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Handbuch
der
Veterin�r-Ophthalmologie
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T h i e r � r z t e.
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BIBUOTHEEK UNIVERSITEIT UTRECHT
2856 708 3
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Handbuch
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^ * y/
Veterin�r-Ophthalmologie
f�r
Thier�rzte.
Von
Dr. Johann Friedrich M�ller
in Mainz.
V,K I #9658;squot;
*#9632;
Mit zahlreichen in flen Text gedruckten/Holzachuitten #9632;#9632;4i�'nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;/^\
und drei Instrumenten tafeln.
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Braunschweig, Druck und Verlag von George Westermann.
1847.
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SV Hochwohlgeboren,
dem Grcossherzoglich Hessischen Geheimen Rathe, Kitter des Grossherzogllch Hessischen Ludwigsordens
Herrn
Ernst Ludwig Wilhelm Nebel,
Doctor der Philosophie, Medicin, Chirurgie und Geburtsh�lfe, �ffentlichem,
ordentlichem Professor und Primarius der medicinischen Facult�t zu Giessen,
Mitgliede mehrerer naturwissenschaftlicher, �rztlicher und historischer
Gesellschaften;
und
S' Hochwohlgeboren,
dem K�niglich Bayerischen �egierungs - und Kreismedicinalrathe
zu W�rzburg
Herrn
Carl Friedrich Anton Schmidt,
Doctor der Philosophie, Medicin, Chirurgie und Geburtsh�lfe, Mitgliede meh�rerer gelehrten Gesellschaften,
aus unbegrenzter Verehrung und Hochachtung
gewidmet
Verfasser.
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o r r e d e.
-
i/ie neuem Ergebnisse der medicinisehen Bestrebungen waren eben auch von sehr g�nstiger R�ckwirkung auf die Veterin�rwis�senschaft; �R�ckwirkungquot; sagen wir, weil die Veterin�rkunde die Mutter unseres medicinischen Wissens ist, nicht sowohl der Prio�rit�t wegen, als auch ob derlleinheit der Form, in der die Krank�heiten am Thierk�rper erscheinen. Diese R�ckwirkung aber dehnte sich jedoch nicht auf jede einzelne Spalte dieser Wissenschaft aus und dies am wenigsten auf die Ophthalmologie. Worin aber der Grund der g�nzlichen Vernachl�ssigung dieser Doctrin auch liegen mag, so l�sst er sich wohl im Allgemeinen und vorzugsweise dem mangelhaften, oft g�nzlich vernachl�ssigten Studium des Thier-auges in seinem normalen Verhalten, zurechnen. Obgleich die meisten anatomischen und physiologischen Untersuchungen gerade an Thieraugen vorgenommen wurden, so geschah dies doch nur, um solche auf das Menschenauge anzuwenden; denn es waren blos Menscheu�rzte, welche sie anstellten und sammelten; oder es war das Auge der verschiedenen Thiergattungen blos als rein op�tisches Werkzeug, Gegenstand einer vergleichenden Betrachtung. Darum vermisst man gerade in den Handb�chern der Zootomie und Zoophysiologie allzusehr eine ausf�hrlichere Behandlung die�ses Geffenstandes und darum erlangte die Kenntniss �ber das Thierauge noch keine Specialit�t und durfte sie bisher noch keine Anspr�che auf isolirte Wissenschaft geltend machen; darum kannte man eine solche � eine Zoo - Ophthalmologie � noch nicht einmal dem Namen nach.
C. H. T. Schreger d. j. war unseres Wissens der erste und der einzige, welcher in einer Monographie �Versuch einer verglei�chenden Anatomie des Auges und der Thr�nenorgane des Men�schen nach Alter, Geschlecht, Nation u. s. w. und der �brigen Thierklassen, Leipzig bei Reclam 1810,quot; das Thierauge einer spe-
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vmnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Vorrede.
cielleren und der gestellten Aufgabe entsprechenden, jedoch blos summarischen Betrachtung unterzog. � In den �brigen Bear�beitungen des Thierauges in den Handb�chern der Zootomie, werden nur die Hauptgebilde des Auges oberfl�chlich beschrie�ben und selbst bei Gurlt, dem ausgezeichneten und fleissigen Zootomen, findet man das Auge weniger als optisches Werkzeug, in seine H�ute zerlegt und behandelt, denn als sensibles und irritables Gebilde zergliedert und abgebildet. Mehr noch als in der Zootomie ist dieser Gegenstand in der Physiologie zur�ck, wenn man denselben dem Menschenauge gegen�berstellt.
Anlangend die Pathologie und Therapie des Thierauges, so findet sich diese nur in einer einzigen Schrift, U. Leblanc's ge�kr�nter Preisschrift �Traite des maladies des yeux observees sur les prineipaux animaux domestiques, principalement le cheval, con-tenant les moyens de le prevenir et de les guerir de ces affections,quot; (deutsch bearbeitet von D. J. Radius. (Leipzig, 1825) gesammelt und in w�rdige Ordnung gebracht. Auch dieser Schrift hatte die Menschenophthalmologie zur Grundlage und zum Muster zu dienen; darum aber fehlt es ihr doch nicht an Eigenth�mlichkeit, an rein Ve�terin�r wissenschaftlichen'Grunds�tzen, an eigenen, naturgetreuen Erfahrungen und an Rationalit�t der Behandlung. Das Verdienst dieser Arbeit ist um so grosser, als durch sie der Grund zu einer iso-lirten Wissenschaft gelegt worden ist, indem in ihr die verschieden�sten , vordem generell unter einander gemengten Krankheitsformen getrennt wurden und gegen dieselben ein rationelles Heilverfahren festgestellt ward, welches ausserdem noch zu einer Zeit geschah, wo die Veterin�rwissenschaft auf der heutigen Stufe sich noch nicht befand. Vor Leblanc hatte man wohl einzelne Bearbeitungen �ber verschiedene Gegenst�nde aus der Veterin�r-Oj)hthalmologie, wel�chen jedoch im Allgemeinen weniger wissenschaftliches Verdienst zugerechnet werden darf. Den damaligen Stand dieses Wissens beleuchtet zum Theil die Veranlassung, welche Leblanc's Abhand�lung hervorrief. Es hatte n�mlich die k�nigliche Central - Gesell�schaft f�r Ackerbau eine Abhandlung ��ber die Blindheit der Pferde, �ber die Ursachen, welche unter gewissen Verh�ltnissen dazu Ver�anlassung geben k�nnen und �ber die Mittel, sie zu verh�ten und zu heilen,quot; zum Gegenstande einer Preisfrage machen zu m�ssen ge-
I
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I
Vorrede.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;ix
glaubt, bis Leblancquot; erst einige Jahre nachher diese generelle Frage in einer 25 Bogen starken Abhandlung �ber s�mmtliche Au�genkrankheiten der wichtigsten Hausthiere beantwortete, und dabei selbst f�hlte und nicht verhehlte, dass seine Arbeit allen Anforderun�gen der Vollst�ndigkeit noch nicht entspreche, da dieselbe als die erste, und haupts�chlich nur auf seine eigenen Beobachtungen ba-sirte, noch viele Mangelhaftigkeit haben m�sse und ihn in seinem Interesse f�r Wissenschaft hoffen Hess, zur Ausbildung der Thier-heilkunde beigetragen zu haben, wenn sein Beispiel erfahrenere Aerzte veranlasse, einen Zweig der Kunst zu vollenden, den er nur schwach andeuten k�nne.
Da nun zwischen damals und jetzt ein Zeitraum von etlichen und zwanzig Jahren liegt und die Veterin�rwissenschaft im Allge�meinen vorangeschritten ist und im Gebiete der Menschen - Augen�heilkunde bedeutende Fortschritte gemacht worden sind, so hielten wir es f�r gemessen, sowie f�r nicht minder verdienstlich, der AutForderung Leblanc's folgend, diesen Gegenstand einer neuen Bearbeitung zu unterwerfen und dies um so mehr, da bis jetzt in diesem Zweige des Wissens von Seite der Schriftsteller der Veteri�n�rwissenschaften keine Fortschritte gethan worden sind, auch seit�dem Nichts geschehen ist, um die Thieraugenheilkunde- der ver�dienten Stufe der Wissenschaftlichkeit n�her zu r�cken und ihre Anspr�che auf Selbstst�ndigkeit mehr zu begr�nden.
In dieser unserer Bearbeitung des Auges der Hauss�ugethiere waren wir bem�ht. Alles auf dasselbe bez�gliche bei m�glichster Gedr�ngtheit in vollst�ndiger Ausdehnung zu geben.
Anatomisch und physiologisch f�hren wir das Thierauge als Ganzes und in seine Einzeltheile zergliedert vor, wobei wir zu�gleich es uns zur besondern Aufgabe stellten, die Wechselverh�lt�nisse der einzelnen Organtheile zu einander zu verdeutlichen und vorzugsweise das hervorzuheben, was in engere Bez�glichkeit zur Pathologie, sowie zur pharmaceutischen und operativen Therapie steht. Mit der anatomischen Beschreibung verbanden wir auch die bildliche Darstellung, indem wir jedem wesentlichen Theile eine Abbildung beigaben und seine Stellung, sowie sein Verh�ltniss zu den �brigen Organtheilen noch speciell verauschaulichten und beim Schl�sse der einzelnen Abtheilungen eine summarische vergleichende
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Vorrede.
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Uebersicht s�mmtlicher, vorher behandeltef Gebilde-, an den Au�gen der nutzvollsten Hauss�ugetbiere gaben. Die zur Veranscbau-lichung verwandten naturgetreuen Abbildungen zogen wir tbeihveise aus den quot;Werken der beiden S�mmering, Weber und Gurlt, nachdem wir solche gr�ssern Theils nachpr�parirt hatten und zu�gleich nach der Natur aufnehmen und zu unserm Gebrauche ent�sprechend verkleinern Hessen. Wenn wir bei diesen Darstellungen sowohl, als in dem erkl�renden Texte den von obigen Meistern ein�gehaltenen Gang gerade auch verfolgten, indem wir den Lauf der Nerven und Gef�sse vorzugsweise zur Grundlage nahmen und zu verdeutlichen suchten, so geschah dies, weil bei einer Veranschau-lichung dieser, die meisten �brigen Augengebilde sich fast s�nmitlich darstellen, das Auge mehr in seiner Totalit�t erscheint und weil durch ein Nachpr�pariren die H�ute an Augen mit wenig M�he, selbst ohne grosse Uebung, in der Natur besser, als durch Abbil�dungen dargestellt werden k�nnen.
Sors-f�ltio- ben�tzten wir alle uns zu Gebote stehenden �lteren und neueren Forschungen im Gebiete der Physiologie f�r unseren Zweck und glauben denselben auch in soweit erreicht zu haben, als es zur leichtem Erkl�rung der normalen vegetativen, irritablen und sensitiven Th�tigkeiten dieses abgeschlossenen Organes, sowie ihrer krankhaften St�rungen erforderlich seyn wird.
Aussei- den angegebenen Werken dienten uns vorzugsweise zur Grundlage: F. Arnold's anatomische und physiologische Unter-suchmigen �ber das Auge des Menschen (und der Thiere), Scwab's Zootomic, die Werke �ber Physiologie von Gurlt, Magcndie, J. M�ller, K. A. Eudolphi, Ph. Fr. v. Walther u. A., sowie vorzugsweise ein noch nicht beendigtes Werk �ber die gesammte Thierheilkunde von uns.
In gleicher Folge und Ordnung lassen Avir aber auch die gleich�artigen Krankheitsformen der verschiedenen Gebilde und Organ-theile des Auges und seiner H�lfswerkzeuge folgen, einmal weil sich Krankheitszust�ncle des Auges nicht sowohl immer auf gleich�artige Gewebe, als auf die benachbarten Organtheile weiter verbrei�ten und das andere Mal, weil ein solcher Gang f�r deren Studium sehr erleichternd wird. S�mmtliche Krankheitszust�ndc des Auges fassen wir in zwei Ilaubtabthcilungen: in die dynamischen und in
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Vorrede.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; xi
die organischen Krankheiten zusammen und lassen erstere wieder in zwei Unterabtheilungen; in die Phlogosen oder ent�z�ndliche Krankheiten und in die Neurosen oder Nervenkrankhei�ten zerfallen, w�hrend wir letztere, als den s�mmtlichen Gebilden und Systemen ebenm�ssig eigenth�mlich, nach ihrem besondern Charakter classificiren.
Auf die Darstellung und Eichtung der dynamischen Krankhei�ten verwendeten wir besondern Fleiss und waren darin vorzugs�weise ausf�hrlich und genau, weil aus ihnen die organischen Krank-heitszust�nde zum gr�ssern Theile ihren Ursprung nehmen oder von ihnen begleitet sind. � Darum verbreiten wir uns in dem den Phlogosen vorangehenden einleitenden Theile sehr ausgedehni �ber Wesen, Ursache, Verlauf, Ausg�nge und Behandlung der Entz�n�dungen des Auges und f�gen die dabei gebr�uchlichen Ueilope-rationen und die speciellen Mittel, unter Anf�hrung ihrer Wir�kungsart , Heilkraft und specieller Indication, im Allgemeinen bei.
Im therapeutischen Theile waren wir besonders bem�ht, die mannichfaltigen Heilindicationen geh�rig zu fixiren und beschr�nk�ten uns nicht blos auf Aufz�hlung der entsprechenden Heilmittel und mechanischen Operationsverfahren, sondern suchten deren Wir�kungen und Frfolgc, gem�ss dem Stande unseres medicinischen Wissens im Allgemeinen und in der Ophthalmiatrik insbesondere, zu definiren. � Auch �ber jene Augenkrankheiten, die nach den Civilgesetzen zu den Hauptfehlern oder Gew�hrsm�ngeln gerechnet werden und Gegenstand einer gerichtlichen Frage f�r den Thicr-arzt werden k�nnen, handeln wir an den entsprechenden Orten noch speciell.
Zum Schl�sse lassen wir noch eine kurze Beschreibung nebst Abbildung der speciellen, zu den gew�hnlichen Augenoperationen n�thigen Instrumente folgen.
Eintheilung und Ordnung unseres pathologisch-therapeutischen Theiles hielten wir �berhaupt nach Chclius's Handbuch der Men�schen-Augenheilkunde, dessen Inhalt, uns schon seit einer langen Reihe von Jahren aus dem Munde und Hefte dieses aussrezeichneten Lehrers und meisterhaften Ordners vertraut, uns zur Richtschnur und liier zur Hauptgrundlage diente. � Als speciell vetcrin�risch unsern Gegenstand ber�hrend, benutzten wir vorzugsweise Lcblanc's
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xnnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Vorrede.
erw�hnte Schrift, Dietrich's Veterin�r - Chirurgie und dessen Akiurgie, H. Waldinger's, sowie E. Herings specielle Patho�logie und Therapie und J. E. Veith's Handbuch der gerichtlichen Arzneikunde. Ferner sch�pften wir, in Uebertragung von der Men�schen-Augenheilkunde auf die Veterin�rophthalmologie, aus v. Am-mon's Preisschrift �de iritidequot; und aus den Handb�chern und Schriften Benedict's, Beck's, Chelius's, Fischer's, Dief-fenbach's, J�ngken's, �osa's, Ruete's, Weller's u. m. A. und bedienten uns derselben, in so weit sich deren Ansichten mit unseren seit vielen Jahren sorgf�ltig gesammelten eigenen Erfah�rungen und Grunds�tzen vereinbarten, frei oder gebunden. Den allgemeinen Theil der materia medica zogen wir aus Yogt's Phar-makodynamik, Graefe's Eepertorium augen�rztlicher Heilformeln, Rieke's neuern Arzneimitteln und vorzugsweise aus einem noch ungedruckten Werke �ber die Augenheilmittel von uns.
Das specielle Studium der Veterin�rwissenschaften und der vergleichenden Krankheitslehre erweckte in uns f�r dieses Fach schon auf der Schule das lebhafteste Interesse und Hess uns jeden auf dem Lande und in gr�sseren Oekonomien gegebenen interessan�ten Thierkrankhcitsfall sorgf�ltigst ben�tzen, veranlasste uns auch zu verschiedenen kleineren und gr�sseren literarischen Versuchen in diesem Fache, welche wir theilweise schon in Journalen erschei�nen Hessen oder noch nicht vollendet unter der Hand haben, und weckte �berhaupt das Verlangen in uns, vielleicht auch einstens bei einer thier�rztlichen Lehranstalt als Lehrer zu wirken. M�chte darum auch diese unsere Arbeit eine Frucht eifrigen Studiums, aufmerk�samer und vorurtheilsloser Beobachtungen und f�r ein gr�sseres Publicum gegeben, sowie fast s�mmtliches thier�rztliche Wissen um-schliessend, dazu dienen, uns eine bescheidene Stelle neben den Vertretern dieses Faches zu verleihen; m�ge sie endlich selbst will�kommen geheissen werden, gerechte Beurtheilung finden und durch wissenschaftlich begr�ndete Rectification, unter unserer, f�r deren Vervollkommnung gleichm�ssig wie zu deren Vertheidigung stets be�reiten Hand f�r die Zukunft auf eine h�here Stufe gebracht werden!
Mainz im Februar 1847.
Der Verfasser.
.
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n
halt.
Seite.
Vorrede...............nbsp; nbsp; nbsp;vn
Erste Abtheilung.
Anatomie und Physiologie der Gesichtswerkzeuge.
Erster Abschnitt.
A. Anatomie der Gesichtswerkzeuge........nbsp; nbsp; 3
I. Der Augapfel..................nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 3
I. Die Muskeln des Augapfels............nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 4
II. Die Augenlider .................nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 8
III.nbsp; nbsp; Die Thr�nenorgane.................nbsp; nbsp; nbsp; 15
Gesammt�berblick der Augenmuskeln, der Augenlider, der Thr�-nenwerkzeuge, sowie der �brigen wesentlichsten Tbeile des Kopfs
der nutzvollsten Hauss�ugethiere............nbsp; nbsp; nbsp; 22
IV.nbsp; nbsp; Die harte Haut des Augapfels ............nbsp; nbsp; nbsp; 28
V. Die durchsichtige Hornhaut..............nbsp; nbsp; nbsp; 30
VI. Die Haut der w�ssrigen Feuchtigkeit...........nbsp; nbsp; nbsp; 32
VII. Die Spinnwebenhaut.................nbsp; nbsp; nbsp; 33
VIII. Die Aderhaut...................nbsp; nbsp; nbsp; 34
IX. Die Nervenhaut..................nbsp; nbsp; nbsp; 39
X. Das Strahlenbl�ttchen................nbsp; nbsp; nbsp; 44
XI. Die Regenbogenhaut.................nbsp; nbsp; nbsp; 45
XII. Die beiden Augenkammem, die Wasserhaut und die w�ssrige
Feuchtigkeit..................nbsp; nbsp; nbsp; 53
XIII.nbsp; nbsp; Die Krystalllinse..................nbsp; nbsp; nbsp; 54
XIV.nbsp; nbsp; Der Glask�rper...................nbsp; nbsp; nbsp; 58
Gesammt�berblick s�mmtlicher Augenh�ute und der von ihnen
gebildeten R�ume.................nbsp; nbsp; nbsp; C2
XV.nbsp; nbsp; Die Nerven des Auges................nbsp; nbsp; nbsp; C4
I. Der Sehnerve.................nbsp; nbsp; nbsp; C4
II. Der Augenmuskelnerve..............nbsp; nbsp; nbsp; 05
III.nbsp; nbsp; Der Rollmuskelnerve...............nbsp; nbsp; nbsp; 07
IV.nbsp; nbsp; Der drei�stige Nerve...............nbsp; nbsp; nbsp; 07
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x,vnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Inhalt.
Seite.
V. Der �usscre Augemnuskelnervo...........nbsp; nbsp; nbsp; 72
Summarische Uebersicht lt;lcr Nerven des Auges an verschiede�nen Thierklassen dargestellt..............nbsp; nbsp; nbsp; 73
XA'I. Die Blntgef�sse des Auges..............nbsp; nbsp; nbsp; 70
I. Augenpulsader.................nbsp; nbsp; nbsp; 7C
II. Venen dos Auges................nbsp; nbsp; nbsp; 81
Zweiter Abschnitt.
B. Physiologie der Gesichtswerkzeuge.........nbsp; nbsp; nbsp;84
I. Ber Augapfel.............'......nbsp; nbsp; nbsp; 84
II. Die harte Haut des Augapfels...........� �nbsp; nbsp; nbsp; 8'r)
III.nbsp; nbsp; Die durchsichtige Hornhaut..............nbsp; nbsp; nbsp; 87
IV.nbsp; nbsp; Die Spinnwebenhaut................nbsp; nbsp; nbsp; 88
V. Die Aderhaut...................nbsp; nbsp; nbsp; m
VI. Die Nervenhaut..................nbsp; nbsp; nbsp; ^2
VII. Das Strahlenbl�ttchcn................nbsp; nbsp; nbsp; 93
VIII. Die Kegenbogenhaut.................nbsp; nbsp; nbsp; ^
IX.nbsp; nbsp; nbsp;Die beiden Augentammern, die Wasserhant und die w�ssrige
Feuchtigkeit..................nbsp; nbsp; nbsp; 97
X.nbsp; nbsp; nbsp;Die Krystalllinse..................nbsp; nbsp; nbsp; quot;
XI. Der Glask�rper...................nbsp; nbsp; 101
XII. Die Muskeln; dos Augapfels..............nbsp; nbsp; iO2
XIII.nbsp; nbsp; Die Augenlider..................nbsp; nbsp; 105
XIV.nbsp; nbsp; Die Thr�nenorgano.................nbsp; nbsp; I08
Zweite Abtheilung.
Pathologie und Therapie der Augenkrankheiten.
Von den Krankheiten des Thierauges im Allgemeinen........nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 3
Erster Abschnitt.
Dynamische Krankheiten des Auges.
1.
Phlogosen.
A. Von der Entz�ndung des Auges im Allgemeinen. . .nbsp; nbsp; nbsp; c
a.nbsp; nbsp; nbsp;Oertliche Mittel, welche die gesteigerte Th�tigkeit des Ge-
f�sssystems des Auges herabsetzen.........nbsp; nbsp; nbsp; 22
b.nbsp; nbsp; nbsp;Oertliche Mittel, welche die krankhaft gest�rte Sensibilit�t
herabstimmen.................nbsp; nbsp; nbsp; 23
c.nbsp; nbsp; Mittel, welche die gesunkene Vitalit�t des Auges erheben .nbsp; nbsp; nbsp; 3G
d.nbsp; nbsp; nbsp;Umstimmende Mittel...............nbsp; nbsp; nbsp; S7
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Inlialt.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; xv
Seite-
e. Ableitende Mittel................nbsp; nbsp; nbsp;52
B. Von den Augenentz�ndungen in's Besondere.....nbsp; nbsp; nbsp;es
I. Von der reinen Augapfolentz�ndung...........nbsp; nbsp; nbsp; lt;!4
II.nbsp; nbsp; nbsp;Von der Entz�ndung der Augenlider..........nbsp; nbsp; nbsp; 70
i. Von der reinen Augenliderentz�ndung........nbsp; nbsp; nbsp; 71
2.nbsp; nbsp; nbsp;Von der rosenartigen Entz�ndung der Augenlider. ...nbsp; nbsp; nbsp; 73
3.nbsp; nbsp; nbsp;Von der entz�ndlichen Nasemviukelgeschwulst......nbsp; nbsp; nbsp; 75
4.nbsp; nbsp; nbsp;Von dem Gerstenkorne..............nbsp; nbsp; nbsp; 77
5.nbsp; nbsp; nbsp;Von der idiopatl�schen Augenliderdr�senentz�ndung. . .nbsp; nbsp; nbsp; 79
III.nbsp; nbsp; Von der Entz�ndung der Bindehaut..........nbsp; nbsp; nbsp; 87
I. Von der idiopatl�schen Entz�ndung der Bindehaut. ; . .nbsp; nbsp; nbsp; 92
II. Von der catarrhalischen Entz�ndung der Bindehaut. ...nbsp; nbsp; nbsp; 9G
III.nbsp; nbsp; nbsp;Von der rheumatischen Entz�ndung der Bindehaut. . . .nbsp; nbsp; 102
IV.nbsp; nbsp; nbsp;Von den exanthematischen Entz�ndungen der Bindehaut. .nbsp; nbsp; 104
1.nbsp; nbsp; Von der rosenartigen Entz�ndung der Bindehaut . .nbsp; nbsp; 104
2.nbsp; nbsp; Von der varlol�sen Augenentz�ndung.......nbsp; nbsp; 105
a.nbsp; nbsp; nbsp;Von der variol�sen Entz�ndung der Bindehaut. .nbsp; nbsp; 10R
b.nbsp; nbsp; nbsp;Von der variol�sen Augenliderdr�sonentz�ndung. .nbsp; nbsp; 108
c.nbsp; nbsp; nbsp;Von der variol�sen Augenliderentz�ndung. . . .nbsp; nbsp; 109
d.nbsp; nbsp; Von dem Schleimflusse der variol�sen Augenentz�n-
dung.................nbsp; nbsp; 110
V.nbsp; nbsp; nbsp;Von den impetigin�sen Augenentz�ndungen.......nbsp; nbsp; 111
1. Von den psorischen Augenentz�ndungen......nbsp; nbsp; Ill
VI.nbsp; nbsp; nbsp;Von dem Triefauge.'..............nbsp; nbsp; 115
VII. Von der Entz�ndung der Blinzhaut.........nbsp; nbsp; 11C
VIII. Von der Entz�ndung der Thr�nenorgane.......nbsp; nbsp; 118
1.nbsp; nbsp; Von der Entz�ndung der Thr�nendruse......nbsp; nbsp; 119
2.nbsp; nbsp; Von der Entz�ndung der Thr�nencarunkel.....nbsp; nbsp; 123
3.nbsp; nbsp; Von der Entz�ndung des Thr�nensaekes......nbsp; nbsp; ]2G
IV.nbsp; nbsp; Von der Entz�ndung der Sclcrotica...........nbsp; nbsp; 137
V. Von der Entz�ndung der Hornhaut...........nbsp; nbsp; 145
VI. Von der Entz�ndung der Aderhaut...........nbsp; nbsp; 148
VII. Von der Entz�ndung der Nervenhaut..........nbsp; nbsp; 149
VIII. Von der Entz�ndung der Regenbogenhaut im Allgemeinen. .nbsp; nbsp; 151
1.nbsp; nbsp; Von der traumatischen Iritis............nbsp; nbsp; 1G1
2.nbsp; nbsp; nbsp;Von der Entz�ndung der vordem ser�sen Membran der Re-
genbogenhaut.................nbsp; nbsp; ICC
3.nbsp; nbsp; nbsp;Von der parenehymat�sen Entz�ndung der Regenbogenhaut.nbsp; nbsp; 169
4.nbsp; nbsp; nbsp;Von der Entz�ndung der Uvea oder des hintern ser�sen
Ueberzuges der Iris..............nbsp; nbsp; 171
IX. Von der Entz�ndung der Linsenkapsel..........nbsp; nbsp; ]7C
X. Von der Entz�ndung der Glashaut...........nbsp; nbsp; 177
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xvinbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Inhalt.
Seite.
XI. Von der Entz�ndung der Gebilde in der Augengrube. . . .nbsp; nbsp; 178
1.nbsp; nbsp; Von der Entz�ndung der Augenmuskeln und ihrer Scheiden.nbsp; nbsp; nbsp;179
2.nbsp; nbsp; Von der Entz�ndung der Knochenhaut der Augengrube. .nbsp; nbsp; 180
3.nbsp; nbsp; Von der Entz�ndung des Zellgewebes in der Augengrube. .nbsp; nbsp; 181 XII. Von der intermittirenden oder periodischen Augenentz�ndung. .nbsp; nbsp; 183
XIII. Von der Ansammlung des Eiters im Auge........nbsp; nbsp; 19!)
11.
Neurosen.
Von den Neurosen des Auges im Allgemeinen.....nbsp; nbsp; 208
I.nbsp; nbsp; Scnsibilit�ts-Neurosen des Auges............nbsp; nbsp; 210
I. Von der ver�nderten Sensation durch gesteigertes Nervenleben.nbsp; nbsp; 210
a. Von der Lichtscheue..............nbsp; nbsp; 210
Tl. Von der geschw�chten oder vernichteten Sensation durch
Sinken der nerv�sen Stimmung..........nbsp; nbsp; 211
a. Von der Gesichtsschw�chc...........nbsp; nbsp; 212
A. Von dem schwarzen Staare.............nbsp; nbsp; 212
a.nbsp; nbsp; Von der erethischeu Amaurose..........nbsp; nbsp; 219
b.nbsp; nbsp; Von der torpiden Amaurose...........nbsp; nbsp; 221
c.nbsp; nbsp; Von der congestiven und entz�ndlichen Amaurose. . .nbsp; nbsp; 223
d.nbsp; nbsp; Von der Nachtblindheit............nbsp; nbsp; 224
e.nbsp; nbsp; Von der Tagblindheit.............nbsp; nbsp; 225
f.nbsp; nbsp; Von dem amaurotischen Katzenauge........nbsp; nbsp; 22G
II.nbsp; Motilit�ts-Neurosen des Auges.............nbsp; nbsp; 227
I. Von der Steigernng der bewegenden Th�tigkeit des Auges,
ausgesprochen in tonischen und clonischen Kr�mpfen. .nbsp; nbsp; 227
1.nbsp; nbsp; Von dem Augenliderkrampfe...........nbsp; nbsp; 228
2.nbsp; nbsp; Von dem Augapfelkrampfe...........nbsp; nbsp; 229
3.nbsp; nbsp; Von dem Schielen..............nbsp; nbsp; 231
4.nbsp; nbsp; Von dem Iriskrampfe.............nbsp; nbsp; 233
Tl. Von der Verminderung der bewegenden Th�tigkeit des Au�ges, ausgesprochen in Paralyse.........nbsp; nbsp; 235
1.nbsp; nbsp; Von der Augenlidl�hmung...........nbsp; nbsp; 237
2.nbsp; nbsp; Von der L�hmung der Augapfelmuskeln......nbsp; nbsp; 240
3.nbsp; nbsp; Von der L�hmung der Iris...........nbsp; nbsp; 240
Zweiter Abschnitt.
Organische Krankheiten. I.
St�rung des Zusammenhanges. A. Von den durch Trennung des Zusammenhanges bewirkten St��rungen.....................nbsp; nbsp; 244
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Inhalt.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;xvii
Seite.
I. Von den Wnnden der Augenlider und des Augapfels. . .nbsp; nbsp; 244
li. Veraltete Treunungen.................nbsp; nbsp; 2G2
I. Von der veralteten Spalte des Augenlides.......nbsp; nbsp; 2(J2
11. Von der Spalte der Iris.............nbsp; nbsp; 2G3
C.nbsp; nbsp; AVidernat�rlichc Coh�renz...............nbsp; nbsp; 2G5
I. Von den durch widernat�rliche Coh�renz bewirkten St�rungen. .nbsp; nbsp; 2G5
T. Von der Verwachsung der Augenlider........nbsp; nbsp; 265
1.nbsp; nbsp; Von der Verwachsung der Augenlider unter sich. . .nbsp; nbsp; 2CU
2.nbsp; nbsp; Von der Verwachsung; der Augenlider mit dem Augapfel
und der �linzhaut..............nbsp; nbsp; 207
;t. Von der Verwachsung der Ausf�hrungsg�nge der Tlir�-
nendr�se.................nbsp; nbsp; 2G9
4.nbsp; nbsp; Von der Verengerung und Verschliessung der Thriinen-
punkte und Thr�nencan�lchen..........nbsp; nbsp; 270
5.nbsp; nbsp; Von der Thr�nensackgeschwulst, der Thr�nensackfistel
und der Unwegsamkeit des Nasencanals......nbsp; nbsp; 273
G. Von der Verengerung und Verschliessung der Pupille. .nbsp; nbsp; 287
D.nbsp; nbsp; Ver�nderte Lage der Theile, Ectopia...........nbsp; nbsp; 29G
Von den Ectopien im Allgemeinen...........nbsp; nbsp; 29G
I.nbsp; nbsp; nbsp;Fehlerhafte Lage der Augenlider............nbsp; nbsp; 29G
1.nbsp; nbsp; Von der fehlerhaften Kichtung der Wimpern.....nbsp; nbsp; 29G
2.nbsp; nbsp; nbsp;Von der Einw�rtsst�lpung der Augenlider......nbsp; nbsp; 300
3.nbsp; nbsp; nbsp;Von der Ausw�rtsst�lpung der Augenlider......nbsp; nbsp; 307
II.nbsp; nbsp; nbsp;Fehlerhafte Lage der Augapfelgebilde..........nbsp; nbsp; 314
1.nbsp; nbsp; Von dem Hornhautbruche............nbsp; nbsp; 314
2.nbsp; nbsp; Von dem Regenbogenhaut vorfalle.........nbsp; nbsp; BIG
3.nbsp; nbsp; Von dem Vorfalle der Aderhaut.........nbsp; nbsp; 319
4.nbsp; nbsp; Von dem Vorfalle der Krystalllinse........nbsp; nbsp; 320
5.nbsp; nbsp; Von dem Vorfalle des Glask�rpers........nbsp; nbsp; 321
fi. Von dem Vorfalle des Augapfels.........nbsp; nbsp; 324
II.
Ver�nderte Beschaffenheit der durchsichtigen Medien des
Auges, hinsichtlich ihrer Qualit�t und Quantit�t.
A. Tr�bungen der durchsichtigen Medien des Auges......nbsp; nbsp; 32G
I.nbsp; nbsp; Von den Verdunkelungen und Flecken der Hornhaut. . .nbsp; nbsp; 326
II.nbsp; nbsp; Von dem grauen Staare.............nbsp; nbsp; 337
Von der Operation des grauen Staates........nbsp; nbsp; 357
1.nbsp; nbsp; Von der Sclcroticonyxis............nbsp; nbsp; 359
2.nbsp; nbsp; Von der Keratonyxis.............nbsp; nbsp; 363
3.nbsp; nbsp; Von der Ausziehung des grauen Staares......nbsp; nbsp; 305
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xvmnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Inhalt.
Seite.
III.nbsp; nbsp; Von dem Nachstaare..............nbsp; nbsp; 370
IV.nbsp; nbsp; Von dem Glaukome.......,......nbsp; nbsp; 371
B.nbsp; nbsp; Wassers�chten des Auges...............nbsp; nbsp; 372
1.nbsp; nbsp; Von der Wassersucht der vordem Augenkammer. . .nbsp; nbsp; 372
2.nbsp; nbsp; Von der Wassersucht des Glask�rpers.......nbsp; nbsp; 373
3.nbsp; nbsp; Von der totalen Augenwassersucht........nbsp; nbsp; 374
C.nbsp; nbsp; nbsp;Von dem Staphylome der Hornhaut...........nbsp; nbsp; 37C
III.
Entartung der organischen Theile des Auges und Production neuer Gebilde.
I.nbsp; nbsp; Von den Augenfellen................ 383
1.nbsp; nbsp; Von dem dichten Augenfelle..........nbsp; nbsp; 383
2.nbsp; nbsp; Von dem Fl�gelfelle.............nbsp; nbsp; 385
3.nbsp; nbsp; Von der Entartung der Thr�nencarunkel......nbsp; nbsp; 38G
4.nbsp; nbsp; Von den warzen,-fleisch - und fettartigen Geschw�lsten
der Conjunctiva...............3^quot;
5.nbsp; nbsp; Von der schwammigen Degeneration der Conjunctiva . 391 C. Von dem Augapfelkrebse............392
Von der Exstirpation des Augapfels........394
IV.
Von den fremden K�rpern im Auge.
I. Von den fremden, von aussen eingedrungenen K�rpern. . . . 39C
II.nbsp; nbsp; Von den L�usen und W�rmern im Auge....., ... 398
V.
Von dem Schwinden und Verluste einzelner Theile und des ganzen Auges.
1.nbsp; nbsp; Von dem Verluste der Augenwimpern.......401
2.nbsp; nbsp; Von dem Mangel und Schwinden der Thr�nencarunkel. 401 8. Von der Verschrumpfung der Hornhaut.......402
4.nbsp; nbsp; Von der Aufl�sung des Glask�rpers........402
5,nbsp; nbsp; Von dem Schwinden des Augapfels........403
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I
Erste Abtheil uns.
Anatomie und Physiologie der Gesichtswerkzeuge.
Miillpr, TeterinSr-Ophtbalmologie. I-
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Erster Abschnitt.
A. Anatomie der Gesichtswerkzeuge.
(Organa visus.)
sect;. 1. Die Sehwerkzeuge unserer Hauss�ugethiere beste�hen als getrenntes Ganzes, aus dem Haupt or ganc, dem Aug�apfel mit seinen Muskeln, aus den H�lfsorganen, den Augen�lidern und den Thr�nenwerkzeugen, nebst den dazu geh�rigen Be�wegungsapparaten. Diese einzelnen Organe stehen unter sich im engsten WechselYerh�ltnisse und fester organischer Verbindung.
I. Der Augapfel, (Bulbus oculi).
sect;.'2.
Der Augapfel liegt zu beiden Seiten des Gesichtes in einer, von sieben Knochen gebildeten und mit einer starken Sehnenhaut umkleideten kegelf�rmigen, vorn offenen, H�hle, deren Grund nach vom und aussen, und deren Spitze nach hinten und innen gerichtet ist. Selbstst�ndig befestigt sich derselbe in dieser H�hle durch seine sieben Muskeln und durch das, an seiner hinteren Fl�che anh�ngende Zellgewebe und Fett und verbindet sich zu�n�chst durch den Sehnerven mit dem Gehirne, und mit den �ussern Theilen des Kopfes, sowie mit dem Gesammtorganismus mittelst zahlreicher Blutgef�sse und Nerven.
Die Grosse des Augapfels ist nicht nur nach den einzelnen Thiergattungen., sondern auch bei verschiedenen S�ugethieren ab�weichend, so dass sie fast immer im umgekehrten Verh�ltnisse zu der �brigen K�rpergrosse steht, z. B. beim Katzenauge.
i*
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4nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Anatomie der Geslolitswerkzeugo.
Im Allgemeinen ist die Gestalt des Augapfels eine beinahe kugelrunde und erscheint wie aus zwei Kugelabschnitten zusam-raengesetzt, deren gr�sserer von der harten Haut gebildete, zum gr�sseren Theile in der Augenh�hle liegt und deren kleinerer frei aus der Augenh�hle hervorragt.
In Bezug auf die Form des Augapfels verschiedener Siiuge-thiere, findet man diesen bei den Vierf�ssern im Verh�ltniss zu seiner Li�nge oder Tiefe mehr in die Breite gezogen, als beim Men�schen, � dies besonders bei den Wiederk�uern, mithin hori�zontal-oval � und den perpendicul�ren Durchmesser immer klei�ner , als den horizontalen. So ist nach Home *) das gegenseitige Verh�ltniss der Breite und Bange des Ochsenauges wie 110/16 zu 16/i6 Zoll. Nach Cuvier verh�lt sich sein perpendicul�rer Durchmesser zum horizontalen wie 23 : 27. Beim Pferde und Schaafe bemerkt man deutlich diesen Unterschied. Schwer zu ent�scheiden ist es, ob das Katzenauge mehr perpendicular - oval als kreisrund ist **), dies ist das gew�lbteste und dabei sehr hervor�ragend. Beim Schweine n�hert sich der Augapfel der v�lligen Kugelform mehr, als beim Pferde und Wiederk�uer, wo �ber�dies der Querdurchmosser auch nur etwas grosser, als der gerade Durchmesser ist ***).
f 3.
Es ist der Augapfel aus verschiedenen H�uten, Nerven, Blut-gef�ssen, Schleim-und F�rbestofFen, Fl�ssigkeiten und eigenth�ra-lichen durchsichtigen, in besonderen H�uten eingeschlossenen Mas�sen, welche letzterenden durchsichtigen, in der H�hle eingeschlos�senen Kern bilden, zusammengesetzt, und die sich s�mmtlich durch eigenth�mliche Structur und Form unterscheiden, mehr oder we�niger organisch untereinander verbunden sind und theihveise die Bestimmung haben, dem Auge Gestalt, Schutz, Empfindung und Nahrung zu geben, den Stoffwechsel zu vermitteln, die Lichtein�fl�sse zu reguliren, das von der Nervenhaut aufgenommene Bild auf das Gehirn zu leiten und zum Bewusstsein zu f�hren.
I, Die Muskeln des Augapfels, (musculi bulbi).
sect;.4. An der Aussenseite des Augapfels befinden sich Muskeln, die
*) i. d. Philos. Trans. 1790 I. p. 4.
**) Schrcger, Versuch einer vergleichenden Anatomie des Auges etc. S. 9 u. 10 ***) Schwab, Lehrbuch der Anatomie der Hausthicre.
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An.tomio der Gesiclitswerkzeuge.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;5
ihm allein angeh�ren-, aus der Tiefe der Augenh�hle entspringen und die Bewegung desselben vermitteln.
Von den Muskeln des Augapfels entspringen sechs aus dem Hintergrunde der Augenh�hle und einer vom untern Theile des vorderen Umfanges derselben, treten in versehiedener Richtung zum Augapfel hervor, an den sie sich fest heften und dabei gleich�sam in die harte Haut �bergehen. Nach der Richtung ihres Lau�fes und ihrer Lage werden sie eingetheilt und zerfallen demnach in f�nf gerade und zwei schiefe , in zwei obere und untere, in einen innern, einen �ussern und einen hintern.
. sect;. 5.
Der obere gerade Muskel, Heber, Aufw�rtszieher des Augapfels (Musculus rectus oculi superior) (Fig. 1.4.) entspringt �ber dem Sehnervenloche aus der Beinhaut der Augenh�hle, geht dicker und breiter werdend, nach oben und gerade nach vorn, legt sich an den obern Theil des Umfanges des Augapfels und setzt sich mit einer breiten und d�nnen Sehne, einige Linien �ber der Hornhaut, an die harte Haut des Auges.
Er hebt das Auge in die H�he.
Fig. I-
Katzenauge in Naturgr�sse.
Der untere gerade Muskel, Niederziehor des Aug�apfels (Muse, rectus oculi inferior, sive deprimens)' (Fig. I. (gt;.) beginnt unter dem Sehnervenloche, wendet sich an der untern Fl�che des Augapfels nach unten und vorn, gibt eine kleine Por-
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f.
Anatomie der Gcsiclitswerkzcuge.
tion an den Knorpel der Blinzhaut und heftet sich mit einer brei�ten Sehne unten an die weisse Haut.
Seine Function ist, die Blinzhaut zur�ck- und den Augapfel herabzuziehen.
sect;� 7.
Fig. 11.
Katzenauge inXatnr
gr�ssc.
Der innere gerade Muskel, Anzieher, Einw�rtszieher des Augapfels (M.rectus
oculi internus s. adducens) (Fig. II. 2.) ent�steht seitlich und nach innen, neben dem Seh-nervenloche, geht �ber die nach innen gekehrte Fl�che des Augapfels weg, ist von derselben durch eine Fettschichte getrennt, und inserirt sich mit einer d�nnen kurzen Sehne vorn an der weissen Haut.
Er bewegt den Augapfel nach Innen.
sect;. 8.
Der �ussere gerade Muskel, Abzieher des Augapfels (M. oculi rectus externus sive abducens) (Fig. II. 4.) entspringt neben und aussen dem Sehnervenloche, verl�uft wie der innere und inserirt sich an der weissen Haut nahe an der Hornhaut.
Seine Bestimmimg ist, das Auge zum Seitw�rtsschen nach Aussen zu richten.
sect;� 9.
Der hintere gerade oder Grund-Muskel (Musculus re�tractor, suspensorius sive bulbosus) (Fig. III. 5. 5.) befindet sich
Fig. 111.
Ochsenauge in halber NatuigrOsse.
in der Tiefe der Augenh�hle, ist von den vier genannten Muskeln umgeben, nimmt im Umfange des Sehnervenloches seinen Ursprung
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Anatomie der Gesichtswcrkzougo.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 7
und den Sehnerven in sich auf und inserirt sich kurz vor dem st�rksten Durchmesser des Augapfels an die weisse Haut und be�steht aus mehreren grossen Fleischb�ndeln. Der oberste Theil die�ses Muskels ist der l�ngste und pflanzt sich, fast kreisf�rmig in der Richtung des Sehnerven, gerachvinkelich mit der Sehaxe ein. Beim Rhinoceros besteht er aus zwei Parthien; beini Pferde u. a. hat er eine trichterf�rmige Gestalt (Schreger).
Er zieht den Augapfel in die Tiefe der Augenh�hle zur�ck und comprimirt denselben, wodurch die Augcnaxc sich verl�ngert.
sect;. 10._
Der obere oder grosse schiefe oder Rollmuskcl des Augapfels (M. obliquus superior slve longus, sive trochlearis) beginnt an dem hinteren Theile der inneren Fl�che der inneren Auixenh�hlenwand am Schnervenloche des Keilbeins mit einer kur-zen d�nnen Sehne, verl�uft auf der inneren Seite des Augajrfels nach oben und vorn his zur Rollgrube des Augenbogenfortsatzes, formirt sich zu einer langen rundlichen Sehne, tritt durch eine knorpeliche Rolle, (Fig. IV. 7., V. 7.) wird dort durch Zell�gewebe beweglich befestigt, tritt gegen den �ussern Augenwinkel und inserirt sich unter dem obern geraden Augenmuskel mit einer breiten Sehne an die weisse Haut.
Fig. IV.
Pferdeauge, nur zum Theil und mit (icm Rollknorpel sichtbar.
Derselbe zieht den hinteren obern Theil des Augapfels nacli vorn, innen und unten, er ist der l�ngste unter allen Augenmus�keln, lang und schlank.
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8nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Anatomie der Gesichteirerkzeuge.
sect;� 11.
Der untere oder kleine schiefe Muskel des Augapfels (M. oculi obliquus inferior) (Fig. V. 6.) entspringt in der Grube des Thr�nenbeins, l�uft quer unter dem Augapfel weg und zum �usseren Augenwinkel, wo er sich zwischen dem �usseren und unteren geraden Muskel fleischig an die weisse Haut anheftet. Von Gestalt ist er kurz und dick.
Er rotirt den hinteren und unteren Theil des Augapfels nach unten und innen.
Fig. V. Schaaf sauge.
II. Die Augenlider ( Palpebrae ).
Die Augenlider sind aus der Stirn- und Wangenhaut ge�bildete Falten, welche vor der vorderen Oefthung der Augenh�hle so liegen, dass sie dieselbe mehr oder weniger vollst�ndig bedecken oder frei lassen.
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Anatomi� der Geachtswerkzeuge.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 0
Die Gestalt mid Beschaflenheit beider Augenlider ist sich im Allgemeinen gleich, unterscheidet sich jedoch in mancher Beziehung, namentlich in jener der Grosse und Lage. Es gibt sonach ein oberes (Palpebra superior) gr�sseres und ein unteres (Palp, inferior), kleineres Augenlid, welche am inneren gr�sseren und �usseren kleineren Augenwinkel, Nasen- und Schl�fenwinkel (Canthus oculi internus et externus) sich vereinigen und durch die Augcnlidspalte (Fissura sive liima palpebrarurn) in ihrer ganzen Breite getrennt sind.
Fig. VI. ri'erdeauire halbverklemert.
fi. Oberes Augenlid, n. Unteres Augenlid, a. Innerer Augenwinkel, b. Aeusserer Augenwinkel, c. Angenlidspalte.
sect;� 13.
Sie bestehen aus zwei Hauptplatteu oder Fl�chen, einer �u'sscren gew�lbten, aus dem Felle gebildeten, mit feinen und weichen Ilaaren bedeckten und einer inneren ausgeh�hlten, aus einer zarten r�thlichen, aus einem Oberh�utchen und aus einer Schleimhaut zusammengesetzten, Membran, der sogenannten Bin�dehaut der Augenlider (Conjunctiva palpebrarurn).
sect;#9632; 14. Diese beiden Hauptplatten werden an ihren Endigungen durch die B�nder (Margines) geschieden, wovon der obere nach unten und der untere nach oben so gerichtet ist, class sich beide einan�der entsreirengewandt ber�hren.
sect;. 15. Im Innern dieser R�nder liegen die Augenlidknorpel (Tarsi); sie sind l�nglicht, platt und d�nn; ihre Dicke ist an ihrem freien, geraden Rande betr�chtlicher, als an ihrem gew�lbten, wo
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Anatomie iler Gesichtswerkzeii'rc.
sie sich verj�ngen; nach innen endigen sie vor den Thr�nenpunk-ten, nach aussei! etwas vor der Vereinigung beider Augenlider. Durch sie werden die R�nder fest und gespannt.
An ihrem gew�lbten Rande und ihrem Uusseren und inneren Ende gehen sie in festes Zellgewebe �ber, welches an den Winkeln mit dem Namen eines Bandes (Ligamentum tarsi, internum et externum) belegt wird, mittelst dessen sie mit dem �usseren und inneren Rande der vorderen Oeffnung der Augenh�hle verbunden werden.
sect;. 16.
Auf der �usseren Kante der Augenliderr�nder befinden sich die Augenwimpern (Cilia), (Fig. VII. 8.) straffe Ilaare, welche am oberen Augenlide l�nger und st�rker sind, h�ufiger und ge�dr�ngter zusammenstehen, als an dem unteren.
sect;. 17.
Im Inneren der R�nder zwischen der inneren Membran und dein Augenlidknorpel liegen gelbe, fast cylindrische K�rper, welche zahlreich und von einem Winkel zum andern laufen, Talgdr�sen sind und auf der inneren Seite der Augenlidr�nder zahlreiche, kleine, in einer lieihe liegende Ansfuhrunscss�nge haben.
Man nennt sie Mci bom is ehe Dr�sen der Augenlider (Glandulae Meibom� palpebrarum) (Fig. VII. 7.). Ihr Absonde-
Fig. VII.
Pferdeauge halbverkleincrl.
rungsproduet ist eine halbfl�ssige Hautsalbe (SebumMeibom�), die im gesunden Zustande mild ist.
sect;. 18. Um das untere Augenlid stehen in einein nnregelm�ssigen Halb�kreise die F�hlhaare oder Augenborsten, lange, steife, borsten��hnliche Haare, mit grossen, unter der Haut liegenden Zwiebeln.
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Anatomie dor Gesiclitswerkzouge.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; II
sect;. 19. An der innern Wand der Augenh�hle, im inneren Winkel der Augenlider befindet sich in einer gefleckten Falte der Bindehaut eingeschlossen ein platter, unregehn�ssig halbmondf�rmiger Knor�pel, welcher in der Tiefe schmal, dick und mit Zellgewebe und Fett umgeben, nach aussen breit, d�nn und ausgeschnitten ist. Von der Bindehaut �berzogen, gestaltet er sich zu einer Decke, welche beim Zur�ckziehen des Augapfels sichtlicher wird und den Charakter und die Function eines dritten Augenlides besitzt. Dieser Knorpel wird die Blinzhaut (Membrana nictitans) ge�nannt.
sect;. 20. Im inneren Augenwinkel und theihveise von der Blinzhaut bedeckt, liegt bei verschiedenen Vierf�ssern und den Wiederk�uern die sogenannte Harder'sche Dr�se (Fig. VIII. 2.). Bei den letzteren hat sie eine l�nglichte Form und eine ziemlich compacte Masse; � bei anderen Thieren, z. B. dem Hasen, scheint sie aus zwei, blos durch Zellgewebe verbundenen Thcilen zu bestehen, die wieder in mehrere -andere Kl�mpchen sich zerlegen lassen. � Der obere Theil ist kleiner und von weisslicher Farbe, der untere ist viel grosser und sieht r�thlich aus. Ihr AusfdhrunnrsKane; liegt unter der Blinzhaut bedeckt. Ihr Absonderungsproduct ist eine dicke weissliche Feuchtigkeit.
Fig. VIII.
Blinzknorpel u. Harder'sche Dr�se des Pferdeanges in Naturgr�sse.
1. 1. Der Blinzknorpel. 2. die Hardcr'sehe Dr�se.
sect;. 21. Als Verbindungshaut der Augenlider und des Augapfels dient die Bindehaut; sie umkleidet, die innere Platte beider Augenlider abgebend, diese auf ihrer inneren Seite, schl�gt sich bei dem be�festigenden Bande derselben, oder Augenh�hlenrande, gegen sich selbst um,�jene des oberen Augenlides, von oben nach unten, und die des unteren, von unten nach oben sich verbreitend, in der Mitte des Augapfels zusammenstossend und in einander �bergehend, �
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12nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Anatomie der Gesichtswerkzeuge.
und heftet sich so als angewachsene Haut (Tunica adnata) locker an die vordere Fl�che des Augapfels.
Diese Haut steht in ihrer Structur und Function in Mitte der Schleimh�ute und ser�sen Membranen. Arnold erkannte unter dem Mikroskope in ihr zahlreiche Netze von Saugadern, die in meh�reren Schichten �bereinander lagen. Das Zellgewebe, wodurch die Bindehaut mit der Sclerotica zusammenh�ngt, besitzt Lymphge-f�sse in Menge, welche in Netze �bergehen, die an der Bildung der Conjunctiva der Sclerotica grossen Antheil haben. Ihr Ge�webe wird in der N�he der Hornhaut d�nner, einfacher und jenem des die Hornhaut �berziehenden Theiles �hnlich, nach aussen aber dichter, schwammiger, von gr�sseren und zahlreicheren Gef�ssen durchzogen und von feinen Nervenzweigen, vom Nervus lacrvmalis und infratrochlcaris versehen, so dass sie eine gewisse Aehnlichkeit mit einer Schleimhaut erh�lt.
Nach Einigen, worunter Zinn, soll die innere Augenlidplatte mit einem �usserst d�nnen Oberh�utchen �berzogen se3'n.
Es besitzt die Bindehaut eine Menge feiner Gef�sse, welche von den Blutgef�ssen in der inwendigen Platte der Augenlider Acste sind, deren meiste aber ihrer Feinheit wegen, im gesunden Zustande nicht roth erscheinen. Man sieht daher in der Conjunc�tiva eines ganz gesunden Auges, zu welchem gar kein krankhafter Zufluss des Blutes stattfindet, nur sehr wenige und sehr feine Blut-gef�sscheu; �brigens erscheint diese Haut in ihrer ganzen Aus�dehnung durchsichtig und farblos, so dass sie an der vorderen Fl�che dos Augapfels, sowohl die weisse Sclerotica, als die durch�sichtige Hornhaut durchscheinen l�sst.
sect;� 22.
Nach Ruysch ist die innere Oberfl�che der Augenlider mit vielen, sehr empfindlichen Papillen besetzt, die noch sichtbarer sind, wenn die Blutgef�sse sehr vollkommen mit fl�ssigem Wachse gef�llt werden. Arnold l�ugnet ihre Gegenwart. Nach vielen Anatomen und fast allen Pathologen befinden sich diese Papillen nur an der unteren Augenlider-Conjunctiva.
sect;� 23.
Die Augenlider der Quadrumanen sind nicht im mindesten von den Augenlidern der Menschen unterschieden; beide sind mit Wimpern besetzt, die sich auch bei dem Elephanten, bei der Giraffe u. s. w. vorfinden. Aber die respective Grosse der ei-centlichen Augendeckel zeigt bei den S�uffethieren mancherlei Ver-schiedenheiten. So sind die oberen bei dem Bullenbeisser (Canis Molossus s. mastinus) dick, wie aufgeschwollen und h�ngen tiefer herab; die unteren beim Elephanten ganz ansehnlich; beim
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Anatomic der Gosiclitswerkzeugc.
i:t
Pferde sehr klein und bei diesem, so Avie bei den meisten Vier-f'�ssern ohne Wimper. Kielit selten ist das untere Augenlid be�weglicher, als das obere.
Die Blinzhaut ist bei manchen Vierf�ssern, namentlich im Katzengeschlechte, bei Hunden, vor allen beim Elephan-ten sehr gross; sehr dick, hart und knorpelig beim Ochsen und vertritt hier mehr die Stelle des dritten Augenlides, wiewohl sie nicht bei allen ihren eigenen Muskel hat*), noch auch das ganze Auge �berdecken kann**).
sect;. 24.
Bios das obere Augenlid hat einen eigenen Muskel, den Augeu-h�hlenmuskel (Levator palpebrac suporioris) (Fig. IX. (j.) und zwei andere, beiden Augenlidern gemeinschaftlich, ganz und theil-weise angeh�rige Muskeln, den Kreismuskel (M. orbicularis palpebramm) und den Stirnmuskel (Corrugator supercilii).
Fig. IX. Pferdeauire verkleinert.
sect;. 25. Der Augenh�hlenmuskel liegt in der Augenh�hle, wo er nahe am Seheloche (der Oeffnung f�r den Sehnerven) entspringt und sodann an der oberen Wand der Augenh�hle vorw�rts o-eht. Er ist lang, schlank, fleischig, wird nach aussen breit und endet mit einer starken breiten Aponeurose am Kandc des oberen Augen�lides, welches er in die H�he hebt.
*) Nach Schwab a. a. O. geschieht das Zur�ckziehen der Blinzhaut theils durch Zusammenziehen ihres Zellgewebes, theils durch eine Portion des unteren geraden Muskels. **) Schreger a. a. O. S. 30. u. f.
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14
Anatomie dlaquo;r Gesichtswerkzenge.
Der Kreismuskel (Fig. X. 1.) besteht aus ringf�rmigen Fleischfasern, f�ngt mit einer kurzen starken Sehne am oberen und unteren Fortsatze des Thr�nenbeines an, ist ferner an diesem, am Jochbeine, Stirnbeine und Augenbogenfortsatze desselben befestigt und endigt in der �usseren Haut der Augenlider *). Die Faserb�ndel der gew�lbten Fl�che beider Augenlider liegen um den �usseren Win�kel der Augenliderspalte unter spitzen Winkeln verflochten und vermischt. Die des untern Augenlides stehen mit jenen des oberen in soweit in antagonistischem Verh�ltnisse, als sie dazu dienen, das Aufw�rtsziehen des unteren Augenlides zu erschweren oder dasselbe, wenn es hinaufgezogen ist, wieder herabzuziehen. Eben
Fig. X. Schaafsausre niehvfaeli verkleinert.
solche Faserb�ndel liegen an dem �ande des oberen und unteren Augenlides, sie entspringen an dem sehnigen Bande, welches die Augenlider am inneren Winkel zusammenh�lt und heften sich an den Nasenfortsatz des Oberkiefers und laufen, in einander �ber�gehend, um den �usseren Augenlidwinkel herum. Der innere weit kleinere, in den Augenlidern, unmittelbar unter der �usseren Platte
*) Schwab a. a. O. S. 151.
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Anatomie der Gesichtswerkzeuge.
IS
derselben enthaltene Theil des Muskels ist aus mehr geraden, d�n�nem und bl�ssern Fasern als der �ussere, gebildet, h�ngt aber ununterbrochen mit ihnen zusammen, wenn er gleich vor A1 b i n als eigener Muskel (Musculus ciliaris) angesehen wurde und heute von Vielen noch wird.
Der Stirnmuskel ist klein, kurz, breit, etwas dick, fast ganz fleischig, entsteht am Stirnbein, geht schief herab, vermischt sich mit den Fasern des Kreismuskels und endet nahe am inneren Augenwinkel, im oberen Augenlide, welches durch ihn etwas in die H�he bewegt werden kann.� Beim Ochsen ist dieser Muskel st�rker und reicht bis zum Horn hinauf*).
III. Die Thr�nenprgane (Organa lacrymalia).
Fig. XI. Die Tlir�nonorgane am rechten Auge des Pferdes.
i Vj,quot;l*i
sect;. 28.
Die Thr�nenorgane bilden einen eigenth�mlich angeord�neten dr�sigen und h�utigen Apparat, dessen Function die Bildung und Fortleitung einer eigenth�mlichen d�nnen durchsichtigen Fl�s�sigkeit, der Thr�nen (lacrymae) ist.
Die einzelnen Theile dieses Apparates sind: 1. die Thr�ncn-dr�se (glandula lacrymalis) mit 2. ihren Ausf�hrungsg�ngen
*) Schwab a. a. O.
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I�nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Anatomie dor Geslcbtswerkzonge.
und (J. (!. ihren Tlir�nencan�lchen oder R�hrchen (canalicuB lacrymales); 7. der Thr�nensack (sacous lacrynialis) mit 8. 8. dem Thr�nencanale (eanalis laerymalis) und die sogenannte, in dem, vom oberen Augenlide 3., und dem unteren 4., gebildeten, inneren Augenwinkel gelegene, Thr�nenkarunkel (caruncula laerymalis) 5. (Vergl. Fig. XL Seite 15.)
sect;. 29.
Die Thr�ncndr�se besteht aus zwei selbstst�ndigen Dr�sen, welche aber auch wieder aus zusammengeh�uften Dr�sen zusam�mengesetzt sind. Man theilt sie in eine obere und untere Thr�-nendr�se, besser aber in zwei Ilauptlappen, einen oberen und einen unteren. Sie liegt unter dem obern Augenlide in der Augenh�hle, dicht unter der oberen Wand des Stirnbeins, gegen vorn und aussen �ber dem Augapfel.
Der obere Hauptlappen liegt oben, hat eine dreieckige,*von oben nach unten platt gedr�ckte Gestalt; der untere .an den vorderen Theil des oberen angeschlossen, liegt mehr gegen aussen und unten und erstreckt sich bis an den �usseren Theil des convexen Bandes des Tarsus; er ist von gleicher Structur, nur sind seine K�rnchen-iihnliche Dr�schen lockerer verbunden, dabei kleiner und flacher, wie jene des oberen.
sect;. 30. _ Aus beiden Hauptlappen entspringen 7 bis 9, nach Gurlt 12 bis 18 Ausf�hrungsg�nge, die von hinten, aussen und nach innen nebeneinander laufen und sich in der N�he des Augenwinkels auf der inneren Fl�che des oberen Augenlides und �ber dem Tar�sus durch ganz kleine, warzige M�ndungen endigen. Diese Aus-f�hrungsg�nge sind im Ochsenauge verh�ltnissm�ssig grosser, als bei anderen vierf�ssigen Hausthieren; sie haben hier gew�hnlich solche Weite, dass man eine Schweinsborste in dieselbe einzuf�h-
sect;. 31. Die Bindehaut des Auges kann gewissermassen auch zum Thr�nenapparate gez�hlt werden, sofern sie mit den Aus�f�hrungsg�ngen der Thr�nendr�se und der Tlir�nencan�lchen ein ununterbrochenes Ganze bildet und wirklich eine sehr erweiterte Stelle des abf�hrenden Theiles des Thr�nenorganes ist *).
*) Meckel a. a. O. S. laquo;7
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Anatomie der Gesicbtewerkzeuge,
17
sect;� 32.
An dem oberen und dem unteren Augenlide befinden sich an
der Stelle, wo der innere Winkel beginnt und die Oeffnungen der
Augenliddriisen endigen, als kegelf�rmige erhabene OefFnimgen
Fig. XII.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;oder W�rzchen (S. auf
Fig. Xu.) der 4 a. obere und 4b. untere Thr�nenpunkt (Punc-tum lacrymale superius et inferius). Sie beste�hen aus Zellgewebe, sind fest geformt und rund. Der obere 4 a. kehrt seine M�ndung nach unten und lie^t mehr nach innen, als der untere 4 b., et�was gr�ssere mit seiner M�ndung nach oben gerichtete; ob ihrer Lage ber�hren sich die beiden Oeffnungen bei geschlossenen Au�genlidern nicht. Sie bilden die Anf�nge der Thr�nencan�lchen, welche dicht �ber den Augenlidr�ndern, � vorn von dem Kreis�muskel bedeckt und mit demselben innig verwachsen und hinten
Fisr. XIII.-
durch die innere Augenliderplatte �berzogen, � liegen, wovon (S. auf Fig. XIII.) das obere 6 a. fast senkrecht nach oben steigt
M�ller, Vetoriniir-Oplillialmolo^io. I,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;2
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18
Anatomie der Gesichtswerkzeuge.
� senkrechter Schenkel oder Anfangsst�ck, sich in einen rechten Winkel nmbeugt � blindes St�ckchen, � dann nach innen und unten, unter das innere Augenlidband sich fortsetzt � querer Schenkel � und in den vordem und �ussern Theil des Thr�nensackes m�ndet � Endest�ck; �|das untere G'j. senkrecht nach unten geht � senkrechter Schenkel, Anfangs st�ck � ebenfalls einen rechten Winkel bildend � blindes St�ckchen � und in den vordem und �ussern Theil des Thr�nensackes 7. einm�n�det � Ende st�ck. � Vor ihrem Eintritte in den Thr�nensack treten die beiden R�hrchen dicht zusammen, so dass sie nur durch eine Scheidewand, die eine Duplicatur ihrer beiderseitigen Haut ist, bis zu ihrer Einm�ndung getrennt sind.
Diese Thr�nenr�hrchen sind zwei kurze enge Can�le und be�stehen aus einer zarten, weissen, inwendig r�thlichen und glatten Haut. Vorn sind sie etwas angeschwollen, verj�ngen sich in der Mitte und gewinnen gegen ihr Ende etwas mehr Ausdehnung.
Was die hier von uns gegebene Eintheilung der Thr�nenr�hrchen betrifft, so ist zu bemerken, dass diese sich so nur am Menschenauge deutlich zeigen und am Thierauge im Allgemeinen mehr rund, als eckig erscheinen, jedoch bei verschiedenen Thierklassen variiren.
sect;. 33. Fig. XIV.
Der Thr�nensack, (S. auf Fig. XIV. 7.) am Ende der Thr�nencan�lchen in dem trichterf�rmigen Umfange des, in dem
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Anatomie der Gesichtswerkzeuge.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 19
Thr�nenbeine befindlichen, Canals gelegen, und darin mit kurzem Zellgewebe befestigt, ist ein kleiner Beh�lter von l�nglicher Gestalt und kreisf�rmigem Umfange. Seine vordere und �ussere, aussei-dem rinnf�rmigen Canale befindliche Fl�che ist von einem Theile des Eingmuskels der Augenlider und dem inneren Augenliderbande bedeckt. Sein oberer Theil bildet ein stumpf abgerundetes ver�schlossenes Ende (finis coecus), unter welchem er die Thr�nen-r�hrchen aufnimmt; �� sein unteres, abw�rts und schr�g nach aus-sen laufendes, im Umfange sich verj�ngendes Ende, geht in den h�utigen Thr�nencanal �ber,
sect;. 34.
Der Thr�nensack ist aus drei H�uten zusammengesetzt.
Die �ussere, zugleich Knochenhaut, ist weisslich und von faseriger Beschaffenheit.
Die mittlere ist d�nn, zellig und entspricht der Zellhaut der Schleimh�ute.
Die innerste, wesentliche ist dick, rauh, schwammig, war�zen�hnlich, dunkelroth, und sondert immer reichlichen Schleim ab, der aus l�nglich rundlichen, mit deutlichen Oeffnungen versehenen, dicht stehenden Dr�schen quillt. Sie erscheint als eine Verl�nge�rung der Nasenschleimhaut, w�hrend die innere H�lle der Thr�nen-r�hrchen eine Fortsetzung der Bindehaut ist.
sect;. 35.
Slatt des Thr�nensackes, hat der Ochse sehr erweiterte Thr�-nenr�hrchen.
Beim Schaafe findet man nebst diesem noch eine Thr�nen-h�hle, welche ausser der Augenh�hle und unter dem Nasenwinkel liegt und von dem Felle gebildet wird. In der Tiefe ist diese H�hle sparsam mit d�nnen Haaren versehen, und unter der Haut liegen viele gelbe Dr�sen, welche denMeibomischen �hnlich sind und ein schmieriges fettes Oel absondern (Schwab).
sect;. 36. Als eine Fortsetzung des Thr�nensackes ist der h�utige Thr�nencanal (S. Fig. XIV. 8. 8.) anzusehen. Derselbe ist enger, als jener und an seinem mittleren Theile am engsten, bildet eine lange, h�utige R�hre, die von dem Thr�nensacke massig ge�bogen nach unten laufend, in der Thr�nenrinne des grossen Kiefer�beines, bis in die N�he des Nasenloches 10., herabsteigt und in den untern Nasengang mit einer l�nglich runden Oeffnung 9. m�n�det, die mit einer halbmondf�rmigen h�utigen Klappe versehen ist.
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20
Anatomie der Gesichtswerkzeuge.
Der Thr�nencanal besteht aus denselben H�uten, wie der Thr�-nensack.
sect;� 37.
Der gesammte Apparat zur Ableitung der Thr�nen soll sich durch Ringmuskeln oder durch ein contractilcs Gewebe einzeln ab�theilen, da es bemerkbar ist, dass die Thr�nenpunkte bei mecha�nischem Keize sich contrahiren und da eben auch jenem Theile, welcher den Thr�nensack vom Thr�nencanale scheidet, Contractions-venn�gen zugerechnet wird, weil die Thr�nen in jenem sich sam�meln und nur tropfenweise aus diesem abfliessen, und auch beim Thiere durch Reiz oder andere Anl�sse ein Uebcrfliessen des Thr�-nensackes veranlasst werden kann.
Janin will auch in gekochten Thr�nenorganen Fasern wahr�genommen haben, die nach allen Richtungen lagen und da, wo der h�utige Canal am engsten ist, kreisf�rmig waren.
Dicht am inneren Augenwinkel zwischen den R�ndern der beiden Augenlider, an der von derBindehaut gebildeten Falte, liegt dieThr�-nencarunkel (caruneula lacrymalis) (S. Fig. XV. 5.), ein kleiner
Fig. XV.
runder warzenf�rmiger, mit etlichen H�rchen besetzter K�rper von schwarzer oder brauner Farbe, dessen stumpfe Spitze vom inneren
Augenwinkel abgewandt ist
Sie ist eine conglomerirte Dr�se, deren
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Anatomie der Gesichtswerkzeuge.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;21
B�lge an ihrer auswendigen Fl�che, in zwei bis drei kurzen Aus�f�hrungsg�ngen sich �ffnen und einen �ligen Saft, Augenbutter (Lema), absondern, welche theils zum Schatze des Xasenwinkels gegen die Sch�rfe der Thr�nen dient, theils durch den, dem inneren Augenwinkel gegebenen fettigen Ueberzug das Ueberfliessen der Thr�nen hindert. � Aeltere Anatomen glaubten, dass sie zur Ab�sonderung der Thr�nen beitrage, woher ihr der Name Thr�nenca-runkel geworden ist. Wenn gleich diese fr�here Meinung nun widerlegt ist, so geh�rt diese Dr�se doch eigentlich zu den Thr�nen-Averkzeugen; ihr gleicht vielleicht in Bezug auf ihre anatomische und physiologische Bedeutung die oben erw�hnte Harder'sehe Dr�se.
sect;. 39. Beim Auerochsen, dem Stammvater unseres Hornviehes, ist sie von ansehnlicher Grosse; bei unseren zahmen Kindern hat sie sieh durch Ausartung mehr oder weniger verwischt. Beim Schweine ist die Carunkel eine ganz geringe, l�nglich - schmale Erh�hung (Schwab).
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22
Anatomie der Gesichtswerkzcuge.
sect;� 4U.
Gesammt�b erblick
der
Augenmuskeln, der Augenlider, der Thr�nenwerkzeuge,
so wie der �brigen wesentlichsten Theile des Kopfes der
nutzvollsten Hauss�ugethiere.
Filt;r XVI.
Die tiefer liegenden Muskeln am Kopfe des Pferdes von der linken Seite gesehen.
1.1. Der kurze erweiternde Muskel der Nase (musculus dilatator nasi brevis).
2.nbsp;2. Der Aufheber der Oberlippe (m. levator lab� superior, propr.).
3.nbsp; Der Backenmuskcl (musculus buc�cinator).
4.nbsp; Der Backenzahnmuskel (m. molaris).
5. 5. Der Niederzieher der Unterlippe (m. depressor lab� inferioris). In der von oben und aussen ge��ffneten Augenh�hle sieht man: G. Den innern Aufheber des obern Au�genlides (m. levator palpebrae supe-rioris).
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Anatomie der Gesiohtswerkzeuge.
23
7.nbsp; nbsp;Der grosse oder obere schiefe Au�genmuskel (m. obliquus superior).
8.nbsp; Der obere gerade Augenmuskel (m. rectus superior).
9.nbsp; nbsp;Der �ussere gerade Augenmuskel (m. rect. externus).
10.nbsp; Der kleine oder untere schiefe Au�genmuskel (m. obliquus inferior).
11.nbsp; 11. Der Schl�temuskel (m. tempo-ralis).
12.nbsp; nbsp;Der Griflelkiimbackenmuskel (m. stylomaxillaris).
13.nbsp; Der Brustkinnbackenmuskel.
14.nbsp; nbsp;Der Muskel der Ecke (musculus tragicus).
Fig. XVII.
Zungen- und Augenmuskeln des Rindes von der linken Seite gesehen.
10.nbsp; der zwoib�uchige Muskel, vorn ab�geschnitten,
11.nbsp; der Schildzungenbeinmuskel,
12.nbsp; der Schulterzungenbeinmuskel,
13.nbsp; der Brustzungenbeinmuskel,
14.nbsp; der Brustschildmuskel,
15.nbsp; nbsp; der Schlundkopf, unten abge�schnitten.
Am Auge sind sichtbar:
16.nbsp; der Kreismuskel der Augenlider,
17.nbsp; nbsp;der innere Aufheber des oberen
3
8
�ber
Augenlides,
18.nbsp; der obere oder grosse schiefe Au�genmuskel,
19.nbsp; der untere kleine, schiefe Augen�muskel,
20.nbsp; der untere )
21.nbsp; der �ussere ? gerade Augenmuskel.
22.nbsp; der obere '
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24
Anatomie der Gesicbtswerkzeuge.
Fig. XVIII.
Die Muskeln des linken Auges vom Rinde, von oben gesehen, halbe Naturgr�sse.
a. Der Rollknorpel (cartilago troch- 2. der innere gerade Augenmuskel (in.
learis),
b. der Augapfel (bulbus oeuli), von der Bindehaut und den Augenlidern ent-bl�sst,
1.1. der obere oder grosse schiefe Au�genmuskel,
rect. internus), 3. der obere gerade und der �ussere
gerade Augenmuskel, 5.5. der Grund- oder Anfh�ngemus-
kel (m. retractor oculi, s. suspenso-
rius, s. bulbosus), C. der Sehnerv.
Fig. XIX.
Die Muskeln des linken Auges vom Rinde, von unten
gesehen.
1.nbsp; Der untere oder kleine, schiefe Au�genmuskel,
2.nbsp; der �ussere gerade Augenmuskel,
3.nbsp; der untere gerade Augenmuskel,
4.nbsp; der innere gerade Augenmuskel,
5.nbsp;5. der Grundmuskel.
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Anatomie der Gesichtswerkzeuge.
23
Fig. XX.
Muskeln des Auges und der Zunge des Schaafes, von der rechten
Seite gesehen.
Der rechte Ast des Unterkiefers, der Augenbogen, die Augenh�hlenhaut und die meisten Lippenmuskeln sind entfernt worden.
1.nbsp; Der Kreismuskel der Augenlider,
2.nbsp; der Aufheber des obern Augenlides,
3.nbsp; der obere \
4.nbsp; der iiussere gt; gerade Augenmuskel, �. der untere ;
G. der untere oder kleine, schiefe Au�genmuskel,
7.nbsp; der obere oder grosse schiefe Au�genmuskel,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;^
8.nbsp; nbsp;der Schl�femuskel (musculus tem-poralis),
9.nbsp; der innere Kaumuskel oder Fl�gel-muskcl (m. pterygoideus),
10.nbsp; nbsp; der Schildzungenbeinmuskel (m. thyreo � hyoideus),
11.nbsp; der Griffekungenbeinmuskcl, 12.12. der zweib�uchige Muskel des
Unterkiefers (m. digastricus s. bi-
venter maxillae inferioris), 13. der lange Zungenbeinmuskel (m.
stylohyoideus), 14.14. der Zungenbein-Zungenmuskel
(m. styloglossus), 15. der Grundzungenmuskel (m. baseo-
glossus), 10. der Kinnzungenmuskcl (m. genio-
glossus),
17.nbsp; der Kinnzungenbcinniuskel (m. ge-niohyoidcus),
18.nbsp; der Brustzungenbeinnmskel,
19.nbsp; der Schulterzungenbeinmuskel,
20.nbsp; der Brustschildmuskel,
21.nbsp; nbsp;der Schildschlundkopfmuskcl (m. thyreopharyngeus),
22.nbsp; nbsp;der lling-Schlundkopfmuskel (in, ericopharyngeus),
23.nbsp; der Schlund,
a. der Pyramidcnmuskel der Nase.
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26
Anatomie der �esichtswerkzeugc.
Fig. XXI.
3
Augenmuskeln des Hundes, von der linken Seite.
a.nbsp; der Rollknorpel,
b.nbsp; der Augapfel, 1.1. der Kreismuskel der Augenlider,
2.nbsp; nbsp; der Aufheber des oberen Au�genlides,
4.nbsp; der untere schiefe Augenmuskel,
5.nbsp; der obere gerade Augenmuskel, G.nbsp; der �ussere �nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ,,
7.nbsp; der untere ,,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;,,
8.nbsp; der innere Kaumuskel.
3.nbsp; der obere schiefe Augenmuskel,
Fig. XXII
Die Augen- und Kiefermuskeln
a.nbsp; der Rollknorpel,
b.nbsp; der Augapfel,
1.1.nbsp; der Kreismnskel der Augenlider,
2.2.nbsp; der Aufheber des obern Augenlides,
3.nbsp; der obere oder grosse schiefe oder Rollmuskel (m. obliquus super, s. trochlearis),
4.nbsp; der obere gerade Augenmuskel,
der Katze von der linken Seite.
9
5. der �ussere gerade Augenmuskel, G. der untere ,,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;,,
7.nbsp; der untere oder kleine schiefe Au�genmuskel (musculus obliquus in�ferior),
8.nbsp; nbsp;der innere Kaumuskel (m. ptery-goideus intemus),
9.nbsp; der Schl�femuskel.
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Anatomie der Gesichtswerkzeuge.
27
Fig. XXIII.
Der linke Augapfel mit den Muskeln, von der Katze, von unten gesehen.
a.nbsp; Knorpel der Blinzhaut (cartilago membranae uic-titantis),
b.nbsp; der Augapfel,
1.nbsp; der untere schiefe Augenmuskel,
2.nbsp; nbsp;der innere gerade Augenmuskel,
3.nbsp; der untere �nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;
4.nbsp; der �ussere ,,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;
5.nbsp;5. der Grundmuskel.
Fig. XXIV.
Dieselben Theile von oben gesehen.
a.nbsp; der Augapfel,
b.nbsp; der Eollknorpel,
c.nbsp; der Knorpel der Blinzhaut,
1.nbsp; der �ussere gerade Muskel,
2.nbsp; der oberenbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ,,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; � 5. der Grundmuskel.
Eis. XXV.
Die beiden Augenlider mit dem Blinzknorpel des Pferdes, von der innern Seite gesehen.
1.nbsp; der Blinzknorpcl,
2.nbsp;2. die Harder'sche Dr�se mit ihrem
3.nbsp; Ausf�brungsgange, in welchem eine Borste eingebracht ist,
4.nbsp; nbsp;4. Thr�nenpunkte (puneta lacry-malia),
5.nbsp; nbsp;die Thr�nenkarunkel,
6.nbsp; das obere Augenlid,
7.nbsp; 7. die Meibomischen Talgdr�sen,
8.nbsp; die Augenwimpern,
9.nbsp; das untere Augenlid,
a.nbsp; der innere Augenwinkel,
b.nbsp; der �ussere Augenwinkel,
c.nbsp; die Augonliderspalte.
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28
Anatomie der Gesiohtswerkzeugc.
IV. Die harte Haut des Augapfels, die undurchsichtige Hornhaut, (Tunica sclerotica, T.
albuginea).
Fig. XXVI.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;sect;� 41-
Pferde �uge in halber Grosse.
Diese Haut umgibt den
Augapfel gleich einer Schale und l�sst an ihrem vorderen Theile und in ihrer Mitte eine l�nglich runde Oeffnung, welche durch eine andere aber durchsichtige Haut �hnlicher Structur, Horn�haut, geschlossen wird; an ih�rem hinteren Theile l�sst sie ebenfalls eine solche, jedoch viel kleinere nicht in der Axe des Auges, sondern etwas nach der Nase hin befindliche, an ih�rer auswendigen Fl�che weitere, nach innen zu allm�lig enger
werdende Oeffnung, zum Durch-
a. a. Die andurchsichtige Hornhaut durch einen
Kreuzschnitt in vier Lappen zur�ckgelegt, durch
welche der Selmerve b. hervortritt.
tritte des Sehnerven, in Mitte mehrerer kleiner Ocffnungen,
durch welche Zweicre der vasa ciliaria und nervi cillares zur Ader- und Regenbogenhaut eintreten; welche Stelle dieserhalb quot;-emeinhin das Siebbl�ttchen genannt wird. An ihrem hinteren Theile ist sie am dicksten, d�nner an ihrer vorderen Fl�che, am d�nnsten aber in der Mitte, an jener Stelle, wo der Querdurchmesser des Augapfels am gr�ssten ist.
sect;� 42-So ist sie beim Ochsen, Schaafe, Pferde und Schweine in der Mitte auffallend am d�nnsten, vorn und hinten aber mehr oder weniger betr�chtlich dicker. � Je mehr sich das Auge der Kugelgestalt n�hert, um so weniger Steifheit bedarf die Sclerotica, wie dies bei den meisten S�ugethieren, deren Augen ziemlich rund sind, gefunden wird, w�hrend im Vogelauge dieselbe weit steifer an sich ist und noch sogar eigene Knochenplatten dazu besitzt; �hnlich dem kn�chernen Ringe des Vogelauges erscheint die be-tr�chtiiehe und begr�nzte Dicke der Sclerotica des Katzenauges im Umkreise der Hornhaut, w�hrend deren Hintcrtheil so d�nn ist, dass die Gef�sse und sogar die Ciliarnerven durchscheinen.
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Anatomie der Gesichtsworkzeuge.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 2!(
sect;. 43.
Von Structur ist die Sclerotica hart und dick, dabei biegsam und z�he, aber doch auch elastisch; sie besteht nicht, wie man fr�her annahm, aus Schichten, sondern sie zeigt mehr einen fase�rigen Bau und scheint nach Arnold aus verdichtetem Zellgewebe zu bestehen, weshalb sie eigentlich mehr das Ansehen einer Faser�haut, als jenes einer fibr�sen Membran gewinnt, welcher letzterer sie jedoch eben auch in mancher Beziehung nahe steht.
sect;. 44.
Auf ihrer vordem �usseren gew�lbten Fl�che ist sie von der durchsichtigen Bindehaut bedeckt, seitlich und hinten setzen sich die Augenmuskeln an dieselbe und die �brige Oberfl�che ist von einem Polster von Zellgewebe umgeben.
Die innere, ausgeh�hlte Fl�che derselben umkleidet eine zarte, d�nne und gl�nzende Membran in solch fester Verbindung, dass eine Trennung beider sehr schwierig ist, woher man diese Umklei�dung als eine Schichte der Sclerotica ansah.
Blutgefasse enth�lt die weisse Haut wenige, Nerven keine, dagegen nach Arnold einen Reichthum an Saugadern, sowie auch L y m p h g e f� s s e.
sect;. 45.
An dem vordem Ende der Sclerotica und deren Verbindung mit der Hornhaut und dem Ciliarbande, findet sich in den meisten Augen der S�ugethiere, ganz besonders sichtbar bei dem Pferde-, wie auch beim Menschenauge, eine kreisf�rmig laufende Furche zur Aufnahme eines Canales, welchen man den Fontana'-schen nennt.
sect;�.46-
Die Verbindung der Sclerotica mit der Hornhaut ist eine sehr innige, welche sich nur durch Maceration, nicht aber mit dem Mes�ser trennen l�sst, da beide H�ute an ihren Enden sich �bereinander schieben und fest aufeinander liegen und so gleichsam in einander �bergehen.
sect;. 47.
An die hintere, zur Aufnahme des Sehnerven bestimmte OofF-nung der Sclerotica schliesst sich die aus der harten Hirnhaut ge-bildete Umh�llung des Sehnerven fest an, so dass fr�her die Scle�rotica als deren Fortsetzung angesehen wurde, bis die acht- bis zehnfach gr�ssere Dicke und St�rke, so wie die m�gliche Trenn�barkeit und einige Verschiedenheit in ihrem Gewebe, beide als verschiedene H�ute unterschieden.
Diese Verbindung der harten Hirnhaut mit der Sclerotica ist ungef�hr dieselbe, wie jene der letzteren mit der Hornhaut; auch
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Anatomie der Gesiclitswerkzeuge.
in einem gleichen Verhalten scheint die Texturbeschaffenheit dieser H�ute zu einander zu stehen, indem die Selerotica auf einer h�he�ren Organisationsstufe steht als die harte Hirnhaut, w�hrend die Hornhaut eine weit feinere Structur besitzt, als die Selerotica.
sect;� 48.
Der mit dem Sehnerven verwachsene Theil der Selerotica ist beim Hunde dick, verd�nnt sich aber beim Hervortreten zu dem vorderen Theile, bis er an der Stelle, wo sich die Sehnen der ge�raden Augenmuskeln an sie ansetzen, eine noch gr�ssere Dicke annimmt, als jene im Hintergrunde ist.
Die um die Hornhaut dichte Selerotica ist im Katzenauge, wie oben angegeben, besonders stark und dick; an jener Stelle, wo die Retina fehlt, verd�nnt sie sich und gewinnt im Grunde fast die�selbe Dicke wieder, die sie vorne hat.
Beim Pferdeauge ist die Selerotica dicht und dick, unter den Sehnen der geraden Augenmuskeln jedoch zarter; obschon gross, bewirkt sie demunjieachtet eine feste Umh�llungr.
V. Die durchsichtige Hornhaut (Cornea pellncida).
sect;. 49.
Diese Membran f�llt die vordere Oeffnung der Selerotica aus und bildet durch ihre convexe Form das Ansehen eines Kugelab�schnittes.
Die Hornhaut der Vierf�sser ist eonvexer und breiter, hat aber bei einigen vorne, bei anderen hinten eine andere Dimension. So zieht sie sich augenscheinlich bei den Wiederk�uern nach hin�ten zu, mehr in die Breite und setzt sich mit ihrer Hinterfl�che schr�g gegen die Selerotica an, w�hrend sie vorne mit dieser gleich�sam in Eins verschmilzt.
Enge, kaum trennbar verbunden mit der Selerotica ist sie in ihrem ganzen Umkreise hierdurch, dass sich ihr �usserer, verj�ng�ter Band unter die scharfe Kante der Selerotica schiebt und mit ihr sich organisch vereinigt.
sect;. 50.
Die Hornhaut ist v�llig durchsichtig beim ausgetragenen Thiere; im Embryo erscheint sie r�thlich und nicht v�llig durch-
m
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Anatomie der Gesichtswerkzeuge.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 31
sichtig und gleicht mehr der Sclerotica; welche Aehnlichkeit zur Zeit der vollst�ndigen Entwickelung sich verliert. In ihrer Textur und Form ist sie ebenfalls von der weissen Haut sehr verschieden. W�hrend letztere mehr aus Zellen zusammengesetzt erscheint, be�steht erstere mehr aus Schichten, zwischen welchen sich eine helle w�ssrige Feuchtigkeit befindet. Gleich der Sclerotica ist die Horn�haut stark und hart, doch biegsam, z�he und elastisch; statt der, der Sclerotica eigenen Derbheit, bietet sie ein mehr schwammiges Ansehen; dicker ist sie aber, als jene; in ihrer Mitte ist sie am dicksten und verj�ngt sich gegen ihre Peripherie hin; ihre Dicke hingegen ist bei manchen Thiergattuugen verschieden.
sect;. 51.
Es ist beim Ochsen und Pferde die Cornea noch einmal so dick, als bei dem Hunde, der Katze und dem Menschen.
Beim Katzengeschlechte ist die Cornea rund, gew�lbt, dicker an ihrer gr�sseren inneren Ausbreitung, als an ihrer �usseren, wo sie allerdings zum Theile von einem Rande der Sclerotica be�deckt erscheint. Die Hornhaut des Pferdeauges ist massig ge�w�lbt, eif�rmig oder stumpf dreieckig, mit gegen den �usseren Augenwinkel l�ngern convergirenden Seiten und einer k�rzeren, gegen den inneren Augenwinkel gerichteten Basis; ihre hintere Ober�fl�che erscheint beinahe rund, wobei die Sclerotica allerdings unten und oben mehr, als an den Seiten �ber ihren Rand hervortritt.
Beim Hunde ist die Hornhaut gross, beinahe zirkeif�rmig, sehr convex und dick; an die innere Fl�che der Sclerotica f�gt sie sich unter einem scharfen Rande.
sect;. 52.
Die �ussere gew�lbte Fl�che der Hornhaut ist von einem Theile der Bindehaut, dem sogenannten Bindehautbl�ttchen bedeckt, ihre innere convexe, der Regenbogenhaut zugekehrte, ist mit einer fei�nen durchsichtigen ser�sen Haut, der demours'schen Haut, umkleidet. Blutgef�sse und Nerven scheint die Hornhaut nicht zu besitzen. Mehrere Beobachter wollen wohl solche aufgefunden haben; welche Annahme jedoch auf T�uschung beruhen d�rfte. Die darin ent�deckten Nerven sollen Verzweigungen der Blendungsnerven seyn.
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32nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Anatomie der Gesichtswerkzeuge.
VI. Die Haut der w�ssrigen Feuchtigkeit
Wrisbergische oder Demours'sche Haut, (Mem-
brana humoris aquei).
sect;.53.
Die Membran der w�ssrigen Feuchtigkeit befindet sich zwischen der Hornhaut und der Iris. Sie ist eine zarte, feine, durchsichtige Haut, welche mit der hinteren Fl�che der Cornea und mit der vorderen der Regenbogenhaut so innig verbunden sich zeigt, dass man sie im Auge Erwachsener nicht isolirt dar�stellen kann *).
Am besten und leichtesten �berzeugt man sich von der Exi�stenz des ser�sen Ueberzuges der Iris durch die Untersuchung der Augen vom F�tus und Keugeborner; denn hier sieht man ganz deutlich, dass sie von der hinteren Fl�che der Hornhaut zur Iris hinzieht und deren vordere Seite umkleidet.
sect;. 54.^
Die Haut der w�ssrigen Feuchtigkeit kommt mit den ser�sen H�uten in mehreren Punkten �berein, denn sie besitzt, wie diese, ausser ihrer Aehnlichkeit in der Structur und physiologischen Be�deutung zahlreiche Lymphgef�sse, welche ein feines Netz bilden, das man schon bei SOmaliger Vergr�sserung erkennt.
An ihrer inneren Fl�che ist sie glatt und gl�nzend.
sect;. 55.
Verschieden im Ansehen ist der, die Hornhaut �berziehende Theil von jenem, welcher den vorderen Theil der llegenbogenhaut umkleidet; denn als Ueberzug der Hornhaut zeigt sie sich sehr durchsichtig und glatt, als Bekleidung der Blendung aber etwas zottig und weniger klar. Das vill�se Aussehen r�hrt �brigens nicht von der ser�sen Membran selbst her, sondern von den Ge-f �ssen der Iris, welche an der vorderen Fl�che derselben sehr feine
Zotten bilden **)
*) Am deutlichsten wird sie sichtbar (wie Hildebrand gefunden hat), wenn man die Hornhaut lange (24 Stunden und l�nger) kocht; denn da diese Haut sich nicht zu Leim aufl�st, wie die Hornhaut, so bleibt sie, ob sie gleich sehr d�nn ist, doch unzerst�rt �brig.
**) Anatomische und physiologische Untersuchungen �ber das Auge des Menschen. Von Friedr. Arnold, Heidelberg und Leipzig. 1832.
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Anatomie der Gesichtswerkzeuge.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 33
VIT. Die SpimiAv eben haut, (Tunica arachnoidea oculi.)
....nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;sect;� 56-
Als eine \ erbindungshaut zwischen der inneren Platte der
Selerotica und der �usseren der Chorioidea ist die Spinnwebenhaut
anzusehen und gleicht in dieser Beziehung jener des Gehirns,
welche auf gleiche Weise die harte und Gef �sshaut verbindet.
Bei den V�geln pr�sentirt sich diese Haut am deutlichsten; bei manchen S�ugethieren, wie z. B. beim Ochsen und Schaafe, ist sie ob der festen Zellgewebeverbindung zwischen der Aderhaut und Selerotica nicht darstellbar, bei andern S�ugethieren hingegen ist sie durch Maceration trennbar.
sect;. 57.
Die Spinnwebenhaut ist zart und fein und geh�rt nach ihrer Structur und Function den ser�sen H�uten an; sie gleicht eben darin, wie oben gesagt, jener des Gehirns, ganz besonders aber der Haut der w�ssrigen Feuchtigkeit der vordem Augenkammer und der Bindehaut des Augapfels und besteht aus zwei Platten. Entfernt man, sagt Arnold, durch einen Zirkelschnitt die wTeisse Haut, so sieht man an den meisten Augen, besonders an nicht pigmentreichen, zwischen ihr und der Chorioidea, etwas wenig Fl�ssigkeit, wodurch die �ussere Fl�che dieser und die innere je�ner Membran, einen Glanz erh�lt, wie man ihn an Gef�ss- und rein fibr�sen H�uten nicht wahrnimmt.
Arnold erkannte bei einer 550fachen Venir�sseruns zwischen den Netzen von Saugadem, die man schon bei schwacher Ver-gr�sserung wahrnimmt, eine Verflechtung von sehr feinen und engen Can�lchen, wTelche mit den gr�ssem in Verbindung standen und bemerkte ausserdem auf den Wandungen der weiteren Gef�sse zahlreiche, theils gr�ssere, theils kleinere Vertiefungen oder OefF-nungen, die sich ganz so, wie die Poren der Haut, seiner Beobach�tung darstellten.
M�ller, Veterin�r-Ophthalmologif. I.
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31
Anatomie der Gesichtswerkzeuge.
VTTL Die Aderhaut, (Tunica chorioidea).
sect;. 58.
Die Chorioidea oder Choriodea*) ist eine d�nne, weiche, schw�rzliche (russbraune) beinahe ganz aus zahlreichen Gef�ssen, den hintern Blendungsarterien und nur wenigen schwachen aus dem Xeurilem des Sehnerven in sie �bergehenden Nervenzweigen gebil�dete Membran. In ihrer Structur ist sie weich aber fest und gleicht der pia mater des Gehirns, mit welcher sie auch durch die gefass-rciche Umkleidunff des Sehnerven in Verbindung steht.
sect;. 59.
Gleiche llichtung und Ausdehnung wie die Sclcrotica verfol�gend, verbreitet sich die Aderhaut (Fig. XXVII. c.) �ber die innere Fl�che der Sclcrotica, indem sie an der, f�r den Eintritt des Seh�nerven gelassenen Oeffnung ihren Ursprung nimmt, conccntrisch mit der, �ber ihr liegenden Membran verl�uft und sich bis zum vorderen Ende derselben, sowie bis zum gr�ssten Umfange der Linsenkapsel erstrecht, wodurch dieselbe als eine in der Sclcrotica liegende Halb�kugel erscheint, die hinten vom Sehnerven durchbohrt ist und wel�cher vorn ein St�ck fehlt, das ungef�hr so gross ist, wie die Hornhaut.
Fig. XXVII.
rterdeauge.
*) Xi'inwi- heisst die mittlere Haut des Eies, welche das siftviov um-schliesst. XcootoetSns heisst diese Haut des Auges wegen einer Aelmlichkcit mit
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Anatomie dor Gesichtswerkzeuge.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 3S
Verbunden ist die Aderhaut auf ihrer ganzen �usseren Fl�che mit der Sclerotica durch lockeres braunes Schleimgewebe, welche Verbindung nur durch die zwischen ihnen von vorn nach hinten verlaufenden Blendungsnerven und langen Blendungsgef�sse un�terbrochen wird.
Nach Schwab befindet sich zwischen diesen beiden H�uten beim Pferde etwas w�ssrige Feuchtigkeit.
sect;. 60.
Durch kurzes imd dichtes Zellgewebe geht der hinterste Theil der Aderhaut an dem Loche, durch welches der Sehnerve eintritt, mit der Sclerotica und der weichen Hirnhaut des Sehnerven eine innigere, jedoch nach Maceration und Zerschneidung der vasa ci-liaria postica und behutsamer L�sung des erweichten Zellgewebes, ohne Verletzung von der weichen Hirnhaut trennbare, Verbindung ein, als sie in ihrer weitern Ausbreitung hat.
Verbindung mit der unten liegenden Netzhaut hat sie blos in so weit, als beide H�ute an einander liegen.
sect;. 61. ^
Bevor die Aderlmit zum Ende der Sclerotica gelangt, verdickt sich ihre �ussere Grenze, indem sich dabei die, ihre innere Ober�fl�che bildende Lamelle in Falten legt und erh�lt sie noch etwas weisses Zellgewebe, mittelst dessen eine engere Verwachsung mit der Grenze der Sclerotica, Hornhaut und Iris zu Stande kommt. Diese Verbindung an dem �usseren Ende dieser Membran gleicht in ihrer Form einem weissen Ringe, der vorn am weissesten ist und hinten alhn�lig in den braunen Theil der Haut verl�uft; man nennt ihn nach seiner Gestalt und Stelle das Strahlen- oder Ci-liarband, orbiculus ciliaris oder ligamentum ciliare, auch plexus ciliaris oder circulus ciliaris.
sect;. 62.
Das Strahlenband ist platt und schmal, grenzt mit seinem vorderen Rande an die Hornhaut, in einer, an deren �usserstem Um�fange und an deren innerer Fl�che befindlichen, Falze aufgenom�men und schliesst sich mit einer gr�sseren Fl�che der Sclerotica an. Es ist �berall von gleicher Breite, so dass sein hinterer und vorderer Rand sich einander parallel sind. Da es am vorderen
jener, weil sie auch weich und d�nn ist und Blutgefiisschen hat. Aber in der Chorioidea des Auges sind bei weitem mehr, wenigstens rotho Gef�sse, als in jener Haut des Eies. Vielleicht hat man die. Aehnlichkeit auch darin gefun�den, dass die Chorioidea in der Sclerotica eben so concentrisch ausgespannt ist, als das Chorion im Uterus. (Heister, de chorioid. T. 2. Ilildebrand, Handb. d. Anat. d. Menschen. IV. Bd. 1832. p. 71.)
3*
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Anatonne der Gesichtswerkzcuge.
g
Theile des kugelf�rmigen Auges liegt, so ist sein hinterer, zugleich etwas weiter von der Augenaxe entfernt gelegener Rand etwas grosser, als sein vorderer, der mehr nach vorn und der Axe n�her Es ist hinten d�nner und wird nach vorn wieder all-
m�lig dicker
63.
Zwischen dem Rande der Sclerotica und Cornea auf der einen, und dem orbiculus ciliaris auf der andern Seite, befindet sich eine kreisf�rmige Furche. Indem sich beide Furchen an einander legen, entsteht bei gr�sseren S�ugethieren ein Zwischenraum oder Canal, der sogenannte Canalis Fontanae *), welcher sich l�ngs dem gan�zen Rande der Sclerotica herumkr�mmt. Er ist dreieckig, prisma�tisch und allenthalben geschlossen und enth�lt etwas durchsichtige Feuchtigkeit. Hier und da sieht man in ihm einiges zarte Zell�gewebe. Beim Ochsen und Schaafe stellt er sich am deut�lichsten dar.
sect;� 64. Da, wo die �ussere Aderhautlamelle in das Strahlenband �ber�geht, schl�gt sich die innere Lamelle dieser Membran fein in viel�fache niedrige und nach innen convergirende Strahlen gefaltet, nach vorn um. Auf diesen �usseren, aus niedrigem Strahlen gebildeten Kreis, den Strahlen- oder Faltenk�rper, corona ciliaris vel
corpus ciliare, folgt ein klei-
Fig. XXVIII.
Pferdeauge.
nerer, innerer, der aus weit
h�heren, mit einem gew�lb�ten inneren Rande versehe�nen, von aussen nach innen erst h�her werdenden, dann rundlich geendigten, Falten gebildet wird. Diese Fal�tenforts�tze, processus ci-liares, sind in geringerer An�zahl vorhanden und belaufen sich etwa auf 70. Ihr vorderes Ende ist frei, mit dem vor�dem Theile ihres festsitzenden Randes sind sie an den gr�ss-ten Umfang der Linsenkapsel geheftet, wo diese Falten, in ihren genau entsprechenden Vertiefungen aufgenommen werden.
d. d. Faltenkranz, auf dessen Fitltchen die Ci-liararterien verzweigt sind. c. c. Ein kleiner Theil der Aderhant. c. e. Die Regenbogenhaut.
*) Circulus venosus der Alten; firms circularis iridis nach Arnold.
#9632;
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Anatomie der Gesichtsweikzeugc.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 37
. sect;-. 65-Aus ihrer Verbindimg isolirt, pr�sentirt sich die Chorioidea
auf ihrer inneren, der Nervenhaut zugewendeten, Fl�che nach Ent�fernung des ihr anh�ngenden schw�rzlichen Schleimes, pig-mentum nigrum, br�unlich, bei J�ngern Thieren etwas r�thlich und durchsichtig; an der, f�r den Sehnerven offen gelassenen, ringf�r�migen Stelle aber, erscheint dieselbe weiss und frei von schwarzem Schleime.
Die innere Oberfl�che hat ein sammtartiges Ansehen, durch eine mit blossem Auge sichtliche Menge kleiner, freih�ngender Flocken, die am Strahlenk�rper sehr deutlich und st�rker ent�wickelt sind. Gebildet sind dieselben gr�sstentheils durch ein, vorz�glich im hintern Theile der Aderhaut sehr dichtes Gef�ssnetz, das sie nach vorn aber freier lassen. Bei wohlgelungener Injection f�llen sich diese netzf�rmigen Gef�sse, wie auch die daran h�n�genden Flocken, woraus diese ebenfalls als Gef�ssnetze zu erken�nen sind.
Das Ochsenauge zeichnet sich durch die ganz eigene und un�gemein sch�ne Gestalt des Gef�ssnetzes der Aderhaut vor allen �brigen aus.
sect;._ 66. _
Auf ihrer �usseren Fl�che ist die Aderhaut durch zwischen�liegendes braunes Zellgewebe, braun gef�rbt.
Bei Thieren lassen sich beide Fl�chen trennen, so dass diese Membran gedoppelt erscheint, wovon die innere Lamelle als ta-petum chorioideae, oder nach ihi-em Auffinder membrana Kuyschii, die �ussere dagegen als chorioidea sic dicta bezeich�net wird.
Bei mehreren S�ugethieren wird die der Retina zugekehrte Fl�che, zumal auf dem Grunde, mit einer eignen glatten und hier und da flockigen Lamelle �berdeckt. Ihre Flocken geben an der Stelle, wo kein schwarzes P�rment ist, einen vielfarbigen blausrii-neu, sch�n silberfarbenen, bei verschiedenen Thieren sehr lebhaf�ten Glanz von sich, der einen grossen Theil der Aderhaut, entwe�der in ihrem ganzen Umkreise, wie beim Hammel, der Katze u. a. oder nur auf einer Seite, wie beim Rinde u. s. w. einnimmt, oder wie beim B�ren ganz fehlt, er siebt z. �. beim Pferde silbergrau, in's Violette spielend (lasurblau), bei dem Katzenge-schlecbte gelblich, bei der Nacht einen Schein von sich gebend, bei den Wiederk�uern goldgr�n, ins blaue spielend, beim Schaafe gr�n aus.
Die lluysch'sche Haut zeigt beim Durchschnitt die M�ndung offener Gef�sse.
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Anatomie der Gesiclitswerkzeufrc.
sect;. 67. Die Blutgefasse, welche die Aclerhaut durchziehen und bilden, bestehen ans den Blendungsarterien (arteriae ciliares) und aus den Blendungsblutadern (venae ciliares), welche dann wieder, jede in zwei Unterarten zerfallen.
sect;. G8._
Die langen Blendungsarterien (arteriae ciliares longae). Diese finden sich gew�hnlich nur doppelt, eine aussen und oben und eine innen und unten und laufen durch den hinteren Theil der Sclerotica, ins Auge gelangt, an der �usseren Fl�che der Aderhaut in beinahe gerader Richtung nach vorn zur Iris, worin sie sich ver��stelnd verbreiten.
sect;. G9.
Die kurzen oder hinterenBlendungsarterien (art. cilia�res breves s. posteriores). Es finden sich diese in gr�sserer An�zahl vor, als die langen, und sind deren meist ^0, treten mehr gegen innen, weiter hinten und n�her dem Sehnerven, in gerader [Richtung durch die Sclerotica zur Aderhaut, sind von ungleicher Grosse und laufen in spitze Winkel getrennt auf der �usseren Fl�che der Aderhaut, bis sie in deren Mitte dieselbe durchbohren, auf dem inneren Blatte anlangen und parallel laufend, sich durch Zwischen�ste verbinden und am �usseren Bande des Strahlenkranzes sich in einem verschlungenen Kreis vereinigen.
70.
Die langen Blendlingsblutadern (venae ciliares longae vel anteriores) begleiten die langen Blendungsarterien von ihrer En-digans aus und durchbohren nach aussen den hinteren Theil der Choroidea und begeben sich thcils isolirt, theils mit den vasa vor-ticosa vereinigt, mittelbar zur Augenvene.
sect;.71.
Die Wirbelgefasse (vasa vorticosa) entspringen zwischen den Ciliararterien in, von der Iris und von dem vordersten Theile der �usseren Fl�che der Aderhaut kommenden Ver�stelungen, welche sich b�schelf�rmig verschlingen und dann zu 12 � 14 St�mmchen gesammelt, ungef�hr in der Mitte des Augapfels die Sclerotica durch�brechen und dann in 4 � 5 St�mmchen vereinigt, �ber die H�lfte des Auges fortlaufend, sich in die Augenvenen endigen.
Die Blutadern der Choroidea sind grosser, als deren Arterien und liegen oberfl�chlicher, als diese.
sect;. 72.
Uebcr das feinste Gef�ssnctz der Aderhaut hat uns vor Allem
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Anatomie der Gresichtswerkzeiure.
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S. Th. v. S�imuering *) herrliche Beobachtungen hinterlassen. Er hat gezeigt, class erstens die Blutgef�sse der Choroidea nicht mit der Kleinheit des Augapfels sich verkleinern, sondern dass die Aderhaut eines kleinem Augapfels sich gewissermassen nur als ein St�ck oder als ein Theil der Aderhaut bei jeder Thiergattung, bei jedem Geschlechte und in den verschiedenen Classen eine besondere und charakteristische ist, und so auch die Choroidea des mensch�lichen Auges ihren eigenen, ganz best�ndigen, unwandelbaren Ty�pus hat; drittens, dass die kurzen Ciliararterien sich in der Ader�haut baumartig in Aeste und Zweige theilen, sich bald als fast gleich dicke, plattcylindrische Zweige endigen, welche thtils h�utig unter einander m�nden, theils unmittelbar in gleichbeschaffene ve�n�se Reiser �bergehen und dadurch ein so dichtes Xetz bilden, dass dessen Maschen, schlangenf�rmig verschlungen, fast keine Zwischen�r�ume f�r noch feinere Reiser �brig lassen.
Die Choroidea ist demnach eine an Blutgcf�ssen sehr reiche Membran, in welcher man aussei- diesen nur ein feines, die Grund�lage bildendes Zellgewebe wahrnimmt, sonst aber keine besondere aushauchende oder absondernde Gef�sse erkennt, die S�mmering nicht ohne Grund in Zweifel zog und von denen er sehr richtig be�merkte , dass sie entweder als zu fein oder als zu besonders be�schaffen gedacht werden m�ssen, um kein Blut mehr, sondern lediglich nur ganz besondere Theilchen des Blutes aufzufassen und abzusetzen **).
IX. Die Nervenhaut, Netzhaut, Markhaut, (Tunica retina).
sect;� 73. Diese Haut schliesst sich an die innere Fl�che der Aderhaut an und liegt frei um den Glask�rper, sie verl�uft concentrisch mit der Aderhaut, von dem hinteren Grund des Auges nach vorn und schliesst sich mit ihrem vorderen Ende beim Uebergangc der Cho�roidea in den Ciliark�rpcr etwas dicker werdend, an letztere fest
*) Ueber das feinste Gef�ssnetz der Aderhaut im Augapfel. S. i). fiquot;. **) Arnold a. a. O. S. 53.
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Anatomie der Gesichtswerkzeuge.
an und geht, durch das Strahlenbl�ttchen erg�nzt, mit der Krystall-linse eme Vereinigung ein*).
sect;� 74. Die Verbindung der Ketina mit der Choroidea ist durch ein zwischen liegendes, letzter Membran angeh�riges schwarzes Pig�ment **) einestheils, und durch eine, von Jacob zuerst aufgefundene und mehreren Anatomen ebenfalls nachgewiesene, nach deren Ent�decker genannte, Jacob'sche Haut anderntheils vermittelt***).
*) Die Meinungen �lterer und neuerer Anatomen �ber die Eudigungsstelle der Ketina sind noch sehr abweichend, es d�rfte �brigens diese Annahme un�gef�hr die Mitte halten.
**) Das schwarze Pigment (Pigmentum nigrum) ist eine dunkel, schwarz�braun oder ganz schwarz, gef�rbte schleimige Substanz, welche sich �ber die ganze innere Fl�che der Choroidea verbreitet und die hintere Fl�che der Regen�bogenhaut �berzieht und besonders dort in Gestalt einer zusammenh�ngenden Membran abgel�st werden kann und auf der Kegenbogenhaut, in ihren Falten, sowie an ihrem Umfange, vorzugsweise an der inneren Fl�che des Ciliark�rpers und an deren �usscrem, von dem Faltenkranz nicht bedeckton Theile haftet und von noch dunklerer Farbe ist und am Ciliark�rper besonders fest anh�ngt. Bei beginnender F�ulniss trennt sich derselbe mehr von der glatten Oberfl�che und bleibt in den Furchen der Falten am festesten haften und bietet dann nach behutsamer L�sung des Ciliark�rpers das Ansehen eines Ringes, annulus mu-cosus oder corona ciliaris an der Zonula ciliaris. Am hinteren Theile der in�neren Fl�che der Aderhaut liegt er d�nner auf und fehlt um die Oeffnung f�r den Sehnerven ganz, wodurch ein weisser Ring entsteht. Bei jungen Thieren ist das Pigment in gr�sserer Masse vorhanden, als bei �lteren, ist auch dicker, crassius und zusammcnhalteniler, splissius. Seine chemische Zusammensetzung besteht vorz�glich aus Kohlenstoff und Eisen und seine f�rbende Substanz er�scheint aus K�gclchen, die mehr als dreimal grosser sind, als Blutk�gelchen, gebildet, welche �brigens nicht ganz schwarz, sondern gefleckt aussehen, un-regelm�ssig rund und an den Ciliarforts�tzen kleiner, aber schw�rzer sind und schichtenweise aufeinander liegen. Es charakterisirt sich dasselbe als eine eigene, geformte, feste, dem Malpighi'schen Schleime verwandte Substanz. In kaltem und kochendem Wasser, in Alkohol und verd�nnter Salpeter- und Salzs�ure und in concentrirtem Essig ist dasselbe nicht, und in verd�nntem kaustischem Kali nur schwer und erst nach l�ngerem Digeriren l�sbar. Ueber dessen Be�reitung ist man noch nicht sicher. Vielleicht bereiten die Flocken ihn, welche an der inneren Fl�che der Aderhaut auf dem Ciliark�rper und auf der Uvea sind. (Hildebrand a. a. O.)
***) An der �usseren Seite der Nervenbaut befindet sieh nach Jacob eine sehr zarte, zottige, mehr oder weniger mit Pigment gef�rbte (nach Hildebrand gelbe) vom Eintritt des Sehnerven bis zu den Strahlenforts�tzen reichende Lage, die er eine eigenth�mliche Haut nennt, weil es ihm gelang, eine Sonde unter sie zu schieben und sie von der Netzhaut zu trennen, oder auch sie st�ckweise abzul�sen. Beim reifen F�tus fand er sie sehr d�nn und schwer darstellbar, in der Jugend durchsichtig und kaum durch das Pigment gef�rbt, in Erwachse�nen fester,und durch das anh�ngende Pigment fast so dunkel, als die Aderhaut gef�rbt. Bei einer jungen Leiche war sie von der Netzhaut durch ergossene Fl�ssigkeit getrennt. Sie ist an der Netzhaut, ausserdem aber auch vermuth-
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Anatomie der Gesichtswerkzeuge.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 41
sect;. Ib.^
Die Retina ist weiss, auf ihrer innersten Oberfl�che mit einem zierlichen, sch�n rothen, von den Centralgefassen gebildeten Netze �berzogen � d�nn � im Leben oder ganz frischem Zustande ganz durchsichtig, nach dem Tode und bei Erkaltung halb durchsichtig, weich, glatt, fast breiartig, leicht zerreissbar und mit Ausnahme einer einzigen Stelle an ihrem hinteren Umfange, von gleicher Dicke. Nach der �lteren Eintheilung ist sie aus zwei untrennbaren Bl�ttern zusammengesetzt, der �usseren Markschichte (tunica retinae stricte s. dicta) und einer inneren aus Zellgewebe und Gef�ssen bestehenden (tunica retinae vasculosa) und erscheint als eine Membran - artige Ausbreitung der Marksubstanz des Sehnerven, welche Marksub�stanz von weisser Farbe ist und bis zum Anfange der Ciliarfort-s�tze verfolgt werden kann, wo sie in einen wulstigen, im aufge�schnittenen Auge bei noch bestehender W�lbung gez�hnt, bei auf�gehobener dagegen, mit einem geradeaus sehenden Bande endigt.
sect;� 76.
Nach Johannes M�ller*) ist das Wesentliche in der Structur der Nervenhaut Folgendes. Sie besteht aus drei Hauptschichten: einer �usseren breiartigen oder pflasterartigen K�rnerschicht, einer mittleren Nervenschichte und einer innersten Cylinderschichte, welche die Fortsetzung der Faserschicht ist. Der Sehnerve zertheilt sich in Nervencylinder, welche in die mittlere oder Faserschicht aus-
lich durch Zellgewebe und Gef�sse an die Aderhaut geheftet. (Hildebrand a. a. O.)
Die Darstellungsweise derselben nach Jacob, ist sehr umst�ndlich, aber auch unn�thig. Bei S�ugethieren gelingt es oft, sie sogleich aufzufinden, wenn man das irische Auge vorsichtig �ifnet und nur im hellsten Sonnenlichte den Zwischenraum zwischen Choroidea und Ketina betrachtet; ein Tropfen Spiritus dient zuweilen dazu, die Haut noch leichter zu Gesicht zu bringen, welche hier frei in dem angegebenen Zwischenr�ume schwebt. Sie ist das feinste H�utchen, welches im Organismus zu finden ist, und so durchsichtig, dass sie nur durch Spiegelung sichtbar wird und selbst auf Glas ausgebreitet, noch kaum sichtbar ist. Dennoch ist sie so entschieden von h�utiger Bildung, dass sie selbst star�ken Druck zwischen Glasplatten vertr�gt, ehe sie zerreisst. An einen coagu-lirten Schleim ist dabei gar nicht zu denken. Gew�hnlich erscheint sie bei schwacher Darstellungsweise in kleine St�cke zerreissend, von einigen Linien Breite und von viereckiger Gestalt. Unter dem Mikroskop erscheint sie, noch nass, kaum durch etwas ausgezeichnet, als durch schwache Gr�bchen; diese treten stark hervor, wenn sie trocknet und dann ist sie so fein, dass sie stets in bl�ulicher und r�thlicher F�rbung erscheint, was sich aus dem bekannten Newton'schen Gesetze erkl�rt. (Novorum actorum academiae caesareae Leo-poldino-Caroliuae naturae curiosorum. Vol. XI. Pars II. Michaelis, �ber die Ketina etc.).
*) Handbuch der Physiologie des Menschen f�r Vorlesungen II. Bd. 1. Ab�theil. Coblenz, 1840.
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strahlen. Jeder Nervencylinder oder jedes aus mehreren Cylindem bestehende B�ndel, biegt nach Treviranus's Entdeckung an einer gewissen Stelle des Verlaufs, von der horizontalen Richtung ab und wendet sich nach der entgegengesetzten inwendigen Seite der Netzhaut, wo er als Papille endigt. Frisch untersucht zeigt die Retina in allen Classen der Wirbelthiere auf ihrer inneren Fl�che dichtgedr�ngte Cylinderchen, deren Ende gegen das Innere des Auges sehen. Leicht l�sen sich diese Cylinderchen oder stabf�r-migen K�rperchen ab und schwimmen herum. Dieselben kann man nur an ganz frischen Augen untersuchen.
sect;� 77-
Die oben genannte d�nne Stelle befindet sich in einiger Ent�fernung vom Eintritte des Sehnerven nach aussen, wo die Nerven�haut eine nach innen gerichtete, mit einer feinen Spitze beginnende und in ein stumpfes Ende auslaufende, 1 � 1 y, Linien lange Falte bildet; an diesem Faltenencle gewahrt man beim Menschen und vielen Thieren, einen ovalen gelben Fleck von 1 Linie H�he und l1/^ Linie Breite.
Die Untersuchungen von A mm on vorz�glich, haben darge-than, dass dieser in der Augenaxe befindliche Fleck eigentlich nur aus einer, mittelst des Liclueinflusses hervorgerufenen Alinuation des Pigmentes besteht. Uebrigcns sind die Ansichten �ber die Entstehung und Bedeutung dieses Fleckes verschieden. In dem Um�st�nde, dass bei vielen Thieren und Menschen in Mitte der Quer�falte sich ein Loch, das sog. Foramen centrale befindet und durch dieses aber auch bei manchen ein Blutgef�ss tritt, will na�mentlich Stark die Veranlassung zur Bildung dieses Fleckes von einem �ef�sse der Aderhaut, welches ein Pigment auf der Retina selbst absetze, herleiten.
. sect;' 78-Ein Analogen des Querf�ltchens, nemlich eine conische Her�vor rag ung mit einem etwas dunkleren Kreise sah Home*) auch im Ochsenauge. Diese Verl�ngerung verliert sich mit einem fei�nen Faden in den Glask�rper und wird f�r ein lymphatisches Ge-f�ss gehalten. K�rzer, aber ohne Kreis und ohne deutlichen Saum zeigt sich diese in Schaaf- und andern Thier�ugen; nach Wan-zel vorz�glich gross in Kalbs-, etwas kleiner in Stieraugen, undeutlich bei Schweinen, gar nicht bei Pferden, Hunden, jungen Katzen, Hasen und Kaninchen. quot;Wanzel glaubt, class sie nur bei jungen Thieren vorhanden und bei �lteren verwischt sey.
*) E. Home an account of tlie orifice in the retina of the human eye. In Phil, transact. 1798. P. 11. Uebersetzt in Reil's Archiv Bd. 1. S. 410 ffi
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Anatomie dor Gesichtswerkzeuge.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;53
sect;. 79.
Als selbstst�ndiges Organgebilde erscheint nach Arnold die Eetina aus der Art ihrer Entstehung. Sie entspringt als eine Masse aus den neurilematischen Can�len des Sehnerven, welche am Ende des Sehnerven g�nzlich aufh�ren und nicht in die Ketina selbst �bergehen. Eben so ist durch sie ihr Gef�sssystem, von dem Sehnerven isolirt anzusehen, indem sich in dem Inneren des Seh�nerven ein enger cylindrischer Canal zur Aufnahme der arteria und vena centralis befindet und ersterer aus dem kegelf�rmio-cn Ende des Sehnerven hervortritt, sich gew�hnlich in drei St�mmchen theilt, als ein h�chst feines Ketz verzweigt und f�r die Markmasse der Ketina die Stelle eines Neurilems vertritt.
sect;. 80.
Die Eetina besteht nach Arnold aus zahlreichen K�gelchen, die dicht neben einander und �bereinander liegen, ohne sich zu Fasern aneinander zu reihen. quot;Weder in der N�he der Eintrittsstelle des Sehnerven, noch in der Mitte, noch am Ciliartheile der Markhaut konnte derselbe eine 2;ewisse Reamp;elm�ssisrkeit in der Anordnung der Nervenk�gclchen erkennen, sondern an allen Punkten der Netzhaut lagen die K�gelchen ungeregelt auf und neben einander. Die klei�nen K�gelchen schienen ihm durch ein sehr zartes, vollkommen durchsichtiges Zellgewebe unterst�tzt und verbunden zu werden. Das Zellgewebe wird von Zweigen der arteria centralis retinae durchzogen, welche in demselben h�chst feine Netze bilden und von denen die Ern�hrung der Markhaut abh�ngig ist. Die Zweige dieser Arterien sind sehr fein und nicht im Stande viel Blut aufzu�nehmen, sondern nur f�r einzelne Blutk�gelchen gangbar, da sonst die Durchsichtigkeit der Nervenhaut, so wie der �brigen, von der�selben �berzogenen Organe z. B. der Linse und des Glask�rpers beeintr�chtigt werden w�rde.
, sect;-. 81- . Beim Schweine greift die Ketina von aussen wulstig und
pl�tzlich abgeschnitten in ihrer ganzen Dicke �ber die Zonula �ber und diese setzt sich an der inneren Fl�che der Ketina schief auslau�fend, an. Beim Kalbe dagegen verd�nnt sich die Ketina diciit am Rande und setzt sich an die Zonula mit scharfem Bande fest, so dass die Verbindung von innen und aussen ganz gleich er-scheint. *)
*) Kovorum actoitun Academiae caesar. Leop. Carol, naturae enriosorum Vol. 11. Pars II. Ueber die Ketina etc. von Michaelis.
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Anatomie der Gesichtswerkzeuge.
X. Das Strahlenbl�ttchen, (Zonula ciliaris).
sect;. 82. Am �ussersten Ende der Nervenhaut und dem Rande der Kry-stalllinsenkapsel befindet sicli ein d�nnes, durchsichtiges, leicht zerreissbares, feines, gr�n gef�rbtes H�utchen, von manchmal ho�mogener markiger Structur. Es ist dasselbe an der Nervenhaut und an dem �ussersten, dem Glask�rper zugewandten Rande der Krystalllinsenkapsel in der Art angeheftet, dass es jener als Ver�bindungshaut dient, indem es von deren Befestijmngsstelle an der Choroidea von aussen nach innen �ber den Glask�rper, respective �ber die denselben umkleidende Haut, die Hyaloidea, hinwegl�uft und sich an den R�ndern des vorderen Segments der Krystalllinse inserirt, dabei in angenommener Verj�ngung, Verminderung ihres Durchmessers, gegen vorn sich in strahlenf�rmige Falten legt, in deren Vertiefungen die Ciliarforts�tze m�nden, welche darin, nach geschehener Wegnahme das schwarze Pigment in der Form der corona ciliaris zur�cklassen.
Das Strahlenbl�ttchen hielt Zinn f�r die vordere Lamelle der Glashaut; Camper hingegen war der erste, welcher diese Behauptung widerlegte, indem er sagte, dass dasselbe muskul�ser Natur sei; Rudolph!*) und D�llinger**) verfolgten diese Idee mit gr�sserer Genauigkeit und zeigten, dass dasselbe nicht f�r die Fortsetzung der Glashaut gehalten werden k�nne; denn: 1) die Glas�haut ist so d�nn, dass sie unm�glich in zwei Lamellen getheilt werden kann; 2) das Strahlenbl�ttchen besitzt eine von der Glashaut verschiedene Structur, letztere ist durchaus nicht fibr�s; 3) die Glashaut ist nicht d�nner in der teller�f�rmigen Grube, als in den �brigen Theilen der Glasfeuchtigkeit; 4) das Strah�lenbl�ttchen kann ohne Verletzung der Glasfeuchtigkeit von letzterer getrennt werden und bleibt in Verbindung mit dem zackigen Ende der Netzhaut; 5) die Gef�sse der Linsenkapsel und des Strahlenbl�ttchens k�nnen injicirt werden, die Gef�sse hingegen der Glashaut hat man nicht gesehen ***).
Rudolphi -j-) widerspricht der Meinung, dass die Zonula muskul�ser Na�tur sei und bezweifelt die von D�llinger angenommenen Faserb�ndel in der�selben.
sect;. 83. Mit H�lfe des Strahlenbl�ttchens, der Linsenkapsel und Glas�haut entsteht in der Mitte ein hohler Zwischenraum, den man nach dem Entdecker den Petit'schen Canal, Canalis Petiti nennt. Es wird dessen Basis durch den gr�ssten Umfang der vorderen
*)nbsp; Dessen analom. physiolog. Untersuchungen Bd. I.
**)nbsp; D�llinger, �ber das Strahlenbl�ttchen.
***)nbsp; Salomon, in Walther und Gr�fe's Journal 7. Bd. S. 401.
f)nbsp; Dessen Grundriss d. Physiol. 2. Bd. S. 175 f.
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Anatomie der Gesichtswerkzeujre.
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H�lfte der Linsenkapsel, die vordere Wand durch den gefalteten Theil der Ciliar-Krone und die hintere durch jenes Bl�ttchen der Glashaut gebildet. Dieser Canal hat also nicht die Breite des ganzen Strahlcnbl�ttchens oder des Strahlenk�rpers, sondern er entspricht in dieser Hinsicht dem Umfange der Ciliarforts�tze. Derselbe ist �berall geschlossen, steht weder mit der H�hle der Linsenkapsel noch mit den Zellen des Glask�rpers durch Oeffnun-gen in Zusammenhang *).
Dieser Canal ist durch Aufblasen leicht sichtlich darzustellen, wo dann auch die Falten des ganzen Strahlcnbl�ttchens rings um die Linse sich in isolirten Blasen erheben.
XT. Die Regenbogenhaut, Blendung, (Tris).
sect;. 84.
Fig. XXIX. Pferdeauge.
Die Iris d. ist eine ovale, selbst�st�ndige, verschieden gef�rbte,
mit einem ovalen Loche verse�hene Haut, welche in der Au-genaxe und zwischen beiden Augenkammem von der w�ssri-gen Feuchtigkeit frei umsp�lt, aufgespannt, von vorn durch die Hornhaut gedeckt ist und an ih-f rem �usseren Rande von vorn mit der Hornhaut, der weissen Haut und dem Ciliarband, von hinten mit dem Ciliark�rper auf die oben angegebene Weise zusam�menh�ngt und ihre Kehrseite der Linse zuwendet.
d. Regenbogenhaut, e. Pupille.
sect;. 85. Auf der vorderen Fl�che ist die Iris meist und in verschie�denen Abstufungen braun gef�rbt und zeigt zweierlei Streifen, wo�von die einen in l�nglichen lichtem Kreisen um die Sehe herumlau-
*) Arnold a. a. O.
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46nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Anatomie der Gesichtsvrerkzeugc.
fen, die andern hingegen wie Strahlen vom Umfange nach der Sehe gehen. Auf der hinteren Fl�che ist sie von schwarzer Farbe *). Diese schwarze Farbe ist �brigens nur durch den Ueberzug von schwarzem Pigmente gegeben, nach dessen Entfernung die hintere Fl�che weiss erscheint und auch die vordere Fl�che lichter wird.
sect;. 86.
Die hintere, gegen die vordere Linsenkapselwand gekehrte Fl�che der Iris, die Traubenhaut, Tunica uvea, hat ein dunkel�braunes , selbst schwarzes, sammtartiges Ansehen und zeigt kleine, gegen die Pupille hin gerichtete Falten. Sie bestheht aus Pigment�zellen. Diese liegen dicht aneinander und bilden ein festgef�gtes durchsichtiges, einer ser�sen Membran �hnliches Ganze, das aus pflasterformigen Zellen besteht (die nach Pappenheim nur junges Pigment ohne dunkele K�rner sind) und eine ziemlich feste Structur hat. Die Pigmentzellen gruppiren sich hier sonach dicht aneinan�der, liegen nicht locker vereinzelt, leicht sich trennend beisammen, sondern als gef�gte Membran **).
sect;� 87.
Man thcilte bisher die Eegenbogcnhaut gew�hnlich in zwei Bl�tter, wovon die vordere, der Hornhaut zugekehrte Fl�che als das vordere Blatt oder die eigentliche llegenbogenhaut (iris poprie sic dicta) und die hintere der Linse zugekehrte Fl�che als das hintere Blatt oder Traubenhaut (uvea) gelten. Gegen diese anatomische Theilimg hat namentlich Arnold Einsprache erhoben, so viel Begr�ndung dieselbe auch f�r sich haben mag, so ist doch diese k�nstliche Theilimg in Bezug auf die pathologischen Zust�nde dieser Membran unentbehrlich.
sect;. 88.
Die Substanz der Iris ist weich, schwammig und locker; ihre Grosse ist bei verschiedenen Thiergattungen abweichend, im Ka�tzenauge hat sie die gr�sste Ausdehnung.
Ihre vordere Fl�che, die eigentliche Eegenbogenhaut, ist, wie bereits oben schon gesagt, mit einer ser�sen Haut, der Haut der w�ssrigen Feuchtigkeit, �berzogen; ihre hintere Fl�che aber wird mit einer Schichte schwarzen Pigments �berkleidet, unter welcher die sogenannte Traubenhaut, eine Fortsetzung der Aderhaut liegt.
sect;. 89.
Die ovale Oeffnung in derselben befindet sich in ihrer Mitte,
*) Schwab, Lehrbuch der Anatomie der Ilausthiere.
**) Anatomie und Physiol. der Iris von v. Animon. Im Journal f�r Chi�rurgie und Augenheilkunde von Walther und v. Ammon. 31. Bd. Berlin. 1843.
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Anatomie der Gesiclitswerkzcugc.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;47
besitzt Contractions- und Expansions verm�gen und wird Sehe, Schcloch oder Pupille (Pupilla) genannt.
sect;. 90. Bei mehreren S�ugethicren, Hunden, Katzen u. s. w. ist nach der Geburt das Seheloch mit einer d�nnen, nach Manchen zweischichtigen, mit einem Gef�ssnetze versehenen Membran, dem Augenstern- oder Lichtlochh�utchen (Membrana pupillaris) noch auf einige, meist 8 � 9 Tage geschlossen. Erst mit Vollen�dung des ganzen Organismus, somit auch des Auges, bildet sich die Pupille durch eine Contraction der Iris und durch ein Heraus�bilden von dem Mittelpunkte nach der Peripherie: so dass in dem Moment ihrer ersten Th�tigkeit sich mit ihrer Masse nun auch die Gef�sse derselben nebst den Ciliamerven zur�ckziehen und die Pupille entsteht. In der fr�heren Bildungsperiode existirt also eine Iris ohne Pupille *).
sect;� 91. Die bei den S�ugethicren �berhaupt ovale Pupille, doch mit umgekehrter Richtung, ist bei den Wiederk�uern und einigen anderen grasfressenden Thicren mit gespaltenen Klauen ho�rizontal-oval, so dass der l�ngste Durchmesser mit den Augen�winkeln parallel ist, wie z. B. bei dem Schaafe, Pferde, Och�sen und Esel; bei den fleischfressenden u. a. Raubthie-ren dagegen perpendicul�r-oval oder den L�ngcndurchmcsscr beider Augen durchschneidend. Das Katzengcschlecht hat eine l�ngliche, sowie andere Thierc, welche sch�rfer bei Nacht sehen, eine den Tag �ber mehr verengerte, aber zur Nachtzeit sehr er�weiterte und ungemein bewegliche Pupille haben. Im Stadium ih�rer gr�ssten Erweiterung nimmt sie eine fast runde Form an. Die Bewegung der Iris, welche der Richtung der Ciliarnerven zu folgen scheint, ist �berhaupt bei den S�ugethicren centripetal **).
� Im Katzenauge erscheint die Iris am vollkommensten, hat eine sehr grosse Fl�che und ist -weit mehr nach dem Hintergr�nde des Auges ger�ckt, als bei den �brigen Thieren, ihre Form ist die ovale, aber in entgegengesetz�ter Richtung. Ihre sonst gewohnliche glatte und ebene Vorderfl�che ist hier wie beim Hasen, sch�n gestreift, fast wie gefaltet. Die Entfernung, in wel�cher die Fiebern, auf ihrer sonst runden Ilinterfl�che verschwinden, ist hier, statt nach den Winkeln der Pupille zu, nach oben und nach unten geringer und nach den Augenwinkeln hin, grosser an beiden Seiten. Von der beinahe kreisf�rmigen Beschrankung der Fibern oder vielmehr Streifen der Uvea er�streckt sich die Iris von den beiden Augenwinkeln her, als eine sehr zarte Membran, nach dem Centrum der Pupille hin, verengt diese also von beiden
*) S. Kieser, in Ilimly's und Schmidt's ophthalm. Biblioth. IL S. 119. u. Schreger, vergleich. Anatomie des Auges. S. 7!). **) Schreger, a. a. O. S. 84.
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Anatomie der Gesiehtswcrkzeuge.
Seiten und gibt ihr so die perpcndicul�r-ovale Form. Der innere Irisrand ist hier ganz glatt, rein und weit d�nner. An ihrer Hinterfl�che, oder sogenann�ten Traubenhaut, bemerkt man nicht weit von dem Lichtloch einen ovalen, beim Pferde 2�3 Linien vom Irisrande entfernten Kreis, welcher durch die Begrenzung der sternf�rmig laufenden Fibern der Uvea gebildet wird, die am spatesten, sp�ter als die Ciliarforts�tze, zum Vorschein kommen. Sie er�heben sich bei den einzelnen Species dieser Thierklasse verschiedentlich und fallen dann mehr ins Auge, verschwinden aber nie ganz, so, dass die Uvea, wie bei den V�geln, homogen erscheint. Am deutlichsten sind sie bei der Gemse und dem Steinbocke und zwar hier getrennt von der Uvea; schw�cher schon beim Hirsche, Eehe, Schaafe, Pferde und noch schw�cher beim Ochsen. In die Zwischenr�ume der Fibern senkt sich, so wie in jene der Ciliarforts�tze, das schwarze Pigment. Da der innere Rand der durch diese Fibern gebildeten Fl�che weit ovaler ist, als der �ussere, so ist auch die L�nge der Fibern selbst verschieden; breiter ist die Fl�che nach oben und unten, als nach den beiden Augenwinkeln zu und am schm�lsten in dem Nasen�winkel. Durch die Cornea erscheint die Iris in umgekehrter Form an den Augenwinkeln breiter, als nach oben und unten, weil nach der letzten Rich�tung die Sclerotica weiter hervortritt und die Cornea schwindet. Von diesem, durch die Fibern der Iris gebildeten Kreise dehnt sich diese weiter nach dem Mittelpunkte als eine d�nne, nach abgewaschenem schwarzen Pigmente, mit der R�ckseite durchscheinende Membran aus. Auf dieser ganz einf�rmigen R�ck�seite unterscheidet man blos die sanften Hervorragungen der sich um die Oeff-nung des Lichtloches zusammendr�ngenden Gef�sse. Dieser Rand ist bei den verschiedenen Thieren dieser Klasse verschiedentlich gestaltet; so verl�ngert er sich beim Schaafe in zwei von oben nach unten in die Pupille sich sen�kende lappen�hnliche Forts�tze, welche an der Vorderseite gefaltet sind. Das Lichtloch verliert hierdurch ganz seine ovale Form und erscheint bisweilen dop�pelt, wenn die beiden Forts�tze der R�nder sich in der Mitte ber�hren und nur nach den beiden Augenwinkeln eine Oeffnung lassen. Am st�rksten ist dieser verl�ngerte Rand beim Ochsen und verkleinert sich beim Schaafe, ganz fehlt er beim Pferde, wo der innere Irisrand vollkommen oval ist. Da�gegen senken sich bei allen S�ugethieren mit horizontal-ovaler Pupille, am voll�kommensten beim Pferde, von dem oberen Irisrande, bei einigen auch vom untern, doch nie in der Vollkommenheit, wie vom obern, eine Menge Blutge-f�sse in keulenf�rmige Nervenendigungen in die Pupille herab, welche verschie�dene, bei jedem Individuum an Zahl ungleiche, B�ndel bilden. Beim Pferde z. B. entspringen sie nach Kieser eine halbe Linie �ber dem inneren Rande der Iris an ihrer inneren Fl�che, 10 �12 an der Zahl, und man bemerkt deut�lich ihre Fortsetzung h�her hinauf an derselben Fl�che, durch die gr�ssere Dicke der Iris an dieser Stelle. Von da, wo sie zuerst an der Innenseite der Iris erscheinen, laufen sie oberfl�chlich, nur schwach durch Zellstoff mit der Irissubstanz verbunden in einer nach dem Mittelpunkte der Pupille geneigten Richtung, gehen dann in die Pupille �ber, wo sie sich durch h�ufige Anasto-mosen zu einem netzf�rmigen B�ndel vereinigen, von welchem einzelne Gef�ss-enden herabh�ngen. So wie sie von dem Irisrande herabsteigen, breiten sie sich nicht allein in der Richtung der Iris aus, sondern auch nach der Irisaxe, so dass die von ihnen gebildeten B�ndel beim lebenden Thiere, wo sie mit schwarzem Pigment durchzogen sind, wohl viermal dicker, als der anstossende Irisrand sich darstellen; #9632; der innere Irisrand bleibt ganz frei und beh�lt seine ovale Form. Von ihrem schwarzen Pigment k�nnen sie nur durch eine starke Maceration befreit werden und sehen dann wie schwarze trauben�hnliche Fort-
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Anatomie der Gesichtswerkzeuge.
4it
s�tzc aus. Beim Pferde sind diese sogenannten Trauben oder Trauben-k�rncr von unbestimmter Zahl; oft findet man um- zwei, oft drei bis vier,
Fig. XXX.
Pferde a ufre.
c. Regenbogenhaut, d. Pupille, e. Schw�mmchen oder Traubenk�rner. von ungleicher L�nge und Dicke, letztere oft von einer Linie, mit unebenem Kande, je nachdem die Endigungen der Gef�ssb�ndel sich tiefer in die Pupille senken oder nicht. Am gr�ssten sind sie beim Pferde, wo der obere und un�tere Irisrand gar nicht hervortritt und die vollkommen ovale Form der Pupille bleibt; kleiner und schw�cher, so dass sie schon beim lebenden Thiere sich lostrennen und als schwarze in der w�sserigen Feuchtigkeit schwimmende Fl�ck-chen erscheinen, findet man sie beim Schaafe, wo sie an beiden sehr weit in die Pupille hineintretenden R�ndern der Iris oft 10 � 12 an der Zahl sieh vor�finden. Fast ganz verschwinden sie hingegen und sind blos durch kleine Kn�t-chen am oberen Irisrande angedeutet, beim Ochsen, wo die R�nder der Iris am weitesten sich in die Pupille hinein erstrecken.
Am ver�nderlichsten zeigt sich die Regenbogenhaut bei S�ugethieren in ihrem Farbenspiele, h�ufig findet man sie gr�n bei der Katze, bei andern schwarz. Bei allen nicht schwarz�ugigen Thieren sah Zinn den inneren Kreis der Iris immer dunkler. Gefleckte Hunde, Schaafe, Pferde u. s. w. haben sehr oft auch eine fleckige Regenbogenhaut. Die bekanntlich blass-rosenrothe oder lichtblau-r�thliche Iris der weissen Spielarten unter den Pferden u. s. w. ist sehr zart und fast wie durchsichtig. Uebrigens gibt es auch weissgeborene Pferde mit schwarzer Iris *).
sect;. 92. Die Frage �ber die Structur der Iris ist heute noch nicht ent�schieden; dass Blutgef�sse und Nerven einen wesentlichen Theil
*) Schreger a. a. O. S. 79 u. ff.
M�ller, Veterin�r-Oplilhalraologic. I.
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derselben abgeben, ist allgemein anerkannt und nachgewiesen, ob sie aber contractile Fasern, namendich Muskelfasern, Quer- und Radial-Muskelfasern enthalte, oder ob am Pupillarrande sich nach Travers*) und Jennings**) ein Schliessmuskel befinde, sowie ob diese Muskelfasern, wenn wirklich vorhanden, nach Jacob***) an der inneren oder �usseren Fl�che der Iris liegen, bleibt immer noch Gegenstand weiterer Forschung. Arnold tritt deren Annahme entschieden entgegen, indem er am a. O. S. 73. sagt:
�Bei dieser grossen Verschiedenheit in den Ansichten vorz�g�licher Beobachter �ber das Vorhandenseyn, die Natur und das Ver�halten von Fasern in der Regenbogenhaut war ich ganz besonders bem�ht, mir mit H�lfe des Mikroskops �ber den Bau dieser Mem�bran Aufhellung zu verschaffen. Ich untersuchte die Regenbogen�haut ganz frisch und macerirt, uneingespritzt und injicirt, bei schwacher und bedeutender Vergr�sserung, bei weniger und starker Beleuchtung, besonders aber, ohne an die Existenz von Fasern zu glauben und daran zu zweifeln. Legt man eine ganz frische, nicht injicirte, vom Pigment geh�rig gereinigte Iris unter das Mikroskop bei 30, 48 und 70maliger Vergr�sserung im Durchmesser, so zeigt sich uns dieselbe als eine aus Zellgewebe gebildete Membran, in der man zahlreiche, von dem �usseren nach dem innern Rande ge�schl�ngelt verlaufende Fasern wahrnimmt, die bei sorgf�ltiger Pr��fung bestimmt als Gef�sse erkannt werden. Ausser ihnen und den F�dchen, die nichts anders als die Zweige der Ciliarnerven sind, konnte ich nie etwas anderes bemerken, was als eine Faser ange�sprochen werden d�rfte, wie sie von vielen Anatomen beschrieben und von Home so deutlich abgebildet worden ist.quot;
�In dem gr�ssten Theile der Regenbogenhaut, von dem �usseren Umfange bis nahe zum Pupillarrande, ist das Zellgewebe, welches in die Bildung der Iris eingeht, ziemlich d�nn, locker, schwammig und bildet an mehreren Punkten der vordem Fl�che gr�ssere und kleinere Maschen, an dem inneren Rande aber sammelt es sich an, dr�ngt sich zusammen, wird dichter und gestaltet sich zu einem vollkommenen Ringe um, der eben jenen Rand bildet. Bei aller M�he, die ich auf diese Untersuchung verwandte, war es mir nicht m�glich, Kreisfasem zu erkennen, wie sie so viele gesehen haben wollen. Die Regenbogenhaut besteht also aus zahlreichen Ge-f�ssen, vielen Nerven und aus contractilem Zellgewebe, das an der
*) Hamburger Magazin der auslandisclien Literatur der Heilkunde. Bd. IT. S. 425.
**) Frorieps Notizen. Bd. 21. S. 133 ff. ***) Mod. Chirurg, transact. Vol. XII. p. 509 ff.
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Pupille einen ununterbrochenen Ring bildet. Schneidet man die Iris von einem Kande zum andern durch und bringt sie so unter das Mikroskop, dass man die Dicke der Substanz dieser Membran aussen, in der Mitte und innen geh�rig ermessen kann, so sieht man die betr�chtliche Ansammlung des Zellgewebes an dem Pupil-larrande, die sich nur bei solcher Vergr�sserung als eine Wulst darstellt; in der Mitte aber scheint die Substanz etwas d�nner, als an dem Ciliarrande.quot;
sect;.93. Das Schlagadergeflechte der Regenbogenhaut entspringt aus den hinteren und vorderen Ciliarschlagadern.
sect;.94. Die l�ngeren Aeste der hinteren Ciliarschlagadern (arteriae ciliares posticae) durchbohren in schiefer Richtung, wie oben schon angegeben, zu zwei, jederseitig eine, den hinteren Theil der Sclerotica, an deren innerer Fl�che in dem, die Sclerotica mit der Chorioidea verbindenden, Zellgewebe sie gerade gegen das Strahlenband, von welchem bedeckt sie sich in zwei spitze Winkel theilen und in zwei grossen Aesten �ber die Iris, der eine Ast nach oben, der andere nach unten weggehen, sich beiderseitig begegnen und in vier Zweigen in den gr�sseren Kreis der Iris endigen.
sect;. 95. Die vorderen Ciliarschlagadern (arteriae ciliares anticae) treten durch die Sclerotica an ihrem vorderen Theile und ziehen auf deren vorderer Fl�che zum Umfange der Iris hin, wo sich jede
Fig. XXXI.
Pferdeaugo in nat�rlicher Grosse.
Fig. XXXII. Pferdef�tus-Auge in nat�rU-cher Grosse.
2nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 1
a. a. der Faltenkranz, b.b. ein Theil der Aderhaut. 1. Die Arterien der Kegenhogenhaut, ausgedehnt �ber 2. die Pupillarhaut.
a. Pupille, b. Schwainmohon, c. c. Aderhaut, d. d. Faltenkranz mit der Verzweigung der Ci-liararterien, e. e. Arterien der Regenbogenhaut.
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Anatomie der Gesiehtswerkzeuge.
in zwei Seiten�ste theilt, in deren Mitte die meisten einen mittleren Ast abgeben, der den Stamm gerade zur Pupille fortsetzt, und welche, sich aneinander anschliessend den grossen geschl�ngelten Kreis, (circulus arteriosus iridis major) formiren, zu dessen �usse-ren Seiten die vier l�ngeren, in kleinere Aeste der hinteren Ciliar-arterien treten und damit sich verbinden. Nur wenige kleinere Aeste gehen zur Aderhaut zur�ck, viele hingegen gehen unter sich verflochten zur Pupille, andere laufen in ganz geradem Wege gegen dieselbe oder bilden in gegenseitiger Verschl�ngelung Bogen um sie, die man den kleineren Kreis (circulus minor) nennt, der �brigens unvollst�ndig ist, da nicht s�mmtliche Bogen untereinan�der verbunden sind. Aus diesem kleineren Kreise gehen ebenfalls Aestchen zum Pupillarrande.
Auch einige kleine Aeste von den Ciliararterien, welche die Sclerotica hinten durchbohren, die nicht in die Processus ciliares gehen, kommen aus der Aderhaut zur Iris.
sect;. 96.
Die Ciliarvenen, venae ciliares, haben mit den Schlagadern ganz gleichen Verlauf, nur formiren die vordem Ciliarvenen keinen Ciliarcirkel. Auch einige Zweige der vasa vorticosa bemerkt man auf der Iris. � Jede derselben ist von einem Nervenzweige be�gleitet.
sect;� 97.
Die Nerven der Kegenbogenhaut, oder die Ciliar-nerven (nervi ciliares), (S. Fig. XXXIII. f.), entspringen von
Fig. XXXIII.
Pferdeauge.
dem ersten Aste des f�nften
Paares, dem dritten Hirnnerven und dem Gangliennerven und dringen zu edichen und zwanzig in die Sclerotica, theils nahe am Sehnerven, theils etwas hinter ihrem gr�ssten und Querdurch�messer, laufen einige Linien in dieser fort und setzen sich zwi�schen dieser und der Aderhaut weiter fort, theilen sich spitz�winkelig an der vorderen Fl�che der Iris, jeder in zwei Aeste, gehen auf der vorderen Fl�che der Aderhaut und unter dem Strahlenbande weg und treten auf die vordere Fl�che der Iris, wo sie in Ansehen und Gestalt
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weisser, zusammenstrahlender Fasern und Ganglien sichtlich wer�den und gegen den kleinen Kreis der Iris hin, sich erstrecken.
Auf der Iris haben die Nerven verh�ltnissm�ssig die gr�sste Entwickelung und Anzahl. Auch sind sie als eine selbstst�ndigc Nervenparthie anzusehen, da sie gar keine Zweige anderswohin abgeben. *)
XII. Die beiden Augenkammern, (Camerae oculi); die Wasserhaut, (Membrana humoris aquei) und die w�ssrige Feuchtigkeit (Humor aqueus).
sect;. 98.
Augenkammern nennt man die von der coneaven Fl�che der Hornhaut von vornen, von der convexen der Krystalllinse von hin�ten und seitlich von dem freien Theile der auswendigen Fl�che des Ciliark�rpers gebildeten, durch die beiden freien Fl�chen der Iris getrennten aber durch die Pupille communicirenden und mit einer w�ssrigen Feuchtigkeit angef�llten, E�ume.
sect;. 99.
Diese werden nach ihrer Lage und Gestalt in die vordere (camera oculi anterior) und hintere (camera oculi posterior) ge-theilt. Ihre Grosse ist verschieden bei den verschiedenen Thiergat-tungen und relativ nach der Grosse des Auges, und haupts�chlich bedingt durch den mehr oder weniger convexen Bau, sowie durch die Ausdehnung der Hornhaut und der Eegenbogenhaut. Im Allge�meinen aber ist die vordere Augenkammer grosser, als die hintere, indem der Abstand der Iris von der Hornhaut ein weit gr�sserer ist, als jener von der Iris und der Linse.
. sect;� 1?0-. Beide Augenkammern sind mit einem sehr d�nnen, durchsich�tigen, dichten H�utchen �berzogen, welches eines Theils die Be�stimmung hat, die w�ssrige Feuchtigkeit abzusondern und aufzu�saugen und anderen Theils den unterliegenden Gebilden zum Sch�tze zu dienen. Man ist geneigt, die Function der Absonderung jener Parthie, welche die Iris zu beiden Seiten �berzieht, sowie jener.
*) Mcckel a. a. O. Hildcbraml a. a. O.
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S-inbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Anatomie der Gesiclitswerkzeuge.
welche die convexeLinsenfl�che bedeckt, zuzulegen und der, wel�che die innere Fl�che der Hornhaut umkleidet, die Function der Aufsaugung zuzurechnen.
sect;. 101. Die w�ssrige Feuchtigkeit (humor aqueus) ist eine v�llig freie, durchsichtige, farblose und reinem Wasser gleiche Fl�ssigkeit.
Nach Berzelius enth�lt die des Ochsen in 100 Theilen: 1,15 Kochsalz mit geringer Spur von Alkoholextract, 0,75 extractartige, nur in Wasser l�sliche Materie, 98,10 Wasser, Eiweiss; aber kaum eine Spur.
Bei dem Katzengeschlechte enthalten die Augenkammern sehr viel wilssrige, aber wenig gl�serne Feuchtigkeit, so dass letz�tere ersterer kaum gleichkommt.
XIII. Die Krystalllinse, der Krystallk�rper, (Lens crystallina, corpus crystallinum).
sect;. 102. Die Krystalllinse liegt mit ihrer hinteren Fl�che in einer, an der vorderen Fl�che des Glask�rpers, bei-Fis: XXXIVnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;nahe in der Axe des Auges und etwas seit-
lich gegen die Nasenseite hin befindlichen, runden, flach convexen Vertiefung; mit ih�rer vorderen ragt sie in die hintere Augen�kammer und gr�nzt an die Regenbogenhaut. Nahe an ihrem Umfange wird sie von dem Ciliark�rper und dem Strahlenb�ndchen be�deckt, wo sich letzteres befestigt und die Ci-a. Glask�rper, b. Linse in liarforts�tze lose auf ihr liegen, w�hrend der nat�rlicher Grosso aus dem �brige Theil ihrer vorderen Fl�che frei liegt Auge emes Pferdef�tus, yj^j von foj. w�ssrigen Feuchtigkeit umspi�t wird.
sect;. 103. Die Linse ist ein v�llig durchsichtiger, rundlicher und weicher K�rper, dessen vordere und hintere Fl�che convex sind, sich an ihrem Umfange begr�nzen und einen kreisf�rmigen Hand bil�den. Ihre vordere Fl�che ist im Allgemeinen convexer, als ihre
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Anatomie der Gesiclitswerkzeuge.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; So
hintere, jedoch in verschiedeneu Thiergattungen abweichend. Durch ihre Form gleicht sie einer Linse oder einem convex-convex ge�schliffenen Vergr�sserungsglase.
Der kleinere Durchmesser der Linse geht vom Mittel�punkte der vorderen Fl�che zu jenem der hinteren und bildet die Axe der Linse, der gr�ssere Durchmesser derselben ist eine gerade, von einem Punkte im Kande der Linse zu einem andern gezogene und die Axe derselben durchschneidend, gedachte Linie.
_ sect;. 104.
An der Linse unterscheidet man die, sie umh�llende Kapsel, (capsula lentis), und ihre eigentliche Substanz. Dieser, die eigent�liche Linsensubstanz gleichm�ssig und durchaus frei umh�llende und �berall geschlossene Beh�lter, besteht aus einer durchsichti�gen, farblosen Haut, welche an der vorderen Fl�che der Linse dicker ist, am Eande d�nner wird und an der hinteren Fl�che am d�nnsten ist, wo sie sich mit der Glashaut so fest verbindet, dass sie nur durch Maceration getrennt werden kann.
sect;. 105. Den zwischen der Linsenkapsel und Linsensubstanz gelassenen freien Raum f�llt eine gleichfalls durchsichtige, d�nne Fl�ssigkeit, die Morgagnische Fl�ssigkeit (Liquor Morgagni) aus.
sect;� 106-Die eigentliche Krystalllinse, Lens crystallina proprie
sic dicta, sive humor crystallinus, beh�lt, von ihrer H�lle befreit, ganz die oben angegebene Form und Gestalt, besteht aus einer aussen weichem Masse, der sogenannten Rinde und aus einer fe�stem, innen befindlichen Masse, dem Kerne der Linse, nucleus lentis.
sect;. 107.
Die Gesammtmasse der Linse besteht aus einem eiweissartigen Stoffe, der beim Kochen in reinem Wasser hart, undurchsichtig und weiss wird und sich in mehrere �usserst d�nne, concentrisch auf einander liegende Bl�tter scheidet, welche durch die, zwischen ihnen verlaufende Fasern zusammengeheftet sind und zugleich selbst aus, nach der Peripherie verlaufenden, L�ngefasern bestehen und sonach das Gef�ge der Linse als bl�tterig faserig darstellen.
Durch Maceration oder mit S�ure behandelt, theilt sich der K�rper der Linse von aussen nach innen in mehrere dreieckige Abschnitte, deren Spitzen in dessen Mitte sich ber�hren und ihre breitere Grundfl�che nach aussen richten.
Arnold*) gelangte durch seine Untersuchungen zur Gcwissheit, dass die
�) a. a. O. S. 119 u. ff.
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8(5nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Anatomie der Gesichtswerkzeuge.
Linse aus einer grossen Menge von Canalen zusammengesetzt sei, welche mit Lymphgef�ssen eine nicht zu verkennende Aehnlichkeit h�tten, und es unter�schieden sich aber diese Can�le, welche er als Saugadern der Linse betrachtet, von den Lymphgef�ssen in den �brigen Organen durch eine gewisse Unregel-m�ssigkeit der Anordnung. Er resumirt die verschiedenen und oben angege�benen Ergebnisse der Untersuchungen Anderer in Verbindung gebracht, mit den seinen dahin, indem er sagt: �Demnach w�re also die Linse gebildet durch eine unz�hlige Menge von h�chst d�nnen und zarten in einander geschlossenen h�utigen Kapseln, deren Wandungen durch zahlreiche netzartig sich verbin�dende Lymphgef�sse constituirt sind, ein Organ, welches wie die Hornhaut durch diese Gef�sse in seinen Form-und Mischungsverh�ltnissensich erh�lt, in�dem es die von der Kapsel abgesonderte Feuchtigkeit aufnimmt und wieder von sich gibt, sowie eine Zwiebel in viele �bereinanderliegende H�ute sich zerlegen l�sst, indem man unter dem Mikroskope eine Menge von saftf�hrenden verl�n�gerten Zellen wahrnimmt, die wohl in ihrer Bildung den Uebergang zu den Saftgef�ssen der Pflanzen machen; eben so besteht die Linse aus zahlreichen feinen, geschlossenen Membranen, die in ihren Wandungen sehr viele Gef�sse erkennen lassen, welche wir gern als die einfachste und [niedrigste Form des Lymphsystems im menschlichen Organismus bezeichnen m�chten. Es scheint, wie wenn diese Gef�sse zun�chst aus der urspr�nglichen organischen Masse als die niederste Form der Saugadern hervorgegangen w�ren. Sowie forner die Zwiebel in sich die Verrichtungen des Blattes, der Wurzel, des Stengels unter der Form der Wurzel vereinigt, so ist die Linse ein Gebilde, welches ohne besondere und getrennte Organe, Stoffe aufnimmt und von sich schiebt und sich auf die allereinfachste Weise ern�hrt. Sowie endlich bei den Zwiebeln die erste Ern�hrung und Belebung des in dem Zwiebelkuchen ruhenden Kei�mes mit von den Zwiebelsohuppen ausgeht, so ist bei dem Krystallk�rper die Bildung, das Wachsthum und das Bestehen abh�ngig, und bedingt durch die gef�ssreiche Kapsel.quot;
Auch Fontana glaubte absorbirende Gef�sse in der Linse wahrgenommen zu haben.
sect;. 108. Die Linse l�st sich in Wasser, bis auf eine geringe Menge h�utiger Substanz; ihre chemischen Bestandtheile sind:
Wasser.................58,0
Eigenth�mliche Substanz...........35,9
Salzs�ure, milchsaure Salze und thierische Substanz, in
Alkohol aufl�slich .......... 2,4
Thierische, nur in Wasser l�sliche Substanz nebst einigen
phosphorsauren Salzen......... 1,3
Uebrig bleibende h�utige Substanz........___ 8,4
100^57 sect;. 109. Die Linsenkapsel erh�lt Blutgefasse von der Centralarterie und von den Gef�ssen des Strahlenkranzes.
Zweige der Centralarterie dringen durch den Glask�rper und gelangen durch ihn in die Grube f�r die Linse, laufen hinter die�ser gegen den Kand des Glask�rpers, schlagen sich dann um und
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Anatomie dor Gesichtsweikzouge.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 57
laufen �ber die Linsenkapsel gegen innen weg, kreuzen sich in
deren Mitte und verl�ngern, ihre Endigungen oft �ber denLinsen-
�'lt;t xxxvnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;rand zur vorderen Fl�che der Kapsel, andere
durchbohren dieselbe und setzen sich in die
Linsensubstanz fort.
Die von den Gef�ssen des Strahlenkran�zes zur vorderen Fl�che der Linsenkapsel tre�tenden Arterienzweige verbinden sich mit den Endigungen der Centralarterie zu einem Kranze, welcher um die Peripherie der Lin-Linse und Glask�rper genkapSel l�uft. Be;m geborenen Thiere sind
aus einem Pferdef�tus- ,. *� �..nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;0, . . nnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 1 ,-,
�uge. 1. Centralarterie, 2. diese Gefasse nur schwierig darzustellen, Verzweigungen, a. Glas- auch nicht sichtlich, da sie kein Blut oder korper, b. Krystaiuinse. nur K�gelchen davon zu enthalten scheinen.
Will man sich von der Gegenwart der Blutgef�sse �berzeugen, so nehme man ganz frische Avigen eines Kuhf�tus aus dem 3gt;�4ten Monat und unter�suche diese unter dem Mikroskop, wo man dann in den durchsichtigen glas�hellen Theilen, in denen man mit blossen Augen keine Blutgef�sse zu bemer�ken oder in denen man nur hie und da einen rothen Punkt zu sehen vermag, eine Menge von Gef�ssen, die zahlreiche, theils gef�rbte, theils ungef�rbte Blutk�rnchen in sich schliessen, wahrnimmt (Arnold).
sect;. 110. Blutadern der Krystalllinse rermochte man noch nicht be�stimmt darzustellen, �brigens kennt man solche, welche an der hin�teren Fl�che der Linsenkapsel verlaufen und sich in die Blutadern der Aderhaut senken, zu welchen sie auf der �usseren Fl�che des Strahlenbl�ttchens treten.
Arnold*) machte die Entdeckung, dass diese Gefasse nicht in der Sub�stanz der Linsenkapsel selbst, sondern auf ihr verlaufen, indem dieselben sich sehr leicht abstreiften, ohne die Kapsel zu ver�ndern und gelangte nach seiner Beobachtung zur Ueberzeugung, dass die Linsenkapsel aus zwei H�uten be�stehe, von welchen die �ussere eine aus Zellgewebe gebildete und von zahlrei�chen Blutgef�ssen durchzogene Membran ist, die innere aber, als ser�se Haut keine Blutgef�sse besitzt. Wir unserer Seits glauben uns nach unsern Unter�suchungen zur Annahme berechtigt, es sei dies nicht eine eigentliche Membran, sondern nur eine d�nne Schicht Zellgewebes, welches gleich dem, der Linse und dem Glask�rper zur Verbindung dienenden, zu betrachten seyn d�rfte.
sect;. 111.
