alle ;'gt; — 8 Tage einmal ans der Wunde lierausnelnncn, beide reinigen, die letztere mit etwas Bleicerat bestreiclien und die erstcre dann wieder in die Luft-riilne bringen. Wenn die Vernarbung vollständig geschehen ist und die Eiterung aufgebort bat, kann die Röhre immer II Tage liegen, olme dass man nötbig hat, sie zu reinigen. Pferde können mit derselben alle Arbeiten verrichten.
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Dreizehntes Capitel.
Verletzungen der Luftröhre und dos Kehlkopfes von aussen her.
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Verletzungen der genannten Theile können durch Waffen, durch Horn-nnd Deicbselstüsse, oder auch zuweilen bei dein Aderlassen, bei der Ausschälung hier liegender Geschwülste oder aneb absichtlich bei der Tracheotomie, welche für verschiedene Zwecke unternommen wird, entstehen. Dieselben kommen oft für sieb allein, in andern Fallen mit gleichzeitiger Verletzung des Schlundes, der grossen Gefässe u. s. w. vor und sind, je nach ihrer Grosse, bald leichter bald weniger leicht zu erkennen; grössere Wunden der Luftröhre und des Kehlkopfs sieht man deutlich und eben so hört und sieht man das Aus- und Einströmen der Luft aus ihnen zuweilen mit einem lauten Geräusch; kleine Wunden sind gewöhnlich nur an einem pfeifenden Geräusch von diesem Einströmen der Luft und an einer Luftgeschwulst (Emphysema) im Umfange der Wunde zu erkennen. Die Luftgeschwulst zeigt, sich als eine nur 2—3
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sehr schön construirt, aber auch am complicirtesten und theuersten. — Ich benutzte eine sehr einfache aus zwei 'J'lieileu bestehende Röhre Die Röhre ^Ibst ist 2i bis 8 Zoll, nicht gebogen, hat ein elliptisches, circa li Zoll hohes und 1 Zoll breites Lumen, am ausseren Ende einen im rechten Winkel aOgehogeneu i Zoll breiten Rand, welcher an der untern Wand ein wenig breiter und mit einem 2 Linien breiten Loch versehen ist Am innern Ende besitzt sie, 3 Linien vom Rande entail der untern Wand 1!, Zoll langen und 2 Linien breiten Querspalt und am Rande der oberen Wand einen, im rechten Winkel abgebogenen 1 Zoll langen und ebenso breiten Fortsat/, dessen Ränder gut abgenuulct sind. Nachdem diese Röhre in die Luftröhre eingebracht worden ist, und zwar so, dass der eben erwähnte Fortsatz in ihr nach oben zu steht, führt man als zweiten Theil den beweglichen Widcrhalter in die Röhre. Dieser besteht aus einem G Linien breiten Stiel, welcher genau die Länge der Röhre vom vordem Rande bis zum Querspalt hat, am äusseru Rande einen G Linien langen, im rechten Winkel gebogenen und mit einem Loch versehenen Anhang und am Innern Ende ein eiförmiges, 1 Zoll langes, 10 Linien breites, im rechten Winkel abgebogenes IMatt besitzt. Letsteres greift durch den Querspalt der Röhre, und durch das Loch am vordem Ende und die ihm correspondive OelVnung am Rande der Röhre zieht mau einen Bindfaden oder einen Draht, und bindet beide Stücke zusammen.
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Verletzungen der Luttrohro und des Kehlkopfs von aussei! hör.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;399
Linien über die gesunde Haut liervorstelionde Anscbwellang, welche heim Drücken mit den Fingern ein knisterndes Geräusch wahrnehmen und sich von einer Stelle zur andern im Zellgewebe unter der Haut durch Druck weiter treiben liisst; sie ist zuweilen nur einige Quadratzoll gross im nächsten Umfange der Wunde vorhanden, in andern Fällen über den ganzen Hals, selbst bis zum Kopfe oder nach nuten bis zur Brust bin verbreitet. Zuweilen besteht aueb bei diesen Verletzungen Ausflnss von Blut oder blutigem Schaum aus der Wunde, aus dem Maule und aus der Nase und nicht selten sind dio Tbiere mit Husten geplagt. In denjenigen Fällen, wo der zurücklaufende Nerv mit verletzt ist, ist das Ein-athmen brummend oder giehmend (Kehlkopfpfeifen S. J)94). Bei den grös sern Wunden kann man mit einem Finger, bei den kleinem mit einer Sonde bis in die Luftröhre eindringen niul den freien Kaum in derselben fühlen.
Die Beurtbeilung dieser Verletzungen ist in den meisten Fällen ziemlich günstig zu machen; denn der Frfalirnng zufolge heilen kleine Wunden der Luftröhre immer sehr leicht, wenn sie nicht mit Substanzverlust verbunden oder sebr ungleich gerissen oder stark gequetscht sind, und selbst grosse Wunden heilen sehr häufig unter diesen Bedingungen, zuweilen sogar durch die schnelle Vereinigung. Wenn aber Substanzverlust besteht, so erfolgt bei übrigens günstigen Verhältnissen zwar Heilung, aber die verlornen Theile der Kuorpelriuge werden nicht wieder ersetzt, sondern es bildet sich von den Rändern der Wunde her eine Art dichter Zellgewebshaut, welche die Vernarbung herbeiführt und die Oeffnung in den Knorpeltheilen der Luftröhre schliesst. Dies geschieht bei Pferden und nach Verlust von circa 1 Quadratzoll Knorpelmasse gewöhnlich in Zeit von vier Wochen und ohne dass irgend ein Nachtheil davon zurückbleibt. In manchen Fällen ziehen sich aber die Enden der Knorpelringe nach einwärts in die Luftröhre, verengen dieselbe und bilden hierdurch für immer ein organisches Hinderniss für den Durchgang der Luft, in Folge dessen Kurzathmigkeit und lautes Athmen (Hart-schnaufigkeit, wie im vorhergehenden Capitel S. 1)94 angegeben ist) entstellt. Die üblen Folgen dieses Fehlers sind nur durch die Tracheotomie zu mindern aber auch nicht gänzlich zu beseitigen; selbst durch das Ausschneiden der umgebogenen Knorpelstücke wird das üebel nicht gehoben. In denjenigen Fällen, wo der n. recurrens mit verletzt ist, erfolgt z;u-weilen Heilung desselben und die Wiederherstellung des regelmässigen Athmens, wenn die Wunde in einer einfachen Trennung besteht und die Heilung durch schnelle Vereinigung stattfindet; ist aber der Nerv zerrissen oder aus seiner Lage gebracht, so dass eine Verbindung zwischen den beiderseitigen Enden nicht stattfinden kann, so ist in der Kegel ebenfalls Hartschnanfigkeit die Folge hiervon. Die Luftgeschwulst ist an und für sich stets eine gefahrlose Erscheinung, welche sich nach höchstens 4—6 Tagen wieder verliert und nicht die mindeste üble Folge zurücklässt. Verwundungen des Kehlkopfs sind übrigens in jodein Falle schwerer zu heilen und gefährlicher als gleich grosse Verwundungen an der Luftröhre.
Die Behandlung. Einfache Stich-, Schnitt- und Hiebwunden vereinigt man mittelst der blutigen Naht, am besten mit der Hasenschartennaht und dann hält man die Entzündung durch Anwendung kalter Umschläge ab. Besteht ein Reizfieber oder sehr beschwerliches Athmen, so
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Vorwuuduiigon der Drosselvene und Drossolarterie.
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ist ein Aderlass und die Anwendung von Salpeter und Glaubcvsatz oder Doppelsalz im Getränk noting. Bei gerissenen und stark gequetschten Wunden kann man die entblössten und zwischen den Weichgebilden hervorragenden Enden der Luftröhrenknorpel an der Stelle abschneiden, wo die Gränze der sie bedeckenden Weichgebilde ist, weil sonst die Knorpel doch nur trocken werden und als fremde Körper wirken. 1st eine solche Wunde lappig oder biegen sich ihre Ränder zu stark nach anssen, so kann mau sie heften, wenngleich die Hoffnung auf schnelle Vereinigung dabei nicht vorhanden sein kann. Bei jedem Heften solcher Wunden an der Luftröhre dürfen nur die Weichgebilde durchstochen werden, die Knorpel aber müssen unberührt bleiben. Auch bei diesen Wunden kann man am ersten Tage eine kühlende Behandlung anwenden, am folgenden und später bedeckt man die Wunde mit wollenem Zeug oder, wo fleissige Abwartung des Patienten zu haben ist, mit Breiumschlägen von schleimigen Mitteln, um die Eiterung zu befördern. Die Heilung erfolgt dann durch Granulation, und die weitere Behandlung muss, je nachdem dieselbe sich zeigt, bald auf blosse Reinigung beschrankt bleiben, bald auch durch Anwendung von Digestivsalben bei zu geringer Thätigkeit, oder durch Anwendung austrocknender Mittel bei üppiger Granulation u. s. w. geleitet werden.
Die Windgeschwulst wird in jedem Falle durch gelindes Drücken und Streichen auf derselben in der Richtung zu der Wunde hin, oder wenn die letztere sehr klein ist, durch mehrere Einstiche in die Haut und gelindes Drücken und Streichen zu diesen hin, sehr vermindert oder auch gänzlich beseitigt.
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Yierzehntes Capitel.
Verwundungen der Drosselvene und der Drosselarterie.
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Verwundungen dieser grossen Gefässe am Halse kommen zuweilen durch Waffen vor, häutiger-aber bei chirurgischen Operationen, namentlich bei dem Aderlassen, und zwar, bald nur in dem einen allein, bald in beiden Gefässen zugleich und auch mit gleichzeitiger Verletzung der naheliegenden Theile. — Sie bestehen entweder als einfache Trennungen in der Länge des Gefässes oder in schiefer oder querer Richtung, oder sie sind mit Quetschung und Zerreissung, selbst mit Substanzverlust verbunden; die Trennung ist bald unvollständig, bald vollständig, und zuweilen geht eine Stichwunde durch die äussere (vordere) und die innere (hintere) Wand eines oder beider Gefässe. Bestellt die Verwundung nur in einem Gefäss, so bemerkt man, abgesehen von der Grosse und Form der Wunde selbst, folgende Erscheinungen:
Bei Verletzungen der Drosselvene zeigt sich Ausfluss eines schwarz-rothen Blutes, und dieser Ausfluss hört auf, wenn man einen Druck über der Wunde im Verlaufe des verletzten Gefässes anbringt. Bei den Ver-
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Verwuiulungen der Drosselvene und der Drosselartoiio.
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letzungen der Carotis strömt scharlachrothes Blut, rauschend und ge-wöhnlich in einem Bogen oder auch stossweise verstärkt aus der Wunde und der Austluss dieses Blutes hört nur dann auf, wenn man einen kräftigen Druck unter und eben so (Hier der Wunde im Verlaufe des Gelasses anbringt; denn die Carotis erhält nicht allein Blut vom Herzen her, sondern auch durch ihre Anastomosen von der Wirbelarteric und aus der Carotis der andern Seite.
Wo beide Gefässe verletzt sind, sind auch die Erscheinungen an dem Bluttluss zusammengesetzt,
Ist hei einer kleinen Hautwunde, wie dieselbe z. B. gewöhnlich bei dem Aderlässen entsteht, die Carotis bloss angestochen oder auch nur die hintere Wand der Jugularvene durchstochen, so entsteht eine Blut-ergiessung in das lockere Zellgewebe neben und hinter den Gefässen, und in Folge dessen eine Anschwellung des Halses. Diese Anschwellung nimmt gewöhnlich schneller zu, wenn die Hautwunde geschlossen und der Blutausfluss nach aussen verhindert wird. Zuweilen erreicht die Gesehwulst einen enormen Umfang; sie pflegt sieh in den folgenden Tagen zu senken und mit einem Oedem begleitet zu sein. Durch ihren Druck nach innen erschwert sie das Schlingen und oft auch das Atlimeu.
Mit der Verletzung der Carotis ist gewöhnlich auch eine Verletzung der neben ihr liegenden und mit einer Zellgewebsscheide verbundenen beiden Nerven des grossen, sympathischen und des Lungenmagonnerven verbunden. Die Verletzung des ersten Nerven erzeugt augenblicklich keine besondern Zufälle und ist deshalb von aussen nicht zu erkennen, wogegen die Verletzung des Vagus sich in der Hegel sogleich durch ein brummendes oder giehmendes Einathmen, wie bei der sogenannten Hartschnauflgkeit kund giebt. Haben die Tbiere bereits viel Blut verloren, so finden sich auch die Erscheinungen des Blutverlustes, kleiner schwacher Puls, Blässe der Schleimhäute u. s. w. hinzu und bei grossen Querwunden kann in Zeit von circa 10 — 15 Minuten selbst der Tod durch Verblutung erfolgen.
Prognosis. Nach den angedeuteten Verschiedenheiten muss die Be-urtbeilung dieser (iefässverletzungeu in den einzelnen Theilen eine sehr verschiedene sein. Kleine, d. h. nicht über I Zoll lange Wunden in der Längenaxe der Drosselvene und bei ebener und einfacher Beschaffenheit der Wnndränder gestalten in der liege! die Heilung durch schnelle Vereinigung; bei grössern Wunden, selbst wenn sie die bezeichnete günstige Beschaffenheit besitzen, ist aber dieselbe gewöhn lieb nicht zu erreichen, solidem das Gefäss muss unterbunden werden und geht für die Circulation dos Blutes verloren, wodurch /.war in der ersten Zeit nach der Unterbindung nur unbedeutende Zufälle, namentlich Eingenommenheit des Kopfes wie bei dem Dnmmkoller und Mattigkeit entstellen, in der Folge aber der Nachtheil erwächst, dass mau nur noch an einer Seite des Halses den Aderlass verrichten kann und dass bei einer Entzündung der übrigbleibenden Vene das Thier in Lebensgefahr versetzt wird. Auch kleine quere und schiefe Wunden der Drosselvenen können durch schnelle Vereinigung geheilt werden, wenn aber die Trennung bis über die Hälfte des Gefässumfanges sich erstreckt, ist ebenfalls nur durch die Unterbindung die Verschliessung des Gcfässes und die Heilung zu bewirken. Bei allen mit Quetschung und Zerrcissung verbundenen Wun-
Heotwio, Chirurgllaquo;. 3. Aufl.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; an
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Verwundungen dor Drosselveue und der Drosselmterie.
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den dvv Drosselvene ist das Eintreten einer Yenenenteflndung (S. 161)
zu fürchten. — Kleine, d, h. nicht über 5 Zoll lange Wunden in der Längenrichtung der Carotis und mit glatten Rändern versehen, können durch schnelle Vereinigung heilen, besonders wenn dabei die äusserlich auf dem Gefäss liegenden Theiie wenig verletzt oder künstlich recht vollständig vereinigt sind. Quenvundon, schiefe und ungleich gerissene Wunden in diesem Gefäss verlangen stets die doppelte Unterbindung oder die Zudrehuug der getrennten Gefässenden in grösster Schnelligkeit, weil sonst die oben angedeuteten üblen Zufälle oder selbst der Tod erfolgen, Eben so ist bei den die beiden Gefässwäude durchdringenden Wunden die Gefahr immer sehr gross, wenn die oben bezeichnete Anschwellung des Halses bei denselben eintritt — Die gleichzeitige Mit-veiletzung eines sympathischen oder eines Lungenmagennerven bedingt für sich keine besondere Gefahr und die oben bezeichneten Atheinbe-schwerden verlieren sich gewöhnlich im Verlaufe von circa vierzehn Tagen wieder gänzlich, in manchen Fallen aber machen sie sich später oft von Neuem bemerkbar, wenn das Thier angestrengt und im schnellen Laufe arbeiten muss.
Behandlung, Einfache Wunden der Drosselvene an der äussern Wand derselben und in der bezeichneten geringen Grosse verschliesst man durch Zusammenheften der Hautwundränder vermittelst der Knopfnaht oder noch besser vermittelst der Hasenschartennaht, — wie dies letztere bei dem Yerschliessen der Aderlasswunden allgemein gebrauchlich ist. Mau verfährt dabei ganz nach den Hegeln über das Anlegen der Nähte. Die Ränder der Venenwunde selbst werden dabei nicht von den Nadeln oder Heften berührt. 1st die Haut in einem grössern Umfange von den unter ihr liegenden Theilen getrennt, so legt man nach dem Heften noch Compresseu von Leinwand über die Wunde und ihre Umgebung und erhält dieselben durch einen massig fest um den Hals gelegten Verband in ihrer Lage. Hierauf wird das Thier in seinem Stande massig hoch angebunden, so dass es mit etwas aufgerichtetem Kopfe stehen muss; es darf in den ersten 21 Stunden kein Futter, sondern nur MeMtrank in Ideinen Quantitäten und in längeren Zwischenzeiten erhalten, weil bei dem Kauen der Blutzurlickfluss vom Kopfe stets viel stärker erfolgt, und dadurch die Verwachsung der Gefässwunde gestört wird. Bei grossen Wunden wendet man ausserdem noch kalte Umschläge während I — 2 Tagen an. Entsteht oder bleibt im weitern Verlaufe eine fluetnirende Blutgeschwulst irgend wo im Umfange der verletzten Stelle, so kann man nach '2—:! Tagen dieselbe an dem niedrigsten Punkt anstechen, ihren Inhalt durch gelindes Drücken entfernen und dann Umschläge von Essigwasser, Oxycrat 11. dgl. anwenden.
Grosse Längen- und Querwunden der Drosselvene und ebenso durch beide Wände dringende Wunden, welche mit einer Innern Blutung bestehen, müssen ohne grossen Zeitverlust unterbunden werden. Dies geschieht nur an dem Theil der Vene über der Wunde und am besten mit einem schmalen Bändchen, weil die runden Ligaturbänder die schwachen Venenhäute zu schnell durchschneiden. Nach der Unterbindung wird das Gefäss an der Stelle der Verletzung vollständig durchschnitten, theils um die Spannung in demselben und eine mögliche Zerreissung an der Unterbindnngsstelle, theils auch um das Eindringen der Luft in die Vene zu verhindern, da die letztere sich nach dem völligen Durchschneiden
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Venvuiuluiigcn iler Drosselvene und der Drosselarterle.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;4(Kgt;
auch am untern Ende molir zurückzieht und sicli schliesst. Im üebri-gen verfährt mau nach dun allgemeinen Regeln dor Gefässunterbindung. Das Verhalten der Thiere nach der Unterbindung und die Behandlung der Wunde geschieht, wie im Vorstehenden nach dem Heften der Jlant-wunde angegeben ist.
An der Carotis werden kleine Längcnwundcn, namentlicli die bei dein Aderlassen zuweilen entstehenden Sticlnvuiideii, in den meisten Fällen j:-;ni/. gut dadurch zur festen Verwaelisimir der Wund runder vorbereitet, dass mau die ilussore Wunde möglichst genau verschliesst, und dureli die Muskeln einen Druck auf die verletzte Gefässtelle bewirkt. Die Thiere müssen dabei mit in die Hübe gestrecktem Kopfe kurz angebunden und an der verletzten Seite des Halses recht Heissig mit ganz kaltem Wasser befeuchtel oder mit Schnee oder las, wenn es zu haben ist, bedeckt werden. Entsteht bei dieser Uehandlung keine weitere Anschwellung des Halses, so kann mau die lleihmg erwarten, die dann in etwa 4 —.) Tagen erfolgt. Während dieser Zeit muss die eben angedeutete Behandlung unverändert fortgesetzt werden. Nimmt aber die Geschwulst zu, oder tritt von Zeit zu Zeil neue Blutung durch die Wunde ein, so ist es am besten, die Unterbindung des Gefässes zeitig vorzunehmen. 1st hierzu die äussere Wunde nicht gross genug, so muss sie allenfalls bis zu einer Länge von 3—4 Zoll mit dem Messer vorsichtig erweitert werden. Nun zieht dann, wenn die Carotis blos's theilweise verwundet ist, dieselbe mit dem gekrümmten Zeigefinger sanft hervor, löst sie von den beiden Nerven, welche mit ihr zusammen in einer zel-ligen Scheide liegen, unterbindet sie unter und auch üher der Verletzung und schneidet sie dann an der verletzten Stelle vollständig durch. 1st aber durch die Verletzung selbst eine vollständige Durchtrennung geschehen, so miissteman. wenn man dasThier noch lebend findet, schleunigst das untere Ende des Gefässes in der Wunde aufsuchen, es hervorziehen und es unterbinden oder zudrehen und hierauf mit dem oborn Ende eben so verfahren. Die ünterbindungsfäden lässt mau so lang an der Carotis sitzen, dass ihr äusseres Ende eben bis an die Haut reicht. Die äussere Wunde wird gereinigt und oberflächlich oder vollständig durch die blutige Naht vereinigt, je nachdem ihre anderweitige Beschaffenheit es gestattet. Die Thiere müssen, wenn sie nicht zu sehr vum Blutverlust erschöpft sind, nach geschehener Unterbindung anhaltend und ruhigstellen und fiberhaupi völlig ruhig gehalten werden; sie dürfen auch nur weiches Kutter erhalten. Die Ligaturfilden pflegen sich um den sechsten bis achten Tag abzulösen, und die Heilung der Wunde erfolgt dann je nach ihrer Grosse und Beschaifenheit. Dainil die Thiere sich am Halse nicht reiben, kann man ihnen das sogenannte hölzerne Halsband oder den Halskrageu umlegen und während der ganzen Heilungszeit beibehalten.
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.10-1
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Wunden des Schlundes.
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Fünfzehntes Capitel.
Wunden des Schlundes.
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Verwundungen des Schlundes durch verletzende Körper von ausson her kommen im Ganzen selten vor; sie entstehen durch eindringende Kugeln, Lanzen, Gabeln u. dgl. und zuweilen werden sie auch absichtlich bei der Operation des Schlundschnittes gemacht; dagegen kommen Verletzungen dieses Organs von innen her, durch verschluckte spitzige Körper erzeugt, wie z. B. durch Fischgräten Knochensplitter, Dornen, Nadeln u, dgl. nicht ganz selten vor, gehören jedoch nicht hierher, sondern in die zwölfte Classe. Die von aussen her entstandenen Schlundwunden sind wegen der tiefen Lage des Schlundes fast immer mit gleichzeitiger Verletzung der grossen Halsgefilsse oder der Luftrühre verbunden; sie geben sich, je nach ihrer Grosse, bald leichter, bald weniger leicht zu erkennen. Lei grossen offenen Wundon sieht man zuweilen den Schlund entblösst und dann die Wunde in ihm ganz deutlieh, ausserdem bemerkt man auch das Ausfliessen von Speichel, von Getränk und von Futter, wenn das Thier eben schluckt, ruckweis erfolgen; bei kleinen, engen Wunden am Halse ist nur die letztere Erscheinung allein als Zeichen der bestehenden Schlundverletzung wahrzunehmen. Bei gehörig offenen Wunden fliessen die aus der Schlundwunde aussickernden Mateiien frei nach aussen ab, bei kleinen engen Wunden senken sich aber dieselben in dem lockern Zellgewebe neben dem Schlünde und der Carotis allmälig mehr in die Tiefe, erzeugen hierdurch äusserlich ödematose Anschwellungen und durch Einsickern in die Brusthöhle veranlassen sie in späterer Zeit zuweilen Pleuritis, oder auch Pneumonie und den Tod Durch das Einsickern des Speichels in die Wunde und durch die leicht stattfindende faulige Zersetzung desselben nehmen diese Wunden in den meisten Fällen einen üblen, fauligen Geruch an.
Die Beurtheilung. Die Wunden des Schlundes sind an und für sich niemals lebensgefährlich und in der Hegel heilbar, wenn die Wundränder in gegenseitige andauernde Berührung zu bringen sind; die Erfahrung zeigt, dass selbst, das vollständige quere Durchschneiden des Schlundes in manchen Fidlen doch noch vollständige Heilung hat stattfinden lassen; doch sind dieselben nach ihrer Grosse und nach ihrer Beschaffenheit von verschiedener Bedeutung hinsichtlich der leichtern oder schwerern Heilbarkeit und der durch das Ausfliessen des Speichels und der Futterstoffe erzeugten Zufälle. Durch diese Zufälle werden die Schlundwunden allein lebensgefährlich. Längenwunden im Schlünde sind immer heilbar, je kleiner sie sind, um desto schneller erfolgt die Heilung; Qnerwunden heilen schwerer, und Wunden mit Substanzverlust oder mit ungleicher Zerreissung heilen am schwersten und langsamsten. Enge Wunden und solche, welche eine schiefe Richtung von aussen und von oben nach innen und unten haben, führen leicht die angegebenen Einsickerungen in das Zellgewebe und dadurch jene üblen Zufälle herbei, dagegen entstehen hei denjenigen Wunden, welche von innen eine schiefe Fläche nach aussen und unten bilden, die üblen Zufälle am
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Wunden des Schlnndes,
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wenigsten. Zuweilen bleibt eine Erweiterung (ein Schiundbruch), seltener eine Verengerung zurück.
Die Behandlung. Nachdem die etwa vorhandenen fremden Körper entfernt und blutende Gefässe verschlossen sind, heftet man die Wunden des Schlundes mittels der Knopfnaht, und zwar so, dass man dabei nur die Mnskelhant durchsticht und laquo;laus man die einzelnen Hefte höchstens nur J Zoll weit von einander entfernt anlegt. Zum Heften nimmt man hier doppelte, recht glatte Zwirns- oder Seldcnfäden. .Mehrere Thier-iirzte haben vorgeschlagen, diese Hefte nicht durch Knoten zu vereinigen, sondern bloss die Enden eines jeden Heftes für sieh zusammen zudrehen und dadurch Ihr Schliessen zu bewirken, man soll dann dieselben späterhin, bei dem Entfernen, bloss zurückdrehen und somit die Entfernung leichter bewirken, als wenn man die Enden zusammengebunden hiittc; allein die Erfahrung zeigt, dass in diesem Verfahren keim; wirkliehe Erleichterung beruht, da die Heftfäden durch die thierischen Flüssigkeiten zusammenkleben und sich nicht so leicht his zu dem Schlünde hin wieder aufdrehen lassen, sondern dass dies eine grössere Reizung verursacht, als wenn man die Heftfäden ein wenig straff anzieht und sie dann mit der Scheere oder mit einem Knopfbistouri nahe am Schlünde abschneidet. Man kann daher dilaquo; Hefte Immerhin in ähnlicher Weise zusammenbinden, wie dies bei andern Heften zu geschehen pflegt, oder man kann auch folgendes Verfahren in Anwendung bringen;
Nachdem die einzelnen Heftbänder durch die Wundränder gezogen sind, legt man auf den Schlund eine Darmsaite in der Länge, dass die beiden Enden derselben bis an die Hautländer reichen; auf dieser Darmsaite bindet man die Faden jedes einzelnen Heftes zuerst durch einfaches Durcheinanderstecken zusammen und legt auf diese erste Zusaminenfii-gung eine aufziehbare Schleife; lt;lie Enden der Heftbänder müssen gleichfalls bis zur Haut bervorreichen, und dasjenige Ende, welches mit der Schleife in unmittelbarem Zusammenhange steht, muss zu seiner Bezeichnung mit einem Knoten versehen werden. Sollen später die Hefte entfernt werden, so kann man sehr leicht zuerst an dem mit dem Knoten versehenen Ende die Schleife aufziehen und dann, wenn dies an sämmtlichen Heften geschehen Ist, durch Hervorziehen der Darmsaite, wozu dieselbe aber an. ihren beiden Enden ergriffen werden muss, auch die innere Schleife der sämmtlichen Hefte lösen und dann jedes einzelne Heft an dem mit dem Knoten versehenem Ende herausziehen. Nachdem die Schlundwunde geheftet ist, schiebt man den Schlund in seine normale Lage zurück, reinigt die Wunde in den Muskeln u. s, w., legt einen dünnen Wergtampon in dieselbe und verschliesst sie äusserlich durch ein oder ein Paar bloss oberflächlich eingezogene Hefte, da die vollständige Verschllessung erst später nach Entfernung der Sclilmidhefto bewirkt werden kann, wenn übrigens die Wunde hierzu geeignet ist. Das Thier wird hierauf, wenn es ein Pferd oder Rind ist, hoch angebunden, so dass es mit gestrecktem Halse stehen muss, und es erhält während der ersten 24—156 Stunden weder Futter noch Getränk; nach dieser Zeit kann man ihm etwas Heu oder Gras oder Kleie verabreichen und nach 2—3 Tagen die Hefte aus dem Schlünde auf die oben angegebene Weise entfernen. Ist dies geschehen, und eignet sich die äusserc Wunde bei einfacher und ebener Beschaffenheit ihrer Ränder zur schnellen Vereinigung, so kann man dieselbe noch versuchen und zu diesem Zwecke sie vollständig heften;
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Brustwnnden.
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ist sie jeilocli uuebtMi, gerissen odor stark gequetscht, so verbindet man sie mit einer üigestivsalbe und sucht recht bald gute Eiterung und Granulation herbeiznfüliren.
Ist diircli das Heften der Schlunilwunde in den ersten 'J -- 3 Tagen die Heilung derselben nicht gelungen, so erfolgt sie auch später nicht durch die selmello Vereinigung, sondern durch Kiternng und Granulation und eben so kennen auch nur die mit Zcrrcissnng und Substanzverlust complicirtcn Schhmchvunden mr Heilung gelangen. Zu diesem Zwecke bedeckt man sie mit einem der Wunde in der Grosse angemessenen Tampon von weichem reinen Werg und bestreicht sie zuweilen mit einer Auflösung von Lapis infernalis oder auch mit einer Auflösung von Jodkali (von dem evsteven 0,7 auf 1,0 Wasser, von dem letzteren quot;2.1) auf eben so viel Wasser). Dabei muss man sorgfältig darauf sehen, dass die ans dem Schlünde fliesseuden Materien immer recht vollständig und leicht ans der Wunde von seihst abflicssen und zu diesem Zwecke dem untern Wiindwiulcel eine trichtorforiniire Hcsehaffenhcit srehen. indem man ihn so diivrh das Messer erweitert, dass die Haut am tiefsten getrennt wird, die Muskeln woniger tief, und dass das Ganze eine schiefe Fläche, darstellt. Ausscrdem muss man die Wunde öfters reinigen und den Thieren fort während nur wenig Futter geben. Auch kann man, nni zu heftige Bewegungen des Thieres und um das Reiben der Wunde zu verhüten, den hölzernen Kragen um den Hals legen.
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Sechszehutes Capitel.
Brustwunden.
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Die Wunden im Umfange der Brust sind entweder nur oberflächlich, d. Ii. niilil das Brustfell durchdringend, oder sie sind auch eindringend in die Brusthöhle, oder seihst durchdringend durch dieselbe. Die oberflächlichen Brustwunden können einfach sein, zuweilen sind sie aber coraplicirt mil starker Quetschung, mit Erschütterung der Eingeweide, mit. Zcrreissnng derselben und innerer Blutung, mit Brustfell-oder Lungenentzündung, mit Brüclien der Rippen. Die eindringenden Brustwunden können auch als einfache Trennungen der Brustwände entstanden sein, aher sie verlieren diese einfache Beschaffenheit mehren-(heils in kurzer Zeit dadurch, dass durch die In die Brusthöhle eingedrungene atmosphärische Luft eine Pleuritis erzeugt wird; ausserdem aber sind sie hänlig mit gleichzeitiger Verletzung eines Brusteingeweides complicirt, oder zuweilen auch durch eingedrungene fremde Körper, durch Ergicssiing von Blut u. dgl. in die Brusthöhle. Die die. ganze Brust durclidringenden Brustwunden haben an der einen Seite der Wand eine Eingangs-, und an der anderen Seite ihre Ausgangsöffnung und sind stets complicirt,
Die obcrfläcliliehen einfachen Brustwunden sind an den alleemeinen
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Brastwuuden.
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#9632;107
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Zeichen der Wunden, jo nach ihrer Art, zu erkoiuien uinl nach den all-gcnieitien Grundsätzen zu beurtheilen uml /u behandeln. Zuweilen sind sie aber mit einer bedeutenden Blntung aus den Zwischenrippenarterien begleitet, #9632;wobei das Blut in einem doppelten Strahl, von oben und von unten, aus der Tiefe der Wunde hervorströmt. Diese Blutung ist zuweilen recht gut durch Torsion oder Unterbindung eines jeden Gefassendes zu .stillen, wenn dieselben leicht zu erreichen sind; ist dies nicht der Fall, so befte man die Wunde und wende noeb äusserlich einen Druckverband an. Sind die nicht eindringenden Wunden compllcirt mit heftiger Quetschung und Erschütterung oder audi mit Brüchen der Rippen u. dgl., so erhalten sie hierdurch allerdings eine griissere Bedeutung, ja zuweilen eine lebensgefährliche Bescbaffenhcit, Solche Wunden werden beurtbeilt und behandelt, wie dies bei den Quetschungen im Allgemeinen und bei den Rippenbrüchen gelehrt, ist.
Dass eine Wunde an der Brust wirklich bis in die Brusthöhle sich erstreckt, erkennt man im Allgemeinen 1) durch vorsichtige Untersuchung mit dem Finger oder auch mit der Sonde, wobei man, namentlich mit dem ersteren, die Dicke der Brustwaml, das Hineingleiten bis in die Brusthöhle, den freien Raum in derselben, die glatte innere Fläche der Brustwand, die entgegenstehenden Organe, besonders die beweglichen, elastischen Lungen oder das in regelnlässigen Abwechselungen sich zusainmeuziehende und erweiternde Herz fühlen kann; — 2) ans dem Ein- und Ausströmen von Luft durch die Wunde bei jedem Athem-zuge1), was zuweilen mit einem zischenden oder pfeifenden Geräusch geschieht und ausserdem an der Temperatur und an der Bewegung der Luft bei dem Vorhalten einer Hand oder einer Lichtfiamrne oder einer dünnen Feder vor die Wunde erkannt werden kann; — 3) durch die nach der verwundeten Seite eingebogene Stellung des Thieresj2) 4) zuweilen auch aus einer Luftgeschwulst (Emphysema) im Umfange der Wunde;') — 5) an der sehr beschleunigten, erschwerten, unrcgelmassi-
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1) Die Luft dringt bei dem Klnalhmen in die Brusthöhle und bei dem Aus-athraeu aus derselben, -- wie dies durch richtige Beobachtungen und Versuche hinreichend erwiesen und nach physilialischen und physiologischen Gesetzen auch zu erklären ist; denn nur durch die Action der Bruslwindo, also die Erhebung der Hippen und die Znsammenziehung des Zwerchfells bei dem Einathmen entsteht in der Brust ein solcher Raum, dass Luft eindringen kann, und dieser Raum wird wieder aufgehoben und deshalb die Luft wieder herausgetrieben, wenn bei dem Aus-athmen die Rippen sich zurücklegen (senken), und das Zwerchfell sich ausdehnt. Die Lungen selbst besitzen kein eigenes Expansions vermögen, sondern sie werden nur durch den Druck der cingeathnieten Luft ausgedehnt; wenn aber die Brusthöhle durch eine Wunde geöffnet und somit die ganze aus sere Oberfläche der Lungen dem Druck der Atmosphäre ausgesetzt ist, so ergiebt sich von selbst, dass dieser äussere Druck mindestens dem Druck der cingcathmoleu buft gleich sein müsse und dass daher durch die letztere eine grosso Ausdehnung der Lungen nicht mehr erfolgen können. Dieselben müssen im Gegentheil mm bei dem Gleichgewicht, des inneren und iuisseren Druckes ihrer eigenen Confractionsfähigkoit folgen und sich bis auf einen gewissen Grad zusammenziehen.
'2) Wolstein, der diese gokriimmto Stellung der Thiero hei seinen Versuchen in allen Fällen wahrgenommen hatte, wollte wissen; wie ein Thier sich stellen würde, wenn es an beiden Seiten verwundet ist? Als er deshalb einem Pferde an beiden Sehen der Brust einen eindringenden Einschnitt gemacht hatte, setzte das
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Brnstwunden.
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gen Respiration, welche durch die in die Bnmthöhle eingedrungene at-mosphäriscLc Luft und durcli hiervon erzeugten Druck und Reizung entstellt, und daher auch bei grossen Wunden und bei längerem Offenbleiben derselben mehr bemerkbar wird als bei kleinen Wunden und bei solchen, welche bald wieder geschlossen worden sind.
In der Regel mindert sieh nach dem Entstehen einer eindringenden Brustwunde sehr schnell die Temperatur des Körpers und die Thiere werden schwach und mntlilos, und der Puls klein; aber nach einigen Stunden erhebt sich die Temperatur, die Her/.- und Arterienkraft wieder und es tritt das Keactioiisstadium des Wuutlreizungszustandes und des Fiebers ein.
In manchen Fällen besteht bei den eindringenden einfachen Brnstwunden nur eine sehr geringe Blutung, wobei sich, wenn das Blut aus Venen und aus gemischten kleinen Gcfässen stammt, durch die aus-und einströmende Luft ein dunkelrothcr Schaum auf die Wunde erzeugt; ist aber eine Zwischenrippenarterie oder die innere Brustarterie verletzt, so strömt das ßlnl im Strahl und bellroth aus der Wunde, — zuweilen aber auch in die Brusthöhle,
Bei kleinen Thieren ereignet es sich zuweilen, dass der Rand eines Lungenlappens durch eine etwas grosso eindringende Brustwunde hervortritt (Vorfall der Lunge) und dann gewöhnlich zwischen den Wundrändern eingeklemmt bleibt. In solchen Fällen sieht und fühlt man die Lungensubstanz in der Wunde, durch welche die Luft nun nicht eindringen kann. Bei grossen Thieren kommt dieser Vorfall gar nicht oder nur ünsserst selten vor.
Sind gleichzeitig Organe in der Brusthöhle mit verletzt, so treten zu den Erscheinungen der eindringenden Brnstwunden auch noch diejenigen hinzu, welche aus der Verletzung eines solchen Organs unmittelbar entstehen und bald mehr bald weniger auch diejenigen, welche durch die Blutergiessung in die Brusthöhle oder nach aussen erzeugt, worden. Es ist in dieser Hinsicht Folgendes zu bemerken:
1) Verletzungen des Herzens, Die Kennzeichen dieser Verletzungen sind, wenn letztere nur einen geringen Umfang haben, sehr undeutlieli, so dass man sie ans der Gegend und Richtung der äusseren Wunde bei eindringenden Brustwunden oft mir vermuthen kann. Oberflächliche Verwundungen des Herzens veranlassen gewöhnlich nur etwas
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doppelt verwundete Tliler seine vordem und hinlcru Schenkel näher an einander, Iiok den Rücken, schob den Köper zusammen und verengerte durch diese Richtung beide Wunden um oineu merklichen Grad. (Das Buch für Tlderärzte im Kriege, S. 114.)
,'!) Manche betrachten das Emphysem, welches sich m Wunden im Umfange der Krust gesellt, als eins der sichersten Merkmale, dass die Wunde eine, in die Brust dringende sei. Dies ist jedoch nicht für alle Fälle richlig; denn ich habe sehr oft eine recht breit ausgebreitete Luftgeschwulst hei solchen Wunden gesehen, welche sieb unter das Schulterblatt erstreckten oder unter der Brust, an der Innern Fläche des Anns sich befanden und wo bei joder Bewegung dieser Theile die Wunde bald auseinandergezogen, bald wieder zusammengedrückt und hierdurch die Luft l'ünnluh in das Zellgewebe hineingepumpt wurde. Dfe genaneste (Jntersnchung, die Zufälle und der Verlauf erwiesen glcichmässig, dass die Wunden nicht in die Brusthöhle gedrungen waren.
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Brustwondeu.
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langsameren Herzschlag,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;bi.s in die Vorkammern oder in die Kam-
mern eindringende Wunden von etwa 1 Ids 2 Linien Weite verbalten sich in ihren Erscheinungen ebenso, — grössero eindringende Wunden im Herzen sind jedoch mit einer starken Blutung begleitet. In diesem Falle erglesst sich, je nach der verletzten Stelle des Herzens, dunkel-rotbes oder hellrothes Blut in die Brusthöhle und wohl auch durch die äussere Wunde nach aussen; das Hint ist von gleichmässiger Beschaffenheit, nicht schäumend und es fliesst ruckweis stärker hervor; die Thiere worden in kurzer Zeit sehr matt, athmen nach und nach immer angestrengter und beschleunigter, der Herzschlag und das Pulsiren der Arterien wird immer schwächer und es treten überhaupt die Zufälle einer inneren Verblutung ein, unter welchen die Thiere schnell unter Convulsion sterben. — Auffallenden Schmerz zeigen die Thiere in Folge der Herzwunden niemals.
2) Verwundungen der grossen Gefilsse in der Brusthöhle sind ebenfalls zum Tlreil aus dem Orte der äusseren Verletzung und aus der Richtung, in welcher das verletzende Instrument eingedrungen ist, so wie aus den eben angegebenen Symptomen einer inneren Verblutung mit einiger quot;Wahrscheinlichkeit zu erkennen, mit Sicherheit aber nicht von den Verletzungen des Herzens zu unterscheiden, da diese sich in ganz ähnlicher Weise zeigen.
.'S) Verwundungen der Lungen ebarakterisiren sieb in den meisten Fällen sehr bestimmt durch den Ausfluss von schaumigem Blut sowohl aus der Wunde, wie auch häufig aus der Nase und aus dem Maul; dabei husten die Thiere oft, die Respiration ist kurz, beschleunigt, beschwerlich und gewöhnlich mit Röcheln verbunden. Sehr oft findet sich auch hier eine allmälig zunehmende Ergiessung von Blut in die Brusthöhle, durch welche das Athmen immer noch mehr erschwert wird und die Thiere in dem Verhältniss des aus den (iefässen verlorenen Blutes sich auch immer schwächer zeigen. Sehr oft entstehen hier im Umfange der äusseren Wunde auch Luftgeschwülste. — Wenn die Verwundung der Lungen durch ein rundlich spitziges und dünnes Instrument entstanden ist, sind die zuerst angegebenen Zufälle, namentlich die Blutung, oft gar nicht wahrzunehmen, aber sie sind um so auffallender, wenn das verletzende Werkzeug eine schneidende Spitze oder einen breiten Umfang hatte und wenn von ihm grössere Bronchienzweige oder auch grössero Gefässe betroffen sind.
4)nbsp; nbsp; Verwundungen des Schlundes in der Brusthöhle würden mit Sicherheit nur an dem Ausfliessen von verschlucktem Futter oder Getränk zu erkennen sein, — vorausgesetzt, class das Thier nach der Verwundung noch frisst oder säuft, und dass die Wunde eine für den Ausfluss günstige Lage und Grosse hat. Wo dies aber nicht der Fall ist, wird man aus dem Orte und der Richtung der äusseren Wunde und aus einer sehr schmerzhaften Pleuritis höchstens nur eine Vcrmutbung auf das Bestehen einer Schbindverletznng aussprechen können.
5)nbsp; nbsp; Wunden am Zwerchfell verursachen ein sehr kurzes Athmen mit fast ganz fest gestellten Rippen; ausserdem sind sie aus der Gegend der äusseren Verletzung und aus der Richtung und Tiefe, in welcher das verletzende Instrument eingedrungen ist, zu verinutbon.
Hei grossen Wunden in den Hrnstwändeu kann man auch gewöhnlich mit dem durch die Wunde in die Brusthöhle geführten Finger die
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Bnistwonden.
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Verletzung des einen oder dos anderen Organs fühlen und hierdnrcb die Diagnosis möglicbst sicher machen.
Dio Erkennung eines Blutergusses in die Brusthöhle ist aus den schon angegebenen Symptomen des Blutverlustes, sowie aus der durch den Druck des Blutes auf die Lungen entstandenen Atlieiubeschwcrde, aussordem aber durch die Auscultation zu erlangen. Mau liOrt bei dem Anlegen des Ohrs an die BrustwTuule ein quatschendes oder fluetniren-des Geränsch.
Das Vorhandensein fremder Körper in der Brusthöhle kann zum Theil ans der Art der Verwundung (so namentlich bei Schusswunden), und aus der Beschaifenheit des verletzenden und aus der Wunde wieder /.uriickgezogenen Werkzeuges mit einiger Sicherheit erkannt werden; in der Brusthöhle selbst sind sie selten mit dem Finger oder mit der Sonde aufzufinden, und durch charakteristische .Merkmale giebt sich ihr Dasein nicht zu erkennen, sondern es werden nur die Symptome des Drucks und der Reizung durch sie dem Grade nach verstärkt.
Die Beurtheilung der einfachen eindringenden Brustwunden ist cini-germaassen günstig zu machen, wenn die Verletzungen in einfachen Trennungen bestehen, wenn sie noch ganz frisch sind und wenn sogleich eine zweckraäsSige Behandlung stattfindet; denn unter diesen Umständen sind sie in den meisten Fällen durch die schnelle Vereinigung zur Heilung zu bringen. Dagegen ist auch bei diesen einfachen eindringenden Brustwunden stets wirkliche Lebensgefahr vorhanden, wenn sie durch längere Zeit dem Eintritt der atmosphärischen Luft ausgesetzt waren, und die Gefahr ist immer so grosser, je grosser die Wunde selbst ist und je länger diese Einwirkung bestanden hat. Es entsteht in Folge dieser Einwirkung jeder Zeit eine sehr heftige Pleuritis, welche äusserst sohneil in Ausschwitzung von Serum und Faserstoff übergeht und gewöhnlich zum Tode führt. Doch ist die Empfindlichkeit der Thicre von verschiedenen Gattungen gegen die Einwirkung der Luft nicht gleich-massig gross; Pferde zeigen dieselbe am grössten, Ziegen und Schafe etwas geringer; Hunde und Katzen am wenigsten. Bei Pferden fand man z. B. schon nach 5 Stunden die Erscheinung der Pleuritis und der Tod erfolgte in 24 bis 50 Stunden, wenn eine 1 bis 2 Zoll lange Wunde während einer Stunde der Luft exponirt war, während eine oben so grosse Wunde heilte, wenn sie nach 5 Minuten wieder verschlossen worden war. Man kann daher so lange noch eine Hoffnung zur Heilung aussprechen, als eben noch keine Zeichen einer Brustfellentzündung oder Lungenentzündung zugegen sind. — Wunden mit starker Quetschung ihrer Ränder oder mit Zerreissung derselben, oder mit Snbstanzverlnst sind deshalb, weil sie durch Eiterung heilen müssen, und weil man während der Heilungszeit die Einwirkung der Luft auf die Brusthöhle nicht gänzlich abhalten kann, stets gefährlicher als die einfachen, ja sie sind deshalb sogar für gefährlicher zu erachten, als diejenigen eindringenden Brnstwnnden, welche mit einer einfachen Verletzung der Lungen odor des Zwerchfells zusammengesetzt sind.
Verwundungen des Herzens, welche entweder nur oberflächlich, oder wenn auch bis in die Kammern eindringend, doch nur durch dünne und spitze, nicht schneidende Instrumente erzeugt worden sind, kann man im Allgemeinen als nicht gefährlich betrachten, da der Erfahrung zufolge solche Verwundungen sehr oft geheilt worden sind und keine Spur
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Brustwunden
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von Störung Kuräckgelassen haben. Seihst die hiernach entstehende EntzQodung ist in der Kegel nur gelind.
Viele Versuche mul Beobachtungen haben überhaupt gezeigt, dass die Reizbarkeit des Herzens geringer ist als die der willktthrlichen Muskeln. quot;Wenn aber in ilmi Verwundungen durch schneidende Instrumente und his in die Kammern oder Vorkainmern eindringend hestelien, tritt quot;minier Lebensgefahr ein, weil bei diesen Wunden die getrennten Fasern des Herzens sich zurückziehen, die Wundriinder auseinander klaffen und dadurch eine bedeutende Blutung entsteht. Die Verblutung kann seihst aus den Kranzgefässcn des Herzens in kurzer Zeit tödtlicii werden. — Eben so sind Verwundungen der grossen Gefilsse in der Brusthöhle immer sobr schnell und fast ohne Unterschied absolut tödtlich.
Wunden der Lungen von einem geringen Umfange und hlos das Parenchym dieses Organs betreffend, können, je nach ihrer Beschaffenheit, sowohl durch schnelle Vereinigung, wie auch durch Eiterung und Granulation, heilen, wenn iihrigons nicht die Brustwnnde im Ganzen durch andere Umstände vorher und schneller den Tod herbeiführt; sehr grosso Wunden der Lungen und solche, bei welchen grössere Gefässe des Organs oder grössere Zweige der Bronchien mit verletzt sind, enden aber gewöhnlich durch Verblutung tödtlich. In denjenigen Fidlen, wo Heilung; erfolgt, bleibt doch zuweilen durch die zur Verletzung hinzugetretene Entzündung bedingt, eine Verdichtung (Hepatisation) des Gewebes, oder Verwachsung dor Lunge mit den Rippenwändchen oder mit dorn Zwerchfell, und in Folge dessen Kurzathmigkeit (Dämpfigkeit) zurück. Zuweilen gebon auch die Thiere durch die Lungenentzündung oder durch den Uebergang derselben in Eiterung, ülcoration oder Brand zu Grund. Dies ist besonders dann der Fall, wenn fremde Körper in der Lunge zurückgeblieben sind; doch finden sich auch hier einzelne glückliche Ausnaiimen, wenn die fremden Körper eine runde und glatte Oberfläche besitzen1).
Verwundungen des Schlundes in der Brusthöhle sind stets absolut tödtlich, weil Speichel, Futter und Getränk durch die Wunde in die ßnisthöble sickern, und eine sehr heftige, tödtliche Entzündung der Pleura erzeugen oder die schon bestehende Entzündung bis zum tödtli-cheti Grade verstärken.
Wunden dos Zwerchfells können zwar, nach vielfacher Erfahrung, nicht wieder verheilen, sondern nur an ihren Rändern vernarben, aber sie bedingen, nachdem die erste Reizung vorüber ist, keine üblen Zufälle und die Thiere können bei dem Vorhandensein dieser Wunden sehr lange und ohne wesentliche Störung fortleben; zuweilen jedoch drängen sich durch die offene Wunde Theilc der Baucheiugeweide in die Brusthöhle,
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1) Zum Beweise des Angegebenen kann ich folgenden von mir heobachtetoii Full in Kürze anführen: Das Reitpferd eines Herrn v. Hake wurde durch einen Pistolenschuss an der linken Seile dos Leibes verwundet. Es stürzte sogleich hier-nnch nieder, sprang aber iingsllich wieder auf, allunelc sehr kurz und zeigte einen reichlichen Ausfliisa von sebäumendem Blut aus beiden Nasenlöchern u, s. w. Eine. Ansgangsöffnung der Kugel fand man nirgends. Das Pferd wurde geheilt, verrichtete noeh mehrere Jahre den Dienst als Cavalleriepferd and starb endlich am Rotz. Hei der Section fand sich die Kugel in dem vorderen Ende der rechten hnnge in einer fast fingerdicken Kapsel von Faserstoff.
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Brustwunden.
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mul es billion sich hierdurch die sogenannten Zwerchfellsbrüche. Diese Brüche scheinen in manchen'Fällen lange Zeit zu bestellen, oluic ilass sie gefährliche Zufälle erzeugen, aber wenn die Masse der durchgetretenen Baucheingeweide gross ist, belustigen sie die Rospiration und machen die Pferde zum schnellen Lauf nicht mehr geeignet, ausserdem können sie sich auch wie andere Brüche einklemmen, hierdurch Entzündung, Brand und Tod herbeiführen.
Complicationen durch Blutergiessnng und Ansammlung in der Brusthöhle sind, so lange die Ergiessungen in geringer Menge bestehen, an und für sich zwar immer als bedeutend zu betrachten, aber doch nicht lebeDsgefährlich, da blosses Blut in der Brusthöhle schnell resorbirt wird; doch gehört als nothwendige Bedingung hierzu: dass die Wunde recht bald verschlossen werde, weil sonst bei fortgesetzter Einwirkung der Luft das Blut zersetzt wird, dann als eine scharfe Substanz auf die Pleura wirkt, die Entzündung derselben hervorruft und sie bösartig macht und den Tod dadurch in kurzer Zeit herbeiführt. — Grosse Blutanhäufungen bewirken aber auf doppelte Weise Gefahr, nämlich durch den Blutverlust im Gefässystem und durch Zusammendrückung der Lungen, und auf letztere Weise führen sie zuweilen schnell den Tod herbei. Die Benrtheilung dieser Ergiessungen in den einzelnen Fällen hängt daher hauptsächlich von der Grosso des verletzton Blutgefässes, von dor Schnelligkeit und Fortdauer der Ergiessung ab. Je mehr die bezeichneten Zufälle im Grade steigen, um desto höher steigt auch die Gefahr.
Die Complication durch fremde Körper, wozu auch die Aussickerung von Nahrungsmitteln und Getränk aus dorn Schlünde und von Ghylus aus dem Milchbrustgang zu rechnen sind, ist immer eine Veranlassung zu grosser Gefahr, da durch diese Stoffe die Reizung im hohen Grade vermehrt und die entstehende Entzündung zur Ausschwitzung, Eiterung oder selbst zum Brande dispouirt und hierdurch der Tod herbeigeführt wird; doch ist in den einzelnen Fällen die Grosse und die äussere Be-schaffenheit der fremden Körper bald mehr bald woniger in der bezeichneten Weise wirkend. Je mehrfältig eine Brustwunde zusammengesetzt ist, um desto grosser ist natürlich die Gefahr.
In allen diesen Fällen ist die Prognosis zum Theil auch aus dem Grunde sehr schlecht, weil man gegen die Innern Verletzungen auf direkte Weise durch Kunsthülfe nichts zu thun vermag.
Die Behandlung bei den eindringenden einfachen Brustwunden muss stets darauf gerichtet sein: 1) dieselben so schleunig als möglich zu verschliessen und '2) die Entzündung auf ein Minimum herabznstimraen. Ersteres geschieht durch Anlegung der blutigen Naht und über die Wunde gelegte Gompressen von Leinwand und Binden; und die zweite Indication wird erfüllt durch Aderlässe, je nach der Constitution des Thieres, durch innerlich gegebene antiphlogistischo Salze bis zur Wirkung dos Laxirens, durch strenge Ruhe und ganz mageres Futter, örtlich durch fleissige Anwendung des kalten Wassers auf die verletzten Thcile und in einem giössorn Umfange derselben, Bildet sich aber trotz dieser Behandlung eine Entzündung der Pleura oder der Brusteingeweide im höheren Grade aus, oder finden sich Symptome, welche auf schon eingetretene Ausschwitzung deuten, so macht man an der verwundeten Seite der Brust Einreibungen der Cantharidensalbc und giebt innerlich Kalomel in Verbindung mit Digitalis, verfährt über-
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Biustwuiuleu.
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haupt, wie bei heftigen Brustentzündungen und den Ausgängen derselben.
Ist die Wunde nicht zur schnellen Vereinigung geeignet, so ver-schliesst man sie deimoch möglichst bald durch die JNaht oder auch durch auf die Wunde gelegte Heftpflaster, oder Compressen und Binden, wie es der Ort eben am besten gestattet. Bei eingetretener Eiterung verbindet man täglich zwei Mal, um das Einsickern des Eiters in die Brusthöhle möglichst zu verhindern. Für diesen Zweck kann man auch die Wunde an ihrem unteren Winkel ausseiiich so erweitern, (lass der Abfluss des Eiters von selbst recht vollständig erfolgen kann. Das Verbinden muss möglichst .schnell geschehen, und es müssen daher die Verbandstücke immer vorbereitet zur Hand sein, damit die Wunde recht wenig der freien Einwirkung der Luft ausgesetzt bleibt. Im Uebrigen wendet man auch hier in der ersten Zeit eine streng antiphlogistische Behandlung an,
Auch beiden Complicationen ist die Kur in den meisten Fallen auf das hier Angegebene beschränkt. Die Blutergiessuug aus Gefässen der Lunge oder auch aus den grössern Gefässstämmen und aus dem Herzen sind allein durch strenge Ruhe und Anwendung der Kälte im Umfange der Brust zu mindern, gegen das bereits ergossene Blut aber ist eigentlich nichts zu thun; dasselbe muss lediglich durch Resorption beseitigt werden, wie dies in vielen Fällen wirklich auch geschehen ist. Das von Chabert, von Dieterichs und Anderen empfohlene Entfernen des ergossenen Blutes mittelst Saugespritzen oder mittelst des Katheters ist stets nur sehr unvollständig zu bewirken, und wegen der damit verbundenen Reizung, so wie wegen des längeren Offenhleibens der Wunde weit mehr schädlich als nützlich. Auch in dieser Hinsicht es am besten, die Wunde recht bald und vollständig zu verschliessen. — Ergiessungen von Nahrungsmitteln und Getränk sind meist nicht zu beseitigen, so wie eingedrungene fremde Körper gewöhnlich auch nicht zu erreichen sind, weshalb man dieselbe ruhig der Bewältigung der eigenen organischen Thätigkeit überlassen muss, durch welche diese Körper zuweilen einen plastischen Ueberzug erhalten und dadurch weniger schädlich gemacht werden. — Die verletzte Arteria intercostalis oder Arteria maimuar. interna wird doppelt unterbunden. — Bei vorhandenen Rippenbrüchen wird die Einrichtung gemacht und lose Knochensplitter werden entfernt, im Uebrigen aber ist die Behandlung der Winnie, wie im Vorstellenden angedeutet worden ist bei kleinen Thieren ein Vorfall eines Theils der Lunge entstanden, so wird die vorgefallene Masse zunickgedrängt, die Wunde verschlossen und ebenfalls die entzündungswidrige Behandlung eingeleitet. — Gegen die Wunden der einzelnen Brustorgaue etwas Besonderes zu thun ist nicht möglich.
J. (i, Wolstein, Pas BiirIi für Thierär/.lo im Kriege u. s. w., S. 110.
H. Leblanc und Trosseau, Versuche über durchdringende Brustwundeo bei
dem Pferde. Im Journ. de Med. Teleiin. theorique cl practique, 1834.
April bis September. — Auszug im Magaz. für Tbierheilkunde. Bd. I,
S. 259 u, f.
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Baucliwumlen.
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Siebzehntes Capitel. Vcrletzungeu am Huiterleibe oder am Bauche.
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Die Veiietzungen am Bauche sind, wie die an der Brust, entweder 1) oberflächlich, nur in der Haut und Muskeln des Bauches, ohne Ver-iet/ung des Bauchfells, oder 2) sie dringen durch die äussern Theile und das Bauchfell in die Bauchhöhle selbst. In beiden Füllen kann die Wunde wieder einfach oder /.usammengesetzt sein, und zwar im ersteren besondeis mit heftiger Quetschung oder Zerreissung, im letzteren aber kann die Zusammensetzung A. mit Vorlall der Eingeweide, 15. mit Verletzung derselben, und C. mit Ergiessung und Ansammlung von 15!ut, von dem Innern der Verdauungseingeweide u. dgl, in die Bauchhöhle Statt finden.
1. Oberflächliche ßauchwunden.
Obgleich diese in den meisten Fällen nicht verschieden von ober-flächlichen Wunden anderer Theile sind, .so treten doch bei ihnen zuweilen einige Umstände ein, durch welche der Zustand sehr erschwert wird und welche deshalb hier erwähnt werden müssen.
Bei Verletzungen der sehnigen Scheiden der Bauchmuskeln, besonders durch tiefe Stichwunden, entstehen oft sehr heftige Entzündung und Geschwulst, die sich zuweilen über einen grossen Theil oder den ganzen Umfang des Bauches verbreiten und dann nicht selten mit einem starken Entzündungszustande verbunden sind. Wenn solche Zufälle sich bei einer Bauchwunde linden, muss dieselbe genau untersucht werden, ob Ergiessung von Blut zwischen die Scheiden der Muskeln oder fremde Körper zugegen sind. Unruhige, sehr empfindliche Thiere müssen hierzu gehörig gefesselt oder selbst recht vorsichtig niedergelegt und die Wunde selbst muss zuweilen noch etwas erweitert werden. Bei diesen Erweiterungen ist jedoch immer die grösste Behutsamkeit nöthig, damit die Wunde nicht' etwa zu gross oder zu tief gemacht und durch den auf diese Weise noch mehr gestörten organischen Zusammenliang der Bauch-wandnngen nicht Gelegenheit zu Brüchen und Vorfäl len gegeben werde. Erfordern es nicht eben die Umstände, die Wunden nach der Mittellinie des Bauches hin zu erweitern, so thue man dies lieber an den Seiten nach oben zu, weil dann der Druck der Eingeweide auf solche Wunden nicht so stark ist als auf jene, und daher die Vereinigung durch Hefte auch leichter und sicherer'bewirkt wird. Auch hat man bei Wunden an der untern hintern Bauchgegend jedesmal auf den Verlauf der hintern Bauchdeckenarterie (art. epigastr. posterior) Bücksicht zu nehmen und dieselbe, wenn sie verletzt sein sollte, doppelt oder an beiden Enden (wegen ihrer Anastomose mit der innern Brust- und mit der Lendenarterie) zu unterbinden. Auf dieselbe Weise verfährt man, wenn die vordere Bauchdeckenarterie (das Ende der art. mammar. intern.) verletzt ist, wo man jedoch erst die Stillung der Blutung durch Druck vermittelst Compressen und eines gut angelegten Gurtes versuchen kann.
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Bauchlaquo; uuden.
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Wunden des Hinterleibes mit starker Quetschung bringen durch die Erschütterung] der Eingeweide zuweilen sehr bedeutende Zufälle hervor, #9632;/. 1gt;. heftigen Schmerz, grosse Spannung des Bauches, Entzündung des Bauchfells und der Bauchoingeweide, Fieber, selbst Zerreissungen einzelner Orgaue, Extravasat, Kolikzufällo und oft einen schnellen Tod (siehe Quetschungen und Zerreissungen). Hier ist die strengste antipldogisti-sche Behandlung und Ruhe angezeigt. - Zuweilen zerreissen bei solchen Quetschwunden am Bauche die Muskeln in einem viel giössern Umfange, als die Haut äusserlich dabei verletzt ist. Hier muss aussei- dem Heften der Wunde eine zweckmilssige Compression an der verletzten Stelle durch eine gute Bauchbinde, so weit es die Gegend des Bauches erlaubt, zu bewirken gesucht, dass Thier in grösster Buhe erhalten und streng an-tiphlogisfisch behandelt werden. Das Anlegen einer Leibbinde ist überhaupt bei allen Bauchwunden, welche durch die Muskeln dringen, anzuwenden, damit mau den leicht entstellenden Bauchbrüchen vo viel als möglicli entgegenwirkt.
Auch bei den oberflächlichen Bauchwunden muss man antiphlogi-gistisch verfahren, weil die Entzündung sich leicht bis zum Bauchfelle fortpflanzt. Wenn Eiterung in der Wunde besteht, so bann sich der Eiter in den aponeurotischen Scheiden der Muskeln, oder zwischen den letzteren und dem Bauchfell ansammeln. Es entsteht dadurch Schmerz bei der Berührung und eine mehr oder weniger tief sitzende, flache, aber ausgedehnte Geschwulst, in welcher man gewöhnlich nur eine undeutliche Spur von Fluctuation findet. Wird die nöthige Behandlung nicht zur rechten Zeit eingeleitet, so bildet sich nicht selten wässerige Anschwellung um diese Geschwulst. Hier muss die Wunde entweder auf die angegebene Weise erweitert werden, oder, was noch besser ist, man inaclit an der hervorragendsten Stelle der Geschwulst vorsichtig einen Einschnitt und entleert durch diesen den Fiter. Der Abscess wird dann nach allgemeinen Regeln behandelt.
11. Einfaclie eindringoude Bauchwanden.
Bei grösseren eindringenden Bauchwunden überzeugt uns das Gesicht und das Gefühl von dein Eindringen der Wunde durch die ganze Bauchwand, indem man bei dein Findringen eines Fingers den freien Raum der Bauchhöhle und die vorliegenden Fingeweide fühlt. Ausser-dem tritt, wie bei durchgehenden Brustwunden, die äussere Luft beim Ein- und Ausathmen ein und aus, wodurch öfter ein zischendes, pfeifendes Geräusch entsteht. — Wenn aber solche Wunden nicht gross sind und nicht in gerader Richtung eindringen, sondern erst eine Strecke zwischen den Thoilen der Baiichwandungen schief verlaufen, und wenn das Netz oder die Därme nicht vorgefallen sind, so ist es zuweilen schwierig zu bestimmen, ob sie wirklich bis in die Bauchhöhle eindringen oder nicht. Denn die Berücksichtigung der Tiefe und Richtung, in welcher das verletzende Instrument eindrang, sowie das vorsichtige Einführen einer Sonde geben nicht immer Gewissheit. Bei vielen eindringenden Wunden treten zwar einige allgemeine Symptome ein, #9632;/.. B, kleiner, schwacher Puls, Kälte der Fxtreniitäten, Schwäche, Anschwellung des Hinterleibes, Kolik, und bei Hunden Erbrechen. Aber auch diese Zufälle sind nicht immer sichere Zeichen, da sie in manchen Fällen als
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Bauchvrunden. Behaiullimg.
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Folge der Quetschung und Erschiittmiuj; der Eingeweide entstellen, ohne dass eindringende Wunden vorbanden sind, dagegen aber nicht selten (besonders bei Schweinen und Wiederkäuern) ganz fehlen, wenn auch die Wunde durchdringend ist. Zuweilen ist die Form und Richtung der Bauchwuudeu äusserlicli in den Bauchdecken ganz verschieden von der in den Muskeln, und dann ist die Erkennung des Zustandes auf den ersten Blick auch nicht so ganz leicht. Diese Ungewissheit ist jedoch bei diesen kleinen einfachen Wunden von keiner gro.ssen Bedeutung und darf daher auch nicht zu oft wiederholten Untersuchungen mit der Sonde vorleiten. Denn wo die entscheidenden Zeichen des Kindringens einer Wunde in die Bauchhöhle nicht vorhanden sind, da ist auch selten Gefahr zu befürchten.
Prognosis, Kleine Bauchwunden mit ebenen Rändern und von einfacher Beschaffenheit können bei einer richtigen und zeitigen Behandlung in wenigen Tagen heilen. Grosse eindringende Bauchwunden, auch wenn sie ohne alle Complication, sind immer mehr gefährlich. Die Grosse der Gefahr richtet sich aber /um Theil nach der Grosse und Art der Wunde seihst, zum Theil aber auch der Bauchgegend, wo die Verletzung ist. In letzterer Hinsicht .sind alle Wunden an der unteren Wand des Bauches gefährlicher als die mclir nach oben vorkommenden. Ausserdem liegt ein Grund der Gefährlichkeit noch in der grösseren oder geringeren Reizbarkeit des Bauchfells bei den verschiedenen Tliier-gattunsren und auch darin, ob Hülfe, wie und zu welcher Zeit dieselbe gebracht worden ist? Bei Pferden ist jene Reizbarkeit sehr gross, die Entzündung in Folge lungeren Einwirkens der Luft tritt schnell und heftig ein; beim Schwein, dem Hund, der Katze, dem Bind und bei Vögeln ist diese Reizbarkeit dagegen sehr gering, und diese Thieve ertragen daher oft grosse Verletzungen ganz leicht. Wenn bei Pferden eine grössere Bauchwundo offen bleibt, erfolgt, wie dies Wolstein auch bei seinen Versuchen gefunden hat, der Tod gewöhnlich bis zum vierten Tage,
Behandlung. Kleine eindringende' Bauchwunden heftet man in gewöhnlicher Weise, legt eine liinde darüber, hält die Thieve ruhig und in magerer Diät und applicirt Klystiere, — Bei grossen Bauchwunden ist stets die Verschlicssung derselben so schnell wio möglich zu bewirken. Man wählt hierzu die Knopfnaht und die Zapfennaht, macht sie mit breiten, sogenannten Bauchheftnadeln und breiten Heftbändchen und legt unruhige oder sehr empfindliche Thierc dazu nieder. I'm bei dem Niederfallen des Thieves das Wcitcvveissen der Wunde und das Hervortreten der Eingeweide zu verhüten, legt man demselben vorher einen breiten Gurt um den Leib. Die Wunde muss immer oben zu liegen kommen. Darauf führt man zuerst den Zeigefinger der linken Hand durch die Wunde in die Bauchhöhle, fasst, indem man den Daumen derselben Hand von aussen entgcgenlegl, den Wundrand und zieht ihn etwas gegen sich; dann nimmt man die Nadel mit der rechten Hand so, dass man den Daumen in die concave, den Zeigefinger aber in die con-vexe Seite derselben bis zur Spitze legt und diese dadurch bedeckt. Die so gefasste Nadel führt mau in die Wunde, setzt, sie knapp und dicht neben dem Bauchfell in die Muskelfläche auf, zieht nun den Zeigefinger von der Spitze der Nadel zurück, legt ihn quer über die Con-vexität der Nadel und stösst dieselbe von innen nach aussen in einer
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Bauchwunden mit Vorfall dor Eingeweide.
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Entfernung von wenigstens 1—1\'' (25—4 üeutim. vom Wundrande, damit der Heft nicht ausreisso, durch die Haut hervor. Auf dieselbe Weise wird die zweite Nadel am anderen Ende dos Bündchens durch den entgegengesetzten Wniulrand geführt, und dies Verfahren nach Verhültniss der Grosse der Wunde immer einen Zoll weit von dem zuletzt angelegten Hefte wiederholt. Ist so die hinreichende Menge Hefte eingelegt, so bringt ein Geliülfe mit seinen zur Seite der quot;Wunde llacli an die Bauch-wiinde gelegten Bänden die Wundränder in gegenseitige Berührung und der operirende Thierarzt knüpft nun selbst die zu einander gehörenden Enden jedes Bändchens in einen Knoten mit einer Schleife. Die Zapfennabt wird mit derselben Vorsicht und auf die Seitenbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;angegebene Weise angelegt. — Nach gemachter Kaht unterstützt man dieselbe, besonders bei Längen wunden, noch durch einen recht breiten und massig fest angelegten Bauchgurt, oder auch, wenn die Wunde am hinteren Theilc dos Bauches ist, durcli eine höhere Stellung des Thieres mit dem llintertheile, indem man recht viel Streu unterlegen lilsst. Die weitere
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Behandlung muss streng antiphlogistisch sein
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durch wiederholtes
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Bhitentzichen, durch öftere Gaben von Kalomel oder von Salzen mit schleimigen Mitteln, durch Ruhe und durch strenge Diät, indem man dem Thiere während der ersten Tage, so lange Entzündungsfieber vorhanden ist, bloss Kleie oder, wenn es zu haben ist, nur Gras und reines Wasser giebt. Um alles Drängen auf den Mist zu vermeiden, gebe man ausserdem schleimige Klystiere. — In der Regel schwillt nach dem Heften einer grösseren Wunde die Umgegend derselben etwas an; geschieht dies in einem hoben Grade, so befeuchte man die Anschwellung fleissig mit kaltem Wasser oder mit Oxykrat. — Die Heilung kann bei günstigem Erfolge dieser Behandlungsweise in 5—6 Tagen gelingen und man kann dann, um nicht eine zu lange Eiterung der durchstochenen Stellen zu veranlassen, die Hefte zu entfernen anfangen. Man soll jedoch hier mehr als an anderen Stellen damit vorsichtig sein und nicht alle Hefte auf einmal, sondern nur nach und nach herausnehmen, damit, wenn ja die Wunde noch nicht fest geschlossen 1st, man nicht das völlige Wiederaufbrechen derselben zu befürchten hat.
Die quot;Wnndränder des Bauchfells vereinigen sieb zwar gewöhnlich nicht unmittelbar, aber sie vernarben neben einander und verwachsen sehr oft mit der ihnen zunächst anliegenden äussern Fläche eines Eingeweides.
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III. Eindringende Bauchwunden mit Complication,
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A. mit Vorfall der Eingeweide.
Bei durchdringenden Bauchwnnden, wenn sie nur einigen Umfang haben und mehr nach der untern Seite des Bauches zu sich befinden, pflegen Theilc des Netzes oder der Därme selbst hervorzutreten und zwar zuweilen in beträchtlicher Grosse. Diese vorgefallenen Theile liegen entweder frei und beweglich in der Wunde oder fest von derselben umschlossen (eingeklemmt, incarcerirt) und befinden sich entweder im gesunden Zustande, oder sie sind mit verletzt, ent-
HSKma, Chirurgie. 3. Aull.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;27
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Hi
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Raucbwuiulon mit Vorfall dor Eingeweide Behaiulkmg.
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zündet odor selbst brandig. Die Erkennung dieser Verhältnisse ist durch Sehen und Befühlen der Thcilo und der Wunde leicht zu erlangen.
Prognosis. Durch das Heraustreten der Eingeweide werden die Banchwundeu in den meisten Fällen viel gefährlicher, als sie schon es an und für sich sind; jedoch hängt die Gefahr von der Art des Tliieres, von der Art des Eingeweides, von der Dauer des Vorfalls und von den anderweitig schon eingetretenen pathologischen Veränderungen ah. Bei Pferden ist wegen der grossen Reizbarkeit des Peritonoums die Gefahr immer am grössesten, bei den übrigen Thieren im Verhältniss des Grades dieser Reizbarkeit viel geringer. Bei Hunden und Schweinen und auch beim Rindvieh ist es oft beobachtet worden, dass Darm-Stücke in bedeutender Länge durch eine Wunde der Bauchhöhle hervorgetreten waren und selbst auf schmutzigem Erdboden geschleppt worden sind, und dass hiernach dennoch die Heilung und die Erhaltung des Thieres gelungen ist. Dagegen hat man bei Pferden oft, nachdem ein Darmtheil nur während kurzer Zeit hervorgetreten war, eine heftige Darmentzündung und den Tod eintreten sehen. — Das Hervortreten eines Theils des Dickdarms oder bei den wiederkäuenden Thieren des Wanstes ist in der Regel nur mit geringen üblen Folgen begleitet, wogegen durch das Hervortreten eines Theils des Dünndarms oder des einfachen Magens der Huude, Katzen und Schweine gewöhnlich Erbrechen, heftige Kolikzufälle und Entzündungen entstehen. Das Hervortreten eines Theils der Blase macht Harnverhaltung und kolikähnliche Zufälle, das Hervortreten eines Thciles der Gebärmutter (gewöhnlich eines Horns derselben) ist oft gänzlich ohne üble Folgen. — Ist das Heraustreten eines Eingeweides aus der Bauchhöhle erst vor ganz kurzer Zeit erfolgt, so cutstehen hierdurch nur imbedeutende Beschwerden, wenn die Zurückbringung bald geschieht; bei längerer Dauer des Vorfalls treten aber die bezeichneten Zufälle um so mehr ein, als hierdurch die Oberfläche der Eingeweide trocken wird, durch den Druck der Wundränder und durch die veränderte Lage der Fingeweide oft die Girkulation gestört und somit Entzündung oder selbst Brand herbeigeführt wird. Wenn diese üble Folgen schon wirklich eingetreten sind, so ist dadurch grosse Lebensgefahr erzeugt; doch darf man nicht die dunkelrotho und trockene Beschaffenheit der Eingeweide als wirklichen Brand betrachten und deshalb eine unbedingt schlechte Prognosis stellen. Denn die Erfahrung zeigt, dass bei solcher Beschaffenheit sehr häufig noch die Wiederherstellung gelingt, wenn nur erst die Znrückbringung der Eingeweide geschehen ist und übrigens eine entsprechende Behandlung der Thiere stattfindet,
Behandlung. Die vorgefallenen Eingeweide müssen so schnell wie möglich in die Bauchhöhle zurückgebracht und die Wunden geschlossen werden. Das Thier muss vorsichtig, wie schon bei der vorigen Art von Bauchwunden gesagt worden ist, auf ein weiches Lager und zwar so niedergelegt werden, dass die Wunde oben zu liegen kommt. Zugleich legt man noch unter den Vordertboil und unter den Hinterheil des Körpers ein massig dickes Bund Stroh, damit diese Thcilo hoch, die Mitte des Bauches aber tief zu liegen kommen und die Muskeln im Umfange der Wunde sich erschlaffen. Schon hierdurch wird es in manchen Fällen geschehen, dass die vorgefallenen Eingeweide durch die eigene Schwere der übrigen noch in der Bauchhöhle enthaltenen Theilo zurückweichen. Sind die vorgefallenen Theilc unrein, trocken, so reinige man sie vor-
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Bauclnvimdon mit Vorfall dor Eingewcido. Bohamllung.
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.siclitis mit lauwarmem Wasser und schiebe sie dann vorsichtig mit den Fingern allmälig und ganz gelind in die Bauchhöhle zurück. Man hat dabei zu beobachten, dass der Theil, welcher zuletzt vorgefallen ist, also der nächste an der Wunde, immer zuerst zurückgebracht #9632;werden muss; also das Gekröse früher als die Därme, und diese früher als das Netz, Ferner muss immer mit einem Finger der schon zurückgebrachte Theil zurückgehalten wenden, bis man mit dem anderen Finger eine andere Portion nachschiebt. Nach der Zurückbringung des Ganzen muss mau noch einmal mit dem Pinger in die Bauchhöhle gehen und sich durch das Gefühl überzeugen, dass die Eingeweide wirklich in die Bauchhöhle und nicht in die Zwischenräume von Muskeln gekommen sind. Die Wunde wird dann geheftet und im üobrigen ganz so behandelt, wie bei den einfachen eindringenden Bauchwnnden angegeben worden ist.
In den meisten Killleu ist es jedoch nicht so leicht, die Darme zurückzubringen, weil sie entweder mit Koth oder Luft angefüllt oder in zu grosser Menge vorgefallen sind und von den Wundrändern zusammengeschnürt werden. In diesen Füllen muss man erst durch sanftes Zusammendrücken der Dünne ihr Volumen vermindern, den eingeschnürten Theil dadurch, dass man ihn noch etwas aus der Wunde sanft hervorzieht, gleichsam lösen und dann auf die schon angegebene Art zurückbringen. Gelingt auch dies nicht, so erweitere man die Wunde, doch immer nur so viel, wie noting ist, um die Zurückbringung möglich zu machen. Diese Erweiterung geschieht immer am besten in dem einen Winkel der Wunde und auf folgende Weise: Man drückt mit der linken Hand die Därme von dem Rande des Wundwinkels nach der entgegengesetzten Seite etwas weg und mit der rechten führt man eine Hohl-sonde, die eine stumpfe Spitze hat, zwischen den Därmen und dem Wundrande in die Bauchhöhle, fasst dann die Sonde mit dem Zeigefinger und Daumen der linken Hand, senkt das obere, herausstellende Ende der Sonde nach den vorgefallenen Theilen, zieht dieselben etwas heraus, um zu sehen, dass nichts von ihnen sich zwischen die Sonde und den Wundrand gelegt hat, hält dann mit den übrigen Fingern derselben Hand die Därme zurück (oder lüsst dies durch einen Geholfen thun) und .schiebt endlich mit der rechten Hand ein Knopfbistouri oder auch ein gewöhnliches Bistouri mit stumpfer Spitze auf der Sonde so in die Wunde ein, dass es mit der Sonde einen spitzen Winkel bildet. Indem man das Bistouri langsam vorwärts schiebt, schneidet man den Wundrand 1 bis 3 Linien tief ein und erweitert dadurch die Wunde hinreichend. Hierauf zieht man die Sonde und das Bistouri zugleich, ohne sie aus ihrer gegenseitigen Lage zu bringen, zurück. Die Reposition der vorgefallenen Theile verrichtet man dann auf die oben angegebene Weise. — Ist die Einklemmung so bedeutend, dass mau selbst eine Hohlsonde nicht zwischen die herausgetretenen Tlieile und den Wundrand einbringen kann, so drückt man mit der linken Hand die Eingeweide von dem einen Winkel der Wunde auf die Seite, damit der Winkel frei werde, — drückt die Spitze des Zeigefingers der linken Hand fest in denselben, setzt auf sie das Knopfbistonri und schneidet vorsichtig zuerst die Haut, dann die Muskeln und Aponenrosen ein; ist man so bis zum Bauchfelle gekommen ist, so versuche man, ohne es zu durchschneiden, die Zurnckbvingung der vorgefallenen Theile; - wenn aber dieselbe nicht gelingt, so setze man,
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420nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Eindringende Bauchwunden,
wie vorher, eine Hohlsonde vorsichtig zwischen die Därme und den Wandrand und durchschneide ihn ferner so weit als nöthig.
Sind die vorgefallenen Theile heftig entzündet, welches durch die Einwirkung der Luft oder durch die Zusamnienschnürung der Wuudrän-der gewöhnlich sehr bald geschieht, — sind sie hlilulichroth, haben sie aber ihren Glanz, ihre Wärme und ihre Festigkeit noch nicht verloren, so müssen sie ebenfalls auf das schnellste zurückgoliracht werden; denn nur dadurch und durch eine nachfolgende antiphlogistische Behandlung im ausgedehntesten Grade kann das völlige Absterben dieser Theile durch Brand verhütet werden. Ist aber der Zustand schon so weit gediehen, class die Theile wirklich brandig sind — welches man daran erkennt, dass ihre Farbe dunkel violett, selbst schwarz ist, dass ihr Glanz, ihre Wärme und ihre natürliche Festigkeit verloren ist —, so ist die höchste Gefahr vorhanden; doch ist auch hierbei die Zurückhringung dieser Theile noch der einzig ausführbare Versuch zur vielleicht möglichen Erhaltung des Thieres. Diese Zurückbriugung muss aber auf die allergelindeste Weise geschehen, damit die Theile nicht zerreissen oder auf eine andere Weise verletzt werden.
Wenn das Netz mit den Därmen vorgefallen ist und noch sein gesundes Aussehen hat, so bringe man dasselbe immer, wo es geschehen kann, erst nach zurückgebrachten Därmen zurück; hat es aber bei längerem Heraushängen oder bei vorhandener Einklemmung sehr gelitten, seine Struktur und Farbe bedeutend geändert, ist es strickförmig und fest zusammengerollt oder sehr zerrissen, so ziehe man zuerst das heraushängende Stück ganz sanft noch ein wenig hervor, um es aus der Strik-tur zu lösen, breite es dann aus einander, suche die Gefässe desselben auf, unterbinde diese ganz einfach mit einem gewachsten Faden und schneide das ganze Stück ausserhalb der Unterbindung weg. Ist dies geschehen, so bringe man das übrige gesunde in die Bauchhöhle zurück. Nachtheilige Folgen sind von diesem Vorfahren bis jetzt noch nicht beobachtet, obgleich es schon oft ausgeübt worden ist. Auch hier erfolgt die Heftung der Wunde und die Behandlung überhaupt nach den vorher angegebenen Kegeln.
B. Eindringende Bauchwunden, complicirt durch Verletzung der Baue heilige weide.
Bei den eindringenden Bauchwunden kann jedes Eingeweide mit verletzt werden, und zwar innerhalb der Bauchhöhle oder nach dem Heraustreten aus derselben. Die Erkennung dieser Complication ist im letzteren Falle ziemlich leicht aus der Untersuchung der verletzten Theile selbst, im ersteren Falle aber melireutheils nur aus dem Eintreten abnormer Ausflüsse aus der Buuchwunde und aus der gestörten Function der Organe, mit Berücksichtigung des Ortes und der Richtung der Verwundung zu erlangen. Die Gefährlichkeit der Verwundung ist dabei in den meisten Fällen sehr gross, an jedem einzelnen Theile aber ist sie zum Theil durch die Grosse und Art der Verwundung, zum Theil aber auch durch die Art des Thieres u. s. w. bedingt. Die noch hinzutretenden Zufälle sind gewöhnlich Ergiessungcn von Ohymus, Koth, Blut, Galle u. s. w. und heftige Entzündung.
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Bauchwunden. Magenverletzuug.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;421
a) Verletznng des Magens.
Dieses Eingeweide wird bei Pferden wegen seiner durch das Colon u. s. w. geschützten Lage nur selten verletzt. Beim Rindvieh, beim Schaaf und bei der Ziege, wo ein Theil des vierfach zusammengesetzten Magens unmittelbar an der Bauchwand oder in deren Nüho liegt, kommen Verwundungen an demselben leichter vor, und nicht selten wird der erste Magen auch bei krankhaften Zuständen in Folge der dabei nöthigen Operationen absichtlich verletzt.
Die Zeichen der Verletzung des Magens sind oft nicht deutlich genug, um dieselbe sicher zu erkennen; manchmal bestimmt die Richtung der äusseren Wunde und der Ausflnss von unverdauter', sauer riechender Futtermasse aus ihr noch das meiste; nach Wo Istein soll das gewisseste Kennzeichen des verwundeten Magens darin bestehen, dass die Pferde das Maul aufsperren, sich strecken, und dass oft Futter aus der Nase herauskommt. Diese Zufalle kommen aber auch bei anderen Zustanden vor und sind deshalb nicht so sicher. In anderen Fallen erfolgt auch blutiges Erbrechen durch die Nase, oft auch nur Anstrengungen zum Erbrechen; bei Hunden und Schweinen erfolgt immer wirkliches Erbrechen von Blut und unverdauten Futterstoffen durch das Maul. Pferde werfen sich zuweilen nieder und geberden sich überhaupt wie an Entzündungskolik Leidende; doch fehlen oft bei kleinen Wunden alle cigenthümlichen Symptome. Gewöhnlich findet sich einige Stunden nach geschehener Verletzung eine Auftreibung des Leibes und Schmerz-haftigkeit desselben ein; die Pferde stellen traurig, halten die Ohren aus einander gespreizt und haben einen schwankenden, matten Gang; in der Folge werden sie auf dem ganzen Körper mit Schweiss bedeckt, und bei grossen Wunden stellt sich der Tod zuweilen in kurzer Zeit unter heftigen Convulsionen ein, — Bei den Wiederkäuern erfolgen auf die Verwundungen der ersten beiden Magen, wenn die Wunden nicht zu übermässig gross sind, und wenn nicht Ergiessung von Futter u s. w. stattfindet, gewöhnlich gar keine oder nur sehr geringe Zufälle ') (wegen der geringen Empfindlichkeit dieser Theile). Wenn Futterbrei aus-fliesst, ist er aus den beiden ersten Magen fast ganz roh, aus dem dritten mehr fein verdaut und trocken, aus dem vierten ganz flüssig und sauer. Der dritte und vierte Magen (das Buch und der Labmagen) sind auch sehr empfindlich, besonders der letztere, und Verletzungen in ihnen bringen fast (lie nämlichen Erscheinungen hervor, wie die Verletzungen des einfachen Magens bei den übrigen Hausthieren.
Prognosis. Beim Pferde, Schweine und Hunde sind fast alle Verwundungen des Magens, welche sich an dessen abwärts liegenden Theil befinden, tödtlich, weil aus ihnen Nahrungsbrei, Getränk und Magensaft in die Bauchhöhle sickern und Bauchfellentzündung erregen; kleine Wunden an der nach oben (der Wirbelsäule) zu liegenden Hälfte sind heilbar (wie dies die nach Hayne's Angabe gemachte Application des Troi-
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1) Beweise hierzu finden sich in den Operationen des Pansonstichs und des Pansenschnitts, so wie in den merkwürdigen Verletzungen, welche durch fremde Körper von der Ilaubc aus durch die Wand derselben, durch das Zwerchfell und bis in das Herz sich erstrecken.
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122nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Bauclnvumlou. UarmverloUung.
carts beweist); alter jede nur etwas grosse Wunde kann auch an diesen höheren Stellen, mul ebenso an den beiden letzten Magen der Wiederkäuer fast immer für absolut tödtlich angesehen werden, theils wegen der Ergiessung an Nahrungsbrei u. s, w., theils auch aus dem Grunde, weil die Heilkunst dabei fast nichts thun kann. Wunden des Pansen und der Haube bei Wiederkäuern, besonders wenn sie die oberen Wandungen dieser Theile betreffen, sind fast immer ohne Gefahr.
Behandlung. Grosse Wunden des ersten Magens der Wiederkäuer (und bei grosseu äusseren Wunden auch möglicherweise des zweiten Magens) werden mit gutem Erfolge geheftet, die Hefte am Magen kurz abgeschnitten und dann die Bauchwunde gleichfalls durch die Naht verschlossen. — In allen anderen Fällen ist bei Magen wunden kaum versuchsweise etwas zu thun. Ist eine grosse äussere Wunde mit zugegen, so suche man, nachdem das Thier passend niedergelegt ist, einige Hefte durch die Wundränder dos Magens zu bringen und diese dadurch sicli zu nähern. Ks ist dies ein verzweifeltes Mittel, aber auch nur das einzig mögliche1). Die übrige Behandlung ist die antipblogistische, überhaupt ganz so, wie bei den eindringenden Bauchwunden mit vorgefallenen Eingeweiden gelehrt worden ist; besonders aber ist die strengste Enthaltung von Futter und Getränk durch mehrere Tage oder bis zur Zeit der Heilung nöthig.
b) Verletzung der Gedärme.
Die Gelegenheitsursachen zu Darmverletzungen können zwar so verschieden sein, wie zu allen Verletzungen überhaupt; im Allgemeinen aber kommen sie noch seltener, als die zu den Magenverletzungen vor. Nur der Mastdarm ist einigen besonderen Gelegenheitsursachen zu Verletzungen unterworfen, von denen im folgenden (IHten) Capitel die Rede ist. — Die Wunden betreffen den Dünndarm (selten), oder den Dickdarm und sind In der Längenrichtung, oder quer, oder schief, oder glatt-randig, oder uneben, und bei Quer- oder schiefen Wunden ist die Trennung bald nur tlieihveise. bald vollständig.
Die Kennzeichen der in der Bauchhöhle verletzten Därme sind mehrentheils noch geringer, als die des verletzten Magens. Das sicherste Merkmal ist es, wenn aus der Wunde stinkende Luft oder kotbartige Materie tritt. Oft geht Blut durch den After mit den Ex-crementen ab, und betrifft die Verwundung die dünnen Därme, so treten auch zuweilen ähnliche Erscheinungen wie beim verletzten Magen ein; das Thier bricht Blut, der Leib treibt auf, wird schmerzhaft, gespannt, der Puls sehr klein, das Thier hat kalte Ohren und Füsse, schwitzt aber, zeigt Leibschmerzen u. s. w. Diese Erscheinungen treten oft erst spät ein, und in diesem Falle kann man wieder nur aus der Tiefe, bis zu welcher das verletzendende Instrument eingedrungen ist, und aus den sich etwa einstellenden allgemeinen Zufällen, aus der Beängstigung des Thieres u. s. w. die Verwundung vermutheu. — Be-
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1) Beim Pfcnlo wird wohl in den allermoisten Fällen die vordere doppollo KrümmuDg des Grimnulaiins mil. verletzt und dadurch, aber auch ohne diese Verletzung, bei der tiefem Lage der Theile die Heftung sein- schwierig sein.
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Hauchwundeu. Darmverlelzung. Behandhiug.
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findet sich das verletzte Darmstück ausserlialb des Bauches, so kann man die Wunde sehen; gewöhnlich ist hier der Darm in einem erschlafften Zustande, und aus der Wunde sickert zuweilen Koth oder Schleim,
Obgleich die Vorhersaguug wegen der grossen Gefährlichkeit dieser Verletzungen im Allgemeinen immer nur misslich ist, so richtet sich doch dieselbe in den meisten Fallen darnach; ob die Wunde im Dünnoder Dickdarm, klein oder gross, der Darm liloss angeschnitten oder durchgeschnitten ist; ob der verletzte Theil innerhalb der Bauchhöhle liegt oder vorgefallen ist; ob schon Krgiessungen von Futterstoffen oder Koth stattgefunden. Jm Dünndarm sind die Wunden wegen der grössern Empfindlichkeit dieses Theils gefahrlicher als im Dickdarm, Kleine Wunden heilen an beiden Abtheilungen ziemlich gleichmässig, und besonders an der obern Wand; bei grossen Wunden tritt überall leicht Nahrungsbrei, Koth, Galle u, s, w. in die Bauchhöhle, wodurch Hauchfellentzün-dung und gewöhnlich der Tod herbeigeführt wird. Deshalb sind grosse Wunden und völlig durchschnittene Darme bei und ohne thierärztlicher Hilfe in der Kegel ganz ungünstig zu beurtheilen, besonders aber dann, wenn man die verletzten Darmstücke nicht aus der Bauchhöhle hervorholen und zusammenheften kann,
Behandlung, Wenn eine Darmwunde auch nur wenig auseinander klafft, müssen ihre Wundrander vermittelst der Ilcftung zusammengezogen werden, Man bedient sich hierzu einer recht feinen krummen Heftnadel, oder eben so gut einer feinen Nähnadel und eines seidenen, oder andern glatten, gewachsten Fadens. Die Ilcftung selbst geschieht mittelst der Knopfnaht oder in den meisten Fällen am besten mittelst der Kürschner- oder Darmnaht auf die S. 352 angegebene Weise, wobei jedoch zu beachten ist: dass man immer trachten muss, die äusserc (seröse) Flache der Wundrander mit einander in Berührung zu bringen, weil diese am schnellsten zusammenheilt. Die grösste Schwierigkeit bei dem ganzen Geschäft ist, wenn nicht etwa der verletzte Darm aus der Bauch-wunde heraushängt, — das Auffinden der verletzten Stelle, Oft ist dieses Auffinden innerhalb der Bauchhöhle ganz unmöglich und daher natürlicher Weise auch die Heftung nicht ausführbar. In einem solchen Falle kann man überhaupt, aussei' durch allgemeine Behandlung, nichts thun, sondern muss die Wunde der Natur überlassen. Bei ganz durchschnittenem Darme tritt dieser F,all am häufigsten ein, indem man hier fast immer nur ein Ende, oft auch keins, herausfindet. Die Schwierigkeit des Auffindens wird dadurch noch vermehrt, dass wir am stehenden Thiere wegen der grossen, durch die Schmerzen erregten Unruhe und Widersetzlichkeit desselben, selten eine ordentliche Untersuchung der Wunde und noch viel weniger die Heftung des Darms unternehmen können (bei vorgefallenen, verletzten Därmen möchte es vielleicht möglich und räthlich sein), und dass bei dem gewaltsamen Umlegen des Thieres sich die Eingeweide zurückziehen, verwickeln und ihre Lage verändern. 1st man jedoch so glücklich gewesen, die verletzte Darmstelle zu finden, so hefte man dieselbe sogleich nach einer der jetzt anzugebenden Methoden schnell zusammen: — Man zieht zuerst die Darmstücke vorsichtig aus der Wunde hervor, drückt den in ihnen enthaltenen Koth aus beiden Enden, reinigt sie mit lauwarmem Wasser und näht bei nicht ganz durchschnittenem Darme oder bei Längenwunden desselben die beiden Wundländer mit der Kürschner- oder umwundenen Naht zusammen; oder
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424nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Bauchwnmlen. Leber-, Gallenbliise- und MiUverletzungen.
man macht einzelne Hefte, wie bei der Knopfoabt. Tst der Darm ganz durchschnitten, so .soll man das vordere, vom Magen her kommeiulo Ende in das hintere, nach dem Mastdarm zu gellende Ende einschiebeu und nun beide mittelst dieser Nähte zusammenheften. Es ist jedoch gewöhnlich sehr schwer zu bestimmen, welches das vordere oder das hintere Ende des Darms sei; zuweilen kann man dies aus der wurmformi-gen Bewegung und daraus erkennen, dass aus dem vordem Ende Koth u. s. w. aussickert, aus dem hintern aber nicht; eingespritztes Wasser und der in den Dann gesteckte Finger werden aus dem vordem Ende herausgedrängt, aus dem hintern aber nicht. Das Einschieben des vordem Endes in das hintere soll die Fortleitung des Darminhalts begünstigen; aber das Zusammenfügen einer Schleimhaut mit andern Gebilden ist der Verwachsung nicht günstig. In allen Fällen muss die äussere Wunde nach den angegebenen Regeln locker geheftet und dann, wie schon angegeben, streng antiphlogistisch behandelt werden. Es wird jedoch nur selten gelingen, einen solchen Patienten, bei dem die Verletzung sehr bedeutend ist, zu erhalten. Erfolgt Heilung, so geschieht dies mit circa 14 Tagen vollkommen. — In einzelnen Fällen legt sich ein verwundetes Darmstück so gegen die Wunde der Bauchwände, dass die Oeffnung beider in einander übergeht und dann der Darminhalt durch die äussere Wunde hervortritt. Gewöhnlich entsteht dann sehr bald eine Verwachsung des Bauchfells mit dem Darmstück und letzteres wird hierdurch fest in dieser Lage erhalten; die Wundränder aber verdicken sich und bilden bald mehr, bald weniger einen dein After ähnlichen Band. Ist die Oeffnung sehr klein, fistelähnlich, und sickert nur wenig Nahrungsbrei oder Koth aus ihr, so nennt man den Zustand eine Darm-oder Kothfistel (Fistula intestinalis s. stercoralis; ist sie aber so gross, dass der Darminhalt sich grösstenthcils oder ganz durch sie entleert, so ist dies ein künstlicher After (Anus praeternatumlis s. artiflcialis). Uei beiden Zuständen können die Thicre lange bestehen, aber sie magern doch dabei gewöhnlich sehr ab und gehen zuletzt zu Grunde. — Man sucht die Oeffnung am besten nach und nach durch gute Granulation zu verschliesseu, und zu diesem Zwecke wendet man die harzigen Salben — bei träger, harter Beschaffenheit der Wundränder aber das Glüheisen oder den Lapis infernalis ganz oberflächlich und von Zeit zu Zeit wiederholt auf dieselben an. Will man gründlich zu Werke gehen, so kann man die Oeffnung vorsichtig mit dem Messer erweitern, den Darm von der Bauchwand lösen, die Ränder der Darmöffnung frisch wund machen und zusammenheften, oder, wenn das Darmstück entartet und verengt ist, es ganz herausschneiden und dann verfahren, wie bei völliger Durchtrennung des Darms angegeben ist. Ein solches Radikalquot; verfahren ist jedoch mit grösster Gefahr begleitet und deshalb wenig zu empfehlen.
c) Verletzungen der Leber, Gallenblase und Milz.
Man erkennt die Verletzung dieser Theile bei einer offenen Wunde durch den Ort und die Richtung derselben, und durch den Ausfluss von einer Menge schwarzen Blutes oder von Galle. Oft ist die Erkennung wegen Mangel oder Undeutlichkeit dieser wenigen Symptome sehr schwierig.
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Bauchwundeu, Nieren- und Gebärmutterveiletzungeiinbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 425
Die Vorhcrsagmig ist in den meisten Fällen sehr ungunstig, weil man gegen die innere Blutung, Gallenergiessung und gegen die hieraus entstehende Bauchfellentzündung fast gar nichts thun kann. Es gicbt wohl einzelne Fälle, wo Verletzungen der Leber- und der Milzsubstanz geheilt worden sind; doch ist auf solche Seltenheiten nicht Rücksicht zu nehmen, weil man nicht weiss, wie tief die gegenwärtige Wunde ist, und ob oder #9632;wann die dabei befindliche Blutung sich stillen werde. Oft bilden sich Fxtravasatc unter dem Deberzuge der Leber und es tritt dann, wenn diese Kapsel zerrcisst, der Tod plötzlich ein.
Behandlung. Das einzige, was etwa noch bei den Wunden dieser Theile anzuwenden ist, sind anhaltende kalte Umschläge oder Bogiessun-gen des Bauchs mit kaltem Wasser, dabei die strengste Ruhe, eine angemessene antiphlogistische Behandlung und mageres Futter.
d) Verletzungen der Nieren.
Ausser den gewöhnlichen Gelegenheitsursachen der Verletzungen überhaupt tragen zu denen der Nieren noch besonders bei, die unvorsichtige Application des Troikars beim Rindvieh, und heftige Schläge auf die Lendenwirbel, wodurch die Querfortsätze derselben abbrechen und die Splitter in die unter ihnen liegenden Nieren dringen können.
Die allgemeinen Symptome dieser Verletzung sind, wie schon Wol-stein ganz richtig bemerkt (siehe dessen Buch für Thierärzte im Kriege Seite 80), denen ähnlich, welche bei Verletzungen des Rückenmarks oder dessen Scheiden erscheinen; die Thierc können nicht stehen, der Harn ist mit Blut gemengt, oft ganz unterbrochen, die Hinterschenkel werden fühllos und stumpf. Oertliche Symptome sind entweder eine in der Nie-rengegend befindliche Wunde oder eine Geschwulst mit sehr grosser Empfindlichkeit bei Berührung dieser Theile; die Thiore biegen sich ein, wenn man mit der Hand liingreift. — Die Vorhersagung ist unbestimmt, sehr oft misslich. — Die Behandlung ist antiphlogistisch einzuleiten, durch Aderlässe, wenig schleimiges Getränk, kein Futter, kalte Umschläge und strenge Ruhe.
e) Verletzung der Gebärmutter,
In nicht schwangerem Zustande sind Verletzungen der Gebärmutter sehr selten, aber ihre Hörner werden zuweilen mehr betroffen. Ausseiquot; den gewöhnlichen aber seltenen Verwundungen durch Stiche und Schüsse (Hiebwunden dringen nie so tief ein) finden in der Gebärmutter am häufigsten Verletzungen während der Geburt durch ungeschickte Manipulation z. B. beim Abkneipen und Ausreissen der sogenannten Mondkälber, oder durch verunglückte Operationen mit den scharfen Haken statt. — Auch kann die Gebärmutter im tragenden Zustande bei einer recht stark einwirkenden Gewaltthätigkeit entzwei bersten, eben so bei schwerer Geburt zerreissen. — Bei den grösseren Verletzungen dieses Theils bemerkt man einen Blutausfluss aus der Scheide, und die Thiere stellen sich an, als ob sie gebären wollten. Sie drängen viel auf den Mastdarm. Kleinere Verletzungen sind sehr schwer zu erkennen, wenn nicht etwa gleichzeitig ein Vorfall der Gebärmutter zugegen ist.
Prognosis. Wegen des ziemlich niedrigen Grades der Empfindlichkeit
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426nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Bauchvranden. HarnblaseuTerletzung. Baucbvundea mil Brgiessuugen.
diosos Organs bei Thieron, besonders bei den Wiederkäuern, ist es fast immer der Fall, dass Verletzungen an demselben für sich selbst keine grosso Gefahr mit sich führen, ausser zur Zeit der lirunst, wo durch die crhülitc Reizbarkeit und den reichlicheren Blutzufluss allerdings eine heftige Entzflndung hinzutreten und Gefahr erzeugen kann. In den übrigen Füllen ist der Umstand günstig, dass die Verletzungen gewöhnlich entweder während oder gleich nach der Geburt geschehen, oder dass, wenn sie bei noch schwangerem Zustande erfolgen, sie denselben durch eine zu frühe Geburt beenden, — dass also in allen diesen Fällen die Gebärmutter sehr ausgedehnt ist, sich aber sehr bald nach der Verletzung eben so viel wieder zusammenzieht und folglich auch die Wunde zugleich sehr verengert wird. Aus diesem Grunde ist es erklärlich, wie sehr bedeutende Blutungen bei Verletzungen dieses Organs sich ohne alle Hilfe recht schnell stillten. — Auch das hat man häufig beobachtet, dass durch oberflächliche Verletzungen selbst die Trächtigkeit für die Zukunft höchst selten gestört wird.
Behandlung. Auch liier ist ein entzündungswidriges Verfahren anzuwenden. Man spritzt, so lange noch Zeichen von Entzündung vorhanden sind, schleimige Abkochungen täglich mehrmals lauwarm durch die Scheide ein, und wenn Eiterung sich zeigt, so gehe man allmälig zu gelind zusammenziehenden und zu Gerbstoff enthaltenden Mitteln über. Selten ist es noting, einen Aderlass dabei zu machen. Innerlich sind Salze, besonders aber das versüsste Quecksilber und äusseiiich Klystiere, um beständig den Mastdarm frei zu erhalten, meistens vollkommen ausreichend. (Von der Complication mit Vorfällen der Gebärmutter oder der Scheide siehe bei den Vorfällen.)
f) Verletzungen der Harnblase,
Diese Verletzungen ereignen sich sehr selten, sind schwer zu erkennen und bei einiger Grosse gewöhnlich tödtlich, besonders an dem Grunde, an der untern Wand und an den Seiteuflächon der Blase. Das sicherste Zeichen ist das verminderte, auch gänzlich ausbleibende Harnen, ohne dass ein Jlinderniss dazu in der Harnröhre zu entdecken wäre, zuweilen der Ausfiuss des Harns aus der Wunde, ferner der Ort der Verletzung. — Hilfe ist hier fast gar nicht möglich; bei Wiederkäuern erfolgt der Tod oft sehr spät. Bei kleinen Wunden in der Blase könnte man das Heften derselben versuchen und hierzu nötbigenfalls die Bauchwunde hinreiebond erweitern; dann aber entweder einen Katheter für 5—8 Tage einbringen oder den Harnblasenstich machen, damit der Urin beständig frei nach hinten auslliessen kann.
C. Eindringende Bauch wunden, complicirt mit Ergiessung
von Blut, Darmkoth, Urin etc,
Sehr schlimme und sehr häulige Oomplicationcn der durchdringenden Bauchwunden sind die Ergiessungen von Blut, Darmflüssigkeit, Urin und anderen Stoffen. Obgleich diese Krgiessungen nicht selten sind, so entstehen sie doch nicht so leicht und so oft, als man nach der Beschaffenheit der umstände glauben sollte; der Grund hiervon liegt in dem wechselseitigen Drucke, welchen die Eingeweide und die Wandun-
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Bauohvuuden mit Erglessungon.
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#9632;127
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gen dos Bauches pegen einander ausüben, so (lass zwischen ihnen wenig Zwischenraum bleibt. Daher verbleiten sich auch diese Ergiessungon, wenn sie nicht zu gross werden, nicht immer nach allen Richtungen über die Oberfläche der Eingeweide, sondern sie sammeln sich niehren-theils an einein begrenzten Orte, Die Blutgefässe geben bei Verletzungen leichter solche Ergiessungen als die Därme; bei den letzteren erfolgen sie aus den düunnen Därmen mehr als aus den dicken, aus Längonwunden mehr als aus Quetschwunden, aus gerissenen mehr als aus einfachen Stich-und Schnittwunden, am häutigsten und stärksten aber aus dein Magen. Die Zufälle nach solchen Ergiessungen mengen sich mit denen der Verletzungen selbst zusammen; sie sind: heftiges Fieber, grosser Durst des Thie-res, Auftreibung des Bauches, heftige Schmerzhaftigkeit desselben, Anstrengungen zum Erbrechen und bei einigen Thieren wirkliches Erbrechen, und deutlicher Ausdruck vuu Angst. Es entsteht Entzündung der Eingeweide, die sehr schnell in brand übergeht. Gewöhnlich stellen sich diese Zufälle noch am nämlichen Tage der Verwundung oder doch gewiss am nächstfolgenden ein. - Die Blutergiessungen in die Bauchhöhle entstehen entweder aus den verletzten Gefässen der Bauchwandung und zwar aus der untern Bauchdeckenarterie oder aus dem Ende der Brustarterie, wenn die Beschaffenheit der Wunde den freien Abfluss des Blutes hindert, oder sie entstehen aus den grössern Arterien und Venen, die oben in der Bauchhöhle liegen. Das Blut sammelt sich nach der verschiedenen Grosse und Verletzung des Gefässes in grösserer oder geringerer Menge und mehr oder weniger schnell an.
Die Erscheinungen der Blutergiessung in die Bauchhöhle sind daher verschieden und im Allgemeinen bedingt durch den Blutverlust und durch die davon erzeugte Schwäche und gesteigerte Irritabilität. Das kranke Thier wird nach und nach schwächer, — in dem Maassc, wie die Blutergiessung zunimmt, schwillt der Bauch an der untern Gegend oder etwas zur Seite an und zuweilen kann man bei sehr genauer Untersuchung eine Schwappung fühlen; ferner treten Kolikzufälle ein, Erweiterung der l'u-pille und Blässe der Schleimhäute. Der Puls wird zuerst voller, doch weicher, dann aber immer kleiner, das Thier schwankt, lehnt sich an die Wand, endlich fällt es um. bekömmt Convulsionen und stirbt.
Die thierärztliche Hilfe bei diesen Zufällen beschränkt sich bei den Ergiessungen von Darmkoth auf die baldige Auffindung und Heftung der Darmwunde, wenn dies möglich ist, und bei den Blutungen aus den Gefässen der Bauchwandungen auf die Unterbindung der Gefässe. Gegen die Blutungen aus den grösseren Gefässen haben wir kein directes Mittel; Aderlässen und kalte Umschläge über den Bauch mögen als ein höchst selten gelingender dürftiger Versuch angestellt werden. Bei allen Blutergiessungen muss jedoch aus den bei den Bnistverletzungen mit Blutergiessung angegebenen Ursachen die äusscre Wunde so bald als möglich geheftet werden. Nimmt mau aus dein allmäligen Verschwinden der angegebenen Zeichen wahr, class die Blutung stehe, so kann man am folgenden Tage die Bauchwunde noch einmal öffnen, oder eine neue Oeffnung ganz vorsichtig am abhängigsten Theile des Bauches in der Nähe der bemerkten Anschwellung machen, um dadurch das geronnene Blut zu entleeren. Dies ist jedoch wie die ganze Complication überhaupt, jedesmal ein verzweifelter Fall. — Wie vorsichtig gemachte Sectionen zeigen, sammelt sich das Blut immer zwischen den Därmen auf der un-
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428nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Verleteungen des Mastdarms.
tern Bauch wand; oft findet man im Umfange des Blutklumpens Entzündung und Ausschwitzung von gerinnbarer Lymphe, wodurch das Blut gleichsam von der übrigen Bauchhöhle abgeschieden wird.
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Achtzehntes Capitel.
Verletzungen des Mastdarms und dos Afters.
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A) Die Verletzungen des Mastdarms sind verschieden, Längen- oder Querwänden, mehrentheils gerissen, oft nur in der Schleimhaut oder zugleich in der Muskelhant, und zuweilen durchdringen sie die ganze Darmwand; sie befinden sich an der obern oder an der untern Wand, oder an den Seitenwänden, nahe am After, oder von demselben mehr entfernt; zuweilen sind sie mit gleichzeitiger Verwundung der Scheide und in andern Fällen mit Vorfall des Mastdarms complizirt. — li) Die Wunden am After bestellen gewöhnlich in Trennungen nach der Längenachse des Darms, mehr oder weniger quer durch den Scbliessmus-kel, und finden sich am häufigsten am untern Bande, namentlich bei weiblichen Thieren. Sie sind auch zuweilen mit Verletzungen der Muttorscheide verbunden.
Die Gelegenheitsursaclien zn den Verletzungen des Mastdarms entstehen bei Hunden durch zu harten Dannkoth, durch spitzige, unverdaute Knochensplitter (dieselbe Ursache bemerkte ich auch einmal bei einem Schweine); bei Stuten erfolgen diese Verletzungen zuweilen, wenn zu hitzige Hengste bei der Begattung gewaltsam mit der Ruthe in den Mastdarm anstatt in die Scheide eindringen; ausserdem entstehen bei den weiblichen Thieren zuweilen Verletzungen des Mastdarms gleichzeitig mit Verletzungen der Scheide während des Gebarens, wenn die Küsse der jungen Thiere sich in der Scheide feststellen oder wenn die Geburtshaken ausgleiten u. s. w. Bei allen Hausthieren können sie während der Beibringung eines Klystiers entstehen, wenn die Thiere dabei entweder sich zu unruhig oder widerspenstig betragen, oder wenn das Klystierrohr zu spitzig oder zu lang ist, oder ungeschickt angewendet wird. Bei grössern Hausthieren werden diese Verletzungen des Mastdarms auch durch das ungeschickte Ausräumen des Darmkoths und bei Untersuchungen, welche durch den After vorgenommen werden, erzeugt.
Die Verletzungen des Mastdarms sind, je nach ihrer Grosse, nach der Stelle und nach den eintretenden Zufällen zuweilen leichter, in andern Fällen schwerer zu erkennen; zuweilen ist bei dem frischen Zustande derselben ein Blutausfluss aus dem After zugegen, in manchen Fällen ist derselbe sehr gering und oft fehlt er ganz. — Die Thiere haben bei diesen Verletzungen einen etwas gespannten, steifen und zuweilen matten Gang, und sie stellen sich oft, aber meistens vergeblich zur Kothentleerung an; die wirklich erfolgenden Ausleerungen sind mit Anstrengungen und Schmerzen verbunden und der entleerte Koth ist zu-
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Verletzungen des Mastdarms. Behandlung.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 429
weilen blutig. Bei Wunden, welche die Wand des Darms ganz durchdringen, wird in wenigen Stunden nach der Verletzung der Hinterleib stark aufgetrieben, und oft bestellt bei jedem Athemzuge ein Ein- und Ausströmen von Luft durch den After. Das sicherste Mittel zur Erkennt-niss des Vorhandenseins und der Art und Grosse dieser Verletzungen giebt die vorsichtige Untersuchung des Mastdarms mittelst des in denselben eingebrachten, vorher mit Fett und Oel bestrichenen Fingers bei kleinem Thieren oder mittelst eingebrachter Hand bei den grössern. — Ist aber die Wunde mehr am After und an diesem selbst, oder besteht zugleich ein Vorfall des Mastdarms, dann ist die Erkennung derselben leicht. — Die üblen Folgen, welche durch diese Wunden entstehen, sind in manchen Fallen Blut- und Kothergiessung durch die Wunde in das Becken und die Bauchhöhle, heftige Entzündung und Brand des Mastdarms selbst und anderer Eingeweide, langwierige Fiterimg, Koliken, und wenn der After durchgerissen ist, so bleibt ein beständiges Ausein
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anderklaffen desselben und bei Pferden und Kindern ein sehr häuflgei
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Ausströmen der Luft mit lauten quatternden Tönen, besonders bei schnellem Laufen der Thiere bemerkbar, zurück.
Die Prognosis richtet sich hierbei zum grössten Theil nach der Grosse und Beschaffenheit der Wunde selbst und nach dem Orte derselben, zum Theil aber auch nach der Empfindlichkeit des leidenden Thie-res. Hiernach kann man laut der Erfahrung bestimmen: dass im Allgemeinen alle nur etwas grössere durchdringende Wunden, namentlich aber bei Stuten fast alle über 1 Zoll grosse Wunden des Mastdarms, welche durch das Eindringen der männlichen Ruthe beim Beschälen entstanden, für tödtlich zu achten sind'). Wunden in der obern Wand des Mastdarms und nach dem After zu sind weniger gefährlich als die an der untern Wand befindlichen, weil durch die letztern leicht Exkremente in die Feckenhöhle dringen und üble Zufälle erzeugen. Kleinere Wunden, von fremden Körpern erzeugt, veranlassen oft langwierige Eiterung, Fisteln und Vorhärtungen, sind aber an sich nicht lebensgefährlich. Jlaquo; empfindlicher und reizbarer ein Thier ist, je höher die Entzündung und die Schmerzen schon gesteigert sind, ein desto schlimmerer Ausgang ist zu befürchten. Bei gleichzeitiger Verletzung der Mutterscheide hängt die Vorhersage zum Theil von der Wunde dieser letztern mit ab, immer aber ist die Mastdarmverletzung das Wichtigste dabei. Die Wiedervereinigung ist hier oft schwer zu erreichen.
Die Behandlung dieser Verletzung inuss darauf gerichtet sein, die verletzenden Körper, welche sich etwa noch im Mastdarm befinden, zu entfernen, die durchgehenden Wunden bald zu schliessen und die üblen Zufälle, besonders die zu heftige Entziindung zu verhüten und zu beseitigen. Bei Verletzungen des Afters ist es zweckmässig, vor der eigentlichen Behandlang und während derselben die Schweifhaare glatt einzu-flechten. Die Entfernung des fremden Körpers, z. 13. der Knochensplitter, sucht man, nachdem der Mastdarm vorher durch ein Klystier von einer schleimigen Flüssigkeit dazu vorbereitet worden, mittelst eines einge-
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I) Schon Bourgelat (Exterieur) hat diese Beobaclitiing raehrfältig gemacht, und dieselbe ist auch von Anderen bestätigt worden, /. T?. von Grove (Erfahrungen U. Beobachtungen, Bd. II, S, 8), von Gello (Kecueil denied, vet 1828 p. 490) u. A.
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430nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Verletzungen (1er Mutlerschoido und der Schamlefzon.
brachtet! Fingers oder, wo dieser nicht zureicht, mittelst einer Korn-oder Kugelzange zu bewirken, — und, wenn der fremde Körper wegen seiner Grosse und bei der Anschwellung der Mastdarms im Ganzen nicht ohne Gewalt zu entfernen ist, so suche mau ihn mittelst dieser Instrumente zu zerdrücken und stückweis herauszubringen, Grosse Gewalt darf man hierbei niemals anwenden, sondern lieber warten, bis die Entzündung und Anschwellung der leidenden Theile durch die angewendeten Mittel sich gemindert haben worden, wo man dann die Versuche zur Entfernung des fremden Körpers wiederholt. In solchen Fällen ist magere Diät, ein allgemeines antiphlogistisches Heilverfahren, namentlich die Anwendung des Calomels bis zum gelinden Laxireu, und die häufige Wiederholung schleimiger Klystiere in kleinen Quantitäten erforderlich. — Die Verschliessung der Wunden durch chirurgische Hilfe ist nur bei grössern Thieren und nur in dem Falle möglich, Menu dieselben recht nahe an dem After oder in demselben selbst sind. Die Anlage der Naht (Knopfnaht) ist immer sehr schwierig, weil der nöthige Raum zum Anbringen derselben fehlt. Man kann nur einzelne Hefte der Knopfnaht, am besten von Bleidraht einlegen und dieselben nicht zusammenbinden, sondern nur zusammendrehen. Ist gleichzeitig eine Verwundung der Mutterscheide vorhanden, so ist (las Heften um so nöthiger, gewöhnlich aber auch leichter zu vollbringen. Immer wird dabei der Mastdarm zuerst geheftet. — Die üblen Zufälle nach dem Heften sucht man auch hier durch die im Vorstehenden angegebene Behandlung zu beseitigen, und übrigens verfährt man nach allgemeinen Regeln, (lieber die Behandlung des Mastdarmvorfalls s. bei den Vorfällen.)
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Neunzehntes Capitel.
Verletzungen der Mntterscheido und der Scliamlefzen,
Die vorzüglichsten Gelegenheitsursachen zu diesen Verletzungen sind: nuregelmässige und schwere Geburten und unzweckmässige oder zu roh dabei geleistete Hilfe, besonders wenn die Füllen, Kälber oder Lämmer sich mit den Küssen in der Scheide feststellen, oder wenn Knochenbrüche entstanden oder die Geburtshaken während des Ziehens an denselben von dem Foetus losgegangen sind; ferner durch das sogenannte Ringeln, wo mau, um den weiblichen Thieren die Begattung zu verwehren, mittelst Binge von Draht oder Blech, welche man durch die Schaamlippen zieht, die Scheide zum grössten Theil veischliesst; ferner wenn die Thierc sich mit den Hintertheilen an spitzigen oder sonstwie hervorstehenden scharfen Körpern reiben und dabei verletzen oder von rohen Menschen aus Muthwillen gerieben und verletzt werden u. s. w. —' Diese Verletzungen sind ihrer Grosse und Beschaffenheit nach, zuweilen durch gleichzeitige Verletzung des Mittelfleisches, des Mastdarms, der Gebärmutter und Harnblase, oder auch durch Vorfall der Scheide .selbst oder der nahe liegenden Theile complizirt.
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Verletzungon der Muttorscheulo und dor Scliamlcf/.on. Belmndlung.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;431
Man erkennt diese Verletzungen meistens leicht, im frischen Zustande an der stattfindenden Bliituii^, dann an den vielleicht eingerissenen Schaamlippen, an der starken Entzündungsgeschwulst mit Wärme und Schmerz daselbst, oder an dem gespannten und etwas schmerzhaften Gange der Thieve. Bei solchen Kissen, welche sich his in den After erstrecken, sieht man oft Darmexkremente durch die Schaamtheilo abgehen, und Pferde lassen beim Traben ein quatterndes Geräusch von der bei der Schenkelbewegung herausgepressten Luft hören. — Sind die silnnnt-lichen Häute der Scheide durchgehend verletzt, so dringt gewöhnlich Luft in die Hecken- und Bauchhöhle, und in Folge dessen wird der Leih gespannt, aufgetrieben, schmerzhaft, das Athmen kurz, der Puls schnell, klein und hart, und manche Thiere benehmen sich wie bei Kolik.
Die Vorhersagung ist bei den einfachen, nicht zu grossen Verletzungon der Scheide, selbst wenn sie deren Wände durchdringen sollten, im Allgemeinen nicht ganz ungünstig, indem die Gefahr bei diesen Wunden nicht sehr gross ist; bei grössern Wunden aber, oder wenn zugleich der Mastdarm oder die Urinblase mit verletzt ist, oder wenn die Gebärmutter, der Mastdarm u. dgl. vorgefallen, ist die Verletzung zum Theil wegen ihrer eigenen Grosse und der erfolgenden heftigen Entzündung, zum Theil wogen dor Bedeutendheit dieser Goniplicationen und wegen deren schweren Beseitigung immer sehr gefährlich und nicht selten tödtlich. Wenn der Leib sehr gespannt, der Puls klein und hart und das Thier unruhig ist, ist der Zustand als gefahrdrohend zu betrachten, Bei un-regelmässiger Verwachsung können die Thiere zur Zucht unbrauchbar werden.
Bei der Behandlung dieser Verletzungen lässt man zuerst die Schweifhaare glatt einflochten, um somit den beständigen Reiz der Haare und das Antrocknen derselben in der Wunde zu vermeiden. Hierauf reinigt man die frischen Verletzungen mit kaltem Wasser, und heftet sie, wenn sie sich hierzu eignen, und wenn man sie gut erreichen kann, mit nahe an einander gelegten Heften der Knopfnaht, — besonders so die Wunden am obern Winkel der Schaam und die grössern an den Rändern der Lefzen. Zuweilen müssen die Wundränder erst geebnet oder, wenn sie schon betrocknet sind, frisch wund gemacht werden. Uebrigens befeuchtet man frische Wunden mit kaltem Wasser so lange, als noch bedeutender Schmerz und Wärme vorhanden ist. Verlieren sich diese Symptome und tritt Eiterung ein, so wende man lauwarmes Bleiwasser an, und wenn die Eiterung sehr heftig wird, gehe man zu den mehr adstrin-girendeu Mitteln über. Werden die Anschwellungen ödematös, so verbinde man die letzteren Mittel mit gelind reizenden. — Alle sonstigen Goniplicationen werden ebenfalls nach ihrer Eigenthümlichkeit und den allgemeinen Grundsätzen behandelt.
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Verletzungen der männlichen Ruthe.
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Zwanzigstes Capltel.
Verletzungen der männlichen Ruthe.
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Diese Verletzungen entstehen in der Regel nur, wenn das Glied ausgeschachtet war; so #9632;/.. lä. bei sprungfertigen Hengsten, aus Neckerei durch Schläge mit Ruthen oder mit Peitschen, oder durch einen ilnf-schlag von einem andern Pferde, oder, wenn beim Beschulen sich Schweifhaarc von der Stute vor die Schaam legen, durch diese Haare, oder bei' geringelten Stuten (lurch die Hinge von Blech oder Draht.
Die Wunden sind entweder einfache Längen- 'oder Querwunden, oder unregelmässig gerissen und mehrentheils mit Quetschung verbunden, bald nur oberflächlich oder bis zur Harnröhre und tiefer eindringend. Man erkennt sie im frischen Zustande bei ausgeschachteter Ruthe ziemlich leicht durch das Gesicht und Gefühl; bei zurückgezogenem Gliedo verrathen sie ihr Dasein durch Ausfluss von Blut aus der Vorhaut. — Oft bildet sich in kurzer Zeit nach der Verwundung grosso Anschwellung der Ruthe und auch der Vorhaut, welche letztere ödematös ist und sich wulstfönnig vor die Ruthe legt. Gewöhnlich ist das Thier nicht im Stande, die Ruthe im Schlauche zu erhalten, oder wenn sie hervorgetreten ist, sie wieder zurück zu ziehen, sondern sie bleibt strotzend angeschwollen, herabhängend und schaukelt dann bei der Bewegung des Pferdes gewöhnlich unter dem Leibe hin und her. — Nach eingetretener Eiterung besteht ein bald mehr, bald weniger reichlicher Ausfluss von Eiter oder Jauche aus der Vorhaut, und man findet die Wunden bald mit guter, bald mit schlechter Granulation bedeckt.
Die Vorhersagung ist bei diesen Verletzungen immer sehr unbestimmt; denn obgleich die Wunden nur äusserst selten so gross sind, dass sie durch Verblutung aus den kavernösen Körpern Lebensgefahr herbeiführen, so ist es doch oft der Fall, dass die Thiero für die Zukunft wenigstens zur Zucht untauglich werden, indem die Wunden sehr leicht entarten, in langwierige, unreine Geschwüre übergehen, oder zu schwammigten, warzigen und beständig jauchenden Auswüchsen Gelegenheit geben, wobei die Hilfe dann meistens nur auf die künstliche Entfernung des leidenden und entarteten Theils sich beschränken inuss. Alle diese Zufälle sind im höhern Grade sehr übel, denn die abgesonderte Flüssigkeit verbreitet in der Umgebung des Thieres einen fauligen, aashaften Gestank und hei warmer Witterung werden diese Geschwüre oft noch Brutstätten für Fliegemnaden, welche die Geschwürsflächen reizen und verschlimmern. Querwunden sind auch hier schlimmer als Längenwunden. Ist die Harnröhre mit verletzt, so bleiben zuweilen Urinfisteln zurück, die sehr schwer, zuweilen auch gar nicht zu heilen sind.
Die Behandlung der verwundeten Kuthe besteht bei frischen, go-ringern Wunden derselben 1) bloss in der Reinigung der Ruthe und des Schlauches durch lauwarmes Wasser, wobei man zugleich die gewöhnlich
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Voilotzungen dor miinnlichon Rutho. Behandlung
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auf seiner innem Fliicho angesammelte schmierige Materie zu entfernen
.sucht, und 2) in dem Abhalten aller dahin wirkenden Reize, um den Zu-flu.s.s des Bluts und das.s Ausschachten zu vermeiden, weil dieses zur Verschlimmerung der Zufälle beiträgt. Wenn sehr gespannte und heisse Anschwellungen an der Ruthe und am Schlauche entstellen, so wende mau Ballungen von kaltem, später von lauwarmem Bleiwasser an; werden aber diese Anschwellungnn ödematös, wulstförmig und sehr gespannt, so lasse man Bähungen und Dunstbäder von aromatischen Krautern, Im Nothfalle von Hcusaamen machen, ausserdem auch das Thler oft bewegen. Vergeht auf die fortgesetzte Anwendung dieser Behandlung die Geschwulst noch nicht, so ist es noting, Einschnitte oder Einstiche in dieselbe zu machen, um das unter der Haut befindliche Serum zu entleeren. Da sich aber dieses in den meisten Fällen nicht bloss oberflächlich, sondern auch in den schwammigten Körpern der Ruthe selbst ansammelt, so können die Einstiche bis in diese reichen, sie müssen jedoch immer in der Längenrichtung des Gliedes gemacht werden. Diese kleinen Wunden und die ganze Anschwellung werden nun mit den vorgenannten Biilnmgen von zertlieileuden Mitteln, denen man Weiden-, Rosskastanienoder Eichenrinde, Kupfervitriol, Alaun u. dgl. zusetzt, so lange fleissig lauwarm gebäht, bis die Heilung sich einstellt. — Zur Unterstützung solcher sehr grosser und schwerer Geschwülste kann man auch eine hierzu passende Aufhänge-Bandage (Suspensorium) anzubringen suchen, welche nach vorn an einen umgelegten Bauchgurt und nach hinten und oben an den Schweifriemen befestigt werden kann, — jedoch immer nur an dem leidenden Theil locker anliegen, niemals aber denselben drücken darf, weil ödematöse Theile durch einwirkenden Druck sehr leicht sphacelos werden.
Sind die Wunden sehr tief in den Penis gedrungen und ist derselbe in die Vorhaut aurückgezogen, so muss er vorsichtig bis zur verwundeten Stelle aus der letzteren hervorgezogen und wenn die Blutung gestillt ist, die Wunde mit einem oder einigen ganz feinen Heften zusammengeheftet und wieder zurück gebracht werden. Die Blutung ist bei diesen tiefern Wunden oft sehr stark und der wichtigste Umstand der Verletzung. Um sie zu stillen, bogiesse man die vorgezogene Ruthe recht fleissig mit eiskaltem Wasser oder mit einem Gemisch von Essig und Wasser. Ist sie hierdurch nicht zu stillen, so lege mau oberhalb der Wunde ein etwas breites Band massig fest um die Ruthe, worauf die Blutung sich bald massigen wird; wenn dies geschieht, so ist dann das Heften der Wunde oft noch das beste Mittel zur völligen Stillung derselben. Sind jedoch alle diese Mittel fruchtlos, so muss die Wunde mit einem weissglühenden, flachen Brenneisen gebrannt werden, bis ein fester Schorf sich auf der Wundfläche erzeugt hat, wobei natürlicher Weise nicht mehr an die schnelle Wiedervereinigung der getrennten Theile zu denken ist. Bei solchen tiefen Verletzungen, wo die Harnröhre mit betroffen ist, muss nach gestillter Blutung und nach geschehenem Heften der Wunde eine dünne, glatte, metallene oder noch besser eine elastische Rohre in die Harnröhre bis über die verwundete Stelle derselben so vorsichtig als möglich gebracht und auf die schicklichste Weise, z. B. durch das Befestigen ihres vordem Endes an einen etwas nach hinten umgelegten Bauchgurt, in ihrer Lage erhalten werden. Diese Behandlung der grössern und tiefern Verwundungen kann stets nur als ein Versuch zur Erlangung
Hbbtwio, Chirurgie. 3. Aull.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 90
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Verletzungen dos floilcnsacks und dor Hoden-
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der Wiederznsammenheilung betrachtet werden; — zuweilen wird sie gelingen, in andern Fallen aber wird der unterhalb der Wunde befindliche Theil innerhalb 8—10 Tagen brandig absterben. Man erkennt dies besonders aus der Kälte und Gefühllosigkeit des leidenden Theils und aus dem Austliessen einer bräunlichen oder schwarzen, heftig stinkenden Jauche. Wo dies geschieht, oder wo die heftige Blutung aus den kaver-nöson Körpern oder aus den grössern Gefässen der Ruthe bei sehr tiefen Wunden derselben auf keine andere Weise zu stillen ist und Gefahr droht, — ferner, wo eine Wunde durch mehr als die Hälfte der Dicke des Gliedes geht oder, wo die Ruthe am vordem Theile sehr entartet, zum grössten Theil mit starken warzigen oder schwamniigten Auswüchsea verunstaltet ist, da bleibt nichts anderes übrig, als den halb getrennten, oder abgestorbenen, oder entarteten Theil vollends durch die Amputation zu entfernen. (S. Krebs dieses Theiles.)
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Eiiuiudzwaiizigstos Capitel.
Verletzungen des Hodensaeks, der Hoden und des Saamenstranges.
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Der Hodensack wird zuweilen durch Bisse von Hunden, durch Gegenfahren mit der Deichsel, durch Zaunpfähle u. s. w., wenn die Thiere über Zäune springen, zufällig verletzt, am häufigsten aber wird derselbe bei der Castration absichtlich verwundet. Die ersteren Verletzungen sind niehrentheils mit Quetschung, mit starker Zerrung und mit Blutextrava-saten verbunden; sie sind ferner zuweilen nur oberflächlich, in andern Fällen aber bis in die Hohle des Hodensacks eindringend. Im letztern Falle kann der eine oder der andere Hode mit verletzt, oder zwischen die Wundränder des Hodensacks eingeklemmt, oder auch gänzlich aus dem letztern hervorgetreten sein. Verwundungen des Saamenstranges allein kommen, ausgenommen bei der Castration, nur äusserst selten vor.
Die Erkennung dieser Verletzungen ist gewöhnlich leicht, indem man sie deutlich sehen, fühlen, mit der Sonde oder auch selbst mit dem Finger untersuchen kann. Das Hervortreten eines Hodens ist ebenfalls an der Form und Derbheit des Organs leicht zu erkennen; ist die Verwundung nicht mehr ganz frisch, so erscheint der eingeklemmte oder hervorgetretene Hode an der Oberfläche trocken und zusammengeschrumpft. Dagegen ist es schwierig, bei engen, eindringenden Wunden in jedem Falle mit Bestimmtheit zu erkennen, ob der Hode im Innern des Hodensaeks mit verletzt ist oder nicht. Aussei' den eigentlichen Verletzungs-symptomen bemerkt man noch in den meisten Fällen eine bald eintretende mehr oder weniger starke Anschwellung des Scroti, welche grössten-theils oedematös, aber doch mit Symptomen der Entzündung im Umfange der verletzten Stelle verbunden ist. Ausserdem stellen sich die Thiere mit den Hinterbeinen breit, sie gehen zuweilen selbst hinkend, die Hoden
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Verletzungen des Hodensaoka und der llodfii.
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werden stark in die Höhe gezogen, Hunde lecken sich viel an dem Scrotum, und zuweilen entsteht auch Fieber.
Die Benrtheilung der Wunden des Hodensacks ist je nach der Grosse, der Beschaffenheit und dem Orte derselben in den einzelnen Fällen verschieden. Einfache Schnittwunden, selbst wenn sie eine bedeutende Länge haben, heilen sehr leicht und selbst gerissene und gequetschte Wunden, welche nicht in die Höhle des Hodensacks eindringen und nicht mit Verwundung oder mit heftiger Quetschung des Hodens und mit Vorfall desselben verbunden sind, heilen hier schneller als fast am ganzen übrigen Körper; wenn aber bei grossen Hodensackwnnden die Luft durch längere Zeit auf den Saamenstrang und den Hoden einwirkt, so entsteht heftige Reizung der Scheidenhäute, Entzündung, plastische Ausschwitzung und Verdicknng derselben und in Folge dessen behalten die Thiere zuweilen einen gespannten Gang auf lange Zeit. Zuweilen entartet auch der Hode und verliert seine Function, was bei Zuchtthieren von grösse-rer Bedeutung ist. In einzelnen Fällen dringt durch die Wunde und weiter durch den Bauchring Luft in die Bauchhöhle und verursacht, wie bei eindringenden Bauchwunden, Irritation des Bauchfells, Entzündung, Kolik, und unter begünstigenden Umständen selbst den Tod. — 1st ein Hode aus der Scheidenhaut hervorgetreten, aber nicht zugleich verletzt, auch nicht zu sehr ausgetrocknet, so kann derselbe zurückgebracht und möglicherweise noch erhalten werden; doch gelingt dies nicht immer; bei der lleiliing eines solchen Falles entstellt Verwachsung des Hodens mit der Scheidenhaut und zuweilen auch in der Folge Vergrösserung des Organs, aber die Faction desselben geht nickt immer dabei verloren. Kleine Verletzungen des Hodens können heilen, vorhalten sich aber in ihrem Verlauf ganz ähnlich, wie eben angedeutet; grosse Wunden, namentlich aber solche, die mit starker Quetschung oder mit Zerreissung verbunden sind, führen in der Regel Zerstörung des Organs durch Eiterung und dann Verlust desselben herbei.
Die Be band hing der einfachen oberflächlichen und eindringenden Hodensackwunden besteht in dem Zusammenheften der Wundränder und in der Minderung der hinzutretenden Entzündungsgeschwulst und des Oedems. Zum Heften kann man die Knopfnaht oder auch die Kürschnernaht benutzen. Sind einzelne Lappen grösstheils aus dem Zusammenhange der übrigen Masse gerissen, so kann man sie vollständig wegschneiden, hierbei die Wundränder ebnen und sie dann heften. — HerausgetreteneHoden befeuchtet man mit lauwarmem Wasser und schiebt sie dann in die Höhle des Hodensacks zurück. Zuweilen gelingt dies nicht, weil die Wunde sich über dem obern dünnern Theil des Hodens zu stark zusammengezogen hat und ihre Bänder denselben förmlich einschnüren. In diesem Falle drängt man mit der nöthigen Vorsicht eine Hohlsonde zwischen dem Hoden in die Wunde und zwar am besten da, wo die Ränder einen Winkel bilden, und schneidet dann mit einem Knopfbistonri, welches in der Rinne der Sonde geleitet wird, die Häute des Hodensackes noch einige Linien weiter durch, worauf dann die Zurückbringung sich leicht bewirken lässt und hiernach das Heften der Wunde stattfinden kann. — Wenn ein Hode in bedeutenderem Grade mit verletzt ist, so ist es am besten, denselben ganz abzutragen. Für diesen Zweck muss die etwa zu kleine Wunde im Hodensack genügend erweitert, der Saamenstrang massig straff hervorgezogen, das Scrotum aber nach dem Becken hin zuriiek-
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43Gnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Verletzungen des Ilodcnsacks und der Hoden.
gestreift worden, worauf dann entweder die Saamenarterie isolirt unterbunden, oder nachdem sie durchschnitten ist, zugedreht oder aucli mit dem Glüheisen bis zur Schorfbildung durchgebrannt werden kann, oder es findet auch die Unterbindung des ganzen Saamenstranges,—oder die Compression desselben mittelst der angelegten Castrirkluppen statt. In einem wie im andern Falle wird zuletzt der Saamenstrang etwa 1 — 2 Querfinger breit unterhalb der Blutstillungsstelle (das Thier stehend gedacht), völlig durchschnitten und der Hode entfernt. Das Heften der Wunde ist nach Entfernung des Hodens nicht zweckniilssig, weil in jedem Falle Eiterung an der Wunde des Saamenstranges oder an der Unterbindungsstelle eintritt. - Gegen die nach solchen Verletzungen entstehende Ent-zündungsgesclnvulst wendet man in den ersten Tagen, so lange grosso Hitze und Schmerz an den verletzten Theilen wahrnehmbar sind, lauwarme Fomentationen von schleimigen Flüssigkeiten an; wenn aber die Geschwulst mehr einen asthenischen Charakter an sich trügt, benutzt man Bähungen mit gelind aromatischen Mitteln, denen man bei grosser Schlaffheit der Theile selbst etwas Branntwein zusetzen kann.
Zuweilen hat sich bei solchen Wunden ein förmliches Eitergeschwür in dem Hodensacke, ein Ho den sack-Abscess, gebildet. Man findet dann einen lange Zeit bestehenden Ansfluss von Eiter aus einer kleinen, mit kailösen, gewöhnlich nach innen umgebogenen oder eingezogenen Rändern versehenen Oeffnung, und bei der Untersuchung mit der Sonde findet man in dem Hodensacke eine bald grössere, bald kleinere Höhle, in welcher die Wände zuweilen glatt, mehrentheils aber mit ungleicher Granulation bedeckt sind. 1st der Hode noch vorhanden, so findet man ihn gewöhnlich etwas geschwollen und von ungleicher Derbheit, den Saamenstrang aber mehrentheils nicht verändert. Die Veranlassung zu solchen Ilodensack-Abscessen liegt häufig in den zu kleinen Wundöffnungen, zuweilen wohl auch in der Einwirkung der atmosphärischen Luft, in Reizungen der Scheidenhaut durch gemachte Einspritzungen, bei Hunden durch zu häufiges Belecken u. s. w. — Die Hodensack - Abscesse geben zur beständigen Beschmutzung der inneren Fläche der Hinterschenkel, zu fortdauerndem Säfteverlust und im Sommer zur Horbei-lockung von Insekten Veranlassung. In Folge des letzteren Unistandes finden sich auch zuweilen Maden in dem Geschwüre ein. Die Heilung dieses Uebels wird durch Naturthätigkeit allein selten bewirkt und selbst bei angewendeter Kunsthülfe erfolgt sie zuweilen erst nach mehreren Wochen.
Die Kur besteht in der Erweiterung der zu engen Oeffnung, in dem Ausschälen oder in der IZerstörung der entarteten weissen Hodensackhaut durch Aetzmittel oder durch das glühende Eisen und in der Erzeugung einer guten Eiterung. Für den ersten Zweck muss das Thier niedergelegt werden, worauf entweder auf einer eingeführten Hohlsonde oder auf dem Finger die Bänder der Oeffnung mit einem Knopfbistouri nach vorn oder nach hinten zu vollständig durchschnitten und die ent-arteten Theile im Innern mittelst Pinzette und Messer oder Scheere entfernt werden; oder man brennt dieselben nach geschehener Erweiterung der Wunde mit dem glühenden Eisen oder man bestreicht sie mit Lapis infernalis und wendet dann warnte Fomentationen von schleimigen Mitteln an, bis gute Eiterung eingetreten ist, bei welcher man sich auf blosses äusserliches Reinigen des Hodensackes beschränkt.
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Verletzungeo des Hodensacks. (Saaraenslrangfistel).nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 437
Nach quot;Verwundungen des Hodensackes, besonders nach dem Ca-striren, entstellt zuweilen eine Entzündung des Saamenstrangcs mit zu reichlicher plastischer Ausschwitzung und dadurch bedingter Verdickung dieses Tbcils, oder auch mit Eiterung in seinem Gewebe und mit üppiger Granulation; besonders nehmen die Scheidenhäute an den Folgen dieser Entzündung Tbeil, indem sie sich oft um das Vierfache verdicken und mit den umgebenden Theilen fest verwachsen. In den meisten Fällen dringt in dem so entarteten Saamenstrange die Eiterung mehr tief in das Gewebe und stellt dann die sogenannte S a a m e n s t r a n g-f i s t e 1 dar.
Die Erkennung dieses Zustandes beruht auf dem beständigen Aus-fluss von Eiter aus der noch offenen, aber bis auf eine sehr kleine Steile zusammengeschrumpften Wunde des Hodensackes, sowie auf der innerhalb des Hodensackes fühlbaren Verdickung des Saamenstranges, und auf dem Eindringen einer Sonde durch die Wunde in einen fistelartigen Kanal in dem entarteten Saamenstrange. Sowohl dieser Kanal, wie auch die Verdickung des Saamenstranges erstrecken sich bald nur eine kleine Strecke im Verlaufe des Saamenstranges nach oben, bald wieder bis nahe an den Bauchring. Wenn die Verdickung einen bedeutenden Umfang erreicht hat, oder wenn sie noch mit fortschreitender Entzündung verbunden ist und wenn die Thiere sehr empfindlich sind, bemerkt man gewöhnlich einen gespannten oder selbst lahmen Gang mit dem Hinterfuss derselben Seite, an welcher eben der Saamenstrang angeschwollen ist.
üie Saamenstrangfisteln zeigen sich gewöhnlich mit etwa 14 Tagen nach Istattgefundener Castration oder anderweitiger Verwundung und zwar zum Theil bedingt durch die Einwirkung der Atmosphäre, in manchen Fällen aber auch durch wiederholte mechanische Heizungen bei dem Untersuchen und zu vielem Reinigen der Wunde, und in manchen Fällen auch durch andere reizende Einflüsse, wie z. B. durch Aetzmittel, welche man mit den Castrirkluppen angewendet hatte u. s. w.
Die wichtigste Ursache ist aber das Hervorstehen eines Theils des verletzten Saamenstranges aus der Hodensackwunde, so dass dieser Theil fortdauernd der Luft ausgesetzt bleibt; und dieses Hervorstehen ist fast immer eine Folge der unvollständig bewirkten Trennung der Hodensackwundränder von dem Saamenstrange bei dem Abnehmen der Kluppen, und in den eisten Tagen nach der Castration.
üie Ecurtheilung der Verdickungen und Fisteln des Saamenstranges ist im Allgemeinen ziemlich günstig zu machen; denn in den allermeisten Fällen ist die Heilung herbeizuführen, wenngleich oft nur durch eine tief eingreifende Operation; aber je mehr die Entartung im Saamenstrange sich zum Leistenringe erstreckt, um desto mehr schwierig ist die lleiluiig und um desto eher kann bei der Operation ein übler Zufall eintreten, namentlich eine schwer zu stillende Blutung.
Die Kur ist bei frisch entstandenen Verdickungen des Saamenstranges darauf gerichtet, die schleichende Entzündung zu beseitigen und gute Eiterung an der verletzten Stelle herbeizuführen. Für diese Zwecke lässt man die graue Merkurialsalbe, oder die Jod-Kali-, oder die .lod-Quecksilber-Salbe am Scrotum im Verlaufe des Saamenstranges täglich zweimal reichlich einreiben und macht warme Fomentationen oder Umschläge von schleimigen und narkotischen Mitteln. Ist eine wirkliche
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Verletzungen dos Ilodeusacks. (SaameustrangflsteL)
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Saamenstrangfistel vorhanden, so muss dieselbe, am besten am niedergelegten Thiere, mit Hülfe der llolilsonde und des Bistouris nach vorn und nach hinten hin so viel erweitert werden, dass man bequem einen Finger bis auf den Grund einführen kann. Hierauf brennt man mit einem entsprechend dicken cylindrischen Eisen die Wände und den Grund der Fistel und wendet dann die warmen Fomentationen von schleimigen Mitteln an, bis gleichmässige gute Eiterung wieder eingetreten ist, bei welcher in der Regel die Heilung bald erfolgt. — Wenn aber die Entartung des Saamenstranges weit vorgeschritten ist, namentlich eine grosso Verdickung und Verhärtung desselben mit der Fistel verbunden ist, bleibt nur allein die Exstirpation des entarteten Theils zur Herbeiführung der Heilung übrig. Hierzu wird das Thier auf den Kücken gelegt und die Füsse jeder Seite werden mit einander zusammen gebunden. Man durchschneidet dann, wenn die Haut des lloden-sackes nicht degenerirt ist, dieselbe einfach von der Fistelöffuung aus nach vorn und nach hinten so weit, wie mau äusserlich die Verdickung des Saamenstranges fühlt; ist aber die Haut verdickt, mit Geschwüren besetzt, so umschneidet man diese kranken Stellen und zugleich die Fistelöffnung mit halbmondförmigen Schnitten, so dass in der Mitte ein fast lorbeerblattähnliches Hautstück auf dem Ende des Saamenstranges sitzen bleibt. Die Hantränder und die Haut selbst werden hiernach rund herum von dem Saameustrange abpräparirt bis dahin, wo der letztere eine weiche oder mehr normale Beschaffenheit zeigt. Hierbei muss der Saamenstrang selbst hervorgezogen und in verschiedenen Richtungen, je nachdem man die eine oder die andere Flüche eben blosslegt, gebogen werden. Zu diesem Zwecke erfasst man ihn mit einem scharfen Haken, oder man zieht mittelst einer grossen Heftnadel ein Hand quer durch iiin und bildet aus demselben eine Schleife, die man als Handhabe benutzt. Bei dein Ausschälen bleibt man so viel wie möglich in dem Zellgewebe, zwischen der Haut und der gemeinschaftlichen Scheidenhaut, und die hierbei unter das Messer kommenden grösseren Blutgefilsso unterbindet imm sogleich doppelt und schneidet sie zwischen den beiden Ligaturen durch. 1st das Ausspülen bei der bezeichneten Stelle geschehen, so legt man um den Saamenstrang eine breite eiserne Klammer, presst dieselbe recht fest zusammen und hält sie dann mit der zu diesem Zweck angebrachten Stellschraube fest. Ausserdem legt mau zum Schutz gegen die Einwirkungen des zu adliibirenden Brenneisens noch nasse Compressen auf das Scrotum zu beiden Seiten des Saamenstranges, und schneidet dann mit einem messerförmigen, weissglüheuden Brenneisen den Saamenstrang etwa 3; Zoll ausserhalb der Klammer quer durch, Die Schnittfläche muss dann noch mit diesem Brenneisen oder mit einem weissglüliendeu kiiopfformigen Brenneisen so viel berührt werden, dass ein gehörig dicker Schorf entstellt und die Blutung hierdurch vollständig gestillt wird. Um zu seben, ob letzteres wirklich der Fall ist, öffnet man nun die Klammer, legt aber vorher unter dieselbe die Finger der linken Hand um den Saamenstrang, damit dieselbe nicht in die Tiefe des Leistenkanals zurückgezogen werden kann. Zeigt sich hierbei an der Schnittfläche noch Blutung, so muss das Brenneisen nochmals bis zur Erreichung des Zweckes applicirt werden. Nachdem die Blutung gestillt ist, wird die ganze Wunde gereinigt, mit festen Werg-tampons bis zu den Wundrändern des Hodensackes angefüllt und die
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Verletzungen des Eutors und der Zitzen.
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letzteren werden mit vier bis fünf Hefton der Knopfnaht vereinigt. Das Thier wird entfesselt, in den Stall zurückgebracht und hier während der ersten vier bis sechs Tage stehend erhalten. Die Hefte entfernt man nach zwei Tagen und die Tampons nach etwa drei Tagen. Fast in allen Fällen entsteht um diese Zeit ein sehr übler, fauliger Geruch in der Wunde, welcher jedoch nur eine Folge des in die Zwischenräume der Hodensackhöhle eingesickerten und durch die Wärme zersetzten Blutes ist und daher keine üble Bedeutung hat; bei vollständig eingetretener Eiterung verschwindet derselbe ganz von selbst. Die Nachbehandlung besteht bloss in der Anwendung lauwarmer Fomentationen von Heu-saamenbrühe oder gelind aromatischen Mitteln und die Heilung erfolgt gewöhnlich nach circa drei bis vier Wochen fast von selbst.
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Zweiundzwanzigstes Capltel.
Verletzungen des Euters und der Zitzen.
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Verwundungen dieser Theile entstehen durch die gewöhnlichen Veranlassungen, zuweilen aber auch durch IJisse, durch Dornen u. s. w. — Sie sind entweder nur oberflächlich oder auch in die Drüsensubstanz, und an den Zitzen bis in den Kanal derselben eindringend, bald einfach, bald auch mit Quetschung oder Zerreissnng complicirt; hinsichtlich ihrer Form und Grosse finden sieb Verschiedenheiten wie bei anderen Wunden.
Diese Verwundungen sind durch die gewöhnlichen Zufälle der Wunden und bei milchgebenden Thieron sind die tiefen Wunden noch besonders durch den Ansfluss von Milch aus den verletzten Stellen charak-terisirt; bei nicht milchgebenden Thieren felilt natürlich diese Erscheinung. Ausserdem bemerkt man noch, dass sich die Thiere bei dem Melken, eben so bei dem Saugen ihrer Jungen bald mehr bald weniger empfindlich und widersetzlich zeigen.
Die Beurtheilung ist bei oberflächlichen Verletzungen günstig; auch tiefer eindringende Verletzungen bei nicbtmilcligebenden Thieren haben keine besondere Gefahr mit sich und die Hei hing erfolgt bei einer zweck-mässigen Behandlung leicht; dagegen macht der AusflnSs von Milch fast immer eine grössere Störung, die Heilung erfolgt schwer und zuweilen bleibt eine Fistel zurück, indem die Wunde bis zu einer kleinen Oeffnung verwächst, aber die Bänder der letzteren callös werden und ein fortdauernd, von selbst erfolgender Ansfluss der Milch besteht. Mit einer Sonde kann man dann bis zu einer gewissen Tiefe in die Milchdrüse oder in den Ausführungskanal der Zitze eindringen. — In Folge der Entzündung, welche sich zu diesen Verwundungen gesellt, entsteht zuweilen Verhärtung des Euters, Verwachsung des Ausfiihiungsganges u. s. w. ganz wie bei der Entzündung dieser Theile nach andern Veranlassungen (Seite 168).
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Verlotzungen dor Scliwoifriibe.
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Dio Kur bestellt in der möglichst baldigen Schliessung der Wunde, wenn dieselbe nur irgend hierzu geeignet ist und in der Beseitigung der hinzutretenden Entzündung des Euters. Grosse und tiefe Wunden werden geheftet. Dieses geschieht nur in der Haut und mit recht nahe an einander liegenden Heften der umschlungenen, der Knopfnaht oder auch der Kürschneinaht. Auch die Wunden der Zitzen kann man heften oder auch einen entsprechend breiten und an die Zitze eng anschliossenden, elastischen Fung von Kautschuk auf die verletzte Stelle legen. Durch denselben wird auch am besten der Ausfluss der Milch aus der Wunde verhindert. — Wo die Wunde zur Vereinigung mittelst der Naht nicht geeignet ist, kann man sie mit Streifen von Heftpflastern zu vereinigen suchen, oder wo auch dies nicht angeht, namentlich bei Substanzverlust, da kann man sie mit Collodiiim bestreichen oder ein Liniment aus gleichen Theilen Eiweiss und fein pulverisirten Alaun etwa 2 bis 3 Linien dick auflegen. Dieses Mittel bildet sehr bald eine gleichmässige feste Decke und zugleich wirkt es gelind adstringirend auf die Wundfläche, so dass das Aussickern der Milch verhindert, die Einwirkung der Luft allgehalten und die eintretende Entzündung gemindert wird; fällt die vertrocknete Schicht des Mittels nach 12 bis 24 Stunden ab, so wird seine Anwendung wiederholt, bis sich Eiterung zeigt, wo dann durch die entstellende Granulation das Aussickern der Milch gehindert und die Heilung herbeigeführt wird. Sollte jedoch an einzelnen Stellen dieses Aussickern noch fortdauern, so ätzt man mit Lapis infernalis oder brennt man dieselben, um einen festen Schorf zu erzeugen. — Zur Minderung und Beseitigung der hinzutretenden Entzündung kann man bei recht reizbaren Thieren in der ersten Zeit kalte Umschläge appliciren, in jeder andern Hinsicht aber die Behandlung einleiten, welche bei der Euterentzündung (Seite 170 u. ff. angegeben ist.
Um die Zerrungen zu vermeiden, welche bei dem Melken entstehen und doch die Milch auf dem natürlichen Wege auszuleeren, kann man durch die Mündung an der Spitze ein Röhrchen von Zinn oder anderem Metall, im Nothfall einen dünnen Federkiel in den Kanal logen und mittelst Zwirnsfäden und Heftpflaster in demselben erhalten.
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Oreinndzwanzigstes Capltel.
Verletzungen der Schweifrübe (des Schwanzes).
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Verwundungen der Schwanzrübe sieht man zuweilen dadurch entstehen, dass Pferde sich das llintertheil an Gegenständen reiben, in denen sich Nägel, Haken und dergleichen befinden, oder dadurch, dass ein zu kurz geschnallter oder scharfkantiger Schweifriemen in die untere Fläche des Schweifes einschneidet, oder auch, wenn Pferden, welche nicht ziehen wollen, in roher Weise ein Strick an die zusammen gekrümmte Schweifrübe gebunden und sie damit an den Wagen gespannt worden sind, und
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Verletzungen der Schweifrübenbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 441
dergleichen. Weit häufiger kommen absichtliche Verwundungen bei dem Einschneiden in den Schwanz für den Zweck einer Blutentziehung, dann bei dem Schweifkerben (dem sogenannten Englisiren) und bei dem Abstutzen oder Verkürzen (Coupiren) der Schwanzrübe vor.
Jene zufällige Verwundungen sind, ihrer Entstehung zufolge, immer mehr oder weniger mit Quetschung, mit Blntunterlaufung, und zuweilen auch mit Knocbenbrüchen zusammengesetzt, wogegen die auf die letztere Weise entstandenen Wunden zwar mehr glatte Trennungen darstellen, aber oft auch (und nach dem Coupiren nothwendig) mit Verwundung der Schwanzwirbel, der Gelenkbänder und Zwischenknorpel verbunden sind. Zuweilen besteht auch eine bedeutende Blutung, Splitterung der Knochen, und im veralteten Zustande Eiterung, Caries, Fistelbildung (sogenannte Seh weiffisteln) und üppige Granulation').
Die Erkennung dieser verschiedenen Verletzungen ist aus den ihnen eigenthümlichen Erscheinungen im Allgemeinen leicht zu erlangen. Im frischen Zustande derselben sieht man Blutausfluss aus der verletzten Stelle, die Thiere zeigen sich beim Berühren des Schwanzes sehr empfindlich, und oft halten sie denselben nach hinten mehr vom Becken ab oder nach der der Verletzung entgegengesetzten Seite gekrümmt; bei tiefen Querwunden oder wo zugleich Brüche der Wirbel bestehen, bildet er auch zuweilen an der verletzten Stelle einen Winkel (Knick) oder die Spitze hängt von derselben schlaff herunter; man sieht zum Theil die Verletzung, und die Untersuchung mit der Sonde zeigt ihre Tiefe, Richtung und innere Beschaffenheit, das Eindringen zwischen ein Gelenk, die Splitterung oder Caries der Knochen und dergleichen.
Beurtheilung. Einfache Trennungen der Haut und Muskeln bringen zwar keine Gefahr, aber wenn sie an den letzteren vollständig geschehen sind, veranlassen sie oft eine bleibende quot;Verkrümmung des Schweifes nach der der Verletzung entgegengesetzten Seite. Verletzungen der mittleren Schweifarterie und der Seitenarterien nahe am Becken sind oft mit reichlicher und sehr hartnäckiger Blutung begleitet, besonders die unvollständigen Trennungen in querer oder schiefer Richtung. Sind einfache Wunden bis auf die Wirbel eingedrungen, so kann zwar die Heilung durch schnelle Vereinigung oder auch durch Eiterung gelingen, doch lässt sie sich nicht immer versprechen; denn zuweilen entsteht Caries, es bilden sich Fisteln, die Weichgebihlc schwellen bedeutend an, und die Heilung erfolgt erst dann, wenn die cariöso Stelle oder auch selbst der ganze angegriffene Wirbel durch die Eiterung abgelöst und horaus-gestossen ist. Dies dauert stets mehrere Wochen, aber bei einer zweck-mässigen Behandlung erfolgt dann doch fast in allen Fällen die Heilung ganz gut; oft entstellt hierbei wohl Verwachsung zweier Wirbel, jedoch ohne bemerkbaren Nachtheil; in anderen Fällen bleibt aber ein künstliches Gelenk und eine abnorme Beweglichkeit an der betreffenden Stelle
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1) Nach dem sogenannten Englisiren mit subeutaner Durchschneidung der Scbweifmuskeln ist in der Regel die Blutung unbedeutend, es tritt auch nur eine sehr geringe Entzündungsgescbwulst ein und die Heilung erfolgt in wenigen Tagen, bei gar keiner oder bei nur sehr geringer Eiterung; Fistelbildung und andere üble Folgen sind selten. Dieser günstige Verlauf ist der Abhaltung der Luft bei den subeutanen Verletzungen zuzuschreiben.
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142nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Verletzungen ilor Schwcifrübo,
zurück, und die Pferde tragen in Folge dessen nicht mehr den Schweif gehörig in die ilölie. Wenn bei einer Verletzimg im Umfange derselben die Schweifrübe bereits sehr und ungleich angeschwollen ist, — wenn man mit der Sonde neben den Wirbeln tief eindringen kann, oder wenn einer derselben sich rauh anfühlt, so ist der bezeichnete Ausgang immer schon wirklich eingetreten. Bei Verletzung der Gelenkbänder und Knorpel und hei mit Knochenbrüchen verbundenen Wunden sind diese üblen Ausgänge in den allermeisten Fidlen zu fürchten. Erstrocken sich Wunden an der unteren Kläche des Schweifes über die ganze Breite desselben und bis durch die Gefässc und Nerven, so dass die Ernährung der hinter der Verletzung befindlichen Parthie unterbrochen ist, so tritt zuweilen auch Brand ein, und zwar um so eher, wenn, wie bei dem Eng-lisiren mit offenem Hautschnitt, mehrere solche Wunden nach kurzen Zwischenräumen angebracht sind, oder wenn ein Blutstillungsverband zu fest durch längere Zeit liegen bleibt. In solchen Fällen wird die Schweif-rübc kalt, die Umgehung der Wunde wird oedematös und an der Haut bilden sich zuweilen l'hlyctacnen, die Wundfläclien werden blass und es sickert eine übelriechende Flüssigkeit aus ihnen; zuweilen schwillt auch die ganze Schweifrübe bedeutend an und es entwickeln sich an seiner oberen Seite und bis auf die Croupe Emphyseme, oder es gehen auch die Haare ans, und die Haut, wie auch die Muskeln, verlieren zuletzt ihre Empfindlichkeit. In solchen Fällen ist stets Gefahr vorhanden, dass das Thier durch Fortschreiten des Brandes auf den Mastdarm u. s. w. oder durch das hinzugetretene typhöse Fieber zu Grunde gehen könne; — und wenn die bezeichneten Erscheinungen sich auch am After und am Mittelfleische wahrnehmen lassen, oder wenn der Puls sehr schnell und klein wird, die Schleimhäute eine lividc Färbung annehmen, das Thier einen stielen Blick, grosse Hinfälligkeit, Angst oder Kolikzufälle zeigt, so ist diese Gefahr wirklich vorhanden. Nach dem Coupiren des Schweifes blättert sich in den meisten Fällen der verletzte Zwischenknorpel oder auch der verletzte Wirbel erst im Verlaufe mehrerer Wochen ab und die Heilung erfolgt deshalb bei fortdauernder Eiterung immer erst spät, jedoch in den meisten Fällen ohne dass irgend wichtige Zufälle hinzutreten; zuweilen aber, namentlich dann, wenn der (lurchtrennte Wirbel gesplittert ist, tritt bei Pferden Wundstarrkrampf hinzu und todtet dann fast immer das Thier binnen wenigen Tagen. Bei kleinen 'filieren ist dieser üble Zufall nach dein Abschneiden des Schwanzes bisher niemals beobachtet worden.
Behandlung. Einfache Trennungen bedeckt man, nachdem sie gereinigt sind und nachdem die Blutung gestillt ist, oberflächlich mit lockerem Werg, legt eine einfache Binde darüber und hält bei Pferden und Rindvieh den Schweif mittelst einer an seinen Endhaaron angebundenen Schnur, welche ober eine an der Decke des Stalles befindliche Rolle geht und am anderen Ende mit einem Gewicht versehen ist, wagerecht, Bei kleinen Thiercn ist letzteres weder nöthig, noch ausführbar. Uebri-gens werden diese einfachen Wunden nach den allgemeinen Grundsätzen behandelt. Heftige Blutungen verlangen die Anwendung des einen oder des andern Blutstillungsmittels; da aber die Krfalirung zeigt, dass hier die Blutstillnng immer schwerer zu bewirken ist, wenn die Gefässc nicht völlig durchtrennt sind, so kann man dieselben in diesem Falle zuerst vollständig quer durchschneiden, damit sie sich zurückziehen können
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Verletzungon der Schwoifriibe.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; -MS
uud die Spannung in ihnen aufhört, — was für jede Art der künstlichen Blutstillung sehr förderlich ist. Dieselbe kann nun durch Zudrehen, oder durch Unterbindung, oder auch durch das glühende Eisen, oder auch durch Tamponation bewirkt werden. Die letztere ist am gebräuchlichsten und wird auf die Weise angewendet, dass man die Wunde mit massig fest gewickelten Wergtampons vollständig und bis über die Hautränder hervorragend ausfüllt, auf den Kücken des Schwanzes ein Bündel von recht geradem Stroh (bei Pferden gegen 15 bis 25 Ctm. im Durchmesser dick) legt und dann die Tampons mit einer 2 bis 3 Querfinger breiten und gegen 45 Ctm. langen Binde befestigt, indem man den mitt-teren Theil der Binde gegen die Tampons legt, ihre Enden aber an beiden Seiten des Schwanzes auf den Rücken desselben führt, sie hier unter einander durchsteckt und kräftig zusammenzieht. Auf diesen ersten einfachen Knoten wird dann noch ein zweiter gebunden, um das Zurückziehen der Binde zu verhindern. Der Schweif wird hierauf in der vorstehend bezeichneten Weise mittelst einer Schnur in horizontaler Richtung aufgehangen und das Thier kurz und hoch angebunden. Nach etwa einer halben Stunde kann man die Binde, ohne sie zu losen, dadurch lockerer machen, dass man mehrere Halme aus dem Strohbündel auf dem llücken des Schweifes herauszieht und dies nach Zwischenzeiten von etwa 7 bis 10 Minuten wiederholt, bis zur gänzlichen Entfernung des Strohes, wenn nicht während der Zeit neue Blutungen eintreten, wo man dann allerdings mit dem Herausziehen des Strohes innehalten oder nö-thigcnfalls die Binde selbst noch etwas fester zuziehen müsste. Wenn nach gänzlicher Entfernung des Strohes die Geschwulst der Schweifrübe so bedeutend wird, dass die Binde noch drückend wirkt, so kann man die Knoten derselben lösen, so weit, dass jeder Nachtheil vermieden wird und nach 24 Stunden kann die Binde gänzlich entfernt werden. Sollten die Tampons zu dieser Zeit noch fest durch vertrocknetes Blut in der Wunde sitzen, so kann man sie durch lauwarmes Wasser abweichen, dajin die Wunde mit letzterem oberflächlich reinigen und mit ganz weichen Tampons, welche mit Dngnentnm basiliconis oder terebinthinae bestrichen sind, verbinden, und so täglich wiederholt bis zu eingetretener guter Eiterung fortfahren. — Sind die Wunden mit Quetschung, Zerreissung oder Blutextravasat zusammengesetzt, so wendet man, nachdem der Schweif in Bollen gehangen ist, je nach der Empfindlichkeit des Theils, lauwarme Bähungen von schleimigen, narkotischen oder auch von gelind aromatischen Mitteln so lange an, bis Eiterung eingetreten ist, worauf man weiter nach allgemeinen Kegeln verfährt. Sind solche Wunden aber mit Brüchen der Schweifwirbel complicirt, so kann man nach Beseitigung der heftigen Entzündungszufälle um die Schweifrübe Schienen von Pappe oder von steifem Leder legen und dieselben mit einer Cirkelbinde in ihrer Enge erhalten. — Bei eingetretenem Brande müssen zunächst die etwa noch fortwirkenden Ursachen, namentlich drückende Binden, entfernt, die zu straff oingeflochtenen Ilaare gelockert, und das Gewicht an der Rollenschnur so viel vermindert werden, dass die Schweifrübe nur in einer ganz gelinden Spannung erhalten wird. Die übrige Behandlung richtet sich nach dem Grunde und der Art des Brandes (ob heisser oder kalter, ob trockener oder feuchter), nach dem Charakter der Entzündung in den angrenzenden Theilen, und nach der Art der allgemeinen Zufälle, — wie Seite 7t angegeben ist, — Sind die
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Verlelzungeu der Schweifrabe,
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Zeichen einer Fistclbildiing vorhanden, so ist es noting, die Wnndöffnung in der Längenrichtung des Schweifes durch Einschneiden in die Ränder und bis auf den Grund nach vorn mul nach hinten, so weit wie der kranke Wirbel sich erstreckt, zu vergrössern und hierdurch die Spannung und lleibung der Theilc zu mindern, den Austlnss des Eiters und die Anwendung der Heilinittcl zu befördern. Die letzteren bestehen hier, so lange grosse Empfindlichkeit und Anschwellung vorhanden ist, in schleimigen und narkotischen Mitteln, nach Beseitigung dieser Zufälle aber in der täglich wiederholten Anwendung der Garbolsilure, oder einer Kreosotauflösung oder der Myrrhen- oder Aloetinktnr, oder auch des Terpentinöls.
13ei der Anwendung dieser Jliftol muss man den Grad der hiernach eintretenden Initation berücksichtigen und wenn derselbe sich durch vermehrte Empfindlichkeit und grössere Anschwellung kundgiebt, muss man für einige Tage die Mittel aussetzen. Von Zeit zu Zeit kann man mit der Pinzette an dem blossliogenden und zur Abstossimg bestimmten Knorpel oder Knochen durch gelindes Ziehen versuchen, ob die Trennung schon vollständig geschehen ist, und wenn dies der Fall, die Herausbeförderung auf diese Weise bewirken. Oft wird der exfoliirte Theil auch durch die im Grunde entstandene Granulation durch die Oeffnung hervorgedrängt, Wenn die Entfernung auf die eine oder die andere Weise geschehen ist, vermindert man das Gewicht an der Schnur so viel, dass der Schweif nun ganz schlaff hängt, aber dennoch in horizontaler Richtung erhalten wird; an der Wunde selbst ist die Behandlung auf oberflächliche Reinigung und auf das Bedecken mit weichem Werg oder mit einer weichen Binde beschränkt. Wenn nach der Heilung einer Wunde oder einer Fistel der Schweif in schiefer Richtung oder krumm gebalten (getragen) wird, so kann man mittelst subeutaner Durchschneidung der Muskeln an der coneaveu Seite des Schweifes vor und an der verkrümraten Stelle, diesen Formfehler zu beseitigen suchen. — Die Wunden nach dem Abschneiden eines Endes der Schweifrübe verlangen zuerst in den meisten Fällen die Blutstillung, welche hier am besten mit dem Brenneisen (wozu man ein besonderes ringförmiges, sogenanntes Coupir-Brenneisen benutzt) bewirkt wird. Die Heilung erfolgt hiernach in der Hegel fast ohne alle Kunsthülfe. Sollte jedoch in einzelnen Fällen grosse Anschwellung und Fistelbildung an dem abgestutzten Schwanz entstehen, so ist das Aufspalten der Fistel, die Entfernung der etwa vorhandenen Knochensplitter mittelst Messer und Pinzette und die Anwendung lauwarmer Bähungen von schleimigen Mitteln in Anwendung zu bringen; wenn dagegen die Thiltigkcit zu gering ist und die Exfoliation nach d bis (i Wochen nicht stattgefunden hat, so kann man dieselbe befördern, indem man den Knochonstumpf mit Terpentinöl, Kreosot und dergleichen von Zeit zu Zeit einmal befeuchtet, — Tritt nach dem Goupiren der Wundstarrkrampf ein, so ist als Versuch zur Rettung des Thieres ein nochmaliges Abschneiden des vorhandenen Schwanzendes in dem nächsten Gelenk vermittelst eines scharfen Messers auszuführen, im üebrigen aber das Thier in der Seite ,'558 angedeuteten Art zu behandeln.
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Verwundungen der sehnigen Ausbioitungen und der Muskeln.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 445
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Vieruudzwanzigstes Capitel.
Verwundungen an den Glicdniuassen.
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A. Verwundungen dor seimigen Ausbreitungen und der
Muskeln.
Verletzungen dieser Theili! entstellen sehr Mutig auf die mannigfaltigste Weise. Sie sind oft einfache Trennungen, oft ulier mit Quetschung oder Zerreissung verbunden, bald in der Längenrichtung von oben nach unten, bald quer, schief oder lappig u. s. w., in verschiedener Grosse und Tiefe.
Die Erkennung dieser Veiletzungen ist in der Kegel leicht; man sieht das Auseinanderklaffen ihrer Ränder, darunter die blasse Färbung der sehnigen Ausbreitung oder den fleischrothen Grund der Muskeln; und die Tiefe und Richtung findet man mit der Sonde oder mit dem Finger; im frischen Zustande besteht, je nach dem Orte und der Tiefe der Verletzung, eine bald mehr, bald weniger reichliche Blutung und die Empfindlichkeit ist immer verliilltnissmässig gesteigert; im nicht ganz frischen Zustande sind die Wundränder mehr angeschwollen, entzündet und aus der Wunde fliesst seröse Feuchtigkeit, später auch Eiter. Bei den grösseren Wunden ist die Bewegung der Gliedmaasse zuweilen sehr gestört; die Thiere halten den Theil mehr gekrümmt, ruhen mehr auf der Zehe als auf den übrigen Theilen des Fusses und beim Gehen lahmen sie, indem sie die Gliedmaasse bald unvollständig beugen, bald auch wieder unvollständig strecken, oder sie auch schleppend fortbewegen. In anderen Fällen ist von diesen Störungen, selbst bei ziemlich grossen Wunden, wenig zu bemerken. Diese Verschiedenheiten sind von der Grosse und Richtung der Verletzung, von der schon eingetretenen oder noch fehlenden Entzündung, und auch davon abhängig, ob eine oder mehrere Muskeln, welche für eine bestimmte Bewegung dienen, vollständig durchtrennt oder nur oberflächlich verletzt sind. Der Schmerz ist gewöhnlich gross, wenn die Entzündung der verletzten Theile eingetreten ist, weil diese dann, abgesehen von dem Entzündungsschmerz selbst, durch die straff gespannte sehnige Ausbreitung anhaltend stark gepresst werden.
Bei starker Quetschung und Zerreissung entstehen zuweilen bedeutende Ergiessungen, zuerst von Blut oder Serum, späterhin von Eiter oder Jauche in das lockere Zellgewebe hinter der sehnigen Ausbreitung und zwischen den Muskeln. Diese Ergiessungen senken sich theils durch ihre Schwere, theils durch die Bewegung und Verschiebung der Muskeln begünstigt, immer mehr abwärts, und es entstehen dadurch heftige Schmerzen und eine bedeutende Anschwellung, welche letzte äusserlich ödeniatös ist und sich nicht selten über das ganze Glied verbreitet; häufig findet sich dabei ein Reizfieber und Verlust des Appetits ein.
Die Beurtheilung oberflächlicher Verletzungen ist bei Längenwunden fast immer günstig zu machen, da sie leicht heilen und hierzu selbst
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Vorwiimhingvu dor .selmigon Ausbroitungon und der Muskeln.
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durch lt;lio schnelle den schwerer
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Vereinigung zu bringen sind; dagegen sind Querwun-
lbar, als ihr Aussehen es vcnmithen lüsst, weil ihre
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Ränder sich stark auseinanderziehen und deshalb die Heilmif; durch
selten gelingt; indess findet sie, wenn durch Eiterung etwas später und mit
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[Unterlassung von etwas mehr sichtbaren Narben doch in der Kegel gut statt. Tiefe Wunden heilen fast immer durch Eiterung, weil die Beweglichkeit der Theile zu gross ist. 15ei tiefen Querwunden, und bei solchen, welche mit Quetschung und Zerreissung verbunden sind, und welche sich in einer schiefen Richtung nach innen und unten erstrecken, sind die oben bezeichneten Versenkungen immer zu fürchten; die Thiere können dabei durch weit verbreitete Verjauchung oder durch hinzugetretene brandige Zerstörung, oder auch durch ein andauerndes erschöpfendes Fieber zu Qrunde gehen, jedoch auch bei einer zeitigen zweckmassigen Behandlung in den meisten Fallen gerettet werden.
Behandlung. Oberflächliche einfache Wunden im frischen Zustande werden am besten durch die blutige Naht, zu welcher man die Knopfnaht oder selbst auch die 8ter-Naht benutzen kann, baldigst vereinigt, wonach das Thier in andauernder Knhe erhalten und durch kurzes Anbinden, durch Halskragen, Seitenstöcke, Maulkörbe u. dgl. das Reiben oder Benagen der Wunden vermieden werden muss. Grössere Thiere müssen für diesen Zweck nöthigenfalls in einen Hängegurt gestellt und den Pferden muss der Schweif angebunden werden, wenn die Wundon an den Hinterschenkeln sind. Im üebrigen findet eine den Entzündungszufällen entsprechende, massig antiphlogistische Behandlung statt. Tief eingedrungene Längenwunden kann man entweder mit der Knopfnaht, oder wo die Oertlichkeit es gestattet, auch mittelst Binden oder Meft-pflasterstreifen vereinigen, und dann die Thiere in der angedeuteten Art weiter behandeln. Bei tiefen Querwunden nutzt die schnelle Vereinigung höchst selten etwas, und bei gerissenen und stark gequetschten Wunden ist dieselbe nach allgemeinen Regeln nur anwendbar, um die Theile etwas in ihrer Lage zu erhalten (S. 358); will man sie aber bei einfachen, tiefen Querwunden versuchen, so muss die Zapfennaht, mit breiten Heft-bändern angewendet und vorher der untere Wundrand an der niedrigsten Stelle so tief eingeschnitten werden, dass, im Falle die Vereinigung nicht von Grund aus gelingt, der sich erzeugende Eiter einen ungehinderten Abfluss erhalten kann. Lappenwunden heftet man nur in so fern, als man den Lappen für die Vereinigung durch Granulation in einer Zweck-massigen Lnge erhalten will. Da diese Wunden mehrentheils nur durch Eiterung heilen, so ist es nofbwendig, durch gehörig grosso Einschnitte in die Wundränder, besonders in die sehnige Ausbreitung, die etwa bestehenden Höhlen zu beseitigen und hierdurch den drohenden Eitersenkungen vorzubeugen, überhaupt die Form der Wunde so zu reguliren, wie dies Seite 349 im Allgemeinen angedeutet ist. Im üebrigen behandelt mau diese Wunden nach den für die Heilung der eiternden Wunden angegebenen allgemeinen Regeln.
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B. Wundon der Sehnen und Sehnenscheiden.
Verwundungen der Sehnen und ihrer Scheiden sind, je nach Art der verletzenden Körper, von verschiedener Form, Grosso und Besehaffen-
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Wundon dor Soliiion uml Selinonsclioiileu. Krkennunff.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 447
licit, namentlich offen, dem Zutritt der Luft ausgesetzt oder nach ihrem Entstehen wieder, vermöge der Contractilitilt des Gewebes, verschlossen, — einfache Trennungen oder mit Quetschung und Zerreissung verbunden, und die Trennung ist vollständig oder nur tbeilwcise.
Erkennung. Feine Stichwunden sind zuweilen wegen ihrer Enge kaum als Sehnenwunden deutlich zu erkennen, da die Sehnenscheide sich dabei bald wieder zusammenzieht und die Trennung in den Sehlaquo; nenfasern sich gewöhnlich eben so verhält; sie sind bei und bald nach dein Entstehen mit nur sehr wenig Schmerz begleitet (eine Rigenthüm-lichkeit der Sehnenverletzungen überhaupt), aber nach etwa 24 Stunden findet sich immer grosso Schmerzhaftigkeit, die verletzten Tiieile schwellen mehr und mehr an, die Wunden öffnen sich und es fliesst eine oi-weissartige Feuchtigkeit (Selinenscheidenllüssigkeit) aus. welche zuweilen auf den Wundrändern zu einer gallertartigen Masse gerinnt; nach mehreren Tagen findet sich dann ein jauchiger, in der Hegel stinkender (dem alten Käse ähnlich riechender) Ausfluss. Wegen der heftigen Schmerzhaftigkeit schonen die Thiere das Glied bedeutend. Bei dem Einführen einer Sonde dringt man, je nach der Tiefe der Verletzung, bald nur bis auf die Sehne, bald auch bis in dieselbe. — Die geschnittenen und durch stumpfe Körper entstandenen grösseren Wunden sind theils an der Stelle der Verletzung, theils durch das Fühlen und Sehen der verletzten Sehnen zu erkennen, indem man das Sehnengewebe an seiner gelblich-weissen Farbe und an seiner eigenthiimlichen Derbheit von anderen Geweben deutlich unterscheiden kann; bei völliger Durchtrennung einer Sehne sind ihre Enden zurückgezogen und es besteht eine Lücke zwischen ihnen. Auch hier findet sich der Ausfluss jener eiweissartigen Materie, welche zuerst dünnflüssig ist, später aber mehr consistent wird und durch die Einwirkung der Luft zu einer gallertartigen Masse gerinnt. Nach einigen Tagen bildet sich der im Vorstehenden bezeichnete übelriechende Eiter, die Wundränder verdicken sich und es entsteht gewöhnlich eine sehr wuchernde Granulation in und an der Wunde und die Sehne schwillt in der Regel in ihrer ganzen Länge bedeutend an. Die Thiere schonen das Glied mehr oder weniger, ihre regelmässige Stellung und Bewegung ist gestört, und zwar in der Art, dass sie bei völliger Durchtrennung der Beugesehnen zu stark im Fessel durchtreten, bei Durchtrennung der Strecksehnen aber den Fuss nicht strecken können. Bei sehr empfindlichen Thieren findet sich zu Sehnenwunden gewöhnlich auch ein Reiz-fiober hinzu.
Die Beurtheilung der Sehnenwunden im Allgemeinen darf nur mit grosser Vorsicht geschehen, weil nicht selten während der Behandlung ganz unvorgesehen üble Zufälle auch da eintreten, wo man dieselben aus der Beschaffenheit der Wunde nicht erwarten konnte, namentlich der Wundstarrkrampf, welcher der Erfahrrng zufolge besonders bei kleinen, engen Stichwunden der Sehnen an den Gliedinaassen häufiger entsteht, als bei allen anderen Verwundungen. Uebrigens können Sehnenwundeu leicht und vollständig heilen, besonders wenn die Durchtrennung einer Sehne durch scharfe Instrumente einfach und vollständig gewesen ist, und wenn die Hautwunde möglichst klein oder wenn sie gleich nach ihrem Entstehen und ehe die Entzündung eintritt, wieder verschlossen und der Einwirkung der atmosphärischen Luft möglichst entzogen worden ist. Denn diese Einwirkung hat, der Erfahrung zufolge, stets den sehr nach-
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448nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Wunden der Sehnen und Solmensclieidon. Behaudlung.
theiligen Einfluss, dass in der Sehne und Sehnenscheide eine schleichende Entzündung erzeugt und unterhalten wird, wie auch, dass die Absonderung der Sehnenscheidenflüssigkeit übernuissig angeregt und zur fauligen Zersetzung gestimmt wird. Die Heilung erfolgt unter den bezeichneten günstigen Umständen dadurch, dass sich sehr bald in der Sehnenscheide zwischen den Enden der Sehnen eine plastische Flüssigkeit ergiesst, welche nach und nach organisirt und in etwa drei bis fünf Wochen fest wird und die Sehnenenden mit einander verbindet. Zuweilen erfolgt durch einige Zeit die Absonderung der plastischen Flüssigkeit übermüssig reichlich. — Bei grösseren offenen Wunden tritt mehrentheils Eiterung, zuweilen Absterbung einzelner Sehnenthoile ein und die Wiederbildung erfolgt mangelhaft durch Granulation. — Bei unvollstiindiger Treunnng der Sehnen sind die Schmerzen und alle Zufälle stets heftiger, weil eine ungleiche Spannung und Zerrung einzelner Fäden stattfindet. Nach Seh-nenverletzungeu entstehen gern Verwachsungen der verletzten Thcile mit den umgebenden Theilen, auch Verkürzung, Verdickung und Verhärtung der Sehnen und ihrer Scheiden, und nach üppiger Granulation bleiben gewöhnlich hässliche Narben zurück. Sehr oft bleibt auch in Folge dieser Veränderungen oder der eingetretenen Verkürzung einzelner Sehnen die Stellung und Bewegung des Gliedes gestört. Denn bei vollständigen Durchtrennungen erhalten die an der andern Seite des Gliedes liegenden Sehnen und Muskeln ein Uebergewicht in der Zusammenziehung und es wird dadurch das Glied nach dieser Seite verkrümmt, hierdurch seine Bewegung und die Dienstbrauchbarkeit des Tlüeres dauernd vermindert. Diese üblen Folgen sind in einzelnen Fällen selbst bei der besten Behandlung nicht zu verhüten.
Behandlung. Bei frischen Sehnenwanden hat man zuerst die etwa eingedrungenen fremden Körper, Haare u. s. w. zu entfernen, Lappen abzuschneiden, die offenen Wunden möglichst schnell entweder durch die blutige Naht oder durch Heftpflaster, Binden oder Collodiuni zu verschliessen, das Glied dann in eine solche Lage zu bringen und es in derselben zu erhalten, bei welcher die Annäherung der Wuiulrän-der begünstigt wird, und dann hat man in allen Fällen die Entzündung möglichst zu mindern. Bei engen Stichwunden besteht nur die letztere Indication. Man erfüllt dieselbe, hier wie in anderen Fällen, indem man dem Thier die grösste Ruhe giebt, es in magerer Diät hält, ihm ein kräftiges Abführungsmittel reicht und örtlich kalte Umschläge oder Fuss-bäder während zwei bis drei Tagen unausgesetzt applicirt. Bei heftigen Entzündungen kann man auch einen Aderlass machen und die Kälte bis zur Beseitigung der heftigen Zufälle, selbst durch sechs bis acht Tage fortgesetzt, anwenden. Sind nach dieser Zeit die Entzündungszufälle noch nicht gänzlich beseitigt, oder ist die Wunde zur Zeit der beginnenden Kur schon heftig entzündet oder selbst im Zustande der Eiterung, so ist Kälte nicht mehr passend, sondern man sucht die Entzündung durch örtliche Ableitung vermittelst des in ihrer ganzen Umgebung auf die Haut applicirten Unguentum Gantharidnm zu beseitigen. Dieses Verfahren ist in den allermeisten Fällen von dem grössten Nutzen und kann selbst bei frisch entstandenen Verletzungen der Sehnen, besonders bei Stichwunden, statt der angegebenen kühlenden Behandlung angewendet werden; in diesem Falle nmss jedoch hei grossern Verletzungen, bei kräftigen und sehr sensiblen Thieren dennoch zugleich die allgemeine anti-
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Wunden der Sehnen und Sebnenseheiden. Behandlung.
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phlogistische Behandlung eingeleitet werden. In den meisten Fällen ist es nöthig, die Application der Cantharldensalbe zu wiederholen, wenn ihre Wirkung nach zwei his drei Tagen sich nur noch schwach zeigt, oder wenn die Ahsonderung der Selinenscheidenllüssigkeit reichlich fort-besteht; denn es ist nach praktischer Erfahrung nothwendig, dass diese Absonderung auf den möglichst geringsten Grad berabgestimmt wird, wenn die Heilung der Sehnenentzündung und die baldige Heilung der Wunde erfolgen soll. Bei diesem einfachen Verfahren werden Stichwunden und seihst grössere offene Wunden der Sehnen, weiche nicht zur schnellen Vereinigung geeignet sind, weit schneller und sicherer zur Heilung gebracht, als (lurch die sonst gebräuchlichen schmer/linderndeii und Eiterung beiordernden Mittel. — In den Fällen, wo die künstliche Ver-schliessung der Sehnenwunden mittelst der Naht passend erscheint, darf immer nur die Vereinigung der Hautränder bewirkt werden, die Wundränder der Sehnenscheiden und der Sehnen selbst bleiben dabei unberührt. Man kann zu dieser Vereinigung am besten die Kürschnernalit benutzen, um die Wunde möglichst schnell zu verschliessen; auch kann man die Wunde ausserdem noch mit einem in Eiweiss, oder in Leim oder am besten in Collodium getauchten Leinwand läppen umgeben und das ganze Glied mit einer Binde massig fest umwickeln, um hierdurch die
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Luft noch vollständiger dungswidrige Behandlun
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iihzuhalten, worauf dann ! für die ersten zwei
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die örtliche entzfin-
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drei Tage Heissig ge-
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schehen muss. Da, wo bedeutende Verkrümmungen des Gliedes durch zu starke Contraction der unverletzten Sehnen stattfindet, muss man durch entsprechende Ausdehnung vermittelst der Hände und durch angelegte Schienen diesen unregelmässigen Stellungen entgegenwirken, — was aber mehrentheils grosse Schwierigkeiten hat und namentlich von Seiten der Thiere grosses Widerstreben erzeugt. Man benutzt hierzu bei den grossen Thieren am besten eiserne Schienen, welche an der Stelle, (lie auf die Verletzung trifft, eine Abhiegnng besitzen, und somit hob! hegen, damit man hierdurch freien Zugang zur Wunde erhält und den Verband derselben leicht erneuern kann; sie müssen übrigens nach der normalen Stellung und llichtung der einzelnen Gliedertheile gerichtet und können mit ihrem unteren Ende an das Hufeisen befestigt sein, — Eiternde Sehnenwunden werden im Wesentlichen nach den Seite 64 u. ff. angegebenen allgemeinen Regeln behandelt. In den meisten Fällen ist die hierbei bestehende Entzündung asthenischer Art und schleichend, und es ist deshalb die Anwendung der harzigen Tinkturen (Myrrhen-Tinktur, Aloe-Tinktnr). des Terpenthinöls, des Kampherspiritus, oder, wenn zu weiche, schlaffe Granulation besteht, auch die Anwendung des Kalkwassers, einer Auflösung von Zink- oder Kupfervitriol, von Aetz-Sub-limat (0,5 zu 100,0 Wasser), des Höllensteins nützlich; ganz besonders heilsam hat sich aber die verdünnte Carbolsäure (2 bis 20 pCt, in Wasser) gezeigt. Bei üppiger Granulation applicirt man die Aetzmittel oder auch das glühende Eisen, oder man trägt die wuchernden und eben so die callöseu Ränder mit dem Messer ab und wendet dann einen Druckverband an. Eben so verfährt man bei Lappenwunden mit den Wundlappen, da dieselben in der Regel nicht wieder anheilen, sondern üppige Granulation veranlassen, — Oft ist eine Nachkur gegen zurückgebliebene Lahmheit, oder Verdickung oder Verkürzungen erforderlich, wobei in er-sterer Hinsicht noch Schonung des Thieres während einiger Zeit nach
Uiiiicwio. Chirurgie. 3. Aull.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;OO
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Wunden der Gelenke.
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der Heilung der Wunde, Wascluingeu mit Branntwein, Kamplierspiritus und dergleichen und im Stalle das Kimvickeln des Gliedes mit Binden nützlicli ist. Gegen die Verdickungen der Sehnen muss nach den Seite .r)0 u. ff. gemachten Andeutungen, — und gegen die Verkürzungen so verfahren werden, wie in der 10. und 11. Ciasso angegeben ist.
C. Wunden der Gelenke.
Diejenigen Wunden, bei welchen ein Gelenkkapselband mit verletzt und geöffnet ist, werden Gelenkwunden genannt. Bei diesen Wunden ist, abgesehen von der Verletzung der ünsserliciien Theile, entweder nur das Kapselband (die Synovialhaut) geöffnet, oder es sind gleichzeitig die Gelenkendeu der Knochen mit ihrem Ucberzuge von Synovialhaut und Knorpel auf verschiedene Weise mit verletzt. Man unterscheidet daher die Gelenkwunden wieder, wie alle andern, nach ihrer Entstehung, nach ihren Complicationen etc. Sie sind entweder einfache Schnitt-, Hieb- oder Stichwunden, oder Schusswunden, mit Quetschungen, Beinbrüchen, Verrenkung, Zerreissung von Gelenkbändern, Sehnen und Ge-fässen componirt.
Ursachen dieser Verletzungen sind dieselben, wie bei anderen Wundon, am häufigsten aber entstehen sie durch Stiche mit Mistgabeln, durch Hufschläge und Tritte mit Hufeisen, welche scharfe und lange Stollen haben, durch das Niederfallen auf spitze Steine u. s. w.
Man erkennt das Eindringen einer Wunde in ein Gelenk zum Theil aus dem Orte, ans der Richtung und Tiefe derselben, und aus dem freiwilligen oder durch den Druck oder die Bewegung bewirkten Ausfliessen einer klebrigen, hall) durchsichtigen, weiss-gclblich gefärbten Flüssigkeit des sogenannten Gliedwassers oder der Gelenkschmiere (Synovia). Bei Wunden in den grösseren Gelenken ist dieser Anslluss oft ausser-ordentlich reichlich, am ersten und zweiten Tage jedoch geringer als später. Die Synovia ist zuerst mehr weisslich, wird aber später mehr gelb und consistent; oft bildet sie, indem sie gerinnt, gallertartige Pfropfe auf der Wunde. Zuweilen fliesst jedoch keine Synovia aus, weil sich die Haut oder eine Sehne über die Wunde des Kapselbandes verschoben bat. Es findet aber nicht selten ein ganz ähnlicher Ausfluss statt, ohne dass eine Gelenkwunde bestellt; es ist dieses der Fall, wenn eine Sehnenscheide oder ein Schleimbeutel geöffnet ist; somit ist das Ausfliessen einer durrhsichtigen, gelblichen, schmierigen Flüssigkeit für sich allein bei einer Wunde kein ganz sicheres Kennzeichen davon, dass dieselbe ins Gelenk gedrungen ist. Das Sondiren gewährt in den meisten Fällen die vollkommenste üeberzeugung vom Eindringen einer Wunde in die Gc-lenkhöhle und von dem Zustande in der letzteren; dasselbe muss aber mit der grössten Behutsamkeit unternommen werden, weil leicht dadurch starke Beizung des Gelenks hervorgerufen werden kann; dasselbe ist daher auf die Fälle zu beschränken, wo man sich von der Gegenwart eines fremden Körpers in der Wunde überzeugen muss. Bei grossen Gelenkwunden ist die Erkennung derselben durch das Sehen und durch das Fühlen mit dem Finger leicht zu erlangen. Ausserdem zeigen auch die Thiere in den meisten Füllen grossen Schmerz, Schonung des Gliedes, starkes Hinken und oft ein heftiges Beizfieber. Bei grossen, offenen und bei den componirten Gelenkwunden sind diese Zufälle in der Begel heftiger als hei kleinen und bei den einfachen.
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Wmidon der Qelenke,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;451
Prognosis. Die Gefahr ist bei den Gelenkwunden immer bedeutend und hängt in der Ffmiplsnclio von laquo;In- Heftigkeil der Entzündung ab, welche tlicils durch die Vorletzunp; selbst, theils durcli das Rindringen der Luft, zuweilen auch durcli fremde Körper hervorgerufen wird. Kleine
Stich- und Schnittw.....leu heilen manchmal ohne besondere Zufälle. Man
Ivann dieses hoffen, wenn die Golenkhölile nicbl lange, d. i. höchstens 2 bis :; Tage der IWfibmng der ntmosphiirischen Lufl ausgesetzt war, wenn die Gelenkeudeii der Knochen nicht mil verletzt sind') wenn kein Substaiizvevlusi stattgefunden, wenn kein lilnt in die Gelenkhöhle ergossen ist und wenn das (iclenk möglirhsl bald in Ruhe versetzt wurde. --- Gequotsclite Wunden im Allgemeinen, besonders aber Schusswunden und gerissene Wunden der (ieleulie sind innner -#9632;eftilirlieli; denn diese Wunden heilen sehr schwer und es bleiben nach ihnen sehr leicht Verwachsungen und Steifigkeil der Gelenke zurück, in anderen Füllen entsteht Caries, Verjauchung, und in L'olge hiervon auch selbst der Tod, zuweilen erst nach langer Eiterung und vielen Sehmerzen. Bei sehr grossen Gelcnkwunden ist es daher manchmal besser, die Behandlung nicht zu lange fürtzusetzen, sondern das Thier lieher zu tödten. Hierzu ist Grund vorhanden, wenn die Thierc sehr abgemagert, beständig im Fieber sind, das Gelenk sehr aufgetrieben, die Wunde beständig offen ist.
Die Gefährlichkeit ist nicht an allen Gelenken gleichmässig, sondern nach meiner Erfahrung am Knie- und Sprunggelenk am grössten, an dorn vordem Fusswurzelgelenk am geringsten.
Bei allen schmerzhaften Gelenkwunden tritt Abmagerung (Atrophie, das Schwinden, der Schwund) an den Muskeln am oberen Theile der Gliedmaasse, auch an der Schulter und an der Crouppe ein, verliert sich aber nach der Heilung grösstentheils wieder.
Behandlung. Einfache Stich-, Schnitt- und Hiebwunden müssen gereinigt, von fremden Körpern befreit und auf das Schnellste vereinigt werden, um das Eindringen der Luft und andere Reize abzuhalten. Hierzu dient 1) das Heften der Wundränder; 2) das Umlegen einer passenden Bandage, — Beides, wo es sieb anbringen lässt, was aber an vielen Gelenken nicht geht; 3) das Zukleben mit Collodimn oder einem guten Heftpflaster, oder mit einem Brei aus Alaun und Riweis; 4) das Brennen der Gelenkwunde (des Kapselbandes) selbst und zwar dieser allein oder zugleich der umgebenden weichen Theile. Die Heftung ge-schieht nur an der Haul und den etwa das Gelenk bedeckenden Muskeln, nach den allgemeinen Regeln. Das Brennen findet besonders bei Stichwunden und da seine Anwendung, wo die Wundränder ungleich zerrissen oder schon verdickt sind. Man wendet, je nach Gestalt und Grosso der Wunden, entweder ein knopfförmiges oder ein mehr spitziges Brenneisen an, und zwar weiss- oder ganz schwach rothgliihcnd, Die Ansichten sind hierüber verschieden; Diejenigen, welche das weiss-glühende Eisen anwenden, wollen die Wunde durch einen schnell ent-
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I) Die die Golenkendon bedeckenden Knorpel sind ITyalin-Knorpel, ohne lilut-gefässe; der Bildungsprozess und somit die Ucilung der Verletzungen erfolgt deshalb höchst Langsam durch Bildung von einer faserknorpeligen Narbe Einfache Einschnitte mit einem scharfen Messer in den Knorpel am Gelenkkopf dos Obor-schenkelbeins heilten in dieser Weise erst nach 'il Wochen.