In der ser�sen Umkleidung der Linse beobachtete Arnold nach Hin wegn�hme des Gef�ssnetzes ein �usserst feines Netz von Saug�adern. Nerven hat man weder in der Linse, noch in ihrer Kapsel wahrgenommen.
*) a. a. O. S. 111.
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raquo;8
Anatomie der Gesichtswerkzeuge.
sect;. 112.
Im Allgemeinen steht die Convexit�t der Linse im umgekehrten Verh�ltnisse mit der Hornhaut und folglich ihre Dicke eben so mit der w�ssrigen Feuchtigkeit. Beim Pferde, Rinde, Hunde, der Katze u. a. ist die Linse vorn platter und hinten gew�lbter. Die Linse des Pferdeauges ber�hrt die Uvea und ragt aus der Pu�pille ein wenig vor. Beim Hundeauge befindet sich die Linse fast in der Mitte des Augapfels gleichweit von der Hornhaut und dem Grunde der Retina. Im Katzenauge befindet sich die Linse im grossen Mittelpunkte des Auges und obwohl dieselbe fast ku�gelig ist, so hat sie einen weit convexeren und gr�sseren vorderen Theil, als der hintere ist.
sect;. 113.
Sehr verschieden sind auch die Durchmesser der Linsen.
Beim Schaafe findet man das Verh�ltniss ihrer hinteren Con�vexit�t gegen die vordere B1/^ beim Ochsen 41/2; denBogensinus ihrer vordem Convexit�t beim Ochsen 0,189, der den hintern 0,266.
sect;. 114.
Das Gewicht der ganzen Linse beim Ochsen verh�lt sich nach Monro gegen jenes vom Wasser wie 1104 : 1000; ihre Schaale wie 1070 und ihr Kern wie 1160 zu 1000. Nach Chenevix ist sie 30 Gran schwer. Das specifische Gewicht derselben aus Schaafs-augen betr�gt nach ebendemselben 11000, aus Ochsenaugen 10765.
sect;. 115.
In den meisten Thierlinsen laufen die Strahlen vom Mittel�punkte aus gegen den Rand. Das Verh�ltniss dieser Strahlen im Vordertheile der Linse des Ochsenauges gegen jenes im Hinter-theile fand Monro einen Zoll in 40 Theile getheilt, wie 21 zu 15.
sect;. 116.
Bei allen Vierf�ssern sah Haller vor der Linse die Glasfeuch�tigkeit auf allen Seiten hervortreten, so dass jene in dieser, wie in einem tiefen Gr�bchen liegt.
XIV. Der Glask�rper, (Corpus vitreum).
sect;. 117. Den hinteren und gr�ssten Theil der Hohle des Augapfels f�llt der, nach seiner Farblosigkeit und Durchsichtigkeit benannte Glask�rper aus. (S. Fig. XXXVI a.). Derselbe hat eine runde,
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Anatomie der Gesichtswerkzeuge.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 59
doch nicht v�llig kugelige Gestalt und an seinem vorderen Theile eine entsprechende Grube zur Aufnahme der hintern convexen Fig. XXXVI.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Fl�che der Krystalllinse.
Er besteht aus der sogenannten Glas�feuchtigkeit (humor vitreus) und aus der, dieselbe einschliessendenMembran, der Glas�haut (membrana hyaloidea s. vitrea), welche sich zugleich in die Glasfeuchtigkeit fortsetzt und diese in einzelne Zellen einschliesst. Aus dem Auge eines Pfer- welche Fortsetzung man als Zellhaut (mem-def�tus a. der Glask�rper, |3rana cellularis corporis vitrei) zur Unter-
b. die Krystalllinse, 1. die , . tnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;j .-nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;tt-nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; i /nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;i
Centraiarterie, 2. deren Scheidung von der ausseren Kapsel (membrana Verzweiguiignbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;capsularis corporis vitrei) n�her bezeichnet.
sect;. 118.
Der Theil der Glashaut, welcher dem Glask�rper seine �usserc H�lle gibt, oder die tunica capsularis, schl�gt sich da, wo der Seh�nerve in's Auge tritt, in sich selbst zur�ck, um einen Canal, der von hinten nach vorne durch den Glask�rper geht und einen Ast der arteria centralis retinae aufnimmt, zu bilden.
Ihn nennt Jules Cloquet �Canalis hyaloideus.quot; Denselben sah Arnold an Thier- und Menschenaugen h�ufig, Wanzel, *) so wie S�mmering **) fanden ihn sowohl in den Kalbs, als Schaafs-und Schweinsaugen. Am frischen Glask�rper kann man ihn nicht wahrnehmen, sondern nur das helle K�hrchen erkennen, wel�ches als ein Ast der Centraiarterie durch den Glask�rper zieht. An Augen dagegen, die in Weingeist gelegt sind, sieht man den Canal im Glask�rper leicht und hier f�llt es nicht schwer, sich von dem Vorhandenseyn desselben zu �berzeugen. Martegiani ***) hat den Umfang dieses Canals als einen eigenen leeren Raum zwischen dem Glask�rper und der Netzhaut beschrieben und diesen seinem Vater zu Ehren �area Martegianiquot; genannt. Dieser Kaum existirt, wie nat�rlich, in dem lebenden Auge nicht, sondern wird erst dadurch gebildet, dass beim Herausnehmen des Glask�rpers die Centraiar�terie abreisst und dabei ein St�ckchen derselben aus dem Canal und Glask�rper herausgezogen wird |).
sect;. 119.
Die Glashaut ist eine h�chst feine, sehr d�nne und zarte Mem�bran, d�nner und feiner als eine andere Haut des Auges oder �bri-
*) A. a. O. S. 179. **) Med. Chirurg. Zeitg. B. 3. S. 382. ***) Novae obss. de oculo. humane. Neap. 1814 p. 19. t) Arnold a. a. O. S. 97.
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I
60nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Anatomie der Gesichtswerkzeuge.
gen K�rpers. Sie ist frei von irgend einem andern Gef�ge; weder Canalchen f�r Blut oder Lymphe noch Nerven lassen sich in der�selben entdecken.
Die von der Glashaut und in den, von derselben gebildeten Zellen eingeschlossene Fl�ssigkeit ist w�sserig, v�llig durchsichtig und farblos und in der Hitze nicht gerinnbar. Sie fliesst bei vor�sichtiger Er�fihung der Kapsel nicht sogleich ganz aus, da sie in den Zellen zur�ckgehalten wird; dabei scheint es �brigens doch, dass diese Zellen unter sich communiciren, da aus einer OefFnung die Kapsel sich doch allm�lig ganz entleert. L�sst man diese Fl�s�sigkeit gefrieren, so gelingt es, die einzelnen Zellchen sichtlicher darzustellen. Sie erscheinen dann im Umfange grosser als innen und gegen die Linse zu, und lassen wahrnehmen, dass die zarten W�nde der einzelnen Zellen hinten ger�umiger, vorn enger sind und alle so zu einander liegen, dass sie nach dem hinteren Umfange der Linse gewandt sind und um diese herum eine Vertiefung lassen, welche man die fossa hyaloidea nennt.
sect;. 121. Vennischt man, fagt Berzelius, die Substanz des Glask�r�pers mit Alkohol, so wird sie oberfl�chlich milchig, erh�lt sich aber unter der Glashaut durchsichtig. Allm�lig wird diese jedoch durch�drungen, der Alkohol nimmt nach und nach das Wasser in sich auf und der Glask�rper zieht sich zusammen. Bringt man den frischen Glask�rper in warmes und siedendes Wasser, so zieht sich die Glashaut zusammen und presst die Fl�ssigkeit aus, die Fl�ssigkeit aber bleibt durchsichtig. Bringt man die Substanz des frischen Glask�rpers auf ein Linnentuch und presst sie, so fliesst eine klare, unbedeutend schleimige Fl�ssigkeit aus und auf dem Tuche bleibt eine so sehr feine, durchsichtige und wenig volumi�n�se Membran zur�ck, dass sie eines jeden Aufmerksamkeit ent�gehen w�rde, wenn er sie nicht absichtlich suchte. Die Fl�ssig�keit hat einen salzigen Geschmak und enth�lt so wenig Eiweiss, dass sie nach dem Auskochen nur opalisirend wird. Beim Ver�dunsten hinterl�sst sie 0,016 eines farblosen R�ckstandes, wovon das Meiste aus Kochsalzkrystallen besteht *). Sie enth�lt in 100 Theilen:
Kochsalz mit ein wenig extractartiger Materie . 1,42
In Wasser l�sliche Substanz.......0,02
Eiweiss..............0,16
Wasser.............. 98,40
__________nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;100,00
*) Berzelius, Thierchemie, �bers, v. W�lilcr 1831. S. 425.
#9632;
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Anatomie der Gesiclitswerkzouge.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;61
sect;. 122.
Im Ochsenauge verh�lt sich nach Monro das Gewicht der Glasfeuchtigkeit zum Wasser, wie 1016 : 1000. Im Schaafauge betr�gt ihr specifisches Gewicht nach Chenevix 11000, im Ochsen�auge 10088.
Die Substanz der Glasfeuchtigkeit hat bei den Wiederk�uern mehr Consistenz als beim Pferde.
sect;. 123.
Blutgefasse erh�lt der Glask�rper durch die Arteria cen-tralis, welche, wie oben angegeben, gerade durch denselben geht und nach allen Seiten in die verschiedenen Zellchen des Glash�ut-chens Aeste abgibt. Nur beim F�tus sind sie sichtlich mit Blut-k�gelchen angef�llt.
Ven�se Gef�sse konnte man nicht entdecken; solche w�rden wohl in die vena centralis m�nden. Nerven enth�lt derselbe keine.
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12nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Anatomie der Gesichtswerkzeuge.
sect;� 124.
Gesammt�berblick
Sc�mmtlicher Augenh�ute und der von ihnen gebildeten
R�ume. Fig. XXXVII.
#9632;
~laquo;
1
ihgsc
Figur XXXVII stellt die untere, vordere H�lfte eines horizontal durch�schnittenen Menschenaugapfels der linken Seite in dreifacher Vergr�sserung dar.
I.nbsp; nbsp; nbsp;Der Augapfel bildet eine ungleich geformte Kugel, -welche aus zwei Segmenten zweier verschieden grosser Kugeln zusammengesetzt ist, das hintere Segment a. 4. ist bedeutend grosser, als das vordere Nro 1.
II.nbsp; nbsp; Der Augapfel wird von mehreren Membranen gebildet, die schicht�weise �ber einander liegen oder in einander eingreifen, und die Fl�ssigkeit der Augenkammern, die Krystalllinse, und den Glask�rper einschliessen.
III.nbsp; nbsp; Die Schichten des hinteren Segmentes a. 4. folgen also auf einander:
1)nbsp; nbsp; Harte Haut, undurchsichtige Hornhaut, Tunica sclerotica, a. Lamina fusca.
2)nbsp; nbsp; Gef�sshaut, T. chorioidea, b. c. � Sie besteht aus zwei Lamellen: b. aus der �usseren Gef�sshautlamelle, Membrana Euyschiana. Die �usscre Gefasshautlamelle b. geht in das Strahlenband, ligamentum ciliare d. �ber; und
die innere Fl�che der inneren Gefasshautlamelle c. in die Processus ci-
liares e).
Pig-die
Die innere Fl�che der innern Gef�sshautlamella
c. ist mit einem nach vorn f1 f'.
mont, pigniontum nigrum, f. belegt und bildet Ora serrata.
3)nbsp; nbsp; Jacob'sche Haut, membrana Jacobi s. serosa, g.
4)nbsp; nbsp; Nervenhaut, tunica retina, h. i. Auch sie besteht aus zwei Lamellen h. tunica retina stricto sic dicta; i. tunica retinae vasculosa.
5)nbsp; nbsp; Zonula Zinnii, k. Sie bildet mit dor Membrana hyaloidea I. den Pe-tit'schen Canal, canalis Petiti, k. k.
C) Glashaut des Glask�rpers, membrana hyaloidea, I.
7) Kapsel der Krystalllinse, capsula lentis crystallinae, m.
IV.nbsp; nbsp;Schichten des vorderen kleinern Segmentes des Augapfels.
1)nbsp; nbsp; Hornhaut oder durchsichtige Haut, cornea, n.
2)nbsp; Haut der w�ssrigen Feuchtigkeit, membrana humoris aquei s. tunica Wris bergii, o.
3)nbsp; Demonrs'schc Haut, p.
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Anatomie der Gesichtswerkzeuge.
63
4)nbsp; Regenbogenhaut, iris, g.
5)nbsp; nbsp;Traubenhaut, uvea, r.
V.nbsp; Vordere Augenkammer, 1.
VI.nbsp; Hintere Augenkammer, 2. 2. VII. Krystalllinse, lens crystal�na, 3.
VIII. Glask�rper, corpus vitreum, 4.
n1. Verwebung der Cornea mit der Sclerotica.
n2. Vorsprung der Cornea nach innen, woran die Iris und das Ligamen-
tum ciliare festsitzen. Fig. XXXVIII.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Fig. XXXIX.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Fig. XL.
(Simla Inuus)nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; (Cani� Lupus)
Fig. XLI. (Felis Lynx.)
Fig XL1I. (Equus Caballus.)
Figur XXXVIII gibt den Umriss des ganz halbirten Augapfels, wonach die vorhergehonde Figur vergr�ssert wurde. Man sieht an ihm nur die vier Haupt-Augenh�ute a. b. h. n., wie sie bei der einfachsten Zergliederung des Auges zu Tage liegen *).
Die Figuren XXXIX, XL, XLI und XLII stellen ganz horizontal hal-birte Thieraug�pfel zur Vcrgleichung dar.
*) Aus Prof. Weber's anatomischem Atlas.
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04nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Anatomie der Gesichtswerkzeuge.
lijf
XV. Die Nerven des Auges.
sect;. 125. Die Augennerven entspringen s�mmtlich aus dem Gehirne und bestehen aus den St�mmen und Zweigen des 2ten, 3ten, 4ten, 5ten, 6ten und 7ten Paares. Sie sind nach ihrer Function sensi�tive, reproductive oder motorische.
I. Der Sehnerve (Nervus optiens).
i
sect;. 126.
Der Sehnerve (zweites Paar) entspringt in zwei St�mmen und jeder f�r sich von dem Sehnervenh�gel seiner Seite. In einer wei�chen Scheide eingeschlossen, treten sie an der Basis des Hirns unter der Schleimdr�se zusammen, vermischen sich und hilden gleichsam ein Ganglion, entfernen sich dann wieder von einander und es geht sodann jeder der beiden St�mme f�r sich, mit einer festen Scheide versehen, und im Innern in E�hren abgetheilt, aus dem Gehirne durch das Sehloch seiner Seite in die Augenh�hle und wird von den Portionen des hinteren geraden Augenmuskels ein�geschlossen. � Bei seinem Durchgange durch den Knochencanal ist der Sehnerve etwas platt gedr�ckt, nimmt aber nachher eine cylindrische Form an und beugt sich schlangenf�rmig in dem hin�tern R�ume der Augenh�hle, zwischen dem Sehloche und dem hinteren Theile der Augenh�hle zu dem Augapfel vorw�rts, zugleich schr�g abw�rts und ausw�rts in einem flachen, nach der Schl�fen�seite convexen Bogen, um sich hinter der Nasenseite n�her, doch in der Mitte zwischen der oberen und imteren Seite durch das runde Loch der Sclerotica und Chorioidea in die H�hle des Augapfels einzusenken und in diesem sich als Netzhaut auszubreiten.
Die Vereinigung beider Sehnerven findet bei allen Vierf�ssem Statt, aber nicht bei allen erstreckt sie sich gleich weit, beim Biber z. B. sieben Linien, bei andern Thieren noch weiter. S�mmering bemerkte ihre Durchkreuzung bei den Pferden, Eichh�rneben u. a. Indess laufen ihre F�den bei den Sau-gethieren schon so wenig deutlich dureb und neben einander, dass mehrere Zergliederer blos eine Partial-Decussation hier haben annehmen wollen. Bei den Wallfischen durchl�uft jeder einen Canal, dessen W�nde durch die feste Hirnhaut gebildet werden. Beide gehen in den Aflen-, Kalbs-, Ochsen-, Pferde-, Schaafsaugen u. s. w. ununterbrochen bis zu Hunter's Eminentia conica fort, und lassen die Centralarterie durch. (Schreger a. a. O.)
Erst vor der Vereinigung sind die Sehnerven vom Neurilem, welches hier fester, als bei den �brigen Nerven ist, umgeben. Sie unterscheiden sich von allen �brigen Nerven, ausser ihrer Vereinigung unter einander, auch durch den
f
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Anatomie der Gesichtswerkzeuge.
GS
Umstand, dass sie in ihrem ganzen Verlaufe von einer faserigen Scheide eng umgeben werden, welche hinten mit der Beinhant, der Augenh�hle und der harten Hirnhaut, vorn mit der harten Haut des Augapfels zusammenlliesst *).
Fig. LXIII. zeigt die Nerven am rechten Auge des Pterdes von innen und oben, wobei der Sehnerve 1. nur bis an die Augenmuskeln sichtbar ist. Ferner sind auf dieser Abbildung folgende benachbarten Theile dargestellt:
Der Sch�del ist der L�nge nach senkrecht durchschnitten, die innere Wand der Augenh�hle, der Augenbogen und die Augenh�hlenhaut sind hinweggenom�men, a. Die Thr�nendr�se, b. der Heber des oberen Augenlides, c. der Koll-rauskel, d. der Rollknorpel, e. der obere gerade, f. der innere gerade Augen�muskel, g. das obere Augenlid, h. Schnittfl�che des Augenbogens, i. Joch�br�cke, k. Schl�fengrube, 1. H�hle f�r das grosse Gehirn, m. H�hle f�r das kleine Gehirn.
II. Der Augenmuskelnervc, (Nervus oculomotorius s. tijrtius).
sect;. 127. Der dritte oder gemeinschaftliche Augenmuskelnerve entsteht von den grossen Schenkeln des grossen Gehirnes, geht nach a�ssen, macht einen beinahe rechten Winkel und l�uft nun auf diesen Schenkeln, neben dem Himanhange und dem cavern�sen Blutleiter, nach dem hinteren Augenh�hlenloche, durch welches er mit dem ersten Aste des f�nften Nervenpaares in die Augenh�hle gelangt.
*) Meckel's Handbuch der menschlichen Anatomie. III. Bd. S. 752.
Miillor. VHorinar-OiihthalmoIogH*. I.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;
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r.(i
Anatomie iler Gcsichtswerkzongc. Fig. XLIV.
12 11 10 18 10 n 0 10
Die Fig. XLIV. priisentirt ilie Nerven am rechten Ange des Pferdes von innen und unten, und liisst 1. den Sehnerven unmittelbar vor seinem Eintritte in den Augapfel und 2. den dritten oder gemeinschaftlichen Augenrauskelncrvcn unmittelbar nach seinem Eintritte in die Augenh�hle, sclien.
Ausserdcm finden sich folgende benachbarte Thcile auf vorstehender Ab�bildung dargestellt:
a. Das untere Augenlid, b. der Blinzknorpel, c. der untere schiefe Augen�muskel, d. der �ussere gerade, e. der untere gerade, f. der innere gerade Au�genmuskel, g. der Grundmuskel, h. der Rolhnuskol.
Der Augenmuskelnerve theilt sich in folgende Aeste, in:
a)nbsp; den oberen Ast (ramus superior) 3., welcher in dem obe�ren und unteren geraden Augenmuskel (f.), im lieber des Augen�lides und im Grundmuskel sich vei-zweigt;
b)nbsp; den unteren Ast (ramus inferior) 4., -welcher st�rker ist und zuerst die kurze Wurzel zum
c)nbsp; Augenh�hlen- oder Blendungsnervenknoten (gan�glion ciliare) 5. abgibt, aus welchem
d)nbsp; kleine F�den zum Keil- und Gaumenbeinknoten (rami ad ganglion sphenopalatinum) C, abgehen (hier aber abgeschnitten sind), dann gibt der untere Ast noch Zweige f�r den inneren (f.) und den unteren (e.) geraden Muskel und einen langen Zweig zum un�teren schiefen Muskel.
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Anatomie der Gesichtswerkzeuge.
(i7
Fig; XLV.
Der hier abgebildete lilendungsknoteu rechter Seite, am einem Pferdeauge genommen, j)riisentirt ausserdem:
1. den Sehnerven, 2. den gemeinschaftlichen Augenmuskelncrven, (3. ist der Blcndungsknoteu selbst), 4. seine kurze Wurzel; vom gemeinschaft�lichen Augenmuskelnerven 5. ein d�nner Faden, der vom Blendimgsknoten wieder an den dritten Nerven geht; C. Zweige zum Keil-Gaunienbciu-knoten.
III. Der Rollmuskelnerve, (Nervus trochlearis s. patheticus).
sect;. 128. Der Roll nerve oder pathetische Nerve (4tes Nervenpaar) ist ein sehr feiner, fadenf�rmiger Nerve, welcher zwischen dem hinteren Paare der Vierh�gel und den unteren Schenkeln des klei�nen Gehirnes entspringt, schief nach aussen geht, zwischen die Platten der harten Hirnhaut tritt, und mit dem dritten Paare nach dem Augenh�hlenloche l�uft, wo er durch das kleine Rollnerven-loch in die Augenh�hle kommt, und sieh in dem grossen schiefen Muskel ver�stelt.
Fig. XLVI.
Pfeiileauf'e.
3. 3. Bollnragkelnerve, c. Rollmuskel. IV. Der drei�stige Nerve, (Nervus trigeminus s. sympatlncns medins).
sect;. 129. Der drei�stige oder gemeinschaftliche Sinnesnerve (5tes Paar) entsteht mit vielen Wurzclf�den von den Seitenschen-
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CS
Anatomie dtr Gesichtswerkzeuee.
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kein des kleinen Gehirnes da, wo dieselben aus dem Gehimknoten hervorgehen und ist hier in eine kleinere innere, und grosse �us-sere Portion getheilt. Beide vereinigen sich zwischen den Platten der harten Haut in einen Knoten (Ganglion semilunare), woraus sodann drei Aeste entstehen, n�mlich: der Augenast, der Vorder�kieferast und der Hinterkieferast.
Hl
hi:,#9632;
sect;. 130. Fig. XLVII.
if
1) Der Augenast (ramus ophthalmicus s. orbitalis) 4 b., ist der kleinste von den drei Haupt�sten und geht, in der inneren Rinne des Keilbeins liegend, mit dem dritten Nervenpaare in die Augen�h�hle, wo er sich in folgende Aeste und Zweige spaltet:
a)nbsp; Der Stirnnerve oder Stirnast (ramus frontalis) 8., liegt an der oberen Wand der Augenh�hle und gibt ab:
laquo;) den �usseren Augenlidnerven, welcher durch das Au-genbogenloch geht und sich ebenfalls in dem oberen Augenlide ver�zweigt, hier aber abgeschnitten ist.
b)nbsp; Der Thr�nennerve oder Thr�nenast (r. lacrymalis) 5., Hegt ebenfalls an der oberen Wand der Augenh�hle, jedoch mehr nach aussen und theilt sich in den �usseren 6., und in den inne�ren Zweig 7., welche sich unter einander verbinden; jener geht �ber die Jochbr�cke nach hinten, dieser durch die Thr�nendr�se in die Stirnhaut und in's obei-e Augenlid.
c)nbsp; Der Nasennerve, Nasen- oder Augenast (ramus naso-ciliaris, s. naso-ocularis) ist st�rker, als die beiden vorigen Aeste, und geht zwischen dem oberen und hinteren geraden Muskel nach der inneren Wand der Augenh�hle. Aus ihm kommen:
J
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Anatomie der Gcsichtswerkzeuee.
69
Fie. XLVIII.
- 11 Mi Ih 10 17 U 111
a)nbsp; nbsp;Dei- Slebbeia- oder innere Nasennerve (ram�s eth-moidalis s. nasalis internus) 14., (ist hier abgeschnitten). Dieser geht durch das Augenh�hlenloch des Stirnbeins in die Hirnschale, wo er �ber die Siebplatte l�uft und durch die Siebl�cher in die Xa-senhohle kommt, um sich in der Riechhaut zu ver�steln.
b)nbsp; Der untere Rollnerve oder untere Augenlidnerve, (ram. infratroclilearis) 15., lauft nach dein inneren Augenwinkel der Augenlider und verzweigt sich in dem Thr�nensacke, in der Ca-runkel und in dem unteren Augenlide.
c)nbsp; Der Blendungsnerve (ramus ciliaris) 10., und dieser theilt sich in
laquo;) die lange Wurzel zum Blendungsknotcn (ram. ciliaris ad ganglion) und in
,9) den ei ge n iliclre n Bleu dun g s ner v en, von welchem zwei Aestchen mit mehreren d�nnen F�den am Ende dos Sehnerven in den Augapfel treten.
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Anatoiiiif der Gesicht�nrorkzengcr.
sect;. 131.
Fig. XLIX.*)
1
'2. Der Vorderkieferast (ram. maxillaris superior) 4., ist viel grosser als der Augcnast; er liegt neben diesem in der gr�s-seren Kinne des Keilbeins und geht durch das Kinnbackenloch in den Grund der Augenh�hle. � Aus ihm entstehen:
a)nbsp; Der untere Augenh�hlennerve (Xervus infraorbitalis) 5., dieser liegt an der �usseren Wand der Augenh�hle, l�uft vor-#9632;\varts und geht in das untere Augenlid, in die Thr�nendr�se und in den Thr�nensack.
b)nbsp; der Gaumenkeilbeinnerve (n. spiicnopalatinus) 6., die�ser verbindet sich mit dem Fl�gelnerven des grossen sympathischen Nerven und bildet an dieser Stelle
laquo;) den Gaumenknoten (Ganglion sphcnopalatinum) 9., aus welchem der Fl�gelnerve, zur�cklaufende oder Vidi'schc N er ve (n. pterygoideus s.Vidianus) 10.,entspringt, der k 1 eine Z w ei-ge 11. an die Schleimhaut der hinteren Xasen�ffnungen, so wie an jene des Schlundkopfes abgibt, und Yerbindungszweige 12. zwischen dem sechsten Nerven und dem Kcilgaumenbeinknoten bildet.
1
*) Diese Abbildung stellt den rechten Augapfel des Pferdes mit den au seiner inneren Seite liegenden Nerven um '-/-, verkleinert vor.
a. Der Augapfel von der Augenh�hlenliaut bedeckt, b. der Oberkiefer, c. die Sch�dclhohle, d. Durchschnitt des Keilbeink�rpers.
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Auatomiu der GL-siditsu'Crkzeu'ru.
71
Fig. L. Die Neryeii am rechten Auge des Pl'erdeb von innen und unten gesehen
c. der Vorhangnervc (u. palatinus minor) 19., geht an dem Haken des Fl�gelbeines vorbei und endet in dem Gaumenvorhange.
d)nbsp; Der obere Zahn nerve (n. dentalis superior) 23., gibt F�den an die oberen Stockz�hne, und vereinigt sielt mit dem vorde�ren Zahnh�hlennerven.
e)nbsp; Der Gaumennerve (n. palatinus major) 20., liegt in dem Gaumencanalc und in der Gaumenrinne, neben der Gauntcnartcrie und bis zu dem Einschncideloche der kleinen Kieferbeine. Er gibt, aussei- einigen kleinen F�den f�r den Vorhang, Zweige an den Gaumen und an-das Zahnfleisch.
f)nbsp; Der Nasengaumennerve (nerv, nasopalatinus) 21.
g)nbsp; Der vordere Zahnh�hlcnnerve (n. alveolaris superior) ist die Fortsetzung des Hauptastes und liegt in dem Vordcrkicfer-canale, worin er Zweige an die Zahnwurzeln und an die Neben�h�hlen der Nase abgibt. Sobald er aus dem unteren Kiefcrlochc hervorgekommen ist, verbindet er sich mit dem siebenten Nerven�paare und ver�stelt sich sodann .nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;/
laquo;) in die Muskeln der vorderen Lippe und des Nasenloches, �) in Hautzweige,
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72
Anatomie der Gesichtswerkzeuge.
;) in die Nerven der vorderen Lippe und S) in die unteren Xasennerven *). Der Ilinterkicferast des drei�stigen Nerven stellt mit dem Seh�organe in zu wenig Sympathie, als dass er hier eine besondere Darstellung finden sollte.
V. Der �ussere Augenmuskelnerve, (Nervus sextus s. abduceus).
sect;. 132. Der �ussere Augenrauskelnerve (6tes Paar) ist ein klei�ner Nerve, welcher zwischen den hinteren Schenkeln und den Py�ramidenk�rpern des verl�ngerten Markes mit mehreren Wurzelf'�den entspringt, durch den cavern�sen Sinus geht, hier nehen der Ca-rotis liegt und sodann, mit dem ersten Aste.des 5ten Nervenpaares verbunden, in die Augenh�hle kommt, wo er sich in den �usseren geraden Muskel verzweigt. (S. Fig. L. 16. 16.)
*) Schwab a. a. �. S. 3(JG.
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; , '#9632;
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Anatomie der Gt'sifLtswcrkzeuge.
73
Summarische Uebersicht
der
Nerven des Auges an verschiedenen Thierclassen dargestellt.
sect;. 133. Fig. LI.
15nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;3nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 2nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Unbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 1nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;13
Die Nerven am linken Ange des Kalbes von oben und innen ge�sehen. Ein Drittheil der nat�rlichen Grosse.
a. Die Thr�nendr�se (durchschnitten), b. Augenvene (abgeschnitten), c. oberes Augenlid.
1. H�hle des Eiechnervenkolbens, 2. der Sehnerve, 3. der dritte Gehirn-nerve oder Rollnerve, er thcilt sich in: �. den �ussoren schw�cheren Zweig und G. den inneren st�rkeren; 7. der f�nfte Gehirnnerve, 8. der halbmondf�rmige oder Gasser'sche Knoten, von diesem Nerven gehen ab: 0. der Thr�nennervc, 10. 10. der Stirnnerve, ebenfalls stark und mehr �stig, 11. der Nascnnerve oder Nasenaugennerve, er spaltet sich in 12. den Unterrollennerven und in 13. den Siebbeinnerven, verbindet sieh durch 14. F�den mit dem llirnnerven; 15. der sechste Gehirnnerve.
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71
Anatomie der Gesichtswcrkzcugc. Fig. LII.
Die Nerven am linken Auge ties Kalbes von unten und innen gesehen.
1. Der Sehnerve, 2. der dritte Gehirnnerve, er spaltet sieh in 3. den obe�ren Ast und 4. den unteren Ast, an welchem 5. der Ciliarknoten liegt und 0. die Cilianierveu; 7. der Ast f�r den unteren schiefen Augenmuskel, 8. der sechste Gehimnerve, 9. der f�nfte Gehirnnerve, 10. der Augenast, 11. der Ober�kieferast, 12. der Wangenast oder Unteraugenlidnerve, 13. F�den vom Keilbeiu-gaumenknoten (welcher entfernt ist).
Fig. LIII. Der Augenh�hlen-oder Ciliarknoten am rechten Auge des Schwei�nes von innen und oben. Natnrgr�sse.
a. Der Augaplel, 1. der Sehnervc, 2. der dritte Gehirnnerve, 3. der Augen-hohlen- oder Ciliarknoten und 4. Ciliarnerven.
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Anatomie der Gesichtsweitzeuge.
75
Fig. UV.
Der Augenh�hlen- oder Ciliarknoten am linken Auge des Hun�des von der inneren Seite. Naturgrosse.
a. Der Augapfel, 1. der Sehnervo, 2. der dritte Gehirnnerve, 3. der Au�genh�hlen- oder Ciliarknoten, 4. Ciliarnerven, 5. der vierte Gehirn- oder llollnerve.
Fig. LV.
Der Augenh�hlen- oder Ciliarknoten am rechten Auge der Katze
von unten und innen gesehen. Naturgr�sse.
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a. Der Augapfel, 1. der Sehnerve, 2. der dritte Gel�rnuerve, 3. der Augen�h�hlen- oder Ciliarknoten und 4. Ciliarnerven.
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7laquo;
AiKilomie der Gesichtswerkzeusre.
XVI. Die Blutgef�sse des Auges.
sect;. 134. S�mmtliche Sclilagadergef asse des Auges entspringen mittel�bar aus der Inneren Kopfpulsader, vorderen Hirnpuls�ader (arteria carotis interna s. cerebralis, art. cerebralis anterior, art. encejjhalica), und unmittelbar aus der Augenpulsader (arteria ophthalmica).
I. Die Augenpulsader (Arieria ophthalmiea).
sect;. 135.
Die Augenpulsader verbreitet sich nach ihrem Eintritte in die Augenh�hle durch eine betr�chtliche Menge von, aus ihren bei�den Haupt�sten 1.1. entspringenden Zweigen an das ganze Seh�organ und dringt �berdies noch zu einem gr�sseren oder kleineren Thelle aus der Augenh�hle in die Nasenh�hle und das Antlitz.
sect;�136.
Ihre Aeste, die jedoch in Hinsicht auf Ursprungs stelle, Grosse und Anzahl ausserordentlich viele Verschiedenheiten darbieten, und dem Auge ausschliesslich angeh�ren, sind vorz�glich:
Oberer Theil des Augapfels:
Fig. LVI.
Pferdeauge, in halber Naturgr�sse, von oben gesehen.
a) Die hintere Blendungs�pulsader (arteria ciliaris poste�
rior) 1 a., die in der Tiefe der Augengrube entspringt, sich theils in feineren Ver�stelungen 4 a. 4 a., an die Gaumenmuskeln verzweigt, theils sich nach vorn begibt und (licht vor dem vorderen Ende die harte Haut des Auges durch�bohrt.
b) Der st�rkere Ast der Au�genpulsader 2.2. biegt sich nach innen und vom �ber den Muskelast der hinteren Ciliararterie und den Aufheber des obern Augenlides, gibt Zweige an den oberen geraden Mus�kel (d. d.) den Grundmuskel (h.), in einem Bogen �ber den grossen schiefen Augenmuskel (g.) und den Blinzknorpel (i.) weglaufend, an den Aufheber des oberen Augenlides,
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Anatomie der Gesichtswerkzeuge.
77
so wie nach aussen einen, sich vorn ver�stelnden Zweig, als Ci-liararterie (3. 3.) ab, sodann biegt er sich, noch 4. 4. an den Auf�heber des oberen Augenlides (c), an den oberen geraden Muskel (d.d.), an den inneren(e.) und den �usseren geraden (f.) abgebend, nach hinten zur�ck, um sich in die obere Nasenarterie 5. zu er-giessen.
c) Die Thr�nenpulsader (arteria lacrymalis). Diese ent-sjmngt vom oberen Theile des Umfanges des st�rkeren Astes der Augenpulsader 1 b. etwas nach aussen, gew�hnlich weit nach hinten �ber dem �usseren geraden Augenmuskel nach vom, indem sie noch an ihn einen Zweig abgibt. Hierauf tritt sie an und durch, oder �ber oder unter der Thr�nendr�se b. und am �usseren oberen Augenwinkel aus der Augenh�hle hervor und ergiesst sich in das obere Augenlid.
sect;. 137.
Unterer Thoil des Augapfels.
Fig. LVII.
POrdeango in halber Naturgr�sse, von unten gesehen.
l�
Am unteren Theile des Augapfels entspringen aus der Augen�arterie 1. zwei Aeste, wovon der innere 2., �ber den kleinen schiefen und inneren geraden Muskel (e.) weglaufend und an den�selben einen Zweig abgebend in den Blinzknorpel (c.) und in das untere Augenlid (a.) m�ndet, der untere dagegen im unteren gera�den Muskel (f.) aufsteigt, die Sclerotica durchbohrt und zur Ciliar-arterie wird.
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Anatomie der 6esichtswerkz6use.
sect;. 138.
Fig. LVIII.
Fig. LIX.
PTerdeange in halber Naturgi�sse. Oljere Fl�che.
Pferile�uge in halber Naturgi�sse. Untere Fl�che.
'fe
a. Der Augapfel, b. der obere ge�rade Muskel, c. c. der Grnndmus-kel, d. der Sehnerve, e. e. die Ciliararterien.
a. Der Augapfel, b. b. der Grund-nmskel, c. der Seluien'e, d. d. die Ciliararterien , e. die Muskel-
Auf diesen beiden Abbildungen wird der Eintritt der Ciliar�arterien in den Bulbus veranschaulicht.
sect;. 139. Nach ihrem Eintritte durch die Sclerotica in den Augapfel verbreiten sich die Zweige der Augenarterie, als vordere Ciliarar�terien (art. ciliares antic); strahlig getheilt und untereinander zu einem zusammenh�ngenden Gef�ssnetze verbunden, bilden sie die Grundlage der Aderhaut. (Fig. LX. f. f.)
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Anatomic der Gesichtswerkzcujre.
Fig. LX. Pferde au go in halber Naturgr�sse, von vorn und oben gesellen.
a. a. Die durchsiditige und unilurclisichtige Hornhaut, durch einen Kreuzschnitt ge�ffnet und in vier Lappen zur�ckgelegt, zwischen welcher b. der Sehnerve hervortritt und e. die Kegenbogenliaut mit d. der Pupille und e. dem Scluv�imnchen, so wie f. die Aderhaut frei daliegen.
sect;; 140.
Fig. LXI. Pferdeaugamp;, von hinten gesehen. Xatargr�sse.
Sobald die Ciliargef�sse dem Ende der �derhaut (wovon liier ein kleiner Theil zu sehen ist c. c.) sieh gen�hert haben, treten sie in Verzweigungen �ber den Faltenkranz d. d. zur Iris und bilden dort die Arterie der Iris e. e.
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Anatomie der Gesichtswerkzeuffe.
Fig. LXII.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; sect;. 141.
Auge eines Pferdef�tus in Natur-nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Bei dem Auge ungeborner Thiere
gr�sse, von vorn gesehen.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;un(] ^e; Fleischfressern noch nach der
#9632;
Geburt, setzen sich die Arterien der Iris 1. auch auf die Pupillarmembran fort, verschwinden aber bei vollen�deter Entwickelans; des Auges. sect;. 142. Weiter hinten, als die vorherge�henden Arterien entspringt die Netz�hau tpulsader (art. centralis reti�
nae) dringt in den Sehnerven, l�uft in seiner Axe nach vorn, tritt mit dem
. a. Der FaUenkranz, b. b. einTheil der Aderhaut.
Sehnerven an der bekannten Stelle
(Fig. LXIII. d.) in das Innere des Augapfels und verbreitet sich in dem, die Netzhaut (e.) bildenden
Marke des
Sehnerven in kleinen Zweigen 1.
Fig. LXIII.
#9632;'
......i
Die Arterien der Netzhaut am l'ferdeauge von vorn gesehen, in halber Naturgr�sse.
Das Auge ist durch einen Kreuzschnitt aufgeschnitten, die Lappen der durchsich�tigen und undurchsichtigen Hornhaut a. a. sind zur�ckgelegt und die Regenbogenhaut und der Faltenkranz #9632;weggenommen; b. der Sehnene, c. c. die Aderhant.
Von da geht ein gr�sserer Ast der Centralarterie (Fig. LXIV. 1.) durch den Glask�rper a.; in den f�r sie gebildeten Canal (Cana-lis hyaloideus nach Jules Cloquet), theilt sich in der, zur Aufnahme der Linse bestimmten Grube in zwei Zweige (rami capsulae lentis crystallinae), welche sich sodann in dem hinteren Theile der Lin�senkapsel b. ausbreiten 2.
Fig. LXIV.
Die Fortsetzung der Centralarte�rie der Netzhaut im Glask�rper und der Krystalllinse des Iquot;�tusauges, in nat�rlicher Grosse.
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Anatomie der Gesiclitswerkzcnge.
81
II. Die Venen des Auges.
sect;. 143. Das hintere Ende des vornehmsten Augenvenenstam-mes liegt in dem Blutbeh�lter des T�rkensattels, beinahe nach un�ten, manchmal verbunden mit der Hauptvene der harten Hirnhaut, oder findet sich in dem kreisf�rmigen, auch wohl in dem oberen Blutbeh�lter des Felsenst�ckes vom Schl�fenknochen. Die Cen-tralvene thcilt sich um die Ketina herum in zwei, selten drei Z�gen. Ciliarvenen gibt es vier, auch wohl f�nf oder sechs und scheinen im Ochsenauge einen wirklichen Kreis zu bilden, im Uebrigen verhalten sie sich, wie die Ciliararterien. � Sie tre�ten an denselben Stellen, wo die Ciliararterien in das Auge drin�gen, aus dem Auge und bilden, mit diesen strahlig getheilt und unter einander zu einem zusammenh�ngenden Gef�ssnetze verbun�den, die Grundlage der Aderhaut.
Fig. LXV.
Die Cilinrnervnn am Auge des Pferdes in naturUeher Grosse von vorn und oben gesehen.
Die durchsichtige und undurchsichtige Hornhaut durch einen Kreuzschnitt ge�ffnet und im gr�ssten Umkreise des Bulbus abgetragen (a. a.), hinter deren Rand der Sehnerve (b.) hervortritt. Kegenbogenhaut (c), Pupille (d.), Sckw�nun-chen (e. e.) und Aderhaut sind unbedeckt sichtbar *).
*) Aus E. F. Gurlt's anatomisch. Abbildungen der Hauss�ugothierp. Berlin.
M�ller, Veterin�r-Ophllialmologii'. I.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; (gt;
I
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82nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Anatomie der Gcsiclitsworkzeugc.
sect;. 144. Die Obcraugenh�hlenblutader (vena supraorbltalis) verl�uft unter dem Stirnnmskel, in querer Richtung l�ngs dem oberen Bande der Augenh�hle, fliesst nach aussen mit dem Stirn-astc von der Schlafblutader zusammen, und entspringt mit aus dem Stirnmuskel, dem Angcnlidschliesser und Augenbrauenmus-kcl kommenden Zweigen.
Die �usscre Oberaugenh�hlenblutader (v. supraorbi-taria externa) verl�uft in querer Richtung �ber dem oberen Augen�h�hlenrande unter dem Augenlidschliesser und Augenbrauenrunzler und fliesst mit der inneren Oberaugenh�hlenblutader zusammen.
sect;, 145.
Die innere Untcraugenlidblutader (v. palpebralis in�ferior interna) liegt im unteren Augenlide zwischen der Haut und dem Augenlidschliesser, bildet ein sehr zusammengesetztes Netz, das nach aussen mit der oberen Augenlidblutader, der Schlafblut�ader und der ausseien Augenlidblutader zusammenm�ndet.
Die �usserc, untere Augenlidblutader (v. palpebralis inferior externa) steigt l�ngs dem �usseren Rande des Augenlid-schliesscrs, unmittelbar unter der Haut herab, m�ndet nach oben und innen mit der oberen �usseren Augenlidblutader von der S c h 1 � f b 1 u t a der, nach aus sen mit der u n t e r e n i n n e r e n A u-genlidblutader zusammen, und senkt sich, indem sie unter den grossen Jochmuskel tritt, vor dem Jochbein in den Stamm der Antlitzblutader.
sect;. 146.
Die vordere und obere innere Kieferblutader (vena maxillaris interna anterior superior) entspringt mit einer ansehnli�chen Menge von Zweigen und der vorderen Augenblutader (v. oph-thalmica anterior) aus den oberen Z�hnen und dem Oberkiefer, dem hinteren Theile der Nasenh�hle und dem unteren und vorderen Theile der Augenh�hle.
sect;� 147.
Wie beim Menschen, so auch bei den �brigen S�ugethieren, dr�ngen sich die Gef�sse der Chorioidea immer mehr nach vorne hin, zer�steln sich in's Unendliche, um sich wieder zusammen zu m�nden, und indem sie nach der Axe des Auges gehen, die Falten des Ciliark�rpers zu bilden. Beim Hasen u. a. sieht man deut�lich die meisten grosseren Ciliararterien in diesen �bergehen. Aeste davon will Petit*) wenigstens in der Krystalllinse der Katze und des Braunfisches (Phocaena) bemerkt haben. Auch
*) i. (1. Mem. 1730. S. 438.
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Anatomie dor GcsichtswerkzeuM.
83
dringen nach Albin im Wallfischauge Gef�sschen bis in den Glas�k�rper. Beim Seehunde fand Blumenbach*) die Cjliargef�sse nicht in der Iris vertheilt, sondern gr�sstentheils frei auf der Vor-derfl�clie liegen. Beim Elephanten und Hunde ist der Ciliar-k�rper �usserst zart und ausgezeichnet sch�n. Der bei den langen Ciliararterien gebildete Kreis ist bei vielen Thieren, z. B. dem Wallfische, der Katze u. s. w., fast ebenso gestaltet, wie beim Menschen, wohl noch sch�ner. Zinn**) z�hlte drei dergleichen Gcf�sse im Schaafauge. In diesem haben auch die Gef�sse der hinteren Irisfl�che, welche, indem sie sich in die Pupille herein�senken, die traubenf�rmigen Anh�nge der Iris bilden, so ausser-ordentlich feine Endigungen, worein 'sie sich verspalten, dass sie schon bei der geringsten �usseren Gewalt sich von der Iris trennen. Die Centralarterie, welche nur bei j�ngei-en Thieren vorkommt, hat oft mehrere St�mmchen; Haller sah beim Ochsen acht, beim Wolfe, Schaafe, bei der Katze u. a. drei bis vier, M�ller beim Hunde sechs. Alle zer�steln sich und verlaufen endlich bei einigen, wie beim Meerschweinchen (Porcellus) u. a., am vorderen Umfange der lletina in einen Kreis. Andere Aestchen davon kom�men auch beim Ochsen, Schaafe als rothe Blutgef�sse zum Glask�rper. Der Hauptstamm von ihr dringt bei den Vicrf�s-sern mitten durch diesen, und vertheilt sich in die Krystalllinse, beim Meerschweinchen mit zwei Aesten. Die Centralarterie der Retina fehlt, nach Schwab, im Pferdeauge ganz. � Ausser-dem findet sich bei den Thieren auch noch das sogenannte Pete admirabile, ein aus Arterien und Venen zusammengesetztes Ge-f�ssnetz im Augapfel unterhalb dem Aufliebemuskel des Auges ***).
*) i. s. vergleichenden Anatomie. **) in d. Comment. Gotting. IV. Tab. VIII. Fig. 1. ***) S. dnverney Posthum. I. p. 577.
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Zweiter Abschnitt.
B. Physiologie der Gesichtswerkzeugeraquo;
sect;. 148. Die Gesichtswerkzeuge zerfallen physiologisch, wie anato�misch in das Hauptergan, den Augapfel mit seinen vegetativen, sensitiven, irritablen Gebilden und Bewegungsapparaten und in die H�lfsorgane, die Augenlider und die Thr�nemverkzeuge mit ihren Bewegungsapparaten.
#9632;!
I, Der Augapfel (Bulbus oculi).
sect;. 149. Das Hauptorgan des Gesichtssinnes ist der Augapfel, mit H�lfe dessen werden das Licht und die Eigenschaften der Gegen�st�nde, welche durch das Licht unterscheidbar sind, zur Wahrneh�mung gebracht, welche Th�tigkeit demnach an die Mitwirkung ei�nes Excitans, des Lichtes, gebunden ist, zu dessen Modifici-rung, Aufnahme und Fortleitung demselben besondere Or-gantheilc gegeben sind, welche wieder nach dem Grade der Verschiedenheit ihrer Organisation in verschiedenen Thierclas-sen, quantitativ abweichend sich darstellen, so dass sie zum Theile dem speciellen Bed�rfnisse der einzelnen Thierclassen entsprechen, anderen Theiles auch von deren allgemeiner Orga�nisationsstufe abh�ngig sind; welche letztere Beziehung jedoch nicht als allgemeine Norm angesehen werden kann, da die Ausbil�dung der verschiedenen Systeme und Organe in der Thierreihe nicht gleichm�ssig nach einem allgemeinen Evolutionsgesetze ge�schieht, wonach eben solche eine h�here Bildungsstufe bei niedriger stehenden Thieion inne hnben, w�hrend sie bei anderen, wTelche
I
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Physiologie der Gcsiohtswcrkzeugc.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;83
sich durch ausgebildete Entwickelung wichtigerer Systeme und Or�gane auszeichnen, minder vollkommen sind.
sect;. 150. _
In optischer Hinsicht zerfallen die einzelnen Theile des Aug�apfels in die Gestalt-gebenden, umh�llenden, Licht-brechenden, und reflectirenden, sowie in das eigentliche Empfindungsorgan; zu jenen geh�ren als mittelbar und unmittelbar wirksam die vegetati�ven H�ute und Blutgef�sse, die fl�ssigen und halbfi�ssigen Stoffe, die vegetativen und Bewegungsnerven, wie auch dunkelgef�rbter Schleim, das schwarze Pigment, zum Theile auch die Muskeln des Augapfels, zu diesem z�hlt man die eigentlich sensitiven oder nerv�sen Gebilde, die Netzhaut und den Sehnerven.
In R�cksicht auf die anatomisch - physiologische Bedeutung zerfallen die Einzeltheile des Augapfels in fibr�se, durchsichtige und undurchsichtige, in ser�se und durchsichtige H�ute, in netz-artig; verflochtene und mittelst Zwischenlasje von Zellsrewebe ver-bundene Blute'efasse und Nerven, in w�ssrise und gallertartiare, helldurchsichtiffe Stoffe und in schwarzen unchirchsichtiquot;en zu Mem-brauen coaguhrten Schleim.
sect;. 154.
Behufs der Erkl�rung des Mechanismus des Sehens ist die optische Eintheilung zu bevorzugen. � Wir �brigens sind gewillt, der Einfachheit wegen und zur Vermeidung von Verwirrung bei der somatisch-physiologischen Beschreibung der Sehwerkzeuge, den bei der Anatomie eingehaltenen Gang zu verfolgen, wozu uns noch besonders der Umstand bestimmt, dass s�mmtHche Augenge�bilde, obwohl sie viel Aehnlichkeit mit andern gleichartigen Ge�bilden des �brigen Organismus haben, doch in Structur und Func�tion sehr viel Eigenth�mlichkeit besitzen, welche sie f�glich als Gebilde sui generis charakterisirt, wonach das Sehorgan als ana�tomisch , physikalisch, chemisch und physiologisch abgeschlossenes
Ganze mit Kecht zu betrachten ist.
f
II. Die harte Haut des Augapfels, die undurch�sichtige Hornhaut, (Tunica sclcrotica s. Tunica albuginea).
sect;. 152. Die Sclerotica, welche den Augapfel bis auf zwei Stellen von allen Seiten umgibt und demselben als �tissere, sch�tzende und
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Physiologie der Gesiclitswcrkzeugc.
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Gestalt gebende H�lle gilt, ist von bl�ulich-weisser, gl�nzender Farbe und faseriger Struetur, �lmlich der harten Hirnhaut, als deren Fortsetzung sie anzusehen ist, indem bei vorsichtiger Pr�paration der Uebergang zahlreicher Fasern auS der Scheide des Sclmerven in dieselbe sich darstellt, und beim F�tus noch deut�licher erscheint.
sect;. 153. _ Unterzieht man die Sclerotica einer n�hern und sorgf�ltigen Pr�fling, so scheint es, Avie wenn sie nur aus verdichtetem Zellge�webe best�nde, oder wenigstens haupts�chlich durch dasselbe ge�bildet w�re; denn obgleich bei feinerer Zerlegung an frischen und macerirten H�uten, Fasern erkannt werden, so sind diese docli so mit einander verwebt und in einer so verschiedenen und wenig be�stimmten Richtung gelagert, dass sie ganz den Anschein von dicht zusammengedr�ngtem Zellgewebe hat, dessen Fasern gleichfalls keine so regelm�ssige Anordnung zukommt, wie wir sie in so vie�len fibr�sen Gebilden wahrnehmen. � Mikroskopische Untersu�chungen an Menschen- und Thieraugen best�tigen vollkommen die Vermuthung, dass n�mlich die Faserhaut des Auges aus verdich�tetem und fest gewobenem Zellgewebe bestehe. � In einzelnen d�nnen Bl�ttchen der Sclerotica konnte Arnold durchaus nichts von den primitiven seimigen Fasern oder CMindern des Fontana erkennen, sondern es hatten diese bei schw�cherer (30 Mal) und st�rkerer (150 Mal im Durchmesser) Vergr�ssenmg ganz das An�sehen von einer Schichte verdichteten Zellgewebes, indem man in ihnen ganz deutlieh und bestimmt �usserst feine und gedr�ngte Netze von Liymphgef�ssen wahrnahm, welche wie mit einer eiweiss-stoffigen Masse durchzogen zu seyn schienen. Auch Mascagni sail sie in der Sclerotica der Menschen und Thiere (Arnold).
sect;. 154. Durch den Reichthum der weissen Haut an Saugadern, lassen sich nunmehr Erscheinungen erkl�ren, die auf der andern Seite Mieder f�r die Existenz von Lymphgef�ssen in dieser Membran sprechen, z. B. dass die Sclerotica im Wasser etwas aufschwillt, dass getrocknete St�cke in demselben das fr�here Ansehen wieder erbalten und dass sie in der Gelbsucht meist etwas gelb gef�rbt sich zeigt (Arnold).
sect;. 155. Die verschiedene Dicke und St�rke der Sclerotica hat wohl keinen anderen Zweck, als den der m�glichen Compressionsf�hig-keit einerseits, und der festen Spannung andererseits. So ist sie in der Mitte, in ihrem'gr�ssten Querdurchmesser am d�nnsten, da beim Fernsehen unter Einfluss der geraden Augenmuskeln der
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Physiologic der Gesichtswerkzcnge.
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L�ngendurchmesser des Angapfels sich verl�ngert und sie gerade da nachgiebiger seyn muss und vorn am st�rksten ist, um die Spannung der Hornhaut und Regenbogenhaut zu verst�rken und hinten am dicksten ist, um den Augapfel dem Drucke der, an die�ser Stelle dicht nebeneinander und kegelf�rmig auslaufenden Aug�apfelmuskeln, kr�ftiger widerstehen zu k�nnen und eine festere Basis zu haben.
HI. Die durchsichtige Hornhaut (Cornea pellucida).
sect;.156.
Auf der h�chsten Stufe der Entwickchmg fibr�s faseriger H�ute steht die Cornea, und ist in ihrer Bildung von den andern sowohl in ihrer Structur, als haupts�chlich durch ihre Durchsichtigkeit verschieden.
sect;. 157.
Durch ihre vielen Saugadern nimmt die Hornhaut die, in der vordem Augenkammer befindliche, wassrige Feuchtigkeit in sich auf und setzt sie nach aussen wieder ab, wodurch sie sich eines Theils ern�hrt und andern Theils bei dem ununterbrochenen Stoff�wechsel ihre Durchsichtigkeit erh�lt.
sect;� 158. ....
Als optisches Werkzeug dient die durchsichtige Hornhaut dazu, die unter einem kleineren, als 48 Grade betragenden Win�kel auft�llenden Lichtstrahlen zu brechen und zur convergirenden Richtung zu bestimmen; diese Wirkung der Hornhaut richtet sich �brigens nach dem Grade der Dichtigkeit, Combustibilit�t und Convexit�t der letzteren, sowie nach der Dichtigkeit und Mischung der sie durchdringenden Fl�ssigkeit *). Eine weitere Verschieden�heit der Strahlenbrechun'j; bedingt noch die n�here Beschaffenheit der Cornea, je nachdem sie am Rande dicker, als in der Mitte ist
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*) Beim Ochsen und Pferde ist die Cornea wenigstens noch einmal so dick, als bei dem Hunde, der Katze und den V�geln und bei dem Men�schen, dabei ist sie immer von geringerer Durchsichtigkeit, als bei den letz�teren, wahrscheinlich weil die, in ihr befindliche Fl�ssigkeit einen gr�ssoren Koichthum an Eiweissstoll'besitzt, als bei anderen Thieren, bei welchen das vegetative Leben nicht in solch hohem Grade vorherrscht.
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88nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;rhysiologio der GesicLtswerkzeuge.
oder das Gegentheil davon Statt hat oder die Fl�chen einander concentrisch sind. � Am schw�chsten 1st die Eefraction der Strahlen bei der letzten Form. Bei mehreren Thieren, wo wir die beiden ersteren Formen wahrnehmen, muss der Hornhaut eine st�rkere Wirkung auf die Strahlenbrechung zuerkannt werden (Arnold).
IV. Die Spinn webenhaut (Tumca araclmoidea).
sect;. 159.
Unter dem Mikroskope erkannte Arnold diese Membran als eine ser�se, deren beide Platten aus feinem, zartem Netze von Saugadern bestehen und frei von Blutgef�ssen sind. Nach anatomi�schen Forschungen erweist sich dieselbe als eine Fortsetzung der Spinnwebenhaut des Gehirns und steht nach Me ekel zur Aveissen Haut in gleichem Verh�ltnisse, wie die Arachnoidea zur harten Hirnhaut.
sect;. 160,
Angehend die Functionsbestimmung dieser Haut, so spricht sich Arnold a. a. O. S. 37 hier�ber folgendermassen aus: �Wozu diese ser�se Membran zwischen der Sclerotica und Chorioidea? ist die Frage, die sich zun�chst aufdr�ngt und deren Beantwortung wir in dem Zweck der ser�sen H�ute �berhaupt, sowie in dem Verhalten der einzelnen Theile des Augapfels unter besonderen Verh�ltnissen, finden werden. Ueberall im Organismus, wo Or�gane oder die einzelnen Theile derselben nicht fortw�hrend in der Lage �berhaupt oder in dem bestimmten Verh�ltnisse zu einander bleiben, sondern gewisse, mehr oder weniger betr�chtliche Ver�n�derungen erfahren, erhalten sie eine, durch eine ser�se Membran gebildete Bekleidung, wodurch diese in verschiedenem Grade be�g�nstigt werden. So haben die Organe des Unterleibs besonderes Leben, Magen und Darm, ferner Herz und-Lungen und endlich das Gehirn und E�ckenmark ser�se H�llen, welche um so voll�st�ndiger und eigenth�mlicher gebildet sich zeigen, je mannichfal-tiger und bedeutender die Ver�nderungen sind, welche sie in ihrer Lage erleiden.
Wenn nun zwischen den Theilen des Augapfels eine �hnliche Membran sich vorfindet, wie an jenen Organen, namentlich aber
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Physiologie der Gesichtswerkzenge.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 89
an dem Gehirn, so sind wir offenbar zur Vermuthung, ja ich m�chte sagen, zu dem sehr wahrscheinlichen Schl�sse berechtigt, dass auch am Aujje r�cksichtlich der Laweverh�ltnisse der einzel-nen Theile zu einander Ver�nderungen Statt haben. Diese Ansicht hat noch um so mehr f�r sich, als die gerinjie Dicke der Sclero-
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tica gerade da, avo der Querdurchmesser am betr�chtlichsten ist (an jener Stelle, wo sich die geraden Augenmuskeln anheften), solche Ver�nderungen beg�nstigt.quot;
Uebor die Beziehungen, welche diese Haut zu der, zwischen der weissen Haut und Gef�sshaut nach dem Tode sich vorfinden�den Fl�ssigkeit hat, Averden wir bei Behandlung der Gef�sshaut uns n�her verbreiten.
V. Die Aderhaut, (Tunica chorioidea).
sect;. 161.
Die Ader haut hat eine doppelte Bestimmung, n�mlich die Absonderung des schwarzen Pigmentes und einer ser�sen Fl�ssig�keit; ersterer entspricht sie durch sich allein, letzterer unter Mit�h�lfe der ser�sen Arachnoidea. Auf ihrer inneren, der Nervenhaut zugewendeten Fl�che, sondern deren zahlreiche und sehr angef�llte Blutgef�sse das schwarze Pigment ab, welches beide H�ute durch eine gleichm�ssige Schichte verbindet, w�hrend selbe auf der �usseren, von der Spinnwebenhaut �berzogenen Fl�che den ser�sen Theil des Blutes abscheiden, welchen dann die Spinnweben�haut aufnimmt in die Saugadernetze der Sclerotica �berf�hrt und zur Ausscheidung bringt *).
Schwab sagt in seiner Zoophysiologie: �die Gef�sse der Aderhaut f�hren dem Auge das Blut zur Ern�hrung seiner Theile zu, denn es ist sehr wahrscheinlich, dass die Krystalllinse und der Glask�rper nach der Geburt nur von den Gef�ssen des Falten�kranzes den ern�hrenden Stoff erhalten, weil die Ideine Arterie der Netzhaut, die bei dem F�tus durch den Glask�rper und die hintere Wand der Linsenkapsel geht, geschwunden ist.quot;
Mariote, Liecat und Andere hielten die Aderhaut f�r licht�empfindlich, welche Meinung keine Best�tigung findet.
*) S. Arnold a. a. O. S. 37.
.fl
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90nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Physiologie der Gesiclitswevkzeuge.
sect;. 162.
Das Strahlen- oder Ciliarband, welches von vielen Ana�tomen f�r einen, aus den Blendungsnerven und Blutgef �s sehen gebildeten Nervenknoten gehalten wurde, scheint nach Arnold's mikroskopischen Untersuchungen und Versicherung ein, aus Zell�gewebe gebildeter Ring zu seyn, durch den die Nerven, gleichwie die Gef�sse der Blendung nur hindurchtreten, sich vielleicht auch in ihm, wie diese, netzartig verbinden.
sect;. 163.
Es ceh�rt das Strahlcnband der Aderhaut eigens an und
nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; -r
ist ein zellgewebio-es Gebilde, welches diese und die weisse Haut verbindet.
Aeltcre und neuere Anatomen, worunter besonders Keppler und Robert Knox, haben angenommen, der C ilia r k�r per enthalte Muskelfasern und bewirke im Innern des Auges Lagever-�nderungen*) und Porterfield **) und Knox***) nennen ihn deshalb �musculus ciliaris.quot; Die Gr�nde, welche sie f�r diese Behauptung anf�hren, finden sich in Arnold's angegebener Schrift folgender Massen ansreftihrt: 1) Wenn man den Strahlen-korper durch das Mikroskop untersucht, so hat er dasselbe Aus�sehen , wie die Iris und zeigt dieselbe Anordnung der Theilchcn. Da nun die Iris anerkannt muskul�s ist, oder wenigstens die Kraft zur betr�chtlichen Bewegung besitzt, so muss dies auch von dem Strahlenk�rper gelten. 2) Bei den meisten V�geln und sehr vielen S�ugethieren, wie bei Aften und Hunden, gehen zahlreiche Ner�ven zu dem musculus ciliaris und vertheilcn sich in seine Substanz. Sie stehen r�cksichtlich ihrer Menge mit den Kr�ften des Auges in Proportion. Diese Gr�nde sind vielfach bestritten worden und erscheinen bis jetzt weder widerlegt noch best�tigt. Von Vielen angenommen ist daher, dass der Strahlenk�rper rein vascul�ser Natur scy. Ebenso unentschieden ist es, ob das corpus ciliarc Ci-liarnerven enthalte. Auch war man geneigt anzunehmen, es habe
*) Keppler nahm n�mlich an, dass dieses Gebilde, welches wie ein be-�wcglicher Muskel die Linsenkapsel umgebe, bei seiner Contraction den Glas�k�rper zur�ck und dadurch die Linse vorw�rts treibe und diese Annahme be�hielten die Meisten mit mir geringen Abweichungen bei. Unter den Neuern hat diese Lehre mehrere Autorit�ten zu Anh�ngern gefanden, welche die Aehn-lichkeit im Bau des Ciliark�rpers mit dem der Iris, die Beobachtungen An�derer und eigene Untersuchungen �ber Nerven zu diesem Gebilde, die Exi�stenz des Petit'schen Canales sowie vergleichend anatomische Untersuchungen als Beweise f�r ihre Ansicht anf�hren (Arnold n. a. O.).
**) On the eye Vol. II.
***) Froriep's Notizen Bd. 7.
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Physiologie der Gesiclitswerkzcugo.
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der Ciliark�rper sein eigenes Gef�sssystem, w�hrend es erwiesen erscheint, dass dessen Gcf�sse eine Fortsetzung jener der Ader�haut sind und nur auf andere Weise dort verlaufen.
sect;. 164. Die Production des schwarzen Pigments ist an dem Cili-ark�rjier Aveit reichlicher als an dem �brigen Theile der Aderhaut, es wird �brigens auch das schwarze Pigment an dieser in verschie�dener Quantit�t vorgefunden, so dass es manchmal bis auf die �ussere Fl�che dringt und diese gleichfalls f�rbt, welcher Umstand zur Annahme Veranlassung gab, es sondere auch diese Fl�che schwarzes Pigment ab, welcher aber die Gegenwart eines ser�sen Ueberzuges dieser Fl�che widerspricht.
Was weiter die Secretion des schwarzen Pigments angeht, so ist diese eben auch noch im Dunklen; so viel scheint man mit Gr�nden gr�sserer Wahrscheinlichkeit annehmen zu d�rfen, dass diese Absonderung lediglich durch die Gef�sse dieser Membran geschieht und keine Dr�sen dabei mitwirken, wie man annehmen wollte. Gleicher Weise ausser Zweifel gestellt scheint es auch, dass die F�rbung dieses Schleimes keine urspr�ngliche ist, sondern auf einem, unter Einfluss des Lichtes stehenden Oxydationsprocesse beruht, indem erwiesener Massen bei Neugebomen und in der ersten Lebensperiode diese Dunkle noch nicht besteht, sondern erst sp�ter zu Stande kommt.
sect;. 165. Abnorme Zust�nde der Chorioidea bedingen und verursachen mehr oder weniger betr�chtliche Abweichungen des schwarzen Schleimes in Farbe, Consistenz, Menge und in anderer Hinsicht; denn die naturgem�sse Secretion ist an den normalen Zustand der Gef�sshant gebunden und von ihr durchaus abh�ngig *).
sect;. 166. Der Zweck des Daseyns dieses schwarzen Schleimes besteht lediglich darin, die in's Innere des Auges gelangten Lichtstrahlen zu absorbiren und dadurch das Sehen auch bei st�rkerm Lichte m�glich zu machen, woher denn auch der Zustand des Sehverm��gens von dessen Beschaffenheit so sehr abh�ngig ist. Von gleicher Wirkung auf den Mechanismus des Sehens ist der Ciliark�rper, indem durch das an ihm haftende schwarze Pigment besonders die, in schiefer Bichtonsr nach dem Rande der Linse in das Auge fal-lende Lichtstrahlen absorbirt werden, damit dieselben nicht zur�ck�geworfen oder die Deutlichkeit des Bildes auf der Netzhaut gest�rt werde.
*) Arnold a. a. O.
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92nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Physiologie der Gesichtswerkzeuge.
sect;. 167.
Ausserdem hat aber der Strahlenk�rper noch einen besonderen Zweck nach Arnold's Angabe. Die Chorioidea, Retina und Hya-loidea sind um die Linsenkapsel herum sehr genau mit einander verbunden, indem die Forts�tze des Ciliark�rpers in die Vertie�fungen des Strahlenbl�ttchens eingreifen und beide das Ende der Nervenhaut zwischen sich nehmen. Dadurch Averden diese drei H�ute in ihrer geh�rigen Lage zu einander erhalten und zugleich die Linse an ihrer Stelle im Glask�rper befestigt. W�re dieser innige Zusammenhang nicht, so w�rde die Linse mit dem Glas�k�rper bei �usseren Einwirkungen auf den Augapfel oder bei etwas starken Contractionen der Augenmuskeln, leicht aus ihrer Verbin�dimg und ihrer Lage gebracht werden k�nnen.
sect;. 168.
Aus Arnold's anatomischen Untersuchungen geht hervor, dass der sogenannte Fontana'sche Canal ein ven�ser Sinus der Iris ist, in den die Venen der Iris zum Theil sich inseriren, auf dem zugleich mehrere feine Venenzweige entspringen, die als vor�dere Ciliarvenen sich theils in die vena ophthalmica facialis, theils in die v. cerebralis einsenken, und zeigt sich ferner, dass derselbe zur Sclerotica in einer �hnlichen Beziehung steht, wie die Blut�leiter der harten Haut des Gehirns. Seine Beobachtungen �ber den Zweck dieses Canales lassen denselben als einen Sinus des Auges betrachten, welcher der Iris zugeh�rt und mit den Ver�nde�rungen, die dieselbe in ihrer Gestalt erf�hrt, in n�chster Bezie-hung steht. Bei der Erweiterung der Pupille str�mt, nach ihm, das Blut st�rker in den Sinus ein, bei ihrer Verengung findet das Gegentheil Statt. Diese Ansicht sieht derselbe nicht allein dadurch gerechtfertigt, dass die Venen der Iris in ihn sich zum Theil inse�riren und aus ihm einzelne vordere Ciliarnerven entspringen, son�dern auch durch Schlemm's und eigene Beobachtungen, denen zufolge bei gehindertem R�ckflusse des Blutes dieser Canal damit angef�llt sey.
VI. Die Nervenhaut, Netzhaut, Markhaut, (Tunica retina).
sect;� 169-Die Verrichtung der Netzhaut ist ein vitaler Act, dessen Me�chanismus g�nzlich unbekannt ist, sie fallt mit jener des Sehnerven,
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Physiologic der Gcsiclitswerkzcuge.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;93
Gehirns und f�nften Nervenpaares zusammen (Magendie). Sie ist das Empfindungsorgan f�r den Lichtreiz, welche Empfindung mittelst des Sehnerven zum Gehirn fortgeleitet und dort zum Be-wusstseyn gebracht wird.
Michaelis sagt: Es ist durch alle unsere Erfahrungen �ber die Structur der Sinnesnerven fast zum Axiom erhoben, dass nur die freien Enden der Nerven der speeifischen Sensation f�hig sind. Die Retina ist in toto ein solches freies Ende des nervus options. Tndess, glaube ich, darf man auch sicher voraussetzen, dass jede einzelne Primitivfaser dieser Haut nur an ihrem freien Ende per-cipire. � Ausserdem h�lt Michaelis daf�r, dass nicht die Ner�venmasse es sey, welche den Grad der Unterscheidungsf�higkeit der Retina vermittele, sondern der Reichthum oder Mangel an Nerven, indem in gr�sserer Entfernung vom foramen centrale, wo die Nervenmasse bedeutender sey, als neben und in demselben, erwiesen ein geringer Grad von Perceptionsf�higkeit bestehe, w�h�rend der am reichlichsten mit Nervenf�den versorgte Punkt das foramen centrale sey. Diese Annahme findet eben auch in dem Umst�nde, dass zum deutlichsten Sehen das Auge gegen den zu betrachtenden Gegenstand in solche Richtung sich versetzt, in welcher das Bild auf den Centraltheil der Markhaut fallen kann, eine weitere Best�tigung.
VII. Das Strahlenbl�ttchen, (Zonula ciliaris).
sect;. 170. Aus der innigen Verbindung, welche das Strahlenbl�ttchen mit der vorderen Linsenkapsel eingeht, kann man schon mit Recht schliessen, dass dasselbe die Linse in ihrer Lage erhalte und es kann sonach das Strahlenbl�ttchen das Band der Linse genannt werden. Diese Ansicht best�tigt sich auch durch pathologische Beob�achtungen ; denn nach Verletzungen des Auges geschieht es bis�weilen, dass das Strahlenbl�ttchen von der Linse getrennt wird; in einem solchen Falle wird die Linse beweglich und verdunkelt sich (hieher geh�ren die Cataracta tremula et natatilis traumatica); die Verdunkelung der Linse lehrt hierbei ferner, dass das Stralden-bl�ttchen mit derselben in einem dynamischen Verh�ltnisse stehe, so fern die Ern�hrung der Linse auch von dem Strahlenbl�ttchen bedingt werde. Ob die fibr�sen Fascikeln des Strahlenbl�ttchens verm�ge ihrer Contractilit�t oder Elasticit�t auf die Linse wirken.
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94nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Physiologie der Gesichtswerkzeuge.
ist nicht bestimmt nachgewiesen. D�llinger sagt: das Strah-lenbl�ttchen stehe im Verh�ltnisse eines Erectors der Regenbo�genhaut.
sect;' 17L
Der Petit'scho Canal enth�lt, Avie die Zellen des Glask�r�pers, im lebenden Auge wahrscheinlich etwas Fl�ssigkeit, durch ihn werden die Ver�nderungen, welche die Linse in ihrer Lage beim Nahe- und Fernsehen erf�hrt, m�glich gemacht und beg�n�stigt. Diesen Zweck des genannten Canales erkannten schon meh�rere Physiologen und bezeichneten ihn deswegen als einen um die Linsenkapsel gelegenen Raum, welcher die Bewegungen des Kry-stallk�rpers, sein Vor- und R�ckw�rtsschrciten, gestatte.
VIII. Die Regenbogenhaut, Blendung, (Iris).
sect;. 172. Die Iris hat im Auge eine doppelte Bestimmung, eine vege�tative und eine irritable. Durch diese Membran wird die Abson�derung der was srigen Feuchtigkeit, wie auch die des schwar�zen Pigments vermittelt, wodurch sie sich als ein f�r das Auge sehr wichtiges, vegetatives Gebilde darstellt. Verm�ge ihres gros-sen Reichthums an arteriellen Gelassen effectuirt sie auf ihrer vor�deren Fl�che die Absonderung der w�ssrigen Feuchtigkeit und durch ihre mehr ven�se R�ckseite jene des Kohlenstoff- und Eisen�haltigen schwarzen Schleimes. In dieser Beziehung, in ihrer vegetativen Eigenschaft n�mlich, agirt die Iris als selbstst�ndigcs Organ; in ihrer irritablen Eigenschaft dagegen gehen ihre Functio-nen unter eigenem und fremdem Reize vor sich.
sect;. 173. Verm�ge ihrer aus contractilem Zellgewebe, aus einem gleich�sam isolirten Nervensysteme und zahlreichen Blutgef�ssen beste�llenden Zusammensetzung, ist ihr die F�l�gkeit gegeben, sich auf direetc und indirecte Einfl�sse in actives und passives Verhalten zu versetzen, d. i. sich zu expandiren und zu contrahiren, oder zu expandiren und dadurch auf die sensitiven Gebilde des Auges gegen zu grelles Einfallen des Lichtes sch�tzend, so wie auf deutliches Sehen durch Abschneiden der Randstrahlen, unterst�tzend einzu�wirken. Diese ver�nderten Zust�nde der Iris haben entgegenge�setzte der Pupille zur Folge, daher erscheint bei expandirter Iris die Pupille contrahirt, bei contrahirter Iris die Pupille erweitert.
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Physiologie der Gcsichtswerkzeuge.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 9tt
Nach unsorm Daf�rhalten scheint der Zustand der Pupille mit dem Ver�halten der Augenlider in der Hinsicht zu sympathisiren, dass erstere sich ver�engert , sobald letztere sich �ffnen, und umgekehrt, welche Th�tigkeiten man theilweise als durch Willk�hr hervorgerufen betrachten d�rfte, und andern-thcils aber und haupts�chlich als einen, auf die motorischen und die Ciliarner-ven �bergegangenen Reflex der in der Netzhaut Statt gehabten und durch den Seliuerren zum Gehirne fortgeleiteten Lichtempfindung anzusehen berechtigt ist, wie folgende Vorsuche beweisen:
Wird einem lebenden Thiere der Sehnerv durchschnitten, so wird die Pu�pille unbeweglich; das Gleiche ist der Fall bei Hunden und Katzen, wenn man das f�nfte Paar abschneidet. Bei Kaninchen und Meerschweinchen dagegen zieht sich die Pupille nach Durchschneidung der letztern Nerven zusammen. Die Durchschneidung der Ciliarnerven hebt auch die Bewegungen der Pupille auf und Mayo hat sich �berzeugt, dass bei V�geln auch das Abschneiden dos ersten Paares Unboweglichkeit hervorbringt.
\l
sect;. 174.
Die Kegenbogenh�ute und Pupille beider Augen sympathisiren stets mit einander, sogar bei L�hmung des einen Auges zeigt sich .meistens die Reaction der Pupille unver�ndert, insoweit selbe von jener des andern abh�ngig ist.
sect;. 175.
Ansehend die Ermittelung; des Zweckes und der Ursache der verschiedenen Formen der Pupille war man bisher noch nicht be�sonders gl�cklich, was v. Walt her in seiner Physiologie des Menschen mit durchg�ngiger R�cksicht auf comparative Physiolo�gie der Thiere hier�ber und wie folgt, sagt, ist das Beachtens-wertheste, obwohl etwas hypothetisch.
,,Die Iris hat ein eignes Leben, welches die Verkl�rung des eigenth�mlichen Lebens der Gef�ssh�ute des Auges �berhaupt ist. Die Gef�sshaut aber ist in dem Bulbus das dem Lichte Avider-streitende, ihm nicht assimilirbare, undurchsichtige, das Licht mittelst des Pigmentes auszul�schen bestrebende. Die Regenbogen�haut ist eine Opposition gegen das Licht: � und so wie die Pu�pille urspr�nglich geschlossen, oder vielmehr gar nicht vorhanden ist, bei dem menschlichen F�tus und im Insectenauge, so hat die Iris das Bestreben, sich wieder zu erg�nzen, die Continuit�t her�zustellen, und in den Zustand ihrer urspr�nglichen Bildung zur�ck�zukehren, somit dem Lichte den Eingang in das innere Auge zu wehren. Daher verengert sich die Pupille um so mehr, je heftiger das Licht ist, welches nicht die vordere Fl�che der Regenbogen�haut, sondern welches den Pupillarrand der Iris trifft. Sie erweitert sich dagegen im Verh�ltniss der Beschattung des Auges. Das Licht, fodert also nicht als ein aus serer Reiz weder mittelbar noch unmittelbar die Bewegungen der Iris, sondern es ist die Heteroeenit�t und die Unbczwingbarkeit der Gef�ssh�ute
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96nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Physiologie der Gcsichtswerkzouge.
des Auges durch das Licht, wodurch die Iris diesem die Pupille zu schliessen trachtet. Es ist also die entgegengesetzte Natur der Netzhaut und der Gef�ssh�ute des Auges, des Sehnerven und des Ciliarnervensystems, wodurch die| Bewegungen der Iris bestimmt werden. Diese geschehen in doppelter Eichtung.
Die �usseren Influenzen, welche eine Ver�nderung der Di�mensionen der Pupille veranlassen, z. B. eine Erweiterung dersel�ben, thun diess mittelbar oder unmittelbar. Die Pupille erweitert sich, wenn die Iris unmittelbar zur Contraction sollicitirt wird, z. B. durch den Contact der austretenden Staarlinsc. Aber sie erweitert sich auch in allen Zust�nden von deprimirter Sensibilit�t, bei der Apoplexie, Epilepsie, bei einigen Gattungen der Amaiirose, nach der Wirkung narkotischer Mittel, welche die Sensibilit�t her�abstimmen. Denn sie verengert sich nur im Conflicte des �ussern und des inneren vom Sehnerven und der Netzhaut ausstrahlenden Lichtes: und da wo jene Quelle des Lichtes im Auge versiegt ist^
�nbsp; da ist es eben so viel, als w�re das �ussere Licht hinwegge-nommen.
Aus diesem eigenth�mlichen, und in der Natur der Gef �ss�h�ute des Auges gegr�ndeten, spontanen Streben der Regenbogen�haut, die Pupille zu schliessen, � erkl�rt sich bei den S�ugethieren die horizontale Pupille der Wiederk�uer, der einhufigen Thiere u. a., und die senkrechtstehende Pupille im Katzengeschlechte. Beide Pupillen sind schon zur H�lfte geschlossen, nur in sich entgegen�gesetzten Richtungen. Die Katzenpupille hat keine Breite mehr, und die Pupille der Wiederk�uer keine L�nge. Eine Dimension ist �berall schon vernichtet. Die runde, oder der Rundung sich ann�hernde Pupille des Menschen und der Menschen-�hnlichen Thiere entsteht aus der Multiplication jener sich entgegengesetzten Formen durch einander. Unter den S�ugethieren repr�sentiren sich, wie Kieser will, die einhufigen Thiere und die mit gespaltenen Hu�fen, welche die horizontaloblonge Pupille besitzen, das sensible Geschlecht: nichts berechtigt zu einer solchen Annahme. Die Sen-sibilit�tsthiere unter den S�ugethieren sind entschieden Quadru-manen, die am meisten Menschen �hnlichen: � die Reproductions-thiere sind die Wiederk�uer und die an sie zun�chst angereiheten;
�nbsp; nbsp;die Irritabilit�tsthiere unter ihnen aber sind die katzenartigen, die Raubthiere. Nur bei den Sensibilit�tsthieren ist die Pupille ge�rundet und kreisig: aber da, wo eine der niedern Dimensionen, wenn auch nur comparativ, vorherrschend wird, bei den irritabeln katzen�hnlichen, bei den animalibus nocturnis, und von der andern Seite, bei den reproduetiven Wiederk�uern, bei den animalibus
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Physiologie der Gesichtswerkzeuge.
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diurnis, ist das Gleichgewicht der Dimensionen aufgehoben, und die Pupille strebt sich zu schliessen.
Bei den irritabeln Katzen-�hnlichen S�ugethieren erscheint auch wieder eine Spur von willkiihrlicher Bewegung der Iris; � so wie sich umgekehrt bei einigen der irritabelsten Geschlechter aus der Classe der V�gel die verticalovale Pupille wieder findet. Bei den Wiederk�uern und bei den Thieren mit ungespaltenem Hufe sind die Traubenforts�tze, welche sich in die Pupille hereinsenken, nur der Ausdruck des Strebens, die Pupille zu schliessen und die Con-tinuit�t der Iris wiederherzustellen, daher sind sie um so mehr ent�wickelt, je weniger der obere und der untere Rand der Iris in die Pupille hervorragt. Vergleichbar den Traubenforts�tzen ist der Substanzenwucher am Pupillarrande der Iris im menschlichen Auge, die fung�sen, oft condylomat�sen Ausw�chse, welche zuweilen bei der Entz�ndung der Regenbogenhaut entstehen, und mittelst derer die Pupille sich ebenfalls zu schliessen strebt.
Eben so liegt hierin die Bedeutuno; des Gesetzes: dass im S�ugethierange die Iris fr�her ist, als die Pupille, und im Vogel�auge die Pupille fr�her als die Iris. Denn im Vogelauge ist die irritable oder Gef�ssbildung �berm�chtig: und die ganze Metamor�phose desselben ist ein Streben, eine Iris zu bilden und die Pupille zu schliessen. Im Auge des S�ugethieres aber bricht die im gr�ss-ten Expansionszustande gebildete Iris in der Mitte auf, und athmet das hereindringende Licht.
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IX. Die beiden Augenkammern, (Camera oculi an�terior et posterior), die Wasserhaut, (Membrana hu-moris aquei) und die w�ssrige Feuchtigkeit, (Humor aqueus).
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sect;� 176. Die beiden Augenkammern haben die Bestimmung, die w�ss�rige Feuchtigkeit in sich aufzunehmen und der Regenbogenhaut freien Raum zu geben.
sect;� 177. Die Wasserhaut, eine ser�se, zarte, durchsichtige Haut mit glatter und gl�nzender innerer Oberfl�che, welche beide Augen�kammern innen, noch unentschieden ob ganz oder theilweise um�kleidet, hat den Zweck, die w�ssrige Feuchtigkeit ab- und aus-
M�ller, Vplprin�r-Ophthalmologie. I.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 7
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98nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Physiologie der Gesichtswerkzeuge.
zuscheiden, auch sind mehrere Anatomen geneigt, in ihr jene Haut zu erkennen, welche beim F�tus und neugebornen Thiere die Pu�pille verschliesst, welcher Meinung jedoch wieder andere wider�sprechend entgegentreten. Nach unserer combinirten Ansicht son�dert der, die vordere Fl�che der Linsenkapsel und des Glask�rpers, so wie der die Iris �berziehende Theil derselben, diese Feuchtig�keit ab, w�hrend der, die innere Fl�che der Hornhaut �berziehende kleinere Theil, dieselbe wieder aufsaugt und in die Hornhaut �ber�setzt, wo sie die einzelnen Zellen der Hornhaut erf�llt, die Durch�sichtigkeit derselben erh�lt und in ununterbrochenem Stoffwechsel aufgenommen und nach aussen durch das Bindebautbl�ttchen aus�geschieden wird. W�hrend des F�tuslebens und beim neugebornen Thiere scheint die Pupillarmembran, welche aus zwei Schichten besteht, durch Aufsaugung und Abscheidung die Verbindung zwi�schen beiden Augenkaramern zu vermitteln.
sect;. 178. Die Absonderung dieser Feuchtigkeit geht sehr rasch vor sich, wie man bei Verletzungen der Hornhaut wahrzunehmen Gelegenheit hat, eben so rasch zugleich die Kesorption, so dass man zur An�nahme sich veranlasst f�hlte, es h�tten die Blutgef�sse an dieser doppelten Th�tigkeit ihren Antheil.
Gewohnlich nimmt man an, dass bei der Aufsaugung der w�ssrigen Feuch�tigkeit die Gef�ssc der Ciliarforts�tze und der Iris eine wichtige Kolle spielen, dass durch sie also nicht allein die Secretion, sondern auch die Kesorption be�dingt sey. Wenn anatomische Untersuchungen uns lehren, dass diese Gebilde gr�sstentheils aus Arterien und Venen, die netzartig mit einander verbunden sind, bestehen, das Lymphsystcin laquo;aber einen geringem Antheil an deren Zu�sammensetzung hat, so m�ssen wir auch annehmen, dass von ihnen mehr eine Seeretion, als Resorption geschieht, dass, wenn durch sie die Aufsaugung der w�ssrigen Feuchtigkeit zum Theil auch vermittelt ist, doch haupts�chlich durch ein anderes Gebilde dieser Process zu Stande gebracht wird (Arnold).
sect;. 179.
In Bezug auf die Menge, die Mischung und auf das Ansehen, die gr�ssere oder mindere Durchsichtigkeit der w�ssrigen Feuch�tigkeit, ist zu bemerken, dass erstere bei Nacht - sehenden Thieren, den Katzen, verh�ltnissm�ssig am gr�ssten und die beiden letzteren dichter und minder hell bei solchen Thieren sind, die ein mehr re-produetives Leben f�hren, z. B. bei dem Pferde und Ochsen.
sect;� 180._
Angehend den Nutzen der w�ssrigen Feuchtigkeit, so scheint dieser ein doppelter zu seyn. Einmal die Augenkammern in gleich-massiger Ausdehnung und die Iris frei schwebend zu erhalten; das andere Mal die auf der Hornhaut gebrochenen Lichtstrahlen wieder zu sammeln, weiter zu f�hren und sie entweder von der vor-
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Physiologie dor Gosiclitsworkzcugc.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 99
deren Fl�che der Iris noch reflectiren zu lassen oder durch die Pu�pille in die hintere Augenkammer bis zur Krystalllinse zu leiten.
X. Die Krystalllinse, Krystallk�rper, (Lens crystallina, corpus crystallinum).
sect;. 181.
Als vegetatives Gebilde erh�lt die Linse ihre Ern�hrung auf der vorderen Fl�che durch die Ciliargef�sse, auf der R�ckseite durch die arteria centrahs retinae einestheils und anderntheils durch sich selbst, da sie ein eigenes Rcproductionsverm�gen besitzt.
Sogar Substanzverlust in derselben reproducirt sich wieder.
sect;. 182.
Demnach hat nun die Linse einen getrennten Kreislauf und bildet in sich ein abgeschlossenes Ganze, �hnlich der Iris; indem sie gleich dem sinus venosus iridis, um ihre ganze Peripherie zwi�schen ihrer Kapsel und weichern Substanz von einer Fl�ssigkeit (Morgagnische Fl�ssigkeit) umsp�lt wird, die von denBlut-gef�ssen vielleicht dunstf�rmig abgeschieden und nach Erkalten tropfbar fl�ssig geworden, von den regelm�ssig geordneten Saug�ader-�hnlichen Gef�ssen aufgesogen und in einen gewissen Kreis�laufgebracht, zur Ern�hrung und Erhaltung der Durchsichtigkeit sowohl, als zur Ausdehnung zu dienen scheint. Der in ihr vor sich gehende Stoffwechsel geschieht sehr langsam, wesshalb einmal entstandene Tr�bungen derselben �usserst selten oder niemals wieder aufl�slich sind.
sect;. 183.
Als optisches Werkzeug hat die Linse gleiche Verrichtung mit der Hornhaut, mit welcher sie auch in ihrer Textur �bereinstimmt. Was ihre Grosse betrifft, so steht diese mit der �brigen, frei in den Augenkammern befindlichen Feuchtigkeit in umgekehrtem Verh�lt�nisse, so dass letztere um so geringer ist, je grosser die Linse ist.
sect;. 184.
Sie bricht die Lichtstrahlen zur convergirenden Richtung im Ver�h�ltnisse der Convexit�t ihrer Oberfl�che und im Verh�ltnisse ihrer Dichtigkeit, welche nicht nur absolut, sondern auch relativ zu jener der w�ssrigen Feuchtigkeit zu betrachten ist. Die Krystalllinse l�sst die Lichtstrahlen nicht blos mechanisch durch sich gehen, sondern die
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Physiologie tier Gesichtswerkzeuge.
Leitung ist als eine dynamische zu betrachten; sie erleidet selbst hier�bei eine progressive Entmischung; daher ist Verh�rtung und die Ver-Avachsung ihrer Lamellen bei der C'ataracta senilis die Folge ihrer endlichen totalen Combustion durch das Licht, ihre letzte Meta�morphose *).
Ferner vermehrt die Krystalllinse die Intensit�t des, in den Grund des Auges fallenden Lichtes und zwar um so st�rker, je convcxer ihre Fl�che geformt ist. Hierzu kann gefugt werden, dass das Licht, welches am Umfange der Linse durchgeht, wahrschein�lich auf eine andei'e Art gebrochen wird, als das durch den Mittel�punkt gehende, und dass folglich die Verengerung und Erweiterung der Pupille einen sehr bemerkenswerthen Einfluss auf den Mecha�nismus des Sehens aus�ben muss (Magcndie); daher das Sehen naher und ferner Gegenst�nde.
Camper, Troviranus und Poullet haben die Meinung ausgesprochen, dass n�mlich bei der Zusammensetzung der Linse aus Schichten (deren Manche drei, n�mlich eine, �ussere, eine mittlere, und einen Korn annehmeji, in Wirk�lichkeit aber mir zwei, eine �ussere, iveiche, z�he und eine innere feste und in einander �bergehende, von welchen jene die Kinde, diese der Kern ge�nannt werden, vorhanden sind) von, gegen das Centrum hin, zunehmender Dichtigkeit und Kr�mmung, die Deutlichkeit des Sehens bei sehr verschiedenen Kntt'ernungen des Objectes vom Auge m�glich ist, da die Strahlen eines fernen Punktes schw�cher gebrochen werden m�ssen, als die, welche von einem n�he�ren kommen, um die Augenaxe in einerlei Punkte zu schneiden und da jene wegen des, beim Sehen in die lerne erweiterten Znstandes der Pupille auch durch den �usseren, weniger stark brechenden Theil der Linse, diese aber we�gen der Verengerung der Pupille beim Naheschen nur durch das Centrum der�selben gehen (Arnold).
^ sect;. 185.
Das Licht, welches auf die vordere Linsenfl�che f�llt, dringt nicht ganz durch sie hindurch, da es zum Theil reflectirt wird; es geht dasselbe einerseits durch die w�ssrige Feuchtigkeit und die Hornhaut zur�ck und hilft dem Auge seinen Glanz geben, anderer�seits f�llt es auf die hintere Fl�che der Iris, wo es durch das schwarze Pigment nbsorbirt wird.
sect;. 186.
Das Sehen ist jedoch auch ohne Krystalllinse m�glich, allein das auf der Netzhaut dargestellte Bild wird dann viermal grosser und nicht scharf begr�nzt.
Da der Nutzen der Linse darin besteht, den Glanz und die Nettigkeit des Bildes durch Verminderung seiner Grosse zu erh�hen, so steht es zu erwarten, dass die Hinwegnahme dieses Korpers eine entgegengesetzte Wirkung haben werde. Macht man die Extraction oder Depro�sion der Linse an einem Auge,
*) v. Walther a. a. O. S. 333.
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Phvsiologie der Gesichtswerkzeufire.
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bo erscheint das Bild doch noch auf dem Grunde dos Auges, aber es nimmt sehr an Grosse, wenigstens um das Vierfache, in Vergleich mit dem Bilde in einem unverletzten Auge, zu, ist �berdem noch schlecht begr�nzt und schwach beleuchtet. Wird an einem Auge die w�ssrige Feuchtigkeit, die Linse und die Hornhaut weggenommen, so entsteht gar kein Bild mehr auf der Netzhaut; das Licht gelangt zwar noch dahin, nimmt aber keine, dem K�rper, woher es kommt, entsprechende Gestalt an (Magendie).
XI. Der Glask�rper, (Corpus vitreum).
sect;. 187.
Der Glask�rjjer ist von seiner vegetativen Seite, so wie als optisches Werkzeug zu betrachten.
In ersterer Bezielmno; ist folgendes bemerkenswert}!. Der Stoffwechsel im Glask�rper, die Absonderung der Glasfeuchtigkeit ist gebunden an die Existenz der Blutgef asse und abh�ngig von dem Vorhandenseyn lymphatischer Can�le, welche h�chst wahr�scheinlich in die Bildung der Glashaut eingehen. Letztere nimmt wohl durch diese Lymphgefasse den w�ssrigen Theil des Blutes aus dem'Gefassnetze auf, welches den Glask�rper bedeckt und setzt alsdann denselben in die Zellen und B�ume ab, welche sie im In�nern erzeugt. Vielleicht class gr�ssere Saugaclerst�mme im canalis hyaloideus liegen, welche gewisse Stoffe aus dem corpus vitreum zur�ckf�hren, damit so nicht blos die normale Secretion, sondern auch die Resorption der Glasfcuchtigkeit zu Stande gebracht und der Glask�rper in seiner Integrit�t, wie in seinen Form- und Mi�schungsverh�ltnissen erhalten wird. � Rib es glaubt, dass die Glashaut auf keinem andern Wege das Blut zu ihrer Ern�hrung und zur Absonderung bekomme, als durch die Forts�tze des Strah-lenk�rpers, welche in die des Strahlenbl�ttciiens eingeschoben sind. Er nimmt an, dass die Augenfeuchtigkeiten durch Absonderung in die Augenh�ute gelangen und durch Aussonderung aus dem Innern des Auges wieder in den allgemeinen Kreislauf kommen. Die Auf�saugung soll durch die Venen der Strahlenforts�tze geschehen, die Absonderung aber durch die Zotten des Strahlenkranzes, welche aus dem Ciliark�rper die zur Ern�hrung der inneren Theile erfor�derliche Substanz aufnehmen. � Es mag seyn, dass in dem vor�dersten, um den Kiystallk�rper gelegenen Theile des corpus vitreum der Stoffwechsel auf diese Weise geschieht, class durch die Ciliar-forts�tze und das Strahlenbl�ttchen, welche so innig mit einander verbunden sind und von denen jene viel Blut enthalten, dieses aber
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102nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Physiologie der Gesiclitswerkzeuge.
durch seine Saugadern zur Aufnahme ser�ser Fl�ssigkeiten geeignet ist, die Ern�hrung eines Theiles des Glask�rpers und die Secretion der Glasfeuchtigkeit in den vorderen Zellen vermittelt wird. Allein es kann nicht das ganze corpus vitreum auf diesem einzigen Wege Sto�e zu seiner alleinigen Subsistenz erhalten; sondern hierzu sind auch jene Gef�sse nothwendig, welche den Glask�rper umgeben und mitten durch ihn ziehen. Diese sind die wesentlichsten Or�gane, von deren normalen Verh�ltnissen die Gestalt, Grosse und vollkommene Durchsichtigkeit des Glask�rpers abh�ngt.
sect;. 188. Als optisches Werkzeug hat der Glask�rper, minder dicht als die Linse, eine geringere Brechungskraft, als jene, deren Besitz ihm �brigens auch minder eigen zu seyn hat, als das Verm�gen zur Bewirkung der Convergenz der Lichtstrahlen, d. i. die Licht�strahlen, nach allen Richtungen zu vertheilen, so wie die gleich�zeitige Aufnahme mehrerer Bilder m�glich zu machen. Ausser-dem hat dieser gleichm�ssig und prall gespannte K�rper der hinteren H�lfte des Augapfels Form und Festigkeit zu geben und die Augenh�ute gespannt zu erhalten imd auf diese Weise na�mentlich die Netzhaut in allen ihren Punkten den Lichtstrahlen zus�noriff zu machen.
XII. Die Muskeln des Augapfels, (Musculi bulbi).
sect;. 189. Die Muskeln des Augapfels haben die Bestimmung, den�selben um seine Drehungsaxe nach verschiedenen Richtungen zu drehen. � Reine Rotation ohne Locomotion. � Diese Drehungs�axe ist ein imagin�rer Punkt im Augapfel, welcher durch Durch�kreuzung der Augenaxen entsteht, deren mehrere zugleich die Drchungsaxen f�r die Function mehrerer Muskeln abgeben. Der Drehungsaxen giebt es drei, auf welche die drehenden Kr�fte in sechs verschiedenen Richtungen wirken, um den kugelf�rmigen Augapfel nach allen Richtungen in den drei Dimensionen des Rau�mes drehen zu k�nnen.
sect;. 190. In den horizontalen Querdurchmesser von der Schl�fen- zur Nasenseite des Augapfels f�llt die Drehungsaxe des oberen und unteren geraden Muskels, in den Vcrtlcalduichmesscr die Drehungs�axe des inneren und �ussereu geraden Muskels. Die Drehungsax
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Physiologie der Gesichtswerkzeuge.
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der beiden schiefen Augenmuskeln l�uft schr�g horizontal von vorn und aussen.
sect;. 191.
Die Lage der Drehungsaxen wird nach der Richtung der auf sie wirkenden Kraft, mit welcher sie stets in einem rechten Winkel steht, bestimmt, diese wieder nach dem Urspr�nge und dem Ansatz�punkte der Augenmuskeln.
So vermittelt der obere gerade Muskel das Sehen nach oben, der untere nach unten, der innere nach innen, der �us-sere nach aussen, indem bei dem jedesmaligen Anziehen eines Muskels der Augapfel sich gegen die entsprechende Seite zur�ck�zieht und die Pupille in diese Richtung hinwendet.
Bei gleichzeitigem Anziehen zweier nebeneinander liegenden Muskeln wird der Augapfel in der Richtung der zwischen beiden liegenden Gegend gezogen und das Sehen dahin m�glich gemacht; spannen sich aber gleichzeitig und gleich stark die vier geraden Muskeln, so ziehen sie den Augapfel gerade r�ckw�rts gegen das foramen opticum.
Der hintere gerade Muskel (Musculus retractor) zieht den Augapfel gegen die Spitze des Kegels der Augenh�hle zur�ck, dies die allgemeine, aber doch nur mutbmassliche Meinung.
Die Erfahrung, dass bei Tliieren, z. B. den Pferden, welche diesen Muskel sehr ausgebildet besitzen, nach er�ffneter Hornhaut die Kiystalllinse sehr schnell vorspringt, lassen uns vermuthen, dass er zur Accommodation, d. i. zur Verl�ngerung des Augapfels nach vorne und Hervortreibung der Linse, behufs des Nahesehens, haupts�chlich diene.
sect;. 192.
Bei gleiclim�ssiger Spannung der vier geraden Muskeln und nach vorn gerichteter, optischer Axe influiren auf das Sehen die schiefen Muskeln auf folgende Art:
Der obere schiefe Muskel stellt die Pupille durch seine Rotation des Augapfels, wobei jene, in der Richtung von unten nach aussen ein Segment eines kleinen Kreises beschreibt � nach unten und aussen; der untere schiefe Muskel bewegt den Aug�apfel in der von ihm bewirkten Rotation desselben auf einem andern Segmente desselben Kreises, nach oben und aussen.
Soll die isolirto Wirkung eines einzelnen schiefen Muskels dahin verst�rkt werden, dass die Pupille stark nach unten oder oben und aussen gerichtet werde, so muss der gerade �usserc Muskel mitwirken. In welchem Falle sich die Pupille in einer Ellipse befindet, welche in die Diagonale der Wirkung des Musculus obliquus superior und rectus inferior oder oblicpuis superior f�llt.
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Physiologie der Gesichtswerkzciige.
Unter gleichzeitiger Wirkung beider schiefen Muskeln wird das Auge ohne Rotation hervorscezosen.
Es unterst�tzt sonach der ilussere gerade Muskel die seitliche Wirkung der beiden schiefen, wirkt mit ihnen zugleich in Bezug auf ihre Richtung nach vorn und verhindert hierdurch das Hervor�treten des Bulbus. Bei den Thieren, wenigstens beim Hunde, Kalbe und Kaninchen f�llt die Drehungsaxe mit der optischen Axe zusammen, indem der Verlauf der schiefen Muskeln mit letzterer einen schiefen Winkel bildet*).
Zur Versinuliclmng der TbUtigkeit und Wirkung, so wie des Nutzens der Augapfelmuskeln f�gen wir einen, obgleich nur auf das Menschenauge bez�g�lichen, von Professor Ructe in seinem ersten, unten genannten Werke abge�bildeten Apparat, bei, welcher auch hier, wenn man die oben in Bezug auf die Wirksamkeit der schiefen Muskeln angegebene Verschiedenheit ber�cjssichtigt, gewiss zur Verdeutlichung beitragen wird.
Am deutlichsten lassen sich alle Functioneu der Augenmuskeln an einem k�nstlichen Auge machen, wovon die eingeschobene Figur eine Abbildung liefert.
A. Der Augapfel. B. Vorderes Ende, welches mit einer convexen Linse verse�hen ist, und welches zum Zwecke der Accommodation f�r nahe und ferne Ob-jeete, nach r�ck- und vorw�rts sich verschieben l�sst. C. Hinteres mit einem
*) Nach Kueto's Beitrag zur Physiologie des Gesichtssinnes, Gottingen 1841, und Lehrbuch der Ophthalmologic I. Lieferung, Braunschweig 1845.
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Physiologie der Gesichtswerkzeuge.
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matt geschliffenen Glase versehenes Ende, auf welchem sich die Objecte ver�kleinert und umgekehrt, wie auf der Retina abbilden. D. Ein Metalldraht, die verticale Trennungslinie darstellend. E. E. E. Ein h�lzerner Kreis, der zur Auf�nahme der acht Schrauben, welche den acht im Bulbus befindlichen Stiften ent�sprechen , dient, und der in den beiden Klammern von Messing F. F. ruht und um seinen Mittelpunkt gedreht werden kann. G. Der Fuss. Werden die Schrau�ben 1.1. bis auf die ihnen entsprechenden Stifte fortgeschraubt, so stellen diese die verticale Drehungsaxe vor, um welche der Eect. externus oder iuternus den Bulbus w�lzen kann. Verf�hrt man auf dieselbe Weise mit den Schrauben 2. 2., w�hrend man 1.1. l�ftet, so hat man die horizontale Drehungsaxe f�r den Eect. superior und inferior. Denkt man sich ein linkes Auge und schraubt 3. 3. an, so ist die Drehungsaxe fixirt, um welche der Eect. superior und iuternus, oder der Eect. externus und inferior den Bulbus w�lzt, und die Pupille nach oben und innen oder nach unten und aussen richtet. Wird nun z. B. die Pu�pille nach oben und innen gerichtet, so weicht die verticale Trennungslinie mit ihrer oberen Spitze nach rechts, mit ihrer unteren nach links ab, daher erscheinen verticale Objecte auf dem matten Glase, wie auf der Eetina schief, mit ihrem oberen Ende nach links, mit ihrem unteren nach rechts abgewichen. jUm die Treumingslinie wieder vertical zu stellen, ahmt man auf dem Instru�mente die Wirkung des Obliquus inferior nach, indem man den unteren Theil des Kreises E. E. E. von links nach rechts um seine Axe dreht. Verf�hrt man auf �hnliche Weise mit den Schrauben 4. 4., so ist die Drehungsaxe f�r den Eect. superior und externus, oder f�r den Eect. inferior und internus fixirt. Bei der Eichtung der Pupille des linken Auges nach oben und aussen, weicht die Trennungslinie mit der oberen Spitze nach links, mit der unteren nach rechts ab, wie auf beistehender Figur. Dreht man den unteren Theil des Kreises, indem man die Wirkimg des Obliq, superior nachahmt, von rechts nach links, so stellt man die verticale Eichtung der Trennungslinie wieder her. Je nachdem man diese oder jene Schrauben anzieht, oder l�ftet, und sich ein rechtes oder linkes Auge denkt, kann man alle Bewegungen des Auges nachahmen und sich die Wirkungen der Muskeln verdeutlichen.
XIII. Die Augenlider, (Palpebrae).
193.
Die Augenlider bieten dein Augapfel mannichfaclien Schutz und Vortheil. Sie bedecken den gr�sseren Theil der vorderen Fl�che des Augapfels, sch�tzen dieselbe vor sch�dlichen Einfl�ssen, vor fremden, in der Luft schwebenden K�rpern, vor anhaltendem Einfl�sse allzuheller oder greller Lichtstrahlen, sowie kalten Luft�zuges , indem sie in fortw�hrender Bewegung sich befinden, wo�durch sie eben auch, da sie sich dem Augapfel genau anschliessen, durch glcichm�ssige Verbreitung der Thr�nen, denselben auf seiner Oberfl�che best�ndig feucht erhalten.
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Ausserdem sind sie auf deutliches Sehen in der Ferne und in greller Beleuchtung von Einfluss, sie lassen nemlich, indem sie sich n�hern, nur die zum Sehen n�thige Lichtmenge durch, um einen fernen Gegenstand besser zu fixiren und deren so viel, als dem Auge nicht beschwerlich f�llt.
sect;. 194.
Die anhaltenden Bewegungen der Augenlider, welche man Augenlidschlag oder Augenblick nennt, sind die Folge des Reflexes von der Netzhaut und dem Nervus trigeminus auf den Gesichtsnerven, daher KeizunKen dieser Membran und des Auges �berhaupt, Schliessung der Augenlider sogleich hervorrufen.
sect;. 195.
Die �ussere, aus dem Felle bestehende Platte ist dick und behaart, nach welcher Beschaffenheit sie zum Sch�tze des Auges besonders gecigenschaftet ist, w�hrend die innere Platte sich durch die Zartheit ihrer Oberfl�che besonders auszeichnet und selbst das,' beide Platten verbindende Zellgewebe ebenfalls sehr fein ist und statt des Fettes eine d�nne Scrosit�t enth�lt, wodurch die freie Be�weglichkeit der Augenlider besonders beg�nstigt wird.
sect;. 196.
Die Bindehaut, tunica conjunctiva, welche die innere Au�genlidplatte bildet, verbindet mit der Function einer ser�sen Haut, jene einer Schleimhaut. Letztere gewinnt sie durch ein Pflaster-epithelium, welches sie �berzieht, sowie durch eine unterliegende feine, weiche Faserschicht, in welcher die Schleimdr�sen und der aus Gef�ss - und Nervenkn�ucln bestehende P�piUark�rper sich be�findet. Dieser Theil der Bindehaut unterscheidet sich nach seiner Structur und Function von jener des Augapfels; w�hrend erstcre mehr das Ansehen einer Schleimhaut hat und eine consistentere, schleimartige Masse secernirt, ist letztere d�nn, ser�s und sondert einen d�nnen, w�ssrigen, Thau - �hnlichen Stoff ab. Das Pflaster-epithelium und die P�piUark�rper will man auch bis zur Hornhaut, um welche beide einen dicken, wulstigen Ring (Annulus Con-junetivae) bilden sollen, verfolgt haben. Isolirte pathologische Zu�st�nde der Augenlidbindehaut lassen uns auf einen getrennten Zu�stand und auf verschiedene Function beider Membrantheile schliessen und die Gegenwart eines Epitheliums und des Papillark�rpers auf dem Augapfel in Zweifel ziehen.
sect;.. 197.
Die von der Bindehaut gebildete Falte, die Blinz-oder Nick-haut (Membrana nietitans), welche den Blinzknorpel zum Theil aufnimmt und theils durch die eigenen d�nnen Muskelfasern, thcils durch das Zur�ckziehen des Augapfels etwas verschoben wird, hat
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Physiologie der Gesichtswerkzeuge.
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die Bestimmung, das Auge im Schlafe mehr gegen das Einfallen des Lichtes und beim Wachen gegen �ussere Sch�dlichkeiten zu sch�tzen.
sect;. 198. .nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;_nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; .
Zur Erhaltung freier Beweglichkeit der Augenlider, sowie zu deren festerer Spannung und sichererem Schl�sse befinden sich zwischen ihren �usseren B�ndern die Augenlidknorpel (Tarsi), deren zellgewebige Enden eine Verbindung mit dem �usseren und inneren Bande der vorderen Oeifnung der Augenh�hle, als inneres und �usseres Band, zu Stande bringen.
sect;� 199-
Die auf der �ussere Kante der Augenlidr�nder befindlichen Haare, Augenwimpern, dienen insbesondere zur Beschattung des Auges.
sect;. 200.
Die, von den, an der inneren Fl�che der Lider m�ndenden Meibomischen Dr�schen abgesonderte, �lige Fl�ssigkeit dient zur Ein�lung des Augenlides, um das Ueberfliessen der Thr�nen so�wohl zu verhindern, als deren reizenden Einfluss auf die Haut zu erm�ssigen: gleichen Zweck f�r den inneren Augenwinkel hat die Thr�ncnkarunkel und die Harder'sche Dr�se, deren Se-cretionsproduet jedoch dicklicher und mehr schleimig, als �lig ist.
sect;. 201. Die drei Muskeln, welche die Bewegung des oberen Augenlides bewerkstelligen, stehen im wachenden Zustande in gegenseitiger Wechselwirkung, wodurch das Auge bald geschlossen, bald ge��ffnet wird. Es hat sonach der Heber des oberen Augenli�des (Levator palpebrae superioris) in Verbindung mit dem Stirn�muskel (Corrugator supcrcilii) die Bestimmung, das Augenlid in die H�he zu heben, wodurch die vordere Fl�che des Augapfels frei und dem Lichte das Einfallen in den Augapfel gestattet wird; der Kreismuskel (Musculus orbicularis palpebrarum) dagegen bewirkt das Schliessen der Augenlider. Aus den antagonistischen Verhalten dieser Muskeln zu einander geht nun das Oeffnen und Schliessen der Augenlider hervor und werden die oben angegebe�nen Vortheile dieser Bewegung erzielt.
sect;. 202.
Die Nerven, welche die Augenmuskeln bei den Wirbelthieren versehen, kommen theils als besondere Nerven unmittelbar aus den Gehirne, theils sind es Aeste von anderen Gehirnnerven.
Einen eigenen Gehirnnerven und noch dazu, wenn man die Nerven des Gehirns in der Ordnung, von vom nach hinten z�hlt, den vierten, aus dem Gehirn entspringenden, n�mlich den Nervus
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108nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Physiologie der Gesichtswerkzeuge.
trochlearis, erh�lt der obere schr�ge Augenmuskel; einen eigenen, den sechsten, Nervus abducens, der aus sere gerade Augenmuskel, � und nicht ein einziger Nervenast wird von diesen Nerven an ir�gend ein anderes Organ geschickt; der dritte Gehirnnerv (Nervus oculomotorius) ist f�r die �brigen vier Augenmuskeln bestimmt. Dieser letztere Nerv setzt aber, indem er das Ganglion oph-thalmicum bilden hilft, die Augenmuskeln mit dem inneren Auge, mit der Iris, Chorioidea u. s. w. in eine unmittelbare Verbindung und dient ohne Zweifel haupts�chlich mit dazu, einen Consensus und eine Sympathie zwischen dem Auge und den, dasselbe bewe�genden Gebilden zu veranlassen. Aber auch das f�nfte Nerven�paar gibt bei Thieren einige Aeste an die Augenmuskeln ab, und zwar an den Musculus bulbosus s. retractor, welcher auch Zweige vom N. abducens erh�lt. Ferner ist es das f�nfte Paar, welches den Augennervenknoten mit bilden hilft, das dem Sinne des Ge�schmackes und bei den Fischen sogar dem des Geh�rs vorsteht.
XIV. Die Thr�nenorgane, (Organa lacrymalia).
sect;. 203.
Zu den Il�lfsorganen des Auges geh�rt noch ein kleiner Se-cretionsapparat, der durch seine merkw�rdige Einrichtung dem Auge von sehr grosscm Nutzen ist und von den Thr�nenorgancn gebildet wird.
. sect;. 204._
Die Thr�nenorgane zerfallen in die Thr�nen - erzeugende, Thr�-nen- zuf�hrende und in die Thr�nen-ableitende Parthie. Zu der Thr�nen-erzeugenden Parthie geh�ren die beiden Thr�nendr�scn mit ihren 12 bis 18 m�ndigen Ausf�hrungsg�ngen. Die von ihnen abgesonderten Thr�nen sind eine ser�se, schleimige Fl�ssigkeit von nur wenig gr�sserem specifischem Gewichte, als das Wasser, welche viel Soda sowohl in reinem als kohlensaurem, kochsalzsau�rem und phosphorsaurem Zustande und etwas phosphorsaure Kalk�erde enth�lt. Die Quantit�t des Secretes ist verschieden, wie auch seine Mischung inconstant. � Da die M�ndungen der Ausf�hrungs�g�nge der Thr�nendr�sen sich an der inneren Oberfl�che des oberen Augenlides, in der N�he dos �usscren Augenwinkels, befinden, so
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Physiologie der Gcsielitswerkzeuge.
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gelangen die Thr�nen in den Zwischenraum zwischen dem Biilbus und den Augenlidern. Indem n�mlich der. Kand der beiden Au�genlider etwas wulstig hervorragt, so liegt blos er allein, und nicht die ganze innere Oberfl�che des Augenlides selbst, an dem �ulbus an. Es bleibt daher zwischen ihnen ein freier, dreieckiger Zwischen�raum �brig, in welchem die Thr�nen durch die abwechselnden Be�wegungen der Augenlider gegen den inneren Augenwinkel hin be�wegt werden: so verbreiten sich die Thr�nen �ber die vordere Fl�che des Augapfels. � Gewiss ist die Wirkung der Thr�nen nicht blos darauf beschr�nkt, dass sie den Augapfel gegen den rauhen Eindruck der atmosph�rischen Luft, sowie gegen die Be�r�hrung der Augenlider sch�tzen, sondern sie stehen noch in einer innigen dvnamischen Verkn�pfung mit der Function des Gesichtes.
sect;. 205.
Die Thr�nen sammeln sich allm�lig im inneren Augenwinkel im Thr�nensee an und werden da von den Thr�nenpunkten eingesogen. Diese sind die absorbirenden M�ndungen der Thr�-nenr�hrchen, zweier gef�ssartiger Can�le, welche die Thr�nen in den Thr�nensack f�hren. Im Zustande von vermehrter Th�-tigkeit gerathen die Papillen der Thr�nenpunkte in eine Art von Erection, sie erheben sich und ziehen sich wechselsweise wieder in sich zur�ck, so dass ihr L�ngendurchmesser hiebei sehr ver�ndert wird; die Contractilit�t der Thr�nenpunkte ist sehr gross, wie man sich durch das Einschrumpfen ihrer Papillen bei der Ber�hrung mit einer Sonde �berzeugen kann.
sect;. 206.
Die beiden Thr�nenr�hrchen vereinigen sich in einen gemein�schaftlichen Canal und dieser inserirt sich in den Thr�nensack, wo�hin die Thr�nen allm�lig gelangen; schon vorher mit dem Talge der Meibomischen und Harder'schen Dr�sen gemengt, sowie durch die Einwirkung des atmosph�rischen Sauerstoffgases im geringeren Grade oxydirt, werden sie als eine schon urspr�nglich etwas mu-c�se Fl�ssigkeit durch die Zumischung des von der Schleimhaut des Thr�ncnsackes abgesonderten Schleimes, dem Nasenschleime ver�hnlicht nicht periodisch, sondern stetig und in kleiner Quan�tit�t, durch den h�utigen Xasencanal in der Nasenh�hle entleert. Diese Fortleitung wird sehr durch die Richtung der schief von oben nach unten herabsteigenden unteren Portion des Thr�ncn�sackes und des h�utigen Nasencanales, durch dessen progressive Verengerung, durch die eigene Schwere der mit Schleim gemisch�ten Thr�nenfeuchtigkeit und durch die mitgethcilte Bewegung des Schliessmuskels der Augenlider, der bei seiner Zusammenziehung auf das obere blinde Ende des Thr�ncnsackes dr�ckt, befordert.
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HOnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Physiologie der Gesichtsenvkzeuge.
Sie steht �brigens unter dem allgemeinen Gesetze der Gefassbe-wegung, nach welchem die Fortleitung jeder Fl�ssigkeit in einem organischen Canale geschieht. Gewiss ist es, dass es in den Wandungen des Thriinensackes keine Muskelfasern, keine peri-staltische Bewegung, an seinem Ausgangsloche keinen Schliess-muskel gibt; Annahmen, die leiliglich dazu dienten, die richtige Ansicht von den Krankheiten dieser Parthie des Thr�nenorganes zu verwirren *).
*) v. Walthcr a. a. O. S. 313 u. f.
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Zweite Abtheiluns;.
Pathologie und Therapie der Augen�krankheiten.
Miiller, Veterin�r-Ophthalmologie. II.
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Von den
Krankheiten des Thierauges
im Allgemeinen.
sect;. 1. So wie im normalen und gesunden Verhalten das Auge als Mikrokosmus im Makrokosmus des thierischen K�rpers zu betrach�ten ist, ebenso ist es dasselbe in seinem gest�rten oder krankhaft ver�nderten Zustande, indem sich die meisten Krankheitsformen des Thierk�rpers isolirt oder reflectirt in demselben vorfinden, wobei sie theils als selbstst�ndige, theils als abh�ngige Augenkrankheiten erscheinen; sie entwickeln sich aus denselben Ursachen, nach glei�chen Gesetzen und ganz �hnlichen Erscheinungen und haben hier, wie dort, gleichartige Gebilde zur Lagerst�tte und charakterisiren sich ebenso distinct durch die Eigenth�mlichkeit ihrer Form und ihres Charakters; sie machen sogar ihre Diagnosticirung leichter m�glich, als in den Theilen des �brigen K�rpers, weil sie sich am Auge, dem Organe h�chster und feinster Organisation deutlicher auspr�gen und dabei, verm�ge dessen Lage und eigenth�mlichen Structur eine freie Untersuchung bis in seine Tiefe gegeben ist und dadurch eine mehr objective Einsicht in das Leiden zul�ssig wird, was bei den meisten Krankheiten des �brigen K�rpers minder m�glich ist.
sect;#9632; 2. Die Krankheiten des Auges zerfallen generell in Bezug auf Zeitdauer in acute, schnell verlaufende und chronische, lang-
1 *
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#9632;inbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Von den Krankheiten des Thierauges im Allgemeinen.
wierig verlaufende; speciell nach Wesen und Form in dynami�sche, organische und mechanische.
sect;#9632; 3. Unter acuten Augenkrankheiten versteht man vorzugs�weise solche, welche entweder durch einen hohen Grad von Bewe�gung im Gef�ss- und Nervensystem ausgezeichnet sind oder durch�weg nur in einem Zeitr�ume von einigen oder mehreren Tagen ihren Ausgang erreichen; dagegen nennt man chronische, dieje-nio;en, welche im Allgemeinen weder mit localer noch allgemeiner Aufregung verbunden sind, sich langsam entwickeln und in ihrem Verlaufe nur langsam oder gar nicht ihre Form ver�ndern.
Diese Unterscheidung hat in mancher Beziehung praktischen Werth, eignet sich jedoch nicht zu einer systematischen Ordnung, um so weniger, da letztere nur als eine fortlaufende Recidive der erstem anzusehen ist.
sect;� 4- . Die dynamischen Krankheiten begreifen jene in sich, in
welchen das Kr�fteverh�ltniss in der irritablen, wie sensiblen Le-
benssph�re qualitativ und quantitativ gest�rt ist; unter dieselben
z�hlt man die Phlogosen und die Neurosen.
Beide Formen zerfallen nach der Beschaffenheit und der Function der Or-gantheile oder des Systems, worin das Leiden seinen Sitz hat, wieder in Dnter-abtheihingcn.
sect;. 5.
Als organische Krankheiten gestalten sich die Ver�nde�rungen in der Structur und Mischung der Organtheile. Diese bilden sich oft aus einander hervor und sind dabei meist Product einer vorhergegangenen dynamischen St�rung und zerfallen nach ihrer Beschaffenheit in allgemeine oder theilweise uberm�ssice Zu-oder Abnahme der organischen Masse � Hypertrophie, Atrophie und Wucherung � oder in organische Zerst�rung � Exulceration � oder in organische quantitative oder qualitative Massever�nderung � Afterproduction � und verbinden mit sich je nach ihrer Natur und ihrem Charakter, als Folgen ihres pathalogischen Zustandes, ver�schiedenartige St�rungen der Se- iindExcretionen^�Schleim-Fl�sse, Ausschwitzung plastischer Lymphe, Vereiterung, Wassersucht, Blutaustritt u. s. w.
sect;. G.
Zu den mechanischen Krankheiten z�hlt man, St�rungen im Zusammenhange und Lage der einzelnen Gebilde, so wie jener unter einander � fehlerhafter Zusammenhang, fehlerhafte Trennung der Theile, Lagever�nderung und fremde K�rper in denselben. �
In Bezug auf die Behandlung der einzelnen Formen von
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Von don Krankheiten tics Thiemuges im Allgemeinen.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 5
Augenkrankheiten gelten die allgemeinen Kegeln der Therapie. Sie werde daher, sobald dieselben ein Ausfluss eines allgemeinen Leidens sind, mittelbar unter Anordnung sachgem�sser allgemeiner Mittel und entspreehender localer Ber�cksichtigung gef�hrt; so fern dagegen das Augenleiden als ein urspr�nglich locales und von allge�meinem Krankheitszustande g�nzlich freies, Leiden sich charakte-risirt, vorwaltend �rtlich ber�cksichtigt und ein allgemeiner Eingriff auf den Gesammtorganismus nur in so weit instltuirt, als er von specieller Wirkung auf das locale Leiden betrachtet werden kann und n�thig erscheint.
Es gelte daher die allgemeine Eegel, dass das erkrankte Auge, gleich jedem andern Organe oder Organtheile des K�rpers behan�delt werde, nur dass man bei Wahl der einzelnen Mittel, ihrer Dosen und Formen die Eigenth�mlichkeit des Organeraquo;, seine com-plicirte und h�her stehende Organisation, neben Ber�cksichtigung des Grades des Ergriffenseyns und der Krankheitsursache, jede n�thige Modification eintreten lasse und stets nur die einfache Na-turth�tigkeit als Norm nehme und ihr in einfachen F�llen bloss un�terst�tzend nachhelfe, dagegen aber auch in intensivem F�llen es nicht scheue, durchgreifende Mittel zu adhibiren, w�hrend man eben auch niemals aussei-Acht lassen darf, dass die Kunst gar h�ufig nur vermag, im g�nstigsten Falle ein Stillstehen des �ebels zu erzwecken und sich begn�gen muss, Deformit�ten des Auges zu verh�ten.
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Erster Abschnitt.
Dynamische Krankheiten des Auges.
i.
Phlpgosen.
Von den Entz�ndungen des Auges im Allgemeinen.
Eine Augcnentziindung ist ein iinoinaier, durch gesteigerte Th�tigkeit des leidenden Theiles erzeugter Vegetationsprocess des Auges und seiner einzelnen Gebilde, welcher sich durch li�the, Geschwulst, erh�hte Temperatur, gest�rte Function und erh�hte Empfindlichkeit oder heftigen Schmerz in den leidenden Theilen zu erkennen gibt *).
Die Entz�ndung haftet urspr�nglich oder bleibend in einem einzelnen Organtheile des Auges, zuweilen verbreitet sie sich �ber das ganze Organ, seltner aber ergreift sie uranf�nglich einen gr�ssern Theil oder den ganzen Umfang desselben.
sect;. 10.
Modificirt sind die Erscheinungen der Entz�ndimg durch die anatomisch-physiologische Dignit�t, von der gr�ssern oder gerin�gern Empfindlichkeit des ergriffenen Gebildes, durch ihren H�he�grad, durch die, sie bedingende, Ursache und durch die constitutio-nellen Verh�ltnisse des Subjectes.
*) J�ngken, Lehre v. d. Augenkrankheiten. 2te Aufl. fcgt;. -10.
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Djnamisclie Krankheiten des Auges.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 7
#9632;sect;. 11.
Die ersten Erscheinmigen der Entz�ndung geben sich in er�h�hter Empfindlichkeit des Auges gegen �ussere Eeize kund. � Die E�the des Auges gibt ein sehr variirendes Zeichen ab, indem sie anf�nglich oft ganz fehlt oder in nur sehr geringem Grade zu�gegen ist, im sp�tem Verlaufe der Krankheit aber zur Haupter�scheinung sich erhebt. Intensiver zeigt sie sich bei oberfl�chlich liegenden, reichlich mit Capillargef�ssen ausgestatteten Gebilden. � Geschwulst der ergriffenen Organtheile tritt in der Regel erst bei vollst�ndig entwickelter Entz�ndung hervor und ist ebenfalls von der mehr oder weniger zarten und lockern Structur des Ge�bildes selbst abh�ngig. So zeigen die Bindehaut und die zellge-webigen Gebilde die gr�sste Neigung zur Anschwellung. � Tem�peraturerh�hung findet sich vorwaltend bei Entz�ndung der �ussern Theile des Auges, insbesondere der Augenlider und Bindehaut, wo sie dem Gef�hle der Hand bemerkbar wird. � Die gest�rte Function des Auges gibt ein sehr wichtiges und constantes Zei�chen bei der Augenentz�ndung ab, steht mit der Heftigkeit dersel�ben stets in gleichem Verh�ltnisse und ist von der Dignit�t des ergriffenen Gebildes immerhin abh�ngig.
sect;. 12.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; _
Zu diesen Erscheinungen treten nach dem Grade ihrer Heftig�keit noch andere in den benachbarten, dem Sehorgane angeh�rigen, Gebilden und dr�sigen Organen. So ver�ndert sich h�ufig und meistens die Secretion der Thr�nendr�se, welche minder in den entz�ndlichen Zustand verflochten, reichlicher absondert, dagegen aber st�rker an der Entz�ndung partieipirend, gar nicht absondert: daher im erstem Falle die Irritation des Auges durch das Ueber-fliessen der Thr�nen die Reizung der Augenlider steigert, im letz�tern Falle hingegen das Auge trocken erscheinen l�sst und dabei die Entz�ndung vermehrt.
sect;. 13.
Als Ursachen der Entz�ndung unterscheidet man vorbe�reitende, pr�disponirende, und Gelegenheits-, excitirende, Ursachen.
sect;� 14- .nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;.
Die pr�disjionirenden Ursachen sind theilweise in der allge�meinen Constitution des K�rpers, der Stimmung der Haut und in dem Grade der Reizempf�nglichkeit des Auges selbst einerseits, so wie in der Lebensweise und Blutmischimg andererseits, be�gr�ndet,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; i
Angehend die allgemeine Constitution des K�rpers und der Hautstimmung, so sind es besonders Thiere von schlaffem oder zar-
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8nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Dynamische Krankheiten des Auges.
tem K�rperbaue, welcher, d�nner Haut, hellem Haare und sehr empfindlichen, pigmentarmen, prominenten oder sehr flach gebauten Augen, welche dieser Krankheitsform vorzugsweise ausgesetzt sind.
sect;�15.
Zun�chst befordert alles die Pr�disposition zu einer Augenent�z�ndung , was die Vitalit�t dieses Organes steigert und die Plasti-cit�t der S�fte mehrt *). Daher sind junge, kr�ftige, gutgen�hrte oder in der Zahnperiode begriffene Thiere vorzugsweise Augenent�z�ndungen ausgesetzt.
'sect;.16.
Als Gelegenheitsiu-sachen zur Entwickehmor entz�ndlicher Au-genkrankheiten unterscheidet man aus sere und innere. Zu erste-ren geh�ren haupts�chlich folgende:
Die atmosph�rische Luft gibt unter gewissen Umst�nden eine der wichtigsten und h�ufigsten Veranlassungen zu Augenentz�n�dungen, so wohlth�tig und unentbehrlich sonst eine gesunde atmo�sph�rische Luft dem gesunden Auge ist; ja dasselbe erkrankt, wenn es unn�thigerweise der Einwirkung jenes Avohlth�tigen Ele�mentes entzogen wird. Ist aber die Atmosph�re mit fremdartigen Stoffen gemischt, oder durch St�rme bewegt oder einem h�ufigen und schnellen Temperaturwechsel unterworfen, dann wirkt sie nach�theilig auf die Augen ein und gibt Veranlassung zu Entz�ndimg. Heftige Winde, vorz�glich von Regen und Schnee begleitet, wie sie besonders im Herbste und Fr�hjahre erscheinen; auch eine mit Staub oder mit Kauch oder mit Ausd�nstungen thierischer oder putrescirender vegetabilischer K�rper gemischte Atmosph�re wirkt nachtheilig auf die Augen und erregt Entz�ndung, z. B. die Aus-d�nstungen in sumpfigen und morastigen Gegenden, in Cloaken und St�llen; auch Miasmen geh�ren dahin. Es gibt Angenent-z�ndungen, deren epizootischer und enzootischer Charakter gar nicht geleugnet werden kann.
Das Licht geh�rt zwar ebenfalls mit zu denjenigen Elementen, deren Einfluss dem Auge, soll es gesund bleiben, nothwendig ist; es kann aber imter gewissen LTmst�nden und wenn es zu heftig auf das Auge einwirkt, ebenfalls h�chst sch�dlich werden und Ent�z�ndimg erregen. Auf Reisen und beim Triebe von Viehheerdcn in Gegenden, wo ein heller Kalkboden und Kalkberge sich Aveit-hin ausdehnen, oder im Winter auf grossen Ebenen oder Gebirgen, wo grosse Saud- oder Sehneefl�chen von der Sonne stark beschie�nen sind, entwickeln sich Augenentz�ndungen. Auch durch Inso�lation kann eine �usserst heftige Augenentz�ndung erregt werden.
*) J�ngken a. a. O.
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Dynamische Krankheiten des Auges.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 0
Fremde K�rper geben eine h�ufige Veranlassung zu Augen�entz�ndungen; sie kommen entweder zuf�llig in die Augen, wie Staub, Sand, Spitzen von Korn�hren, Haarspitzen, Kalk u. dgl., oder sie sind absichtlich zu irgend einem Heilzwecke am Auge an-gewandt worden, wie z. B. eingeblasenes Ziegelmehl. So geben bisweilen auch Arzneimittel, welche unzeitig oder in zu geringer Verd�nnung, zu h�ufig oder in unpassender Form angewandt wer�den, Veranlassung zu Augenentz�ndungen. Ebenso k�nnen durch fehlerhafte Stellung der Augenlider und der Wimpern Entz�ndun�gen des Auges erregt und unterhalten werden.
Selbst die Absonderungen aus den Augen k�nnen wieder als urs�chliche Momente auf dieselben wirken und eine Augenentz�n�dung hervorrufen und unterhalten, wenn sie z. B, scharf sind und sich in �berm�ssiger Menge im Auge ansammeln oder wenn sie an den Augenlidern verh�rten und diese Crusten wieder in die Augen kommen, und daher sowohl chemisch, als mechanisch auf das Auge wirken.
Ferner geh�ren hierher die Contagien, Krankheits Stoffe, welche durch immittelbare Uebertragung auf das Auge Entz�ndung des�selben erregen, z, B. beim Eotze.
Die innem pr�disponirenden Ursachen zur Entstehimg von Augenentz�ndungen sind theilweise in functionellen St�rungen oder in der Gegenwart anderer Krankheiten im thierischen K�rper oder in einer krankhaften S�ftemischimg, sey sie abh�ngig von erblicher Anlage, von einer �berstandenen oder zur�ckgetretenen Krankheit, fehlerhafter F�tterungsweise oder von �hnlichen Anl�ssen be�gr�ndet.
Zu den functionellen St�rungen sind insbesondere zu rechnen: Stockungen in den gewohnten Absonderungen in dem Darm, woher gastrische, bili�se Reize, Stockungen in den Dr�sen, letzteres vor�zugsweise bei dem Milchgesch�fte, in den Nieren durch Erk�ltung, �berm�ssige Anstrengung oder localen traumatischen Reizeinfluss hervorgerufen, in Unterdr�ckung des Geschlechtstriebes, namentlich bei Stuten; ebenso bei �berm�ssigen Anstrengungen hierin und ferner in mehrfachen Beeintr�chtigungen des thierischen Haushal�tes, durch �ussere und innere Lebensverh�ltnisse der Thiere, wie sie im Gefolge regelwidriger, allzu erliitzender F�tterungsweise zu erscheinen pflegen. � St�rungen im Kreislaufe, Blutcongestionen nach dem Kopfe, als Folge gewohnter und unterdr�ckter Secretio-nen, starker k�rperlicher Anstrengungen, starker Hitze oder localen Reizes auf den Kopf (traumatische Verletzung, Sonnenstich).
Daliin geh�rige Krankheiten sind die acuten Hautausschl�ge, Kr�tze, Flechten, Furunkelkranklieit, die R�ude und Mauke des
I 4
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mm
10nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Dynamische Krankheiten des Auges.
Pferdes und der �brigen Hausthiere und verschiedene andere der�artige Hautaffectionen und allgemeine mit Eeizfieber verbundene, acute und chronische Zust�nde.
Ein h�ufig vorkommendes urs�chliches Moment zu langwieri�gen, oft sehr gef�hrlichen Krankheiten entz�ndlicher Art des Auges ivad seiner H�lfswerkzeuge geben die krankhaften S�ftemischungen ab, welche man im Allgemeinen als Dyskrasien und Cachexien be�zeichnet, die entweder prim�r, gleich bei ihrem Erscheinen im K�r�per, oder secund�r, nachdem sie bald l�ngere oder k�rzere Zeit unter andern Formen im Organismus bestanden haben, die Augen befallen. Dahin sind zu rechnen: die cachektischen, lymphatischen Krankheiten, als da sind, die oft in Rotz �bergehende Dr�senkrank�heit des Pferdes, des Maulthieres und Esels, die venerische Krank�heit , der Rheumatismus, die Gicht, eingewurzelte oder zur�ckge�tretene chronische Hautausschl�ge u. s. w.
sect;. 17.
Wie eine Sichtung der Krankheiten nach ihrem Wesen, ihrer Natur, ihren Ursachen und Erscheinungen �berhaupt in Bezug auf ihre bestimmte Unterscheidung, Erkenntniss und Behandlung von hohem Werthe ist, so ist sie es ganz besonders bei der Entz�ndung des Auges.
Eine, obwohl allgemeine, jedoch f�r die Kenntniss der Natur, so wie f�r die Behandlung der Augenentz�ndungen sehr werthvolle, sowohl auf deren Sitz als Ursache noch ganz besonders anwendbare, Eintheilung ist diejenige, welche solche nach dem Charakter des Vegetationsprocesses in dem entz�ndeten Organtheile, d. i. nach dem Grade der Vitalit�t, mit welcher die Vegetation in demselben erscheint und zugleich nach dem Verlaufe der Krankheit selbst sichtet. Demzufolge zerfallen die Augenentz�ndungen nach J�ngken und Chclius *) in diejenigen, welche mit dem synoch�sen Cha-rak-ter erscheinen, in diejenigen mit dem er ethischen Charak�ter und in diejenigen mit dem torpiden Charakter.
sect;. 18.
Augenentz�ndungen mit synoch�sem Charakter, reine Augenentz�ndung, Ophthahnitis, nach Che�us, geben das vollkommenste Bild des gesteigerten Vegetationsprocesses; alle Er�scheinungen einer erh�hten Vitalit�t des leidenden Organes sind hier am deutlichsten vorhanden; sie geben daher das reinste Bild der Entz�ndung, besonders wenn dieselbe frei von fremdartiger Beimischung ist. Solche zeigen eine lebhafte, gleichm�ssig ver-
*) Deren gedr�ngte Darstellung wir nachfolgend und theihveise zu �ber�tragen, wir uns erlauben wollen.
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Dynamische Krankheiten des Auges.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 11
theilte Hochr�the. Der Schmerz �ussert sich lebhaft und steht genau mit den �brigen Erscheinungen in Harmonie; das Auge ist lichtscheu und thr�nt stark; die Temperatur ist erh�ht und gibt sich dem Gef�hle der Hand zu erkennen, die Geschwulst besonders in den �ussern Theilen massig stark und gespannt. Alle Erschei�nungen nehmen gegen Abend zu und lassen des Morgens nach. Lagert die Entz�ndung in einem wichtigen Organtheile oder hat sie einen bedeutenden Umfang erreicht, dann verbreitet sich der Reflex derselben �ber den Gesammtorganismus und es begleitet sie ein allgemeines, synoch�ses Gef�ssfieber. Der Verlauf dieser Ent�z�ndungen ist rasch, diese enden schnell entweder unter Zerthei-lung oder unter Exsudation von Faserstoff oder Eiter, auch haben sie Neigung zu plastischen Processen; h�ufig entstehen sie nach der Einwirkung �usserer Sch�dlichkeiten.
sect;� 19.
Die erethische Augenentz�ndung, Ophthalmia erethica, zeichnet sich vorz�glich durch vorwaltende Th�tigkeit des sensiblen Systems aus. Der Schmerz steht in gar keinem Verh�ltnisse zu den �brigen Erscheinungen der Entz�ndung; er ist heftig, vermehrt sich bei jeder Einwirkung des Lichtes, woher die Function des Sehens sehr gest�rt ist. Die Thr�nen schiessen periodisch strom�weise und sehr heiss aus dem Auge und diesen periodischen Thr�-nenfluss unterbricht eine, die Empfindlichkeit steigernde Trocken�heit. Die K�the ist Verh�ltnissm�ssig unbedeutend, ungleich, gew�hnlich fleckenweise verbreitet, entweder von livider, blassrother oder dunkler, blaurother Farbe. Die Geschwulst pflegt ebenfalls verh�ltnissm�ssig unbedeutend zu seyn; in den �ussern Gebilden ist sie �demat�ser Art. Die Hitze zeigt sich objeotiv gering. Diese Entz�ndungsform hat grosse Neigung zu lymphatischen Ex�sudationen und Exuleerationen, wesshalb sie h�ufig in den durch�sichtigen Theilen des Auges Tr�bungen zur�ckl�sst. Sie macht unregclm�ssige Exacerbationen imd hat einen langsamen Verlauf bei grosser Neigung zu Recidiven.
Augenentz�ndungen, welche aus Innern, besonders dyskrasi-schen Ursachen hervorgegangen sind, pflegen mit diesem Charakter aufzutreten.
Diese Modification der Augenentz�ndung ist solchen Subjecten eigen, deren Sensibilit�t zu sehr gesteigert ist, wesshalb sie zarte Organisationen und Thiere jugendlichen Alters vorzugsweise be�fallen.
sect;. 20.
Die torpide Augenentz�ndung, Ophthalmia cum torpore, zeigt in ihrem Verlaufe eine grosse Langsamkeit und scheint in
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12nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Dynamische Krankheiten des Auges.
ihren Erscheinungen mehr ein �rthehes Impediment im Capillar-gef�sssysteme, als einen erh�hten Lebensprocess zur Grundlage zu haben und bildet daher in dieser Beziehung einen Gegensatz zur synoch�sen Entz�ndung. Die St�rung der Function des leidenden Organes ist bedeutend, w�hrend die eigenthehen Entz�ndungser-scheimmgen verh�ltnissm�ssig gering sind. Die R�the findet man meistens stellenweise verbreitet und durch einzelne, sehr ange�schwollene, varicose Gef�sse gebildet. Die Geschwulst ist verh�lt�nissm�ssig stark, jedoch nicht erhaben oder gespannt, sondern er�scheint mehr diffus und von geringer Temperatur.
Es ist grosse Neigung zu profusen Secretionen' vorhanden, diese sind tr�be, schleimig, scharf, �tzend und veranlassen Ge�schw�re , wenn sie l�ngere Zeit auf einer Stelle haften. Ausg�nge in Ulcerationen, Indurationen und Hypertrophien sind hier h�ufig und erscheinen vorzugsweise in den, auf einer niederen Stufe der Vegetation stehenden Gebilden, z. B. in den Dr�sen und Schleim�h�uten. Diese Entz�ndungsform wird durch Cachexie erzeugt und erscheint bei Individuen, deren Vegetationsprocess im Allgemeinen sehr gesunken ist und bei pastosem Habitus, �berhaupt bei solchen Individuen, welche einen geringen Grad von Eeceptivit�t und VVir-kungsverm�gen besitzen. � Dieser Entz�ndungscharakter kann unter beg�nstigenden Umst�nden urspr�nglich auftreten, oder aus den andern Formen hervorgehen.
Mi.
Die Entz�ndungen des Auges nach der Verschiedenheit der sie bedingenden Ursachen eingetheilt, geben folgende Formen ab: die idiopathische, die sympathische, (speeifike und me�tastatische) und symptomatische.
sect;. 22.
Die idiopathisehen Augenentz�ndungen entstehen mi�ter dem Einfl�sse �usserer, das Auge unmittelbar ber�hrender Sch�dlichkeiten, nach deren Grad der Einwirkung, so wie durch die constitutionellen Verh�ltnisse des ergriffenen Individuums sie qualitativ und quantitativ n�her bestimmt werden und noch nach Aufh�ren der sch�dlichen Ursache selbstst�ndig fortbestehen. Es sind diese aussei- den mechanischen und rein chemischen Sch�d�lichkeiten, welche das Auge treffen, besonders kalte, zersetzte, mit Elektricit�t �berladene Luft, pl�tzliche Einwirkimg eines sehr star�ken Lichtes oder ein, von einer weissen Fl�che reflectirtes Licht.
Diese Entz�ndungen k�nnen in jedem Gebilde des Auges ent�stehen, auf welches die �ussere Sch�dlichkeit einwirkt.
sect;. 23.
Die sympathischen Augenentz�ndungen gehen aus
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Dynamische Krankheiten des Auges.
13
einem consensuellen Wechselverh�ltnisse hervor, indem das Aim-e mit ii-gend einem andern kranken Organe steht, oder auch, sie ist Product einer im K�rper vorhandenen Krankheit, durch dieselbe unterhalten und bez�glich der Dauer von derselben abh�ngig. Ist jene speeifiker Natur, so nennt man sie speeifike Augenentz�ndun�gen. Hat eine Krankheit ein anderes Organ verlassen und daf�r das Auge entz�ndlich afficirt, so bezeichnet man sie als metasta-tische Augenentz�ndungen.
Der Sitz dieser Entz�ndungen ist je nach der Verwandtschaft der betreffenden Gebilde verschieden.
sect;. 24.
Die symptomatischen Augenentz�ndungen sind mit einer allgemeinen Krankheit verkettet, deren Einzeltheil sie gewis-sermassen abgeben; dies z. B. bei den Pocken. Auch k�nnen sie aus einer allgemeinen Krankheit hervorgehen, so dass sie als deren Keflex erscheinen.
sect;. 25.
Prim�r sind die Augentz�ndungen, wenn sie die Form, unter der sie entstanden sind, beibehalten; seeund�r sind solche, welche ihre fr�here Form, unter der sie aufgetreten sind, abgelegt und un�ter pr�disponirenden Verh�ltnissen, Complicationen oder fremdar�tigen Einfl�ssen �berhaupt, eine andere Form angenommen haben.
sect;. 26.
Nach der Art des Erscheinens theilt man die Atigenentz�n�dungen in sporadische, enzootische und epizootische.
sect;' 27-
Sporadische Augenentz�ndungen nehmen ihren Ur�sprung in, nur auf das kranke Individuum eingewirkt habenden, Ursachen, wahrend enzootische Augenentz�ndungen von, an die Oertlichkeit des Aufenthaltes gekn�pften Ursachen abh�n�gen; epizootische Augenentz�ndungen nennt man solche, welche durch irgend ein, in der Atmosph�re vorhandenes Miasma bei mehreren Individuen zugleich erzeugt werden.
sect;. 28.
Die verschiedenen Zeitr�ume der Augenentz�ndungen fallen eigentheh in zwei zusammen, n�mlich in den ersten, den Zeit�raum des Keizes, Stadium irritationis, und den zweiten, den Zeitraum der Abnahme, Stadium decrementi.
Im ersten Zeitr�ume sind die einzelnen Erscheinungen der Entz�ndimg in verschiedenem Grade nach der Heftigkeit der Ent�z�ndung zugegen und treten um so deutlicher hervor, je reiner die Entz�ndung ist. Im zweiten Zeitr�ume sind die eigentlichen Ent-
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linbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Dynamische Krankheiten des Auges.
z�ndvmgserscheimmgen im ��ckschreiten begriffen und mein- Er�schlaffung und Ueberf�llung der Gef�sse zugegen.
sect;.29.
Die Augenentz�ndungen gehen �ber in Zertheilung, Eite�rung, Exsudation, Erweichung, Atrophie und Brand.
sect;. 30.
Die Zertheilung, der g�nstigste Ausgang der Entz�ndung des Auges steht in Aussicht, wenn dieselbe mit synoch�sem Charakter auftritt, nicht-allzu rasch verl�uft, alle Erscheinungen gleichm�ssig abnehmen, die Krankheitsursachen gehoben sind und das Gef�ss-system th�tig genug ist, um die Krankheitsproducte geh�rig zu resorbiren.
sect;. 31.
Der �ebergang in Eiterung kommt bei Augenentz�ndungen vor, die bei fortwirkender Ursache sehr schnell einen hohen Grad erreichen, in dem Zellgewebe und in den Dr�sen, in der Bindehaut und in den gef�ssh�utigen Gebilden lagern. Die Eiterung er�scheint entweder in der Form des Abscesses oder Geschw�res oder als Absonderung von irgend einer Fl�che �usserlich oder im Innern des Auges. Sie ist entweder mit entsprechender Steigerung der Lebensth�tigkeit verbunden und von plastischer Katur oder bedingt durch gesunkene Plasticit�t und vermehrte Aufsaugung, wie In der Verschw�rung, Ulceration (Chelius).
fr 32.
Die Exsudation von Eiweiss-Faserstoff oder ser�ser Fl�ssigkeiten ist Ausgang sowohl reiner, vorz�glich aber dys-krasischer und kachektischer, lange dauernder Augenentz�ndungen. Eiweiss - oder Faserstoffexsudat ist meist Product gefassh�utiger, auch spongi�ser Gebilde, z. B. der Hornhaut, ergiesst sich auf der Oberfl�che oder in das Gewebe oder in den freien Band des ent�z�ndlich ergriffenen Theiles und hat Verwachsungen, Tr�bung, Verdunkelungen, selbst auch Verd�nnung durch Verdr�ngen des urspr�nglichen Gewebes, ferner Verschliessung und Verwachsung offenstehender und jm gesunden Zustande getrennter Theile, des Sehloches, der Hornhaut mit Begenbogenhaut und dieser mit der Eegenbogenhaut, zur Folge. W�ssriges Exsudat entsteht bei ere-thischen und rothlaufartigen, heftigen und langwierigen Entz�ndun�gen und bewirkt an den Augenlidern Oedem oder Blasen, auf der Bindehaut Wasserbl�schen und in den H�hlen des Augapfels Was�sersucht.
sect;. 33.
Erweichung geht nur aus langwierigen dyskrasischen und kachektischen Augenentz�ndungen hervor, welche zugleich mit
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Dynamische Krankheiten des Auges.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;1quot;gt;
ser�sen nicht plastischen Exsuclationen verbunden sind und aus diesem Grunde dabei zuweilen aufgelockert und verdickt werden, oder sie besteht in einer wirklichen Deliquescenz und Schmelzung der Theile � wahrscheinlich durch gehemmten oder verminderten Nerveneinfluss bedingt. � Dieser Ausgang der Entz�ndung, wenn er die Augenh�ute betrifft, ist um so wichtiger, weil er zu bedeu�tenden Verbildungen Veranlassung gibt, indem die erweichten Stel�len der Augenh�ute dem Drucke der w�ssrigen Feuchtigkeit nicht mehr widerstehen k�nnen und sich ausdehnen (Chelius),
sect;�34.
Atrophie ist der m�gliche Ausgang heftiger, auf das Ciliar-nervensystem und die gef�ssh�utigen Gebilde influirender, vorz�g�lich gichtischer Augenentz�ndungen, in Folge deren die Secretions-und Nutritionsprocesse bedeutend vermindert und beeintr�chtigt werden.
sect;. 35.
Verh�rtung ist das Product langwieriger, erethischer Ent�z�ndungen, vorz�glich der dr�sigen Gebilde, welche mit Dyskrasie und Cachexie verbunden sind mid unter Einfluss unzweckm�ssiger Behandlung, namentlich der Anwendung austrocknender Mittel in ihrem Verlaufe und ihren kritischen Absonderungen gest�rt werden. Sie entsteht durch den Erguss von plastischen Stoffen in das Ge�webe und den Umfang der entz�ndeten Theile, dessen Folge Ver��nderung der Vitalit�t, Verdickung und Verwachsimg in denselben ist. Die aus diesem Ermisse hervorgegangene Masse verh�rtet oder wird durch Fortsetzung der Blutgef�sse in dieselbe organisch, degenerirt oder wird durch sp�tere Suppuration wieder ausge-stossen.
sect;. 36.
Die Prognose der Augenentz�ndungen gestaltet sich nach deren Charakter, Grad der Heftigkeit ihrer Erscheinungen, nach der Ursache und der Art ihrer Wirkung, nach der L�nge ihrer Dauer, nach der Constitution des Individuums und nach dessen �ussern Lebensverh�ltnissen und nach der Wichtigkeit des ergrif-fenen Theiles und endlich nach der Behandlung.
Synoch�se Augenentz�ndungen verlaufen im Allgemeinen g�n�stig, sobald ihre Verbreitung nicht auf die wichtigsten Gebilde ausgedehnt und der Verlauf kein zu rascher ist, besonders unter dem g�nstigen Einfl�sse entsprechender Behandlung. Dagegen ist die Prognose bei erethischen Augenentz�ndungen im Allgemeinen weniger g�nstig, da diese hartn�ckiger in Heftigkeit und Dauer sind, leichter reeidiviren und vorherrschende Neigimg zu lympha�tischen Exsudationen, Ulcerationen und Tr�bungen haben und des
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Dynamische Krankheiten des Auges.
doppelten Leidens im sensiblen und irritablen Systeme wegen, eine difficilere Behandlung erfordern. Die torpiden Augenentz�ndungen machen ob ihrer vorherrschenden Neigung zu �lcerationen, Tr��bungen, Auflockerungen und anderen Entartungen die wenigst g�n�stige Vorhersage zul�ssig und gestatten der Kirnst oft nur wenig Zugang. Bei leicht zu entfernenden �ussern Ursachen nimmt die Krankheit einen g�nstigem Verlauf, als bei innern. � Oertliche oder allgemeine Pr�dispositionen erschweren den Heilerfolg und geben die Neigung zu llecidiven. Je neuer der Fall, um so g�n�stiger der Heilerfolg. Kr�ftige Organisationen pflegen intensiver ergriffen zu werden, dabei aber vermag die Kunst um so mehr zu n�tzen, da ihr hier mehr, als anders wo alle Mittel frei stehen, w�hrend auf der andern Seite bei schw�chlichen Constitutionen eine energische Behandlungsweise der Entz�ndung einen anderen und oft weit misslichern Charakter aufdr�ckt, die Heilung verz�gert oder unm�glich macht. Aehnlich verh�lt es sich bei solchen Ent�z�ndungen, welchen innere Causalmomente zum Gnmde liegen, de�ren Beseitigung eine weit l�ngere Zeitdauer erfordert, als sonst die Entz�ndimg zu ihrem Verlaufe n�thig hat.
Die Prognose ist eine weit ung�nstigere, sobald das Leiden eine Folge �usserer Lebensverh�ltnisse und jene unbeseitigbar sind, w�hrend sie andern Falles eine sehr g�nstige ist.
Von der sensiblen, irritablen, wie auch functionellen Bedeu�tung des ergriffenen Organtheiles h�ngt die Aussicht auf mehr oder weniger g�nstigen Ausgang der Entz�ndung ab; es sind im Allge�meinen die Entz�ndungen der innern Gebilde weit gef�hrlicher, als jene der �ussern, indem sie h�ufig das Sehverm�gen ganz aufheben oder Avenigstens sehr beeintr�chtigen, w�hrend Entz�ndungen der �ussern oder H�lfsorgane selten Beeintr�chtigung des Sehverm�gens zur Folge haben. Wie �berhaupt bei jeder Krankheit und insbe�sondere bei Entz�ndungen gibt auch hier und noch weit mehr die Behandlung bez�glich der Prognose den Ausschlag, wesshalb bei Beurtheilung eines schon l�nger dauernden Falles die vorherige Behandlungsweise von wesentlichem Belange seyn muss.
sect;. 37.
Bei Behandlung der Augenentz�ndungen ist die vorz�g�lichste R�cksicht auf deren Grad, Ursache, Sitz, Dauer und ge�w�hnlichen Ausg�nge zu nehmen.
Die erste Aufgabe ist Zertheilung und Entfernung etwa noch fortbestehender Krankheitsursachen. Jene folgt oft schon sogleich auf diese. Um beide zu erzielen, ber�cksichtige man die Entz�n�dung ihrem Charakter gem�ss, d. h. nach dem Grade der Vitalit�t, mit welchem der Vegetationsprocess im entz�ndeten Theile auftritt,
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beseitige vorerst und zugleich die localen oder entferntem �ussern oder innem Keize, besorge die Entfernung etwa Torhandener, sch�dlicher Krankheitsproducte und habe femer ein wachsames Augenmerk auf vorhandene pr�disponelle oder constitutionelle Ver�h�ltnisse des erkrankten Individuums, in so weit sie den Entz�n-dungscharakter alieniren k�nnten, sowohl, als auf die Ausg�nge, zu welchen die Entz�ndung unter ung�nstigen Verh�ltnissen hin�neigen k�nnte und suche �berhaupt durch entsprechendes Verfah�ren eine reine Form der Entz�ndung zu erhalten und �blen Aus�g�ngen m�glichst vorzubeugen.
sect;�38.
Die Herabstimmung des krankhaft erh�hten Lebensprocesses wird auf doppelte Weise ausgef�hrt, einmal durch Depotenzirung der Irritabilit�t und das andere Mal durch Herabziehen der Sensi-bilit�t. Zu ersterm Zwecke bedient man sich �rtlicher und allge�meiner Blutentziehungen, der �rtlichen Anwendung der K�lte und k�hlender, niederschlagender, auf den Darmcanal ableitender Salze zum innerlichen Gebrauche, zugleich mit reizloser, wenig n�hrender Nahrung; zu letzterm Behufe n�tzen schleimige und lauwarmeFo-mentationen auf das leidende Auge, nach Umst�nden mit, die Sen-sibilit�t herabstimmenden, Mitteln, namentlich mit Opium, verbun�den, ableitende Mittel auf die Haut, entfernt vom Auge angewendet, so wie zertheilende und resorbirende Einreibungen von Quecksil�bersalben in die Umgebung des Auges.
sect;. 39.
Angehend die Beseitigung localer oder entfernterer Reize, unter deren Einwirkung die Entz�ndung entstanden ist oder unter�halten wird, so besorgt man diese, indem man etwa vorhandene in's Auge gelangte fremde K�rper wegnimmt oder feststeckende vor�sichtig auszieht, dynamisch *) oder mechanisch reizende entfernt
*) Die periodische Augenentz�ndung beim Pferde r�hrt h�ufig von Irri�tation einiger Zahnnervenf�den der Nerven des f�nften Paares her und endigt nicht vor Ausziehung des auf den Nerven wirkenden Zahnes. Tenon hatte be�merkt, dass bei dem Pferde der Backzahn vor dem vierten Lebensjahre keine Wurzel hat, bis wohin der Zahn gerade auf dem Nervus maxillaris inferior ruht und ihn dr�ckt. So wie die Wurzel sich bildet, was zwischen dem vierten und achten Jahre Statt hat, wird der Nerv durch sie auf die Seite gedr�ngt und h�rt auf gedr�ckt zu werden.
Dies erkl�rt, warum bei dem Pferde die Verdunkelung der Linsenkapsel gew�hnlich nur w�hrend oder vor der vollst�ndigen Bildung des Backzahnes eintritt und sehr selten sp�ter.
Diese Beobachtung erkl�rt zugleich, warum bei den Race-Pferden die Ca�taract so selten ist, n�mlich, weil bei den englischen Race-Pferden der nervus maxillaris sich von Natur vor und nicht unter dem Backzahne befindet.
M � II er, Veterin�r-Ophthalmologie. II.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 2
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i8nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Dynamische Krankheiten des Auges.
und chemisch reizende Stoffe mit einh�llenden Fl�ssigkeiten aus�sp�lt, so auch etwa Statt gehabte Verwundungen der �ussem und bedeckenden Theile kunstgerecht verbindet.
Femer dadurch, dass man Unreinigkeiten in den ersten Wegen, wenn solche vorhanden sind und Entz�ndungsanlass abgeben, nach den Regeln der Therapie und unter Ber�cksichtigung der entz�nd-lichen Erscheinungen l�st und entleert wie auch dabei eine sach-gem�sse Di�t anordnet.
sect;. 40.
Augenentz�ndungen mit torpidem Charakter machen theils er�weichende , theils mehr oder weniger reizende Mittel nothwendig, deren Wahl durch die speciellen Verh�ltnisse n�her bestimmt wird. Es sind dies lauwarme B�hungen von Altheschleim, Mal-vendecoct, Fliederblumenaufguss, selbst mit einem Zus�tze von Kamferspiritus.
sect;� 41.
Die Entfernung vorhandener, sch�dlicher Krankheitsproducte, als da sind reizender, �tzender Schleim, Eiter und scharfe Thr�-nenfl�ssigkeit, ist eine h�chst n�thige Beih�lfe, dann um so mehr, wenn die beiden erstem specifiker und ansteckender Natur sind. Dabei wird es manchmal n�thig, selbe durch desinficirende Rea-gentien zu neutralisiren, wozu man sich haupts�chlich des Chlors oder H�llensteins in Aufl�sung zu bedienen hat.
sect;� 42.^
Sind die Augenentz�ndungen in besondern Pr�dispositionen oder constitutionellen Verh�ltnissen des erkrankten Individuums be�gr�ndet, oder mit solchen complicirt, so suche man ihre Natur sorg-f�ltig zu ermitteln und behandle solche f�r sich und nach den spe�ciellen Gesetzen der Therapie, unterlasse aber dabei nicht, das vorhandene entz�ndliche locale Leiden mit aller Energie zu be k�mpfen.
sect;. 43.
Beim Uebei'gange der Entz�ndung des Auges in Eiterung hat man bei der Behandlung alle Aufmerksamkeit auf den noch beste�henden Grad der Entz�ndung zu richten, da derselbe begonnener Suppuration Vorschub gibt und sie unterh�lt, w�hrend selbe mit Aufh�ren der Entz�ndung h�ufig zu Ende ist und ein, in den hohlen
Charakteristisch dabei ist, dass sich oft bei solchen Entz�ndungen auf der Oberkiefergegend derselben Seite eine Geschwulst findet, die eben auch eine Zusammendr�ckung einiger Nervenf�den des fiinften Nervenpaares ist, und nach deren Er�fihung die Entz�ndung alsbald, aber nur momentan, schwindet und erst nach Entfernung des Zahnes g�nzlich ausbleibt.
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R�umen des Augapfels oder zwischen den H�uten des Auges er�gossener Eiter sich oft schnell und ganz resorbirt. Im erstem Falle wird die entz�ndungswidrige Behandlung eine mittelbar n�tz�liche, nach vollst�ndiger Beseitigung der Entz�ndung dagegen selbst unstatthaft sein, und muss durch Mittel, welche die Aufsau�gung bef�rdern, ersetzt werden. Verr�th die Eiterung unter allge�meiner oder �rtlicher Schw�che und Auflockerung eine vorherr�schende Tendenz zur Verschw�rung, so wird es Aufgabe der Be�handlung , den allgemeinen Schw�chezustand durch st�rkende, die abnorme Secretion beschr�nkende innere Mittel aufzuheben. Gelingt es der eigenen und durch dynamisches Kunstverfahren unterst�tzten Naturth�tigkeit nicht, in geschlossenen H�hlen angesammelten und in fortdauernder Zunahme begriffenen Eiter zur Resorption zu bringen, so besteht die letzte Zuflucht in dem operativen Verfahren durch Er�ffnung der H�hle.
Eiteransammlungen in den Augenlidern oder deren n�chster Umgebung gebieten die Anwendung �rthch erweichender, oder nach Umst�nden die Coh�sion unterst�tzender Mittel, �berhaupt eine locale und allgemeine Behandlung nach den Regeln der Chi�rurgie.
sect;. 44.
Eine beinahe gleiche, auf dieselben Gesetze basirte Behandlung trifft die Augenentz�ndungen mit vorwaltender Neigung zu lympha�tischen , albumin�sen und ser�sen Exsudationen; auch hier sind es unter vollst�ndiger Beseitigung der rein entz�ndlichen Erscheimm-gen die resorbirenden Mittel, welche der Heilaufgabe entsprechen, wobei ausserdem trockene und, bei torpider Organisation, aroma�tische W�rme sich sehr zutr�glich erweist. Jedoch ist hier die, durch operatives Einschreiten, Vornahme der Punction der Hornhaut, bewirkte Endeerung der w�ssrigen Feuchtigkeit mit weit weniger gef�hrlichen Nebenumst�nden verbunden, nur ist ihr Erfolg minder constant, da sich nach Verlauf k�rzerer Zeit gew�hnlich die Spannung wieder auf den fr�hem H�hegrad steigert. Eine Vor�beugung der Ueberg�nge in Erweichung oder Atrophie d�rfte wohl eben kaum mehr gelingen, als deren wirkliche Heilung. Angezeigt zu diesem Zwecke sind im Allgemeinen tonisirende und solche Mittel, wie sie von dem mit der Entz�ndung oder deren Ausgang im Causalverh�ltnisse stehenden Allgemeinleiden oder von den spe-ciellen Dyskrasien geboten werden.
sect;� 45.
Der Uebergang der Entz�ndung in Verh�rtung erfordert, aussei' gen�gender Ber�cksichtigung der noch vorhandenen Ent�z�ndung, die Anwendung zertheilender, die Resorptionsth�tigkeit
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20nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Dynamische Krankheiten des Auges.
bef�rdernder Mittel unter Beih�lfe von Hautreizen, so wie die Be�k�mpfung obwaltender Dyskrasien. Durchaus torpide Verh�rtun�gen sind durch erweichende Mittel fl�ssig zu machen oder bei ihrer Neigung zur Entartung mit dem Messer zu entfernen.
sect;.46.
Der Brand als Ausgang der Entz�ndung macht nicht sowohl eine allgemeine Unterst�tzung des Kr�ftezustandes nothwendig, sondern gebietet auch locale Erhebung der Vitalit�t durch aroma�tische trockene oder geistig feuchte W�rme, je nach den obwalten�den Umst�nden. Bei damit verbundenen, kakoehymischen Secretio-nen sind fl�ssige Aetzmittel und die Opiumtinctur zu empfehlen; jedoch erweist sich in der Eegel jeder Curversuch erfolglos, inso�weit es die Integrit�t des Sehverm�gens betrifft, wenn es gleich wohl gelingen d�rfte, die Gestalt des Auges zu erhalten.
sect;. 47.
Ein h�ufig vorkommender Ausgang der Augenentz�ndung ist eine erh�hte Empfindlichkeit des Auges, begr�ndet in einer allzu grossen Reizbarkeit der peripherischen Nervenendigungen, so wie des Netzhautgeflechtes, und begimstigt von einem sehr verletzbaren Zustande des Hautorganes. Veranlasst ist sie meistens durch sehr �ngstliches Bedecktlialtenlassen der entz�ndeten Augen und durch den Aufenthalt in dunklem Stalle. quot;Wenn vorsichtiges Gew�hnen an Luft- und Lichtreize nicht zur Entfernimg derselben zureicht, so ist es besonders das Einstreichen der Opiumtinctur, deren Reiz st�rker ist, als es die gew�hnlich das Auge ber�hrenden Reize und nat�rlichen Einfl�sse sind, welche die krankhafte Empfindlich�keit beseitigt.
sect;.48.
Die Mittel, welcher man sich bei Behandlung der Augenent�z�ndungen bedient, sind mittelbar oder unmittelbar wirkende, d. i. innere und �ussere Heilmittel.
sect;� 49.
Die Innern, hi eher geh�rigen Heilmittel sind aber auch von mittelbarer oder unmittelbarer Einwirkung auf den Entz�ndungs�zustand, indem sie Istens feindlich und schw�chend die Digestion ber�hrend, schw�chenden Einfluss auf das irritable System des Ge-sammtk�rpers aus�ben, sohin gewissennassen mittelbar die Irrita�bilit�t des Auges herabsetzen � Neutralsalze, Salpeter, vers�sstes Quecksilber � oder aber die S�ftemasse allgemein oder �rtlich durch directe Entziehung vermindern � Aderl�sse an, dem Auge n�hern oder entfernteren Theilen*); 2tens den S�ftezufluss nach
*) Unter dem antiphlogistischen Apparate der Phlogosen des Auges stehen
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dem, auf h�chster Stufe der Entwickelung stehenden Organe ver�mindern, da sie auch in den schleimh�utigen Umkleidungen eines entfernt liegenden, auf niederer Stufe der Organisation stehenden Organes, des Darmcanals, k�nstUchen Eeiz bewirken und selbe zur vermehrten Absonderung stimmen � salzhaltige Abf�hrmittel, vers�sstes Quecksilber �; oder aber 3tcns Verminderung der krankhaft gesteigerten und mit der Entz�ndung idiopathisch oder sympathisch verbundenen Sensibilit�t des Gesammtorganismus er-zwecken � Opiate, Brechnuss �; 4tens auch entgegengesetzt die, unter die Normalit�t gesunkene Nerventh�tigkeit erheben, zugleich die gleichm�ssig beschr�nkte Blutbewegung beth�tigen und das Aufsaugungsverm�gen allgemein und �rtlich unterst�tzen � Arnica, Angelica, Calamus u. s. w. �; femer Stens die gesunkene Repro�duction im vegetativen Systeme beleben und unterst�tzen � Ange�lica, Calamus, China, Eatanhia, Quercus �; �tens kakochymische Zust�nde der allgemeinen und localen S�ftemasse umstimmen, rei�nigen und regeneriren � Schwefelmittel, Antimonialien in Verbin�dung mit Doppelsalzen, Rhabarber, Jalappe�; endlich 7tens noch specifike Krankheitszust�nde specifisch um�ndern � Quecksilber, Jod. �
Die weitere Anleitung zur Anwendung dieser Mittel gibt so-wold die Therapie, als Pharmakodynamik, weshalb wir glauben, dem allgemeinen Bed�rfhisse durch diese allgemeinen Andeutungen gen�gend entsprochen zu haben.
sect;. 50.
Die �ussern Heilmittel, von welchen man bei Augenent�z�ndungen Gebrauch macht, werden entweder rein �rtlich auf das Auge selbst oder auf dessen n�chste Umgebung angewandt.
die allgemeinen Blutentziehungen oben an, sie sind in allen F�llen geboten, wo eine bedeutende Ursache eingewirkt hat, welche zu einer heftigen Entz�ndung Anlass geben kann oder in Wirklichkeit ein hoher Grad synochoser Augenent�z�ndung sich entwickelt hat, und dies vorzugsweise bei gut gen�hrten, kr�ftigen und jugendlichen Thieren. Sie werden stets, dem Grade der Heftigkeit der Entz�ndung entsprechend, reichlich gemacht, in der Kegel bis zum Eintritt mo�mentanen Nachlasses der entz�ndlichen Erscheinungen fortgesetzt und unter gebotenen Verh�ltnissen, bei Fortdauer oder Steigerung der Entz�ndung so oft erneuert, als es der allgemeine Kr�ftezustand zul�sst.
Um eine mehr allgemeine Wirkung auf den Organismus zu erzielen, w�hle man gr�ssere Blutadern, dagegen aber, um selbe mehr auf den Kopf und na�mentlich das Auge einzuschr�nken, er�fihe man den Augen nahe liegende Blut�adern. Erstere nimmt man bei heftigem Entz�ndungen und im ersten Zeit�r�ume derselben, letztere nach erstem, bei schon gebrochener oder sehr heftiger Entz�ndung oder allein bei leichten Entz�ndungsformen.
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22nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Dyuamisclie Krankhciteu des Auges.
Auch diese vermindern die gesteigerte Irritabilit�t und Sensi�bilit�t des Auges, erheben selbe, wenn sie gesunken sind und ver�mitteln dadurch eine gesteigerte Lebensth�tigkeit und einen regem Stoffwechsel, hemmen abnorm gesteigerte Secretionen auf der Ober�fl�che des Auges, sch�tzen zugleich durch Einh�llung dasselbe vor deren reizendem Einfl�sse und zerst�ren entstandene Desorgani�sationen, endlich noch erzwecken sie Ableitungen des Krankheits�reizes auf niederer stehende Hautgebilde.
Nach ihrer Wirkungsweise werden diese Mittel in verschiedene Classen getheilt.
a. Oertliche Mittel, welche die gesteigerte Th�tigkeit des Gef�sssystems des Auges herabsetzen.
sect;. 51. Die Localblutentziehungen sind unentbehrlich bei sehr intensiven Entz�ndungen nach vorausgeschickten allgemeinen Blut�entziehungen, falls eine directe Schw�chung der Irritabilit�t des Auges geboten erscheint oder eine Wiederholung der allgemeinen Blutentziehung unzul�ssig geworden ist und bei minder bedeuten�dem Grade der Entz�ndung oder falls sie bei sehr jungen oder geschw�chten Thieren vorkommt. Sie m�ssen entsprechend reich�lich gemacht werden, da sie bei zu geringer Quantit�t des entleer�ten Blutes mehr reizen, als herabstimmen. � Sie werden effectuirt durch Anlegen von Blutegeln, Aufsetzen von Schr�pfk�pfen und Vornahme von Sacrificationen der Bindehaut des Auges. Die Blut�egel setze man im Umkreise des Auges und entfernt von den Au�genlidern, hinter die Ohren oder an die Winkel des Unterkiefers *). �
*) Um die Blutegel ansetzen zu k�nnen, ist es meistens erforderlich, zuvor die entsprechenden Theile zu enthaaren, zu welchem Zwecke man sich der Scheere, des Scheermessers oder des sogenannten Khusma bedient. � Als Eut-haarungssalbe wandte man fr�her 1 Theil Schwefelarsenik mit 2 Theilen ge�l�schten Kalkes an; jetzt weiss man, dass eine Verbindung mit Schwefel und Wasserstoff mit Schwefel und Calcium die Eigenschaft hat, in 3�5 Minuten die Haare in eine weiche Gallerte aufzul�sen. Kitzel empfiehlt folgende Bereitung: Einem d�nnen, aus frisch gebranntem Kalk bereiteten Brei wird unter stetem Umr�hren durch einen Gasapparat SchwefelwasserstofTgas so lange zugeleitet, bis die Masse dunkelblaugrau geworden ist. Es darf alsdann der Kalk die Haut des Menschen nicht mehr schmerzhaft angreifen, sonst ist noch Schwefelwasser�stofTgas zuzuleiten. Die durch Aufbewahrung zu dick gewordene Masse kann mit Wasser verd�nnt werden. Die Haut schwitzt nur unter der Salbe, wird aber nicht verletzt. In medicinischer Hinsicht empfiehlt Verfasser dieses Mittel, um Blutegel anzusetzen, die sonst der Haare wegen bei den Hausthiercn nicht saugen w�rden; man sshmiero z. B. '/s Drachme um das Auge.
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Sclu�pfk�pfe erweisen sich bei minder acuten, rheumatischen und gichtischen Entz�ndungen und da von gr�sserem Nutzen, wo ein, damit in Verbindung gebrachter Hautreiz forderlich erscheint. Die Stellen ihrer Application sind die Schl�fen, der Nacken und die Schultern. Die Scarificationen der Bindehaut verrichtet man durch Incision mit der Dancette oder besser durch Excision einer Bindehaut-Falte, wodurch man zugleich den Vortheil der Entleerung vorhandener w�ssriger Bindehaut-Erg�sse damit verbindet. Die Nachblutungen nach Anwendung der Blutegel und Vornahme der Scarification imterh�lt man sorgf�ltig mittelst feuchtwarmer Schw�mme. Sie erweisen sich n�tzlich: bei starker Auflockerung der Bindehaut, besonders wenn selbe mit Augenschleimfluss ver�bunden ist und der vorfindliche Zustand derselben nur als ein �rt�liches Symptom der Synocha �brig blieb und vorz�glich wirksam sind sie, wenn die Bindehautgeschwulst in sehr bedeutendem Grade �ber den Kand der Hornhaut hervorragt.
sect;. 52. '
Die K�lte stimmt den Vegetationsprocess direct herab und wird in dieser Wirkung von keinem andern Mittel �bertroffen. Sie verhindert den allzustarken Andrang des Blutes nach dem leidenden Organe, vermindert das expansive Leben in den Blutgef�ssen, ebenso die ser�sen Secretionen im Auge und stimmt den W�rme�grad dieses Organes herunter. Sie findet bei allen synoch�sen Augenentz�ndungen ihre Anwendung und speciell bei traumatischen und bei vielen Formen idiopathischer, sympathischer, symptomati�scher und specifischer Augenentz�ndungen Platz, manche Formen von Rheumatismus, Gicht, Scropheln und Lustseuche ausgenom�men. � Die Hauptsache bei der Anwendung der K�lte ist, dass sie gleich im Anfange, wenn noch keine bedeutende Geschwulst eingetreten, der Schmerz und die Hitze aber stark ist, angewendet werde.
Sie wird gew�hnlich durch Auflegen von, in kaltes Wasser getauchten, T�chern angewendet. Um nach Bed�rfniss den K�lte�grad zu vermehren, f�gt man dem Wasser Eisst�cke bei und erh�lt die T�cher durch fleissiges Wechseln in gleichem K�ltegrade. Ihre Anwendung geschehe so lange, bis der Schmerz, die W�rmeentwickc-lung und die R�the sich vermindern. Sie dienen h�ufig auch als Excipiens mancher anderer entz�ndungswidriger Mittel.
sect;. 53.
Der K�lte reihen sich die Bleimittel in ihrer Wirkung an. Ihr Nutzen aber beschr�nkt sich mehr auf die rein synoch�se Form und auf die traumatischen Ophthalmien, in welcher sie sehr wohl-th�tige Wirkungen hervorbringen. Man wendet sie zwar auch bei
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Dynamische Krankheiten des Auges.
andern Entz�ndungen des Auges an, allein dann sind es entweder leichtere Formen, die nur mit vermehrter Dr�senabsonderung ver�bunden sind, oder auch solche, bei denen wir die Th�tigkeit der �ussersten Geiassenden sehr schnell zu beschr�nken w�nschen, um dem raschen Fortgange der dadurch angerichteten Zerst�rung Ein�halt zu thun. Inzwischen in beiden F�llen gebraucht man die Blei-mittel nie fur sich allein, verbindet sie vielmehr mit mancherlei Zu�s�tzen und wendet sie aber nur f�r kurze Zeit an, um dann nach Beseitigung einzelner dringender Symptome durch eine andei'e Me�thode das Haupdeiden zu heben (Benedict). Es sind dieselben nur im ersten Zeitr�ume der Entz�ndung passend und m�ssen in den sp�tem Zeitr�umen, namentlich bei Entz�ndungen mit innerer Dys-krasie mit direct gegen diesen Charakter gerichteten Mitteln vertauscht werden. Bei zu lange ausgedehntem Gebrauche entfaltet sich die zusammenziehende Wirkimg derselben, wo sie h�ufig die nor�malen und kritischen Secretionen abnorm zur�ckhalten, auch k�nnen sie bei Oph thai mien, die sich mehr durch den Charakter des Tor�pors und der specifiken Dyskrasie, als durch jenen der Synocha auszeichnen, Anlass zu Verdunkelungen und Verdichtungen der H�ute und Dr�sen des Auges und seiner H�lfsWerkzeuge geben, besonders dann, wTenn sie in unaufgel�ster Gestalt, in Salbenform, angewendet werden. Diese nachtheilige Wirkung kann �brigens durch den corrigirenden Beisatz des Opiums vermieden werden. � Als Neben- und verbesserndes Mittel findet das Blei auch vielfache Anwendung in den sp�tem Zeitr�umen der Entz�ndimg und zwar mit Mercurialien, Zink und Kupfer. Die gew�hnlichen Pr�parate, deren man sich als Augenmittel bei Entz�ndungen bedient, sind: Das Bleiextract, Extractum Saturni und der Bleizucker, Plumbum aceticum, Saccharum Satumi. Die Anwendungsform dieser Mittel ist die fl�ssige, w�ssrige Aufl�simg oder die Salbenform. Das Bleiextract und den Bleizucker l�st man von dem erstem 1 Loth, von dem letztern 1 Scrupel in 1 Pfund Wasser und gebraucht selbe zu Umschl�gen, wie zu Eintr�ufelungen; von erstenn nimmt man 1 bis 2 Quentchen, von letzterm 1 Quentchen zu 4 Loth Fett.
Bei Ophthalmoblennorrh�en und Augenvereiterungen der Thiere gebraucht man einfache Bleisalben mit viel Vortheil.
sect;. 54.
Die Ausleerung der w�ssrigen Feuchtigkeit des Auges durch k�nstliche Er�ffnung der Hornhaut hat sich in der Menschenaugenheilkunde sehr vortheilhaft bei Entz�ndungen der innem Theile des Auges gezeigt, in solchen F�llen, wo die Production der w�ssrigen Feuchtigkeit sich so abnorm steigerte, dass die allzugrosse Ausdehnung der W�nde der Augenkammern
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l�hmend auf die irritablen Gef�sse und nerv�sen Gebilde einzuwirken drohte oder einwirkte. � In gleicher Weise d�rfte sich dieselbe auch bei Entz�ndungen des Thierauges erweisen, dabei jedoch auf der andern Seite mehr Vorsicht und Beschr�nkung nothwendig machen, da beim Thierauge die Neigung zu Vorf�llen der Linse und des Glask�rpers ob der Wirkung des musculus retractor grosser ist, als beim Menschenauge. � Man verrichtete sie am Menschenauge durch einen senkrechten Einstich mit der Lancette in die Cornea, nahe ihrer Verbindung mit der Sclerotica, und erweiterte die Wunde beim Ausziehen des Instrumentes. Auf gleiche Weise d�rfte diese Operation beim Thierauge anwendbar werden, wenn man die Oeflf-nung statt an ihrem untersten Eande im obem Theile der Hornhaut und seithch vorn�hme. Das N�here dieses Verfahrens werden wir bei der Operation des Hypopiums geben.
b. Oertliche Mittel, welche die krankhaft gesteigerte Sensibilit�t des Auges
herabstimmen.
sect;. 55. Bei jenen Ophthalmien, welche mit dem erethischen Charakter erscheinen, n�tzen zwar auch Mittel, welche die erh�hte Vitalit�t herabstimmen, wenn man mit ihrem Gebrauche solche Mittel ver�bindet, welche die erh�hte Sensibilit�t beschr�nken, somit das Hauptsymptom dieser Entz�ndung beseitigen., Die geradezu schw�chenden Heilmittel bed�rfen einer vorsichtigen Anwendung, weil sie leicht den Erethismus mehren und dadurch die Entz�ndung verschlimmem k�nnen. Ein mit Vorsicht angewendetes schw�chendes Heilverfahren, in Verbindung mit dem Gebrauche bes�nf�tigender, beruhigender Mittel, ist hier an seiner Stelle, wobei man sehr auf Alter und Constitution des erkrankten Individuums, so wie auf die L�nge der Dauer der Entz�ndung R�cksicht nehmen muss.
sect;� 56-Oertliche Blutentziehungen entsprechen bei jugendlichen
und kr�ftigen Thieren der Heilaufgabe zur Herabstimmung gestei�gerter Sensibilit�t und erweisen sich oft wiederholt von entschie�denem Nutzen; jedoch ist mehrentheils ihr g�nstiger Erfolg von nur kurzer Dauer, da derselbe nur ein symptomatischer ist. An�gezeigt, ja manchmal dringend geboten sind sie besonders bei chro�nischen Entz�ndungen mit vorherrschend gesteigerter Sensibilit�t. Sie werden hier, wie bei den synoch�sen Entz�ndungen angeordnet, nur erweisen sich hier die mittelst Schr�pfk�pfen instituirten am n�tzlichsten, da mit dieser Art der Blutentziehung, sowohl Ablei�timg des Blutandranges, als Hautreiz verbunden wird.
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Dynamische Krankheiten des Auges. sect;� 57.
Die �rtliche Application der K�lte sagt blos neu ent�standenen, idiopathischen Augenentz�ndungen erethischen Charak�ters, denen Ursachen zum, Grunde liegen, #9632;welche zu ihrer Besei�tigung ein k�hles Verhalten nothwendig machen, zu. In solchen F�llen muss sie �brigens anhaltend, jedoch nur kurze Zeit in Wirk�samkeit gesetzt werden, damit schnell der ganze Vegetationspro-cess des Auges herunter gestimmt werde. Vermindern sich dabei die Schmerzen aber nicht, oder nehmen sie gar zu, dann muss dies Mittel ausgesetzt werden. � Man bedient sich bei erethischen Au�genentz�ndungen der K�lte ebenfalls in Form kalter, nasser Um�schl�ge; bei rheumatischer Complication und aufinerksamer Hand�habung d�rften wohl trockene, auf Eis erkaltete Leinwandcompressen zu empfehlen seyn.
Die feuchte W�rme liefert in ihrer Wirkung ein, jener der K�lte entgegengesetztes Resultat. Wo die K�lte Contraction der Gef�sse, ��ckdr�ngen des Blutes in denselben, theilweise Beschr�n�kimg �usserer Absonderungen, Rigidit�t in den �ussern H�uten und Gef�ssen erzeugt; verursacht ehe feuchte W�rme: Expansion, An�drang des Blutes nach der ber�hrten Fl�che, Vermehrung und Ver�besserung �usserer Absonderungen, Erschlaffung in den absondern�den H�uten und Dr�sen. Beide aber haben mit einander gemein, dass sie mechanisch oder chemisch einwirkende K�rper, so wie scharfe Secretionen des Auges selbst, einh�llen, wegsp�len und somit reizmindernd wirken. Nach l�ngerer Dauer des Einflusses der feuchten W�rme auf das Auge, verlieren dessen bedeckende und durchsichtige H�ute ihre Trockene, erscheinen sammtartig auf�gelockert und tr�be, werden die Absonderungen reger und dicklicht, nehmen fr�her bestandene ser�se und scharfe Secretionen eine schleimigte Beschafienheit an; erweichen und offnen sich vorhan�dene Eitergeschw�lste; erhalten die Geschw�rsfl�chen eine h�bsche Granulation mit reiner Eitersecretion; wird im Innern des Auges die absondernde Th�tigkeit gleichfalls vermehrt, dicklichter, oft milchigt und werden verh�rtete Ablagerungen aufgel�st und zur Aufsaugung gebracht. � Bei zu langer Dauer des Gebrauches der feuchten W�rme werden obgenannte Absonderungen zu copi�s, die h�utigen und dr�sigen Gebilde sehr erschlafft, aufgewulstet, wu�chernd, die �ussern und Innern Blutgef�sse strotzend und das ganze Auge netzartig �berziehend, die �ussern Bedeckungen �demat�s aufgetrieben und schwer bewegheh.
Im Allgemeinen sagt die feuchte W�rme Entz�ndungen mit crethischem Charakter besonders zu; daher passen bei solchen in
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der Regel warme Fomentatlonen, vorz�glich dann, wenn die Ent�z�ndung nicht mehr frisch ist. Sind die Schmerzen heftig und alle Erscheinungen von der Art, dass sie von der Gegenwart eines leb�haft gesteigerten Vegetationsprocesses mit vorwaltender Sensibilit�t, zeugen, so findet die feuchte W�rme in Form einfacher, massig warmer Fomentationen mit lauem Wasser, im Allgemeinen ihre
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Anwendung.
Specielle Indication findet sie demnach in erethischen Ent�z�ndungen des Auges, vorzugsweise in solchen, welche durch den Einfluss mechanisch oder chemisch wirkender fremder K�rper oder Substanzen, wie auch durch reizende, �tzende Secretionen hervor�gerufen wurden; auch in denjenigen, bei welchen ein kritisches Streben durch die Conjunctiva und Meibomischen Dr�sen obwaltet, �berhaupt die K�lte wegen vorherrschender Neigung zur rheuma�tischen Complication nicht zur Anwendung kommen darf, woher sie dann meist dort ihre Stelle findet, wo die K�lte aufh�rt ange�zeigt zu seyn. Man bindet die feuchte W�rme an ganz indifferente Fl�ssigkeiten und schleimigte Vehikel.
Die Formen ihrer Anwendung sind Waschungen, B�hungen und Einspritzungen. Der Grad ihrer Temperatur darf jenen der gew�hnlichen Hautw�rme nicht weit �berschreiten und hat ungef�hr 26�27 Grad Eeaumur gleich zu kommen.
Die warmen Fomentationen werden, wie die kalten, mittelst befeuchteter Compressen �ber die Augen gelegt, vor dem Erkalten erneuert, t�glich zu einigen Stunden, mit mehrst�nd�cher Unter�brechung , fortgesetzt und in der Zwischenzeit die Augen mit einer leichten Compresse verh�ngt.
sect;. 59.
W a r m e s W a s s e r. Die reinste Wirkung der feuchten W�rme findet sich in der Anwendung des warmen Wassers, dasselbe l�st den Schleim, h�llt scharfe Absonderungen geh�rig ein, reinigt das Auge von fremden und ausgeschwitzten Stoffen und l�sst sich w�hrend des Bestehens der ersten Entz�ndungsperiode eher, als andere w�rmegebende Mittel in Anwendung bringen und erschlafft weit weniger, als diese; es erh�ht die arterielle Th�tigkeit in nur geringem Grade; weshalb von demselben in den meisten entz�nd�lichen Zuf�llen des Auges schon zu Ende des ersten Zeitraumes Gebrauch gemacht werden darf.
Seine Wirkung ist als eine beruhigende, aufl�sende und er�weichende anzusehen. Speciell anwendbar ist das warme Wasser bei erethischen Augenentz�ndungen und catarrhalischen Entz�n-dungen der Augenliderbindehaut und der Augenliderdr�sen, beim
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Dynamische Krankheiten des Auges.
Beginne des zweiten Zeitraumes, und vorhandener Trockenheit des Auges oder beginnendem Schleimflusse.
sect;. 60. Schleimhaltige Mittel. Aus der Zahl der Pflanzenschleime sind besonders jene f�r das Auge passend, welche den Gummistoff rein und ohne Zus�tze enthalten. � Um die Wirkung der Pflan�zenschleime auf das Auge geh�rig w�rdigen zu k�nnen, muss vor allem der Gang der Natur in den Entz�ndungen dieses Organes, die ohne Zuthun der Kunst von selbst wieder verschwinden, uns zur Richtschnur dienen. In allen Ophthalmien, sie m�gen die Augenlider allein, oder den Augapfel und die Augenlider zugleich ergriffen haben, tritt die Abnahme der Entz�ndimg, des Schmerzes und der Lichtscheue dann erst ein, wenn eine massige und gelinde Absonderung in den Augenlider - Dr�sen begonnen hat, wenn die, daselbst ausgeschiedene, schleimige Feuchtigkeit den Augapfel zu b�hen und als ein nat�rlicher Balsam die Fl�che des entz�ndeten Organs gegen die Einwirkung aus serer Reize zu decken beginnt.
Alle Pflanzenschleime, bei Augenentz�ndungen den Augen�w�ssern zugesetzt, sind also wahrscheinlich ein nothwendiger Ersatz jener Absonderung, die wegen der Heftigkeit der Entz�ndung fr��her einzutreten verhindert winde. Sie sind es also, die die Ein�wirkung der �ussern Reize auf das leidende Organ mindern, dadurch indirect der Entz�ndung entgegenwirken und durch Herabsetzung der letztern auch jene Absonderung der Augenlider-Dr�sen hervor�rufen. Daher passen sie aber auch nicht mehr, sobald die letztere bereits in Th�tigkeit getreten ist, und es wird dann ihr fortgesetzter Gebrauch leicht langwierige Blennorrh�en, Erschlaffung und Ge�schwulst der Bindehaut, und Oedem der �ussern Hautdecken der Augenlider veranlassen *).
In der Veterin�rophthahnotherapie ist es vorz�glich die Mal-venabkochung, welche zum Zwecke schleimiger Umschl�ge ben�tzt wird. Ihre Beschaffenheit ist eine gelind schleimige und schwachbitterliche, ihre Wirkung eine einh�llende, erweichende und erschlaffende.
Man bedient sich auch des Schleimes der Quittenkerne, mehr jedoch nur als Zusatz zu Cataplasmen, als zu schleimiger Abkochung.
Minder gebr�uchlich ist der AI the schleim seines ihm eige�nen bitterlichen und adstringirenden Stoffes halber, ebenso der Auf-guss der Fliederblumen.
*) Benedict Handbuch der praktischen Augenheilkunde. Bd. 1. S. i.
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Mit gleich gutem Erfolge k�nnte eine geh�rig concentrirte Ab�kochung des Leinsamens als erweichendes und einh�llendes Mittel ben�tzt #9632;werden, wenn nicht die vielen �ligten Theile, die be�sonders in das concentrirte Decoct �bergehen, zu viel erschlaffende Wirkung bes�ssen und ausserdem noch manchen Arten desselben ein gewisses scharfes Princip eigen w�re, welches nicht von jedem Auge ertragen wird. Daher findet die Anwendung des Leins eher auf der �ussern Bedeckung des Auges ihre Stelle, weshalb derselbe gr�sstentheils nur als Zusatz zu Breiumschl�gen dienlich ist.
sect;. 61. Arabischer Gummischleim, dieser ist bindender, consi-stenter, als die bisher abgehandelten Schleime und geht weniger in die Hautporen und Lymphgef�sse ein, weshalb er in dieser Be�ziehung den erstem nachsteht, als einh�llendes Mittel aber vorz�g�licher ist als jene, und daher auch zur Einh�llung stark reizender Arzneistoffe sowohl, als zur Bindung scharfer Abscheidungen im Auge, wie sie bei heftigen Entz�ndungen und Blennorrh�en vor�kommen, vielfach benutzt wird. � Mit der sechsfachen Wassermenge wird die Consistenz eines Syrups, mit der vierfachen aber jene eines dicken Schleimes erzeugt, durch welchen die verschiedensten Arzneistoffe im Wasser gebunden und schwimmend erhalten wer�den k�nnen, haupts�chlich aber die innige Verbindung der Arznei�k�rper vermittelt wird. � In Bezug auf die Wahl der Gummisorte steht noch zu erw�hnen, dass man die feinsten, weisshchen und durchsichtigen St�cke des Gummi's dazu auszuw�hlen habe, indem die in das Gelbe, E�thliche und Br�unliche spielenden, wegen ihres Gehaltes an Gerbestoff f�r den Gebrauch in Augenkrankheiten ver�d�chtig erscheinen.
sect;. 62. Eiweiss. Unter den schleimigen Mitteln behauptet das Eiweiss den Vorrang. Verm�ge seines dichtem animalischen Schleimge�haltes geht es bei weitem leichter eine Verbindung mit dem Auge ein, umgibt seines Klebers wegen viel leichter fremde, im Auge befindliche K�rper, so wie es auch sich mit den Augensecreten leicht verbindet und dieselben f�r den Augapfel unsch�dlich macht. � Man ben�tzt dasselbe bei schmerzhaften Entz�ndungen des Auges verschiedener Art, insbesondere h�utiger Gebilde, bei Blennorrh�en derselben und bei fremden K�rpern auf der Oberfl�che des Auges.
sect;�63. Kuhmilch. Die Milch, zwischen vegetabilischem und anima�lischem Schleime die Mitte haltend, besitzt, als hier besonders in Betracht kommend, Oel und Eiweiss. Die der Milch innewohnen�den Bestandtheile sind der Oberfl�che des Auges schon sehr ver-
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wandt, sie werden daher am ehesten und leichtesten aufgesaugt und verm�gen deshalb ihre Wirkung auf das Innere des ber�hrten Or-ganes um so gewisser auszudehnen. Es ergibt sich hieraus nun, das s die Milch als aufl�sendes Mittel nicht allein �berall dorthin passt, wo bisher die �brigen Mittel als indicirt aufgef�hrt wurden, sondern dass auch dieselbe in asthenischen Entz�ndungen, wo die Anwendung der feuchten W�rme sonst unstatthaft w�re, noch ihre Stelle findet.
Hierher geh�ren, ihrer summarischen Wirkung wegen, auch die fetten Oele, unter welchen vorz�glich das Baum- oder Oli�ven�l ben�tzt wird, welches als das reinste und deshalb dem Eanzigwerden weniger ausgesetzte, bekannt ist.
sect;. 64.
Beruhigende oder narkotische Mittel. Die summa�rische Wirkung jener Mittel besteht in prim�rer, schnell vor�ber�gehender Erhebung und seeund�rer nachhaltiger Verminderung der Nerventh�tigkeit. Ausser diesen nerv�sen Wirkungen rufen sie auch in andern Organen Avichtige Ver�nderungen hervor; sie vermindern die Th�tigkeit der contractilen Gewebe des Auges bis zur Erschlaffung und L�hmimg und beschleunigen je nach ihrem Harzgehalte, seeund�r den Blutlauf. � Die beruhigende, bes�nf�tigende, schmerzstillende Kraft, welche man denselben beilegt, be�sitzen sie nur unter gewissen individuellen Bedingungen, da sie umgekehrt bei excessiver Anwendung und vorhandener gesteigerter Gef�ssth�tigkeit h�her erregen und die Reizempf�nglichkeit stei�gern, Schmerz und krampfhafte Zust�nde hervorbringen. � Je mehr die narkotischen Mittel Harz und scharfen Stoff' enthalten, desto reizender wirken sie bei �usserer Anwendung auf das Haut�organ, desto leichter bewirken sie VegetationsumStimmungen der Bindehaut und Erhitzung der Capillargef�sse. � Je reiner der narkotische Stoffquot; in den Naturk�rpern enthalten ist, desto eindrin�gender und tiefer wirken die Mittel auf das Sinnesnervensystem des Auges, auf die Retina und den Sehnerven, desto leichter bringen sie durch Vermitdung dieser Gebilde ver�nderte Gestaltung in der Iris hervor. So wirkt z. B. der Mohnsaft, in die Augen getr�ufelt, durch seinen bedeutenden Antheil an Harz speeifisch auf Vege�tationsanomalien der Bindehaut, und das Bilsenkraut, das Kirsch�lorbeerwasser und das Belladonnaextract, in gleicher Weise ange�wendet, durch ihr Uebergewicht von narkotischem Stoffe vorz�glich auf Erweiterung der Pupille *), �
*) Repertorium augen�rztlicher Arzneiformeln von C. Graefe. S. 4G u. f.
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sect;. 65.
Es wirken s�mmtliche narkotische Mittel in den Krankheits�formen sch�dlich ein, in welchen ein rein synoch�ser Zustand von gr�sserer Heftigkeit vorhanden ist; erst dann k�nnen sie in densel�ben gebraucht werden, sobald die n�thigen Blutentziehungen vor�ausgeschickt worden sind und dadurch der Charakter der Synocha gemindert oder in den des Erethismus �bergegangen ist. Daher auch so oft ihre gepriesene Heilkraft in vielen Formen der Augen�entz�ndung und besonders der Iritis, die Erwartung der Aerzte t�uschte, indem nach ihrer Anwendung die Entz�ndungszuf�lle noch in st�rkerem Grade hervortraten. Endlich ist auch der, l�n�gere Zeit hindurch fortgesetzte, �rtliche Gebrauch dieser Mittel nicht ohne auffallende Einwirkung auf das Auge. Mit Ausnahme des Mohnsaftes und des Safrans, veranlassen sie s�mmtlich in ver�schiedenem Grade eine Verminderung des Sehverm�gens. Vor�z�glich zeichnen sich hier die Datura Stramonium, die Belladonna und die Pulsatilla und nach diesen das Bilsenkraut und die Digi�talis aus. Es mag nmi die Sensibilit�t des Auges krankhaft er�h�ht gewesen seyn oder sich im Normalzustande befunden haben; immer wird durch den l�ngere Zeit auf und neben dem Auge fort�gesetzten Gebrauch derselben das Sehverm�gen bedeutend gemin�dert. Auch bleibende Erweiterungen der Pupille, L�hmung des obem Augenlides u. s. w. gehen ebenfalls daraus hervor *).
Gegen Photophobie sind die narkotischen Mittel um so kr�f�tiger wirkend, je reiner der Zustand und je unabh�ngiger derselbe von andern Krankheiten des Auges ist.
. sect;' 66-Opium. Bei der unmittelbaren Ber�hrung des Opiums mit
der Bindehaut entwickelt dasselbe prim�r einen reizenden Einfluss auf die Capillargef�ssenden und Nervenendigungen der Bindehaut, welcher Wirkung eine Verminderung der Eeizempf�nglichkeit und Aufhahmsf�higkeit �usserer Eindr�cke im �ussem expansiven Pole, dagegen eine Erhebung des Wirkungsverm�gens im innern, con-tractiven Pole secund�r nachfolgen. Welche Wirkungsweise the�rapeutisch als eine beruhigende, schmerzlindernde, krampfstillende und zugleich als belebende und erhebende ben�tzt wird.
Chelius **) beschreibt die Wirkung des Opiums in folgenden S�tzen:
sect;. 67.
Das Opium �usserlich auf das Auge angewandt, ist ein vor-
*) Benedict a. a. O. S. 8 u. f. **) Handbuch der Augenheilkunde. Erster Band sect;. G7.
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32nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Dynamische Kranklieiten des Auges.
treffliches, die vielfachsten Wirkungen in sich schliessendes Mittel, deren geh�rige Erkenntniss die schlendrianm�ssige Zuthat dieses Mittels zu beinahe allen Augenw�ssern und Salben als h�chst ver�werflich erscheinen l�sst. Das Opium als topisches Augenmittel wirkt nur dann narkotisch, bes�nftigend, wenn es in der Form eines Ueberschlages oder als Einreibung in die Umgegend des Auges angewandt Avird, � in allen F�llen aber, wo dieses Mittel mit der Oberfl�che der Conjunctiva oder des Bulbus in unmittelbare Ber�h�rung kommt, wie bei den Augenw�ssern, Augensalben und Destil�lationen wirkt es vorzugsweise, um nicht zu sagen ausschliesslich, als kr�ftiges Reizmittel auf die erschlafften, mit Blut �berf�llten Gef�sse, steigert ihre Contraction, mindert dadurch die �eberf�l-lung derselben, beschr�nkt die Expansion der Schleimhaut und die zu copi�sen Secretionen; � durch seine reizende Wirkung erh�ht das Opium die Lebensth�tigkeit im Auge �berhaupt, steigert den Stoffwechsel und die plastische Th�tigkeit, so wie durch die heftige Reizung, die es bei der Instillation im Augenblicke der Anwendung hervorbringt, die erh�hte Sensibilit�t abgestumpft und dem Auge ertr�glich gemacht wird. #9632;� Aus dieser verschiedenen Wirkung des Opiums ist der gl�ckliche Erfolg bei seiner richtigen Anwen�dung in vielfachen Krankheitszust�nden des Auges zu erkl�ren: bei torpiden Entz�ndungen mit atonischer Ueberf�lhmg der Gef�sse, bei Auflockerung und Wucherung der Conjunctiva, bei copi�ser Schleimabsonderung; � bei Ulcerationen, besonders der Hornhaut, mit torpidem Charakter, bei Verdunkelungen und Suffusionen der Hornhaut, besonders bei Fortsetzungen der Gef�sse auf dieselbe, beim Pannus � und endlich bei andauernden erethischen Augen�entz�ndungen, wo das Auge seinen nat�rlichen Einfl�ssen ganz entfremdet ist, durch deren Einwirkung immer wieder Recidive her-voreebracht werden. � Hinsichtlich des verschiedenen Grades der Wirkung bieten die Pr�parate des Opiums folgende Scala: Aqua opiata, Opiumextract in destillirtem Wasser aufgel�st oder einfache Opiumtinctur, Laudanum.
sect;. 68.
Bilsenkraut, herba Plyoscyaini. Die ersten Erscheinungen der Wirkung des Bilsenkrautes werden nur bei krankhaften Zu- ' st�nden der Sensibilit�t bemerkbar, und es ist dessen Wirkungs�kraft mehr gegen den peripherischen, als gegen den centralen Theil des ^Nervensystems gerichtet; woher man denn auch prim�r eine Reizverminderung bei der krankhaft aufgeregten Sensibilit�t und Beruhigung der, mit ihr verbundenen und in Mideidenschaft gezo�genen Systeme und Gebilde wahrnimmt; hingegen aber eine ge-
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ringe, schnell vor�bergehende Aufregung des Innern Nervenlebens, der centralen sensiblen Sph�re kaum auffindet.
Als Folge dieser prim�ren Wirkung erscheint die Irritabilit�t der Blutgef�sse, Muskeln und des contractilen Gewebes der Iris vermindert, die liesorption und Secretion im vegetativen Leben gestei�gert, woher denn die Absonderungen in der Bindehaut und in den Dr�sen vennehrt erscheinen.
Die weitem Erscheinungen, den zweiten Grad der Wirkung des Bilsenkrautes abgebend, werden nebst den allgemeinen St�run�gen, haupts�chlich durch Depression der innem contractiven Th�-tigkeit und in gr�sserer Verminderung der Eeizempf�nglichkeit des �ussern expansiven Pols erkennbar. Gleich den sensiblen, werden auch die irritablen Actionen geschw�cht.
Es eignet sich das Bilsenkraut besonders zur Anwendung: bei auf erh�hter Eeizbarkeit der centralen Parthie des Nervensystems und krankhaft vermehrter Empf�nglichkeit der peripherischen be�ruhender, Entz�ndung des Auges.
Man bedient sich gew�hnlich des aus den Bl�ttern oder auch aus dem Saamen des Hyoscyamus gewonnenen Extractes (Extractum herbae vel seminum Hyoscyami) in Wasser gel�st, zur Eintr�ufe-lung, des Aufgusses zur B�hung oder als Zusatz zu Cataplasmen und des Extractes mit Fett zum directen Gebrauch auf das Auge oder zur Einreibung um das Auge.
sect;.69.
Die Bl�tter der Tollkirsche, herba Belladonnae, sprechen ihre Grundwirkung im gesammten Nervensysteme, in der sensiblen und irritablen, in der centralen und peripherischen Parthie dessel�ben aus.
Die ersten Erscheinungen der Wirkung sind im centralen, sen-soriellen Theile des Nervensystems zuerst auffindbar und geben sich durch eine erh�hte Empfindlichkeit gegen �ussere Eindr�cke zu erkennen. Alle Vitalit�tserscheinungen sind erh�ht, der Blut�umlauf im Auge wird beschleunigt, das vegetative Leben und der Stoffwechsel beth�tigt und �berhaupt der Trieb zur Bildung in's Fl�ssige, bei verringerter Massenbildung, vorherrschend.
Obwohl hierdurch schon ein Ergriffenseyn des peripherischen Ner-ventheiles bemerkbar gemacht wird, so producirt sich dasselbe eigent�lich doch erst durch die, in Folge des gesteigerten Wirkungsverm��gens erfolgende. Contraction der Eadialfasern der Regenbogenhaut.
Bei h�herm Grade der Einwirkung der BeUadonna, treten die genannten Erscheinungen im Nervensysteme immer deutlicher her�vor, indem in Folge des Ueberreizes der sensitiven, innern Parthie und des schw�chenden, der L�hmimg sich ann�hernden, Ergriffen-
M Uli er. Veterin�r-Opbthalmologie. II.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;3
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34nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Dynamische Krankheiten des Auges.
werdens der Bewegungsnerven der Iris, Verworrenheit und Un-deutlichkeiit im Sehen, Gesichtst�uschungen, starke, zuweilen para�lytische Contraction der Iris eintreten, wobei die letztere oft bis zu einem schmalen Streif sich zur�ckzieht, und das Wechselverh�ltnis s zwischen der Retina und Iris in der Art gest�rt oder ganz aufge�hoben ist, dass der Einfluss des sensitiven Theiles �ber den bewe�genden, oft ganz aufh�rt.
Als entz�ndungs widriges Mittel machte sich die Belladonna bisher bei exsudativen Entz�ndungen der Iris am verdientesten und wir werden daher bei Behandlung dieser Entz�ndungsform �ber dieselbe uns weiter zu verbreiten, Gelegenheit nehmen.
Ihre Anwendungsform ist jene des Bilsenkrautes; das Alkaloid der Belladonna aber, das Atropin, kann seiner hohen Whksamkeit wegen nur sehr verd�nnt gegeben werden; es wird daher ein Gran desselben in zwei Drachmen Wassers gel�st, zu einem Tropfen in's Auge getr�ufelt. Es ist die w�ssrige L�sung des Atropins nach Geiger ein vortreffliches Mittel zur Erweiterung der Pupille. Da dasselbe durchaus keine Nebenwirkungen besitzt, so ist selbes dem Extracte noch darum vorzuziehen, weil es nach dem Grade der Verd�nnung oder Concentration die Erweiterung k�rzere oder l�ngere Zeit zu unterhalten vermag.
Auch d�rfte der �ussere Gebrauch der Tinctur in manchen krankhaften Ver�nderungen des Auges von heilbringendem Erfolge seyn und nach ihrer Wirkungsweise sich vielleicht Vorz�ge vor der Opiumtinctur erwerben, wof�r Arnemann's Erfahrungen sprechen.
sect;. 70.
Der Stechapfel, Datura Stramonium, gleicht im Wesent�lichen seiner Wirkung der Belladonna.
So wie die Belladonna wendet der Stechapfel, aber in h�herm Grade als diese, seine Hauptkraft gegen das Nervensystem und zwar gegen dessen bewegende Seite, ohne eine bemerkbare Keaction im Gef �ss - Systeme anzuregen, indem dieses vielmehr eine Ver�minderung seiner Lebensth�tigkeit und Herabstimmung seiner Energie erleidet. Und dieser Herabstimmung ungeachtet, ist des�sen Wirkung auf das vegetative Leben eine intensivere, als jene der Tollkirsche.
Im niedern Grade der Wirkimg contrahirt sich die Iris massig, das Sehen wird klarer und die Absonderungen der ser�sen H�ute werden lebhafter.
Verm�ge der angeregten directen Wirkung auf das periphe-rische und Ciliamervengeflecht entstehen nun im hohem Wir�kungsgrade des Stechapfels Erweiterung der Pupille, mydriasis, Verengerung derselben, myosis, oder Wechsel beider Zust�nde,
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spasmus iridis clonicus, hippus pupillae, und dazu consecutive Zu�f�lle in der centralen Parthie, der Netzhaut, ausgesprochen in man-nichfachen T�uschungen des Gesichts, Verworrenheit und selbst in g�nzlichem Verluste des Sehverm�gens.
Der Absonderungsprocess in den Schleim- und ser�sen H�uten des Auges und den Dr�sengebilden desselben wird bei Anwendung dieses Mittels sehr lebhaft und st�rmisch.
Es ist diese Wirkung der vereinigten des Mohnsaftes und der Tollkirsche gleich zu halten und kann in aUen dort angegebenen Krankheitsf�llen Anwendung finden, besonders wenn mit einer in�tensivem Wirkung eine regere Metamorphose der vegetativen Ge�bilde zu Stande gebracht Averden soll. � Es f�rdern daher haupt�s�chlich solche krankhafte Ver�nderungen der bewegenden Th�tig-keiten des Auges, welche Folge einer auf dyskrasischen Leiden beruhenden Entz�ndung, oder aus anderweitigen in dem vegetativen Leben haftenden Ver�nderungen hervorgegangen sind, die Anwen�dung des Stechapfels.
Wenn das besondere Wirkungsverm�gen des Stechapfels bei den entz�ndlichen Metamorphosen der Regenbogenhaut jenem der Toll�kirsche entgegengehalten wird, so geb�hrt dem erstem vor der letztem in chronischen F�llen, da, wo eine lange andauernde Wirkung un�terhalten werden soll, demnach die Belladonna gefahrvoll werden k�nnte und das Leiden mehr in den vegetativen Gebilden und Ver�richtungen seinen urspr�nglichen Sitz hat, der Vorzug, indem die bisherigen Beobachtungen f�r die Anwendung des Stechapfels all�gemein g�nstige Ausspr�che geben und sie besonders in Beziehung auf ihre heilbringende Wirkung bei St�rungen in den Bewegungs-fasem der Iris bevorzugen.
Von dem Stechapfel sind die Bl�tter, derSaamen, das Extract, der suecus inspissatus, der Aufguss der Bl�tter, die Tinctur der Bl�tter und des Saamens als Ausenheilmittel gebr�uchlich. � Den Saamen hat man kr�ftiger und in der Wirkung sicherer gefunden, als die Bl�tter und deren Pr�parate.
Der Bl�tter bedient man sich, indem man sie zerquetscht auf das Auge oder dessen Umgegend legt oder selbe mit heissem Was�ser infundirt, als Augenkollyrien ben�tzt, zu Umschl�gen oder Eintr�ufelungen verwendet; auch die Tinctur gebraucht man wie jene der Belladonna und mit gleichem Erfolge. Am reinsten ent�h�lt das Extract den narkotischen Stoff, weniger eigenth�mlich ist derselbe dem Durchgusse.
Zum Durchgusse zur �usserlichen Anwendung werden von den narkotischen Mitteln und dem Stechapfel, 1 bis 2 Drachmen auf 4 Unzen, zur w�ssrigen Aufl�sung des Extracts 10 Gran auf
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1 Unze, zur weingeistigen 6 Gran auf 1 Unze Fl�ssigkeit genom�men. Die Tinctur wird unverd�nnt zu einem Tropfen einige Mal t�glich, als Eintr�ufelung angewandt; am �blichsten ist es, die Tinctur mit 6 Theilen Wassers zu verd�nnen und in Form eines Augenwassers gebrauchen zu lassen. � Das neuerlich empfohlene Daturin steht in seiner Wirkung dem Atropin gleich, bewirkt sogar noch st�rkere und anhaltendere Erweiterung der Pupille.
c. Mittel, welche die gesunkene Vitalit�t des Auges erheben.
gt; 71-Die Mittel, welche bei torpidem Charakter der Augenentz�ndung,
der atonischen Ueberf�llung der Gef�sse, der Auflockerung, den vermehrten und ver�nderten Secretionen entgegnend, die Lebens-th�tigkeiten erh�hen und den Vegetationsprocess umstimmen, ge�h�ren verschiedenen Classen der materia medica an und wirken im Allgemeinen theils direct, theils indirect entz�ndungswidrig, sobald es Aufgabe ist, starke Ueberf�llungen der Gef�sse und fortdauern�den congestiven Zustand zu beseitigen � Blutegel, Schr�pf k�pfe, Scarificationen, Excisionen der Bindehaut; theils bestehen sie aus solchen, welche die gesunkene Sensibilit�t des Auges erh�hen � trockene aromatische W�rme, kr�ftige und andauernde Ableitungs�mittel auf die Haut � theils beschr�nken sie ausserdem, vermehrte Secretionen und Auflockerungen auf der Oberfl�che des Auges � Opium, Safran, Bilsenkraut � oder sie wirken letztern geradezu entgegen � Quecksilbersublimat, Lapis divinus, Zink und schwe�felsaures Kupfer in Aufl�sung, allein oder in Verbindung mit Opium, lauwarm als Fomentation oder als Eintr�ufelung.
sect;� 72. _ _ 'nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; . _
Der Safran, Crocus, �hnelt hinsichtlich seines Wirkungsver-m�^ns dem Opium, insofern er prim�r die Nerventh�tigkeit erhebt, den Blut- und S�fteumlauf �berhaupt beth�tigt, die Absonderungen vermehrt,, �usserlich erweicht, mittelbar beruhigt und Erschlaffung nach sich f�hrt.
Der Reiz, den der Safran auf das Nervensystem aus�bt, ist �brigens bei weitem grosser, als jener des Opiums, ebenso der-er�regte Zustand ein verschiedener, das Nervensystem krankhaft ver��ndernder. Man bedient sich seiner bei Entz�ndungen mit An�schwellungen als reizendes, zertheilendes, erweichendes und krampf�stillendes Mittel, in welcher Eigenschaft er an Wirksamkeit das Opium in den F�llen, wo der Heilzweck es erfordert, zun�chst die, auf gesunkener Kraft des Nervensystems und auf gehemmten Ab-
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sonderungen beruhende, geschw�chte Sensibilit�t und Irritabilit�t wieder emporzurichten, weit �bertrifft.
Ebenfalls geb�hrt demselben als �usserm Mittel bei torpiden, asthenischen oder chronischen Entz�ndungsformen, namentlich der �ussern Gebilde des Auges, der Vorrang vor dem Opium und es kann der Safran etwa nur von der Opiumtinctur in dieser Eigen�schaft ersetzt werden. Es findet demnach der Safran seine Anwen�dung: bei asthenischen Entz�ndungen des Auges, beruhend auf allgemein oder �rtlich gesunkener Energie des Nervensystems, verbunden mit St�rung der irritablen Th�tigkeit, bedingt durch Blutleere, nach vorausgegangenem S�fteverluste, Lianguor der arteriellen Blutgef�sse, in Folge unterdr�ckter normaler oder ge�wohnter Absonderungen. � Bei torpiden Augenentziind�ngen im Zeitr�ume der Krise, so lange noch das Auge trocken und die Krise retardirt ist. In diesem Falle dient der Safran h�lfreich, die Capillargef�sse irritirend und Bef�rderung der absondernden Th�tigkeit der Bindehaut und der Augenliderdr�sen erzweckend.
d. Umstimmende Mittel.
sect;.73._
Unter den Mitteln, welche die Eigenschaft besitzen, die gesun�kene Gef�ssth�tigkeit zu heben, gibt es einzelne, welche die krank�hafte Reproduction zum Nonnalgrade zur�ckf�hren.
Sie zerfallen nach ihrer allgemeinen Wirkungsart in chemisch und in mechanisch reizende und nach ihren besondem Eigen�schaften in speeifisch und adstringirend wirkende.
Die chemisch wirkenden Stoffe erregen in geringerer Quantit�t oder in sehr verd�nntem Zustande und nach dem Grade der, ihnen eigenth�mlichen chemischen Keizkraft, nur eine Entz�ndung der �ussern Oberfl�che des Auges, in concentrirtem Zustande, oder der Classe der Aetzmittel angeh�rig, bewirken sie eine mehr oder min�der bedeutende Zerst�rung der Punkte der Oberfl�che des Auges, auf welche sie angebracht werden (Benedict). Nach der Weise und dem Grade ihrer Wirkung auf das Gef�sssystem oder auf die rein vegetativen Gebilde Sverdensie in Reiz- und Aetzmittel unterschie�den. Erstere werden als chemische Reizmittel gegen Producte idio-pathischer Augenentz�ndungen torpiden Charakters gebraucht; letz�tere dienen zu langsamerer oder schnellerer Zerst�rung organischer Aftergebilde auf der Oberfl�che oder in der Umgegend des Auges.
Die mechanisch reizenden K�rper, welche als Augenmittel ge�braucht werden, erregen nach ihrer Anwendung, je nach der Reiz-
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38nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Dynamisclie Krankheiten des Auges.
barkeit des Aums einen leichtern oder h�hern Grad von Matz�nduiur auf dessen Oberfl�che, welche Wirkung bei solchen Uebeln, die auf diese Weise gemindert und gehoben werden, therapeutisch ben�tzt wird. Einzelne derselben verbinden mit ihrer mechanischen Wirk�samkeit noch eine chemische und theilweise dynamische. Man be�dient sich derselben nur selteit- mehr, da man sie durch den Vorrath zweckdienlicherer Mittel ersetzt findet.
Zu der Classe chemisch reizender und �tzender Mittel geh�ren ebenfalls die speeifischen, welchen bei geh�riger Verd�nnung eine, die krankhafte lieproduetion des Auges speeifik um�ndernde Kraft innewohnt. Es bestehen diese Mittel haupts�chlich aus den ver�schiedenen Quecksilberpr�paraten.
Dem Pflanzen- wie dem Mineralreiche geh�ren die adsringirend-wirkenden Mittel an. Sie veranlassen mit der Oberfl�che des Aug�apfels und mit jener der benachbarten Theile in Ber�hrung gebracht, einen leichten Eeizzustand auf derselben. Contraction der Hautporen, der Blutgef�sse, sowie der Ausf�hrungsg�nge der Dr�sen und ver�mehren somit die organische Coh�sion, beschr�nken die krankhaften Absonderungen der Scl�eimh�ute und Dr�sen, geben reizlosen Ge�schw�ren der Oberfl�che des Augapfels Ton und f�hren sie zur Hei�lung. Die dahin geh�rigen Pflanzenstoffe, die China, Eichen- und Rosskastanienrinde, die Granatenbl�then, Granatschalen u. s. w. vermehren auf der Oberfl�che des Auges die Entz�ndung in hohem Grade, hinterlassen Verdickung und Verdunkelung der Bindehaut, weshalb man lieber zu den mineralischen Mitteln greift, die einer�seits den antiphlogistischen Mitteln angeh�ren, z. B. das, sich durch seine wohlth�tige Wirkung in Beschr�nkung der Seeretionen des Auges auszeichnende, Blei, andererseits chemisch reizende, speeifik auf die Reproduction des Atfges wirkende Mittel sind. Dahin ge�h�ren die Kupfermittel, die Zinkpr�parate, der Bolus, das Salpeter�s�ure Silber, auch das Opium mit seiner seeund�ren Wirkung auf die Secretionen. Wenn gleich die umstimmenden Mittel nur gegen Krankheiten der Vegetation und der Oberfl�che des Auges ange�wandt werden, so. excitiren sie ebenfalls die gesunkene Sensibilit�t des Auges, welche Wirkung jedoch nur eine seeund�re und durch die vorausgegangene Reizung des Gef�sssystems vermittelt ist.
sect;. 74. Quecksilbermittel, Hydrargyri praeparata pharmaceutica, werden zum Heilzwecke theils innerlich, theils �usserlich bei Augen�krankheiten verordnet. � Innerlich �ussert das Quecksilber seine Wirkung in einer allgemeinen Beschleunigung der absondernden Th�tigkeiten, haupts�chlich und mehr in den Innern Umkleidungen, als in der �ussern Umh�llung des thierischen Organismus, beg�n-
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stigt den Verfl�ssigungsprocess und beschr�nkt die Bildung in's Feste, wobei sowohl durch die vermehrten Abscheidungen, als Avie durch chemische Einwirkung das Mischungsverh�ltniss der S�fte anders gestaltet wird. In h�herm Grade der Wirkung erscheint unter deutlicher wahrnehmbarem Hervortreten genannter Vorg�nge, fortw�hrender Beschr�nkung des Assimilationsprocesses und vor�waltender Verfl�ssigung, ein noch h�her gesteigerter Vegetations�und Aufsaugungsprocess, Avelcher in best�ndigem Duften der �ussern Haut, copi�ser Absonderung im Darme und den Unterleibsdr�sen, reichlich fliessendem und mit thierischen Stoffen saturirtem Urine, in auffallend vermehrter Abscheidung in der Bindehaut des Auges und der Umkleidung des Thr�nensackes, so wie in fl�ssig werden�dem Speichel bemerkbar wird, besonders aber bei Entz�ndungsfor�men durch Hebung der Spannung, Beth�tigung des S�fteumlaufes, Herstellung normaler Secretionen und Erregung kritischer Th�tig-keiten sich kund gibt, abgelagerte als Krankheitsursache oder als Product vorhandene Stoffe und Erg�sse ausscheidet, Stockungen im Laufe der Lymphg�nge aufhebt, deren Gang frei macht und sonach Stockungen im Dr�sensysteme zum Schwinden bringt.
Durch diese, auf l�ngere Dauer unterhaltene Abscheidungen in den reproduetiven Organen und der dadurch bedingten Verfl�s�sigung wird alhn�lig die Ern�hrung zur�ckgedr�ngt, die Blut- und S�ftemasse in ihrer Mischung alienirt, dieselbe aller Neigung zur Bildung in's Feste beraubt und sonach in derselben der Verfl�ssi�gungsprocess vorherrschend.
Es verliert das Bluf nicht sowohl seine phlogisdsche Beschaf�fenheit, als dessen Faserstoff sich allm�lig vermindert und durch ser�se Massen ersetzt wird.
Mittelst dieses h�chsten Grades arzneilicher Wirkung des Quecksilbers vermag die Kunst hartn�ckige Ophthalmien, verbun�den mit stockenden Absonderungen und begr�ndet in vorwaltendem Faserstoffe im Blute, so wie die Neigung zu abnormer Massenbil�dung, Aftergebilden und Ausschwitzungen zu heben.
Werden einzelne Pr�parate des Quecksilbers in relativ grosser Gabe gegeben, so erscheinen die aufgef�hrten Egestionen bei wei�tem rascher und intensiver, beschr�nken sich aber grossentheils auf den Darmcanal und erregen in diesem, gleichsam durch einen me�chanischen Reiz, profuse Erideerungen, welchen immerhin ein, l�n�gere Zeit andauernder, seeund�r beth�tigender Einfluss auf das Unterleibs- und gesammte Dr�sensystem folgt. Es ergibt sich hieraus, dass das Quecksilber mit diesen Wirkungen, jene drasti�scher, darmreinigender Abf�hrungsmittel, so wie jene der Ableitung verbindet und in dieser Eigenschaft sich r�hmlichst hervorthut.
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Diese Erscheinungen folgen auf den innerlichen Gebrauch der Quecksilbermittel und sind allgemeine, jene der �usserlichen An�wendung folgende sind �rtliche, welche sich jedoch je nach der Art ihres Gebrauches, der Wahl des Pr�parats, der Grosse der Gabe, des Ortes und der Ausdehnung der Application zu allgemei�nen, auf den Gesammtorganismus �bergehenden, erheben und behufs der Heilung benutzt werden k�nnen. Bei directer Anwendung auf das Auge ist wohl der kleinen Gabe wegen, und ob der mehr secer-nirenden, als absorbirenden Th�tigkeit der Conjunctiva, eine solche Ausdehnung weder m�glich, noch Heilzweck.
Die Mercurialien liefern bei der �ussern Anwendung ein, der innerlichen Wirkung analogres Resultat. Auf der Oberfl�che des ber�hrten Theiles erregen dieselben einen gelinden Reiz, bringen Erschlaifung und Abspannung in demselben hervor, erregen darin eine freiere Bewegung der S�fte, vermehren die Abscheidungen und den aufsaugenden Process, vermindern das Streben zur Massenbil�dung und erheben sonach den Verfl�ssigungsprocess. � In h�herin Wirkungsgrade nach �usserer Anwendung bewirken dieselben durch Ueberreizung Entz�ndung, heben die Normalmischung der ber�hrten Stellen auf und wirken �tzend. � In der Umgegend des Auges einverleibt, erregt der Mercur im Auge Vermehrung der Resorption und st�rkere Zertheilung bei gegenw�rtigen organischen Fehlern oder Entz�ndungen, deren intensivster, acuter Grad bereits gehoben seyn muss; ebenso veranlasst derselbe durch den lebhaftest hervor�gerufenen Stoffwechsel, kr�ftige Reactionen gegen vorhandene, mit dem vorliegenden Augenleiden complicirte', Dyskrasie und bringt anomale Ergiessungen im Auge zur Aufsaugung selbst dann noch, wenn sie bereits verh�rtet sind, indem er dieselben zuvor erweicht.
Die bei der Quecksilberanwendung vorschlagende, umstimmende Wirkung auf das Mischungsverh�ltniss der S�fte, qualificirt die Quecksilbermittel zur Anwendung bei den meisten vegetativen Au�genleiden, deren Quelle in einer allgemeinen Dyskrasie liegt, oder mit derselben verbunden ist und sich als acrimonia humorum dar�stellt ; auch dort, wo vorwiegende Plasticit�t des Blutes, phlogistische Beschaffenheit desselben, vorhanden ist, Stockungen in dem Fort�gange der Lymphe und in den Absonderungen der Dr�sen und h�utigen Gebilde vorkommen, abnorme' Secretionen erscheinen, Af-terproduete sich bilden, Tr�bungen und Verdichtungen das Sehver�m�gen beeintr�chtigen, �berhaupt solche kranke Zust�nde eintreten oder vorhanden sind, welche als Entz�ndung oder als deren Aus�gang betrachtet werden d�rfen.
Ein niederer Stand der Ern�hrung, �ble d�nnfl�ssige Beschaf-
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fenheit der S�fte, mit zur�ckgedr�ngter Neigung zur Massenbildung ertragen den diluirenden Einfluss innerer Anwendung des Queck�silbers nicht; w�hrend bei rein �rtlichen, in Auflockerung und pro-fuser Secretion nach aussen, begr�ndeten, St�rungen, durch dessen �ussere Anwendung, vermehrte Coh�sion und verminderte Abschei�dung erzielt werden kann; dahingegen auf der andern Seite Nach�theil gebracht wird, wenn die Krankheit die innem Theile des Bulbus ergriffen hat und dieselbe einen acht synoch�sen Charakter verr�th.
Die vorz�glichem Krankheitsformen, gegen Avelche die Queck�silbermittel heilf�rderlich sich erweisen, sind entz�ndlichen, acuten oder subacuten, chronischen Charakters und specifischer oder rheu�matischer Natur. Und diese Heilf�rderung besteht in der chemi�schen und dynamischen Verbesserung der S�ftemasse, in dem Um�wandeln und Normalisiren der Functionen des Organismus, in dem Entfernen des, den Krankheitserscheinungen zum Grunde liegenden Krankheitsstoffes und in dem Bek�mpfen des feindlichen Princips.
Entz�ndungen gef�ss- und blutreicher, zur Eiter- oder After-production, Verdickung und Verwachsung geneigter Gebilde, oder zur ser�sen Exsudation pr�disponirter H�ute, sind es vorzugsweise, bei welchen Mercur als Heilmittel sich auszeichnet.
Nach den vorliegenden Verh�ltnissen, der H�he und Dauer des Leidens wird der Grad der Quecksilberwirkung, die Art und der Ort der Einverleibung des Mittels selbst bestimmt.
Die innere Anwendimg kann meist nur dann mit Vortheil Statt finden, wenn bereits das erste Stadium der Entz�ndung beseitigt ist; die �ussere aber beschr�nkt sich grossentheils auf den, der Entz�ndung als letzter Zeitraum oder als Nachkrankheit folgenden Zustand.
Zur Erzeugung einer durchgreifenden, allm�ligen Wirkung, welche durch gelinde Secretionsbeforderung, successive Ver�nderung der S�ftemasse und Umwandlung der Metamorphose zum Zwecke haben soll, bedient man sich relativ kleiner und seltner Gaben und regulirt dieselben mit E�cksichtnahme auf die constitutionellen Ver�h�ltnisse nach den vorliegenden Umst�nden.
Hat man die Absicht, haupts�chlich nur auf den Darmcanal oder schnel|p- und st�rker, als es mit andern Mitteln geschehen kann, auf den ganzen assimilativen Process vermittelst des Queck�silbers zu wirken, so muss es gleich anfangs in solcher Gabe ge�reicht werden, dass es t�glich 3 bis 7 breiige oder d�nne Darm-entleerungen erregt. Dies z. B. bei plastischen Entz�ndungen oder solchen, welche zu einem Erg�sse in's Innere tendiren, und wobei der Darmcanal zur Ableitung benutzt werden soll (Vogt).
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42nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Dynamische Krankheiten des Auges.
Zur Vermeidung mancher, nicht in Absicht liegender, in Folge andauernden oder zu starken Quecksilbergebrauches eintretender, Zuf�lle bedient man sich oft zweckm�ssig verschiedener Zus�tze, wie z. B. des Zusatzes von Schwefel und Guajac, um durch leb�haftere abscheidende Th�tigkeit auf der �ussern Haut, oder des Beisatzes von Rhabarber, um durch vermehrte Darmabsonderimg, eine Wiederausscheidung des Quecksilbers zu veranlassen.
Gilt es aber der Entfernimg eines inveterirten, dyskrasischen, constitutionellen Leidens, ist zu diesem Zwecke eine anhaltendere, intensivere Quecksilberwirkung, ein tieferes Eingreifen in das vege�tative Leben, sind lebhaftere Secretionen im Dr�sen- und Haut�systeme, �berhaupt ein regerer Stoffwechsel erforderlich: so wird der Gebrauch des Quecksilbers anhaltender, in gr�ssern und stei�genden Gaben angeordnet und bis zum Eintritt der Erscheinungen allgemeiner und �rtlicher Beschr�nkung der Assimilation, copi�ser Absonderungen, namentlich im Dr�sensysteme, bis zum Speichel�flusse, fortgesetzt.
Gegenanzeigen gegen die �usserliche directe Anwendung des Quecksilbers geben sowohl der Zustand vermehrten S�fteandranges nach dem Auge, wenn derselbe eine Folge allgemeinen Uebermasses an Fl�ssigkeiten oder allgemein verst�rkter Th�tigkeit des Gef�ss-systems ist, als auch Augenentz�ndungen mit wahrhaft sthenischer Diathesis, wo der Mercur durch sein Contractionsverm�gen den freien S�fteumtrieb hindert, dadurch das Blut aus den peripherischen Aestchen zu den Centralorganen zur�cktreibt oder in erstem stocken l�sst, im erstem Falle vermehrten Blutandrang nach tief liegenden Gebilden und in denselben Entz�ndung oder durch die, mittelst des, von Seite der �berf�llten Gef�sse veranlassten Druckes, unter�dr�ckte Functionsf�higkeit, L�hmung bewirken, im letztern Falle Verh�rtungen in den Gef�ssen, Dr�sen und H�uten hervorrufen und auf diese Weise zu den verschiedenartigsten organischen Fehlem und Afterproducten Veranlassung geben kann.
Auch bei mittelbarer Anwendung des Mercurs auf das Auge, indem man denselben der benachbarten Haut einverleibt, ist die Vorsicht n�thig, dass man deBsclben ja nie vor Brechung acut ent�z�ndlicher Zuf�lle und bei erethischem Charakter derselben, in An�wendung bringe, weil durch den engen Consens der jmssem Haut mit den H�uten des Auges, letztere in der Regel an der Reizung der erstem partieipiren.
Die besondere Art und Gabe der Anwendung des Mercurs richtet sich nach den vorliegenden Verhaltnissen, den verschiedenen Curanzeigen und der Beschaffenheit und besondern Wirksamkeit des gew�hlten Pr�parates.
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sect;-.75.
Das vers�sste Quecksilber, Hydrargyrum muriaticum mite, ist #9632;vor den �brigen Mercurialpr�paraten in''seiner Wirkungs�weise besonders dadurch ausgezeichnet, dass es kr�ftiger die innere Resorption anregt, gleichsam speeifisch auf die ser�sh�utigen Gebilde einwirkt, die Darmth�tigkeit lebhaft anregt und seine, die Absonde�rungen im Allgemeinen beth�tigende Kraft auch auf die Nieren aus�dehnt und sonach auffallend auf die Mischimg und Beschaffenheit des Blutes influirt, w�hrend die �brigen mehr nur das Dr�sensystem ber�hren.
Allgemeine Anzeige zur Anwendung findet das vers�sste Queck�silber :
Bei allen acuten und chronischen reinen und gemischten, so wie speeifischen Augenentz�ndungen, wo es Aufgabe ist, die phlogisti-sche Beschaffenheit des Blutes zu heben, die Kesorption zu ver�mehren, die S�ftemasse, die Dr�sen und den Verdauungsschkuch in vermehrte Th�tigkeit zu versetzen, so wie auch von Krankheits-produeten oder Krankheitsstoffen zu befreien. � Unter den hierher geh�rigen gemischten und speeifischen Entz�ndungen sind in's be�sondere die rheumatischen, gichtischen, psorischen Ophthalmien mit ihren Folgen, ihren Ablagerungen und Metastasen zu begreifen.
Bei Augenentz�ndungen mit Hinneigung zur Exsudation von Wasser und Serum, Eiterbildung und Schleimfl�ssen, oder bei deren bereits geschehenem Eintritt und Ausbildung, so wie bei allen an�dern organischen Verbildungen des Auges.
Bei den verschiedenartigsten Ablagerungen von krankhaften, fremdartigen, in der S�ftemasse enthaltenen, dyskrasischen Stoffen auf die bedeckenden Theile des Auges und bei den dadurch herbeige�f�hrten Geschw�ren; so wie bei allen solchen St�rungen im vege�tativen Theile des Nervensystems, die gew�hnlich Unterbrechung des Sehverm�gens und St�rung in den bewegenden und gesammten vegetativen Th�tigkeiten des Auges zur Folge haben und als Pro�dukte anomalen Bildungsprocesses oder fortbestehenden Entz�n�dungszustandes zu betrachten sind.
Bios innerlich wendet man das vers�sste Quecksilber bei Oph�thalmien an, die �usserliche Anwendung dagegen, ist hier unstatthaft.
gt; 76-Der Quecksilbersublimat^ Hydrargyrum muriaticum cor-
rosivum, spricht die erste und wahrnehmbare Wirkung seiner inner�lichen Anwendung in der �ussern Haut und in dem Dr�sen- und uropoetischen Systeme aus, indem er die absondernde Th�tigkeit dieser Organe vermehrt und erst in gr�sserer Gabe und bei lange andauerndem Gebrauehe desselben, den Darmcanal ergreift, corrodirt,
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44nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; �ynamisclie Krankheiten des Auges.
dessen Secretionen vermehrt und sich in dieser seiner Wirkung wesentlich von dem vers�ssten Quecksilber unterscheidet; jedoch auch in zweckm�ssig gew�hlter Gabe, und unter den, bei dem Quecksilbergebrauche n�thigen, Cautelen zur Bek�mpfung einer Dyskrasie dienlicher wird, als jenes, ohne auf der andern Seite den Stand der Ern�hrung so sehr zu gef�hrden.
Da die Wirkung massiger Gaben des Sublimates sich in dem Hautorgane und dem Dr�sensysteme feststellt, so geht schon hier�aus hervor, dass dieselbe nur eine allm�lige ist und demnach sich von jener des vers�ssten Quecksilbers wesentlich unterscheidet.
Aeusserlich angewendet, erregt dieses Mittel auf der ber�hrten Oberfl�che, gew�hnlich auf der Bindehaut und in den, zu den Au�genlidern geh�rigen Dr�schen einen, allm�hg in organische Zerst��rung �bergehenden Reizzustand. In geringerm Grade der Einwir�kimg wird in der ber�hrten Oberfl�che und in den, damit in un�mittelbarer Verbindung stehenden, Organtheilen, so Avie in den Absonderungsproducten eine auffallend hervortretende Metamorphose wahrgenommen.
Als Heilmittel bew�hrt der Quecksilbersublimat im Allgemei�nen seinen Nutzen in den verschiedensten Krankheiten des vege�tativen Lebens, besonders da, wo Dyskrasien in demselben vor�walten, eingewurzelt und veraltet sind und als solche unter mancherlei Formen auftreten, eine h�here Organisationsstufe erreicht haben, und ein Weitergreifen der krankhaften Ver�nderungen erwartet werden darf und der torpide Zustand des Individuums selbst eine kr�ftige Mercurialwirkung erforderlich macht. � Als Dyskrasien, gegen welche der Sublimat heilkr�ftig erscheint, sind besonders die psorische, herpetische, impetigin�se, und arthritische anzu�f�hren.
Unter den vielfachen Formen von Augenentz�ndung sind be�sonders nachstehende, in welchen der Sublimat sich besonders wirksam und heilkr�ftig erweist, namhaft zu machen:
Entz�ndungen der Bindehaut und der Schleimhaut des Thr�-nensackes und Nasencanales, nach geschehenem Uebergange in Blennorrh�e, wobei der Sublimat die Schleimsecretion erm�ssigt und nicht colliquativ Averden l�sst. Ansammlung von Wasser oder Eiter, verdichtete, ausgeschwitzte und organisch gewordene pla�stische Lymphe in den Augenkammern oder zwischen den H�uten, Verdunkelung der Krystalllinsenkapsel, Tr�bheit, Flecken und Entz�ndung der Hornhaut. Als Reiz- und die vegetativen Th�tig-keiten im Allgemeinen und die Aufsaugung insbesondere, antrei�bendes Mittel, leistet hier der Sublimat Avesentliche Dienste. Zur Erreichung einer Heilwirkung gen�gt in vielen dieser F�lle, der
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Dynamische Krankheiten des Augeraquo;.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 45
�usserliche Gebrauch dieses Mittels, zuweilen jedoch 1st auch dessen Innere Anwendung geboten, besonders Im Falle diese Krankheits-zust�nde von einer Dyskrasie abh�ngen oder sich damit verkn�pft haben.
Specifische Augenliderentz�ndungen, und die in deren Folge entstandenen Geschw�re, werden am sichersten durch die �usser�liche Anwendung des mit Opium verbundenen Sublimats entfernt.
Die innerliche Gabe des Sublimates ist nach der Thierclasse, welcher das leidende Individuum angeh�rt, so wie nach dessen Le�bensalter, Constitution u. s. w. besonders zu bestimmen. Im All�gemeinen d�rfte die Anfangsgabe auf einen Viertel Gran zwei bis dreimal t�glich gegeben, festgesetzt, und diese je am zweiten oder dritten Tage um ein Drittheil erh�ht werden, bis der erw�nschte Erfolg erzielt ist oder solche excessive Wirkungen oder andere Wirkungen eingetreten sind, welche die fernere Anwendung dieses Mittels unn�thig machen oder contraindiciren. � Die bessere innere Anwendungsweise des Sublimats in der Veterin�rmedicin d�rfte wohl die w�ssrige Aufl�sung oder die Bolusform seyn, weil durch beide Formen eine gleichm�ssige Vertheilung der Gaben m�glich gemacht ist.
Aeusserlich gebraucht man den Sublimat lediglich als Augen�wasser, zum Eintr�ufeln oder Einspritzen, zum Benetzen der Au�genlider oder zu B�hungen, je nach dem die Krankheitszust�nde die eine oder die andere Weise der Anwendung bevorzugen. Die Gabe wird nach dem Erforderniss bald h�her bald niederer gegrif�fen , rathsam bleibt es jedoch, immer mit einer kleinem zu begin�nen, etwa mit Va Gran auf 4 Loth Wasser. Schleime beizu�mischen, ist unstatthaft, da sich selbe zersetzen und das Mittel selbst theilweise unwirksam durch sie wird.
sect;. 77.
Quecksilbersalpeter, Mercurius nitrosus. Das oxydulirte salpetersaure Quecksilber soll nicht so heftig wirken, auch nicht so leicht Nachtheile erzeugen, als der Sublimat, aber doch an in�tensiver St�rke der Wirkung ihm gleichstehen, besonders auch stark auf die Absonderungen der Haut und der Nieren, so wie auf die lymphatischen Dr�sen und Gef�sse wirken. � Man reicht es in derselben Form und Gabe und unter denselben Vorsichtsmassregeln, wie den Sublimat (Vogt).
#9632; Die Aufl�sung einer Drachme Quecksilbers in zwei Drachmen starker Salpeters�ure mit zw�lf Unzen Wassers verd�nnt, war schon in den �ltesten Zeiten unter dem Namen Aqua divina. Liquor Hydrargyri nitrici oxydati, Liquor Bellost� bekannt. Ihre Wir-
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46nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Dynamische Krankheiten des Auges.
kung ist eine sehr starke und heftige auf die Metamorphose, welche sie alterirt und gelinde an�tzt.
Die Aufl�sung des Quecksilbersalpeters mit einer hinreichend grossen Menge destillirten Wassers verd�nnt, ist in der neuern Zeit auch bei Augenkrankheiten �rtlich angewendet worden. Der Theorie nach sollte dieses Mittel in allen den Formen anzuwenden seyn, in denen sich der Sublimat als kr�ftiges He�mittel zeigte. Allein die Erfahrung hat das Gegentheil erwiesen. Selbst in h�chst verd�nnter Form gebraucht, liess es die Entz�ndungen eher zu-als abnehmen. Dazu kommt noch eine h�chst verd�chtige Wirkung des Mittels auf das Bindehautbl�ttchen der Hornhaut, die schon fr�her von den Aerzten beobachtet wurde und die in einer auffal�lenden Tr�bung und angeblichen Verschrumpfung dieses Organes bestand. Selbst der Zusatz der Opiumtinctur scheint nicht die sch�dliche Wirkung �rtlicher Anwendung dieses Mittels beseitigen zu k�nnen, daher es billig aus der Zahl aller �rdich auf das Auge anzuwendenden Stoffe ausgescldossen wird (Benedict).
sect;� 78. _
Der rothe Quecksilberpr�cipitat, Hydrargyum praeci-pitatum rubrum, verr�th in seiner �usserlichen Anwendung eine zweifache Wirkung, eine die Lebensth�tigkeit anregende und eine, die S�ftemischung um�ndernde. Erstere geht der zweitem voran, und letztere wird durch erstere theilweise vorbereitet.
Die Systeme und Gebilde, in welcher diese Wirkungser�scheinungen wahrnehmbar werden, sind das sensible, das irritable und vegetative System, die h�utigen, dr�sigten und fleischigen (Muskel-) Gebilde. Vermittelt aber wird dieser vielseitige Einfluss auf den Organismus des Sehorganes, namentlich auf dessen �ussere Theile, lediglich durch das irritable System, geht nur von dem pe-ripherischen Theile desselben aus xind verbreitet sich, von dessen Endigungen in die S�ftemasse eindringend, auf die �brigen Systeme und Gebilde.
Der rothe Pr�cipitat mit der Bindehaut des Auges in Ber�h�rung gebracht, erregt auf derselben je nach dem Grade ihrer Reiz�barkeit, so wie nach der St�rke des Mittels selbst, einen f�r l�n�gere oder k�rzere Zeit fortdauernden Keizzustand, den ein starker Blutandrang nach dem Auge begleitet, in Folge dessen der S�fte-umfluss, wie auf der Oberfl�che, so im Innern des Auges rascher vorslchgeht, alle Se- und Excretionen zunehmen, die Aufsaugung in den Lymphgef�ssen reger, die Th�tigkeit in den Saugadern.er�erh�ht und der Resorptionsprocess gesteigert, somit der Stoff�wechsel beth�tigt, Metamorphose und Reproduction erhoben werden.
Durch diese Anregungen werden Stockungen aufgehoben, ab-
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Dynamische Krankheiten des Auges.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;47
gelagerte Stoffe erweicht, gel�st und zur Aufsaugung oder Aus�scheidung gebracht, gebundene Muskelth�tigkeit frei gemacht und endlich der Zustand der Spannung in jenen der Erschlaffung ver�setzt. Verm�ge dieses letztern Grades wird es gleichfalls m�glich, abnorm erh�hte, auf Missverh�ltniss in den vegetativen Th�tigkei-ten begr�ndete Abscheidungen zur Normalit�t zur�ckzuf�hren und zugleich das bestehende Missverh�ltniss zu heben.
So kr�ftig die �ussere Anwendung dieses Mittels in ihrer Wir�kung sich ausspricht, erscheint dieselbe doch nur als eine rein �rt�liche , indem selbst auf theilweise wunden und geschw�rigen Stellen sehr wenig von demselben absorbirt wird, und deshalb bei der ohnedies auf dem Auge nur sehr gering zul�ssigen Gabe, wohl schwer ein anderer allgemeiner Zustand erregt werden d�rfte, als auf Kechnung der R�ckwirkung von dem Auge, dem individuali-sirtesten Organe, auf den Gesammtorganismus wahrnehmbar w�re.
Im Allgemeinen gilt f�r die Anwendung des rothen Pr�cipitats die Kegel, dass man nie bei mehr acuten Entz�ndungen, w�hrend eines gereizten Zustandes der �usseren Gebilde und niemals bei Formen, welchen ein gewisser Mangel an organischer Coh�sion zum Grunde liegt und die in einem Zersetzungs- und Aufl�sungs-processe sich verk�nden, sie instituire, sondern nur bei mehr chro�nischen, langwierigen und hartn�ckigen Formen von ihr Gebrauch mache. Am vorz�glichsten erweist sich seine Heilwirkung, wenn Ablagerungen von einer gewissen Sch�rfe, eine Dyskrasie oder mi�asmatische Metastase und dergl. das Augenleiden unterhalten und eine gewisse Neigung zu abnormer Wucherung und Afterbildung vorhanden ist (Vogt).
Nachtheilig wirkt der rothe Pr�cipitat bei Augenentz�ndungen mit wahrhaft sthenischer Diathesis, bef�rdert h�her reizend, durch gesteigerte Entz�ndungszuf�lle die Ueberg�nge in Eiterung oder Brand, bringt ferner durch vermehrte Contraction die Fl�ssigkeiten in den Haargef�ssen zum Stocken oder bewegt sie gewaltsam zu�r�ck nach den Innern Theilen. Im erstem Falle entstehen durch herbeigef�hrte Stockungen organische Fehler aller Art, Tr�bungen der durchsichtigen, Verh�rtungen und Tr�bungen der dr�sigen Theile, je nachdem die Entz�ndung hier oder dort unterdr�ckt ward. Im zweiten Falle sammeln sich die S�fte in den tiefer liegenden Gebilden, �berf�llen diese und erzeugen durch die erregte Conge�stion, wenn sie l�nger andauert, entweder Entz�ndungen der Or�gane, Iritis, Chorioideitis, Sclerotitis und Retinitis oder sie bringen unverz�glich L�hmung hervor, die sich als Amblyopie und Amau-rose zu erkennen geben. � Eben so nachtheilig kann auch dieses Mittel durch pl�tzliche Unterdr�ckung ulcerativer sowohl, als bleu-
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norrhoischer Secretionen und dies um so sicherer werden, als die krankhaften Absonderungen durch l�ngere Dauer und Gewohnheit in die naturgem�ssen Reize des Gesichtsorganes eingeschaltet waren.
Die verschiedenen Grade der Wirkung sind von der Quantit�t des angewandten Mittels, so wie von dem Grade der Empfindlich�keit des Auges selbst abh�ngig. Zur Erzeugung eines gelinden Eeizzustandes ist dessen Verh�ltniss zur Salbenmasse 1 zu 10, zur Aetzwirkung 1 zu 4, 3 und 2, je nach der individuellen Stimmimg der Eeceptivit�t des Auges oder nach dem gegebenen Heilzwecke.
Die Zus�tze zu den Pr�cipitatsalben sind gew�hnlich Bleimittel (eine alte, von J�rdens und Andern empfohlene Mischung), Kupfer�kalke, der Gr�nspan, Lapis divinus, Zinkkalke und Opium. Man sucht durch diese Zus�tze die, durch das Mittel aufgeregte Entz�n�dung zu mindern, die gleichzeitig stattfindenden krankhaften Se�cretionen zu beschr�nken und die krankhafte Reproduction des Auges mehr zu dem Normalgrade zur�ckzufuhren. Der Zusatz des Mohnsaftes, so h�ufig er auch Statt findet, scheint jedoch, da man Mohnsaft in Substanz, welcher bekanntlich wenig oder gar keine Wirkung auf das Auge hervorbringt, zusetzen muss, und der Zusatz der Opiumtinctur die Consistenz der Salbe st�ren w�rde, wenig Empfehlung zu verdienen. Eher kann man gleichzeitig ne�ben der Pr�cipitatsalbe auch die Mohnsafttinctur in das Auge strei�chen lassen, wenn die Form der Krankheit dieses erforderlich macht (Benedict).
Es findet der rothe Pr�cipitat bei allen jenen Krankheitszust�n-den, welche sich durch profuse Secretionen auszeichnen und als Entz�ndungsausg�nge zu betrachten sind, seine Anwendung.
sect;. 79.
Der weisse Quecksilberpr�cipitat, Hydrargyrum mu-riaticmn ammoniatum, unterscheidet sich in seiner Wirkung we�sentlich von der des rothen. Er greift mehr auf die krankhaften Absonderungen, besonders ulcer�ser Art, ein, und ist schon von Janin mit Erfolg in seiner bekannten Augensalbe mit einem Zus�tze adstringirender Stoffe h�ufig angewendet worden. Am wohlth�-tigstcn zeigt sich die Wirkung dieses Mittels bei Geschw�ren und Flechten der Augenlider, ebenso bei psorischen und impetigin�sen Geschw�ren der Oberfl�che des Bulbus.
Man verordnet den weis sen Pr�cipitat, wie den rothen in Sal�benform, doch kann die Dosis �berhaupt h�her gegriffen werden, sie betr�gt gemeinhin gr. x bis xv auf das Loth Fett. � Die Zu�s�tze sind gew�hnlich Kupferkalke, Zinkblumen und der Bolus. Die Beimischung der Bleimittel scheint wegen der stattfindenden wechselseitigen Zersetzung nicht empfehlenswerth (Benedict).
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sect;. 80.
Kupfermittel. Das kohlensaure Kupferoxyd (Cu�prum carbonicum oxydatum) und das essigsaure Kupfer (Cu�prum aceticum), werden h�ufig bei Abnormit�ten der Secretion in den �ussern Gebilden des Auges oder bei geschw�rigen Affectionen derselben, besonders dann mit Nutzen angewendet, wenn sich dys-krasisches Leiden in diesen Gebilden reflectirt und die Individuali�t�t von schlaffem, aufgedunsenem, energielosem Ansehen ist, oder auch nur in der �rtlichen Affection diese Schlaffheit und Neigung zur Auflockerung sich kund gibt. Da jedes dieser Mittel bei h�he�ren Graden der Schlaffheit und Atonie starke Contraction veran-lasst und die Secretionen beschr�nkt, aber diese Wirkung leicht excessiv wird, ist es f�rderlich, (um die schleimigen, ser�sen und eiterigen Secretionen aufrecht zu halten, ohne welche Trokenheit, Spannung, st�rkere entz�ndliche Affection unausbleiblich erfolgen), selbe mit Mercurialpr�paraten zu versetzen. � Sie sind von vor-theilhafter Wirkung bei allen exanthematischen Keizungen, Exul-cerationen und scharfen Secretionen des Auges.
sect;.81.
Kupfervitriol. Von gleicher Wirkung, jedoch in h�herm Grade, als die oben angef�hrten Pr�parate, ist dieses Mittel. Man hat von demselben die verschiedensten Zusammensetzungen, wovon die erheblichsten sind: der Lapis divinus von St. Yves (Vi�triol, de Cypro, alumin aa �nc. j, Liquefact. nond. refrigeratae massae add. Camphor, ras. 3 y) j der Beer'sehe Lapis divinus (Aerugin., Nitri, Alumin. crud. �a ^j Liquefact. add. Camphor. 5'j � ij-) � Zu den Augenmitteln, in welchen das Kupfer den Hauptbestandtheil abgibt, geh�ren ferner: die Aqua saphirina (aus etlichen Gran Gr�nspan oder Lapis divin., Salmiak doppelt so viel und unc. 4 � 6 destillirten Wassers be�reitet), � oder auch eine Mischung, die durch das Digeriren von Kalkwasser mit Salmiak (drachm, j auf Pfund j Kalkwassers) in einem kupfernen Gef�sse erhalten wird, der Hartmann'sche Augenwein, durch Abkochen von einem Loth Gr�nspan, einem Loth Alaun imd zwei Loth Honig in ij Pfund weissen Weins be�reitet, und �hnliche Vorschriften.
Gew�hnlich werden den Kupfermitteln, die man an das Auge bringt, Bleimittel, besonders der Bleiessig (Plumbum aceticum) zugesetzt, theils um die durch das Mittel verursachte Reizung zu mindern, theils auch um die Secretion, insofern sie durch Entz�n�dung vermittelt wurde, desto schneller zu unterdr�cken. Benedict gebraucht an der Stelle des Lapis divinus allein den Gr�nspan und findet, dass er dieselben Wirkungen, wie jener hervorbringt. Die
M�ller, Veterin�r-Ophthalmologip. II.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;4
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50nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Dynamische Krankheiten des Auges.
Formeln sind folgende: Rec. Aerugin. crystallisat. Gr. j � ij, solv. in Aq. destill. 4 � 8 Unzen; adde Extr. Saturn, gtt vj�xij, Lau�dan, liquid Sydh. j�jv, oder als Salbe mit rotliem Pr�cipitat: Rec. Hydrargyr. oxydat. rubr. finiss. triti gr. vj�xij, Aerugin. crystallisat. bene triti, Sacchar. Saturni aa gr. �j.� vj., Butyr. rec. insuls J/S m. exaete. Die letzte Mischung soll dann den Vor�zug haben, wenn die Blepharophthalmie und Blepharoblennorrh�c mit bedeutender Verh�rtung und Verknotung des Augenlidrandes bereits in Verbindung getreten ist.
sect;� 82.
Zinkpr�parate (Zinci praeparata pharmaceutica). Von Zink sind in der Augenheilkunde das schwefelsaure Zink (Zincum sul-phuricum), der Zinkkalk (Zinc, oxydat alb.), das rohe Erz in der Form des Galmei's (Lapis calaminaris), die Tutie (Tutia) u. s. w. und ein Bestandtheil des Zinks. das Cadmium (Cadmium sulph.) gebr�uchlich.
In unaufgel�stem Zustande, in Pulverform auf die Oberfl�che des Auges gebracht, bewirken die meisten Zinkpr�parate einen starken, �tzenden Reiz, welche Wirkung aber ausser arzneilichen Gebrauch kam, da sie von allzugeringem Heilerfolge ist, um die Nachtheile, welche sie mit sich verbindet, aufzuw�gen. Im aufgel�sten und verd�nnten Zustande, so wie mit andern corrigirenden Stoffen, den Bleimitteln und dem Opium verbunden, und durch Schleim einge�h�llt, �ben sie einen gelinden Reiz auf die Oberfl�che des Auges aus, welcher seeund�r eine vortheilhafte Beschr�nkung krankhafter, schleimiger und eiteriger Absonderungen zur Folge hat, und eine wohlth�tige Metamorphose in reizlosen Geschw�ren bewirkt.
J�ngkensagt vom Zinke: �Das Zink ist in seinen verschiedenen Pr�paraton in h�ufigem Gebrauche in der Augenheilkunde und zeichnet sich vor andern �hnlichen Mitteln dadurch aus, dass es, ausser der adstringirenden Wirkung, auch zugleich beruhigt, bes�nftigt; ja man m�chte ihm eine, den narkotischen Mitteln �hnliche Wirkung zuschreiben und k�nnte es nicht mit Unrecht als eine Art von Narcoticum unter den Metallen betrachten. Dabei wirkt es nur massig austrocknend und unterdr�ckt vermehrte Absonderungen aus dem Auge nur allm�lig. �#9632; Es leistet daher in allen den F�llen vortreffliche Dienste, wo noch ein etwas gereizter Zustand vorhanden ist und wo anomale Secretionen in den Augen nur allm�lig unterdr�ckt werden d�rfen.quot;
Das gebr�uchlichere Pr�parat ist der Zink kalk: er wird ge�gen dyskrasische und auf miasmatischen Mischungsfehlern beru�hende, chronische, mit Schlaffheit und Neigung zur Zersetzung verbundene Entz�ndungsformen an den Augenlidern, der Bindehaut und den Meibomischen Dr�sen angewandt. Bei recenten Tr�bun�gen der Hornhaut erweis't sich der Zinkkalk ebenfalls nutzvoll. � Als Augenheilmittel bedient man sich seiner selten allein, weil er
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gleichzeitig mit der schleimigen und eiterigen Secretion auch die ser�se in den �ussern Gebilden anh�lt und dadurch leicht Trocken�heit und Spannung erregt, welche Nebenwirkung der Beisatz von Quecksilbermitteln corrigirt. Das Mischungsverh�ltniss in der Auf�l�simg ist 2 bis 4 gr. zu unc. 4 Wasser und 1 Theil zu 4 Theilen Fett als Salbe.
sect;. 83.
Das schwefelsaure Zinkoxyd (Zincum sulphuricum) ist auch sehr gebr�uchlich und wird nur in w�ssriger L�sung an�gewendet. Man nimmt gew�hnlich von ihm 1 bis 2 gr. auf die Unze und verwendet es zur Eintr�ufelimg oder als Fomentation.
sect;. 84.
Das Cadmium sulphuricum gleicht nach Rosenbaum's Versuchen an Menschen- und Thieraugen, dem vorigen an Heilkraft; von ihm r�hmt Gr�fe seine Wirkung gegen torpide, chronische Ent�z�ndungen und Blennorrh�en. Er gebrauchte es anf�nglich in Aufl��sungen von 1 gr. auf Yj unc. Wasser, sp�ter 2, 4 � 6 gr. zu dersel�ben Quantit�t Fl�ssigkeit als Eintr�ufelungsmittel. Jainac und Giordano benutzten es besonders gegen chronische Augenentz�n�dungen mit scorbutischer, herpetischer, �berhaupt dyskrasischer Complication. Ganz besonders n�tzlich soll das Cadmium sich ge�gen die nach Blennorrh�en zur�ckbleibenden Bindehautauflokerun-gen und Hornhauttr�bungen erzeigen.
sect;. 85.
Der H�llenstein, Argentum nitricum, in der Eigenschaft als entz�ndungswidriges Mittel, bewirkt eine vollkommene Umstim-mung in der Absonderung der Scldeimhaut, vermehrte Contraction der Gef�sse, selbst Vernichtung einer gr�ssern Menge derselben, wodurch der Zufluss des Blutes nach verschiedenen Stellen vermin�dert und gehemmt und die aufgelockerte Schleimhaut zur Contrac�tion und ll�ckbildung gestimmt wird.
Chelius *) verbreitet sich �ber den H�llenstein in Folgendem: �Der H�llenstein, welcher fr�her nach Scarpa's Angabe zur Zer�st�rung b�sartiger Hornhautgeschw�re empfohlen worden war, hat in neuerer Zeit, vorz�glich durch englische Augen�rzte und durch Kerst in Holland eine h�ufigere Anwendung in verschiedenen Au�genentz�ndungen gefunden. � Hierauf gr�ndet sich seine Anwen�dung in acuten, catarrhalischen und rheumatischen Augenentz�n�dungen mit und ohne Blennorrh�e, in chronischen, mit Pannus und Hornhauttr�bungen und Auflockerungen verbundenen, Entz�ndun-
*) A. a. O. Bd. I. S. 35.
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Dynamische Krankheiten des Auges.
gen der Conjunctiva, in den verschiedenen Blennorrh�en und beson�ders bei sarkomat�sen Entartungen der Bindehaut.quot;
�Nach dem verschiedenen Grade der Einwirkungen, die man nach dem Verh�ltnisse der Krankheitszust�nde erzielen will, Avendet man ihn entweder in Aufl�sung, oder in Salbe, oder in Substanz an.quot;
�Die Aufl�sung (1 �15 gr. in 1 Unze destill. Wassers) wird 2 � 3 mal t�glich in's Auge getr�pfelt.quot;
�Die Salbe (3, 6 � 9 Gran auf 1 Drachme Fett, auch mit Zusatz von einigen Tropfen Acet. saturni) wird mittelst eines Pinsels unter das Augenlid gestrichen und das Augenlid sanft mit dem Finger gegen den Augapfel gerieben.quot;
�Bei der Anwendung in Substanz wird der H�llenstein wie ein Bleistift zugeschnitten, �ber die angeschwollene Conjunctiva der Lider gestrichen und diese damit oberfl�chlich oder tiefer touchirt; hierauf wird das Auge mit Milch gebadet und mit kalter Fomen�tation bedeckt. Die Cauterisation kann nach Massgabe der Um�st�nde und in geh�rigen Pausen 2 � 3 mal wiederholt werden. � Die Reizungszuf�lle, welche unmittelbar auf die Anwendung des H�llensteins folgen, verlieren sich bald und die Besserung tritt oft �berraschend schnell ein. -� Die Aufl�sung, so Avie die Salbe, las st eine gleichm�ssigere Vertheilung im Auge zu und ist daher in den meisten F�llen der Amvendung in Substanz vorzuziehen.quot;
Ableitende Mittel (Derivantia).
sect;. 86.
Allgemeine Wirkung und AnAvendung. Zur Beseiti�gung �berm�ssig hervortretender Irritabilit�t mit anomaler Sensibi�lit�t, so Avie bei umgekehrtem Verhalten in dem Auge, bedient man sich solcher Mittel, welche in einem, mit dem erkrankten Sehor�gane in antagonistischem Wechselverh�ltnisse stehenden oder von demselben entfernten Systeme oder K�rpertheile, einen, der Natur des Reizes A'erwandten und jenem gleichkommenden, Reiz her�vorzubringen im Stande sind, um durch diese k�nstliche Steigerung und Exaltation, die fr�her vorhandene, krankhaft excedirende Irri�tabilit�t oder Sensibilit�t auf den Normalzustand zur�ckzuf�hren.
Diejenige Sph�re des Nervensystems aber, die wir hierbei am h�ufigsten in Anspruch nehmen, ist vorzugsAveise die mittlere, gang-li�se, welche, Avenn sie k�nstlich in den Zustand der erh�hten Th�-tigkeit und Exaltation versetzt Avird, geeignet ist, sOAVohl die exce�dirende Sensibilit�t der obersten Potenz, im Sensorium, als auch in den peripherischen Nervenendigungen, als der untersten Potenz des Neiwensystems, zu beschr�nken.
Hieraus wird erkl�rbar, Avarum gerade solche Mittel, als anta-
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gonistisch wirkende bei genannten St�rungen und Steigerungen der Lebensfunction die wichtigsten Dienste leisten, da sie ihre rei�zenden Kr�fte urspr�nglich und zun�chst in dem Abdominalnerven-systeme und den vegetativen Abdominalorganen �berhaupt �ussern; woher sie denn auch die excedirende Th�tigkeit des Gehirns durch Uebertragung auf den Abdominalnervenplexus beschr�nken und ausserdem dann vorz�glich brauchbar und n�tzlich Averden, wenn bei einer gleichzeitigen Exaltation der Gehirnth�tigkeit, sich ein torpider, reizloser Zustand des Gef�ss- und Nervensystems im Unterleibe einstellt, der sich durch Unregelm�ssigkeit und Lang�samkeit in den Abdominalsecretionen, durch Torpidit�t in den Func-tionen des Darmcanals, durch Cessation der Excretionen und dergl. zu erkennen gibt.
Diese durch k�nstlichen Reiz in den Abdominaleingeweiden laquo;�zielte Ableitung, nennt man allgemeine oder innere.
Ausser der sensiblen Sph�re des Unterleibs benutzt man auch jene der �ussern Haut zur Bewirkung eines antagonistischen Reizes; diese und das darunter liegende Zellgewebe, gleich der Darm�schleimhaut, zur Erzeugung einer k�nstlichen Secretion. Die in�nige Verkettung der h�utigen Gebilde des Auges mit der �ussern Haut, der Consens zwischen den nerv�sen, centralen und periphe-rischen Theilen des Auges und den Nerven der �ussern Haut und endlich der Antagonismus zwischen schleimh�utigen Abscheidungen und der Hautsecretion machen es m�glich, die Wiedererzeugung oder einen Ersatz derjenigen Krankheit oder normal gewordener, sonst krankhafter Secretionen, deren Verschwinden das entz�ndliche Augenleiden hervorrief, zu erwirken oder aber umgekehrt den idio-pathisch aufgetretenen, phlogistischen Zustand des Auges auf eine, dem Sehorgane nahe stehende Hautstelle zu �bertragen, festzuhal�ten und durch unterhaltene k�nstliche Secretion dort zu Ende zu fuhren.
Diese k�nstlich vicariirende Th�tigkeit in der �ussern Haut nennt man �rtliche oder �ussere Ableitung.
sect;� 87.
Bei Anwendung der ableitenden Mittel sind folgende Punkte besonders zu ber�cksichtigen: es muss der erste Grad der Ent�z�ndung gebrochen seyn, bevor eine Ableitung stattfinden darf, es muss ein solcher Krankheitszustand erregt werden, der mit der urspr�nglichen Krankheit einige Aehnlichkeit hat, daher auch die Wahl der Mittel h�chst sorgf�ltig getroffen, die arzneiliche Gabe nach Alter und Constitution modificirt, so wie die Ausdehnung der Wirkungskraft genau fixirt und etwaige Complicationen oder Dys-krasien in R�cksicht gezogen werden m�ssen.
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Dynamische Krankheiten des Auges.
sect;. 88.
Besondere Wirkung und Anwendung. Die inneren Ableitungsmittel �ben einen chemischen Eingriff auf die schleim�h�utige Ausbreitung des Darmcanales aus und erregen in ihr eine lebendige Gegenwirkung gegen diese Irritation, welche letztere �bri�gens, obwohl nach der St�rke ihrer Concentration und der Empf�ng�lichkeit der Darmschleimhaut mehr oder minder heftig, nie �ber die Oberfl�che der ber�hrten Fl�che hinausgeht und eine vermehrte ser�se, lymphatische Secretion zur prim�ren Folge hat, dadurch die Darmcontente fl�ssiger macht, zur raschern Ausscheidung f�hrt, secimd�r das Gleichgewicht zwischen Secretion und Assimilation beeintr�chtigt und sohin, bei ununterbrochener Consumtion, mehr oder minder die Production der S�ftemasse st�rt, so wie auch einen lebhaftem S�ftezufluss zu der irritirten Darmfl�che bewirkt � Neutral- und Mittelsalze �. Oder sie wirken zun�chst auf den untern Theil der Gangliennervenverzweigungen reizend, stimmen dann die, dadurch angeregte, Irritabilit�t des Darmes zu vermehrter peristaltischer Bewegung, deren unmittelbare Folge reichlichere Entleerung des Darminhaltes, vermehrter Blutandrang nach den Hin-terleibsgef�ssen und freiere Bewegung in denselben sind. Diese Wirkimg pflanzt sich auch als umstimmende auf das gesammte Nervensystem der Hinterleibseingeweide in der Art fort, dass deren sensible, irritable und vegetative Activit�t �berhaupt einer Umstim-mung unterliegt und verm�ge dieser, nicht ohne Einfluss auf das Cerebralsystem bleibt � Purgantia drastica. �
Die erste Gattung dieser Mittel findet ihre besondere Anwend�barkeit :
Bei allen rein activen Entz�ndungen des Auges.
Bei Augenentz�ndungen jeden Charakters, wenn solche auf �ber-Aviegender Plasticit�t der ganzen S�ftemasse, vorz�glich des Blutes, und vorherrschendem, bildendem Processe in der Metamorphose des Sehorganes beruht oder von solchen begleitet ist.
Bei �berwiegender Gef�ssth�tigkeit des Auges mit gleichzei�tigem Best�nde allzu grosser Blut�berfiillung, allgemeiner oder �rtlicher Plethora.
Bei erh�hter Sensibilit�t, verbunden mit allgemeiner oder loca-ler Anregung der Irritabilit�t des Auges.
Die zweite Gattung dieser Mittel dient, verm�ge ihres, auf die nerv�sen Gebilde ausge�bten, kr�ftigen Reizes, so wie verm�ge ihrer, mittelst der bewirkten copi�sen Darmexcretionen herbeige�f�hrten, allgemeinen Schw�chung, zur Herabsetzung der Irritabilit�t des ganzen K�rpers und somit auch des Auges und zugleich zur
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Depotensirung der Cerebralscnsibilit�t. Es wird dieselbe daher ganz besonders geeignet befunden:
Bei Entz�ndungen des Auges mit tr�ger Bewegung und Stockung des Blutes im Auge, mit allgemeiner Torpidit�t des K�r�pers oder Stockung in der Darmtb�tigkeit.
Bei Exsudaten ser�ser, purulenter oder sanguinolentcr Art in dem Auge.
Bei plastischen Desorganisationen, Varicosit�t und allen, auf gest�rtem Aufsaugungsverm�gen beruhenden Krankheitszust�nden des Auges.
Von den Mitteln der ersten Gattung erw�hnen wir nur das Glaubersalz, Natrum sulphuricum, als das gebr�uchlichste und wirksamste, welches man gr�ssern Thiercn von 2, 4 bis 6 Unzen auf die einzelne Gabe t�glich 2 mal gibt und bis zum Eintritte d�nner Darmexcretionen fortsetzt.
Unter den Mitteln der zweiten Gattung erw�hnen wir die Rhabarber (Radix Rhei), die Jalappc (Rad. Jalappae), die Aloe (Aloe suecotrina) und das Croton�l (Oleum Tigl. Crotonis), wel�ches letztere man bei Pferden besonders erfolgreich gefunden ha�ben will.
sect;� 89:
Aeusserlich ableitende Mittel. Die Hauptwirkung der Hautreize besteht in Wiederherstellung des gest�rten Gleichge�wichts der in einem Wechselverh�ltnisse stehenden Organe und Systeme: so erh�hen und beleben sie die Empfindlichkeit der peri-pherischen und vermindern auf antagonistischem Wege krankhaft erh�hte Th�tigkeit der centralen Nervenparthie, w�hrend sie aber auch auf der andern Seite deren gesunkene Vitalit�t aufzurichten verm�gen.
Der Hautreize unmittelbare Folge ist ein vermehrter S�ftetrieb nach aussen, nach der gereizten Hautstelle, wodurch die Central-organe, auf diese Weise von ihrer Ueberf�llung befreit, zur nor�malen Function wieder zur�ckkehren k�nnen und zugleich die �ussere Haut in ihrer Secretionsth�tigkeit gehoben wird.
Es ist demnach die Wirkung der Hautreize eine dreifache, eine ableitende, eine herabstimmende und eine belebende.
Sie werden in den meisten Formen der Entz�ndungen des Sehorganes mit Vortheil in Gebrauch gezogen, sobald der gr�ssere Reiz in den h�utigen Gebilden gehoben und kein sehr starker Blutandrang nach dem Auge mehr vorhanden ist.
Ihre Applicationsstellen sind zur Erzielung ihrer verschieden beabsichtigten Wirkung dem leidenden Organe bald n�her, bald entfernter zu w�hlen; im ersten Falle verbreiten sie sich auch reizend
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�ber das Auge selbst, im letztern bewirken sie nur Ableitung; daher jene bei torpiden oder mit nerv�ser Schw�che verbundenen und diese bei rein synoch�sen Ophthalmien ihre Stelle finden.
Nach ihrer Wirkungsweise unterscheiden die Hautreize sich in rothmachende Mittel: Senfteige, Gl�hhitze in ihren gelindern Graden; Blasen erregende Mittel: Scharfsalben, Blasenpflaster, Gl�hhitze in h�hern Graden; Eitei-ung erregende Mittel: Eeizsalben nach vorheriger Anwendung der genannten Mittel, Fontanelle, Haarseile. �
Die Dauer des Einwirkens derselben richtet sich nach dem Charakter, Zeitraum und Sitz der Entz�ndung, so wie nach der Individualit�t des Thieres und der Reizbarkeit des Hautorganes.
sect;. 90.
a. Roth machende Mittel, Rubefacientia, diese geben sich in ihrer Wirkimg als �rtliche und allgemeine, als prim�re und secund�re, als dynamische, antagonistische und consen-sueile zu erkennen.
Die Application rothmachender Mittel erregt sowohl auf der ber�hrten Hautstelle, Entz�ndung, als in den, von derselben be�deckten, nerv�sen, irritablen und vegetativen Gebilden, erh�hte Vitalit�t, � �rtliche Wirkung � und dehnt dieselbe auf die ner�v�sen, irritablen und vegetativen Th�tigkeiten �berhaupt aus, � allgemeine Wirkung �; sie ist prim�r in der peripherischen, se-cund�r in der centralen Nervenparthie, dem irritablen und vegeta�tiven Leben zu erkennen und erscheint dynamisch in der afficirten Stelle; antagonistisch erstreckt sie sich auf die, mit dem afficirten Organe in entfernter und consensuell auf die, mit demselben in naher Verkettung und Verbindung stehenden Organe.
Vorz�glich n�tzen sie bei beginnenden catarrhalischen und rheumatischen Augenentz�ndungen, welche durch Unterdr�ckimg der Hautfunction bedingt, in ihrem ersten Entstehen bisweilen ge�hoben werden k�nnen, wenn nur die Th�tigkeit der Haut zeitig und schnell genug durch jener Anwendung wieder aufgeregt wurde.
sect;� 91.
1. Der Senfsaamen (Semen Sinapios), ist mit seinen be�kannten Wirkungen das gebr�uchlichste unter den rothraachenden Mitteln und als solches ob seiner sichern und schnellen Wirkung vor den andern bevorzugt. � Um seiner Wirkungskraft mehr Nachdruck zu geben, verbindet man dieselben mit Sauerteig, Essig oder auch mit Meerrettig. � Die Dauer der Einwirkung des Senfs richtet sich nach dem Grade der Empfindlichkeit des Hautorganes und der beabsichtigten Wirkung; gew�hnlich l�sst man Senfteige bis zu eintretender Unruhe des Thieres liegen.
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Man applicirt dieselben auf die Wangen, hinter die Ohren oder auf die Seiten des Halses.
sect;. 92._
b.nbsp; nbsp;Beizende Klystiere. Wirkungsverwandt sind diese mit den aufgef�hrten rothmachenden Mitteln. Durch Injection einer reizenden Fl�ssigkeit in den Darm wird die Darm sei Jeimhaut in einen erh�hten Grad von Empfindlichkeit versetzt, verm�ge welcher deren ab- und ausscheidende Th�tigkeit vermehrt wird und s�mmt-liche Hinterleibsgef�sse erh�hte vitale Th�tigkeit, Anschwellen der Blutgef�sse, als Folgen k�nstlicher Congestion, zu erkennen geben.
Eben diese Erregung ist von entschiedenem und kr�ftig durch�dringendem Erfolge, indem sie in einer, dem Gehirne n�her ste�henden Nervenparthie und in den, auf einer hohem und bedeutungs�vollem Bildungsstufe befindlichen und der Construction der Augen�h�ute verwandteren, h�utigen Gebilden ihren Sitz nimmt.
Es sind die Eeizklystiere bei heftigen Entz�ndungen des Auges, sowohl in dem acuten und ersten Zeitr�ume, wie auch in den blen-norrhoischen und in letzteren ganz besonders wirksam, Aveil durch die erregte Eeizung einer entferntem Schleimhautparthie, zur Be�schr�nkung des urspr�nglich ergriffenen Theiles Veranlassung ge-tjeben wird.
Ihre o-ew�lmliche Zusammensetzung besteht aus einer Schlei�esnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; o
migen oder rein w�ssrigen Fl�ssigkeit, welcher man Essig, Salz und Seife beisetzt.
sect;. 93.
c.nbsp; nbsp;Blasenziehende Mittel, Vesicantia. Sobald diese einige Zeit mit der �ussern Haut in Ber�hrung waren, erregen sie gleich den rothmachenden Mitteln, �rtliche Entz�ndung der Haut, welche dann bald in Absterben der Oberhaut und in w�ssrige Ausschwitzung unter derselben �bergeht, allm�lig aber sich in eine eiterige Secre�tion verwandelt und nach Wunsch durch fortgesetzte Anwendung reizender Mittel l�ngere Zeit unterhalten werden kann. Ebenso folgen ihrer Anwendung seeund�r vermehrte Abscheidungen in der �ussern Haut. Im h�hern Grade ihrer Wirkung, bei vor sich ge�gangener Blasen- und Eiterbildung, dehnt sich die seeund�re Wir�kung auch auf die Innern h�utigen Gebilde aus, wodurch der ab�scheidende und der einsaugende Process erh�ht wird, krankhafte Ablagerungen aufgel�st und resorbirt werden k�nnen.
Als Abscheidungsorgan f�r eben solche aufgesaugte Stoffe ist die k�nstlich unterhaltene Eiterwunde zu betrachten und wird da�durch sinnlich erkennbar, dass die benachbart gelegenen Gebilde des Auges durch die, in seiner vegetativen Sph�re angeregte, auf�saugende Th�tigkeit, von abgelagerten Krankheitsstoffen allm�lig
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Dynamische Krankheiten des Auges.
frei werden und unter Zunahme des Eiterungsprocesses ein Unge-bundenseyn aller Verrichtungen sich wiederherstellt.
Verm�ge der fortdauernd unterhaltenen, entz�ndlichen Reizung entsteht ein S�ftetrieb nach der k�nstlich gereizten Stelle, in Folge dessen von dem urspr�nglich entz�ndeten Organe eine Ableitung des Leidens Statt findet und der Sitz desselben in ein Organ nie�derer Dignit�t verlegt wird.
Es wird die Wirkimg der blasenziehenden Mittel demnach heil�kr�ftig :
Bei Entz�ndungen des Auges, nach Beseitigung der intensivem Entz�ndungserscheinungen; bei darauf begr�ndeten, verschiedenen St�rungen der vegetativen Th�tigkeiten, bei mangelnden oder �ber-m�ssig vermehrten Absonderungen.
Bei, als Product der Entz�ndung eingetretener. Ausschwitzung oder Eiteransammlung.
Bei Hypervegetationen in den Augenh�uten.
Bei verschiedenen dynamischen, aus der Entz�ndung hervorge�gangenen Krankheitszust�nden.
Zur Bewirkung dieser ableitenden Hautreize dienen die be�kannten Scharfsalben und Blasenpflaster aus Canthariden, Seidel�bast und dergl., welche man auf die Wangen, auf den Hals, Wider�rist und auf die Innern Seiten der Schenkel einwirken l�sst, bis Blasenbildung eintritt und die daraus entstehenden Wunden mit Reizsalben aus Sabina, Terpenthin, Canthariden u. s. w. in Eiterung versetzt.
sect;. 94
d. Eiterung bewirkende Mittel. Die Wirkung der Ei�terung bewirkenden und unterhaltenden Mittel unterscheidet man als �rtliche und allgemeine. Die �rtliche zeichnet sich durch Entz�ndung und Eiterung in einer, von dem erkrankten Auge mehr oder minder entfernten Stelle aus; die allgemeine hingegen erstreckt sich auf das gesammte vegetative Leben und wird darin durch regere Abscheidungen, Neigung zur Verfl�ssigung, Verbesserung krankhafter Metamorphose und Freierwerden gebundener Nerventh�-tigkeit wahrnehmbar.
Verschieden sind die Mittel, vermittelst welcher k�nstliche Ei�terung veranlasst und unterhalten wird. Die einen begleitet nur ein niederer Grad der Entz�ndung, hingegen haben die andern nicht nur heftige Entz�ndung und hohen Nervenerethismus zur Folge, sondern ert�dten auch die �ussere Haut und die periphe-rischen Nervenenden.- Erstere werden durch Blasenpflaster, rei�zende Salben und auf blutigem Wege durch mechanische Trennung,
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Dynamische Krankheiten des Auges.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;59
Einlegen oder Einziehen eines fremden K�rpers oder durch das Cautc-rium actuale oder das Cauterium potentiale zu Stande gebracht.
Die Dauer ihrer Unterhaltung richtet sich nach der therapeu�tischen Aufgabe, wie auch nach den constitutionellen Verh�ltnissen des ergriffenen Subjectes.
sect;. 95.
1. Die Fontanellen mittelst Blasenpflaster sind die einfachsten und darum die gew�hnlichsten, wenn eine mehr ober�fl�chliche, weiterverbreitete Eiterung gebildet werden soll.
Ihre Anwendung finden sie insbesondere bei vegetativen Ent�mischungen, Ablagerung auf das Auge als Folge unterdr�ckter Exantheme, bei fortbestehender chronischer Entz�ndung oder lang�wierigen Blennorrh�en, �berhaupt da, wo die Wirkung der Fonta�nelle nicht sehr lange unterhalten werden soll.
Das Setzen einer solchen Fontanelle geschieht durch Auflegen eines mittelgrossen Blasenpflasters und Einlegen einiger Erbsen in die entstandene Wunde, welche sodann mit einem Druck verb�nde bedeckt wird.
sect;. 96.
2) Die Fontanellen durch Zerst�rung der Haut mit�telst einer aufgelegten Aetzpaste oder Einbrennen eines Brenncylinders von Baumwolle oder des Gl�heisens sind ungleich kr�ftiger als die vorigen, indem sie weit st�rker ableiten und eine reichlichere Secretion herbeif�hren als jene, somit tiefer in die Vegetation eingreifen, wie auch die gesteigerte Irritabilit�t und Sensibilit�t des Auges kr�ftiger herunterstimmen.
Sie finden bei allen hartn�ckigen und heftigen Entz�ndungen des Auges und allen daraus entsprungenen Folgekrankheiten ihre Anwendung.
Man applicirt sie nach den Vorschriften der Chirurgie in der Kegel am Hinterkiefer in die Ohrengrube, welche Stelle den Vor-theil bietet, dass die davon entstehende Narbe von dem Zaume oder Halsriemen bedeckt wird.
Zum Setzen einer Fontanelle mit Aetzstein, bedient man sich eines T�fel�ehens desselben von der Grosse der zu bildenden Fontanelle, legt dasselbe zwi�schen die R�nder eines eigends ausgeschnittenen gefensterten Heftpflasters auf die erw�hlte Stelle und befestigt es durch ein, dar�ber gelegtes, zwoitcres Heft�pflaster, l�sst es nach der Dicke des Felles mehrere Stunden und l�nger liegen, l�st dann den Brandsohorf und behandelt die Eiterstelle mit reizenden Salben und Einlage von Erbsen oder Wergballen.
Auch bedient man sich zur Fontanellbildung eines Breies von Aetzkali. Nach Dr. Heunau in Odessa braucht man das Kali causticum auf folgende Art: Sechs Theile pulverisirte Calx viva und f�nf Theile Kali causticum werden vor�sichtig in einem eisernen M�rser gemischt, das erhaltene sehr feine, trockene, weissgraue Pulver bewahrt man dann in einem gut verstopften Glase. Beim
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(iOnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Dynamische Krankheiten des Auges.
Gebrauche bringt man etwas davon in ein Seh�lchen, giesst etwas Weingeist oder k�lnisches Wasser darauf und mischt es mit einem silbernen Spatel zu einem Teige. Der zu cauterisirende Theil wird ungef�hr so dick als die Haut selbst ist, mit einem Teige bedeckt und mit dem Spatel genau der Umkreis bezeichnet, innerhalb dessen sich der Schorf bilden soll, indem dieser gew�hn�lich genau die Gestalt und Grosse annimmt, in der man den caustischen Teig auftrug. Der dadurch verursachte Schmerz ist sehr massig und selbst geringer, als von einem Blasenpflaster. Nach einigen Stunden ist die Haut cauterisirt, bis auf das Zellgewebe, was man an einer grauen Linie erkennt, die an den R�ndern des caustischen Teiges sich zeigt. Man kann dann diesen wegnehmen und die Stelle mit etwas Essig oder Wasser abwaschen. Wollte man tiefer cautorisiren, so l�sst man den Teig l�nger auf der Haut liegen. Durch den Kalkzusatz wird das Zerfliessen des Kali causticum gehindert, die Teigconsistenz bef�rdert, und die vielleicht noch vorhandene, Kohlens�ure absorbirt. Er wirkt nicht als Causticum sondern als Excipiens. Der Weingeist l�st das Causticum vollkommen auf und bildet in der Pasta eine saturirte L�sung, die durch ihre Concentration und Fl�ssigkeit h�chst intensiv wirkt.
Der Schorf l�st sich innerhalb 4�5 Tagen, wenn die unterliegenden Theile stai-k eitern, sonst Tcann dies auch, zumal bei schw�chlichen, herabgebrachten Individuen 15 Tage und l�nger dauern. Das weitere Verfahren ist das all�gemeine.
Gr�fe gibt in seinem Repertorium augen�rztlicher Arzneiformel^ ein �hn�liches Verfahren an, nach welchem die erw�hlte Hautstelle im Durchmesser von 1' 4 Zoll von den Haaren sorgf�ltig befreit und dann aus Heftpflaster ein Cylin�der von der St�rke eines massigen Federkiels geformt und hieraus ein Kranz von einem Zoll im Durchmesser gebildet und auf die zu �tzende Stelle aufge�dr�ckt wird, bis er genau in allen Punkten anschliesst. Mitten in diesem Kranz werden nun so viel klein geschnittene St�ckchen H�llensteins gelegt, dass die Haut ganz gedeckt wird oder man streut gr�bliches Pulver desselben Reizmit�tels einen Mcsserr�ckoraquo; hoch auf, legt �ber das Ganze eine runde Platte von Heftpflaster, die in ihrem Umfange genau auf den fr�her aufgelegten Kranz anschliessen muss, der das beizende Material gleich einem Walle umgibt. Zu vollkommener Sicherstellung wird �ber die, auf vorstehende Weise bereitete Kapsel blosser Pflastermasse, noch ein rundes, auf feste Leinwand gestrichenes, genau schliessendcs Heftpflaster geklebt, welches so weit, als die Haare wegge�schoren werden, die entbl�ste Stelle deckt. Nach wenigen Stunden entsteht heftiger Schmerz, der sich bald �ber den ganzen Kopf verbreitet, mit welchem aber das f�rchterlich rcissende und bohrende Augenweh aufzuh�ren pflegt. Nach Ablauf von 48 Stunden nimmt man alles ab, schabt die etwa nicht zer�setzten Theilchen des H�llensteins vorsichtig weg, legt ein erweichendes Pflaster �ber und wendet bes�nftigende Cataplasmen an, die gew�hnlich erst gegen den 7. Tag einen sehr dicken Aetzschorf abl�sen und geregelte Eiterung erzeugen. H�chst wichtig war Gr�fe diese Art von Cauterium, da er durch dessen ab�leitende Wirkung in mehreren F�llen H�lfe gab, wo alle �brigen Mittel ihn verlassen hatten. Da die Krankheiten, wobei selbes angewendet wurde � Chorioideitis, Scleiotitis � gew�hnlich oft reeidiren, so ist es rathsam, die her�vorgebrachte Eiterung lange durch reizende Salben zweckm�ssig zu unterhalten. Wurde der Kranz von Heftpflaster nicht hinreichend aufgedr�ckt, wurden die Haare nicht glatt abrasirt und hinderten sie durch ihre vorstehenden Spitzen das genaue Anschliessen des Kranzes, so l�uft sehr leicht ein Theil des, durch die Hautausd�nstung fl�ssig gewordenen H�llensteins unter dem kreisf�rmigen Walle aus und verletzt die benachbarten Theile; daher die oben gegebenen Vorsichtsmassregeln mit aller Genauigkeit zu beobachten sind.
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Wir haben zur Fontanellbildung schon mehrfach eine Paste von Chlorzink, Zincum muriaticum, verwendet und fanden uns �ber den Erfolg weit befriedigter, als durch die andern H�lfsmittel, denn wir erlangten durch sie immer eine sehr gleichm�ssige, wie mit dem Messer ausgeschnittene Fontanelle. Die dazu ge�brauchten Pasten Hessen wir gew�hnlich in der Grosse eines 1/3 Thalers, drei bis 4 Linien dick, aus 1 Theile salzsauren Zinks, 1 Theile Spiessglanzbutter und l'/a Theile Mehl, mit 30�40 Tropfen Wassers auf die Unze Zinks fer�tigen. Nachdem wir durch ein Vesicator oder heissen Dampf oder einige Tropfen siedenden Wassers die Oberhaut entfernt hatten, legten wir die Paste in die Aush�hlung eines gefensterten Heftpflasters, Hessen solche zwei Tage liegen und bef�rderten durch erweichende Mittel die Losst�ssung des Schorfes, welche in der Regel am 2�3. Tage eintrat.
sect;. 97.
3.nbsp; nbsp;Die Fontanellen durch den Schnitt, nach den von der Chirurgie n�her bestimmten Vorschriften an den genannten Stellen gesetzt, geh�rig in Eiterung gebracht und sorgf�ltig gepflegt, haben in solchen F�llen den Vorzug, wo es mehr um eine kr�ftige Eite�rung, als um einen sehr schnellen Eeiz zu thun ist. Ihre Grosse richtet sich nach den, ihre Anwendung gebietenden Umst�nden, so wie nach der Stelle, wo sie placirt werden sollen.
sect;. 98.
4.nbsp; nbsp;Die Haarseile, das Eiterband, Setaceum, wirken rasch und sind sicherer, als die Fontanellen in ihrer Anwendung und in ihren Folgen. Ihre prim�re Wirkung besteht immer in heftiger Reizung und Entz�ndung, ihre secund�re Wirkung erscheint als eine k�nstlich hervorgerufene neue (ser�se) Secretion, die in Eiterung �ber�geht, wenn diese anh�lt, organische Stoffe consumirt und dadurch sodann im Allgemeinen kr�ftig die Eebensth�tigkeit, zun�chst jedoch nur die vegetative Sph�re, herabstimmen kann (Dietrichs).
Die Stellen ihrer Application sind bei Augenkrankheiten am Hinterkiefer oder hinter den Ohren am Halse oder durch den Grund der M�hne.
Will man ein Haarseil (Eiterband) an der Backenfl�che des Hinterkiefers ziehen, so geschieht dies amraquo; besten und leichtesten mit einer breiten, recht scharfen Bauchheftnadel, indem man, wenn das Pferd aufgetrenset oder an ein anderes Thier in einer gleichen Lage fixirt, steht, demselben eine Nasenbremse anlegt oder das Maul verbindet und den entgegengesetzten Vorderfuss aufheben l�sst; dann mache der Operateur mit der linken Hand eine starke horizontal laufende Hautfalte am Hinterkiefer, lasse sich, wie bereits angegeben ist, dabei unterst�tzen, nehme die mit einem Bande ver�sehene Nadel in die rechte Hand, so dass der Zeige- und Mittel�finger sich auf der convexen Fl�che, der Daumen aber sich in der coneaven Fl�che nahe am Ohre befinden und stosse sie von oben nach unten, nahe am Grunde der Hautfalte, quer und rasch durch
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62nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Dynamische Kranklieiten des Auges.
und ziehe das Band auch nach: so hat man ein senkrechtes Haar�seil, welches 4�5 Zoll unter der Haut hinlaufen kann und gross genug istj um eine bedeutende Entz�ndung zu erregen; auch k�nnte man die Wirkung desselben vermehren, wenn man das Band mit Terpenthin�l tr�nkt, was bei unempfindhehen Tliieren geschehen muss, bei empfindlichen weder n�thig, noch rathsam ist. Zweck-massig ist es aber, dass man die Ausstichswunde mit einem Knopf�messer vergr�ssert. Dann mache man jedes Ende zu einer ein�fachen Schleife, ohne sie beide zusammenzubinden und warte den Erfolg ab.
Bei dem Haarseilziehen mittelst solcher Nadel, oder einer krummgebogenen, vorngesch�rften Haarseilnadel, wie man sie f�r kleinere Thiere gebraucht, und durch eine Hautfalte verh�tet man leicht die Verletzung der liier �ber den �ussern grossen K�umuskel (M. masseter externus) laufenden rami nervi facialis des siebenten Nervenpaares. � In gleicher Weise zieht man die Haarseile am Halse; �brigens kann man besser in der Ohrengrube zwei Ein�schnitte mit dem Bistouri machen, die man aus freier Hand oder bei perpendicular gespannten Hautfalten verrichtet und mit einer stumpfen Haarseilnadel oder Oehrsonde die Schnur einzieht*).
Soll das Haarseil durch den Grund der M�hne gezogen M'er-den, so geschehe dieses mittelst einer breiten scharfen Haarseilnadel, nachdem man vorher einen Querschnitt mit dem Bistouri gemacht hat. Leblanc bediente sich hierbei statt des Bandes, eines St�ckes gegerbten Leders als Wieke.
In der Ohrengrube, an dem Hinterkiefer der Pferde, besonders aber bei Hunden, Schaafen und den �brigen Ideinen Hausthieren kann man sich der grossen Heftnadeln, welche zur Vereinigung grosser Bauchwunden gebraucht werden, zum Haarseilziehen be�dienen.
sect;. 99.
5.. Eiterung unterhaltende Mittel. Zum Offenerhalten der k�nstlichen Geschw�re und deren eiteriger Secretion bedarf es h�ufig noch chemisch und dynamisch wirkender Reizmittel, welche die, von der Oberhaut entbl�ste Stelle reizen und zur Absonderung nothigen, dieselbe verbessern und eine gesunde Secretion veranlas�sen, einen fortw�hrenden entz�ndlichen Zustand unterhalten und unter ihrem fortgesetzten oder wiederholten Einfl�sse das Schliessen des Geschw�res verhindern. � Man bedient sich dieser Reizmittel theils zum Bestreichen der Verbandst�cke und Betupfen der Wund-fl�che selbst, oder zum Einlegen in die Wunde.
*) Dietrichs's Handbuch der Veterin�rakiurgie. Berlin 1842. S. 132 u. f.
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Das, zur Unterhaltung der Eiterung gebr�uchlichste Mittel, ist der Terpenthin, indem er zur Erhebung gesunkener Vitalit�t, so wie zur Erreffuns: der Gef�ss- und Nerventh�tijjkeit in der Geschw�rs-fl�che, wesentlich beitr�gt, weshalb derselbe einen gehaltvollen Be-standtheil der meisten, Eiterung bef�rdernden Salben und Pflaster abgibt. � Man verwendet ihn zu diesem Zwecke rein oder mit an�dern Harzen oder reizenden Bestandtheilen vermischt. Sowohl das Terpenthinharz, als das Terpenthin�l sind hierzu gebr�uchlich. Das wirksamste und zur Anwendung bequemste, ist das Gel.
Kr�ftiger regt die S ab in a die Metamorphose der, von der Oberhaut entbl�sten Stelle an, als der Terpenthin; sie unterh�lt einen dauernden Entz�ndungsprocess in derselben, steigert aber die Sen�sibilit�t der peripherischen Nervenparthie ungemein und ist insbe�sondere bei gracilen Individuen von erregender R�ckwirkung auf die centrale Parthie. � Man macht von dieser Wirkung bei k�nst�lichen Geschw�ren mit atonischem Charakter Gebrauch, meidet aber dieselbe bei leicht erregbaren Individualit�ten und Augenleiden mit vorherrschendem nerv�sen Erethismus. Es erleidet daher durch die Stimmung des Nervensystems sowrohl die Anwendung selbst, als das Mischungsverh�ltniss, in welchem man dieselbe in Gebrauch zieht, eine besondere Beschr�nkung. Die Art der Anwendung ist dieselbe, wie jene des Terpenthins.
Weit st�rker reizend auf die Vitalit�t der Wunde und produc-tiver auf die Eitersecretion wirkt ein, 1 bis ll/2 Zoll langes, einge�legtes St�ck Nieswurz (radix hellebori albi s. nigri).
XL
B. Von den Augenentz�ndungen in's Besondere.
sect;� 100- . Das Auge kann in seiner Totalit�t oder in seinen einzelnen
Theilen von Entz�ndung ergriffen werden, worauf sich die specielle Eintheilung der Entz�ndungslehre gr�ndet. Die bei dieser Ord�nung entstehenden einzelnen Abtheilungen zerfallen wieder nach ihrem Grundcharakter, nach ihren Ursachen und andern Momenten in ein�zelne Formen, weshalb uns eine anatomische Ordnung der Ent�z�ndungskrankheiten und eine Trennung derselben nach ihren �ussern Erscheinungen, Grundursachen und functionellcn St�rungen bei ihrer Betrachtung am f�rderlichsten erscheint.
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04nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Dynamische Krankheiten des Auges.
1. Von der reinen Augapfelentz�ndung.
sect;. 101. Die reine Augapfelentz�ndung, Ophthalmitis, vereinigt slimmtliche Erscheinungen der Entz�ndungen der einzelnen Theile dieses Organes in sich, welche bei ihr um so reiner hervortreten, als sie meist nur idiopathisch auftritt. Sie tritt urspr�nglich in allen Ge�bilden des Ausres zugrleich auf oder verbreitet sich von einem ent-z�ndeten wichtigen Organtheile �ber den ganzen Bulbus, ist dem�nach prim�r oder secund�r.
Eine Unterscheidung in dieser Beziehung ist f�r eine sichere Diagnose un�entbehrlich und f�r die Behandlung von grossem Belang.
sect;. 102. Die prim�re Augapfelentz�ndung zerf�llt in zwei Arten, welche je nach dem Grade und der Zeit, in welchen die Entz�ndung der Oberfl�che des Auges dabei erscheint, sich unterscheiden; in der einen Art ist letztere beim ersten Eintritte des urspr�nglichen Entz�ndungszustandes gering, sogenannte Taraxis, und steigert sich erst im sp�tem Verlaufe der Krankheit auf einen h�hern Grad, welchen man als Chemosis gemeinhin bezeichnet; w�hrend bei der andern Art die Chemosis sich sogleich dem ersten Auftreten der Augapfelentz�ndung beigesellt.
Erstere Art verdient bez�glich der therapeutischen Behandlung dieser Krankheit ganz besondere Ber�cksichtigung, indem selbe irrig f�r eine leichtere Entz�ndung der iiussern Theile genoniinen werden k�nnte.
Bemerkenswerth dabei ist, dass die Erscheinungen �usserer Entz�ndung f�r sicli allein bestehen k�nnen, die innere aber der �ussern vorangeht oder folgt; dass die �ussere stets vorangellt, wenn die Ursache zuerst auf die Bindehaut wirkte � der gew�hnlichere Fall �, dagegen aber die innere Entz�ndung die �ussere bedingt, sobald die Ursache in dem Augapfel selbst lag � der seltnere Fall � und dass sich endlich beide Entz�ndungen gleichzeitig ausbilden, in so fern deren Entstehung an allgemeine, innere Krankheiten ge�bunden ist oder von, den innern und �ussern Theil des Augapfels zugleich treffenden Einfl�ssen abh�ngt � der h�ufigste Fall. �
sect;. 103.
Die seeund�re Angapfelentz�ndung entwickelt sich aus sehr intensiven, unter fortwirkenden nachtheiligen Ursachen, unter Vernachl�ssigung oder schlechter Behandlung auf den h�chsten H�hepunkt gesteigerten Entz�ndungen der H�lfswerkzeuge des Auges, seiner einzelnen Organtheile oder seiner H�hle. � Sie
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iiussert sich weit intensiver und verl�uft gef�hrlicher, als die idio-pathische Augapfelentz�ndung.
sect;. 104.
Beim Beginne dieser Entz�ndung zeigt sich in s�mintlichen Gebilden des Auges eine sehr starke Reizung, wobei die Einwir�kung des Lichtes auf die Netzhaut, die ebenfalls in den entz�nd�lichen Process verflochten ist, sehr schmerzhaft wird, weshalb die Thiere auch best�ndig die Augenlider schliessen und sich die Iris sehr expandirt, so oft das Auge ge�ffnet wird. Anf�nglich, einige Stunden nach Eintritt der Entz�ndung, erscheint die Augapfelbin�dehaut und weisse Haut in der Regel wenig entz�ndet imd zeigen beide oft erst nach einigen Tagen, wenn die �brigen Entz�ndungs�symptome bereits den h�chsten Grad erreicht haben, eine inten�sivere R�the, oder sie verfallen gleich anfangs in einen h�hern Entz�ndungsgrad, so dass die noch zerstreute R�the schon nacli einigen Stunden dichter und st�rker wird, die Bindehaut geschwillt, sich zu einem hohen, die Hornhaut fast ganz bedeckenden und zwi�schen den Augenlidern betr�chtlich hervorragenden Walle erhebt, wobei die Augenlider in den Entz�ndungsprocess verwickelt werden, an ihren R�ndern bedeutend anschwellen, �ber ihre ganze Fl�che �demat�s anlaufen und einen sehr hohen Grad von Hitze annehmen.
W�hrend der Entwickelung dieser Entz�ndung auf der Ober�fl�che und in dem bedeckenden Theile des Auges, bleibt das Binde-hautbl�ttchen der Hornhaut und sie selbst noch durchsichtig, wo�gegen die Regenbogenhaut schon lebhaft entz�ndet ist, ihre blaue oder graue Farbe in eine gr�nliche und ihre schwarze in eine r�th-liche verwandelt hat, starr und expandirt erscheint. Die Fl�ssig�keiten der Augenkammern verlieren an ihrer Durchsichtigkeit, werden tr�be, weisslich und mit Blutstreifen durchzogen, manchmal gelblich oder weisslich purulent. Die �ussern Absonderungen des Auges h�ren ganz auf, woher dessen Oberfl�che trocken erscheint, Xerophthalmia.
Schreitet die Entz�ndung unaufhaltsam fort, so steigern sich die Entz�ndungssymptome auf den h�chsten Punkt, der Augapfel selbst schwillt an, steht unbeweglich, die Geschwulst der Binde�haut des Augapfels vergr�ssert sich, wird livid und weich, sowie das obere Augenlid durch den angeschwollenen Augapfel gespannt und blauroth. Der noch sichtbare Theil der Hornhaut bekommt ein weissliches und zuletzt gelbliches Ansehen und schwillt an, so wie die Sclerotica. Dabei erreicht der Schmerz den h�chsten Grad und erhebt sich das, von dem ersten Beginne der Entz�ndung vor�handene , synochale Fieber mit seinen, ihm eigenth�mlichen allge�meinen Erscheinungen, zu einer ungew�hnlichen H�he.
M�llerraquo; Veterin�r-Ophthalmologie. II.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; quot;
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66nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Dynamische Krankheiten des Auges.
sect;. 105.
Nach diesen Vorg�ngen, welche ihre, in bald k�rzerer, bald l�ngerer Zeit, in einigen Stunden oder Tagen, vollendete Entwicke-lung erreicht haben, bersten Blutgef �sse im Innern des Auges, ent�steht Eitererguss, der wegen Mangel an hinreichendem Aufsau-gungsverm�gen, durch Abscessbildung �der Berstung des Augapfels nach aussen sich Bahn bricht, wenn die Kirnst nicht durch Er�ff�nung der Hornhaut zu H�lfe kommt. Nun stellen sich die bisher unterdr�ckten schleimigen Absonderungen auf der Oberfl�che des Auges und in den Lidern wieder ein und steigern sich oft zur Blennorrh�e. � Platzt der Augapfel, was meist mit einem h�rba�ren Knalle geschieht, so entleert sich viel Eiter, Blut, ser�se Fl�s�sigkeit und es folgen allm�lig aus der, mit gelblichen R�ndern ver�sehenen Abscess�ffnung die Linse, einzelne Theile der Kegenbo-genliaut, der Glask�rper und so fort nach, worauf der Augapfel zusammenf�llt und die Augenh�hle beinahe leer erscheint, indem in deren Tiefe nur ein bl�ulicher oder graugelber Punkt, als der Kest des zerst�rten Augapfels, zur�ckbleibt.
Betrachten wir diesen beschriebenen Uebergang der Entz�n-dung in Eiterung, als den naturgem�ssesten, so finden wir doch zuweilen noch zwei Ausg�nge, jenen in Brand tmd jenen in Ver�h�rtung.
sect;. 106.
Bei dyskrasischen oder sehr ersch�pften Subjecten, oder in Folge ungeschickter Behandlung, etwa durch unzeitige Anwendung von Reizmitteln, entwickelt sich unter den heftigsten Schmerzen und starkem Fieber der Brand, wobei die Oberfl�che des Auges dunkler, gl�nzender und missfarbig wird, auf derselben einzelne schwarze Punkte, Streifen tmd Blasen entstehen und endlich der Augapfel berstet, die reichlich ausfliessende Feuchtigkeit ein jau�chenartiges , dunkel gef�rbtes, graulich - gelbes, selbst br�unliches Ansehen hat, und durch den fortschreitenden Zerst�rungsprocess der Augapfel mit allen, ihn umgebenden Theilen unter typh�sen und lebensgef�hrlichen Fiebererscheinungen vernichtet wird.
sect;.107.
Wenn in langsamer verlaufenden Entz�ndungen des Augapfels und in solchen F�llen, wo die Entz�ndung sich von einem Theile auf den andern erst fortsetzte, sobald der h�here Entz�ndungsgrad an der urspr�nglich ergriffenen Stelle bereits gebrochen war und sich dennoch der Bulbus durch Abscessbildung er�fihete, ohne dass gerade s�mmtliche innere Organtheile ausgetreten sind, der Bulbus dann anschwillt und die Eiterung abnimmt, so verdichtet sich der�selbe zu einer Masse, in welcher man dessen fr�here Organisation
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nicht mehr zu erkennen vermag, welchen selten vorkommenden Ausgang man als den in Verh�rtung bezeichnet.
sect;.108.
Dies der Verlauf und die Ausg�nge einer sich selbst �berlas�sen gebliebenen oder erfolglos behandelten Augapfelentz�ndung. G�nstiger gestaltet sind deren Ausg�nge, wenn es m�glich war, die veranlassenden Ursachen ausser Wirksamkeit zu setzen und die Entz�ndung vor ihrem Uebergange in Eiterung zu brechen. In diesem gl�cklichen Falle zertheilt sich die Entz�ndung g�nzlich und es tritt das Sehorgan in seinen integren Zustand zur�ck oder es bleiben nur einzelne Formver�nderungen oder blutige, ser�se, lymphatische und eiterige Erg�sse zur�ck, deren Heilung einem entsprechenden Curverfahren meistens m�glich wird.
sect;.109.
Die Ursachen der Augapfelentz�ndung sind alle jene, welche eine idiopathische Augenentz�ndung hervorzurufen verm�gen, namentlich: starke Verletzungen des Auges und seiner Umgebung, chirurgische Operationen, welche m�chtig in den Augapfel ein�greifen und bei denen die Luft durch eine gr�ssere Wunde in das Innere des Auges dringen kann; fremde K�rper, Einwirkung der K�lte und Hitze auf das Auge, sehr kalter Nordoistwind, schneller Wechsel der Temperatur, Verbrennungen des Auges durch das Anschlagen der Flamme des Schiesspulvers; der Sonnenstich, hef�tige Einwirkung des Lichtes; Gicht und andere Dyskrasien u. s. w. � Am meisten pr�disponirt zu dieser Entz�ndung sind junge, voll�bl�tige Thiere.
sect;. 110.
Die Vorhersage in der Augapfelentz�ndung ist im Allge�meinen sehr unsicher. Bei fr�hzeitig und zweckm�ssig eingelei�teter Behandlung und sonst g�nstigen k�rperlichen Verh�ltnissen des erkrankten Individuums und sobald der Entz�ndungsprocess sich nicht so intensiv der Nervenhaut bem�chtigt hat, dass blei�bende Anomalien in deren Gebiete unabwendbar werden, darf ein g�nstiger Ausgang erwartet werden; minder g�nstig dagegen wird derselbe sich gestalten, wenn bereits Eitererguss in den Augen-kammem Statt hatte; den schlimmsten Ausgang dagegen verk�n�den die Gegenwart bedeutender Geschwulst des Augapfels, bereits eingetretene Erblindung, verschlossene Pupille, bedeutender Blut�oder Eiter-Erguss, Abscessbildung oder Berstung des Augapfels.
Im ersten Falle vermag die Kunst totale oder partielle Hei�lung zu erwirken, im zweiten oft nur die Form des Auges zu er�halten und im letzten Falle oft kaum eine Weiterverbreitung der
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68nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Dynamische Krankheiten des Auges.
Entz�ndung des Auges auf das Gehirn und die Lebensgefahr ab�zuwenden.
sect;,111.
Bei Behandlung der Augapfelentz�ndung hat man sich des gesainmten entz�ndungswidrigen Apparates und zwar sogleich, bei deren erstem Beginne, zu bedienen, wobei eben auch die �brigen di�tetischen Anordnungen und Vorkehrungen, wie sie ein allgemein werdender laquo;ntz�ndlicher Zustand sowohl, als eine sehr gesteigerte Empfindlichkeit des erkrankten Organs erforderlich machen, ange�wendet werden m�ssen.
Zun�chst ist eine reichliche, dem allgemeinen Kr�ftezustande und dem Entz�ndungsgrade gen�gend entsprechende Aderlass, und zwar bei starker Blutcongestion nach dem Kopfe oder bei noch nicht vollst�ndig entwickelter Entz�ndung, am Schweife, bei inten�siverer Entz�ndung, am Halse oder selbst die Er�flhung eines Schlagaderastes in der Umgebung des Auges vorzunehmen und das Auge mit kalten Umschl�gen fleissig und anhaltend zu be�decken; darauf lege man eine verh�ltnissm�ssig grosse Anzahl Blutegel, bei Pferden 15�20, rings um die Augenh�hle und in die Genicksgegend, unterhalte sorgf�ltig und lange die Nachblutung mittelst feuchtwarmer Schw�mme, setze Eeizklystiere und verab�reiche kr�ftige, ableitende Salzabfuhrungen, verfinstere massig den Aufenthaltsort, gestatte nur blande Nahrung und reiche diluirende Getr�nke. Hierauf gehe man zur innerlichen Anwendung grosser Gaben des vers�ssten Quecksilbers �ber, Aviederhole nach Bed�rf-niss die allgemeinen und �rtlichen Blutentleerungen und gehe so�dann, wenn die Entz�ndung einigermassen gebrochen erscheint und Neigung zu Exsudationen sich zu erkennen gibt, oder wenn solche bereits eingetreten sind, zu reichlichen, in die Gegend des Bogenfortsatzes vom Stirnbeine, des Thr�nen- und Jochbeines zu machenden, mit Opium verbundenen Quecksilbereinreibungen �ber, um die Resorptionsth�tigkeit zu erh�hen und Zertheilung der Ent�
z�ndun
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zu bewirken.
sect;. 112.
Steigert sich die begleitende Taraxis nicht zur Chemosis oder tritt letztere zur erstem zur�ck und wurde die erh�hte Sensibilit�t in etwas gemindert, so applicire man fl�chtige Hautreize hinter die Ohren, an den Nacken und an die Seitentheile des Halses und ver�tausche die kalten Umschl�ge mit feucht warmen, gelind schleimi�gen, reizlosen, aus Malvenabkochung bestehenden; oder mit trocke�nen, warmen und camphorirten Compressen. Ist es auf diesem Wege gelungen, die Entz�ndung zum v�lligen Stillstande oder zur R�ckbildung zu bringen oder ganz zu beseitigen, so veranlasse
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mau durch Application eines Haarseils oder einiger Fontanellen, eine dauernde Ableitung und Eiterung, verordne zugleich kr�ftige Abf�hrungen aus Jalappe und Neutralsalzen oder nach Umst�nden noch aus Calomel und suche diese doppelte Ableitung bis zum g�nzlichen Aufh�ren aller Entziindungserscheinungen und Ver-schwinden der krankhaften Sensibilit�t, z-\veckm�ssig zu unterhalten.
sect;. 113.
Vermochte diese Behandlungsweise der allzuheftigen Entz�n�dung gegen�ber, den genannten Erfolg nicht vollst�ndig zu er-z wecken oder war die Krankheit vor eingeleiteter Behandlung schon zu weit gediehen und haben sich auf der Augapfelbindehaut starke W�lste gebildet, so trage man diese theilweise mit der Scheere sorgfaltig ab, indem man sie zuvor mit derselben einschneidet, den so gebildeten Lappen mit der Pincette fasst, sodann v�llig aus�schneidet und die darauf folgende Blutung durch feuchtwarme Schw�mme lange unterh�lt.
Haben sich scKon sehr starke Absonderungen eingestellt und sind diese �tzend scharf, ist aber der entz�ndliche Reizzustand nicht sehr gross, so tr�ufle man eine leichte H�llensteinaufl�sung � etwa 2 Grane auf die Unze Wassers � ein, oder reinige das Auge zum Oeftem mit einem lauwarmen Kamillenaufgusse.
Vorhandene Erg�sse in den Augenkammem, welche letztere sehr ausdehnen und zum Bersten zu bringen drohen, entleere man durch eine Incision der Hornhaut, durch welche unges�umt vorge�nommene Operation gew�hnlich den fernem Fortschritten der Eite�rung und Zerst�rung des Auges entgegnet wird. Zwar bleibt oft auch hier die, durch Abscesse und innere Greschw�re desorgani-sirte, Hornhaut verdunkelt, so wie das Sehverm�gen durch die Ent�z�ndung und Vereiterung der innem Gebilde aufgehoben, indessen wird doch durch die Entleerung der Augenkammern den fernem Zerst�rungen Einhalt gethan und dem hohem Grade der Atrophie f�r die Zukunft vorgebeugt. Uebrigens muss diese Operation, wenn sie vollen Nutzen schaffen soll, gew�hnlich mehrere Male wie�derholt werden.
; sect;� 114.
Die Behandlung nach eingetretenem Uebergange der Entz�n�dung des Augapfels in Berstung desselben, schliesst die fernere Anwendung der entz�ndungswidrigen Mittel g�nzlich aus, weil dabei nur die Lebensth�tigkeit gelind anregende und zugleich be�ruhigende Mittel von Nutzen sind.
Ebenso muss die Behandlung bei dem Uebergange in Brand eine sedativ-symptomatische seyn; war dieser die unmittelbare Folge der Heftigkeit der Entz�ndung, so bleibt wohl noch ein fort-
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70nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Dynamische Krankheiten des Auges.
gesetztes massig antiphlogistisches Verfahren angezeigt, wobei jedoch der Stand der Kr�fte besonders zu w�rdigen ist, weil der Brand ohnehin auch aus einem allgemeinen Darniederliegen der Lebenskr�fte hervorgehen kann und sonach dessen Behandlung nur eine unbedingt der S�fteaufl�sung entgegenwirkende, und den allgemeinen Kr�ftezustand unterst�tzende seyn darf.
Beide Uebergangsformen gebieten �brigens in den meisten F�llen eine gleiche �ussere, auf locale Erhebung des Kr�ftezustan-des hingerichtete und dem Zerfalle der Coh�sion entgegengesetzte, Behandlung. Das Eintr�ufeln einer Kupferaufl�sung in Verbin�dung mit Opiumtinctur, oder das blosse Einstreichen der letztem, das �ftere Ausspritzen des Auges mit einem aromatischen Wasser und das Auflegen von aromatischen, camphorirten Kr�uterkisschen, sind die hier zu empfehlenden �usseren Mittel.
Die Ausrottung des Augapfels, welche einige bei der bran�digen Entz�ndung vorgeschlagen haben, ist sehr gef�hrlich; besser ist es wohl, sich darauf zu beschr�nken, blos die abgestorbenen Theile auszuschneiden und die tiefer liegenden mit passenden Mit�teln zu behandeln, indem man auf diese Weise der Durchsclmei-dung des Sehnerven, welche oft t�dliche Folgen hat, entgeht (Leblanc).
sect;. 115.
Eingetretener Uebergang der Entz�ndung in Verh�rtung des Bulbus erheischt eben auch eine, den allgemeinen Kr�ftezustand unterst�tzende, innere Behandlung und die �ussere Anwendung aromatischer trockener W�rme, nebst dem Beigebrauche eines ge�lind zertheilenden, zugleich der Bildimg von Wucherungen entge�gengerichteten und sedativen Mittels, wozu sich das Einstreichen einer gelinden, rothen Pr�cipitatsalbe besonders empfiehlt.
11. Von der Entz�ndung der Augenlider.
sect;. 116. Die Entz�ndung der Augenlider, Blepharitis, Blephar-ophthalmia, inflammatio palpebrarum, hat ihren Sitz in der �ussern Hautplatte der Augenlider, im Zellgewebe, in den dr�sigen Gebil�den, in dem dritten Augenlide, der Blmzhaut, und in der innem Augenlidplatte, der Bindehaut.
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Die Entz�ndung der �ussern Haut, so wie jene des Zellge�webes zeigt sich als reine, phlegmon�se, oder erysipclat�se und erstreckt sich auf die ganze Ausdehnung der Augenlider oder beschr�nkt sich auf einzelne Punkte und zerf�llt demnach 1) in die reine Augenliderentz�ndung, 2) in die erysipclat�se Augenliderentz�ndung, 3) in die entz�ndliche Nascn-winkelgeschwulst, 4) in das Gerstenkorn und 5) in die idiopathische Augenliderdr�senentz�ndung.
Die Bindehaut als ein eigenth�mliches Gebilde und selbstst�ndiger Organ-theil, so wie die Blinzhaut, als durch sie gr�ssern Theiles gebildet, finden an�dern Orts ihre specielle Behandlung.
1. Von der reinen Augenliderentz�ndung.
sect;. 117.
Die reine Augenliderentz�ndung, Blepharophthalmitis, erscheint meist nur an einem Augenlide und h�ufiger am obem, als am untern. Sie beginnt am Tarsalrande, als intensive Rothe, Hitze, Geschwulst, f�hlbares Klopfen und grosse Empfindlichkeit und erstreckt sich in kurzer Zeit bis zum Orbitalrande, wodurch das ganze Augenlid durchaus unbeweglich wird. Die dr�sigen Gebilde des Augenlides, so wie die Thr�nendr�se participiren an ihr, daher Trockenheit des Auges und der Nase und �fteres Niesen; es verbreitet sich endlich noch die entz�ndliche Reizung �ber die Bindehaut, welche dann ger�thet und mit Blut injicirt erscheint. H�ufig steigert sich die Localentz�ndung so weit, dass sie allge�meines Fieber erregt, das, wie jede der �brigen Erscheinungen, am Abende exacerbirt.
sect;. 118.
Wird der Fortentwickelung der Entz�ndung kein Einhalt ge-than und keine Zertheilung erwirkt, so dehnt sich die Geschwulst immer weiter aus, erhebt sich an ihrem h�chsten Punkte, erscheint dort bl�sser als auf der �brigen blaurothen oder gl�nzenden Fl�che und zeigt endlich Fluctuation; zugleich wird nun auch die Abson-derung der Dr�sen nicht allein wieder hergestellt, sondern auch sehr reichlich. Die Geschwulst �ffnet sich, wenn sie nicht k�nst�lich er�ffnet wird, von selbst an einer oder mehreren Stellen, mei�stens am Tarsalrande und en�eert eine grosse Menge gutartigen, mit abgestorbenen Zellgewebeflocken und Blutstreifen vermischten Eiters.
Wird der Abscess, sey er von selbst aufgegangen oder k�nst�lich er�ffnet, unzweckm�ssig behandelt oder wirken fortw�hrend nachtheilige Einfl�sse direct oder schlechte S�ftemischung indirect auf das erkrankte Organ, so erleidet die Haut und der Tarsus des
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72nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Dynamische Krankheiten des Auges.
Augenlides verschiedene Form Ver�nderungen, sogar Verengerung und Verschliessung der Thr�nenpunkte und Kan�lchen treten ein.
sect;.119.
Im scldimmern Falle, bei Vernachl�ssigung oder obwaltender Dyskrasie, geht die Entz�ndung in Brand �ber, wo dann auf der dunkelrothen oder gl�nzend gespannten Oberfl�che des Augenlides zuerst eine bleifarbene, livide Stelle bemerkbar wird, welche bei der Untersuchung weich, ja breiartig anzuf�hlen ist, sich zuweilen schnell vergr�ssert und bei ihrer Er�ffnung ein mehr oder weniger d�nnes, �behiechendes Wasser mit Blut gemischt von sich gibt. Hat der Brand schon mehr, als die Oberfl�che ergriffen, so sieht man nach Er�ffnung des Fleckes einen bl�ulich braunrothen geschw�ri�gen Grund. Je nach dem Grade der Heftigkeit der Entz�ndung oder nach dein allgemeinen Kr�ftezustande, schreitet der Brand vor�w�rts oder bleibt stehen, bekommt eiternde Grenzen oder wird ab-gestossen, worauf dann gutartige Eiterung eintritt. Geht er aber weiter, so kann er gr�ssere oder geringere Destruetionen hinter�lassen (Weller).
sect;. 120.