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Wunden der Gelenke.
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standenen Schorf verschliessen and zugleicb verhüten, dass dieser gebildete Schorf nicht am Eisen hängen bleibe und wieder mit demselben beim Aufhören des Brennens abgerissen werde, was bei der Anwendung des schwach rothglfihenden Eisens zuweilen geschieht. Dahingegen behaupten Diejenigen, welche das Eisen braun- oder rothglühend anwenden, dass bei diesem Grade des Feuers ein längeres Brennen nothig sei, um den gewünschten Schorf zu bilden, und dass derselbe hierdurch aber auch dichter und fester und durch die hierauf erfolgende Entzündung des Kapselbandes die Wunde sicherer verschlossen werde und heile. Ich bin für das weissglühende Brenneisen, weil es den Schorf schnell, ohne grosse Schmerzen und ohne tiefgehende Irritation erzeugt. Die Schliessung des Kapselbandes erfolgt nach dem Brennen, unter übrigens günstigen Umstanden, bei einfachen Stichwunden oft schon mit fünf bis acht Tagen; oft aber geht der Brandschorf zu früh los, indem er entweder von der Synovia oder dem Eiter durchweicht oder durch die heftige Spannung des Kapselbandes losgerissen wird. In solchen Fällen muss das Brennen zinii zweiten, oft selbst zum dritten Male wiederholt werden.
Nach dem Heften oder Brennen kann man ferner auf zweifach verschiedene Weise verfahren. Nach der ersten unigiebt man das Gelenk, wenn der Ort es gestattet, massig fest mit einer Binde und feuchtet dieselbe oder den Theil selbst mit kaltem Bleiwasser so lange recht fleissig an, bis der Schmerz und die Wärme in den verletzten Theilen nachgelassen haben. Dabei hält man das Thier in strengster Ruhe, in recht magerer Diät, und, je nach seiner Constitution sowie nach dem Grade der etwa dennoch eintretenden Entzündnngszufamp;lle wendet man auch selbst den Aderlass und kühlende Salze an. Hatte man die Naht angelegt, so können mit Verlauf von 8 Tagen die Hefte entfernt werden, dass Thier muss aber auch dann noch durch 8—14 Tage dieselbe Be-haudlung und Buhe erhalten wie bisher. Ist die, Vereinigung nicht gelungen, so kann das Brennen gleich nach Entfernung der Hefte in Anwendung kommen — Fällt nach etwa 8 Tagen der Brandschorf ab und ist die Wunde im Kapselbande geschlossen, so hat man die äussere Wunde nur ganz einfach wie eine eiternde Wunde zu behandeln und die gänzliche Heilung bei strenger Buhe des Thieres abzuwarten.
Nach einer zweiten Methode sucht man nach dem Verschliessen der Wunde, sei es durch die Naht oder, was gewöhnlicher ist, durch das Brenneisen, die drohende Gelenkentzündung durch Ableitung zu beseitigen. Für diesen Zweck brennt man auf die Haut in der Umgebung der Wunde eine grosse Anzahl Funkte, einen vom andern eine Fingersbreite entfernt, so dass, je nach dem Umfange des Gelenks, ein '2—3 Zoll breiter Strich rund um dasselbe mit ihnen bedeckt ist. Das Brennen geschieht mit einzelnen, wiederholten Ansetzen des Eisens, bis Aus-schwitzung erfolgt ist. (raquo;der, man applicirt in eben dem Umfange das Uug. Cautharidnm oder das Emplast. Cantharidum und wiederholt dies, wenn nach 2—3 Tagen nicht eine starke Ausschwitzung erfolgt ist. Auch bei dieser derivatoriseben Behandlung müssen die Thicre in gänzlicher Ruhe so wie in magerer Diät erhalten und, je nach den eintretenden Zufällen, mit Blutentziehnngeu und kühlenden Salzen behandelt werden. Die Heilung kann hier eben so wie bei der antipblogistischen Methode, durch schnelle Verwachsung der Gelonkwnnde oder auch durch
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Wunden dor Ctalenke.
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Granulation erfolgen; im letztern Falle ist wenigstens (lurch die Derivation die Entzündung sehr gemildert mid der Verlauf kürzer und besser. Auch kann man nach dem Abstossen des ersten Schorfes das Brennen wiederholen, jedoch nur oberflächlich mit einem braunwarmen Eisen, und die Anwendung der Kantharidensalbe muss wiederholt werden. 1st die Wunde nach dem Abstossen des ersten Schorfes in guter Eiterung und in eben solcher Granulation, so kann man sie auch mit glatten Werg-Tampons, welche mit Auflösung von Zinc, oder Ciipr. sulphuric, oder von Lapis infernalis oder mit Aloe- oder Myrrhentinktur, oder mit Creosot (2,00 zu 5,00 Branntwein) bestrichen sind, verbinden.
War aber eine Gelenkwunde schon dem Einflüsse der Luft längere Zeit ausgesetzt oder das Glied viel bewegt worden, oder ist die Wunde an sich sehr gross, mit Quetschung u. s. w. verbunden, so entsteht oft bald nach der Verletzung, zuweilen erst nach einigen Tagen eine sehr heftige und schmerzhafte Entzündung im ganzen Gelenke, wobei das Thler jede Bewegung scheut und dieselbe sehr ängstlich vollführt; im Umfange des Gelenks tritt eine gespannte, mit grosser Hitze verbundene Geschwulst ein, die Ränder der Wunde werden dicker, es entleert sich neben Synovia viel dünne, seröse Flüssigkeit; die Geschwulst verbreitet sich immer weiter und oft über das ganze Glied. Dabei wird der ganze Körper in Mitleidenschaft gezogen und das Wundfieber erreicht einen hohen Grad. Bald schneller bald langsamer entsteht Eiterung im Gelenk, zuweilen auch in einer Entfernung von derselben unter der Haut und letztere bricht auf; in den meisten Fällen dieser Art wird die Eiterung schlecht, das Gelenk bleibt fortwährend schmerzhaft, es entsteht Caries, und der Tod erfolgt entweder durch die heftige andauernde Reizung, oder durch Eiter-Resorption, oder durch grossen Säfteverlust unter fortdauerndem Fieber.
In einzelnen Fällen erfolgt hierbei Heilung, gewöhnlich mit Verwachsung der Gelenkenden, was aber bei den Pferden meistens nicht viel besser ist als der Tod, weil die Thiere ihren Dienst nicht mehr gehörig erfüllen können.
Um diese üblen Ausgänge zu verhindern, bleibt auch hier nichts anderes übrig, als die Wunde zu reinigen, fremde Körper zu entfernen, die Wunde baldigst auf irgend eine Weise zu verschliessen und dann innerlich die antiphlogistische, äusserlich die ableitende Behandlung anzuwenden.
Die ableitenden Mittel leisten hier immer noch verhältnissnulssig die besten Dienste und man darf sich von ihrer consequenten Anwendung durch einen massigen Grad der schon bestehenden Entzündung nicht abhalten lassen. Nur dann, wenn das Fieber und die Schmerzen ausserordentlicb heftig sind, kann man die Irritation durch lauwarmes Bleiwasser, mit Opium oder mit Bilsenkraut-Extrakt versetzt, zuerst zu mindern suchen, und dann, wenn dieser Zweck erreicht ist, doch die Kantharidensalbe reichlich und wiederholt anwenden. Bei dieser Behandlung mindert sich der Austhiss der Synovia und die Heilung erfolgt durch Granulation von den Wundrändern her; doch kann man auch jenen Ausfluss durch die Synovia absorbirende oder auch durch coagu-lirendo Mittel mindern. Man hat hierzu eine Menge von Mitteln empfohlen, namentlich: gepulverten Gips, für sich allein oder mit Gollodinm gemengt, Alaun, Eichenrinde, Galläpfel, Tanninpulver, Kalk, Greosot,
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Verletzungen an der Krone ilcr Hufe,
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Weingeist-, einen Brei von Kamphev und Weingeist, das 11 nbolsclio, Wasser, das Hallersche Elixir, das Thedensche Schlisswasser (Arquebu-sade), Auflösungen von Kupfer- und Zinkvitriol oder auch diese Salze im pulverigeu Zustande, die harzigen Tinkturen u. dgl., immer mit einem passenden Verband. Ganz besonders wirksam hat sich das tilglieh 1—5 Mal wiederholte Aufstreicben einer Aurlösung von Acid, tanuiciim in Wasser oder in Weingeist (3j zu .s/J) gezeigt, wobei zngleicli das Kühlen tleis.sig geschehen muss, nenn es bleibt stets die wesentlichste Aufgabe die möglichste Abhaltung oder Minderung der Entzündung und der Kitc-rung, — und eben deshalb kann ich zu der hin und wieder empfohlenen Anwendung warmer Breiumschläge von schleimigen und narkotischen Mitteln nicht stimmen, da auch die Erfahrung dafür nicht spricht,
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I). Verletzungen an der Krone der Hufe,
Die sogenannte Fleischkroue der Hufe wird durch die Hufeisen, (besonders durch die Stollen derselben), wenn die Thicre sieh mit einem Fasse auf den andern treten, ausserdem durch das Streifen mit den Küssen (S. 280), durch nicht gehörig umgebogene Nägel bei dem Beschlagen, durch einfallende Kggeuzähne bei dem Eggen u. s, w. verletzt. Die ersterraquo;: Veranlassung ist die häufigste und man pflegt deshalb gewöhnlich alle Verletzungen dieses Theils (obgleich oft unrichtig) mit dem Namen Krouentritte zu bezeichnen. Dieselben kommen gewöhnlich und am übelsten im Winter vor, weil in dieser Jahreszeit die Stollen spitz und scharf gemacht werden und deshalb leichter und tiefer in die Krone eindringen: und sie entstehen entweder, indem ein Pferd sich mit den eigenen Küssen tritt oder auch durch die Ncbenpforde. beides geschieht während des Gehens am gewöhnlichsten bei kur/.eu Wendungen, bei denen die l'ferde mit den Beineu eng zusainmcn odei' selbst über einander treten müssen, oft aber auch bei dem Stillstehen, wenn die Thiere aus Gewohnheit oder aus .Müdigkeit mit einem buss auf deiu andern ruhen.
Die Verletzungen an der Krone sind, je nach der Tiefe ihres Eindringens, bald nur oberflächlich, bald mehr oder wenig'er tief eindringend, und es sind dann, je nach dem Orte, verschiedene Gebilde verwundet, An der vordem Seite der Krone wird bei tiefer cindriugendeu Verletzungen oft die Ansstreckselme des Hufbeins und das Gelenk seihst mit verletzt, hei den mehr zur Seite vorkommenden Kronentritten werden häufig die Hufknorpel mehr oder weniger gequetscht und auch verletzt und bei den am hintern Theil der Krone, des Saumes, und an den Hallen, kann die, Dengesehne des Hufes oder der Hauptstamm der Ifnlarterie betroffen sein. Kasi alle diese Verletzungen sind mit Quetschung, mit Zcrreissnng der Woichgebildo, oft auch mit Splittoiimg und Rindrückung des Horns am Saume verbunden.
Man erkennt diese Verletzungen an einer offenen, ungleichen wunden Stelle an der Krone, welche im ganz frischen Zustande etwas blutet, später ofl mit einer umgränzten schmerzhaften und wannen Geschwulst umgeben ist, oder wobei die Ilaare nach innen gedrückt sind nml der Saum des Horns selbst eingerissen oder verbogen ist. Ofl zeigen die Thiere sehr grosse Schmerzen und gehen bedeutend, in andern Fällen nur sehr wenig lahm auf dem leidenden Fusse. und inehrcnllieils bestellt
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Verletzungen :iii der Krone clof llufo.
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i:.:
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in den erstem Fällen auch ein Reizfieber. Im niclit frischen Zustande bestehen Eiterung oder Verjauchung und oft üppige Granulation und Fisteln. Die Sonde zeigt die Tiefe, die Richtung und die Beschaffenheit der Wunde.
Die Vorhersagung ist bei diesen Verletzungen nach der Verschiedenheit der betroffenen Theile, nach dem Grade der Quetschung und nach dem Alter der Verletzung verschieden. Frische, von scharfen Stollen verursachte oberflächliche Kronentritte sind gar nicht gefährlich; tiefer eingedrungene, mit Verletzung oder mit grosser Quetschung der Sehneu, des Gelenks u. s. vv. verbundene sind oft sehr gefährlich, indem sie, wie die Sehnen- und Gelenkwunden, sehr heftige Zufälle und selbst den Tod zur Folge haben können oder auch langwierige üebel erzeugen. So z. B. entstehen zuweilen nach Kissen und starker Quetschung des Saumes Hornspalte und Homklüfte, — nach starker Quetschung der Hufknorpel Knorpelfisteln, und nach Verletzung der Sehnen und des Hufgelenks langwieriges Hinken, zuweilen auch der Tetanus. — Wenn oben zu der Zeit die Brandmauke herrscht, werden durch das Hinzutreten derselben diese Verletzungen oft sehr bösartig.
Behandlung. Zunächst muss man diese Verletzungen von etwa hin-eingetretenen und in den Wundrändern befindlichen Haaren von Honi-splittern und andern fremden Körpern reinigen. Hie Hornsplitter entfernt man mit dem Lorbeerblattmesser vollständig so weit, als der Saum des Hufes und das Horn daselbst gespalten oder abgetrennt ist, damit die Splitter nicht reizen, auch der Eiter frei abfliessen kann, und keine Horn-spalten zurückbleiben. — Die weitere Behandlung richtet sich nach der Beschaffenheit und nach dein Alter der Verletzung. Frische, noch blutende Kronentritte ohne grosse Quetschung befeuchtet man fleissig mit kaltem Wasser oder mit Bleiwasser; wenn sie aber mit bedeutender Quetschung verbunden sind, so wendet man lieber Salzwasser mit Essig, Oxykrat an, so lange bis die Entzündungszufälle verschwunden sind oder bis Eiterung eintritt Fette Salben darf man bei diesen Verletzungen nicht anwenden, weil sie gewöhnlich die Wunde in einen schlechten Zu-stand versetzen. Da hier, wie überhaupt am Hufe, die Eiterung sehr leicht von der gutartigen Beschaffenheit abweicht, so muss mau suchen, dieselbe nach ihrem Eintritt durch erregende Mittel in einem massigen Grade und in gutartiger Beschaffenheit zu erhalten. Mau verbindet, wenn zu dieser Zeit keine grosse Schmerzen bestehen, die Verletzung mit harzigen oder mit ätherisch-öligen Mitteln, z. 15. mit der Terpentliinsalbe oder mit der Aloe- oder Myrrhentinkturj oder man wendet den Höllenstein oder auch das glühende Eisen an. Ist jedoch noch ein bedeutender Grad von Empfindlicckeit und Geschwulst um die Verletzung vorhanden, so muss man mit den Reizmitteln vorsichtig sein und lieber nach Beschaffenheit der Thätigkeit und des Eiters Eussbäder von blossem warmem Wasser, von Seifenwasser, von Heusaamen, oder warme Umschläge von narkotischen und von schleimigen Mitteln (von Leinsaamen, Kleie, Hafergrütze u. dgl.) anwenden und die Wunde bloss mit weichem Werg bedecken. Bei blasser Farbe und weicher Beschaffenheit der Granulation macht man Eussbäder von aromatischen oder zusammenziehonden Pflanzen und verbindet oder befeuchtet die Wunden mit den harzigen Tinkturen, oder auch mit einer Aullösung von Kupfer- oder Zinkvitriol, von Lapis infernalis oder mit Creosot. Wuchernde Granulation nimmt
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Verletzungen der Fleischwand,
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mau. wenn sio sehr bedeutend ist, mit dem Messer weg, oder in andern Füllen zerstört man sie mit dem Brenneisen oder mit den Aetzmitteln. Hierbei ist jedoch vor allen Dingen darauf zu achten, da.ss der Eiter stets einen freien Abfluss behält, da auch nach dem Abnehmen des ursprünglich getrennten Horns sehr oft im Verlaufe des üebels noch weitere Trennungen der Hornwand von der Fleischwand, oder auch selbst der letztern von dem Hufbein, in Folge der Quetschung und Entzündung entstehen. Es ist deshalb, wenn zu reichliche Eiterung, Wucherung, Auf-treibnng der Krone oder unveiMltnissmässig grosse Schmerzen bestehen, ein wiederholtes vorsichtiges Sondiren der Wunde, ein nachträgliches Wegnehmen alles getrennten Horns mit dem Kinn- und Lorbeerblattmesser, und selbst das Aufspalten der Krone und eines Theils der Fleischwand erforderlich. Zu diesen kleinen, oft sehr mühsamen Operationen müssen sehr empfindliche und widersetzliche Thiere niedergelegt werden. Die weitere Behandlung richtet sich wieder, wie im Vorhergehenden angedeutet, nach dem Grade der Sensibilität, so wie nach der Beschaffenheit des Eiters und der Granulation.
Nicht selten entsteht eine Wucherung des von den Rändern her neugebildeten Horns, so dass dieselben sich gegenseitig drücken, selbst über einander wachsen, hierdurch Druck, Reizung, neue Entzündung Eiterung, und gewöhnlich auch erneutes Lahmgehen herbeiführen. Auf diesen Gegenstand muss man stets aufmerksam sein und durch Beschneiden der Hornränder den üblen Folgen vorbeugen und sie hierdurch, so wie durch kalte Fussbäder beseitigen. Dieses Beschneiden muss in manchen Fällen sogar nach Heilung des Kronentritts noch mehrmals wiederholt werden.
1st das Kapselband mit verletzt, so tritt die Wunde in die Kategorie der Gelenkwunden und wird wie diese behandelt. — Verletzungen der Hufknorpel bedingen in den meisten Fällen keine andere Behandlung als die angegebene; wenn aber der Knorpel und die Krone allmälig immer stärker anschwellen, wenn die Haare daselbst sich sträuben; wenn sich eine oder mehrere kleine Oeffuungen bilden, ans welchen ein jauchiger Eiter, zuweilen geinengt mit kleinen grünlichen Knorpelstückchen sickert, und wenn man in diesen Oeffnungen mit der Sonde den Knorpel raub fühlt oder gar ihn durchdringen kann, so hat sich eine Huf-knorpelfistel gebildet, welche nach der in der XV. blasse gegebenen Anleitung behandelt werden muss.
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E. Verletzungen der Fleisch wand.
Die Fleischwand der Hufe der Pferde und zuweilen auch der Klauen des Rindviehs wird bei dem Festnageln der Hufeisen häufig durch eingeschlagene Nägel verletzt und dadurch das sogenannte Vernageln herbeigeführt, ausserdem aber entstehen Verletzungen dieses Theils zuweilen durch gewaltsames Abreissen eines Theils der Hornwand, bei den sogenannten Hornspalten, bei den Hornklul'ten und bei den abgebogenen losen Hornwänden. Die Verletzungen, welche durch das Vernageln1) ent-
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I) Da diese Verletzungen oft Ansprüche der Thierbesitzer an den Beschlagschmied auf Entschädigungen zur Folge Imheii und hierbei der Thierarzl als Sacb-
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Verletzungen der Fleisehwuml.
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stehen, sind säramtlich Stichwunden, jedoch in den einzelnen Füllen darnach verschieden, dasa bald die Wunde nur an der ilussern Pläche der Fleischwand sich hinzieht, daher der Nagel mehr drückt als verwundet, (nach dem Ausdruk der Schmiede „nur gebranntquot; hat) odor dass die Wunde in der Fleischwand selbst bestellt, oder auch dass sie mehr nach einwärts zu dein Hufbeine hindringt und das letztere bald mehr bald weniger mit verletzt, ja zuweilen sogar gesplittert ist; — ferner darnacb, dass die Wunde bald einfach und rein; bald durch das Vorliandenscin des verletzenden Nagels oder durch einen Splitter, oder durch die abgebrochene Spitze desselben, oder auch durch einen altenNagclsturapf verunreinigt und complizirt ist. Bei den Verletzungen der Fleischwand, welche durch Hornspalten u. s. w. veranlasst werden, ist die Wunde stets gerissen und erstreckt sieh bald nur bis in das Gewebe der Fleischwand, bald auch bis auf den Knochen.
Die Veranlassung zu dem Vernageln ist in den einzelnen Füllen sehr verschieden, a) Manche Pferde werden leichter vernagelt als andere, indem der Tragerand ihrer Hufe zu stark abgelaufen, oder ungleich ausgebrochen, die Wand zu dünn und zu steil (ein sogenannter Bockhuf oder Esolshuf) ist. — b) Oft liegt die Ursache in einer fehlerhaften Construction und Gl'össc der Hufeisen, indem dieselben zu eng, oder zu tiefgelocht oder auch in schräger Richtung gelocht sind; oder c) in den Nägeln, welche oft zu dick, schlecht gezwickt und schlecht gerichtet, oder mit Kissen versehen, unganz, brüchig oder zu spröde sind; oder d) es sind von dem frühern Beschläge einzelne Nagelstmnpfe und Nieten in den llornwänden zurückgeblieben, welche dem neuen Nagel eine fehlerhafte Richtung geben. Doch kann auch ohne das quot;Vorhandensein dieser Bedingungen das Vornageln selbst bei gutgeformten Hufen und gehörig weiten Hufeisen stattfinden, wenn die Spitzen der Hufnägel zu senkrecht oder gar in zu schräger Richtung nach innen in die Nagellöcher eingesetzt und in dieser Richtung eingeschlagen (zu hoch getrieben) werden; oder wenn man die Zwicke verkehrt in das Nagclloch des Hufeisens setzt; oder wenn das letztere sich auf dem Hufe während des Aufschlagens verschiebt, — Die Verletzungen der Fleischwand auf andere Weise finden sich besonders auch bei spröden und brüchigen Hufen und bei groben Gewaltthätigkeiten, wie z. B, wenn Pferde mit Lastwagen an den Füssen übergefahren werden oder mit den letzteren zwischen Steinen und andern festen Gegenständen sitzen bleiben.
Die Erkennung dieser letztem Verwundungen ixt in der Regel leicht; man sieht die llornwand an einer Stelle getrennt und im frischen Zustande daselbst Ansfluss von Blut; die Thiere gehen lahm, treten auf
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verständiger ein Gutachten iilior die Art dor Beschädigung, iilicr die Ursache (na-menllicli die Ungeschicklichkeit oder Fahrlässigkeit des Sciimiedes), ülmr die Heilbarkeit u. s. w. abgeben soll, so ist es nölliig, bei allen Vernagelungeu die Untersuchung vom Anfange au mit grösster Sorgfalt und mit Beiiiclisiehligimg aller ob-jektiven Umstände vorzunchmeu, insbesondere bei dem Abnehmen der Dufeisen dieselben in Betreff ihrer Weile und ihrer Nagellöcber, so wie auch die Hufnägel go-nau zu besehen und nötbigenfalls (wo man Widerspruch zu erwarten hat) diese Ue-gensüindo aufzubewahren. Man hiile sieh auch, im Bufbeschlage etwas zu verändern, ehe der bisherige Znstand genau festgestellt ist: und niemals empfehle der Thierarzt die Benutzung der verwundeten Tbieic vor der völligen lleilung.
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458nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Verletzungen der Pleisohwand.
die vorletzte Seite des Hufes nur sehr furchtsam oder gar nielit auf, und wenn man den Huf mit der Sonde untersucht, so kann man an der getrennten Stelle der Wand, oder auch zwischen der Hornwand und der Hornsohle an der sogenannten weissen Linie, zwischen die Hornwand und die Fleischwand eindringen; zuweilen fehlt auch ein Stück Hornwand und die verletzte Parthio der Fleischwand liegt dann offen zu Tage. Die VernageliiDgen gehen sich in den meisten Fällen schon bei dem Beschlagen zu erkennen, indem die Thiere bei dem Einschlagen des verletzenden Nagels mit dem Fuss zucken und ausserdem der Nagel bei dem Aufschlagen mit dem Hammer auf seinen Kopf nicht den harten metallischen Klang giebt, den man hei dem Eindringen der Nagelspitze in das Horn zu huren pflegt, sondern der Ton hierbei ist mehr weich oder matt. Ausserdem kommt die Nagelspitze entweder höher als an der bestimmten Stelle der Hornwand zum Vorschein, oder sie kommt gar nicht hervor. Im letzteren Fall dringt der Nagel entweder mit seiner ganzen Länge in den Huf ein, oder er geht nur bis zu einer bestimmten Tiefe und beugt sich bei ferneren Schlägen auf ihn über dem Hufeisen um (der Nagel setzt sich, nach der Ausdrucksweise der Schmiede). In den Fällen der letzteren Art ist entweder die Spitze des Nagels unganz geworden und kann deshalb nicht mehr vorwärts dringen, oder dieselbe findet einen Widerstand oder eine abweichende Richtung an einem zurückgebliebenen Nagelstumpf. — In manchen Fällen dringt auch aus dem Nagelloch an der Wand ein Tropfen Blutes. Hei dem Zunieten der Nägel zeigen die Thiere gewöhnlich bei dein Klopfen mit dem Hammer und bei dem Anziehen der Nägel mit der Zange Schmerz, wenn der verletzende Nagel berührt wird. Nach dem Beschlagen sclionen die Thiere den Kuss, wenn man sie auf hartem Boden gehen lässt; doch ist dies bei einzelnen Pferden sehr vorschieden und in denjenigen Fällen sehr gering, oft kaum bemerkbar, wenn der Nagel bloss an der äusseren Fläche der Fleischwand drückt oder eine geringe, Verletzung gemacht hat. Bei dein Stillstehen setzen manche Pferde den verletzten Fuss bald vor- bald rückwärts, sie suchen bestündig eine andere Stelle, zuweilen kratzen sie auch mit dem Hufe auf dem Boden. Nach 12 bis 24 Stunden findet man die Fesselarterien starker pulsirend und den Huf vermehrt warm; auch zeigen die Thiere, wenn man mit einer Zange die Hornsohle und die Hornwand rund herum an verschiedenen Funkten drückt, an der verletzten Stelle bald mehr bald weniger Schmerz. Zieht man bei solchen Erscheinungen die Hufnägel einzeln wieder aus dem Hufe heraus, so findet man in den ersten Tagen an der verletzten Stelle den Nagel von Blut befeuchtet, und zuweilen auch etwas flüssiges Blut an der Nagelöffnung des Horns; später zeigt sich der Nagel mit zersetztem Blut oder mit schwarzgrauem oder auch mit weissera Kiter befeuchtet und zuweilen kommen auch Ähnliche Flüssigkeiten aus dem Nagellocb zum Vorschein. 1st letzteres nicht der Fall, so sieht man doch in vielen Fällen dieses Loch mit einem schwärzlichen oder röthlicben Bande umgeben, oder es ist auch zu weit einwärts der weissen Kinie angebracht. Schneidet mau unter diesen Umständen das Horn in der weissen Linie, oder im Umfange des Nagelloches mit einem Kinnenmesser oder mit einem Hufbohrer aus, so findet sich unter der Hornsohle eine Ansammlung von Blut, .später auch von grauem oder weissem Eiter, je nach der Dauer des Uebels und nach
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Verlotzmif'on dor Fleischwaml.
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dem Grade der Verletzung; denn im frischen Zustande ist nur Blut vorhanden, Während bei mehr vorgerückter Zeit sieli Eiter gebildet hat. Der schwarzgraue Eiter ist dann vorhanden, wenn der Nagel nur an der Aussenfläche der Fieischwand mehr drückend als verwundend gewirkt hat, dagegen ist weisser Eiter stets ein Zeichen davon, dass das Gewebe der Fleischwand oder der Fleischsohle verletzt ist. Zuweilen, namentlich dann, wenn der Eiter nicht bei Zeiten entleert worden ist, breitet sich derselbe zwischen der Hern- und Fleischsohle, oder wohl auch nach oben zwischen der Horn- und Fleischwand, oder auch unter der letzteren bald mehr bald weniger ans, so tiass an der Sohle nicht selten eine Trennung der Hornsohle und des llornstralds an ihrer ganzen Fläche, oder doch zum grossen Theilo, erfolgt und der Eiter zuletzt über dem Strahl an den Ballen zum Vorschein kommt; und ebenso wird zuweilen ein Theil der Hornwand von der Fleischwand getrennt und an der Krone ein Abscess gebildet. Der letztere befindet sich immer gerade da, wo dass obere Ende der durch die Vernagelung unten verletzten Hornfasern hintrifft, so dass mau durch den äusserlich sichtbaren Verlauf der Hornfasern von dem Abscess zum Tragerande der Wand herunter, in den meisten Füllen sicher zu der verletzten stelle geleitet wird. Bei der Entwickelung dieser ausgebreiteten Eiterung und überhaupt wahrend der Eiterbildung zeigen die Tliiere grossen Schmerz und in Folge desselben starkes Lalnngehen, besonders aber wenn das Huf-bein mit verletzt ist, wo dann nicht selten auch ein Reizfieber entsteht, die Thiero den Appetit verlieren, viel liegen und sich überhaupt so benehmen, wie bei recht heftigen Ilufentzilndungcn.
Dagegen ist es bemerkenswert]!, dass in den Fällen, wo ein Nagel nur drückend auf die Fleischwand wirkt, die Tliiere sehr häufig 2 bis i? Wochen und selbst noch länger nach dem Einschlagen eines solchen Nagels, ganz gut geben, dann plötzlich lahm werden, die oben angegebenen Zeichen des Leidens im Hufe wahrnehmen lassen und dass man dann bei dem Ausschneiden des Horns den bezeichneten schwarzgrauen Fiter an der Vernagelungsstelle vorfindet.
Aussei- den angegebenen Merkmalen kann man die durch einen Nagid erzeugte Verletzung noch durch die Untersuchung mit der Sonde. hinsichtlich ihrer Lage, Richtung und Beschaffenheit, namentlich das Mitleiden des Knochens, das Vorhandensein eines Hufstifts u. s. w. näher erforschen.
Benrtheilung. Die Verletzungen der Fleischwand, welche durch das gewaltsame Abrelssen eines Stückes der Hornwand erzeugt worden sind, heilen in der Regel sehr schwer; in den meisten Fällen entsteht läte-rung, oft wuchernde Granulation und zuweilen selbst Fistelbildung. Unter günstigen Umständen vernarbt unter der Hornwand der grösste Theil der blossgelegten Stelle durch ausgeschwitzte Hornmasse, aber die Trennung der Hornwand selbst bleibt mebrentheils bestehen, wenn nicht eine geschickte Behandlung die Verwachsung von oben her begünstigt, wozu aber immer lange Zeit und in den meisten Fällen andauernde Kühe erforderlich ist. Wo die letztere nicht gewährt werden kann, da fruchtet selbst eine gute Behandlung nichts. Zuweilen verdickt sich nach diesen Verletzungen die Hornwand narbenartig nach innen und wirkt drückend auf die Fleischwand und das Hufbein, so dass andauernd Schmerz und Lahmheit entsteht, welche nur sehr schwer und unsicher
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JGÜnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Verletzuugen der Floischwand. Behandlung.
zu beseitigen ist. Wenn der Eiter an der verletzten Stelle bis zum Huf-knorpel dringt und Carles derselben erzeugt, so entsteht die sogenannte Knorpelfistel, welche stets Monate lang dauert und immer nur schwer geheilt werden kann. (Siehe Knorpelflstel.)
Die Vernagelungen sind je nach den verletzten Theilen, nach der Dauer, nach der Verschiedenheit der eingetretenen Zufalle und nach dem Umstände: ob der Nagel, die Spitze, Splitter oder Nagel-stumpfe vollständig zu entfernen sind oder nicht, in den einzelnen Fallen sehr verschieden zu beurtheilen. Ist der verletzende Nagel gleich nach stattgefundener Verletzung wieder aus dein Hufe herausgezogen und findet keine fernere Heizung der verletzten Stelle statt, so ist in unzähligen Fällen die Heilung schon nach 2—3 Tagen, ohne dass üble Zufälle eintreten, erfolgt. Dies ist um so eher der Fall, wenn der Nagel mehr an der äussern Fläche der Fleisch wand hingegangen ist; dagegen treten, auch selbst dann, wenn er bald wieder herausgezogen worden ist, nach stattgefniulener Verletzung des Hufbeins sehr oft üble Zufälle ein. Diese bestehen zunächst in heftiger Hufentzündung, in grossen Schmerzen und in einem Reizfieber, später findet sich Eiterung hinzu und diese kann, wie bereits erwähnt, mit Caries, mit Exfoliation und mit Fistelbildung begleitet sein, und das Thier kann bei grosser Heftigkeit und bei längerer Fortdauer dieser Zufälle sehr abmagern oder auch selbst zu Grunde gehen. Man hat einen üblen Ausgang dieser Art immer sehr zu fürchten, wenn die Thicre durch längere Zeit fortdauernd einen hohen Grad von Schmerz und Reizfieber zeigen, wenn sie beständig den leidenden Fuss in die Hoho heben, wenn die Krone desselben dick auftreibt, an verschiedenen Stellen aufbricht und eine gelbliche serös - lympathische Flüssigkeit aussickert. In diesen Fällen sind immer im Innern des Hufes bedeutende Zerstörungen entstanden. — Wenn der verletzende Nagel zeitig entfernt, das Horn im Umfange des Nagellochs gehörig ausgeschnitten und eine antiphlogistischo Behandlung eingeleitet wird, oder wenn sich schwärzliclicr Fiter findet, erfolgt die Heilung in den allermeisten Fällen binnen etwa 8—10 Tagen vollständig. Unter diesen Ec-dingungen und wenn keine Symptome einer heftigen Reizung zugegen sind, ist selbst das Erscheinen eines Abscesses an der Krone oder die Lostrennung eines kleinem oder grössern Theils der Mornsohle und dos llornstrahls gewöhnlich nicht mit grosser Gefahr begleitet, obwohl hier die Behandlung etwas schwieriger und die Kur länger dauernd ist, als unter den vorhergehend angedeuteten Umständen. — Sehr schwierig ist die Heilung immer, wenn Nagelstnmpfe oder Nagelsplitter im Hufe zurückgeblieben sind. — Alle Vernagelangen haben etwas Tückisches an sich, indem bei ihnen oft Tetanus entsteht.
Behandlung. Die erste Aufgabe bei diesen Verletzungen ist die, den verletzenden Nagel oder die vorhandenen Spitzen, Splitter oder Stumpfe sogleich zu entfernen, Dies geschieht an rlcm ersteren mit Hilfe der Zange und nachdem man seinen Niet vorher vollständig geöffnet und selbst wohl abgehauen hatte, damit durch den Niet keine Reizung der Wunde erzeugt werde. 1st die Verletzung durch einen Nagel geschehen, dessen Spitze bei dem Herausziehen abgebrochen und stecken geblieben ist, oder dessen Spitze sich gesplittert hat, oder findet man mit der Sonde abgebrochene Nagelstnmpfe in der Wunde, so muss das Horn um die Ocffnung der Wunde und selbst an der Wand mit einem Rinnenmcs-
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Verletzungen der Fleischwand. Bebandlung.
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sev bis auf die Fleischsohle und auf die Fleisch wand so weit weggenommen werden, dass man jene fremden Körper mit der Pinzette erfassen und wegnehmen kann. Der herausgezogene Nagel darf, selbst wenn das Tbier nur geringe Zufalle zeigt, beim Wiederbeschlagen nicht durch einen andern Nagel ersetzt werden, sondern die Nagelstelle muss offen bleiben. Dies ist in sehr vielen Fallen zur Heilung allein hinreichend. Zeigen aber die Thiere heftigen Schmerz oder ist schon vermehrte Warme eingetreten, so ist die zweite Aufgabe: die Zurückhaltung und Verminderung der Warme durch kalte Fussbilder von Wasser oder Bleiwasser, oder durch kalte Umschläge von einem Gemenge aus Lehm und Kuhmist, oder aus einem Brei von Kleie oder auch bloss mittelst dicker Lappen zu veranlassen. Im Wesentlichen ist es ziemlich gleicligiltig, welches Material man hierzu benutzt, wenn nur die Erhaltung eines gleichmässigen Kältegrades durch fleissiges Begiessen bewirkt wird. Diese Behandlung muss durch :i—I Tage, oder wenn die Zufälle hartnäckig
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fortbestehen, auch für lt;lu Mindern sie sich mit 4—0 (im Falle dies nicht schon mul das Horn im umfange
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ganze Dauer derselben fortgesetzt werden. Tagen nicht, so ist es nöthig, das Hufeisen geschehen sein sollte) wieder abzunehmen des Nagellochs etwa 4 Linien lang und eben
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so breit bis auf die Fleischsohle vollständig herausschneiden, das lloru im umfange dieser Oeffnung ganz dünn zu inachen, das Innere der Wunde nochmals mit der Sonde zu untersuchen und etwa aufgefundene fremde Körper zu entfernen, hierauf aber die kühlende Behandlung bis zur Beseitigung der Zufälle fortzusetzen. Das Ausschneiden, Dünnschneiden und Kühlen ist besonders vom Anfange lior nöthig, wenn das Hufbein mit vorletzt ist. Bei grossem Schmerz und Reizflebor giobt mau auch innerlich kühlende Salze bis zum Laxiren.
Findet sich schwärzlicher Eiter von gleichmässigen' Beschaffenheit in der Vcrnagelungsstelle, so ist die kühlende Behandlung bis zur Beseitigung aller Zufälle fortzusetzen; ist aber der Eiter weiss oder jauchigt, dünn, übelriechend und sind die Schmerzen sehr gross, so wendet mau lauwarme Umschläge von narkotischen und schleimigen Mitteln an und geht allmälig zu gelind aromatischen Mitteln, zuletzt, wenn die Granulation sich bis zur Oberfläche der Wunde gebildet hat, zu gelind austrocknenden Mitteln über. Als Mittel der letztem Art kann mau cou-centrirtes Bleiwasser (Plumb, acetic. 15,0 zu 180,0 Wasser), oder eine Auflösung von Cuprum sulphuricum (eben so stark), oder auch Kalk-wasser benutzen. — 1st ein Abscess an der Krone entstanden, so öffnet mau denselben, bewirkt aber als Hauptsache zugleich eine gehörig grosse Gegenöffnung an der entsprechenden Stelle der weissen Linie, und wendet übrigens die vorhin bezeichneten Mittel entsprechend dem Reizzustande fleissig an. Findet sich neben dem Nagelloche die Hornsoble in einem grössern umfange von der Fleischsohle getrennt und eine Höhle daselbst, so muss mau alles von der Pleischsohle getrennte Horn der Sohle und des Strahls mit eiiiem Male vollständig weggenommen werden. Man verbindet dann die blossgelegte Pleischsohle mit weichem Werg und mit Leinwand und wendet je nach dem Grade der Reizung narkotische, oder entgegengesetzt gelind aromatische oder auch selbst schwach austrocknende Mittel an, wie z, B. eine Auflösung von Zincnm oder Cuprum sulphuricum (4,00 zu 1 Pfd. Wasser). Nach ;5—G Tagen kann man dann in der Regel ein gut passendes Hufeisen zum Schutz
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402nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Verwundungen dor Floi.selisohle etc
der Solihgt; nuflegen nml den Verband mit den Mitteln der letztem Art auf die Weise fortsetzen, dass man die Fleisclisohle mit lockern) Werg bedeckt und letzteres vermittelst Holzspilhnen, welche man zwischen das Eisen in querer Richtung; einklemmt, in seiner Lage erhalten; oder man benutzt für diesen Zweck ein sogenanntes Deckelhufeisen (Verband-hnfeisen).
Im Allgemeinen müssen die Pferde bei diesen Verletzungen ruhig stellen Ideilien. bis/ur Heilung; doch kann man, wie die Erfahrung zeigt, Pferde mil frisch entstandener Vernagelnng, und nachdem der Nagel entfernt ist. zu nijissigon Dieustleistnngeu benutzen; dieses darf aber nicht geschehen, wenn die Thierc grossen Schmerz zeigen oder wenn bereits Eiterung eingetreten ist; unter diesen Umständen liiill. man die Thiere ruhig auf weicher Streu, und giebt ihnen nur massiges nml leiriit nährendes Putter,
F. Verwundungen der Fleischsohle, des Fleischstralils, der Hufbcinbeugesehnc n. s. w.
Die Fleisclisohle und der Fleisclistrahl, so wie die über diesen Tbei-len liegenden Gebilde, das Hufbein, die Heujieselme dos Hufbeins, das Strahlbein und das Kapselband des Hufgelenks werden sehr liänflg durch das Eintreten von Nägeln, scharfen Knochen und dergleichen spitzen Körpern verletzt Diese Verletzungen sind allgemein unter dem Namen Nageltritte bekannt. Zuweilen wird auch die Fleischsohle und noch öfter der Fleischstrahl bei dem Ausschneiden des Hufes mit dem Wirkmesser oder mit der Hauklinge verwundet
Die Nafreltritte kommen im ganzen l'mfange der Sohle und dos Strahls, am häufigsten aber in den Furchen zwischen dorn letztem und der Sohle, oder auch in der mittlern Strahlfurche vor. Sie sind in den allermeisten Fällen enge Stichwunden, jedoch nach der .scharfen oder mehr stumpfen Beschaffenheit des verletzenden Körpers und darnach, ob derselbe theilweise oder ganz in der Wunde zurückgeblieben ist oder nicht, sind sie bald einfache Trennungen, bald mehr mit Quetschung oder Zerreissnng. oder auch (lurch das Dasein fremder Körper zusammengesetzt, und hinsichtlich ihrer Tiefe findet man, dass bald nur die Fleischsohle oberflächlich oder auch durchgehend, oder auch das Hufbein, und bei dem Strahl der Fleisclistrahl oder die genannten tiefem Theile mit vorletzt sind.
Die Erkennung der Verletzungen, welche durch das Wirkmesser oder die Hauklinge entstanden sind, ist in der Regel leicht zu erlangen, da sie im frischen Zustande bluten und ihre Ränder etwas aus einander gehen. - Die Erkennung der durch das Eintreten von Nägeln u. dgl. liegenständen entstandenen Wunden ist in den einzelnen Fällen bald sehr leicht, bald wieder entgegengesetzt sehr schwer, je nachdem der verletzende Körper zur Zeit der Untersuchung noch in dem Hufe sitzt, die Wunde mehr oder weniger offen ist und je nachdem die Zufälle mehr oder minder heftig eintreten, Der verletzende Körper kann in einem andern Gegenstande festsitzen, z. B. in einem Brett, oder er kann wieder herausgetreten, oder abgebrochen, oder auch bereits von Jemand herausgezogen sein. — In den meisten Fällen hinken die Pferde gleich nach dem Eintreten eines fremden Körpers so, dass ein aufmerksamer
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Vorwundungon der Floisclisolilo etc.
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Reiter oder Kutscher es wohl bemerken kann; das Hinken geschieht am stärksten bei dem jedesmaligen Auftreten mit dem Fuss ^e^en den Boden, indem die Tliicve dabei don Fuss bald wieder zuckend in die Hübe beben oder auch ihn beim Aufsetzen so stellen, dass nur der eine oder der andere Rand des Hufes den Boden berührt Untersucht man den hinkenden Fuss, so findet man bei frischer Verletzung entweder den eingedrungenen fremden Körper noch im Hufe festsitzend, oder in iniin-clien Fällen auch eine frischblutende kleine Wunde. Letztere ist in denjenigen Fällen, wo der verletzende Körper sehr dünn ist, nicht immer deutlich wahrzunehmen, weil das elastisch-contraktile Horn der Sohle und des Strahls sieb nach der Entfernung- des verletzenden Körpers gleich wieder ganz eng zusammenzieht und die Wunde versciiliesst. Zuweilen wächst ein Nagel, ein Drahtstück und dergleichen förmlich in das Horn des Strahls ein, so dass man äusserlich nichts von ihm sieht. Wenn man jedoch in solchen Fällen bei vorhandener l,alMnheit die Sohle und den Strahl zuerst mit der Untersuchnugszange überall gleieiimässig drückt und dann an der schmerzbaften Stelle einen dünnen Hornspahn abschneidet, so zeigt sich die verletzte Stelle gewöhnlich als ein röth-licher oder schwarzer Punkt von verschiedener Grosse, zuweilen auch Blut, Fiter, Jauche oder ein fremder Körper, Durch eine Sonde überzeugt man sich dann noch von der Tiefe der Wunde, von dem Mitleiden tier hinter der Fleischsohle und dem Fleischstrahl liegenden Gebilde und von etwa vorhandenen fremden Körpern. Hat mau Gelegenheit, selbst den fremden Körper aus der Wunde zu ziehen oder ihn zu sehen, so kann man aus der Länge, in welcher er eingedrungen war, aus seiner blutigen, oder gekrümmten und anderen Beschaffenheit mehrentheils einen richtigen Schlnss auf die Tiefe der Wunde und auf die Art der verletzten Theile machen. Fs findet sich ausserdem noch, wenn die Hufbeinsbeugesehne mit verletzt ist, Ausfluss von Sehnenscheidenflüssigkeit und bei vorletztem Hufgelenk Ausfluss von wirklicher Synovia. Ist die Verletzung über 24 Stunden alt, so findet sich gewöhnlich vermehrte Wärme des Hufes, stärkeres Pulsiren der Fesselarterien und späterhin Ausfluss von Eiter aus der Wunde; und wenn der Ausfluss wegen zu grosser Enge der Wunde gehindert, die Beugcsehnc oder das Hufgelenk mit verletzt ist, entsteht Auftreibung der Krone und Anschwellung der Beugesehne, zuweilen bis über das Fesselgelenk hinauf. Nach dein llin-zukommen der Entzündung schonen die Thiere den verletzten Fuss bei dem Stehen und Gehen viel stärker als vorher, und in den meisten Fällen tritt dann auch ein, dem Grade der Schmerzen entsprechendes Wundfleber, Verlust des Appetits u. s. w. hinzu. Diese Zufälle finden sich jedoch nicht bei allen solchen Verletzungen, sondern sie bleiben bei oberflächlichen Verwundungen der Fleischsolde und des Fleischstrahls sehr häufig ganz ans.
Die Beurtheilung der Nageltritte ist daher in den einzelnen Fällen sehr verschieden, Oberflächliche Verletzungen besonders solche, wo der verletzende Nagel eine glatte Spitze hatte, in schräger Dichtung eingedrungen war und bald wieder entfernt worden ist, haben fast immer nur eine sehr geringe Bedeutung, indem sie in der Regel keine üblen Zufälle mit sich führen und leicht, ja selbst häufig ohne irgend eine thierärzt-liche Behandlung heilen. Auch solche Wunden, welche unter den bezeichneten Umständen durch die Fleischsohle vollständig oder in den Fleisch-
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404nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Verwundungen dor Fleisclisohle etc.
strahl tief eingedrnngen sind, verhalten sich in manchen Füllen eben so; docli darf man denselben niemals ruhig vertrauen, weil diese, tiefern Verletzungen sieh zuweilen erst nach 8 Tagen und später entzünden und dann mit der nachfolgenden ßiterung ühle Zufalle herbeiführen. Alle Verwundungen durch stumpfe, abgebrochene und verrostete Nägel sind bei gleicher Grosse doch stets mehr gefährlich, als die durch scharfe und glatte Nägel erzeugten, weil jene unvermeidlich eine schlechte Eiterung herbeiführen. Verletzungen, welche his in die Hufbeinsbeugesehne oder durch dieselbe his in das Strahlbein und in das Hufgelenk gedrungen sind, sind stets in doppelter Hinsicht sehr gefährlich, indem sie an und für sich die üblen folgen der Sehnen- und Gelenkwunden mit sich führen, ausserdem aber, der Rrfahruug gemilss, sehr häufig den Tetanus zur Folge haben ') und dann in der Regel den Tod herbeiführen; Verwundungen des Hufbeins sind zwar sehr häufig dadurch bösartig, dass sie Caries und langwierige Eiterung veranlassen!, aber sie führen selten Lebensgefahr herbei. 1st bei dem lleranszielien des verletzenden Nagels die Spitze desselben abgebrochen und in der Tiefe der Theile zurückgeblieben, so wird hierdurch stets eine langwierige, verjauchende Eiterung und üppige Granulation erzeugt. Findet sich die Krone des Hufes stark und ungleich aufgetrieben, vielleicht selbst an einzelnen Stellen fluetui-rend, ist der Huf dabei sehr zusammengetrocknet und dauert ein heftiges Reizfieber seit längerer Zeit fort, so ist nur eine ungünstige Benrtheilung zu machen, weil in diesen Fällen im Innern des Hufes Zerstörung an Knochen und Bändern entsteht, welche von aussen in der Kegel nicht beseitigt werden kann; in manchen Fällen erfolgt zwar Heilung der Wunde, aber es tritt Verwachsung des Hufgelenks, Steifigkeit, Stelzfuss, zuweilen auch chronische Hufgelenkslahmheit ein, oder es entstehen Exostosen am Hufbein, es bleibt überruässige Fmplindlichkeit zurück und immer findet sich der Schwund an der Schulter oder an der Crouppe hinzu. In weniger günstigen Fällen magern die Thiere immer mehr ab, die Eiterung dauert Monate lang fort und zuletzt tritt Zebrtieber oder zuweilen auch Rotz und Wurm hinzu.
Die Behandlung. Wo der verletzende Körper noch im Hufe sich befindet, muss er zuerst entfernt werden und zwar mit der Vorsicht, dass die Spitze nicht im Innern abbricht und zurückbleibt; man muss auf diesen Funkt bei dem Herausziehen der Nägel u. s, \v. genau achtem, um nach der frischen oder veralteten Bruchfläche an demselben beur-theilen zu können, ob ein Theil des fremden Körpers abgebrochen und zurückgeblieben ist oder nicht. Nach der Entfermingdesfremden Körporsund nachdem die Wunde mit einer feinen Sonde untersucht ist, schneidet man bei frischen, oberflächlichen Wunden das Horn der Sohle oder des Strahls im Umfange! der erstem etwa l bis 2 Gentm. breit bis zu den Weichgebilden hin recht dünn und lässt hierauf kalte Fussbäder durch 2—3 Tage unausgesetzt anwenden. 1st aber die Verletzung bis durch die, Fleisclisohle oder den Fleischstrahl gedrungen, so ist es zweckmässig,
1) Die Ursache ist hiervon noch nicht erkannt; unrichtig ist aber Dietcrichs Behauptung (Handb. dor Vet. Chirurg. 8. 440), dass die gefährlichen Symptome und seihst die Maulsperre nur durch Ergiessnngcn von Eiter u. dgl. zwischen der Sehne und dem Hufgelenli entstehen.
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Venviimluiigen der Fleisdisolile etc
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nicht mir das Horn im Umfange der Wunde zu verdünnen, sondern bis auf die Weichgebilde In dem bezeichneten Umfange gänzlich wegzunehmen, so dass der verletzte Theil der Flei.sclisoiile oder des Strahls ganz frei liegt und bei etwa eintretender Biterung der Kiter einen vollständigen und leichten Ausfluss gleich vom Anfange her erhält, Auch hier tritt dann die kühlende Behandlung des Fusses und zwar durch wenigstens 6—8 Tage fortgesetzt, ein. — Wenn die Hufbeinsbeugesehne oder auch das Kapselband und das Strahlbein mit verletzt ist, soll man nach dem Vorschlage von Dieterichs') den Horn- und Fleischstrahl an der verletzten Stelle gänzlich bis auf die Beugesehne abtragen und die letztere selbst von der Wunde aus nach dem Mittelpunkt der Sehnenausbreitung, d. i. nach den Ballen zu etwa einen halben Zoll lang mit einem Kuopf-bistouri aufspalten, für den Zweck: Flüssigkeiten, namentlich Kiter, welche sich über der Sehne ansammeln könnten, beständig frei abflles-sen zu lassen, allein dieser Zweck wird trotz der gemachten Wunde nicht erreicht, weil die Wundränder bei der eintretenden Entzündung der Sehne sich an einander legen. Das Wichtigste ist auch hier, nachdem das Horn an der verletzten Stelle bis auf den Fleischstrahl weggenommen ist, die antiphlogistische Behandlung so früh und so energisch als möglich einzuleiten, und zwar nicht allein durch die ileissige Anwendung kalter Fussbäder oder Umschläge, sondern auch durch reichliches Aderlässen, durch Laxirmitlel und recht magere Nahrung. — In denjenigen Fällen, wo eine Nagelspitze in dem Strahl oder in dem Hufbein sitzen gehlieben ist, muss das Horn auf einer Fläche von circa 2 Quadrat-Centim. um die Wunde herum gründlich entfernt, und dann die Fleisch-sohle oder der Strahl an der verletzten Stelle in zwei oder vier Kich-tungen gespalten werden, so dass eine Kreuzwunde entsteht und mau zu dem fremden Körper gelangen und ihn mit Hilfe der Pinzette entfernen kann.
Ist die Verletzung bereits zur Eiterung vorgeschritten, so ist ein gänzliches Wegnehmen der durch den Eiter abgetrennten Parthieen der Hornsohle, des Hornstrahls und des Horns in den Strahlfurchen noting, und selbst wenn dies die ganze Sohle oder den ganzen Strahl betreffen sollte. Die stehenbleibenden Horntheile müssen, besonders nach den Rändern hin, sehr dünn geschnitten werden. In der ersten Zeit kann man hiernach noch durch ein paar Tage kalte Fussbäder oder Umschläge anwenden; lässt sich aber hierbei nur die grosse Schmerzhaftigkeit mindern, während die Eiterung gleichmässig fortbesteht, so kann mau zu lauwarmen Fussbädern von Heusaaraenbrühe oder von andern gelind aromatischen Mitteln übergehen und diese so lange beibehalten, bis die Granulation zu der Hornsohle oder zu dem Hornstrahl hervorgewachsen ist. Dann wendet man gelind zusammenziehende, austrocknende Mittel an, z. 15. Auflösung von Zineum oder Cuprum sulphnricum, oder Kalkwasser, und lässt jene Fussbäder fort. Ist durch die Anwendung der Kälte die Schmerzhaftigkeit der Entzündung nicht zu mindern, so geht man bei eintretender Eiterung zu den lauwarmen Fussbädern oder Umschlägen von schleimigen und narkotischen Mitteln über und benutzt dieselben so lauge, bis die Schmerzen nachlassen, worauf man verfährt, wie
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1) Handb. dor Vet. Chirurg. 5. Auf! S, 439
Hbrtwio, Chinir,:io 3. Aufl.
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4CGnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Verletzungen der Floischsohlo etc
oben im Vorhergehenden angedeutet worden ist. — Dauerraquo; bei schon eingetretener Eiterung und bei der Anwendung der erweichenden und Schmerz lindernden Mittel dennoch die Schmerzen heftig fort, und treibt die Krone immer mehr auf, so ist es am zweckmilssigsten, rund um die Krone, an den Ballen und an der untern Hälfte des Fesseis das Unguen-tum Cantharidum reichlich aufzustreichen und dies, je nach dem Grade der hiernach eingetretenen Wirkung, nach 2 bis 3 Tagen ein oder mehrere Male zu wiederholen. Dabei ist jedoch noting, vorher die Stichwunden gehörig zu erweitern und bei etwa sehr gesteigertem Reizfieber die antiphlogistische innerliche Behandlung in Anwendung zu bringen. 1st ülceration und jauchende Eiterung an der Beugesehne, oder Caries am Hnfheiu entstanden, so kann man in den mildern Fällen die harzigen Tinkturen, Terpenthinöl, Creosot, Carbolsäure und dergleichen Mittel täglich einmal und bis zur erfolgten Umstimmnng und bessern Tlültigkeit anwenden, bei den höhern Graden dieser Zufälle aber das woissgliiheiule Eisen bis auf die Sehne oder das Hufbein appliziren, hierdurch die üppige Granulation zerstören und in den leidenden Theilen einen solchen Grad von Reaction erzeugen, dass gute Eiterung und Abstossung der ulcerirenden Theile erfolgt. Um diesen Zweck noch mehr zu befördern, macht man nach dem Brennen wanne Umschläge von erweichenden Mitteln. In einzelnen Fällen hat man auch bei solchen tiefen und schlecht eiternden Wunden im Strahl ein Haarseil durch die Wunde gezogen, in der Art, dass die Gegenöffnung über den Ballen gemacht wurde.
Um das Verbinden zu erleichtern und zugleich die verlelzten Theile mehr zu schützen, pflegt man gegen Ende der Heilung ein Hufeisen aufzuschlagen, dessen Arme mit einer glatten, circa 3—4 Gentim, breiten Querstab, der verletzten Stelle entsprechend, verbunden sind, oder welches, mit einem dünnen eisernen Deckel verschen ist. Der letztere kann auf verschiedene Weise an das Hufeisen befestigt werden, und zwar am einfachsten so, dass man sein hinteres Ende in einen kleinen horizontalen Spalt an der vordem Fläche der Stollen schiebt, sein vorderes Ende aber entweder mit einem eingeschraubten Griff oder mit den beiden ersten Zehennägeln befestigt. Statt des Deckels kann man aber auch Holzbrettchen von etwa 3 Millim. Dicke unter die Ränder des Eisens schieben und hiermit das auf die Wunde gelegte Werg in seiner Lage erhalten.
Dass man die durch Nageltritte verwundeten Pferde während der Kur andauernd in Ruhe erhalten muss, ergiebt sich von selbst. Das nach der Heilung von sehr schmerzhaften Nageltritten oft zurückbleibende Schwinden der Muskeln an der Schulter beseitigt man durch spirituöse Einreibungen u. s. w., wie dies in der dreizehnten Classe angegeben ist; und die in einzelnen Fällen zurückbleibende krankhafte Enpfindlichkeit im Hufe, so wie die nach Verletzungen des Strahlbeins und des Hufgelenks zurückbleibende chronische Hufgelenkslahmheit kann man wenigstens in ihren üblen Folgen, durch die Neurotomie beseitigen.
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Fünfte Olasse. Knoehenbrttche (Fracturae ossium).
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Erster Abschnitt.
Von den Knochenbrüch en im Allgemeinen.
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Ein Knochenbruch (Fractura) bestellt in der Trennung der Con-tinuität eines Knochens durch plötzliche übermässige Dehnung oder Erschütterung seines Gewebes.
Knochenbrüche kommen fast an sämmtlichen Knochen bei den Haus-siiugethieren und Vögeln vor, jedoch bei Pferden und Hunden am häufigsten, weil diese Thicre mehr als die anderen den Gelegenheitsursachen ausgesetzt sind Die Trennung kann an jeder Stelle des Knochens, vollständig durchgehend oder nur an einzelnen Lamellen, in verschiedenen Richtungen, ohne oder mit bedeutenden Nebenverletzungen bestehen, frisch oder veraltet sein.
Nach diesen Verschiedenbeiteil bezeichnet man im Allgemeinen einen Knochenbrüch: A) nach dem Grade der Trennung: als einen vollständigen (Fractura completa), wenn die Continnität des Knochens an der Bruchstelle ganz aufgehoben ist;— oder: als unvollständige (Fractura incompleta). Die unvollständigen werden in Eindrücke (In-fractionen) und in Spalten oder (Fissuren) eingetlieilt. Bei der Infraction ist der Knochen geknickt und zwar in der Weise, das die Rindenschiebt des Knochens gewöhnlich auf der convexen Seite des Knochens gebrochen, aber auf der coneaven Seite nur eingebogen ist. Die Fissur ist dem Sprunge in einem Glase vergleichbar; sie ist eine feine Spalte in einem Knochen, die jedoch niemals so weit reicht, dass die Ablösung eines Stückes ganz erfolgt wäre. Bei jüngeren Thieren hält die zwischen Diaphyse und Epiphyse gelegene knorpelige Zwischenschicht den Sprung auf, — B. Nach der Kichtung des Bruches unterscheidet man: Querbrücbe (Fr. transversales), wenn ein Knochen quer durch seine Längenachse getheilt ist; — schiefe Brüche (Fr. obliquae), wo die Trennung in schiefer Richtung durch die Längenachse des Knochens
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4GBnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Knoclienbiiiclie im Allgemeinen.
erfolgt ist; — Längenbrüche (Fr, longitudinalis), wo die Trennung in der Liingenrichtung des Knochens besteht; — C. Nach der Beschaffenheit der Bruchstücke unterscheidet man: Einfache Brüche (Fractnrae simplices), wo der Knochen in zwei Stücke gebrochen ist und comminu-tive oder Splitterbrüche (Fractnrae commimitae), wo der Knochen an der Bruchstelle in mehrere Stücke zersplittert ist — D, Nach der Beschaffenheit der VTeichtheile. Wichtig ist olj ein Bruch subeutan geschehen und geblieben ist, oder nicht. Ks können gleichzeitig Wunden in der Haut und in den Weichtheilen bestehen, so dass die Luft bis zur Bruchspalte gelangen kann; es können ferner gleichzeitig Luxationen, Rupturen von Gefiissen oder Nervenstilmmen etc. entstanden sein, diese Brüche nennt man coraplicirte (Fractnrae complicatae). — Nach der Dauer seines Bestehens ist ein Bruch entweder frisch entstanden (Fr. recens), oder er ist veraltet (Fr. inveterata); letzteres, wenn die erste nach dem Entstehen der Verletzung hinzugetretene Entzündung und plastische Ausschwitzung wieder vorüber ist.
Im Speciellen benennt man ausserdem die Fractoren nach den leidenden Knochen.
Den Knochenbrüchen sind die traumatischen Epiphysenablö-sungen (l)icussio s. Diastasis epiphysium traumatica) anzureihen. Bei diesen geht der Bruch nicht durch die fertige Knochensubstanz, .sondern durch die knorpelige Intermediärschicht, welche bei jungen Thieren, zwischen Diaphyse und Epiphyse eingeschoben ist. Wir finden Epiphysen-abtrennungen meist bei neugeborenen Thieren, welche in roher Weise aus dem Uterus hervorgezogen worden sind, oder nach schweren Geburten, wenn das Junge nur nach äusserster Kraftanstrengung zu Tage gefördert werden konnte. Später werden diese Trennungen nur durch heftige Gewalten herbeigeführt, denn bei der Kürze der Epiphysen wird der einwirkenden Gewalt nur ein geringer Angriffspunkt geboten. Die Ursache liegt ferner in der grossen Festigkeit und in der Breite der Verbindung, welche durch den Intermediärknorpel geboten sind.
Die Ursachen der Knochenbrücbe bestehen meistens in gewaltsamen mechanischen Einwirkungen von aussen, z. B. in Stössen oder Schlägen mit harten Gegenständen, im heftigen Gegenlaufen an dieselben, im Niederstürzen (besonders auf harten Boden) u. dgi. Bei Gegenlaufen und dem Niederstürzen entstehen zuweilen auch Brüclie an entfernteren Stellen (lurch Gegenstoss (Contre-coup). Aber auch durch heftige Zusammenziehung der Muskeln, beim Ziehen schwerer Last, beim Ausschlagen und Ausgleiten mit den Küssen, beim übermässig angestrengten schnellen Laufen, bei plötzlichen Wendungen des Körper n. dgl. sind Knochenbrüche öfters entstanden.
Die Knochen zerbrechen bei denselben Gelegenheitsursachen nicht immer gleichmässig leicht; die Dicke, die Form, die Lage und Verbindung der Knochen, — die Art, (las Alter und der Gesundheitszustand der Thiere bedingen hierbei Verschiedenheiten, Dicke, kurze Knochen brechen schwerer als lange und dünne Kölircnknochen und andere schwache Knochen, tief liegende, mit dicken AVeichgebilden bedeckte brechen schwerer als oberflächliche, an alten Thieren entstehen die Brüche leichter als an jungen, weil bei letzteren die Knochen mehr weich und zähe, bei den laquo;Uen aber durch das reichlichere Vorhandensein der Kalksalze mehr sn. i le sind, — Zuweilen entwickelt sich in Folge schlech-
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Kuocbenbrucbe im Allgemolnen.
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ter Nahrungsmittel ') oder in Folge gestörter Assimilation eine zu mürbe oder poröse Bescbaffenheit der Knochen, die bisher sogenannte Knochen-brfichigkeit2) (Fragilitas ossiutn), bei welcher selbst eine sehr geringe Veranlassung, z. B, die eigene Körperlast, besonders bei Bewegungen, beim Niederlegen und Aufstehen hinreichend ist zur Erzeugung von Brüchen. Dieser Zustand der nach neuerer Ansicht in der Knochenerweichung begründet ist, kommt bei dem Rindvieh in manchen Jahren, namentlich hei lange andauernder Hitze und Dürre und in manchen Gegenden bei vielen Thieren gleichzeitig (enzootisch) vor; er beruhet auf mangelhafter Erzeugung der plastischen Substanzen, welche zur guten Ernährung der Knochen dienen. Bei Pferden entwickelt sich nach Binz3) eine ähnliche Brüchigkeit zuweilen bei der Druse, im Ganzen jedoch nur selten; und nach früheren Annahmen sollen die Knochen im Winter mehr spröde sein, als im Sommer, — was jedoch nicht zu erweisen ist.
Die Knochenerweichung, Osteomalacia, ist eine Krankheit, in deren die Knochen grösserer Theile des Scelets oder zuweilen des ganzen Körpers erweichen, so daslaquo; sie sich verkrümmen und verbiegen und bei der geringsten Veranlassung zerbrechen. Dasselbe gilt von der Rha-chitis — Englische Krankheit, Zwei wuchs. — Diese Krankheit verläuft in denjenigen Theilen, welche Knochen bilden sollen. Es handelt sich bei derselben um eine krankhafte Störung im Knochcnwachs-thum, bei der die wuchernden und zur Verknöcherung bestimmten Gewebe weich bleiben, so dass Verschiebungen der Epiphysen auf den üiaphysen, Infractionen und Fracturen entstehen können. Die Osteoma-lacie befällt die fertig gebildeten Knochen, das feste Knochengewebe wandelt sich in weiches Markgewebe um; die Rhachitis befällt diejenigen Theile, aus denen sich die Knoclicn entwickeln sollen; sie ist daher eine Krankheit junger Thiere.
Die Symptome der Knochenbrüche sind etwas verschieden nach der Art der Ursachen, der Dauer, dem Orte und der Art der Brüche. Bald nach der Trennung des Knochens entsteht zum Theil durch die eingewirkte Gewalt, zum Theil durch den heftigen Reiz der rauhen und scharfen Bruchenden, indem sich dieselben durch die Zusammenziehung der um den Knochen liegenden Muskeln verschieben, heftiger Schmerz bei der Bewegung, an den Gliedmaassen Lahmheit. Oft ist eine Wunde gleich mit Entstehung des Bruches verbunden, in anderen Fällen wird dieselbe erst dadurch erzeugt, dass die scharfen Bruchenden die weichen Theile von innen durchstechen. Es entsteht bald mehr bald weniger Geschwulst an der Bruchstelle, theils durch Blutextravat, theils durch die sich entwickelnde Entzündung, theils plötzlich durch die Verschiebung der zerbrochenen Knochenenden über und neben einander. Diese Verschiebung der Bruchenden wird an manchen Stellen durch die Schwere
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1)nbsp; Lina6 legte besondors dem von ihm sogenannten norwegischen Bein-bruchgrase, Anthericum ossifragum, jetzt Narthecium ossifraßum, in dieser Hinsicht eine schädlicho Wirkung bei, aber mit Unrecht.
2)nbsp; Qeditsch, Abhandl. über eine seltene Art des Knochenbruches bei dem Rindvieh. Berlin, 1787. 8.
3)nbsp; Ueber die verschiedenen Knocbenbriiche der Hausthiere, besonders des Pferdes. Tübingen 1821 8. Mit :gt; Tat. Abbild.
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470nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Enochenbrüohe Im Allgemeinen.
dos Körpers oder der abgebrochenen Theile, hauptsächlich aber durch die Contraction der Muskeln und Sehnen im Umfange des gebrochenen Knochens erzeugt; sie tritt in manchen Fallen, besonders da, wo die Bruchflächen recht gut gegen einander passen, und wenn die Tliiere nach der Verletzung recht ruhig gehalten werden, für einige Zeit nicht ein (besonders aber bei Querbrüchen) und ist überhaupt in den einzelnen Fällen sehr verschieden. Mit der Verschiebung sind zwei andere Erscheinungen zusammenhängend, nämlich: eine abnorme Beweglichkeit des Theils an der Bruchstelle und eine vcrhiiltnissinilssige Verkürzung des Gliedes, und durch beides wird die Verrichtung des Theils noch mehr gestört, zuweilen die Bewegung ganz aufgehoben. — Bei den unvollständigen Brüchen und da, wo mehrere Knochen ein Glied stützen, fehlt die Verschiebung, daher auch die abnorme Beweglichkeit und die Verkürzung des Gliedes.
Die Erkennung der Knochenbrüche ist zuweilen leicht, oft aber sehr schwer. Letzteres ist besonders der Fall, bei tief unter dicken Muskeln liegenden Knochen, oder wo die hinzugotreteno Geschwulst sehr gross und derb ist und wo mehrere Knochen zur Unterstützung eines Gliedes neben einander liegen, bei unvollständigen Brüchen, oder wenn der Bruch sehr nahe am Gelenk, oder selbst mit Verrenkimg verbunden ist. Leicht sind die Beinbrüche zu erkennen, bei allen oberflächlich liegenden Knochen der Gliedmaassen. Im Allgemeinen wird die Diagnosis begründet: 1) durch die veränderte Gestalt, Lage und Richtung des Gliedes; 2) durch die Verkürzung desselben; beide Zustände werden durch die über und nebeneinander erfolgende Verschiebung der Bruchenden erzeugt; 3) durch die ungewöhnliche Beweglichkeit des Gliedes nach mehreren Richtungen und an einer Stelle, wo dieselbe nicht stattfiden sollte; 4) durch ein eigen-thümliches, bei der Bewegung des Gliedes oder der Brucbcnden entstehendes reibendes oder knarrendes Geräusch (Crepitatio) an der Bruchstelle, welches von dem Aneinanderreihen der rauhen Brucbcnden entsteht; 5) durch das Gefühl bei der Untersuchung, wo man die scharfen, hervorstehenden Enden oft sehr deutlich, besonders bei oberflächlich liegenden Knochen, bemerkt; durch die gestörte oder völlig aufgeliobene Verrichtung des Gliedes. Dieses Symptom ist jedoch bei mehreren anderen Krankheitszuständen, bei Verrenkung, bei Quetschung, Wundon, Rupturen und dergleichen ebenfalls zugegen, fehlt aber im Gegentheil oder ist wenigstens nicht sehr bedeutend bei solchen Brüchen, wo von zwei oder mehreren Knochen eines Gliedes nur einer gebrochen ist, oder wenn bei Querbrüchen gar keine Verschiebung der Bruchenden stattgefunden hat; es ist daher im Allgemeinen nicht so wichtig und bedeutsam, als die vorhergehenden charakteristischen Symptome. Ausserdom trägt die Berücksichtigung der veranlassenden Gewaltthätigkeit, ihre Vcrgleichung mit der Dicke und Stärke des Knochens, dann die Quetschung, Geschwulst, der Schmerz, welcher besonders bei der Bewegung dos Gliedes jedesmal sehr heftig wird, und — Avenn eine Wunde zugegen ist, auch diese zur Erkennung des Zustandes viel mit bei.
Hinsichtlich des Voneinanderweichens der Bruchstücke sind folgende Verschiedenheiten zu bemerken: die Bruchstücke bleiben bei den Frac-turen selten in normaler Lage. In der Regel dislociren sie sich. Wir können 4 Arten der Dislokation unterscheiden, die sich allerdings auch untereinander combiniren können.
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Knoclieulmiolio iai Allgemeinen.
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1)nbsp; nbsp;Dislocatio ad axin s. ad directionem. Die Bruchenden bilden einen Winkel und das Bein erscheint wie geknickt. Nach welcher Seite die Convcxitiit resp. Concavitiit des Winkels gerichtet ist, hiingt von der Richtung, in der die Gewalt eingewirkt hat und von dem Muskelzuge ab.
2)nbsp; nbsp; Dislocatio ad latus. Die Bruchenden verschieben sich in der Richtung des Querdurchmessers des Knochens. Die seitliche Verschiebung ist eine unvollständige, wenn die Bruchflamp;chen zum Theil sich noch beriiliren, oder eine vollständige, wenn die Bruchflächen sich nirgends mehr berühren, Im letzteren Falle geht die Verschiebung in die dritte Form über, in die
3)nbsp; nbsp; Dislocatio ad longitudinem. Bei dieser verschieben sich die Bruchenden in der Längsachse der Extremität. Die Theile der Knochen schieben sich gewöhnlich so weit übereinander, dass das betreffende Glied sich verkürzt. Die dislocirten Fragmente können in der Langsachse des Knochens liegen bleiben oder durch eine gleichzeitig eintretende Dislocatio ad axin sich so lagern, dass sie sich kreuzen. Andere Male verschieben sich die Bruchstücke so, dass sie eine verschieden breite Spalte zwischen sich lassen. Es hört dann jede Berührung der Knocheustücke auf: Dislocation mit Diastase der Fragmente.
Die einfachste Form der Dislocatio ad longitudinem ist die Einkeilung der Fragmente (implantatio). So kann ein zur Dia-physe gehöriges, aus compacter Knochensubstanz bestehendes Stück in das weiche und spongiöse Knochengewebe des Bruchstückes eines Gelenkes eingetrieben werden. Als Resultat der Einkeilung muss sich eine schwache Verkürzung des Knochens ergeben.
4)nbsp; nbsp; Dislocatio ad peripheriam. Es erleidet das untere Bruchstück eine Drehung um die Längsachse, wahrend das obere in der normalen Lage verharrt.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; . .
Die Heilung erfolgt dadurch, dass die Bruchenden sich nach einiger Zeit vermittelst einer neu entstandenen Knochensubstanz, welche man die Beinschwiele (Callus) nennt, mit einander vereinigen. Diese Vemnigung kann auf eine zweifach verschiedene Weise, ähnlich wie bei der Heilung der getrennten Weichgebilde, erfolgen, nämlich: a) durch direkte Bildung eines verbindenden Knochengewebes, per primain inten-tionem, oder b) durch Eiterung und Granulation, per seeundam Intentionen).
Die Heilung per primam ist die gewöhnliche, und zwar tritt sie dann ein, wenn die Verletzung am Knochen subeutan blieb und die die Brucli-stelle umgebenden Weichtheile garnicht oder wenig verletzt wurden. Die Heilung per seeundam iutentionem tritt ein, sobald sich Eiter um die Brnchenden bildet.
Vorgang bei der Heilung der Knochenbrüche durch die prima iutentio. Nachdem ein Knochen gebrochen ist, sieht man unmittelbar hinterher eine blutung eintreten. Die Blutung erfolgt aus den zerrissenen Gefässen des Penostes, des Markos und des Knochens und das Blut häuft sich in der Markhöhle und in der Nachbarschaft des Knochens, also in den ihn umgebenden Weichtheilen an. Hunter glaubte, dass aas diesem zwischen den Brnchenden gelagerten Blute die verbindende Knochenmassc allein hervorgehe. Wenngleich dieses Blut oder die Gerinnsel schichten desselben für den osteoplastischen Vorgang mcht ganz
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Knodioiihriicho im Allgemeinen.
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ohne Bedeutung sind, so kann man doch nicht behaupten, dass dein Blutextravasate jene Wichtigkeit für die [feilung des Knochenbvuches helgelegt werden kann, wie dies Hunter angenommen hat. Ein grosses Blutextravasat stört den Heilungsvorgang und wird sehr langsam zur Resorption gebracht; nur die kleineren Blutmassen worden bei der Vereinigung der Bruchenden verwendet. In dem Blute sind es die farblosen Blutkörperchen, welche sich an der Regeneration betheiligen. Viel wichtiger für die Heilung der Knochenbrüche sind aber das Periost, das Mark und die Knochen selbst. Schon nach 2'1 Stunden zeigt sich am Periost in der Nahe der Bruchstelle eine Injection und Schwellung und schon in den nächsten Tagen beginnt in demselben eine Wucherung der Zellen. Das Periost verdickt sich in Folge der letzteren sehr bedeutend. War aber das Periost bei der Fractur mit zerrissen, so verdicken sich zwar die Rissräuder in Folge der Wucherung, aber sie vereinigen sich nicht, sondern die Vereinigung erfolgt erst durch einen Wucberungspro-zess, der in dem Gewebe verläuft, welches um das Periost liegt. Dieses Gewebe wuchert und die neugebildeten Gewebsmasseu überbrücken die Fracturstellen und die verdickten Periostschichten, mit denen sie sich vereinen. Die Ausdehnung, welche der Prozess im Gewebe um das Periost erreicht, ist verschieden gross, oft reicht sie bis tief in die Muskeln. Gleichzeitig wuchert auch das Mark an den Bruchflächen und es schieben sich die aus der Wucherung hervorgehenden Gewebsschlchten in einander.
Die aus dem Periost, aus dem Bindegewebe um das Periost und aus dem Marke hervorgehenden Gewebsmasseu sind zuerst sehr zahlreich und weieli und werden erst später fest und bekommen Gefässe. Diese festen Schichten sind knorpelartig und werden Callus genannt. Der Callus erreicht in etwa 14 Tagen eine ziemliche Dimension und erreicht mit etwa 30 Tagen seinen grössern Umfang.
Später wandelt sich dieser hindegewebige Callus in Knochen um. Die Ossification erfolgt zuerst netzartig, es bilden sich Knochenuetze, in deren Maschenräumc weiches Bindegewebe liegt, und erst später entsteht compacter Knochen dadurch, dass auch die in den Lücken des Netzes gelegenen weichen Gewebsmassen sich in Knochen umwandeln. Dasselbe sehen wir am Knochenmarke; die Wucherungsschichten desselben wandeln sich ebenfalls in Knochengewebe um, so dass die Markhohle in der ersten Zeit an der Bruchstelle unterbrochen ist. Erst später verschwindet dieses Knochengewebe wieder und bildet sich an Stelle desselben Mark.
Der knöcherne Callus entsteht also aus Bindegewebe. Dieses Bindegewebe ist zuweilen mit Knorpelzellen durchsetzt, so dass man sagen kann, es habe sich durch Wucherung des Periostes Faserknorpel gebildet; noch andere Male entsteht, byaliner Knorpel bei dieser Wucherung. In diesen Fällen könnte man von einem knorpeligen Callus sprechen. Das Auftreten des Knorpels im Callus ist aber bei den llanstbieren eine Seltenheit.
Die verschiedenen Arten des Callus, welche man angenommen hat, repräsentiren eigentlich nur Stadien eines Prozesses. Das eine Stadium ist provisorisch nur für das andere. Mau kann daher auch nicht, wie Dupuytren gethan, zwischen einem provisorischen und einem definitiven Callus eine Trennung machen; denn die Heilung dos Knochens ist ein Regenerationsprozess, der aus verschiedenen in einan-
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Knochenbriiche im Allgemeinen.
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dergreifenden Theilen besteht, welche nicht scharf von einauder getrennt werden können, Man hat ferner einen iiusseron und inneren Callus unterschieden. Der ilussere geht hauptsächlich vom Periosto aus und umgiebt die Brnchenden wie eine Kapsel, der innere ist das Product der Markwucherung. In der Spalte zwischen den beiden Bruchstücken des Knochens steht der ilussere Callus mit dem inneren in Verbindung und diese Bruchflächen werden durch bindegewobige Wucherungen, die aus dem Mark- und Knochengewebe, vielleicht auch aus dem Blute hervorgehen und später ossificiren, vereinigt. Diese Schicht hat Brechet „ subst an ti a intermediaquot; genannt.
Der knöcherne Callus, der zuerst spongiös und nach einiger Zeit dicht und fest ist, wird spater kleiner, die Knochenspitzen oder Vorsprünge auf der äusseren Fläche werden resorbirt. Die ganze Oberfläche glättet sich ab, so dass jede Spur einer früheren Verdickung des Knochens verschwinden kann.
Wenn die Bruchenden weit von einander entfernt liegen, oder bei Brüchen, welche complicirt, also die Bruchstellen beträchtlich gereizt worden sind, entstellt an der letzteren ein sehr umfangreicher und un-regelmässiger Callus (Callus luxurians). Diese enorme Knochenneubildungen, welche oft den Knochengeschwülsten (Osteomen) gleichen, werden durch Resorption nicht beseitigt, sondern restiren und beeinträchtigen oft die Gebrauchsfähigkeit der Thiere.
Haben sich die Bruchstücke so verschollen, dass sie nebeneinander Hegen, so vereinigen sie sich durch periostale Wucherungen, Die Markhöhlen an den freien Enden schliessen sich und die Spitzen und Kanten der letzteren werden beseitigt. Später tritt sogar durch seitliche Perforation der beiden auf einander liegenden Knochenwände eine Communication der Markhöhlen ein.
Die Heilung durch die seeunda Intentio tritt bei coinplicirten Brüchen, also da ein, wo Eiter um die Bruchflächen gebildet wird. Während bei der Heilung per primarn Intentionem alles neugebildete Gewebe -zur Reparation des Knochens verwendet wurde, wird bei der Heilung per serundam wegen der ungünstigen Bedingungen, unter denen sich die Heilung vollzieht, gleichzeitig eine grosso Menge Eiter gebildet, welche entleert werden muss. Bei dieser Heilung gehen daher viele Gewebs-massen zu Grunde. Sehr stark betheiligt sind bei diesem Vorgange die Bruchflächen des Knochens. Es erheben sich auf ihnen Granulationsinassen, die gegen einander wachsen und mit einander verschmelzen. Es bildet sich hier also eine Substantla intermedia, welche aus Granulationsgewehe besteht. Diese Schicht verknöchert später. Gleichzeitig hat sich aussen um die Bruchflächen ein mehr oder weniger dicker Periost-callus gebildet, der aber die Bruchstelle nicht vollständig nmschliesst, sondern an einzelnen Stellen Lücken zeigt. Durch diese Lücken fliesst der Kiter ab. Der Periostcallus ist gewöhnlich sehr umfangreich, weil die Reizung an der Bruchstelle eine sehr heftige ist und längere Zeit anhält. Der Callus erstreckt sich hier oft weit zwischen die Muskeln. Oft stossen sich bei Splitterbrüchen necrotische Knochenbrüche von den Brnchenden ab und die durch die Abstossnng entstehenden Lücken werden durch Granulationsgewebe, welches später verknöchert, gefüllt.
Wenn bei einem Knochenbruche die knöcherne Vereinigung der getrennten Stücke nicht erfolgt, so nennt man diesen Zustand ein falsches,
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474nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Knoobenbrüche im Allgemeincu.
widernatürliches Gelenk (Pseudarthrose1). Hiermit dürfen aber nicht die schleichenden, verspäteten Heilungen der Knochenbrücho verwechselt werden, bei denen aus besonderen Gründen die Heilung nur sehr langsam vor sich geht und zu einer Zeit, in der unter normalen Verhältnissen alles fest zu sein pflegt, der Callus noch Beweglichkeit erkennen lilsst. Hier dauert der Reizungsprozess an der Bruchstelle fort und erzeugen die vorgenommenen Bewegungen Schmerz. Bei der Pseudarthrose fehlen die entzündlichen Erscheinungen, die letzteren sind abgelaufen; es hat sich von der Bruchstelle ein bleibender Zustand ausgebildet, ohne dass die Verknöcherung zu Stande gekommen wäre.
Der pathologische Zustand, die Ursachen und die Folgen können in den einzelnen Fällen bei dem künstlichen Gelenk sehr verschieden sein. Ein eigentliches Gelenk besteht nicht, .sondern die Knochenenden sind durch bandartige Streifen oder nur durch die verdickten Weichgebilde zusammengehalten; und die Bruchenden sind in verschiedener Weise gegen einander liegend, mit rauhen oder mit glatt abgeriebenen Flächen, bald mit sehr geringer, bald mit grosser Beweglichkeit; oft bleibt der Callus zu weich, auf der Stufe der Verknorpelung, oder er ist in geringer Menge zugegen, oder es hat sich nur der erste Callus gebildet; zuweilen ist an einem Ende eine fibröse Zwischensiibstanz entstanden. Zuweilen, aber sehr selten kommt es zu Bildungen, welche an die typische Einrichtung der Gelenke erinnern. Während die Bruchflächen sich nicht vereinigen, kommt es durch die Wuchcnuig des Periosts zur Bildung einer schwieligen Kapsel, welche die Bruchstücke umschliesst. Diese Periostkapsel bleibt weich und füllt sich später mit einer synoviaartigen Flüssigkeit. Gleichzeitig entstehen auf der Innenfläche der weichen Kapsel Gelenkzotten.
Die Aetiologio der Pseudarthrosen ist auf allgemeine und örtliche Verhältnisse zurückzuführen. So können schwere Allgemeinkrankheiten, z. B. Pocken, Scorbat etc. durch hohe Consumption des Ernährungsmaterials die Verknöcherung des Callus verhindern. Dasselbe gilt von der Trächtigkeit, auch bei dieser kann die regelrechte Bildung des Callus durch allgemeine Entziehung der Nährsubstanzen unterbrochen werden. Es kann unter den angegebenen Umständen selbst vorkommen, dass ein bereits fest gewordener Callus wieder weich wird. Zu den lo-calen Ursachen gehören die Bewegungen der Fragmente. Wir sehen Pseudarthrosen sehr häufig z. B. an den Rippen entstehen, weil die Bewegungen der Rippen beim Atlimen die Verbindung der Knochenstücke sehr erschweren oder unmöglich machen. Ans demselben Grunde bleibt die Vereinigung der Knochenenden bei Thieren oft aus, weil die Thiere bei den Hin- und Herbewegungen der Extremitäten die Knochenenden an der Brustfläche verschieben.
Andere Male ist ein schlecht angelegter Verband die Ursache zur Pseudarthrose, weil die Knochenfragmente nicht gehörig fixirt sind. Sehr wichtig ist ferner die Art des Bruches. So sehen wir Pseudarthrosen nach complicirten Splitterbrüchen, bei denen grössere Theile der Dia-physe als Splitter sich abstosson, entstehen. Ferner bei schiefen Brüchen, wo die Stücke sich garnicht oder nur an einem kleineren Funkte be-
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1) Von tptvärjf, falsch, *; UQamp;quxfif, das Gelenk.
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Knochenbriiclie Im Allgerneiiien.
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rühren. Die Aneiiiandorhuiliing dor Kiioclieiieiilt;lon wird ferner gestört, wenn Seimen, Muskelbrüclio sich zwischen die Brucbflächen legen oder, wenn fremde Körper, z. B. Kugeln zwischen den Bruchendeu liegen. Endlich entstehen Pseudarthrosen, wenn die Ernühniiigsverhilltnisse des einen Bruchstückes ungünstig sind. So vereinigt sich der abgebrochene Kopf des Oberschenkelbeines niemals knöchern, wenn der Tlieil abbricht, der innerhalb des Kapselbandes gelegen ist; dieser Theil wird dann nur durch die Gefiisse des runden Bandes ernährt, die demselben aber niemals so viel Ernährungsmaterial zuführen, dass ein regelrechter Callus gebildet werden kann. Dasselbe gilt von der Kniescheibe. Wird diese durch einen Querbruch in zwei Theile zerlegt und tritt wirklich Vereinigung beider Stücke ein, was im üebrigen sehr selten ist, so bildet sich immer nur eine fibröse Verbindung. In diesem Falle werden beide Stücke so schlecht ernährt, das.s sie trotz der besten Reposition keinen knöchernen Callus bilden können.
Die Prognosis ist bei den Knochcnbrüchen verschieden nach der Beschaffenheit des Knochens, nach der Richtung, Beschaffenheit und Complication des Bruches, nach der Thiergattung, nach dem Dienstgebrauch der Thiere, nach dem Alter und der Constitution derselben und nach ihrem Betragen während der Behandlung. Der letztere Umstand ist in jedem Falle sehr zu erwägen, weil gerade durch ihn, da man ihn nicht im Voraus berechnen kann, die grössten Störungen der Heilung entstehen können. Bei sehr unruhigen und widerspenstigen Thieren ist gewöhnlich die regelmässige Heilung trotz aller angewendeten Mittel nicht zu erreichen. Abgesehen von diesen Umständen kann man jedoch im Allgemeinen festsetzen: 1) einfache Brüche an den Knochen der Brust und des Gesichts heilen wegen der grösseren Ruhe und geringeren Muskelthätigkeit leichter als Brüche der Extremitäten, weil die Knochen der Letzteren die Körperlast tragen müssen und deshalb leichter ans einander weichen. Aber wegen der Nebenverletzungen der edlen Theile sind die Brüche der Schädelknochen gewöhnlich von wichtigeren Folgen begleitet und gefährlicher als die der Extremitäten. 2) Querbrüche heilen verhältnissnulssig am schnellsten und besten; schiefe Brüche heilen zwar auch im Allgemeinen leicht, brauchen aber dazu längere Zeit als Querbrüche. li) Beinbrüche nahe am Gelenk heilen wegen der schwammigen Knochensubstanz der Gelenkenden und wogen der Beweglichkeit schlecht. 4) Einfache Brüche ohne üble Zufälle heilen in der Regel gut, dagegen sind Brüche mit Wunden und Substanzverlust, starker Quetschung, Splitterung, Zerreissung der Gefässe u. s. w. stets sehr übel zu heilen, und man thnt in diesen Fällen gewöhnlich am besten, sich auf die unsichere und langwierige Kur nicht einzulassen, besonders bei sehr alten und wenig werthvollen Thieren. Oft sind die Complicationen wichtiger als der Bruch selbst, /,. B. bei Brüchen des Schädels oder der Wirbel die Erschütterung des Gehirns oder des Rückenmarks, 5) Brüche heilen in kühler Jahreszeit, im Winter, Frühling und Herbst besser als im Sommer; 6) bei jungen, gesunden und starken Thieren leichter als bei alten, bei den Vögeln in der kürzesten Zeit, und bei kleinen Säugethieren viel leichter als bei den giossen, weil bei den letzteren die Körperschwere sowohl an sich störend auf den Bruch wirkt, wie auch den Thieren das andauernde Stehen während der Heilung sehr erschwert; 7) frisch entstandene Brüche
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476nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Knochenbrflche Im Allgomeinon.
heilen leichter und regelmässiger als veraltete, d. h. bei denen bereits die erste Entzündung und die Callnsbildnng vorüber ist. — Fast in allen Fällen bei Brüchen der Knochen an den Glicdmaassen entsteht selbst bei guter Heilung ein starkes Abmagern des (.iliedes (Schwinden), welches sich aber nach einiger Zeit wieder verliert. -#9632; Ein widernatürliches Gelenk an den Gliedmaasscn macht die Thiere stets bleibend lahm, an den Rippen schadet es fast gar nicht, am Unterkiefer und am Bocken in den meisten Fällen nur wenig. Seine Heilung ist sehr schwierig, oft nicht möglich.
Behandlung. Es kommt häutig vor, dass die Knochenbrilcho sich ereignen, wenn die Thiere eben entfernt vom Wohnorte des Bigenthü-niers oder von dem Stalle sind; und es entstellen dann hinsichtlich der grossen Thiere zuweilen die Fragen: Soll man sogleich an Ort und Stelle die Behandlung einleiten, namentlich den Verband anlegen und dann den Transport besorgen, oder .soll der Verband erst im Stalle geschehen? — und, — wie soll man die verletzten Thiere transportiren?
In Betreff der ersten Frage ergiebt sich von selbst, dass es nützlicher sein müsse: vor dem Transport die Einrichtung des Gliedes zu besorgen und einen schützenden Nothverband an das letztere anzulegen, weil sonst bei dem Transport durch die Anstrengungen und nnregel-mässigen Bewegungen des Thieres sehr leicht anderweitige Verwundungen der Muskeln, der Gefässo n. s. w. durch die Bmchenden erfolgen können, Es muss deshalb ein Verband wenigstens provisorisch angelegt und derselbe dann im Stalle erneuert oder vervollständigt werden.
Die Art des Wegbringens hängt zum jTheil von der Gegend, von der Jahreszeit und von den vorhandenen Transportmitteln ab. Das beste Mittel hierzu ist für Pferde und Rindvieh eine sogenannte Schleife oder ein niedriger Schlitten, welchen man mit Stroh belegt, nahe an das Thier in der Längenrichtnng desselben stellt, dann feste, glatte, Bretter oder eine Thiir, in schräger Richtung auf einen Rand des Schlittens so legt, dass man das Thier auf der schiefen Fläche leicht bis auf denselben hinaufziehen kann; oder, man legt so viel glattes Stroh zwischen das Thier und den Schlitten auf die Erde, dass die Lücke ausgefüllt wird und das Thier über das Stroh auf den Schlitten gezogen werden kann. — Weniger leicht ist es, ein grosses Thier auf einen Wagen zu heben. Man muss für diesen Zweck die Hinterräder des letzteren abnehmen, um ihn zu senken und eine schiefe Fläche zu schaffen, auf welcher man das Thier bis auf den Wagen zieht, wonach man diesen wieder erhobt und die Räder ;mlegt. — Wo der Transport nur auf einer kurzen Strecke auf ganz ebene Klächen geschehen soll, kann man auch eine starke Leiter unter das Thier in der Länge desselben schieben und dieselbe statt Schlitten benutzen. In jedem Falle müssen die Thiere an die Schleife oder den Wagen gehörig fest gebunden werden, und zwar so, dass die gebrochene Gliedmaiisse möglichst ruhig liegt. Soll das Thier, es sei vor oder nach dem Transport, aufstehen und dabei die verletzte Gliedmaasse ganz schonen, so schiebe, mau eine starke Leiter oder einen starken, glatten Baum quer unter dem heibe des Thieres vom Rücken her so weit hindurch, dass das Ende der Leiter oder des Baumes etwa einen Fuss lang über das Ende der Füsse hinausreicht; nun bindet man an diese Gegenstände einen starken Gart oder einen Strick mit einem Ende unter dem Leibe, mit dem anderen über dem Rücken
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Knochenbrüclic im Allgemeinen.
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fest, so dass bei dem Aufheben das Thier in dem Gurte gleichsam hängt, nnd hebt dann (als mit einem einarmigen Hebel) an dem hinter dem Rücken hervorstehenden Ende der heiter das Thier allmälig bis zur senkrechten Stellung in die Höbe. Hierzu müssen stets 6 bis 6 starke Männer mitwirken.
Mittelgrosse Thiere mit Knochenbrüchen transportirt man auf einer Schubkarre oder auf einem breiten Brett, — kleinere Thiere trägt mau in einem entsprechend grossen Korbe in die Behausung.
Zur Einrichtung der Knocheubrüche und zur Anlegung des Verbandes hat man hei grossen Thieren 5 — (j, bei kleinen 2 — 3 Gehilfen niitbig.
Ehe man an die eben genannten Verrichtungen geht, muss man sich für die eine oder die andere Art der sogleich anzugebenden Verbände entscheiden und die dazu erforderlichen Materialien vollständig zur Hand legen, — ausserdem auch bei den grossen Thieren für einen zvveckmäs-sigen, nöthigenfalls unterstützten Stand (mittelst Hängegurte oder Maschinen), oder, bei den kleinen Thieren für ein gutes, weiches Lager sorgen.
Die eigentliche Behandlung der Knochenbrüche selbst hat folgende Aufgaben zu erfüllen: 1) Die Wiedereinrichtung (Repositio s. Ke-duetio) dos Bruchs zu machen, d. h. die Bruchenden in ihre normale Lage zu bringen, wenn sie aus derselben verschoben oder verrückt sind, ü) sie in dieser Lage während der Heilung zu erhalten (Retentio); 3) den Heiiungsprozess zu leiten; und 4) die etwanigen Complicationen und Nachkrankhciton zu beseitigen.
Die Einrichtung des Bruches bewirkt mau auf verschiedene Weise, je nach der Beschaffenheit des Tiiieres, nach dem Orte und der Art des Bruches. Bei Brüchen der Schädelknochen, der Rippen, des Schulterblattes macht man sie sehr häufig und ganz einfach laquo;lurch Krhebung oder Zurückziehung des gebrochenen Knochens in seine Lage mittelst Instrumenten (Hebel, Haken u. dgl.). An den Gliedmaasseu besteht sie darin, dass zuerst durch Ausdehnung (Extensio) und Gegenausdehnung (Coutraextensio) die contrahirten Muskeln und Sehnen bis zu dem Grade ausgedehnt werden, dass die bisher verschobenen Bruchenden einander gegenüber zu stehen kommen, und dass man dann dieselben durch Drücken mit den Händen auf die betreffenden Stellen in ihre richtige Lage und in gegenseitige und gleichinässige Berührung bringt. Die Ausdehnung und Gegenausdehnung geschieht durch Gehülfen welche die Gliedmasse unter- und oberhalb der Gelenke des gebrochenen Knochens entweder mit den blosseu Händen oder an umgebundeneu Gurten oder Stricken ergreifen und an denselben in einander entgegengesetzter Richtung massig stark und ganz gleich massig so lange ziehen, bis die Bruch-enden sich einander gerade gegenüber befinden.
Die Einrichtung ist zuweilen sehr schwierig, besonders bei grossen Thieren an den mit dicken Muskeln versehenen Theilen, an denen die starken Contractionen oft durch Menschenkraft mit den Händen nicht zu überwinden sind. Man hat in solchen Fällen auch wohl die sogenannten Flaschenzüge benutzt, wobei das eine Ende des in demselben befindlichen Seiles an die betreffende Gliedmasse unterhalb des Bruchs, das andere Ende aber an einen feststehenden Gegenstand, z. B. an einen starken Baum angelegt und dann der Zug in Bewegung gesetzt wird.
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478nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Knoohenbrflohe im Allgemeinen.
nachdem (lev Körper des Thieres und der Theil der Gliedmasse oberhalb des Brnchs vermittelst umgelegter Gurte, lange Siicke u. dgl. durch einige starke Männer lixirt worden ist. Die Anwendung dieses Hilfsmittels kann nur an liegenden Tbieren geschehen; sie ist mühsam, weil die Thiere bei dem Ziehen oft von einer Stelle zur andern rutschen, dabei aus der Zuglinie kommen und desshalb oft mit dem Ziehen innegehalten und die richtige Lage wieder hergestellt werden muss.')
Die Wiedereinrichtnng der Knochenbrüche ist, je nach deren Be-schafl'enheit und nach der Empfindlichkeit der Thiere mit bald mehr bald weniger Schmerz verbunden, und in Folge hiervon benehmen sich die Thiere hierbei und bei dem Anlegen des Verbandes unruhig und widersetzlich. Es ist desshalb stets nützlich das Gefühl und selbst das Bewustsein derselben für die Dauer dieser Geschäfte möglichst zu vermindern. Dieses geschieht durch die bekannte Anwendung des Chlorals, des Chloroforms oder des Aethers bis zur Betäubung. Bei den grossen Thieren kommt man oft wohlfeil und kurz mit starkem Bremsen aus. In der Regel soll die Einrichtung so bald als möglich gemacht werden, weil dann um so weniger üble Zufälle eintreten und um so besser die Heilung erfolgt. Ist aber schon, ehe die Einrichtung gemacht weiden konnte, bedeutende Entzündung und Geschwulst entstanden, so muss man, wenn diese Zufälle bloss durch die veranlassende Gewaltthätigkeit erzeugt worden oder gar zu heftig sind, vorher erst dieselbe durch passende Mittel, kalte und zertheilende Umschläge u. s. w. beseitigen und dann die Einrichtung machen; wenn die Zufälle aber von beständiger Reizung der Bruchenden auf die naheliegenden Theile, oder von Durchstechung derselben durch Knochenspitzen herrühren, so muss man dennoch die Einrichtung möglichst bald zu bewirken suchen, weil nur allein hierdurch die Ursachen dieser Zufälle beseitigt und sie selbst vermindert werden. — Sind völlig lose und verschobene Knochensplitter zugegen, und besteht keine Wunde, so sucht man sie ordentlich in ihre Lage zurückzudrücken; geht dies nicht, stechen sie in die Weichgebilde und erregen jene Zufälle, so müssen sie vor der Einrichtung möglichst entfernt werden, besonders wo eine offene Wunde mit dem Bruche verbunden ist; ist diese nicht zugegen, so muss man Einschnitte bis auf die Splitter machen.
Die vollkommen gelungene Einrichtung eines Bruchs erkennt man bei dem Befühlen der Bruchstelle, sowie auch aus der richtigen, mit dem anderen Gliede, resp. mit der anderen Körperseite übereinstimmenden Form, Länge und Richtung oder Stellung des verletzten Theils.
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I) Wo man einen Flasclionzut,' nicht haben kann, ist folgendes Verfahren empfohlen: Das Thier wird durch Gurte, Stricke oder lange, feste Säcke, die um Brust und Leib gelegt sind, an einem Baum oder einer Mauer befestigt, ein anderer Gurt wird um den ausgerenkten Knoclien fest angelegt und an diesen Gurt ein fester doppelter Strick gebunden, das andere Ende dieses Strickes aber jener Wand gegenüber an einem fest stellenden Oegeustand (Mauer u. s. w.) befestigt. Hierauf wird der Strick mittelst oinss zwischen ihn gesteckton Stockes allmiilig zusammengedreht , hierdurch verkürzt und so die Extension des Gliedes gemacht Man braucht zu diesem Verfahren nur zwei Gehülfen, von denen einer den Kopf des Thieres hält, der andere den Strick dreht, wahrend der Thierarzt selbst die Einrichtung macht.
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Knochenbrüche im Allgemeinen.
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Nach gemachter Einrichtung hängt der glückliche Erfolg hauptsächlich von der unverrückten Erhaltung der eingerichteten Knochentheilc in ihrer normalen Lage ab. Diesen Zweck sucht man zu erreichen durch einen der Form des Gliedes und der Stärke der Muskeln entsprechenden Vorband, und durch eine schickliche Lage und Stellung sowohl des ganzen Thieres, als besonders des verletzten Gliedes. Alles dies inuss jedoch nach Verschiedenheit der betreffenden Theile auf verschiedene Art bewirkt werden. — Ein Verband ist leider nicht an allen Stellen des Körpers anzubringen und wirksam zu erhalten, z. B. an dem Becken und an dem oberen, dicken Ende der Gliedmaassen, weil hier die Lage der Knochen, die Form des Theils und die Stärke der Muskeln hinderlich ist.
Man hat im Allgemeinen drei Hauptarten des Verbandes bei Kno-chenbrttchen') nämlich: 1) den Schienen verband, '2) den Kleister-und Gypsbindeu-Verband und 3) den Gypsguss. Jeder Verband soll die Eigenschaften haben: a) das Glied andauernd in der normalen Richtung und Länge zu erhalten, daher die Wirkung der Muskeln und der Schwere des Körpers auf die gebrochenen Knochen aufzuheben und somit Verschiebungen derselben zu verhüten; b) er darf die Thiere nicht mehr als nöthig ist, schmerzhaft belästigen und die Circulation des Blutes in dem Theile nicht unterdrücken. Wenn der Verband ausserdem noch leicht anzulegen und abzunehmen, leicht und wohlfeil herzustellen und wenn er die Anwendung von Umschlägen gestattet, olmo dabei zu verderben, so sind dies besondere Vorzüge.
1) Der Schienen verband wird mittelst Schienen, Compressen, Binden und Bänder gemacht. — Die Schienen sind entweder flache Stäbe oder hohle Kapseln von verschiedenem Material, von Holz, Eisenblech, Sohlenleder, Gutta percha, Pappe und dergleichen. Sie sollen folgende Eigenschaften haben: 1) sie müssen stark genug sein, um das Glied in der Lage und llichtung, in welche mau es gebracht, erhalten zu können; 2) müssen sie an allen Stellen des Gliedes genau anschliessen oder sich anschliessend machen lassen, daher gut nach dessen Form gebogen und ausserdem mit Werg, Baumwolle oder Leinwand gut ausgelegt sein; 3) sie müssen so lang sein, dass sie bis über die beiden nächsten Gelenke der gebrochenen Knochen hinausreichen (wovon jedoch an mehreren Stellen Ausnahmen bestehen); 4) sie müssen an den Enden verdünnt oder abgerundet und mit gehörig tiefen Einschnitten oder Oesen versehen sein, um sich durch Bänder besser festhalten zu lassen.
Sind die Brüche in der Nähe eines Gelenks, so müssen die Schienen nicht nur bis über das Gelenk, sondern auch über den grössten Theil des folgenden Knochens reichen. Auch müssen sie bei einem recht vollständigen Verbände das Glied in seinem ganzen Umfange bedecken. Da die flachen Schienen, wenn sie sehr breit sind, sich auf der gewölbten Oberfläche der Theile nicht gleichmässig anlegen, so wählt man sie lieber etwas schmäler, so dass vier bis fünf von ihnen erforderlich sind, Holzschienen können dagegen in zwei Theilen das Glied vollständig wie eine Kapsel umgeben.
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1) tJnterborgor, Historischo Zusammenstellung der in der Veterinär-Chirurgie bei Frakturen gebrauchten Verbajuimethodeu.
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Kiiocheubi i'iclie im Allgemeinen
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Die letzterelaquo; müssen genau nach der Grosso und Form des Theils, besonders mit Beräcksichtigung der Knocherliöliungen liohl gearbeitet sein. Bei grosses Tbieren sind an den oberen Tlieilen ihrer Glieder nur Schienen von Holz und von Eisen sicher zu gebrauchen, da anderes Material daselbst zu sehr nachgiebt. IMe eisernen Schienen verbindet man bei Brüchen der (Jliedniaassen der Pferde zuweilen mit dem Hufeisen beweglich und macht sie so lang, dass sie bis auf das Schulterblatt oder bis zum Kreuz reichen, — Beides in der Absicht, am ihnen festere Haltung zu geben. Sie müssen stets nach den Erhöhungen und Vertiefungen der einzelnen Tlieile gebogen sein. Die Verbindung mit dem Hufeisen geschieht am einfachsten dadurch, dass das letztere an der Zehe mit einem starken Aufzuge vorsehen und in diesem ein Loch ist; das hintere Ende des Eisens ist geschlossen, hinter den Ballen in die Höhe gerichtet und daselbst ebenfalls mit einer Oeffnung versehen. In diese und in die vordere Oeffnung stockt man das hakenförmig gebogene untere Ende der beiden Schienen. — Die Schienen von Leder, von Gutta percha1) und von starker Pappe können bei Brüchen an den Fesselbeinen der Pferde und bei den sännntlichen Brüchen der kleinen Hausthiero benutzt werden. Für Brüche der Vögel ist Kartenpapier ausreichend.
Bei dem Vorbande mit Schienen gebraucht man zum Unterlegen unter dieselben, um den Druck zu mindern und zum Ausfüllen der Vertiefungen an den Gliedern noch weiche Leinwand, Werg oder Baumwolle; und zum Umwickeln (los Gliedes und zum Festhalton der Schienen sind Binden und Bänder erforderlich. Die Binden worden aus Leinewand nach der Länge der Fäden geschnitten und auf einen oder auch zwei Köpfe gerollt, Sie müssen je nach der Länge und der Dicke des Gliedes gegen 2 bis 8 Meter lang und 2 bis 8 Centim. breit sein und dürfen keine grobe Niilite oder dicke Säume haben. — Man kann auch für Brüche an den Gliodmaasson mehrere (sechs bis zehn) Stäbchen von Holz, für kleine Thiere von Fischbein neben einander zwischen zwei Schichten von Leinewand oder von weichem Leder einnähen, so, dass neben zwei Stäben ein kleiner Zwischenraum bleibt, durch welchen eine
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1) Die Gulla perchft in Tafeln wird in hoissem Wasser erweicht, nach dem Umfange dos Theils zugeschnitten, in noch weichem Zustande auf denselben gelegt und mit den Fingern überall ganz gleichmfissig angedrückt. Das Material nimmt hierbei genau die Form des Theiles an und bildet eine glatt anschliessende Oapsel. Ist dies geschehen, so legt man dieselbe während wenigen Minuten in recht lialtcs Wasser, wodurch sie hart wie hartes Leder wird und dann angewendet werden kann. — Professor Flicker empfiehlt als eine gute Masse zur Bildung von genau an-schliessendenScliioueii bei Brüchen der Röhrenknochen der gn'issercn Uausthiere eine Mischung von 5 Th. Gutta percha, 2 Tli. Schweinefett und l'-f, Th. Harz. Diese Ingredienzien werden in einem Tiegel geschmolzen, die Masse wird auf Leinwand-Stacke, welche der Länge des gebrochenen und der doppolten halben Breite des Gliedes entsprechen und bis über die Gelenke hinausreichen, massig dick so aufgestrichen, dass nur die llülfte von der Breite der Leinwand damit bedeckt ist. Die andere Hälfte wird über diese mit der Klebemasse bedeckte erste Hälfto zurückgeschlagen, überall an dieselbe glatt angedrückt, dann aber wird der Lappen durch kaltes Wasser gezogen und auf die Streckscite des (iliedos gelegt Ein zweiter ebenso präparirfer Lappen wird an die Beugeseite des Gliedes gelegt; worauf blaquo;ide zuerst mit den Händen überall gleichmässig angedruckt und dann mit Gipsbinden umwickelt werden (Uering's lleperlor, 32. Jahrg. S. 190).
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Knoclienbriiclio im Allgemeinen.
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Steppnaht geht, damit die Stäbe sich nicht verschieben. Das Ganze stellt eine Art Mieder dar, welches genau an den Theil passen muss. An den Seitenrändern sind einige Löcher mit umsäumten Rändern angebracht, um Bänder zum Zusammenschnüren einziehen zu können. Das Letztere, weil sonst die Bandage nach abwärts gleitet.
Die Anlegung des Schienenverbandes geschieht so: Mau windet zuerst um das, noch in Ausdehnung und (jegenansdehnuiig erhaltene Glied, so lang wie der gebrochene Knochen ist, vom untern Ende desselben anfangend, eine Binde in Spiralgängen, so dass ein Gang den vorhergehenden zur Hälfte bedeckt, massig fest um. Hierdurch hält mau zum Theil schon die Knochen in ihrer Lage, hauptsächlich aber wird durch die rauhere Oberfläche der Binde, den Schienen eine bessere Haltung bereitet, als sie dieselbe an den glatten Haaren und der ungleichen, nach abwärts dünneren Form der Glieder sonst erhalten. Hierauf füllt man die Vertiefungen, namentlich in der Nähe der Gelenke, mit Leinewand, Werg oder Baumwolle vollständig aus, legt darüber die Schienen so au, dass die Mitte ihrer Länge auf den Bruch trifft, und dass sie, wo es möglich ist'), das ganze Glied gleichmässig umkleiden. Man bindet sie mit starken Bändern an drei bis vier verschiedenen Stellen fest an das Glied oder man wickelt sie mit einer Binde fest, oder, was bei grossen Thieren am zweckmässigsten ist, man schnürt sie mit Riemen, welche mit Schnallen verschen sind, fest an. Nun wird die Ausdehnung all-mälig aufgehoben und das Thier vorsichtig an seinen bleibenden Aufenthaltsort gebracht.
2) Der Klebeverband Kleisterverband, unverrückbare oder unbewegliche Verband (nach Larray und Seutin) und der Verband mit gegypsten Binden wird auf folgende Weise angelegt. Nach geschehener Wiedereinrichtung und bei fortgesetzter Ausdehnung des Gliedes umgiebt man dasselbe nur dünn mit einer gewöhnlichen Binde und füllt etwa vorhandene Vertiefungen an den Gelenken mit Werg oder Baumwolle aus. (Um später das Abnehmen des Verbandes zu erleichtern, kann man unter die Binden auf die Haut in der Längenrichtung des Gliedes einen mit Fett bestrichenen schmalen Leinwandstreifen legen, so dass dessen Enden über den oberu und untern Hand der angelegten Binde frei hervorstehen). Hierauf umwickelt man das Glied, so weit der gebrochene Knochen reicht, oder auch bis über die nächsten Gelenke, mit Binden, welche mit Mehl- oder Stärkekleister oder mit gekochtem Leim, oder mit einer aus 2 Theilen Honig und 1 Theilo Wachs zusammengeschmolzenen Masse dünn bestrichen ist. Die Gänge dieser Binde müssen wieder einer den andern zur Hälfte bedecken und in zwei oder selbst in drei Schichten über einander angelegt werden. — Bei kleinen Thieren ist hiermit der Verband beendet, und, wenn er trocken und fest geworden ist, auch vollkommen ausreichend; bei grossen aber legt man über die zweite Binde noch Schienen von Pappe, welche genau um das Glied passen und an den Rändern mehrfältig eingekerbt sein müssen, damit sie sich an allen Punkten glatt anlegen; sie werden vor-
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1) An dem Arm und dem Oberschenkel u. s. w. gestattet die Form und die anatomische Beschaffonhoit der Theile nur eine unvollständige Umkleidung mit Schienen.
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Hebtwio, Chirurgie. 3. Aufl.
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Knochonbrtiohe im Allgemeinen.
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her ein wenig befeuchtet und an beiden Seiten mit Kleister bestrichen. Man drückt sie mit den Händen reclit gleichnmssig an das Glied und unigiebt sie mit einer doppelten Lage von einer Binde. Der eigentliche Verband ist hiermit vollendet; da er aber erst nach 24 Stunden trocken und hinreichend fest wird, su unterstützt man ihn während dieser Zeit noch durch ausserlich angelegte Schienen von Holz oder Eisen, — Man hat auch, um den Vorband wohlfeiler herzustellen, statt der Binde Streifen von festem Papier mit Kleister bestrichen so um das Glied gelegt, dass ein Streif den andern zur Hälfte bedeckt; dies wird in mehreren Schichten wiederholt, bis eine hinreichend starke Umkleidung entstanden
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ölligen Austrocknen eine Unterstützung durch
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ist. Auch hier ist bis
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ausserlich angebrachte feste Schienen erforderlich. — Soll der Verband entfernt werden, so schneidet man ihn an einer Seite, (wenn Schienen vorhanden sind, am leichtesten da, wo die Ränder derselben liegen) in der Längenrichtung durch. Hatte man, wie oben angegeben, unter die erste Binde einen Leinwandstreifen gelegt, so kann man durch Ziehen an den hervorstehenden Enden desselben den Verband ein wenig von dem Gliede abheben und ihn mit einer Scheere nm so leichter durchschneiden.
Bei dem Gypsbinden-Verband (nach Mathyson u. A.) befeuchtet man entweder die Binden unmittelbar vor ihrem Anlogen mit einem ganz frisch bereiteten dünnen Brei von gebranntem, fein gemahlenen Gyps und Wasser, oder, man bestreuet die vorher in Wasser getauchten Binden bei dem Anlegen, Lage für Lage (Tour für Tour) mit Gyps und befeuchtet dann den ganzen Verband noch einmal mit Wasser.
Zuweilen hat man auch in schwierigen Fällen den Klebeverband mit dem Schienenverband vereint mit vorzüglichem Erfolg angewendet1).
i5) Der Gypsguss oder die Eingypsung wird gewöhnlich nur bei Brüchen an den Knochen unter dem Knie- und Sprunggelenk der grossen Hausthiere angewendet, und zwar auf folgende Weise: Nachdem die Haare in dem Umfange des gebrochenen Knochens abgeschoren sind nnd die Einrichtung geschehen ist, bestreicht man die Haut dünn mit Fett oder Gel und legt um das Glied einen hölzernen, ebenfalls mit. Fett ausgestrichenen Kasten, dessen Seitenwände beweglich sind. Derselbe muss die Länge des gebrochenen Knochens nnd eine solche Weite haben, dass zwischen dun Wänden und dem Gliede, je nach der Stärke desselben, rund herum ein Zwischenraum von 3—6 Gentim. bleibt. Die hiervon neben dem Gliede an den Enden des Kastens offen bleibenden Stellen werden mit Werg verstopft. Nun macht man von gebranntem pul-verisirton Gyps und Wasser unter schnellem Umrühren einen dünnen Brei, giesst denselben sogleich in den Kasten und hält das Glied so lange in Ausdehnung und Gegenausdehnung, bis der Brei erstarrt ist, — was, je nach der Dicke, der Masse, in circa 15 bis 20 Minuten geschehen ist, — Der Kasten wird dann abgenommen und die Räuder der um das Glied sitzenden Gypskruste werden mit einem Messer abgerundet, und dann dieselbe mit einer Binde umwickelt, um ihr Zersprengen zu verhindern. Statt des Kastens kann man auch einen an beiden Enden ofenen, gehörig weiten Beutel wie einen Aermcl über das Glied
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1) Stolz, im Magaz. f, Thleihoilk. Jalug, XII., S. 329.
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ziehen, die Enden um dasselbe festbinden und dann durch eine Üoft'ming den Brei eingiessen.
Die gegenseitigen Vorzüge und Nachtheile der verschiedenen Verbände sind folgende; der Schienenverband wirkt gleich nach seiner Anlegung hinreichend; er ist leicht zu appliciren und am leichtesten wieder abzunehmen, — was oft uötliig wird, besonders hei Brüchen mit eiternden Wundon und wenn grosse Entzündungsgeschwulst eintritt, oder wenn der Verband nach eingetretener Zertheilung einer zuerst bestandenen grossen Anschwellung zu locker wird; oft belastigt er aber sehr durch ungleichen oder zu starken Druck, wenn er fest angelegt worden, und er verschiebt sich leicht, -wenn er locker wird. - Der Kleisterverband ist leicht zu machen, er liegt gleidunässiger und drückt deshalb weniger als der Schienen verband; dabei hält er vortrefflich, aber er ist bei grossen Thieren nicht sogleich genügend wirksam, weil er erst vollkommen trocken worden muss; und er gestattet nicht so leicht die etwa nötliige Erneuerung, oder bei complicirten Brüchen die anderweitige Behandlung1). — i)cr Gypsguss bildet, wenn er geräth, eine steinharte und den Gliedertbeil sehr glcichnulssig einschliessende Capsel, drückt fast gar nicht, und wird von nassen Umschlagen und von Wundsekreten nicht verändert, under ist wohlfeil; allein er gelingt oft nicht, wenn die Thiere während der Erstarrung der Hasse sich bewegen, weil diese dann leicht auseinander platzt; auch belästigt dieselbe durch ihre Schwere, und der Gypsguss ist deshalb bei kleinen Thieren nicht gut anwendbar, Ausserdem gestattet er kein Nachsehen der etwa vorhandenen Wunden, und die Wegnahme der harten Masse kann gewöhnlich nur mit Hilfe des Meisseis geschehen.
Nach angelegtem Verbände bringt man das Thier mit Behutsamkeit auf sein Lager oder in seinen Stand Der so angelegte erste Verband muss nach der Beschaffenheit und dem Orte des Bruches, nach der verschiedenen Grosse des Thieres, nach der Dicke des Knochens und der Art und dem Grade der eintretenden Zufälle durch kürzere oder längere Zeit, d. h. drei bis acht Tage, unverändert liegen bleiben; er muss aber, wenn er zu locker oder entgegengesetzt durch eintretende Geschwulst zu fest wird, oder wenn üble Zufälle entstehen, erneuert werden. Dies geschieht so lange, bis die Verwachsung der Bruchenden durch Callus erfolgt ist. lici Hunden ist ein Zeitraum von zwölf bis zwanzig Tagen, bei Pferden von sechs bis zehn Wochen hierzu erforderlich.
Je nach der stattgefundenen Quetschung und der befürchteten Entzündung befeuchtet man während der ersten Zeit den Verband fleissig mit kaltem Wasser, in der späteren Zeit mit durch Wasser verdünntem
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1) Dieser Mangel ist jedoch dadurch zu beseitigen, dass man cleu Verband, wenn er vollkommen fest geworden, in seiner hänge vwio oben augegeben) durchschneidet und ihn rückwärts auseinander beugt. Ks bilden sich dann zwei zusam-menhängomlo Schalen, die sich eben so leicht wieder um das Glied fügen und mittelst einer Binde fest zusammenhalten lassen. — Bestellt eine olfouo, eiternde Winnie, welche täglich verbunden werdea mus.s, so kann mau diesem Verband an der betreffenden Stelle eine entsprechende OelTnimg (ein Fenster) machen und durch diese das Nötbigo thun, olme den Verband abzunehmen.
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484nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Knoclionbniche im Allgemeinen
Bvanntwein und überlässt die Heilung der Natur. Bei recht heftiger Entzündung ist eine streng antiphlogistisclio Beiiaudlung erforderlich, und wenn bei grosser Anschwellung laquo;lie Weichgebildo über die Runder des Verbandes hervorquellen, mass der Verband gelockert werden,
Complicationen durch Wunden, Eiterung, Brand n, s, w. erfordern nach ihrer Art eine besondere Behandlung.
Während der Heilung muss mau sorgfältig jede Störung, welche durch Anstossen, zu heftiges Auftreten, bei den grossen Thieren durch das Niederlegen und Wiederaufstehen herbeigeführt werden könnte, zu verhindern suchen. 15ei grossen Thieren sind solche Störungen wegen der Schwere des Körpers, wegen der Stärke ihrer Muskeln, und weil sie während der Kur nicht ruhig liegen, weit häufiger und auch gefährlicher als bei kleinen. Die Letzteren kann man frei herumgehen lassen, aber für die Ersteren muss man noch, namentlich wenn die Beinbrüche an den Gliedmaassen sind, besondere Vorrichtungen zu einer ruhigen, gleichmässigen, unterstützten Stellung derselben treffen. Am besten geschieht dies durch das Einstellen des Thieres in einen sogenannten Hängegurt, (fälschlich eine Schwebemaschine genannt), oder in eine Standmaschine, nach Hinz auch durch die Stelzfuss- und die sogenannten Rinnmaschinen.
Die Hängegurte bestehen aus einem ungefähr 70—90 Ccntim. langen und 40—45 Centini. breiten Stück fester Leinwand oder Drillich, welches quer unter die Brust und den Leib des Thieres gelegt und mittelst 4 — 6 Stricken an die Decke des Stalles, in hier eingeschlagene eiserne Kram-men oder Ringe befestigt wird. Man kann statt jenes Zeuges auch eine weiche Thierhant, welche an den Rändern mit Löchern für die Stricke versehen ist, oder, noch leichter, einen starken Sack benutzen. Der letztere wird an jedem Ende auf einen Stock gewickelt und festgenäht, welcher gegen 4 Centim. dick und so lang ist, dass seine Enden gegen 7 Centim. über die Ränder des Sackes hervorstehen. An diese hervorragenden Enden des Stockes kann man dann sehr leicht die Aufhängestricke befestigen. Der Curt, Sack oder dergleichen wird unter den Leib des Thieres nur so fest angelegt, dass die Brust und der Bauch blos gleichmässig berührt aber nicht gedrückt wird; denn das Thier soll in dem Gurt nur eine Unterstützung finden, wenn es den einen oder den anderen Fuss rühren will, aber es darf und kann in ihm nicht wirklich schweben, weil die Brust- und Baucheingeweide den Druck des Körpergewichts nicht ertragen. Man rauss ferner darauf achten, dass nicht die Ränder des Gurtes vorn zwischen dem Ellbogen und der Brust, hinten zwischen dem Knie und Bauch zu scharf in die Haut drücken, und dass bei Hengsten und Wallachen der Schlauch, bei säugenden Stuten und bei Kühen das Enter vollständig frei von dem Gurt bleiben, wie auch, dass derselbe vor dem Schlauche nicht eine hohle Tasche bilde, in welche der Urin einflicssen konnte. Bei männlichem Rindvieh muss man wegen der weiter nach vorn liegenden Ausinündung der Harnröhre in den Gurt an der betreifenden Stelle unter dem Bauche eine Oeffnung für den Abfluss des Urins anbringen.
Bei dem Anlegen des Gurtes muss das Thier genau auf der Stelle stehen, auf welcher es ohne schiefe Zerrung der Stricke und ohne Verschiebung des Gurtes dauernd stehen soll; es muss hierbei durch Gc-
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Knochenbrnche im Allgemeinen.
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hilfen festgehalten und woim es an dem Bauche kitzlich ist, auch wohl gebremset werden.
Um zu verhindern, dass die Thiere vorn oder hinten aus dem Hängegurt herausgleiten, bringt man noch an die vorderen Ränder desselben einen, von der rechten zur linken Seite quer über die Brust liegenden Gurt (einen sogenannten Vordergurt) oder einen mit Stroh oder Leinwand gut umwickelten Strick an; und ebenso befestigt man an die hinteren Rander des Hängegnrts einen Gurt oder Strick, der circa 8—12 Centim. unter den Sitzbeinknorren von einer Seite zur andern geht. Für denselben Zweck kann mau auch dicht vor und hinter das Tiiier eine mit Stroh gut umwickelte Stange befestigen und eben solche Stangen auch zur Seite und, um die Unterstützung zu vermehren, auch abwechselnd unter die Brust anbringen ').
Gegen das Ende der Heilungszeit lilsst man die, Thiere ohne den Hängegurt stehen, man bringt sie nach und nach in Bewegung, — zuerst mit dem Verband, später ohne diesen. Die Bewegung ist auch das beste Mittel zur Beseitigung des Schwundes.
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1) Schon v. Sind hatte, um die Pferde bei Knochenbrüchen ruhig stehend zu erhalten, eine dem Nothstalle ähnliche Vorrichtung erfunden und abgebildet, in welcher das Thier zwischen vier Säuion steht und durch einen Ciuit unterstützt wird, der an zwei, an beiden .Seiten befindlicher, zum Drehen eingerichteten Walzen befestigt ist. (v. Sind, vollständiger Unterricht In den Wissenschaften eines Stallmeisters. Gutting. 1770, S. 246.) — Merk (Qeschicbtl. Darstellung eines vollkommen geheilten Pferdebeinbruchs etc. Mit 1 Kupfer. München, 1815) hat eine ganz ähnliche Einrichtung benutzt, aber an den Gurt noch ein Seil gefügt, welches über eine an der Decke des Stalles befestigte Rolle gebt, um das Thier mehr in die Uühe heben zu können — Binz (a. a. 0.) hat die von v. Sind angegebene Vorrichtung benutzt und abgebildet, ausserdom noch die Stelz- und Rinu-masebine. Einen Stelztuss (obgleich nicht in solcher Vollständigkeit wie der von Binz) hatto jedoch schon v. Tennecker mit gutem Erfolge angewendet (Dessen: Der allgemeino Thierarzt etc. Isles Heft. Leipzig, 1820, S. 00). — J. Petorka (Gründliche und kmzgefassle Darstellung der verschiedenen Arten von Knochon-brüchen und Hufkrankheiten unserer landwirlhschafllicben Haus- und Nutzthiere. Mit 4 Tafeln. Prag, 1827) hat eine neue Schwebemaschine erfunden, welche sich von den bisherigen dadurch unterscheidet, dass die Last des Körpers weniger von dem unter der Brust und dem Bauche liegenden Gurt, sondern vielmehr von einer Art lederner Hosen, welche um die Vorarme und um die Dickbeino geschnallt werden, unterstützt wird. Das Oestell ist äusserlich dem von v. Sind angegebenen ähnlich, kann aber auch dadurch ersetzt werden, dass man zwei gehörig starke glatte Bäume am vordem Ende und zwei eben solche Bäume am hintern Ende des Thieres im Stalle in schräger Richtung so in die Erde grübt, dass die obern Enden sich über dem Kopfe und über dem Rücken des Thieres kreuzen. Auf die gekreuzten Stollen wird ein Langbaum gelegt und an diesen werden die Stricke oder Tücher zum Halten der Hosen und Leibgurte befestigt.
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Zweiter Abschnitt.
Von den Knochenbrächen im Speciollen.
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Von den Brüchen delaquo; Hirnsuhäde!
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Die Hrilclie am Hirnschädel sind entweder Spulten, Fissuren (Fissurae), oder es sind wirkliche Scliädelbrüche (S. KiT). Die Spalten dringen entweder um- durch die äussere, oder nur durch die innere Knochentafel, oder sie durchdringen beide. Die Form, Grosse und Richtung der Brüche und der Spalten ist verschieden, bald gerade, bald gezackt, oft sind sogar mehrere Bruchstücke oder auch mehrere Spalten zugegen. Beiderlei Trennungen entstellen entweder an der Stelle. wo die äussere Gewalt einwirkte, oder von dieser entfernt. Im letztem Falle heisseu sie Gegenspalten und Gegenbrüche (Contrafissurae, Contrafracturae). Diese entstellen grösstentheils wegen der Wölbung der Schädelknochen und bangen meistens von der verschiedenen Dichtigkeit und Stärke derselben, wie auch von dein Orte, von der Stärke und Richtung der einwirkenden Gewalt ab; sie sind sogar öfters entstanden, wenn die letztere auf einen Gesichtsknochen getroffen hatte, Auf diese Weise entstellen z. B. Brüche an der Basis des Schädels, am Keil- und Hinterhauptsbein, wenn Pferde auf das Maul fallen, mit dem Kopfe gegen Mauern laufen oder sich überschlagen. — Weicht bei Hirnschalbrüchen das eine Knochenstück nach innen (dem Gehirn zu), so ist dies ein Schädelbruch mit Eindruck (Fractura cranii cum impressione). Bei sehr jungen Thieren, wo die Scbädelknoclicn noch weich und biegsam sind, sind Eindrücke auch ohne Bruch möglich; sie werden jedoch in dieser Art höchst selten bemerkt. Zuweilen splittert die innere, mehr spröde Lamelle der Scbädelknochen (die Tabula interna s. vitrea) auseinander, und /war sowohl bei vollständigen Brüchen, wie auch bei Spalten, ja selbst ohne (lass ein äusserlicher Bruch entsteht. — An dein Hinterhauptsbein bricht zuweilen der Querfortsatz ganz oder theilweis ab.
Die meisten Brüche des Schädels sind complizirt, und zwar ganz so, wie die Schädelwunden (S. 368), bald mit Hirnerschütterung, bald mit Blutergiessung, bald mit Betäubung, oder mit Verwundung der Hirnhäute oder des Gehirns vom Druck der eingedrück-
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Brache des Uinisohiulols
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ten Knochen, und gewöhnlich tritt Hirnentzündung hinzu, wenn das Thier nicht an den ersteren Zufallen schnell gestorben ist.
Die Ursachen dieser Verletzungen sind: heftiges Gegenlaufen an Mauern, Bäume und dergleichen, Niederstürzen, üeberschlagen, Gegenschlagen mit dem Kopfe an harten Fussbodeu bei Convulsionen, Hufschläge, Schlage mit Knütteln u. s. w.
Die Erkennung der Ilimschalbrüclie ist sehr leicht, wenn eine offene Wunde zugleich vorhanden ist, durch welche man den Bruch sehen oder füiilen kann, oder wenn der Knochen nicht einfach, sondern in mehrere lockere Stücke gebrochen ist, oder wenn zugleich Kindrücke vorhanden sind; in diesen Fällen kann man ihn durch das Befühlen auch bei noch unverletzter Haut erkennen, wenn nämlich der Bruch an der Oberfläche des Schädels und an einer Stelle sich befindet, wo wenig weiche Theile ihn bedecken. Sind aber die Bedeckungen nicht mit verletzt und stehen die Knochenränder nicht weit von einander ab, oder ist der Bruch an der Basis des Schädels, so kann man ihn nicht durch das Gefühl entdecken. Wenn man jedoch nach der Grosse der vorausgegangenen Gewalt einen Bruch vermuthen kann, so mache man an der Stelle, \so die Gewalt am kräftigsten eingewirkt hat, einen Einschnitt, den mau in solchen Fällen ohnedies auch bei der Behandlung machen musste, — ebenso wenn eine Wunde schon vorhanden, aber nicht hinreichend zum völligen Erkennen des Bruches ist. so erweitert man diese bis auf den Knochen. Das Messer muss dabei mit Vorsicht geführt werden, damit man nicht grössere Blutgefässe verwundet oder gar mit demselben in den Bruch dringt und innere Verletzungen macht. Die einfachen Spalten sind sehr schwierig und nur bei entblössten Knochen zu erkennen; doch kann man vermuthen, dass dergleichen vorhanden sind, wenn man den entblössten Knochen mit einem Schwämme trocken abwischt und sich hiernach an einzelnen Stellen in einem ganz schmalen Streifen Blntausschwitzuug aus demselben zeigt. Ein in Form eines Zahnstochers spitz zugeschnittener Federkiel als Sonde angewendet, giebt dann die nähere Erkenntniss. Oft ist auch hier, wie bei den meisten Frakturen der Schädelknochen, das Pericranium von dem Knochen abgelöst.— Die Erkenntniss der Gegenbrüche ist völlig unsicher; man findet sie meistens erst nach dem Tode; im Leben lassen die sich darbietenden Zeichen des Gehirndmcks, des Extravasats, der Gehirnerschütterung u. s, w. sie nur vermuthen.
Prognosis. Jeder Bruch der Schädelknochen setzt immer eine heftig auf den Kopf eingewirkte Gewaltthätigkeit voraus und lässt vermuthen, dass aussei- dem Bruche auch noch andere Verletzungen und Störungen des Gehirns und seiner Häute, dadurch veranlasst sein können. Daher ist das äussere Ansehen dieser Knochenverletzungen nicht immer der Maassstab ihrer Gefährlichkeit; denn von dem Zustande der äussern Knochenwunde kann nicht immer auf den Zustand der Innern Theile geschlossen werden. Wegen der bekannten grösseren Sprödigkeit der in nein Tafel der Schädelknocheu ist oft dieselbe gerissen oder gar gesplittert, wenn die äussere nicht einmal eine Fissur hat, und oft springt sie in einer ganz andern Richtung als die äussere, Hierbei entsteht dann oft Verletzung, Reizung und Lostrennung der harten Hirnhaut von den Knochen, Ergicssung von Blut, Entzündung oder Eiterung über oder unter der harten Hirnhaut, dem Koller ähnliche Zufälle, Betäubung, Fieber und früher oder später der Tod. Man hat daher bei Beurtheilung einer solchen
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48Knbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Bruchlaquo; am Stirnbein uml seinou Fortsillzen,
tiefen Kopfverletzung sich eben so viel nach den vorhandenen Zufällen, als nach der Beschaffenheit der ilussern Verletzung und des Bruchs zu richten, und bei Symptomen, welche auf Hiruerschütternng u. s. w. deuten, das Urtliell, wie Seite :57Ü und 371 angedeutet, auszusprechen. Bei Brüchen ohne solche innere Leiden kann die Heilung gelingen, selbst wenn Knoclienstücke verloren gehen. Dieselben ersetzen sich fast immer durch alliuiilige Callusbildung mittelst Granulation. Zuweilen kommen die üblen Zufälle erst nach mehreren Wochen zum Vorschein.
Behandlung. Man sucht zunächst den Druck und die Reizung zu beseitigen und deshalb den unter den Bedeckungen, oder unter dem Knochen und unter den Hirnhäuten selbst ergossenen Flüssigkeiten einen baldigen Ansliuss zu verschaffen, und zwar bei oberflächlichen Ergiessun-gen durch tüchtige Einschnitte, bei Ergiessungen unter der Hirnschale durch Erhebung oder Entfernung der losen Knoclienstücke mittelst Pinzette und Messer, oder auch durch die Trepanation. Dass Blut unter der harten Hirnhaut ergossen sei, erkennt mau bei offenen Bruchstellen daran, dass nach entfernten Knochenstttcken oder nach gemachter Trepanation die harte Hirnhaut dunkelroth oder bläulich gefärbt und fluctuirend erscheint. In diesem Falle macht man vorsichtig einen Einstich durch diese Haut, um das ergossene Blut zu entleeren. — Eine wichtige Indication ist dann auch, die gewöhnlich bald eintretenden heftigen Congestionen zu dem Kopfe zu massigen und die drohende Hirnentzündung zu verhindern, oder wo sie schon entstanden ist, sie zu beseitigen. Dieser Indication genügt mau durch einen verliältnissmässig für die Constitution des Thiercs etwas reichlichen Aderlass, der nöthigenfalls wiederholt werden kann, — durch kalte üeberschläge auf den Kopf mit Wasser, Schnee oder zerstossenein Eise, durch ableitende Mittel, namentlich Purganzen und Klystiere, und durch sehr verminderte Nahrung. Wenn die Zufälle heftig sind, so darf das Thier in den ersten 21 Stunden gar keine, dann aber nur wenige und weiche Nahrungsmittel, am besten nur Kleienwasser erhalten. Dem Zustande angemessen muss die Behandlung in den meisten Fällen also sein, wie bei Wunden am Schädel und bei den Complicatio-uen derselben angegeben worden ist. — Bei #9632;Anwendung der örtlichen Mittel aber muss man zwei Dinge vermeiden, nämlich fette Salben und das Brennen bei etwa entstehenden schwammigten Auswüchsen u. s. w. Denn das Brennen in der Nähe des Gehirns hatte bisher meistens üble Folgen, und Fett, ist den Knochen schädlich und verunreinigt die beste Wunde dieser Theile.
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Zweites Capitel.
Brüche und Eindrücke dos Stirnbeins und seiner Fortsätze.
Der platte Theil des Stirnheins wird zuweilen durch ähnliche gewaltsame Einwirkungen, wie die sind, welche die Brüche des Schädels erzeugen, eingedrückt oder auch verschiedentlich zerbrochen; häufiger ge-
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Brüche am Stirnbein und seinen Fortsätzen.
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schiebt es jedoch, dass die hervorragenden Fortsätze dieses Knochens, der Augenbogenfortsatz, und bei den gehörnten Thieren der Hornfort-satz (Hornzapfen) abgebrochen werden.
Hinsichtlich der Erkennung der Verletzungen des platten Thcils des Stirnbeins gilt Alles das, was von der Erkennung der Brüche und Fissuren an den Schädelknochen gesagt worden ist; sie ist schwierig, wenn die Haut noch unverletzt, wenn grosse Geschwulst zugegen ist und wenn die Knochenstücke wenig oder gar nicht aus ihrer Lage gewichen siiui. Leichter ist die Erkennung wenn weniger Geschwulst entstanden, went! eine offene Wunde zugegen, wenn der etwa vorhandene Eindruck stark ist und eine tiefe Grube zeigt und wenn die getrennten Knochenthcile sehr aus einander gewichen sind. Aus einer bis in die Stirnhöhle gehenden Wunde entweicht beim Ausathmen des Thieres wanne Luft. — Der Augenbogenfortsatz bricht entweder bei einem Stücke ab, oder er splittert, und häufig ist eine Wunde zugegen. Die Erkennung ist meistens leicht, da die abgebrochenen Stücke gewöhnlich ihre Lage verändern, indem sie tbeils durch die eingewirkte Gewalt, tiieils durch die umliegenden Muskeln bald mehr nach der Augenhöhle, bald mehr nach aussen gebracht werden. Auch kann man durch Druck mit der Hand den abgebrochenen Fortsatz bewegen. Geschwulst oder Entzündung des Augapfels, der Augenlider und der umliegenden Theile findet sich fast jedesmal bald nach der Verletzung ein, und zwar oft so stark', dass die Thiere die Augen gar nicht öffnen können. Diese letzteren Symptome hängen zum Theil von der Grosse der eingewirkten Gewalt, zum Theil auch von der Reizung der in die weichen Theile eingednm-genen Knochensplitter ab. — Der Hornfortsatz kann bloss angebrochen oder völlig abgebrochen sein. Ersteres erkennt man an der verschobenen Stellung des Horns und einer offenen Stelle an seiner Basis, Letzteres an dem fehlenden Horn, an der blutenden Stelle und daran, dass bei dem Ausathmen des Thieres warme Luft durch die Oeffnung dieses Fortsatzes strömt und dass man bis in die Stirnhöhle sehen und fühlen kann. Bei allen diesen verschiedenen Frakturen des Stirnbeins sind die Thiere in Folge der stark eingewirkten Gewalt zuweilen nur in sehr geringem Grade, zuweilen aber sehr betäubt, und überhaupt können die Zufälle, wie bei den complicirten Schädelbrüchen, zugegen sein.
Die Vorhersagung hängt von dem verletzten Theile, von der Beschaffenheit der Verletzung und von den eingetretenen Zufällen ab. Einfache Brüche oder Eindrücke des platten Theils des Stirnbeins sind an sich gar nicht gefährlich; stehen aber Knochensplitter nach innen imd reizen die Schleimhaut anhaltend, so kann heftige Entzündung derselben, langwierige Eiterung, Verdickung der Schleimhaut und Polypenbildung erfolgen. Daher sind Splitterbrüche nicht immer ganz günstig zu beur-theilen. — Eben so sind einfache Brüche des Augenbogenfortsatzes an sich nicht gefährlich, sondern sie werden es nur dann, wenn Splitter nach innen dringen, wenn durch die eingewirkte Gewalt der Stirnnerv sehr gequetscht oder zerrissen ist, oder wenn dadurch der Augapfel sehr erschüttert oder gequetscht ist, oder wenn derselbe durch das abgebrochene Knochenstück anhaltend und sehr gereizt wird. In allen diesen Fällen kann heftige Entzündung, Eiterung, Blindheit und selbst Verlust des ganzen Auges entstehen. — Der Bruch des Hornfortsatzes ist zwar an sich ohne Gefahr, aber meistens mit starker Blutung verbun-
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490nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Hriiclio am Stirnboin and seinen Fortsätzen. Betiandlong.
den; wenn jedoch anhaltende Botilubung und kollevähnliche Zufilllc sich einstellen, so ist die Gefahr wegen einer Geliirneutzündung nicht für gering zu achten. — In den heilbaren Fallen tritt die Heilung gewöhnlich in 3—6 Wochen ein, bei theihveiser Trennung des Hornzapfens kann das gänzliche Wiederzusanimenwachsen stattfinden, bei vollständiger Trennung aber erfolgt dies nicht, sondern die Heilung geschieht durch allmälige Verschliessung der Oeffnung mittelst Granulation viel spater und unvollständig, so dass die Heilung unvollständig oder unregelmässig erfolgt.
Behandlung. Pie örtliche Behandlung der Verletzungen am platten Theil des Stirnbeins und am Augenbogenfortsatz ist der bei den lliru-schalbrüchen angegebenen ähnlich und sie muss dahin zwecken, dass vermittelst der passenden Instrumente, des Hebels, der stumpfen Haken u. dgl. die eingedrückten Knochenstücke wieder erhoben, in ihre Lage gebracht und in derselben erhalten werden, — dass die ganz losen Stücke oder die scharfen Splitter aber baldigst entfernt und vorhandene Blutextravasate durch kunstmässige Einschnitte entleert werden. Zugleich sucht man in der ersten Zeit durch kaltes Wasser, Bleiwasser, Oxykrat u. dgl. der zu starken Entzündung vorzubeugen, in später Zeit aber, nach Beschaffenheit der Zufälle, durch Anwendung der mehr reizend zertbeilenden Mittel, z. B. aromatischer Kräuteraufgüsse mit Zusatz von Essig, Weingeist u. s. w. und durch die ad.'tringirenden Mittel die geschwächten Theile zu stärken und die Eiterung möglichst zu massigen. Entsteht Ansammlung von Eiter in der Stirnhöhle, sind Knochenstücke in dieselbe gedrückt, so trepanirt man an der niedrigsten Stelle des Knochens. Die allgemeine Behandlung muss in der ersten Zeit immer antiphlogistisch sein; sie besteht im Blutlassen, welches man nach Beschaffenheit der Symptome wiederholt, in Laxanzen (Salzen), Klystieren und vermindertem Futter. #9632;
Den theilweis abgebrochenen Mornfortsatz reinigt man vom Blute, drückt ihn in seine Lage und umbindet ihn, wenn keine Splitter vorhanden sind, sogleich mit einem Streifen Leinwand oder mit einem Bande, welches mit Kleister oder Leim bestrichen ist und an den noch übrigen Theil des Hornfortsatzes oder an das gegenüberstehende Horn befestigt wird. Man kann auch Schienen von Pappe und dergleichen Material, die mit Kleister bestrichen sind, so anlegen, dass sie zum Theil auf der Stirn ruhen. Sind aber Splitter vorhanden, so nimmt man diese zuerst mit einem scharfen Messer weg und verfährt dann, wie angegeben ist. 1st der Hoinfortsatz vollständig abgebrochen, aber eben, so bedeckt man ihn mit weichem Werg und hält dasselbe mit einem umgewickelten Bande fest, welches ebenfalls an das andere Horn geführt werden kann. Bei grosser Splitternng kann die Bruchstelle vorher durch eine Säge in eine ebene Fläche umgewandelt werden. Bei starker Blutung steckt mau einen Pfropf von Werg, Leinwand oder Kork in die Höhle des Hornfortsatzes, um das fernere Eindringen des Blutes zu verhindern. Selten wird man andere Mittel, am wenigsten (wie Tennecker that) das Brennen zum Blutstillen noting haben; sollte jedoch nach angelegtem Verbände das Bluten noch stark fortdauern, so befeuchte man den Verband recht oft mit Essig oder einer Alaunaullösung, oder mit einem adstringirenden Pckokt. Nach 2-1 36 Stunden entfernt man den ersten Verband nebst dem Pfropf und legt einen neuen, den man mit Colophoniumpulver be-
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ßrüclio des Jochbeins etc.
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streut hat, auf und fahrt so bis zur Heilung fort. Letztere erfolgt in etwa 3—4 Wochen. — Um im Sommer diese wunden Theile gegen die Plage der Insekten zu schützen, kann man den Verband mit bittern Pflanzenabkochungen (grüne Wallnassscbalen oder Blatter, Wermuth u, desgl.), mit Theer, stinkendein Thieröl oder Carbolsäure bestreichen.
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Drittes Capitel.
Brüche des Jochbeins und des Joclibogons oder der Jochbrücke.
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Die Ursachen zu den Brüchen dieses Knochens 'und seiner Fortsätze sind alle Gewaltthätigkeiten, welche auf dieselben stark genug einwirken. Diese Brüche betreffen entweder bloss den flachen Theil des .Jochbeins, oder die .lochleiste, oder den .lochbogen; sie bestehen am hervorragendsten Theile oder am Grunde dieser Fortsätze und im letztern Falle ist zuweilen ein Stück von der äussern Flutte des Jochbeins oder des Vorderkieferbeins mit losgetrennt oder nach innen eingedrückt, wobei einzelne Wurzeln der obern Backenzahnreihe an der äussern Seite, entblosst werden.
Man erkennt diese Brüche an einer Vertiefung, welche am Oberkiefer vor der Jochleiste oder im Verlaufe derselben, oder an der .lochbrücke bemerkbar ist, an hervorstehenden oder in der Tiefe fühlbaren Knochen-stfleken und Splittern, und an der Beweglichkeit eines solchen Knochenstückes, wenn man auf dasselbe drückt. Ist eine Wunde an den erstem Stellen zugegen, so kann man die Wurzeln der Backenzähne oder die Oberkieferhöhle sehen, und es strömt wanne Luft aus derselben. In manchen Fällen ist durch das nach der Augenhöhle eingedrückte Stück des Jochbogens der Augapfel mehr oder weniger beleidigt und selbst ans seiner Höhle gedrängt. Auch ist Blutergiessung, Entzündung und starke Geschwulst und daher etwas erschwertes oder gän/.lich gebindertes Kauen fast immer mit diesen Brüchen verbunden.
Prognosis. Im Allgemeinen sind die oberflächlichen Brüche des Jochbeins und der Jochleiste und eben so die des Jochbogens nicht gefährlich, oft aber sehr schwer zu heilen, weil die losgebrochenen Knochenstücke sehr schwer oder gar nicht in ihrer normalen Lage zu erhalten sind, indem sie von den an ihnen sich ansetzenden Muskeln, namentlich von dem äussern Kaumuskel meistens und wiederholt nach unten gezogen werden. Diejenigen Brüche aber, wo am Grunde dieser Fortsätze von der äussern Mäche des Joch- und Vorderkieferbeins zugleich ein Stück losgerissen ist, wobei die Zahnwurzeln entblosst sind, oder wo das Auge sehr beleidigt, entzündet oder aus seiner Höhle herausgedrängt ist, sind deswegen für gefährlich zu halten, weil langwierige Eiterung, Zahnfisteln und Blindheit des betreffenden Auges erfolgen können. Eine Zeitbestimmung der Heilung lässt sich wegen der Verschiedenheit der Zustände nicht angeben.
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192nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Bruche der Nasenbeine.
Bei der Behandlung muss man das eingedrückte oder verzogene lüiodienstück wieder in seine natürliche Lage zurückbringen und in derselben zu erhalten suchen, aber fast ganz lose Knochenstücke und die Splitter müssea entfernt werden. Das erstere geschieht nach den schon angegebenen Regeln, theils mit stumpfen Haken, mit der Pinzette u. s. w. Ein Verband zur Erhaltung der Bruchstücke in ihrer Lage nutzt unter diesen Umständen fast gar nichts. Bei Brüchen der .lochleiste könnte für diesen Zweck das quere Durchschneiden (subeutan) der Fasern des ilussern Kaumuskels, so weit dieselben sich an das Bruchstück setzen, zu versuchen sein — Die Beseitigung aller sonstigen Complicatlonen und Zufälle muss nach den allgemeinen Regeln und nach der Beschaffenheit dieser Zufalle erfolgen, Strenge Bulie des Hinterkiefers, daher Verhütung des Kauens (lurch Entziehung aller festen Nahrung ist durchaus nöthig.
Brüche an den Oberkieferbeinen verhalten sich sehr ähnlich wie die an den Joch bei neu,
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Viertes Capitel.
Brüche der Nasenbeine
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Obgleich die Nasenheine lang und dabei nicht sehr breit sind, so kommen dennoch die Längenbrüche, oder eigentlich blossc Spalten in denselben vor, mehrentheils jedoch Querbrüche, auch schiefe und Split-terbrücbe. Die verschiedenen Brüche befinden sich entweder am obern, mittlern oder untern Theil der Nasenbeine; zuweilen sind sie mit Eindrückung der Bruchstücke nach innen, mit Verletzung der Nasenschleim-liaut und äusserer Verwundung, oder auch mit Hirnerschütterung verbunden. Die Ursachen sind dieselben , wie bei den Brüchen der übrigen Kopfknochen.
Die Erkennung der wirklichen Nasenbeinbruche und der Eindrücke ist im Allgemeinen leichter als die an den übrigen Kopfknochen, weil jene äusserlich nur dünn mit Haut überzogen und daher alle mechanischen Veränderungen an ihnen leicht fühlbar und selbst sichtbar sind; doch ist die Erkennung zuweilen dann schwer, wenn die gebrochenen Theile ihre Lage verändern, wie dies bei Längenbrüchen oft der Fall ist, oder wenn eine starke Oeschwnlst sich entwickelt hat. — Ist das Kuochenstück tief nach innen eingedrückt, so verhindert es den freien Durchgang der Luft und das Thier athmet schnaufend, und wenn hierbei sich durch den Reiz der Knochensplitter eine starke Anschwellung der Schleimhaut innerhalb der Nase entwickelt, so können selbst Er-stickungszufälle eintreten. Mehrentheils erzeugen diese nach innen gedrungenen Knochensplitter durch Verletzung der Nasenschleimhaut eine bald mehr bald weniger heftige Bildung. Die meisten Thiere bei solchen Brüchen sind, wenn sie nicht betäubt sind, sehr kopfscheu; daher muss
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Brüclio clci- Nasenbeine.
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mau in .solchen Fallen Ijei der Untersuchung erst den Kopf möglichst fixiren und den Pferden in der Regel die 1 Unterlippe bremsen. Wo Ge-hirnerscbütteruug eintritt, äussert sich dieselbe durch plötzlich eingetretene Betäubung u. s. w.
Prognosis. Diese Brüche sind an und für sich nicht gefährlich und gewöhnlich leichter zu heilen, als die übrigen Knochenbrüche am Gesicht, weil man die Vereinigung der Bruchränder meistens leicht bewirken und erhalten kann; doch geben Splitterbrüche durch die Verletzung und Reizung der Nasensclileiinhaut manchmal Aulass zu lange eiternden Geschwüren oder in seltenen Fällen auch zu Polypen-ähnlichen Gewächsen. Wo besondere Zufälle, Betäubung, Erstickungsgefahr u. s. w. zugegen sind, bestimmen diese die Beurtheilung nach den allgemeinen Grundsätzen.
Die Behandlung dieser Brüche beruht zunächst und hier zum gröss-ten Theil allein darauf, dass man die getrennten und verschobenen Knochenstücke in ihre normale Lage zurückbringt, und die scharfen und losen Splitter entfernt. Das erstere erreicht man bei den grössern Haus-thieren und bei den Brüchen am untern Ende der Nasenbeine sehr leicht, indem man einen mit Werg oder Leinewand umwickelten und mit Uel, Fett oder Schleim bestrichenen, verhältnissraässig dünnen Stock in die Nasenhöhle vorsichtig bis zur Bruchstelle einführt und damit das Knochenstück nach aussei! in seine natürliche Lage zurückdrückt. Bei dieser Vorrichtung legt man die andere Hand nach aussei), dem Stocke gegenüber an die Nase, um sogleich zu fühlen, wenn dasselbe sich bewegt und in seine rechte Lage zurückgetreten ist. — Ist in einem Falle das Knochenstück nach aussei! gedrängt, was höchst selten geschieht, so bringt man dasselbe noch leichter durch Druck mit der blosson Hand zurück.
Wenn der Bruch mit Eindruck um die Mitte der Nase oder nahe dem Stirnbein ist, so ist die Zurückbringung schwieriger und auf die eben angegebene Weise nicht zu erzwecken, sondern man muss sich hierzu der Knochenschraube, des Hebels oder selbst des Trepans bedienen, — überhaupt so verfahren, als ob der Bruch am flachen Theile des Stirnbeins selbst wäre. Lose Splitter cnti'ernt man mit Pinzette und Messer. 1st schon vorher sehr bedeutende Entzündung und Geschwulst, jedoch ohne Störung des Athmens zu verursachen, eingetreten, so beseitigt mau dieselbe durch Umschläge von Bleiwasser u, s. w. vor der Einrichtung des Bruchs, weil diese sonst sehr schmerzhaft ist und schwer gelingt. Drohen Ersticknngszufälle und die Erhebung der eingedrückten Bruchstücke ist wegen zu grosser Geschwulst nicht zu bewirken, so muss die Tracheotomie gemacht werden. (Siehe Seite 395). Die bei diesen Brüchen stattfindenden Blutungen werden nach Entfernung der Knochensplitter durch Einspritzungen von kaltem Wasser, Essig u. dgl., in dringenden Fällen und bei offenen Wunden auch durch das Brennen gestillt.
Eine besondere Bandage ist bei diesen Brüchen selten nöthig, doch müssen vorhandene Wunden mit einem Stück Leinewand bedeckt werden. Die Pferde dürfen keine Halfter haben, sonder müssen am Halse angebunden werden. Alle sonstigen Zufälle werden nach ihrer Eigenthüm-lichkeit behandelt.
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404nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Brüche der Weinen Vorderlueferbeine.
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Fünftes Capitel. Brüche (lor kleinen Vorderkieferbeine.
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Die genannten Knochen brechen zuweilen in schräger oder querer Richtung und gewöhnlich gesplittert, bei Pferden in Folge von heftigem Gegenlaufen mit dem Maule gegen Wände oder bei dem Niederstürzen mit dem Maul auf harten Boden, zuweilen auch durch Hufschläge und bei dem gewaltsamen Aufziehen des Kojjfe.s vermittelst Stricken, welche um das Obermaul gelegt sind, um Flüssigkeiten einzugeben, bei Hunden auch durch Schläge mit dicken Stöcken.
Man erkennt diese Brüche daran, dass die Oberlippe und die Schneidezähne des Oberliefeis entweder nach vorn oder nach einer Seite gebogen über die Unterlippe hervorstehen oder herabhängen, dass die Nase des Thieres hierdurch eine schiefe und unregeimilssige Richtung erhält, ferner dass man bei dem Erfassen und Bewegen des vordem Endes des Obernmuls eine abnorme Beweglichkeit und das reibende Geräusch wahrnimmt, wobei die Thiere auch zugleich mehr oder weniger Schmerz zeigen, und zuweilen findet man auch im Maule Splitter durch das obere Zahnfleisch an einer oder der anderen Stelle hervorragend, oder es fliesst auch Speichel in grosserer Menge ans dem Maule und gewöhnlich können die Thiere auch das Futter nicht gut ergreifen.
Die Beurtheilung ist in den meisten Fällen günstig zu machen, da die Heilung gewöhnlich und zwar in Zeit von 4—G Wochen erfolgt.
Die Behandlung besteht zunächst in der Entfernung von etwa vorhandenen Splittern vermittelst Messer und Pinzette, dann aber in der Wiedereinrichtung auf die Weise, dass man durch gelindes Ziehen an den Schneidezähnen in gerader Richtung nach vorn die ungleich contra-hirteu Weichgebilde ausdehnt und dann die abgebrochenen Stücke in die regelnlässige Lage zurückdrückt. Hierauf legt man entweder einen eisernen gut passenden Maulkorb an, und befestigt denselben mittelst Bändern an die Halfter; oder man befestigt an eine mit einom Stirnriemen versehene Halfter einen platten eisernen Stab oder eine Schiene von festem Holz mit dein obern Ende an den Stirnriemen und veitcr hinab an den Nasenriemen, so dass die Schiene in der Länge der Mittellinie des Nasenrückens liegt und mit ihrem untern Ende bis zur Oberlippe reicht. An diese Schiene bindet mau die beiden Enden eines starken Metalidrahtes, welchen man um die säninitlichen Schneidezähne der abgebrochenen kleinen Oberkieferbeine gebunden, ihn hinter denselben durch Znsammendrehen vereinigt nnd dann die Enden an beiden Seiten unter der Oberlippe aus dem Maule herausgeführt hat. Die Umbiegung der Drahtenden an der Oberlippe muss so geschehen, dass die letztere dadurch nicht stark gedrückt wird. Auf diese Weise wird das abgebrochene Knochenstück von der auf dein Nasenrücken liegeiulen Schiene getragen und in seiner Lage erhalten. Etwa vorhandene Entzündungs-
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zufälle werden durch Waschun
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n mit kaltem Wasser oder mit Bleiwas-
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ser beseitigt und etwa vorhandene Wunden werden nacb ihrer Ueschaf-
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Brüche des Unter- und Hinterkiefers.
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fenheit bebandelt. — Man bindet die Tbiere in ibrem Stande umgekehrt an, damit sie sich die verletzte Stelle nicht drücken oder reiben können, und giebt ilinen in den ersten 14 Tagen nur Mehl- oder Kleien-trank, späterhin erweichtes Brod, gekochte Kartoffeln oder Mohrrüben u, dgl.
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Seclistes Capltel. Brüche des Unter- oder Hinterkiefers.
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Der Hinterkiefer bricht ziemlich häufig und an verschiedenen Stellen, besonders bei Pferden, nämlich entweder am Kinn (Körper) der Länge nach, oder dieses bricht an den Laden ganz ab, oder es bricht mir ein Ast des Kinnbackens an den Laden oder an den Backenzähnen, bald mehr nach vorn, bald mehr nach hinten ab. Auch der Kronen-lind Geleukfortsatz brechen zuweilen. Die Brüche kommen in den im Allgemeinen angegebenen Verschiedenheiten vor; zuweilen besteht nur oberflächliche Splitterung der Laden.
Die Erkennung dieser Verletzungen ist in den meisten Fällen sehr leicht, weil gewöhnlich sich das losgebrochene Stück verschiebt und dadurch das Thier ein unförmliches Ansehen bekömmt. Das Kauen ist gehindert, zuweilen fliesst dem Thier Speichel aus dem Maule, man hört bei der Bewegung der Bruchflächen gegen einander das bekannte knarrende oder reibende Geräusch. Bei dem Bruch an einer Lade, der am häutigsten vorkommt, weil hier der Knochen von Muskeln entblösst und der änssern Gewalt am meisten ausgesetzt ist, ist häufig nur eine sehr gelinge Verschiebung, so dass der Bruch zuweilen in der ersten Zeit nicht erkannt wird; ist aber der Bruch durch beide Laden gehend, so hängt gewöhnlich das Kinn herab, das Thier kann dasselbe nicht bewegen und auch kein Futter nehmen. Bei dem Längenbruch am Kinn, der übrigens nicht gerade in der Mittellinie zu sein braucht, ist die wenigste Verschiebung, aber bei den Brüchen an den Aestcn ist dieselbe oft sehr gross, und das Kinn steht dann zuweilen nach einer Seite.
Ursachen sind: Schläge und Stösse mit harten Körpern, Niederstürzen auf das Maul, zu heftiges Beissen auf harte Körper und auf das Maulgatter, besonders wenn die Thiere gebremst sind und den Grad ihrer angewendeten Kraft nicht fühlen; auch durch zu starke Einwirkung des Gebisses, besonders von Kandaren, entstehen diese Brüche (besonders an den Laden) oft.
Die Vorhersagung ist bei den Brüchen an den untern Theilen des Knochens mehrentheils günstig; denn einfache Längenbrüche am Kinn heilen ziemlich sicher in etwa 14 Tagen bis :. Wochen; zuweilen geht hierbei ein oder der andere Schneidezahn oder ein Splitter verloren, so dass eine Lücke zurückbleibt. Brüche an einem Ast, besonders an dem Laden, heilen leicht, oft ohne Kunsthilfe; ein doppelter Bruch (an bei-
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496nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Brüche des Unter- und Hinterkiefers.
den Aeston zugleich) heilt viel schwerer, doch ist die Heilung nicht unmöglich; Brüche am Gelenkfortsatz heilen sehr schwer, am Kronenfortsatz in der Regel nicht durch wirklichen Callus, sondern durch eine sehnenfaserigo Masse, bei welcher aber das Kauen sehr gut geschehen kann.
Die Behandlung ist je nach dem Orte und der Beschaffenheit des Bruchs verschieden. In dem Falle, wo der Hinterkiefer im Kinn der Länge nach von dem gegenseitigen Theil losgetrennt oder zwischen den Schneidezähnen losgespalten ist, drückt man die Stücke in ihre natürliche Lage und sucht sie in derselben dadurch zu erhalten, dass man die silmmtlichen Schneidezähne beider Stücke durch recht biegsamen ausgeglühten Draht an einanden befestigt, indem man die ganze Zahnreihe mit solchem Metalldraht fest umwindet. Bei den Thieren, welche ilaken/.iihiie, haben, z. B. bei Schweinen, Hunden, Hengsten und Wallachen, können auch diese Zähne zu einer solchen Vorbindung benutzt werden. Sind bei solchen Verletzungen Zähne oder Splitter ausgebrochen worden und hängen dieselben nur noch mit dem Zahnfleische zusammen, so ist es am besten, sie durch einen Schnitt vollends zu entfernen. — Kei Brüchen an einem Seitenast ohne Verschiebung der Bruch-enden hat man in mehreren Fällen bloss durch ein stark klebendes Pflaster von heiss gemachten Terpenthin und Mehl, dick auf Leinewand gestrichen und auf die Bruchstelle applizirt, in Verbindung mit zweck-mässiger diätetischer Pflege, die Heilung bewirkt. Besteht jedoch Verschiebung der Bruchenden nach innen, (in den Kehlgang), so rouss zuerst durch entsprechend starkes Ziehen am Kinn die Ausdehnung und dann durch Zusammendrücken der Bruchenden die Wiedereinrichtung gemacht werden. Hierauf legt man (nach Hinz) in den Kehlgang einen, nach der Weite desselben geschnittenen und in ihn genau passenden, mit Leinewand überzogenen stumpfen Keil von Holz, welcher in der Mitte und an den beiden Enden mit Löchern zum Durchziehen der Befestigungsriemen versehen ist. Der obere Kiemen wird dann über das Genick, der zweite über das obere und der dritte über das untere Ende der Nase geführt und durch Schnallen an den Enden vereinigt. Ist der Bruch in der Gegend der Backenzähne und ist einer derselben locker oder selbst aus der Höhle etwas verrückt, so muss man ihn mittelst der Finger oder einer Zange, nachdem das Maulgatter eingesetzt worden, entfernt. Eben so müssen ganz lose Splitter beseitigt werden. — Bei Querbrüchen am Kinn oder durch beide Aeste des Unterkiefers wird die Wiedereinrichtung durch Ausdehnung der Weichtheile und Aufrichtung des Kinns, so wie durch Auseinanderziehung der beiden Aeste bis zur gehörigen Weite bewirkt. Hiernach legt man in den Kehlgang die oben bezeichnete hölzerne, mit Leinewand gepolsterte Schiene, und befestigt sie; ausserdem aber legt man äusserlich einen gut passenden und an die Halfter befestigten .Maulkorb, oder besser folgenden, von Girard (Als) angegebenen (Receuil de med. vet. Vol. II. p. 1G4) Apparat an: Derselbe besteht aus zwei breiten eisernen Stangen von der Dicke des kleinen Fingers und der Länge dos Kopfes, welche am untern Ende mit einander in einem Winkel sich vereinigen; an dieser Vereinigungsstelle ist ein breites, löffeiförmiges Stück Eisen angesetzt, welches so gross und so hohl sein muss, dass es das Kinn aufnehmen kann. Am obern Ende sind die Stangen etwas rundlich nach aussei) umgebogen und mit
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Bn'icho dos Zungenbeins.
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einem Ringe verseilen, durci weichen Stricke gehen, mittelst derer sie an die Halfter oder an einen Halsriemen befestigt werden. Ein über den mittlern Theil der Stange und über die Nase geführter Riemen er-liillt dieselben an dem untern Ende genügend in ihrer Lage. — Für Hunde kann der Apparat ans Hleeli bereitet werden. Oberflächliche Splitterbrüche an den Laden werden behandelt, wie S. 389 angegeben. —- Bei Brüchen am Kronen- und Gelenkfortsatz ist mit Verbünden nicht viel zu helfen; soll aber ein Verband angelegt werden, so kann er nur aus einer starken auf die Bruchstelle gelegten Compresse, einer dachen Schiene und aus einer um den Kopf gewundenen Binde bestehen.
Bei jedem Bruch am Kinnbacken ist zur Heilung möglichste Ruhe desselben erforderlich. Man nährt deshalb die Thiere zuerst nur mit Mehl- oder Kleientrank, Hunde mit Fleischbrühe oder Milch, später giebt man weich gekochte Kartoffeln, Mohrrüben, Mehlbrei, erweichtes Brot u. dgl, bis die Heilung geschehen ist.
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Siebentes Capitel,
Brüche des Zungcuboius.
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Diese Brüche sind äusserst. selten und, so viel bis jetzt bekannt, nur bei Pferden beobachtet worden. Sie entstanden durch Hufschläge von Pferden, deren Hufeisen übennässig lange Stollen hatten, durch Stösse mit Stöcken und durch Hornstösse vom Rindvieh u. dgl.
Die Zufälle, welche diese Brüche mit sich führen, sind, wenn nicht eine offene Wunde damit verbunden ist. zuerst mir von der Art, dass man aus ihnen den Bruch nicht mit Bestimmtheit erkennenquot; kann; denn es entsteht im Kehlgange eine Quetschungsgeschwulst in bald grös-serer, bald minderer Ausdehnung, zuweilen mit Blutexfravasat, gewöhnlich aber mit Oodom verbunden; auch im Maule findet sich unter der Zunge und an den Seiten derselben Anschwellung, die Thiere geifern und speicheln aus dem Maule, können die Zunge nicht gut bewegen und daher auch weder ordentlich kauen noch ordentlich schlucken, und bei der Berührung der geschwollenen Thcile zeigen sie Schmerz. Im weiteren Verlauf tritt gewöhnlich Eiterung in der Umgegend der Bruchstelle ein, es bildet sich im Kehlgange ein Abscess, welcher sich später von selbst öffnet und in dessen Höhle man dann mit der Sonde und mit dem Finger das gebrochene Zungenbein fühlt. In den Fällen, wo mit der ursprünglichen Verletzung eine bis zum Zungenbein sich erstrockende Wunde entstanden ist, kann man den Bruch durch dieselbe fühlen und die Diagnosis ist hierdurch sehr erleichtert.
Die Beurtheilung ist in der Regel günstig zu machen, in so fern als bisher die Heilung immer erfolgt ist, wenngleich zuweilen erst nach ß bis 1Ü Wochen und nachdern zuweilen ein Stück des Zungenheins durch den Eiterungsprocess abgestosseu worden ist. Während der Zeit
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Hertwiraquo; Chirurgie, 3. Aull.
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498nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Brüche lt;)er Hals-, Ri'icken- und Lendenwirbel.
bis zur Heilung leiden allerdings ilie meisten Pferde wegen des gestörten Kauens in ihrer Ernährung. Zuweilen bildet sich eine Fistel, welche zwar an sich nicht gefährlich, deren Heilung aber sehr schwierig ist.
Die Behandlung ist zuerst lediglich auf die Beseitigung der Quet-schungs- und Kntzündungszufälle beschränkt. Man benutzt für diesen Zweck äusserlich kühlende Mittel, und ausserdem Maulwässer von Essig und Wasser, oder von verdünnter Salzsäure mit vielem Wasser und mit Honig, späterhin, wenn die acuten Zufälle beseitigt sind, wendet mau aromatische Infusionen mit Zusatz von etwas Kochsalz, Salmiak u. dgl. an. Neigt die Entzündung zur Abscessbilduug, so befördert man letztere durch Bestreichen der Geschwulst mit Unguentum Althaeae und durch warme Breiumschläge. Uebrigens verfährt man weiter, wie bei anderen Abscessen. Wo eine offene Wunde besteht, wird diese als Quetschwunde behandelt und demgemäss mit lauwarmen schleimigen Flüssigkeiten, später mit gelind aromatischen Mitteln befeuchtet u. s. w. nach allgemeinen Hegeln. Bei einer Fistel mit im Grunde derselben befindlicher Caries des Zungenbeins macht man Einspritzungen von Digestivwasser (S. 63) oder man pinselt den Kanal mit Aloe- oder Myrrhentinktur u. dgl., und wenn ein Knochenstück sich ablöst, aber durch den engen Fistelkanal nicht gut ausgeschieden werden kann, so erweitert man denselben durch einen Schnitt in der Richtung nach dem Kinn zu und sucht dann mit Hülfe der Pinzette das Knochenstück zu entfernen.
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Achtes Cupitol. Brüche der Hals-, Rücken- und Lendenwirbel.
Brüche der Wirbel kommen nicht häufig, am meisten noch an den Lenden- und an den letzten Rückenwirbeln vor. Sie entstehen durch sehr kräftige, auf diese Knochen einwirkende Gewaltthätigkeiten, z. B. durch heftige Schläge! mit Hämmern, dicken Knitteln, am Widerrüst durch läisse von Pferden u. dg!.. Niederfallen auf unebene Gegenstände, auch bei dem gewaltsamen Niederwerfen mittelst des Wurfzeuges, wenn die Tliiere zu plötzlich niederfallen; ferner: wenn Thiere durch Löcher, durch- oder unter Verzäunungeu wegkriechen wollen und sich dabei zu früh erheben, ebenso wenn Pferde beim Aufstehen mit dem Rücken unter den Latirbaum kommen. Zuweilen sind Brüche der letzten Rücken-und der Lendenwirbel durch die eigene Anstrengung eines Pferdes entstanden, wenn es gebunden oder gefesselt auf der Erde lag.1) Diesel-
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1) Ich sah auch bei heftigen Krumpfen in Folge grosser Gaben von Blausäure bei 3 Pferden Bräche der Wirbel entstellen.
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Hiüclie der Hals-, Llficken- und Lendenwirbel.
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ben Brüche entstehen aber auch, wenn Pferde mit dem Kopfe bei steif gehaltenem Halse gegen Maliern u. s. \v. Jaulen oder eben so mit dem Maule auf die Erde fallen; wenn sie aber mit tief lieriiutergesenkteni Kopfe auf den Boden stürzen, bricht zuweilen der Zahnfortsatz des 2ten Halswirbels ab (das sogenannte Genickbrechen).
Bei diesen Verletzungen ist entweder der Bogen eines Wirbels ge-brochen und dabei eingedrückt oder nach der Seite gedrückt, oder es sind die Stachelfortsamp;tze (besonders an den Kückenwirbeln), die Querfortsätze (besonders an den Lendenwirbeln), oder die schiefen Fortsätze (besonders an den Halswirbeln) abgebrochen und mehr oder weniger verzogen; selten ist der Körper selbst /.erbrochen. Zuweilen erstreckt sich der Bruch auf mehr als einen Wirbel und in manchen Füllen ist derselbe mit Verrenkung einzelner Wirbelbeine, mit offenen Wunden, mit Blutergiessung und häufig mit Verletzung oder Erschütterung des Rückenmarks und daher mit Lähmung oder mit Krämpfen u. dgl. verbunden.
Die Erkennung der Brüche an den Wirbelbeinen ist zuweilen sehr schwer und nur unsicher zu erlangen. Man schliesst, dass sie vorhanden sein mögen, wenn nach irgend einer auf sie stattgehabten Gewalt-thätigkeit eine Vertiefung oder eine Unebenheit im Verlaufe der Wirbelsäule entstanden ist, wenn diese Stelle sehr schmerzhaft ist und daselbst in der Tiefe bei dem Drücken mit der Hand bewegliche feste Theile zu bemerken sind und wenn das Thier an dem hinter dieser Verletzung befindlichen Theile des Körpers sehr geschwächt oder gelähmt erscheint, so dass es entweder nur schwankend und unsicher sieh bewegen, oder gar nicht stehen kann. Die Thiere halten bei den Brüchen am Halse denselben oft schief und lassen den Kopf niederhängen; sie schwitzen gewöhnlich anhaltend am ganzen Körper. Diese letzteren Symptome sind besonders dann zugegen, wenn durch das eingedrückte Knochenstück das Rückenmark gereizt, gequetscht, oder wenn es eingerissen ist; sie entstehen daher nicht allein nach Brüchen, sondern auch nach Verrenkungen der Wirbelbeine. Bei einfachen Brüchen der Stachel-, Quer-und schiefen Fortsätze fehlen dagegen diese Zufälle; man findet nur örtlich die Beweglichkeit dieser Fortsätze bei dem Druck mit der Hand; zuweilen sind sie auch durch die Muskeln verzogen und dann ist die Form der Theile verändert und bei der Berührung zeigen die Thiere Schmerz.
Die Vorhersagung ist in den Fällen, wo der Bogen oder selbst der Körper des Wirbels gebrochen oder eingedrückt und wo die Zufälle der Lähmung sich zeigen, stets ganz ungünstig, weil bei diesem Zustande keine Hülfe zu leisten ist. Die Thiere sterben dann in sehr kurzer Zeit, zuweilen unter starken Gonvulsionen. Wo solche Zufälle aber nicht zugegen sind und bei den einfachen Brüchen der Stachel-, Quer- und schiefen Fortsätze ist die Gefahr dagegen nicht gross, obgleich die Heilung des Bruches nicht immer regelnlässig erfolgt.
Die Behandlung beschränkt sich darauf dass man das abgebrochene Knochenstück so viel als möglich in seine gehörige Lage zurückzubringen und dann die grössern Hausthiere stehend in einer geraden Stellung ruhig zu erhalten sucht, indem man sie in einen passenden Auf-hängegnrt bringt, der sie unterstützt und zugleich das Niederlegen verhindert. Ausserdem wendet man in der ersten Zeit, um einer zu star-
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5()ünbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Brüche der Rippen.
ken Entzündung vorzubeugen, Aderlässe, Umschläge von kaltem Wasser oder von Essig und Wasser, später aber, um die gequetschten Theile zugleich massig zu erregen, von Oxykrat, von Branntwein, Kainpbergeist und dergleichen, und zuletzt von mehr reizenden Mitteln an.— l?ei den mit Lähmung begleiteten Brüchen der Wirbelkörper ist, wenn eine Kur verlangt wird, dieselbe Behandlung, jedoch nur als ein Versuch in Anwendung zu bringen. Man lässt hierbei die Thiere auf guter Streu liegen, und sorgt besonders für leichte Ausleerung des Kothes durch Klystiere. Man kann bei dieser Behandlung die Heilung, welche bei dergleichen Verletzungen, wie bereits angedeutet, nur selten und höchst langsam erfolgt, hoffen, wenn die Lähmung bald nachlässt und das Thier nicht mehr die auf die Verletzung folgende Schwäche der Extremitäten zeigt und eine festere Stellung annimmt. Wenn dieses aber nicht der Fall ist, sondern die Lahmung fortdauert oder sich gar noch vermehrt, so hat man nicht viel von der Heilung zu erwarten, weil dann Ergiessung von lilut, Serum oder von Eiter in den RQckenmarks-kanal entstanden ist, und der Tod durch diese gefährlichen Coinplicationen herbeigeführt wird. — Ist bei einem Bruche der Stachel- oder Querfortsätze eine offene Wuiule zugegen und ist der Fortsatz nur noch mit wenigen weichen Theilen in Verbindung, so thut man am besten, denselben noch vollends zu entfernen. Die weitere Behandlung geschieht in solchen Fällen nach zllgemeinen Grundsätzen.
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Neuutes Capitel. B r ü c li o der Rippen.
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Obgleich die Kippen, besonders die falschen, wegen ihrer convexen Form und ihrer Nachgiebigkeit eine sehr grosso Gewalt ertragen können, ehe sie brechen, so geschieht dies dennoch nicht selten, z, B. beim Miederstürzen auf unebenem Boden, durch Hufschläge, Gegenfahren mit der Deichsel und dergleichen. Die vorderen wahren Rippen brechen im Allgemeinen selten, weil sie durch das Schulterblatt geschützt sind. Zuweilen bricht eine Rippe an zwei Stellen, auch zerbrechen mehrere Rippen zugleich. Manchmal erfolgt der Bruch nicht an der Stelle, wo die Gewalt einwirkte, sondern von derselben entfernt. Oft ist eine Wunde (zuweilen durch die äussere Ursache, in anderen Fällen aber durch die auseinander gedrängten Bruchenden auch eine Verletzung des Brustfells, der Lunge u. s. w. erzeugt1), und äusserlich auch eine Windgeschwulst bei diesen Brüchen zugegen.
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1) Ich sah bei oincin Pferde, welches sich durch Niederstürzen auf einen her-VOrragenden laquo;Stein den Bruch der vierten und fünften wahren Rippe der linken Soito zugezogen hatte, dass der Herzbeutel und das Herz von den Brucheudoii tödtlich verletzt worden war.
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Bräche der Rippen.
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Die Zufälle sind bei den einfachen Rippenbritchen in vielen Füllen so unbedeutend, dass man aus ihnen das Dasein eines solchen Bruches kaum vermuthen kann; in anderen Fällen aber, besonders wenn sich die Brnchenden nach innen verschoben haben, giebt sich der Bruch durch eine grössere oder geringere Vertiefung und Unebenheit im Verlaufe einer Rippe, durch Geschwulst und heftige Schmerzen (Stöhnen) beim Athem-holen und wenn man auf die Stelle drückt, und wenn die Bruchenden die Lunge verletzt haben, durch beschwertes Athmen und den Ausfluss von schaumigem Blute aus der Nase zu erkennen, Oft fühlt man, wenn man die Hand an die Bruchstelle legt, daselbst bei jedem Athemzuge ein reibendes Geräusch der Bruchenden gegen einander; dasselbe empfindet man auch durch das Gehör, wenn man das Ohr daselbst aidegt. Brüche, welche nahe am oberen Ende der Rippen sich befinden, sind wegen der dickeren Muskeldecke schwerer zu erkennen, als die, welche um die .Mitte derselben vorkommen. Wenn der Brach mit einer ilusscrn Wunde zugleich vorhanden ist, so ist die Erkennung desselben immer sehr erleichtert, aber durch eine Windgeschwulst etwas erschwert.
Die Vorhersagung ist bei den einfachen Kippenbrüchen sehr günstig; die Heilung erfolgt leicht, selbst ohne Kinistliülfe und in kurzer Zeit. Ist aber durch die nach innen gedrungenen Bruchenden das Rippenfell oder die Lunge bedeutend verletzt worden, so erfolgt gewöhnlich eine heftige Entzündung dieser Theile, und die Ausgänge können ganz wie bei bösartigen Lungenentzündungen, selbst Brand und Tod sein. Die Beurtheilung in dieser Beziehung muss sich nach der Heftigkeit und Dauer des Leidens richten. Wenn die den Bruch verursachende Gewalt sehr heftig war, so entstehen auch zuweilen durch die stattgefundene Erschütterung Zerreissung der Gefässe und in Folge dessen innere Blutung und andere üble Zufälle. Splitterbrüche veranlassen zuweilen langwierige Eiterung und Fisteln; oft wuchert der Callus und in manchen Fällen bleibt ein künstliches Gelenk zurück, wodurch jedoch die Brauchbarkeit des Thieres nicht leidet.
Behandlung. Die Heilung erfolgt bei den einfachen Brüchen der Rippen, wo die Bruchenden sich nicht verschoben haben, bei einiger Ruhe des Thieres ohne alle thierärztliche Kunsthülfe. Man hat in einem solchen Falle nur äusserlich die starke Geschwulst mit passenden Mitteln, im Anfange mit kaltem Wasser, später mit Oxykrat, Branntwein, Kamphergeist oder mit ähnlichen massig reizenden Mitteln oft zu befeuchten, ausserdem aber, wenn der Puls fieberhaft wird, durch eine angemessene Blutentziehung die Entzündung zu massigen und zu diesem Zweck innerlich einige Gaben von Salpeter zu verabreichen. Sind aber die Bruchenden nach innen verschoben, haben sie die Lunge verwundet oder erregen sie heftige Schmerzen, so muss man sie sobald als möglich wieder nach aussen erheben. Um dies zu bewirken, lässt man dasThier mit der gesunden Seite des Leibes an einen Baum stellen und es dann mit dem Vorder- und mit dem Hintertheil so viel als möglich um denselben biegen, so dass die verletzte Seite hierdurch recht stark ausgedehnt wird. Hierdurch tritt das Bruchende zuweilen wieder hervor, und man lässt dann dem Thiero allmälig wieder die gerade Stellung geben. Gelingt aber auf diese Weise die Einrichtung nicht, so muss man an der Bruchstelle am vorderen Rande der gebrochenen Rippe einen 1 Zoll langen Einschnitt bis auf das Brustfell machen, mit einem Finger in die
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Bräche der Beckenknonhen,
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Wunde unter die ßiuoliendon gehen, und zuerst die Lunge durch einen gelinden Druck von den Knochenspitzeu entfernen, worauf man diese letzteren selbst mit dem gekrümmten Finger nach aussei) zu erheben sucht, ist der Finger hierzu nicht stark genug, so bringt man auf dieselbe Weise einen stumpfen Haken, nach Hinz eine. Zange in die Wunde an die Brnchendeu und erhebt sie mit diesen Instrumenten. Sind einzelne Splitter vorhanden, so entfernt man bei jener Manipulation auch diese zugleich. Ist die Zwischenrippenartorie verletzt, so muss dieselbe über und unter der Wunde unterbunden werden. Die Wunde heftet man recht schnell und recht vollkommen wieder zu. — Nach geschehener Einrichtung der Rippe isl strenge Ruhe und eine entzünduugswidrige Behandlung sowohl äusserlicli als innerlich nöthig. l'ebrigens verfährt man gegen die Wunden, Luftgeschwülte, Krgiessungen nach ihrer Beschaffenheit, wie dies bei der Behandlung der Brustwunden angegeben worden ist.
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Zehutes Capitel.
Brüche der B c c k e u 1c n o c li e n.
Die Knochen des Beckens können, wie die Erfahrung es lehrt, an jeder Stelle brechen; am häufigsten bricht der äussere Winkel eines Darmbeins (die Hüfte); fast eben so häufig sind die Brüche nahe vor oder hinter der Gelenkpfanne oder in derselben; seltener brechen die hinteren Theilo der Sitzbeine und die Schambeine, und sehr selten das Kreuzbein entzwei. Oft sind diese Brüche einfache Quer- oder schiefe Brüche, oft auch mit Splittern versehen und zuweilen ist auch mehr als ein Bruch zugegen.
Diese Brüche entstehen bei den grösseren Thieren beim Niederstürzen auf harten, unebenen Boden (auch bei dem gewaltsamen Niederlegen mittelst des Wurfzeuges), bei heftigem Gegenlanfen an Thürpfosten und andere Gegenstände, durch Schläge mit dicken Stöcken und anderen groben Werkzeugen, durch das Ueberfahren mit Wagenrädern n. s. w. Die Brüche der Schambeine und Sitzbeine entstehen, wenn die Thiere bei dem Ausgleiten die Beine zu weit auseinander spreizen. Bei Reitpferden sind sie zuweilen auch durch plötzliches Umwenden unter dem Reiter entstanden.
Die Erkennung des Bruches am Darmbeinwinkel ist am leichtesten, da stets das abgebrochene Stück durch die schiefen Bauchmuskeln bald mehr bald weniger weit nach unten und vorn gezogen wird, und in Folge dessen das Becken an dor verletzten Stelle niedriger (wie man zu sagen pflegt: ei n hilft ig) erscheint. Dies ist am meisten bemerkbar, wenn man sich gerade hinter das Thicr stellt und beide Düften mit einander vergleicht. Ausserdem lühlt man den Band der Hüfte an der Bruchstelle rauh, uneben, und das verschollene Knochenstück sieht und fühlt mau in der obern Flankengegend; gewöhnlich schonen auch die Thiere den Fuss der leidenden Seite bald mehr bald weniger.
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Brüche der Beckenkiiüchon.
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Die Erkennung der Brüche an anderen Stellen der Beckenknoclion ist wegen der dicken Muskelparthieen, mit denen das Becken fast auf allen Seiten bedeckt ist, schwer und oft höchst unsicher zu erlangen. Im Allgemeinen gehen die Thicre dabei lahm und zwar immer um so mehr, je näher der Bruch der Gelenkpfanne oder selbst in ihr ist; das Lahmen geschieht mit steifer Haltung des Beckens und mit schleppender Vorwärtsbewegung der Oberschenkel. Das Becken ist oft auf der leidenden Seite etwas gesenkt und bei den Bewegungen des Thiers oder beim Druck mit der Hand auf die leidende Stelle hört man bei einiger Aufmerksamkeit ein knarrendes oder Keibegeräusch, oder einen Buck: auch fühlt man dabei zuweilen, dass ein Knochenthcil sich etwas verschiebt oder senkt. Diese Verschiebung und die Crepitation kann man am besten wahrnehmen, wenn man eine Hand an den Dannbeinwinkel, die andere an den Sitzbeinhöcker legt und dabei das Thicr gehen lilsst oder wenn man den Fuss der leidenden Seite aufheben und ihn in verschiedenen Richtungen bewegen lilsst. — In der Gegend der Gelenkpfanne und am Sitzbein kommen zuweilen Brüche an mehreren Stellen zugleich vor. Hierbei stehen die Thicre gewöhnlich so, dass der Fuss der leidenden Seite durch seine eigene Schwere auf dem Boden ruht, sie stützen den Körper nicht auf ihn, sie können den Fuss heben, aber nicht fest auf ihn treten und gewöhnlich steht derselbe auswärts und nach vorn; bei der Untersuchung zeigen die Thicre bald viel, bald nur sehr wenig Schmerzen auf die Art, dass sie dem Drücken ausweichen, aber nicht eigentlich widerspänstig sind. Auch hier kann man das Knarren der Knochen fühlen und auch hören, wenn man den Fuss bewegt und wenn die Thiere gezwungen werden, zu gehen. Wahrend des Gehens des Thieres legt man auf verschiedene Punkte des Beckens die Hände, wie es vorstehend angegeben. — Bei Brüchen der Schambeine ist gewöhnlich die Form des Beckens unverändert, auch am Stande wenig Abweichendos zu bemerken, aber es findet sich bald eine ödematöse Anschwellung dos Skrotums und Schlauchs oder des Euters, die Thiere gehen sehr gespannt, und hierbei fühlt man durch den Mastdarm das Auseinandergehen der Bruchstücke. — Bei den Brüchen des Kreuzbeins findet sich zuweilen eine Einsenkung auf dem Kreuz und das Thicr ist fast allemal auf die Hinterfüsse oder am Schwänze zum Theil oder ganz gelähmt. — Bei denjenigen Brüchen, welche das Kreuz-, Sitz- und Schambein betreffen und die äusserlich wegen der dicken Muskeln nicht deutlich zu erkennen sind, kann man bei grossen Thieren vermittelst einer in den Mastdarm eingebrachten Hand die Untersuchung durch diese mit gutem Erfolge machen. Man fühlt bei dem Anlegen der Hand an verschiedene Stellen in dem Becken die Unebenheiten der Knochen oder bei der Bewegung des Thieres auch die Verschiebung und die Reibung der einzelnen Bruchstücke rocht deutlich.
Vorhersagung. Brüche am äussern Dannbeinwinkel und am hintern Ende des Sitzbeins, und wenn sich die Bruchenden nicht verschoben haben, sind bei jungen Thieren gewöhnlich ohne Gefahr, sie heilen bei gehöriger Ruhe in Zeit von circa 1 Wochen ohne andere üble Folgen, als eine kleine Schwäche oder Lahmheit zurückzulassen. Sind aber bei diesen Brüchen die Bruchenden von einander und aus ihrer natürlichen Lage gewichen (was häufig der Fall ist), so bleibt immer Einhüftigkeit und eine mehr oder weniger bedeutende äusserliche Verunstaltung des
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Bruche dor Scliwanzwirbel.
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Hintertheils nach (lev Heilung zurück, der durch die Muskellaquo; nach unten und vorn gezogene äussere Darmbeins'winkel and der nacli unten gezogene Sitzbeiusböcker ist durch kein Mittel in der normalen Lage zu erhalten; es erfolgt jedoch eine Art von Ueberbteilung durch Bindegewebe, die Thiere können noch zum Dienst, und weibliche Thiera auch noeli zur Zucht gebraucht werden. — Befindet sich der Bruch in der Gelenkpfanne oder nahe an derselben, ist mehr als ein Bruch voiiianden, ist das Kreuzbein gebrochen, ist das Thier nicht #9632;vermögend auf den Hinterbeinen zu stehen, oder ist dasselbe sehr alt, so ist es inmiei' besser, das Thier zu tödten, als sich in eine lange, Ungewisse Kur einzulassen. Solche Brüche verwachsen in der Tiegel nicht fest, meist bleibt eine Schiefheit des Beckens und Lahmheit zurück und ein solches Thier ist weder zum Dienst noch zur Zucht zu gebrauchen. Bei Brilclien in der Gegend der Pfanne, noch mehr an den Aesten der Sitzbeine und an den Schambeinen kann auch der Tod erfolgen, indem Splitter die im Becken liegenden Orgaue, namentlich die Blase und Gelasse verletzen, die ersterlaquo; auch zwischen die Bruchränder einklemmen, oder sie können eine innere Verblutung oder heftige Entzündung erzeugen. Gewöhnlich werden auch die hier liegenden Muskeln zerrissen und dadurch die Wiederherstellung erschwert.
Hinsichtlich der Behandlung dieser Brüche ist wenig zu tlmii; kleine, lose, oberflächliche, äusserlich sichtbare Kuochenstücke entfernt man, nöthigenfalls durch einen gemachten Einschnitt; dem Thiere giebt man 4 bis 8 Wochen Ruhe, wobei die grossen Hausthiere während dieser Zeit andauernd stehen und durch den llängegurt oder eine älinliehe Vorrichtung unterstützt werden müssen, um sie in gleichmässiger Stellung zu erhalten, Um die Bewegungen der Theile auf dem Kreuze etwas zu beschränken, kann man ein Pech- oder Harzpflaster auf die msirte Haut legen oder auch .scharfreizende Einreibungen wiederholt machen. — Bei Brüchen an den Schambeinen ist das Umlegen eines Gurtes oder anderen Bandes um beide Hinterschenkel, etwa eine Hand breit untci' dem Kniegelenk, empfohlen, um das Auseinanderzielion der Schenkel zu verhindern. Die Entzündung behandelt man ihrer Heftigkeit angemessen innerlich und äusserlich, und damit die Anstrengung zur Mistentleerung verringert werde, giebt man dem Thiere; weiches Futter, apjdicirt wohl auch Klystiere. Alles Uebrige muss mau der Katur überlassen.
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Eilftes Capitel.
B r ü c li o de r S c h w a a z w 1 r b e 1.
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Die Schwanzrübe wird zuweilen, wie man zu sagen pflegt auch gebrochen, aber nicht in jedem Falle besteht dabei ein wirklicher Bruch eines Schwanzwirbels, sondern häufiger eine Zerreissung des zwischen zwei Wirbeln liegenden Faserknorpels; jedoch koiuineii auch
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#9632;
Brüche des Schulterblattes.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 505
wirkliche Brüche in den Wirbeln vor und zwar melirentlieils Siditter-brüche.
Dieselben entstehen, wenn Pferde sich rückwärts überschlagen und dabei die in die Höhe genommene Schweifrflber unter das Kreuz zu liegen kommt, oder wenn der Schweif zwischen Thüren geklemmt, oder ungeschickt und gewaltsam auf das Kreuz gebunden wird u. s. w.
Man erkennt die Brüche daran, dass der Schwanz an einer Stelle einen Knick hat, im Winkel gebogen herabhängt oder seitwärts gekrümmt ist, und daselbst eine abnorme krankhaft vermehrte Beweglichkeit besitzt und im frischen Zustande Crepitation zeigt. Zuweilen ist Kntzüiidung, Geschwulst oder auch Verwundung zugegen.
Die Beurtheilung ist bei einfachen Brächen günstig, da dieselben keine üblen Zufälle erzeugen; zuweilen heilen sie gut, oft mit steifer Verwachsung, oft hinterlassen sie aber bleibende Verkrümmung des Schwanzes. Im complicirten Zustande ist die Beurtheilung wie bei den mit Brüchen complicirten Wunden am Schweife (S. 440 u. ff.).
Behandlung. Der Schwanz wird durch Ziehen in gerader Richtung ausgedehnt, der Bruch durch gelindes Drücken eingerichtet, dann mit einem unbeweglichen oder einem Schienenverband versehen und bei grossen Thieren mittelst einer über Hollen an der Decke des Stalles gehenden Schnur mit Gewicht in horizontaler Richtung gehalten. Entzündung und Complicationen werden behandelt wie Seite 443 u. ff. angegeben ist.
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Zwölf tos Capitol. Brüche des Schulterblattes.
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Die Brüche dieses flachen Knochens kommen bei allen Hansthieren nur selten vor, indem er durch seine Lage an der Innern Fläche gegen alle Gewaltthätigkeiten geschützt und in den Stand gesetzt ist, einer grossen Kraft zu widerstehen. Man hat sie nach Stössen mit der Deichselstange, nach Schlägen, bei dem Gegenlaufen an Bäume u. dgl., nach heftiger Prellung der Füssc, beim starken Springen über Zäune und Grüben, bei plötzlichem und gewaltsamen Pariren auf hartem Boden, bei dem Niederstürzen mit ausgebreiteten Vorderfiissen erfolgen sehen.
Das Schulterblatt kann an allen seinen Theilen zerbrechen; der vordere und hintere Winkel, auch die Gräte, die Beule und der Raben-schnabelfortsatz können zum grossen Theil abgebrochen worden; am häufigsten scheint jedoch (bei den heftigen Prellungen der Füsse) auf eine eigenthümliche Weise, entweder der Hals dieses Knochens verschiedentlich zerbrochen zu werden1). Mehrmals hat man vollständige Querbrüche des Blattes an dem Körper beobachtet.
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1) Wie dieses an nebreren Schulterblättern in der Sammlung der Röniglichen Tbierarzneischule zu Berlin sehr schön zu sehen ist.
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506nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Brüche des Arm- uiul Querbeins.