Pr�disponelle Ursachen zu dieser Entz�ndung finden sich in einer grossen Vulnerabilit�t der Haut �berhaupt und der Augen�lider insbesondere, vorzugsweise eine solche, wie sie durch irgend eine allgemeine Ivachexie olme bestimmten Charakter, erzeugt ist, wie sie bisweilen als Product des Aufenthaltes in einer ungesunden, schlechten Atmosph�re und bei schlechter Nahrung u. s. w. vor�kommt (J�ngken). � Es scheint dieser Entz�ndung zuweilen eine epizootische Ursache zu Grunde zu hegen, indem dieselbe zu ge�wissen Zeiten h�ufig ohne erkennbare �ussere Veranlassung auf�tritt. Meistens entwickelt sie sich im Fr�hlinge nach einem nassen Winter und es steht ihr Vorkommen mit der Menge der exanthe-matischen Krankheiten in Verbindung. Sie ergreift da auch selbst die, mit dem derbsten Hautorgane begabten Thiere. Schnelle Ver��nderung der Temperatur des Auges, mechanische Verletzungen des Augenlides, besonders Streifverletzungen mit der Peitsche, Gerte oder Kugel, Verbrennungen, verletzende oder steckengeblie�bene fremde K�rper und Insectenstacheln geh�ren zu den exciti-renden Ursachen,
sect;. 121.
Bei Behandlung der reinen Augenliderentz�ndung sind vor�zugsweise jene Momente, welche mit derselben in urs�chlicher Be�ziehung stehen, zu ber�cksichtigen. Verwundungen m�ssen nach den Gesetzen der Chirurgie behandelt, fremde K�rper entfernt, das Auge gegen sch�dliche atmosph�rische Einfl�sse gesch�tzt und
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constitutionelle oder dyskrasische Verh�ltnisse nach den speciellen Eegeln der Therapie ber�cksichtigt werden. Besteht die Entz�n�dung noch rein, d. i. neigt sie sich noch nicht zur Eiterbildung, so sind ausser den kalten Umschl�gen auf das Auge auch Blutcnt-ziehungen geboten; bei sehr intensiver Entz�ndung, von welcher man befurchten k�nnte, sie setze sich auf den Augapfel fort, sind Aderl�sse angezeigt, w�hrend man bei Augenliderentz�ndungeu geringem Grades, mit Apphcation der Blutegel ausreicht; dabei verordne man gelind abfiihrende Salze und k�hlende Getr�nke.
Sind diese Anordnungen zur Zertheilung fruchtlos geblieben oder kam der Fall erst bei dem Uebergange in Eiterung zur Be�handlung, so muss letztere bef�rdert, die Geschwulst durch warme Breiumschl�ge erweicht und letztere sobald ge�ffnet werden, als sich der Abscess gebildet hat und Fluctuation f�hlbar ist. Die Er�ffnung muss mit der Lancette und zAvar l�ngs des Laufes der Fasern des Orbicularmuskels geschehen.
2. Von der rosenartigen Entz�ndung der Augenlider.
sect;. 122.
Die rosenartige Augenliderentz�ndung (Blepharoph-thalmitis erysipelatosa), haftet, wie Erysipel �berhaupt, in der Oberhaut, dem Schleimnetze und auch manchmal in der Lederhaut und hat nicht die Tendenz zur Abscessbildung, sondern zur Zer�theilung und Abschuppung. Eine blassrothe, in's Gelbliche spie�lende, bei dunkler Haut bl�uliche, mehr oder weniger gl�nzende Geschwulst entsteht an den Augenlidr�ndern und verbreitet sich ungleichm�ssig �ber die Stirne und einen Theil des Gesichtes, und bef�llt selten nur ein Augenlid, meistens beide zugleich. Manch�mal ist die Haut blos ger�thet oder gl�nzend und glatt, manchmal aber auch mit violetten oder gelblichen Pusteln und Blasen be�deckt. � Die sensitiven Gebilde des Auges sheinen hier nicht zu leiden. � Die Absonderungen der Meibomischen Dr�sen und der Schleimh�ute der Nase sind vermehrt, manchmal ist auch die Aug�apfelbindehaut ger�thet.
Nach einigen Tagen ihres Bestandes geht die Entz�ndung in Zertheilung �ber, wobei die Geschwulst zusammenf�llt, sich mit Schuppen bedeckt und die auf derselben befindlichen Blasen oder Pusteln bersten und die von denselben ergossene lymphatische Fl�ssigkeit zu gelblichen Krusten erh�rtet.
sect;. 123.
Sobald diese kritische Desquamation und Transsudation durch
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74nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Dynamische Krankheiten des Auges.
nachtheilige �ussere Einfl�sse gest�rt wird oder das lockere, schlaffe Gef�ge der Augenlider durch allzu langen Gebrauch erweichender Mittel in atonischen Zustand versetzt wird, entsteht wassers�ch�tige oder �demat�se Anschwellung der Augenlider, oder aber es nimmt die erysipelat�se Entz�ndung einen synochalen Cha�rakter an und endet mit Gangr�n.
sect;. 124.
Die Behandlung dieser Entz�ndungsform ist nach Umst�nden eine massig antiphlogistische und zugleich diaphoretische, � Man bedient sich in dieser Absicht der Blutegel, Kr�uterkissehen, ab�fuhrenden Salze und der Anordnung eines warmen Verhaltens.
Bei �demat�ser oder hydropischer Anschwellung der Augen�lider, als Folgen erysipelat�ser Entz�ndung, dienen solche Mittel, welche eine gelinde Beth�tigung der Wirksamkeit der Lymphge-f�sse erregen. Die vorz�glichsten unter ihnen sind die geistigen Mittel � aromatischer Wein, Branntwein mit Wein verd�nnt, oder auch mit etwas Kampfer versetzt, warme aromatische Kissen und Umschl�ge sind gleichfalls oft von grossem Nutzen und werden, wenn man sie trocken anwendet, oft noch besser, als feuchte Um�sehl�ge ertragen (Leblanc). In hartn�ckigen F�llen d�rfte man auch die Elektricit�t und den Galvanismus heilbringend finden.
sect;.125.
Sollte Gangr�n der Augenlider eingetreten seyn, so lasse man eine nahrhafte, leicht verdauliche Nahrung reichen und gebe fl�ch�tig und permanent reizend st�rkende Medicamente, z. B. Calmus, China u. s. w. Aeusserlich kann man Umschl�ge von Weiden�rinden- oder Eichenrindendecoct, mit geistigen Fl�ssigkeiten ver�bunden, lauwarm anwenden; ebenso die China, z. B. nach Tue Febure Eec. Cort, Chin. sect; j, salis ammon. dep. 5 ij j co1- c' alt;l' fontan. s. q., ad colat J viij adde camphor. ^ ij, spirit, vin. recti-ficatiss. ^ j- M. S. Zum Umschlag auf die Augenlider mittelst lei�nener Compressen. Nachher kann man die Stelle mit hals, arcaei verbinden und die Augenlider durch Heftpflasterstreifen stets ge�schlossen und somit ausgedehnt erhalten, damit die erfolgende Narbe so wenig als m�glich die Parthieen des Augenlides zusam�menziehe und Contracturen in demselben errege, welche, wenn sie einigermassen bedeutend sind, nothwendig Ektropia verursachen m�ssen. In Folge der Eiterung wird nun der Substanzverlust durch Fleischgranulationen ersetzt, welche, wenn sie hinreichend vorhanden sind, mit einer Salbe aus laudan. liq. Sydh. 3 ij und unguent, basilic. sect;/3 bis zur g�nzlichen Heilung verbunden werden k�nnen, damit eine m�glichst gleichf�rmige Narbe zu Stande ge�bracht wird (Weller).
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3) Von der entz�ndlichen Nasenwinkelgeschwulst.
sect;; 126.
Die entz�ndliche Nasenwinkelgeschwulst, Anchylops inflammatoria, gleicht in Hinsicht des Entz�ndungscharakters, ihrer Form und ihres Ansehens der rosenartigen Augenliderentz�ndung und unterscheidet sich von derselben nur darin, dass sie eine be�schr�nkte Stelle einnimmt. Sie ist begr�ndet in einer Entz�ndung der Oberhaut oder des Zellgewebes, welche die vordere Wand des Thr�nensackes mehr oder weniger in Mitleidenschaft zieht und be�steht aus einer, an dem Innern Augenwinkel und nahe dem untern Augenlide befindlichen gl�nzenden, heissen und schmerzhaften, nicht begrenzten, sich �ber das obere und untere Augenlid erstre�ckenden Geschwulst, deren R�the dem Fingerdrucke weicht, nach Nachlass dessen aber, augenblicklich wiederkehrt. Anfangs werden die thr�nenleitenden Organe nicht in Mitleidenschaft gezogen, bis sich sp�ter, auch wenn die Krankheit hoch gestiegen und die Ge�schwulst bedeutend ist, der Keflex der Entz�ndung �ber die Thr�-nenwege verbreitet und diese in ihrer Function st�rt. � Wurde der Thr�nensack in entz�ndliche Mitleidenschaft gezogen, so fiihlt man in der erysipelatosen Geschwulst eine bohnenformige, be�grenzte, harte, �usserst empfindliche, durch st�rkere R�the ausge�zeichnete Geschwulst-, von welcher, bei mangelnder Affection des Thr�nensackes nichts Avahrzunehmen ist. Alsdann werden die Thr�nen nicht mehr geh�rig nach der Nase fortgeleitet, sammeln sich im innem Augenwinkel an und fliessen �ber die Wange herab. Die Secretion der Nasenschleimhaut ist bei massiger Entz�ndung vermehrt, bei deren h�herem Grade hingegen unterdr�ckt.
sect;. 127.
Haftet die Entz�ndung lediglich in der Oberhaut und verbleibt ihr der erysipelat�se Charakter, so endet sie in Desquamation und Reproduction der Epidermis, wobei die geschlossenen Thr�nen-punkte sich wieder �ffnen und der Thr�nensackschleimfluss ver�schwindet. � Hat sich aber die Entz�ndimg noch �ber das unter�liegende Zellgewebe verbreitet, so entsteht ein Abscess, den man Aegilops *) nennt, wird die Secretion der Augenliderbindehaut sehr bedeutend und tritt selbst Thr�nensackblennorrh�e ein. Bleibt die Er�ffnung des Abscesses der Natur �berlassen, so dringt dessen fl�ssiger Inhalt gew�hnheh durch einige Oeffhungen der destruirten
*) Hiy�coy, auch �tyilmitta, zusammengesetzt aus �laquo;|, die Ziege und tSy das Gesicht. Die Ziegen werden h�ufig von dieser Entz�ndungsform befallen.
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76nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Dynamische Krankheiten des Auges.
Haut hervor; auch kann der Eiter bei tiefer Lage und derber Ober�haut durch Senkung die vordere Wand des Thr�nensackes durch�bohren, ebenso kann auch umgekehrt der Thr�nensack durch den, in ihm befindhehen, quantitativ und qualitativ ver�nderten Schleim sich nach aussen �ffnen, seinen Inhalt in das Zellgewebe ergiessen und endlich die Haut durchbrechen.
sect;. 128.
Die urs�chlichen Momente, welche dieser Entz�ndungsfbrm zum Grunde liegen, sind dieselben, wie sie bei der erysipelat�sen Augenlidentz�ndung angegeben wurden.
sect;. 129.
Die Behandlung ist liier nach dem Charakter der Entz�ndung zu modificiren; w�hrend bei erysipelat�ser Entz�ndimg trockene aromatische W�rme n�tzheh ist, sind bei pljlegmon�ser Entz�n�dung feuchtwarme Fomentationen von Bleiwasser und das Anlegen von Blutegeln im Umfange der Geschwulst, angezeigt. Im Falle die Entz�ndung solchem Verfahren nicht weicht und sich der Uebergang in Suppuration deutlich ausspricht, so m�ssen alsbald erweichende Umschl�ge veranstaltet und gleich beim Eintritte von Suppuration die Geschwulst ge�ffnet werden, da durch Senkung des Eiters die Continuit�t des Thr�nensackes gef�hrdet werden k�nnte. � Die Er�ffnung geschehe mit der Lancette an der untem Stelle der Geschwidst und mit der Vorsicht, dass der Thr�nensack keine Verletzung erleide. Die entsprechend grosse Oeffhung werde mit erweichenden Umschl�gen, welchen man, bei noch vorhandener entz�ndlicher Reizung, Bleiessig beigeben kann, offen erhalten. Im Falle der Thr�nensack perforirt ist, so erleidet die angegebene Be�handlung keine Ver�nderung, jedoch ist dann besonders die Vorsicht geboten, die �ussere Wunde durch Einlegen von Charpie vor zu fr�hzeitiger Vereinigung zu wahren. Ausserdem sind hier auch noch Einspritzungen von lauwarmem Wasser n�tzlich, welchen man f�r den Fall, als durch die Aufwulstung der Schleimhaut des Thr�nensackes dessen Ausfiihrungsgang verschlossen ist, Lapis divinus und Laudanum zusetzt, und bei vorsichtigem Offenhalten der Wunde so lange fortsetzt, als der Canal geschlossen bleibt. Ist der Canal auf diese Weise wieder wegsam gemacht, so befordere man eine etwa retardirte Heilung durch vorsichtiges Touchlren mit H�llenstein. � Beruht jedoch die Verschliessung des Abfiihrimgs-canales auf organischer Destruction, so ist nach vollendeter Heilmig der Hautwunde, das sp�ter anzugebende operative Verfahren ein�zuleiten.
sect;. 130.
Nicht immer aber ist der Heerd der Entz�ndung immittelbar
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�ber dem Thr�nensacke, zuweilen vielmehr etwas oberhalb dessel�ben ; auch dann ist dieser Fall nicht minder wichtig und muss im Zeitr�ume der Eiterung eben so behutsam behandelt werden; denn wird er vernachl�ssigt oder unzweckm�ssig behandelt und �ffnet man den entstandenen Abscess nicht bald und erh�lt man nicht die gemachte OefFnung bis zur g�nzlichen Heilung offen, so dr�ngt sich der Eiter hier zwar nicht leicht durch die vordere Wand des Thr�-nensackes, wohl aber oberhalb desselben in die Orbita hinein. Im schlimmsten Falle wird dann die Knochenhaut gleichsam durchge�fressen und einer oder der andere der Knochen der Orbita cari�s. Man entdeckt die cari�se Stelle theils mit der silbernen Sonde, theils aus dem Hervorsprossen von rothen, leichtblutenden, bei der Ber�hrung sehr schmerzhaften Fleischschw�mmchen, welche sich zuweilen an der Oeffnung des FIstelcanales zeigen. Solche F�lle sind, obgleich nicht besonders gef�hrlich, doch in der Regel h�chst langwierig und erfordern eine sehr sorgf�ltige Behandlung. Die tiefe Lage des Knochenfrasses, so wie die N�he des Augapfels und die Enge des ganzen Fistelcanales, behindern den Arzt nicht selten, die n�thigen �rtlichen Mittel anzuwenden. Ueberl�sst man die Beseitigung der Caries der k�rglichen Eiterung allein, so kann, wenn die cari�se Stelle zolltief liegt, der Abstossungsprocess sich auf viele Monate hinausdehnen.
Ist ein solcher unangenehmer Zustand einmal vorhanden, so wird es vor Allem n�thig, die �ussere Oeffnung nach M�glichkeit zu erweitern, den �berfl�ssigen Eiter t�glich einmal mittelst eines filtrirten Infus. hbae rutae mit etwas laudan. liq. S. gemischt, sanft auszuspritzen und hierauf bis auf den Grund des Fistelganges eine Wieke einzuschieben, welche mit einem Gemische von einem Theile tinet. asae foetidae und zwei Theilen liquamen myrrhae be�feuchtet worden ist. Schneller noch st�sst sich die kleine cari�se Knochenparthie ab, wenn man im Stande ist, von folgender Masse etwas auf den Grund des Fistelganges zu bringen: Eec. Asae foe�tidae gummi myrrhae, terebinthinae venetae aa #9658;} ij, olei sabinae 9 /3. M. (Weller). Die �brige Behandlung richtet sich nach den ob�waltenden besondem Zust�nden.
4. Von dem Gerstenkornc.
sect;. 131.
Unter Gerstenkorn, Hordeolum, versteht man eine kleine,
genau begrenzte, rundliche Entz�ndungsgeschwulst, von der Grosse
eines Gerstenkornes, einer Erbse oder h�chstens einer Bohne,
welche an verschiedenen Stellen des �ussern Tarsalrandes, mei-
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78nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Dynamische Krankheiten des Auges.
stens in der N�he des innern Augenwinkels vorkommt und deren Wesen in einer Entz�ndung der Haarwurzeldr�sen der Cilien be�steht und eine furuncul�se Natur hat. Ihr Verlauf ist ein acuter oder chronischer, ihre Ausg�nge sind Eiterung und Verwach�sung oder Verh�rtung.
sect;. 132. Unter juckendem Gef�hle, wie der h�ufige Drang zum Scheu�em an der gereizten Stelle anzeigt, entwickelt sich gegen den �ussem oder innern Augenwinkel hin, eine von den Wurzeln der Cilien und deren Dr�schen ausgehende, begrenzte, harte und bei der Ber�hrung schmerzhafte Entz�ndungsgeschwulst von oben ge�nannter Grosse und dunkelrother Farbe, wobei die Schleimabson�derung der entz�ndlich gereizten Bindehaut der Augenlider und des Augapfels vermehrt erscheint. Nach ein bis -zweit�giger Dauer dieser Entz�ndung spitzt sich die Geschwulst in ihrer Mitte zu, wird oben bl�sser, endlich gelblich und an ihrem Umfange dunkel-roth. Nach vollendetem Uebergange der Entz�ndung in Eiterung �ffnet sich die Geschwulst an dieser Stelle nach aussen, entleert etwas Eiter und bleibt noch h�rtlich, bis ein weisslicher Pfropf sich ausgestossen hat, worauf sie zusammenf�llt, die W�nde der H�hle sich n�hern und verwachsen; dabei fallen die n�chststehenden, ihrer Dr�sen beraubten und an ihren Wurzeln nekrotisch gewordenen Cilien aus � acuter Verlauf ��.
sect;. 133. Bei chronischem Verlaufe entwickelt sich die Entz�ndung lang�sam und allm�lig, und aus ihr geht erst nach l�ngerer Dauer eine allgemeine oder partielle Eiterung hervor. Ist diese allgemein, so geschieht die Ausstossung des Balges nur langsam, bleibt dagegen letzterer nebst dem, ihn umgebenden Zellgewebe zur�ck, so wird die Dr�se hypertrophisch und geht in Verh�rtung �ber, welchen Zustand man Hagelkorn, Chalazion, nennt.
sect;. 134. Die pr�disponirenden urs�chlichen Momente zur Entstehung des Gerstenkornes findet man in lymphatischer Constitution, in ver�schiedenen Dyskrasien, nament�ch der psorischen; excitirende Ur�sachen sind: schlechte oder allzuerhitzende Nahrung, namentlich der zu h�ufige und reichliche Genuss des Branntweinsp�lichts, Un-reinigkeiten in den ersten Wegen, schlechte Pflege der Haut und �berhaupt Mangel an geh�riger Reinlichkeit in den St�llen, schlechte Luft, Erk�ltung, Staub u. s. f.
sect;. 135. Die Behandlung des Hordeolums hat die Erweichung der Ge�schwulst zur alleinigen Aufgabe, da eine Zertheilung derselben nie
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gelingt. Man bedient sich daher der erweichenden feuchtwftrmen Umschl�ge unter dem Zus�tze von Safran und, wenn diese anderer Ursachen wegen nicht anwendbar sind, reizender Pflaster, deg Empl. diachylon, Empl. de galbano crocatum u. s. w. Ausserdem l�sst sich nach den Beobachtungen von Zeis der Verlauf des Hor-deolums durch fr�hzeitiges Ausziehen der Cilien, deren Haardr�sen bei demselben leidend sind, sehr abk�rzen. � Psorische und an�dere Dyskrasien, sowie gastrische Unreinigkeiten m�ssen nach den allgemeinen Kegeln mit umstimmenden und ausleerenden Mitteln besonders behandelt werden.
sect;. 136. Die zur Heilung eines noch nicht veralteten Hagelkornes ge�stellte Aufgabe geht dahin, dasselbe in den Zustand eines Gersten�kornes zur�ckzufiihren, deren L�sung durch Anwendung der oben erw�hnten erweichenden und zertheilend aufl�senden Mittel oder der reizenden Einreibungen aus Spiritus aromaticus, Balsamus vitae und dergl. erreicht wird. Veraltete Chalazien lassen sich nur auf operativen Wege entfernen, indem man die Hautbedeckun�gen durch einen Querschnitt ��het, die Geschwulst aus ihren et-Avaigen Verbindungen trennt und entfernt.
5. Von der idiopathischen Augenliderdr�senentz�ndung.
sect;. 137.
Die idiopathische Augenliderdr�senentz�ndung, Ble-pharophthalmia glandulosa idiopathica, zerfallt je nach dem Grade ihrer Heftigkeit, nach ihrem Charakter und ihrer Verbindung in verschiedene Unterabtheilungen *).
sect;. 138.
a. Gelindere Form. Diese ist die h�ufigere und scheint als Urform auch allen andern Augenliderdr�senentz�ndungen mehr oder minder vorauszugehen und bietet folgende Erscheinungen: erh�hte Empfindhchkeit gegen Lichtreiz, Drang zum Kratzen an den Augenlidr�ndem, ein kleiner, rother, auf der innern Fl�che des Augenlidrandes, neben den Meibomischen Dr�sen sich fortsetzender. Streif und eine unbedeutend vermehrte R�the des �brigen Augen�lidrandes, vermehrte Absonderung aus den Meibomischen Dr�sen und der Thr�nendr�se, quot;Verkleben der Augenlider bei Nacht.
Unter geh�riger Pflege und entsprechender Behandlung schrei-
*) Die Darstellung dieses Thema's entlehnen wir Benedict, indem wir selbe mit fremden und ungern Erfahrungen vereinbart, auf das Thierauge anwenden.
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ten diese Erscheinungen wieder zur�ck, ohne irgend eine P^untions-st�rung zu hinterlassen oder gehen in die zweite, st�rkere Form �ber.
sect;. 139. ,
b)nbsp; nbsp; St�rkerer Grad. Dieser entwickelt sich rasch oder langsam aus der ersten Form und zeichnet sich durch bestimmtes Hervortreten der einzelnen Entz�ndungssymptome vor derselben aus und durchl�uft gew�hnlich vier Perioden.
Erste Periode: Entz�ndungsr�the, Lichtscheue, Schleim�und Thr�nensecretlon sind hier ungleich st�rker und letztere sogar qualitativ ver�ndert, indem dieselbe, selbst bei der Gegenwart star�ken Schleimflusses, corrodirend auf die �ussere Haut, wirkt, sonach einen gr�ssern Reichthum an chemisch reizenden Substanzen zu besitzen scheint.
In der zweiten Perlode erheben sich die Entz�ndungser-scheinungen zu heftigen Schmerzen und Geschwulst der Augen�lider und wird die absondernde Th�tigkeit der Meibomischen Dr��sen in der Thr�nendr�se zun�chst sehr beschr�nkt und endlich ganz aufgehoben. Die Unterdr�ckung der Thr�nenabscheidung m�chte nach Benedict vielleicht weniger unmittelbar durch Entz�ndung des Parenchyms der Thr�nendr�se, als mittelbar in der Anschwellung jenes Theiles der Bindehaut, In welchen die Ausfuhrungsg�nge der Thr�nendr�se m�nden, bedingt seyn. Constant ist �brigens die Unterdr�ckimg der Thr�nensecretlon bei der Augenliderdr�senent�z�ndung nicht, da sie h�ufig auch nicht vorhanden Ist.
Die dritte Perlode charakterisirt sich sowohl durch Nach-lass der entz�ndlichen Spannung in den secemirenden Organen, als durch die Qualit�t und Quantit�t des Secrets. W�hrend die schleimigen Secretionen, je nach dem vorhergegangenen Grade der Entz�ndung reichlicher, dicklicher,. gelblich und puriform wer�den, reducirt sich die Thr�nensecretlon oft unter den Normalzu�stand. Uebrigens richtet sich die Qualit�t der schleimigen Secre�tionen noch besonders nach der Dauer der ersten Periode der Ent�z�ndung , so wie nach dem mehr oder minder geschw�chten Stande der Kr�fte; ist derselbe unter den Normalzustand gesunken, so nehmen solche eine d�nnere, w�ssrigere Beschaffenheit und eine br�unlich gelbe Farbe an.
In der vierten Perlode treten obgenannte, theilweise im dritten Zeitr�ume noch vorhandene, Entz�ndungserscheinupgen Im�mer mehr zur�ck und reduciren sich die kritisch gewordenen Schleimsecretionen allm�lig auf ihren normalen Stand.
sect;. 140.
c)nbsp; nbsp;Augenliderdr�senentz�ndung mit Schleimfluss.
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Eine idiopathische Verbindung des Schleimflusses mit dieser Ent�z�ndung ist eine seltenere, als jene aus einem inneren Schw�che�zustande entstandene. Der Schleimfluss entspringt aus einem, durch wiederholt vorausgegangene Augenliderentz�ndungen ge�setzten, localen Schw�chezustande und erscheint in der ersten oder zuweilen in der dritten Periode dieser Entz�ndung.
Unter gl�cklicher Behandlung tritt die mit Blennorrh�e com-plicirte Augenliderdr�senentz�ndung wieder zur einfachen Form zur�ck, es legt sich die Geschwulst, nimmt die Masse des abge�sonderten Schleimes ab, wird dicklicher, und verliert sich in einen hellem Schleim, der nach seinem g�nzlichen Verschwinden noch eine unbedeutende ��the des Augenlides zur�ckl�sst. Bei ung�n�stigem Verlaufe nimmt das Secret cine sch�rfere Beschaffenheit an, reizt das ganze Auge in hohem Grade, beeintr�chtigt seine Vitalit�t betr�chtlich und gibt zu verschiedenen Formver�nderungen der Augenlider Anlass.
sect;. 141.
d) Augenliderdr�senentz�ndung mit Exulceration verbunden. Hat die Augenliderdr�senentz�ndung schon lange angedauert und haben die, sie bedingenden Ursachen bis dahin fort�gewirkt und wurde das Uebel �berhaupt vernachl�ssigt, oder be�steht wegen wiederholten Auftretens desselben eine habituelle xVn-lage in den Augen�dern zu dieser Entz�ndung und ist letztere mit besonderer Anschwellung des Augenlidrandes verbunden; so ge�sellt sich zu diesen Erscheinungen jene der Exulceration der Au�genliddr�sen und des Augenlidrandes; welchen erstem Zustand wir als Blepharophthalmia ulcerosa bezeichnen und den letztern Peribrosis nennen.
sect;. 142.
Unter Zunahme der Rothe der leidenden Theile entstehen kleine gelbliche Pusteln auf der innern Seite des Augenlidrandes, welche sich sp�ter �ber den ganzen �brigen Theil des Augenlides verbrei�ten; dabei ist die Schleimabsonderung sehr gering und die freie Beweglichkeit des Lides sichtlich erschwert. Hierauf werden die, sich fortw�hrend vermehrenden, Pusteln breiter und zeigen in der Mitte ein deutlich bemerkbares Gr�bchen, wobei die noch sehr se-ringe Schleimabsonderung meistentheils d�nner, eiterartiger wird und w�hrend der Nacht die Augenliderspalte verklebt. Die ver�tieften Gr�bchen verwandeln sich sodann in Geschw�rchen und be�decken den rothen Grund der ganzen innern Augenlidfl�che mit gelben Flecken, wodurch dieser das Ansehen einer aufgeschnit�tenen Feige gegeben wird, und wovon die �ltere Bezeichnung dieses Zustandes, Sycosis, Palpebra ficosa, herzuleiten ist.
M�ller, Veterin�r-Ophthalmologie. II.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;6
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sect;. 143. Nehmen diese Geschw�rclien eine sehr grosse Ausdehnung ge�gen den innem Augenwinkel, so ergreifen und zerst�ren sie die Thr�nenW�rzchen und Thr�nenpunkte, so dass nach ihrer Heilung ein unheilbares Thr�nentr�ufeln zur�ckbleibt, ohne dass man eine Spur der zerst�rten Organe weiter zu bemerken im Stande w�re. Fliesst die Geschw�rsfeuchtigkeit nach dem �ussern Augenwinkel und sammelt sie sich hinter der �ussern Commissur der Augenlider, so vermehrt sich dort durch die erwiesene Sch�rfe derselben, die Verschw�ruug und setzt sich auf die �ussere Haut fort und zerst�rt die Augenliderverbindung, veranlasst eine Umst�lpung des untern Augeidides und gibt zu sarkomat�sen Substanzwucherungen der Bindehaut Veranlassung. War dagegen die Verschw�ruug auf der Innern Fl�che des Augenlidrandes sehr gross und tief dringend und erstreckte sie sich auf das Knorpelh�utchen des Tarsus, sowie auf das Knorpelgewebe selbst, und wurde wegen des gr�ssern Schmerzes das Auge lange und krampfhaft geschlossen gehalten, dann bekommt wahrend der Vernarbung der Augenlidknorpel eine nach einw�rts gekr�mmte Stellung, die nach der Grosse der Exul-ceration entweder in der ganzen L�nge des Augenlidknoi'pels oder auch nur auf einer Stelle desselben Statt findet und erleidet dadurch bald eine totale, bald eine partielle Verschrunipfung. Dieser letz�tere Ausgang ist jedoch nur eine Folge g�nzlicher Vernachl�ssigung oder durchaus ungeschickter Behandlung. Als Verbindung mit die�ser fehlerhaften Stellung des Augenlides nach innen, wie auch mit einer solchen nach aussen, zeigt sich noch eine weitere Verunstaltung darin, dass die Wimpernhaare eine fehlerhafte Richtung annehmen.
. sect;� 144;
Der vorstehend beschriebene Krankheitsverlauf ist ein acuter, die blennorrh�ische Krankheitsform dagegen erscheint chronisch und ist eigentlich als Ausgang der erstem anzusehen, indem sie sich lediglich aus einer Vernachl�ssigung der acuten Form der Blephar-ophthalmi� gianchdosa entwickelt, auch wohl nach Heilung der Blepharophthalmia ulcerosa zur�ckbleibt.
sect;. 145.
Ursachen. Die idiopathische Augenliderdr�senentz�ndung entsteht h�ufig unter dem reizenden Einfl�sse fremder K�rper, �usserer Verletzungen, grellen Lichtes, rauher oder mit sch�dlichen Stoffen geschw�ngerter Luft. Ferner sind es Hautst�rungen, aus gastrischen Unreinigkeiten, schlechter oder zu reizender, namentlich fuselartiger Nahrung entsprungene, mangelhafte Ern�hrung und scldechte S�ftemischung, nachl�ssige Hautpflege, Aufenthalt in dumpfigen St�llen, welche zu diesen Zust�nden am �ftersten Ge-
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legenheit geben oder dieselben vermehren. Auch k�nnen �ftere Anfalle von Erysipelas und das Verschwinden von Balggeschw�l�sten als Anl�sse angesehen werden.
sect;� 146.
Die Prognose bei der idiopathischen Augenliderdr�senent�z�ndung erscheint nur in solchen F�llen ung�nstig, wo diese be�reits organische Fehler, Einw�rts- oder Ausw�rtskehrung der Li�der und Cilien, Verschw�rung hartn�ckiger Art, Verwachsung der Thr�nenpunkte u. s. w. veranlasst hat oder ein gleichzeitiges be�denkliches Leiden des Augapfels hinzugetreten war, dessen Pro�gnose dann vor Allem zu ber�cksichtigen seyn wird. � Der g�n�stigste Ausgang steht bei einer solchen Augenliderdr�senentz�n-dung zu erwarten, die sein- schnell in der zweiten Periode durch einfache Schleimsecretion sich entscheidet.
sect;. 147.
Nicht allein die Form der Krankheit selbst, sondern auch die Art und Weise ihrer Behandlung und di�tetischen Pflege, der Beobach�tung der Reinlichkeit, F�tterungsweise, Art der Besch�ftigung und der Ben�tzung des Thieres geben in Bezug auf die Prognose f�r diese Entz�ndung der Augenliderdr�sen wichtige Momente ab. Unter geh�riger W�rdigung und Kegulirung der letztern vermag die ei�gene Naturth�tigkeit, bei Entfernung der veranlassenden Ursachen, das Leiden oft allein zu einem g�nstigen Ende zu f�hren, wahrend ein unzweckm�ssig geleitetes Curverfahren, namentlich die unge�eignete Anwendung adstringirender Aufg�sse und Metalle, Blei-und Kupfermittel, Alaun u. dergl. den Krankheitsverlauf reten-tiren und �ble Ausg�nge herbeif�hren.
sect;. 148.
In Bezug auf die Therapie zerf�llt die idiopathische Augen-liderdr�senentz�ndung in gleiche Unterabtheilungen, wie in Bezug ihrer Symptomatologie, indem ihre verschiedenen Grade eine mehr oder minder eingreifende Behandlung, sowie ihre Complicationcn eine eigenth�mliche therapeutische Ber�cksichtigung, und endlich ihre Ausg�nge oft auch ein chirurgisch - operatives Einschreiten be�dingen.
sect;. 149.
Die Heilung der gelindern Form macht ausser der Besci-tigung noch fortwirkender Sch�dlichkeiten kaum eine andere, als symptomatische Behandlung nothwendig, welche jedoch nur immer unter besonderer R�cksichtnahme auf die �tiologischen Momente der Entz�ndung instituirt werden muss. So sind z. B. bei die�ser Entz�ndung, wenn ihr eine �ussere Verletzung zum Grunde liegt, sogleich kalte Umschl�ge in Anwendung zu ziehen, hat da-
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Rinbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Dynamische Krankheiten des Auges.
gegen diese Augenkrankheit in Hautst�rung oder in abdominellen Heizen ihren Ursprung genommen, so werden nur feuchtwarme, schleimige Fomentationen, etwa ein Malvendecoct, ertragen und mit nachhaltigem Erfolge angewendet.
sect;. 150.
Die schon heftigem Erscheinungen des st�rkern Grades dieser Blepharophthalmie erfordern noch besonders wegen ihrer Neigung zum Uebergange in Verschw�rung, Schleimfluss und in die, aus ihnen m�glicher Weise entstehenden organischen St�rungen und sich etwa hervorbildenden chronischen Entz�ndungszust�nde, sowie bei der mehr oder weniger gegebenen M�glichkeit einer Wei�terverbreitung der Entz�ndung �ber den Augapfel, ein eingreifen�deres Heilverfahren.
sect;. 151.
Die di�tetischen Vorschriften in Beziilt;j auf Euhe des Auges und Fernehalten �usserer Einfl�sse, sind hier sehr sorgfaltig anzu�ordnen und die Entz�ndungserscheinungen je nach ihrem Grade mittelst antiphlogistischer, �rtlicher Mittel zu behandeln. Es sind die kalten Umschl�ge und selbst die Vornahme �rtlicher Blutent�ziehungen hier besonders geboten und es wird bei Entz�ndungen, wenn solche nicht durch �ussere Verletzungen veranlasst sind, ein Zusatz von Bleiextract zu erstem n�thig erscheinen, deren Anwen�dung so lange angezeigt bleibt und f�rderlich ist, bis die Entz�n�dung unter Eintritt vermehrter Schleimabsonderung, in die zweite Periode �berzugehen beginnt und v�llig gebrochen ist. Bestehen �brigens noch R�the, schmerzhafte Geschwulst und grosse Licht�scheue fort, so ist die wieder eingetretene Schleimabsonderung durch Anwendung lauwarmer, schleimiger Fomentationen zu beth�tigen, um die noch �brig gebliebene Reizung und Spannung v�llig zur L�sung zu bringen. Ist dieser Zweck erreicht, so besteht die wei�tere Pflege blos in sorgf�ltigem Reinigen der Augenlider mit lau�warmem Wasser; wird �brigens die Schleimabsonderung allzu co�pies , so schreite man zur Anwendung gelind adstringirender W�s�ser, eines einfachen Kamillenaufgusses etwa, und bei deren Unzu-reichlichkeit zu leichten Aufl�sungen adstringirender Metalle, des Gr�nspans, des Bleies u. dergl. mit oder ohne Zusatz der zusam- #9632; mengesetzten Mohnsafttinctur.
Gegen zur�ckbleibende oder hartn�ckige Excoriationen em-pfiel�t sich besonders die Anwendung einer Sublimatsolution, auch Zink zeigt sich dagegen oft n�tzlich, dessen Anwendung auch in Salbenform schicklich ist.
Ist die. Entstehung oder Fortdauer der Entz�ndung an ga�strische Reize gebunden oder ein stark congestiver Zustand nach
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dem Kopfe zugegen, so sind die ersten Wege reinigende, und auf den Darm ableitende, innere Mittel noch besonders angezeigt. � Liegt �brigens im sp�tem Verlaufe der Krankheit die Reproduction darnieder und gibt solche ein Causalmoment zu Atonie des Auges und abnormer Secretion ab, so ist der Kr�ftezustand durch ent�sprechende di�tetische Pflege und n�thigen Falles durch Anwen�dung roborirender Mittel zu heben.
sect;.152.
Bei dem, mit der Augenliderdr�senentz�ndung verbundenen Schleimflusse, als auf einem hohen Grade �rtlicher Schw�che der Bindehaut, sowie auf einem allgemeinen Mangel an Energie beruhend, ist ein �rtlich reizendes und ein st�rkendes inneres Heil�verfahren einzuhalten, mit dessen H�lfe nur eine schnelle Heilung gelingt.
Die zur Beseitigung der �rtlichen Schw�che und Hebung der gr�ssern Anschwellung der Bindehaut f�rderlichen Mittel sind opiumhaltige und schleimige Augenw�sser, Aufl�sungen von Me�tallkalken und nach unserer Erfahrung, wenn die Auflockerimg sehr gross ist, der H�llenstein in passender Aufl�sung. � Die Aufl�sungsform aller, hier anzuwendenden Mittel hat vor der Sal�benform grosse Vorz�ge, da jene zugleich dazu dient, den Schleim wegzusp�len und die Sensibilit�t der peripherischen Nervenendi-gungen weniger irritirt als diese, dagegen erweist sich letztere dort mehr von Vortheil, wo eine l�nger andauernde Wirkung der anzu�wendenden Mittel angezeigt ist und zugleich eine mehr corrodirende Einwirkung derselben nothwendig wird, wie dies bei Nachlass des Schleimflusses und Mangel an Schleimabsonderung der Fall ist und es ein bedeutender Grad von sarkomat�ser Verdickung der Binde�haut und Anschwellung des Augenlidrandes erfordern. Dieser Absicht entspricht der rothe Pr�cipitat in grosser Dosis und unter dem Zus�tze von Kupfermitteln und andern adstringirenden Stoffen ganz besonders.
Ausserdem ist die Anwendung trockener aromatischer W�rme, mittelst Kr�uterkisschen angebracht und bei grosser Reizlosigkeit durch Kampfer verst�rkt, hier von g�nstigem Heilerfolge.
Nur unter Mitwirkung allgemein tonisirender Mittel, verm�gen die angef�hrten �rtlichen Heilmittel bei allgemeiner Schw�che, Vortheil zu bringen, deren letztere Anwendung, sowie eine ent�sprechende Regulirung der �brigen Pflege und F�tterung unent�behrlich erscheint.
sect;� 153.
Die mit Exulceration verbundene idiopathische Au�genlid erdr�senentz�ndung nimmt bei ihrer Behandlung aus-
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Dynamische Krankheiten des Auges.
scr sorgi�ltigem Reinhalten und Pflege des Auges und der gan�zen Haut eine sehr umsichtige und rasche W�rdigung eines jeden einzelnen Momentes der Krankheit in Anspruch. � Besonders zu ber�cksichtigen ist der Stand der Empfindlichkeit der Bindehaut, welche, wenn sie sehr gross ist, die Anwendung der, die Meta�morphose kr�ftig um�ndernden Mittel mit corrosiver Wirkung nicht ertr�gt, w�hrend sie dagegen durch Bleiextract mit Opium sehr vortheilhaft umgestaltet und zur Anwendimg corrosiver Mittel vor�bereitet wird. Bei minder erethischer Entz�ndung mit Verschw�-rung zeigt sich der Sublimat, sowie der H�llenstein, von vorthcil-haftester Wirkung. Man hat auch von dem rodien Pr�cipitat, in der Form der janinischen Augensalbe *), Gebrauch gemacht und ihn besonders dort n�tzlich gefunden, wo die Auflockerung der Bindehaut und die Geschwulst der Augenlidr�nder gross oder nach Heilung der Geschw�re noch zur�ckgeblieben war. In jenen F�l�len, wo die �ussere Augenlidercommissur durch die Exulceration besch�digt zu werden beginnt, wird wohl die Anwendung der ge�nannten Mittel fortgesetzt, aber man bestreicht, um die fernere Consumtion des Zellgewebes zu verh�ten, das Augengeschw�r t�glich zweimal mit Opiumtinctur. � Dabei sind es innerlich die Metamorphose umstimmende Mittel, das vers�sste Quecksilber, der Aethiops antimonialis, die Schwefelbl�the und der pr�eipitirte Schwe�fel , deren Anwendung h�ufig noch geboten ist.
sect;. 154. Die chronische Form der Augenliderdr�senentz�ndung, welche sich vorzugsweise durch Geschwulst und vermehrte K�the charakterisirt und mehr torpider, als erethischer Natur ist, macht wohl ganz dieselben Mittel zu ihrer Behandlung n�thig, wie die acute Form, jedoch mit dem Unterschiede, dass bei ihr die Keiz-mittel vorzugsweise und in gr�sserer Gabe anzuwenden sind, um die vorhandene Torpidit�t zu heben. Diese Reizmittel sind haupt�s�chlich die Opiumtinctur, der Lavendelgcist, der rothe Pr�cipitat und die trockenen aromatischen Kr�uterkisschcn. Dabei quot;#9632;ebieten
o
die Umst�nde die Application kr�ftiger Hautreize, weshalb man Fon�tanelle und Haarseile bis zum v�lligen Schwinden des Leidens un�terh�lt.
*) Rec:
Axung. porc. 5
Mere, praeeipitat. rubr. X\
Tutiae praeparat.
Holi armen, ana 3ij
M. f. Ungt. ophth. Janini.
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III. Von der Entz�ndung der Bindehaut.
sect;. 155.
Die Bindehaut gibt die Ursprungsstelle fiir die gr�ssere Zahl der Augenentz�ndungen ab, oder wird von ihnen in Mitleidenschaft gezogen. Tritt die Entz�ndung urspr�nglich in ihr auf, so verl�uft sie gr�sstentheils in ihr allein, ohne Weiterverbreitung auf den Augapfel; beginnt sie dagegen im Augapfel, so reflectirt sie sich alsbald und jedesmal in der Bindehaut. Hat die Entz�ndung in der Augapfclbindehaut begonnen, so erstreckt sie sich schnell �ber die Augenliderbindehaut, w�hrend sie umgekehrt lange in letzterer isolirt bestehen und verlaufen kann, ohne auf erstere �berzugehen.
sect;. 156.
Die Bindehautentz�ndung, Conjunctivitis, zerf�llt (nach Chelius) in drei Zeitr�ume, welche sind: 1) der Zeitraum der v�l�lig unterdr�ckten oder ser�sen Secretion (Hydrorrh�e), wo viele Thr�nenfeuchtigkeit, mit wenig klarem Schleime vermischt, aus-fliesst; 2) der Zeitraum der Secretion eines weisslichen Schleimes (Phlegmatorrh�e); 3) der Zeitraum der Secretion eines puriformen Scldeimes (Blennorrh�e, Pyorrh�e).
Die beiden ersten Zeitr�ume bilden in der Eegel den ganzen Verlauf der Entz�ndung, wobei eigentlich der zweite mehr als kri�tische Th�tigkeit, denn als pathologische Erscheinung zu betrach�ten ist. Der dritte Zeitraum ist daher nur Entz�ndungsausgang und gleichsam selbstst�ndige Krankheit, welcher �ussere oder in�nere und constitutionelle Anl�sse zum Grunde liegen k�nnen.
sect;. 157.
Die Eintheilung der Bindehautentz�ndung geschieht nach ihrer Oertlichkeit, in die Entz�ndimg der Augenliderbindehaut, in jene des Augapfels oder in beide zugleich; ferner in den Schleimfluss der Augenlider und des Augapfels.
Es zeigt �brigens diese Eintheilung nur die verschiedenen Ab�stufungen der Krankheit an, ohne sie gerade als eigenth�mliche, isolirte Krankheitsformen bestimmt zu charakterisiren.
sect;. 158.
Der H�hegrad und die Ausdehnung der Bindehautentz�ndung richtet sich nach der Art, Macht und Dauer der Einwirkung der veranlassenden Sch�dlichkeit, nach den constitutionellen Verh�lt�nissen, dem Verhalten, der Pflege und Behandlung.
Der Krankheitsverlauf ist acut oder chronisch; die Ausg�nge
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Dvnaiuische Krankheiten des Auges.
sind Zertheilung, Ausschwitzung, Blennorrh�e, Geschw�rsbildung, schwammige Wucherungen, Hellung, Uebergang in Form - und Functionsver�nderung oder Zerst�rung einzelner Organtheile oder des ganzen Auges.
sect;. 159.
Die Bindehautentz�ndung kann, wie jede andere Augenent-z�ndung idiopathisch, sympathisch, enzootisch, epizootisch und sporadisch vorkommen. Wirken die veranlassenden Ursachen un�mittelbar auf die Bindehaut, so entsteht die idiopathische Entz�n�dung derselben, geht aber eine Entz�ndung der Nasenhaut vorher, wie dies oft bei jungen Pferden, Hunden und Katzen vorkommt, so muss man sie unter die sympathischen rechnen, vorz�glich dann, wenn das, der Augenentz�ndung unterliegende Thier, nach Ent�stehung des Catarrhs der Nasenschleimhaut, den Ursachen der ur�spr�nglichen Krankheit nicht weiter ausgesetzt ist. � Ferner ist diese Entz�ndung sympathisch, wenn sie in Folge einer andern Krankheit, einer Entz�ndung des Magens oder der Leber entsteht. Dieser Fall kommt vorz�glich bei jungen Hunden, bei Ochsen und K�hen oft vor (Leblanc).
sect;. 160.
Als einzelne Krankheitsformen der Bindehaut betrachtet man: 1) die idiopathische, 2) die catarrhalische, 3) die rheuma�tische, 4) die exanthemathische und 5) die impetigin�se Entz�ndung, 6) das Triefauge und 7) die Entz�ndung der Blinzhaut.
sect;. 161.
Die allgemeinen Erscheinungen der Bindehautentz�ndung sind: erh�hte Empfindlichkeit, Lichtscheue, ��the, oft blutrothe Flecken, ilussere Anschwellung, manchmal kleine Pusteln, Wasser-oder Schleimfluss, l�stige Trockenheit, welche Erscheinungen sich in zwei Zeitr�umen aneinanderketten, so dass der erste Zeitraum aus�gezeichnet wird, durch: helle R�the, Hitze, Geschwulst, Schmerz, stete Neigung, das Auge zu schliessen, Ausfluss scharfer oder mil�der, wasserheller, ser�ser oder Thr�nen - Feuchtigkeit, worin das ganze Auge gleichsam schwimmt, welcher Zustand aber bei zuneh�mender Heftigkeit sich in Trockenheit und Schwerbeweglichkeit des Auges verwandelt; Lichtscheue, die oft bei grosser Heftigkeit pl�tzlich nachl�sst, nach Umst�nden und Verh�ltniss der Entz�n�dung, Allgemeinleiden, Fieber u. s. w. Den zweiten, bisweilen fehlenden Zeitraum charakterisiren dagegen: Zustand der Erschlaf�fimg, Nachlass der Schmerzen, Fortdauer der Lichtscheue und Hitze; schmutzige, blaue oder braune R�the, leichtes Oeffnen des Auges, zur�ckkehrende, aber jetzt sehr reichliche und abnorme.
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Ab- und Aussonderungen, Schleim- und Eiterfluss, Blut-, Wasser�oder Lymphextravasate, Verwachsung und Brand.
sect;. 162.
Wie in allen andern Organen des thierischen K�rpers, so kommen auch in der Bindehaut Entz�ndungen vor, die eine beson�dere Geneigtheit haben, in Brand �berzugehen. Hierher geh�ren vorn�mlich diejenigen, welche durch den lange andauernden sch�d�lichen Einfluss feuchter, heisser, und mit b�sartigen D�nsten an�gef�llter Luft entstehen, femer die, welche die sogenannten An-thraxkrankheiten des Hornviehes begleiten. Letztere ergreifen oft das ganze Auge, und endigen, wenn der Brand wirklich ausgebro�chen ist, allemal mit Verlust des Gesichtes, leider auch oft des Lebens des erkrankten Thieres, aus dem doppeltep Grunde, weil die allgemeine Krankheit �berhaupt sehr schnell verl�uft, und das Leiden der Bindehaut nur selten blos �rtlich ist. Dass der Brand bevorstehe, erkennt man an der bl�ulichen Farbe der Bindehaut, an der ausaerordentlichen Empfindlichkeit des Auges, und einem eigenth�mlichen Zustande des Kreislaufes, welcher das Herannahen eines allgemeinen Leidens verk�ndet. Der Puls n�mlich ist klein, unregelm�ssig, und wird sehr bald aussetzend. Die �berm�ssige Reizbarkeit der Bindehaut verliert sich und es tritt nun ein Abster�ben ein, welches auch bald die benachbarten Theile ergreift*).
sect;. 163.
Wenn eine Entz�ndung der Conjunctiva in Blennorrh�e �ber�geht, so verschwindet die einzelne Gef�ssinjection, die Conjunctiva wird gleichm�ssig roth, zinnoberfarbig und sp�ter noch dunkler gef�rbt; sie verliert ihr glattes Aussehen und wird sammtartig. Dabei steigern sich die Erscheinungen der Reizung der Augen be�deutender und die Secretion einer d�nnen, schleimigen Fl�ssigkeit wird copi�ser, welche an den Augenlidr�ndern zu Krusten erh�rtet und w�hrend der Nacht dieselben zusammenklebt. Es erheben sich, zuerst und am bedeutendsten an der Falte der Conjunctiva, wo diese auf die Sclerotica �bergeht, rothe, an ihrer Spitze etwas durchsichtige Fleischw�rzchen, gleich den Granulationen in eitern�den Wunden. Indem sie sich vermehren, werden sie vorspringen�der, vereinigen sich in Gruppen, zeigen verschiedene Grosse, von der eines Hirsenkornes bis zu der einer Erbse, meistens eine runde, manchmal eine ovale oder irregul�re Form und eine verschiedene F�rbung von blasser bis zur dnnkelpurpurfarbenen R�the. Die
*) Leb laue, Abhandlung �ber die Augenkrankheiten der Haustjiiere. 1825. S. 185.
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90nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Dynamische Krankheiten des Auges.
Auflockerung der Conjunctiva vermehrt sich, die Granulationen verschmelzen, so dass man sie einzeln nicht mehr unterscheiden kann; unter fortschreitender Zunahme der Anschwellung und der dunkleren F�rbung der Conjunctiva, der Lichtscheue und der Schmer�zen, stellt sich der Ausfluss einer dicken, eiterartigen Fl�ssigkeit aus dem Auge ein, die so scharf ist, dass die Haut der Wangen davon aufge�tzt wird; die Augenlider, auf deren �usserer Fl�che die Venen schd�' fr�her ausgedehnt und �berf�llt waren, schwellen immer bedeutender an, besonders das obere, so dass sie oft gar nicht mehr ge�ffnet werden k�nnen. In der Kegel treten zugleich mehr oder weniger heftige Fieberbewegimgen auf. #9632;�#9632; Die Sclero-tical-Bindehaut ver�ndert sich in derselben Weise, schwillt zuerst durch ser�se Infiltration und dann chemotisch an und erhebt sich wallformig um die Hornhaut, die noch ihre Durchsichtigkeit und Gl�tte zeigt, aber meistens von dem in der wallformigen Vertiefung sich ansammelnden eiterigen Schleime bedeckt ist. Es entstehen auch in der Conjunctiva der Sclerotica Granulationen, die sich bis zum Kande der Cornea verbreiten. � Durch Zerreissung einzelner Gef�sse der Conjunctiva, besonders bei unruhigem Verhalten oder starken Anstrengungen entsteht mitunter Blutung, die aber mei�stens erleichternd ist. Bei immer zunehmender Verschlimmerung werden die Sclerotica und die innem, gef�ssh�utigen Gebilde ergrif�fen, die Hornhaut wird matt, suffundirt, aufgelockert und erweicht, es entstehen schnell sich ausbreitende Ulcerationen, durch welche die Iris, manchmal selbst die Linse, mit gleichzeitigem Ausfl�sse einer Fleischwasser �hnlichen Fl�ssigkeit hervorgetrieben und so zur Zerst�rung des Augapfels, zu staphylomat�sen Verbildungen, zu starken und dicken leukomat�sen Verdunkelungen der Hornhaut mit Verwachsung der Iris und Verlust des Sehverm�gens Veran�lassung gegeben wird. Im gl�cklicheren Falle bleiben als Folge der auf die inneren Gebilde ausgebreiteten Entz�ndung Exsudatio�nen in der Pupille, partielle oder totale Tr�bungen der Kapsel oder der Linse; am h�ufigsten aber granul�se Wucherungen der Con�junctiva, besonders der Augenlider.� und Tr�bungen der Horn�haut durch zahlreiche Entwickelungen von Gef�ssen, Pannus, zu�r�ck. � Im gl�cklichsten Falle, wenn die Entz�ndung zur Zer-theilung gebracht wird, vermindert sich bei gleichm�ssigem Zur�ck�schreiten der Entz�ndungs - Symptome die Menge der eiterigen Fl�ssigkeit, diese wird d�nner, eiweissartig, die Granulationen treten zur�ck, verschwinden endlich ganz, es erscheinen wieder die ein�zelnen Gef�ss-Ramificationen in der Conjunctiva, welche allm�lig wieder ihre glatte und gl�nzende Oberfl�che erh�lt. � Vermehrte Absonderung der Meibomischen Dr�sen, grosso Empfindlichkeit
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des Auges gegen �ussere Einfl�sse bleiben meistens aber noch lange zur�ck*).
sect;. 164. Nach den verschiedenen Ursachen, welche die Entz�ndung der Conjunctiva veranlassen, sehen wir nur im Anfange verschiedene, der Eigenth�mlichkeit der Entz�ndung entsprechende Erscheinun�gen. Wenn sich diese aber zur Blennorrh�e steigert, so ver�schwinden alle Unterscheidungsmerkmale. Alle Blennorrh�en sind sich gleich und werden in ihrem Verlaufe nur durch constitutionelle Verh�ltnisse, durch den rascheren oder langsameren Verlauf einiger-massen modificirt; daher dieselben Eintheilungen, wie bei den Au�genentz�ndungen, in synochische, erethische und torpide, in acute und chronische Blennorrh�en.
Die Behauptung J�ngken's (a. a. O. S. 323), dass bei den prim�ren Blen�norrh�en mit dem ersten Erscheinen des Augenleidens auch bereits der Anfang der charakteristischen Metamorphose der Conjunctiva wahrgenommen werde, ist ungegr�ndet, wie sich bei der Betrachtung der einzelnen Blennorrh�en (am Menschenauge) ergeben wird. � Nur in obiger Beziehung ist Sichel's Mei�nung zu deuten, welcher die Blennorrh�en insgesammt nur f�r die Folge einer aussergew�hnlichen Entwickelung der catarrhalischen Entz�ndung der Con�junctiva h�lt, welche die zahlreichen Variet�ten umfassen, welche als �gyptische Augonentz�ndung, Augenentz�ndung der Neugebornen u. s. w. aufgef�hrt wer�den, welche alle identisch seyn sollen und nur mehr oder weniger modificirt nach den Umst�nden, die ihre Entwickelung bedingen, und nach dem Alter des Kranken; � und dass selbst die dyskrasische Blennorrh�e sehr wenig durch ihre Erscheinungen, ihren Verlauf und ihre Dauer sich von der catarrhalischen Blennorrh�e unterscheide **).
sect;. 165. Hinsichtlich der Ursachen ist daher auch kein Unterschied zwischen den Entz�ndungen der Conjunctiva und den- Blennorrh�en festzustellen und es ist nur die besondere heftige oder fortdauernde Einwirkung von Sch�dlichkeiten, welche die Entz�ndung hervor�gebracht haben, sowie der Einfluss der Constitution und des Alters, welche die Entwickelung zur Blennorrh�e veranlassen. � In dieser Hinsicht sind hierher zu beziehen: schlaffe, aufgedunsene K�rper�beschaffenheit, zartes Alter, anhaltende Congestionen nach den Augen durch Besch�ftigung, enges Geschirr oder vorz�glich durch s�dliches Klima bedingt, welches theils durch die Einwirkung der Sonnenstrahlen auf die Augen, theils durch das reflectirte Licht nach�theilig wirkt; Reizungen der Augen durch Staub, Wind u. s. w., ver�dorbener , zersetzter Luftkreis, unterdr�ckte Th�tigkeit der Haut
*) Chelius a. a. O. Bd. 1. sect;. 182. **) Chelius ebdslbst. sect;. 112.
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92nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Dynamische Krankheiten des Auges.
durch schnellen Wechsel der Temperatur, epizootische Constitution, Versetzung von Krankheitsstoffen, Contagium. � Blennorrh�en hinterlassen immer pine besondere Neigung zu ihrer Wiederent-stehung, sowie die Gegenwart von Granulationen*).
sect;. 166. Bei allen Blennorrh�en kann sich unter besonderen Verh�lt�nissen und in einer gewissen Periode der Krankheit ein Contagium entwickeln, wie wir dies f�r alle entz�ndliche Affectionen der Schleimh�ute, die mit einer vermehrten und krankhaft ver�nderten Secretion verbunden sind, statuiren m�ssen. � Die Entwickelung des Contagiums wird vorz�glich durch die H�he der Krankheit, durch fortdauernde Einwirkung sch�dlicher Einfl�sse, besonders durch das Zusammenseyn vieler Kranken, am meisten bei schw�ler, mit Elektricit�t �berladener Luft bedingt. � Das Contagium haftet besonders im dicken, eiterartigen Schleime; in der Abnahme der Krankheit, im d�nnen, schleimigen Secrete vermindert sich die Wirksamkeit des Contagiums oder verschwindet ganz. � Nur auf diese Weise lassen sich die verschiedenen Meinungen �ber die Con-tagiosit�t der einzelnen Formen der Blennorrh�en erkl�ren. � Das Contagium kommt auf das Auge entweder durch Uebertragung des ausfliessenden Schleimes durch die mit demselben verunreinigten Finger des Wartepersonals oder den Gebrauch gemeinschaftlicher Schw�mme und dergl., oder bei vielen Kranken in engem R�ume und bei hohem Stande der Krankheit kann sich dasselbe auch dem Luftkreise mittheilen und in Distanz wirksam seyn**).
I. Von der idiopathischen Entz�ndung der Bindehaut.
sect;. 167. Unter schmerzhaften Zuckungen der Augenlider, starkem Thr�-nen und grosser Lichtscheue entwickelt sich und besteht die idio-pathische Bindehautentz�ndung, Conjunctivitis idiopathica. Die Bindehaut erscheint �ber ihrer ganzen Fl�che durch einzelne �berf�llte Gef�sse lebhaft ger�thet, bald gelblich, bald ziegel- oder dunkelroth und violett. Die blutinjicirten lymphatischen Gef�sse der Bindehaut sind dick, strangartig, geschl�ngelt und geradelaufend, liegen oberfl�chlich, sind verschiebbar, lassen die Sclerotica weiss durchscheinen und erstrecken sich bis zum Rande der Hornhaut, ohne auf dieselbe �berzugehen. Am Tarsalrande bemerkt man
*) Chelius a. a. O. Bd. 1. sect;. 113. **) Chelius ebdslbst. Bd. 1. sect;. 114.
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Dynamische Krankheiten des Auges.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 93
eine feine R�the. Auf die Nacht verschlimmem sich gew�hnlich die Entz�ndungserscheinungen und am Morgen sammelt sich weiss-gelber Schleim in den Augenwinkeln. � Diesen Zusand bezeich�neten die Alten mit dem Namen Taraxis, die entz�ndliche ��thung; wir lassen ihn den ersten Zeitraum der Entz�ndung abgeben.
sect;. 168.
Ecim Voranschreiten der Entz�ndung und selbst auch ohne dies, bei schlaffer, aufgedunsener, lymphatischer Organisation des erkrankten Individuums, ergiesst sich in dem, die Bindehaut und Sclerotica verbindenden Zellgewebe eine ser�se Fl�ssigkeit, wo�durch sie sich in gelblichen Blasen erhebt und die Hornhaut wali-f�rmig umgibt und selbst in W�lsten zwischen den Augenlidern sieh hervordr�ngt. Mit dem Eintritte dieser Erscheinung, welche man mit dem Namen Chemosis belegt, verbreitet sich der Eeflex der Entz�ndung auch �ber die Sclerotica und treten zugleich ver-mehrte Schleimabsonderung aus den Augenlidr�ndern und ebenso Vermehrung in der Secretion der Thr�nenfeuchtigkeit ein. Dann wird die R�the, Hitze und Schmerzhaftigkeit geringer, �ffnet das Tliier die Augenlider freier, ist die Luft und das Licht ihm nicht mehr empfindlich. Das Bindehautexsudat kann in die Augenlider dringen und �demat�se Anschwellung herbeif�liren. Die Binde�hautblasen platzen oder es resorbirt sich allm�lig, die in ihnen ent�haltene Fl�ssigkeit, worauf sie einschrumpfen und sich sp�ter ab-stossen, manchmal auch geschw�rig werden.
sect;. 169. ^
Bei heftiger Entz�ndung bildet sich theils durch sanguinolcntc Transsudation, theils durch Zerreissung einzelner Gef�sschen eine blutige Ergiessung unter der Bindehaut, wodurch eine festere, nicht verschiebbare, gleichm�ssige Anschwellung derselben entsteht, mit lebhafter, mehr oder weniger saturirftr R�the, in welcher man die einzelnen Gefasse nicht mehr unterscheiden kann *).
Manchmal steigt diese Entz�ndung sehr hoch, geht auf die innern Theile �ber, und es bildet sich in der vordem Augenkam�mer eine weissliche, gelbliche Materie von verschiedener Dichtigkeit und Menge.
sect;. 170.
Ursachen zu der idiopathischen Augenentz�udung sind me�chanische und chemische Sch�dlichkeiten, als Schl�ge, Peitschen�hiebe, fremde, in die Bindehaut gedrungene K�rper, eigenth�mliche Luftmischung, namentlich Vorwalten der Elektricit�t in ihr; starke
*) Chelius a. a. O. Bd. 1. S. 67. sect;. 117.
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laquo;4nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Dynamische Krankheiten des Auges.
Erhitzung des K�rpers, besonders wenn das Auge dem blendenden Sonnenlichte und dem Staube zu sehr ausgesetzt ist.
Dornenstiche in die Augenlider oder in den Augapfel selbst, Sand, Staub, der auf die innere Fl�che der Augenlider kommt, geben sehr oft die Ursachen zu Augenentz�ndungen ab, wie dies h�ufig bei pfl�genden Pferden und Hornvieh vorkommt.
sect;� 171.
Die Behandlung dieser Entz�ndung richtet sich intensiv wie extentiv nach dem Grade, Zeitr�ume, nach den tu-s�cl�ichen Mo�menten und andern Umst�nden der Entz�ndung.
Ist die Entz�ndung noch im Entstehen oder in ihrer progres�siven Entwickelung begriffen, so ist die �ussere Anwendung der K�lte, ausser sorgf�ltigem Entfernen der veranlassenden Ursachen, fest oder lose sitzender fremder K�rper u. s. w. v�llig zureichend; tritt die Entz�ndung schon deutlich hervor, so muss selbe mittelst Anwendung allgemeiner und �rtlicher Blutentziehungen auf eine niederere Stufe zur�ckgef�hrt werden. Bei heftigen und ganz re-centen Entz�ndungen bedient man sich mit Vortheil der Aderl�sse, welche man bei kr�ftigen Thieren am Halse und auf der Seite des erkrankten Auges, so wie in einem dem allgemeinen Kr�ftezustande des erkrankten Thieres entsprechenden Maassc, zu 3�4 Pfd., vor�nimmt. Ist das Thier schwach und steht allzu grosse Entkr�ftung zu bef�rchten, so hat Lcblanc durch die Schlag- und Blutaderlass (arterio - phlebotomia) am Schweife in dem ersten Zeitramne der Entz�ndung sein- oft den gew�nschten Erfolg gehabt, indem er zu diesem Zwecke etwas von dem Schw�nze abschnitt und nachdem er zwei Drittheile, des gew�hnlich aus der Drosselader zu entzie�henden Quantums entleert hatte, die Blutung mittelst des Gl�h�eisens stillte.
Bei minder heftigen Entz�ndungserscheinungen, da wo diesel�ben schon dem zweiten Zeitr�ume angeh�ren, was gew�hnlich 12 Stunden nach dem ersten Auftreten der Entz�ndimg der Fall ist, oder auch dann, wenn die allgemeinen Blutentziehungen in gleicher Frist noch keine bleibende Erm�ssigung zur Folge hatten, sind die Localblutentziehungen durch Blutegel, angezeigt, deren man ge�w�hnlich 10�20 an die Schl�fe oder auf die Oberaugengrube an�legt und die Nachblutung lange unterh�lt.-
sect;� 172.
Gegen die Chemosis, den h�chsten Grad der Sclerotical-Binde-hautentz�ndung, helfen nicht immer Aderl�sse allein, da sie nicht genugsam einem Ausgange vorbeugen, der, wo das Uebcl sich selbst �berlassen bleibt, h�ufig ungl�cklich ist. Unter den hier noch zu adhibirenden �rtlichen Blutentziehungen sind die wirksam-
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sten die, durch Ausschneiden einer Bindehautfalte bewirkten; welche Operation auf die oben angegebene Weise oder nach Leblanc mit einer �ber die Fl�che gebogenen, sehr d�nnbl�ttrigen Scheere aus�zuf�hren seyn d�rfte. Es entleert sich dabei sogleich eine hinrei�chende Menge Blutes, wodurch jedem gef�hrlichen Zufalle vorge�beugt wird.
Die Excision einer Bindehautfalte ist auch bei vorhandenem Exsudate unter der Bindehaut, so wie bei bedeutenden sackf�rmi�gen Aufwulstungen der Bindehaut eine sehr n�tzliche oft dringend gebotene Operation.
Uebrigens behandle man die Chemosis, wie jede andere hef�tige Entz�ndung, die ihre gr�sste H�he erreicht hat. Nur ist noch zu bemerken, dass wo die sp�tere Beschaffenheit der Krankheit etwa eine reizende oder gar tonische Behandlung fordert, es sehr unvorsichtig w�re, adstringirende oder reizende Augenwasser auf die eiternde Wunde zu bringen, wenn sie schon an sich f�hig ist, sich zu vernarben. Hier ist es hinl�nglich, das Auge mit verschla�genem Wasser zu waschen oder zu b�hen, um die von Eiter und Schleim beschmutzten Wunden zu reinigen. Wird die Erschlaffung in der Wunde zu gross, so ist es allemal noch Zeit, reizende Mittel in Anwendung zu bringen*).
sect;� 173.
Nach Bek�mpfung der abnormen Steigerung der Irritabilit�t gebietet zum Oeftern die Gegenwart einer vorwaltenden, krankhaft erh�hten Sensibilit�t des Auges, die �ussere Anwendung schlei�miger, erweichender und beruhigender Mittel. Dahin geh�ren die Abkochungen von Malven, Eibischbl�ttern, Hanfsaamen, Waizen-kleie, Umschl�ge von Leinsaamenmehl, Brodkrumen mit einigen Tropfen Laudanum oder der Abkochung von Mohnk�pfen ange�feuchtet; bei heftigen Schmerzen Umschl�ge von Klatschrosenblu�men und K�pfen, die mit Malven zusammengekocht werden, Eiweiss imd Wachssalbe, um das Zusammenkleben der Augenlider zu ver�hindern ; eine strenge Di�t und zum Getr�nke Wasser mit Gersten�mehl angemacht. Ist das Thier sehr reizbarer Constitution, so kann man auch Abf�hrmittel aus Bitter- oder Glaubersalz in einer Abkochung von getrockneten Pflaumen anwenden.
F�r ein Pferd drei Unzen des abf�hrenden Salzes auf eine Kanne der Br�he; f�r einen Hund eine Unze auf zwei Gl�ser der Br�he. Bei dem Eindvieh ist es schon genug, ihm das trockene Futter zu entziehen, wo sich dies n�mlich thun l�sst; wo dies nicht angeht, m�ssen die Thiere weniger Heu und mehr Heckerling be-
*) Loblanc a. a. O. S. 132 u. f.
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Dynamische Krankheiten des Auges.
kommen. Die Hunde d�rfen blos Pflanzenspeisen, z. B. Kohl�suppen gemessen. Auch ist ihnen der Genuss der Buttermilch dabei sehr dienlich*).
sect;. 174. Bei der, durch die violette oder carmoisinrothe F�rbung der Bindehaut und durch die Schnelligkeit, mit welcher die Entz�ndung ihre Perioden durchl�uft, als enzootisch sich charakterisirenden, Bindehautentz�ndung, ist besondere, ja haupts�chliche R�cksicht auf die Verbesserung und Desinficirung der Luft zu nehmen, falls eine Aufenthaltsver�nderung der erkrankten Thiere unausf�hrbar seyn sollte. Zur Zerst�rung vegetabilischer und animalischer sch�d�licher, sich in der Atmosph�re zersetzender Stoffe, sind bei sorg�f�ltiger Reinigung der St�lle, die salzsauren R�ucherungen das beste Mittel, bei deren Anwendung noch besondere Vorsicht n�thig ist, da sie chemisch nachtheilig auf die ohnehin gereizte Bindehaut zu wirken pflegen.
11. Von der catarrhalisehen Entz�ndimg der Bindehaut.
sect;. 175.
Die catarrhalische Augenentz�ndung, Ophthalmia ca-tarrhalis, beginnt entweder in der Augenliderbindehaut, Blepharo-Conjunctivitis catarrhalis oder in jener des Augapfels, Ophthalmocon-junetivitis catarrhalis, verl�uft in einer diespr Parthien allein oder setzt sich fr�her oder sp�ter von der einen auf die andere fort.
Sie besteht isolirt in diesem h�utigen Gebilde, oder es sind die Meibomischen Dr�sen in gleicher Weise afficirt, Blepharitis glan-dulosa catarrhalis, Blepharadenitis catarrhalis.
sect;. 176.
Die catarrhalische Entz�ndung der Augenliderbin�dehaut, Blepharo-Conjunctivitis, �ussert ihre ersten Erscheinungen in geringer R�the und Auftreibung der Augenwinkel, in etwas ge�hinderter Beweglichkeit der Lider bei ganz geringer Lichtscheue und massig vermehrter Absonderung von Schleim, welcher des Morgens vertrocknet an den Lidern und in den Augenwinkeln ge�funden wird. Dabei erscheint die Bindehaut leicht ger�thet durch Eintritt von Blut in die lymphatischen Gef�sse, die in paralleler Richtung von den Augenlidr�ndern gegen den Augapfel fortlaufen und sich in dessen Bindehaut verlieren. Unter dieser gelindern Form verl�uft oft die Entz�ndung* ohne weitere Fortschritte oder es steigern sich diese Erscheinungen zur dunklern R�the, gr�ssern
*) Leblanc a. a. O. S. 133 u. f.
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und allgemeinem Geschwulst der Augenwinkel, zu juckendem und heftigem Schmerze, Schwerbeweglichkeit der Augenlider, weshalb dieselben meist geschlossen gehalten werden; an der Geschwulst participiren die Thr�nenpunkte und verm�gen darum die Thr�nen-feuchtigkeit nicht aufzusaugen, weshalb dieselbe fortw�hrend mit vielem Schleime vermischt �ber die Augenlider und aus der Nase rinnt. Gegen Abend exacerbiren diese Erscheinungen und es wird die Lichtscheue grosser, des Morgens remittiren si� und es sind die Augenlidr�nder dann mit gelblichen, Crusten des vertrockneten Schleimes verklebt; die Bindehaut ist dabei aufgelockert und ge-r�theter durch ihre angef�lltem Gef�sse, die jetzt auch nicht mehr ihren geraden Gang einhalten, sondern unter sich anastomosirend, Netze bilden.
sect;. 177. Dehnt sich die Entz�ndimg von der Augenliderbindehaut auf jene des Augapfels aus oder hat sie urspr�nglich dort schon begonnen, so steigern sich alle eben angef�hrten Erscheinungen und r�thet
onbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;onbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; o
sich die Augapfelbindehaut durch parallel nebeneinander laufende, an dem Hornhautrande spitz endigende Blutgef�sse, welche bei voranschreitender Entz�ndung Eamificationen bilden. An den Stel�len ihrer engern Verbindung erhebt sich die anfangs gespannte, dann schlaffe und aufgelockerte Bindehaut zu kleinern, mit ser�ser Fl�ssigkeit gef�llten Bl�schen (Phlyctenulae) oder auch zu gr�ssern, ser�sen chemotischen Blasen. Dabei ist die Empfindlichkeit des Auges weit grosser und die Thr�nensecretion oft ganz unterbrochen und Xerophthalmie zugegen.
sect;. 178.
Sind die Meibomischen Dr�sen zugleich und schon zu Anfang in die Entz�ndung verflochten, Blepharadenitis catarrhalis, so zeigt sich l�ngs der Ausf�hrungsg�nge dieser Dr�sen eine rothe h�rt�liche Geschwulst, welche sich �ber die �ussere Augenlidhaut ver�breitet und diese, besonders an dem �ussern Augenwinkel, wie excoriirt erscheinen l�sst. Dabei ist die Augenliderbindehaut ge-r�thet, etwas aufgewulstet, besonders in der N�he des Tarsalrandes, haben die blutinjicirten Lymphgef�sse den oben angegebenen Ver�lauf und Richtung, und sind dieselben von' verschiedenem Umfange und dunkelroth. Die Empfindlichkeit imd Schmerzhaftigkeit des Auges ist sehr gross und die Augenlider sind krampfhaft geschlos�sen, wodurch die Thr�nen zur�ckgehalten werden und nur zeit-weisse aus dem Auge st�rzen.
Meistentheils sind mit der catarrhalischen Axigenentz�ndung entz�nd�che Erscheinungen der Schleimh�ute der Thr�nenwege und der Nase verbunden, was man bei jungen Pferden, die auf
M�ller, Veterin�r-Ophlhalmologic. II.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;7
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98nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Dynamische Krankheiten des Auges.
feuchten Weiden gehalten werden oder mit der Druse behaftet sind, bei Hunden, die an der Staupe leiden, bei Schaafen nach der Woll�schur und bei Katzen besonders bemerkt. � S�mmtliche Krank-heitserscheinungen exacerbiren des Abends und remittiren des Morgens.
Unter allm�ligem Nachlasse dieser Krankheitserscheinungen beginnt eine vermehrte Absonderung consistenten Schleimes, Avelcher in dicklichen Streifen und Flocken die Oberfl�che des Augapfels �berzieht und w�hrend der Nacht die Augenlider verklebt, so wie die ange�tzten Stellen der �ussern Tarsalr�nder mit gelblichen Crusten bedeckt, dann nach und nach sich in Qualit�t und Quan�tit�t wieder normalisirt.
_ sect;. 179.
Manchmal wird die Schleimabsonderung chronisch, die Schleim�haut des untern Augenlides aufgewulstet und granul�s und deren Absonderung puriform (eiterf�rmig).
Bei heftigerer, lange anhaltender oder vernachl�ssigter Entz�n-dung der Meibomischen Dr�sen entstehen am Augenlidrande Bl�s�chen, welche in Erosionen und tief fressende Geschw�re �bergehen und, gleich der erysipelat�sen Augenliderdr�senentz�ndung, zu verschiedenen Verbildungen der Augenlider Veranlassung geben.
sect;. 180.
Die catarrhalische Bindehautentz�ndung hat bei Fortdauer sch�dlicher Einfl�sse, bei lymphatischer Constitution, dyskrasischen Individuen und nach mehrfach erlittener catarrhalischer Ophthalmic eine vorherrschende Neigung zum Uebergange in Schleimfl�sse beider Bindehauttheile (Blepharophthalmoblennorrhoea), welche un�ter den oben (sect;. 163 u. if.) angegebenen Erscheinungen auftritt, im schlimmem Falle die Hornhaut in den entz�ndlich blennorrhoi-schen Process verwickelt, Eiteransammlungen in deren Gewebe und in der vordem Augenkammer veranlasst, jene zerst�rt und alle daraus hervorgehende, bei den Ausg�ngen der Hornhautvereiterung n�her zu er�rternde Destructionsfehler zur Folge haben kann und h�ufig zu den oben, bei der erysipelat�sen Augenliderdr�senent�z�ndung n�her bezeichneten Formver�nderungen der Lider, Anlass gibt.
sect;. 181.
Zu den Ursachen der catarrhalischen Augenentz�ndung geh��ren im Allgemeinen auch jene, welche die idiopathische Bindehaut�entz�ndung hervorzubilden verm�gen, insofern sie unter dem be�g�nstigenden Einfl�sse nachtheiliger Luftmischung, besonders durch klimatisch-atmosph�rische Ver�nderungen erzeugt, auf das Auge und besonders auf die Meibomischen Dr�sen einwirken und das
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Auge ohnehin durch andere Sch�dlichkeiten, etwa durch �ber-m�ssige Einwirkung des Lichtes, Staubes und dergl. zuvor schon gereizt war.
H�ufig entwickelt sie sich sympathisch aus einer Catarrhal-affection der Schleimhaut der Nase und der Luftwege, vorz�glich dann, wenn die letztern bei schnellem Wechsel der Witterung und der Temperatur des K�rpers, bei feuchtem Wetter, kalten N�chten, pl�tzlichen Nachtreifen, Zugluft in den St�llen, schlechtem, dumpfi�gem Heu und Hafer, in dunstigen, feuchten St�llen und andern Ursachen, sich zur gr�ssten H�he erheben.
Daher auch an der Druse leidende Pferde, mit der Staupe be�haftete Hunde am h�ufigsten von der catarrhalischen Augenentz�n-dung befallen werden und von letztern jene am h�ufigsten und heftigsten, welche sehr z�rtlich erzogen und gehalten werden, die keine geh�rige Bewegung haben und deren Nahrung sehr verschie�denartig ist und noch besonders bei solchen, die sorgf�ltig in Fe�derbetten gepflegt und zuf�llig oder pl�tzlich einer sehr abweichen�den Temperatur ausgesetzt werden.
sect;. 182.
Die Prognose bei der catarrhalischen Augenentz�ndung ist in allen recenten F�llen und dann, wenn das erkrankte Thier der Einwirkung der urs�chlichen Momente geh�rig entzogen werden kann, g�nstig. � Ist aber diese Entz�ndung sogleich mit grosser Heftigkeit aufgetreten oder schon weit gediehen oder chromsch ge�worden, dann ist sie oft sehr hartn�ckig und f�r die Integrit�t des Organs in vielfacher Beziehung gef�hrlich. �- Zum Uebergange in Blennorrh�e neigen sich vor Allem jene F�lle, die mit grosser Hef�tigkeit verlaufen und bei Thieren vorkommen, die zu profusen Se-cretionen sich hinneigen oder deren S�ftemasse mit irgend einer Dyskrasie behaftet ist. Die specielle Prognose ist von den vor�waltenden Umst�nden, dem Grade und der Dauer der Ophthalmic und der damit vergesellschafteten Krankheiten, Druse, Staupe und dergl., von den Verh�ltnissen, in welchen das Thier lebt u. s. w. ab-h�nsriar und darnach besonders zu bemessen.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;'
sect;. 183.
Die Behandlung der catarrhalischen Ophthalmic hat vor Allem eine sorgf�ltige Ber�cksichtigung der urs�chlichen Momente und deren m�gliche Entfernung zur Aufgabe. Es ist darum ein massig diaphoretisches Heilverfahren in Verbindung mit entspre�chender Ber�cksichtigung des Localzustandes zun�chst geboten.
Man versetze daher das Thier in eine warme Temperatur, reiche ihm blande Nahrung, schleimiges und laues Getr�nke, be�decke dessen R�cken, verh�nge ihm bei massiger und gutartiger
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100nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Dynamische Krankheiten des Auges.
Entz�ndung das Auge mit einer trockenen Compresse, bei st�rke�rer, nicht mit rheumatischer oder psorischer Dyskrasie verkn�pfter Entz�ndung hingegen, mit nasskalten, bei erethischem Charakter der Entz�ndung mit feuchtwarmen, etwa in schleimige Malven-decocte, bei torpider, mit vorwaltender Aufwulstung verbundener, catarrhalischer Entz�ndung, mit, in einen gelind adstringirenden aromatischen, nach Umst�nden mit Kampherspiritus verst�rkten Kamillenaufguss getauchten Compressen, wodurch man fast durch�g�ngig baldige und sichere Heilung zu erzwecken vermag.
sect;. 184. Ist die Entz�ndung mehr chronisch, jedoch gutartig, so darf weniger auf die Transpiration der Haut hingewirkt, dagegen mehr mittelst entfernter Application von Hautreizen derivirt und das vegetative und irritable Leben gelind angeregt werden, ein Verfah�ren, welches bei jungen Thieren, deren Augen f�r alle Einfl�sse sehr empf�nglich sind, um so empfehlenswerther ist, als deren Augen, ihres noch nicht ausgebildeten und zarten Baues wegen, jeder krankhaften Affection leicht unterliegen.
sect;. 185. Tritt die Entz�ndung mit grosser Heftigkeit und rasch auf, so ist ein intensiverer Eingriff geboten und es muss nothwendig auf eine allgemeine und locale Herabstimmung der Irritabilit�t hinge�wirkt werden, zu welchem Endzwecke allgemeine und �rtliche Blutentziehungen, kr�ftig ableitende Hautreize, drastische Ablei�tungen auf den Darm, besonders nothwendig erscheinen, jedoch aber alle Vorsicht gebieten, indem dieselben in unverh�ltnissm�ssi-ger Ausdehnung angewendet, die Entz�ndung gerne zur Blennor-rh�e fuhren.
quot;Wurde durch die antiphlogistische Methode die Sp�nnimg und Empfindlichkeit des Auges vermindert und tritt vermehrte Schleim�absonderung ein, kleben die Augenlider des Nachts zusammen, so sind leicht adstringirende Augenw�sser, eine leichte Zinkaufl�sung in Verbindung mit Opium zur Eintr�ufelung in das Auge beson�ders angezeigt. Bei veralteten F�llen torpiden Charakters zeigt sich auch eine rothe Pr�cipitat- oder Zink-Salbe heilbringend.
sect;. 186. Stellt sich Blennorrh�e ein, so wende man eine st�rkere Zink�aufl�sung mit Opium an oder man greife zum salpetersauren Silber, von welchem man in Substanz durch Touchiren oder in concentrir-ter Aufl�sung Gebrauch machen kann.
sect;. 187. Gegen den, nach diesen Ophthahnien und Blennorrh�en h�ufig zur�ckbleibenden, hypervegetativen Process, welchen Guthrie unter
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dem allgemeinen Ausdruck �sore eyesquot; zu verstehen scheint, em�pfiehlt Weller den �rtlichen Gebrauch seiner schwarzen Salbe, mit welcher er laut der Medico-chirurgical review, by Johnson. Oct. 1. 1828. pag. 569 et seqq. die veraltetsten Entz�ndungen in kurzer Zeit heilte. Er nimmt dazu 2 bis 10 Gran auf 1 Drachme Unguent. Cetacei und 15 Tropfen Acet. Saturni. Doch gibt er derjenigen Salbe, welche 10 Gran salpetersaures Silber enth�lt, den Vorzug. Je frischer dieselbe ist, desto besser wirkt sie, immer aber verur�sacht sie mehr oder weniger Schmerz, weswegen sie auch selten vor dem dritten Tage, zuweilen sogar vor dem 6., 7. oder 8. Tage wieder angewendet werden darf. Weller hat sie in mehreren F�l�len, in welchen er fruchtlos die ger�hmtesten Mittel versuchte, die ausgezeichnetsten Dienste geleistet. Oft Hess er den Bleiessig weg und bediente sich des Argenti nitrici crystallini, gew�hnlich zu 2 bis 5 Gran auf die Drachme und nahm f�r das Ungt. Cetacei lie�ber einen Theil Cacaobutter und 21/2 Theile frisch ausgepresstes Mandel�l.
sect;. 188.
Hat sich die catarrhalische Ophthalmie aus allgemeinem Ca-tarrhalfieber, der Pferde-Druse oder Hunde-Staupe hervorgebildet, so ist es n�thig, noch speciell auf den allgemeinen K�rperzustand einzuwirken und man suche daher �berhaupt die Ab- und Ausson�derungen zu beth�tigen.
Bei Pferden wende man gleichzeitig besonders solche Mittel an, die vorz�glich auf die Hautausd�nstung wirken; dahin geh�ren Wachholderbeeren, das Terpenthinharz, oder auch der gekochte Terpenthin (terebinthina coeta) und der gemeine Terpenthin; auch kann die Baldrian- und Calmuswurzel und das Terpenthin�l in F�llen von bedeutender Schw�che mit grossem Vortheil angewendet-werden. Femer ist der Schwefel, der rohe Spiessglanz und einige Pr�parate desselben, z. B. der Gold - Schwefel (sulphur stlbiatum aurantiacum), mit oder ohne vorgenannte und auch mit schleimigen Mitteln in Verbindung, zu empfehlen*).
Bei Hunden wirken in solch complicirten F�llen Brechmittel sehr gut, nach ihnen und ausserdem Fliederblumenaufg�sse mit einem Zus�tze des fl�ssig essigsauren Ammoniums (Minderers Geist, Liquor Ammonii acetici) oder des Terpenthin�ls, zu 20 Tropfen.
*) Dictrichs's Veterin.-Chirurgie. S. 289. sect;. 47.
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III. Von der rheumatischen Entz�ndung der Bindehaut.
sect;�189.
Die rheumatische Bindehautentz�ndung, Conjunctivitis rheumatica, f�llt meistens mit der Entz�ndung der Sclerotica zu�sammen und charakterisirt sich niemals als reine Form; im Allge�meinen bietet sie folgende Kennzeichen:
Das Thier ist lichtscheu, die Augenlider sind oft nicht bedeu�tend geschwollen, aber fest verschlossen und die Thiere zeigen be�deutende Empfindlichkeit; � Hunde winseln und schreien oft laut auf � die Thr�nen fliessen periodisch und werden nicht so leicht schmierig, aber doch scharf. Die Bindehaut ist �berall stark und netzf�rmig ger�thet, hier und da sind einzelne Blutgef�sschen st�r�ker und ausgedehnter. Dann verliert sich die Lichscheue, es fliessen mehr Thr�nen aus und die ger�thete Bindehaut wird nun deutlich sichtbar. � Es entstehen auch kleine, Serum enthaltende Bl�schen (Phlyct�nen), welche aufplatzen und sowohl die Theile des Auges (cornea, sclerotica) als auch die Umgebungen �tzen und in Eiterung versetzen. � Dieses Uebel verl�uft oft in sieben bis vierzehn Tagen.
sect;.190.
Die Ursachen der rheumatischen Bindehautentz�ndung fal�len mit jenen, welche catarrhalische Augenentz�ndungen zu Stande bringen, zusammen, und unterscheiden sich blos in der Wirkung so, dass sie bei dem Eheumatismus mehr auf die fibr�sen und ser��sen H�ute, beim Catarrh (Druse, Euhr, Br�une u. s. w.) dagegen, besonders auf die Schleimh�ute und die allgemeine Decke wirken.
Besonders aber bewirkt das Schwemmen und Schwimmen er�hitzter Thiere in kaltem Wasser und das Stehenlassen im Winde oder an Orten, wo starke Zugluft Statt findet, bei ihnen rheumatische Fieber, �berhaupt rheumatische Krankheiten und Augenentz�ndun�gen. Daher kommt die letztere auch h�ufig mit Rheumatismus, Verschlag, Rehe, Rehekrankheit, catarrh�s-rheumatischem.Fieber, besonders aber bei Hunden und zwar bei solchen vor, die viel in's Wasser gehen m�ssen; deshalb sieht man sie so h�ufig bei H�h�nerhunden und bei allen Gattungen Jagdhunden entstehen. Auch leiden Weidepferde und besonders solche, die in sumpfigen Gegen�den weiden, nicht selten an dieser Krankheit.
sect;. 191.
Die Prognose bei der rheumatischen Bindehautentz�ndung ist gew�hnlich ung�nstiger, als bei der catarrhalischen. Das Uebel verbreitet sich weit leichter und ergreift edlere Theile des Gesichts-
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organs. Nicht selten kehrt diese Krankheit wieder zur�ck und �wandelt sich in jene um, die wir periodische Augenentz�ndung nennen. � Ausserdem lassen die aufgeplatzten Bl�schen �ble Nar�ben und undurchsichtige Flecken zur�ck, die ihrem Sitze nach, oft sehr nachtheilig werden *).
sect;. 192.
Behandlung. Man muss hier vorz�glich die K�lte, das Waschen mit kaltem Wasser und die Zugluft meiden, desgleichen sind alle Sch�dlichkeiten, welche die Krankheit hervorbrachten und unterhalten k�nnten, zu verh�ten.
Es werden dagegen die Augen mit trockenen Compressen ver�h�ngt.
Ist die Irritabilit�t des Auges sehr gross, so instituire man allgemeine und �rtliche Blutentziehungen, Ableitungen auf den Darm und auf die Haut an entferntem Stellen des K�rpers. � Pr�valirt aber die Sensibilit�t und ist das Auge in sehr hohem Grade lichtscheu, schmerzhaft und thr�nend, so wende man anfangs �rtliche Umschl�ge von Leinsaamen mit Bilsenkraut und dergl. an, vermeide aber noch die Hautreize, bis der nerv�se Erethismus sich gelegt hat.
sect;. 193.
Fangen aber die Thr�nen an scharf zu werden, ist das Auge tr�be und die Bindehaut schlaff, obgleich ger�thet, so muss man das Auge erst mit lauem Wasser reinigen und dann Eintr�ufelungen und Anfeuchtungen mit Aufl�sungen des schwefelsauren Zinks, Augensteins � 6�10 Grane auf 2 Unzen destillirten Wassers � zur Anwendimg bringen. Zeigt sich das Auge besonders torpid oder sind schon kleine Geschw�rchen vorhanden, so setze man diesen Augenw�ssern noch Reizmittel, als Branntwein, einfache Opium- und Aloetinctur bei.
sect;. 194.
Im Falle die rheumatische Augenentz�ndung ihre veranlassende Ursache in der Localit�t des Stalles gefunden hat, so sey man be�m�ht, die veranlassenden Uebelst�nde zu beseitigen und besonders zu bewirken, dass die ammoniakalischen D�nste aus der Mist�jauche die Augen nicht treffen.
*) Die Diagnostik, Actiologio und Prognostik dieser Krankheit entlehnten wir Dietrichs a. a. O.
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IMnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Dynamische Krankheiten des Auges.
IV. Von den exanthematischen Entz�ndungen der Bindehaut.
sect;. 195. Die exanthematischen Augenentz�ndungen sind in Wesen, Form und Verlauf den Exanthemen gleich, sie beruhen auf
# gleicher Grundursache, bieten ein gleiches Ansehen, unterscheiden sich in einzelne Species, haben dieselben Stadien und sind acut oder chronisch wie diese, an welche sie als Symptome gekettet sind.
sect;. 196. Die acut exanthematischen Ophthalmien geh�ren zu den fieber�haft, schnell und geregelt verlaufenden Krankheiten und entstehen vor, mit, oder nach Exanthemen; der Form nach treten sie als �rt�liches Leiden auf, welches jedoch auf einer krankhaften Ver�nde�rung der S�fte des K�rpers beruht, durch unmittelbare Uebertra-gung des KrankheitsstofFes auf's Auge oder metastatisch entstan�den ist.
S�mmtlich entwickeln sie sich in der Bindehaut und nehmen von da ihre Weiterverbreitung.
1. Von der rosenartigen Entz�ndung der Bindehaut.
sect;. 197. Beider rosenartigenBindehautentz�ndung, Ophthalmo-Conjunctivitis erysipelatosa, ist die Bindehaut anf�nglich massig ger�thet, in's Gelbe hin�berspielend und ungleich geschwollen. Die Thr�nenabsonderung ist vermehrt, die Lichtscheue und Empfind�lichkeit des Auges aber nicht gross. Nach einiger Dauer oder so�gleich unter Einfluss ung�nstiger Verh�ltnisse, erhebt sich die Bindehaut im Umfange der Hornhaut in blasenartige W�lste wie auch das Bindehautbl�ttchen am Bande der Hornhaut in kleine, mit einer hellen oder gelblichen Fl�ssigkeit gef�llte Phlyct�nchen, die sich zertheilen oder sp�ter platzen und wieder verschwindende Gr�bchen hinterlassen. Im Allgemeinen schreitet diese Entz�n�dung bei entsprechender di�tetischer Pflege wieder zur�ck, tr�gt den Charakter der Taraxis und entscheidet sich durch eine massige Schleimsecretion, w�hrend dagegen unter ung�nstigen Verh�ltnissen oder schlechter Behandlung, etwa nach Anwendung zusammenzie�hender oder Reizmittel oder Salben, die Entz�ndung chemotisch wird und in b�sartige und gefahrdrohende Vereiterung oder Brand der Bindehaut und Hornhaut �bergehen kann.
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sect;. 198.
Fieber ist bald zuerst vorhanden und die nachfolgende Binde�hautentz�ndung erscheint als dessen Folge; bald ist das locale Leiden das primitive und seine Heftigkeit oder Ausbreitung hat das Fieber zur Folge. � Der Charakter des Fiebers ist in der Kegel der entz�ndliche, obgleich nicht rein, sondern annn�hernd gastrisch-bili�s, wie die gelbliche Farbe der Schleimh�ute, die ge�s�ttigte F�rbung des Blutserums und des Ergusses in das Zell�gewebe, zeigt*).
sect;. 199.
Diese Entz�ndung beobachtet man bei Pferden, Schaafen und Schweinen nach Erk�ltung auf Erhitzung, im Conflict mit einer in�dividuellen Anlage, die auf St�rungen der Verdauung, chronischem Leberleiden u. s. w. beruht und zuweilen epizootisch.
sect;. 200.
Die Prognose dieser Entz�ndung geht aus der Symptoma�tologie hervor und erscheint im Allgemeinen g�nstig.
sect;.201.
Die Behandlung ist jene der rosenartigen Hautentz�ndungen �berhaupt und erfordert selten mehr, als sorgf�ltiges Bedecken der Augen mit erw�rmten Compressen und nach erm�ssigtem Beize mit aromatischen S�ckchen, welchen man bei Neigung zu allzu starker Auflockerung oder Blennorrh�e etwas Campher beigeben kann.
Der Uebergang in Blennorrh�e oder �lceration erfordert die vorsichtige Anwendung adstringirender Metalle, des Gr�nspans und Bleiextractes nur in w�ssriger Aufl�sung, da diese Entz�ndungs�form im Allgemeinen fette Mittel nicht wohl ertr�gt.
sect;. 202.
Gebietet die Intensit�t des Fiebers eine therapeutische Be�r�cksichtigung, so besteht dieselbe ausser einer k�hlenden F�t�terung in Anwendung gelind antiphlogistischer Mittel (z. B. des Weinsteins, der Salzs�ure) in massiger Gabe; nur in h�herm Grade des Fiebers, ist eine Aderlass mit Vorsicht zu unternehmen.
2. Von der variol�sen Augenentz�ndung.
sect;. 203. Die variol�se Augenentz�ndung, Ophthalmia variolosa, ist nicht nothwendigc Erscheinung der Pockenkrankheit, daher auch
*) S. Spcciollc Pathologie u. Therapie f�r Thier�rzte von Eduard Hering. S. 2G7.
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Dynamische Krankheiten des Auges.
nicht mit Bestimmtheit an ein geAvisses Stadium derselben gebun�den. Sie zeigt sich entweder als begleitendes Symptom der Blat�tern oder sie entsteht, wenn diese ihren Verlauf schon geendigt haben, aber eine bestimmte Dyskrasie im K�rper zur�ckgeblieben ist. Sie beginnt meistentheils im Stadium des Ausbruchs � am siebenten oder achten Tage der allgemeinen Pockeneruption � und erreicht im Stadium der Eiterimg ihre gr�sste Heftigkeit. Sie ent�steht gew�hnlich bei einer gewissen Intensit�t der Krankheit; bei h�ufigem Ausschlage an den obern Theilen des K�rpers vorz�glich am Gesichte; bei Verunreinigung des Auges mit den Klauen, mit welchen das Thier die Pocken gekratzt hat; oder auch, wenn fr�her schon krankhafte Empfindlichkeit der Augen zugegen war; bei un-regelm�ssig verlaufenden, zusammenfliessenden, so wie bei den b�sartigen, br�unlichen, schw�rzlichen, sogenannten Aaspocken.
sect;.204.
Sie hat ihren Sitz in der Bindehaut, Conjunctivitis variolosa. Ophthalmia variolosa externa, ergreift die Augenliderdr�sen, Ble-pharophthalmia glandulosa variolosa, oder die Augenlider, Blephar�itis variolcrsa vel pustulosa; verbreitet sich auf s�mmtliche �ussere Theile, Blepharophthalmia variolosa, so Avie auf den ganzen Aug�apfel, Ophthalmitis variolosa, und verbindet sich mit Schleimfluss, Ophthalmoblennorrhoea variolosa.
sect;. 205.
Der ganze Verlauf der Entz�ndung ist mit heftigen allgemei�nen Fieberbewegungen verkn�pft und zerf�llt in drei Zeitr�ume.
Nach den bisherigen Erfahrungen wurden bisher nur die Schaafe von dieser Ophthalmie befallen.
a. Von der variol�sen Entz�ndung der Bindehaut.
sect;. 206.
Die Erscheinungen des ersten Zeitraumes der variol�sen Bindehautentz�ndung, Ophthalmia variolosa externa, sind jene der Taraxis, ausgezeichnet durch grelle R�the, Thr�nenfluss und massige Lichtscheue, auch mit mehr oder weniger Geschwulst der Augenlider verbunden.
Unter Zunahme der Lichtscheue verbreitet sich die Entz�n�dung im zweiten Zeitr�ume �ber das Bindehautbl�ttchen der Cornea, tr�bt dasselbe an verschiedenen Stellen und macht es un�durchsichtig , auf welchen Punkten dann rothe, kugelige, sich zu Blattern umwandelnde Erhabenheiten entstehen, wobei sodann die ��the in der Scleroticalbindehaut dunkler und ungleich wird, sich die Gef�sse b�ndeif�rmig um die Hornhaut sammeln, der Schmerz
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heftig erscheint, die Lichtscheue grosser wird und die Thr�nen-absonderung g�nzlich aufh�rt, Xeroma eintritt.
Mit dem dritten Zeitr�ume erheben sich diese Blattern zu Eiter - gef�llten Pusteln und es entstehen solcher Blattern ebenfalls auf der Sclerotic�, welche, mit einem rothen Gef�sskranze um�schlungen und grosser sind, jedoch oberfl�chlicher sitzen, mehr her�vorragen und in das Gewebe der Sclerotic� minder tief eindringen, als die erstem.
Nach vollendeter Eiterung �ffnen sich die Pusteln entweder nach aussen, stossen ihre obere Decke ab und hinterlassen grosse, flache Eitergeschw�re, welche langsam vernarben und dicke, weiss-liche und g�nzlich unheilbare Narben hinterlassen; oder sie durch�bohren durch Senkung des Eiters die Hornhaut nach innen und zerst�ren dieselbe oft g�nzlich.
Auch auf der Bindehaut des obem Augenlides entwickeln sich Pocken von gleichem Ansehen, welche die Schmerzhaftigkeit sehr erh�hen, die Beweglichkeit des Augenlides sehr st�ren und grosse Geschwulst veranlassen.
sect;, 207.
W�hrend dieser Vorg�nge dehnt sich die Entz�ndung bei grosser Intensit�t auch auf die Iris aus, versetzt diese in sympa�thische Entz�ndung und f�hrt zu Eiteransammlung in der vordem Augenkammer und g�nzlicher Zerst�rung des Augapfels, gleich einer heftigen Blennorrh�e.
Eine weitere Verbreitung der Entz�ndung und Blatternbildung hat auch auf die Blinzhaut und die Thr�nenwege Statt. Die Blinz-haut schwillt stark an, der Thr�nensack und der Thr�nencanal entz�nden sich, die Eiterung der Pocken ergreift im schlimmem Falle den Blinzknorpel, zerst�rt ihn, veranlasst Schleimfluss des Thr�nensackes und Thr�nencanales, welcher bei ung�nstigem Ver�laufe zu Adh�sionen und g�nzlicher Umvegsamkeit des Canales, Vereiterung und Fisteln des Thr�nensackes Veranlassung geben kann.
sect;. 208.
Die Prognose bei dieser Species der variol�sen Ophthalmic wird in den seltensten F�llen g�nstig, in vielen zweideutig, in den meisten ganz ung�nstig f�r das Gesicht, f�r die Form des Auges, ja f�r das Leben des Thieres ausfallen m�ssen. � Da, wo es m�glich ist, sogleich eine entsprechende Behandlung einzuleiten, wo die Entz�ndung sich nicht auf die Innern Theile fortsetzte, wo nur Avenige Pocken auf der Hornhaut sassen und diese ihren Inhalt nach aussen entleerten, gestaltet sich die Prognose insoweit g�n�stiger, als die zur�ckbleibenden Folgen nur in Beschr�nkung des
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Dynamische Krankheiten des Auges.
Sehverm�gens und krankhafter Empfindlichkeit des Auges bestehen.
sect;. 209.
Eine Behandlung dieser Augenkrankheit ist wohl nur selten m�glich, weil das Uebel gew�hnlich ganze Heerden bef�llt und deshalb sich im ersten Zeitr�ume nur dahin beschr�nken kann, das Auge anfangs mit kalten, sp�ter mit lauwarmen, feuchten Fo-mentationen zu bedecken, Hautreize, Haarseile etwa, zu appliciren, um den Umfang und die Zahl der, auf der Oberfl�che der Horn-haut emporkommenden Pocken zu beschr�nken, sowie f�r einen reinen trockenen und warmen Aufenthalt, reines Getr�nke und hin�reichend Salz zu sorgen, um die Hautth�tigkeit zu unterst�tzen, oder entz�ndlicher Diathese und dem Zersetzungsprocesse in der allgemeinen S�ftemasse zu entgegnen.
Der zweite Zeitraum erfordert unbedingt die Erweichung der Pusteln durch feuchtwarme, gelindreizende Umschl�ge abwechselnd mit camphorirten Compressen, sowie ein fr�hzeitiges Er�ffnen der Pocken; welche Operation man mittelst des Staarmessers oder der Lancette, durch einen angemessenen Schnitt vornimmt, darauf die er�ffneten Pusteln mit Opium haltigen Augenw�ssern reinigt und die geheilte Wunde und zur�ckgebliebenen Hornhautflecken mit Opiumtinctur und rother Pr�cipitatsalbe behandelt.
Bei einer Complication mit Iritis d�rfte wohl kaum eine Be�handlung mehr, als symptomatischen Erfolg haben, da in diesem Falle an Erhaltung des Auges nicht wohl zu denken seyn d�rfte. Kalte Umschl�ge, Hautreize, die Er�ffnung der Hornhaut und �rt�liche Blutentziehungen verm�gen in solchen F�llen nur eine Erm�s�sigung des Schmerzes und Erhebung der gesunkenen Vitalit�t zu erwirken, sowie der Fortpflanzung der Entz�ndung auf das Gehirn vorzubeugen.
Die Behandlung der, auf die Thr�nenwege sich fortsetzenden Entz�ndung werden nach den, bei der idiopathischen Entz�ndung dieser Werkzeuge n�her zu bestimmenden Grunds�tzen und Regeln geleitet.
b. Von der variol�sen Augenliderdr�senentz�ndung.
sect;. 210. Die variol�se Augenliderdr�senentz�ndung, Blephar-ophthalmia variolosa glandulosa, �hnelt dem Verlaufe der einfachen catarrhalischen Augenliderentz�ndungen und scheint nur durch con-sensuelle Reizung bei mangelhafter Pockenentwickelung bewirkt zu seyn, sie geht dem Exantheme selbst voran oder zeigt sich min�destens schon bei den ersten Spuren des Fiebers. Der Rand der
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Augenlicler zeigt sich ger�thet, schmerzhaft und gespannt, einige Lichtscheue und Thr�nenfluss ist anfangs zugegen, die gehemmte Schleimabsonderung findet sich allm�lig wieder ein und es endet das geringe Leiden in der Kegel mit der Abschuppung der Pocken, w�hrend sie �brigens, bei all ihrem gefahrlosen Ansehen, unter Einwirkung nachtheiliger Einfl�sse zu seeund�r - variol�sen Augen�entz�ndungen Anlass geben kann.
Ein passendes allgemeines, di�tetisches Verhalten und �fteres Auswaschen der Augen mit lauem Wasser ist gen�gend, das Lei�den gefahrlos zu machen und zu Ende zu f�hren.
c. Von der variol�sen Augenliderentz�ndung.
sect;. 211.
Die variol�se Augenliderentz�ndung, Blepharitis va-riolosa, vel pustulosa, ist f�r nichts anderes anzusehen, als f�r eine weitere Verbreitung der Pockenkrankheit auf die Augenlider, mit welcher sie in Allem v�llig �bereinkommt und nur der grossen Empfindlichkeit des Organes und dessen grosser Neigung zur An�schwellung wegen, einen intensivem Charakter annimmt, wie auch ob dessen weicherer Structur, zu gr�ssern Formver�nderungen hin�neigt und dabei, der innigem Verbindung mit dem Augapfel halber, f�r das Sehorgan gef�hrlich werden kann.
Gew�hnlich sind die Augenlider so verschwollen, dass es un�m�glich ist, die Oberfl�che des Augapfels zu untersuchen und man erkennt nur ihr Ergriffenseyn aus der Gegenwart des anfangs star�ken und sp�ter aufgehobenen Thr�nenflusses und der grossen Licht-seheue, welche Erscheinungen im entgegengesetzten Falle fehlen.
sect;. 212.
Unter die, auf diese Entz�ndung folgenden Formver�nderungen geh�ren: Desorganisationen der Hautstellen, aufweichen die Blat�tern sassen, Zerst�rung der Wimperdr�sen und Haarwurzeln mit ihren Folgen, Geschwulst und Verschrumpfung des Tarsus und daraus entstehendes Entropium.
sect;. 213.
Die Prognose bei dieser Species der variol�sen Ophthalmic richtet sich nach der Gestalt der, zur Ausbildung gekommenen Formver�nderungen des Augenlides und nach dem Grade der Mit�leidenschaft des Augapfels.
sect;. 214.
Die Behandlung hat beim Beginne des ersten Zeitraumes zur Aufgabe, alles zu entfernen, was die Entwickelung der Pocken st�ren oder das Auge irgend zu reizen verm�chte, wonach ein jedes
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andere, als di�tetisches Verfahren, ganz unanwendbar erscheint. Sind dagegen die Pusteln zur Keife gelangt, so m�ssen sie alsbald ge�ffnet und das Geschw�r, so lange die specifische Eiterung fort�dauert , durch �fteres und sorgf�ltiges Reinigen mit Kamillenwasser offen gehalten oder bei etwaigem, zu fr�hzeitigem Schl�sse wieder ge�ffnet und durch Compressen vor Verunreinigung und nachthei-litrcn Lufteinfl�ssen gesch�tzt werden.
d. Von dem Schleimflusse der variol�sen Augenentz�ndung.
sect;. 215.
Die Ophthalmoblennorrhoea variolosa erscheint nicht als ein nothwendig integrirender Theil der Entz�ndung, sondern ist nur ein Uebergang derselben, sobald die Blattern ihrer grossen Anzahl und besondern B�sartigkeit wegen, eine vorherrschende Neigung zum Zusammenfliessen haben, die Eiterung allzu rasch sich entwickelt, die S�ftemischung des ergriffenen Thieres eine krankhafte ist oder eine sehr gesunkene Reproduction obwaltet, und endlich, wenn die Abschuppung durch �ussere Einfl�sse, nament�lich durch Erk�ltung in ihrem Gange gest�rt wird.
_ sect;. 21G.
Unter �hnlichen Erscheinungen, wie sie die variol�se Augen�liderdr�senentz�ndung darbietet, sowie mit Anschwellung der Scle-roticalbindehaut und des Bindehautbl�ttchens der Cornea, nebst zunehmender rosenartiger Entz�ndung des �ussern Augenlides, k�ndigt sich die erste Periode der Blennorrh�e an, welche darauf, wenn ihrer fernem Entwicklung nicht Einhalt gethan wird, in die zweite Periode �bergeht, wo sodann die Schleimsecretion �ber der ganzen Fl�che der Bindehaut ihren Anfang nimmt und die Hornhaut alsbald erodirt, nach und nach durchl�chert, ihr ganzes Gewebe destruirt und entweder in ein warzenartiges Leu-kom, (Leucoma verrucosum, Staphyloma racemosum), oder in g�nz�liche Vernichtung ihres Fasergewebes, in eine einfache zapfen�artige vorgedr�ngte Masse (Staphyloma verum), oder bei Zerst��rung der vordem Lamellen mit zur�ckbleibendem Gewebe der hin�tern Bl�tter der Hornhaut, in einen weissget�rbten Hornhautbruch (Ceratocele albida sive cicatrisata) umgewandelt wird oder das Aiigc platzt und wird g�nzlich durch die darauf folgende Atrophie zerst�rt *).
*) S. Benedict, Handhuch der praktischen Augenheilkunde. 2terBd. S. 125.
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sect;� 217.
Die Prognose ist die allgemeine der Blennorrh�c und hier noch besonders ung�nstig.
sect;. 218.
Die Behandlung ist nach den allgemeinen, bei den Blen-norrh�en gebotenen, Regeln zu leiten und besonders die Reinigung des Auges, sowie eine allgemeine, den Kr�ftezustand unterst�tzende Behandlung angezeigt.
sect;. 219.
Nach diesen verschiedenen Species der variol�sen Ophthalmic bleibt h�ufig eine eigene Dyskrasie im K�rper und -vorwaltende Neigung zur Entz�ndimg des ergriffen gewesenen Auges zur�ck, welche man als eine seeund�re Form dieser Krankheit betrachten muss, die oft nach Verlauf einiger Tage das Auge zur Vereiterung bringt.
Dagegen sind curativ und prophylaktisch solche Mittel zu ge�brauchen, welche die Secretionen des K�rpers und die Th�tigkeit des Lymphsystemes einige Zeit hindurch in verst�rkter Th�tigkeit zu erhalten im Stande sind; unter diesen verdienen der Spiess-glanzschwefel, das Spiessglanzquecksilber, das Calomel, die Neu�tral- und Mittelsalze u. dergl. besonders empfohlen zu werden.
V. Von den impetigin�sen Augenentz�ndungen.
sect;. 220. Unter den impetigin�sen Hautausschl�gen, welche sich auch an den Augen zeigen, sind besonders die Kr�tze und die Flech�ten anzuf�hren, deren Erscheinungen sich im Wesentlichen glei�chen und unter dem Namen der psorischen Ophthalmic ge�w�hnlich aufgef�hrt werden. � Die Organtheile des Auges, wo man sie findet, sind die �usseren und bedeckenden, sowie die Dr�sen; auf den erstem erscheinen sie als wirkliche Ausschl�ge, in den letztern veranlassen sie eine in Verschw�rung �bergehende Entz�ndung. Auch auf innere Organgebilde Averfen sie sich, jedoch ohne nachweisbaren Ausschlag.
1. Von den psorischen Augenentz�ndungen.
sect;. 221. Die psorische Ophthalmic, Ophthalmia psorica, Psorophthal-mia, erscheint als eine Entz�ndung in den Augenlidern, sowie in
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Dynamische Krankheiten des Auges.
der Bindehaut und wird daher als Blepharophthalmia psorica und Ophthalmia externa psorica unterschieden.
sect;. 222. a) Blepharophthalmia psorica. Unter sichtbarem Ge�f�hle von Jucken bricht auf den R�ndern der Augenlider eine un�gleiche R�the hervor, wobei die Bindehaut des Augenlides an�schwillt und besonders in der N�he des Augenlidrandes entz�ndet erscheint. Auf dem Augenlidrande zeigen sich alsbald kleine, spi�tzige , dunkelrothe Kn�tchen, welche in juckende, weissgelbe Bl�schen und Pusteln �bergehen, besonders auf der Seite des Au�genlidrandes bemerkbar werden, und allm�lig sich �ber die �ussere und innere Augenlidplatte verbreiten, von einem dunkelrothen Hofe umgeben sind und auf deren Spitze ein kleines braunes P�nktchen sichtbar ist. Es bersten dieselben und entleeren eine scharfe Lymphe, welche die Oberhaut excoriirt, auf den Geschw�ren ver�trocknet und selbe mit dunklen Crusten bedeckt. Die auf der Au�genlidbindehaut befindlichen minder grossen und geplatzten Pusteln verursachen in Verbindung mit der, in entz�ndliche Mitleiden�schaft gezogenen Bindehaut, eine Art gemischter Blennorrh�e, welche ein n�chtliches Verkleben der Augenlider zur Folge hat, w�hrend gleichzeitig die Eiterung in den Geschw�ren der Augen�lidr�nder unter den Borken immer weiter fortschreitet. Die Ge�schw�re beider Augenliderplatten treten nun mit einander in Ver�bindung und bilden dicke, die Wimpern verklebende, Crusten auf den Augenlidr�ndem. Das Jucken unter denselben wird heftig, und der Drang zum Scheuern und Kratzen sehr lebhaft, wodurch, sowie durch das corrosive Secret die Augenlider und die Bindehaut sehr gereizt werden, sich lebhaft entz�nden, auflockern, und an�schwellen, die Bindehaut ein sarkomat�ses Ansehen erh�lt und durch das Ineinanderfliessen der Geschw�re und ihre weitere Ver-breitunjj einer aufgeschnittenen Feige gleicht, welchen Zustand man Sycosis nennt. Es schwellen nun auch die Augenliderdr�sen und Augenwimperzwiebeln zu knotigen Geschw�lsten an und wer�den , wie auch h�ufig der Tarsus selbst, zerst�rt. � Da das Auge ob seines gereizten Zustandes und der starken Geschwulst der Augenlider, oftmals gar nicht ge�ffnet werden kann, verwachsen h�ufig die, von der Oberhaut entbl�ssten Augenwinkel mit einander und setzen jenen Zustand, welchen man als Ancyloblepharon be�zeichnet. Nach l�ngerem Best�nde dieses Uebels wird durch die �tzende Beschaffenheit des Geschw�rsecretes auch die ganze Ober�fl�che des Augapfels in krankhaften Zustand versetzt, es ent�wickeln sich Gef�ssverzweigungen auf derselben, wie auch Ver�dunkelungen in der Hornhaut, und es entsteht starke Lichtscheue
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und Thr�nenfluss. Wird ausserdem noch durch ungeeigneten Gebrauch stark ausammenziehender, namentlich der Bleimittel, das �ussere Leiden unterdr�ckt, so wirft sich dasselbe auf die innern Gebilde des Augapfels, erregt dort Entz�ndung der Gef�sshaut, Verdunkelung der Linse, glaukomat�sen Zustand und g�nzliche Vernichtung des Sehverm�gens.
Bei g�nstigerm Verlaufe dieses Uebels und zweckm�ssiger Behandlung bleibt mindestens fur l�ngere Zeit Geschwulst, Rothe und vermehrte Empfindlichkeit des Augenlidrandes, auch nach ge�heilten Geschw�ren, zur�ck und es wiederholen sich gerne bei dem geringsten Anlasse neue Ausbr�che der Blepharophthalmie.
sect;. 223.
b. Ophthalmia externa psorica. Diese Form ist eine selten vorkommende und entsteht dann, wenn eine inveterirte Kr�tze zur Unzeit zur�ckgetrieben worden ist. Es zeigen sich in diesem Falle bei einer massigen, b�ndelartigen Rothe des �ussern Aug�apfels , Lichtscheue und Thr�nenfluss, kleine, eiterlose, weissliche Pusteln auf der Oberfl�che der Hornhaut, welche, ohne zu platzen, l�ngere Zeit stehen bleiben, sich endlich abstreifen und oberfl�ch�liche Tr�bimg der Hornhaut in der Form h�sslicher, dicht neben einander liegender Nebelflecke an ihrer Stelle zur�cklassen.
W�hrend bei der psorischen Form die Entz�ndung der Bindehaut reinere R�the zeigt, ist solche bei herpetischer Entz�ndung schmu�tzig, gelbgrau und hellbraun, fleckenartig und zwischendurch die Bindehaut nat�rlich gef�rbt. � Zu dieser Species gesellt sich auch h�ufig ein eiteriger Ausfluss, welchen besonders bei Hunden, Ka�tzen, Eseln und Schaafen als Folge von unterdr�ckter Flechten�krankheit Leblanc beobachtete und der vorz�glich bei Hunden des Kratzens wegen, sehr ungl�ckliche Ausg�nge nimmt.
sect;. 224.
Pr�disposition zur Psorophthalmie wird durch Mangel an Rein�lichkeit entwickelt; als urs�chliches Moment wirken zun�chst die verschiedenen Arten der Kr�tze, welche entweder durch eine allgemein gewordene Dyskrasie auch auf den Augen ihren Sitz nimmt, oder sich bei einer allgemein gewordenen Ausbreitung �ber die ganze Haut auf dieselben fortsetzt oder durch schnelle Unter�dr�ckung derselben metastatisch sich auf das Auge wirft oder end�lich durch unmittelbare Uebertragung dort entsteht. Auch andere Hautausschl�ge, die Flechten, die Fussw�sser, die Mauke, die Fesselgeschw�re, die Druse u. s. w. erregen bei unzeiti�ger Unterdr�ckung eben auch eine solche Augenkrankheit.
Hunde, Katzen, Pferde und Schafe, Ziegen, Schweine und
M�ller, Veterin�r-Ophlhalmologie. !I.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;8
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Dynamische Krankheiten des Auges.
Rinder werden h�ufig von dieser Augenkrankheit befallen, da sie besonders zu psorischen Krankheiten disponirt sind.
sect;. 225.
Die Prognose der psorischen Blepharophthalmie ist vorz�g�lich von den �ussern Verh�ltnissen, in welchen die Thiere leben, abh�ngig, sie ist g�nstig, wenn diese so umge�ndert werden k�n�nen, dass die zur Heilung n�thige Reinlichkeit vorhanden ist. Im entgegengesetzten Falle ist sie aber sehr ung�nstig, da die Ent�z�ndung ihren Ausg�ngen unaufhaltsam entgegeneilen wird. � G�nstig ist sie ferner, wenn das allgemeine psorische Leiden nicht zu sehr inveterirt und nicht zur Dyskrasie geworden ist, das locale Leiden noch nicht zu lange besteht und zu weit voranger�ckt, und sobald dasselbe auf metastatischem Wege entstanden ist und eine neue Weckung des unterdr�ckten Ausschlages gelingt, w�hrend sie entgegengesetzten Falles, sich sehr tr�be gestaltet.
sect;. 226.
Die Entstehungsursache dieser Ophthalmic bestimmt die Be�handlung, insoweit dieselbe eine allgemeine und �rtliche zu seyn hat. � Allgemein hat sie zu seyn, sobald durch l�ngeres Beste�hen einer impetigin�sen Dyskrasie in der S�ftemasse, die Ophthal�mic hervorgerufen wurde. Haupts�cldich sind es die Schwefel -und Antimonial-Mittel, welche hier nach den besonderen Regeln der Therapie, wie bei Psora u. s. w. anzuwenden sind, und durch drastische Abfuhrmittel unterst�tzt werden m�ssen. � Ist die Au�genkrankheit aber Folge einer unterdr�ckten Psora, so muss eben�falls ein allgemeines Verfahren gegen dieselbe gerichtet und dabei durch Hautreize dahin gewirkt werden, den Ausschlag auf seiner urspr�nglichen Stelle wieder hervorzurufen, oder wenn diese zu entfernt vom Auge ist, oder der Ausschlag sich nicht v�llig wieder wecken l�sst, so m�ssen zugleich noch kr�ftige Ableitungen durch anhaltendes Einreiben scharfer oder Pustel - bildender Salben, oder wenn man, namentlich bei Pferden, auf Erhaltung der Haare und Vermeidung von entstellenden Narben R�cksicht zu nehmen hat, Haarseile applicirt und noch einige Zeit nach Entfernung des Augen�bels unterhalten werden. Andere chronische Hautausschl�ge, als die Kr�tze, welche dieses Uebel begleiten oder vor deren Ent�stehen vorhanden waren und unterdr�ckt worden sind, sind speciell zu ber�cksichtigen. Eine rein �rtliche Behandlung der Psoroph-thalmie ist nur im Falle einer unmittelbaren Ansteckung thunlich. Das erste Augenmerk hat man dann auf sorgf�ltiges Reinigen des Auges mit einem Malvendecoct durch Waschungen und In-jectionen, zu richten. Ausserdem erweisst sich gegen das starke Jucken sowohl, als zur Einh�llung des scharfen Secrets das Ein-
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tr�ufeln einiger Tropfen feinen Oels, des Mandel- oder Wallnuss-�ls, oder das Einstreichen eines milden Fettes zwischen die Augen�lider sehr vortheilhaft. So lange die Kratz - Pusteln noch geschlos�sen sind oder auch schon Exulcerationen zugegen sind, bedient man sich einer Sublimatsolution zu B�hungen, Eintr�ufelungen und Einspritzung mit vielem Nutzen. � Nach gemindertem Reizzu-stande findet man auch die Schwefelleber als Beisatz zu den Wa�schungen der Heilung sehr f�rderlich.
In manchen F�llen werden die fl�ssigen Formen nach einigen Tagen und geschehener Er�ffnung der Augenliderpusteln nicht mehr gut ertragen, wo dann der rothe oder weisse Quecksilberpr�cipitat, 4 � 8 Gr. desselben auf 2 Drachmen Fett, zur Salbe bereitet und t�glich zwei - bis dreimal auf die leidenden Augenlidr�nder aufgestri�chen werden m�ssen. Bleibt aber nach Heilung der Geschw�re die Haut noch roth, empfindlich und feucht, so wird solches durch das Aufstreichen folgender, von Weller empfohlenen Salbe in der Re�gel beseitigt. Rec. Butyr. recent, insuls. %�, vitriol, cypr. 9j, camphor, gr. vj, tutiae praepar. gr. vj. M. exact, f. ungt. F�hrt auch diese Salbe nicht zum Ziele, so gebrauche man die janinische Salbe, jedoch nur einige Tage.
VI. Von dem Triefauge.
sect;. 227.
Das Triefauge ist ein, bei herabgestimmten und alten Thie-ren vorkommender Ausgang vernachl�ssigter catarrhalischer oder impetigin�ser Ophthalmien und wird darum gew�hnlich Ophthal�mia cachectica, Lippitudo, Blepharoblennorrhoea senilis genannt.
Unter andern, schlechte S�ftemischung und decrepiden Habitus anzeigenden Erscheinungen zeigt sich die Bindehaut der Sclerotica missfarbig, faltig, aufgelockert, oft fettig und anf�nglich meist trocken, sp�ter sondert dieselbe einen eiweissartigen, tr�ben, mit consistentern Flocken vermischten Schleim ab, schwillt an und ver�wandelt sich zuweilen in eine sarkomat�se Masse, die sich zwischen den Augenlidern vordr�ngt und manchmal Umst�lpung des untern Augenlides veranlagst. Dabei sind die Meibomischen Dr�sen an�geschwollen, die Augenlider excoriirt und am Morgen meistens durch vertrocknete, dicke Crustcn verklebt. Das Bindehautbl�ttchen sieht anfangs matt und gleichsam erschlafft aus und verdunkelt sich oft sp�ter ganz. Besteht das Leiden in dieser Form l�ngere Zeit hindurch, so geht es in einen chronischen Zustand oder auch unter Einwirkung bedeutender Sch�dlichkeiten in eine h�chst gef�hrliche und gew�hnlich den Verlust des Sehverm�gens herbeif�hrende Ble-pharophthalmoblennorrh�e �ber.
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Dynamische Krankheiten des Auges.
sect;. 228.
Bez�glich der Prognose bei diesem Augen�bel, ist zu be�merken, dass eine entsprechende Behandlung und �egulirung der Lebensverh�ltnisse nur in solchen F�llen von Nutzen zu seyn pflegt, wo sich die Entz�ndung nicht auf die Hornhaut verbreitet hat, die Kachexic noch nicht zu tief eingewurzelt ist und es m�glich wird, eine etwa vorhergegangene und unterdr�ckte Impetigo wieder zu wecken. � Ist �brigens schon Blennorrh�e eingetreten und die Hornhaut dabei geschw�rig geworden, so darf man oft kaum die Hoffnung hegen, die Form des Auges zu erhalten.
sect;. 229.
Die Behandlung dieses Uebels ist jene der chronischen Ca-tarrhalentz�ndung oder eine antiimpetigin�se, wie sie eben an den entsprechenden Orten n�her auseinander gesetzt worden ist. Besondere Ber�cksichtigung verdient dabei der allgemeine Kr�ftezu-stand und die specielle Kachexic der erkrankten Thiero. Die Blen�norrh�e erfordert als rein passiver Zustand unter Anderm ganz be�sonders adstringirende und styptische Mittel, von welchen wir vor�zugsweise das Einstreichen der zusammengesetzten Opiumtinctur, oder einer leichtem odequot; st�rkern, rothen Pr�cipitatsalbe, des Eintr�ufeins einer Solution des Lapis divinus, des schwefel�sauren Zinks, des H�llensteins oder dessen Gebrauch in. Sub�stanz zum Betupfen, bei sehr fester, granul�ser Geschwulst der Bindehaut, hier namhaft gemacht haben wollen. Theilweise Exci�sion der Bindehaut und Scarification machte Leblanc mit sehr gu�tem Erfolge bei vorhandener grosser Auflockerimg und Entz�n�dung dieser Membran. �#9632; Bestehende Ektropien sind noch beson�ders auf die sp�ter anzugebende Weise zu behandeln.
vu.
Von der Entz�ndung der Bliuzhaut.
sect;. 230. Die Entz�ndung derBlinzhaut oder des Nagels, welche man um-ichtig Unguis oder Pterygium nennt, geht aus allen den bisher abgehandelten Krankheits- und Entz�ndungszust�nden der Bindehaut hervor, partieipirt stets an solchen und wird durch die�selben charakteristischen Merkmale' in Verlauf und Ausg�ngen aus�gezeichnet. Ausserdem zeigt die entz�ndete Blinzhaut ihres gr�s-sem Zellgewebgehaltes und ihrer schwammigen Structur wegen, noch eine weit gr�ssere Neigung zu Auflockerung, Anschwellung und Entartung. Auch kommt diese Entz�ndung selbstst�ndig vor und wird meistens in Folge von Stichen, Hufschl�gen, Homst�ssen, Eindringen von fremden K�rpern, feuchter K�lte, dicken Nebeln,
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denen die Thiere w�hrend der N�chte im Fr�hjahre oder zu An�fang des Herbstes ausgesetzt sind, beobachtet. Sie findet sich bei allen Hauss�ugethieren, vorzugsweise dem Rindvieh, bei Pferden und Hunden. Die gew�hnlichsten Ursachen bei dem Pferde sind langwierig gewordene Augeneutz�ndungen, Peitschenschl�ge, Bisse und dergl. Junge, alte und solche Pferde, welche gef�llte Augen�h�hlen und Oberaugengruben haben, sind dem Uebel am meisten ausgesetzt. Der Hund ist, ungeachtet das dritte Augenlid bei ihm wenig entwickelt ist, am meisten unter allen Hausthieren der chro�nischen entz�ndlichen Anschwellung desselben unterworfen. Chro�nische Augenentz�ndung, sowie alle Ursachen, welche diese her�vorbringen, sind ebenfalls die gew�hnlichsten Veranlassungen dieses Uebcls, unter allen am h�ufigsten pl�tzliche Erk�ltung (Leblanc).
sect;. 231.
Ausg�nge: Vergr�sserung, Vereiterung und Zerst�rung des, die Blinzhaut bildenden Theiles der Bindehaut, Wassersucht, Um�st�lpimg, Fortsetzung der Entz�ndung auf den Blinzknorpel, Bein-frass desselben.
sect;. 232.
Die Behandlung der acuten Blinzhautentz�ndung erfordert ganz dieselben Hcilapparate, wie die Bindehautentz�ndung mit dem Unterschiede nur, dass der zelhd�sc Bau der Blinzhaut weniger lange die kalten Umschl�ge ertr�gt und bald Avarme, erweichende nothwendig macht, welcher letzterer Anwendimg auch wieder nach 3 � 4t�gigem Gebrauche in Verbindung mit gelind zusammenzie�henden, selbst bei intensiver Fortdauer der Entz�ndung, zu institui-ren sind, um der vorherrschenden Neigung zu Erschlaffung und Auflockerung zu entgegnen. Zu diesem Zwecke gebraucht man Aufl�sungen von essigsaurem und schwefelsaurem Kupfer, essig-saurem Blei und, bei gebrochener Entz�ndung, einen Beisatz von geistigem Schusswasser.
Zur Beseitigung der Auflockerung und Geschwulst be�diente sich Leblanc bei Ochsen mit Vortheil der Lebas'schen Au�gensalbe *) mit g�nstigem Erfolge. Erreicht man mit diesem Mittel
*) Lcbas, Pharmacic veterinaire Paris 181G, pag. 13(3. Von Leblanc in folgender Form modificirt:
Graues Zinkoxyd 3G Gr.
Rother Quecksilberpraeeipitat 1 Drachme.
Zinnober 18 Gr.
Schweinefett 1 Unze. Davon nimmt man so viel, als ein Wickenkorn betr�gt, und streicht dies t�g�lich zweimal auf den Innern Rand der Augenlider und f�hrt damit G Tage lang fort (ausser im Falle zu stark eintretender Entz�ndung) und wiederholt diese Gt�gigc Anwendung vier bis f�nf Male.
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Dynamische Krankheiten des Auges.
den gew�nschten Zweck nicht, so hat man zur Ausrottung des, sich �ber die Thr�nencarunkel hervorerstreckenden, manchmal auch die Cornea ganz bedeckenden Theiles derselben zu schreiten. Zu dem Ende fasst man denselben mit der Pl�mmer'schen Pincette oder mit einem Haken, zieht ihn vom Augapfel ab und tr�gt ihn mit einer �ber die Fl�che gekr�mmten Scheere ab. Es kommt bei die�ser Operation wenig darauf an, ob man einen Theil des Knorpels erh�lt oder nicht.
Wasseransammlungen in der Blinzhaut m�ssen auf gleiche Weise, wie die chemotischen Blasen behandelt und dabei auf den Zustand der Auflockerung geh�rige R�cksicht genommen werden.
VIII. Von den Entz�ndungen der Thr�nenorgane.
sect;. 233.
So Avie die Thr�nen secernirenden und leitenden Organe f�r das Auge von hohem physiologischem Werthe sind, eben so bedeu�tungsvoll sind die Folgen einer St�rung in denselben f�r das Auge �berhaupt; die Entz�ndung derselben geh�rt wegen ihrer Heftigkeit, mit welcher sie aufzutreten pflegt, zu den wichtigsten der Ober�fl�che des Auges. � Wegen des Sitzes derselben in dr�sigen und schleimh�utigen Gebilden ist ihr Verlauf ein langsamer und ihre Ausg�nge, wenn sie sich selbst �berlassen bleibt, bestehen in Ver�h�rtung, Vereiterung, Verwachsung, und in Blennorrh�e. � Ihre charakteristischen Erscheinungen sind Geschwulst, heftiger Schmerz, vermehrte W�rme und Functionsst�rung.
sect;. 234.
Als Ursachen zu dieser Entz�ndung erkennt man im Allge�meinen Erk�ltung, �usserliche Verletzung durch Quetschung, Er�sch�tterung und dergl.; auch impetigin�se Metastasen verm�gen dieselben hervorzurufen.
sect;. 235.
In prognostischer Beziehung hat man auf die Eigenth�m-lichkeit des Organtheiles und die Heftigkeit der Erscheinungen vor�zugsweise R�cksicht zu nehmen und zu ber�cksichtigen, dass Zer-theilung selbst bei recenten F�llen, nicht immer m�glich ist und der Uebergang in Eiterung immerhin als ein g�nstigerer aufgenommen werden muss, als jener in Verh�rtung oder Blennorrh�e.
sect;. 236.
Bei Behandlung der Entz�ndung der Thr�nenorgane hat man ganz besonders die Structur der, von vielem Zellgewebe gebildeten und eingeh�llten Dr�se, sowie das zellgewebige und schleimh�u-
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tige Gewebe des Thr�nensacks und Canals zu beachten, welche eine, l�ngere Zeit fortgesetzte Antiphlogose nicht ohne Uebergang in ser�se Infiltrationen ertragen. Im Uebrigen gebietet dieselbe im ersten Zeitr�ume oft den streng antiphlogistischen Heilapparat, welcher jedoch bald den erweichenden oder zusammenziehenden, die Metamorphose umstimmenden und zertheilenden Mitteln Platz geben muss, sowie auch alsbald die Sorge fiir baldige Entleerung reifen Eiters und Beschr�nkung abnonner Secretionen nothwendig wird.
1. Von der Entz�ndung der Thr�nendr�se.
sect;. 237.
Die Thr�nendr�senentz�ndung, Inflammatio glandulae lacrymalis, Dacryadenitis, geh�rt zu den seltenem Krankheiten des Auges, zugleich aber zu den wichtigsten, welche am Auge erschei�nen. Sie hat alle Eigenth�mlichkeiten, welche �berhaupt die Ent�z�ndungen dr�siger Organe charakterisiren und zeichnet sich vor allen andern noch dadurch aus, dass von ihrem Beginne an, die Absonderung der Thr�nenfeuchtigkeit beinahe aufh�rt, grosse Lichtscheue zugegen ist, und der Augapfel in der Richtung nach unten und innen, gegen die Nase hin, aus seiner Lage gedr�ngt wird. Jeder Versuch, das obere Augenlid zu bewegen, oder den Augapfel nach auf- und abw�rts zu stellen, scheint schmerzhaft zu seyn, weshalb das Auge fortw�hrend in dieser Stellung gehalten wird. Die Entz�ndung selbst f�ngt nach Weller immer in dem, die Thr�nendr�se umkleidenden Zellgewebe an, dringt endlich in den, die Acini glandulae lacrymales umgebenden Zellstoff ein, er�greift aber nie den Kern der Dr�se selbst. Aus der nahen Ver�bindung dieses Zellgewebes mit der dura mater, mit der Beinhaut der Orbita, mit den vielen Nerven und mit der �brigen harten und weichen Nachbartheilen der Thr�nendr�se, wird es erkl�rbar, warum diese Entz�ndung unter die gef�hrlichsten gerechnet wird.
sect;. 238.
In der acuten Form dieser Entz�ndung schwillt das obere Augenlid, dort, wo die Entz�ndung ihren Sitz hat, an, wird hart, dunkehoth oder blau, gespannt, gl�nzend und �usserst empfindlich, ist die Thr�nenabsonderung g�nzlich unterdr�ckt und die Augapfelober�fl�che trocken; dabei erscheint die Bindehaut gegen oben leicht ge-r�thet und aufgetrieben, der Augapfel prall und gegen den Druck sehr empfindlich. Gleichzeitig mit der Zunahme dieser Erscheinungen schwillt das Augenlid auch am Torsalrande �demat�s an, sondern die Meibomischen Dr�sen reichlichen und die Cilien verklebenden
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Schleim ab, wird die Lichtempfindliehkeit sehr gross, die Pupille unbeweglich und cxpandirt. Diesen H�hepunkt begleiten allge�meine Fieberbewegungen. � Erscheinungen, welche als Folge der durch das Hervorgedr�ngtwerden des Bulbus bewirkten Dehnung der Sehnerven und der Ciliarnerven zu betrachten sind. �
Darauf, gew�hnlich am 4�5 Tage, verbreitet sich die Ge�schwulst mehr gegen den Augenwinkel hin und �ber das untere Augenlid, wird empfindlicher, dunkler, gl�nzender, h�rter und die Unruhe des erkrankten Thieres grosser, die fieberhafte Aufregung bedeutender, wobei unter �ftern Horripilationen die Eiterbildung beginnt und sich auf der �ussern Oberfl�che des obern Augenlides ge�gen die Scld�fe hin oder auf der innern Fl�che, in der Bindehaut des Augapfels, welche sich in diesem Falle zwischen dem obern Augenlide und dem Bulbus hervordr�ngt, ein deutlich fluetuirender Eiterpunkt bildet, unter oder auf welchem der zufiihlende Finger deutlich Fluctuation wahrnimmt. Oeffnet sich nun diese Ge�schwulst durch sich selbst oder die Kunst, so wird in grosser Menge ein, mit Blutstreifen, abgestorbenem Zellgewebe, Dr�sen�flocken und Thr�nenfeuchtigkeit gemischter, graugelber Eiter ent�leert, worauf alle Schmerzhaftigkeit aufh�rt und ein sani�ses Ge�schw�r von bedeutendem Umfange zur�ckbleibt.
Wurde dagegen die Er�ffnung des Abscesses versp�tet, was bei sehr derber Haut oder vers�umter H�lfe geschehen kann, so greift die Eiterung nicht selten in den benachbarten Stimknochen ein und erzeugt ein Fistelgeschw�r, welches gew�hnlich an der �ussern Augenlidfl�che m�ndet und das cari�se Fistelgeschw�r der Thr�nendr�se genannt wird. Hat sich die Entz�ndung von der Thr�nendr�se ebenfalls �ber und in den Augapfel selbst ver�breitet, so wird auch dieser meistens zerst�rt.
1
sect;. 239.
Die chronische Entz�ndung der Thr�nendr�se tritt allm�lig und unter gelindem Erscheinungen auf, die Thr�nensecre-tion, wenn gleich beschr�nkt, besteht bei ihr noch fort, auch ist die Geschwulst bei ihr minder gross und weniger ausgedehnt, als bei der acuten Entz�ndung. Ein charakteristisches Merkmal derselben ist es, dass der Druck des Fingers auf die Dr�se sogleich starken Thr�nenabfluss verursacht. Dir Verlauf ist langsam, ihre Ausg�nge sind Verh�rtung oder Abscessbildung.
sect;. 240.
Pr�disponirt zu der acuten Entz�ndimg der Thr�nendr�se sind besonders junge Thiere mit empfindlichem Hautorgane, woher denn eben auch Erk�ltimg die h�ufigste Entstehungsursache derselben
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abgibt; catarrhalisch-rheumatische und arthritische, so auch impe-tigin�se Dyskrasie, besonders die Druse, wie �berhaupt allgemeines Dr�sen- und Schleimhautleiden, tragen oft zur Entstehung dersel�ben, vorzugsweise der chronischen Form, bei. Ihre Entwickelung unter traumatischen Einfl�ssen hat haupts�chlich dann Statt, wenn die benachbarten Nervenparthien oder das Zellgewebe oder die Kno�chenhaut der Augengrube eine heftige Ersch�tterung oder Verletzung erlitten haben. J�her Wechsel der Lufttemperatur oder Zugluft werden am h�ufigsten als Ursachen angef�hrt.
sect;.241.
Die Prognose bei einer erst entwickelten, noch nicht sehr hoch gestiegenen Entz�ndung der Thr�nendr�se, sobald noch keine bedeutende Geschwulst zugegen, der Augapfel noch nicht aus seiner normalen Lage getrieben und das Leiden nicht dyskrasischen Ur�sprungs ist, kann �berhaupt g�nstig gestellt werden, insofern unter diesen Verh�ltnissen eine Zertheilung zu erwairten steht, w�hrend entgegengesetzten Falles der Uebergang in Suppuration unver�meidliche Folge ist, deren Ausg�nge nur unter sehr vorsichtig und umsichtig geleiteter Behandlung ein g�nstiges Ende erreichen k�nnen.
Als Nachtheile und �ble Ausg�nge eines ung�nstigen Verlau�fes der Thr�nendr�senentz�ndung sind namhaft zu machen: Wei�terverbreitung der Entz�ndung �ber den ganzen Augapfel, auf die ganze Orbita und selbst auf das Gehirn; L�hmung der Netzhaut und des Ciliarplexus durch den heftigen Druck, bleibend schiefe Stellung des Augapfels, ausgebreitete Zerst�rung des Zellgewebes in der Augenh�hle, Fistelg�nge, Thr�nen-Dr�senfistel, cari�se Af�fection der Knochen und Verh�rtung der Thr�nendr�se.
sect;.242. .
Hat sich die Abscess�ffhung nicht geschlossen, sondern nur verengert, so ist die Entstehung einer Fistel in Caries des Orbital�fortsatzes des Stirnbeins oder in der Zerst�rung eines Ausf�hrungs�ganges der Thr�nendr�se begr�ndet. Eine gr�ssere H�hle im Boden des Fistelganges und schwielige Verengerung gegen die Oeffnung hin, verh�ltnissm�ssig allzu copi�ser Abfluss schlechten, jauchigen Eiters, H�rte und E�the im Umfange der �ussern Oeff�nung, aus welcher manchmal schwammige Excrescenzen hervor�treiben und eine tiefe H�rte, die man beim Zuf�hlen mit dem Finger wahrnimmt, sind die Zeichen vorhandener Caries. � Ist die Oeff�nung sehr fein, weich und nicht missfarbig in ihrem Umfange, sickert aus ihr Thr�nenfl�ssigkeit, findet sich in der Tiefe keine H�rte vor und f�hlt man mit der Sonde keine Rauhigkeit der Kno�chen, so besteht eine Thr�nenfistel. Die n�here Prognose dieser
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Dynamische Krankheiten des Auges.
einzelnen, als Ausg�nge dieser Entz�ndung vorkommenden Krank�heitszustande, so wie ihre Behandlung werden entsprechenden Ortes besonders abgehandelt werden.
sect;. 243.
Als erste Heilaufgabe bei der Behandlung erst entstandener, so wie schon vorger�ckter Entz�ndung der Thr�nendr�se, ist der Versuch zur Zertheilung und Erm�ssigung der entz�ndlichen Er�scheinungen zu betrachten und es ist dem zufolge der gesammte, streng antiphlogistische Heilapparat zu H�lfe zu nehmen. Aderl�sse nach Massgabe der Constitution des Kranken, sowie nach dem H�he�grade und der Ausdehnung der Entz�ndung vorgenommen, �rtliche Blutentleerungen durch Anlegen von Blutegeln in die Umgegend der Geschwulst, Ableitungen auf den Darmcanal durch abf�hrende Salze und vorzugsweise mittelst durchschlagender Dosen von Ca�lomel, zertheilende, die Resorptionsth�tigkeit bef�rdernde und die erh�hte Sensibilit�t)raquo; erm�ssigende und reichliche Einreibungen von grauer Quecksilbersalbe mit Opium, Cicuta oder Hyoscyamus sind besonders geboten. Hat die Entz�ndung traumatischen Ursprung, so dienen in der ersten Zeit vor Beginn der Eiterimg kalte Um�schl�ge auf das Auge, w�hrend dagegen in allen andern F�llen ein Bedeckthalten des Auges mit erw�rmten trockenen oder feucht warmen, in schleimige Fl�ssigkeit getauchten Compressen n�thig erscheint. Impetigin�s metastatischer Ursprung oder Complication werde nach den fr�her angesehenen Grunds�tzen und ausserdem durch Ableitungsmittel auf die Haut, m�glichst beachtet.
Gelingt es nicht, auf die angegebene quot;Weise die Entz�ndung zur Zertheilung zu f�hren oder ist dieselbe bei der einzi�eitenden Be�handlung schon in Eiterbildung �bergegangen, so hat man alsbald, unter fortw�hrender Anwendung der Quecksilbereinreibungen, durch unges�umtes, abwechselndes Auflegen erweichender Umschl�ge aus Brodkrumen und Leinsaamen und eines Seifen-Cicuta oder, bei geringerer Reizbarkeit, eines Mercurialpflasters die Resorptions�th�tigkeit zu bef�rdern und die Suppuration zubeth�tigen.
sect;� 244.
Hat nun die Eiterung ihre v�llige Reife erlangt, haben sich die weissen durchscheinenden Punkte gebildet und scheint die Er��ffnung durch eigene Naturth�tigkeit nicht fr�hzeitig genug zu Stande kommen zu wollen, so ist alsbald die Er�ffnung durch einen nach dem Laufe der Fasern des Orbicularmuskels gef�hrten, ge�h�rig grossen Schnitt vorzunehmen und nach beendigtem freiem Ausflusse des Abscessinhaltes, die Oeffnung mit einem Mercurial-oder einfachem Klebepflaster bis zur v�lligen Vemarbung zu be�decken.
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Hat sich dagegen der Abscessinhalt noch nicht v�llig entleert und findet sich noch Verh�rtung und Anschwellung in der Tiefe, so ist es rathsam noch f�r einen Tag, durch feucht warme, schlei�mige Fomente die vollst�ndige Entleerung und Erweichung zu be�f�rdern, welches Verfahren sich uns n�tzlicher erwiess, als das empfohlene Einlegen eines mit Digestivsalbe, Mandel�l oder Opium-tinctur bestrichenen Bourdonets.
sect;. 245.
Zur�ckbleibende Verh�rtungen und Anschwellungen der Thr�-nendr�se erfordern die Anwendimg zertheilender Pflaster und Sal�ben aus Quecksilber, nebst dem Beigebrauche innerer, die Th�tig-keit des Lymphgef�sssystems anfachender Mittel, namentlich der Antimonialien.
sect;. 246.
Die Behandlung der chronischen Thr�nendr�senentz�ndung werde ganz nach den obigen Heilmaximen geleitet, mit dem Unter�schiede jedoch, dass hier nur �rtliche und wiederholte Blutentzie�hungen anzuwenden sind und zugleich schon im Anfange einer meist vorhandenen rheumatischen St�rung, durch Belebung der Th�tigkeit der Haut und jener des lymphatischen Systems durch die bekannten Mittel innerlich und aus serlich entsejien zu wirken ist. Angehend die �rtlichen und �ussem Mittel, so sind solche ebenfalls aus der Zahl der aufl�send zertheilenden zu entnehmen, unter welchen sich Jodsalben sehr n�tzlich erweisen, im Falle nicht schon ein Eiterungsprocess sieh entwickelt hat, wo dann ebenfalls f�r Erweichung des Abscesses gleicherweise Sorge getragen wer�den muss, indem man noch, bei vorwaltendem Torpor oder Schlaff�heit, den Kataplasmen einen gelind reizenden Beisatz in dem Safran gibt und den ge�ffneten Abscess mit gelind reizenden aromatischen Mitteln behandelt, in welcher Absicht Kamillenaufg�sse mit Opium oder Campher in der Form von B�hungen, und Einspritzungen, bei erysipelat�ser Reizung dagegen, in der Form von Kr�uters�ck-chen vorzugsweise in Gebrauch gezogen werden k�nnen.
2. Von der Entz�ndung der Thr�nencarunkel.
sect;. 247. Unter Schmcrzens�usserungcn des Thieres bei der Bewegung der Augenlider, entsteht eine hochrothe entz�ndete Geschwulst der Thr�nencarunkel, Encanthis inflammatoria, so wie der Blinzhaut, von welcher eine dunkle, durch stark gef�llte Gef�sse gebildete, R�the bis gegen den Band der Hornhaut hinl�uft und eben auch eine blasse, rosenfarbenc R�the sich von dieser Stelle �ber die Au-
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genlkler verbreitet. Mit der voranschreitenden Entz�ndung wird die ��the der Carunkel intensiver und die Geschwulst, immer grosser und gewinnt oft eine solche Ausdehnung, dass sie die Thr�nenpunkte bedeckt und sie an der Fortleitung der, ohnehin vermehrten Thr�nenfl�ssigkeit st�rt, weshalb diese ununterbrochen �ber das untere Augenlid wegl�uft und deshalb die entsprechende Nasenh�lfte trocken bleibt. Steigert sich dagegen die Entz�ndung immer noch, so zieht sich die Geschwulst mehr gegen den innern Augenwinkel zur�ck, wird fester, r�ther, und schmerzhafter bei der Ber�hrung, wozu sich auch allgemeines Fieber gesellt.
sect;. 248. Ist bei einer zeitlich und zweckm�ssig eingeleiteten Cur eine Zertheilung der Entz�ndung bewirkt worden, so folgt ihr eine kri�tische Schleimsecretion, die sich noch einige Zeit als pathologische Erscheinung forterh�lt. � Geht dagegen im minder g�nstigen Falle die Entz�ndung in Eiterung �ber, so f�rbt sich die Geschwulst dunkler, nimmt an Grosse zu, und an Weiche und Schmerzhaftig-keit ab, Av�hrend die unterdr�ckt gewesenen Absonderungen, jedoch vermehrt und auch qualitativ von der Norm abweichend, wieder�kehren; dabei wird die Anschwellung st�rker und ihre R�the aus�gebreiteter und erhebt sich zuweilen in chemotischen, wassergef�llten Blasen. Zwischen der Carunkel und Blinzhaut oder seltener auf jener selbst, erhebt sich ein Eiterpunkt, welcher sich �ffnet, seinen eiterigblutigen Inhalt endeert, dann zusammenf�llt und heilt. Der
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anze Verlauf ist von kurzer Dauer, gew�hnlich in einem Zeit-
r�ume von 9 Tagen beendet.
sect;. 249. Bei �brigens sehr ausgebreiteter Eiterung und dyskrasischem Leiden, wird leicht das ganze, die K�rner der Dr�se bindende Zellgewebe zerst�rt und entweder Schwund, Ehyas oder selbst eine g�nzliche Vernichtung derselben, Rhacosis und in beider Folge ein bleibendes Thr�nentr�ufeln erzeugt. Auch Geschw�re bleiben auf der Oberfl�che oder in dem Umkreise der Thr�nen-carunkel zur�ck. Barth^lemy f�hrt in seinen Vorlesungen an, dass weisse Pferde einer Art Geschwulst auf der Thr�nencarunkel aus�gesetzt sind, welche denen ganz gleich ist, welche sie um den After herum bekommen. Leblanc sah dies nur einmal bei einer weissen Stute; die Scheide und der After waren mit diesen schw�rzlichen Geschw�lsten umgeben, von denen mehrere schon in Eiterung �ber�gegangen waren; auf der rechten Thr�nencarunkel waren ebenfalls zwei wahrzunehmen, jede von der Gr�ssc eines Saamenkorns der wohlriechenden Wicke; sie waren unschmerzhaft und hart.
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Unter ung�nstigen Verh�ltnissen geht- die acute Entz�ndung in chronisch hypertrophischen Zustand �ber. In diesem Falle ist die Canmkel etwas roth und mehr oder weniger aufgetrieben, manchmal von der Grosse einer Haselnuss, gew�hnlich von der einer Erbse, und hindert die freie Bewegung und das Schliessen der Augenlider, wozu manchmal krampfhafte Bewegungen, Blinzeln, derselben treten. Diese chronische Geschwulst bezeichnet man mit dem Namen Encanthis fungosa, �ber welche wir unter den organischen Krankheiten des Thierauges n�her handeln werden.
sect;. 250.
Die Ursachen dieser Entz�ndungen liegen vorzugsweise in mechanischen und chemischen Verletzungen der Carunkel. Holz�splitter, Aehrenspitzen, Glassplitter, Sandk�rnchen, nach innen ste�hende Wimpern, Insectenstiche, Aetzmittel, Verbrennungen durch Kalk, Minerals�uren und dergl., welche in das Auge kamen und auf die Thr�nencarunkel trafen, sind die gew�hnlichen Veranlas�sungen.
sect;. 251.
Die Prognose dieser Entz�ndungen ist durchweg g�nstig, da ein fr�hzeitig eingeleitetes Heilverfahren meistens Zertheilung der Entz�ndung bewirkt und selbst auch ein entsprechend einge�leitetes Verfahren den Uebergang in Eiterung gl�cklich zu besei�tigen vermag. Nur k�nnen nach obiger Angabe verschiedene Formver�nderungen und Functionsst�rungen, namentlich anhalten�des, unheilbares Thr�nentr�ufeln, unter ung�nstigen �ussern und innem Einwirkungen, die Folge seyn.
sect;. 252.
Die Behandlung hat zun�chst ihr Augenmerk auf die Entfer�nung etwa eingedrungener und zur�ckgebliebener K�rper zu richten, welche manchmal bei schon vorhandener Geschwulst dieses schwam�migen Gebildes, nicht ohne Schwierigkeiten ist, auch zuweilen auf operativem Wege gar nicht gelingt und einer vorsichtig geleiteten Ei�terung �berlassen bleiben muss. � Im andern Falle sucht man durch Anlegen von Blutegeln in die innem Augenwinkel, Auflegen von kal�ten Umschl�gen und Anwendung antiphlogistischer Abf�hrmittel die Entz�ndung zu heben oder zu mildem und dann der grossen Nei�gung zur Auflockerung, Geschwulst und Hypertrophie durch Ein�tr�ufeln und Umschlagen adstringirender, aus schwachen Solutionen von salpetersaurem Silber, Gr�nspan, schwefelsaurem Zink, ver�d�nntem Laudanum und Quittenschleira bestehender Augenw�sser entgegenzuwirken. � Bei schon eingetretener Eiterung oder nicht entfernbaren fremden K�rpern schreite man alsbald zum Auflegen erweichender Fomentationcn oder Kataplasmen und sorge f�r so-
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126nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Dynamische Krankheiten des Auges.
fortige Entleerung des angesammelten Eiters durch einen an der, gegen die Blinzhaut gerichteten Seite vorgenommenen Lancettstich und leite die Nachbehandlung zuerst mit warmen, schleimigen Fo-mentationen und sp�ter, nach vollst�ndig gehobener entz�ndlichen Keizung mit den angegebenen adstringirenden Augenw�ssern.
3. Von der Entz�ndung des Thr�nensackes.
sect;. 253.
Die Innere, aus der Augenliderschleimhaut fortgesetzte und in die Nasenschleimhaut �bergehende, schleimh�utige Auskleidung des abf�hrenden Theiles des Thr�nenorganes, unterhegt h�ufig der Entz�ndung, welche selten rein idiopathisch ist, dagegen �fter mit catarrhahschen, rheumatischen oder andern dyskrasischen Krank�heiten in urs�chlicher Verbindung steht. Sie gleicht in Verlauf und Ausg�ngen �berhaupt, den Entz�ndungen der Schleimh�ute, sie durchl�uft wie diese, zwei Hauptstadien, jenes der ver�nderten Secretion und jenes der Blennorrh�e und verkn�pft sich, gleich ihnen, mit einer Ver�nderung ihres Parenchyms, welches bald auf�gelockert und angeschwollen, bald derb und fest und wuchernd er�scheint und deshalb die thr�nenabf�hrenden Organe unwegsam macht.
sect;. 254.
Thiere mit niedergedr�ckter, platter Nasenwurzel sind zu der Entz�ndung des Thr�nensackes besonders inclinirt, weshalb auch ganz junge Thiere, deren Gesichtsknochen ihre vollst�ndige Aus�bildimg noch nicht erlangt haben, und auch Avegen der gr�ssern Empfindlichkeit der Schleimh�ute in diesem Alter, h�ufig an Ver�engung des Nasenganges, so wie an entz�ndlichen Affectionen der Thr�nenwege leiden. Hein catarrhahsches Leiden weckt eine ge�lindere Form von Entz�ndung, w�hrend ein solches, mit exanthe-matischer und impetigin�ser oder anderer Dyskrasie verbundenes, eine complicirtere und hartn�ckigere Form zur Folge hat. Ferner kann eine qualitativ oder quantitativ alienirte Thr�nensecretion zu�weilen als ein urs�chliches Moment der Entz�ndimg der Thr�nen�wege angesehen werden.
sect;. 255.
Die Entz�ndung des Thr�nensackes, Inflammatio sacci lacrymalis, Dacryocystitis, hat drei verschiedene Arten ihres Vor�kommens, die einfache oder gelindere Form, die mit Eiterung und jene mit Blennorrh�e verbundene Form.
sect;. 256.
a. Gelindere For in, diese hat die Eigenth�mlichkeiten eines
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rein catarrhaUschen Leidens und zeichnet sich vor den �brigen For�men dadurch aus, dass bei ihr der Thr�nenabfluss frei bleibt, dass sie nicht in Eiterung und selten in Blennorrh�e �bergeht. � Unter dem Zeichen eines Schnupfens und mit Ausfluss eines �tzenden Schleimes und etwas reichlicherm Thr�nenabfl�sse aus der Nasen�seite, in welche der leidende Thr�nengang einm�ndet, so wie unter massig vermehrter, mit leichter R�thung der Bindehaut und ge�ringer Geschwulst des Eandes des untern Augenlides verbundenen, Schleimabsonderung der Meibomischen Dr�sen, erhebt sich in der Gegend des Thr�nensackes eine bohnenf�rmige, begr�nzte, harte, empfindliche Geschwulst, �ber und neben welcher ebenfalls das Zellgewebe, so wie die �ussere Haut aufgelockert, leicht ger�thet und ausgedehnt erscheint. Bei einem auf den Thr�nensack ange�brachten Druck mit der Fingerspitze entleert sich aus den Thr�-nenpunkten eine geringe Menge gelblich - weissen mit Thr�nenfl�s-sigkeit vermischten Schleimes.
sect;. 257;
Zu dieser H�he gelangt, bildet sich unter g�nstigen Verh�ltnis�sen und entsprechender Behandlung, auch selbst bei einem geregelten Verhalten diese gelindere Form der Thr�nensackentz�ndung nach und nach zur�ck, die Anschwellung des Sackes, die Erscheinungen des Schnupfens, die K�the und vermehrte Absonderung der Binde�haut, wie der Meibomischen Dr�sen des untern Augenlides, nehmen ab und sind mit der zweiten oder dritten Woche verschwunden. � Ist sie dagegen chronisch geworden, sind ihr entweder schon meh�rere gleiche Anf�lle vorher gegangen oder ist dyskrasisches Leiden mit ihr in Verbindung getreten, so wird sie torpid und endigt in Blennorrh�e oder geht in die st�rkere Form �ber.
sect;. 258.
Die Prognose der gelindern Form ist stets eine g�nstige, so lange sie nicht einen chronischen Charakter angenommen hat oder in st�rkere Blennorrh�e �bergegangen ist, da bei derselben ein Uebergang in organische Fehler nicht vorkommt.
sect;.259.
Der Behandlung dieser Form ist zun�chst die Minderung der Entz�ndung und nach dieser die Beschr�nkung der vermehrten Schleiinabsonderung zur Aufgabe gegeben.
Zur Erf�llung der ersten Aufgabe sucht man einer idiopathi-schen Entz�ndung durch Auflegen von Blutegeln auf den Thr�nen�sack und mit �rtlicher Anwendung kalter Umschl�ge entgegenzu-wirken und die erh�hte Vitalit�t dieses Organes herunter zu stimmen, so wie mittelst abf�hrender Mittel aus Doppelsalzen oder dem Ca�lomel vorhandenen starken Blutandrang nach dem Kopfe zu be-
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schr�nken und die bestehende Neigung zur Exsudation zu heben, zugleich allgemeine und �rtliche Vermehrung der Resorption durch letzteres Mittel, wie auch durch Einreibung der grauen Quecksil�bersalbe, hervorzurufen. Bei catarrhahschem oder erysipelat�sem Charakter der Entz�ndung dagegen, greife man statt der kalten Umschl�ge zur trockenen W�rme mittelst Bedecken des Auges mit erw�rmten Compressen oder aromatischen Kr�uters�ckchen und zu dem Einleiten warmer Wasserd�mpfe in die Nase. Ist nun die Entz�ndung gebrochen und hat sich solche durch Vermehrung der Schleimsecretion kritisirt und ist letztere �ber ihre NormaUt�t ge�stiegen und als selbstst�ndiges Leiden zur�ckgebheben, so wird der zweiten Indication entsprochen, wenn man alle bei der catarrha-lischen Entz�ndung der Bindehaut und Augenliderdr�sen n�tzli�chen, gelind adstringirenden Mittel, Augenw�sser von Gr�n�span, Lapis divinus, Bleiextract, Zinkvitriol mit oder ohne Opium-tinetur als Eintr�ufelung in den Innern Augenwinkel anwendet, um solche durch die Aufsaugimg der Thr�nenpunkte in den Thr�nen-sack gelangen zu lassen, sich dabei aber jeglicher Heizung des letztern, durch etwaige Einspritzungen oder Einf�hren von Sonden in dieselben, enth�lt und ferner diese 'abwechselnd in Wirksam�keit gesetzten Mittel noch einige Zeit nach Entfernung des Schleim�flusses, bei etwa zur�ckbleibender localer Erscldaffung, fortgebrau�chen l�sst oder dieselben mit geistigen Umschl�gen oder Verdunstun�gen, denen man nach Umst�nden Kampher beigeben kann, ver�tauscht.
sect;. 260.
b. Die Thr�nensackentz�ndung, mit Eiterung ver�bunden, Dacryocystitis apostematosa, unter den Erscheinungen der gelindem Form beginnend, weicht alsbald von derselben da�durch ab, dass die innere schleimh�utige Umkleidung der Thr�nen-wege, namentlich an ihren Anfangs - und Endpunkten, sich auf�lockert, anschwillt oder letztere, auch gleichzeitig durch eine fe�stere Ausschwitzung verstopft, den indem obem Theile des Sackes befindlichen Inhalt einscldiesst und durch dessen mechanischen Heiz einer heftigem Entz�ndung und darauf folgenden Vereite�rung unterliegt.
sect;. 261.