Die Diagnosis dieser letzten 13rüelie ist meistens schwer, weil wegen der feston Unterlage des Knochens sehr wenig Verschiebung eintritt; im Allgemeinen geht das Thier lahm, es kann mit dem Fusse der leidenden Seite nicht auftreten oder es berührt nur mit der Zehenspitze ganz ober-tlilchlich den Boden; es ist, als ob der Fuss zu kurz wäre. Dieses Symptom tritt in den Fällen besonders deutlich hervor, wenn die Ge-lenkllache oder der untere Winkel über demselben (der Hals des Schulterblattes) gebrochen ist. Beim Druck mit der Hand auf den leidenden Theil bemerkt man daselbst ein gelindes Knarren und eine Beweglichkeit; die letztere zeigt sich noch mehr, wenn man den leidenden Fuss nach aussen und oben in die Höhe nimmt. Zu diesen Symptomen finden sich immer Schmerzen und Geschwulst. Bei Brüchen der Winkel entsteht eine kleine Verschiebung des Bruchstücks mich oben. Die Brüche an der Grilte betreffen nicht nur einen Theil derselben, sie sind oft splitterig, mit wenig Verschiebung, aber man kann den Bruch fühlen und oft auch sehen.
Die Vorhersaguug ist in den Fällen, wo nur der vordere oder hintere 'Winkel des Schulterblattes oder die Griite desselben abgebrochen sind, ziemlich günstig, in den Fällen aber, wo der Bruch sich nahe am Halse des Knochens oder an der Gelenkflache befindet, ist die Prognosis ungünstig; bei letzten erfolgt fast niemals Heilung, sondern langwierige Entzündung, Eiterung, starke Wucherung des Callus und Entartung der ganzen Schulter. Achnlich verhalten sich oft auch die Querbrüche, doch heilen dieselben, wenn sie einfach sind, zuweilen ganz gut. Die abgebrochenen Winkel heilen immer, bei Ruhe des Thieres, in einigen Wochen von selbst und ohne üble Folgen zu hinterlassen. Die abgebrochenen Stücke der Gräte heilen meist nicht wieder fest an und zuweilen reizen sie so, dass Eiterung entsteht und sie entfernt werden müssen.
Behandlung. Da hier selten eine bedeutende Verschiebung der Bruchstücke stattfindet, so ist auch ein wirkliches Wiedereinrichten derselben fast niemals nöthig; deshalb erscheint auch der Verband meistens überflüssig. Doch aber kann das von Binz (am angez. Orte p. 97, Taf. v!. Fig. 4.) hierzu empfohlene Kissen mit Riemen zur Verhinderung aller starken Bewegungen nützlich sein. Grosse Thiere stellt man in den Hängegurt. Die sonstige Behandlung erstreckt sich nur auf die mit dem Bruche verbundenen Zufälle und auf die Herbeiführung eines ruhigen, angemessenen Verhaltens. Fühlt man lose Knochensplitter, so entfernt man diese durch einen Einschnitt; die Entzündung und Geschwulst behandelt man nach allgemeinen Kegeln.
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Dreizelmtes Oapitel.
Von den Brüchen des Arm- oder Querbeins.
Bei den grossen Thieren entstehen sie am gewöhnlichsten um die Mitte in sehr schiefer Richtung, mit scharfen Bruchenden oft mit Split-
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Brüche des Arm #9632; und Querbcins. Behandlung.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;507
tern; zuweilen bricht aui untern Ende einer der Gelenkknorren, und bei Hunden und Katzen finden sieb diese letzteren Brüche (li'uifig, und in Folge hiervon entsteht zuweilen eine Verschiebung im Ellenbogengelenk.
Die Erkennung ist bei den grossen Hausthieren zuweilen wegen der zu dem Bruch tretenden grossen, derben Geschwulst recht schwer zu erlangen. Der Fuss hängt schlaff von der Schulter herab, ist oft am Fesselgelenk zurückgebogen und berührt nur lose, mebrentheil.s mit der Zehe, den Boden, beim Gehen wird er auf demselben nachgeschleppt; lässt man mit der Hand das Glied in vorschiedenen Richtungen bewegen, während man eine Hand auf, die andere unter das Arrabein gegen dasselbe legt, so fühlt man das Beiben der Bruchstücke und zuweilen auch die Verscluebung derselben, so wie auch eine abnorme Beweglichkeit. Zuweilen fühlt man an der Innern Seite auch lose Knochensplitter und in manchen Fällen ist wegen der Verschiebung der Bruchstücke durch die Streckmuskeln der Arm von der Schulter bis zum Ellbogen kürzer als an der gesunden Seite. Ansserdem findet sich bald mehr, bald weniger Entzündung und Geschwulst hinzu.
Die Vorhersagung ist bei grosssen Thieren meistens ungünstig. Die Heilung erfolgt sehr unvollständig1), weil die Verschiebung der Bruchstücke durch keine Bandage ganz zu verhindern ist und fast immer heftige Entzündung, selbst Eiterung in der Umgegend entsteht. In einzelnen Fällen ist jedoch gründliche Heilung erfolgt. — Bei den kleinen Thieren kann man, wenn sie sich sehr ruhig verhalten, in den meisten Fällen gute Heilung in etwa zehn Tagen erwarten, zuweilen bleibt aber auch bei diesen eine Uuförmlichkeit und Verkürzung des Fusses und beständiges Hinken zurück. Die Brüche der Gelenkknorren heilen bei kleinen und jungen Thieren gut, bei den grossen nicht.
Behandlung. Bei Brüchen am mittleren Thcile des Knochens ist an grossen und kleinen Thieren die Behandlung sehr schwierig. Um bei Pferden die Wiedereinrichtung zu inachen. stellt man (nach der Idee von Binz a, a. 0. S. 103) das Thier zuerst in die Standmaschine oder in den Hängegurt, bremset es, legt unter das Armbein eine gut gepolsterte Schieue, welche die Länge des Knochens vorn und hinten um 5 Gentim, überragt und an jedem Ende mit einem Loch versehen sein muss. In diese Oetfnung bindet man Stricke, führt dieselben über eine auf der Staudmaschine oder an die Stalldecke befestigte Stange oder durch Ringe, welche an der Stalldecke sitzen und zieht nach und nach stärker mit diesen Stricken die Schiene gegen den Arm und diesen selbst hierdurch nach ans- und aufwärts. Dies bildet die Gegenausdehnung. Die Ausdehnung macht ein Gehülfe dadurch, dass er mit beiden Händen den Vorarm urafasst und den Fuss nach hinten und unten zieht; und der Tbierarzt macht dann die Einrichtung mittelst gelinden Drucks gegen die Bruchstelle. 1st dies geschehen, so wird eine zweite, ganz ähnliche Schiene auf die Aussenseito des Annbeins gelegt und beide werden an den Enden mittelst Bänder fest zusammengebunden. Damit die Seidenen sich nicht verschieben, kann man noch eine etwa 12 bis 18 Meter lange, auf einen Kopf gewickelte Binde auf folgende Art anlegen: Man
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1) Ein wieder zusammengeheiltes, aber über ein l'riitel verkürztes Ärmbein befindet sich iu der Knochensammlung der hiesigen Königlichen Thierarzneischule.
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508nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Bruche der Knochen dos Vorarms.
Hisst hierzu don Fuss aufgcliobon halten, legt das Ende der Binde am hintern Ende des Armbeins an die innere Seite, führt sie über dasselbe nach anssen und vorn drei bis viermal herum, dann geht man mit der Binde vom Ellbogen über der äussern Schiene zum Buge, von hier quer über die Brust auf die andere Seite, über die Annbeinsmuskeln des gesunden Fusses zum Ellbogen, über und hinter demselben nach abwärts unter die Brust und wieder zur kranken Seite, wo man von innen nach aussen über das Armbein und um dasselbe zwei ümwickelungen der Binde macht, dann die ersten Touren wiederholt und so fortfährt, bis die Binde geendet ist. Um das Abgleiten der Binde nach unten zu verhindern, legt man über den Widerrüst noch einen handbreiten Leinwandstreifen, führt dessen Bnden rechts und links an die Binde und heftet sie mit einigen Nadelstichen an dieselbe.
Bei den kleineren Thieren geschieht die Einrichtung und der Yer-band am besten, wenn sie auf der gesunden Seite liegen. Ein Gehülfe lixirt mit seinen Fingern das vordere Ende des Armbeins und das Schulterblatt, ein zweiter macht die Ausdehnung am obern Ende des Vorarms durch entsprechend starkes Ziehen nach hinten, worauf die Bruchenden leicht in ihre Lage zu bringen sind. Hierauf legt man zwei Schienen von Pappe, nach der Grosse und der Form des obern Theils des Vorarms, des Ellenbogens und des Arms geschnitten und mit Werg oder Watte gepolstert, an die innere und an die äussere Fläche dieser Theilc (die innere Schiene muss, mit Kücksicht auf die Achsolhöhle, an ihrem obern Bande etwas kürzer sein als die äussere) und umwickelt sie, vom Voranne anfangend, mit einer schmalen Binde massig fest bis über den Ellbogen und von hier in grösseren Touren über den Bug. Eine Kleisterbinde ist hierzu am besten.
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Yierzehntes Capitel.
Jiriiche der Knochen des Voranns (des Ellbogenbeins und der
Speiche.)
Die Knochenbrüche am Vorarm entstehen nach verschiedenen äussern Gewaltthätigkeiten und kommen häufiger vor als die Brüche des Armbeins. Bei Pferden ist der Bruch gewöhnlich nur an einem Knochen, an dem Ellbogenhöcker oder an der Speiche, bei Kindern, Schaafen, Schweinen, Hunden und Katzen aber brechen auch oft beide Knochen zugleich, da bei diesen Thieren das Rllbogenbein wie die Speiche die ganze Länge des Vorarms einnimmt, und nicht, wie bei Pferden, blos das obere Ende desselben.
Das Ellenbogenbein kann an der Mitte oder an den Enden brechen, quer, schief oder splitterig.
Arn oberen Ende bricht zuweilen der Ellbogenhöcker vollständig ab. Dieser Bruch iriebt sich sehr auffallend dadurch kund, dass die Thiere
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Brüche der Knochen des Vorarms. Behandlung^
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509
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den Vorann im Ellbogengelenk gebogen fast unbeweglich nach vorn halten und gar nicht auftreten können; am Ellbogen findet man statt des Höckers eine Lücke und den Höcker durch die contrabirten Streckmuskeln unter den hintern Rand des Schulterblattes in die Höhe gezogen.
Unter dem Gelenk bricht bei Pferden das mit der Speiche verwachsene, kurze Ellbogenbein für sich allein nur durch sehr grosso Gewalt (z. B, Hnfschläge, üeberfahren mit Lastwagen, Kartätschkugeln), und es sind daher immer grobe Quetschungen, Zerreissungcn, Splitter u. s. w. vorhanden. — Wenn bei Pferden die Speiche gebrochen ist, so bestehen Anschwellung und Schmerzen an der Bruchstelle, mehr oder weniger starkes Hinken, wobei der Fuss von der Bruchstelle schlaff herabhängend gehalten wird, die Verschiebung der Bruchenden bei der Bewegung des Fusses oder bei angebrachtem Druck und das knarrende Geräusch. Ist der Bruch sehr schief, so verschieben sich die Bruchenden sogleich mehr oder weniger und der Fuss erscheint zu- kurz. Bei den Thiereu, wo beide Vorarmsknochen bis zur Fusswurzel (dem Knie) herabreichen, ist die Erkennung des Bruches zuweilen schwer, wenn nur der eine Knochen gebrochen, der andere aber noch ganz ist; doch ist in diesen Fällen die Erkennung nicht so schwierig bei kleinen Thieren, wie beim Rindvieh, weil bei ersteren die Muskeln nicht so dick sind und das richtige Fühlen bei der Untersuchung nicht so erschweren wie bei Letzteren.
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— Brüche am untern Ende des Vorarms sind aus
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den gewöhnlichen
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Merkmalen leicht zu erkennen.
Die Vorhersagung ist nach der Verschiedenheit des Bruches, nach seinem Orte und nach den verschiedenen Thieren verschieden. Am Ellbogenhöcker sind Quer- und schiefe Brüche unheilbar, weil wegen der grossen Abziehimg des oberen Stückes die Vereinigung der Bruchenden weder zu bewirken noch zu erhalten ist. Querbrüche um die Mitte und am untern Theile des Vorarms heilen bei den kleinen Thieren leicht und sind auch bei Pferden und Rindern schon geheilt worden, am obern Ende aber viel schworer; bei den grossen Thieren erfolgt die Heilung am mittleren Theil inehrcntheils zicnilich gut, an den Enden aber nur selten, besonders bei schiefen Brüchen. 1st bei Thieren, welche doppelte Vorarmsknochen haben, nur einer derselben, so ist die Heilung immer um vieles leichter, als wenn beide zerbrochen wären, indem im ersteren Falle der noch ganze Knochen dem gebrochenen zu einer natürlichen Schiene und Stütze dient und verhindert, dass sich die Bruchenden nicht so sehr verschieben.
Die Behandlung der Brüche am Voram geschieht ganz nach den allgemeinen Regeln. Man bringt zuerst die Bruchenden in ihre natürliche Lage und in gegenseitige Berührung und lässt hierzu bei verschobenen Bruchenden vorsichtig die Muskel des Vorarms, so viel als noting ist, auszudehnen. Zur Bewirkung der Gogenausdehnnng legt eine starke Person beide Hände an das Armbein, eine andere umfasst das Schienbein unterhalb des Knies und zieht in einer geraden Richtung bei massig gebogenem Knie den Fuss nach und nach immer stärker vom Leibe abwärts. Der Thierarzt selbst sucht während dieser Manipulation durch sein Gefühl zu erforschen, ob die Knochen ihre natürliche Lage angenommen haben und trägt durch gelinden Druck der Hände selbst, dazu bei, dass dieses geschehe. Man hat hierbei darauf zu sehen, dass das Glied seine richtige Länge und die Zehe ihre regolmässige Stellung nach
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510nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Biüolie dor Knochen dos Vordorknies.
vorn erhält. Wenn die Thieve auf einer Seite liegen, geht die Einrichtung besser von Statten, als wenn dieselbe im Stehen vorgenommen werden muss; doch ist im ersten Falle intimer zu befürchten, dass beim Aufstehen der Thiore die Bruchenden sich wieder verschieben werden, weshalb das Aufstehen vorsichtig geleitet werden muss.
Sind die Bruchenden in ihrer natürlichen Lage, so kann man hier sehr leicht einen Schienenverband oder auch einen unbeweglichen Verband, nach den im Allgemeinen (S. 479 ft.) gegebenen Regeln anwenden. Grosse Thiore bringt man dann sogleich in den Hiingegurt und befestigt sie so, dass sie auf keiner Seite ausweichen können. — Bei complicirten Brüchen könnte man Pferde, nach dem Vorschlage von Binz (a. a. 0. S. 26 u. ff. Taf, 3. u. -1.) nach angelegtem Verbände auch noch in die von ihm erfundene Rinnmaschine stellen, wenn dieselbe leicht zu beschaffen wäre. Man muss aber für jeden Fuss eine speciell geformte Maschine haben1).
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Fiiiifzehutes Capitel.
Brüche der Knochen des Vorderknies (der vordem Fusswurzel).
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Diese Brüche kommen selten vor; sie sind in der Regel Splitterbrüche und mit heftiger Quetschung, oft mit einer complicirten Gelenkwunde, mit Zerreissung der Bänder und Sehnen verbunden.
Die Erkennung ist bei einer offenen Wunde ziemlich leicht durch Befühlen mit den Fingern oder der Sonde, sonst aber schwierig; doch konnte ich in einem Pulle, wo keine Wunde bestand, ein Knochenstnck neben der Streckschne ganz deutlich fühlen und verschieben, Ansser-dem sind immer die begleitenden Zufälle, Geschwulst, Schmerz und Lahmheit zugegen; die Thiere gehen mit steif gehaltenem Knie,
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1) Sie bestellt, ausscr den Tfaltciiemen: aus einem bogonfönnig krummen IIolz, welches von dem Ellbogen etwa 8—9 Contim. über den Huf heruntevreicht und an seiner convexen Seite eine Rinne hat, die so weit ist, dass, naclulom sie mit weichem glatten Stroh goliürig gepolstert worden, die ganze Gliodmaasse bis zum Ellbogen iu ihr ruhen kann. Am oberen Hilde geht ihr äusserer Rand in eine flache Ausbreilimg über, welche sieb an das Schulterblatt logt. Sie wird so an die hintere Seite der Gliedinaasse gelogt, dass der Vorarm schräge nach vorn und unten gerichtet, in ihr ruht. Ein breiter Riemen mit Rückenkisson geht vom obern Ende über den Rücken und um den Leib und hält sie an diesem fest, ein zweiter breiter Riemen ^cht um den Vorarm, einer desgleichen um das Knie und ein vierter um das Schienbein. Das Thicr ruht nicht mit dem Ifufe, sondern mit dem untern Knde der Maschine auf der Erde und der Bruch bleibt mehr ruhig in seiner Lage. Man bann hierbei in solchen Fällen, wo an der vordem Fläche des Vorarms Wunden bestehen, sogar den Schienenverband ganz weglassen und erhält dadurch die Möglichkeit, die Wunden täglich zu reinigen und die nöthigen Heilmittel auf sie anzuwenden.
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Brüche des Scliioiibeins viml iler Giiffolljfine.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;511
Die Vorhersagung ist im Allgemeinen ungünstig, da oft langwierige
Entzündung und Verwachsung der Gelenkflächeu oder Vereiterung und Abblätterang derselben erfolgt, was in diesen schwammigen Knochen immer sehr übel ist; es gilt hiervon das bei dun complicirten Gelenk-wunden Gesagte.
Die Behandlung muss liier zunächst auf die Mässigung der Entzündung und bei offenen Wunden auf die Entfernung der Knochensplitter gerichtet sein, worauf man wie bei den Gelenkwunden verführt. — Ist keine Wunde zugegen, so umwickelt man das Gelenk massig fest mit einer einfachen Binde, kühlt fleissig, giebt dem Thiere während etwa ',i bis 6 Wochen Ruhe; grosso Thiere bei fortwährendem Stehen und stellt sie deshalb in den Hängegurt oder auch in die Rinnmaschine von Biuz.
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Secliszelmtes Cupitel.
Brüche des Schienbeins und der Grifteibeine oder der vordem
Mittelfussknociien.
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Die Brüche an dem Schienbeine, gehören bei allen Thieren zu den häufigsten; sie kommen in der Mitte oder nahe an einem Ende vor und sind in den einzelnen Fällen von verschiedener Beschaffenheit, insbesondere kommen hier bei Pferden auch theilweisc oder gänzliche Längenbrüche vor, welche sich zuweilen durch die Gelenktläclie erstrecken. Bei Pferden brechen fast immer zugleich die Griffelbeino, sehr selten diese allein, bei Schweinen, Hunden und Katzen können einzelne oder alle Schienbeine brechen.
Die Erkennung ist gewöhnlich sehr leicht, und zwar neben den allgemeinen Symptomen der Knochenbrüche vorzüglich durch das Gefühl, weil diese Knochen mit wenigen Weichtheilen bedeckt sind. Pferde halten bei dem Gehen mehrentheils die Gliedinaasse in den Gelenken über dem Schienbein stark gebeugt und das letztere gowissermaassen schwebend; bei dem ruhigen Stehen berühren sie kaum mit der Zehe den Boden.
In den sehr seltenen Fällen, wo ein oder das andere Griffelbein allein gebrochen ist, ist die Diagnosis fast immer sehr schwierig, besonders wenn schon grosso Geschwulst eingetreten ist. Man lindet an der verletzten Stelle Schmerz beim Drücken auf das Griffelbein, zuweilen auch etwas Verschiebung der Bruchstücke.
Wenn bei Schweinen, Hunden oder Katzen sämmtliche Schienbeine gebrochen sind, ist die Diagnosis aus denselben Erscheinungen, wie hei Pferden leicht zu machen; ist aber nur ein einzelner Knochen gebrochen, so findet keine Verschiebung statt, und man kann den Brach nur durch genaues Befühlen des verletzten Theils, wobei Schmerz, Verschiebung und Crepitation wahrzunehmen ist, erkennen.
Die Vorhersagung ist im Allgemeinen günstiger, als bei fast allen andern Knochenbrüchen, denn selbst bei den grossen Thieren sind unter
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512nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Brüche dos Schienbeins und der Griffelboine. Behandlung.
den Brüchen der Gliedmaassen tlio der ScUenbeine am leichtesten zu heilen, und zwar in etwa vier Wochen, noch mehr aber bei den kleinen Thieren und wo mehrere Schienbeine vorhanden sind; hier erfolgt die [[eilun^; in zwei bis drei Wochen. Brüche in der Mitte des Schienbeins, besonders Querbrüche heilen am leichtesten. Bei schiefen Brüchen ist, wie immer, die Heilung schwierig, da gewöhnlich die spitzigen Bruchenden sich so verschieben, dass sie durch die nahe gelegenen Weieh-tbeile dringen und diese, so wie die Sehnen, mehr oder weniger verletzen, selbst durch die Haut stechen. Nach einigen Angaben sollen diese Brüche an den vordem Gliedmassen leichter heilen, als an den hinteren, weil die Thiere erstere ruhiger zu halten pflegen, als letztere. Ich habe keinen Unterschied gefunden.
Die Behandlung und der Verband muss in allen Stücken so eingeleitet werden, wie dies bei den Brüchen im Allgemeinen angegeben worden ist. Nach angelegtem Verband kann man bei Pferden noch zum grösseren Schutz die eisernen Schienen, welche mit dem Hufeisen verbunden sind, benutzen, l'lerde und Rinder stellt man in den Hängegurt oder in eine Standmaschine. Die hierbei ausserdem noch von Tennecker und Binz (a. a. 0. Seite 26, Taf I., II. u, III., Fig. 3.) empfohlene Stelzmaschine1) ist für die Thiere mehr lästig als nützlich.
Wenn ein Griffelbein gebrochen ist, aber dabei keine Verschiebung besteht, ist das Umwinden der Stelle mit einer Oompresse und Binde, ausserdem kühlende Behandlung und Buhe durch 14 Tage bis li Wochen genügend. Bei bestellender Verschiebung sucht mau vorher durch entsprechendes Drücken mit den Fingern die Bruchstücke in ihre Lage zu bringen und legt dann zu beiden Seiten des Griffelbeins unter die Binde eine schmale Schiene an. Dringen Splitter durch die Haut, so entfernt man sie, nöthigenfalls mittelst Erweiterung der Wunde, und behandelt dann blos die letztere.
Bei den kleinen Thieren legt man zwei etwas breite Schienen, welche alle Schienbeine bedecken, eine au die vordere und eine an die hintere Flache und verbindet und verfahrt hierbei nach allgemeinen Regeln.
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1) Dieselbe ist dem bei Menschen gebräuchlichen Steizfuss ganz ähnlich, in angemessener Grosse ans leichtem Holz verfertigt und am obern Ende an der ausseien Fläche mit einer blattähnlichen Veiiängcmng versehen, welche an das Schulterblatt zu liegen kommt. Wegen dieses Theiles muss mau für jeden Vorderfusa eine besondere Maschine haben. Bei dem Anlegen der Maäcluuo wird der Vorarm senkrecht mit gebogenem Knie, und das Schienbein nebst Fessel und Huf horizontal in die Maschine gelegt und letztere mittelst acht Riemen an den Körper und den Fuss befestigt (ein vorderer und ein hinterer Rückenriemen nebst Rückenkissen, zwei Riemen um den Verarm, ein desgleichen um diis Knie, zwei desgleichen um das Schienbein und ein sogenannter Auswärtshalteriemen).
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liiiiclic dos Fessolliein^.
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Siebzohntos Capitel.
I) i o B r ii c h c d e s Fosselbeins,
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Sie konnncn bei Pferden mUer siimmtliciieii Knoclienbriichen tiist am liäufigstcn vor niid zwar sowohl an den vorderen, wie auch ,,m den hinteren Gliedninassen. Zuweilen bricht der Knochen einfach (|uei'durch, hiiutijj; aber auch schief oder splitterig mul zuweilen sind Längenbrüche zugegen; (lie Letzteren sind bald vollständig, bald auch nur unvollständig, oft nur Spalten oder Risse, und sie erstrecken sich bald senkrecht (lurch beide Gelenkenden, odor zuweilen auch mit ihrem einen Ende schräge nach aussen.
Die Erkennung der vollständigen Brüche ist leicht, wenn noch keine bedeutende Geschwulst eingetreten ist, im letzteren Falle aber, besonders bei den unvollständigen Brüchen ist die Erkennung schwierig Man sieht bei jenen den Fuss in iniregelmässiger Stellung mit dem Fessel und Hufe, und zwar treten manche Pferde zu stark im Fessel durch und die vordere Fläche desselben bildet dann eine gewölbte Fläche; in anderen Fällen aber stehen die Thiere ganz senkrecht auf dein Hufe und sie treten dabei doch nur mit der /ehe oder mit einem Seitenrande fest auf; der Fessel ist mehr oder weniger dicker und bei den schiefen Brüchen auch kürzer, während bei den Quer- und Längenbrüchen in der Regel keine Verkürzung zu bemerken ist. Man fühlt die Unebenheiten von der Verschiebung der Knochen, eben so in den meisten Fällen die getrennten Stellen oder die Brucbrändei, und mau fühlt und sieht eben so auch die krankhafte Beweglichkeit und die Crepitation, wenn man den aufgehobenen Fuss mit der Hand bewegt. Zuweilen nimmt auch der Fuss an der gebrochenen Stelle eine schiefe und bangende Richtung, wenn man ihn bei horizontal gehaltenem Schienbeine an seinem Ende nicht unterstützt. Bei dem Gehen lahmen die Pferde, je nach der Art des Bruches, bald sehr stark, bald nur unbedeutend; ersteres ist der Fall bei schiefen und Splitterbrüchen, letzteres bei Längen- und bei Spaltbrüchen.
Die Beurtheilung ist nach der Verschiedenheit der Brüche und nach den bei dor Prognosis der Knochenbrüche überhaupt angedeuteten Verschiedenheiten in den einzelnen Fällen wohl verschieden, im Allgemeinen aber eben so günstig, wie bei den Brüchen des Schienbeins; denn Quer- und Längenbrücho au dem Fesselbein werden fast in allen Fällen geheilt, und zwar so, dass die meisten Thiere wieder zum Dienst völlig hergestellt werden. Zuweilen bleibt jedoch Verdickung des Fossels, durch wuchernden Callus oder durch Auflockerung der Reinhaut bedingt, zurück, und in Folge dessen, oder weil die Sehnen durch die Entzündung in verschiedener Weise mitgelitten haben, besteht auch zuweilen eine Lahmheit nach der Heilung des Bruches durch längere Zeit. — Bei Brüchen in der Nähe der Gelenke, bei Längen- und Splitter-brüchen entsteht oft Verwachsung des oberen Endes des Fesselbeins mit dem Schienbein oder noch mehr des unteren Endes mit dem Kronen-
Hfilliwic, Chirurgie. 3. Aull.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;33
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514nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Brüche dos Pesselbeins Behandlung.
bein, und die Thiere bleiben in Folge dessen steif (Knochonstelzfnss). Unter denselben Umständen entstellen auch oft Knochenauswüchse oder die sogenannte Schale, wodurch ebenfalls eine dauernde Lahmheit erzeugt wird. Zerschnietterungsbrüclio und solche Brüche des Fesselbeins, welche mit Zerreissung der Sehnen verbunden sind, heilen hier ebenso schwer wie an anderen Knochen, und die Thiere bleiben dabei mehren-thcils Krüppel.
Nach geschehener Wiedereinrichtung kann man hier den Schienen-odev den Kleisterverband, oder das Eingypsen anwenden. Die Schienen können entweder kurze, d. h. nur der Länge des Fesseis entsprechende Holzschienen oder Kapseln von Sohlenleder, oder von Gutta percha sein, oder man benutzt auch andere Schienen, welche nach unten über die Krone und die vordere Wand des Hufes, nach oben bis zur Hälfte des Schienbeins reichen und ebenso an der hinteren Seite des Fusses. Diese letzteren Schienen müssen genau nach der Richtung des Fesseis am gesunden Fasse und nach den Formen der Krone, der Hufwand, des Fesselgelenks und des Schienbeins gebildet sein. Nach angelegtem Verbände kann man auf denselben noch die mit einem Hufeisen in Verbindung stehenden eisernen Schienen anlegen und dieselben vermittelst Riemen festschnallen. Damit die Thiere nicht zu fest auf den Fuss auftreten, ist empfohlen, dass man an der Stelle des Fussbodens, welche dem kranken Fuss im Stande des Stalles entspricht, den Fussboden etwa einen halben Fuss tief ausgraben und dann die Stelle mit lockerm Stroh ausfüllen soll. Wie bei anderen Brüchen an den Extremitäten, so ist es auch hier nothwendig, die grossen Thiere in den Hängegurt zu stellen und sie für die Dauer der Heilung stehend zu erhalten. Bei nicht com-plicirten Brüchen kann man nach etwa vierzehn Tagen den ersten Verband abnehmen und ihn durch einen etwas lockeren ersetzen. Bei coni-plicirten Brüchen empfiehlt Binz die Anwendung der Stelzmaschine als der regelmässigen Heilung sehr förderlich (siehe Seite 48J). Im Uebri-gen muss man sich hei der Behandlung nach den eingetretenen Zufällen richten. Nach erfolgter Heilung lässt man die Thiere zuerst auf weichem Boden im Schritt führen und benutzt sie allmälig wieder zu leichter Arbeit.
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Achtzehntes Capitel.
Brüche der obern Sesambeine oder GTeichbeiue.
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In einzelnen, aber sehr seltenen Fällen werden bei Pferden die über der hintern Fläche des Fesselgelenks liegenden Gleichbeine oder Sesam-beine in Folge von Prellungen der Beugosehnen, besonders bei hohen Sprüngen und plötzlichem Pariren in schneller Gangart zerbrochen oder zerschellt. Die Trennung erfolgt gewöhnlich quer durch, und es wird dann das obere Stück durch den Fesselbeinbeuger nach oben, das an-
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Brüche des Kronenbeins,
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teve Stück durch das untere Band dieser Knochen nach nuten gezogen, so dass man eine Locke zwischen beiden fühlt; die Thiere treten im Fesselgelenk zn stark durch und lahmen sehr, besonders wenn erst die Entzündung eingetreten ist. Die Prognosis ist schlecht, weil die Knochen von schwammiger Textur und die Bruchstücke durch kein Mittel genügend zusammcnzuhalton sind. Soll vielleicht bei einem werth-vollen Thiere ein Heilversnch gemacht werden, so müsste der Fesselbeinbeuger subeutan durchschnitten, dann das untere Ende mit den Knochenstücken bei stark gehogeneni Knie zum Fesselgelenk hingedrängt, über das Knochenstück auf die Sehnen eine Compresse gelegt, mit einer Zirkelbinde eingewickelt, das Thier mit dem Hängegurt unterstützt werden. Dabei ist eine antiphlogistische Behandlung anzuwenden. —J. Field hat einen Längenbruch beider Gleichbeine gesehen, wo Heilung erfolgt ist, — gewiss ein höchst seltener Fall')
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Neunzehntes Capitol.
Brüche des Eronenbeins.
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Die Brüche dieses sehr kurzen Knochens sind bei Pferden nicht selten. Sie entstehen bei verschiedenen Gelegenheiten, wenn die Thiere den Fuss plötzlich sehr heftig anstrengen, vorzüglich bei starken Prellungen und bei Fehltritten auf hartem, unebenem Boden, oder wenn die Thiere in gefrorne Wagengeleise, in Locher, zwischen Steine u. s. w. treten und dabei eine drehende Bewegung mit dem Fuss machen. Gewöhnlich bricht das Kronenbein in senkrechter Richtung in mehrere Stücke2)- In manchen Fällen ist nur der Band bald mehr, bald weniger abgebrochen, oder es ist an einem Thiere dieser Knochen an mehreren Füssen gebrochen '), oder es sind gleichzeitig Brüche des Huf-und Strahlbeins, Zerreissung der Beugesehne u. s. w. zugegen.')
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1)nbsp; Auszüge aus den liintorlassenen thierärztlicbeo Aufzeichnungen. Aus dorn Englischen von v. Boddien. Bautzen 18GG, S. 41.
2)nbsp; Groffniet fand bei einem 7jährigen Pferde am rechton Fuss das Kronen-bein in zwei Stücke gebrochen. Die innere Fläche beider Stücke war ganz glatt, der Brach also, ohne Zweifel, ziemlich alt; das Pferd hinkte übrigens nur wenig; Henon fand es einmal in 7 Stücke gebrochen (Correspond, voter, vol. II. p. 1)'.)): Schradcr sah es in fi Stücke getheilt (Mag. Bd. HI. S. 10-2) und Lafosse (Observations et Decouvortos faites sur les Chevanx etc. Paris 1754; — deutsch in Schreber's Sammlung verschiedener Schriften otc. Bd. IV. S. 248) fand aussei-vielen andern auch ein Beispiel, wo das Kronenbein in 20 Stücke gebrochen war.
3)nbsp; llenon sah das Kronenbein aller 4 Fasse eines Pferdes gebrochen; dasjo nige, welches am wenigsten gelitten hatte, war doch in 4 Stücke zertrümmert.
4)nbsp; Lafosse wollte glauben, dass in allen den Fällen, wo das Krouenbcin in mchrore Stücke gebrochen sei, auch die ßougesehno des Ilnfbeins zerrissen wäre.
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516nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Brüche lies Kronenbeins.
Die Diagnosis des Vorhandenseins der KronenbeinbrUche und die Unterscheidung von den Brüchen des Hnfbeins ist oft schwer zu erlangen, noch schwerer ist aber die spezielle Beschaffenheit des Bruchs zu erkennen. Man wird auf das Vorhandensein dieser Brüche geleitet, wenn ein Pferd nach den angedeuteten Ursachen plötzlich lahm geht mit sichtbarer Schonung des Kusses beim Niedersetzen desselben, — wenn man dabei am Fessel und in den Theilen über ihm keinen hierauf bezüglichen Grund, auch Im Hufe wenig oder gar keinen Schmerz, dagegen aber an der Krone eine ungleiche Nachgiebigkeit, etwas Verschiebung der Bruchstücke und zuweilen selbst etwas reibendes Geräusch wahrnimmt. Diese Erscheinungen treten beim Drehen und Bewegen des Kusses im Kronengelenk, am deutlichsten aber dann hervor, wenn man denselben stark vorwärts zieht und dann mit den Fingern die Krone rund herum massig stark drückt. Gewöhnlich schwillt nach 12 — 24 Stunden die Krone etwas an, aber die Geschwulst ist hier immer sehr gering, dagegen der Schmerz gewöhnlich in der ersten Zeit sehr bedeutend. Hiernach ist auch das Lahmgehen verschieden; bei einfachen Brüchen und in der spätem Zeit hinken die Tiiiere meistens sehr wenig;') bei frischen Brüchen und wo der Knochen in viele Stücke gebrochen ist, ist aber gewöhnlich das Hinken sehr bedeutend. Die Pferde treten dabei selten auf die Zehe, sondern häufiger, um den Schmerz zu verringern, auf die Ballen. — Blossc Spalten verursachen nur die Symptome der anfangenden Schale und werden daher gewöhnlich erst bei anatomischer Untersuchung erkannt.
Benrtheilung. Die Heilung ist nur bei einfachen Brüchen zu hoffen, und wenn die Thiere recht ruhig und noch jung sind; ist der Bruch mehrfach, ist er mit Brüchen des Strahl- und Hufbeins, mit Zerreissung der Sehnen u. s. w. complicirt, ist das Thier alt oder sehr unruhig, so erfolgt sie höchst selten und dann immer nur sehr unvollkommen. Ge-wühnlich entstehen stark wuchernde Ausschwitzungen von Knochenmaterie und dadurch Verwachsung mit dem Fessel-, Huf- und Strahlbein, völlige Steilheit und oft ünförmlichkeit des Fusses, Solche geheilte Pferde sind dann gewöhnlich nicht mehr zum Reitdienste, sondern mir im Acker und zur Zucht zu gebrauchen. In manchen Fällen glätten sich die Bruchflächen ab; sie heilen dann nie zusammen, aber die Thiere gehen allmälig besser.
Die thierärztliche Behandlung kann zum grössten Thcil nur auf die Minderung der zuweilen heftigen Entzündung und Geschwulst gerichtet sein, was durch kalte Umschläge oder Fussbäder von gewöhnlichem Wasser oder Bleiwasser, oder später durch Waschungen mit Oxykrat, Branntwein, Kamphergeist u. s. w. erzweckt wird. Die Knochencndeu weichen zwar sehr wenig von einander, doch aber kann man, theils um sie noch mehr zu nähern, theils um das Ausarten des Callus zu mindern, um die Krone und den Fessel eine einfache Binde und darüber Schienen mit Nutzen anlegen. Dabei muss das Thier strenge Ruhe haben, und am besten in einen Hängegurt gestellt werden. Sollten Splitter deutlich zu erkennen sein und anhaltende Schmerzen veranlassen, oder sollte Kiter entstehen, so entferne man Beides durch Einschnitte. Die Heilung kann
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1) Siehe Viborg, Sammlungen, ßäudehen IV. 2quot;9.
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Bräche des Huf- und Strahlbeins e(c.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;517
in glücklichen Fällen in Zeit von 6 Wochen erfolgen; dass Thier rauss dann vorsichtig wieder an die Arbeit und Bewegung gewöhnt werden.
Die beiden Kronenbeine der Wiederkäuer, die zwei wahren und zwei falschen bei Schweinen und die vier bei Hunden und Katzen zerbrechen höchst selten und dann fast niemals auf dieselbe Weise, wie bei Pferden, sondern sie werden zerquetscht, und die Verletzungen sind als sehr üble, mit heftiger Quetschung verbundene Gelenkwanden anzusehen und zu behandeln.
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Zwanzigstes Capitol.
Brüche des Huf- und Strahlbeins bei Pferden und Kindern und des Zehengliedes bei Hunden.
Obgleich das Hufbein bei Pferden mit einer starken Hornkapsel umgehen und durch dieselbe gegen äussere Eintlüsso sehr geschützt ist, so zerbricht dasselbe dennoch zuweilen, wie das Kronenbein, in zwei und mehrere Stücke. Der Bruch entsteht bald um die Mitte des Knochens, bald an den Aesten, und im letztern Falle ist er zuweilen .splitterig.1)
Die Gelegenheitsursachen, bei welchen dies geschieht, sind unter Anderem heftige Anstrengungen, Kehltritte auf unebenem Boden, starke Prellungen auf hartem Boden, beim Springen u. s, w. und besonders dann, wenn die Sohle sehr dünn ausgeschnitten und noch dazu mit Hufeisen, welche sehr hohe Stollen und (iriffe haben, beschlagen ist. Da diese Zurichtung des Hufes am meisten bei Lastfuhrmannspferden üblich ist, so hat man die Brüche des Hufbeins bei diesen bisher auch am häufigsten bemerkt. Sie sind zuweilen mit Brüchen des Kronenbeins, Strahlbeins und mit Zerreissung der Beugesehne des Hufbeins verbunden.
Die Zeichen des gebrochenen Hafbeins sind wegen der verborgenen Lage desselbcti sehr undeutlich. Das Thier lahmt sehr und tritt auf den leidenden Fuss nur wenig, etwas mit der Zehe oder auch gar nicht auf, aber der Schmerz bei der Untersuchung des Hufes selbst findet sich nicht in einem, der heftigen Lahmheit entsprechend hohen Grade, obgleich er an der Bruchstelle allerdings bemerkbar ist und in manchen Fällen auch in grösserem Umfange hervortritt; zuweilen wird man bei der Bewegung des Kusses, oder beim Druck auf die Krone, oder bei dem Zusammendrücken des Hufes von beiden Seiten her mit den Händen oder mit der Zange ein schwaches, reibendes Geräusch wahrnehmen können;
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1) Lafosso, Observations ot Decouvertes faites sur les chevaux. Paris 1754 p. 18. — G. W. Schradcr, Prakt. Bemerkungen (ibor dio Hrüche des Hufbeins bei Pferden Im llagaz. für dio ges. TLiciliciik Bd. 3. S 88.
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Brüche dos Huf- und Strahlbelna o(c,
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dasselbe wird zuweilen auch stattfinden, wenn der Druck auf die vorher ganz dünn ausgewirkte Sohle an verschiedenen Stellen angebracht wird. Gewöhnlich, jedoch nicht immer, findet sich auch etwas stärkeres Pulsiren der Kesselarterien und bei starker Entzündung auch etwas Anftrei-bung der Krone hinzu. — Beides oft erst nach 2—3 Tagen. Die letztere Erscheinung tritt aber oft sehr spät ein. Bei diesen, nur im Ganzen etwas charakteristischen Merkmalen müssen hier auch die Art des Entstehens der Lahmheit, die fehlenden Kennzeichen der verschiedenen andern Krankheitszustände, welche mit Lnhmgehcn verbunden sind, und besonders derer, die ihren Sitz im Hufe haben, verglichen und die Dauer der Zufalle berücksichtigt werden. In manchen Fällen ging ein Thier mehrere Monate mit dem gebrochenen Hufbein fortwährend gleichmässig, aber nicht sehr stark hinkend. — Bei Brüchen an den Aesten des Hufbeins sind die Symptome oft ganz so, wie bei verborgenen heftigen Steingallen. Bei hinzutretender Eiterung bildet sich zuweilen ein Abscess an der Krone.
Die Vorhersagung ist bei den einfachen Brüchen des Hufbeins wegen der festen Lage desselben und wegen der dabei nur geringen Abweichung der Bruchenden etwas günstiger, als bei den Brüchen des Kronen-und Strahlheins; die Heilung kann in glücklichen Fällen in 6-8 Wochen erfolgen. Bei den zusammengesetzten Brüchen aber ist sie eben so schlecht, wie bei den Brüchen des Kronenbeins. Es erfolgt hei den schlimmeren Brüchen häufig Entzündung des ganzen Hufes, Blut- und Eiterergiessung innerhalb des Hufes, zuweilen Wucherung der Knochen-materie, Verwachsung mit dem Strahl- und Kronenbein, Missbildung des Kusses und bleibende Steifheit desselben. Je früher das Thier zweck-mässig behandelt wird, um desto mehr kann man durch Verhütung oder Verminderung der Entzündung üblen Zufällen entgegenwirken und somit die Heilung befördern — Die Lahmheit bei und nach den Brüchen des Hufbeins verliert sich zuweilen erst nach 8—10 Monaten.
Die Behandlung ist der bei den Brüchen des Kronenbeins angegebenen ähnlich. Buhe des ganzen Thieres, und besonders des leidenden Thcils, isi vor allem Andern nöthig. Ist das Hufeisen noch nicht bei der Untersuchung angenommen worden, so muss dies so vorsichtig und so milde als möglich bei der Behandlung geschehen. Eine Bandage nutzt hier nichts. La fosse nahm bei diesen Brüchen die Hornsohle ganz weg, um den Druck von unten zu verringern, und andere französische Thierärzte haben, um die Schmerzen zu mindern, angerathen, tiefe Binnen zwischen die Wand und Sohle zu schneiden, oder die Hornwand senkrecht zu spalten, oder sie rund herum zu verdünnen, oder auch sie an mehreren Stellen zu trepaniren; dies Alles ist aber weder nöthig, noch nützlich. — Die Entzündung wird durch andauernde Anwendung während 14 Tagen von recht kaltem Wasser, als Begiessung oder Fuss-bad, gemindert, und wirkliche Ergiessungen entleert man durch hinreichend grosse Einschnitte, welche in die weisso Linie gemacht werden. In der spätem Zeit kann man auch zur Stärkung des leidenden Kusses Fussbäder und Einreibungen über dem Hufe von aromatisch-stärkenden Mitteln und von Lauge anwenden und muss das Thier in der ersten Zeit nach der Heilung nur vorsichtig auf weichem, ebenem Wege und ohne Hufeisen ans Gehen gewöhnen.
Die beiden Huf be ine der Wiederkäuer und die Knochen
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Brüche des Oborschonkclboins.
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der Klauengliedev bei Schweinen, Hunden und Katzen können nicht zerbrechen, sondern nur zerquetscht und zermalmt werden, Diese Zufälle sind selten auf diese Knochen allein beschränkt, sondern betreffen auch die darüber liegenden Gelenke; sie sind immer sehr schmerzhaft, langwierig und mit Gefahr verbunden. — Die Behandlung muss, wie bei gequetschten Gelenkwanden, im Anfange aber immer ganz an-tiphlogistisch sein.
Das Strahlbein der Pferde kann bei schiefem Auftreten, bei plütz-lichem Aufspringen und bei mehreren andern Gelegenheiten ebenfalls zerbrechen, indem die Bcugosehne des Hufbeins zu heftig und prellend auf dasselbe wirkt. Dieses Bein bricht gewöhnlich in zwei, oft aber auch in mehrere Stücke, und oft ist der Bruch mit Brüchen des Kronenbeins, Hufbeins und mit Zerreissung von Sehnen und Bändern verbunden.
Die Erkennung des Strahlbeinbnichs ist sehr schwer, -weil das Strahlbein zu tief unter andern Theilen liegt, und weil man bis jetzt, aussei- heftigem Lahmgehen, Schmerzen am ganzen Hufe und besonders an den Ballen, Anschwellung der Beugesehne und dergleichen keine andere eigenthümliche Zeichen bemerken konnte. — Die Vorhersagung ist ungünstig, weil die Heilung (nach Lafosse's Erfahrung (a. a. 6., 17te Beobachtung) sehr schwer und selten gelingt.
Die Behandlung kann im Allgemeinen eben so, wie bei den Huf-beinsbriiehen angegeben worden ist, eingeleitet werden.
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Eiiumd/wsinzigstes Capitel.
Brüche des Oberschenkelbeias (Backenbeins).
Trotz der bedeutenden Dicke dieses Knochens bricht derselbe dennoch nicht ganz selten, und zwar bald am Körper an verschiedenen Stellen quer oder schief, — bald am Halse, — am grossen, mittlern oder kleinen Umdreher, — oder auch am untern Ende; an dem letztern erfolgt zuweilen die Trennung in schräger Richtung durch das Gelenkende. Der Bruch ist entweder einfach, oder ein Splitterungsbruch. (Grcve fand bei einer Kuh nach einem Falle den Knochen in 85 grosscre und kleinere Stücke zerbrochen.)
Die Veranlassungen zu diesen Brüchen sind Schläge und Stösse mit dicken Knitteln, mit Hämmern und andern harten Werkzeugen, oder auch das Niederstürzen auf unebenen und harten Boden, heftige Anstrengungen1) und Ausschlagen u. dgl.
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1) Brüche an diesem Knochen sind öfters an Pferden entstanden, welche zur Ausführung chirurgischer Operationen, namentlich der Castration, niedergelegt waren und wenn die Thiere hierbei mit den Beinen heftige Anstrengungen machten, um sich zu befreien. Ich halte das m hohe und das zu feste Äusbinden des obenliegenden Ilinterfusses für die Hauptveraulassung der hier entstehenden Frakturen.
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520nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Brncho des Oberschenkelbeins,
Die Diagnosis ist wegen der dicken Muskeln, mit welchen der
Knochen bedeckt ist, oft sein- schwierig und unsicher, besonders bei Pferden.
Man erkennt den Bruch am Halse des Knochens daran, dass die an ilen grossen ümdrelier sich ansetzenden Muskeln über dem Gelenk stark contrahirt sind und der Puss dadurch mehr in die Höhe gezogen ist, ho dass er kaum noch mit der /ehe die Erde berührt; dabei können die Thiere nicht fest auf den Fuss treten, derselbe hängt mehr lose am Becken, so dass er nach allen Seiten freier bewegt werden kann, als im normalen Zustande, und die Thiere können auf ihm ihren Körper nicht tragen, bei den Bewegungen zeigen sie Schmerz an der Bruchstelle und mau fühlt und hört daselbst das reibende Geräusch der Bruchflächen. — 1st der grosse Unidreher abgebrochen, so findet man denselben mehr in die Höhe gezogen, der Schenkel hat aber seine natürliche Länge und die Thiere können auch fest auf demselben stehen, aber die drehenden Bewegungen nach anssen können sie nicht machen und beim Gehen lahmen sie mit schleppender Bewegung des Fusses; reibendes Geräusch ist hier nicht wahrzunehmen. — Der mittlere Umdroher verschiebt sich fast gar nicht, aber Reibegeräusch und Lahmheit ist zugegen. — Bei Brüchen am Körper des Knochens entsteht stets Verschiebung an der Bruchstelle, in Folge dessen das untere Ende des Knochens und mit ihm die Kniescheibe ein wenig mehr in die Höhe gezogen werden; der Fuss ist verkürzt und wird ein wenig mehr als der andere nach vorn gehalten; beim Gehen lahmen die Thiere stark und schonen den Fuss, sowohl bei dem Aufbeben, wie bei dem Niedersetzen; ergreift man den Unterschenkel und bewegt ihn in verschiedenen Richtungen, so kann man ihn mit Leichtigkeit nach ein- und auswärts biegen, und es entsteht Schmerz und Crepitation; auch kann man zuweilen, besonders an der Innern Seite, die Verschiebung der Bruchenden und die abnorme Beweglichkeit an der Bruchstelle deutlich wahrnehmen. — Brüche am untern Ende des Knochens und in schräger Richtung nach dem Gelenk gehend sind am schwersten zu erkennen, weil hier (lie wenigste Abweichung der Bruchenden entsteht und mau deshalb den Bruch selbst nicht deutlich wahrnehmen kann: die Thiere schonen selbst beim Stillstehen den Fuss bedeutend und manche halten ihn beständig in die Höhe; beim Gehen lahmen sie sehr stark, ja manche Pferde treten fast gar nicht auf den leidenden Fuss; an der Bruchstelle ist, wenn man den Schenkel mit der Hand in verschiedenen Richtungen bewegt, zuweilen Crepitation zu bemerken und es findet sich immer daselbst eine bedeutende Anschwellung ein, die sich gewöhnlich über den grössten Theil des Unterschenkels verbreitet.
Die Prognosis ist fast immer ganz schlecht, da die Heilung mir in seltenen Ausnahmen gelingt und da man nur wenig zur Beförderung derselben beitragen kann; denn die dicken Muskeln und die Form dieses Theils der Gliedmaasso hindern die Anlegung und ,die genügende Wirkung eines jeden Verbandes. Nur bei Querbrüchen am Körper des Knochens und nur bei ganz ruhigen und fügsamen Thieren ist daher noch einige Hoffnung zur Heilung; doch lässt sich in keinem Falle versprochen, wie dieselbe ausfallen werde; in einzelnen Fällen ist sie gut gelungen, so dass die Thiere wieder arbeitsfähig wurden, in anderen bildete sich ein künstliches Gelenk, oder der Callus wurde wuchernd
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Brucb dor Kniescheibe.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 521
und in Folge dessen blieben die Thiere lahm, oder der Brucli heilte mit Verschiebung und der Schenkel blieb verkürzt.
Die Behandlung. Die vollständige Wiedereinrichtnng ist bei allen diesen Brüchen kaum zu bewirken, weil die dicken Mnskelschicliten der Ausdehnung und Gegonyusdehnung ausserordentliclie Hindernisse entgegenstellen, doch kann mau dieselbe bis zu einem gewissen Grade versuchen, indem man durch Gehilfen1) und mittelst des Hängegurtes, welcher recht straff an den Leib des Thieres gelegt wird, den Fuss im stellenden Zustande des Pferdes unter den Leib in die Höhe halt und dann durch einen Gehilfen den Unterschenkel in der Niihu der Kniescheibe umfassen und in schräger Richtung nach unten und vorn ziehen lässt. Wahrend dies geschieht, drückt man mit beiden Händen die Bruchstücke in ihre normale Lage zurück und legt sogleich eine gut gepolsterte Schiene, welche mit einem Querstück am oberen Ende versehen ist, an die innere Seite des Oberschenkels, so dass die beiden Enden des Querstücks, das eine nach vorn und das andere nach hinten gerichtet stehen. Die Schiene wird an ihrem unteren Ende durch Bänder oder Binden an das obere Ende des Unterschenkels befestigt; an jedes Ende des Querstücks befestigt man einen Strick, bindet dann die beiden änsseren Enden des Stricks zusammen und hängt ihn an einen in die Wand über dem Kreuz des Pferdes fest eingeschlagenen Ilaken. Hierdurch wird das Oberschenkelbein gleichsam getragen, beständig ein wenig nach aussen und oben gedrückt und ziemlich gleichmässig in einer guten Lage erhalten. Die Heilung kann dabei in circa ö Wochen erfolgen. Während dieser Zeit müssen die Thiere anhaltend stehen. Oertliche heftige Entziindnngsznfälle werden durch kühlende Mittel beseitigt.
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Zweinndzwauzigstes Capitel,
Bruch der Kaiescheibe.
Bei Pferden wird die Kniescheibe zuweilen durch gewaltsame Einwirkungen von aussen her, z. B. durch HufschUige mit scharf beschlagenen Hufen zerschmettert oder beim Niederstürzen mit stark gebongtem Knie zerrissen2). Der Bruch ist nach ausseien Ursachen meist splitte-
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1) In einigen Fidlen der Art Hess ich einen (ieliilfcn mit seinem Rücken gegen das liintertlieil des Pferdes sfollen, den Schweif desselben iilier seine Schulter nehmen, mit beiden lliinden rocht festhalten und, imlcin der Gehilfe sich hierauf voll-stündig in die Höhe richtete, das Thicr mit einem Uintertheil ein wenig in die Höhe heben und es so während der Einrichtung hallen.
2l Nach Schrader's Jlittheilung sah Wolstein, dass die Kniescheibe bei einem Pferde, welches einer Operation wegen niedergeworfen war und sich heftig zusammennahm, mit einem hinten Knalle zersprang. (Busch, Teutsche Zeitschr. f, d. ges. Thierheilk. Bd. 3, JJoft 3, S. 400
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Brüche des Unterschonkelbeiiis.
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rig und immer mit hoftigor Quetschung des Knochens und des Kniegelenks complicirt, bei den Zerreissungen aber gewöhnlich ein Quer-, selten ein Längenbrach.
Die Erscheinungen sind in der Kegel sehr auffallend; die Thiere lahmen stark und besonders, wenn erst die Entzündung eingetreten ist, wo dann die Schmerzen gerade in diesem Gelenk ausserordentlich heftig werden, so dass die Thiere das Kutter versagen und selbst ein heftiges Koizfieber bekommen. Beim ruhigen Stehen berühren sie nur mit der Zehe den Boden, beim Gehen schleppen sie den Fuss auf dem letzteren. An der Kniescheibe selbst findet man bald mehr bald weniger Geschwulst, zuweilen eine offene Wunde und immer die Knochenstücke etwas von einander entfernt, namentlich durch die Streckmuskeln nach oben gezogen; zuweilen kann man die Stücke auch mit den Fingern etwas verschieben.
Die Beurtheilung ist in den meisten Füllen, besonders bei Qucr-und Splitterbrüchen ungünstig oder wenigstens sehr zweifelhaft; denn man kann zur Wiedervereinigung der Bruchstücke durch Kunsthilfe nichts tlmn und die Verwachsung der getrennten Stücke erfolgt nur unter günstigen Umständen durch eine fibröse Masse, durch welche aber der Knochen seine frühere Festigkeit nicht wieder erlangt und daher auch die Bewegung mchrentheils gestört bleibt. Doch sind mir einzelne Falle bekannt, in denen namentlich bei Längenbrüchen die Thiere zu einem massigen Dienst wieder brauchbar wurden. In den Fällen, wo eine heftige Gelenkentzündung entsteht und wo zugleich Wunden in das Gelenk eindringen, gehen die Thiere gewöhnlich in Folge des heftigen Reizfiebers zu Grunde.
Behandlung. Um den beschädigten Theil während der Heilungszeit möglichst ruhig im erschlafften Zustande zu erhalten, lässt man an den Fuss ein Hufeisen mit hohem Griff auflegen und das Pferd in einen Hängegurt stellen. Gegen die Entzündung dienen in den ersten 6—8 Tagen recht fleissig gemachte kalte Befeuchtungen mit Wasser, Bleiwasser etc., und dann wiederholt scharf reizende Einreibungen. Die Letzteren dienen auch zur Beförderung der Resorption der hier immer sehr reichlichen, die Vereinigung der Bruchstücke hindernden Anhäufung von Synovialflüssigkeit.
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Zweinndzwanzlgstes Capitel.
Brüche des ünterscheiikelbcins (der Tibia).
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Das ünterschenkelbein bricht bei allen Hausthieren ziemlich oft vollständig, und zwar bald in der Mitte, bald an einem Ende, quer, schief oder auch zum Theil in der Längenrichtung. Eine Eigenthümlichkeit dieses Knochens ist, dass gerade an ihm bei Pferden unvollstä,ndige Brüche häufiger als an allen andern Knochen der Gliedmaassen vorkommen.
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nrüche des üntorsohonkolbcins.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;523
Die Ursache zu den vollständigen und unvollständigen Brüchen besteht gewöhnlich in groben Schlägen, die den mittleren Theil des Unterschenkels treffen; bei Pferden sind es fast immer Hufschläge, welche ein Pferd dem andern, meistens unter dem Leibe hindurch von der entgegengesetzten Seite zugefügt hat. Daher findet sich die beschädigte Stelle in den meisten Fällen an der inneren Fläche (Medianseite) des Unterschenkels, wo der Knochen um so leichter in seiner Continuität leidet, weil er hier nur mit der Haut, der sehnigen Schenkelbinde und der Beinhaut bedeckt ist. — In einzelnen Fällen ist der Bruch auch durch Niederstürzen, ohne vorhergegangene Verletzung entstanden.
Die Kennzeichen eines vollständigen Bruchs sind: gewöhnlich ist das untere Bruchstück in die Höhe gezogen, der Fuss verkürzt, sehr lahm; besteht keine Verschiebung, so sieht man doch, dass die Thiere stark lahm gehen, den Fuss schleppen oder Ihn bei stark gebogenem Knie schlaff und schlotternd herunterhängen lassen; dass Zurücktreten mit dem gebrochenen Fuss wird ihnen fast ganz unmöglich, und bei der örtlichen Untersuchung findet man, wenn das Glied am Sprunggelenk ergriffen und in verschiedenen Richtungen hewegt wird, die abnorme Beweglichkeit an der Bruchstelle und auffallend reibendes Geräusch. Bei schiefen Brüchen ist immer starke Verschiebung der Brucbenden, hierdurch Verdickung der Bruchstelle und Verkürzung der Gliedmaasseu wahrzunehmen; oft besteht eine kleine Wunde von der Einwirkung der äussern Ursache, und oft haben die spitzigen Bruchenden die Haut durchstochen.
Die unvollständigen Brüche sind als solche nicht mit Sicherheit zu erkennen; man kann ihr Bestehen aber vermutben, wenn nach einer den Unterschenkel, besonders an seiner Innern Fläche, betroffenen groben Gewaltthätigkeit, z. B. einem Hufschlage n. dgl. die Thiere an der verletzten Stelle wenig äusserliche Spuren der Verletzung, dabei aber Lahmheit und beim Druck gegen den Knochen Schmerz zeigen. Bei diesen geringen Zufällen geben die Thiere gewöhnlich noch ein Paar Tage, und erst dann, wenn sie die Gliedmaasseu in eine schiefe Stellung bringen und sich dabei stark anstrengen, z. B. öfters beim Uriniren, besonders aber, wenn sie sich niederlegen und wieder aufstehen wollen, bricht der Knochen an der verletzten Stelle vollständig durch und es treten dann plötzlich die im Vorstehenden angegebenen Symptome eines vollständigen Unterschenkelbeinbruchs ein.
Die Beurtheilung ist je nach dem Orte des Bruches und nach seiner Beschaffenheit sehr verschieden; Querbrüche um die Mitte und gegen das untere Ende des Knochens sind bei ruhigen, jungen Thie-ren oft in Zeit von 6 bis 8 Wochen ziemlich gut geheilt, aber alle Brüche in der Nähe des Kniegelenks heilen wegen der grossen Verschiebung der Bruchstücke schwer und unvollständig, so dass die Thiere dauernd lahm bleiben, ja zuweilen wie bei den Brüchen der Kniescheibe zu Grunde gehen; auch schiefe Brüche und Splitterbrüche sind im Allgemeinen als ungünstig zu beurtheilen, besonders in der Nähe der Gelenke. Selbst nach gutgeheiltem Bruch lahmen die Thiere noch während langer Zeit.
Die Behandlung. Grosse Thiere werden zuerst am besten in den Hängegurt oder in eine Standraaschine gestellt. Die Einrichtung macht man durch Ausdehnung vermittelst Handtücher, welche man um das
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524nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Hriiclio dor Knochen des Sprunggelenks.
untere Ende des Unterschenkels, unmittelbar über dem Sprunggelenk fest angebunden bat (Hinz lilsst einen breiten Riemen mit Handhaben anschnallen), indem man das Glied in seiner natürlichen Richtung nach unten und hinten zieht. Die Gegcnausdehnung macht das Thicr genügend von selbst; doch kann man um das Dickbein ebenfalls ein Handtuch schlingen und hiermit in der Richtung nach vorn und oben eine Gegenwirkung durch einen starken Mann ausüben lassen. Nach gemachter Einrichtung wird der Verband mittelst Schienen, welche an der vordem und an den beiden Seitenflächen des Unterschenkels angelegt werden,— oder durch Kleister- oder Gips-Binden n. s. w. bewirkt. Die eintretenden Entzündungszufälle werden nach allgemeinen Regeln beseitigt.
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Dreinudzwanzigstes Capitel.
Brüche der Knochen des Sprunggelenks.
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Diese Brüche entstehen selten. In einzelnen Fällen ist in Folge von Hufschlägen das Fersenbein, namentlich dessen Höcker, einer abgebrochen oder gesplittert. An dem Rollbein bricht zuweilen der eine oder der andere hervorstehende Rand der Rolle ab, wenn Pferde mit auf dein Boden feststehenden Hinterbeinen eine plötzliche Wendung des Hinter-theils ansführen. Die übrigen Knochen können in Folge von Hufschlägen oder auch durch das Ueberfaluen von Wagen u. dgl. Ursachen zermalmt werden.
Die Erkennung dieser verschiedenen Brüche ist je nach dem Orte und der Art derselben bald sehr leicht, bald sehr schwierig; ersteres ist der Fall bei den Brüchen des Sprungbeinhöckers, bei welchem das abgebrochene Knochenstück durch die Achillessehne stark nach oben gezogen wird, und in Folge dessen die hintere Seite des Sprunggelenks verändert, die Achillessehne erschlafft und zwischen dem abgebrochenen Stück und dem Sprunggelenk eine Lücke erzeugt wird; der Fuss ist im Sprunggelenk stark gebogen und nach vorn gehalten und die Thiere sind nicht vermögend, auf den Fuss aufzutreten. — Bei den Brüchen am Rollbein entsteht plötzlich eine Anschwellung des Sprunggelenks an beiden Seiten, dieselbe ist fluetuirend, wie bei den Sprunggelenksgallen, dabei aber bei gelindem Druck sehr schmerzhaft, die Thiere lahmen sehr und wenn man beide Hände um das Sprunggelenk legt und den untern Theil des Fusses drehend bewegen liisst, fühlt man das reibende Geräusch. — Aehnliche Erscheinungen, jedoch weniger deutlich, findet man auch bei den Brüchen der übrigen Sprunggelenksknochen.
Die Prognosis ist ganz schlecht, da die Kunst gegen diese Brüche nichts thun kann, die Natur aber sie entweder gar nicht oder auch nur mit zurückbleibender Verkrüppelung heilt. Bei dem Abbrechen des Fersenbeinhöckers bleibt daselbst für immer eine Lücke und der Fuss verkrümmt und ohne Kraft; und bei den Brüchen der übrigen Knochen
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Bn'iche der Knochen des Sprunggelenks.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;5iJi)
entsteht Wuchennig des Callus (Spatt), zuweilen enorme Auftreibung des Gelenks, Verwachsung desselben und unlösliche Steitigkeit.
Die Behandlung ist auf Ruhe und Anwendung entzündungswidriger Mittel beschränkt.
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Hinsichtlich der Brüche der unterhalb des Sprunggelenks liegenden Knochen verhält es sich in jeder Hinsicht so wie an den vordem Glied-maassen hei den Knochenbrüchen unterhalb der Fusswurzel.
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Sechste Classe. Verrenkungen und Verstauchungen.
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Erster Ahsclimtt.
Von den Vorronkungen und Verstauchungen der Kuochou
im Allgemeinen.
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Kino Verrenkung (Luxatio) ist die Abweichung der Enochenenden eines Gelenks von einander, so dass die gegenseitigen Gelenkfläclien sich entweder gar nicht mehr oder nur noch theilweise berühren. Im erstem Falle, wo immer die Gelenkenden neben einander liegen, ist die Verrenkung eine vollständige (Luxatio completa), aber bei noch zum Theil bestehender gegenseitiger Berührung der Gelenkflächen ist sie eine unvollständige (Luxatio incompleta, s. Subluxatio).
Eine Verstauchung (Distorsio) bestellt, wenn eine plötzlich entstandene, mehr oder woniger vollständige Abweichung der Knochen in einem Gelenk sogleich wieder durch die Kraft und Elasticität der Bänder, Muskeln und Sehnen beseitigt und die normale Lage im Gelenk wieder hergestellt worden ist, Gewöhnlich werden auch solche Quetschungen und Erschütterungen der Gelenkenden, welche durch heftiges Ge-goneinanderstossen, •/.. ß. bei starkem Auftreten auf hartem Boden, beim Springen u. s. w. entstehen, als Verstauchungen bezeichnet.
Die Verrenkungen und die Verstauchungen sind entweder frisch entstandene (L. recentes), — wo noch keine Entzündung hinzugetreten ist oder dieselbe noch keinen Ausgang gemacht hat; — oder veraltete (L. inveteratae), wo bei längerer Dauer des Leidens in Folge der Entzündung bereits pathologische Veränderungen in dem Gelenk und in den umgebenden Theilen entstanden sind. — Oft ist eine Verrenkung einfach (L. simplex), indem aussei' der Knochenabweichung keine andere Nebenverletzung besteht, — eben so oft ist sie aber mit heftigen Quetschungen, Zerreissungen, Verwundungen, Knochenbruchen, Eiterungen und selbst mit innerlichen Krankheiten verbunden und complicirt (L. composita, complicata).
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Verrenkungen im Allgomoinen.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;527
Aussev diesen Verschiedenheiten benennt man die Verrenkungen nach dem Knochen, welcher aus dem Gelenk gewichen ist, nach der Lage des Gelenkkopfes und nach der Kichtnng, in welche er durch dieselbe gelangt ist. Hinsichtlich der Lage oder der Stellung des Gelenkkopfes unterscheidet man Verrenkungen nach innen, aussen, vorn, hinten, oben und unten; und wenn die abnorme Lage des (ielenkkoiifes unmittelbar durch die Gelegenheitsursache entstanden ist, heisst sie eine ursprüngliche oder primitive, wenn sie aber erst nach geschehener Verrenkung durch die Spannung einzelner Muskeln oder Sehnen aus einer ursprünglichen entstand, wird sie als nachfolgende oder consecutive bezeichnet.
Die Verrenkungen, namentlich die vollständigen, kommen bei den Hanthieren weit seltener vor als die Knochenbrttche; am häufigsten finden sie sich beim Pferde, beim Rinde und Hunde in den freien Gelenken (Schulter- und Hüftgelenk); unvollständige Verrenkungen entstehen öfter, besonders im Fesselgelenk. Au den straffen Charniergelenken sind Vor-renkungen äusserst selten und mehrentheils mit gleichzeitigen Knochenbrüchen verbunden. — Verstauchungen sind an den Gelenken der Glied-maassen sehr häufig.
Zu den Ursachen der Verrenkungen geboren allo Gewaltthätigkeiten, welche entweder unmittelbar auf das Gelenk oder auf das entgegengesetzte Ende des Knochens so kräftig einwirken, dass durch sie die Muskeln, Sehnen und Bänder, welche die Knochen in ihrer Lage und Verbindung erhalten, so heftig gedehnt, gezerrt und selbst zerrissen werden, dass sie nicht vermögend sind, diese Verbindung zu erhalten. Dergleichen Gewaltthätigkeiten entstehen bei dem Ausgleiten und Fallen, bei dem Steckenbleiben in fettem Lehmboden oder in Ritzen zwischen Steinen, Brettern u. dgl., bei Ilornstossen, Hufschlägen, bei heftigem Gegenlaufen oder Gegenfahren u. s. w. Manche Thiere haben in einem Gelenk eine besondere Anlage zu Verrenkungen, bestehend in Erschlaffung und Schwäche der Bänder, Sehnen und Muskeln, so dass eine geringe Gewalt zur Erzeugung der Verrenkung hinreicht. Diese Anlage wird durch ursprünglich zu zarte Bildung, durch mangelhafte Ernährung und durch andere Krankheiten, besonders aber durch schon vorausgegangene Verrenkungen erzeugt.')
Die wichtigsten pathologischen Zufälle bei und nach Verrenkungen sind gewöhnlich folgende: Bei jeder vollkommenen Verrenkung werden das Kapselband und die übriden Gelenkbänder, oft auch einzelne Fasern von den um das Gelenk liegenden Muskeln und Sehnen übermässig gedehnt, sogar mehr oder weniger zerrissen; nur bei sehr grosser Erschlaffung der Gelenkbänder, wie sie jedoch in diesem Grade bei den Thieren nur höchst selten vorkommt, ist vollkommene Verrenkung ohne solche Zerreissung möglich. Diejenigen Muskeln und Sehnen, welche an den verrenkten Knochen ihren Ansatz haben und nicht zerrissen sind, werden meistens sehr angespannt, so dass sie zur Verschiebung des Knochens beitragen und dann denselben und das Glied in unregelmässigor Lage
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1) Bei Menschen kommen auch Verrenkungen durch Innere Ursachen, namentlich durch scrophulöse Entartung der Gelenke erzeugt, vor; bei den Thieren hat man dieselben bisher noch nicht bemerkt.
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Verrenkungen im Allgcnieinen..
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festhalten, Hiernach ist dio Bewegung des Gliedes bei allen Verrenkungen sehr gestört, bei vollkommenen meistens ganz anfgehoben. — Wird der Gelenkkopf bald wieder in seine Lage gebraebt, so entstellen ansser der Quetschung und der hinzutretenden Entzündung durch die Verrenkung gewöhnlich keine bedeutenden Zufälle; bleibt derselbe aber durch lungere Zeit ansserbalb seiner Hoble, so wirkt er wie ein fremder Körper durch Druck und Reizung auf die umliegenden Theile und macht heftige Kntzüuduug, Anschwellung und Schmerz, zuweilen durch Druck auf grosso Gefilsse und Nerven auch Convulsionen oder Lähmung. — Liegt der Gelenkkopf im Zellgewebe, so verdichtet sich dasselbe um ihn nach und nach immer mehr und es bildet sich hierdurch eine Art Kapsel um ihn; liegt er auf einem Knochen, so bildet sich an diesem mit der Zeit durch Druck und Reibung verstärkte Resorption, nml hierdurch eine Vertiefung oft auch durch Wucherung von Knochenmaterie eine Art von künstlicher Gelenkhöhle, von welcher der Kopf mehr oder weniger umschlossen ist. Dabei füllt sich die wirkliche Gelenkböhle nach und nach immer mehr mit Knochenmaterie oder mit wucherndem Bindegewebe an, während die Ränder sich abglätten und üaeher werden; der Gelenkkopf selbst wird kleiner, uneben, der Synovialknorpel schwindet, die umliegenden Muskeln verlieren durch den anhaltenden Druck und durch die Unbeweglichkeit des Gliedes ihr Zusammenziehungsvermögen, werden fibrös und schwinden; die Ernährung des ganzen Gliedes leidet, es magert nach und nach immer mehr ab. Wenn ein Gelenkkopf die Weichtheile nach aussei! durchbohrt und der Luft ausgesetzt wird, entsteht immer verjauchende Eiterung und Caries.
Bei Verstauchungen sind die Gelenkenden der Knochen oder die Ge-lenkknorpel nml die Synovialhäute gequetscht, letztere und die Händer und Sehnen gedehnt, zuweilen auch theilweis zerrissen, und in manchen Fallen sind die Knochen eingerissen oder es ist selbst ein Theil des Gelenkrandes abgebrochen; ansserdem tritt Entzündung, Ausschwitzung, Verwachsung, Verdicknng der verschiedenen Theile und Verkürzung der Seimen im weitern Verlaufe hinzu.
Die Erkennung der Verrenkungen ist bei Gelenken, welche ober-flächlich liegen, mit dünnen Muskeln bedeckt, einfach, ohne Knochenbrüche und ohne grosse Geschwulst bestehen, im Allgemeinen leicht; dagegen zuweilen sehr schwierig, wenn mehr als ein Knochen in einem Gliede liegen, wenn Brüche zugegen sind, wenn das (jeleuk mit dicken Muskeln bedeckt ist, oder wenn die Entzündungsgeschwnlst und die Schmerzen sehr bedeutend sind. Die Kennzeichen der Verrenkungen im Allgemeinen sind:
1) Die normale Gestalt, Länge und Richtung des Gliedes ist verändert, und zwar verschieden, je nachdem der Gelenkkopf auf die eine oder die andere Seite ausgewichen und je nachdem die Verrenkung vollkommen oder unvollkommen ist; bei vollkommenen Verrenkungen ist durch die Zusammenziehung der Muskeln und durch die Uebereinander-schiebung der Knochen das Glied meistens verkürzt, bei unvollkommenen etwas verlängert, weil hier der Gelenkkopf auf dem hervorragenden Rande der Pfanne steht.
2) Die regelmässige Bewegung des Gliedes ist in dem verrenkten Gelenke vermindert, oft ganz aufgehoben, wenigstens nicht nach allen Seiten so möglich, wie im gesunden Zustande.
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Verrenkungen Im Allgemeinen.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;529
3)nbsp; Bei Gelenken, die nicht mit Muskeln etc. zu dick bekleidet sind, fühlt mau auch an der Stelle, wo der Gelenkkopf liingewichen ist, eine kugelförmige, feste Erhabenheit, dagegen an dem Gelenke selbst eine Vertiefung oder Abflachung.
4)nbsp; Der anhaltende, heftige Schmerz hei der geringsten Bewegung, die Zufälle des Drucks, der Quetschung, die Geichwulst u. dgl.
Die sichere Erkennung der sogenannten Verstauchungen ist schwieriger, als die der vollkommenen Verrenkungen, denn es sind hier immer nur die Folgen der Erschütterung, der Quetschung oder Ausdehnung der Gelenkenden und der um das Gelenk liegenden Theile, welche oft sehr stark entzündet, geschwollen und schmerzhaft werden, und wobei die Verrichtung gestört und an den Gliedmaassen Lahmheit entstanden ist, zu bemerken. Man kann daher nur aus der Beurtheilung der eingewirkten Ursache, nach ihrer Heftigkeit und nach dem Orte der Einwirkung, verglichen mit den vorhandenen Symptomen einer Gelenkentzündung, auf eine Verstauchung schliessen. Die Zufälle der Entzündung, und besonders der Schmerz, werden bei den Verstauchungen oft sehr heftig, und es entstehen durch sie oft langwierige und schwer heilbare Lahmheiten
Die Vorhersagung richtet sich nach den oben angegebenen Verschiedenheiten der Verrenkungen, sowie nach der Wichtigkeit des ausgerenkten Knochens, nach der Wichtigkeit der naheliegenden Theile, nach der Art der Oomplicationen und nach der Art und Grosse des Thieres. So sind z. B. Verrenkungen des ersten Halswirbels wegen des Drucks, den der ausgerenkte Wirbel auf den Anfang des Rückenmarks macht, sehr gefährlich, in der Regel tödtlich; — einfache Verrenkungen können gewöhnlich durch frühzeitige Hilfe wieder eingerichtet und geheilt werden, bei den complicirten Verrenkungen aber ist nach dem verschiedenen Grade der Quetschung und Zerreissung der Weichgebilde bei Arbeitsthieren die Heilung in den meisten Fällen aufzugeben, weil sie doch nicht gründlich und zum völligen Dienstgebrauch des Thieres erfolgen kann. Dies ist besonders da der Fall, wo ein Knochen nach aussen gedrungen und wo dann der Zustand ganz wie bei bösartigen Gelenkwunden ist (ein Zehrfieber führt gewöhnlich langsam zum Tode). — Vollkommene Verrenkungen sind wegen der Zerreissung der Bänder oft nicht heilbar, während es die unvollkommenen gewöhnlich sind. Wo viele und dicke Muskeln um das Gelenk liegen, ist die Einrichtung schwieriger als da, wo das Gelenk oberflächlich und wenig bedeckt liegt; ebenso ist die Einrichtung und die Heilung immer um so schwieriger, je älter die Verrenkung ist, weil sich mit der Zeit meistens schon organische Veränderungen gebildet haben, gegen welche die Kunst nicht viel zu thun vermag; über 14 Tage bestehende Verrenkungen sind gewöhnlich unheilbar; sehr oft kehrt hei Verrenkungen, wenn auch die Einrichtung gut gelingt, dennoch das Uebel leicht wieder; dies geschieht besonders bei allen mit grosser Erschlaffung behafteten Thieren; bei kleinen Thieren kann man die Wiedereinrichtnng und die Heilung leichter bewirken als bei grossen, weil an den ersteren bei der Ausdehnung und Gegenausdehnung und bei dem Verbände schwächere Muskeln zu überwinden sind.
Die Behandlung. A. Bei frischen, oder wenigstens noch nicht mit Desorganisation der Gelenke begleiteten Verrenkungen sind, wie hei den
IIkktwio, Chirurgie. 3. Aufl.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;34.
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530nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Verrenkungen im AllgcniiDineu.
Knochenbrüchen, folgende Indicationen zu berücksichtigen: 1) lt;lio Wiedev-einrichtung oder die Zurückbringung des verrenkten Gelenkkopfes (Re-duetio und Repositio); 2) die Erhaltung und Befestigung desselben in seiner Höhle (Reteutio) und 3) die Entfernung übler Zufälle.
1) Die Zurückbringung des aus seiner Höhle gewichenen Gelenkkopfes in dieselbe muss so bald als möglich geschehen. Um sie zu bewirken, ist ganz wie bei Fracturen, Seite 477, zuerst die Uebenvindung uiul Beseitigung der unregelmässigen Contraction der um das Gelenk liegenden dehnbaren Theile und selbst eine Verlängerung derselben verlaquo; mittelst der Ausdehnung und Gegenansdehnung, dann das Hineinführen des Gelenkkopfes in seine Lage durch angemessene Bewegung oder durch unmittelbaren Druck auf den Gelenkkopf selbst nöthig. Die Beseitigung der zu heftigen Contraction der um das Gelenk liegenden Muskeln, Bänder, Sehnen u, s. w. ist zuweilen leicht, schon durch eine zwecktnässige, etwas gebogene Richtung und Haltung zu bewirken, indem hierbei Erschlaffung der Theile wenigstens an einer Seite des Gelenks eintritt; in anderen Fällen aber, wie z. B. an den mit vielen starken Muskelschichten bedeckten Gelenken, an dem oberen Theile der Hintcrschenkel der grossen Thiere, oder wo schon eine Geschwulst, Entzündung und Verwachsung entstanden ist, oder wo die Theile durch die Länge der Zeit zu sehr verkürzt sind, ist sie sehr schwierig und nur langsam durch eine diesen Zufällen entsprechende Behandlung zu erreichen. Am besten gelingt sie in solchen schwierigen Fällen, wenn man die Thiere durch narkotische Mittel, oder durch Aether, Chloroform oder Chloral betäubt, dadurch die Muskeln erschlafft und den Ein-lluss des Willens auf sie aufgehoben hat. — Die Ausdehnung und Gegenansdehnung geschieht an kleineu Thieren blos durch das Ziehen mit den Händen von Gehilfen; an Pferden und Rindern ist sie bei bestehender Narkose wohl auch auf dieselbe Weise zu bewirken, ohne die letztere aber nur an dem unteren Theil der Füsse erfolgreich. Gewöhnlich ist es bei grossen Thieren nöthig, die Zurückhaltung (Contraextension) durch um den Körper gelegte Gurte, lange Säcke oder starke Handtücher ii. dgl,, welche durch Gehilfen gehalten, oder auch an Bäume, Pfähle oder Haken in einer Mauer befestigt werden, zu bewirken; für die Extension legt man Gurte oder Stricke um das untere Ende des ausgerenkten Knochens oder auch um den nächstfolgenden Knochen und läs.st durch mehrere Gehilfen an diesen Stricken und am unteren Ende des Gliedes ziehen. Damit die Stricke nicht zu sehr die Haut quetschen, umwickelt man vorher die betreffende Stelle mit nasser Leinwand oder mit einer nassen Binde. — Die Extension darf nie ruckweis, reissend, sondern immer nur allmälig bis zu dem Grade geschehen, dass die Gelenkenden einander gegenüberstehen. Man zieht dabei das Glied in der Richtung, dass die am meisten gespannten Muskeln und Sehnen erschlafft werden, und wenn eine consecutive Stellung des Gelenkkopfes besteht, sucht man denselben zuerst in die primitive Stellung zu bringen. Wenn die Ausdehnung gehörig geschieht, so fühlt man meist bei oberflächlicher Lage des Gelenkes sehr deutlich, dass der Gelenkkopf beweglich wird und allmälig sich seiner Höhle nähert; — und wenn derselbe bis an den Rand der Höhle gekommen ist, wird er zuweilen durch die eigenen Muskeln des Gliedes mit vieler Kraft und mit einem knackenden Geräusch in dieselbe hineingezogen; oft muss man aber
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hierzu durch einen passenden Druck von aussei! helfen, Dass die Einrichtung vollkommen geschehen sei, giebt sich durch die gehörige Form, Länge und Richtung des Gliedes, besonders aber durch die freie Beweglichkeit und durch das baldige! Aufhören des Schmerzes zn erkennen ').
2) Die Erhaltung des Gelenkkopfes in seiner Höhle wird in den meisten Fallen schon hinreichend durch die sich kräftig zusammenziehenden Muskeln bewirkt und am besten durch ein ganz ruhiges Verhalten des Thieres unterstützt. Wo es die Form und Beschaffenheit des Gliedes erlaubt, legt man jedoch gewöhnlich noch einen passenden Verband an, um die abnorme Wirkung der Sehnen auf den leidenden Knochen und um die Bewegung zu verhindern; wo wegen Erschlaffung das wiederholte Ausweichen des Gelenkkopfes um so mehr zu befürchten ist, muss man mittelst der Bandage noch einen angemessenen Druck gegen den Gelenkkopf anbringen. Der Verband muss dann, wie bei Knochenbrüchen, aus Schienen und Binden oder Kleisterverband, Gypsguss u. dgl. bestehen, und über das Gelenk nach beiden Enden bis wenigsten zur Mitte der Länge der nächsten Knochen reichen.
Hiernach ist immer strenge Kühe erforderlich, und um diese in den Gliedern zu erhalten, muss man die grossen Tliiore ganz so wie bei Knochenbrüchen, in Hängegurte oder in Standmaschinen stellen.
Die bei der Verrenkung eintretenden oder mit ihr verbundenen Zufälle müssen, je nach ihrer Art, besonders behandelt werden. Sind Knochenbrücho zugegen, so muss man, wenn nicht durch die Knochensplitter Durchbohrungen der umliegenden Weichgebilde eingetreten, die Verrenkung' immer zuerst einzurichten suchen; zuweilen wird beides zugleich bei der gehörigen Extension zu bewirken möglich sein. Die Nachbehandlung muss vorzüglich gegen die pathologischen Zufälle und deren Folgen, gegen die Quetschung, Entzündung, Erschütterung, den Schmerz, die Erschlaffung u. dgl. gerichtet sein, daher man in der ersten Zeit mehrentheils antiphlogistisch und zuletzt erregend und tonisirend verfährt, und bei schleichender Gelenkentzündung das Ung. Cantharidmn oder das Glüheisen in Punkten und Strichen, wie bei den Knochenent-ziindungen und wie bei dem Spatt, anwendet.
B. Die Verstauchungen werden ganz wie Quetschungen und wie Gelenkentzündungen behandelt. Mau wendet im Anfange kalte, zerthei-lende Ueberschläge und Bäder, bei hoher Entzündung Aderlässe, und erst später zur Zertheilung der ergossenen Flüssigkeiten aromatische und spirituöse Ueberschläge, Befruchtungen und Einreibungen an. Oft bleibt nach Verrenkungen und Verstauchungen durch lange Zeit grosse Empfindlichkeit und Schwäche im Gelenk zurück, welche bei entzündlichem Zustande durch anhaltend kalte Bähungen und Fussbäder und durch die Einreibungen der grauen Merkurialsalbe u. dergl. beseitigt werden muss. Noch besser sind das Ung. Cantharidum und das Brenneisen, letzteres in Strichen oder Punkten um das Gelenk, besonders an der Seite, wohin der Knochen gewichen war, applicirt.
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1) Bei den pressen Thieren hat man bei Verrenkungen in dem Schulter- und Schulter- und Hüftgelenk auch die Anlegung der Flaschonzüge und das statt derselben empfohlene Extonsionsverfiihrcn (S, 478) versucht, jedoch meistens ohne besonderen Erfolg.
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5;i2nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Venenkungen im Allgemeinen.
C. Die veralteten Verrenkungen und Verstauchungen sind oft die Ursache von Lahmgehen, und sie kommen als zweifach verschiedene Zustände vor; entweder sind sie a) wirkliche, seit längerer Zeit bestehende Ausrenkungen und dann mit mehr oder weniger organischen Veränderungen der um das Gelenlc liegenden Theile verbunden (S. 528), oder b) sie bestehen bei völliger Wiedereinrichtung des Gelenkes in den mit oder nach der Verrenkung entstandenen und zurückgebliebenen Nebenzufällen, in der heftigen Ausdehnung und Erschlaffung der Gelenk-bäiidor, in gänzlicher Zerreissung dieser Theile, im Abbrechen der Ge-lenkknorpel, in chronischer Entzündung dieser Theile u. dgl. und Im Allgemeinen in der hieraus entstehenden Lahmheit der Thiere,
Die richtige Erkennung dieser beiden Verschiedenheiten ist in Hinsicht der Prognosis und der Behandlung wichtig, aber oft sehr schwer; der Bericht über das, was schon vorausgegangen ist, die Dauer des Zu-standes, die allmülige Veränderung desselben, die genaue Beachtung aller Zufälle, welche im erstem Falle noch sehr ähnlich denen bei frischen Verrenkungen, im zweiten Falle aber mit ziemlich freier Bewegung, mit Verlängerung des Gliedes und oft mit sichtbarer Erschlaffung der um das Gelenk liegenden Theile verbunden sind, bei oberflächlich liegenden Gelenken auch die Form des Gelenks und die Untersuchung desselben durch das Gefühl werden viel zur Diagnosis beitragen.
Die Prognosis bei diesen Zuständen ist im Allgemeinen sehr zweifelhaft und oft sogar ungünstig. Ein günstiger Ausgang lässt sich hoffen, wenn der Zustand bloss in zu grosser Ausdehnung und Schwäche der Gelenkbänder oder in Entzündung der Gelenkknorpel und Bänder beruht; wenn aber Zerreissung und organische Veränderungen vorhanden, oder gar mit noch bestehender Verrenkung verbunden da sind, so ist nach dem Grade derselben die Heilbarkeit des Zustandes immer um so weniger möglich. Je älter der Zustand, um so übler pflegt er im Allgemeinen zu sein, doch gehen die Thiere in den Fällen, wo eine neue Gelenkhöhle sich bildet, in einiger-Zeit nach der Verrenkung immer weit besser, als gleich nach derselben; aber es erfolgt hierbei niemals eine ganz freie Beweglichkeit wieder.
Die Behandlung muss so viel als möglich dem Zustande angemessen eingeleitet werden. Wo noch wirkliche Ausrenkung, aber ohne grosse organische Veränderungen, zugegen ist, da muss man einen Versuch zur Wiedereinrichtung machen; obgleich derselbe in den meisten Fällen nicht gelingen wird, so ist doch dabei nichts zu verlieren, aber wenn er gelingt, viel zu gewinnen. Gelingt sie nicht, so kann man versuchen, durch anhaltenden Druck auf den ausgerenkten Gelenkkopf durch Bandagen und Schienen und durch viele Bewegung des Gliedes den Pro-zess der Natur zur Bildung einer neuen Gelenkhöhle zu beschleunigen, um hierdurch bei Thieren, welche noch erhalten werden sollen, einiger-maassen die Beweglichkeit wieder herzustellen. Dagegen ist aber in den Fällen, wo Entzündung, Erschlaffung und Zerreissung der um das Gelenk befindlichen Theile vorhanden, anhaltende Ruhe das erste Bedingniss zur etwaigen Besserung; ausserdern nützen dabei noch reizende, stärkende und zusammenziehende Mittel, und zwar bei Entzündung nach dem Grade der Reizung ausgewählt, z. B. kaltes Wasser, später und bei geringer Empfindung aromatische Mittel, das Terpentinöl, spirituose Mittel, Kampher, die Gantharidentiiiktur, Cantharidensalbe, Haarseile und
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Verrenkungen im Allgemeinen.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;533
vorzüglich das Glüheisen; alle diese Mittel leisten, wenn sie so angewendet werden, dass keine eigentliche Eiterung entsteht, bei anhaltendem, öfters wiederholtem Gebrauche zuweilen gute Dienste. — Diese Heilungsversuclie sind immer langwierig und sie werden dadurch für arme quot;Vichbesitzer oft zu theuer; bei sehr alten und sonst werthlosen Thieren muss man deshalb am besten von der Kur dieser chronischen Gelenkleiden abrathen.
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A u li a n g.
Aussei- den Abweichungen der Knochen von einander kommen, jedoch weit seltener, auch Dislocationen einzelner Muskeln und Sehnen vor. Insbesondere hat man bei Pferden
1.nbsp; nbsp;die Abweichung des knorpeligen Theils des langen Beugers des Voranns von der mittleren Rollerhabenheit des Armbeins; ebenso
2.nbsp; nbsp;das Abweichen der Sehne des Kronenbeinbeugers von dem Höcker des Sprungbeins; und
3.nbsp; nbsp;bei Rindvieh die Dislocation des vordem Kreuzsit/.beinmuskels des Schenkels (Muse, biceps femoris) beobachtet.
Die Ursachen dieser Abweichungen sind dieselben wie bei den Verrenkungen, und die Folgen sind immer Behinderung der Bewegungen in den betreffenden Theilen, also heftige Lahmheit, welche, je nach dem Orte und nach der natürlichen Bewegung derselben, in den einzelnen Fällen sich in eigenthümlicher Weise zeigen: namentlich ist bei den sub 2 und 3 genannten Abweichungen in einzelnen Bewegungsmomenten ein Ruck oder ein hörbares Gnubsen wahrzunehmen, Ausserdem sieht und fühlt man bei der örtlichen Untersuchung die abgewichenen Theile in anderer Lage und mehr gespannt.
Die Beurtheilung ist im Allgemeinen günstig zu machen, da diese Zustände theilsi durch Manipulationen, selbst durch Operationen, passende therapeutische Behandlung und Ruhe in Zeit von 3—6 Wochen bisher geheilt worden sind,
Ueber den Zustand sub 1. sehe man Verrenkung des Schulter- und Armbeingelenks, — und über die Abweichung sub 3. den Aufsatz von Dr. Winkler in der Zeitschrift für praktische Veterinär-Wissenschaft. Mit Abbildung, 187raquo;, S. 70.
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Zweiter Ahsclniitt.
V o r r e n k u n g e u im S p c c i o 11 c n,
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Erstes Capitol. Verrenkungen des Hinterkiefers.
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Eine wirkliche Verrenkung des Hinterkiefers ist bis jetzt bei unseren grössern Hansthieren noch niemals beobachtet worden und sie kann deswegen, weil die Gelenkverbindung so fest, der Kronenfortsatz sehr lang und der liintcrkiefer seiner ganzen Länge nach bis zum Mundwinkel herab durch starke Muskeln mit deren Vorderkiefer verbunden ist, wohl nicht stattfinden, llei Hunden und Katzen aber, besonders bei Windhunden, bei Jagdhunden, bei Hunden der Kuhhirten, Viehtreiber und Schlächter u. s. w. kommen wirkliche Verrenkungen dieses Knochens vor. Die Verrenkung des Kiefers kann nach vorn und unten und etwas zur Seite erfolgen; sie besteht entweder nur auf einer Seite allein oder auf beiden zugleich. Im ersten Falle nennt man die Verrenkung unvoll-koramen, im zweiten aber vollkommen; beide können gleichzeitig mit Brüchen des Kiefers, Quetschung und dergleichen Zufallen verbunden sein.
Die Gclegenheitsursachen zu den Verrenkungen des Hinterkiefers sind z. B., wenn Jagdhunde in schnellem Laufe mit weit aufgesperrtem Munde den Hasen ergreifen und dabei tiicils durch das Anprellen an denselben mit dem Hinterkiefer, oder auch indem sie mit dem ergriffenen, zu schweren Hasen noch ein Stück weiter vorwärts schieben, der Kiefer auf einer oder selbst auf beiden Seiten ausrenkt; dasselbe kann geschehen, wenn Hunde der Hirten, Viehtreiber u. s. w. Kühen oder Ochsen nachsetzen und diese Thicre um die Sprunggelenke anfassen, dabei aber von dem nach hinten oder zur Seite ausschlagenden Tbiere einen starken Stoss oder Schlag an den Hinterkiefer erhalten, wodurch derselbe leicht verrenkt oder zuweilen auch zerbrochen worden ist.
Man erkennt die einfache Verrenkung daran; der Hinterkiefer steht von dem Vorderkiefer in einein mehr oder woniger rechten Winkel ab und kann weder von dem Tbiere selbst, noch mit der Hand leicht an
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Voirenkungen des Hiiilorkiel'oiti. Kur.
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jenen herangebracht worden, daher ist das Maul anhaltend so weit gcütt'net, (lass man die ganze Oberfläche der Zunge, die bierbei gewöhnlich vorgestreckt und blau gefärbt ist, sieht1). Es fliesst viel Speichel aus dem geöffneten Munde und die Thiere können nicht saufen; zuweilen ist der Augapfel durch den nach vorwärts gewichenen Kronenfortsatz aus seiner Lage nach vorn und aussei! gedrangt und die Bindehaut geröthet. Die Thiere betragen sich dabei ängstlich, beinahe so als ob ihnen ein Knochen oder ein anderer fremder Körper im Rachen stecken geblieben wäre; sie schreien in abgebrochenen Lauten und wischen viel mit den Pfoten um den Kopf. — Ist der Kiefer auf einer Seite verrenkt (unvollkommen), so steht er gewöhnlich etwas schief nach der gesunden Seite zu; ist die Verrenkung des Kiefers auf beiden Seiten gleichzeitig (vollkommen), so steht er in den meisten Fällen gerade nach abwärts. Wenn ein Bruch des Kiefers mit der Verrenkung desselben gleichzeitig vorhanden ist, so wird dadurch die Diagnosis .schwierig (siehe Brüche des Ilin-terkiefers).
Die Vorhersagung ist bei frischen einfachen Verrenkungen des Hinterkiefers, sie mögen auf der einen oder auf beiden Seiten stattgefunden haben, immer ziemlish günstig; wo aber Knochenbrüche oder andere Verletzungen mit den Verrenkungen verbunden, oder wo letztere bereits veraltet sind, da ist sehr wenig oder gar keine Hoffnung zur Heilung vorhanden.
Die Kur. Um die Zurückbringung des ausgerenkten Gelenkkopfes in seine normale Lage zu bewirken, lasse man durch einen Gehülfen den vorher an den 4 Küssen fest zusammengebundenen Hund am Körper und durch einen zweiten Gehülfen am Kopfe recht fest halten, damit sich dieser durchaus nicht wehren kann. Hierauf bringt man mit einer Hand einen 24 bis 36 Centim. langen und 1 bis 1; Centim. dicken runden Stock von Holz, den man vorher mit Leinwandlappen oder Werg umwickelt hat, quer in das Maul und so weit nach hinten bis an die Maulwinkel, und hält ihn an den Backenzähnen des Vorderkiefers fest angelegt. Mit der anderen Hand ergreift man den Hinterkiefer, zieht denselben zuerst massig nach der Seite, wohin er gerichtet ist, und dann gerade aus, und drückt Ihn endlich mit seinem vordem Ende kräftig
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1) Bei der sogenannten slillen Wuth ist der ninterkiefer ebenfalls von dem vordem abstehend, aber er hilngt schlaff herunter und kann durch Druck mit der Hand sehr leicht an den vordem angedrückt werden , da hier blos die Kaumuskeln erschlafft sind; die Hunde können daher auch noch boissen, besonders wenn sie aufgeregt sind; das Maul ist nicht so weit geöffnet, dass man die ganze /ainge sehen könnte; die Augen sind zwar auch geiöthot, aber zugleich matt, bei vorgerückter Krankheit wie bestäubt; beim verrenkten Kiefer sind die Thiere sehr unruhig, sie winseln und schreien und wischen mit der Pfote ins Maul; bei der stillen Wuth geben sie nur zuweilen ein abgobroebeuos heiseres Gebeul von sich und verbalten sich ruhig; beim verrenkten Kiefer können sie nicht saufen; bei der stillen Wuth thun es noch viele Hunde; im erstem Falle ist immer eine deutlich bemerkbare Gewaltthätigkeitsursache vorausgegangen und das Leiden ist dabei sogleich entstanden; bei der stillen Wuth hat man keine solche Oclegenheitsursache bemerkt, doch weiss man in inanchou Fällen, dass der jetzt kranke Hund vor einiger Zeit, von einem anderen (vielleicht der Tollheit verdächtig gewesenen) Hunde gebissen worden ist,
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Verrenkungen der Halswirbel.
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nach oben, Schneidezähne gegen Schneidezähne und die Backenzähne gegen lt;leii Stab. Der Letztere bildet so das Hypomochlinm für den nun gleich einem zweiarmigen Hebel in Bewegung gesetzten Kiefer; die con-trahirten Bänder und .Muskeln am Gelenk werden hierdurch ausgedehnt und der ausgerenkte Gelenkfortsatz gleitet gewöhnlich sogleich von selbst in seine Gelenkfläche, wenn man den Druck aufhebt.
In seiner Lage wird der wieder eingerichtete Hinterkiefer fast immer durch die Muskeln allein gehalten, ohne dass man etwas Aveiteres hierzu zu tliuii braucht. Sollte es aber nicht der Fall sein, so kann man zur Unterstützung, oder auch blos aus Vorsicht, einen Maulkorb anlegen. — Die zuweilen eintretende bedeutende Entzündung und Geschwulst behandelt man nach allgemeinen Regeln. Der Hund muss in der ersten Zeit mit dem Hetzen verschont werden und keine Knochen oder andere harte Nahrangsraittel, sondern nur Milch, Mehl- oder Brodsuppen u. dgl. erhalten, Zur Stärkung; der erschlafften Muskeln kann man nach einigen Tagen Einreibungen oder Waschungen von Spirituosen und zusammenziehenden Mitteln machen.
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Zweitos Capitel.
Verrenkungen der Wirbel.
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a) An den Halswirbeln finden
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vollständige und unvollständige
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Verrenkungen.
I) Vollständige Verrenkungen kommen hier äusserst selten vor, sie sind gewöhnlich mit Brüchen der Wirbel complicirt, mit Lähmung aller Theile hinter der Verletzung begleitet, und meist auf der Stelle tödtlich, weil das Ilückenmark dabei in einem hohen Grade verletzt wird.
Die Erkennung ist an einer ungewöhnlichen Einbiegung des Halses mit einer Vertiefung an der beschädigten Stelle der Wirbelsäule auf der einen und mit einer Erhöhung an derselben auf der andern Seite, so wie aus der abnormen Beweglichkeit des Halses oder des Kopfes an dieser Stelle und — aus der nach einer besondern (iewaltthätigkeit plötzlich erfolgten Lähmung oder Tödtung des Thiercs zu entnehmen. Die Symptome sind denen bei Frakturen ähnlich und die Unterscheidung von einem Bruch ist oft kaum möglich. — Als Ursachen kennt man; das Niederstürzen auf den herunter gebogenen oder mit dem Maule zur Erde gesenkten Kopf während des schnellen Laufens, das Fortschleifen eines hinter einem Wagen hoch angebundenen und niedergestürzten Pferdes (Gohier1), — heftiges Springen und Niederstürzen eines Pferdes, welches zum Beschlagen von dem Schmied mit der Halfterkette an einem
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I) M/mioires ot Observations sur la Chirurgie et la mödec. vet^rin. Tome II, 106 u. IT. Lyon 1816.
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Verrenkungen der HatawirbeL
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über dem Kopfe des Thieres befindlichen Balken gebunden war. — Ancli in den Fällen, wo der Tod nicht sogleich erfolgt, tritt er doch bald ein, und Hülfe ist stets unmöglich.
2) Unvollständige Verrenkungen kommen an den Halswirbeln häufiger vor, besonders an dem 3. bis 5. .Man (z. B. schon Absyrthus, Gohier, Godin e, Ammon, Havemann, Schrader'), Willams2), ich selbst u. A.) hat sie öfters bei Pferden, in einzelnen Fällen beim Rindvieh8) und ich habe sie auch bei Hunden beobachtet. Lebelraquo;), Hurtrel d'Arboval5) u. A.) halten sie für unwahrscheinlich, weil 1) bei ihrem Bestehen das Rückenmark sehr gedehnt, wenigstens gedrückt und hierdurch nervöse Zufälle erzeugt sein müssten, — welche aber nicht bei diesen Patienten beobachtet werden; — 2) weil die Verbindung der Wirbel von der Art ist, (lass die Gelenkfortsätze sich gegenseitig decken und stützen, daher die Verschiebung der Wirbel selbst nicht anders als mit Brüchen der Fortsätze verbunden sein könnte, letztere aber ebenfalls bei den Patienten in der Hegel nicht gefunden worden; und — 3) weil oft die Heilung des Zustandes nach mehreren Wochen ganz von selbst erfolgt ist, was bei einer wirklichen Verschiebung der Wirbel nicht geschehen könnte. Man will daher das Leiden, welches wir als unvollständige Verrenkung bezeichnen, als eine Verdrehung des Halses betrachten, giebt aber den eigentlichen pathologischen Zustand dabei nicht näher an; Andere halten dasselbe als in einer rheumatischen Contraktur der Muskeln begründet. Trotz jener Gründe bin ich doch, mit quot;Rücksicht auf die stets plötzliche und gewaltsame Entstehung des Uebels und auf Grund eigener Untersuchungen gcnöthigl, unvollständige Verrenkungen und Verstauchungen der Halswirbel anzunehmen; denn ich habe bei Sectionen solcher Pferde, die ich drei bis fünf Tage nach erfolgter Verletzung tödtete, theilweise Loslösung der Zwischen-wirbelknorpel ('Williams sähe sie erweicht), Zerreissungen der Bänder der schiefen Fortsätze, Blutcxtravasate zwischen ihnen, und die theilweise Verschiebung und Abweichung der Wirbel bis zu (i Milliin. (\ Zoll) von der Achse, gefunden. God ine hat sogar die Abweichung des Zahnfortsatzes des zweiten Halswirbels während des Lebens deutlicli erkannt (a. a. 0.). Dabei gebe ich aber auch zu, dass sowohl durch heftige Quetschungen auf eine Seite des Halses, wie auch durch einseitige Lähmung oder durch rheumatische Muskelcontractur eine Verkrümmung des Halses entstehen kann; denn ich habe solche Fälle auch beobachtet.
Die unvollständigen Verrenkungen der Halswirbel entstehen, wenn Thiere heftig auf den Kopf stürzen, oder wenn bei Pferden beim Wenden der Hals vom Kutscher oder Reiter zu schnell und heftig nach der Seite gerissen wird, oder wenn die Thiere dies selbst thnn, z. B. wenn
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1)nbsp; nbsp;Teutschc Zeitschrift für die gesamnitc Tliierheilkundc von Huscli. Hd 3, Heft 3. S. 30.
2)nbsp; nbsp;The Principles and Practice of Veterinary Surgery. Edinb. 1872, p. 132. (Mit einer Abbildung.)
3)nbsp; nbsp;Youatt, iio Veterinarian. 18V,l. Juli.
4)nbsp; nbsp;Recueil de modec. vctorin. Vol. II p. 391. 1825.
5)nbsp; nbsp;Wörterbuch der Thierheilkunde. Deutsch von Renner, Bd. III. S. 108. Weimar 1831,
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Vorronkungcn der Halswirbel. Behandlung.
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sie mit don Hinterbeinen in die Halfterstricke getreten sind; ferner wenn die Thiere mit gekrümmtem Hals auf denselben niederstürzen u. dgl.
Die Zeichen dieser nnvollständigen Verrenkung sind: Der Hals ist anhaltend gekrümmt und der Kopf nach der concaven, d. h. nach derselben Seite gelullten, von welcher hier der Wirbel abgewichen ist, bei näherer Untersuchung sieht und fühlt man diese Abweichung an der einen Seite (an der convcxen) als eine Erhöhrmg; an der ändern (an der concaven) als eine Vertiefung; dabei wird in manchen Fällen der Kopf und Hals niedrig gehalten, die Thiere erscheinen matt, taumeln öfters, wenden sich immer nur nach einer Seite; man kann ihnen den Kopf und Hals langsam gerade strecken und aufrichten, aber nach dem Loslassen nehmen sie gleich die vorige Haltung wieder an; zuweilen sind sie gleich nach der Verrenkung betäubt, oder die Theile unterhalb der verletzten Stelle sind mehr oder weniger gelähmt. Drückt der ausgerenkte Wirbel auf das verlängerte Mark, so sind auch Convulsionen zugegen, und zwar sind diese zuweilen auf der dem Druck entgegengesetzten Seite am stärksten. Manche Thiere sind auch ohne Appetit.
Die Beurtheilung lässt sicli während der ersten Tage nach der Verletzung nicht mit Sicherheit machen, da die Erfahrung gelehrt hat, dass einerseits in solchen Fällen, in denen das Uebel in hohem Grade bestand und woselbst die vorgelegten Schienen von den Thieren nicht geduldet wurden, nach einigen Tagen sich Besserung einfand und zuletzt vollkommene Heilung erfolgte, — andererseits aber in manchen Fällen, welche zuerst gar kein gefahrdrohendes Ansehen hatten, die Heilung nicht zu bewirken war. Man kann die letztere hoffen, wenn keine Lähmung oder Krämpfe bestellen, wenn bei zweckmässiger Behandlung die Thiere nach drei bis vier Tagen den Kopf mehr in die Höhe heben, der Hals weniger schief, aber mehr fest gehalten wird, die Thiere am Hinterthoil weniger schwankend und wenn sie ohne Fieber bleiben; unter entgegengesetzten Umständen ist die Aussicht sehr gering; denn die Thiere magern immer mehr ab und gehen bald früher, bald später an einer Lähmung zu Grunde, welche bei den durch die Bewegungen der Thiere wiederholt hervorgerufenen stärkeren Verkrümmungen plötzlich entsteht. In recht günstigen Fällen erfolgt die Heilung in 10 bis 14 Tagen, gewöhnlich aber erst nach vier Wochen Zuweilen bleibt selbst bei den Thieren, welche wieder arbeitsfähig werden, eine kleine Biegung des Halses nach einer Seite, oder eine Grube an der Stelle der Verletzung zurück. Schrader sah bei einem dreijährigen Füllen eine solche Grube von der Tiefe, dass man eine Faust hineinlegen konnte. Derselbe thcilt auch mit, dass man, nach Havemanns Untersuchung solcher veralteter Schäden, nach dem Tode der Pferde an der concaven Seite der Halswirbelsäule Knochenmaterie findet1).
Behandlung. Nach der Ansicht älterer Thierärzte, namentlich Am-mons2), Gohiers u. A. soll man die Wiedereinrichtung der verschobenen Halswirbel auf die Art machen, dass man die Pferde vorsichtig niederlegt und ihnen einen Klotz unter den Hals legt (dessen Nutzen aber nicht einzusehen ist); dann soll man ihnen ein Kummt oder ein ähnli-
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1)nbsp; Husch, Teutsche Zoitschr. f. Thierheilk. Bd. III. Heft 3. S. 30.
2)nbsp; Handbuch für angehende I'ferdeärzte. Zweite Aufl. S. 29. Frankfurt 1820.
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Vcnenkungeu der Halswirbel. Behaudluug.
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ches Halsband um den Hals legen, an dasselbe zu beiden Seiten Stricke binden, diese nach hinten führen und an denselben, so wie am Schweife durch Gehülfen die Gegenausdehnung machen lassen; oder man befestigt einen Boigurt so um den untern Theil des Halses und um den vordem Theil der Brust, dass die Gefässe nicht zugeschnürt werden, und bewirkt an ihm die Zurückhaltung des Thiers und die Gegeilausdehnung. Die Extension macht man am Kopfe vermittelst einer gut anschliessenden, mit Stricken versehenen Halfter. Godine benutzte, um beide Wirkungen stärker zu erzeugen, zwei Flaschenzüge, oder Kloben, mittelst welcher er die Ausdehnung des Halses um 8 Centimeter (gegen 2% Zoll) bewirkte. Während der Ausdehnung und Gegenausdehiuing drückt man den ausgewichenen Wirbel in seine Lage. Dies gelingt immer vollständig; aber kaum haben die Gehülfen mit dem Ausdehnen nachgelassen und das Thier bewegt den Kopf etwas, so tritt in den meisten Fällen die Verkrümmung sogleich ruckweis wieder ein, so das die Thiere selten mit geradem Halse von der Streu aufstehen. Man muss daher noch während sie liegen und der Hals in Extension ist, einen Verband anlegen, der am besten (nach Go hi er) aus zwei Hohlschienen von Holz oder starkem Blech besteht, welche genau nach der Form und Grosse des Halses gearbeitet sein und denselben von der Schulter, den Wider-rüst mit einbegriffen, bis über die äussern Kaumuskeln und die Ohrdrüse hinauf vollständig einschliessen müssen; am obern Ende geht noch eine Verlängerung über die Schläfengegend bis zum Vorderhaupt Diejenige Hälfte, welche an die convexe Seite des Halses zu liegen kommt, ist an der auf die Hervorragung treffenden Stelle stark ausgeschnitten und beide Schienen sind an ihrer innern Seite mit Werg gepolstert. Nach ihrer Anlegung werden sie durch eiserne Querbänder und Stricke mit einander verbunden und in ihrer Lage erhalten. Mittelst dieser Schienen bewirkte Gohier binnen neun Tagen die Feststellung des vorher sehr beweglichen und stets nach unten verkrümmten Halses; doch raussten dieselben noch ferner durch einige Zeit angelegt und gegen eine entstandene Exostosis noch das Glüheisen applicirt werden. Alle andere von mir versuchte Bandagen fruchteten nichts, und ich sah mich mehrmals genöthigt, mich blos darauf zu beschränken: dass ich die Wiedereinrichtung am stehenden Thiere bei gehöriger Ausdehnung und Gegenausdehnung durch Drücken mit der Hand auf den hervorragenden Wirbel bewirkte, dann den Hals langsam etwas nach der bisher convexen Seite herumbog und einen an dieser Seite der Halfter befindlichen Strick mit seinem hintern Fnde an den Bauchgurt so kurz anband, dass der Hals beständig ein wenig gekrümmt nach dieser Seite gehalten wurde. Die Thiere durften sich nicht niederlegen, wesshalb man sie in den Hängegurt stellt. Wenn Entzündungszufälle bestehen, wendet man kühlende Mittel an; sind jene Zufälle, aber nicht zugegen, so macht man Einreibungen von warmem Gel oder Fett an die concave Seite, aber Waschungen mit aromatischen Infusionen, oder mit Spirituosen Mitteln, mit Kampherliniment und dergleichen an die convexe Seite des Halses. In veralteten Fällen und bei Exostosen kann man auch daselbst das Ung. Cantharidum, oder das Glüheisen in Punkten oder Strichen anwenden.
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Verrenkungen der Rücken- und Lendenwirbelbeine.
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b) Verrenkungen der Kücken- und Lendenwirbelbeine.
Diese Vei'renkungen entstellen, wenn grosso Tbiere ungeschickt niederstürzen oder niedergeworfen werden, wenn sie unter Wagen, unter Latierbäurae und ähnliche für ihren Körper zu niedrige Gegenstände kommen, wenn sie schwer bepackt oder mit einem schweren Reiter belastet über Gräben und dergleichen springen müssen, ferner nach starken Schlägen und Stössen mit harten Körpern und dergleichen. Am häufigsten findet man das 16 te mit dem 17 ton und bei Pferden letzteres mit dem 18ten Rückenwirbelbeine, den letzten Rückenwirbel mit dem ersten Lendenwirbel und diese unter sich bis zum 4ten Lendenwirbel verrenkt; vor dem 16ten Rückenwirbel und nach dem 4ten Lendenwirbel gesche-hen die Verrenkungen selten; die der ersteren deswegen nicht, weil sie durch die Kippen in ihrer Lage befestigt werden, und die der letzteren, weil die Darmbeine häufig die auf jene einwirkende starke Gewaltthatig-keiten aufhalten. Die Verrenkungen der Kücken- und Lendenwirbelbeine sind selten rein und einfach, sondern in den meisten Fällen mit verschiedenen Brüchen der Wirbelheine oder ihrer Fortsätze verbunden. Auch sind sie immer nur unvollkommen.
Die Hauptsymptome bei diesen Verrenkungen der Rücken- und Lendenwirbelbeine sind immer die, welche von dem Drucke des verrenkten Wirbels auf das Kückenmark herrühren und also ganz ähnlich denen, die bei den Brüchen der Wirbel, verbunden mit Eindruck, und Reizung des Kückenmarks angegeben worden sind; da gleichzeitig in den meisten Fällen auch der Bruch eines Wirbelbeins zugegen is, so müssen die Erscheinungen schon deswegen hier dieselben, wie bei den genannten Brüchen sein (Seite 498).
Die Vorhersagung ist bei diesen Verrenkungen sehr unbestimmt und eben so schlecht, wie bei den einfachen Brüchen der Wirbelbcine; doch ist sie bei kleinen Thieren verhältnissmässig günstiger als bei grossen.
Die Behandlung kann nur versuchsweise unternommen werden und bei den grossen Hausthieren mehrenthcils nur symptomatisch sein, da man eine Wiedercinricluung der Wirbel nicht gut möglich machen kann. Man kann diesen Zweck auf die bei den verrenkten Halswirbelbeinen angegebene Weise zu erreichen suchen. Bei kleinen Thieren ist diese Wie-dereinrichtung eher zu bewirken. Man macht bei diesen die Ausdehnung und Gegenausdehnung, indem ein Gehülfe an dem Kopfe, der andere an dem Becken zieht; die Einrichtung wird dann durch den Thierarzt vermittelst Druck auf den verrenkten Wirbel bewirkt. Die Behandlung der Entzündung, der Geschwulst und Quetschung, so wie aller Zufälle ist ganz ähnlich der bei den Brüchen der Wirbelbeino angegebenen Ruhe, kalte Sturzbäder und stärkende Einreibungen leisten auch hier das Meiste.
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Veiienkungen und Verscliiebunfen der Beckenkaochen.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 541
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Drittes Capltel.
Verrenkungen oder Verschiebungen der Bcckcnknochei:
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Verrenkungen der Beckenknochen können eigentlicli nicht vorkommen, da diese Knochen niclit durch Gdenko beweglick mit einander verbunden sind; es ist hier nur eine Abweichung (Dlastasis) der Darmbeine von dein Kreuzbeine und der Scham- und Sitzbeine von ihrer gegenseitigen Zusammenfügung (in der Schambeinsfuge, Symphysis ossium pubis) und zwar nur bei Jüngern Thieren möglich.
Diese Abweichung der Beckenknochen entsteht, wenn junge Tliiere, besonders Füllen mit der Hüfte sich an harte Gegenstände stark andrängen, oder auf unebenen, harten Boden niederfallen, Die Tliiere sind oft in Folge dieser Abweichung mehr oder weniger einhüftig, sie gehen lahm, mit schwankendein Kreuze. Oft ist der Zustand schwer mit Sicherheit zu erkennen, da auch Knochenbrüche mit diesen Symptomen erscheinen und die hier liegenden, die Knochen bedeckenden starken Muskeln eine ganz genaue Untersuchung nicht zulassen. Die Vorhersagung ist in den meisten Fallen günstig, viele heilen vollkommen, aber manche bleiben für immer einhüftig.
Die Behandlung. Man kann nur durch Ruhe dos Thieres, und in der ersten Zeit durch kühlende, später reizende Mittel, selbst die Can-tharidensalbe, zur Heilung dieses Zustandes etwas beitragen.
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Viertes Capitel. Verrenkungen des Schulter- und Arrubeingelelenks.
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Vollkomniene Ausrenkungen des Kopfes des Armbeins ans der Gelenkhöhle des Schulterblatts entstehen sehr selten, und sie sind ohne Zerreissung oder sehr heftige Ausdehnung des Kapselbandes und mehrerer anderer um das Gelenk liegender Thcile unmöglich. Man hat sie bei Pferden, Kälbern und Hunden beobachtet. Solehe vollständige Verrenkungen entstanden, wenn Pferde mit steif nach vorn gehaltenen Vorderbeinen über Gruben sprangen und dabei mit den Ilnfzelien heftig an den Rand des letztem stiessen; ferner bei dem Stürzen in Gräben mit unter die Brust gelegten Füssen, bei dem Niederstürzen schwer bclade-ner Lastpferde auf unebenen Wegen, bei dem Steckenbleiben in zähem Boden und wenn die Tliiere sich sehr anstrengten, aus demselben herauszukommen u. dgl. — Es wird dabei gewöhnlich der Kopf des Ann-beins nach vorn und oben verschoben, doch kann dies auch in anderer
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Richtung geschehen.
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Verrenkuiigen des Schulter- und Armbeingelenks.
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Man erkennt diese Verrenkung daran, dass die Thiere nach einer heftigen Einwirkung plötzlich an einem Yorderfasse ganz steif und lahm sintl und nicht auf denselben treten können; der Fuss erscheint verkürzt und ist im Schultergelenk eben so schwer zu beugen wie zu strecken; an der Seite des Schultergelenks, wo der Kopf des Anubeins hingetreton ist, sieht und fühlt man eine von demselben gebildete Erhöhung und unter der Gelenkhöhle bemerkt man eine Grube; die Thiere. zeigen bei angebrachtem Druck auf das Gelenk und bei den versuchten Bewegungen desselben grossen Schmerz und gewöhnlich tritt bald ein Reizfleber hinzu,
Die Benrtheilnng ist wegen der Zerreissung des Kapselbandes und wegen der Schwierigkeit der Einrichtung wenig günstig, indessen doch nicht absolut schlecht. Der Oestüts-Inspektor llodloff beobachtete und behandelte einen solchen Fall bei einem Militalrpferde, bei welchem voll-ständige Heilung erfolgte.') Mathorez desgleichen11), Matheron bei einem Kalbe3), und ich bei einem Pferde und bei einem Hunde. Die Heilung ist gewöhnlich binnen 2 bis ',\ Wochen geschehen. Doch kann auch eine unheilbare Lahmheit zurückbleiben, besonders, wenn die Zer-reissungen und Quetschungen sehr bedeutend sind und die Hilfe spät und tuiYollständig geleistet wird Findet nicht vollständige Wiedereinrichtung statt, bessern sich nach derselben die Thiere nicht binnen wenigen Tagen, so erscheint es als das Beste, die Kur nicht zu lange zu versuchen.
Die Behandlung. Das Thier wird vorsichtig niedergelegt und durch mehrere Männer mittelst um die die Brust und das untere Ende des Halses gelegte Gurte, und ausserdem auch auch am Schwänze zurückgehalten; 2 bis 3 Männer bewirken am Vorarm, am besten mittelst umgelegter Stricke, die Ausdehnung durch Ziehen nach unten und vorn und ein wenig nach derselben Seite hin, an welcher der Gelenkkopf steht. Der Thicrarzt leitet während dessen mit seinen Händen den Golenkkopf zur Gelenkhöhe und letzterer springt gewöhnlich, wenn die Ausdehnung hinreichend geschehen, mit einem lauten Ruck in die Höhe zurück. Man macht dann einige rotirende Bewegungen mit dem Fusse und lässt das Thier vorsichtig aufstehen. Ein wirklich haltender Verband ist schwer anzubringen, aber auch nicht erforderlich, da die Muskeln das Glied in der regclmässigon Lage erhalten; sollte letzteres aber nicht geschehen (wie '/.. 11. in dem Fall von Mathorez), so kann man den Fuss in die Rinnmaschine stellen (s. Bruch der Vorarmsbeine S. 510) oder auch ihn mit dem Vorarm in eine hosenähnliche Bandage bringen und die Letztere an Gurten befestigen, welche um den Hals und um den Leib gelegt sind. — Zur Beseitigung der Entzündung lässt man fleissig mit Bleiwasser, oder mit Oxykrat, später mit einer Auflösung von Alaun oder mit andern adstringirenden, so wie mit Spirituosen Mitteln befeuchten. Wo grosso Erschlaffung oder chronische Entzündung zurückbleibt, wendet man das Ung. Gantliaridum oder das glühende Eisen an.
Unvollständige Verrenkungen und Verstauchungen kommen an dem
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1)nbsp; Briefliche Mittheilung.
2)nbsp; Hurtol d'Arboval Wörterb. III. p. 11. .'i) Ebendaselbst.
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Verrenkungen des Schulter- und Armtieingelenks.
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Schulter-Armbeingelenk häufig vor. Dieselben bestehen in Quetschung und Erschütterung der Gelenkenden der Knochen, in zu starker Ausdehnung, Zerrung, Quetschung und Entzündung des Kapseibandes, des Endes der Sehne des langen Beugemuskels des Vorderarms, in seltenen Fällen auch mit einer Abweichung des Endes dieser Sehne aus der normalen Lage von der vordem, mittlern Erhabenheit des Armbeins, und oft sind sie gleichzeitig mit Quetschung, starker Ausdehnung und Entzündung der weiter um das Gelenk liegenden und der auf dasselbe wirkenden Muskeln, besonders des gemeinschaftlichen Kopf-, Hals- und Armbeinmuskels, des vordem und hintern Grätenmuskels u. dgl. verbunden, In diesen Füllen sind die leidenden Muskeln zuweilen sehr zusammengezogen, oft aber auch im Gegegentheil, besonders in der spätem Zeit sehr erschlafft.
Diese genannten verschiedenen Zustände verursachen sämnitlich mehr oder weniger bedutendes Lahmgehen, welches man wegen seines Sitzes am Huge oder dem Buggelenke unrichtig als Buglähmung'), Schulte rlähmung, auch selbst Brnstlähmung, richtiger Buglahmheit u. s. w. zu nennen pflegt, Die von diesen Zuständen entstandene Lahmheit ist jedoch nur eine Art der Buglahmheiten; denn letztere können auch noch aus ganz andern Ursachen entstehen und ihrem Sitze und ihrem Wesen nach sehr verschieden von der jetzt in Rede stehenden sein'').
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1)nbsp; Als Lähmung (Paralysis) darf man diese und ähnliche Lahmheiten nicht bezeichnen, weil sie nicht in einem Aufhören der Nerventhätigkeit begründet sind, sondern es ist nur ein Lahmgehen oder Itinkon (Claudicatio). Letzteres ist nur Erscheinung (Symptom) sehr verschiedener krankhafter Zustände, die Lähmung kann dagegen als krankhafter Zustand selbst bestellen und sie ist, wenn sie Gliedinaassen betrifft, ebenfalls mit Lahmgehen begleitet.
2)nbsp; Im Volke gilt als Ruglahmheit oder Brustlahmheit jedes Lahmgehen, welches seinen Sitz in dem Buggelenk oder in dessen Umgegend, seihst im Kllonbogengo-lenk, in und unter der Schulter, vorn an der Brust und in dem untern Ende, des Halses hat. Aber schon ältere Hossärzte, wie namentlich Solleysol und Kcr-sting (Nachgelassene Manuscripte, herausgegeben von .Sotheu, Berlin 17S)2, S. -tot;) unterscheiden mehrere Arten von Buglahmheit, und wenigstens muss man folgende Verschiedenheiten beachten:
1.nbsp; nbsp;Quetschungen an verschiedenen Stellen des Schulterblattes und der an dasselbe sich ansetzenden Muskeln, wie z. B. am oberu Ende desselben durch fehlerhafte Sättel;
2.nbsp; nbsp; unvollständige Brüche (Fissuren) an verschiedenen Stellen des Schulterblatts, namentlich am untern Ende, an dem Qelenkknorpol, oder auch am Kopfe des Ärmbeius;
3.nbsp; nbsp;unvollständige Verrenkungen und Verstauchungen, oder Quetschungen, Erschütterungen, Ausdehnungen des Scbultergelenks, des gemeinschaftlichen Muskels u s. w., wie hier aligehaudclt wird;
4.nbsp; nbsp;ebenso am Elleubogengelenk;
5.nbsp; nbsp;Verschiebung dor Sehne des langen Beugers des Vorarms;
G. das sogenannte Abbiegen des Schulterblatts und des Arms von der Brust;
7.nbsp; nbsp;Rheumatismus;
8.nbsp; nbsp;Contraktur der Muskeln und Sehnen an der Schulter, am Ann u. s. w. und
9.nbsp; nbsp;Lähmung (Paralysis) der Streck- oder der Bengemuskeln des Arms und Vorarms.
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Yerrenlmiig des Sclmltor- und Arrnbeingelenks.
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Die Gelegenheitsuraaclien, durch welche die unvollständigen Vorreu-kimgen und Verstanchungen entstehen, sind sehr mannigfaltig; man kann im Allgemeinen alle Gewaltthätigkeiten, namentlich Stusse und Schläge, welche auf das Sclmltergelenk odei dessen Umgehung wirken, dazu rechnen. Zuweilen werden sie erzeugt durch heftiges Gegenlaufen mit dem Hum- an feste Körper, /. B. an die Krippe'), durch ungeschicktes Niederstürzen oder Aufstellen, durch plötzliches Ausgleiten der Pttsse, (lurch plötzliches Pariren, durch Prellungen bei dem Aufspringen auf harten Boden mit steif gehaltenen Gliedmaassen, plötzliche Wendungen nach einer Seite, während die Füsse noch feststehen u. s. w., besonders bei Last- und bei Reitpferden. Die Ansichten der Thierärzte sind darüber noch abweichend: ob die Buglahmheit auch durch Anstrengungen und heftige Bewegung beim Eeiten entstelle? Nach Kerstin gsf) Erfahrung soll hierdurch diese Lahmheit sehr selten verursacht werden; obgleich man glauben sollte, dass dies bei der Beschaffenheit des Gelenks und bei den verschiedenen heftigen Bewegungen der Pferde während des Reitens leicht erfolgen könnte. Andere behaupten das Gegen-theil. Gerlach8) betrachtet als Hauptursachen dieser Buglalimheiton 1) unglelchmässige Vertheilung der Körperlast des Pferdes und der Last
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Die Erkennung der sub 1. bezeichneten Quetschungen ist bei einer gründlichen Untersuchung aus den örtlichen Zufällen (nach Seite 89] und ,r)28l und zuweilen auch aus dem Viibericlit leicht zu erlangen. Ucber die Brüche der Schulter siehe Seite öOti. Das sub ö. erwähnte Abbiegen des Schulterblatts und Annbeins erfolgt, wenn die Thiero mit den Vorderbeinen nach aussei! gleiten oder wenn sie über die JJoiclisel oder über Stricke, über Latiorbamp;ume u, s. w. getreten sind and sieh be-mülien, wieder zurück zu kommen. Bei dem hierbei oft wiederholten ruckweis erfolgenden Niederfallen mit der seitlich gehaltenen Gliedmaasso auf diese Oegen-stände, oder selbst bei den Prellungen von denselben erfolgen Quetschungen und starke Ausdehnungen, Ja selbst thoilweisse Zerreissungen der Muskeln, welche das Schulterblatt und Armbein an die Rippen und das Brustbein befestigen (des Sub-scapularis und seiner Sehne (Rigot, im Journ. de mid, veter. 1827 p. 197[, des Pectoralis minor, Latissimus pectoris, Pectoralis major, Serratus anticus major etc.). Man erkennt diesen Zustand daran, dass die leidende Gliedmaasso sowohl im Sieben wie auch bei dem Geben iinraer von der Brust weg und nach aussen gehalten wird, während der gesunde Fuss immer mehr in der Mittellinie unter der Brust steht. Ueber Hhcuinatis s S. 88 u. f. — Die Contraktur an den Muskeln und Sehnen des obern Theils der tiliedmaasse äussert sieb besonders durch grosse Trockenheit und Spannung an diesen Thoilen. Es wird davon in der X. Chsso gehandelt. — Die wirkliche Lähmung (Paralysis) findet sich sehr selten und äussert sich durch giuizliclio Erschlaffung der Muskeln bei Maugel au Empfindlichkeit in denselben und bei dein fehlen anderer örtlichen Symptome; das Glied ist immer nach der der Lähmung entgegengesetzten Seite verzogen oder es hängt sehlaff herab, und man kann ihm durch kräftiges Gegendrücken an der gelähmten Seite des Gliedes die richtige Stellung geben, die aber sogleich wieder aufhört, wenn man die drückende Hand entfernt. — Die Beurtheilung und Kur dieser verschiedenen Zustände muss dem Wesen und Grade derselben angemessen sein.
1)nbsp; nbsp;Die alten Rossärzte haben diese Lahmheit Bährlahmheit oder Barn-1 a hm licit genannt, venuuthlich aus dem Grunde, weil die Pferde sich, nach einer sehr verbreiteten Volksansicht, die Bnglahmheit beim heftigen Qegenlaufen an die Krippe, welche in Süddeutschland die Bahre, der Bam hoisst, zuziehen.
2)nbsp; nbsp;Nachgelassene Manuskripte, heransgeg von Solhen, Berlin 1872, 3. Ma-jaz, f. Thiorhoilk. V. Bd. S. 464.
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Verrenkung des Sclmlter- und Armbeingolenks.
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des Reiters, 2) Erschütterung von unten, Unwirksamkeit des Deltoidcus und hierdurch bedingte unregelmässige Wirkung der übrigen Muskeln der vorderon Extreuiität.
Diagnosis. Bei fiiscli entstandenen Leiden der Art zeigt das Thier bei gelindem Druck mit der Hand auf und um den Bug Schmerz, oft auch vermehrte Warme, seltener Geschwulst. Diese Ortlichen Zufälle sind oft sehr gering, und im veralteten Zustande fehlen sie oft gänzlich; sie können deshalb allein die Diagnose nicht begründen, zumal sie sehr oft durch andere Ursachen, z. B. durch Einreibungen von reizenden Mitteln hervorgerufen werden können. Das Thier hält gewöhnlich im ruhigen Zustande den Schenkel etwas von der Brust ab und den iJuf nach vom gesetzt, die Zehe desselben häufig nach aussen; sie lahmen besonders bei stärkeren Wendungen auf den kranken Fuss oder nach der leidenden Seite zu, wobei zugleich bei jedesmaligem Durchtreten mit dem kranken Fuss der Kopf tief herabgebeugt, dann aber sogleich wieder erhoben wird, welches letztere darin seinen Grund hat, dass der gemeinschaftliche Muskel des Kopfes, Halses und Armes immer mehr oder weniger in Mitleidenschaft gezogen ist, und ferner auch darin, dass die Tbiere die Last von dem kranken Pusse auf die anderen Fasse werfen'). Das Pferd kann die Gliedmaasse im Schulter- und im Ellenbogengelenk weder gehörig beugen noch strecken und deswegen auch nicht beim Vorwärts- und Rückwärtstreten die Gliedmaasse leicht und vollständig in die Höhe heben. Deshalb bewegt es beim Vorwärtsgehen den Fuss nicht gerade nach vorn, sondern wirft den ganzen Schenkel von der Schulter an, etwas seitlich — nach vorn und aussen, — beim Zurücktreten aber schleppt es gewöhnlich den Fuss (die Zehe) auf dem Boden und senkt sich nach der leidenden Seite. Aus demselben Grunde stolpert das Thier leicht über erhöhte Gegenstände, welche auf dem Boden liegen und es hinkt bei dem Beigaufsteigen mehr als beim Bergabsteigen; zuweilen zeigt es Aeusserung des Schmerzes beim Aufheben des Busses, wodurch diese Lahmheit sich von der Huflahmheit charakteristisch unterscheidet. Die meisten dieser Symptome zeigen zwar deutlich, dass der Vorarm nicht frei gehoben werden kann, dass überhaupt die freie Bewegung desselben leidet, nicht aber, dass gerade das Gelenk allein, oder der eine oder der andere Theil in der Nähe desselben leidet. Es sind auch nicht immer die säimntlichen Symptome vorhanden. Die specielle Diagnosis ist oft sehr schwer, besonders wenn örtlich keine Symptome von Quetschung, Entzündung oder Verwundung zugegen sind.
Wenn die von Dietrichs (Veterin, Chirurgie, Berlin, 1822, S. 488) zuerst angegebene Abweichung des knorpeligen Theils der Sehne des langen Beugemuskels des Vorarms von der vorderen mittleren Erhabenheit des Armbeins besteht, ist auch stets eine Contraktur dieses Muskels mit vorhanden, welche man, sowie die Verschiebung selbst, deutlich fühlt. Das Lahmgehen ist so, wie oben bemerkt worden')
1)nbsp; Deshalb sagen die französischen Thioriirzto: das l'ferd hinko mit dem Ohre.
2)nbsp; nbsp;Die Abweichung dieser Sehne findet, so höchst selten statt, dass ich dieselbe im Vorlaufe von mehr als 50 Jahren unter einer Zahl von mehreren Tausenden buglahmer Pferde nicht einmal zu seilen (relegonheit hatte. Die Sehne liegt aber auch durch die beiden Schenkel der Sohne des vordorn örätonmuskels u. s. w. sehr geschützt.
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IIkrtwiraquo;, riiir ,i #9632;,!#9632;'. 3. Aufl.
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54C.
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Verrenkung des Schulter- und Annbcingelonks.
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Hat oine Buglahmheit schon seit eimgev Zeit gedauert, so verändert sie oft ihren Charakter, indem die Entzündung unter sehr gelinden Zufällen chronisch wird, oder indem sie sich ganz verliert und dafür eine Krsrldatl'ung der leidenden Theile eintritt. In diesem Zustande ist die Buglahmheit eine veraltete. Man erkennt eine solche veraltete Buglahmheit aus dem gänzlich fehlenden oder im Verhältniss zum Hinken sehr geringen Schmerz heim 'massigen Drücken gegen das Gelenk, an der geringen Gegenanstrengung und Kraft, welche das Thior zeigt, wenn man das leidende Glied nach hinten zieht; zuweilen (wenn das Thier schon behandelt worden ist) an den vorhandenen kahlen und harten Stellen und Narben der Haut, und an der Abmagerung (Schwinden) der um das Buggelenk und an der Schulter liegenden Muskeln. Die Untersuchung wird iu allen Fallen so zu machen sein, wie es Seite 92 angegeben ist.
Prognosis. Mit der Beurtheilung der Buglahmheit muss man vorsichtig sein, weil die Heilung derselben sich oft in die Länge zieht und der Ausgang ungewiss ist. Im Aligemeinen kann mau annehmen, dass neu entstandene Buglahmheiten und wenn sie nicht zu heftig sind, heilbar, aber die veralteten oft unheilbar sind. In jedem einzelnen Falle soll man den vorhandenen speziellen pathologischen Zustand berüchsich-tigen, leider ist jedoch die richtige Erkennung desselben sehr oft, trotz aller Mühe, nicht genügend zu erlangen, und zum Theil desshalb bleibt auch das ürtheil über die Zeit und die Vollständigkeit der zu erwartenden Heilung ist ganz unsicher.
Die Behandlung richtet sich in denjenigen Fällen, in welchen mau das der Buglahmheit zum Grunde liegenden Leiden erkennt, nach der Art und nach dem Alter desselben. Man wird also z. B. die S. 242 angedeuteten Quetschungen, und Zerreissungen, die Fissuren, die Verstauchungen und unvollständigen Verrenkungen, und das Abbiegen des Schulterblattes, so behandeln, wie es bei diesen Zuständen S. 242 angegeben ist; ebenso, wie akuten oder c.hron. Rheumatismus, wenn die Lahmheit eine rheumatische ist, nach Anleitung von Seite SG u. 91, — ferner bei der Contraktur der Muskeln und Sehnen nach der in der zehnten Classe, Capit. 7 gegebene Vorschrift. Wirkliche Lähmungen werden, je nach der Constitution und Vollblütigkeit des Patienten, mit Aderlassen, mit Purgircn, oder entgegengesetzt, mit innerlichen und äusserlichen Reiz-mltteln, subeutanen Injektionen von Veratriu u. dgl. Mitteln behandelt. Sollte aber die Sehne des langen Beugers des Vorarms mit ihrem knorpeligen Theile aus der normalen Lage gewichen sein, so muss zuerst die Zurückbringung derselben in ihre natürliche Lage bewirkt werden. Zu diesem Zwecke zieht man den leidenden Fuss recht stark nach vorn, hebt ihn in die Höhe, um den Beugemuskel zu erschlaffen und drückt dann mit den Fingern die Sehne in ihre Lage zurück, worauf sich bald die übermässige Zusammenziehung dieses Muskels und der Schmerz mindern. Zur Nachbehandlung dienen kühlende und später erregende, auch adstringirende Mittel.
Wenn man einen speziellen krankhaften Zustand nicht sicher ermitteln kann, muss man den affleirten Theil aus der grösseren Empfindlichkeit heim gelinden Drücken mit den Händen und aus der fehlerhaften Bewegung einzelner Muskeln bei dem Gehen dos Thieres, — den Charakter des Leidens aber aus dem Grade der Empfindlichkeit und der
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Venenkungcn ilos Voiainis mit dem Annheino.
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Temperatur, so wie iius einer zuweilen vorhandenen Anscliwollung dahin beuctlieilen: oh das Leiden ein stheitisches oder ein asthenischea ist. Hiernach ist im ersteren Falle eine kühlende und ableitende, im anderen Falle eine reizende Behandlung im verschiedenen Grade erforderlich. Fruchten die gelinderen Mittel nicht, so geht man zu den stärksten Mitteln dieser Art über. Mau macht Einreibungen von Terpenthinöl, Steinoder Wacholderholzöl, Salmiakgeist, Kantharidentinktur, Kantharidenöl, und der Kantharidensalbe. Diese Mittel werden etwa zwei Tage hinter einander in den Umfang der leidenden Stelle eingeriehen und dann werden sie wieder einige Tage ausgesetzt; es erfolgt so in kurzer Zeit grosso Fnipfindlichkeit der Haut, Entzündung derselben mit Exsudation und ächorfbildung. Kräftig erregend, aber die Haut nicht angreifend, wirkt auch das Aufspritzen eines Wasserstrahls mittelst einer Spritze (die Deuche). Bewirken auch diese Mittel keine Besserung, so gehe man ohne Verzug zu den Fontanellen, liaarseileu, seihst zudem glühenden Eisen über und bewirke dadurch eine ableitende Eiterung, die mau acht bis zwölf Tage zu unterhalten sucht. Es genügen in den meisten Fällen die gewöhnlichen Reizmittel in den Fontanellen; doch kann man in recht hartnäckigen Fällen auch ein Stückchen Nieswurzel, oder (nach der Empfehlung französischer Thierärzte.) ein Stückchen Aetz-Sublimat, oder Kupfervitriol in die Fontanellhöhle bringen oder auch nach Nanzio das glühende Eisen in derselben appliziren. Die Besserung erfolgt auch nach den .stärksten Reizmitteln zuweilen erst nach Wochen und Monaten.
Sehr häufig findet sich bei länger (lauernden Lahmheiten eine Abmagerung (Schwund) des kranken Gliedes ein und bleibt auch selbst nach der Heilung zurück. (Siehe XIII, Classo.)
Während der ganzen Kur ist bei allen Arten von Buglahraheiten (ausgenommen den rheumatischen) eine strenge Ruhe des Tbieres noth-wendig; manche Praktiker gestatten selbst das Niederlegen eines solchen Thieres innerhalb 10—14 Tagen nicht. Die Bewegung, welche man nach erfolgter Heilung solche Thiere machen lässt, darf nur im Schritte und sehr massig sein, und kurze Wendungen zur kranken Seite müssen ganz vermieden werden, — Da die Pferde nach so langer Ruhe meistens über-müthig werden und .springen, wenn sie aus dem Stnlle kommen, so suche man dies vorher schon dadurch etwas zu verhüten, dass man ihnen während der Behandlung nicht so viel Futter giebt, als sie vor der Kur gewöhnlich erhalten hatten. —
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Fünftes Capltel.
Verrenkungen des Vorarms mit dem Armbeine.
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Bei Pferden kann eine wirkliche Verrenkung im Ellenbogengelenk wegen der tiefen halbmondförmigen Gelcnkgrubo unter dem Kronenfort-satzo des Ellbogenbeins und wegen der festen, unbeweglichen Verbindung dieses Knochens mit dem Vorannbeinc (der Speiche, Radius) nicht an-
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Verrenkungen des Vorarms mit dem Armbeiue.
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ders, als zugleich mit einem Bruch des Ellbogenbeins, und bei den 'Wiederkäuern und beim Schweine nicht leicht anders als mit gleichzeitiger Zerreissung von Geleokbändern entstehen. Aus dem angegebenen anatomischen Grunde kommen selbst nicht unvollkomniene Verrenkungen an diesem Gelenke bei Pferden, wohl aber zuweilen Verstauchungen, heftige Entzündung und Ausdehnung der Gelenkbänder und der hier liegenden muskulösen und sehnigen Theile vor und veranlassen ein der Buglalimlieit sehr ähnliches Lahmgehen. Man erkennt diesen Zustand leicht, indem man deutlich sieht, dass ein solches Pferd den Vorarm nicht beugt; ausserdem zeigt es Schmerzen beim Druck mit der Hand auf den leidendenden Ort, und wenn ein Stoss u. dgl. vorherging, so ist auch Geschwulst zugegen. — Bei Hunden und Katzen, wo die Verbindung der beiden Vorarmsknochen mit einander beweglich ist, erfolgen vollkoinniene und unvollkommene Verrenkungen des Radius, und zwar sowohl nach der Innern als nach der äussern Seite hin, ohne dass dieselben jedesmal mit Knochenbrüchen und mit Zerreissungen der Gelenkbänder verbunden sind. Doch kann diese Complication hier ebenso wie an andern Theilen zugegen sei.
Das Ellbogenbein behält bei den einfachen Verrenkungen gewöhnlich seine natürliche Stellung und Lage,
Man erkennt diese Verrenkungen des Radius gewöhnlich daran: das Thier hinkt sehr, der leidende Fuss ist etwas verkürzt, der Vorarm massig vorwärts gebogen und zugleich der ganze Fuss mit der Zehe mehr nach innen oder aussen (immer der Seite, wohin der Kopf des Radius gewichen, entgegengesetzt) gerichtet; — man fühlt den aus seiner Lage gewichenen Kopf des Radius selbst neben dem untern Ende des Armbeins, an der innern oder äussern Seite desselben, und das Thier zeigt bei der Berührung dieses Theils Schmerzen. Zuweilen findet sich sehr bedeutende Anschwellung des Gelenks ein.
Die Vorhersagung ist (bei den kleinen Thieren) in den Fällen, wo die Verrenkung noch neu und ohne Complication ist, und wo die Thiere nicht zu wiederspenstig und unruhig sind, fast immer gut; denn die Heilung erfolgt bei angemessener Behandlung vollkommen. Im veralteten Zustande aber und mit Knochenbrüchen, Zerreissungen der Bänder und mit heftigen Quetschungen verbunden, bei sehr unruhigen Thieren ist die Heilung nicht zu erreichen und es bleibt selbst in günstigen Fällen ein fortdauerndes Hinken zurück.
Die Behandlung geschieht nach den allgemeinen Grundsätzen. Die Ausdehnung wird am untern Ende des Vorarms durch Ziehen in der Richtung nach hinten und zugleich etwas nach aussen oder innen zu, je nachdem der Fuss nach aussen oder innen gerichtet ist und dieser Richtung entgegengesetzt, gemacht. Die Wiedereinrichtung bewirkt man dann durch einen hinreichend starken Druck mit der Hand gegen den ausgewichenen Gelenkkopf des Radius.
Nach gemachter Wiedereinrichtung legt man auf die Stelle des Gelenks, zu welcher der Kopf des Radius hin gewichen war, eine kleine Compresse und Schiene, und umwindet den obern Theil des Vorarms und das Gelenk mit einer Kleisterbinde, oder nach Delabere Blaine mit einem Pechflaster. — Bei grossen Thieren wird das ganze Gelenk mit Werg umwickelt, gegen den Kopf des Radius, auf der Seite, wo er hingewichen war, eine dicke Compresse gelegt, dann legt man an beide
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Verrenkungen des Vorderkniees oder der vordorn Fusswurzel.
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54'.)
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Seiten des Vorarms Schienen wie bei einem Bruch und befestigt das Ganze mit einer Binde.
Dieser Verband rauss 6—8 Tage liegen bleiben und während dieser Zeit mit kaltem Wasser, mit Bleiwasser oder später mit schwach Spirituosen Mitteln recht oft befeuchtet werden.
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Sechstes Capitel.
Verrenkungen des Vorderkniees oder der vordem Fusswurzel.
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Verrenkungen, oder vielmehr Verschiebungen dieser Knochen können nur mit gleichzeitiger Zerreissung mehrerer ihrer kurzen festen Bänder und nur bei sehr heftigen Einwirkungen entstehen. Sie sind daher auch fast immer mit heftiger Quetschung und mit Brüchen verbunden. Bei den kleinen Thieren weicht zuweilen das untere Ende des Radius oder das des Ellenbogenbeins allein, in andern Fällen aber weichen beide Knochen zugleich von der obern Reihe der Knieknochen, oder es weicht die obere Reihe von der untern ab, und bei allen Thieren können einzelne dieser Knochen aus der Reihe der übrigen treten.
Es findet sich Steifigkeit des Gelenks, Anschwellung und Schmerz an demselben, und man fühlt, wenngleich in manchen Fällen nur undeutlich, die Abweichung der Knochen; zuweilen ist das Glied im Knie nach der einen oder der andern Seite gekrümmt; immer ist die Lahmheit sehr gross.
Die Prognosis ist bei Pferden meist ungünstig, weil die Reduction, noch mehr aber die Reposition sehr schwierig ist, und weil leicht theil-weise oder gänzliche Verwachsung und bleibende Steifigkeit entsteht. Bei kleinen Thieren kann die Wiederherstellung in etwa 2—4 Wochen geschehen; zuweilen bleibt aber auch bei ihnen Steifigkeit und Verdik-kung des Kniees zurück.
Die Kur besteht in der Wiedereinrichtung nach allgemeinen Regeln; in dem Anlegen von Compressen und Schienen auf die Seite des Kniees, wo die Knochen hingewichen waren; in umgelegten Binden; in Beseitigung der Entzündung mit kühlenden Mitteln und in Ruhe. Die Folgekrankheiten verlangen resorbirende Mittel, selbst Kanthariden und das Bremen.
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Verroukuugeu im Fessel - oder IvütlicngcfenU.
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Verrenkungen
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im
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Siebentes Capltel.
Fessel- oder Köthengelenk Ueberköthen. ')
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(Das sogenannte
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Unter allen Verrenkungen entstellen bei Pferden die im Schienbein-Fesselgelenk am häufigsten, und zwar sowohl an den vordem, wie auch (und noch häufiger) an den hintern Gliedmaassen. Es weicht dabei ge-wöhnlich das obere Ende des Fesselbeins nach hinten, das untere Ende des Schienbeins nach vom über jenes hinweg, selten nach einer Seite oder nach hinten. — Die Verrenkungen sind in den meisten Fällen unvollständig und bestehen dann hauptsächlich in einer zu starken Ausdehnung des Kapsclbaudes, der Strecksehne des Ilufbeins und auch wohl der Seitenbäudcr, und oft ist auch eine Quetschung und Erschütterung der Gelenkenden (eine eigentliche Verstauchung) mit zugegen. Im weitern Verlaufe tritt Entzündung hinzu, welche fast immer chronisch wird; die Theile um das Gelenk verdicken sich, besonders die an der hintern Seite liegenden; die hier befindlichen Beugesehnen verkürzen sich allmä-lig immer mehr und der Fuss wird dadurch in .seiner Stellung und in seiner Beweglichkeit verändert.
Vollkommene Verrenkungen kommen weit seltener vor und sind meistens mit Zerreissungeu des Kapselbandes und der Strecksehne des Mutes verbunden; doch kann in dem Falle, wo eine unvollkomnieue Verrenkung schon seit längerer Zeit bestand, oder wo sie mehrmals stattge-l'undcn hatte und wo also eine grosso Schwäche und Erschlaffung der Bänder und der Sehnen zugegen ist, eine wirkliche Verrenkung auch ohne Zerreissungeu sich ereignen. Zuweilen ist gleichzeitig ein Bruch mit zugegen,
Die Gelegenheitsursachen zu diesen Verrenkungen sind gewöhnlich Fehltritte, besnuders auf unebenem Wege, Ausgleiten auf glattem, schlüpfrigem Boden, heftiges Anstossen mit der Zehe des llufes an feste Gegenstände, Steckenbleiben des Fusses in einem Loche oder in tiefen Fahrgeleisen, zu kurzes oder schnelles Umwenden des Thiers, heftige Zerrungen und Dehnungen, wenn die Thiere mit den Füssen über die Halfterkette oder Stricke treten, und nicht selten besteht eine Disposition dazu in zu langen und zu geradestehenden Fesselbeinen, in Erschlaffung der Bänder und Sehnen, oder auch in Verkürzung derselben.
Diagnosis. Bei den unvollkommenen Verrenkungen ist die Stellung und Richtung des Fusses von der gesunden Stellung in der Art abweichend, dass die Thiere nicht auf dem ganzen Fasse, sondern gröss-tentheils nur auf der Zehe stehen, indem das Fesselgelcnk nach vorn gebogen ist. Bei den höhern Graden des Ucbels geschieht dies so stark.
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1) In dor Volkssprache lioisst es bei diesen Verletzungen gewöhnlich: „das Pferd hat ülierkölhct oder über das Köthengelenk oder Kothgelenk geschossen oder getretenquot;.
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Verronkungon im Fcssol- o.ltu- Köthongolonk.
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class die vordere Flüche dor Hufwand und dor Krone beinahe die Erde berührt. Doch können die Thiere, besonders bei den mindern Graden, mit der ganzen Sohle auf den Boden treten, und sie thun dies oft, so dass man in diesen Momenten wenig oder gar nichts Abnormes an der Stellung des Fusses wahrnehmen kann. Es findet sich jedoch jenes unvollständige Auftreten auf den Fuss bald wieder ein. Beim langsamen Gehen im Schritt tritt das Thier im Fesselgelenk /.u wenig oder auch gar nicht durch (d, h. das Gelenk wird nicht gehörig gebeugt und seine hintere Seite nicht gegen die Erde gesenkt), sondern das Thier knickt bei jedem Fortschreiten mit diesem, im normalen Zustande senkrecht unter dem Schienbein stehenden Gelenk kurz nach vorn über, und oft geschieht die knickende Bewegung zweimal, .schnell nach einander. Beim Gehen im Trabe bemerkt mau dieselbe nicht so deutlich, sondern der Fuss wird im Gelenk mehr steif gelullten und etwas zuckend in laquo;lie Höhe genommen.1)
Das Gelenk selbst erscheint in der ersten Zeit des Bestehens der unvollständigen Verrenkung, und häufig auch später sehr wenig, oft gar nicht verändert; jedoch bei den höheren Graden sieht und fühlt mau das untere Ende des Schienbeins vor dem Gelenk als eine rundliche, harte Erhöhung, und eben so fühlt man in solchen Fällen die Ausweichung der Knochenenden an den Seiten und nach hinten. Bei den geringeren Graden des Uebels ist diese Wahrnehmung nicht zu machen,
In jedem Falle findet sich, bald schneller, bald langsamer, eine Entzündung hinzu. Gewöhnlich ist in den ersten 21 Stunden nichts von ihr zu bemerken, und auch später ist meistens die Anschwellung und die vermehrte Wärme nur gering und nicht im Verhältniss zu dem Grade der Lahmheit; in einzelnen Fällen ist aber das Gelenk und es sind selbst die Sehnen und Sehnenscheiden geschwollen, heiss und sehr schmerzhaft. Je nach dem Grade der Entzündung ist auch das Lahmgehen vergrössert.
Die vollkommene Verrenkung giebt sich durch eine ähnliche Stellung im Fesselgelenk, wie oben angegeben ist, zu erkennen, diese Stellung ist hier aber gleichmässig andauernd; die Gelenkenden bilden einen deutlich fühlbaren Absatz gegen einander; die Beweglichkeit des Fesselgelenks ist völlig aufgehoben und es besteht an ihm Schmerz, Geschwulst und Wärme.
Die Vorhersagung ist bei den unvollkommenen und noch frischen Verrenkungen des Fesselgelenks ziemlich günstig, weil unter diesen Umständen durch zweckmässige Behandlung noch eine vollkommene Heilung zu erlangen ist; dahingegen sind die vollkommenen und alle veralteten Verrenkungen schwer zu beseitigen; sie dauern sehr lange, und
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1) Die fehlerhafte Stellung mit unvollständigom Auftreten auf die TracLIon und mit zu wonigem Durcblrelen im Fesselgelenk findet sich bei vielen anderen Leiden der Füsse, wie z. 15. bei der Mauke, S. 182, bei der Entzündung dor Beugesehnen, S. 189, boi dorn Panaritium, S. 200, Vorknöoherung dos Hufbeinknorpels, S. 220, Vcrballee, S. 285, sclimerzliaftcu Steingallen, S. 289 u. dgl., ganz besonders aber bei Verwundungen des Strahls und der Sohle durch eingotreteuo spitzige Gegenstiiudo; bei diesen verschiedenen Leiden sind aber slots noch andere, denselben eigenthümlicho Krankheitserscheimingen, und es fehlt ihnen das zweimalige Knicken im Fesselgelenk nach vorn.
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Verrenkangen Im Fessel - oder Küthengelonk. Behandlung.
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lassen häufig Verdickungen der Sehnen and Bänder, Verkürzungen, Stei-figkeit, einen sogenannten Stelzfuss und bleibendes Hinken zurück, so class ein solches Thier sehr wenig und nur zu langsamem Dienste gebraucht werden kann.
Behandlung. Die vollständigen Fesselgelenkverrenkungen müssen wieder eingerichtet werden, bei den unvollständigen ist dieses nicht nöthig. In jedem Falle sorgt man bei Pferden und Rindvieh dafür, dass die Thiere während der Ileilungszeit richtig auf dem Fusse stehen, d. h. im Fessel gehörig nach hinten durchtreten können. Hierzu schneidet man die zu hohen Trachten nieder und bei beschlagenen Hufen lässt man. die etwa mit hohen Stollen versehenen Hufeisen abnehmen und die Thiere dann während dor Heilung entweder unbeschlagen stehen, oder man legt ihnen solche Hufeisen auf, welche am Zehentheile mit einem Griffe versehen oder bedeutend dicker sind als am Ende der Anne. Um die bei dem Beschlagen entstellende Erschütterung und neue Ausdehnung zu vermeiden, kann man das Hufeisen an den Huf schnallen. Um das fernere Ueberköthen und das Stützen des Fesseis auf die Zehe zu verhüten, hat man auch ein Hufeisen, welches am Zehentheile mit einem horizontalen, 7—1ü Centini. langen Schnabel versehen ist (das sogenannte Schnabeleisen), angewendet1). Sehr zweckmässig für den anzulegenden Schienenverband ist ein sogenanntes geschlossenes oder rundes Hufeisen, welches am vordem und am hintern Ende einen Aufzug hat, von denen ein jeder mit einer Oeffnung versehen ist; in die letztere kann dann das untere hakenförmig gekrümmte Ende der eisernen Schienen leicht befestigt werden. Diese Schienen müssen übrigens nach der natürlichen Richtung des gesunden Fesseis gebogen sein, bis an das obere Ende des Schienbeins hinauf reichen und an dasselbe mit Riemen angeschnallt worden. (Siehe S. 480 und Brüche des Fesselbeins S. 512.) Alle diese Mittel dürfen jedoch nicht angewendet werden bei noch bestehender Verrenkung und bei heftiger Entzündung. Jene muss durch die Wiederein-richtung und die Letztere durch kühlende Mittel und Ruhe vorher beseitigt werden.
Die Wiedereinrichtung der bei den vollkommenen Verrenkungen ausgewichenen Knochenenden muss, nachdem in der vorstehend angegebenen Weise für eine richtige Stellung des kranken Fusses gesorgt ist, nach allgemeinen Regeln gemacht und dann das Glied vom Hufe bis an das obere Ende des Schienbeins mit einer Binde massig fest umwickelt werden; ausserdem wird noch auf die Stelle des Fesselgelenks, wohin die Ausrenkung geschehen ist, oder wohin das Gelenk überknickt, eine Cona-presse von Leinwand oder Werg gelegt, um durch den Druck derselben das Wiederausgleiten noch mehr zu verhindern, — und hierauf folgen äusserlich die Schienen, oder ein fester, dicker Kleister- oder Gipsverband.
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1) Manche Tliicriiizte. empfohlen auch, auf den gegenraquo;berstehendon Huf ein sogenanntes Bügel- oder Kugeloisen zu legen, um die Thiere hierdurch zu zwingen, andauernd auf dem kranken Fuss zu stehen und fest im Fessel niederzutreten. Ein solches Hufeisen darf jedoch stets nur eine kurze Zeit liegen, und es passt nicht, so lange heftige Schmerzen bestehen. Eben so darf das bin und wieder empfohlene Aufbinden des gesunden Fusses, um das Durchtreten im kranken Gelenk zu erzwingen, nur sehr vorsichtig angewendet werden.
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Verrenkungen im Fessel- oder Köthengelenk. Behandlung
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Bei den unvollständigen Verrenkungen des Fesselgelenks genügt eine mit der Hand bewirkte Ausdehnung der Sehnen und Bänder und eine hierauf folgende wiederholte sanfte Beugung und Streckung im Gelenk1), und der Verband wird durch eine einfache Einwickelung ersetzt.
Die übrige Behandlung ist, je nach dem frischen oder veralteten Zustande, verschie('.'gt;n. Bei Ersterein muss man antiphlogistisch gegen die Entzündung wirken, und daher die Kälte und Bleimittel, als J'ussbäder, Umschläge oder möglichst oft erneuorte Begiessungen so lange anwenden, bis die Hitze und der Schmerz beseitigt sind, worauf man zuletzt, um den Tonus in den leidenden Theilen wieder herzustellen, den ganzen Umfang des Gelenks mit aromatischen Kräuteraufgüssen, mit Spirituosen Mitteln, oder auch mit adstringirenden Mitteln oft wiederholt befeuchtet.
Bei den veralteten Verrenkungen, wo chronische Entzündung Verdickung, ödematöse Anschwellung besteht, kann man sogleich, nachdem man auf die vorhin angegebene Weise dem Pferde einen zweckmässigen, an der Zehe erhöhten Stand des Kusses gegeben hat, reizende Mittel anwenden. Man macht um das Gelenk Einreibungen von Terpenthinöl, von Steinöl, Salmiakgeist, Kantliarideiitinktur und ähnlichen Mitteln, vorzüglich aber kann man die Kantharidensalbe anwenden, bis Hautentzündung entsteht, worauf man den Erfolg abwartet und wenn derselbe binnen 10—14 Tagen nicht genügt, nötbigenfalls das Verfahren mehrmals wiederholt. Als das wirksamste Mittel bei diesen chronischen Verrenkungen kann man das Brenneisen, in Strichen oder Punkten um und auf das erschlaffte Gelenk angewendet, gebrauchen. Am Ende der Kur werden auch hier adstringirendo Mittel, z, B. Auflösungen von Alaun (30,0 auf 1 Quart Wasser), von blauem, von weissem oder noch besser von grünem Vitriol (15,(3 auf 1 Quart Wasser), Abkochungen von Weidenoder Eichenrinde u. dgl., als Fussbiider oder Waschungen angewendet, gegen die Erschlaffung und chronischen Oedeme sind dieselben durch Einwickelung mit Binden unterstützen.
Strenge Ruhe ist bei allen Verrenkungen des Fesselgelenkes zur Heilung durchaus nöthig; das Pferd darf bei frischen Verrenkungen und Verstauchungen während 6-8 Tage nicht aus seinem Stande kommen, — selbst in der Absicht nicht, um den Gang und die Besserung desselben zu sehen; denn ein einziger Fehltritt kann das in guter Heilung begriffene Uebel wieder erneuern oder verschlimmern, Man muss daher auch nach erfolgter Heilung ein solches Pferd in der ersten Zeit nur kurz und, wo es möglich ist, auf ebenem, weichem Boden führen, um es allmälig wieder an das Gehen zu gewöhnen. — 1st Sehnenverkürzung oder ein Stelzfuss zurückgeblieben, so hat man in mehreren Fällen die Tenotomie der Beugesehnen mit gutem Erfolge angewendet.
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Bei Schweinen, Hunden und Katzen kommen zuweilen Verrenkungen einzelner Schienbeine (Mittelfussknochen, ossa metacarpi) sowohl
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1) Pfuscher lassen die Pferde sich das Gelenk „einspringenquot; oder sie versuchen es mittelst eines unter den Huf gebundenen Stockes mit Hebelkraft einzurenken. Beides ist schädlich.
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Verrenkungen des Obersclienkol #9632; oiler Biickcnbeins.
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an ihrem oberen als am unteren Ende vor. jNlan erkeimt sie durch das Sieht- oder Fülilbarsein des ausgewichenen, an einer Stelle hervorstehenden Knochens, an dem Hinken beim Gehen und dem Schmerz beim Berühren; Verkürzung oder schiefe Richtung des leidenden Fusses ist bei den einzelnen Verrenkungen dieser Knochen nicht vorhanden.
Es muss hier die Wiedereinrichtung des ausgewichenen Knochens durch Ausdehnung und einen massigen Druck auf denselben bewirkt und dann ein Verband, wie bei den Brüchen dieser Knochen, angelegt werden. Die übrige Behandlung geschieht den Zufällen angemessen.
Verrenkungen und Verstauchungen im Fessel - Krongelenk kommen wohl vor, sind aber selten, und noch seltener die des Kronenbeins mit dem Hufbeine. — Ihre genauere Erkennung ist immer schwer, da man nur beim Drücken und Bewegen des Kronengelenks Schmerz und etwas vermehrte Wärme und Lahmgehen mit sichtlicher Schonung der unteren Parthie der Gliedmaase findet, Bei zeitiger, zweckmässiger Behandlung erfolgt stets Heilung, unter entgegengesetzten Umständen dauert das Hinkon sehr lange, es kann (nach llenner) selbst chronische Hufge-lenkslahmheit, (Seite 'J-21) werden. —Die Kur verlangt Buhe und in der ersten Zeit kühlende, später reizende Mittel, ähnlich wie bei dem Ueber-kothen.
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Achtes Capitol.
Verrenkungen des Oberschenkel- oder Backenbeius.
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Vollkonnnene Verrenkungen des Backenbeins kommen bei Pferden mehrentheil.s mit Zerreissung des runden Bandes (Ligamentum teres s. rotundum), zum Theil auch dos Kapselbandes vor. Bei Pferden ist diese Verrenkung selten, weil die Gelenkpfanne sehr tief, der Gelcnk-kopf lang und das runde Band sehr stark und durch die Endsehne des geraden Bauclimuskels unterstüzt ist; es bricht deshalb bei stattfindenden Gewalten eher das Backenbein oder der Rand der Pfanne, doch beobachteten sie Kersting1), Havemann'-), Saussol und Jansen8), Grognier'), Gohier5) U.A., und ich selbst habe sie mehrmals beobachtet. Falke hat Beispiele mitgetheilt0), in welchen die Zerreissung des runden Bandes gar nicht oder nur theilweis stattgefunden. Beim Rindvieh kommen diese Verrenkungen häufiger, als bei den übrigen
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1)nbsp; Nachgelassene Mamiscriple. Ausgabe von Sotlien. Berlin, 1702. S. 394.
2)nbsp; Schrader, in Busch teutsche ZeiUchr. Bd. 111. lieft 3. S. 91.
3)nbsp; Recueil de med. voter. 1829, p. 223.
4)nbsp; Conospond. veter. Vol. II. p. 99.
5)nbsp; Memoires et Observ. Vol. II. p. 206.
6)nbsp; Magazin für die gos. ThieihoilUundo von Gurlt und Ilertwig, Bd. XXIII. Seite 64.
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Vorreiikungon des Obeischonkol - oder Backenbeins.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;555
Haosthieren vor, weil bei diesem die Gelenkpfanne flacher, das runde Band schwäclier, der Hals des Sclienkelbcins länger und der Gelenkkopf mehr abgerundet ist, als bei den letzteren. — Bei den kleinen Haus-thieren kommt die Verrenkung des Backenbeins seltener vor; Harms sah sie bei einem Schaf1;, derselbe und Morier bei einem Schweine, ich bei mehreren Hunden. Unvollständige Verrenkungen entstehen bei allen Thiercn ziemlich häufig.
Bei diesen Verrenkungen kann der Gelenkkopf in verschiedene Stellungen kommen, und zwar a) nach oben und vorn, über den Rand der Pfanne gegen den Rand des Darmbeins, — b) nach oben und innen; bloss über den Rand der Pfanne, — c) nach oben und hinten, in die Fossa iliaca extcrna, — d) nach unten und vorn, vor den Rand des Schambeins, — e) nach unten und innen, ins eiförmige Loch, und — f) nach unten und hinten, gegen den äusseren Ast des Sitzbeins. — Beim Pferde habe ich den Gelenkkopf gewöhnlich nach oben, beim Rinde nach unten und innen, und bei Hunden nach oben und hinten ausgewichen gefunden. Harms fand bei dem Rindvieh nach dem Tode der Thiero stets den Gelenkkopf 'in der Pfanne, aber die knorpelige Bekleidung desselben und den hinteren ilusseren Theil des Pfannenrandes angerieben, und hieraus sowie aus dein Umstände, weil an den lebenden Thieren der grosso Umdrelier weiter nach ab- und rückwärts liegt als an der gesunden Seite, scbliesst er: dass in den von ihm beobachteten Thieren während des Lebens der Gelenkkopf auf jenem Rande der Pfanne gelegen habe und erst wahrend der Agonie oder nach dem Tode in die Pfanne zurückgetreten ist. — Im eiförmigen Loch hat er den Gelenkkopf niemals gefunden, ich dreimal, Sutcr einmal-) u. A.
Ursachen sind: das Ausgleiten, besonders beim Aufstehen, bei der Stellung zum Uriniren und bei Kühen während der Begattung, das Niederstürzen mit unter den Leib fallenden Hinterbeinen, das Uebertre-ten über die Deichsel und über Standbäume, bei kleinen Thieren das Fallen von einer Höhe, heftige Schläge u dgl.
Die Symptome sind bei den einzelnen Verrenkungen etwas verschieden, je nach der Stellung des Gelenkkopfes. Im Allgemeinen gilt, dass bei der Verrenkung nach oben und hinten der kranke Fuss verkürzt und mit der Zehe etwas nach aussen gerichtet erscheint. In der Gegend des Gelenks bildet der grosso, Umdrelier des Oberschenkelbeins eine dicke Erhöhung, welche bei dem Stehen dos Tbieres auf dem Fusse stärker hervortritt und mehr nach ab- und rückwärts liegt als an der gesunden Seite, und die bei der Bewegung des Schenkels vor- und rückwärts gleitet, selbst zum Theil verschwindet, sobald dor Fuss aufgehoben wird. Im Gehen wird der kranke Fuss in einem Bogen nach auswärts bewegt, und wenn man ihn umfasst und nach aussen zieht, kann das Abbiegen in einem stärkern Grade, als im gesunden Zustande, bewirkt werden, doch zeigen die Thiere dabei Schmerzen, und das Aufstehen nach dem Liegen wird ihnen schwer.
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1)nbsp; Die complete Luxation des Iliiflgelenks beim Rindvieh. Im Magazin f. die ges. Thiorhcilk. 37 Jahrg. S. 141.
2)nbsp; Archiv f. Thierheilk. Von einer Gesellsch Schweiz. Thiorärzte. I Jahrg. 1816. S. 88.
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Venenkungeii des Oberschenkel- oder Baokanbelns. Kur.
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Ist der Gelcnkkopf nach unten vor das Schaarabein oder in das eirunde Loch getreten, so ist die Erkennung schwerer, weil man ihn hier von ausseraquo; wegen der Bedeckung durch das Scrotum, resp. das Euter nicht deutlich fühlen kann; letzteres ist aber bei der Untersuchung durch den Mastdarm möglich, wenn man nach eingeführter Hand in denselben und bei dem Fühlen mit ihr in der Gegend des eiförmigen Lochs eine Bewegung daselbst wahrnimmt, welche entstellt, wenn gleichzeitig der kranke Fuss in verschiedene Richtungen gedreht wird, oder wenn eben das Thier gezwungen wird zu gehen. Ausserdem sieht und fühlt man in der Gegend der Gelenkpfanne eine Vertiefung oder wenigstens eine Abflachung, welche bei einer Vergleichung mit der Form des gesunden Oberschenkels immer deutlich wahrzunehmen ist. Auch hier ist der Fuss steif, aber in der Regel mit der Zehe etwas nach einwärts gekehrt. In den meisten Fällen sind die Schmerzen bei dieser Verrenkung in der ersten Zeit sehr bedeutend und zuweilen in dem Grade zugegen, dass die Thiere vom Futter ablassen; später verliert sich diese grosse Empfindlichkeit, die Thiere gebrauchen den Fuss mehr beim Stehen und noch später auch beim Gehen, allein das Hinken bleibt doch immer noch sehr auffallend, und es tritt Abmagerung der leidenden Gliedmaasse hinzu.
Die Vorhersagung ist bei den grossen Thieren mit Gewissheit nicht günstig zu machen, weil die starken Muskeln der Hinterbacke die Wiedereinrichtung ausserordentlich erschweren; doch sind einzelne Fälle bekannt (wie z. B. der von Sanssol und Ran son bei einem Ca vallcricpferde, der von Biclenberg bei einer Kuh'j, in denen die Heilung so gelungen ist, dass das Thier wieder vollständig brauchbar wurde. Mit Hülfe des in der neuern Zeit auch für solche Fälle benutzten Aethers, Chloroforms und Chlorals lässt sich bei der hiernach eingetretenen Erschlaffung der Muskeln die Wiedereinrichtung sehr erleichtern, obgleich sie immer noch eine schwierige Aufgabe bleibt. Bei kleinen Thieren ist sie in der ersten Zeit ziemlich leicht zu bewirken. Ist aber die Verrenkung nicht mehr frisch, so ist die Wiederein-richtung bei sämmtlichen Thieren äusserst schwierig, ja meistens nicht mehr möglich, weil die Muskeln zu sehr contrahirt und an den Gelenk-theilen organische Veränderungen entstanden sind. Die Thiere bleiben lahni, einzelne lernen jedoch, auch ohne dass die Einrichtung gemacht worden ist, allmälig wieder erträglich gehen, sie bleiben aber für Anstrengungen zu schwach und magern ab. Harm s hat auch in denjenigen Fällen, wo ihm die Einrichtung momentan gelungen war, keine wirkliche Heilung erreichen können, weil stets bei der ersten Bewegung des Fusses die Ausrenkung wieder erfolgte.
Kur. Zu der Wiedereinrichtimg werden die Thiere auf die gesunde Seite gelegt, Bei den grossen Thieren wird die Ausdehnung und die Gegenausdehnung auf die Weise bewirkt, wie bei der Reduction der Schenkelbrüche (S. 522) und der Armbeinsgelenkverrenkungen (S. 547); jedoch muss dabei in den einzelnen Fällen der Stand des Gelenkkopfes und dessen Leitung berücksichtiget werden. Für diesen Zweck lässt man eine Schleife von Stricken um das Backenbein, welches vorher mit
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1) VeterMr-Selskabets Skrifter. Deel 8. Kiobenhavn 1818. S. 514.
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Verrenkungen des Oberschenkel- oder Backenbeins. Kur.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;557
Leinwand dick umwickelt sein muss, legen und durch diese Schleife einen Hebebaum in der Art hindurch führen, dass das vordere Ende dieses Baumes über dem Kreuzbein hinweg zur Erde geht und in derselben den Stützpunkt findet; zwei Gehilfen lieben das andere, längere Ende, welches über den Huf hinausragt, allmalig immer höher und dadurch das Uackenbein von dem Becken ab und nach aussen in die Höhe, und der Thierarzt selbst leitet den Gelenkkopf durch Drücken mit den Händen zur Pfanne hin, während die Ausdehnung und Gegeuausdehnung, so wie das Heben des Backonbeins, genügend stattgefunden hat. Sollte der Gelenkkopf gerade über dem Hände der Pfanne fest stehen, so muss das Verfahren hierbei in der Art modifizirt werden, dass man zuerst das Backenbein vermittelst des Hebebaums in die Höhe hebt und dann erst die Ausdehnung vollführen lässt, weil man sonst, wenn man in diesem Falle die Ausdehnung zuerst unternähme, den Gelenkkopf nur noch fester an den Rand der Pfanne drücken und dadurch die Einrichtung erschweren würde. — Bei kleinen Thicren gelingt die Wiedereinrichtung auf die Weise, dass man das Thier ebenfalls auf die Seite legen lässt und dabei die Gegenausdehnung von einem Gehilfen mit der blossen Hand an dem Rumpf und an dem Sitzbeinhöcker, die Ausdehnung aber von einem zweiten Gehilfen an dem Schenkel bewirken lässt. Die Wiedereinrichtung macht man durch massigen Druck mit den Fingern gegen das obere Ende des Backenbeins. Das Zurücktreten des Gelenkkopfs in die Gelenkpfanne erfolgt stets mit einem starken und hörbaren Ruck und die Beweglichkeit der Gliedmaassen wird hiernach immer sogleich viel grosser. Man kann durch Hin- und Herbewegen des Fusses in verschiedenen Richtungen sich theils von der gelungenen Einrichtung überzeugen, theils aber auch hierdurch etwa im Gelenk entstandene Einklem-mungeii eines Theils des Kapselbandes u. s. w. beseitigen.
Die Erhaltung des Gelenkkopfes wird durch die Muskeln genügend bewirkt und allenfalls durch ein grosses Pechpflaster, welches auf die Gelenkgegend gelegt wird oder durch Einreibung der Cantharidensalbe etwas unterstützt. quot;Von den Bandagen ist hier nur allein die hei den Brüchen des Beckenbeins empfohlene Schiene zu gebrauchen, indem man unter dieselbe auf das Gelenk eine recht dicke Leinwand-Compresse legt und das untere Ende der Schiene mittelst breiter Kiemen an das Unter-schenkelbein, die beiden Enden des Querstücks aber an einen Schweifriemen befestiget. — Ausserdem hält man die Thiere ganz ruhig, Pferde und Rinder in den ersten 8 Tagen andauernd stehen (am besten im Hängegurt), und gegen die Entzündnng wendet man Bleiwasser, Oxykrat und dgl., später erregende und tonische Mittel an.
Unvollständige Verrenkungen und Verstauchungen im Hüftgelenk sind bei den Pferden eine der gewöhnlichsten Ursachen der sogenannten Hüft- oder Lendenlahmheiten (unrichtigerweise Hüft- und Lendenlähmungen'). Sie bestehen in einer zu starken Ausdehnung und
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1) „Hüft- oder Lendenlahmheilquot; ist wieder nur, wie die Buglahmheit, ein Col-lektivname für verschiedene mit Lahmgehen oder Hinken in dem Becken und dem obern Theile der hintern Gliedmaasso begleitete krankhafle Zustände. Ausser den unvollständigen Vcrreiikungen und Verstauchungen und den hiernach entstehenden KnUihulungen sind akute und chronische Rheumatismen des Hüftgelenks und in
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Unvollständige Vemmluingen des Backenbeins, HültlahmheU.
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Zerrung dos Kapselbandes, des runden Bandes und der um das Gelenk liegenden Muskeln, oder in Quetschung dieser Theile, des Geleukkopfes und der Gelenkpfanne. Hierzu findet sich Entzündung, plastische Aus-schwitzung und Verdickung dieser Theile, Schmer/,, Lahmheit und Ah-magerung (Schwinden).
Die Ursachen sind dieselben, welche auch die vollständigen Verrenkungen erzeugen, namentlich Niederstürzen mit einer Seite des Backens auf harten Hoden, Ausgleiten, heftiges Ausschlagen u. s. w.
Die Diagnosis ist zuweilen sehr schwierig, besonders bei Pferden mit dicken Muskeln und mit viel Fett auf dem Gelenk und in der Umgegend. Man muss hier die genaue Untersuchung, nach der Seite 89 gegebenen Anleitung, vornehmen und wenn man hierbei findet, dass die Thiere, obwohl einzelne bei dem Stehen zuweilen auf der Zehe ruhen1), mit dem untern Theile dor Gliedinaasse und namentlich mit der ganzen Sohle fest und gut auftreten, bei dem Gehen im Schritt aber den Oberschenkel gleichsam an dem Becken festhalten, kurz vorwärts treten und den Unterschenkel gleichsam nachschleppen, zuweilen auch im Fosselgelenk einknicken; dass sie beim Gehen im Trabe das Becken gegen die leidende Seite neigen; dass sie beim Vorschreiten den Fuss wohl auch ein wenig seitlich bewegen und inühsam zurücktreten; dass im unteren Theile der Gliedmaasse bis zum Backenboin hinauf keine örtliche Krankhcitserschei-nungen, hier aber, in unmittelbarer oder in weiterer Umgegend des Gelenks, vermehrte Wärme, bei dem Drücken auch Schmerz und zuweilen an der Gelenkstollo eine bei der Bewegung bemerkbare Vertiefung zeigen, — so kann man auf das Vorhandensein einer Verstauchung in diesem Gelenk schliessen. Zuweilen sind im frischen Zustande auch uusscrliche Spuren von Quetschungen oder anderen Verletzungen, und im veralteten Zustande Abmagerung (Schwund) zder Spuren von angewendeten Mitteln (Narben, haarlose Stellen u. s. w.) vorhanden.
Die Prognosis ist stets sehr vorsichtig zu machen, weil man in keinem Falle wissen kann, wie vollständig und in wie langer Zeit die Heilung gelingen werde.
Die Behandlung findet zuerst wie bei den Quetschungen und bei den Verrenkungen im Allgemeinen (Seite 242 und Seite 533) angedeutet ist, statt.
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weiterer Ausbreitung um dasselbe bis zur Lcndongogend, selbst bis auf den Rücken. — ebenso Quetschungen der Haut, der Muskeln, des grossen Umdrehers, des Darm-beinwinkcls, — der sogenannte Kinschuss, — unvollständige Lähmungen (auch als Metastase bei und nach der Influenza beobachtet), das eigentliche Hüftweh alter Pferde (Malum coxae senile) u. dgl. krankhafte Zustünde zuweilen die Ursache einer solchen Lahmheit.
I) Ucber die fehlorhafto Stellung mit dem Ruhcu auf der Zehe siehe dio Note Seite 551.
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Verrenkungen ilor Kniesclieibe.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;559
Neuutes Capitel.
Veneiikungeu und das Festhaken der Kniescheibe (auch Leist, Ramme, Rarap oder Rampf genannt).
Ais Verrenkungen der Kniescheibe hatte man früher alle abnorme Oi'tsveriuulerungen dieses Knoelieiis bezeichnet, Grcve ') und F. Meyer2) haben jedoch nachgewiesen, dass hierbei zwei verschiedene Zustande confundirt worden sind, nämlich: a) das Festhaken der Kniescheibe mit ihrem innern untern Rande und mittelst des innern und mittlern geraden Bandes derselben auf dem oberen Ramleder vordem innern Gelenkerhabenheit des Backenbeins und — b) die eigentliche Verrenkung der Kniescheibe nach der Seite, namentlich nach aussen.
a) Das Festhaken der Patella auf dem oberen, beinahe horizontalen Rande des inneren Rollhttgels vom Backenbein der sogenannte Ramme, Rampf, ist keine eigentliche Verrenkung weil jener obere Rand innerhalb des Kapselbandes liegt und eben so mit Gelenkknorpel überzogen ist wie die übrigen Gelenkfliichen, also ein Theil des Gelenks selbst ist und somit die Kniescheibe bei dem Festhaken immer noch in Berührung mit den übrigen Gelenktheilen innerhalb des Gelenks bleibt.
Dieser Zustand kommt bei Pferden und Rindvieh nicht selten vor, bei den übrigen Hausthieren aber gar nicht, weil die vorderen Gelenk-eiiiölinngen ihrer Backenbeine nicht mit so hervortretenden Rilndern versehen sind.
Der Ramm tritt immer so plötzlich ein, dass man die Art seines Entstehens kaum beobachten kann, Bei Pferden entsteht er am hüufig-sten im Stalle, wenn die Thiere aufstehen oder sich niederlegen wollen und dabei ungleiche, zu heftige Bewegungen machen, oder auch wenn sie ausgleiten; in einzelnen Fallen hat man aber auch das Eintreten des Leidens während anderer heftiger Bewegungen beobachtet, z. B. beim Springen, beim Schlagen und beim Ueberschreiten über erhöhte Gegenstände.
Als Ursachen kann man nur einerseits zu heftige und ungleiche Zu-sammenziehung der Streckmuskeln des Unterschenkels (rectus femoris, vastns internus und externus und des crurcus) und andererseits Schwäche und Erschlaffung der untern Bänder der Kniescheibe beschuldigen, Meyer rechnet auch den Mangel an Synovia hierzu.
Die Erscheinungen bei dem Ramm sind folgende: Die Thiere halten den leidenden Hinterschenkel plötzlich steif, so dass sie denselben irn Knie- und Sprunggelenk nicht beugen können; beim Gehen bewegen sie die Gliedmaasse mit Anstrengung und steifgehalten, schleppend nach vorn, wobei die Zehenwand des Hufes gewöhnlich gegen den Boden stösst; zuweilen knicken sie auch im Fesselgelenk nach vorn über. Bei der Untersuchung des Fusses selbst findet man denselben ein wenig mehr gerade gestreckt und die Muskeln an dem vordem Rande des Oberschenkels gespannt; das Sprung- und das Kniegelenk können
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1) Erfahrungen und Beobachtungen über die Krankheiten der Uausthiero, 2tes Bündchen. Oldenburg 1821, S. 19.
'-') Mag., f. d. ges. Thierhcilk. von Gurlt und Ilcrtwig, Bd. XVIII. S. 313 f.
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Verrenkungen der Kniescheibe.
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selbst von einem starken Mann nicht gebeugt und daher das Schienheiu nicht unter den Leib in die Höhe gehoben werden; dass Fessel- und das Kronengelenk besitzen dagegen freie Beweglichkeit. An dem Kniegelenk findet man die Kniescheibe auf dem oberu Rande der innern Ge-lenkerliüliung festsitzend, die unteren Kniescheibenbilnder sehr gespannt und der Raum zwischen dem unteren Rande der Kniescheibe und dem Kopfe des Unterschenkelbeins ist grosser, als an dem gesunden Fusse, welches alles bei einer Vergleichung mit dem andern Hinterschenkel deutlicher bemerkbar wird. Schmerz und Symptome der Entzündung sind in der Regel nicht vorhanden, doch finden sich diese Zufälle zuweilen ein, wenn das Uebel durch mehrere Tage bestanden hat. Die angedeutete Art des Gehens findet sich auch zuweilen bei heftigen Quetschungen der Umgegend des Kniegelenks; in diesen Füllen sind aber jederzeit die örtlichen Spuren der Quetschung oder der hinzugetretenen Entzündung deutlich wahrzunehmen und niemals ist dabei die Gliedmaasse so steif, wie bei dem Festhaken der Kniescheibe.
Die Beurtheilung ist im Allgemeinen sehr günstig zu machen; denn nicht selten verliert sich das Uebel eben so plötzlich von selbst, wie es plötzlich gekommen ist, indem die Thiere irgend eine solche Bewegung machen, bei welcher die Streckmuskeln erschlafft werden und wo dann durch die gespannten unteren Kniescheibenbäuder die Kniescheibe in ihre normale Lage zurückgezogen wird. Letzteres geschieht oft mit einem lauten, knackenden oder ruckenden Geräusch. Zuweilen dauert die Verrenkung nur etwa 1 bis 2 Stunden, in anderen Fällen mehrere Tage, ja zuweilen über 4 Wochen. Wo der Ramm einmal bestanden hat, kehrt er sehr leicht wieder, so dass einzelne Pferde zehn und mehrere Male mit ihm behaftet werden; in der Regel ist er bei den späteren Anfällen weniger hartnäckig, als bei dem ersten Anfalle, üeblo Folgen bat man, ausser der zuweilen eingetretenen geringen Entzündung, selbst nach wiederholten Anfällen nicht beobachtet; die Thiere gehen gleich nach der Wiedereinrichtung ganz regelmässig. Durch Kunsthülfe ist das Uebel immer zu beseitigen, jedoch in einzelnen Fällen schwerer als in anderen, und die gründliche Heilung mit Verhütung der Wiederkehr gelingt meh-rentheils nur nach einer fortgesetzton zweckmässigen Behandlung und unter Mitwirkung eines ruhigen Verhaltens.
Die Behandlung. Die Wiederzurückführung der Kniescheibe in ihre normale Lage ist, je nach der bei den Versuchen hierzu sich zeigenden Hartnäckigkeit des Uebels, auf folgende Weise in verschiedenen Abstufungen zu bewirken;
1)nbsp; Auf die leichteste Weise wird die Wiedereinrichtung zuweilen erreicht, wenn mau dem Thiere mittelst einer Ruthe an der innern Seite der Hinterschenkel einen Kitzel erzeugt, oder es daselbst mit Wasser bespritzt und dadurch zum öftern Aufheben und Hin- und Hertreten mit den Hinterfüssen veranlagst; oder wenn man es einige Schritte vorwärts führt und es dann plötzlich zurückschiebt; oder wenn man es während des Vorwärtsgehens plötzlich durch einen Stoss an die gesunde Hinterbacke auf die kranke Seite hinüberstösst und durch das plötzliche Senken der Hüfte auf der kranken Seite eine Erschlaffung der Streckmuskeln daselbst herbeiführt.
2)nbsp; Gelingt auf diese Weise die Wiedereinrichtung der Kniescheibe nicht, so stemmt man (nachMayer) den Daumen oder (wo dieser nicht
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Verrenkungen doi- Kniesclieibe. Behandlung.
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genügt) einen abgerundeten Stock hinter den ilussern Winkel der Kniescheibe und sucht dieselbe etwas abzuheben und zu bewegen; sobald das gelungen ist, gleitet sie von selbst weiter. Oder man umfasst dieselbe mit beiden Hunden an der Innern und ilussern Seite und hebt sie während ein Goliülfe das Tliier plötzlich von dessen gesunder Seite zur kranken herüberstösst, von dem Rande des Backenbeius ab,
3)nbsp; Zuweilen gelingt aber auch hierbei die Wiedereinrichtung nicht und man ist dann genöthigt, eine stärkere Erschlaffung der Streckmuskeln und der Kniescheibenbänder dadurch herbeizuführen, dass man die betreffende Gliedmaasse möglichst weit nach vorn und oben gegen die Brust hin in die Hohe hebt. Zu diesem Zweck ergreift man mit einer Hand den leidenden Fuss am Fessel, hebt ihn langsam möglichst weit nach vorn und oben, wahrend man sich mit der andern Hand fest gegen das Kniegelenk stützt; wenn man das Thier zum Vorwärtsgehen antreiben liisst, hebt sich die Patella gewöhnlich von ihrer Stelle ab und gleitet zurück. Es gehört jedoch zu dieser Einrichtung viel Kraft und es ist deshalb folgendes Verfahren besser: Man legt um den Fessel des kranken Fusses einen Strick, führt das vordere Ende desselben über den Hals zur gesunden Seite und liisst damit den Fessel allraälig mehr und mehr in der bezeichneten Richtung nach vorn und in die Höhe ziehen; zugleich liisst man das Thier entweder durch einen Gehülfen vorwärts ziehen oder am Becken vorwärts schieben, und in demselben Moment, wo jene beiden Bewegungen geschehen, drückt man mit beiden Händen die Kniescheibe in ihre Lage zurück,1)
4)nbsp; Gelingt aber auch auf diese Weise die Wiedereinrichtung nicht, was zuweilen bei sehr empfindlichen und bösartigen Pferden der Fall ist, so legt man die Tbiere vorsichtig auf die gesunde Seite nieder, befestigt den Beigurt oder einen Strick um das Schienbein des lahmen Hinterfusses, führt den Strick über die oben liegende Seite des Halses und den Kamm hinweg, an der untern Seite wieder hervor und zieht, nachdem dieser Fuss aus dem Fessel gelöst ist, denselben nach vorn und oben in die Höhe, so dass der Huf bis gegen den Ellbogen kommt, nun bewirkt man durch Ablieben der Patella und dann durch Druck mit der Hand auf sie die Zurückbringung in ihre Lage.
Nach der Wiedereinrichtung wendet man in denjenigen Fällen, wo das Festhaken während einiger Zeit bestanden hat und Kntzündungs-zufiille bereits bemerkbar sind, Waschungen mit kaltem Wasser, Bleiwasser, Oxykrat oder Waschungen mit verdünntem Branntwein an; ist aber das Uebel frisch entstanden gewesen und von Entzündung nichts zu bemerken, so macht man täglich mehrmals wiederholt Befeuchtungen mit adstringirenden Flüssigkeiten, z. B. Abkochungen von Eichenrinde, Tormentillwurzel, oder Auflösung von Alaun, Eisenvitriol und dergleichen. Bei geringer Empfindlichkeit der Haut verbindet mau diese Mittel mit Spirituosen, 1st die Verrenkung bereits mehrmals eingetreten und muss man somit eine grosse Erschlaffung der Bänder befürchten, so sind Waschungen mit starkem Branntwein, mit Kampherspiritus, Einreibungen der Cantliaridentinktur, des Terpentinöls unter der Knic-
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I) Richter, im Blagaz. f. d. gesammto Thierheilk. von Gurlt u, üertwifr. Jahrg. XVIU. S. 305.
inurwio , Chirurgie. 3. Autlnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;oy
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Verrenkungen ilcr Knicsclieibo. Behandlung.
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scheibe und an den Seitentheilen derselben so oft wiederholt zu appH-ciren, bis Hautentzündung entstanden ist. In veralteten und hartnäckigen Füllen kann man auch am besten sogleich die Cantbaridensalbe oder das Glüheisen an diesen Stellen anwenden. Die Anwendung reizender Mittel über dem Gelenk und auf die Streckmuskeln nutzt nichts; hier würden vielmehr bei frisch entstandenen und schmerzhaften Fällen narkotische Mittel nnd Einreibungen von warmem Gel nützlich sein, um den etwa in den Muskeln bestehenden Krampf zu lösen.
Während der Kur müssen die Thiere ruhig Im Stalle durch circa 5—9 Tage fortdauernd stehend erhalten werden, und nach der Beendigung derselben darf man sie nur massig bewegen und namentlich sind alle plötzliche Wendungen zu vermeiden.
b) Die eigentliche Verrenkung der Kniescheibe kommt unvollständig und vollständig vor, bald nach der aussein, bald nach der innern Seite, gewöhnlich aber nach aussen.
Bei der unvollständigen Verrenkung wird (nach Meyer) die Patella bei einzelnen heftigen Bewegungen, beim Lauferaquo;, Springen, raschen Wenden oder Zurücktreten während des Vorbringens des Schenkels (der Beugung des Kniegelenks) so heftig nach der einen Seite gezogen, class ihre Gelenkerhabeuheit auf der innern oder der äussern vordem Gelenkerhabenheit des Backenbeins (Meyer sah dies nur auf der äussern) hinaufsteigt, worauf sie mit einem hör- und sichtbaren Ruck von selbst, wieder in die Gelenkgrube zuriickgleitet, sobald der Schenkel die Körperlast übernommen hat und rückwärts gebracht worden ist. Dieses Ausgleiten erfolgt nicht bei jedem Schritt nnd zuweilen gehen die Thiere eine gauze Strecke, ehe es eintritt. Dabei ist im Schritt das Aufheben fest, aber der Fuss wird nicht so weit vorwärts gesetzt, wie der gesunde; bei der Verrenkung nach aussen ist die Fussspltze und das Kniegelenk etwas nach aussen, das Sprunggelenk nach innen gedreht; unter der Kniescheibe ist eine länglich-runde weiche, weder heisse noch schmerzhafte, wegdrückbare Geschwulst von der Grosse eines halben Gänse-Eies (zuweilen grosser) bemerkbar. Diese Geschwulst besteht in einer durch Synovia bewirkten Ausdehnung des Kapselbandes, welche zwischen den untern (geraden) Bändern der Kniescheibe hervortritt; sie ist somit eine Gelenkgalle. Beim Trabgehen tritt, während der ersten Zeit des üebels, das Hinken häufig unverhältnissmässig stärker hervor, so dass die Thiere zu Zeiten nur auf dem gesunden Schenkel vorwärts hüpfen, ohne mit dem kranken den Boden zu berühren; und wenn letzterer zwischen durch angesetzt wird, sieht man deutlich, dass die rasche Bewegung dem Thiere Schmerz macht, da dasselbe die Streckung des Knie-und Sprunggelenks vermeidet und den Schenkel nur im Hüftgelenk bewegt. Die Lahmheit ist auf hartem und weichem Boden gleichmässig. Es scheint hiernach, dass bei der grössern Muskelanspannung die Kniescheibe nicht so leicht wieder in ihre Normallage zurückgleitet und dass ihre Bewegung in der abgewichenen Lage Schmerz verursacht.
Hat das Uebel mehrere Monate und länger bestanden, so pflegt der Gang im Trabe freier zu sein, während er im Schritt ganz so wie bei dem Anfange des Leidens geblieben ist; aber in den meisten Fällen legt sich bei einzelnen Schenkelbewegungen die Patella immer mehr nach aussen (oder nach innen) neben die Gelenkerhabenheit des Backenbeins
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Verrenbungen der Kniescheibe. Behandlung.
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und es bildet sich so die vollständige Verrenkung, loh habe dieselbe aber auch plötzlich im höchsten Grade entstehen sehen,
Bei diesem Leiden sieht und fühlt man laquo;lie Patella neben dem Gelenk; wenn die Verrenkung nach aussen geschehen ist, so besteht eine Auswärtsdrehung des Schenkels und ausserdem fühlt man dicht hinter der Kniescheibe äusserlich am Schenkel eine strangförmige Spannung unter der Maut quer nach hinten verlaufen, die stärker hervortrit, sobald das Thier den Schenkel bewegt; an magern Thioren wird dieselbe bei der Bewegung auch sichtbar. Das Ausgleiten erfolgt bei der vollständigen Verrenkung nicht eben häufiger als bei der unvollständigen; manche Patienten können im Schritt seilist 'eine /.iemliche Strecke geradeaus geben, ohne die Luxation zu zeigen; dieselbe pflegt aber augenblicklich zu erfolgen und nicht leicht von selbst wieder zu verschwinden, sobald die Thiere riickwärt oder seitwärts treten müssen oder in Trab gesetzt werden; sie können dann nur einige Schritte tlum, ohne bedeutenden Schmerz zu verrathen und die Patella bewegt sich neben der Ge-lenkerhöhung auf und nieder.
Die Ursachen dieser Verrenkungen sind dunkel. Letztere entstehen (wie der Ramm) in der Regel ohne nachweisbare äussere Gewalt (weshalb Goodwine') sie als „spontanquot; bezeichnet); in einzelnen Fallen scheint jedoch heftiges Springen, Hintenausschlagen u. dgl. und hierdurch Qbermässige Zerrung, selbst Zerreissung eines oder dos andern Querbandes, worauf zu grosse Nachgiebigkeit erfolgt, die Schuld zu tragen. Eine kurze Croupe mit gerade gestellten Schenkeln (Goodwine, Meyer), das jugendliche Alter und zarter Bau, eben so vorausgegangene Krankheiten, welche Schwäche hinterlassen haben, begründen eine Anlage zu dem Uebel; als die Hauptursacbe betrachtet Meyer bei der Verrenkung nach aussen eine wahrscheinlich durch rheumatische Affection enstandene Contractur, oder doch eine nnverhältnissmässig gesteigerte Wirkung des langen Auswärtsziehers des Schenkels und der Sehnenausbreitung, die von den Auswärtsziehern her diese Scbenkelparthie überzieht. Aus diesen in der Constitution der Thiere liegenden Ursachen ist es zu erklären, das die Verrenkung öfters an beiden llinterschenkeln eines Thieres entsteht.
Bei den frischen und unvollständigen Verrenkungen erfolgt durch zweckmässige Behandlung in den meisten Fällen vollständige Heilung, — bei den veralteten ist dieselbe unsicher und mehrentheils nur unvollständig zu erreichen.
Die Kur wird in den frisch entstandenen Fällen, in welchen eine mechanische Ursache nachzuweisen ist, durch vierzehntägiges ruhiges Stehen (am besten im llängegiirt) und durch tleissiges Befeuchten der verletzten Stellen zuerst mit Bleiwasser oder Oxykrat, später mit aromatischen und Spirituosen Flüssigkeiten bewirkt; — wo mehr wahrscheinlich das Leiden rheumatischer Natur ist, muss das Thier in einem warmen, von Zugluft freien Stalle ruhig erhalten und das Gelenk nebst weiterer Umgebung mit reizenden Einreibungen von warmem Weingeist, Terpenthinöl, Steinöl, später von Canthariden-Tinktur, von Ganthariden-Oel oder Salbe behandelt werden. — Bei vollständiger Verrenkung habe
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I) The Veterinarian. 1845.
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Verrenkungen iles Uutcrscbenkolbeins.
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icli in 2 ganz friscli eutstandenen Füllen durch (Tag und Nacht) fortgesetztes Zurflckdrflcken der Kniescheibe in ihre Lage vermittelst der Hände von starken Männern, welche sieh halbstündlich ableisten, binnen 48 Stunden die Erhaltung in der richtigen Lage bewirkt, worauf dann das Ung, Cantharidum angewendet wurde. — Bei veralteter Verrenkung sind diese Einreibungen immer wiederholt nöthig. — Meyer hat die Durchschneidung des langen Auswärtsziehers and eines Theils der sehnigen Ausbreitung einen Zoll von der Patella entfernt unternommen, jedoch ohne gründlichen Erfolg.
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Zehntes Capitel.
Verrenkungen des ünterschenkelbeins.
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Eine vollständige Abweichung der Gelenkknorren des ünterschenkelbeins (der Tibia) kommt äusserst selten vor und kann nur mit gleichzeitiger Zerreissnng von Gelenkbändern entstellen. Stolz beobachtete sie an einer Kuh'). Man fühlte das untere Ende des Oberschenkelbeins nach hinten, also das obere Ende der Tibia nach vorn gewichen, die Glied-maasse war kürzer, als die gesunde, dabei steif und auch im Sprunggelenk nnbiegsam. Die Kuh zeigte an der leidenden Stelle bei Berührung wenig Schmerz, wenig Geschwulst und vermehrte Wärme; sie trat beim Stehen fest auf den Fuss, vermochte aber nicht denselben aufzuheben oder den Körper fortzubewegen.
Die Reposition gelang erst nach mehreren Versuchen und mit grösster Anstrengung am dritten Tage, worauf der Schenkel sogleich gebeugt und gestreckt werden konnte. Während des Liegens in der Nacht trat die Verrenkung wieder ein, konnte aber hiernach leichter beseitigt werden. Die Heilung erfolgte beim ruhigen Stehen im Hängegurt, beim tleissigen Kühlen in der ersten Zeit und hernach gemachter scharfer Einreibung, nach drei Monaten soweit, dass das Thier sich ziemlich gut fortzubewegen, aucii aufzustehen und niederzulegen vermochte; aber weit gehen konnte es nicht.
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Eilftes Capitel.
Verrenkungen im Sprunggelenk.
Es sind dies ebenfalls sehr seltene und schwere Verletzungen. Nach W. Schrader's Mittheilung2) soll ein Schüler Havemann's eine voll-
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1)nbsp; Magazin für die gesammto Thierheilkunde von Gurlt und Hertwig, Bd. XIV. S. 121.
2)nbsp; Rusch, teutsche Zeitschrift für Thierheilkunde, Bd. III. Heft r.., S. 31.
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Verrenknngeu im Sprunggelenk.
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kommene Verrenkung des Rollbeins und der Koulo gclieilt haben. Das Sprunggelenk war dabei ganz einwärts gebogen. Die Kur verlangt die Wiedereinriclitmig, .strenge Ruhe und entzündungswidrige Mittel.
Verstaucliungen im Spruugelenk kommen hei Pferden oft vor und entstellen theils durch Ausgleiten. Fehltritte, durch heftiges Auftreten auf harten Boden n. s. \v., wobei Zerrung der Bänder oder, heftiges Zusammenstossen der Sprunggelenksknochen stattfindet. — Bei diesen Verletzungen schonen die Thiere den Fuss, sie stehen oft lange Zeit auf der Zehe und halten das Gelenk halb gebogen; später findet sieh vermehrte Wärme am Gelenk und etwas Schmerz beim Drücken desselben; beim Gehen im Trabe heben sie den Schenkel etwas zuckend auf.
Bei Ruhe und fleissiger Anwendung der Kälte durch 8 bis 14 Tage, — später durch scharfe Einreibungen kann das Leiden beseitigt werden; — bei Vernachlässigung entsteht leicht der Spatt.
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Die Verrenkungen der Knochen unter dem Sprunggelenk sind ganz gleich denen au den Vorderfüssen.
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Siebente Classe. Vorfälle und U m s t ü 1 p u n g e n.
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Erster Abscimilt.
Vorfälle im Allgemeinen.
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Yorfiill (Prolapsus, Procidentia, Ectopia') besteht, wenn Organe, volclie in Hölilen liegen, aus denselben so hervortreten, dass sie sichtbar sind oder frei zu Tage liegen und unmittelbar der Einwirkung der Luft ausgesetzt sind. Solche Ortsveränderungen können an allen in den verschiedenen Höhlen liegenden Organen entstehen, und zwar entweder durch natürliche oder durch abnorm entstandene Oeffuungen bei Verwundungen; im letzteren Falle sind sie nur Begleiter der Verletzungen und stellen besondere Complicationen derselben dar, wie dies namentlich bei den Brust und Bauchwunden angegeben worden ist; dagegen sind sie als besondere Kranheitszustände zu betrachten, wenn die Organe durch natürliche Oeffnungen hervorgetreten sind. Es entstehen auf die letztere Weise Vorfälle der Krystalllinse, des Augapfels, der Zunge, des Mastdarms, der Mutterscheidc, der Blase und der Gebärmutter, Die ge-tiannten Organe treten bald mehr, bald woniger vollständig über die Oberfläche des Körpers hervor, und diejenigen, welche hohl sind, können sirb dabei zum Theil iu eiiianderschieben, so dass dreifache Lagen ihrer Wände entstellen, oder sie kehren sicli auch völlig um, so dass ihre mit Schleimhaut überzogene innere Fläche zur äussern wird. Es entstehen auf erstere Weise Vorfälle mit Einschiebung (Inversio). Ausscrdem können die Vorfälle mit Verwundungen, mit Quetschungen, Knochenbrächen und anderen krankhaften Zuständen complicirt sein.
Die Ursachen der Vorfälle sind in praedisponirendc und in veranlassende zu unterscheiden. Zu den ersteren gehört Alles, was Erschlaffung und Schwäche der Muskeln, der Bänder und Häute erzeugen kann, wie z. B. zu wässerige, kraftlose Nahrung vorher überstandene Krank-
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1) 10 e/iojna, krankhafte Veränderung dor Lage eines Tlioils.
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Vorfälle im Allgömelnen,
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heiten u. dgl. — Die Gelegenheitsursacheu sind verschieden, namontlich Druck auf die Organe, z B. durch Geschwülste und Knochenauswüehse neben und hinter ihnen; durch Vergrösserung der Organe oder durch grosse Ausdehnung derselben von angehiluften Flüssigkeiten oder von Gasen; durch heftige Zusammenpressungen der Wunde der Höhlen, sowohl durch äussere Gewalt, wie auch durch heftige Anstrengungen der Muskeln, z. 13. bei dem Gebären u. dgl.
Die Erkennung der Vorfälle ist im Allgemeinen leicht, Man sieht an einer Stelle, wo die Oeffnung einer Hohle besteht, ein oder das Mildere Organ hervorgedrängt, allerdings zuweilen in verschiedener Art krankhaft verändert, z. B. durch die austrocknende Wirkung der Luft au der Oberfläche betrocknet und zusammengeschrumpft, oder dunkel ge-rothet, entzündlich aufgelockert, heiss oder entgegengesetzt auch kalt, wenig empfindlich, zuweilen verletzt u. dgl.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;_ ...
Die Beurtheilung ist in den einzelnen Fällen nach der Wichtigkeit des vorgefallenen Theiles, nach dem Grade und der Dauer des Vorfalls, den Complikationen und nach den hinzugetretenen Zufällen, so wie nach der Möglichkeit, die Ursachen zu beseitigen, sehr verschieden. Im Allgemeinen ist hierüber nur zu bemerken, (lass Vorfälle in der Kegel durch die Naturheilkraft nicht beseitigt werden, sondern der Kunsthülfe bedürfen; dass sie gern wiederkehren und dass sie, wenn sie längere Zeit bestehen, stets die Entartung des betreffenden Organs entweder durch hinzutretende Entzündung und die Folgen derselben, oder durch Brand, durch Verdickung oder auch durch Vertrockuung des Gewebes herbeiführen.
Die Behandlung beruht auf der Erfüllung folgender Indicationen: 1) die Ursachen müssen entfernt, 2) der Vorfall muss durch Zurück-bringung des betreffenden Organs in dessen normale Lage aufgehoben, 3) das Organ muss in seiner Lage erhalten und 4) es müssen die hinzugetretenen Zufälle und Folgen in entsprechender Weise beseitigt werden.
1)nbsp; Die erste Indication wird in den einzelnen Fällen, je nach der Verschiedenheit der veranlassenden Ursachen und Complicationen in verschiedener Weise erfüllt; z. B. müssen verschobene Knochenstücke, welche drückend auf das Organ (z. B. den Augapfel) wirken, eben so Knochenauswüchse und Geschwülste beseitigt werden; übermässige Anhäufung von Gasen in den Baucheingeweiden muss durch den Troikart die Schlundröhre oder durch absorbirende Mittel aufgehoben werden; krampfhaftes Drängen bei ruhrartigen Durchfällen ist durch schleimige und narkotische Mittel zu unterdrücken u. s. w.
2)nbsp; Die Erfüllung der zweiten Indication verlangt immer eine mittelst. der Hände bewirkte Zurückführnng, welche jedoch, je nach der Art und Grosso des Organs und nach dem Orte des Vorfalles, etwas verschieden ausgeführt werden muss, wie dies bei den speciellen Vorfällen angegeben werden wird.
3)nbsp; Die dritte Indication wird zum Theil durch entsprechende Bandagen, in so weit sich solche an den verschiedenen Stellen anwenden lassen, erfüllt; doch ist damit der Zweck nicht überall in genügender Weise zu erreichen. In jedem Fall ist Ruhe nöthig und oft muss noch in dieser Beziehung diätetisch und therapeutisch gegen die Ursachen gewirkt werden.
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Vorfälle im Allgemeiueu
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4) Die vierte Aufgabe ist zung, welche theils durch die bei der veränderten Lage der und Zerrung, theils aber auch Luft, durch Qnetschnngen u, s der Hauptsache durch entzünd füllen. Wenn jedoch Schwäcl Hebels waren oder sich zu den gelind erregende und tonische reine Luft hiergegen angezeigt
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hauptsächlich gegen die entzündliche Rei-veranlassendeu Ursachen, theils durch die Theile in derselben eintretende Spannung
durch die Einwirkung der atmosphärischen . w erzeugt wird, gerichtet und daher in imgswidrige, reizmildernde Mittel zu er-ie und Erschlaffung die Grundursache des raquo;selben hinzugefunden haben, so sind auch
Mittel, so wie kräftigende Nahrung und
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I
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Zweiter Ahscliiiitt.
Vorfälle im Speciellen,
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Erstes Gapltel.
Vorfall des Augapfels. (Prolapsus oculi, Exophthalnms').
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Der Augapfel kann bei säromtlichen Haustliiereii aus seiner Höhle hervortreten, am gewöhnlichsten aber geschieht dies bei Hunden und namentlich bei denjenigen, die einen dicken kurzen Kopf mit plattem Gesicht und grossen Augenhöhlen haben, wie besonders bei den Bull-doggs, Wacbtelbunilen und bei den Mopsen. Die Vorfälle entstehen hier sehr leicht durch starkes Drücken mit den Fingern oder durch einen Schlag auf die hintere Parthie der bei diesen Thieren am Grunde nicht, mit Knochen verschlossenen Augenhöhle, oder durch Eingreifen hinter den Augenlidern, ebenso auch durch das Beissen von Hunden und Pferden auf das Auge u. dgl. Ausserdem entstehen die Vorfälle des Augapfels bei Knochenbrüchen in der Umgebung der Augenhöhle, wenn ein Bruchstück gewaltsam nach einwärts hinter den Augapfel gedrängt wird, und in seltenen Fällen in Folge der Augapfehvnssersucht oder in Folge von Exostoscn und Geschwülsten in der Augenhöhle.
Die Entstehung des Vorfalls ist in den zuerst bezeichneten Fidlen, bei mechanischen Verletzungen, immer ganz plötzlich, bei den zuletzt angedeuteten Füllen aber allmälig.
Die Erkennung ist immer sehr leicht; man sieht den Augapfel bald vollständig, bald nur zum grösseren Theile zwischen den Augenlidern hervorgedrängt, bei frischen Verletzungen zuweilen auch blutend, sonst aber zuerst ohne wesentliche Veränderimg; wenn jedoch die Luft durch einige Stunden auf ihn eingewirkt hat, wird die durchsichtige Hornhaut allmälig mehr trocken, grau und undurchsichtig, zuletzt faltig und leder-
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1) b Qoqtamp;aXflog, Austreten des Augapfels.
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Vorfall lies Augapfels.
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häufig vollständig
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die Theile schwellen an und die Zurückbri
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wird dadurch erschwert,
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ja oft unmöglich. Wenn aber die Zurückbringung überhaupt in den
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ersten Stunden nicht geschieht,
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nung und .später hinzutretende Clceration verloren; er muss entweder sogleich oder spater exstirpirt werden. — Nicht selten ist aber die Zi
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verlängert sind, so dass dann der Augapfel in der Augenhöhle nicht mehr hinreichenden Raum findet. In den Fällen, wo der Augapfel gleichzeitig verwundet ist, ist die Bonrtheilung zugleich nach der Art, Grosse und Tiefe der quot;Verletzung zu machen. Bei Augapfelwassersucht
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schwer, man kann aber durch die l'unction des Augapfels die Ucber-füllung desselben mit Serum leicht beseitigen und dann den Augapfel in seine normale Lage bringen. Uei Geschwülsten und Exostosen in der
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Die Behandlung. Bei frisch entstandenen Vorfällen wird der Aug-und seine Umgebung zuerst mit kaltem Wasser gereinigt und dann
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versucht man ihn durch gelinden Druck mit der Ilachen Hand
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Augenhöhle zurückzubringen; dies gelingt jedoch
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nicht in allen Fällen, sehr stark ztisammen-;hi Hinderniss der Zu-
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Vorfall des Augapfels.
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rüokbringung bilden. 1st dies der Fall, so nutzt das Hineindrängen nichts, sondern der Sjialt der Augenlider imiss an einem l'unkte durch Einschneiden erweitert werden. Dies geschieht am besten am imsseni Augenwinkel, indem man eine Hoblsonde unter denselben und zwischen dem Augapfel vorsichtig in die Augenhöhle drängt und dann mit einem Bistouri (Knopfbistouri) einen etwa 2—3 Centimeter tiefen Einschnitt macht. Hiernach erschlafft das obere Augenlid und die Zurückbringung durch gelinden Druck auf den Augapfel ist gewöhnlich leicht zu maclien. Diese kleine Erweiterung ist ganz ohne Gefahr und heilt später sehr leicht. Nach geschehener Zurückbringung muss ein Gehülfe, welcher nöthigen-falls alle Stunden abgelöst wird, fortwährend mit einem in kaltes Wasser getauchten Schwamm einen gelinden Druck auf den Angapfel ausüben und hiermit durch 24 Stunden fortfahren. Mit Bandagen für diesen Zweck ist im Ganzen weniger zu erreichen und mau benutzt sie deshalb nur im Nothfalle. Alan kann hierzu ein länglich-viereckiges Stück Leinwand gebrauchen, welches auf eine über das Auge gelegte Compresse gelegt und mittelst Bändern um den Unterkiefer befestigt und durch andere Bänder nach rückwärts an das Halsband gebunden wird. Im Nothfalle kann man auch die Augenlider zusammenheften, die Hefte dürfen aber nur in die äussere Haut gelegt werden. Gewöhnlich ist der Zustand nach 24 Stunden im Wesentlichen beseitigt und man hat nur noch zur Wiederherstellung des Tonus in den ausgedehnten Theilen gc-lind aromatische Mittel, wie z. B. ein Infnsum von Arnica, von Kamillenblumen u. dgl. anzuwenden.
Von grosser Wichtigkeit ist es, den Thieren, bei denen die Augen-hohle hinten offen ist, in den ersten 21 Stunden kein Futter zu geben, weil beim Kauen der Kronenfortsatz des ilinterkiefers beständig auf den Augapfel drückt und denselben nach vorn treibt.
Bestellt der Vorfall bereits seit länger als circa, 10 bis 12 Stunden und ist die Hornhaut in der oben bezeichneten Art schon vertrocknet und zusammengeschrumpft, oder ist das Auge auf keine Weise in der Augenhöhle zu erhalten, so bleibt nichts anderes übrig, als ihn zu ex-stirpiren. Man kann diese Operation mit kleinen Abänderungen auf folgende Weise ausführen: Man lässt durch Gehülfen die Augenlider so viel als möglich nach aussen umbiegen und zurückziehen und ergreift den Augapfel entweder mit den blossen Fingern der linken Hand, oder mittelst eines scharfen Hakens, oder an einer Schleife, welche man aus einem mittelst einer Heftnadel quer durch ihn gezogenen Faden gebildet hat. Darauf schneidet man mit einem geballten Bistouri die Bindehaut in der ganzen Peripherie des Augapfels (lurch, dringt entweder mit einem schmalen, recht scharfen Lorbeerblattmesser zwischen dem Augapfel und den Wänden der Augenhöhle in die letztere bis auf den Grund ein und schneidet daselbst sogleich den Sehnerv quer ab, um bei den weiteren Manipulationen jede Zerrung dieses Nerven zu vermeiden; oder man sucht mit einer nach der Fläche gekrümmten Scheere in die Augenhöhle einzudringen, indem man nach gemachtem Kreisschnitt in der Bindehaut gleich hinter derselben an einer Stelle das verbindende Zellgewebe und die Muskeln nach und nach zerschneidet und so auch im Grunde den Sehnerv mit der Scheere trennt. Hierauf löst man auch in dem ganzen Umfange des Augapfels durch weitere Schnitte das Zollgewebe und die Muskeln und entfernt ihn. In die Augenhöhle bringt man dann, nach-
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Vorfall des Augapfels.
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dem dio llluttiii};- (lurch kaltes Wasser gestillt ist, so viel lockeres Würg, dass sie bis gegen den Rand der Augenlider damit angefüllt ist. Eine #9632;weitere Bandage 1st nicht erforderlich. Sollte die Blutung nicht durch kaltes Wasser bald zu stillen sein, so kann man eine dünne Schicht von irgend einem klebenden, aber wenig reizenden Pulver, z. B. Mehl oder Stärkemehl oder das S. 340 empfohlene styptischo Pulver, in die Augenhöhle einstreuen und das Werg dann appliciren. Letzteres bleibt so lange in der Augenhöhle, bis Spuren der beginnenden Eiterung sich zeigen, worauf man es mittelst lauwarmen Wassers und einem Schwämme erweicht, mil der Pinzette herauszieht und durch neues Werg in derselben Weise ersetzt. Dies geschieht in den nächsten Tagen täglich einmal wiederholt, bis Granulation eingetreten ist, worauf dann die ganze Behandlung auf die blosse Reinigung beschränkt wird. Wenn die Granulation bis zum Rande der Augenhöhle hervorgewachsen ist, pflegt sich eine Art schwieliger Narbe auf derselben zu bilden und die Eiterung dann aufzuhören; ist dies aber nicht der Fall, so sucht man die Vernarbung durch adstringirende Mittel, namentlich auch durch concentrir-tes Bleiwasser, oder durch eine Auflösung von Zink- oder Kupfervitriol zu begünstigen, und wo üppige Granulation besteht, wendet man am besten den Lapis infernalis, nöthigenfalls wiederholt an.
1st der Vorfall des Augapfels durch Wassersucht erzeugt, so kann man bei den höheren Graden dieser Krankheit die Punction der durchsichtigen Hornhaut an der niedrigsten Stelle derselben mittelst einer schmalen Lanzette machen und einen Theil der wässerigen Feuchtigkeit entleeren, hierauf aber tonische, gelind erregende und die Resorption be-fördernde Mittel anwenden. Zur Operation muss das Thier niedergelegt, die Augenlider müssen mit Augenlidhaltern gehörig zurückgezogen und der Augapfel mit den Fingern fixirt werden; man sticht dann das Instrument mit seiner Fläche gegen den Rand der Hornhaut gekehrt, am untern Rande des Augapfels etwa 2 Linien vom Rande der durchsichtigen Hornhaut entfernt durch die letztere so tief ein, dass eine etwa 3—5 Cm. lange Wunde entsteht; es entleert sich sogleich neben dem Instrument ein Theil der wässerigen Feuchtigkeit, und um dies in hinreichendem Maasse zu bewirken, hält man entweder das Instrument für einige Sekunden in der Wunde, oder man führt statt dessen eine Sonde in dieselbe. Nach genügender Ausleerung der wässerigen Feuchtigkeit und Entfernung des Instrumentes legt man eine Compresse von weicher Leinwand und eine massig fest anschliesscnde Binde über den Augapfel, hält das Thier in magerer Diät ganz ruhig und wendet dann gelind aromatische Infusionen, namentlich von Arnica u. dgl. und innerlich urintreibende und abführende Mittel von Zeit zu Zeit wiederholt an.
1st bei einem Vorfall des Augapfels das Dasein einer Exostosis oder einer Geschwulst als Ursache des Uebels zu erkennen, so kann man, wenn der Eigenthümcr das Aeusserste zur Heilung des Zustandes verlaugt, an dem hierzu niedergelegten Thiero einen Einschnitt durch die Bindehaut an derjenigen Stelle der Augenhöhle, wo eben die Geschwulst sitzt, mit der nöthigen Vorsicht machen, bis zu der Geschwulst eindringen und dieselbe exstirpiren; es ist jedoch dieses Verfahren ein sehr eingreifendes und hinsichtlich der Folgen, welche bei der entstehenden Eiterung eintreten können, nicht genau im Voraus zu beurtheilen. Nach
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Vorfall der Zunge.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;57quot;
der Entfernung der Geschwulst drückt man den Äugapfel simft, in seine Hcilile zurück und erhält ilm daselbst mittels einer Bandage. Die übrige Behandlung ist zuerst antiphlogistisch und dann weiter nach Art der eintretenden Zufälle.')
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Zweites Capitol.
Vorfall der Zunge. (Prolapsus Linguae.);
Vorfälle der Zunge sind bei Pferden und Hunden oft beobachtet worden. — Diese Vorfälle der Zunge sind jedoch nicht immer ein und derselbe pathologische Zustand, sondern die Folge von verschiedenen Zuständen und zwar; 1) beruhen sie auf einer, durch libermässige, gewaltsame Ausdehnung erzeugten Erschlaffung, Schwäche und Verlängerung der Muskelfasern; oder 2) auf einer Lähmung der Zunge, oder I!) auf einer durch Verwundung herbeigeführten Verkrüppelung derselben, und 4) zuweilen auf blosser Gewohnheit der Thiere,
Die Erkennung ist im Allgemeinen leicht, jedoch nicht zu allen Zeiten gleichmässig, weil zuweilen die Zunge noch willkürlich zurückgezogen werden kann; in jedem Falle sieht man, dass dieselbe über die Schneidezähne und zwischen den Lippen entweder dauernd hervorgetreten ist oder seitlich herabhängt.
Im ersten Fall ist das Uebel nicht beständig in gleicher Stärke zu bemerken, sondern das Thier lässt die Zunge mehr heraushängen, wenn es müde ist; es ragt dann die Zungenspitze 1—4 Finger breit heraus; wenn aber das Thier durch einen Reiz veranlasst wird, die Zunge zu bewegen, so kann es sie vermöge der noch bestehenden Beweglichkeit grösstentbeils zurückziehen; dieselbe ist jedoch schlaff und bei Reizungen, z. 15. bei Stichen mit einer Nadel, zeigt es deutlich Empfindung; die Thiere kauen aber langsamer, verstreuen auch wohl etwas Futter
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1) Ks koranit auch, wjc bereils bei dem grauen Staar (S. IH\) und bei den Wunden des Auges (S. 377) erwähnt, ein Ilervortreteu dor Krystalllinse aus der hintern in die vordere Augenkammer vor und man bezeichnet diesen Zustand als Vorfall der Linse (Prolapsus lenlis). Derselbe trägt jedoch nur zum Tlicil die im ersten Absclmitt crwiilmteu allgemeinen Charaktere der Vorfälle an sich, weil die Linse nicht frei an der Atmosphäre liegt, und er ist auch nicht wie andere Vor-fiille zu behandeln, namentlich nicht zu ropoiiiren. Die Erkennung isl immer, wenn die Hornhaut durchsichtig ist, leicht; denn die in die vordere Augenkammar getretene Linse wird nicht mehr ernährt, verliert daher ihre Durchsichtigkeit und erscheint als ein weisser, linsenförmiger Körper hinter der durchsichtigen Uornbaut; dadurch wird ein Tbcil der Regenbogenhaut und seihst der Pii|iillo bedeckt Das Sehen ist. stets verloren. Oft schwindet später die Linse bis auf einen kleinen Punkt. Heilung mit Wiederherstellung des Sehvermögens ist unmöglich. Soll das üble Ansehen beseitigt werden, so ist der Ilornhaulsohnitt wie bei der Staar-Extraction zu versuchen.
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574nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Vorfall der Zunfre.
und manche speicheln stark aus dem Munde, besonders im frischen Zustande des Lobeis. -#9632; 2) Uei dein Vorfall von wirklicher Lähmung wird die Zunge entweder gar nicht oder nur sehr wenig zurückgezogen, auch selbst wenn man sie reizt, und das Kauen und die Bildung dos Bissens geschieht sehr unvollständig. Die Lähmung besteht zuweilen nur an einer Hälfte der Zunge. Letztere ist dann nach der gesunden Seite verzogen und die Erscheinungen finden sich nur an einer Seite. — 3) Bei einer Verwundung der Zunge oder nach derselben findet man in der liegend Hirer Mitte einen Querriss, durch welchen die Spitze von dem hintern Tlieil grösstentheils getrennt, zuweilen nur noch mit dem Zungenbänd-cheii und durch einige Fasern mit dem Körper der Zunge zusammenhängt Zuweilen ist sie dabei verkrümmt und hängt nach einer Seite. In dem Veibältniss, als die Lücke breit ist, ist auch die Zunge verlängert; in dem hervorhängenden Theile besteht Empfindlichkeit, Wärme und Beweglichkeit, aber die Kraft ist nur gering (S. !589).
Ausser diesen wirklichen Vorfallen, giebt es auch andere Zustände, bei welchen die Zunge nur vorübergehend aus dem Maule tritt und scheinbar einen Vorfall bildet. Dies geschieht namentlich a) bei heftiger Entzündung der Zunge, wo letztere bedeutend anschwillt, in Folge dessen ihre Spitze zwischen den Schneidezähnen hervorsteht, durch diese gedrückt wird und in Folge dieses Drucks tiefe Gruben, Blutextravasate und im weitem Verlaufe selbst Brand an der Spitze der Zunge entstehen (S. 146). — Aelnilich ist es zuweilen bei dem Zungen-Anthrax (S. 147). b) Scheinbare Vorfälle der Zunge entstehen auch nach solchen Verwundungen, bei denen sich fremde Körper in die Zunge einstechen, dieselbe reizen, entzünden und in Folge dessen eine Anschwellung herbeiführen, durch welche die Zunge verlängert und über die Schneidezähne heraus gedrängt wird. Die Erkennung dieser Zustände ist an den Symptomen der Entzündung oder der Verletzung immer leicht zu erlangen. — c) Line dritte Art des scheinbaren Zungonvorfalls findet sich bei denjenigen Pferden, welche aus übler Gewohnheit die Zunge aus dem Maule hervorstrecken oder heraushängen lassen und die man deshalb Zungenstrecker und Zungenblöker nennt. Am meisten siebt man diesen Fehler, wenn die Pferde aufgezäumt sind, zuweilen aber auch zu jeder Zeit. Die Tbiere haben hierbei die volle Kraft, Empfindlichkeit und Beweglichkeit der Zunge und ziehen dieselbe nach Belieben zurück. Hierdurch unterscheidet sich dieser Zustand von dem Vorfall sehr deutlich.
Ursachen. Man hat diese Vorfälle bei Pfefden durch gewaltsames Heransziehen der Zunge bei dem Aufzäumen, bei dem Maulputzen und dgl.,- zuweilen die Lähmung der Zunge bei Nervenfieber, Influenza und Dummkoller, — angeblich auch in Folge des fortwährenden Lockens an den Wänden entstehen sehen, und bei Hunden sah ich sie als Folge des hohen Alters.
Prognosis. In den Fallen, wo das Uebel bloss in Erschlaffung besteht, lässt es sich noch am ehesten und gründlichsten heilen; wo es dagegen in Folge von Lähmung entstanden, ist der Zustand stets sehr hartnäckig und die, Heilung ungewiss, besonders bei einem hohen Grade des Uebels und im veralteten Zustande desselben. Im dritten Falle, (1. h. wo die Zunge verwundet und in Folge schlechter Behandlung verstümmelt ist, ist die Vorhersagung ebenfalls ungünstig, da hier von der
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Vorfall dor Ziinpo.
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tbierärztlichen Knnsthülfe nichts Gründliches zur Beseitigung des üebels geschehen kann; in beiden Füllen bleibt zuletzt, wenn wenigstens das üble Ansehen beseitigt worden soll, nur das operative Verfahren übrig.
Behandlung. 1st der Vorfall der Zunge nur in Erschlaffung und übermilssiger Ausdehnung begründet, so sind Einspritzungen in das Maul und Befeuchtungen der Zunge mit adstringireiiden und erregenden Mitteln nützlich, wie z. B. von einer Abkochung der Eichen- oder Weidenrinde, oder der Tormentillwuiv.el, oder einer Anllosiing des Alauns, mit Weingeist, mit Wein, oder mit aromatischen Infusionen u. dgl. Dabei kann man auch im Kehlgange und in der Gegend der Uhrdrüse Waschungen und Einreibungen von Weingeist, Terpenthinöl u. dgl machen. Das starke Herausziehen der Zunge muss vermieden und dieselbe bei der Arbeit in einem leinenen Beutel, welcher mit Bändern seitlich an die Halfter oder Trense gebunden wird, im Maule zurückgehalten werden. — Wenn die Pferde gewöhnt sind, die Wunde zu belecken, so bestreiche man dieselben mit Theer oder mit Fett, und ausserdem stelle man die Thiere, so viel als die Umstände es gestatten, im Stande umgekehrt. Die Diät kann in diesen Fällen übrigens wie bei gesunden Pferden sein.
Besteht aber der Vorfall in Folge einer Lähmung, so müssen erregende, belebende Mittel auf die Zunge, ebenso in den Kehlgang, um den Kehlkopf und an den Seiten des Genicks gebracht werden. Auf die Zunge applicirt mau recht oft aromatische und spirituöse Flüssigkeiten, selbst ätherische Oele, oder mau bindet an das Mundstück der Trense aromatische Wurzeln und lässt sie durch einige Stunden im Maule liegen, wie z. B. gespaltene Kalmus-, Angelica- und Baklrianwurzeln (unmittelbar mit Bindfaden an das Gebiss befestigt, oder grob pulveri-sirt in einem Leinwandsäckchen auf das Gebiss gebunden, nachdem man es vorher einige Minuten in heissem Wasser gehalten hat). Ausserdem ist die Elektricität in Anwendung zu bringen und zwar, indem man Funken aus einer Leidner Flasche auf die Zunge überspringen lässt; oder man lässt in die hervorgezogene Zunge Hitze von einem vorgehaltenen Brenneisen einströmen. Aeusserlieh unter die Zunge, im Kehlgang und zu den Seiten des Kehlkopfes wendet mau Kampherlininient, Kampherspiritus, Ammoniakliniment an; oder man macht Einreibungen von Terpenthiriöl, oder brennt unter der Zunge im Kehlgange Punkte, macht Scariflcationen u. dgl. abwechselnd, bis der Zweck erreicht ist oder bis die andauernde Erfolglosigkeit aller dieser Mittel den Beweis für die ünheilbarkeit des Zustandes geliefert hat. Auch hier kann die Zunge mittelst eines Beutels im Maule zurückgehalten werden. Die Thiere müssen weiches Kutter erhalten.
Bei der in Folge von Verwundung eingetretenen Verkrüppelung oder Verlängerung der Zunge kann man nur die alten Wundränder durch Beschneiden neu wund machen und dann durch gut angelegte Hefte die Theile zur Heilung zu bringen suchen. Das Maul wird dann zugebunden und die Thiere bekommen in drei Tagen kein Putter, sondern das Maul wird nur von Zeit zu Zeit mit Wasser ausgespritzt. Ist nach drei Tagen die Vereinigung noch nicht geschehen, so ist sie auch nicht mehr zu erwarten.
Bei den sogenannten Zungenblökern oder Zungenstreckern, wo ein oft wiederholtes Hervorstrecken der Zunge hloss aus übler Angewohnheit des Thieres besteht, muss mau bei jungen und im Maule sehr em-
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Vorfall dor Zunge
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pfindlicben Pferden zuerst jedes scharfe und zu fest anliegende Gebiss wegthun, weil oft die Thlere mir durch den unangenehmen Reiz im Maule zu dem Hervorstrecken der Zunge veranlagst werden. In anderen Fällen sind mehr die correctiven Mittel zu versuchen, aber mit Fleiss und durch einige Zeit andauernd fortgesetzt. Der Wärter muss beständig auf den Kehler aufpassen und dein Thiere, so oft es die Zunge heraushängen lässt, einen Hieb geben oder dasselbe im Stalle verkehrt anbinden und die hervorgestreckte Zunge mit Nadeln stechen, oder mit Draht brennen, oder mit bitterscharfen Extrakten, wie z. B. Kantha-ridentlnktur und Aloeextrakt, bestreichen. Ausserdem kann man noch ein sogenanntes Spielgebiss auflegen, womit die Thiere die Zunge be-schäftigen können. Je nach dem höheren oder geringeren Grade dieser üblen Angewohnheit sind auch diese Gebisse verschieden; bei dem einfachen hängen drei Kettchen herab, bei anderen sind diese Kettchen mit einer Art von gezahntem Löffel versehen, dessen Zähne nach der Zunge gerichtet sind. Wo jedoch diese .Gebisse das Thier von dem Herausstrecken der Zunge nicht abhalten, legt man ein Doppelgebiss so in das Maul, dass die Zunge zwischen den Mundstücken liegt, und das Znngenbändchen nicht gezerrt wird. Manche Pferde spielen so lange, bis sie das Gebiss unter der Zunge haben, worauf sie dieselbe [wieder hervorstrecken. In diesem Falle ist es nothwendig, das Gebiss mit einem Bogen zu versehen, der nach hinten auf der Zunge liegt und sie herunterdrückt.
In allen Fällen, wo durch die angegebenen Mittel der Vorfall nicht beseitigt werden kann, bleibt nur noch das kunstmässige Abschneiden der zu langen und hervorhängenden Spitze der Zunge übrig. Dies erscheint zwar als ein barbarisches Verfahren, es entspricht jedoch dem Zwecke recht gut und ist nicht so eingreifend, wie es scheint. Der zu seiner Zeit berühmte Stallmeister Weybold bat schon vor 150 Jahren diese Operation in Anwendung gebracht.1)
Nach seiner Vorschrift benutzt man hierzu eine Maschine, die aus zwei eisernen Platten besteht, welche an ihrem vordem Rande abgerundet sind wie die Zunge; die untere Blatte ist 6 Centimeter von vorn nach hinten lang und 75 Gentim. breit, die obere ist 3quot;, Centim. lang und 8 Centim. breit und steht somit mit ihrem Bande einen halben Zoll über den Rand der untern Platte vor. Hierdurch wird ein schräger Schnitt in der Zunge und bei der Heilung ein dünner Band derselben erzielt. Beide Platten sind mit flachen Seitenarmen versehen, welche aus dem Maule hervorstehen und liier mit Löchern durchbohrt, durch welche Schrauben geben, vermittelst deren man die Platten und die Zunge zusammenpressen kann. Zwischen die Blatten legt man die Zunge wohl ausgebreitet und so. dass ihr Rand in der richtigen Breite über die erstem vorsteht, schraubt die Platten fest zusammen, schneidet dicht an deren Rändern den Zungenrand ab, brennt ihn, um die Blutung zu stillen, und bestreicht ihn mit einem Gemenge von Mehl und Honig. — Man kommt aber auch ohne diese Maschine aus, indem man die Zunge mit den Fingern oder mit der Kornzange erfasst und den hervorragenden
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1) J. 0. Wcybold's kunstgeübter Bereiter und durch Erfahrenheit gelehrter Rossarzt. Nürnberg, 1701.
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Vorfall des Mastdarms.
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Theil mit einer Scheere abschneidet. Die Blutung ist hei diesem Ab-sclmeideii nicht bedeutend und durcli Betupfen mit einem knoplförmigen Brenneisen leicht zu stillen. In den eisten 24 Stunden verabreiche man dem Thiere nur Getränk, dann aber als Putter Kleienbrei, feines Gras, und nach 4—5 Tagen das gewöhnliche Futter. Eine besondere therapeutische Hchandlung ist hierbei nicht nöthig.
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Drittes Capitel,
Vorfall des Mastdarms. (Prolapsus aid. Exania).
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Die Vorfälle des Mastdarms kommen bei allen Hausthieren, seihst bei Vögeln, nicht ganz selten vor. Sie entstehen in dreifach verschiedener Art, nämlich. J) indem sich der Mastdarm unmittelbar vor dem Schliesstnuskel umbiegt und dann nach hinten durch den After drängt; — oder 2) die Umbiegang findet tiefer im Becken, nicht unmittelbar hinter dem After, statt; oder — .')) es tritt bloss ein Theil der Wände des Darms an einer Seite, meistens die ScMeimliaut, heraus, liei der ersten Art besteht eine wirkliche Umstülpung, und man sieht aus dem After eine rothe Geschwulst hervordrangen, die von verschiedener Länge (zuweilen nur etwa 'J Centini., in andern Füllen 10 bis 12 Centini , ja sogar bis mehr als 30 Ceiitiin., röhrenförmig, mit der Schleimhaut überzogen und am äussersten Ende mit einer Oeflfnung versehen ist, in die man leicht mit einem Finger eindringen kann und aus welcher Bliiliuu-gen, Schleim und seihst Excreraente zuweilen entleert werden; aber zwischen dem vorgefallenen Theile und dem After kann man nur bis zürn Innern Bande des Schliessmuskels gelangen. — Bei der zweiten Art besteht Einschiebnng und Umstülpimg im Becken, und es sind äusserlich dieselben Erscheinungen wahrzunehmen, aber man kann inelir oder weniger tief zwischen der äussern Wand und dem hervorgetretenen Theil eindringen. — In dem dritten Falle sieht man aus dem After eine rötli-liche Geschwulst ragen, welche nicht cylindrisch ist, sondern nur eine Falte oder einen Lappen bildet. Diese Art hal Aehnlichkeit mit den flachen Mastdarmpolypen, nur mit dem Unterschiede, dass letztere von einer derbem Masse sind, — Der Mastdarmvorfall ist entweder (lauernd oder wechselnd; erstcres ist häufiger der Fall; bei dem wechselnden findet nach einiger Zeit eine Art von peristaltisclier Bewegimg statt und der Vorfall tritt dabei wieder zurück. Wenn sich der vorgefallene Theil bald zurückzieht, treten gewöhnlich keine anderweitige Folgen und Zufälle ein; bleibt aber der Darm längere Zeit an der Luft, so wird die Schleimhaut trocken, dunkler geröthet und angeschwollen; bei der Berührung sclnnerzhaft, die Thiere drängen oft wie zur Kothentleerung, es entsteht Jucken an dem Theil, in Folge dessen reiben sich die Thiere, rufen hierdurch eine heftige Kntzündung hervor, welche von Blutinfiltration zwischen der Muskel- und Schleimhaut, Faserstoifausschwitzang und dadurch entstehender Verdickung (hei Pferden bis zur Grosse einer Faust) begleitet wird, und es kann dann der Darm auch durch Kunsthilfe nicht direkt zurückgebracht werden. In andern Füllen entsteht Eiterung und Ulceiation und theihveises oder gänzliches Absterben des hervorhäugen-
IIBRTVIO, Chirurgie, 11. Aull.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;37
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Vorfa)l des Mastdarms.
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den Stückes; die Ulceration setzt sich meistens nach innen fort, es bildet sich eine Fistel, Senkung des Eiters u. dgl., bis der Tod in Folge dieser üblen Zufälle eintritt. In recht günstigen Füllen stirbt die hervorragende Parthie ab und die Ränder verwachsen ohne üble Folgen,— doch geschieht dies selten. — Zuweilen findet sich der Vorfall als Complication zn dem Prolapsus uteri.
Ursachen. Erschlaffung, Schwäche des Darms an der Stelle, wo sich der Vorfall bildet, giebt die Disposition und heftiges Drängen mit den Bauch-wänden und dem Zwerchfell auf die Banclieingeweide ist die Hauptur-sacbe dieser Vorfälle. Die Veranlassung dazu geben: allgemeine Laxi-tät, (daher der Vorfall oft bei ganz jungen Thieren vorkommt), Durchfall, Ruhr, starke Aufblähung (Windkolik). Anhäufung vom verhärteten Kotb im Mastdarm, Bremsenlarven und Wärmer in demselben, ungeschickte und rohe Manipulationen in Ihm, bei Untersuchungen und bei dem Ausräumen mit der Hand, schwere Geburten, grosso Heizung durch die Nachgeburt u. dgl. Ob die eine oder die andere Ursache mit zugegen ist, muss man aus dem Vorbericht, aus den Zufällen und der ört-liclien Untersuchung erforschen. Für letzteren Zweck geht mau bei kleinen Thieren mit einem mit Fett bestrichenen Finger, bei grösseren mit der Hand in den Mastdarm und befühlt dessen innere Fläche.
Die Prognosis ist, je nach den einzelnen Verhältnissen, bald mehr bald weniger günstig. Das blosse Hervortreten einer Wand des Mastdarms ist am leichtesten zu beseitigen; etwas schwieriger ist eine Um-stülpung nahe am After, doch ist, dieselbe mohrenthoils auch gut zu heilen; am übelsten sind die Vorfälle mit Einschiebung innerhalb des Bek-kens, sowohl hinsichtlich ihrer Zufälle wie auch hinsichtlich ihrer Heilbarkeit. Sie enden oft tödtlich. Frische Vorfälle sind leichter zu heilen als alte; die ersten Vorfälle, obgleich sie leichter üble Zufälle herbeiführen können, sind schneller zu beseitigen als schon mehrmals dagewesene, weil eine öftere Wiederkehr derselben eine grössere Anlage und pathologische Veränderungen; sie bedingen auch deshalb eine schlechtere Prognose. Wo noch keine pathologischen Veränderungen des Darms entstanden sind, ist die Prognose günstiger als in den Fällen, wo dieselben bereits eingetreten sind. Bei grössern Haustbieren ist die Prognose besser als bei kleinen, weil bei ersteren die Mittel sich leichter applici-ren lassen und die grössern Thiere eher in einer horizontalen Stellung zu erhalten sind. Je ruhiger und torpider das Thier ist, desto günstiger ist der Vorfall zu beurtheilen, eben so wo die Ursachen, welche ihn her vorgerufen, leicht zu entfernen sind, wie z. B, Kotlihallen, Würmer; ist aber die Ursache nicht zu beseitigen, so ist auch trotz aller Mittel das den Vorfall hervorrufende und begünstigende Drängen nicht zu ver-hüten. Bei schwerer Geburt ist nicht eher etwas zu thun, als bis die Geburt und Nachgeburt vorüber ist. Zuweilen zieht sich der herausgetretene Theil des Mastdarms von selbst wieder in das Becken zurück, wenn die Ursache des Drängens beseitigt ist. Findet die Zurückbringung nicht statt, so entartet der vorgefallene Theil durch die Einwirkung der Luft, durch Reiben an andern Gegenständen (oder selbst mit dem Schwänze) und in manchen Fällen tritt immer mehr Masse heraus und der Vorfall vergrössert sich.
Behandlung. Den im Allgemeinen aufgestellten Indicationen gemäss, müssen vor Allem die veranlassenden Ursachen des Vorfalls beseitigt
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Vorfall des Mastdarms
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werden; so namentlich bei Diarrhöe durch innerliche und äusserliche Anwendung derjenigen Mittel, welche gegen die specielieArt der Diarrhöe angezeigt sind; z, li. bei Erschlaffung und Reizlosigkeit des Darmkanals gelte man bittere und adstringirende Mittel mit kleinen Gaben von Rhabarber, das Argent nitric, u. dgl. Ist aber grosse Empfindlichkeit mit zugegen (Mastdarmzwang), so reiche man innerlich Opium oder Krähenaugen (bei Pferden 1,00—4,00, beim Rindvieh 1,00—6,00, bei Schafen 0,5—1,00, bei Schweinen 0,2—5, bei Hunden 0,03—0,2) in Stärkeabkochung und in einer halben Stunde wiederholt. Oertlich gebe man Klystiere von denselben Stoffen in kleinen Quantitäten. Bei vorwaltender EntzUndung mache man einen der Constitution des Thieres entsprechenden Aderlass und applicire örtlich schwache Auflösungen von Bleizucker mit Opium oder Bilsenkraut - Extrakt. — Bei Vorfällen in Folge von Windkolik muss man zuerst die Mittel gegen dies ursächliche Verhältniss anwenden, so Gas absorbirende, z. B. Kalkwasser, Schwefelleber, Salmiakgeist u. dgl., und wenn diese nichts fruchten, so mache man bei Pferden den Magen- oder Darmstich, bei Wiederkäuern den Pansenstich, und sobald die Auftreibung auf diese Weise gehoben ist, mache man die Zurückbringung des Vorfalls. Bei hartnäckiger Verstopfung giebt man innerlich schleimige und fettig-ölige Mittel, und die örtlichen Hindernisse im Darm, z. B. bei grossen Thieren die Kothbal-len, entferne man, nachdem Klystiere von Schleim applicirt worden, mit der Hand; bei kleinem Thieren versuche mau die kalkartigen, verhärteten Kotbballen durch die Pinzette oder die Kornzange oder die Kugelzange zu zerdrücken, — und den zurückgehaltenen Urin durch den Katheter zu entfernen.
Zur Erfüllung der zweiten Indication, der Zurückbringung des vorgefallenen Theils, stelle oder lege man zunächst das Thier mit dem Hin-tertheile liüher, als mit dem Vordertheile (durch Unterlegen von Stroh und Brettern) und reinige den Darm mittelst lauwarmen Wassers oder einer schleimigen Flüssigkeit, und dann bewirke man die Reposition mit den Händen und zwar so, dass der Theil, welcher zuletzt hervorgetreten ist, zuerst zurückgebracht wird. Man setzt die von zu langen Nägeln befreiten Fingerspitzen auf das äussorste Ende des vorgefallenen Darms und drückt vorsichtig jeden Thcil einzeln zurück. Das Darmstück muss immer gänzlich hineingeschoben werden und darf nirgends doppelt liegen bleiben. Die Zurückbringung wird sehr erleichtert, wenn das Vor-dertheil niedriger steht oder liegt und wenn die Thiere gebremst, oder wenn sie durch Chloroform u. dgl. Mittel anaesthenisirt worden sind, damit sie während der Manipulation den Reiz nicht fühlen und nicht drängen. Wenn die Thiere stark drängen, muss man mit der Zurückbringung des Vorfalls inne halten, weil sonst leicht eine Zerreissung entstehen könnte.
Zuweilen erscheint die Schleimhaut des herausgetretenen Theils dunkelroth und so sehr angeschwollen, dass hierdurch die Zurückbringung verhindert wird. In diesem Falle scaritizirt man diese Haut bis zur Muskelhaut, befördert das Ausbluten durch öfteres Befeuchten mit lauwarmem Wasser und schiebt dann möglichst bald den Darratheil zurück. Auch wenn letzterer schon ganz kalt wäre, muss die Zurückbringung doch geschehen; denn in der normalen Lage im Becken findet die gesunde Wiederherstellung schnell statt, während bei dem Verbleiben des
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DSUnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Vorfall ties Mastdarms.
Darms aussorhalb desselben die Entartung oder die Absterbung immer melir zunehmen.
Die dritte Indication, die Zurückerhaltung des Darmstücks, ist oft sehr schwierig zu erfüllen, da die Bandagen, die bei andern Organen angelegt werden können, hier deshalb nicht in Anwendung zu bringen sind, weil die Oeffnung stets frei erhalten werden muss und weil, wenn die 'filiere den Körper krümmen, die Bandagen locker werden. Man hat deshalb hier verschiedene andere Bandagen empfohlen, welche jedoch sämmt-lich sehr wenig dem Zweck entsprechen. Eine von diesen Bandagen besteht aus einem festen, mit einem Schwanzriemen versehenen Gurt, welchen man dem Thiere um den Leib legt; an den Schwanzriemen befestigt man einen grossen Schwamm und drückt denselben durch 2 starke Bänder, die über seine äussere Fläche vom Schwanzriemen her zwischen den Hinterschenkeln und unter dem Bauche an den Gurt gehen, fest an den After. Der Schwamm soll den Vorfall zurückholten und zugleich zur Aufnahme der angewendeten Medikamente dienen.—Statt des Gurtes und Schwanzriemens kann man im Nothfalle auch eine Pflugleine (einen C—7 Meter langen Strick) benutzen, welche in der Mitte zusammengelegt und auf dem Rücken an einen um den Leib gelegten Strick oder an ein in gewöhnlicher Weise aufgelegtes Kumpt (an ein sogenanntes Geschirr) gebunden wird; man führt sie über den Rücken nach hinten, vereinigt die beiden Enden über und unter dem Schwänze durch einfache Knoten, so dass zwischen den letztern eine Schlinge bleibt, in welcher der Schwanz liegt und hierdurch das Abgleiten der Binde verhindert wird; die Enden werden dann weiter über den After und unter den Bauch bis wieder zum Gurt geführt und an diesen befestigt. Unter diesen Strick legt man auf den After einen dicken Schwamm oder acht- bis zehnfache Leinewand, die in der Mitte eine Oeffnung für den After hat. — Statt der Bandagen mit Leibgurt u. dgl. kann man sehr wirksam ein Paar Hefte von festem liand rechts und links neben dem After, (2 — 3 Centm. von ihm entfernt) durch die Lederhaut, mit den Enden zusammenbinden und nütbigenfalls zwischen sie und dem After eine Compresse oder einen Schwamm legen. Diese Bandagen halten jedoch nur den Vorfall am After zurück, aber die Umstülpung im Innern wird keineswegs dadurch gehindert. Gegen diese hat man das Führen eines (für Pferde 20 — 25 Centm. langen) mit Leinwand umwickelten, mit einem Querstück versehenen und an einer Bandage befestigten, hölzernen Zapfens empfohlen. Derselbe fruchtete bei meinen Versuchen nichts und schien vielmehr den Vorfall beständig von Neuem anzuregen und bei dem heftigen Drängen des Thieres entstand sogar die Gefahr einer möglichen Zerroissung des Mastdarms, Dagegen hat sich in mehreren Fällen folgendes Verfahren nützlich gezeigt: Man nimmt ein an einem Ende zugebundenes Stück Darm, je nach der Grosse des Thiers, von circa 7 — 15 Ccntim. Länge und von der Weite, dass es im ausgedehnton Zustande den Mastdarm vollständig ausfüllt und bringt dasselbe mit dem zugebundenen Ende in den Mastdarm; in das äussere offene Ende legt man ein Rohr von Schilf oder Flieder u. dgl., bläst durch dasselbe das Dannstück mit Luft ganz voll, und wenn dies geschehen, schnürt man es durch ein an diesem Ende umgelegtes Band fest zu. Durch das Darmstiick wird eine gleich-massige Ausdehnung des Mastdarms erzeugt, aber joder ungleiche schmerz-liaftc Druck vermieden und das Wiederhervordrängen des Mastdarms
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Vorfttll dos Mastdarms.
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verhindert, ohne dass eine lästige Bandage hierzu gebraucht wird. Das Darmstück lässt man gegen 1 — 2 Stunden in dem Mastdarm, öffnet dann das Band an seinem äussem Ende und zieht es hiernach sanft liaraus, um etwa angesammelten Koth nicht zurückzuhalten und das Tliier zu übermässigem Drängen zu veranlassen. Hiernach kann man adstrin-girende Flüssigkeiten,, in den Mastdarm injiziren, um durch deren Wirkung den Häuten etwas mehr Tonus zu geben; diese Flüssigkeiten dürfen jedoch stets nur von schwacher Concentration sein und nur in kleinen Quantitäten angewendet werden; denn zu stark adstringirende und reizende Stoffe, so wie grösserc Quantitäten voranlassen stets ein neues heftiges Drängen und hierdurch Wiederholung des Vorfalls; bei sehr reizbaren Thieren ist es deshalb oft besser, diese Mittel wegzulassen. — Wenn der Vorfall immer wieder von Neuem entstellt, so kann man bei gros-sen Thieren versuchen, durch das Auflegen einer Last auf den Kücken des Thieres das heftige Drängen zu vermindern. Fs eignet sich hierzu am besten ein mit Erde oder mit Sand gefüllter Sack, welchen man in der Lendengegend quer über den Rücken legt. Als sehr zweckmässig habe ich gefunden, die grossen Thiere während 1 — 2 Stunden ohne Unterbrechung im raschen Schritt zu führen. — Die Thiere dürfen in allen Fällen nur leicht verdauliche Nahrungsmittel, Kleie, Kartoffeln, Gras u. s. w. in geringer Menge erhalten.
Wenn ein Vorfall der ersten Art auf keine Weise zu beseitigen ist, oder wo die vorgefallenen Theile bereits desorganisirt sind, bleibt nichts anderes übrig, als diese Theile operativ zu entfernen. Dies muss jedoch auf die Weise geschehen, dass zugleich eine Verwachsung der Wundränder an der Stelle der Trennung herbeigeführt wird, damit nicht Infiltrationen zwischen die Schleimhaut und tiefer in die Bockenhöhle entstehen, weil sonst sehr lästige und schwer zu heilende Fisteln zurückbleiben oder selbst der Tod erfolgen kann. — Grosso Thiere können bei der Operation stehen, kleine müssen liegen. Erstere werden an den Uin-terbeinen gespannt und gebremst. Man reinigt zuerst die entartete Masse und zieht sie dann so weit hervor, dass man die unverdickte Schleimhaut sehen kann. An der Gränze derselben durchsticht man an einer Stelle von aussen nach innen die hier doppelt liegende Mastdarmwand mit einer, mit sechs- bis achtfachen, gewachsten Zwirn oder mit einem schmalen Bändchen versehenen Heftnadel in der Art, dass die Nadelspitze innerlich neben dem After zum Vorschein kommt; dann sticht man in der Entfernung eines halben Zolles von dieser Stelle die Nadel wieder von innen nach aussen hindurch, bindet die Enden des Heftbandes in einen doppelten Knoten fest zusammen, presst somit an diesem Funkte die beiden Darmschichten fest an einander und schneidet hiernach die Enden des Bandes in der Nähe des Knotens ab. Unmittelbar neben diese Schleife legt man ganz auf dieselbe Weise eine zweite solche Schleife oder Naht, indem man wo möglich durch die eine Stichöffnung der ersten Schleife die Nadel mit dem Faden durchführt, hierauf sie in der Entfernung von 1—2 Cent, wieder von der imiern zur äussern Fläche durchsticht und dann die Enden wieder zusammenbindet, wie bei dem ersten Heft und so fort, bis der Darm rund herum neben dem After mit einer aus mehreren Heften oder Ligaturen bestehenden Naht versehen ist. Zuweilen sind die Häute des vorgefallenen Darmstücks in dem Grade verdickt, dass man in der Mündung desselben nicht den nöthigen Raum zu den bezeich-
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Vorfall dor Mutterschoide.
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neten Manipulationen findet. In diesem Falle kann man die Wand des horaussctiotonen Darmtheils nach oben und unten, oder an beiden Seiton, bis auf etwa 2 Centini. vom After entfernt durchspalten und auf diese Weise gleichsam 2 Lappen bilden, welche wegen ihrer Beweglichkeit den nöthigen Kaum gewahren. Nachdem die Naht angelegt ist, schneidet man ausserhalb derselben in der Entfernung von etwa einem Centimeter die entartete Masse rund herum ab und schiebt den Rest der letztern und den mit der Naht versehenen Theil durch den After in das Becken zurück. — Die Operation hat nur eine sehr unbedeutende Reaction zur Folge. Die Heilung geschieht gewöhnlich binnen etwa acht Tagen in der Art,, das die Heftwnnden n;[ch 2 bis 3 Tagen Eiterung zeigen und dass zuletzt der ausserhalb der Naht befindliche Rand der entarteten Masse abfällt, während die durch die Naht zusammengedrängten Ränder des Darms fest mit einander verwachsen sind. Es bleibt an der Schleimhaut nur eine geringe Erhöhung sichtbar, welche sich in allen Fällen als ganz unschädlich gezeigt hat.
Die Behandlung nach der Operation ist auf ruhiges Verhalten der Thiere. (wobei Pferde und Rinder bis nach vollständig erfolgter Heilung sich nicht niederlegen dürfen), auf wenig und weiches Futter, und auf täglich 2 bis 3 Mal applizirte Klystiere von schleimigen Mitteln beschränkt.
E. Viborg hatte bei den nicht zurückbringbaren Vorfällen junger Schweine empfohlen (Anleit. z. Erzieh, u. Benutz, d. Schweins, S. 125, Copenhagen 1806), den vorgefallenen Darmtheil auf einem hölzernen Röhrchen, welches man in denselben geschoben, gleich hinter dem After durch ein rundes, fest angelegtes Band abzubinden. Nach einigen Tagen stirbt der äussere Tiieil hinter der Ligatur ab, während der angränzendc innere Theil mit dem After verwachsen ist. Bis dahin muss das Röhr-chen liegen bleiben. Man schiebt dann den vernarbten Rand durch den After in das Becken hinein und verfährt, wie vorhin angegeben worden ist. Dieses Verfahren kann auch bei den grossen Thieren in solchen Fällen, wo ein Vorfall der zweiten Art nicht zu beseitigen ist, als Ver-such in Anwendung kommen; der Erfolg ist aber zweifelhaft.
Jesse ii empfiehlt (Wochenschrift f. Thiorheilk, u. Viehz. 15. Jahrg. S. 42) bei verwahrloseten Vorfällen, bei denen jedoch das Darmstück keine penetrirende Wunden hat, von allen Repositions- und Betentions-bestrebungen abzustehen, den Vorfall nur täglich mehrere Male mit einem Gemenge von pulverisirter Kohle und Kupfervitriol aa zu bestreuen und hiermit so lange fortzufahren bis der Darm sich von selbst zurückzieht, — was in 10—Tagen geschieht. Es entsteht Entzündung der Schleimhaut, wiederholte Schorfbildung, allmälige Verkleinerung der Masse, kein Schmerz, keine Störung des Allgemeinbefindens.
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Viertes Capltel.
Vorfall der Mutterscheide (Prolapsus vaginae).
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Vorfälle der Mutterscheide für sich allein kommen bei den Haus-thieren zuweilen aber häufiger mit dem Vorfall der Gebärmutter verbunden vor. Dieselben zeigen sich (wie die Vorfälle des Mastdarms), in drei
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Vorfall dor ilutterscheute.
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verschiedenen Formen, nämlich: 1) indem die Wände rund liennn sich am Eingange der Scheide nach hinten beugen und als kreisförmige Wulst hervortreten, 2J indem nur eine grosse Falte der Schleimhaut an irgend einer Stelle nach hinten in die oder durch die Schaaruspalte drängt, oder ;i) indem an einer Stelle im Innern die vereinigten Scheidenliiiute sich in den Scheidenkanal umbengen. Bei dein vollständigen Vorfalle ist eine Umstülpung der Scheide zugegen, auch zugleich der Gebärmuttermund mehr nach hinten gedrängt und die Harnblase aus ihrer normalen Lage in der Art verzogen, dass sie, statt unter der untern Wand, nun theilweis auf .derselben liegt. Zuweilen sind noch Verwundungen oder Zerreissungen der Scheidenhäute, Blutergiessungen und späterhin Verdickungen derselben zugegen. Die Vorfälle entstehen seltener bei nicht tragenden als bei tragenden Thieren, am häufigsten aber bei oder nach der Geburt.
Ihre Erkennung ist mehrentheils leicht, da man dieselben in der Kegel erst dann zur Untersuchung erhält, wenn sie bereits einen hohen Grad erreicht haben. Man sieht /.wischen den Schaamlefzen eine gewöhnlich dunkler gerothetc, mit der Schleimhaut überzogene Wulst, bald nur in Form einer Falte, bald ringförmig hervorgedrängt und in der Mitte mit einer Oeft'nung versehen, in welche man mit dem Finger eindringen kann und in (leren Grunde man den Gebärmuttermund fühlt; in den Fällen, wo die untere Wand der Scheide hervorgedrängt ist, sieht und fühlt man auch die Mündung der Harnröhre und kann mit der nö-thigen Vorsicht mit einer Sonde in dieselbe eindringen; im Innern der hervorgedrängten Masse fühlt man zuweilen deutlich die angefüllte Blase durch ihre Fluctuation. Zuweilen drängen die Thiere dabei stark mit dem Leibe, wie zur Harnentleerung oder wie bei Geburtswehen. Die angedeuteten Complicationen geben sich durch die ihnen eigenthümlichen Symptome zu erkennen, wie z. B. Wunden durch die Trennung, die Blutergiessungen durch dunkle Röthung der Theile u. dgl.
Ursachen. Die Vorfälle der Scheide entstehen sehr häufig bei Kühen durch Schwäche der Scheidenhäute, der Mutterbänder und des ganzen Körpers, bei erschlaffender Nahrung, wie namentlich bei lange fortgesetztem Genuss der Branntweinschlämpe und durch eine zu sehr nach hinten gesenkte Lage der Eingeweide, wenn die Thiere auf zu schrägem Fussboden stehen und liegen, — bei dem Gehen auf steiler Gebirgs-weide; durch heftiges Drängen bei Leibesverstopfung, bei Kolik, durch Anstrengung bei dem Gebären und durch rohe Geburtshilfe, durch das Eindringen einzelner Theile des Foetus, namentlich der Füsse in die Scheidenhäute, durch heftige Aufblähung bei der sogenannten Trommelsucht u. dgl.
Die Beurtheilung ist hinsichtlich der Folgen dieser Vorfälle da, wo dieselbe kurz vor oder bei der Geburt entstehen, mit Vorsicht zu machen, weil, wenn hier nicht bei Zeiten der Urin aus der Harnblase entleert wird, bei der Geburt eine Zerreissung dieses Organs und hierdurch Lebensgefahr entstehen kann; auch in andern Fällen ist die Harnverhaltung am meisten zu fürchten; übrigens aber ist die Beurtheilung ziemlich günstig, indem fast niemals andere üble Zufälle entstehen. Heilung durch Naturhilfe erfolgt nicht, sondern in manchen Fällen tritt nur eine allmä-lige Verminderung des Unifanges der vorgefallenen Theile ein; durch Kunsthilfe ist bei frisch entstandenen und noch nicht mit Entartung ver-
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Vorfall der Muttci-scLeido.
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bundenen Vorfällen die Hellung möglich, aber sie erfolgt nicht, wenn die Ursachen fortdauern. In einzelneu Fällen verdicken sich die zwischen die Schaamlefzen gedrängten Parthieen der Scheidenschleimhaut in Folge hinzutretender Entzündung, besonders wenn die Thieve sich öfters an diesem Theile drücken oder reiben; in solchen Fällen gelingt, wie bereits angedeutet, selbst mittelst Kunsthilfe die Heilung gewöhnlich nicht und dergleichen Thiere sind bei den höheren Graden der Entartung auch ge-wöhnlich /-in- Zucht nicht mehr geeignet. Die angedeuteten Complica-tionen erschweren zuweilen die Heilung, wenn sie die augenblickliche Zurückbringung der hervorgetretenen Theile hindern. — Bei tragenden Thieren ist gewöhnlich vor beendeter Geburt die Heilung nicht zu erreichen, nach derselben aber um desto leichter.
Die Kur geschieht nach denselben Principien wie die der Mastdarm-Vorfälle (Seite 579). Zuerst sucht man die etwa noch 'fortwirkenden Ursachen nach ihren Kigenthümliclikeiten zu beseitigen und den Thieren einen Stand oder ein Lager zu geben, bei welchem das Hintertheil höher steht als das Vordertheil, indem man Stroh, Mist und Bretter am hinteren Ende des Standes für grosso Thiere um circa 30—40 Cm. höher legt als am vorderen, oder indem man den Knssboden am vorderen Ende des Standes entsprechend tief ausgräbt. —#9632; Dann bringt man die vorgefallenen Theile (lurch gelindes Drücken mit der Hand in ihre normale Lage zurück; sollten diese Theile aber so verletzt sein, dass die Verletzungen durch die Wände der Scheide hindurchgehen, so heftet man die Wundränder vorher mittelst der Knopfuath in gewöhnlicher Weise zusammen. Die baldige Zurückbringnng ist auch immer das beste Mittel gegen Harnverhaltung; tritt dieselbe dennoch ein, so entleert man den Urin durch den Katheter oder, wenn dies nicht gelingt, durch den Troikar. — Die Zurückerhaltung bewirkt mau bei grossen Thieren am besten mittelst, des von bnnd empfohlenen sogenannten Trachtenzwingers1), welchen man, mit seinem breiten Ende nach oben gekehrt, mit der convexen Seite auf die Schamlefzen legt und ihn durch Strickt;, von denen zwei über das Kreuz und die Lendengegend, ein dritter nach unten, unter dem Hecken und unter dem Leibe hindurch zu einem festen Leibgurt geführt und an denselben gebunden werden, fest hält. In Ermangelung dieses Instrumentes kann man auch das sogenannte Strick-gittcr2) oder eine Bandage in der Art, wie bei dem Mastdarmvorfall
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1) Dieses einfache und nützliche Instrument, welches hier und hei dem Vorfall der (lebärmutter (für welchen es eigentlich bestimmt ist) alle anderen Mittel übor-trilft, besteht ans zwei eisernen, runden Släben, welche an ihrem untern Eiulo in einem spitzen Winkel vereinigt sind, nach oben allinälig aus einander gehen und am obern Ende mit einem balbmondförmigen eingebogenen Querstück vereinigt sind, so dass das Ganze einem langen Dreieck, oder fast einem V ilhulich erscheint. Später hat man noch nahe am untern Ende zwischen den .Stäben einen runden Querstab angebracht Am untern Knde und ebenso an dem oberen Ende der beiden Seilcnsläbe befinden sich runde Haken (zur Anlegung der Befestigungsstricke), welche auf die Russere Fläclio gerichtet sind. Ursprünglich waren es Ocsen oder Ringe. Das Instrument ist in seiner Länge an der äussern (hintern Fläche etwas coneav. Seine Länge betrügt 18 Gentim., die grösste Breite (! Contim und die Stäbe sind 8 Millim, dick. (Veterinär-Sclsk, Skrift. Deel 3. S. 34G. Taf. '2. Kiobnhavn 1813,)
2) Es besteht ans acht einzelnen Qurtbamp;ndern oder Stricken, welche für Stuten
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Verfall dor Mutterscbeide. Kur.
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(S. 580), anlogen, (hiss mau eiiion grossen Badescliwamm auf die Scham-lefzon legt, denselben mittelst Stricke über das Kreuz und nach unten unter dem Leibe hinweg an einen Leibgurt fest hält. Im ilussersten Falle kann man, nachdem der Vorfall reponirt worden, die Schamlefzen bis in die Nähe ihres unteren Winkels zusammenheften, den letzteren aber für die Harnentleerung bei Stuten und Kühen auf der Strecke von etwa 4 Cm. frei lassen, Dieses Zusammenheften kann entweder durch breite und gut gewachste Heftbänder, namentlich wenn es dauernd sein soll, durch das sogenannte Ringeln geschehen. Bei dem Letzteren zieht man durch die Schamlefzen dicke Metalldrähte1) und vereinigt dann die Enden derselben wie Hefte, indem man sie vermittelst einer Drahtzange zusammendreht, hierauf aber den entstandenen Knoten möglichst flach und glatt drückt, so dass keine hervorstehende Enden bleiben, welche die Haut der Lefzen oder den Schwanz reizen könnten. Das Durchziehen dieser Drahthefto bewirkt man, indem mau die Schamlefzen vorher entweder mit einem schmalen Messer oder mit dem Troi-kar durchsticht, Benutzt man den Letzteren, so führt man den Draht durch die Hülse desselben und zieht dann diese von dem Draht herunter. — In neuerer Zeit hat Sauberg den von ihm erfundenen Scheiden ri ng als das beste Mittel zum Verschliessen der Vagina und somit zum Zurückhalten des Vorfalls empfohlen2). Es ist ein, einer Haarseilnadel ähnliches, glattes Stilbchen von Messing, circa 6—8 Mm. breit, J4—17 Cm. |lang, an dem vorderen Ende mit zweischneidiger Spitze und etwas von derselben entfernt mit einem kleinen Loch, am hinteren Ende mit einem kleinen Knopf versehen. Bei der Anwendung durchsticht man mit dem Instrument3) die beiden, mit der linken Hand zusammengehaltenen Scharalefzen, beugt die Enden gegen einander und vereinigt sie, indem man den Knopf des hinteren Endes durch die Oeff-nung des vorderen Endes steckt. In dieser Vereinigung bildet das Instrument einen Ring.
Wenn der Vorfall sehr gross ist und die Thiere übermilssig drängen, dann halten nicht immer die Schamlefzen allein, auch wenn sie in irgend einer Art gut geheftet sind, den Vorfall genügend zurück. In solchen Fällen legt man starke, breite Bandhefte nicht allein durch die Schamlefzen, sondern zugleich dnreh die Haut, etwa. 5 — 8 Cm, neben den-
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und Kühe 18 — 20 Ccntira. lang und in dor Art über einander gelegt und verbunden sind, class sic ein ' .vokigos Netz oder Gitter bilden, dessen offene Maschen '.'—'1 Centim. gross siu !.i tier Mitte der Ränder, so wie an den vier Ecken, befinden sich Bänder, wc -M bei dorn Anlegen dieser Bandage von der Schaam über (fen Kücken, über die Oberschenkel und unter dem Leibe zu einem um den Leib gelegten Gurt geführt werden.
f) Damit dor Draht, leicht biegsam sei, glühet man ihn im Feuer und lässt ihn langsam erkalten.
2)nbsp; Magaz. für die gosammto Thiorlioilkimde, 35. Jahrg. S, 13. Mit Abildg. — Bemerkungen hierzu von Morten, ebendaselbst ;i8. Jahrg. S. 377.
3)nbsp; nbsp;Durchstechen mit dem Instrument, ist meistens schwer zu bewirken, weil es sich leicht verbiegt, nach M er ton geschieht es am besten nachdem vorher eine Oeffnung mit einem spitzigen Messer oder mit einer kurzen scharfen Haarseiluadel gemacht wurden ist. Aid' der Letzteren kann dann das liistiumeut durch die Lefzen hindurch geleitet werden. In derselben Weise verfährt man bei dem Dmohziehen dicker Heflbändor.
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Vorfall der Qebftrmutter.
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selben. In jedem Falle dos Heftens durchsticht mau die Lefüen recht nahe an ihrem Ansatz. Mau unterstützt die Hefte auch durch die zu-riickhalteudon Bandagen. Zweokraässiger als dieses Verfahren ist es, einige Bandhefte durch die Lederhaut, äusserlich neben den Schamlofzen, zu ziehen und sie quer fiber die letzteren zu legen; sie geben woniger nach als die sehr dehnbaren Schamlefzen, — Wenn bei jungen, schlaffen Thiereu der Vorfall in Folge des zu schrägen Standes verursacht und noch neu ist, bedarf man in der Regel keiner anderen Hilfsmittel als die angegebene Veränderung des Standes, Ruhe und kräftigende Nahrung in kleinen Quantitäten. Bei grosser Schwäche kann man aber auch Einspritzungen von adstringireiulen und gelind aromatischen Mitteln appheiren. Bei Entzündung macht mau Einspritzungen von schleimigen Mitteln, so lange die Zufälle dauern. Ausserdem findet bei heftigeren Entzündungszufällen eine allgemeine antiphlogistische Behandlung statt. Während der Kur müssen die Thiere ruhig gehalten und nur mit massigem und nicht blähendem Futter ernährt werden, und wo eine Neigung zu Hartleibigkeit und deshalb Drängen zur Kothentleerung besteht, appli-cirt man Kiystiere von Schleimigen Mitteln.
Während des Gebarens muss man auf-den Scheidenvorfall aufmerksam sein und das Junge in der bestmöglichsten Lage so durch die Scheide zu bringen suchen, dass der Vorfall weder vergrössert, noch in der betreffenden Parthie eine Verletzung erzeugt wird; und besonders sorge mau, wie bereits oben angedeutet, für zeitige Entleerung des Urins,
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Fünftes Capitel.
Vorfall der Gebärmutter (Prolapsus uteri).
Vorfälle der Gebärmutter sind häufiger als andere, namentlich bei Kühen, seltener bei Pferden und Hunden und sehr selten bei den übrigen weiblichen Haussäugethiereu. Sie kommen bei trächtigen und nicht trächtigen Thiercn vor, am meisten aber bei oder gleich nach dem Gebären, und sie bestehen entweder 1) in einer theilweisen Einsenkung des Gebärmuttermundes in die Scheide, oder 2) in einer theilweisen Einsenkung des Grundes der Gebärmutter durch den Muttermund in die Scheide, oder 3) in einer gänzlichen Umstülpung (Inversio) der Gebärmutter und ihrer Ilörncr. Im letzteren Falle ist stets auch die Scheide mit umgestülpt und hierdurch die Lage der Harnblase in derselben Weise, wie bei dem Vorfall der Letzteren verändert, so dass sich die Blase nun innerhalb der Scheide befindet; ausserdem besteht dabei auch eine übermässige Erschlaffung und Ausdehnung, oder selbst eine Zerreissung der breiten Mutterbänder. In manchen Fällen ist die Umstülpung ohne weitere Complicationen, in anderen aber bestehen gleichzeitig Verletzungen der Gebärmutter, Entzündungen, Blutunterlaufungen; zuweilen ist
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Vorfall der tiobiiimutter.
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die vorgefallene Parthie brandig, oder im weiteren Verlaufe durch Ausschwitzung u. s. w. verdickt und entartyt, und ebenso ist zuweilen ein Theil der Gedärme in den hohlen Sack der Gebärmutter hineingedrängt, ja selbst durch Wunden derselben hervorgetreten. Ferner sind diese Vorfälle entweder frisch entstanden oder veraltet.
Die Erkennung ist im Allgemeinen leicht. Die unvollständigen Vorfälle werden allerdings in der Regel nur beim Liegen der Thiere sichtbar; man findet dann den Muttermund und einen Theil der Scheide in die letztere oder bis zwischen die Schaamlefzen gedrängt, zuweilen den Muttermund erweitert und in ihm eine halbkugelförmige Masse, — und im frischen Zustande drängen die Thiere oft wie zur Ürinentleemng. — Bei einem vollständigen Vorfalle mit ümstülpung hängt die Gebärmutter mehr oder weniger lang, wie ein fleischiger Sack, aus den Scliaaralefzen hervor und erscheint, je nach dem Zustande, bald mehr blass, bald mehr dunkel gerothet; in der Scheide, von den Schaamlefzen entfernt, sieht man den Muttermund wie ein Band quer um die umgestülpte Scheide liegen, und am untersten Ende sieht man entweder die Gebärmutter in ihre beide Hörner getheilt, oder im Falle, dass das eine oder das andere Horn nicht mit umgestülpt sein sollte, findet man an seinem Eingange eine nach innen zu gehende Oeft'nnug und Höhle. Die Schleimhaut der Gebärmutter erscheint bei den bei Vorfällen unmittelbar nach der Geburt aufgelockert und mit den Spuren von Cotyledonen, oder bei Kühen und Schafen mit den napfförmigen Erhöhungen, bei anderen Thie-ren wohl auch mit einem Theil der Nachgeburt versehen. Im frischen Zustande ist die vorgefallene Parthie gehörig wann, mitunter selbst vermehrt wann, im veralteten Zustande aber kalt. Oft findet man die Schleimhaut durch die Luft ganz ausgetrocknet, mit Blut, Schmutz, Stroh u, dgl. verunreinigt, oder sie ist auch mit Hissen versehen; im veralteten Zustande ist sie stellenweis verdickt, wenig empfindlich und zuweilen so verändert, dass sie kaum noch zu erkennen und die Unterscheidung darüber, ob man es mit einem Vorfall der Gebärmutter, oder mit einem Polyp zu thun hat, nicht ganz leicht ist. In solchen Fällen kann nur eine genauere Untersuchung des Zusammenhanges der hervorgetretenen Masse mit dem ganzen Umfange der Gebärmutter oder der Mutterscheide an ihrer Innern Fläche die Entscheidung geben.
Die Ursachen sind dieselben, wie bei dem Vorfall der Scheide (S. !j83): hauptsächlich heftiges Drängen bei der Geburt, besonders aber, wenn entweder das Becken von Natur sehr weit ist und dann die Geburt plötzlich stattfindet, oder wenn sie wegen abnormer Lage und Grosse des jungen Thieres zögernd von Statten geht, wenn zu heftiges Ziehen an dem Foetus stattfindet, und hierdurch, ohne Rücksicht auf die bestehenden Hindernisse und die mitwirkenden Wehen die Geburt mit einem Male gewaltsam beendet wird. Eben so bei dem gewaltsamen Abziehen der Nachgeburt, unzeitige Geburt (Abortus) führt zuweilen den Vorfall herbei, und oft scheint auch eine durch mangelhafte Ernährung entstandene Schwäche als Anlage zu dem Entstehen des Uebels mit beizutragen; denn man sieht oft diese Vorfälle in manchen Jahren weit häufiger entstehen, als in andern, und bei Thieren, welche schon ein Mal mit dem Uebel behaltet waren, ptlegt dasselbe bei später wieder erfolgenden Geburten gern von Neuem zu entstehen.
Die Beurtheilung ist in denjenigen Fällen günstig zu machen, in
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Vorfall der Goliilnnutter.
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denen man einen frisch entstandenen, einfachen Vorfall bald zurückbringen und die Ursachen beseitigen kann; es ist dabei hinsichtlich der Mühe kein grosser Unterschied, ob der Vorfall vollständig oder nur theil-wois besteht; hinsichtlich der Kolgen ist aber bei den erstem zu befürchten, class der Vorfall sich viel leichter wiederholt, weil bei ihnen, wie oben bemerkt worden, die Mutterbänder sehr ausgedehnt oder selbst zerrissen sind, jedoch 1st die Wiederkehr keineswegs in allen Füllen eine nothwendige Folge. Es werden auch nicht alle Thiere durch einen einmal bestandenen, aber zur rechten Zeit wieder beseitigten Vorfall untüchtig zur Zucht; dies kann aber geschehen, wenn die Gebärmutter durch zu langes Verweilen ausserhalb des Leibes entzündet und dege-nerirt, oder in anderer Weise grob verletzt worden ist. — Risse, Quetschungen und Blutunterlaufungen, so wie das Hervortreten von Darm-thcilen durch Wunden machen zwar den Zustand gefährlicher, aber keineswegs absolut gefahrlich oder unheilbar. —
Wenn bei frisch entstandenen Vorfällen das Drängen der Thiere, trotz aller angewendeten Mittel, in einem so hoben Grade fortdauert, dass die Znrüe.kbringung und Zurückerhaltung unmöglich zu bewirken ist, eben so in den Fällen, wo der Uterus wirklich brandig, oder wo er im veralteten Zustande des Vorfalls entartet, sehr verdickt und verhärtet oder mit Geschwüren versehen ist, bleibt oft nichts anderes übrig, als die Amputation des entarteten Theils, Die Operation ist noting, weil bei dem Liegen und Sitzen auf dein vorgefallenen Thcilc derselbe immer mehr entartet; sie ist, wie schon der Zustand an sich, allerdings mit einiger Gefahr verbunden, doch sind mehrere Fälle bekannt, wie z. B. der von S er res bei einer Kuh1), von Gardener bei einem Schaf2), von Backer und Gregory bei einem Schwein-1) und von Cross bei einer Hündin1), wo die Heilung hiernach erfolgte; und mir selbst ist sie in 4 Fallen bei Hündinnen gelungen. — Bei entstandenem Brande und wenn solche Zerreissungen bestehen, dass durch sie Luft in die Bauchhöhle dringt, erfolgt der Tod. Man wird immer, aussei- dem Vorfalle, die etwa bestehenden allgemeinen Zufälle, namentlich das Fieber, bei der Eeurtheilung berücksichtigen müssen.
Behandlung. Die etwa noch vorhandenen Ursachen müssen nach ihrer Art entfernt, — der angesammelte Koth im Mastdarm muss mittelst schleimiger Klystiere oder mit der Hand und der angehäufte Urin mittelst des Katheters entfernt werden; die Gebärmutter wird mit lauwarmem Wasser gereinigt und die etwa noch an ihr sitzende Nachgeburt mit den Fingern vorsichtig abgetrennt. Wenn die Gebärmutter durch die Luft sehr trocken geworden, heiss, dunkelroth und schmerzhaft ist, muss sie mit lauwarmen, schleimigen Flüssigkeiten oft wiederholt befeuchtet, oder mit mildem Gel oder Fett bestrichen werden; ist sie aber dunkelroth und kalt, so befeuchtet man sie mit lauwarmen aromatischen Flüssigkeiten. Die Anwendung dieser Mittel darf aber stets nur so lange geschehen, bis der Uterus etwas mehr weich und zur weitern manuellen
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I) Journ. des Veterln. du Midi, An. 1838, Septembre. i) The Veterinarian, 1844, p. 485.
3)nbsp; Ebendaselbst 1841, p. 414 u. — 1841, p. 422.
4)nbsp; Rocueil do irnid. voterin. 183^, p. 599.
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Vorfall der Gebiirnauttcr, Rehandlung.
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Behandlung geeignet ist, oder bis die Nachgeburt vollständig entfernt und bestehende Wunden geheftet sind. — Die Zurückbringimg des Uterus in das Becken darf dadurch nicht aufgehalten werden, denn immer ist es am besten, dieselbe möglichst bald zu bewirken. Bestehen Wunden, so werden die durch ihre Oeffnungen etwa hervorgetretenen Darmtheile zurilckgebraclit, die Ränder mittelst der Knopfnaht vereinigt, nöthigen-falls vorher mit der Sclieere hierzu geebnet. 1st die Gebärmutter im hohem Grade angescliwollen und mit Blut infiltrirt, so kann man Einschnitte bis zur ilillfte der Dicke der Wände machen und dieselben ausbluten lassen. Bei allen diesen Verrichtungen und für die Ausführung der Ilepositioii ist es nöthig, 1) dass die Thiere mit dem Hintertheil hölier stehen oder liegen, als mit dem Vordertheil, und 2) dass man den Uterus durch Gehilfen in horizontaler, am hintern Ende selbst noch mehr erhöhter Lage halten lässt. Für den ersten Zweck muss der Fussboden durch Stroh uiul Bretter angemessen (bei grossen Thieren bis gegen 30— 40 Centitn, erhöht werden, und für den ander Zweck lässt man am besten den Uterus von '2 hinter dem Thiere stehenden Gehilfen auf einem Tuch, einer Schürze, Mulde, Schwinge und dergleichen halten. —Drängen die Thiere fortdauernd sehr heftig, so betäubt mau sie durch Chloroform u. dgl. Mittel.
Die Zurüclbringung bewirkt man, indem man mit der flachen Hand (bei kleinen Thieron mit ein Paar zusammengelegten Fingerspitzen) au das änsserste Ende des vorgefallenen Theils, — bei grossen Thieren zuerst an das Ende des grössern JMuttevliorns (das ist dasjenige, in welchem der Fötus enthalten war), einen solchen Druck nach dem Becken zu anwendet, dass man nach und nach die Hörner und den Grund der Gebärmutter in sich selbst umstülpt und in das Becken und bis in die Bauchhöhle drängt, so weit, als die Tbeile reichen und dem gelinden Druck nachgeben, Drängt das Tliier hierbei stark entgegen, so hält man inne, bis es wieder ruhig geworden; ist man erst mit der Hand bis über den Beckeneingang gekommen, so kann man sie zusammenballen und dann leichter vorwärts gelangen. Man muss aber sehr genau darauf sehen, dass die Zuriickbringung vollständig, besonders in den Hörnern, geschehe, damit nicht theilweise Kinschiebimgeu fortbestehen; denn diese letzteren können schleichende Entzündung, chronische SchleiinHüsse und den Tod herbeiführen.') —Um die Zurückerhaltung zu bewirken, haben ältere und neuere Thierärzte verschiedene Hilfsmittel vorgeschlagen, #9632;wie z. 13. Wilburg2) das Einbringen einer Ochsenblase, welche, nachdem sie mit Luft aufgeblasen und zugebunden worden ist, 8 12 Tage liegen bleibensoll; — ferner verschiedene Peasarien (Mutterzapfen, Mutterkränze) von llurtrel d'Arboval3), Leblanc*), Walravens6), Deneu-bourg6), ii, A.. —#9632; Eleouet1) verfertigte ein Pessarium auf der Stelle
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1)nbsp; nbsp;Dressier, im Magaz. f. Thicrhcilk. Bd. XI. S. 284,
2)nbsp; Anleitung zur Krkoiuitniss und Heilung des Rindviehs. Nürnberg 1774. .quot;.)nbsp; Würtorbucli, deutsch v. Renner. Bd. IH, Artk, Mntterzapfen, S. 212.
4)nbsp; Atlas veterin. Paris 1828.
5)nbsp; nbsp;Annales de medic, vötörin. Eelglq 1857.
(1)nbsp; nbsp;Ebendas 185!), und Recueil de ined. vetörin. 1870, p, 415 u. 51C.
7quot;,nbsp; nbsp;Recueil de mod, v^tcrin. 1844. p. (i75.
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Vorfall der Oebünrmtter. Rehamllung.
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aus einer Glasflasche und oineui in dieselbe gesenkten Stock, welche er mit Leinwand mehrfach umwickelte, letztere mit Schleim tränkte und das mit dem dicken Theil zuerst in die Scheide gebrachte Instrument äusserlich mittelst Stricke an einen Leibgurt befestigte. Diese Mittel sämmtlich sind aber nicht allein unzureichend, sondern auch schädlich, indem sie Heizung, hierdurch heftiges Drängen, Krneuei'ung des Vorfalls, Einkleinmung der Gebärmutter zwischen das Instrument, oder selbst Zer-reissung derselben herbeiführen; sie sind aber auch in den meisten Fällen unnöthig, mul man bewirkt die Zurückerhaltung in den gelinderen Fällen am besten mit der blosson Hand, welche man für diesen Zweck so wie bei der Zurückbringung, noch durch etwa %—j Stunde in dem Uterus hält; man fühlt mit ihr ganz deutlich, so oft das Thier von Neuem drängt, und giebt dabei demselben ein wenig nach, so dass keine Verletzungen entstellen können. Nach dieser Zeit ist es in dor Regel genügend, bloss äusserlich mittelst der Hände einen Schwamm während einiger Stunden gelinde auf die Schaamlefzen und die Scheide zu drücken, oder auch den Lundschen Trachtenzwinger (S 584), oder das Strickgitter, oder die bei dem Scheidenvorfall angegebene Strickbandage anzuwenden. Im Notbfall hat man auch das Heften der Schaamlefzen in der verschiedenen, S. 585 angegebenen Weise (mit Band- oder Drahtheften oder mit dem Sa9bergschen Scheidering mit Nutzen angewendet. Immer ist es zweckmässig, den grossen Thieren am ersten Tage durch einen Sand- oder Erdsack den Rücken zu belasten und sie ausserdem fortwährend mit dem Hintertheil hochgestellt oder hochliegend zu erhalten. Auch kann man bei frisch entstandenen Vorfällen sie durch ein Paar Stunden im schnellen Gehen führen.
Im Uebrigen wendet man innerlich und örtlich solche Arzneimittel an, welche dem Zustande entsprechen, namentlich bei entzündlicher Reizung kühlende Salze, bei nervöser Aufregung zugleich narkotische Mittel, einen Aderlass und örtlich Einspritzungen von schleimigen, später von adstringirenden Mitteln Diese Einspritzungen dürfen jedoch nur in kleinen Quantitäten geschehen, so dass die Thiere nicht durch sie belästigt und zu neuem Drängen gereizt werden; es ist deshalb in denjenigen Fällen, wo die Gebärmutter nicht entartet, oder nicht stark entzündet gewesen, am besten, sie ganz wegzulassen. Dagegen sind in den ersten ii —G Tagen Klystiere von schleimigen Mitteln in allen Fällen nützlich, um bei der Kothausleerung das heftige Drängen zu vermeiden.
Wenn die vorgefallene Gebärmutter in einem solchen hohen Grade verletzt, oder durch Brand oder Verdickung entartet ist, dass sie nicht in die Becken- und Bauchhöhle zurückgebracht werden kann, und wenn der Eigenthümer dennoch wünscht, dass das Aeusserste zur Erhaltung des Thieres geschehen soll, so muss sie, wie bei der Prognosis angedeutet, amputirt werden. Dies geschieht entweder durch die einfache Ligatur oder durch das Abnähen. Die Ausführung der Operation kann am stehenden oder am liegenden Thiere erfolgen und im erstem Falle, nachdem dasselbe gehörig gespannt, gebremst und festgehalten ist. Man reinigt zuerst das kranke Organ und untersucht dasselbe sorgfältig darüber, ob es in seiner Höhle ganz leer ist, oder ob es Eingeweide enthält. Im letztern Falle lässt man den Uterus an seinem Grunde durch Gehilfen recht hoch heben und streift zugleich mit den Fingern von verschiedenen Seiten an ihm in der Richtung nach dein Becken hin, bis man das
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Vorfall der Gebärmutter. Behandlung.
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Organ sicher für ganss leer halten kann. Sollte man diese Sicherheit durch das Gefühl von au.ssen her bei zu grosser Verdickung der Wände des Uterus nicht erlangen, so kann man seine obere Wand in der Mittellinie bis in die Höhle vorsichtig durchschneiden, die Oeffnung auf den Fingern genügend erweitern und dann die Untersuchung, und nöthigen-falls die Zurückbringung der Eingeweide, mit der Hand aus dem Uterus in die Bauchhöhle bewirken. Nach dieser Vorbereitung wählt mau als Operationsstelle für die Amputation, — vvenn die Verletzung oder die Degeneration es gestattet, — das vorderste (jetzt, im vorgefallenen Zustande, hinterste) Ende der Scheide in der Nähe des Mutterhalses, um die Harnblase zu schonen, — legt hier bei Schweinen, Schafen und Hunden einen gewachsten Bindfaden von circa 1 Millini. Dicke in Form einer Schlinge so fest an, dass die zwischen ihr liegende Masse durch den Druck ortödtet wird. Bei Pferden und Rindern ist ein solches Abbinden durch eine einzige Ligatur nicht mit einer gleichmilssigen Wirkung an allen Punkten verbunden, weil die Theile zu dick sind. Doch hahen Binz (Geburtshülfe für die Hanssäugethiere, Freiburg 1830,8. 253) u. A. die Operation auch auf diese Weise ausgeführt. Man nimmt aber hier ein wenigstens gegen 1 Meter langes und 2 bis 3 Mm. dickes, gut gewachstes, rundes Band zur Bildung der Schleife und verfährt, -wie oben gelehrt worden ist. Serres modifizirte die Unterbindung auf die Weise, dass er die obere Wand des Uterus vor dem Munde desselben der Länge nach durchschnitt, einen festen Cylinder in denselben brachte und auf diesen die Ligatur änsserlich vollführte. Acht Tage später wurde der abgebundene Theil abgeschnitten. Es ist nicht gut einzusehen, was das Einbringen des Cylinders nützen sollte — es muss vielmehr als schädlich erkannt werden, da durch den fremden Körper die, bei der einfachen Unterbindung erfolgende gegenseitige Berührung und Verwachsung der Wände des Uterus an der Unterbindmigsstelle gehindert wird. Zweck-massiger ist es dagegen nach Cartwrigt1), den Uterus an der Unterbindungsstelle platt auszubreiten und dann an 2—3 Stellen Heftbänder einzuziehen und so mehrere einzelne Ligaturen zu bilden; denn dieselben wirken durch die geringere, zwischen ihnen liegende Masse vollständiger und gleiclnnässiger hindurch, und der Zweck wird sicherer erreicht. Nach dem Anlegen einer solchen Naht oder der Ligatur schneidet man aussei---halb derselben, etwa 3 Ctm. von derselben entfernt, den entarteten Uterus quer ab und schiebt dann den Rest nebst der Scheide in das Becken zurück. Es tritt hiernach an der Ligaturstelle an der innern Fläche des Uterus adhäesive Entzündung und Verwachsung ein, während änsserlich die abgestorbenen Ränder, unter Erscheinung von Eiterung und Verjauchung, nach 8—14 Tagen abgestossen werden. Während dieser Zeit macht man lujectionen von aromatischen, selbst von adstringirenden Mitteln in die Scheide und befördert den Urinabgang nöthigenfalls, hei grosser Anschwellung der Theile, durch den Katbeter, die Kothenleerung durch Klystiere.
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I The Veterinarian. Vol. XVIII. p. 33.
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592nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Vorfall der Harnblase.
Sechstes Capltel.
Vorfall der Harnblase (Prolapsus vosicao urinariac).
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Vorfälle der Harnblase entstellen bei weiblichen Thieren in zweifacher Weise, nämlich 1) dadurch, dass bei gebärenden Thieren die untere Wand der Scheide über der Blase dnrehtrennt wird und dann die letztere durch die entstandene Oeffnung hervordringt; oder 2) durch eine Umstnlpnng der Blase durch die kurze und abnorm erweiterte Harnröhre1). Im ersten Falle sieht und fühlt man an der Scheide, oder auch bis zu den Schaamlef/.en hervorgedrängt, eine weisslicho oder blassröthliche fluetui-reude Geschwulst, welche sich, je nach der Änfüllung oder der geschehenen Entleerung der Blase, in verschiedenen Zeiten bald grosser, bald kleiner zeigt; durch Druck auf sie kann man eine ürinentleerung hervorbringen und hierdurch die sichere Diagnosis erlangen. Ausserdem sieht und fühlt man auch in der Hegel die Bänder der Verletzung in der Scheide. — Bei der Umstälpnng der Blase findet sich an der untern Wand der Scheide und bis in die Schaamlefzen hineingedrängt eine weiche, mit Schleimhaut bekleidete Geschwulst, welche zuerst blass ist, später aber dunkler gerothet wird und mit einem rundlichen Stiel in die Scheide übergeht; die Geschwulst ist zuerst ganz weich, später wird sie mehr elastisch durch Anhäufung des Urins in den Harnleitern. Die Mündung der letzteren findet man bei genauer Untersuchung als zwei längliche, mit etwas verdickten Bändern der Schleimhaut umgebene Oeffnnngen, und wenn man die kleinen Hautfalten an den Rändern mit einer Sonde oder mit der Pinzette ein wenig erhebt, so fliesst der Urin in grosser Menge ans, oder er wird auch bei Bewegungen des Thiers fortgespritzt. Bei längerer Dauer dieses Vorfalls schrumpft die Schleimhaut der Blase an einzelnen Stellen allniälig mehr zusammen, wird dicker, selbst ul-cerös, und mitunter sterben Stücke von ihr brandig ab und gehen verloren.
Die Veranlassung zu dem Entstehen des Vorfalls in ersterer Art geben Verletzungen, besonders bei der Geburt durch das Kindringen der Klauen des Pötus in die untere Wand der Scheide, das Abgleiten der Geburtshaken u. s. w.; die Vorfälle der zweiten Art (d. i. durch die Mündung der Harnröhre) entstehen gewöhnlich durch heftiges Drängen bei dem Geburtsakt, bei starker Aufblähung, bei Koliken u. s. w.
Die Prognosis ist insofern günstig zu machen, als gefährliche Zufälle und Folgen in den bisherigen Fällen nicht beobachtet worden sind, selbst da nicht, wo ein Theil der Blasenschleimhant durch Brand oder mechanische Verletzung verloren gegangen war. Die Heilung ist in den Fällen, wo die Blase noch nicht degenerirt ist, vollständig zu bewirken, in den letzteren Fällen aber ist in der Regel nichts Gründliches gegen das Uebel zu thnn.
Die Behandlung. Bei den Vorfällen der Blase durch einen Riss der Scheide bewirkt man zuerst durch gelindes Drücken mit der Hand die Entleerung der Blase oder wenn sie auf diese Weise nicht gelingt,
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1) Lönuecker, im Magaz. f. Thierheilk. 31. Jahrg. S. IG. Mit Abbild.
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Vnrlall (lei- irainlihiso. JieliaiKllunff.
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macht malaquo; die Pnnction derselben mittelst eines dünnen Troikars, bringt sie dann durch entsprechende Manipulation durch den Hiss zurück in die Beckenhöhle und heftet hiernnch laquo;lie Ränder der Scheide mit einigen Heften der Knopfnaht zusanimon. Dies muss mit der Vorsicht geschehen, dass nicht Theile unter der Wand der Scheitle mit in die Hefte gelangen. Man stellt oder legt deshalb die Thiere mit dem [-fintcrtlieil bedeutend höher als mit dem Vorderthcil und Ulsst sie stark bremsen, damit sie die Kingeweide nicht in die l'.ockenliöhlc drängen. — liei der Umstülpung der Harnblase reinigt man dieselbe mit lauwarmem Wasser, entleert durch Aufheben der die Mündung des Harnleiters bedeckenden Falte der Schleimhaut den in dem letzteren angesammelten Urin, oder wenn man die Mündung nicht findet, so macht man einen Einstich mit dem Truikar in die am meisten hervorgedrängte und fluetuirende i'ar thie der Schleimhaut und entleert den Harn auf diese Weise. Hierauf drückt man zuerst mit den Fingerspitzen, und wenn diese weiterhin nicht ausreichen, mittelst eines mit Leinwand umwickelten glatten Stäbchens den Grund der blase in dieselbe und durch die. Harnröhre u. s. w. in der Richtung zu dem unteren bäume der Beckenhöhle, und bewirkt auf diese Weise durch allmäliges Nachstopfen der Ränder der Blase die völlige Zurückbriugung derselben. Hiernach sind schleimige Injectionen in die Scheide, Beförderung des Kothabganges durch gegebene Abführungsmittel und Klystiere, ein ruhiges Verhalten der Thiere und magere Diät in Anwendung zu bringen.
Wenn der Vorlall sich durch die übermässig erweiterte Harnröhre immer wiederholt, so kann man dieselbe vermittelst eines um sie herumgelegten Bleidrahtes (nach dem quot;Vorgänge Löunekers in dem citirten Falle), bis auf den Umfang einer Fingerspitze zusammenschnüren. Diese Drahtligatur bleibt andauernd liegen.
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llnitTwio. Citirurgle, ;i. iVurt,
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Achte Olasse. B r ü ehe (H e r n i a e).
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Erster Abschnitt.
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Brüche im Allgemeine n.
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Ein Bruch (Hernia, Cele1) besteht, wenn Eingeweide aus ihrer Höhle durch Oeffnungen In den Wänden der letzteren so hervortreten, dass sie noch mit der Haut umkleidet sind. Durch diesen letzteren Umstand unterscheiden sich die Brüche wesentlich von den Vorfällen.
Zur Darstellung eines Bruches gehört somit 1) eine Oeffnung in den fleischigen, sehnigen oder knochigen Wänden einer Höhle; 2) das Fler-vortreten eines Organs, und 3) die Umkleidung desselben mit einer einfachen oder mehrfachen Schicht von Haut. Jene Oeffnung heisst die Bruchöffnung, die Bruchpforte, ihr Rand der Bruchring. Dieselbe ist entweder eine von Natur vorhandene, aber abnorm erweiterte Oeffnung, wie z. B. der Nabel- und der Bauchring, oder es ist eine abnorm entstandene Oeffnung, z. B. bei Zerreissung der Bauchmuskeln. — Das hervorgetretene Eingeweide bildet eine Ausdehnung der Haut und hierdurch äusserlich eine Geschwulst (die Bruchgeschwulst), innerhalb der Haut aber eine Höhle, die Bruchhöhle. — Die umkleidende Haut der Eingeweide heisst der Bruchsack. Dieser besteht entweder aus der äusseren Haut allein, oder bei Bauchbrüchen oft zugleich aus dem Bauchfell, welches letztere aber häufig mit den Muskeln zerreisst und dann nur zum Theil oder gar nicht vorhanden ist. Man bezeichnet nach diesen Verschiedenheiten den Bruchsack als doppelten und einfachen oder auch als inneren und äusseren. Die sogenannten Zwerchfellsund inneren Bauchfellsbrüche haben keinen Bruchsack.
Brüche können an allen Körperhöhlen entstehen, sind jedoch bei den Thieren am Schädel, als sogenannte Hirnbrüche, und an der Brust, als sogenannte Lungenbrüche, so äusserst selten, dass diese Brüche kaum eine besondere Erwähnung verdienen. Es wird daher hier nur von den Bauchbrüchen gehandelt.
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1) Von t'j X'l^h der l'ruch.
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Brüche im Allgemeinen.
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Die Bauchbrüche erscheinen in den einzelnen Fällen soliv verschieden, so dass man sie auch verschieden biinennt, imd zwar:
I.nbsp; nbsp; Nach dorn Orte, an welchem sie entstehen, A. in äussere, welche äusserlich wahrnehmbar .sind und im ganzen Umfange des Bauches entstehen, und 15. in innere, welche nur am Zwerchfelle durch Spalten and Löcher desselben1) und an der Grenze der Becken- und Bauchhöhle bei Ochsen vorkommen und äusserlich wenig oder gar nicht bemerkbar sind. Die äusseren sind wiederum:
a)nbsp; Nabelbrüche, wenn die Eingeweide durch den Nabelring,
b)nbsp; Leistenbrüche, wenn ye durch den Leistenring,
c)nbsp; Schenkelbrüche, wenn sie unter dem Poupartschen oder dem Schenkel bände heraustreten,
d)nbsp; nbsp;Flankenbrüche, welche in der Flankengegend, und
e)nbsp; Bauchbrüche, welche ausseiquot; den genannten Stellen im ganzen übrigen Umfange des Bauches entstellen,
II.nbsp; nbsp; Nach den Theilen, welche durch die Bruchöffnung hervorgetreten sind, nennt man sie:
a)nbsp; Darmbrüche, wenn ein Theil des Darmkanals,
b)nbsp; nbsp;Netzbrüche, wenn ein Stück Netz,
c)nbsp; Netz-Darmbrüche, wenn beide Theile zugleich,
d)nbsp; Magen-, e) Leber-, f) Gebärmutter-, g) Blasenbrüoho, wenn diese Theile aus ihren Höhlen herausgetreten sind.
III.nbsp; nbsp; Nach der Zeit und der Art ihres Entstehens unterscheidet man sie:
a)nbsp; in angeborne Brüche (11. congenitae), wenn die Eingeweide durch eine bei dem Foetus entstandene Oeffnung treten und die Brüche dann schon seit der Geburt vorhanden sind, und
b)nbsp; nbsp;in erworbene Brüche (H. acquisitae), wenn sie erst in späterer Zeit entstanden sind. Diese sind entweder a) noch im frischen oder ft) schon im veralteten Zustande.
IV.nbsp; nbsp; nbsp;Nach ihrer Beschaffenheit und den mit ihnen verbundenen Zu-filllen sind die Bauchbrüchc:
a)nbsp; beweglich, frei, d. h. die in der Bruchgeschwulst liegenden Eingeweide sind durch Druck von aussen, quot;veriinderte Stellung oder Lage des Thieres, in die Höhle zurückzubringen, oder sie sind
b)nbsp; nbsp;unbeweglich, wenn das Zurückbringen nicht möglich ist und wovon die Ursache entweder I) in Verwachsung der Eingeweide unter einander oder mit den umgebenden Theilen, namentlicli mit der Innern Fläche des Bruchsackes, -- laquo;der 2) in der sogenannten Einklemmung der ausgetreteneu Theile — oder 3) in anderen Missverhältnissen und Veränderungen der in dem Bruch befindlichen Theile liegen kann.
V.nbsp; nbsp; Man unterscheidet auch wahre und falsche Brüche. Die ersteren bestehen indem Heraustreten der Eingeweide, die letzteren aber in krankhaf-
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1) Die sogenannten Zwerchfollsbrüche, bei welchen Baucheingewelde durch eine bei Verwundung (Seile 4011) oder Zerreissung entstandene Oeffmnig des Zwerchfells in die Brusthöhle treten, werden liier übergangen, weil sie gewöhnlich während des Lebens der damit behafteten Thiere nicht zu erkennen und auch niemals Gegenstand der thiorärztlichen Behandlung sind.
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Bräche im Alljiremoincn.
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Zuständen der Hoden, des Saamenstranges und seiner HHutc, wie namentlich il^r sogenannte Wasserbrucli (Hydrocele) in einer Anhäufung von Serum in den Schleimhäuten, — der Blutbrncb (Haematocele) in einer Ansammlung von Blut daselbst, — der Fleischbruch (Sarcocele) in einer Vergrösserung und Verhärtung der Hoden, und — der Krampfaderbruch (Cirsocele oder Varicocele) in einer varicösen Ausdehnung der Blutgefässo dos Saamenstranges. Diese Krankheitszustände haben blos /.um Theil das äussere Ansehen einer Brnchgeschwulst, aber keines-weges die wesentliche Beschaffenheit eines Bruches und die Benennung derselben als falsche Brüche ist daher •tie unpassende.
Die verschiedeneu Brüche können bei unsern sämmtlichen Hausthie-ren vorkommen, mau findet jedoch in der Hänfigkeit des Vorkommens der einen oder der anderen Art der Brüche bei den verschiedenen Tbie-ren einige Unterschiede. So leiden z. 13. Pferde, Esel und Maulthiere, das Kind, der Hund, die Katze und das Schwein im Allgemeinen ziemlich bäufig an Brüchen, Schafe und Ziegen aber höchst selten. Der Nabelbruch kommt bei jungen Thieren von jeder Gattung, namentlich aber bei Pferden, Rindvieh, Hunden und Katzen ziemlich biluflg vor, bei anderen Thieren aber selten; Leistenbrüche und Hodensackbrüche finden sich am häufigsten bei Pferden, seltener bei Schweinen und Hunden, und sehr selten bei anderen Thieren ; Schenkelbrüche hat man bei Pferden, Eseln und männlichen Hunden, aber fast gar nicht bei anderen Thieren beobachtet; Netzbrüche entstehen bei Pferden wegen der eigeiitbüinlicben Kürze des Netzes seltener als Danulmiche, sie sind aber nicht, wie man früher annahm, unmöglich, wie dies die Erfahrung gezeigt hat.
Die Ursachen der Brüche sind; 1) Schwäche und Erschlaffung in den Bauchwänder, 2) eine zu errosso Oeffnung des Bauchringes oder des Nabelringes und abnorme (Jeffnungen in ursprünglicher Bildung, ?gt;) alle Kin-lliissc, durch welche mechanische Verletzungen der Bauchmuskeln, namentlich Zerreissungen derselben, entstehen, ohne dass die Haut dabei durchgehend mit vorletzt wird, und 4) jede Einwirkung, durch welche dieEingeweide mit grosser Gewalt zu der Peripherie des Leibes und namentlich zu den natürlichen Oeffnungen hingedrängt werden, z. B. heftige Anstrengungen beim Ziehen schwerer Lasten, eben so beim Gehen in schwerem, zähem Lehmboden, bei dem Springen über Gräben und Zäune, bei dem Gebaren, bei heftigen Koliken, eben so starkes Aufblähen u. dgl.
Durch diese Ursachen entstehen die Brüche entweder langsam oder plötzlich, gleich nach der Einwirkung derselben. Im ersteren Falle dehnen sich die Bauchmuskeln im umfange des Nabelringes oder des Bauchringes allmälig mehr aus, in Polge dessen geben die Bänder der Oeffnungen mehr und mein' nach, erweitern sich und es bedarf dann nur einer massigen Anstrengung, um die Eingeweide durch die Oeffnungen hervorzutreiben. In dem anderen Falle aber wird durch die veranlassende Ursache entweder die Ausdehnung jener Oeffnungen plötzlich bis zu einem solchen Grade herbeigeführt, dass die luichstliegendcu Eingeweide durch dieselben hervordringen können, oder es wird auch an der von der Gewaltthätigkeit betroffenen Stelle eine Zerreissung der Bauchmuskeln erzeugt und die Eingeweide dringen dann in demselben Moment durch die entstandene Oeffnung hervor, Bei den angebornen Brüchen ist immer eine mangelhafte Bildungsthätigkeit die Ursache davon, dass die genannten Oeffnungen in den Bauchwänden entweder zu gross ge-
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die im i
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Mlgeiueiiion.
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bildet werden, oder es bleibt die in der Mittellinie des Leibes in den früheren Perioden dos Foetus bestehende Spalte auf dieser frühem Ent-wickelungsstufe stehen und die Nabelöffnung wird dadurch zu gross.
Die Diagnosis bei den Brüchen muss nicht allein auf das Vorhandensein eines Bruches, sondern auch auf die Art und Beschaffenheit desselben gerichtet sein.
A. Das Bestehen eines Bruchs giebt sich im Allgemeinen durch folgende Erscheinungen kund: 1) Man lindel eine Geschwulst, welche mehr oder weniger schnell entstanden und bis zu einer gewissen Grosse ausgebildet ist; die letztere ist in den einzelnen Fallen sehr verschieden, von dem Umfange einer Haselnuss bis zum umfange eines Menschenkop-fes und darüber. Die Geschwulst ist in den meisten Füllen im Anlange klein, sie vergrössert sich aber gewöhnlich in kurzer Zeit, Ibeils durch die eigene Schwere der Eingeweide, theils durch die wunnformige Bewegung derselben und hauptsächlich durch die Zusammenziehung der Bauchmuskeln bei schnellem Laufen, bei den Anstrengungen zur Koth-entleernng n. s. w. Die Geschwulst ist elastisch oder auch teigartig anzufühlen, dabei unschmerzhaft und die Haut in der Kegel ohne Symptome der Entzündung; sie ist feiner bei verschiedenen Einwirkungen in ihrer Grosse und in dem Grade ihrer Spannung veränderlich, namentlich vergrössert sie sich nach reichlichem Futtcrgenuss und nach Anstren-
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gung,
verkleinert sich dagegen, wenn das Thier
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ten Zustande des Thieres; sie
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steht, oder wenn es liegt
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und #9632;wenn es durch einige Zeit ohne Nahrung geblieben ist; und durch Druck mit den Händen kann man den Inhalt der Geschwulst in die Bauchhöhle schieben und dadurch die Geschwulst ganz oder doch gröss-tentheils zum Verschwinden bringen, besonders dann, wenn die Thiere so niedergelegt werden, dass die Seile des Leibes, an welcher der Bruch besteht, die obere wird. Bei Brüchen, in (knien sich Darme befinden, hört man von Zeit zu Zeit ganz deutlich ein durch die wiinnformigo Bewegung erzeugtes karrendes oder kluckenules Geräusch von dem Inhalt der Därme. 2) Fühlt man nach der Zurückbringung der in der Bruchgeschwulst befindlichen Tlicile unter der Haut die Bruchöffung. Dieselbe ist bei Nabelbrüchen und Leistenbrüchen rundlich, in den meisten anderen Fällen aber länglich oder nnregelinässig; ihre Grosse ist in den einzelnen Fällen sehr abweichend, von circa I Gentiin. — 8 Ctm. und mehr im Durchmesser; die Ränder dieser Ocffnung sind bald mehr glatt (wie namentlich bei Nabel- und Leistenbrüchen), bald uneben und winkelig (wie bei den (lurch Zerreissuug entstandenen l'auclibrüchen).
B. Die Erkennung der besonderen Art der Brüche ist zum Theil durch den Ort, an welchem mau dieselben findet, tiieils aber durch die wahrnehmbaren Eigcnthümlichkeiten derselben bedingt. In eislerer Hinsicht muss hier auf die speciellen Brüche hingewiesen werden, in letzterer Hinsicht ist nur noch im Allgemeinen zu bemerken, dass Darmbrüche sich durch eine elastische Bruchgeschwulst charakterisiren, in welcher man, wie bereits angedeutet, eigentliümliclie Geräusche von der Fortbewegung der in den Därmen enlhaltenon Gase oder Flüssigkeiten hören kann, und dass Xotzbrüche sich dunli das teigartige Gefühl auszeichnen, welches man beim Drücken auf die Bruchgeschwulst wahrnimmt. Wenn andere Organe in der Bruchgeschwulst liegen, so besteht
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Brüche im Allgemeinen.
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iKiuli^' eine Störung der Functionen dieser Organe und man kann dann auf das Leiden derselben seliliessen.
0. Hinsichtlicli der oben sub IV. angedeuteten verschiedenen Be-sciiatVenlieit: tier Brüche ist die Diagnosis darüber: ob ein Bruch beweglich oder unbeweglich ist? fast immer leicht /,u erlangen. Oft kann mau schon aus der wahrgenommenen vvechselnclen Grosse der Bruchgeschwulst auf die Beweglichkeit des Bruchs schlicssen, man darf aber deshalb keineswegs solche Brüche, welcher bisher in gleichmiissiger Grosse verblieben, für unbcMveglicli hallen. Die Sicherheit hierüber erlangt man mir durch eine vorsichtige Untersuchung des Thieres, besonders nachdem es 12 bis 24 Stunden gefastet hat und so niedergelegt worden ist, dass die Bruchstelle den höchsten Punkt des Körpers bildet; man versucht nun durch Krheben, Verschicben und gelindes Drücken mit den Händen auf die Bruchgeschwulsl in der Kichtung /.n der üruchölVnnng, oder bei den grossen Thieren durch Eingehen mit der beulten liaud in den .Mastdarm, Ergreifen und Zurückziehen der Eingeweide von der Bruchstelle den Bruchsack zu entleeren, und mau wird dann, je nachdem dies vollstiin-dig, unvollständig oder gar nicht gelingt, den beweglichen oder unbeweglichen Zustand hieraus erkennen. Schwerer ist es zuweilen, bei dem letztern den besoudern pathologischen Grund sogleich zu erkennen; doch gelingt auch dies bei gründlicher Untersuchung und Beachtung der besondern Zufalle.
Verwachsung der Eingeweide mit einander oder mit der innern Fläche des Bruchsackes ist anzunehmen, wenn die Zurückbriiigung der Eingeweide unmöglich ist und hei wiederholten l ntersuchungen im Verlaufe mehrerer Tage sich dies gleichmässig so verhält, dabei aber keine anderweitige Störungen, namentlich die sogleich anzugebenden Symptome der Einklemmung nicht vorbanden, auch ortlich keine Verdickungen in dem Bruchsacke wahrzunehmen sind,
Vergrössei ung und Verdiekung der den Brucli bildenden Eingeweide im Bruchsacke ist immer durch die Anschwellung und grössere Derbheit der Theilc im Bruchsacke deutlich zu fühlen und es sind dabei in der Regel ebenfalls die Symptome der Einklemmung nicht vorbanden.
Die Einklemmung (Incarceratio) besteht in einer durch verschiedene Ursachen erzeugten Pressung der Eingeweide durch die Ränder des Bruchringes, so dass im Wesentlichen ein gegenseitiges Missverhältniss in der Dicke der hervorgetretenen Theile und in der Enge des Bruch-ringes vorhander ist. Es entsteht hierdurch an der betroffenen Stelle der Eingeweide; Reizung, Störung der Circulation, Entzündung, gewöhnlich in sehr kurzer Zeit der Brand; ehe der letztere sich vollständig ausbildet, tritt auch, wenigstens stellenweis, seröse und plastische Ausschwitzung und frische Verwachsung als Folge der Entzündung ein, und in einzelnen Füllen, die aber im Ganzen sehr selten sind, bildet sich Eiter. Bei diesem Zustande benehmen die Thiere sich unruhig, ähnlich wie; bei Kolik oder Darmentzündung; sie sehen sich oft nach dem Leibe um, wedeln mit dem Schweife, kratzen mit den Fassen auf dem Fuss-boden, werfen sich nieder, wälzen sich, legen sich auf den Rücken und ziehen die Füssc an den Leib, sie springen dann plötzlich wieder auf und wiederholen dies Benehmen abwechselnd gewöhnlich bis /.um Eintritt des Brandes oder bis zur erfolgten Lösung der Linschniirung:
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Biücho im Allgemeinen.
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manche Pferde setzen sich dabei auch auf den Hintern, wie es sitzende Hunde zu thnn pflegen. Im Verlaufe der Zeit tritt zu diesen Zufällen noch dunklere llöthung und Trockenheit der Schleimhäute, kleiner, harter, drahtfüriniger und beschleunigter Puls, kurzes und beschleunigtes Atlimen, ungleiche Temperatur, partieller Schweiss, öfteres, aber meh-rentheils fruchtloses Drangen zur Kothentleerung, wobei in der ersten Zeit nur noch einzelne kleine, zuweilen mit zähem Schleim umhüllte Kothballen entleert werden; bei Thieren, welche sich erbrechen können, findet sich auch dieses von Zeit zu Zeit wiederholt ein. Bei der örtlichen Untersuchung findet man die Bruchgeschwulst sehr gespannt, vermehrt warm und oft auch schmerzhaft; sie ist unbeweglich, sowohl bei den Versuchen sie von aussei!, wie auch durch den Mastdarm zurückzubringen.
Das räumliche Missverhältniss bei der Einklemmung (und diese selbst) ist entweder durch umgebende Theile (die Bauchmuskeln und den Bruchring) oder durch die hervorgetretenen Eingeweide herbeigeführt. In er-sterer Hinsicht kann Krampf oder Entzündung und alimälige Verdickung der Ränder des Bruchringes die specielle Veranlassung sein und in Beziehung auf die vorgefallenen Theile kann a) das gewaltsame Hervorpressen einer zu grossen Masse derselben, und b) die Anfiillung der Gedärme im Bruchsack mit Koth, oder c) mit Gasen oder d) es kann Entzündung der vorgetretenen Theile die Ursache der Einklemmung abgeben. Man nimmt hiernach verschiedene Arten der Einklemmung an, und zwar: 1) die acute oder entzündliche, 2) die krampfhafte, 3) die durch Koth, 4) die durch Luft erzeugte, und 5) die in organischen Veränderungen begründete. Die Unterscheidung und Erkennung dieser verschiedenen Einklemmungen ist während des lebenden Zustandes der Thiere oft sehr schwer. Bei der entzündlichen sind die Erscheinungen, wie oben angedeutet, in einer gewissen Heftigkeit gleiciimässig andauernd und man findet an den im Bruchsack befindlichen Theilen keine starke Aufblähung und keine Vergrösserung oder Verdickung, wohl aber Hitze und Schmerz. — Bei der krampfhaften sind die Zufälle gelinder und mit zeitweiligen ruhigen Perioden unterbrochen; der Puls ist dabei mehr weich, wenig oder gar nicht beschleunigt, die Schleimhäute sind mehr blass und die Bauchmuskeln sehr gespannt.—Bei der durch Kothanhäufung bedingten Einklemmnng findet man die Gedärme in dem Bruchsack durch breiartige Kothmassen stark aufgetrieben und die Zufälle in der ersten Zeit ähnlich, wie bei der Krampfeinkleniniung. — Bei der durch Gas erzeugten Einklemmung sind die Därme im Bruchsack elastisch aufgetrieben, der Bauch im Ganzen gewöhnlich eben so und die Thiere benehmen sich zuerst ähnlich, wie bei der Kranipfeinklemmung. Wo organische Veränderungen als Ursache bestehen, entwickeln sich die Einklemmung und die sie begleitenden Zufälle im langsamen Verlaufe bis zu einem massig hohen Grade und man fühlt in dem Bruchsacke, namentlich in der Umgebung des Bauchringes dicke und derbe Massen. Die vier letzten Arten der Einklemmung bleiben in ihrer Eigenthümlichkeit nicht lange bestehen, sondern es finden sich sehr bald die Symptome der entzündlichen Einklemmnng hinzu.
Beurtheilung. Im Allgemeinen sind die Brüche sehr bedeutende abnorme Zustände, welche nach ihren verschiedenen oben angedeuteten Verhältnissen, entweder nurdas Wohlbefinden und den freien Dienstgebrauch
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Bräche im Allireinoiaen.
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der Thlcro buhl mehr bald weniger stören odor selbst das Leben ^o-fährden. lim der Prognosis müssen daher die angedeuteten Verschiedenheiten und die besonderen Verhältnisse eines jeden einzelnen Falles wohl erwogen werden, im Allgemeinen ist jedoch zu bemerken: dass alle Brüche, wenn sie auch nicht für den Augenblick gefahrliche Zufalle erregen, doch bei längerer Dauer sich leicht vergrössevn und einklemmen können, dass die im Bruchsack enthaltenen Theilo leicht entzündet und dadurch in günstigen Füllen zur Verwachsung unter einander oder mit dem Brnchsacke gebracht und in Folge dessen unbeweglich und scliwe-rer heilbar werden-, allein auderererseits wird durch den Verwachsungs-prozess auch gewöhnlich die weiten; Yergrösserung beschränkt und das •antreten übler Zufälle, namentlich der Einklemmung, verhütet. Die letztere kann der Erfahrung zufolge bei allen Brüchen ohne Unterschied eintreten und das Leben des Thieres durch Brand in wirkliche Gefahr versetzen; sie ist daher der gefährlichste Zufall bei den Brüchen und es ist meistens eine unsichere oder selbst eine schlechte Prognosis auszusprechen, wo sie besteht. Jedoch sind auch hier die einzelnen Falle wieder noch von verschiedener Bedeutung; eine frisch entstandene Kinkleniniung kann in den meisten 1'allen durch eine zweckmässige Hülfe beseitigt und das hier gerettet werden; dagegen ist die Gefahr immer sehr gross und die Bettung des Thieres ist selbst durch Kunsthülfe gewöhnlich nicht mehr möglich, wenn die Eiiiklemmung 8—12 Stunden gedauert hat, und wenn bereits kleiner, kaum fühlbarer mul sehr beschleunigter Puls, ungleiche leiuperatur und kalter Schweiss eingetreten sind, oder wenn das lluer unter diesen Erscheinungen und nach vorausgegangener grosser Unruhe plötzlich ruhig geworden ist. Der Tod erfolgt gewöhnlich nach einer 20- bis SOstündigen Dauer der Eiiiklemmung.—In den seltenen füllen, wo mit dem Eingeweide im Bruch zugleich die Haut brandig wird und in Folge dessen baldige Ausleerung der Brandjauche nach aussen statthndel, und ebenso wo ein Abscess entstanden ist. bildet sich zuweilen ein künstlicher After (S, 424). - Frisch entstandene Brüche und besonders solche, bei welchen noch Entzündungssymptomo in einem höheren Grade zugegen sind, haben auch ohne das Dasein einer solchen iMiildeinnuing stets einen bedenklichen Cbaracter, da man bei solchen lirnchen immer das Fortschreilen der Hiitzüiuliing ;iuf das Bauchfell und die Bancbeingeweide befürchten muss, und da der Erfahrung zufolge Irisch entstandene Hrttche sich mich leichter einklemmen als schon altere Brüche; doch sind letzlere, da häufig Verwachsungen bei ihnen bestehen, gcwölnilicli schwerer zu reponircii und zu heilen, als ganz frisch entstandene Brüche. Kleine Brüche sind, weil sie oft übersehen oder nicht beachtet werden und eben so, weil die Rinklemniung bei ihnen leichter entsteht als bei den grossen, im Allgeincinen gefährlicher als die letzteren. Netzbriiche sind an und für sich fast immer ohne Gefahr, aber sie veranlassen zuweilen durch das Umwickeln des strangförmig verlängerten Netzes um andere Thuile die Einschnürung der letzteren und aiisserdeni entstehen auch oft Verwachsungen des Netzes mit den Wänden des Brnchsachs u. s. w., so dass diese Brüche oft unbeweglich werden. Darmbriiche künnen unter giiustigen Verhältnissen, iianicntlich bei einer weiten Bruchüll'mmg lange Zeil ohne üble Zufälle bestehen, durch Eiiiklemmung aber erhalten sie eine grössere Gefahr als Netzbriiche. Magen-und B lascnl.i iiebe. so wie die Brüche, bei welchen der Uterus hervor-
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Briiohe im Allgemeinen. Behandlung.
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G01
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ti'otrctoii ist, verhalten sich ilcu Darmhrüchon sclir ähnlich. Brüche, welche durch die natürlichen Ooflfnungen entstanden sind, sind der Einlaquo; klemmnng mehr unterworfen, als diejenigen, welche durch Zeneissung der Bauchmuskeln entstanden sind, bei den letzteren ist aber die Heilung viel schwieriger, als hei den ersteren, wenn die Bruchöffnung sehr gross ist, oder die Zerreissung an mehreren Stellen stattgefunden hat. Bei den kleinen Hausthieren sind die Brüche weniger gefährlich und leichter zu heilen, als hei den grossen, doch ist der Unterschied in dieser Hinsicht nicht bedeutend,
Hinsichtlich der Heilbarkeit der Brüche ist im Allgemeinen kein bestimmtes Urtheil auszusprechen, da die einzelnen Brüche sich darin verschieden zeigen und deshalb auf die speciellen Arten verwiesen worden muss. Eine gründliche Heilung der Brüche ist nur vermittelst einer Operation zu bewirken, bei welcher die Ränder des Bruchringes durch Wundhefte mit einander vereinigt werden; allein dieser Zweck wird durch die Radikal - Operation nicht immer erreicht, ja dieselbe wird durch die hinzutretenden Hut/.ündungszufUllo und deren Folgen sogar oft gefährlich; und wenn die Zusammenheilung nicht stattgefunden, ist man in grosser Verlegenheit darüber: was nun sogleich weiter zur Vcr-schliessung der Operationswunden zu thun ist! Deshalb wird in den meisten Fällen nur eine palliative und unvollständige Heilungsweise unternommen, welche aber fast immer dem Zwecke so genügend entspricht, wie die radikale ileilimg, indem nach ihr die Thiere zur Arbeit tanglich werden und keine weiteren üblen Feigen durch den Bruch erleiden.
Die Behandlung der Brüche i.st entweder 1. mir darauf gerichtet, die Vergrösserung der Brüche und das Eintreten übler Zufälle, namentlich der Eiuldemmung, zu verhüten, oder II. die Brüche selbst zu heilen, oder — III. die Einklemmung und deren Folgen zu beseitigen.
I.nbsp; nbsp; nbsp;Die erstere Aufgabe wird erfüllt, indem man die Thiere von iibermässigen Anstrengungen abhält, ihnen eine solche Stellung und Lage giebt, hei welcher die ßingewoide sich melir von der Bruchstelle weg senken, und imlem man ihnen nur wenig und nur solche Nahrungsmittel verabreicht, welche leicht verdaulich, nicht blähend, nicht erschlaffend sind und welche keine Kolik erzengen. Ausscrdein kann man noch bei frisch entstandenen Briiclien im Umfange des Leibes eine breite Bauchbinde oder ein grosses Pechpflastor') anlegen, um hierdurch ein weiteres Hervortreten der Eingeweide durch ihre eigene Schwere zu verhüten; oder man kann aid' die Bruchgeschwulst adstringirende, aromatische, spirituose Mittel anwenden, um die Haut mehr zur Zu.sanmien-ziehung anzuregen und so die Ausdehnung /.u verhindern.
II.nbsp; nbsp; nbsp;Bei der Heilung der Brüche nmss; A. die Zurückbringung der Eingeweide in die Bauchhöhle, 15. die Zurückcrhaltung in derselben, C. die bleibende Verschliessung der HrncliölVimng bewirkt, und es müssen ausserclem 1gt;. die etwa bestehenden oder eintretenden üblen Zufälle
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I) Bruclibämler, laquo;ie sie für diesen Zweck bei mit Brncbeu behafteten Mon-sdien iillgeuiein iiciml/.t worden, sind bei Tbieren schwer anzuwenden und wenig entsprechend, du sie sieb iinmei leicht voiscbiebeii. Sie werden fast gar nicht ge-. broucht.
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Brüche Im Allgemciiicu, Behandlung.
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beseitigt werden. Diese Indlcationen können mit einigen Modificationon erfüllt werden, je nachdem man die Radikal- oder Palliativkur beabsichtigt.
Die erstere besteht in der unmittelbaren Verschliessung der Bruchöffnung durch die blutige Naht, wie bei Bauchwunden, um die Ränder dieser Oeffnung /um gegenseitigen Verwachsen zu bringen1); bei der Palliativkur erfolgt die Verschliessung des Bruchringes bald mehr bald weniger durch exsudirten Faserstoff oder durch Yerdickung, Verkürzung und Anwachsen der Haut und des Zellgewebes an die Rander der Brucli-öffnung und an die .Muskeln. Man erreicht diesen Zweck theils durch Operationen, wie das Abbinden, Abklemmen und Abnähen des Bruchsacks (quot;siehe Nabel- und Leistenbrüche), theils durch die Anwendung stark reizender Mittel, namentlich Cantharidentinktur, der Can-tbaridensalbe, des Terpentinöls, der Schwefel- und Salpetersäure auf die Haut der Bruchgeschwillst,
Diese Verfahrungsarten sind in denjenigen Fallen zu benutzen, oder auch selbst als die die einzig möglichen Hülfsmittel in Anwendung zu bringen, wo entweder der Eigenthümer des Tbieres die mehr eingreifende Radialkur fürchtet, oder wo die letztere wegen übermässiger Grosse der Bruchöffnung nicht in Anwendung gebracht werden kann. Man erreicht mit ihnen den Zweck in den meisten Fällen sehr gut.
A. Die Zurückbringung der im Bruchsack belind liehen Eingeweide in die Bauchhöhle (Repositio s. Taxisa) muss bei der Radikalkur immer geschehen, bei der Palliativkur ist sie nur vor dem Abbinden, Abnähen und Abklemmen nothwendig. Sie wird in Fällen der letzten Art so bewirkt, wie es oben für den Zweck der Untersuchung (S. 597) angegeben worden ist; für die Radikal - Operation kann-man eben so verfahren, oder man scheert, nachdem das Thier so niedergelegt worden, dass der Bruch die höchste Stelle des Körpers ist, auf der Geschwulst die Ilaare ab und entfernt sie gründlich. Hierauf muss die Haut und der innere Bruchsack, im Fall ein solcher vorhanden ist, in der Länge der Bruchöffnung gespalten werden, damit man eben zu dem letztern unmittelbar gelangen könne. Man macht für diesen Zweck mit Unterstützung eines Gehülfen von der Haut auf der Bruchgeschwulst eine Qnerfalte und durchschneidet dieselbe in der Längenrichtung der Bruchöffnung, wo möglich so, dass die Trennung gerade auf die, Mittellinie der letzteren trifft; eben so verfährt man mit dem innern Bruchsack. 1st der Bruch unbeweglich und die Geschwulst so gespannt, dass sich eine vollständige Qnerfalte nicht bilden lässt, so erbebt man auf der Mitte der Geschwulst mit einer Pinzette die Hand, so viel es sich thiin lässt, in eine kleine Falte und schneidet dieselbe vorsichtig auf der Länge von etwa 1 Ctm. (lurch; in die Oeffnung bringt man dann die Spitze des Zeigefingers der linken Hand und schneidet auf ihm die Haut nach vorn und dann nach hinten so weit durch, dass man freien Raum genug für die folgenden Verrichtungen erhält. Besteht ein innerer Bruchsack, so verfährt man
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1)nbsp; nbsp;Dietrichs nahm die Priorität dieses Verfahrens in Anspruch (Vlaquo;t. Chirurg. 5to Aullage. S. 140); aber schon Vitct (Mod. voter. Tli II., p. 196) und Lafosse Coura d'hipplatr. p. 246) haben es gelehrt.
2)nbsp; nbsp;/; lu'^ic, die Ordnung, dio Wiederherstellung der Ordnung.
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Biüche im Allgemeinen. Behandlang.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; G03
mit ihm ebenso. Hierauf versucht man die Zurückbringung der blossge-legten Eingeweide auf die Weise, wie es Seite 418 u. 419 gelehrt worden ist. Bei eiiigeldommten Brüchen erweitert man eben so, wie daselbst hinsiclitlicli der Wundränder angegeben ist, den Bruchring und bewirkt dann die Zurückbringung. —#9632; Sein- häufig drängen die Thiere so heftig, dass die Zurückbringung unmöglich wird. Jn solchen Fallen müssen sie durch Chloroform u. dgl. betäubt werden.
B.nbsp; nbsp; Die Zurfickerhaltung der Eingeweide in der Bauchhöhle wird in manchen Fällen, namentlich wo die Bruchöffnung klein oder an einer höhern Stelle des Leibes ist, — durch eine erhöhte Stellung des Körperendes (vorn oder hinten), an welchem der Bruch besteht (wie bei den Vorfallen (S. 579), — durch strenge Ruhe, bei grossen Thieven selbst durch Verhinderung des Niederlegons) — durch wenig Futter, — durch Umlegen von Binden oder Gurten um den Leib, — durch die Ver-schliessung des Bruchsackes vermittelst Abbinden, Abnähen, Abklemmen oder zum Theil auch durch erregte Hautentzündung, oder auch durch die radikale Verschliessung der Brucliöffnung bewirkt.
C.nbsp; nbsp; Diese letztere Verschliessung der Bruchöffnung erfolgt auf die Weise, dass man zuerst einen oder mehrere Finger der linken Hand, je nach der Grosse der Oeffnung durch die letztere in die Bauchhöhle führt, theils um dadurch die Eingeweide zurückzuhalten, theils auch um sie gegen Verletzungen zu schätzen, und dass man dann den Rand der Bruchöffnung entweder rund herum gegen #9632;2—1 Millim. dick abschneidet oder auch blos rund hemm eine Anzahl 2—4 Millim. tiefe Einschnitte in die Runder macht, je nachdem sie zur Vereinigung weniger oder mehr geeignet sind; das Beschneiden geschieht da wo die Rander ungleich zerrissen, faserig, oder (bei veralteten Biiichen) verdickt und callös sind, während das blosse Scarificiren bei glatten Rändern genügt. Ersteres bewirkt man an weichen Rändern mit einer Scheere, sonst aber Beides mit einem Knopfbistouri. Fgt;s soll dadurch sowohl die Form des Bruchringes zur Vereinigung mehr geschickt gemacht, wie auch eine adhaesive Entzündung erregt und dadurch die Verwachsung desto sicherer herbeigeführt werden. Sollten Verwachsungen der Fangeweide unter einander oder mit der innern Fläche des Bruchsacks bestehen, so trennt man sie möglichst vorsichtig an den Gränzen der Organe, theils mit den Fingern, theils mit dem Messer. — Hierauf heftet man den Bruchring ganz in derselben Weise wie eine eindringende Bauchwunde (Seite 416) mittelst der Knopfnaht oder mittelst der Zapfennaht. L)a die sackförmig ausgedehnte Haut oft überflüssig über die Bruchöffnung hervorsteht, so schneidet man, nachdem man sie gegen die Bauchmuskeln zusammengelegt, um den bestehenden üeberfluss kennen zu lernen, vor dem Heften den letztern mit der Scheere an beiden Seiten so weit weg, dass auch ihre Ränder sich gegenseitig berühren. Bei dem Zubinden der Hefte liisst man durch einen Gehülfen mit den flachen Händen die Bauchwände von beiden Seiten gegen die Oeffnung so weit zusammendrücken, dass die Ränder des Bruchringes und eben so die Ränder der Haut sich berühren, und bindet in diesem Moment die Heftfäden zusammen; man muss aber hierbei besonders aufmerksam darauf sein, dass nicht Eingeweide sich zwischen die Wundränder drängen, und wo das geschieht, schiebt man dieselben sogleich mit dem Finger zurück. Zuletzt legt man äusserlich auf die Operationsstelle eine sechs- bis achtfach zusammengelegte weiche
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Brüche Im Allgemeinen Bahandlnna
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Leinwand und darüber einen breiten Gurt, und lässt dann das Thier vorsichtig von dem Lager aufstehen.
Bei Leisten- und Hodensackbrüchen ist dies Verfahren am Bauchringe im Wesentlichen so, wie eben angedeutet, doch bleibt die zuletzt erwähnte Bandage dabei fort, weil sie nicht gut anzubringen ist.
D. Die Verhütung übler Zufalle nach der Operation geschieht durch eine raquo;weckmässige Nachbehandlung. Man lässt demgemäss das Thier in einem ruhigen von Insekten freien und kühlen Stalle kurz und hoch angebunden andauernd stehen, und zwar auf einem dem Orte des Bruchs entsprechend eingerichteten Fussbuden, so dass derselbe bei Brüchen am hintern Ende des Leibes hinten erhöht, bei Brüchen am vordem Ende des Bauches hinten niedriger sein nuiss, um die; Last der Eingeweide von der kranken Stelle des Leibes abzuleiten. Kleine Thiere lässt man auf einem eben so eingerichteten Lager liegen. Man giebt den Patienten in der ersten Zeit nur weniges und weiches Futter und befördert die Kothausleerung durch Calomel, Neutralsalzo und taglich 2 bis 3mal applicirte Klystiere von schleimigen Mitteln. Zeigen sich Entzündungszufälle, so macht man reichliche Blutentleerungen und giebt innerlich die genannten Mittel, in Verbindung mit schleimigen, in angemessenen grossen Gaben. Aeusserlich macht man kalte Umschläge von Wasser.
Unter günstigen Umstanden verwachsen die Bruchränder binnen etwa 6 — 8 Tagen und die Hefte können dann in der bei dem Heften der Wunden angegebenen Weise entfernt werden. Wenn aber die Verwachsung nicht erfolgt, so muss man, sobald man das Lockerwerden der Hefte, oder das Auseinandergehen der Wundränder wahrnimmt, das Thier noch einmal niederlegen, die Wundränder mit dem Messer frisch wund machen und noch einmal heften.
Wie vortrefflich das Uadikalverfahren in einzelnen Fällen ist, wenn es gelingt, so ist doch dasselbe in doppelter Hinsicht mit grosser (ie-l'ahr verbunden und zwar einmal deshalb, weil dabei eine offene Bauchwunde entsteht, die Luft in die Bauchhöhle eindringt und theils hierdurch, theils durch die Manipulationen das Bauchfell und die Gedärme gereizt werden und somit die Gefahr einer Bauchfellentzündung herbeigeführt wird. Ausserdem aber bat der Thierarzt es niemals in seiner Gewalt, die Verwachsung der Riinder des Bruchringes sicher zu bewirken, und es können daher bei nicht erfolgter Verwachsung leicht Vorfalle und Einschnürungen der Kingeweide, das Eindringen von Luft und somit auch in der spateren Zeit nach der Operation innere Entzündungen und lebensgefährliche Zufalle herbeigeführt werden. Dieser Gründe wegen beschranken die meisten Thierärzto mit Recht dies Verfahren nur auf die Falle, wo solche Eanklemmuug besteht, welche sich ohne operative Erweiterung des Bruehringes nicht lösen liisst und wo also hierdurch schon die Nothwendigkeit zur Krüffnung des Bruchsacks vorhanden ist. Die Erfahrung hal diese Bemerkungen vielfach bestätigt, und ich muss warnend hinzufügen: dass man dieses operative Verfahren besonders bei solchen Brüchen, welche durch Zorreissung der Bauchmuskeln frisch entstanden und noch mil Zufällen innerer Entzündungen begleitet sind, nicht anwenden möge, weil hiernach in der Regel der Tod erfolgt, während ohne Operation die Thiere mehrentheils am Loben bleiben und dieselbe später mit geringerer Gefahr begleitet ist.
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Hriklic Im Allgemeinen. Behandlung.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; (105
111. Die Behandlung der oingeklommton BrQche mnss znnäclist auf die Beseitigung tier etwa nucli fortwirkenden Ursachen, ani' die Lösimg der Binklemmnng seihst, auf ZurQckfOhrung und Zurttckerhal-tung der Eingeweide und auf die Beseitigung der ilblen Zufälle gerichtet sein. In evsterer Hinsicht miisseii vorhandene Heizungen durch Ab-führungsmittel und Aderlässe beseitigt, Kothanhäufungen im Mastdarm durch Ausräumen mit der Hand und durch Klystiere entfernt werden u. s. w. Bei der örtlichen Behandlung der Einklenunung selbst berücksichtigt man zunächst die Art derselben und ihre ursächlichen Verhältnisse, indem man bei der entzündlichen Einklemmung reichliche lilut-entziehungen, kühlende Abführungsmittol und auf die Bruchgeschwulst recht kalte Umschläge von Wasser, im Winter von Schnee oder Eis anwendet und dann von Zeit zu Zeit an dem vorsichtig niedergelegten Thier die Zurückbringung der Eingeweide zu bewirken sucht. Hei der krampfhaften Einklemtnung muss man den Habitus des Thieres berücksichtigen und hiernach bei trocknen, klüftigen Thieren zuerst einen massig starken Aderlass machen, dann aber, oder bei Thieren von mehr schlaffer Constitution vom Anfange her, narkotische Mittel in Anwendung bringen, namentlicli die Folia oder Radix Heiladonnae oder das Belladonna-Extract, oder Opium, oder Herba Hyoscyami, am besten und schnellsten bewirkt man durch das Einathmen des Chloroforms, des Chlorais oder des Aethers eine vollständige Betäubung des Thieres und macht dann die Zurückbringung der Eingeweide. — Bei der durch Koth-nnhäufung entstandenen Einklemmung sind reizende Klystiere, innerlich gegebene salzige Abführmittel oder Ealomel, bei kleinen Thieren auch Riciuusöl in grossen Gaben in Anwendung zu bringen, und die Taxis bereitet man, bei einer zweclcmässigen Lage des Thieres, durch längere Zeit fortgesetztes gelindes Drücken und Beiben der Bruchgesclnvulst mit der Hand vor und bewirkt sie dann in der früher angegebenen Weise. — Bei der durch Gase bewirkten nbermiissigen Ausdehnung und Ein-klemmung sind innerlich absorbirende Mittel, wie Schwefelleber, Kalkwasser, Salmiakgeist, Chlorwasscr u. dgl, zu reichen; ausscrlich macht man kalte Umschläge, applichi Klystiere und wenn hiernach binnen %! einer Stunde nicht eine solche Verminderung der Ausdehnung der Eingeweide erfolgt, dass deren Zurückbringung möglich wird, so macht man mittelst eines dünnen Troikars einen Einstich in die Bruchgesclnvulst, entleert die Gase und macht hiernach die Taxis.
Bei den verschiedenen Einklommungen darf man jedoch die angegebenen Heilverfahren nur so lauge anwenden, als nicht offenbare Ent-zündnngsznfälle bestehen; sind diese eingetreten, so ist auch die Behandlung ganz so, wie bei der eiitzüiidlichen Einklenmiung; und auch bei dieser selbst darf das antiphlogistischc Verfahren nur kurze Zeit für sich allein angewendet werden. Gelingt bei ihm oder bei einem andern Verfahren (z. B, das Seite 602 angegebene) die Zurückbringimg nicht innerhalb der ersten Stunde, so muss in jedem Fall, wenn Chloroform oder Aether zu beschaffen ist, der Patient narkotisirt und in diesem Zustande die Taxis noch einmal versucht werden. Dieselbe gelingt hierbei fast immer. Sollte sie aber nicht gelingen oder die Betäubung nicht zu bewirken sein, so macht man ohne weiteren Zeitverlust die Operation des Bruches in der oben unter A, und B. angegebenen Weise,
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Bräche im Allgemeinen. Beliamllnng.
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und die Erweiterung des Brnchringes ganz so, wie es S. 4*29 in Betreff der Erweiterung der einschnürenden Wundränder bei Bauchwnnden gelehrt worden ist, — worauf zuletzt die Heftung des Bruchringes geschieht.
Die Nachbehandlung ßndet dann in streng antiphlogistischer Weise und übrigens so statt, wie es nach der Radikal-Operation im Vorhergehenden angegeben worden ist.
Ueber die Besonderheiten der einzelnen Brüche sehe man in dem zweiten Abschnitt.
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Zweiter Abschnitt.
Die Brüche im S p o c i e 11 e n.
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Erstes Capitel.,
Vom Nabelbrüche (Hernia umbilicalis, Omphalocele '), Exoniphalos),
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Bei dem Nabelbruch sind Gedärme oder das Not/, durch den Nabelring aus der Bauchhöhle hervorgetreten. Nabelbrüche koimiion bei allen Haussäugethieren vor, am .seltensten aber bei den Schafen und Schweinen-). Man bemerkt sie am allerhäufigsten bei sehr jungen Thieren in den ersten -vier Wochen nach der Geburt, oder auch schon gleich bei der Geburt (angeborne Nabelbrüche); aber sie verschleppen sich zuweilen auch in spätere Zeit, und ich sah sie selbst bei acht-, zehn- bis zwölfjährigen Pferden. Die Eingeweide, welche bei diesen Brücben durch den Nabelring heraustreten und in der Bruchgeschwulst enthalten sind, sind gewöhnlich ein Theil des bei jungen Thieren sehr kleinen Colons oder des Coecums, bei ganz jungen Thieren zuweilen der ürachus und die Nabelvene (letztere verschwindet allmälig ganzlich), und zuweilen ist auch ein Theil des Netzes zugegen. Der Bruchsack ist von der äus-seren Haut gebildet, innerhalb welcher eine bald mehr, bald weniger dicke Schicht Zellgewebe liegt, die auch oft, aber nicht immer mit dem Peritoneum überzogen ist. In den Fällen, wo in dem Bruch zugleich Netz und Därme liegen, bildet zuweilen das Netz eine Umkleidung der
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D u OfXfuloq, der Nabel, und /';/.';, Bruch.
2) Wolstein'(Die Bücher der Wunderarznei der Thiero, S. 21)4) sagt: dass er nie einen Nahelbruch hei mäimlichen oder weiblichen Hunden gesehen habe und dass seines Wissens Stiere, Kühe und Ochsen von ihnen frei siiul Grove hat ebenfalls nie einen Nabelbruch bei Hunden und Rindvieh beobachtet (Erfahrungen und Uoobachtungen. Bimdohen II. S. 12); -- und J. Girard behauptet (Rccueil de medec veter. 1838. p. 26), dass die Nabelbrüche bei Pferden niemals Netzbrüche sind. Ich habe aber, aussei- hei Pferden, auch Hunde, Katzen, Kälher und Schweine mit diesen Brüchen behaftet gefunden und habe auch Gelogouheit gehabt, einen Theil des Netzes in dem Ikuchsacke eines Füllen zu scheu.
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Nabelbri
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Behandlung,
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letzteren. In sehr grossen Brüchen ist zuweilen aucb eine sackartige Verlängerung vom Nabelringo lior zu bemei'ken,
Ursaclien. GcwOlnilicli ist bei diesen Bvüciieii die Nabelöffnuug der neugebornen Thieve zu gross; und oft giobl diese Oeffnung wegen Schwäche und Schlaffheit der liaucliniuskelu den Ringeweiden zu \i('i nach. Diese Zustände bilden eine angeborne Anlage, welche sieb zuweilen vererbt, lliinli^; werden die Nabelbrüche bei jungen Thieren durch gewaltsames Abreissen der Nabelschnur, durcli Stösse und Schläge auf den Bauch, durcli starkes Auriiliiiien. heftige Anstron^nii^en n. s. w. veraulasst, indem hierdurch der Nabelring gewaltsam erweitert wird.
Erkennung. Man erkennt die Nabelbrüche an einer nimlliclien, elastischen oder mehr toigavtig anzufühlenden, nicht heissen Geschwulst am Orte des Nabels, deren Inhalt sich mit den Fingern durch denNabel-ring in die Bauchhöhle zurückschieben li'isst. Die Grosso der Geschwulst varilrt von der einer Haselnuss bis zum Umfange eines Mousclienkopfs. Nach der Zurückbringung bemerkt man deiitlicb eine runde oder länglieh runde Bruchöffnung (den Nabelring) mit abgerundeten Rändern. Die zurückgebrachten Theilc treten gewöhnlich bald wieder hervor, wenn man den Druck aufhebt, oder wenn man dem Tbiero die Nasenlöcher zuhält, und ebenso bei Anstrengungen. — Befindet sich der ürachus noch im Bruch, so fühlt man an dem hintern Ende der Geschwulst einen rnndlichen Strang, der mit der Innern Fliiche des Bruchsackes zusammenhängt.
Beurtheilung. Die Nabelbrüche sind unter allen übrigen Brüchen die gutartigsten, denn sie heilen (besonders die kleinen) bei zunehmeu-dem Alter oft von selbst, indem die in ihnen liegenden Dünne sich all-miilig mehr ausdehnen und in Folge dessen sich aus dem Bruch zurückziehen; sie bringen auch sehr selten, durch Einklemraung oder andere Umstände veraulasst. üble Zufälle hervor. Doch können sie sieb bei heftigen Anstrengungen, bei schnellem Lauion, bei übermässigem Fressen, bei starkem Aufblähen u. s. w. bedeutend vergrössern und sich dadurch auch einklemmen, und der Znstand wird dann eben so gefährlich, wie bei andern Brüchen. Grosse Brüche und diejenigen bei alten Thieren heilen nicht von selbst, sie können aber durch thierärztliche Be-bandlung leichter und sicherer beseitigt werden, fast als alle andere Brüche.
Behandlung. Da diese Brüche bei ihrem langsamen Verlaufe, so selten mit gefährlichen Zufällen verbunden sind, so kann man fast immer bei ihnen vor irgend einer vorzunehmenden operativen Behandlung die Thiere zu derselben durch zweckmässige Diät vorbereiten, indem man ihnen während ein paar Tagen nur wenig und weiches Futter, Kleie, Kleientrank, auch wohl eine Laxans und einige Klystiore giebt.
Die eigentliche Kur kann, wie dies bei der Behandlung der Brüche im Allgemeinen angedeutet worden, entweder radikal oder palliativ ausgeführt werden. Zu der erstem findet .sich bei Beachtung der auf der S. 604 gemachte Bemerkung, hier nur selten die Indication, weil eben die Nabelbrüche sich sehr selten einklemmen, und zum Tbeil auch, weil sie in den allermeisten Fällen durch die verschiedenen Methoden der l'al-liativkur so zu beseitigen sind, dass danach keine üblen Folgen entstehen. Deshalb dürfte das Radical-\ erfahren nur ausnahmsweise bei ein-
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Nabelbrüche, ßohandlung.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;rraquo;()9
geklemmten und bei grossen Nabelbrächen alter Thlere in Anwendung kommen.
Dasselbe besteht in der, in der nach der geschehenen Zurttckbrin-gung bewirkten Heftung des Nabelringes, wobei man ganz so verfährt, wie es S. 002 angegeben werden ist.
Die Palliativkur kann, mit Rücksiebt auf die Form, Grosse und Beweglichkeit des Bruchs, in folgenden verschiedenen Methoden ausgeführt werden:
1.nbsp; nbsp; Mittelst Bandagen. Man bringt, nachdem das Thier auf den Rücken gelegt und die Reposition des Bruchs gemacht worden ist, auf die von den Haaren befreite Haut der Nabelgegend ein handbreites Stück Leder, oder ein Wergpolster, oder eine mit Leinwand oder Werg umwickelte Blei oder Eisenplatte, bedeckt diesen Körper mit einem hinreichend grossen, stark klebenden Pilaster von Pech (nach Schreger, Operationslehre, Seite 190), oder von Pech und Terpenthin (nach Brogniez, Journal veter. Belgique. 1.) - - oder von Burgunderharz, Terpenthin und pulv. rothen Bolus, — und legt darüber noch eine vier Finger breite Binde oder einen Gurt. Dieser Verband muss mehrere (?lt; — 6) Wochen liegen bleiben und täglich nachgesehen werden, ob er noch fest und unverrückt ist, — widrigenfalls er erneuert wird. Das Verfahren ist umständlich, sein Erfolg weniger sicher als bei den übrigen Methoden, und es wird deshalb selten benutzt.
2.nbsp; nbsp; Die Anwendung reizender und coutrahirender Mittel, um Entzündung, Zusammenschrumpfen der Haut, Verdickung und Verwachsung derselben und des Zellgewebes am Nabelringe zu bewirken. Gerade diese Brüche, besonders bei jungen Thieren, so lange ihre Gedärme noch nicht durch vieles grobes Futter sehr ausgedehnt sind und wenn die Bruchgeschwulst nicht übermässig gross und beutelartig herabhängend ist, — eignen sicli zur Behandlung mit den genannten Mitteln und sind durch dieselben in sehr vielen Fällen bei den verschiedenen Thier-gattungen geheilt worden. Eine Zurückbringung des Bruchs ist vor der Anwendung dieser Mittel nicht noting und dieselbe unterbleibt daher fast immer; dagegen ist die diätetische Vorbereitung und das Abscheeren der Haare noting.
Man benutzt:
a)nbsp; die verdünnte Schwefelsäure (Acid, sulphuric, concent. 1 Th. und Wasser 3 — 5 Theile), - oder die Hallersche saure Mixtur (1 Theil concentrirter Schwefelsäure und 3 Theile Weingeist), —mit welchen man die ganze Fläche der Bruchgeschwulst täglich zwei Mal, und 5 bis 8 Tage fortgesetzt, bestreicht oder wäscht. Wenn die Haut sehr derb und faltig geworden, hört die Anwendung auf. Die Heilung erfolgt in 4 bis 6 Wochen.
b)nbsp; die concentrirte Schwefel- und Salpetersäure. Die erstere ist von deutschen Thierärzten schon lange als ein sicheres Heilmittel der Nabelbrüche bekannt1) und wird am besten in der Art angewendet, dass man in den ersten 2 Tagen des Morgens und des Abends, am dritten und vierten Tage nur ein Mal täglich die ganze Bruchgeschwulst mittelst eines in die Säure getauchten Stäbchens mit einzelnen Strichen, einen
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1) Arzncimittcilclire für Tliiorär/.tc von Hertwig. Ite Ausgabe 1833, S. (i5L
(Ieriwio, Chirurgie. 3. AUli.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 39
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wraquo;
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Nabelbvücho. Behandlung.
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vom andern einen Cenlimetcv entfernt, bestreicht. Bei der Wiederholung können dieselben Stollen und eben so die bisher frei gebliebenen von dem Mittel betroffen •werden, Am fünften Tage und weiter bis zum zehnten reibt man auf die Haut ein Gemenge von Terpenthinöl (ein Theil) und Lein- oder Rüböl (-2 Theile). Es entsteht starke, entzündlich-oede-matöse Anschwellung, die Oberhaut stirbt ab und trennt sich späterhin los, aber mit circa 3 Wochen ist die Heilung geschehen. Das Oedetn kann man in einiger Entfernung vom Bruch scaritiziren.
Das Acid, nitricum concentratum') ist seit 1848 von Dayot2) und andern französischen Thierärzten3) empfohlen worden. Man taucht mit einer Pinzette oder einem Stäbchen etwas Werg oder Baumwolle in die Säure und bestreicht damit zuerst die Geschwulst an ihrer Basis in einem Kreise und dann die ganze Flache. Je nach der Dicke der Haut wiederholt man in einer Stunde das Bestreichen noch 1 oder 2 Mal. Dayot glaubt, auf viele glückliche Falle gestützt, dass der Erfolg stets um so besser sei, je tiefer die zerstörende Wirkung des Mittels in die Haut eingedrungen ist. Allein dies ist für alle Fälle nicht noting, sondern nur da, wo die Haut und das Zellgewebe sehr verdickt sind; denn wenn die Haut sehr ausgedehnt und fein ist und bei kleinen, zarten Thieren darf man das Aetzmittel nur nach Zwischenzeiten von 3 — 4 Stunden, oder besser nur ein Mal an einem Tage, anwenden, und kann es lieber nach 5—6 Tagen noch ein Mal wiederholen. Beobachtet man diese Vorsicht nicht, so kann es leicht geschehen, dass bei dem Abfallen der zerstörten Haut eine Oeffnung bis in den Bruchsack entsteht und die Eingeweide hervortreten.
Die Wirkung von der Salpetersäure ist schneller und etwas mehr eindringend ätzend, als die von der Schwefelsäure, daher auch die bestrichene Fläche schneller trocken wird und die Geschwulst oft schon bald nach einer Stunde oder bis zum andern Tage um das 2 — 4 fache zugenommen hat; im üebrigen ist sie, hinsichtlich der Art der Zufälle, bei beiden Mitteln ziemlich gleich. — Da das starke Oedem stets die Zusammenschrumpfung und das Anwachsen der Haut aufhält, so ist es auch hier zweckmässig, in dasselbe einige Einstiche zu machen, um das Serum zu cutleeren, jedoch immer wenigstens 8 bis 10 Centimeter vom Bruch entfernt;
c) die Kantharidensalbe und das glühende Eisen. Erstere wird massig dick auf die Bruchgeschwulst, und circa 3—5 Gentim. über deren Gränzen, gestrichen und dies nach Zwischenzeiten von 3—5 Tagen zwei oder mehrmals wiederholt. — Das Brennen geschieht mit rothwarmen Eisen in Punkten oder Strichen über die ganze Brucbgeschwulst, mit Zwischenräumen von 1 bis 1 j Centim. und langsam, oft wiederholt, bis Ausschwitzung entstanden ist. Wenn die nach diesen Mitteln entstandene Entzündung sich mindert, kann man den Bruch mit adstringirenden Flüssigkeiten oft, befeuchten. Die Heilung erfolgt ziemlich in derselben
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1)nbsp; Die französischen Schriftsteller bezeichnen die Sfture mit dem Namen „Acide azotiquequot;, und von der Stärke von33—36 Grad nach Baumes Areometer, d. i ziemlich von der Concentration der gewöhnlichen, reinen, concentrirten Salpetersäure.
2)nbsp; Recueil de mod. voter. 1848. p. 778. — 1849, p. 77C.
3)nbsp; Zusammenstellung mehrerer Mittheilungen aus dem Recueil etc. im Journ. des Veterin. du midi. 1850, p. 1.
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Nabelbrfloho. Beliandlung.
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Zeit, wie nach Anwendung der Schwefelsäure, aber die Thiere scheinen bei den letzteren weniger Schmerz zu empfinden, als bei der Salpetersäure.
3.nbsp; nbsp; Das Abbinden dos Bruchsackes. Dasselbe findet nur bei solchen Brüchen statt, weiche beuteiförmig vom Bauche herabhängen. — Nachdem bei der Bücken läge des Tiiiers die Zurückbringung der Eingeweide aus dem Bruchsack geschehen ist und mau sich hiervon sicher überzeugt hat, ergreift mau die Mitte der Haut, welche den Beutel bildet, und zieht sie so weit wie möglich von der Bruchöffnung ab, legt dann eine Schlinge von einem runden, mit Wachs oder Theer bestrichenen Bande über diesem Beutel unmittelbar am Bauche an und schnürt dieselbe so fest zu, dass der ausserhalb der Schlinge befindliche Theil absterben muss. Das Zubinden geschieht entweder mit einem bleibenden oder mit einem aufziehbaren Knoten, und zwar wählen manche Thier-iirzte den letztern deshalb, um am folgenden Tage ihn öffnen und noch fester zusammenschnüren zu können. Da jedoch stets eine Anschwellung eintritt, welche oft das Band und den Knoten bedeckt und dieser dess-halb schwer zu öffnen ist, so halte ich für besser, am folgenden oder am dritten Tage auf die erste Ligatur eine zweite zu legen und diese gehörig fest zusammen zu schnüren. Dies ist gewöhnlich nur bei sehr breiten, oder mit dicker Haut verseheneu Brüchen nöthig. Manche ältere Thierärzte steckten durch den Hautbeutel am Leibe einen Nagel quer durch und legten das Band zwischen ihn und den Leib, damit es nicht abgleiten sollte. Das Letztore könnte jedoch nur bei sehr kleinen Brüchen zu befürchten sein. Nachdem die Ligatur angelegt worden ist, tritt im Innern adhäsive Entzündung, an der Ligaturstelle aber nach 3—4Tagen Eiterung ein, nach 8 bis 12 Tagen fallt die abgestorbene Haut nebst der Ligatur ab und die Stelle daselbst vernarbt in wenigen Tagen. — Das Verhalten der Thiere wahrend der Kur ist, wie im ersten Abschnitt angegeben; örtlich thut man bis zum Eintritt der Eiterung gar nichts, dann aber reinigt man bloss. Bleibt der unterbundene Theil liiuger als zwölf Tage am Bauche festsitzend, so muss man auch dann noch eine Ligatur umlegen; erfolgt aber dies Abfallen früher als eine Verwachsung des Nabelringes eingetreten ist, so muss der letztere geheftet oder mit einem Pflasterverband bedeckt werden.
4.nbsp; nbsp; nbsp;Das Zusammenpressen des Bruchbeutels mittelst einer sogenannten Bruchklemme oder einer Kluppe — ist in denjenigen seltenen Fällen passend, wo der Nabelring eine zu grosse Länge besitzt und daher auch die Bruchgeschwulst an ihrer Basis eine längliche Form angenommen hat. — Nachdem auch hier an dem auf dem Rücken liegenden Thiere zuerst die Eingeweide vollständig ans dem Bruchsack entfernt sind, erhebt man die leere Haut in eine Längenfalte, legt über dieselbe, dicht an den Leib, eine eiserne oder hölzerne Klemme an, drückt sie möglichst fest zusammen und schliesst sie vermittelst Schrauben oder njngelegter Bünder. Die Operation ist hiermit beendet; die Klemme bleibt liegen, bis die Haut vollständig abgestorben ist und abfällt, was, wie bei dem Abbinden geschieht. Auch hier tritt nach einigen Tagen äusserlich Entzündung, im Innern Verwachsung ein. Die Thiere werden wie bei dem Abbinden behandelt.
5.nbsp; nbsp; Das Abnähen dos Bruchsacks findet seine Anwendung ebenfalls bei Brüchen, welche eine längliche Bruchöffnung und für das Ab-
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eia
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Leistenbruch.
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binden einen zu grossen Umfang haben. Man legt bei dieser Operation (ganz so wie vorstehend sub 4 angegeben,) auf den leeren und in eine Längenfalte zusammengelegten Brachbeutel eine eiserne Klemme, welche nach der Form des Bauchs etwas gebogen ist, unmittelbar an den Leib und durchnäht dann an der äussern Fläche dieses Instruments die Hautfalte in ihrer ganzen Länge mit Gegenstichen, so dass eine Anzahl einzelner Ligaturen von circa 1 Ccntim. entstehen. Diese Ligaturen müssen möglichst fest zusammengeschnürt werden, damit sie die zwischen ihnen liegende Haut zum Absterben bringen. Nach Anlegung der Naht wird die Kleiume entfernt. Die Wirkung ist ganz ähnlich wie bei dein Abbinden, und ebenso ist die Nachbehandlung wie dort.
Die sub 1, 3, 4 und 5 angegebenen Methoden dürfen, — wie sich dies von selbst ergiebt, - nicht angewendet werden, wenn ein Nabelbruch unbeweglich ist; die übrigen Methoden sind aber auch hier anwendbar, wenn nur keine Einklemmung besteht. Im letzten Falle verfährt man ganz nach Anleitung des ersten Abschnitts.
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Zweites Capitel.
Von dem Leistenbruch und Hodensackbruch. (Hernia inguinalis s. Bubonocele1) und H. scrotalis s. Oscheocele1).
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a) Der Leistenbru cb entsteht, wenn Baucheingeweide durch den Bauch- oder Leistenring in den Leistenkanal hervortreten; — und wenn sie hierbei am Saamenstrange entlang bis in den Hodensack hinabgehen, so wird der Leistenbruch zugleich ein H odensackbruch. Der letztere ist demnach stets nur ein weiter ausgebildeter Leistenbruch.
Leistenbrüche kommen bei männlichen Pferden, Eseln, Maulthieren, Hunden und Schweinen vor; bei den Pferden leiden auch die Kastraten (Wallache) zuweilen an ihnen, und Wolstein ), Greve*) n. A. und ich selbst sahen ihn auch bei der Hündin. Die Wiederkäuer scheinen frei von ihnen zu sein. Sie finden sich an der linken Seite weit häufiger als an der rechten, zuweilen an beiden Seiten zugleich und entstehen in jeder Lebensperiode (nach Wolstein bei Pferden am meisten ungefähr im (5. Jahre, — was jedoch nicht ganz richtig ist), und zuweilen sind sie angeboren.
Den Bruchring bildet der abnorm erweiterte Bauchring, welcher bei Pferden (auch bei Wallachen) stets offen bleibt; in einzelnen Fällen hat man denselben auch eingerissen oder eine durch Zerreissung entstandene Oeffnung neben ihm gefunden. Der Brachinhalt besteht gewöhnlich aus
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1)nbsp; Von ö ßorfiior, eine grosse Leistendrüse, und Cele, Bruch.
2)nbsp; Von 6 lt;5ö#oc, Hodensack, und Cele, Bruch
3)nbsp; nbsp;Die Bücher der Wundarznoi der Thiere. Wien 1793, S. 294 u. 295.
4)nbsp; Erfahrungen und Beobachtungen über die Krankheiten der Hausthiere. Stes Bändchon. Oldenburg 1821, S. 13
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Leiätenbiuch.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 613
eiueui Theile des Dünndarms, oft aber (bei Pferden) aus einem Tiieile des Dickdarms'), seltener aus beiden zugleich, oder auch aus dem Netze allein oder mit dem Darm zugleich. Demnach ist der Leistenbruch und Hodensaokbmch bald ein Darmbruch, bald ein Netzbruch oder auch ein Wetz-Darmbruch. Nach Wolsteiu sollen Netzbrüche hier nicht vorkommen, weil das Netz bei Pferden zu kurz 1st und nicht bis zum Leistenringe dringt; dies war jedoch nur eine, auf den normalen Zustand gegründete Ansicht, welche, wie die Erfahrung es vielfach erwiesen, für abnorme Zustände nicht anwendbar ist. Das Netz ist zuweilen in seiner ganzen Breite, zuweilen auch nur in strickförmig zusammengedrängten Verlängerungen vorhanden. Alle diese Brüche haben einen Innern Bruchsack, welcher durch die Scheidenhäute des Saamenstranges und des Hodensacks gebildet wird. Bei weiblichen Hunden hat man aussei- den Därmen und dem Netz in einzelnen Fällen auch die Gebärmutter in dem Bruch gefunden, so dass dieser dann hinsichtlich seines Inhalts ein G e-bärmutterb ruch (Hernia uteri, Hysterocele 2) war.')
Die Ursachen der Leistenbrüche sind heftige Anstrengungen, z. B. bei dem Ziehen schwerer Lasten, besonders bergan, bei dem Gehen in erweichtem Lehmboden, bei Sprüngen, bei dem Hintenausschlagen, bei Koliken u. dgl, ferner: Stösse und Schläge auf den untern und hintern Theil des Bauchs, plötzliches Ausgleiten und Niederstürzen, zu vieles und zu hitziges Begatten, starkes Aufblähen, zu heftiges Zerren des Saamenstranges bei der Kastration und nach derselben durch die Kluppen u. dgl. raquo;) Durch diese verschiedenen Einwirkungen wird der Bauchring ausgedehnt und geschwächt,5) und die Eingeweide werden in diese Oeff-nung hineingedrängt. Zuweilen besteht auch Erschlaffung und Erweiterung der Bauchringe und der Bauchmuskeln, ohne dass die genannten mechanischen Zerrungen vorausgegangen wären, oder es sind selbst andere krankhafte Zustände zugegen, welche hierzu beitragen, wie dies z. B. bei der Scheidenhaut- und Hodensack-Wassersucht der Fall ist Die Schlaffheit der Theile und die Erweiterung des Bauchringes ist eine Anlage, bei welcher der Bruch selbst durch sehr geringe Einwirkungen entsteht. Viborg nahm an, dass eine solche Anlage zu diesen Brüchen von den Eltern auf die Jungen fortgeerbt werden könne,0) und ich muss dieses bestätigen.
1)nbsp; J. Girard, Tiaite des hernies inguinalcs dans lo choval et autres mono-ductyles 4. Avec 7 Planches in Fol. Paris IS2T.
2)nbsp; Von !] iauna, die Gebärmuttor, und /J x/;?./;, der Bruch.
8) Hering (Bepertorium, Bd. IV. S. 17) fand bei einer Ilnndin in dem linken Bauchring in der Weite eines Kindesflngers und neben den runden Mutterbändeiu den Körper und den grössten Theil der beiden Hörner ausgetreten. Ich habe im Verlaufe von mehr als 50 Jahren nach und nach Z solche Brüche mit befruchtetem Uterus gefunden.
4)nbsp; Man muss sich aber sehr hüten, wenn ein Bruch bei der genannten Operation zum Vorschein gekommen ist, gerade die letztere oder das technische Verfahren dabei, ohne dass nähere Beweise vorliegen, zu beschuldigen, da einerseits viele Beobachtiingon lehren, dass die Eingeweide hervortreten, ehe noch der Saamen-strang ontblösst worden ist, und andererseits, dass oft bei grosser Zerrung an letzterem doch kein Bruch entstanden ist.
5)nbsp; Bei Pferden ist dies um so leichter der Fall, da der Bauchriug sich nie fest, verschliessl, sondern in seiner normalen Beschaffenheil stets offen bleibt.
('.) S. d. .Sammlung von Abhandlungen 3, Bändchen. S. 215 u. 216.
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Leistenbruch.
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Die Kennzeichen eines frisch entstandenen blossen Leistenbruchs im nicht eingeklemmten Zustande treten bald mehr bald weniger heftig oder langsam ein und sind mehrentheils undeutlich; das Tbier zeigt sich weniger munter und geht etwas gespannt mit dem Hinterfasse der Seite, an welcher der Bruch entstanden ist; bei einer schnellen Entwickelimg des Leidens geht es selbst etwas lahm mit diesem Fasse, es zeigt woniger Appetit, athmet kürzer, wechselt oft in der Stellung und Pferde strecken sich oft. Dies ist besonders bei Darmbrüchen so; aber oft mindern sieh die Zufalle und verschwinden nach einigen Tagen gänzlich, wenn das Thier Ruhe erhalt; oft treten sie aber wieder stärker hervor, wenn das Thier hiernach wieder in stärkere Bewegung versetzt wird. Gewöhnlich bleibt der Bruch nicht lange in seinem ursprünglichen Zustande, sondern er dehnt sich entweder allmülig weiter ans und wird ein Hodensackbruch, oder er klemmt sich ein. — Wenn man in Folge dieser Zufälle das Thier genauer beachtet, so findet man bei Hengsten oft, dass der Testikel der leidenden Seite bald in die Hohe gezogen wird, bald wieder herabgleitet. — was Girard für ein pathognonionisches Zeichen des Leistenbruchs hält, durch welches der Tliierarzt immer zur genauen Untersuchung veranlasst werden soll. Man macht dieselbe nach Waldinger1), Girard, Jessen2) u. A. auf die Art, dass man mit den Fingerspitzen der beulten einen Hand durch das Rectum bis in den Bauchring und mit der andern Hand äussoiiich, vom Saamenstrange her ebenfalls bis in diese Oeffuung mit den Fingerspitzen gleitet und so die letztereraquo; von beiden Seiten her fast an einander bringt, wenn kein Bruch besteht; ist aber ein Bruch vorhanden, so findet man an beiden Flächen Hindernisse, — im Bauche entweder Gedärme oder Netz, welche in den Bauchring geben, äusserlich aber eine Anschwellung in der Leistengegend. Diese Anschwellung ist oft so gering, dass man sie nur undeutlich erkennen kann, besonders wenn der Darm leer und sehr zusammengedrückt oder das Netzstück .sehr klein ist. Sonst ist die Anschwellung beim Darmbruch elastisch und man fühlt zuweilen die peristaltische Bewegung darin; beim Netzbruch ist sie teigartig.
Die Untersuchung kann an dem stehenden Thiere geschehen, aber noch besser, wenn dasselbe auf den Rücken gelegt ist. Man kann dabei auch die Hand eines Gehilfen mitwirken lassen.
Wenn der den Bruch bildende Eingeweidetheil schon aus dem Leisten-kanal herausgetreten ist, so findet mau eine mehr oder weniger dicke wulstförmige Geschwulst zwischen dem obern Theile des Hodensacks und dem Schenkel oder an der Stelle, wo der Saamenstrang durch den Rauchring hervortritt; diese Geschwulst ist (wenn keine Einklemmung besteht) weich, blasenartig oder teigartig anzufühlen, zuweilen auch gespannt, je nach der Art des Inhalts; sie ist von gleicher Wärme mit der umgebenden Haut und kann mit den Fingern weggedrückt werden. Sind aber die Fingeweide schon bis in den Hodensack gedrungen, so ist derselbe auf der leidenden Seite mehr oder weniger vergrössert, die im Hodensack enthaltenen Theile, Hoden, Darm und Netz fühlt und unterscheidet man ihrer Lage und Beschaffenheit nach mehrentheils recht deutlich.
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1)nbsp; Therapie. Wien 1813, S. 336.
2)nbsp; Magaz. für Thierheilk. VI. S. 200.
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Leistenbruch.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;G15
und zuweilen zeigt der Hodensack äusserlich eine Furche, welche die Grunze zwischen den Hoden und dem Darm andeutet. 1st der Hodensack sehr vergrössert, so gehen die Thiere mit ausgespreizten, von einander entfernten Hinterbeinen, Die Vergrösserung des Modensacks, überhaupt die Bruchgeschwulst ist bei demselben Thiere nicht immer in gleichem Waasse zugegen; nach starker Bewegung, nach reichlichem Futter-genuss, beim Aufblähen u. s. w. vergrössert sich die Geschwulst, dagegen bei Ruhe, beim Fasten des Thiers u. dgl. vermindert sie sich und wenn nicht Verwachsung im Bruchringe stattfindet, so lassen sich die Eingeweide völlig zurückbringen, besonders wenn das Thicr auf dem Rücken liegt.
Wenn aber der Bruch sich eingeklemmt hat, so findet man folgende örtliche und allgemeine Zeichen: a) Die Geschwulst in der Leistengegend verliert ihre Weichheit, wird hart, mehr gespannt und empfindlich; — bei Hodensackbrüchen nimmt auch der Saamenstrang diese Eigenschaften an; das früher bemerkte abwechselnde Auf- und Abwärtsgehen des Hoden hört auf, es lassen sich weder die kleine wurstförmige Geschwulst bei Leistenbrüchen, noch die Eingeweide bei Hodensackbrüchen in die Bauchhöhle zurückschieben, b) Die allgemeinen Zeichen der Einklemmung sind, wie bereits im ersten Abschnitt (S. 598) angegeben, heftige Kolikschmerzen, Flehmen mit den Lippen, kleiner, harter, schneller l'uls. Liegen auf dem Rücken mit angezogenen Fttssen. ')
Mit den Leistenbrüchen der männlichen Thiere haben die in dem ersten Abschnitt (S. 5%) erwähnten falschen Brüche auf den ersten Anblick einige Aehnlichkcit; bei genauer Untersuchung findet man jedoch diese letzteren Zustände von den wahren Brüchen deutlich unterschieden. Der sogenannte Fleischbruch macht sich dadurch erkennbar, dass ein Hode oder beide ihr Volumen bedeutend vergrössorn, dadurch den Hodensack selbst verhältnissmässig mit ausdehnen, aber bei der Untersuchung mit der Hand eine derbe Geschwulst in der Form des Hodens wahrnehmen lassen. Diese Geschwulst ist zwar im Hodensacke zu verschieben, aber niemals durch den Bauchring zurückzudrücken und der in der Regel verlängerte Saamenstrang ist dabei wenig oder gar nicht ausgedehnt, daher die eigentliche Leistengegend von der Geschwulst frei, während bei einem wirklichen Bruch die Geschwulst stets von dieser Gegend ausgeht. — Bei dem Wasserbruch ist der Hodensack an seinem untern Theile abnorm ausgedehnt und gewöhnlich zugleich oedematöse angeschwollen, so dass man daselbst mit den Fingerspitzen kleine Gruben eindrücken kann; über dem Oedcm zeigt sich das ausgedehnte Scrotum nach allen Seiten gleichraässig gespannt, oder auch beim Anklopfen mit den Fingerspitzen an einer Seite fluetuirend, so dass man an der entgegengesetzten Seite gleichsam die fortgepflanzte Bewegung der Flüssigkeit fühlt. Legt man das Thicr auf den Rücken und erhebt den Grund des Hodensacks, so fliosst gewöhnlich der ganze Inhalt des Serums aus den Scheidenhäuton in die Bauchhöhle und das Scrotum erscheint, bis
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1) Diese Kolikzufiille gehören zu den auffallendsten und constantesten Merkmalen der cingeklommten Brüche und man muss deshalb bei jeder Kolik an männlichen Thieren an die Möglichkeit eines Bruchs denken und die Untersuchung hierauf richten
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Leistenbruch
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auf den Saauienstrang und Hoden, ganz leer und faltig. Eiue Ausuahme hiervon findet sich nur dann, wenn die gemeinschaftliche Scheidenhaut über dem Hoden an einer Stelle rund herum verwachsen ist. — Der Blutaderbruch ist bis jetzt nur bei kastrirten Rindern gefunden worden. Er äussert sich durch eine Anschwellung in dem Leberreste des Saamenstranges und des Hodensacks, weiche sich an laquo;1er Oberfläche massig gespannt anfühlt, bei genauerein Untersuchen aber, bei etwas verstärktem Druck der Finger in der Tiefe ein eigenthümliclios wellendes, schwirrendes oder strömendes Gefühl, welches sich ruckweise, gleichsam pnisirend etwas verstärkt wahrnehmen lilsst. Bei den Versuchen einer Reduction ändert sich die Geschwulst in keiner Hinsicht.') — Der Blutbruch veraulassteine, zuweilen sehr grosso birnförmige Anschwellung des Scrotums, welches dabei bald mehr bald weniger warm, beim Drücken wenig schmerzhaft, änsserlich teigigt (oedematös), innerlich etwas fluc-tnirend anzufühlen ist. Die Geschwulst erstreckt sich auch am Saamen-strange nach oben , ist aber hier weich und ohne das schwirrende Gefühl. — Die Kitorausainml ung'am Saamenstrange bildet zuweilen bei Thieren, welche schon vor längerer Zeit kastrirt sind, eine gespannte, grosse Anschwellung, welche jedoch nicht die Symptome des Bruchs besitz.2) Zuweilen besteht eine Verbindung dieser Zustände unter einander oder auch mit einem wirklichen Bruch und die Diagnosis wird dadurch erschwert. Bei Wallachen findet man die Zeichen des nicht eingeklemmten und eingeklemmten Bruchs wie bei Hengsten — bis auf das wechselnde Aufziehen und Senken des Hoden, welches natürlich hier fehlt und weshalb die Erkennung des beginnenden Bruchs etwas schwieriger, aber durch die vorhin angegebene örtliche Untersuchung doch sicher zu erlangen ist. Die Bruchgeschwulst wird am Hodensacke nie so gross, wie bei uaverschnittenen Thieren, aber oft auffallend genug. Die Darmbrüche geben sich auch hier durch elastische, die Netzbrüche durch mehr teigweiche Anschwellung zu erkennen. Bei den letztern bemerkt man oft starkes Aufziehen der Geschwulst bis zum Bauchringe, so dass sie fast verschwindet.
Die Leistenbrüche bei Hündinnen bilden an dem Euter eine Ge-schwulst, welche elastisch weich ist, sich durch Druck und bei einer Rückenlage sehr vermindert, und dann einen leeren Beute! miücklässt. Bei tieferem Eindrücken der Fingerspitze fühlt man auch den llruch-ring. Bei Einklemmung ist der Bruch unbeweglich, es sind Zeichen der Darmentzündung, dabei schmerzhafte Spannung des Leibes und zuweilen auch Erbrechen zugegen. Grove (a. a. 0.) beobachtete letzteres aber nicht.
Mit diesen ächten Leistenbrüchen der Hündinnen hat ein durch das runde Mutterband verursachter falscher Bruch, der oft vorkommt, eine grosse Aehnliclikeif. Dies Band geht bekanntlich bei diesen Thieren im normalen Znstande stets durch den Leistenring und befestigt sich in Form einer dünnen rundlichen Sehne an das Schambein. Zuweilen tritt
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1 l Beitrag zur Lehre von den krankhaften Zuslilmleii des Saninciisiranges lioi den Bausthieren. Von Prinz, im Magazin für Thierbeiik. Hd. 11. .S. 425; — Moyor, ehendas. 15, Jahrg. S. 128; — Qurlt, ebondas ;w. Jahjf. S. 18(i.
2j Magaz. für Tbiorheilk. Hd, 11. S. 43!),
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Leisteubruobinbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;617
aber von ihm weit inchr als der normale Theil beträgt, hervor, und zielit zugleich den ihm nahe liegenden Theil des Bauchfells mit sich heraus. Letzteres bildet eine lockere Scheide um das Band und an die äussore Fläche derselben setzt .sich eine Menge Fett, wodurch der Umfang sehr vergrössert wird. Das Ganze hat eine längliche, fast cylin-drische, einem Darm ähnliche Gestalt; welche sich wie ein Bogen von der iiusseren Oeffnnng des Bauchringes bis gegen die Mitte des vorderen Randos der Schambeine erstreckt und an beiden Punkten festsitzt.
Die Länge ist 5 — 12 Cttn, die Dicke \—i Gtrn. Das Ansehen an der Aussenfläche ist weisslich, glänzend, die Tempuratur normal. Die Substanz fühlt sich weich an und man kann durch das Fühlen sehr deutlich die äussere Hülle und in derselben einen dünnern, verschiebbaren Theil unterscheiden; aber es ist weder Koth noch Luft darin zu bewegen und die Zurückschiebung in die Bauchhöhle ist nicht zu bewirken. Bei vorsichtigem Durchschneiden der äusseren Schicht gelangt man in eine längliche Höhle, deren Oberfläche deutlich die seröse Haut des Bauchfells erkennen lässt. Die Höhle erstreckt sich in der ganzen Länge des Gebildes bis an den Bauchring und enthält an einer Seite der Wand das runde Mutterband. Ich habe das ganze Gebilde an beiden Enden quer abgeschnitten, ohne dass irgend ein übler Zufall danach entstanden ist.
Die Prognosis. Die Leistenbrüche sind der Einklemmnng häufiger unterworfen, als sänmitliche übrige Brüche und sie sind eben deshalb in allen Fällen als gefährliche Uebel zu betrachten; dies gilt namentlich von den frisch entstandenen und kleinen Brüchen, doch können auch grosse und alte Brüche sehr leicht in ,diesen gefährlichen Zustand versetzt werden. Die angeborenen Leistenbrüche verlieren sich, nach Girard's Beobachtung, bei zunehmendem Alter zuweilen von selbst, doch kann man in keinem Falle im Voraus wissen, ob eine solche Naturheilung erfolgen werde; denn man kennt die Bedingungen nicht, unter denen sie stattfindet. Netzleistenbrüche sind am wenigsten gefährlich, sie können aber im Verlaufe der Zeit durch die fortdauernde Zerrung, welche das hervorgetretene Netz auf den Bauchring ausübt, sich zu Netzdarrabrüchon umwandeln und dann gefährlich werden. Die Heilung durch Kunsthülfe ist zwar durch die radikale Operation möglich, dieselbe ist aber am Bauchringe schwieriger als an anderen Stellen auszuführen und der Erfolg ist oft so unsicher, wie dies über diese Operation im Allgemeinen angedeutet worden ist; die Palliativoperation ist in den meisten Fällen mit einem ausreichenden Erfolge begleitet, welcher aber ebenfalls nicht so sicher wie bei den Nabelbrüchen zu erlangen ist. Beide Kurarten sind bei männlichen Thieren fast immer mit (lern Verlust des Hodens an der Bruchseite verbunden, obwohl dieses Organ in einzelnen Fällen angeblich durch Zurückschiebung in die Bauchhöhle erhalten worden ist. Uebrigens können manche Thiere mit einem Leistenbruch Jahre lang herumgehen und selbst bei einer enormen Vergrösse-rung desselben bis zu einem gewissen Grade arbeitsfähig bleiben.
Die Kur der Leistenbrüche ist auf weniger Hilfsmittel beschränkt als die der Nabelbrüche. 1) Die Radikalkur soll ihre vollständige Anwendung in solchen Fällen finden, wo der Bauchring so sehr erweitert ist, d;iss er durch die Palliativbehandlung nicht genügend verschlossen werden kann, sie ist aber auch bei kleinerer Bruchöffnung und (obgleich
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LeistcnbrucL.
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nicht immer notlweudig) bei eingeklemmten Brüchen anzuwenden. Dieselbe besteht in dem Vereinigen der Ränder des Banchringes durch die blutige Naht, nachdem die Zurückbringung des Brnches und des Saamen-stranges vollständig geschehen ist. Des letzteren wegen muss die Operation auf folgende Weise ausgeführt werden; Das Tbier wird auf den Kücken gelegt und in dieser Lage durch Gehilfen während der Operation erhalten. Man bewirkt zuerst auf die S. G02 angegebene Art die Zurückbringung der Eingeweide aus dem Bruchsack in die Bauchhöhle. Bei der Reposition muss man an nicht castrirten Tlüeren immer zuerst den Hoden an den Grund des Scrotums drängen, ihn hier mit der linken Hand festhalten, letzteres und den Saatnenstrang möglichst ausdehnen, den Grund in die Höbe heben und mit den Fingern der rechten Hand die Eingeweide durch gelindes Drücken in den Leistenring drängen und schieben. Oder man zieht sie auch mit der einen, in den Mastdarm gebrachten Hand so sauft als möglich zurück, während Gehilfen das Scrotum und den Hoden in der eben angegebenen Art halten. Girard warnt mit Recht gegen dieses Zurückziehen, wenn es schwer von statten geht und wenn man es also mit grösserer Kraftanwendung bewirken müsste; es konnte hierbei leicht eine, Zerreissung entstehen. Nach geschehener Reposition öffnet mau den in eine Querfalto gelegten Hodensack durch einen Längenschnitt, welchen man auf den hiernach in die Höhle des Hodensacks gebrachten Fingern so weit verlängert, dass man mit den letzteren den Rauchring berühren kann. 1st aber der Eingeweidetheil aus irgend einem Grunde festsitzend, so geschieht die Eröffnung des Scrotums mit der S. (i02 angegebenen Vorsicht. Hierauf durchschneidet man die Scheidenhaut auf dem Testikel und bis über denselben hinauf etwa bis zur Hälfte des Saamenstranges, sucht dann die innere Saamenarterie, in dem letzteren auf, unterbindet sie, schneidet ausserhalb der Unterbindung den Saatnenstrang vollständig durch, entfernt den Testikel und schiebt das Rauchende des Saamenstranges in den Banchring vollständig zurück. Man heftet nun mit einer kurzen, stark gekrümmten Wnndheftnadel die Ränder des Bauchringes so zusammen, dass ein Heft vom andern gegen 1 Cm. entfernt liegt und dass die Hefte an der Aussenfläche der Rauchwand möglichst viel Substanz erhalten, damit sie nicht durchreissen. Die Enden der Heftfäden werden kurz abgeschnitten. Man lässt dann das Thior vorsichtig aufstehen und in den Stall führen, woselbst es mit dem Hintertheil hochgestellt durch (j bis 8 Tage und Nächte andauernd stehen muss. Die Behandlung ist dabei übrigens nach den im ersten Abschnitt angegohonen Regeln zu leiten, das Thier hinten erhöht zu stellen u. s. w.
Sowohl hier wie auch bei dem Palliativverfahren kann man in den Fällen, wo dem Eigenthümer viel au der Erhaltung beider Hoden des Thieres liegt, nach der Zurückbringung der Därme auch versuchen, den Hoden durch den Bauchring in die Bauchhöhle zurück zu drängen und hierzu nöthigenfalls die Oeffnung etwas erweitern.
2) Die ralliativknr ist entweder so einzuleiten, dass a) nachdem an dem auf den Kücken gelegten Thiere die Zurückbringung der Eingeweide geschehen und der Hodensack nebst der Scheidenhaut auf die eine oder die andere Weise geöffnet worden ist, die gemeinschaftliche Schciden-haut mit dem Grcmastcr rund herum bis an den Bauchring von den umgebenden Theilen getrennt, hier aber so nahe als möglich an den Bauch-
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Leistenbruch.
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rauskeln mit einer starken Ligatur umgeben wird, (lurch welche man die Sclieidenhaut und den Saamenstrang fest /.usammcnschnüit, im Innern Entzündung und Verwachsung, aussorhalb der Ligatur Absterbung herbeiführt. Das eine Ende des Ligatarbandes wird nahe an dem gemachten Knoten abgeschnitten, das andere aber so lang gelassen, dass es ein Paar Zoll über die Wandränder des Hodensacks hervorragt. Oder — b) man legt auf die äussere Fläche der Scheidenhaut und zugleich über den in ihr befindlichen Saamenstrang eine Kastrlrkluppe so nahe wie möglich an die Bauchwand und presst diese Theile damit möglichst kräftig zusammen. Hering empfiehlt, nun den Saamenstrang mit der Scheidenhaut um seine Längenachse ein Mal herumzudrehen und die Kluppe vermittelst eines Heftes an den Hodensack festzustellen, damit der Saamenstrang sich nicht zurückdrehen könne'). Einige Thierärzte haben statt der gewöhnlichen Kluppen solche empfohlen, welche nach den Rändern halbmondförmig gekrümmt sind, um sie mit der convexen Seite desto höher in den Hodensack und möglichst nahe an den Bauch-ring zu bringen; aber, so zweckmässig dies ist, diese Kluppen sind, selbst wenn man sie an den Enden sehr stark zusammendrückt, doch zu wenig wirksam in der Mitte. — c) Oder man verfährt nach Dieterichs so, dass nach glücklich reponirten Eingeweiden die innere Saamenarterie unterbunden, der Hode hiernach weggenommen, der Saamenstrang selbst aber noch festgehalten wird. Diesen führt man durch die Oeffnung eines, eine kleine Faust grossen Waschschwannns und schiebt letztern so hoch als möglich zum Bauchringe hinauf; dann legt man nach gewöhnlicher Weise eine Kluppe, jedoch ohne Aetzmittel, recht fest an und lässt dann das Pferd aufstehen. Die Kluppe kann nach 24 Stunden wieder abgenommen weiden, wobei jedoch der Saamenstrang und der Schwamm nicht gezerrt werden dürfen. Der letztere fällt bei eingetretener Eiterung von selbst ab. Die Nachbehandlung ist nach den allgemeinen Andeutungen zu leiten.
Bei Einklemmung eines Leisten- oder Hodensackbruchs muss das Thier, nachdem es durch Chloroform oder Aether uarkotisirt worden, auf den Rücken gelegt, der Hodensack und die Scheidenhaut mit Vorsicht geöffnet, noch einmal die Znrnckbringung versucht werden, und wenn dieselbe nicht gelingt, muss man sich bemühen, die Spitze eines Fingers in den Bauchring wenigstens so weit einzubringen, dass der vordere Rand desselben 2 Millim. breit über die Fingerspitze hervorragt, oder bis in die Mitte des Kanals, wo in den meisten Fällen der Einklem-ninngspunkt sich befindet (Zündel, in d. Zeitschr. f. prakt. Vet.-Wissen-schaft. 18715 S. 114). Hierauf schneidet man mit einem gewöhnlichen oder besser mit einem verborgenen Bistouri in Form eines sogenannten Fistelmessers — oder mit einein nach Girard's Angabe konstruirten langen Knopfbistouri, dessen Spitze konisch ist, den vordem Rand des Bauchringes nach dem änssern Winkel zu etwa 2—4 Millim. (oder die Einschnürung im Kanal) ein, macht dann die Reposition des Bruchs und heftet, oder verschliesst ihn auf die sub a. und b. bezeichnete palliative Weise. Die weitere Behandlung ist den Entzündnngszufällen angemessen.
Zur Erleichterung der Taxis hat Patey*) folgendes Verfahren bei den eingeklenuuten Leisten-Darmbrüchen angegeben: dem, mit erhöhtem
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1) Repcr. (I. TMerbcilk. 81. Jahrg. S.U. —2) Ilccueil de mod. vet(Sr. 1847. p. 205.
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fgt;20nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Leistenbruch
Becken auf dem Rücken liegenden Thicre wird iler Hinterfuss der Seite, an welcher der Bruch besteht, in angemessenem Grade schräge nach aussen und hinten gezogen und von Gehilfen gehalten oder an einen festen Gegenstand gebunden, die 3 andern Beine sind zusaininengehun-den und in entgegengesetzter Richtung gehalten. Der Gehilfe am Kopfe muss die Aufmerksamkeit des Patienten (mittelst der Bremse u. s. w.) vom Bruche ableiten, während der Operateur die Häute des Hodonsacks an der Bruchseite in der Längenrichtung vorsichtig bis auf das Zellgewebe, welches die gemeinschaftliche Scheidenhaut umgiebt, so weit durchschneidet, wie zur Kastration. Man schult dann in diesem Zellgewebe die Häute des Hodensacks von der Scheidenhaut bis nahe an den Bauchring grösstentheils mit den Fingern ab, macht dann ungefähr an der Mitte der Scheidenhaut mittelst der Pinzette eine kleine Falte und schneidet dieselbe ein wenig ein, um eine kleine Ocffnung zu machen. Dnrch die letztere injizirt man in den Bruchsack eine Auflösung von Belladonna- oder wässrigem Opium - Extrakt in einem milden Oel (für Pferde 2,0—4,0 zu 90, bis 120,0), oder eine Abkochung von schleimigen Mitteln oder Mohnköpfen, in etwas erwärmtem Zustande, und befördert das Kindringen dieser Flüssigkeit in die Tiefe so wie die gleiclimässige Verbreitung über alle Theilc im Bruchsack dadurch, dass man den letztern zwischen beiden Händen sanft drückt, in verschiedenen Richtungen bewegt, auch abwechselnd liebt und senkt. Bald darauf sieht man in den bisher gespannten Theilen Erschlaffung eintreten, und indem man diese Manipulation fortsetzt, bewirkt man auch einigermaassen die Fortbewegung des Darminhalts und selbst die Zurückbringung. Wenn während der Zeit das Pferd heftige Bewegungen macht, legt man schnell eine Hand nahe am Bauchringe um den Bruch, die andere an das äussere Ende des Bruchsacks und drückt mit beiden sanft gegen die Bruchöffnung, urn ein neues Hervortreten der Därme zu hindern; und wenn man bei wieder eingetretener Ruhe eine Minderung des Bruchinhalts wahrnimmt, sucht man durch stärkeres und schnell wiederholtes Hindrängen des Darms gegen den Baucbring die Zurückbringung zu vollenden. Bei einiger Geduld, mit welcher man diese Verrichtung fortsetzen muss, sail Patey den Zweck immer erreichen. Nach der Zurückbringung des Bruchs legt man auf die Scheidenhaut und den Saamenstrang so hoch als möglich eine gekrümmte Kluppe und verfährt weiter, wie oben angegeben ist.