Ist nun dieser vorbenanntc h�here Grad der Entz�ndung aus der mildern Form drei bis viert�gigem Best�nde hervorgegangen, so zeigt sich alsbald eine, mit viel heftigerm Schmerze verbundene gr�ssere Geschwulst in der Gegend des Thr�nensackes, sowie die R�the der Bindehaut, des untern Augenlides weit lebhafter und �ber s�mmtliche Organe des innern Augenwinkels verbreitet; es
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verschrumpfen die Thr�nenpunkte, daher fortw�hrendes Thr�nen-tr�ufeln, Stillieidium, und es verschwillt der Nasengang, daher Trockenheit der Nase auf der leidenden Seite, Xeromykter *), Auf diese, hei dem h�hern Grade der Thr�nensackentz�ndung nie feh�lende Erscheinung, gr�ndet sich allein der weitere Verlauf der Krankheit, indem durch die in dem Sacke angeh�uften Fl�ssigkei�ten, besonders bei nicht v�llig verschlossenen Thr�nenpunkten und g�nzlich unterbrochenem Abfl�sse aus dem Nasencanale, verbunden mit betr�chtlicher Anschwellung des Sackes, dessen vordere quot;Wand anf�nglich zu einer bohnengrossen Geschwulst und sp�ter der Art ausgedehnt wird, dass sie sich stark entz�ndet, und ihre grellroth oder bl�ulieh gef�rbte Geschwulst �ber die Augenlider, Backen und manchmal �ber die ganze Gesichtsh�lfte verbreitet, ein �demat�s erysipelat�ses Ansehen erh�lt imd ein sicheres Kennzeichen des geschehenen Ueberganges der Entz�ndung in Eiterung abgibt. Hierauf bekommt die fr�here intensive R�the eine blaurothe F�r�bung und zeigt auf ihrer erhabensten Stelle einen von innen aus�gehenden Eiterpunkt. W�hrend der Entwickelung der Eiterung ist das Verhalten des Nasencanals ein nach den obwaltenden Ver�h�ltnissen verschiedenes. Bei raschem Verlaufe der Entz�ndung und baldiger Er�ffnung der Eitergeschwulst partieipirt die Schleimhaut des Nasencanals minder und ihre Geschwulst, wie die Unwegsamkeit, hebt sich alsbald nach Er�ffnung des Abscesses. Verl�uft dagegen die Entz�ndung sehr langsam und entwickelt sich wegen torpiden Charakters der Entz�ndung und allgemeiner Schw�che die Eiterung langsam zur Reife, steht jene unter dem Einfl�sse dyskrasischer Verh�ltnisse oder wurde die Er�ffnung des Abscesses verz�gert, so scheint die Schleimhaut des Nasenganges ihren Charakter als Schleimhaut zu verlieren; statt Schleimes schwitzt sie dann, wie auch die Bindehaut der Augenlider in �hnlichen F�llen zu thun pflegt, Lymphe und Faserstoff aus, die mit einem festem, oft ziemlich harten Zellgewebe den innern Raum des Na�senganges g�nzlich verschliessen, woher es geschieht, dass unter diesen Verh�ltnissen sich der er�ffnete Thranensack gar nicht schliesst oder immer wieder durch neue Entz�ndung und Eiterung seinen Inhalt nach aussen entleert (Benedict). Ein Fall, der auch dann eintritt, wenn die Entz�ndung rheumatischen Charakters ist und vom Anfange an, ihren Sitz in den fibr�sen Gebilden des Thr�nensackes und in dem, das Thr�nenbein und den Nasencanal auskleidenden Periosteum hat.
*) iin�z, trocken, und fcvy.T7](gt;, Nase.
M�ller, Vclorin�r-Oplithalmologie. II.
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130nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Dynamische Krankheiten des Auges.
sect;. 262.
Bleibt die Er�ffiumg des Abscesses der Natur �berlassen, so kann dieselbe auf zweifachem Wege erfolgen, indem er entweder nach vorn aufbricht, oder seinen Inhalt nach ein- und abw�rts in das Zellgewebe zwischen Thr�nensack, Augapfel und unteres Augenlid ergiesst.
sect;. 263.
Im erstem Falle entleert der Abscess Schleim, Eiter und Thr�-nenfl�ssigkeit, wenn die Thr�nenpunkte nicht ganz unf�hig zur Aufsaugung waren, worauf er zusammenf�llt, die K�the sich ver�liert und eine Oeffnung, die sogenannte Thr�nensackfistel, zu�r�ckbleibt, aus der Schleim und Thr�nenfl�ssigkeit entleert wird und welche, bei wieder ge�ffnetem Nasencanale, sich zeitig schhesst, dabei aber besondere Neigung zu neuen Entz�ndungen beh�lt oder selbst wieder aufbricht, wenn die Heilung ohne Kunsth�lfe geschah, also nicht zureichende Zertheilung der Entz�ndung Statt hatte, oder der Nasencanal unwegsam blieb. Dem letztern Zustande folgen verschiedene Desorganisationen der Weichgebilde um die Fistel, welche ihre Verwachsung mehr oder weniger st�ren und selbst auch Exulceration des Sackes, Senkimg des Eiters, Zerst��rung der Beinhaut und der kn�chernen W�nde bedingen k�nnen.
Nicht allemal endet die Anh�ufung im Sacke auf diese Art, h�ufiger so�gar bei den grossen Thieren, dem Pferde, Esel, Maulesel, Ochsen, welche eine dicke und feste Haut lieben, nimmt die angesammelte Fl�ssigkeit einen r�ck�g�ngigen Lauf durch die Thr�nenr�hrchen und Punkte, welche h�ufig durch ihre reizenden Eigenschaften zerst�rt werden, so dass die Oeffnung der Fistel sich zwischen dem Augenlide und der Thr�nencarunkel findet (Leblanc).
sect;. 264.
Der zweitere Fall, Senkung des Eiters nach innen, ereignet sich dann, wenn die Augenlider und das Zellgewebe des Innern Augenwinkels stark in den entz�ndlichen Process verwickelt waren; hat eine solche wirklich Statt gehabt, so bildet sich eine grosse Geschwulst von �demat�sem Ansehen, welche durch fernem Eiter-zufluss entz�ndet, an mehreren Stellen aufbricht und Fistelg�nge bildet, die bald heilen, sich durch neue ersetzen, mit dem Nasen�canale communiciren und in Bezug auf Heilung oder ihren Fortbe�stand von ihm abh�ngig sind.
sect;. 265.
Man beobachtet diese Zust�nde vom�mlich bei Hunden in Folge impetigin�ser Dyskrasie, Erk�ltung oder vernachl�ssigter catarrha-lischer Affection der schleimh�utigen Gebilde des Auges, bei rotzigen und am Wurme leidenden Pferden, bei welchen das Leiden der Nasenschleimhaut sich der des Thr�nencanals und Sackes mit-
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getheilt hat und so bei den meisten Hausthieren auf �hnliche Ver�anlassungen. � Traumatische Anl�sse durch Stoss und Schlag verm�gen ebenfalls dieses Uebel herbei zu f�hren.
sect;. 266.
Die Prognose in dieser Form der Thr�nensackentz�ndung bleibt immer sehr zweifelhaft und jederzeit von dem Zustande des Thr�nencanals mehr, als von dem eigentlichen Leiden des Sackes selbst abh�ngig, da nur die Heilung des letztern dann f�r bleibend angesehen werden darf, sobald die Verwachsung des Nasenganges ausbleibt und zu solcher, wenn sie auch vorhanden, nicht Knochen�geschw�lste Veranlassung gegeben haben; oder aber nicht etwa dyskrasisches Leiden an der Entz�ndung partieipirt hat und sol�ches beim geringsten Anlasse zur�ckzukehren droht. � Als sehr g�nstige Erscheinung ist zu betrachten, wenn sich durch einen massigen Druck mit dem Finger der angesammelte Schleim durch die Thr�nenpunkte oder den Nasencanal entleeren l�sst. quot;W�hrend im entgegengesetzten Falle, nur eine ung�nstige Prognose zul�s�sig ist.
sect;. 267.
Die Behandlung dieser Form hat zun�chst dahin zu wirken, dem Uebergange der Entz�ndung in Ausschwitzimg festerer Masse, zu entgegnen oder schon bestehende Ausschwitzung aufzuheben, in welcher Absicht auch hier, wie bei der gelindern Form, nebst reichlichen �rtlichen und allgemeinen Blutentziehungen und Einlei�ten warmer Wasserd�mpfe in das Nasenloch der leidenden Seite und ganz besonders der �usserliche und innere Gebrauch des Quecksilbers zu instituiren ist; durch welches Kurverfahren es le�diglich nur gelingen kann, die Verwachsung des Nasenganges zu verh�ten oder zu heilen.
In Bezug auf die Anwendung des Mercurs ist noch besonders zu bemerken, dass die Einreibungen nie unmittelbar auf die ent�z�ndete Thr�nensackgeschwulst und immer in die n�chste Umge�bung desselben zu machen sind, da eine Verabs�umimg dieser Vorsicht die Entz�ndung nur steigern w�rde, und dass man sich femer als Innern Mittels des vers�ssten Quecksilbers, t�glich 3�4mal in der Mittelgabe, mit besonderer K�cksicht auf die Constitution, das Alter und Classe, zu welcher das erkrankte Thier geh�rt, zu be�dienen habe und beide Mittel, so lange noch entz�ndliche Reizung fortbesteht, in quot;Wirksamkeit halten m�sse. �Denn erst bei dem Ein�tritte des Mercurialfiebers, sagt Benedict, sind wir zu schliessen berechtigt, dass die Ausschwitzungen, die der Mercur noch zu tilgen vermag, durch denselben getilgt worden sind. Um jedoch diesen Zweck zu erreichen, darf das Mittel nicht zu schnell, nicht in zu
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132nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Dynamisclie Krankheiten des Auges.
starker Dose gebraucht, aber auch nicht zu langsam, nicht in zu Ideinen Gaben gereicht werden. Denn sonst werden wir in dem ersten Falle Gefahr laufen, dass die Resorption mit dem Eintritt des Mercurialfiebers nicht gleichen Schritt halten kann, und mithin das Exsudat �brig bleibt, w�hrend uns der Speichelfluss das Mittel auszusetzen zwingt; in dem letztern dagegen wird die Aus�schwitzung ihre vollst�ndige Ausbildung erhalten, ehe der Mercur auf dieselbe einwirken konnte. Dieselbe bleibt dann f�r das Mit�tel unbezwingbar. Nach meinen Erfahrungen ist die Anwendung des Quecksilbers in jeder Periode dieses heftigen Grades der Thr�-nensackentz�ndung und in jedem Lebensalter angezeigt. Wo der Nasengang eine unheilbare Verwachsung eingegangen hatte, war offenbar in den meisten F�llen die Unterlassung oder der zu sp�te oder auch der fehlerhafte Gebrauch dieses Mittels als Ursache da�von anzunehmen.quot;
sect;. 268.
Bei dem angegebenen Verfahren gelingt es auch, in diesem ho�hem Grade der Krankheit die Entz�ndung zu brechen und die Function dieses Organes auf ihre Normalit�t zur�ckzuf�hren; ge�schieht dies �brigens nicht und schreitet das Uebel voran, hat sich wirklich schon Eiter im Thr�nensacke gebildet, ohne dass derselbe durch den Nasencanal abfiiessen oder sich nach oben durch die Thr�nenpunkte endeeren kann, so hat man unges�umt zur k�nst�lichen Er�ffnung des Thr�nensackes zu schreiten. Diese Operation nimmt man mittelst der Lancette vor, wenn die Geschwulst gross ist oder mit einem schmalen, spitzen Bistouri, falls sie keinen be�deutenden Umfang hat. Den Einstich mache man unter der Sehne des Orbicularmuskels in die Haut und in die vordere Wandung des Thr�nensackes, senke dann das Instrument und senke es so, dass beim Herausziehen desselben, eine geh�rig grosse Oeffnung entstellt und zum freien Ausfluss des Inhaltes geh�rig Raum gegeben wird. Darauf reinige man die Abscesswunde mittelst Auftr�ufeln lauwar�men Wassers oder mittelst einer Augenspritze vorsichtig und be�decke dieselbe mit einem lauwarmen schleimigen Foment und verordne den �fteren Gebrauch eines Dunstbades. Jede mechanische Rei�zung durch Einlegen von Wieken und dergl. ist bei einem noch nicht g�nzlich erloschenen entz�ndlichen Reize verwerflich.
sect;. 269.
Wenn nun Anschwellung und Empfindlichkeit der Theile auf diese Behandlung geringer werden, der abgesonderte Schleim d�n�ner, und weniger copi�s wird, dagegen noch Aufwulstung der Schleimhaut zugegen ist, so gebe man eine leichte Sublimataufl�sung mit oder ohne Opium oder den Lapis divinus auf gleiche Art zur
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Eintr�ufelung oder vorsichtigen Einspritzung, wobei man auch f�r geh�riges Offenbleiben der Abscesswunde durch Einlegen einiger Charpief�den so lange Sorge tragen muss, bis der Nasencanal da�durch wieder v�llig ge�ffnet erscheint, dass die Nasenh�lfte der lei�denden Seite wieder feucht wird und die eingespritzte Feuchtigkeit Avieder abflies st. In welchem Falle man die Wunde zur Heilung zu f�hren sucht, indem man die eingelegten Charpief�den allm�lig entfernt und die ��nder, wenn sie call�s geworden sind und die v�llige Verschliessung st�ren, mit einem H�llensteincylinder leicht touchirt. Gelingt es auf diese Weise nicht die Heilung der Wunde zu erwirken und bleibt dabei der Nasencanal immer noch unwegsam, so suche man durch �fters angebrachten, gelinden Druck auf den Thr�nensack dessen Inhalt durch die Tlu-�nenr�hrchen zu entleeren, und versuche die Wegsamkeit laquo;auf mechanischem Wege durch zeit�weises Einf�hren und allm�liges Vorschieben einer Fischbeinsonde herzustellen. Ein Verfahren, welches wir sp�ter bei der Operation der Thr�nenfistel n�her er�rtern werden.
sect;. 270.
Die Prognose in dieser Form der Thr�nensackentz�ndung ist jederzeit sehr ungewiss und zweideutig. Wohl gibt es F�lle derselben, wo die Verwachsung des Nasenganges ausbleibt, wo die Verstopfung desselben allm�lig verschwindet und mithin die Hoff�nung vorhanden ist, den Durchgang der Thr�nen vollkommen wie�der hergestellt zu sehen. Allein theils erkennt man diesen g�nsti�gen Ausgang erst gegen das Ende der Krankheit, nachdem die uns zu Gebote stehenden Mittel meist auf's Ungewisse gebraucht wor�den sind; theils aber sichert uns dieses alles nicht gegen die Wie-dcrentwickelung der Krankheit, zu welcher die Anlage bei einmal entstandener Eiterung l�ngere Zeit zur�ckbleibt, ja bei dr�senkran�ken Subjecten, die �ber die Jahre der Pubert�t bereits hinaus sind, fast gar nicht gehoben werden kann. Nur die m�gliche Tilgung der Gewissheit zu neuen Anf�llen der Krankheit bei j�ngeren und weniger dyskrasischen Subjecten kann uns neben dem voll�st�ndig vorhandenen Durchgang der Thr�neu in die Nase zu einer g�nstigeren Prognose berechtigen *).
sect;.271.
c) Thr�nensackentz�ndung, mit Blennorrh�e ver�bunden, Blennorrhoea Sacci lacrymalis, Dakryocysto-Blennorrhoea. Davon gibt es zwei Arten, die ersterc ist wenig bedenklich; sie entsteht nach Augenentz�ndungen und Catarrhen oder auch in Folge
*) Benedict a. a. O. 1. Bd. S. 250.
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von Anh�ufung verdickten Schleimes der Dr�sen des Auges und der Thr�nenwege und es ist immer dieser Zustand mit Anschwel�lung der Schleimh�ute des Thr�nencanals verbunden, welche stets von einer acuten oder chronischen Entz�ndung unterhalten wird. Bei der ersten Art ist der Thr�nenfluss und die E�the der Nasen�schleimhaut und der Bindehaut bedeutend, bei der zweiten hingegen, geht die ��the in Bl�sse und Verdickung der genannten Theile �ber und dauert der Thr�nen- und Schleimfluss fort. Junge Pferde, Zugochsen, junge Hunde und Katzen sind diesem Uebel am meisten unterworfen, erstere besonders dann, wenn sie an Druse leiden und durch unkr�ftige Nahrung zu sehr geschw�cht worden sind.
sect;. 272.
Die zweite Art der Thr�nensackblennorrh�e nimmt ihren Ur�sprung aus einer, der oben beschriebenen Formen, oder aus vor�stehender Art, sobald entweder solche einen sehr hohen Grad von Heftigkeit erreicht hatten, mit Dyskrasie, namentlich der variol�sen, A'erbunden, oder einer unzweckm�ssigen, entweder reizenden oder allzu erschlaffenden Behandlung unterworfen waren. Sie verl�uft acut oder chronisch; im ersten Falle begleiten stets die Symptome des ersten Grades der Thr�nensackentz�ndung die Blennorrh�e; es zeigt sich unter andern Merkmalen starker Reizung, Anschwellung der Haut im Innern Augenwinkel, jedoch, bei einfacher Blennorrh�e, ohne die bestimmte bohnenf�rmige Geschwulst des Thr�nensackes, und man bemerkt das Ueberstr�men einer eiterig-schleimig-ser�sen Fl�ssigkeit aus den Thr�nenpunkten und dem Nasencanale bei an�gebrachtem Drucke auf den Thr�nensack, � w�hrend im zweiten Falle der st�rkere Reizzustand der benachbarten Theile und deren erh�hte Empfindlichkeit fehlt, die Nase weder Trockenheit, noch bei Anschwellung der Schleimhaut und dadurch bewirkter Ver-schliessung des Nasencanals, die bei der acuten Form nie fehlenden Erscheinungen des Schnupfens zeigt.
Wenn gleich im Allgemeinen die Erscheinungen der Blennor�rh�e in Bezug auf den, sie begleitenden Reizzustand das Niveau des ersten Grades der Thr�nensackentz�ndung nicht �bersteigen, so k�nnen dieselbe doch auf Anlass an sich geringf�giger Sch�dlich�keiten in den zweiten Grad der Thr�nensackentz�ndung �bergehen, bei wiederholten Anf�llen Exsudation, Vereiterung der Weichge�bilde, so wie selbst cari�se Zerst�rung der festen Gebilde zur Folge haben.
sect;. 273.
Die Prognose bei der Thr�nensackblennorrh�e gestaltet sich bei weitem in den meisten F�llen ung�nstig, indem der Erfolg der Behandlung zu sehr von �usseren und sch�dlichen Einfl�ssen, denen
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das Thier f�r die lange Dauer der Krankheit nicht immer entzogen werden kann, abh�ngig ist und durch sie oft nur ein Stehenbleiben des Uebels auf einer niedern Stufe bewirkt und der Uebergang in st�rkere Entz�ndung, Eiterung und Fistel selten vermieden werden kann; w�hrend jedoch unter g�nstigen Verh�ltnissen, von aussen einerseits, und der Constitution von der andern Seite, v�llige und dauernde Heilung m�glich ist. Anlangend die Beurtheilung der Ausg�nge, so findet sich diese im Theile der organischen Krank�heiten speciell gew�rdigt.
sect;. 274. Die Behandlung dieser speciellen Uebergangsform der Thr�-nensackentz�ndung hat zun�chst auf sorgf�ltige Entfernung aller mechanischen Reizung dieser Theile ihr Augenmerk zu richten, da eine Vernachl�ssigung dieser Vorsicht stets Verschlimmerung des Krankheitszustandes herbeif�hren w�rde. � Das Kurverfahren f�llt in vieler Beziehung mit jenem der verschiedenen Grade der Ent�z�ndung zusammen und hat zuv�rderst, sowohl den localen Zustand, in so weit er von Entz�ndung hervorgerufen, begleitet und unter�halten ist, nach den allgemeinen Regeln zu bek�mpfen, sich nach den speciellen constitutionellen Verh�ltnissen zu richten, wie auch vorhandene Dyskrasien, in so fern sie in urs�chlicher Beziehung zur Entstehung oder zum Fortbestand der Krankheit selbst stehen, zu beachten.
sect;. 275. Hat sonach die Behandlung bereits den entz�ndlichen Zustand der Thr�nenwege gebrochen, vorwaltende Dyskrasien gehoben und �berhaupt das blennorrhoische Leiden auf sich selbst zur�ckgef�hrt, so ist dieselbe mit specieller R�cksicht auf dessen Charakter fortzu�setzen ; in welchem Falle es zuv�rderst die Aufgabe seyn muss, die Qualit�t des Absonderungsproductes zu verbessern, dicken Schleim zu verfl�ssigen, die abnorme Secretionsth�tigkeit der Conjunctiva und der Meibomisehen Dr�sen zu normalisiren und ganz besonders jene der Nasenschleimhaut wieder zu wecken. � In ersterer Absicht dienen vorz�glich die speeifisch umstimmenden Mittel und unter diesen der Quecksilber - Sublimat in Verbindung des adstringirenden Opiums, und bei mehr chronischem Verlaufe und copi�ser Absonderung der rothe Quecksilber-Pr�cipitat. Ersteren ben�tzt man in Aufl�sungs�form und anpassender, in der Regel starker Verd�nnung; das Opium dagegen in verh�ltnissm�ssig gr�sserer Quantit�t und unter Zusatz eines milden Schleimes. Mindert sich auf deren Gebrauch die Consistenz des Schleimes und wird selbe ser�ser, so greift man zu den mehr und rein adstringirenden Mitteln, dem Lapis dlvinus und dem Zincum sulphuricum, beide mit noch gr�sserer Quantit�t
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Dynamische Krankheiten des Auges.
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Opium versetzt, und setzt dem Pr�cipitat Tutla bei. Die Augen�w�sser instillire man in den innern Augenwinkel, nachdem man durch einen gelinden Druck den Thr�nensack von seinem Inhalte befreit hat, um diese von den Thr�nenpunkten aufnehmen und in den Thr�nensack einf�hren zu lassen oder man injicire sie, bei mehr torpidem Zustande des Leidens oder grosser Verengerung der Thr�nenpunkte mittelst der Anei'schen Spritze. Eine leichte Salbe von rothem Pr�cipitat und Tutia streicht man ebenfalls in den innern Augenwinkel, um ihre Aufnahme in den Thr�nensack und eine directe Einwirkung auf dessen Schleimhaut zu erzwecken.
Ausserdem bedecke man den Thr�nensack mit aromatischen Kr�uters�ckchen, welche man bei schlaffen imd torpiden Subjecten, mit etwas Kampher bestreicht.
sect;. 276.
W�hrend des Gebrauches dieser Mittel hat man ferner, wie oben angegeben, die Beth�tigung der Secretion der Nasenschleim�haut noch besonders durch das Einleiten warmer und aromatischer D�mpfe in die Nase und Injectionen von Kosen- oder Gerstenwas�ser in die Thr�nenr�hrchen zu wecken, und sich nicht bei etwa erfolgendem Thr�nenflusse oder sonstiger Keizung, von deren Fort�setzung abhalten zu lassen, damit, nach Leblanc's Kath, die chro�nische Entz�ndung wieder in eine acute �bergehe und schnell ende.
sect;.277.
Hat die Blennorrh�e schon bedeutende Ver�nderungen in der Schleimhaut des ganzen Thr�nencanals hervorgerufen und wird sie durch diese noch erhalten, so muss besonders dann, wenn die Oeff-nungen unwegsam sind, die vordere Wandung des Thr�nensacks ge�ffnet werden, um mit mehr Erfolg auf sie einwirken und diese vielleicht zu ihrem nat�rlichen Zustande zur�ckf�hren und die Wegsamkeit des Nasencanals wieder herstellen zu k�nnen. Die hier in unmittelbare Ber�hrung mit der Schleimhaut zu bringenden Mittel, sind die oben angegebenen umstimmenden, adstringirenden oder die st�rkern Aetzmittel, wohin zun�chst der rothe Pr�cipitat als Aetzsalbe auf Charpie gestrichen und zwischen die Wundr�n�der gelegt oder in Pulverform eingestreut, der H�llenstein zum Touchiren oder aufgel�st zur Einspritzung oder, als letztes Mittel zur Zerst�rung vorhandener Afterproductc und der entarteten Schleimhaut, selbst das Gl�heisen, geh�ren.
Ableitungen auf die Haut erweisen sich bei der Entz�ndung sowohl, als bei der Blennorrh�e des Thr�nensackes stets vortheil-haft, besonders in jenen F�llen, wo das Leiden mit Dyskrasie ver�bunden ist.
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IV. Von der Entz�ndung der Sclerotica.
sect;. 278.
Die besondere Beziehung der Sclerotica zu den �brigen Gebilden des Auges und des ganzen Organismus sowohl, als ihre feste, derbe Structur geben bei der Entz�ndung derselben zu eigenth�mlichen Erscheinungen Veranlassung. � Die E�the im Weissen des Auges besteht aus �usserst feinen Verzweigungen der Blutgef�sse, die sich strahlenf�rmig gegen den Rand der Hornhaut fortsetzen und offen�bar tiefer liegen, wie die dickeren Gef�ssstr�nge der Conjunctiva; die R�the ist blass, rosenfarbig. Bei diesen, dem Anscheine nach geringen Erscheinungen der Entz�ndung ist der Schmerz im Auge und seiner Umgebung, der Thr�nenfluss und die Lichtscheue sehr heftig. Die Entz�ndung beschr�nkt sich lange auf die Sclerotica, sie breitet sich mehr oder weniger auf die Conjunctiva, vorz�glich aber auf die ser�sen Bl�tter unter der Sclerotica und durch diese auf die Hornhaut (Descemet'sche Haut) und die Iris, selbst auf die Chorioidea aus. � Die Ausbreitung der Entz�ndung der Scle�rotica nach diesen verschiedenen Richtungen erkl�rt allein die verschiedenen Erscheinungen, welche in ihrem Verlaufe eintreten k�nnen. *)
sect;. 279.
Die Entz�ndung entwickelt sich entweder urspr�nglich in der Sclerotica und verbreitet sich von da auf die innern Gebilde oder nach aussen auf die Conjunctiva, � oder die Sclerotica wird im Verlaufe einer andern Entz�ndung ergriffen, wie die catarrhalische Entz�ndung oder die Entz�ndung der Iris sich auf die Sclerotica fortsetzt. � Die Ursachen, welche die urspr�ngliche Entz�ndung der Sclerotica hervorbringen, sind aussei- mechanischen Einwirkun�gen und Verletzungen, vorz�glich Erk�ltungen, rheumatische und Q-ichtische Affectionen. Wir betrachten nach diesen verschiedenen Beziehungen: 1) die rheumatische, 2) die catharrhalisch-x-heuma-tische und 3) die gichtischc Form. **)
sect;. 280.
1. Die rheumatische Form der Sclerotitis (Ophthalmia rheumatica, Sclerotitis rheumatica), beginnt mit dem Erscheinen sehr feiner Gef�sse, von blasscarmoisinrother Farbe in der Scle�rotica, w�hrend die Conjunctiva anfangs in ihrer ganzen Ausbrci-
*) Chclius a. a. �. Bd. 1. S. 198. sect;. 290. **) Chclius ebendas. sect;. 30�.
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138nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Dyniimische Krankheiten des Auges.
tung normal ist. Diese Gef �sse laufen alle in gerader Richtung parallel, ungef�hr eine halbe Linie und weiter von einander abstehend von hin�ten nach vorn und bilden einen Kreis um die Hornhaut, der an�fangs durch gesunde Stellen der Sclerotica unterbrochen, bald aber complet ist. Das Auge ist empfindlich gegen das Licht und thr�nt, welche Zuf�lle bei st�rkerer Einwirkung oder bei der Untersuchung des Auges sich vermehren. Zugleich treten Gef�sse in der Con�junctiva auf, welche in derselben Richtung, wie die Gef�sse der Sclerotica verlaufen, sich aber durch ihre dunklere, gelblich - zin-noberrothe Farbe, ihren gr�sseren Durchmesser und ihren mehr gesclJ�ngelten Verlauf auszeichnen. Die Gef�sse der Sclerotica und Conjunctiva dr�ngen sich um den Rand der Hornhaut zu einem feinen, dichten Gef�sskranz zusammen, welcher oft eine halbe Li�nie �ber den Rand der Hornhaut sich erstreckt, aber scharf abge�schnitten sich endigt. Die Lichtscheu vermehrt sich; �ffnet man das Auge bei hellem Lichte, so st�rzt ein heisser Thr�nenstrom �ber die Wangen *); der Schmerz im Auge gibt sich als einen sehr lebhaften, remittirenden, gegen Abend und im Verlaufe der Nacht heftiger werdenden zu erkennen. � Die Augenlider werden wenig afficirt und nur massig ger�thet aber nicht geschwollen gefunden, ebenso sind auch die Meibomischen Dr�sen nicht functionell gest�rt.
sect;. 281. Beim Voranschreiten der Entz�ndung verbreitet sich dieselbe unter Vermehrung der Lichtscheue, des Thr�nenflusses und unter Zunahme der R�the in h�herm Grade auf die Bindehaut, dann auch auf das ser�se Blatt der Sclerotica, und von diesem auf jenes der Hornhaut, auf die Descemet'sche Haut, auf die Hornhaut selbst und auf die Iris. Daher erhebt sich die Conjunctiva in chemotische, mit ser�sem Exsudate gef�llte Blasen, erscheint anf�nglich die Hornhaut glanzvoller, sp�ter matt, tr�be und gew�lbter, wird die w�ssrige Feuchtigkeit in der vorderen Augenkammer durch die theil-weise St�rung der transudativen Th�tigkeit der sich partiell tr�ben�den Descemet'schen Haut vermehrt und ver�ndert sich die Farbe der, durch den l�hmenden Druck der vermehrten Ansammlung der w�ssrigen Augenkammerfeuchtigkeit starr und expandirt werdenden, Iris. Erreicht nun die Entz�ndung einen noch h�hern H�hepunkt, so participirt die Regenbogenhaut immer mehr, erh�lt eine gr�n�liche oder strohgelbe Farbe und verbindet durch fadenf�rmige pla�stische Exsudationen ihren Pupillarrand mit der vorderen Wand der Linsenkapsel. Gleichzeitig hiermit steigern sich die entz�ndlichen Er�scheinungen in der Sclerotical-Bindehaut, deren Gef�sse sich jetzt
*) Chclius a. o. O. sect;. 301.
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auch �ber das Bindehautbl�ttchen der Cornea fortsetzen, und die Substanz derselben in entz�ndliche Mideidenschaft versetzend, zur Verschw�rung f�hren, welche schlimmem Falles die Hornhaut per-foriren und zu Leukomen, Vorfall der Iris u. s. w. Veranlassung geben kann.
sect;. 282.
Es tritt diese Entz�ndung bald mit gr�sserer, bald mit gerin�gerer Heftigkeit, bald mit ausgesprochener Neigung, sich auf die innersten Gebilde fortzusetzen, bald ohne diese in selbstst�ndiser eigenth�mlicher Fottn auf. Eine krankhafte, unter dyskrasischen Einwirkungen stehende Stimmung der Theile scheint den Entz�n�dungsfunken lebhafter aufzufassen und das schnelle, verheerende Umsichgreifen der Flamme zu beg�nstigen (Beck). Im letztern, meist kr�ftige Subjecte treffenden Falle, ist die Sclerotitis gleich im Anfange mit am Abende exaeerbirendem und am Morgen remit-tirendem Gef�ssfieber und gastrischen Erscheinungen verbunden, w�hrend bei der gehndern Form das entz�ndliche Leiden lediglich in der Sclerotica fixirt bleibt und beinahe fieberlos verl�uft.
sect;. 283.
Die Ursache der rheumatischen Entz�ndung der Sclerotica liegt in Erk�ltimg des ganzen K�rpers, des Kopfes oder des Auges durch Zugwind, nasskalte Witterung, anhaltendes Waten durch kaltes Wasser u. s. w., weshalb sie bei Nordwestwinden und im Fr�h - und Sp�tjahre am h�ufigsten vorkommt. Oder auch es entwickelt sich dieselbe aus rheumatischen Affectionen anderer Theile, oder aus einem schnell unterdr�ckten heftigen Nasenschleim-flusse. Sie ergreift meist nur ein Auge, #9632;wenn �brigens auch das andere leidend wird, so entwickelt sich das Uebel dort nur als ein sympathisches, und erreicht die H�he des erstem nicht.
sect;. 284.
Die Prognose der rheumatischen Sclerotitis h�ngt ab: von der Constitution des erkrankten Individuums, von dem Grade des Leidens selbst, sowie von dessen Verbreitung auf mehr oder min�der wichtige Gebilde, von dessen Ausg�ngen und deren Heilbarkeit. Hat die Entz�ndung ein sonst gesundes Individuum getroffen, so ist die Prognose eine g�nstige, besonders wenn sie sich noch nicht zu einem hohen Grade ausgebildet hat und Iris und Hornhaut noch nicht an ihr partlcipirt haben, w�hrend entgegengesetzten Falles bei Uebergang in Eiterung die oben angef�hrten organischen Fehler zur�ckbleiben und das Sehverm�gen mehr oder weniger beeintr�ch�
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wird.
sect;. 285.
Bei der Behandlung dieser Entz�ndung ziehe man mit Um-
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Dynamische Krankheiten des Auges.
sieht und nicht im Uebermasse den antiphlogistischcn Heilapparat zu H�lfe, man leite auf Haut und Darm ab, letzteres auch, um ga�strische Reize zu entfernen. Dabei sey man eben auch auf Be-wirkung vermehrter Hautth�tigkeit geh�rig bedacht, in welcher Ab�sicht man sich einer Verbindung des Goklschwefels und Camphers mit Salpeter in Latwerge bedient. � Oertlich lasse man auf das Auge ausser leichten, herabh�ngenden Compressen nichts anwen�den, da alle andern sowohl nasse als trockene Mittel den Keizzu-stand vermehren und nur zum Nachtheil wirken, und Einreibungen in die Umgegend des Auges mit grauer Quecksilbersalbe machen, welcher man bei grossem nerv�sen Erethismus Opiate beigeben kann.
sect;. 286.
Bei sympathischen Entz�ndungen der Iris imd Hornhaut ver�ordne man nebst den Blutentziehungen starke Gaben von Calomel, deren Gebrauch aber, sobald Exsudate und Vereiterungen eintreten, abgebrochen werden muss und daf�r reichliche Einreibungen mit der grauen Salbe veranstaltet und, um der grossen Neigung zur Ver�wachsung der Pupille und der Regenbogenhaut mit den naheliegen�den Theilen zu entgegnen, Aufl�sungen des Hyoscyamus - und Belladonnaextracts instillirt werden m�ssen; beginnende Verschw�-rung der Hornhaut behandle man mit feuchtwarmen schleimigen Umschl�gen und ausgebildete Geschw�re mit Opiumtinctur und aromatischer W�rme.
Chronischer Entz�ndung der Sclerotica setze man keine strenge Antiphlogose entgegen, sondern man suche durch �fteres Anlegen von Blutegeln an die Umgegend des Auges die erh�hte Irritabilit�t die�ses Organtheiles herunterzusetzen und ber�cksichtige vorhandene Kachcxie und Dyskrasien nach ihrem Grundwesen durch innere An�wendung entsprechender Mittel, welchen man stets solche Zus�tze gibt, welche die Th�tigkeit des Hautlebens vermehren, namentlich die Antimonialien und Schwefelpr�parate.
sect;. 287.
2. Die catarrhalisch-rheumatische Augenentz�n�dung charakterisirt sich durch die gemischton Erscheinungen der Entz�ndung In der Bindehaut und derquot; Sclerotica. Bei Ihr treten jene der Bindehaut zuerst unter Ihren charakteristischen Erschei�nungen auf, welche sich dann auf die Sclerotica fortsetzen und In dieser den oben beschriebenen Zustand derselben hervorrufen. Beide Entz�udimgen verlaufen neben einander und erreichen unter ung�n�stigen �ussern und constitutionellen Verh�ltnissen den h�chsten Grad, so dass sie zu chemotlschen Anschwellungen der Conjunc�tiva und selbst zur Blcnnorrh�e �bergehen k�nnen. Es scheint, als
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wenn die Bindehaut in pathologischer Beziehung hier w�re, was dort der ser�se Theil der Sclerotica ist. � In gleicher Weise, wie bei der rheumatischen Entz�ndung dehnt sich auch die Entz�ndung �ber die Cornea aus, unterscheidet sich aber von der rheumatischen Entz�ndung durch ihr Fixirtbleiben auf der Oberfl�che des Aug�apfels und durch die geringere Neigung zu einer Weiterverbreitung des entz�ndlichen Processes auf die Centraltheile des Bulbus, wenn gleich auch hier zuweilen sich die Regenbogenhaut mit entz�ndet.
sect;. 288.
Die Ursachen der catarrhalisch-rheumatischen Augenentz�n�dung liegen in der Kegel in atmosph�rischen Einwirkungen und schnellem Wechsel der Temperatur. Der Grund, dass die catarrha-lische Augenentz�ndung in die rheumatische sich �berbildet, liegt entweder in der urspr�nglichen Einwirkung der Sch�dlichkeiten oder in constitutionellen Verh�ltnissen des Kranken oder in schlech�tem Verhalten und Vernachl�ssigung (CheHus).
sect;. 289.
Eine bessere Prognose bei der catarrhalisch-rheumatischen Augenentz�ndung ist aus dem Grunde zul�ssig, weil dieselbe mehr �auf der Oberfl�che des Auges fixirt bleibt und sich durch den fr�h�zeitig eintretenden Schleimfluss der Bindehaut und der Meibomi-schen Dr�sen theilweise kritisirt. Angehend den blennorrhoischen Zustand, der unter nachtheiligen Einfl�ssen, Ausgang oder Beglei�ter der Entz�ndung seyn kann, so gilt hier die allgemeine Prognose dieser eigenen Krankheitsform.
sect;. 290.
Bez�glich der Behandlung dieser Form gelten dieselben Heil�maximen, wie bei der einfach rheumatischen Scleroticalentz�ndung, mit dem Unterschiede, dass hier eher als dort, �ussere Mittel, wie sie die catarrhalische Bindehautentz�ndung erfordert, anwend�bar sind.
sect;. 291.
3) Die gichtische Form der Sclerotitis oder die gich�tische Augenentz�ndung, Sclerotitis arthritica, ophthalmia arthritica, beginnt urspr�nglich als Entz�ndung der Sclerotica und verbreitet sich von dieser auf einen gr�ssern Theil des Bulbus. Direm Charakter nach, ist sie mehr passiv als activ, indem es mehr der ven�se, als arterielle Theil des Auges ist, der leidet, so dass es den Anschein hat, als wenn nicht nur der freie Blutumlauf im Auge gest�rt, sondern auch die Blutmasse selbst alienirt sey. W�hrend die arteriellen Gef�sse helleres Roth zeigen, erscheinen die Venen weit dunkler von Farbe, blau und strangartig ange�schwollen, auch functionell spricht sich diese St�rung haupts�chlich
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Dynamische Krankheiten des Auges.
in der ven�sen Parthie des Auges aus und besonders ist es die Chorioidea, welche diesem pathologischem Processe unterliegt.
sect;. 292.
Unter allgemeiner Unruhe und Aeusserungen eines localen Schmerzes und catarrhalischer, mit vermehrter sch�umiger, schneeiger, eiweissartiger Schleimsecretion verbundener Entz�ndung der bloss ger�theten und �demat�s geschwollenen, strangartig mit Blutadern �berzogenen Augenlider entsteht eine blasse Rosenr�the in der Scle-rotica, deren Gef�sse sich einige Linien vor dem Hornhautrande in einem Gef�sskranz verbinden und in gerader Richtung und pa�rallelen Aesten gegen die Hornhaut laufen, sich nach ihrem Durch�tritte durch die Sclerotica, abermals verzweigen und anastomosiren, so dass zwischen der Sclerotica und Hornhaut ein bl�ulicher Ring durchschimmert. Dabei �berzieht die Bindehaut ein dichtes Netz varic�ser, dunkler Gef�sse, und scheint ebenso die Entz�ndung sich auf den unterliegenden ser�sen Theil der Sclerotica, sowie auf die Chorioidea und Ciliarnerven fortzusetzen, indem nun auch grosse Lichtscheue, scharfer Thr�nenfluss und lebhafterer, am Abend und in der Nacht exacerbirender, gegen Morgen remitti-render Schmerz eintritt.
sect;. 293.
Verbreitet sich die Entz�ndung auf die Regenbogenhaut, so steigern sich alle diese Symptome, es verschwellen die Augenlider oft bis zur g�nzlichen Unbeweglichkeit und die R�the wird lebhaf�ter, sowie auch jene der Bindehaut und Sclerotica ausgedehnter, gleichm�ssiger, dunkler wird und sich �ber das Bindehautbl�ttchen der Cornea fortsetzt, wodurch diese ein matttr�bes Ansehen be�kommt, und zuletzt mit kleinen, oberfl�chlichen Geschw�rchen oder pannusartigen Verdunkelungen bedeckt wird. Zuweilen entsteht auch ein Abscess in derselben, der sich nach aussen �ffnet und ein schmutziges zackiges, umwulstetes Geschw�r hinterl�sst. �#9632; Die Iris entf�rbt sich, die Pupille wird starr, unbeweglich und verengt, auch verzogen, und gewinnt das Ansehen von Aufgetriebenseyn und Varicosit�t, dabei vermehrt sich die Lichtscheue und das Seh�verm�gen schwindet allm�lig bis zur v�lligen Blindheit; die Ent�z�ndung endet zuletzt in Exsudation, Verschliessung der Pupille und Verwachsung derselben mit der ebenfalls getr�bten und mit varic�sen Gef�ssen �berzogenen Linsenkapsel.
sect;. 294.
Hat sich die Chorioidea in ihrer ganzen Ausbreitung an der Entz�ndung betheiligt, so erreicht der Schmerz seine gr�sste H�he; die Secretion des Pigmentes vermindert sich oder verschwindet, die Chorioidea selbst wird entf�rbt, erweicht und verd�nnt, wie ma-
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cerirt und verw�chst an einzelnen Stellen mit der Retina und Scle-rotica, und durch den Druck der Fl�ssigkeiten wird die Sclerotica an den nachgiebigem Stellen zu den bl�ulichen staphylomat�sen Erhabenheiten ausgedehnt und erh�lt eine schmutzig bl�uliche F�r�bung. Dieser krankhafte Zustand setzt sich ebenfalls auf die Uvea fort, woher die Eegenbogenhaut, ob des partiellen Mangels an Pig�ment, missfarbig, schmutzig, flockig und an einzelnen Stellen ver�d�nnt erscheint (Chelius). Die Pupille erleidet ebenfalls die oben angegebenen Ver�nderungen und zeigt ausserdem die varic�sen An�schwellungen der Uvea, als von ihrer innern Fl�che hervorragende W�lste. Von hier aus geht die Entz�ndung ebenfalls auf die Lin�senkapsel �ber, verdunkelt und vergr�ssert sie, so dass sie oft als ein schmutziggr�ner K�rper aus der erweiterten Pupille hervor�ragt und das Sehverm�gen g�nzlich erl�schen macht. Ist die Um-fangszunahme der Linse sehr gross, oder ragt sie ohnehin schon im normalen Zustande, wie z.B. beim Pferde in die Pupille hinein, so reizt sie die Iris zur Vereiterung, durch welche sie sp�ter aus dem Auge gestossen wird. � Der Ausgang dieser Zust�nde ist Atrophie des Bulbus oder Blennorrh�e des Augapfels und der Au�genlider mit Colliquation des ganzen Auges.
sect;. 295. Die Ursachen der gichtischen Augenentz�ndung sind alle jene, welche Gicht hervorrufen k�nnen, vorzugsweise St�rungen in den chylo- und h�mapoetischen Systemen des K�rpers bewirken. Als n�chste Ursache kann man alle jene Anl�sse nehmen, welche �berhaupt Entz�ndungen des Auges hervorzubilden verm�gen, wozu besonders Hautst�rungen durch Erk�ltung, Stockungen im Pfortadersystem mit Congestionen nach dem Kopfe, rheumatische Affection des K�rpers oder des Kopfes, gez�hlt werden m�ssen. � Die Augengicht ist eine prim�re, eine secund�re oder metastatischc. Prim�r oder genuin ist sie, wenn ihr erstes Auftreten im Auge Statt hatte, w�hrend das gichtische Leiden schon l�ngere Zeit im K�rper wurzelte, ohne zum Ausbruche einer sichtlichen Krank�heitserscheinung zu gelangen und nur einer augenblicklichen loca-len St�rung etwa durch Erk�ltung, mechanische Verletzung und dergl. bedurfte, um hervorzutreten. Secund�r erscheint sie nach catarrhalischen oder catarrhalisch - rheumatischen Augenentz�ndun-gen oder auf zuf�llige das Auge treffende Anl�sse bei schon be�stehender Gichtkrankheit in andern K�rpertheilen. Metastatisch wird sie nach pl�tzlich geschwundenen Gichfzuf�llen beobachtet, wo sie in einem Male im Auge auftritt. Sowohl in Form, als Wesen unterscheidet sich Gicht von Rheumatismus, wenn gleich der Verlauf beider einander �hnelt. Die wahre Gicht ist immer
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Dynamische Krankheiten des Auges.
der Reflex eines tiefer verborgenen, inneren Leidens des K�rpers, dessen lleerd im Unterleibe zu suchen ist, und unterscheidet sich wesentlich vom Rheumatismus, welcher durch aus sere, auf den Or�ganismus einwirkende Ursachen erzeugt wird; dieser entwickelt sich von aussen nach innen; die Gicht immer von innen nach nussen (J�ngken). Der Verlauf dieser Entz�ndimg ist entweder aeut, in einigen Tagen das Auge und Sehverm�gen g�nzlich zer�st�rend, oder chronisch mit langsamem minder gef�hrlichem Gange. Sie entwickelt sich oft auf einem Auge zuerst und erreicht da ihren h�chsten H�hegrad, bis sie auch auf dem andern erscheint und in der Regel dort leichter verl�uft.
sect;. 296. Die Prognose bei dieser Form richtet sich nach dem Um�st�nde, ob sie genuin oder secund�r entstanden oder aus einer Me�tastase hervorgegangen ist; ob sie acut oder chronisch verl�uft. Ihr genuines Auftreten bedingt stets grosse Gefahr f�r das Auge, eine gr�ssere noch, sobald sich das Uebel schon zu einem erheblichen Grade gesteigert hat; bei secund�rer oder metastatischer Augengicht ist schon eine g�nstigere Vorhersage zul�ssig, im Falle das con�secutive Uebel auf seine urspr�ngliche Form wieder zur�ckgef�hrt werden kann oder es gelingt, die Gicht in ihrer prim�ren Stelle wieder zu wecken. Ebenso bietet das acute Auftreten des Leidens wenig g�nstige Aussicht auf Heilung, wenn nicht sehr fr�hzeitig und kr�ftig eingeschritten wird, w�hrend der chronische Verlauf bei sorgf�ltiger Behandlung und andern vortheilhaften Verh�ltnissen g�nstigen Ausgang hoffen l�sst. Einen fernem Anhaltspunkt gibt uns die K�rperconstitution des erkrankten Subjectes. Hagere K�rper mit straffer Faser gestatten im Allgemeinen eine bessere Prognose, als pastose, torpide, schwache und kachectische. � Entz�ndhchc Complicationen der Iris geringern Grades gestalten bei sonst g�n�stigen Verh�ltnissen, reiner S�ftemischung und durchgreifender Be�handlung die Prognose in so weit g�nstig, als durch sie meist Zer-theilung m�glich wird und das Auge in Form und Function wenig oder keiner Ver�nderung unterliegt; heftige Entz�ndung der Iris geht gew�hnlich in Exsudation, Verwachsungen und dergl. �ber, verbindet sich noch mit Pannus und Sclerotical - Staphylom, wobei oft das Sehverm�gen und die Form des Auges verloren geht. � Verbreitung der Entz�ndung �ber die ganze Fl�che der Chorioidea, wie oben angegeben, wird f�r Sehverm�gen und Form des Auges stets gef�hrlich. � Der Ausgang in Blennorrh�e wird dann ge�f�hrlich, wenn die Beseitigung des Grundleidens nicht gelingt oder sie schon zu weit vorger�ckt und mit anderweitigen Dyskrasien in Verbindung getreten ist.
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sect;.297.
Die Behandlung der gichtischen Form der Augen- oder Scleroticalentz�ndung ist jene der rheumatischen, wobei man jedoch besonders noch auf entfernt von dem Auge angebrachte, eiternde und lange zu unterhaltende Hautreize zu halten und diese, jedoch nur als fl�chtige Reize auf die urspr�nglich von der Gicht befallen gewesenen K�rperstellen zu appliciren hat, um eine retrograde Gicht in diesem Theile wieder zu wecken. Stockungen im Pfort�adersystem, unterdr�ckte und gew�hnte Secretioncn, zur�ckgetre�tene Impetigo und dergl. sind hier, wie anderswo, wieder zu wecken, oder falls dies nicht rasch genug oder gar nicht gelingen sollte, durch k�nstliche und analoge ISecretionen zu ersetzen. Haarseile, Fontanellen, bei Pferden und gr�sserm Hornvieh Lederstecken, sind nie /u vers�umende H�lfs- und Schutzmittel gegen neues Er�kranken.
Eine �rtliche Behandlung dieser Entz�ndungsform ist durch�aus unstatthaft und sch�dlich; ausser Sch�tzen des Auges vor dem Luft- und Lichteinflusse mittelst warmer Compressen, hat unmit�telbar auf das Auge nichts zu geschehen. Auf zur�ckbleibende plastische Exsudationen oder Verwachsungen suche man mit �rt�lichen , theils die Kesorption belebenden, theils die Contractiht�t der Iris beth�tigenden Mitteln zu wirken, indem man sich in ersterer Absicht der Quecksilbereinreibungen und in letzterer der Instillation von Belladonna oder Hyoscyamusextractaufl�sungen bedient, oder von dem Kirsclilorbeerwasser Gebrauch macht.
Der Ausgang in Blennorrh�e erfordert eine sachgem�sse Be�handlung des Grundleidens und die speciellen, bei der Augenblen-norrh�e angegebenen, Mittel.
V. Von der Entz�ndun
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der Hornhaut.
sect;. 298. Die Entz�ndung der Hornhaut, Corneitis, Keratitis, haf�tet in dem ser�sen, �usseren Ueberzuge, dem Bindehautbl�ttchen, in der eigentlichen oder Mittelsubstanz der Hornhaut oder in dem inneren Ueberzuge, der Dcscemet'schen Haut; nach dem urspr�ng�lichen Sitze verh�lt sich dann die Reihenfolge der sich entwickeln�den Erscheinungen, welche im geringern Grade der Entz�ndung,
M�ller, Veterin�r-Oplithalmologie. II.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;\Q
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Dynamische Krankheiten des Auges.
ihre Selbstst�ndigkeit w�hrend deren ganzem Verlaufe behaupten, oder beim hohem Grade des Leidens, mit einander verschmelzen.
Die einzelnen oder vereinigten Entz�udungserscheimmgen der Hornhaut unterscheidet man als reine, von �usseren oder trauma�tischen Anl�ssen hervorgerufene, und als genuine, im Falle die Entz�ndung zuerst in der Hornhaut ihren Sitz genommen hat, als consecutive, sobald dieselbe eine Folge der Ausbreitung der Entz�ndung von andern Gebilden ist.
sect;. 299.
Nimmt die Entz�ndung auf dem Bindehautbl�ttchen ihren Ur�sprung, so zeigen sich auf dessen Oberfl�che von dem Rande gegen den Mittelpunkt hinlaufende, hellrothe, kleine Blutgef�sschen, welche in Punkten zusammenlaufend, sich kreuzen, dort quot;Wasserbl�schen bilden, die sp�ter platzen, kleine Fagetten oder Geschw�rchen hin�terlassen, die tief einfressen, die Mitfelsubstanz der Hornhaut er�greifen, mit Eiter infiltriren, durch dessen Verdichtung den soge�nannten Onyx bilden oder durch Verschw�rung dieselbe durchbohren k�nnen.
sect;. 300.
Diese Erscheinungen begleitet je nach ihrer Heftigkeit, gr�sscre oder geringere Lichtscheue, welche dann grosser wird, wenn die Entz�ndung in der eigentlichen Hornhautsubstanz beginnt. In die�sem Falle tr�bt sich dieselbe, wird undurchsichtig, schmutziggclb, wie mit Staub bedeckt und einem matt geschliffenen Glase �hnlich; es zeigen sich dann ebenfalls in deren Substanz die Gef�ssverzwei-gungen mit Blut angef�llt und am Hornhautrande in ein Netz ver�zweigt. Unter entsprechender Behandlung endet diese Entz�ndung in Zerthcilung oder es erscheinen, als Folge vermehrter Aushau�chung und gest�rter Aufsaugung, leichte Tr�bungen, die bei nor-mahsirtem Stoffwechsel nach einiger Zeit sich wieder l�sen, oder es geht die heftigere Entz�nduns; unter ung�nstigem Verh�ltnissen in Eiterung �ber, die �ber den gr�ssern Thcil der Hornhaut sich verbreitet, und nach aussei! oder nach innen sich er�ffnende Abs-cesse bildet. � Geht jedoch die Zerst�rung der Substanz der Horn�haut nur bis zu ihrer innersten h�utigen Lage, der Descemet'schen Haut, so kann diese als graidichweisses Bl�schen durch die andrin�gende w�ssrige Feuchtigkeit hervorgetrieben werden, und sich zum Hornhautbruch, Ceratocele, Hernia corneae gestalten.
Wenn mehrere Geschw�re die Hornhaut durchbohren und die Iris durch diese Oeffnungen hervorgetrieben wird, so entsteht das Staphyloma racemosum, verw�chst sie in gr�sserem oder in ihrem ganzen Umfange mit derselben, so bildet sich partielles oder totales Staphylom der Hornhaut.
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sect;. 301.
Wo die Entz�ndung iln-en Ursprung in der Descemet'schen Membran nimmt, erkennt man von vom und bei seitlicher Ansiclit in der Tiefe der Hornhaut die injicirten Gef�sse und sp�ter flockige Tr�bungen. Durch verminderte Transsudation der w�ssrigen Fl�s�sigkeit h�uft sich diese in der vordem Ausenkammer an und es tritt in Folge dessen, die Hornhaut gew�lbter und gespannter her�vor, es partieipirt bei voranschreitender Entz�ndung der ser�se Ueberzug der Iris, vie jener der Linse, ebenfalls an derselben, wodurch die w�ssrige Feuchtigkeit nicht allein an Masse gewinnt, sondern auch tr�be und lymphatisch wird. Gleichzeitig hiermit geht ebenfalls die Entz�ndung von der Descemet'schen Haut auf den ser�sen und innern Theil der Sclerotica �ber, so dass dessen, neben dem Bande der Hornhaut hervortretende, Gef�sse einen ge-r�theten Gcf�sskreis bilden und parallel gegen die Augenwinkel hin verlaufen. � Diese Entz�ndung nimmt meist einen chroni�schen Verlauf, verbreitet sich selten �ber den spongi�sen Theil der Hornhaut selbst, und bleibt mehr in den ser�sen inneren Parthien haften, weshalb ihre Ueberg�nge in Tr�bung dieser h�ufiger, als Verdunkelung oder Verschw�rung jener.
sect;. 302.
Die Prognose richtet sich hier nach der Heftigkeit der Er�scheinungen und der Wichtigkeit der urs�chlichen Momente, sowie nach dem Sitze der Entz�ndung. Die Entz�ndung des Bindehaut-bl�ttchens, sowie der Mittelsubstanz der Hornhaut gew�hrt immerhin eine g�nstige Prognose, da sie fast immer zur Zerthellung gef�hrt werden kann. Die Entz�ndung der Descemet'schen Haut gestattet gleichfalls eine g�nstige Vorhersage, im Falle sie sich nicht auf die Iris ausdehnt und dort einen hohen Grad erreicht. Bei vorhande�nen dyskrasischen Zust�nden jedoch, bleiben h�ufig Structurver�n-derungen und Tr�bungen der durchsichtigen Medien des Auges zur�ck, welche mehr oder weniger, auch gar nicht heilbar sind.
sect;. 303.
Zu den Ursachen der Homhautentz�ndunof geh�ren zun�chst �ussere Verletzungen durch Peitschenhiebe, Hornst�sse, Dorn-, Gabel-tmd Inseetenstichc; mechanische und chemische Reize durch spitze K�rper, Staub, Sand und Kalk oder andere Aetzmittel; ho�her Grad von Entz�ndunj' naheliejjender �usserer und innerer Or-gantheile des Auges, insbesondere ser�sh�utiger Gebilde; Hautst��rungen , allgemeines rheumatisches oder gichtisches, recentes oder inveterirtes, gleichsam dyskrasisch gewordenes Leiden; Druse oder Rotzkrankheit, �berhaupt alle Anl�sse, welche Entz�ndungen der �usseren und inneren Theile des Aucres zu erregen verm�gen.
onbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;onbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;o
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Dynamische Krankheiten des Auges. S. 304.
Die Behandlung der Hornhautentz�ndung sey �berhaupt eine strengentz�ndungswidrige, in speciellen F�llen dabei eine diapho�retisch - antirheumatische oder antiarthritische und erforderlichen Falles specifische. Fremde, in die Hornhaut gedrungene und stecken gebhebene K�rper, mechanische und chemische Reize m�ssen ent�fernt oder eingeh�llt, anregende Entz�ndungen benachbarter Theile nach den Umst�nden behandelt und Ableitungen auf entferntere, auf niederer Organisations - Stufe und in geringer physiologischer Diffnit�t stehende Orjnme und Gebilde angebracht werden. Fs werde �berhaupt die Behandlung nach allen den Grunds�tzen geleitet, wie sie bei verschiedenartigen Entz�ndungen des Auges, vorzugsweise bei der Bindehaut- und Scleroticalentz�ndung speciell und allge�mein angegeben worden sind. � Hat sich bei Entz�ndung der Haut der w�ssrigen Feuchtigkeit das angegebene Missverh�ltniss zwischen Transsudation und Resorption gebildet und die w�ssrige Feuchtigkeit im Uebermasse angesammelt, so ist hier ein Verfah�ren, welches Wardrop bei gleichen Zust�nden des menschlichen Auges vorgeschlagen hat, und wie es seine Landsleute und nach ihnen viele Andere mit Vortheil ausge�bt haben, n�mlich die Ent�leerung der w�ssrigen Feuchtigkeit durch die Acupimktur, beson�ders zu empfehlen, wenn die Ansammlung zu rasch gekommen ist und die uns zu Gebote stehenden anderweitigen resorbirenden Mittel nicht ausreichen. Wenn wir uns fr�her gegen die Er�ffnung der Hornhaut bei dem Thierauge durch den Schnitt, ausgesprochen^ und auf den Umstand des leichtm�glichen Vorfalles der Innern Au-gentheile durch die Contraction des hintern Augenmuskels, auf�merksam gemacht haben, so trifft diesen Vorwurf die Function nicht und wir halten sie hier nicht allein f�r ein h�chst n�tzliches Mittel, sondern auch f�r unumg�nglich noting.
VI.
Von der Entz�ndung der Aderhaut.
sect;. 305. Die Entz�ndung der Aderhaut, Chorioideitis, ist eine sehr h�ufig vorkommende Krankheitsform, die man eigentlich erst aus ihren Folgen, als da gewesen zu erkennen vermag. Sie ent-
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springt gerne aus Entz�ndungen anderer Gebilde, namentlich, wie oben schon gezeigt, aus jener der Sclerotica. Ihre gew�hnlichen Ausg�nge sind Farbever�nderung, Avobei ihr sch�ner azurblauer Ueberzuff matt und fahlgelb wird.
sect;. 306. Da ihr Vorkommen eigentlich nur symptomatisch ist, so ist ihre Behandlung auch nur eine mittelbare.
VII. Von der Entz�ndung der Nervenhaut.
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sect;. 307.
Die Entz�ndung der Retina, Inflammatio retinae, Retini�tis , Amphiblestroditis *), ist von acuter und chronischer Form. Er-stere Form verl�uft selten ganz als selbstst�ndige Krankheit, indem sie sich schnell auf die �brigen Gebilde, des Auges verbreitet und zur Ophthalmitis interna sich umgestaltet. Ihre Diagnose wird durch den Umstand sehr schwierig, dass sie haupts�chlich in sub-jectlven Empfindungen sich ausspricht und nur wenige und allge�meine objective Erscheinungen bietet. Diese bestehen aus der hef�tigsten Lichtscheue und starkem Thr�nenflusse, krampfhaftem Schliessen der Augenlider, mangelhaftem Sehen, aufs minimum contrahirter Pupille und unbeweglicher Iris; ausserordentlicher, hef�tigen Schmerz verrathender, oft zur Wuth gesteigerter Unruhe, Fieberbewegungen und selbst Gehirnentz�ndung, rasendem Koller bei Pferden, Drehkrankheit bei Schaafen. Erst auf der gr�ssten H�he der Krankheit zeigt sich eine gleichm�ssig verbreitete, aus der Tiefe hervorschimmernde, matte und rosige R�the. Bei zweck-m�ssigem Kurverfahren bildet sich die Entz�ndung wieder zur�ck und es kehrt das Auge wieder zu seinem integren und normalen Functionszustande zur�ck; im schlimmem Falle geht sie sogleich zur allgemeinen Augapfelentz�ndung �ber, oder es entsteht Amau-rose als Folge der Ausdehnung der Blutgef�sse der Retina, oder als Folge der, aus Uebcrreizung herbeigef�hrten Paralyse.
sect;. 308.
Bei der chronischen und subacuten Form der Netzhautontz�n-dung entwickeln sich die obigen Erscheinungen langsamer und in minder heftigem Grade und sind auch nicht von anhaltender Dauer,
*) (Von to apft�lrjexoov das Netz).
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Dynanusohe Krankheiten des Auges.
sondern cxaccrbircn am Abende und Morgen. Nach liingerm Be�st�nde dieser Form, zeigt sich, aussei- der bei der acuten vorkom�menden �ussern Entz�ndung, im coneaven Grunde des Auges eine leichte, weissgraue, wolkige Tr�bung.
Die Ver�nderungen, welche als Folge der Entz�ndung in der Ketina angetroffen werden, sind: Exsudationen, Verdickungen, Varicosit�t, Farbever�nderung im Innern des Auges und Amaurose.
Die Entz�ndung der Retina kann aus der acuten Form zur chronischen und umgekehrt �bergehen und im letztem Falle mit den Ausg�ngen der Ophthalmitis endigen.
sect;. 309.
Die veranlassende Ursache zur Entz�ndung der Retina ist haupts�chlich jeder, dieselbe treffende starke Reiz, namentlich durch allzu grelles oder von gl�nzenden Schnee- und Sandfl�chen reflec-tirtes Licht oder durch schnellen. Uebcrgang aus gewohnter Dun�kelheit in das Sonnenlicht. Zart organisirte K�rper, Thiere mit hellem Haare und heller Iris sind mehr zu dieser Entz�ndung in-clinirt, als solche mit vorherrschender Piginentbildung. Thiere mit leicht erregbarem Gef�sssysteme unterliegen nach starker Erhitzung gerne der prim�ren Netzhautentz�ndung, sowie auch der seeun-d�ren, da sich bei solchen leicht jede Entz�ndung auf die Netzhaut fortsetzt.
sect;. 310.
Die Prognose bei dieser Entz�ndung gestaltet sich g�nstig, so lange diese noch recent ist und zweckm�ssiger Behandlung un�terliegt, w�hrend sie dagegen �blen Ausgang verheisst, sobald das Sehverm�gen schon sehr beeintr�chtigt und die Pupille sehr con-trahirt ist, und solchen ausser Zweifel setzt, wenn die Pupille v�l�lig geschlossen oder die Iris g�nzlich bewegungslos geworden und sohin wirkliche Amaurose eingetreten ist, weil eine auf solche or�ganische und unentfembare Ver�nderungen in der Textur der Re�tina begr�ndet Entz�ndung dieser Membran keine Aussicht zur Wiederherstellung des Sehverm�gens bietet. Den schlimmsten Aus�gang dagegen l�sst der Uebcrgang in Ophthalmitis erwarten, indem es hier vielleicht nicht einmal gelingen k�nnte, die Form des Au�ges zu erhalten.
sect;�-311.
Die Behandlung dieser Entz�ndung hat eine doppelte Auf�gabe zu vollf�hren, n�mlich gleichzeitig auf die sensible und die irritable Sph�re dieser Membran herabstimmend hinzuwirken. Bei�des geschieht durch Anwendung reichlicher Aderl�sse, wiederholtes Ansetzen von Blutegeln, Umschl�gen von kaltem Wasser unter Zusatz von Belladonnaextract oder einer Belladonnainfusion nebst
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Mercurialeinreibungen in die Schl�fengegend, sowie durch den in-nern Gebrauch des vers�ssten Quecksilbers unter Zusatz von Opium oder Belladonna, bis zur Salivation oder Narcose fortgesetzt. Sind die kalten Umschl�ge wegen gichtischer Anlage oder Verbindung un�zul�ssig, so m�ssen die Augen mittelst Ueberh�ngen von Com-pressen sorgf�ltig gegen das Licht gesch�tzt werden. Dabei sind nach gebrochener Heftigkeit der Entz�ndung Ableitungen mit lange zu unterhaltender Eiterung, sowohl in den Nacken, als an die Schl�fen oder in die Gegend des nervus frontalis besonders geboten. Ausserdem bedient man sich gegen die oft nach diesen Entz�n�dungen zur�ckbleibende grosse Empfindlichkeit des Auges, eines Belladonnawassers zum Eintr�ufeln und auch des inneren Gebrau�ches des Schierlingsextracts in steigender Gabe.
VlII. Von der Entz�ndung der Regenbogenhaut im Allgemeinen *).
sect;. 312. Die Entz�ndung der Regenbogenhaxit, Inflammatio iri-dis. Iritis, ist derjenige pathologische Zustand des Irisgewebes, durch welchen das eigenth�mliche Leben dieses Organs, namentlich das seiner Gef�sse so gest�rt ist, und das in ihnen krankhaft an�geh�ufte Blut so ver�ndert wird, dass die Functionen der Iris mehr oder weniger gest�rt werden, die Ern�hrung des Irisgewebes lei�det, dieses in seiner Structur sich ver�ndert und sich wohl auch g�nzlich metamorphosirt. Die Iritis unterscheidet sich durchaus nicht von der Entz�ndung eines jeden andern Organes; wir sehen hier alle einzelne Momente des Entz�ndungsvorganges in den or�ganischen Gebilden �berhaupt, d. h. vitale und organische Ver�n-
*) Wir erlauben uns bei Behandlung dieses interessanten Theiles der Ent�z�ndungen, Herrn v. Ainmon's gekr�nte Preisschrift �ber Iritis, im Journale f�r Chirurgie und Augenheilkunde, herausgegeben von Dr. Ph. v. Walthcr und Dr. F. A. v. Ammon, Sister Bd. 4. Heft., � f�r uns zu benutzen. Wir sind ganz seinem Gange und seinen Worten gefolgt, insoweit sich solche auf das Thierauge anwenden Hessen und glauben darin wohlgethan zu haben, da wir es nicht wagen wollten, von dieser meisterhaften Darstellung nur im geringsten abzuweichen, indem wir daf�r halten, den W�nschen unsere Publicums dadurch entsprochen, und Herrn von Ammon's Absicht, jedem Zweige der medicini-schen und Naturwissenschaften n�tzlich zu seyn, gef�rdert zu haben.
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152nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Dynamische Krankheiten des Auges.
derungen in den Ger�ssen, namentlich Erweiterung derselben, Ab�weichungen in der Blutcirculation und damit zusammenh�ngende Ver�nderung des Bludaufes, anfangs beschleunigte, sp�ter langsa�mere Bewegung der Blutk�gelchen, selbst g�nzliche Stockung der�selben (Stase), Berstung der Gef�sse, blutiges Extravasat, Aus�tritt des Blutserums in das erkrankte Parenchym und andere pa�thologische Erscheinungen. Es kommen verschiedene Grade der Iritis vor, die zwischen einer leichten inflammatorischen Reizung und einer heftigen Entz�ndung dieses Organes liegen k�nnen.
sect;. 313.
Der Verlauf der Iritis ist gew�hnlich langsam, d. h. er ist nach Wochen, nicht nach Tagen, zu messen; im Sommer und �ber�haupt bei trockener Hitze meistens schneller und deshalb gef�hr�licher, als im Winter und bei K�lte. lieber deren geographisches Verhalten haben wir keine n�here Kenntniss.
sect;� 314.
Die Ausg�nge der Iritis sind im Allgemeinen die jeder Ent�z�ndung, also sehr verschieden. Die sogenannte Zertheilung der�selben oder die K�ckbildung des entz�ndeten Irisgewebes zum Nor�malzustande, kommt nicht sehr h�ufig und in den verschiedensten Abstufungen vor. Sehr h�ufig ist der Ausgang in entz�ndliches Exsudat, welcher Vorgang sehr viele pathologische Variationen zeigt; minder oft wird die v�llige Zerst�rung des Irisgewebes durch die Entz�ndung beobachtet.
_ sect;. 315.
Die Ursachen der Iritis sind entweder �ussere oder innere; zu den ersten geh�ren vorz�glich die traumatischen, z. B. Ver�wundungen des Bulbus; zu den zweiten die Dyskrasien. Wie diese Dyskrasien die Krankheit erzeugen, dar�ber herrscht noch grosses Dunkel. Wir kennen die Bedingungen nicht, unter wel�chen die in den S�ften liegende allgemeine Krankheitsursache sich localisirt; vielleicht, dass die eine oder die andere Dyskrasie in einer gewissen Beziehung zum Irisparenchym steht. In diesen F�llen entsteht aber die Krankheit nicht von selbst, sondern nur dann, wenn Gelegenheitsursachen auf den gesammten K�rper oder auf die Augen einwirken, wenn z. B. Sonnenhitze, Wind, Hauch, Staub, rauhe Witterimg u. s. w. ihre schlimmen Einfl�sse aus�bten. Auch hier wiederholt sich sonach das allgemeine Gesetz der Patho-genie, nach welchem alle Krankheitsprocesse in einer Ver�nderung der normalen Lebenserscheinungen thierischer Theile durch abnorme Einwirkungen auf sie bestehen *).
*) v. Ainmon a. a. O. S. 473.
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sect;� 316.
Die Iritis hat ihren Sitz entweder urspr�nglich mir in der Iris und verharrt in ihr, oder die Entz�ndung ging durch Weiterverbrei�tung von andern Theilen des Auges auf die Iris �ber, was wegen ilirer engen Verbindung mit denselben, z.B. dem Orbiculus ciliaris, der inneren ser�sen Fl�che der Cornea und Sclerotica leicht ge�schieht, oder sie entstand durch Metastase eines KrankheitsStoffes von einem andern Theile des K�rpers auf die Regenbogenhaut. Im erstem Falle wird sie prim�re oder idiopathische, in dem letztern seeund�re oder symptomatische genannt. Daraus entstehen mehrere Arten und Complicationen der Iritis. Dieselbe kann fer�ner die ganze Regenbogenhaut oder nur einen Theil der Iris, die gesunde oder eine durch Entz�ndung schon umge�nderte Iris er�greifen, woher dann die totale und partielle, die einfache und complicirte Iritis ihren Namen haben.
sect;�317.
Den Sitz der Iritis n�her betreifend, so kann derselbe die vor�dere oder hintere ser�se Haut des in Rede stehenden Organs seyn, woraus zwei Arten der ser�sen Iritis, die vordere und hintere, ent�stehen (Iritis serosa anterior et posterior). Es kann sich aber auch die Entz�ndung in dem Parenchym des Organs selbst bilden (Iritis parenehymatosa). Nicht selten entz�nden sich alle Theile der Iris, ihre ser�sen Fl�chen, wie ihr Gewebe, zugleich oder rasch nach einander. Es verh�lt sich sonach mit der Entz�ndung der Iris ganz so, wie mit der Inflammation der Lungen*).
sect;�318.
Zu den pathognomonischen Zeichen der Iritis geh�ren vor Allem krankhafte Secretionen, welche entweder plastisch, oder plastisch-eiterig oder blutig sind. Diese pathologischen Vor�g�nge erfordern eine n�here Schilderung, und lassen sich ohne Be�nutzung der Loupe nicht genau und gr�ndlich studiren.
Die Absonderung sogenannter plastischer oder gerinn�barer Lymphe, kommt auf der vorderen und hinteren Fl�che der Iris und im Parenchyme derselben vor; sie ist der Integrit�t der Iris sehr gef�hrlich; denn obgleich sie gleich nach der Ausschei�dung aus den Blutgef�ssen durchsichtig ist, wird sie doch bald, |nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; wenn sie nicht sogleich wieder aufgesaugt wird, dicht und undurch-
sichtig und z�he, und nimmt verschiedene F�rbungen an. Hieraus entstehen mancherlei Structurvcr�nderungen. Beobachtet man den lymphatischen Absonderungsact genauer, so gewahrt man, dass die
*) v. Arnmou a. a. 0. S. 47G.
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Dynamische Krankheiten des Auges.
Lymphe, -welche an der vorderen Fl�che der Iris abgesondert wird, bald in gr�sserer, bald in geringerer Menge in Form von kleinen durchsichtigen Tropfen meist nach der Lage der Blutgef�sse her�vorquillt , und dass dieses bald auf der ganzen Iris, bald nur auf einem Theile derselben stattfindet. Je geringer die Menge der ab�gesonderten plastischen Lymphe ist, desto schneller nimmt sie eine z�he Beschaffenheit an, die selten durch die Aufsaugung ganz ver�schwindet; sie verliert sehr bald ihre Durchsichtigkeit, wird un�durchscheinend und bildet endlich eine weisse, oder weisslich bl�u�liche Decke. Wird eine gr�ssere Menge plastischer Lymphe aus�geschieden, so verdichtet sie sich langsamer und schwerer, und �fters beobachtete von Ammon, dass wenn solche plastische Lymphe die ganze vordere Augenkammer erf�llte, dieselbe mehrere Wochen, ja Monate hindurch einen ziemlichen Grad von Durchsichtigkeit behielt. Diese in gr�sserer Menge stattfindende lymphatische Aus�schwitzung unterscheidet sicli mannichfach von jener lymphatischen Fl�chenentz�ndung der Iris *).
sect;. 319.
Eine solche lymphatische, die vordere Augenkammer ausf�l�lende Masse h�ngt nicht immer innig mit der vordem ser�sen Fl�che der Iris zusammen, wie dieses bei den andern ser�sen H�u�ten, z. B. auf dem Periton�um oder auf der Pleura beobachtet wird; h�chst wahrscheinlich ist die Ursache hiervon der zwischen dem Secret und der Iris befindliche Humor aqueus, der wohl auch die Mitursache der l�nger anhaltenden Pellucit�t seyn d�rfte.
Die lymphatische Ausschwitzung auf der Uvea oder zwischen ihr und der Linsenkapsel, sonach die lymphatische Ausschwitzung in der hinteren Augenkammer, verursacht beinahe immer Verwach�sung zwischen Uvea und der vorderen Linscnkapselwand (Synechia posterior), welche, wenn sie sich auf einzelne Theile des Organs beschr�nkt, partiell ist, bei gr�sserer Menge der Lymphe aber com-plet wird. Den ersten Fall erkennt man ohne k�nstliche Erweite�rung der Pupille selten, da diese gew�hnlich ihre regelm�ssige Gestalt beh�lt; es kommen jedoch auch hier Ausnahmen vor, und das ge�bte oder bewaffnete Auge des Arztes kann wohl selbst die Stelle der partiellen hintern Synechie, auf der, dieser entsprechen�den, vordem Seite der Iris in der hier vorhandenen Glanzlosigkeit, oder Farben�nderung, oder parenehymat�sen Verdickimg erkennen, oder doch mit ziemlicher Gewissheit vermuthen. Die complete hintere Synechie charakterisiren vorz�glich UnbeAveglichkeit der
*) v. Aimnou a. a. U. S. 484.
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Pupille, und eine auf diese Synechle erfolgende Kataract. Manch�mal erstreckt sich die Ausschwitzung der plastischen Lymphe nach den Ciliarforts�tzen und nach der Chorioidea hin und dann ist der Theil des Auges, den man die hintere Augenkammer nennt, mit dieser Masse angef�llt, v. Ammon hat �fters solche Augen secirt. Bei diesen Untersuchungen war sein Augenmerk vorz�glich auf die
onbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;onbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;o
Farbe dieses Exsudats, und auf manche andere Vorkommenheit ge�richtet. Die Farbe desselben, es mochte in gr�sserer oder geringer Menge vorhanden seyn, war meistens bl�ulich weiss, bisweilen gelblich weiss; nicht selten sah er in ihm kleine schwarze Punkte *).
sect;.320.
Der Beachtung und genaueren Pr�fung werth, sind die lym�phatischen Ausschwitzungen in dem Gewebe der Iris selbst. Wenn in dem Gewebe der Iris selbst plastische Lymphe ausge�schwitzt wird, so geschieht dieses besonders in dem Ciliar- und Pupillar - Hinge, seltner in dem mittleren Kreise. Die Iris schwillt dann an, besonders nach dem Pupillarrand hin und nach dem Circulus arteriosus Iridis minor zu, und n�hert sich so der hinteren Fl�che der Cornea. In auffallender Weise ver�ndert sich Form und Farbe der �usseren Fl�che der Iris, ihr lebendiges und bewegliches Aussehen verschwindet, sie erscheint wie leblos; ihre Farben sind nun aus gelb, schwarz und weiss, oder aus braun und roth gemischt, und wenn man eine solche krankhafte Iris ge�nauer mit H�lfe der Loupe untersucht, so zeigt sie sich verdickt und von unregelm�ssiger Oberfl�che. Die in das Parenchym der Iris ausgeschwitzte plastische Lymphe hat unregelm�ssige Gestal�tungen, bald die Form von schmutzigen Tr�pfchen, bald die von Kn�tchen; sie bilden verschiedene Formen nach der Natur und dem Ursprung der Iritis. Was �ltere Systematiker Iridauxesis nannten, bezeichnet trefflich den in Hede stehenden pathologischen Zustand der Iris.
sect;. 321.
F�lschlich wird von einigen Aerztcn behauptet, nie folge Eite�rung auf Iritis, ihre Heftigkeit und ihr Ausgang sey welcher er wolle; denn nicht selten erscheint nach Iritis eine Ausschwitzung von Eiter. Dieser Ausgang der Iritis pflegt besonders nach Wun�den der Iris und Hornhaut, so wie nach heftigen Ersch�tterungen des ganzen Bulbus zu entstehen. Zuweilen wird sie auch bei arthritischer Iritis beobachtet, ist aber seltner die Folge der Iritis allein, als vielmehr die einer theilweison oder coinpleten Entz�ndung des Bulbus. Die eiterige Ausschwitzung zeigt sich dann entweder
*) v. Ammon a. a. O. 8. 488.
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Dynamische Krauklieitcn des Auges.
I
als Hypojiyon, oder was seltner ist, als Abscess der Iris, welcher sich gew�hnlich in der vorderen Augenkammer �ffnet. lieber die Art, wie Vereiterung der Iris bei Entz�ndung derselben vor sich geht, hat v. Ammon Folgendes beobachtet:
Die Eiterabsonderung pflegt pl�tzlich zu Stande zu kommen, und nicht selten gerade dann, wenn die Krankheit nachzulassen scheint; wie es v. Ammon fast immer gegen die Nacht hin beob�achtete, welche dann schlaflos, oder mit vermehrten Schmerzen hin�gebracht wurde. Irrth�mlich ist die Ansicht, dass sich der Eiter sogleich von Anfang als Hypopyon darstelle, vielmehr f�ngt die Eiterung mit einzelnen Flocken am inneren untern Theil der Iris an, die Flocken gehen von der ser�sen Haut der Iris aus, und l�sen sich in der Av�ssrigen Feuchtigkeit auf, woher diese tr�be erscheint. Nimmt dann die Absonderimg des Eiters zu, so f�llt er den Grund der vorderen Augenkammer in h�herem oder geringerem Grade an, und es entsteht das Hypopyon. Leider kennen wenige Aerzte die Zeichen des entstehenden Hypopyon, welche nur durch eine genaue Untersuchung der entz�ndeten Iris verm�ge der Loupe erkannt werden k�nnen. Manchmal entstehen sie zugleich mit dem Hypo�pyon, oder es folgen bald darauf Vereiterung der Cornea und Onyx. Dies ist ein sehr gef�hrliches Uebel, durch das die Cornea zerst�rt wird, so dass die Augenfeuchtigkeiten ausfliessen, und durch ein darauf folgendes Staphylom unheilbare Blindheit entsteht. Biswei�len lagert das eiterige Exsudat compact in der Augenkammer; das deutet immer etwas Schlimmes an, dass n�mlich der Eiter fest an die Cornea adh�rirt; es erfolgen darauf immer Synechien.
sect;. 322.
Eine andere Art von Vereiterung, welche im Verlaufe der Iritis vorkommt, ist Bildung eines Abscesses im Parcnchym der Iris (Iridoncosis). Sie wird bei der partiellen Iritis beobachtet, bald am Pupillar- bald am Ciliarrandc. Immer aber kommt sie in der N�he der Vasa vorticosa vor, und pflegt von gelber Farbe zu seyn. Der Abscess bildet eine bald flachere, bald hervorragende Geschwulst und kann mit einer Excrescenz der Iris verwechselt werden. Man wird leicht die Natur dieses Uebels erkennen, wenn man die Gef �sse der Iris um den Absccess betrachtet. Ein solcher Abscess (Iridoncus) wird selten aufgesogen, platzt gew�hnlich und ergiesst seinen Eiter in die vordere Augenkammer, wodurch ein seeund�res Hypopyon entsteht. Die quot;W�nde des geborstenen Abs�cesses flotdren gleich nach der Ruptur, wie Flocken in der vor�deren Augenkammer, hin und her, verschwinden aber allm�lig durch Kesorption und Zusammenziehung. An die Stelle des Abs�cesses tritt eine gelbe, schwarze oder weisse plastische I/jmphe,
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Dynamische Krankheiten des. Auges.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;157
wodurch zuweilen Synechia anterior entsteht, oder ein schwarzer, weissgelber oder gelber Flecken in der Iris erscheint. Solche schwarze Flecken sehen leicht der Pupille sehr �hnlich, und v. Am-mon ist der Ansicht, dass die Beobachter, welche behaupten, dass an der Stelle eines Abscesses der Iris neue Pupillen sich bilden k�nnen und dass sie dieselben selbst gesehen, einen solchen schwar�zen Fleck mit einer neuen Pupille verwechselten*).
Prim�re Geschw�rbildungen sah v. Ammon nie auf der ser�sen Fl�che der Iris, dagegen secund�re Geschw�re, d. h. solche, welche auf die Ruptur des Abscesses erfolgen, die also keine wahren Ge�schw�re zu nennen sind.
sect;. 323.
Die Ver�nderungen der Pupille und des Pupillarrandes bei Iritis sind femer von Wichtigkeit.
Die Pupille pflegt w�hrend des Verlaufs der Iritis verschiedene Ver�nderungen zu erleiden, sowohl in Bezug auf ihre Form, und dann hinsichtlich der Farbe und der Beschaffenheit ihres Kandes. Ihre Form wird zuweilen wahrend der Entz�ndung oval, l�nglich oder eckig, bald leidet sie an Myosis, bald an Mydriasis; die er-stere pflegt bei der selbst�ndigen parenehymat�sen, die zweite bei der seeund�ren Iritis zugegen zu seyn. Diese Ver�nderungen h�n�gen ab, von der durch die Entz�ndung alienirten Vitalit�t der Iris, von dem ver�nderten Zustande ihres Parenchyms, und von den Synechien, welche nicht selten zwischen Uvea und Kapsel sich bil�den ; nach seinen Beobachtungen kann v. Ammon jedoch nichts Bestimmtes dar�ber sagen, ob eine gewisse Art krankhafter Form der Pupille einer bestimmten Species von Irisentz�ndung eigen sey.
sect;. 324.
Der Pupillarrand ist ferner w�hrend des Verlaufes der Iritis gar nicht selten afficirt; er wird dann gew�hnlich dunkler als im Normalzustande und so mit schwarzem Pigmente �berf�llt, dass er wie gezahnt erscheint, indem das Pigment unregelm�ssig abgelagert wird. Doch erleidet der Rand dabei keinen Substanzverlust. Bei jener Umwandlung der Pupille wird ein oder zwei Linien vomPu-pillarrande entfernt, die Iris eingeschn�rt (Iridoperisphinxis), wo�durch kreisf�rmige Falten entstehen. Nicht selten aber zeigt sich der Pupillarrand, wenn man ihn genauer untersucht, ungleich, be�sonders hat v. Ammon dies bei entz�ndlichen Reizungen der Iris und chronischer Iritis, in blauen Augen beobachtet, avo das schwarze Pigment in geringerer Menge secernirt wird. Dann erscheint ein
*) v. Ammon a. a. O. S. 488�492.
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158nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Dynamische Krankheiten des Auges.
Thcil des Piipillarrandes fadenf�rmig verl�ngert, er ist gegen das Centrum der Pupille gerichtet und bedingt eine theilweise Synechia posterior; entstehen deren mehrere, so zeigt die Pupille eine viel�eckige Form. Bisweilen befindet sich nahe bei einer solchen Sy-nechie ein gelbes Kn�tchen. Es scheint beachtungswerdi, dass am inneren Theile der Cornea, #9632;welcher einer solchen Hervorragung entspricht, zuweilen gr�ssere oder Ideinere Verdunklungen vorkom�men. Bei der seeund�ren Iritis, wo die Entz�ndung von der Chorioidea auf sie �bergegangen ist, hat die Pupille einen ges�gten Rand und von vorn herein eine l�ngliche Form, welche allm�lig weiter wird und endlich in Melanosis �bergeht. Eine solche Iris pflegt ihre Farbe bedeutend zu �ndern, mehr oder weniger schwarz zu werden. Ausw�chse am Pupillarrande oder Ringe erscheinen nicht selten bei der chronischen, parenehymat�sen Iritis. Sie sind gelb oder braun, von verschiedener Form und Grosse. Diese Kn�tchen auf dem Pupillarkreise liegen meist nach dem Rande hin und k�nnten mit gelben Flecken der Iris verwechselt werden; daher man die Iris von der Seite betrachten muss, wobei man die Erha�benheiten deutlich in die vordere Augenkammer hinein ragen sieht, freilich nicht hoch, da ihre H�he kaum i/ Linie betr�gt. Noch h�ufiger zeigen sich diese Afterproducte auf dem Pupillarrande selbst, oder auf der Uvea, und wachsen von da durch die Pupille in die vordere Augenkammer herein. Solche Kn�tchen sehen wie Kondylome aus, ihre Wurzel ist d�nn, ihr Kopf rund und dick*). Sie verursachen beinahe immer Verwachsung der Pupille oder voll�st�ndige Synechia posterior und so ganz sicher Blindheit.
sect;. 325. Der rothe Ring in der Sclerotica sitzt entweder in dem Annulus Conjunctivae, oder am Ende der Sclerotica, oder im Strah�lenbande, oder im Circulus venosus der Iris. Die innere R�the des Auges, welche die Iritis zu begleiten pflegt, geht von der Scle�rotica aus und umgibt die Cornea wie ein rother Kreis. Dies be�merkt man besonders zu Anfang der Iritis, indem die von strotzen�den Gef�ssen ger�thete vordere Fl�che der Sclerotica durch die Conjunctiva, welche noch keine Ver�nderung erlitten hat, hindurch�schimmert. Die R�the der entz�ndeten Sclerotica ist eigenth�mlich, indem die Gef�sse in grader Linie zur Cornea laufen und dort nach vielfachen Verzweigungen einen blassrothen Kranz um die�selbe bilden. Nimmt die Entz�ndung der Iris zu, so wird sowohl die R�the der Sclerotica, als auch die Ausdehnung dieser Gef�sse
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*) v. Auimoii a. a. O. .S. 495 u. f.
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Dynamische Krankheiten lt;les Anges.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;139
vermehrt, ja in seltnen F�llen werden die Gefasse der Conjunctiva, welche durch hellere R�the, gr�sseren Umfang und oberfl�chliche Lage von denen der Sclerotica sich unterscheiden, auf der vorderen Fl�che des Auges ausgedehnt, und ihre feinen und dicht gedr�ng�ten Verzweigungen helfen, mit der lebhaften R�the der Sclerotica verbunden, jenen rothen Ring um die Cornea vermehren. Manch�mal verschwinden die Gef�sse, welche jenen Kranz bilden, pl�tzlich am Rand der Cornea und nehmen nach dem inneren Theile des Bulbus lichtere Farben an. Bei sehr heftiger Entz�ndung der Iris ist die F�rbung dieses Kranzes dunkelroth, hat auch die �brige Oberfl�che des Bulbus eine lebhaft rothe Farbe. Jenes Gef�ss-kranzes Entstehen, Ausbildung, der Grad, den er erreicht, und sein Ausgang h�ngt von dem Verlaufe der Iritis selbst ab; erst wenn sie aufh�rt, fangt auch er an zu verschwinden. Der Gef �ss-kranz bei Iritis kann aber auch bald von Congestionen nach dem Annulus Conjunctivae, bald nach dem Orbiculus ciliaris abh�ngen, auf den, wie wir oben gezeigt haben, die Entz�ndung der Iris sich h�ufig fortpflanzt.
Einen andern Ursprung hat jener bl�uliche Ring, der in der Iritis manchmal die Cornea umgibt; hierbei sind die Gef�sse der Conjunctiva und Sclerotica nicht erweitert, aber der an die Cornea gr�nzende Theil der Sclerotica zeigt den circulus Iridis venosns mit Blut �berf�llt*).
sect;, 326.
Augenliderentz�ndung und Schnupfen begleiten, wie jede intensive Ophthalmie auch die Iritis, als Folge des von der Bindehaut auf die Sclmeidersche Membran (Nasenschleimhaut) sich fortsetzenden Reizes, so wie durch die corrodirende Eigenschaft des, die Lichtscheue stets begleitenden vermehrten Thr�nens.
sect;. 327.
Die Lichtscheu pflegt in allen Entz�ndungsstadien vorzu�kommen und dauert gew�hnlich auch dann noch in verschiedenem Grade fort, wenn die Entz�ndimg ihrem Ende sich n�hert. Sie zeigt sich sowohl durch Schliessen der Augenlider, als durch Rol�len des Auges nach oben, welches jedesmal eintritt, wenn die Au�genlider ge�ffnet werden.
sect;. 328.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; _ ^ -
Der Schmerz, der bei Iritis nie fehlt, macht die Kranken sehr unruhig, raubt ihnen allen Schlaf und steigert sich nach erfolg�tem Exsudate auf's H�chste.
*) v. Airanon a. a. O. S. 498.
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160nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Dynamische Krankheiten des Auges.
sect;. 329.
Die allgemeinen Zeichen der Iritis, d. h. diejenigen, welche sich im ganzen K�rper �ussern, sind folgende: Fieber, voller und harter Puls; weissbelegte, trockene Zunge, Erbrechen, Appetitlosigkeit und Stuhlverstopfung. Alle diese Symptome k�nnen insgesammt oder auch einzeln vorhanden sein, oder fehlen, je nach der verschie�denen Constitution des Kranken, oder nach der Ursache und dem Grade der Iritis. Sie entstehen durch die Sympathie, welche durch denNervus sympathicus, der mit den'Ciliamerven zusammenh�ngt, zwischen der Iris und den Assimilationsorganen und denen der Ern�hrung des K�rpers vermittelt wird.
sect;. 330.
Die Ausg�nge der Iritis sind Structur- Farben- und Func-tionsver�nderungen der Iris oder der benachbarten Gebilde und selbst des ganzen Augapfels, welche s�mmdich weiter unten zur Sprache gebracht werden. � Eine bereits metamorphosirte Iris kann sich auch wieder entz�nden, ist sogar dazu vorherrschend geneigt, besonders wenn die Entz�ndung dyskrasischen Ursprungs war. Eine solche ver�ndert die Gestalt der Iris vollst�ndig, geht schnell in Eiterausschwitzung �ber imd inclinirt sehr zur Bildung von Afterproducten, namen�ich von Fungus und Varicosit�ten.
sect;. 331.
Behandlung der Iritis im Allgemeinen. Die Heilkraft der Natur pflegt bei der Iritis gering zu seyn, ja ganz zu fehlen. Die Kunst muss dieser Krankheit schnell und kr�ftig Einhalt thun, weil dieselbe sonst rasch zunimmt, das Auge zerst�rt und blendet. Die Heilung ist also schwierig, besonders weil jeder Ausgang ausser dem der Zertheilung, dem Auge verderblich ist, und weil jede Ausschwitzung oder Eiterung dieses edle Organ zerst�rt. Heilungen, wie sie in den �brigen Theilen des K�rpers bei Ent�z�ndungen selbst nach Ausschwitzungen, Eiterung oder Verh�r�tung, wohl vorkommen k�nnen, tr�ben oder vernichten im Auge theilweise oder g�nzlich die Sehkraft. Zweifach ist also der Zweck, den die Behandlung der Iritis hat, einmal die Entz�ndung rasch zu heben, dann aber ihren fast immer verderblichen Folgen zuvorzu�kommen, oder dieselben, wenn sie eingetreten sind, zu beseitigen *).
Die Mittel, deren man sich zu diesem Zwecke bedient, sind die antiphlogistischen in ihrer ganzen Ausdehnung, und solche �rtliche, welche die schlimmen Ausg�nge durch eine eigenth�mliche Wir�kimg theilweise aufzuheben, oder vorhandene fl�ssige Exsudate, durch Aufsaugung oder Operation zu beseitigen verm�gen.
*) v. Ammon a. a. O. S. 507.
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1. Von der traumatischen Iritis.
sect;. 332.
Die traumatische oder idiopathische Iritis, Iritis trau-matica vel idiopathica, entsteht leicht nach Verwundungen des Bul-bus, besonders nach Stichen, welche Cornea, Iris oder den Ring der Sclerotica n�chst der Cornea oder den darunter liegenden Or-biculus ciliaris treffen; ferner erfolgt sie nach Ersch�tterungen des Auges oder durch fremde K�rper, welche das Auge verletzen. Nach Hornhautwunden entsteht sie meistens schnell imd zeigt sich durch dr�ckende oder stechende Schmerzen, welche den Tag �ber zunehmen und Abends exacerbiren. Es erfolgt Lichtscheue und der geringste Versuch zum Sehen ruft Augenschmerzen und Krampf der Augenlider hervor. Nach bestimmten Zwischenr�umen scheinbarer Ruhe, besonders Nachts, fangen die Schmerzen wieder an zu w�then und rauben allen Schlaf. Manchmal schwellen die Augenlider an, und werden durch Oedem geschlossen; gelingt es, sie zu �ffnen, so sieht man die Conjunctiva der Sclerotica, welche die Cornea wie ein Wall umgibt, so dass diese wie in einer Grube hegt. Zuweilen schwellen nicht die Gef�sse der Conjunctiva der Sclerotica an, son�dern die entz�ndete Sclerotica selbst schickt hellrothe Gef�sse zur Cornea, welche dadurch leicht getr�bt wird und eine genaue Be�trachtung der Iris verhindert. Die Iris wird unbeweglich und starr; die Pupille ist meistens sehr verengt, bleibt aber rund; die Farbe der Iris wird auf die gew�hnliche quot;Weise ver�ndert, sie selbst schwillt bisweilen an, und neigt sich bald nach der Cornea, wo�durch die vordere Augenkammer verengt wird, bald wird sie nach der hintern Augenkammer gezogen. Wurde die Iris selbst ver�wundet, so zeigt sich das aus ihr ergossene Blut meistens im Grunde der vorderen Augenkammer, zuweilen bildet sich wohl auch eine Suggillation zwischen Sclerotica und Conjunctiva. An sym�pathischen Zeichen feldt es nicht. Der ganze Organismus pflegt durch die Iritis traumatica ergriffen zu werden, es stellt sich oft W�rgen und Erbrechen ein, Fresslust und Schlaf fehlen und der Kranke leidet an allen Zeichen eines Entz�ndungsfiebers; in Folge der sehr heftigen Augenschmerzen entstandene k�rperliche Abspan�nung fehlt nie *).
sect;. 333.
Je heftiger die Verwundung der Iris war, desto schneller er-
*) v. Ammon a. a. O. M�ller, Vctcrin�r-Ophthalmologie. II.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;11
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Dynamische Krankheiten des Auges.
leidet sie an ihrem Pupillar - Ringe bemerkliche Ver�nderungen; d�nne, gelbe, schwarze oder weisse F�den bilden sich, welche die jetzt verzogene Pupille anf�llen; sie zeigen uns, dass Synizesis vorhanden ist, und berauben das Auge des Sehverm�gens, wenn sie nach gehobener Krankheit nicht aufgesogen werden, was sehr selten geschieht. Es ereignet sich zuweilen, dass an der vorderen Fl�che der Iris plastische Lymphe ausschwitzt, welche sich, da die Iris nach vorn getrieben zu seyn pflegt, mit der Innern Fl�che der Cornea dann verbindet, wodurch Synechia anterior entsteht. Hat sich auf der entz�ndeten Iris die plastische Lymphe vom Pupil-larrand nach der vorderen Kapselwand erstreckt, so entsteht Sy�nechia posterior; keine leichte Krankheitsform. Die hier aufge�z�hlten Ausg�nge der traumatischen Iritis h�ngen von dem schnellen oder langsamen Verlauf der Krankheit, von der St�rke der Ver�letzung und von der Constitution des Kranken ab *).
sect;. 334.
Es gibt aber auch noch andere Folgen der Iritis traumatica. Einige Stunden nach Beginn der Krankheit verr�th das Thier durch seine grosse Unruhe die heftigsten Schmerzen. Es ist bedeutende Lichtscheue vorhanden, �ffnet man die Augenlider, so st�rzen heisse Thr�nen mit Gewalt hervor. .Nun ergreift die Krankheit mit gr�sserer Heftigkeit von der Iris ausgehend, die Cornea selbst und verbreitet sich auf die Haut der w�ssrijren Feuchtigkeit. Die ergriffene Cornea verliert ihren Glanz, und obgleich nur mit einem leichten Nebel bedeckt, erscheint sie doch gleichm�ssig getr�bt. Ist diese Verdunkelung der Hornhaut bis zum h�chsten Grade ge�diehen, so erscheint ihre innere Fl�che gelb durch Vereiterung und sie selbst bekommt ein todtes Ansehen. Ebenso kann der Ciliar-k�rper von der Entz�ndung ergriffen werden, dann zeigt sich ein blauer Ring um die Sclerotica. Die Verdunklung der Cornea und der w�ssrigen Feuchtigkeit bewirkt, dass man �ber den Zustand der Iris nichts Bestimmtes sagen kann, man muss aber annehmen, dass sie noch viel mehr ver�ndert sey, als die Cornea, wenn man den schnellen Verlauf der Krankheit bedenkt. Sectionen von ab�sichtlich und zuf�llig verwundeten Thieraugen lassen dieses mit grosser Wahrscheinlichkeit vermuthen **).
sect;. 335.
Das Leiden erstreckt sich hierauf immer weiter und verursacht
*) v. Ammon a. a. **) Ebendaselbst.
().
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Dynamische Krankheiten des Auges.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;163
eine innere Vereiterung dea Bulbus. Die Structur der Iris selbst wird ver�ndert, ihr eigenth�inliches Gewebe wird zu einer cellulosen Substanz, es entsteht eiterige Zersetzung, welche ihren mit Blut gemischten Eiter in beide Augenkammern ergiesst. Das Auge schwillt unf�rmlich an und tritt scheinbar aus seiner H�hle hervor.
sect;. 336.
Jetzt folgt Atrophia bulbi. Unter heftigen, klopfenden Schmerzen geht, ohne dass die Kunst es verhindern kann, die Ent�z�ndung in Eiterung �ber. Cornea und Iris werden zerst�rt, die Linse, bisweilen auch ein Theil des Glask�rpers, st�rzt hervor und nach beendigter Krankheit bleibt statt des Auges nur eine atrophische Masse zur�ck.
sect;. 337.
Die Ursachen einer so heftigen Entz�ndung des ganzen Auges in Folge traumatischer Affection der Iris sind verschieden; es ge�h�ren hierher Ersch�tterungen der Augenh�hle durch �ussere Ge�walt, denn manchmal folgt auf dieselben nicht allein Wunde der Iris, sondern auch Zerreissung des Ciliark�rpers, und dann sind die Ausg�nge der darauf folgenden Entz�ndung desto gef�hrlicher. Die Iris, sowie der Augapfel, kann bald mit Absicht verwundet werden, wenn wegen Cataracte eine Operation nothwendig ist, bald zuf�llig. Wir wollen den letztern Gegenstand in's Auge fas�sen und die Wunden der Iris durch fremde K�rper, wel�che den Bulbus zuf�llig trafen, zun�chst betrachten.
sect;. 338.
Solche K�rper sind Splitter von Eisen, Stein, Holz, Glas, Ge�treidek�rner, N�hnadeln etc. Oft �ffnen diese K�rper sich einen Weg unten durch die Cornea und treffen die Iris selbst, dann ent�steht idiopathische Iritis traumatica. Die Diagnose ist zuweilen schwierig, weil den Humor aqueus das ausgetretene Blut tr�bt, und der Augenliderkrampf in Folge der beginnenden Entz�ndung die genaue Betrachtung der Iris verhindert. In diesem Falle ent�steht zuweilen Eiterung, und dann wird das fremde K�rperchen durch das Hypopyon und die darauf folgende theilweise Vereiterung der Cornea aus dem Auge heraus gef�rdert, es bleibt dann nur eine Homhautnarbe zur�ck, mit der die Iris oft verwachsen ist. Zuweilen wird in der N�he der Narbe die Farbe der Iris umge�n�dert und die Iris ist ein wenig verzogen. Doch ist dieser Ausgang nicht der gew�hnliche; fremde K�rper, welche durch die Cornea hindurch die Iris getroffen haben, bewirken nicht immer Suppu�ration, sondern sie k�nnen auch durch einen gelben h�utigen Sack eingeschlossen werden, worauf dann chronische Iritis folgt. Sp�ter
11*
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Dynamische Krankheiten tics Auges.
entstehen die heftigsten Schmerzen, welche, wenn die Cornea nicht ge�ffnet und der fremde K�rper geschickt entfernt wird, zur Himwuth sicli steigern. Die darauf folgende Iritis traumatica zerst�rt alhn�lig das Auge selbst. Dasselbe geschieht, wenn fremde K�rper nach Durchbohrung der Hornhaut in die vordere Augenkammer dringen und in der w�ssrigen Feuchtigkeit schwim�men. Sie reizen die Iris bis zu chronischer Entz�ndung und heben so das Sehverm�gen auf, indem sie Verwachsung der Pupille, ja zuweilen Atrophie des Bulbus herbeif�hren.
Die Erfahrung lehrte v. Ammon ferner, dass chemische Poten�zen (worunter verschiedene Aetzmittel und besonders der am h�u�figsten vorkommende ungel�schte Kalk zu nennen sind) eine Ent�z�ndung erregen, welche, obgleich sie zun�chst das organische Gef�ge der Cornea und ihre Conjunctiva traf, doch von den �usse-ren H�uten des Bulbus, und zwar am meisten von der Cornea aus, durch die innere ser�se Wand zu der Iris �bergeht, und dort eine Iritis erzeugt, welche, zur Aussclnvitzung geneigt, nicht nur die Pupillarr�nder unter sich, sondern auch den ser�sen Ueberzug der Iris mit der hinteren Fl�che der Cornea verklebt. Sie kann auch Veranlassung zu einem Staphylom der Cornea von mancherlei Form werden. Ueber die schlimmen Folgen, welche zuf�llige Ver�wundungen der Iris mit scharfen Werkzeugen haben, lehrt die Er�fahrung Folgendes. Die Form und Lage der Wunde selbst tr�gt nach v. Ammon's mit Herrn Dr. Beger in Dresden an zuf�llig verwundeten Thieraugen gemachten Erfahrungen zu dem entweder g�nstigen oder verderblichen Ausgang mehr oder weniger bei; v. Ammon ist im Stande, hier�ber folgende Erfahrungss�tze mitzu-theilen.
sect;. 339.
L�ngen- und Quereinschnitte der Iris. Auf einfache L�ngen- und Quereinschnitte der Iris folgt beinahe immer eine massige Entz�ndung, es bildet sich durch schnelle Vereinigung eine Nai-be, welche das Gesicht nicht tr�bt und die Pupille nicht verzieht. Selten aber bleibt bei dieser durchdringenden Iriswunde die Linsenkapsel verschont und dann entsteht Cataracta traumatica mit Synechia posterior. Solche Einschnitte der Iris kommen vor, wenn bei dem Hornhautschnitte w�hrend der Staaroperation die Iris vor die Spitze oder Sclmeide des Messers kommt.
sect;. 340.
Stichwunden der Iris. Ganz anders verhalten sich die Stichwunden in der Iris, sie zerren das Parenchym derselben und veranlassen Anfangs zwar nur geringe Reaction, kurz nachher zeigt sich aber wahre Iritis mit gef�hrlicher Hornhautentz�ndung. Die
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Ciliamerven werden dabei leicht gel�hmt, und daher r�hrt der ge�f�hrliche Verlauf dieser Entz�ndungen, welche selten durch Zer-theilung enden, sondern meistens durch Verschw�rung das Auge zerst�ren; gew�hnlich folgt auf heftige Leiden von mehreren Mo�naten ein Staphylom der Cornea. Diese traurigen Ausg�nge der traumatischen Iritis kommen um so leichter zu Stande, wenn der Stich heftig war, und wenn er den Ciliarkreis traf.
sect;. 341.
Abtrennung der Iris vom Ciliarband. Wunden der Iris, welche ihr Parenchym zerreissen, trennen bei st�rkerer Ein�wirkung, entweder die Iris vom Ciliarband ab, oder sie treffen den Ciliark�rper; in jedem Falle erregen sie heftigere Entz�ndung, welche in Eiterung, plastische Ausschwitzung, Synechien, Blutauge oder innere Entz�ndungr des Aujies �bergehen kann. Daher r�hrt die Meinung mancher Menschenaugen - Aerzte, von allen Methoden der k�nstlichen Pupillenbildung sey Iridodialysis die gef�hrlichste, v. Ammon kann im Gegensatz hiervon, nicht umhin zu erw�hnen, dass auf k�nstliche oder zuf�llige Iridodialysis fast nie, weder acute, noch chronische Iritis entstehe.
sect;. 342.
Verwundung der Ir.is durch Ausschneidung ihrer Substanz. Auf diese Art der Verwundung pflegen keine heftige Zeichen der Reaction zu folgen. Auf den entz�ndeten Wundr�ndern sieht man eine geringe Ausschwitzung von plastischer Lymphe, welche bald aufzuh�ren pflegt. Von der L�nge und Breite der Iriswunde h�ngen die verschiedenen Folgen ab. v. Ammon hat Verwundungen beobachtet, wo entweder die ganze Iris, oder ihr gr�sster Theil aus dem Auge vorfiel und verloren ging, ohne dass Iritis, selbst nur eine geringe, entstanden war. Daher ziehen die meisten Augen�rzte die Iridectomie den �brigen Methoden der Pu�pillenbildung vor *).
sect;. 343.
Die Behandlung der Iritis traumatica werde mit K�ckslcht auf ihi-e Heftigkeit und die Constitution des erkrankten Indivi�duums, wie bei der Ophthalmitis idiopathica, geleitet und sey theils prophylaktisch, theils radical. Die erstere besteht darin, dass so�gleich nach der Verwundung der Iris oder des Bulbus eine reich�liche Menge Blutes gelassen und kalte Umschl�ge auf das Auge gemacht werden. Treten nun die entz�ndlichen Erscheinungen in sehr heftigem Grade auf, so wiederhole man die Aderl�sse und ver-
*) v. Ammou a. a. O.
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Dynamische Krankheiten des Auges.
st�rke ihre Wirkung durch Ansetzen von Blutegeln; wiederholen sie sich aber oder sind sie gleich anfangs unter milder, minder activer Form aufgetreten oder ist das erkrankte Thier noch zu jung, zu schw�chlich oder zu weit in den Jahren vorger�ckt, so be�schr�nke man die Blutentziehungen blos auf die �rtlichen. Dabei suche man auch �rtlich die erh�hte Vitalit�t durch Auflegen kalter Fomentationen herabzustimmen, welchen man noch bei Neigung zur Exsudation und Verwachsung der Pupille Belladonnaextract beigibt oder dieses intercurrent besonders instillirt; in welchem letztem Falle Einreibungen grosser Quantit�ten der grauen Queck�silbersalbe ausserdem adhibirt werden m�ssen. Demzun�chst hat man diluirende, auf den Darm ableitende und schw�chende Mittel in Gebrauch zu ziehen, zu welchem Endzwecke die antiphlogisti-schen Salze sich besonders eignen, welche jedoch dann, wenn be�reits ein exsudativer fl�ssiger Erguss in die vordere Augenkammer Statt hatte, durch Calomel zu ersetzen sind.
sect;. 344.
Ist die Entz�ndung sehr hartn�ckig und das erkrankte Indivi�duum von vollsaftiger oder kachektischer Constitution, dann sind nebstdem Ableitungsmittel auf die Haut durch Fontanelle, Haar-seile, reizende Einreibungen von Canthariden- oder Brechweinstein�salben, selbst in verzweifelten F�llen das Cauterium actuale, mit nachher zu unterhaltender Eiterung, in Gebrauch zu ziehen.
sect;. 345.
Zur Entfernung der Exsudate erweisen sich nach vollst�ndig gebrochener Entz�ndung folgende Mittel als die Resorptionskraft beth�tigend, sehr h�lfreich: Cicuta, Arnica, Senega, Tartarus emeticus. Baryta muriatica. Hydrargyrum muriaticum mite, corro-sivum, praecipitatum rubrum, Kali oder Natrum hydrojodinicum, Terebinthina und Oleum Jecoris Aselli.
So gelingt es zuweilen, die schlimmen Nachkrankheiten der Iritis zu verhindern, oder schon ausgebildete zu heben; zuweilen ist aber auch jede H�lfe erfolglos.
2. Von der Entz�ndung der vordem ser�sen Membran der Regen�bogenhaut.
sect;. 346. Bei der Iritis serosa anterior erscheint die �ussere vordere Oberfl�che des Augapfels gl�nzend und feucht, die Iris etwas ge�schwollen und hervorgetrieben, tr�ge in ihren Bewegungen, und die Pupille verengt.
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Dabei erkennt man auf der vorderen und ser�sen Oberfl�che der Iris strotzende Blutgef�sse, welche sich bei voranschreitender Entz�ndung �ber den �brigen Thell der w�ssrigen Feuchtigkeit, der Inneren Bindehaut, verbreiten, die Durchsichtigkeit der Inneren Platte der Hornhaut theilweise aufheben, ihr ein mattes Ansehen geben und sie mit dem rothen Ringe einfassen, einem Gefass-kranze, dessen feine Gef�sse In dem Annulus Conjunctivae sitzen, und mit ausgedehnten Gef�ssen des Ciliarbandes communiciren, das zugleich mit der ser�sen Haut der vordem Augenkammer ent�z�ndlich ergriffen 1st. Alle diese Symptome nehmen zu, wenn die Krankheit in's zweite oder exsudative Stadium �bergeht, wo es zur Exsudation kommt und der gr�sste Thell der vorderen Fl�che der Iris mit lymphatischer Feuchtigkeit �berzogen, davon gleichsam mit einem Schleier bedeckt und verdunkelt wird, welcher die Farbe der Iris zu erkennen verhindert. Dieses lymphatische Exsudat sammelt sich oft im Grunde der ausgedehnten vorderen Augenkam�mer und ist wohl vom Hypoplum zu unterscheiden; sp�ter h�ngen die verzogenen R�nder der Pupille durch ausgeschwitzte Lymphe genau zusammen, wodurch die Bewegung der Iris verhindert wird, und oft fehlt nicht viel, dass das Sehverm�gen g�nzlich schwindet.
sect;.347.
Bisweilen wird bei der Iritis serosa Blut in einzelnen rothen Punkten ausgeschwitzt und dadurch der Humor aqueus roth ge�f�rbt, oder die f�rbenden Bestandtheile des Blutes h�ufen sich am unteren Rande der vorderen Augenkammer an. Bei Sectionen fand v. Ammon sowohl die ser�se Membran der Iris, als das Clliarband verdickt und verbildet, indem diese Membran an Hypertrophie litt, welche, vom orbiculus ciliaris ausgehend, mit einzelnen F�den zur membrana humoris aquei �berging. Die Iris selbst erscheint bei genauerer Betrachtung dicker, als gew�hnlich. Die F�den, welche zur Linsenkapsel gehen, h�ngen hier und da genau mit ihr zusam�men, wodurch leichte, umschriebene Tr�bungen der Kapsel ent�stehen.
sect;. 348.
Bei zunehmender Krankheit beugt die Pupille ihren Rand ein�w�rts und so entsteht Entropium der Iris. Die an den R�n�dern der Iris ausgeschwitzte Lymphe verbindet mit diesem Rande nicht nur die vordere Kapselwand auf mannichfache Weise, son�dern klebt zuweilen auch die R�nder der Pupille unter sich zu�sammen.
sect;. 349.
Die Ausg�nge der Iritis serosa sind: bei nicht sehr heftigem Grade, Zertheilung, Aufsaugung des Exsudats, Wiedserhertellung
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normalen Ansehens und geregelter Function. � Unter minder g�nstigen Verh�ltnissen wird die ser�se Membran hypertrophisch, selbst verh�rtet, daher tr�ge Bewegung der Iris und verzogene Pu�pille. � Oft geht auch die Krankheit in andere pathologische Zu�st�nde �ber und dann entstehen verschiedene Arten von Synechia anterior und Cataracta lymphatica.
sect;. 350.
Die Prognose der einfachen Entz�ndung dieser Membran, ist bei guter Constitution und jugendlichem Alter des erkrankten Individuums im Allgemeinen g�nstig, wogegen sie, wenn die Iritis schon auf eine hohe Stufe gelangt ist oder bei quot;Weiterverbreitung auf das Irisparenchym und bei schnellem Gange der Entz�ndung, �ble Ausg�nge bef�rchten l�sst.
sect;. 351.
Die Diagnose wird nach geh�riger Vergleichung der oben angef�hrten Symptome leicht. Da Iritis serosa mit Entz�ndung der Linsenkapsel verwechselt werden kann, so muss hier angef�hrt werden, dass die Iris Ver�nderungen erleidet, welche vom �usseren Ringe der Iris ausgehen und zur Entf�rbung werden, dass Schmer�zen und Lichtscheue den Kranken qu�len, w�hrend die Iris keine neugebildeten Gef�sse hat.
sect;. 352.
Diese Entz�ndung entsteht entweder idiopathisch nach Ver�letzungen des Auges und Erk�ltungen bei kachektischen, arthri�tischen, bei an impetigin�ser oder exanthematischer Dyskrasie lei�denden Subjecten; oder sie entwickelt sich aus einer vorausge�gangenen nicht vollst�ndig zertheilten parenchymat�sen Entz�ndung der Iris, wie auch aus einer rheumatischen Entz�ndung der Scle-rotica, indem sich die Entz�ndung von dieser auf das unter ihr liegende ser�se Blatt und von diesem auf die vordere Fl�che der Iris ausbreitet.
sect;. 353.
Die Behandlung dieser Entz�ndung wird nach den bei der idiopathischen Iritis angegebenen Regeln geleitet. � Bei rascher Entwickelung der Entz�ndung muss man zur Ader lassen, reich�lich Blutegel um das Auge und hinter die Ohren setzen und k�h�lende abf�hrende Salze oder durchschlagende Dosen von Calomel anwenden. � Das Auge werde mit einer leichten Compresse be�deckt, gegen Licht geh�rig gesch�tzt und eine antiphlogistische Di�t angesetzt. � In die Umgegend des Auges l�sst man die graue Quecksilbersalbe mit Opium, Extractum Hyoscyami oder Bella-donnae reichlich einreiben. � Mindert sich die Entz�ndung, dann dienen Ableitungen durch Blasenpflaster oder Einreibung der Scharf-
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salbe hinter die Ohren, besonders wenn exanthematische oder im-petigin�se Affectionen im Spiele sind *).
Die bei der idiopathischen Iritis empfohlene Function der Horn�haut findet auch hier ihre Anwendung, sobald ein ser�ses Exsudat die vordere Augenkammer sehr �berf�llt und die Transsudation und Resorption desselben zu langsam vor sich geht. Jedoch ist diese Operation, ob der damit verbundenen Verletzung, bei rheumati�schem Charakter der Entz�ndung minder zul�ssig.
3. Von der parenehymat�sen Entz�ndung der �egenbogeuhaut.
sect;. 354. _ Iritis parenehymatosa ist diejenige Entz�ndung, welche im eigendichen Gewebe der Iris selbst iluen Sitz hat. Es leidet also prim�r der Theil der Iris, welcher zwischen der Hydromeninx und der Uvea liegt, es werden demnach die das Organ bildenden Gef�sse der Iris und das damit eng verbundene Bildimgsgewebe desselben von der Entz�ndung ergriffen.
sect;. 355. Unbeweglichkeit der Iris und Lichtscheue sind die ersten Er�scheinungen dieser Entz�ndung, dann Avird die Pupille eckig, mei�stens verzogen, nicht selten verengt, die Farbe der Iris ist ver��ndert, das Sehverm�gen geschw�cht, und Conjunctiva und Scle-rotica sind mehr oder weniger ger�thet. Beim h�chsten Grade der Entz�ndung ist Lichtscheue vorhanden, das Sehverm�gen g�nzlich verloren, die Fupille fast verschlossen, die angeschwollene Iris nach der Hornhaut vorgedr�ngt; dabei Fieber.
sect;. 356. Es kommen hier folgende Ausg�nge vor: 1) Zertheilung, 2) Ausschwitzung plastischer Lymphe, 3) Vereiterung, 4) Blu�tung, 5) Verdickung der Iris. Wenn sich Eiterung bildet, was entweder an der vordem oder hintern ser�sen Fl�che, selten an beiden zugleich geschieht, so zeigt sich die Iris dunkel gef�rbt und ist die w�ssrige Feuchtigkeit getr�bt. Schwitzt der Eiter in die Augenkammern aus, so bildet sich ein Hypopyum, das manchmal aufgesogen wird, zuweilen aber aucli die Iris mit der Cornea und Linsenkapsel krankhaft verbindet. Eiterausschwitzung in das Ge�webe der Iris kommt ebenfalls vor, und bildet dann einen Abscess. Hat plastische Ausschwitzung an der vordem Fl�che der Iris Statt, so wird die nat�rliche Farbe des humor aqueus getr�bt und die Form der Pupille ge�ndert, indem sie alsdann eckig verzogen ist.
*) Chelius a. a. O. Bd. 1. S. 233 u. f.
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Daher bilden sich Adh�sionen der Iris mit der Linsenkapsel, durch plastische Ausschwitzung in das Gewebe der Iris selbst, entsteht Verdickung der Iris, welche sich unter den verschiedensten Formen und Farben zeigt und eine grosse Reihe pathologischer Metamor�phosen veranlasst. Im Allgemeinen ist diese Art der Iritis f�r das Gesicht gef�hrlicher, als die ser�sen.
sect;. 357.
Es kann diese Entz�ndung aus �usseren und inneren Ursachen entstehen. Zu den ersteren geh�ren Wunden, zu den letzteren Dys-krasien, namentlich die gichtische, welche sogar eine eigene Spe�cies, die gichtische parenehymat�se Entz�ndung der Iris abgibt. Sie kommt gleichzeitig mit anomaler Gicht oder nach wahrer Gelenkgicht vor. Bei Beginn der, aus einer ausgebildeten arthri�tischen Dyskrasie der S�fte entsprungenen Iritis zeigt sich eine eigenth�mliche Eosenr�the der Sclerotica, auf welche bald E�the und eine geringe Geschwidst der Conjunctiva folgt, wobei ihre Ge-f�sse eine deutliche Neigung sich zu erweitern zeigen, und am vor�deren Theile der Sclerotica von der Cornea durch einen bl�ulichen Ring laquo;getrennt sind. Die Farbe der Iris selbst ist, wie in jeder andern Entz�ndung, ver�ndert; eine braune Iris wird r�thlich, eine graue oder blaue gr�nlich; die Iris selbst schwillt an, besonders in der Mitte, was sich gegen die Pupille hin deutlich zeigt. Die Pupille selbst beh�lt ihre normale Lage, wird aber enger und bei l�ngerer Dauer der arthritischen Entz�ndung erscheint sie durch plastische Lymphe, welche besonders nach den Abendexacerba-tionen ausgeschwitzt zu werden pflegt, eckig und getr�bt. Zu�weilen, wenn die Pupille ganz verschlossen-ist, erlischt das Seh�verm�gen bis auf die geringste Lichtempfindung.
sect;. 358.
Zu bemerken ist, dass zuweilen mit der plastischen Lymphe einzelne Bluttheile ausschwitzen, welche selten aufgesogen werden, sondern in der vordem Augenkammer bleiben und dadurch die Ent�artung vermehren. Die verdickte und nach der Cornea hin vorge�dr�ngte Iris bietet dann einen sonderbaren Anblick dar. Sie leidet n�mlich entweder an allgemeiner oder partieller Hyperthrophie, wodurch ihr ser�ser Ueberzug und ihr eigenes Gewebe, sowie ihre Farbe ver�ndert werden. In einer so ver�nderten Iris entstehen leicht neue Gef�sse, welche gew�hnlich vom Ciliarbande ausgehen und nach der Pupille hin verlaufen. Allm�lig nehmen sie an Zahl und Grosse so zu, dass die ganze vordere Augenkammer mit der von ihnen ausgeschwitzten Lymphe erf�llt und die Hornhaut ver�dunkelt wird. Diesen krankhaften Zustand der Iris hat v. Ammon �fters genauer nach dem Tode untersucht. Das eigenth�mliche
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Gewebe der gesunden Iris ist dann schon verschwunden und man kann nichts sehen, als eine zellige, innig zusammenh�ngende Masse, in der sich weder einzelne Ger�sse, noch einzelne Nerven unter�scheiden lassen. Zweimal hat v. Ammon bei einer solchen hyper�trophischen Iris die Linse verdunkelt gefunden, die Kapsel hing vollkommen mit der Uvea zusammen, auch Chorioidea und Glas�k�rper waren entartet.
Eine Abart der gichtischen Irisentz�ndung ist die, welche aus anomaler Gicht entspringt und den oberfl�chlichen Theil der Iris nebst dem ser�sen Ueberzuge ergreift. Diese Art geht schnell in's Hypopyum oder in eiterige Ausschwitzungen �ber, welche hier und da in der Hydromeninx erscheinen.
sect;. 359.
Ueber die Prognose bei der gichtischen Iritis ist Folgendes zu bemerken. quot;Wenn die Krankheit aus anomaler Gicht entstanden ist und den oberfl�chlichen Theil der Iris einnimmt, so wird sie leichter geheilt, als die parenchymat�se gichtische Entz�ndung, welche von eingewurzelter Gicht herr�hrt; denn leichter werden die bei der ersten stattfindenden eiterartigen Exsudationen aufge�sogen, als dass die Hypertrophie getilgt wird, welche die zweite Art von Iritis begleitet und sie dem Sehverm�gen sehr gef�hrlich, zu K�ckf�llen geneigt und schwer heilbar macht. Man muss aber auf den Grad des Augenleidens und der allgemeinen Krankheit (Gicht) achten; denn ist die allgemeine Dyskrasie weniger ausge�bildet, so hat eine Augenentz�ndung von gleich schlimmem Aus�sehen weniger Gefahr fur das Auge, als bei vollkommen gich�tischer Diathese.
sect;. 360.
Die Behandlung ist anf�nglich eine streng entz�ndungswi�drige und zuletzt eine specifische, antiarthritische. Zu ersterer be�dient man sich allgemeiner und �rtlicher Blutentziehungen, ablei�tender Mittel auf den Darmcanal und die �ussere Haut, zu letzterer dagegen, der AntimoniaUen und Mercurialpr�parate, des Terpen-thin�ls und des Leberthrans.
4. Von der Entz�ndung der Uvea oder des hinteren ser�sen Ueberzuges der Iris.
sect;. 361. Die Uvea, die hintere ser�se Fl�che der Iris, wird nicht sel�ten von Entz�ndung befallen, welche die Neuem Uveitis nennen. Nach v. Ammon's Beobachtungen gibt es eine Uveitis primaria und secundaria. Entz�ndung des Parenchyms der Iris oder ihres
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vorderen ser�sen Ueberzugs areht leicht auf die Uvea �ber, zuweilen entstellt aber die Entz�ndung in der Uvea prim�r und verharrt darin, ohne gleichzeitige Affection des Irisparenchyms oder der Wasserhaut. Die Entz�ndung kann aber auch von der Uvea auf die Linsenkapsel �bergehen und ebenso umgekehrt; ergreift die Entz�ndimg beide Gebilde zugleich, so ist es Iridoperiphakitis. Nach dein verschiedenen Sitze und Urspr�nge der Uveitis wechseln die Symptome dieser Krankheit.
sect;. 362. Zu Anfang der Uveitis ist der Pupillarrand d�nner und sch�r�fer, als er im normalen Zustande ist, eigentlich ausgezackt, etwas nach hinten gewendet, so dass ein Entropium der Iris sich zeigt. Manchmal ist der Pupillarrand so mit Pigment gef�rbt, dass ein schwarzer Ring daran erscheint, was nur mit bewaffnetem Auge deutlich erkannt wird. Die Bewegung der Pupille ist tr�ge, selbst ganz aufgehoben. Zuweilen wird ein Saum von dunkelsilbergrauer E�rbung an dem Rande der runden Pupille beobachtet. Zuweilen wird die Pupille l�nglich, oder unregelm�ssig mit gez�hntem Rande. Dass die vordere Fl�che der Iris in diesem Stadium der Krankheit noch nicht ergriffen sey, zeigt genugsam ihre unge�nderte Farbe. Nach den, von v. Ammon angestellten anatomisch-pathologischen Untersuchungen r�hrt dieser eigenth�mliche Saum der Iris von der vermehrten und ver�nderten Secretion des Pigmentes her, welche sich von der Uvea aus in die vordere Augenkammer verbreitet. Diesem Symptome gesellen sich andere bei, welche man an der vorderen Fl�che des Auges und besonders bei braunen Augen wahr�nimmt. Ein blauer Ring, der wegen Ueberf�llung mit krankem Blute durch die Sclerotica hindurchschimmernde Arculus venosus Iridia umgibt Cornea und Iris, der Pupillarkreis derselben wird dicker, und ragt dadurch in die vordere Augenkammer hinein; der mittlere Kreis und der Ciliarring verschwinden, statt ihrer erschei�nen Furchen, welche speichenf�rmig von dem Pupillarringe bis zur Sclerotica laufen. Die Furchen sind schwarz oder dunkel gef�rbt, in den zwischen ihnen liegenden und hervorragenden Theilen ist die Farbe heller, obgleich sie nicht nat�rlich genannt werden darf. Die Iris selbst hat kein belebtes, bewegliches, sondern ein todtes Anselien. Alle diese Symptome sind Folgen der krankhaft ver�mehrten Pigmentabsonderung im Parenchyme der Iris, auf welches die Entz�ndung der Uvea sich fortgepflanzt hat. Oefters bemerkt man auch, dass wegen der vermehrten Absonderung des Pigmentes im Parenchyme der Iris ihr mitderer Ring sich erhebt, daher in die vordere Augenkammer hineinragt, und wie ein auf die Iris ge�legter Kranz aussieht. Dabei �ndert sich jedoch die Form der
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Pupille nicht. Eine solche Pigmentalanschwellung des Irisparen-chym's ist immer das bestimmte Zeichen einer Irisplethora und geht manchmal der Uveitis voran; v. Ammon will jedoch dies Symptom nicht etwa als pathognomonisch f�r die Krankheit selbst bezeichnen. Manchmal wird auch der Ciliarkreis der Iris im Ver�laufe der Uveitis hypertrophisch.
sect;. 363. Nimmt die Entz�ndung derUvea zu, so wird gerinnbare Lym�phe auf derselben ausgeschwitzt; sie ist hier nicht weiss, sondern gelb, in's Braune spielend und Avird durch die Ausw�chse an dem durch die Ausschwitzung gezackt erscheinenden Rande der Uvca erkannt. Diese Hervorragungen vergr�ssern sich nach dem Pu�pillenrande hin knopff�rmig, und sind meistens unbeweglich, weil ihr K�rper klein bleibt. W�chst derselbe in die L�nge, so flottirt wolil das ganze Gebilde, was v. Ammonjedoch nur selten beobachtet hat. Eine andere Form von Pupillarrandexcrescenzen, welche die Uveitis begleiten, ist die, dass kleine K�rperchen am Pupillar-ringe der Iris an ihrem Rande erscheinen, welche von Einigen Kondylome genannt werden. Bei diesen Ausschwitzungen pflegt sowohl der Umfang, als auch die Bewegung der Pupille vermindert, und der nat�rliche Glanz der Iris aufgehoben zu werden. Der schwarze Pupillarrand wird bei Zunahme der Krankheit breiter und ungleich, die Iris wird dick und vollkommen unbeweglich, wobei ihre Farbe verschiedene Ver�nderungen erleidet.
r sect;� 364-In diesem krankhaften Zustande nimmt eine braune Iris eine
gelbgr�nliche Farbe an, mit braunen eckigen Flecken untermischt, ein blaues, ein graues oder graugelbliches Colorit. Schreitet die Krankheit fort, so wird die Pupille sowohl durch die Verdickung der Iris und �vea, als auch durch Zunahme der Ausschwitzung g�nzlich geschlossen und verschwindet allm�lig. Auf der vorderen Fl�che der Iris kommen nicht selten, w�hrend aus der Uvea gelbe Kn�tchen hervorkeimen und auf dem Pupillarringe erscheinen, se�r�se Ausschwitzungen von dreieckiger Form vor. Sie entspringen mit breiter Basis vom Ciliarkreis der Iris und richten ihre Spitzen nach dem Centrum der Kapsel; sie haben die Form von Pterygien und v. Ammon hat sie deshalb Pterygium Iridis genannt. Diese ser�sen Neubildungen erscheinen bald in gr�sserer, bald in gerin�gerer Anzahl, doch v. Ammon hat nie mehr als acht in einem Menschen-Auge gesehen. Je heftiger die Entz�ndung der Uvea ist, desto st�rker die Zunahme dieser Ausschwitzungen; die Linsenkapsel wird jetzt beinahe immer verdunkelt, ganz so wie die Cornea ihren Glanz verliert, wenn die Pterygienspitzen auf
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174nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Dynamische Krankheiten des Auges.
sie, sich erstrecken; nahe bei diesen dreieckigen Ausschwitzun�gen pflegen gelbe Kn�tchen zu erscheinen, so dass. die Pu�pille durch die Ausw�chse beider Arten vollkommen ausgef�llt wird. Eine solche Iris gew�hrt einen eigenth�mlichen Anblick, der um so mehr die Aufmerksamkeit der Aerzte erregen sollte, je dunkler der Ursprung dieser Ver�nderung ist. Sie scheint von der Sympathie abzuh�ngen, welche zwischen der vorderen und hin�teren Fl�che der Iris verm�ge ihrer ser�sen Structur besteht. Da�gegen bleibt die Verschiedenheit der Functionen beider Fl�chen der Iris im pathologischen Zustande unver�ndert, da auf der vorderen die Secretion der w�ssrigen Feuchtigkeit, auf der hinteren die des Pigmentes fortdauert.
sect;. 365. Durch die Aufschwellung der Uvea wird die herrliche Structur der Iris g�nzlich zerst�rt. Nicht selten wird durch Resorption die vordere Fl�che der Iris so d�nn, dass man glauben sollte, die festen Fasern der Iris trennten die vorgetriebene Uvea in mehrere trau-benf�rmig hervorragende Kn�tchen ab; durch diese gegen die Cor�nea vorgedr�ngten Erhabenheiten wird die vordere Augenkammer verengt. Diese Entartung der ganzen Iris kommt zuweilen gegen das Ende der Uveitis vor, und st�rt beinahe immer das Sehver�m�gen, hebt es w'ohl auch ganz auf.
sect;. 366. W�hrend der Uveitis wird die Linsenkapsel nicht selten ge�tr�bt. Diese Tr�bung entsteht daher, dass im Verlauf der Uveitis zugleich mit der Uvea die Linsenkapsel entz�ndet wird, dieses er�kl�rt sich durch den innigen Zusammenhang zwischen Uvea und Linsenkapsel, quot;welcher durch den Orbiculus capsulociliaris vermit�telt wird; und in solchen F�llen kann man die Uveitis wohl auch Iridoperiphakitis nennen. Diese Tr�bung der Kapsel ist entz�nd�licher Natur, die leichte wolkige Tr�bung wird allm�lig immer un�durchsichtiger, so dass an der vorderen Kapselwand kleine Flecken von verschiedener Form und Grosse erscheinen, welche mit bewaff�netem Auge leicht unterschieden werden; sie sind von verschiedener Farbe, gew�hnlich zwar weiss, zuweilen aber auch braun, oder braunschwarz. Diejenigen irren offenbar, welche solche schwarze Flecken f�r Pigment halten, das von der Uvea k�me und sich ab�gel�st h�tte. Nach dieser Ansicht folgt auf die Iridoperiphakitis bei�nahe immer unheilbare Synechia totalis. Betrachtet man die vordere Kapselwand mit bewaffnetem Auge, so sieht man im Anfange der Krankheit feine mit Blut erf�llte Gef�sse, welche der Pupille ge�gen�ber nach dem Centrum der Linse verlaufen und verschiedene Formen annehmen. Nicht selten sind diese Gef�sse mit einer leichten
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Tr�bung umgeben, welche theils durch plastische Materie, welche die Gefasse absondern, gebildet wird, theils von Erweichung der Substanz der Kapsel selbst abzuh�ngen scheint. Diese Kapsel�entz�ndung wird nicht selten geheilt, geht aber doch h�ufiger in theilweise Cataracta capsularis �ber, welche dann unheilbar wird. Es ist der M�he sehr werth, k�nftig genauer die Art und Weise zu beobachten, wie diese Entz�ndung entweder in Zertheilung, oder in Undurchsichtigkeit �bergeht.
sect;. 367.
In Augen, welche an Uveal - Kapselentz�ndung l�ngere Zeit gelitten haben, findet man folgende Ver�nderungen: das Parenchym der Iris bildet eine zellige Masse mit vielem verschiedenfarbigen und krankhaften Pigment durchsetzt; es ist keine Spur mehr �brig von der eigenth�mlichen Structur dieses Organes; die Mannichfal-tigkeit der Farben, welche in dem gesunden Auge zugegen zu seyn pflegt, schwindet g�nzlich in dem todten. In der Uvea sieht man schwarzes Pigment in grosser Menge; diese ist so hart, dass ein Br�ckchen davon leicht zerbricht. Die Uvea erscheint unter einem solchen Pigmente gelblich - weiss und faltig. Die Linsenkapsel zeigt theilweise Verdunkelungen verschiedener Farbe und Form. Der Ciliarkranz erscheint am meisten von dem krankhaften Pijmiente gef�rbt, dessen Farbe mehr braun als schwarz ist- Ein Theil der Retina, welcher dem Ciliarkranze nahe liegt, pflegt dicker als ge�w�hnlich zu seyn, die Chorioidea scheint zuweilen krankhaft, n�mlich blasser als gsw�hnlich, wegen der Ver�nderung des Pigmentes und der Farbe desselben.
Die Entz�ndung der Uvea besteht ihrer Natur nach in einer Ansammlung von krankhaftem Blut in den Capillargef�ssen, wo�durch zun�chst eine Anschwellung entsteht, sodann das Pigment sowohl in gr�sserer Menge, als in ver�nderter Weise abgesondert wird, und endlich auf der Uvea plastische Stoffe hervortreten. Nicht immer wird die Uvea allein von Entz�ndung ergriffen, ge�w�hnlich leiden noch andere Theile der Iris und des Auges zugleich mit der hinteren Fl�che der Iris, z. B. die Linsenkapsel, die Re�tina und Chorioidea, wor�ber uns besonders die pl�tzliche Abnahme und Alienation des Gesichtes belehren, wenn die Pupille noch nicht durch Ausschwitzung geschlossen ist. In Bezug auf die Ursachen erscheint ihre verschiedene Entstehungsweise ver�nderlich nach der verschiedenen Constitution, nach Temperament und sonstigen Le�bensverh�ltnissen des erkrankten Individuums; das aber scheint uns nicht zu bezweifeln, dass jeder Uveitis irgend eine Dyskrasie im K�rper des Kranken, entweder spontan entstanden, oder von aussen eingebracht, zu Grunde liege. Diese Ursache �ussert sich zuerst
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als Congestion nach dem Kopfe und dann nach den Augen, und erregt hier dann Uveitis. Mit Eecht wird von Manchen die impetigin�se Dyskrasie als Ursache der Uveitis angef�hrt. Oefter sah v. Ammon Uveitis auf einem Auge entstehen, wenn das andere verwundet worden war, dann war aher immer ein leidender krankhafter Zu�stand des Blutes in dem Subjecte vorhanden, denn v. Ammon er�scheint es kaum glaublich, dass in dem Auge eines ganz gesunden K�rpers Uveitis entstehen k�nne.
sect;. 3G8. Die Therapie der Uveitis hat folgende Indicationen zu erf�llen; zuerst d�mpfe man die locale Entz�ndung, hierauf bek�mpfe man die allgemeine Dyskrasie, aus der die Uveitis sich entwickelt hat, dann rege man die Aufsaugung des plastischen Exsudates an, und f�hre die fehlerhafte Pigmentabsonderung wo m�glich auf den Nor�malzustand zur�ck.
IX. Von der Entz�ndung der Linsenkapsel.
sect;. 369. Die Entz�ndung der Linsenkapsel, Inflammatio capsulao lentis , Capsulitis, Capsitis, kommt selten f�r sich allein vor, ge�w�hnlich ist sie Begleiterin der Eegenbogenhaut - und Traubenhaut�entz�ndung und entwickelt sich sehr langsam. Auf der vordem Fl�che der Linsenkapsel bemerkt man eine grauliche Tr�bung und mit Blut gef�llte Gef�sse, �hnlich jenen der Bindehaut. Die Kapsel selbst, erscheint aufgeschwollen und im Umfange vermehrt. Dieser Zustand reflectirt sich sowohl auf der Oberfl�che, als im Innern des Auges, ganz besonders auf den ser�sh�utigen Gebilden; das Auge ist glanzlos, die Hornhaut tr�be, die Bindehautgef�sse mit Blut gef�llt, die Sclerotica scheint bl�ulich unter denselben hervor. Die Iris ist gew�hnlich anders gef�rbt, besonders an ihrer kleinen Zone, anf�nglich sind ihre Bewegungen lebhafter als gew�hnlich, werden aber sp�ter sehr tr�ge. Die Traubenhaut lockert sich auf und schl�gt sich nach aussen um und wird in der gew�hnlich verengten Pupille sichtbarer. Steigert sich diese Entz�ndung sehr hoch, so vergr�ssert sich das Gef�ssnetz in der Kapsel so zwar, dass ver�l�ngerte Gef�sse zur Traubenhaut gehen und femer auch auf der hintern und concaven Kapselfl�che Gef�sse sichtbar werden, welche die Linsensubstanz durchdringen und nach vom laufen.
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sect;. 370.
Der Ausgang dieser Entz�ndung ist im g�nstigsten Falle Zertheilung, welche bei zweckm�ssiger Behandlung gerne erfolgt. Kommt es nicht zu diesem Ausgange, so bleibt die Tr�bung der Kapsel und steigert sich zur Undurchsichtigkeit, woraus die ver�schiedenen Arten des grauen Staares entstehen.
sect;. 371.
Diese Entz�ndung ist die h�ufige Folge traumatischer Einfl�sse, unterdr�ckter Haut- oder anderer absondernder Th�tigkeiten, star�ken Blutandranges nach dem Kopfe, daher sie h�ufig bei Zugvieh beobachtet wird, ebenso und sehr h�ufig geht sie aus Dyskrasien hervor oder erfolgt auf rheiunatisch - arthritische AfFectionen des Auges.
sect;. 372.
Die Behandlung bei der Capsulitis ist �rtlich und allgemein entz�ndungswidrig: Blutegel, kalte Umschl�ge, Hautreize, Calomel; bei dyskrasischen Complicationen Schwefel und Antimonialien.
X. Von der Entz�ndung der Glashaut.
sect;. 373.
Die Entz�ndung der Glashaut, Inflammatio membranae hyaloideae, Hyalitis, wird prim�r und secund�r beobachtet. Prim�r entsteht sie nach Verletzungen oder Ersch�tterungen des Augapfels durch Operationen, Schl�ge oder andere Verwundungen, auch bei Gicht und bei impetigin�sen Metastasen d�rfte sie prim�r beobachtet werden; secund�r geht sie aus acuten oder chronischen Entz�n-dungen der Sclerotica, der Chorioidea, der Linsenkapsel oder der Retina hervor. Als ser�sh�utiges Gebilde und mit einer Schlag�ader, der arteria centralis retinae, versehen, ist sie sehr zu Entz�n�dungen geneigt.
sect;. 374.
Nach mechanischen Verletzungen entsteht die Entz�ndung in der Kegel nicht sogleich, sondern erst 4 � 5 Tage darauf, und ist auch dann noch schwierig zu erkennen, da ihre Symptome ge�w�hnlich mehr subjectiv als objectiv sind, weshalb ihre Diagnose beim Menschenauge nicht so vieler Schwierigkeit unterliegt, als
M�ll p r, Vclerin�r-Ophlhalmologie. II.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; |2
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178nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Dynamische Krankheiten des Auges.
beim Thlerauge. Als erste Ersclieinungen bei ihrem Entstehen f�hrt man eine, mit dunkler ��the verbundene Geschwulst des obern Lides, chemotische R�thung und Auftreibung der Bindehaut des betreffenden Auges und bedeutende Lichtscheue an, welchen dann nach Verlauf einiger oder mehrerer Tage eine matte, graugelbliehe Tr�bung in der Tiefe des Auges folge, die sp�ter noch von sicht�licher Spannung und Volle des Augapfels begleitet werde und con � sensuelle Reizung, selbst paralytischen Zustand und Entf�rbimg der Regenbogenhaut, sowie lymphatisches oder eiteriges Exsudat, Ver�dunkelung der Glashaut, Glaukom, Aufl�sung der Glasfeuchtig�keit, Synchysis, und endlich g�nzliche Erblindung herbeif�hre. Auch kann sich aus deren heftigem Grade Ophthalmitis hervor�bilden.
sect;. 375.
Die Prognose bei dem, so occulten \erlaufe dieser Entz�n�dung und der schwierigen Erreichbarkeit dieses,, auf niederer Stufe der Vegetation stehenden Organtheiles ist immerhin zweifelhaft, obwohl im ersten Zeitr�ume der Entz�ndung durch eine recht zweck-m�ssige und energische Behandlung Zertheilung gelingen kann; w�h�rend die Entz�ndung, sobald man die Tr�bung des Glask�rpers deuflich zu erkennen vermag, unaufhaltsam voranschreitet, und zur Exsudation auf der Fl�che der Glashaut sowohl, als auf jener der Retina f�hrt.
sect;. 376.
Die Behandlung der Hyalitis werde durch Anwendung einer intensiven Antiphlogose geleitet und dabei besonders noch auf eine allgemeine und �rtliche Anfachimg der Resorption durch reichlichen, bis zur Salivation fortgesetzten Mercurialgebrauch hingewirkt. Aus-schwitzimgen und Verengung der Pupille sucht man durch Ein�tr�ufeln von Belladonnaextractaufl�sungen zu beseitigen und un�sch�dlich zu machen.
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XI. Von der Entz�ndung der Gebilde in der Augengrube.
sect;. 377. Es kann die Entz�ndung in der Augengrube in verschiedenen Gebilden urspr�nglich entstehen, n�mlich: in den Augenmuskeln und ihren Scheiden, in dem Fettpolster und in dem Periost.
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sect;. 378.
Ausgezeichnet sind ihre Erscheinungen durch Geschwulst zwi�schen Bulbus und Augenlidern, Anschwellung der Augenlider, na�mentlich der oberen, erschwerte oder ganz gehinderte Beweglichkeit des Augapfels, Hervordr�ngen desselben (Exophthalmia) und Fort�pflanzung der Entz�ndung auf die Oberfl�che oder das Innere des Augapfels. Als Ausg�nge dieser Entz�ndung sind namhaft zu machen: Zertheilung, Verh�rtung, Eiterung, Caries und Nekrose, ver�nderte Stellung der Augenlider (Ectropium), und Zerst�rung des Bulbus.
sect;. 379.
Ihre Ursachen sind entweder traumatische oder Erk�ltung oder Dyskrasien, vorzugsweise impetigin�se.
1. Von der Entz�ndung der Augenmuskeln und ihrer Scheiden.
sect;. 380.
Ein an der Entz�ndung der Augenmuskeln leidendes Thier geberdet sich sehr unruhig, verr�th auf diese, wie jede andere Weise lebhaften, gegen Abend und Temperaturwechsel sich steigernden, mit allgemeinen Fieberbewegungen verbundenen Schmerz und ver�mag eine freie Bewegung des Augapfels kaum auszuf�hren, oder die Augenlider zu schliessen. Die Sclerotica erscheint leicht ge-r�thet, die Pupille verengt, die Iris tr�ge, die Lichtempfindung krankhaft gesteigert und die Thr�nenabsonderung vermehrt.
Ist nur ein Muskel entz�ndet, so kehrt sich der Augapfel ge�gen die leidende Seite. Steigert sich bei ung�nstigen Verh�ltnis�sen die Entz�ndung, so gewinnt sie eine gr�ssere Ausbreitung, afficirt die Sclerotica in sehr hohem Grade, paralysirt endlich die Muskeln und die Ciliarnerven entsprechender Seite gibt, sonach dem Augapfel eine schiefe Stellung (Schielen, Strabismus), l�sst die Pupille erweitert, imbeweglich und einseitig verzogen erschei�nen, wobei das Sehverm�gen ganz oder theilweise unterdr�ckt ist. Auch kann statt der Paralyse Eiterung in den entz�ndeten Muskeln eintreten, deren Ausgang Zerst�rung des Muskels, des naheliegenden Zellgewebes und selbst des Augapfels seyn kann.
sect;. 381.
Die Behandlung der Entz�ndung der Augenmuskeln erfor�dert die �rtliche Anwendung der K�lte, sobald sie traumatischen Ursprungs ist; bei rheumatischem Anlasse ausser �rtlichen Blutent�ziehungen, trockene W�rme und Ableitungen auf die Haut. � Paralysen machen vorzugsweise fliegende Vesicantien in die Um�gegend des Auges und besonders nach dem Laufe des Nervus
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Dynamische Krankheiten des Auges.
frontalis oder ein Cauterium in die Fossa mastoidea gesetzt, noth-wendig. � Ist aber die Entz�ndung in Abscess - und Eiterbildung �bergegangen, so bat man f�r baldige Er�ffnung des Abscesses Sorge zu tragen, die Oeffnung durch Einlegen einer Charpiewieke offen zu halten und durch Einspritzen einer schleimigen oder nach Umst�nden gelind adstringirenden Fl�ssigkeit die Heilung von innen nach aussen zu bewirken.
2. Von der Entz�ndung der Knochenhaut, der Angongrube.
sect;. 382.
Acuter Verlauf. Bei objeetiv wahrnehmbarem heftigem Schmerze zeigt sich die Beweglichkeit des Augapfels gehindert, und erscheint dieser starr gegen Lieht und die leiseste Ber�hrung sehr empfindlich, wird auch die freie Beweglichkeit des oberen Augenlides erschwert und zeigt sich an dessen Rande eine dunkle R�the und �de-matose Anschwellung. Die Bindehaut zeigt E�the, die Pupille Ver�engerung und Starrheit, die schleimigen Absonderungen sind unter�brochen, dagegen jene der Thr�nen periodisch vermehrt. Unter Zu�nahme dieser Erscheimmgen tritt der Augapfel mehr aus seiner H�hle hervor, entz�ndet sich auf seiner ganzen Oberfl�che und erhebt sich das begleitende Fieber zu einem bedeutenden Grade. Bricht sich die Entz�ndung nicht fr�her, so geht sie unter wiederholtem Schau�der und Sch�ttelfroste von dieser Stufe zur Eiterbildung �ber, wobei die Augenlider imd die Umgegend des Auges �demat�s anschwel�len , Bindehaut und Augenlider dunkelroth werden. Die den Aug�apfel umgebende Geschwulst wird darauf weicher und zeigt an verschiedenen Stellen Fluctuation.
sect;. 383.
Chronischer Verlauf. Die chronische Entz�ndung der Augengrubeknochenhaut verl�uft oft ohne sichtliches Zeichen; ausscr einiger Lichtscheue, vermehrtem Thr�nen, etwas stierem Blicke, ist kaum eine Ver�nderung zu gewahren, bis sich endlich zwischen dem Orbitalrande und dem Bulbus eine schmerzhafte Anschwellung zeigt, die dann unter st�rkern entz�ndlichen Affectionen des Auges und �demat�ser Anschwellung der Tarsalr�nder der Augenlider sich erweicht und nach aussen aufbricht.
sect;. 384. _
Ursachen. Der acuten Form liegen vorz�glich mechanische Einwirkungen oder heftige Erk�ltungen zum Grunde, w�hrend die chronische Form innerem Leiden, krankhafter S�ftemischung, durch nicht geh�rig kritisirten Rheumatismus oder Gicht oder durch schnell zur�ckgetriebene Psora herbeigef�hrt, ihre Entstehung verdankt.
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sect;. 385.
Ausg�nge: Zertheilung nach zweckm�ssiger Behandlung, sonst Eiterung, Caries und Nekrose; Verdickung und Ausw�chse der Knochen und, wenn die Entz�ndung und Eiterung auch in die Sch�delh�hle sich fortsetzt, der Tod. � Bei ausgebreiteter Entz�n�dung in der Orbita bilden sich oft zahlreiche Fistel�fFnungen in den Augenlidern, und an den Schl�fen, der Augapfel wird meistens zerst�rt oder das Sehverm�gen geht g�nzlich verloren. Wenn die Eiterung und Caries partiell ist, so wird nach ihrem Sitze ausser dem �blen Einfl�sse auf den Bulbus, zu verschiedenen Zerst�rungen und Formver�nderungen der Augenlider, Ectropium und Lagoph-thalmos Veranlassung gegeben, wodurch das Auge ebenfalls gef�hr�det wird. Besteht die Caries an der inneren Seite der Orbita, so kann durch Zerst�rung der Knochen der Eiter in die Nase oder Kieferh�hle sich ergiessen.
sect;. 386.
Bei der acuten Entz�ndung der AuKcnh�hlenknochenhaut ist eine streng entz�ndungswidrige Behandlungsweise indicirt, bei traumatischen Ursachen dienen ausserdem kalte Umschl�ge und bei grosser Neigung zur Suppuration, kr�ftige Einreibungen der grauen Salbe zur Zertheilung. Bei chronischer Form dieser Ent�z�ndung hat man wiederholt massige �rtliche Blutentziehungen zu H�lfe zu nehmen, zertheilende, die Aufsaugung beth�tigende Ein�reibungen anzuwenden und eine, den Causahnomenten und vorwal�tender Dyskrasie entsprechende, allgemeine Behandlung einzuleiten. Der Uebergang in Eiterung werde durch erweichende Umschl�ge bef�rdert und der Abscess bei deutlicher Fluctuation kunstgerecht ge�ffnet, der freie Abflugs des Eiters m�glich gemacht und etwai-crer Ueberffang der Vereiteruns in F�ide oder Brand des Knochens durch ein entsiirechendes, nach den allgemeinen Regeln der Kunst eingeleitetes, Verfahren behandelt.
3. Von der Entz�ndung des Zellgewebes in der Augengrube.
sect;. 387. Diese Entz�ndung ist in der Regel die Folge von Verletzun�gen, vorzugsweise von Stichwunden oder Erk�ltung. Sie charak-terisirt sich durch Anschwellung und Hervortreibung des Augen�lides, so wie durch eine gleichm�ssige Geschwulst zwischen dem Bulbus und dem Orbitalrande, bei deren Zunahme die Bindehaut hervorgetrieben und der Bidbus nach der, dem Sitze der Geschwulst entgegengesetzten Richtung getrieben wird. Weiter vorangeschritten.
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verbreitet sich die Entz�ndung auch auf den Augapfel und geht in Eiterung �ber, in welchem Falle das obere Augenlid dann noch mehr geschwillt und die Bindehaut durch den angesammelten Eiter vorgedr�ngt wird, der sodann gew�hnlich durch letztere seinen Weg nach aussen nimmt. Wird der Eiter l�ngere Zeit in der Orbita zur�ckgehalten, so ergreift er die Knochenhaut und die Knochen, ebenso die Augenmuskeln, wodurch Fortsetzung des Uebels auf das Gehirn, sowie fehlerhafte Stellung des Auges und Gefahr f�r die Erhaltung des Sehverm�gens veranlasst wird.
sect;. 388.
Auch kann diese Entz�ndung chronisch verlaufen, wo einige Zeit nach einem muthmasslichen �usseren Anlasse, meist aber auf �ble Mischung der S�fte, in Folge zur�ckgetretener Psora und dergl. gew�hnlich unter dem Orbitalrande eine kleine Geschwulst entsteht, die wenig schmerzt, den Bulbus aber mehr oder weniger dislocirt. Der Uebergang der Geschwulst besteht in Eiterung oder Verh�rtung.
sect;. 389.
Die Behandlung dieser Entz�ndung macht die Anwendung kr�ftiger Antiphlogose nothwendig; bei traumatischen Anl�ssen m�ssen anhaltend kalte Umschl�ge auf das Auge und dessen be�nachbarte Umgebung gemacht, ausserdem Aderl�sse, Blutegel, Ab�f�hrmittel und nach Umst�nden Ableitungen auf die Haut in Wirk�samkeit gesetzt werden. Nach gebrochener Entz�ndung und zu�r�ckgebliebener Anschwellung bedient man sich mit Nutzen der grauen Quecksilbersalbe. War jedoch Eiterung der Ausgang der Entz�ndung, so ist der Eiter bald zur Reife zu bringen, zu ent�leeren, sowie f�r dessen freien Ausfluss, bis zur v�lligen Heilung, Sorge zu tragen.
sect;. 390.
Die chronische Entz�ndung suche man auf gleiche Weise durch wiederholtes Anlegen von Blutegeln, erweichende Kataplas-men, graue Quecksilbersalbe, zeitweisse Ableitungen in den Nacken oder hinter den Ohren und durch reizende Pflaster oder Salben, zur Zertheilung und Aufl�sung zu f�hren.
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XII. Von der intermittirenden oder periodischen Augenentz�ndung.
sect;. 391.
Die intermittirende Augenentz�ndung, Mondblind�heit, Ophthalmia intermittens, ophthalmia equi periodica, franz. Lunatisme, engl. Moondblindness, entwickelt sich entweder aus einem constitutionellen und erblichen Fehler oder aus einer speciel-len Anlage des Thieres oder aus einem allgemeinen Leiden des K�rpers oder auch auf Einwirkung �usserer Sch�dlichkeiten, oder ist die Folge vor�bergegangener langwieriger �usserer und innerer Entz�ndungen des Auges, die mit mehr oder weniger beunruhigen�den Symptomen in periodisch eintretenden Anf�llen wiederkehren und eben so bestimmte Intermissionen zwischen sich lassen; zuerst die Verrichtungen der Organe, dann die Substanz derselben an�greifen , sie in ihrem Gef�ge und Form der Art ver�ndern, dass sie sogar fr�her oder sp�ter bemerkbar bleibender Ver�nderung und Untaughchkeit unterliegen.
sect;. 392.
Diese Anf�lle erneuern sich in mehr oder weniger entfernten Zeitr�umen, entweder alle vierzehn Tage, vier Wochen, woher die Benennung Mondblindheit, alle zwei Monate, halbj�hrig oder nach einem Jahre.
Bei sehr grossen Zwischenr�umen ist es indessen oft zweifelhaft, ob die Anf�lle Folgen der Intermittens oder neuer Sch�dlichkeiten sind, was bei sol�chen Ophthalmieeu, die nach langen Zwischenr�umen, z. B. nach Jahresfrist sich wieder einstellen, unbedingt angenommen werden muss. � Sie sind von jenen Ophthalmiccn, welche eigentliche Wechsclfieber als Symptome begleiten, zugleich auch von den typisch eintretenden und in Remissionen �bergehenden Exacer-bationen verschiedener z. B. rheumatischer, gichtischer und anderer Entz�ndun�gen , so wie von den Paroxismen der Ncuralgiecn des Auges wohl zu unter�scheiden. � Audi unter sich weichen sie in Ansehung der Heftigkeit der Anf�lle und der Beschaffenheit der Erscheinungen oft wesentlich von einan�der ab.
sect;. 393. Die Symptome der aussetzenden Augenentz�ndung gleichen jenen der Augencntziindungen �berhaupt; je nachdem sie zum ersten Male auftritt, schon mehrere oder wenige Anf�lle von ihr dagewe�sen, die Constitution des Thieres oder die pr�disponirenden und die Gclegenheitsursachen verschieden sind, gewinnen die Symptome ein mehr oder weniger drohendes Ansehen.
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sect;. 394.
Erscheint die periodische Augenentz�ndung zum ersten Male oder sind ihr nur einige Anf�lle vorhergegangen und nimmt sie nur einen gelinden Verlauf, so r�thet sich die Bindehaut der Augen�lider wie jene des Augapfels, wobei Lichtscheue in h�herm oder geringerm Grade zugegen ist und die Augenlider in letzterm Falle halb geschlossen gehalten werden und in fortw�hrender Agitation begriffen sind, aber nur leicht angelaufen erscheinen, w�hrend sie in ersterm Falle v�llig geschlossen sind, beim Auflegen der flachen Hand vermehrte W�rme zeigen und eben bei Ber�hrung oder Oeff-nen, Str�me von Thr�nen durchlassen, die oft so �tzend sind, dass dort, wo sie h�ufig hinfliessen, die Haare ausfallen und die Haut ange�tzt wird. Die durchsichtige Hornhaut sieht matt und getr�bt aus, die Blinzhaut ragt mehr, als gew�hnlich hervor und bedeckt einen gr�ssern Theil des Augapfels am innern Augenwinkel; die w�ssrige Feuchtigkeit in beiden Augenkammem ist mehr oder we�niger getr�bt, wodurch der Blick in die Tiefe des Auges erschwert wird, die Eegenbogenhaut oft nur undeutlich zu erkennen ist und ein eigenth�mliches, in's Gelbliche oder Grauliche ziehendes An�sehen bekommt.