Wenn während des Kastrirens oder unmittelbar nach dieser Operation Gedärme hervorgedrängt werden, so ist es am besten, im Fall das Thier nicht schon auf dem Rücken liegt, ihm sogleich die Rückenlage zu geben und dann ebenfalls nach der sub a. oder b. bezeichneten Methode den Bauchring zu vcrscbliessen, nachdem die Reposition der Eingeweide geschehen ist.
Die Nachbehandlung muss auch hier antiplilogistisch und nach den im Allgemeinen angegebenen Regeln erfolgen.
Bei Hündinnen ist nur aliein das Heften des Bauchringes nach geschehener Reposition und eine entzündungswidrige Behandlung in Anwendung zu bringen.
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Solienkelbnich. Behandlung.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;C21
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Drittes Gapitel.
Der Schenkelbruch (Hernia craraiis).
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Dieser Brach entsteht, wenn Baucheingeweidc zwischen dem Pou-partschen Bande und dem Oberschenkel hervortreten. Er ist bis jetzt sehr selten beobachtet worden, und zwar bei Pferden, Eseln und Hunden. Die hervorgetretenen Theile siiui ein Stück vom Dünndarm, oder ein Theil des Netzes, oder auch beides zugleich; gewöhnlich besitzen diese Brüche einen Brnchsack, welcher eine Verlängerung des Bauchfells ist; zuweilen fehlt aber derselbe und die Eingeweide liegen dann im Zellgewebe zwischen dem Poupartschen Bande und dem dünnen Einwärtszieher des Schenkelheins.
Die Ursachen sind heftige Anstrengungen hei dem Ziehen schwerer Lasten, bei dem Ausgleiten und Niederstürzen mit auseinandergespreizten Hinterbeinen, bei dem Courbettiren u. s. w.
Die Erkenming ist bei diesen Brüchen noch schwieriger, als bei den Leistenbrüchen, weil die Bruchgeschwulst sehr bedeckt und äusserlich wenig sichtbar ist. Im frisch entstandenen Zustande gehen die Thiere, wie bei den Leistenbrüchen, mit dem Fuss der betreffenden Seite mehr gespannt oder auch wirklich lahm, und bei dem Stillstehen wechseln sie oft seine Stellung; sie zeigen geringere Munterkeit, etwas kürzeres Ath-men und zuweilen auch verminderten Appetit. Bei der örtlichen Untersuchung findet man an der innern Fläche des Oberachenkels, nahe am Becken, eine Anschwellung, welche flach, nicht deutlich begränzt, elastisch oder teigartig weich und bei Druck ein wenig schmerzhaft ist. Bei geschicktem Drängen mit den Fingerspitzen auf die Geschwulst nach oben, noch mehr aber, wenn das Thier auf den Kücken gelegt ist, verschwindet die Geschwulst und man fühlt an ihrer Stelle in der Tiefe eine Lücke.
Die Beurtheilung ist, nach Lafosse1), ziemlich günstig, wenn man bei Zeiten die Operation unternimmt und die Heftung bewirkt, entgegengesetzt vergrössert sich der Bruch immer mehr, kann sich einklemmen und dann dieselbe Gefahr, wie andere eingeklemmte Brüche, erzeugen.
Die Behandlung besteht entweder nur in dem diätetischen Verhalten, wie es S. 601 zur Verhütung der Vergrösseruug des Bruchs und übler Zufälle angedeutet worden ist, oder, wenn die Heilung geschehen soll, nach Lafosse, in der Operation, Bei derselben muss man an dem auf den Rücken gelegten Thiere die Reposition und dann recht vorsichtig, mit Beachtung auf die Schenkelgefässe, einen Einschnitt an der Bruchstelle in die Haut an der innern Fläche des Oberschenkels machen und das Poupartsche Band mit dem dünnen Einwärtszicher des Schenkelheins zusammenheften. Dieses Heften muss mit der Vorsicht geschehen, wie
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1) Cours d'bippiatrique, p. 24(5.
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'sas
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Bauch- iiiul Flankenbmcl).
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bei eindringenden Baucbwnnden, (S. 416). Nach geschehener Vereinigung des Bruchringes wird aucli die Hautwunde durch Hefte vereinigt; hierauf wird das Tliier möglichst sanft auf die Beine gebracht, mit kurzen Schlitten in den Stall geführt, liier 8 Tage .stehend erhalten, bei strenger Diät werden ihm noch von Zeit zu Zeit Abführungsinittel gereicht uiul örtlich wendet man sogleich auf die Umgegend das Ungueii-tuni Cantbaridnm an, so dass Ausschwitzung entsteht, — worauf man sich auf blosse Reinigung beschränkt. Wenigstens durch noch folgende 14 Tage, nachdem die Hefte entfernt worden sind, muss das Thier sehr vorsichtig bewegt und von jeder Anstrengung abgehalten werden.
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Tiertes Capitel
Vom Bauch- und Flaakenbrache (Ilernis ventralis et Ilernla iliaca
s. Hypogastrocele.
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Alle Brüche im ganzen Umfange der Bauchwandungen (mit Ausnahme der Brüche, der Leisten- und Schenkelbrüche), welche durch abnorm entstandene Oeft'mingen gebildet werden, nennt man Baach-brüche, und diejenigen, welche an den Seitentheilen des Bauchs (an den Flanken) vorkonimen, bezeichnet man noch besonders mit dem Namen Flankenbrüche.
Die Bauchbrüche kommen bei Pferden und bei dem Rindvieh ziemlich häufig, bei den übrigen Hansthieren aber selten vor. Bei Pferden und Rindvieh hat man sie ohne Unterschied des Alters und Geschlechts ziemlich gleichmiissig beobachtet. Sie können zwar am ganzen Umfange des Bauchs entstehen, am häufigsten aber findet man sie in der Nabe der falschen Rippen, und bei dein Rindvieh meistens an der rechten Seite. Ihre Grosse variirt von dem Umfange einer Haselnuss bis über den vierfachen Umfang eines Menschenkopfs. Nach dem verschiedenen Orte, wo ein solcher Bruch entstanden ist, sind auch die in der Geschwulst enthaltenen Eingeweide verschieden; man hat den Magen (ausgenommen bei Pferden), und zwar beim Rindvieh gewöhnlich den rechten Sack des Wanstes mit dem Netze, dünne und dicke Gedärme, einen Theil der Leber, den Uterus (in einzelnen Fällen sogar mit einem Fötus), und in den Flankenbrüclien den Dünndarm oder auch den frei liegenden Theil des Mastdarms in dem Bruchsacke gefunden. Die meisten dieser Brüche, namentlich die schnell entstandenen, und die sehr grossen, haben keinen Bruchsack vom Bauchfelle. — Die Einklcinmung entsteht bei den Bauchbrüchen seltener als bei den Leistenbrüchen, doch kommt sie zuweilen vor (besonders bei plötzlich entstandenen). ')
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1) Wol stein verneinte die Einklemmmig der Bauchbrüche; ich habo sie jedoch, so wie Grcvo (a. a. O. p. 18), Beyron (Recuoil de med. vct. 1828 p. 581) u. A. mehrmals boobachtot.
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Bauch - und Flankenbrucli.
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G23
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Ursachen. Alle gewaltsame Einwirkungen, /.. B. Horn- und Deich-selstösse, Eufschläge, heftiges Ausschlagen mit den Hinterbeinen, Niederstürzen, besonders auf hervorragende (iegenstiinde u s. \v. können zu diesen Brüchen Veranlassung gehen, indem sie eine bald grössere, bald kleinere, einfache oder mohrfache Zerreissung der Bauchmuskeln erzeugen. Zuweilen sind kleine Spalten in den Bauchmuskeln, angeborne Bruchöffnnngen, zugegen.
Die Erkennung eines Bauchbruches ist aus den allgemeinen Sym-ptomen der Brüche (S. r)97) zu erlangen. Mau sieht an einer Stelle des Leibes eine kleinere oder grOssere Geschwulst, welche gewöhnlich mit dem übrigen Körper von gleicher Wärme, weich, elastisch oder teigartig anzufühlen, und durch angemessene Lage des Thieres oder durch angebrachten Druck von aussei) aber sehr zu vermindern oder ganz aufzuheben ist. Nach reichlichein Futtergenuss und nach starken Anstrengungen vergrössert, und unter entgegengesetzten Umständen verringert sich die Geschwulst. Doch findet man bei frisch entstandenen Brüchen häufig wegen der eingewirkten Gewalt in den ersten 2 — 4 Tagen die Bauchdecken an dein leidenden Orte entzündet, schmerzhaft und warm, eben so sind auch gewöhnlich die eingeklemmten Bauchbrüche beschaffen. Ist bloss ein Stück Netz in der Geschwulst enthalten, so ist dieselbe ganz teigartig anzufühlen, sind bloss Därme vorgefallen, so ist die Geschwulst mehr gespannt, überhaupt zeigt sie nach den verschiedenen Zuständen die oben im allgemeinen Abschnitt angegebenen Verschiedenheiten. Nach doai Zurücktreten der Eingeweide fühlt man den Bruchring, und zwar in den meisten Fällen mit ungleichen, zerrissenen, oft aber auch (namentlich bei veralteten liauchbrüchen) mit verdickten und schwieligen Bändern, Bei grossen Thieren führt zuweilen die Untersu-chuug per anutn zur sichern Diagnosis. Ausserdem berücksichtigt man die vorausgegangenen Umstände, die stattgehabten Ursachen, das plötzliche Entstehen und die lange Dauer der Geschwulst.
Die Zeichen der Einkleinnuing sind dieselben, wie sie bei der Einklemmung im Allgemeinen (S. 5C.)H) angegeben worden sind.
Die Vorhersagung hängt vornämlicb davon ab, wie gross, wie alt, an welchem Orte des Bauches der Bruch besteht und in welchem Zustande er sich befindet. Es kommen hierbei alle bei der Beurtheilung der Bi iiche im Allgemeinen angeführten Umstände in Betracht, und es ist daher im Besondern hier nur zu bemerken: dass Bauchbrüche mit sehr grossen Bruchöffnungen, deren Bänder ungleich zerrissen sind, ferner solche, wo eine grosso Masse der Eingeweide hervorgetreten und deshalb der Raum in der Bauchhöhle seit längerer Zeit sehr vermindert ist, schwor, oft gar nicht zu heilen sind; weil im erstem Falle die Ränder bei dem Heften ausreissen und im letztern Falle die Eingeweide sehr schwer zu reponiren und zurück zu erhalten sind, jedoch ist in einzelnen Fällen die Heilung gelungen. ') Kleine Brüche mit glatten, festen Räudern heilen oft leicht und gründlich. Brüche, welche ohne besondere Zufälle schon seit längerer Zeit bestehen, verändern sich wenig; auch sind sie bei der Operation weniger zu üblen Zufällen geneigt. Je mehr
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1) Thierilrztl. Uittheilungen von der Koiiigl Rayer. Contr.-Thieramieischulc. IV. Heft, München 1862, S. 8S1.
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ri24:nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Innerer Bauch- oiler Baudifollsbrucb.
ein Brnch sich nach der untern Seite der Baucliwand zu befindet, um so schwieriger ist die Zurückhaltung der zurüekgebrachton Eingeweide und die Verschliessnng der Brachöffnung, daher um eben so viel schwieriger die Ileilimg. Sind kolikähnliche Zufälle, überhaupt Zufalle der Ein-klemmung bei einem Bauchbruche vorbanden, so gilt dasselbe, was im Allgemeinen hierüber gesagt worden ist; — der Zustand ist dann immer sehr gefährlich.
Die Behandlung ist nach den angegebenen Verschiedenheiten derselben etwas verschieden. Frisch entstandene Bauchbrüche, welche nur eine geringe Geschwulst bilden, heilen bei strenger Ruhe und schmaler Kost des Thiers zuweilen, wenn die verletzte Bauchgegend fleissig mit Wasser, Bleiwasser, Adannauflösungen und andern zusammenziehenden Mitteln befeuchtet, und allenfalls mit einem fest angelegten Bauchgurt oder einer breiten Binde unterstützt wird. In spaterer Zeit können daselbst Einreibungen von Spirituosen, und im veralteten Zustande selbst von reizenden und scharfen Mitteln gemacht werden. Man kann hierzu das üng. Cantharidum, die Schwefel- und Salpetersäure u. s. w., wie bei den Nabelbrüchen, benutzen. Ist aber eine grosso Bruchgeschwulst vorhanden, oder vergrössert sich diese in kurzer Zeit bedeutend, oder ist der Bruch eingeklemmt, so nutzt nur allein ein operatives Verfahren. Dieses kann zum Theil nach der Beschaffenheit der Brüche in verschiedenen Modificationen radikal oder palliativ angewendet werden, und zwar im letzten Falle ganz, wie bei den Nabelbrüchen, durch Abbinden, Druck mit einer Klemme, oder durch Abnähen (S. 627 und G28). Je mehr Eingeweide in dem Bruch liegen und je mehr also hierdurch der Raum in der Bauchhöhle vermindert ist, um so mehr müssen die Thiere vor und nach der Reposition karg in Kutter gehalten werden.
Die Nachbehandlung findet übrigens nach den im ersten Abschnitt angegebeneu Regeln statt (S. 6()G).
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Fünftes Capitel.
Von dem sogenannten Innern Bauch- oJer Bauchfellsbmch (Hernia
interna abdominalis).
Mit den Namen: innerer Bauchbruch, Bauchfellsbrach, Ue-bervvurf, Knopf, Darinum w ickolung bezeichnete zuerst Oestev-len'), dann S. Anker2) und andere Thierärzte s) einen eigentliümlichen,
1)nbsp; Uebcr die Erkenntoiss und Heilung eines bei Ziigocbsen häufig vorkommenden, bisher grüsstentheils noch imbekamiten Innern Bruches. Teufel's Magazin für Tbiorheilkumle. Bd. I. Heft 1. S. 71. Karlsruhe 1811.
2)nbsp; Praktische Abhandlung und Ileilutig des Uebcrwurfs oder des Bauchfell-braches bei Ochsen. Bern 1824.
3)nbsp; Böhm, Aichele, Eisole und Metzger in Bering's Repertor. f. Thier-heilkumle. Bd. I, V., VII. — Müller, Archiv Schweizer Thierärzte. XI. Bd. 1843. Kaufmann, ebend. 1852 Rychner. Bujatrik. Bern 1835. II. 149 Ostor-tag, im Journ voterin. de Lyon, 18G2. Fues, im Buletin de la Soc. veterin. d'Alsat. Nr. (i. (1867) p. 25. Zündel, im Rccueil de med. veteriu. 1873, p. 432.
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Innerer Baudi- oder Rauchfellsbruch.
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bei castrirten Ochsen in den süddeutschen Gebirgsgegenden und in der Schweiz mehrfältig, in Frankreich und anderwärts selten beobachteten') pathologischen Zustand, welcher darin besteht, dass ein Dannstück aus der Bauchhöhle #9632;von vorn nach hinten in eine durch Zer-reissung entstandene Oeffnung der Bauchfellsfalte tritt, welche am Rande des Beckeneinganges bis zum Banchringe herabläuft und die Gefässe und Nerven des Saamenstranges umgiebt. Nach geschehener Zerreissung jener Falte erscheint der in der Bauchhöhle liegende Thell des Saamenstranges theilweis getrennt von den frühern Anheftungspunkten und wie eine schlaffe Schnur. Das durch die entstandene Oeffnung gedrängte Dannstück tritt mehr oder weniger in das Becken und oft beugt es sich hinter dem Saamenstrang wieder nach vorn um denselben herum. Sowohl bei dem Durchdringen eines Darmstücks, wie auch und hauptsachlich nach der ümbiegung desselben übt der Saamenstrang einen Druck auf dasselbe; es entsteht hierdurch Reizung, Hinderung des Durchgangs der Exkremente, Entzündung, selbst Brand und der Tod, — ganz wie bei der Einklemmnng andrer Brüche.
Die Zerreissung jener Falte des Bauchfells kommt in der Regel an der rechten Seite vor (weil hier die grössere Menge der Gedärme liegt, und weil an der linken Seite der Wanst bis zum Beckeneingange reicht); und gewöhnlich entstellt sie indem oberem Thoilo, näher dem Kreuzbein als dem Schaambein. Der durch die Oeffnung getretene Theil ist meistens ein Stück des Grimmdarms, nach Oesterlen auch eine Portion des Netzes.
Die Krankheit ist fast nur bei solchen Ochsen8) gefunden worden welche zur Arbeit benutzt wurden, und zwar meistens bei jungen, 2 bis 8 Jahr alten Thieren. Ihr Eintritt äussert sich zuerst in der Gestalt einer heftigen Kolik, zu der sich dann früher oder später die Zeichen der Einklemmung und Darruentzfindung hinzugesellen. Die Thiere werden unruhig, werfen sich nieder, strecken liegend die Hinterfüsse von sich und schlagen mit denselben; im Anfange des Uebels stehen sie schnell wieder auf, bewegen hastig den Körper von einer Seite zur andern und wedeln schnell und stnrk mit dem Schwänze; mit den Hinter-füssen trippeln sie unruhig hin und her und schlagen häufig mit denselben nach dem Leibe; dieses Schlagen soll mit dem Fasse derjenigen Seite, auf welcher die Zerreissung des Bauchfells und das Durchtreten der Därme geschehen ist, mehr als mit dem andern stattfinden'; bald springen sie vorwärts gegen die Krippe, bald hängen sie sich wieder zurück in die Ketten oder Stricke, mit denen sie angebunden sind, so dass ihnen wegen dieses unruhigen Benehmens zuweilen schwer beizukommen ist. — Die Temperatur des ganzen Körpers ist (besonders deutlich fühlbar an den Ohren, Hörnern und Gliedmaassen) wechselnd, bald kalt, bald warm. So lange in den eingeklemmten Därmen
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1) Einen in England voisekoinmenen Fall beschrieben Kass und Lenner im Veter. Recorder IV. (1848) S. 32.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ' '
2) Anker hat bei einer Kuh eine ähnliche innere Darmeinkleimnung beobachtet, welche durch einen spaltförmigen Riss im breiten Mutterbande, durch den die Gedärme getreten waren, herbeigeführt wurde. Die Symptome waren wie bei dem Ueberwurf der Ochsen. Anker löste die Einklemmung, nachdem er den Flanken-schnitt gemacht, durch Abschneiden des einschnürenden Bandes.
llHKlwio, Chirurgie. 3. Aull,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;.laquo;
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626nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Innerer Bauch- oder #9632;RMiohfellsbrnch.
nocli niclit Enteündnng eingetreten, oder wenigstens noch nicht auf einen hohen Grad gestiegen ist, besitzen die Thieve noch eine feucht-warme Nase, und auch die Wärme des Mauls ist nicht verändert; — Puls und Athem sind beschleunigt, — der Appetit zu Futter und Getränk verschwindet sogleich mit dem Anfange der Krankheit. Mist und Harn wird während der ersten Stunden der Krankheit noch mehrmals entleert. Nach (i his 12 Stunden mindern sich die Zufälle und zuweilen tritt scheinbar ein gänzlicher Nachlass ein, doch bemerkt man bei genauerer Beobachtung, dass die Tliiere zuweilen gegen die leidende Stelle zurücksehen und die Ohren nach rückwärts richten, als ob sie aufmerksam auf etwas horchten, und dass sie von Zeit zu Zeit mit den Hinterfüsscn, jedoch laugsam, vorwärts stampfen.
Zu der Zeit, wo die Thieve ruhiger sind, ist auch der Puls und Heizschlag wenig beschleunigt, aber mit der Zunahme der innern Entzündung wird auch der Puls kleiner, undeutlicher, der Herzschlag anfühlbar und die Kälte an den Extremitäten anhaltender. In seltenen Fällen beobachtet man. dass die Tliiere in den ersten 12 Stunden nach den vorübergegangenen heftigen Kolikzufällen noch wiederkäuen; der Mist-abgang aber hört um diese Zeit gänzlich auf, obgleich noch Winde und Darmschleim, letzteren meistens in zähen, festen Flocken und Klumpen, und zuweilen mit Blut gemengt, abgehen. Wenn die Thiere sich niederlegen, so geschieht dieses meistens auf die leidende Seite und mit von sich gestreckten Hinterfüsscn; sie bleiben oft längere Zeit ruhig liegen und aussein dabei wenige Krankheitssymptome. Am Ende des zweiten und dritten Tages, vorzüglich, wenn sie zugleich aufgeblähet sind oder kurz vor dein Eintritt der Krankheit gefuttert wurden, fangen sie an zu ächzen und schneller zu athmen. Beim Aufsteigen beugen und strecken sie, wie im gesunden Zustande den Rücken, nachher aber senken sie denselben tief und ziehen ihn nach unten ein. Die Thiere gehen schon von Anfang an etwas mühsam, mit kurzen Schritten und oft hinkend, besonders mit dem Hinterfusse der leidenden Seite, gegen den zweiten und dritten Tag aber lassen sie bei dem Gehen oft ein Aechzen hören. Häufig zeigen sie in der Weichengegend der kranken Seite unter der Hungergrube dieser Seite angebrachten Druck das Fluctuiren einer Flüssigkeit. quot;Entscheidend ist die Untersuchung durch den Mastdarm; man fühlt dabei, indem mau mit den Fingern der eingeführten Hand am Rand des Beckeneinganges vom Kreuzbein bis zum Bauchringo herabgleitet, äusscrlich neben dem Mastdarm an der Stelle der Einklemmung die durch den Iliss gedrungenen Gedärme als eine empfindliche, teigige, in späterer Zeit mehr derbe Geschwulst, oft nur von der Grosse einer Nuss, oft grosser, selbst wie eine doppelte Mannesfaust. In seltenen Fällen, besonders da, wo die Einklemmung mehr abwärts, nahe dem Schambein ist, fühlt man die eingeklemmten Därme nicht selbst, sondern nur den sehr angespannten Saamenstrang. Zuweilen hat die Geschwulst ganz die Form eines Knopfes, indem die vom Saamcnstrange eingeschnürte Stelle gleichsam einen Hals bildet; und mitunter kann man von dieser Stelle her auch den gespannten Saamenstrang selbst fühlen. Oft ist auch an der leidenden Stelle durch den Mastdarm vermehrte Wärme und Empfindlichkeit wahrnehmbar. Immer muss diese Untersuchung nach beiden Seiten des Beckens gemacht und bei nicht ganz sicherer Erkennung wiederholt werden.
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Innerei- Bauch- otler Ranchfollsbiuch.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; (527
Vorlauf, Ausgänge und Beuvthoilung. Die durch die Spalte nach hinten iiraquo; die BeckenhOhle getretenen Gedärme #9632;worden zum Tiieil durch in ihnen enthaltenen Kotli und (lurch Luft ausgedehnt und znm
Theil hierdurcli, zum Tiieil aber durch die bei veränderter Stellung und Lage desThiers erfolgende Anspannung des Saiimenstraiiges eingeklemmt, In diesem Zustande entwickelt sich in etwa 6 bis 1^ Stunden Kntzi'm-dung, am zweiten bis dritten Tage Ausschwitzung von vielem Faserstoff iiusserlicb an den eingeklemmten Darmthoileti und vom vierten bis achten Tage, je nachdem die Umstände dazu forderlich sind, werden dieselben brandig und zevreissen; es erfolgt dann eine Ergiessung von riitb-licher, sehr stinkender Jauche und Austretung von Koth in die Bauchhöhle, und das Thier stirbt. — Nur in seltenen Fällen verschwindet die Einklemmung von selbst und die Eingeweide treten, nach einer kurzen Daner der Kolikzufälle, wieder in die Bauchhöhle zurück. Demnach ist die Prognosis nur dann günstig zu machen, wenn entweder die Zufälle nach kurzem Bestellen gänzlich verschwinden, das Thier munter wird u. s. w., oder wenn richtige Kunsthülfe gebracht wird, ehe das Aechzen, die Kälte der Extremitäten und andere Zeichen des Brandes eingetreten sind. In dieser ersten Periode ist die Heilung fast immer zu bewirken.
Ursachen. Als prädisponirende Ursache betrachtet man: zuwenig nahrhaftes Futter, wodurch eine Schwächung und Verminderung der Co-liärenz des Bauchfelles au seinem hintern Tbeile, wo es ursprünglich schon lockerer ist, hervorgebracht wird, in Verbindung mit dem rohen Verfahren bei der Castration durch Abreissen der Hoden. Durch Letzteres soll entweder die Zerrung bis zum obern Ende des Saaraenstranges fortgepflanzt und daselbst oft die Abtrennung der Bauchfellsfalte bewirkt werden, oder — der üeberrest des Saaraenstranges soll, nach der vorausgegangenen grossen Anspannung desselben, bis in die Beckenhöhle zurückschnellen und daselbst mit seinem freien Ende an die naheliegenden Theile so anwachsen, däss einDarmtheil darüber liimvegfallen kann und dann aufgehangen erscheint. Jedenfalls müssen noch, — da das Uebel fast nur in Gebirgsgegenden bei Arbeitsochsen vorkommt und da auch anderwärts die Castration durch Abreissen der Hoden geschieht, ohne dass der Ueberwurf entsteht, — besondere Umstünde zum Entstehen des Bruchs die Veranlassung geben, wie namentlich: heftige Anstrengung bei dein Bergaufgehen, Ziehen schwerer Lasten, das Pingen der Ochsen mit einander, Stössc und Schläge auf den Leib u dgl.
Kur. Bei frisch entstandenem Ueberwurf lässt sich zuweilen die Zurückbringung des Darms auf die mildeste Weise dadurch bewirken, dass man das kranke Thier schnell bergab treiben lässt, oder, wo hierzu keine Gelegenheit, dass man es mit dem Vordertheil rocht niedrig und mit dem Hintovtbeil recht hoch stellen und legen lässt. Wenn aber hierdurch der Zweck nicht erreicht wird, muss man versuchen, die Zurückbringung des Darms mit der Hand durch den Mastdarm zu bewirken. Dies kann auf zweierlei Art geschehen: a) durch die einfache Taxis, oder — b) durch gleichzeitiges Abreissen des Saamenstranges innerhalb des Beckens.
a) Für den erstem Zweck lässt man zunächst das Thier mit dem Vordertheil recht niedrig stellen; der Thierarzt geht wenn der Ueberwurf links ist, mit der rechten, wenn er rechts ist, mit der linken beölten Hand in den Mastdarm und sucht den Ueberwurf auf; dann be-
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()28nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Innerer Bauch- oder Bauchfellsbruch. Km.
müht man sieb, den letztern ganz sanft nach oben und vorn über den Saamenstrang zurück (d. h. vorwärts nach der Bauchhöhle) zu drücken. Wenn hierbei das Thier sich in der Lendengegend einbiegt und hierdurch den Saamenstrang erschlafft, so wird die Taxis noch mehr befördert und man lässt deshalb ganz zweckniüssig in dem Moment, wo die Zurückbringung mit der Hand bewirkt wird, durch einen Gehülfen einen Druck auf die Lenden hervorbringen. 1st die Zurückbringung gelungen, so fühlt man dies, indem das Darmstiick von der frühern Stelle verschwunden ist, ausserdem entsteht in der Regel sogleich durch die freiere Bewegung der Gedärme ein lebhaftes Poltern im Leibe. Zuweilen tritt nach gemachter Reposition etwas Pieberfrost und Eingenommenheit deraquo; Kopfes ein, aber diese Zufalle gehen immer bald vorüber und nach wenigen Stunden finden sich Ausleerungen von Koth und Urin und völlige Munterkeit wieder ein.
b) Das Abreissen oder Zerreissen der Ueberreste des Saamenstranges wird theils deshalb nnternommen, um eine feste Einschnürung zu lösen, theils auch, um die Wiederkehr des Bruchs zu verhüten. Nach Metzger und Eisole gebt man für diesen Zweck mit der Hand bis über den Ellbogen ins Rectum, führt sie in die Tiefe des Beckens etwas von recht nach links, woselbst man den Saamenstrang fühlt; man sucht denselben auf den Zeigefinger zu bringen, führt hierauf ruckweis schnell vorwärts und spannt ihn bis er sich lostrennt. Nach Gierer1) bewirkt man die Zerreissung mittelst des gegen den Saamenstrang gesetzten Daumens, — und nach Schenk2) bewirkt mau sie, nachdem der Saamenstrang durch die Hand gleichsam umgangen ist, durch starkes Ziehen desselben nach hinten.
Wenn aber der Bruch mit vollkommener Umschlingung um den Saamenstrang und mit fester Einschnürung durch den letztem besteht, oder wenn die oben angeführten Symptome der entzündlichen Einklemmung zugegen sind, da muss die Bruchoperation nach Anker auf folgende Weise vorgenommen werden:
Der Ochse wird mit der gesunden Seite an eine Wand gestellt, sein Kopf daselbst gehörig festgebunden und der äussere llinterfuss mittelst einer in der Höhe des Unterschenkels vorgehaltenen, mit dem vorderen Ende in die Erde gedrückten, 3^ bis 4 ; Meter langen Stange gewisser-maassen fixirt, um das Schlagen mit demselben zu verhüten. Hierauf scheert man auf der Mitte der nach aussen gekehrten Flanke die Haare ab und entfernt sie, so dass nichts von ihnen in die zu machende Wunde eindringen kann; dann zieht man die Haut daselbst in eine hohe Falte auf, dass sie von hinten nach vorn über die Hungergrube verlauft und sich in der Mitte derselben befindet; diese Falte schneidet man von oben nach unten quer durch, so dass eine 10—12 Centim. lange Wunde entsteht, eben so werden die Bauchmuskeln mit einem gleichen Schnitt getrennt, jedoch an dem aussein schiefen Bauchmuskel nicht quer durch dessen Fasern, sondern mit dem Verlaufe derselben. Das Bauchfell durchschneidet man nur an einer kleinen Stelle vorsichtig, so dass man in die Oeff-nung einen Finger der linken Hand einbringen und auf ihm mit einem
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1) 0 lerer, im thierärztl. Wochenblatt, 1855, S. 113. 2( Schenk, ebend. 1854, S. 5, 14
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Innerer Bauch- oder Bauchfellshruch. Kur.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 629
Knopfbistouri die Trennung dieser Haut nach oben und unten in derselben Grosse, wie die äussero Wunde ist, bewirken kann. Hierauf führt der Operateur bei einem Bruch an der rechten Seite seine rechte, an der linken Seite seine linke Hand in die Bauchhöhle, und zwar nach dem Becken zu, und zerstösst zuerst das Netz, greift dann zwischen den Därmen hindurch, die Hand von unten nach oben gegen die Nierengegend bewegend, nach den Saamengefilssen und gleitet dann an denselben abwärts bis zur Uinschlingung, welche man so wie den Saatnentrang deutlich fühlen kann. Hat sich der Thierarzt durch genaues Befühlen des betreffenden Darmstücks und des Saamenstranges von der Beschaffenheit und Lage der Theile unterrichtet, so zieht er seine Hand zurück, ergreift das Brachmesser so, dass die Klinge von dem Daumen und Zeigefinger gehörig bedeckt wird und führt dann die so bewaffnete Hand wieder durch die Wunde in die Bauchhohle zu der Uinschlingung und schneidet daselbst vorsichtig den Saamenstrang wo möglich unterhalb der Uinschlingung durch. Hindert ihn das in der Hand befindliche Messer nicht, so kann er sogleich das bisher eingeschnürte Dannstück mit den Fingerspitzen ergreifen und aus seiner bisherigen abnormen Lage in die Bauchhöhle zurückluliren; wenn dies jedoch nicht gelingen will, so bringt man das Messer nach aussen zurück, um die völlige Ablösung des Darmstücks zu bewerkstelligen.
Bei dieser Gelegenheit ist es stets rathsam, mit der einmal in der Bauchhöhle befindlichen Hand auch sogleich die andere Seite des Bek-kens zu untersuchen, ob nicht auch hier ein Ueberwurf besteht, wie dies mehrmals beobachtet worden ist. In diesem Falle würde man von derselben Stelle her auch die Zurückfübrung und nöthigenfalls die Operation dieses Ucberwurfs zu bewirken suchen.
Nach geschehener Operation heftet man die Bauchwunden in der gewöhnlichen Weise und bestreicht nach Anker die Naht mit etwas reinem Schweinefett, legt darüber eine vier- bis sechsfache Compresse und hält dieselbe mit einem breiten Bauchgurt oder mit einigen starken Handtüchern, welche um den Leib gelegt und zusammengenäht werden, in ihrer Lage. Dieser Verband bleibt 24 Stunden liegen, wird dann entfernt und das Thier wird bei ruhigem Verhalten mit weichem Futter in kleinen Quantitäten ernährt und gelind antiplogistisch behandelt. Bei eingetretener Eiterung werden die Wunden täglich einige Mal mit lauwarmem Wasser gereinigt, und nach geschehener Vereinigung werden die Fäden ausgezogen.
Während und nach der Operation zeigen sich einige Zufälle, welche nach Anker's und Anderer Angaben für den Ausgang des Falles von Bedeutung sind und daher beachtet werden müssen: Wenn die Därme in ihre Lage zurückzutreten beginnen, wird, wie bereits oben bemerkt, die Lebensthätigkeit vermindert, wie im Froststadiuni eines Fiebers; je schneller dieses Kältestadiums vorübergeht, um desto besser ist dies, weil hiernach die Genesung um desto schneller erfolgt. Wenn nach dem Zurückbringen ein lebhaftes und leicht hörbares Foltern im Darmkanal entsteht,—wenn nach 6 bis 7 Stunden nach der Operation weiche Koth-entleerungen erfolgen, so sind auch dies günstige Zeichen; wenn entgegengesetzt nach geschehener Eröffnung der Bauchhöhle sich aus derselben Ausfluss von röhlicher, stinkender Feuchtigkeit zeigt, so ist die Operation zu spät unternommen und das Thier stirbt. Ist vor der Opera-
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030nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Innerer Rauch- oder Rauch fei Isbruch. Kur.
tiou starke Aufblähung zugegen, so ist auch dies mehrentheils ein übles Zeichen, weil in den meisten Fällen die starke Gasentwickelung eine Folge des eingetretenen brandigen oder fauligen Zustandes ist, eben so ist es ungünstig, wenn nach der Operation die Thiere ächzen oder wenn Dnterdrückung der Kothausleerung, Zurücktritt der Temperatur und immer mehr Sinken des Pulses erfolgt.
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Neunte Olasse.
Krankhafte Ausdehnungen und Erweiterungen
Ectasieen.
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Erster Abscbuitt.
Krankhafte Ausdehnungen und Erweiterungen im Allgemeinen.
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Krankhafte Ausdehnungen des Gewebes und Erweiterungen des Um-fanges kommen an Muskeln, Sehnen, Sehnenscheiden, Gelenkkapseln, Blutgefässe, an dem Speicholgange der Ohrdrüsen, am Schlünde, dem Mastdarm und der Scheide vor. Im Allgemeinen geben sich diese krankhaften Zustände durch eine Vermehrung des Umfanges der afficirten Thnile zu erkennen, wobei jedoch die sonst dem Gewebe eigenthümliche normale Festigkeit, Derbheit und Energie meistens nicht vorhanden sind, sondern Erschlaffung besteht; oft ändert sich aber das Gewebe in späterer Zeit und es findet sich in Folge der dabei bestehenden abnormen Absonderung eine Verdickung und Verhärtung, selbst krankhafte Knorpel- und Knochenbildung hinzu. Man findet daher die ausgedehnten Theile zuerst, und oft während der ganzen Zeit ihres Bestehens, schlaff und beim Drücken leicht nachgiebig, in vielen Fällen aber nach einiger Zeit mehr derb und fest. Im Innern bemerkt man an den hohlen Organen Anhäufung von Flüssigkeiten oder von andern Stoffen, welche wieder auf die Wände des Organs selbst zurückwirken und die Ausdehnung vermehren; zuweilen kann man auch durch Druck den Inhalt weiter bewegen und dadurch den Umfang des Organs vermindern; mitunter findet sich auch Störung der Function des leidenden Theils selbst oder der benachbarten Theile; Schmerz und Entzündungszuf'älle sind in der Regel nicht vorhanden, und wo sich diese finden, bestehen sie nur zufällig für einige Zeit als Complication.
Die Ausdehnungen und Erweiterungen so wie die Erschlaffung (La-xitas) beruhen gewöhnlich auf ursprünglich mangelhafter Textur der Gewebe und sind in einzelnen Fällen angeboren, in andern Fällen aber
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Ausclobnuiigeii und Erwoitcnmgon im Allgemeinen
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sind sie die Folge verschiedener anderer krankhafter Zustände, namentlich von Lähmung, von einer durch zu wenige oder schlechte Nahrung, durch feuchte und verdorbene Luft, durch Krankheit u. s. w. bedingten mangelhaften Ernährung, bei welcher die plastischen Stoffe nicht in der erforderlichen Menge und Beschaffenheit in das Gewebe abgesetzt werden; nicht selten aber sind sie durch übermässige mechanische Ausdehnung der Theile, oder auch durch Verwundung oder Zerreisssung einzelner Fasern veranlasst; und in noch andern Fällen sind sie in Folge einer abnormen Secretion in den hohlen Organen,
Die Bedeutung dieser krankhaften Zustände ist in den einzelnen Fällen, je nach dem leidenden Organ, mich dem Orte, nach dem Grade und der Dauer des Uebels sehr verschieden, im Allgemeinen aber hinsichtlich der Gefahr, welche aus ihnen entsteht, in den meisten Fällen nicht sehr gross; dagegen ist die Heilung immer schwierig und mit völliger Wiederherstellung der leidenden Gewebe sehr selten möglich.
Die Kur muss im Allgemeinen; 1) auf Beseitigung und fernere Abhaltung der Ursachen, 2) auf Wiederherstellung des normalen Grades von Contraktilität und Reizbarkeit, 3) auf Umstimmung der fehlerhaften Secretion und Resorption gerichtet sein, und 4) wo durch den abnormen Zustand bereits Störungen erzeugt sind, müssen diese noch besonders beseitigt werden. Die Erfüllung dieser Indicationen ist bei den einzelnen Arten dieser Leiden etwas verschieden und die Anweisung hierzu wird deshalb in den folgenden Gapiteln angegeben werden.
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Zweiter Abschnitt,
Von den Ausdehnungen und Erweiterungen im Besonderen.
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Erstes Capitel. Ausdehnungen der Muskeln und Sehnen.
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Muskeln und Sehnen sind zuweilen an verschiedenen Theileu, wie namentlich au den Ohrmuscheln, an den Lippen, am Halse und an den Gliedmaassen im bald mindern, bald höhern Grade erschlafft und ausgedehnt. Sowohl hierdurch direkt, wie auch mittelbar dadurch, dass die an der andern Seite des betreffenden Theils befindliche Muskeln und Sehnen ein Uebergewicht in ihrer Zusammenziehung erhalten, erfolgt ein Herabhängen oder eine Verkrümmung der betreffenden Theile nach der entgegengesetzten Seite, unregelmiissige Stellung und mangelhafte Bewe gung. Man sieht diesen Zustand zuweilen an den Ohren, an den Augenlidern, an der Zunge (s. Vorfall der Zunge (S. 537), an den Lippen, am After, am Schwänze und an den Gliedmaassen,
üie Ohren hängen bei einfacher Ausdehnung oder lähraungs-artiger Schwäche ihrer Aufhcbemuskeln schlaff herunter und können weder vollständig in die Höhe gerichtet, noch mit der sonst gewöhnlichen Lebhaftigkeit bewegt werden; beider örtlichen Untersuchung findet man im Umfange des Ohrs keinen andern pathologischen Zustand, als Erschlaffung der Aufhebemuskeln, welche sich dadurch äussert, dass bei dem sehr leicht erfolgenden Aufheben des Ohrs mit der Hand sich die genannten Muskeln in eine Falte zusammendrücken, welche man unter der Haut deutlich fühlen kann. Dabei besteht meistens die Empfindlichkeit und ein gewisser Grad von Bewegungskraft in diesen Theilen fort. Zuweilen ist der Zustand complicirt mit Quetschung, Blutnnterlaufung, oder mit Verwundung.
Bei Erschlaffung der Augenlider sieht man das obere zu lang, schlaff und wenig beweglich über den Augapfel, — das untere etwas umgebogen nach abwärts herunterhängen.
Bei Ausdehnung und Lähmung des Aufhebers der Oberoder der Unterlippe, oder der Seitwärts zieher einer Lippe wird
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634nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Ausdehnungon ilor Muskeln und Sehnen.
die letztere entweder schlaff herunterhängend oder nach einer Seite verzogen gefunden, man kann aber dabei leicht die Lippe nach der entgegengesetzten Seite drücken und ihr dadurch für einen Moment die gehörige Form wiedergeben. Zeichen von Entzttndung fehlen auch hier; ist blosse Erschlaffung zugegen, so ist auch die Empfindlichkeit und zuweilen auch ein geringer Grad von Beweglichkeit noch vorhanden, aber bei wirklicher Lähmung fehlen beide Vermögen. Die Aufnahme des Futters und Getränks ist bald mehr bald weniger erschwert.
Ausdehnung und Erweiterung des Afters ist in Erschlaffung oder Lähmung seines Schlicssmuskels begründet und findet sich oft bei alten und sehr geschwächten Tliieren. Man sieht den After beständig offen stehen und oft hört man auch das Einströmen und Ausströmen der Luft bei jedem Athemzuge. —
Bei fibertnässiger Ausdehnung des Mastdarms sammelt sich der Koth in sehr grosser Menge an, die Thiere entleeren denselben nur in ungewöhnlich langen Zwischenzeiten, und beim Eingehen mit der Hand findet man die Kothmassen, sowie auch die Erweiterung des Darms.
Die Erschlaffung und Ausdehnung der Muskeln und Sehnen an den Gliedmaassen findet sich am häufigsten an den Streckmuskeln und deren Sehnen. Man sieht Verkrümmung nach der entgegengesetzten Seite, oder, wenn die Beuger erschlafft sind, Steifig-keit des Fusses, so dass die Thiere namentlich krumm in den Knieen und zwar in der Regel nach vorn überhängend stehen; das Strecken des Gliedes in die gerade Stellung ist immer leicht zu bewirken und hierdurch unterscheidet sich dieser Zustand von denjenigen Verkrümmungen, welche durch übernulssigc Contractionen veranlasst werden. An den Beugesehnen des Schienbeins und Kessels spricht sich das Leiden in einem zu starken Durchtreten im Fesselgelenk (sog. Bären-fuss) aus; — und wenn die Thiere sich die Ausdehnung durch anhaltendes Stehen auf den Ballen zugezogen haben, wie z. B. bei dem Verschlag, oder wenn sie nach einer Verletzung der Beugesehnen entstanden ist, machen die Thiere im Gehen eine eigenthümliche schleudernde Bewegung mit den Füssen. — Die erschlafften Sehnen und Muskeln treten zuweilen ein wenig über die Oberfläche der übrigen Sehnen hervor, zeigen sich aber bei dem Befühlen schlaff und weich, sogar ein wenig verschiebbar, ohne Schmerz und vermehrte Wärme. Bei dem Gehen knicken die Thiere in dem einen oder in dem andern Gelenk, besonders in dem Fesseigelenk und im Kronengelenk, zusammen, und sie lahmen mit schleppendem Kusse.
Die Ursachen dieser Zustünde sind dieselben, welche im ersten Abschnitte im Allgemeinen angegeben worden.
Die Prognosis ist bei frisch entstandenen Ausdehnungen und wenn dieselben in einem geringen. Grade bestehen, wenn ferner keine besondere Anlage vorhanden ist, ziemlich günstig, unter entgegengesetzten Umständen aber fruchten die angewendeten Heilungsmittel wenig und die Verkrümmung und Schwäche des Theils nimmt dadurch immer mehr zu, dass die entgegengesetzt wirkenden Muskeln und Sehnen sich all-mäiig contrahiren. Bei längerer Dauer tritt gewöhnlich der sogenannte Schwund hinzu.
Die Behandlung. Wo allgemeine Schwäche und mangelhafte Ernährung besteht, muss zunächst die Krnälimng durch kräftige Nahrungs-
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Gallon.
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mittel, wie sie der Thierart entsprechend sind, sowie durch reine Luft und eine gradatim gesteigerte Uebimg in dem Gebrauche des leidenden Theils angeordnet werden. Oertlich wendet man bei grosser Ausdehnung und sehr krummer Haltung der Theile zur Unterstützung derselben Einwickelungen mit Binden, und an den Gliedmaassen selbst Schienen an; letztere müssen jedoch gut gepolstert sein und dürfen immer nur für kurze Zeit liegen, so dass sie die betreffenden Theile nicht quetschen. Die grösscren Thiere unterstützt man beim Stehen mit dem Hängegurt (Seite 484) und ausserdem sorgt man für ein gutes Lager. Damit die Ausdehnung in den Sehnen der Gliedmaassen vermindert werde, macht man, wenn die Empfindlichkeit sehr gering oder Lähmung vorhanden ist, Waschungen von Spirituosen Mitteln, mit Karapher, Ter-denthinöl, mit Haller's saurer Mixtur, mit adstiingirenden und aromatischen Mitteln, oder man macht die Acupunctur, und von Zeit zu Zeit lässt man mittelst eines gegen den Theil gehaltenen rothglühenden Eisens Hitze in denselben einströmen, ohne die Haut zu verbrennen. Man achtet hierbei auf die Aeusserungen, welche das Thier hinsichtlich seiner Empfindlichkeit während des Hitzccinströmens wahrnehmen lässt und hält damit inne oder leitet die Hitze auf eine andere Stelle, wenn das Thier unruhig wird und auszuweichen sucht. — Bei grosser Erschlaffung und Ausdehnung brennt man Punkte oder Striche auf und um die leidende Stelle und wendet hiernach die genannten Mittel an.
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Zweites Capitol.
Die Ausdehnungen der Sehnenscheiden, der Schleinabeutel und der
Gelenkkapseln oder die sogenannten Gallen. (Hydrarthronl), Hydrops
articulomm s. Gallae, Ganglia.)
Die Sehnenscheiden an den Gliedmaassen, sowie einige Schleimbeutel und die Gelenkkapseln an den Gliedmaassen dehnen sich bei den zur Pferdegattung gehörenden Thieren sehr häufig, bei dem Rindvieh zuweilen, und bei den übrigen Thieren nur selten weit über den normalen Zustand aus und bilden dadurch eigcntliüraliche Geschwülste, welche man gewöhnlich mit dem Namen Gallen2) bezeichnet. Man unterscheidet nach den eben angedeuteten verschiedeneu Organen die Gallen im Allgemeinen 1) in Sehnengallen und 2) in Gelenkgallen. Die ersteren, welche auch Flussgallen heissen, finden sich hauptsächlich an folgenden Stellen;
a) Die Sehnenscheidengalle an dem Strecker des Fesselbeins der Vorderfüssc. Sie liegt am untern Ende des Vorarms, an dessen Hiissern Seite etwa 8 bis 10 Centini. hoch über dem Knie und bildet
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1)nbsp; Von io vÖwq, Wasser, und io uqamp;qop, das (iclenk.
2)nbsp; Altdeutsch: Gallen, d. b. Blasen mit Flüssigkeit.
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636nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Gallen
cine ovale, elastische, massig st;irk hervortretende Geschwulst, welche im Anfange immer sehr schmerzhaft und mit grosser Lahmheit verbunden ist.
b)nbsp; An der Scheide der Streck- oder der Beugesehne des Knies und Schienbeins (Vorderknie-Galle). Sie besteht in einer länglich-runden, elastischen Erhabenheit bald auf der äussern, bald auf der Innern oder hintern Seite des Vorderknies (der Fusswurzel); sie ist in der Regel durch Druck zu verschieben.
c)nbsp; Die Sebnenfesselgallen. Diese haben ihren Sitz in der Scheide der Beugesehnen des Kronen- und Hufbeins, seitlich am untern Ende des. Schienbeins unmittelbar über dem Kossolgelenk, sowohl an den vordem, wie auch an den hintern Fassen und bilden länglich-runde Beulen.
d)nbsp; nbsp;Die hintere Sprunggelenksgalle hat ihren Sitz in der Scheide der Achillessehne an der hintern Seite und am obern Ende des Sprunggelenks und zeigt ebenfalls eine länglich - runde elastische Geschwulst.
e)nbsp; Die Strecksehnengalle an der Strecksehnlaquo; des Kronen- und Hufbeins sowohl der Vorder- wie auch der Ilinterfüsse. Sie befindet sich in der Scheide der genannten Sehnen an der vordem Fläche der Schienbeine, bald mehr am Fusswurzelgelenk, bald mehr nach unten und stellt immer eine, oft bis wallnussgrosse, rundliche, elastische Anschwellung dar; zuweilen besteht sie an derselben Sehne doppelt.
Zu den Gelenkgallen gehören:
a)nbsp; Die Fesselgelenkgalle oder auch runde Fesselgalle. Sie findet sich am Fesselgelenk der vordem und hintern Gliedinaassen und besteht in einer Erschlaffung und Ausdehnung der Gelenkkapsel, bald an der Innern, bald an der äussern Seite und zuweilen auch rund um das Fesselgelenk. Sie bildet um das letztere eine weiche runde Heule, welche bei dem Drücken etwas nachgiebt und sich verkleinert, aber nachdem das Thier einige Schritte gegangen ist, wieder zum Vorschein kommt.
b)nbsp; nbsp;Die eigentliche Kniegelenksgalle hat ihren Sitz im Kapselbande des Kniegelenks der Hinterbeine und tritt an der äussern, zuweilen auch an der Innern Seite desselben neben der Kniescheibe als eine elastische länglich-runde Beule, oft in enormer Grosse hervor.
c)nbsp; Die Sprunggelenksgalle besteht in einer Aussackung der Gelenkkapsel (und der Schleimbeutel) an dem Sprunggelenk und äussert sich bald nur an der inwendigen, bald an der auswendigen Seite und zuweilen an beiden Seiten dieses Gliedes; ist sie nur an einer Seite, so heisst sie die einfache, ist sie an beiden Seiten, so heisst sie die durchgehende Sprunggelenksgalle oder die Kreuzgalle. Man erkennt sie an einer länglich-runden Anschwellung zwischen dem Fersenbein und dem ünterschenkelbein, welche elastisch weich und bald nur an einer Seite, bald an beiden Seiten wahrzunehmen ist und sich durch Druck nach und nach verkleinert, aber bald darauf wieder mehr zum Vorschein kommt.
d)nbsp; nbsp;Die Hinterkniebeuge-Galle auch Wassergalle genannt. Sie besteht in einer Erschlaffung der Synovialkapscl des Sprunggelenks, an dessen vorderer Fläche und zum Tlieil auch an der innern, und bildet eine rundliche Anschwellung von elastischer Beschaffenheit. Man pflegt
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Gallen.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;637
sie zuweilen auch mit dem Namen Ochsenspat zu bezeichnen, weil sie eine ähnliche Erhöhung darstellt, wie man sie am Sprunggelenk des Rindviehes findet.
Die Gallen entstehen in den meisten Fallen nur sehr klein und ver-grüssern sich bald schneller bald langsamer bis zu einem bedeutenden Umfange, so dass sie zuweilen eine grosse Unförmlirlikeit des Gliedes veranlassen; in andern Fällen entwickeln sie sich plötzlich zu einer bedeutenden Grosso. Die Fälle der letztein Art sind gewöhnlich solche, wo eine grobe mechanische Verletzung ein Gelenk betroffen hat, und wo nicht selten eine ülutergiossung in das Kapselband stattgefunden hat und die Veranlassung der Ausdehnung der letztern ist. Jn der Regel enthalten die Sehnengallen nur eine der normalen Selmenscheidenflüssig-keit ganz ähnliche Feuchtigkeit und die Gelenkgallen bios Synovia; zuweilen aber verdickt sich jene erstere Flüssigkeit und erscheint dann gallertartig oder auch selbst wie gekochtes Kiweiss. Die Synovialkap-seln und die Sehnenscheiden sind dabei zuerst nur in normaler Dicke, aber auch aufgelockert und im veralteten Zustande verdickt, sehnenartig, selbst knorpelig und dann haben die Gallen ihre elastische Beschaffenheit verloren. In der Mehrzahl sind sie ohne Entzündungszufälle und daher auch ohne Schmerz und ohne dabei bestehendes Lahmgehen; allein wenn sie sich schnell vergrösseru, wenn sie in Folge von äussern Verletzungen sich entzünden, können alle Gallen auch die Symptome der Entzündung zeigen und Lahmheit veranlassen; dies ist aber ganz besonders der Fall bei denen, die durch mechanische Einwirkung plötzlich entslanden und zu einer bedeutenden Grosse entwickelt sind.
Üie Erkennung der Gallen ist aus ihrer Beschaffenheit und aus ihrem Sitze in der Regel leicht zu erlangen; man darf jedoch die bei der sogenannten Füllenlähme entstehenden Anschwellungen der Gelenke nicht mit den einfachen Galleu verwechseln.
Die Ursachen der Gallen sind: zuweilen eine natürliche Anlage, bestehend in zu lockerem Gewebe der Sehnenscheiden und der Kapselbänder und in zu grossem Reichthuni an wässerigen und ciweisshaltigen SäfUu, wie man dies besonders bei Pferden aus niedrigen feuchten Gegenden und bei solchen findet, welche sehr reichlich weiche Nahrung, Gras, Kartoffeln und dergleichen bei vieler Ruhe erhalten haben; zuweilen entstehen sie auch bei oder nach asthenischen Krankheiten; namentlich bei dar Influenza. Hervorgerufen werden sie in den meisten Fällen durch heftige Anstrengungen jeder Art und durch Quctschungeu der Gelenke und Sehnenscheiden.
Die Beurtheilung der Gallen ist im Allgemeinen ziemlich günstig, da die meisten den Gebrauch der Thiere wenig oder gar nicht stören, sondern nur als Schönheitsfehler bestehen, doch machen diejenigen Gallen hiervon eine Ausnahme, welche plötzlich in grosser Ausdehnung entstanden, oder mit Entzündungszufällen verbunden sind und welche, wie bereits oben erwähnt, zuweilen ein Pferd auf 8 bis 14 Tage lahm machen. Im Sommer vergrösseru sich die sämmtlichen Galleu und werden dann zuweilen auch schmerzhaft, bei kühler Witterung verkleinern sie sich aber wieder. Wenn Gallen sich verhärten, so können sie durch Druck auf die umgebenden Theile Reizung und Schmerz erzeugen oder auch Steifigkeit in den Gelenken und Sehnen veranlassen, doch ist dies nicht in jedem Falle so. Hinsichtlich der Heilbarkeit lässt sich ein bestimm-
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638nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Gallen. Behandlung.
tes Urfheil kaum aussprechen, ila die Gallen im Allgemeinen sehr hartnäckige Uebol sind und allen Mitteln widerstehen, in einzelnen Füllen aber bald tbeilweis, bald gänzlich beseitigt werden können. Frisch entstandene, kleine, weiche Sehnengallen sind für die Heilung noch am meisten geeignet, Gelenkgallen sind mehr hartnäckig, und verhärtete Gallen sind gewöhnlich nicht wieder aufzulösen; am übelsten zu beurtlieilen in jeder Hinsicht sind die plötzlich in grosser Ausdehnung entstandenen und mit Schmer/, und Lahmheit verbundenen Gelenkgallen, bei denen nicht selten ausser der Ausdehnung des Kapselbandes noch eine anderweitige Verletzung an den Gelenkenden der Knochen etc. besteht.
Die Kur. Man stellt sich dabei die Aufgabe: die Ursachen abzuhalten, die etwa bestehende zu heftige Rntzündung, Schmerz und Lahmheit zu beseitigen, die Rosorption zu befördern, die Gelenkkapsel oder die Sehnenscheide und die sie umgebenden Theile zur stärkern Contraction zu bringen, oder selbst eine Umstinunuug in der Synovialhaut zu erzeugen. Diese verschiedenen Zwecke kann man auf mehrfältige Weise erreichen, doch muss man dabei den entzündeten oder entzündungslosen Zustand der Galle, ihre Grosse und die Beschaffenheit ihrer Wände berücksichtigen.
Im Allgemeinen muss man bei vollsäftigen, namentlich jungen, gut genährten Pferden die Nahrungsmenge vermindern, leichtes Futter und oft wiederholt eine Pnrganz geben und die Thierc massig bewegen. Sind die Gallon entzündet und besteht Reizfieber, so kann man auch entsprechende Blutentziehungen machen und die Thiere müssen in Ruhe stehen bleiben.
Oertlich behandelt mau kleine, frisch entstandene Gallen auf die mildeste Weise, indem man die Thiere mit den Füssen bis über die Galle in kaltes Wasser stellt, oder Waschungen und Umschläge von demselben oder von Essig und Wasser, Bleiwasser oder Oxykrat macht und ausser-dem die betreffende l'arthie des Fusses mit einer wollenen Binde umwickelt. — Sehr schmerzhafte Gallen werden zweckmässig zuerst mit schleimigen oder narkotischen Mitteln fFussbäder oder Umschläge von Malvenkraut, Leinsaamen, Bilsenkraut, Bindcrmist und dergleichen) und nach beseitigter Schmerzhaftigkeit mit gelind erregenden Mitteln behandelt und mit Binden umwickelt. — Bei grossen und älteren Gallen fruchten diese Mittel nicht und man kann daher mehr adstringirende und zugleich erregende Mittel anwenden, wie namentlich das Goulardsche Bleiwasser (mit Kampherspiritns), eine Auflösung von Ziidc-, Kupfer- oder Eisenvitriol, von Alaun (30,0 zu 1 Pfd. Wasser und ^ Pfd. Branntwein), oder ein Decoct von Cortex Quercus oder Badix Tormentillae mit Weingeist. Sind die Gallen sehr gross oder zeigen sie eine Neigung zum Verhärten, so sind Einreibungen des Kampherliniments, des Salmiakgeistes, des Terpentinöls, der Jodsalbe,, der Jodtinktur, der Canthariden-tinktur, der Cantharidensalbe so lange zu benutzen, bis Ausschwitzung stattgefunden hat, oder man applicirt das scharfe Pflaster, — worauf man das Abheilen des sich bildenden Schorfes ruhig abwartet und dann diese Mittel wiederholt oder auch, wenn die Gallen etwas mehr weich geworden sind, die adstringirenden Mittel und die Binden durch einige Zeit fortgesetzt anwendet, Eben so kann man bei solchen grossen oder zum Verhärten geneigten Gallen das Brennen in Punkten oder Strichen
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Gallen. Bchandlmif; durch Eröffnen,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;639
auf dar ganzen Oberfläche dor Galle in der Art, daslaquo; Ausschwitzung
entsteht, in A.nwendnng bringen,
Man bat seit alten Zeiten bei grossen Gallen auch die Eröffnung und Ausleerung derselben empfohlen, aber auch mehrseitig dagegen gewarnt, weil fast eben so oft ein schlechter wie ein guter Erfolg, namentlich sehr heftige Gelenkentzündung, hiernach beobachtet worden ist. Ks kommt hierbei jedoch auf die richtige Auswahl der zur Operation geeigneten Gallen und auf die Art, wie die Operation gemacht und die Nachbehandlung geleitet wird, sehr viel an und bei richtiger Beachtung dieser Funkte ist die Heilung vieler Gallen durch (llo Operation gewiss sehr zu befördern, indem einerseits in Folge der Entleerung des Inhalts die Häute zusammenschrumpfen, andrerseits ein gelinder Grad von adhaesiver Entzündung entsteht, durch welche die secernirenden Gefässe verschlossen werden.
Die Erfahrung hat aber gezeigt, dass man ohne Gefahr von üblen Folgen nur solche Sehnenscheidengallen und Gelenkgallen öffnen darf, welche nicht frisch entstanden, nicht plötzlich sehr gross geworden und nicht mit heftiger Entzündung verbunden sind, — dagegen diejenigen, welche noch mit Entzündung und vielem Schmerz bogleitet sind, in den meisten Fällen nicht öffnen darf; ferner dass die Eröffnung nur mit einer möglichst kleinen Wunde und so geschehen müsse, dass kein Eindringen der atmosphärischen Luft stattfindet; ausserdem muss durch eine recht starke derivatorische Behandlung die Entwickelung der Gelenkentzündung vermieden werden.
Die Operationen kann in mehrfachen Moditicationen geschehen, und zwar l) durch einen einfachen Einstich in gerader Richtung durch die Haut bis in die Höhle der Galle, vermittelst einer Lanzette, eines spitzen Messers, eines von Busch hierzu empfohlenen Gallenschneppers, oder auch mittelst eines Troiknrs; 2) durch einen Einstich in schräger Richtung unter der die Galle bedeckenden Haut, so dass die Oeffnung ge-wissermassen subeutan geschieht; 3) durch einen grössern offenen Einschnitt; 4) mittelst Durchführung eines Eiterbandes durch zwei gemachte Oeffnungen und 5) durch das Brennen mit einem spitzigen Glüheisen oder mit einem glühenden Pfriemen.
Das erstcro Verfahren ist leicht ausführbar und wurde daher auch am meisten angewendet, doch hält man es jetzt nicht mehr für recht zweckmässig, weil die Luft zu viel auf die innere Fläche der Galle reizend einwirkt und zu heftiger Entzündung mehr Veranlassung giebt. Da dieses bei der zweiten Methode weniger geschieht, so giebt man dieser den Vorzug. — Das dritte Verfahren ist von Busch'j bei Sehnenscheidenlaquo; gallen allgemein empfohlen, es ist jedoch nur da gut zu benutzen, wo Gallen mit verdickter Sehnenscheidenflüssigkeit in der Scheide der Strecksehne des Kronen- und Hufbeins sitzen; bei Gelenkgallon kann es leicht gefährlich werden. — Zu der fünften und noch mehr zu der vierten Ver-fahrungsweise findet sich häufig eine heftige Reizung, wesshalb sie nicht zu empfehlen sind.
Die Eröffnung der Gallen durch einen einfachen Einstich kann an ruhigen Pferden im Stehen geschehen und manche Thierärzte, namentlich
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1) Archiv für Rossärzte. Bd. 3 S. 71.
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Gallen. Behandlung durch Eroffnen.
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Robertson ') und Röttger *) otnpfelilen ausdrücklicli die aufrechte Stellung hierzu, weil die Seimen mehr angespannt uud die Gallen mehr hervorgepresst werden. Man Ulsst die Thiere hierbei bremsen und bei der Operation an den Vorderfüssen den gegenüberstehenden Vorderfuss aufheben, bei der Operation an einem Hinterfüsse aber beide Hinterfüsse .spannen. Will man aber subcutan operiren, oder sind die Pferde sehr reizbar, lo legt man dieselben in der Art nieder, dass die Seite der Galle, an welcher der Einstich gemacht werden soll, die obere wird, und man fesselt oder bindet den Fuss so, dass das betreffende Gelenk ganz frei bleibt. Bei Fesselgallen kann der betreffende Fuss noch auf den andern obern Fuss ausgebunden oder in den Spannstock gelegt und ausserdem noch von einem Gehülfen mittelst eines um den Fessel gelegten Gurtes festgehalten werden; bei Sprunggelenksgallen ist dies aber nicht noting. Die Stelle, welche man zur Eröffnung der Gallen wählt, ist ziemlich gleichgültig, doch ist das Eröffnen immer am leichtesten da zu bewirken, wo die Galle am stärksten hervortritt und wo ihre Wand recht weit von dem Kapselbande entfernt ist. Nach Röttger ist dies aber nicht zweckmässig, weil diese Stelle sich am wenigsten vollständig wieder zusannnonzieht. Man zieht dann die Haut von der Operationsstelle ab und nach hinten oder nach vorn, und sticht eine schmale Lanzette, besser ein Tenotom oder einen dünnen Troikar von unten nach oben so durch die Haut und durch die Sehnenscheide oder die Gelenkkapsel, dass die letztere etwa 3 Linien entfernt von der Einstichstelle der Haut durchbohrt und geöffnet wird. Darauf drückt man mit der flachen Hand von allen Seiten die Flüssigkeit der Galle zu der Ocff-nung hin und entleert sie; will die Entleerung aber nicht recht erfolgen, so schiebt man eine Hohlsonde In die Oeffmmg und hält sie in derselben so lange, bis die Feuchtigkeit grösstentheils abgeflossen ist. Hiernach entfernt man die Sonde, schiebt die Haut so über die Wunde zusammen, dass diese vollständig bedeckt wird und bestreicht die Haut daselbst mit Collodium, oder man klebt sogleich ein wenig Baumwachs, Theer, Heftpflaster auf die vorletzte Stelle, um das Eindringen der Luft zu verhüten. Hiernach legt man eine Corapressc von Leinwand auf die Galle und windet eine Binde, selbst wohl einen Gypsverband, massig fest und recht gleichinässig so darüber, dass jeder Gang den vorhergehenden etwa gt;i der Breite bedeckt. Nach dem Aufstehen wird das Pferd ruhig gehalten, die Operationsstelle gekühlt und der Verband erst nach 4 — (i Tagen abgenommen. So ist die gewöhnliche Vorschrift; ich habe jedoch die ableitende Behandlung mit Cantharidensalbe (s. unten) nützlicher befunden.
Bei denjenigen Sehnenscheidengallen, welche sicli äusserlich sehr gespannt anfühlen, aber dennoch keine eigentlich verhärtete Haut besitzen, genügt gewöhnlich ein so kleiner einfacher Einstich, wie derselbe oben empfohlen ist, nicht, weil bei diesen Gallen die Feuchtigkeit meh-rentheils coagulirt ist. Es ist deshalb nöthig, an der niedrigsten Stelle der Galle einen Einschnitt bis in die Sehnenscheide von circa 5 Centim. zu machen, so dass man den Zeigelinger einführen kann. Man entleert
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1) Pferdeannolkunst, Uc Aufl. Breslau 1771), S, 189. '2) Magaz, f. Thierheilk. Bd. XI. S. 314.
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Qallen. Behandlung, Injectionen.
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rait letzterem don Inhalt der Galle, legt dann einen mit mildom Oel be-feuchtoten Wergbausch auf die Üctt'nung und einen massig festen Vev-band darüber, Letzterer bleibt 4 bis 5 Tage liegen und es werden dabei lamvarnie Bilder applicirt, um sclmoll gute Eiterung herbeizuführen. Mit dem Eintritt derselben ist alle Gefahr überstanden und die Heilung erfolgt in ungefähr 1 bis 5 Wochen. Wenn aber eine zu heftige, schmerzhafte Kutziindung eintritt, so muss dann die Maut daselbst durch Einreiben der Cantharidensalbe oder von Snbliraatauflösung in Weingeist (I zu 8), oder durch Brennen von Punkten oder Strichen in starke ableitende Reizung versetzt werden; und bei der subcutanen Eröffnung der Gallen lasse ich dieses Verfahren gleich nach der Operation anwenden; und wenn nach etwa 12 Stunden nicht eine reichliche Ausschwitzung entstanden ist, muss auch die Einreibung wiederholt werden Die Thiere müssen ausserdem in strenger Ruhe, in magerem Futter und bei eintretenden Entzündnngszufällen in antiphlogistischer Behandlung gehalten werden.
Leblanc ') und nach ihm andere Thierärzte, namentlich Gerlach2) haben die von Velpoau ursprünglich gegen den Wasserbruch benutzten [njeetionen von verdünnter Jodtinktur (1 Theil Tinktur und 2 bis 3 Theile destillirtes Wasser) in die vorher geöffneten Galleu als das beste Mittel zur Hoiking derselben empfohlen. Gerlach benutzt ein Gemisch von 1 Theil Jodtinktur mit ;gt; Theilen .lodkaliuinlösung (von 1 Tb. Jodkaliuni und 6 Tb. Wasser). Key3), Bouleyquot;) u. A. stimmen jedoch, nach ihren gemachten Versuchen, dem Lobe nicht in allen Punkten bei, weil zuweilen sehr heftige Entzündungen und Eiterung hiernach entstehen und in einzelnen Fällen sogar Pferde gestorben sind, — was ich leider bestätigen muss. Bouley erklärt ganz richtig, dass diese [njeetionen nur dann die Heilung herbeiführen können, wenn sie nur einen solchen Grad von Entzündung in der Synovialhaut erzeugen, durch welchen eine Vcr-schliessung der absondernden Gefässe herbeigeführt wird, und welcher einigermassen der adhaesiven Entzündung in Wunden entspricht; tritt ein höherer Grad ein, so ist Eiterung und ülceration, oder in den milderen Eällen Ausschwitzung von vielem Faserstoff und hierdurch Verwachsung zwischen der Sehnenscheide und der Sehne oder zwischen den einzelnen Theilen des Gelenkes die Folge davon.
Zu den Injektionen macht man die Oeffnung der Galle auf die eine oder die andere oben angegebene Weise, am besten an der Stelle, wo die Aussackung am stärksten ist, und (nach Gerlach) so gross, dass man mit einem Finger eindringen kann. Früher benutzte man hierzu und zu den Injektionen eine nach Velpeau's Vorschrift gearbeitete besoudern Lrjektions-Spritze und einen besondern Troikar6); man kann aber auch, wie Bouley ganz richtig bemerkt, mit einem gewöhnlichen dünnen Troikar, oder mit einem spitzigen Bistouri und mit einer einfachen Wundspritze auskommen. Die Thiere werden zur Operation niedergelegt und
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1)nbsp; Cliniquc vetiirin T. XVlIt. 1817.
2)nbsp; Zweiter Jahresbeiiclit der Kgl. Tlneiarzneisclmlo zu Hfmnover. S. 114. .'!) Journ de mod. veterin. publiö ä l'öcole de Lyon T. ill. 1847. p. 122.
4)nbsp; Recueil de mod. votdi-. 1847, p. 5 u. 3G1.
5)nbsp; Rocueil de möd \otenn. 1847. p 19—21 etc.
UwiTWlo, Chirurgie. 3. Aufl.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 4J
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642nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Puls- und Blutadergeschwülste.
so gebunden, dass das betreffende Gelenk frei zugilnplicli ist; man sclieert an der am meisten hervorspringenden Stelle der Galle die Haare ab, macht dann mit dem Troikar den Einstich schief durch die Wände der Galle bis in deren Höhle, entleert durch gelindes Drücken den grössten Theil der Flüssigkeit aus derselben und spritzt unmittelbar darauf eine der ausgeleerten Flüssigkeit entsprechende Menge der verdünnten Jodtinktur durch die Kanüle des Troikars ein. Diese Flüssigkeit bleibt während etwa drei Minuten mit der Innern Fläche der Galle in Berührung und wird dann durch gelindes Drücken mit den Händen auf den ganzen Umfang der Galle griisstcntheils wieder entleert. Hierauf legt man eine Binde mit 3 bis 4 Umwickclungen etwas fest um den operirten Theil. Das Thier wird dann entfesselt, in den Stall gebracht und rahig hingestellt. Es tritt binnen 24 Stunden eine bedeutende Anschwellung des ganzen Gelenks ein und vermehrte Wärme und Schmerz finden sich in verschiedenen Graden hinzu; doch ist es nur bei heftigen Graden dieser Zufälle nöthig, etwas gegen sie zu thun, indem man erweichende schleimige Umschläge oder Fussbäder und Einreibungen von wanuein Oel oder Fett macht, oder - entgegengesetzt, die ableitende Hautreizung durch Ganthariden erzengt. Die fieberhafte Aufregung sucht man durch Aderlasse und Neutralsalzen zu mindern. Allmälig verlieren sich die Anschwellung, der Schmerz und die Lahmheit, und in günstigen Fällen können die Tliiere nach circa drei bis vier Wochen zur Arbeit wieder verwendet werden.
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Drittes Capitel.
Ausdehnungen und Erweiterungen der Blutgelasse. Die Pulsaderge-schwalst, Aneurysma; — die Blutadergeschwulst, Varix').
An den Blutgefässen kommen örtliche Erweiterungen ihrer Wände, sowohl an den Arterien, wie auch an den Venen vor und zwar so, dass die Erweiterung 1) der ganzen Wand in ihren sänimtlichen Häuten stattfindet, oder 2) dass die Erweiterung nur an der Innern glatten oder an der äussern Zellgewebshaut erfolgt, nachdem die eine oder die andere der übrigen Häute verletzt ist. Auf die erstere Weise bilden sich die sogenannten wahren, auf die letztere Weise aber die falschen Pulsund Blutadergeschwülste Die letzteren bestehen zuweilen auch nur in einer Ergiessung von Blut in die zellige Scheide der Gefilsso, und in einzelnen Fällen zeigen sie die Eigentliümlichkeit, dass aus einer ver-
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1) Ausser den Erveiterungen der grösseren Puls- und Blutadern finden sich zuweilen auch abnorme Erweiterangen der Haargeftlsse, namentlich in der Haut (Teleangiektasien) Sie bilden bei weisser Haut rothe Kleckc (bei ilensehon die sogenannten Muttermäler), veranlassen keine wesentliche Störung und sind deshalb an Thieren kein Gegenstand chirurgischer Behandlung.
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Puls - und Blutadergescliwi'ilste.
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letzten Avteric sich das Blut in die gleichzeitig verletzte Vene ergiesst und eine Ausdehnung derselben erzeugt, und somit arterielles Blut in den gebildeten Sack der Vene einfliesst. .Man hat solche l'ulsaderge-sciiwiilste mit dem Namen gemischte Puls- und Blutadergescliwillste bezeichnet.
Die Pulsadergeschwülste erscheinen als rundliche, oder länglichrunde) elastische Anschwellungen im Verlaufe einer Arterie und sind nicht vermehrt warm, nicht schmerzhaft; beim Befühlen findet man eine pulsirende Bewegung in ihnen, welche mit dem Herz- und Arterienschlag synchro-niscii ist; unterdrückt man die Arterie zwischen der Geschwulst und ihrem Ursprünge, so wird die Geschwulst kleiner, oder fallt gänzlich zusammen, das bezeichnete Oiefühl verschwindet, aber sobald jener Druck aufhört, füllt sich die, Geschwulst sogleich wieder und zuweilen hört man das Einströmen des Blutes mk einem reibenden oder schwirrenden Go-räusch erfolgen. Unterdrückt man dagegen die fortgesetzte Arterie ausserhalb der Geschwulst, so vergrössert sich die letztere und wird ganz strati'.
Die Blutadergeschwillste finden sich im Verlaufe von Venen als elastisch weiche Anschwellungen, welche man verkleinern oder zum Ver-scliwinden bringen kann, wenn man einen Druck auf die Geschwulst selbst, oder auf die mit ihr verbundene Vene ausserhalb der Geschwulst, d. h. nach der Peripherie des Körpers zu, anbringt; dagegen tritt die Geschwulst mehr hervor und wird mehr gespannt, wenn man durch Druck auf die Vene nach dem Stamme derselben zu, den Blutfluss hemmt. Schmerz und vermehrte Wärme sind in der Regel nicht zugegen und das Pulsiren fehlt diesen Geschwülsten.
Die falschen Puls- und Blntadergeschwülste bilden sich zuweilen auch im Verlaufe von Gefässen meistens aber neben denselben. Es sind elastisch-weiche Anschwellungen, welche in der ersten Zeit gewöhnlich mit einem Oedem begleitet sind, Ist eine verletzte Arterie die Grundlage dieser Anschwellung, so fühlt man, ähnlich wie bei den wahren Aueuryincn, das Pulsiren, jedoch weniger deutlich, als bei den letztern, und eben so erfolgen die Veränderungen an ihnen durch angebrachten Druck mir unvollständig. — Bei falschen Blutadergeschwnlsten verhält es sich ebenfalls ähnlich, wie bei den wahren Blutadergeschwülsten, aber auch hier sind die Veränderungen durch Druck nur unvollständig zu bewirken.
Die Puls- und Blutadergeschwülste (wahre und falsche) können an allen Gefässen innerlich und äusserlich am ganzen Körper vorkommen; die im Innern sich bildenden, wie z. 13. die an der Aorta und an den Gekrüss-Arterieu, sind jedoch bei Thieren kein Gegenstand der Chirurgie, und deshalb ist hier nur von den im äussern Umfange des Körpers vorkommenden die Bede. Diese finden sich mebrentheils in der Nähe von Gelenken ') und da, wo mechanische Verletzungen durch stumpfe Körper oft wiederholt entstehen (wie z.B. an der Innenseite der Schienbeine bei Pferden, welche sich streifen), oder wo in den Venen der Iliick-fluss des Bluts sehr erschwert ist, wie z. B. in dem Venengeflecht dos Saamenstranges (s. Krampfaderbruch S. 590). Die wahren Geschwülste
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1) Z. B. an der Innern Seite des Sprunggelenks als sogenannter Blut spat.
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Puls- und Blntaileigoscliwülsto Kur.
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finden sich in der Grftsse einor Erbse bis zum ümfango eines Hiilmev-eies, selir selten darüber; die falschen Geschwülste können ilagegen einen bedeutend grösseren Umfang erreichen.
Die Ursachen der Puls- und Blntadergeschwülste sind: zuweilen eine besondere Anlage, bestehend in zu weicher mürber Textur der Gefilss-wände, ausserdem als veranlassende Ursachen, Quetschungen, Qbermässige Ansdelinungen, tlieilweise und gänzliche Zcrreissungen der Gefiisshäute und ebenso Verwundungen derselben, besonders bei dem Aderlassen. ')
Die Benrtheilung dieser Geschwülste ist verschieden zu machen, je nach ihrer Grosso, nach der Grosse des kranken Gefässes, nach der Beschaffenheit seiner Häute und nach dem Orte, au welchem die Geschwülste sitzen. Kleine Puls- und Blntadergeschwülste und solche, die nicht in der Nähe von Gelenken oder sonst beweglichen Tlieilen liegen, sind ver-hältuissinässig günstig zu benrtheilen, da sie oft viele Jahre bestehen, ohne sich zu vergrössern und ohne üble Zufälle zu erzeugen; dagegen wachsen gewöhnlich solche Geschwülste, welche bei den Bewegungen der Theile viel gedehnt und gozerrt oder durch äussere Einwirkungen gereizt werden, allmälig immer grosser, sie hemmen dadurch die freie Bewegung, stören durch Druck die Ernährung und die Nerventhätigkcit der umliegenden Theile, so dass zuweilen Schwinden und Lähmung eintreten; ausserdem werden die Gefässhänte selbst an der Geschwulst mit der Zeit stellenweis dünner oder auch mürber und in Folge dessen bersten sie zuweilen und führen plötzlich die Gefahr einer Verblutung herbei.
Hinsichtlich der Heilbarkeit ist nur bei kleinen und frisch entstandenen Puls- und Blutadergeschwülsten die Hoffnung vorhanden, dass eine wirkliche Heilung mit Wiederherstellung der normalen Weite des Gefässes erfolgen kann; kei grösseren Geschwülsten gelingt dies in der Regel nicht und man muss sich bei ihnen entweder nur auf eine Palliativbehandlung beschränken, oder die Verschliessung des kranken Gefässes herbeiführen, um das Eintreten der Zerreissung und Verblutung zu verhindern.
Die Kur der Puls- und Blntadergeschwülste kann stets nur ein Versuch sein, der je nach der Grosse und Beschaffenheit derselben etwas verschieden unternommen wird. Bei den kleinen, oberflächlichen und erst kürzlich entstandenen Geschwülsten, und wo erweislich die Gefäss-wände nicht wirklich verletzt sind, ist örtlich zuerst die Anwendung der adstringirenden Mittel (Abkochung der Eichen- und Weidenrinde, Auflösungen von Tannin, von Alaun, von Eisenvitriol, Essig, verdünnte Mineralsäuren fleissig und recht kalt angezeigt und dabei ein gleichmässi-ger Druck sowold auf die ausgedehnte Stelle des Gefässes, wie auch auf den Theil desselben, welcher das Blut zu ihr führt, durch Auflegen einer Gompresse und Einwickelung mit Binden zu bewirken. Liegen aber die Geschwülste tiefer, so dass die genannten Mittel nicht genügend bis auf das Gefäss durchwirken können, so muss man entweder äusserlich die concentrirten Säuren in Form von Punkten oder Strichen, oder ebenso
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1) Eine eigenthümliche und höchst interessante Ursache der Aneurysmen an der Bauch-Aorta und deren Aeston bei Pferden sind die Pallisadenwürmer (Stron-gylus armatus), welche sich daselbst in die Arterionhiuito einnisten. — (Bol-lingor, die Kolik der Pferde und das Wurm - Anourysma der Eingeweidcarterion. München, 1870.)
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Puls- und Blutadergeschwiilste. Kur.
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das Brenneisen anwenden, fum, wie bei den Brüchen, Entzündung, Zu-sammenschruinpfung und feste Verwachsung zu veranlassen) oder ein Haarseil durch den Theil in der Art appliziren, dass es ganz nahe über die kranke Gefiissstelle geht. Dasselbe darf aber nur einige Stunden liegen bleiben, so dass es nur Entzündung in den das ,Gefäss umgebenden Theilen erregt. Nach seiner Entfernung wird auch hier ein gleichmässi-ger Druck angewendet, bis die Verheilung erfolgt ist. Sollte letztere nicht primär erfolgen, sondern Eiterung eintreten, so kann man in den Kanal stark reizende und adstringirende Mittel, z. B. eine Auflösung von Cuprum oder Zincum sulphuric. (4,0 zu 15,0 Wasser) einige Male einspritzen und hierdurch callöse Verdickung der Theile und Verwachsung erzeugen. Es wird auf diese Weise der weiteren Ausdehnung Grenzen gesetzt und die mögliche Berstung der Geschwulst verhütet, dabei doch das Gefäss offen erhalten.
Wenn aber diese Geschwülste sehr gross sind, oder mit wirklicher Verletzung, oder mit Entartung der Gefilsswilndc, mit Mürbheit, theil-weiser Verknöclierung u. s. w. bestehen und somit zur Zusaramenziehung ihrer Wände nicht mehr, dagegen aber zum Zerreissen sehr geeignet sind, so bleibt nichts anderes übrig, als die Verschliessung und Verwachsung der Geschwulst, oder eigentlich des Gcfässes, im Innern derselben zu bewirken. Dies erreicht man am sichersten, indem man die Geschwulst und den nächsten Theil des Gefässes vorsichtig bioslegt, letzteres vor und hinter der Geschwulst isolirt unterbindet und dann dieselbe vollständig herauslöst. Die Unterbindung geschieht ganz so, wie es bei der Blutstillung der Wunden angegeben worden ist. Nach der Ausschälung füllt man die Wunde mit lockerem Werg aus und befördert die Heilung durch Eiterung, wie bei den Wunden mit Substanzverlust.
Man hat auch versucht, die Puls- und Blutadergeschwülste dadurch zur inneren Verschliessung und Verwachsung zu bringen, dass man mehrere einfache Stecknadeln in verschiedenen Richtungen so in sie steckt, dass die Spitzen in die innere Fläche der gegenüberstehenden Wand eindringen, und dass man sie durch mehrere Stunden, bei grossen Geschwülsten selbst durch mehrere Tage in dieser Berührung lässt. Es wird dadurch theils entzündliche Heizung und Ausschwitzung au der inneren Fläche der Gefässwände, theils Coagulation des Blutes in der Höhle und hierdurch zuweilen auch gänzliche Verschliessung herbeigeführt; allein die Versuche gerathon selten. Deshalb hat man nach P e-trequin's Verfahren die Nadeln mit einer galvanischen Säule in Verbindung gebracht, und diejenige, welche das Fluidum von dem Zinkpol führt, in das Aneurysma gestochen, die andere aber ausserhalb desselben an die angrenzenden Theile gehalten, und durch Einströmen des Galvanismus die Gerinnung des Blutes mehr sicher herbeigeführt. Es ist jedoch dies Verfahren mit Schwierigkeiten verbunden, weil die Elec-tricität sogleich von den Nadeln abgeleitet wird, wenn dieselbe an der äusseren Fläche der Geschwulst mit feuchten Theilen des Körpers in Berührung tritt, und weil die Thiere nicht immer in der nöthigen Ruhe zu erhalten sind. Hinsichtlich des ersten Punktes ist es deshalb nöthig, die Nadeln über der Spitze mit einem Firniss zu überziehen und sie hierdurch zu isoliren. Die Behandlung muss auf diese Weise mehrmals in kurzen Zwischenzeiten, d. i. nach etwa 2 Tagen wiederholt werden und jedesmal wenigstens eine Viertelstunde dauern. — Wenn hiernach
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Erweiterung des Kanals der Olnspeielieldrüse.
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die Geschwulst allmälig fester wird und bei Ancurysmen das Pulsirea sich verliert, so kann man hieraus schliessen, dass die Heilung einen guten Erfolg hat.
Bei den falschen Puls- und Blutadergeschwülsten ist die Behandlung in der ersten Zeit in der Regel am besten eine entzündungswi-drigo, und wenn die Entzändungssymptome vorüber sind, kann man die adstringirenden Mittel, die Eiuwickelung, das Brennen u. s. w. ebenso anwenden, wie es vorstehend angedeutet worden ist.
In jedem Falle ist während der Behandlung Alles zu vermeiden, was Aufregung des Blutes und Andrang desselben zu der kranken Stelle veranlassen konnte. Die Thiere müssen demnach ruhig und in magerer Diät gehalten werden; vollblütigen Thieren kann man einen Aderlass machen, auch von Zeit zu Zeit ein Laxans geben.
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Viertes Capitel.
Erweiterung des Kanals der Ohrspeicheldrüse.
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Diese Erweiterung findet sich zuweilen bei Pferden als eine längliche, fingerdicke, elastische Anschwellung im Verlaufe des Stenon-scheu Ganges von dem unteren Ende der Ohrspeicheldrüse bis zur Backe; zuweilen ist nur der hintere Theil des Kanals in dem Kehlgange, oft aber auch der vordere an der äusseren Fläche des Unterkiefers und an der Backe so ausgedehnt; oft ist die Geschwulst an der Oberfläche gleichmässig cylindrisch, zuweilen aber auch mit Einschnüraugen versehen; sie ist dabei ohne Schmerz, ohne vermehrte Wärme, und zuweilen {lurch Drücken und Streichen nach der Backe zu verkleinern, wo letzteres aber nicht gelingt, da ist eine Verwachsung des Kanals am vorderen Ende oder ein eingeklemmter Stein vorhanden.
Die Ursachen dieser Erweiterung sind Stösse, Schläge, anhaltender Druck u, dgl., zuweilen auch wirkliche Verwundungen des Kanals und darauf erfolgendes Verwachsen desselben mit der über ihm verschobenen Maut. In einzelnen Fällen ist die Verwachsung oder die Verstopfung des Kanals an seinem vorderen Ende durch Entzündungen der Manlschleiinhaut oder durch Steine bedingt. In Folge dieser Ver-schliessuDgen entsteht Ansammlung des Speichels und hierdurch die Ausdehnung des Kanals.
Beurtheilung. Diese Ausdehnung gilt nur als Schönheitsfehler, weil aus ihr üble Zufälle nicht entstehen; hinsichtlich der Heilung ist jedoch die Beurtheilung wenig günstig, da die Beseitigung nicht anders, als durch Verschliessung des Kanals an seinem oberen Ende und durch Verödung der Ohrdrüse selbst zu bewirken ist. In den meisten Fällen wird von den Eigenthümern der mit dem Uebel behafteten Thiere eine solche (angreifende Kur nicht gestattet
Die Behandlung kann zuerst damit versucht werden, dass man den
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Erweiterung des Schlundes.
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ausgedehnten Kanal an der niedrigsten Stelle mit einer Lanzette ansticht, seinen Inhalt entleert und hierauf sogleich die Kantharidensalbe massig dick auf die Haut längs des erweiterten Kanals aufträgt. Während der Wirkung dieses Mittels darf das Thier kein Futter, sondern nur Getränk erhalten und es muss überhaupt so behandelt werden, wie bei der Verwundung und Unterbindung des Speichelkanals (S. 384) angegeben worden ist. Nach dem Ablösen der entstandenen Schorfe kann man die Stelle nocii täglich drei- bis viermal mit verdünnter Schwefelsäure oder mit dem Rabe 11'sehen Wasser befeuchten. — Ist jedoch der Kanal an seinem vorderen Ende bereits verschlossen, so bleibt nichts anderes übrig, als die Unterbindung desselben am Rande des Unterkiefers. Man verrichtet dieselbe ganz so, wie dies Seite 384—86 angegeben worden ist, und auch die übrige Behandlung kann ebenso, wie dort angegeben ist, geschehen. Der leer gewordene Theil des Kanals am vorderen Ende schrumpft zusammen und die Geschwulst verschwindet.
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Fünftes Capitel.
Erweiterung des Schlundes oder der sogenannte Schlundbruch (Oesophagus ventriculosus).
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Der Schlund bekommt zuweilen bei Pferden, sehr selten bei Rindvieh eine .sackförmige Erweiterung an irgend einer Stelle, meistens an der Halsportion, seltener an der Brustportion. An der Halsportion kann ihr Sitz vom obern Ende bis zum untern an jeder Stelle sein.
Diagnosis. An der linken Seite des Halses findet sich im Verlauf des Schlundes an irgend einer Stelle (am häuflgston circa 6—7 Gentim. vor dem Eingänge in die Brusthöhle) eine langlich-runde Anschwellung, welche von der Grosse eines Taubeneis bis zur Grosse einer Mannsfaust sein kann. Die Grosse der Geschwulst ist aber bei dem nämlichen Thierc veränderlich, denn sie vermehrt sich gewöhnlich während des Futtergenusses, (weil ein Theil des verschlukten Futters sich in der Erweiterung festsetzt), und sie vermindert sich allmälig einige Zeit nach dem Fressen, besonders wenn das Thier sich viel bewegt. Eben so kann man sie durch Drücken von aussen nach dem Schlünde zu sehr verkleinern oder auch gänzlich zum Verschwinden bringen, indem hierbei die in der Geschwulst befindliche Futtcrniasse in den Schlund entleert wird. Die Geschwulst gewährt beim Betasten ein teigartiges Gefühl, sie ist in der Regel unschmerzhaft und ohne Symptome der Entzündung, und wenn man mit den Fingerspitzen sie an ihrer Basis umfasst, kann man deutlich den Zusammenhang mit dem Schlünde erkennen, da sich gleichsam eine Wurzel von der Geschwulst in die Tiefe über die Luftröhre hin fortsetzt.
Während der Entwicklung dieser Geschwulst finden sich sehr oft
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G4Snbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Ernreiterung doa Schlnndes
auch Symptome von Druck und Reizung im Schlünde und den iuigriln-zenden Theilen hinzu. Manche Pferde benehmen sich bei und nach dem Futtergenuss unruhig, ängstlich, sie schütteln öfters mit dem Kopf und Hals, recken den letztern bald geradeaus, bald krümmen sie ihn wieder, und in einzelnen Fällen tritt Erbrechen und Angstschweiss hinzu; späterhin, wenn erst die Ausdehnung bis zu einem gewissen Grade gediehen ist, pflegen diese Symptome nicht mehr zu erscheinen und die Thiere können mit der Ausdehnung viele Jahre lang, ohne durch sie beunruhigt zu werden, fortleben. Dieselbe ist dann fast nur als ein blosser Schönheitsfehler zu betrachten. — In einzelnen Fällen verhärtet sich jedoch die in der Geschwulst enthaltene Futtermasse, drückt und reizt auf die umgebenden Theile, erregt Entzündung, welche sich auf die umliegenden Theile und namentlich auf das Brustfell fortflanzt und hierdurch Lebensgefahr herbeiführt. Bei diesem Zustande kann man mit einer Schlund-sonde gar nicht über die kranke Stelle hinwegkommen; das Letztere ist zwar möglich aber schwer, wenn unterhalb der Erweiterung eine Verengerung besteht, wogegen bei der einfachen Erweiterung die Sonde oder auch die künstliche Schlundröhro leicht durchgleitet.
Die Ursachen bestehen zuweilen in Verwundungen, bei welchen die Muskelhaut getrennt und nicht wieder vereinigt worden ist, oder in Horn- und Deichselstössen, welche den Schlund betreffen und eine Zcr-rcissung der Muskelhaut, und in Folge dessen ein Hervortreten der schlaffen Schleimhaut, Eindringen des Futters und Getränks und hierdurch allmälig die starke Ausweitung des Schlundes veranlassen. Zuweilen haben auch fremde Körper, welche sich im Innern des Schlundes festsetzen, durch ihren Druck oder durch wirkliche Verletzung die Entwicklung dieser Ausdehnungen erzeugt; und in einzelnen Fällen war eine Verengerung unterhalb der'Ausdehnung die Ursache der Letzteren.
Die Beurtheilung ist mit Rücksicht auf das, was über den Verlauf des Uebels gesagt worden ist und mit Rücksicht auf den Grad der Entwicklung der Ausdehnung und die etwa schon eingetretenen besonderen Zufälle einzurichten, In Betreff der Heilung lehrt die Erfahrung, dass der Schlundbruch durch die Naturheilkraft nicht gehoben wird und durch Kunsthülfe nur mittelst einer Operation, bald mehr bald weniger volF ständig zu beseitigen ist.
Die Kur ist daher ohne Zeitverlust durch folgende Operation zu bewirken. Das Thier wird auf die. gesunde Seite niedergelegt, nachdem es kurz vorher Futter erhalten hat und die Geschwulst durch dasselbe recht vollgefüllt worden ist; denn in diesem Zustande tritt sie über die Carotis und die Drosselvene mehr hervor und die Operation wird dadurch wesentlich erleichtert. Man scheert auf der Geschwulst die Haare ab, durchschneidet die Haut und den Hautmuskel in der ganzen Länge der Geschwulst, so (lass die letztere in die Wunde hervortritt; nun ergreift man dieselbe mit einem Haken und zieht sie etwas damit hervor, trennt ihre Seitenflächen von den umgebenden Theilen bis an den Schlund ab, entleert dann durch Drücken den Inhalt der Geschwulst und schneidet hierauf die Seitenwände derselben in ihrer ganzen Länge soweit mit der Scheere ab, dass die zurückbleibenden Ränder bei ihrer Zusammonfügung der normalen Weite des Schlundes, an dein gesunden Theile desselben, entsprechen. Hierauf heftet mau die Ränder wie bei einer Längenwunde des Schlundes und behandelt dann das Thier weiter, wie es^Seite 405
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Erweiterung des MasUlarms.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;G49
gelehrt worden ist, so dass die Heilung wo möglich durch schnelle Vereinigung erfolgt, — Will der Eigenthümcr das Thier der Operation nicht unterwerfen, so darf dasselbe hauptsächlich nur weiches und kurzes Futter, z. B. Kleie, erhalten, die Geschwulst muss immer nach der Fütterung zurückgedrückt und äusseiiich mit adstringirenden Mitteln, oder auch mit Cautliaridensalbe, oder selbst mit dein Glttheisen in Punkten oder Strichen behandelt werden.
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Seclisies Capitel. Erweiterung des Mastdarms.
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Bei Pferden und Hunden kommt zuweilen eine Erweiterung des Mastdarms in einem solchen enormen tirade vor, dass dieser Darm den grössten Tiieil des Beckens ausfüllt. Dieser Zustand ist immer mit einer lähmungsartigen üuthätigkeit des hinteren Tliuils des Darms oder der Erweiterer des Anus verbunden und vielleicht nur eine Folge derselben. Es entsteht dadurch eine übemässige Anhäufung von Exkrementen in dem Darm und zwar gewöhnlich so lange, bis man dieselben künstlich mit der Hand oder durch Klystiere entfernt. Das Ausbleiben der Kothausleerungen während einer längeren Zeit, zuweilen bis 48 ötun-den, giebt das erste Merkmal von dem Uasein dieses Zustandes ab, und wenn man in Folge dessen das Rectum mit der Hand untersucht, findet man die vorhin erwähnte grosse Anhäufung von Koth und die Wände des Darms enorm ausgedehnt. Nach geschehener Ausleerung sammelt sich in längerer Zeit wieder eine neue Kothniasse u. s. w.
Die Ursachen dieses Zustandes sind bis jetzt unbekannt.
Die Beurtheilung ist bei frischen Zustünden dieser Art zweifelhaft, bei veralteten aber ungünstig zu machen, denn es lässt sich bei den erste-ren eine sichere Heilung nur sehr schwer, bei den letzteren aber gewöhnlich nur eine geringe Verbesserung bewirken.
Die Behandlung muss zunächst darauf gerichtet sein, jede Kothanhäufung zu verhüten, und dann in den Häuten des Mastdarms die Reizbarkeit und Contraktilitat so viel wie möglich wieder herzustellen. Für beide Zwecke applicirt man in der ersten Zeit der Behandlung täglich dreimal Klystiere von kaltem Wasser und räumt nöthigenfalls, wenn in einer halben Stunde hiernach nicht von selbst eine Ausleerung erfolgt, den Koth mit der Hand aus. Nach etwa Utägiger Anwendung der kalten Klystiere gebt man zu Injectianen von aromatischen und noch später zu aromatischen und adstringirenden Mitteln über; man darf dieselben jedoch nur in massigen Quantitäten anwenden, bei Pferden etwa zu ', bis zu I Pfnnd auf einmal. Bei völlig veraltetem Zustande sind dieselben Mittel mit Zusatz von Eisenvitriol, oder von Alaun und ausserdem Einströmungen der galvanischen Electricität mittelst
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Enveiterung des Mastdaims
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eines in das Ilectuni eingeleiteten Drahtes zu versuchen. Der Draht muss jedoch an der Stelle, wo er durch die Afterraündung geht, mit einem Korkpfropfen umgeben sein. Die Anwendung dieser Mittel kann täglich zwei- auch dreimal erfolgen, aber wesentlich ist es, dass man auch hier durch Ausräumen des Kothes mit der Hand jede Anhäufung desselben vermeidet. Innerlich kann man den Thieren von Zeit zu Zeit eine massige Gabe Aloe, oder Coloquinten und abwechselnd durch einige Zeit fortgesetzt bittererregende und tonische Mittel in Verbindung mit kleinen Gaben von Nux Vomica geben.
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Zehnte Classe. Verengerungen und Verkürzungen.
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Erster Absclinitt.
Von den Verengerangen und Verkürzungen im Allgemeinen.
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Man findet nicht selten |iii denjenigen Weichgebilden, welche eine Höhle oder einen Kanal darstellen, ihre Innern Räume vermindert, und andere, namentlich die Muskeln und Sehnen, in ihren Fasern verkürzt. Die auf die erstere Weise entstandenen krankhaften Zustände bezeichnet man als Verengerungen (Stenosen oder Stonochorien1) und wenn in den Kanälen einzelne hervorspringende Wülste diese Verengerungen bilden, werden sie Strieturen genannt; die Abnormitäten in den Muskeln und Sehnen dagegen nennt man Coutracturen. Die ersteren entstehen theils durch zufällige Einwirkungen und durch pathologische Veränderungen in Folge des Entzündungsprocesses, namentlich durch Ausschwitzung von Faserstoff und Wucherung der Schleimhaut, des Zellgewebes oder auch anderer Gebilde und sie bestehen daher mehrentheüs in Verdickung des Gewebes, seltener in krampfhaften Zusammenschnü-riingen oder in einer blos vermehrten Contraktilität der Fasern und Gewebe. Bei den Gontrakturen verhält es sich hinsichtlich der Ursachen und des pathologischen Zustandes ähnlich; sie bestehen zum grossen Theil in einer Verdichtung des Muskel- und Sehnengewebes durch ausgeschwitzten Faserstoff, selten in einer blos dynamisch vermehrten Zu-sanunenziehung der Fasern. Im letzteren Falle ist der Zustand gewöhnlich nur von kurzer Dauer, im ersteren Falle aber in der Kegel andauernd durch das ganze Leben.
Die Diagnosis dieser Zustände ist nielirentheils ziemlich leicht. Bei den Stenosen bemerkt man 'eine mangelhafte Ausleerung oder einen gestörten Durchgang von Säften, Futter, Koth oder Urin durch die ver-
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1) Von ßifioi;, eng, schmal, lj curwatc, gorung.
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Uli'
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/; cinoj(W(iiu, die Veren-
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G53
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Voreiigeningen und Verkürzungen im Allgemeinen.
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engerten Kanäle und in Folge dessen Anhäufungen dieser Substanzen hinter der verengerten Stelle, zuweilen dadurch wieder Ausdehnungen derjenigen Stellen, wo die Anhäufung stattfindet; zuweilen zeigen die Thiere auch Störung in der Empfindung und Bewegung der betreffenden Theile, indem durch die Anhäufung von Säften, Druck und Spannung theils in dem betreffenden Organ, theils auch in den umgebenden Thei-len entsteht. Hei der Untersuchung des verengerten Kanals durch Besehen und Befühlen oder durch Einführen einer Sonde oder des Fingers fühlt man die Verengung, namentlich die Stricturen, indem diese dem vorwärtsgleitenden Instrument an der sonst glatten Oberfläche des Kanals ein Hinderniss entgegenstellen.
Die Contracturen der Muskeln und Sehnen lassen sich an der veränderten Stellung und Richtung des Gliedes, zu welchem die betreffenden Muskeln gehören, und an einer verminderten Beweglichkeit desselben, so wie an der grössern Spannung, zuweilen auch an einer fühlbaren Anschwellung der Muskeln und Sehnen selbst erkennen. In Betreff der veränderten Stellung und Richtung bemerkt man, dass das Glied immer einen Bogen nach der Seite hin bildet, an welcher eben die verkürzten Sehnen und Muskeln sich befinden; In der Regel sind dies die Beugesehnen und man findet z. B. bei der Gontractur derselben die Vorderfüsse im Knie etwas gebogen, die Kniee selbst etwas mehr nach vorne stehend, hauptsächlich aber die Fesselbeine von ihrer schrägen nach vorn gerichteten Stellung abweichend mehr nach unten und hinten gezogen, so dass sie zuweilen ganz senkrecht stehen und der Fuss dann den sogenannten Stelzfuss darstellt. Eben so ist bei Contracturen der Halsmuskeln der Hals nach einer Stelle verzogen und bei Contracturen an den Schweifmuskeln ist der Schweif nach derjenigen Seite gerichtet, an welcher eben die Gontractur besteht.
Von denjenigen Verkrümmungen der Gliedmaassen, des Schweifes und des Halses, welche durch Erschlaffung der Muskeln der einen Seite entstehen, unterscheiden sich die wirklichen Contracturen dadurch, dass bei den letztem die Bewegung von der durch die Gontractur bedingten Richtung zur entgegengesetzten Seite immer sehr schwer, dagegen bei den erstem Zuständen immer sehr leicht zu bewirken ist; und von den durch Entzündungsgeschwulst erzeugten symptomatischen Verkürzungen und Verengungen unterscheiden sich die Stenosen und Contracturen durch ihren chronischen Zustand und durch den Mangel an Entzündungs-Syinptomen.
Die Beurtheilung ist im Ganzen bei diesen Zuständen nicht besonders günstig zu machen, da sie der Erfahrung zufolge schwer zu beseitigen sind, namentlich wenn sie bereits seit längerer Zeit bestanden haben und mit organischer Veränderung in bedeutendem Grade verbunden sind; verhältnissmässig am günstigsten sind noch die partiellen Stricturen zu beurtheilen, da man sie im äussersten Fall durch schneidende Instrumente beseitigen kann. Sich selbst überlassen nehmen gewöhnlich diese Zustände allmälig zu und stören durch die gehemmten Ausleerungen das Wohlbefinden, und durch die Verkrümmungen mindern sie die Kraft und die Dienstbrauchbarkeit der Thiere.
Die Behandlung ist bei den Verengerungen in denjenigen Fällen, wo die Wände durch Exsudate verdickt sind, auf Beförderung der Resorption durch erweichende, auflösende Mittel (schleimige Umschläge, Mer-
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Verengerungen und Verkürzungen im Allgemeinen.
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kuvialsalbe, Kali, Seife, Jod), sonst aber auf Erweiterung der Kanüle gerichtet. Die letztere kann man entweder durch allmiilige niechanisclie Ausdehnung oder mittelst Durchschneidung der verengten Stellen, oder durch Zerstörung derselben mittelst der Aetzmittel oder des glühenden Bisens zu bewirken suchen.
Bei den Contracturon muss man in denjenigen Fällen, wo die Substanz der Muskeln und Sehnen nicht zu bedeutend verändert ist, ebenfalls durch erweichende und erschlaffende Mittel mit gleichzeitig angewendeter alhnäliger Ausdehnnng den Zustand zu beseitigen suchen, bei weit gediehener Verkürzung aber, namentlich wo Verdickung und Verhärtung des Muskel- und Sehnengewebes besteht, muss die (in der Regel subeutane) Durchschneidnng desselben und hiernach die Wiederheiluiig im hinreichend ausgedehnten Zustande, der Muskeln bei möglichst normaler Stellung des Gliedes bewirkt worden. Die Krfahrungen der neueren Zeit haben diese Operationen als die erfolgreichsten Mittel bei solchen veralteten Contracturen bestätigt.
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/iwciter Absclmiü.
Von den Vorengerangeo und Verkürzungen im Speciellen.
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Erstes Capitel.
Die Verengerung des äussern Gehörganges.
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Der äussere Gehörgang verengert sich zuweilen bei den verschiedenen Hansthieren dadurch, dass die ihn auskleidende Haut sich allma-lig mehr verdickt. Dieses geschieht fast immer durch schleichende Entzündungen und zuweilen durch Ulcerationen dieser Haut. Im letzteren Falle ist die Verengerung oft durch üppige Granulation oder durch warzenähnliche Auswüchse vermehrt.
Man erkennt das üebel daran, dass die Thiere auf das betreifende Ohr nicht mehr so deutlich, wie im gesunden Zustande hören, dass sie oft mit dem Kopfe schütteln und dass, wenn mau die örtliche Untersuchung mit dem Finger unternimmt, derselbe nicht mehr so frei und leicht, wie im gesunden Zustande dieses Theils, eindringen kann, zuweilen ist bei kleinen Thicren selbst eine Sonde kaum einzuführen.
Die Bcurtheilung ist ungünstig, da sich hier nur sehr mühsam und unvollständig ein erweiternder Druck anbringen lässt und auch die operative Erweiterung nicht gut zu bewirken ist.
Die Kur. Man versucht zuerst durch auflösende und resorbirende Mittel, namentlich eine Auflösung von Potasche oder von Jodkali, oder die graue Merkurialsalbe, oder die Jodsalbe eine verstärkte Resorption zu erregen, und wenn nach etwa 2- bis Swöchentlichem Gehrauch dieser Mittel eine Besserung nicht wahrzunehmen ist, den Gehörgang selbst mechanisch zu erweitern. Für den letztern Zweck bringt man ein den vorhandenen Oeffnungen angemessen dickes Stückchen l'ressschwamm') im trocknen Zustande in den Gehörgang, befeuchtet dasselbe oberfläch-
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1) Man bereitet denselben, indem man gewöhnlichen Badeschwamm im feuch-on Zustande von allen Seiten mit Bindfaden möglichst fest umwickelt und ihn so tm stark zusammengepressten Zustande trocknen lässt. Man kann dann von ihm iSfückchen in passender Form für den kranken Theil schneiden, welche bei dem Feuchtwerden mehr als die zweifache Grosse erreichen und hierdurch die betreffenden Theilc auf sanfte Weise auseinander treiben.
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Verengerung der Luftröhre.
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lish etwas und legt eine fest anschllessonde Bandage darüber. Am folgenden Tage entfernt man den Schwamm, reinigt den Gehörgang mit Seifenwasser und bringt ein neues Stückchen Pressschwamm, welches etwa eine halbe bis ganze Linie im Durchmesser dicker ist, in den Kanal, und führt in derselben Weise durch etwa acht bis vierzehn Tage lang fort. Zuweilen ist in dieser Zeit die angemessene Erweiterung des Gehörganges bewirkt, in andern fällen aber muss die Behandlung noch durch mehrere Tage fortgesetzt werden und zuweilen inuss man sie auch nach einiger Zeit wieder erneuern, wenn die Verengerung einen Rückfall macht.
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Zweites Capitel.
Die Verengerung der Luftröhre.
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Die Luftröhre ist bei Pferden und Rindern liüufig, bei andern Thie-ren aber sehr selten einer theilweisen Verengerung ausgesetzt und zwar entweder in der Art, dass dieselbe von einer Seite zur andern zusammengedrückt ist und somit ihren fast kreisrunden Umfang verloren hat, oder so, dass ein Knorpelring oder mehrere Ringe nach innen eingedrückt sind und dadurch den Raum in dem Lumen verengen; — oder dass die Schleimhaut weit über die normale Stärke verdickt ist. Der erstere Zustand ist in den meisten Fällen angeboren, der zweite aber gewöhnlich die Folge mechanischer Verletzungen, namentlich starker Stösse mit der Deichsel, mit den Hörnern von andern Thieren, von Huf-schlägen, von dem Druck an dem scharfen Rande einer zu hohen Krippe u. dgl.; und der dritte Zustand ist immer die Folge von Entzündungen der Schleimhaut bei Bronchitis oder auch bei Verwundungen, und daher auch zuweilen eine Folge der Tracheotomie.
Diejenigen Verengerungen der Luftröhre, welche in Veränderungen der Knorpclringe begründet sind, geben sich örtlich durch den kleinern und ungleichen Umfang der Luftröhre bei dein Besehen und Befühlen deutlich zu erkennen, aber diejenigen, welche durch plastische Verdickungen der Schleimhaut entstanden sind, lassen sich nur mit einiger Wahrscheinlichkeit aus den Athembeschwerden vermutben, welche gewöhnlich hinzu treten, wenn die Verengerung einen hohem Grad der Ausbildung erreicht hat. Das Einathmen ist mit einem hörbaren Ton begleitet (gieluuend), und das Leiden stellt deshalb eine Art der Hartschn aufigkeit (S. 395) dar, bei welcher in einzelnen Fällen auch das Ausathmen hörbar geschieht. Dieses laute Athmen (das Giehmen) findet sich auch öfters bei der Verengerung der Luftrölireuknorpel, wenn dieselbe in einem höhern Grad besteht.
Die Beurthoilung. Die Verengerungen der Luftröhre sind niemals vollständig zu heilen, sondern nur in ihren störenden Wirkungen hinsichtlich der Respiration zu mindern, und zwar nur durch die Tracheo-
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050nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Verengerung des Schlundes.
tomie. Sich selbst, überlassen stören sie das Athroen fortdauernd und machen die Thiere zum schnellen Dienst und zum schweren Ziehen, besonders auf weichem Boden bald mehr bald weniger unbrauchbar, je nachdem der Grad der Verengerung ausgebildet ist. Es verhält sich in dieser Hinsicht mit ihnen fianz so, wie dies S. 395, HOC) und 401 hinsichtlich der sogenannten Hartschnaufigkeit angegeben ist. — Die Hilfe besteht liier nur in der künstlichen Eröffnung der Luftröhre nnterbalb der verengten Stelle und in dem Einlegen einer Röhre, beides nach Vorschrift von Seite 395—397.
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Drittes Capitol.
Die Verengerung des Schlundes.
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Verengerungen des Schlundes kommen bei unseren Ifausthieren sehr selten vor. Sie äussern sich dadurch, dass die Thiere Futter und Getränk nur mühsam verschlucken, dabei unruhige Bewegungen machen, den Hals abwechselnd strecken und krümmen und dass selbst zuweilen ein Theil der verschluckten Stoffe durch das Maul oder bei Pferden durch die Nase wieder zunickkehren; zuweilen dehnt sich der Theil des Schlundes über der verengten Stelle etwas aus und tritt bei dem Genuss von Nahrung und Getränk mehr sichtbar an der Seite des Halses hervor, zieht sich aber nach stattgefundenem Verschlucken oder Zurückfliessen der halb verschluckten Stoffe gleich wieder zusammen. Zuweilen sieiit man, dass, wenn das Thier Nahrung schluckt, an der verengten Stelle die sichtbare wurmförmige Bewegung nicht stattfindet. Bei innerlicher Untersuchung vermittelst einer an einem Ende mit einem kleinen Schwamm versehenen Sonde kann man diese Stelle durch das hier erschwerte Durchbringen derselben noch deutlicher erkennen.
Die Ursachen sind zuweilen mechanische Verletzungen, in den meisten Fällen aber unbekannt.
Die Beurtheilung ist ungünstig, da man zur Heilung des Zustan-dos wenig thun kann; doch können die Thiere bei einem massigen Grade der Verengerung sich sehr lange im brauchbaren Zustande erhalten.
Die Behandlung besteht in der ersten Zeit in der Anwendung erweichender und narkotischer Mittel äusserlich an der kranken Stelle des Halses, und in der Einführung von biegsamen Stäben (sog. Bougies) von Fischbein oder Gummi elasticum, mit welchen man von der dünnesten Art anfängt und allmälig bis zur normalen Dicke oder Weite des Schlundes übergeht. Das Einführen der Bougies geschieht, nachdem durch das Maulgattor die beiden Kiefer auseinander gedrängt worden sind und die Zunge mittelst der Hand festgestellt worden ist. Das eingeführte Ende dieses Instruments muss 5—8 Centimeter weit über die verengerte Stelle des Schlundes
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Verongenmg ilca Al'lois und de Mastdarms.
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hinausgleiton mid circa 8 Minuten daselbst orbalton bleiben. Nach ,'i—4 Tagen wählt man ein etwas dickeres Hougi u. s, w. Wenn aber die Verengerung bereits einen so hohen Grad erreicht hat, dass feste Nahrungsmittel nicht meiir durch sie hindurchgehen können, muss man die Thiere mit weichen und flüssigen Nahrungsmittel zu erhalten suchen. — Bei einer Strictur in dem llaistheile des Schlundes kann mau die Durchschneidung derselben, nach vorher gemachtem Schlundschnitt, versuchen.
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Viertes Capitel.
Verengerung dos Afters und des Mastdarms.
Die Verengerungen dieser Theile kommen bei den Hausthieren sehr selten vor. Dieselben geben sich dadurch kund, dass die Thiere sich zu jeder Kothausleerung ungewöhnlich anstrengen müssen, — dass der Koth in sehr dünnen Massen entleert wird und dass man bei der örtlichen Untersuchung den After oder den Mastdarm unverhältnissmässig zur Grosse des Tbiers eng und den Schliessmuskel oder die Wände des Darms sehr derb findet. Entzündungszufälle sind in der Kegel nicht vorhanden.
Ursachen. Diese Verengerungen sind zuweilen angeboren, in andern Füllen sind sie nach Verletzungen, Entzündungen, ülcerationen u. s. w. entstanden.
Die Prognosis ist bei Verengerung des Afters günstiger als bei der Verengerung des Mastdarms, weil bei erstem- noch mehr Hilfe möglich ist als bei letzterer; ein bestimmt günstiger Ausgang lilsst sich jedoch nicht versprechen.
Die Hilfe besteht in der Anwendung von Umschlägen am After oder von Klystieren schleimiger, narkotischer Mittel mit Zusatz von Oel oder Fett, in narkotischen Salben am After, - in mechanischer, allnüllig verstärkter Ausdehnung der kranken Theile durch Schwämme, aufgeblasene Darmstücke (s. Vorfall des Mastdarms Seite 580), — oder, bei der Afterverengerung, auch in der subeutanen Spaltung des Schliess-muskels.
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Fünftes Capitel.
Verengerung der Harnröhre.
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Dieselbe findet sich bei männlichen Thieren zuweilen nach vorausgegangenen Entzündungen und Verletzungen, namentlich nach dem Harn-röhrensteinsclinitt, und giebt sich dadurch zu erkennen, dass die Thiere
HBRTWiG, Chirurgie '#9632;', Aull.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;4-
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Verengerung tier Harnröhre,
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den Urin nur in einem ganz dünnen Strahle und mit grosser Anstrengung, t)ei einem hohen Grade dos Uobels selbst nur in einzelnen Tropfen entleeren, dabei ist gewöhnlich die Drinblase stark ausgedehnt, aber weder in ihr am Blasenhalso, noch im Verlaufe der Harnröhre ein Stein oder ein Ilindemiss in der Vorlaut zu entdecken. Bei dem Einführen einer Sonde oder eines Katheters giebt sich die quot;Verengerung durch Widerstand gegen dieselbe an der botreffenden Stelle zu erkennen.
Diese Verengerungen sind in der Regel nicht gründlich zu heilen, aber man kann den üblen Folgen, welche aus denselben durch die Zu-rückhaltung des Urins entstellen können, namentlich dem Bersten der Blase, durch die Eröffnung der Harnröhre über der Verengerung und durch das Einlegen einer Röhre von Metall vorbeugen, Bleibt das Uebel sich selbst überlassen, so können diese üblen Folgen bald früher bald später eintreten und bei nicht rechtzeitiger Hilfe den Tod des Thieres dadurch herbeiführen, dass der Urin bei dem Bersten der Blase in die Bauchhöhle sich ergiesst und Peritonitis oder auch eine Blutvergiftung erzeugt.
Die Behandlung. Befindet sich die Verengerung der Harnröhre nahe der Eichel, so ist das kürzeste die untere Wand der Harnröhre, oder wo nur eine Strictur besteht, diese letztere bis zur normalen Parthie der Harnröhre zu durchschneiden und dann die Heilung mit einer recht breiten Narbe zu bewirken suchen, wozu das Bestreichen mit Reizsalben und das von Zeit zu Zeit erfolgende Einlegen eines dicken Katheters nützlich ist. — Ist aber die Verengerung an einer hcVlier gelegenen Stelle, so kann man versuchen, sie durch eingelegte Darmsaiten, welche immer mehrere Stunden liegen bleiben und durch allmälig dickere Saiten ersetzt werden müssen, allmälig zu erweitern. Gelingt dies jedoch nicht, oder wünscht der Eigenthümer .schneller zu einem ^Resultat zu gelangen, so muss die Harnröhre oberhalb der Verengerung (1 urch einen -2 Centini. langen Schnitt geöffnet und dann durch eine in sie gelegte Bohre beständig offen erhalten werden. Eine solche Röhre wird von Blei, Zinn oder von Weissblech in Form eines [o— b und in angemessener Dicke angefertigt; das obere Ende des senkrechten Theils a und der horizontale Theil b sind durchbohrt, (Ins untere Ende des ersteren ist abgerundet. Man bringt zuerst jenes obere circa 2 Ctm. lange Ende des senkrechten Schenkels in die Harnröhre nach oben und presst dann auch das untere eben so lange Ende in die Harnröhre nach unten, der horizontale Theil muss durch die Wunde nach aussen hervorragen. Um das Eindringen der Röhre zu erleichtern, ist es nöthig, die Wunde in angemessener Länge zu machen; nach dem Einbringen der Röhre legt man nöthigenfalls ein oder zwei Hefte in die Hautränder. Die Röhre heilt förmlich ein und der Erin wird durch sie nach hinten zu ausgeleert, dem aussein Ansehen nach fast wip bei weiblichen Tliiereu.
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Verengerung der Vorbaut.
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Verengerung
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Sechstes Capitel.
der Vorhaut (des Schlauches. Paraphimosis. *)
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rhiniosis') und
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Die Mündung der Vorhaut (des Schlauches verengert sich sowohl vor dem niännliclien Gliedc, wie auch zuweilen an einer hintern Stelle, wenn dasselbe vorliev aus ihr getreten ist. Im erstem Falle wird der
Zustand mit dem Namen Phimosis, im letztem als Paraphimosis
bezeichnet. —
a)nbsp; Die Phimosis entsteht gewöhnlich durch entzündliche Ausschwitzung und Verdichtung der Haut am vordem Ende der Vorhaut, nach Schlägen, nach Stössen, Verwundungen, Anätzungen u. dgl. Man erkennt sie daran, dass das Thier bei dem Uriniren das Glied nicht mehr aus der Mündung der Vorhaut hervorbringt, sondern den Urin in dieselbe gehen liisst; in Folge dessen entsteht zuweilen am Schlauche eine fluc-tuirendc Geschwulst, welche mit dem allnulligen Ahtröpfeln des Urins wieder verschwindet. Bei der örtlichen Untersuchung findet man den Eingang in die Vorhaut sehr verengert und dabei gewöhnlich die Haut selbst verdickt, zusammengeschrumpft oder selbst verhärtet.
b)nbsp; nbsp;Die Paraphimosis entsteht am häufigsten bei Hunden und bei Hengsten durch heftige Reizimg dor Geschlechtstheile und bei fruchtlosen Anstrengungen zur Ausübung des Begattungsaktes, wenn die Thiere mit dein in Erection befindlichen und hervorgestreckten Gliede längere Zeit herumgehen und dabei die Vorhaut durch Frictionen beständig gereizt wird. Sie schnürt dann das männliche Glied an dem hintern Ende desselben gleichsam ein, hindert den Rückfluss des liluts und verursacht dadurch eine um desto grössere Anschwellung. Zuweilen entstellt die Paraphimosis auch, wenn das Glied in Folge von Entzündung, oder von Verwundung, oder auch von Lähmung stark angeschwollen und aus der Vorhaut hervorgetreten ist (S. 432); durch diese Anschwellung wird Druck und Reizung der Vorhaut erzeugt und hierdurch eine krankhaft vermehrte Contraction derselben hervorgerufen. Das Glied ragt in jedem Falle entblösst über die Vorhaut hervor, die letztere ist hinter demselben stark zusammengezogen, so dass man kaum eine Sonde zwischen beide Theilo einführen kann; das Glied selbst ist dabei in der Regel, wie bereits erwähnt, stark angeschwollen, dunkel geröthet und in der ersten Zeit vermehrt warm und schmerzhaft, bei längerer Dauer des Ucbels aber wird es kalt und unempfindlich.
Die Beurtheilung ist im Allgemeinen bei beiden Formen des Uebels ziemlich günstig zu machen, jedoch muss bei Zeiten Hilfe gebracht werden, und ausserdem ist in einzelnen Fällen das urspriigliche Leiden oder
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1)nbsp; // flfiiomg, Verengerung der Vorhaut der Eichel.
2)nbsp; t; iri'.oi/.(fi/no(itc, oder // jrfQKfiiuuan:, von rrfon herum, und cpi/idtffic, Verengerung der Vorhaut hinler der Eichel
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Verengerung dor Vorhaut. Behandlung.
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die Art der Ursachen dabei zu berilcksichtigen, In den meisten Füllen kann man bei der Phimosis die Mündung der Vorhaut leicht erweitern mul die üblen Folgen, welche von ihr entstehen, verhüten; wird aber die Hilfe zu spät gesucht, so können die bei der Entzündung der Vorhaut S. IQ'.'i angeführten üblen Folgen entstehen, welche, wie dort an-gegehen, allerdings schwer zu beseitigen sind. Bei der Paraphimosis lasst sich im frischen Zustande in der Hegel die Zurückbringung des Gliedes in die Vorhaut und dadurch die Seilung des Hebels olme weitere üble Folgen bewirken; zuweilen entsteht aber dennoch in Folge der starken Reizung der Schleiinbant des iiiiinnlichen Gliedes eine abnorm vermehrte und lange Zeit andauernde Sehleirnabsonderang (Blennorrhoe); in andern Fällen aber, wo das Uobel durch längere Zeit bestanden hat, entsteht selbst Entzündung und brandige Absterbung, oder auch Lähmung des männlichen Gliedes. Sind andere krankhafte Zustände bereits vor dem Entstehen der Verengerungen zugegen gewesen oder in Folge derselben entstanden, wie z. B. Entzündung der Innern Maut dos Schlauches, Ulceration oder Warzenbildung an der anssern Fläche des Gliedes, oder Lähmung desselben, so ist die Beurtheilnng zugleich auf diese Zustände zu richten, wie dies Seite 163 n. H'. angedeutet worden ist.
Die Behandlung kann bei der Phimosis, wenn dieselbe in einem gelinden Grade und erst seit kurzer Zeit besteht, mit erweichenden und zertbcilenden Mitteln versucht werden, wie namentlich mit wannen Brei-uniscblägen von schleimigen und narkotischen Mitteln, mit Auflösungen der Potasche und mit Einreibungen der grauen Quecksilbersalbe, der grünen Seife, der Jodsalbe und dergleichen. Dabei kann man durch Einpressen eines Schwamrnes in die Mündung der Vorhaut versuchen, dieselbe allmälig zu erweitern. Fruchten aber diese Mittel nichts, oder ist das üebel bereits seit längerer Zeit vorhanden, die Haut und das Zellgewebe callös oder auch scirrhös verhärtet, besteht bereits Ausfluss einer übel riechenden Feuchtigkeit aus dein .Schlauche und muss man hieraus auf Ulceration, oder auf vorhandene Feigwarzen und ähnliche Auswüchse schlicssen, so bleibt nichts Anderes übrig, als die Vorhaut an ihrer untern Seite so weit aufzuspalten, dass man zu den krankhaften Theilen im Innern gelangen und dass der Urin ans dem männlichen Gliede frei nach aussen abfliessen kann. Das Durchschneiden der Wand der Vorhaut kann bei ruhigen und wenig empfindlichen Thieren im Stehen gesehen, bei sehr reizbaren Thieren aber am besten im Liegen derselben. Die Operation selbst geschieht mittelst eines Knopfhistonris und der vorher eingeleiteten Hohlsonde, oder auf einem eingeführten Finger von innen nach aussen und in der Länge, ilass die vorhin bezeichneten Zwecke erreicht werden.
Die Nachbehandlung geschieht dann so, wie dies Seite 163—165 u. ff. angedeutet ist.
Die Paraphimosis sucht man, je nach dem bestehenden Zustande, zu beseitigen, indem mau bei vorhandener entzündlicher Reizung zuerst Umschläge und recht floissig wiederholte Befeuchtungen von recht kaltem Wasser, von Schnee oder lOis auf das Glied und die Vorbaut appli-zirt und dann, wenn das erstere seine dunklere Röthang verliert und die Anschwellung sich mindert, die Zurückbringung auf die Weise versucht, dass man die Vorhaut an dem untern Theile ihres Randes mit den Fingern ergreift, sie möglichst stark von dem Leibe abzieht, sie somit etwas
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Verkürzung der Ohnnuskeln.
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erweitert und dann über den vordem Theil des Gliedes hinwegzieht. — Besteht aber passive Anschwellung durch Infiltration von Blut und Serum in dem Gliede, so macht man Einschnitte in die Schleimhaut desselben an seiner untern Seite, oder man führt Einstiche selbst bis in die schwammigen Körper, jedoch mit Vermeidung der Harnröhre, und liisst durch öfteres Befeuchten mit lauwarmem Wasser die reichliche Aus-blntung befördern; dann aber versucht man die Zurückbringung des Gliedes theils vermittelst der eben angegebenen Erweiterung der Vorhaut und zugleich mittelst eines massigen Drucks auf das Glied selbst in der Richtung zu der Höhle der Vorbaut. — Ist aber die Anschwellung des Gliedes sehr bedeutend und dasselbe bereits kalt und unempfindlich, so können zwar die Scarifikatiouen des Gliedes angewendet werden, gleichzeitig aber, oder unmittelbar darauf, muss man die Vorhaut an dem untern Theile ihres Randes in der Mitte so weit aufspalten, dass die Einschnürung des Gliedes vollständig gehoben wird und letzteres in die Vorhaut leicht zurückgebracht werden kann. Für diesen Zweck führt man an der bezeichneten Stelle zwischen das Glied und die Vorbaut eine Hohlsonde, die Rinne derselben nach aussen gerichtet, und bewirkt dann mittelst eines geraden oder eines Knopfbistouris die Durchstbnei-dung auf einer Länge bei Pferden und Rindvieh von circa 1—3 Centini. und bei kleinen Thieren von circa einem Centimeter. Hierauf geschieht die Zurückbringung durch einen gelinden und geschickt geleiteten Druck. Wenn aber das zurückgebrachte Glied entweder wegen übermässigor An-schwellung nicht Raum genug in dem Schlauche findet, oder wenn es wegen Lähmung und Erschlaffung beständig wieder hervorfällt, so muss man es vermittelst einer Tragebinde (Suspensorium) unterstützen und die angemessenen Mittel zur Beseitigung des pathologischen Zustandcs anwenden.
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Siebentes Capitel.
Die Verkürzung einzelner Muskeln und Sehnen.
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Die Muskeln und Sehnen verkürzen sich, wie bereits im ersten Abschnitte angedeutet, an verschiedenen Körpertheilen und zwar auf eine zweifache Weise, nämlich indem bloss eine krankhaft vermehrte und andauernde Zusammenziehung ihrer Fasern ohne weitere pathologische Veränderung entsteht, oder indem zugleich Ausschwitzung von Faserstoff zwischen die Muskel- und Sehnenfasern und eine organische Veränderung in dem Gewebe sich bildet. Im ersteren Falle findet man die betreffenden Muskeln und Sehnen äusserlich in ihrem Volumen und Aussehen nicht verändert, wohl aber zuweilen bei dem Befühlen blos mehr als im normalen Zustande gespannt; in dem zweiten i;alle erscheinen aber die Muskeln und Sehnen in ihrem Volumen etwas vermehrt und bei dem Befühlen mehr derb, ja zuweilen wirklich hart, so namentlich
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Verkörenng der Ohrmuskeln.
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die Sehnen. Im üebrigen ist die Stellung und Richtung der betroffenen Theile, sowie die Uewe^liclikeit derselben in der Art verändert, wie dies in dem ersten Abschnitt angedeutet worden ist.
Die wichtigsten Contracturen sind folgende:
a) Die Contractur der A ufheberauskeln des Ohrs. Sie ist Haupt-ursache der sogenannten Hascno hrigk eit. Man sieht bei derselben ein Ohr oder beide beständig steif in die Höhe gerichtet und seine Beweglichkeit vermindert; bei der örtlichen Untersuchung sieht und fühlt mau die Aufheber vor dem Genick und an der Basis der Ohrmuschel an der inneren Seite derselben sehr gespannt und man kann selbst mit der Hand die Ohrmuschel nur sehr wenig nach unten ziehen.
In der Regel ist der Fehler angeboren, in einzelneu Fällen ist er die Folge von Quetschungen und anderen Verletzungen der genannten Muskeln und der Haut.
Die Beurtheiluug ist ziemlieh günstig, da dieser Zustand keine üble Folgen verursacht, sondem nur einen Schönheitsfehler darstellt, den man durch eine kleine Operation boseitigou kann.
Diese Operation (die Myotomie1) besteht in der subeutanen Dnrch-schneidung der Aufhcbemnskeln und wird, nach Wieners2), auf folgende Weise ausgeführt: Das Pferd wird mit einer starken Halfter bekleidet, an eine Nothwand gestellt und kurz an dieselbe angebunden. (lici dem Liegen des Thieres kann man nicht richtig benrtheilen, ob die Wirkung des Schnittes genügend ist oder ob letzterer noch ver-grössert werden muss. Bei sehr lebhaften Pferden wird es aber dennoch besser sein, dieselben zur Operation niederzulegen.) Der Operateur stellt sich auf einen Klotz oder anderen Gegenstand, welcher etwa einen Schritt weit vor die Füsse des Pferdes gelegt wird und nach der Grosse des letzteren circa quot;i-l—HO Cm. hoch sein muss. Man zieht mit der linken Hand das betreffende Ohr seitlich etwas vom Kopfe weg, um hierdurch die Aufhebemuskeln möglichst zu spannen, sticht dann ein ganz schmales Messer, oder ein sogenanntes Tenotom, die Schneide desselben nach oben gekehrt, in der Mitte zwischen der Mähne und der Ohrmuschel in die Haut, und geht unter dem laugen und mittleren Auf-lieber des Ohrs durch und durchschneidet dann, ohne die Ocffnung der Wunde zu erweitern, mit einer ziehenden Bewegung der Hand den mittleren Aufheber von unten nach oben. Da zuweilen mit dieser Durchschneidung das Ohr eine hinreichende Senkung und Beweglichkeit erhält, ^ so zieht man das Messer zurück und sieht zu, wie die Wirkung des Schnittes sich zeigt. Ist dieselbe nicht genügend, so führt man das Messer wieder vorsichtig durch die Hautwunde ein bis auf den Schildknorpel, und durchschneidet durch Hebung des Messers von unten nach oben den kurzen Aufheber, worauf gewöhnlich das Ohr eine gute Stellung annimmt; sollte dies jedoch nicht geschehen, so ist auch die Dnrch-schneidung des langen Aufhebers noch in derselben Weise, wie bei den vorigen Muskeln, zu bewirken.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Wenn das Ohr nicht nur eine zu
starke Annäherung gegen die Mittellinie, sondern zugleich auch eine zu starke Drehung nach aussen und hinten hat, und diese fehlerhafte Stel-
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1) Von o /jvc, die Muus, und Ij rofiij, dar Schnitt. 3) Bartels, Organ der Pferdewissenschaft. Bd. I. Hfl.
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1 12. Hfl
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S. 153.
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Verkürzung iler Muskeln und Seimen.
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lung durch die vorige Operation nicht gebessert wird, so kann man nachträglich auch den langen Auswärtszioher, und zwar am besten nahe an der Ohrmuschel, in ähnlicher Weise unter der Haut durchschneiden. Die bei diesen üurchschueidungen entstehende Blutnug kann während der Operation durch massig starkes Gegendrücken eines Fingers oder Schwammes gegen die Basis der Ohrmuschel unterhalb der verletzten Stelle, — nach der Operation aber durch fülgeiulon Verband gestillt werden. Man drückt zuerst die in die Wunde gedrungene Luft und das in ihr enthaltene Blut mittelst gelinden Streichens gegen die äussere Oeffnung vor, legt dann einen etwa 2 Centimeter grossen Tampon von Werg auf die Haut an der verwundeten Stelle und darüber ein paar Streifen Heftpflaster in kreuzweiser RichtuDg, so dass die Enden derselben an der Haut vor und hinter dem Ohr festkleben. Zur weiteren Befestigung legt man hierauf noch eine mit Ohren versehene Kappe von fester Leinwand, welche durch Bänder unter den Kinnbacken /,u-sammengezogen und an den Hals gebunden wird. Diese Kappe muss der Grosse des Kopfes und der Stellung der Ohren angemessen gemacht sein, damit die letzteren durch sie weder zu nahe zusammen-, noch zu weit auseinandergehalten werden. Das Thier wird dann mit einem blossen Halsriemen im Stalle so angebunden, dass es sich an der operirten Stelle nicht reiben kann, weshalb die Thiere auch in den ersten 48 Stunden sieb nicht niederlegen dürfen; später können sie sich unter Aufsicht niederlegen und nach (')—8 'Pagen kann der ganze Verband entfernt werden. Findet sich unmittelbar nach der Operation eine heftige Entzündung ein, so kann man den Verband tieissig mit kaltem Wasser befeuchten, bei geringer Entzündung überlässt man den Zustand sich selbst.
b) Die Verkürzimg des Nieder zieh er s der Ohrmuschel findet sich zuweilen bei Pferden als eine Ursache der sogenannten Weitohrig-keit und giebt sich au der starken Spannung dieses Muskels am obern Ende der Parotis und au dem Widerstände kund, wenn man das Ohr mit der Hand in die Höhe heben will.
Die Beurtheilung dieser Contraktur ist ganz so zu machen, wie bei der sub a. bezeichneten, und die Hilfe ist auch hier vermittelst der sub-cutanen Durchschneidung dieses Muskels zu bewirken.
Die Vorbereitung zu dieser Operation hinsichtlich der Stellung des Pferdes ist wie bei der Durchschneidung der Aufheber. Die Durchschneidung selbst geschieht, indem man die Haut auf der Ohrspeicheldrüse in der Richtung von hinten nach vorn so viel als möglich verschiebt, dann die Spitze eines Tenotoms am hintern Rande des Muskels, ungefähr 1 bis 2 Centimeter unter der Ohrmuschel, durch die Haut sticht, in die Oeffnung eine Hohlsonde, die Rinne derselben nach aussen gekehrt, zwischen der Drüse und den auf ihr liegenden Muskel quer unter demselben hindurch schiebt und dann, in der Sonde geleitet, mit dem Tenotom den Muskel durchschneidet, indem man das Messer mit seiner Schneide bei dem Zurückziehen massig stark gegen die Haut drückt und dabei gleichzeitig die Ohrmuschel durch einen Gehilfen stark in die Höhe ziehen lässt, um den Muskel zu spannen. Nach der Durcbschneidung lässt sich das Ohr sogleich leicht in die Höhe heben. Die Blutung ist hier immer gering und durch einen gelinden Druckverband leicht zu stillen. Man legt über denselben hier nothwendig die Kappe mit den Ohrenbeuteln
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VerkiirzHiiRcii der Muskeln und Reimen. Stelzfuss.
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uiul bindet die letzteren mittelst Bändchen an den Spitzen gegen einander, um hierdurch beide Ohren während der Heilung gleichzeitig in autgerichteter Stellung zu erhalten. Eine weitere Nachbehandlung ist in der Hegel nicht erforderlich.
c) üie Verkürzung der Bougesch neu der vordem Fnsswurzel und der Zehenglieder Cdes Kronen- und Hufbeinbeugers) der Pferde kommt an den Vorder- und Hinterfüssen häufig, hei den übrigen Thioren aber sehr selten vor, und erzengt im niedorn Grade, eine Vorkrümmung, welche man im erstem Falle an den Vorderbeinen als Vorbiegigkeit bezeichnet; in den hüliern Graden aber verursacht sie den sogenannten Seh-nenstelzfuss'). Die damit behafteten Thiere stehen in den Vorderbeinen mehr oder weniger krumm, halten die Knie (Fasswurzel) im stumpfen Winkel nach vom gerichtet, das Schienbein zurück, den Fessel mehr der senkrechten Linie genähert, und sie treten dabei entweder noch mit der ganzen Sohlonfläche des Hufes, oder nur mit dem vordem Theile derselben auf den Bodon. Bei den höhern Graden des üehels steht das Fessel- und Kronenbein sogar ein wenig zurück und eben so die Zehenwand nach abwärts, selbst zuweilen in dein Grade, dass das Pferd auf derselben ruht. In diesem Zustande ist die Beweglichkeit im Fesselgelenk sehr gering und namentlich die Streckung nach vorn sehr vermindert, und hierdurch ist eben der Stelzfuss gebildet. Aussei' dieser veränderten Stellung findet man an dem leidenden Fasse die Sehnen an der hintern Seite des Schienbeins, zuweilen in der ganzen Länge von dem Knie bis zum Fesselgelenk und selbst noch bis unter dasselbe, sehr gespannt, derb, ja zuweilen knorpelartig hart und an einzelneu Stelleu ungleich dick; in manchen Fällen leidet nur die Hufbeinbeugesehne, zuweilen aber auch die des Kronenbeinbeugers und in seltenen Fällen auch die des Fesselbeinbeugers; dabei bestehen sie entweder noch gesondert von einander, oder sie sind stellenweis mit einander in eine Masse verwachsen. Die obere Parthie der vordem Gliedmaasse ist dabei entweder schlaff und hängt gleichsam herunter, oder, entgegengesetzt, sie ist sehr gespannt und verkürzt und somit gleichsam der untere Thoil des Fusses zu dem obern hingezogen. In den Fällen der letztern Art ist die Bewegung in dem ganzen Fuss sehr gespannt und das Thier geht, nur mit kurzen Schritten, in dem erstem Falle aber zeigt sich das Gehen mit den Theilen fast ganz frei, und Pferde dieser Art können häufig mit gesunden in der Schnelligkeit des Laufens gleichmässig aushalten. — Oft leidet der Huf durch ungleiche Abnutzung an der Zehe u. s. w.
Die Ursachen dieser Contractionen sind: heftige und oft wiederholte Rheumatismen in den Muskeln der Schulter, rheumatische und andere Rntzündungen, auch Quetschungen und Verwundungen der Beugesehnen selbst, Obermässige Anstrengungen, besonders bei dem Ziehen schwerer Lasten bergauf, Verrenkungen und Verstauchungen n. dgl.
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1) Zur Unterscheidung von dem in zu sleilcr Slelluog und Verwachsung des Fesselbeins mil dem Kronenbciu u. s. w. bestebeudon Stelzfnsso nouue ich das liier beschriebene Leiden den Sohneustelzfuss; Prinz luumtc es den heilbaren Stelzfuss. (Prinz, der Stelzfuss der Pferde und der Sebnenschnitt zur Heilung desselben. Dresden 1811).
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Vorronkungcu dor Uuskolu uiul .Seliueu. Stelzfuss.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;065
Die Beurthoilung ist bei einem geringen Grade dieser Contrakturcii, und wenn dieselben frisch entstanden sind, und die Tliiere einer zweck-mässigen Behandlung unterworfen werden, einigennaassen günstig zu machen, indem in solclien Fällen die Zusaramenschminpfung der Sehnen-fascrn oft noch gro.sstentheils gehoben werden kann; bei den höhern Graden des Uebels und da, wo organische Veränderungen in dem Sehnengewebe oder Verwachsungen der Sehnen unter einander entstanden sind, fruchten in der Regel alle therapeutische Mittel wenig oder gar nichts und man hielt deshalb in der früheren Zeit diese Zustände, und besonders den ausgebildeten Stelzfuss, für unheilbar; doch hat man in der Dnrschiieidung der Sehnen ein Mittel kennen gelernt, durch welches es sehr häufig gelingt, auch hier noch eine ziemlich vollständige Heilung zu erreichen.
Die Behandlung. Bei den frisch entstandenen Contrakturen sucht man zuerst die etwa noch bestehende Entzündung zu beseitigen und wendet für diesen Zweck die Meilmittel an, welche bei der Sehnenentzündung emiifohlen sind. Besteht keine Entzündung mehr, so sucht man durch auflösende, so wie durch erschlaffende und narkotische Mittel die Spannung zu mindern und wendet deshalb Auflösungen von Totasche oder von Kali carbonicum, oder von Schwefelleber, bei den Thieren anner Leute blosse Aschenlauge recht fleissig an. Bei erhöhter Empfindlichkeit und grosser Trockenheit der Theile benutzt man Abkochungen von schleimigen und narkotischen Mitteln, zwischen denselben auch, besonders während der Nacht, Einreibungen von warmem Fett oder von warmem Ool. Bei der Anwendung dieser Mittel muss man jedoch nicht allein die Contrahirten Sehnen im Verlaufe des Schienbeins berücksichtigen, sondern sie auch in den Fällen, wo die obern Theile der Glied-maassen mitleiden, auf diese appli/.iren. Ausserdem ist es von Wichtigkeit, dass die Thiere jede heftige Anstrengung der leidenden Glied-maassen vermeiden und namentlich die leidenden Sehnen nicht mit Gewalt ausdehnen. Man lässt ihnen deshalb Hufeisen mit erhöhten Stolleu unterlegen und diese erst allmälig wieder verkürzen, so wie das Sehnen-leiden sich durch die übrigen Mittel vermindert. Ist dieses der Fall, so kann man auch das von Prinz') vorgeschlagne sogenannte Schnabeleisen anwenden, um durch dasselbe die Thiere zum verstärkten Durchtreten im Fesselgelenk zu zwingen. Fruchten diese Mittel nichts, oder ist die organische Veränderung der Sehnen in einem bedeutenden Grade vorhanden, so unternimmt man am besten ohne weitern Zeitverlust die Durchschneidung (die Tenotomie ') der contrahirten Sehneu. Dieselbe wird an derjenigen Sehne gemacht, welche am meisten leidet, und nötliigenfalls an zwei oder an allen drei Beugesehnen. Man wählt zur Operation am liebsten die Gegend der Mitte der Länge des Schienbeins, um den Synovial-scheiden an den Gelenken auszuweichen, und macht sie am besten an oder unter der etwas verdickten Stelle der Sehne,—übrigens ziemlich gleichgültig an der Innern oder an der äussern Seite dos Gliedes. - Die Ope-
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1)nbsp; nbsp;Am angezeigten Orte, S. 13.
2)nbsp; Von ti tirwp, die. .Seine, und to/iij, der Schnitt. - Weiteres iu der Schrift von Prinz, im t/Sag, für Thicrhcilk. Bd. VII. S. :!0.'! und - Gurll und Hcrlwig, Chirurgische Amitomio uul Operalionslehre für Thierärzte. Berliu I8t7. S. 189.
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()66nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Verkürzung der Uuskeln und Söhnen. Stelzfuss.
ration selbst kann in zweifacher Weise ausgeführt werden, nämlich entweder durch den sogenannten offenen oder durch den snbcutanen Sehnenschnitt. Bei dein erstem wird an oder unter der am meisten kranken Stelle der Sehne ein circa ö Ceutim. langer Schnitt in der Liln-genrichtung der Seime durch die Haut gemacht, dann eine Hohlsonde unter die zu durchschneidende in der ganzen Breite derselben geschoben und auf ihr mittelst eines Knopfbistonris die Sehne, mit möglichster Vermeidung der neben ihr liegenden Gefllsso und Nerven, durchschnitten. Letzteres wird sehr erleichtert, wenn mau in dem Momente der Durch-schneidung den Fessel möglichst stark nach vorn strecken und hierdurch die Beugesehnen anspannen Itlsst. — Bei der subeutanen Durchschneidung scheert man an der Operationsstelle die Haare von der Haut auf einer Fläche von circa einem halben Quadratzoll ab; darauf verschiebt man die Haut von der Operationsstelle ein paar Linien weit nach vorn oder nach hinten und durchsticht sie mit einem schmalen, nur etwa :gt; Millim. breiten, spitzigen Messer mit abgerundeter Spitze und schiebt dasselbe, flach gegen die Sehne gerichtet, unter derselben quer hindurch bis zu ihrem andern Bande. Dies geschieht am besten, wenn man durch einen Gehilfen in diesem Momente den Fessel zurückbeugen und hierdurch die Sehne erschlaffen iilsst. Dass man mit der Spitze des Messers völlig unter der Sehne hindurch bis zum entgegengesetzten Rande derselben gelangt ist, kann man durch Anlegen der Fingerspitzen der linken Hand an diese Stelle deutlich fühlen. 1st dieses der Fall, so wendet man das Messer zur Hallte um seine Achse, so dass die Schneide gegen die betreifende Sehne gerichtet wird, hält es in dieser Richtung mit fester Hand, lässt nun durch den Gehilfen den Fessel und Huf nach vorwärts strecken und drückt, indem man das Messer zugleich allmälig aus der Wunde zurückzieht, seine Schneide in die Substanz der Sehne ein und durchschneidet sie Dass die völlige Trennung der Sehne geschehen ist, giebt sich durch das Auseinanderspringen der Sehnenenden und durch einen gewöhnlich laut hörbaren Kuck zu erkennen, ausserdem entsteht au der Operationsslelle eine bald grössere, bald kleinere Lücke, welche man von aussen durch die Haut deutlieb fühlt, und zugleich wird die früher gehemmte Bewegung im Fesselgelenk viel freier, so dass die Thiere bei dem Treten auf den kranken Fuss auch wieder im Fessel ziemlich vollständig durchtreten können. Nach geschehener Durchschneidung macht man in denjenigen Fällen, wo zwei oder alle drei Sehnen leiden, mit den Händen an dem Hufe und Fessel einige Bewegungen, und wenn die Nachgiebigkeit in dem Gelenk nicht nach Wunsch erscheint, versucht man selbst durch starkes Beugen und Strecken die Ausdehnung der Sehnen zu vervollständigen; gelingt dies aber nicht und ist der Frfolg überhaupt zu schwach, so kann mau an derselben Stelle noch die, zweite oder nöthigenfalls die dritte Sehne durchschneiden. In der Regel beginnt man die Operation an der Sehne des Hufbeinbeugers, weil diese am meisten leidet; und sehr oft erreicht man durch sie den Zweck ganz genügend; ist letzteres uichl der Fall, so durchschneidet man auch den Kronenbeinbeuger und im äussersten Falle erst die Sehne des Fesselbeinbeugers. Nach der üperatiou legt man auf die Wunde einen etwa fingerdicken Tampon von Werg, darüber eine Binde (sehr zweckmässig einen Gypsverband) um das ganze Schienbein vom Fessel bis zum Kniegelenk, Die Thiere werden im Stalle in möglichster Buhe gehalten, ma-
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Coutraktur des Spannmuskels der sehnigen ScLcnkolbindo
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ger gefuttert und bei eintretenden heftigen Entzündungszufällen macht man kalte Umschläge von Wasser oder Blciwasser. Der Verband bleibt durch fünf bis sechs Tage ruhig liegen, wenn nicht Eiterung oder andere Zufälle ein früheres Abnehmen desselben verlangen. In der Regel erfolgt nach subcutauem Schnitt die Heilung ohne Eiterung; es ergiesst sich bei der Operation Blut in die Sehnenscheide, bald darauf tritt Ansschwitzung von Faserstoff hinzu und aus beiden Materialien bildet sich eine Art Sehnennarbe, welche die ganze Lücke zwischen den beiden Enden der durchschnittenen Sehne einnimmt, mit denselben fest zusammenhängt und so gleichsam eine Verlängerung der Sehne bildet. Dieser Regenerationsprocess verläuft bei Pferden in etwa 3 NYochen, bei kleinen Thieron in Zeit, von 10—12 Tagen. Die Thiere können gegen das Ende dieser Zeit wie gesunde zu leichter Arbeit benutzt werden, zu stärkeren Anstrengungen aber erst in etwa 14 Tagen bis 3 Wochen später. Zuweilen bleibt für einige Zeit eine ungleiche, etwas zuckende oder schleudernde Bewegung des Gliedes bei dein Aufheben desselben bemerkbar, späterhin verliert sich aber dieselbe gänzlich.
d)nbsp; nbsp;Die Contraktnr der Strecksehne der vorderen Fuss wurzel und des Schienbeins ist in einzelnen Fällen an Pferden beobachtet worden In einem Falle war die Sehne zugleich in einer Länge von 6 Cm. verknöchert. — Die Thiere können das Knie nicht beugen, der Fuss ist steif, die Sehne iibermässig gespannt, der Gang geschieht mit steifem Aufheben und eben solchem Fortbewegen des Fusses. Ursachen sind mechanische Verletzungen. Die Hilfe besteht in erweichenden Mitteln, und sicher in der subeutanen Durchschneidung der Sehne.
e)nbsp; nbsp;Die Coutraktur des Spannmuskels der breiten Schenkelbinde ist zuweilen bei Pferden beobachtet worden. Dieselbe äussert sich dadurch, dass die Thiere bei dem Gehen den Fuss zuckend im gestreckten Zustande sehr hoch aufheben, so dass der Huf zuweilen bis gegen die Brust gezogen wird und bei der örtlichen Untersuchung findet man an keinem anderen Theile desselben etwas Abnormes als an dem Tensor fasciae latae, welcher in seinem Verlauf von dem äusseren Darmbeinswinkel zu dem Oberschenkel sehr gespannt und dick hervortritt, weit mehr als dies an dem anderen Fuss der Fall ist.
Die Ursache dieses Zustandes ist nicht bekannt, doch scheint er zuweilen eine Folge von Rheumatismus zu sein.
Die BeurthelluDg ist günstig zu machen, weil diese Spannung und die unregelmässige Bewegung vermittelst der Dnrchschneiduug des Muskels gehoben werden kann. — Diese Operation wird an dem liegenden Pferde auf die Weise ausgeführt, dass man zunächst den betreffenden Fuss mittelst eines um das Schienbein gelegten Strickes möglichst weit nach der Brust zu in die Höhe zieht, dann ungefähr in der Mitte des Muskels einen circa einen Zoll langen Querschnitt macht, den Muskel dann in derselben Länge vorsichtig bis auf die sehnige Ausbreitung durchschneidet, hierauf aber eine llohlsnnde nach vorn bis zu seinem vorderen Rande führt und mittelst eines Knopfbistouris an diesem Theile subentan vollständig durchschneidet und hiernach mit dem hinteren Rande ebenso verfährt. Man zieht dann die Hautränder gegen einander und legt ein Heftpflaster nbor die Wunde, um die Einwiikung der Luft abzuhalten. Fine Nachbehandlung ist nur in dem Falle erforderlich, wenn Eiterung entstellt und der Liter sich unter der Maut versenkt.
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068nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Couliiiktiir einzelner S bweifmuskeln.
In dicsom Falle macht man entweder eine Qegenöffnung, odor man spaltet von der Querwunde ans sie bis zu dem Ende der entstandenen Höhle auf.
f) Contraktur einzelner Schweifmuskeln. Es kommt nicht selten vor, dass bei Pferden die Schweifrübo in schiefer Richtung oder verkrümmt nach der einen oder der anderen Seite getragen wird.
Diese Verkrümmung kann entweder in krankhafter Thätigkeit der Muskeln oder auch in fehlerhafter Verbindung der Schwanzwirbel unter einander begründet sein. In ersterer Hinsieht besteht jedenfalls eine zu starke Wirkung einzelner Muskeln im Verbältniss zu der Wirkung der Muskeln an der anderen Seite; aber diese, bloss verhältnissmässig stärkere Wirkung ist nur in manchen Fällen in wirklieh krankhafter Con-traktion, zuweilen aber entgegengesetzt in Verwundung, Erschlaffung oder Lähmung begründet. In' Hinsicht auf die Wirbel können Brüche, Verrenkungen. Verwachsungen und Exostosen die Veranlassung sein. Die letzteren Zustände sind immer an Erhöhungen, Steiligkeit oder zu grosser Beweglichkeit einer Stelle iS. 505) leicht, dagegen aber die dynamischen Verhältnisse der einzelnen Muskeln gewöhnlich schwer zu erkennen. Man sieht bei den letzteren die Schwanzrübo bald in horizontaler Linie, bald über oder unter dieselbe seitlich verkrümmt und zwar die eigentliche Krümmung bald an der Wurzel, bald in der Mitte oder näher der Spitze. Zuweilen ist sie dabei theilweis um ihre Längenachse gedreht, so dass z. B. die untere Fläche an der Seite steht. Manche Pferde zeigen die, Verkrümmung beständig, auch bei dem Stillstehen, andere nur, wenn sie im Affekt sind oder wenn sie schnell laufen. Will man die Rübe in entgegengesetzter Richtung beugen, so findet man viel Widerstand und oft gelingt es nur sehr wenig oder auch gar nicht; dabei fühlt man bei krankhafter Kontraktion die betreffenden Muskeln sehr gespannt, und wenn eben dieser Zustand allein besteht, fühlt und sieht man von den vorhin genannten Abnormitäten der Wirbel keine Spar. Bei Erschlaffung oder Lähmung einzelner Muskeln findet man dieselben schlaff, selbst ohne Empfindlichkeit und zuweilen geschwunden.
Als Ursachen sind nur in einzelnen Fällen vorausgegangene Verletzungen und Quetschungen bekannt geworden; oft scheint der Zustand in ursprünglich ungleicher Entwickelung der Muskeln zu beruhen.
Die Beurtheilung ist in sofern günstig, als dieser Zustand nur als Schönheitsfehler besteht; hinsichtlich der Heilung ist sie aber zweifelhaft, da man zwar mittelst Durchschneidung der leidenden Muskeln die Contraktur derselben an einer Stelle beseitigen, aber niemals im Voraus bestimmen kann, in wie weil hierdurch auch die schiefe Stellung gehoben werden wird. Oft gelingt dies vortrefflich, in anderen Fällen nur zum Theil, und zuweilen ist die Wirkung des Durchschneidens sogar zu stark und in Folge dessen wird der Schwanz zur entgegengesetzten Seite gezogen.
Die Hilfe besteht in der offenen oder der subeutanen Durchschneidung der zu stark kontrahirten Muskeln. Dieselbe wird, je nach dem Sitze der Contraktur, an den Aufhebern, an den Scitwärtsziehern oder den Niederziehern zunächst an der Stelle unternommen, wo man die Contraktion am stärksten fühlt, oder wo die grösste Einbiegung besteht, und, — wenn letztere hiernach mittelst l'nterstützung der Hände nicht
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Verkrümmung (leu Schwanzes.
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sogleich zu beseitigen ist, cluvclischnoidot man dieselben Muskeln an noch einer Stolle 4—.') Om. vor oder liintor ersten, wo sich eben noch die Contraktur am stärksten zci^t. Oci Kiiiiiinuin^en nach oben inu.ss man zuweilen, wenn die Aufheber vergeblich durchschnitten worden sind, auch noch die Seitwärtszieher durchschneiden, weil diese Muskeln zum Theil mit jenen zugleich wirken.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Vor der Durchschueidung müssen
die Haare so eingeflochten werden, däss man zu den betreffenden Stellen ohne llinderniss gelangen kann. Die Thiere können bei der Upe-ration stehen oder besser liegen. 13ei dem Durchschneiden mit offenem Hautschnitt wird die Haut quer über dem Muskel und in der ganzen Breite desselben durchschnitten und dann ebenso der Muskel bis auf die Wirbel. Bei dem subeutanon Durchschneiden verführt man im Wesentlichsten so, wie es im Vorhergehenden bei der subeutanen Sehnenlaquo; durchschneidung angegeben worden ist. Nach der Operation legt man auf die Wunde einen massig derben Wergtampon und darüber eine Binde massig fest an; und bei dem offenen Schnitt verbindet und verführt man ganz so, wie dies hei den Verwundungen der Sclnveifrübe (S. -US) angegeben worden ist. Hierauf befestigt mau, nachdem das Pferd in den Stall gebracht worden ist, an die Schwan/spitze das vordere Ende einer Schnur, welche über an der Docke des Stalles befestigten Kolleu läuft und am hinteren Ende mit einem Gewicht vorsehen ist (S. 443). Die Rollen können hier etwas von der .Mittellinie entfernt an der Seite angebracht werden, welche der bisher bestandenen Ver-krümmung des Schwanzes entgegengesetzt ist. Dor Vorband bleibt nur durch 24 Stunden liegen. Die übrige Nachbehandlung geschieht nach allgemeinen Kegeln.
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Eilfte Classe. Verwachsungen und Verschliessungen.
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Eivstcr i\l)schititt.
Von den Verwachsungen im Allgemeinen,
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Acu.sserliclie Verwachsungen verschiedener Organe unter einander und laquo;ben so Verwachsungen der Wände hohler Organe mit einander kommen hald vollständig, bald unvollständig vor und bilden an den erstem Organen die Adhäsionen und Conglutinationen, an den letztern aber die Synechieen1) und Atresieen.2) Beiderlei Znstände sind nieh-rentheils die Folge von vorausgegangenen Entzündungen, zuweilen aber auch angeboren.
Man erkennt im Allgemeinen die Verwachsungen der erstem Art an der gehinderten oder verminderten Beweglichkeit der Tlieilc und zuweilen an hieraus entstellender Spannung, Verkürzung und unregelmässiger Stellung der betreffenden Theile, die Verwachsungen der andern Art aber an den Störungen, welche aus dem gehinderten Durchgänge von Blut oder andern Säften, oder von Exkrementen, je nach Art dos Theils, entstehen, und /.uweilen auch, wenn die Organe oberflächlich liegen, sieht und i'üiiit man die Verschliessung ihrer Oeffmnigon oder der Kanäle.
Die Beurtheilung ist, je nach der Vollständigkeit der Verwachsung und je nach der Wichtigkeit des betreffenden Organs, nach der Lage desselben und nach der hierdurch bedingten Möglichkeit, eine kunst-mässige Trennung und Eröffnung der verwachsenen oder verschlossenen Gebilde zu bewirken, in den einzelnen Fällen sehr verschieden und es muss deshalb auf die folgcndon Capitcl hingewiesen werden.
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1)nbsp; /} cuvixciu, die bleibende Verbindung oder Verwachsung der Theile, von Gvi1, mit, zusammen, und f^araquo; haften oder haiton.
2)nbsp; Mangel der nonnaleii Ocifmingen, besonders im After und an den Genitalien. Von uioi^oc, eine natürliche Oell'nung niclit habend.
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Verwachsung des ilussern Geliörgange!quot;. Rohandlung.
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Die Behandlung ist im Allgemeinen darauf gerichtet, die entstandenen Verwachsungen auf mechanische Weise wieder zu trennen, oder die? verschlossenen Mündungen künstlich zu öffnen und dann in beiden Fällen den Vernarbungsprozess so zu leiten, dass nicht neue Zusammenklebungen und Verwachsungen entstehen, — was jedoch in den meisten Fällen sehr schwierig ist.
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Zweiter Absclinitl.
Von den Verwachsungen im Speeiellen.
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Erstes Capltel.,
Vorwaclisuugen des ilussern Gehörgangea.
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Wirkliche Verwachsungen des aussern Gehörganges kommen zuweilen bei solchen Hunden vor. denen man auf eine barbarische Weise die
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Ohnnnschel bis nn die Haut
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#9632;hnitten, oder auch ihnen dieselbe
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ausgedreht hat. Die Wnndränder dor Haut verlängern sich hiernach all-mälig immer mehr nach dein Centrum und wachsen zuletzt vollständig zusammen. Hie Thiere zeigen hierbei .Minderung oder auch gänzlichen Verlust des Gehörs, je nachdem nur ein Ohr oder beide in der bezeichneten Weise leiden; dabei sammelt sich in dem üussern Gehörgange das Ohrenschmalz allmälig in solcher .Menge an, dass es die über ihr gewachsene Haut etwas, zuweilen fast halbkugelig hervortreibt; die so hervorgetriebeae Stelle ist elastisch gespannt und zuweilen bei der Berührung schmerzhaft, in manchen Fällen fehlt aber auch die Schmerzhaft igkeit.
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Die Beurtheilung eben, da die Heilnn
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dieses Zustandes ist ziemlich günstig zu ma-, wenngleich zuweilen sehr mühsam, zu bewir-
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ken ist.
Die Behandlung verlangt zunächst die künstliche Eröffnung des Gc-börganges. Man bewirkt dieselbe auf die Weise, dass man die in die Hohe gedrängte Haut auf ihm mittelst eines Arterienhakens erfasst, recht stark vom Kopfe abzieht und sie dann mit einem recht scharfen Messer quer abschneidet, oder auf die Weise, dass man in sie einen Kreuzsclmitt macht und dann die vier hierdurch gebildeten Hautlappen am Rande des Guhörganges abschneidet. Gleich nach dem Durchschneiden der Haut dringt das Ohrenschmalz in grosser Masse hervor und kann mittelst eines Schwammes vollständig entfernt werden. Die Heilung erfolgt durch bald eintretende Eiterung und Granulation; aber leider wächst die letz-
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()72nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Verwachsungen dor Augenlider.
teve fast immer wieder schnoll nach dem Oentrum zu vor und in Folge dessen droht eine neue Ueberwachsnng des Gehörganges. Man nuiss deshalb zeitig solche Mittel anwenden, welche den Wundiaiul zusaininen-sebrumpfen und austrocknen, um baldigst -eine harte Narbe zu erzeugen. Für diesen Zweck ist der Bleizucker und der Bleiessig, der Alaun, der -Eisenvitriol u. s. w. zu benutzen; aber fast immer erreicht man durch diese Mittel denselben nur unvollständig und eben so nutzen Aet/.nüttel mir sehr wenig; man ist vielmehr oft genöthigt, das Messer zu wiederholten Malen anzuwenden. Nach mehreren fruchtlosen Bemühungen ist es mir zuletzt noch am besten dadurch gelungen, den Gehörgang dauernd orten zu erhalten, wenn ich den llautrand nach unten oder innen umgebogen und mit Heften zusammengehalten hatte, so dass die Oeffifung rund herum mit behaarter Oberhaut umgeben war.
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Zweites Capltel.
Die Verwachsung der Augenlider mit einander und mit dem
Augapfel.
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Verwachsung der Augenlider kommt in verschiedenen Graden, im Ganzen jedoch nur selten vor. Dieselbe besteht zuweilen nur an einer Stolle der Ränder, in andern Fallen erstreckt sich die Verwachsung in der ganzen Länge dieser Ränder und in noch andern Fällen ist die innere Flache des einen oder beider Augenlider mit dem Augapfel stellenweis oder vollständig verwachsen. In dem eisten Fall sind die Augenlider von Natur vollständig entwickelt, ihre Ränder sind gehörig ausgebildet und die Trennungslinie /wischen ihnen ist deutlich vorhanden; an einer Stelle kann man beide Augenlider von einander ziehen, dabei einen Theil des Augapfels sehen oder mit der eingeführten Sonde fühlen und mit der letztern auch frei über die ganze Fläche des Augapfels zwischen ihm und den Lidern herumgleiten; der Augapfel selbst ist hierbei in der Regel vollständig entwickelt und gewölbt. — Bei der vollständigen Verwachsung der Augenlidränder findet mau die Augenlider ebenfalls gehörig ausgebildet und ihre Gränze gehörig angedeutet; man kann sie mit den Kingern oder mit der Pinzette leicht in eine Falte erheben und auf dem deutlich fühlbaren Augapfel verschieben. — Bei der Verwachsung der Augenlider mit dem Augapfel (Symblepharon') ist gewöhnlich die Tren-nungsliuie zwischen den beiden Augenlidern nicht rocht deutlich vorhanden, der Augapfel kleiner, als im normalen Zustande und die Haut der Augenlider ist daher mehr nach der Höhle zu zurückgezogen; will man sie in eine Falte erheben, so gelingt dies wenig oder gär nicht.
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1) Von Guy, zusammen, und w ßktyiuqiuv, das Augenlid.
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Verwachsung der Augenlider.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 0715
Die Ursachen sind entweder Entzündungen, namentlich imcli der Kin-wirkung ätzender Mittel und nach dem Verbrennen, — oder der Fehler ist angeboren, namentlich die vollständige Verwachsung der Augenlider mit dem Augapfel,
Die Beurtheilung ist bei nur theilweiser Verwachsung der Augen-lidränder immer günstig zu machen, da hier die Trennung durch Knnst-httlfe leicht zu bewirken ist; doch liisst sich im Voraus nicht immer mit Sicherheit versprechen, in wieweit dabei das Sehen wieder hergestellt werden wird, da mau vor der Trennung den übrigen Zustand des Augapfels nicht immer deutlich erkennen kann. — Auch bei der vollständigen Verwachsung der Augendlidränder ist hinsichtlich der Beseitigung dieses Zustandes eine gute Prognosis zu machen, im Uebrigen aber muss ebenfalls die Beurtheilung bis nach beendeter Operation zurückgehalten werden. — Bei dem Symblepharon ist die Prognosis sehr unsicher, namentlich in denjenigen Fällen, wo der Fehler in ursprünglicher Bildung begründet und der Augapfel klein und unvollstäiiig entwickelt ist; im letztern Falle nutzt die Trennung der verwachsenen Gebilde wegen des mangelhaften Zustandes des Sehorgans gar nichts und selbst der Schönheitsfehler wird durch die Operation nur wenig gemindert; aber auch selbst in den Fällen, wo der Augapfel gehörig entwickelt und das Uebel durch Entzündung und Verletzung herbeigeführt ist, kann man nicht wissen, ob und in welchem Grade die durchsichtige Hornhaut verdunkelt ist?
Die Behandlung besteht in operativer Trennung der verwachsenen Gebilde. Man verrichtet dieselbe bei der theilwoisen Verwachsung der Augenlidränder so, dass man in die vorhandene kleine Oeft'nung ein feines, mit mildem Oel bestrichenes Knopfbistourio einführt, die Schneide desselben gerade unter die Trennungslinie' der beiden Augenlider leitet, letztere in entgegengesetzter Richtung auseinander ziehen lässt und dann mit wiederholten kuizen Zügen des Messers von innen nach aussen die Trennung der Augenlider au ihrer natürlichen Gränzo bis zu dem Winkel derselben bewirkt. Besteht auch nach dem andern Winkel zu die Verwachsung, so setzt man das Messer nach den ersten Schnitten auch in der Richtung nach dem andern Winkel ein und vervollständigt hier die Trennung in ähnlicher Weise. — Bei der völligen Verwachsung der Augenlidränder hebt man beide Augenlider in eine quer über dieselbe kaufende Falte auf, schneidet auf dieser Falte an der Gränze zwischen Augenliedern eine kleine Oeffnung, bringt in dieselbe das mit Oel bestrichene Knopfbistouri und verfährt dann so, wie im Vorstehenden angegeben ist. — Bei der Verwachsung der Augenlider mit dem Augapfel bewirkt man zuerst auf die im Vorstehenden angegebene Weise die Trennung der Augenlidränder von einem Winkel bis zum andern. Hierauf bringt man zwischen das obere Augenlid und den Augapfel eine Sondo und sucht damit die geringern Adhaesionen zu trennen; ist aber völlige feste Verwachsung zugegen, so beugt man den Rand des Augenlides mit der linken Hand ein wenig nach aussen um und löst dann mit dem Knopfbistouri die adhaerirenden Stellen von dem Augapfel ab, indem man das Messer mit seiner Fläche an dem letztem sanft vorwärts schiebt und dabei das Augenlid vor dem Messer sanft in die Höhe zieht. Sollte die Verwachsung eine so innige sein, dass man keine Gränze zwischen dem Augapfel und dem Augenlid erkennen kann, so lässt man bei die-
Hiiiiiwio, Oblrurgle, 3. Aufl.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 43
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674nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Vevwaohsung der Pupille.
scr Trennung lieber eine dünne Scliicht von der Bindehaut auf dem Augapfel sitzen und betupft dann die Stellen, wo dies der Füll ist, mit Lapis infernalis. Die gewöhnlich nur geringe Blutung wird mit kaltem Wasser gestillt, hiernach aber ein schleimiges Augeuwasser fleissig angewendet und die Augenlider müssen öfters mit den Fingern gelind hin und her bewegt werden, um neue Verwachsungeu zu verhindern.
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Drittes Capitel.
Die Verwachsung der Pupille (Synechia papillae).
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Die Pupille bleibt in einzelnen seltenen Füllen bei jungen Thieren über die sonst von der Natur hierzu bestimmte Zeit durch die sogenannte Papillenmembran verschlossen, und in andern Fällen verwächst sie theilweis oder ganz in Folge von heftigen Innern Angenontzündun-gen, namentlich bei der Mondblindheit der Pferde.
Dieser krankhafte Zustand ist leicht zu erkennen. In dem zuerst bezeichneten Falle ist zwar die Pupillar-Oeffnung in der Iris vorhanden, aber sie erscheint Aveisslich und undurchsichtig; und in dem zweiten Falle fehlt sie gänzlich; dabei fehlt in beiden Fällen das Sehvermögen.
Die Beurtheilung ist bei dem Zurückbleiben der Pupillenmembran günstig zu machen, indem dieselbe durch Operation zu trennen und das Sehvermögen herzustellen ist; bei der seeundären Verwachsung lässt sich ein bestimmtes Urtheil kaum abgeben, da die auch hier hülfreiche Operation an und für sicli weit schwieriger und eingreifender ist, als im er-steren Falle und da ausserdem mit der Verwachsung gleichzeitig auch andere organische Veränderungen in der hintern Augenkannner entstanden sein können, weiche vor der Operation aber nicht zu erkennen und zu beurtheilen sind (Siehe Augenentzündungen).
Die Beseitigung des Fehlers kann, besonders wenn er noch neu ist, auf diese Weise versucht werden, dass man durch Atropin eine möglichst grosse, gewissermaasscu gewaltsame Erweiterung der Pupille und hierdurch möglicherweise die Trennung der bestehenden Adhaesionen bewirkt. Man streicht für diesen Zweck eine Auflösung von 0,00 oder von Belladonna-Extrakt 0,12 in 10 Tropfen Wasser), mittelst eines Federbartes oder eines Pinsels mehrmals nach Zwischenzeiten von 5 Minuten auf den Augapfel. Ist nach einer Stunde der Zweck nicht erreicht, so besteht die Hülfe bei der angebornen Verwachsung nur in der Abtrennung der Pupillenmembran. Hierzu muss das Thier niedergelegt und gehörig fixirt werden, wie zu der Operation des grauen Staar; hierauf macht man am besten am obern Kaiule der durchsichtigen Hornhaut einen etwa 4 Millim. langen Einschnitt, führt in denselben ein kleines Häkchen in die vordere Augenkammer und bis in die genannte Haut, ergreift dieselbe, dreht dann das Häkchen einige Male um seine Längenachse und zerreisst auf diese Weise das Häutchen; der Rest verschwindet dann durch Resorption. Oder
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VerwAchsuug lies Aftersnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; G75
man führt durch don gemachten Hornhautschnitt eine lanzenförmige Staarnadol und schneidet mit derselben die Pnpillenmembran in der Mitte der Pnpille kreuzweis ein und Ciberlässt dann die ISeseitigung der ent-standeuen Lappen der resorbirenden Tliiltigkeit. — liei der wirklichen Verwachsung der Pnpillarränder mit einander müsste eine neue Pupille in der Art gebildet werden, dass man nach gemachtem llornliautschnitt mit einer scharfen Staarnadel durch denselben bis zu der verwachsenen Pupille eindringt und durch einen ovalen Schnitt, dessen Umfang der Grosse dor natürlichen Pupille entspricht, die Iris durchschneidet, dann die Nadel zurückzieht, dafür ein feines Häkchen einführt und mit demselben das uraschnittene Stückchen dieser Haut erfasst und herauszieht, — Die Nachbehandlung muss in beiden Fällen streng antiphlogistisch und ganz so, wie nach der Operation des grauen Staars, sein.
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Viertos Capitel.
Die Verwachsung des Afters (Atresia ani).
Die Verschliessung des Afters kommt als Fehler der ersten Eildung bei säninitlichen Säugcthieren zuweilen vor, am häufigsten bei Kälbern, und zwar in zwei verschiedenen Abstufungen. Bei dem mindern Grade dieser Verwachsung ist der Darm bis zum After vorhanden, seine Mündung nur mit der äussern Haut fiberwachsen. Man findet hier änsserlich an der betreffenden Stelle eine Andeutung des Afters, in Gestalt eines flachen Hinges, in demselben zuweilen die Haut von dem Koth etwas hervorgedrängt. Bei dem höhern Grade dieser mangelhaften Bildung fehlt das hintere Endstück des Darms bald mehr bald weniger, so dass es nicht bis an die Afterstelle reicht, sondern zwischen ihm und dieser Stelle eine mit Zellgewebe ausgefüllte, 2 bis mehrere Centitn. lange Lücke bleibt. In diesem Falle ist entweder gar keine oder nur eine geringe Spur von dorn After vorhanden und man findet das Ende des Darms erst nach gemachter äusserlicher Oeffnung mehr oder weniger tief im Becken als einen mit Koth angefüllten blinden Sack. Aussei- diesem örtlichen Befunde bemerkt man bei den betreffenden Thieren in längerer Zeit nach der Geburt keine Ausleerung von Exkrementen; den Thieren treibt der Leib auf, sie lassen vom Saugen ab und zeigen mehr oder weniger heftige Leibschmerzen; durch diese Umstände, werden die Besitzer gewöhnlich erst zur Untersuchung und Wahrnehmung der mangelhaften Bildung veranlasst.
Die Beurtheilung ist nach der angedeuteten Verschiedenheit des Fehlers sehr verschieden. Bei der nur oberflächlichen Verwachsung der Afterinündung ist stets Hülfe zu schaffen und in der Regel das Thier zu retten, wenn die Hülfe zeitig genug gebracht wird; dagegen ist bei dem zweiten Fall in der Kegel wenig zu helfen und es ist deshalb am besten, dergleichen Thiere bäldigst zu tüdten, um ihnen weitere Qualen zu ersparen.
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67Gnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Verwachsung der Ifuttersoheide.
Die Behandlung beruht in der operativen Eröffnung der Aftermündung, die man bei der oberHiichlidien Verwachsung so bewirkt, daslaquo; mau die Haut in der Mitte der vorhin be/eiclmeten kreisförmigen Anf-WUlstung entweder mittelst eines Hiikcheus, oder mittelst der Pinzette erfasst, faltenartig hervorzieht und sie dann mit einem Messer oder mit einer öclioere flach abschneidet. Es ist besser, wenn die Oeffnung ein wenig zu klein, als zu gross gemacht wird, da man sie im erstem Falle durch das Einführen eines mit üel bestrichenen Fingers in die Wunde sehr leicht weiter ausdehnen kann und die Heilung besser erfolgt, als wenn zu viel Haut verloren gegangen und der Schliessmnskel eutblüsst worden ist. In manchen Fällen dringt nach dem Abschneiden der Hautfalte sogleich eine Menge schwärzlichen zähen Kothes (Meconhmi) aus dem Darm hervor, in andern Fällen aber wird der letztere noch durch eine Schicht von Zellgewebe verschlossen und man ist genöthigt, dasselbe mit der Pinzette und mit dem Messer wegzunehmen. Ist dies geschehen, so streicht man auf die Wundfläche sogleich Ceratum saturni und wiederholt dies auch in den folgenden Tagen täglich zweimal, im üebrigen ist die Behandlung nur auf äusserliche Reinigung beschränkt. — Bei der Verwachsung des Mastdarms innerhalb des Beckens muss zuerst die Haut an der Afterstelle durchschnitten, das Zellgewebe theils mit dem Messer, theils mit dem Zeigefinger getrennt werden, bis an das Darmende, worauf man dasselbe mit einem Troikar durchbohrt und nöthigenfalls die Oeffnung mit dem Finger erweitert. Nach erfolgter Kothentleerung legt man eine entsprechend dicke Wicke von Werg mit Gerat bestrichen in den Wundkanal und erneuert diesen Verband täglich zweimal bis Heilung oder der Tod eingetreten ist. Das Verfahren gilt nur als ein Versuch
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Fünftes Capitel.
Die Verwachsung der Mutterscheide und .dos Muttermundes (Atrosia vaginae et orilicii uteri).
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a) Die Mutterscheide ist bei einzelnen Stuten, Kühen und Hündinnen in einem so hohen Grade verengt gefunden worden, dass man kaum eine dünne Sonde durch sie bringen konnte; in anderen Fallen war sie in einem Theile ihrer Länge völlig verwachsen. Die Verengerung kann sich durch die ganze Länge des Organs erstrecken, doch findet man sie auch nur stellenweis und zuweilen so, dass hinter ihr (eigentlich vor ihr) eine durch Ansammlung von Schleim und Urin verursachte Erweiterung besteht; die vollständige Verwachsung aber kommt immer nur in dem zwischen der Harnröhrenmündung und dem Muttermunde befindlichen Theile zu Stande, da hinter jener Mündung der abgehende Urin sie bindert.
Diese Verengerungen und Verwachsungen sind bei niclit trächtigen Thieren gewöhnlich mit keinen besonderen Zufällen begleitet und sie
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Verwachsung dor Muttorscheiclc
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bleiben deshalb liiiufig unerkannt; doch sah ich bei einer Hündin bei einer grossen Verengerung am Eingänge der Scheide als Folge der Urin-ansammlung vor derselben ein fast beständig erfolgendes Abtröpfeln des Harns, fortwährende Besudelung der Hintersolionkel und urinösen Gestank entstellen, In allen Fällen konnton die Thiere die Begattung nicht vollziehen und in einigen zeigten sich Hindernisse bei dem Ge-bilren. Bei den deshalb vorgenommenen örtlichen Untersuchungen fand man die Scheide, wie oben angegeben, verengt, die Wunde verdickt und callös oder auch völlig verwachsen; und zuweilen ist auch die Scheidenklappe sehr vergrössert und mit ihren Rändern überall verwachsen.
Als Ursachen sind exsudative Entzündungen, veranlasst durch über-mässige Begattung, durch reizende Substanzen, durch Verletzungen bei der Geburt u. s. w. oder primitive Bildung zu betrachten.
Die Prognosis ist mehrentheils ungünstig, da diese Uebel schwer zu heilen, zuweilen selbst schwer zu vermindern sind, und wenige Thiere dabei zur Zucht benutzt werden können; tragende Thiere können bei dem Gebären sehr leiden, selbst in Folge der gehinderten Geburt sterben, wenn nicht zweckmässige Hülfe geleistet wird.
Die Hülfe ist auf die operative Erweiterung des Scheidenkanals oder auf die Trennung der verwachsenen Stellen angewiesen. Beides ist in den meisten Fällen sehr schwierig, besonders wenn die Wände callös sind und die Verwachsung auf einer längeren Strecke stattgefunden hat. In solchen Fällen, wo keine dringenden Zufälle bestehen, legt man in die verengte Scheide trockene Darmsaiten, welche man allmälig mehr und mehr von dickerem Durchmesser wählt und später geht man zu cylindrischen Stückchen von Pressschwamm über. Wenn durch die Verschliessung üble Zufälle entstanden sind, oder wo Callositäten oder eine zu gross gewordene und verwachsene Scheidenklappe vorhanden sind, durchschneidet mau die verengten Stellen u. s. w. vorsichtig, d. h. so, dass die Harnröhre, die Blase und der Mastdarm nicht verletzt werden; und bei Verwachsungen der Wände der Scheide selbst bewirkt man ebenso vorsichtig mit dem Messer die Trennung der betreffenden Stullen. Dies ist schwer auszuführen, da mehrentheils die Schleimhaut etwas verdickt und ihre Gränze nicht überall deutlich zu erkennen ist; mau kann deshalb Verletzungen ihrer Substanz nicht gut vermeiden, dieselben sind aber von keiner Wichtigkeit. Die hierbei entstehende Blutung wird durch kaltes Wasser gestillt. — Nach der Operation hat man dafür zu sorgen, dass die Theile nicht wieder vorwachsen, — wozu hier immer eine grossc Neigung besteht Man streicht deshalb bald nach der Blutstillung das Ceratura plumbicuni etwas reichlich in die Scheide oder man legt einen Wergpfropf von angemessener Dicke und mit der Salbe bestrichen in dieselbe und wiederholt dies täglich, bis die Entzündung vorüber oder die Vernarbung der verletzten Stellen geschehen ist.
b) Die Verschliessung des Muttermundes ist bei Kühen ziemlich oft, bei Stuten selten und bei anderen Thieren fast gar nicht gefunden worden. Der krankhafte Zustand besteht entweder in einem festen Zusammenkleben der inneren Fläche des Muttermundes durch plastische Exsudate oder in einer festen Verwachsung, wobei sich seine Bänder zuweilen in callöse oder selbst knorpelige Masse umwandeln. Bei nicht eben gebärenden Thieren entstehen gewöhnlich aus einer
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G78nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Verwachsung ilor Mutlorscheide.
solchen Verschliessung keine besonderen KranWicits-Symptome und man kann sie daher nur vcnnutlien, wenn die Thiere mehrmals sich zur Zeit der Brunst fruchtlos begattet haben und wenn andere Ursachen der Unfruchtbarkeit nicht nachzuweisen sind. Bei der örtlichen Untersuchung durch die Scheide findet man dann die Verschliessung des Muttermundes in der angedeuteten Verschiedenheit; bei der blossen Verklebung desselben sind seine Ränder weich und man kann nach und nach durch gelind bohrende Bewegung des beölten Fingers in sie eindringen; — bei fester Verwachsung, bei Knorpelbildung oder anderweitiger Entartung kann man nicht den Finger in den Muttermund bringen und letzterer fühlt sich hart an. — Bei gebärenden Thieren findet die gehörige Erweiterung des Muttermundes sehr spät, unvollständig oder gar nicht statt, und die örtliche Untersuchung zeigt den abnormen Zustand.
Ursachen sind mehrentiieils Verletzungen und entzündliche Kei-zungen bei vorausgegangenen Geburten; in manchen Fällen sind sie unbekannt.
Die Hülfe besteht bei der blossen Znsammenklebung des Muttermundes in der Eröffnung desselben durch das gelind drehende und drückende Eindrangen eines mit Fett oder Gel bestrichenen Fingers; — bei wirklicher Verwachsung und bei Entartung des Theiles muss aber die künstliche Erweiterung mit dem Messer bewirkt werden. Dies kann am stehenden oder liegenden Thiere auf die Weise geschehen, (lass man in den Fällen, wo man mit einer Fingerspitze eindringen kann, ein schmales Knopfmesser, welches von dem Zeigelhiger geleitet und von den übrigen Fingern gedeckt wird, oder ein Fistelmesser, oder ein verborgenes Bistouri in den Muttermund schiebt und denselben an einer oder zwei Stellen, am besten am oberen llande gegen 1—3 Cm. tief einschneidet, je nachdem die Dicke der callösen oder knorpeligen Masse ist. Die völlige Durchschneidung derselben erkennt man an dem Aufhören des harten Widerstandes gegen das Messer und beim Fühlen mit dem Finger. — Wenn es nicht möglich ist, mit einer Fingerspitze in den Muttermund einzudringen, so muss ein spitzes Messer, von den Fingerspitzen bedeckt, bis an ihn geführt, in die Mitte desselben eingestochen und von hier aus die Einschneidung der Ränder bewirkt werden. In beiden Fällen kann man die Erweiterung noch durch Ansein-anderdrängen mit den Fingern vervollständigen; bei gebärenden Thieren erfolgt sie gewöhnlich durch den von innen andringenden Foetus. Eine Nachbehandlung ist in der Regel nicht erforderlich; wo die Blutung heftig ist, stillt man sie durch massig fest eingelegte Tampons oder Schwämme, welche in kaltes Wasser getaucht sind.
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Thrombose- Vcrscliliessung dor Schenkel- u. a. Arterien.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;C79
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Sechstes Capitel.
Dio Tliromben und Embolien in den Arm- Becken- und Schenkel-artcricn, — die sogenannte Obliteration dieser Gefässe.
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Zahlreiche Beobachtungen habüii es gelehrt, dass die Arterien- und Venenwände im Innern der Gefässe durch Blut- und Faserstoffgerinsel an
verschiedenen Stellen rauh, verdickt, und dadurch die Gefässe in ihrem Lumen allmälig enger, zuletzt seihst gana verstopft werden können. Bei einem solchen Zustande wird der Durchgang des Blutes durch die betreffenden Gefässe, je nach dem Grade der Verengerung oder der gänzlichen Verstopfung, sehr vermindert oder auch gänzlich gestört, und in Folge dessen leidet die Ernährung derjenigen Theile, welche eben von diesen Gefässen mit Blut verseben werden .sollen; hauptsächlich aber leidet die Muskelaction, weil hei derselben eine grössere Menge Blutes, oder gewisse Bestandtheile desselben mehr verbraucht werden als im Zustande der Ruhe. Wenn nun diese Stoffe den Muskeln nicht in der nöthigen Menge zugeführt werden, so findet auch die Innervation unre-gelmässig oder gar nicht statt, — die Muskeln ziehen sich bei einiger Anstrengung des Thieres zuerst unvollständig, später unwillkürlich krampfhaft zusammen und sehr bald tritt eine Lähmung derselben ein, welche aber in der Kegel schnell vorübergeht.
Dieser Zustand ist an verschiedenen Gefässen, am häufigsten an den Schenkelarterien, seltener an den Becken- und Armarterien bei Pferden und in einzelnen Fällen auch bei Hunden1) beobachtet worden und hat immer jene merkwürdige Art von Lahmheit erzeugt.
Die mit dem Uebel behafteten Pferde zeigen im Zustande der Ruhe und bei dem Gehen im langsamen Schritt gewöhnlich nichts Abnormes, wenn sie aber 10 bis '20 Minuten im Trabe gehen müssen, fangen sie an, mit dem betreffenden Fuss mehr schleppende Bewegungen bei dem Aufheben zu machen und somit zu lahmen; nach und nach gehen diese Bewegungen in ein Zucken mit dem ganzen Gliede über, die Thiere kommen mühsam von der Stelle, der Angstschwoiss bricht ihnen am ganzen Körper aus, der Blick wird stier, das Athmen von Minute zu Minute mehr angestrengt und mit erweiterten Nasenöffnungen ausgeübt, der Puls sehr beschleunigt; unter diesen Erscheinungen werden die zuckenden Bewegungen an dem Schenkel immer heftiger und selbst dann unwillkührlich ausgeübt, wenn das Thier stillsteht. Bei noch weiterem Gehen tritt der höchste Grad des Leidens ein, das Thier ist nicht mehr vermögend, auf dem Fusse zu stehen, es knickt mit demselben zusammen und fällt auf die leidende Seite nieder. Im Liegen stöhnt es, wie wenn es Schmerzen empfände, aber nach wenigen Minuten lassen die Erscheinungen der Aufregung allmälig nach, eben so die Zuckungen in dem leidenden
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1) Gurlt, Katalog dos Museums der K, Tliierarzncischule zu Berlin. Im Ma-gar,in für Thierheilk. Jahrg. 33, S. 22.
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680nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Thrombose. Verschlicssung dor Schenkel- u, a. Arterien.
Schenkel, und nach 5 bis 10 Minuten steht (Las Thicr wieder auf und kann bald darauf im Schritt wieder regelmüssig gehen. Diese Anfälle wiederholen sich jedes Mal, so oft man das Thier im schnellen Lauf durch einige Zeit gehen lässt und je öfter das geschieht, um so starker werden sie; dagegen treten sie in etwas minderem Grade ein, wenn das Thier durch einige Zeit gänzliche Ruhe gehabt hat.
Wenn der pathologische Zustand in der Annarterie besteht, so zeigen die Thiere dieselben Erscheinungen an dor betreffenden Vordergliedmasse.
Die angegebenen Erscheinungen sind nach den bisherigen Erfahrungen über diesen Gegenstand so bestimmte Symptome dos gehinderten Durchganges des Blutes durch die Arterien, dass man schon aus ihnen die Diagnosis mit ziemlicher Gewissheit machen kann; um jedoch völlige Sicherheit hierüber zu erhingen, macht man die Untersuchung noch durch den Mastdarm, indem man mit der hierzu nöthigen Vorsicht (hinsichtlich des Festhaltens, des Anlegens der Bremse, nöthigenfalls des Spannens der Hinterfüsse des Thiers) die mit Oel oder Schleim bestrichene Hand in den Mastdarm bis zur Theilung der Aorta einführt und sowohl dies Gefiiss, wie auch die beiden Arteriae crurales in ihrer ganzen Liinge an der oberen Seite des Beckens befühlt. Im gesunden Zustande findet man diese Gcfilsse in ihrer ganzen Länge elastisch-weich, regelmässig pulsirend und in einem der Grosse des Thiers angemessenem Umfange, auch kann man sie durch einen Druck mit den Fingern leicht comprimiven; dagegen bei der Verstopfung findet man sie an einzelnen Stellen, zuweilen auch in ihrer ganzen Länge als derbe, bandartige Stränge, ohne deutliche Pulsation und nicht mit den Fingern zusaminendrückbar; nur bei den mindern Graden der Verschliessung ist letzteres noch ein wenig möglich, und zugleich fühlt mau hier noch bei jedem Puls ein gelindes Zucken in dem Gefäss; zuweilen ist der umfang desselben auch vergrössert. — In einigen Füllen hat man bei der Untersuchung der Schenkelarterien und ihrer Zweige ausserhalb des Beckens — und ebenso der Armarterie, diese Gefässe weniger voll und schwächer pulsirend gefunden, als dieselben Gefässe an dem gegenüberstehenden gesunden Fasse; auch schien zuweilen die Temperatur geringer zu sein. — Bei der anatomischen Untersuchung der wegen dieses Uebols getödteten Pferde findet man die Becken- und Schenkelarterien, ebenso die Armarterie bald mehr bald weniger, und zuweilen auch den hintern Theil der Aorta und ihre Seitenzweige mit Faserstoffgerinnsel verstopft.
Bei einigen Pferden bestand das Leiden an beiden Füssen, jedoch gewöhnlich an dem einen mehr als an dem andern ausgebildet.
Als Ursachen hat man in einzelnen Fällen Aneurysmen der Aorta u. der Gekrösarterien1), atheromatöse, kalkige und andere Entartungen in den Gefässen, aus denen sich Theilchen ablösen, welche zu Embolien und Thromben den ersten Stoff geben, gefunden, —und wo dergleichen nicht bestanden, da hat man Erkältungen und Erschütterungen angenommen.
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1) Bollinger, Dr. Die Kolik der l'fcrdo und das Wurm - Ancurvsma. München 1870.
Bruckmiiller. Lchrb. der patholog. Zootomie der Hausthiere. Wien, 18(!9, S. 183, 184.
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Verwachsung dor Golonko.
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Die Beurtheilung ist stets ungünstig, weil das Uebel durch Kunst-hülfe nicht zu beseitigen ist.
Die Behandlung ist mit ontzündungswidrigen, auflösenden und ableitenden Mitteln der verschiedensten Art versucht worden, man hat namentlich mageres Futter, öfters wiederholte Abfiiliriaigsmittel und Aderlässe, innerlich das Kalomel und das .Jod, auf dem Kreuz scharfe Einreibungen und das glühende Eisen, auch die Elektrizität durch längere Zeit fortgesetzt angewendet, aber durchaus vergeblich.
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Sicbeutos Capltel.
Die Verwachsung der Gelenke (Anchylosis).
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Die Verwachsung der Gelenke kommt in zweifacher Weise vor, nämlich als vollständige oder wahre und als unvollständige oder falsche Anchylosis. Bei der ersteren wachsen die Gelenkenden der Knochen selbst mit einander zusammen, so dass zwei oder mehrere Knochen eine fest zusammenhängende Masse darstellen, bei der falschen Anchylosis sind aber blos die Gelenkbänder oft auch die Sehnen krankliaft verkürzt, verdickt oder selbst verknöchert und hemmen durch diese krankhafte Beschaffenheit die Bewegung der Knochen. Die Anchylosen können an allen Gelenken entstehen und sind namentlich an den sämmt-lichen Wirbeln, an dem Hinterhauptsgelenk, an den Hippen und an den Gelenken der Gliedmaassen gefunden worden; bei dem Spat, dem lleh-bein und der Hasenliacko gehören sie gewissermaassen zu dem Wesen dieser Krankheiten, und auch bei der Schale und der chronischen Huf-gelenk.slahniheit findet man sie sehr häufig.
Sowohl die wahren, wie auch die falschen Anchylosen entstehen leicht nach allen Veranlassungen, welche eine Entzündung der Beinhaut, oder der Synovialhaut der Gelenke, an den Gelenkknorpeln und Bändern erzeugen können. Mau findet sie daher am häufigsten nach rheumatischen Entzündungen, nach Verwundungen der Gelenke, nach Knochenbrüchen in der Nähe derselben, nach Verrenkungen und Verstauchungen u. dgl.
Ihre Erkennung im Allgemeinen ist immer leicht; man sieht die Bewegung in einem Gelenk gänzlich oder fast gänzlich aufgehoben und mit Hülfe der Hände ist dieselbe nicht herzustellen; man fühlt die Steifig-keit an der Stelle des Gelenkes und fühlt auch zuweilen die Gelenkbänder verhärtet, verdickt und nicht verschiebbar. Dagegen ist es in manchen Fällen schwer, die wahren von den falschen Anchylosen am lebenden Thiore zu unterschbiden,
Die Prognosis ist immer ungünstig, da man bei beiden Arten von Anchylosen nicht im Stande ist, eine Heilung, sehr selten kaum eine wirkliche Besserung des Znstandes herbeizuführen; höchstens kann man bei anfangenden falschen Verwachsungen eine geringe Minderung des Uebels bewirken.
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Cg-jnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Verwachsung dor Gelenko.
Dio Hülfe kann hiev durch lauwarme Fussbäder von Kali, durch Einreibungen von warmem Oel oder Fett, oder der grauen Merkurial-salbe, durch allmälig gemachte Bewegungen, und vermittelst Durchschneidung der am meisten gespannten Sehnen und Bänder versucht werden.
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Ueber die Verwachsungen des Kanals der Ohrspeicheldrüse siehe die Erweiterung dieses Kanals S. 046, über die Verschliessung der Drosselvene siehe die Entzündung derselben S. 151 u. f., — und über Verschliessung des Milchganges iu den Zitzen siehe Entzündung der Milchdrüsen S. 165.
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Zwölfte Classe. Fremde Körper und Zurückhaltung von Säften.
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Erster Abschnitt.
Von diesen Zuständen im lllgcniemen.
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Es kommt nicht selten vor, dass fremde Körper verscliiedener Art von aussen in den Thierkörper gelangen und in demselben krankhafte Zustände erzeugen, und ehon so kommt es vor, dass abgesonderte Säfte in einem Organe, namentlich aber in den Höhlen sich anhäufen und ebenfalls Krankheiten herbeiführen (z. B. sogenannte lletentionsgoschwülstc). Die von aussen eingedrungenen fremden Korper (Aflenthesen) gelangen entweder durch die Hautdecken in denselben oder sie finden ihren Eingang durch die verschiedenen natürlichen Oeft'nungcn desselben. Im erste-ren Falle können sie, je nach ihrer Grosse und Beschaffenheit, auch ver-hältnissmässig grosse Trennungen veranlassen und sie sind dann als blosse Complicationen der Wunden zu betrachten (S. 232); wenn sie aber sehr fein sind, so zieht sich die Haut nach ihrem Durchgange wieder zusammen, so dass keine offene Trennung wahrzunehmen ist, und die fremden Körper bewirken dann im Zellgewebe, in den Muskeln u. s. w. Reizung, Schmerz, Entzündung, Eiterung, zuweilen auch Convulsionen u. dgl. und stellen somit gewissennaassen selbstständige Leiden dar. — Die durch die Mündungen der Hohlen eingedrungenen fremden Körper wirken, je nach ihrer Grosse und der Beschaffenheit ihrer Oberfläche, ebenfalls drückend und reizend, und je nach der Empfindlichkeit und der besondern Beschaffenheit des Organs geben sie auch Veranlassung zu eigcnthiimlichen Zufällen, wie z. B. zwischen den Augenlidern zu reichlicher Thränenabsonderung, im Maule zu starkem Speicheln und Geifern, im Schlünde zum Erbrechen, hin und wieder auch die Grundlage zur Steinbildung u. s. w.
Die Erkennung des Daseins von fremden Körpern beruht grössten-tlieils auf den Erscheinungen, wclclie in der eben angegebenen Art eigen-thümlich an den verschiedenen Stellen durch die fremden Körper her-
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C84nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Fremde Körper und
vorgerufen werden und in Folge welcher man die örtliche Untersuchung des Tlieils unteriiinnnt. Bei der letztern findet man dann den fremden Körper und erlangt so die vollständige Gewissheit seines Daseins.
Die Beurtheilung der krankhaften Zustande, welche durch fremde Körper erzeugt worden, ist nach Art und (irüsso derselben, nach der Dauer ihres Daseins, nach der Wichtigkeit und Lage des betroffenen Organs und nach der Art der Zufälle, welche bereits entstanden sind, in den einzelnen Fällen sehr verschieden und daher im Allgemeinen nicht sicher auszusprechen. Nur das ist hier zu bemerken: dass manche fremde Körper, wie dies bereits bei denselben in Wunden gesagt worden ist, durch plastische Säfte eingehüllt und dadurch dem Thierkörper weniger fremd gemacht werden, so dass sie in diesem Zustande oft durch viele Jahre in demselben verbleiben, ohne weitere Störungen zu erzeugen; dass aber andere die Heizung fortwährend unterhalten, und durch Schmerz das Wohlbefinden der Thiere oder die freie Bewegung der betroffenen Tlieile stören und somit das Gedeihen derselben und ihre Dienstbrauchbarkeit hindern; dass noch andere Eiterung erregen und durch einen entstandenen Abcess nach aussen wieder entleert werden, oder auch zu Senkungen des Eitei's, Fistelbildungen, Ulcerationen u. s. w. Veranlas-lassung geben. Die in die Höhlen eingedrungenen fremden Körper können Verletzungen der Wände, Ausdehnungen derselben, schleichende Entzündung, Störung des Durchganges von Nahrungsmitteln und von Säften, Störung der Sinnesfunctionen, Krämpfe und selbst den Tod herbeiführen.
Secretions-Flüssigkeiten, welche zur Ausleerung bestimmt sind, bilden an und für sich noch keine Störungen als fremde Körper, wenn sie in einer massigen Menge an dem Absonderungsorte und während kurzer Zeit verweilen, aber wenn die Anhäufung in grosser Menge stattfindet, wirken sie drückend und ausdehnend auf die Wände der Organe oder der Höhlen, schwächen hierdurch dieselben, erzeugen Störungen in benachbarten Gebilden, je nach der Art und Function derselben, und können selbst zur Berstung der Organe, dann zu Ergiessungen in das Zellgewebe oder in die grösseren Höhlen Veranlassung geben und somit verschiedene üble Zufälle und selbst den Tod der Thiere verursachen. Es entstehen auf diese Weise durch Anhäufung von Serum in der vordem Augenkammer Wassersuchten des Augapfels und in Folge derselben Vorfall des Augapfels und Verlust des Sehvermögens, durch Anhäufung von Schleim in den Luftsäcken bei Pferden beschwerliches Athmen u. s. w.
Die Diagnosis dieser krankhaften Zustände beruht tbeils auf der wahrnehmbaren Verminderung oder gänzlichen Unterdrückung der normalen Ausleerung, tlieils auf vermehrtem Umfange der Orgaue oder Höhlen, in welchen die Anhäufung stattfindet, tbeils auch auf der fühlbaren Fluctuation der angehäuften Säfte bei kunstmässiger Untersuchung hierüber, und endlich auf den besonderen Zufällen, welche durch die Spannung, den Druck u. s. w. von den angehäuften Flüssigkeiten in den benachbarten Theilen entstehen.
Die Kur ist bei den fremden von aussen eingedrungenen Körpern darauf gegründet, dass man dieselben entweder direkt entfernt, oder dass man sie durch den Eiterungsprozess erst locker werden lässt, oder
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Zuraokhallung vou Siifteu im Allgemeinen.
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sie ebenfalls künstlich entfernt; und wo besondere Zufälle bereits eingetreten sind, welche auch nach der Entfernung der fremden Körper fortbestehen, hat man die Aufgabe, dieselben ihrer Art nach durch geeignete Mittel zu beseitigen oder zu mindern. — Bei den zurückgehaltenen oder zu sehr angehäuften Säften hat man die Aufgabe: den natürlichen Ausleerungsweg wieder herzustellen oder einen neuen Ausleerungsweg künstlich zu bilden und ausserdem die dem ursprünglichen Zustande zuweilen zum Grunde liegenden Ursachen oder die hinzugetretenen Com-plikationcn zu beseitigen, — wie dies im Speciellen näher angegeben wird.
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Zweiter Abschnitt,
Von den fremden Körpern und Anhäufungen der Säfte
im Spociellon.
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Erstes Capltel.
Von den Uasselbeulen oder den Engerlingen unter der Haut.
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Bei dem Rindvieh (auch bei dem Roth wild) finden sich häufig, bei Pferden und Eseln nur selten, eigenthümliche Beulen auf dem Rücken, der Lendengegend und dem Kreuz, welche nur in der Haut und dem darunter liegenden Zellgewebe ihren Sitz haben, an ihrer Spitze mit einer kleinen Oeffnung versehen sind, etwas eitern und in ihrem Innern eine Art von grosser Made enthalten. Man nennt diese Beulen gewöhnlich Dasselbeulcn und die einer Made ähnlichen Thiere Engerlinge. Die letzteren sind die Larven der sogenannten Rind viehbremse, Ochsenbremse (Oestrus Bovis); sie werden im Sommer und Herbst von diesen Fliegen als Eier auf die Haut der Thiere gelegt, fressen sich nach dem Durchbrechen ihrer Eihülle durch die Haut in das Zellgewebe und ernähren sich höchst wahrscheinlich von dem in ihrer Umgebung entstandenen Eiter bis zu ihrer vollständigen Ausbildung, welche nach Verlauf von etwa 10 Monaten erfolgt1 )• Die Zahl der Dassclbenlen bei einem Thiere ist sehr verschieden, von 1 bis gegen 50; ihre Grosse ist im Anfange nur ungefähr gleich einer massig grossen Bohne, aber allraiilig nimmt sie zu und erreicht ungefähr nach '.) bis 10 Monaten zuweilen den Umfang eines starken Taubeneies bis den Umfang eines kleinen Hühnereies, und eben so wächst die in den Beulen befindliche Larve nach und nach grosser. Auf der Mitte jeder Beide befindet sich eine rundliche Oeffnung, welche im Anfange nur sehr klein ist, später jedoch immer grosser wird,
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1) Ucbcr die Bremsen sielio die gründliche Abhandlung von A. Numan im Magazin für Thierheilkundo, 15(1. IV. S. 1 u. f.; und siu-ciell über die Rindvieli-bromso daselbst S. 112.
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Hierasenschwiiulel.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; G87
zuletzt den Umfang einer Erbse erreicht, Die Haut auf der Beule ist im Anfange etwas verdickt, im nachten Sommer aber wird sie allmillig dünner und man sieht zu der Zeit die Larve mit ihrem hintern Ende zuweilen in die genannteOeffnung sich hineindrängen, so dass sie dieselbe allmalig mehr erweitert und zuletzt schlüpft sie rückwärts aus derselben heraus. Dies geschieht gewöhnlich des Morgens in der Zeit von der Mitte des Mai bis gegen das Ende des Juli; doch findet man auch früher oder später einzelne Larven.
Die Engerlingo veranlassen den betreffenden Thieren eine bedeutende Plage, namentlich wenn sie in grosser Anzahl vorhanden sind; sie reizen fortwährend die Haut an der Stelle ihres Aufenthalts, beunruhigen die Thiere und hindern theils hierdurch, thcils durch den mit der lange dauernden Eiterung verbundenen Säfteverlust die gute Ernährung des Thieres; doch verlieren sich diese Störungen stets von selbst, wenn die Larven ihre von der Natur bestimmte Reife erlangt haben. Deshalb nnternehnien auch die meisten Viehbesitzer gegen das Uebel gewöhnlich keine besondere Behandlung.
Die Hülfe ist hier leicht zu bewirken, und zwar entweder dadurch, dass man die Beulen aufschneidet, oder die vorhandenen Oeffnungen bloss erweitert, die Larven mittelst einer Pinzette oder einem Häkchen hervorzieht, oder auch sie bloss herausdrückt und dann das Geschwür mit irgend einem bittern oder gelind harzigen Mittel befeuchtet. Die Heilung erfolgt dann sehr leicht. Oder man tödtet, nach Bracy-Glark, die Larven in der Höhle dadurch, dass man eine ätzende Flüssigkeit, z. B. Sublimatauflüsung, oder eine Kupfervitriolauflösung oder Carbol-säure in die Höhle spritzt, oder eine glühende Nadel in dieselbe führt, worauf man die Larve herausziehen oder ihr Ansstossen durch den Eitorungsprozess abwarten kann. Die Nachbehandlung hierbei ist auf blosses Reinigen beschränkt.
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Zweites Capitol.
Von den Bremsenlarven in den Stirnhöhleu der Schaafe und Ziegen.
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Bei Scliuafen (zuweilen auch bei Ziegen) entwickeln sich in den Stirn- und Kieferhöhlen nicht selten die Larven der Schaafbremse (auch Nasenbremse und Stirngrübler genannt1) in grosser Anzahl und erzeugen durch Reizung der Schleimhaut eigeutliüinliche Krankheitszu-fälle, welche man mit dem Namen „Bremsenschwindelquot; bezeichnet. Im geringern Grade des Leidens niesen die Thiere oft, und einzelnen lliesst etwas Schleim aus der Nase, sie reiben sich den Kopf, besonders
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1) Ucbcr die Schafbremse. Magazin f, Thlerheilkunde. Bd. IV. S. 124.
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C)88nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Broinsenschwindel.
die Nase, an andern Gedegenstünden, oder sie streifen mit den Hiutcr-und Vorderfttssen über denselben, oft scliiittcln sie ihn auch heftig, oder sie heben dio Nase plötzlich in die llühe und beugen den Kopf rückwärts oder zur Seite. Im hohem Grade stehen die Thiere öfters während einiger Zeit mit tief gesenktem Kopfe, heben bei dem Gehen die Vor-derfilsse höher auf, drehen zuweilen nach einer Seite und lassen auch -von dem Futter ab. Ist dieser Zustand eingetreten, so magern sie all-inälig mehr ab, fallen zuweilen nieder, knirschen mit den Zähnen und zeigen an den Augen mehr Ilöthung und eine verengerte Pupille, zuweilen verdrehen sie die Augen auch. In den leichteren Graden des Leidens wechseln die Zufälle oft mit völlig gesundem Zustande und zuletzt verschwinden sie gewöhnlich gänzlich, was zuweilen schon mit etwa 5 bis 8 Tagen geschieht, besonders wenn die Thiere durch öfters wiederholtes Niesen einige Oestruslarven aus der Nase entleert haben. Letzteres geschieht bald mit gleichzeitiger Ausleerung von Schleim, bald ohne dieselbe, ist aber in jedem Falle das sicherste Merkmal von dem Dasein der Larven. Bei den höheren Graden des Leidens wiederholen sich die bezeichneten Zufälle allmälig immer stärker und die Thiere sterben zuletzt unter denselben. Bei der Section findet man im Wesentlichen die Stirnhöhlen, die Höhlen der Hornzapfen und auch die Oberkieferhöhlen mehr oder weniger mit zahlreichen Larven besetzt, die Schleimhaut stellenweis entzündet, eiternd und zuweilen sogar brandig.
Die Beurtheilung ist bei den milderen Graden des Uebels günstig zu machen, da hier die Beseitigung der Larven und die Heilung der bezeichneten Zufälle in der Hegel gelingt, bei den höhern Graden aber ist gewöhnlich beidos schwieriger und daher die Prognosis unsicher auszusprechen.
Zur Beseitigung der Larven und der angeführten Krankhoitszufälle benutzt man zuerst in den milderen Fällen solche Mittel, welche Niesen erregen und den Larven zuwider sind, z, B. pulverisirten Taback, Majorankraut, Nieswurz u. dgl., indem man den Thieren täglich zwei- bis dreimal von diesen Mitteln eine Prise in die Nase bringt; oder man spritzt dieselben mit Wasser oder Kalkwasser gemengt, oder eine Auflösung von Hirschhornsalz (15,0 zu 150, bis 180, Wasser), oder stinkendes Thieröl den Thieren in die Nase. Wenn aber von diesen Mitteln nicht in kurzer Zeit der gewünschte Erfolg bewirkt wird, oder wenn die Krankhoitszufälle sehr dringend sind, ist es am besten, die Stirnbeine mit einem Trepan oder mit einem Troikar kunstmässig zu durchbohren, oder auch bei gehörnten Thieren die Hörner an ihrer Wurzel abzusägen und hierdurch die Stirnhöhlen zu öffnen. Schon durch das freie Durchströmen der atmosphärischen Luft durch die Stirn- und Nasenhöhlen werden die Larven zum Abgehen aus der Höhle veranlasst, es wird aber noch mehr befördert, wenn man durch die Oeffnnngen Hirschhornöl oder Carbolsäure, 1 Th. mit 3 bis 5 Th, Seifenwasscr zusammengemengt), oder eben so eine Emulsion von Terpentinöl, in verschiedenen Richtungen durch jene Oeilnungen in die Stirnhöhle injicirt. Die entstandenen Oeffnnngen heilen späterhin leicht von selbst wieder zu1).
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1) Bei ITumleu verursacht das Pentastoraa taenioides in den Stirnhöhlen zuweilen ühnlicho lleizungszufälle, welche sich durch öfteres Niesen, Ausfluss von
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Schlelinauhftufaug In den Luftsftcken.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;689
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Drittes Capitel.
Auliiiufuug von Schleim in don Luftsückon der Pferde.
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Bei Entzündungen der Schleimhaut dor Rachen- und der Niisen-höhle, besonders bei Druse, Strenge! und Brünne, nimmt bei Pferden, Eseln und deren Bastarden auch die Schleimhaut in den Luftsäcken An-theil und in Folge dessen entsteht in ihnen eine krankhafte Absonderung von Schleim oder selbst von eiterähnlicher Flüssigkeit. Diese Flüssigkeiten werden aus den Luftsäcken durch die natürlichen Oeffnungen derselben (die Mündungen der Eustachischen Röhre) in den meisten Fällen vollständig ausgeschieden, und man sieht dann nur die Erscheinungen des Schleimflusses aus Nase und Maul, wie bei Druse. Zuweilen aber kleben die Ränder jener Oeffnungen zusammen, oder ihre Schleimhaut verdickt sich und der Raum für den Abfluss wird vermindert, so lange eben die Anschwellung dauert, zuweilen sogar ganz unterdrückt. Hierdurch entsteht entweder eine mir während kurzer Zeit bestehende, öfters wechselnde oder eine andauernde Anhäufung jener Flüssigkeiten in einem oder in beiden Luftsäcken.
Nach diesen Verschiedenheiten sind auch die diagnostischen Merkmale etwas verschieden. Bei nur theilweiser Verschliessung der Mündung der Luftsäcke bemerkt man, dass das Pferd öfters zusammenhängende Schleimklümpchen aus der Nase verliert, besonders dann, nachdem es den Kopf mehrmals abwechselnd gehohen und wieder gesenkt hat, am meisten aber dann, wenn man es vorher während mehrerer Stunden mit aufgerichtetem Kopfe kurz angebunden hatte, ihm nun die Gegend der Luftsäcke über dem Kehlkopfe mit beiden Händen nach innen zusammendrückt und gleich hierauf ihm den Kopf nach unten gegen die Brust beugt. Bei dem Stehen des Pferdes mit hochgehaltenem Kopfe schwillt zuweilen die Gegend der Ohrdrfisen etwas an; und wenn man diese Gegend mit den Fingern von unten nach oben und von hinten nach vorn von beiden Seiten gelind drückt und streicht, so wird ebenfalls der Aus-fluss hervorgerufen, oder vermehrt und nach demselben wird die bezeichnete Stelle am Halse wieder etwas dünner. Manche Pferde haben vor erfolgter Ausleerung ein röchelndes Athmen, besonders wenn sie eben anfangen zu laufen, späterhin aber nimmt das Röcheln allmälig ab. Einzelne werfen auch, ohne zu husten, etwas Schleim ans dem Maule. — Bei gänzlicher Verschliessung eines Luftsackes tritt die Ohrdrüse immer mehr gewölbt hervor, die Gegend ist mehr gespannt und in akuten Fällen auch etwas schmerzhaft, mehrentheils aber bei angebrachtem Druck wenig oder gar nicht schmerzhaft; zuweilen fühlt man unter der Ohrdrüse zwischen dem Unterkiefer und den Halswirbeln in der Tiefe etwas Fluc-
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Schleim aus der Nase, Fchütteln mit dorn Kopfe, Wischen mit der Pfolo über die Nase, Verstimmung des Temperaments, Neigung zum Beissen u. s. w. kundgeben. Die Diagnosis ist jedoch noch nicht gehörig begründet Die Hülfe köuuto eine iihnlicho sein, wie sie oben angegeben ist.
[IßRTwia, Ohirurgto. ;:. Anil.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;44
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MMMHI
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Sclilciumnhiiufung in den Liiftsilckon. Bebandlang.
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tuation; das Atlimcn und ila.s Schlingen wird im Vcrliiiltiiiss der zimdi-incndoii Geschwulst immer mehr erschwert, ersteros selbst röchelnd odor brummend, ähnlich wie bei dem Hartschnaufen, und es bleibt so, auch wenn die Thiero bewegt werden. Ausfluss findet hier äusserst wenig oder gar nicht statt. Bei sehr grosser Anhäufung und hierdurch sehr beengtem Athmen kratzen die Thiere sogar mit den Küssen, streckenden Kopf vorwärts und bewegen ihn oft wiederholt abwechselnd nach oben und unten, gleichsam um das Ilinderniss hierdurch /.u entfernen.
Aussei- diesen Zufällen sind oft noch die Symptome des ursprünglichen Leidens, der Druse oder Bräune, zugegen, namentlich Auflockerung und dunkle Röthung der Schleimhäute, vermehrte Secretion in denselben, empfindliche Anschwellung der Ohr- und der Lymphdrüsen im Kehlgange, Fieber und dergleichen. In anderen Fällen fehlen diese Erscheinungen gänzlich.
Wenn die Anhäufung von kranlchaftem Schleim durch einige Zeit gedauert hat, wird der seröse Theil des letztern allmälig resorbirt und die gerinnbaren ßestandtheile werden hierdurch mehr dicht, so dass sie eine fast breiartige Masse bilden, oder sie coaguliren sich selbst zu einzelnen festen Körpern, welche in ihrem Innern oft die Consistenz der Knorpel erhalten und deshalb Chondroide genannt werden. Dieselben sind von der Grosse einer Erbse, bis zu der einer Kastanie und in verschiedener Anzahl gefunden worden. Ihre Erkennung ist während des Lebens und ohne vorher gemachte Eröffnung der Luftsäcke sehr schwer, und nur die grössern von ihnen kann man bei dem Zusammendrücken der Luftsäcke von beiden Ohrdrüsen her als harte Massen in der Tiefe der Rachenhöble fühlen.
Die Veranlassung zu dem Entstehen jener Entzündungen und der hierdurch erzeugten Schleim- und Eiteransammlungen in den Luftsäcken sind Erkältungen der verschiedensten Art und zuweilen, wie es scheint, ein eigenthümliches Miasma; denn man siebt dieselben in manchen Jahren nur äusserst selten, in anderen aber mehrfältig entstehen.
Die Beurtheilung ist bei den unvollständigen Verscliliessungen und geringen Anhäufungen günstig zu machen, da der Zustand keine grosse Beschwerden macht und sich oft von selbst wieder verliert; bei den vollständigen Yerschliessungen und grossen Anhäufungen ist die Beurtheilung in der Art günstig, dass die Ansammlung auf operative Weise zu beseitigen ist; allein diese Hülfe ist mit einiger Gefahr verbunden, besonders bei vorhandenen Ghondroiden, weil hier eine ungewöhnlich grosse Oeffnung gemacht werden muss und dabei leicht grössero Blut-gefässe verletzt werden können. — In einzelnen Fällen wird die Absonderung chronisch und die Thiere behalten dann durch lauge Zeit das Ansehen, als ob sie an verdächtiger Druse litten. Sich selbst überlassen erfolgt die Heilung höchst selten, und bei den höheren Graden des Uebels kann selbst Erstickungsgefahr eintreten.
Die Behandlung ist nach den verschiedenen Graden und nach der Dauer des Uebels verschieden. Bei noch bestehenden freien Ausfluss ist die krankhafte! Schleimsecietion in den Luftsäcken ganz auf dieselbe Weise, wie bei anderen katarrhalischen Affectionen, nach ihrem Charakter und nach ihrem Stadium zu behandeln, indem man zuerst, bei noch bestehender entzündlicher Beizung, Dunstbäder von warmem Wasser und zum inneren Gebrauch den Tartarus stibiatns, Goldschwefel, den Sal-
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ScLloimaiihiuil'uiifi' in den Lul'tsiicken. Holland (mis'.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;691
miak und dergloichen Mittel anwenden lässt; im zwoiton Stadinm passen dagegen mein- gelind erregende Mittel, wie Semen Foeniculi und dergleichen zum inneren Gebrauch, äusserlieh aber Dunstbäder von aro-matischen Mitteln; im dritten Stadium und wenn der Zustand chronisch geworden ist, sind Dunstbäder von Theer, von Carbolsäure und Einreibungen von Cantharidensalbo in die Gegend der Ohrdrüsen zu machen. Ausserdem kann man aber in diesem Stadium, besonders wenn es sich sehr in die Länge zieht, Injectionen von aromatischen und gelind ad-stringirenden Mitteln, z. B. von einem Infusum von Baldrian- oder Cal-muswurzel, Eichenrinde, Kupfervitriolauflösung und dergleichen vermittelst des G ünther'schen Luftsackkatheters1) in den kranken Luftsack machen. Für diesen Zweck muss das Pferd gebremset und von zwei starken Gelüilfen am Kopfe festgehalten werden; man nimmt dann zunächst äusserlieh am Kopfe das Maas mit dem Instrument, um die Länge, in welcher es eingeschoben werden soll, festzustellen. Hierzu dient der Raum zwischen dem äusseren Runde des Nasenloches und dem hinteren Rande des Augeubogens; denn fast unter dem letzteren, jedoch tief in der Rachenhöhle, liegt an jeder Seite die Mündung der Eustachischen Röhre hinter der Choane ihrer Seite und durch einen dünnen Knorpel begränzt. Bei dem Messen legt man die Spitze des instruments an den Rand des Augeubogens, schiebt das Ende des an dem Griff befindlichen Zeigers bis an den Rand des Nasenlochs an der Röhre hinauf und stellt ihn hier mit der Schraube fest. Das so gefundene Maass reicht jedoch nur von der Nasenöffnung bis an die Mündung des Luftsackes und man muss deshalb das Instrument bei dem Einführen in den letzteren noch gegen 2^- bis ?gt; Cm. tiefer in die Nasenhöhle hinaufschieben und so die Spitze des Instruments wirklich in die Hohlo des Luftsackes bringen. Nach geschehener Messung führt man (nach Günthers Vorschrift a. a. 0.) die Röhre, deren Spitze nach unten und innen gerichtet, in dem hinteren Nasengange so hoch hinauf, bis der Zeiger des Instruments an den Rand der Nasenöffnnng gelangt ist; nun macht man mit dem Instrument eine Dreiviertelwendung um seine Achse, indem man die Biegung des Handgriffs von unten nach
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1) Dieses Instrument stellt eine ib—50 Oentim. lange Röhre von der Dicke eines starken (liiiisekicls dar; das vordere Ende bildet eine abgerundete Spitze, wolcho 24 Cenliin. von derselben nach der einen Seite etwas gebogen ist, so dass dieselbe 6 Millim. von der geraden Hicbtung abweicht; auch ist sie neben der digentliohon Spitze mit'i ovalen, gegen 7 Millim. langen und (i Jlilliin. breiten SeilonolTimngen versehen. Das andere Ende der Röhre ist offen und wird mit einem 18 Centim. langen, platten und circa 'gt;\ Cenlim. breiten Griff verbunden: der letztere ist an seinem hinteren Ende etwas breiter als an seinem vordem, an jenem etwas iiher dio Kante gebogen und an diesem mit einem (i Millim. langen Zapfen versehen, welcher in die ßöbre passt und mittelst einer kloinen Seiteaschraube in ihr befestigt werden kann. Man setzt dieso beiden Theilo so zusammen, dass dio concave Seite des Handgriffs der conoaveu Seite der Spitze entspricht, um hierdurch bei dem Gebrauch des Instrumentes stets zu wissen, nach welcher Richtung die Spitze des Instrumentes in der Nasen- und Rachenhöble gestellt ist. Der Griff ist noch in der Mitte seiner beiden Flächen mit einer 10 Gentim, langen, 6 Millim. breiten üeffnnng durchbrochen und In der letzterem läuft ein nach der Röhre gehender, lö', Centim. langer Zeiger; der vor- und zurückgeschoben und in der erforderlichen Entfernung durch eine Stellschraube auf dem Griff festgestellt werden kann. (Zeitschrift für die gosammte Thierheilkunde und Viehzucht von Nebel und Yix, Bd. I. S. 411 u. f.)
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Soblelmanhamp;ufang in don Luftsiickcn. Bebandlung.
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aussen herumdreht, dirigirt auf diese Weise die Röhrenspitze gegen die B/ussere AVaiidiiug der Rachenhöhle und schiebt, indem man den Glitt' mit dem unteren Ende der Röhre gegen die Nasenscheidewand, das obere Ende aber an die ftussere Wandung der Rachenhöhle drückt, die Spitze des Instruments in die Eustachische Röhre und in den Luftsack hinein. Docli kann man auch gleich bei dem Einführen des Instruments in den Nasengang die convexe Seite seiner Spitze gegen die Scheidewand, also den Handgriff nach unten gewendet, einführen und so in den Luftsack eindringen. In jedem Falle ist es aber nöthig, wenn die Spitze bis in die Rachenhöhle gelangt ist, das hintere Ende des Instruments stark an die Nasenscheidewand zu drängen, weil auf diese Weise die Spitze sicherer unter dem Knorpel der Eustachischen Röhre und in den Luftsach- eindringt. 1st letzteres geschehen, so schraubt man den Griff von der Röhre los und entfernt ihn.
Bestand eine Anhäufung von Schleim im Luftsacke, so entleert sich die Flüssigheit gewöhnlich sogleich, und nachdem dies geschehen, macht man mit einer Spritze Injectionen von den genannten Mitteln, so dass der Luftsack grösstentlieils damit angefüllt wird. Nach denselben hält mau die Röhre durch einige Minuten mit einem Finger verschlossen und Uisst dann jene Flüssigkeiten sicli wieder entleeren. Dergleichen Injectionen können, wenn die krankhafte Schleimsecretion nicht aufhört, in Zwischenzeiten von einigen Tagen mehrmals wiederholt werden.
Bei periodischer Anhäufung von Flüssigkeiten in den Luftsäcken kann man ebenso verfahren und den Katheter appliziren; und selbst bei dem gänzlichen Verschlossensein eines Luftsackes und bei über-mässiger Anhäufung von Flüssigkeiten in ihm ist das Instrument in An-vvendung zu bringen, um den Luftsack zu öffnen und zu entleeren. Dies gelingt in den meisten Fällen; zuweilen aber tticsst der Schleim nicht aus, weil er verdickt ist, und in anderen Fällen gelingt es nicht, das Instrument bis in den Luftsack zu bringen, weil die Mündung desselben durch die Anschwellung der Theile zu fest verschlossen ist. Im erste-ren Falle kann man durch die Röhre Injectionen von lauwarmem Wasser öfters wiederholt anwenden, so lange bis der ganze Inhalt aufgelöst und entleert ist; wenn aber der Katheter nicht einzubringen ist und durch die Anhäufung im Luftsacke beschwertes Athmen und Schlingen besteht, bleibt nichts anderes übrig, als eine künstliche Oeffnung in den Luftsack zu machen und durch dieselbe seinen Inhalt zu entfernen.
Die operative Eröffnung der Luftsäcke (Jlyovertebrotomie') ist wahrscheinlich zuerst von Ciiabert2) ausgeführt und später von mehreren anderen Thierärzten, namentlich vonViborg8), Dietrichs*) und Anderen modificirt worden, so dass man jetzt drei verschiedene Methoden der Operation unterscheidet.
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1)nbsp; Von Os liyoidcs, Zungenbein, und Vertebra, der Wirbel, in Beziehung auf den Albis, und Toitki, Zerlegimg, Zerschneidung.
2)nbsp; Journal do l'agricult, de commerce, des arts etc. 1779, avril, p. 108.
;i) Sammlungen für Tliioiärzte und Oekonomon. Hd. III. S. 'ioS- Kopenhagen 1803.
4) Handbuch der Voteriniir-Cliiruigie. I. Aufl. S. .r)17. Berlin 1822.
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Tlyovertebrotomienbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;(i93
1) Die Methoile von Chabert. Dieselbe wird auf folgende Weise ausgeführt: Man legt das Thicr nieder, (nachdem man allenfalls, wenn Erstickungsgefahr bestand, vorher die Tracheotomio unternommen hatte, — was jedoch nicht streng nötbig ist und immer noch geschehen kann, wenn heim Liegen des Thieres diese Gefahr wirklich eintreten sollte,) — scheert an der Grenze der Ohrdrüse und des ersten Halswirbels die Ilaare auf einer Fläche von 10 Centim. Länge und 2J Centim. Breite ab, spannt die Haut daselbst und durchschneidet sie vor dor Mitte des vordem Randes des Qnerfortsatzes des genannten Wirbels etwa ;5 bis 4 Querfinger lang. Durch diesen Einschnitt wird der hintere Rand der Ohrdrüse blossgelegt, so dass man ihn mit der Pinzette erfassen und mit vorsichtigen Schnitten von dem Halswirbel und dem unter ihr liegenden Zellgewebe abpräpa-riren und etwas nach vorn ziehen kann. Hierauf lilsst man den Kopf möglichst weit vom Halse ab- nach vorn strecken und für die weitere Operation so gestreckt erhalten; man sucht nun mit dem Zeigefinger den Griffelfortsatz des Hinterhauptsbeins und den von ihm ausgehenden Griffelkiefermuskel, und durchsticht denselben mit einem zweischneidigen Messer in seiner Mitte auf die Weise, dass man die Flächen des Messers parallel mit den Fasern des Muskels und unter dem Aste des Zungenbeins durch den Muskel and die unter ihm liegende Wand des Luftsacks hineindrückt. In diosom Moment muss man das Heft des Messers etwas gegen den ersten Halswirbel neigen, damit die Spitze mehr nach vorn und oben gerichtet werde. Man erzeugt eine Oeffnung, in welche man mit einem Finger eindringen kann. Bei derselben Haltung des Messers in der angegebenen Weise werden seine Schneiden nach oben und unten gerichtet, und die hier verlaufenden Aeste der Carotis und die hier liegenden Nerven gegen Verletzung einigermaässen gesichert. Bei diesen Verletzungen entstehen gefährliche und schwer zu stillende Blutungen. — Nach geschehener Oeffnung fliesst sogleich ein Theil des Inhalts des Luftsackes hervor, aber der Rest muss mittelst einer Spritze ausgezogen und dies täglich wiederholt werden. Da dies aber umständlich ist und dem Zwecke der Operation nicht genügend entspricht, auch die Durchbohrung des Muskels nicht nothwendig ist, so haben spätere französische Thier-ärzte, namentlich Barthelemy1) das Verfahren in der Art abgeändert, dass nicht der Griffelkiefer-, sondern der dünne, platte Griffelzungenbeinmuskel durchstochen wird und dass man eine Gegenöffnung an der niedrigsten Stelle des Luftsackes macht. Für letzteren Zweck führt man eine S-förmig gekrümmte Sonde oder einen krummen Troikar durch die gemachte Oeffnung in den Luftsack so nach unten, dass durch das Ende des Instruments die Haut vor der Gesichtsvene am Rande des Unterkiefers etwas hervorgedrängt wird; hier schneidet man dann durch die Haut, den Halsmuskel und den Luftsack eine gegen 12 Millim. grosse Oeffnung, fädelt in das Oehr der Sonde ein Band und zieht dies durch den Luftsack, so dass es aus den beiden OelTiumgen hervorragt. Hierdurch wird der Abfluss der Materien sehr gefordert. Von Zeit zu Zeit
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0 Hurtrel cl'Arboval, Diction, do Mod- et do Chirurgie voU'r. Paris 182ü, T. II. p. 360. Ins Deutsche übersetzt von Tb. Uenuor, 2. Bd. Weimar 1831, .Seite 374.
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094nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Uyovertebroloniie.
kann man Einspritzungen machen und dann das Baud entfernen, wenn der Ausfluss aufhört.
2)nbsp; Viborg's Methode. E. Yiborg hatte die Nachtheile der Chn-bort'schon Methode erkannt und gab daher Folgendes Operationsverfahren an: Das Pferd kann zu dieser Operation stellen oder auch liegen; man lässt ihm den Kopf von mehreren Gehülfen so viel wie möglich unbeweglich halten und zugleich möglichst nach vorn ausstrecken, um den Brustkiefermuskel hierdurch zu spannen und ihn leichter kennbar zu machen, da er hierbei wie eine gespannte Schnur gegen die Rundung des Hinterkiefers liegt. Hierauf drückt man die Drosselvenen ungefähr an der Mitte des Halses zusammen, um durch Anhäufung des Blutes die äussere Gesichtsvene deutlich sichtbar zu inacln n. Diese Vene und der genannte Muskel bilden mit dem Rande des Kiefers ein Dreieck, auf dessen Mitte man einen 5 bis (U Centim. langen Einschnitt durch die Haut, liings der Sehne des erwähnten Muskels so macht, dass er bis zum Rande des Hinterkiefers sich erstreckt. Hierauf trennt mau eben so den Halshautnmskel und führt den Zeigefinger der rechten Hand durch die Oeffnung am Innern Rande des Kinnbackens bis zu dem Luftsack hinauf. Auf diesem Wege trifft man nichts anderes als Zellgewebe. Man geht dann zwischen der Luftröhre und der Carotis, so dass diese, der zehnte Hirnnerv, der oberste Theil der ünterkieferspeicheldrüse und der unterste Theil der Ohrdrüse an der äussern Seite des Fingers liegen bleiben. Hat man so mit den Kingern einen Weg bis zu dem Luftsacke gebahnt, so füldt man die in diesem eingeschlossene Materie deutlich durch die fluetuirende Bewegung, wenn man etwas schnell gegen ihn stösst. Um ihn zu öffnen, führt man neben dem Finger einen Troikar, dessen Spitze zurückgezogen ist, in die Wunde bis an den Luftsack, schiebt dann das Stilet aus der Röhre an den letztem hervor und drückt die Spitze kurz und kräftig in ihn hinein. Hat man erst eine kleine Oeffnung, so lässt sich diese mit dem Finger leicht grosser machen, da die dünnen Häute der Luftsäcke leicht zerrissen werden können. Bei sehr grosser Anhäufung von Flüssigkeiten sind die Luftsäcke zuweilen so bedeutend herabgedrängt, dass man auch unterhalb der Gesichtsvene die Fluctuation fühlen und hier einen Einstich durch die Haut in sie machen kann, ähnlich wie bei der Eröffnung eines Abscesses. Nach geschehener Ausleerung der Flüssigkeit soll man, nach Viborg's Rath, einen Knäuel Werg in die Oeffnung drücken und denselben mit einem Verbände von aussen her festhalten. In den ersten Tagen nach der Operation nimmt man das Werg täglich drei- bis viermal heraus, um die Materie ansflies-sen zu lassen und macht Einspritzungen von gelind zusammenziehenden Mitteln. Die Heilung erfolgt in der Regel sehr leicht. So einfach und zweckmässig diese Methode erscheint, so meinte doch Dieterichs, dass bei ihr die Oeffnung des Luftsackes zu gross und unregelmässig wird und sich später, wenn die Krankheit in ihm bereits gehoben ist, nicht wieder schliesst, sondern die Eiterung unterhält. Er schlug daher:
3)nbsp; seine Methode in folgender Weise vor: Dem liegenden Pferde soll der Kopf am Halse etwas gerade ausgestreckt, dann vor dem Flii-gelfortsatz des ersten Halswirbels, parallel mit dem Rande desselben, ein gegen 3 Zoll langer Hautschnitt gemacht und der Halshautmnskel nebst der Ohrdrüse von hinten nach vorn etwas lospräparirt werden,
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ITyovoitebrotomie.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;(i'Jö
oline sie /.n vciletzon; dann suche man mit laquo;Icui Zuigefiuger den Griffel-kiefermuskel auf und führe dreist einige Sclmitto bis zu ihm durch das /eligewebo, trenne nun mit dem Finger oder mit dem Hefte des Skalpells das Zollgewebe neben und hinter dem genannten Muskel zum Luftsacke hinab und lasse dann den Kopf des Pferdes recht gerade ausstrecken, fühle nun mit dem Zeigefinger nach den pul si reu den Gefässeu und suclie den Winkel auf, welchen die ilussere Kopfarterie mit der Hin-terliauptsarterie macht. Indiesen Winkel führe mau die Spitze .eines Bistouris so, dass der Hucken gegen den Winkel, die Schneide des Instruments gegen den Griffelkiefermuskel gerichtet ist, his in den Luftsack ein; auch kann man die Klinge unterhalb der äussern Kopfarterie, mit dieser gleichlaufend, ansetzen und so in den Luftsack dringen. In beiden Fällen verhütet man die Verletzung der Gefässe und besonders der Nerven, welche letztere bei gestrecktem Kopfe iminer mehr nach oben liegen. In die gemachte Oeffnung schiebe mau die Hülse des krummen Troikars ein, führe diese mit ihrem vordem Fade bis zu der Stelle, wo Viborg den Einstich macht, bringe das Stilct in die Hülse und durchsteche hier den Luftsack und die Haut von innen nach aussen; hierauf wird das Stilet wieder herausgezogen, das Fand vermittelst eines Zwirnfadens in die Seitenöffnung der Röhre befestigt und wie ein Haarseil durch den Luftsack gezogen, indem man die Röhre durch die obere Oeffnung zurückzieht; oder wenn die Troikarrühre keine Seitenöffnung hat, wird das Band mittelst einer Oehrsonde in die Höhe gezogen; es bleibt in dem Wundkanal sitzen, so lauge dies für nöthig befunden wird.
Die meisten neueren französischen Thienirztc und namentlich Lecoq1) machen den Hautschnitt etwas nach dem Ohre zu, nämlich vor der Rundung des Flügels des Atlas, am Rande der Sehnen des riemen-fönnigen .Muskels; nachdem sie darauf den hintern Rand der Ohrdrüse von ihm etwas abgelöst haben, öffnen sie den Luftsack über dem Griffelkinnbackenmuskel, indem sie die Mitte des hier mit demselben verbundenen Griffelzungenbeinmuskels durchstechen und zugleich den Kopf des Thieres stark vorwärts strecken lassen. Das Messer kehren sie dabei mit der Schneide nach dem stets sehr deutlich fühlbaren Höcker des Zungenbeins und schieben es in schräger Richtung von hinten nach vorn ein, so dass das Instrument zwischen der innern Kopfarterie und dem Zungenbeinhöcker eingeführt wird. Der Einstich soll klein sein und mit dem Finger, so weit dies nöthig, erweitert werden. Hierauf wird mit Hülfe eines gekrümmten Troikars oder einer gebogenen Sonde eine Ge-genöffnung an derselben Stelle gemacht, welche Earth clemy, Diete-riebs und Viborg angegeben. — Die Operation ist auf diese Weise eben so leicht ausführbar und mit noch geringerer Gefahr verbunden, als an der von Dieterichs gewählten Stelle.
Es drängt sich jedoch die Frage auf: ob überhaupt die Eröffnung der Luftsäcke an den höhern Punkten derselben nöthig und so allgemein zu empfehlen sei? Ich glaube dies nicht und würde dieses Verfahren nur für brauchbar halten, wo Ghondroiden entfernt werden sollen, weil
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1) Notes anatomiques sur l'opÄration do l'IIyovertebrotoiale. Lyon 1841. Mit Abbildung.
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Fremde Körper In i!er Maul- und Rachenholilo
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man so näher in den Luftsack gelangt und eino grössere Oeffnung zum Einführen einer Kornzange anbringen kann. In anderen Fällen, wo nur Flüssigkeiten zu entleeren sind, ist (jiinther's und Viborg's Verfahren ausreichend. Will man dennoch die Operation au einer obern Stelle unternehmen, so empfehle ich, naclulcra der hintere Rand der Ohrdrüse abpräpaiirt ist, den Einstich in den Luftsack sogleich mit dein Troikar zu machen, um so jede Verletzung der Blutgefässe und Nerven sicherer zu vermeiden. Denn die anatomische Zusammensetzung der in das Bereich dieser Operation kommenden Theile giebt die Möglichkeit einer solchen Verletzung, — und die Vorsichtsmaassregel Dieterichs: vor der Operation eine Nothschlinge um die Carotis zu legen oder um den Ast, welchen man zu verletzen fürchtet, — ist deshalb ungenügend, weil die Carotis sowohl mit Zweigen der Carotis der andern Seite, wie auch mit der Arteria vertebralis anastomosirt und hierdurch bei stattgehabter Verletzung eines Astes der Carotis die Elutung von beiden Enden des verletzten Gefässes herbeigeführt wird. Man muss deshalb, wenn eine solche Verletzung stattgefunden hat, eino Ligatur sowohl über, wie unter der verletzten Stelle anlegen, — was oft schwierig und noch am besten durch Umstechung mittelst einer krummen Nadel zu bewirken ist.
Die Operationswunden werden nach allgemeinen Regeln behandelt und das eingezogene Rand wird entfernt, wenn die Beseitigung des krankhaften Zustandes der Luftsäcke gelungen ist.
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Viertes Capitel.
Fremde Körper in der Maul- und Rachenliöhle.
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Es kommt bei den sämmtlirhen Haussäugethieren nicht selten vor, dass fremde Körper verschiedener Art, namentlich Knochen, Holzstncke, Nägel, Nadeln oder auch Kartoffeln, Obst, Rüben und dergleichen in der Maul- und Rachenliöhle stecken bleiben, die Thiere am weiteren Kauen und Schlingen hindern und Reizung und Schmerz veranlassen. Im Maule setzen sich die fremden Körper entweder zwischen die Zähne fest, oder dieselben dringen in die Zunge, in den Gaumen und in das Zahnfleisch, und die in der Rachenliöhle befindlichen werden gewöhnlich von dem Schhindkopfe umschlossen und krampfartig festgehalten; doch stechen sich auch hier zuweilen spitze Körper in die obere hintere Wand der Rachenliöhle fest.
Die Zeichen von dem Dasein fremder Körper im Maule bestehen darin, dass die Thiere reichlich Schleim und Speichel aus dem Maule verlieren, dass sie oft mit dem Kopfe schütteln, unvollständige kauende Bewegungen mit dem Unterkiefer machen und dabei denselben von Zeit zu Zeit stark nach einer Seite ziehen, zuweilen auch das Maul nicht vollständig verschlicssen und mit den Zähnen nicht fest auf einander beissen können. Hunde und Katzen wischen öfters mit den Pfoten an dem Maule
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Fremde Körper im Schlünde.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;(quot;i07
herum; die Thioro haben einen ängstlichen stieren Blick und können in der Regel nicht vollständig kauen und schlucken. — Bei fremden Körpern in der Rachenhühle bemerkt man ebenfalls Ansiluss von Schleim und Speichel aus dem Maule, öfteres Schütteln mit dem Kopfe oder ein starkes Ausstrecken desselben nach vom, beschwerliches Scliliiigcn, oft auch beschwerliches Athmen und zuweilen ist auch die Gegend der ühr-driisen der einen oder der andern Seite etwas aufgetrieben. Untersucht man in Folge dieser Erscheinungen die Maul- und Rachenhöhle selbst, indem man die Thiere bremset, ihnen ein Maulgatter zwischen die beiden Kinnbacken setzt, die Zunge nach der einen und dann auch nach der andern Seite hervorzieht und nun die Maul- und Rachenhöhle nach allen Punkten besieht und befühlt, — so findet man einen oder den andern fremden Körper an irgend einer Stelle festsitzend, und die Diagnosis wird hierdurch vollständig begründet').
Die Beurtheilung ist in der Hegel günstig zu machen, da man die fremden Körper leicht entfernen und die von ihnen erregten Zufälle beseitigen kann; sich selbst überlassen führen sie aber zuweilen zu langwierigen Eiterungen, sie stören die Ernährung und führen hierdurch Abmagerung und Entkräftung, bei Milchthiereu das Versiegen der Milch, und in ungünstigen Fällen selbst den Tod herbei.
Die Behandlung besteht hauptsächlich in der baldigen Entfernung des fremden Körpers. Um diese zu bewirken, setzt man das Maulgatter zwischen die Kinnbacken ein, fixirt die Zunge durch Festhalten mit der Hand und ergreift dann den fremden Körper entweder mit der andern blossen Hand oder mittelst einer Kornzange, oder in der Rachenhöhle auch mittelst einer Kugelzange oder einer Steinzango und hebt oder zieht ihn hervor. Die entstandenen Reizungszufälle und Verletzungen sucht man durch Einspritzungen in das Maul von Wasser und Essig oder von verdünnter Salzsäure mit Honig (Acidum muriaticum concentratum 30,0 zu ;! Pfund Wasser und ein halbes Pfund Honig) und dergleichen Mittel zu beseitigen; und man giebt dabei den Thieren nur weiches Futter und schleimiges Getränk.
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Fünftes Capitel.
Fremde Körper im S c h 1 u n d c.
Sowohl in dem Hals- wie auch in dem Brusttheile dos Schlundes setzen sich oft fremde Körper von verschiedener Art, Grosse und Be-
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1) Die Untersuchung muss aber sehr genau geschoben, weil kleine spitze Körper zuweilen so tief eindringen, dass sie kaum noch v.n sehen sind, loh habe mehrmals Stecknadeln bis an den Knopf in den Gaumen etc. eingedrungen gefunden. Wo viel zäher Schleim in der Maulhöhlo angesammelt ist, imiss man denselben durch Ausspritzen mit Wasser zuerst entfernen.
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Fremde Körper im Schlumle.
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scliaffeiilieit tost, namentlich: Kartoffeln, Rüben, ganz oder in Stücken, Stücke von Uclkucheu, Halme von Schilf und grobstengelicbem Heu, Pillen, Eier, Knochen, Holzsplitter, Dornen, Nägel, Nadeln, Drahtstttcke und dergleichen. Diese Körper veranlassen nach Verschiedenheit ihrer Grosse, ihrer Form und sonstigen Beschaffenheit bald nur einen Druck, bald heftige Reizung, Entzündung und selbst bald mehr bald weniger tief eindringende Verwundung, ist der fremde Korper in seinem Umfange nur etwas grosser als der innere Kaum dos Schlundes, so wird der letztere an der Stelle, wo eben der fremde Körper sitzen geblieben ist, .stark ausgedehnt, aber vor und hinter dieser Stelle zieht sich der Schlund starker zusammen, so dass der fremde Körper gewöhnlich eingeschnürt und dadurch an dieser Stelle mehr oder weniger festgehalten wird. In manchen Füllen bleiben die Wirkungen allein auf den Schlund beschränkt, in anderen erstrecken sie sich auf die ihm nabeliegenden Theile, namentlich auf den Kehlkopf, die Luftröhre, auf die grossen Gefiisse und Nervenstämme am Halse und in der Brusthöhle, selbst auf das Brustfell, die Lungen und das Zwerchfell. Nach diesen Verschiedenheiten und nach der individuellen Empfindlichkeit der einzelnen Thiere sind die Krankheitserscheinungen in den einzelnen Füllen sowohl in der Art, -wie auch im Grade etwas verschieden; zuweilen sieht man gleich nach dem Sitzenbleiben eines fremden Körpers heftiges Würgen, Erbrechen, Augst-schwoiss und dergleichen Zufälle entstehen, während bei anderen Thieren solche Zufälle erst nach einiger Zeit und nur im geringen Grade eintie-teu. Die sichere Erkennung des Vorhandenseins eines fremden Körpers im Schlünde, so wie die Erkennung der leidenden Stelle ist daher oft sehr schwer, und zwar um so mehr, da die vorhandenen Zufälle nicht selten einige, Aohnlichkeit mit denen der Bräune, oder auch der Lungenentzündung, der Verletzung des Magens, mit Tympanitis und anderer Krankheiten haben. Im Allgemeinen kann man jedoch auf das Dasein eines fremden Körpers im Schlünde mit grosser Wahrscheinlichkeit schlies-son, wenn folgende Erscheinungen wahrzunehmen sind:
1) wenn die Thiere Futter und Getränk, zuweilen auch nur das erstere, entweder gar nicht oder nur eine kleine Quantität mit Mühe verschlucken können und wenn das Verschluckte nur bis zu einer gewissen Tiefe in den Schlund, aber nicht vollständig in den .Magen gelangt:
Ü) wenn den Thieren viel Speichel und Schleim, zuweilen mit Blut-streifen gemengt, aus dem Maule tröpfelt, letzteres aber gesund ist:
3)nbsp; nbsp;wenn ihr Blick ängstlich und stier und die Physiognomie zugleich verändert ist;
4)nbsp; wenn sie mit vorwärts gestrecktem Kopf und Halse stehen oder diese Theile öfters schüttelnd bewegen;
5)nbsp; wenn sie sich öfters bemühen zu schlucken, ohne dass sie eben Nahrungsmittel aufgenommen haben;
6)nbsp; wenn sich von Zeit zu Zeit Rülpsen, Anstrengung zum Erbrechen oder selbst wirkliches Ausbrechen von Futter und Getränk, oder von Schleim aus Maul und Nase einstellt, und dies selbst, bei solchen Thieren, welche sich gewöhnlich nicht erbrechen können;
7)nbsp; nbsp;wenn nach dem Hinabschlucken von Futter und Getränk oder nach dem Eingeben von Flüssigkeiten die linke Seite des Halses hinter der Luftröhre bemerkbar aufgetrieben wird, so dass die hier sonst aus-
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Fremde Korper im .Schlünde.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; COS)
scrlicli sichtbare Kinne mehr oder weniger vollgefüllt oder sogar als eine halbcylindrische Erhöhung hervorgetrieben wird. Diese Auftreibung geht immer von einer tieferen Stelle des Halses nach oben; sie ist gewöhnlich weich, etwas elastisch, durch angebrachten Druck etwas zu vermindern, tritt aber nach demselben sogleich wieder ein;
8)nbsp; wenn das Thier den Kopf gegen die Erde senkt und dabei eine Menge Flüssigkeit gassweise aus dem Maule oder aus der Nase entleert wird und hiernach die vorhin bemerkte Anschwellung sich vermindert;
9)nbsp; wenn sich, abgesehen von der im Vorhergehenden bezeichneten weichen Anschwellung, am Halse im Verlaufe des Schlundes noch eine andere Geschwulst, welche durch den fremden Körper /selbst verursacht wird, zeigt. Diese Geschwulst ist natürlich nach der Grosso und Beschaffenheit des fremden Körpers verschieden, bald klein, bald gross, immer aber begvänzt, hart, zuweilen schmerzhaft und mit Entzündungssymptomen begleitet;
10)nbsp; wenn plötzlich beschwerliches röchelndes Athmen, unruhiges Hin- und Hertreten, oder auch Auftreibung des Leibes und Schweiss entstanden sind;
11)nbsp; nbsp; zuweilen findet sich auch beschleunigter Puls, schnelles, kurzes Athmen und Stöhnen hinzu, besonders bei längerer Dauer der Zufälle
Gewöhnlich sind mehrere von diesen Erscheinungen gleichzeitig vorhanden. Ausserdem trägt in manchen Fällen auch die Kenntniss von der Art der Nahrungsmittel, welche das Thier zuletzt genossen hat, bei deren Genuss es plötzlich erkrankt ist, überhaupt die Kenntniss der Umstände, unter denen dies geschehen ist, zur Erkennung des Zustandes mit bei; allein wirklich entscheidend ist nur das Dasein der vorhin sub 9. bezeichneten Anschwellung des Halses und das Auffinden der fremden Körper selbst mittelst einer in den Schlund geführten biegsamen Sonde. Letztere besteht am besten aus Fischbein, ist für Pferde und Rinder avc-nigstens IJ Meter lang und 3—4 Millim. dick, an dem einen Ende mit einem 1 Centini. dicken Knopf von Fischbein oder von fest aufgebundenem Werg versehen, Für die kleineren Thieren benutzt mau Sonden von gleicher Dicke und in der Länge, dass sie einige Zoll die Länge des Thieres vom Maule bis zur Mitte des Leibes (bei ausgestrecktem Kopf und Halse) überragen.
Das Einführen der Sonde geschieht entweder durch das Maul (bei Pferden auch durch die Nasenhöhle) oder durch eine im Schlund künstlich gemachte Oeffnung. Der erstere Weg ist als der weniger verletzende in allen Fällen zu wählen, wo man ihn benutzen kann, namentlich bei ruhigen Thieren und besonders bei denen von kleinerer Art. Grosse Thiere können dabei stehen oder liegen; sie werden zuerst ge-bremset, von Gehülfen festgehalten, ihnen das Maulgatter eingesetzt, die Zunge massig stark aus dein Maule hervorgezogen und ihnen der Kopf und Hals nach vorn so ausgestreckt, dass diese Theile mit dem Leibe in eine möglichst gerade Richtung gebracht werden; nun führt man das vordere Ende der Sonde mit dem Knopf über den Grund der Zunge in den Kehlkopf in den Schlundkopf und schiebt die Sonde allmälig weiter in den Schlund hinab, bis man entweder an ein Hinderniss stösst oder frei bis in den Magen gelangt. Dass das Letztere geschehen ist, schliesst
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Fremde Körper im Schlumlo.
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man daraus, dass nach dem DurcMringen durch die etwas engere l'ar-thie dos Schlundes am Zwerchfell die Hondo dann mit grosser Leichtigkeit vorwärts gleitet. Ausscrdom bemerkt man bei dem Zurückziehen der Sonde gewöhnlich an dem Knopfe einige Spuren von sauerriechenden Nahrungsmitteln und man kann äusserlich die Länge des eingeführt gewesenen Theils der Sonde an der Länge des Körpers von den Lippen bis zu dem Schaufelknorpel des Brustheins vergleichen. Findet die Sonde im Schlünde ein Hindorniss, werden durch wiederholtes Andrängen derselben gegen das Hinderniss die vorhandenen Krankheitszufälle vermehrt, entspricht das herausgezogene Ende der Sonde nicht der ganzen Länge des Schlundes, so kann man annehmen, dass ein fremder Körper in demselben und zwar in der Gegend festsitzt, welche durch das Ende der äusserlich an den Kopf, den Hals und die Brust angelegten Sonde bezeichnet wird. — Kleinen Thieren lässt man durch Bandschleifen, welche hinter den Mackenzähnen um jeden Kiefer gelegt sind, das Maul offen halten, die Zunge mit einem Spatel (der Haarseilnadel) niederdrücken, uud verfährt übrigens auf die angegebene Weise.
Die Einführung der Sonde in den Schlund durch eine künstlich in denselben gemachte Oeffnung ist mehr complicirt und verletzend, aber man ist zuweilen gezwungen, diesen Weg einzuschlagen, weil die Thiere durch zu heftiges Znsammenbeissen der Kiefer, durch starkes Drängen mit dem Grunde der Zunge gegen den Gaumen das Einführen der Sonde durch das Maul ausserordentlich erschweren oder selbst unmöglich machen, — oder auch weil man keine hinreichend lange Sonde bei der Hand hat und doch die Zufälle keinen Aufschub der Untersuchung erlauben. In solchen Fällen macht man zuerst die üesophagotomie, wie dies weiter unten angegeben wird, und zwar, wo eine Spur von dem Sitz des fremden Körpers im Halstheile des Schlundes besteht, gerade an der betreffenden Stelle, damit man, wenn hier der fremde Körper wirklich gefunden wird, denselben durch die gemachte Oeffnung sogleich entfernen kann. Erscheint aber keine Stelle am Halse besonders verdächtig, so macht man die Operation an der untern Hälfte desselben, weil hier der Schlund mehr nach aussen liegt und weil man hier seiner winkelartigen Beugung, welche er bei dem Eingänge in die Brust macht, viel näher ist, und somit die Sonde und andere Instrumente leichter durch dieselbe hindurchleiten kann. Die Einführung der Sonde geschieht dann durch die gemachte Oeffnung ganz so, wie dies vorhin bemerkt worden ist.
Die Beurtheilung solcher Erkrankungsfälle ist nach den Umständen sehr verschieden. Glatte Körper von rundlicher Form, von massiger Grosse und geringer Gonsistenz sind unter übrigens gleichen Umständen stets weniger gefährlich und leichter zu beseitigen, als solche von entgegengesetzter Beschaffenheit. — Bleiben die fremden Körper im Schlünde sich selbst überlassen, so verursachen sie ausser den ersten Zufällen heftige Entzündung, Ulceration, zuweilen auch Brand und hierdurch oder durch Erstickung den Tod1). Eigcnthümlich ist es, dass die Entzündung von der Brustoperation dos Schlundes fast immer auf das Mittelfell und
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1) Kin Füllen starb an innerer Verblutung aos der Carotis, herbeigeführt durch eine im Schlünde stocken gebliebene gt;iiulel.
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Fremde Körper im Schlünde. Bohaudlung.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;701
von diesem auf die Pleura übergeht, und dass dadurch der Tod herbeigeführt wird, selbst wenn die Verletzungen im Schlünde durch den fremden Körper nur unbedeutend erscheinen. Eine Selbstläufe erfolgt nur in einzelnen Füllen dadurch, dass entweder die fremden Körper durch Rülpsen oder Erbrechen beweglich gemacht und dann vollständig verschluckt oder, was häufiger geschieht, durch das Maul ausgeworfen werden; oder dass die festsitzenden Substanzen, wenn sie auflösslich sind, durch die im Schlünde befindlichen Feuchtigkeiten allmiilig weicher werden und dann weitergleiten. Dies geschieht jedoch immer erst nach mehreren (6 bis 24) Stunden und nachdem mehr oder weniger heftige Zufalle, namentlich bei den Wiederkäuern auch Tympanitis, oft mit Er-stickungsgefahr eingetreten waren. Zuweilen werden spitze Körper, z. B. Nadeln, Fischgräten u. dergl. durch die Wunde des Schlundes gedrängt, veranlassen unter der Haut Entzündung und Eiterung und werden dann durch den Abscess nach aussen entleert. — Die Kunsthfllfe ist in denjenigen Fällen, wo die fremden Körper in der lialsportion des Schlundes sitzen, rund und ghitt sind, ziemlich leicht und sicher, wenn sie aber spitz oder mit scharfen Ecken versehen sind, ist die Hülfe schwieriger und in der Regel nur durch die Oesophagotomie zu bewirken; bei fremden Körpern in der Brustoperation des Schlundes ist immer die Hülfe mit grösserer Schwierigkeit verbunden und zuweilen, wenn die Körper mit Spitzen versehen und festsitzend sind, oder wenn bereits Zufälle von Brustfellentzündung oder ein Ausfluss von stinkender Jauche besteht, ist die Hülfe gewähnlich fruchtlos, und bei schlachtbaren Thie-ren kann man unter solchen Umständen mehrentheils nur zu dem baldigen Abschlachten derselben ratben.
Die Behandlung besteht in der Entfernung der fremden Körper und in der Beseitigung der entstandenen üblen Zufälle. Die erstere Aufgabe kann man auf verschiedene Weise erfüllen, je nach dem Sitze des fremden Körpers und nach seiner Beschaffenheit. Es dient hierzu:
1) das Heraufdrängen des fremden Körpers aus dem Schlünde zur Rachenhöhle. Dieses Verfahren ist das einfachste und mildeste, bei rundlichen glatten Körpern, welche in der Halsportion des Schlundes sitzen, anwendbar und in den meisten Fällen ausreichend. Man lässt hierbei dem Thiere ein weites Maulgatter in das Maul setzen und durch 2 Gehülfen den Kopf des Patienten recht weit nach vorn ausstrecken und festhalten; dann setzt man die Daumen beider Hände an beiden Seiten des Halses unter den fremden Körper, schiebt denselben von unten allmälig höher und höher im Schlünde hinauf, und wenn er bis zum Schlundkopfe gekommen ist, fixirt man ihn hier mit einer Hand, lässt dasselbe an der andern Seite durch einen Gehülfen thun, und, nachdem man die andere Hand in die Rachenhöhle geführt, treibt man durch gelindes Drücken von aussen her den fremden Körper gleichsam in die Hand hinein, so dass man ihn erfassen und herausziehen kann, Statt der Hand kann man auch eine Steinzange in die Rachenhöhle einführen und den fremden Körper damit ergreifen. — War der Körper bereits vor mehreren Stunden verschluckt und ist nicht reichliche Schleimabsonderung wahrzunehmen, so ist es zweckmässig, vor dem Heraufdrängen des fremden Körpers den Schlund etwas schlüpfrig zu machen und zu diesem Zweck einige Löffel fettes Oel oder eine schleimige Flüssigkeit
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702nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Fremde Körper im Schlmule. Behandlung.
einzuschütten. (Jebrigens ist das Verfaliruii gleichartig, die Thieve inii-gen stehen oder liegen.
Gelingt das Hinanfdrängen des fremden Körpers nicht, sitzt derselbe in der Brustportion des Schlundes, ist er erweichbar oder zu zerkleinern, z. 13. eine Kartoffel, eine Pille — und sind nicht gefahrdrohende Zufälle vorhanden, so kann man den Verlauf durch einen Tag abwarten; denn man hat oft beobachtet, dass unter diesen Umstanden der fremde Körper erweicht, zusammengedrückt und weiterbefördert wird. ISoi Wiederkäuern macht man hierbei aber den Pansenstich und liisst die Troikarröhre liegen, um das Aufblähen und dessen Folgen zu verhüten. Tritt binnen 24 Stunden der gute Erfolg nicht ein, so versucht man
2) das Herausziehen des fremden Körpers vermittelst hierzu geeigneter Instrumente. Diese Art der Hilfe ist in denjenigen Fallen anwendbar, wo entweder der fremde Körper gleichsam eingeschnürt ist, oder weil er durch Spitzen in die Schlundhäute gedrungen und dadurch festsitzend geworden ist, — oder wenn er in der Brustportion des Schlundes sich befindet und deshalb von der Aussen-seite des Halses nicht erfasst werden kann. In solchen Fällen versucht man den fremden Körper im Schlünde entweder a) vermittelst einer Drahtschlinge, oder — b) vermittelst des Schlundbohrers, oder — c) vermittelst einer Schlundzange zu erfassen und dann ihn herauszuziehen.
a)nbsp; nbsp;Die von Meier angegebene Drahtschiingo') ist 'das einfachste Instrument. Ein Metalldraht von 4 Millim. Dicke und von der für die verschiedenen Thiere erforderlichen Länge (für Pferde 2 Meter), wird an dem einen Ende in eine ovale Schlinge von 5 Cm. Querdnrchmesser zusammengebogen und in dieselbe wird ein feines Netz von Bindfaden befestigt. Dieses Ende bringt man in den Schlund und sucht es an dem fremden Körper vorbeizuschieben, worauf man das Instrument ein wenig um seine Längenachse dreht und es dann zurückzieht. Hierbei soll sich in ihm der fremde Körper gefangen haben; ist dieses aber nicht geschehen, so muss die Applikation wiederholt werden. — Um das Instrument leichter mit sich transportiren zu können, hat Meier dasselbe auf 1 Meter verkürzt, so dass es, wenn man es zusammenlegt, nur 5 Cm. lang ist; da es jedoch in dieser Länge für grosse Thiere und wenn der fremde Körper tief sitzt, zu kurz ist, so muss man es bei dem Gebrauch an einen Stock binden, in welchem man vorher zur Aufnahme des Drahtendes mit dem Rinnmesser eine Furche geschnitten hat.
b)nbsp; Die Schlundbohrer sollen die fremden Körper im Schlünde entweder vermittelst einer Schraube, welche recht tiefe Furchen und ein spitziges Ende hat, circa 2 Cm. lang und an ihrem hinteren Ende gegen 1 Cm. dick ist, — oder vermittelst eines (in der Form eines gewöhnlichen Korkziehers) spiralförmig gewundenen Drahts mit scharfer Spitze anbohren, so dass sie an dem Instrument sitzen bleiben und bei dem Zurückziehen des Letzteren mitgezogen werden. Die Schraube,
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1) Oostcrreicli. Viertcljahrsschr. f. wissennchaftl. Veterinürk. Jahrgang 1870, Seite 5ß.
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Frcindo Körper im Schlünde Rolmudhinf;.
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resp. der Bpiraldraht sind an ein 2 bis 2'j Meter langes, circa 7 Mm. dickes BambusstUbchen befestigt, welclies an seinem hinteren Ende einen kurzen Querhandgriff hat iquot;Hl gewöhnlich seiner ganzen Länge nach nebst der Schraube, in der ogonannten Patent-ScMundröhre liegt, Die Letztore hat an ihrem vorderen eisernen, 6 Cm, langen und 4 Cm. breiten Ende einen hohlen Kopf, zur Anlehnung an den fremden Körper und zur Bedeckung der Schraube.
Nach einer anderen Construction von Wegerer1) befindet sich der Bohrer an dem vorderen Ende einer Drahtstange, welche an ihrem hinteren Ende einen birnförmigen Handgriff hat und durch ringförmige Bänder an eine zweite, neben ihr liegende eiserne Drahtstange in der Art gehalten wird, dass sie um ihre Achse gedroht worden kann. Diese zweite Stange ist an ihrem hinteren Ende mit cinein quer stellenden Handgriff zum Festhalten des Instruments, und an dem vorderen Ende mit einem hohlen Kopf versehen, wie die Patent-Schlundröhre. — Beide Arten von Schlnndbohrorn werden, nachdem sie in den Schlund bis an den fremden Körper gebracht worden sind, durch Drehen der Bohrstango von rechts nach links in Thätigkeit gesetzt.
c) Die Schlundzange von Delvos und mir2) besteht aus dem Maul, dem Mittelstück und dem Handgriff. Das Maul bilden 2 länglich-ovale, löffeiförmige, G Cm, lange und 2 Gm. breite Metallplatten, die äusser-lich sanft convex, an der inneren Fläche concav und rauh und fast in ihrer Mitte mit einer kleinen eisernen Oehse versehen sind. Diese Letzteren dienen zur beweglichen, charnicrartigen Verbindung mit der Drahtstange des Mittelstücks. Das hintere Ende der Zangenlöffel ist charnicrartig mit den Seiten eines 2 Om, langen und 1 j Cm. dicken eisernen, holden Knopfes verbunden, und dieser selbst ist an das Mittelstück befestigt Das Letztere besteht aus einem 2 Meter langen, 1. Cm. dicken, in seiner ganzen Länge durchbohrten Bambusstab und ans der in diesem liegenden, 3 Mm. dicken Drahtstange. Diese Stange tbeilt sich an ihrem vorderen Ende in zwei Aeste, welche circa, 1 Cm, aus-cinandorstehen, an den Enden durch Niete mit Ij Cm. langen Eisen-stäbchen, und diese wieder ebenso mit den Ochsen der Zangenlöffel verbunden sind; das hintere Ende geht in den Handgriff über, welcher entweder einfach glatt, oder, mehr complicirt, mit einer sogenannten ewigen Schraube verseilen sein kann. Bei der ersteren Beschaffenheit wird die Zange durch Vorwärtsschieben und Zurückziehen des Drahts geöffnet und geschlossen, — bei vorhandener Schraube geschieht dieses durch das Links- oder Kochtsdrehen derselben. Hierzu rnuss jedenfalls der Draht 5—6 Cm, länger sein als der Bambusstab.
Wegerer-1) hat eine Schlundzange angegeben, deren Maul ähnlich eingerichtet ist, -wie das vorstehend bezeichnete; dasselbe liegt aber in einer G7 Mm. langen, 31 Mm. dicken Hülse von Holz. Das Mittelstück und das hintere Ende mit Handgriff ist mit der Einrichtung von Wegerer's Schlundbohrer übereinstimmend.
Zur Einführung dieser Instrumente lässt man dem Thiere den
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J) Uopcrtoriuni d. Tliicrhcilk. v. Hering.
2)nbsp; Magaz. für Thieiiicilli.Jahrg. 2. S. 114
3)nbsp; Repertoritim a. a. 0.
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Jahrg. 28, S, 310. Mil Abbild.
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704nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Freimio Körper im Schlünde. Behandlung.
Kopf und Hals so vorwärts gestreckt halten, wie zur Einführung
der Sonde (S. 699), setzt das Maulgatter in (las Maul, zieht die Zunge hervor und führt über dieselbe das eine oder das andere Instrument (die Bohrer zurückgezogen, die Zange geschlossen) durch die Rachenhöhle bis an den fremden Körper und bringt hier dasselbe je nach seinem Mechanismus in Anwendung. Die Drahtschlinge und die Zange schiebt man möglichst sanft noch etwa 1—2 Cm. vorwärts über den fremden Körper hinweg, so weit wie sich dies thun lässt. Hierauf zieht man das Instrument Ungsam wieder aus dem Schlünde hervor und mit ihm zugleich den fremden Körper. Wenn der letztere bei Pferden in dem Brusttheile des Schlundes sitzt, ist das Einführen und die Handhabung des Instruments durch eine an der linken Seite des Halses in den Schlund gemachte künstliche Oeft'nung leichter zu bewirken, als durch das Maul; weil bei diesen Thieren die Biegungen des Halses im schärferen Winkel bestehen als bei den übrigen Thieren und deshalb das Instrument bei der doppelten Biegung schwieriger zu handhaben ist, als wenn es durch eine Oeft'nung am Halse geleitet wird, wo die obere Biegung vermieden wird. Bei den übrigen Thieren kann dagegen das Eindringen durch das Maul leicht bewirkt werden.
Ji) Das Hinunterstopfen des fremden Körpers in den Magen, — ein Verfahren, welches nur bei rundlichen, glatten oder auch bei weichen Körpern, z. B. bei Pillen, wenn sie im Brusttheile des Schlundes sitzen, anwendbar ist und immer grosse Vorsicht verlangt, Aveil hierbei sehr leicht Verletzungen des Schlundes entstehen oder auch der fremde Körper noch fester in den Schlund hineingedrängt wird, als er an sich es sein würde. Es steht daher der Herausbeförderung des Körpers nach. Man benutzt hierzu bei kleinen Thieren eine Sonde von Fischbein, welche an ihrem vorderen Ende mit einem Schwamm oder mit einem Knopf von festgebundenem Werg versehen ist, und bei den grösseren Thieren, namentlich bei dem Kindvieh, benutzt man am besten einen etwa 2 Meter langen und 1, Centini. im Durchmesser dicken, recht fest gedrehten Strick, im Nothfalle einen elastischen Peitschenstiel u. dgl. Vor der Einführung des einen oder des anderen Instruments lässt man etwas schleimige Flüssigkeit oder Oel in den Schlund schütten und verfährt dann übrigens ganz so, wie bei dem Einführen der Sonde zur Untersuchung über das Dasein eines fremden Körpers, jedoch mit dem Unterschiede: dass mau für den jetzt in Rede stehenden Zweck das Instrument zwar vorsichtig aber doch mit einiger Kraft gegen den fremden Körper drängt, bis derselbe von der Stelle weicht. Bemerkt man dies, so schiebt man ihm das Instrument sanft nach und treibt ihn bis in den Magen. In jedem Falle muss man sich auf das Bestimmteste zu überzeugen suchen, dass der fremde Körper wirklich ans dem Schlünde entfernt worden ist; denn es geschieht zuweilen, dass er sich etwas zur Seite verschiebt, die Sonde neben sich vorbeigleiten lässt, aber doch sitzen bleibt. Das ist besonders leicht möglich, wenn der fremde Körper von verschiedenen Seiton her einen verschiedenen Durchmesser besitzt, wio z. B. das bei Stücken von Oelkuchen, bei Knochensplittern u. dgl. der Fall ist. Um zu dieser Ueberzeugung zu gelangen, bewegt man die Sonde mit ihrem Knopf durch abwechselndes Zurückziehen und Vorwärtsschieben über die Stelle, wo der Körper seinen Sitz hatte, zu wiederholten Malen und allenfalls, nachdem die
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Fremde Körper Im Schlünde. Behandlung.
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Sonde etwas um ihre Achse gedreht und ihr hierdurch eine etwas veränderte Richtung gegeben worden ist.
4) Die Zerstückelung der fremden Körper. Dieselbe kann nur unternommen werden, wenn der Körper von weicher oder mürber Beschaffenheit ist (gekochte Kartoffeln oder Rüben, Eier, Pillen) und besonders wenn er sich im Halstheile des Schlundes befindet; sie verdient aber erst dann zur Anwendung zu kommen, wenn die Herausbeförderung auf die sub 1, angegebene Weise nicht gelingt und eine Schlundzange nicht zur Hand ist. Die Ausführung geschieht auf die Weise, dass mau entweder die Ballen beider Hände von beiden Seiten
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gegen den Hals an der Stelle legt, an welch
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an der fremde Körper
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sich befindet, und mit denselben kräftig gegen einander drückt; oder auf die Weise, dass man an die rechte Seite des Halses eine Handfläche kräftig gegen legt,, an der linken Seite aber ein Stück Holz auf die hervorgedrängte Halsparthie setzt und dann mit einem Hammer oder mit einem zweiten Stück Holz einen oder einige kurze Schläge auf das erstere ausübt. Es ist leicht einzusehen, dass, wenn das letztere Verfahren unvorsichtig ausgeübt wird, Quetschungen und selbst Zer-reissungen der Drosselvene, der Carotis u. s. w. entstehen können. — Wegerer hat auch einen Sclilundboblboliver für diesen Zweck erfunden, welcher solche Gegenstände, welche sich zerschneiden lassen, wie z. B. Rüben, Kartoffeln, Kohlstrünko u. dgl. vermittelst zweier Messerklingen zerkleinert, die in einer eisernen Hülse (ähnlich wie die Schlundbohrer) liegen und durch eine Drahtstange in Bewegung gesetzt werden. Die übrige (Jonstrnktion ist derjenigen bei dem Schlundbohrer ganz ähnlich'). 5) Der Schlund schnitt (Oesophagotoraie). Derselbe ist in allen Fällen, wo fremde Körper in dem Halstheile des Schlundes festsitzen, zur Entfernung derselben zu benutzen und selbst da brauchbar, wo die übrigen Methoden nichl ausreichend sind; man zieht aber häufig die letzteren der Operation vor, weil diese mit einer Verwundung verbunden ist und die Heilung der Wunde eine mehr umständliche Nachbehandlung verlangt, als dies bei den übrigen Methoden der Fall ist. Zuweilen benutzt man den Schlundschnitt auch, wie bereits oben an mehreren Stellen bemerkt worden ist, für den Zweck, die Sonde zur Untersuchung oder die Schlundzange leichter und sicherer in den Schlund führen zu können, als dies zuweilen durch das Maul zu bewirken ist2). — Die Ausführung der Operation für beide Zwecke geschieht im Wesentlichen gleichartig, aber mit kleinen Modificationen, und sie ist in denjenigen Fällen, wo ein dicker fremder Körper im Schlünde sitzt und eine Erhöhung nach anssen an der Seite des Halses bildet, viel leichter als da, wo sie an dem leeren Schlünde, oder bei nur sehr kleinen, dünnen, fremden Körpern in demselben gemacht werden soll.
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1)nbsp; lie ring's Bepertorium, Jahrg. 28, S. ,quot;10. Mit Abbild.
2)nbsp; Ausserdem ist die Eröffnung des Schlundes auch nach Huzards (d V.) Vorschlag gemacht worden, um in L'ällcn, wo der Zugang durch das Maiü goliin-dert ist, Nahrungs- und Arzneimittel in den Magen zuführen,— was mittelst, eines Trichters oder einer Spritze durch eine in den Schlund gelegte elastische Röhre, welche während der nöthigen Zeit liegen bleibt und mittelst eines Bandes an den Hals oder die Mähnen gebunden wird, geschieht.
#9632;railTWIo, rhinirgic. 3, Aufl,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;45
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706nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Fremde Körper im Schlünde. Behandlung'.
Grosse Thierc können stehend oder auch licgeiul operirt worden, wie dies ihr Benehmen und die übrigen vorhandenen Umstände etwa bedingen; z. !B. bei unruhigen Thieren und bei nächtlicher Zeit, wo man künstliches Licht benutzen muss, würde mau die Operation am liegenden Thiere machen. Kleine Thiere legt mau auf einen Tisch und lässt sie von Gehilfen festhalten. — Die Operationsstelle ist in der Hegel an der linken Seite des Halses1) in der sogenannten Halsrinne und speziell da, wo der fremde Körper sich durch eine Erhabenheit bemerklich macht, oder wenn eine solche nicht besteht, an der Stelle, wo mau ihn im Innern mit der Schlundsonde gefunden und hiernach durch das Anlegen derselben iiusserlich am Kopfe und Halse, vom Maule anfangend, seinen Sitz bezeichnen kann. — Vor der Operation werden die Haare an der betreffenden Stelle abgeschoren und gründlich entfernt. Hierauf durchschneidet man die Haut und den Halshautmuskel gerade auf der, durch den fremden Körper erzeugten Her vorragung, am besten hinter (über) der Drosselvene in der Längenrichtung des Schlundes, und macht, je nach dem Umfange des fremden Körpers, eine Wunde von 2—12 Cm. Länge. Die Wundränder lässt man durch stumpfe Haken ans einander halten, trennt das zwischen der Dosselvene und dem gemeinschaftlichen Muskel befindliche Zellgewebe, zieht die Vene nach vorn, forscht durch Kühlen in der Wunde nach der Carotis und durchschneidet unmittelbar über derselben das Zellgewebe vorsichtig, bis man hinter sie gelangt ist und nun den Schlund deutlich fühlt und sieht. Die Arterie wird dann, wie die Vene, mit dem stumpfen Haken nach vorn gezogen. Der Schlund drängt sich mit dein erweiterten Theile in die Wunde, so dass man ihn mit den Fingerspitzen der linken Hand erfassen und noch etwas mehr hervorziehen kann; gelingt dies nicht, so kann man durch einen Gehilfen von der andern Seite her mit der Hand gegen die Operationsstelle gelind drücken und somit den Schlund mehr in die Wunde drängen lassen. Hierauf führt man mit einem geballten Bistouri einen Längenschnitt durch seine beiden Häute gerade auf dem fremden Körper und so lang, dass man den letztern ohne Zerrung der Ränder herausziehen kann; oder man macht mit einem spitzen Messer einen Einstich am untersten Ende des hervorgedrängten Theils des Schlundes und verlängert die Stichwunde nach oben so weit, dass der fremde Körper herausgenommen werden kann. Durch letzteres Verfahren erzeugt man mehr gleiche Wundränder, als durch das erstere. — Der fremde Körper drängt sich, besonders wenn er rundlich und an seiner Oberfläche nicht sehr uneben ist, bei und nach gemachter Oeffnung mehrentheils von selbst hervor; geschieht dies nicht, so lässt man zuerst den etwa noch von der andern Seite her fortdauernden Gegendruck aufhören, weil durch denselben der Schlund gespannt und dadurch der fremde Körper in ihm festgehalten wird.z) Hierauf bewirkt man die Entfernung entweder durch gelindes Drücken und Streichen mit den Fingern an den Seiten des Schlundes von den Enden der Wunde nach der Mitte derselben, oder durch das Einführen
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1)nbsp; Man hat auch in einzelnen Fällen den fremden Körper an der rechten Seite des Halses eine Erhöhung bilden sehen und deshalb die Operation an dieser Seite ausgeführt.
2)nbsp; Scholl hase, Veterinär-literarische Exkursionen. lieft I. S. 201.
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Fremde Körper im Schluntle. iSchluiulsclmitt.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;707
eines Fingers oder einer dicken Sonde unter den fremden Körper, oder man ergreift denselben mittelst der Pinzette oder der Rornzange und zieht ihn hervor. Letzteres ist nothwendig, wenn der fremde Körper rauh oder mit Spitzen vorsehen ist.
In den Füllen wo keine Erhöhung im Verlaufe des Schlundes bestellt, geschieht, wie oben erwähnt, die Operation an der Stelle, wo der Sitz des fremden Körpers durch die Untersuchung ermittelt ist; wo aber dieser erst erforscht, oder die Operation für andere Zwecke unternommen werden soll, geschieht sie am besten in der Mitte des Halses, weil hior der Schlund am meisten nach aussen liegt und nur von der Dosseivene, der (Jarotis, dem Nervus vagus und sympathicus und äusserlich von der Haut und dem Hautmuskel bedeckt ist. In beiden Fidlen bildet man an der Operationsstelle eine quer über die Drosselvene gehende Hantfalte und durchschneidet dieselbe so, dass die Wunde auf die Gränze der Urosselvene und des gemeinschaftlichen Muskels trifft. Die Wunde kann beiPferden undRindern?—lOCentim. lang, bei kleinenThieren !#9632;?—5Centim. lang sein. Man trennt dann eben so lang den gemeinschaftlichen Muskel von dem Brustkinnbackenniuskel, zieht den letzteren und die Drossel-vene nach unten, durchschneidet vorsichtig das oberflächliche Zellgewebe zwischen diesen Theilen, trennt die tieferen Schichten desselben in der Nähe der Carotis mit den Fingerspitzen, bis man an und über diese Arterie gekommen ist, wo man den Schlund in dem hier sehr selilaffen Zellgewebe neben und hinter der Luftröhre fühlen kann. Derselbe wird dann mit dem etwas gekrümmten Zeigefinger und dem Daumen hervorgezogen und mittelst einer quer unter ihm durchgesteckton dicken Sonde an der Oberfläche gehalten, so dass man ihn nun leicht öffnen kann. Dies geschieht mittelst eines geballten Bistouris, welches man mit gelindem Druck in der Längenrichtung durch die beiden Häute des Schlundes führt und eine gegen 2 Contim. lange Wunde macht.
Je nachdem nun der Zweck der Operation vollständig erreicht ist, oder erst weiterhin noch erreicht werden soll, findet die weitere Be-liandlung der Wunde statt. Ist ein fremder Körper entfernt, so kann die Schlunrtwunde sogleich Auf die Weise geheftet worden, wie dies S. 413 angegeben worden ist. An der Wunde dos Halses hat man stets darauf zu sehen, dass dieselbe an ihrem unteren Winkel keine Vertiefungen besitzt, in welchen die Wundsekrete verweilen und sich senken könnten; und man muss deshalb nöthigonfalls diesen Wundwinkel nach aussen so viel erweitern, dass er in seiner ganzen Dicke eine glatte, schiefe Fläche darstellt. Hierauf kann die Wunde auch äusserlich geheftet und übrigens so verfahren werden, wie dies bei den Schlund wunden angegeben ist. — In den S. 705, Anraerk., angedeuteten anderen Fällen bleibt die Wunde für einige Zeit offen.
Man hat auch versucht, die fremden Körper durch Brechmittel aus dem Schlünde zu entfernen und diese Mittel sowohl durch den Schlund, wie auch durch Infusion in die Venen beigebracht. Bei Pferden ist, weil sie sich in der Regel nicht erbrechen, (lies Verfahren nicht anwendbar, und bei den übrigen Thieren hat dasselbe bis jetzt fast gar nichts geleistet, — daher dasselbe nur historisch erwähnt wird.
Die üblen Zufälle, welche durch die fremden Körper erzeugt worden sind, mindern und verlieren sich gewöhnlich gleich nach der Entfernung des letzteren, und es ist deshalb in der Regel nur eine strenge
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708nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Wassergcsohwulsf. Oedem.
Diät, weiche Nabrnng oder nährendes Getränk und ruhiges Verhalten während einiger Tage erforderlich, Wenn aber bereits heftige Ent/.üii-dangszufälle entstanden sind, so ist auch die Anwendung antiphlogisti-scher Mittel in entsprechendem Grade nöthig, wie namentlich Blntent-ziehungen, Salpeter und Glaubersalz in schleimigen Flüssigkeiten und äusserlich an der Brust ableitende Reizmittel, Ilaben sieh Abscesse im Verlaufe des Schlundes gebildet, so öffnet man dieselben zeitig und behandelt sie übrigens nach allgemeinen Kegeln.
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Sochstes Capitel. Die Wassergeschwulst (Oedema).
Es finden sich sehr häutig bei den Hausthieren oberflächliche Anschwellungen, welche sich dadurch von anderen auszeichnen, dass sie
bei dem Drücken mit den Fingern ein teigartiges Gefühl in der Hand des Untersuchenden erzeugen und von dem Drücken Gruben erhalten, welche durch einige Zeit sichtbar bleiben, aber allmiilig wieder verschwinden. Mau nennt eine solche Geschwulst Wassergeschwulst oder Oedem, denn sie besteht in abnormer Anhäufung von Serum. Die Oedeine kommen in dem Zellgewebe unter der Haut, zuweilen auch tiefer, an allen Theilen des Körpers vor, am bäufigsten aber an den untersten Stellen der verschiedenen Theile, wie namentlich an der Unterlippe, an der nutern Seite der Brust, des Bauches, der Vorhaut, des Hodensacks und an den Fassen; zuweilen sieht man sie an höhern Funkten ihren Anfang nehmen, aber im Zellgewebe unter der Haut allmiilig bis zu der niedrigsten Stelle des Theils herabsinken. Sie zeigen zuweilen Symptome von entzündlicher Heizung, besonders vermehrte Wärme und vermehrte Empfindlichkeit; In den meisten Fällen ist aber die Geschwulst kalt und die Haut nur mit dem gewöhnlichen Grade von Empfindlichkeit versehen. Im erstem Falle pflegt man die Geschwulst ein heisses, hitziges, akutes oder entzündliches Oedem (S. 47), im letztern aber ein kaltes Oedem zu nennen. Abgesehen hiervon, so findet man nicht selten neben dem Oedem in dem leidenden Theile oder in der Nähe desselben noch Erscheinungen einer wirklichen Entzündung, oder Verhärtungen. Balggeschwülste, Verwundungen, Knochenbrüche u. dgl.; und innerlich findet man Fieber, Entzündungen verschiedener Organe, katarrhalische und rheumatische Affectionen, Wassersuchten u. dgl.
Das Oedem ist nur selten ein selbstständiges Leiden, sondern in den meisten Fällen ist es Folge oder Begleiter eines andern örtlichen oder allgemeinen krankhaften Zustandes, In jenen seltenen Fällen beruht es bloss in einem, durch örtliche Störung in den Haargefässen bedingten Missvcrhältniss zwischen der Secretion und der Resorption des Serums im Zellgewebe, so dass die letztere, verhältnissmässig zu gering erscheint.
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Wassorgeschwillst, Oodem. Behandlung.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 70'.)
Hiermit ist aber keineswegs gesagt: dass die Resorption wirklich in jedem Falle von (Jedem krankhaft vermindert ist, sondern es ist sehr hiluüg auch eine iibermassige Secretion die eigentliche pathologische Veranlassung, und man muss die letztere überall da annehmen, wo Ent-/-ündungssymptome dem Oedem vorhergingen oder noch mit ihm verbanden sind.
Die Veranlassungen zum Entstellen der Ocdemc sind sehr verschieden, z, E. Unterdrückung der Secretionen durch Erkältungen, andauernder Druck, Quetschungen, heftige Ausdehnungen und dadurch erzeugte Schwäche; in andern Fällen sind sie die Folge einer Reizung, eines andauernden zu reichlichen Blutandranges zu einem Theile, oder von Stockungen im Haargefässsystem desselben, wie z. B. bei wirklichen Entzündungen. Wo Blutergiessungen in das Zellgewebe stattgefunden, oder wo wässerige Ansammlungen in der Brust- oder Bauchhöhle bestehen, sickert das Serum durch die dünnen Zellenwände und es bilden sich, besonders an den niedrigeren Stellen, odematose Anschwellungen. Ausser-dem entstehen dieselben zuweilen bei Krisen und bei Metastasen, und oft bei zu grosser Wässerigkeit des Blutes, wie z. B. bei der Fäule der Schafe, bei dem Faulfieber u. dgl.
Nach diesen verschiedenen Verhältnissen des Ursprungs des Uebols und des Zustanderaquo; des Organismus ist auch die Bedeutung der Oedeme in den einzelnen Fällen sehr verschieden. An und für sich ist ein Oedem niemals ein gefährlicher Krankheitszustand; aber dasselbe verursacht Ausdehnung uÄd grössere Schwächung der leidenden Theile, stört den organischen Zusammenhang und die function derselben und unter Umständen, wo Organe aus ihren Ifohlen hervorgetreten sind, erschwert es deren Zurückbringung und vermehrt die Gefahr der etwa entstandenen Binklemmung. — Viele Oedeme verlieren sich von selbst, wenn die ursprüngliche Krankheit gehoben ist und in der Regel vermindern sie sich oder verschwinden auch wohl für einige Zeit, wenn die Thiero in Bewegung gesetzt werden oder sich niederlegen, sie kehren aber wieder, wenn die Thiere hiernach wieder andauernd stillstehen. Zuweilen haben diese Anschwellungen einen kritischen Charakter hinsichtlich des anderweitigen Krankheitszustandes, mit welchem sie verbunden oder in Folge dessen sie entstanden sind; mehrentheils sind sie unter diesen Umständen eine günstige Erscheinung. Ihre Heilbarkeit ist in denjenigen Fällen immer anzunehmen, wo das Oedem selbstständig oder nur als Folge einer ortlichen Verletzung entstanden ist, eben so bei Innern Entzündungen, wenn dieselben einen guten Ausgang machen; dagegen 1st die Prognosis wenig günstig bei einem hohen Grade asthcnisclier Krankheiten, namentlich des Faulfiebers, der Wassersüchten und bei Desorganisation drüsiger und anderer innerer Organe.
Die Behandlung ist, ausseiquot; der Beseitigung der Ursachen, im Wesentlichen 1) auf die Beförderung der Resorption in dem angeschwollenen Theile, oder 2) auf Ableitung von demselben gerichtet, — zuweilen besteht sie 3) in einer örtlichen Ausleerung des angehäuften Serums und 4) muss auch häufig auf die Beseitigung der mit dem Oedem verbundenen Krankheiten Bedacht genommen werden,
Die beiden ersten Indicationeu lassen sich oft durch einerlei .Mittel erfüllen, und überhaupt findet in den complicirten Fällen gewöhnlich eine Vereinigung der .Mittel für die Erfüllung der säiiunt-
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710nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Wassorgcsclnvulst, Ocilcm. Behandlung.
lichen Iiidicationon statt. In ersteier Ilinsiclit wendet man bei go-ringer üdematöser Anschwellung, und wenn dieselbe nicht mit örtlicher entziindliclier Heizung verbunden ist, floissig wiederholte Reibungen mit wollenen Lappen, mit Bürsten oder Strohwischen, oder Einreibungen von Spirituosen oder ätherisch • öligen Jlittelu, von Campher, Salmiakgeist, Auflösungen von kohlensaurem Ammoniak n. dgl, an; ausserdem liisst man das Thier täglich massig bewegen und wickelt nach den Bewegungen den Theil, wenn es der Ort und die Be-schatVenbeit desselben gestattet, — mit Binden massig fest und gleich-massig ein Erscheint der ödematöse Theil sehr schlaff, so kann man auch adstringirendc Mittel, /, B. Auflösungen von Alaun, von Zink-, Kupfer- oder Eisenvitriol für sich oder in Verbindung mit Spirituosen und aromatischen .Mitteln ;ils Waschmittel anwenden und bei grosser Torpi-dität die Kantharidentinktur, das Terpenthinöl und das glühende Eisen benutzen. Die drei zuletzt genannten Mittel dürfen jedoch nur oberflächlich und so angewendet werden, dass keine Entzündung und Zerstörung entsteht, weil sonst gerade dem Zwecke entgegengewirkt werden könnte.
Um abzuleiten, giebt man innerlich Purgir- und urintreibende Mittel abwechselnd mit einander und stets mit Berücksichtigung der eingetretenen Wirkung, nach Verlauf von grössereu oder kleineren Zwischenzeiten. Auch das Jod kann in angemesseneu Gaben angewendet werden. Dngegen müssen Haarseile und Fontanellen bei Oedemen der Füsse an diesen selbst vermieden werden, weil der Erfahrung zufolge hierdurch der Zustand nicht gebessert, sondern oft verschlimmert wird,
Die direkte Ausleerung der krankhaft angehäuften Serums geschieht durch Einstiche oder Einschnitte (Scarilicationen) in die Baut vermittelst der Lanzette, oder der Aderlassfliete, oder eines geraden Bistouris. Man macht dieselben nur in sehr hartnäckigen Fällen und bei sehr hohen Graden der ödematösen Anschwellung, auch besonders, wenn die Schleimhäute oder aus ihren Höhlen hervorgetretene Theile davon ergriffen sind. In diesen Fällen ist die örtliche Ausleerung stets von ausgezeichneter Wirksamkeit; doch muss man die Gefässe und Nerven verschonen, und die Einstiche oder Einschnitte dürfen niemals näher als ungefähr 1—2 Centim. neben einander angebracht werden, denn bei demjenigen Oedem, welches das Faulfieber begleitet, hat man immer zu fürchten, dass Absterbung der Haut in grössereu Stücken nach dem Scarifiziren eintreten kann. Nach gemachten Scarificationen lässt man die Wunden oft mit einem feuchten Schwamm abwischen, um ihre Verschliessung durch geronnenes Serum zu verhindern. Im üebrigen kann man später die im Vor-hergehendeii bezeichneten resorbirendeu und tonischen Mittel anwenden.
Hinsichtlich der vierten Indication muss auf die spezielle Therapie der genannten verschiedenen Krankheiten, deren Begleiter das Oedem ist, verwiesen werden.
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Wassoisuclit ilos Augapfels. Hehamllung.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;711
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Siebentes Capitcl.
Die AVasscrsucht des Augapfels (Hydropa oculi, Hydrophtalmus).
Diese Krankheit kommt bei unsern Haustbieren nur selten vor. Sie bestellt in einer übermässigen Anhäufung von wässrigen Feuchtigkeit in der vordem und zum Tlieil in der hintern Augenkammer und ist an einer bedeutenden Vergrösserung des Organs, wobei dasselbe gewöhnlich au der Bindehaut bläulich-weiss erscheint und aus der Augenhöhle allmälig mehr und mehr hervorgedrängt wird, zu erkennen. Gewöhnlich ist die Pupille sehr erweitert, das Sehvermögen in der ersten Zeit noch vorhanden, aber dasselbe verliert sich allmälig immer mehr und verschwindet zuletzt gänzlich. Mit dem stärkern Hervortreten des Augapfels aus der Augenhöhle findet ein vollständiges Bedecken desselben durch die Augenlider nicht mehr statt und in Folge desselben trocknet die durchsichtige Hornhaut mehr aus und wird gewöhnlich auch allmälig trüb und grau. Bei dem höchsten Grade des Leidens wird diese Haut in ihrer Mitte mehr und mehr verdünnt und zuletzt berstet sie und das Auge fällt nach Ausleerung der wässerigen und Glas-Feuchtigkeit und der Krystalllinse zusammen und es entsteht hiernach eine langwierige ülceration.
Die Ursachen sind heftige Rheumatismen und rheumatische Entzündungen des Augapfels, zuweilen auch Verletzungen durch spitze Körper.
Die Beurtheilung ist ungünstig, wenigstens sehr unsicher, da die vollständige Heilung nur selten gelingt, .lo mehr bereits die Häute des Augapfels übermässig ausgedehnt sind und je mehr das Sehvermögen zerstört Ist, um so weniger ist ein guter Erfolg zu erwarten.
Die Behandlung besteht, wie dies bereits bei dem Vorfall des Augapfels S. 569 angedeutet worden ist, in der Anwendung ableitender, laxirender und diuretischer Mittel und in der Function der durchsichtigen Hornhaut. Die ersteren müssen durch längere Zeit fortgesetzt und die letztere muss so ausgeführt werden, wie es am anzeigten Orte beschrieben ist.
1st das Uebcl bereits bis zu dem Grade gediehen, dass ßerstung der Häute des Augapfels nahe bevorsteht, so kann zwar durch die Punc-tion diesem üblen Ausgange in manchen Fällen noch vorgebeugt werden, allein immer ist dies nicht möglich. Wo die Berstung nicht zu vermeiden oder wirklich schon eingetreten ist, kann man entweder die durchsichtige Hornhaut mittelst einer gebogeneu Schecre an ihren Rändern abschneiden und die .Vernarbung des Restes des Augapfels durch gute Granulation abwarten, oder besser bei Zeiten den ganzen Augapfel ex-stirplren. Letzteres geschieht im Wesentlichen auf dieselbe Weise, wie dies Seite 569 angegeben worden ist. Auch die Nachbehandlung geschieht in der dort angegebenen Art.
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712nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Wasserbrach.
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Achtes Capltel.
Der Wasserbruch (Hydrocele).
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Der sogenannte Wasserbruch besteht in einer Anhäufung von Serum in den Scheidenhäuten des Saamenstranges und des Hodens, und zwar entweder nur in einer der von diesen ililuten gebildeten Höhlen oder in beiden zugleich. Dieser Zustand kommt bei den männlichen Hausthie-ren im Ganzen nicht häufig vor und ist ain meisten noch bei alten Zuchthengsten gefunden worden. Er besteht entweder einfach, oder compli-cirt mit wirklichen Brüchen, oder auch mit einem örtlichen krankhaften Zustande des Saamenstranges oder der Hoden, z. B, mit Krampfaderoder mit Fleischbruch; und zuweilen ist er mit liauchwassersucht verbunden oder eine Folge derselben.
Die Erkennung des einfachen Wasserbruchs 1st gewöhnlich leicht; es besteht bei ihm eine bald grössere, bald geringere Anschwellung des Hodensacks; die Geschwulst ist gleiclmiassig nach allen Seiten gespannt, am untern Ende aber zuweilen ödematös; klopft man mit den Fingerspitzen an eine Seite der Anschwellung, während mau an die entgegengesetzte Seite die Flüche der andern Hand gloichmässig angelegt hat, so empfindet man an der letztern eine wellenförmige Bewegung in dem Scrotum; legt man das Thier auf den Rücken, so fliesst das Serum aus dem Scheidenkanal in die Bauchhöhle, jener wird leer und die Geschwulst verschwindet. Dies ist jedoch nur dor Fall, wenn in dem Scheidenkanal des Saamenstranges die Anhäufung stattfindet und wenn keine Verwachsung am obern Theile des Kanals, d. i. in der Bauchvinges, besteht. Letzteres ist jedoch nur sehr selten. — Ist die Anhäufung des Serum nur in der Scheidenhaut des Hodens, so ist dieser sehr stark ausgedehnt, aber ebenfalls elastisch, und gewöhnlich verliert sich aus ihr das Serum nicht, wenn das Thier auf den Rücken gelegt ist. Die etwa vorhandenen Complicationen, die Vergrösserung und Verhärtung der Hoden, Entartung der Saamenarterie, hervorgetretene Därme und gt;ietz sind an den eigen-thümlichen Erscheinungen dieser krankhaften Zustände (S. 630—633) zu erkennen.
Die Ursachen sind zum Theil wie bei den Ocdemen, besonders chronische, asthenische Entzündungen, zuweilen örtliche Verletzungen, Quetschungen und Zerrungen des Saamenstranges oder des Hoden, rheumatische und katarrhalische Matastasen u. dgl.
Die Prognosis ist bei dem Wasserbruch immer sehr unsicher; doch ist er zuweilen noch geheilt worden, wenn er einfach, frisch entstanden, bei jungen, kräftigen Thieren bestand. Auch stört er in den meisten Fällen das Wohlbefinden und den Dienstgebrauch der Thiere wenig, und man lässt deshalb sie gewöhnlich ohne thierärztliche Behandlung. Zuweilen jedoch nimmt das üebel allmälig einen so hohen Grad an, dass die Wasseranhäufung durch ihre Masse und Schwere die Thiere belästigt und den Gang stört; in einzelnen Fällen quetschen sich die Thiere den stark ausgedehnten Hodcnsack und es entstehen in folge dessen lang-
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Wasserbracb Kur.
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wicrige Ulcorationeii. Bei einem hohen Grade des Uebels und bei Entartungen der Scheidenhiiutü, des Saamenstranges oder des Hoden, und bei vorhandenen Leistenbrüchen ist die Heilung nicht anders, als durch die Castration dor Thlere zu bewirken.
Die Kur. Bei dem gelinden Grade eines frisch entstandenen Wasserbruchs kann man versuchen, das angehäufte Serum durch verstärkte Resorption zu entfernen und für diesen Zweck innerlich Purgir- oder dinretischo Mittel und das versüsste Quecksilber oder das Jod anwenden, iiussorlich aber das Scrotum mit aromatischen und adstringirenden Mitteln oft wiederholt waschen, oder auch Umschläge von diesen Mitteln warm appliciren. Dabei lässt man das Thier ßeissig bewegen und das Scrotum durch einen Tragebeutel (Suspensorium) in die Höbe halten. Fruchten diese Mittel nichts, oder ist das Uebel älter und in einem hohem Grade zugegen, soll aber die Castration nicht stattfinden, so kann man auch die Flüssigkeit entleeren, indem man das Scrotum und die Scheidculuiute mit einem Troikar vorsichtig durchsticht, d. h, so, dass der Bodo nicht mit verletzt wird. Zu diesem Zwecke wird letzterer mit der linken Hand stark nach dem Becken gedrängt gehalten, während der Einstich in das gespannte Scrotum geschieht. Man lässt das Serum durch die Troikarröhre ausleeren und dann die genannten Mittel innerlich und äusserlich recht fleissig anwenden. — In der Men-schenheilknnde ist es schon lange gebräuchlich, gleich nach dem Entleeron der Flüssigkeit reizende oder tonische Mittel, namentlich Uotb-wein, in die Hohle zu injiciren und nach einigen Minuten dieselben ab-fliessen zu lassen. Man will hierdurch in der Scheidenhaut aktive Entzündung und feste Verwachsung erzengen. In neuerer Zeit haben französische Tliierärzte auch hier, wie bei den Gallen, Injectionen von verdünnter Jodtinktur versucht; die Erfahrung hat jedoch über den Nutzen derselben noch nicht entschieden. — Man hat auch rund um das Scrotum Punkte oder Striche gebrannt, oder auch die Kantharidensalbe eingerieben. Auch in diesen Fällen ist es nöthig, das Scrotum, nachdem es mit Baumwolle oder mit Werg gleichmässig umwickelt ist, mit einem Tragebeutel in die Höhe zu halten, ausserdem aber bei eingetretener heftiger, entzündlicher Reizung innerlich Nitrura, Natrum sulphuricum oder auch Calomel in solchen Gaben anzuwenden, dass Laxiren entsteht. Die Diät muss hier sehr mager sein und das Thier ruhig gehalten werden. Sehr zweckmässig ist es, demselben eine am Hintertheil erhöhte Stellung und Lage zu geben, wie bei den Brüchen und bei den Vorfällen der Gebärmutter u. s. w.
Erkennt man neben der Wasseranhäufung noch organische Veränderungen am Hoden, oder fühlt man die Scheidenhäute sehr verdickt, oder den Saamenstrang dick und ungleich hart, unregelnuissig pulsirend, oder besteht ein Leistenbruch, so ist in der Regel nur die Castration des Thie-res zur Beseitigung des krankhaften Zustandes übrig. Man vollführt dieselbe auf die S. 035 angegebene Weise und bewirkt vermittelst der hiernach eintretenden Entzündung eine feste Verwachsung des übrig bleibenden Thcils dos Saamenstranges mit den umgebenden Scheidenhäuten, — was in der Regel vollständig gelingt.
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Hamverlifiltung.
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Semites Capltel. Die Urinverhaltung (Retentio urinao).
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Als urinverhaltung bezeichnet man eine über die gewöhnliche Zeit uidauenuie Zurtichhaltung des Urins in der Harnblase, Diese Zurück
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sehr selten vor (weil bei den letzteren ihre Harnröhre sehr kurz und urrverhilltnissmässig viel weiter ist, als bei männlichen Thieren). —#9632; Man unterscheidet drei Grade von Harnverhaltung, nämlich: a) (lie völlige Unterdrückung der Ausleerung (Ischuria), — b) der zwar zuweilen erfolgende aber mit Schmerz verbundene Abgang (Dysuria) uiui — c) der nur in Tropfen erfolgende Abgang des Urins (Stranguria). Die Harnverhaltung kann von sehr verschiedenen pathologischen Zuständen entstehen, besonders 1) von Entzündung des Blasenhalses oder auch der Harnröhre, 2) von Krampf im Blasenhalse oder Lähmung der Blase, o) von Steinen oder Polypen im Blasenhalse, oder von der vergrösser-ten Prostata nnd anderen Aftergebilden in oder neben der Blase, 4) von Steinen und Würmern in der Harnröhre, ö) von Verengerung der letzteren, ß) Verstopfung der Ifarnröhrenmündung durch die talgartige Haut-sclnnierc des Schlauches und durch Verengerung des letzteren, ausser-dem 7) übermässige Ansammlung von hartem Koth in dem Mastdarm, Vorfall der Gebärmutter, der Scheide u. dgl.
Die entfernteren Ursachen zu diesen verschiedenen krankhaften Zuständen können wieder noch sehr mannigfaltig sein, wie namentlich die Ursachen zur Blasenentzünduug in dem Genuss scharfer Stoffe, z. B. der Kanthariden u. dgl., in mechanischen Verletzungen oder Reizungen bei dem Gebären, bei der Applikation von Klystieren, in Erkältungen, im sogenannten üebergehen des Stallens u. s. w. — Der Krampf im Blasenhalse wird zuweilen durch ähnliche Ursachen, namentlich Erkältungen und üebergehen des Urinireus zur gewohnten Zeit, herbeigeführt; die Lähmung der Blase ist gewöhnlich die Folge von Kreuzlähmung (welche bekanntlich durch verschiedene Ursachen entstehen kann), zuweilen auch Eolgo des hohen Alters. Uebcr die Steine siehe die XIV. Glasse. Die Verengerungen der Harnröhre und des Schlauchs entstehen von Entzündungen und Verletzungen (S. 100, 676, G77), — und die Veranlassung zu der Verstopfung der Harnröhrenmündung durch 1 lautschmiere beruht lediglich in mangelhafter Reinlichkeit. Oft bestellen mehrere Ursachen und der Zustand ist complizirt.
Die Kennzeichen der Harnverhaltungen im Allgemeinen bestehen darin, dass die Thiere sich öfters zum Uriniren stellen, dabei aber gar keinen Harn oder nur kleine Quantitäten, oft nur einzelne Tropfen desselben entleeren; dass sie dabei viel mit dem Schwänze wedeln, mit den Hinterfiissen hin und her trippeln und dieselben nach hinten ausstrecken, mit den Vorderfüssen öfters auf dem Boden kratzen, sich auch zuweilen nach dem Leibe umsehen; und dass man bei dem Eingehen mit der Hand oder bei kleinen Thieren mit einem Einger in den Mast-
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Ilarnvcilialtung.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;715
darin, — bei weiblichen Thieren in die Scheide, — die Harnblase mit Urin angefüllt, sehr gespannt und wie eine rundliche Geschwulst in die Höhe gedrängt findet. — Die Erscheinungen der besonderen Arten der Harnverhaltungen sind ausserdem noch folgende:
Bei Kntzündung der Harnblase fühlt man im Mastdarm oder in der Scheide die Blase vermehrt warm und die Thiere zeigen, wenn man auf dieselbe drückt, Schmerz, indem sie ausweichen oder auch stöhnen. Der etwa noch abgehende Urin ist zuweilen mit Blut gemengt. Gewöhnlich besteht auch Fieber, die Schleimhaut im Maule wird trocken, die Thiere zeigen viel Durst und manche sind schwach im Kreuze.
Bei Krampf im Blasenbalse fehlen die Zeichen der entzündlichen Beizung; es bestellt kein Fieber, der Puls ist klein und weich, die Schleimhäute sind blass, die Blase ist nicht vermehrt warm; zuweilen fühlt man unter dem After den Blasenhals ungewöhnlich dick, und wenn man einen Katheter oder eine Sonde in die Harnröhre oder in die Blase einführt, fühlt man am Blasenbalse einen nur sehr schwer oder gar nicht bezwingbaren Widerstand. Bei manchen Thieren ist die Harnverhaltung periodisch nachlassend und der abgehende Urin ist blass. Zuweilen sind noch andere krampfhafte Zustände mit der Harnverhaltung verbunden, namentlich Kolik.
Lähmung der Blase in verschiedenen Graden giebt sich dadurch zu erkennen, (lass eine kleine Quantität des Urins von Zeit zu Zeit ab-Hiesst, die Blase aber niemals vollständig ausgeleert wird, sondern immer eine grosso Fülle behält; bei angebrachten Druck (durch den Mastdarm und vom Bauche her) erscheint sie unschmerzhaft, es findet aber dabei eine reichlichere Entleerung des Urins statt. Beim Einführen des Katheters findet sich kein Widerstand. Gewöhnlich sind hierbei noch Zeichen von Lähmung des Hintertheils oder auch des ganzen Körpers zugegen.
Steine in der Harnblase, als Hindernisse der Urinontleerung, sitzen immer in der Mündung des Blasenhalses und sind daselbst als harte Körper bei der Untersuchung durch den After zu fühlen und auch bei dem Einführen des Katheters als solche Körper wahrzunehmen; geht noch etwas Urin ab, so ist derselbe zuweilen blutig, Uebrigens sehe man Classe XIV. — Polypen, Fettgeschwülste u. dgl. Aftergebilde, welche in der Blase entstanden und ein Hiuderniss der Urinentleerung sind, kann man ebenfalls durch den After als dicke und derbe Massen von rundlicher oder länglicher Form in der Blase, und zwar in der Nähe des Blasenhalses, fühlen. Bei dem Einführen des Katheters findet man den Widerstand nicht im Blasenbalse, sondern jenseits desselben in der Blase. — Vergrösserung der Prostata fühlt man durch den After, der Katheter ist schwer einzubringen.
Steine in der Harnröhre sind als wahrscheinlich vorhanden zu betrachten, wenn man nicht nur die Blase, sondern auch den Anfang der Harnröhre durch Urin ausgedehnt und elastisch gespannt im Mittelfleische bis zu einer gewissen Strecke fühlt; aber dio sichere Diagnosis des Znstandes ist an dem Vorfinden eines harten Körpers am untersten Ende des ausgedehnten Theils der Harnröhre, und durch ein Hhulerniss an dieser Stelle, wenn man den Katheter oder die Sonde eingeführt hat, zu erlangen. Zuweilen zeigen auch die Thiere Schmerz, wenn man etwas
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716nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Ilarnverhaltung.
(Iviickeiul über jene Stelle streicht. — Würmer') in der Harnröhre sind ebenfalls zu vermuthen, wenn man die letztere in der angegebenen Weise eine Strecke lang stark ausgedehnt findet; aber die sichere Erkennung ist nur dann zu erreichen, wenn die Würmer aus der Harnröhrenmün-dung hervortreten, wie dies in einzelnen Fällen beobachtet worden ist.
Die Verengerung der Harnröhre zeigt sich an den S. 057 angegebenen Merkmalen.
Verstopfung der Mündung der Harnröhre durch sogenanntes Hauttalg ist bei der örtlichen Untersuchung mit der Hand in dein Schlauche durch das Vorfinden grösserer Massen dieser Substanz an der Eichel stets leicht zu erkennen, und eben so sind Verengerungen der Vorhaut, Anhäufungen von Koth im Mastdärme, Vorfall der Gebärmutter u. s. w. bei der örtlichen Untersuchung leicht erkennbar.
üic Beurtheilung der Harnverhaltungen richtet sich nach dem Grade und der Hauer derselben, so wie nach den veranlassenden Ursachen. Im Allgemeinen ist jede Harnverhaltung ein gefahrdrohendes üebel, indem bei längerer Dauer derselben die Häute der Blase immer mehr und zuletzt bis zu dem Grade ausgedehnt werden, dass sie an einer Stelle bersten und in Folge dessen der Urin sich in die Bauchhöhle ergiesst und immer den Tod herbeiführt. Letzterer entstellt in den meisten Fällen durch Bauchfellentzündung, aber auch ohne dieselbe, durch Blutvergiftung(Urämie), in Folge der Znrückfiilirung des Urins in das Blut. Denn dass derselbe wieder eingesaugt wird und mit dem Blute zu allen Organen gelangt, das zeigt der urinöse Geruch, welchen nach 'dem Tode solcher Thiere das Fleisch und alle Theile angenommen haben. Durch diesen Umstand wird selbst die Benutzung der im letzten Stadium des Krankseins geschlachteten Thiere zur Nahrung für Menschen unstatthaft. — Zuweilen entstellt durch die Harnverhaltung, namentlich wenn die Ursache derselben in Entzündung der Blase begründet ist, auch Brand der Blasenhänte, in andern Fällen ülceration. Die Berstung der Harnblase erfolgt zuweilen schon nach .'SO — 40stündiger Dauer der Harnverhaltung, häufig aber auch erst viel später, namentlich bei dem Bindvieh.
Dass eine Berstung der Harnblase stattgefunden hat, erkennt man daran, dass die Thiere nach ihrem vorigen unruhigen Benehmen plötzlich ruhiger werden, mehr liegen, kalte oder in der Temperatur öfters wechselnde Ohren zeigen, der Leib sich allmälig mehr ausdehnt, und bei der Untersuchung die Harnblase leer gefunden wird. Zuweilen kann man auch mit der in den Mastdarm eingeführten Hand die Flüssigkeit in der Bauchhöhle fühlen, wenn man die Hand seitlich hin und her bewegt und dadurch wellenförmige Fluctuation erzeugt.
Harnverhaltung von Verstopfung derHarnrölirenunindung und von Kothanhäufung im Mastdarm ist am schnellsten und leichtesten zu heilen, die von Blasenkrampf etwas schwieriger; die von Blasenentzündung ist zwar oft heilbar, wenn zeitig und schnell das Nöthige geschieht, oft ist sie aber unheilbar, und wegen ihres akute Verlaufs am gefährlichsten, besonders wenn die Reizung fortdauert, wie z. B, bei Steinen, Incrustatio-
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1) Man hat den Rioscn-Pallisadcnwnrra (Slrongylus Olgas) bei einem Huiulo in der llarnröliro gefunden. .Seon, im Journ. des progros zooiatriq. par Dupuy. 18-28, p. 141.
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Harnveihaltung. Kur.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;717
neu, Exostosen am Schaambein u. dgl. Bei Vorfällen, Steinen, Polypen, Verengerungen ist die gründliche Kur nur mit Beseitigung dieser orga-nisclien und materiellen Zustände zu bewirken und daher nicht immer möglich; doch kann man hier und in andern Fällen wenigstens die übor-mässige Harnanhäufung palliativ beseitigen und dadurch den gefährlichen Ausgängen entgegenwirken.
Die Heilung des Uebels ist in der ersten Zeit fast in jedem Falle zu bewirken.
Die Kur hat die Aufgabe: 1) das Ilinderniss der Harnverhaltung zu beseitigen und somit den natürlichen Weg für den Urin wieder herzustellen oder, wenn dies nicht möglich ist, 2) einen künstlichen Abgang des Urins zu bewirken, um die Berstung der Blase zu verhüten; und ausserdem müssen .'!) üble Zufälle verhütet und die entstandenen beseitigt werden. In letzterer Hinsicht muss man bei grossen Ilausthiereu immer zunächst dafür sorgen, dass sie sich nicht heftig niederwerfen, und muss ihnen deshalb eine recht hohe, weiche Streu geben. Für den ersten Zweck ist die Behandlung je nach den angedeuteten verschiedenen ursächlichen Verhältnissen sehr verschieden. Bei Entzündung der Harnblase sind Blutentziehung, innerlich Calomel, schleimige, ölige und narkotische Mittel, und äusserlich Klystiere von eben solchen, Mitteln anzuwenden, — Bei Krampf im Blasenhalse giebt man innerlich, zuerst mit Rücksicht, auf die veranlassenden Ursachen, z. B. bei Erkältungen, Tartarus stibiatus, Fliederblumen, Eamillenblumen, Asa foetida, —#9632; dann aber narkotische Mittel, besonders Belladonna, Chloroform, Chloral, applicirt Klystiere von narkotischen Mitteln, macht Einreibungen von warmem Oel oder Fett mit Zusatz von 01. iiyoscyam. infus., von Opium oder Extractum Belladonnae, Chloroform, Chloral, u. dergl am Mittelfleisch, hält die Thiere recht wann und reibt ihre Haut mit Strohwischen oft wiederholt, besonders an den Hinterschenkeln. — Sehr zweckmässig sind auch warme Umschläge von narkotischen .Mitteln, und zuweilen auch Klystiere von Tabackraucli. — Bei Lähmung der Blase ist, ebenfalls mit Rücksicht auf die veranlassenden Ursachen und den übrigen Krankheitszustand des Thieres, z. B. bei akutem Rheumatismus, bei rheumatischer Kreuzlähmung u. dgl. die Anwendung von diaphoretischen Mitteln, bei vollblütigen Thieren sind Blutentziehungen, innerlich Kampher mit Kitrum, bei mehr torpiden Zuständen aber Kampher mit Arnica, Hirschhornsalz, Nux Yomica, und dergleichen Indicirt; örtlich applicirt man Klystiere von aromatischen Mitteln, Einreibungen von Kampher oder Ammoniakliiiiincnt, oder Senföl, Oantharidentinktur u. dergl. auf das Kreuz und von Zeit zu Zeit macht man gelinde Reibungen auf der Blase mit der Ilachen Hand im Mastdarm. — Die genannten Mittel darf man jedoch nur so lange anwenden, als nicht Ciefahr der Berstung der Blase zu fürchten ist; tritt jedoch dieselbe ein, so würde bei dem Fortgebrauch dieser Mittel die Zeit der möglichen Rettung verloren geben und deshalb muss man nun so bald als möglich die Entleerung des Urins durch den Katheter oder den Binsenstich bewirken.
In denjenigen Fällen, wo mechanische Hindernisse bestehen, muss man immer diese zunächst zu beseitigen suchen, und wenn hier der Urinabgang durch die Harnröhre nicht in kurzer Zeit erfolgt, so ist ebenfalls der Katheter oder der Blasenstich anzuwenden. Man versucht also zuerst bei Steinen und Aftergebilden in der Blase, wenn nicht deren ra-
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#9632;^#9632;#9632;H
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Harnverhaltung. Kur.
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dikale Wegschaffung stattfinden kann (siehe Ciasso XIV.), dieselben dadurch aus dem Blasenhalse zu entfernen, dass man sie mit den in den Mastdarm gebrachton und oben so äusserlich unter den After gegen den Blasenhals gelegten Fingern wegschiebt, — was zuweilen gelingt, wenn diese Körper nicht eingeschnürt sind, — besonders, wenn man dabei den Thieren eine nach vorn gesenkte Stellung oder Lage oder die Rückenlage giebt. Dies geschieht, wenn sie sich freiwillig niederlegen'), indem man sie auf den Kücken wendet und ihnen das Kreuz hoch legt. Steine in der Harnröhre kann man ebenfalls, wenn sie nicht eben eingeklemmt sind, oft nach oben verschieben und so den Kanal für den Durchgang des Urins frei machen. — Pfropfe von Hauttalg an der Harnröbrenmün-dung kann man stets durch gelindes Kressen gegen die Harnröhre an der untern Seite der Eichel und ausserdem durch Ergreifen der Massen mit den Fingerspitzen entfernen; eben so den im Mastdarm angehäuften Koth, tbeils mit der Hand, thoils durch Klystiere von Seifenwasser und durch gegebene Laxirmittel; und Vorfalle- der Gebärmutter, der Harnblase u. s. w. muss man zurückbringen (S. 5S2, öHG).
Wenn nach solcher Hülfe die freiwillige Harnentleerung nicht bald eintritt, so muss man den Katheter') appliziren, und zwar: bei Pferden durch die Harnröhrenmündung, bei den übrigen Thieren aber durch einen unter dem After in die Harnröhre gemachten Einschnitt; denn nur bei den ersteren gestattet die massige Biegung der Harnröhre an dem Becken die Einführung eines Instruments bis in die Blase; bei den Wiederkäuern aber, wo die Harnröhre mehrfache Krümmungen bildet, und
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1)nbsp; Ein gewaltsames Niederlegen vermittelst des Wurfzeuges darf bei Ilarnver-lialtunireii niemals geschehen, weil man hierbei fürchten muss, dass die stark ange-füllto Blase durcli die Erschütterung liei dem Niederfallen des Thieres bersten könnte.
2)nbsp; Katheter sind Rohren von Metall oder von einem mit Harz oder Firnissmasse überzogenen Zwirngetleeht. Letztere Art von Katheter, welche man biegsame oder elastische nennt, sind bei männlichen Pferden zum Einführen durch die ganze Harnröhre nur allein brauchbar. Jlan unterscheidet übrigens noch Katheter für männliche und weibliche Thiere, Ersterc sind, der hänge der Harnröhre entsprechend, bedeutend länger als letztere, diese dagegen sind dicker und, wenn sie aus Metall bestehen, mehr gerade, während die für männliche Thiere eine kleine, fast halbkreisförmige Biegung an ihrem vorderen Ende besitzen. Das vordere Ende oder die Spitze eines Katheters ist in der Regel geschlossen, länglich gerundet und recht glatt und etwa 1 bis l\ Centim. von der Spitze bestehen 1 oder 2 längliche Seitenoffnnngen, durch welche der Urin in die Röhre dringt. Am hintern Ende der elastischen Röhre befindet sich ein circa 4 Centim. langer und am weitesten Thoil 1 Centim. dicker, trichterförmiger Ansatz, um bei dem Gebrauch einen festen Anhaltspunkt zu gewähren. In den metallenen Röhren liegt ein Metalldraht, in den elastischen eine Sonde von Fischbein, tbeils um Schleim und dergleichen Hindernisse aus der Röhre zu entfernen, bei dem elastischen Katheter aber zugleich und hauptsächlich, um der schwachen Röhre mehr Festigkeit zu gehen und doch ihre Biegsamkeit zu erhalten. Ein elastischer Katheter für männliche Pferde muss 115 Centim lang und 3-5 Millini. dick sein; für Stuten gegen quot;20 Centim lang und 4 — 8 Millim. dick, für männliche lluudo 15—20 Centim. lang und 2—3 Millim, dick. — Man ranss die Katheter nach dem Gebrauch innner gut reinigen und besonders die elastischen gut austrocknen, damit sie nicht durch die Salze des Urins leiden. — In nenerer Zeit benutzt man auch Katheter, deren vorderes Ende keine geschlossene, abgerundete Spitze hat, sondern offen ist. Dieselben conserviren sich an diesem Theil länger als die mit Seitenöffnuogen versehenen.
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HarnverhaltuDg. Application dos Eatbelera.
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bei don Hunden, wo der Kutheiiknochon liinderlicii ist, ist die Durchführung des Instruments durch die ganze Lilnge der Harnröhre nicht zu bewirken. Die Anwendung desselben kann jni Steilen oder Liegen des Thieres geschehen, je nachdem man dasselbe vorfindet. Man bremset grosse Thiero, spannt nöthigenfalls ihre Hinterbeine, liisst einen Vorderfuss aufheben und ihnen den Kopf hoch halten. Liegende Thiere werden blos durch einige Gehülfen niedergehalten. Der Katheter muss vor der Anwendung mit Gel bestrichen und ebenso seine Sonde mit demselben befeuchtet werden, auch muss mau die Oeffnungen an der Spitze; des Instruments reinigen. Hierauf stellt man sich an die Seite des Thiers, — wenn es aber liegt, an den Kücken desselben, — geht mit einer Hand in den Schlauch, umfasst die Kuthe hinter der Eichel und zieht sie langsam vor die Schlauch Öffnung. Mit der anderen Hand führt man die Spitze des Katheters in die Mündung der Harnröhre und schiebt sie allmälig immer tiefer in diese hinein, bis sie in die Blase gelangt ist oder sich irgendwo festgestellt hat. Dass das Erstere geschehen ist, erkennt man aus dem plötzlich erfolgenden sehr leichten Vorwärtsdringen, nach dem kurz vorher stattgefundenen etwas mühsamen Durchgänge durch den Blasenhals. Ausserdem fühlt man auch die Spitze des Katheters in der Blase, wenn man mit der Hand in den Mastdarm eingeht. Die letztere Untersuchung muss der Thierarzt selbst machen, nachdem er vorher das Instrument sammt der Kuthe einem Gehülfen zum Festhalten übergeben hat. Findet man den Katheter in der Blase, so liisst man sein hinteres Ende von dem Gehülfen durch festes Umlegen seiner Einger um die Kuthe neben der Eichel in der Harnröhre erhalten, während man die Sonde aus der Röhre zieht. Gewöhnlich lliesst nun der Harn ab; geschieht dies aber nicht, so sind entweder die Seitenöffnungen an der Spitze des Instruments mit Schleim u. s. w. verstopft, oder dasselbe ist durch zu starke Contraktur des Blasenhalses gänzlich zusammengedrückt. Letzteres erkennt man daran, dass die in den Katüeter wieder eingeführte Sonde leicht bis an den Blasenhals dringt, hier aber entweder gär nicht, oder nur mit Mühe weiter vorwärts gebracht weiden kann. In diesem Falle sind Klysticre von krampfstillenden, namentlich von narkotischen Mitteln, eben so Einreibungen von warmem Fett und Belladonna-Extrakt wiederholt und so lange zu machen, bis der Krampf nachgelassen hat. Findet man aber dieses Hinderniss nicht, so macht man in den Katheter Einspritzungen von lauwarmem Wasser und wenn hiernach der Urin nicht abfliesst, setzt man das Rohr einer Spritze in die hintere Mündung des Katheters und versucht durch Zurückziehen des Stempels den Urin aus der Blase zu ziehen, oder, man saugt nach Dietrichs Vorschlage mit dem Munde an dem Katheter, um den Urin in denselben zu ziehen. In jedem Falle lässt man das einmal in die Blase gebrachte Instrument so lange in derselben liegen, bis der Zweck erreicht ist.
Wenn man jedoch den Katheter nur bis zu einer gewissen Länge in die Harnröhre bringen kann, so versuche man zunächst durch etwas Zurückziehen und langsames Wiedervoiwärtsschieben ihn über die hindernde Stelle zu bringen. Gelingt dies nicht, so übergebe man das männliche Glied mit dem Katheter einem Gehülfen zum Festhalten, und der Thierarzt suche durch Sehen und Fühlen an dem Mittelfleische, vom Hodensacke bis zum After nach, wo die Spitze des Instruments sich
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ITamveihaUuDg. Application des Katheters.
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befinde. Ist diese Stelle gefanden, so untersuche man zunächst die-selbe recht genau, ob nicht ein fremder Körper in der Harnröhre daselbst das Hinderniss bilde, und erst wenn dies nicht der Fall ist, legt man auf diese Stelle ein Paar Finger an die Haut und drückt bier-durch die Spitze des Instruments von der hinteren Wand der Harnröhre nach vorn, um ihr eine bessere Richtung zum Vovwärtsgleiten zu geben, während man in demselben Moment den Katheter dureb den Go-hiilfen mehr vorwärts schieben liisst. Gelangt hiernach die Spitze des Instruments bis an das Becken und drängt auch hier nach hinten, so drücke man sie ebenfalls wieder nach vorn und leite sie in den Blasenhals. Um dies noch sicherer zu bewirken, nuiss man mit einigen Fingern durch den After in den Mastdarm gehen und durch gelinden Druck nach unten der Katheterspitze die gehörige Richtung geben, bis sie durch allmäliges Nachschieben in die Blase gelangt ist. Nun zieht man die Sonde aus dem Katbeter und verfährt übrigens so, wie es im Vorhergehenden angegeben ist.
Bei den übrigen männlichen Haussäugetbiercn (und ebenso bei Pferden, wenn man einen elastischen Katheter nicht zur Hand hätte) macht man in der Mittellinie des Mittellleisches, gerade unter dem After mit einem geballten Bistouri einen Einschnitt in die Harnröhre, und zwar in der Grosse, dass eine der Weite der Harnröhre entsprechende Röhre, oder eine Hohlsonde in die Harnröhre eingeleitet werden kann. Nachdem man die Haut durchschnitten, tritt der an beiden Seiten der Kuthe liegende Sitzbein-Ruthenmuskel hervor, welchen man mit den Fingern der linken Hand oder mit stumpfen Haken nach beiden Seiten auseinander zieht; dann durchschneide man den Harnschneller und die hintere Wand der Harnröhre mit gleichmässigen sanften Messerzügen. Sollte der erste Einschnitt in die Harnröhre nicht hinreichend gross für die einzubringende Katheterröhre sein, so setzt man eine Hohlsonde in die Wunde und erweitert auf ihr die letztere an ihrem oberen Winkel. Hierauf bringt man entweder das vordere Ende eines elastischen Katheters oder eine metallene Röhre mit zugerundetor Spitze von der Stärke der Harnröhre und gegen 20 Gm. lang, neben der Spitze mit einer länglichen Seitenöffnung versehen in die Harnröhre und bis in die Blase und entleert durch sie den Urin. Ist das Hinderniss in der Blase ein dauerndes, so kann man die Röhre in derselben liegen lassen und zu diesem Zwecke mittelst eines Bändchens an einem Schweifriemen befestigen, oder, was bei unruhigen und bei kleinen Tbieren besser ist, man entfernt sie und bringt sie nöthigenfalls bei wiederholten Ansammlungen von Neuem wieder durch die Wunde ein. Die Wunde in der Harnröhre und in der Haut kann man hiernach entweder offen lassen und beständig rein erhalten oder auch sie durch Zusammenheften ver-schliessen. Die Erfahrungen sind über den Nutzen der einen oder der anderen Behandlungsweise noch nicht genügend festgestellt, aber in den meisten Fällen erfolgt auch nach dem Heften die schnelle Vereinigung der Wundränder nicht, die Theile schwellen mehr an, der Urin ergiesst sich leicht in das Zellgewebe neben der Harnröhre und erzeugt Entzündungen, Verjauchungen in einem weiteren Umfange und die Heilung erfolgt dann gewöhnlich langsamer, als in den Fällen, wo man nicht geheftet hat.
Die Behandlung der Wunde ist übrigens möglichst einfach, auf
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Harnverhaltung. Application des Katlioters,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 721
öfters wiederholte Reinigung mit kaltem Wasser und auf das Bestreichen der Haut unter ihr mit Fett oder mit einfacher Wachs.salhe, um Anätziingen von dem abfliossenden Urin zu verhüten, beschrankt.
Bei weiblichen Thieren ist wegen der bereits oben angedeuteten Beschaffenheit der Harnröhre die Anwendung des Katheters selten nöthig; allein, wenn die Scheide in der Umgegend der Harnröhrenmüu-dung stark angeschwollen, oder wenn bei einem Vorfall der Gebärmutter oder der Scheide die Harnröhre zusammengedrückt ist, kann die Anwendung ebenfalls nöthig werden. In solchen Füllen kann man versuchen, bei Stuten und Kilhen das vordere Ende des elastischen Katheters für männliche Pferde oder eine metallene Röhre von entsprechender Dicke, im Notlifalle blos einen mit Oel bestrichenen Finger in die Harnröhrenmündung und in die Blase; einzufühlen. Das Tiiicr muss zu diesem Zweck eben so, wie oben angegeben Ist, im Stehen oder im Liegen befestigt und gehalten worden, und während ein Gehiilfc den Schweif nach der rechten Seite zieht, drängt man mit den Fingern der linken Hand die Schaanilefzen auseinder, führt mit der rechten Hand den Katheter über den Kitzler an der untern Wand der Scheide bis zu der kleinen ringförmigen Wulst, mit welcher die Harnröhre in ihr mündet und sucht mit dem Instrument oder dem Finger sanft in die Harnröhre einzudringen und hierauf den Urin zu entleeren.
Wenn der Katheter aus irgend einer Ursache nicht zu appliciren, die Blase aber in dem Grade überfüllt ist, dass ihre Berstung zu befürchten steht, so muss man den Harn blase nsticii (l'unctio vesicae urina-riae) unternehmen. Durch diese Operation wird allerdings nur die Anhäufung des Urins (wie durch den Katheter) momentan beseitigt, aber nicht die Harnverhaltung geheilt; aber es wird die Berstung der Blase verhütet und Zeit zur gründlichen Kur der Harnverhaltung gewonnen, und sie ist deshalb sehr nützlich. Man mache sie nur nicht zu spät. — Die Operation kann nach zwei Methoden ausgeführt werden, nämlich:
A.nbsp; nbsp;durch den After und die untere Wand des Mastdarms, oder
B.nbsp; durch das Mittelfleisch. — Die erstere Methode ist leichter ausführbar und die hierbei entstandene Wunde heilt in der Regel von selbst; bei der letzteren ist immer eine besondere Nachbehandlung erforderlich und es entstehen auch zuweilen Harnfistein nach ihr, deren Heilung mühsam zu erlangen ist. Dagegen ist aber bei der zweiten Methode die vollständige Ausleerung besser zu bewirken, als bei der ersteren, — worauf es jedoch sehr wenig ankommen kann.
Bei grossen Thieren muss die Operation, wenn dieselben stehen, bei aufrechter Stellung ausgeführt werden, weil das gewaltsame Niederlegen die Veranlassung zur Zerrcissung der angefüllten Blase geben könnte; liegen aber die Thicre, so ist die Operation auch bei diesem Zustande derselben zu verrichten, llychner (llippiatrik, Seite 279) hält sogar die Rückenlage für nöthig, wenn man den Blasenstich per anum mit gutem Erfolge machen will. Kleine Thiere legt man zur Operation sanft auf eine Seite oder auch auf den Rücken und lässt sie von Gehülfen halten. Pferde und Rinder müssen zur Ausführung der Operation im Stehen gebremset, an den Hinterbeinen gespannt, ihr Kopf hoch gehalten und der linke Vorderfuss durch einen Gehülfen aufgenommen werden; oder man zieht ihnen den linken llinterfuss mit einem Strick oder Gurt so weit nach vorn, dass sie mit demselben weder auftreten noch
BmtXWIO, Chirurgie. 3. Aull.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;4y
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722nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Harnverhaltung, Blasenstiob.
schlagen können, Liegen lt;lio Thiere, so bindet man ihnen die vier Füsse einfach zusammen und giebt ihnen hiernach eine Seiten- oder Rük-kenlago.
A,nbsp; nbsp; Der Ilarnblasonsticli durch den After erfordert zunächst die völlige Leere dos Mastdarms. Man bewirkt dieselbe durch Ausräumen mittelst der Hand. Dann führt der Operateur seine beölte linke Hand in den Mastdarm und setzt auf dessen untere Wand, bei Pferden etwa G Centini. vom After entfernt, die Fingerspitzen massig fest auf. Mit der rechten Hand führt er nun den innerlich und äusserlich beölten Truikar, dessen Spitze in die Röhre zurückgezogen sein muss (einen krummen Troikar1) so, dass die concave Seite desselben nachdem Mit-teltteiscb gekehrt ist), unter der linken Hand in den Mastdarm und an den Fingern geleitet zu dem am meisten hervorragenden Punkt der untern Wand, woselbst man das vordere Ende der Troikarröhre mit den Fingern der linken Hand so hält, dass es gegen das Schaambein gerichtet steht, oder mit der untern Wand des Mastdarms fast einen rechten Winkel bildet. So gehalten, schiebt man die Spitze von hinten her langsam aus der Röhre hervor und drückt das Instrument in der bezeichneten Richtung schnell durch die untere Wand des Mastdarms und ö—7 Centim. tief in die Blase. Nun hiilt man die Röhre mit der linken Hand fest, zieht mit der rechten das Stilet aus ihr und lässt den Urin abfliessen. Um letzteres zu vervollständigen, kann man, wenn der Ausfluss nach-lilsst, und wenn sich bei der deshalb gemachten Untersuchung mittelst einer Sonde kein Hiiuleruiss in der Rühre vorfindet, mit der im Mastdarm befindlichen Hand einen gelinden Druck auf die Blase ausüben. — 1st der Ausfluss beendet, so zieht mau mit der rechten Hand den Troikar aus der Blase, während mit den Fingern der linken Hand ein kleiner Gegendruck auf den Darm gemacht wird, um Zerrungen zu vermeiden, Die Wunde zieht sich sogleich fast ganz zusammen, und es ist deshalb bei der Nachbehandlung nur noting, die Reizung durch Klystiere von schleimigen Flüssigkeiten, kalt angewendet, zu mindern.
B.nbsp; nbsp; Bei dem Blasenstich durch das Mittelfleisch macht man zuerst neben dein untern Rande des Afters, in schräger Richtung nach der Mittellinie ties Mittelfleisches zu, einen circa 3 Ctm. langen Einschnitt mit einem geballten Bistouri durch die Haut, trennt dann das neben der Harnröhre und dem Sitzbein liegende Zellgewebe bis zu dem Blasenhalse, theils mit dem Messer, theils mit dem Zeigefinger, fühlt nun mit letzterem nach dem ausgedehnten Blasenhalse und der Blase selbst und führt dann, von dem Zeigefinger der linken Hand geleitet, einen beölten Troikar mit zurückgezogener Spitze zu der Blase, so dass das vordere Ende der Röhre dieselbe fast berührt. Hierauf schiebt man die Spitze des Instruments hervor und drückt dasselbe schnell gegen 5—7 Centim. tief hinein. Man hält nun mit der linken Hand die Röhre fest, zieht das Stilet aus ihr, lässt den Urin abfliessen und entfernt dann die Röhre. Die Stichwunde zieht sich auch hier bald zusammen und verheilt mehrentheils
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1) Der liier gebräuchliche (Flurant'sehe) Troicai- ist für grosse Uausthiere 30 bis 40 Oonlimeter lang, 4—f) Millim. dick, bogenförmig gekrümmt und die Röhre ohne SeitenölTmingen. Im Notlifall kann auch ein grader Troicar, dessen Itöhro keine Seitenöffnungen hat, gebraucht weiden.
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Harnverhaltung. Blasenstich.
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von selbst; aber die Wunde im Zellgewebe heilt durch Eiterung und Granulation und wird demgeinäss nach den allgemeinen Regeln hierüber behandelt.
Sowobl nach der Application des Katheters, wie auch nach gemachtem Blasenstich muss die Kur gegen die Harnverhaltung selbst noch in gleicher Weise, wie es oben gegen die verschiedenen Arten des ursächlichen Leidens angedeutet worden ist, fortgesetzt werden, bis die freiwillige Entleerung des Urins wieder stattfindet. Eben so müssen die im Verlaufe des Leidens hinzugetretenen Zufälle, inehrentheils Entzündungen, ihrer Art nach behandelt und beseitigt werden.
Das diätetische Verhalten muss speciell den ursächlichen Verhältnissen gemäss eingerichtet werden, im Allgemeinen aber ist es uötliig, dass die Thiere ruhig in einem massig warmen Stalle auf reichlicher Streu erhalten werden und dass man ihnen nur wenig und milde Nahrungsmittel und eben so nur recht wenig Getränk verabreicht. Ausser-dem hat man darauf zu sehen, dass die Thiere sich nicht gewaltsam niederwerfen; man lässt sie deshalb kurz und hoch anbinden und unter der Aufsicht eines Wärters.
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46raquo;
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Dreizehnte Classe.
Krankhafte Zustände von abnormer quantitativer
Bildung.
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Erstes Capitel, Uebcnnässigo Ernähruug (Hypertrophia im Allgemeinen1).
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Dlo Bildungsthätigkeit tritt zuweilen so übermässig reichlich hervor, (hiss dadurch einzelne Theile oder Organe weit über ihr gewöhnliches Volumen vergrössert werden. Man bezeichnet diesen Zustand als übermässige Ernährung (Hypertrophia), unterscheidet aber dabei a) die reine ächte oder homöoplastische Hypertrophie und b) die unreine oder unachte. In der ersten findet sich bei anatomischer Betrachtung des Gewebes entweder nur eine abnorme Vergrösse-rung (Volumenszunahme) der einzelnen, einem Organ im gesunden Zustande eigenthümlichen Bildungselemente (Zellen), oder die Menge derselben ist bedeutend vermehrt, durch Theilung der Zellenkerne und neue Bildung von Elementen der nämlichen Art (Hyperplasie8), Hoinoo-plasie, numerische Hypertrophie) Es erscheint hier also nur die dem Grade nach übermässig gesteigerte Bildungsthätigkeit als Abnormität. Bei den unächten Hypertrophien findet man zwischen der normalen Textur noch verschiedene andere thierisehc Substanzen, namentlich Produkte von Entzündungs- und dyskratischen Krankheiten eingelagert, z.B. Faserstoff, Eiweissstoff, Lymphe, Eett und dergleichen. Wenn die nnächte Hypertrophie von entzündlicher Ausschwitzung entstanden ist, so pflegt man sie wohl auch speciell als entzündliche (S. 48, 49) zu bezeichnen.3)
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2) Von vneo und
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nhtaiCy die liildiing.
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1
8Ncopl
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i) Von V7tnj, über, und /; TQOi/ir], die Ernamp;hnmg.
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!) Gleisbo'g, üasnicn überhaupt.
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tliierischer Gewebe, über ..^eilkunde von Gurlt und I2i). -- Virchow, Cellularpathologie, 4te Auf! , besonders Bruckmüller, Lelnb. d. pathol. Zootoiuie. Wien, 18(i(.),
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Ilertwig, XXI. S Cap. 4, S 84 u. f, S. 41 u. f
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Kpcrtrophicen.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 725
Die ächten und die uniicliten Hypertrophien kommen in allen Geweben vor und mau sieht daher tlieilweise und vollständige Vergrösse-rungen und Verdickungen der Haut, der Schleimhiiute, des Zellgewebes, der Muskeln, der Gelenkbänder, der Sehnen, der Knochen, der drüsigen und anderen zusammengesetzten Organe. Dieselben geben sich im AU-gemeinen überall durch vermehrten Umfang der betreffenden Theile leicht zu erkennen; aber die Unterscheidung zwischen den ächten und unäch-ten Ilypertrophiecn ist äusserlich, bei unverletzter Haut, mehrcntheils sehr schwierig, da die letztere, wenn sie nicht selbst leidet bei beiden Arten keine Veränderung zeigt und man daher fast nur auf das Gefühlen der vergrösserten Theile angewiesen ist, dieses aber ebenfalls nicht immer zur gründlichen Kenntniss des Zustandes der unter der Haut verborgenen Gewebe führen kann, und zwar umso weniger, da es zwischen den beiden Arten der Vergrösserungen verschiedene Stufen der Uebergänge der ächten zur uuächten Hypertrophie giebt. Die an einfacher, ächter Yergrösscrung allein leidenden Theile sind jedoch in keiner andern Hinsicht in einem krankhaften Zustande, und man fühlt sie deshalb noch in der Hegel in derjenigen Derbheit oder Weichheit, -welche den gesunden Gebilden ihrer Art eigenthilmlich ist. Gewöhnlich geht auch die Funktion der bloss vergrösserten Organe ungestört von Statten; dies ist jedoch bei längerer Dauer und bei einem hohen Grade des Uobels nicht ganz der Fall.
Bei den unächten Hypertrophieen wird dagegen das Gewebe immer mehr derb, die Function leidet mit der Zeit bedeutend inicl wird bei den höhern Graden fast immer gänzlich aufgehoben. Die unächten Hypertrophieen bilden eigentlich, je nach dem Grade ihrer Entwickelung, mehr oder weniger Desorganisationen und geboren deshalb nur der Verglei-chung wegen hierher, weil sie durch Vermehrung des Uinfanges der Organe eine Aehnlichkeit mit den wirklichen Hypertrophieen darbieten (siehe Classe XIV.).
Die ächten Hypertrophieen beruhen wesentlich auf einer lokalen erhöhten nutritivon Bildungsthätigkeit der Zellen und auf einem damit verbundenen vermehrton Blutzufluss zu den Capillargefässen, und es kann daher Alles, was einen solchen vermehrten Blutandrang vcranlasst, als Ursache der Hypertrophie betrachtet werden, z. li. vermehrte und angestrengte Thätigkeit eines Organs, öftere Reizung durch lleibung, durch Druck oder Stoss, unterdrückte Ausleerungen u. s, \v. Doch gehört immer auch noch eine gewisse hyperplastische Beschaffenheit des Blutes zu dieser übermässigen Ernährung der Theile. Zuweilen ist die Hypertrophie angeboren.
Die Beurtheilung der hypertrophischen Bildungen hinsichtlich ihres Nachtheils für den Thierkörper ist nach dem Grade der Entwickelung, nach dem Orte, nach der Wichtigkeit des Organs und nach der -Beschaffenheit der benachbarten Theile sehr verschieden. Ein geringer Grad der übermässigen Entwickelung eines Theiles schadet nur wenig, er stört aber oft das symmetrische und schöne Aussehen des Körpers und bildet somit einen Schönheitsfehler; bei einem hohem Grade der Entwickelung geschieht dies noch mehr und ausserdem wird durch den Druck, den das vergrosserte Organ auf die neben ihm liegenden Theile ausübt und von denselben gleichfalls aushalten muss, sowohl seine eigene Function, wie auch die der angrilnzenden Theile gestört, zuweilen auch
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Uyperthrophicen. Behandlung.
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der gesanunte Organismus dadurch in Mitleidenschaft gezogen, dass anderen Organen die zu ihrer Ernilhrnng erforderliche Blutmenge entzogen wird und sie in Folge dessen verkümmern. Zuweilen leidet auch die freie Bewegung der Glieder und hierdurch der Dienstgebrauch der Thiere. Bei sehr grossen Vermehrungen des Volumens sind auch die Thiere durch die überflüssige Masse, welche sie in den hypertrophischen Organen als eine unnütze Last beständig tragen müssen, mehr oder weniger belästigt. — Hinsichtlichkeit der Heilbarkeit der Hypertrophieen ist die Prognosis mehrentheils nicht sehr günstig, da es der Erfahrung zufolge äusserst schwer, ja meistens gar nicht möglich ist, den Ernährungsprozess in einem Gewebe oder Organ bedeutend herabzustimmen, ohne die Vernichtung desselben oder des ganzen Thieres zu veranlassen. Viele Hypertrophieen bleiben deshalb ungeheilt.
Die Behandlung muss darauf gerichtet sein, 1) die etwa erkennbaren Ursachen des örtlich vermehrten Blutzuflusses zu beseitigen und fernerhin abzuhalten; 2) den Ernährungsprozess im Allgemeinen und die Bildung von plastischen Säften möglichst zu vermindern; 3) ebenso örtlich den Bildungsprozess zu beschränken, und 4) wenn auf diesen drei Wegen der Zweck nicht erreicht, aber das krankhaft vergrösserte Organ dem Organismus zu lästig wird, und wenn dasselbe, zur Erhaltung des Lebens nicht nothwendig ist, es theilweiseodergänzlich aus dem Organismus zu entfernen — Hinsichtlich der ersten Indication sucht man jede Reizung durch Geschirr u, s. w. zu vermeiden und den Thcil möglichst ruhig zu erhalten. — In Betreff der zweiten Indication ist es oft nöthig, das Thier auf magere Kost zu setzen, ihm Blutentziehungen von Zeit zu Zeit wiederholt zu machen, ihm innerlich Kalomel, kleine Gaben des Sublimates, Antimonialmittel, Jod, Conium maculatum in angemessenen Gaben und durch einige Zeit fortgebraucht zu geben. — Für die dritte Indication benutzt man äusserlich oft wiederholte Befeuchtungen mit kaltem Wasser, mit concentrirter Auflösung von Potasche, mit Auflösung von Bleizucker, mit Essig oder mit verdünnten Mineralsäuren, oder die Jodpräparate, oder die graue Merkurialsalbe, besonders aber andauernden Druck durch feste Einwickelungen mit Binden. Fruchten diese Mittel nichts, oder ist das Uebel bereits zu einem hohen Grade gediehen, so kann man auch die Hauptarterie des hypertrophischen Theils unterbinden und hierdurch seine Ernährung beschränken. — Hinsichtlich der vierten Indication muss man zuvor die Wichtigkeit des vergrösserten Gebildes, namentlich wenn dasselbe noch in Function besteht, so wie die durch seine Entfernung herbeigeführte Verwundung und die damit verbundene Gefahr mit den Störungen vergleichen, welche durch den vergrösserten Theil selbst herbeigeführt werden und darnach erwägen: ob die Erhaltung oder die Wegnahme des vergrösserten Gebildes die wenigste Gefahr mit sich führt? Im letzteren Falle wird man die Entfernung des Gebildes mit dem Messer durch Ausschälung und Lostrennung von den benachbarten Theilen bewirken können. Bei der Verschiedenartigkeit, welche die einzelnen Organe an den verschiedenen Stellen durch ihre Form und Verbindung, so wie durch den Gefäss- und Nervenreichthum und die verschiedene Beschaffenheit der angränzenden Theilo darbieten, lassen sich nicht für alle Fälle genaue Vorschriften über die Ausführung der Operation geben, sondern man kann nur im Allgemeinen in folgender Art verfahren:
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Hypertrophie In ilcr Haut-, Haar- uml Hornbildung.
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Tritt der liypevtrophischc Theil weit über den normalen Umfang der aiigriliizenden Organe hervor, ist somit die Haut ebenfalls sehr vergrös-sert und ausgedehnt, so macht man nahe an seiner Basis einen Kreisschnitt um denselben; tritt dagegen das vergrösserte Organ wenig über die Haut hervor, so macht man entweder einen einfachen Hantschnitt, oder, bei grösserem Umfange des Organs, zwei halbmondförmige Schnitte über dasselbe, welche sich an ihren Endpunkten berühren und ein ellip-tisches Stück Haut auf dem Theile zwischen sich lassen. In beiden Fallen präparirt man die Hautränder von dem kranken Gebilde, so weit dessen Umfang reicht, ab, zieht letzteres mit scharfen Haken oder mit einer eingezogenen Schleife massig stark hervor und liist es von allen angränzenden Theilcn bis auf die Gefasse und Nervenstämme, unterbindet die Gefässc doppelt, durchschneidet sie zwischen den beiden Ligaturen, uml entfernt hiernach die ganze Masse, Oder man löst blos die Haut-ränder bis zur Höhe der angränzenden Theile von dem kranken Gebilde ;ib und schneidet dann letzteres in dieser Höhe von einem Rande zum andern flach durch, so dass nur der überflüssig hervorragende Theil entfernt wird. Nach geschehener Reinigung der Wunde von dein Blut werden die Wundflüchen wie bei einfachen reinen Wunden in gegenseitige Berührung gebracht, und dann die Vereinigung entweder mittelst der blutigen Naht oder durch umgelegte Binden und durch gelinden Druck bewirkt. Die weitere Nachbehandlung geschieht, wie dies bei den Wunden angeführt ist.
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Zweites Capitel. Hypertrophie in der Haut-, Haar- und Hornbildung.
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Die Bildungsthätigkeit wird in der Lederhaut, in dem Papillarkor-per und in der Epidermis oft so übermüssig gesteigert, dass dadurch abnorme plastische Formationen entstehen, welche dem ilussern Ansehen und dem allgemeinen Urtheil zufolge als krankhaft betrachtet werden.
Die wichtigsten derselben sind:
a) die Hauthörner (Cornua cutis). Dieselben entstehen auf der Haut aus der Wucherung und Verhornung von Zellen der Epidermis und sind mit der Haut unbeweglich verbunden. Gewöhnlich haben sie die Gestalt eines Horns, sind an der Basis dicker als am Ende, bald gerade, bald etwas gebogen, an der Oberfläche rauh und zeigen bei Querschnitten mehrere concentrische Schichten um enge Hohlgänge liegend, hei senkrechten Schnitten ein faseriges Ansehen; an ihrer Grundfläche haben sie Erhöhungen und Vertiefungen, welche den Vertiefungen und Erhöhungen auf der Lederhaut an ihrer Ansatzstelle entsprechen. Sie haben sich bei Pferden an der Stirn, am Ohr, hinter den Ohren, am Fessel,— bei Rindvieh an der Stirn, auf der Nase, am Nacken, am Bauche,—hei Schafen und Ziegen an den Ohren, an der Kehle, an der Brust, und —
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728nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Hypertrophie to dor Haut-, Haar- und Hornbildung.
bei Hunden an der Stirn, an der inncru l'läche des Ohrs und in der Plankengegend gefunden. Hire Grosse ist sehr verschieden, von 1 bis 10 Centiin. Länge, selbst bis über rgt;0 Centim. lang und 2—15 Pfund schwer1). Eine zweite Form von Hornwuchemng findet sich in bald mehr bald weniger grossen Platten an verschiedenen Stellen, namentlich im Gesicht, an der Brust und an der Innern Seite der Vorarme bei Pferden. Diese Flecke sind haarlos, stets ganz trocken, hornig hart, an der Aussenfläche grau oder bräunlich, bald glatt bald rauh, sie stehen nur wenig über die Haut hervor und hängen mit derselben fest zusammen.
Die Diagnosis der Hauthörner und Hornwucherungen ist augenfällig; die Ursachen sind unbekannt. An anderen Stellen, namentlich an den Fussenden der Pferde entstehen hornige Massen auf Narben nach Hautwunden, Mauke u. dgl.
Die Hornwucherungen sind in den meisten Füllen Schönheitsfehler, zuweilen stören sie aber die freie Bewegung.
Ihre Beseitigung ist entweder palliativ, durch blosses Beschneiden oder Absägen, oder — radikal durch Ausschneiden des Hantstiicks, auf welchem sie wurzeln, zu bewirken.
b) Die Warzen (Vemicae) sind Auswüchse aus der Haut oder auch aus der Schleimhaut und beruhen in einer Wucherung einzelner Papilen des sogenannten Papillarkörpers der C'utis oder der Schleimhaut. Einige dieser Körperchen wachsen mit einander verbunden üppig hervor und sind gewöhnlich mit einer Hülle von Oberhaut, von entartetem Zellgewebe und zuweilen auch von Faserstoff oder theilweis von Horn umge-bon; die meisten besitzen viel Gefässe, oft auch Nerven und sind deshalb ('wenigstens in einer gewissen Tiefe) sehr empfindlich. Die Warzen kommen bei allen Hausthioren in der Haut überall vor,—und an der Schleimhaut im Maule, an den Lippen, am Zahnfleisch, an der Zunge, an den Backen, selbst in der Rachenhöhle und an den Geschlechtstheilen. An der Haut sind die mit dünner, feiner Haut bedeckten Stellen an den Augenlidern, an den Lippen, am Halse, in der Gegend des Genicks, vor und unter der Brust, unter dem Bauche, am Euter und an der innern Fläche der Gliedmaassen am häufigsten ihr Sitz. Sie sind zuweilen nur einzeln, oft aber auch mehrfältig und zuweilen selbst in sehr grosser Anzahl an einem Thiere zugegen. Hire Form und Grosse ist sehr verschieden; manche Warzen bilden nur begrünzte Verdickungen in der Haut und sind mit einer grauen oder braunen, mehr oder weniger rauhen Decke von verdickter, spröder Epidermis verseilen; andere wachsen bis gegen 5 Centim. lang und gleicbmässig cylindriscli aus der Haut hervor; noch andere besitzen einen dünnen Stiel, vermittelst dessen sie mit der Haut zusammenhängen; oft sind sie überall, namentlich an dorn freien Ende, gleicbmässig trocken, aber weich; in andern Fällen ist das freie Ende mehrfach getheilt, mit Hornmasse besetzt und in noch andern Fällen sickert die Oberfläche eine seröse, röthlicho Feuchtigkeit ab. Diese letztere Art von Warzen nennt man Feucht- oder Feigwarzen. Dieselben finden sich am gewöhnlichsten in der Mhc des Afters oder der Geschlechtstheile,
1) Ourlt, Lclnb. der paiholog. Anatomie der Haussäugethiere, Berlin 1831, S. 73—77, und — Nachtrügo zu demselben, S. 40—4:2. Es sind in beiden viele interessante Fälle angefahrt.
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Hypertrophie In tier Haut, Haar- und Hornbildung.
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Die Erkennung dieser Auswüchse ist sehr leicht, da man sie überall sehen und fühlen kann.
Ihre Ursachen sind zuweilen Druck und mechanische Reizung überhaupt, in andern Fallen aber eine krankhafte Bildungsthätigkeit in der Haut, ohne dass man im Stande 1st, dieselbe näher nachzuweisen. Dass sie aber besteht, geht aus dem vielfältigen Vorkommen dieser Gebilde bei einem Thiere, theils aus der Vererbung der Anlage zur Warzenbildung auf die Nachkommen hervor; ich selbst sah oft bei Pferden, Rindern und Munden die Nachkommen in zwei bis drei Generationen schon im ganz jugendlichen Alter mit Warzen behaftet.
Die JJeurtheilung ist im Allgemeinen günstig zu machen, da die Warzen in den meisten Fällen keine grosse Störung veranlassen und gründlich beseitigt werden können; doch hängt in den einzelnen Fällen die Reurtheilung von dem Sitze, von der Form, der Grosse und der Zahl der Warzen ab. Warzen auf und an den Augenlidern und tief in der Maulhöhle sind schwerer zu beseitigen, als an anderen Stellen; Warzen mit breiter Basis und in einer grösseren Zald nahe znsammen-sitzend geben bei der Bxstirpatiou zu nicht unbedeutenden Verletzungen Veranlassung; Warzen in der Nähe beweglicher Theile werden oft gezerrt und verletzt, so dass Rlutnng, Eiterung und Gestank entsteht und im Sommer durch letzteren die Insekten angelockt und die Thiere dadurch sehr belästigt werden. In der Regel sind die Warzen sehr hartnäckige, andauernde Uebel, zuweilen sterben sie aber von selbst ab und
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verlieren sich.
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und zwar oft sämmtliche vorhandene Warzen gemein-
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schaftlich sehr schnell.
Behandlung. Warzen können entweder aus- oder abgeschnitten, oder abgebunden, oder durch Aetzmittel zerstört, oder durch specitischc Mittel zum Absterben gebracht werden. Das erstere Verfahren ist in allen Fällen anwendbar und bei breiten, tiefsitzenden und mit einer dicken Masse umgebenen Warzen nur allein brauchbar. Seine Anwendung ist sehr einfach; man umschneidet bei Warzen mit breitem Stiel den letzteren rund herum so weit, wie man in der Haut eine abnorme Derbheit fühlt, zieiit dann die Warze von der Haut ab und löst sie an ihrer Wurzel bis in das Unterhautzellgewebe aus, oder wenn die Warze nur oberflächlich in der Haut zu wurzein scheint, wenn namentlich die letztere an der Stelle des Ansatzes der Warze ganz weich ist, so spannt man die Warze durch Abziehen von der Haut etwas und schneidet sie dann mit einer dünnen Schicht der letzteren flach ab; oder man schneidet auch bei Warzen mit ganz dünnem Stiel den letzteren unmittelbar an der Haut ab und betupft die Wurzelstelle mit dem glühenden Eisen oder mit einem Aetzmittel. — Das Abbinden kann zwecknuissig nur bei solchen Warzen geschehen, welche mit einem dünnen Stiel versehen sind. Man legt um den letzteren eine Schlinge von einem Seidenfaden und zieht dieselbe unmittelbar an der Haut so fest zu, dass die Ernäh-rungsgefässe in der Warze hierdurch verschlossen und die Warzen zum Absterben gebracht werden. Schrumpft die Warze binnen 24 Stunden zusammen, so ist die Wirkung genügend, im entgegengesetzten Falle aber rnuss noch eine zweite Schlinge umgelegt werden. Die Warze fällt nach etwa 8—14 Tagen ab und in der Regel bildet sich keine neue wieder. — Die Zerstörung der Warzen durch Aetzmittel oder das Glüheisen ist besonders bei Warzen mit breiter Basis anwendbar und ge-
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730nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Hypertrophie in dor Haut-, Haar- und Hornbildung.
schiebt so, dass man diese Mittel einmal oder wiederholt mit dem gehörigen Nachdruck auf die Warze applizirt. Es entsteht hiernach Schorfbildung, Eiterung und theilweises Absterben der Warze, zuweilen aber auch wuchernde Granulation und langwierige Eiterung; auch wachsen die so gereizten Warzen zuweilen zu unförmlichen Massen an und man ist dann genöthigt, die Exstirpation mit dem Messer zu machen. — Zuweilen sind Warzen besonders bei dein Rindvieh alimälig abgestorben und vertrocknet, wenn man sie mit grauer Quecksilbersalbe, oder mit Arseniksalbe, oder mit concentrirter Essigsäure einige Mal bestrichen hatte. Bei den lang hervorstehenden [Warzen pflegt man auch diese Mittel auf Leinwand zu streichen (und diese um die Warze zu binden.
c.nbsp; IIaarbiIdling und scheinbare Haarbi Idling hat Anacker1) auf der Mitte der Zunge bei Rindern und Schweinen gefunden. Beim Schweine bestand die Erstere, nach Bau und Entwickelung der untersuchten Haare in normaler, aber nach Länge und Dicke über-mässig gesteigerter BorstenbiIdling (Hypertrichosis). Diese hatte ihren Ursprung nicht in der Zunge, sondern in der äusseren Hautdecke. Es findet sich nämlich an der Haut zwischen den Kieferästen, bald genau in der Medianlinie des Körpers, bald etwas von dieser nach der einen oder der anderen Seite abweichend, eine warzenartige Stelle vor, um die herum die Borsten wirbelartig gescheitelt stehen; im Centrum der Warze ist ein Büschel Borsten mit den Spitzen einwärts gekehrt und durch die Fleischtheile hindurch bis in die Zunge vorgeschoben, die es mit der Zeit durchbricht, so dass die Borsten an deren Oberfläche zum Vorschein kommen.
Beim Rinde fand Anacker die Haare auch auf der Mitte der Zunge, aber viel dünner und zarter, den Deckhaaren auf der Haut ähnlich; es sind hier nur Ps'eudohaare, denn sie sind weder der natürlichen, noch einer neugcbildeten Haut entsprossen, es ist auch keine Dermoiden-cyste (Haarsäckchen) in der betreffenden Hautparthie zu finden. Die Stelle ihres Hervorwachsens ist eine rundliche Vertiefung, deren Oberfläche sich weniger rauh und hornig anfühlt, wo die Papillae filiformes fehlen und nur einige Papillae conicae vorhanden sind. „Die scheinbare Haarbildung geht nun von einer Hypertrophie des Epithels dieser kegelförmigen Papillen ausquot;, in Folge deren die dicke Epithellage haarähnliche Portsätze hervortreibt, die sich auch dem Gefühl als kurze Haare präsentiren.
Sowohl diese Pseudohaare wie auch die Hypertrichosis haben gewöhnlich keinen wirklichen Nachtheil; manche Thiere scheinen zwar weniger lebhaft zu fressen, es ist aber nicht erwiesen, dass dabei die Haarbildung eine Schuld hat.
Die Beseitigung der Abnormität ist bei der Hypertrichosis nur durch Ausschneiden der bezeichneten Hautstelle zwischen den Kieferästen, oder durch Zerstören derselben mit dem Glüheisen oder mit Causticis, sowie auf das Ausziehen der eingewachsenen Borsten, und — bei den PseudoHaaren auf die Zerstörung des betreffenden Theils der Zungenschleim-haut mit denselben Mitteln beschränkt.
d.nbsp; nbsp;Die Hautschwiele (Callositas, Tyloma), eine begränzte Vor-
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1) Magazin f. d gesammte Tliiorheilkundc. 34. Jahrg. S. 418.
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Das Schwinden. Atrophia.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;731
dickung der Haut mit Wucherung der Epidermis, hiiufig auch des Gewebes der Cutis selbst. Sie findet sich überall, an der Haut, wo dieselbe durch längere Zeit fortdauernd einem müssigen Druck oder einer anderen chronischen Heizung unterworfen ist. Die kranke Hautstelle steht etwas über die Umgebung hervor, fühlt sich derb an, ist nur bei frischer Heizung etwas vermehrt warm und empfindlich, ausser-dem aber nicht; unter dem Mikroskop erscheint sie ganz einfach als aus Schichten von horniger Epithelialsubstanz bestehend, fast ohne Ge-fässe. Der Umfang und die Dicke der Schwielen sind sehr verschieden; am grössten finden sie sich am Halse und an der Brust schwerer Zugpferde. — Sie geben den Thieren ein hiisslichesAnsehcn, und in manchen Fällen erschweren sie die regelmässige Hcwegung.
Zu ihrer Beseitigung dient: Aufhebung dos Drucks oder überhaupt der ursächlichen chronischen Reizung, — erweichende, auflösende Mittel (Kaliauflösungen, Quecksilbersalben, Seife, Jod u. dgl, das Brennen mit Punkten oder Strichen, und — im ilussersten Fall das Ausschneiden.
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Drittes Capitel.
Das Schwinden, der Schwund oder die Atrophie').
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Sehr häufig findet sich eine abnorme Minderung des Volumens in verschiedenen Organen, namentlich in den Muskeln, den Sehnen, im Zellgewebe, in den Knochen und Drüsen; doch kann auch jedes andere organische Gewebe davon ergriffen werden. Das Schwinden beruht auf einer Verminderung der Menge und der Vollkommenheit der normalen Gewebseleraente eines Organs oder Gewebes, somit auf einem verminderten Vegetationsprozcss und es spricht sich für die Diagnosis im Allgemeinen ziemlich gleichmässig durch den verminderten Umfang oder die Kleinheit der Organe und Theile aus. Doch findet man dabei die Organe von zweierlei verschiedener Beschaffenheit, nämlich zuweilen fühlt man die Theile weich, gewissermassen im Innern mit Säften gehörig versehen und wenn man in sie einschneidet, zeigen sie eine dem normalen Zustande ganz ähnliche rothe Färbung; in anderen Fällen dagegen zeigt sich der leidende Theil mehr trocken, derber, und beim Einschneiden blässer, das Zellgewebe kürzer, z. B. in den Muskeln das ganze Ansehen blassroth oder gelblich, den sehnigen Theilen mehr ähnlich.
Die Ursachen der Atrophie können sein: gestörter Blutzufltiss in Folge von Verengerung oder theilweisor Vcrschliessung der Arterien eines Theils, oder in Folge von Druck durch krankhaft vergrösserte nachbarliche Organe, oder eben so durch neue Bildungen, z B. Mclanosen, Exo-stosen und dergleichen; ferner Verletzung grösserer Gefässe und Nerven-stärame, wirkliche Lähmung (Mangel an Inncrvation); andauernde Ruhe
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1) Gleis berg a. a 0. 131).
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732nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Das Schwinden. Atrophia Behandlung.
eines Theils, wie z. B. bei Kiioeiionbriiehcii, Verrenkungen, Verwundungen u. s. w., besonders aber heftige Schmerzen an einem Punkte eines Gliedes. Oft sind mehrere dieser Ursachen zugleich wirkend. Dabei sieht mau das Schwinden am häufigsten als Folge von mancherlei örtlichen Leiden entstehen. In seltenen Filileu ist die Atrophie auch angeboren und dann in ihren ursächlichen Verhältnissen gewöhnlich nicht näher zu erforschen.
Die Beurtheilung dieses verminderten Ernährungszustandes ist im Allgemeinen günstiger als bei den Hypertrophieen, besonders in allen den Fallen, wo die Atrophie die Folge voräbergehender örtlicher Leiden ist; denn hier hat die Erfalming gelehrt, dass mit der Beseitigung dieser Leiden, oft schon nach dein Aufhören des Schmerzes allein und wenn die Thätigkeit in den Muskeln wieder rege geworden ist, das Schwinden sich von selbst verliert oder doch durch eine einfache Behandlung ganz oder doch grösstentheils wieder beseitigt werden kann. Uebrigens ist mit dem Grade der partiellen Abmagerung auch eine Abnahme der Kraft und somit oft eine Störung in der Function des leidenden Theils verbunden, und ausserdem macht die Abmagerung stets ein hässliches Ansehen, einen Sehönheitsfehler.
Behandlung. Zunächst muss man die etwa bestehenden Ursachen und noch vorhandene krankhafte Zustände nach ihrer Art beseitigen. Ausserdem sucht man einen vermehrten Zufluss von Blut zu dem leidenden Theile zu erregen und die Absonderungen in ihm reichlicher zu machen. Für diesen Zweck lässt man in denjenigen Fällen, wo die Empfindlichkeit gering ist, erregende und belebende Mittel in die Haut des leidenden Theils oft wiederholt einreiben, wie namentlich Spiritus frumeuti, Spiritus saponatus, camphoratus, das Karapher- und Ammo-niakliniment, Terpentinöl und dergleichen. Bei einem hohen Grade des üebels lässt mau täglich ein- bis zweimal ans einem in der Nähe des Theils gehaltenen rothglühenden Eisen Hitze in denselben einströmen; oder man macht Scarilicationeu in die Haut desselben und wendet die zuerst genannten Mittel an, oder auch die Douche mit einer Spritze, oder die Acupunctur, Beides oft wiederholt. Dabei lässt man den leidenden Theil täglich allmälig mehr in Bewegung bringen, doch niemals bis zur Ermüdung desselben. — In denjenigen Fällen, wo entgegengesetzt der leidende Theil sehr empfindlich und bei dem Befühlen trocken und derb ist, lässt man Einreibungen von erwärmten Fett oder Gel täglich zwei-bis dreimal anwenden, macht Dunst läder von warmein Wasser oder Umschläge von schleimigen Mitteln, versetzt ebenfalls den Theil iti alljnälig vermehrte Anstrengung und geht erst später zu den reizenden Mitteln über. In allen Fällen müssen die an Atrophie leidenden Thiere mit guten Nahrungsmitteln reichlich versehen werden.
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Missbildungen. Form der Theilo.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 733
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Yiertos Capitol.
Missbildungen in der Form, in Ueborzahl oder iu Mangel einzelner Thcile. (Dysmorplien).
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Sclion im Fötus entwickeln sich oft ein/.diu! Tlioilo in ihrer Form und im liauo abnorm; in andern Füllen finden sieh Theilo in vermehrter Anzahl, oder auch entgegengesetzt es bleiben einzelne Tiieile in ihrer Ausbildung gänzlich oder tlieihveis zurück. Alan bezeichnet diese Zu-stände im Allgemeinen als ursprüngliche oder angeborene Fehler (Vitia primae formationis) und nennt sie Missgeburten (Monstra1). Hier kann jedoch nur von denjenigen geringereu Graden derselben die llede sein, bei welchen ein Tliier übrigens regelniiissig gebildet ist, so dass es existiron und noch benutzt werden kann, und bei denen die Kunst etwas zu thun vermag.
1) Angeborne Formfehler dieser Art sind: a) die Verwachsungen der Ohren, der Augenlider, der Pupille, des Afters, der Harnröhre und der Zehen; — b) Spalten und Oeffnungen an den Lippen (Hasenscharte), am Nabel (Nabelbruch); — c) Verkrümmung der Ohren, des Halses, des Schwanzes und der Gliedmaassen.
Die Erkennung dieser Verbildungen ist nielirentheils leicht, da eine Vergleichung mit den gesunden Tbeilen bei anderen Thieren oder auch mit den gleichnamigen normalen Theileu an der andern Seite desselben Thieres wenigstens die äusserliche Abweichung sehr bestimmt zeigt. Ucber die Verwachsungen und Spalten (Brüche) ist bereits in vorhergehenden Capiteln geredet, und hinsichtlich der Verkrümmungen ist zu bemerken, dass dabei immer einzelne Muskeln oder Sehnen wirklich zu kurz sind und dass man dieselben an ihrer Spannung erkennen kann.
Die Beurthcilung dieser Abnormitäten ist je nach der mit der Abweichung in Verbindung stehenden Störung von Verrichtungen, nach deren Bedeutung für die Erhaltung des Lebens, so wie für den Dienstgebrauch der Thiere, und nach dem Umfange des Tbeiles in den einzelnen Fällen sehr verschieden. Je geringer die functionelle Störung ist, je weniger dem Grade nach die Form von der normalen abweicht, je weniger wichtig das Organ zur Erhaltung des Körpers oder für die Dienstbräuchbarkeit ist, um desto weniger von Bedeutung ist die lgt;il-dungsabweichung. Die Beseitigung ist in der Regel nicht anders möglich, als durch Operationen, welche je nach der Art dor Vorbildung, in sub-cutaner Durchschneidung von zu sehr gespannten Sehnen und Muskeln oder Bändern, — in der Trennung oder Eröffnung verwachsener, — oder in der künstlichen Verschlicssung gespaltener Thcile bestehen. Dabei
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1) Siehe hierüber das sehr vollständigo Werk: Otirlt, Lehrbuch der pathologischen Anatomie der Haussiiugetliiero, zweiter Tlieil, Berlin 1832. Mit 25 Steinab-dn'icken.
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734nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Missbildungen. Ueberzahl der Theile.
ist es von grosser Wichtigkeit, ob die betreffenden Theile einen geringen oder grossen Umfang haben, weil hiernach die Grosse der Verletzung bei der Operation und die Folgen derselben entweder nur unbedeutend, oder .sehr gross und gefährlich sein können.
Die Behandlung ist hiernach in den einzelnen Fällen verschieden zu wählen, wie es im Vorstehenden angedeutet ist.
2) Zu den angebornen Fehlern mit überflüssigen Thoilen gehören die Fälle mit mehr als zwei Hörnern, — mit überzähligen Gliedmaassen, — mit überflüssigen Zehen an einer Gliedmaasse, — mit verirrten Hautstücken an den Augen und mit verirrten Zähnen,'!— ebenso mit überzähligen Hoden, Ruthe oder Eutern — und mit verirrten oder eingeschlossenen Foetus (Foetus in foetu). — Die überzähligen Hörner wachsen aus den Stirnbeinen hinter den normalen Hornzapfen, ganz so wie diese, hervor, — Die vollständigen Gliedmaassen sitzen einfach oder mehrfach auf dem Rücken, dem Becken, der Brust, dem Leibe u. s. w.; sie sind gewöhnlich in einem geringern Umfange ausgebildet, als die regelmässigen Gliedmaassen, sie haben keine Muskeln, daher ohne Bewegungsvermögen und ihre Verbindung mit dem Körper geschieht fast nur durch straffes Zellgewebe, zuweilen aber auch durch Bänder, fibröse Stränge und Faserknorpel, welche gewissermassen ein unvollständiges Gelenk bilden. — Bei den einzelnen überflüssigen Theilen einer Gliedmaasse findet sich in der Regel eine mehr feste gelenkartige Verbindung durch besondere Knochen, namentlich durch überzählige einzelne Knochen am Vorderoder Hinterfusswurzelgelenk, oder durch ein vergrössertes Griffelbein. Diese Knochen haben gewöhnlich eine unvollständige Gelenkfläche, durch welche die Verbindung des Schien- oder Fesselbeins der überzähligen Zehe in ähnlicher Weise, wie mit den übrigen Endgliedern, durch kurze Gelenkbänder geschieht. Eine willkürliche Bewegung findet an diesen Theilen nur sehr unvollkommen oder gar nicht statt.
Verirrte Zähne finden sich fast immer nur einzeln1), gewöhnlich unter der Ohrmuschel, als Beulen mit oder ohne Fistelöffnung. Oft sind sie mit einer knöchernen Zahnhöhle versehen und mit einem Balge umgeben, und in der Regel sitzen sie an einer kleinen Knochenerhöhung, bald ganz fest, bald etwas verschiebbar — Hoden, Ruthe und Milchdrüsen finden sich, oft in Verbindung mit einem oder zwei Hinterbeinen, zuweilen auf dem Kreuz; — und ein verkümmerter Foetus hat sich als höchst seltene Missbildung zuweilen in einem Balge am Halse hinter oder unter der Ohrspeicheldrüse, oder auch in einem Hoden vorgefunden.
Die Erkennung dieser abnormen Erzeugnisse ist immer sehr leicht, da man sie mehrentheils deutlich sehen und fühlen kann.
Die Beurtheilung ist, wieder wie bei den vorhin betrachteten unre-gelmässigen Foniien, von der Grosse des überflüssig erzeugten Theils, von dem Sitze desselben und von der durch ihn bewirkten Störung der freien Beweglichkeit des Thieres abhängig. Lebensgefahr erzeugen diese überflüssigen Theile niemals, wie dies viele Exemplare derselben bei damit alt gewordenen Thieren erwiesen haben. Ihre Beseitigung ist immer nur
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1) An einem jungen Pferde bestand eine Geschwulst an dem kleinen Oberkie ferbein der rechten Seite und in dieser Geschwulst lagen mehr als zwanzig kleine-Schneide- und Backenzähne. Sie wurde durch Ausschäluug beseitigt.
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Missbildungen. Mangel der Theile.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;735
durch die Ablösung dieser Gebilde durch das Messer zu bewirken und deshalb die Prognosis mit Rücksicht auf die bei der Ablösung entstehende Verwundung und Blutung auszusprechen; gewöhnlich ist die Ablösung nicht schwer und ohne Gefahr, und die Heilung der Wunde erfolgt leicht und vollständig.
Die Hülfe besteht, wie eben erwähnt, nur in der Ablösung oder Auslösung der überflüssigen Gebilde von dein Körper vermittelst des Messers. Man macht für diesen Zweck um den überflüssigen Theil in der Nähe des Körpers oder der Gliedniaassen, an welcher derselbe sitzt, einen Kreisschnitt durch die Haut, durchtrennt dann vorsichtig in derselben Richtung die übrigen Weichgebilde bis auf die etwa sichtbar werdenden lilutgefässe, welche man nach dem Körper zu unterbindet, sie dann aussorhalb der Ligatur durchschneidet und hierauf die Verbindung des Theils von den umgebenden Theilcn und an seinem Grunde vollständig trennt. — Besteht eine Knochenerhöhung an dem Schienbein, so kann man dieselbe, nach Robertson's Vorgange, nahe au der Fläche des gesunden Knochens mit einem Meisscl wegnehmen oder mit einer feinen Säge abschneiden. Letzteres ist vorzuziehen, weil es keine Splitterung veran-lasst. Hierauf wird die Wunde gereinigt, geheftet und mit einem schützenden Verbände bedeckt, bis Eiterung eingetreten ist, welche hier gewöhnlich trotz der einfachen Beschaffenheit der Wunde nicht ausbleibt. Nach eingetretener Eiterung wendet man gelind adstringirende Mittel an und fährt damit bis zur erfolgten Heilung fort.
3) Den Mangel einzelner Theile, eines Ohrs, eines Auges, eines Kiefers, eines Fusses oder eines Theils desselben, eben so des ganzen Schwanzes oder eines Thciles desselben findet man bei den sämmtlichen Hausthieren als angeborenen Fehler und erkennt denselben sehr leicht aus der Abweichung von der bekannten Form und Beschaffenheit der betreffenden Theile. Diese mangelhafte Bildung ist zuweilen von der Art, dass die Haut glatt über die Gränze des vor dem fehlenden Theile befindlichen Körpertheils hinweggeht; in anderen Fällen sind dagegen Rudimente der Knochenbildung des fehlenden Theils an der Stelle zu finden, an welcher derselbe seinen normalen Ansatzpunkt besitzt; alle anderen Gewebe aussei' diesem Knochenrest fehlen in der Regel gänzlich und es kann daher eine nachträgliche Entwickelung des Theiles nicht erfolgen. Deshalb ist auch die Prognosis in allen diesen Füllen ganz schlecht; denn es ist auf keine Weise der fehlende Theil zu ersetzen. Uebrigens können die Thicre bei dem Mangel mancher Theile lange Zeit fortleben, sie werden aber, wenn der Mangel eine Gliedmaasse betrifft niemals arbeitsfähig.
In chirurgischer Hinsicht ist hier nichts zu thun, sondern die Be handlung ist, wenn das Thier erhalten werden soll, nur auf gute Pflege beschränkt.
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Vierzehnte Classe.
Qualitative abnorme Bildungen. Krankhafte Neubildungen, pathalogische Neoplasmen 1).
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Erster Abschnitt
Von diesen Bildungen im Allgemeinen1).
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Die nutritive und formative Beschaffenheit einzelner Thcile des Thier-körpers wird in qualitativer Hinsicht sehr oft abweichend von dem normalen Zustande, indem entweder Blut, Lymphe, Kiweiss- und Faserstoff, Fett, Pigmente u. dgl. Stoffe in das Zellgewebe und in das Parenchym der Organe abgelagert werden und dabei tlieils direkt durch ihre Be-staiidtheile Veränderungen der Gewebe hervorbringen, oder, indem in dem Blute oder der Lymphe abnorme Bestandtheile, und besonders neue Zellen mit spezifischer Bildungsthätigkeit entstehen. Insbesondere durch die Letzteren werden in den verschiedenen Theilen neue Substanzen und veränderte Gewebe erzeugt. Wie dies geschieht? — darüber sind die ForscherzumTheil noch verschiedener Ansicht, dadieneue Bildung in ihren ersten Elementen überall anbemerkbar von statten geht. Doch haben mikroskopische Untersuchungen gezeigt: dass durch den irgendwo in das Bindegewebe oder in das Parenchym der Organe abgesetzten Stoff (Plasma, Blastem, Cytoblastem, Fett, Faserstoff, Gallerte, Farbestoff u. s. w.), die Interstitien der Gewebe entweder nur passiv ausgedehnt werden, oder, dass elementare ZellensiclisolbststandigbiszueinergewissenGrösscund Reife
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1) Von riog, neu, und to jtXu(![.in, das Gebilde.
'£) Gurlt, patholog. Anatomie I. S. 21 u. f.— Nachträge hierzu S. 4 u. f.— Qleissberg, im Magaz. f. die ges. Thierheilk. XXI. S, 149. — Fuchs, J. Pathologische Anatomio d. Hausthiere. Leipzig 1850. — Falconio e. Oroste Stndii sullo Neoplasie a inassa distinta degli Animal! domestici. Napoli ISfili. — Bruok-müllor, pathol. Zootomio. — Joh. Müller, über d. feineren Bau u. die Formen d. krankhaften Geschwülste. Berlin 1838. — Virchow, die krankhaften Geschwülste. Berlin 1868, G4.
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#9632;
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Pathologische Neubildungen im Allgemoinou.
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ausbilden und sich dann in cigentliünilicher Weise durch Theilung in zwei oder mehr junge Zollen vermehren, und so fortgesetzt durch lungere Zeit. Im letztem Falle können Geschwülste von einein mikroskopisch kleinen Punkt und ohne eine deutlich erkennbare iiussere Ursache entstehen und bis zu einein sehr grossen Volumen, von innen her wachsen, — was gewöhnlich langsam geschieht, wogegen auf die erstere Weise (durch Infiltration) die Geschwülste in der Kegel schnell entstehen.
In beiden fällen werden die entstandenen Geschwülste organisch, mit Blntgefilssen versollen und durch zugefilhrtes Blut ernährt; jedoch findet sich nicht bei allen die Anzahl und die Grosse der Blutgefässe im richtigen Vorhftltnlss zur Grosse der Geschwulst.
Diese neuen Gebilde (im Allgemeinen Nooplasmata genannt) treten, von chirurgischer Seite betrachtetet, in zweierlei Hauptverschiedenheiten auf, nämlich;
A.nbsp; indem sie eine in sich zusammenhängende, begränzto Masse darstellen, welche mit eigenen Blutgefässen verseben ist, durch diese ernährt wird, allmällg wuchst, daher gewissermaassen ein eigenes Leben besitzt, und dieser Eigenschaft wegen auch für sich absterben, oder künstlich vernichtet oder entfernt werden kann. Man nennt sie Afterbildungen, Gewächse (Pseudoplasmata, weniger richtig Pseudoorgane); — oder
B.nbsp; indem die Ablagerung von bald mehr bald weniger bildsamen Stoffen in die Zwischenräume des Gewebes erfolgt, so dass dasselbe zum Thcil verdrängt, seine normalen Verbindungen verändert oder aufgehoben und auch seine Functionen gestört werden, und ohne dass die abnorm abgelagerten Stoffe eine selbstständige Existenz erhalten, sondern durch dieselben Gefässe, welche das normale Gewebe besitzt, ernährt und erhalten werden. Da hierbei das Gewebe von seiner ursprünglichen Beschaffenheit abweichend gemacht wird, entartet, degenerirt, so pflegt man dergleichen abnorme Zustande als Degenerationen oder Metamorphosen zu bezeichnen, Wenn mit denselben zugleich eine Vermehrung des Volumens verbunden ist, so stellen sie in dieser Hinsicht eine Art der in der vorigen Classe bereits angedeuteten unächten Hy-pertrophieen dar.
C.nbsp; nbsp; Auf eine dritte Weise entstehen neue Bildungen in verschiedenen Höhlen und Kanälen durch chemische Verbindung oder durch blosse Agglomeration von Substanzen, welche entweder in den Hohlen abnorm abgesondert sind oder bloss in denselben verweilen. Man bezeichnet diese unorganischen pathologischen Neubildungen als Conkretionen, Gonkremcntc, oder auch als sogenannte Steine (Lapides s. Calculi).
Die Ursachen der krankhaften Bildungen im Allgemeinen sind meh-rontheils noch sehr dunkel. Die Gelegenheitsursache ist hiiufig eine örtliche Verletzung oder öfters wiederholte Heizung durch Druck, Stoss, leichte Verwundung u. dgl., doch scheint die Entstehung zuweilen auch in einer krankhaften Säfte- und Blutbildung zu beruhen, bei welcher plastische, faserstoff- und eiweisshaltige Stoffe, weisse Blutkörperchen u. s. w. in übermäasiger Menge erzeugt und mit der zur Ernährung der verschiedenen Theile dienenden Blutmenge in das Parenchym respective in die hohlen Organe abgelagert werden. Hier erfolgen wahrscheinlich bei dem längern Verweilen und bei der Abscheidung der für die Organe brauchbaren Bestandthoile dos Bluts weitere Verän-
(If.rtwio, Clilrurgie. 3, Auü,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;17
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738nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Patholopfischo Neubildungen im Allgemeinen.
derungen, von denen man den inneren Vorping nicht näher nachweisen kann. Nach den Ansichten einiger Pathologen können selbst die an irgend einer Stelle entstandenen pathologischen Zellen oder Zellenkerne wieder in den Strom der Silfte gelangen und anderen Organen gleichsam als Saamen für die Erzeugung ähnlicher neuer Bildungen zugeführt werden. Bei diese'.' Zustande besteht demnach eine eigenthümliche krankhafte BeschafTenheit der Safte, welche man als Dyskrasio betrachtet, dieselbe namentlich bei dem Krebs annimmt und darin die Eigen-thümlichkeit begründet findet, dass dieselben krankhaften Produkte, wenn sie einmal auch vollständig künstlich entfernt oder zerstört worden sind, bald entweder an derselben Stelle, oder an anderen Stellen von Neuem zum Vorschein kommen. Man glaubt sogar, dass durch die Zellen dieser Geschwülste die Vererbung der Anlage auf die Nachkommen und eine Ucbertragung auf andere Tliiere bewirkt werden könne. Virchow nimmt hierzu auch eine lokale Dissemination in die benachbarten Gewebe, also eine Art von Infektion derselben ohne Dazwischen-kunft von Gefilssen und Nerven an1).
Die Aftergebilde (A.) werden zum Theil nach der Art der ihnen zum Grunde liegenden Stoffe, nach ihrem Bau und ihren anderweitigen Eigenschaften unterschieden, und zwar: in anatomischer Hinsicht in homologe und in heterologe Geschwülste. Die ersteren bestehen im Wesentlichen aus solchen Elementartheilen, welche denen des gesunden Körpers analog sind; die letzteren enthalten hauptsächlich solche Bestandtbeile, die in den gesunden Geweben nicht enthalten, daher denselben fremdartig sind. Jene können lange, ja bis zum Tode der Tliiere unverändert fortbestehen, letztere aber, als fremdartige Theile, sind oft von selbst, besonders aber wenn sie gereizt oder verwundet werden, dem Zerfallen, der Zersetzung, der Erweichung und Auflösung unterworfen. Nach dieser Verschiedenheit des weiteren Verhaltens hat man die homologen Neubildungen als gutartige, die heterologen aber als bösartige Aftergebilde bezeichnet.
Zu den homologen oder gutartigen Geschwülsten rechnet man: die Fett-, Faser-, Knorpel-, Knochen-, Balg- und Fleisch-Geschwülste, zum Theil auch die Melauosen und die Polypen, und zu den bösartigen die Krebsgeschwülste und die Tuberkel; doch können auch die ersteren unter gewissen Umständen bösartig werden.
Die Degenerationen (B.) sind entweder ohne oder mit einer äusseren Vorbildung verbunden und entstehen mehrentheils in Folge von Entzündungen und dyskrasischen Leiden durch Ablagerung von Faser-, und Eiweissstoff, von Tubcrkelmaterie u. dgl. Diese Stoffe verändern sich, wenn nicht äussere Reizung stattfindet, gewöhnlich nur sehr wenig, aber bei Reizungen und anderen Ursachen ändern sie sich aber nach Art der heterologen Geschwülste. Im ersteren Falle kann man sie neben der normalen Substanz selbst nach langer Zeit immer wieder erkennen; aber bei neuen Reizungen erfolgt eine öfters wiederholte Er-giessung derselben Materie und die Entartung des Organs nimmt daher immer mehr überhand, oder es entsteht Erweichung n. s. w., so dass
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1) Collularpathologie, vierte Aufl. Cap. 21, besonders S. 542 u. f.
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Patliologischo Neubildungen im Allgpinoinen.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 739
auch hierdurch Vernichtung dor Functionen, Störung der Dienstbrauchbarkeit des Thieres und selbst der Tod herbeigeführt werden kann.
Die Steine (€.) werden bei längerem Aufentlialt in den Höhlen durch neuen Ansatz von thierischen Säften und deren Bestandtheilen allmälig grosser und sie erzeugen dann, tlieils durch ihre Schwere, Druck, Reizung und Zerrung, Entzündung und deren Folgen, oder sie hemmen den Durchgang von Flüssigkeiten durch die Höhlen und geben so zu Anhäufung von Saften u. s. w. Veranlassung, so dass hierdurch ebenfalls verschiedene üble Zufälle und selbst der Tod herbeigeführt werden können.
Die Bedeutung dieser verschiedenen Zustände im Einzelnen und die Behandlung derselben muss der speciellen Betrachtung vorbehalten bleiben.
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Zweiter Abschiiiü.
Von don Afterbildungen im Speciellen.
Erstes Capltel. Die Fettgeschwfilste.
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Als Fettgeschwulst (Tumor adiposus) kann jede nicht normale, von den anliegenden Theilen abgegrenzte, Anhäufung von Fett enthaltenden Fettgewebe an irgend einem Theile des Körpers bezeichnet, werden.
Diese Geschwülte finden sich besonders an solchen Kürpertheilen, wo lockerer Zellstoff (Bindegewebe) und Fettgewebe besteht, und sind in chirurgischer Hinsicht hauptsächlich in dem subeutanen Bindegewebe bo-merkenswerth, weil sie liier an lebenden Thieren erkennbar und einer Behandlung zugänglich sind.
Man hat lange schon diese Geschwülste nach ihrer Structur und Beschaffenheit in zwei Varietäten, in Fettgeschwülste und sogenannte Speckgeschwülste unterschieden. Fürstenberg1) hat hierzu eine dritte Varietät: die Fettgeschwillst mit schwarzem Pignfent, — und eine vierte: die Geschwulst aus Cholestearin gefügt.
1) Die eigentliche oder ächte Fettgeschwulst, das Lipom (Lipoma2), besteht ganz aus Fettzellen, die sich wie die Zellen des normalen Fettgewebes verhalten. Sie bildet rundliche, oft längliche oder plattrunde Geschwülste, in einzelnen Fällen mit Läppchen. Diese Geschwülste haben eine Uinliüllungshaut von der Dicke einer dünnen Zellstofflage bis zum Durchmesser von 2 Min. An den Lipomen in den Höhlen hat diese Hülle gewöhnlich ihren Ursprung von der Pleura oder dem Peritoneum. Die meisten innern Lipome sind mit einem (zuweilen sehr langen, dünnen) Stiel versehen und durch denselben an den Ort ihrer Entstellung befestiget; ihre Farbe ist änsserlich und im Innern mit dem Fett mehrentheils übereinstimmend, weiss, gelblichweiss oder gelb, und die ans Läppchen bestehenden haben oft ein marmorirtes Ansehen.
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1)nbsp; Die Fettgeschwülste und ihre Metamorphosen. Mngaz, f. il. gesaramte Thier-ilkundc. Jahrg. 1851, S. 1 u. 113.
2)nbsp; Von 70 kmog, das Fett.
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Fettgeamp;chwülste.Jnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 741
Die ConsLsten/, der Lipome ist abhftngig von der Beschaffenheit des Fettes im Innern und von der Dicke der Dmhttllungstnembi'an; demnach fühlen sicli diese Geschwülste, wenn dieselben noch keine Veränderung erlitten haben, bei dem Inhalt von weichem, dem Schmalz oder Ool ähnlichen Fett und bei dünner Hülle eben so weich wie Fettgewebe an, entgegengesetzt mehr derb oder fest, wenn das Fett talgartig und die Umhüllung dick ist. Die Grosse ist sehr verschieden, von dem Umfange einer Erbse bis über den eines Menschenkopfes hinausgehend. Im Allgemeinen haben sie ein langsames Wachsthuni, Sie sind ohne Schmerz und ohne erhöhete Temperatur.
2)nbsp; nbsp; Die Fettgeschwulst mit schwarzem Pigment, (Lipoma melanodes'), enthält neben Fettzellen einen schwarzen Stoff, theils frei in Moleculen, theils in Zellen eingeschlossen, aus kleinen runden oder ovalen Körperchen bestehend, die, wenn sie in geringer Anzahl vorhanden sind, braun, in Menge zusammenliegend aber schwarz erscheinen und in dem zwischen den Fettzellen befindlichen Bindegewebe schwarze Streifen bilden.
3)nbsp; nbsp; Das Steatom,2) die Speckgeschwulst, ist eine aus Gruppen von Fettzellen und aus Bündeln von vielen vereinigten Bindegewebsfa-sern zusammengesetzte Geschwulst. In den meisten Fallen ist das letztere Bildungselement überwiegend; hierdurch und äusserlich durch ihre weit derbere Consistenz unterscheiden sie sich von den Lipomen. Im Durchschnitt zeigen sie ein streifiges, zuweilen marmorirtes Ansehen. Ihre ilussere Oberfliiche ist bei der Mehrzahl gelblichwoiss, ihre Form rundlich, zuweilen sind sie gestielt, mit einer Hülle von verdicktem Zellgewebe versehen, Sie sind unempfindlich, blutarm, wachsen langsam und werden nie so gross, wie die Lipome.