In der getr�bten w�ssrigen Feuchtigkeit schwimmen wolken�artige , weisse oder gr�nliche Flocken, welche sich auf den Boden der vorderen Augenkammer setzen, wo sie als ein gelblicher, eiter��hnlicher, oft auch r�thlicher Satz erscheinen, bei Bewegungen des Kopfes sich wie Schlamm auf und nieder bewegen und manchmal durch das Sehloch gehen und sich auch dort zwischen die Rearen-bogenhaut und Linse legen. Diese Tr�bung der w�ssrigen Feuch�tigkeit r�hrt von einer plastischen Ausschwitzung auf der vorderen Fl�che der Iris her, welche ausser der angegebenen F�rbung noch ein unebenes, gleichsam rauhes Ansehen erh�lt, indem von jener flockigen, exsudirten Masse Theilchen, wie kleine kurze Piaare, an ihrer vordem Oberfl�che h�ngen bleiben. In der fast unbeweglichen und sehr verengten Pupille zeigen sich die hervorragenden B�schel�chen der Traubenhaut so zusammengedr�ngt, dass jene oft ganz unwegsam wird.
Heftigere F�lle begleiten Appetitlosigkeit, Verstopfung, St��rung in der Blutwegung und auffallende Traurigkeit.
Diese Erscheinungen entwickeln sich in der Regel schon inner�halb 24 Stunden zu dieser H�he; gegen das Ende des Anfalles, nach dessen 4 bis 5, meist 8 bis lOt�giger, manchmal 2 bis 3w�-chentheher Dauer der Krankheit, nehmen unter g�nstigen Verh�lt�nissen die Zuf�lle der Entz�ndung etwas ab, vermindern sich die R�the und Geschwulst, wird die matte Hornhaut gl�nzender, kl�rt
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sich die getr�bte Augenkammcrnfl�ssigkeit auf, und �ffnet sich unter Abnahme der Lichtscheue das Auge freier; dabei vermindert sich die, obwohl noch iiir einige Tage etwas vermehrt fortdauernde Thr�nensecretion und es kehrt, wenn die Entz�ndung keine orga�nische Verbildung hervorgebracht hat, das Auge wieder zu seiner vorigen normalen Beschaffenheit und Verrichtung zur�ck, nur dass die Pupille des ergriffenen Auges noch durch eine Zeit von 8�14 Tagen etwas enger bleibt, als auf dem gesunden Auge.
Zuweilen reeidivirt die Entz�ndung sogleich wieder, macht aber dann einen weit kurzem und gelindern Verlauf.
sect;. 395.
War �brigens das Auge schon wiederholt diesen Unf�llen aus�gesetzt und wurde dasselbe hierdurch f�r eine Ueberreizung noch empf�nglicher gemacht oder wirkten die vei-anlas senden Ursachen sehr heftig ein und sind die �usseren oder die constitutionellen Ver�h�ltnisse des Thieres sehr ung�nstig, so nimmt sie einen weit inten�sivem Charakter an und verbreitet sich auf die tiefer liegenden Gebilde des Augapfels und greift tiefer in die Organisation des Auges ein. Das Sehen wird dann matt und undeutlich, die Augen�lider sind geschwollen imd heiss, kleben an ihren mit Schleim �ber�zogenen E�ndern zusammen, zeigen entweder w�ssrige oder durch Erschlaffung der Blutgef�sse entstehende Geschwulst, oder werden welk, runzelich und h�ngen schlaff und wenig beweglich herunter; die Oberaugengruben f�llen sich aus; die Bindehaut nimmt eine matt rothe oder schmutzig blasse auch bl�ulichte Farbe an und ist ebenfalls erschlafft und aufgelockert; die Thr�nencarunkel und der Nagel lockern sich auf, nehmen an Umfang zu oder schwinden nebst den andern Theilen des Auges. Die Tr�buno- der Hornhaut ist bei weitem st�rker und erscheint als ein schmaler, �ber den ganzen Umfang der Hornhaut unregelm�ssig verbreiteter und wol�kenartig in die Fl�che der Hornhaut sich verlierender blauer Ring, oder verdunkelt sich ganz oder theilweise durch Absetzung fremd�artiger Stoffe, von welchen ihr die F�rbung eines Schiefers mitge-theilt wird; an ihrem Umkreise zeigt sie eine unz�hlige Menge kleiner rother Gef�sse, die sich unmerklich nach ihrem Centrum hin verlieren, auch zeigen sich auf ihr manchmal kleine Geschw�re; die w�ssrige Feuchtigkeit erleidet die oben beschriebene qualitative Ver�nderung und Mischung von fremdartigen Materien, vermindert oder vermehrt ihre Quantit�t, je nach dem obwaltenden Verh�ltnisse zwischen Absonderung und Aufsaugung, manchmal findet sich statt ihrer, eine ganz neue Substanz oder sie verschwindet g�nzlich; die Iris partieipirt st�rker an der Entz�ndimg, wechselt ihre Farbe, blasst ab, verliert ihre Empfindlichkeit g�nzlich, sowie ihre Form,
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180nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Dynamische Kninkheitcu des Auges.
expandirt sich oft bis zur Aimullirung der Pupille oder contrahirt sich bis auf einen schmalen Streifen; dabei ist die Retina h�chst empfindlich, daher grosse Lichtscheue und starkes Thr�nen, oder man bemerkt im Hintergrunde des Auges, wenn, wie bisweilen ge�schieht, die Hornhaut einige Durchsichtigkeit behalten hat, auch die Linse noch nicht getr�bt oder schon g�nzlich aufgesogen ist und die Glashaut sich noch nicht verdunkelt hat, statt der dunkel�blauen, eine gr�nliche, matte, etwas in's Br�unliche spielende F�r�bung, wegen welcher und ob der eingetretenen Torpidit�t, die Eetina zu ihrer Verrichtung unt�chtig wird.
Ganz neue Gebilde nehmen die Stelle der gesunden Organe ein und es wird endlich der ganze Bulbus atrophisch und zieht sich in die Augenh�hle zur�ck. Da in den Anf�llen die Ursache der Zerst�rung oder wenigstens der Verschlechterung des Auges liegt, so wird eine solche um so eher eintreten, je k�rzer die Zeit�r�ume sind, in welchen die Anf�lle wiederkehren. � Entweder werden beide Augen des n�mlichen Individuums zugleich ergriffen, oder gew�hnlicher, nur eines.
sect;. 396.
Hat das Auge mehrere Anf�lle erstanden, so zeigt es auch in der freien Zwischenzeit verschiedene Ver�nderungen. Es bleiben die Augenlider etwas angeschwollen, das untere h�ngt schlaff herab, das obere ist in der Mitte etwas in die H�he gezogen und zeigt mehrere senkrecht an demselben herablaufende, h�ufig in zitternder Bewegung begriffene Falten; die Wimpern h�ngen herab und die Meibomischen Dr�sen sind angeschwollen. Durch die Erschlaffung des unteren Augenlides, sowie durch eine h�ufig zur�ckgebliebene Empfindlichkeit des Auges gegen die Einwirkung der Luft oder des Lichtes, thr�nt das Auge leicht und es fliesst die Thr�nenfl�s-sigkeit aus dem inneren Augenwinkel �ber die Nase und �tzt die Haare dort, und in der Gegend unter demselben weg. Die Augen�lidspalte verkleinert sich, woher das Auge kleiner erschemt, als das nicht erkrankt gewesene. Im ganzen Umkreise des Bandes der Hornhaut sieht man einen schmalen, bl�ulich nebeligen King, wel�cher gegen den Mittelpunkt des Augapfels hin, sich allm�lig ver�liert oder es finden sich auch verschiedene andere Flecken oder Verdunkelungen auf oder in dem Gewebe der Hornhaut, welche das Sehverm�gen ganz oder theilweise aufheben. � In den Augen�kammern bleiben in Folge der geschehenen Ergiessung und nicht zu Stande gekommenen Resorption, die genannten Massen in fl�s�siger oder festerer Gestalt zur�ck. Es zeigen sich Verwachsungen zwischen der vorderen Flache der Regenbogenhaut und der Horn�haut , zwischen deren hintern Fl�che, der Uvea, und der Linsen-
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Dynamische Krankheiten des Auges.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;187
kapsel und auch zwischen den E�ndern der Pupille unter sich. Die Pupille ist enger, als am gesunden Auge und bei bestehender Verwachsung mit der vorderen Fl�che der Linsenkapsel, verzogen. Als Product der vorhergegangenen Entz�ndung bleiben undurch�sichtige Punkte und tr�be Stellen in der Linsenkapsel zur�ck, die besonders nach einem neuen Anfalle an Umfang zunehmen und auf diese Weise zuletzt den grauen Staar bilden. Auch der sensiblen Sph�re des Auges verbleiben complete oder partielle Alienationen, wozu man partielle oder totale Amaurose zu rechnen hat. Der auf solche Weise ver�nderte Augapfel schwindet zu gleicher Zeit, wird kleiner, l�sst mehr von der weissen Haut des Auges sehen und sinkt tiefer in die Augenh�hle zur�ck.
sect;. 397.
Die Ursachen, welche die intermittirende Augenentzundung hervorrufen und ihr zum Grunde liegen, sind pr�disponirende, aus sere und innere.
sect;. 398.
Zahlreiche Beobachtungen thun dar, dass die Erblichkeit von den Eltern, namentlich vom Vater auf die Jungen, eine der ge�w�hnlichsten pr�disponirenden Ursachen, die Anlage, zu dieser Augenkrankheit des Pferdcgeschlechtes abgibt.
Junge und alte Pferde sind dieser Augenkrankheit mehr aus�gesetzt, als die vom mittlern Lebensalter und zwar aus dem Grunde, weil in diesen �ussersten Epochen des Lebens, die noch nicht v�llig ausgebildeten und w�hrend der Dentitionsperiode ohnehin h�ufiger Reizung ausgesetzten, oder im h�hern Lebensalter schon ge�schw�chten Organe des Auges, nicht kr�ftig genug sind, den sch�d�lichen Einfl�ssen hinl�nglichen Widerstand entgegen zu setzen. Eine vorherrschende Anlage zu diesem Ucbel will man auch bei Schimmeln und Kappen beobachtet haben. Bei Melangen dieser F�r�bung fand auch Leblanc eine Inclination dazu, welche Bemerkung derselbe gerade nicht als allgemeine Regel gelten lassen will, aber daf�r h�lt, dass zAvischen den Zeichnungen des Felles und dem Temperamente, folglich zwischen diesen F�rbungen und der Anlage zur erw�hnten Krankheit, ein Zusammenhang stattfinde. � Man d�rfte vielleicht nebst dem, den Grund zu dieser Pr�disposition in dein mindern Keichthume an schwarzem Pigmente und der, daraus hervorgehenden mangelhaften Verdunkelung des Augengrundes finden. � Pferde von schwammigem Baue, mit grossen K�pfen, kleinen tiefliegenden Augen � sogenannten Schweinsaugen �, dicken wulstigen Augenlidern und mattem Blicke, enger Brust, grossem Bauche, lymphatischer Constitution, weichem und schlaffem Faserbauc, einer Architectur und Organisation, wie sie bei Pferden
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188nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Dynamische Krankheiten des Auges.
niedriger Gegenden, wie in Holstein, Friesland, Niedersachsen, Ostpreussen, und in einigen Provinzen Oesterreichs, besonders in B�hmen vorkommt, incliniren vorzugsweise zur Mondblindheit. Selbst aber auch die englischen. Limousiner und andere gute Pferde-Ea^en incliniren oft zu dieser Ophthalmie. � H�ufiger scheinen Ganzpferde, Hengste und Stuten, als Wallachen davon befallen zu werden. � Acquirirt kann ferner auch eine Anlage zu dieser Form, wie �berhaupt zu Augenentz�ndungen, welchen eine Kachexie zum Grunde liegt, durch fehlerhafte F�tterung, Pflege und durch den Aufenthalt in dumpfigen, dunklen und unreinen St�llen und auf feuchten Wiesen, werden, dies vorzugsweise von kaum gebornen Fohlen.
sect;. 399.
Angehend die �usseren urs�chlichen Momente, wie solche bisher angef�hrt worden sind, so k�nnen solche einzeln oder in Verbin�dung mit einer gewissen Pr�disposition zur Entwickelung dieses Uebels Anlass geben, �brigens aber ist deren gr�ssere Anzahl nur als entfernt wirkende zu betrachten.
Was man �ber den Einfluss des Mondwechsels und des Mond�lichtes auf die intermittirende Augenentz�ndung und auf die Augen der Pferde, welche die N�chte im Freien zubringen, gesagt hat, d�rften wohl nur grundlose Vermuthungen seyn. Ersteren hat Leblanc niemals best�tigt gefunden, letztern h�lt er nur f�r schein�bar, da es die Nacht und die in ihr obwaltenden Verh�ltnisse sind, nicht aber das Mondlicht, die das Uebel hervorrufen; es hat der�selbe zwar ein Zusammentreffen des Mondwechsels mit den perio�dischen Anf�llen der Krankheit bemerkt, dabei aber auch jedesmal die ungesunde Atmosph�re mit im Spiele gefunden. Nach dessen Beobachtungen ist eine Periodicit�t der Anf�lle am gew�hnlichsten lt;gt;egen die Zeit der Ta^- und Nachtffleiche und vorz�glich um die des Fr�hjahres bemerkbar. Unstreitig ist aber, nach seiner Mei�nung, daran die st�rmische Witterung, nicht Sonne und Mond schuld, obschon diese die Grundursache seyn m�chten, indem es �berhaupt schwer sey, die Einwirkungen der Gestirne genau kennen zu ler�nen, da eine unendliche Menge zuf�lliger Umst�nde der Genauig�keit, mit welcher man die Hypothese �ber die Entstehung der An�f�lle verfolgen m�sste, im Wege st�nden.
Die Oertlichkeit des Aufenthaltes, vorzugsweise in Gegenden mit vielen stehenden W�ssern und Moorgrund gibt h�ufig auch ein urs�chliches Moment von Bedeutung f�r diese Augenkrankheit ab, da unter deren Einfluss nicht sowohl die Mischung der Luft, als auch die Qualit�t des Futters von ihnen bedingt ist.
Das Futter tr�gt zur Entwickelung dieser Krankheit nicht nur
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durch seine physischen Eigenschaften bei, in Bezug auf das Kauen und Verdauen, sondern auch durch die schlechte Beschaffenheit als Nahrungsmittel �berhaupt, wodurch die Verrichtung des Speise-canais gest�rt und die ganze tierische Oeconomie in Mitleidenschaft gezogen wird. �� Der Einfluss der physischen Eigenschaften des Futters bezieht sich vorz�glich auf das Kauen, indem hartes Futter das Zahnfleisch und folglich auch die Organe reizt, die mit ihm in naher Verbindung stehen, um so mehr, wenn die Kinn�laden und deren Muskeln den geh�rigen Grad der Ausbildung und St�rke noch nicht erlangt haben, wo es auf eine doppelte und sehr bemerkliche Weise sch�dlich wirkt; einmal, weil es das junge Thier durch Beraubung einer ihm von der Natur bestimmten Nah�rung schw�cht und dann, weil das Futter, was gekaut werden soll, viel zu hart f�r die zarten Organe des Fohlens und zu schwer ver�daulich ist, daher Krankheit des Darmcanals und daraus ein allge�meines und auf das Auge reflectirtes Leiden hervorzurufen, im Stande ist. Ebenso nachtheilig ist der pl�tzliche Uebergang von gr�nem, weichem, leicht verdaulichem Futter zu trockenem und hartem bei jungen Thieren. Sowie aber Mangel und schlechte Be�schaffenheit der Nahrungsmittel als pr�disponirende Ursachen zur intermittirenden Augenentz�nduqg zu betrachten sind, so kann man ebenfalls auch zu reichliche und gute Nahrung, welche fett macht, unter die indirecten Ursachen derselben rechnen. Uebrigens ist die Fettheit des K�rpers, welche von �berm�ssigem, w�ssrigem Futter herr�hrt, ungleich sch�dlicher, als die durch trockenes und gut eingetheiltes entstehende.
Auch zeigt die t�gliche Erfahrung, dass schlecht eingerichtete, feuchte und dunkle, nicht luftige und heisse St�lle eine wichtige Ur�sache der Mondblindheit abgeben, oder wo eine Anlage dazu schon vorhanden ist, neue Auf alle veranlassen; von gleich beg�nstigendem Einfl�sse auf die Hervorbildung dieses Uebels sind schlechte War�tung, Vernachl�ssigung der �usseren Pflege und Reinlichkeit, beson�ders das, aus fauliger, w�ssriger oder urin�scr Streu sich ent�wickelnde ammoniakalische Gas.
Femer ist auch die Art der Besch�ftigung der Thiere von we�sentlichem Einfl�sse auf die Entstehung der intermittirenden Au-^nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;genentz�ndung der Pferde und Maulesel, die zum Ziehen gebraucht
werden. Es unterliegen dieselben diesem Uebel um so h�ufiger, je empfindlicher sie ein zartes oder je schw�cher sie ein h�heres Alter macht und je weniger dieselben nach ihrer Organisation zu diesen Besch�ftigungen sich eignen.
Endlich geh�rt hierher noch der allzu h�ufige und rasche Wech�sel grellen Sonnenlichtes mit g�nzlicher Dunkelheit, wie auch von
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190nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Dynamische Krankheiten des Auges.
weissen W�nden reflectirtes oder durch grosse Glasfenster gerade auf das Auge des Thieres fallendes Lieht. Wenn auch unter dem Einfl�sse des Lichtes alle organischen Functionen lebhafter und energischer von Statten gehen, so ist es doch l�ngst erwiesen, dass ein allzu heftiges und anhaltendes Einstr�men starken Lichtes in's Auge, durch �berm�ssigen Reiz nachtheilig wird und zu �ftern Au�genentz�ndungen, endlich zur Ersch�pfung des Sehverm�gens und zur Blindheit f�hrt; ebenso ist es bekannt und gewiss, dass bei g�nzlicher Finsterniss oder zu schwachem Lichte das, des n�thigen Lichtreizes entbehrende Auge, seine Sensibilit�t g�nzlich verliert oder doch bei pl�tzlichem Uebergange an's helle Tageslicht, in eine krankhafte Empfindlichkeit versetzt wird*). Wir sind geneigt, die�ses urs�chliche, �ussere Moment in Bezug auf die Genese dieser Ophthahnie fur ganz besonders relevant anzusehen, da die Erfah-rung lehrt, dass ein, nach vorhergegangener Entz�ndung durch Verdunkelung der durchsichtigen Medien, bei grauem Staare u. s. w. einmal erblindetes Auge niemals mehr von der intermit-tirenden Augenentz�ndung befallen wird. Einen weitern Einfluss noch auf das Auge und den ganzen Organismus �bt das Licht, in�soweit dasselbe mit AV�rme und Elektricit�t verbunden, grossen Antheil an den Ver�nderungen in jjer Atmosph�re hat, deren Wech�sel eine h�ufige excitirende Ursache der intermittirenden Ophthal�mic ist. Angehend den Wechsel in der Temperatur, so verdient derselbe, als durch Zugluft und ver�nderliche Witterung herbeige�f�hrt, ebenfalls bei Ermittelung der urs�chlichen Momente in Be�tracht gezogen zu werden, indem man aus dem, durch ihn bewirk�ten schnellen Wechsel der Hauttemperatur die h�ufigste Ursache der in Rede stehenden Augenkrankheit herzuleiten geneigt war und die Folgerung zog, dass wahrscheinlich rheumatische Dyskrasien dieser Krankheit zum Grunde l�gen und dies um so mehr, da nach Anwendung der K�lte das Uebel an Heftigkeit zunimmt.
sect;. 400. Zu den inneren veranlassenden Ursachen der periodischen Au�genentz�ndung geh�ren verschiedene allgemeine und �rtliche Uebel, wie ein erh�ht erethischer Zustand der pereipirenden nerv�sen Ge�bilde des Auges, eine h�ufige Folge der verschiedenen Formen von Phlogosen und Neurosen; die Druse, wenn sie sich ung�nstig ent�schieden hat oder unterdr�ckt worden ist; die Schabe und Mauke, wenn sie lange angedauert und sich weit verbreitet hatten und
*) S. Handbuch der gesammten gerichtlichen Thierarzneikunde von J. E. Veith. Wien, 183G. S. 244.
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durch zur�cktreibende Mittel pl�tzlich unterdr�ckt worden sind; die gesteigerte Irritation beim Ausbruche der Backenz�hne, sowie auch der Haken; Stuten, deren rege gewordener Gesclilechtstricb keine Befriedigung findet oder bei welchen das Saugen durch den Tod des Fohlens oder schnelle Hinwegnahme desselben, pl�tzlich unterbrochen wird, pflegen auch an heftigen Augenentz�ndungen zu erkranken, welche sp�ter den Charakter der Periodicit�t anneh�men k�nnen. Diese und andere Krankheitsanl�sse wirken noch weit intensiver auf das Auge und um so beg�nstigender f�r die Entstehung periodischer Ophthalmien, wenn sie mit �usseren Sch�d�lichkeiten zusammentreffen, die, auch ohne besondere Anlage, ent�weder durch die Intensit�t oder durch die Dauer ihrer Einwirkung, f�r sich allein im Stande sind, dieses Uebel zu veranlassen.
. sect;' 40.1-. Die Erkenntniss der intermittirenden Augenentz�ndung, mit
so wenig Schwierigkeiten sie verkn�pft ist, so bald das Uebel in einem h�hern Grade besteht oder nach vielf�ltig vor�bergegangenen Anf�llen bedeutende Spuren seines Daseyns zur�ckgelassen hat, ist sehr erschwert, wenn die Krankheit erst im Beginnen oder in einem'leichten Grade vorhanden ist und das Auge durch die fr��heren, massigen Anf�lle des Uebels noch wenig gelitten hat und es wird eine solche nur dann gewiss, wenn man die pathognomischen Merkmale der Krankheit selbst, sowie ihre nachbleibenden, in sect;. 396 angegebenen, Merkmale und Ver�nderungen am Auge in genaue W�rdigung zieht. Jedoch liefern diese, im Einzelnen be�trachtet, noch keinen hinreichenden Bewreis f�r die fr�here Gegen�wart der Mondblindheit, weil sie auch nach gew�hnlichen Augen�entz�ndungen sich finden und von diesen keineswegs mit jener Sicherheit unterschieden werden k�nnen, welche die Diagnose fest begr�nden oder bei einer gerichtlichen Untersuchung gen�gen d�rfte. Zu einer verl�ssigen Entscheidung geh�rt die Beobachtung des Verlaufes und der ein- oder mehrmaligen Wiederkehr des Ent�z�ndungsanfalles selbst und um mit vollkommener Gewissheit dar��ber zu erkennen und zu bestimmen, dass es die Mondblindheit und keine andere Form der Augenentz�ndung sey, muss man wenig�stens zwei Perioden gesehen haben. Selbst jene Entz�ndimg, die von einer �usseren mechanischen Verletzung herr�hrt, kann in der ersten Periode, in dem Augenblicke, wo Geschwulst, K�the, Hitze, Lichtscheue, Thr�nenfluss im h�hern Grade zugegen sind, wo die Augenliderspalte zur Untersuchung nicht einmal geh�rig er�ffnet werden kann, eben so wenig mit Verlassigkeit von einer Entz�n�dung anderer Art, als von der Mondblindheit unterschieden werden. Daher ist auch die Verwechslung mit Augenentz�ndungen anderer
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192nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Dynamisclie Krankheiten des Auges.
Art so leicht, dass nur die gr�sste Vorsicht und die genaueste Pr��fung aller Umst�nde und oft nur die l�ngere Beobachtung des kranken Thieres vor einem irrigen Urtheile sch�tzen kann. Nach g�nzlich vor�bergegangener Entz�ndung k�nnen die zur�ckgeblie�benen Spuren ihres fr�hem Daseyns nur dann als Zeichen der Mondbhndheit gelten, wenn mehrere der fr�her angegebenen Zei�chen in Uebcreinstimmung beobachtet werden *) und dazu vielleicht noch eine pr�disponirende Organisation weiter best�tigenden Beleg abgibt.
J. 402.
Da die Mondblindheit ein G e w�hr s fehl er ist, so gibt sie nicht selten einen Gegenstand zu gerichthcher Klage ab, deren Entscheidung von dem veterin�r�rztlichen Gutachten abh�ngig ist. � Es wird n�mlich diese Krankheit aus Betrug verhehlt, aus Un�kenntnis s oder nat�rlichem Irrthume verkannt oder in betr�geri�scher Absicht angedichtet und nachgebildet.
Den Umstand der grossen Schwierigkeit in der Feststellung der Diagnose der Mondblindheit ben�tzend, geben die Pferdeh�nd�ler diese Krankheit f�r eine traumatische oder rheumatisch-catarrha-lische aus und wissen absichtlich durch k�nstliche Eingriffe, der Krankheit das Ansehen einer leichtern Form f�r die schwierigere zu geben oder durch andere, etwa mittelst einer absichtlichen Ver�letzung der Augenlider, die Untersuchung des inneren Auges zu erschweren, um die Gegenwart oder die zur�ckgebhebenen Spuren der Mondblindheit der Untersuchung zu entziehen.
Vorgesch�tzt Avird die Krankheit auch, um einen g�ltigen Grund zur E�ckklage zu erlangen; betr�gerische K�ufer suchen zur Erreichung ihrer Absicht mittelst scharfer Stoffe, �tzender zwi�schen oder unter die Augenlider gebrachten Fl�ssigkeiten und dergl. nach dem Grade der Einwirkung einen beliebigen Grad der Ent�z�ndung hervorzurufen oder aber es kann eine zuf�llig entstandene Entz�ndung unter beg�nstigenden Verh�ltnissen sich h�her steigern und von Seite des K�ufers f�r Mondblindlieit genommen werden.
Wo ein derartiger und zweifelhafter Fall dem Thierarzte zur Begutachtung vorkommt, ist es stets gerathen f�r ihn und am sichersten, das kranke Thier einstweilen unter unpartheiische Auf�sicht zu bringen, oder es auch dem Verk�ufer in Verwahrung zu geben, welcher, da sein eigener Nutzen davon abh�ngt, die meiste Sorgfalt f�r die Genesung des Thieres tragen wird, damit dasselbe nach Verlauf mehrerer Tage, von Kunstverst�ndigen zu wiederhol�ten Malen und vcrdachtlos untersucht werden kann. Bei dieser
*) J. E. Veith a. a. O. sect;. 121.
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Untersuchung muss mit aller Genauigkeit auf den Verlauf und die Wiederkehr der Mondblindheit geachtet werden; nicht leicht kann man mit Gewissheit aus den Zuf�llen allein, auf das Daseyn des Uebels bei einem Pferde schliessen, wenn man nicht wenigstens zwei Perioden der Entz�ndung an demselben beobachtet hat. Nur dadurch wird es m�glich, mit einiger Sicherheit auszumitteln, ob die wahrnehmbaren krankhaften Erscheinungen in dem nat�rlichen Verlaufe dieses periodischen Uebels begr�ndet sind oder von einer anderweitigen, zuf�lligen oder absichtlichen, Besch�digimg des Au�ges herr�hren *).
sect;. 403.
Als leicht zur�ckkehrende, selten heilbare und gefahrvolle Au�genkrankheit, gilt die Mondblindheit f�r einen Hauptfehler und al�lenthalben f�r einen Gew�hrsmangel.
In Bezug auf die Gew�hrszeit hat man in verschiedenen L�n�dern l�ngere oder k�rzere Termine, je nachdem die dortigen Beob-achtungen diese Krankheit in weltern oder engern Zeitr�umen wiederkehren sahen. In Frankfurt a. M. hat der Verk�ufer dem K�ufer 14 Tage, in Preussen und Sachsen 28 Tage, in den ver�schiedenen Departements Frankreichs, als: in der Bigorre (hautes Pyrenees) 30 Tage, in der Gascogne (du Gers, des Landes et de l'Arriege, basses Pyrenees) in dem ganzen Languedoc und Rousil-lon, ferner in ganz Piemont 40 Tage, im Zellischen, Calenbergischen und Hildesheimischen 12 Wochen u. s. w. zu garantiren, und wer binnen dieser Zeit an einem, durch Kauf oder Tausch erworbenen, Pferde die Mondblindheit erkennt und ihre Gegenwart erweiset, kann das Recht der Wandlungsklage geltend machen und die Auf�hebung des eingegangenen Vertrages ansprechen. � Eine l�ngere Gew�hrszeit als einen Monat w�rde den K�ufer allzusehr beg�n�stigen und den redlichen K�ufer gef�hrden, da w�hrend des l�nge�ren Zeitraumes von zwei bis drei Monaten durch die Schuld des neuen Eigenth�mers so vielfache Sch�dlichkeiten auf das Thier wirken k�nnen, welche Augenentz�ndungen und darauf folgende Blindheit hervorrufen, ohnerachtet das Auge vor, w�hrend und selbst einige Zeit nach dem Verkaufe noch vollkommen gesund ge�wesen seyn mag, w�hrend bei der Bestimmung einer kurzem Ge�w�hrszeit die M�glichkeit eines solchen Betruges und der f�r einen redlichen Verk�ufer daraus hervorgehenden Gef�hr nicht ganz auf�gehoben ist, jedoch unstreitig vermindert wird. Dagegen wird der
*) J. E. Veith a. a. O. sect;. 123. M�ller, Veterin�r-Ophtholmologic. 11.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;13
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19inbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Dyuaniische Krankheiten des Auges.
Fall nur selten auftreten, sagt weiter J. E. Velth*), dass die zu�r�ckgebliebenen Spuren der periodischen Augenentz�ndung, wenn diese wirklich vorhergegangen ist, oder ein wiederholter Anfall dieses Uebels selbst, binnen der gesetzlichen Gew�hrszeit von drelssig Tagen nicht zur Erkenntniss des �bervortheilten K�ufers kommen sollten.
sect;. 404.
Die intermittirende Augenentz�ndung h�lt gew�hnlich nach Einwirkung einiger oder mehrer der obigen Krankheitsanl�sse fol�genden Symptomengang ein:
Erster Grad. Es zeigt sich anf�nglich eine leichte R�the der Bindehaut, geringe Geschwulst der Augenlidr�nder und einige Tr�be auf der Hornhaut, nebst Lichtscheue und vermehrtem Thr�-nen; nach zwei bis drei Tagen bildet sich bei g�nstiger Pflege die Taraxis zur�ck, jedoch verbleibt noch die Hornhaut getr�bt und das Bindehautbl�ttchen etwas injicirt; gegen den siebenten Tag schreitet die Besserung immer weiter vor und es wird die Hornhaut beinahe v�llig klar, bis sie unter milder und kritischer Schleimab�sonderung, sich g�nzlich aufhellt und das Auge wieder vollst�ndig gresund erscheint.
Zweiter Grad. Nicht immer ist der Anfall so leicht, wie der des ersten Grades und A'erf�llt sogleich in den zweiten Grad. Dann verdunkelt sich am zweiten oder dritten Tage nach dem Ein�tritte der ersten entz�ndlichen Erscheinungen, die vordere Augen�kammer; in der w�ssrigen Feuchtigkeit schwimmen Aveissliche, ei-weissartige Flocken, die von den aushauchenden Gef�ssen abge�sondert werden, sich nach unten senken, und sich allm�lig zu einer mehr oder weniger grossen Masse vereinigen. Zu gleicher Zeit werden in der Hornhaut zahlreiche, mit Blut erf�llte Gef�sse deut�lich sichtbar. Die Bindehaut ist bl�ulich roth gef�rbt, die Pupille zusammengezogen und die Einwirkung des Lichtes anfangs schmerz�haft. Die Ansammlung der ausgeschwitzten Masse vermehrt sich deutlich und steigt manchmal bis zur Pupille hinauf. Wenn die Krankheit nun so weit gekommen ist, was am vierten bis achten Tage nach dem Eintritte, bisweilen auch sp�ter geschieht, so erh�lt sie sich lange Zeit station�r und zwar um so l�nger, je mehr das Thier Krankheitseinfl�ssen hingegeben oder das Uebel nur der Natur �berlassen ist. Endlich vermindert sich die Ansammlung, die Augenlider �ffnen und runzeln sich, die noch immer ger�thete
*) a. a. O. S. 248.
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Bindehaut wird schlaff, die Carunkel schwillt auf, der Thr�nenfluss, der immer, so lange der Anfall noch w�chst, vorhanden ist, l�sst merklich nach; die Hornhaut hellt sich auf, aber es schwinden nicht die Stockungen in den Gef�ssen an ihrem Umkreise und das Licht macht keine Schmerzen mehr. Vier bis sieben Tage, nachdem sich die Ansammlung gebildet hat, bleiben nur noch einige sehr ge�ringe Spuren von ihr zur�ck. Der Theil der Iris, welcher mit ihr in Ber�hrung war, erh�lt eine r�thliche und br�unlich gelbe Farbe; die Hornhaut bleibt mehr oder weniger verdunkelt und meistens verkleinert sich ein Auge oder auch beide. Sehr selten finden sich zwei Hypopya zugleich bei einem Thiere; gew�hnlich bildet sich das auf dem andern Auge erst dann aus, wenn das zuerst entstan�dene beinahe ganz vergangen ist. Ebenso ist es im Allgemeinen mit den Entz�ndungsanf�llen; meistens leidet das eine Auge nach dem andern, auch vergeht immer eine l�ngere oder k�rzere Zeit zwischen diesem Wechsel, manchmal acht, vierzehn Tage, ein, zwei Monate, ein halbes Jahr u. s. w. Namentlich ist dies der Fall, wenn die Mondblindheit auf einem Constitutionsfehler, oder auf atmosph�rischen Ursachen, die auf beide Augen zugleich wir�ken, beruht; ausserdem wird jenes Auge vorzugsweise allein befal�len, welches schon fr�her am meisten gelitten hatte.
Dritter Grrad. quot;Wirkt eine Gelegenheitsursache sehr ein�dringlich auf das Auge, welches schon Anf�lle der Mondblindheit �berstanden hat, oder ist der zweite Grad unter ung�nstigen Ver�h�ltnissen sich selbst �berlassen geblieben, oder hat derselbe bei un-zweckm�ssiger Behandlung lange angedauert und haben lymphatische Constitution, allgemeine Schw�che oder Vollbl�tigkeit den Zustand �bel gestaltet, so gesellen sich am dritten oder vierten Tage nach Eintritt der Krankheit, zur heftigen Entz�ndung der Bindehaut, An�schwellungen aller gef�ssreichen Theile im Innern des Auges hinzu, tritt das Blut sogar aus seinen nat�rlichen Grenzen heraus und tr�bt die w�ssrige Feuchtigkeit, die nun blutig wird. Dabei leidet das Thier sehr, bei dem geringsten Ger�usche sucht es dem Gegen�stande, auf welchen es zu stossen glaubt, auszuweichen und das Auge wird in den Grund seiner H�hle zur�ckgezogen. Nach vier oder f�nf Tagen verschwindet gew�hnlich die blutige Ergiessung und es erscheint statt ihrer, eine Ansammlung eines eiter- und ei-weissartigen Gemisches, welche aus dem Blute entstanden ist, was wahrscheinlich nicht in seinem nat�rlichen Zustande wieder aufce-sogen, sondern in die genannte Mischung ver�ndert wird. Ist die Ansammlung nicht zu gross, so wird sie aufgesogen und man kann dies durch tonische und reizende Mittel bef�rdern oder es kommt im ung�nstigen Falle fr�her oder sp�ter zu Desorganisationen ver-l
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schiedener Art, zur Atrophie und selbst zur Colliquation des gan�zen Bulbus *).
sect;. 405.
Die Behandlung der intermittirenden Augenentz�ndung ist im Allgemeinen eine entz�ndungswidrige, jedoch modificirt nach den verschiedenen Graden und Zeitr�umen des Uebels.
Beim ersten Grade bedient man sich anf�nglich mit zurei�chendem Erfolge, �rtlicher Waschungen aus einem aromatischen und gelind reizenden Wasser und beseitigt sp�ter die beginnende Hypervegetation der �usseren Gebilde, sowie den etwa gest�rten R�ckfluss des Blutes vom Kopfe und vorhandene gastrische Un-reinigkeiten durch ableitende und endeerende Mittel; zu welchem Endzwecke man sich statt der, bei activen Entz�ndungen gew�hn�lichen Salze, des ausleerenden, gew�rzhaften, die Venosit�t der Hinterleibsgef�sse beth�tigenden Aloeextractes � bei einem er�wachsenen Pferde zu zwei Loth oder nach der Vorschrift von Dietrichs unter dem Zus�tze von vers�sstem Quecksilber**) � bedient und dabei nach gebrochener^ erster entz�ndlichen Span�nung und Eintritt vermehrter Secretion, statt der kalten Umscld�gc verschlagene Waschungen und selbst B�hungen instituirt, im Uebrigen aber, auf vermehrte Hautth�tigkeit bedacht ist und dieselbe mittelst w�rmeren Verhaltens und Application von Hautreizen zu effectuiren sucht. � Zur�ckbleibende Schw�che des Sehorganes, sowie auf mangelnder Coh�sion beruhende Expansion und Verdun�kelung sey man bem�ht, mittelst aromatischer W�sser und geistiger Zus�tze, z. B. des Brantweins oder Laudanums zu heben.
Der zweite Grad der intermittirenden Ophthalmien erfordert) dagegen schon eine kr�ftigere Antiphlogose. So lange noch starker Andrang des arteriellen und gest�rter B�ckfluss des ven�sen Blu�tes nach und von dem Kopfe vorhanden ist, sind reichliche Ader�l�sse am Schweife, Halse oder an einer vorderen Extremit�t zu machen, desgleichen die �rtliche Application von Blutegeln ange�zeigt und anf�nglich kalte, sp�ter warme, erweichende, schmerz�stillende Umschl�ge und Waschungen, bis der unertr�gliche Beiz vollkommen entfernt ist, zu H�lfe zu nehmen. Hat sich ein Hypo-
*) Leblanc a. a. O.
**) Soccotrinisch Aloepulver 6 bis 8 Drachmen, Mildes salzsaures Quecksil�ber ll/2 bis 2 Drachmen, Weisse Seife so viel als nothig ist, eine Pille zu ver�fertigen. Zeichne: Auf einmal des Morgens zu geben.
Man gebe dem Pferde des Tages vorher nur Kleie und dergl. als Futter und lasse dasselbe Tages darauf kleine Bewegungen machen.
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pyum gebildet oder ist es im Entstehen, so zieht man ein Haarseil oder legt zwei Fontanellen am Hinterkiefer oder hinter die Ohren, bringt solche durch reizende Salben in schnellen Eiterfluss und unterst�tzt diese k�nstliche Secretion und Ableitung noch durch den Gebrauch von aufl�send - abf�hrenden Mitteln. Ist die Ei-tcransainmlung in der Augenkammer zu gross, um auf diesem Wege v�llig zur Aufsaugung gebracht werden zu k�nnen, so sticht man in den untern Theil der Hornhaut eine Lancette ein, mit der Vorsicht, den Schnitt schr�g zu machen, damit Vorf�lle vermieden werden k�nnen, und entleere auf diese Weise das Exsudat.
Godinc glaubt, dass nach jedem Anfalle etwas von der eite�rigen Materie (Satz) in der w�ssrigen Feuchtigkeit zur�ckbleibe, als Reiz wirke und die Wiederkehr des Anfalles veranlasse; er empfiehlt deshalb, am vierten Tage die Cornea anzustechen und den krankhaften Humor aqueus ausfliessen zu lassen.
Die ophthahnitischen Erscheinungen des dritten Grades in ihrer ersten Periode, als theilweise auf activer, exsudativor Entz�n�dung, andern Theiles, als auf Mangel an Contractions verm�gen und gesunkener Vitalit�t beruhend, indiciren ein durchgreifenderes Heilverfahren. Bei strenger Antiphlogose durch kr�ftige, allge�meine Blutentziehungen an entfernteren K�rperstellen und reich�liche �rtliche, in dem Umfange des Auges, nach H. Amand zu 50 St�ck Blutegel auf ein Mal angewendet, instituirt, sey man ganz besonders bedacht, dahin zu wirken, den �eizzustand durch Anta�gonismus und Eevulsion herabzusetzen, wie auch zugleich die Co-h�sion in den erschlafften Blutgef�ssen und aufgetriebenen H�uten durch Anwendung adstringirender, aus serer Mittel zu heben und sohin activen und passiven Erg�ssen in den Augenkammern sowohl, als Obliterationen und Auflockerungen der H�ute entgegen zu treten.
Das Heilverfahren in der zweiten Periode dieses Grades ist dahin zu richten, die gesunkene Th�tigkeit der Aufsaugung, Behufs der Entfernung eines ser�sen, sanguinolenten oder purulenten Ex�sudates wieder aufzurichten oder das letztere operativ, auf die oben erw�hnte Weise, oder bei sehr fl�ssiger Beschaffenheit desselben, besser durch die einfache Function der Hornhaut zu entfernen und mittelst allgemein und �rtlich belebender Mittel dessen Wiederbil�dung zu begegnen. Zu welchem Endzwecke wir die innere An�wendimg des Camphers, allein oder in Verbindung mit einem anti-phlogistischen Salze oder mit dem vers�ssten Quecksilber, sowie dessen �usseren Gebrauch als Einreibung, zugleich mit der grauen Salbe glauben empfehlen zu d�rfen.
Etwaige dyskrasischfe Complicationcn, in so fern sie im Connex
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mit dem Augenleiden stehen, oder durch Metastase zu dessen Ent�stehung beigetragen haben, sind, sowie die Fussw�sser, einer ganz besondern Ber�cksichtigung zu unterwerfen.
Bleibt grosse Erschlaffung nach verlaufener Entz�ndung zu�r�ck, werden die Augenlider welk, schwillt die Bindehaut auf und runzelt sie sich, wird der Nagel wassers�chtig und die Carunkel hypertrophisch, so bringt man, ausser B�hungen von kaltem Wasser und Brantwein oder Campherspiritus, das durch Brennglas ge�sammelte Licht, oder die verschiedenen Grade des Brennens zur directen Anwendung.
sect;. 406. �Wenn sich durch immer wiederkehrende Anf�llequot;, sagt Leblanc, �das eine oder auch beide Augen verkleinern und man durch An�wendung der zweckdienlichen Mittel w�hrend der freien Perioden, keine Besserung bewerkstelligen kann, vielmehr g�nzlichen Verlust des Gesichtes auf beiden Augen bef�rchten muss, so bleibt nichts �brig, als das eine Auge aufzuopfern, um das andere zu erhalten. Dieses Verfahren erscheint grausam aber ist meistens von gutem Erfolge. Theorie und Erfahrung empfehlen es gleichzeitig. Soll aber dieses Mittel gl�cken, so darf das am wenigsten kranke Auge nicht etwa der Sitz einer organischen Verletzung seyn, die an und f�r sich unheilbar ist; wenn z. B. beide Augen an Glaukomen, Nebelflecken, ausgebildetem schwarzem Staare u. s. w. leiden, so kann die Zerst�rung des einen Auges zur Erhaltung des andern nichts beitragen. Nur dann, wenn man es blos mit einer Anlage zu dem Uebel oder mit einer einfachen St�rung in den Verrichtun�gen zu thun hat, die von mangelhafter oder zu starker Ern�hrung des, ihnen zum Werkzeuge dienenden Organes herr�hren, nur dann kann man zu diesem Mittel schreiten.quot;
�Wenn also ein Thier wiederholte Anf�lle wechselsweise auf beiden Augen ausgestanden hat, wenn alle andern Mittel fehlge�schlagen sind, wenn das zur Erhaltung bestimmte Auge blos ver�dunkelt und geschw�cht, die Iris aber noch empfindlich ist, �ber�haupt wenn das Thier noch mit diesem Auge sieht, so opfert man das kr�nkste andere auf, das n�mlich, welches sich am meisten verkleinert und die eingreifendsten St�rungen erlitten hat. Oft ist es aber nicht leicht zu bestimmen, welches das kr�ftigste sey. So kann z. B. ein Auge amaurotisch geworden seyn und dabei ganz hell aussehen, w�hrend das andere vielleicht tr�be, schieferfarbig aussieht.quot;
Zur absichtlichen Blendimg oder Ausrottung eines Auges gibt es verschiedene Mittel: meistens entleert man das Auge durch einen Schnitt mit dem Bistouri; Leblanc dagegen zieht den Gebrauch
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leichter Aetzmittel vor, die freilich schmerzhafter sind, daf�r aber keine Entstellung zur�cklassen. Hierzu diente ihm das mehrmalige Einblasen von calcinirtem Alaun oder das Einbringen von Salmiak�spiritus oder �tzendem Kali; Avir m�chten das Einblasen des schwe�felsauren Zinkes hierf�r empfehlen. Es entwickelt sich nach den gegebenen Beobachtungen, auf den Gebrauch dieser Mittel sogleich eine heftige Entz�ndung, die sich meistens mit Blindheit endigt oder es entsteht eine L�hmung des Sehnerven, Glaukom, Kataracte, Nebelflecke, ja selbst Leukome, wenn die Aetzmittel breite und tiefe Wunden verursacht hatten.
W�hrend man sich nun aber bem�ht, ein Auge zu zerst�ren, muss man alle m�gliche Mittel in Th�tigkeit setzen, das andere zu st�rken (Leblanc).
XIII. Von der Ansammlung des Eiters im Auge.
sect;. 407. Eiterauge, Hypopyon, Empyesis, nennt man die Ansamm�lung von Eiter oder puriformer Fl�ssigkeit in den beiden Augen�kammern. Sie ist das Product einer entz�ndlichen Th�tigkeit der ser�sen Parthieen der Augenkammern, der Iris oder Hornhaut und unterscheidet sich nach ihrer Qualit�t und nach ihrem Urspr�nge als un�elite oder �chte, auch wird sie nach ihrer Oertlichkeit ent�weder zum Hyopyon oder zur Empyesis.
sect;. 408. Angehend die Qualit�t der angesammelten Fl�ssigkeit, so ist diese bald lymphatisch, bald rein eiterig, je nachdem sie entweder durch Ausschwitzung von den ser�sen Umkleidungen der Augenkammern oder durch Abscessbildung in dem Parenchym der Iris oder Cornea entstanden ist, und heisst im ersten Falle un�cht, im zweiten acht. � In Betracht der Oertlichkeit ihres Sitzes, entweder in der vorderen oder in der hinteren Augenkammer, nannte sie Mauchart �Hypo�pyon oder Empyesis oculi;quot; dagegen unterscheidet Leblanc die lymphatische Exsudation als Hypopyon, die eigentlich eiterige da�gegen, als Empyem.
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sect;. 409.
In Ansehung der Bildung des Eiters sind folgende Erschei�nungen bemerkenswerth.
Prim�r geschieht jene unter Symptomen der Taraxis, grosser Lichtscheue, Thr�nenfluss und augenblicklicher Tr�bung der w�ss-rigen Feuchtigkeit, so wie der inneren Hornhautlamellc.
Nach vorausgegangener Entz�ndung des ser�sen �usseren Blat�tes der Iris oder des ganzen ser�sen Ueberzuges beider Augenkam�mern , bei Entf�rbung der Iris, Verziehung der Pupille, Tr�bung des ser�sen inneren Blattes der Hornhaut und anderen Ver�nderun�gen geschieht seeund�r die Bildung einer eiterig-lymphatischen Secretion von der entz�ndeten Oberfl�che der Iris oder der ganzen ser�sen Ausbreitung der entz�ndeten inneren Bindehaut und sam�melt sich, je nacli der Lage des secernirenden Theiles, in der vor�deren Augcnkammer allein, oder auch, aber seltener, nur in der hinteren Augenkammer allein, oder in beiden zugleich. Das Ab-sonderungsproduet ist eine weissgelbliche, bisweilen etwas blutige Fl�ssigkeit, welche in der w�ssrigen Feuchtigkeit in Gestalt von Flocken oder Ideinen dicken Wolken schwimmen bleibt, sich aber nach k�rzerer oder l�ngerer Zeit vereinigt und zu Boden f�llt, dort zu einer schmutzigen, weissgelben Zusammenh�ufung gerinnt, die mit r�thlichen Streifen bedeckt ist, und an der Grundfl�che der Hornhaut die Form eines halben Mondes einnimmt, welcher um so grosser wird, je bedeutender die Menge der abgesonderten Fl�ssig�keit ist. � Nebstdem beobachtet man auch diese Form periodisch und metastatisch.
Gierl*) gibt an, class wenn Eiter durch entz�ndliche Affection der hintern Fl�che der Hornhaut entstanden, auch nur ein Paar Tage in der vordem Au-genkammer bestanden habe, sich an der untern Augenh�lfte, auf dem obern coneaven Kande der Sclerotica, wo sie mit der Cornea verbunden ist, vertical aufsteigende Gef�sse erheben, die theils ihr selbst, theils der Conjunctiva ange�h�ren und �ber den untern Kand der Cornea in die H�he steigen, jedoch nicht weiter, als bis etwas �ber den untern Eand des Eiters sich ausdehnen, mit der Zunahme des Eiters sich erweitern und h�her erheben und eben so wieder sich vermindern und ganz verschwinden, je nachdem der Eiter entleert oder resor-birt wird. Chelius hat diese Beobachtung beinahe in allen F�llen von Hyopyon, als Folge entz�ndlicher Affection beim Menschenauge vollkommen best�tigt gefunden.
sect;. 410. Diese widernat�rliche Absonderimg zeigt sich k�rzere oder l�ngere Zeit nach Anfang der Entz�ndung. Nicht selten sieht man zwanzig oder vierundzwanzig Stunden darauf die Thiere blind wer-
*) Gierl, das Hyopyum oder Eiterauge und seine Behandlung, vorz�glich durch die k�nstliche Entleerung des Eiters. Augsburg, 1825.
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den; gew�hnlich aber erscheinen die tr�ben Flocken oderHypopya viel sp�ter, vier, flinf, sechs, sieben oder acht Tage nach Anfang der inneren Ophthalmie. Nachdem das Hypopyuin seinen h�chsten Grad von Wachsthum erreicht hat, wo es bisweilen einen Theil der Pupille ausf�llt, bleibt es, wenn seine Ursache beseitigt ist, stillstehen und verschwindet bald darauf durch die Aufsausrune. Die aushauchenden Gef�sse, welche ihre alte Th�tijrkeit wieder er-langt haben, sondern von neuem eine klare Fl�ssigkeit ab (Leblanc).
sect;� 411.
Diese Fl�ssigkeitsabsonderung imd Anh�ufung kann in einem oder in beiden Augen vorkommen, in welchem Falle jedoch jene auf dem einen Auge immer betr�chtlicher ist, als auf dem andern. Sie ist v�llig resorbirbar, oft durch Naturth�tigkcit allein, und es sind die etwa damit sich verbindenden �beln Zust�nde lediglich von der Fortdauer der Entz�ndimg oder von obwaltendem eigenth�mli-chem Zustande der benachbarten Theile abh�ngig. � Auf der, von der Fl�ssigkeit ber�hrten Fl�che zeigt die Regenbogenhaut stets eine leichte F�rbung, welche erst nach mehreren Wochen verschwin�det und sogar oft f�r immer zugegen bleibt (Leblanc).
sect;. 412.
Ist durch Berstung eines Hornhautabsccsses nach innen, der
I nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Eiter in die vordere Augenkammer gedrungen, so verbleibt noch
eine Tr�bung in der Hornhaut und an der Stelle, avo sich der Abs�cess nach innen ge�ffnet hat, als ein weisslicher Streifen an der inneren Fl�che der Hornhaut sichtbar.
So lange der Eiter noch in seiner H�lle eingeschlossen ist, und derselbe im unteren Theile der Hornhaut seinen Sitz hat, kann er leicht f�r wirklichen Eitererguss angesehen werden, wenn man nicht folgende unterscheidende Merkmale ber�cksichtigt. Im ersten Falle ist derselbe meist nach oben gew�lbt, im zweiten hat er eine horizontale Fl�che; im ersten Falle ver�ndert derselbe bei Bewe�gungen des Kopfes seine Lage nicht, wie im zweiten, und gibt zu�gleich der Hornhaut einen gr�ssern Vorsprung.
Condensirt sich der Eiter in der Augenkammer, so erkennt man dies aus der ver�nderten Lage, welche die angeh�ufte Masse annimmt, wenn der Kopf in eine seitliche Lage versetzt wird, wo sich allm�lig der gelbe Streifen gegen die Seite hin verliert und nach Aufhebung dieser Stellung der Eiter nur langsam nach ab�w�rts in seine vorige Stellung zur�cktritt. Diese Ver�nderung ist dem un�chten Eiterauge eigenth�mlicher, als dem �chten, da der�selbe nur dann eine dichtere Beschaffenheit annimmt, wenn dessen Masse zu gross ist, um von der w�ssrigen Feuchtigkeit verd�nnt
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Dynamische Krankheiten dos Augos.
werden zu k�nnen, oder aber, wenn die ser�sen H�ute ihre ser�se Eigenschaft verloren haben.
sect;� 414.
Wird die Eiteransammlungimmer bedeutender, so erreicht sie nach und nach unter Steigerung der Schmerzen den unteren Rand der Pupille und setzt sich mit der gleichzeitig begonnenen Ansamm�lung des Eiters in der hinteren Augenkammer in Verbindung.
Dieser Zeitpunkt des Eiterauges ist es nun, wo auch � durch die Zunahme der Entz�ndung sowohl, wie durch den mechanischen Heiz der Ber�hrung des Eiters � die hintere Oberfl�che der Horn�haut, anfangs nur oberfl�chlich, sp�ter st�rker und tiefer zu exul-ceriren anf�ngt, und das Platzen des Auges vorbereitet wird.
sect;. 415.
Die Anh�ufung der Eitermasse steigt nun �ber die H�lfte der vorderen Augenkammer, verdeckt zuletzt die ganze Pupille, und nun ist der Zeitpunkt vorhanden, wo, unter Zunahme der Entz�n�dung, der Exulccration der Hornhaut, die letztere, und zwar ge�w�hnlich in ihrem Mittelpunkte durchbohrt, die entstandene Oeff-nung unter Einwirkung der sich vordr�ngenden Fl�ssigkeiten er�weitert wird, und nun die Erscheinung eintritt, die uns unter dem Namen des Platzens des Auges (Rhexis oculi) bekannt ist. Es entleert sich nun der mit der w�ssrigen Feuchtigkeit vermischte Eiter; die Kapsel der vorgedr�ngten Linse platzt; die Linse selbst tritt st�ckweise aus dem Auge und meist folgt nun auch ein TheU des Glask�rpers. Mit dem Beginnen der Entleerung des Auges nehmen die Schmerzen und Entz�ndungszuf�lle augenblicklich ab, die Wunde schliesst sich sp�ter; die Pupillenr�nder verwachsen mit der dichten, breiten und grossen Narbe, die die Mitte der Horn�haut deckt, und Atrophie des Auges erfolgt fast unmittelbar darauf. Andere organische Fehler der Hornhaut sehen wir nur dann nach diesem Ausgange eintreten, wenn die Hornhaut durch die Eiterimg mehr oder minder vollst�ndig zerst�rt worden ist, wo dann die Sta-phylome, Hornhautbr�che, Rhytidosis und Vorf�lle der Cornea nach den verschiedenen Graden der Verderbniss in derselben sich mehr oder minder gleichzeitig entwickeln. Dieser Fall tritt beson�ders dann ein, wenn eine bedeutende Verwundung der Hornhaut zur Entstehung der Iritis Gelegenheit gegeben hatte.
Allein nicht immer nimmt das Siterauge diesen vollst�ndig un-g�nstigen Ausgang. Bei einer zweckm�ssigen Behandlung kann der Arzt bisweilen die ganze Eiterabsonderung unterdr�cken; die angeh�uften Eitertropfen werden aufgesogen und nur die festern Ausschwitzungen der Iris, wenn sie gleichzeitig entstanden waren, bleiben zur�ck. Oder das Hypopyum war bis zu einem st�rkern
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Dynamische Rrankhoiten des Auges.
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Grade angewachsen, hatte die Pupille zum Theil oder ganz ver�deckt und � was freilich der seltnere Fall ist � die Entz�ndunjr wird auch in dieser Zeitperiode insofern unterdr�ckt, dass die all-malige Aufsaugung des Eiters beginnt. Der Theil derselben, welcher in der vorderen Augenkammer angeh�uft war, verliert sich oft sehr schnell. Hingegen die Eitermasse, welche in der Pupille selbst liegt, und sich in die Zellen der hier entstandenen festen Ex�sudationen hineingezogen und dadurch scheinbar eine gewisse Fe�stigkeit erlangt hatte, verschwindet viel sp�ter und bleibt oft als ein gelbes Concrement in der Pupille zur�ck, wo der Arzt sich bei �brigens unverdorbenem Zustande des Auges bisweilen zur k�nst�lichen Pupillenbildung gezwungen sieht*).
sect;. 416.
Der Eitererguss wird h�ufig durch dieselben Ursachen, wie die Secretion der lymphatischen Feuchtigkeit herbeigef�hrt, nur sind sie dann gew�hnlich heftiger und die secernirte Materie der ergos�senen nicht �hnlich, sondern aus Blut oder einer damit sehr erf�llten Fl�ssigkeit bestehend. Er ist fast stets Folge heftiger Quetschun�gen oder tiefer Wunden, nach welchen Blut in das Auge ergossen wurde.
Beim Rinde und Schafe verbindet sich das Eiterauge mit Brand, der unvermeidlichen Folge der fortw�hrenden starken Zusammen�dr�ckung, zu welcher die geringere Elasticit�t der Sclerotica dieser Augen Veranlassung gibt.
Diese Krankheit kommt bei s�mmtlichen Hausthieren vor, sehr gew�hnlich ist sie bei den Schafen in Folge der Pocken (Leblanc).
sect;; 417.
Das Eiterauge ist immer ein bedeutendes Leiden und in vielen F�llen ist selbst die zweckm�ssigste Behandlung nicht im Stande, �blen Ausg�ngen vorzubeugen. � Die Prognose richtet sich vor�z�glich nach der Quelle und Menge des Eiters und nach den con-stitutionellen Verh�ltnissen des Kranken. Bei Eiteransammlungen in der vorderen Augenkammer, welche durch Affection der Cornea ihren Ursprung nehmen, ist die Prognose g�nstiger, als wenn Entz�ndung der Iris dieselbe veranlasst hat. � Ansammlung in beiden Kammern ist immer am schlimmsten. � Das Eiterauge als Folge traumatischer Entz�ndungen gestattet eine g�nstigere Pro�gnose, als wenn Dyskrasien im Spiele sind, weil hier das Hypo-pyum gew�hnlich die Folge einer Affection der Hornhaut ist. Je geringer die Menge des Eiters ist, um so leichter kann er durch Resorption entfernt werden; bei bedeutender Ansammlung ist dies
*) Benedict a. a. O. Bd. 1. S. 391 u. ff.
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20inbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Dynnmisolic Kranklieiten des Auges.
weniger leiciit m�glieh und meistens bleiben Tr�bungen der Horn-liaut, Verschliessung der Pupille u. s. w. zur�ek. � Besteht die Eiteransaminlung in beiden Kammern, als Folge einer ausgebrei�teten inneren Entz�ndung des Auges, so ist an Erhaltung des Seh�verm�gens nicht mehr zu denken und in der Kegel selbst die Form des Auges nicht zu retten *).
sect;. 418. Die Behandlung des Hypopyons muss sieh auf die doppelte Indication gr�nden, die Erzeugung des Eiters aufzuheben � und denselben aus dem Auge zu entfernen. � Die Erf�llung der ersten Indication richtet sich nach dem Grade und dem Charakter der Entz�ndung und den constitutionellen Verh�ltnissen des Kranken. Daher allgemeine und �rtliche Antif)hlogose, Ableitungen auf Darm und �ussere Haut, Bef�rderung der Absonderung in der Haut, den Dr�sen und dem Zellgewebe durch diaphoretisches Verhalten, Ca�lomel , Einreibungen der grauen Quecksilbersalbe in die Umgegend des Auges, Fontanellen in die Ohrengrube oder Haarseile an die Hinterkiefergegend. Ist der h�here Entz�ndungsgrad gebrochen, der Kesorptionsprocess jedoch noch nicht geh�rig di�tig, um die Erf�llung der ersten Indication zu bewirken, so ist der innerliche Furtgebrauch des Calomels oder statt dessen, wenn seine Neben�wirkungen excessiv werden und die Stimmung der Constitution be�drohen, jener der Senega in grossen Gaben mit Weinstein und die ununterbrochene Anwendung fl�chtiger Hautreize, angezeigt und heilbringend, so wie jene der Belladonna dann noch geboten wird, sobald starke Verengerimg der Pupille und die Gefahr deren Ver�wachsung vorhanden ist. Besteht dagegen ein mehr passiver als activer Zustand der Entz�ndung, sowie der Stimmung des ganzen Organismus, und ist in Folge dessen oder anderer kachektischer oder dyskrasischer Verh�ltnisse, eiterige Collirpiation bedrohlich, so ist der Gebrauch roborirender Mittel mit fl�chtigen, die Lebens-th�tigkeiten belebenden Mitteln indicirt. � Specielle �rtliche Com-piieationen m�ssen eine sachgem�ssige W�rdigung finden, wobei jedoch feuchte Fomentationen g�nzlich vermieden werden m�ssen, das kranke Auge blos mit trockenen Compressen zu bedecken ist, und Opiumtinctur nur f�r den Fall drohender Ulceration der Horn�haut mit torpidem Charakter, adhibirt werden darf. � Ist das Atigen�bel der Reflex allgemeiner Krankheitszust�nde oder steht es mit E�cktritt normaler Th�tigkeiten oder impetigin�ser Affec-tionen im Causalverh�ltnisse, so ist dieser Zustand zuvor, und in bedrohlichen F�llen gleichzeitig mit der Antiphlogose, specieller
1
*) Chclius a. a. O. Bd. I. sect;. 41 �.
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W�rdigung zu unterziehen. Bei welcher, geleiteten Behandlung,
Aufsaugung des Eiters bewirkt und dessen Wiederbildung h�ufig
vermieden wird.
sect;. 419.
Wenn auf diese Behandlungsweise eine Beschr�nkung der Ei-tersecretion nicht gelingt oder die Masse des Eiters nicht zur Aufsau�gung gebracht werden kann, und sonach bei Zimahme jener, die Span�nung der W�nde der Augenkamraern sich immer mehrt, auf's h�chste steigt, diese zu sprengen droht oder auch durch ihre be�sonderen Eigenschaften reizt, �tzt, zur erneuerten Entz�ndung und Verschw�rung fuhrt, so liegt der Grund fur den ersten Fall im Fortbestande der Entz�ndung und im gest�rten Aufsaugungsver�m�gen zugleich, bei gleichzeitig vermehrter Absonderung der w�ss-rigen Feuchtigkeit; f�r den zweiten Fall ist entweder das Secre-tionsproduet seiner Consistenz wegen, unaufl�sbar, oder es liegt die Vitalit�t des Auges zu sehr darnieder oder aber, es ist das Leiden nicht mehr rein local, sondern die Mischung in der Vege�tation durch dyskrasische Verh�ltnisse ahenirt.
Diese letzteren Umst�nde geben die n�heren Indicationcn zu einem anderweitigen Heilverfahren, der Erf�llung der zweiten Heil-indication.
In Ber�cksichtigung des erstem Grundes schlagen wir bei lym�phatischer Secretion, wie bei purulentem Erg�sse, zur Beseitigung der Entz�ndung die k�nstliche Reduction der w�ssrigen Feuchtig�keit mittelst der Function der Hornhaut in ihrem mittleren Theile, vor. Durch welche Operation die Spannung des Auges augenblick�lich vermindert und somit die paralysirte Resorptionsth�tigkeit wie�der freigegeben und bei der, in der Mitte der Hornhaut vorgenom�menen Function nicht der s�mmtliche Inhalt, der Augenkammern entleert wird, sohin zum Vorfalle der Regenbogenhaut, Linse U. s. w. nicht Anlass gegeben ist. Diese Operation kann ohne Nachtheil mehrmalige Wiederholung finden, auch vermag man mit�telst �fterem Einfuhren einer Fischbeinsonde die Punctions�fFnunsr f�r kurze Zeit offen zu halten.
F�r den zweiten Fall aber, wo das Secretionsproduct die Au�genkammern sehr ausdehnt oder allzu consistent ist oder die Vi�talit�t des Auges zu tief gesunken ist, um eine Aufsaugung zu efFectuiren und durch l�ngeres Verweilen des Eiters in der Augen�kammer irgend grosser Nachtheil erwachsen d�rfte, ist die Er�ff�nung der Hor�haut um so dringender geboten, als sonst die etwaigen nachtheiligen Folgen dieser Operation, vielmehr noch auf eine, durch Ulceration oder Rhexis bewirkte, Entleerung eintreten.
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206nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Dynamische Krankheiten des Auges.
sect;. 420.
Die Er�ffnung der Hornhaut geschieht auf verschiedene Art: durch Incision und Excision der Hornhaut. � Die Incision verrichtet man mit einer Lancette, besser aber mit einem Bistouri oder Staarmesser, indem man ein solches in den unteren Theil der Hornhaut gegen ihren Rand hin einsticht, beim Ausziehen des In�strumentes die OefFnung erweitert und zuletzt dieses so #9632;wendet, dass die R�nder der Wunde etwas von einander entfernt werden, damit der Eiter freier austreten k�nne. Diese Operationsweise ge�w�hrt den Vorzug, dass bei ihr ein Vorfall der Regenbogenhaut leichter vermieden werden kann, als bei jener, nach der bisherigen Weise durch Excision eines Hornhautst�ckes verrichteten, zugleich aber auch letzterer dadurch nachsteht, dass sie den Fl�ssigkeiten, welche auslaufen sollen, nur w�hrend einer sehr kurzen Zeit den Ausfluss gestattet, indem sich, ungeachtet mehrmaligen Einf�hrens einer Fischbeinsonde die Wundlefzen oft zu bald verschliessen und dadurch die Bildung einer neuen Ansammlung beg�nstigen, wie dies Leblanc �fters an Schafen beobachtete, welche in Folge der Pocken an Hypopyum litten. � Die Excision f�hrt man durch einen kreisf�rmigen Ausschnitt mittelst eines Bistouris aus. Bei dieser Operation gelingt wegen Unruhe des Thieres selten ein gleich-formiger Ausschnitt, die Wundfl�chen werden meist uneben und ein Vorfall der Iris bleibt, ob der starken Wirkung des musculus retractor nie aus, weshalb diese Operationsweise vor einer, durch Exulceratiori zu Stande gekommenen Er�ffnung, nur die fr�hzeitige Befreiung des Thieres von seinem heftigen Schmerze, vielleicht auch eine geringere Zerst�rung der inneren Gebilde, deren Hervor�st�rzen jedoch nur selten vermieden werden kann, voraus hat.
In Erw�gung der Vortheile und Nachtheile beider Operations�methoden glauben wir uns demnach nur f�r die Incision entschei�den zu d�rfen, da solche gebotenen Falles, ohne weiteren Nach�theil f�r das Auge, wiederholt werden kann.
Vielleicht w�rden alle die genannton Nachtheile der Excision dann eher vermieden werden k�nnen, wenn man sich zu ihrer Ausf�hrung des von Dr. Steinberg zur Keratoplastik an Thieren empfohlenen, einem Trepan �hnlichen, �cyliuderf�rmigen Messersquot; *) bediente, indem man durch dieses eine beliebig
I
*) S. die angeh�ngten Abbildungen Fig. 12, 13, 14, 15 u. IC. Es ist das�selbe zusammengesetzt:
1) aus einem am Ende gesch�rften Cylinder, dessen Umfang nach dem Fl�chendurehmesser der Hornhaut besonders bestimmt seyn muss. In seiner Form und Anwendung hat dieses Instrument einige Aehnlichkeit mit dem Tre-pan, indem es mit seinem geschlossenen Ende an einem Stiele befestigt ist und durch Drehung um seine Axe mit gleichzeitigem Drucke einen stets kreisf�r�migen Lappen bildet. Fig. 14. Es besteht:
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Dynamische Krankheiten des Auges.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 207
kleine, kreisf�rmige, ganz gleichrandige Oeffnung zu Stande zu bringen vermag. Es verspricht dieselbe wegen ihrer m�glichen Kleinheit, die Vermeidung eines bedeutenden Vorfalles der inneren Theile, sichert einen freien �usfluss f�r be�liebige Zeitdauer, insofern sie nahe an der Verbindung der Cornea mit der Sclerotica 'angebracht ist und ein Eindr�ngen der Iris in dieselbe vermieden bleibt, und l�sst eine gute, wenig deforme Vernarbung erwarten.
sect;. 421.
Nach Er�ffnung der Hornhaut l�sst man den, in den Augen-kammem angesammelten Eiter von selbst ausfliessen, sowie alle zerst�rten Theile der inneren H�ute des Auges, welche meist erst einige Tage nach Abgang der Fl�ssigkeiten auch nachfolgen. Zu�gleich l�sst man Waschungen aus Leinsaamen -, Malven - oder Althe-abkochung machen und damit bis zur Verminderung der Entz�n�dung fortfahren und das Thier auf eine schw�chende Di�t setzen, um die Entz�ndimgsgeschwulst zu massigen (Leblanc). Dabei ATernachl�ssige man nicht, etwaige Dyskrasien entsprechend zu be�handeln und ein wachsames Augenmerk auf den obwaltenden Kr�f-tezustand und den Stand der Reproduction zu richten. Besonders bedacht muss man f�r die Unterhaltung eines vicariirenden Eiter�flusses in den angebrachten Fontanellen und Haarseilen seyn.
sect;. 422.
Den eingetretenen Brand bek�mpft man durch aromatische Umschl�ge, Aufstreuen adstringirender Pulver, namentlich der China oder mit Auflegen einer verd�nnten Chinatinctur, tr�gt die durch Brand zerst�rten Theile ab und cauterisirt dann die Wunden mit H�llenstein. � Dies Verfahren ist man �fter, bei Eindvieh nach erlittenen Quetschwunden durch Hornst�sse, Gabelstiche und dergl., so wie bei Schafen nach der Pockenkrankheit einzuhalten, veranlasst.
sect;. 423.
Wenn im sp�tem Verlaufe der Eiter in der Augenkammer verschwunden ist, Tr�bungen der Hornhaut #9632;� oder an einzelnen
2)nbsp; aus einem Hinge, an welchem vier Spiesse befestigt sind, die beim Auf�setzen auf die Hornhaut, ihrem Rande n�her, als der Cylinder in dieselbe drin�gen und auf diese Weise den Bulbus fixiren. Fig. 15.
3)nbsp; aus einem stumpfen Cylinder, welcher nur zur Befestigung jener beiden Theile dient, indem der Ring mit seinen vier Spiessen auf diesen Cylinder, wie auf einen Finger gestreift wird, und, je nach der Dicke des Hornhaut�durchmessers entweder zur�ck oder vorgeschoben, und zugleich in jeder Stel�lung durch eine Schraube befestigt werden kann. Eben so, wie die Spiesse ausserhalb befestigt sind, findet das cylinderf�rmige Messer seine Befestigung an der inneren Fl�che und kann ebenfalls durch eine Schraube nach Belieben vor- oder r�ckw�rts gestellt und auch in jeder ihm gegebenen Stellung wieder befestigt werden. Fig. IG.
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208nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Dynamische Krankheiten des Auges.
Punkten in der Augenkammer noch einzelne Eiterflocken zur�ck�bleiben , so wendet man, bei einer entsprechenden allgemeinen Be�handlung , zertheilende Salben von rothein oder weissem Pr�cipitate oder von lodkaliura an. � Bei Verengerung der Pupille durch fadenartige Exsudationen muss man durch Instillation narkotischer Extracte oder durch den innerlichen Gebrauch von Calomel und Belladonna die Resorption zu steigern und eine st�rkere Ausdeh�nung der Pupille zu bewirken suchen.
V
II.
Neurosen.
Von den Neurosen des Auges im Allgemeinen.
sect;. 424.
Die Neurosen sind abnorme Zust�nde des Auges, in welchen die Aeusserungen der Nerventh�tigkeit, durch Verstimmung ihrer Erregbarkeit umgestaltet sind. Sie ber�hren zun�chst die empfin�denden Nervenendigungen, die Netzhaut oder die bewegenden Ner�ven der Iris, der Augenmuskeln oder Augenlider, und werden als Neurosen der Sensibilit�t oder der Motilit�t unterschieden, wobei ihre Erregbarkeit zur Entfaltung ihrer Actioncn, dem Zu�stande der Vermehrung, Verminderung oder des g�nzlichen Erl�schens unterliegt.
sect;. 425.
Bei den Sensibilit�ts-Neurosen charakterisirt sich der Zustand vermehrter Erregbarkeit � Erethismus oculi � durch er�h�hte Empfindlichkeit des Auges, Lichtscheue, Thr�nenfluss; jener der Verminderung der Erregbarkeit � Torpor � durch Herab�setzung des Sehverm�gens auf eine niedere Stufe, und jener des g�nzlichen Erl�schens der Erregbarkeit � L�hmung, Paralysis �-durch Blindheit.
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Dynamische Krankheiten des Auges.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;209
Begr�ndet sind diese Zust�nde in qualitativer oder quantitati�ver Um�nderung der Eeceptivit�t der Netzhaut und des Sehnerven, oder auch der Centraltheile des Nervensystems, dem Gehirne, dem R�ckenmarke oder dem Gangliennervensysteme, daher gibt es idiopatische und symptomatische Neurosen.
J. 426. Urspr�nglich bedingt sind die Sensibilit�ts - Neurosen, durch dynamische, materiell nicht erkennbare Ver�nderungen in der Or�ganisation oder durch congestiven oder entz�ndlichen Zustand, worauf fr�her oder sp�ter Ver�nderungen in der Stmctur der Nerven fol�gen welche nach der Verschiedenartigkeit der zum Grunde liegenden Ursachen in Verk�mmerung, Schwinden, Hypertrophie durch Tur-gescenz und Ueberf�llung der Blutgef�sse, in Verdickung, Verh�r�tung, Exsudationen, Verkn�cherung, Erweichung u. s. w. sich aus�sprechen.
sect;� 427. Die Motilit�ts-Neurosen beurkunden die erh�hte Th�tig-keit der Bewegungsnerven durch tonische und clonische Kr�mpfe; die verminderte oder erloschene Th�tigkeit dagegen, erkennt man aus den verschiedenen Abstufungen der L�hmung. Die ersteren scheinen vorherrschend in der peripherischen Bewegungsnervenpar-thie begr�ndet zu seyn und auf einem, dadurch gesetzten Missver�h�ltnisse mit dem centralen Theile derselben zu beruhen, in Folge dessen der Willenseinfluss des letzteren auf die erstere gest�rt oder aufgehoben wird, oder aber, bei vernichteter Leitungsf�higkeit, jede Bewegung imm�glich gemacht wird.
sect;. 428. Die occasionellen Veranlassungen zu Neurosen der Motilit�t sind dieselben, wie jene der Sensibilit�t, ebenso ist die St�rimg eine dynamische, congestive oder entz�ndliche und sind die Aus�g�nge, organische Ver�nderungen in der Structur der Motilit�ts-nerven sowohl, als in den Bewegungsfasern.
sect;. 429. Bei Darstellung der einzelnen Formen der Neurosen des Au�ges hat man besondere R�cksicht auf die Verrichtungen der ent�sprechenden Nervenparthie und auf deren muthmassliches Th�tig-keitsverh�ltniss zu nehmen und man wird sie demnach in folgender Reihe betrachten k�nnen:
I. Sensibilit�ts-Neurosen, abnormer Zustand der Sen�sation.
1)nbsp; nbsp; Ver�nderte Sensation durch gesteigertes Nervenleben.
2)nbsp; nbsp; Geschw�chte oder vernichtete Sensation durch Sinken der nerv�sen Stimmung.
M�ller, Veterin�r-Ophlhalmologie. II.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; i\
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210nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Dynamische Krankheiten des Auges.
II. Motilit�ts-Neurosen, abnormer Zustand der bewe�genden Th�tigkeit.
1)nbsp; nbsp; Steigerung der bewegenden Th�tigkeit und dadurch to�nische und clonische Kr�mpfe.
2)nbsp; nbsp; Verminderung derselben und dadurch paralytischer Zu�stand.
I. Sensibilit�ts-Neurosen des Auges.
I. Von der ver�nderten Sensation durch gesteigertes Nervenleben.
sect;. 430.
Diejenigen Krankheitsformen, welchen eine gesteigerte Reiz�barkeit des Nervensystems zum Grunde liegt, kommen gr�ssten-theils nur symptomatisch vor und sind die Begleiter solcher Krank�heiten des Atiges, welchen eine �berm�ssig gesteigerte Th�tigkeit des Vegetationsprocesses zum Grunde liegt, z. B. der Entz�ndun�gen und Blennorrh�en.
Idiopathisch werden sie seltner beobachtet.
Ihre Prognose theilen sie mit jenen Krankheiten, welche sie begleiten. Ebenso ist ihre Behandlung nur eine mittelbare und die Wahl der dahin geh�rigen Mittel wird meist in der Classe der narkotischen Mittel .getroffen.
a) Von der Lichtscheue.
sect;. 431: Die Lichtscheue, Photophobia, veranlasst das erkrankte Thier stets, beschattete und dunkle Orte aufzusuchen; dasselbe kneipt, bei directem Einfallen der Lichtstrahlen in's Auge, die Au�genlider so fest zusammen, dass man unverm�gend ist, diese Ge�walt zu �berwinden; dabei st�rzen Str�me von Thr�nen periodisch hervor und eine leichte R�the �berzieht den Augapfel.
sect;.432. Ihr Vorkommen ist meist ein symptomatisches und in Beglei�tung von wichtigen Krankheitsformen des Auges, welchen m�ch�tige St�rungen in der Vegetation des Auges zum Grunde liegen und die mit dem vorwaltenden Charakter des Erethismus auftreten, wie z. B. exanthematische und dyskrasische Krankheiten. Idiopathisch
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tritt sie selten auf, kommt jedoch nach anhaltend und heftig einwir�kendem Lichtreize, sowie nach l�ngerer Lichtentziehung vor.
sect;. 433.
Die Prognose der Lichtscheue richtet sich nach jenen Krank�heiten , deren Symptom sie ist, bei ihrem selbstst�ndigen Auftreten jedoch h�ngt sie ganz besonders von ihrer Dauer ab: g�nstig ist sie, wenn diese kurz ist, dagegen minder g�nstig, ja oft sehr tr�be ist sie, wenn die Lichtscheue unter ung�nstigen Verh�ltnissen ver�l�uft, wo sie, besonders wenn eine Pr�disposition zu Nervenaffec-tionen vorwaltet, sehr hartn�ckig wird und in Gesichtsschw�che und Amaurose �bergehen kann.
sect;. 434.
Bei Behandlung der Lichtscheue hat man zun�chst, wenn sie symptomatisch ist, auf Beseitigung des Hauptleidens hinzuwir�ken oder sobald dieselbe idiopathischen Ursprungs ist, auf den Grad der Beleuchtung R�cksicht zu nehmen, wobei besonders zu beach�ten ist, dass allzu grelles Licht so viel schadet, als zu grosse Dun�kelheit und eine ungleichm�ssige Beleuchtung am nachtheiligsten ist. Sobald die Lichtscheue noch neu ist, werde das Auge durch eine herabh�ngende Compresse gegen Luft- und Lichtreiz gesch�tzt, das Thier im Stalle so gestellt, dass das Licht gegen seinen R�cken f�llt und das Thier nur bei massiger Helle in's Freie gef�hrt und ihm massige, nicht anstrengende Bewegung gegeben.
Ausserdem sey man bedacht, durch mittelbares Einwirken auf das gesammte Nervensystem, solche Mittel in Anwendung zu brin�gen , welche dessen Reizbarkeit im Allgemeinen herabzusetzen ver�m�gen und man bediene sich in dieser Absicht nach Erfordernis s bald schw�chender, oder narkotischer und bald st�rkender, die Le-bensth�tigkeit erhebender Heilmittel.
II. Von der geschw�chten oder vernichteten Sensation durch , Sinken der nerv�sen Stimmung.
sect;. 435. Das charakteristische Symptom aller hierher geh�rigen Krank�heiten besteht in verminderter Sehkraft, die �brigen Symptome va-riiren auf eine h�chst mannichfaltige Weise, je nach den verschie�denen Ursachen, welche der Krankheit zum Grunde Hegen und nach den verschiedenen Systemen und Gebilden, welche von der�selben ergriffen sind. Ihr Erscheinen ist ein idiopathisches, sym�pathisches und symptomatisches (J�ngken).
sect;. 436. Ihr prim�res, idiopathisches Erscheinen ist urs�chlich mit allen St�rungen und Sch�dlichkeiten verkn�pft, welche direct das Ner-
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212nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Uynaniische Krankheiten des Auges.
vensystem ergreifen; ihr secund�res Auftreten entspringt aus Krank�heiten anderer Systeme, welche sich auch durch Sympathie oder Metastase auf das Nervensystem verbreiten.
sect;. 437. Das Kurverfahren hat vor Allem eine sorgf�ltige W�rdi�gung der urs�chlichen Momente zur Aufgabe und bedingt zun�chst deren Beseitigung; zur�ckbleibender Schw�chezustand werde erst hierauf durch Anwendung �rtlich belebender, die gesunkene Th�-tigkeit des Nervensystems des Auges erhebender Mittel bek�mpft.
a) Von der Gesichtsscliw�ehe.
sect;. 438. Dieser Zustand spricht sich durch unsicheres Sehen und mat�tes, schwimmendes Ansehen des Auges aus. Das Thier scheint bei schlechter Beleuchtung wenig oder gar nicht zu sehen. � Die veranlassenden Ursachen dieser Erscheinung sind alle jene Krank-heitszust�nde und schw�chenden Einfl�sse, welche den Gesammt-organismus oder das Sehorgan treffen k�nnen. � Die Behand�lung hat ausser Beseitigung der urs�chlichen Momente noch ganz besonders die Erhebung der Lebensth�tigkeiten zum Ziele.
A. Von dem schwarzen Staare.
sect;. 439.
Schwarzen Staar, Sch�nblindheit, Amamquot;osis, Gutta serena, nennt man jenen Zustand des gesammten Sehnervengebildes, bei welchem das Functionsverm�gen desselben durch eine namhafte Schw�che oder L�hmung theilweise oder g�nzlich aufgehoben ist. Derselbe erscheint in verschiedenen meist bemerkbar in einander �bergehenden Abstufungen.
Diese sind: die amaurotische Gesichtsschw�chc oder unvollst�ndige Amaurose, amaurosis incompleta und die voll�st�ndige Amaurose, amaurosis completa.
Bei unvollst�ndiger Amaurose liegt das Sehverm�gen in h��herem Grade darnieder, als bei der einfachen Gesichtsschw�che; bei vollst�ndiger Amaurose ist das Unterscheidungsverm�gen von Gegenst�nden g�nzlich geschwunden und das Sehen auf Unterschei�dung von Hell und Dunkel herabgesunken oder selbst auch dieses nicht mehr zugegen, � absolute Blindheit �.
sect;. 440.
Die Erscheinungen, unter welchen sich die verschiedenen Grade der Amaurose entwickeln, sind mannichfaltig und wechseln nach den
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Ursachen und der Eigenthiimlichkeit der Krankheit und des er�krankten Individuums.
Es charakterisirt sich die Amaurose in verschiedenen Theilen des Auges und durch folgende, in h�ufigem Wechsel und Zunahme begriffene, sich auseinander hervorbildende oder coetan auftretende Kennzeichen:
Zeichen an der Iris. Lebhafter Wechsel zwischen Con�traction und Expansion, verengte Pupille, Lichtscheue, dunkle F�rbung der Iris, Verdickung und Turgescenz ihres Gewebes, conisches Hervorgedr�ngtseyn derselben, dadurch Verkleinerung der vorderen Augenkammer, � erethischer Zustand �; Tr�gheit in den Bewegungen, geringe Reaction gegen die Abstufungen des Lichtes, endlich g�nzliche Unbeweglichkeit, verzogene, eckige, winkelige, erweiterte Pupille, helle F�rbung der Iris, Verd�nnung, Welkseyn und Schlaffheit ihres Gewebes, Zur�ckweichen oder Hervorgedr�ngtwerden des flottirenden Pupillaii-andes � torpider Zustand �.
Zeichen Im Hintergrunde des Auges. R�thlich, gelb-weisse, opalisirende, schimmernde F�rbung oder rauchige, grau�liche Tr�bung, manchmal graugr�ne, meergr�ne F�rbung,
Zeichen an der �usseren Oberfl�che. Mit strotzenden, varic�sen Gef �ssen durchzogene Bindehaut; blendendweisse, manch�mal bl�uliche F�rbung der Sclerotica; Tr�be der Hornhaut, Trocken�heit oder �berm�ssige N�sse der Oberfl�che des Auges. Vermin�derte Prallheit des Augapfels, vermehrte H�rte und Grosse oder matsches, atrophisches Ansehen desselben. Unstetigkeit in den Bewegungen, Schielen des Augapfels; Blinzeln der Augenlider, krampfhaftes Zusammenziehen oder L�hmung derselben.
sect;.441.
Das Benehmen des auf beiden Augen amaurotischen Thieres ist unruhig, es wirft best�ndig die Ohren hin und her und beim geringsten Ger�usche nach vorn, gleichsam, als wolle es die Ein�dr�cke , die es durch das Gesicht nicht aufzunehmen vermag, durch das Geh�r empfangen; sein Gang ist ungewiss und unbestimmt. Minder sicher sind diese Kennzeichen, wenn nur ein Auge amau-rotisch ist; als wenn beide zugleich von diesem Uebel ergriffen sind. Im ersteren Falle gibt die Beschaffenheit der Iris die ver�l�ssigeren, aber keineswegs untr�gerischen Kennzeichen ab. Bei vollst�ndiger und schon lange bestehender Amaurose beider Augen, ist die �ussere Haltung und das Verhalten gegen die Aussenwelt sehr eigenth�mlich. Das auf diese Art erblindete Thier geht mit gehobenem Kopfe, weit ge�ffneten Augen und strauchelndem Schritte. Das amaurotische Auge selbst ist ausdruckslos, matt, abgestorben.
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214nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Dynamische Krankheiten des Auges.
stier, ohne bestimmte Richtung, manchmal etwas in seine H�hle zur�ckgezogen und dabei das obere Augenlid in mehrere, von oben, nach dem Bande zu laufende Falten gezogen, so dass h�ufig der Band desselben einen stumpfen, nach oben gezogenen Winkel in seiner Mitte bildet. Das Temperament des Thieres wird ruhig, die Fresslust bleibt unver�ndert und die Ern�hrung des K�rpers nimmt zu.
Secirt man ein vom schwarzen Staaro ergriffen gewesenes Auge, so findet man gew�hnlich die Netzhaut etwas ger�thet, und von �usserst geringem Zu�sammenhange; der Sehnerv ist nach l�ngerer Dauer der Krankheit kleiner, d�nner, aber fester geworden, sein Mark ist gelblich, wachs�hnlich (es gleicht beim Durchschneiden einem St�ngelchen Phosphor); oft ist auch der Glask�rper verfl�ssigt und gelblich gef�rbt. Die krankhafte Ver�nderung der Nerven l�sst sich manchmal bis zu den Sehh�geln des Gehirns verfolgen *).
sect;. 442.
Zu den urs�chlichen Momenten der Amaurose geh�rt, wie bei der Mondblindheit, eine eigene, auch erbliche Anlage, die sich zum Theil in einem eigenth�mlichen Baue des Kopfes und der Au�gen verr�th � dicke, fleischige K�pfe, wulstige Augenlider, tief liegende Ideine, oder auch sehr grosse, weit hervorgedr�ngte Au�gen �; ebenso unterliegen nicht sowohl Thiere dieser Architectur, als auch solche, welche schon wiederholte Anf�lle der intermitti-renden Augenentz�ndung erlitten haben, der Amaurose.
Die Ursachen der verschiedenen vorbeschriebenen und noch zu beschreibenden Grade und Formen von Amaurose sind h�ufig die�selben und nur in dem Grade der Wirkung verschieden. Leblanc theilt sie in solche, welche nur eine St�rung in den Verrichtungen allein � dynamische � oder in dem Gewebe � organische � oder, nach fremder und eigener Erfahrung, in Ver�nderung der Mischung � dyskrasische � hervorbringen und zweitens in solche, welche durch Zusammendr�ckung und Hemmung der Fortpflanzung der Beizbarkeit wirken. Hierher geh�ren f�r die erste Beihe: Anf�lle von periodischer, intermittirender Augenentz�ndung, die Drehkrank�heit bei Schafen, Vertrocknung, Entartung und L�hmimg der Nerven und der Netzhaut selbst, �berm�ssiger Gebrauch oder zuf�lliger Genuss narkotischer Substanzen, Unterdr�ckimg der Hautausd�n�stung , Versetzung verschiedener Krankheiten und besonders nat�r�licher oder gewohnter Ausleerungen oder Hautausschl�ge; krank�hafte Zust�nde in den Eingeweiden des Hinterleibes, herbeigef�hrt durch manche Futterstoffe, insbesondere des frischen Boggens, fri�schen Klee's, frischer Erbsen, Wicken u. dergl., wie auch durch die, in den Hinterleibseingeweiden in grosser Menge angeh�uften W�rmer; starke Blutfl�sse durch die Hodenarterien, consensueller
*) Hering's specielle Pathologie und Therapie. Stuttgart, 1842. S. 520.
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Eeiz durch Unterbindung der Hodennerven u. s. w.; f�r die zweite Reihe: Exostosen, Knochenfrass, Geschw�lste der Beinhaut und der Hirnh�ute, Wassersucht der Hirnh�ute und Ventrikel, Bluter-giessungen in Theilen, welche sich in der N�he des Verlaufs der Nerven finden, die Bildung von Afterproducten und Hydatiden.
Auch gibt es �ussere �rtliche Ursachen dieses Uebels, wozu jede mechanische, quetschende Gewalt geh�rt, die mit grosser Hef�tigkeit auf das Auge und seine Umgebung eingewirkt haben: Er�sch�tterung des Augapfels, des Kopfes und seiner Nerven, nament�lich der Fr�ntal - und Superciliamerven, ja selbst des R�ckenmarks, welche unmittelbar und pl�tzlich eine Art von L�hmungszustand, und g�nzliche Blindheit verursachen oder den Blutandrang nach dem Auge vermehren k�nnen und die darum auch in gerichtlicher Hin�sicht besonders wichtig sind, weil sie oft zum Anhaltungspunkte dienen, wem die Schuld des k�rzlich entstandenen Uebels zuzu�rechnen sey.
sect;' 443-Die Gef�hrlichkeit des Uebels steht, wie dies gew�hnlich der
Fall ist, mit der Art und Heftigkeit der Ursachen im Verh�ltnisse und es gr�ndet sich die Prognose:
1) Auf die Natur der Ursache. Ist das Causalmoment in vor�bergehender Einwirkung narkotischer Mittel, in unterdr�ckter Ausd�nstung, in einer Versetzung unterdr�ckter Fussw�sser oder verschiedener chronischer Exantheme, in einem betr�chtlichen Blut�verluste oder in Saburralreiz aufzufinden, so verschwindet die Krankheit entweder von selbst oder auf Anwendung jener Mittel, welche die Ursache beseitigen. Ist �brigens die Beseitigung des Causalmomentes und Naturheilung unm�glich, oder h�ngt die Amau-rose von allgemeiner Zerr�ttung des Nervensystemea, von krankhaf�ten Ver�nderungen der Retina oder des Gehirns ab, so ist sie un�heilbar, ebenso bei Druck durch Exostosen, Krebs und andere Ge�schw�lste , welche nicht beseitigt werden k�nnen. Bei vorhandenen Abscessen verliert sich die Amblyopie oft sogleich nach Er�ff�nung derselben, wenn sie nicht zu lange vorhanden gewesen sind; bei Verdickimg der Hirnh�ute ist wenig zu hoffen, doch hat man, wenn noch vorhandene Entz�ndung als Ursache der Verdickung zu vermuthen ist, Grund zu anderen Bef�rchtungen ausser dem Verluste des Sehverm�gens, ebenso bei traumatischen oder spon�tanen Entz�ndungen des Gehirns, bei Ansammlungen in den Him-h�hlen und Parasiten. � Leichter erfolgt im Allgemeinen die Hei�lung bei pl�tzlich entstandener Amaurose, als bei allm�lig aus�gebildeter. Eine bessere Vorhersage kann man stellen, wenn die Amaurose durch Vermittelung des Ciliar - Nervensystems entsteht.
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216nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Dynamische Krankheiten des Auges.
als wenn sie urspr�nglich von der Retina und den Sehnerven aus�gegangen ist; �brigens gibt die noch vorhandene Beweglichkeit der Iris keinen Anhaltspunkt zu einer besseren Prognose.
2)nbsp; nbsp;Auf den Charakter der Erscheinungen. Erethische Amaurosen sind heilbarer, als torpide; entwickelt sich letztere aus der ersteren, so ist die Prognose ung�nstiger, ebenso bei conges-tiven Amaurosen.
3)nbsp; nbsp;Auf den Grrad und die Dauer der Krankheit. Die ausgebildete Amaurose gibt weniger Hoffnung, als die unvollkom�mene, die inveterirte weniger, als die frisch entstandene.
4)nbsp; nbsp;Auf die Complication der Amaurose. Ist sie mit organischen Ver�nderungen der Chorioidea, mit Augenwassersucht, Staphylomen der Sclerotica, Atrophie des Augapfels und sogenann�ter Aufl�sung des Glask�rpers verbunden, so ist sie unheilbar. � Dynamische Amaurose des einen Auges verbreitet sich leicht auf das andere, traumatische minder oft. � Die gesunde Constitution des Individuums und der zuvor normale Zustand des Auges sind Umst�nde, welche einige Hoffnung zur Herstellung des Gesichts gew�hren. Geheilte Amaurosen hinterlassen immer Gesichts�schw�che.
sect;. 444.
Der Behandlung ist zun�chst die Beseitigimg der Ursachen, in so fern sie zu] ermitteln sind oder noch fortwirken, zur Aufgabe gegeben, und nach deren Entfernung oder falls solche unbekannt bleiben, ist das Heilverfahren nach dem speciellen Charakter der Krankheit, je nachdem ein erethischer, torpider, congestiver oder entz�ndlicher vorwaltet, besonders einzurichten.
sect;. 445.
Nicht allein Gegenstand �rztlicher Behandlung, sondern auch gerichtlicher Entscheidung wird die Staarblindheit bei Pfer�den; darum auch wird die sichere Erkenntniss dieser Krankheit h�ufig noch durch Betr�gereien erschwert, welche bei incompleter, periodischer oder partieller Amaurose besonders Platz finden k�n�nen und dies ohnehin schon, weil die Amaurose gar h�ufig allein in einem paralytischen Zustande der nerv�sen Gebilde begr�ndet und von erkennbaren organischen Ver�nderungen nicht beglei�tet ist.
sect;. 446.
Wenn im Allgemeinen das Verhalten der Pupille ein sicheres Kennzeichen der Amaurose abgeben kann, so ist dieses doch dann oft unverl�ssig, wenn die Staarblindheit nur auf einem Auge be�steht , da die Bewegungen der Iris des gesunden Auges jener des erblindeten sich mittheilen k�nnen, wenn die Amaurose an vor�ber-
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gehende Anl�sse gekn�pft oder endlich wenn dieselbe noch nicht v�llig ausgebildet ist und das Auge ohnehin auf einer niedern Stufe der Reizempf�nglichkeit steht. Dabei kann auch die Klarheit und Schw�rze der Pupille mit deren Beschaffenheit im gesunden Zu�stande ganz �bereinstimmen.
Angehend den plumpen, ungeschickten oder furchtsamen Gang des Pferdes, so darf man auch dieses Kennzeichen nicht immer auf Kechnung der Blindheit bringen, da diese Erscheinung so gut von Stumpfheit oder unterdr�cktem und geschw�chtem Empfindungs�verm�gen des Gehirns, als auch von andern Krankheitszust�nden abh�ngig seyn kann, sowie es ebenfalls Pferde gibt, die, ungeachtet ihrer Blindheit, ihre Gesch�fte dennoch, gleich v�llig sehenden, ver�richten.
sect;� 447.
Bei Beurtheilung und Pr�fimg des Zustandes des Auges und Verhaltens der Pupille in Bezug auf die Gegenwart der Amaurose hat man verschiedene Versuche in Vorschlag gebracht, durch welche man zu einem mehr oder minder sichern Resultat gelangt.
Man bringt das Thier an einen nicht allzusehr erleuchteten Ort, wo nicht mehr Licht in's Auge f�llt, als n�thig ist, um die Grosse des Sehloches genau zu erkennen, darauf wendet man des�sen Kopf pl�tzlich gegen helleres Licht, oder bewegt eine brennende Wachskerze rasch gegen dasselbe und achtet sorgf�ltig darauf, ob das Sehloch sich verengere oder unver�ndert bleibe, und ob das�selbe ferner beim Zur�ckwenden in ged�mpfte Beleuchtung sich wieder erweitere. Auch gelangt man zur Erkenntniss der Keac-tionsf�higkeit oder des Mangels an derselben, wenn man das Auge zuerst im Lichte betrachtet, dann mit der vorgehaltenen flachen Hand eine Weile bedeckt oder besser nur beschattet, dieselbe dann pl�tzlich wieder wegzieht und dabei das Verhalten der Pupille ge�nau beachtet. Auf diese Weise verl�ssigt man sich des Zustandes der Pupille am besten, wobei jedoch dann eine T�uschung m�g�lich ist, sobald die Amaurose auf einem Auge nur besteht; wesshalb es sehr zu empfehlen, ja nothwendig ist, ein Auge nach dem andern zu verh�llen und die Untersuchung dann an dem unbedeckten vor�zunehmen.
Obgleich diese Untersuchunjisweise in den meisten F�llen die Gegenwart oder Abwesenheit der Staarblindheit ausser Zweifel zu stellen vermag, so sichert dieselbe doch nicht gegen eine absicht�liche T�uschung von Seiten eines betr�gerischen K�ufers, der das erkaufte Pferd aus irgend einem^ andern Grunde an den Verk�ufer wieder zur�ckweisen will und in dieser Absicht von der bekannten, die Pupille erweiternden Wirkung der narkotischen Stoffe, der Toll-
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218nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Dynamische Krankheiten des Auges.
kirsche, des Bilsenkrauts, des Schierling's u. s. w. Gebrauch macht. Darum gebietet in einem solch zweifelhaften Falle die Vorsicht, das Thier auf einige Tage unter unpartheiische Aufsicht zu stellen und wiederholte Untersuchungen, zur Zeit vorzunehmen, wo die blos momentane Wirkung jener Mittel erloschen ist.
Angehend das allgemeine Benehmen des Thieres, die Art sei�nes Ganges, die Haltung des Kopfes, die besondere Beweglichkeit seiner Ohren und Nasenl�cher, so sind diese allerdings ebenfalls ziemlich verl�ssige Zeichen, k�nnen aber nur dann f�r vollg�ltig erkannt werden, wenn sich zu ihnen das Anstossen des Thieres an die im Wege liegenden Gegenst�nde und das innormale und passive Verhalten der Pupille gesellt.
Die gew�hnlichen Verfahrungsweisen, welche zur Ausmitdung der Blindheit gang und g�be sind, sind oft tr�gerisch und meistens unzul�nglich. Hieher geh�rt z. B. das schnelle Vorbeifahren mit der Hand oder der Reitgerte vor dem krankscheinenden Auge; es ist dieser Versuch zugleich auch ein H�lfsmittel des Betruges, wel�chen Eosst�uscher anwenden, um den Verdacht, dass das Thier blind sey, zu widerlegen. Das Blinken mit den Augenlidern und Zur�ckziehen des Kopfes, welches bei dem schnellen Vorbeifahren eines nahe an das Auge gebrachten, K�rpers erfolgt, wird in diesem Falle nicht blos durch die Wahrnehmung des Gesichtssinnes, son�dern auch durch das Gef�hl des Thieres veranlasst, mittelst wel�chen es durch die st�rkere Luftbewegung die Ann�herung eines fremden K�rpers empfindet.
sect;. 448.
Ob der M�glichkeit der betr�gerischen Verheimlichung, dieser meist unheilbaren Krankheit, geh�rt die Staarblindheit in den mei�sten L�ndern zu den Haupt- oder Gew�hrsm�ngeln, wof�r das Recht der R�ckklage besteht, f�r dessen Geltendmachung in Oesterreich eine Frist von 30 und in Preussen von 28 Tagen festgesetzt ist.
Gegen diese ausgedehnte Zeitfrist haben sich in der gerichtlichen Veterin�r-medicin mehrere Stimmen erhoben und wollen dieselbe sehr reducirt wissen, z. B. Tscheulin auf vier Tage, indem sie die M�glichkeit einer k�nstlichen Hervorbildung dieser Art von Blindheit zum Nachtheile des Verk�ufers in die�ser Zeitfrist f�r m�glich halten. J. E. Veith*) erinnert dagegen mit Recht, dass bei einer k�rzern Gew�hrszeit die entgegengesetzte Besorgniss in noch viel h�herem Grade eintrete, und der unbefangene K�ufer, der das wirkliche gegen�w�rtige Uebel in einer so kurzen Zeit auszumitteln nicht (immer) im Stande w�re, von betr�gerischen H�ndlern leicht �bervortheilt werden k�nne, ohne durch das in dieser Absicht gegebene Gesetz hinreichend gesch�tzt zu werden,
*) a. a. O. S. 235.
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welches den Verk�ufer allzu sehr beg�nstige. Vorz�glich aber k�nne dies bei dem periodischen und dem beginnenden Staare der Fall seyn, wo das Uebel schwer erkennbar, zuweilen aussetzend, theils nur durch gewisse Veranlassungen, heftige Bewegung und Anstrengung, grosse Hitze, senkrecht auf den Kopf ein�wirkende Sonnenstrahlen, �eberf�tterung u. s. w. erst zu dem Grade gesteigert werde, dass es ohne thier�rztliche Kenntnisse bei einer gew�hnlichen Aufmerk�samkeit schon erkannt werden k�nne, w�hrend ohne eine solche erregende Ursache aber, die Erscheinungen entweder ganz aussetzen oder nur in einem so geringen Grade vorhanden seyn k�nnten, dass der Unkundige sehr leicht betrogen werden d�rfte.
sect;. 449.
Behufs der richterlichen Entscheidung eines solchen Falles k�nnen dem Gerichtsarzte folgende Punkte zur Beantwortung ge�stellt werden:
Ob n�mlich der Staar ein beginnender oder schon entwickelter sey, ob er auf beiden Augen bestehe oder nur auf einem, ob er isolirtes oder complicirtes Leiden sey? Aufweiche Ursachen sich der specielle Fall entwickelt habe und ob solche etwa in individuel�ler Disposition oder in den fr�hern oder gegenw�rtigen Verh�ltnis�sen gegeben seyen und besonders noch, ob die Amaurose eine Folge intermittirender Augenentz�ndung, der sogenannten Mondblind�heit sey? u. s. w.
a. Von der erethischen Amaurose.
sect;. 450.
Die erethische Amaurose ist durch erh�hte Empfindlich�keit der Ketina bedingt und charakterisirt sich durch die Erschei�nungen der erh�hten Receptivit�t und des verminderten Wirkungs�verm�gens.
Sie entwickelt sich in der Eegel langsam, verbleibt lange, oft f�r immer in dem Zustande der Amblyopie oder geht allm�lig in vollkommene Amaurose �ber. Die Augen sind sehr empfindlich gegen das Licht, jede st�rkere Einwirkung desselben, sowie jede Anstrengung des Auges scheint schmerzhaft und es h�lt das Thier unter krampfhaften Bewegungen das Auge geschlossen, sieht daher besser bei massiger, als bei greller Beleuchtung und hat einen ruhi�gem, weniger unsteten Blick. Schneller Wechsel der Beleuchtung ist dem erkrankten Auge unertr�glich, daher am Morgen oder beim Heraustreten aus dem d�stern Stalle in's Freie, die Empfindlichkeit sich sehr steigert. Die Zuf�lle treten h�ufig mit wirklichen Inter-missionen auf.
Bei fortdauerndem Einfl�sse �usserer Sch�dlichkeiten und l�n�gerer Dauer des Uebels steigern sich diese Krankheitserscheinun-
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gen so, dass endlich das Sehverm�gen ganz erlischt oder das Uebel einen torpiden Charakter annimmt.
Das Auge hat ein gl�nzendes Ansehen, die Conjunctiva der Augenlider, sowie die Sclerotica sind meistens hell ger�thet; das Auge thr�nt und ist vollkommen trocken, die Augenlider sind in best�ndiger Agitation, der Augapfel in schiefer Richtung (Schielen) und die Pupille in wechselndem Zustande (Hippus) begriffen. Sp�ter blasst die Iris ab, aber es zeigt sich keine Tr�bung im Hin�tergrunde des Auges.
sect;. 451.
Zu den urs�chlichen Momenten der erethischen Amaurose
o
eh�rt zun�chst die Pr�disposition. Diese zeigt sich besonders
vorwaltend bei zartgebauten jimgern, hellhaarigen Thieren mit blauer oder hellfarbiger Iris und prominenten, weniger gegen das Einfallen des Lichtes gesch�tzten Augen, weiter oder zerrissener Pupille, nerv�ser Constitution, nach mehrmals �berstandenen Oph-thaimien mit rheumatischem Charakter, nach starken S�fteverlusten, Blutungen, Saamenverlusten oder starker Lactation, besonders wenn letztere im Missverh�ltnisse mit der F�tterung, K�rperanstrengung steht oder durch speeifisch auf die Milchsecretion wirkende Mittel, durch Reps oder durch Brantweinsp�licht, bei nicht hinreichend nachhaltigem Futter, k�nstlich vermehrt wird, daher auch, bei der, ohnehin dem weiblichen Geschlechte vorwaltend eigenth�mlichen, sensiblem Organisation dasselbe h�ufiger dieser Neurose unterwor�fen zu seyn scheint. � N�here Ursachen sind immer zu heftige Einwirkung des Lichtes, besonders h�ufiger Wechsel des Licht�grades , Avic dazu vornehmlich durch allzu finstere St�lle und auf ausgedehnten Schnee- oder Sandfl�chen Gelegenheit gegeben ist, unreine, mit alkalischen Stoffen geschw�ngerte Luft, Vernachl�ssi�gung der Reinlichkeit des K�rpers, zu erhitzende F�tterung, un-verh�ltnissin�ssiger Genuas des Hafers bei Pferden, starker Fleisch-genuss bei Hunden, unbefriedigter Geschlechtstrieb u. s. w.
sect;. 452.
In prognostischer Beziehung ist besonders der Grad und die Dauer der Krankheit zu beachten. Ist das Uebel noch neu, noch nicht sehr hoch gestiegen und sind die veranlassenden Ursa�chen entfembar, so ist Heilung m�glich, wogegen dieselbe nicht ge�lingt, wenn diese amaurotische Form bereits einen torpiden Cha�rakter angenommen hat.
sect;. 453.
Aufgabe der Behandlung. Entfernung oder Neutralisirung der Ursachen, m�glichste Schonung und Ruhe der Augen, Regu-lirung der Lebensweise, Bewegung im Freien bei nicht zu grellem
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Sonnenlichte und auf gr�nen Rasenfl�chen, reine Luft, strengste Reinlichkeit der St�lle und des K�rpers sind die ersten und uner-l�sslichsten Bedingungen, ohne welche jede Behandlung fruchtlos ist und durch welche allein in geringem Graden des Leidens, Hei�lung erzielt werden kann..
Specielle Heilmittel gegen diese Species von Amaurose gibt es eigentlich nicht, da nur solche von Heilerfolg sind, welche die veranlassenden Ursachen aufheben, corrigiren und ihre Folgen be�seitigen , bei deren Wahl man �brigens besonders zu beachten hat, dass Hautreize sowohl, als Blutentziehungen dabei nicht ertragen werden; dagegen zeigen sich gelind ausleerende, dann die Sensibi�lit�t massig herabsetzende und zi�etzt gelind tonisirende Mittel im Allgemeinen am zutr�glichsten.
b. Von der torpiden Amaurose.
sect;. 454.
Die torpide Amaurose ist der erethischen gerade entgegenge�setzt; sie ist bedingt durch verminderte Receptivit�t und vermin�dertes Wirkungsverm�gen, charakterisirt sich durch Erscheinungen der Schw�che, und endigt mit v�lligem Erl�schen der Receptivit�t und des Wirkungsverm�gens, mit completer Paralyse (Chelius).
sect;. 455.
Allm�lig l�sst die Sehkraft nach und nur bei heller Beleuch�tung, nach eingenommenem kr�ftigem Futter erscheint sie st�rker, w�hrend sie bei schwacher Beleuchtung, leerem Magen und Er�m�dung nach anstrengenden Arbeiten mehr darnieder liegt. � Die Augenlider sind weit ge�ffnet und in den Bewegungen der Iris zeigt sich Tr�gheit, wobei die contractive Th�tigkeit vermehrt, daher die Pupille sehr erweitert ist. Ein Ph�nomen, welches auf grossen Lichtmangel im Auge deutet und seinen Ursprung in der unwill-k�hrlichen Streben haben mag, die Lichstrahlen freier und reich�licher eintreten zu lassen. Durch die, zuletzt oft bis zur g�nzlichen Annulirung der Regenbogenhaut erweiterte Pupille, leuchtet ^aus dem Hintergrunde des Auges eine grauliche Tr�bung hervor. Be�steht die Amaurose nur auf einem Auge, so treten diese Erschei�nungen erst dann deutlich hervor, wenn das gesunde Auge geschlos�sen wird. Eigentliches Schielen wird nicht bemerkt, ebenso bleiben Form und Elasticit�t des Auges unver�ndert, wodurch sich die torpide Form der Amaurose von der erethischen unterscheidet. � Der Ausgang dieser L�hmungskrankheit ist bei weitem in den mei�sten F�llen vollkommene Erblindung, wesshalb deren Prognose weit ung�nstiger zu stellen ist, als jene der erethischen.
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222nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Dynamische Krankheiten des Auges.
sect;. 456.
Angehend die Ursachen der torpiden Amaurose, so sind als solche alle jene Sch�dlichkeiten, welche von deprimirendem Ein�fl�sse auf das Auge sind, zu betrachten; dahin geh�ren vorzugs�weise �berm�ssige Anstrengungen des K�rpers bei weniger K�he und schlechter Nahrung, grosse S�fteverluste, wie sie bei der ere�thischen Amaurose erw�hnt worden sind, zu heftige und lange an�dauernde Einwirkung grellen Sonnenlichtes, sowie langer Aufenthalt im Dunklen. Ganz besonders ist die intermittirende Augenentz�n�dung als Ursache zu der torpiden Amaurose zu erw�hnen.
sect;. 457.
Zur Behandlung der torpiden Amaurose bedient man sich belebender, reizender und st�rkender Mittel in vorsichtig gegriffenen kleinem, zu gr�ssem aufsteigenden Gaben, um durch allgemeine Belebung des Nervensystems, auch allm�lig die Augensensibilit�t zu erheben. Vor deren Anwendung es doch h�ufig geboten ist, die ersten Wege zu reinigen, zu welchem Endzwecke bei Pferden und Hornvieh, Abf�hrmittel, bei Hunden dagegen Brechmittel zu adhibiren sind und sich letztere noch besonders der ersch�tternden Wirkung auf das Nervensystem halber empfehlen. Unter den in�nerlichen Reizmitteln sind es vorzugsweise die Arnica, Schlangen�wurzel, die K�chenschelle, das �therische Thier�l, der Campher ganz besonders, und der Phosphor; auch bedient man sich des Brechweinsteins in gebrochenen, Uebelkeit und Ekel erregenden Gaben, bisweilen mit Erfolg. Damit ist eine, diesem Sinne ent�sprechende gelind reizende, ern�hrende F�tterung einzuhalten, f�r geh�rigen Lichtreiz zu sorgen und dem erkrankten Thiere gen��gende, jedoch nicht ersch�pfende Bewegung zu geben. � Unter den zahlreichen �usserlichen Mitteln, welche hier als heilsam auf�gef�hrt werden, wollen wir als diesem Zwecke hinreichend ent�sprechend , blos der Waschungen mit Branntwein und Wasser, der Einreibungen einer fl�chtigen Camphersalbe in die Umgegend des Auges, der ammoniakalischen D�mpfe *) und der Cauterisation der Bindehaut im Umfange der Cornea mittelst H�llenstein, Er�w�hnung thun. � Auch Ableitungen durch Hautreize, zugleich mit Eiterung verbunden, finden nur auf jene F�lle, wo das Uebel mit unterdr�ckten und k�nstlich zu ersetzenden, Secretionen, im-petigin�ser oder arthritischer Dyskrasie verbunden ist, und zwar
*) Um die Ammoniumd�mpfe anzuwenden, verbindet man dem Thiere die Nase und l�sst aus einem Gef�sse, in welches man Ammonium oder eine Mi�schung aus Kalk und Salmiak gethan hat, die D�nste in die Augen steigen (Radius bei Leblanc).
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mit besonderer R�cksicht auf den allgemeinen Kr�ftezustand spe-cielle Anwendung. Man hat sich namentlich der Phosphoreinrei-bungen oder der Fontanellen hinter die Ohren und der Haarseile mit Vortheil bedient. Bei traumatischen Amaurosen nur finden zu�weilen Aderl�sse ihre Stelle.
1. Von der congestiven und entz�ndlichen Amaurose.
sect;. 458.
Die congestive Amaurose ist bedingt durch �berm�ssigen Andrang des Blutes zu den inneren Gebilden des Auges, der Ader�und Netzhaut, wodurch die Th�tigkeits�usserung der letzteren ver��ndert wird (Chelius).
Bei dieser Form ist das Auge sehr empfindlich gegen sehr helles Licht, jedoch ist die Lichtscheue im Allgemeinen nicht be�sonders gross und das Sehen selbst in der ersten Zeit nicht auf�fallend getr�bt. � Die Augenliderbindehaut zeigt sich ger�thet und selbst auf der Augapfelbindehaut nimmt man mit Blut �berf�llte Gef�sschen wahr; der Augapfel ist voll und strotzend; die Iris zeigt eine dunklere F�rbung, starke Turgescenz und W�lbung nach vorne; die Pupille bleibt anf�nglich unver�ndert, erweitert sich aber sp�ter gleichf�rmig und zeigt wenig Reaction. Bei anhaltendem Niederbeugen des Kopfes, bei Anstrengungen und solchen Veran�lassungen, welche �berhaupt Congestionen nach dem Kopfe bef�r�dern oder den R�ckfluss des Blutes st�ren, wird eine Zunahme der genannten Erscheinungen bemerkbar, die Pupille weiter und v�llig starr, wobei sp�ter eine graugriinliche Tr�bung im Augengrunde sichtbar wird und das Sehverm�gen v�llig erlischt.
sect;. 459.
Verbindet sich diese amaurotische Form mit der erethischen, so steigert sich das Uebel, und es wird die Lichtscheue bedeuten�der, jede Anstrengung des Auges schmerzhaft, die Iris sehr be�weglich, aber doch vorherrschend zur Expansion inclinirt, ebenso die Injection der Bindehaut- und Regenbogenhautgefasse st�rker. Diese Form geht noch rascher in den torpiden Zustand �ber, als die einfach erethische Amaurose.
sect;. 460.
Pr�disponirt zu dieser Form von Amaurose sind vollbl�tige, pastose, gut gen�hrte Thiere, welche bei erhitzender und kr�ftiger Nahrung, wenig Bewegung oder sonstige Kr�fte- und S�ftecon-sumtion haben. Die Veranlassungen zur Entwickelung der Amau�rose sind �berm�ssige Anstrengungen, namen�ich mit vorgebeug�tem Kopfe, daher das Ziehen mit engem Geschirre, eng anliegende
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Halsb�nder bei Hunden und dergl., �berhaupt alles, was den Blut-zufluss zum Kopfe vermehrt und den R�ckfluss desselben st�rt.
sect;�461.
Prognose. Bei recenten, nicht sehr heftig aufgetretenen nicht complicirten F�llen von congestiver Amaurose ist die gegr�ndetste Hoffimng zur Heilung vorhanden. Bei inveterirter, completer oder bei apoplektisch aufgetretener Amaurose dagegen, hat das Uebel durch Gef�ss�berf�llung bereits organische Ver�nderungen im Ge-iolge und gestattet daher minder g�nstige Aussichten zur Heilung, g�nzliche Unm�glichkeit zur Heilung sogar dann, Avenn in Folge der Apoplexie, Blutextravasat Statt gehabt hat. Der Doppelzu�stand von erethisch-congestiver Amaurose l�sst die Vorhersage weit tr�ber, als eine einfache Form.
sect;. 462. * Die Behandlung der congestiven Amaurose erfordert sorg�f�ltige Vermeidung aller reizenden Nahrung, jeder anstrengenden K�rperbewegung, grellen Lichtes und alles dessen, was Congestion oder Stagnation des Blutes nach oder in dem Kopfe hervorzurufen im Stande seyn k�nnte. � Man sey daher f�r massige Bewegung, diluirende, blande Nahrung, gr�nes Futter und dergl. besorgt. Curativ entziehe man nach Massgabo der Constitution und des Le�bensalters des Thieres, und nach dem Grade des congestiven oder entz�ndlichen Zustandes, Blut durch Aderl�sse, Blutegel oder Schr�plk�pfe; verordne k�hlende Laxanze und behandle das Uebel �berhaupt mit dem antiphlogistischen Apparate. Oertlich gebrauche man kalte Waschungen, Douchen und dergl.
Complication mit nerv�sem Erethismus oder Uebergang in Torpidit�t ber�cksichtige man unter entsprechender Antiphlogose nach den bereits ausgesprochenen Grunds�tzen.
d. Von der Nachtblindheit.
sect;. 463. Die Nachtblindheit, Haemeralopia, ist ein, der Gef�ssamau-rose verwandter, auf verminderter Empfindlichkeit der Retina und Vascularit�t der Chorioidea beruhender, Zustand von Gesichts�schw�che, verm�ge welcher die Thiere im D�stern gar nichts sehen, da eine massige Beleuchtung nicht hinreicht, die Gegenst�nde sicht�bar zu machen und nur starkes Licht im Stande ist, einen hinrei�chenden Eindruck auf die Retina auszu�ben. Man findet sie sehr h�ufig bei Pferden, deren Augen durch mehrere Unf�lle periodi�scher oder intermittirender Blindheit geschw�cht worden sind, be�sonders bei an sich schw�chlichen Individuen oder sie wird durch
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Sch�dlichkeiten, welche die Hautth�tigkeit st�ren und unmittelbar gastrische Zufalle erzeugen, die zur Hervorbringung des Uebels th�tig mitzuwirken verm�gen, hervorgerufen.
sect;. 464. Unter Erscheinungen der Congestion nach dem Innern des Auges, ungew�hnlich erweiterter Pupille, geringer ��the der Bin�dehaut, mattem Ansehen der Hornhaut und dergl. beginnen die Zuf�lle der Nachtblindheit. Dieser Zustand findet sich in der Ke�gel auf beiden Augen zugleich und variirt bedeutend in Hinsicht seines Grades; nach k�rzerm oder l�ngerm, manchmal monatelan�gem , Best�nde bildet sich die Nachtblindheit allm�lig zur�ck oder geht in wirkliche Amblyopie und Amaurose �ber.
sect;. 465. Der Behandlung der Nachtblindheit liegt die Beseitigung der urs�chlichen Verh�ltnisse und ihrer Folgen ob. In dieser Ab�sicht bringt man in recenten F�llen bei obwaltendem plethorischem und congestivem Zustande ableitende Aderl�sse am Schweife, bei veralteten hingegen, �rtliche Blutentziehungen durch Blutegel oder auch durch Schr�pfk�pfe in Anwendung. � Wo Unterdr�ckung der Hauttranspiration ein urs�chliches Moment dabei abgab, ver�binde man mit der Antipl�ogose diaphoretische Mittel, unter wel�chen sich der Brechweinstein in gebrochenen Gaben ganz besonders empfiehlt; und bei entz�ndlich-gastrischem Urspr�nge oder rheu�matisch-gastrischer Complication evacuirende Mittel und bevorzuge unter diesen bei Hunden die Brechmittel; bei den �brigen Thier-gattungen w�hle man dagegen Abf�hrungen aus Calomel mit Jalappe, gebe den Schafen und dem Hornvieh reichlich Kochsalz zum Futter und sey �berhaupt f�r sorgf�ltige Hautpflege und reines fri�sches Getr�nke sehr besorgt. � Hautreize durch Einreibungen der Scharfsalbe, Vesicantien, Haarseile und Fontanellen sind bei acu-tem, wie bei chronischem Verlaufe dieser Krankheitsform besonders indicirt und n�tzlich, bei impetigin�sem und psorischem Urspr�nge, und in Verbindung mit der alterirenden Methode, unentbehrlich. � Ist die Nachtblindheit von vorherrschend erethischem Charakter, so hat die bisherige Erfahrung den Gebrauch warmer D�mpfe an das Auge sehr wirksam gefunden, w�hrend bei torpidem Charakter �rtliche Reizmittel in dampff�rmiger Fl�ssigkeit und trockener Ge�stalt bei reizender und n�hrender Kost, sowie bei roborirenden in�nerlichen Mitteln sich empfahlen.
e) Von der Tagblindheit.
sect;. 466. Die Tagblindheit, Nyctalopia, Amblyopia meridiana, ist
M�ller, Vclcrinar-Ophthalmologie. IF.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 15
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Dynamische Krankheiten des Auges.
eine periodisch wiederkehrende Amblyopie, bei welcher die damit behafteten Thiere am Tage undeutlich oder gar nicht, und nur bei massiger und k�nstlicher Beleuchtung sehen.
sect;�467. Es ist dieser Zustand eine, der erethischen Amblyopie ver�wandte , aber seltene Form und beruht auf einer Ueberreizung der Ciliarnerven oder der Netzhaut, wohl auch der Centralorgane und des R�ckenmarks, welcher immer als eine Folge �berstandener verschiedener Ophthalmien, rheumatischer Entz�ndungen der fibr��sen H�ute, des R�ckenmarks, Gehirns und Auges und Dyskrasien auftritt, und eine dem urspr�nglichen Leiden entsprechende Be�handlung finden muss. Hautreize mit nachunterhaltener Eite�rung, warme, indiffirende D�mpfe und zuweilen narkotische Mittel, als Eintr�ufeluugen, Pflaster und Einreibungen gebraucht, erweisen sich zum Zwecke der Heilung besonders f�rderlich. Zu beachten dabei ist, dass man einem derartig ergriffenen Auge durchaus das Licht nicht entziehen darf, sondern dasselbe stufenweise damit be�freunden muss.
f) Von dem amaurotischen Katzenauge.
sect;. 468.
Das amaurotische Katzenauge ist eine Amaurose, bei welcher die verminderte Sensibilit�t der Retina durch die vermin�derte Th�tigkeit der Chorioidea und durch den Mangel des Pig�mentes bedingt ist.
Es entwickelt sich dieser, mit diesem Namen bezeichnete amau�rotische Zustand zun�chst aus chronischer und passiver Entz�ndung der Chorioidea und ist im Allgemeinen eine h�ufige Folge aller Formen von Neurose, insbesondere der Nacht- und Tagblindheit.
sect;. 469.
Das Sehverm�gen ist bei dem amaurotischen Katzenauge sehr beschr�nkt und je nach seinem erethischen oder torpiden Charakter, bei massiger oder starker Beleuchtung besser. Anf�nglich zeigt die Pupille ihre volle Reactionskraft, es befindet sich aber dabei die Iris in einem Mittelzustande zwischen Expansion und Contraction. Im Hintergrunde des Auges erscheint bei torpidem Charakter des Uebels nach einiger Zeit seines Bestandes, eine graulich weisse, weissgelbliche, bei entz�ndlich erethischem Charakter dagegen, eine in's R�thliche schillernde concave F�rbung. Nach geschehenem Uebergange in vollst�ndige Amaurose bemerkt man ausser den, die Amaurose charakterisirenden Merkmalen, in der Tiefe des Auges deutlich die ganze Ausbreitung der Arteria und vena centralis retinae.
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wodurch bei seitlicher Betrachtung der Augengrund einen opalisi-renden Schein von sich gibt, daher die Bezeichnung �Katzenaugequot;.
sect;� 470-Es ist diese amaurotische Form nur kachektischen, schlecht
gen�hrten, abgen�tzten und alten Subjecten eigenth�mlich, wesshalb
dieselbe wohl selten und um so weniger einen Gegenstand �rztlicher
Behandlung abgeben d�rfte, als eine Heilung dieses Uebels, schon
des niedem Standes der Lebenskraft wegen, nicht wohl bewirkt
werden kann.
II. Motilit�ts-JSIeurosen des Auges.
I. Von der Steigerung der bewogenden Th�tigkeit des Auges, aus�gesprochen in tonischen und clonischen Kr�mpfen.
sect;. 471.
In den Motilit�ts-Neurosen zeigt sich dieNerventh�tigkcit nicht mehr normal, vielmehr gesteigert, exaltirt, alienirt; und wie diese in jenem Zustande auch mannichfaltige Krankheitszust�nde im reproductiven Systeme herbeif�hrt, so erregt sie im irritablen Systeme normwidrige Muskularbewegungen, die, wo sie in Mus�keln, welche der willk�hrlichen Bewegung bestimmt sind oder auch von sensiblen Gebilden angeregt fungiren, auftreten, dann nicht mehr nach dem Willen der Seele oder auf den Einfluss der sen�siblen Gebilde, sondern nach andern Gesetzen erfolgen.
sect;� 472.
Die normale Function des Bewegungsapparates des Auges f �r sich, wie auch das gesammte Muskularsystem, unter der Form der expansiven und contractiven Th�tigkeit sich �ussernd, er�scheint bei den Motilit�ts-Neurosen erkrankt.
Das normale Verh�ltniss zwischen diesen beiden Th�tigkeiten ist dann in der Art gest�rt oder aufgehoben, dass n�mlich der con�tractive Theil �ber den expansiven das Uebergewicht erlangt und solche Erscheinungen erregt, welche offenbar von einem gest�rten Wechsel normaler Expansion und Contraction deutlich zeugen und je nachdem die erstem �ber die letztern oder umgekehrt obsiegen, einen Zustand beurkunden, welchen man gemeinhin tonische oder clonischen Krampf nennt.
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Dynamische Krankheiten des Auges.
sect;�473.
Die Motilit�ts - Neurosen sind rein dynamische Krankheiten, welche ohne sichtbare Verletzungen in der Organisation des Ge�hirns oder der Nerven oder jener der Muskeln bestehen k�nnen und ihren Sitz entweder in den peripherischen Nerven oder in den Centraltheilen des Nervensystems haben. Sp�ter aber nach l�nge�rer Dauer und verschiedenen Ursachen des Uebels hinterlassen die Kr�mpfe fast immer organische Ver�nderungen in der Structur, welche Verk�rzungen und Verkr�mmungen der Muskeln zur Be�gleitung haben.
Sie entstehen nach mechanischen Verletzungen, besonders sol�chen , welche reizend, zerrend, mehr druckweise und quetschend auf das Auge wirken, nach Erk�ltungen, durch gastrische und ab-dominelle Keize, Reizungen der Gangliensysteme, Metastasen und Metaschematismen. Ihre Prognose ist g�nstig und h�ngt von der M�glichkeit der Beseitigung der urs�chlichen Verh�ltnisse ab. Der Krankheitszustand selbst erfordert die Anwendung beruhigen�der und bes�nftigender Mittel.
sect;. 474.
Die Motilit�ts-Neurosen haften bald an den Augenlidern, bald an den Augapfelmuskeln, bald an der, den Muskelgebilden ver�wandten Iris, bald an mehreren dieser Gebilde zugleich.
1. Von dem Augenliderkrampfe.
sect;. 475.
Der Augenliderkrampf, Spasmus palpebrarum, Blepharo-spasmus, ist entweder anhaltend, tonisch, oder wechselnd, clo-uisch und ist in beiden Formen idiopathisch oder sympathisch; erstere Form haben wir hier zum Gegenstande, letztere fand an den entsprechenden Orten ihre Stelle.
sect;. 476.
Der tonische Augenliderkrampf ist eine pl�tzlich eintretende, anhaltende Contraction beider Augenlider, wobei das leidende Thier, die Augenliderspalte zu �ffnen, nicht im Stande ist; werden die Augenlider durch eine �ussere Gewalt von einander gebracht, so begeben sie sich nach deren Nachlass, so�gleich wieder in ihre vorige Stellung. Die bedeckende Haut des oberen Augenlides erscheint gerunzelt, jene der Stirne gleichsam knotig zusammen gezogen, die Augenbraunenborsten findet man aufrecht stehen und beim Versuche zum OefFnen der Augenlid�spalte zeigen sich die Stirn- und Wangenmuskeln in convulsivischer Bewegung. � Der Krampf haftet bald am Orbicularmuskel, bald
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am Aufheber des oberen Augenlides, oder an beiden zugleich. Im ersteren Falle nennt man ihn Augenlidkrampf im engern Sinne des Wortes, nach Einigen auch krampfhaften Augenlidvorfall, Blepharoptosis spastica, im zweiten krampfhaftes Hasenauge, Lagophthalmus spasticus, im dritten aber totalen Augenlid�krampf, Blepharospasmus totalis. Beim krampfhaften Augenlid�vorfalle ist die Augenlidspalte geschlossen, beim krampfhaften Hasenauge ge�ffnet, beim totalen Augenlidkrampfe halb offen.
Bei gewaltsamem Oeffnen der Augenlider findet man die Ober�fl�che des Auges matt, manchmal auch blass ger�thet, die Pupille etwas erweitert und die Bewegungen der Iris tr�ge. � Dieser Zu�stand kann ohne Nachlass l�ngere Zeit hindurch anhalten, oder ist bei periodischem Auftreten von k�rzerer Dauer.
sect;� 477.
Der clonische Augenlidkrampf wird Nictitatio morbosa. Nystagmus genannt und spricht sich durch wechselnde Th�tigkeit des Aufhebemuskels des Augenlides und des Schliessmuskels, sowie verschiedener Gesichtsmuskeln aus, wodurch ein krankhaftes Blin�zeln und Agitation des Gesichtes fortw�hrend besteht. In niederem Grade ist das Uebel blos auf zitternde Bewegungen beschr�nkt, in h�herem Grade werden die Augenlider auch �fter geschlossen und ge�ffnet. � Dabei thr�nt das Auge leicht und die Conjunctiva ist zuweilen etwas ger�thet.
M78.
Beide Formen zeigen sich bei allgemeinen Verstimmungen der Constitution; die tonische ist oft Folge rheumatischer Ursache oder mechanischer Verletzung, die clonische beruht vorzugsweise auf nerv�ser Verstimmung, wie solche h�ufig in Gefolge von ere�thischen Entz�ndungen vorkommt.
sect;. 479.
Ausser therapeutischer Beachtung der Ursachen empfehlen sich kalte Waschungen und Douche besonders; am vorz�glichsten wirken aber bei dynamischem Leiden, Ableitungen, namentlich in die Ohrengrube. Zu welchem Zwecke Fontanellen mit H�llenstein applicirt, mit g�nstigstem Erfolge in Gebrauch gezogen worden sind.
2. Von dem Augapfclkrampfe.
sect;. 480. Dieser ist in gleicher Weise, wie der Krampf der Lider idio-pathisch oder sympathisch, clonisch oder tonisch, einfach oder mit andern Kr�mpfen verbunden.
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230nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Dynamische Krankheiten dos Auges.
sect;. 481. Der tonische Krampf des Augapfels, Spasmus oculi tonicus, bef�llt s�mmtliche Augenmuskeln zugleich; � indem dieselben sich gleichm�ssig contrahiren, spitzt sich die vordere Hemisph�re des Augapfels etwas zu, erscheint die Pupille erweitert und starr, dr�ngt sich die Iris in die Hornhaut vor und es tritt der ganze Augapfel in die Augenh�hle zur�ck, Starrkrampf des Auges, Tetanus oculi, � oder es werdefl nur einzelne von ihm ergriffen, in welchem Falle der Krampf, in so fern er mit andauernder Verstellung der Sehaxe nach einer bestimmten Gegend hin verbunden ist, das krampfhafte Schiefstehen �der Schiefsehen des Auges, Luscitas seu Lusiositas spastioa, genannt wird und bald durch Verletzung, bald durch �heuma veranlasst ist. Das auf diese Weisti schiefgestellte Auge bleibt gegen den Willen des Thieres, bei allen Bewegungen des gesunden Auges und selbst bei Anwen�dung �usserer Gewalt in dieser Lage fixirt, ist �berdies lichtscheu und thr�nt st�rker, als das gesunde. Der, dem contrahirten Mus�kel zugewendete Theil der Cornea erscheint gew�lbter, Bindehaut und Sclerotica ger�thet, die Augenkammern prall angef�llt und die Pupille nach der gespannten Seite verzogen. Das Verhalten dieser Erscheinungen bietet, je nachdem der Krampf traumatischen oder rheumatischen Ursprunges ist, folgende Verschiedenheiten: Im ersteren Falle sind die genannten Symptome andauernd, im letz�teren periodisch, bei jenem ist in der Regel nur der innere gerade, bei diesem sind bald der innere, bald andere Muskeln ergriffen.
sect;. 482. Der clonische Augapfelkrampf, Spasmus oculi clonicus, �ussert sich gew�hnlich an beiden Augen gleichzeitig, durch ein ununterbrochenes Wechselspiel s�mmtheher Augapfelmuskeln, wo�bei das Auge weder zur K�he gelangt, noch einen Gegenstand zu fixiren im Stande ist.
sect;� 483. _ Es wird dieses Uebel als idiopathisches Leiden gew�hnlich bei Centraltr�bungen der Hornhaut oder des Glask�rpers beobachtet, auch nimmt es zuweilen sympathisch von Gehirn- und R�cken�marksleiden seinen Ursprung, ebenso von gastrischen Unreinigkei-ten oder allgemeinen Krampfzuf�llen.
sect;. 484. Die Prognose des tonischen partiellen Augapfelkrampfes ist im Allgemeinen g�nstig, jedoch kann derselbe unter ung�nstigen Verh�ltnissen und bei traumatischer Abstammung, leicht in Entz�n�dung und bei rheumatischem Anlasse, in L�hmung der betreffenden Muskeln �bergehen. Dagegen ist die Prognose des tonischen, trau-
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inatischen, allgemeinen Augapfelkrampfes schon minder g�nstig, in�dem er nicht selten in heftige Augenh�hlenentz�ndung ausartet und der rheumatische nicht minder oft L�hmung und Vorfall des Aug�apfels zur Folge hat. Cionische Kr�mpfe dagegen gestatten in Bezug auf Heilung, wegen ihres von unheilbaren organischen Fehlem des Bulbus oder allgemeiner nerv�sen Verstimmung hergenommenen Ursprunges im Allgemeinen nur eine sehr ung�nstige Prognose.
sect;. 485.
Behandlung. Beim tonischen Kr�mpfe einzelner oder s�mmt-licher Muskeln des Auges, m�ssen zun�chst, wenn derselbe trau�matischer Art ist, alles Fremdartige entfernt, dann aber laue B�hungen aus erweichenden und narkotischen Stoffen gemacht werden; liegt ein rheumatischer Anlass zum Grunde, so n�tzen trockene W�rme, Einreibungen der grauen Quecksilbersalbe mit Opium, ableitende Hautreize nebst diaphoretischen Mitteln und unter diesen der Campher.
Die Behandlung der clonischen Kr�mpfe des Augapfels ist im Allgemeinen auch jene der clonischen Kr�mpfe der Augenlider, dabei ist aber hier noch von Wichtigkeit, durch zeitweises Verbin�den der Augen alhn�lig einige K�he in die Beweglichkeit zu brin�gen. Hautreize erscheinen auch hier n�tzlich, sobald das Uebel metastatischer Natur ist, oder auf allgemeiner nerv�ser Verstim�mung beruht.
3. Von dem Schielen.
sect;. 486.
Das Schielen, Strabismus, unterscheidet sich von dem oben beschriebenen tonisch krampfhaften Zustande des Auges durch seine permanente Dauer, sowie durch seine besondere Form.
Das Schielen ist ein gest�rter Consensus der beiderseitigen Augenmuskeln, so dass die Achsen der beiden Augen nicht gleich�zeitig auf dasselbe Object gerichtet werden k�nnen, indess jedes einzelne Auge nach allen Eichtungen hin frei bewegt werden kann.
sect;. 487.
Die Abweichung in der Correspondenz der Sehachsen kann nach allen Richtungen Statt finden: nach Innen, Strabismus con-vergens; � nach Aus sen, Str. divergens; � nach Oben, Str. ascendens; oder in Zwischenrichtungen � oder so, dass die Seh�achsen in keinem Punkte zusammentreffen, Str. parallelus, � oder class ein Augapfel nach Oben, der andere nach Unten gerichtet ist, Str. horrendus. � Die Grade des Schielens sind sehr verschieden und liegen zwischen der geringen Abweichung, die man als etwas
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Dynanusche Krankheiten Jos Auges.
schiefen Blick bezeichnet und der so schiefen Stellung, dass die Pupille nur wenig oder gar nicht sichtbar ist.
sect;. 488.
Als Ursache liegt dem Schielen ein prim�res oder secund�res, entweder in �berm�ssiger Contraction, Strabismus activus, oder in L�hmung, Strabismus passivus, bestehendes Ergriffenseyn der Mus�keln zum Grunde und ist andererseits als ein protrahirter und ver��nderter chronischer Zustand der rein spastischen Form zu betrach�ten. Es kann auch die Ursache zu dessen Best�nde in einer theil-�\veisen Alienation der durchsichtigen, strahlenbrechenden Medien des Auges, der Hornhaut, Linse, des Glask�rpers, sowie in par�tieller L�hmung der Netzhaut liegen. Selten ist �brigens diese Form bei Thieren, da der Bulbus durch den musculus retractor in seiner H�hle zu sehr befestigt ist.
sect;. 489.
Zur Wiederherstellung der gleichm�ssigen Th�tigkeit der Mus�keln hat man sich bisher der verschiedensten Mittel bedient. � So lange die St�rung im Consensus der beiderseitigen Augenmus-kein als ein Nachspiel krampfhafter Affection derselben betrachtet werden muss, ist eine antispastische Behandlung nach dem oben an�gegebenen Verfahren einzuleiten; wo dagegen dasselbe schon selbst�st�ndig besteht oder prim�r aufgetreten ist, sucht man durch Ver�binden des schielenden Auges eine gleichm�ssige Th�tigkeit der Augenmuskeln zu erzwecken und das leidende Auge zu st�rken. Der Erfolg solchen Verfahrens brachte �brigens im Allgemeinen keine sichere Heilung, wesshalb wir die, bisher beim Menschen�auge mit dem gl�cklichsten Erfolge in Anwendung gebrachten Bc-handlungsweisen auch hierher �bertragen wissen m�chten.
sect;, 490.
Bei geringem Grade des Schielens nach aussen oder innen hat Dieffenbach das Aetzen der Bindehaut oder das Ausschneiden eines St�ckes derselben auf der, dem Schielen entgegengesetzten Seite, als sehr wirksam empfohlen. Ein St�ck H�llenstein soll beim Schielen nach innen, in den �usseren Augenwinkel und beim Schie�len nach aussen, in den inneren Augenwinkel gef�hrt und tief ein�gedr�ckt, hierauf einige Tage hindurch das Auge kalt fomentirt und nach dem Verschwinden der Entz�ndung die Aetzung wieder�holt werden, und sofort, bis das Schielen gehoben ist, was nicht selten schon nach einmaliger Aetzung der Fall ist. Die Wirkung dieses Verfahrens besteht in der Anregung des verl�ngerten Mus�kels und in der Verdickimg der Conjunctiva. Die Aetzung ist in�dessen nur bei torpiden und �lteren Subjeeten mit sehr blasser Con�junctiva, bei geringer Reizbarkeit und nicht vorwaltender Neigung
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Dynanusdie Krankheiten des Auges.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;233
zur Augenentz�ndung, n�tzlich. Bei leichteren Graden des Stra�bismus convergens soll in gleicher Weise das Ausschneiden eines St�ckes der Conjunctiva heilsam seyn. Nachdem die Augenlider voneinander gezogen und fixirt sind, fas st man mit der Haken-pin^-ette eine starke Falte der Conjunctiva im �usseren Augenwinkel, hart an der Grenze zwischen Augapfel- und Augenlidconjunctiva, hebt sie in die H�he und schneidet mit der convexen Scheere ein 2 bis 3 Linien langes St�ck aus ihr und dem unterliegenden Zell�gewebe aus. Kalte lieber schlage stillen die Blutung und verh�ten die Entz�ndung. Die Stelle eitert und vernarbt, wodurch sich das Auge gerade stellt (Chelius).
sect;. 491.
In der Menschen-Ophthalmologie hat man in neuerer Zeit viel�fach die Durchschneidung des contrahirten oder verk�rzten Mus�kels ge�bt und die gl�cklichsten Erfolge dadurch erlangt, indem nach der Durchschneidung des Muskels, dessen hinteres Ende in anderer Weise an demBulbus sich inserirt oder der Zwischenraum zwischen beiden Muskelenden durch Erzeugimg von neuem Zell�gewebe ausgef�llt, somit der Muskel verl�ngert, seine �berm�ssige Zusammenziehung vermindert und zugleich durch die Trennung des Muskelnerven die Irritabilit�t umgestimmt wird.
Es ist uns unbekannt, ob man diese Operationsmethode auch schon am Thierauge ge�bt hat, jedenfalls aber halten wir solche f�r aus�f�hrbar und bei werthvollen Pferden und Himden f�r sehr sch�tzenswerth.
Da wir dieser Operation nur vorschlagsweise erw�hnen, so halten wir deren ausf�hrliche Exposition hier f�r zu weit f�hrend und verweisen auf J. F. Dieflfenbach's Werk �ber das Schielen und dessen Heilung durch die Operation. Berlin, 1842.
4. Von dem Irlskrampfc.
sect;. 492. Das enge Wechselverh�ltniss, in welchem das Ciliar- und Ke-tinal- Nervensystem unter einander stehen, gibt sich eben auch im pathologischen Zustande zu erkennen. Wie contractive und expan�sive Th�tigkeit der Iris functionell durch die Empfindung der Re�tina geleitet werden und mit den Bewegungen der Augenlider in Einklang stehen, ebenso sympathisiren krankhafte St�rungen in der Function beider Organtheile unter einander, in der Art, dass krankhaft gesteigerte Sensibilit�t der Retina krankhaft gesteigerte Irritabilit�t der Iris und krampfhafte Erscheinungen in den, unter detji Einfl�sse motorischer Nerven stehenden, Augenlidermus ein hervorruft und letztere, d i. die irritablen Th�tigkeiten, ihre krank-
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Dynamische Krankheiton des Auges.
haften nerv�sen Actionen auch umgekehrt in der Retina abspiegeln: Was liier sich unter erh�hter und schmerzhafter Empfindlichkeit gegen Lichteindr�cke �ussert, spricht sich dort als vermehrte Ex�pansion aus, was hier gesunkene Sensibilit�t ist, erscheint dort als vermehrte Contraction. Daher sind die nerv�sen AfFectionen der Iris entweder idiopathisch oder sympathisch; erstere werden hier Gegenstand der Betrachtung, letztere waren es bei den ver�schiedenen krankhaften Zust�nden der Retina.
sect;. 493.
Bleibenden extremen Zustand der Expansion der Iris nennt man in der Ophthalmo - Pathologie tonischen Krampf, Spasmus iridis tonicus, h�ufigen Wechsel zwischen Expansion und Contrac�tion, insofern er ki-ankhaft erscheint, clonischen Krampf, Spas�mus iridis clonicus. � Ersterer hat seinen Grund in verminderter oder aufgehobener Bewegung, letzterer aber in Schw�che und Reiz�barkeit der Iris, oder zugleich mit allgemeinen clonischen Kr�mpfen, in krankhafter Verstimmung der Centralorgane des Kopfes, R�ck�grades oder des Unterleibs.
sect;. 494.
Die krampfhafte Pupillenverengerung, Myosis spas-tica, ist jener tonisch krampfhafte Zustand der Iris, in welchem sich die Pupille im Zustande permanenter Verengerung befindet, ohne bei abnehmender Beleuchtung, das Verm�gen der Erweiterung zu besitzen, wobei das Sehverm�gen im verletzt bleiben kann, meistens aber etwas geschw�cht ist. Die Pupille ist klar, schwarz, weder winklieht nocli verzogen, nur erscheinen bisweilen ihre R�nder ein�w�rts gekehrt, die Irisfl�che convex, das Auge lichtscheu, dabei die Thr�nenabsondcrung kaum vermehrt, die Augenkammern strotzend voll, die Cornea prominent, in deren Umfange die Bindehaut ge-r�thet, und die Augenlidspalte h�ufig verrengt.
sect;� ^95.
Ihre n�chste Ursache liegt in einer abnorm gesteigerten Th�-tigkeit des Ciliarnervensystems. Sie ist entweder angeboren oder bedingt durch eine eigenth�mliche Stimmung des Nervensystems, auch, und h�ufiger noch, bleibt sie nach inneren Entz�ndungen des Auges, insbesondere der Regenbogenhaut zur�ck.
Als veranlassende Ursachen der Myosis kennt man: grelles, von gl�nzenden Gegenst�nden reflectirtes Licht, Mangel an w�ssriger Feuchtigkeit in den Augenkammern, Mangel des Krystallk�rpers, Mangel der Augenwimpern, krankhafte K�rze der Augenlider, Gespaltenseyn derselben, Verletzungen der vorderen Kugelh�lfte des Bulbus; auch allgemeine Uebel, Plethora, Dyskrasieen psorischer oder impetigin�ser Natur, Rheumatismus der fibr�sen Gebilde u. s. w.
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sect;. 496. Die Ausg�nge dieser Krampfform sind: unver�ndertes Fort�bestehen, Uebergang in Entz�ndung, Ausschwitzung und Pupillen�verwachsung oder L�hmung.
. sect;� 497-
Die Behandlung ist im Allgemeinen jene des tonischen Au�genliderkrampfes und auf Entfernung der veranlassenden Ursachen gerichtet. Bei bleibend verengertem Zustande der Pupille mit min�der erethischem Verhalten des Auges, wird man Instillationen von Aufl�sungen eines Belladonna- oder Bilsenkrautextracts erfolgreich veranstalten, jedoch nur mit der Vorsicht, dass statt des zu besie�genden Leidens nicht etwa Paralyse entstehe, gebrauchen d�rfen.
sect;. 498.
Der clonische Iriskrampf, auch das Zucken der Iris, Ilippus genannt, pr�sentirt sich als ein fortw�hrendes Wechsel�spiel zwischen Contraction und Expansion, ohne dass das Licht in verschiedenen Abstufungen einwirkt. Er erscheint h�ufig in Ver�bindung mit Blinzeln und Augapfelzucken. Die Behandlung dieses Zustandes f�llt mit jener der beiden begleitenden Zust�nde, wie sie oben angegeben wurde, zusammen.
II. Von der Verminderung der bewegenden Th�tigkeit des Auges, ausgesprochen in Paralyse.
sect;. 499.
Was die Amaurose, als nerv�se Apoplexie f�r die Netzhaut und f�r den Sehnerven ist, das ist die Paralyse f�r die Nerven des Bewegungsapparates, sie dr�ckt sich als Mangel der Empfin�dung und Bewegung in den leidenden Nerven�sten aus und unter�scheidet sich von der Apoplexie des Centralgebildes dadurch, dass sie, einzeln bestehend, die Function des letztern nicht noth-wTendig aufhebt. Sie trifft manchmal nur jene Parthie, welche blos der Bewegung vorsteht und verschont jene, welche die Empfin�dung vermittelt, ist dann eine unvollkommene L�hmimg und heisst Paresis.
sect;. 500.
Diese Paralysen entstehen entweder pl�tzlich und dann mei�stens in dem Momente des Eintrittes der Apoplexie des Central-theiles � der Amaurose �, gleichzeitig mit dieser, und bleiben sehr oft als Folgekrankheiten derselben zur�ck, oder sie bilden sich langsam aus; die Reizlosigkeit und Schw�che im leidenden Thcile schreitet allm�lig vorw�rts, bis endlich die Paralyse eintritt, in welchem Falle sie ihre Vorboten haben.
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Die gew�hnlichen Vorboten sind Kr�mpfe, Zuckungen, sogar bisweilen Schmerzen in dem leidenden Theile oder auch in anderen mit den ergriffenen Theilen in Functionsverbindung stehenden Ner-venparthieen.
Tritt nun L�hmung selbst ein, so verr�th sie sich durch einen vollkommenen Mangel aller Bewegung und Empfindung (Paresis completa) oder es geht nur eine von diesen beiden Functionen ver�loren (Paresis incompleta). Geht die Bewegungsf�higkeit nur allein unter, so bleibt die Empfindung entweder ganz unverletzt oder sie Avird sogar bis zum Schmerze gesteigert oder nur bis zu einem ge�wissen Grade vermindert, ohne ganz zu erl�schen.
sect;. 501.
Zu diesen pathognomonischen Zeichen der L�hmung treten noch andere Erscheinungen, sowohl im sensiblen, als im irritablen und reproduetiven Systeme, die hier seeund�r durch den paralyti�schen Zustand der Sensibilit�t vermittelt werden. Jene im sensiblen Systeme lassen sich beim Thiere als rein subjective nur aus diver�sen Aeusserungen und haupts�chlich aus Analogie zum Menschen unterstellen, die in dem irritablen Systeme hingegen verrathen sich durch langsame und tr�ge Blutbewegung in den afficirten Theilen und die in dem reproduetiven Systeme sind eines Theiles entweder durch Mangel der Ern�hrung und allm�liger Abzehrung derselben oder anderen Theiles als Folge gesunkener Th�tigkeit der resorbi-renden Gef�sse, durch �demat�se Anschwellung erkennbar.
sect;. 502.
Die Dauer dieser Paralysen ist zwar nicht immer eine und dieselbe. Unvollkommne L�hmungen sind wohl sehr chronisch, doch werden sie zuweilen geheilt; dagegen sind vollkommne Para�lysen beinahe durchg�ngig unheilbar, und dieses um so mehr, wenn sie als Folge von L�hmunn; der Centralonmne erscheinen. Sind sie selbstst�ndig aufgetreten, so enden sie nach langer Dauer und unter ung�nstigen Verh�ltnissen h�ufig mit L�hmung der Central-theilc, mit Amaurose und eben auch mit Unterdr�ckung der Re�production in dem ganzen Organe, mit Atrophie.
sect;. 503.
Ihre Diagnose ist hier stets leicht, da sie zum Theile in �usseren Theilen ihren Sitz haben, oder doch an dem Mangel an Bewe�gungsf�higkeit des Organes, dem die betreffenden Nervenparthieen beigegeben sind, sich leicht erkennen lassen.
sect;. 504.
Gleiche n�chste Ursache, wie den Amaurosen, liegt der Pa�ralyse der Bewegungsorgane zum Grunde, sie beruht auf dem Er�l�schen der Reizbarkeit und Th�tigkeit der Nerven in dem paraly-
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tischen Theile, sie ist gleichsam eine topische Apoplexie. Erregende Ursachen sind solche, welche ihre Wirkung in der Gesammtheit des Nervensystems �ussem oder solche, welche �rtlich einwirken und dabei entweder das Centralorgan oder die peripherischen Ge�bilde des Nervensystemes des Auges treffen.
sect;. 505.
Ihre Prognose ist vorz�glich von der L�nge der Dauer des Uebels abh�ngig. Die frischen Paralysen geben eine gute Prog�nose , bei den inveterirten aber ist sie �bel. Ferner sind die Ursa�chen zu ber�cksichtigen; rheumatische Paralysen gestatten eine gute Prognose; endlich h�ngt sie auch von den Complicationen ab und ist g�nstiger zu stellen, wenn die Paralyse einfach, als wenn sie mit einer Amblyopie oder Amaurose verbunden ist.
sect;. 506.
Allgemeine Aufgabe der Behandlung ist es, 1) die erre�genden Ursachen der Paralysen aufzusuchen und zu entfernen, 2) das Erl�schen der Reizbarkeit und Th�tigkeit der Nerven in dem paralytischen Theile und hierdurch sein partielles Absterben zu verh�ten und 3) besondere R�cksicht auf das Organ zu nehmen, welches sich im pai-alytischen Zustande befindet.
Zur Erf�llung des zweiten Punktes bedient man sich der �us-serlichen Reizmittel verschiedenen Grades, und macht von den rei�zenden D�mpfen und weingeistigen Einreibungen, Galvanismus und Elektricit�t bis hinauf zur Gl�hhitze, Gebrauch.
1. Von der Augenlidl�hmung.
sect;. 507. Die Augenlidl�hmung Blepharoplegia, ist ein Zustand von Unbeweglichkeit der Augenlider, welche ihren Grund in L�hmung der Augenlidmuskeln hat, pl�tzlich eintritt, die Sehkraft wohl nicht aufhebt, jedoch mechanisch st�rt. Hebt man das obere Augenlid in die H�he, so findet man h�ufig auch die Erscheinungen einer partiellen Ophthalmoplegie. Das obere Augenlid h�ngt erschlafft �ber den Augapfel herab, und ist unbeweglich, ebenso h�ngt auch das untere Augenlid gegen die Wange herab, da die L�hmung sich nicht allein auf die Augenlidmuskeln beschr�nkt, sondern sich auch in der Umgegend der Augenlider, �ber die der Stirn und selbst �ber einzelne Muskeln des Augapfels erstreckt. Die mit der Er�schlaffung der Augenlider gleichzeitig vorhandene Erschlaffung der Augenbraunen und Augenwinkel und das davon abh�ngige Herab�sinken dieser Theile ist ein charakteristisches Symptom derBlepharo-plegie, haupts�chlich von der Blepharoptosis, bei welcher sich
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jene Theile in ihrer nat�rlichen Lage befinden, die Muskelth�tig-keit unter der Haut deutlich zu erkennen ist und das Herabsinken des oberen Augenlides lediglich auf einer Erschlaffung der �usseren Haut beruht.
Die Tlminenfeuchtigkeit wird, verm�ge der ver�nderten Stel�lung der Augenlidr�nder, nicht geh�rig nach der Nase fortgeleitet, sie sammelt sich an, und fliesst �ber das untere Augenlid und die Wange herab, das Auge thr�nt und da der Schleim aus den Mci-bomischen Dr�sen nicht geh�rig mit den Thr�nen gemischt imd von diesen hin weggesp�lt wird, so erhalten zugleich die Augenlidr�n�der ein schmieriges, schmutziges Ansehen.
Die Blepharoplegie erscheint total und partiell, bei jener ist das ganze Auge geschlossen, bei dieser nur ein Theil desselben; gew�hnlich findet man sie am �usseren Augenwinkel, welcher auch zugleich herunterh�ngt, w�lirend der innere Augenwinkel seine na�t�rliche Stellung hat und an seiner Seite die Augenspalte ge�ffnet erscheint (Jungken).
sect;. 508.
Dieser L�hmungszustand ergreift nach der Distinction meh�rerer Ophthalmologen manchmal nur den einen oder den anderen Augenlidmuskel. Bei der L�hmung des Aufhebers, paraly tis eher Augenlid vor fall (Blepharoptosis paraly tica), ist das Aufheben des oberen Lides dem Willenseinflusse nicht untergeordnet, oder vielmehr durch eigene Kraft nicht ausf�hrbar, und es ist die Pupille wenig oder gar nicht beweglich und einige Lichtscheue zu�gegen. Bei der L�hmung des Schliessmuskels, paralytisches Hasenauge (Lagophthalmus paralyticus), vermag der Wille des Thieres die Lider nicht vollst�ndig zu schliessen und es bedeckt das obere Augenlid den Augapfel nur zum Theile und das untere Augenlid erscheint etwas nach abw�rts gesunken und wie das obere, nach aussen umgest�lpt. Zugleich wird der obere gerade Augen�muskel vermehrt th�tig, um durch das Aufw�rtsziehen des Bulbus denselben dem grell einfallenden Lichte zu entziehen, was ihm �bri�gens nur theilweise gelingt und wesshalb das Auge in der Regel lichtscheu wird, die Hornhaut etwas abgeplattet und die Pupille verzogen erscheint.
sect;. 509.
Nach den Ursachen sind die Erscheinungen der Augenlid�l�hmung mit mehreren Modificationen verkn�pft. Ist die Blepharo�plegie traumatischen Ursprunges, so ist sie h�ufig mit Blutunter-laufung der Lider und Bindehaut, sowie mit Blutergiessungen in den Augenkammern verbunden. Hat das Uebel eine rheumatische Ursache, so entsteht es bald schnell, bald langsam, ist periodisch
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oder permanent, und in der Regel mit Schmerz, L/ichtscheu und rheumatischer Entz�ndung verkn�pft. � Pr�disponirt zu diesem L�hmungszustande sind vorzugsweise alte, schw�chliche, an ner�v�ser Verstimmimg leidende, oder solche Individuen, bei welchen zur Ungeb�hr erschlaffende Fomentationcn angewendet worden waren.
sect;. 510.
Die Prognose dieses Uebels richtet sich nach der L�nge der Dauer und nach den Ursachen desselben, sowie nach dem Alter und der Constitution des erkrankten Individuums. Hat die Ble-pharoplegie noch nicht lange gedauert, sind ihre Ursachen entfern�bar und das Thier in seinen Kr�ften nicht ersch�pft, so ist eine baldige Heilung m�glich, im entgegengesetzten Falle aber ist die Prognose sehr zweifelhaft, besonders ung�nstig aber, wenn ausser-dem noch L�hmungszust�nde in andern Muskelparthieen des K�t-pers bestehen. Bei rheumatischer Blepharoplegie ist die Prognose stets g�nstig, bei traumatischer dagegen, nur so lange, als sie noch nicht veraltet ist. Die syrnjitomatische Blepharoplegie ist in ihrer Prognose von dem Prim�rleiden abh�ngig, jedoch meistens �bel.
sect;. 511.
Die Behandlung muss jederzeit gegen die Ursachen des Uebels gerichtet und der Krankheitscharakter sorgf�ltigst gew�r�digt werden. Ist das Uebel localer Abkunft und beruht es auf einer, sey es durch vorausgegangene Verletzungen, oder durch St�rung der Hautth�tigkeit in der Augengegend, hervorgerufenen Congestion und davon abh�ngigen Hemmung der Nerventh�tigkeit, so n�tzen die antiphlogistische Heilmethode, besonders die localen Blutentziehungen, bei traumatischem Anlasse, kalte Wasserum�schl�ge, bei rheumatischer St�rung, trockene B�hungen der Augen�gegend und Opiateinreibungen in dieselbe, nebst ableitenden Haut�reizen und einem angemessenen Regimen. Spricht sich dagegen die Krankheit durch Ph�nomene wahrer torpider Localschw�che aus, so dienen in leichtern F�llen das Reiben der Augenlider mit erw�rm�tem Flanell, oder die Waschungen und B�hungen derselben mit W�ssern oder Aufg�ssen des Rosmarins, der Melissa, der Mentha, der Arnica, wie weingeistige und �therische Einreibungen und rei�zende Blasenpflaster oder Scharfsalben in der Umgegend des Auges, in Wirksamkeit gesetzt.
In hartn�ckigem F�llen bedient man sich der Anwendung eines in die Ohrengrube applicirten Cauteriums actuale oder potentiale oder auch der Gl�hhitze; Leblanc empfiehlt Moxen in die Ober�augengruben, an die Stelle des Austritts der Frontalnerven und die
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Einreibungen von Salmiakgeist; Elektricit�t, Galvanismus, die Galva-nopunetur zeigten sich von verschieden g�nstigem Erfolge.
Allgemeine Zust�nde des K�rpers, Plethora, Rheumatismus, Schw�che und dergl., in so weit solche in occasionellem Zusammen�hange mit dem vorliegenden Leiden stehen, m�ssen auf die be�kannte Weise weiterer Ber�cksichtigung und Beachtung unterwor�fen werden.