-1) Das Cholesteatom3) besteht aus Zellen, den Fettzellen ähnlich, die aber mit Cholestearin erfüllt sind. Die Geschwulst ist länglich, platt nnregelmässig-eckig, von der Grosse einer Linse bis zur Grosse einer Wallnuss.
Neuere Pathologen erkennen die Masse des Stcatoms als eine fetthaltige nicht an, sondern sie lassen sie mir als eine speckigt aussehende gelten. Virchow bezeichnet sie als eine Amyloide''). Das Cholesteatom kann noch weniger als eine Fettgeschwulst gelten, da es gar kein wirkliches (freies) Fett enthält.
Die Diagnosis der F'ettgeschwülste ist aus den oben angegebenen Eigenschaften derselben, selbst wenn die Geschwülste nahe unter der Haut liegen, oft schwer. Man kann daher zur mehr sicheren Erkennung noch in folgender Weise verfahren; durch einen kleinen Einschnitt holt man mittelst Messer und Pinzette oder Häckchens ein ganz kleines Tbeil-chen der Geschwulstsubstanz heraus und drückt 1) dasselbe auf Papier. Ist es Lipom, so macht es einen durchscheinenden Fettfleck; — 2) angezündet brennt es mit Flamme; und 3) mit Aether oder Alkohol behandelt, scheidet es Fett ans. Alle übrigen Geschwulstsubstanzen zeigen diese Ergebnisse nicht.
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1)nbsp; Von fitkug, schwarz.
2)nbsp; Von to enm), das starre Fett, Talg.
3)nbsp; Cliolcsterin, Gallenfett, von // X0^Ki 'l'0 ('alle.
4)nbsp; Cellularpathologie S. 43;! u. 548. Die Masse rcagirt auf Joil wie Araylum.
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7d2nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Fcttgcschwiilslo.
Beurtheilung. Fettgeschwülste machen aus eigener Thätigkeit keine bösartigen Umwandlungen, aber manche verkalken und verhärten sich thoilweise oder ganz, und die sehr gross gewordenen Geschwülste drücken die benachbarten Theile und stören die Bewegung derselben, so wie auch in manchen Füllen die Blutcirkulation
Die Ursachen der Fettgeschwülste sind unbekannt; zuweilen scheint eine öfters wiederholte Heizung durch Druck, Quetschung und dergleichen die Veranlassung zu ihrem Entstehen gegeben zu haben. Bei manchen Thieren besteht eine angeborne Anlage.
Kur. Fettgeschwülste und die Speckgeschwülste können nicht zer-theilt, sondern die änsserlichen können nur ausgeschält, oder, wenn sie einen Stiel haben, abgeschnitten, abgebunden oder durch den Ecraseur1) abgequetscht werden. Die Ausschulung geschieht auf die Weise, dass man, wie bei den Hypertrophieen, über die flachen Geschwülste in ihrer Längenrichtnng einen Einschnitt macht, die Haut von der Oberfläche der Geschwulst ablöst, die letztere mit der Pinzette, oder mit einem scharfen Haken, oder mit einer mittelst einer Nadel durchgezogenen Fadenschlinge hervorzieht, sie von den angränzenden Theilen bis auf den Grund trennt sie entfernt, die vorkommenden Gefässe unterbindet und nach geschehener Reinigunng der entstandenen Wunde die letztere mittelst der blutigen Naht und eines angelegten Druckverbandes schlicsst. Hiernach giebt man dem Thiere und speziell dem betreffenden Theile eine ruhige Haltung, mindert die etwa eintretende heftige Entzündung durch kalte Umschläge und besorgt übrigens die weitere Nachbehandlung, wie bei Wunden. —
Das Abbinden der gestielten Geschwülste geschieht wie bei den Stollbeulen, Seite 270 angegeben; und das Abquetschen durch den Ecraseur bewirkt man, indem man die gegliederte Metallschnnr des Instruments um den dünnen Theil der Geschwulst logt und dann dieselbe durch Drehen an der Schraube ganz allmälig immer mehr und mehr bis auf den möglichsten Grad zusammenschnürt. Oft fällt hierbei die Geschwulst sogleich ab, zuweilen aber (je nach der Dicke der Masse), erst nach ein Paar Tagen.
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1) Dieses, von dem französischen Chirurg Cbassaignac erfundene Ligatur-Instrument besieht aus einer, mit äusserst feinen Wiiulungcn versehenen Schraube, die in einer Metallröhre liegt, am vordem Ende mit einem beweglich angesetzten, gegliederten Stahlbaude und am hintern Ende mit einem Handgriff vorsehen ist. IKis hintere Ende des Stahlbandes befindet sich an einem beweglich auf der Mctall-rühre liegenden Ringe, welcher durch Drehungen dor Schraube \or- oder zurückbewegt werden kann und dadurch die von dem Stahlbandc gemachte Schlinge zusammenzieht oiler erweitert. Siehe: liusso im Magaz f. Thierheilk. 25. Jahrg. S. 421, mit Abbild. — Eboud. 39. Jahrg. lieft 5. — Eepertor. von Uering 1800, S. 104.
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Fibroid (Fasergeschwulst).nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 743
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Zweitos Capitel.
Die Fasergeschwulst. Das Fibroma oder Fibroid.1)
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Zu den am häufigsten vorkommenden krankhaften Neubildungen gehören Geschwülste, welche vorherrschend aus Bindcgewebsfasergewebe bestehen. Dieselben finden sicli in und zwischen allen normalen Geweben, verdrängen bei ihrem Wachsen die neben ihnen liegenden Gebilde und schaffen sich hierbei eine Hülle von zusammengedrängtem Zellgewebe. Man unterscheidet a, weiche Fibrome und b) feste Fibrome. Die Letzteren sind derb, zuweilen knorpelartig hart, unschmerzhaft äus-serlich bald glatt, bald uneben, rundlich oder länglich. In ihrem Innern bilden sie eine derbe, bald weissliche, bald gelbliche oder röthllche Masse, in der man schon durch das blosse Auge, noch mehr aber bei mikroskopischer Betrachtung Fasern von verschiedener Färbung, mehrentheils streifig, oft an mehrere Stellen in concentrischer Richtung um seine Gefäss- und Nervenzweige laufend, neben Bindegewebe und Faser- oder Eiweissstoff erkennen kann. — Die weichen Fibrome enthalten eine etwas weichere Biudegewebsmasse und an der Aussenfläche viel lockeres, schlaffes Bindegewebe, (Molluscum fibrosum), oft auch grössere Blutgcfässe, an der Oberfläche Papiilen, und im Tunern blasenartig-hohle Bäume (Gysten) und stellen dann das Cysto-Fibroid dar. Sie besitzen in der Regel wenig Gefässe und keine Nerven, aussei1 dieselben wären bei dem Wachsen der Geschwulst zufällig in ihre Oberfläche hineingedrängt worden. Durch ihre Hülle von Zellgewebe sind diese Geschwülste mit den umliegenden Theilen mehr oder weniger innig verbunden, so dass sie sich in manchen Fällen etwas verschieben lassen, wie z. B. es fast immer bei diesen Geschwülsten unter der Haut, namentlich ^bei Pferden in der Gegend des Darmbeinwinkels, geschieht, während sie in anderen Fällen fast ganz fest und unbeweglich sitzen.
Ihre Form ist rundlich, zuweilen gestielt, ihre Grosse sehr verschieden, ihr Wachsen gewöhnlich langsam.
Ihre Diagnosis der Fibrome ist am lebenden Thiere oft schwierig, weil man dieselben, wenn sie nahe unter der Haut liegen, durch diese und andere Theile hindurch wohl als Aftcrgebilde wahrnehmen, aber ihren Inhalt nicht aus speeifischen Merkmalen erkennen kann und da auch andere Geschwülste, namentlich derbe Balggeschwülste, Speckgc-schwülste, selbst der -Scirrhus, äusserlich mit ähnlichen Erscheinungen auftreten. Zur näheren Erforschung kann man durch einen kleinen Einschnitt ein Partikelchen der Geschwulstmasse mit einem Häkchen herausholen und dasselbe unter dem Mikroskop u. s. w. untersuchen.
Die Ursachen sind, wie bei den Fettgeschwülsten, fast ganz unbekannt.
Beurtheilung. Diese Geschwülste gehen von selbst fast niemals in
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1) Von Fibra, die Faser.
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Flelscbgesohwulst
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ein Zerfallen über und sie veranlassen deshalb in der Repel auch keine weitere Zerstörungen. Je nach ihrem Sitz, Form und Grosse können sie ausgeschalt, abgeschnitten oder abgebunden werden. Die Blutung ist hierbei gewöhnlich gering, da die meisten Fibrome nur wenig Blut-gefässe besitzen. Sich selbst überlassen wachsen diese Geschwülste immer mehr und erreichen oft eine so bedeutende Grosse, dass sie die umliegenden Theilc in ihrer Entwickelnng und Function hemmen, dadurch Lähmungen, gestörten Durchgang von Flüssigkeiten u. s. w. verursachen und dadurch selbst den Tod herbeiführen können. Durch Reizung von aussen her können sie in Entzündung und Verjauchung ge-rathen.
Die Behandlung. Fasergeschwülste lassen sich selten oder gar nicht zerthcilen und die in dieser Absicht etwa angewendeten reizenden .Mittel tragen meist zur schnelleren Vergrösserung der Geschwülste bei. Es bleibt daher nur die Ausschälung derselben mit dem Messer, oder wenn die Geschwulst gestielt ist, das Abschneiden oder die Ligatur oder das Abquetschen mit dem Fcraseur ülirig. Die Nachbehandlung der Wunde geschieht der Beschaffenheit derselben gemäss1).
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Drittes Capitol.
Das Sarcom, Fleischgeschwulst (Sarcoma'-'), Sarcosis, Eacephaloid).
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Unter diesem Namen hat man früher Geschwülste verstanden, welche innerlich ein grauröthliches, zuweilen auch rothes, fleischilhn-liches Ansehen haben. Vielfältige Untersuchungen lehren aber, dass ein solches Ansehen bei mehrerlei pathologischen Neubildungen vorkommt und somit nicht über die Natur derselben entscheiden kann. Weit wichtiger ist die Textur der Geschwülste. Diese ist gewöhnlich ziemlich weich, weil nur wenig wellenförmiges Bindegewebe neben gallertartiger Substanz und /.ahlreichen Bindegewebskörperchen vorhanden ist, welche in Tunkten neben einander liegen und anscheinend Striche oder Fasern bilden, im veralteten Zustande zuweilen auch mit Knorpel- oder Knochen-kernen verseben; ihre Oberfläche ist in den meisten Fallen uneben. Sie hat keinen Balg, wohl aber gewöhnlich eine Hülle von ungleich zusammengedrängtem Zellgewebe und sie ist immer nur rnit wenigen Blut-gefässen versehen. Man findet sie sowohl im lockeren Zellgewebe unter der Haut, wie auch zwischen den Muskeln, an fibrösen Häuten, unter den Schleimhäuten, auch in drüsigen Organen, im Hoden, selbst in den Knochen etc. Sie stehen der Fasergeschwulst nahe, unterscheiden sich
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I) Uebcr FibroiJo speciell in der Ohrdrusongegend ilcs Rindes, sietic; May im Mag'az. f, (1. gesatnmto Thierheilk. 24. Jahrg. S. ;!2'2.
•-') // ffaoi, das Fleisch) to OuQxiojiu, das Fleischgewächslaquo;
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Floisclif,'eschwuIstnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;745
aber durch grossen Reichtliuni an Zellen, daher geringere Dichtheit des Gewebes, durch die unregelniassige Anordnung desselben, bei nur geringer Intercellalarsubstanz, durch röthliche Farbe und ungleiche Oberfläche; auch haben sie, wenn sie gereizt werden, eine grössere Tendenz zum Bösartigen.
Die neuere pathologische Anatomie hat nach den mikroskopischen Texturverschiedenbeiten der jetzt hierher gerechneten Geschwülste mehrere Arten der Sarcome aufgestellt, so namentlich Billroth'):
a) ein G ra nulations sarcom (Virchow's Ilundzellensarcom) — b) ein Spindelzellensarcotn, — c) Virchow's Riesenzellen-sarcom, — d) das Netzzellensarcom, Schleim sarcom (gallertartiges Sarcom nach Rokitanski, — das alveolare Sarcom, — das Pig-mentsarcom, melanotische Sarcom, Melanom.
Uiese verschiedenen Arten der Sarcomo sind (mit Ausnahme der Melano.sen) an lebenden Thieren nur sehr unsicher oder auch gar nicht richtig zu erkennen, besonders so lange sie noch klein sind, weil auch Fasergeschwülste eine ähnliche Derbheit darbieten; von den Fett- und Balggcschwülsten unterscheidet sich aber die Fleischgeschwulst sehr deutlich durch ihre grosse Derbheit. Wenn eine derbe Geschwulst mit höckeriger Oberflüche oder mit unregelmässiger Form einen grossen Umfang erreicht hat, kann mau fast immer auf eine Fleischgeschwulst schlicssen, weil die meisten übrigen Geschwülste einen so enormen Umfang nicht zu erreichen pflegen.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; *
Die Ursachen sind ebenso unbekannt, wie bei den übrigen Aftergebilden; oft besteht eine innere, selbst eine angeborene Disposition, die mit Tuberculosis verwandt ist.
Die Benrtheilung der Sarcome ist weniger günstig als die der Fett-und Fasergeschwülste; denn obgleich sie sehr lange unverändert fortbestehen können, so entsteht doch oft, wenn sie grob gereizt oder verletzt werden, Verjauchung und ein wucherndes Geschwür mit üppiger, leicht blutender Granulation, fast ähnlich wie bei dem Krebs, und es kann hierdurch langwierige Eiterung, Erschöpfung der Kräfte und selbst der Tod herbeigeführt werden. Ausserdem wachsen manche Fleischgc-schwülste sehr schnell zu einer grossen Masse an, belästigen dann durch ihren Druck und stören die Verrichtungen sowohl des betreffenden Theils, wie auch der angrenzenden Gebilde. Die Heilung ist nur durch rechtzeitige operative Entfernung zu bewirken.
Die Behandlung. Man bewirkt die Ausschälung der Geschwulst, indem man sie blosslegt, von den übrigen Theilen trennt, dann die blutenden Gefässe unterbindet oder comprimirt und hiernach die Wunde nach allgemeinen Regeln zur Heilung leitet. — Wenn das Sarcom einen Hoden ergriffen hat, so bewirkt man die Castration ganz in der gewöhnlichen Weise nach der einen oder der andern Methode, und es ist nur zu bemerken, dass, da gewöhnlich die Scheidenhaut bei diesem Zustande verdickt und entartet ist, auch sie wenigstens bis über den Nebenhoden mit weggenommen werden muss.
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I) üio allgemeine chirurgische Pathologie und Therapie. Sechste Aufl. Beil 1872. S. laquo;83.
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Knorpelgescliwulst,
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Viertes Capitcl.
Die Knorpelgeschwulst (Ghondroma s. Euchondroma) und die Kocliengeschwulst (Osteoma).
Diese beiden Arten von Afterbilduugen sind seltener, als die übrigen, obgleich theihveise Verknorpelungen und Verknöcherangen öfter vorkommen.
1. Die Knorpelgescliwulst bestellt ursprünglich aus einem leim-gebenden, fibrösen Gewebe und aus byalinen Knorpelkörperchenj gewöhnlich nehmen letztere ailmälig mehr zu, je älter die Geschwulst wird. Sie entstellt an und in den Knochen, im Parenchym verschiedener Organe, besonders der Drüsen, in Muskeln und im lockern Zellgewebe, erreicht einen Umfang bis zu der Grosse von mehreren Ctm. und hat eine sehr verschiedene Form; zuweilen ist sie kugelig, mehrentheils aber flach, an der Oberfläche uneben. Oft bilden sich in ihr Verknöchermigen oder auch Verkalkungen. Sie besitzt gewöhnlich nur wenige Gefiisse, doch habe ich dieselben in einem Falle auch sehr zahlreich gefunden. Ein Balg ist nicht vorhanden, sondern die Geschwulst ist durch kurzes Zellgewebe und durch die Ernährflngsgefässe mit dem angränzenden Gewebe verbunden.
An den Knochen geht das Chondrom aus der Substanz der letztern selbst hervor und ist immer mit der verdickten Beinhaut überzogen. Gewöhnlich ist hier die Masse der Geschwulst weicher als die gesunde Knochensubstanz; sie besteht aus einer Vereinigung von Gallert, Knorpel, fibröser Substanz und Knochenstäckchen und wird als Knochen-Speckgesch wulst (Osteosteatom) bezeichnet. Sie kommen am häufigsten am Ober- und Unterkiefer vor.
Diagnosis.' Die Geschwulst bildet eine, gewöhnlich nur flache, Erhöhung, Welche zuweilen unbeweglich an oder in einem Tlieile festsizt, zuweilen aber etwas verschiebbar ist und mehr Derbheit besitzt, als das Sarcom. In der Kegel ist die Geschwulst schmerzlos, zuweilen aber wird sie, oder eigentlich ihre nächste Umgebung, schmerzhaft, indem sie enlweder selbst auf diese Theile, besonders bei der Bewegung derselben, drückt und reizt oder hierzu durch das Geschirr u, s. w. mehr Gelegenheit giebt. In Folge dessen sieht man zuweilen auch Functionsstöruu-gen, besonders Lahmheit, entstehen. — Knorpelgeschwülste, welche an Knochen sitzen, verändern deren Form und Umfang.
Die Ursachen sind nicht bekannt.
Die Beurtheilung ist in so fern ziemlich günstig zu machen, als die Knorpelgeschwülste in der Kegel keinen üblen Ausgang nehmen und auch keine ausseroj'dentüche Grosse erreichen; doch wird die letztere oft bedeutend genug, um durch Druck die angrenzenden Theile zu reizen, zu entzünden und ihre Function zu stören. Durch Enochenspeckge-schwülste an den Kiefern werden die Zahne aus ihren Höhlen verdrängt und das Kauen wird gestört. Hilfe ist nur durch Ansschälnng der Geschwulst zu leisten; Knochenspeckgeschwülste bilden sich aber an demselben Knochen gern wieder.
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jMclaiiosea oder schwarze Knutcii.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 747
Die Operation ist, je nach der Lage und Verbindung der Geschwulst, bald leicht, bald sehr schwer ausführbar, gründlich aber überhaupt gar nicht zu bewirken; sie wird übrigens mit Berücksichtigung des Ortes ganz nach allgemeinen Hegeln ausgeführt, die Blutung gestillt und die Wunde geheilt.
2, IMo Knochengeschwulst kommt im Zellgewebe, in Muskeln, Drüsen, Sehnen, besonders in fibrösen Hauten (daher auch in Gefässen) ^vor, besteht in manchen Fällen ganz, in anderen zum Thcil aus wirklicher Knochensubstanz, zum Theil aus Knorpel oder Fasergeschwulst, hgt;\t sehr verschiedene, aber niemals bedeutende Grosse und niehrentheils eine platte Gestalt. Sie sitzt bald mehr, bald weniger fest au den benachbarten Theilen und ist mit wenigen Gefässen versehen.
Sie drückt und reizt die an ihr liegenden Tlicile, stört die Bewegung derselben, ist aber gutartig und, je nach ihrem Sitze, durch Operation zu beseitigen.
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Fünftes Capitel.
Die Melanoscn oder die schwarzen Knoten. (Melanoses.l)
Die Melanosen bestehen in der Ablagerung eines abnorm erzeugten schwarzen oder bräunlichen Stoffes in die verschiedenen anatomischen Gewebe. Man findet sie bei allen Thieren und in allen Theilen, am meisten aber bei Pferden (vorwaltend bei Schimmeln) und im Zellgewebe unter der Haut und zwischen den Muskeln. Der schwarze Stoff (Farbestoff, Pigment), welcher unter dem Mikroskop ohne organische Bildungsform (amorph) erscheint, ist in den betreffenden Theilen entweder nur oberflächlich in bald sehr kleinen bald grössern Flecken (Mel. macu-losae) oder in Knoten (schwarze Knoten, Mel. tuberculosae) abgelagert. Die Ersteren bringen keinen erkennbaren Nachtheil und werden deshalb nicht weiter beachtet.
Die .schwarzen Knoten sind Gewächse von der Grosse eines Nadelknopfs bis zur Grosse eines Menschenkopfs, gewöhnlich rund, zuweilen flach, und zwischen den Muskeln auch in mehrere Lappen gctheilt; ihre Masse ist in der Hegel speckartig derb, grösstenthcils aus dicht zusammengedrängtem Pigment bestehend, welches mit einzelnen Fasern von Zellgewebe durchzogen ist. Diese Fasern finden sich, in kleinen Knoten üusserst selten, in den grossen, alten aber mehr, und namentlich in den lappenförmigen. Die Melanosen besitzen keine Nerven; Hlutgefässe sind sehr wenig vorhanden, gewöhnlich nur an der Oberflilche oder zufällig #9632;von der Masse umgeben; auch besitzen sie nur eine Hülle veffi dem umgebenden Zellgewebe, welches bei dem Wachsen der Masse dichter zusammengedrängt und bei hinzugkonimener Entzündung oder Auflösung
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1) Von fiilac, schwarz, und roaoe, Krankheit.
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Melar.oson olt;!or schwai/e Kuoten.
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der Masse noch melir fest wird. — Die Knoten wachsen bald sclineller, bald langsamer, bleiben oft ohne Veränderung stehen, zuweilen erweichen sie sich und bilden dann langwierige schwer heilbare Geschwüre mit Ausfluss von schwarzer Jauche
Die schwarzen Knoten kommen im ganzen Körper vor, bei Pferden aber iinsserlich am häufigsten unter der Haut in der Gegend des Afters, an der Schweifrübe und in der Mähe der Ohrdrüsen; ihre Oberflilche ist mehrentheils glatt, zuweilen aber uneben.
Sie sitzen in der Regel fest, lassen aber mehrentheils die Haut über sich verschieben und nur in den spätem Perioden ihrer Entwickelnng gehen sie mit derselben in feste Verbindung über.
Die Diagnosis ist nur bei denjenigen Melanosen mit einiger Sicherheit zu machen, welche in der Nähe der Haut liegen; man fühlt sie als harte, begrenzte, unsciimerzliafte Geschwülste und kann durch einen kleinen Einstich mittelst einer Nadel oder einer Lanzette ihre speciello Beschaffenheit erkennen, indem die Instrumente nach dem Herausziehen aus der Geschwulst immer etwas mit der schwarzen Materie befeuchtet sind, Dass eine Geschwulst eine Melanosis sei, kann man übrigens daraus vermutlien, dass sie die vorhin angeführten Eigenschaften besitzt und an einer der oben bezeichneten Stelleu des Körpers ihren Sitz hat, besonders aber bei Pferden, wenn das Tlüer ein Schimmel ist.
Als Ursache dieser Geschwülste muss man ein im ganzen Vegeta-tionsprozess beruhendes Missverhältniss in der Erzeugung oder in der Ausscheidung von schwarzem Pigment annehmen; denn man findet diese Goschwülste am meisten bei Thiereu mit weissen Haaren, bei welchen also die im Körper erzeugten Pigmente nicht zur Färbung der Ilaaro verwendet werden; und ausserdem spricht für den Ursprung des Uebels aus dem ganzen Dildungsprozesse der Umstand, dass die Melanosen in einem Individuo fast immer mehrfältig an verschiedenen Punkten gefunden werden.
Die Beurtheilung der Melanosen ist zum Theil von ihrer Grosse, von ihrer Beschaffenheit und von ihrem Sitze abhängig, im Allgemeinen sind die Melanosen in so fern keine bösartigen Geschwülste, als sie von selbst keine bösartige Veränderung machen, und oft durch viele Jahre ganz ohne oder mit nur äusserst geringer Störung bestehen; sie belästigen nur, je nach ihrer Grosse, durch Druck die umliegenden Theile; wenn sie aber stark gedrückt, gereizt oder verwundet werden, entstellt zuweilen eine Aullösung ihrer Masse, dadurch Erweichung der umliegenden Theile und Ulceration derselben. In diesem Zustande erleiden die Thiere einen grossen Säfteverlust, werden dadurch sehr geschwächt, bei langer Daner selbst so erschöpft; dass sie sterben; denn trotz der täglichen Abstossung von melanotischer Materie durch Ulceration nimmt doch gewöhnlich die Masse des schwarzen Knotens wenig oder gar nicht ab und die Schwärung dauert daher zuweilen durch mehrere Monate fort, ohne dasseine Bedeckung des Geschwürs durch Granulation von den umgebenden Thei-len her stifttfiudet und hierdurch eine Heilung desselben erfolgt. —
Heilung der Melanosen durch Arzneimittel ist nicht möglich, sondern nur durch die Exstirpation, welche jedoch nur bei rundlichen, scharf begrenzten und im Zellgewebe unter der Haut oder zwischen den Muskeln liegenden Knoten vollständig zu bewirken ist; bei Melanosen, welche in dem Gewebe von Muskeln und Drüsen zerstreut sind, ist die
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Molanoseu oder schwarze Knoten.
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Entfernung nur mit gleichzoitigor Ausschneidung eines Theils der leidenden Organe selbst zu bewirken, Geschieht die Bxstirpation nicht ganz vollständig, so entsteht die bezeichnete Verjauchung an dem Reste der Geschwulst, oder auch die letztere regenerirt sich bald mehr, bald weniger vollständig. In den meisten Fällen ist jedoch die Heilung durch die Exstirpation vollständig gelungen.
Die Behandlung. In denjenigen Fällen, wo eine Melanosis noch klein ist und so liegt, dass sie weder die Fnnctioneu der benachbarten Theile stört, noch von denselben selbst gedrückt und gereizt wird, thut man am besten gegen diese Knoten gar nichts. Wenn dieselben aber sehr gross sind, durch ihren Druck u. s. w. stören, oder wenn sie in Erweichung und Ulceration begriffen 'quot;' ul, gehe man baldigst zu der Ausschälung und mache dieselbe stets ganz gründlich. Man verfährt dabei, je nach der Grosse der Geschwulst, ihrer oberflächlichen oder tiefen Lage und luicli der Beschaffenheit der angrenzenden Theile, mit der nothigen Vorsicht, Ist die Haut nicht in Mitleidenschaft gezogen, noch beweglich auf der Geschwulst, so macht man entweder einen einfachen Längenschnitt über die Geschwulst, oder auch einen Kreuzschnitt, präparirt die Haut von der Geschwulst los, trennt die letztere, wo lockeres Zellgewebe es gestattet, mit den Fingern von den umgebenden Thei-len, bei kurzem Zellgewebe aber mit dem Messer, und wo Fasern oder ein Theil des Parenchyms in die Geschwulst selbst hineingehen, schneidet man diese Parthieen an der Gränze der Geschwulst, aber im gesunden Gewebe, durch und löst somit die Melanose von allen umgebenden Theilen rein ab. Etwa vorkommende Gefässe unterbindet man, und wenn nach dem Ausschälen irgend eine Stelle in der Wunde noch verdächtig gefärbt erscheint, so nimmt man dieselbe entweder mit dem Messer weg, oder man zerstört die Masse daselbst durch ein weiss-glühendes Eisen. Die Wunde wird hiernach gereinigt und nach ihrer Beschaffenheit entweder durch schnelle Vereinigung oder durch die Eiterung geheilt, wobei man nach allgemeinen Kegeln verfährt.
Nach der Operation ist es nützlich, eine Unistimmung in der Bil-dungsthätigkeit des Organismus zu veranlassen, namentlich aber dann, wenn mehrere Geschwülste dieser Art an einem Individuo gefunden werden. Man giebt den Thieren nur massiges, aber gutes Futter und befördert die Se- und Excretionen durch öfters gereichte Salze, durch Ter-penthinöl, Antimonialmittel, und selbst den Arsenik in kleinen Gaben, durch einige Zeit fortgesetzt.
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Sechstes Capltel.
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Die Biilggeschwiilste, (Cysten, Cystome1), Tumores cystici s. eystides.)
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Eine besondere und häufig vorkommende Art von Geschwülsten sind die im Allgemeinen sogenannten Balg- oder Sackgeschwülste. Dieselben bestellen aus einem Balg oder Sack (Cystis) und aus einer in diesem enthaltenen Materie und sie sind durch den ersteren gewöhnlich sowohl in sich selbst abgeschlossen, wie auch von den umliegenden Theilen, bis auf ihre Gefässe und das Zellgewebe, vollständig geschieden. Den Balg oder Sack bildet eine eigenthümlich beschaffene Haut, welche bei den verschiedenen Geschwülsten, ja selbst bei einer und derselben Geschwulst von verschiedener Textur und von verschiedener Starke ist; seine innere Fläche ist glatt, zuweilen aber mit kleinen Hervorragungen versehen; die äussere ist mehr rauh und mit dem Zellgewebe der umliegenden Theile bald mehr bald weniger kurz und fest verbunden. In und an der Haut des Balges finden sich Arterien und Venen, durch die er er-niüirt wird und zugleich das Material zu der Absonderung erhält, welche an der innern Fläche stattfindet. Diese Absonderung ist nach der be-sondern Textur und der Vitalität der Balghaut verschieden, so dass man in dem Balge sehr verschiedenartige Materien findet. Es ist aber bei den ächten2) Balggeschwülsten charakteristisch, dass diese Materien frei und lose im Balge liegen und keinen Zusammenhang mit ihm besitzen. Sie unterscheiden sich hierdurch von den Fett-, Fleisch- und Fasergeschwülsten und Melanoseu, im Fall dieselben eine Art Hülle von Zellgewebe besitzen.
Man pflegt die Balggeschwülste nach der Art der in ihnen enthaltenen Materie verschieden zu benennen, und zwar:
1)nbsp; nbsp; nbsp;Wasser bälge, Wasserblasen, Hygrome, oder seröse Bälge, unbelebte Hydatidcn (Cystides serosae, Hygromata, Ilyda-tides\ wenn die in dem Balge enthaltene Materie wässerig-dünn ist. Mit Becht gehören auch die Blasenwürmer, namentlich Coenurus und Echinococcus, während ihrer Existenz mit Blasen, hierher, da die Letzteren materiell und für die anliegenden Theile die nämliche chirurgische Bedeutung haben, wie wirkliche Balggeschwülste.
2)nbsp; nbsp; lloniggeschwulst (Meliceris), wenn die Masse von der Con-
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1)nbsp; /; xvauc, eine Blase.
2)nbsp; Als unüclitc Balggeschwülste hat man hin und wieder diejenigen bezeichnet, wo sich um irgend ein pathologisches Produkt, z. B. Knochensplitter, nekroti-sirtes Gewebe, Tuberkel, Fettgeschwulst, geronnenes Blut, vertrockneten Eiter, oder selbst um einen fremden Körper, #9632;/,. I!. eine Kugel u. tlgl. durch plastisches Bxsu-odor durch Zusammcndriingung dos Zellgewebes eine Art üüllo gebildet hat, oder nach dem gtwohnlichen Ausdruck „eingekapseltquot; worden ist. In allen diesen Füllen ist die lliillo oder Kapsel keine speeifisch secernirende Absonderungsbaut und der Inhalt kein Produkt derselben.
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Balggeschwülstc.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;751
sistonz des Honigs, bald blass- bald dunkclgelb gefärbt ist; zuweilen ist .sie zähe, fadenziehend wie Eiweiss;
'S) Brei- und Grützgescb wulst, Grützheutcl (Atlicroma), wenn der Balg eino breiartige, gewöhnlicli schmutzig gelbliche, aus kleinen Körnern und Klümpchen von goronneiiem Kiweiss u. s. w. bestehende Masse enthält;
4)nbsp; nbsp; Haargeschwulst, wenn der Sack Haare enthält, welche theils lose theils festsitzend sind und gewöhnlich mit einer taigartigen, grauen, schmierigen Masse, mit Schuppen von Epithelium gemengt sind.— Endlich findet man zuweilen in einem Balge,
5)nbsp; nbsp; auch Hör n in as se oder einen Backenzahn, bald mehr bald weniger ausgebildet zuweilen auch noch mit einem Theile einer Zahnhöhle versehen, und man nennt eine solche Geschwulst eine Horn- oder eine Zahnbalggeschwulst. Zuweilen ist die letztere auch gleichzeitig mit Haaren versehen. (Bei Vögeln enthalten die Balggeschwülste zuweilen Federn.)
Die Balggeschwülste entstehen im Zellgewebe, an den serösen und fibrösen Häuten und kommen fast überall vor, doch nehmen die einzelnen Arten derselben häufiger gewisse Körporstellen ein; so namentlich sitzen die Wasserbälge häufig au serösen Häuten und an Scheidenhäuten u. s. w.; die Breigeschwiilste im Unterhautzellgewebe an Stellen, wo es locker auf Knochen liegt, die Honiggeschwulst ebenfalls im lockern Zellgewebe, besonders aber bei Pferden in dein untern Theile des Gesichts, im Zellgewebe um die Nasenöffnungen und an den Lippen; — bei dem Rindvieh sind Honig- und Breigeschwülste sehr häufig im Zellgewebe zwischen dem Kehlkopf und dem Unterkiefer so wie in dem lockern Zellgewebe zwischen dem Schlundkopf und den Halsbeugern1), ausser-dem an der Strecksehnenscheide der Vorderfusswurzel (s. Knieschwamm, S. 274); die Haarbälge bei Pferden im Zellgewebe unter der Haut in der Gegend der Schultern, vor der Brust, am Hals, auch in der Gegend der Ohren und in der Nasenhöhle, selbst in den Hoden und Eierstöcken; die Zahnbalggeschwülste aber, wie dies bereits bei den ursprünglich überflüssig gebildeten Theilen (S. 734) angedeutet worden ist; am meisten unter der Ohrmuschel, und die Hornbalggeschwülste in verschiedenen Gegenden des Zellgewebes unter der Haut, oder eigentlich in der letztern selbst.
Die Cysten kommen auch nicht selten an einer Stelle oder in einer Geschwulst mehrfach nebeneinanderliegend vor und bilden so die zusammengesetzten Cysten oder Cystome (besonders die Echino-coccen). Auch finden sie sich oft mit andern Geschwulstmassen gemischt, namentlich in den Fibromen, in den Sarkomen, Carciuomen u. s. w. und geben dann die Ursache, diese Geschwülste als Cysto - Eibrom, Cysto-Sarkom, Cysto-Chondroin und Cysto-Carcinom zu benennen.
Die Kennzeichen der Balggeschwülste im Allgemeinen sind: eino rundliche oder länglich-runde, begränzte Anschwellung, welche an der Oberfläche glatt, beim Befühlen elastisch, ohne Schmerz und ohne Hitze
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1) Speeiell beschrieben von Roloff, im Magaz. für die gosammte Thierlieilk. Jahrg. 31. S. 31.
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Balggeschwiilsto. Behandlung.
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ist, zuweilen lassen sich die Geschwülste etwas verschieben und — sie sind alhnälig grosser geworden.
Durch die elastische Beschaffenheit unterscheiden sich die Balgge-schwtllste von den übrigen Aftergebihlen, welche mehr festen Zusammenhang, selbst mehr Derbheit /.eigen. Aber die spezielle Unterscheidung der einzelnen Arten der Balggeschwülste ist, ohne sie zu öffnen, sehr oft mit Sicherheit kauin zu erlangen, sondern man kann nur einiger-maasson aus der grössern oder mindern Weichheit der Geschwulst und aus ihrem Sitze (wogen des häufigem Vorkommens der einen oder der andern Art an bestimmten Stellen) auf die Eigentliümlichkeit derselben schliessen; und wenn eine Geschwulst stellenweis die geringe Derbheit der Fellgeschwülste oder die grössere der Fibrome, der Sarkome u. dgl. zeigt, daneben aber elastisch-weiche oder fluktuironde Stellen hat, da kann man den Schluss auf eine mit Gysten gemischte Beschaffenheit macheu. Die in den Höhlen und tief unter Muskeln sitzenden Balggesclnvülste sind nicht zu erkennen.
Die veranlassenden Ursachen der Balggeschwulste sind nicht bekannt; zuweilen scheinen mechanische Verletzungen, namentlich Druck und Quetschungen, ihr Entstehen zu begünstigen; aber es gehört doch ausserdem noch eine besondere Neigung im Körper dazu. Die ganz oberflächlich liegenden .Balggeschwülste, besonders die sub 4. bezeichneten, scheinen niehrentheils durch abnorme Einstülpung der Haut oder durch Verstopfung und nachfolgende Erweiterung eines Talgdrüsen- oder eines Haarsäckchens zu entstehen, und sie sind demnach sogenannte Reten-tionsgeschwülste. Manche Balggeschwülste sind angeboren, und die Wurm-Cysteu entstehen bei der Entwicklung der in einem Körpertheile haften gebliebenen, meist von aussen eingewanderten Wurmsaat.
Die Beurthcilung. Die Balggeschwülste stören nur im Verhiiltniss ihrer Grosse und des hiervon abhängenden Drucks auf die umgebenden Theile die Ernährung und die Verrichtungen derselben; so lange sie klein sind, verursachen sie fast gar keinen Nachtheil, im grössern Umfange aber veranlassen sie zuweilen Schwinden des Parenchyms der benachbarten Theile, stören den Durchgang von Flüssigkeiten und eben so die freie Bewegung. Sie wachsen zuweilen zu einer sehr bedeutenden Grosso und geben dadurch auch zu Schönheitsfehlern Veranlassung, wenn sie über die Oberfläche bedeutend hervortreten.
Behandlung. Die Balggeschwülste lassen sich nicht zortheilen, und wenn man bloss ihren Inhalt entleert, füllt sich der Balg bald wieder an. Man muss sie deshalb entweder durch Zerstörung ihres Balges, oder durch eine chirurgische Operation ausrotten. Letzteres ist das sicherste Verfahren und überall da anzuwenden, wo die Geschwulst nicht zu tief unter oder neben wichtigen Theilen liegt und nicht zu gross ist. Man macht hierzu, mit Berücksichtigung der etwa an der Oberfläche liegenden Gefässe, Nerven oder anderer wichtiger Theile einen Einschnitt, bei grossen Geschwülsten wohl auch einen Kreuzsclmitt über die Geschwulst durch die Haut u. s. w. bis auf den Balg, vermeidet es aber, den letztern mit einzuschneiden, weil in diesem Falle ein Theil seines Inhalts ausfliessen und dies zur Bildung von Falten in dem Balge Veranlassung geben würde. Durch die letztem wird die, vollständige Ausschälnng desselben erschwert und es bleiben leicht kleine Roste von dem Balge zurück, durch welche die Gelegenheit zu neuen Afterbildungen oder auch
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Balggescliwülste. Behandlung.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;763
ZU Fisteln gegeben wird. Sollte es jedoch aus Versehen und bei der Unruhe des Thieres geschehen sein, dass der Bälg mit verletzt worden ist, so kann mau in die entstandene Oeü'nung mittelst einer Spritze einen dünnen Brei von Gyps oder von Kreide und Wasser injiciren und hierdurch den Balg wieder vollfüllen und ausdehnen; die Masse erstarrt schnell und die Operation kann daher sogleich fortgesetzt worden. Dieselbe geschieht in der Art, dass man die äussere fläche des Balges von allen umgebenden Theilen mit dem Messer trennt und die grössern blutenden Gefilsse unterbindet. Hierauf weiden die Wundränder durch die blutige Naht vereinigt und, wo die Form und Beschaffenheit des Gliedes es gestattet, durch einen gelinden Druck die Theile ausserdem noch mehr zusammengehalten. Entsteht in der Wunde Eiterung, so wird diese nach allgemeinen Kegeln, wie bei eiternden Wunden, bis zur Vernarbung geleitet.
Sollte bei dem Ausschälen an irgend einer Stelle ein kleiner Rest von dem Balge sitzen geblieben sein, so muss derselbe nachträglich noch mit dem vveissglühemlon Eisen oder mit einem Aetzmittel zerstört werden. In den Fällen, wo letztere beide Mittel angewendet sind, wird freilich die schnelle Vereinigung nicht stattfinden können.
Zuweilen ist es der Fall, dass eine Balggoschwulst mit einem dünnen Stiel in den Theilen unter der Haut festsitzt und sich nach aussen verlängert in rundlicher oder birnfönniger Gestalt zeigt. Solche Geschwülste können an der Basis dieses Stiels quer abgeschnitten, abgebunden oder abgequetscht werden, wobei man im Wesentlichen so verfährt, wie es bei den Fettgoschwülsteu (S. 740) angegeben ist.
Die Zerstörung des Balges einer Balggeschwulst findet in den Fällen ihre Anwendung, wo die Ausschälung wegen der tiefern Lage oder wegen wichtiger Theile in der Nähe derselben nicht gut ausgeführt werden kann. Für diesen Zweck macht man an einer schicklichen Stelle, z. B. an der niedrigsten, oder an der der Haut am nächsten liegenden Stelle der Geschwulst einen Einstich oder einen Einschnitt durch die bedeckenden Theile bis in den Balg, entleert dessen Inhalt durch Ausdrücken und durch Ausspritzen mit Wasser vollständig, und applizirt hierauf entweder das glühende Eisen an die innere Fläche dos Balges so derb, dass derselbe gänzlich zerstört wird, oder man bewirkt letzteres durch ein Aetzmittel. Die Aetzmittel für diesen Zweck sind jedoch nicht von gleichartiger Wirksamkeit, sondern die Säuren und sauren Metallsalze zeigen sich vorzüglicher, indem sie das Absterben des Balges nicht allein durch chemische Zerstörung, sondern auch durch spezifische Vernichtung seiner Vitalität herbeiführen. Man benutzt daher mit besonders gutem Erfolge eine concentrirte Auflösung von Cuprum sulphuric, (2 Th, zu 3 Th. Wasser), oder eine Arseniksalbe (aus 2,00 Acidum ar-senicosum, eben so viel Arab, Gummi und Oel), oder die conc, Schwefelsäure oder Salpetersäure, und streicht diese Mittel mit einem Pinsel auf die ganze innere Fläche der Geschwulst, oder auch man bringt einen mit denselben getränkten Wergpfropf in sie hinein. Vor der Anwendung dieser Mittel muss man die Haut unter der Oeft'nung einige Finger breit mit Wachssalbe oder mit Mehlteig bestreichen, um sie gegen (lie nachtheiligen Wirkungen zu schützen, wenn von den Aetzmitteln etwas aus der Oeffnung fliessen sollte. Es ist in dieser Hinsicht auch nachträglich noch eine besondere Aufmerksamkeit auf die Operationsstelle in den
HKimvio, Chirurgie. 3. Aull,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; .^g
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Dio Polypen.
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ersten Tagen zu verwenden nnd für öfters wiederliolte Reinigung zu sorgen. Nach etwa 24 Stunden schwillt die Umgegend um die Balggeschwulst etwas mehr an, nach 2 his 3 Tagen entsteht Eiterung, der Balg stirbt allinillig ab, .schrumpft zusammen, trennt sich von den umgebenden Thoilen und wird mit etwa S bis 10 'ragen durch entstandene Eiterung gänzlich abgestossen und durch die Hautöffnung entfernt. Die hiernach zurückbleibende Höhle füllt sich zum Theil mit Granulation, zum Theil verengert sie sich auch durch Znsammenziehung und schliesst sich mit einer einfachen Narbe.
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Siebentes Capltel.
Die Polypen (Polypi').
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Die Polypen sind Aftcrgebilde an den Schleimhäuten, welche an denselben am meisten in den Thoilen vorkommen, die der unmittelbaren Einwirkung der atmosphärischen Luft unterworfen sind, wie namentlicl) an der Bindehaut der Augen, in der Nasenhöhle und in deren Nebenhöhlen, in der Rachenhöhle, im Kehlkopfe, im Mastdarm und in der Mutterscheide, aber auch in der Gebärmutter und selbst in der Harnblase. Die Polypen bestehen im Innern aus einer sehr verschiedenartigen Textur, welche bald mehr den Fettgeschwülsten, bald mehr den Fleischgeschwülsten ähnlich ist und zuweilen sind sie selbst blasenartig hohl und weich. Diese innere Masse ist noch nicht genügend untersucht und wird von manchen Anatomen, z. B. Vogel-) nicht für eine besondere Polypensnbstanz gehalten, sondern für die Masse verschiedener anderer Geschwülste, welche unter der Schleimhaut sitzen, sich über die Fläche derselben hervordrängen; auch zuweilen von ihr überzogen werden. Wie dem auch sein mag, man unterscheidet im Allgemeinen :') Arten von Polypen, nämlich die sogenannten Fleischpolypen, die sogenannten Schleimpolypen und die Blasenpolypen. Die ersteren zeigen beim Befühlen eine derbe Substanz, haben ein dichtes Gewebe, welches von einer festen Haut umgeben ist, sind immer scharf begränzt und über die Oberfläche der Schleimhaut vollständig hervorgedrängt; sie wachsen nicht sehr schnell, erreichen aber mit der Zeit eine bedeutende Grosse. — Die Schleimpolypen haben eine mehr lockere Textur, sind weicher, enthalten oft Schleimdrüsen, wachsen schneller, sondern eine dünne, jauchige Flüssigkeit ab und zerstören dadurch die angränzenden Theile. — Die Blasenpolypen bestehen aus
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1)nbsp; 6 nohmoc, Vielfuss, von noXvc, viel, nnd ttovc, Fuss, thcils nach der zuweilen gestielten, vermeintlich mit Wurzelfnssen versehenen Form, tlieils nach der Eigenschaft, dass abgeschnittene Theile wieder nachwachsen wie bei den Weichthie-ren dieses Namens.
2)nbsp; Pathologische Anatomio des menschlichen Körpers, S 192.
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Dio Polypen.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;766
einer lockeren, zelligen Masse, mit gelblicher Lymphe orfülll; sie wachsen nicht so schnell und nicht so gross, wie erstere beide Arten.
Die I'olypon nehmen ihren Urspruiig im Zellgewebe unter der Schleimhaut, bald an einem Funkte, buhl an einigen zerstreuten Punkten, von welchen sie mit einem dünneren Theile ausgehen. Diese dünneren Ursprungspunkte nennt man die Wurzeln des Polypen und wenn dieselbe langer als breit ist, nennt man sie auch wohl den Stiel, und den Polyp selbst einen gestielten Polyp. Zuweilen ist jedoch der Stiel so kurz, dass die Polypen mit breiter Basis auf der Schleiinhaut zu sitzen scheinen. Manche Polypen sitzen auch wirklich mit einer mehrere Zoll breiten Flilche auf der Schleiinhaut.
Die Erkennung der Polypen 1st, weil dieselben in Hohlen verborgen sind, gewöhnlich während der ersten Zeit ihres Bestehens und so lange sie einen kleinen Umfang besitzen, sehr schwer, ja oft gar nicht möglich, sondern sie sind nur aus Störungen in der Function der Theile, an denen sie sich befinden, zu vermuthen; wenn sie jedoch einen grös-seren Umfang erreicht haben, so treten zu diesen Fnnctionsstörimgen noch Auftreibungen der Höhlen, durch Druck auf die Wände derselben, und durch Gegendruck der letzteren auf den Polypen entstehen Reizungen, Entzündungen, veränderte Secretionen und Ülcerationen, und man sieht in Folge dieser Wirkungen die ilussere Form der betreffenden Theile verändert, den Umfang vermehrt, die Wände verdünnt oder erweicht, nebenliegemle Theile aus ihrer Lage verdrängt und aus den Mündungen der Höhlen fiiesst stinkende Jauche. Zuweilen drängen sich die Polypen bei der Zunahme ihres Unifanges aucli zu den Oeffnnngen der Höhlen, in welchen sie liegen und man kann sie dann sehen oder auch fühlen; in anderen Fällen und besonders so lange die Polypen noch klein sind, ist Letzteres nur möglich, wenn man eine künstliche Oeffnung in die Wände der Höhlen macht. Im Speciellen ist die Erkennung der Polypen an den verschiedenen Stellen, an denen sie sitzen, durch folgende Erscheinungen zu erlangen:
1)nbsp; Polypen an der Bindehaut treten als warzenähnliche, gestielte, längliche Geschwülste zwischen einem oder dem andern Augenlide und dem Augapfel hervor, sind beständig feucht, massig derb und bluten bei Verletzungen verbältnissniässig bedeutend. Die Bewegung der Augenlider ist etwas gestört und die Bindehaut stark injicirt.
2)nbsp; nbsp;Polypen in der Nasenhöhle können in der eigentlichen Nasenhöhle oder auch in den Nebenhöhlen sitzen oder auch bei ihrem Wachs-thuin sich in die letztere verlängern, so dass es späterhin, wenn man sie entdeckt, zuweilen sein- schwer ist, ihre eigentliche Ursprungsstelle zu erkennen. Es sind selbst Fälle vorgekommen, wo Nasenpolypen sich nicht allein in die Stirnhöhle, sondern bei gehörnten Thieren auch bis in die Hornzapfen erstreckt haben. Diese Polypen veranlassen in der ersten Zeit ihres Bestehens gewöhnlich eine vermehrte Schleimsecretion und Ausfluss aus der Nase, daher man den Zustand zuweilen für chronischen Katarrh gehalten hat; späterhin wird das Athmen etwas beschwerlich, schnaubend oder schnarchend und dabei der Luftstrom bei dem Ausathmen aus demjenigen Nasenloche, wo der Polyp sich befindet, schwächer als aus der andern gesunden Nasenhöhle. Späterhin hört das Athmen durch die mit dem Polyp behaftete Seite der Nase zuweilen ganz auf und die Thiere können daher auch bei der Arbeit, besonders
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Die Polypen.
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bei dem .schnellen Laufen niclit mehr in demselben Maasse ausdauern, wie früher. Hält man ihnen das Nasenloch an der gesunden Seite zu, so tritt die grösste Atheninoth ein. Mit der Vergrössorung des Polypen findet auch der vorhin im Allgemeinen schon angegebene Druck auf die Wunde der Nasenhöhle statt und in Folge dessen entsteht, wenn mau ilusserlich auf die Knochen klopft, kein hohler, sondern ein matter Ton1); oft weiden auch die Nasenbeine, die Oberkiefer-, .loch- und Thräneu-beine, selbst die Stirnbeine und Hornzapfen, und nach unten ebenfalls die Oberkiefer- und Gaumenbeine mehr nach aussen gedrängt, eben so die Muschelbeine, und oft werden sogar die fiackenzähne aus ihren Hohlen in das Maul gedrängt. Hierzu findet sich immer reichlicher Ausfluss von einer mit Schleim gemengten, zuweilen blutigen und sehr stinkenden Janchc. Oft besteht auch Ausfluss von Thränen und Schleim aus dem Auge der entsprechenden Seite, und immer schwellen, bei Pferden wenigstens, die Lymphdrüsen im Kehlgange an. Wenn man die Thiere mit der Nase gegen helles Licht kehrt oder dieses mittelst eines Spiegels in sie reflektirt, so kann man den Polyp als eine rotho Masse in der Nasenhöhle sehen und zuweilen, wenn er niedrig genug sitzt, mit dem Finger, sonst aber mit einer Sonde fühlen. In denjenigen Fällen, wo man den Polyp weder sehen noch fühlen, aus den genannten Erscheinungen ihn aber doch vermuthen kann, und avo man zu Erforschung eine Sonde in die Nasenhöhle höher hinauf einführt, fühlt man gewöhnlich eine derbe fleischartige Substanz und es entsteht dabei leicht Blutung. Auch kann man zur nähern Erforschung die Trepanation an den am stärksten hervorgedrängten Punkten der Nase, des Gesichts oder der Stirn unternehmen und dann durch die gemachte Oeffnung die Höhle untersuchen. Ausserdcm muss auch die Untersuchung der Maulhöhle nach eingebrachtem Maulgatter geschehen, namentlich in denjenigen Fällen, wo die Thiere neben den übrigen Erscheinungen vielleicht auch Störungen im Kauen zeigen; man findet hier zuweilen den einen oder den andern der obern Backenzähne über die übrigen der Keihe verlängert und zuweilen wackelig.
Wenn das Uebel einen sehr hohen Grad erreicht hat, so werden die Gesichtsknochen beim andauernden Druck des Polypen von innen her immer mehr resorbirt und durch die Jauche erweicht, es entstehen Oeff-nnngen, durch welche der Polyp aus der Höhle hervorgedrängt, die Haut ausdehnt, reizt, so dass sie ebenfalls in Ulceration versetzt wird, aufbricht und nun die Masse üppig an die Oberfläche- hervorwuchert. In diesem Zustande findet man aussei- den übrigen Erscheinungen an einer der vorhin genannten Stellen des Gesichts u. s. w. ein Geschwür mit schwammiger, leicht blutender Granulation und im Umfange desselben die Knochenränder uneben und zum Theil aufgelöst, so dass Stückchen sich von denselben leicht abbröckeln.
3) Polypen in der Rachenhöhle und selbst in dem obern Theile der Maulhüble kommen sehr selten vor und sitzen bald an der einen bald an der andern Stelle; sie sind in der Hegel langgesticlt, so dass sie sich
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1) Mau muss sich jedoc-li hierbei vor Täuschung lu'iton, welche dadurch entstellen kann, dass dor Tnu sehr verschieden klingl, wenn das Tbicr heim Klopfen das Maul ollen oder geschlossen, d. h. im letzteren Falle die Baekcnzälmo an einander hält.
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Dio Polypen.
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bei den Bewegungen der Zunge und bei dem Schlucken Idcht verschieben. Sie veranlassen eine vermehrte Schleirasecretion, zuweilen auch Störung im Schlucken, selbst Huston, und werden, #9632;wenn man in Folge dieser Zufälle das Maul untersucht, ziemlich leicht durch das Seiion und durch das Fühlen erkannt.
4)nbsp; nbsp; Polypen im Kohlkopfe, verursachen öfters Husten und wenn sie grosser geworden sind, auch Athembeschwerden, besonders wenn die Thiere schnell laufen müssen. Das Athmen wird dabei immer laut hörbar, giemend, pfeifend oder röchelnd, und dabei mit immer grösseror Anstrengung ausgeübt, ganz ähnlich wie bei dem Hartschnaufen. Dio sichere Erkennung erhält man eist, wenn man unmittelbar unter dem Kehlkopf die Tracheotomie macht und durch die Oeffiuing einen Finger in den Kehlkopf führt, wo man dann eine begränzte rundliche oder liing-lich-runde bewegliche Masse fühlt.
5)nbsp; Polypen in dem Mastdarm führen gewöhnlich keine üblen Zufalle mit sich, obwohl sie in einzelnen Fällen ein öfter wiederholtes Drängen, wie zur Kothentleerung, erzeugen, Man bemerkt daher diese I'olypen gewöhnlich nur, wenn die Thiere bei der Kothentleerung den After erweitern und den hintern Theil des Mastdarms ein wenig hervordrangen, wie dies besonders stark bei dem Pferde geschieht. Die Polypen erscheinen hier entweder als birnfurmige, gestielte, ziemlich derbe Körper, oder als mehr weiche, einer Falte der Schleimhaut ähnliche, aber immer ganz dunkelroth gefärbte Massen. Nur selten ist es der Fall, dass Mast-darmpolypen auch aussei- der Zeit der Kotlientleciung und dauernd durch die Aftermündung hervorgedrängt sind; man kann sie in allen Fällen mit dem Finger leicht in den Mastdarm zurückdrängen.
6)nbsp; Die Polypen der Mutterscheide und der Gebärmutter verursachen während ihres ersten Bestehens keine Störungen und bemerkt sie daher immer erst, wenn sie eine bedeutende Grosso erreicht haben und sich mehr zu dein Eingange der Scheide hindrängen. Es sind immer gestielte, ziemlich derbe, runde oder länglich-runde Massen, von der Grosse einer Haselnuss bis zu der Grosse einer doppolten Faust, bald dunkelroth, bald und meistens blass. ßei dem ersten Anblick ist es oft zweifelhaft, ob ein solcher in der Scheide befindlicher Körper seinen Ursprung in der Scheide oder in der Gebärmutter hat, aber dieser Zweifel ist leicht zu lösen, wenn man das Gewächs mit den Fingern bis zu seinem Anheftungspunkte verfolgt, wobei mau findet, ob die Wurzel ausser-halb des Muttermundes sich anheftet oder in den letzto.icn hineingeht. Auch hat zuweilen ein grosser Gebärmutterpolyp einige Aeluilichkeit mit einer theilweisen Umstülpung der Gebärmutter selbst, wenn die letztere durch die lange Dauer des Vorfalls und durch Reizungen von aussei! her entartet ist (siehe Seite 084); aber auch hier führt eine genaue örtliche Untersuchung zur Erkennung des Znstandes. — Mit der wachsenden grössern Entwicklung dieser Polypen ist gewöhnlich eine öfters wiederkehrende Heizung der Geschlechtsthuile, vermehrte Schleimsecretion, Drängen zur Urinentleerung, Reiben der Theilo an anderen Gegenständen n. dgl. zu bemerken.
7)nbsp; Polypen in der Uriublase sind in seltenen Fällen bei Pferden und Rindern gefunden worden, nachdem sie einen hohen Grad der Ent-wickelnng erreicht und durch ihr Vorlegen vor den Blasenhals Harnverhaltung erzeugt hatten. Man fühlt in solchen Fällen, wenn man eben
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7,r)8nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Dlo Polypen. Bebandlnng.
durch ilic Haravevhaltung zar üntoi'suchung der Blase veranlasst wird, in dei' letzteren einen abgerundoten Körper von mehr oder weniger derber Coiisistenz und etwas verschiebbar5 es ist jedoch durch diese wenigen Symptome nicht zu entscheiden,' ob die Masse ein Polyp oder eine Fottgoschwulst oder ein anderes Aftergebildo ist.
Die Ursachen der Polypen sind eben so wenig, wie die der übrigen Aftergebilde; sicher bekannt; es scheint jedoch, dass oft wiederholte oder andauernde Reizungen, auch Verletzungen unter der Mitwirkung Iviui^; einer eigenthümlichen krankhaften Stimmung in den Schleimhäuten die Bildung dieser krankhaften Massen veranlassen.
Die Beurtheilung der Polypen ist in den einzelnen Fällen nach der Art der Polypen, nach ihrer b'orni, namentlich ob sie gestielt oder mit breiter Basis aufsitzen, ferner nach dem Grade ihrer Entwicklung nach dem Orte und nach den bereits (lurch sie entstandenen Störungen sehr verschieden, — wie dies grösstontheils aus den im Vorstehenden gemachten Angaben hervorgeht. Alle Polypen können durch die Reizung, welche sie an den umgebenden Theilen erzeugen, seihst bei ihrer geringen Entwicklung, chronische Schlohuflflsse veranlassen; bei grüsserer Entwicklung stören sie die Functionen, machen die Thiere zum schnellen Laufen 11, s. w. unbrauchbar, führen Zerstörung der Organe, zuweilen heftige Blutungen, bösartige Geschwüre und durch Verjauchung und Erschöpfung der Kräfte zuletzt Cachexie und selbst den Tod herbei. Heilbar sind die Polypen nur durch operative Entfernung oder durch Zerstörung bis in ihre Wurzel; erfolgt dieselbe nicht gründlich, so entwickelt sich aus den Resten sehr leicht eine neue ähnliche .Masse, welche aber fast immer noch schneller zu einem übermässigen Umfange wächst, als der ursprüngliche Polyp. Die operative Entfernung ist bei den vollständig entwickelten Polypen der Nasen- und der Rachenhöhle, so wie bei den Gebärmutterpolypen mehrcntheils sehr schwierig, oft mit heftiger Blutung verbunden und dadurch zuweilen selbst lebensgefährlich.
Behandlung. Die Wegschaffung der Polypen kann auf verschiedene Weise geschehen, nämlich durch Abschneiden, Abbinden, Abreissen und durch Zertheilung mittelst des glühenden Eisens oder der Aetzmittel.
1) Das Abschneiden oder Ausschneiden der Polypen kann, je nachdem dieselben gestielt oder mit einer breiten Basis versehen sind, und je nach dem Räume und dein Orte des Ansatzes, mit ilessern oder mit Scheeren und mit einigen Modificationen geschehen. Polypen an der Bindehaut des Auges ergreift man mit den Fingern der linken Hand oder mit der Pinzette und zieht sie möglichst weit, aber zugleich möglichst sanft hervor, während ein Gehälfe das betreffende nächste Augenlid mit den Fingern oder mittelst eines Augenlidhalters ein wenig nach aussen uinbeugt, und mit der andern Hand schneidet man dann mittelst einer gewöhnlichen Scheere den Auswuchs an seinem tiefsten Punkte quer ab. Die Operation ist hiermit beendet und die Nachbehandlung besteht in dem llcissigen Anwenden des kalten Wassers während zwei bis drei Tagen oder so lange, als das Auge sich etwas gereizt zeigt. Das Abschiieidru der gestielten Polypen in den Höhlen kann oft auch ohne Blutung vermittelst des Ecrasours von Chassaignac am besten geschehen. (Siehe Eettgeschwülste S. 710.) — Bei Nasenpolypen kann das Abschneiden mittelst einer Scheere direkt, nur dann geschehen, wenn dieselheu am untern Ende der Nasenhöhle in der Nähe ihrer Mündung
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Dio Polypen. Behandlung.
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sitzen; in allen anderen Fällen ist für diese, so wie für jede andere Art der Behandlung dieser l'olypen immer die Trepanation als vorbereitende Operation, um den Eingang in die Höhle zu erlangen erforderlich. Man macht dio letztere Operation an der Stelle, welche sich am meisten vorgedrängt zeigt, in der gewöhnlichen Weise. Wenn man hiernach die po-lypöse Masse in der Höhle so stark angehäuft findet, dass man nirgends mit einem Finger sie umgehen und ihre Wurzel auffinden kann, so muss man entweder die eben zunächst erreichbare Parthio des Polypen mit dem Messer theilweise ablösen, die hierbei entstehende, oft sehr bedeutende Blutung mit dem glühenden Eisen stillen und sich auf diese Weise den nöthigen Raum zu dem Zugang zu der Wurzel des Polypen verschaffen und dann die letztere mit einem nach der Fluche gebogenen Messer (z li. mit dem lorbeerblattförmigen) oder mit einer eben so gebogenen Scheere möglichst dicht an der Schleimhaut abschneiden. Zuweilen erreicht mau aber durch die Oeffnung von nur einer Trepankrone die Wurzel des Polypen, auch selbst auf dio angegebene Weise nicht, und man ist dann genötliigt, neben joner Oeffnung noch eine zweite Trepankrone, ja zuweilen selbst eine dritte aufzusetzen und dann weiter zu verfahren, wie eben gesagt -worden ist. Die Blutung bei dem Ablösen der Polypenmasse ist in manchen Fällen so ausserordentlich heftig, dass sie selbst durch energische Anwendung des Glüheisens und durch die styptischen Mittel nicht gestillt werden kann, sondern nur allem durch vollständige Tamponation des In der Kiefer- oder Nasenhöhle u, s. w. gewonnenen Raumes zu überwältigen ist. Zu diesem Verfahren ist man zuweilen während der mühsamen Operation gezwungen, wenn man nicht das Thier der Gefahr einer Verblutung aussetzen will. Die Operation kann dann nach circa 48 Stunden fortgesetzt und beendet werden. Da bei diesen heftigen Blutungen ein Theil des Blutes durch die Choanen in die Rachenhöhle und zum Kehlkopfe gelangt und die Stimmritze bedeckt, so hat man, um Er-sticknngsgefahr zu vermeiden, in solchen Fällen selbst die Tracheotomio unternommen und manche Thierärzte haben diese Operation als eine vorsorgliche vor der Ablösung der Nasenpolypen zu machen empfohlen. — In denjenigen Pillion, wo Nasenpolypen bereits die Nasen-, Oberkiefer- oder andere Knochen durchbohrt haben, durchschneidet man die Haut auf der betreffenden Stelle kreuzweis, präparirt sie nebst den übrigen Weichgebilden von den Knochen in der Umgebung der entstandenen Oeffnung ab und legt sie zurück; und wenn die Oeffnung in den Knochen nicht hinreichend gross zur Ausführung der Operation ist, so erweitert man sie, entweder durch Ansetzen der Trepankrone, oder, was hier bei dem erweichten Zustande der Knochen leichter geschehen kann, vermittelst einfachcv Umschneidung mit dem lorbeerblattförmigen Messer. Im üebrigen verfährt man, wie im Vorstehenden angegeben ist.
Das Aussehneiden der Rachenpolypen bewirkt man, nachdem die Thiero niedergelegt sind und ihnen das Maul mit dem Maulgatter geöffnet ist, auf die Weise: dass man mit der linken Hand die Zunge fixirt und hervorzieht, mit der rechten aber mittelst einer nach der Fläche gebogenen Scheere den Polyp entweder frei abschneidet, oder, nachdem man denselben mit einer Korn- oder Kugelzange erfasst und etwas hervorgezogen hat. Die Blutung bei diesen Polypen ist in der Hegel mir sehr unbedeutend und stillt sich leicht von selbst, — Kclil-
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Dio Polypen. Bohamllimg.
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kopfspolypoa. können nach gemachter Tracheotomie, oder, wie manche wollen, selbst nach Spaltung des Ringknorpels und dos Ringschildban-dos mit einer Koni- oder Kngelzange ergriffen, von einem Gehülfen hervorgezogen und dann unter Leitung des Zeigefingers der linken Hand mittelst der in der rechten Hand geführten Scheere von ihrem Ansatzpunkt getrennt worden. — Ebenso verfährt mau bei Mastdarmpolypen, bei welchen man das Abschneiden am besten in dem Moment schnell ausführt, wenn die Thiere Kotli entleert haben; doch kann man auch nötliigenl'alls den After mit den Fingern künstlich erweitern, den betreffenden Theil der Darmwand mit den Fingern erfassen und hervorziehen, den Polypen ergreifen, die Schleimhaut an seiner Wurzel spannen und das Abschneiden bewirken. Auch hier ist die Blutung nur gering. — Bei Scheiden- und Gebilnnutterpolypen verfährt man im Wesentlichen ebenso.
2) Das Abbinden besteht in dem Umlegen einer runden Schnur oder eines gut ausgeglühten Metalldrahtes um die Wurzel des l'olypen und in der Zusammenschnürung derselben bis zu dem Grade, dass gänzliche Absterbung des Gebildes erfolgen mnss. Dies Verfahren, welches nur bei den gestielten Polypen anwendbar ist, hat den Vortheil, dass keine Blutung und keine Wucherung entstellt, ist aber mühsamer und hat ausserdera den Naclitlieil, dass während der Behandlung zuweilen eine sehr stinkende Verjauchung des Polypen durch mehrere Tage eintritt. Das Umlegen der Schlinge um die Wurzel der l'olypen geschieht in den Fällen, wo man hinreichenden Raum dazu hat, mit der blossen Hand, an engen Stellen aber mittelst eines Ligaturinstrumentes, zu welchem man am besten und einfachsten den sogenannten doppelten Levret'schen Cylinder1) wählt. .Mittelst desselben führt man eine, dem Umfange des Polypen entsprechend weite Schlinge über den Polypen zu seiner Wurzel, verengert dann die Schlinge durch straffes Anziehen der Enden des Drahtes und bindet dieselben an die an den Seiten der Röhrchen befindlichen kleinen Ringe. Hierauf dreht man das Instrument mehrmals um seine Achse, so lange wie dies eben leicht geschehen kann. Die Schleife wird liierdurch fest zugedreht und der Polyp eingeschnürt. Das Instrument bleibt an der Operationsstelle liegen und das Drehen wird öfters bis zur gänzlichen Abschnürung des Polypen wiederholt. — Operirt man mit blossen Händen, so wird die umgelegte Schleife einfach zugeschnürt und nöthigenfalls späterhin, um die Wirkung fortdauernd zu unterstützen, eine zweite oder selbst eine dritte Schlinge nachträglich umgelegt. — Sollte der eingeschnürte Polyp stark anschwellen, so macht man Scarificationcn in ihn; im Uebrigen sorgt man durch Einspritzungen von Chlorkalk und dergleichen für Reinlichkeit und Verminderung des Gestanks.
:gt;) Das Ausreissen und Ausdrehen der Polypen besteht darin, dass
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1) Dieses Instrument besteht aus zwei llöhrchen vou Blech, jedes circa zwei bis 3 Linien dick und vou beliebiger Lamp;nge; beide sind an dor einen Seite an cinder gelüthot, und jedes ist au der aussern Seile mit einem kleinen Hinge versehen. lioi dem Gebrauch führt mau ilurch joilos llöhrchen das Ende eines gut ausgeglöh-ton Drahtes oder einer Seideuschnur, so das der mittlere Tlioil vor den Ilohrcu eine Schlinge bildet, und vorfährt dann, wie angegeben,
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Die Polypen, Behandlung.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;701
man das Aftergebilde mit einer hierzu eigens geformten Zange, im Notli-fall mit einer Kugelzange oder mit einer Kornzange an seinem Stiel er-fasst und denselben um seine Liingenachse so lange herumdreht, bis er abreisst; oder auch darin, dass das Abreissen nach ein paar Drehungen gewaltsam vollführt wird. Dieses Verfahren ist nur an gestielten Polypen und an solchen Stellen ausführbar, [welche einen festen Untergrund besitzen; es ist oft mit nicht unbedeutender Verletzung der Schleimhaut verbunden und in seinem Erfolge nicht sicher; auch entsteht zuweilen eine durch längere Zeit fortdauernde jauchende Eiterung, aber grösserc Blutungen werden dabei ziemlich sicher vermiedeu und das Abdrehen ist selbst da ausführbar, wo wegen Enge des Raums und deshalb gehinderten freien Zuganges mit schneidenden Instrumenten zu dem An-heftungspunkto, andere Methoden nicht anwendbar sind. Nach geschehenem Ausdrehen mindert man die entstehende Entzündung durch In-jeetionen von Bleizuckeranflösnngen, und die entstandene Eiterung beschränkt man mit adstringirenden Mitteln. Entsteht Wucherung an der verletzten Stelle, so müssen Aetzinittcl oder das Glüheisen angewendet werden.
4) Die Zerstörung des Polypen durch Aetzmittel und das Bronneisen ist am wenigsten gebräuchlich, weil durch diese Mittel die Ertödtung und Beseitigung dieser Aftergebilde selten gründlich gelingt und weil dabei immer eine lange dauernde Verjauchung eintritt. Doch ist man in manchen Fällen genöthigt, diese Mittel zu benutzen, wenn durch die übrigen Methoden die Polypen nicht gründlich entfernt werden können. Das Verfahren ist in einzelnen Fällen etwas verschieden; kleine Polypen ätzt oder brennt mau ohne weitere Vorbereitung, so weit wie der Raum es gestattet, an ihrer ganzen Oberfläche, besonders aber an der Wurzel; grosso Polypen trägt man am besten mit dem Messer ab und wendet dann die in Rede stehenden Mittel kräftig auf den Rost an. Die zweck-nuissigste Anwendung ist die, dass man in den Polyp eine Oeffnnng sticht oder mit einem spitzen Bronneisen brennt und dann in diese Oeffnnng, so tief wie möglich hinein, ein geeignetes Aetzmittel legt, namentlich Acidum arsenicosum, oder Quecksilbersublimat, oder Cuprum sul-phuricum. Die Anwendung dieser Mittel kann, je nach dem Orte, in einem kleinen Stückchen geschehen, oder in recht consistenten Salben, welche letztere man auf einen derben Werg-Tampon streicht und diesen in die Oert'nung legt. Es entsteht hiernach, wie bei den in ähnlicher Weise behandelten Balggeschwülsten, jauchende Eiterung, allmäliges Er-tödten des kranken Gebildes und Abslossung desselben von seinem Ansatzpunkte. Man muss sowohl bei, als auch nach der Anwendung der Aetzmittel für Schutz der umliegenden, namentlich der niedrigen Theile, gegen die Einwirkung des Aetzmittels selbst und der scharfen Jauche sorgen, indem man auf disc Theile die Wachssalbe oder einen Mehlbrei oder Fett u. dgl. aufstreicht, und sie ausserdem öfters von dem Ausfluss reinigt.
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Krebs.
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Achtes Capitel.
Scirrhus und Krebs. (Cancer, Seirrhus'), Scirrhoma, Carcinoma').
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Als Krebs bezeichnet man diejenigen spezifischen Aftergcbilde, welche sich anatomisch durch eine eigenthümliche netzartige oder zellige Textur und ilurch die Neigung sich aufzulösen und in bösartige, zerstörende Geschwüre überzugehen, charaktevisiven. .Jetzt werden von den neuem pathologischen Anatomen und Chirurgen (liillroth •1) „nur diejenigen Geschwülste als ilchte Carcinome angenommen, welche einen den ächten Kpi theli aldrüsen ähnlichen Bauimitiren und deren Zellen die Abkömmlinge ächter Epithelien sindquot;. Demnach kann die sichere Diagnosis nur durch die Anatomie und das Mikroskop erlangt werden; in der Praxis muss man sich jedoch zunächst an die erfalmingsmässigen empirischen Merkmale halten, — wie dieselben aus dem Folgenden sich ergeben.
Der Krebs zeigt sich in der Hegel zuerst in Form von Geschwülsten, welche im Allgemeinen innerlich aus zwei, mit blossen Augen unterscheidbare Substanzen bestehen, nämlich a) aus einer fibrösen, welche in Fasern von weisslieher Farbe und von verschiedener Starke erscheint, die in verschiedenen Richtungen liegen, und nnregelmässige Fächer oder Zellen bilden und — b) aus einer zweiten Substanz, welche weicher, gröss-tentheils ohne organische Form ist und die von der ersten Substanz gebildeten Fächer ausfüllt. Jene erste Substanz ist Kpithelialmasse, welche in das Bindegewebe eingedrungen ist und weiter wuchert. Die zweite Substanz ist bald mehr bald weniger weich oder selbst flüssig (früher der sog. Krebssaft oder die Krebsmilch), besteht aus Serum, Eiweiss, Casein, rettkörperchen, zuweilen auch Pigment und enthält als wesentlichen Be-standtheil die (nur mikroskopisch sichtbaren) Krebszellen oder Krebskern c; sie ist wegen der abweichenden Zusammensetzung, so wie auch wegen den in den Krebsgeschwülsten eintretenden Veränderungen in den einzelnen Fällen von verschiedenem Aussehen. Die Geschwülste sind in der ersten Zeit ihres Bestehens derbe, unempfindliche Knötchen, äusser-lich oft rundlich, oft aber auch lappig und an der Oberfläche glatt, später uneben, höckerig; sie haben keine eigene Hülle, sondern zuweilen nur eine Umkleidung von zusammengedrängtem Bindegewebe und sind in einzelnen Fällen mit vielen Gelassen versehen, welche aber nur in die bindegowebigen Theile gehen, die epitbelialen Theile haben keine Gefässe; doch finden sieb an den umliegenden Theilen, und namentlich in der Haut oft viele Venen im krankhaft ausgedehnten Zustande, aber dieselben liiuigen nicht mit der Geschwulst in der Art zusammen, dass sie das Blut aus ihr zurückführen. Shröder van der Kolk hat bei wie-
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I i) cixiölio, die krebshafte Vcrhiutmig. 2) io xugxinofiu, ilas Krebsgesolnvür. Öj Die allgemeine Chirurg. Pathologie uiul Therapie. Berl. 1872, S. 724.
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Krobs
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derholten Injections vorsuchen gefauden, ilass diu Krobsgoschwulst nur Arterien besitzt und der Rflckfluss des Blutes in ihr nur durch Anasto-moson stattfindet. Ob Nerven im Krebsgebilde bestellen, ist noch nicht entschieden. Her Krebs kommt in fast allen Gebilden, namentlich in Drüsen und in der Haut vor, und man nennt Ihn nach diesen Theilen Ifautkrcbs, Drüsenkrebs u. s. \\.
• Die im Vorstellenden angedeutete Besdiaft'enlieit der Krebsgeschwülste wird in den einzelnen Fallen dadurch modificirt, dass: I. der eine oder der andere Bestandtheil prilvalirend ist, und II. dadurcli, dass der Krebs mit der Zeit verschiedene Entwickelungsstufen erreicht.
I.nbsp; nbsp; nbsp;Auf die erstere Weise entstellen vielfältige Varietäten des Krebses, welche mau in drei Hauptformen zusanamenstellt, nämlich:
a)nbsp; der Faserkrebs oder der Knotenkrebs (quot;Carcinoma fibrosum s. Scirrhus), bei welchem das epitheliale Fasergewebe vorwaltet. Er bildet eine harte, unebene höckerige Geschwulst, die langsam wächst, in der ersten Zeit keine Schmerzen macht, bei schneller Zunahme aber durch Druck Schmerz erregt und am liilufigsten in drüsigen Theilen, namentlich im Futer, vorkommt;
b)nbsp; der Gallertkrebs (Carcinoma alveolare. Cancer gelatiuiforme) enthält in grös.seren Zellen oder Höhlen eine gallertartige, mit losen Krebszellen gemengte Materie und kommt in der Haut der Geschlechts-theile, an der lluthe des Pferdes und zuweilen auch an anderen Theilen vor;
c)nbsp; der Markschwamm (Carcinoma mcdullare, Fungus medullaris) besteht hauptsächlich aus dicht zusammengedrängten Zellen und kommt in der Angenhölile, im Euter, zuweilen auch an Knochen vor und cha-rakterisirt sich besonders durch schnelle Fntwiekelung. Zuweilen bildet er eine rotho, leicht blutende, schwammige Masse, welche mau Blutschwamm (Fungus haeinatoides. Carcinoma teleangiectoide.s) genannt hat.
II.nbsp; nbsp; nbsp;Hinsichtlich der Verschiedenheiten, welche durch die Fntwiekelung dos Krebses in verschiedenen Stadien herbeigeführt werden, ist in Kürze zu bemerken:
a)nbsp; dass in der ersten Entwickelungsperlode der Krebs in der Uegel eine kleine rundliche und an der Oberfläche mehr glatte Geschwulst bildet, welche im Innern noch wenig deutlich hervortretende fibröse (epitheliale) Scheidewände enthält, sondern eine weiche, zellige Masse mit der Krebsflüssigkeit getränkt darstellt, so dass man die letztere als eine trübe lymphatische Feuchtigkeit aus dem Gewebe herausdrücken kann;
b)nbsp; nbsp;dass in einer weiteren Entwickelung die Masse immer fester, härter wird, im Innern deutlich libröse Scheidewände zeigt, in den Zwischenräumen derselben die Krebsflüssigkeit mehr fest geworden ist, und dass sie an der Oberfläche uneben, höckerig und nun gewöhnlich als Scirrhus bezeichnet wird;
c)nbsp; nbsp;in einem dritten Stadium beginnen im Innern der Krebsgeschwulst verschiedene Veränderungen, indem, was am häufigsten geschieht, die Masse erweicht, sich auflöst und zugleich das umliegende normale Gewebe zerstört. Hierbei erfolgt bald früher, bald später bei den einer Oberfläche naheliegenden Krebsen das Durchbrechen derselben durch die Haut und es bildet sich in Folge dessen das Krebsgeschwür;
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Krebs.
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otler, in den selteneren Fällen schmmpft laquo;lio Masse mehr und melir zu-saninu'ii, zuweilen verkreidet oder selbst verknöchert sie und schliesst sich von der Umgebung ab.
Die Krebsgosch-wülsto bestehen zuweilen sehr Junge Zeit ohne bedeutende Vorämlerang, gowöhulich wachsen sie aber allmiilig grosser und wirken (lurch Druck auf die umgebenden Gebilde störend und reizend. Die meisten von ihnen werden dann plötzlich krankhaft empfindlich, mit der Vergrösserung auch mehr heiss, die Haut wird etwas ge-röthet oder bläulich, und bald früher, bald später fühlt sich die Geschwulst an einer Stelle elastisch weich, endlich selbst fluetuirend an. lgt;ci diesen Veränderungen heisst das Uebel verborgener Krebs (Cancer occnltus). Die Geschwulst bricht dann auf und entleert eine, dem Fleischwasser ähnliche, röthliche, stinkende Jauche. Die Üeffnung vergrössert sich gewöhnlich sehr schnell, indem die Hautränder und die Substanz des Theils, in welchem die Geschwulst sitzt, allmälig mehr aufgelöst werden; zugleich biegen die Ränder sich um, verdicken sich und es wachsen dunkelrothe, grosse Fleischwarzen aus dem Geschwür hervor, welche leicht bluten, und, wie der übrige Theil des Geschwürs, jene röthliche Jauche von sich geben. Mau bezeichnet nun den Zustand als offenen Krebs (Cancer apertus) oder als Krebsgeschwür (Ulcus cancerosum). Während dos Entstehens der Erweichung und bei dem Krebsgeschwür schwellen gewöhnlich die in der Nähe des Theiles liegenden Lymphdrüsen, zuweilen auch die Lymphgefässe, immer aber die Venen bedeutend mit an, wenn letztere nicht etwa schon früher angeschwollen waren; die Thiere zeigen viel Durst, zuweilen auch gelinde Fieberzufälle, sie werden allmälig mehr matt, magern immer mehr ab und gehen zuletzt entweder an Entkräftnng und Säftevcrlust, oder an hinzugetretener Dyskrasie, oder auch in Folge der Störung der Fnnc-tionen der betreffenden Organe zu Grunde.
Die Diagnosis der Krebsgeschwulst ist nicht immer so einfach und so leicht, wie es nach manchen Angaben zu sein scheint; denn theils sind ihre Zufälle nach den einzelnen Varietäten des Krebses und nach verschiedenen Stadien verschiedenartig, theils bieten auch andere After-gebildo, und selbst einfache Verhärtungen drüsiger Theile, ähnliche Erscheinungen dar, wie sie. Man muss deshalb ausser den örtlichen Erscheinungen immer auch die Entstehungsart, die Dauer und [den Verlauf dos Uebels berücksichtigen, Demnach ist die Krebsgeschwulst in den ersten Stadien als eine kalte, derbe und selbst harte, begränzte und an der Oberfläche oft höckerige Geschwulst zu erkennen, die ihren Sitz in verschiedenen Geweben haben kann, und in der Regel nicht aus einer Entzündung, sondern mehrentheils ohne bekannte Veranlassung oft aus einem kleinen Knoten langsam entstanden ist. Jn den späteren Stadien, nachdem die Geschwulst mehrere Wochen, oder mehrere Monate, selbst Jahre hindurch bestanden hat, treten in ihr [die oben angegebenen Veränderungen ein und die Goschwulst geht nun oft mehr ausgeglichen in die Umgebung über; die Diagnosis ist jetzt, wenn man die frühere Beschaffenheit kennt, ziemlich leicht, ohne diese Kcnntniss aber schwerer, da das Uebel in diesem Zustande mit einer Entzündungsgeschwulst verwechselt werden könnte. Doch wird dies nicht geschehen, wenn man die ungleiche Härte die im Erwoichungsprocoss begriffene Geschwulst berücksichtigt. — Das Krebsgeschwür ist an dem uingebogo-
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Krebs.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;705
nen, oft zackigen, dicken Rande, an tier brilunlichon Färbung des Grundes, den lockeren, schwammigen Auswüclisen, dor stinkenden Jancke und an der Art der Entstehung und weiteren Ausbildung, zum Theil auch an seiner Hartnäckigkeit zu erkennen.
Die Ursachen des Krebses sind nicht bekannt; man beschuldigt örtliche Heizungen, namentlich durch Druck und Quetschung; allein diese örtlichen Beschädigungen sind bei einem |völlig gesunden Körper nicht hinreichend, um für sich das Uebel zu erzeugen, sondern man muss auch hier wieder eine eigenthümliche krankhafte Stimmung der Bildungsthä-tigkeit als mitwirkend annehmen. Nach manchen Beobachtungen kann Krebs auch durch Impfung und durch Resorption, wohl Translocirung der Krebszellen, von einem Theile auf den andern und von einem Thier auf das andere übertragen werden. Jene krankhafte Stimmung in der Bildnngsthätigkeit wird zuweilen von den Eltern auf die Jungen vererbt, denn man sieht bisweilen, dass einzelne Thiere einer Familie durch mehrere Generationen mit dem Krebs behaftet weiden. Zuweilen tritt das Uebel als die jörtliche Erscheinung einer allgemeinen Dyskrasie auf, in anderen Fällen ist es rein örtlich entstanden und die Dyskrasie bildet sich erst nach langer Zeit, wenn die Erweichung der Krebsgeschwulst und Resorption der Krebsjauche stattgefunden hat.
Die Beurtheilung ist bei dem Krebs im Allgemeinen ungünstig, jedoch in den einzelnen Fällen verschieden, und zwar: a) nach dem Stadium der Entwickelung; b) nach der Form und Grö.ssc des Krebses; c) nach dem Orte und d) nach dem Körperzustande des Thiers. Hinsichtlich des ersten Punktes lehrt die Erfahrung, dass Krebse im ersten und zweiten Stadium als heilbar zu betrachten sind, wenn eine vollständige Ausschälung der Geschwulst bewirkt werden kann und wenn das Uebel nicht ererbt oder mit einer allgemeinen Dyskrasie verbunden ist. Letztere beide Verhältnisse sind oft schwer oder gar nicht zu erforschen und die Beurtheilung bleibt daher oft unsicher. In den höheren Graden der Entwickelung ist die Beurtheilung stets zweifelhaft, oder bei offenem Krebs selbst ungünstig zu machen, weil in diesen Stadien gewöhnlich Resorption von Krebsjauche mit Zellen stattgefunden hat und die Säfte bereits infizirt sind. Es nutzt deshalb selbst die vollständige und gut gelungene Exstirpation der Krebsmasse entweder nur für kurze Zeit oder selbst gar nichts, sondern der Krebs bricht bald früher bald später an derselben Stelle oder auch an einem andern Punkte wieder hervor. Diese Wiederkehr des Uebels setzt jedoch nicht nothwendig voraus, dass gerade dieselbe Form wieder entsteht, sondern es kann hierbei statt des früher bestandenen Faserkrebses nun Markschwamm und dergleichen entstehen. Gewöhnlich nehmen diese neuen Krebsgebildc einen schnellen Verlauf und führen auf die oben angegebene Weise die Lebensgefahr um desto schneller herbei.—Hinsichtlich der Form hat die Erfahrung gelehrt, dass der Faserkrebs verhältnissmässig der gutartigste ist, indem er am langsamsten sich entwickelt, am spätesten in Erweichung übergeht und auch weniger wuchert und zerstört, laquo;als die beiden anderen Formen. Am übelsten ist der Markschwamm, indem er schnell wächst und zuweilen in kurzer Zeit fürchterliche Zerstörungen herbeiführt. Oft kann man von aussen her die speciellc Natur des Krebses nicht sicher erkennen, aber man kann immer annehmoii, dass, je schneller eine Krebsgeschwulst wächst, sie um desto gefährlicher ist. Hinsichtlich der Grosse ist der
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Krobs. Kur.
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Zustand iiunnnor um so bedenklicher, je mehr der Krebs selbst gross ist, denn einestheils stört er im Verhiiltniss zur Grosse durch seinen Druck die Function und die Ernährung der angrenzenden Theile, andemtheils bietet die grössere Masse Gelegenheit zur Erweichung an mehreren Stollen und ausserdein ist die Exstirpation bei den grossen Massen schwieriger, weil gewöhnlich Gelasse, Nerven und andere Theile in die Geschwulst hineingezogen sind. —In Betreff des Ortes, an welchem der Krebs sitzt, ist die Beurtheilung sehr günstig zu machen, wenn das Uebel in der Haut, im Zeilgewebe oder in Muskeln seinen Sitz hat, und am wenigsten günstig, wenn es in Knochen sitzt, — So lange die Tliiere ohne Fieber, hei gutem Appetit und in einem guten Körperzustande sind, ist die llolV-nung auf Heilung des Krebses sehr begründet, wenn aber Fieber, viel Durst, Mattigkeit, grosse Schmerzen und Abmagerung bestehen, muss man immer fürchten, dass das Thier in Folge der allgemeinen Dyskrasie zu Grunde geht, und dass die Operation eben deshalb keinen besonderen Nutzen haben wird.
Kur. Man hat sehr vielfältig versucht, den Erebs durch Arzneimittel zu heilen und zu diesem Zweck innerlich namentlich das Conium macnlatuni, die Belladonna, den Arsenik, den Quecksilbersublimat, die Thierkohle, das ,lod und das Eisen gegeben, äusserlich aber ebenfalls die genannten narkotischn Mittel, die Quecksilber- und Jodsalben, den Arsenik und das glühende Eisen angewendet; allein der Erfolg von dieser therapeutischen Behandlung war im Allgemeinen ein sehr zweifelhafter, und viele Aerzte sind schon in älteren Zeiten zu der Ansicht gelangt, dass man namentlich durch örtliche Reizmittel oft mehr schadet, als nützt, indem durch sie die Entwickelung des Krebses zu seinen höheren Stadien beschleunigt wird. Alan nannte deshalb das Uebel auch: Noli me tangerei Es ist daher am gerathensten, eine solche Behandlung nur bei schon offenem Krebs, bei welchem die Exstirpation oft sehr schwierig ist und wo es mehr auf Umstimmung in der Beschaffenheit der Säfte und der örtlichen Thätigkeit ankommt, als Versuch in Anwendung zu bringen, übrigens aber in allen Fällen die operative Exstirpation so bald wie möglich zu unternehmen, wenn die Krebsgeschwulst anfängt, schnell zu wachsen und schmerzhaft zu werden. Sie könnte auch noch früher unternommen werden, aliein die Eigenthümer unterlassen sie gern und man muss ihnen dabei gewissennasseu Hecht geben, da blossc Krebsknoten, wie oben erwähnt, oft durch viele Jahre bestehen, ohne irgend einen wesentlichen Schaden zu stiften, und da die Exstirpation auch nicht in allen Fällen die wirkliche Heilung zur Folge hat.
Die Ausschälung der Krebsgeschwülste und nöthigenfalls auch der Krebsgeschwüre findet im Wesentlichen ganz auf dieselbe Weise statt, wie dies hinsichtlich dieser Operation bei den übrigen Aftergebilden angedeutet worden ist, und man hat nur den Hautschnitt darnach zu mo-difleiren, ob die Haut auf der Geschwulst noch gesund, oder bereits mit Geschwüren durchbohrt, oder mit Verhärtungen versehen ist. Ist dieses der Fall, so macht man um die kranke Elantstelle einen doppelten, halbmondförmigen Schnitt, dessen Enden sich berühren, lässt die Haut auf der Geschwulst sitzen, ergreift diese mit den Fingern, oder mit scharfen Haken, oder an einer durch sie gezogenen Fadenschlinge, zieht sie aus der Tiefe mehr und mehr hervor und präparirt sie möglichst rein von allen umgebenden Theilen ab. Ist die Haut unverletzt und die Geschwulst klein,
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Krobs. Kur.
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so genügt zu deren Blosslegnng ein einfacher Längonschnitt, bei grossen Gesellwülstcn aber ein Kreozschnitt, und im üebrigen verfährt man, wie eben angegeben. Blutende Gefüsse werden unterbunden und die Wniul-llilelien gegen einander gebracht, die Ränder durch die Naht vereinigt und die Heilung durch schnelle Vereinigung, oder wo diese nicht gelingt, durch Eiterung bewirkt. In denjenigen Fällen, wo die ausgeschälte Krebsgeschwulst noch in ihrem ersten oder zweiten Stadium bestand, ist eine innerliche Behandlung mit Medikamenten uiclit erforderlich, sondern man giebt den Thieren blos gutes Kutter in massiger Menge, Iiält sie reinlich und sorgt für gesunde Luft im Stalle. War aber bereits das Stadium der Erweichung oder gar der Ulceration eingetreten, so kann man die oben genannten narkotischen und umstimmenden Mittel in Verbindung mit bitteren Mitteln, und von Zeit zu Zeit ein Laxans anwenden. Eben so muss verfahren werden, wenn die Geschwulst oder das bereits entstandene Geschwür nicht exstirplrt werden kann und wenn doch noch ein Heilversuch geschehen soll. In solclien Fallen kann man auch äusserlich auf die Geschwulst, in Zwischenzeiten von 8 bis 10 Tagen wiederholt, eine Anzahl Blutegel setzen und ausserdem Umschläge von den narkotischen Mitteln machen.
Hei den Krebsgeschwülsten kann man, nachdem sie zuerst vollständig gereinigt sind, ein Aetzmittel, am besten Chlorzink oder weissen, pulve-risirten Arsenik, auf die Geschwürsfläche appliziren, und zwar entweder rein (wenn die Krebsmasse sehr dick ist), oder ein Gemenge von gleichen Theilen Arsenik und Kohlenpulver, oder das Cos me'sehe Pulver1). Man streut diese Mittel etwa eine halbe Linie dick auf die Fläche und Ränder, oder man macht sie mit Wasser und Hehl oder mit Speichel zum Brei und trägt denselben mit einem Spatel gegen i bis 1 Linie dick auf. Damit diese Mittel an der Geschwürsfläche erhalten werden, bedeckt man dieselben mit etwas Werg oder mit einer Bandage. Es bildet sich unter heftigem Schmerz eine entzündlich-ödematöse Geschwulst in der Umgegend des Geschwürs und in demselben ein Schorf von verschiedener Dicke; nach etwa 8 bis 14 Tagen löst sich derselbe und es tritt, wenn der Zustand günstig ist, eine reine, feinkörnige Granulation in dem Geschwüre ein, worauf die Heilung erfolgt; in ungünstigen Fällen wiederholt sich aber die üppige Granulationsbildung und die Verjauchung und man ist genöthigt, auch die Mittel zu wiederholen.
Um die möglicherweise entstehende Ansteckung zu vermeiden, ist es nöthig, die mit Krebsgeschwüren behafteten Thiere von anderen, welche
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1)nbsp; Das Mittel des Fröre Cosmc bestellt nach alter Vorschrift ans:
Pulv. Cinnabar, artefact. 3j, (30,0)
„ Sanguin. Dracon. ,^(15,0),
„ Arsenic, alb. 3j (4,00), Ciner. solear. calceamontoram quot;j (4.00). M. f. subtilissimus.
2)nbsp; Nach ciner Vorschrift des Wundarztes Eel Im und:
Rec. Arse..' . alb. Bij (0,20,0),
Ciner. solear. vetust. gr. xij (0,0), Sanguin. Dracon. gr. xvj (0,8), Cinnabar, fact, praepar. nij (8,0). M f. pulv. subtilissimus.
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Die Degeneration.
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an Wunden odor Geschwüren leiden, abgesondert zu halten, die Abflüsse mul gebrauchten Verbandstücke zu vernichten und die Instrumente im-
mer gründlich mit Chloi'kalkiiuflösnnp; zu reinigen. Eine Infection (lurch Berührung unverletzter gesunder Körpertheile mit Krebsmaterle ist bis-lier noch nicht beobachtet worden.
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Dritter Abschnitt.
Die Degenerationen
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Die bereits im ersten Abschnitt sub B. (bei den unächten Hypertrophien) im Allgenieiiien angedeuteten Entartungen der normalen organischen Gebilde kommen in allen Geweben und in der grössten Verschiedenartigkeit vor, indem durch die Ablagerung von Eiweiss- und Easer-stoff, Blut, Eett, melanotischer Materie, Knorpel und Knochensubstanz, Tiibcrkelmatcrie, phosphorsaurem Kalk u. s. w. in die Zwischenräume der Gewebe die Organe vergrössert, in ihrer Textur, Verbindung und Form verändert, in ihren Eunctionen gestört werden. In letzterer Hinsicht findet sich besonders die plastische, formative Thätigkeit in den kranken Geweben bald verändert, bald so vermehrt, dass sie äusserlich oft als pathologische Ncoplasie erscheint. Die abnormen Zustände gehen hier zuweilen in einander über; die Unterscheidung derselben ergiebt sich aber auf Grund früherer Erfahrungen, und, — wenn Gelegenheit zu anatomisch-mikroskopischen Untersuchungen ist, durch diese.
Die Degenerationen kommen in sehr verschiedenen Graden vor und hiernach finden sich auch ihre äusseren Erscheinungen bald mehr, bald weniger auffallend.
Die Ursachen sind oft Entzündungen, oft andere Krankheitsprozesse, besonders Metastasen bei denselben, und zuweilen interstiticlle Ablagerungen von spezifischen Neubildungszellen,
Die Beurtheilung ist, je nach der Art, dem Grade und der Dauer der Entartung und nach dem betroffenen Thcile sehr verschieden. Bei den geringeren Graden und den frisch entstandenen Degenerationen ist oft noch Zertheilung möglich, bei den älteren und grösseren aber gewöhnlich nicht; oft nehmen dieselben von Zeit zu Zeit noch zu und das ganze Organ wird als solches verödet. In einzelnen Fällen entsteht auch bösartige Ulceration.
Die Kur besteht in der Anwendung auflösender, zertheilender Mittel, oder bei manchen Entartungen in der operativen theilweisen oder gänzlichen Wegnahme derselben.
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Verdickung und Verhärtung der Haut.
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Erstes Capitel.
Dio Verdickung (Pachydermie1) und Verhärtung (Sclerosis') der lluut (Elephantiasis3).
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Rci den siininitlichen Hausthioren kommen niclit .selten abnorme Verdickungon der Haut, bald am ganzen Körper, bald nur an einzelnen Theilen vor. Eine solche Verdickung kann sich bei dem Befühlen mehr oder weniger derb, aber doch noch ziemlich leicht biegsam zeigen (einfache Dickhäutigkeit, Pachydermie), oder sie ist mehr hart, starr, trocken, schwer oder gar niclit in Falten zu biegen (HautVerhärtung, Sclerosis). An der Vorhaut (Schlauch) der Pferde bilden diese Entartungen den sogenannten Fc ttschlauch, und an den Füssen den Elephanten-fuss.
Die anatomische Untersuchung ergiebt, dass das Leiden bald mehr oberflächlich in der Epidermis, dem Papillarkörper und der Lederhaut seinen Sitz hat, bald aber auch das subeutane Zellgewebe mitergriffen ist, und dass das Letztere oft sogar hauptsächlich leidet. Man findet die Epidermis in Schichten, dazwischenliegend halb- oder ganz geronnenen Eiweiss oder Faserstoff (durch welchen der unterschied von Verhornung (S. 727) bedingt ist), — den Papillarkörper ebenso verändert, das Gewebe der Cutis dicker und dichter gelagert, ihre Interstitien entweder zusammengedrückt oder mit geronnenem Eiweiss und Faserstoff erfüllt, und bis zu 1—8 Cm. verdickt. — In ganz gleicher Beschaffenheit ist, wenn die Yerbildung tiefer gegangen, das subeutane und selbst das tiefere intcrstitielle Bindegewebe, oft bis an die Sehnen oder bis zum Periost der in der Nähe befindlichen Knochen in Mitleidenschaft gezogen. Im letzteren Falle kommt es häufig zu Knochenneubildungen (S. 205 u. s. w.). Ueberall sind dio ehemaligen Wände der Zellgewebs-zwischenräume dicker, derber, die Zwischenräume mit fest gewordener Exsudatmasse erfüllt, so dass dieselbe auf einer Schittfläche ein fast gleichartiges, (mikroskopisch fein faseriges) weissliches, speckähnliches Ansehen hat. Diese Masse bildet sich in bedeutender Dicke und legt sich bei den höheren Graden der Yerbildung zwischen alle Theile neben ihr so fest an, dass man die Grenzen zwischen der Haut, den Sehnenscheiden, den Muskeln und der Beinhaut nicht sehen kann. Dennoch sind gewöhnlich die zuletzt genannten Organe nicht krank, (nur die Muskeln sind zuweilen inflltrirt); und selten die Sehnen verwachsen. Etwa gleichzeitig gefundene Knochenkrankheiten, besonders Exostosen, hängen nicht nothwendig mit dem Hautleiden zusammen (Gurlt). Das entartete wuchernde Bindegewebe ist in manchen Fällen unter der Haut
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1)nbsp; Von to niijoc, die Dicllt;o, to SiQ/ju, dio Haut, das Fell.
2)nbsp; Von axlijnoc, trocken, hart, // dx/.fowaig, das Trockenwordon.
S) Nach der ähnlichen Dicke und Derbheit der Haut, besonders an den Fassen dos Elephanten. — Pflug. Einige Bemerkungen über Elephantiasis und verwandte Zustände. Magaz, f. d. gcsammlc Thieilicilk. Jahrg. 37. S. 1amp;7. IIeutwio, Chirurgie. 3. Aufl.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 41)
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770nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Verdickung und quot;Verliürhmg der Haut,
fast glcichmiissig ausgebreitet und der betroffene Tlicil hat dann, obgleich einen abnorm grösseren, doch überall einen ziemlich gleichen Umfang und eine fast ebene Oberfläche; in anderen Fallen wächst die Masse an einer oder an mehreren Stellen sehr üppig hervor und bildet Geschwülste von enormem Umfange und von vielen Pfunden schwer, höchst ähnlich den grossen Speckgeschwülsten.
In der kranken Masse besteht, besonders wenn der Process noch nicht alt ist, oft ein gewisser Grad von Durchfeuchtung derselben mit einer gelblichen, klaren, lymphatischen, klebrigen Flüssigkeit, welche reich an Fibrin ist; die Haut hat dabei noch einen gewissen Grad von Weichheit (Pachydermie); oft ist aber die Masse mehr hart und trocken, so dass beim Durchschneiden das Messer kaum feucht wird (Sclerosis). Zuweilen enthält jene Feuchtigkeit rundliche, sehr kleine Zellen.
Die Haut zeigt an ihrer Aussenfläche oft keine krankhafte Ver-aiulerung, aber oft, namentlich auf den grossen Geschwülsten verliert sie bald mehr bald weniger die Haare, so dass sie wohl ganz kahl wird, oder dieselben lichten sich von der Haut ab und stehen gesträubt (Straubfuss).
Die Ursachen dieser Hautdegeneration bestehen in Heizungen der verschiedensten Arten, welche chronische Entzündungen erzeugen können, wie namentlich oft wiederholte Verletzungen an den Gliedmaassen bei dem sogenannten Streifen der Füsse, Verbrennungen, öfters wiederholte Einreibungen scharfer Mittel, langwierige Mauke, Metastasen, Entzündung der Lymphgefässe oder der Venen (Thrombosen), der sogenannte Einschnss, Erkältungen, die zu lange fortgesetzte oder auch die ungleiche, öfters in der Temperatur wechselnde Anwendung kalter Mittel, besonders bei exanthematischen Entzündungen u. dgl. Manche Thiere haben eine Praedisposition zu dieser Entartung, und in einzelnen Fällen ist die letztere ganz ausgebildet angeboren1).
Beurtheilung. Pachydermie und Sclerosis in geringem Grade ist nur ein Schönheitsfehler, man weiss aber niemals, ob der geringe Grad für immer bestehen oder'ob er sich zu einem höheren Grade ausbilden wird; denn man hat oft beobachtet, dass die degenerative Wucherung noch fortgedauert hat, nachdem die chronische Entzündung schon lange vorüber war. Grosse Wucherungen an den Gliedmaassen belästigen durch Druck und Schwere allmälig immer mehr die Bewegungen und machen zuletzt die Thiere unfähig zu Arbeiten; jedoch geschieht dies erst nach Verlauf mehrerer Jahre. — Hinsichtlich der Heilbarkeit ist die Beurtheilung ungünstig. Der Erfahrung zufolge ist die Beseitigung der Degeneration nur in deren ersten Stadien bei jungen Thieren hin und wieder gc-Inngen, dagegen scheint in manchen Fällen durch die Anwendung reizender Heilmittel die weitere Ausbildung der Entartung gefordert worden zu sein.
Soll ein Heilversucb unternommen werden, so müssen zunächst die Ursachen beseitigt werden, worauf innerlich oft wiederholte Purganzen, die Quecksilber-, die Jod-, Schwefel- und Spiessglanz-Präparate, neben Hangerdiät und ruhigem Verhalten, zur Anwendung kommen. Aeusser-
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1) Qurlt, über Zellstoffverhärtung und Hautverdicknng beim Rinde, Magazin f. d. gcsatnuitc Thicrheilk Jahrg. 17, S. ö44.
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Kropf.
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lieh kann man dio graue Quecksilbersalbe, die Jodsalbe, Waschungen mit schwachen Auflösungen dor Pottasche, (1 zu 50 Wasser), der Jod-Tinktur u, dgl., und ein gelinder Druck durch recht gleichmässige Ein-wickcliing der Glicdmaassen mit Binden benutzen.
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Zweites Caigt;itol.
Entartungen der Drüsen.
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Nach vielen Beobachtungen kommen in den verschiedenen Drüsen und drüsigen Organen des Thierkörpers sehr häufig krankhafte Umänderungen ihres Gewebes vor, welche auf die oben (S. 7:57) angedeutete Weise bald durch plastische Exsudate nach Entzündungen, bald durch blosse Wucherung des Bindegewebes, oder auch durch neugebildete Zellen in tubulöser oder in körniger Form, oder endlich durch Einlagerung von Cysten entstehen. In den meisten Fällen bilden sich hierdurch chronische Anschwellungen oder begrenzte Geschwülste, welche man im Allgeineinen mit Hinsicht auf den iSitz in einer Drüse als Adcnome1), und — wenn es eine Lymphdrüse ist, als Lymphome') bezeichnet.
Die wichtigsten dieser Geschwülste sind:
a) Der Kropf (Struma, Bronchocele3).
Als Kropf bezeichnet man die Vergrössernng der Schilddrüsen mit Umänderung ihrer Textur. Die letztere ist entweder so, dass geronnener Faserstoff oder eine plastische Flüssigkeit die Zwischenräume des Drüsengewebes einnimmt, oder es sind Cysten und eine Menge krankhaft erweiterter Blutgefässe in dein Drüsengewebe vorhanden. Zuweilen enthalten sie auch Verkalkungen oder selbst auch Knochenkerne. Man findet diese Entartung einzeln bei Pferden beim Rindvieh, und am häufigsten bei Hunden.
Die Erkennung ist leicht, da sich die vergrösserten Schilddrüsen als, oft mehr als 4—G Zoll dicke, rundliche, etwas verschiebbare massig derbe Geschwülste unter oder neben dem Kehlkopfe deutlich wahrnehmen lassen. Zuweilen senkt sich die enorm grosso Geschwulst mehrere Cent, weit von der ursprünglichen Anhcftungsstelle der Drüsen herunter. In den meisten Fällen leiden beide Schilddrüsen, zuweilen aber auch nur eine. Von der Entzündung der Schilddrüsen unterscheidet sich der Kropf durch den Mangel der S. 149 angegebenen Symptome der Entzündung; aber die Unterscheidung von der durch die Entzündung her-
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1)nbsp; Von rj uSti, eine Drüse, und i] rofit], ein Vcrzeluungsort.
2)nbsp; Von Xv/Mfu, die Lymphe und (} lOfit;.
3)nbsp; 70 (iqovxoi, dio Kehle, Luftröhre, und /; xn^H, der Bruch.
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772nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Fleischouter.
beigeführten einfachen Verhärtung der Drüse ist, wenn man den Verlauf des Uobels nicht kennt, in manchen Fällen kaum zu begründen.
Der Kropf beginnt gewöhnlich ohne Spuren von Reizung oder Entzündung, als eine ganz allmiilige Vergrösserung der Drüse und wächst mehrentheils zu einer umfangreichen Jlasse; zuweilen hat man aber seine Entwickclung sehr schnell erfolgen seilen, namentlich bei Hunden. Er geht in der Kegel in keinen andern krankhaften Zustand über und nur ausnahmsweise hat man eine innere Blutung, Entzündung und Eiterung in ihm kennen gelernt.
Als Ursachen dieser Degeneration sind öfters wiederholte gelinde mechanische Verletzungen, z. B. durch Druck vom Halsbande etc., in andern Fällen Erkältungen beschuldigt, und ausserdem nimmt man auch noch eine krankhafte Ernährung und Säftebildiuig, bedingt durch kalkhaltiges Trinkwasser u. dgl, als vorbereitende Ursachen an. In F'olge dieser letztern Ursachen findet sicli der Kropf in manchen Gegenden häufiger als in andern.
Beurtheilung. Der Kropf führt höchst selten die oben erwähnten oder anderen üblen Ausgänge herbei, aber er ist ein Schönheitsfehler und er stört durch seinen Umfang zuweilen das Athmen und die Benutzung der Thiero zu Dienstleistungen, welche mit schnellem Laufe verbunden sind. Die Heilung ist mit Arzneimitteln immer sehr schwer, oft gar nicht zu bewirken. Bei sehr grossen Kröpfen hat man zuweilen die Exstirpation gemacht, diese ist aber wegen der heftigen Blutung nicht ohne Gefahr.
Behandlung. Man versucht die Zertheilung durch üusserliche Anwendung der .lodsalbe (1 Th. Jodkali zu 8 Th. grüner Seife), oder der Jod-Tinktur, oder einer einer Jodkalilösung (1 Th. zu 50—60 Th. Wasser), durch Einreiben der grauen Merkurialsalbe mit Potasche, des Kampher- oder Ammoniaklinimcnts, durch Umschläge von narkotischen Mitteln und dergleichen und unterstützt dieselbe auch durch innerliche Verabreichung des Jods, des Calomels, der Thierkohle, der urintreibenden Mittel und dergleichen. Wenn aber diese Mittel fruchtlos sind, oder der Kropf sehr gross und bereits veraltet ist, bleibt nur noch die Ausschälung der entarteten Drüse übrig. Man verfährt bei dieser Operation im Wesentlichen eben so, wie dies S. löl angegeben worden ist.
b) Das Fleischeuter. Adcnom der Milchdrüsen.
Es ist bereits bei der Entzündung der Milchdrüsen (S, 168) erwähnt, dass bei derselben oft ein Ausgang in plastische Ausschwitzung, und als Folge hiervon die Verhärtung des Drüsengewebes, bald begrenzt in Form von Milchknoten, bald im grösseren Umfange, in der Form des sogenannten Fleischcuters entsteht. Diese Verhärtungen finden nachdem Aufhören der Entzündungssymptome als derbe Anschwellungen im Euter, ohne Hitze, ohne Schmerz statt und sind nicht verschiebbar, Im Innern zeigen sie sich bald als einfache Verdickung dos vorhandenen interstitiellen Zellgewebes durch exsudirten Faserstoff, bald als Wucherung und Entartung des Bindegewebes, in der Regel ausgehend von der äussern, unter der Haut liegenden, festen bindegowebigen Hülle der Drüsensubstanz; in der letztern selbst sind die Körnchen und Läppchen grosser und härter als im gesunden Zustande, und in seltenen Fällen hat man auch
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Fleisohbruch.
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eine Neubildung dieser Substanz und mikroskopische Zellen gefunden. So weit sind diese Anschwellungen oder Geschwülste reine Adcnome; aber zuweilen enthalten sie auch auch andere pathologische Elemente, namentlich von Fibroid, von Sarcom und selbst von Carcinom. Peuch1) hat hierüber bei Hündinnen viele Untersuchungen gemacht, jedoch hier ein Sarcom sehr selten und ein Carcinom niemals, sondern immer nur reine Adenome gefunden. Dieselben sind am deutlichsten bei den weiblichen Hunden ausgebildet und characterisiron sich diagnostisch als begrenzte derbe, kalte Geschwülste von rundlicher Form, an der Oberflächö bald glatt, bald uneben, an dor Basis locker mit der Bauchwand zusammenhangend, daher etwas verschiebbar. Im Innern zeigen sie im jungen Zustande noch theilweis die Drfisensubstanz, — veraltet aber eine den Fibromen mehr ähnliche Beschaffenheit, Sie fangen klein an, wachsen sehr langsam, sind sehr lange anschmerzhaft, kommen aber zuweilen, namentlich wenn sie von aussen durch Druck, Reibung u. dgl. gereizt, oder wenn die Thiere wiederholt trächtig geworden sind, in einen Zustand von schmerzhafter Aufregung, bei welchem sie schnell grosser werden, im Innern stellenweis erweichen (zerfallen), dann aufbrechen und bösartige Geschwüre bilden.
Der Zustand ist dann iliisserlich und auch in prognostischer Hinsicht den zerfallenen Sarcomen und selbst den Carcinomen höchst ähnlich.
üas Fleischeuter und die Milchknoten im frischen Zustande lassen sich oft noch zertheilen, im veralteten ist, wenn die Entartungen weggeschafft werden sollen, nur die Exstirpation, — je früher desto besser, zu unternehmen (S. IT'i—173).
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Drittes Capitol. Der Fleiscbbmch (Sarcoccle).
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Mit dem unrichtigen Namen Fleischbruch hat mau die chronische Vcrgrossernng eines Testikels bezeichnet, welche zugleich mit abnormer Derbheit des Organs verbunden und nicht die blosse Erscheinung einer Entzündung ist. Eine solche Vcrgrösserung beruht in den einzelnen Fallen auf verschiedenen pathologischen Zuständen, und zwar in manchen Füllen in einer durch Entzündung herbeigeführten plastischen Ausschwitzung, in andern Fallen auf einer fibrösen oder einer dem Sarcom ähnlichen Masse, in noch anderen ist sie ein Carcinom, und zuweilen bestehen auch Tuberkel in der Substanz des Hodens.
Die Erkennung dieser verschiedenen Innern Zustände ist erst bei der anatomischen Untersuchung möglich; dagegen ist die Erkennung des
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1) Jouru. do mod. votorin. do Lyon. 1870.
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Fleischbiueh.
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Fleischbruchs in dem zuerst bezeichneten generellen Sinne leicht, da man (las vergrösserte and mehr derbe Organ deutlich sehen und fühlen kann. Nur bei gleichzeitigem Bestehen von Darm- oder Netzbrüchen, oder des sogenannten Blutbruchs oder des Wasserbruchs (S. 598 und 712) ist die Erkennung schwieriger, aber doch durch die bei diesen Zu-stiinden angegebene Untersuchung mit Sicherheit zu erlangen.
Ursachen des Fleischbruchs sind zuweilen mechanische Verletzungen, in andern Füllen aber dyskrasische Leiden, namentlich bei Pferden Rotz und Wurm; denn nicht selten sieht man der Entwickelung dieser Krankheiten eine Bnartung der Hoden vorhergehen.
Die Benrtheilnng ist in denjenigen Füllen einigermaassen günstig zu machen, in welchen das Uebel in Folge mechanischer Einwirkungen entstanden und noch neu ist, denn in solchen Fällen gelingt zuweilen die Zertheilung. Dagegen ist die Heilung nicht zu hoffen, wenn das Uebel in Folge dyskrasischer Leiden entstanden ist, oder schon durch lungere Zeit in einem hoben Grade bestanden hat. In den Fällen der letztern Art kann der kranke Hode nur durch die Castration beseitigt worden. Sich selbst überlassen nimmt gewöhnlich die Entartung allmälig mehr überhand und der üherniiissig grosse und schwere Hode belästigt die Thiere bei dem Geben, zerrt beständig den Saaraenstrang und giebt zuweilen zu kolikähnlichen Leibschmerzen Veranlassung. In einzelnen Fällen hat man auch den Hoden in Erweichung und Ulceration verfallen sehen, was namentlich geschehen kann, wenn die Grundlage der Entartung Krebs- oder Tuberkelmaterie ist. Ausserdem sind Thiere mit solchen Hoden zur Zeugung untüchtig.
Kur. In den vorstehend angedeuteten milderen Graden des Uebels kann man die Zertheilung versuchen, indem man äusserlich an das Scrotum warme Bäder von Seifenwasser, von \schenlauge oder von Kaliauflösung, oder warme Breiumschläge von narkotischen und schleimigen Mitteln, oder auch die graue Merkurialsalbe, oder eine Jodsalbe täglich zwei bis drei Mal anwendet, innerlich aber das Thier in magerer Diät hält, ihm von Zeit zu Zeit wiederholt eine Purganz und ausserdem durch längere Zeit fortgesetzt Calomel, Conium maculatnm, Stibium snlphura-tum nigrum, ,lod und dergleichen umstimmende Mittel giebt. — Wo diese Mittel in längerer Zeit nichts fruchten, oder der oben bezeichnete dyskrasische Znstand besteht, befreit man das Thier durch die in gewöhnlicher Weise ausgeführte Castration von dem entarteten Theil.
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Viertes Capitel.
Der Knollhuf, Rhehehuf und Vollhuf.
Der Knollhuf, oft auch Vollhuf genannt1), besteht in einer Veränderung der Textur, Lage und Verbindung fast sämmtlichcr, den Huf
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1) Die liezeichiuing dieses Uebels als Volihuf ist zwar sehr gebräuchlich, aber
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Knollhuf. Behohuf oder Vollhuf.
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zusamensetzenden Theile in der Art: dass eine übermässig reichlich in die Fleischwand ausgeschwitzte faserstoffige Materie sich am vordem Theil des Hufes zwischen die Hornwand und das Hufbein ergiesst, sich hornartig verhärtet, die Fleischblättchen theilweise vernichtet, die Hornwand enorm verdickt und sie nach vorn von der Fleischwand abdrängt; dabei wird, docli grösstentheils nur scheinbar, zugleich auch das Hufbein mit seiner Spitze und mit seiner Sohlenfläche mehr nach unten und hinten gedrängt, hierdurch die Fleisch- und Hornsohle gewölbt, so dass die Thiere auf dor letztern als auf einer convcxeu Flüche stehen und gehen müssen. Selbst äusserlich ändert sicli die Hornwand) sie wird rauh, bekommt ringförmige Erhöhungen, welche an dem Zehontheil nahe zusammenstehen und nach den Trachtenwänden mehr auseinandergehen; die Zehenwänd wird ungleich dicker, ihre Mitte erscheint mehr oder weniger eingesunken, die Zehe ist vorn aufwärts gebogen.
Die Erkennung dieser Entartung ist immer sehr leicht, da man schon äusserlich die abnorme Beschaffenheit der Wand und die convexe Form der sonst im normalen Zustande concaven Hornsohle deutlich wahrnehmen kann; ausserdem sieht man auch die bedeutende Verdickung der Wand im Umfange der Zehe, und bei dem Abnehmen von nur wenigen Spänen des Horns in der Mitte der Sohle findet man, dass dieselbe nicht dicker ist, wie es den Anschein hat, sondern dass sie im Gegentheil sehr dünn ist; denn gewöhnlich scheint nach solchem ganz mässtgen Ausschneiden die Fleischsohle durch die Hornsohle hindurch. Auch haben die mit diesem üebel behafteten Pferde stets einen sehr blöden Gang und sie können mit unbeschlagenen Fassen fast gar nicht gehen.
Die Ursachen sind stets vorausgegangene Hufentzündungen, namentlich rheumatischer Art und mit chronischem Verlauf, selten traumatischer Art.
Die Beurtheilung ist mehrentheils ungünstig zu machen, da es äusserst schwierig ist, nicht allein die bezeichneten mehrfachen Entartungen zu beseitigen, sondern auch eine regelmassigo Wiederbildung zu schaffen. Dieses soll jedoch in einzelnen Fallen auf operative Weise nach und nach, wenn auch nur nach längerer Zeit, gelungen sein. Sich selbst überlassen dauert die Entartung während des ganzen Lebens fort, ja sie nimmt in manchen Fällen noch mehr zu und die Thiere werden hierdurch immer weniger brauchbar, indem die zu stark hervorstehende Sohle häufig durch Druck von dem Fussbodcn gequetscht wird, und hierdurch Entzündung, Eiterung und Lahmheit entsteht; zuweilen wird bei diesen Quetschungen selbst das Hufbein mitbetroffen und hierdurch zu Caries die Veranlassung gegeben. Die Thiere werden daher oft längere Zeit dem Dienst entzogen. Wie bereits oben erwähnt, sind dieselben überhaupt nur im beschlagenen Zustande brauchbar.
Die Behandlung ist gewöhnlich eine nur palliative, indem man den Huf durch Fussbäder von Wasser, durch Umschläge von Kuhmist
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cigentlicli nicht passend, da der Vollhuf und dor Kiiolllmf zwei verschiedene Ab-woichmigcn vein normalen Hufe sind, welcbo nur das mit einander gemein haben, dass bei beiden dio !;oldo convex hervortritt. Dabei liönnen bei dem Vollhuf dio Wände olino grosse Veränderung ihrer Aussenfläche bestehen, aber bei dem Knollhuf bilden dio Wände grosse buckelige Erhöhungen,
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Knollhuf, Rclichuf oder Vollhv
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odor von schleimigen Mitteln und durch sogenannte Hnfsalbcn weich erhält und ausserdem ihn mit einem entsprechenden Hufeisen boschliigt. Letzteres muss ein sogenanntes Kesselhufeisen sein, d. h, ein solches, dessen obere Flache entsprechend der Convexität der Ilufsohle hohl gearbeitet, und zugleich breiter als ein gewöhnliches Hufeisen ist, damit die Sohle gegen äussere Einwirkungen möglichst geschützt werde. Bei dieser Behandlung können die Thiere oft viele Jahre brauchbar erhalten worden. Einige Thierärzto, namentlich Gohier1), Grosz2), Meyer3) und Güntherraquo;) haben sich bemüht, das L'ebel wirklich zuheilen. Dies hatten zwar auch frühere Thierärzte versucht, jedoch unrichtigerweise nur durch das Ausrcissen der Hornsohle, Gohier war der Erste, der eine bessere Bildung des Hufes durch Wegnahme der Hornwand zu bewirken suchte; er nahm aber die ganze Wand weg. Nach Grosz verdünnt man mit einer Haspel den obern Theil der Zehenwand (den Saumrand) von einer Seitenwand bis zur andern so, dass die Fleischkrone nur noch ganz schwach mit Horn bedeckt bleibt, dann bestreicht man die operirte Stelle mit L'nguent. Basilicum und reibt in die Fleischkrone selbst eine gelind reizende Salbe, z. B. Ül. Lauri. Wenn hiernach ein Streifen regelmässigen Horns gewachsen ist, wird unter demselben ein anderer Theil des alten Horns abgenommen, und so fortgefahren, bis die ganze Wand mit geradem Horn bedeckt ist. Meyer und Günther haben gleichzeitig ein ähnliches Verfahren und nach denselben Prinzipien in Anwendung gebracht. Ersterer will, dass die nachwachsende Hornmasse den nachtheiligen Einwirkungen der alten Hornwand entzogen werde und somit ein normales Wachsthum der ersteren wieder eintrete. Er macht für diesen Zweck eine Trennung, welche sich unter dem Saume der Zehenwand durch die ganze Dicke derselben und im Verlauf der Krone bis zu den Trachtenwänden erstrecken muss, — und schneidet demgemäss mit einem Rinmnesser an der bezeichneten Stelle die Hornwand so tief ein, dass man die weichen Bombliittchen sehen und fühlen kann; dann schneidet man alles härtere Horn über dieser Rinne von der Kronenwulst ab. Nach dieser im Allgemeinen unblutigen Operation behandelt man den Fuss mit Breiumschlägen oder mit Fussbädern, um hierdurch das sitzengebliebene Horn weich zu erhalten und das Wachstimm des neuen Horns zu befördern. Das Thier wird am besten, wenn die Jahreszeit es gestattet, auf eine feuchte Weide geschickt; wo dies nicht angeht, täglich massig auf weichem Boden bewegt. Immer vergehen mehrere Monate, ehe die neue Bildung von der Krone her in regel-mässiger Beschaffenheit über den grössten Theil des Hufes sich erstreckt und gewöhnlich wird dabei auch die Sohle erst zuletzt, wenn das neue Horn bis zu ihr herunter gewachsen ist, in eine bessere Form versetzt. Es sind mehrere Beispiele von dem Nutzen dieser Operation bekannt,
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1)nbsp; ilemoiros et Obsorvat. sur la Chirurgie et la Moclocinc vetcrinaire. Tome I. Lyon 1813, p. 30G
2)nbsp; Dio Hufentzundung der Pferde mit besonderer Beziehung auf die Ursachen, das Wesen und die Behandlung des Knollhufs. Mit 25 Abbild. StutlgaJt 18-i7.
8) Ju dem Organ der Pferdewissenschaft von Bartels, 8tos Heft, 1813; und — im Magaz. für die ges. Tliierbeilk. Bd. XIV. S. 295.
4) Protokoll der Versammlung des thierärztl. Gonoralvercius für d. Königreich Hannover vom 29 Sept. 1817.
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Vierter Abschnitt.
Die Steine (Lapidos, Calculi) oder Concremente.1)
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Wie bereits im ersten Abschnitt sub C angedeutet würden ist, giebt es im Thierkörper eine Art von Neubildungen, welche nur durch chemische und mechanische Zusammenfügung verschiedener Stoffe entstehen und die daher nicht organisirt und nicht lebendig sind. Diejenigen unter ihnen, welche hauptsächlich aus erdigen und salzigen Materien gebildet sind und eine zusammenhaltende Masse und Gestalt haben, pflegt man als Steine (Lapides) oder als Goncretionen zu bezeichnen. Dieselben finden sich fast überall da, wo Schleiraabsonderung besteht und wo sich Excretionsstoffe durch einige Zeit aufhalten, namentlich im Speichelgange der Ohrdrüse, in der urinblase, in der Harnröhre und in der Vorhaut, ausserdem im Magen und Darmkanal, in den Nieren und Harnleitern; und mau ptlegt sie nach diesen verschiedenen Orten als Speichelsteine, Blasen-, Harnröhren- und Vorhautsteine, als Nieren-, Magen- und Darmsteine zu bezeichnen. Die drei letzteren werden hier nicht weiter berücksichtigt, weil man bei ihnen in der Hegel keine chirurgische Hilfe anzuwenden pflegt (obwohl dieses bei den Darmsteinen schon geschehen ist). Die Entstehung der Steine ist mehrentheils in einer von dem normalen Zustande abweichenden Beschaffenheit der abgesonderten Säfte, namentlich in einem zu grossen Reichthum derselben an erdigen und salzigen Bestandtheilen begründet und zum grossen Theil von der Beschaffenheit der Nahrung und des Getränks bedingt. Die Steine an den verschiedenen Ursprungsstellen sind in verschiedener Weise chemisch zusammengesetzt, mehrentheils von rundlicher Form, zuweilen aber auch, namentlich wenn mehrere Steine neben einander liegen, sind sie mit Flachen und Ecken versehen, an der Oberfläche bald rauh, bald auch ganz glatt; ihre Grosse und Schwere ist sehr verschieden. Sie wirken durch Druck und Reizung nachtheilig auf die umgebenden Theile und hindern zuweilen den Durchgang der Excretions-Flüssigkeiten durch die Höhle, in welcher die Steine liegen, und sie
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1) Gurlt, Lebrbi d. patholog. Anatomie. S2. — Nachträge hierzu S. 13. — Derselbe: Von den Steinen und Concromcnten im menschlichen und tliicrischou Körper. Magaz. f. d. gesammte Thiorheilk öS). Jahrg. S. I(j7.
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Speichelstciue.
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können auf diese Weise zu mancherlei heftigen üblen Zufällen, selbst zu Lebensgefahr die Veranlassung geben. Ihre Auflösung durch Arzneimittel gelingt ilusserst selten und ihre Kiitferimng ist nur auf operative Weise möglich, — was in den einzelnen Füllen bald mit mehr, bald mit weniger Schwierigkeit verbunden ist.
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Erstes Capitel. Die Speichelsteine.
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Die in dem Ausführungskanal der Ohrspeicheldrüse, auch der Unter-kieferdrüse sich bildenden Steine werden als Speichelsteine bezeichnet. Dieselben sind bei Eseln, Maulthieren, Rindern und Schafen gefunden worden und bestehen nach Lassnigne1) der Hauptmasse nach aus kohlensaurem Kalk (circa 84 bis über 00 pCt.), phosphorsaurem Kalk, 3 pCt,, thierischer Materie 9 pCt, und etwas Wasser. Zuweilen ist ein Getreidekorn oder eine Granne, ein Stückchen Stroh u. s. w. die Grundlage, um welche sich die Steinmasse angesetzt hat. Ihre Form ist gewöhnlich rundlich oder länglichrund; zuweilen bestehen diese Steine ans mehreren Abtheilungen, welche sich an ihren Enden berühren und daselbst Flächen bilden, welche gegenseitig an einander passen. Sie sind von sehr verschiedener Grosse, von dein Umfange einer Erbse bis zu dem einer Faust. Bei dem grossen Umfange füllen sie nicht nur den Speichelgang vollständig aus, sondern sie dehnen ihn auch zuweilen bis zu dem Grade aus, dass derselbe berstet. In diesen Füllen wird der Stein thcilweise oder ganz in das Zellgewebe gedrängt und zugleich fliesst Speichel in dasselbe und erzeugt bedeutende Infiltrationen und ödematöse Anschwellungen am Unterkiefer und an den Backen.
Die Erkennung der Speichelsteine ist immer leicht; man sieht und fühlt im Verlaufe des Stensonschen Kanals eine begrenzte ^Geschwulst von verschiedener Grosse; dieselbe liegt nahe unter der Haut, ist sehr hart, ein wenig verschiebbar, in der Regel ohne Entzündung und seit längerer Zeit zugegen; zwischen der Geschwulst und der Ohrdrüse sieht man den genannten Kanal stark ausgedehnt und mit Speichel erfüllt.
Die Ursachen sind, wie in Vorstehendem angedeutet, fremde Körper, welche in dem Kanal durch die Mündung desselben an der inneren Seite der Backe eingetreten sind; in manchen Fällen auch Verengerungen des Kanals in Folge von Verletzungen u. dgl.
Die Beurthoilung ist günstig zu machen, und zwar um so mehr, je kleiner der Stein ist; denn man kann diese Steine, wenn sie sehr klein sind, zuweilen durch geschicktes Drücken und Streichen mit den
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1) Joum. pratique do mcd. väterin. par Dupuy. IS'JG. p. 45. Fürst en berg a a. 0.
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— Gurlt,
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Milchsiemo.
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Hunden nach der Backe hin, in die Maulhölile (hangen, oder wenn dieses nicht gelingt und überhaupt die grüsseren laquo;lurch einen 'gemachton Einschnitt, ohne Gefahr beseitigen; aber die Heilung der Wunden an dem Speichelgange ist mehrentheils schwierig und es bleibt nach ihr zuweilen eine Speichelfistel für einige Zeit zurück.
Die Hilfe besteht darin, dass man einen, der Grosse des Steins entsprechenden Schnitt, durch die Haut, den Gesichtshautmuskel und die Wand des Speichelganges macht, den Stein mit der Pinzette aus dem Kanal zieht, die Wunde reinigt, sie dann heftet und hiernach so verfährt, wie dies bei den Wunden des Speichelganges S. 384 u. ff. angegeben worden ist.
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Zweitos Capltel.
Die Milchsteiue.
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In dem Kanal der Zitzen und in den Sinus (der Cysterne) dos Euters weiblicher Thieve, namentlich bei milchenden Kühen und Ziegen, hat mail hin und wieder steinartige Goncretionen gefunden, welche den Durchgang der Milch bald mehr bald weniger hindern und dadurch üble Zufalle erzeugen. Man nennt diese Goncretionen im Allgemeinen Milchsteine, unterscheidet sie aber nach Fürstenb erg') in wahre Milchsteine, Pseudo-Milchsteine und in Gonkromonte. Die ersteren finden sich in den Milchbehältern, entstehen aber im Sinus des Euters, und sind aus den Erdsalzen der Milch und aus den in ihr enthaltenen organischen Bestandtbeilen zusammengesetzt; in ihrer Mitte enthalten sie einen festen unorganischen Kern, ihre Form ist rund, länglich rund, selten eckig; sie sind von der Grosse eines Hirsekorns bis zu der Grosse einer kleinen Bohne, an der Obertläche glatt, glänzend, selten etwas uneben, weisslich, gelblich oder grau. — Die Pseudo-Milch-steinc entstehen auch in der Cysterne und sind äusserlich den vorigen ähnlich, unterscheiden sich aber von diesen im Innern dadurch, dass sie statt des festen Kerns einen hohlen Kaum enthalten. Die Conkre-mente finden sich im Sinus, seltener in den Milchgängen, sie sind nn-regelmässig gestaltet, ihre Oberfläche ist rauh, die Farbe weiss, die Masse im Innern homogen, ohne Schichten und ohne Kern,
Mehrentheils findet sich in einem Euter nur ein Milchstein, zuweilen sind aber deren zwei oder mehrere zugegen. So lange sie in der Gy-sternc liegen, verursachen sie keine Beschwerden; wenn sie aber in den Milchkanal treten, werden sie beim Melken immer tiefer herunter gedrängt; sie drücken und reizen hier und hindern den Durchgang der
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1) Dio Milchsleino. Von Dr. Fürsten borg in Eklena. Im Magaz. für die ges, Thierheilk. von Gurlt und Her twig. Bd. XXI. S. 420 u. f.
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780nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ITamblasensteine.
Milch, so dass dieselbe nur in einem dünnen Strahl oder tropfenweis oder auch gar nicht abgeht. Die Thicre zeigen dabei etwas Schmerz und Unruhe, und manche treten auch, wenn sie nicht eben gemolken werden, oft unruhig hin und her. bei der örtlichen Untersuchung des Euters findet man im Innern einer Zitze einen harten Knoten, welcher in der Regel sich etwas verschieben lasst, zuweilen aber fest eingeklemmt ist; die Mündung des Kanals ist often, mittelst einer eingeführten metallenen Sonde fühlt man den Stein, und über demselben 1st die Zitze und der betreifende Theil des Enters von der angesammelten Milch stark aufgetrieben. In der ersten Zeit besteht keine Entzündung, dieselbe findet sich aber später hinzu und führt üble Zufalle herbei.
Die Ursachen sind in fehlerhafter, au gerinnbaren und erdsalzigen Bestandtheilen zu reicher Milch zu suchen und diese beruhen auf mangelhafter Ernährung, ausserdem auf Congestions- und Entzündungs-prozessen.
Die Beurtheilung ist günstig, wenn die Steine zeitig entfernt worden; kleine Steine mit glatter Oberfläche sind zuweilen beim Melken abgegangen, grössere, festsitzende müssen durch Operation beseitigt werden Letztere ist ohne üble Folgen. Nach Entfernung des Steins hören die Beschwerden beim Melken sogleicli auf.
Die Operation besteht in einem einfachen bis in den Milclikanal führenden Sclmitt, welchen man in der Längenrichtung der Zitze macht, nachdem der Stein bis in die Mitte derselben znrückgedrückt und zwischen den Fingerspitzen iixirt ist; der Stein dringt sogleich durch die Oeft'nung hervor und es folgt ein reichlicher Milchausfluss. Nach Beendigung desselben kann die Wunde mit Collodium, oder einem Elebpflaster, oder nach Fürstenberg mit einem Fingerling von Kautschuck oder nach Rychner mittelst der Naht verschlossen werden. Die Beilung erfolgt nach wenigen Tagen.
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Drittes Capitel. Die Harnblaseusteine.
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Steine in der Harnblase finden sich bei allen unsern Haussängethie-ren, bei den weiblichen jedoch sehr selten, weil ihre Harnröhre viel weiter und kürzer ist und deshalb kleine Steine leichter aus der Blase abgehen. Die Grosse dieser Steine ist sehr verschieden, mitunter erreichen sie den Umfang eines Hühnereies, selbst einer Mannsfaust; ihre Form ist rundlich, ihre Oberfläche bald glatt, bald sehr rauh; die meisten sind sehr fest, zuweilen sind sie auch biöcklicli, wie aus einzelnen Krystallcn zusammengeklebt.—Ansser den wirklichen Steinen finden sich, besonders bei männlichen Thieren, auch Anhäufungen von sandfönnigen Massen (Sediment) und zwar oft in der Menge, so dass die Hälfte der Blase damit angefüllt ist. Man findet die Blasensteine bei einzelnen Thiergattungen in
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Harnblasensteine.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;781
manchen Gegenden häufiger, als in anderen, so nameiitlicli in kalkigen Gebirgsgegenden, wie in der Schweiz, Steiermark u. s. w. Am häufigsten sind sie bei Pferden, ziemlich häufig beim männlichen Rindvieh, seltener bei Hunden und noch weniger bei Ziegen, Schafen, Schweinen und Katzen, Beim männlichen Kind trägt vornämlich die Krümmung der Harnröhre, durch die der Urin mit Beschwerde und nur langsam abgesetzt wird, zur leichtern Bildung der Steine bei. Kleine Blasensteine und nicht mit rauher Oberfläche versehene machen in der Regel keine Beschwerden, sie können aber in den Blasenhals und in die Harnröhre dringen und Harnverhaltung erzeugen, auch wenn sie die Grosse eines Taubeneies überschritten, verursachen sie Druck und Reizung. Manche Steine liegen beständig an einer Stelle, andere gleiten herum in der Blase und rufen so nur von Zeit zu Zeit die Symplome der Reizung hervor. Wenn im letztem Falle ein Stein sich in den Blasenhals lagert, können die Thiere den Urin entweder gar nicht oder nur tropfenweis von sich geben; sie nehmen dabei eine gestreckte Stellung an, wedeln mit dem Schweif, werfen sich bisweilen nieder u. s. vv. Dies kann eine oder auch mehrere Stunden dauern und eine wirkliche Harnverhaltung werden (S. 714); zuweilen aber, wenn der Stein wieder mehr nach der Blase zurück gleitet, hören plötzlich alle Symptome auf und das Uriniren geht frei von statten. Bei grossen Steinen findet sich bisweilen als ein besonderes Symptom Lahmheit an einem Hinterschenkel, ohne dass eine andere Ursache dieser Lahmheit zu entdecken wäre; und manchen Pferden geht bei angestrengtem Reiten und Fahren blutiger Urin ab. Untersucht man in solchen Fällen durch den Mastdarm, so fühlt man bei genauer Betastung der ganzen Blase, besonders wenn sie leer ist, den Stein. In zweifelhaften Fällen geschieht diese Untersuchung sehr zweck-.mässig, wenn das Thier auf den Rücken gelogt ist. Bei der Untersuchung zeigen die Thiere gewöhnlich keinen Schmerz, aber zuweilen, besonders bei blutigem Urin, ist der Jilasenhals und die Umgebung der Vorsteherdrüse geschwollen und empfindlich. Besteht Harnverhaltung, so fühlt man den Stein in dem Blasenhalse. In solchen Fällen kann man auch den Stein fühlen, wenn man mit einer sogenannten Steinsonde (d. i. eine, der Länge der Harnröhre entsprechende, an ihrem vordem Ende etwas gebogene dicke Metallsonde) oder mit einer mit einem Metallknopf versehenen Fischbeinsonde eingeht, wo man dann auf einen harten Körper stösst. — Bei dem sandigen Niederschlage in der Blase sind ähnliche Erscheinungen von Harnbeschwerden, jedoch milder und sie treten in den meisten Fällen erst spät ein; bei der örtlichen Untersuchung fühlt man durch den Mastdarm in der Blase eine teigweiche Masse, in welche man mit den Fingern Gruben drücken kann.
Bei den Rindern findet man dieselben Zufälle, aber sie treten langsamer ein; und bei der örtlichen Untersuchung findet man die Steine wie beim Pferde. In manchen Fällen bestand Harnverhaltung durch 8 bis 15 Tage; ohne dass sich Symptome eines grossen Leidens zeigten. — Schafe verfallen leicht in Harnverhaltung; sie werden traurig, drehen öfters mit dem Schwanz, heben die Nase auf und stellen sich zum Harnen fruchtlos oder pressen nur einzelne Tropfen hervor und geben dabei klagende Töne von sich. — Die Hunde stellen sich oft zum Uri-nireu, sie drängen dabei stark, aber vergeblich, zuweilen kratzen sie mit den Füssen, legen sich auf den Rücken und ziehen die Beine an.
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782nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Ilarnblasonstoine.
Die Untersuchung auf Steine und Sand in der Blase findet gewöhnlieh erst dann statt, wenn Harnbeschworden oder Harnverhaltung eingetreten sind; sie muss daher mit Berücksichtigung der verschiedenen Ursachen der Harnverhaltungen und nöthigenfalls nicht nur am stehenden, sondern auch am liegenden Thiere mit der Hand (bei kleinen Thieren mit einem Finger), durch den Mastdarm geschehen und man muss dabei die Grosse, den Sitz und die Beweglichkeit des Steins erforschen.
Die Ursachen der Blasensteine liegen mehrentheils im Dunkeln. Zuweilen scheinen kleine Steine aus den Nieren durch die Harnleiter in die Blase zu gelangen, in der Kegel entstehen aber die Steine in der Blase selbst, wenn der Urin y.u reich an kohlensauren und an erdigen Salzen ist. Diese Beschaffenheit des Urins ist von der Nahrung und vom Getränk, z. B. von kalkhaltigem Wasser und von einer krankhaften Thätigkeit der Nieren abhängig. Hierbei giebt sehr oft ein Blutoder Schleimklümpchen, oder ein in die Blase gedrungener fremder Körper, die Gelegenheit zum Krystallisiren der Harnsalze und so zur Bildung der Steine.
Beurtheilung. Fast immer vergrössern sich die Blasensteine allmä-lig immer mehr und geben zur Entzündung und Entartung der Blase, so wie zu gefährlichen Harnverhaltungen Gelegenheit; sie sind in der Blase nicht aufzulösen, sondern nur durch den Blasenschnitt zu entfernen. Der sandige Niederschlag ist in einzelnen Fällen durch urintreibende Mittel zu mindern und durch mechanische Mitwirkung mittelst der Hände gänzlich zu beseitigen. Zuweilen gelingt es auch, die krankhafte Absonderung unizusthnmen.
Die Hilfe ist bei den Blasensteinen der Thiere fast nur auf die Operation des Blasen- oder des sogenannten Steinschnittes beschränkt. Zur Ausführung derselben bereitet man die Thiere zuerst, wenn nicht Harnverhaltung besteht, während 24 Stunden zur Operation vor, indem man ihnen nur wenig Futter, aber hinreichendes Getränk giebt. Dann wartet man den zur Operation günstigen Moment, wo die Blase mit Urin angefüllt ist, ab; reinigt vor der Operation den Mastdarm durch Klystiere und mit der Hand, und spannt dann die Thiere an den Hinterfüssen, bremst sie und lässt sie durch Gehilfen gehörig festhalten; oder man legt sie, wenn nicht eben eine Harnverhaltung besteht, vorsichtig nieder, bindet ihnen die Füsse jeder Seite zusammen, zieht dieselben dann mittelst Gurten und Stricken nach vorn und befestigt sie an einen um den Hals gelegten Gurt. Hierauf lässt man ihnen eine Rückenlage geben und durch einen besondern Gehilfen den Schwanz nach einer Seite hinziehen.
Die Operation kann bei männlichen Thieren nach zwei Methoden ausgeführt worden, nämlich:
1)nbsp; durch das obere Ende der Harnröhre und den Blasenhals und
2)nbsp; durch den Mastdarm.
Die erstere Methode wird am gewöhnlichsten in Anwendung gebracht, weil sie weniger mit Gefahr begleitet und die bei ihr entstandene Wunde leichter heilbar ist. Zu ihrer Ausführung macht man zuerst die Harnröhre im Mittclfleische etwas mehr sichtbar, um ihr Auffinden und das Eindringen in sie zu erleichtern. Für diesen Zweck bringt man entweder bei Pferden eine eiserne 70—80 Centimetor lange, 4—5 Centimeter dicke, am vordem Ende nach der Krümmung der Harn-
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Harnblasonsteiiio. Blasensclmitt.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 783
röhre gebogene und an der convexon Seite mit einer Ilinno versehene Sonde in die Harnröhre auf die Weise, wie der Katheter eingebracht zu werden pflegt; besser aber ist es, einen elastischen Katheter oder eine entsprechend lange und dicke Fischbeinsonde bis zu dem Blasenhalse in die Harnröhre einzuführen, oder auch die letztere mit lauwarmem Wasser oder mit einer schleimigen Flüssigkeit mittelst einer Spritze voll-zuspritzen. Im letztere Falle muss man, um die Flüssigkeit in der Harnröhre zu erhalten, ein breites Band über der Eichel um das Glied legen und dasselbe hierdurch massig fest zusammenschnüren; in den andern Fällen liisst man die Sonde oder den Katheter während der Dauer der Operation durch einen besondern Gehilfen in der Harnröhre erhalten. Nach gesehener Ausdehnung der Harnröhre macht man mit einem con-vexen Bistouri unmittelbar unter dem After in der Mittellinie des Mit-telfleischcs einen S'j—6 Centimeter langen Schnitt durch die Haut, durch die sehr dünne sehnige Ausbreitung, durch den After-Rutbenmuskel und den Harnschneller bis auf die hintere Wand der Harnröhre selbst. Dieser Schnitt muss vorsichtig mit sanften Messerzügen auf die Weise gemacht werden, dass die Wunde iii.iserlich etwas länger als in der Tiefe und an ihrem untern Winkel recht eben erscheint, damit Infiltrationen des Urins vermieden werden. Girard1) hat empfohlen, den Schnitt nicht in der Mittellinie, sondern ein wenig seitlich neben der Harnröhre zu machen, weil man dann bei dem weitem Aufspalten der Harnröhre nach oben am besten Verwundungen des Mastdarms, der Arterien und des Bulbus urethrae vermeidet, während diese Theile bei dem Aufschneiden der Harnröhre in der Mittellinie leicht betroffen ^werden. — In die blossgelegte Harnröhre macht man einen Einstich oder Einschnitt mit einem spitzen Bistouri und führt dann in denselben eine Hohlsonde mit ihrer Spitze nach dem Blasenhalse zu, die Rinne nach oben gekehrt. Dass man in die Harnröhre wirklich eingedrungen ist, zeigt das Sichtbarwerden des Katheters oder der Sonde, oder auch das Ausfliessen der vorher in den Kanal injicirten Flüssigkeit. In die Hohlsonde, von lihrer Rinne geleitet, setzt man das Knopfbistouri und schneidet die Harnröhre und den hinteren Theil der Blase durch, indem man das Messer nach oben und ein wenig seitlich neben dem After vorwärtsschiebt. Wenn der Blasenhals eingeschnitten ist, entsteht sogleich ein reichlicher Ausfluss des Urins. Die Grosse der hier zu machenden Wunde muss immer der Grosse des Steins in der Blase entsprechend sein und ungefähr bei Pferden 3—5 Cm. betragen. Gleich nach dem Aufspalten des Blasenhalses geht man unter der Hohlsonde mit dem linken Zeigefinger in die Blase ein und leitet an ihm sogleich die mit Oel bestrichene Steinzange geschlossen in dieselbe und sucht mit ihr den Stein auf, indem man die Zange mit der coneaven Seite nach dem Schaambein gekehrt allraälig tiefer einführt und sie dabei beständig von rechts nach links und wieder zurück halb um ihre Längenaxe wendet. Zuweilen bleibt der Stein während der Operation an derselben Stelle liegen, wo man ihn vorher bei der Untersuchung durch den Mastdarm gefunden hatte und es ist deswegen zweck-mässig, die Zange bis zu dieser Stelle hinzuführen. Findet man ihn
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1) Memoircs BUr los calculs vesioaux et l'operation do la Taille dans 1c choval. Paris 1823.
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IlanililasLMisteiue. Blasensclmitt.
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aber auf die bezeiclinete Weise nicht, so muss man die Untersuchung durch den Mastdarm wiederholen und die Zange dann dahin führen, wo man ihn eben fühlt. Man erkennt das Auffinden des Steines durch den eigeuthiinilichen harten, gewissennaassen metallischen Ton, welcher bei dein Anstossen der Zange an den Stein entsteht. Ist der Stein gefunden, so öffnet man vor ihm die Zange ganz vollständig, schiebt sie dann noch etwas tiefer in die Blase, so dass ein Zangenlöffel rechts und der andere links neben dem Steine liegt und drückt hierauf ihre Handgriffe langsam und massig fest aneinander. Nach der Regel soll der Stein in seinem schmalen Durchmesser ergriffen werden, um ihn so möglichst leicht durch die Wunde zu bringen; dies ist jedoch nicht immer möglich, wenigstens nicht, so lange der Stein im Grunde der Blase liegt; hat man ihn aber bis zu dem Blasenhalse gebracht, so kann man die Zange öffnen, dem Stein durch die in den Mastdarm geführte Hand eine andere Lage geben, ihn dann von Neuem ergreifen und herausziehen. Wenn der Stein in der Blase mit der Zange allein nicht gut zu erfassen ist, so kann man zur Mithülfe die in das Rectum geführte Hand benutzen, Dass der Stein sich in der Zange befindet, fühlt man wieder an dem harten Ton bei dem Schliessen derselben und ausser-dem geschiebt das letztere in dem Verhältnisse unvollständig, wie eben der Stein gross ist. Nach dem Erfassen legt man den Zeigefinger der rechten Hand zwischen die beiden Handgriffe, tun das zu feste Zusammendrücken und die Zermalmung des Steines, wie auch, um Quetschungen der Wundränder oder der Blasenwandungen zwischen dem Schloss der Zange zu verhüten. Um zu erforschen, ob etwa die Wundränder erfasstsind, macht man mit der Zange eine halbe Drehung um ihre Achse, und wenn dieselbe ohne Widerstand gelingt, zieht man Zange und den Stein allmälig aus der Wunde hervor. Das Hervorziehen gelingt jedoch in manchen Fällen sehr schwer, in anderen gar nicht, weil entweder 1) die Blase sich zu sehr zusammengezogen hat; oder 2) weil die Wunde im Ver-hältniss des Steines zu klein ist; 3) weil der letztere nicht in seinem schmalen Durchmesser erfasst ist; 4) weil er in einer sackartigen Vertiefung liegt und 6) weil er zu zerbrechlich ist.
Das sub 1. angegebene Hinderniss tritt am häufigsten ein, besonders wenn der Schnitt im Blasenhalse sehr gross gemacht ist und in Folge dessen der Urin sich plötzlich entleert, besonders bei sehr reizbaren Thieren, oder auch wenn man mit dem Einführen der Zange nicht gleich nach gemachtem Schnitte vorgeht. Man spritzt hier durch die Wunde irgend eine lauwarme, schleimige oder selbst narkotische Flüssigkeit in die Blase und versucht dann die Einführung der Zange sogleich und wiederholt es nöthigenfalls noch mehrmals. — Eine zu kleine Wunde muss mittelst des Knopfbistouris auf dem in den Blasenhals gefühlten Finger bis zur erforderlichen Weite vergrössert werden. Ist aber der Stein so übermässig gross, dass die Spaltung des ganzen Blasenhalses zur Herausbeförderung nicht genügt, so muss man entweder den Stein mittelst der Zange zu zerdrücken versuchen, was aber nur bei mürben Steinen gelingt, oder man dehnt die Wunde und den Blasenhals durch allmälige Erweiterung der Steinzange mehr und mehr aus, bis die nothige Weite zum Durchführen des Steines gewonnen ist. Dieses Verfahren ist jedoch wegen der hierbei entstehenden Quetschung und möglichen Zerreissung der Blase ein gewagtes Unternehmen. Gerlach
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Ilaniblasensteiue. Hlasouschnilt.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 785
erweiterte in zwei solchen Füllen die Wunde mit dem Messer so viel, dass mit der Hand in die Blase eingegangen und der Stein durch Nachhülfe vom Mastdarm aus herausgeholt werden konnte '). — Das sub 8. angegebene unrichtige Erfassen des Steins bemerkt man, wenn derselbe nicht herauszubringen ist und wenn man in Folge dessen durch den Mastdarm fühlt, sehr deutlich. Man öffnet die Zange etwas, schiebt den Stein vom Rectum her in eine andere Richtung und erfasst ihn dann wieder in dieser. — Das sub 4. genannte Hinderniss ist durch genaues Befühlen des Steins und der Blase in seiner Umgebung mit der in den Mastdarm gebrachten Hand zu erkennen und die Hülfe hierbei leistet man auf die Weise, dass man den Stein ebenfalls mit der in das llectum geführten Hand durch die Blase hindurch ergreift und ihn aus der ehiffpiackten Stelle hervorzieht, worauf er mit der Zange in vorher angegebener Weise entfernt werden kann. — Die zu grosso Mürbigkeit mancher Steine ist schuld, dass dieselben bei dem Schiiessen der Zange zerbrechen und hierdurch ihr Herausziehen erschwert wird; indem man genöthigt ist, mit der Zange zu wiederholten Malen in die Wunde und in die Blase einzugehen und die zurückgebliebenen grösseren Stücke in derselben Weise, wie vorher den ganzen Stein aufzusuchen, zu erfassen und herauszuziehen. Die kleineren Stückchen sucht man durch wiederholtes Einspritzen einer schleimigen Flüssigkeit, oder auch blos durch warmes Wasser aus der Blase zu spülen. Manche Thierärzte empfehlen das Herausholen der kleinen Steinstückchen mittelst eines loffelartigen Instrumentes; dies ist jedoch mit grössercr Mühe und mit mehr Reizung verbunden, als das Herausholen derselben durch die Injectionen. In derselben Weise mus.s man auch verfahren, wenn man genöthigt war, wie sub 2. angegeben ist, einen zu grossen Stein durch Zerdrückung zu zerkleinern. Nachdem der Stein entfernt ist, muss man noch einmal die Blase durch den Mastdarm untersuchen, um zu erforschen, ob dieselbe nun ganz frei von den Concretionen ist, oder ob noch irgend wo ein Ueberrest sich befindet, welchen man dann in der angegebenen Weise entfernen müsste.
Die entstandene Blutung stillt man sogleich durch die Unterbindung oder die Torsion und durch kaltes Wasser. Sehr grosse Wunden schliesst man durch die Naht, bei kleinen ist diese nicht noting; man bestreicht sie dick mit Collodium und legt ein gut klebendes Pflaster, z. B. Em-plastrum adhaesivum über sie. — Es entsteht nach der Operation immer eine Entzündung der verletzten Theile und Wundfieber. Ist die Entzündung massig, so darf man nur örtlich kalte Umschlüge von Wasser oder Bleiwasser machen; erreicht sie aber einen hohen Grad, so sind auch Blutentziehungen und innerlich einige Gaben von Kalomol und Glaubersalz, bis Laxiren entstellt, anzuwenden. Salpeter giebt man hier nicht gern, weil er Diuresis herbeiführt, die mau zu vermeiden sucht, um die nachtheilige Einwirkung des Urins auf die Wunde zu vermindern. Der Urin fliesst nach der Operation zum Thoil durch die Harnröhre, zum Theil durch die Wunde aus und diese wird durch den letztern Umstand gewöhnlich schwielig und ihre Heilung erfolgt schwer. Um diese üble
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1) Zweiter Jahresbericht ilor Kgl. Thierarzneischule zu nannovor. Hannover 1870. S. 113, 114.
HEimvio, Chirurgie. 3. Aull,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;5Q
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78Cgt;nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Ilarnblasonsteiiie. lilasoiiscliiiitt
quot;Wirkung mul zugleich das Einsickern dos Urins in das Zellgewebe neben der Harnröhre zu verhindern, ist es zweckmässig, gleich nach der Operation die Wunde, dieselbe mag geiieftet sein oder nicht, mit (Jollodium zu bestreichen. — Man hat auch für diesen Zweck vorgeschlagen, einen Katheter für den grössten Theil der Heilungszeit in der Wunde liegen zu lassen, um den Urin durch ihn auszuleeren; allein dies ist sehr umständlich und bei sehr reizbaren Pferden, so wie bei den Wiederkäuern, wegen der doppelten Krümmung ihrer Harnröhre nicht gut auszuführen. — Die Wundhefte werden nach 5 — 8 Tagen entfernt, aber die angegebene Behandlung der Wunde wird täglich wiederholt, so lange die Letztere eine gute Beschaffenheit zeigt; entsteht schlechte Eiterung, so wendet man verdünnte Carbolsiiiire, Lapis infernalis u. dgl. Mittel an. Die Theile unterhalb der Wunde schützt man vom Anfange an durch Bestreichen mit Fett, Üel oder Gerat gegen die Einwirkung des Urins. — Wenn die Harnröhre sich im Umfang der Wunde bedeutend verdickt, so wird hierdurch eine Verengerung ihres Lumens herbeigeführt und dadurch der Urin um so mehr gezwungen, durch die Wunde abzutliessen. Dauert dieses fort, so ist dieser Zustand eine Harnfistel. In diesem wendet man die graue Merknrialsalbe, die Jodsalbe in Verbindung mit Extract. Hyoscyami oder Extract. Belladonnae und warme Breiumschläge von narkotischen und schleimigen Mitteln auf die verletzte Stelle und ihre Umgebung an und erweitert nöthigenfalls die Harnröhre mittelst Durchschneidung der verdickten Wände. — Die Verengerung wird nach S. 6f)8 behandelt.
Die Thiere müssen nach der Operation in Ruhe und in magerer Diät erhalten, besonders aber nicht reichlich getränkt werden. Das Getränk kann schleimhaltig sein, z. 13. Leinkuchenwasser, Abkochung von Leinsamen oder von Malvenkraut.
2) Der Blasenschnitt durch den Mastdarm findet nach Girard besonders dann Anwendung, wenn die Blasensteine so gross sind, dass man sie durch den Blasenhals und somit nach der ersten Methode nicht entfernen kann, ohne die betreffenden Theile grob zu zerren oder zu zerrcissen; in anderen Fällen ist sie aber weniger zu empfehlen, weil die Wunde des Mastdarms durch Koth u. s. w. beständig verunreinigt wird und deshalb schwer zu heilen ist, auch weil Theile der Excremente in die Blase dringen und hier die Anhaltspunkte für neue Goncretionen bilden können. Ausserdem kann auch in unglücklichen Fällen der Urin sich in die Bauchohle ergicssen, wenn der Schnitt ein wonig weit nach vorn, da wo die Bauchhaut die Blase überzieht, gemacht wird. Bei kleinen Thieren ist diese Methode wegen Enge des Baumes im Mastdarm gar nicht anwendbar.
Die Ausführung dieser Operation geschieht, indem man die linke Hand in den Mastdarm führt, die letztere mit den Fingerspitzen etwa 6 — 7 Gentimeter von dem After entfernt auf die Blase setzt und dann, an dieser Hand und den Fingern geleitet, mit der rechten Hand ein gerades Bistouri in den Mastdarm führt und dasselbe durch die untere Wand in die Blase sticht. Das Messer wird hierbei mit der Schneide nach der Aftermündung zu gehalten und bei dem Zurückziehen desselben aus der Blase erweitert man in dieser Richtung die Wunde auf 3, selbst bis auf G Centim. Länge, je nach der Grosse des Steins. Hierbei wird die untere Wand des Mastdarms, die obere Wand der Blase an ihrem
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Hainblasensteine. BlaseQgchnitt.
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hintern Ende mid ein Tlieil des Blasenhalsos, mebrentheils aucli der liintere Rand der Vorsteherdrüse verletzt. Gleich nach dem Herausziehen des Messers dringt man mit zweien von den in der Nähe befindlichen Fingern der linken Hand in die Blase und sucht entweder mit ihnen unmittelbar den Stein zu erfassen, oder man hält nur mit ihnen die Wundränder auseinander und leitet an ihnen die in das Rectum geführte Steinzange in die lilase ein und sucht den Stein mit derselben zu erfassen und herauszuziehen.
Die Nachbehandlung ist auf öftere Reinigung des Mastdarms mittelst schleimiger Klystiere und auf magere Diät beschränkt.
Den oben erwähnten erdigen Bodensatz in der Blase kann man versuchen dadurch zu entfernen, dass mau durch einen Katheter oft wiederholt die Blase mit Seifenwasser füllt und dann dasselbe durch gelindes Drücken mittelst der in den Mastdarm eingeführten Hand wieder entleert, im äussersten Falle muss ebenfalls der Blaseneinschnitt durch den Blasenhals gemacht und dann dieser Niederschlag tbeils durch einen schmalen Löffel, theils durch oft wiederholte Injectionen von schwachem Seifenwasser entfernt werden.
Obgleich bei den weiblichen Tbieren die Steine gewöhnlich durch die weite Harnröhre abgehen, so geschieht es doch zuweilen, dass sie sich längere Zeit in der Blase aufhalten und eine ungewöhnliche Grosse erreichen, und eben so häuft sich zuweilen das erdige Sediment in der Blase bei ihnen an. Es entstehen dadurch dann eben solche Zufilllo, wie bei den männlichen Thieren, und man findet bei der Untersuchung mit dem in die Harnröhre eingeführten Finger, oder bei kloinen Thieren mit einer Sonde, den Stein in der Harnröhre oder im Blasenhalse festsitzend, selbst tiefer in der Blase. Um hier die Steine zu lösen und zu entfernen, genügt häufig die künstliche Erweiterung des Blasenhalsos oder der Harnröhre. Man bewirkt dieselbe, nachdem das Thier gebremset und gehörig befestigt ist, durch allmälige Ausdehnung entweder mit einem Finger oder bei grossen Thieren mit einer Stein- oder Kugelzange, bei kleinen Thieren mittelst einer recht dünnen Kornzange, welche letztere man geschlossen einführt und sie nach und nach weiter öffnet. Dies darf jedoch immer nur sehr vorsichtig geschehen, damit keine Zerreis-sungen entstehen. Gelingt dies aber nicht, so kann man die Harnröhre bis auf den Anfang des Blasenhalsos vorsichtig einschneiden und hierdurch erweitern. Dies geschieht, indem man bei grossen Thieren einen Finger, bei kleinen eine Hohlsonde in die Harnröhre bringt und, hierdurch geleitet, mit einem schmalen Knopfbistourie den Blasenhals in der Richtung nach vorn etwa 8 bis 10 Millimeter tief einschneidet. Hierauf kann man den Stein mit der Zange oder auch selbst mit einem Finger hervorziehen. Ein sandiger Niederschlag kann bei den Stuten mittelst eines kleinen Löffels und durch Einspritzungen von warmem Wasser beseitiget werden.
Die Nachbehandlung besteht in Einspritzungen von kaltem Wasser in die Scheide, in Ruhe und in magerem Futter.
Bei allen mit Blasensteinen behafteten Thieren ist Veränderung der bisherigen Nahrungsmittel und des Getränks, selbst Versetzung in eine andere Gegend, nützlich, um die Neigung zur Steinbildung im Urin zu beseitigen.
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Viertes Capltel. Die HarnrOhrensteine.
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In der Harnröhre männlicher Thiere finilen sich Steine, welche aus der Blase in sie eingedrungen und mehr oder weniger tief heruntergegangen sind. Sie sind demnach immer ursprünglich Niereu- oder Blasensteine und haben auch die materielle Beschaffenheit derselben1). Am häutigsten hat man sie bei männlichen Rindern und bei Schaafen, seltener bei Hengsten und Wallachen und bei männlichen Schweinen und Hunden gefunden. Gewöhnlich sind diese Steine rundlich oder länglich-rund, glatt, zuweilen aber auch mit Ecken und Spitzen versehen. In der Regel ist nur ein Stein zugegen, in seltenen Füllen haben sich deren auch zwei und mehrere vorgefunden. Bei Pferden hat man sie an verschiedenen Punkten, vom Blasenhalse bis zur Eichel und, im Vergleich zu anderen Thieren, am grössten gefunden, •/,. B. in der Grosse eines Taubeneies und selbst einer Wallnuss. Bei dem Rindvieh sitzen sie zwischen der Sitzbeinsfügung und dem oberen Ende des Hodensackes, gewöhnlich an oder in der zweiten (der S-förmigen) Krümmung der Harnröhre (weil hier dieselbe bedeutend enger wird und weil die Krümmung an sich den Durchgang erschwert). Bei Schaafen findet man die Steine mehrentheils zwischen der S-förmigen Krümmung und dem vorderen Ende des Gliedes (weil die Harnröhre hier am engsten ist), zuweilen aber auch in der Krümmung und selten über ihr. Bei Hunden können sie im ganzen Verlauf der Harnröhre sitzen, gewöhnlich aber findet man sie am oberen Ende des Ruthenknochens. Bei dem Rindvieh sind diese Steine ungefähr von der Grosse einer Erbse bis zu der einer kleinen Bohne, bei den übrigen Thieren etwas kleiner. Die glatten Steine sind zuweilen durch Druck mit den Fingern von der Stelle, wo man sie zuerst findet, etwas zu verschieben, zuweilen sind sie aber sehr eingeschnürt und festsitzend und die mit Rauhigkeiten versehenen Steine verändern in der Regel ihren Ort nicht.
Man erkennt das Dasein eines Steines in der Harnröhre aus einem öfters wiederholten Drängen zur Drinentleerung, wobei aber entweder gar kein Urin, oder nur einzelne Tropfen, oder ein dünner Strahl mit Mühe entleert wird; bei der örtlichen Untersuchung findet man weder die Harnrölirenmündung verstopft, noch irgend ein Hinderniss in der Harnblase (siehe Harnverhaltungen Seite 714, 715), wohl aber bei wirklicher Harnverhaltung die Harnröhre im Mittelfleisch bis zu der Stelle, wo der Stein sitzt, sehr ausgedehnt und elastisch fluetuireud, und unter der ausgedehnten Parthie dieses Theils fühlt man bei sorgfältigem Betasten immer eine Härte in der Harnröhre an der Stelle, wo eben der Stein sitzt; bei stärkerem Druck zeigen die Thiere an dieser Stelle mehr
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1) Gurlt, palholog. Anatomie, S. 3',), — u. in Nachtriigcu hierzu (nach Fürsten berg) S. 28—31.
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iranimhienstoino.
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oder weniger Schmerz; bei dem Einführen eines Katheters oder einer entsprechenden Sonde in die Harnröhre fiililt man an der betreffenden Stelle Widerstand durch einen fremden Körper, Ausserdem findet man in der Regel auch die Hamhlase voll von Urin, ja zuweilen bedeutend ausgedehnt. Bei allen Tliiereu fitiden sich die bei den Harnverbaltungen im Allgemeinen (Seite 714—716) angegebenen Symptome bald mehr, bald weniger ausgebildet hinzu, judocli treten dieselben bei dem Rindvieh gewöhnlich erst nach Verlauf von mehreren Tagen deutlich erkennbar hervor; die Thiere zeigen vielmehr während der ersten Tage guten Appetit, kein Fieber, ein manteres Benehmen und auch verbiilt-nissniiissig sehr geringe LVinbcsob werden, obgleich sie wenig oder gar nicht harnen. Man kann bei diesen Thieren fast in allen Fällen annehmen, diiss, wo Erscheinungen der wirklichen Harnverhaltung und allgemeine Krankheitssymptomo bemerkbar werden, das üebel bereits seit mehreren Tagen bestellt. Diese allgemeinen Symptome sind unruhiges Hin- und Hertreten, Schlagen mit den Füssen nach dem Leibe, fruchtloses Drängen zur Harnentleerung, Traurigkeit, Zurücktreten von der Krippe und etwas beschleunigter l'ids u. s, w.
Bei Schaafen1) treten dagegen die Erscheinungen gleich vom Anfange an deutlicher hervor, indem die Thiere das Futter versagen, sich ruhig in einen Winkel des Stnlles stellen, auf der Weide zurückbleiben, den Hals öfters dehnen und strecken, den Kopf zur Erde senken, mit den Zähnen knirschen und oft auch aus dem Maule geifern; dabei stellen sie sich oft mit den Hinterfüssen breit, wedeln mit dem Schwänze und heben den Kopf in die Hohe und geben einen schmerzhaften, blökenden Ton von sich, während mitunter einige Tropfen Urins abgeben. Zuweilen treten auch heftige Krämpfe hinzu, die, je nach der Heftigkeit der örtlichen Reizimg entweder in Folge von Schmerzen, oder, bei langer Dauer der ürinverhaltung auch durch uräuiische Intoxication entstanden sein können. — Um bei den erwähnten Erscheinungen, und bei der Anfüllung der Blase noeb sicherer zu wissen, ob die Thiere nicht uriniren können, hält man einem Schaafe durch einige Sekunden die Nase zu, worauf es gewiss harnt, wenn kein Hinderniss vorhanden ist
Hunde zeigen sich bei einem Stein in der Harnröhre unruhig, stellen sich oft vergeblich zum Uriniren, oder sie pressen nur einige Tropfen hervor; durch den After fühlt man die Blase sehr voll, den Blasenhals aber gesund, und zuweilen fühlt man den Stein in der Harnröhre und bei angebrachtem Druck zeigen die Thiere deutlichen Schmer/,. Fast immer kann man mittelst einer Sonde den Stein deutlich fühlen,
Beurtheiluug, Die Steine in der Harnröhre verursachen örtlich Reizung, Entzündung, zuweilen selbst Eiterung oder Brand, doch kommt es zu diesen letzteren beiden Ausgängen sehr selten, da die Thiere in der Regel eher an Entzündung und Berstnng der Blase und an den Folgen dieser Lokalleiden oder auch durch urämische Vergiftung zu Grunde gehen. Die Berstnng der Blase erfolgt bei verschiedenen Thieren bald schneller, bald langsamer und es tritt in Folge derselben gewohn-
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t) Dr. C, Dammann, Behrüge zur Eenntniss ilcr Harnsteine des Scliafcs, Magaz. f, d, gesammte Tliiorbeilk. oCgt;. Jahrg. S. '4'.'7 u. f.
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790nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Harnröhronstelno. Harnröbrenschuitt.
lieh grössero Mattigkeit, Fieber mit kleinem, schnellem Puls, stierer Bliek, mehr angestrengtes Atluuen, Ausdehnung des Bauches, selbst ödenutöse Anschwellung an der untern Wand desselben und zuweilen sehen nach 15 Tagen, gewöhnlich -aber erst nach 8 Tagen und bei dem Rindvieh nicht selten erst nach 1-1 Tagen der Tod ein. Nur in seltenen Füllen löst sich ein Stein aus der Stelle, in welcher er gleichsam eingeschnürt ist und geht entweder durch die Harnröhre nach aussen ab, oder er weicht wieder in die Blase zurück. Tiiiere, welche einmal diesem Uebel unterworfen waren, leiden zuweilen nach einiger Zeit an llück-filllen, und in manchen Fallen, wie Damman au Schafen nachgewiesen hat, bestehen auch Krankheiten tier Niere und der Blase in lebensgefahrlichen Graden.,
Die Kur besteht nur allein in der Entfernung dos Steins aus der Harnröhre. Dieselbe kann bei Pferden dadurch versucht werden, dass man Einspritzungen von Schleim oder von einem milden Oel in die Harnröhre macht, dann das Glied über der Eichel zusammendrückt und die Flüssigkeit in der Harnröhre durch Streichen mit der Hand gegen den Stein treibt, hierdurch die Harnröhre erweitert und den letzteren löst, so dass mau ihn dann durch gelindes Streichen und Drücken von oben nach unten zu der Mündung der Harnröhre drängen kann. Morton1) zerdrückte sogar einen Stein der Harnröhre und konnte dann die Stücke leicht entfernen. Bei den übrigen Thiereu ist ein solcher Versuch nicht anwendbar und auch bei Pferden gelingt er nicht immer. Es bleibt dann liier und so auch immer bei den übrigen Thiorcn nichts anderes zu thuu übrig, als der Harnröhrenschnitt.
Der Harnröhrenschnitt (Urethrotomia) kann bei recht ruhigen Pferden und Rindern im Stehen gemacht, werden, nachdem dieselben gespannt, gebremset und von Gehülfen gehörig fest gehalten sind; da aber die Thiere hierbei selten in der nütliigen Ruhe aushalten, so ist es in den meisten Fällen nöthig. abzuwarten, bis sie sich von selbst niederlegen, oder man sucht sie möglichst sanft auf eine recht hohe Streu niederzulegen. Jedes zu plötzliche Niederwerfen der Thiere kann bei der Fülle der Blase leicht eine Berstung derselben herbeiführen. Die Thiere werden auf die linke Seite gelegt, der rechte Hinterfuss wird entweder auf den rechten Vorann gebunden, oder mittelst eines Strickes oder Gurtes an den Hals gezogen. Schaafe und Hunde legt man auf einen Tisch, am besten auf den Rücken, und bindet die Füsse jeder Seite kreuzweis an einander; Hunden bindet man zugleich das Maul zu. Hierauf fühlt man an die Stelle der Harnröhre, wo mau früher den Stein gefunden, ob derselbe auch jetzt, nach dem Niederlegen, noch an derselben Stelle liegt. 1st dies der Fall, so macht man unmittelbar auf dem Stein einen der Grosse desselben entsprechenden Einschnitt, bei Pferden von circa 3 Centim. Länge, bei Rindern eben so, bei Schaafen einen Schnitt von etwa 2 Centimeter. Man spaltet in der Längenrichtung der Harnröhre die Haut, das Zellgewebe und die hintere oder untere Wand der Harnröhre selbst, und presst dann den Stein aus der letztem hervor oder zieht ihn mit einer Pinzette heraus. Bei dein Einschneiden hat man darauf zu sehen, dass die Wundräiuler
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1) ftn calculous concretions in (he horse ete. London 1811 Mit Abbildungen.
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ILmirühronätoiuo Ilsniröhroiiscliiiitt.
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voclit gleicliraiissig und oben werden, und dass au dem uutoni quot;Winkel (d;is Tdier stehend gedacht) in (Ion dui-clisolinittenen Sehichton keine Höhlen sich hilden, in welche der Urin infiltriren künnto. Nach Ktit-leerung des Urins wird die gewöhnlich nur sehr geringe Blutung gestillt (am besten durch kaltes Wasser), auch wohl die Wunde (lurch die Naht, oder Collodimn oder ein Heftpflaster geschlossen, doch sind hierüber die Ansichten verschieden. Viele Thierärzte lassen die Wunde offen und heilen sie durch Eiterung, weil dabei weniger leicht Infiltrationen des Urins in das Zellgewebe entstehen. — In denjenigen Fällen, in welchen man den Stein äusserlich nicht deutlich fühlt, was besonders bei Kindern öfters vorkommt, macht man den Einschnitt da, wo das Thiev bei dein Hcrnntevstreichen mit den Fingern an der Harnröhre Schmerz iuissert; und wenn auch dieses Merkmal fehlt, schneidet man gerade über dem Seroto, möglichst nahe der S-förmigen Krümmung, in die Harnröhre ein, weil dann, wie oben angedeutet, der Stein gewöhnlich in diesem Theile der Harnröhre steckt. Bei dem Rindvieh und bei Schaafeu kann man, nachdem der Hantschnitt an dieser Stelle gemacht ist, die S-förmig gekrümmte Harnröhre mit den Fingern umfassen, aus der Haut etwas hervorziehen und den Einschnitt in sie an der Stelle machen, wo mau nun eben den Stein gefanden hat; doch ist dabei zu bemerken, dass der Schnitt nicht über dem Stein nach dem After zu, sondern lieber eine Linie unter ihm gemacht werden soll, weil dann der Stein leichter zu entfernen ist und der Urin sich nicht so reichlich zwischen die verwundeten Theile ergiesst, wie wenn der Schnitt über dem Stein gemacht worden ist. Nachdem der Stein hervorgepresst oder mit einer Pinzette herausgenommen worden ist, geht man mit einer Sonde in die Harnröhre und untersucht mit ihr dieselbe nach oben und unten, ob sie völlig frei oder ob noch ein zweiter Stein zugegen ist. Im letzteren Falle bemüht man sich, denselben durch gelindes Drücken und Streichen zur Wunde hinzubewegen und ihn durch dieselbe zu entfernen. Sollte dies nicht möglich sein, so muss an der Stelle, wo der Stein eben festsitzt, ein zweiter Einschnitt auf dieselbe Weise gemacht und verfahren werden, wie angegeben ist. Nach der Operation stellen sich die Tbiere gewöhnlich zum Uriniren, und wenn man sieht, dass diese im vollen Strahl geschieht, kann man annehmen, dass die Harnröhre völlig frei und die Operation gelungen ist. Wenn der Urin während der Operation durch die Wunde vollständig abgeflossen ist, findet das Uriniren gewöhnlich erst nach mehreren Stunden statt, üiote-richs') hat empfohlen, in denjenigen Fallen, wo der Stein nicht von aussen gefühlt wird, immer den Einschnitt zwischen dem Blasenhalse und der S-förmigen Krümmung zu machen und dann mit einer Sonde den Stein in der Harnröhre aufzusuchen; dies ist jedoch, wenn man auf die im Vorstehenden angegebene Weise verführt, nicht nöthig und ausserdem auch nicht zweckimlssig, weil der Urin sich dann gewöhnlich vollständig entleert, die Harnröhre sich zusammenzieht und der Stein dadurch mehr fest eingeschnürt, oft auch eine zweite Oeffnung nöthig wird.
Da zuweilen die Heilung der llarnrührenwunden schwer gelingt und
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1) Handbuch der Votcriuür-Chiiwgio. Seite G10. Berlin 1822.
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llanirührensteine. ITarnröhrousclinitt.
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Fisteln zurückbleiben, bei welchen beständig der Urin den Thieren an den Schenkeln herimteiiiluft und die Haut wund macht, so hat Raeber ') bei mehreren Ochsen eine (bereits S. 721 beschriebene) |—förmige Röhre von Blei gleich nacli der Operation in die Harnröhre eingesetzt und sie in derselben einwachsen lassen. Die Thiere uriniren dann durch diese Röhre nach hinten, fast in ähnlicher Weise wie die Kühe,
Bei Schafböcken und Hammeln wird die Operation ein wenig abweichend von dem angegebenen Verfahren auf die Weise ausgeführt, dass der Operateur mit den Fingern der linken Hand die Vorhaut er-fasst. sie etwas erweitert und zurückschiebt, darauf aber mit der rechten Hand den gewöhnlich in die Höhe gezogenen l'enis von hinten, vom llittelfleisch her, hervorschiebt; ein Gehülfe ergreift dann denselben und der Operateur, der indessen seine rechte Hand frei bekommen hat, führt eine dünne Metallsonde durch die Mündung der Harnröhe bis zu dem Stein. Neben demselben drängt man die Sonde nach hinten, um äusser-lich die betreffende Steile bemerkbar zu machen, und liisst sie von einem Gehülfen genau eben so halten. Hierauf scheert man an der hervorgedrängten Stelle die Wolle im Verlaufe der Harnröhre gegen zwei Zoll lang und einen Zoll breit gründlich ab. Nun macht mau daselbst einen acht bis zwölf Millira. laugen Hautschnitt, prilparirt das unter der Haut liegende Fett rein ab und durchschneidet die Harnröhre etwa vier Millim. lang gerade auf dem Knopf der Sonde, drängt dann mit den Fingern den Stein zu der Oeffnung, ergreift ihn mit der Pinzette und zieht ihn hervor.
Bei Hunden verfährt man im Wesentlichen eben so.
Wenn sich bei einem Thiere der Stein in dem untern Theile der Harnröhre, wo der Penis von der Vorhaut bedeckt ist, findet, und derselbe nicht durch die Mündung hervorgepresst werden kann, so ist auch hier entweder der Einschnitt an der betreffenden Stelle in die Harnröhre zu machen, oder auch die Harnröhrenmündung durch Aufspalten zu erweitern.
Die Nachbehandlung besteht am ersten Tage in der fleissigen Anwendung des kalten Wassers auf die Wunde und später, wenn Eiterung eintritt, in Waschungen mit schleimigen Mitteln. Zuweilen entstehen durch Infiltration des Urins in das Zellgewebe neben der Harnröhre grosse Oedeme an dem unteren Theile des männlichen Gliedes, am Scrotum und an der Vorhaut; diese Anschwellungen scarificirt man und wäscht .sie mit gelind aromatischen und zusammenziehenden Mitteln. Uebrigens müssen die Thiere in der ersten Zeit ruhig gehalten, wenig getränkt und mit milden Nahrungsmitteln in massiger Menge ernährt werden.
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1) Archiv Schweizer Thicrürzte. Bil. I. Stück l. Snto 47.
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Vorlmutsteine.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;793
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Fünftes Cupitol.
Dio Vorhautsteiuo.
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Bei männlichen Pferden kommen zuweilen, bei Schweinen sehr oft Steine in den blinden Taschen der Vorhaut vor, weil bei diesen Thieren sich Urin in dem frühem sackförmigen Tlieil, der eben die Taschen bildet, ansammelt. Diese Steine sind meist länglich-rund, bei Pferden oft zwei bis drei Zoll lang und gegen einen Zoll dick, bei den Schweinen sind sie eben so geformt oder auch kugelförmig, von der Grosse einer Hasclnuss bis zu der einer Wallnuss; bei beiden ist die Oberfläche mit warzigen und spitzigen Erhabenheiten besetzt und rauh. So lange diese Goncremente nicht die bezeichnete Grosse erreicht haben, veranlassen sie gewöhnlich keine nachtheiligen Folgen, dann aber drücken und reizen sie und erzeugen in manchen Fällen Orinbeschwerden, indem sie den Abgang des Harns aus der Harnröhre bald mehr, bald weniger hindern, so dass die Thiere eine ungewöhnlich lange Zeit zu diesem Geschäft brauchen.
Man erkennt den Zustand leicht, wenn man, aufmerksam gemacht durch das beschwerliche Uriniren, die Vorhaut in ihrem ganzen Umfange, und besonders nach oben und hinten, mit den Fingern untersucht und dabei den rauhen, festsitzenden Stein fühlt.
Als Ursache ist lediglich das beständig wiederholte Einsickern des Urins in die bezeichneten Taschen der Vorhaut und das Verweilen desselben in ihnen zu betrachten; die Steine bilden sich dann durch Krystalisation der Harnsalze.
Die Beurtheilung ist günstig, denn man kann die Steine leicht entfernen.
Die Hülfe besteht darin, dass man mit dem mit Oel bestrichenen Zeigefinger in die taschenförmige Vertiefungen einzudringen und den Stein hervorzuheben sucht, oder, wenn dies nicht gelingt, darin, dass man einen Einschnitt in den Rand der Tasche, innerhalb der Vorhaut, macht und nun den Stein hervorzieht. Durch einen solchen Einschnitt wird zugleich der ferneren Ansammlung des Urins vorgebeugt.
Die Nachbehandlung besteht in dem durch etwa drei Tage wiederholten Bestreichen der Taschen und der Wundränder mit Fett oder mit Geratum saturni.
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Funrzehnte Olasse. G o s e h vf ii re (Ulcer a),
Erster Abschnitt.
Von den Geschwüren im Allgomoinon,
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Als Geschwür (Ulcus, Hclcos) bezeichnet man jode .solche iMtcr oder Jauche absondernde Secretionsfliiolie, in welcher der Vegetationsprozess so abnorm ist, dass ihr die Tendenz der Wiederherstellung der organischen Continuitiit für immer odur für einige Zeit .abgeht. Das wesentliche bei den Geschwüren ist ein modificirter Eiterungsprozess, welchen man Verschwärung (Ulceratio s. Helcosis) nennt. Dieser abnorme Eiterungsprozess beruht seinerseits wieder auf einer unregelmässigen, oft speclfischen und in tlen meisten Fällen schleichenden Entzündung. Der Ulcerationsprocess kann, wie der Entzündungs- und gutartige Eiterungsprozess bei der Abscessbilduug, durch einige Zeit in dem Gewebe der Theile bestehen und daselbst in der Tiefe Zerstörungen erzeugen, aber er wird erst dann ein wirkliches Geschwür, wenn die ülceration eine frei liegende Fläche erreicht. Die in den Geschwüren erzeugte Flüssigkeit pflegt man im Allgemeinen als Jauche (Ichor, Sanies) zu bezeichnen und als ein eigenthümliches, keiner anderen thierischen Flüssigkeit #9632;vergleichbares Sekret zu betrachten. Allein, wenngleich allerdings die Jauche einen vom guten Eiter abweichenden und in manchen Geschwüren seilist einen speeifischen Charakter besitzt, so ist man doch genö-thigt, sie für modilicirten Eiter zu halten, da sie stets, wie der Eiter, mikroskopische Eiterkügelchen besitzt, die aber gewöhnlich in geringerer Menge mit vielem Serum und mit Partikelchen von der aufgelösten organischen Substanz, oft auch mit den in dem Organ abgesonderten Säften und zuweilen mit einer schleimähnlichen Feuchtigkeit gemengt ist. Die Geschwüre sind inehrentheil mit der Seite 56 angegebenen Gesell würshaut ausgekleidet und manche Pathologen finden darin das Wesentliche der Ülceration nnd die Eigenfliüinliclikeit der ulcerativen Absonderung; allein diese Haut fehlt häufig, namentlich in denjenigen Geschwüren, deren Tendenz vorwaltend auf Zerstörung gerichtet ist.
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Geschwüre im Allgemeinen.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 795
Die Erkennung dor Geschwüre im Allgemeinen beruht auf dem Dasein einer eiternden oder jancliigen Fläche, welche in der Kegel eine iniss-l'arbige, oft bläuliche, gelbliche oder sehr blasse Farbe besitzt, dabei bald wuchernde und schlaffe, bald wieder eine ganz mangelnde Granulation zeigt, und deren Ränder zuweilen verdickt, in anderen Fällen zernagt, abgelöst oder umgebogen sind, und aus welcher eine dünne, rötbliche oder bräunliche, zuweilen auch eine eiterig schleimige, zähe Materie (die Jauche, der Geschwürseiter) schwitzt, die nicht selten die umliegenden Theile auflöst. Oft sind ausserdein noch um das Geschwür ödematöse Anschwellungen, Gallositäten, angeschwollene Lymphgefässe und Drüsen, oder die Haut ist missfarbig, dunkelroth oder bläulich. In den einzelnen Fallen findet man jedoch bei den Geschwüren mehrfältige Verschiedenheiten, welche man unter folgende Gesichtspunkte gebracht und die Geschwüre danach eingetheilt hat: I. nach der Dauer, 11. nach der Form und Beschaffenheit, 111. nach dem Zustande der Vitalität oder der Reaction, IV, nach den ursächlichen Verhältnissen und V. nach den anatomischen Gebilden, in denen sie bestehen.
I.nbsp; nbsp; Nach der Dauer unterscheidet man die Geschwüre in frische und veraltete, je nachdem sie erst vor Kurzem einstanden oder schon seit längerer Zeit gedauert haben. Manche Geschwüre dauern durch das ganze Leben eines Thieres, werden dem Körper gewissennaassen zur Gewohnheit und man pflegt sie dann habituelle Geschwüre zu nennen.
II.nbsp; nbsp; Hinsichtlich der Form berücksichtigt man den Grund, den Rand, das Sekret und die umgehenden Gebilde eines Geschwürs; und man unterscheidet hiernach a) rund e Geschwüre, b) nnregelmässig gestaltete Geschwüre, c) flache, d) vertiefte, e) Hohlgeschwüre, f) fistulöse, g) erhabene, h) reine, i) unreine, k) callöse, 1) fungöse, m) fressende, n) fäulige, o) brandige, p) kariöse Geschwüre.
a)nbsp; Die runden Geschwüre geben sich durch die rundliche Begi'än-zung der Geschwürsränder deutlich zu erkennen; sie können übrigens hinsichtlich ihrer Tiefe und der Beschaffenheit ihres Grundes und ihrer Ränder sehr verschieden sein, doch neigen sie sich mehrentheils zur Heilung.
b)nbsp; Die unregelmässig gestalteten sind an den Rändern und am Grunde mit verschiedenen Ecken und Winkeln versehen, dabei ihre Ränder ungleich dick, mehr oder weniger umgebogen; im Uebrigen ist ihre Beschaffenheit verschieden, ihre Tendenz fast immer schlecht.
c)nbsp; Die flachen Geschwüre zeichnen sich durch ihre geringe Tiefe und ihre niedrigen, mehrentheils glatten Ränder ans.
d)nbsp; Die vertieften Geschwüre haben immer eine mehr in die Tiefe gehende Geschwürsfläche, welche jedoch offen ist und wodurch sich diese Geschwüre von den Hohlgeschwüren unterscheiden.
e)nbsp; Die Hoblgeschwüre zefchnen sich dadurch aus, dass ihre Ränder über den Grund nach der Breite zu lose hervorstehen und hierdurch Höhlen bilden; die Oeffnung des Geschwürs ist dabei stets weniger umfangreich als die Grundfläche.
f)nbsp; Ein fistulöses Geschwür oder eine Fistel hat eine röhrenförmige Gestalt; sein Grund ist entweder eben so eng, wie das Geschwür selbst, oder er bildet eine Höhle, und zuweilen steht derselbe mit einem
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796nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Geschwüre im Allgcmoinen.
Absonderungsorgan oder mit dessen Ausführungsgang, mit kariösen Knochen oder Knorpeln oder mit halbzerstörten Bändern, Sehnen n, s. w. in Verbindung. Ist die Fistel an beiden Enden offen, so heisst sie eine vollkommene, mit nur einer Oeffmmg aber eine unvollkommene Fistel. — Man bezeichnet ferner die Fisteln, wenn sie mit einem Abson-dernngsorgan in Verbindung stehen, entweder nach diesem Organ oder nach seinem Sekret, z. B, Thräncnfistel, Urinfistel, Kothfistel, Gelenkfistel u. s. w.
Die Erkennung der Fisteln ist zuweilen leicht, in anderen Fällen schwierig; gewöhnlich wird man zuerst auf das Dasein einer Fistel geleitet, wenn aus einer Geschwürsöffnung eine grössere Menge Eiter entleert wird, als nach dem iiussern Umfange des Geschwürs zu vennuthen ist; noch mehr aber, wenn der Ausflnss durch gelindes Drücken oder Streichen an der Umgegend des Geschwürs von einer gewissen Richtung her vermehrt wird. Hiernach kann das wirkliche Dasein der Fistel sicher durch das Sondiren des Geschwürs in verschiedenen Richtungen erforscht werden. Man benutzt hierzu am besten metallene, biegsame Sonden, welche man vor der Einführung mehr oder weniger krümmen kann, wenn das Eindringen der geraden Sonde nur in einer geringen Tiefe gelingen will. Zuweilen ist es nöthig, vorher die iiussere Mündung der Fistel auf der Hohlsonde etwas zu erweitern, ehe man mit der Sonde in die Tiefe eindringen kann.
g) Die erhabenen Geschwüre sind eigentlich schwammartig über die zerstörte Haut hervorgewachsene dichte Granulationen, unter denen die Hautränder vertieft und zurückgetreten sind.
h) Reine Geschwüre sind solche, welche sich in ihrer Beschaffen-heit einem gutartigen Abscess ähnlich zeigen; ihre Form ist gewöhnlich rundlich, ihre Ränder sind weich und flach, der Grund blassroth, mit ziemlich guter Granulation bedeckt, das Sekret dem guten Eiter ähnlich. Sie neigen zur Heilung.
i) Die unreinen Geschwüre verhalten sich den vorigen entgegengesetzt: ihre Form ist mehr unregelmässig, die Ränder sind ungleich, hart, aufgeworfen, zackig, ihr Grund bald sehr blass, bald dunkelroth, livide, speckig, weisslich, oder die Granulation wuchert, blutet leicht, oder es befinden sich halb abgestorbene Gewebe (Zellgewebe, Sehnenfasern, kariöse Knochen u. dergl. in ihm; das Sekret ist dünne Jauche.
k) Das kailöse oder schwielige Geschwür zeichnet sich durch harte, zuweilen speckähnliche Ränder, oft auch durch eben solchen Grund aus; das Sekret ist von verschiedener Beschaffenheit.
1) Bei dem fungösen oder schwammigen Geschwür wächst eine üppige Granulation mit lockerer Masse schnell und übermässig hervor. Das Sekret ist verschieden.
m) Als um sich fressendes oder phagedänisches Geschwür bezeichnet man dasjenige, welches sich immer mehr in der Oberfläche und oft auch in der Tiefe ausbreitet und somit die organische Substanz fortschreitend zerstört oder verzehrt.
n) Das faulige (putride) Geschwür hat an seiner Oberfläche eine weiche, schmutzige stinkende Schicht von aufgelöster organischer Substanz, die sich leicht abwischen lilsst; das Secret ist eine sehr stinkende, grünliche oder graue Jauche; die Ränder sind blass, welk, die Umgegend ist oft öilematös.
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Geschwüre im Allgemeinen.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;797
0)nbsp; Bei dem brandigen Geschwür erscheint ein Theil der Oberfläche oder der Ränder in einer gewissen Dicke Avie bei dem Brande abgestorben, aber die Ränder sind bläulich, oft sind noch Entzündungs-symptome zugegen,
p) Das cariöse Geschwür ist wesentlich mit Caries oder mit Necrosis (Seite '20G u. 207) eines Knochens verbunden.
III.nbsp; nbsp; Nach dem Zustande der Vitalität oder der Reaction kann man die Geschwüre unterscheiden: 1) in entzündliche, 2) in erethische und 3) in atonische Geschwüre.
1)nbsp; Das entzündliche Geschwür (Ulcus inilammatum s. intlamina-torium) äussert sich durch dunklere gleichmässige Röthung des Ge-schwürsgrundos, des Randes und der Umgebung; die Theile sind auch angeschwollen, vermehrt warm und schmerzhaft, letzteres jedoch nur in dem Grade, wie der Grad der Entzündung dies mit sich bringt. Die Absonderung in diesen Geschwüren vermindert sich oder sie hört auch gänzlich auf, während sie bei dem frühern Zustande und Character des Geschwürs reichlich war, und zuweilen wird sie auch scharf. Gewöhnlich schwellen auch die Lymphgefässe und Lymphdrüsen in der Umgegend an. in manchen Fällen trägt die Entzündung den erysipolatosen Charakter an sich, was man daran erkennt, dass die Röthe bei dem Eingerdruck grösstentheils weicht und dass auch gewöhnlich ödeinatöse Anschwellungen, welche vermehrt warm sind, in der Umgegend des Geschwürs bestellen. Häufig zeigt auch der Puls eine fieberhafte Reizung. Der entzündliche Charakter der Geschwüre entsteht gewöhnlich nicht selbstständig, sondern in Folge von Reizungen, Anstrengungen etc.
2)nbsp; Das erethische Geschwür (Ulcus irritabile oder erethicum) ist schmerzhaft, bei Berührung sehr empfindlich, hat oft eine unrcgelmässige Form und einen ungleichen, mit zinnoberrothen oder duukelrothcn Granulationen versehenen Grund; das Sekret ist dünn, scharf, die Haut anätzend; die Umgebungen zeigen sich leicht geröthet und vermehrt warm, und zuweilen besteht auch ein gereizter Puls. Diese Geschwüre kommen besonders an nerven- und gefässreichen Theilen vor, oft auch an hervorragenden Korperstellen und haben gewöhnlich eine Dyskrasie zur Grundlage. Doch können sie auch durch äusserliche andauernde Reizung, durch oft wiederholtes Reiben und Scheuern, oder auch durch eine zu reizende Behandlung erzeugt werden.
3)nbsp; Das atonische, asthenischc, torpide Geschwür (Ulcus ato-nicum) zeichnet sich dadurch aus, dass seine Ränder gewöhnlich blass oder bläulich und mehrentheils hart, zuweilen auch weich und schlaff sind; der Grund granulirt wenig, oder es wachsen schlaffe,, blasse Granulationen aus demselben hervor. Die abgesonderte Jauche ist entweder wässerig weich oder entgegengesetzt reich an Eiweiss und Schleim und bildet in letzterem Falle beim Vertrocknen leicht Borken; die Empfindlichkeit ist immer nur gering und gewöhnlich treten Veränderungen nur langsam ein.
IV.nbsp; nbsp; Nach den Ursachen und den Krankhcitsverhältnissen theilt man die Geschwüre in id iopathische und symptomatische. Die Erste-ren entstehen durch örtliche Einwirkungen aus Quetschungen, Abscessen und Wunden, wenn z. B. durch Unreinlichkeit, unzweckmässige Behandlung, wiederholte Reizungen durch fremde Körper u. s. w. der Eiteruugs-prozess gestört und die Heilung gehindert worden ist. — Den sympto-
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798nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Geschwüre im Allgcmeiuen.
matiscben Geschwilren lieR-t ein anderer Erankheitsznstand zum Grunde,
immentlich eine üyskrasic, wolche entweder bei der Entwickelung bis zu einem gewissen Grade örtliche speeifische Entzündungen und hierdurch den Ulcorationsprozoss herbeiführen, oder auch auf bestehende Wunden oder Abscesso gleichsam Metastasen bilden und die vegetative Thätigkoit in denselben abnorm machen. Dies ist besonders der Fall bei dem llotz und Wurm, hei manchen Hautkrankheiten, namentlich bei Flechten und bei dem Krebs, und man bezeichnet nach diesen Krankheiten die Geschwäre als 11 o 1 zg e s c h w ür e, Wur m g es c h w ü r e, F1 e c h -tengeschwüre, Krobsgeschwüre n. s. w. Jede speciolle Art dieser Geschwüre ist durch eigenthümliche Charaktere von anderen unterschieden und tlieils deshalb, theils weil sie die Folge eines speeifischen Krankheitszustandes sind, nennt man sie auch speeifische Geschwüre, Sie sind nur an den, jeder solchen Krankheit eigethümlichen Symptomen zu erkennen.