2. Von der L�hmung der Augapfelmuskeln.
sect;. 512. Die L�hmung des Augapfels, Ophthalmoplegia, ist ein gleicher Zustand, wie jener, bei der L�hmung der Augenlider be�handelte ; er ist total oder partiell und besteht meist nur auf einem Auge. Die totale L�hmung der Augapfelmuskeln ist eine seltene Erscheinung, der Augapfel verliert in diesem Falle seine Spannung und Elasticit�t, f�llt gleichsam aus seiner H�hle, liegt regungslos imd ist v�llig erblindet. Die partielle L�hmung kommt dagegen h�ufiger vor und �hnelt vollkommen dem, bei dem krampfhaften Schielen beschriebenen Zustande des Auges. Ursachen, Pro�gnose und Behandlung sind dieselben, wie bei der Augenlider�l�hmung; bei dieser Form des Schielens d�rfte �brigens von einer Operation mittelst Durchschneidung der paralysirten Muskeln nichts zu erwarten seyn. Totale Ophthahnoplegie, Augapfelschlag, ist unheilbar.
3. Von der L�hmung der Iris.
sect;. 513. Die L�hmung der Regenbogenhaut, Iridoplegia, ist ein auf �rtlicher Ersch�pfung der Ciliarnerven beruhender L�hmungs�zustand, welcher sich in einer widernat�rlichen Erweiterung der Pupille und vermindertem oder g�nzlich aufgehobenem Bewegungs�verm�gen der Iris zu erkennen gibt und wobei ein freies und un-sehindertes Einfallen der Lichtstrahlen fortbesteht und selbst die Receptivit�t der Netzhaut unverletzt bleiben kann.
Sie besteht als idiopathisches Leiden oder sympathisch und symptomatisch, als Folge vorhandener L�hmung der Centralgebilde, also mit oder ohne Blindheit. Letztere Form wurde schon als Symptom bei den Amaurosen behandelt und es bleibt uns hier nur noch die idiopathische zur n�heren Betrachtung.
sect;�514. Bei der idiopathischen Iridoplegie ist die Pupille schwarz
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und die in der Tiefe des Bulbus sich zeigende molkige Tr�bung erscheint nur als ein Lichtreflex. Sie hat verschiedene Abstufungen, welche in dem Grade der Pupillenerweiterung, Mydriasis, be�merkbar werden. Es besteht dabei manchmal noch eine Th�tig-keits�usserung in dem inneren Eing der Iris, welcher dieselbe dann nur auf einen gewissen Punkt zu expandiren vermag, oder es ist alle Th�tigkeit erloschen, in welchem Falle sie sich auf ein Mini�mum zur�ckzieht und nur noch ein Streifen von ihr wahrgenommen werden kann, wobei das Sehverm�gen noch vorhanden seyn kann, aber jedenfalls immer mehr oder minder beeintr�chtigt ist, und na�mentlich bei heller Beleuchtung, wogegen es bei massiger Beleuch�tung oft unver�ndert erscheint. Den Pupillarrand der Iris findet man bei der paralytischen PupiUenerweiterung schlaff, herumschwan�kend, unregelm�ssig, wie aufgefranzt und mehr oder weniger ge�gen die Hornhaut zu, umgest�lpt. � Dieser subparalytische Zu�stand der Iris kann angeboren seyn und auf beiden Augen zugleich bestehen, oder er wird, und dann nur auf einem Auge, durch Con-tusionen und Verletzungen des Auges und seiner Umgebung, durch langen Aufenthalt im Finstern, durch Einwirkung narkotischer etwa zur Pupillenerweiterung angewendeter Substanzen, durch Neur�algien in den Verzweigungen des Nervus oculomotorius und tri-geminus, durch organische Ver�nderungen in dem Gehirne oder in der Augengrube, oder durch Abdominalreiz, bei W�rmern hervor- , gerufen, wodurch die mit dem Ganglion ophthalmicum und mit dem Ciliarnervensysteme in Verbindung stehenden Nerven functionell beeintr�chtigt werden. Da die Irisbewegungen von verschiedenen Nerven in verschiedener Weise abh�ngen, n�mlich direct vermittelt werden durch den Nervus oculomotorius, mittelbar erregt durch den Nervus trigeminus, den Nervus options und den Nervus sym-pathicus: so unterscheidet Cannstadt *): 1) die Mydriasis idiopa-thica nervi ocidomotorii, welche von der directen Functionsst�-rung des Nervus oculomotorius abh�ngt. 2) Mydriasis sympa-thica e neuralgia nervi trigemini. Sie soll die seeund�re Wirkimg einer in diesem Nerven bestehenden Eeizung seyn, welche zum Gehirne fortgeleitet und von diesem in den Nervus oculomotorius reflectirt werde, wodurch heftiger motorischer Reflexionskrampf in der Iris erzeugt, dadurch die Erregbarkeit ihrer motorischen Ner�ven ersch�pft und nach den Schmerzparoxismen Erschlaffimg undj, Halbl�hmimg erzeugt werde. 3) Die Mydriasis sympathica nervi
*) Beitr�ge zur Pathologie der Mydriasis und anderer Neurosen des Ner�vus trigeminus und des Nervus oculomotorius; in v. Ammon's Monatschrift. Bd. II. Heft 2.
M ii 11 c r, Veterin�r- Ophthalmologio. II.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; |5
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optici s, amaurotica. � Die Mydriasls abdominalis s. nervi sym-pathici.
sect;; 515.
Gleichen Ursachen, wenn sie heftiger wirken, ist auch die totale Irisl�hmung oder das Erl�schen ihrer erectilen Th�tig-keit beizumessen, wobei sich die unth�tige Kegenbogenhaut bei den Bewegungen des Auges in einer zitternden, schwankenden Bewe�gung nach der Richtung ihrer Fl�chen befindet (Rosas). Dieselbe ist unheilbar.
sect;. 516.
Die Prognose in der idiopathischen Mydriasis h�ngt ledig�lich von dem Grade der Unempfindlichkeit und selbst der L�hmung ab, welcher bei derselben zugegen ist, � daher es wold F�lle die�ser Krankheit geben kann, in welchen eine vollst�ndige L�hmung der Iris jede anderweitigen Curversuche vereiteln wird. Nur mag ein so hoher Grad der Krankheit selten l�ngere Zeit auf dieses ein-zelne Organ eingeschr�nkt bleiben, sondern meistentheils zu den �brigen Organen des Auges nach und nach sich ausbreiten und eine vollkominne Blindheit in demselben veranlassen. � Bei der nach Contusionen und Ersch�tterungen des Auges und seiner Umgebung entstandenen Mydriase erfolgt die Heilung, auch in den g�nstigsten F�llen, immer sehr langsam und gew�hnlich bleibt die Pupille das
s
anze Leben hindurch erweitert. Wenn Amaurose auf die My-
driase erfolgt, so kann dies bedingt seyn durch den vom Nerven�system auf die Retina und den Sehnerven sich ausbreitenden Torpor oder auch wohl durch die zu starke Einwirkung des Lichtes auf die Retina, wenn das Auge demselben zu sehr ausgesetzt ist.
sect;. 517.
Die Mittel, deren wir uns gegen die idiopathische Iridoplegie bedienen, bezwecken theils die Entfernung der Ursache des Uebels, thcils suchen sie die vorhandene Atonie in dem erectilen Gewebe der Iris und in den Ciliarnerven zu beseitigen. #9632;�#9632; Ist das Uebel rheumatischer Abkunft, so suche man auf Vermehrung der Haut-th�tigkeit mittelst Campher und Guajak zu wirken, applicire Haut�reize und lasse die graue Quecksilbersalbe zu gleichen Theilen mit fl�chtiger Salbe in die Umgegend des Auges einreiben. � Die paralytische Mydriasis von dem Missbrauche der narkotischen, die Pupille erweiternden Stoffe, verliert sich in den meisten F�llen, in denen der Gebrauch derselben zeitig ausgesetzt werden konnte, von selbst, oder wird bei ihrem Fortbestande durch spiritu�se Ein�reibungen in die Stirn- und Schl�fengegend und durch den inneren Gebrauch fl�chtig reizender Arzneistoffe, der Valeriana, des Cam�phers u. s. w. beseitigt. � Bei L�hmungszust�nden der Iris,
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welche auf den l�ngern Aufenthalt in dunklem Kaume sich ent-Avickelt haben, l�sst man ausser den angegebenen Reizmitteln, das Licht als Reiz wirken.
Bleibt aber, nachdem der causalen Indication Gen�ge geleistet ist, die Mydriase als Symptom eines torpiden Zustandes des Ner-vus oculomotorius zur�ck, so wendet man reizende, aufregende Mittel an, um die Th�tigkeit des Ciliarnervensystems zu steigern und benutzt zu diesem Zwecke: scharfe Augenw�sser aus Tabacks-aufguss *), welche man auch mit unterst�tzendem Erfolge zur In�stillation benutzt; geistige Einreibungen in die Umgegend des Au�ges und in die Augenlider; Vesicantien oder Cauterien hinter die Ohren oder nach dem Laufe des Frontalnerven; Verdunstungen von Salmiakgeist, ammoniakalische D�mpfe, wie sie bei der torpiden Amaurose von Leblanc empfohlen und von uns n�her angegeben worden sind, ferner die Gl�hhitze, die Elektricit�t, der Galvanis-mus und die Acupunctur.
Weinhold empfahl zur Wiederbewirkung des Expansions�verm�gens eine Aufl�sung von salpetersaurem Silber, Serre **) die Cauterisation der Bindehaut im Umfange der Cornea mit einem zugespitzten H�llensteincylinder. Der Erfolg dieses Verfahrens ist nach Chelius's Erfahrung jedoch kein bleibender.
Nach Versuchen an Thieren hat Serre ***) fur jene F�lle von Mydriase, wo die Cauterisation der Hornhaut keine hinreichende Zusammenziehung der Pupille hervorbringt, durch Einf�hrung einer Nadel in das Auge Reizung der Iris und der Ciliarnerven zu bewirken vorgeschlagen. Cannstadt hat bei Kaninchen, deren Pu-j�lle durch Belladonna erweitert Avar, durch das Einstechen einer feinen Nadel nahe am Rande der Hornhaut nicht die fferinffste Ver-�nderung in der Weite der Pupille hervorgebracht; selbst wenn das �ussere Ende einer in das Auge von Kaninchen eingef�hrten Nadel der Hitze einer Weingeistlampe ausgesetzt und zum Gl��hen gebracht wurde, erfolgte keine Zusammenziehung der Pupille. Dagegen will derselbe bei Entfernung der w�ssrigen Feuchtigkeit durch die Punction der Hornhaut nach Wardrop, bei Kaninchen immer Zusammenziehung der Pupille beobachtet haben.
*) Die objeetiven Erscheinungen nach der �ussern Anwendung des Tabacks zeugen von einer auffallenden Belebung der bewegenden Th�tigkeit der Ciliar�nerven und des erectilen Irisgewebes und sie manifestirt auf diese Weise eine, der Belladonna gerade entgegengesetzte Wirkung; indem jene die Expan�sion indorselben vermehrt, wahrenddiesedieContraction steigert.
**) Revue medicale. Aout, 1830. ***) Gazette des hopitaux. Dcbr. 1837.
16*
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Zweiter Abschnitt.
Organische Krankheiten des Auges.
i.
St�rung des Zusammenhanges.
A. Von den durch Trennung des Zusammenhanges be�wirkten St�rungen.
sect;. 518. Der Zusammenhang der Theile wird aufgehoben durch Wun�den, Geschw�re oder durch Spalten und Oeffnungen mit vernarb�ten Handfl�chen. Die Wunden werden auf mechanischem Wege gesetzt, und haben weder im frischen noch im eiternden Zustande innere allgemeine S�fteentmischung noch locale, auffallende Orga�nisationsver�nderung zur Grundlage; w�hrend dagegen die Ge�schw�re aus den Wunden sich hervorbilden oder prim�r als solche erscheinen, durch allgemeine oder �rtliche Ursache unterhalten Aver-dcn und mit unverkennbarer Aenderung der Organisation vergesell�schaftet sind. Veraltete Trennungen ohne Eiterung bestehen aus isolirtem Vernarben der B�nder der Spalte oder Oeflhung, und sind Folgen vorhergegangener Verletzungen oder urspr�nglicher Bil�dungsfehler, daher erworben oder angeboren.
I. Von den Wunden der Augenlider und des Augapfels.
sect;. 519. Die Wichtigkeit und die Folgen der Verwundungen des Auges sind von der Art der Verwundimg selbst und ihrem Sitze abh�ngig.
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Keine Schnitt- oder Stielnvunden erregen am Auge nur geringe Reaction, dagegen sind gequetschte Wunden dem Auge sehr ge�f�hrlich, weil sie meistens von Blutextravasationen der Augen be�gleitet werden, daher starke Entz�ndung, h�ufig Eiterung zur Folge haben und meistens mit Hinterlassung entstellender Narben heilen. Am gef�hrlichsten werden die Wunden, wenn sie mit Ersch�tte�rung des Auges verkn�pft sind, weil dann nicht selten unheilbare Blindheit die Folge ist. Vergiftete Wunden durch Stiche von In-secten, Scorpionen, Vipern und durch Bisse toller Hunde erzeugt, f�hren eine �usserst heftige, rosenartige Entz�ndung, welche mit bedeutender Geschwulst auftritt und schnell in Eiterung oder Brand �bergeht, nach sich, und k�nnen dadurch zu wichtigen Entstellun�gen und organischen Fehlern Veranlassung geben.
In Bezug auf die Oerdichkeit der Wunden sind die, welche die Augenlider treffen, die weniger gef�hrlichen, dagegen sind Ver�letzungen des Augapfels meist von grosser Bedeutung, da sie h�ufig Erblindimg herbeif�hren.
sect;. 520.
Bei Behandlung der Wunden an den Augen sey man zur Ver�meidung von Narben und von Substanzverlust immer bem�ht, durch unblutigen und blutigen Verband eine schnelle Vereinigung zu Stande zu bringen, nachdem man die Blutung gestillt und die Wunde von allem Unreinen und fremden K�rpern, Insectenstacheln, Dor�nen und dergl., wenn solche vorhanden sind, befreit hat.
Ausserdem gibt der Grad der Vegetation in der Wunde noch eine weitere Norm in dem Heilverfahren; denn ist der Vegetations-process in der Wunde und die Vitalit�t in den Wundr�ndern �ber-m�ssig gesteigert, so wird sich im erstem Falle in der Tiefe Eiter bilden, w�hrend die Haut sich schliesst, um wieder zu platzen; und im letztern Falle wird die Wunde sich auch nicht oberfl�chlich, auch nicht eher schliessen, als bis die Granulation sie v�llig aus�f�llt, wodurch aber eine breite und erhabene Narbe entsteht. Es ist also bei Verwundungen mit intensiver Entz�ndung eine mehr oder weniger strenge Antiphloguse geboten. Man bedient sich hier der localen Mittel, der kalten Umschl�ge und �rtlichen Blutentzie�hungen, sowie bei kr�ftigen, plethorischen Thieren allgemeiner Blut�entziehungen und eines k�hlenden Verhaltens, um den Entz�n�dungsgrad herbeizuf�hren, welcher die Heilung beg�nstigt. � Be�findet sich aber der Stand der Reizung unter dem, zum adh�siven Processe n�thigen Grade, so sey man bedacht, einen solchen durch gelind reizende, die Vitalit�t erhebende Mittel zu beg�nstigen und mache in dieser Absicht haupts�chlich von der feuchten W�rme Gebrauch.
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2i()nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Organische Krankheiten des Auges.
sect;. 521.
Eine besondere Aufmerksamkeit erfordern die gequetschten quot;Wunden an den Augen, da sie, wenn auch nicht sogleich nach der Verletzimg, doch sicher nach Verlauf einiger Tage heftige Entz�n�dung nach sich ziehen, welcher man sogleich prophylaktisch durch kr�ftige Antiphlogose entgegenzutreten hat, da bei Vers�umimg die�ser Vorsicht eine Zertheilung der Entz�ndung unm�glich und die Eiterung unvermeidlich wird. Grosser noch hat die Vorsorge und kr�ftiger die Antiphlogose zu seyn, wenn mit der Quetschung zu�gleich eine Commotion Statt hatte.
sect;. 522.
Nicht minder beachtenswerth, als von therapeutischem Interesse sind die, mit den Verwundungen des Auges vorkommenden Com-plicationen.
Extravasationen in der Umgegend der Augen begleiten sehr h�ufig die gequetschten Wunden und sind bei h�herem Grade ganz besonders zu Eiterungen im Zellgewebe der Lider sowohl, als der Orbita geneigt. Auch blutige Extravasationen auf und in dem Augapfel kommen vor, welchen Zustand man Blutauge, liaemophthalmus externus et internus, nennt.
Der externus besteht in einer Extravasation von Blut unter der Conjunctiva Scleroticae und findet sich bei den meisten traumati�schen Verwundungen des Auges oder seiner H�lfswerkzeuge, er ist gutartig und wird leicht durch Naturh�lfe beseitigt.
Der Haemophthalmus internus besteht in einer Blutansammlung in der H�hle des Augapfels selbst, und kann in den Augenkammern sowohl, als in dem Glask�rper vorkommen. Die vordere Augen�kammer ist dabei manchmal nur blass ger�thet von wenigem, aus�getretenem Blute, oftmals aber ist sie ganz blutroth und stark an�gef�llt, wobei alles Sehverm�gen erloschen ist; den Blutaustritt in dem Glask�rper erkennt man bei erweiterter Pupille an dem r�th-lichen Scheine im Hintergrunde des Auges. Diese inneren Blut-ergiessungen entstehen gleich den �usseren, nach mit Ersch�tterung verbundenen, verletzenden Gewaltth�tigkeiten, aber noch vorz�glich nach penetrirenden Wunden des Augapfels und besonders nach Verletzungen der Iris und des Ciliark�rpers. Sie werden, wenn sie nicht sehr bedeutend sind, oft ohne Kunsth�lfe *) resorbirt;
*) Die gew�hnlichen Mittel, welche man beim Blutauge zur Resorption des Ergusses in Anwendung bringt, sind alle Antiphlogistica, reichliche Bluteutzic-hungen auf verschiedenen Wegen, die Senega und Arnica mit Salzen innerlich, �usserlich die graue Quecksilbersalbe in die Umgegend des Auges eingerieben, auf das Auge selbst anfanglich der unausgesetzte Gebrauch kalter Umschlage,
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Organische Krankheiten ties Auges.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 247
wenn sie sehr bedeutend sind, so ist es rathsam, zur Vermeidung der Entz�ndung und Eiterung, die Function oder Section der Horn�haut zu machen und nach Bed�rfmss zu wiederholen. Die Extra-vasationen im Glask�rper dagegen sind einer Kunsh�lfe weniger zug�nglich und hinterlassen darum h�ufig unheilbare Blindheit.
Commotionen der Augen begleiten ebenfalls h�ufig ge�quetschte Wunden imd Quetschungen an den Augen. �Die Com-motio bulbiquot;, sagt J�ngken, �ist eine wahre Paralysis traumatica des Auges. Das Sehverm�gen ist pl�tzlich nach der Verletzung theil-weise oder ganz geschwunden, je nachdem die Paralyse als eine partielle oder totale besteht. H�ufig findet man blos einen Theil der Ketina gel�hmt und dadurch das Auge auf der einen Seite er�blindet, w�hrend der Kranke mit der andern Seite desselben Auges noch die Gegenst�nde zu erkennen vermag. Der Blick des Auges ist stier und manchmal der Augapfel in schiefer Stellung begriffen, die Pupille erweitert und in der Hegel verzogen, die Iris starr und unbeweglich. Der Pupillarrand derselben sieht bisweilen aus, als w�re er an einzelnen Stellen umgeklappt; ja die Pupille ist biswei�len so nach der Seite hin verzogen, dass der Pupillarrand dicht am Hornhautrande Hegt und es auf den ersten Blick erscheinen m�chte, als fehle die Iris dort ganz; eine Erscheinung, welche ebenfalls das Product einer partiellen Paralyse der Iris ist. Alle Erscheinungen sind unmittelbar nach der Verletzung am heftigsten; einige Zeit darauf pflegt sich wohl etwas Sehverm�gen wieder einzustellen, aber nur auf kurze Zeit, dann schwindet es wieder und kehrt in der Regel, ist der Zustand nicht gleich anfangs gehoben, nie wieder zur�ck. Die Conjunctiva des Auges pflegt massig ger�thet zu seyn und die Venen in derselben, sowie die Augenlidvenen erschei�nen stark angeschwollen. H�ufig findet man die Commotionen der Augen auch mit Extravasationen und besonders mit Haemophthal-mus externus sowohl, als internus complicirt.
Die Commotionen der Augen geh�ren zu den wichtigsten Zu�f�llen, welche bei den mechanischen Verletzungen der Augen vor�kommen k�nnen; werden sie nicht gleich auf Irischer That, unmit�telbar nach der Verwundung, in den ersten dreimal 24 Stunden gehoben, dann lassen sie in der Regel unheilbare Blindheit zur�ck, deren Beseitigung sp�ter auf keine Weise gelingt. Nach totaler Commotion des Auges bleibt gew�hnlich das Sehverm�gen f�r im�mer etwas vermindert. Ferner quot;gelingt es selbst in den g�nstigsten
sp�ter Fomentationcn von einem weinigten Absude der Flor. Arnicae und des Rorismarini, dem man in hartn�ckigen F�llen etwas Liq. Ammon. caustic, zusetzt.
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248nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Organische Krankheiten des Auges.
F�llen, wo das Sehverm�gen vollkommen wieder hergestellt wird, nicht, der Pupille ihre geh�rige Form, Beweglichkeit und Gestalt wieder zu verschaffen. Sie bleibt auf dem kranken Auge immer erweitert, verzogen und unbeweglicher und zieht sich nur bis auf einen gewissen Punkt zusammen. Auch bleibt h�ufig Strabismus zur�ck.
Besonders kommt die Commotio bulbi bei solchen Verletzun�gen der Augen vor, welche eine heftige Ersch�tterung oder Zerrung und Quetschung des Auges bewirken. Daher findet man sie als eine h�ufige Folge von Quetschungen der Augen, sowold derjenigen, welche den Augapfel selbst treffen, als derjenigen in der Umgegend der Augen. Ferner derjenigen Verletzungen, welche eine Zerrung der Nerven der Augen bewirken, als der Supra- oder Infraorbital-nerven, der Ciliarnerven.
Es ist eine eben so irrige, als in ihren Folgen h�chst nachthei�lige und sch�dliche Ansicht, wenn man glaubt, man m�sse bei der Commotion der Augen sogleich zur Anwendung reizender Mittel schreiten, weil die Commotion der Augen in einer L�hmimg der Nerven bestehe; eine solche Behandlung hat allemal den unwieder�bringlichen Verlust des Sehverm�gens zur Folge. Die n�chste Wirkung der Commotio bulbi ist eine Erscldaflung der quot;Wandun�gen der Gef�sse im Auge, in deren Folge in ihnen ein plethori-scher Zustand, eine passive Congestion erzeugt wird, wodurch dieselben thcils durch Druck nachtheilig auf die Nerven wirken, und den leidenden Zustand der letztern vermehren, theils Veran�lassung zur Entwickelung einer schleichenden Entz�ndung geben, welche mit Exsudation in den ser�sen H�uten des Auges endet, und dadurch die Blindheit verschlimmert.
Die erste Indication, welche man bei der Behandlung der Commotio bulbi zu erf�llen hat, muss darin bestehen, den plethori-schen Zustand im Gef�sssysteme des Auges zu heben und der Gefahr einer Entz�ndung vorzubeugen, oder diese zu heben, im Falle man zu f�rchten h�tte, dass sie bereits entwickelt seyn k�nnte; und dieser Indication entspricht man vorz�glich durch Blutentziehung. Man unterlasse es ja nicht, bei der Commotio bulbi auf der Stelle eine verh�ltnissm�ssig reichliche Blutentleerung zu instituiren, sonst wird das Sehverm�gen gewiss nicht gerettet.
Bei erwachsenen Thieren muss diese durch Ven�section bewirkt werden, nach welcher auf der Stelle eine verh�ltnissm�ssig grosse Anzahl Blutegel um das Auge gesetzt werden; bei jungen Thieren m�ssen die Blutegel die Stelle des Aderlasses ersetzen. Gew�hn�lich stellt sich nach der ersten Blutentleerung das Sehverm�gen wieder ein, schwindet aber einige Zeit darauf, theilweise oder ganz
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wieder. In diesem Falle wiederhole man die Blutendeerung so�gleich und mache sie eben so reichlich, als das erste Mal. Gleich nach der Blutendeerung wende man eiskalte Umschl�ge �ber das Auge an; sie erheben den Tonus in den Gef�sswandungen, regen dieselben zu grosser Th�tigkeit an, wirken auch auf das Nerven�system belebend, und heben die Entz�ndung, im Falle sich eine solche entwickeln sollte. Wo zu bef�rchten seyn m�chte, dass sich ein Exsudat in der Tiefe des Auges bilden k�nnte, oder dieses be�reits zu Stande gekommen ist, verbinde man mit jenen Mitteln die Anwendung von Mercurialeinreibungen in die Stirn und Schl�fe. Innerlich gebe man k�hlende Mittel und besonders k�hlende Ab�f�hrungen und fahre mit dieser Behandlung so lange fort, bis jede Gefahr von einer Entz�ndung in der Tiefe des Auges vollkommen geschwunden ist. Stellt sich unter dieser Behandlung das Sehver�m�gen wieder ein, so fahre man mit den genannten Mitteln so lange fort, bis das Gesicht wieder vollkommen hergestellt ist und vollende zuletzt die Cur mit der Anwendung belebender, reizender Einrei�bungen in der Umgegend der Augen. Bleibt aber jenes Heilver�fahren ohne den gew�nschten Erfolg, oder bessert sich das Sehver�m�gen nur theilweise, dann gehe man zu einem reizenden, beleben�den Heilverfahren �ber. In der Umgegend des Auges, auf die Stirn, Schl�fe, Wange wende man fl�chtige Blasenpflaster und wenn der Fall sehr inveterirt ist, Moxe oder Gl�heisen an. Damit verbinde man warme aromatische Umschl�ge �ber das Auge, mit einem w�ssrichten oder weinichten Infuse der Species aromaticae, de�nen man noch einen Zusatz von Campherwein, oder Campherspi�ritus geben kann. Sp�ter veranstalte man Waschungen des Auges und seiner Umgegend mit gutem Franzbranntwein.quot;
sect;. 523.
Die Augenlider k�nnen durch Schnitt, Stich, Biss und auf ver�schiedene Art durch Quetschung verwundet werden.
Die Schnittwunden sind entweder oberfl�chlich oder sie trennen den Aufhebemuskel des oberen Augenlides oder den Tarsus, und sind in ihrer Richtung horizontal oder vertical; ist der Aufhebe-muskel horizontal getrennt, so f�llt das Augenlid herab.
sect;. 524.
Oberfl�chliche, geschnittene Hautwunden der Au�genlider vereinigt man nach Wegnahme der Haare mit Heftpfla�ster Streifen, penetrirende mit der blutigen Knopfnath. Die Anlegung der Nath gebietet die Vorsicht, dass die Wundr�nder nur aneinander und nicht aufeinander zu liegen kommen, nicht ge�dr�ckt werden, dass die Einstiche einige Linien von ihnen entfernt gemacht werden, damit die F�den nicht ausreissen. . Die Zwischen-
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2�Onbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Organische Krankheiten des Auges.
r�ume zwischen den Heften belege man mit Heftpflasterstreifen. Der erste Verband bleibe mehrere, 2�3 Tage liegen, wenn nicht etwa fr�her Eiterung eintritt. Nach Verlauf dieser Zeit durch�schneide man die Hefte mit der Scheere, ziehe sie aus und lasse die Pflasterstreifen liegen, falls sie noch festsitzen und �berlasse ihr Abstossen den nachwachsenden Haaren, wo in der Regel bei ihrem Abfallen die Wunde geschlossen ist. Vorhandene oder zu bef�rch�tende starke Reaction suche man mittelst Auflegen kalter Fomente zu erm�ssigen; bei Mangel an geh�riger Lebensth�tigkeit, Atonie, gebe man dem Wasser einen reizenden Zusatz von Branntwein oder gebrauche auch wohl statt des Wassers einen Kamillenaufguss. Zur�ckbleibende Geschwulst der Augenlider behandle man mit gei�stigen Fomenten oder Einreibungen, welchen man bei grosser Atonie Campherspiritus zusetzt.
sect;. 525.
Eiternde Wunden der Augenlider entstehen nach unrei�nen Trennungen und bei Substanzverlust. Es bedeckt sich ihre Oberfl�che mit Blutgerinnsel, �ber welchem sich in den n�chsten Tagen eine ser�se Fl�ssigkeit sammelt, welche nach und nach dicker wird und am 5. bis 6. Tage sich in Eiter %'erwandelt. Bis�weilen bedecken sich auch leicht gequetschte oder in Folge kleiner Operationen entstandene Wunden mit Blutpfr�pfen, durch welche eine Fl�ssigkeit durchschwitzt, welche statt in Eiter �berzugehen, vertrocknet. Die vornehmste Sorge bei eiternden Wunden besteht in Wegtupfen des Eiters mittelst Charpie oder Werg und Reinigen mit laidichtem Wasser oder Kamillenaufguss, unter welcher Be�handlung die Naturth�tigkeit gew�hnlich die Heilung vollendet. Bei den Wunden der Augenlider schadet der reizende Einfluss der Luft weniger, als bei Wunden irgend einer andern K�rperstelle, weshalb man nicht noting hat, dieselben bedeckt zu halten. Soll�ten die Theile in der N�he der Wunde w�hrend oder nach ihrer Heilung und diese selbst nicht die geh�rige Th�tigkeit zeigen, so hat man diese mittelst reizender Mittel zu wecken.
Oberfl�chliche Stiche der Augenlider kommen bei Jagdhunden und Weidvieh h�ufig vor und werden bei diesen durch Eindringen von Dornspitzen veranlasst, welche man nach deren Entfernung und geschehenem Reinigen der Wunde mittelst Malvenabkochung, leicht der Heilung entgegenf�hrt.
sect;.526.
Quetschungen und gequetschte Wunden der Augen�lider. Jene sind stets mit Zerreissung des Zellgewebes der Blut-gef �sse an der getroffenen Stelle verbunden und m�ssen daher, Avie eine innere Wunde, ohne Oeffnung der �usseren Haut betrachtet
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Organisclie Krankheiten des Auges.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 281
werden. Die St�rke der Quetschungen h�ngt von der St�rke der Ursache und von der Form des Instrumentes ab, durch welches sie verursacht wurde. � Sie werden besonders durch ihre Complication gerdhrlich, denn man findet sie niemals ohne gleichzeitige gr�ssere oder geringere Verletzung des Augapfels (Leblanc).
Kalte Umschl�ge unter Beisatz von Branntwein m�ssen unaus�gesetzt angewandt und der eintretenden Entz�ndung nach Massgabe antiphlogistisch entgegengewirkt werden. � Ist der Bluterguss zu gross oder die Eesorptionsth�tigkeit verh�ltnissm�ssig zu gering, so d�rfte es gerathen seyn, um der bevorstehenden Eiterung ent�gegen zu Avirken, die Hautdecke durch einen Einschnitt zu trennen und die Heilung mittelst lauwarmer, erweichender Fomente zu beth�tigen.
sect;. 527.
Die gequetschten Wunden unterscheiden sich nur dadurch von einfachen Quetschungen, dass der Zusammenhang der Haut gleich�zeitig aufgehoben ist. Ihre Behandlung ist anf�nglich jener der Quetschungen im Allgemeinen gleich, sp�terhin aber, wenn sie zu eitern beginnen, behandelt man sie wie einfache eiternde AVunden. Sie heilen oft durch alleinige Bestrebungen der Natur, indem sich auf ihnen eine sch�tzende Blutcruste bildet, die erst nach vollende�ter Heilung abf�llt, wie Leblanc bei Bisswunden an Pferden zum �ftern beobachtet hat.
sect;. 528.
Vergiftete Wunden der Atigenlider entstehen h�ufig in Folge von Insectenstichen und bieten die oben angef�hrten Erschei�nungen dar. Die erste Sorge dabei sey die steckengebliebenen Stacheln der Insecten herauszuziehen, was mittelst eines kleinen Einschnittes und einer, hierauf zu H�lfe genommenen Pinzette ge�schieht. Hierauf, wie auch dann, wenn die Stacheln nicht aufge�funden werden k�nnen und die Geschwulst schon zu bedeutend ist, erweisen sich Waschungen aus Essig oder aus verd�nntem Sal�miakgeist, (einen Theil auf 20 Theile Wassers oder Ocls) sehr f�rderlich.
sect;. 529.
Wunden und Quetschungen der Augenh�hlen. Bei penetrirenden Wunden der Augenlider wird h�ufig auch die Binde�haut durchbohrt und dringt das verletzende Instrument, was h�ufig die Gabel ist, womit das Heu in der Raufe vertheilt wird, oder womit rohe W�rter das Thier misshandeln, in die Tiefe der Augen�lider und verletzt das Zellgewebe, die Knochenhaut und sogar den Knochen, die Augenmuskeln, den Augapfel selbst, aber nur in seltenem F�llen, weil an dessen kugehcher Gestalt, glatter Ober-
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2�2nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Organische Krankheiten des Auges.
fl�che, Beweglichkeit und Festigkeit, das Instrument leicht abgleitet. Einer solchen Verletzung folgt stets heftige Entz�ndung aller be�sch�digten Theile und ihrer Umgebung, deren Ausg�nge von der Verschiedenheit der Einwirkung der Ursache, sowie von der Art und Weise der Behandlung abh�ngig, mehr oder minder gef�hr�lich f�r die Erhaltung des Sehverm�gens und f�r die Erhal�tung des Organes und selbst des Lebens werden. Die in Folge solcher Verletzungen entstehende Entz�ndung steigert sich oftmals, ja meistens zur allgemeinen Reaction oder zu sogenanntem Wund�fieber, erkennbar in Niedergeschlagenheit, Eckel, allgemeiner Hitze, vollem Pulse u. s. w. Die Thr�nenabsonderung ist stets vermehrt und steht mit der obwaltenden Lichtscheue in gleichem Verh�ltnisse und l�sst sich bei abnehmender Entz�ndung in Schleimfluss, wobei �brigens die Feuchtigkeiten des Auges und die Hornhaut noch tr�be und die Oeffnung der Wunde noch nicht geschlossen und in Eiterung begriffen erscheint.
sect;. 530.
Die Stichwunde ist -nach Herausziehung des verletzenden In�strumentes stets buchtig, besonders, wenn es zwischen den Augen�muskeln hindurch gegangen war, welche in jedem Augenblicke ihre gegenseitige Lage ver�nderen; ja man ist oft sogar nur dann im Stande auf den Grund der Wunde zu kommen, wenn man Zusam�menziehung der Muskeln bewirkt, indem man die kranke Stelle mit der Sonde reizt, weil dann die verschiedenen Theile wiederum die Lage annehmen, in welcher sie sich w�hrend der Verletzung be�fanden. Leblanc fand �brigens dies Verfahren wohl zur Sicher�stellung der Diagnose n�tzlich, aber als den Entz�ndungszustand steigernd und der Heilung nachtheilig, weshalb er veranlasst ist, ein solches zu widerrathen.
sect;. 531.
Bisweilen macht die Entz�ndung, aller angewendeten Mittel ungeachtet, besonders dann, wenn sie den Augapfel ergriffen hat, die beunruhigendsten Fortschritte. In diesem Falle schwillt der Bulbus sehr auf und tritt sogar aus seiner H�hle hervor, sind seine verdickten und ver�nderten H�ute nicht mehr im Stande geh�rigen Widerstand zu leisten, und verl�sst diese das Leben beinahe g�nz�lich, so dass man St�cke derselben hinwegnehmen kann, ohne dass das Thier den geringsten Schmerz dabei empfindet. Nicht selten sieht man in den Augenkammern Eiter ergossen; diese Anh�ufung ist nicht nur an sich selbst eine sehr �ble Erscheinung, sondern wirkt auch noch durch den Druck und Reiz, den sie gleichsam als fremder, durch die Bestrebungen der Natur nach aussen getriebener K�rper auf die Hornhaut aus�bt, nachtheilig, sondern f�hrt sie
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sogar zur Vereiterung und Zerreissung und zu allen damit in Ver�bindung tretenden Uebeln, als da sind Vorfall der Regenbogenhaut, der Linse und des Glask�rpers, Entz�ndung oder Brand des Au�ges. Den Ausgang in Brand bemerkt man jedoch h�ufiger bei den Wiederk�uern, als bei den Einhufern.
Die �usseren Verletzungen haben h�ufig tiefer liegende Leiden in ihrem Gefolge; die Hirnh�ute entz�nden und verdicken sich und st�ren durch den, in Folge ihres gewonnenen Umfanges erzeugten Druck, die Harmonie der Verrichtungen des Gehirnes.
Wenn nach Verschw�rung des Augapfels die Augenh�hlen�w�nde der Einwirkung der Luft und der scharfen abgesonderten Jauche ausgesetzt werden, schwillt der Knochen bisweilen sehr auf, so dass sie dann durch ihre Geschwulst oft die H�lfte der Augen�h�hle ausf�llen.
Jedoch sind die Verwundungen der Augenh�hle und die Aus�g�nge der erstem, vielf�ltigen Abweichungen unterworfen und le�diglich von der verschiedenen Richtung, von dem verschiedenen Orte und von der verschiedenen Kraft, mit welcher das verletzende Instrument eingedrungen ist, abh�ngig.
sect;. 532,
Im Falle der Stich nicht tief ist oder nur die �usseren Kno-chenparthien betroffen hat, so ist die Prognose in Bezug auf Her�stellung des Auges und seiner Function g�nstig und die Heilung nicht vielen Schwierigkeiten unterworfen. � Hat dagegen die sch�d�liche Gewalt wichtige Nervengebilde verletzt, so tritt oft augen�blickliche Erblindung durch Paralyse ein oder sie entwickelt sich im Laufe der Entz�ndung und wird manchmal erst nach deren Be�endigung complet. � Die Prognose der Verletzimg der einzelnen Gebilde des Auges ist je nach ihrer Dignit�t und nach den bei ih�nen gew�hnlichen Ausg�ngen verschieden, f�r die Erhaltung der Integrit�t des Auges selbst und seiner Function mehr oder weniger, relativ oder absolut gef�hrlich.
sect;. 533.
Bei der Behandlung einer solchen Verletzung niederen Gra�des hat man zu versuchen, durch die erste Bestrebung (per pri-mam intentionem) Vemarbung herbeizuf�hren; welche Absicht je�doch nur selten und schwer einen gew�nschten Erfolg hat, weil die Wunde fast stets eine unreine, mit Quetschung verbundene Trennung ist und die Entz�ndung zu lange andauert, als dass nicht Eiter gebildet werden sollte.
Die Verletzung des Knochens und der Beinhaut muss man mit der gr�ssten Sorgfalt untersuchen und, die oben angef�hrte War�nung Leblanc's beachtend, alle Reizung der verletzten Theile nach
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234nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Organisehe Krankheiten des Auges.
M�glichkeit vermeiden. Uebrigens ist die Kenntniss dessen, ob die Knochenhaut oder der Knochen selbst verletzt ist, in Bezug auf die Behandlung viel zu wichtig, als dass eine nicht sehr inten�sive, durch die Untersuchung mit der Sonde hervorgerufene Rei�zung gef�rchtet werden d�rfte, da f�r den Fall einer Verletzung der Knochengebilde die erste Vereinigung h�chst gef�hrlich werden m�sste, indem hier die Heilung von innen nach aussen bewirkt und die �ussere Wunde f�r l�nger offen gehalten werden muss.
Unmittelbar nach geschehener Verwundung, oder doch sobald als m�glich, hat man an der Drosselader der leidenden Seite einen reichlichen Aderlass zu machen, Blutegel anzidegen, in die Oeff-nung etwas Werg zu stecken, welches man zuvor mit einem Cerat bestrichen hat, und das Auge mit einem kalten Umschlage zu be�decken, welchem man, auf Leblanc's Anrathen, Kochsalz oder Salmiak zusetzt, durch welche Mischung aber die Bindehaut, sowie die Wunde zu sehr gereizt werden, weshalb die einfachen Kalt-wasserumschl�gre oder B�hungen von Bleiwasserumschlajjen weit vortheilhafter seyn d�rften. Dabei gebe man milde, reizlose Nah�rung, k�hlende Getr�nke aus Kleienwasser mit Gerstenmehl unter Zusatz von Salpeter. � Am zweiten Tage zeigt sich bei der vor�anschreitenden Entz�ndung eine Wiederholung des Aderlass an�gezeigt und man thut dann wohl, dieselbe an einer von dem Auge entfernten Stelle vorzunehmen, um dem Blutlauf eine andere Rich�tung zu geben und zugleich mit einer geringeren Quantit�t Blutes denselben Zweck zu erreichen, wodurch man den Vortheil gewinnt, das Thier nicht allzusehr zu schw�chen, da ihm zur Vollendung des bevorstehenden Suppurationsprocesses die hinreichende Kraft nicht fehlen darf, Avenn der Uebergang in Brand sicher vermieden werden soll; man w�ldt daher bei Pferden zur Blutentleerung gerne eine oder beide Schwanzschlagadern. Wenn sich nun auf ein sol�ches Verfahren die Heftigkeit der Entz�ndung gebrochen hat und die Suppuration einzutreten, im Begriffe ist, so vertausche man die kalten Fomente mit warmen schleimigen, und gebrauche durch sorg�f�ltiges Verstopfen und Bedecken mittelst eines Pflasters die Vor�sicht, dass nichts von der Fl�ssigkeit, auch keine Luft in die Wunde zu dringen vermag, da erstere zu dieser Zeit noch zu viel reizt und letztere leicht Emphysem in dem ZeUgewebe herbeif�hren w�rde; auch sey man bedacht, den Inhalt der Wunde zum Ocffnen zu entleeren. Nimmt das Wundsecret nun eine eiterige Beschaf�fenheit an, so belege man die Wunde mit einem erweichenden, aus Roggen- und Leinmehl, Kleie oder Brod bestehenden Umschlage, welchen man bei grosser Schmerzhaftigkeit mit etwas Laudanum betr�ufelt, oder dem man auch Bilsenkraut oder sonst einen schmerz-
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Organische Krankheiten des Anges.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;255
stillenden Beisatz geben kann. � Gew�hnlich ist der Ausfluss des Eiters unvollst�ndig und schwierig, ob der zahlreichen Windungen, welche die verletzten beweglichen und elastischen Theile �fter dar�bieten, oder auch wegen der allzu kleinen, manchmal nach oben gekehrten Wund�ffhung; weshalb es oft geboten ist, die �ussere Wund�fihung nach dem Laufe der Orbicularfasem zu dilatiren, damit sich der Eiter nicht in das Zellgewebe senke, den Augapfel oder die Knochenhaut verletze oder fistul�se G�nge bilde. In die�ser Zeitperiode belasse man das Thier bei sp�rlicher Di�t und den entsprechenden inneren und darmableitenden Mitteln.
sect;. 534.
Sind nun die Symptome der allgemeinen Reizung nach Ver�minderung der �rtlichen Entz�ndung gewichen und ist gute Eite�rung eingetreten, wird auch bei Schwinden der Geschwulst der Augenlider der Bulbus wieder sichtbar, der Thr�nenfluss geringer und die eiterige Materie, welche von der Bindehaut abgesondert wurde, von einer durchsichtigen Fl�ssigkeit ersetzt; sind die Feuch�tigkeiten in den Augenkammern und die Hornhaut noch tr�be, ist die Wund�ffnung noch offen und in Eiterung, so erfordert der ge�genw�rtige Zustand an die Stelle der bisherigen erweichenden Mit�tel den Gebrauch zusammenziehender, tonischer Mittel zur Erhe�bung der Lebensth�tigkeit der ergriffenen Theile und Bef�rderimg ihrer Heilung. Dazu bedient sich Leblanc eines halben N�sels Wegbreitwassers, worin drei Quentchen weissen Vitriols aufge�l�st worden sind zur t�glich f�nf bis sechsmaligen Waschung der Augenlider und Eintr�ufelung in das Auge. � Bei grosser Ju�gend und lymphatischer Constitution des Thieres erscheint es un-erl�sslich nothwendig, an dem oberen Theile des Halses ein Haar�seil oder Fontanell anzubringen und es bis zur v�lligen Herstel�lung des Auges in Eiterung zu erhalten, welches ausserdem tr�be bleiben k�nnte.
Vorhandene Ansammlung von Eiter in der vorderen Augen�kammer macht ein baldiges Er�ffnen der Hornhaut nebst dem wei�teren, beim Eiterauge n�her beschriebenen, Verfahren nothwendig. Ebenso erfordert ein Weiterverbreiten der Entz�ndung auf die Ge�hirnh�ute und auf den Bulbus eine sachgem�sse antiencephalitische streng antiphlogistische Behandlung, wie wir sie bei der Ophthal-mitis in ihrer ganzen Ausdehnung angegeben haben.
sect;. 535.
Eine besondere R�cksicht verdient noch die Verletzung der Ausf�hrungsg�nge der Thr�nendr�se. Es k�nnen n�mlich penetrirende Stichwunden die Ausf�hrungsg�nge der Thr�nendr�-sen in dem Grade durchschneiden, dass die Thr�nenfeuchtigkeit,
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236nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Organische Krankheiten des Auges.
statt zwischen Augenlid und Augapfel abzufliessen, sich nach aussen ergiesst und eine fistul�se Beschaffenheit der quot;Wunde erzeugt. Man erkennt diesen Zustand nach Benedict's Beobachtung an dem Menschenauge und nach unserer einmaligen, an einem Hunde ge�machten Erfahrung an dem auffallend st�rkern Ausfluss einer ser��sen Feuchtigkeit aus der Wunde, der schwereren Schliessung der letzteren, sobald sie einmal in Eiterung gerathen war und an der Trockenheit der Augapfeloberfl�che.
quot;Wir erzielten in unserem Falle durch das von Benedict ange�gebene Verfahren Heilung dieses Zustandes, indem wir die ge�trennte �ussere Haut durch die blutige Nath vereinigten, das Au�genlid mittelst Heftpflasterstreifen und nebstdem noch mit, an den Wimpern festgekn�pften F�den gegen den Augenbogen aufzo�gen und mit kalten Fomenten bedecken Hessen, wobei die Thr�nen-feuchtigkeit in die innere offengebhebene Spalte sich zu ergiessen gen�thigt war. Ist die Wunde bereits in Eiterung �bergegangen und fistul�s geworden, so d�rfte nach Benedict wiederholtes Cau-terisiren mit H�llenstein, oder wohl auch die Anwendung des Gl�h�eisens, Heilung bewirken.
sect;. 536.
Die Wunden der Thr�nenr �hrchen sind entweder Ergeb�nisse ungeschickten Sondirens, oder sie kommen bei Schnitt -, Hieb-Stich - oder gerissenen Wunden der Augenlider in der Gegend des inneren Augenwinkels vor, die Folgen davon sind krampfhafte Ver-schliessung der Thr�nenpunkte, �usserlich sichtbare Verletzung der R�hrchen, Ueberfliessen der Thr�nen �ber das untere Augen�lid , Entz�ndung der Bindehaut, Euftaustritt aus der durch mecha�nische Einwirkung an der inneren Seite entstandenen Oeffnung, in das Zellgewebe, Luftgeschwulst des Augenlides. Wunden, durch �fteres Einlegen von Sonden oder Saiten in die Thr�nen-r�hrchen erzeugt, sind unheilbar; reine Trennungen derselben, so lange die R�nder nicht call�s sind und die Textur des Augenlides nicht zerst�rt ist, sind heilbar.
Die Behandlung werde durch Vereinigung der Wunde mittelst langer, �ber die verletzte Stelle hinausragender Heftpflasterstreifen und m�glich langen Offenhaltens der Augenlider und nach Umst�n�den durch Auflegen kalter Umschl�ge geleitet.
sect;. 537. '
Die Wunden des Thr�nensackes sind einfach oder mit Quetschung oder Verletzung der benachbarten Weich- oder Kno�chengebilde complicirt. Erstere heilen schnell, letztere werden in der Regel von Entz�ndung und Vereiterung begleitet und enden
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h�ufig mit partiellem Ectropium des unteren Augenlides, oder Ca�ries der Knochengebilde des inneren Augenwinkels.
Die Behandlung muss dahin abzielen, eine, schnelle Vereini�gung der Wunde zu bewirken, die Entz�ndung nieder und deren weitere Folgen fern zu halten.
sect;. 538.
Die Wunden der Bindehaut bestehen aus einfacher oder mit Substanzverlust verbundener Trennung. Ihre Erscheinungen bestehen in jenen der Conjunctivitis, die eine Neigung zur Verei�terung zeigt, weil sich die Bindehaut durch Granulation, gleich der Epidermis ersetzen muss. Die Behandlung ist rein entz�ndungs�widrig und symptomatisch. Kalte Umschl�ge, sp�ter schleimige Waschungen, Eintr�ufelungen einer Solution von Lapis divinus sind hinreichend zu ihrer Heilung. Als Reste hinterlassen sie auf dem Bindehautbl�ttchen zum �fteren Verdunkelungen, welche eine sp�ter anzugebende Behandlung finden, in der Kegel aber leicht entfernbar sind.
sect;. 539.
Die Wunden der Hornhaut zerfallen in nicht penetri-rende und penetrirende. Erstere erkennt man am sichersten bei seitlicher Betrachtung, und daran, dass die vordere Augenkammer gef�llt und die Regenbogenhaut in geh�riger Entfernung von der Hornhaut sich befindet. Dringen diese Wunden bis auf die Des-cemet'sche Haut, dann veranlassen sie h�ufig Hornhautbruch. Bei den in gerader Richtung penetrirenden Wunden dagegen fliesst die w�ssrige Feuchtigkeit aus, und f�llt h�ufig, wenn sie gross sind, unter Einfluss der Augenmuskeln, besonders des Constric�tors , die Iris und selbst der Glask�rper vor; dringen aber die ver�letzenden Werkzeuge in schiefer Richtung durch die Hornhaut, so schliessen sich die Wundr�nder schnell und agglutiniren. - Ein�fache, reine Schnitt- und Stichwunden der Hornhaut heilen sehr leicht und es folgt auf sie, selbst wenn sie von gr�sserera Umfange sind, eine nur geringe Reaction. Entz�ndung und Eiterung folgt ihnen, sobald mit der Verletzung Zerrung, Quetschung oder son�stige druckweise Insultation verbunden war.
sect;. 540.
Hornhautwunden sind ihrem Sitze und Umfange nach von sehr verschiedener Wichtigkeit; sie heilen immer mit Hinterlassung einer Narbe, welche als ein tr�ber, grauer Fleck in der Hornhaut er�scheint, der um so dichter ist, je tiefer die Wunde in die Substanz der Hornhaut eindrang und je mehr ein Substanzverlust bei der Verletzung Statt fand. Die Heilung der Wunde gelingt am schnell�sten und sch�nsten, wenn die Entz�ndimg massig ist; die trauma-
MSIIer, Vclcriniir-Oplilhalmologic. II.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;^7
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258nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Organische Krankheiten des Auges.
tischen Entz�ndungen an der Hornhaut werden aber leicht heftig, da sie vorz�glich im Zellgewebe dieser Haut lagern, und aus die�sem Grunde auch leicht zur Vereiterung f�hren. Wunden, welche der Pupille gegen�ber hegen, lassen daher eine unheilbare St�rung des Sehverm�gens zur�ck. Wunden an der Peripherie der Horn�haut sind in dieser Beziehung gefahrlos, da ihre Narben das Seh�verm�gen nicht st�ren k�nnen.
sect;. 541.
Heilaufgaben: Entfernung stecken gebliebener fremder K�r�per; Schliessen der Augenlider mittelst Heftpflasterstreifen, bei unruhigen Thieren selbst mit der blutigen Nath; Bedecken des Auges mit kalten Umschl�gen, ausserdem die weitere therapeutische W�rdigung der Entz�ndung, wie sie bereits am entsprechenden Orte auseinander gesetzt worden ist.
sect;. 542.
Die Verwundungen der Sclerotica sind gleich denen der fibr�sen Gebilde im Allgemeinen wichtig, weil die Sclerotica um so mehr zu heftigen Entz�ndungen geneigt ist, als die unter ihr liegende Gef�ss - und Nervenhaut, sowie der Ciliark�rper leicht an der Entz�ndung participiren, wenn sie auch selbst nicht verletzt worden sind. Minder gefahrvoll sind bei ihr einfache, reine Stich�wunden , als Schnittwunden, die dann besonders gefahrvoll werden, wenn sie die Fasern derselben der Quere nach trennen. Im Ge�folge gr�sserer Verwundungen dieser Haut beobachtet man Vor�fall der Aderhaut, ist aber auch diese und die Retina gleichzeitig verwundet, so wird durch die angeregte Contraction der Augen�muskeln ein grosser Theil des Glask�rpers, selbst die Linse und die Iris vor und in die Wunde getrieben und eine heftige, �usserst schmerzhafte Entz�ndung ist die weitere Folge, welche alsbald und um so unfehlbarer und fr�her eine g�nzliche Entleerung des ge-sannnten Inhaltes des Augapfels herbeif�hrt, MTenn dabei der Or-biculus ciliaris mit verletzt war.
sect;. 543.
Die Behandlung der Verwundung werde wie jene der Horn�haut bei VerSchliessung der Augenlider streng antiphlogistisch ge�f�hrt und die, dabei in verschiedenen Abstufungen vorkommenden, Vorf�lle der verschiedenen Theile des Auges nach dem an den entsprechenden Stellen noch anzugebenden Verfahren speciell ge�w�rdigt.
sect;. 544.
Verletzungen der Chorioidea und der Retina. Diese k�nnen entstehen mittelbar durch die Hornhaut oder durch die Sclerotica, auch unmittelbar durch Zerreissung nach Ersch�tterimg
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des Augapfels. Die unger�hrlichsten Verletzungen derselben ge�schehen durch reine Stichwunden, nicht so g�nstig verlaufen jene durch Zerrung oder Quetschung. Schnittwunden veranlassen in der Kegel grosse Bluterg�sse und haben daher h�ufig Haemoph-thalmos internus zur Folge, ebenso, aber minder oft, volunt�re Zerreissungen.
Es bietet die Retina bez�glich des Ortes ihrer Verletzung be�tr�chtliche Verschiedenheit. An ihrer Peripherie und in der N�he des Ciliark�rpers ist diese Haut wenig vulnerabel und reagirt selbst auf bedeutende Verletzungen nur wenig. Trifft aber die Verwun�dung mehr nach dem nervus opticus hin diese Haut, dann entsteht heftige Entz�ndung und entz�ndliche Amaurosis darauf*).
Eigenth�mlich ist bei Verletzungen der Netzhaut die Veren�gerung, Verziehung und Unbeweglichkeit der Pupille und die h�ufig, jedoch nicht immer, wie Benedict angibt, darauf erfol�gende Blindheit.
sect;. 545.
Die Behandlung ist anf�nglich streng antiphlogistisch und fracta phlogosi excitirend. Die n�here Behandlungsweise der ver�schiedenen, dabei vorkommenden und folgenden Zust�nde findet sich bei Angabe der Behandlung der Chorioideitis und Retinitis.
sect;. 546.
Verletzungen des K�rpers der Iris, sobald sie reine Schnitt- oder Stichwunden sind und den Pupillarrand nicht getrof�fen haben, und zugleich mit keinem Substanzverluste verkn�pft waren, heilen gew�hnlich schnell und ohne besondere Zuf�lle, w�h�rend Stichwunden und Quetschungen, die den Pupillarrand treffen, die gef�hrlichen sind, indem sie die heftigsten Entz�ndungszuf�lle der Iris, Exsudationen, Verwachsung oder Contractionen der Pu�pille und andere allgemeine nerv�se Zuf�lle zur Folge haben. Auch auf Druck, Schlag, Quetschung, Ersch�tterung und heftige Kr�mpfe entstehen Substanztrennungen durch Zerreissung in der Iris oder Lostrennung des grossen Randes derselben von dem Ci-liarligamente, an einer oder mehreren Stellen, wodurch eine zweite Pupille oder deren mehrere nebeneinander liegende gebildet werden.
Gr�ssere und gequetschte Wunden der Iris, sowie deren Ab�l�sung von dem Ciliarbande, sind fast durchweg ob des grossen Gef�ssrcichthums dieser Membran mit mehr oder minder bedeuten�den Blutungen verbunden, deren weitere Erscheinungen und Fol�gen verschieden sind, je nachdem die �ussere Wunde in der Horn�haut oder Sclerotica grosser oder kleiner ist, sich im oberen Theile
*) J�ngken a. a. O. p. 799.
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der Hornhaut befindet oder sich bald geschlossen hat, oder die Irisverwundung ohne �ussere Wunde des Auges geschah. � Im ersten Falle fliesst das ergossene Blut mit der w�ssrigen Feuchtig�keit aus dem Bulbus und es k�nnen mit dieser Verwundung sich Vorfall der inneren Organtheile compliciren; im zweiten Falle aber tr�bt sich die w�ssrige Feuchtigkeit blutroth, resorbirt sich zuletzt oder h�uft sich bei vorhandener Varicosit�t der Gef�sse in der Art an, dass unter heftigen Schmerzen die Vorderfl�che des Augapfels zu bersten droht und wirklich berstet, wenn nicht fr�hzeitig die Hornhaut k�nstlich er�ffnet wird.
Eine andere Erscheinung und Folge der Verletzung durch Quetschung oder Ersch�tterung ist die Ekchymose oder soge�nannte Sugillation der Iris. Es zeigt sich diese in der Gestalt gr�sserer oder kleinerer rother Flecken auf der Iris und gew�hnlich auf der zim�chst von der Verletzung getroffenen Seite und schwin�det unter dem Gebrauche antiphlogistischer Mittel. Pl�tzlich ent�standene rothe Flecken deuten bei manchen Formen der Entz�ndung der Iris, welche sich durch festere Exsudationen durch Eiterung entscheiden und, wenn andere Theile des Augapfels gleichzeitig gelitten haben, auf eine bedeutende Zunahme der Krankheit.
Die Behandlung der mechanischen Irisverletzungen ist eine streng entz�ndungswidrige, wie sie die Lehre von den Entz�ndun�gen der Iris n�her auseinandersetzt und, an sich mit der Behand�lung der Verletzungen des Auges im Allgemeinen und jener der Hornhaut insbesondere, zusammenf�llt.
sect;. 547.
Verletzungen der Linsenkapsel und der Linse. Die�ser Organtheil ist als ein rein vegetativer bei Verletzungen sehr h�ufig der Entz�ndung und St�rung seines vegetativen Lebens, sowie in deren Folge wesentlichen Ver�nderungen in seiner Struc-tur und Durchsichtigkeit unterworfen.
Die Erkenntniss der Verletzung der vorderen LinsenkajDsel wird gew�hnlich wegen vorhandener Lichtscheue und der sie beglei�tenden �usseren, mit starkem Thr�nenflusse verbundenen, Ophthal-mie sein- erschwert und meist erst bei Eintritt der Tr�bung sicher gestellt.
Beine Stich- und Schnittwunden, wenn sie nicht tief in den Krystallk�rpcr eindrangen, auch in der Hornhaut keine grosse Oefthung gesetzt haben, heilen bei gut beschaffenen Augen in der Kegel schnell, hinterlassen aber undurchsichtige, weisse, selbst schwielige Narben in der vorderen Kapselwand zur�ck. Nach be-� deutenden Verletzungen dagegen tr�bt sich nicht allein die Kapsel�wand in ihrem ganzen Umfange, sondern auch der Liusenk�rper
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selbst, es schrumpft die vordere, in ihrem ganzen Umfange zer�rissene Kapselwand zusammen und zieht sich nach dem Ciliark�rper zur�ck, wenn sie nicht in Folge der Entz�ndung mit der hinteren Iriswand durch adh�siven Process verw�chst, in welchem Falle die frei gewordene Linse von der w�sserigen Feuchtigkeit erweicht, als wolkige Masse in die vordere Augenkammer hervortritt und dort im g�nstigen Falle g�nzlich resorbirt wird.
sect;. 548. Die Prognose bei den Verletzungen der Linse und ihrer Kapsel ist immerhin eine ung�nstige, indem selbst auf die leich�testen Verletzungen, wenn auch nicht sogleich, doch sp�ter Ver�dunkelung der Kapsel, grauer Staar, nachfolgt.
sect;. 549. Bei Behandlung dieser Verletzungen beachte man die Ent�z�ndung durch allgemeine und �rthche Antiphlogose und adhibire zur Beth�tigung der Kesorption ganz besonders Einreibungen der grauen Quecksilbersalbe und wenn die vordere Linsenkapsel in einem so bedeutenden Umfange verletzt ist, dass die Linse re�sorbirt werden kann, so tr�ufle man einen Belladonnaaufguss oder eine Aufl�sung des Extractes alle 3 � 4 Tage in's Auge, um sowohl die theilweise aufgel�sten Linsentheile in die vordere Augenkam�mer freier gelangen zu lassen, als auch um eine Verwachsung der Linsenkapsel mit der Iris zu verh�ten.
sect;. 550. Die Verletzungen des Glask�rpers sind nicht von der grossen Bedeutung fur das Auge, als jene der Linse, weil derselbe bei Aveitem nicht den hohen Grad von Vulnerabilit�t besitzt, wie letzterer, und es sind die, etwa bei einer geringern Verletzung vor�kommenden, Eeactionen im Auge lediglich nur den dabei vorkom�menden Insultationen der sensiblen und irritablen Gebilde des Au�ges zuzurechnen. Nur k�nnen bedeutendere, allzu gewaltsame oder pl�tzliche Verletzungen dieses Augentheiles unter Einfluss des Muse, retractor zu Vorfall eines gr�sseren oder kleineren Theiles desselben oder zu Hyalitis f�hren. Im ersteren Falle wird auch f�r das Sehverm�gen mindere Gefahr gebracht, da selbst zwei Drittheile des Glask�rpers ohne g�nzliche Aufhebung des Sehver�m�gens ausfliessen k�nnen. Angehend die Folgen einer hier m�g�lich eintretenden Entz�ndung der Glashaut, so finden sich diese unter diesem Artikel bereits verzeichnet.
sect;. 551. Die Behandlung dieser Verletzungen ist weniger eine directe als indirecte und mehr gegen die dabei vorkommenden anderwei�tigen Erscheinungen von Ersch�tterimg und Entz�ndung gerichtet;
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Organische Krankheiten des Auges.
daher sie meist demgem�ss mehr oder minder antiphlogistisch zu halten ist.
B. Veraltete Trennungen.
I. Von der veralteten Spalte des Augenlides.
-
sect;. 552.
Ist die Continuit�t der Augenlider durch unterbliebene Ver�einigung einer quot;Wunde und Ueberh�utung der quot;Wundr�nder unter�brochen, so nennt man diesen Zustand Coloboma palpebrae acquisitum; besteht eine solche Trennung als angeborner Bil�dungsfehler, so bezeichnet man ihn als Coloboma palpebrae congenitum.
sect;. 553.
Das erworbene Colobom hat mannichfache St�rungen in der Th�tigkeit des Auges zur Folge, befindet sich dasselbe in der Mitte des Augenlides, so sch�tzt dieses das Auge nicht mehr geh�rig gegen die Einfl�sse des Lichtes, der Luft, des Staubes und der atmosph�rischen Einfl�sse, wesshalb das Auge in einem fortw�h�renden Reizzustande erhalten wird, der zuletzt in g�nzliche Ab�stumpfung der Nervenhaut �bergeht.
sect;. 554.
Die Heilung dieses Zustandes bewirkt man durch Anfrischen der �berh�uteten Wundr�nder mittelst einer gekn�pften Scheere und deren Vereinigung durch die Knopfnath und Heftstreifen. Zur Vornahme der Abtragung des �berh�uteten Randes fixire man das zu operirende Auge mit einem Haken oder der Zahnpinejette, sicherer noch mit einer durchgezogenen Fadenschlinge und effectuire dann die Abtragung. Gew�hnlich legt man das erste Heft unmittelbar oberhalb des Tarsus an, jedoch ohne denselben oder die Augenlid-conjunctiva zu durchstechen, dann erst legt man die �brigen n�-thigen Hefte nach oben an. Uebrigens kann nach Dzondi auch selbst der Tarsus geheftet weiden und wir halten daher diese Er�fahrung f�r sehr werthvoll, da bei unruhigen Augen ohne die Hef�tung des Tarsus leicht ein getrennter Zustand desselben zur�ck-bleiben k�nnte. Ist dagegen der Tarsus sehr verk�rzt, wie dies bei der angebornen Spaltung h�ufig der Fall ist, so d�rfen die Hefte nur da angelegt werden, wo die R�nder ohne Spannung sich n�hern. Nach geschehener Heftung ist es rathsam, die F�den des
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untersten Heftes mittelst eines Pflasters auf die Wange, und die�jenigen des obersten auf gleiche Weise an die Stirne zu befestigen, damit das Augenlid durch Bewegungen die schnelle Vereinigung so wenig, als m�glich verhindern k�nne.
II. Von der Spalte der Iris.
sect;. 555.
Die Spaltung der Iris, Coloboma iridis, kann als Folge verschiedenartiger Verletzungen des Auges oder als Fehler ur�spr�nglicher Bildung vorkommen, und ist daher eine erworbene, (Coloboma iridis acquisitum) oder eine angeborne (Coloboma iridis congenitum). Die Form der ersteren ist nach ihrem Urspr�nge verschieden und von den sie bedingenden oder begleitenden Krank-heitszust�nden abh�ngig und daher in h�herem oder geringerem Grade oder gar nicht st�rend f�r das Sehen. Die Gestalt der letz�tern aber ist immer gleich, jedoch ihre Grosse und Stelle ver�n�derlich, wenn sie gleich meistens am untern Theile der Iris vor�kommt und immer von dem Pupillarrande ausgeht, sich in den K�rper der Iris nur theilweise oder bis zum Ciliarrande erstreckt und in seltneren F�llen die Iris in ihrem ganzen Durchmesser theilt, (Coloboma iridis perfectum vel imperfectum).
Die Bewegungen der Iris sind dabei gew�hnlich etwas tr�ge und die Spaltungen partieipiren an derselben, so class sie als Pu�pillen angesehen werden k�nnen. Die B�nder der Spaltungen sind schm�ler als der �brige Theil der Iris. Das Sehverm�gen bei acquirirten Spaltungen, wenn sie mehrere sind, ist minder gut, als bei einfacher oder angeborner Spaltung, immer aber ist das Auge lichtempfindlicher. Dieser Zustand findet sich, wenn er angeboren ist, meistens blos auf einem Auge, seltener auf beiden zugleich.
sect;. 556.
In Bezug auf den Grund und die Entstehungsweise des Co-loboms als Bildungsfehler sind verschiedene Meinungen aufgestellt worden.
Mehrere Anatomen und Ophthalmologen, darunter Wagner, Erdmann, Sch�n, Heyfelder und I. M�ller, betrachten das Colobom als ein Stehenbleiben auf einer fr�heren Entwickelungs-stufe, welche Annahme die, von Car us an dem Auge des Katzen-und Kalbs-Embryo gemachte Beobachtung, dass sich das Auge aus zwei fr�her getrennten H�lften bilde, best�tigen soll. Dagegen resultirt Arnold *) aus den von ihm gegebenen Mittheilungen �ber die Ent-
*) A. a. O. p. 152.
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2ftinbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Organische KrankheJlen des Auges.
stehung des Augapfels und �ber die Bildungs - und Entstehungs�weise seiner Theile, dass dieser Bildungsfehler der Regenbogenhaut nicht in der Art und Weise der Entstehung der Iris begr�ndet seyn kann, sondern dass dieser abnorme Zustand aller Wahrscheinlich�keit gem�ss in einer abweichenden und mangelhaften Vereinigung der Blendungsgef�sse zu vollst�ndigen B�gen seinen n�chsten Grund hat, dass somit die Spaltung der Iris in keiner Hemmung, sondern anf einem Mangel der Bildung beruht. Auf �hnliche Weise spricht sich Seiler *) �ber diesen Bildungsfehler aus. Indem er die Theorie von v. Walther widerlegt, will er das Colobom aber doch als theil-weise Hemmimgs-Bildung angesehen wissen. Die Gef�sse der Iris charakterisiren sich n�mlich dadurch, dass sie am �ussern und Innern Rande Kreise bilden und die zwischen beiden liegenden St�mme von Aussen nach Innen geschl�ngelt verlaufend mit ein�ander anastomosiren, ohne netzartige Verbindungen einzugehen, wie dies die Gef�sse der Aderhaut thun. Wenn nun an irgend einer Stelle ein zur Bildung eines oder einiger neben einander liegender Kreise bestimmtes Gef�ssst�mmchen obliterire, so werde die Iris an dieser Stelle gehemmt in ihrer Entwickelung, w�hrend sich die �brigen Gef�sskreise gegen den Pupillarrand hin entwickelten, und auf diese Weise werde da, wo die Bildung der Iris zur�ckgeblieben sey, eine Spalte entstehen. � Nur nach dieser von Arnold und Seiler aufgestellten Meinung, sagt Chelius **), l�sst sich zugleich die mit dem Colobom verwandte Missbildung erkl�ren, wo sich der kleine Kreis der Blendungsgef�sse vereinigt, der gr�ssere aber nicht, und dadurch eine doppelte Oeffnung in der Iris entsteht. Stilling hat beim Menschen einen Fall dieser Art beobachtet, wo in dem einen Auge Colobom bestand, in dem anderen eine doppelte achtf�rmige Oeffnung in der Iris.
sect;� 557. _ Curativ ist bei der angebornen, wie bei der erworbenen Spalte der Iris nichts zu thun; �brigens wird ein Einschreiten selten ge�fordert, da das Sehen dabei selten wesentlich gest�rt erscheint und nur greller Lichtreiz empfindlich wird, wesshalb ein sorgf�ltiges Sch�tzen des Auges vor derlei Reiz meistens geboten ist, wenn entz�ndliche Reizung und Abstumpfung der Sensibilit�t des Au�ges verhindert werden soll.
*) Beobachtungen urspr�nglicher Bildungsfehler und ganzlichen Mangels der Augen.
**) A. a. O. Bd. II. S. 19.
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Organisclic Krankheiten des Angcs.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 265
C. Widernat�rliche Coh�renz. I. Von den durch widernat�rliche Coh�renz bewirkten St�rungen.
sect;. 558.
Die s�mmtlichen hierher geh�renden Krankheitsformen erschei�nen als Verengerungen, Verwachsungen oder als v�llige Verscldies-sungen. Auch zuweilen zeigt sich g�nzlicher Mangel einer aus�sondernden oder aufsaugenden M�ndung oder eines fortleitenden Canals.
sect;. 559.
Die durch vermehrte Coh�renz am Sehorgane erzeugten St��rungen, sprechen sich in ihren Folgen auf dreifache Weise aus. 1) Entweder machen sie das Sehen und das Einfallen des Lichtes durch Verwachsung der Augenlider oder durch Pupillensperre oder durch eine vordere und hintere Synechie unm�glich. 2) Oder sie behindern die Thr�nenleitung durch Verschliessung, Verengerung der Thr�nenp�nktchen und Canalchen, wie beim Thr�nentr�ufeln; durch Verstopfung des Nasenganges, wie bei der Thr�nenfistel. 3) Oder endlich sie hemmen die Absonderung der Thr�nen und setzen den Xerophthalmus (Beck). � Sie sind rdas Product ent�weder �usserst heftiger Entz�ndungen und Augenblennorrh�en, oder mechanischer oder chemischer Verletzungen an den Augen, endlich auch eines zur�ckgebliebenen Bildungsprocesses. � Ihre Pro�gnose ist von dem Grade der erlittenen organischen Ver�nderungen abh�ngig und nach der M�glichkeit zur Vornahme eines operativen Eingriffes und nach dessen wahrscheinlicherem Erfolge zu bestimmen.
I. Von der Verwachsung der Augenlider.
sect;. 560.
Die Verwachsung der Augenlider besteht entweder aus einer organischen Verbindung der Tarsalr�nder des oberen und un�teren Augenlides � Anchyloblepharon � oder aus einer Verwach�sung eines derselben mit dem Nagel, � oder sie findet Statt zavI-schen der inneren Augenlidfl�che und der Oberfl�che des Bulbus � Symblepharon, � oder es sind zwei oder drei dieser Zust�nde mit einander verbunden.
Diese Verwachsungen sind entweder Fehler der ersten Bil�dung #9632;� angeboren � oder Producte der Ursachen, welche heftige St�rungen in der Vegetation der Theile und besonders eine orga-
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26rgt;
Organische Krankheiten des Auges.
nische Ver�nderung der die Tarsalr�nder umkleidenden Haut und der Bindehaut bewirken, �- erworben, �
1. Von der Verwachsung der Augenlider unter sich.
sect;. 561.
Die Verwachsung der Augenlider unter sich ist entweder durch allgemeine, gleichm�ssige, unmittelbare, oder durch fadenartige, oder bandartige Verbindung der ganzen Fl�che des oberen und un�teren Augenlides bedingt � Anchyloblepharon perfectum s. totale � oder sie findet nur an einzelnen Stellen und vorz�g�lich in den Augenwinkeln Statt �-Anchyloblepharon imper-fectum s. partiale. Hier ist das Oeffnen der Augenlider g�nz�lich unm�glich, dort vermag das Auge nur theilweise ge�ffnet zu werden, w�hrend der andere Theil geschlossen bleibt, wodurch der Bulbus fortw�hrend nach der ge�ffneten Stelle gerollt wird und schielt. Erstere Form ist meistens angeboren und letztere erwor�ben. Beide k�nnen sich mit andern organischen Ver- und Miss�bildungen der Augenlider, der Tarsalr�nder oder des Augapfels und unter sich selbst verbinden. � Die Prognose richtet sich nach dem Grade der Verwachsung, nach deren Complication mit organischer Verbildimg u. s. W.
sect;. 562.
Die Behandlung dieser Verwachsungen wird auf operativem Wege geleitet. � Ist die Verwachsung unvollkommen und ange�boren, so fixire man zum Behufe der Operation den K�rper und den Kopf des Thieres so viel als m�glich, f�hre darauf durch die vorhandene Oeffnung eine gek�pfte Hohlsonde ein und leite dieselbe bis zum entgegengesetzten Augenwinkel in der Art hin, dass sie genau unter die Grenzlinie der beiden Augenlider zu liegen kommt, welche sich durch eine Art von Einschnitt in den Wimpern oder durch eine falsche Haut zu erkennen gibt; darauf bringe man die Spitze eines geraden und d�nnen Bistouris in die Kinne der mit dem Daumen, Zeige- und Mittelfinger entsprechender Seite festge�haltenen Sonde, erhebe dieselbe ein wenig, um den Einschnitt zu erleichtern und trenne sodann mit dem Messer das die Vereini�gung bewirkende Zellgewebe.
Sind die Augenlider vollst�ndig verwachsen, so mache man zuv�rderst mit einem d�nnen Bistouri einen kleinen, der Verbindung entsprechenden Einschnitt, indem man eine Hautfalte bildet und dann auf die n�mliche Art, wie im vorigen Falle, verf�hrt.
Einer von neuem entstehenden Vereinigung, wozu stets grosse Neigung da ist, beugt man dadurch vor, dass man die getrennten
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K�nder anf�nglich oft mit lauem Wasser w�scht, dem man sp�ter etwas Wein zusetzt, um die Vemarbung zu bef�rdern *).
Wir hatten schon mehrere Male am Menschenauge in solchen F�llen von dem Cauterisiren der einen Fl�che den erw�nschtesten Erfolg. W�hrend die eine Tarsalfl�che vernarbte, war die andere mit einem Schorfe bedeckt, der alle Verwachsung unm�glich machte und sich erst dann abstiess, als bereits die Vernarbung beiderseits geschehen war.
Beim Pferde, dem Maulesel, Esel und Rinde sah Leblanc an-geborne Verwachsungen am seltensten und immer nur unvollkom�men, wobei die angegebene Behandlungsart stets ausreichend war. Beim Schafe findet man die erworbene Verwachsung am h�ufigsten und zwar in Folge der Pockenaugenentz�ndung. Bisweilen bildet nur einfache Verklebung durch schleimige Materie die Verbindung und ist dann leicht zu heilen mittelst lauer Waschungen und einer stumpfen Sonde. Auch beim Hunde ist diese letztere Abart h�ufig und gew�hnlich eine der traurigen Wirkungen der dem jugendli�chen Alter dieser Thiere eigcnth�mlichen Krankheit. Das n�mliche gilt von der Katze, welche ebenfalls beiden Arten dieser Krankheit unterworfen ist**).
2. Von der Verwachsung der Augenlider mit dem Augapfel und der Blinzhaut.
sect;. 563. Die Verwachsung der Augenlider mit dem Augapfel wird in Bezug auf ihre Entstehung, ihre Stelle und ihren Umfang, wie eben auch in R�cksicht ihrer Beschaffenheit in verschiedener Art beob�achtet und kommt daher als Symblepharon acquisitum und conge-nitum, als S. totale und partiale, als unmittelbare oder durch band-und fadenartige Verbindung vermittelte Verwachsung, als einfaches oder mit Anchyloblepharon complicirtes Symblepharon unterschie�den, vor.
sect;. 564. Selten besteht das Symblepharon als unmittelbare meistens nur als mittelbare Verwachsung; bei ersterer wird die Verbindung bei�der Bindehautstellen durch ein kurzes, dichtes Zellgewebe unter�halten, bei letzterer durch faden- oder balkenartige Massen ver�schiedener Festigkeit, wodurch �brigens nur eine lockere Vereini-
*) Leblanc a. a. O. S. 29 *) Leblanc a. a. O. S. 30.
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Organische Krankheiten des Auges.
gung entsteht, welche die Bewegung der Augenlider und des Augapfels nicht betr�chtlich st�rt, w�hrend sie bei jener unm�g�lich ist. �
Das partielle Symblepharon kommt bei weitem h�ufiger, als das totale vor und erstreckt sich fast immer von dem Augenlidrande bis zum Ueberschlagepunkte der Bindehaut der Augenlider zu jener des Augapfels. � Nicht ungew�hnlich ist bei dem Symblepharon das Vorkommen einer Complication mit Anchyloblepharon, mit Verwachsung der Ausf�hrungsg�nge der Thr�nendr�se, wie auch der Thr�nenpunkte.
sect;. 565. Dieses Uebel ist Folge heftiger Entz�ndung und Exulceration der Bindehaut, deren Augapfel- und Augenlidfl�chen sich vereinigen, wie dies nach schlecht verrichteten Operationen an der Bindehaut und den unter ihr liegenden Theilen zuweilen vorkommt. Leblanc sah es am Schaafe, Kinde und Hunde, es kommt aber auch an den andern Hausthieren vor, am �ftersten aber bei den Schaafen in Folge der Pocken, sodann beim Kinde, wo es oft durch Getraidespel-zen veranlas st wird, welche, wenn sie in's Auge kommen, eine fortgesetzte Entz�ndung unterhalten. Verbrennungen durch Feuer, Metall, ungel�schten Kalk, Aetzkalilauge, Minerals�uren, sobald nur die dadurch entstehende Eiterung zwei einander ber�hrende Stellen der Bindehaut einnimmt, dabei das Auge unzweckm�ssig behandelt oder auch nur �ber die Geb�hr verbunden und unbewee-lieh erhalten wird, geben ebenfalls eine h�ufige Ursache zu dieser Verwachsung ab.
sect;. 566. Die quot;Wichtigkeit des Uebels muss nach der Stelle beurtheilt werden, an welcher die Anh�ngung sich befindet. Beschr�nkt sie sich auf die Blinzhaut (Nagel), oder auf den Theil der Binde�haut, welcher die Sclerotica bekleidet, so wird das Thier, sobald die Hornhaut unverletzt bleibt, noch sehen k�nnen, obwohl nur be�schr�nkt. � Findet die Verwachsung mit der ganzen Oberfl�che oder einem gr�ssern Theile der Hornhaut Statt, so ist g�nzliche Blindheit die Folge. Im Allgemeinen sind Anh�ngungen dort am meisten zu f�rchten, wo bei heftiger suppurativer oder plasti�scher Entz�ndung die Absonderung der Thr�nen am geringsten ist, daher auch die Theile des Auges, welche am wenigsten von den Thr�nen befeuchtet werden, am h�ufigsten den Verwachsungen ausgesetzt sind, die man daher am gew�hnlichsten am oberen und inneren Theile des Auges findet.
sect;. 567. Das totale Symblepharon ist absolut unheilbar. Beim partiel-
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len ist die Prognose g�nstig, wofern die Verwachsungen nicht von zu bedeutewiem Umfange sind.
sect;. 568.
Zur Operation bediene man sich des Leber'schen Messers, in�dem man, das Augenlid stark vom Augapfel abziehend, zwischen beiden mit dem Messer hinwegfahrt und auf diese Weise die be�stehenden Adh�sionen trennt. Sollte vielleicht eine schwielichte Narbe zwischen den Augenlidern und dem Augapfel bestehen, welche das Symblepharon bildet, dann fasse man diese mit der Pinzette und exstirpire sie an beiden Insertionspunkten mit der C o o p e r'schen Scheere. � Auch nach der Operation besteht die Hauptsache darin, die Wiederkehr der anomalen Verbindung zu verh�ten, und dies geschieht am zweckm�ssigsten, indem man nach J�ngken die Augenlider durch Heftstreifen oder einen Faden an der Stirne und den Wangen befestigend von dem Augapfel abzieht; oder nach unserm Eathe den Bulbus an seinen wunden Stellen mit H�llenstein �tzt und selbe nicht eher wieder mit den Augenlidern bedecken l�sst, bis sich ein Schorf gebildet hat.
Die Aveitere Nachbehandlung werde wie bei dem Anchyloble-pharon geleitet.
3. Von der Verwachsung der Ausf�hrungsg�nge der Thr�nendruse.
sect;. 569. Die Verwachsung der Ausf�hrungsg�nge der Thr�nendruse betrifft Istens einzelne derselben oder 2tens s�mmt-liche. � Symptome: Zu 1. Schwerbeweglichkeit der Augenlider, erh�hte Empfindlichkeit des Auges gegen den Wind, Staub und dcrgl. Einfl�sse, und darauf folgende entz�ndliche ��the; zu 2. Trockenheit des Auges, Xerophthalmos, grosse Empfindlichkeit ja Schmerzhaftigkeit, daher auch Unbeweglichkeit des Auges; starke, �ber die ganze Bindehaut verbreitete R�the, schmutzig tr�be F�r�bung der Hornhaut; sp�ter Ueberh�utung der Bindehaut, Verwach�sung der Palpebral-Bindehaut mit jener des Bulbus oder Vertrock�nen, �unzlichtwerden oder Faltigaussehen derselben. Sp�ter am oberen Augenlide, zun�chst dem Schl�fenwinkel, eine elastische, beim Drucke unschmerzhafte, gleichfarbige, begrenzte, anf�nglich kleinere, sp�ter gr�ssere Geschwulst, mit tiefem Sitze und mit ge�gen die Augengrube gerichteter Basis, welche sich bei genauer Pr�fung als eine Ausdehnung der Thr�nenr�hrchen zu erkennen gibt und Thr�nengeschwulst des oberen Augenlides, dacryops palpebrae superioris, genannt Avird.
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sect;. 570.
Aus der Thr�nengeschwulst des oberen Augenlides entwickelt sich die Thr�nendr�senfistel, fistula glandulae lacrymalis, als selbstst�ndige Krankheit und besteht in einer feinen, mit call�sen E�ndern versehenen, an dem oberen Augenlide gegen den �usseren Augenwinkel hin befindlichen Oeffnung, welche mit einem, auf ir�gend eine quot;Weise zerst�rten Ausf�hrungsgange communicirt. Bei Untersuchung der Tiefe der Geschwulst mittelst der Sonde trifft man nur auf Weichgebilde und nicht auf den Knochen, worin die Unterscheidung zwischen Thr�nenfistel und Caries der Orbita liegt.
sect;. 571.
Ursachen dieser Verwachsung: Verletzungen durch mecha�nische oder dynamische Einfl�sse, welche mehr oder weniger heftige und anhaltende Entz�ndungen und organische Ver�nderungen der Bindehaut bewirken.
Besondere Anl�sse zur Entstehung einer Thr�nendr�senfistel sind Entz�ndung und Vereiterung der Thr�nendr�se, schlecht be�handelte und rosenartige Abscesse und UIcerationen im oberen Au�genlide, h�ufig auch die Zerst�rung von Balggeschw�lsten am obe�ren Augenlide nahe am �usseren Augenwinkel mittelst Aetzmittel.
sect;.572.
Behandlung. Eine Beseitigung dieses Zustandes liegt ausser dem Bereiche der Kunst, nur Milderung der l�stigen Symptome kann durch zeitgem�sses Instilliren schleimiger W�sser, aus Mal-vendecoct u. s. w., bewirkt wTerden.
Zur Heilung der Thr�nendr�senfistel hat man sich adstringi-render, auch der Chlorwasser - Injectionen bedient, aber nur selten damit gen�tzt. Die Er�ffnung der Fistel und die Cauterisation des Grundes derselben vermittelst eines zugespitzten H�llensteincylin-ders, will man auch mit g�nstigem Erfolge adhibirt haben. Bei wenigen Thieren wird �brigens dieses kleine Leiden kaum beach-tenswerth seyn und darum auch selten zu einer Behandlung veran�lassen.
4. Von der Verengerung und Verschliessung der Thriinenpunkte und Thr�nencan�lchen.
sect;. 573. Die Verengerung der Thr�nenpunkte und. Thr�nen�can�lchen, Stenochoria punetorum et canaliculorum lacrymalium, beruht auf harter, call�ser Verschrumpfung der Thr�nenpunkte und Can�lchen oder auf sarkomat�ser Aufwulstung ihrer inneren schleim-
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h�utigen Umkleidung, und ist zuweilen mit verschiedenen Krank-heitszust�nden des Thr�nensackes und Nasencanales verbunden; auch wird sie durch Druck der krankhaft vergr�sserten Thr�nen-carunkel und des dritten Augen�des hervorgerufen.
sect;. 574.
Call�ser Verschrumpfung der Thr�nenpunkte liegen stets blen-norrh�ische Entz�ndungen und Excoriationen der n�heren Umge�bung derselben zum Grunde; bei ihr steht das Thr�nenW�rzchen nicht vor und der Thr�nenpunkt saugt gar nicht oder nur sehr un�vollkommen auf, woher sich die Thr�nenfl�ssigkeit im Thr�uensee ansammelt und dann �ber das untere Augenlid abtr�ufelt.
sect;. 575.
Liegt der Verengerung der Thr�nenpunkte und Can�lehen eine, durch blennorrh�ische Entz�ndung bewirkte Aufwulstung der schleimh�utigen Umkleidung zum Grunde, so prominiren die Thr�nenpunkte auffallend und sind auf ihren M�ndungen mit einer rothen, liervorragenden Masse bedeckt.
sect;� 576.
Die M�glichkeit der Heilung ist abh�ngig von dem Grade der Ver�nderung in der Schleimhaut und von den mit der Unwegsam�keit der Thr�nenpunkte complicirten Krankheitszust�nden des Thr�nensackes und Nasencanals.
Bei der Behandlung dieses Zustandes erweisen sich zur He�bung nicht zu fester Aufwulstung der Schleimhaut, als Ursache der Verengerung, Eintr�ufelung einer Quecksilbersublimat- oder Lapis divinus-Solution in Verbindung mit Opium, oder das Ein�streichen einer Quecksilberpr�cipitatsalbe und dergl. n�tzlich; da�gegen ist aller dynamischer und mechanischer Curversuch bei feste�rer, sarkomat�ser Ver�nderimg der Schleimhaut in Bezug auf Hei�lung erfolgles. Complication oder urs�chlicher Zusammenhang mit Leiden des Thr�nensackes und Nasencanales macht eine besondere Ber�cksichtigung dieser Zust�nde nothwendig.
sect;.577.
Vollkommene Verschliessung der Thr�nenpunkte und Thr�nencan�lchen, Atresia punetorum et canaliculorum lacrymalium, geht entweder aus Vernarbungen nach Verletzungen, Verbrennungen und ulcerativen Entz�ndungen hervor, oder ist ur�spr�nglicher Bildungsfehler und beschr�nkt sich auf die Thr�nen�punkte oder breitet sich �ber die Thr�nencan�lchen mehr oder we�niger aus.
sect;. 578._
Bei nur oberfl�chlicher Verschliessung des Thr�nenpunktes, sticht man eine runde Nadel durch und f�hrt sodann immer dicker
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werdende Darmsaiten ein und sucht auf diese Weise die Durch�g�ngigkeit des Thr�nenpunktes sowie dessen Dilatation zu er�wirken.
Ist �brigens die Verwachsung auf die Thr�nencan�lchen be-schr�nkt, so ist die Er�ffnung des Thr�nensackes von der inneren Seite des Augenlides empfohlen, welche Oeffnung erhalten und in call�sen Zustand �bergef�hrt werden soll, um zwischen der inneren Fl�che der Augenlider und dem Thr�nensacke, bei den Thieren, welche damit versehen sind, eine neue Verbindung herzustellen. Die Operation wird auf folgende Weise verrichtet:
Nachdem das Thier entsprechend fixirt worden ist, zieht ein �ber den Nacken gestellter Geh�lfe die Augenlider auseinander, vermeidet aber sie nach dem �usseren Winkel hin zuziehen. Der Operateur fasst, mittelst einer in der linken Hand gehaltenen Ha-kenpin^ette, die den Thr�nensack im Inneren Augenwinkel bedecken�den Theile und sticht sodann ein schmales Bistouri in senkrechter Richtung zwischen der inneren Commissur des unteren Augenlides und der Stelle, wo der Thr�nenpunkt seyn soll, in den Thr�nensack selbst hinein und f�hrt eine Fischbeinsonde durch diese Oeffnung in den Thr�nensack bis in die Nase, � nach vorl�ufiger Er�ffnung des Nasencanals, wenn dieser verschlossen war, � um eine Schnur durchzuziehen, welche die Verwachsung des neuen Thr�nencanals verhindert. Die seidene Schnur, an deren beiderseitigen Enden man sehr leichte kupferne Ringe anbringt, um ihr Herausfallen zu verhindern, wird t�glich in der Wunde bewegt, bis man versichert ist, dass die k�nstlich gebildete Oeffnung, um den Thr�nen freien Abfluss zu gestatten, gross genug, hinl�nglich vernarbt und nicht mehr wund ist. � Die Eiterung, als nat�rliche Folge der Ope�ration, stellt sich am zweiten oder dritten Tage ein, und tr�gt zur Verd�nnung der Wundr�nder bei, daher sie mittelst erweichender Applicationen zu unterst�tzen ist. Sind die h�heren Grade der Entz�ndung beseitigt, so gebraucht man Waschungen aus frischem Wasser und Branntwein, dessen letztere Menge man t�glich ver�mehrt *).
So einfach diese Operation scheint, so wenig entsprechend ist ihr Erfolg, indem diese Oeffnung sogar nach langwieriger Behand�lung sich wieder schliesst, und selbst, wenn sie offen bliebe, die Thr�nen nicht geh�rig in den Thr�nensack abfllessen lassen w�rde, weil diess nicht blos nach dem Gesetze der Schwere, sondern durch eigenth�mliche Resorptionsth�tigkeit der ableitenden Parthie des
*) Leblanc a. a. O. S. 77 u. �'.
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Thr�nenorganes geschieht*). Der Nutzen dieser Operation, sagt Dr. Radius, der Uebersetzer der Leblanc'schen Abhandlung, wird durch diese Erfahrungen sehr verringert. Hierzu kommt noch die gemachte Beobachtung, dass bei Verschliessung der Thr�nenwege, auch die Absonderung der Thr�nen geringer wird und keineswegs ein so grosses Thr�nentr�ufeln entsteht, als man nach Verscliliessung der Ableitungswege erwarten d�rfte.
sect;.579. Mechanische Verstopfung der Thr�nenpunkte und Can�lchen durch angeh�uften Schleim und festsitzende Steine erkennt man durch Untersuchung mittelst der Anel'schen Sonde und behandelt diesen krankhaften Zustand nach den, bei Angabe der Behandlung der Entz�ndung der Thr�nenwege aufgestellten Ke�geln.
Bei der Sondirung der Thr�nenpunkte und Can�lchen muss man mit der gr�ssten Zartheit und auf folgende Weise verfahren: Man fasst die Anel'sche Sonde, wie eine Schreibfeder mit der rechten Hand, wenn man auf der linken Seite �#9632; und mit der linken Hand, wenn man auf der rechten Seite operirt, setzt den kleinen Finger zur Unterst�tzung auf die Wange, und indem man mit den Fingern der andern Hand das untere Augenlid, gegen den Schlaf an-und zugleich etwas vom Auge abzieht, um es zu spannen und den Thr�nen-punkt mehr hervortreten zu lassen, f�hrt man die Sonde in verticaler Eichtung in denselben, senkt sie dann in horizontaler Lage und schiebt sie langsam in den Thr�nensack. � Sondirt man den oberen Thr�nenpunkt, so fixirt man das obere Augenlid in derselben W7eise, f�hrt die Sonde in gerader Richtung von unten nach oben in den Thr�nenpunkt und indem man sie in horizontale Rich�tung bringt, bis zum Thr�nensack fort **).
sect;. 580. Unter die, diese Verschliessung begleitenden Krankheitszust�nde geh�rt vorzugsweise die Ansammlung des, in dem Thr�nensacke abgesonderten und durch die Thr�nen nicht fortgesp�lten Schlei�mes, welche ebenfalls durch die Er�ffnung des Thr�nensackes von der inneren Seite des Augenlides Beseitigung findet.
5. Von der Thr�nensackgeschwulst, der Thr�nensackfistel und der Unwegsamkeit des Nasencanales.
- ^ _nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;sect;. 581.
Eine jede chronische Ausdehnung der vorderen Wandung des Thr�nensackes durch angeh�ufte Fl�ssigkeiten oder Aufwulstung der ihn auskleidenden Schleimhaut, belegen wir mit dem Namen
*) Chelius a. a. O. Bd. 2. S. 49. **) Ebendaselbst Bd. 2. S. 48. M�ller, Veterin�r-Oplithalmologie. II.
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der Thr�nensack-Geschwulst (Tumor sacci lacrymalis). � Bricht die Geschwulst des Thr�nensackes auf und entleert sich der Inhalt desselben durch diese Oeffhung, so entsteht die Thr�nen-sack-Fistel (Fistida sacci lacrymalis)*).
sect;. 582. Die Thr�nensackgeschwulst erscheint in Form und Beschaffen�heit, sowie in dem Grade ihrer Entwickelung nach der ihr zum Grunde liegenden Ursache in mannichfacher Modification. Diese beruht zun�chst auf gest�rter oder v�llig aufgehobener Fortleitung der Thr�nen und des Schleimes durch den Nasencanal und ist be�dingt durch krankhaft ver�nderte Beschaffenheit des Schleimes, durch Erschlaffung der quot;Wandungen des Thr�nensackes und Mangel an fortleitender Kraft, durch Verengerung und Verschliessung des Nasencanales, durch granul�se und polyp�se Degeneration der Schleimhaut. � Hiernach sind zu unterscheiden: die blennor-rhoische und atonische Geschwulst des Thr�nensackes, die Wassersucht des Thr�nensackes, der Thr�nensack-bruch und die granul�se und polyp�se Geschwulst. � Diese Zust�nde stehen untereinander in der genauesten Beziehung und entwickeln sich aus einer gemeinschaftlichen Ursache, aus der Entz�ndung der, die ableitende Parthie des Thr�nenorganes aus�kleidenden Schleimhaut**).
sect;. 583. Die blennorrhoische Thr�nensackgeschwulst auf krankhafter Stimmung des Thr�nensackes beruhend, und aus einer prim�ren oder secund�ren Thr�nensackentz�ndung als Blennorrh�e gew�hnlich hervorgegangen, charakterisirt sich durch eine bohnen-f�rmige, druck-aushaltende Anschwellung von wechselnder Grosse, welche sich ihres eiterigen Inhaltes nur bei einem, auf dieselbe aus�ge�bten Fingerdrucke nach oben und unten entleert, woraus hervor�geht, dass die Ursache der Nichtleitung theilweise auf Unwegsam�keit und Aufwulstung des Thr�nensackes und Thr�nencanales be�ruht, haupts�chlich aber in der Qualit�t des weiter zu leitenden In�haltes begr�ndet ist. � Anlangend die n�here Beschaffenheit und Ausdehnung der Geschwulst, so h�ngt sie von der Masse und Qualit�t des angesammelten Inhaltes ab; ist diese anf�nglich noch d�nne, weiss und schleimig, so schwindet jene nach deren Abfluss ganz, w�hrend der, von seinem, im sp�tem Verlaufe an Masse ver�mehrten und nach Qualit�t eiterig werdenden Inhalte befreite Thr�-
*) Chelins a. a. O. Bd. 2. S. 51. **) Ebendaselbst Bd. 2. sect;. 64 n. 05.
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nensack immer noch eine h�rtliche Anschwellung zeigt. Weiter spiegelt sich der Zustand der Schleimhaut der Thr�nenwege in jenem der Bindehaut, der Blinzhaut, der Thr�nencarunkel und der Harder'schen Dr�se ab; femer charakterisirt sich derselbe jeder Seits als Auflockerung, Fungosit�t, granul�se Wucherung oder als eiterige Zerst�rung, als eine Ver�nderung, welche sich selbst �berlassen oder bei unzweckm�ssiger Behandlung und unter dyskrasischen Verh�lt�nissen, bedeutender werden, die Ableitimg in die Nase, sowie die Zuleitung durch die Thr�nenpunkte nach und nach immer mehr st�ren und endlich ganz aufheben, die ulcer�se Zerst�rung vermeh�ren und zugleich auch eine Erschlaffung der vordem Wand des Thr�nensackes bewirken kann; welcher letztere und atonische Zu�stand bei Vers�umniss einer �fteren, oder imm�glich gewordenen, Entleerung des Thr�nensackes von seinem gemischten, schleimigen und thr�nigen Inhalte, besonders bei alten und schlaffen Subjecten von genannter Stelle auf den �ber ihr liegenden, sonst festen Zell�stoff �bergeht, die Einwirkung der entsprechenden Parthie des Or-bicularmuskels schw�cht und die Fortleitimg der Thr�nen, selbst nach aufgehobener Blennorrh�e organisch und mechanisch st�rt, oder g�nzlich unterbricht undjene Anschwellung des Thr�nensackes setzt, welchen man als atonische Thr�nensackgeschwulst bezeichnet.
sect;. 584. Die atonische Thr�nensackgeschwulst, Tumor sacci lacrymalis atonicus, Dacryops atonicus, Hernia sacci lacrymalis, charakterisirt sich durch eine scharfbegr�nzte, bohnenf�rmige, dem nat�rlichen Umfange des Thr�nensackes entsprechende und auf ihrer �usseren Oberfl�che nicht entt�rbte Geschwulst, deren In�halt aus Schleim und Thr�nen bestehend, bei massigem Finger�drucke sich leicht entleeren l�sst, ohne dass eine Geschwulst in dem Thr�nensacke verbhebe, jedoch sich alsbald abermals sammelt und der Geschwulst die vorige Gestalt und Grosse wieder gibt.
sect;. 585. Die Thr�nensackwassersucht, Hydrops sacci lacrymalis, bildet sich nach Beer aus der blennorrhoischen Thr�nensackge�schwulst und dann hervor, wenn der im Thr�nensacke und in dem Nasencanale befindliche Schleim eine vermehrte Cosistenz annimmt und darum, weder durch den Nasengang, noch durch die Thr�nen�punkte endeert werden kann, oder wenn nach Chelius u. A. die Textur der Schleimhaut der Thr�nenwege immer mehr ver�ndert, aufgelockert und granul�s wird, und durch diese Ver�nderungen der Thr�nenwege obere und untere M�ndungen sich verengen oder schliessen.
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Diese Geschwulst hat keine bestimmte Begr�nzvmg und eine l�nglich runde Form, zeigt auf ihrer �usseren Bedeckung einige E�the, manchmal auch schon zu Anfang, .in der Eegel erst sp�ter bei Zunahme der Geschwulst, eine r�thlich blaue Farbe, ist prall, empfindlich und widerstrebt dem Fingerdrucke, da sich ihr Inhalt nach keiner Eichtung entleert; nach Zunahme der Geschwulst stei�gert sich die Empfindlichkeit derselben zum Schmerze und es Avird das Bewegungsverm�gen der Augenhder sehr beeintr�chtigt und endlich ganz aufgehoben.
sect;. 586.
Die Ausg�nge dieser Geschwulst sind Bersten derselben mit Entleerung eines d�nnen, eiweiss�hnlichen oder eines dickem, mit Schleimflocken untermischten, manchmal gallertartigen Schleimes; oder auch bei schlechter Behandlung, Ulceration der Weichtheile und Caries in den Knochengebilden, wobei die Geschw�re sich durch den Charakter der Atonie auszeichnen, blauroth werden, mit einem Walle schwammichter Wucherungen umgeben sind, br�un-liche, �belriechende Jauche aussondern, und der Knochen rauh gef�hlt wird.
sect;. 587.
Die granul�se und polyp�se Geschwulst des Thr�-nensackes, entwickelt sich unter fortgesetzter und unter ung�n�stigen Verh�ltnissen stehender Blennorrh�e, bei nicht vollst�ndig geschlossenem Thr�nensacke, entweder als granul�se Wucherung der Thr�nensackschleimhaut oder polyp�se Excrescenz auf dersel�ben. � Im ersten Falle erscheint die Geschwulst fest, hart und durch Fingerdruck in ihrer Lage unver�nderbar, endeert dabei auch nur wenig oder gar keine Fl�ssigkeit und bleibt selbst bei deren Abfluss durch die Thr�nenpunkte, in ihrer Ausdehnung sich gleich, dabei ist ihre Hautbedeckung, je nach der Abwesenheit oder Ge�genwart entz�ndlicher Reizung oder beginnender Suppuration, in der Farbe unver�ndert oder ger�thet. Im zweiten und seltenen Falle ist die Geschwulst von unbestimmter meist kugelichter Form, fest und ihr Inhalt etwas verschiebbar, sind die W�nde des Thr�nen-sackes nicht gleichm�ssig ^ausgedehnt und entleert sich nach der einen oder andern Richtung auf ausge�bten Druck Avenig puri-former Schleim ohne Verminderung des Umfanges.
sect;. 588.
Thr�nensackfistel, Fistula sacci lacrymalis, nennt man ein jedes mit der H�hle des Thr�nensackes communicirende Geschw�r. Ihre Grundursache liegt entweder urspr�nglich in der Schleimhaut des Thr�nensackes und Nasenschlauches, oder sie setzt sich von der Conjunctiva der Augenlider oder von der Nasenschleimhaut auf
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dieselbe fort; sie ist eine Folge anhaltender Verengerung, Ver�stopfung oder wirklicher Verwachsung des h�utigen Thr�nennasen-canals, heftiger Entz�ndung und Blennorrh�e des Sackes, von Abscessbildung, Aegylops oder psorisch-impetigin�sen und anderen Dyskrasien, �berhaupt von Zerst�rung der vorderen oder hinteren quot;Wand des Thr�nensackes � �ussere und innere Thr�nensackfistel. � Die Durchbohrung des Thr�nensackes findet auf geradem Wege Statt oder es besteht zwischen der �usseren und inneren Oeffnung ein Fistelgang; oft gibt es nur eine Oeffnung, manchmal deren mehrere und ihre K�nder sind meistens mehr oder weniger call�s, zusam�mengezogen, oft mit schwammichten Wucherungen besetzt. Sie charakterisift sich durch den Ausfluss des Inhaltes des Thr�nen�sackes nach aus sen oder durch Infiltration desselben nach innen in das Zellgewebe und, f�r den ersten Fall, durch die M�glichkeit der Einf�hrung einer Sonde in den Thr�nensack.
sect;. 589.
Die Aufgabe bei der Behandlung der verschiedenen Krankheits-zust�nde des Thr�nensackes ist die Entz�ndung und abnorme Schleimsecretion zu entfernen, die Ausdehnung des Thr�nensackes zu verh�ten und den Thr�nen einen freien Abfluss in die Nase zu bewerkstelligen. � Diesen Indicationen wird in den verschiedenen Krankheitszust�nden des Thr�nensackes auf verschiedene Weise entsprochen *).
Entz�ndlicher oder blennorrhoischer Charakter derselben erfor�dert die, diesen Zust�nden entsprechende, an den geh�rigen Stellen angegebene allgemeine Behandlung, wie eben auch eine sorgf�ltige therapeutische Ber�cksichtigung constitutioneller, damit zusammen�h�ngender Krankheitszust�nde; daher in letzterer R�cksicht bald solche Mittel, welche die Th�tigkeit der Secretions- bald solche, welche jene der Nutritionsorgane erh�hen, oder in ihrem Zusam�menwirken eine allgemeine S�fteum Stimmung bewirken, in Gebrauch gezogen werden m�ssen.
Die �rtliche Behandlung ist jene der Thr�nensackentz�ndung und Blennorrh�e, bald entz�ndungswidrig, bald umstimmend, bald adstringirend und �tzend. Dabei ist es Haupterforderniss in der Behandlung auf h�ufiges Entleeren des Thr�nensackes bedacht zu seyn und bei atonischem Zustande der Thr�nensackwandungen na�mentlich, von grossem Nutzen.
sect;. 590.
Wenn im Verlaufe der verschiedenen Formen von Thr�nen-sackleiden sich UIceration und fistul�se Oeffhungen gebildet haben,
*) Chelius a. a. O. Bd. 2. S. GO.
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so ist die einzuleitende Behandlung nach der Beschaffenheit der Geschw�rs�ffnung, nach dem Zustande des Thr�nensackes und Nasencanals und nach den, mit diesen verschiedenen Zust�nden compheirten, Knochenaffectionen, besonders zu reguliren.
Entstand das Fistelgeschw�r durch Abscessbildung oder ein�fache Blennorrh�e, so stellt eine sachgem�sse Behandlung die dabei nicht T�llig imterbrochene Wegsamkeit im Nasencanal wieder frei her. � Bei sehr kleiner, sogenannter Haar�ffnung oder bei nicht stattfindender directer Correspondenz der �usseren und inneren Oeffnung, hat man erstere auf einer eingef�hrten Sonde vorsichtig zu erweitern oder letztere zuvor zu spalten, ehe man die Thr�nen-sack�fihung dilatirt; ist letztere bei entleertem und zusammenge�fallenem Sacke nicht aufzufinden, so schliesse man die �ussere Wunde so lange mit einem kleinen Plumasseau und Heftpflaster, bis sich derselbe wieder gef�llt hat, wo sich dann dieselbe bei Ab�nahme des Verbandes durch Ausfliessen ihres Inhaltes wird leicht erkennen lassen. Ausserdem muss eine noch vorhandene, entz�nd�liche Spannung durch feucht warme, schleimige Fomente zur Er�schlaffung und Eiterung gebracht wrerden. Kleine, nach Beseiti�gung der �brigen Zuf�lle zur�ckbleibende Fistel�ffnungen schliessen sich durch Betupfen mit einem H�llensteincylinder und durch Be�decken mit einem Klebepflaster vollst�ndig.
sect;. 591.
Bei aufgelockertem Zustande der Schleimhaut des Thr�nen�sackes oder bei veralteten Geschw�ren hat die Kunst dahin zu wir�ken, die Auflockerung durch umstimmende, gelind adstringirende und bei der Behandlung der Thr�nensackentz�ndung namhaft ge�machte Mittel zu beseitigen, welche man durch die geh�rig erwei�terte Oeffnung des Thr�nensackes auf die Schleimhaut selbst bringt.
sect;. 592.
Ist Knochenfrass des Thr�nenbems zugegen, so muss man sich eben auch freiere Bahn zum Knochen durch Erweiterung der �usseren Fistel�ffnung verschaffen oder aber, wenn dabei die Fistel��ffnung eine innere ist, was man aus dem �belriechenden, eiterigen Ausflusse aus dem Nasencanale, w�hrend sich aus den Thr�nen-punkten wenig oder gar keine Fl�ssigkeit entleeren l�sst, erkennt, es ist durch einen L�ngenschnitt der Thr�nensack zu spalten, um dem Krankheitsheerde nahe kommen und denselben nach den allge�meinen und besondem Eegeln der Chirurgie �rtlich behandeln zu k�nnen.
sect;. 593.
Gegen granul�se und polyp�se Entartungen der Schleimhaut,
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wie sie sich in der festen Anschwellung und Ausdehnung des Thra-nensackes zu erkennen geben, verm�gen die gew�hnlichen, zur R�ckbildung der Hypervegetation gebrauchten Mittel (Blutegel, Jod- und Quecksilbersalbe, Mercurial- und Cicutapflaster) kaum etwas zu leisten und es bleibt die Geschwulst unver�ndert ste�hen und ein ununterbrochenes Thr�nentr�ufeln zur�ck. Zeigt sich aber die Wucherung f�r die unten liegenden Gebilde gefahrvoll oder hatte schon wirklich eine Zerst�rimg der �usseren oder inne�ren Thr�nensackwand Statt, so d�rfte eine Zerst�rimg der After-production mittelst des Gl�heisens am ehesten gelingen; in welchem Falle freilich auch der Thr�nensack durch complete Verwachsung seiner W�nde, Atresia sacci lacrymalis, f�r seine Function auf immer verloren seyn wird.
sect;. 594.
Die verschiedenartigen Zust�nde des Nasencanales, welche die freie Communication in demselben st�ren, sind theils selbstst�ndig und primitiv, oder von gleichem Zustande des Thr�nensackes ver-anlasst und consecutiv. Sie beruhen auf Verstopfung, Auflocke�rung, sarkomat�ser Entartung, Knochengeschwulst oder Verwach�sung und erscheinen sohin als verschiedene darnach speciell be�nannte Arten.
sect;. 595.
Die Verengerung des Thr�nencanals durch Schleim, Stenochoria canalis nasalis mucosa, wird durch vermehrte Schleim-secretion im Thr�nencanale oder in dem Thr�nensacke, welche ge�w�hnlich nach subacut entz�ndlichen, chronisch catarrhalischen Affectionen der Bindehaut oder der Schleimhaut der Thr�nenwege oder der Nase vorkommen, hervorgerufen. Der Abfluss des, in der Regel aus Thr�nen, hellem und mildem Schleime bestehenden, In�haltes des Thr�nensackes in die Nase ist g�nzlich aufgehoben oder nur bei starkem Niesen m�glich, daher derselbe freiwillig aus den Thr�nenpunkten �berfliesst oder nach einem gelinden Drucke auf den Thr�nensack hervortritt.
Es ist dies eine heilbare, wenig gef�hrliche, aber chronische Krankheitsform.
sect;. 596. Die einfache Verengerung, Strictur des Nasencanales, Stenochoria simplex, Strictura canalis nasalis, wird durch Auflocke�rung und Anschwellung der Schleimhaut des Nasencanals gebildet und entsteht nach Entz�ndungen und Blennorrh�en der Thr�nen�wege. Als charakteristische Merkmale derselben sind anzusehen: Trockenheit der Nase an der leidenden Seite, � starke Geschwulst des Thr�nensackes, deren Inhalt sich nur durch die Thr�nenpunkte,
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nicht aber durch die Nase entleeren l�sst, � Ansammlung von Schleim im inneren, massig ger�theten Augenwinkel, � der mehr schleimige, als w�sserige Gehalt der aus dem Thr�nensacke kom�menden Fl�ssigkeit � besondere Neigung zu wiederholten Anf�l�len von Entz�ndung der Augen, namendich der Mondblindheit. In Folge der l�ngeren Dauer dieses ver�nderten Zustandes derNa-sencanal - Schleimhaut erleidet der Thr�nensack und die Thr�nen-r�hrchen ebenfalls mehrfache organische Ver�nderungen undFunc-tionsst�rungen und in Folge solcher wiederholter Anf�lle von Ent�z�ndung wird zuletzt das Epithelium der Schleimhaut zerst�rt und dann geht die einfache Stenochorie in eine sarkomat�se �ber.
sect;. 597. Die sarkomat�se Verschliessung des Nasencanals, Stenochoria sarcomatosa, beruht auf einer sarkomat�sen, �ppi�gen Wucherung der Schleimhaut, und gleicht h�ufig, ihrer Innigkeit wegen, einer Verwachsung. Sie unterscheidet sich von der einfa�chen Form der Stenochorie durch st�rkere K�the des inneren Au�genwinkels, in welchem z�her, scharfer Schleim in grosser Masse angesammelt ist, und zeigt als ferneres Unterscheidungsmerkmal in der Qualit�t der abgeschiedenen Thr�nensackfl�ssigkeit die Ver��nderung, dass dieselbe einen z�hen, eiterartigen Schleim bildet, dem bei seinem Ausflusse und seiner betr�chtlichen Menge nur wenig Thr�nenfeuchtigkeit vorangeht und beigemischt ist; auch sind hier die begleitenden Zuf�lle mehr entz�ndlicher Natur und schmerzhafter, als jene der ersteren Form.
sect;. 598. Verengerung und Verschliessung des Nasencana-les, Stenochoria et Atresia canalis nasalis, herr�hrend von Kno�chengeschw�lsten, sind nach �rdichen Verletzungen durch Schl�ge nicht selten. Sie bestehen zuweilen nur an einem kleinen Theile, manchmal auch durch den ganzen Lauf des Canales. Man erkennt dieselbe beim Einf�hren einer Sonde durch die Thr�nenr�hrchen und von unten durch den Nasencanal.
Bios h�utige Verwachsung des Canals trifft man zum �fteren als eine Folge von Vereiterung.
sect;. 599. Die Stenochorien des Nasencanales sind fast immer Folge von Entz�ndung und Blennorrh�e der Schleimhaut und werden vor�zugsweise bei kachektischen, dyskrasischen Individuen, welche ver�m�ge der obwaltenden Kachexie oder Dyskrasie an und f�r sich zu einem Leiden der Schleimh�ute geneigt sind, wahrgenommen. Daraus l�sst sich eben auch die grosse Neigung zu Recidiven er�kl�ren.
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sect;. 600.
Die Prognose ist im Allgemeinen von der Art und Ursache der Stenochorie abh�ngig.
Die g�nstigste Prognose l�sst die Stenochoria mucosa zu; bei zweckm�ssiger Behandlung gelingt die Heilung in der Kegel gr�ndlich, besonders wenn es durch ein zweckm�ssiges, allgemeines und inneres Heilverfahren gelingt, die bestehende Pr�disposition zu heben. �
Bei der einfachen Stenochorie h�ngt die Prognose von der L�nge der Dauer des Uebels und dem Grade der Schleimhaut-Auflockerung ab; ist das Uebel noch frisch und die Auflockerung noch nicht bedeutend, so steht die Prognose gut, dagegen an eine leichte und dauernde Heilunor dieser St�runjj im entejegengesetzten Falle nicht wohl zu denken ist, sobald dieselbe in der Constitution des Individuums oder in einer vorwaltenden Pr�disposition theil-weise begr�ndet ist. �
Die ung�nstigste Prognose in Bezug auf Heilung bietet die sarkomat�se Stenochorie des Nasencanales, wegen der Un�m�glichkeit, die Integrit�t des einmal verletzten Schleimhautepithe-liums wieder herzustellen, da die Wucherungen, einmal entfernt, oft um so �ppiger wiederkehren und wenn dies nicht, doch solch erhabene Narben hinterlassen, die die Wegsamkeit des Canales nicht minder beeintr�chtigen, als die Excrescenzen selbst. �
Die Verschliessung des Nasencanales durch Knochen-auftreibung gibt ebenfalls wenig Grund zur k�nstlichen Beseitigung des Uebels, da ein operatives Verfahren nur einen sehr unsichern Erfolg zu bieten vermag; durchaus ung�nstig aber steht die Pro�gnose , wenn noch Entz�ndung in dem kn�chernen Canale fortbe�steht oder aber selbst schon Caries eingetreten oder das Leiden mit allgemeinen krankhaften Zust�nden complicirt und tiefer begr�n�det ist. �
sect;. 601.
Die Behandlung dieser verschiedenen Zust�nde ist eine me-dicament�se und operative, meistens beides zugleich. Die opera�tive bleibt bei allen Thieren dieselbe, nur das Verh�ltniss des Schnittes in den Sack und die Dicke der Sonde und Wieke m�ssen der individuellen Grosse angemessen seyn. Da beim Ochsen eine gr�ssere Erweiterung der Thr�nenr�hrchen, den Thr�nensack er�setzt, so hat die Er�ffnung eben auch diese, und unter diesen vor�zugsweise das untere und ausgedehntere, zu treffen.
sect;. 602.
Die Stenochoria mucosa beseitigt man durch die Anwen�dung gelind reizender, adstringirender, tonisirender Mittel, welche
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man l�ngere Zeit auf die Schleimhaut dieses Canales direct einwir�ken l�sst, indem man diese Mittel in fl�ssiger Form entweder durch Injection in den Nasencanal von unten oder auch durch die Thr�-nenpunkte oder in den ge�ffneten Thr�nensack injicirt, besser aber in den inneren Augenwinkel instiUirt, um dieselbe durch die Thr�-nenpunkte aufsaugen und auf diesem Wege weiterleiten zu lassen; oder man bedient sich auch aromatischer D�mpfe zu diesem Zwecke. � Hat �brigens das Uebel in Auflockerung der Schleim�haut seinen Grund oder ist es mit Verschliessung der Thr�nen-punkte verkn�pft, so hat man die Er�ffnung des Thr�nensackes vorzunehmen, um auf diese quot;Weise freiere Bahn zu der Schleimhaut selbst zu finden und zugleich f�r die Dauer l�ngerer Zeit, dem Ausflusse freieren Lauf zu geben. Diese Operation verrichte man auf folgende Weise. Man senke ein kleines, spitzes Scalpell in perpendicul�rer Richtung in den erhabensten Theil des gef�llten Thr�nensackes und erweitere beim Zur�ckziehen des Instrumentes die Oeffnung nach unten oder wenn dies nicht vollst�ndig gelingt, auf einer eingef�hrten Hohlsonde mit dem Bistouri; hierauf lege man ein Bourdonnet in die Wunde, welches man sp�ter mit einem Bleidrahte vertauscht, um den Thr�nensack offen zu erhalten. Die Einspritzungen in den Thr�nensack wiederhole man t�glich mehrere Male und so lange, bis alle anomale Schleimabsonderung aufh�rt und die Wegsamkeit des Canales wieder hergestellt ist. Die Mit�tel , deren man sich hierbei bedient, sind das Zincum sulphuricum, der Quecksilbersublimat, die Aqua Calcis und saturnina; beson�ders noch in ihrer Wirkung zu r�hmen, ist eine H�llensteinaufl��sung. Nach erreichtem Zwecke entferne man den Bleidraht und bedecke die Wunde nur noch mit einem halbmondf�rmigen Klebe�pflaster bis zu ihrer vollst�ndigen Vereinigung, welche bald eintritt.
Das Kurverfahren bei der einfachen Stenochorie des Nasencanales ist ein mechanisches und ein medicament�ses. Durch jenes muss die, den Nasencanal beengende Auflockerung der Schleimhaut gehoben und der Durchgang durch denselben wieder hergestellt, durch dieses die genannte Haut zu ihrer normalen Be�schaffenheit zur�ckgef�hrt und ein Eecidiv des Uebels verhindert werden. Nur das Zusammenwirken eines combinjrten Vefahrens kann hier eine gr�ndliche Kur bewirken.
Nachdem man auf die oben angegebene Weise den Thr�nensack er�ffnet hat, untersuche man denselben mit einer ge�hrten Fisch�beinsonde, wird diese durch ein Hindemiss im Canale aufgehalten, so suche man dieses durch gehnden Druck und sanfte Drehungen zu �berwinden und man bediene sich, falls dies mit der Fischbein�sonde nicht gelingen will, dazu einer Metallsonde, und f�hre bei
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weicher, elastischer Anwulstung der Schleimhaut, da, wo es mehr um den mechanischen Druck zu thun ist, eine silberne Hohlsonde durch den Nasencanal in die Nase und auf dieser eine Violinsaite ein und ziehe hierauf die Hohlsonde Avieder zur�ck. Den obem um 1Y^ Zoll hervorragenden Theil der Darmsaite drehe man sodann auf und befestige ihn an der Wunde mit Heftstreifen und setze dieses Verfahren in der Art fort, dass man an jedem 4ten oder 5ten Tage eine dickere Saite einlegt und deren neu einzule�genden Theil mit Mitteln, welche dem krankhaften Zustande der Schleimhaut angemessen sind, z. B. mit Laudanum und Pr�cipitat-salbe bestreicht und neben der Saite auch Injectlonen von einer Solution des Lapis divinus mit Laudanum und sp�ter, bei mehr granul�ser Aufwulstung, eine solche aus Sublimat oder-einer Ver�d�nnung des Acetum lythargyrii macht.
Nach k�rzerer oder l�ngerer Dauer dieser Manipulation kann man einen, mit einem breiten Knopfe versehenen Bleidraht einf�h�ren, dessen Dicke von der Weite des Nasencanales und so lang seyn muss, dass er bis in den unteren Nasengang hineinragt. Es muss derselbe t�glich mehreremale herausgenommen und gereinigt werden, bis durch ein, mit diesem mechanischen Verfahren ver�bundenes dynamisches, durch obige theils umstimmende, theils ad-stringirende tonische Mittel ausgef�hrtes Verfahren, die Integrit�t der Scldeimhaut des Nasencanals und dessen Wegsamkeit wieder dauernd hergestellt ist, avovou man sich nach mehreren Tagen, bei noch offen erhaltenem Thr�nensacke, durch den freien Abfluss einer injicirten gef�rbten Fl�ssigkeit �berzeugt.
Ein anderes, sehr empfehlenswerthes Verfahren besteht in dem Einziehen einer Fadenschnur, welche man auf zweierlei Weise ein�f�hren kann; einmal, indem man das vordere Ende der Schnur mittelst der ge�hrten Sonde durchf�hrt oder besser durch eine, �ber dieser Sonde in den Canal hinabgeschobene Metallr�hre und nach Entfernung der Sonde, mittelst einer am vorderen Ende mit einem Metallkn�pfchen und an ihrem hinteren Ende ge�hrten Uhr�feder hindurchleitet und den 10 �12 Ellen langen �brigen Theil der Schnur aufgewickelt an der Wange befestigt, oder aber die beiden, nur einige Zoll hervorstehenden Enden mit Ringen versieht, nachdem man zuvor die Can�le wieder zur�ckgezogen hat. Den eingezogenen Faden lasse man einige Tage ruhig liegen, bis sich beim Gebrauche demuleirender Umschl�ge die entz�ndliche Reaction verloren hat und Suppuration eingetreten ist, hierauf ziehe man diese Schur immer weiter vor und schneide den hervorgeleiteten Theil ab; auch zieht man sp�ter nach und nach mehrere Schn�re ein, um das Lumen des Canales immer mehr zu erweitem. Die
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Schnur eignet sicli eben auch zur Aufnahme der zur medicamen-t�sen Behandlung n�thigen Mittel und sie wird deshalb �fter mit opiatisirten Pr�cipitatsalben impr�gnirt.
sect;. 603.
In den meisten F�llen ist es geboten, mit dieser �rtlichen Be�handlung ein zweckm�ssiges allgemeines, inneres, umstimmendes Heilverfahren zu verbinden, um ein solches, an eine allgemeine krankhafte Stimmung gebundenes, Leiden vor Recidive zu wahren. Bei allen diesen Diathesen sagen ganz besonders vicariirende Ab�sonderungen durch Haarseile oder Fontanelle zu.
Hat sich �brigens nach mehrmonatlicher Dauer eines mecha�nischen und arzneilichen Kur verfahrens die Wessamkeit des Canales Avieder hergestellt, fliesst die Thr�nenfeuchtigkeit klar aus dem Thr�nensacke aus, hat also die Schleimsecretion aufgeh�rt und die Schleimhaut des Thr�nensackes wieder ein gesundes Ansehen ge�wonnen: dann bedarf es blos noch der Fortsetzung: des mecha-nischen Verfahrens, um den Heilerfolg zu sichern.
sect;. 604.
F�r den Fall einer Recidive erweist sich das Einheilen einer Metallr�hre in den Canal oft sehr n�tzlich. Man er�ffne zu diesem Zwecke abermals den Thr�nensack und beginne wieder mit dem angegebenen mechanischen und arzneilichen Verfahren und schiebe, sobald die Integrit�t der Schleimhaut wieder hergestellt ist, ein nach der St�rke, L�nge und Form des Bleidrahtes angefertigtes silbernes E�hrchen, welches mit einem Bande versehen ist, damit es nicht durch den Nasencanal in die Nase schl�pfen kann, bis in den Grund des Thr�nensackes �ber einer Sonde so hinein, dass die untere Oeffnung desselben, in den unteren Nasengang ragt, und heile hier�ber die Thr�nensackwunde zu. Das silberne E�hrchen bleibt nun f�r immer im Nasencanale liegen und erh�lt die Oeff�nung zum Abfl�sse der Thr�nen nach der Nase.
sect;. 605.
Im Falle einer g�nzlichen Verschliessung des Thr�nencanals durch Verwachsung der Schleimhaut oder durch Knochengeschw�lste empfiehlt Leblanc eine m�glichst fr�hzeitige Einf�hrung eines Sti-let's, bevor die Krankheit ihre sp�teren Perioden erreiche und g�nz�liche Degeneration des Thr�nencanales eintrete, weil, wenn gar keine Spur des Canales mehr vorhanden sey, der Operateur alle Leitung zur richtigen Vollbringung der Operation verliere. In diesen k�nstlichen Canal, empfiehlt derselbe, nun ein E�hrchen einzuheilen.
Bei vollst�ndiger Annullirung des Canales empfiehlt Barth�-lemy d. �. einen k�nsdichen Weg in die Nase zu bahnen, indem
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man das Thr�nenbein an seinem unteren Theile und den Knochen-canal mittelst eines Bohrers oder eines Trepanes perforire und darauf sogleich eine Metallcan�le einheile.
Um die Durchbohrung des Thr�nenbeines vorzunehmen, er��ffnet man den Thr�nensack so weit, dass seine hintere Wand v�l�lig entbl�sst und zug�ngig wird, dann setze man einen feinen Troikart an der niedrigsten Stelle des Thr�nensackes an und durch�bohre in langsamer, drehender Bewegung das Thr�nenbein in der Richtung von oben nach unten, innen und hinten. Die vollendete Durchbohrung nimmt man an dem aufgehobenen Widerst�nde und an dem Ausflusse einiger Tropfen Blutes aus der Nase wahr. � Woolhouse legt dann eine Metallr�hre ein, bringt die B�nder der Oeffnung zur Verschwielung und heilt erst dann eine andere, dem dasigen Zustande genau passende Bohre ein, wodurch einer Ver�r�ckung ihrer Lage oder dem Ausfallen der Bohre und wieder Verwachsen des Canales entgegnet wird. �
Leblanc spricht nicht f�r die Durchbohrung des nat�rlichen und die Anlegung eines k�nstlichen Canales, da seine Erfahrungen ihm solche nicht empfehlen, auch Chelius und die meisten Ophthal-mologen finden dies Verfahren beim Menschen grausam und nutz�los , daher Leblanc der Anlegung einer k�nstlichen Thr�nensack-fistel mit Ver�dung des Thr�nensackes und Canales den Vorzug gibt.
sect;. 606.
Eine solche k�nstliche Fistel lege man auf folgende Weise an: Indem man den Canal an seiner abh�ngigsten Stelle �ffnet, sucht man hierauf mittelst des Gl�heisens oder eines Cauteriums poten-tiale, die Schleimhaut des oberen Theiles des Canales zu entz�n�den und seine H�hle verwachsen zu machen, erh�lt hierauf die k�nstliche Fistel mittelst einer Wicke offen und l�sst diese so lange liegen, bis die B�nder der Fistel geh�rig fest geworden sind und besonders die Verwachsung des Canals vollst�ndig ist. Die k�nst�liche Fistel ist bei weitem nicht so nachtheilig, als die Anh�ufung der eiterartigen Fl�ssigkeit in dem verschlossenen Canale; sie ver�h�tet eine Menge Unannehmlichkeiten, wie da sind: das Wieder�aufsteigen der im Thr�nensacke oder den B�hrchen angeh�uften Fl�ssigkeiten durch die Thr�nenpunkte, welche dadurch in einen Verschw�rungszustand treten k�nnen; ^e Entz�ndung und Verei�terung des Thr�nensackes und der B�hWien, der Beinfrass u. s. w. Endlich verh�tet sie, dass der Augapfel nicht stets durch eine fremdartige und reizende Fl�ssigkeit gebadet wird, welche seine und der Augenlider Gesundheit beeintr�chtigen muss. Die Thr�-nen sammeln sich bei der k�nstlichen Fistel im inneren Augenwin-
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kel an und fliessen aus diesem �ber die Wange herab; ein Zustand, der sein: ertr�glich ist und der in gar keinem Vergleiche mit dem fr�heren, �usserst l�stigen und bisweilen sehr schmerzhaften Zu�stande gestellt werden kann.
Man darf es sich aber nicht leicht denken, den Thr�nensack und Nasencanal so zu ver�den, dass die H�hle ganz verw�chst; es h�lt sehr schwer, Schleimh�ute, selbst wenn sie sich in einem krank�haften Zustande befinden, so zu ver�den, dass sie verwachsen und man sieht sich oft gen�thigt, die genannten Theile zwei, auch mehrere Male cauterisiren zu m�ssen, bevor der Zweck vollst�ndig erreicht wird. Der Nasencanal und der untere Theil des Thr�nen-sackes schliessen sich in der Regel zuerst. Der obere Theil des letzteren pflegt aber noch offen zu bleiben und in ihm dauert die anomale Schleim secretion fort, so dass der Schleim bei einem Drucke auf denselben durch die Thr�nenpunkte ausfliesst, sich auch bisweilen von selbst entleert und dies h�rt nicht eher auf, als bis man diesen Theil des Thr�nensackes von neuem er�ffnet und nach�tr�glich mit dem Cauterium zerst�rt hat (J�ngken).
Bez�ghch einer Behandlung der sarkomat�sen Stenochorie des Nasencanales haben wir zwei Aufgaben, n�mlich die g�nz�liche Zerst�rung der sarkomat�sen Entartung, sowie der Schleim�haut mit Anlegung einer k�nstlichen Fistel nach der oben angege�benen Weise, dann aber auch eine sorgf�ltige Prophylaxis f�r das Auge; denn da das Auge w�hrend des Bestehens der sarkomat�sen Stenochorie an eine anomale Secretionsstelle in der N�he gew�hnt war, so wird dasselbe, wenn die Secretion wegf�llt, leicht von Amblyopie, Amaurose von Verdickungen der durchsichtigen Me�dien und chronischer intermittirender Entz�ndung befallen. Woher es rathsam ist, gegen das Ende der g�nzlichen Zerst�rung der Afterproduction entweder in die Ohrengrube, Nacken oder an einer sonst geeigneten Stelle k�nstliche Secretionen durch Fontanellen, Haarseile und dergl. anzulegen und einige Zeit und so lange, oft Monate lang, zu unterhalten, bis die Natur daran gew�hnt ist, der S�ftemasse eine andere Richtung zu geben.
sect;. 607.
Bei Complication der verschiedenen Arten von Stenochorieen mit Knochenfrass, suche man zuerst das letztere Uebel durch eine, nach allgemeinen Grunds�j^n, sowie mit R�cksichtnahme auf dessen Ursachen und Charakter ^geleitete Behandlung zu heben, indem man den Thr�nensack, wenn die Caries noch occult ist, mit einem spitzen Scalpell, wenn sie sich aber bereits nach aussen ge�ffnet hat und eine Thr�nensackfistel besteht, auf der eingeschobenen Hohlsonde der ganzen L�nge nach spaltet, so dass die ganze H�hle
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desselben frei gelegt ist und die OefFnung durch eingelegte Bour-donnets bis zur Heilung des Knochenleidens offen erh�lt und so�dann den Thr�nensack mit dem Cauterium actuale oder potentiale ver�det.
C. Von der Verengerung und Verschliessung der Pupille.
sect;. 608.
Die Verschliessung der Pupille ist durch verschiedene krankhafte Ver�nderungen der Iris bedingt und hindert das Ein�fallen der Lichtstrahlen in verschiedenen Graden.
Man unterscheidet: l)eine vollkommene Verschliessung, Verwachsung der Pupille, unmittelbare Verbindung des Pupillarrandes, � Synicesis, Occlusio pupillae �, als Folge innerer Augapfelentz�ndung; 2) eine unvollkommene Ver�schliessung der Pupille, � Obturatio pupillae �, vermittelst exsudirter plastischer, mehr oder minder durchsichtiger und ver�schieden gef�rbter Lymphe, als Folge traumatischer oder speci-fischer Entz�ndungen der Iris; 3) eine partielle oder totale Verschliessung der Pupille durch partielle Verwachsung der�selben mit der theilweise oder g�nzlich verdunkelten Hornhaut, � Synechia anterior�, 4) eine angeborne Verschliessung der Pupille, � Atresia, Imperforatio pupillae �, durch das Fortbe�stehen der Wachendorf'sehen Pupillarmembran; 5) eine theil�weise oder g�nzliche Verwachsung des Pupillarrandes mit der vordem Linsen-Kapselfl�che, Synechia posterior incompleta et completa �, und endlich 6) eine mittelbare Ver-deckung der Pupille durch undurchsichtige Tr�bung der Horn�haut �, oder 7) durch ein Aufgehaltenseyn der Lichtstrahlen in der Fortleitung zur Retina durch eine Verdunkelung der tellerf�r�migen Grube des Glask�rpers nach der operativen Entfernung der Linse.
sect;. 609.
Mit diesen verschiedenen Zust�nden der Pupille compliciren sich mannichfache Ver�nderungen in den Gebilden des Auges, wozu haupts�chlich zu nehmen sind: Tr�bungen der durchsichtigen Me�dien, Structurver�nderungen der Iris, der Retina, Chorioidea, Vergr�sserungen, Atrophie und Hydropsie des Bulbus u. s. w.
Der Grad der Pupillenverschliessung sowohl, als die Verschie�denheit der mit ihr complicirten pathologischen Zust�nde der �bri�gen Organtheile des Auges geben die n�heren Anhaltspunkte zur W�rdigung des Standes des Sehverm�gens ab und bestimmen die Prognose, welche immerhin schlecht ist.
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288nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Organische Krankheiten des Auges.
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Die Behandlung kann nur in wenigen und recenten F�llen partieller Verwachsung der Pupille eine medicament�se seyn, da fast nur immer ein operatives Verfahren, hier von einigem aber meist zweifelhaftem Nutzen ist. #9632;� Durch pharmaceutische Mittel, welche die contractive Th�tigkeit der Iris vermehren, durch das Bilsenkraut und die Belladonna, als Extractaufl�sung in s Auge ge�tr�ufelt, nach den unter Iritis n�her angegebenen Verh�ltnissen und Indicationen, gelingt es zuweilen die unterbrochene Wegsamkeit der Pupille f�r das Einfallen der Lichtstrahlen wieder herzustellen und es ist ein solches Verfahren in allen F�llen nicht fester Verschliessung, des Versuches werth, da durch solches niemals ein Schaden ge�bracht werden kann, ja sogar bei recenten noch nicht organisch oder fibr�s gewordenen, plastischen Exsudaten, sowie bei mehr auf Mangel an irritabler Th�tigkeit der Iris, als auf zu derber Beschaf�fenheit der Pupillarmembran beruhender angeborner Pupillenver-schliessung und erst entstandener, noch unorganischer vorderer oder hinterer Synechie dasselbe zuweilen mit dem gl�cklichsten Erfolge gekr�nt wird und um so mehr zu empfehlen ist, als das dahin ge�h�rige operative Eingreifen, wegen der grossen Unruhe der Thiere, theilweise gar nicht ausf�hrbar wird oder nur beschr�nkten Nutzen zu bringen vermag, auch darum und'des grossen Gef�ssreichthums der Iris wegen, gef�hrliche Blutungen und Entz�ndungen zu bewir�ken im Stande ist, wie auch ob der verschiedenen mit diesem or�ganischen Leiden in Verbindung getretenen Complicationen un�statthaft wird.
sect;. 611.
Das dahin geh�rige operative Verfahren hat entweder die Trennung der, die Pupille verschliessenden Masse oder die An�legung einer k�nstlichen Pupille zur Aufgabe.
sect;. 612. -_ Bestehende Adh�sionen zwischen Iris und Cornea oder Lin�senkapsel lassen sich mit der Staarnad'el, welche man durch die
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i !#9632;
Cornea oder Sclerotica, wie bei der Operation der Kataracta ein�f�hrt , trennen, worauf man nach gebrochener entz�ndlicher Rei�
zung, Belladonnaextract in Aufl�sung instillirt, um die Wiederver�wachsung durch Lagever�nderung des verwachsen gewesenen Iris-theiles zu verhindern. Nach Einf�hrung der Staarnadel durch die Hornhaut, nahe ihrer Peripherie und mittelst Eindringen in die, die Pupille verschliessende Verbindungsmasse hebt man diesen ab�normen Zusammenhang und sichert eben auch durch Instilliren der Belladonna oder des Hyoscyamus den Operationserfolg, sowie man
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eben auch zugleich durch diese, nebst dem innerlichen Gebrauche des Calomels, die Resorption der plastischen Masse beth�tigt.
sect;. 613.
Angehend die Bildung einer k�nstlichen Pupille, For-matio pupillae artificiahs , Coremorphosis, so erfordert diese die ge-nauesten Indicationen zu ihrer Anwendung und zugleich die auf�merksamste W�rdigung aller damit verbundenen anderweitigen Ver�nderungen der �brigen Augentheile, der allgemeinen Stimmung des Auges und insbesondere jener des irritablen und sensiblen Sy-stemes.
sect;� 614.
Indication zur Verrichtung der k�nstlichen Pupillenbildung geben alle oben angef�hrten Zust�nde der Pupillenverschliessung ab, insofern deren Beseitigung nicht durch pharmaceutische Mittel oder operative Trennung m�glich gemacht ist, Avenn die Gegenwart noch #9632;vorhandener Lichtempfindung deutlich ausgesprochen ist, die irritablen Gebilde des Auges, die Iris und der Ciliark�rper nicht in bedeutendem Grade alienirt sind, nur die Fasern des Ideinen Ringes der Iris in Lage, Zusammenhang und Farbe alienirt, da�gegen jene des gr�ssern Kreises nat�rlich beschaffen und nicht in wulstige B�ndel hervorgetrieben erscheinen und es dem Augapfel nicht an seinem geh�rigen Umfange, seiner Prallheit und Festig�keit gebricht, derselbe weder matsch noch atrophisch und der Glas�k�rper weder aufgel�st noch varic�ser oder hydropischer Zustand des Augapfels zugegen ist; sobald die Pupillensperre nicht mehr mit Entz�ndung vereint ist und keine Dyskrasie oder Kachexie im K�rper vorwaltet und mit dieser nicht etwa eine sehr grosse Vul-nerabilit�t der Haut complicirt ist. Modificirt wird die Indication zur Ausf�hrung dieser Operation, wenn der krankhafte Zustand auf einem Auge besteht, wo dann, wenn die k�nstliche Pupille nicht in der Mitte der Iris, sondern nur seitlich angelegt werden kann, wegen der Verschiedenheit der Sehachsen das Sehen mit bei�den Augen schwer und ohne Schielen gar nicht m�glich werden w�rde; ferner modificirt ist sie durch die Gegenwart einer Verdun�kelung der Linse oder ihrer Kapsel, indem hier die obwaltenden Verh�ltnisse den Ausschlag zu geben haben, ob die Operation des Staares oder einer k�nstlichen Pupillenbildung oder beide zugleich Platz finden m�ssen.
sect;. 615.
Die Prognose bei der k�nstlichen Pupillenbildung ist im All�gemeinen zweifelhaft zu stellen; denn die Krankheitszust�nde, welche ihre Anwendung n�thig machen, sind in der Regel, mit Ausnahme der Atresie, Producte heftiger Entz�ndungen
M�ller, Veterin�r-Ophthalmologie. II.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;1t)
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Organische Krankheiten des Auges.
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oder Blennorrh�en, betreffen haupts�chlich das irritabelste Ge�bilde des Auges, die Iris und ziehen sogar h�ufig den Centraltheil des partieipirenden Nervensystems, die Retina, in Mitleiden�schaft, so dass deren Functionsf�higkeit zweifelhaft werden muss. Dagegen l�sst sich aber doch nicht selten von dieser Operation auch ein g�nstiger, oft �berraschender Erfolg erwarten, weil auf der andern Seite die Ursachen, welche zu der Pupillensperre An-lass gegeben haben, weniger tief und heftig auf das Auge einge�wirkt und den �brigen Theil des Auges, insbesondere die durch�sichtigen Medien, sowie das Augennervensystem ber�hrt haben k�n�nen; Avesshalb auch Verdunkelungen auf der Hornhaut, wenn sie sonst entfernbar, nicht sehr ausgedehnt, dabei mehr peripherisch, als central sind und somit die Anlegung einer centralen Pupille zu�lassen, die Prognose weit g�nstiger gestalten, als im umgekehrten Falle.
sect;. 616.
Anlangend die Wahl des Ortes, wo die k�nstliche Pupille an�zulegen ist, so ist diese durch die individuellen Verh�ltnisse des vorliegenden Falles n�her bestimmt, obgleich daf�r doch auch all�gemeine Pegeln bestehen. Es ist n�mlich zweckm�ssig, die Pu�pille in oder nahe der Mitte der Iris anzulegen, sie immer einer hellen und durchsichtigen Stelle der Hornhaut gegen�ber und in eine nicht krankhaft ver�nderte Irisstelle zu setzen; findet sich da�her eine solche nur im Umfange der Hornhaut, und muss daher die Pupille seitlich angelegt werden, so ist es ferner rathsam, bei gegebener freier Wahl dazu, eine dem inneren oder �usseren, vor�zugsweise dem inneren Augenwinkel zugewendete, immer aber in der Augenlidspalte gelegene Stelle auszuw�hlen.
Bez�glich der Grosse k�nstlicher Pupillen, so ist zu bemerken, dass Ideine Pupillen durch adh�siven Process oder Exsudation pla�stischer Lymphe sich fr�her oder sp�ter wieder schliessen, wes�halb es gebotene Pegel ist, dieselben m�glichst gross zu machen, um diesem Unf�lle zu begegnen � �m�glichstquot; sagen wir in K�ck-sicht auf den Umstand, dass allzugrosse k�nstliche Pupillen ein sehr geringes Contractionsverm�gen besitzen und darum gew�hnlich OTosse Lichtscheue veranlassen.
Zu dieser Operation werde das Thier so gelagert und das Auge so fixirt, wie wir es bei der Operation des grauen Staares angeben werden. � Es ist uns unbekannt, ob man die Operation der k�nstlichen Pupille am Thierauge, ausser in der Sclerotica, schon verrichtet hat, und wir geben das Verfahren zu dieser Ope�ration nur nach den Erfahrungen am Menschenauge an und hegen dabei die feste Ueberzeugung, dass dieselbe auch bei Thieren sich
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Organische Krankheiten des Auges.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 291
eines guten Erfolges in sonst angezeigten F�llen erfreuen werde und dies um so mehr, als bei ihr, alle die nachtheiligen Ein�fl�sse, welche man von den Wirkungen der Augenmuskeln, na�mentlich des Muse, retractor, bei der Extraction der Linse und �berhaupt bei jeder mit Er�ffnung der Hornhaut verbundenen Ope�ration zu bef�rchten hat, wegfallen. Wesshalb wir dieselbe beim Auge des Pferdes, dieses n�tzlichen Thieres, bei welchem selbst die Wiedererlangung eines geringen Sehverm�gens oft von grossem Werthe ist, besonders empfehlen zu d�rfen glauben.
sect;. 617. Die Operation der k�nstlichen Pupillenbildung kann auf ver�schiedene Art verrichtet werden, und zwar a) durch Einschneiden der Regenbogenhaut; b) durch Ausschneidung eines St�ckes der Regenbogenhaut; c) durch Abl�sen der Iris vom Ciliark�rper; d) durch Vorziehen der noch offenen Pupille; e) durch Anlegen einer k�nstlichen Pupille in der Sclorotica.
sect;� 618.
a)nbsp; K�nstliche Pupillenbildung durch Einschneiden der Iris, Coretomia, Iridotomia. Diese unternimmt man, indem man bei v�llig klarer Hornhaut mit einer Beer'schen Staarnadel etwa zwei Linien von dem Homhautrande und in deren oberem Theile, oder wenn sie getr�bt ist, an dieser Stelle, durch dieselbe in die vordere Augenkammer dringt, die Spitze senkt, die Iris in der Mitte, gegen den Innern oder, wenn dies unthunlich, gegen den �ussem Augenwinkel durchsticht und diese im ersten Falle perpendicular von oben nach unten, oder im zweiten Falle in schie�fer Richtung von unten nach oben und ihre Mitte hin, einschneidet. � Besteht erkennbar dabei Cataracta, so nehme man deren Depres�sion zuerst vor und durchbohre und durchschneide die Iris von der hintern Augenkammer oder man deprimire die Linse, von dem neugebildeten Spalte der Iris aus.
sect;. 619.
b)nbsp; K�nstliche Pupillenbildung durch Ausschneiden eines St�ckes der Regenbogenhaut, Corectomia, Iridecto-mia. Um diese zu vollf�hren, macht man am �ussersten Umkreise einen, einige Linien langen Schnitt in die Hornhaut, l�sst dann unter dem Einfluss der Augenmuskeln oder durch einen gelinden, auf den Augapfel ausge�bten Fingerdruck die Regenbogenhaut in die Hornhautwunde treten und schneidet den sogebildeten Irisvor-fall mit der Scheere vor der Hornhaut ab. Besteht Adh�sion zwi�schen der Iris und der Hornhaut, so trenne man ersterc zuvor mit einer feinen geraden oder �ber die Fl�che gebogenen Scheere und bewirke dann den Irisvorfall durch einen auf den Augapfel aus-
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2lt;.)2nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Organische Krankheiten des Auges.
ge�bten Fingerdruck oder ziehe dieselbe mittelst eines starken H�kchens, dessen Biegung der Spitze der Form einer Fischangel entspricht, oder mit einer feinen Pinzette hervor und trage den vor�getretenen Theil rasch mit der Scheere ab.
sect;. 620.
c)nbsp; nbsp;K�nstliche Pupillenbildung durch Abl�sen der Regenbogenhaut von dem Ciliark�rper, Coredialysis, Irido-dialysis. Zur Ausf�hrung dieser Operation mache man einige Li�nien von der Irisstelle, welche von dem Ciliark�rper getrennt quot;sver-den soll, mit einem Staarmesser einen Einstich, welchen man beim Zur�ckziehen des Messers um einige Linien erweitert und durch diese Oeffnung ein H�kchen einf�hrt, damit die loszutrennende Stelle fasst, in die Wunde hervorzieht und in diese einklemmt oder mit der Scheere abtr�gt, weil sonst der zur�ck- und freibleibende Irislappen gerne mit dem Ciliark�rper wieder verw�chst. Das H�kchen f�hre man flach durch die Hornhaut bis zur Stelle der Liosl�sung, kehre die Spitze gegen die Iris, senke dasselbe in sie ein, und wende es dann so, dass seine Spitze nach oben gerichtet ist, in welcher Stellung man es bei etwas gehobenem Griffe mit seiner Convexit�t �ber den untern Winkel der Hornhautwunde herausleitet.
sect;. 621.
d)nbsp; Dislocirung der Pupille durch Vorziehen der noch offenen Pupille. Diese bei Central-Leukomen indicirte Ope�ration verrichtet man ebenfalls durch Einschneiden der Hornhaut und Einf�hrung eines H�kchens oder einer Ideinen Zange, mittelst welchen man den Pupillarrand zur Einklemmung und Verwachsung in die Hornhautwunde f�hrt, oder besser dort so abschneidet, class die k�nsthche Oeffnung mit der nat�rlichen zusammenf�llt.
sect;. 622. Die k�nstliche Pupillenbildung in der Sclerotica, Scleroticotomia � Sclerectomia � Chorioidectomia, eine Erfindung v. Autenrieth's d. V. *). V. Autenrieth trennte die Conjunctiva ne�ben dem Rande der Cornea durch einen senkrechten Schnitt mit dem Staarmesser, schob die Conjunctiva auf die Seite und schnitt aus der dadurch entbl�ssten Sclerotica und der unterliegenden Cho-rioidea und Retina mittelst der Pinzette und Scheere ein gr�sseres oder kleineres St�ck aus. � Zur Bildung einer runden Pupille hat Autenrieth einen senkrechten Schnitt in die Conjunctiva, Ver-
*) L. Schmid (Praes. J. A. T. de Autenrieth), diss. de pupilla artificiall in Sclerotica aperienda et de gravi morbillorura epidemia Gomaringensi. Tu�bing. 1SU.
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schieben derselben und Ausschneiden eines runden St�ckes mit ei�nem trephinartigen Instrumente vorgeschlagen, v. G�rtner *) trennte an Thieren die Conjunctiva gleich Autenrieth und bildete dann aus der entbl�ssten Sclerotica und den �brigen Augenh�uten durch Einstechen des Staarmessers, wie bei der Extraction des Staares in der Hornhaut, einen halbrunden Lappen nach unten, durch dessen Abschneiden an seiner Basis eine runde Oeffnung in allen Augenh�uten bewerkstelligt und mit der Conjunctiva bedeckt wurde. Rieke *'*) trennte die Conjunctiva mit einer feinen, knie-f�rmigen Augenscheere, vollf�hrte die Ausschneidung der Augen�h�ute, wie G�rtner und befestigte die Conjunctiva mit der Knopf-nath an dem entgegengesetzten Wundrande. Vorz�glich hat Stil-ling in neuerer Zeit durch zahlreiche und sorgf�ltige Versuche an Thieraugen diese Operation einer genauen Pr�fung unterworfen und aus seinen Versuchen das f�r das etwaige Gelingen der Operation wichtige Resultat aufgestellt: dass die, zur Bedeckung der Oeffnung in der Sclerotica und den �brigen H�uten zu ersparende, Con�junctiva sich immer verdickt und dadurch die Durchsichtigkeit des feinen H�utchens, welches sich an der Oeffnung bildet, beeintr�ch�tigt ; auf welche Beobachtung er sein Verfahren gr�ndete, die Con�junctiva mit den �brigen H�uten zugleich hinwegzunehmen � und ferner angab, die Pupille durch Hinwegnahme eines St�ckes der Sclerotica, Cornea und des betreffenden Theiles des Ciliark�rpers zu bilden.
sect;. 623.
Diese verschiedenen Operationsmethoden einzeln betrachtet, oder gegen einander gehalten, bieten mehrere Punkte der Beach�tung dar.
Jede k�nstliche Pupille, in dem Mittelpunkte der Iris ange�legt, gibt ein st�rkeres Gesicht, als eine Lateralpupille.
Die Iridotomie begr�ndet vor den andern Operationsmetho�den den Vortheil leichter und schneller Ausf�hrbarkeit, wobei zu�gleich das Auge einer unbedeutenderen Verletzung ausgesetzt wird und keineswegs zu Vorf�llen der inneren Augentheile Veranlassung gegeben wird. Wogegen sie aber zuweilen mit Wiederverwachsung der Iristrennung verbunden seyn kann; auch ferner eine starke Blutung im Inneren des Auges durch die Irisgef �sse entstehen kann und eine, dem Blutauge entsprechende Behandlung n�thig macht.
*) J. S. Weber, diss. sist. observationes qnasdam in coretodialysin et pu-pillara in Sclerotica aperiendara. T�bing., 1817.
**) Th. H. Moesncr, Praes. L. S. Kieke, diss. de conformatione pupillac artificialis.
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294nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Organische Kx-ankheiton des Auges.
dabei jedoch den beabsichtigten Operationserfolg hiermit gerade nicht aufhebt.
Specielle Indication zur Anwendung findet diese Operations�methode, wenn die Linse aus dem Auge oder aus der Sehachse ent-fernt, in ihrem gr�ssern Ringe gesund und geh�rig gespannt ist, wie z. B. bei Synicesis, bei partieller Synechie oder bei Atresie.
Die Iridectomie bietet dagegen der Iridotomie gegen�ber, den bedeutenden Vortheil, dass bei ihr eine weitere und contrac-tilere Oeffnung gesetzt wird und etwa entstehende Blutung im Auge, als minder nachtheilig zu betrachten ist. Auf der andern Seite bringt sie aber oft Vorfall der inneren Augentheile, unwiederbring�lichen Verlust des Sehverm�gens, sogar des ganzen Auges.
Angezeigt ist sie: bei Pupillensperre mit unversehrter Linse und bei, zur Vollf�hrung der Ausschneidung in geh�rigem Grade durch�sichtiger Hornhaut; bei Synicesis, wenn die Exsudation sich nicht ' ,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; �ber den kleinern Kreis der Iris erstreckt und mit keiner Verdun-
kel�ng der zur�ckgebliebenen Kapsel verbunden ist, was man aus der Alienation der Farbe der Iris und der weniger deutlichen Licht-perception erkennt (Chelius).
( Die Iridodialyse gew�hrt nur dann einen gewissen Erfolg, wenn der hervorgezogene Iristheil in die Hornhautwunde einge�klemmt oder abgeschnitten ist.
Sie findet ihre Anzeige: bei Synicesen nach Staaroperationen mit weit �ber den kleinen Ring der Iris und gegen den Ciliarrand ausgedehnter Exsudation, erkennbar durch die Farbenver�nderung der Iris und den geringern Grad der Lichtempfindung; bei Obtu-ratio pupillae und Synechia posterior completa.
Die Dislocation der bestehenden, nat�rlichen Pu�pille bietet die Vortheile, dass durch sie, die Pupille der Augen�achse m�glichst nahe bleibt, der Operation keine neue Verschlies-sung folgt, imd die gesunde Linse keiner nachtheiligen Metamor�phose unterliegt. Der etwaigen Bef�rchtung, dass eine bedeutende Entz�ndung von dem eingeldemmten St�cke der Iris ausgehen und sich �ber die Hornhaut verbreiten k�nnte, wodurch die Pupille ver�engert oder verschlossen werden k�nnte, l�sst sich der h�ufig g�n�stige Erfolg der Iridodialyse sowohl, als die Erfahrung Himly's, des Erfinders dieser Operationsweise am Menschenauge, entgegen�stellen, wie auch derselben durch das oben angerathene Abtragen des hervorgeleiteten Pupillai-randes einer Verwachsung der Pupille und einer Fortpflanzung der Entz�ndung auf die Cornea entgegnet werden kann.
Seine Anwendbarkeit erh�lt dieses Operationsverfahren in sol�chen F�llen, wo bei durchsichtiger Hornhautperipherie durch un-
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hellbare Central-Leukome die Pupille bedeckt und das directe Ein�fallen der Lichtstrahlen in dieselbe unm�glich gemacht ist und sonst das Auge zu einem solchen Eingriffe qualificirt erscheint.
Die Sclerotiectomie ist f�r den Fall, in welchem Iris und Hornhaut g�nzlich alienirt, die �brigen Theile des Auges aber noch normal sind, vorgeschlagen. Die Operation selbst ist f�r die Er�haltung des Auges durchaus ungef�hrlich, besonders da die Er�fahrung zeigt, dass das Herausschneiden eines Scleroticalst�ckes fast nie bedeutende entz�ndliche Zuf�lle in dieser Membran hervor�bringt. � Anlangend aber den Erfolg f�r die Wiedergewinnung des Sehverm�gens, so geben die bisher am Thier- und Menschen�auge gewonnenen Resultate kaum einige Hoffnung dazu; einmal, weil selten der Zustand g�nzlicher Zerst�rung der Iris und Cornea bei normaler Beschaffenheit der �brigen Theile des Auges besteht und das andere Mal weil, wTenn gleich die reproduchte Narbe der Beschaffenheit des Gebildes entspricht, welchem sie entsprosst, demungeachtet das anf�nglich pellucide H�utchen in der Folge derbe und undurchsichtig werden wird.
sect;. 624.
Jede dieser Operationen der k�nstlichen Pupillenbildung er�fordert eine sorgf�ltige Nachbehandlung, welche dahin gerichtet seyn muss, die Entz�ndung in den verletzten Theilen zu verh�ten, oder sie in ihrem Keime zu ersticken; man setze daher K�rper und Auge in den Zustand der Unth�tigkeit und bringe ein antiphlogistisches, der Constitution des Individuums entsprechendes Verfahren in An�wendung, welchem bei wirklichem Eintritte der Entz�ndung alle und jede bei Behandlung einer Iritis traumatica erforderliche Aus�dehnung zu geben ist. � Blutextravasat in die vordere Augen�kammer werde nach den, bei Haematophthalmus und oben ange�gebenen Regeln behandelt und dabei vorz�glich die Senega mit Salzen zu H�lfe genommen. � Plastisches Exsudat in der neuen Pupille suche man durch fortgesetzte �rtliche und allgemeine Anti-phlogose, durch den inneren und �usseren Gebrauch der Mercurialien, insbesondere durch den Hyoscyamus oder die Belladonna zu besei�tigen und verbindungslos zu machen.
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Organische Krankheiten des Auges.
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Ver�nderte Lage der Theile.
(Ektopia.)
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Von den Ektopien Im Allgemeinen.
sect;. 625.
Die zu den Ektopien geh�rigen Krankheitsformen sind aus�gedr�ckt durch fehlerhafte Richtung und Lage der Theile, ergreifen einen Organtheil theilweise oder ganz und verbreiten sich von die�sem auf andere; urs�chlich beruhen sie auf dynamischen, organi�schen oder mechanischen St�rungen, verbinden sich mit diesen oder gehen in solche �ber und verlaufen mehr chronisch als acut. Ihrem Sitze nach zerfallen sie in die Ektopien der Augenlider, des Aug�apfels und seiner einzelnen Theile.
Ihre Prognose ist abh�ngig von der Wichtigkeit des erkrank�ten Organtheiles, von den sie begleitenden Krankheitserscheinungen, von dem dynamischen Missverh�ltnisse und den organischen Ver��nderungen, welche sie bedingen, begleiten oder ihnen folgen, so wie von der gr�ssern oder geringern M�glichkeit der Hebung der Ursachen, Verbindungen und Folgen. Dynamische Missverh�lt�nisse lassen als Grundleiden eine Aveit bessere Prognose zu, als organische Ver�nderungen.
Ihre Behandlung wird auf pharmaceutischem und operativem Wege geleitet.
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I. Fehlerhafte Lage der Augenlider.
I. Von der fehlerhaften Richtung der Wimpern.
sect;. 626.
Die bei normalem Stande des Tarsalrandes nach innen, gegen
den Augapfel gerichtete fehlerhafte Stellung der Cilien
nennt man Einw�rtskehrung der Cilien, Trichiasis *). Sie besteht
entweder an einzelnen Stellen, T. partialis oder l�ngs des ganzen
*) Von gt;7 rr)ix(ctats, die Haarkrankheit.
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Augenlides, T. totalls; erstere kommt h�ufiger vor, als letztere. Die fehlerhaft stehenden Cilien sind gew�hnlich st�rker, dicker und straffer, als die andern.
Zwei wuchs der Wimpern, Distichiasis *) nennt man jenen Zustand, wo sich ausser der nat�rlichen, normal stehenden Wim�pernreihe, noch eine zweite Reihe von feinen Wimpern am Augen�lidrande befindet, welche aus der inneren Tarsalkante in schiefer Richtung gegen den Augapfel hervorgewachsen ist und die man nur dann erst erkennt, wenn man das Augenlid vom Augapfel ab�zieht. Sie besteht oft nur aus einzelnen Haaren und stellenweise, D. partialis oder bildet, aber im seltnem Falle, eine ganze Reihe, D. totalis. H�ufig findet man auch die Cilien an mehreren Stellen b�ndelweise zusammengedr�ngt'rmd vom Schleime verklebt dorn-f�rmig gegen das Auge gerichtet. Bei der Distichiasis sind die Haare der abnorm stehenden Reihe feiner und weniger gef�rbt, als die andern.