Y. Nach ihrem Sitze unterscheidet man die Geschwüre hinsichtlich des afficirten Gewebes in Haut- und Schleimhautgeschwüre, in Zellgewebs-, Muskel-, Drüsen-, Knorpel- und Knochenge-schwüre u. dgl. Diese Verschiedenheiten sind mit Berücksichtigung der ergriffenen Gebilde sehr leicht zu erkennen.
Die Ursachen der Geschwüre sind zuniiehst eine abnorme Vegetation und Reproduction der afficirten Gebilde; denn nur hieraus liisst sich die geringe oder unregelmässige Bildung der neuen Masse, die Erzeugung der Jauche und das Auflösen und Zerstören der organischen Substanz erklären. Wie aber dieses geschieht? —• das ist wohl hauptsächlich aus einer krankhaften Thätigkeit der elementaren Zellen zu erklären, obgleich die Erzeugung des an dem Sekret mancher Geschwüre haftenden Ansteckungsstoffes grösstentheils unerklärlich bleibt. — Als Gelegenheitsursachen zur Erzeugung der ulcerativen Thätigkeit kann man alle Einflüsse beschuldigen, welche entweder die Mischung der Säfte im ganzen Organismus oder in einzelnen Systemen von dem normalen Zustande abweichend machen, oder welche örtlich durch Reizung oder Erschlaffung die Bildung guter Granulationen andauernd stören, wie /,. B. in erster Hinsicht zu wässerige, zu saure, verdorbene Nahrung, Unterdrückung der Hautausdünstung, Zurücktreiben flechtenartiger Hautausschläge, die Ansteckung mit verschiedenen Contagion, namentlich durch llotz- oder Wurm - Contagium, Ablagerungen (Metastasen) von Säften bei akuten Krankheiten u. s. w.; — in anderer Hinsicht das zu oft wiederholte Sondiren, Ausspritzen und feste Verbinden einer Wunde oder eines Abscesses, die zu lange fortgesetzte Anwendung kalter Umschläge oder entgegengesetzt erweichender Breiumschläge, scharfreizender Mittel u. dgl. Ausser-dem haben manche Aftergebilde, wie namentlich der Krebs, eine in ihrem Wesen begründete Neigung zur Zersetzung ihrer heterologen Bestand-theile und hierdurch zur Erzeugung spezifischer Geschwüre, wie dies in der XIV. Classe angegeben worden ist.
Die Bcurtheilung der Geschwüre im Allgemeinen ist sehr verschieden zu machen, je nach der Art derselben und nach ihren übrigen Eigenthümlichkeiten. Alle Geschwüre belästigen durch Verunreinigung, Anlockung von Insekten, Reizung, Jucken, zuweilen selbst durch wirklichen Schmerz; sie geben zum Reiben und Scheuern, dadurch zu wiederholten Entzündungen, hierdurch zu Störungen in der Function der Tbcile
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Cicschwiire im Allgemeinen.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;799
und hiernach zur Werthveminderung der Thiere Veranlassung; ansser-dem schwächen sie, wenn sie gross sind, durch beständigen Säfteverlust; oft wird auch ein Tlieil der Jauche wieder eingesogen und durch beide Umstände worden die Siiftc des Thiores krankhaft verändert und seine Kriiährung gestört, zuweilen selbst (jacliexie und der Tod herbeigeführt. Manche Geschwüre produciren auch in ihrem Sekret einen Ansteckungsstoff und geben hierdurch für andere Thiere, selbst zuweilen für Menschen Gelegenheit zur Ansteckung. — Die Heilbarkeit der Geschwüre ist ebenfalls sehr verschieden; einfache, örtliche Geschwüre mit runder Form heilen in der Regel sehr leicht, wenn man nur ihre Ursachen entfernt; dagegen sind unregelmässig geformte Geschwüre mit vertieftem Grunde, besonders Hohlgcschwüre und Fisteln stets mehr hartnäckig, ja mit die hartnäckigsten von allen äusserlichen Krankheiten; sie sind dies um so mehr, je mehr sie veraltet sind, je mehr der Körper an ihre Absonderung gewöhnt ist, je mehr derselbe zugleich in seiner Ernährung und Säftebildung im Allgemeinen abweichend vom normalen Zustande ist. Die speeifischen Geschwüre sind in dieser Hinsicht nur nach der bekannten Eigenthümlichkeit der Krankheit, welcher sie angehören, zu beurtheilen. Hinsichtlich der vitalen Reaction lehrt die Erfahrung, dass Geschwüre mit entzündlichem Charakter immer ver-hältnissmässig eher zur Heilung zu bringen sind, als solche mit erethischem und noch mehr als die mit atonischem Charakter. Hinsichtlich des Sitzes sind Geschwüre in der Haut eher zu heilen, als die in der Schleimhaut; Geschwüre in Knochen, Knorpeln und Drüsen, sowie diejenigen, welche überhaupt mit einem Absonderungsorgan oder mit dessen Ausführungskanal in Verbindung stehen, sind stets sehr hartnäckig. In allen Fällen sind die Geschwüre eher zu heilen, wenn man ihre Ursachen erforschen und gründlich entfernen kann, als da, wo dies nicht möglich ist; im letzteren Falle machen die Geschwüre oft Rückfälle entweder an derselben Stelle, oder es bilden sich neue Geschwüre an anderen Punkten.
Die Kur. Die Heilung der Geschwüre erfolgt nur, indem dieselben ihren abnormen Vegetations' Charakter ablegen, in einfache, gutartig eiternde Flächen umgewandelt und ihre mangelhafte Formen verbessert werden. Jedes Geschwür durchläuft dabei vier Stadien, nämlich:
1)nbsp; Das Stadium der Reinigung, (Stad. detersionis s. nmmlificationis), in welchem die missfarbigen, verdorbenen Thcilc entweder durch Ab-stossung oder durch unmerkliche Aufsaugung entfernt werden;
2)nbsp; nbsp;das Stadium der Eiterung (Stad. suppurationis s. digestionis), in welchem normale Eiterung den Uebergang zur Heilung bezeichnet;
3)nbsp; nbsp;das Stadium der Fleischwärzchenbildung (Stad. granulationis), in dem die Wioderbildung einer guten Substanz in der Form gesunder Fleischwärzchen zu erkennen ist; — und
4)nbsp; das Stadium der Vernarbung (Stad, cicatrisationis), in welchem durch die Fleischwärzchen die Lücke oder Höhle des Geschwürs möglichst gefüllt ist und ihre Oberfläche sich von den Hauträndern her all-mälig mit einer feinen Haut bedeckt, die sich später gewöhnlich mehr verdickt und organisirt.
Sowie aber die Geschwüre nicht immer bloss als örtliche Uebel bestehen, so sind auch diese Umänderungen nicht immer durch örtliche Behandlung allein zu bewirken. Man muss deshalb in jedem Falle vor
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800nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Qoschwüie im Ällgomoinon. Kur.
der Kur gründlich ermitteln; ob ein Geschwür aus einer örtlichen oder aus einer allgemeinen Ursache entstanden ist und ob das Thier in seinem Allgemeinbefinden gestört ist? Im letzteren Falle muss noch wieder besonders erforscht werdelaquo;: ob das Geschwür früher bestanden hat, als das Allgemeinleiden, oder ob letzteres zuerst bemerkt worden ist und das Geschwür gewisserraaassen nur als der örtliche Ausdruck des Krankseins, also nur ein Symptom desselben ist? Kach diesen Ermittelungen und nach der Beschaffenheit und dem vitalen Charakter der Geschwüre wird dann der Kurplan gemacht. Bei bestehenden allgemeinen Symptomen muss zunächst eine Umänderung der krankhaften Thätig-keit in den afficirten Systemen bewirkt werden. Dies geschieht, indem man nach den Regeln der speciellen Therapie die gegen die einzelnen dyskrasischen Krankheiten bekannten Heilmittel, bei einem bloss als Folgeleiden entstandenen Zustande von Schwäche und Cachexie aber eine gründliche Stärkung durch bittere, gelind aromatische und adstrin-girende Mittel, in Verbindung mit einer guten Diät in Anwendung bringt. In ersterer Hinsicht würde man z. B. bei veralteten Drüsengeschwüren das Schwefelantiinonimn, den Sublimat, das Jodquecksilber, die Jodtinktur, Conium maculatum, Belladonna, Semen Fbellandrii u. dgl. anwenden; bei veralteter Mauke aber drastische Abführungsmittel und diure-tische Mittel, abwechselnd mit Stibium oder auch mit kleinen Gaben von Sublimat u. dgl., bei Flechtengeschwülen das Calomel, den Sublimat, kleine Gaben von Arsenik u. dgl.
Bei solchen Geschwüren, die dem Körper durch ihre lange Dauer zur Gewohnheit (habituell) geworden sind, muss man die Heilung nur vorsichtig und allmälig bewirken, damit nicht durch die plötzliche Unterdrückung der gewohnten Absonderung Congestionon zu inneren Organen und üble Zufälle erzeugt werden. Man giobt deshalb bei der Einleitung der Kur Abführungsmittel oder Urin treibende Mittel und wiederholt diese von Zeit zu Zeit, wenn das Geschwür mehr trocken und in seinem Umfange gemindert wird. Zuweilen erzeugt man auch, besonders gegen Ende der Heilung, ein künstliches Geschwür durch Fontanelle oder Haarseile in nicht zu weiter Entfernung von dem ursprünglichen Geschwür.
Was nun die örtliche Behandlung der Geschwüre betrifft, so muss sie theils darauf gerichtet sein:
a)nbsp; das Geschwür von einem unreinen Zustande in einen reinen umzuwandeln ;
b)nbsp; den abnormen Reactionscharakter umzustimmen und
c)nbsp; die örtlichen Complikationen, welche in der Form und Beschaffenheit des Geschwürs selbst liegen, zu beseitigen.
In ersterer Hinsicht hat man zunächst die etwa vorhandene Geschwürsmembran zu zerstören und die Fläche in eine gute Eiterungsund Granulationsfläche umzuwandeln. Für diesen Zweck wendet man in denjenigen Fällen, wo jene Membran wirklich besteht und wenn der Charakter nicht ein zu eretlnschcr ist, ein Actzmittel oder das glühende Eisen an, und zwar so, dass die Haut, je nach ihrer Dicke, dadurch vollständig zerstört wird. Hiernach muss man das Abstossen des Aetz-oder Brandschorfes abwarten oder selbst diircli erweichende Umschläge befördern. In andern Fällen, bei reinen Geschwüren, genügt es, sogleich gemäss der zweiten Indication, diejenigen Mittel anzuwenden, durch
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Geschwüre im Allgemeinen. Kur.
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welche der Qbermässige Erethismus odor die Entzündung oder die Atonie in dem Geschwür beseitigt werden und durch welche zugleich gute Granulation und Biterung herbeigeführt wird, wie im Folgenden angegeben ist.
Hinsichtlich der zweiten Indikation hat man die Aufgabe: bei den Geschwüren mit dem Charakter der Entzündung zueist die Ursachen zu entfernen, die entzündliche Reizung durch schleimige und narkotische Mittel, innerlich durch salzige und andere Laxirmittel, so wie durch sehr magere Diät, am besten (wenn es zu haben) durch Gras, Mohrrüben u. dgl,, und durch ruhiges Verhalten zu beseitigen. — Auch bei den erethischen Geschwüren muss man die Ursachen der krankhaften Reizbarkeit entfernen und innerlich und äusserlich besänftigende Mittel anwenden. Demgemäss muss man in den Fällen, wo bloss eine erhöhte Seu-siliilität besteht, die Thiere möglichst ruhig halten, bei Krämpfen das Opium oder Belladonnaextrakt in angemessenen Gaben reichen, gastrische Unreinigkeiten durch Abführungsnüttel entfernen und örtlich schleimige und narkotische Umschläge oder Oeberschläge appliziren. Fruchten diese Mittel nichts, so gelingt es zuweilen dadurch den Erethismus in dem Geschwüre selbt aufzuheben, dass man die Geschwürsfläche durch ein Aetzmittel zerstört. — Bei den atonischen Geschwüren muss, mit Rücksicht darauf, ob die Erschlaffung bloss örtlich oder auch im ganzen Organismus besteht, durch die örtliche oder allgemeine Anwendung von tonischen Mitteln die Erschlaffung und Schwäche gehoben werden. Demnach wendet man örtlich Umschläge und Befeuchtungen von erregenden, gelind aromatischen, oder auch von adstringirenden Mitteln an, •/.. W, von Kamillen, Quendel, von Hopfen, Wermutii, oiUr auch von Eichenrinde, Weidenrinde, von gährendem Sauerkohl, von Bierhefe, Auflösungen von Zinkvitriol, von Kupfervitriol, von salpetersaurem Silber, Kalkwasser, Creosot, Carbolsäure u. dgl. Bei Blässe und Unempfindlichkeit der Granulation ist del- rothe l'räcipitat als l'uiver in das Geschwür gestreut oder mit einer Harzsalbe gemengt ein vortreffliches Mittel, eben so bei sehr stinkender Jauche der Chlorkalk, Carbolsäure und das Kohleu-pulver, theils einzeln, theils in Verbindung mit den vorhin genannten tonischen Mitteln. Fette Salben sind bei diesem Zustande mehr schädlich als nützlich. Ausserdem ist hier reine Luft, gute kräftige Nahrung und bei allgemeiner Schwäche die innerliche Anwendung von bitteren, arnmatischen und zusammenziehenden Mitteln nötliig. In einzelnen Fällen kann man auch durch spezifische Uinstinimungsmittel von innen her den atonischen Zustand eines Geschwürs verbessern, so namentlich durch die Kanthariden, den Sublimat, Arsenik und durch ähnliche Mittel.
Hinsichtlich der dritten Indikation ist bei den flachen und runden Geschwüren nichts Besonderes zu beobachten; aber bei den buchtigen und Hohlgeschwüren muss man immer für freien Abfluss der Jauche und später, wenn Neigung zur Heilung eintritt, auch dafür sorgen, dass letztere nicht an den Rändern früher stattfindet, als am Grunde. Um den Abfluss der Jauche zu befördern, ist es am besten, den Rand an dem abhängigen Theile des Geschwürs, wo der Eiter im Innern sich anzusammeln pflegt, mit dem Messer zu durchschneiden und zwar so tief, wie eben das Hinderniss besteht. Zuweilen ist ein solcher Einschnitt hinreichend, in andern Fällen sind deren mehrere erforderlich, — was dem Ermessen des Thierarztes in jedem besondern Falle überlassen bleiben rnuss. Darf man wegen Gefässen, Nerven oder andern wichtigen
IIubtwio, Chirurgie. 3. Aufl.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;51
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Oeschwi'iro im Allffemeinen. Kur.
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Theilen, die in dem Rande liegen, denselben nicht durchschneidetraquo;, so
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uing machen, indem man mit dem Troikar von dieser Stelle her die iVeichgebilde nach aussen in schräger Richtung durchbohrt. Gestattet luch dies die Beschaffenheit des Theils nicht, so bleibt nichts Anderes .ihrig, als durch öfteres Ausspritzen mit lauwarmem Wasser die Jauche zu verdünnen und wegzuspülen, nöthigenfalls sie auch mit einer Spritze einzusaugen und zu entfernen. Sind die über die Fläche hervortretenden
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Geschwflrsränder sehr dick, kallös oder sehr schlaff und zeigen keine Neigung zur Heilung, so ist es am zwockiniissigsten, entweder sie mit dem Messer wegzunehmen, oder sie mit einem Aetzmittel, z. B. mit Höllenstein, Aetzstein, Spicssglanzbutter, Zinkbutter, oder auch mit dem glühenden Eisen zu zerstören und so das Geschwür in ein offenes umzuwandeln und zugleich seinen Heiltrieb zu verbessern.
Fistelgeschwüre verlangen, was die äussere Form betrifft, Inder Regel die grösste Berücksichtigung. Zunächst kommt es darauf an, ob ihre üussere Oeffnung weit genug ist und so liegt, dass sie den Ausflusa des Eiters vollständig gestattet. 1st dies nicht der Kali, so muss man die Oeffnung erweitern, oder eine Gegenöffnung schaffen, oder die äussere Wand der Fistel vollständig durchschneiden und die letztere in ein offenes Geschwür umwandeln, -- wie dies eben die Lokalität und die Beschaffenheit der Theile gestattet. Denn durch das zurückbleibende Sekret wird die Entartung der umliegenden Theile beständig vermehrt und die Heilung des Geschwürs verhindert. Die Erweiterung geschieht in der Regel durch das Messer, seltener durch Aetzmittel. Die Erweiterung mit dem Messer ist immer am zweckmässigsten, weil sie in einem Moment vollständig und in solchen Graden, wie man es für nöthig hält, bewirkt werden kann. Man führt sie aus, indem man entweder eine Hohlsonde in die Fistelmündung einführt und auf ihr mittelst eines Knopfbistouris die Durchschneidung der Eistelränder und nöthigenfalls eines Theils der Wand bewirkt; oder indem man hierzu das sogenannte Eistelmesser1) oder das verborgene Bistouri benutzt. Mit dem letzteren Instrumente dringt man so tief, wie eben die Umstände die Erweiterung erfordern, in die Fistel ein, hebt dann durch einen Druck auf den Stiel der Messerklinge die letztere aus ihrer Scheide hervor und zieht in demselben Moment das Instrument aus der Eistel zurück. Es wird dabei die Klinge in die Fistelwand gedrückt und eine mehrere Linien tiefe Durchschneidung derselben bewirkt. Auch hier ist, wie bei den Hohlgeschwüren, in manchen Fällen die Erweiterung nach einer Seite genügend, in andern Fällen muss man aber den Einschnitt
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der Fistel
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an zwei oder mehreren Stellen machen. — Die Erweiterung
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1) Das sogenannte Arnemann'sche Fistelmesser besteht a) aus einer gegen 4 Millimeter cliclien Sonde, welche bis an ihr oval abgerundetes vorderes Ende gespalten, an ihrem hinteren Kntle mit einem hölzernen Handgriff versehen ist; b) aus einem Messer, dessen Klinge in der Spalte der Sonde verborgen und am hintern Kndo mit einer Art Stiel versehen ist. Heide Theile sind an einer erhöhten Stelle des Stiels durch ein Niet so verbunden, dass die Klinge ähnlich einem zweiarmigen Hebel bewegt werden kann. An dem Stiel der Klinge befindet sich eine kleine Schraube, durch welche man das Maass bestimmen kann, in welchem die Klinge über die Sonde hervortreten und mehr oder woniger lief einschneiden soll.
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Oeschwüio im Allgemeinen. Kur.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 803
mündung durch Aotzung nutzt wenig, da gewöhnlich sehr bald die zerstörten Weichgebilde durch neue Granulationen ersetzt werden.
In den meisten Fällen ist es meckmässig, nicht nur die Fistelmün-dung zu erweitern, sondern auch die ganze Fistel aufzuspalten, sie in ein oll'enes Geschwür umzuwandeln und die Fistelhant durch geeignete Mittel zu zerstören. Man verführt hierbei mit der Hohlsonde und dem Messer im Wesentlichen eben so, wie dies im Vorhergehenden ange-deutet worden ist. Dieses Verfahren ist aber häufig, namentlich bei Fistein, welche sehr lang sind, welche unter Seimen, Knochen und anderen Theilen liegen, nicht gut ausführbar. In diesen Fällen muss man sich zuweilen darauf beschränken, hloss die Mündung, wie eben angedeutet ist, zu erweitern oder am innern Ende der Fistel eine Gegenöffnung zu bilden, was in der Seite 62 angegebenen Weise geschieht. Um die Geschwürshaut, welche sich bei Fisteln in der Regel mehr als bei andern Geschwüren entwickelt zeigt, durch neue Entzündung und Eiterung, oder auch direkt durch atzende Mittel zu zerstören, kann man ein Haarseil durch die Fistel ziehen, oder ein kräftiges Aetzmittel oder auch das glühende Eisen anwenden. Ersteres ist nur in denjenigen Fällen anwendbar, wo entweder zwei Fistelmündungen schon bestehen, oder wo man doch die zweite Oeffnung leicht schaffen kann. Dieses geschieht ganz einfach, indem man mittelst einer Oehrsonde oder eines Troikars, einer Haarseilnadel ein Band durch den Kanal zieht und die beiden Enden entweder zusammenbindet oder auch mit Knebeln versieht. Das Band kann nach der Weite des Fistelkanals mehr oder weniger dick, von Zwirn, von Wolle oder von Haaren sein; bei sehr dünnen Fistelgängen genügen zuweilen auch runde Schnuren oder selbst einzelne seidene oder wollene Fäden. Zeigt der Kanal im Innern geringe Empfindlichkeit, so kann man das Band auch mit Terpenthinöl, mit Kantharidentinktur, mit rother Paäcipitatsalbe, oder mit einer Auflösung von Sublimat oder von Höllenstein befeuchten und es in dem Kanal täglich einige Mal hin und her ziehen. Tritt hiernach gute Eiterung ein, wird der Kanal enger, was man an etwas erschwerter Beweglichkeit des Bandes erkennt, entsteht bei der Bewegung des Bandes Blutung und Schmerz, so kann man hieraus schliessen, dass das Band genügend gewirkt habe, und man entfernt es deshalb zu dieser Zeit. 1st ein Band wegen Mangel der zweiten Oeffnung nicht einzuziehen, so wendet man Aetzmittel an und zwar entweder in flüssiger Form durch Eingiessen, Einpinseln oder Einspritzen der Mittel, oder man berührt mittelst eines Stückchen Höllensteins, Aetzsteins oder Sublimats, so weit wie man damit eindringen kann, die Fistelwändc im Innern, oder man legt es sefbst in die Fistel, — oder man bringt ein mit dem Aetzmittel bestrichenes Bougie (Seite 258) oder einen oben so bestrichenen Wergpfropf in das Geschwür, Es können für diesen Zweck ziemlich alle Aetzmittel glcichmässig angewendet werden, doch haben sich hierbei der Kupfervitriol, der Höllenstein, der Sublimat und in neuerer Zeit das Villatesche Mittel (Seite 245) besonders nützlich gezeigt. Man wiederholt diese letztem Einspritzungen täglich 1—2 Mal so lange, bis dabei Blutungen entstehen, aus welchen njan auf eingetretene frische Granulationsbildung schliessen kann; dagegen werden die aus concentrirten Aetzmitteln bestehende Injectionen in der Regel mir einmal gemacht.
Die kal lösen Geschwüre müssen, bevor sie heilen, ihre speck-
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artige Derbheit verlieren mid für diesen Zweck, wenn ein entzüiullichev Charakter besteht, mit erweichenden Breiumschlägen, bei erethischem Charakter mit narkotischen Mitteln und bei asthenischetn Charakter mit aromatischen Mitteln, zu welchen man eine Auflösung von Kali carbo-nicum setzt, behandelt werden. Bei geringeren Graden dieses Znstandes sind auch lauwarme Umschläge, oder Befeuchtungen, Fussbäder u. s. w. von Seifenwasser oder von Aschenlauge zu benutzen; bei den höheren Graden benutzt man, wenn die vorhin genannten Mittel vergeblich angewendet worden sind, die Kantharidensalbe oder das Brennen in Punkten oder Strichen auf die Haut in der Umgegend des Geschwürs an und auf die Geschwürsfläche selbst applizirt man in den milderen Füllen die rothe Präcipitatsalbe, oder mau streut den rothen Präcipitat pulverisirt auf dieselbe; fruchten diese Mittel nichts, so muss die kailiise Masse selbst entweder mit Aetzmitteln oder mit dem glühenden Eisen zerstört oder mit dem Messer ausgeschalt werden. Uebrigens muss man vermeiden, dass eine wiederholte Reizung durch Reiben, Scheuern, reizende Salben, noch mehr aber durch adstriugirende Mittel in oder an dem Geschwüre stattfindet.
Bei den fungüsen Geschwüren muss man die schwammigen Auswüchse entfernen, indem man sie entweder bei den gelinderen Graden und wo der Ort das feste Anlegen einer Binde gestattet, mit festen Wergpolstern und mit einer Binde anhaltend und gleichmässig drückt; oder indem man sie mit Aetzmitteln zerstört, oder sie mit dem Messer oder der Scheere abschneidet. Das letztere verdient in allen Füllen den Vorzug, weil es schnell und gründlich geschehen kann; indessen ist dieses Verfahren mit mehr oder weniger Schmerz und zuweilen wegen der in der Nähe liegenden grössereu Gefüssc und wegen der Unruhe der Thiero mit einiger Gefahr verbunden und man benutzt deshalb eben so häufig die Aetzmittel oder das Glüheisen. Uic letzteren Mittel wirken immer zugleich umstimmend auf die Thätigkeit in den Geschwüren und sie können daher besonders dann nützlich sein, wo Schwäche, Erschlaffung und Reizlosigkeit in dem Geschwür besteht. Uebrigens müssen in jedem Falle die etwa noch fortwirkenden Ursachen der fungösen Entartung des Geschwürs entfernt werden, so namentlich vorhandene Knochensplitter, halbabgestorbene Knorpelstöckchen oder Sehnenfasern, eingedrungene fremde Körper, das Verbinden mit reizenden Mitteln, z. B. mit harzigen Tinkturen, mit ätherischen Oelen u. dgl.; eben so muss das Reiben und Scheuern an andern Gegenständen vermieden werden. Sind die Thiere jung, gut genährt und vollsaftig, so setzt man sie auf magere Diät und wendet innerlich Ableitungsmittel, besonders kühlende Salze an; sind .sie entgegengesetzt schlaff und schwach, kachektisch, so giebt man ihnen tonische Mittel, kräftige Nahrung und hält sie in einem massig warmen, mit reiner Luft versehenen Stall.
In den pliagedänischen Geschwüren muss man durch warme Breiumschläge von solchen Mitteln, welche dem Charakter der Vitalität entsprechen, zuerst gute Eiterung herbeiführen und dieselbe durch innerlich gegebene umstimmende Mittel zu unterstützen suchen. Ausserdem ist hierbei immer die Regulirung des Verdauungsprozesses, so wie der Ab- und Aussonderungen zu beachten und man giebt deshalb in erstem1 Hinsicht bei Trockenheit der Exkremente kleine Gaben von abführenden Mitteln, bei Mangel an Appetit bittere Mittel, oder wenn die Jahreszeit
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es gestattet, bei jiflanzonfresscnden 'filieren Gfüüfuttei' oder Mohrrüben; bei mangelhafter Urinabsonderong befördert man dieselbe durch Wach-liolderbecren, gekochten Terpenthin, Terpenthinöl und dergleichen. Im Allgemeinen vermeidet man bei diesen Geschwüren die reichliche Anwendung salziger Mittel und örtlich die Anwendung von fettigen Substanzen.
Bei den fauligen und brandigen Geschwüren ist eine Steigerung der Lebcnsthätigkeit in dem Geschwür zu bewirken, damit eine bessere Absonderung und die Abstossiing der bereits in Auflösung begriffenen Gebilde erfolge. Für diesen Zweck sind innerlich bittere, aromatische und adstringirende Mittel, bei sehr gesunkenen Kräften auch Kampher, TerpenthinöT, Arnica, und bei kleinen Thieren auch die China zu verabreichen, dabei auch für reine Luft und gute Nahrung zu sorgen. Oert-lich bewirkt man öftere Reinigung, streut Kohlenpulver mit gelind aromatischen Mitteln in das Geschwür oder man applizirt Umschläge von Eierhefe, von Chlorkalk-Auflösung, ganz besonders aber die Carbolsäure, jedoch gewöhnlich verdünnt mit Wasser (als l'henyl-Wasser) oder Oel (als rhenyl-Liniment), bis der Zustand des Geschwürs geändert ist.
Die cariösen Geschwüre heilen nur dann, wenn die Abstossung oder Abblätterung (Exfoliato) der in DIceration begriffenen Knochentheile, oder die direkte Entfernung derselben durch das Messer geschehen ist. Um die Abblätterung zu bewirken, wendet man erregende, den Lebens-prozess erhöhende Mittel an, wie namentlich aromatische Breiumschläge, die harzigen Tinkturen, ätherische Gele, rektiflzirten Weingeist und das glühende Eisen, jedoch nur so lange, bis der Zweck erreicht ist, oder bis gute Eiterung sich zeigt und die kranke Knochenstelle beweglich wird, weil sonst leicht Ueberreizung und neue Entartung des Geschwürs entstehen kann. Wesentlich ist es bei den cariösen Geschwüren, dass man immer für vollständigen Abfluss des Eiters sorgt. (S. CO.)
Zuweilen heilen Fistel- und andere Geschwüre nicht, wenngleich die Geschwürshaut in ihnen zerstört und das Geschwür in einen reizenden Zustand versetzt worden ist. Das Hinderniss in solchen Fällen ist gewöhnlich eine ganz geringe, schleichende Entzündung in der Umgegend der Fistel und damit in Verbindung stehende Congestion zu derselben. In solchen Fallen hat die Anwendung der Kantharidensalbe oder des Brenneisens auf die Haut der Fistel oder in der ganzen Gegend des Geschwürs, so weit dasselbe sich in die Tiefe erstreckt, oder so weit, wie eine Spur von entzündlicher Auflockerung wahrzunehmen ist, sich nützlich gezeigt, besonders aber, wenn man gleichzeitig den Ernährungspro-zess im Allgemeinen auf einen recht geringen Grad herabstimmte. Für den letztern Zweck setzt man die Thiere auf ganz magere Diät, so dass sie nur eben dabei existiren können; man giebt ihnen von Zeit zu Zeit wiederholt Abführungsmittel und bei kräftigen Thieren kann man in der ersten Zeit dieser Behandlung auch eine, oder selbst eine wiederholte Blutentziehung machen, Die günstiquot;quot;, Wirkung dieser Behandlung äussert sich dadurch, dass die Absonderung in dem Geschwür bedeutend in der Menge vermindert wird, dass sich an den Bändern des Geschwürs festsitzende Schorfe bilden und dass die Anschwellung im Umfange sich bedeutend mindert oder selbst gänzlich verschwindet.
Da die Geschwüre in den meisten Fällen nicht einen der im Vorstehenden bezeichneten pathologischen Zustände einfach und allein, sou-
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üeschwiiro im Allgemeinen. Kur.
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(lern rlio Charaktere von mehreren dieser Zustünde an sich tragen oder in ihrem Verlaufe annehmen, so ist auch die Behandlung nicht in allen Fallen bei der einen oder der andern Art der Geschwüre ganz einfach nur auf eine Weise durchzufiiiiren, sondern man nuiss oft zwei, auch mehrere der genannten Behandlungsarten bei einem Geschwür zur Anwendung bringen, so z. B, kann man in einem Geschwür zugleich ein Fistelgeschwiiv und ein callöses, ein funguses Geschwür und zugleich ein cariöses u. s. w. vereinigt sehen und muss demgemäss auch die Mittel für beide Zustünde entsprechend anwenden.
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/Meiler Absclniitt.
Geschwüre im Besonderen.
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Erstes Capitel. Die 0 h r f i s t e 1.
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Bei Pferden habe ich öfters am ilusscrn Rande lind am untern Ende der Ohrmuschel eine Fistel gefunden, welche aus einer kleinen rundlichen Oeffnung eine weisse, sehr zilhe, mit Eiweiss gemengte Flüssigkeit aussickerte und dadurch die unter dem Ohr liegenden Haare beständig /usamenklchtc und besudelte, Mit einer Sonde konnte man stets nach abwärts, oft bis .'gt; Centini. tief eindringen und zuweilen war der Kanal an seinem Grande sackförmig erweitert. Der ganze Kanal war stets mit einer deutlich sichtbaren, einer Schleimhaut ähnlichen Haut ausgekleidet und ohne Granulation. In den meisten Fällen stand der Kanal mit einem äusserlich unter dem Ohr sitzenden Backenzahn oder mit einer daselbst befindlichen Exostose in Verbindung, in den meisten Fällen war
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aber hiervon keine Spur zu bemerken, s( mehrere Jahre bestanden hatte.
Die Ursachen dieser Fisteln waren
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st nachdem die Fistel durch
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bisher
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unbekannt. Nach den
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im Vorstellenden angegebenen Eigenschaften derselben hat man ange-
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nommen, dass sie in vielen Fällen angeboren sind, Leonhard1) schreibt ihnen diesen Urspung in jedem Falle zu und erklärt denselben aus dem abnormen Offenbleiben einer im Embrio normaliter bestandenen Hals-kiemenspalte. Diese Ansicht ist wohl richtig, denn die oben erwähnte Auskleidung des Kanals mit Schleimhaut spricht für einen ursprünglichen Zusammenhang mit der Rachenhöhle. Leonhard will deshalb den Zustand nicht als Ohrfistel, sondern als Halskiemenfistel oder als an-geborne Halsfistel benannt wissen.
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1) Zeitschrift f. prakt. Veterin. - Wissenseil. 1. Jahrg. (1873) S. 11. Der Verfasser nennt den an dem Grunde der Fistel gefundenen Zabn einen „wahrscheinlich nur vermeintlichenquot; Zahn. Ich habe solcho Zähne bisher aus 6 Fisteln herausgenommen; es waren wirkliche Backenzähne. Ein Fall ist von Gurlt beschrieben und abgebildet im Magaz für Thierheilk. Jahrg. 17, S. 214,
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Thiiiiioufistcl.
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Die Beurtheilung ist bei der einfachen Fistel günstig zu machon, da die Fistel, aussei- der bezeichneten Verunreinigung der Haut keine üble Folgen erzeugt und bei einer zweckmässigen Behandlung sicher zu heilen ist. Bei Exostosen und abnorm vorhandenen Zähnen ist die Heilung allerdings schwieriger.
Behandlung. Am besten ist es, die einfache Fistel bis auf ihren Grund aufzuspalten und ihre Haut mit einem Aetzmittel zu zerstören; doch kann letzteres auch durch Injectiünen in die Fistel geschehen, nachdem man eine Gegenöffnung gemacht hat. Das Aufspalten gesc'.iielit auf die gewöhnliche Weise, indem man eine Hohlsonde in die Fistel setzt und, in ihr geleitet, das Messer einführt und die äussere Wand der Fistel durchschneidet. Die hierbei etwa entstehende Blutung wird mit dem glühenden Eisen gestillt und hierauf die Haut des Kanals mit Lapis infernalis, oder mit Spiessglanz- oder Zinkbutter, Kupfervitriol und dgl. bestrichen. Die Heilung erfolgt nach Ablösung der Schorfe durch Eiterung und Granulation sehr leicht.
Will man die Heilung durch Injection versuchen, so macht man zuerst eine Gegeuöft'nung am Grunde des Kanals auf die Weise, dass man eine Sonde bis zu dem Grunde führt, denselben durch den Knopf der Sonde etwas hervordrängt und hier einen Einschnitt durch die Haut bis in den Kanal macht. Hierauf bestreicht man die Haut unter der Oeffnung mit Wachssalbe und injizirt in die obere Oeffnung etwa 20—30 Tropfen einer concentrirten Auflösung von Lapis infernalis, oder von Kali causticum, oder auch von Ghlorzink, und wartet die hierauf entstehende Entzündung und Eiterung ab. Unter günstigen Umstanden entsteht bald gute Granulation und der Kanal verwächst vollständig.
Findet sich am Grunde einer solchen Fistel ein Zahn, so wird dieselbe aufgespalten, die Haut von dem Zahn und dieser an seiner Basis von dem betreffenden Knochen gelöst und hiernach die Wunde durch Eiterung geheilt.
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Zweites Capitel.
Die Thrtlncnlistel (Fistula lacrymalis).
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Die Thraneulistel besteht in einer ülceration und Verdickung der Haut des Thräuensacks und des Thränenkauals und, in Folge dessen, in einem Austluss von Thränen und Kiter entweder aus den Thranenpunk-ten oder aus einer abnorm entstandenen Geschwürsöffnung, Im letztem Falle wird die Thränenfistel eine vollständige oder äussere, im erstem Falle aber eine innere Thränenfistel genannt.
Die Erkennung der Thränenfistel im Allgemeinen ist ziemlich leicht, da man den Austluss einer eiterigen, mit vielen Thränen gemengten Flüssigkeit aus dem Innern Augenwinkel oder aus einer kleinen Oeffnung unter demselben leicht wahrnehmen kann; allein in manchen Fällen ist
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Thräneulistel. Behaudlung.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;809
doch die Erkennung des Zustandes weniger leicht, namentlich wenn grosse Anschwellung der Thriuiciikarunkel, Auflockerung und Ansciiwel-lutig der Bindehaut und der Augenlider vorhanden ist und keine oÜ'ene Kistelmmidiuig besteht. In solchen Fällen gilt als Critorium des Leidens, (hiss die Haut unter dem Innern Augenwinkel rundlich hervorgedrängt und elastisch gespannt ist nnd dass bei einem Druck auf diese angeschwollene l'arthie derAuslluss aus dem Auge bedeutend vermehr, ja selbst in einem Strahl erfolgt. In denjenigen Fällen, wo eine aussei #9632; Oeffnung unter dem Auge besteht, kann man durch sie mit einer Sonde nach abwärts, zur Nase hin mehr oder weniger tief in den Kanal c n-dringen, zuweilen auch völlig durchdringen, so dass die Sonde durch lt; ie untere Mündung des Thränenkanals wieder zum Vorschein kommt. Man bedient sich hierzu am besten einer Fischbeinsonde von entsprechender Länge. Da, wo man mit der Sonde nicht durch den ganzen Kanal gelangen kann, besteht ein örtliches Hinderniss an irgend einer Stelle in dem Kanal, und dieses Hinderniss ist in der Regel zugleich eine Mitursache, zuweilen sogar die alleinige Ursache der Fistel. Die Thränen-fisteln kommen bei den Hausthieren im Ganzen selten vor, namentlich die äusscren, doch hat man sie bei dem Pferd, dem Esel, dein Rindvieh und bei dem Hunde gefunden.
Ihre Ursachen sind sehr verschieden; zuweilen ist eine chronische, katarrhalische oder dyskrasische Entzündung die Veranlassung dazu, dass die Haut des Thränensacks und des Thränenkanals sich stellen-weis so verdickt, dass der Durchgang der Thränen nach aussen entsteht; in andern Fällen bilden sich gleichzeitig durch dieselben Ursachen Ulcerationcn; zuweilen sind Verdickungen der Nasen- und Oberkieferbeine, Knochenauswüchse, Polypen in der Nasen- oder Kieferhöhle, mechanische Verletzungen der Thräncnbeine etc. die Veranlassungen zu dem Entstehen der Fistel.
Die Beurthcilung ist im Allgemeinen ungünstig, da es unter allen Umständen schwierig ist, die bezeichneten pathologischen Zustände, von denen die F'istel bloss als Folgeleiden auftritt, zu beseitigen und somit die Fistel gründlich zu heilen; doch ist die Schwierigkeit, je nach Art dieser Zustände, in einem Falle grosser, im andern etwas minder. Bei blosser Verdickung der Schleimhaut des Kanals ist immer am ehesten noch Hülfe zu schaffen, bei Knochenauftreibungen am wenigsten, und bei Polypen hängt die Beurtheilung von ihrer Grosso u. s. w. ab, wie dies bei den Nasenpolypen angegeben ist. Sich selbst überlassen heilen diese Fisteln niemals, sie veranlassen durch das beständige Abfliessen der Thränen Anätzung der Haut, Ausfallen der Haare, Jucken und Reiben und dadurch zuweilen Entzündung und Verletzung des Auges, und sie geben immer dem Thiere ein hässliches Ansehen.
Die Behandlung muss zunächst auf die Beseitigung der Ursachen, insofern dieselben noch fortbestehen, gerichtet sein; ausserdern aber muss auch der Kanal möglichst frei in seinem Lumen werden, damit die Thränen wieder auf dem normalen Wege abfliessen können; und wo chronische Entzündung und Ulceration besteht, da müssen diese Zustände beseitigt werden. Für den ersten Zweck macht man, wo dicker, zäher Schleim den Kanal verstopft, Injectioncn von lauwarmem Wasser, welches man mit einem geringen Antheil Essig versetzt. Diese Injectionen können zum Thoil durch die untere Mündung des Kanals gemacht werden; da sie jedoch
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von dieser Stelle her bei empfindlichen und mmihigcu Thiercn schwer anzubringen sind, so ist es besser, sie durch die Fistelöffnung, im Falle eine solche vorhanden ist, zu machen; besteht keine solche äussere Fistelöffnung, sn muss man eine künstliche Oeffnung machen, indem man mit einem spitzen Bistouri gerade unter dem inneru Augenwinkel, etwa 3 Millimet. von demselben entfernt, einen Einstich macht, dessen Länge parallel mit dem Nasenrücken verläuft. Die so gemachte Wunde muss bis in den Thränensack dringen und bei Pferden gegen 5 — 6 Millimet. lang, bei kleinen Tlneren ein wenig kürzer sein. — Besteht noch deutlich wahrnehmbare entzündliche Reizung, so macht man warme Dunstbäder von blossen Wasser und lässt die Thiere den Dampf einathmen, oder man macht auch wanne Umschläge über die leidende Seite des Gesichts bis zu dem Auge hinauf und giebt innerlich salzige Abführungsmittel; ist eine solche Entzündung jedoch schon seit langer Zeit zugegen, so kann man auch, statt dem Umschläge, auf die ganze Gesichtsparthie im Verlaufe des Thränensackkanals die Kantharidensalbe einreihen. Fruchten diese Mittel aber nichts, so kann man auch mittelst einer biegsamen Sonde eine Darmsaite oder einige seidene Fäden in den Kanal einziehen und durch circa 14 Tage in ihm liegen lassen. Die beiden Enden der Saite oder des Bandes werden nach dem Einziehen mit dicken Knoten oder mit kleinen Knebeln versehen, um ihr gewaltsames Herausziehen vor der angegebenen Zeit zu verhüten. Das Bad wird täglich einige Male gelind nach oben und unten gezogen, um so die Einklemmung desselben von der Schleimhaut des Kanals zu verhindern. Man schliesst auf einen guten Erfolg, wenn der Ausfluss aus der Fistelöffnung oder der künstlich gemachten Oeffnung sich mindert, dafür aber die Thränen wieder durch die untere Mündung des Kanals abfllessen, Ist diese Aen-derung erreicht, so kann man das Band entfernen und die. weitere Hei lung der Naturthätigkeit überlassen.
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Drittes Capitel.
Die Zahnfistel.
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Zahnfisteln sind cariöse Geschwüre mit Fistelgängen, die zu einer Zahnhöhle führen. Sie bestehen in einer Ulceration der Zahnwurzeln, oder der Zahnhöhlen, oder auch beider Theilc zugleich und in den meisten Fällen nimmt auch die Substanz der Kieferknochen in einem bald grös-sern, bald kleinern Umfange an dem Üebel Theil. Sie kommen am häufigsten bei Pferden, besonders im jugendlichen Alter, seltener bei dem Rindvieh und bei Hunden, und sehr selten bei den übrigen Säugo-thieren vor. Man findet sie am häufigsten am Unterkiefer, und zwar am zweiten oder dritten, selten am ersten Backenzahn, weniger oft am Oberkiefer, am ersten oder zweiten, seltener am dritten Zahn. An den übrigen Backenzahnen, an den Haken- und Schneidezähne findet man
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sic äusserst selten. Sie münden in der Regel äusserlich am Kinnbacken, der Zahnwurzel gegenüber, zuweilen auch im Zahnfleische oder auch neben dem Zahne im Maule, zuweilen sind sie durchgehend und mit beiden Oeffunngcn versehen,
Ihre Kennzeichen sind, je nach dem Grade ihrer Ausbildung, bald mehr bald weniger auffallend, im Allgemeinen folgende: der Kinnbacken ist an der leidenden Stelle dick aufgetrieben, in der ersten Zeit zugleich vermehrt wann und mehr empfindlich, ganz so, wie bei Knocheneutzün-dungen; doch lindet man häufig an der geschwollenen Stelle die Knochenmasse äusserlich beim Druck ('twas nachgiebig, weil plastische Ausschwitzung in der Heinhaut stattgefunden hat. Etwas später wird die Haut erweicht, bricht auf, es bildet sich eine rundliche Oeffnung, aus welcher eine stinkende Jauche tliesst und wohl auch (aber nicht immer) üpinge Granulation wächst; mit einer dünnen Sonde kann man dann durch die Oeffnung znr Zahnwurzel, ja oft durch die Zahnhöhle bis in das Maul dringen, so dass das Ende der Sonde zwischen dem Zahnfleisch und Zahn zum Vorschein kommt. In diesem Falle wird auch ein Theil der Jauche in die Maulhöhle entleert und es entsteht als Folge davon ein übler Geruch im Maule. Zuweilen ist das Zahnfleich geschwollen, schwammig aufgelockert, aus einer kleinen Oeffnung eiternd, und in einzelnen Fällen findet man auch, wenn das üebel weiter vorgeschritten ist, den betreffenden Zahn entweder ein wenig über die Reihe der übrigen hervorstehend oder auch ein wenig beweglich, in manchen Fällen selbst ganz locker. Mitunter ist er auch gesplittert. — Aelterc Fisteln besitzen nicht selten äusserlich aufgetriebene, callöse Ränder und mitunter, namentlich bei dem Rindvieh, ist der Kinnbacken in einem grössern Umfange aufgelockert und unförmlich aufgetrieben (s. Winddorn S. 207). Bei Pferden wird auch, wenn die Zahnfistel im Überkiefer ihrer Sitz hat, die Knochenauftreibung in den meisten Fällen weit grosser als im Unterkiefer; nicht selten bilden sich mehrere Oeffnungen, und man lindet auch stinkenden Ausfluss und übel riechende Luft aus dem Nasenloche der leidenden Seite.
Neben diesen Erscheinungen der Fistel selbst findet man bei manchen Pferden auch Störungen im Kauen; die Thicre kauen nämlich mehr langsam und vorsichtig, oft nur auf einer Seite, verstreuen Futter, oder bilden von dem halbgekauten Futter Ansammlungen zwischen den Zähnen und den Backenwandungen, und manche halten den Kopf schief, oder sind wohl auch kopfscheu, wenn man sie berühren oder aufzäumen will.
Die Ursachen der Zahnfisteln sind immer Quetschungen der Zahnwurzel oft vielmehr des Kiefers, der Zahnhöhle und der sie auskleidenden gefässreichen Haut. Zu diesen Quetschungen geben Stösse und Schläge bei verschiedenen Gelegenheiten Veranlassung, am meisten aber das Fressen aus einer zu engen und mit scharfen Kanten versehenen Krippe. (Hierin beruht es zum Theil, dass man in der Regel mir den zweiten oder dritten Packenzahn leidend findet, da die meisten Krippen eine solche Tiefe haben, dass die Thiere das Maul bis zu den genannten Zähnen in sie halten können; doch trägt auch der Umstand sehr viel hierzu bei, dass die drei ersten Backenzähne mit ihren Wurzeln der Oberfläche des Kiefers sehr nahe liegen, daher den äusseren Finwirkun-gen sehr ausgesetzt, die oberen mehr geschützt sind). Zuweilen entstehen diese Quetschungen auch dadurch, dass fremde harte Körper,
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Zahnfistel.
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z, B. eisraquo;, ne Nä^cl, Steine u. dgl. mit lt;leni Körnerfutter ins Maul kora-men und lass die Thieve heftig auf dieselben heissen.
Die 1quot; ognosis ist, je nach dem Grade der KiiochenauftreiLuing, nach dem Mitleiden der ganzen Zahnhöhle oder nur eines Theils derselben, oder der Zahnwurzel, nach dem Festsitzen oder Lockorsein des betreffenden Zahns und nach dem Sitze der Fistel selbst in den einzelnen Fallen etwas verschieden. Zahntisteln im Unterkiefer, hei welchen nur eine geringe Knochenauftreibung besteht, wo nur ein Theil der Zahnhöhle oder der Zahnwurzel von der Caries ergriffen ist, sind immer ganz günstig zu beurtheilen, denn sie werden, wenngleich zuweilen erst nach -i—8 Wochen, doch immer gründlich geheilt und zwar mit Erhaltung des Zahns; Zahnfisteln, welche mit stärkerer Auftreibung des Kiefers verbunden sind und wo in der Hegel auch die Caries in der Zalmhö'.le einen grössern Umfang erreicht hat, sind weit übler, da sie immer einer langern lleilungszeit bedürfen und gewöhnlich eine, wenngleich verminderte Anschwellung im Kinnbacken zurücklassen; wenn liier',;i der Zahn noch fest in dem Kinnbacken sitzt, erfolgt hei zweck-mäsdiger Behandlung die Heilung auch hier in den meisten Fällen mit i .'haltung des Zahns, Eben so werden auch diejenigen Fisteln, welche sich in die Maulhöhle öffnen, die aber zugleich mit einer äussern Ueff-nung versehen sind und übrigens dieselben Eigenschaften haben, in gleicher Art geheilt. Dagegen sind Fisteln mit starker, winddornartiger Auftreibung des Kiefers, oder wo ein Zahn zu lang hervorsteht, gespalten oder nur im geringsten Grade locker und beweglich ist, nicht anders, als mit Entfernung des letztern zur Heilung zu bringen. Alle Zahnfisteln im Vorderkiefer sind bei übrigens gleicher Beschaffenheit mehr zu fürchten, als dieselben Fisteln im Unterkiefer, weil oft die cariöse Jauche in dem erstem grössere Zerstörungen macht und weil auch nach deiu Wegnehmen des kranken Zahns durch das Eindringen der Nahrung in die Kiefer- und Nasenhöhle noch üble oder lästige Zufälle entstehen. Zuweilen fallen hei den veralteten Zalinfistelu die locker gewordenen Zähne von seihst aus und die Fisteln gelangen dann, bald früher bald später, zur Heilung; ehe es aber dazu kommt, dringt in die entstandene Eiicke beständig gekaute Nahrung ein und verursacht, indem sie in Verbindung mit dem Speichel in der Wärme schnell fault, einen sehr üblen Geruch im Maule und beständige Heizung. Eben so ist es, wenn man die Zähne künstlich entfernt. An dem Vorderkiefer dringt die Nahrung durch die Zahnhöhle zuweilen bis in die Kiefer-und Nasenhöhle (da der Grund der knöchernen Zahnhöhle durch die Caries zerstört ist) im giebt zu einem grünlichen, missfarbigen und stinkenden Ausfluss aus der Nase Veranlassung, in Folge dessen solche Pferde zuweilen für rotzkrank betrachtet worden sind.
Die Kur muss darnach verschieden eingeleitet werden, ob (wie bei der Prognosis angedeutet worden) der leidende Zahn noch erhalten werden kann oder ob er entfernt werden muss. Ersteres ist immer sehr vortheilhaft, da nicht nur die ganze Behandlung in solchen Fällen weniger eingreifend, sondern auch für die Folgen von Wichtigkeit ist. Denn, wo ein Backenzahn verloren gegangen, wächst der der Lücke gegenüberstehende Backenzahn in die letztere hinein, weil der Gegendruck und die Reibung fehlt. Dies geschieht allmälig bis zu dem Grade, dass ein solcher Zahn zuweilen 3—t Ccntiin. über die Höhe der
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übrigen hervorsteht, bei dem Kauen das Zahnfleisch in der Zahnlücke verletzt, Schmerz, Versagen des Futters, Uiceration, üblen Geruch und dergleichen üble Zufälle erregt.') Die Entfernung des Zahns ist aber aucli wirklich in den meisten Fällen, wo die oben angedeuteten Ver-liilltnisse bestellen, zur Heilung der Fistel nicht noting. In solchen Fällen leitet man vielmehr die Kur nach folgenden Aufgaben: a) man Horgt für freien Abflnss der Jauche, b) beseitigt die etwa noch beste-liendo Knochenentzündung, c) befördert die Exfoliation und d) die Ver-narbung.
Der ersteren Indication entspricht man dadurch, dass man ent-#9632;weder mit einem 3—6 Rlillivnet. dicken Hohlbohrer oder mit einem ent-sprecheml dicken und spitzen Brenneisen den Fistelkanal bis in die Zahnhöhle so erweitert, dass man bei Pferden wenigstens einen Gänse-federlticl in den Kanal einführen kann. Die Anwendung des Bohrers geschieht, nachdem der Hantrand ein wenig eingeschnitten und vom Knochen getrennt ist, in ganz gewöhnlicher Weise, durch massiges Eindrücken in die Knochenmasse und Vor- und Rückwärtsbewegen um die Längenaxe des Instruments. Man wählt den Bohrer in denjenigen Fällen, wo im Umfange der Fistel noch deutlich Knochenentzündung bestellt, — aber das Brenneisen, wenn diese Entzündung nicht mehr vorhanden, sondern der Zustand mehr torpide ist. Beide Verfahrungs-arten können an stehenden Fferden und Kindern, nachdem dieselben gehörig gebremset und von Gehülfen festgehalten sind, ausgeführt werden. Wenn bei Fisteln im Vorderkiefer eine bedeutende Knochen-auftreibung besteht, wählt man zur Erweiterung der Oeffnung besser den Trepan, um eine grössere Oeffnung zu erzeugen.
Die zweite Indication ist in den Fällen zu erfüllen nüthig, wo man noch die Knochenentzündung deutlich wahrnehmen kann. Bei grossen Schmerzen applizirt man, wenn die Fistel offen ist, warme Breiumschläge von schleimigen oder narkotischen Mitteln; bei geringer Empfindlichkeit reibt man täglich zweimal die graue Merkurialsalbe, oder auch die grüne Seife mit Kali carbonicum versetzt, ein und bei mehr torpidem Zustande oder bei speckartiger Verdickung der Beinhaut brennt man eine Anzahl Funkte auf die verdickte Parthie, oder man reibt einige Male nach Zwischenzeiten von 14 Tagen wiederholt die Cantharidensalbe ein.
Zur Erfüllung der dritten Indication macht man Einpinselungen oder Einspritzungen von einer Auflösung des Kreosots (1 Th. zu 8 Th. Brannt-
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1) Die zu lang hervorstehenden Zähne soll man nach Dietrichs (Akiurgio, sect;. 314.) ia derselben Weise, wie die cariösen Zähne, durch das Heraustreiben mit dem Stempel aus ihrer Höhle entfernen. Dies ist jedoch nur statthaft, wenn ein solcher Zahn zugleich locker oder gespalten ist; in anderen Fällen kann der Zweck weit besser auf folgende Weise erreicht werden: Man hält dem Thiere (welches dabei in der Hegel steht) das Maul durch eine Maulgatter offen und die Zunge nach der gesunden Seite gezogen, schneidet mit einer scharfkantigen Feile an beiden Seiten des zu langen Zahns in der Höhe der übrigen Zähne eine, circa 2—.'? Millimeter tiefe Querfurche, — setzt dann an seinem vordem Rund gerade vor die gemachten Furchen einen llcisel und treibt denselben durch kurze kräftige Hammcr-scblägc in den Zahn. Letzterer springt hierbei in der Richtung der Furchen quer durch, so dass man das obere Stück mit der Hand wegnehmen kann. Etwa noch vorhandene Unebenheiten werden mit der Haspel ausgeglichen.
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814nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Zahnflstel. Kur.
wein), oder von der Aloetinktnr, der Myrrhentinktur, oder auch bei grosser Torpidität von Terpentinöl, Sehr wirksam ist auch das Brennen mit einem dünnen weiss-glühenden Eisen. Diese Mittel wiederholt man, mit Ausnahme des Bronneisens, läglidi so lange, bis gute Eiterung eingetreten ist.
Der vierten Indication leistet man Genüge, wenn man täglich einmal die in guter Eiterung befindliche Fistel mit lauwarmem Wasser reinigt und zuletzt, wenn sie mit Granulation erfüllt ist, die Oberfläche zuweilen mit etwas Zinkvitriolauflösung befeuchtet. Dabei giebt mau den Thieren weiche Nahrung, z. B. Kleie, Gras u. dergl, und benutzt sie zur Arbeit.
Wenn aber bei einer Zahnfistel der Zahn etwas locker, oder zu lang, oder gesplittert ist, odor auch wenn eine winddornartige Auftreibung des Kiefers im hohen Grade bestellt, oder wenn die Fistel sich nur in das Maul öffnet ist es immer nöthig, den betreffenden Zahn zu entfernen. Dies geschieht, wenn derselbe wirklich locker ist, am besten mit einer für diesen Zweck und für die verschiedenen Zähne bei grossen und kleinen Thieren passend eingerichteten Zange1), welche für grosso Thiere im Nothfalle mit einer Schmiede-Feuerzange, deren Maul über die Kaule gebogen und gehörig gerichtet ist, ersetzt werden kann. Vor dieser Operation, die bei Pferden gewöhnlich im Stehen verrichtet wird, setzt mau zuerst dem gut gebremsten Thiere ein weites Maulgatter ins Maul, zieht die Zunge hinter dem Maulgatter zur gesunden Seite heraus, führt die Zange durch das Maulgatter bis zu dem betreffenden Zahn ergreift denselben, und indem man den Stützpunkt der Zange, je nach deren Con-struktion '#9632;'), auf den hierzu passenden Zahn vor oder hinter dem fehlerhaften Zahn aufsetzt und dann den Letzteren durch entsprechende Bewegungen der Handgriffe der Zange aus seiner Hohle herauszieht.
iiavemann ') und Viborg') haben die Entfernung solcher Backcn-
1)nbsp; Ks sind von verschiedenen Thierärzten mehrerlei Zangen angegeben, wie von Plass (Recueil veterin. T. IX. p. 317) mit Abbild., von Brogniez (Traitö de chinirgio veterin. Vol. IT. p. ISG), — von Wendenburg (Magazin f. d. gosainrale Jahrg. 1836, S. 41)0. Mit Abbild.)) — von Trautvetter, ebendas. Jahrg. 1859, S. 3ö7, mit Abbild.; — von Schindler, ebend. Jahrg. ISH2, S. l2'gt;2, mit Abbild.: — und von Günther, in der Beurtheilungslehre des Pferdes, Hannover 185!). Mit mehreren Abbild. Der Letztere hat überhaupt diesen Gegenstand am vollständigsten cnltivirt — Hei kleinen Thieren bewirkt man die Entfernung der festsitzenden Zähne mit, kleinen Handzangen, die schon locker sitzenden vermittelst einer Kornzange oder der Pinzette.
2)nbsp; Sämmtliche Zahnzangen für die grossen Hausthiere sind zur Benutzung der Hebelkraft, theils als einarmige theils als zweiarmige Hebel construirt. Die Ersteren haben (wie alle einarmige Hebel) ihren Stützpunkt (Hypomechlium) jenseits des fehlerhaften Zahnes und sie sind deshalb mit. einer, über die Seitenbacken des Zangenmauls hinausgehenden, nach der oberen Linie zu sanft gebogenen Verlängerung versehen, welche bei der Application ihre Anlehnnng an die Reibeflamp;che des nächstfolgenden Hackenzahns erhält. Die nach dem System der zweiarmigen Hebel wirkenden Zangen haben ihr Hypomochlium diesseits des kranken Zahnes auf einen Backenzahn vor demselben. Der Stützpunkt ist hier entweder eine knopfartige Kr-höhung an oder etwas hinter dein Schluss der Zange selbst, oder er wird durch eine besondere eiserne Unterlage gegeben.
3)nbsp; Anleitung zur Heurtheihmg des tiussern Pferdes. Hannover 1805, Seite 77, Anmerkung.
4)nbsp; Veterinär-Selskabets Skrifter. Deel 2. S. 331. Kiobenhavn 1813.
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Zahnflstel. Kur.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;815
/ahne, welche bei einer Zahnfistel noch festsitzen, durch die sogenannte Operation der Zahnfistel empfohlen. Zu derselben muss das Thier niedergelegt werden. Man soheert auf der Geschwulst im Umfange der Fistolüffnung die Haare ab, dessen Mitte die Fistelüffniing ist, präparirt die Haut etc. von dem Kinnbacken in dem Umfange los, dass eine etwa einen Qnadratzoll grosso Fläche des letztem cntblösst wird und nimmt die Bein-haut in demselben Umfange von dem Knochen ab. Auf die entblösste Fläche setzt man nun einen scharfen Meissol und durchschlägt mit demselben rund herum die Wand des Knochens, gerade gegenüber dem Boden der Zahnhöhle, und entfernt das auf diese Weise von allen Seiten getrennte Knochenstiick. Statt des Meisseis kann mau auch nach dem von Viborg zuerst gemachten Vorschlage') den Trepan zum Herausbohren des Knochenstückes benutzen, was in so fern besser ist, als dadurch Erschütterungen und Splitterun-gen des Knochens vermieden werden; aber die vollständige Durchbohrung mit dein Trepan hat bei der zuweilen sehr starken Auftreibung des Knochens darin Schwierigkeiten, dass die Knochenmasse dicker, als die Trepankrone tief ist. Bei diesem ganzen Vorgange mass man immer die anatomische Beschaffenheit der speciollen Operationsstelle berücksichtigen, und besonders bei der Zahnfistel an dem Vorderkiefer den zweiten Ast des fünften Nervenpaars nicht verletzen. — was sehr leicht an den unteren Zähnen möglich ist, weil er hier, nachdem er aus dem Infraor-bitalloche getreten, auf dem Kiefer fast gerade über den Zahnwurzeln verläuft. Man schiebt ihn deshalb nach dem Hautschnitt zur Seite. Am Unterkiefer hat man besonders die Kinnbackenarterie, die gleichnamige Vene und den St ens on sehen Gang zu schonen und den Niedcr/ieher der Oberlippe nach oben zu schieben. — Nachdem die Oeffnung auf die eine oder die andere Weise gebildet ist, setzt man dem Thiere ein mit Werg oder Leinwand dick bewickeltes Maulgatter zwischen die beiden Kiefer, um die Backenzähne des Ober- und Unterkiefers von einander entfernt zu halten, führt dann einen eisernen Stempel2) in die Höhle gegen die Zahnwurzela) und treibt den Zahn durch kurze, kräftige Schläge mittelst (dues Hammers auf das äussere Ende des Stempels, aus der Zahnhöhle in das Maul. Wenn man hierbei bemerkt, dass der Zahn locker wird, so lässt man einen Gehülfen seine Hand durch das Maul-
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1) a. a. 0. 8. 342, ein Vorschlag, dessen Priorität, Dietr'ichs in Anspruch zu nehmen scheint (Akiurgle) S. '244).
'2) Man muss zwei solche eiserne Stempel besitzen, nämlich einen graden, zum Gebrauch am Hinterkiefer, geffen 10 Centim. lang, 1'; Centim. breit und 1 Centim. dick, — und einen für den Vorderkiefer in derselben Länge und Stärke, aber in der Mitte gegen 2 Centim. breit gekröpft, d. i. zweimal im fast rechten Winkel gebogen, so dass er diese Gestalt —• erhält, und hierdurch trotz der gewölbten Obor-
fläche des Oberkiefers möglichst senkrecht gegen die Zahnwurzel gestellt werden kann, .'!) Hei dem Ansetzen dos Stempels auf die Zahnwurzel hat man zu beobachten: a) dass dies in möglichst gleicher Richtung mit der Längenachse des Zahns geschieht, damit die Seitenwände der Zahnhöhle nicht gesplittert werden — und b) class man die StSmme der Zahnnerven (den nerv, infraorbitalis und den nerv, alveolaris maxillae inferior.) nicht zwischen dem Stempel und der Zahnwurzel zerquetscht. Wegen letzterer Rücksicht schiebt man diese Nervensfämmc entweder möglichst zur Seite, allenfalls nachdem man die aus ihnen zu dem kranken Zahn gehenden Zweige durchschnitten hat, oder man schneidet sie seihst ''nach Vibovga Rath) durch.
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81Cnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; After-, Mastdarm- und Beckenflstel.
gattcv bis zu dem botreffenden Zahn führen und denselben mit den Fingerspitzen erfassen und wegnehmen, wenn er mit den letzten Hammer-schlilgen aus der Zahnhöhle ins Maul fällt1). Hiernach wird die Ge-schwürsliölüe von Enochenstttckchen und Blut gereinigt und mit einem massig festen Wergpfropf vollständig ausgefüllt. Der erste Verband kann während 48 Stunden liegen bleiben, später, bei reichlich eingetretener Eiterung, muss er aber täglich einmal erneuert und das Geschwür mit aromatischen Infusionen, oder, bei sehr geringer Thätigkeit mit dein Digestivwasser (Seite G5) und den oben genannten, die Exfoliation befördernden Mitteln, bauptsächlicb mit verdünnter Carbolsäure — oder, wenn üppige Granulation entsteht, mit Auflösungen von Kupfervitriol, Zinkvitriol, Höllenstein und ähnlichen Mitteln befeuchtet werden. Dabei giebt man den Thieren weiches Futter und hält sie mehrentheils ruhig, bis die Heilung erfolgt ist.
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Viertes Capitel.
Die After- Mastdarm- und Becken(istel.
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Bei Pferden und bei Hunden, selten bei den übrigen Säugethieren kommen an und um den After Fisteln von zweierlei Art vor, von denen man die eine als ächte After- oder Mastdarmfisteln, die andere als unächte After- oder Mastdarmfisteln oder Becken fisteln bezeichnen kann. Die ersteren bestehen in einem Fistelgeschwür, welches immer in den Mastdarm mündet, jedoch am andern Ende ohne Oeffnung (blind), entweder in dem Zellgewebe neben dem Mastdarm liegt, oder sich nach aussen durch die Haut erstreckt und bald seitlich neben dem After, bald mehr niedrig im Mittelfleisch eine Oeffnung bildet, ans welcher Eiter oder Jauche, zuweilen mit Koththeilen gemengt, fliesst, besonders aber dann, wenn das Thier Koth oder Urin entleert. Solche Fisteln der letztern Art bezeichnet man als durchgehend oder vollständige, aber die mit einem blinden Ende versehenen als unvollständige Mastdarmfisteln. Bei den letzteren findet der Ausllnss von Eiter oder Jauche durch den After statt, ebenfalls am meisten zur Zeit der Kothenleerung, und gewöhnlich besteht dabei auch eine ödematöse Anschwellung au der einen oder andern Seite neben oder unter dem After. — Die unächten Afterfisteln bestehen in einem Eistelgeschwür in dem lockern Zellgewebe neben dem After und .Mastdarm, ohne mit
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2) Strauss hat das Verfahren dahin abgeändert, dass er nach dem Duich-bohren des Kiefers am Grunde der Zahnhöhle noch eine zweite Oeffnung mit dem Trepan an der Seite derselben macht und das Ende der Zahnwurzel quer durchbohrt. Das Slückchen Zahnwurzel wird entfernt und dann der Zahn selbst mit dem Stempel herausgetrieben, wie oben gesagt. Dies Verfahren ist höchst mühsam und gewährt keinen besonderen Nutzen.
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After-, Mastdarm- und neckenflstol.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;817
dem letztern .selbst eine Verbindung zu habon; sie erstrecken sich mehr oder veniger tief in das Zellgewebe und bald in der Richtung nach dem Rectum, bald mehr nach aussen zwischen die Beckenmuskel und zuweilen bis auf die Beckenknochen,
Die Erkennung dieser verschiedenen Fisteln ist tbeils aus den angegebenen Erscheinungen und aus der fortdauernden Verunreinigung des Schweifes und der Hinterschenkel mit Kiter, theils durch das Sondiren zu erlangen. Die in dem Mastdarm selbst befindliche Fistelöffnung kann man beim Pferde zuweilen auch aussciiicb sehen, wenn eben das Tbier Koth absetzt und dabei wie gewöhnlich die Schleimhaut etwas hervordrängt; in anderen Fällen aber und bei den übrigen Thieren muss man dieselbe mittelst des in den After geführten Fingers aufsuchen und dann eine bogenförmig gekrümmte Sonde (am besten eine Sonde von Blei) in die Fistel einfühlen. Die äussere Fistelmündnng sieht man immer deutlich und kann mit einer eingeführten Sonde ihre Länge und Richtung leicht erforschen; steht sie mit einer innern Oeffnung in Verbindung, so dringt die Sonde bis in den Mastdarm ein und man kann sie hier mit den Fingern fühlen; bei den unächten ist dies nicht der Fall, sondern die Sonde dringt nicht so tief ein, oder sie geht nach irgend einer Seite von dem Mastdarm ab, und zuweilen fühlt man eine harte, rauhe Stelle der Beckenknochen. Oft sind sie in der Tiefe Hohlgeschwiire.
Bei Hunden kommt nicht selten eine besondere Art dieser Fisteln vor, indem die neben dem After befindlichen Afterbeutel entzündet werden und eine eiterige Flüssigkeit reichlich secerniren. Dieser Zustand ist an der Anschwellung der Beutel und ihrer Drüsen und an der im Rande des Afters liegenden, an beiden Seiten gleichmässigen runden Oeffnung des Ausführungskanals zu erkennen. In diese Oeffnungen kann man mit einer Sonde gegen 1 bis 3 Centira, tief eindringen, gewöhnlich auch durch Druck mit den Fingern den Eiter spritzend entleeren. Die Thiere drängen bei der Entzündung auch oft zur Kothentleerung.
Die Ursachen der ächten Mastdarmflsteln sind Verletzungen der Mastdarmschleimhaut durch verschluckte Knochensplitter, Nadein und andere Gegenstände, welche den Darmkanal durchwandern und dann bei dem Drängen des Thieres in die Schleimhaut des Darms eindringen; zuweilen entstehen diese Verletzungen auch durch ungeschickte Manipulationen bei Untersuchungen des Mastdarms mit den Händen, bei der Application von Klystieren, bei dem gewaltsamen Ausräumen des Kothcs u. s. w. Die unächten Afterfisteln entstehen durch Verletzungen von aussen her, zuweilen nach dem Durchschneiden der Schweifmuskeln, Schweifkerben und in manchen Fallen auch durch Metastasen, besonders bei Druse.
Die Beurtbeilnng ist im Anfange der Behandlung stets zweifelhaft zu stellen, da diese Fisteln schwer heilen und in ungünstigen Fällen durch Senkung des Eiters in das Becken oder zwischen die Schenkelmuskeln fortschreitende Entzündungen und Zerstörungen, Caries und Zehrfieber herbeiführen können, und da man bei ihnen selbst in der Anwendung der Heilmittel, namentlich der Aetznnttel und der Gegenöffnungen in den meisten Fällen sehr beschränkt ist. Je, kürzer die Fisteln sind, um desto eher ist Heilung zu erwarten; Fisteln, welche nur eine innere Mündung besitzen, sind schwieriger zu heilen, als solche, welche mit zwei Mündungen versehen sind, Die unächten Afterfisteln sind in den
IIBBTWIG, Chirurgie. J. Aull.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; g2
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After-, Mastdarm- und Beckenflstel.
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meisten Füllen ebenfalls .sehr hartnäckig nnd oft auch gefährlicher als die ächten, weil sie leichter Senkungen und Caries erzeugen. Zuweilen bleiben die Fisteln von beiden Arten nngeheilt. Ihr Nachtheil ist dann der beständige Säfteverlust und die fortdauernde Verunreinigung des Mittelfleisches, der Hinterbacken und des Schwanzes.
Die Behandlung. Bei vollständigen Mastdarinfisteln kann man, je nach ihrer Beschaffenheit, die äussere Mündung erweitern und dann ein ätzendes Bougie, in der ganzen Länge der Fistel einführen und es durch etwa 24 Stunden in derselben erhalten, hiernach aber die eintretende Eiterung und Granulationsbildung abwarten Eben so kann man ein der Fistel entsprechend dickes und gebogenes Brenneisen in dieselbe appli-ciren. Fruchten diese Mittel nichts, oder ist die Masse zwischen den beiden Fistclöffmmgen nicht zu lang und zu iibermässig dick, so kann man auch dieselbe mit dem Messer durchschneiden oder mittelst einer Drahtligatur allmälig durchbinden. Für den ersten Zweck führt man eine Hohlsonde durch die äussere Oeffntmg in die Fistel, leitet in ihr ein Knopfmesser und durchschneidet alle Theile und die Mastdarmwand nach hinten bis an den Schliessmuskel, welchen man unverletzt lässt, ^— stillt die Blutung, füllt die Wunde massig tief bis auf den Grund mit Werg aus und leitet dann die Eiterung zur Heilung. Um die Fistel zu durchschnüren, bringt man einen gut ausgeglühten Messingdraht oder einen Bleidraht durch die äussere Oeffnung in die Fistel, schiebt ihn bis zur Oeffnung in dem Darme, beugt ihn hier nach dem After hinein und führt ihn durch den letzteren wieder heraus. Man dreht nun die beiden Enden mit einander so stark zusammen, dass der Draht auf die zwischen ihm liegende Masse einschneidend wirkt und wiederholt dann dieses Drehen täglich so lange, bis die Durchschneidung vollständig geschehen ist. — In der Hegel wächst unmittelbar hinter dem Draht die durchschnittene Stelle wieder zusammen und es erfolgt so die Heilung. Oft bleibt aber für immer eine offene Lücke, weil der Schliessmuskel durchtrennt ist. — Bei den mir mit einer Innern Oeffnung versehenen Fisteln muss man zuerst versuchen, eine äussere Oeffnung auf diese Weise zu bilden, dass man eine stark gekrümmte Sonde in der oben augedeuteten Art bis auf den Grund der Fistel einführt und dann in der durch die Richtung der Sonde äusserlich etwas hervorgedrängten Stelle die Haut und das Zellgewebe durchschneidet, bis die Sonde zum Vorschein kommt. Man kann dann sogleich mittelst der Sonde ein Band in die Fistel ziehen und hierdurch den Ausfluss des Eiters befördern, die Fistelhaut umstimmen und hierdurch die Heilung vermitteln, oder auch später die Bougies, die Durchschneidung oder die Ligatur anwenden, wie es im Vorstehenden angedeutet ist.
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Krebsffoschwi'lr am männlichen Oliedo.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;819
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Fünftes Capitel.
Die Krebsgeschwüre am männlichen Glicde.
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]!oi Pferden, bei Zuchtstieren und bei Hunden babe icb Erebsge-schwüre an der Eichel dos männlichen Gliedes gefanden.
Das Uebel äussert sieh durch Ansflnss einer stinkenden .laucbe aus der Vorhaut, Geschwüre an der Eichel mit umgebogenen, zackigen Rändern, schmutzig-rothen, mit üppiger Granulation besetzten Grund, welcher hei der Berührung leicht blutet, scirrhöse, knotige Härte der Umgebung, beftige Schmerzen, allmälige Vergrösserung der Geschwüre, zuweilen erschwertes üriniren, Anschwellung der Lymphdrüsen.
lieber die Ursachen weiss man nichts Sicheres, — ähnlich wie bei dem Krebs überhaupt,
Die Prognosis ist einigermassen günstig, wenn das Uebel nicht lange bestanden bat und nur noch auf die Eichel beschränkt ist, dabei das Thier kräftig und ohne ein bedeutendes Allgeraeinleiden ist. In solchen Fällen kann durch Amputation die Beseitigung des Uebels, zuweilen für immer, zuweilen auch nur für einige Zeit bewirkt werden.
Die Kur besteht allein in der Entfernung des kranken Theils des Penis, welche immer so viel wie möglieb in der gesunden Substanz desselben geschehen muss und auf dreierlei Weise ausgeführt werden kann, nämlich: 1) durch das Abbinden, 2) durch das Brenneisen und — 3) durch das Messer.
Das Thier muss zur Operation auf eine Seite oder auf den Bücken gelegt und im erstem Falle der oben liegende Hinterfuss auf den Vor-ann der oberen Seite gebunden werden, im letzteren Falle aber werden die Fasse jeder Seite kreuzweis zusammengebunden. — Hierauf zieht man das Glied langsam aus dem Schlauche hervor, reinigt dasselbe, so wie den Schlauch selbst, mit kaltem Wasser und verfährt dann, wie folgt. Erstreckt sich aber die Entartung des Gliedes so weit über die Eichel hinauf, dass der kranke Theil ohne Weiteres nicht frei aus dem Schlauche hervorgezogen werden kann, so muss als Vorbereitung erst der letztere in seiner Mittellinie so lang wie nöthig aufgespalten werden.
]) Um das Abbinden zu bewirken, führt man zuerst in die Harnröhre eine Röhre von verzinntem Blech, welcbe der Dicke der Harnröhre entspricht und so lang ist, dass sie noch einige Zoll über die Unterbindungsstelle hinaufreicht. Hierauf legt man auf diese Stelle des Penis eine aus einem starken runden Bande gebildete Schlinge (am besten eine sogenannte Kastrirschlinge) und schnürt dieselbe möglichst fest zu, so dass die vor der Schlinge, befindlichen Theile absterben müssen. Das Zubinden gesebiebt mit einem auflösbaren Knoten, so dass man die Schlinge nachschnüren kann. Das Thier wird nun entfesselt. — Das Nachschnüren muss täglich wiederholt werden, bis das Band tief, bis fast auf die Harnröhre eingeschnitten hat, — was bei Pferden gewöhnlich mit circa 6 bis 8 Tagen geschehen ist. Nun kann man die Trennung der abgebundenen Parthie des Gliedes vermittelst des Messers
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Kiobsgeschwür am männlichen Gliedo-
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vollenden, jedoch so, das.s die llaniröhre gegen i bis 1 Zoll über die schwammigen Körper hervorstehen bleibt, damit ihre Mündung nicht mit Granulation überwächst. Zu dieser Operation muss das Thier wieder niedergelegt werden. — Während die Ligatur noch liegt, schwillt das Glied bedeutend ödematös an und an der Unterbiiulungsstelie sickert stinkende Jauche hervor; man macht deshalb in den vorderen Theil des Gliedes Einschnitte und befeuchtet dasselbe oft mit einer Auflösung von Ferrum sulphuricum oder sesquichloratuin, oder von Chlorkalk, oder von verdünnter Carbolsäure.
Nach Schellhase') modificirt man das Abbinden, wenn der vordere Theil des Penis sehr entartet ist, so: dass man da, wo die gesunde Substanz des Gliedes beginnt, die Harnröhre öffnet, durch diese Oeffnung eine Metallröhre einführt, welche an ihrer Mitte etwas enger ist, als an den Enden, dann hierüber eine Schlinge von oben angegebener Beschaffenheit legt, dieselbe möglichst fest zuschnürt und das Glied etwa 2 Centiin. vor derselben abschneidet. Die Schlinge wird auch hier täglich starker zusammengezogen, bis der vor ihr befindliche Theil des Gliedes abfällt.
2) Bei dem Abtrennen des kranken Ruthentheils durch das glühende Eisen will man durch letzteres zugleich die entstehende Blutung stillen. — Man legt liier, nachdem das Thier, wie oben gesagt, gebunden und nöthigenfalls der Schlauch gespalten ist, eine Bandschleife fest um das Glied über und eine zweite unter die Operationsstelle, um mit jener das Glied hervorgezogen zu halten und zugleich den Blutandrang zu mindern, mit dieser aber das Glied bei der Operation im gespannten Zustande zu erbalten. Dann schneidet man mit gleich massigen Zügen eines weiss-glüheuden, messerförraigen Brenneisens das Glied an der Glänze der gesunden Substanz quer durch. Dieses Durchschneiden kann entweder von der obern Seite (dem Rücken) oder von der untern Seite des Gliedes her begonnen werden. Im letzteren Falle wird aber, wenn dies ohne quot;Vorsicht geschieht, die Harnröhre durch die länger dauernde Berührung mit dem Brenneisen zu sehr zusammengeschrumpft und eine dauernde Verengerung derselben vorbereitet. Deshalb ist es zweckrnässig, zuerst die Harnröhre ungefähr 1 Centimeter vor der Durchschneidungsstelle des Gliedes quer zu durchschneiden, sie in der bezeichneten Lange völlig von den schwammigen Körpern abzupräpariren, sie mit einer eisernen Platte, z. B. mit einer Hauklinge, oder mit nassen Leinwandstreifen, zu schützen und dann das Durchbrennen zu bewirken. Nachdem dies geschehen, legt man in die Harnröhre eine entsprechend dicke, bei Pferden gegen 10 Centim. lange und am äussern Ende mit einem Querblatt versehene Röhre und befestigt dieselbe mittelst zwei Heften, welche durch kleine Oeffnungen des Querblattes und durch den äussern Rand der schwammigen Körper gezogen werden. Die Röhre soll der Verengerung und üeberwachsung der Harnröhrenmündung entgegenwirken und muss deshalb bis zur gänzlich erfolgten Heilung, d. i. 6 bis 8 Wochen, liegen bleiben. Sie wird jeden zweiten oder dritten Tag durch Einspritzungen mit lauwarmem Wasser gereinigt; übrigens werden die Entzündungszufälle durch narkotische Mittel und Bleiwasser beseitigt.
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1) Exkursionen in der tbierätftlichen Literatur. Theil I. S. 22'i.
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Hufknorpelfistel.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;821
3) Die Amputation mit dem Messer geschieht schnell, gründlich und giebt eine reine Wandfläche. — Man führt bei derselben, nach geschehener Vorbereitung wie oben, eine dicke Sonde in die Harnröhre bis an die zum Durchschneiden bestimmte Stolle, — drängt hier mit der Sonde die Harnröhre recht stark und sichtbar hervor, durchschneidet sie 8 bis 12 Millim. vor dieser Stelle, präparirt sie in dieser Länge nach oben von den schwammigen Körpern und durchschneidet dann die letzteren mit einem kräftigen Messer/,iige. Hierauf werden die Arterien sowohl am Rücken des Gliedes, wie auch an der untern Seite desselben durch Unterbinden oder Zudrehen verschlossen, die Bänder gelüftet und wenn nun keine Ulutung mehr entsteht, wird das Thier entfesselt. Tritt aber noch starke Blutung aus den schwammigen Körpern ein (was gewöhnlich nicht der Fall ist), so müssen styptische Mittel oder selbst das Glilheisen angewendet werden,
leb babe in einigen Fällen auch vor dein Durchschneiden der schwammigen Körper die Arterien aufgesucht und unterbunden und dann fast gar keine Blutung gesehen. Dieses Verfahren ist aber mühsam.
Eine Röhre in die Harnröhre zu bringen ist hier weniger noting, als nach dem Abschneiden mit dem glühenden Eisen; doch kann sie aus Vorsicht, so wie dort angegeben ist, eingelegt werden.
Die Nachbehandlung ist zuerst kühlend, entzündiingswidrig; später kann man gclind tonische Mittel anwenden,
Bei Hunden muss man in den Fällen, wo die Entartung über die Eichel hinaufgeht, den Ruthenknochen entweder in seiner Substanz vermittelst einer feinen Säge durchschneiden oder denselben an seinem hinteren Ende ablösen und ihn von der Harnröhre trennen.
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Sechstes Capitel.
Die Hufknorpel listcl.
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Die beiden, auf den Seitenästen des Hufbeins bei den einhüfigen Thieren sitzenden Knorpel werden oft in L'lceration versetzt und bilden dann cariöse Geschwüre, welche in den meisten Fällen den ganzen Knorpel sehr langsam, und zwar gewöhnlich in der Richtung von hinten nach vorn fortschreitend, zerstören, und bald mehr bald weniger üble Zufälle mit sich führen. Diese Geschwüre münden an der Haut der Krone mit einer oder mit mehreren kleinen üeffnungen und werden im Allgemeinen als Knorpelfisteln bezeichnet.
Man erkennt dieselben daran, dass die Krone bald mehr bald weniger stark aufgetrieben und hart ist, die Haare gesträubt sind und aus den kleinen Oeffnungcn eine eiterige oder jauchige, zuweilen grünliche und mit kleinen erweichten Knorpelstücken gemengte Flüssigkeit aussickert. Bei dem Einführen einer Sonde in die Oeffnungcn kann man in einer oder der andern Richtung und mehr oder weniger tief eindrin-
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Ilufknorpeliistel. Kur.
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gen, so (lass man den Knorpel entweder nur an seiner Oberfläche rauh fühlt oder dass man denselben durchdringt und hierbei die harten, rauhen Ränder in seiner ganzen Dicke deutlich fühlen kann; in einzelnen Fällen führt die Sonde bis auf das llnfbein, was man an der grösse-rcn Härte deutlich unterscheiden kann. Sehr häufig findet sich die llorrnvaml unter der aufgetriebenen Krone abnorm zusaininengezogen, hart und ausgetrocknet. Die Tliiere zeigen in den einzelnen Fällen bald mehr bald weniger Schmerz bei dem Znsamirunidrücken des Hufes, und im Vcrhältniss des Schmerzes stehen sie auch zuweilen unregelmässig, treten mit den Trachten nicht gehörig nieder und manche lahmen auch bedeutend. Fast immer sind noch andere liut'leiden, besonders Stein-gallen, Hornspalten, Spuren von Kronentritten oder von Manko zugegen. —
Die Ursachen sind Kronentritte, bösartige und vernachlässigte Steingallen, zuweilen auch Vernagelungen, heftige Quetschungen des Hufes und Knorpels, z, B. bei dem Ueberfahren mit Wagenrädern, Brüche des Hufbeins, bösartige Hornspalten, die ausfallende oder Hrandmanke und dergleichen.
Die Beurtheilung ist, je nachdem das üebel bereits mehr oder weniger vorgeschritten ist, je nachdem der Huf dabei entartet ist, ferner darnach, wo das Uebel seinen Anfang genommen hat nud ob das llnfbein mitleidet, sehr verschieden. Im Allgemeinen gehören die Hufknor-pelfisteln zu den hartnäckigsten üebeln, welche sehr häufig dem Thier-arzt und dem Kigenthümer Verdruss und Sorge machen und durch welche nicht selten Pferde völlig unbrauchbar werden, oder in Folge der heftigen Schmerzen und des beständigen Säfteverlustes sehr abmagern und zuweilen sogar zu Grunde geben. Bei einer zweckmässigen Behandlung sind die Knorpelfisteln in der Kegel zu heilen, oft sind dieselben nach langem Bestehen sogar von selbst geheilt, wenn sonst die Thiere einer zweckmässigen, diätetischen Fliege, namentlich dem Aufenthalt auf feuchter Weide, ausgesetzt waren. Frisch entstandene Knorpelfisteln sind in der Regel binnen etwa l Wochen zu heilen, und zwar um so sichrer, je mehr das Uebel dem vordem Ende des Knorpels nahe ist; denn (wie oben schon erwähnt) die Zerstörung dieser Knorpel schreitet in der Regel von dem hintern Faule derselben zu dem vordem fort und hört auf, wenn das letztere erreicht ist. In dieser Eigenthümlichkeit ist der Grund zu suchen, dass Knorpelflsteln zuweilen bei Anwendung eines unbedeutenden .Mittels oder auch von selbst heilen, nachdem sie lange genug bestanden haben, und dass oft derjenige Thierarzt die Ehre der Heilung erhält, welcher erst dann hinzugerufen worden ist, nachdem ein oder einige, seiner Gollegen in der Kur müde geworden sind. Diejenigen Fisteln, welche durch den Knorpel hindurch dringen und hinter demselben Höhlen bilden, oder wo zugleich das Hufbein cariös ist, sind immer die hartnäckigsten und konnten bisher mehrentheils nur durch die sehr schmerzhafte Exstirpation des Knorpels geheilt werden; in neuerer Zeit heilt mau dieselben jedoch auch oft auf andere Weise. Knorpelfisteln mit 2 Oeft'nungen werden für leichter heilbar gehalten als diejenigen mit einer Oeffnnng.
Die Kur der Knorpelfisteln muss darauf gerichtet sein, entweder die Garics im Knorpel zu vernichten, oder auch (Ion ganzen Knorpel zu ex-stirpiren und dann die Heilung herbeizuführen. Das erstere Verfahren
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ist das ältere, aber in neuem- Zeit wieder mehr zur Geltung gekoruraen, nachdem man seit Lafosse die Exstlrpation des Knorpels viel zu allgemein als das allein gründliche Hülfsmittel benutzt hatte. — Um die Exfoliation zu bewirken, kann man Reiz- und Aetzmittel verschiedener Art in flüssiger oder in fester Form, oder auch das glühende Eisen anwenden. Der Nutzen des letzteren und der trocknen Aetzmittel im Vergleich zu den flüssigen ist jedoch hier viel geringer; denn jene Mittel wirken immer nur auf eine begrilnzte Stelle, kommen oft nicht auf den Grund der verschiedenen leidenden Tunkte, zerstören auch oft gesunde Theile (weshalb sie nicht gut anwendbar sind bei Fisteln in der vordem Hiilfte des Knorpels, wo das Kapselband des Hnfgelenks nahe unter dem Knorpel liegt), sie machen grosso Schmerzen und die Thiere für einige Zeit lahm und dienstunbrauchbar, und lassen doch oft die Fistel angeheilt. Dagegen dringen iliissige Aetzmittel überall in die Tiefe, zerstören die Caries gründlicher und, wenn die Mittel in richtiger Verdünnung gewählt werden, ätzen sie gesunde Theile nicht an. Für die Anwendung dieser Mittel im Allgemeinen erweitert man die Pistelöffnung, im Falle sie nicht recht frei und offen ist, durch einen etwa einen Centimeter langen Einschnitt nach unten; und in denjenigen Fallen, wo die Fistel durch eine eiternde Steingalle entstanden ist, erweitert man auch die Steingallenöffnung durch vollständiges Ausscheiden, so dass ein freier Abfluss nach unten stattfinden kann; wählt man das Brenneisen, so führt man es weissglühend bis auf den Knorpel, berührt alle Stollen des Geschwürs an demselben und erzeugt einen gleichmässigen Brandschorf. Hiernach macht man am besten durch einige. Tage lauwarme Pussbäder von schleimigen oder, bei geringer Empfindlichkeit, auch von aromatischen .Mitteln. Nach eingetretener guter Eiterung wird das Geschwür täglich einmal oberflächlich mit lauwarmem Wasser gereinigt. — Von den trocknen Aetzmitteln bringt man am besten in jeden einzelnen Fistelgang ein nach dessen Tiefe abgemessenes, circa ein bis zwei Zoll langes Stückchen von dem S. 258 beschriebenen Sublimat-Bougie, legt einen Verband darüber und lässt denselben sechs bis acht Tage lang unverändert liegen. Die während der Zeit eingetretene Entzündung mindert man dann, wenn sie noch fortbesteht, durch schleimige Fussbäder. Es entsteht im Umfange der Fistel durchdringende Aetzung der betroffenen Theile und die zugleich zu einer zellig-fibrösen Substanz umgewandelten Knorpelränder stossen sich hiernach gewöhnlich zwei bis drei Linien breit ab und die Heilung erfolgt durch gute Granulation in Zeit von circa vier bis sechs Wochen. — Wegen der oben genannten, oft bemerkten üblen Eigenschaften der trocknen Aetzmittel und des Brenneisens hat man häufiger und mit gutem Erfolge die massig verdünnten Aetzmittel angewendet, wie namentlich eine Auflösung von Argentum nitri-cum fusum (0,6 — 1,0 in 4,0 Wasser), eben so von Aetzsublimat in gleicher Stärke, oder von Kupfervitriol (1 Tb. zu 2 Tb. Wasser) und dergleichen. Am meisten aber verdient die von Villat1) und Mariage2) empfohlene Mengung von Kupfer- und Zinkvitriol, Bleiessig und Wasser (Seite 2d7),
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!quot;gt; Recueil de mod. veterin. Tomo VI. p. 10.
2) Guerison infallible, dans tous les cas, du javart oartilaginousc (vulgairomont appcle javart encorue), cn quinze jours saus operation etc. Paris 1SM7.
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Hufkiiorpelfistcl. Operation.
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und zwar auf die von dem Letzteren vorgeschriebene Weise, nämlich dass man täglich ein- oder zweimal die gut umgeschüttelte Flüssigkeit mit einer Spritze in die Fistel einspritzt, und dieses fortsetzt so lange his Schmerz und Blutung hierbei entsteht, — benutzt zu werden. Wo mehrere Oeffnungen bestehen, macht man die Einspritzungen in jede derselben. Mehrere Oeffnungen tragen zum bessern Erfolge bei; man muss aber dabei so viel injiciren, wie in die Kanäle eindringen kann. In den ersten acht Tagen wird hiervon die Eiterung sehr reichlich, der Eiter mehr weiss, die Geschwulst wird weicher, geringer, das Hinken weniger; und wenn dann bei weiteren Injeetionen die Flüssigkeit schwieriger eindringt oder Blutung entstellt, sind dies Zeichen der Heilung und man kann die Injeetionen nun weglassen. Die gänzliche Vernarbung erfolgt rinn oft in drei bis vier Wochen, in manchen Fällen aber erst später. Die Thiere können während der Zeit massige Arbeiten verrichten. Mit Hecht nannte H. Bouley diese Methode eines der wichtigsten Ereignisse, welches seit vielen Jahren in unserer chirurgischen Therapie eingetreten ist1).
DieExstirpation des Hufknorpels') vonLa fosse pere zuerst empfohlen, kann nach verschiedenen Methoden ausgeführt werden und zwar:
a)nbsp; nbsp;indem man den Knorpel zugleich mit der Haut der Krone und einem halbmondförmigen Stück der Hornwand wegnimmt;
b)nbsp; nbsp;indem man die Krone und die Haut schont, aber die Hornwand wegnimmt und den Knorpel nach Durchschneidung der Fleischwand exstirpirt;
c)nbsp; nbsp;indem man die Hornwand nur verdünnt, durchschneidet und die Auslösung des Knorpels hiernach bewirkt; oder
d)nbsp; nbsp;indem die Hornwand abgenommen oder möglichst verdünnt, die Fleischwand quer durchschnitten und die Haut an der Krone senkrecht bis zum obern Rande des Knorpels gespalten und abgelöst wird u. s. w.
Jedes dieser Verfahren hat im Vergleich zu den übrigen Methoden in entsprechenden Fällen seinen besonderen Wertli.
Das erste Verfahren ist da zu benutzen, wo die Haut und die Kronenwulst um die Fistel sehr entartet ist, die Fistel aber wenig in die Tiefe geht. Da bei diesem Verfahren die Hornwand grösstentheils erhalten wird, so wird auch die Zusammenschrumpfung des Hufes mehr als bei der zweiten Methode verhindert und die Heilung sehr erleichtert. Die Operation selbst ist leicht ausführbar; aber es entstehen zuweilen Senkungen des Eiters in den Huf. welche in der Regel Nachoperationen nöthig machen, und die Hornbildung erfolgt nicht immer ganz regel-mässig. — Die zweite Methode gestattet eine genaue Erkennung der Beschaffenheit der Tlieile im Hufe und zugleich die gründlichste Entfernung der kranken Gebilde. Sie ist daher angezeigt, wenn die Fistel tief in den Huf eindringt, oder wo die Schmerzen sehr heftig sind und man deshalb ein Mitleiden des Hufbeins vennutlien kann. Die Operation ist aber sehr eingreifend und schmerzhaft und führt eine grosse Wandfläche mit sich, bei welcher die Heilung langsam stattfindet. Bei dem dritten Verfahren ist die Auslösung des Knorpels etwas schwieriger, weil der am Saume sitzenbleibende Hornrand die Wendungen mit dem Messer erschwert; es sind deshalb auch Verletzungen des Kapselbandes leichter
1)nbsp; Roeueil de mod. vetörin. 1847. p. 492.
2)nbsp; Traito des accidents qtii arriveut dans le sabot du cheval. Paris, 1754.
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möglich. Bei tiefen Fisteln und bei dem Mitleiden des Knochens erfolgt wegen der hohen Stelle der Operationswunde kein guter AMuss des Kiters, dagegen hat dies Verfahren den Vortheil, dass die Fleischblätt-chen nicht mit verletzt werden und dass daher auch die Heizung geringer ist, als bei den anderen schmerzhaften Methoden, wie auch, dass Wucherungen der Fleischwand und Trennungen derselben von dem Hufbein vermieden werden und dass die Heilung leicht erfolgt. — Die vierte Methode gewährt eine freie Ansicht der unter der Haut beflndlichen Theile und man kann bei ihr den Knorpel am leichtesten umgehen und ihn, ohne andere wichtige Verletzungen zu machen, am vollständigsten exstirpiren.
Vor der Operation lässt man den Huf erweichen und schneidet ihn regelmiissig aus. Auch kann man ein sogenanntes Verbandeisen (dessen Stollenenden und Zehe mit einem hakenförmig in die Höhe gerichteten Aufzuge versehen sind, um die später anzulegende Binde festzuhalten) aufheften und sogleich wieder abnehmen, damit man nur die Nagellöcher vorbereitet und später bei dem Aufnageln keine Erschütterung macht. Dann legt man das Thier so nieder, dass die kranke Seite des Hufes die obere wird, — bindet den leidenden Fuss mit dem Schienbein kreuzweis auf das Schienbein des andern oben liegenden Fusses, bindet ein Band fest um den Fessel, um durch seiticn Druck auf die Gcfässc während der Operation die Blutung zu verhüten und verfährt dann nach den einzelnen Methoden in folgender Weise:
a) Bei der ersten Methode scheert man die Haare an dem kranken Theile der Krone ab, untersucht mit der Sonde noch einmal die Tiefe und Richtung der Fistel, um hiernach die Ausdehnung und Tiefe des Schnittes einzurichten und macht dann mit dem Binninesser eine halbmondförmige Furche in das Horn der Seiten- und Trachtenwand vom Saume des vordem Knorpelendes bis eben dahin am hintern Ende, und zwar so: dass die niedrigste Stelle dieser Furche unter der niedrigsten Fist Istelle sich befindet. Die Furche muss überall bis auf die Fleisch-blättchen gehen und ihr unterer Rand schräge abgedacht, somit der eigentliche Rand möglichst dünn gemacht werden. Man durchschneidet nun mit der Spitze eines lorbeerblattförmigen Messers in der ganzen Furche den Rest der Hornwand, die Fleischwand und den Knorpel und führt dann den Schnitt nach oben vom vordem Ende der Furche in einer Bogenlinie über der Fistelöffnung hinweg bis zu dem hintern Ende der Hornfurche, — erfasst hierauf das entartete Hautstück mittelst eines scharfen Hakens oder der Pinzette, zieht es etwas hervor und präparirt es mitsammt dem Knorpel bis unter den Grund der Fistel gleichmässig heraus, so dass eine eiförmige Wundfläche entsteht. In derselben sieht man genau nach, ob irgendwo noch grünlich oder gelblich gefärbte oder rauhe Stellen an dem zurückbleibenden Theile des Knorpels zu bemerken sind. Solche Theile müssen sogleich noch abgeschnitten oder mit dem Brenneisen gebrannt werden. Hiemach ebnet man die Hornrändor, so dass nirgends lose oder hervorstehende Theilchen sitzen bleiben, welche die Wunde reizen oder den Abfluss des Kiters hindern könnten. — Nun löst man das um den Fessel liegende Compressionsband, und unterbindet die stark blutenden Gcfässc oder dreht sie zu und stillt die Blutung aus kleineren Gefässen durch einen Druckverband. Für diesen Zweck bedeckt man die Wunde mit glattem, weichen Werg, legt darauf derbe
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Wergpolster so dick, (lass sie gegen 2 Centino, über die Hautnliider hervorstehen raquo;nid umwindet dann die verletzteraquo; Theile mit einer Binde in verschiedenen Richtungen, so dass sie einen gleichmässigen Druck auf die Wunde macht.
b) Bei der /.weiten Methode bestellt zunächst die Aufgabe, die Trachtenwand und einen Theil der Seitenwand zu entfernen. Für diesen Zweck schneidet man an dem, wie im ersten Falle, niedergelegten und gebunileuün Pferde mit einem Rinnmesser in die Seitemvaiul eine Kinne, welche von dem Saume unter dem vordem Ende des Hnfkuorpels anfangt und ein wenig schräg nach hinten gehend am Tragerande endet, so dass sie von der senkrechten Linie ein wenig abweicht und schräge durch die Hornfasern in einen spitzen Winkel geht. Ein zu starkes Hinneigen nach hinten, so dass die Hornfasern, wie Dieterichs will,1) fast quer durchschnitten werden, ist nicht zweckmässig, weil bei dem spätem Abtrennen eines so sehr schräge gebildeten Hornlappcns die Horn- und Fleischblättchen nicht in ihrer Längenrichtnng, sondern zum Theil seitlich auseinander gezogen werden und dabei leicht eine stellenweise Abreissung der Kleischwand von dem Hufbein entsteht. — Kine zweite Rinne schneidet man an dem hintern Ende der Trachtenwand vom Saume bis zum Tragerande, parallel mit den Hornfasern. — Eine dritte Kinne wird in der weissen Linie von der ersten bis zur zweiten Kinne der Wand geschnitten. An allen diesen Stellen müssen die hornigen Theile bis auf die fleischigen, ohne die letztern zu verwunden, durchschnitten werden. Den etwa dennoch hin und wieder bestehenden Rest des Horns durchschneidet man nachträglich mit der Spitze des Lorbeerblattroessers, ergreift dann mit einer Beisszange den von allen Seiton getrennten Theil der Hornwand an seinem untern Rande, zieht ihn langsam aber kräftig von der Sohle ab nach aussen, beugt ihn nach oben, d. i. gegen die Krone um und trennt an seiner Innern Fläche mittelst des Lorbeorblattmessers die Hornblättchen von den Fleischblättchen bis zur Krone. 1st auf diese Weise der Hornlappen bis zum Saume gelöst, so dreht man die Zange in der Richtung von vorn nach hinten um ihre Längenachsc, so dass der Saum von vorn nach hinten von der Krone gelöst und das ganze Hornstück abgenommen wird. Hierauf schneidet man sämmtliche Hornrilnder in schräger Richtung recht dünn und glatt um Druck und Reizung von ihnen zu vermeiden.
Um zu dem Knorpel zu gelangen, durchschneidet man mit einem geballten Bistouri ungefähr einen halben Centim. unter der Krone die Fleischwand in der ganzen Breite des blossgelegten Theils und bis auf den Knorpel, trennt dann den obern Rand der Fleischwand und die Krone von dem letztern ab, indem man ein lorbeerblattförmiges Messer, die concave Fläche desselben gegen den Knorpel gekehrt, einführt und es abwechselnd vor- und rückwärts bewegt. Man gelangt so unter der Haut bis über den Rand des Knorpels, welchen man auf dieselbe Weise mit dem Messer und indem man die Spitze desselben etwas mehr in die Tiefe drückt, von allen umgebenden Theilen trennt. Hierauf folgt, als der schwierigste Akt der Operation, die Ablösung des Knorpels von dem Hufbein und an seinem vordem
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1) Aliiurgic, sect;. 97
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und hintern Bmle, so wie auch an seiner untern Fläche von den umgebenden Theiieu, Namentlich ist die Trennung des Bandes, welclies das vordere Ende des Knorpels mit dem lltifboin und mit dein Soiteabando des Kronenluifgolenks verbindet, ziemlich schwierig und eben so die Trennung der innern Fläche des Knorpels von dem Kapselbande des Hufgelenks, welche zugleich während der möglichen Verletzung dieses Bandes mit Gefahr verbunden ist. Indess muss die Trennung doch auf die Weisu geschehen, dass man die Spitze eines sehr schmalen oder halben lorbeerblattförmigen .Messers zwischen die abgelöste Haut und den Knorpel zu dem hintern Ende desselben führt, dieses mit der Schneide in schräger Richtung umgeht und nun das Messer dicht über dem Hufbein (lurch den untern Hand des Knorpels bis zum vordem Endlaquo; desselben hindurch-führt; dann erfasst man das hintere Ende des Knorpels mit einem scharfen Haken und zieht es so viel wie möglich gegen die Krone in die Höhe, bringt hierauf das Messer mit der convexen Seite nach innen, unter den Knorpel, und löst, indem man den Huf nach der entgegengesetzten Richtung beugen liisst, um das Kapselband zu spannen, den Knorpel von dem letztem durch kurze Messerzüge bis gegen sein vorderes Ende ab. Nun kann man das hintere Ende des Knorpels durch die \YuiKle ber-vorzieheu und das vordere Ende mit grösserer Sicherheit von allen Verbindungen lösen und den Knorpel entfernen, — Nach einem etwas abweichenden Verfahren trennt man das hintere Ende des Knorpels von den unter ihm befindlichen Theilen nur etwa bis zur Hälfte und schneidet dasselbe in der Mitte des Knorpels vom untern bis zum obern Bande vollständig ab. Man gewinnt hierdurch Raum und kann dann die ller-auslösung des vordem Knorpelendes etwas leichter bewirken.
Nachdem der Knorpel entfernt ist, untersucht man mit der Fingerspitze die Wunde, ob noch einzelne Knorpelstückchen halb getrennt sich in derselben befinden, und entfernt dieselben mit Hilfe der Pinzette und des Messers. Eben so untersucht man, ob das Kapselband unverletzt geblieben ist, was man daran erkennt, dass es bei Bewegungen des Hufes blasenartig auftreibt, aber keine Synovia ausfliessen liisst. Nun löst man das Coinpressivbantl am Fessel, stillt die Blutung, reinigt die Wunde mit kaltem Wasser, drückt die Maut an die Höhle, bedeckt sie und die ent-blösste Fleischwand mit Werg, legt darüber ein Stück Pappe oder Leder und umwickelt das Ganze mit einer massig fest angelegten, gegen 4 Ellen langen Binde. — Nach Girard, Dieterichs und Anderen soll man besonders bei dieser Operationsmethode das vorher aufgeschlagene und wieder abgenommene Hufeisen nach Beendigung der Operation auflegen, weil gerade hier die stärkste Zusammenschrumpfung des Hufes zu fürchten ist. Das Eisen wjrd durch etwa 5—6 Nägel in die schon vorbereiteten Löcher befestigt und dann der Verband angelegt. Grossen Nutzen
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ewährt aber dieses Verfahren nicht.
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c) Bei dem dritten (von Maillet angegebenen) Verfahren wird die Seiten- und Trachtenwand unter dem kranken Knorpel vermittelst einer Raspel so dünn gemacht, dass man sie mit dem Fingernagel eindrücken kann und dass die Fleiscbblättclien etwas durchschimmern; der Saumrand bleibt jedoch etwa, einen halben Centimeter breit in seiner ganzen Dicke stehen, damit er, wenn er bei den spätem Verrichtungen von der Krone abgezogen wird, nicht zerreisst. Eben so wird die Hornsohle und der Hornstrahl ganz dünn ausgewirkt. Hierauf durchschneidet man mit
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einem loibeciblattfönuigcn Messer die Hornwand unter dem dick gelassenen Rande am Saume bis auf die Fleiscbwand quer über in der Lange des Knorpels, und ebenso durchschneidet man diesen Hornrand am vordem und liintern Ende des Knorpels in senkrechter Richtung; dabei darf man jedoch die Fleischkrone nicht verletzen. Dann beugt man mit einer llaarscilnadel diesen Hornstrich in die Höhe, erfasst ihn mit einer starken Pinzette und zieht ihn von vorn nach hinton zu von der Krone los, so dass die letztere hierdurch in der Länge dos Knorpels ent-blösst wird. Nun macht man unter dein Rande der Fleischkrone einen Querschnitt durch die Fleischblättchen bis auf den Knorpel, führt die Spitze eines lorbecrblattförmigen Messers, die convexo Flache desselben nach aussen gekehrt, unter die Krone, trennt dieselbe und die Haut über ihr von der äussern Fläche des Knorpels und verfahrt dann weiter, wie bei der zweiten Methode. — Nach dem Herauslösen des Knorpels wird die Wunde gereinigt, die Blutung gestillt, die Haut nebst Fleischkrone an die übrigen Theile gedrückt, ein Wergpolster auf die Operationsstelle gelegt und das Ganze mit einer Binde umwickelt.
d) Die vierte Methode wird immer in Verbindung mit der zweiten oder dritten angewendet. Nachdem man also entweder einen Theil der Seiten- und die Trachtenwand weggenommen oder auch gehörig verdünnt hat, macht man durch die Fleischwand unter der Krone einen Querschnitt fast so lang wie der Knorpel ist, dann führt man von der Mitte desselben einen senkrechten Schnitt durch die Krone und die über ihr befindliche Haut bis zum obern Rande des Knorpels; oder wenn die Fistelöffnung an der Krone um die Mitte des Knorpels ihren Sitz hat, so durchschneidet man von ihr aus die Krone und die Haut in senkrecht ter Richtung bis zu dem Querschnitt. In beiden Fällen entstehen an der Krone zwei Lappen, welche man von dem Knorpel abpräparirt und hierdurch denselben blosslegt. Der letztere wird hierauf entweder auf die sub b. angegebene Weise mit dem Lorbeerblattmesser gelöst, oder man trennt ihn nur am obern Rande und an beiden Enden von den an-gränzenden Theilen, führt dann unter sein hinteres Ende ein starkes Knopfbistouri und schneidet ihn, indem man ihn in der Mitte in 2 Hälften theilt, heraus. Die Blutung wird gestillt, die Wunde von etwa noch vorhandenen Knorpelresten gereinigt, dann die senkrechte Wunde mit 3—4 einzelnen Heften der Knopfnaht vereinigt, die Haut und Krone an die Wund fläche gedrückt, mit entsprechend dicken Wergpolstern bedeckt und das Ganze mit einer Binde umgeben.
In manchen Fällen hat man, wenn die Caries nur auf eine kleine Stelle am vordem oder hintern Ende beschränkt war und die Krone wenig krankhafte Veränderung zeigte, auch nur den leidenden Theil des Knorpels, ungefähr bis zur Mitte desselben, ausgelöst und dadurch eine kleinere Wundfläche und eine schnellere Heilung herbeigeführt. Man kann für diesen Zweck die eine oder die andere Methode benutzen, mo-dificirt aber das Verfahren dabei so, dass man auch nur unter dem kranken Ende dos Knorpels das Horn an der Wand trennt, resp. entfernt. Man muss bei diesen theilweisen Exstirpationcn jedoch stets mit grosser Sorgfalt den Rand des Knorpels an der Trennungsstelle untersuchen und nichts Verdächtiges, d. h. gelb oder grün gefärbte Stollen, an demselben zurücklassen.
Die Nachbehandlung besteht im ruhigen Verhalten des Thieres, in
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Stvahliulo.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;829
magerer Diilt, in guter Streu und in der Anwendung kalter Fussbäder während der ersten 4—5 Tage. Der erste Verband bleibt in dieser Zeit unverändert liegen, wenn nicht besondere Zufalle, z. B. sehr heftige Anschwellung des Fusses, Nachblutung u. s. w. eine Aenderung bedingen. Vor Abnahme des ersten Verbandes erweicht man denselben in lauwarmem Wasser, und nach seiner Entfernung und geschehener Reinigung der Wunde verbindet man entweder trocken oder mit gelinden Digestiv-mitteln, z. B. einem Gemenge von Honig und Myrrhen- oder Aloetink-tur, je nach der sich bereits zeigenden Eiterung und Granulation. Nach der Menge des Eiters wird der Verband täglich oder jeden zweiten Tag erneuert und dabei ganz nach allgemeinen Regeln, wie bei Abscesscn, verfahren. Das sich neu bildende Horn von gelblich-weisser Farbe wächst in der Begel auf der ganzen Wundfläche wieder, wenn die Granulation eine gewisse Höhe erreicht hat; man hat hierbei darauf zu achten, dass das neue Horn sich nicht an den alten Hornrändern drückt, weil sonst Reizung und neue Eiterung unter ihm entsteht. Man beschränkt das zu üppige Wachsthum durch austrocknende Mittel, oder durch einen Druckverband , oder auch durch von Zeit zu Zeit wiederholtes Beschneiden sowohl des neuen, wie des alten Horns. Letzteres trennt sich zuweilen in Folge der nach der Verletzung entstandenen Entzündung an dem Rande mehrere Millm. breit von der Fleischwand ab, drückt und reizt gleich einem fremden Körper und muss daher zuweilen mehrmals nachträglich weggenommen werden. Im Uebrigen leitet man die Heilung nach allgemeinen Regeln, Nachdem die Vernarbung geschehen ist, kann man sehr zweckmässig, wo die Gelegenheit es gestattet, die Thiere auf weicher Weide gehen lassen und so die regelmässige Nachbildung des Hornraquo; befördern.
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Siebentes Capitel
Die Strahlfäule und der Strahlkrebs oder die Feigwarzen
des Hufes.
An dem Hufstrahl der einhufigen Thiere kommen zwei geschwürähnliche krankhafte Zustände vor, nämlich: A. die sogenannte Strahlfäule, der faulige Strahl und — B. der Strahl- oder Hufkrebs, das bösartige Strahlgeschwür oder die bösartige Strahlfäule, die Feigwarzen des Hufes.
A. Die gutartige Strahlfäule besteht in krankhafter Erweichung und chemischer Auflösung des Horns an dem Strahl und in Ausscheidung einer eigenthümlich riechenden Feuchtigkeit von blassgrauer, zuweilen auch von dunkelgrauer Farbe. Die Auflösung des Horns findet sich zuerst und meistens in der Strahlspalte (Grube) und greift seitlich in ungleichen Schichten weiter, so dass, wenn das Uebel etwas vorgeschritten ist, der Strahl wie aus einzelnen Blättern oder Schichten gebildet erscheint. Zwischen den Blättern befinden sich hohle Stellen von verschie-
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Strahlkrebs Kur.
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deiiov Grosso, meliv oder weniger jene Feuchtigkeit enthaltend, zuweilen auch fast ganz trocken; an den Rändern sieht man hin und wieder die aufgelösten Ifornfaseni wiu Zotten, oder einem Federbart ähnlich, und an der nach dem Fleischstrald zu betindlichon Flache des Geschwürs, wo eben die Secretion stattfindet, bestehen gewöhnlich viele kleine, warzenartige Erhöhungen, Bei einem liehen Grade des Uebels schwindet das Horn in der Strahlfurche bis auf den FJeischsträhl, — was man zum Tbeil sehen, noch mehr aber mit dem Finger oder mit einer Sonde fühlen kann, Mit dem Seilwinden des Strahls wird oft auch der Huf an den Trachten enger (Zwanghuf). In der Hegel ist bei der Strahlfäule am Hufe keine vermehrte Wärme, kein Schmerz und auf festem, ebenem Boden kein Lahmgehen zu bemerken, wohl aber zeigt sich das letztere zuweilen in einem geringen Grade, wenn die Thiere auf weichem oder auf unebenem Boden gehen; denn im erstem Falle drängt sich etwas Erde oder Sand in die hohlen Stellen und drückt den Fleischstrabi und im letztem Falle erfolgt der Druck auf denselben durch hervorstehende Steine u. dgl. Unter diesen Umständen kann auch eine Entzündung des Fleischstrahls entstehen und dadurch Hitze, heftiger Schmerz, grosse Lahmheit und nach einigen Tagen Eiterung hinzutreten. Solche Fälle sind nicht sehr häufig. — Die gutartige Strahlfäule ist einer der häufigsten llnffehler und kommt an den Vorder- und Ilin-terfiissen vor; zuweilen leidet nur ein Huf, oft sind zwei, oft alle vier Hufe ergriffen. Sie findet sich bei alten und Jungen Pferden von jeder Art, aber Pferde mit Platt- und Vollhnfen sind ihr selten unterworfen.
Die meisten Thierärzte betrachten die gutartige Strahlfäule als ein rein örtliches üehel, welches durch längere Zeit (lauernde Einwirkung von Koth und Urin, durch zu dünnes Ausschneiden des Strahls, durch Quetschungen desselben, auch durch zu hohe Trachten, bei welchen der Strahl zu weit vom Boden entfernt bleibt und sich nicht seihst reinigen kann, entsteht. Wenngleich diese Ursachen das Entstehen des Uebels bänlig herbeiführen mögen, so habe ich doch auch bestimmte Erfahrungen darüber, dass es in manchen Fällen mit einem innern, krankhaften Zustande in Verbindung steht oder als Folge davon entstanden ist; denn ich sah es bei und nach Druse, bei gastrischen und rheumatischen Krankheiten u. s. w. zur Zeit der Genesung plötzlich hervortreten, und zwar bei Pferden, welche an den Füssen sehr reinlich gebalten wurden, und in einzelnen (allerdings nur seltenen) Fällen entstanden nach dem schnellen Austrocknen des Geschwürs Anschwellungen der Fiisse, Appetitlosigkeit, selbst Augenentzündnngen.
Die Beurtheilung ist in Allgemeinen insofern günstig, als die gutartige Strablfäule in den meisten Fällen sich durch Jahre auf einer massigen Stufe erhält, ohne andere üble Folge zu erzeugen; doch kann bei einem hohen Grade des Uebels auch (wie oben angedeutet) Lahmgehen oder auch Zwanghuf entstehen. Das TJcbel ist mehrentheils leicht und sicher zu heilen. Dass es im letzten Grade in das bösartige Strahlgeschwür übergeht, wie die meisten Schriftsteller sagen, habe ich nie beobachtet.
Kur. Man entfernt die noch fortwirkenden Ursachen, sorgt für reinen, trocknen Fussboden, reinigt den Huf täglich mit Wasser, schneidet die losen Hornblätter und Lappen bis zum Grunde der Trennungen ab und wendet austrocknende und zusammenziehende Mittel an, wie na-
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Strahlkrebs. Kur.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 831
mentlioh: Dinte, Aloe- oder Myrrhontinktur, Holzessig, eine Auflösung von Chlorkalk, von Kupfer- oiler Zinkvitriol, oiler diese Mittel als Pulver; oder als noch kräftiger: Kreosot. Carbolsäuro, hypermangansaures Kali, Ferrum sesquichloratuin. — Ensteht zufällig Entzündung des Fleiscli-strahls, so sind Fnssbäder von Bleiwasser anzuwenden. — Ausserdom müssen immer, wenn das üebel plötzlich an mehreren Fassen entstanden, oder wenn es veraltet und reichlich secernirend ist, wenn die Thiere vollsäftig sind, Purgir- und diuretische Mittel, selbst Fontanelle und magere Diät in Anwendung kommen,
1!. Der sogenannte Strahlkrebs oder Hufkrebs hat seinen Sitz zwar gewöhnlich an dem Fleischstrahl, oft aber auch an der Fleisch-soble oder seihst an der Fleischwand und zeigt sich durch eine immer weiter um sich greifende Auflösung des Horns in Verbindung mit wuchernden Fleisclnvärzchen und mit Absonderung einer stinkenden Flüssigkeit.
Das Uebel kommt hei Pferden von jeder Art und jeden Alters vor und befällt bald nur einen Fuss, bald mehrere Füsso
Es beginnt mit Erweichung und schmutzig-gelber oder röthlicher Färbung einer kleinen Stelle des Horns an oder neben dem Strahl, an den Eckstreben. Dieselbe bricht bald auf und es drangen sich aus der Oeffnung einzelne dunkelrothe Fleischwärzchen, welche eine gelbliche, sehr stinkende, lymphatisch-seröse, Flüssigkeit aussickern. Die Fleischwärzchen bleiben beständig von einander getrennt, bluten bei Verletzungen sehr reichlich, sind oft sehr empfindlich und wachsen, wenn man sie abschneidet, immer schnell wieder; an ihrer Spitze setzen sie zuweilen etwas Horn au und scheinen hiernach nur die krankhaft wuchernden Zotten der Fleischhaut zu sein. Die stinkende Jauche gerinnt zum Theil zwischen den Wärzchen und an der Oberflächen zu einer grauen, schmierigen Masse, dem alten, schmierigen Käse ähnlich. Die Hornvän-der im Umfange der offenen Stelle lösen sich allmälig mehr und mehr auf und die letztere wird dadurch immer grosser, das Horn selbst wird dabei mehr mfirb und gewöhnlich findet man bei der Untersuchung mit der Sonde einen grösseren Theil desselben, als die offene Stelle zeigt, von den Weichgebilden getrennt. Zuletzt wird der ganze Strahl, der grösste Theil der Sohle, namentlich am hintern Ende, auf die bezeichnete Weise zerstört und dann auch die Hornwand von der Fleischwand allmälig immer höher hinauf getrennt. In den meisten Fällen erscheint bald vom Anfange des Leidens an auch das Saumband verändert, mehr weiss und rauh, so dass man mehrentheils schon von fern her den leidenden Fuss erkennen kann. Dabei schonen die Pferde denselben in der Regel nur sehr wenig, besonders wenn sie so beschlagen sind, dass die leidende Stelle durch das Hufeisen geschützt ist; aber manche verrathen durch öfteres Kratzen oder Stampfen mit dem Fusse auf dem Erdboden ein unangenehmes Gefühl und andere haben einen blöden oder selbst lahmen Gang, .besonders bei den höhern Graden des üebels.
Die mit demselben behafteten Thiere zeigen übrigens nichts Krankhaftes und viele erhalten sich dabei durch Jahr und Tag in einem gut genährten Zustande, selbst wenn mehr als ein Fuss leidet; aber zuletzt magern sie allerdings in Folge des fortwährenden Säfteverlustes ab, sie schuhen aus und bei einzelnen tritt Zehrfieber und der Tod ein.
Die Entwickelung und die Ausbreitung des Hufkrebses ist in den
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Stiahskrebs. Kur.
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einzelnen Fällen und selbst an demselben Thiere in verschiedenen Perioden sehr ungleich; zuweilen tritt das Uebel plötzlich mit Heftigkeit hervor und breitet sich schnell weiter aus; aber in den meisten Fällen geschieht Heidelaquo; langsam, so dass gewöhnlich Jahre vergehen, ehe es einen solchen Grad erreicht, dass Unbrauchbarkeit oder Gefahr für die Erhaltung des Thiers eintritt,
lieber das Wesen des Strablkrebses sind die Ansichten noch nicht ganz klar; in früherer Zeit hielt man ihn für Feigwarzen des Hufes, — seit dem Ende des vorigen Jahrhunderts ist er fast nll-geniein als krebstartiges Leiden angenommen und als Strahlkrebs bezeichnet worden; in neuerer Zeit wurde er von Eich bau m1) die bösartige Strahlfäule und von Haubner *) wieder die Feig warzen des Hufes genannt. Haubner hat auch nachgewiesen, dass das Leiden nicht ein Geschwür und auch nicht krebshafter Natur ist, sondern eine Wucherung (Hypertrophie) des Gewebes und der Papillen der Hornmatrix oder der sogenannten Fleischtheile des Hufes ist, mit gleichzeitiger Aufhebung der Hornbildung und mit reichlicher Absonderung einer serös-lymphatischen, stinkenden Feuchtigkeit. Ich habe ebenfalls in dem Strahlkrebs, wenn er noch nicht durch gewaltsame Eingriffe verändert war, bei genauen wiederholten Untersuchungen weder eine eigentliche Geschwürsfläche noch unter dem Mikroskop das Krebsgewebe gefunden und deshalb auch früher schon das Leiden nicht für Krebs gehalten; bei empirischer Betrachtung stellt dasselbe jedoch hinsichtlich seiner krankhaften, der Geschvvürsjauche ähnlichen Absonderung, so wie hinsichtlich seines Umsichgreifens und seiner Fleischwärzchenwucherung eine grössere äussere Aehnlichkeit mit den Krebsgeschwüren dar.
Die Ursachen sind fast ganz unbekannt; man beschuldigt dieselben, wie bei dem fauligen Strahl, namentlich grobe mechanische Einwirkungen; ich halte aber solche Einwirkungen allein, ohne eine bestehende innere Anlage, nicht für hinreichend, das Label zu erzeugen; das vielfach behauptete Entstehen desselben aus der Strahlfäule ist unerwiesen; höchst wahrscheinlich besteht in den meisten Fällen ein dyskrasisches Leiden als Hauptursache, Ansteckungsversuche hatten keinen Erfolg.
Die Beurtheilung ist einigermaassen günstig zu machen, wenn das betreffende Thier jung, gut genährt und ohne andere Krankheiten, das Uebel erst kürzlich entstanden 1st und nur einen massigen Grad der Ausbildung erreicht hat; ferner wenn es nur an einem Fusse erscheint; doch ist es auch unter diesen Umständen stets langwierig, oft bei der zweckmässigsten Behandlung auf drei und mehrere Monate ausgedehnt. Unter entgegengesetzten Umständen ist der Strahlkrebs zuweilen gar nicht oder erst so spät heilbar, dass die Kur- und Erhaltungskosten den Werth des Thiers übersteigen und deshalb die Durchführung der Kur aufgegeben werden muss. Oft bleibt aber das Uebel unheilbar, weil die Besitzer und Wärter der Pferde, so wie der Thierarzt, bei der langen Dauer des Leidens müde werden und die Kur nicht mit der erfordor-
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1)nbsp; Magain für die gasammte Thierhoilkundo von Gurlt und Ilertwig, Jahrg. XII. S 272
2)nbsp; Ebend, Jahrg. XXI, S. 299 u. ff.
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Stralilkrebs. Kur.
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lichen Energie und Sorgfalt fortsetzen. In .solclion Füllen schreitet laquo;las Uebel immer weiter zerstörend vor, so divss die Thieio nicht mehr zur Arbeit benutzt werden können und zuletzt sich die Hornwiind auch von der Krone trennt. Zuweilen entwickeln sich auch in Folge des lange andauernden Säfteverlustes und der Resorption der Jauche Eiterknoten in der Lunge, Rotz, Wurm oder Faulfieber und die Thiere gehen zu Grunde,
Die Kur wird in sehr verschiedener Weise gelehrt, jedoch wie es scheint, nicht immer nach richtigen Prinzipien, da man das Hebel zu allgemein für ein wirklich krebsartiges lullt. Mau hat die Aufgabe: 1) alle losen Horntheile gründlich zu entfernen, um den Abfluss der Jauche und die vollständige Einwirkung der lleilmittel zu bewirken; 2) eben so die üppige Granulation wegzunehmen, ohne jedoch die Fleischhaut selbst zu verletzen; 3) die Umstimnumg der letztern zur normalen Bildung herbeizufiiliren und 4) innerlich abzuleiten und die Ernährung umzustimmen.
1)nbsp; Die Erfüllung der ersten Aufgabe geschieht durch das Wirk-und Hufmesser so weit, wie und wo sich eine Spur von Trennung vorfindet, und dieses muss immer bei der fortgesetzton Kur noch mehrmals wiederholt werden.
2)nbsp; nbsp;Das Abschneiden der warzenähnlichen Auswüchse bewirkt man mit einem scharfen Bistouri nur ganz flach und stillt die Blutung durch kaltes Wasser. Hierauf bestreut man sammtliche entblosste Stellen mit fein pulverisirtem Eisenvitriol und legt einen Verband von Werg und Leinwand an, welcher überall gleichmässig drückt. Nach 24 Stunden nimmt man denselben ab, reinigt das Geschwür und nagelt, wenn die Wände es gestatten, — ein hohl gerichtetes Hufeisen auf, unter welches man eine feste Schicht Werg und einen Deckel legen und somit einen gleichmässigen Druck auf den Strahl anbringen kann; an den entblössten Wänden muss der Druck mittelst Binden ausgeübt werden. Der Druck ist eine wesentliche Mithilfe, aber er darf immer nur in der Stärke stattfinden, wie etwa von dem gesunden Horn. Im üebrigen wendet man bei dem fernem Verbinden auch entweder den Eisenvitriol in Pulver an, wenn die Wucherung sehr bedeutend ist, oder in Aullösungen (1 zu 2-4 Th. Weingeist oder Holzessig), wenn sie geringer ist, oder den Kupfer- oder Zinkvitriol, Aloetinktur und dergleichen. Nach meinen Beobachtungen muss ich den Eisenvitriol für das wirksamste Mittel und — wenn die Fläche einigerniaassen rein ist, den Thecr für das geeignetste lleilmittel halten. Letzteres wendet man recht reichlich an und verbindet, wie angegeben ist, täglich damit.
Dabei erhalten die Thiere mageres Futter und alle acht Tage eine Purgirpille, oder auch diuretischo und umstimmende Mittel, namentlich Spiessglanz, Quecksilber, kleine Gaben Arsenik, Wasserfenchel n, laquo;Igl.
Es sind jedoch noch mehrere Methoden gegen das Leiden empfohlen worden. So z. B. soll man, nach Dieterichs i) das Pferd niederwerfen und alles Entartete und Krankhafte am Hufe, nicht nur des Strahls sondern auch seiner Umgebungen bis auf das Hufbein und
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1) Handbach der Veterinär-Chirurgie. (Ito Auflage. Seite 2i4. Berlin 1845.
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HnRTWio, Chirurgie, 3. Auil.
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fl34nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Strahlkrabs. Kur.
die Benp;oRelino desselben mit dem Messer wegnehmen (nur das Gelenk und die Sehnenscheide nicht öffnen), die blutenden Arterien unterbinden, dann ein schon vorher aufgepasstes Hufeisen in die alten Löcher wieder aufnageln, die mit einem Schwamm getrocknete Wundfläche mit pulve-
risirtem Kupfervitriol so dick bestreuen, dass sie völlig- bedeckt ist; dann soll man die ganze Kliiche mit Chlorkalk, welcher mit Kalkwasser zur stark gesättigten Milch gemacht worden ist, betulichen, und zuletzt mit trockenem Werg und mit einem unter das Eisen geschobenen Spahn verbinden, um einen Druck auf die operirte Fläche zu veranlassen. Ausser-detn soll man noch einen 10 Centimeter langen und 3 Centimeter dicken, hölzernen Keil, welcher so breit ist, dass er zwischen den Schenkel des Hufeisens sich auf und nieder bewegen kann, vermittelst eines Riemens oder einer Binde an den Huf oder resp. an das Hufeisen unter den hölzernen Spahn befestigen und dadurch einen stärkern Druck auf den Strahl appliziren. Hierauf beachtet man die eintretenden Zufalle. Der erste Verband soll drei Tage liegen bleiben, dann aber alle zwei Tage mit denselben Mitteln erneuert werden. Innerlich giebt man dabei etwa alle acht Tage eine Aloepille mit Calomel und ausserdem Spiessglanz- und Terpentbin-Mittel, und endlich soll man auch an der Brust oder an den Hinterschenkeln ein Haarseil ziehen.
Bei diesem Verfahren gebt jedoch der Fleischstrahl verloren und es bildet sich dann kein gesundes Horn wieder, sondern höchstens ein trock-nes, sprödes Narbenborn, auf welchem die Pferde schlecht gehen. Ausserdem ist das Verfahren sehr schmerzhaft und die Thiere kommen gewöhnlich bei demselben mehr und mehr herunter; auch ist es sehr schwierig durchzuführen, wenn die Zerstörung sich auf die Fleischwand erstreckt. — Will man dasselbe bei einem Pferde anwenden, bei welchem mehrere Füsse leiden, so darf dies bei dem zweiten Kusse nur dann geschehen, wenn das Thier bereits wieder auf dem ersten Kusse ohne Schmerzen stehen kann.
Dagegen ist eine von Kichbauni') empfohlene Behandlung viel milder. Nach ihm beruht die Kur in der Entfernung der zerstörenden Eigenschaft der abgesonderten Jauche und in der Aufhebung der Absonderung selbst. Diesen Indicationen gemäss wird zuerst der kränke Fuss rein abgewaschen und dann alles überflüssige Horn, besonders da, wo es der Kinwirknug der Arzneimittel hinderlich ist, weggenommen. Leidet der Strahl allein, so höhlt man die Sohle aus und lässt die Wilnde stehen; wo aber eine oder die andere Wand leidet, nimmt man sie auch so weit weg, wie sich eine Spur von Trennung zwischen ihr und der Fleischwand zeigt; eben so die Eckstreben. Dabei ist es wesentlich, alle Blutungen zu vermeiden und man nimmt deshalb auch die Wucherungen selbst nur so weit weg, als dies ohne Blutung möglich ist; denn letztere stört die weitere Behandlung und ein tieferes Wegschneiden allein nutzt auch sehr wenig, da die Wucherung in kurzer Zeit wieder üppig nachwächst. Nach geschehener Blosslegung der ganzen ulcerirenden Fläcbe bedeckt man dieselbe mit einem frisch zusammengerührten Brei von Chlorkalk und Wasser an allen Punkten und drückt ihn bis in die tiefsten Spalten und Zwischenräume, so dass er mit der kranken Fläche selbst in unmit-
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Vl i
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1) Magazin für Tliiorheilk. Jahrg. XII. S. 272.
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Strahlkrebs. Kur.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 835
telbare Berührung kommt. Es ist hinreichend, wenn der Brei etwa drei Millimeter dick liegt. Da aber eigentlich eine so dicke Schicht aufge-strichen werden muss, duss sie mit dem Tragerande der Hornwand gleich hoch ist, so kann man, um Koston zu ersparen, diese dickere Schicht von blossom Aetzkalk, mit Wasser zum lirei gerührt, machen. Nun zieht mau einen Lederschuh über den Huf und lässt diesen Verband 24 Stunden sitzen, wonacli man ihn, und so fernerhin täglich ein bis zwei Mal erneuert. Sind die Absonderungen sehr profos, so nimmt man zu dem ferneren Verbinden ein Gemenge von Chlorkalk und Eichenrindenpulver, streut dasselbe einige Linien dick auf die Geschwürsfläche, überklebt es mit Aetzkalkbrei und zieht dann den Schuh darüber. Gleich vom Anfange der Kur giebt man eine Laxirpille aus Aloe und Seife und wiederholt dies zwei bis drei Mai in Zwischenzeit von acht Tagen, und in schwierigen Fällen reicht man auch von Zeit zu Zeit diuretische Mittel, namentlich Kanthariden. Ausserdem applizirt man Fontanelle an und unter die Brust, und wenn das Uebel an einem Ilinterfusse ist, Haarseile an der Hinterbacke. Bei dieser Behandlung erhärten die Wucherungen zu einer spröden Hormnasse, die mau recht oft, jedoch ohne Blutung zu erregen, immer vor dein neuen Verbände mit einem Bistouri wegnimmt. Wenn sich hierbei der Geruch verliert und keine neue Wucherungen erscheinen, was mit zwei bis drei Wochen geschieht, so kann man annehmen, dass die zerstörende Kraft der Jauche aufgehört hat. Es ist nun hinreichend, den kranken Fuss täglich durch etwa vier Stunden in ein Fussbad von Aetzkalk in Breiconsistenz zu stellen, oder, wo mehrere Füsse leiden, einen Verband von diesem Mittel täglich erneuert anzuwenden. Die Heilung wird auf diese Weise, und indem man zuletzt einen passenden Hufbeschlag dazu benutzt, nach Eichbaum's Angabe in manchen Fällen binnen vier bis fünf Wochen herbeigeführt.
Ich habe in manchen Fällen dieses Verfahren genau nach der Vorschrift angewendet und zuweilen auch Besserung bis zu einem gewissen Grade, in andern Fällen auch wirkliche Heilung, aber niemals in der angegebenen kurzen Zeit erfolgen sehen.
Eben so war es bei Anwendung der vor einigen Jahren von der Kaiserlich österreichischen Regierung als Geheimmittel angekauften sogenannten Krebstinktur des Oberschmiedes Hoffmann1). Dieselbe wird, nachdem alles getrennte Horn mit grösster Sorgfalt entfernt ist, mittelst eines Wergbündels, welches man mit einer Kornzange in die Tinktur getaucht, auf alle von dem Uebel ergriffene Stellen bei jedem Verbinden wiederholt gewischt und gestrichen; darauf bedeckt man die Fläche mit Werg, verbindet kunstgemäss und zieht einen Lederschub über oder umwickelt den Huf mit einem Lappen von Leinwand und dergleichen. Sind die Wucherungen bedeutend, so legt man nach dem Bestreichen mit der Tinktur auch noch mit ihr befeuchtete Wergpolster auf die kranken Theile. Vor dem neuen Verbinden müssen die sich abschälenden Massen mit einem stumpfen Spatel (Haarseilnadel) abgestrichen werden. Das Verbinden geschieht täglich 3 Mal, so lange
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1) Diesolbe besteht aus; 4 Qran woissem Arsenik, (iO Gran Aetzstein und 2 Unzen destilliitcm Wasser, worin man nach der Auflösung noch GO Gran fein gepulverte Aloe hinzuthut
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836nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Bösartiges Klaucugcschwür der Schafe.
bis die Absonderung nachlässt und das Werg anklebt, — wo dann das zweimalige Verbinden genügt. Erscheinen dann einzelne Stellen speckigt, so reibe man sie blutig, bestreue sie mit Aloepulver und bedecke sie mit trockenem Werg, alle wuchernden Stellen aber mit der Tinktur; dies ist besonders mit einzelnen Stellen der Fall, die gleichsam tiefe Wurzeln bilden. Zuletzt kann man noch ein Pulver von gebranntem Alaun und Aloe aufstreuen, um das junge Horn harter zu machen. Gut genährten Pferden giebt man von Zeit zu Zeit eine Purganz. Die Heilung soll in 4 — G Wochen erfolgen.
Nach Hurtrel d' Arboval1) soll man ein Gemenge aus Schiess-pulver und Schwefel auf die vorher durch das Messer geebnete kranke Stelle streuen, durch das Glüheisen das Pulver abbrennen, dann vorsichtig durch Abschaben den entstandenen Brandschorf verdünnen und in dieser Weise wiederholt alles Kranke entfernen. Hierauf wird die ganze Höhlung mit geschmolzenem Colophonium oder Pech ausgefüllt und wenn gute Eiterung entsteht, verbindet man mit Digestivsalbe und Werg bis zur Heilung.
Ausserdem hat mau, bald mit mehr bald mit weniger Glück, die arsenige Säure, die Salpeter- und Schwefelsäure, den Holzessig, den Sublimat, das phagedänischo Wasser, den Grünspan, die ägyptische Salbe, Chlorzink und Ohlorspiessglanz, Höllenstein und dergleichen Mittel angewendet.
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Achtes Capltel.
Das bösartige Klaueugeschwür der Rinder und der Schafe.
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An den Klauen des Rindviehes und der Schafe kommen mehrere Entzündungen und Ulcerationen vor, welche entweder a) Eolge von örtlichen Verletzungen, oder b) rein epizootischen Ursprungs oder c) Folge von Ansteckung sind und von denen die beiden Ersteren zuweilen eine chirurgische Behandlung, je nach der Art und Ausbreitung des Leidens, nach allgemeinen pathologisch-therapeutischen Prinzipien (Entzündungen, Quetschungen, Wunden u. s. w.) erfordern.
Die letztere Art, welche gewöhnlich bei dem Rindvieh und bei den Schafen vorkommt, und welche iiei diesen Letzteren als das bösartige oder contagiöse Klauenweh, das spanische Klauenweh, die spanische Krümpe oder, weil sie gewöhnlich bei vielen Thieron verbreitet auftritt, die bösartige Klauenseuche nennt, kann nur durch eine chirurgische Kur gehoben werden und gehört daher vollständig in das Gebiet der Chirurgie.
Dieses letztere Fussleiden soll angeblich in Deutschland erst seit
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1) Wörterbuch der Thierlieilkuadc. Deutsch von llonuor. Bd. 4. S. 149.
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Bösaitiges Klauengeschwür der Schafe.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 837
Einfülirung der Merinoschafe bekannt geworden sein. Dasselbe äussert sich dadurch, dnss die Thiere zuerst einen oder den andern Fuss etwas schonend bewegen oder auch grob lahmen, und beim Stehen, wenn die Vorderfüsse leiden, die hinteren mehr unter den Bauch stellen. Bei der Untersuchung des leidenden Fusses findet man die Klaue, besonders an der Krone und an den Ballen, vermehrt warm, die erstere auch stellenweis oder ganz angeschwollen, den Klauenspalt trocken, das Horn daselbst spröde, schuppig oder splitterig und am obern Ende des Spaltes ist die Haut geröthet und oft mit einer lymphatischen Feuchtigkeit bedeckt. Weiterhin, mitunter schon in einigen Tagen nach geschehener Infection, ist die Hitze und dei Schmerz vermehrt und zuweilen Eiterung zugegen; die Klauen entfernen sich mehr von einander, so dass der Spalt zwischen ihnen breiter wird1); die Zehe und die Sohle werden ebenfalls rauh und splittrig, die abgesonderte Flüssigkeit übelriechend, die Krone wird weich und an einer oder der andern Stelle findet sich eine Oeffnung, aus welcher eine übelriechende Jauche sickert; auch löst sich in dieser Periode gewöhnlich an einer oder der andern Stelle der Saum von der Krone ab, besonders an der innern Seite im Klauenspalt. Dabei sind die betreffenden Thiere ohne Fieber, bei sehr gutem Appetit und überhaupt im Allgemeinen völlig gesund; doch wird bei dein weitern Verlauf durch die heftigen Schmerzen und durch den Verlust an Saften der Appetit vermindert, die Verdauung gestört und das Gedeihen leidet. Denn in der Regel breitet sich in dem leidenden Fusse das üebel allmälig mehr aus, indem im Innern die Jauche sich anhäuft, der Hornschuh sich von den Weichgebilden trennt und die Klauenknochen nebst Bandern anätzt, so dass Caries zuweilen an verschiedenen Punkten entsteht. Gewöhnlich wird auch mehr als ein Fuss auf dieselbe Weise ergriffen. Beim höchsten Grade des ücbels löst sich die Horn-klaue vollständig ab, aber bald, d. i. in etwa 11 Tagen, erzeugt sich hier neue Hornmasse, welche jedoch , zuweilen kaum ausgebildet, durch neue Ulceration von der Fleischwand und von dem Hufhein her in derselben Weise zerstört wird. Bei diesen höheren Graden des Uebels liegen die Thiere viel, und sie rutschen, wenn sie sich fortbewegen, häufig mehr auf den Knieen, als sie wirklich gehen. Auf diese Weise dauert bei einem Thiere das Leiden nicht selten einige Jahre.
üeber die Ursachen dieses Leidens weiss man nur das mit Ge-wissheit, dass die Geschwürsjauche einen Ansteckungsstoff enthält, durch welchen das Uebel sich sehr leicht überträgt, wenn gesunde Thiere in die Fusstapfcn der Kranken treten, oder auf der mit Jauche besudelten Streu stehen. Ob das Uebel wirklich, wie man angegeben, bei uns ursprünglich nicht entstellt, sondern durch Merinoschafe aus Spanien und Frankreich zu uns eingeführt worden ist, — oder ob es unter noch unbekannten Umständen durch Entartung des epizootischen Klauenwehes auch in Deutschland erzeugt wird, ist ndth nicht entschieden; — es ist sogar seine Existenz als spezifische selbstständigc Krankheit bestritten worden.
Die Behandlung. Zuerst schneidet man mit einem geeigneten Messer,
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1) Diese Erscheinung kommt auch bei der sogcnaimtcn Koth- oder Moder-hinke vor.
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838nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Bösartiges Klauengeschwür der Schafe.
am besten mit einem schmalen lorbeerblattförmigen Messer alles splitterige und getrennte Horn der Klaue rein ab, so dass die Geschwürs-flilche an der Fleischwand oder der Fleiscbsohle in ihrem ganzen Umfange vollständig blossgelegt wird. Hierauf bestreicht man dieselbe mit irgend einem kräftigen umstimmenden, austrocknenden, oder selbst mit einem scharfreizenden, ätzenden Mittel, z. B. mit brenzlichem Holzessig, mit Carbolsäure, mit einer concentrirten Auflösung von Kupfer- oder Zinkvitriol oder Grünspan in Essig, mit dem ünguento egyptiaco oder einer Salbe aus Grünspan (1 Tli.) und Leinöl (4 Tb.), oder mit einer Auflösung von Chlorkalk (1 Th. zu 8 Th. Wasser)1), oder mit pulveri-sirten Kupfervitriol, oder mit Spiessglanzbutter oder mit rauchender Salpetersäure. Von allen diesen Mitteln haben sich der Kupfervitriol als Pulver eingestreut und die Salpetersäure den meisten Ruf erworben; allein der erstere heilt oft nicht gründlich, indem er zu schnell an der Oberfläche eine Kruste bildet, unter welcher die Ulceration noch fortdauert, Deshalb ist das von Ehrenfels angegebene') Verfahren, die Geschwürsfläche mit Salpetersäure und unmittelbar darauf mit stinkendem Thieröl zu bestreichen, vorzüglicher, um so mehr, da man hierbei keinen künstlichen Verband nötliig hat und zugleich die Ansteckung sicher vermieden wird. Dieses Verfahren muss in Zwischenzeiten von etwa 6—8 Tagen noch ein oder zwei Mal wiederholt werden, bis neue Hornbildung auf der ganzen Geschwiirsfläche gleichraässig eingetreten ist.
Von den kranken Thieren müssen die gesunden getrennt gehalten werden. Die Letzteren werden während dieser Krankheit gut genährt und der Stall täglich mit frischer Erde oder mit Sand ausgestreut,
Ausartungen des epizootischen Klauenwehes in bösartige Geschwüre werden nach allgemeinen Hegeln behandelt.
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Ueber die Speichelfistel siehe S. '585 u. ff., über die Aderfistel S. 151, über die Kothfistel S. 424, über die Saamenstrangfistel S. 437, über die Milchfistel S. 440, über die Schweiffistel S. 441 und über die Harn- oder die Urinfistel S. 786.
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1)nbsp; Wo viele Thiere zugleich leiden, wie es so häufig der Fall ist, kann man, um die Heilung und zugleich die Desinfection der Heerde auf leichte und schnelle Weise zu hewirkon, 1—2 Pfund Chlorkalk mit 2 Eimern Wasser gemengt, in einen Trog giessen, neben denselben in seiner Liingenrichtuug zu beiden Seiten Barden so stellen, dass die Thiere nicht anders gehen können, als in den Trog zu treten, und lässt nun die Heerde täglich 2 Mal durch den letztern treiben
2)nbsp; Oekonom. Neuigkeiten und Verhandlungen. Von Andrec. Jahrgang 1819, Heft 0.
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Register.
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A.
Soitc
Abbinden der Balggeschwülste . . .nbsp; 7')3
—nbsp; nbsp; nbsp; des iniinnlicheu Gliedes .nbsp; 821
—nbsp; nbsp; nbsp; der Mastdarmlistel ....nbsp; 820
—nbsp; nbsp; nbsp; der Polypen........nbsp; 760
—nbsp; nbsp; nbsp; der Stollbeulen......nbsp; 270
—nbsp; nbsp; nbsp; der Warzen........nbsp; 729
Abblätterung.............nbsp; 206
Ablagerung von Serum.......nbsp; 708
Abnorme Bildungen im Allgemeinen
Abscess................nbsp; nbsp; 54
—nbsp; nbsp; nbsp; kalter......... 55, (!lt;!
—nbsp; nbsp; nbsp; metastatischer ....... 6C
Abscesshaut ............. 5(1
Absterbung.............. 07
Abtragung der Zungenspitze .... 57(! Abweichung der Hockenknocben . . 541
Achternaht..............352
Adenorne..............'771
der Milchdrüsen......772
Adorentziindung...........151
Aderfisteln..............153
Aderlassen.............. 35
Aderpresse..............338
Adhäsionen.....'.....48, (wO
Aetzbougies .............258
Äetzungen............... 73
After künstlicher......• . . . . 424
—nbsp; nbsp; verschlossener.........655
—nbsp; nbsp; widernatürlicher........524
Aftcrbildungen............737
Aftergeschwülste...........737
Afterhaut................ 48
Afterfisteln..............819
Afterverletzungen s. Verletzungen.
Akiurgic ............... 2
Albugo................122
Alienthesen..............683
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Seite
Ainaurosis . . . '.....' . . . . 136
Ambustiones ............ 73
Amputation des Euters.......172
der Gebärmutter .... 590
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; des inännl. (iliedes 105, 821
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; des Mastdarmes .... 581
Anätzungen ............. 76
Anchylosis...........205, 681
Aneurysma..............642
Angeborner Fehler .........733
Anhäufungen von Schleim in den
Luftsäcken der Pferde.....689
Änticoeur...............260
Antiphlogiatiscbe Methode...... 34
Aposlema .............. amp;4
Atheroma...............751
Atresieen...............670
Atrophia ............451, 731
Arthritis deformans ......205, 228
Aufreiten, Auftreten der Pferde . , 286
Augapfel, Vorfall...........569
Augapfel-Wassersucht........711
Äugenentzändung im Allgemeinen .
intermittirende . . 112
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;katarrhalische . . 105 periodische . . . 112
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;bei Pocken . . . 121
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; rheumatische . . . 108
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;speeifische . . . . 112 traumatische ... 98 von Würmern . . 119
Augenfell...............125
Augenseuche, Augenstaupe.....108
Augenverletzungen s. Verletzungen Ausdehnungen und Erweiterungen
im Allgemeinen.........631
Ausdehnung und Erweiterung der
Blutgefässc ...........642
Ausdehnung und Erweiterung der
Gelenkkapseln..........635
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840
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Register.
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||||||
Seite
Ausdehnung und Erweiterung des
Mastdarmes...........647
Ausdehnung der Muskeln......(1153
Ausdehnung und Erweiterung des
Obrdrüsenkanals.........64G
Ausdehnung und Erweiterung des
Schlundes............647
Ausdehnung der Sehneiischcidcn . . 633
Ausreissen der Polypen.......635
Ausschälung.............
Ausschwitzung............ 46
entzündliche ..... 56
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; plastische........IS
Ausziehung des Staares.......13:'
|
B
B
B
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Seitlaquo;
ilutohr, der Eiude.........302
Jlutprof (Thrombus).........337
5 lul schwamm.............762
Jlutspath............229, 643
ilutstillung..............386
Jlutungen bei Wunden.......325
Jougies................258
Jrond................. 67
. . 68 . . 68 , . 69 . . 70 , . 442 , . 96 , . 70 , . 241
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-s [
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1$.
Bärenfuss...............nbsp; nbsp;634
Balggesclnviilste...........nbsp; nbsp;750
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; lichte, unächte . . .nbsp; nbsp;750
Balkenstaar..............nbsp; nbsp;126
Ballengeschwür............nbsp; nbsp;hu
Bauchbrücbe.............nbsp; nbsp;595
Bauchbruch..............nbsp; nbsp;692
Bauchfellbruch...........nbsp; nbsp;(',•gt;#9632;[
Baucbwunden ............nbsp; nbsp;414
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;complicirte......417
-nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;eindringende.....417
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;einfache........nbsp; nbsp;413
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;oberflächliche.....nbsp; nbsp;414
Beckenfistel ..............nbsp; nbsp;819
Beinfrass ...............nbsp; nbsp;-206
Beinhautentzündung.........nbsp; nbsp;-200
Beinhautschnitt............nbsp; nbsp;215
Beinschwiele.............nbsp; nbsp;471
Bienenstiche.............nbsp; nbsp;;5(14
Bildungsfehler ............nbsp; nbsp;733
Bindehautentzündung, katarrhalischenbsp; nbsp; 105
Binden hei Wunden........nbsp; nbsp; nbsp; 355
Biswunden..............nbsp; nbsp;yci
mit Wuthgift.......nbsp; 864
Blasenpolypen ............nbsp; nbsp;754
Blasenschnitt .............nbsp; 162
Blasensteine..............nbsp; 780
Blasenstich ..............nbsp; 7-i2
Blastem................nbsp; 736
Blutaderbruch.............nbsp; 616
Blutadergeschwulsl...........nbsp; 642
Blutbruch...............nbsp; 506
Blutegel ...............nbsp; nbsp; 37
Blutentleerung............nbsp; nbsp; 35
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;allgemeine.......nbsp; nbsp; 35
örtliche........nbsp; nbsp; nbsp;36
Blntgefässentzündung ........ '211
Blutlasscn............... 35
|
IJreigeschwulst............751
Breiumschläge, Wärmegrad derselben 42 Bromsenlarven in der Stirnhöhle . . 687
Bi'i'iuseuschwiiulcl ..........687
Bremsenstiche.............364
Bronchocele..............771
Bruch, Kiiocliciilirucli im Allgemeinen ........... .... 467
Bruch des Armbeins.........506
Bruch des Badccnbeines ......519
—nbsp; nbsp; nbsp;der Backenknochen......502
—nbsp; nbsp; nbsp; des Kllonbogcnbeines.....508
—nbsp; nbsp; nbsp; des Fesselbeines........512
—nbsp; nbsp; nbsp;der ftleichbeine (Sesambeine) 514 der (irilTclbcino........511
—nbsp; nbsp; nbsp; der llalswirlicl ........498
—nbsp; nbsp; nbsp; des FTinterkiefers.......49.5
des llimscbüdels .......486
—nbsp; nbsp; nbsp; des llomfortsatzes.......489
—nbsp; nbsp; nbsp; des Hut- und Strablboines . 517 ties Jochbeines........491
—nbsp; nbsp; nbsp; der Kniescheibe........521
des Kronbeines........515
—nbsp; nbsp; nbsp; der Lenden- und Rückenwir- 41)8
bei..............41)8
—nbsp; nbsp; nbsp; der Nasenbeine........492
..... der Rippen..........50O
des [Jntersehenkelbcines . . . 522
—nbsp; nbsp; nbsp; des Schienbeines.......521
—nbsp; nbsp; nbsp;des Schulterblattes......505
—nbsp; nbsp; nbsp; der Schwanzwirbel......504
—nbsp; nbsp; nbsp; der Speiche..........50lt;S
—nbsp; nbsp; nbsp;des Spmnkgelenkes......524
—nbsp; nbsp; nbsp; der Stirnbeine ........488
—nbsp; nbsp; nbsp; des Strahlbeines........517
—nbsp; nbsp; nbsp; des Vorarmes.........508
—nbsp; nbsp; nbsp; der Vorderkieferbeine.....494
—nbsp; nbsp; nbsp;der Vordcrknieknochen .... 510
—nbsp; nbsp; nbsp; der Zebenglicdor bei Hunden 517
—nbsp; nbsp; nbsp;des Zungenbeines.......497
—nbsp; nbsp; nbsp; des Penis...........303
|
||||
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||||||
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||||
Register.
|
8.11
|
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||||
Seite
Bruch (Hernia) im Allgemeinen . .nbsp; 594
—nbsp; nbsp; nbsp;wahrer und falscher .....nbsp; 595
—nbsp; nbsp; nbsp;I'alliativkur u. Radikalkur . .nbsp; G17
Brucheinklemmung..........nbsp; MS
Brucbgescbwulst...........nbsp; 594
Brachring, Bruchpforto, Bruchhöhlenbsp; 594
Bruchsack..............nbsp; 594
Brnstbeule ..............nbsp; cUiO
Brustlahmheit..........88,nbsp; 543
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; rheumatische......nbsp; nbsp; 88
Brustwunden.............nbsp; 406
complicirte.......nbsp; 408
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; eindringende......nbsp; 407
Bubonocele..............nbsp; 612
Bugbeule ..............nbsp; 260
Buglamp;hme, Buglabtnheit........nbsp; 545
— rheumatische.......nbsp; 350
Bmulnalit...............nbsp; 350
|
Seite
Contusiones..............nbsp; 240
Cosmesches Pulver..........nbsp; 767
Courbo................nbsp; 238
Crepitationsgeiäuscli..........nbsp; 470
Crnsta inflammatoria.........nbsp; nbsp; 21
Cystides, Cysten........743.nbsp; 750
Cysto-Fibroid.........743,nbsp; 750
Cystome ..............nbsp; nbsp; nbsp;750
Cystotomia..............nbsp; 782
Cytoblastem .............nbsp; 73(1
|
|||
I).
Darmbruch...........595, 613
Darmfistel ..............424
Darmnaht...............352
Dannvorfall hei Wunden ......417
Darmwunden............422
I raquo;asselbeulen.............(18(1
Decubitus ..............292
Degenerationen............7C8
Desmologie.............. 2
Demarcationsliuio .......... 71
Diastasis ....... .......468
Dickhäutigkeit ............769
Discussio...............4(18
Digestivwasser............ (.13
Diphtheritis.............. 28
Dislocation der Muskeln und Söhnen 533
Dismorphen..............733
Distorsio...............52(1
Drehen oiler Drillen der Blutgelasse 345
Druckschädon.............247
Durchliegen, das...........2,,)2
Durchschlingung der Blulgelasso . . 346 Dysuria................714
|
||||
('.
|
||||
Calculi .............737, 777
Callositas.............66, 830
Callus..............29, 472
— luxurians............473
Caucer ..............., 7(i'_gt;
Oapelets .............. 'J75
Carcinom...............762
Caries............#9632; . . 29, 2(10
Cataracta...............126
Catheter................718
Gele.................594
Chirurgie, allgemeine ........ 2
Begriff .......... 2
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;inlialt........... 1
Chirurgie, specielle......... 2
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Geschichte der...... 3
Chlorzinkpaste............7(17
Gholesteatotn.............741
Chondroide..............(190
Cbondrom............. . 74(1
Cicatrix..............48, 66
Cirsocele .............. 596
Gombustiones ............ 73
Commotio cerebri..........3(18
Concremento, Concretionen . . 737, 777
Congestion.............. 24
Conglutination.......48, 355, 670
Conjunctivitis ............105
Conquassatio.............240
Contractuien...........49, (151
Contralissmen ............185
Contrafracturen............485
Ccntre-coup..............4(18
|
||||
E.
Eburnalio...............205
lücchymosen..............240
Ectasieen...............(130
Ectopia................56(1
Eczema impetiginodes, pustulosum . 181
Kingypsung..............482
Einklemmung.............598
Einrichtung der Knochenbrüche . . 477
Einschiebung.......471, 506, 598
Einschnitte............ . 36
Einschuss.............80, 178
Kintheilung der Chirurgie ...... 2
Kiter und Eiterung ......... 52
Eiterauge.............. . 139
|
||||
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||||
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||||
842
|
Register.
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||||
Heile
Eiterbeule ..............nbsp; nbsp; 55
Eiterblut ...............nbsp; nbsp; (i(i
Eitererzeugende Mittel........nbsp; nbsp; 58
Eiteruugsfieber..........i)0,nbsp; nbsp;55
Eitorgoschwulst............nbsp; nbsp; nbsp;55
Eiternabe]..............nbsp; nbsp;157
Elementarzellen, Erregung derselbennbsp; nbsp; nbsp;14
Elcphautenfuss............nbsp; 76!)
#9632; Eleplwntiasis.............nbsp; 769
Ellenbogenbeulcn ..........nbsp; '_'(;5
Embolien...............nbsp; nbsp; nbsp;G7
Emphysem..............nbsp; 398
Encephaloid..............nbsp; nbsp;744
Encbondroma.............nbsp; nbsp;74 (i
Engerlinge..............nbsp; 686
Entartung der Gewebe . . 14, 724,nbsp; 768
Entzündung im Allgemeinen ....nbsp; nbsp; nbsp;14
im Speciellen......nbsp; nbsp; 94
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;adhäsive.......51,nbsp; 326
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;asthenisclie.......nbsp; nbsp; nbsp;31
dyscratisehe.......nbsp; nbsp; 27
erethische .......nbsp; nbsp; 32
crysipelatöse 27, 80, 178,181
gangraenösc.......nbsp; nbsp; 30
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;idiopathische ......nbsp; nbsp; 30
metastatische.....nbsp; nbsp; 66
#9632;— rosonartige .......nbsp; nbsp; 27
rotblaufartige......nbsp; nbsp; 27
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;scorische.........nbsp; nbsp; 23
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;speeifisohe........nbsp; nbsp; 27
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;sthenische........nbsp; nbsp; 30
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;sympathische......nbsp; nbsp; 30
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;synochüse........nbsp; nbsp; 30
#9632;— torpide..........nbsp; nbsp; 32
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;traumatische ......nbsp; nbsp; 27
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;typhiiso.........nbsp; nbsp; 32
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;der Augen .......nbsp; nbsp; 97
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;der Beinliaut und der Knochen.............nbsp; nbsp;203
Entzündung der Beugesehnen ....nbsp; nbsp;189
der Bindehaut......nbsp; nbsp;105
des Bindegewebes ...nbsp; nbsp; 27
der Blutgcfässe.....nbsp; nbsp; 29
der Urosselveno.....nbsp; nbsp;151
der drüsigen Organe . .nbsp; nbsp; 29
des Euters .......nbsp; nbsp;KJä
der fibrüsen Gebilde . .nbsp; nbsp; 28
des Qehörganges ....nbsp; nbsp; 95
der Haut ........nbsp; nbsp; nbsp;27
der Hoden .......nbsp; nbsp;158
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;d.ir Hufe u. der Klauennbsp; nbsp; 191 der Knochen u. d, Beinbaut ............28,nbsp; 203
Entzündung der Knorpel......nbsp; nbsp; 29
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;der Lymphdrüsen im Kchlgangc............nbsp; nbsp;14ü
|
Seite Entzündung der Lymphgcfässc . 29, 175
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;der Jlilcluliiison ....nbsp; nbsp;165
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;dor Mutterscheido ....nbsp; nbsp;173
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;des Muskelgewebes ...nbsp; nbsp; 28
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;des Nabels .......nbsp; nbsp;157
der Nerven.......nbsp; nbsp; 29
der Ohrmuscheln ....nbsp; nbsp; 97
der Ohrspeicheldrüse . .nbsp; nbsp;140
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;der Schaanilefzen ....nbsp; nbsp;173
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;der Schilddrüse ....nbsp; nbsp;149
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;der Schleimhäute ....nbsp; nbsp; 29 der serösen Häute ...nbsp; nbsp; 28
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;des Sprunggelenkes . .nbsp; 228
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;der ünterkieferspeichel-drüse ..............nbsp; 145
Entzündung d. Untcrzungenspeichel-
drüse..............nbsp; nbsp;145
Entzündung der Vorhaut und des
männlichen Gliedes.......nbsp; nbsp;160
Entzündung der Zunge.......nbsp; nbsp;146
Eutzündungsausgängc........nbsp; nbsp; 24
Enlzüudungsbehandhmg.......nbsp; nbsp; 33
EnlzündiingsCicber...........nbsp; nbsp; 20
Entzüuduiigsliaut...........nbsp; nbsp; 21
Enlzünduiigsselimerz........nbsp; nbsp; nbsp;IG
Enlziindimgsuvsachcn ........nbsp; nbsp; 22
Entziindungsverlanf .........nbsp; nbsp; 24
Entzündungsvorhersagung......nbsp; nbsp; 32
Epiphysenablösung..........nbsp; 468
Erfrierungen .............nbsp; nbsp; 79
Ernährung, übermässige.......nbsp; 724
Eröffnung der Luftsäcke.......nbsp; 692
Erschütterung des Gehirns .....nbsp; 368
Erweichung..............nbsp; nbsp; 48
Erweiterungen............nbsp; nbsp;C31
Erysipelas ..............nbsp; nbsp; 80
oodematosum.......nbsp; nbsp; 81
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; phlegmonosum......nbsp; nbsp;178
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; pustulosum .......nbsp; nbsp; 81
Erythom...............nbsp; nbsp; 74
Esparvin, siehe Spat.
Euterentzündung...........nbsp; nbsp;165
Exania................nbsp; 577
Exfoliatio...............nbsp; 206
Exomphalos .............nbsp; 607
Exopbtbalmos.............nbsp; 569
Exostosis..........49, 205,nbsp; 209
Exstirpation des Augapfels.....nbsp; 571
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;der Balggescbwülste . .nbsp; 752
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;des Euters.......nbsp; nbsp;172
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; der Polypen......nbsp; 758
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; der Stollbeulcn ....nbsp; 270
Exsudatio ..............nbsp; nbsp; 46
Extravasat .......243, 298,nbsp; 471
|
|||
|
||||
|
||||
Register.
|
843
|
|||
|
||||
Keile
|
Seite
Galleu...............• .nbsp; 035
Gallenkrebs .............nbsp; 763
Ganglia................nbsp; 635
Qangraena..............nbsp; nbsp; 67
Gebärmutteramputatiou.......nbsp; nbsp;51)0
Gebärmutterbruch ..........nbsp; nbsp;613
Gebärrauttorpolypcn.........nbsp; 757
Gebärmuttervorfall..........nbsp; nbsp;586
Qegenausdehnung ..........nbsp; 477
Gegenbniche.............nbsp; 487
Oegenspalten.............nbsp; 487
Qegensioss..............nbsp; 468
Gehirnerschütterung.........nbsp; 368
Gehörgang, Entzündung desselben .nbsp; nbsp; 95
Gelenk, falsches...........nbsp; 474
— künstliches.........nbsp; nbsp;473
Gelenkgallen.............nbsp; nbsp;035
Gelenkwassersucht..........nbsp; 035
Gelenkwunden............nbsp; 450
Gonickbeule, Oenickfisteln .....nbsp; nbsp;244
Geschichte der Chirurgie.......nbsp; nbsp; nbsp; 3
Goschwulst bei Entzündung.....nbsp; nbsp; nbsp;17
Oescbirrdruck ............nbsp; nbsp;248
Geschwülste, hetcrologc, heterogenenbsp; nbsp; 738
Geschwüre, im Allgemeinen.....nbsp; nbsp;794
atonische ........nbsp; nbsp;797
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;brandige.........nbsp; nbsp;797
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;callöse..........nbsp; 796
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;caneröso.........nbsp; nbsp;704
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;carcinomatüse......nbsp; nbsp;704
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;cariöse..........nbsp; nbsp;797
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;entzündliche.......nbsp; nbsp;797
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;erethische........nbsp; 777
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;erhabne.........nbsp; 790
faulige..........nbsp; nbsp;790
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;fistulöse.........nbsp; nbsp;795
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;flache ..........nbsp; 795
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;fressende ........nbsp; nbsp;790
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;frische..........nbsp; nbsp;790
fungöso .........nbsp; 790
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;habituelle........nbsp; nbsp;795
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;hohle ..........nbsp; nbsp;795
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;idiopathische ......nbsp; 797
phagediinischc......nbsp; 796
putride..........nbsp; 796
reine...........nbsp; nbsp;796
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;runde...........nbsp; 795
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;schwammige.......nbsp; 795
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;schwielige........nbsp; nbsp;796
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;speeifische........nbsp; nbsp;798
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;symptomatische.....nbsp; nbsp;797
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;unregelmässig geformte .nbsp; nbsp;795
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;unreine .........nbsp; nbsp;796
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;der Hornhaut......nbsp; nbsp;138
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;veraltete.........nbsp; 795
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;vertiefte.........nbsp; nbsp;795
Geschwürshaut............nbsp; nbsp; 56
|
|||
F
|
||||
Fadenwärmer ilaquo; den Augen ....nbsp; nbsp;Ill)
Fftulniss dor Rutbe .........nbsp; nbsp;161
l'asorgeschwulst...........nbsp; 741!
Faserkrebs..............nbsp; TGii
Keifelgoschwulst ...........nbsp; nbsp;140
Fehler, angebornc..........nbsp; 733
Feigwarzen..............728
Festhaken der Kniescheibe .....nbsp; ftö'J
Fettfell................nbsp; nbsp;125
Kettgeschwulst............nbsp; 740
Fettscblauch.............nbsp; nbsp;769
Feuer, heiliges............nbsp; nbsp; 80
Fibroid, Fibroma ..........nbsp; 743
Fieber bei Eatzündnngen......nbsp; nbsp; nbsp;20
Filaria papillosa im Auge......nbsp; 11!)
Fissura................nbsp; 407
Fistclgoschwiirc............nbsp; 7!),r)
Flaukeubruch ............nbsp; (',22
Fleischbruch..........615,nbsp; 773
Flcischeuter .............nbsp; 772
Fleischfell ..............nbsp; nbsp;12,r)
Fleischgeschwulst ..........nbsp; 744
Floischpolyp.............nbsp; 754
Fleischwär/.chonbildung.......nbsp; nbsp; 56
Flecke u. Trübungen der durchsichtigen Hornhaut.........nbsp; nbsp;122
Flügelfell...............nbsp; nbsp;125
Fluctuation..............nbsp; nbsp; nbsp;55
Flussgallen..............nbsp; 035
Fluxion lunatique ..........nbsp; 112
Fontanelle...............nbsp; nbsp; 42
Forme (Siehe Schale).
Formfehler..............nbsp; 733
Fractura ...............nbsp; 4(i7
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;comminuta.........nbsp; 468
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; longitudinalis.......nbsp; 467
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;obliqua...........nbsp; 467
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;simplex ..........nbsp; 408
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;transversalis........nbsp; 467
Fragilitas ossium...........nbsp; 461)
Fremde Körper und Zuriickhallung
von Säften............nbsp; 683
Fremde Körper im Maule......nbsp; 61)0
—nbsp; nbsp; nbsp;im Schlünde ....nbsp; 697
—nbsp; nbsp; nbsp;in Wunden.....nbsp; 348
Froschgeschwulst ..........nbsp; nbsp;145
Fungöses Geschwür.........nbsp; 71)6
Fungus haematodes.........nbsp; 763
— medullare..........nbsp; 763
Fussraude ..............nbsp; nbsp;187
Fussrollenentzündnng........nbsp; 221
G.
Gallen.................nbsp; 635
|
||||
|
||||
|
||||
|
||||
|
||||||||
844
|
Register.
|
|||||||
|
||||||||
Seite
Getrennte Wand...........821
Qewftchse...............737
|
.Seitlaquo;
Hornbildung, pathologische.....727
Hornhautflecke...........122
Hornbautgoschwüre..........138
Ilornliliille .............319
Hornspalten......... . . . 312
llüftgelenkslaliniheit, chronische . . 221
Hüftlahmbeit.............557
rheumatische........ 88
Hufentzündung ...........191
—nbsp; nbsp; nbsp; metastatische........19ii
—nbsp; nbsp; nbsp; rheumatische........194
—nbsp; nbsp; nbsp; traumatische........191
Hufgelonkslahmbeit, chronische . . . 221
Hnfknorpelfistelu...........821
Hundebiss, wuthkranker.......3('i4
Hydatides ..............750
Hydiartlirou..............636
Hydrocele............615, 712
ITydrophtalmos............711
Hydrops articularnm.........636
|
|||||||
Gypsguss.....
Qypsbindenverband Glaucoma.....
|
.......482
.......482
.......133
|
|||||||
(ilossitis ...............146
Granulationen ............ 56
tiägp, üppige..... 57
Qranulationsbilduug......... r)G
Grauer SUmr.............126
Grnuer Staat.............133
Grützbeutel, Grützgeschwulst .... 751 Gutta serena.............13(!
|
||||||||
II.
|
||||||||
Haarbildung, abnorme........730
Haargesohwulst............751
Haarseil................ 42
Haematocele..............VJ(gt;
Hahnentritt..............230
Hängegurt ..............484
Hamblasenscbnitt ..........782
Harnblasensteiu...........780
Harnblasenstich ...........722
Harnflsteln..............786
Harnr5hrenschnitt ..........7(JÜ
Harnröbrenstoine...........788
Hararöbrenverengerung .......G.')7
HamTerhaltung ...........714
Hartschnaufigkeit ..........S'J4
Hasenhacke .............238
Hasenohrigkeit.......... . 6G2
Hasenschartennahl..........352
Hasenspat ..............238
Haut, abnorme an den Äugen . . . 734
Hauthörner..............727
Hautsehlacke............. 84
Hautverhärtung ...........769
Hautschwiele.............730
Heften der Wunden.........350
lieft nadeln..............350
Heftpflaster .............35(gt;
Helcos, Ilclcosis...........794
|
||||||||
|
Uygr
|
#9632;50
|
||||||
|
||||||||
Hyovertobrotomie...........nbsp; 692
Hyperämie..............nbsp; nbsp; 14
Hyperexostosen......19, 207,nbsp; 209
Hyperplasie..............nbsp; 724
Hypertrichosis............nbsp; 730
Hypertrophie ..........48,nbsp; 724
—nbsp; nbsp; nbsp; ächte, imäclito.......nbsp; 721
entzündliche........nbsp; nbsp; 48
in der Haar-, Horn- und
Hautbildung .......nbsp; 727
Hypogastrocele............nbsp; 622
Hypogium........ ......nbsp; 139
I. J.
|
||||||||
Jauche..............53,
Ichor.................
Igelfuss................
Incarceratio..............
Induratio...............
—nbsp; nbsp; nbsp; kalte............
Inflammatio .............
Infractio ...............
Inplantatio..............
Insektenstiche............
Instnimcntal-Chirurgie .......
Invaglnatio..............
Inversio................
Irido-Choroiditis ..........
Iridectomie..............
Ischuria...............
|
794
54
197
598 48 49
II
467
471
364
2
577 566 116 135 714
|
|||||||
|
594
|
|||||||
Hernia ..............
|
||||||||
Herz wunden...............108
.Hiebwunden .............359
Hirnorschnttemng....., • #9632; . . 486
Himschädelbrüche..........486
Hodenentzündung....., . . . . 158
Hodensackabscesse .........436
Hodeusackbruch.........612
Hodensackverletzungen.......434
Hodenverletzung...........434
Hohlgeschwüre............795
Homöoplasia.............724
IloniggesclnTiilst..........750
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K.
i Kälte, Anwendung derselbe .... 39
| Kapselstaar..............126
Karlsbader Iiisectcuuadeln......252
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Registoi1.
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845
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Katheterapplication .........
Katzenpeter .............
Keblkopfspfeifen...........
Klaucngoscliwiir del' Schafo ....
Kleistervorbaud ...........
Kniebeule und Knieschwamm .... Knocbenauflagerungen und Auswüchse ..........
Knochenbrand ............
Knocbenbrüche im Allgemeinen . .
—nbsp; nbsp; im Speciellen, siehe,Bruch.
Kuoclieutniichi^keit.........
Knochonelterung...........
Kaocbenentzündung.........
Knochenerweichung.........
Knochenfrass (ßeinfrassj.......
Knocbengeschwuist .........
Knochenneubildung.........
Knochenschwärung..........
Knochenschwiele (Callus)......
Knochcnstclzfuss........514,
Kuochen-Speckgeschwulst......
Knochen wurm............
Knollhuf...............
Knopf.................
Knopfnabt..............
Knor])oUistel.............
Knorpelfistel - Operation.......
Knorpelgeschwulst..........
Knoten, schwarze..........
Knotengeschwulst, Knotenkrebs . .
Knotonnaht..............
Kothfistel...............
Kopflose...............
Krampfaderbruch...........
Krebs.................
—nbsp; offener..............
—nbsp; verborgener ...........
Krebsscsclnvür............
Krobsgescliwür am männlichen Gliede
Krebskerne ..............
Krebsmilch..............
Krebssaft...............
Krebszellen..............
Kreidolleck..............
Kreuzgalle..............
Kreuzlähmung, rheumatische . . . .
Krisis.................
Kronentrilt..............
Kropf.................
Künstliches Gelenk .........
Kürschnernaht............
|
Moitu
718 Ul 394 83(1 481 272
205 20G
4(37
#9632;ICO 206 203 4(11) 206 74(1 205 206 '205 20) 746 207 774 G24 350 821 824 756 747 763 350 424 80 596 762 764 764 764 8U) 762 762 762 762 I 22 636 85 24 454 771 474 352 248
|
Soillaquo;
Lahmheit,Erkennung im Allgemeinen 8i)
Lapides.............337, 777
Leist...............216, 559
Leistenbruch.............612
—nbsp; nbsp; falscher bei Hündinnen . #9632; . 616
Lendenlahmheil ...........557
Leucoma...............122
Lewent'scher Cylinder........760
Ligatur................342
Linsenstaar .............127
Lipoma................740
Litbotomia..............782
Luftröhrenöffnung..........395
Luftröhrenverengerung .......655
Luftsackkatheter, Anwendung .... 691 Luftsäcko, Anschwellung der .... 691
—nbsp; nbsp; nbsp;EröiTnung der....... 692
Lunds Trachtenzwinger.......584
Luxationcs..............526
Lympbabscoss............ 66
Lymphangitis.............175
Lymphome..............771
Lympho-phlebitis..........178
M.
Maculae cornoae...........122
Männliches Glied, Amputation des-
deselben..........165, 819
Maladie naviculairo.........221
Mangel einzelner Theile.......357
Manual-Chirurgie.......... 2
Markschwamm ............763
Mastdarmfisteln............816
Mastdarmvorfall............577
Mastdarmenvcilerung.........649
Mastitis................165
Mauke..............80, 181
—nbsp; nbsp; Brand.............184
#9632;— des Rindviehes........187
Mauke, Schrunden.......... 183
—nbsp; nbsp; Schutz ............182
Maulwurfsgeschwulst.........244
Melanom............... 745
Melanosou..............747
Meliceris ...............750
Metamorphosen............757
Metastasis............... 66
Metastatische Entzündung .... 96, 66
Metastatischer Abscess ....... 66
Milchflecke..............122
Milchdrüsenentzündung.......165
Milchstaar...............126
Milchsteine..............779
Missbildungen, in der Kenn, Ueber-
zahl und Mangel einzelner Theile 735
|
||||
Kummetdruck............
|
||||||
L.
Ladenränder, verletzte
|
. 388
|
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846
|
Register,
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||||
Seitlaquo; Mondblindheit............112
Morlifikatio.............. (;7
Mummiflcatlo............. 69
Muskelbruch.............295
Muskel/.eiToissung..........2l)()
Mutterkriinze.............,r)89
N.
Nabelbruch..............007
Nabelentziimlung...........l,r)7
Nabelgeschwür............157
Nabelgeschwulst...........157
Nackenfisteln.............245
Nähte, blutige............350
Nagelfleck..............138
Nageltritte..............462
Narbe..............48, 66
Narben der Ilnrnhaut........123
Nasenpolypen ............755
Navicular lamenes, navicular arthritis 231
Nebula, Nebelfleck..........122
Nekrosis ............ 29, 67
Ncoplasmen .............736
Nervenschnitt, Norvotomio . . 218, 228
Netzbruch ...........595, 613
Neubildungen, patholng. im Allgemeinen .............73;!
Nubecula..............122
|
Noltn
Ossiflcatio ..............472
Otitis................. 95
Otterbisse ..............360
|
|||
P.
Pacbydermie.............769
Pannus................125
Panaritium..............191
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;eigentliches ........199
Paraphimosis..........162. 659
Panosychia cqui...........196
—nbsp; nbsp; nbsp; erysipolatose und pustulosa 181
Parotitis................140
Penis, Amputation des.......165
—nbsp; nbsp; nbsp;Bruch des . . -.......303
—nbsp; nbsp; nbsp;Entzündung des.......161
—nbsp; nbsp; nbsp;Krebs des ..........819
Periostoitis..........raquo; • • • 203
Periostis...............2ö5
Periostotomie ........... . . 215
Perlmutterfleck............122
Possarien...............589
Pflaster, englisches, scharfes .... 50
Phimosis............160, 659
Phlebitis...............151
Phlegmono.............. 27
Phlogosis............... 14
Phlycfaenea........... 27, 138
Piephacke...............275
Plasma................736
Podotrochilitis chronica.......221
Podophylitis.............191
Pol-evil ...............244
Polypen................754
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;der Bindehaut.......755
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;im Kohlkopf........757
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;im Mastdarm .......757
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;in der Mutterscheide . . . 757
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;in der Nasenhöhle .... 765
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;in der Rachenhöhle .... 756
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;in der Urinblase .....757
Procideutia..............566
Prolapsus...............566
Pseudarthroso ............474
Pseudoerysipelas........... 48
Pseudo-Organe............737
Pseudomembran........... 48
Pseudo-plasmata...........737
Pterygium ..............125
Pulsiren, Stärke des......... 19
Pulsadorgeschwulst .........642
Pnruline............... 53
Pus (Eiter)........., . . . . 52
Pyaemie.............. 66
Pyine................. 53
|
||||
0.
|
||||
Obliteration der Schenkelarterien (Obturation) . -..........679
Ochsenspath..........229, 637
Oedem, akutes .... 33, 47, 708, 712
Oedem, kaltes............708
Oesophagotomie...........705
Oesophagus ventriculosus......647
Ohrfislel...............807
Ohrgcschwüre......; . . . 94, 95
Ohrspoicheldrüsencntziindung .... 140
Ohrspeicheldriiscnbräuno.......141
Ohrwunden..............375
Ohrwurm............... 95
Gmphalitis..............157
Omphalocele .............607
Operative Chirurgie......... 2
Ophthalmia.............. 97
Orcbitis . . . ,............158
Oscheocele..........203, 612
Osteitis................203
Osteo-gangraena...........206
Osteom und Osteosteatom......746
Osteo-malacie ............469
Ostco-necrosis............206
Osteophyten und Osteopnrose .... 205
|
||||
|
||||
|
||||
Register.
|
847
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|||
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||||
Seite
Pyogenia...............nbsp; nbsp; 52
Pyosis.................nbsp; nbsp; 62
Q
Qualitative abnorme Neubildungen .nbsp; 73li
Quetschungen im Allgemeinen . . .nbsp; 240
der Hallen ......nbsp; 285
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; der Beugesehne 189,nbsp; 278 an der Brust.....nbsp; 260
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;am Ellenbogen ....nbsp; 265 am Genick......nbsp; 244
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;am Knie.......nbsp; 272
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;des Küthengelenkes .nbsp; 280
der Sohle.......nbsp; 287
der Spitze des Sprunggelenkes ........nbsp; 275
vom Uebertreten der
Halfterketten.....nbsp; 278
der Füsse durch das
Streichen.......nbsp; 280
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;am Widerrüst ....nbsp; 248
li
Rachenpolypen............nbsp; 751)
Hamm, Kamp, Kampf........nbsp; nbsp;559
Kehboin ...............nbsp; 2;J.7
Reposition der Brüche........nbsp; (102
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;der Knochenbrücbe . . .nbsp; 477
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;der Verrenkungen ....nbsp; 73(1 der Vorfülle........nbsp; 507
Kesolutio...............nbsp; nbsp; 25
Retentionsgeschwülste.....(183,nbsp; 752
Retentio urinae............nbsp; nbsp;724
Rbehe.................nbsp; nbsp;194
Rhehehuf . . . •........197,nbsp; 774
Kheuinatische Lahmheiten......nbsp; nbsp; nbsp;88
Kheumatismus......... 73,nbsp; nbsp; 83
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;acuter.........nbsp; nbsp; 84
chronischer . . . 84,nbsp; nbsp; 88
kalter.........nbsp; nbsp; 88
Dyskrasie.......nbsp; nbsp; 84
Rheumatische Kreuzlamp;hme .....nbsp; nbsp; M
Rhaclutis ..............nbsp; 4(19
Ringbein...............nbsp; 21(1
Kingeln................nbsp; 585
Ringmaschine .........494,nbsp; 510
Rötlie, bei Entzündung.......nbsp; nbsp; nbsp;18
Rose, Rothlauf..........27,nbsp; nbsp; 80
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;brandiger.......nbsp; nbsp; 81
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;blasenartiger.....nbsp; nbsp; 81
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;falscher........nbsp; nbsp; 82
oedematoser .....nbsp; nbsp; 81
traumatischer.....nbsp; nbsp; 82
Rupturen im Allgemeinen .....nbsp; nbsp;294
Rntbe, Fftulniss derselben......nbsp; nbsp;1(11
— Amputation..........nbsp; 821
|
S.
|
|||
Samonstrangllsteln..........437
Samenstrangwunden.........434
Sanies ................ 54
Sarcocele...............773
Sarcoma ...............744
Sarcosis................744
Satteldruck..............248
Scarificatio.............. 30
Schale.............216, 514
Schädelbrüche ............486
Scliädolwunden............368
Schenkelbruch ........... 621
Schenkelgescbwulst, heisse.....178
Schienenvorband...........479
Schiffförmiges Bein, Krankh. desselb. 221
Schilddriisenausschiilung.......150
Schilddrüsenentzündung.......149
Schlangenbiss............365
Schlauch (S. Vorhaut).
Schlempemauke ...........187
Sclileimbeutel-Wassersucbt s. üallen
Schleimpolyp.............754
Schlingennaht............352
Schlund, Oeffnen desselben .... 705
Schlundbruch..........405, (147
Schlundschnitt,............705
Schlundwunden ...........404
Schlundzange.............703
Schmerz bei Entzündung...... 10
Schmerz bei Wunden........324
Schnittwunden...........359
Schonblindheit............136
Scliulterlahmheit . . . ,.......513
rheninatiscbo .... 350
Schusswunden............3(12
Schutzmauke.............182
Schwarze Knoten ..........747
Schwarzer Staar...........135
Schwebe, die.............484
Schwellung, trübe.......... 14
Schweiffisteln ............441
Schweifschnitt............441
Schwiele............... (16
Schwinden, Schwund .....451, 781
Sediment in der Harnblase.....780
Scirrhus................762
Scirrboma ..............762
Sclerosis...............769
Sehnengallen.............635
Sehnenklapp.............189
Sebnenstelziuss ...........064
Senkungsabsccss........... 57
Septichamie ............. 66
Sequester...............207
Seröse Hälge.............750
|
||||
|
||||
|
|||||
848
|
Register.
|
||||
|
|||||
#9632;
|
Seite
Setaceum, Siehe Haarseil......
Soblenflecke, rotlio..........'2;!7
Sonilo, soiulii-en...........Sol
Spalten am Hufe..........312
Späht.................228
Speckgeschwulst...........7-11
Speckbaut .............. 21
Speichelflstol.............380
Speichelgang-Erweiterung......G4C
Speichelsteiue ............778
Speiseröhre, Oeffuen derselben . . 705
Sphacelus............... 57
Spina ventosa ............'201
Spondylarthrocaoe ..........5'27
Sprunggelenksentzündung......'2-8
Staar, grauer.............126
•— grüner ............133
— schwarzer...........136
Staaroperatiou............121)
.Staarpunkte .............126
Standmascbine............484
Staphylom..............124
Stasis ................ 24
Steatoma...............7-1!
Steine ................777
Steingalle...............28?
Steinschnitt..............782
Stelzfuss...............190
Stehfussmaschine ..........484
Stenochorieeu ............651
Stenosen...............651
Stiche von Insekten ........354
Stichwunden.............360
Stollbeule und Stollschwtome . . . 265
Strahlbeinlahmheit.......221, 222
Strahlfäule..............829
Strahlkrebs..............831
Stranguria ..............714
Straubfuss..............197
Streifen oder Streichen.......280
Stricturen ..............651
Strickgitter..............584
Struma................771
Sublaxatio ..............quot;26
Sugillatio...............240
Suppural io.............. 52
Sutura ................850
Symblepharon............672
Synechia...............680
— pupillae..........674
T.
Talpa.................quot;^
Tampon, Tamponation........341
Taupe, mal de............244
Taleangioctasie ...........642
|
Seito
Totanns (raumaticus.........327
Thränenflstel.............808
Thrombus.............lt;gt;7, 337
Thrombosis ...........lt;)7, 679
arteriae cruralis .... C71) venao jugnlaris .... 151
Talpa.................214
Torsion der Blulgefässe ......345
Tourniquet..............338
Tramp;berausschlag ...........'87
Tracheotomia.............395
Trachtenzwinger von Lund .... 584 Tragen des Schweifes, scliief .... (1GS Treten über die Halfterkette .... 278
Tripper, der Hunde........ 161
Trismus traumaticus.........327
Tumor cysticus ...........750
Tyloma ...............730
l .
üeberbein .........49, 205,nbsp; 209
Ueberköthen . . . .'.........nbsp; 550
Uebermässige Ernährung.......nbsp; 724
üebertrelen über die Halfterkette . .nbsp; 278
üeberwurf ..............nbsp; 624
Ueberzahl der Theile........nbsp; 7;!4
ülceratio.............5G,nbsp; 20(1
ülcus.................nbsp; nbsp; 5(1
Umschlungene Nath.........nbsp; 352
ümstülpung .............nbsp; •r,(Jlt;!
— der Gebärmutter ....nbsp; nbsp;583
unbeweglicher Verband.......nbsp; 48!
Unterbindung der Blutgefässe . . .nbsp; 342 — des Kanals der Ohr-
speicheldrüso .........nbsp; 38(i
Unterbindung' s. auch Abbinden . .
Ureflirolomia.............nbsp; 790
Urinvorhaltung ............nbsp; 71-1
Y.
Varix.................G42
Venaesectio.............. 35
Venenentzündung..........151
Verband bei Knocheubrüchen .... 479
Verhallen...............285
Verborgener Krebs .........764
Verbrennungen und Verbrühungen . 74 —nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;mit frischgelöschtem
Kalk ............. 70
Verdunkelungen der Hornliant . . . 112 Verdickung der Haut, chronische . . 7G1) Verengerungen und Verkürzungen
im Allgemeinen.......G51
|
|||
|
|||||
|
|||||
B lister.
|
84raquo;
|
||||
|
|||||
Verengerung des Afters u. des Mastdarmes ............(gt;57
Verengerungen des Qehorganges . . G54
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; der llarnröhro . . . ()57
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; der Luftröhre . . . • 055 des Schhuules . . . 050
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; der Vovliaut .... 059 Vereinigung der Wunden......235
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;der Wnndiänder .... 350
Vereinigungsbinden .........355
Verfangen ..............194
Vergiftete Wunden .........864
Verhärtung.............. 48
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;der Haut.........769
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;cbronisclie........ 49
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;entzündliclie ...... 48
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;scirrhöse......... 49
Verknöcherung der Seitenknorpel des
Hufbeins...........219
Verkrümmungen...........052
Verkürzung der AufbebemuBkeln des
Ohres.............002
Verkürzung der Beugesebnen . . #9632; #9632; 004 der Muskeln u. Seimen 0(11 des Niederziehers der
Ohrmuschel...........668
Verkürzung der Schweifmuskeln . . 008
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;des Spanners der breiten Schenkelbinde ......• • • ''07
Verkürzung der Strecksebne der Fuss-
wurzel..............067
Verletzungen des Afters.......428
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; der Augen.......370
des Augapfels .... 377
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; der Augenlider . . . • 372
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; des Bauches oder Iliu-terleihes.............414
Verletzungen des Blinzknorpels . . . 375
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; der Brust.......400
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; der Drosselarterie . • 400
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; der Drosselvene . . • 400 des Euters ......489
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; der Eleisclikroue . . . 454 der Fleischsohle .... 462 des Fieischstrahls . • 4(i2 der Fleischwand .... 450
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; der dallenblaso .... 424
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; des harten Gaumens . 391
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; der (Icbärmutter . . . 425 der Gedilrme.....422
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; der üelenko .....450
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; der Gefässe i. d. Brusthöhle ..............401)
Verletzungen der Gliedmaassen . . 445
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; der Harnblase.....420
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; der llarnröhro .... 432
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; des Herzens .....408
|
Verletzungen der Hoden ......434
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;des Hodonsackes . . . 434
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;der Hornhaut.....370
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;der Hufbeiubeugoselme 445
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;dos Kohlkopfes .... 402
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;der Krone des Hufes . 454 der Laden.......388
|
||||
der der
der des des der
der
|
Leber.......424
Luftröhre.....398
Lungen......409
Magens......421
|
||||
|
Mastdarms .... 428 Maulwiukel .... 445
Milz........424
|
||||
der Muskeln.....445
der Mutterscheide . . . 430
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;der Nase........379
der Nieren ......425
der Ohrdrüse.....382
dos Ohres.......371
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;in der Rachenhöhle . . 393 der Ruthe.......432
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;des Samenstraugcs . . 434
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;des Schädels.....308
—#9632;nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; der Schaamlefzon . . . 430
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;des Schlundes . . 404, 409
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; des Schweifes.....440
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;der sehnigen Ausbreitungen .............415
Verwundungen der Sehnen und Seh-
nenscheiden ..........440
des Speichelganges . . 382
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;des Wurfes ...... 430
des Zahnfleisches . . . 388
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;der Zitzen.......439
der Zunge......389
des Zwerchfelles . . • 409
Vernageln ..............458
Verstauchung ............520
Verrenkungen im Allgemeinen . . . 52() Verrenkung des Schulter- und Arm-
beingelenkes..........541
Verrenkung des Backenbeines . . . 554
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;der Backenknochen . . 541
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;des Ellcnbogengelcnkes 547
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;des Fesselgeleukes . . 550
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;der Halswirbel.....530
des Hintorkiefers .... 534
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;der Kniescheibe .... 559 der London- u. Rückenwirbel ..............540
Verrenkung im Sprunggelenk .... 5G4 des Unterschenkelbeines 564
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;des Vorarmes .....547
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; des Vorderkniees . . . 549
Verrichtungen, gestörte....... llJ
Verrucae...............728
|
|||||
|
|||||
|
||||
860
|
Register,
|
|||
|
||||
Solto
Verschlag ..............nbsp; 144
Verscbwürimg.............nbsp; nbsp; 66
Verstauchung ............nbsp; 42(1
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; im Fesselgelenk . . .nbsp; 550 Verwachsungen im Allgemeinen . .nbsp; G70 Verwachsung des Afters ......nbsp; G75
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; der Augenlider ....nbsp; 672
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; des üussern Oehcirgangsnbsp; 071
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; der Gelenke .....nbsp; 681
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; derMutterschcideu. des Muttermundes.........67G
Verwachsung der Pupille......674
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; der Scheukelartericn . 679 Verwachsungseutzündung . . . .51, 32G
Villat'scher Liquor .........247
Vipernbisse..............365
Vitia primae formationis ......733
Vollhuf................774
Vorbiegigkeit.............664
Vorfall im Allgemeinen.......5(!(!
—nbsp; nbsp; des Augapfels........nbsp; 569
—nbsp; nbsp; der Gebärmutter.......nbsp; 58 (i
—nbsp; nbsp; der Harnblase ........nbsp; 592
—nbsp; nbsp; der Linse..........nbsp; 573
—nbsp; nbsp; dos Mastdarmes.......nbsp; 577
—nbsp; nbsp; der Mutterscheide......nbsp; 582
—nbsp; nbsp; der Zunge.........nbsp; nbsp; nbsp;573
Vorhaufsentzündung.........nbsp; 160
Vorhautssteine............nbsp; 793
Vorhautsverengerung ........nbsp; 659
Vulnus................nbsp; 323
w.
Wärme, erhöhte........... 17
Wand, getrennte...........321
Warzen................728
Wasserbalg, Wasserblase......750
Wasserbruch..........615, 712
Wassersucht.............711
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;des Augapfels.....711
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;der Scheidenhäute . . . 712
Weitohrigkeit ............633
Wespenstiche.............364
Widernatürliohor After.......424
Widernatürliches Gelenk ......474
Widerrüstfisteln ...........248
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Seitlaquo;
WiderrüstschSden..........248
Winddom..............207
Würmer iu den Augen.......119
Wunden...............323
—nbsp; nbsp; nbsp; allgem. Verschiedenheiten 329
—nbsp; nbsp; nbsp; einfache ..........330
—nbsp; nbsp; nbsp; gequetschte ........241
—nbsp; nbsp; nbsp; vergiftete .........364
—nbsp; nbsp; nbsp; mit Quetschung......361
—nbsp; nbsp; nbsp; verwickelte.........330
—nbsp; nbsp; nbsp; zusammengoselzto.....330
Wmidfieber..............327
Wundliegen .............292
Wundnäthe..............350
Wundstarrkrampf..........327
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z.
Zahnbalggeschwulst.........nbsp; 751
Zähne, zu lange...........nbsp; 812
Zabufisteln..............nbsp; 810
Zapfennaht..............nbsp; 351
Zehrfieber ..............nbsp; nbsp; 20
Zellgewebsontzümlung........nbsp; nbsp; 27
Zcllgewebsverhärtung.......nbsp; 769
Zellgewebswassersucht........nbsp; 708
Zeiroissungen im Allgemeinen . . .nbsp; 294
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; der Achillessehne . .nbsp; 306
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; des Beugers des Schienenbeines und des Wadenbein-muskels ............nbsp; 308
Zerreissungen der Bcngesehnen . . .nbsp; 305
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; von Blutgefilssen . . .nbsp; 298
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; der Muskeln.....nbsp; 296
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; der Sehnen......nbsp; 298
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; der sehnigen Ausbreitungen .............nbsp; 295
Zerreissungen d. schwammigenKörpernbsp; 303
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; der Zwillingsmuskelnnbsp; 305
Zertheilung..............nbsp; nbsp; 25
Ziegenpeter .............nbsp; 141
Zudrehen der lilutgefässe......nbsp; 345
Zungenstrecken ...........nbsp; 573
Zurückhaltung von Säften .....nbsp; 683
Zwoiwuchs ..............nbsp; 469
Zwerchfellsbrüche ..........nbsp; 412
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(leilruckt bei Julius WttcufeM iu Berlin.
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