Durch beide fehlerhaften Zust�nde in der Stellung der Cilien wird die Augapfelbindehaut sehr gereizt, entz�ndlich ger�thet und mit Gef�ssen bedeckt, das Auge thr�nend, lichtscheu und sehr empfindlich; in Folge dessen tritt starkes Blinzeln ein, tr�bt sich die Hornhaut, vermehrt sich die Schleimsecretion und unter Zu�nahme der Gef�ssentwickelung entstehen pannusartige Verdunke�lungen, leukomat�se Flecken, Verschrumpfung der Hornhaut und durchdringende Geschw�re in derselben, Vorfall der Iris und staphylomat�se Degeneration. Bei obwaltender Dyskrasie nimmt die Entz�ndung deren Charakter und Verlauf an, wobei das Auge v�llig zerst�rt oder alienirt werden kann.
sect;� 627. _
Die n�chste Ursache der Trichiasis liegrt vorzugsweise in krankhafter Ver�nderung des Tarsalrandes, des unterliegenden Zell�gewebes , der Meibomischen Dr�sen und Haarzwiebeln und Ver�wachsung der Ausf�hrungsg�nge der letztern, in der Folge hart�n�ckiger, mit Anschwellung der Meibomischen Dr�sen verbundener Entz�ndungen, speeifischer, exanthematischer, impetigin�ser Oph-thalmieen, andauernder heftiger Ulcerationen, Haut- und Zellge�webeverdickung und wird sonach durch schlechte Lebensverh�lt�nisse zun�chst herbeigef�hrt. Wenn nun bei unverletztem Zu�stande der Haardr�sen selbst, und Verwachsung ihrer Ausf�h�rungsg�nge die Cilien ausfallen, so werden die nachwachsenden von ihrer normalen Richtung abweichen, da sie des Widerstandes wegen,
*) Von /; Stanxia, die doppelte Reihe der Cilien.
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Organische Krankheiten des Auges.
den sie an ihrer naturgem�ssen Ausm�ndungsstelle finden, gezwun�gen werden, fehlerhaft auszum�nden. In dem Falle krankhafter Ver�nderung der Haarzwiebeln erscheinen diese entartet und in einen schwarzen knolligen Knoten verwandelt, den man beim Aus�ziehen des Haares an dessen unterstem Ende findet. Die ausge�fallenen oder ausgezogenen Haare werden dann durch neue ersetzt, welche eine fehlerhafte Richtung annehmen und feine blasse H�r�chen, Pseudocilien, sind. Das Emporsprossen der letztern scheint mehr aus den feinern Schleimdr�sen des inneren Augenlid�randes, als aus den Wurzeln der Wimpern selbst hervorzugehen, nur dass freilich durch einen eigenth�mlichen Irrthum der Repro�duction, welcher durch die h�ufigen Entz�ndungen der Augenlider allein vermittelt zu seyn scheint, jene Organe, anstatt Schleim ab�zusondern, als die Zwiebeln dieser neuem Pseudocilien auftreten. Auch mag diese Erscheinung in der DIstichiasis den gr�ssern, zu der Meibomischen Dr�senreihe geh�rigen Gebilden, fremd bleiben und nur in jenen kleinern Schleimb�lgen vor sich gehen, welche die wahren Meibomischen Dr�sen umgeben, besonders zwischen denselben und den Wimpern ihren Sitz haben und w�hrend der vorangegangenen Krankheit durch die geschwollene und sammt-artig aufgelockerte Bindehaut in ihrer Lage und Function vielf�ltig beeintr�chtigt worden sind *).
Auch angeboren beobachtet man diese regelwidrige Stellung der Cilien, besonders ist dies bei Distichiasis der Fall, wo die ver�mehrte Erzeugung der Cilien in der Mehrzahl der einzelnen, oder in einer wirklichen Doppelreihe der Haarzwiebeln, begr�ndet ist.
sect;. 628. _
Die Prognose dieser reijelwidrigen Stelluno; und Ordnung der Wimpernhaare bestimmt sich nach der Abweichung von der nat�rlichen Beschaffenheit oder der Abwesenheit und Gegenwart krankhafter Ver�nderung der Augenlider und ihrer R�nder und Dr�sen, weil die M�glichkeit einer Zur�ckf�hrung jener zur nor�malen Stellung und Ordnung ganz besonders von deren urs�ch�lichen Verh�ltnissen und Complicafionen abh�ngig ist.
sect;. 629.
Die Behandlung ist eine palliative oder radicale. Beim pal-liativen Heilverfahren zieht man die fehlerhaften Wimpern und die darauf folgenden Pseudocilien mit der Beer'schen Haarzange aus und wiederholt diese Manipulation so oft, als wieder neuer Reiz
*) S. Seh�n's pathologische Anatomie des Auges p. 93 a. a. O. Bd. 3. p. 11. u. f.
und Benedict
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durch das Hervorsprossen der Nachk�mmlinge entsteht: in manchen F�llen, da wo der Tarsalrand und die Haarzwiebeln nicht krankhaft ver�ndert sind, gelingt es, auf diese Weise gr�ndliche Heilung zu bewirken, indem dann die neuen Cilien in normaler Stellung her�vorwachsen und so zart werden, dass sie keinen erheblichen Reiz mehr auszu�ben verm�gen oder ganz ausbleiben. Das palliative Verfahren ist �berall anwendbar, wo eine augenblickliche Beseiti�gung der Zuf�lle geboten ist und bei partieller Tri- und Distichia-sis und gesundem Tarsalrande. � Beim radicalen Heilverfahren entfernt man das Uebel durch k�nstliches Abwenden des Tarsal-randes vom Augapfel oder dessen g�nzliche Exstirpation. Ersteres Verfahren richtet man gegen partielle Zust�nde dieses Uebels und bei jugendlichen Subjecten; letzteres aber findet seine Anwendung bei allgemeiner Tri- und Distichiasis oder deren Complication mit sonst unheilbaren organischen und Structurver�nderungen der Tar-salknorpel, der Meibomischen Dr�sen u. s. w.
sect;. 630.
Zur k�nstlichen Abwendung; des Augenlidrandes und der Cilien verk�rze man die �ussere Augenlidhaut an der Stelle, wo der Sitz des Uebels ist und zwar in einem solchen Grade, dass der Augen�lidrand an dieser Stelle von dem Augapfel so weit abgewendet wird, dass die Cilien denselben nicht mehr ber�hren k�nnen. Dieser Zweck wird theils durch Zerst�runs; der Haut durch Auftragen eines Aetzmittels oder Ausschneiden einer kleinern oder gr�ssern Hautfalte, durch ein Verfahren, Avie es bei dem Entropium einge�halten wird, erreicht. Die darauf folgende Entstellung gleicht wohl der Form eines kleinen Ektropiums, ist �brigens dem Vortheil, wel�cher dadurch erzielt wird, gegen�ber, nicht in Anschlag zu bringen.
sect;� 631.
Die Exstirpation des Augenlidrandes nach dem von J�ger modificirten Verfahren, wie es auch Leblanc einhielt, besteht darin, dass nur die �ussere Lefze des Augenlides, ein einige Linien brei�ter Streifen der Haut und des Orbicularmuskels, mit dem Zellge�webe, in welchem die Wurzeln der Cilien sitzen, abgetragen wird, ohne den Tarsus zu besch�digen und ohne eine zu bedeutende Ver�k�rzung des Augenlides zu veranlassen. Die Operation wird auf folgende Weise ausgef�hrt: Man bringt eine convexe, mit einer Handhabe versehene Hornplatte unter das Augenlid, so dass deren Concavit�t dem Bulbus und die Convexit�t dem Augenlide zuge�wandt ist und l�sst sie von deni r�ckw�rts stehenden Geh�lfen mit der vollen Hand fassen und zugleich mit dem Nagel des Daumens derselben Hand die Cilien gegen die Hornplatte andr�cken und dadurch befestigen. � Indem der Operateur mit den Fingern der
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Organische Krankheiten des Auges.
Unken Hand die Haut des Augenlides spannt, macht er mit dem kleinen, bauchigen, gutschneidenden Scalpell einen Einschnitt, wel�cher diesseits des Thr�nenpunktcs anf�ngt, bogenf�rmig einige Linien aufsteigt, in horizontaler Richtung und parallel mit dem Augenlidrande fortgeht und sich nahe dem �usseren Augenwinkel bogenf�rmig endigt. Durch diesen Schnitt trennt man die Haut, das Zellgewebe und den Orbicularmuskel bis auf den Tarsus, ohne diesen selbst zu verletzen, entweder in einem Zuge oder in wieder�holten Messerz�gen, wenn der Schnitt nicht �berall die geh�rige Tiefe zeigte. Hierauf fasst man mit einer gez�hnten Pinzette den durch diesen Schnitt umschriebenen Hautstreifen in dem einen oder dem andern Augenwinkel, zieht ihn vom Tarsus ab und trennt ihn mit flachen, langen und sichern Messerz�gen oder mit einer kleinen gebogenen Scheere so los, dass alles Zellgewebe mit den Wurzeln der Cilien entfernt wird und der Tarsus rein zur�ckbleibt. � Hat man die Blutung durch Schw�mme mit kaltem Wasser gestillt, so wird die Wunde auf's Sorgf�ltigste untersucht und, wenn etwas Zellgewebe mit Wurzeln der Cilien, welche sich als schwarze Punkte zu erkennen geben, zur�ckgeblieben w�re, dieses mit der Pinzette gefasst und mittelst des ScalpelTs oder der gebogenen Scheere abgetragen.
Zur Nachbehandlung sind die kalten Umschl�ge und das Sch�tzen des Auges vor dem Lichte, hinreichend *).
Nach erfolgter Heilungr ist das Thier f�r immer der Cilien be-raubt und an der Stelle der Augenlidr�nder befinden sich die run�den, r�thlichen Narben, welche jedoch theilweise durch die Spitze der hinten stehenden Fellhaare wieder bedeckt werden. Wenn gleich dadurch das Auge ein widriges Ansehen erh�lt, so ist doch die Erhaltung und der Gebrauch des Gesichtes wieder gesichert.
sect;. 632.
Bei partieller Trichiasis des oberen Augenlides, wenn die fr��her angegebenen Verfahrungsweisen nichts n�tzen, ist es am zweck-m�ssigsten, ein dreieckiges St�ck des Augenlides sammt den Wim�pern auszuschneiden und die Wunde durch die blutige Nath zu
*)#9632;
2. Von der Einw�rtsst�lpung der Augenlider.
sect;. 633. Bei der Umkehrung der' Augenlider nach innen.
*) Chelius a. a. O. Bd. 2. sect;. 1GC. **) Ebendaselbst sect;. 107.
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Entropium palpebrarum, besteht eine solche fehlerhafte Richtung des :Augenlidrancles, dass die Cilien und die �ussere Haut des Augenlides mit der Oberfl�che des Augapfels in Ber�hrung kom�men. Die Wirkung des Entropiums ist jener der Trichiasis ganz gleich; der Augapfel wird durch die Cilien gereizt, entz�ndet, un�brauchbar und kann sogar vernichtet werden, wenn das Entropium nicht gehoben wird. Es besteht dasselbe als allgemeine oder seltner als theilweise Umbeugung des Tarsalrandes, (Entrop. totale vel partiale), und erscheint einfach und complicirt, am h�ufigsten mit Trichiasis, und dies zwar wenn dasselbe veraltet ist, wo die Wimpern in Folge der fehlerhaften Lage des Augenlidran�des und des dadurch beschr�nkten Randes zuletzt in fehlerhafter Richtung hervorwachsen; auch mit Desorganisationen des Augen�lidrandes, z. B. mit Tylosia, bisweilen mit g�nzlicher Verkr�ppe-lung des Augenlidrandes, kommt das Entropium verbunden vor.
Das Entropium erscheint h�ufiger am unteren als oberen Au�genlide, kommt jedoch selten bei Thieren vor.
sect;. 634.
Die Erkenntniss des Entropiums und seiner Complicationen unterliegt keiner Schwierigkeit; wenn man die Augenlider von ein�ander und nach aussen zieht, so erkennt man dasselbe leicht, indem dann mit der �usseren Augenlidplatte der Tarsalrand wieder in seine nat�rliche Lage zur�ckgezogen wird. Werden hierdurch auch die Cilien vom Augapfel abgewendet und erscheinen sie �ber�haupt von normaler Stellung, wofern nur der Tarsalrand des Au�genlides seine nat�rliche Stellung wieder eingenommen hat, so ist blos Entropium vorhanden, w�hrend im entgegengesetzten Falle das letztere mit Trichiasis complicirt ist.
sect;. 635.
Die nat�rliche Richtung der Augenlider, sagt Chelius, ist be�dingt durch entsprechendes Verh�ltniss zwischen der �usseren und inneren Hautplatte, durch eine geh�rige Beschaffenheit des Augen�lidknorpels und geregelte Th�tigkeit des Ringmuskels. St�rung des einen oder des andern dieser Momente kann die Einw�rtsst�l-pung veranlassen.
Die h�ufigste Ursache des Entropiums besteht in Erschlaf�fung und Verl�ngerung der �usseren Haut des Augen�lides, welche ihrem Antagonisten, der Augenlidconjunctiva, nicht mehr geh�rig das Gleichgewicht zu halten vermag, wie sie, sowohl im Gefolge der Altersschw�che, als auch nach dem lange Zeit fort�gesetzten Gebrauch erschlaffender Arzneimittel, z. B. erweichender Umschl�ge, Kataplasmen, der Einreibung �liger, fetter Mittel und dergl. vorzukommen pflegt. Selten wird das Entropium durch
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Verk�rzung der Augenliderconjunctiva mittelst einer Narbe hervorgerufen, welche man oft erst dann als Ursache der Verk�r�zung des Augenlides entdeckt, sobald man das Augenlid nach aussen herumgewendet und untersucht hat. Dergleichen Narben k�nnen durch bedeutende Verwundungen, durch Vereiterungen und durch Zer�tzungen entstanden seyn. H�ufigere Ursachen des En-trojjiums sind Atrophie und Verschrumpfung des Tarsus, als Folge lange andauernder Entz�ndung der Augenlider mit Ex-coriationen und Blennorrh�en der Bindehaut oder Augenliddr�sen, wobei dieselben durch letztere so verk�rzt werden, dass das Au�genlid nicht in seiner nat�rlichen Lage bleiben kann und sich nach innen herumw�lzen muss- Abnorme, krampfhafte Zusam�menziehung des Orbicularmuskels sind eine sehr h�ufige Ursache bleibender oder vor�bergehender Einw�rtsst�lpung der Augenlider bei erethischen, mit anhaltender Lichtscheue verbunde�nen Augenentz�ndungen, besonders aber bei Thieren, welche an solchen und langwierigen Augenentz�ndungen leidend, fortgesetzt arbeiten m�ssen und den nachtheiligen Einfl�ssen des Lichtes nicht entgehen k�nnen, wo durch diese ein krampfhaftes Zusammenziehen der Augenlider und �berwiegende Th�tigkeit des Orbicularmuskels hervorgerufen wird. In der �berm�ssigen Th�tigkeit des Orbicu�larmuskels liegt auch der Grund, warum das Entropium viel h�ufi�ger am unteren, wie am oberen Augenlide vorkommt, indem bei diesem durch den Muse, levator palpebrae sup. dem Orbicular-muskel gewissermassen entgegengewirkt und die nat�rliche Richtung des Augenlides erhalten wird. Endlich kann auch eine, unter der �usseren Platte des Augenlides sitzende Geschwulst das Augenlid nach innen herumw�lzen und auf diese Art zur Bildung eines En-tropiums Anlass geben. � Auf diese verschiedenen Ursachen des Entropiums gr�ndet sich die Eintheilung desselben in Entropium senile, organicum, spasticum und symptomaticum.
sect;. 63G. Die Prognose modificirt sich nach der Art und den Ursachen des Entropiums. Beim partiellen ist sie gut; g�nstiger bei einem einfachen, als bei einem complicirten; beim Entropium senile ist sie gut, wofern die Erschlaffung der Haut nicht zu gross und das Thier noch nicht allzu weit im Alter vorger�ckt ist oder das Uebel nicht sehr lange bestanden hat; sonst kehrt es leicht zu�r�ck und die Heilung desselben ist nur von tempor�rer Dauer. Das E. organicum gibt eine �ble Prognose; selten ist dessen Heilung gr�ndheh und von Dauer, weil die Ursachen von der Art sind, dass sie schwer gehoben werden k�nnen. Beim E. spasti�cum ist sie vollkommen gut, denn dies schwindet von selbst, sobald
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die Heftigkeit der Erscheinungen nachl�sst, welche dasselbe veran�lagst hatten, ebenso gibt das E. symptomaticum eine gute Pro�gnose, denn es schwindet mit der Entfernung der Geschw�lste, durch welche dasselbe erzeugt wurde.
sect;. 637.
Die Kur muss beim Entropium stets gegen den pathologischen Zustand, der die Einw�rtskehrung unterh�lt, gerichtet werden.
Beim Entropium von Erschlaffung und Verl�ngerung der �usseren Augenlidhaut ist es Aufgabe der Kunst, eine Verk�rzung derselben zu bewirken, welche sowohl auf chemischem, als auf mechanischem Wege bewirkt werden kann. Auf jenem be�wirkt man dieselbe durch Anwendung der Cauterisation auf die �ussere Augenlidwand, auf diesem mittelst Abtragung eines ent�sprechenden Hautst�ckes durch den Schnitt und Heilung der Wunde durch die schnelle Vereinigung.
sect;. 638.
Die Cauterisation der �usseren Haut der Augenlider bewirkt die Verk�rzung derselben durch Zerst�rung oder durch Bildung eines Brandschorfes. Man bedient sich dazu entweder der con-centrirten Schwefels�ure oder des gl�henden Eisens und verf�hrt dabei auf folgende Weise.
Zum Aetzen w�hlt man gew�hnlich die concentrirte Schwefel�s�ure, wTovon man bei, durch einen mit Wasser benetzten, Bade�schwamm oder durch Klebepflaster, wohl verwahrter Augenlidspalte, einige Tropfen der S�ure mittelst eines, aus weichem Holze verfer�tigten St�bchens auf die, durch wiederholtes Oefihen und Schliessen der Augenlider aufgefundene Stelle, wo die Erschlaffung am bedeu�tendsten ist, auftr�gt und nach der ganzen L�nge der Einw�rts-st�lpung in der Breite von ungef�hr einigen Linien ausbreitet.
Hat hierauf das Aetzmittel etwa 10 Minuten lang gewirkt, so trocknet man das Augenlid mit Charpie ab. Dasselbe Verfahren wird in der Folge und zwar so oft erneuert, bis der Formfehler ge�hoben ist. Der jedesmalige Brandschorf f�llt stets nach einigen Tagen ab und hinterl�sst eine, aber gew�hnlich erst nach wieder�holter Anwendung hinreichende, Augenlidhautverk�rzung.
Die Aetzmittel verdienen besonders in denjenigen F�llen an�gewendet zu werden, wo das Entropium massig ist, noch nicht lange bestanden hat, die Erschlaffung der Haut nur gering ist oder nur partiell besteht: hier verdienen sie unbedingt der Operation durch den Schnitt vorgezogen zu werden, da sie in den genannten F�llen und bei zweckm�ssiger Anwendung eine vollkommen gr�nd�liche Heilung bewirken k�nnen. G�nstigeren Erfolg sah man in der Regel von der Cauterisation beim Entropium des oberen, als
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Organische Krankheiten des Auges.
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bei jenem des unteren Augenlides. Doch ist nicht zu �bersehen, dass man beim Aetzen den Hautverlust nie genau bemessen kann, und die Aetzwunde bei dyskrasischeii Subjecten leicht in ein ver�heerendes Geschw�r ausartet.
Mehr in der Gewalt des Arztes steht die Anwendung des Gl�heisens. Mau wendet zu solchem Zwecke, nachdem man das Augenlid �ber eine Hornplatte ausgespannt, an der n�mlichen Gegend, wie obiges Aetzmittel, ein weiss gl�hendes, bohnenf�rmig gekn�pftes Brenneisen an. Eine augenblickliche Anwendung die�ses Mittels ist hinreichend, einen Brandschorf zu erzeugen, den man in der Folge nach Art einer Brandverletzimg bis zu seinem Abfal�len behandelt.
sect;. 639.
Bei der Abtragung eines St�ckes aus der �usseren Hautplatte des Augenlides fasst man, nachdem der Kopf und das Thier �ber�haupt, geh�rig fixirt worden ist, mit der Spitze des Daumens und Zeigefingers der linken Hand und dann mit der, von Gr�fe ange�gebenen Pingette an der Stelle, wo die Haut des Augenlides am meisten erschlafft ist, eine L�ngenfalte von solch entsprechender Grosse, dass der Augenlidrand in seine geh�rige Richtung gestellt wird. Nachdem man die Augenlidr�nder einander gen�hert und sich von der angemessenen Grosse der Hautfalte dadurch versichert hat, dass das Auge sich vollst�ndig schliessen l�sst, die R�nder ihre normale Stellung erreicht haben und die freie Beweglichkeit des Lides nicht aufgehoben, also der Orbicularmuskel nicht mitge-fasst worden ist, tr�gt man diese mittelst einer starken geraden oder Kniescheere, am besten aber mit einer �ber die Fl�che gebo�genen Scheere in einem Schnitte ab. Ist die Blutung durch An�dr�cken von Schw�mmen, die in kaltes Wasser getaucht sind, ge�stillt und die Wunde vom Blutgerinsel gereinigt, so schreitet man zu deren Vereinigung durch die Knopfnath, indem man eine, der Grosse der Wunde entsprechende Anzahl Hefte anlegt und nebst-dem die Zwischenr�ume zur Unterst�tzung der Vereinigung noch mit Heftpflasterstreifen ausf�llt. Die blutigen Hefte l�st man nach 48 Stunden, wo die Vereinigung complet zu Stande gekommen ist und sch�tzt noch f�r einige Tage die neue Narbe durch Heftpfla�sterstreifen, wodurch zugleich das Augenlid mehr in seiner norma�len Lage erhalten wird. Sollte auch ein Theil der Wunde eitern, so wird der Zweck doch erreicht, sobald sich die Narbe zusammen�zuziehen beginnt. Im Falle der Operationserfolg kein vollst�ndiger ist, so hat man die Operation, den gegebenen Umst�nden entspre�chend zu wiederholen.
Zur Belebung der Haut und Erhebung der durch die Narbe
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manchmal gest�rten Resorptlonsth�tigkeit in dem Zellgewebe, sowie der Contractionsf�liigkeit des Muse, levator und orbicularis bedient man sich nachtr�glich noch der Waschungen mit Branntwein.
sect;; 640.
Das Entropium durch Verk�rzung der Augenlidconjimctiva mittelst einer Narbe, kann nur auf operativem Wege gehoben wer�den, indem man n�mlich die alte Narbe exstirpirt und die Wunde durch eine so breite Narbe zu heilen sucht, dass das Augenlid in seiner nat�rlichen Lage bleibt. Diese Operation wird auf folgende Weise verrichtet: Man kehrt das Augenlid stark nach aussen um, und l�sst es durch einen Geh�lfen in dieser Lage erhalten; zuerst exstirpirt man nun die alte schwielige Narbe, und schneidet sodann die Augenlidconjimctiva nach beiden Augenmuskeln zu und von der Wunde aus in horizontaler Richtung so ein, dass das Augenlid be�quem nach aussen herumgew�lzt werden kann und die Wundr�nder stark genug von einander entfernt werden, um eine recht breite Narbe zu erhalten. Die Hauptsache besteht darin, dass man das Augenlid, w�hrend der Heilung der Wunde, durch einen passen�den Verband so stark nach Aussen herumwendet, dass die Wund�r�nder fortw�hrend stark von einander entfernt bleiben, damit sich eine hinreichend breite Narbe bildet. Dies kann man auf eine dop�pelte Weise bezwecken; entweder durch einen Heftpflasterverband, indem man n�mlich mit stark klebenden Heftpflasterstreifen das untere Augenlid an die Wange und das obere an die Stirn so fest klebt, dass die Wundr�nder hinreichend von einander entfernt werden und die Conjunctiva nach Aussen entwickelt erscheint, oder wenn dies nicht ausreichen sollte, indem man mittelst einer Heft-rtadel ein oder mehrere Heftf�den ober dem Tarsalrand und nicht durch ihn, wie J�ngken wollte, quer durch das Augenlid oder dessen �ussere Platte zieht, das Augenlid damit gleichsam schiin-genartig nach Aussen w�lzt und die F�den an die Stirn oder Wange mit Heftpflaster befestigt. � Die Behandlung der Wunde geschieht nach allgemeinen Grunds�tzen und ihre Heilung muss auf dem Wege der Eiterung und des Granulationsprocesses bewirkt werden.
Ist es auf diese Weise aber auch wirklich gelungen, die innere Wand des Augenlides so zu verl�ngern, dass dasselbe seine na�t�rliche Stellung wieder erh�lt, so ist dieser Erfolg doch nur von kurzer Dauer, denn mit der Zeit zieht sich die Narbe wieder zu�sammen und dann wird das Augenlid wieder nach innen herumge�w�lzt. � Sollte die Operation erfolglos verrichtet seyn, dann bleibt zur Beseitigung des Entropiums kein anderes Mittel �brig, als die �ussere Wand des Augenlides durch Ausschneidung einer Hautfalte ebenfalls in einem solchen Grade zu verk�rzen, dass der
M�ller, Veterin�r-Ophtlialmologte. 11.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 20
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Orgauisfhe Krankheiten des Auges.
Tarsalrand seine nat�rliche Stellung wieder einnimmt. Es wird zwar auf diese Weise das ganze Augenlid verk�rzt werden, was indess bei weitem weniger nachtheilig f�r das Auge ist, als der Keiz, welchen die nach innen gewandten Wimpern fortw�hrend am Augapfel hervorbringen *).
sect;. 641. Ein durch Verschrumpfung und Verk�rzung des Tarsalrandes entstandenes Entropium kann man nach Crampton auf folgende Weise operiren: in der Gegend des �usseren und inneren Augen�winkels , einige Linien von beiden entfernt, schneide man den ver�kr�ppelten Tarsalrand durch zwei parallel gef�hrte L�ngeschnitte so tief ein, dass man das Mittelst�ck bequem nach aussen umklap�pen kann. Hierauf ziehe man durch den Tarsalrand dieses Mittel�st�ckes (oder besser ober demselben durch das Fell) zwei Heftf�den hindurch, wulste es damit stark nach Aussen herum, und er�halte dasselbe w�hrend der Heilung der Schnittwunden in dieser Lage, indem man die Heftf�den an die Stirn oder Wange befe�stigt. Auf diese Weise bewirkt man, dass die Schnittwunden durch sehr breite Narben heilen und dass sich der Tarsalrand des Augenlides so verl�ngert, dass jenes in seiner nat�rlichen Stellung bleibt. Bringt dieses Verfahren keinen dauernden Erfolg, so bleibt nur die Exstirpation des Augenlidrandes, wie wir sie bei der Di-stichiasis und Districhiasis angegeben haben, das letzte Mittel, um denselben auf gr�ndliche Weise von seinen Wimpern zu befreien und um wenigstens den Augapfel und das Sehverm�gen zu erhalten. Die �berm�ssige Contraction des Orbicularmuskels ist hier als die wesent�liche Ursache des nicht dauernden Erfolges der gew�hnlichen Operationsweiso zu betrachten, indem besonders der krankhaft ver�nderte Knorpel der Th�tijt-keit dieses Muskels nicht den geh�rigen Widerstand leisten kann, vergleich�bar dem Verhalten krankhaft erweichter Knochen gegen die Wirkung der Mus�keln. � Dort kann die nat�rliche Richtung des Augenlides nur dadurch her�gestellt werden, wenn wir durch Trennung oder theilweise Excision der Fa�sern des Orbicularmuskels seine �berm�ssige Zusarmnenziehung aufheben. Da�her bemerkt Langenbeck in Beziehung auf die gew�hnliche Operationsweise des Entropiums, dass die sichere Heilung gr�sstentheils von der Entz�ndung und Verwachsung des Orbicularmuskels abh�ngt, wodurch dessen Th�tigkeit beeintr�chtigt werde. Chelius h�lt es f�r wahrscheinlich, dass in vielen F�l�len die Ver�nderung des Tarsus blos Folge der abnormen Th�tigkeit des Or�bicularmuskels sey, gerade wie wir Verkr�mmungen der Knochen bei nat�r�licher Festigkeit derselben durch abnorme Th�tigkeit der Muskeln entstehen s�hen **).
sect;. 642. Bei dem krampfhaften Entropium, wenn es in Folge einer
*) J�ngken a. a. O. S. 722 u. f. **) Chelius a. a. O. Bd. 2. S. 144 u. f.
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anhaltenden Entz�ndung oder Lichtscheue sich entwickelt hat, muss diese ihrem Charakter entsprechend behandelt, das Auge ge�h�rig beschattet und in jeder Beziehung geschont werden. Besteht �brigens nach deren Beseitigung dasselbe noch fort, so muss man nach Entfernung aller reizenden Einfl�sse vom Auge, durch Ein�reibungen narkotischer Salben auf die �ussere Fl�che der Augen�lider und in die Umgegend des Auges, -sowie durch narkotische Ueberschl�ge den krampfhaften Zustand des Orbicularmuskels zu entfernen suchen und von Zeit zu Zeit durch sanften Zug an der �ussern Haut des Augenlides dieses in seine nat�rliche Stellung bringen. Erreicht man aber dadurch die Heilung nicht, wie es bei lange dauernden F�llen gew�hnlich ist, so muss die oben an�gegebene operative Behandlung durch Excision einer Hautfalte in Anwendung kommen.
sect;. 643. Das symptomatische Entropium heilt man durch die Exstir-patlon der Geschwulst, welche da�*Augenlid herumw�lzt. Sollte diese Geschwulst gross, der Fall veraltet und die �ussere Augen�lidwand sehr ausgedehnt seyn, so kann man bei der Exstirpation zugleich ein ovales Hautst�ck ausschneiden und auf diese Weise die n�thige Verk�rzung bewirken *).
3. Von der Ausw�rtsst�lpung der Augenlider.
sect;. 644.
Bei der Ausw�rtsst�lpung des Augenlides, Pl�rr�auge, Ectropium, ist das Augenlid so nach aussen umgest�lpt, dass seine innere Oberfl�che, die Conjunctiva, sichtbar und die �ussere Augenlidplatte theilweise oder ganz bedeckt wird.
Gew�hnlich erscheint dieser Formfehler am unteren, seltner am oberen Augenlide und erstreckt sich bald auf die ganze L�nge, bald nur auf einen Theil des Augenlidrandes. Kann dabei das Auge wegen K�rze der Lider nicht geschlossen werden, so nennt man diesen Zustand Hasenauge, Lagophthahnus.
sect;. 645.
Unter die verschiedenen pathologischen Zust�nde, welche das Entropium zun�chst begleiten, z�hlt man fortdauernde Reizungen, Entz�ndungen und Auflockerungen der, den �usseren Einfl�ssen und Sch�dlichkeiten blos gestellten Augapfel - und Augenlider-Bin�dehaut; Ueberfliessen der Thr�nen �ber das umgebeugte untere Augenlid, daher An�tzung der Wangen; Verbindung allgemeiner
*) Jiingken a. a. O. S. 723 � 24.
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Organische Kraukheilcn lies Auges.
dyskrasischer Leiden mit dem hervorgerufenen Reizzustande, da�her Desorganisationen der Bindehaut und Blennorrh�en.
sect;. 646. Die wichtigsten Arten der Ectropien sind folgende:
1)nbsp; Das Ectropium senile beruht auf einer Erschlaffung der Augenlidconjunctiva und der Ligamenta interpalpebralia, welche ih�rem Antagonisten, der �usseren Wand des Augenlides, das Gleich�gewicht nicht zu halten vermag, wovon das nach Ausw�rtsfallen des Augenlides die Folge ist. Es ist dem h�heren Lebensalter und geschw�chten Subjecten eigen. Dabei zeigt die Conjunctiva eine gelblichr�thliche und schmutzige Farbe, ist von einzelnen va-ric�sen Gef�ssen durchzogen und erscheint erschlafft und faltig, sp�ter, nach l�ngerem Best�nde und in Folge der steten Einwir�kung �usserer Sch�dlichkeiten findet man sie degenerirt, entz�ndet, aufgetrieben und selbst mit Papillark�rpern besetzt.
2)nbsp; Das Ectropium sarcomatosum, das Product einer, durch eine heftige Augenblennorrh�e Erzeugten sarkomat�sen Wucherung der Conjunctiva, auf welcher die Papillen in einer solchen Ueppig-keit hervorschiessen, dass sie nicht mehr Kaum zwischen dem Aug�apfel und dem Augenlide haben und dieses nach Aussen herum w�lzen. Es ist diese Form nicht selten der Begleiter oder die Folge heftiger Augenblennorrh�en und in der Regel mit anderen Krankheitserscheinungen complicirt, welche ebenfalls das Product dieser letzteren sind, als: mit Tr�bungen der Hornhaut, Pannus u. d. gl.
3)nbsp; nbsp;Das Ectropium organicum entsteht durch eine Verk�rzung der �usseren Augenlidwand, mittelst einer Narbe in derselben, welche nach einer Wunde oder einem Geschw�re mit Substanz�verlust entstanden ist. Dabei erscheint die Augenlidconjunctiva nach Aussen gew�lzt, entz�ndet sich, schwillt auf und geht sp�ter in sarkomat�se Entartung �ber; auch wird der Tarsalrand allm�lig ausgedehnt, erschlafft und verl�ngert.
4)nbsp; nbsp;Das Ectropium symptomaticum wird durch Geschw�lste gebildet, welche unter der inneren Augenlidwand oder in der Or�bita liegen und bei ihrer Vergr�sserung das Augenlid nach Aussen urabeugen *).
sect;. 647. In prognostischer Beziehung geh�rt das Pl�rrauge zu den un�gef�hrlichen Uebeln, indem alle seine Formen, wenn auch mehr oder minder schwierig, jedoch heilbar sind, insofern die Entfernung der Causalmomente im Bereiche der M�glichkeit liegt.
*) Nach Jungken a. a. O. S. 725.
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sect;. 648.
Zur Behandlung des Ectropiums bedient man sich in F�l�len, welche von einer chronischen Entz�ndung veranlasst und noch neu sind, h�ufig mit Vortheil und Heilerfolg adstringirender und st�rkender Augenw�sser in Verbindung mit Laudanum und eines �bergelegten, die gerade Richtung des Augenlides unterst�tzenden Heftpflasters; in solchen dagegen, wo das Uebel in einem h�heren Grade und seit l�ngerer Zeit besteht, muss durch Verk�rzung oder Abtragung der Conjunctiva der geh�rige Aniagonismus wieder her�gestellt werden, was man durch die Anwendung der Aetzmittel oder durch die Excision erreichen kann. Beruht dagegen dieser Formfehler auf Verk�rzimg der �usseren Augenlidplatte, so muss dieselbe durch eine Incision in dieselbe und Erzweckung einer brei�ten Narbe vergr�ssert werden.
sect;. 649.
Die specielle Behandlung des Ectropiums richtet sich nach den einzelnen Arten desselben.
Bei dem Ectropium senile sucht man eine Verk�rzung der er�schlafften Augenlidconjunctiva zu bewirken, zu deren Kealisirung man von den Aetzmitteln, entweder von der Schwefels�ure oder von dem H�llenstein Gebrauch macht, indem man einige Tropfen der ersteren mit einem Pinsel auf die innere Augenlidfl�che streicht, w�hrend man das Augenlid so lange nach unten zieht, oder auch nachdem man das Weiterfliessen dieses Mittels durch Einlage eines nach der Form und Breite des Augenlides zurechtgeschnittenen und abgerundeten Kartenblattes in die Conjunctivafalte zu verhin�dern sucht oder indem man diese unter gleichen Vorsichtsmass�regeln mit einem H�llensteincylinder bestreicht und dann den Schorf mit Milch absp�lt oder mit einem, in Oel getauchten Pinsel das, was sich von dem H�llenstein verfl�ssigt, entfernt. Meistentheils muss die Anwendung des Aetzmittels mehrmals wiederholt werden, wenn sie etwas fruchten soll und das wird �berhaupt nur bei einem geringen Grade von Erschlaffung der Bindehaut der Fall seyn. � Unter diesen beiden Aetzmitteln bevorzugt die Erfahrung das letztere.
Besteht ein h�herer Grad von Erschlaffung der Bindehaut und ist diese faltenartig aufgewulstet, so muss ein entsprechend grosses St�ck derselben ausgeschnitten werden, indem man eine so grosse Falte der Conjunctiva mit der gekr�mmten Entropiumpin^ette fasst, dass das Augenlid in gerade Stellung kommt und diese dann nach der ganzen Breite des Augenlides in einem Zuge abtr�gt, wobei man bedacht zu seyn hat, dass an der Stelle am meisten abgetra�gen werde, wo die Ausw�rtsst�lpung des Augenlides am betr�cht-
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Organische Krankheiteu Jcs Auges.
lichsten ist. Nacli vollendeter Operation und durch Auflegen kal�ter Schw�mme gestillter Blutung, klebe man das eine Ende eines stark klebenden Heftpflasterstreifen der L�nge nach gegen das Augenlid, ziehe dasselbe damit in seine nat�rliche Lage und klebe sodann das andere Ende, ist es das obere Augenlid gegen die Stirne; worauf das Auge mit einer Compresse bedeckt und diese mit einer passenden Binde befestigt werden muss. Die Conjunc-tivawunde heilt leicht und schnell.
sect;. 650. Das Ectropium sarcomatosum Avird bei mehr schwammiger Auf�lockerung der Conjunctiva durch Vermehrung der Contraction der Gef�sse, Verminderung der Absonderung und unter Ber�cksichti�gung der speciellen Mischungsverh�ltnisse durch umstimmende lo�cale Mittel, unter welchen allm�lig verst�rkte Aufl�sungen von Zincum sulphuricum, Lapis divinus, Cuprum sulphuricum mit Zusatz von Laudanum und Salben von rothem und weissem Queck-silberpr�cipitat mit Tutia auch Aufl�sungen des Argentum nitricum am zweckm�ssigsten sind und das alleinige Aufstreichen des Lau�danum's mittelst eines Pinsels auf die ganze wuchernde Fl�che der Conjunctiva, sich vorzugsweise auszeichnen. � Die Wirkung dieser Mittel wird zum �ftern, namentlich bei sehr grosser Vasculosit�t der Bindehaut, durch Scarificationen derselben sehr unterst�tzt. � Ist die quot;Wucherung bedeutender und weicht sie dem Gebrauche der angegebenen Mittel nicht, so schreitet man zur Anwendung der Aetzmittcl, unter welchen sich der Lapis infernalis vor allen auszeich�net. Wobei noch zu bemerken ist, dass dessen Anwendung eine tief eingreifende Wirkung haben muss, um einen geh�rig dicken Brand�schorf zu bilden und dass die Aetzung f�r den Fall, als die Wuche�rung nicht vollst�ndig zerst�rt seyn sollte, wiederholt werden muss; so wie dass, wenn nach Abstossung des Brandschorfes und voll�st�ndiger Entfemuno; der Granulation das Auffenlid nicht von selbst in seine geh�rige Lage zur�ckgetreten seyn sollte, man dies durch geh�rig angelegte Heftpflasterstreifen zu unterst�tzen hat. Sind jedoch die Wucherungen sehr stark, �ppig und von dicker Masse, so reicht das angegebene Verfahren nicht zu, oder wird wegen no�ting werdendfer zu h�ufiger Wiederholung anders nachtheilig, dabei�ist die Excision der sarkomat�sen Masse vorzuziehen. In solchem Falle tr�gt man eine mehr begrenzte und stark hervorragende Wu�cherung aus freier Hand mit einer Cooper'schen, �ber die Fl�che gebogenen Scheere ab; oder fasst eine mehr ausgebreitete mit der gekr�mmten Pipette und tr�gt sie dann in einem oder mehreren Z�gen ab. Starke Nachblutung und entz�ndliche Reaction besei�tige man durch Anwendung der K�lte und etwa zur�ckbleibende
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Partikelchen der Wucherung oder deren neues Aufkeimen zerst�re man durch H�llenstein. Zuletzt lasse man einige Mal t�glich eine starke Aufl�sung von Zincum sidphuricum, mit oder ohne Opium-zusatz, in das Auge tr�ufeln, um jede neue Wucherung nieder zu halten.
sect;� 651.
Wenn dem Ectropium abnorme Festigkeit oder Verk�rzung der �usseren Haut zum Grunde liegen, so bedingt der Grad der Verk�rzung der Augenlidhaut, die Beschaffenheit der dieselbe be�dingenden Narbe und die im h�heren oder geringeren Grade damit verbundene Aufwulstung der Conjunctiva verschiedene Behandlungs-weisen.
Bei abnormer Festigkeit der Haut nach impetigin�sen Affec-tionen, oder bei ganz oberfl�chlichen, die Haut nicht durchdringen�den und mit den unterliegenden Theilen nicht zusammenh�ngenden Narben k�nnen erweichende Einreibungen, wiederholte und lange fortgesetzte Dehnungen der Haut mittelst der Finger oder ange�legter Heftpflaster, allm�lige Besserung und Heilung bewirken, weil hier h�ufig auch die Verk�rzung des Augenlides wegen der gleichzeitigen Aufwulstung der Conjunctiva bedeutender erscheint, als sie in der That ist *).
Bei einem jeden bedeutenderen Grade der Verk�rzung der Haut und festerer Narbe, wo diese Mittel immer unzureichend ge�funden werden, muss zur Wiederherstellung der nat�rlichen liich-tung des Augenlides eine entsprechende, breite Narbe gebildet und der transversale Durchmesser des Tarsalrandes, welcher bei h�he�rem Grade des Ectropiums verl�ngert ist, verk�rzt werden. Das zu diesem Ende einzuleitende Verfahren findet sich bei Chelius folgendermassen exponirt. � Man macht einen Schnitt nach der ganzen Breite des Augenlides und m�glichst nahe am Tarsalrande durch die Haut bis in das unterliegende Zellgewebe; l�st hierauf die Wunclr�nder von dem Zellgewebe in solchem Umfange los, dass alle Spannung der Haut aufh�rt und das Augenlid mit Leichtig�keit in seine nat�rliche Stellung gebracht werden kann, und trennt durch einige senkrechte Schnitte die Fasern des Orbicularmuskels. Wenn eine bedeutende Aufwulstung der Conjunctiva der Repo�sition des Augenlides hinderlich ist, so wird diese mit der Scheere und mit dem Messer abgetragen und die �ussere Commissur der Augenlider einige Linien weit in horizontaler Richtung eingeschnit�ten. Hierauf werden in der N�he des Tarsalrandes mittelst einer gekr�mmten Nadel zwei Fadenschlingen durch die Haut einge-
*) Chelius a. a. O. S. 15G.
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Oi'gamsthe Krankheiten tics Auges.
zogen, ohne den Tarsus zu verletzen und beim oberen Augenlide auf der Wange, beim unteren Augenlide auf der Stirne mit Heft�pflaster so befestigt, dass das Augenlid in seiner nat�rlichen Stel�lung erhalten wird. Die Wunde des Augenlides und die Wunde im Augenwinkel werden mit Charpie bedeckt, welche man mit Heftpflasterstreifen in ihrer Lage erh�lt, ohne einen weiteren Ver�band anzulegen. Bei fernerer Behandlung der Augenlidwunde wende man ausser trockener,. oder mit einem milden Cerate be�strichener Charpie nichts weiter an, und vermeide vor Allem, selbst, wenn die Granulationen �ber die Hautr�nder sieh erheben; das Betupfen mit H�llenstein, weil dadurch die Fleischw�rzchen am meisten zur Contraction gestimmt werden.
sect;. G52. Die Verl�ngerimg des Augenlides und die Verk�rzung des Transversaldiirchmessers des Tarsalrandes hat J�ger *) durch ein Verfahren erzielt, wobei durch Losl�sung der verwachsenen Stelle die Verziehung der Haut und die Ausschneidung eines St�ckes aus dem Augenlide den angegebenen Forderungen entspricht. Vor der Operation ist man bem�ht, durch �lige Mittel oder erweichende Umschl�ge harte Narben etwa zu erweichen, so wie man auch vor�handene Wucherungen auf der Bindehaut zuvor entfernt. Nachdem man sich von der L�nge des Tarsalrandes des verk�rzten Auoren-lides durch einen, als Maass gebrauchten Faden �berzeugt und die Differenz mit jener des unteren zur vorl�ufigen Bestimmung des sp�ter auszuschneidenden St�ckes vorgemerkt hat, fasst man den Band des verk�rzten oberen Augenlides mit der Pinzette oder einem einfachen Haken und zieht ihn an, dass die Narbe gespannt wird und macht sodann mit einem convexen Scalpell eine tiefe In�cision zwischen dem Orbitalrande imd dem Rande des ausw�rts�gekehrten Augenlides, welche von der gesunden Haut des einen Augenwinkels anfangend, sich in der gesunden Haut des an�deren Augenwinkels endigt und durch die ganze Dicke des Au�genlides, selbst durch die Conjunctiva dringt. F�rchtet man hiebei die Verletzung des Bulbus, so kann man eine Hornplatte unter das Augenlid schieben. � Am Tarsalrande bezeichnet man sich nun das Maass des auszuschneidenden St�ckes mit einer Farbe und schneidet es mit der Scheere aus. Nun fasst man den oberen Wundrand mit einer Pinzette, zieht ihn an, f�hrt ein zweischnei�diges Bistouri unter denselben, zwischen die hintere Fl�che des Orbicularmuskels und die vordere Fl�che des Stirnbeins, und indem man es s�gend von aussen nach innen bewegt, l�st man die Haut
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*) J. G. Drover, nova blcpharoplasticcs methodus. Vimlobonac 1831.
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Orgunisclie Kranklieiten des Auges.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 313
von den unterliegenden Theilen in dem Umfange los, dass sie be�weglich und zur Vorziehung geschickt wird, ohne dabei die Haut oder das Periosteum zu verletzen. Hierauf werden die senkrechten Wundr�nder des Augenlidrandes mit zwei Knopfn�hten vereinigt, wovon jede den Tarsus durchdringen soll. Der Geh�lfe dr�ngt nun die Haut in der Supraorbital - Gegend, besonders die gegen die Augenwinkel gelegene so herab, dass die horizontalen R�nder der Wunde sich genau anlegen und mittelst der Knopfnaht verei�nigt werden k�nnen. Wenn hiebei der obere Wundrand eine Falte bildet, so schneidet man diese ein, oder nach ihrer Grosse aus, um so den Wundrand in allen Punkten genau zu vereinigen. Die Anzahl der N�hte ist nicht zu bestimmen, sie m�ssen alle die Haut und den Kand des Tarsus durchdringen, ohne die Conjunctiva zu verletzen.
Am unteren Augenlide misst man die L�nge des Augenlid�randes im Vergleiche mit dem gesunden und bemerkt mit Farbe-punkten am Tarsalrande die Strecke der sich ergebenden Differenz; von diesen Punkten zieht man zwei Linien gegen die Wangen, wo sie sich in einem Winkel vereinigen und die das Augenlid herab�ziehende Narbe einschliessen. Auf der Bindehautfl�che des aus�w�rtsgekehrten Augenlides denkt man sich von zwei Punkten eben�falls zwei Linien schr�g gegen den Bulbus verlaufend, die sich je�doch nicht ganz vereinigen. Nach der Richtung der zwei gegen die Wange verlaufenden Linien werden nun zwei Incisionen durch die Haut und Muskeln bis auf den Knochen gemacht, dann in der Richtung der Linien, die man sich auf der Conjunctivafl�che ge�dacht, ebenfalls zwei Incisionen, welche den Tarsus durchdringen. Die dreieckigen Lappen, welche diese Incision umschreiben, wer�den mit einer Zange gefasst und theils mit dem Scalpelle, theils mit der gebogenen Scheere abgetragen. Die Haut wird hierauf, wenn es n�thig ist, eben so wie beim oberen Augenlide, von den unterliegenden Theilen nach beiden Seiten abgel�st, dass das Au�genlid gegen den Bulbus gerichtet werden kann, und die Wund�r�nder der Wangenhaut, so wie die Wundr�nder des Tarsus sich ber�hren. Die Vereinigung der ganzen Wunde wird nun durch 3 � 4 umschlungene N�hte in senkrechter Richtung bewerkstelligt, ohne die Conjunctiva zu verletzen. � Am oberen, wie am unteren Augenlide wird die Vereinigung durch Streifen von Heftpflaster unterst�tzt, die Wunde mit be�lten Pl�masseau's bedeckt, eine graduirte, auf ihrer unteren Seite mit Heftpflaster bestrichene Com-presse auf die Supraorbital - Gegend oder die Infraorbital - Gegend aufgelegt und mittelst einige Fuss langen und lJi Zoll breiten Heft�pflastern , die mit ihrer Mitte im Nacken angelegt werden, in geh�-
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Organisolie Krankheiten des Auges.
riger Lage erhalten. Die Nachbehandlung isect;t eine entsprechend antiphlogistische; die F�den entfernt man, wenn sie sich am f�nf�ten oder sechsten Tage gel�st haben, und unterst�tzt sodann die Vereinigung mit Heftpflastern *).
Unter diesen beiden Operationsweisen geb�hrt der ersten Che-li us'sehen, ihrer Einfachheit und Sicherheit wegen, der Vorzug.
sect;. 653.
Das symptomatische Ectropium heilt man durch die Exstirpa-tion der Geschw�lste, welche es veranlassen. ' Diese Exstirpation muss von der Conjunctiva aus verrichtet werden. Sollte die Ge�schwulst sehr gross und die Conjunctiva sehr ausgedehnt seyn, so liann man bei dieser Gelegenheit ein ovales Hautst�ck ausschnei�den und sie dadurch verk�rzen. Nach der Operation legt man den�selben Verband, wie bei dem Ectropium senile, an**).
II. Fehlerhafte Lage der Augapfelgebilde.
1. Von dem Hornhautbrucbe.
; I
sect;. 654. Wenn in Folge einer Wunde mit Substanzverlust oder eines Geschw�res die vorderen oder hinteren Lamellen der Cornea in einem bedeutenderen Umfange zerst�rt werden und die hierdureb entbl�ssten hinteren oder vorderen Bl�ttchen, die Descemet'sche Haut oder das Bindehautbl�ttchen, dem Drucke der w�sserigen Feuchtigkeit und der Einwirkung des Muse, bulbosus nachgebend, in Form einer Blase hervorgedr�ngt werden, so nennt man diesen Formfehler �usseren oder inneren Hornhautbruch, Hernia corneae, Ceratocele. � Derselbe hat gew�hnlich eine kugelichte, glatte und nur in seltenen F�llen, wo n�mlich das veranlassende Hornhaut�bel von ungleicher Tiefe war, eine beerenartige Form, und erstreckt sich bald nur auf eine kleine, bald auf eine gr�ssere Stelle, bisweilen auf den ganzen Hornhautumfang; er ist entweder halb durchsichtig oder undurchsichtig und in jedem Falle an seiner Grundfl�che mit einem weissen, durch die Exulceration oder die Vernarbung erzeugten Ringe umgeben.
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*) Chelius a. a. O. Bd. 2. sect;. 197. *) J�ngkcn a. a. O. S. 733.
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Organische Krankheiten Jes Auges.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;31 �
Ist der Hornhautbruch klein, neu, so weicht er oft von selbst und l�sst nur eine kleine Narbe zur�ck, dagegen bleibt die veral�tete Ceratocele leicht zeitlebens unver�ndert, oder sie vergr�ssert sich bei neuhinzukommender Entz�ndung und Eiterung. #9632;� Der gr�ssere oder selbst totale Homhautbruch nimmt allm�lig zu, w�chst zu einer vorne breiten und abgeplatteten, nach hinten aber schma�len Kugel heran, verd�nnt sich in der Folge an einer oder an meh�reren Stellen und berstet. Ist nun der Eiss klein, so legt sich nach Abfluss des Humor aqueus ein Theil der Iris in die Wunde und verw�chst mit ihr und erfolgt das Bersten �fters wieder, so w�chst die Iris an mehreren Stellen mit der Cornea zusammen, womit sich allgemach die Ceratocele in ein Hornha�tstaphylom umgestaltet. War aber der Riss gleich Anfangs grosser, so entleert sich ge�w�hnlich ausser der w�ssrigen Feuchtigkeit auch die ohnehin schon vorl�ufig nebst der Iris in die Concavit�t der Hornhaut gedr�ngte Linse, wohl selbst ein Theil des Glask�rpers, und das Auge wird atrophisch *).
sect;. 655.
Bei der Prognose ber�cksichtige man vorz�glich den Sitz der Ceratocele. Sie ist um so g�nstiger zu stellen, je n�her diese dem Rande der Hornhaut liegt und um so ung�nstiger, je mehr sie nach der Mitte der genannten Haut erscheint, und diese wird um so dunkler, je l�nger das Uebel gedauert hatte und je grosser die Geschwulst yrae. Inveterirte und grosse Hornhautbr�ehe sind bis�weilen schwer zu heilen. Ist die Ceratocele mit Irisvorfall ver�bunden, so gilt hier auch die Prognose des letzteren. Der �ussere Hornhautbruch bietet weit mehr Schwierigkeiten zur Heilung, als der innere.
sect;. 656.
Die Ansichten �ber die Behandlung des Homhautbruches sind f�r jetzt noch so wenig vereint, als man im Allgemeinen diesen Krankheitszustand als unbezweifelt gelten lassen will, da man eine Unterscheidung desselben von einem Irisvorfall f�r sehr schwierig ansehen will. Leblanc war eben auch noch nicht im Klaren �ber Homhautbruch und Hornha�tstaphylom, daher seine Behandlung eine complicirte war.�#9632; W�hrend Beck, Beer, Chelius, J�ng-ken u. A. zu antiphlogistischen Mitteln rathen, empfehlen andere adstringirende und �tzende. Rosas vereinigt beide Ansichten, in�dem er sagt:
Bei der Cur des partiellen Hornhautbruches muss vor Allem sowohl die Zunahme, als Berstung desselben verh�tet und die
*) Rosas a. a. O. S. 583.
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Organische Krankheiten des Auges.
Bildung einer, dem Drucke der wassrigen Feuchtigkeit (und dem -Einfl�sse des Muse, bulbosus) hinreichend widerstrebenden Narbe beg�nstigt werden. Zu solchem Zwecke dient bei noch etwa vor�handenem Entz�ndungs - Ph�nomen ein, den Umst�nden angemes�senes allgemeines und �rtliches antiphlogistisches Verfahren. Nach gehobenen Entz�ndungszuf�llen wird das kranke Auge mit einem adstringirenden z. B. aus Zincum sulphuricum, destillirtem Wasser und Opiumtinctur, bereiteten Augenwasser �fters am Tage geb�ht, und sp�ter die Bruchstelle mit reiner Opiumtinctur t�glich bepin�selt, oder bei namhafterem Erschlaffungszustand mit einer weissen Pr�cipitatsalbe, die mit Tutia oder Bolus gepaart ist, bestrichen. � Ist der zAvar nur partielle Hornhautbruch gr�sseren Umfanges, und droht er zu bersten, so muss die Hornhaut an ihrer untersten Stelle mit einem Staarmesser punetirt und diese Function nach Umst�n�den wiederholt werden. � Bei veralteten kleinen Homhautbr�chen, wo der call�se Band die Ueberf�llung hindert, ist derselbe mit einem fein zugespitzten Lapis infernalis zu betupfen.
2. Von dem Regenbogenhautvorfalle.
sect;. 657.
Bei dem Vorfall der Regenbogenhaut, Frolapsus seu Staphyloma iridis, Hernia uveae, tritt die, von der in der hin�teren Augenkammer befindlichen wassrigen Feuchtigkeit sowohl, als unter Einwirkung des Muse, bulbosus vorgedr�ngte Iris durch eine einfache Oeffhung in der Hornhaut, z. B. nach einem Ge�schw�r oder Verwundung, hervor und bildet eine einzeln stehende nur einen Theil der Hornhaut einnehmende, fleischige, rundliche, knoten�hnliche, im frischen Zustande mit der �brigen Iris gleich�farbige , sp�terhin bl�ulichrothe, von einem weisslichen Rande um�gebene Erhabenheit, in Gestalt eines kleinen Apfelkernes (Melon) oder Fliegenkopfs (Myocephalum) oder Nagelkopfs mit breiter har�ter Oberfl�che oder kleinem Stiele (Clavus s. Helos oculi); oder es f�llt die Iris an mehreren Stellen vor, so wird dies das Trauben-staphylom, Staphyloma racemosum oder der mehrfache Iris Vor�fall, Prolapsus iridis multiplex, genannt. Die Pupille ist immer gegen die Stelle des Vorfalles hin verzogen.
sect;. 658.
Einen neu entstandenen und sich selbst �berlassenen Irisvorfall begleiten alsbald ein hoher Grad von Lichtscheue, scharfer Thr�nen-fluss. Iritis von mehr oder minder bedeutender Heftigkeit, nebst Aus�schwitzung coagulabler Lymphe, welche die Iris �berzieht und sich zugleich fest an die R�nder der Hornhaut�ffnung anheftet; darauf folgen entweder Abplattung eines kleineren Vorfalles oder blasen-
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artige Anf�llung eines gr�sseren Vorfalles mit der hervorgetriebe�nen Feuchtigkeit der hinteren Augenkammer; sodann vermehrtes Anschwellen und ein- oder mehrmaliges Bersten dieser Blase mit Entleerung ihres Inhaltes und darauf folgendem Schwinden des Vorfalles, Verwachsung der Iris mit der Hornhaut und zur�ck�bleibende dichte Homhautnarbe. � Oder es verbleibt statt des Ber�stens und der Abplattung des Vorfalles bei dessen Fortbestand, wobei derselbe mit einer d�nnen Zellplatte sich �berzieht und mit der Hornhaut sich verbindet und als schw�rzlichblaues unempfind�liches, mit einem d�nnen Stiele versehenes, die innere Augenlid�fl�che reizendes Kn�tchen erscheint und veralteter Irisvorfall, Irisstaphylom im engeren Sinne des Wortes genannt wird.
sect;. 659.
Die Prognose ist vorz�glich von der Lage des Vorfalles ab�h�ngig, und ist um so g�nstiger zu stellen, je n�her sich dieser dem Bande befindet; sie ist dagegen um so ung�nstiger, je n�her er der Mitte liegt, weil im ersten Falle die Pupille frei bleibt, daher das Sehverm�gen fortbesteht, w�hrend im letzteren Falle der Pupil-larrand eingeklemmt wird und der Entz�ndung und Verschliessung durch Exsudation unterliegt. Ausserdem ist zu ber�cksichtigen, ob der Vorfall reponibel oder irreponibel ist, denn darin liegt die M�glichkeit oder Unm�glichkeit einer Heilung. Von weiterem Belange ist der Grad der Reizung oder Entz�ndung des Auges �berhaupt und der Iris insbesondere � ein h�herer Grad der Rei�zung und Entz�ndung der Regenbogenhaut vernichtet die Aussicht auf Heilung. Ueberhaupt aber bestimmt die L�nge der Dauer des Vorfalles, so wie die Beschaffenheit der Iris die Prognose noch n�her; g�nstig ist diese, wenn der Vorfall noch frisch und die Iris in Farbe und Structur unver�ndert ist, indem dann noch eine Re�position m�glich ist, w�hrend letztere im umgekehrten Falle ausser dem Bereiche der M�glichkeit liegt.
sect;. 660.
Die Heilindicationen bei dem Irisvorfalle sind: Beseitigung oder Minderimg vorhandener Entz�ndung, Bewirken des Zur�ck-tretens des Vorfalles, Zerst�ren desselben oder Hervorrufung einer Verwachsung desselben mit der Cornea.
sect;. 661.
Zun�chst sey man bei der Behandlung bem�ht, der Entz�n�dimg vorzubeugen oder einer bereits vorhandenen nach ihrem Grade und Charakter zu begegnen; man schliesse daher das gesunde Auge durch einige Heftpflasterstreifen, verdunkle den Aufenthalts�ort des Thieres und belege das kranke Auge mit eiskalten Um�schl�gen, um der Entwickelung der Entz�ndung prophylaktisch
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318nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Olganische Krankheiten des Auges.
entgegenzutreten oder man gebrauche den vollst�ndigen antiphlogi-stischen Heilappai'at, um eine bereits ausgebildete Entz�ndung zu heben.
Eine Reposition der vorliegenden Iris suche man durch die ei�gene Th�tigkeit dieser Membran zu bewirken, zu welchem Ende man alsbald eine Eintr�ufelung eines Belladonna-Aufgusses in das Auge macht, um durch eine vermehrte Contraction der Iris das Zur�ck�treten des noch nicht verwachsenen Iristheiles geschehen zu lassen; worauf man auch das kranke Auge verklebt und w�hrend 24 Stun�den kalt fomentiren l�sst. Hat sich hierauf die Iris nicht vollkom�men in ihre normale Lage zur�ckbegeben und die Hornhaut wunde noch nicht geschlossen, so ist die Instillation zu wiederholen und die eingeleitete Antiphlogose fortzusetzen, wodurch mindestens der Vergr�sserung des Vorfalles entgegengewirkt wird.
Ist �brigens der Vorfall noch ganz neu, etwa durch eine Ver�wundung der Hornhaut, vielleicht bei einer Staarextraction unter der Hand des Operateurs entstanden und sehr gross, so kann oder soll man ihn alsbald mit einem Spatel oder einer stumpfen Sonde zur�ckbringen, oder auch durch Schliessen und gelindes Reiben des Auges die Iris zur Contraction stimmen und durch pl�tzliches Ein�fallenlassen des Lichtes in's Auge eine pl�tzliche Verengerung der Pupille bewirken, um auf diese Weise das Zur�cktreten der Iris und die Verheilung der Hornhautwunde zu bewirken zu suchen.
Gelang nach solchem Verfahren wegen Entz�ndung oder In�carceration des Vorfalles die Reposition der Iris nicht, oder fiel die�selbe auf's neue vor, dann suche man die Vergr�sserung des Vor�falles dadurch zu verhindern, dass man die Schliessung der Oeff-nung in der Hornhaut durch Verwachsung der Iris mit jener Oeff-nung und die Abstossung des vorliegenden und bereits entarteten Theiles der Iris m�glichst bef�rdert, was durch Bepinselung des Vorfalles mit der Tinctura Opii crocata, mit dem Acidum muriati-cum concentratum u. dgl. oder durch Betupfen mit Argentum ni-tricum erreicht wird.-
Das Aetzen alle drei bis vier Tage wiederholt, bis der vor der Bruch�ffnung liegende Theil der Iris g�nzlich abgefallen ist, sagt Leblanc, hat mir stets gute Dienste geleistet, man muss aber dabei etwas �ber den, die Wunde umgebenden Ring der Horn�haut hinausgehen. So n�thig es ist, hinl�nglich tief mit dem Aetzen zu gehen, so ist es auch von der anderen Seite nothwendig, das Werk der nat�rlichen Wiedererzeugungskraft nicht zu zerst�ren, und sobald die Wunde r�thlich wird und kleine W�rzchen zeigt, mit dem Aetzen aufzuh�ren, an dessen Statt aber die Wunde mit Wegebreit- oder Rosenwasser rein zu erhalten.
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Verz�gert sich aber nach Verheilung der Hornhaut wunde die Abstossung des vorliegenden Theiles der Iris oder war wegen all�zuhohen Grades der Entz�ndung die Anwendung genannter Heil�mittel unzul�ssig, so schneide man denselben mit einer kleinen, �ber die Fl�che gebogenen Scheere dicht an der Oberfl�che der Hornhaut hinweg.
War der Irisvorfall von zerst�render Ulceration der Hornhaut und torpidem Zustande der Entz�ndung begleitet und bleiben solche nach dessen Beseitigung noch zur�ck, so m�ssen adstringirende Augenw�sser mit Laudanum, Einstreichen des letzteren und ti^-ckene aromatische Kr�uterkisschen angewandt werden.
Beim Menschenauge rechtfertigt sich nach den Erfahrungen von Chelius das dynamische und mechanische Kepositionsverfahren nicht als n�tzlich wirk�sam, indem durch solches am Ende nichts weiter erzielt werde, als was die Natur bei einer einfachen und ihren Gang nicht st�renden Behandlung noch besser zu Stande bringe. Daher spricht genannter Beobachter f�r bestimmt aus: �Der Vorfall der Iris indicirt f�r sich gar nicht; die Behand�lung richtet sich einzig und allein nach den, mit demselben ver�bundenen Krankheitserscheinungen.quot;
Dieser Satz d�rfte jedoch auf das Thierauge eine nur sehr beschr�nkte Anwendung finden, weil selbes, als ein mehr produetives und minder sensibles Organ, als das Menschenauge, weit mehr zu Afterproductioncn geneigt ist und eine viel geringere Reaction gegen chemische Beize zeigt.
3. Von dem Vorfalle der Aderhaut.
sect;. 662.
Der Ad erbaut Vorfall, Prolapsus seu Staphyloma chorioi-deae, wird durch penetrirende und ausgebreitete Wunden und Ge�schw�re der Sclerotica veranlasst und erscheint in Form einer schwarzbl�ulichen, aus der Oeffnung der Sclerotica hervorragenden Geschwulst, welche von Erweiterung und Verziehung der Pupille, gest�rtem Sehverm�gen und Reizungszufallen am Auge beglei�tet wird.
Kleine Vorf�lle dieser Art schwinden oft bei einer Behand�lung, gleich jener der Irisvorf�lle, und hinterlassen blos bl�uliche Narben, gr�ssere Aderhautvorf�lle dagegen weichen nicht und gehen leicht in varicose Entartungen oder in Atrophie des Auges �ber *).
Bei der Behandlung dieses Vorfalles hat man �brigens mehr noch, als bei jenem der Regenbogenhaut, den Grad der ihn beglei-
*) Rosas a. a. O. S. 588.
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Organische Krankheiten des Auges.
tcnden Entz�ndung zur Richtschnur zu nehmen, sich �tzender oder reizender Mittel zu enthalten und mit der Abtragung des vorgefal�lenen Theiles sehr vorsichtig zu Werke zu gehen.
4. Von dem Vorfalle der Krystalllinse.
sect;. 663. Der Linsenvorfall entsteht als Folge mechanischer Einwirkun-gen auf das Auge mit oder ohne Verwundung, durch Ersch�tterung dlaquo;s Auges und seiner Umgegend, nach welchen verschiedenen An�l�ssen man einen traumatischen oder gewaltsamen und einen spontanen Vorfall der Linse unterscheidet.
sect;. 664.
Begleitet werden die beiden Arten des Vorfalles von verschie-denen Erscheinungen, welche theils durch die anderweitigen gleich�zeitig hervorgerufenen Zust�nde, theils durch die dislocirte Linse selbst hervorgerufen werden und im Allgemeinen von dem Grade der Entz�ndung selbst abh�ngig sind.
Meistens ist die vordere Kapselwand durch die Gewalt der Verletzung gesprengt, und ^e Linse allein hervorgetreten; biswei�len bei spontanem Vorfalle ist sie aber auch noch von der Kapsel eingeschlossen und diese vom Glask�rper abgerissen, dabei er�scheint die Pupille sehr erweitert, die Regenbogenhaut nach hinten zur�ckgedr�ngt und der Raum der vorderen Augenkammer mit der anfangs noch klaren, sp�ter aber tr�be werdenden Linse gef�llt. Durch den Vorfall der Linse selbst und den dadurch auf die Iris verursachten Druck werden immer mehr oder weniger bedeutende Entz�ndungszuf�lle hervorgebracht, welche dem geschehenen Vor�falle alsbald folgen; das Auge ist lichtscheu, schmerzhaft bei der Ber�hrung, die R�the der Bindehaut bedeutend, auch die Sclerotica ist zuweilen von einem feinen helleren Gef �ssnetze durchzogen, die Pupille erweitert, unbeweglich und die Farbe der Regenbogenhaut wohl anfanglich nicht, aber sp�ter durch die Entz�ndung alienirt. Das Sehverm�gen ist nach l�ngerem Best�nde des Vorfalles immer vollkommen aufgehoben.
In Bezug auf die �tiologischen Momente des spontanen Lin�senvorfalles bestehen die verschiedensten Annahmen, unter welchen v. Ammon's*) Vermuthung, dass eine Erweichung der Glashaut und des Orbiculus capsulo - ciliaris (der Verbindung zwischen Lin�senkapsel und den Ciliarforts�tzen), ohne hydropischen Zustand, �
*) Zeitschrift f�r Ophthalmologie Bd. 1, II. 2. S. 258.
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welchen letzteren Himly in der Glashaut bei einer Vergr�sserung der enthaltenen Theile der Linsenkapsel, als wahrscheinliche Ur�sache anzusehen geneigt war, � entstehen und zwar schnell ent�stehen k�nne. Chelius*) f�gt dieser Vermuthung die Bemerkung bei: �vielleicht dass auch aus irgend einer Ursache eine Verminde�rung der gesammten Befestigungen der Linsenkapsel entstehen k�nne, gleichwie bei Cataracta tremula, wodurch bei einer gering�f�gigen Veranlassung schnell eine v�llige Losl�sung derselben, wie bei Cataracta natans, und Vorfall in die vordere Augenkammer erfolge.quot;
sect;. 665.
Die Prognose eines recenten Linsen Vorfalles ist im Allge�meinen g�nstig; bei l�ngerer Dauer jedoch leidet die Retina in Folge des auf die Iris und Ciliarnerven anhaltend ausge�bten Druckes in der Art, dasa Amaurose nicht selten nachfolgt und die Pupille nach der endlichen Resorption oder Ausziehung der Linse weit und starr und das Sehverm�gen v�llig erloschen bleibt; ausserdem und haupt�s�chlich sind es die entz�ndlichen Erscheinungen, welche oft von geringerer oder gr�sserer Gefahr f�r das Auge werden k�nnen.
. sect;. 666.
Bei Behandlung des Linsenvorfalles hat man die Linse gleichsam als fremden K�rper zu betrachten und die consecutiven Zuf�lle, wenn solche schon in hohem Grade zugegen sind, noch vor dessen Entfernung zu erm�ssigen, oder gleichzeitig Zertheilung der Entz�ndung und Resorption der dislocirten Linse zu erwirken. � Das erstere Verfahren verdient vor dem letzteren bevorzugt zu werden, da das Verbleiben der Linse in der vorderen Augenkam�mer bis zu ihrer v�lligen Resorption immerhin f�r das Auge von grosser Gefahr seyn muss.
Die Entfernung der vorgefallenen Linse geschehe daher durch alsbaldige Er�ffnung der Hornhaut mittelst des Schnittes mit dem Staarmesser, der wie bei einer Cataracte - Extraction gef�hrt wird, und der hier leicht zu machen ist, indem die vorliegende Linse, die Iris zur�ckdr�ngt und vor einer Verletzung sch�tzt.
Ausserdem hebe man die begleitenden und der Extraction fol�genden Zuf�lle, in sofern sie entz�ndlicher Natur sind, mit einer den Umst�nden angemessenen Antiphlogose.
3. Von dem Vorfalle des Glask�rpers.
sect;. 667. Der Vorfall des Glask�rpers, Prolapsus corporis vitrei.
*) A. a. O. Bd. II. S. 182.
M�ller, Vclcrin�r-Ophtlialmologie. II.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 21
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Organische Krankheiten des Auges.
entsteht nicht durch die Schwere des Glask�rpers, sondern ist gleich den Vorf�llen der Eegenbogenhaut und Linse, das Product der Contraction der Augenmuskeln und H�ute und sein Vorkommen h�ngt nicht von der Lage und Richtung der Oeffnung am Auge, sondern von dem Zustande und Grade der Reizung und Entz�n�dung des Auges ab. Der Glask�rper tritt eben so leicht durch eine Oeffnung hervor, welche sich am oberen Theile des Auges befindet, als durch eine solche am unteren Theile desselben und er wird besonders dann recht stark, wenn sich das Auge in einem o-ereizten oder entz�ndlichen Zustande befindet. Am leichtesten tritt der Glask�rper durch Wunden in der Sclerotica hervor. Aber auch durch grosse Hornhautwunden kann der Glask�rper vorfallen und hier ist er gew�hnlich mit einem Vorfall der Linse complicirt und zwar so, dass dieser ihm vorangeht. Bisweilen entsteht er in-dess bei Hornhautwunden, auch ohne Vorfall der Linse, indem der Glask�rper diese bald nach der einen, bald nach der anderen Seite hin verdr�ngt, und sich �ber und unter der Linse hervorw�lzt*).
sect;. 668.
Der Vorfall des Glask�rpers charakterisirt sich, ist er frisch; als eine helle, durchsichtige, gallertartige Masse, welche in der Wunde liegt und die Wundr�nder auseinanderdr�ngt; ist er ver�altet, als eine tr�be, dem geronnenen EiwTeiss �hnliche Masse in der Wunde, welche sich in einzelnen Flocken absondert. Er ent�z�ndet sich auf den Hinzutritt der atmosph�rischen Luft schnell, schwillt an, und dr�ngt sich dann in noch gr�sseren Quantit�ten hervor, bis er unter Nachlass der Erscheinungen abstirbt, und sich absondert, worauf die Wunde sich zu schliessen beginnt**).
Wenn viel Glask�rper verloren ist, so wird nach geschehener Heiluno; die W�lbung des Auffes dadurch etwas gemindert; die Lichtstrahlen werden nicht mehr so stark, als fr�her gebrochen und das Auge ist weitsichtig.
- sect;. 669.
Als urs�chliches Moment wirken bedeutende Verwundungen des Auges, und sowohl penetrirende Wunden der Sclerotica, als die der Cornea. Besonders leicht entsteht dieser Vorfall bei ge-zerrten und gequetschten Wunden des Augapfels von bedeutendem umfange ***).
sect;. 670.
Ein massiger Verlust des Glask�rpers ist gefahrlos, und hat
*) Jimgken a. a. O. S. **) Ebendaselbst. **) Ebendaselbst.
'44.
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nicht einmal eine bedeutende St�rung des Sehverm�gens zur Folge. Selbst bei einem grossen Verluste des Glask�rpers kann das Sehver�m�gen erhalten werden, wofern jener nicht ein Drittheil der Gesammt-inasse desselben �berschreitet. Geht aber noch mehr verloren, dann ist Colliquation des Auges und Blindheit oder Atrophie des Aug�apfels die unausbleibliche Folge davon. Einen massigen Verlust des Glask�rpers ersetzt die Natur durch w�ssrige Feuchtigkeit, so dass weder die Form, noch die Spannung des Auges dadurch lei�det. Auf die Wunde hat jeder Vorfall des Glask�rpers die Folge, dass ihre Heilung langsamer erfolgt. Sie kann sich nicht eher schliessen, als bis der Glask�rper abgesondert ist, und hier�ber geht bisweilen l�ngere Zeit hin; die Wundr�nder fangen an zu eitern, lockern sich auf, schwellen an, und die Wunde heilt mit einer dicken, entstellenden, schwielichten Narbe. Ist der Glas�k�rper durch eine Hornhautwunde vorgefallen, dann ist er allemal mit einem Vorfalle der Iris complicirt, indem er nicht eher aus der Wunde hervortreten kann, als nachdem er die Iris durch dieselbe liervorgedr�ngt hat. Er hat daher zugleich alle die �blen Folgen, von denen der Vorfall der Iris begleitet ist, und hinterl�sst in der Hornhaut eine sehr entstellende Narbe. Sehr viel h�ngt im letzteren Falle auch mit von dem Orte ab,- wo die Wunde sich befindet. Fer�ner ber�cksichtige man bei der Prognose den allgemeinen Zustand des Auges. Je reizbarer und empfindlicher dieses und je mehr es entz�ndet ist, desto ung�nstiger ist die Prognose. Sehr �bel wird die Prognose, wenn Augapfelkrampf vorhanden ist*).
sect;. 671. Man hat den Vorfall des Glask�rpers auf �hnliche Weise be-haudelt, wie jenen der Iris, und ihn tlieils zur�ckdr�cken, theils ab�schneiden, theils durch Anwendung reizender, selbst �tzender Mit�tel heben wollen. Das eine ist indess so verwerflich, als das an�dere, und zwar aus denselben Gr�nden, wie beim Vorfalle der Iris. Je mehr das Auge auf irgend eine Weise gereizt wird, um so st�rker werden sich die Augenmuskeln und die Sclerotica zusammen�ziehen , und um so mehr wird der Glask�rper hervorgedr�ngt. Vor allen Dingen suche man die Vergr�sserung des Vorfalles dadurch zu verh�ten, dass man augenblicklich jeden auf das Auge einwir�kenden Reiz entfernt, und �berhaupt den Zustand gesteigerter Th�-tigkeit, in welchem sich das Auge zur Zeit befindet, vermindert. Zu dem Ende schliesse man das Auge sogleich, verklebe das ge�sunde Auge, hebe die bereits vorhandene Entz�ndung, oder beuge derselben vor durch kalte Umscld�ge, Blutentziehnngen, und durch
*) J�ngken a. a. O. S. 74(;.
21 *
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den Gebrauch k�hlender Mittel u. dgl. Die Keposition des vor�liegenden Thcilcs des Glask�rpers ist auf keine Weise m�glich, und w�rde, selbst wenn sie ausf�hrbar w�re, zu widerrathen seyn, indem sich der Theil des Glask�rpers, welcher einmal der atmo�sph�rischen Luft exponirt war, zu schnell entz�ndet und tr�bt. Er stirbt in der Hornhautwundc ab und wird abgesondert, worauf die Schliessung der Wunde von selbst erfolgt. Hat man die Entz�n�dungszuf�lle gem�ssigt, so bewirkt die Natur von selbst die Ab�sonderung des vorliegenden Glask�rpers; sollte sie sich zu sehr verz�gern, dann kann man sie, wenn n�mlich alle Entz�ndung, und jeder Zustand erh�hter Reizbarkeit des Auges geschwunden ist, durch t�gliche Bepinselung des vorliegenden Theiles mit der Opiunitinctur bef�rdern, womit man bis zur erfolgenden Schliessung der Wunde fortf�hrt. Man h�te sich aber wohl, die Opiumtinctur zu fr�h anzuwenden, sonst reizt sie das Auge, und kann dadurch
leicht Verschlimmerung des Uebels herbeif�hren.
Bis zur g�nz-
lichen Vernarbunff der Wunde muss das kranke Auge sjeschlossen gehalten werden, da selbst der Keiz der Augenlider beim Augenlid�schlage nachtheilig werden und eine Vergr�sserung des Vorfalles bewirken kann.
0. Von dem Vorfalle des Augapfels.
sect;. (372. Bei dein Vorfalle des Augapfels, Prolapsus bulbi, Oph-thalmoptosis, tritt der Augapfel verm�ge der Beeintr�chtigung und Verminderung seiner nat�rlichen Befestigungen in verschiedenem Grade aus der Augengrube hervor, wonach man den incompleten und completen Vorfall unterscheidet. Im ersten Falle ist der Aug�apfel noch theilweise von den Augenlidern bedeckt; im zweiten Falle liegt der Augapfel ganz von den Augenlidern entbl�sst vor der Augengrube *).
673.
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Die Ursachen der Ophthalmoptosis beruhen auf Verletzungen und Zerreissungen der Muskeln und der �brigen Befestigungen des Augapfels durch stumpfe, mehr quetschend wirkende K�rper, welche in die Augengrube dringen oder von oben unmittelbar auf das, nicht durch einen kn�chernen Oberaugeubogen gesch�tzte Auge, wie bei je�nem des Hundes, treffen. Nach der verschiedenen Einwirkung dieser Ursachen k�nnen gleichzeitig mancherlei Complicationen bestehen: Verletzung, Quetschung des Augapfels, Zerreissung, Blutextra-
*) Chclius a. a. O. Bd. 2. sect;. 226.
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vasat im Zellgewebe und im Augapfel selbst, Verminderung und Verlust des Sehverm�gens, sp�ter heftige Entz�ndung, Geschwulst, Eiterung u. s. w.
Nach Wesen, Charakter und Ursachen unterscheidet sich diese Form der Ophthahnoptosis von deren anderen Formen, indem beim Exophthalmos der Augapfel durch irgend eine, in der Orbita sich entwickelnde Geschwulst aus jener hervorgetrieben, dagegen bei der Exophthalmic aber durch die Vergr�s-seruug des Bulbus 'sein Hervortreten aus der Orbita bedingt wird. Ebenso verschieden ist sie von dem Vorfalle des Augapfels durch L�hmung seiner Mus�keln, Ophthahnoptosis paralytica, wobei zugleich das Sehverm�gen vermindert und aufgehoben ist, also eine andere Grundlage des Leidens besteht.
sect;� .674.
Bei der Prognose ber�cksichtige man vorz�glich die Compli-cationen und die L�nge der Dauer des Uebels. Sie ist im Allge�meinen nicht so ung�nstig, als man es gemeinhin zu glauben ge�neigt ist und als es auf den ersten Blick erscheinen quot;d�rfte. Bei zweckm�ssiger Behandlung gelingt in vielen F�llen nicht allein die Erhaltung und Reposition des Augapfels, sondern es gl�ckt selbst bisweilen, das Sehverm�gen wieder herzustellen. Sehr viel h�ngt dabei von dem Umfange der Verwundung und von der Zerreissung der Weichgebilde in der Orbita, sowie von dem Grade der Quet�schung ab, den der Augapfel selbst erlitten hat. Nur dann ist die Prognose schlecht, und der Fall ganz hoffnungslos, wenn die Zer-reissungen in der Tiefe der Orbita bedeutend sind, und der Aug�apfel bereits anf�ngt zu degeneriren. � Fast immer bleibt nach der Ophthalmoptose Schielen und Schiefstehen des Auges zur�ck *).
sect;. 675.
Die Behandlung hat zuv�rderst die Entz�ndung zu heben oder in ganz frischen F�llen, deren Entwickelung mit kr�ftiger An-tiphlogose entgegenzutreten, auf welche Weise zugleich der Vorfall h�ufig zur�ckgebracht wird. Tritt dieser nicht von selbst zur�ck, so versuche man ihn durch sanften Druck mit der Hand zur�ck�zubringen oder man sey, falls dies nicht gelingt, die Reposition durch mechanischen Druck mittelst einer, um das Auge und auf Compressen gelegten Binde, deren Wirkung man t�glich etwas ver�st�rkt, zu bewerkstelligen bem�ht.
Den Vorfall des Augapfels, als Folge heftiger Aufregung, mit Ausdehnung und Verl�ngerung seiner nat�rlichen Befestigungen, muss man sogleich reponiren.
Nachher zur�ckbleibende gest�rte Bewegung des Augapfels und theilweise Contraction der Augenmuskeln versuche man durch
*) J�ngkcn a. a. O. S. 737 u. f.
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32rgt;
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fl�chtig belebende Mittel zu heben, was �brigens in der Hegel nur theilweise gelingt.
1st aber der vorgefallene Augapfel zerst�rt und in dem Grade degenerirt, dass seine Erhaltung unm�glich erscheint, so muss er
hinweggenommen werden.
II.
Ver�nderte! Beschaffenheit der durchsichtigen Medien des Auges hinsichtlich ihrer Qualit�t und
Quantit�t.
A. Tr�bungen der durchsichtigen Medien des
Auges.
sect;. 676.
Die Tr�bungen der durchsichtigen Medien des Au�ges, Adiaphanoses oculi, sind zwar h�ufig Symptome entz�nd�licher oder kachektischcr Uebel oder abnehmender Lebenskraft und daher nur scheinbar vorhanden, wie z. B. beim Pigmentmangel � amaurotisches Katzenauge �; indess erscheinen sie auch als Fol�gen der ersteren und beruhen dann auf einer bleibenden St�rung des organischen Stoffwechsels im kranken Thcile. � In ihrem symptomatischen Erscheinen wurden dieselben bei Beschreibung des Grundlcidens schon vorgef�hrt und bleiben, insofern sie als Krankhcitsproducte aucli nach dem Erloschenseyn des bedingenden Uebels fortdauern, noch zu betrachten �brig.
Diese Tr�bungen haben ihren Sitz in der Hornhaut, in der Krystalllinse und in dem Glask�rper.
I. Von den Verdunkelungen und Flecken der Hornhaut.
sect;. 677. Unter Verdunkelung der Hornhaut, Obscuratio corneae, verstehen wir alle Tr�bungen derselben, welche durch Ver�nderung
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ihres eigcnth�mlichen Ern�hrungsprocesscs, Anh�ufung- und Gerin�nung des ihre Zellen anf�llenden Halitus oder durch plastische Exsudationen und Verwachsungen bedingt sind. �. Die Tr�bun-gen der Hornhaut zeigen hinsichtlich ihres Umfanges, ihrer Dicke und ihrer anderweitigen Beschaffenheit mannigfaltige Verschieden�heiten. � Sie dehnen sich �ber den gr�ssten Theil der Hornhaut aus (obscuratio corneae p. s. dicta) oder sie nehmen nur eine kleinere Stelle derselben ein, Flecken der Hornhaut (macula corneae); ihre Farbe steht im Verh�ltnisse zu ihrer Dichtigkeit; sie sind halb durchsichtig, von nebelichter, rauchichter, wolkenartiger, ins Dun-kelgraue spielender Farbe, Nebelflecken (Nephelium, Nebula), Wolkenflecken (Nubecula, Achlys, Aegis); undurchsichtig, weiss (Leucoma) kreideartig, Kreideflecken (Albugo, Leucoma cretaceum), perlenmutterartig, gelblichwoiss, Perlenflecken (Margarita, Leu�coma margaritaceum, Perla, Paralampsis) ; sie sind entweder ober�fl�chlich, haben ihren Sitz im Biudehautbl�ttchen, oder tiefer in der Masse der Hornhaut oder selbst in der Tunica humoris aquei, sie sind gleich mit der Fl�che der Hornhaut, oder sie stehen her�vor oder zeigen manchmal eine Vertiefung; sie sind in ihrer'Mitte meistens saturirter und verwischen sich gegen ihren Umfang; oft sind sie, sowie die �brige Hornhaut, frei von Blutgef�ssen, oft verlaufen einzelne oder mehrere Blutgef�sse �ber die Hornhaut zum Flecken, verbreiten sich in seinem Umfange oder in ihm selbst, ersteres ist h�ufiger bei frischen, letzteres bei veralteten Hornhautflecken der Fall. � Ganz gleiche Verh�ltnisse zeigt auch die Narbe der Hornhaut (Cicatrix corneae), welche durch Ver�wachsung der Hornhautlamellen bedingt ist*).
sect;. ^78. Die nebel- und wolkenartigen Tr�bungen breiten sich selten �ber den gr�ssten Theil oder den ganzen Umfang der Cor�nea aus, sie bilden meistens einzelne oder mehrere kleine Flecken, die getrennt sind oder zusammenh�ngen; sie ragen gar nicht oder kaum merklich �ber die Hornhaut hervor und tr�ben das Sehver�m�gen entweder nur in bestimmter Richtung oder durchaus, je nachdem sie mehr gegen den Rand der Cornea oder der Pupille gegen�ber ihren Sitz haben. Die undurchsichtigen leukoma�t�sen Tr�bungen bestehen meistens einzeln und in gr�sserem Umfange, die Hornhaut ist an ihrer Stelle verdickt, fest, manch�mal kn�chern, sie ragen an der �usseren oft auch an der inneren Fl�che derselben hervor und sind entweder scharf begr�nzt oder mit einem nebeligen oder wolkigen Kreise umgeben; sie beschr�n-
*) Clielius a. a. O. Bd. 2. sect;. 24(;.
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ken das Sehverm�gen im hohen Grade, oder heben es, wenn sie der Pupille gegen�ber stehen, bis zur Lichtempfindung auf*). Die reine Narbe. (Cicatrix) ist immer perlmutterartig gl�nzend oder gelblichweiss, oft mit verl�ngerten Gef�ssen durchzogen, v�llig undurchsichtig, lederartig oder auffallend hart anzuf�hlen, rund und anders gestaltet, mit ringsum scharf abgeschnittenen R�ndern, oft sehr flach, abgeplattet, oder gar etwas vertieft, sehr oft mit Synechia anterior an dieser Stelle verbunden. Die makul�se oder leukomat�se Narbe ist eine Verbindung dor Narbe mit der nebeligen oder weissen Verdunkelung, daher sind die Zeichen ge�mischt.
sect;. 079.
Die Hornliautverduiikelungen zerfallen in die einfachen, in die componirten und in die complicirten. H�ufig findet man mehrere Arten von Tr�bungen an einer und derselben Hornhaut, z. B, Entz�ndung, Exsudat, Narbe. Complicirt sind sie bisweilen mit Verwachsungen zwischen Iris und Hornhaut. Man erkennt diese Complication an der undurchsichtigen Farbe der Verdun�kelung, welche da, wo die Verwachsung Statt hat, gew�hnlich et�was bl�ulich erscheint, an der Verzerrung der Pupille und, blickt man seitlich in's Auge, daran, dass die Iris an der Stelle der Tr��buno; dicht an der Hornhaut anliegt.
sect;. 680.
N�chste Ursache zur Entstehung von Hornhauttr�bungen sind Entz�ndungen jeder Art, durch welche die nat�rliche Coh�renz des Gewebes der Hornhaut und die Beschaffenheit des, ihre Zellen an�f�llenden, ser�sen Halitus ver�ndert und plastische Exsudationen in derselben oder Zerst�rung und Verwachsung hervorgebracht wer�den. Die geringste Ver�nderung des ser�sen Halitus, durch Sto�ckung und vermehrte Ansammlung erzeugt, und sich meistens nur auf die oberfl�chlichen Schichten der Hornhaut beschr�nkend, be�steht beim Nebel- und Wolkenflecken. Ist plastische Lymphe ergossen und in den Zellchen angeh�uft, wodurch ihre Wandungen verbunden werden, so entstehen die verschiedenen Grade der Lcu-kome. Werden die Zellen und Lamellen der Hornhaut durch plastische Exsudationen mit oder ohne Entwickelung von Granu�lationen fest mit einander verbunden, wie bei Wunden und Ge�schw�ren, so bilden sich Narben*).
sect;. 681.
Die Prognose bei den Hornhauttr�bungen ist verschieden nach ihrem Grade und ihrer Beschaffenheit, nach ihrem Sitze, nach
*) Chelius a. a. O. JJd. 2. S, 204.
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der Dauer ihres Bestandes, nach dem Alter und der Constitution des Thiercs und nach der Ursache, welche sie veranlasste. Leichte, frisch entstandene Tr�bungen der Hornhaut bei gesunden, beson�ders j�ngeren Individuen, verschwinden oft durch die blossen Na�turkr�fte oder durch geh�rige Regulirung der Lebensweise oder bei dyskrasischen Subjecten durch eine, der Dyskrasie entspre�chende Behandlung. � Je dichter, weisser, gl�nzender der Flecken ist, um so schlimmer ist die Prognose; je mehr der Flecken in's Grauliche f�llt, je mehr sich sein Umfang verwischt, je matter er aussieht, je mehr Gef�sse gegen ihn hinlaufen, ohne ihn zu errei�chen, um so leichter kann er entfernt werden. Oberfl�chliche Tr��bungen sind leichter zu heilen, als tiefer sitzende und Flecken an der inneren Oberfl�che der Hornhaut am schwierigsten. Bei Ex-sudationen in dem Parenchym der Hornhaut ist die Prognose im�mer zweifelhaft; bei jugendlichen Individuen viel besser, wie bei �lteren. Dasselbe gilt von dem Alter des Fleckens, je l�nger er bestanden hat, um so schwieriger ist er immer zu entfernen. Die Gegenwart allgemeiner, namentlich dyskrasischer Krankheiten macht die Cur in der Regel misslicher, weil in solchen F�llen Geneigtheit zu Recidiven der Entz�ndung besteht, wodurch der Flecken mei�stens vergr�ssert wird. Narben k�nnen nicht entfernt werden, wohl aber ziehen sie sich mit der Zeit, wie andere Narben, auf einen kleinen Umfang: zusammen, sowie auch durch Aufhellung des sie umgebenden, nebligen, wolkenartigen oder leukomat�sen Randes das Sehverm�gen oft bedeutend gebessert werden kann *).
sect;. 682.
Bei Behandlung der Hornhauttr�bungen ist es allgemeine Regel, zun�chst die veranlassende Ursache derselben zu ermitteln und dabei haupts�chlich in Betracht zu nehmen, ob diese auf einer noch obwaltenden, oder vor�bergegangenen Entz�ndung beruht, welchen Charakter sie hat, und ob das Auge zu deren erneuertem Auftreten geneigt erscheint.
Nach Ermittelung dieser fraglichen Punkte ist das erste Ver�fahren nach den speciell vorliegenden Umst�nden einzuleiten und bei obwaltender Entz�ndung, eine entz�ndungswidrige Behandlung vorauszuschicken und nebst dem der Gebrauch mischungs�ndemder Mittel zu adhibiren, wobei gleichzeitig die Tr�bungen sich mindern.
Die Behandlung der einfachen Hornhautflecken unterscheidet sich nach den Stadien derselben. Andere Mittel werden in der ersten Periode der Krankheit, in welcher entweder noch ein Rest der Entz�ndung zugegen ist, oder wo wenigstens noch ein Reflex
*) Chelius a. a. O. sect;. 250.
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der ontz�ndungsartigen Reaction �briggeblieben zu seyn scheint, ihre Anwendung finden, andere dagegen in dem sp�tem rein chro�nischen und von aller Entz�ndung befreiten Verlaufe des Uebels passen. In den ersten Zeitr�umen der Krankheit wird der Um�fang des Fleckens oft schon durch die einfache trockene W�rme ge�mindert. Bei eben erst entstandenen Flecken, welche die Folge dyskrasischer und impetigin�ser Ophthalmie sind, zeigt sich die Sublimataufl�sung ausserordentlich h�lfreich, namentlich dann, wenn mit der verminderten Entz�ndung torpider Zustand, Erschlaffung und Ueberf�llung der Gef�sse verbunden sind. Sobald jedoch die Empfindlichkeit des Auges g�nzlich nachgelassen hat, und schon mehrere Monate seit der Entwickelung der Tr�bung verflos�sen sind, wird das genannte Mittel keine weitere Abnahme der Krankheit hervorbringen. Dasselbe findet Statt, wenn der Fleck durch eine rein �rtliche Ursache veranlasst worden und aus einer veralteten chronischen Ophthalmie entstanden ist, in welchen letz�teren F�llen in der ersten Periode der Krankheit die Abnahme der�selben durch das Einstreichen der reinen Opiumtinctuiv, welches t�glich oder auch alle zwei Tage einmal wiederholt wird, zu erzie�len ist. Die Tugend dieses Mittels, durch welche es eine �rtlich irregeleitete Reproduction zu ihrem Normalgrade zur�ckzuf�hren im Stande ist, zeigt sich hier vorz�glich auffallend. Weniger wohl-th�tig dagegen wird es in jenen F�llen wirken, gegen welche, da sie durch Einwirkung einer Dyskrasie veranlasst worden sind, die Sublimataufl�sung angezeigt bleibt.
Sobald neben der Verdunkelung der Hornhaut einzelne B�n�del varic�ser Gef�sse auf dem Rande der letzteren beobachtet wer�den, ist die Scarification und theilweise Excision der Gef�sse em�pfohlen worden. Benedict glaubt, dass bei einer �rtlichen Krank�heit,' in welcher jeder Verdacht der Dyskrasie fehlt, und wo sehr grosse zahlreiche Gef�sse, mit Anlage zu dem Pannus verbunden, neben der Tr�bung sich vorfinden, diese Scarification wohl Nutzen schaffen k�nne; vorausgesetzt, dass ein ganzes St�ck der Binde�haut dabei ausgeschnitten werde; da bei vorhandener Dyskrasie und bei einfachen seichten Einschnitten diese Verfahrungsart wohl in vielen F�llen einen nachtheiligen Erfolg bedingen m�sse *).
sect;. 683.
In der zweiten Periode des Hornhautfleckens, bei welcher alle, auch die entferntesten Erscheinungen entz�ndungsartiger Reactionen g�nzlich verschwunden sind, wo die varic�sen Gerdsse der Binde�haut, welche zuf�llig zugegen gewesen waren, sich zertheilt haben,
*) Benedict a. a. O. Bd. 3. S. 213 u. f.
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und, was das charakteristische Kennzeichen dieser zweiten Periode der Krankheit ist, die durch die Naturth�tigkeit fr�her eingeleitete Minderung des Fleckens stille steht, werden allein reizende und zwar chemisch-reizende Mittel, welche, ohne Zerst�rung zu veran�lassen, nur allein eine verst�rkte Gef�ssth�tigkeit und Resorption im Auge zur Folge haben, zur Minderung der Verdunklung bei�tragen. Dass die eigenth�mliche mischungs�ndernde Kraft, welche einzelnen dieser Mittel unter anderen Verh�ltnissen nicht abzuspre�chen ist, bei dieser Art der Einwirkung in Betracht kommen d�rfe, ist Benedict zu glauben nicht geneigt, sondern nimmt an, dass vielmehr ihre rein chemische Einwirkung, welche in dem ge�minderten Verh�ltnisse der Bestandtheile allein reizend auf das Auge eingreift, hier als die Tr�bimg vermindernd angesehen wer�den m�sse; die Best�tigung dieser Behauptung gibt der Umstand, dass nicht nur die Mercurialmittel, besonders das rothe Oxyd, son�dern auch gepulvertes Glas, zerriebenes Zinn, Zucker, erdige Pulver, welchen denn doch eine mischungs�ndernde Kraft durchaus fremd ist, fast auf gleiche Weise das Uebel zu heilen im Stande sind, sobald nur eine hinreichende, nicht zu starke, nicht zu ge�ringe Reizung des Auges darauf-erfolgt.
Dahin geh�rt zun�chst das rothe, sorgf�ltig fein geriebene Quecksilberoxyd (Hydrargyrum oxydatum rubrum vel praeeipitatum rubr.) mit irgend einem Gele zur Salbe gemacht und zwischen die Augenlider auf den Augapfel gestrichen. Anfangs ist es hinl�ng�lich, auf ein Loth Gel oder ungesalzene Butter zw�lf bis f�nfzehn Gran rothes Quecksilber zu nehmen; sp�ter steigt man mit der Dosis des letzteren, sobald das Auge an den Reiz des Mittels ge�w�hnt, minder lange nach dessen Anwendung irritirt wird. Soll �brigens die letztere hinreichend seyn, so muss sie mindestens eine halbe Stunde hindurch andauern. Gew�hnlich wird die Salbe ein�mal in 24 Stunden, und zwar des Abends, in das Auge gebracht, sowohl, damit das Thier in seinen Besch�ftigungen nicht gest�rt, als besonders, damit der Lichtreiz nicht etwa die Irritation stei�gere und auf tiefer liegende Gebilde fortsetze. � So lange die Verdunkelung noch nicht g�nzlich gehoben worden ist, wird die Verst�rkung der Dosen des rothen Quecksilbers, sowie ein Wech�sel in der Form des Mittels und eine Ab�nderung der Zus�tze, durchaus nothwendig. � Was die Verst�rkung der Dosen betrifft, so kann man h�chstens bis zu 3j Hydrargyr. praec. rubr. auf ^� Butyr. steigen. In st�rkerer Menge wird aber der Pr�cipitat als Aetzmittel wirken und eine Zunahme der Verdunkelung in den mei�sten F�llen verursachen. Indessen finden wir diese Steigerung der Dosen bei einer Jahre hindurch fortgesetzten Cur selten n�thig.
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Man setzt alsdann einige Wochen hindurch den Gebrauch des Mit�tels , um dem Auge einige Ruhe zu g�nnen, aus, oder man ver�n�dert die Form, oder veranstaltet verschiedene Zus�tze zu der ge�brauchten Mischung.
Zu den Ver�nderungen der Form ist auch der Gebrauch des Mittels in Pulvergestalt zu rechnen; dahin geh�rt z. B. eine Mi�schung von 9y rothen Quecksilbers mit 5iij bis 5vj feinen Zuckers gemischt und mittelst eines Federkiels in das Auge geblasen oder durch einen in Oel getauchten Pinsel zwischen die Augenlider ge�bracht. � Zu den Zus�tzen, welche die Einwirkung des rothen Pr�cipitats auf das Auge verst�rken, geh�ren sechs bis acht Gran Kampher auf ein TjOth der Salbe oder eben so viel Vitrum alcoho-lisatum auf dieselbe Quantit�t des Bindungsmittels zugesetzt, � das Liquamen hepatis mustellae fluviatilis (ranziges Aalraupen�l), zum (5 bis 8ten Theil mit der Salbe verbunden, andere ranzige scharfe Oele, ranziges Mandel�l, ranziges Nuss�l (dies ist das empfohlenste), das ehedem sogenannte Oleum philosophorum oder Ziegel�l, ranziger Fischthran, andere scharfe Fischfette u. s. w. Die Zunahme oder Abnahme der in dem Auge nach dem Gebrauch dieser Mischungen eintretenden Schmerzen muss nun auch die Ver�nderung in den Dosen und in dem Gehalte der Mischung be�stimmen *). � Benedict versichert, dass er fast in allen F�llen mit dem hier angegebenen Apparate gegen die einfachen Hornhaut�tr�bungen allein gl�cklich ausgekommen sey und dass, wenn sie nicht vollkommen seinen Erwartungen entsprochen hatten, dies nicht die Schuld des Mittels, sondern die Folge anderer ung�n�stiger Nebenverh�ltnisse war.
sect;. G84. Die �brigen, gegen Hornhautflecke empfohlenen Mittel zeichnen sich s�mmtlich dadurch aus, dass sie chemisch reizend auf das Auge wirken, und die Resorption in der Hornhaut ganz auf die�selbe Weise, wie das rothe Quecksilberoxyd und die erw�hnten Zus�tze zu demselben vermehren.
Dahin geh�ren nun die zu ihrer Zeit sehr ber�hmten Baklin-ger'schen Pulver, aus weissem oder rothem Bolus, Zucker und Weinstein zu gleichen Theilen, � oder aus Borax 5j gt; Zucker 3�gt; fein geriebenem Zinn 5/3 gemischt; � Pulver aus einfachem Zucker oder Zuckerkand, aus Zucker und Zinnstaub; das Boerhaa-ve'sche Pulver aus 3ij Zuckerkand, gj Zinnstaub und gr. iv Zink�vitriol zusammengesetzt; � Pulver, aus Zucker mit Bimstein, Os sepiae, fein geriebenem und geschlemmtem Glas bereitet,
*) Benedict a. a. O. Bd. 3. S. 213 u. f.
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u. dgl. mehr. Bei der Anwendung dieser Mischungen m�ssen �bri�gens dieselben Vorschriften, sowie dieselben Vorsichtsmassregeln, wie bei dem Gebrauche des rothen Quecksilberkalks beobachtet werden.
sect;. 685.
Chemisch reizende Augenw�sser, Aufl�sungen von Borax, Zucker, Opium, welches ohnedies in verd�nnter Form wenig oder gar nicht wirksam gefunden wird, Aloe, Salmiak, Potasche u. s. w. passen entweder nur f�r die erste Periode der Hornhauttr�bung, in welcher die Salmiakaufl�sung den besten Erfolg hat, oder sie kommen den schon erw�hnten Mitteln in Hinsicht ihrer Einwirkung wenigstens nicht bei, sind also wohl f�r �berfl�ssig und entbehr�lich zu achten.
Das Cadmium sulphuricum eignet sich hier auch ganz vor�z�glich. Da wir uns fr�her, bei Gelegenheit der pharmakodynami-schen Beschreibung der antiphlogistischen und umstimmenden Mit�tel �ber dasselbe weiter verbreitet haben, weisen wir hierauf zur�ck.
Als ein h�chst wirksames Mittel erscheint nach den bisherigen Erfahrungen, namentlich nach jenen von Chelius, das Kali hy-clrojodinicum, Jodkali; es wird in Salbenform 0j auf %� Fett) t�glich einige Male auf die getr�bte Cornea gestrichen. Niemals, sagt Chelius *), habe ich nachtheilige Wirkung davon gesehen, wohl aber leukomat�se Verdunkelungen der Hornhaut durch seine alleinige Anwendung, ganz oder gr�sstentheils entfernt, welche von Anderen, sowie von mir Anfangs f�r unheilbar gehalten wor�den waren. AYill man solche Erfolge erzielen, so muss der Ge�brauch desselben mit der gr�ssten Ausdauer und Consequenz lange, selbst Jahre hindurch, fortgesetzt werden, sowie Geduld und Aus�dauer �berhaupt die nothwendigste Bedingung eines gl�cklichen Erfolges in der Behanillung der Hornhautflecken ist.
sect;. (586.
Bei der Heilung des Leukoms (Lymphtr�bung der Hornhaut nach Rosas) hat man der Erf�llung folgender zwei Heilanzeigen nachzukommen, es muss erstens der innerhalb der Hornhaut an�geh�ufte Stoff erweicht und aufgel�st, dann zweitens die Aufsau-gungsth�tigkeit zur Aufnahme desselben in den Kreislauf vermehrt Averden.
Bei Befolgung der ersten Heilanzeige bedient man sich an�fangs der oben genannten milden Gele. Verursachen diese Mittel bei l�ngerem Gebrauche eine Auflockerung und blasenartige An-wulstung der Conjunctiva, ohne in der Tr�bung etwas zu �ndern, oder zeigen sie sich selbst ohne Hervorrufung erstbedachten Symp-
*) A. a. O. Bd. 2. sect;. 255.
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tomes unwirksam, so gehe man zum Gebrauche aufl�sender Ex-traetc, z. 13. des Extr. taraxaei, calendulae, cicutae, chelidonii ma-joris, aloes aquosi, von welchen man 3/3 � 5) m 5^ Wassers auf�l�st, �ber. � Aehnlicher Wirkung sind das Kali oder Xatrum carbouicum, zu 8 bis 10 Gran auf 3 bis 4 Drachmen Wassers; dann die reine Ochsengalle, wie auch die Fischgalle, allein oder mit den fr�her genannten Mitteln gemischt.
Alle die genannten Stoffe werden nach Umst�nden t�glich 2 bis 4 mal mittelst eines Malerpinsels auf die Hornhaut aufgetra�gen und durch gelindes Reiben mit dem Finger auf die geschlos�senen Augenlider �ber die Oberfl�che des Bulbus verbreitet. Sie m�ssen von Zeit zu Zeit gewechselt, und wenn sie bei gr�sseren (leukomat�sen) Flecken ihren Dienst versagen, nicht sogleich aus�gesetzt, sondern, nach inzwischen angestellter seichter Scarifica�tion mit einer Staarnadel, wieder und zwar so lange fortgebrauoht werden, bis die Cornea an der kranken Stelle erhobener, weicher, dunkelgrauer und empfindlicher wird.
1st letzterer Zustand erreicht, so muss zur Ausf�hrung der zweiten Heilanzeise ofeschritten werden. Diese fordert den Ge-brauch von Arzneien, welche durch Hervorrufung eines an Ent-z�ndung quot;�ranzenden Zustandes erst die normalen Secretionen ver-st�rken, dann aber der Eesorptionskraft einen gr�ssern Schwung ertheileu und hierdurch den organischen Stoffwechsel fordern.
Die hierher geh�rigen Mittel sind: die ranzigen Oele und Fette, dann die �therischen Oele, unter anderen das Wachholder�l, ferner die brenzlichten Oele, vorzugsweise das Papier�l *). � Die ran�zigen Oele k�nnen t�glich zweimal, die �therischen und brenz�lichten aber d�rfen h�chstens nur einmal in einer sehr massigen Quantit�t zwischen die Augenlidr�nder eingestrichen werden.
Zu gleichem Zwecke dienen: der Borax, der Murias barytae, das Kochsalz, der Salmiak, das Sal. cornu cervi, das Vitriolum al�bum , das schwefelsaure Cadmium, das Hydrargyr. oxydulat. nigr., der Sublimat, das Calomel, der Praecipitat, das Jodkali. � Auch verd�nnte Aetzmittel, unter anderen der Lapis causticus, infer-nalis, das Butyr. antimonii, die Schwefels�ure, werden in verd�nn�ter Aufl�sung gegen Hornhautflecke anger�hmt. � Endlich z�hlt man auch in diese Keihe mechanisch wirkende Stoffe, unter andern den fein gepulverten Zucker, das Os sepiae pulveris., den Lapis
1
*) Dieses wird gewonnen, wenn man aus reinem Sclireibpapicr eine D�te macht, diese an der breiten Oeffnung anz�ndet, horizontal h�lt, und an die enge M�ndung einen Metalll�ffel anbringt, wo aus dem herausstr�menden Kaueho ein scharfes Oel niedergeschlagen wird.
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Organische Krankheiten des Auges.
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pumic. pulv. (Bimstein), das fein gepulverte Glas, die Zinnfeile u. dgl. *).
Bei der Anwendung dieser Mittel sind folgende Eegeln zu beobachten:
1)nbsp; nbsp;Man fange die Cur jederzeit mit schw�cheren Arzneien an, verbinde selbst anfangs erweichende und aufl�sende mit alterirenden Mitteln, und gehe nur allm�lig zu den st�rkeren, mischungs�ndernden Stoffen �ber.
2)nbsp; Eben so w�hle man auch anfangs eine minder heftig wirkende Form, n�mlich die fl�ssige, sp�ter die Salben- und endlich die Pulverform.
3)nbsp; In jeder dieser Arzneiformen m�ssen die wirksamen Bestandtheile gleich-massig verbreitet seyn. Daher muss bei der fl�ssigen Form nie weniger ^Men�struum verwendet werden, als zur vollkommenen Auflosung des wirksamen Be-standtheiles n�thig ist. Auch ist es bei Augenw�ssern, welche Salze, Schleim, Aufl�sungen von Opium u. dgl. vereinigt enthalten sollen, wichtig, dieselben so zu bereiten, dass eine H�lfte des Wassers, womit jene Ingredienzen gemischt werden sollen, mit dem Salze, die andere aber mit dem Schleime und den Tincturen gemischt wird, und erst hierauf beide Mischungen zu einer gemein�samen zusammengegossen und filtrirt werden. Bei der Salbenform sind vor�erst die beizumengenden pulverichtcn Theile sehr fein zu reiben, und mit ei�nigen Tropfen Wasser, oder, wenn sie in solchem nicht aufl�sbar sind, mit etwas Mandel - oder Nuss�l abzureiben, ehe man sie der gew�rmten Fettigkeit beimischt. Diese Beimischung muss allm�lig, unter best�ndigem Reiben und bis zur v�lligen Erkaltung stattfinden. Zum Constituens w�hlt man Schwei�nefett, Butter oder Cacaobutter. Um dem Schweinefette mehr Consistenz zu geben, wird es mit einer hinreichenden Quantit�t geschmolzenen gelben Wach�ses vermischt; wogegen_ der oft zu festen Cacaobutter durch beigemengtes fri�sches Mandel�l eine weichere Consistenz verliehen wird. Dass eine Augensalbe geh�rig gemischt sey, f�hlt man theils durch das Reiben einer Parthie zwischen den Fingern, theils sieht man es mit H�lfe einer guten Lupe. Kie m�ssen Augensalben iu unreinen, uuausgewaschenen und ausgetrockneten Kraken, son�dern in porcellauenen B�chsen aufbewahrt werden. Avich Pulverformen sol�len stets gut zerrieben und, wenn mehrere Ingredienzen gebraucht werden, or�dentlich gemischt seyn.
4)nbsp; Die Zeichen, aus denen mau zum Schl�sse berechtigt ist, dass ein Mit�tel gerade die angemessene Kraft habe, sind: ein massiger Thr�neniluss, eine leichte R�the und Anschwellung der Augenlidr�nder, wie auch der Conjunc�tiva, eine massige Turgescenz der Augenkanmiern, eine brennende Empfindung im Auge, Lichtscheue, welche Symptome gegen eine halbe Stunde und zuwei�len l�nger dauern m�ssen. Erscheinen diese Wirkungen nicht, so ist das Mit�tel zu schwach, sind sie aber heftiger und andauernder, so ist es zu stark: es m�ssen im letzteren Falle also gleich kalte Wasser�berschl�ge an die Augen gemacht, das Mittel aber entweder seltner und iu kleinerer Quantit�t ange�wendet, oder die Dose dessen wirksamer Bestandtheile vermindert werden**).
sect;. G87.
Die Cauterisation des Leukomes mittelst eines Il�llensteincy-
linders ist ebenfalls eine sehr kr�ftige Operation, deren Wirkung
in der Menschen - Augenheilkunde sehr vortheilhaft befunden wurde
und in gleicher Weise beim Thierauge in solchen F�llen sich
*) Rosas a. a. O. S. 460 u. f. **) Rosas a. a. O. sect;. 760.
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Organische Krankheiten des Auges.
n�tzlich erwies, obschon sie dort vielfache Schwierigkeit, wegen des unruhigen Verhaltens der Thiere bei dieser schmerzhaften Ope�ration darbietet. Zur Vornahme dieser Operation lege man das Thier auf den Boden und lasse dessen Kopf von einigen Personen fixiren, �ffne sodann das Auge und stelle durch eine aufgelegte runde Maschine den Augapfel fest. Hierauf betupfe man nun die verdunkelte Stelle mit einem St�ckchen H�llenstein so lange und so oft, bis sich auf ihrer Oberfl�che ein d�nner Schorf zeigt. Um die darnach folgende starke Entz�ndung zu beschr�nken, soll man sogleich etwas von der camphorirten Bleiweisssalbe in das Auge bringen. Nach der Operation werde von der Salbe alle Tage ein�mal etwas auf das Auge gestrichen, bis die ganze Wunde wieder geheilt ist. Sollte die Narbe nachher nicht ganz vergehen, so- hat man das Aetzen auf die obige Weise so oft zu wiederholen, als es f�r den Zustand n�tzlich erscheint.
Statt der Aetzung mit dem H�llensteincylinder gebraucht man auch eine concentrirte H�llensteinaufl�sung (�ec. Argent, nitric, crystall. gr. 4�6. solv. in Aq. destill, dr. 2.) mit gleich g�nstigem Erfolge als Eintr�ufelung oder Instillation mit einem Pinsel.
sect;. G88.
In F�llen, wo Kreiden- und Perlenfleck^ der Pupille gegen��ber stehen, und keinem der bisher angegebenen Mittel weichen, bleiben noch zwei Verfahrungsweisen �brig, um das Sehverm�gen herzustellen: die immerhin mit Vorsicht anzuordnende Einimpfung der Ophthalmoblennorrh�e, mittelst welcher die Normalit�t der Cornea bisweilen grossentheils wieder hergestellt wird, oder aber die k�nstliche Vergr�sserung der Pupille durch den Einschnitt in die Iris, Corectomia, oder durch die Verziehung der Pupille, Iridoencleisis, nach jener Gegend hin, wo die Hornhaut noch durchsichtig ist.
sect;. 689.
Narben der Hornhaut sind unheilbar; sie ziehen sich, wie Narben an andern Theilen mit der Zeit etwas zusammen und ver�kleinern sich. Nur im Falle sie von einem nebel- oder wolkenar�tigen oder leukomat�sen Bande umgeben sind, kann eine Verklei�nerung der Verdunkelung und auf diese Weise Verbesserung des Sehverm�gens durch die angegebene Behandlungsweise erzielt werden, oder es kann die Anlegung einer k�nstlichen Pupille oder deren operative Erweiterung das Sehverm�gen wieder herstellen.
Gleiches Verhalten hat es mit der Verdunkelung der inneren Oberfl�che der Hornhaut, weil die �rtlichen gegen Flecke und Leu-kom gerichteten Mittel in viel geringerem Grade durch die gesunde Hornhaut hindurch auf die verdunkelte Stelle selbst einzugreifen
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verm�gen. Auch hier vermag nur eine Dislocation der Pupille, sobald die Tr�bung sich gerade vor ihr befindet, einen Gewinn f�r das Sehverm�gen zu geben.
II. Von dem grauen Staare.
sect;. 690.
Grauer Staar, C�taracta, Suffusio, Hypochyina, Hypochy-sis, Adiaphanosis corporis crystallini, heisst eine jede Verdunkelung, welche in dem Linsensysteme ihren Sitz hat.
sect;. 691.
Die Entwickclung des grauen Staares geht bald langsam, bald rasch vor sich; Natur und Ursache desselben, so wie der ihn be^ gleitenden Erscheinungen stehen in gleichem Verh�ltnisse.
Untersucht man den grauen Staar in Hinsicht seiner Erschei�nungen von dem ersten Beginne an, so zeigen sich folgende, allen Gattungen und Abarten der Krankheit gemeinsame Erscheinungen:
Eine anf�nglich sehr geringe, neblige, in das Graue spielende Tr�bung hinter der Pupille und meistens in deren Mittelpunkte; mit der Zunahme dieser Tr�bung schreitet die, zuerst nur im ge�ringeren Grade vorhandene St�rung des Gesichts voran. Bei der weiteren Ausbildung der Tr�bung zeigt sich bei Augen mit heller Iris, wegen der graulichen Unterlage, der Pupillarrand als ein schw�rzlicher Ring, der auf den hellen Grund einen dunklen Schat�ten, den sogenannten Schlagschatten, wirft, welcher bei Erwei�terung und Verengerung der Pupille ebenm�ssig seine Ausdehnung �ndert, daher er auch bei sehr kleinen Cataracten viel st�rker und breiter erscheint, dagegen aber bei allen grauen Staaren, welche einen sehr grossen Umfang haben und sehr hervorstehen, wie beim Pferde, gew�hnlich sehr klein ist. Das Sehen von der Seite ist minder getr�bt, als jenes in gerader Kichtung, weil in den meisten F�llen die Tr�bung vom Mittelpunkte aus ihren Ursprung nimmt, wesshalb eben auch das Sehen bei massiger Beleuchtung, so wie bei k�nstlich erweiterter Pupille deutlicher ist, w�hrend bei v�llig ge�tr�bter Linse das cataraet�se Auge bei heller Beleuchtung noch et�was besser, als in der D�mmerung sieht, weil in solchem Falle die schw�cheren Lichtstrahlen nicht zur Netzhaut gelangen k�nnen, obgleich die Pupille erweitert ist, das Licht aber immer noch eini-germassen durch die getr�bte Linse bis in den Hintergrund des Auges dringt.
sect;. 692.
Wenn gleich die Diagnose des grauen Staares wenig Schwie�rigkeiten unterliegt, so gibt es doch etliche Krankheitszust�nde,
M�llpr, Vctnrinlir-Ophlhalmolosiiv II.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;22
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Organische Krankheiten des Auges.
welche mit ihm einige Aehnlichkeit haben, und bei nicht aufmerk�samer Untersuchung zu Verwechselungen Anlass geben k�nnen. Als solche finden sich vorzugsweise: lymphatische Exsnda-tionen an der Pupille, Tr�bung des Glask�rpers oder des Augengrundes bei Mangel an Pigment oder bei Ver��nderung der Retina.
sect;. 693.
Die lymphatischen Exsudationen in der hinteren Augenkammcr unterscheiden sich unschwer bei aufmerksamer Untersuchung in Bezug auf Ursprung, Form und Complication von der Linsentr��bung. Ihnen liegt meistens eine vorausgegangene idiopathische oder dyskrasische (impetigin�se, arthritische) Iritis und Uveitis zum Grunde; sie gehen immerdar von dem Pupillarrande und von der hinteren Oberfl�che der Traubenhaut aus, heften sich an der vorderen Kapsel der Linse an, verbreiten sich �ber dieselbe und verursachen in der Folge und fast jedesmal eine, jedoch nur seeun-d�re Verdunkelung derselben, wie auch zuweilen selbst des Linsen�k�rpers. Die Verdunkelung ist gew�hnlich ungleich, streifig, so dass man oft einzelne weisse, �ber die ganze Oberfl�che gleich�sam ausgespannte F�den wahrnimmt, zugleich ist sie auch um den Pupillarrand saturirter, als in der Mitte der Pupille und gl�nzt ferner so dicht an denselben, class dessen dunkle F�rbung nicht, wie bei der Cataracte aussieht; dabei erscheint die Pupille mehr oder weniger verzogen, winklig und wenig, gar nicht oder nur theilweise beweglich. Die Farbe der Iris ist meistens verbleicht. Ausserdem finden sich mit dem Exsudate andere Entstellungen des �brigen Auges vor, die durch die vorausgegangene Ursache be�dingt sind und der gew�hnlichen Genesis der Cataracte nicht eigen-th�mlich sind.
Leichter noch sind jene Ueberreste von Blut und Eiter, welche, nachdem fr�her diese Fl�ssigkeiten in den Augenkammern sich er-g�ssen hatten, nach Aufsaugung der fl�ssigen Bestandtheile, aus den festeren Ueberbleibseln derselben bestehen und die Pupille zum Theile oder g�nzlich verstopfen, von den Cataracten zu unter�scheiden.
sect;. 694.
Unterscheidbar von der Tr�bung des Glask�rpers ist jene der Linse haupts�chlich durch die Form der Oberfl�che; w�hrend sie bei der ersteren concav erscheint, zeigt sie. sich bei der letzteren convex und w�hrend jene mehr in der Tiefe des Auges sichtlich ist, befindet sich diese nahe hinter der Iris oder ragt gar in die Pupille hinein.
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sect;. 695. Der beginnende Pigmentmangel und das dadurch bedingte Sichtbarwerden der Eetina, als scheinbar grauliche Tr�bung im Grunde des Auges, kann von weniger Erfahrenen um so leichter mit beginnendem grauen Staare verwechselt werden, weil dieser Zustand im h�heren Alter und bei Individuen eintritt, wo auch der graue Staar h�ufig zu entstehen pflegt. � Eine sorgf�ltige Be�r�cksichtigung folgender Momente wird aber die Diagnose immer begr�nden. �. Bei dem beginnenden grauen Staare zeigt sich die Tr�bung nahe hinter der Pupille und steht mit der Abnahme des Sehverm�gens in geradem Verh�ltnisse; betrachtet man das Auge von der Seite, so bemerkt man den geringen Abstand der Tr�bung von der Pupille am deutlichsten; beim Pigmentmangel sieht man die Tr�bung am besten, wenn man in gerader Richtung durch die Pupille den Boden des Auges beschaut; bei seitlicher Betrachtung des Auges scheint die Tr�bung beim Pigmentmangel zu schwinden, und man sieht die hintere Augenkammer ganz klar; � auch beim beginnenden grauen Staare tritt der schwarze Eing am Pupillar-rande immer deutlicher hervor, wie beim Pigmentmangel. Das wichtigste Unterscheidungsmerkmal ist aber immer ein gelblich weisser Punkt an der inneren und unteren Seite des Augengrundes, den man nie bei beginnenden Tr�bungen der Linse wahrnehmen wird, wenn nicht Pigmentmangel zugleich besteht und der, wie es Chelius ehemals beobachtet hat, bei zum Pigmentmangel hinzu�tretender Catara^ , mit der weiteren Ausbildung dieser schwindet, indem er durch die Tr�bung der Linse verdeckt wird *).
Auch in Ansehung des Blickes des cataraet�sen Auges findet sich eine Verschiedenheit von den �brigen mit Tr�bungen ver�bundenen krankhaften Zust�nden des Augengrundes, wie wir dies bei der Amaurose bereits angegeben haben.
Zur bestimmteren Unterscheidung der Cataracte von Amaurose hat San-son**) ein Mittel angegeben, welches in dieser Hinsicht jeden Zweifel mit Sicherheit entfernen soll, �ber dessen bestimmten AVerth aber noch weitere Versuche und Beobachtungen entscheiden m�ssen. Wenn man n�mlich vor ein gesundes Auge, dessen Medien durchsichtig sind, dessen Pupille etwas erweitert ist, ein brennendes Licht h�lt, so siebt man drei Bilder der Flamme, von de�nen die zwei �ussersten, n�mlich das vordere und hintere, gerade, das mittlere aber verkehrt ist. Sanson glaubt nach vielf�ltig hier�ber angestellten Ver�suchen, dass das mittlere oder verkehrte Bild reflectirt ist von der hinteren Fl�che der Krystalllinse; dass das hintere gerade Bild durch die vordere Fl�che der Krystalllinse hervorgebracht ist und das vordere gerade Bild der Hornhaut angeh�rt. Hieraus folgt, dass die C�rnea und die Krystalllinse hinreichen, um
*) Chelius a. a. O. Bd. 2. sect;. 2G4.
**) Lemons sur les maladies des yeux, faites � l'hopital de la Pitie, recueil-lies et publiees par A. Bandinctt et J. B. Pigne. Paris, 1837. p. 28.
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Organische Krankheiten des Auges.
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diese, drei Bilder hervorzubringen, duss, wenn die vordere Wand der Kapsel verdunkelt ist, man nur ein gerades Bild sehen wird: � dass wenn im Gegen-theile das hintere Segment der Kapsel verdunkelt ist, man zwei gerade Bilder sehen wird, wenn es verdunkelt und hinreichend gl�nzend ist, drei Bilder in der oben angegebenen Ordnung erscheinen werden. Wenn also eine St�rung des Sehverm�gens mit der Abspiegelung eines oder zweier Bilder nur zusam�menf�llt, so soll man.'nach Sanson, auf die Gegenwart einer Cataract schlies-sen k�nnen; da im Gegentheile, wenn sich drei Bilder zeigen, man Grund hat, an die Existenz einer Amaurose zn glauben. Freilich k�nnten sich bei einer Tr�bung der hinteren Linsenkapselh�lfte drei Bilder zeigen; allein dann w�rde der zur llervorbringung des umgekehrten Bildes nothwendige, Glanz die Diag�nose nicht zweifelhaft lassen. Uebrigens erfordert es eine gewisse Uebung, um diese di-ei Bilder gut zu sehen; das mittlere und hintere, -welche bl�sser sind, als das vordere, sind auch schwieriger wahrzunehmen. Um diese Bilder geh��rig zu sehen, darf man das Licht nicht unbeweglich gerade vor dem Auge las�sen, da, indem diese Bilder in der n�mlichen Linie von vorne nach hinten ge�stellt sind, man sie dann nur schwer sehen kann. Wenn man aber das Licht gegen die �ussere Seite des Auges f�hrt, so folgen die beiden geraden Bilder derselben Richtung und das umgekehrte Bild beschreibt ebenfalls eine kreis�f�rmige Bewegung, die aber denjenigen der beiden andern Bilder entgegenge�setzt ist. Man muss daher mit dem Lichte seitliche und kreisf�rmige Bewe�gungen machen, um die Bilder leichter und bestimmter wahrzunehmen.
Dieses Experiment d�rfte bei gerichtlich aufgegebenen Untersuchungen �ber die Gegenwart und Abwesenheit des schwarzen Staares von grossem Nu�tzen seyn.
sect;. 696.
Die verschiedenen Eintheilungen des grauen Staares gr�n�den sich auf die mannigfaltigen Verschiedenheiten in Bezug auf den Sitz und die Ausbreitung der Verdunkelung, hin�sichtlich der Consistenz und anderweitigen Beschaffen�heit der verdunkelten Gebilde und in ll�cksicht anderer Krankheitszust�nde, welche mit demselben verbunden sind, so wie bez�glich der Dauer, des Grades der Ausbil�dung und der urs�chlichen Momente.
sect;. 697.
Nach dem verschiedenen Sitze der Verdunkelung hat man drei Hauptclassen der Krankheit angenommen, 1) die Verdunkelung der Linse, 2) die Verdunkelung der Kapsel, imd 3) die Verdunkelung der Morgagni'schcn Feuchtigkeit, welche separat vorkommen oder sich mit einander verbinden k�nnen.
sect;. 698.
Die Verdunkelung der Linse, der Linsenstaar, Cata-raeta lenticularis, beginnt immer im Centrum, wo im nat�rlichen Zustande die Dichtigkeit der Linse am jmissten ist und verbreitet sieb von da gegen die Peripherie, erscheint in dieser immer leich�ter, als im Mittelpunkte, bildet sich sehr langsam aus und besteht oft sehr lange ohne Verdunkelung der Kapsel und der Morgagni'-
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Organische Krauklieiten des Auges.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;3il
sehen Feuchtigkeit, darum liegt sie etwas entfernter von der Pu�pille und erscheint der Schlagschatten der Iris etwas breiter. Ihre Farbe ist mattgrau oder graugelblich und sieht immer tr�ben Wol�ken �hnlich. Der Staar ist klein und daher das Sehverm�gen, be�sonders bei erweiterter Pupille, verh�ltnissm�ssig noch sehr gut und die Beweglichkeit der Pupille unver�ndert. � Diese Form ist dem h�heren Lebensalter eigen und erscheint als Product eines Ma�rasmus der Linse.
sect;. 699. Eine andere dahin geh�rige, aber seltenere Form ist der Cen-trallinsenstaar. Cat. lenticularis centralis, bei welchem die Ver�dunkelung der Krystallinse nur als ein scharf begr�nzter Punkt im Kerne der Linse erscheint, w�hrend der �brige Theil der Linse und die Linsenkapsel vollkommen durchsichtig sind und es h�ufig bis in das h�here Alter hinauf bleiben, da das Uebel nicht etwa als eine Bildungsstufe, sondern als die Folge einer gehemmten Entwickelung der Linse zu betrachten ist. � Das Sehverm�gen scheint nur we-nig dadurch zu leiden; jedoch ist bei einem, mit dieser Cataracten-form behafteten Auge eine eigenth�mliche, zitternde Bewegung des Augapfels, Nystagmus, bemerkbar, welche vielleicht von einem in-stinetm�ssigen Bem�hen des Auges, eine freiere Ansicht von den Gegenst�nden zu gewinnen, herr�hren mag.
sect;. 700. Die Verdunkelung der Kapsel, Kapselstaar, Cata-raeta capsularis, entwickelt sich von der Peripherie nach dem Cen�trum und entsteht in grauen Pyramiden, deren Basis nach aussen und Spitze nach innen gekehrt sind und eine gl�nzende, schillernd graue, perlemutterartige Farbe haben. Der Staar ist gross, daher ist der Raum der hinteren Augenkammer immer etwas beengt, bis�weilen, vorzugsweise bei Pferden, ganz aufgehoben, der Schlag�schatten der Iris nicht sichtbar, wohl aber der schw�rzliche Ring am Pupillarrande. Bei massiger Beleuchtung ist das Sehverm�gen mehr noch getr�bt, als bei grellem Lichte, da die Erweiterung der Pupille, wegen der allzusehr getr�bten Peripherie der Linse das Sehen nicht beg�nstigen kann, wohl aber durch das etwas lichtere Centrum helles Licht durchl�sst und h�ufig noch die Unterschei�dung gr�sserer Gegenst�nde gestattet.
sect;.701. Nach dem verschiedenen Sitze der Verdunkelung in der vor�deren oder hinteren Kapselwand oder in beiden zugleich, unter�scheidet man den vorderen Kapselstaar, Cat. capsularis an�terior, � den hinteren Kapselstaar Cat. capsularis posterior, � und den vollsf�ndigen Kapselstaar, Cat. capsularis perfeeta. �
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Organische Krankheiten des A-�gcs.
Diese isolirten Verdunkelungen der einzelnen Kapsehvandungeu sind begr�ndet in dem verschiedenen Urspr�nge und Verlaufe der Gef�sse, welche die Ern�hrung der Kapsel besorgen, indem diese nicht allein von den Ramificationen der Arteria centralis retinae, sondern auch von den Verbindungsgef�ssen mit der corona ciliaris bedingt ist*).
Der vordereKapsclstaar ist bei weitem der h�ufigere und seine Erscheinungen sind die oben angegebenen.
Der hintere Kapselstaar ist sehr selten, besteht aber ge�w�hnlich selbstst�ndig, ohne Tr�bung der vorderen Kapselwand, wird jedoch h�ufig vor seiner vollst�ndigen Entwickelung durch die sp�ter eintretende Tr�bung der Linse verdeckt. � Der hintere Kapselstaar erscheint als eine graulich-weisse concave Tr�bung, welche sehr entfernt von der Iris liegt, gleichm�ssig saturirt und an den B�ndern scharf abgeschnitten ist. Bei erweiterter Pupille und von der Seite her ist das Sehen ganz gut, indem die Licht�strahlen neben der tellerf�rmigen Grube durch den Glask�rper zur Retina gelangen.
Bei dem vollkommenen Kapselstaar 1st der Umfang der Kapsel so sehr, vermehrt, dass sie den Raum der hinteren Augen-kammer ganz f�llt, die vordere Fl�che der Kapsel an der hinteren der Iris anliegt und sich selbst oft gleichsam in die Pupille dr�ngt, wesshalb die Regenbogenhaut oft ihre Beweglichkeit verliert und das Sehverm�gen bis auf einige Lichtempfindung reducirt ist.
In seltneren F�llen bilden sich auf beiden Kapselh�lften par�tielle Verdunkelungen, w�hrend die Linse durchsichtig bleibt und unterscheiden sich dann durch tiefere und oberfl�chlichere Lage. � Es liegt �brigens in dem Verh�ltnisse, in welchem die Linse zu ihrer Kapsel hinsichtlich ihrer Ern�hrung steht, der Grund, dass die Verdunkelung der Kapsel nicht wohl l�ngere Zeit f�r sich allein bestehen kann , sondern schneller oder langsamer eine Tr�bung der Linse nach sich ziehen muss.
sect;. 702.
Die Verdunkelung der Morgagni'seben F euchtigkei t, Cataracta morgagniana, geh�rt als Separatzustand zu den seltensten Erscheinungen, indem er alsbald in Verdunkelung des gesammten Linsensystemes �bergeht und in der Regel ein Vorsymptom begin�nender Verfl�ssigung des Linsenk�rpers ist. Er wird durch Ver�wandlung des Liquor Morgagni in eine sulzige, flockige, milchige Masse gebildet und charakterisirt sich durch ein flockiges, marmor�artiges Ansehen und milchweisse Farbe. Die in ihm bemerkbaren
*) Chelius a. a. 0. Bd. 2. sect;. 273.
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Organische Kmnkheitcn des Auges.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;343
flockigen, wolkenartigen Punkte ver�ndern bei starken Bewegungen des Kopfes oder des Auges ihre Lage und scheiden sich nach l�n�gerer lluhe des Auges in zwei Schichten, wovon die untere sicht�lich heller ist, als die obere.
Nach Beer's Beobachtungen am Menschenauge entsteht dieser Staar jedesmal schnell und zwar durch unmittelbare Einwirkung chemischer Sch�dlichkeiten auf das Auge, vorz�glich aber durch Evaporation mineralischer S�uren im Augenblicke der Oxydation irgend eines Metalles.
Bei dieser Form ist das Gesicht mehr oder weniger beschr�nkt und ganz aufgehoben, wenn dabei die Linse und ihre Kapsel ver�dunkelt sind.
sect;. 703.
Die Verdunkelung der Linse und Kapsel zugleich, Cataracta capsulo-lenticularis, kann entweder von der Linse zur Kapsel oder von der Kajjsel zur Linse fortschreiten, immer ist auch der Humor Morgagni dabei verdunkelt. � Sie vereinigt s�mmtliche Merkmale der einzelnen Formen isolirtcr Verdunkelung in sich und charakterisirt sich aber ausserdem noch speciell durch folgende Kennzeichen: die Verdunkelung ist nicht gleichm�ssig gef�rbt, sondern sie ist weiss und perlemutterartig, wovon man deutlich Schichten erkennt, deren erstere immer oberfl�chlicher, als die andere liegt; dabei nimmt die, in ihrem Umfange sehr ver�mehrte Linse und Kapsel die ganze hintere Augenkammer ein, dr�ngt die Iris nach vorn und f�llt die ganze Pupille aus, wodurch das Sehverm�gen ganz aufgehoben und die Beweglichkeit der Iris sehr gehemmt wird,
sect;; 704. _
Der Krystalllinsenstaar zeigt hinsichtlich seiner �usseren Form mannigfaltige Verschiedenheiten, nach welchen man unterscheidet: 1) den mit Substanzwucher auf der vorderen Kapsel�fl�che verbundenen Kapsellinsenstaar; 2) den trocken-h�lsigen Staar; 3) den Balgstaar.
i sect;� 705. .
Der Substanz wucher, wie er auf der vorderen Kapselfl�che bei verschiedenen Cataractenformen vorkommt, ist immer Folge eines entz�ndlichen Zustandes der Kapsel und erscheint entweder als Tr�bung der Kapsel mit zahlreichen Ramificationen der Gef�sse oder mit Ablagerung plastischer Lymphe in verschiedenen Gestal�ten. Hieraus entstehen mehrere Cataractenformen, welche nach ihrer Gestalt und Figur mit verschiedenen Namen belegt werden. Daher Baumstaar, pyramidenf�rmiger oder kegelf�rmi�ger Staar, Balkenstaar, punktirter, getiegerter, mar-
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Oreauisohe Krankheiten des Auges.
luorlrter, gefleckter oder gestreifter Staar, Sternstaar, gefensterter Staar u. s. w.
sect;. 706.
Die Beschaffenheit der verdunkelten Kapsel und Linse gibt hinsichtlich ihrer Consistenz und Dicke einen weitern Grund der Ein-tbeilung der Cataracten und man theilt sie darum in folgende Arten:
sect;. 707. (
Der trockenh�lsige Staar, Cataracta capsulo-lenticularis arida siliquata, besteht in einer Austrocknung der Linse, so dass sie bisweilen bei der Operation in St�cke zerspringt. Seine Farbe ist weiss-grau-gelb, gypsartig, daher auch gypsartiger Staar, Cat. gypsea, genannt. In der Form weicht er von den �brigen Cataracten darin ab, dass seine Vorderfl�che nicht gew�lbt, son�dern abgeplattet ist und weit von der Iris absteht. Das Gesicht ist bei diesem Staar nie v�llig aufgehoben, da bei erweiterter Pu�pille seitlich Lichtstrahlen einfallen k�nnen.
sect;. 708.
Der Balgstaar, Cat. capsulo-lenticularis cystica, birgt in einer, in verdicktem Zustande hefindlichen Kapsel eine sulzartige, milchichte Fl�ssigkeit von schneeweisser Farbe, statt der Linse; derselbe ist vorzugsweise daran zu erkennen, dass er bei verschie�denen Stellungen des Kopfes seine Lage ver�ndert und bei abw�rts gebeugtem Kopfe gegen die Iris und in die Pupille f�llt und an W�lbung zunimmt. � Ferner hat dieser Staar die Eigenth�mlich-keit von den, die Linse umgebenden Theilen getrennt zu seyn und schwimmt daher frei in der hinteren Augenkammer und wird darum auch Zitterstaar, Cat. tremula, oder schwimmender Staar, Cat. natatilis, genannt.
sect;. 709.
Der Eiter staar oder faulichte Staar, Cat. purulenta, pu-trida, besteht in einer Ansammlung eiteriger Fl�ssigkeit innerhalb der Kapsel, wodurch die Linse nach und nach aufgel�st und in eiterige Masse umgewandelt wird. Er durchl�uft hiernach zwei Grade.
Der erste Grad, von Ad. Schmidt der Kapscllinsenstaar mit dem Eiterbalge, Cat. caps.-lentic. cum bursa ichorem con-tinente, genannt, ist erkennbar an einer schmutzig citronengelben Farbe, an dem Aufgehobenseyn der hinteren und der Verengerung der vorderen Augenkammer, an der Ilervortreibung der Iris, an den tr�gen Bewegungen derselben und an der erweiterten Pupille und zuletzt an dem Eintritte undeutlichen Sehens.
Im zweiten Grade, bei dem eigentlichen Eiterstaare, Cat. purulenta proprie sic dicta, ist die Tr�bung missfarbig, gelb-
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gr�nlich, mitunter br�unlich, sind die Augenkammern sehr verengt, ist die Iris schmutzig bl�ulich, unbeweglich, die Sclerotica violett gef�rbt, der Augapfel reizbar, zu Entz�ndungen geneigt, das Seh�verm�gen meist ganz erloschen.
Diese Art der Cataracte erscheint selten im jugendlichen, ge�w�hnlich im sp�teren Alter und zwar bei kachektischen, vorzugs�weise gichtischen Individuen in Folge innerer Entz�ndungen oder Kachexien des Auges. Auch ist er kaum je f�r sich allein zuge�gen, sondern in der Kegel mit (ilaucom oder Amaurose'complicirt. Sein urspr�nglicher Ausgangspunkt scheint die hintere Kapselwand zu seyn, von wo aus sich die Jauche in den Zwischenraum der Linse und der hinteren Kapsel ergiesst und erstere allm�lig ma-cerirt.
sect;. 710.
Der feste oder harte Staar, Cataracta dura, hat eine graugelbe Farbe. Die Tr�bung dabei ist in der Mitte stark, nach den K�ndern zu gering, der Staar klein und das Sehen nur in ge�ringem Grade geschw�cht. Die Linse ist in eine knorpelartige Masse verwandelt, gleichsam mumificirt, hat aber dennoch einen schleimigen Ueberzug. � Dieser Staar geh�rt dem h�heren Le�bensalter an und ist das Product von Marasmus; seine Bildung be�ruht auf einein Mumificationsprocesse.
sect;. 711.
Der steinharte Staar, Cat. lapidea, ist von graurother, brauner oder schwarzer Farbe und verh�ltnissm�ssig sehr klein; seine Masse ist kornartig, bisweilen fest wie Knochen; manchmal finden sich in ihr steinige Concremente, das Product gichtischer Dyskrasie, eines Ucberschusses an phosphorsaurem Kalke oder der Tendenz zum Verkn�cherungsprocesse im h�heren Lebensalter. Die dunkle F�rbung gewinnt die Cataract durch krankhafte Ab�sonderung eines Pigmentes bei vermehrter Erzeugung des Kohlen�stoffes oder Ablagerung des colorirenden Princips des Blutes aus der varic�sen Kapsel in den ganzen Krystallk�rper.
Wir hatten Gelegenheit, diese Form zu verschiedenen Malen bei alten Hunden, #9632;wovon einige gut und mit Fleischkost gen�hrt waren und einer den uachtheiligen Witterungseinfl�ssen anhaltend ausgesetzt gewesen war, und auch einmal bei einem alten Zugpferde, deren Augen wir zu unsern anatomischen Untersuchungen ben�tzten, zu beobachten.
sect;. 712. Der fl�ssige Staar, Cat. fluida, besteht in einer v�lligen Verfl�ssigung der Linse, so dass die Kapsel von einer milch�hn�lichen Fl�ssigkeit, Milchstaar, Cat. lactea, angef�llt und wobei gew�hnlich die Linse verdunkelt ist; sobald sie aber an einzelnen
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Organisehe Krankheiten des Auges.
Stellen noch cluvchsichtig ist, so erscheint die Verdunkelung als eine ungleiche Tr�bung, welche die hintere Augenkammer ganz ausf�llt, die Iris manchmal selbst an ihrem unteren Theile gegen die vordere Augenkammcr hervordr�ngt, was bei abw�rts gesenk�tem Kopfe bedeutender wird. Diese Tr�bung zeigt nach l�ngerem Ruhigverhalten des Kopfes zwei verschiedene Schichten, deren obere, d�nnere bl�ulichgrau und deren untere, dickere kreideweiss erscheint; wobei dann das Sehen minder getr�bt sich zeigt, als es sp�ter ist, wenn sich durch Bewegung die Fl�ssigkeit wieder ver�mengt hat. � So lange der Kern der Linse noch nicht ganz aufge�l�st ist, bleibt derselbe als ein gelblich weisser Punkt in der Kapsel sichtbar. � Die Pupille befindet sich hier meist in er�weitertem Zustande und es fehlt ihr die freie Beweglichkeit manch�mal g�nzlich.
sect;. 713.
Der weiche, breiartige, sulzige oder k�seartige Staar, Cat. mollis, scabrosa, gelatinosa, glutinosa, caseosa, besteht aus einer breiartigen Masse, in welche die Linse umgewandelt ist, hat eine hellgraue, graulichweisse oder etwas gr�nliche, manchmal perlmutterartige Farbe, die aber nicht gleichm�ssig, sondern immer mit einzelnen, bald weissen, bald muschel- oder silberartig gl�n�zenden Streifen und Flecken durchzogen ist. Wenn noch nicht die ganze Linse erweicht ist, so zeigt sich deren Kern in der Mitle der Tr�bung unter der Form einer br�unlich gelben Wolke. Dieser Staar f�llt bei seiner Ausdehnung den Raum der hinteren Augen�kammcr an, paralvsirt die Pupille und vernichtet das Sehverm�gen.
sect;� 714.
Der graue Staar ist h�ufig mit andern Uebeln complicirt; ge�schieht dies mit Augen�beln, so nennt man die Complication local; findet es dagegen mit anderen Leiden des Organismus Statt, so heisst sie allgemein.
Zu den h�ufigeren Localcomplicationen sind zu z�hlen: Binde�hautreizung, Fl�gelfell, Hornhauttr�bung, Verwachsung der Cornea mit der Iris, krankhafte Verengerung oder Erweiterung der Pupille, Verwachsung des Staares mit der Iris oder mit den Ciliarfort-s�tzen, Glaucom, Synchysis, hintere Augenwassersucht, Amaurose.
Die Amaurose, welche bisweilen mit dem grauen Staare com�plicirt vorkommt, kann Ursache, Coeffect und Effect der Cataract oder von derselben unabh�ngig seyn.
sect;. 715.
Der graue Staar, welcher sich als Folge einer Amaurosis perfeeta entwickelt, wird auch Sternstaar, Cat. stellata, ge�nannt. Die Tr�bung ist hier Anfangs mit hellweissen Streifen
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unordentlich durchzogen, die sowohl an der Kapsel, als auch in der Linse vorkommen, sp�terhin erscheint sie als ein Convolut weisslicher, zusammengedr�ngter Brocken, als wenn die Linse in viele einzelne St�cke zerfallen w�re. Diese Zerbr�ckelung der Linse erfolgt nach einiger Zeit wirklich, worauf ein mehr oder weniger bedeutender Theil derselben aufgesogen wird, so zwar, dass der Krystallk�qier am Ende auf einen kleinen Umfang zu�sammenschrumpft und bisweilen nur hellweisse, am Ciliark�rper h�ngende Kapselflocken zur�ckbleiben.
Ist der graue Staar Coeffect oder Ursache der Amaurose, oder mit ihr nur zuf�llig verbunden, so kommt es darauf an, ob die Letz�tere vollkommen ist, oder nicht. Im ersteren Falle ist die Diagnose leicht, da der g�nzliche Mangel an Lichtempfindung, welcher bei der, f�r sich allein bestehenden Cataractc nie Statt findet, jeden Zweifel �ber die Complication mit Amaurose vollkommen hebt. Desto schwieriger aber ist die Erkenntniss einer mit dem grauen Staare complicirten unvollkommenen Amaurose, und es bedarf oft in der That vielen Scharfsinnes und grosser Aufmerksamkeit von Seiten des Arztes, um diese Complication auszumitteln. Ist die Cataract vollkommen ausgebildet, so wird in jedem Falle die Diag�nose noch leichter seyn; �usserst schwer bleibt sie dagegen, wenn der graue Staar noch nicht vollends entwickelt ist, und die Amau�rose als erethische Amblyopie sich offenbart. Nur die sorgf�ltigste Erhebung der ganzen Entwickelunssseschichte der Krankheit, die genaue Beobachtung der Ph�nomene'und die strenge Vergleichung derselben mit jenen der Cataracten und Amaurosen kann hier eini�ges Licht �ber die Diagnose verbreiten. Zweckm�ssig ist es daher, bei jeder Art zweifelhafter Cataracten, die Pupille durch eine nar�kotische Eintr�ufelung in's Auge zu erweitern, um den Zustand der inneren Gebilde desto besser erforschen zu k�nnen *).
sect;. 716.
In Ansehung der Dauer zerf�llt der graue Staar in die Ca-taraeta recens und inveterata; jene ist gew�hnlich weich, diese um so h�rter, je l�nger sie gedauert hat und sobald sie nicht auf einem Verfl�ssigungsproccsse beruht.
sect;� 717-Dem Grade der Ausbildung nach wird der Staar in
den reifen und unreifen. Cat. matura und immatura, gctheilt,
eine alte Eintheilung desselben, welche einen acht praktischen
Werth hat.
Unreif ist jeder Staar zu nennen, bei welchem der Ki-ank-
*) Rosas a. a. O. S. 488. U. iK
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Onranisclie Krankheiten des Auges.
heitsprocess, als dessen Product der Staar erscheint, noch nicht so vollkommen verlaufen ist, dass die verdunkelte Linse als Re�siduum desselben betrachtet werden kann. Reif ist dagegen der Staar, wenn dies der Fall ist und in der Tr�bung der Linse die einzige am Auge vorhandene Anomalie besteht. � Ferner nennt man auch den Staar unreif, wenn dabei das Sehverm�gen noch nicht ganz erloschen ist; reif dagegen, wenn das Sehverm�gen so weit erloschen ist, dass das Sehen auf einer sehr niederen Stufe steht.
j. 718.
In Betracht der urs�chlichen Momente zerf�llt der Staar in den idiopathischen und in den sympathischen oder speeifi-schen. Jener entsteht durch �rtliche, nur auf das Linsensystem wirkende Ursachen, z. B. mechanische Verletzungen; diesem lie�gen Dyskrasien und Kachexien zum Grunde. Nach ihnen pflegt man den Staar zu benennen und daher eine Cataracta rheumatica, arthritica u. s. w. anzunehmen.
sect;. 719.
Die n�chste Ursache der Verdunkelung des Linsensystems hat immer ihren Grund in einem ver�nderten und gest�rten Ern�hrungs-processe der Linse, welcher bedingt seyn kann durch verminderte oder aufgehobene Ern�hrung der Linse, durch Obliteration und Versiegung der ern�hrenden Gef�sse der Kapsel, durch gehemmte Entwickelung des Linsensystems oder durch entz�ndlichen Zu�stand *)
sect;. 720.
Die entfernten Ursachen des grauen Staates sind: hohes Alter, geringe Entwickelung des Gef�sssystems im Auge, Ersch�tterun�gen und Verletzungen des Auges, heftige Convulsioncn, grelles oder reflectirtes Licht, pl�tzliche Einwirkung eines starken Licht-grades, Einwirkung der Sonnenstrahlen auf die Augen und auf den Kopf, allzu erhitzende Nahrung, schlechte oder unpassende Futter�stoffe, gr�ner Klee, Wicken, frischer Roggen, Weitzen, Erbsen u. s. w.; Ilautst�rung, dyskrasische Krankheiten, Unterdr�ckung gewohnter Ausleerungen, zur�ckgetriebene und unterdr�ckte exan-thematische und andere Krankheiten, als: R�ude, Mauke, Druse u. dgl., heftige Augenentz�ndungen, vorzugsweise die intermitti-renden Blennorrh�en des Auges. Erbliche Anlage beobachtet man manchmal und der Grund der Entstehung der Cataract kann in fehlerhafter Beschaffenheit des Auges oder in der Gegenwart be-
*) Cliclins a. a. O. Bd. 2. sect;. 3u3.
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stimmter Dyskrasien von Seiten der Eltern liegen, insbesondere #9632;wenn dieselben mit der Mondblindheit behaftet waren.
sect;. 721. Die Entstehung des grauen Staares durch Obliteration der Ern�hrungsgef �sse der Kapsel beobachtet man vorz�glich im hohem Alter und die Verdunkelung der Krystalllinse verh�lt sich in dieser Lebensperiode, wie die r�ckg�ngige Metamorphose in jedem an�dern Organe, als Folge der zur�cktretenden Gef�ssth�tigkeit, ver-mindertere Ern�hrung und Erstarrung der Theile. � Diese St��rung des Nutritionsprocesses der Linse muss um so eher entstehen, je schw�cher �berhaupt im Auge die Gef�ssth�tigkeit ausgespro�chen ist (und je weniger dus Auge durch mangelhafte Pigmentbil�dung gegen die Lichteinfl�sse gesch�tzt und zu entz�ndlichen Leiden des Auges pr�disponirt erscheint). Daher beobachten wir in den Augen mit hellgef�rbter Regenbogenhaut die gr�sste Nei�gung zum grauen Staare, weil in ihnen bei der geringern Ener�gie der Gef�ssth�tigkeit auch die Ern�hrungsgef �sse der Kapsel am leichtesten obliteriren, besonders, wenn zugleich �berm�ssige Anstrengungen des K�rpers eingewirkt und nachtheilige Einfl�sse die Augen selbst getroffen haben *).
. sect;. 722. Ersch�tterungen der Augen und des Linsensystemes, Ver�letzungen der Kapsel und der Linse, heftige Convulsionen k�nnen die Verbindungs - und Ern�hrungsgef�sse der Kapsel beeintr�ch�tigen, und die dadurch gest�rte Ern�hrung die Verdunkelung ver�anlassen. �#9632; Ueberm�ssige K�rperanstrengungen und zu helles Licht k�nnen besonders bei �lteren Individuen, die Versiegung der Ern�hrung durch Obliteration der Gef�sse der Kapsel herbeif�h�ren; h�ufiger scheinen sie jedoch durch congestiven Zustand und vermehrten Andrang des Blutes in die Gef�sse der Kapsel oder durch wirklich entz�ndliche Affectionen die Ern�hrung der Kapsel zu st�ren und die Tr�bung der Linse und Kapsel zu veranlassen. Kachexien und Dyskrasien k�nnen den grauen Staar durch Ent�mischung und qualitative Ver�nderung der ern�hrenden Stoffe, aber auch durch entz�ndliche Affection der Kapsel verursachen, welches letztere bei den Dyskrasien in der liegel der Fall seyn mag **).
Hinsichtlich der Genesis der Cat. traumatica sind die Versuche h�chst wichtig, welche man �ber das Verhalten der Kapsel und Linse bei Verletzun�gen an Thieren angestellt hat***). Es geht aus zahlreichen Versuchen hervor:
*) Chelius a. a. O. Bd. 2. sect;. 305. **) Ebendaselbst sect;. 300. ***) Dietrich, �ber Verwundungen des Linsensystems. T�bingen. 1824.
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Organisuhe Krankheiten des Auges.
1) Dass Uiu Verletzung der vorderen Kapselwand, selbst die gr�sste Zerst�rung derselben, keinen Einfluss auf die Durchsichtigkeit der Linse hat, wenn nur keine. Ersch�tterung und Zerrung Statt fand, � dass die Kapsel selbst sich niemals verdunkelt, �#9632; einfache und besonders Querwunden vollkommen heilen, meistens nur mit sehr wenig Narbensubstanz. � Es entsteht durch Hervor�treten des Humor Morgagni aus der verletzten Kapsel, gew�hnlich nach G�12 Stunden, eine pyramidenf�rmige Flocke, die mit den Wundr�ndern der Kapsel und zum Theil mit der Linse selbst in Verbindung steht und mit ihrer Spitze in die Corneawunde befestigt ist. In 8 �14 Tagen ist gew�hnlich diese Flocke resorbirt.
2)nbsp; Dass die Verletzungen der hinteren Kapselwand hinsichtlich ihrer Tr��bung dasselbe Verh�ltniss, wie die vordere Kapselwand zeigen, nur dass auf dieselbe h�ufiger Liuseustaar folgt, was offenbar den wichtigen Einfluss der hinteren Kapsel auf die Ern�hrung der Linse beweist.
3)nbsp; Dass die Linse selbst bei den verschiedenartigsten Verletzungen eine geringe Verwundbarkeit besitzt, dass ihre Oberfl�che weniger verwundbar ist, als ihr Kern, dass Verwundung ihrer vorderen Fl�che seltner Staar erzeugt, als die der hinteren, dass die weiche Linse junger Thiere die gr�ssten Ver�wundungen ohne Nachtheil ertr�gt, dass aber ein Verr�cken der Linse aus ih�rer Lage fast immer ein Absterben derselben zur Folge hat, die Kapsel jedoch hell bleibt. � Es scheint �berhaupt weniger die Verletzung der Kapsel und Linse an und f�r sich, als vielmehr die mit der Kapsel verbundene Ersch�t�terung und dadurch veranlasste Beeintr�chtigung der Ern�hrungsgef�sse � oder die darauf folgende Entz�ndung die Ursache der Tr�bung in der Kapsel und Linse zu seyn. � Daraus erkl�rt sich einigermassen das h�ufige Vor�kommen des traumatischen Staares beim Menschen, da bei den zuf�lligen, bis in die Kapsel der Linse dringenden, Verletzimgen das Auge immer eine be�deutende Ersch�tterung erleidet, welche auch f�r sich allein ohne Verwundung des Auges oft die Cataract veranlasst. � Doch wird der Staar auch h�ufig nach Verletzungen beobachtet, die geringf�gig sind, und nach den Resultaten der Versuche an Thieren die Tr�bung der Linse und Kapsel nicht veranlassen sollten, z. B. ein Stich mit einer feinen N�hnadel mitten durch die Hornhaut und Pupille in die Kapsel und Linse, wie Chelius dies �fters beobachtet hat � und es ist �berhaupt wahrscheinlich, dass die Kapsel und Linse im mensch�lichen Auge sich anders verhalten, wie bei den Versuchen an Thieraugen, we�nigstens scheint daf�r das h�ufige Vorkommen der Cat. tramnatica und die nach Operationen sieh h�ufig einstellende Verdunkelung der zur�ckbleibenden Kapsel zu sprechen. � Indessen beobachtet man auch manchmal, dass auf be�deutende Verletzung der Kapsel und Linse keine Tr�bung folgt. (Walther, Abhandlungen. S. 20).
sect;. 723.
Der Staai, welchem verminderte Ern�hrung und Obliteration der Gef�sse zum Grunde liegt, beginnt in der Regel mit alleiniger Tr�bung der Linse, seltner mit gleichzeitiger Tr�bung der Kapsel; � bei dem traumatischen, entz�ndlichen, kachektischen oder dys-krasischen Staare entsteht im Gegentheile die Tr�bung der Kapsel zuerst oder gleichzeitig mit der Tr�bung der Linse.
Die.Cohsistenz des Staares variirt nach dieser verschiedenen
Art seiner Entstehung.
Die durch verminderte Ern�hrung im vor-
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ger�ckten Alter entstehende Cataract ist immer fest; sowie die durch Kachexien und Dyskrasien bedingten Staare eine #9632;weichere Consistenz besitzen; doch ist hierin die Lebensperiode, in welcher sich die Cataract bildet, von wesentlichem Einfl�sse. Die ver�schiedenen Ver�nderungen der Linse hinsichtlich ihrer Consistenz hat Walther, welcher zuerst die entz�ndliche Aflection der Kapsel als Ursache der Cataract genauer dargethan hat, den verschiedenen Ausg�ngen der Entz�ndung in anderen Organen gegen�bergestellt. � Der harte Staar ist hiernach gleich dem Uebergange der Ent�z�ndung in Verh�rtung und die fl�ssigen Staare bezeichnen den Uebergang der Entz�ndung in Transsudation einer lymphatischen, eiterigen Materie � und die Cataracta arida siliquata ist der Ue�bergang in mumienartige Verschrumpfung, in trocknen Brand. � Allein, obgleich diese Ansicht wohl f�r die Erkl�rung der verschie�denen Beschaffenheit des Staates in vielen F�llen die richtige sevn mag, so gibt es doch aussei- der, im h�hern Alter als Folge der zur�cktretenden Gef�ssth�tigkeit entstehenden Cataract sehr viele graue Staare, welche sich ohne Entz�ndung auf dem Wege der Kachexie und einfachen Entmischung bilden, auf deren Ge�nesis die oben aufgestellte Ansicht keine Anwendung finden kann *).
sect;. 724. Die Entstehung eines harten Staares, der Uebergang der Linse in Verh�rtung, ist, nach Chelius's geistreicher Erkl�rung, durch einen Process der Oxydation bedingt, sowie im Gegentheil die Verfl�ssigung derselben als Folge einer Hydrogenisation der Linse zu betrachten ist. Denn die Hydrogenth�tigkeit ist �berall mit einem Streben zur Verfl�ssigung, die Oxydation aber mit einer Gerinnung und Erstarrung der thieriseben Fl�ssigkeiten verbunden. � Hierin liegt, f�hrt Chelius fort, der Grund der verschiedenen Natur des Staares nach den verschiedenen Lebensperioden. Im ganzen jugend�lichen Alter ist der Ersatz grosser, als der Verlust der organischen Materie, die Eeproduction ist �beraus th�tig, die Lymphe ist in Uebermaass vorhanden und die Hydrogenth�tigkeit vorherrschend. Je weniger das jugendliche Individuum in den Jahren vorgeschritten ist, um so geringer ist die Menge des Oxygens, das es zu seinem Le-bensprocesse bedarf�und w�hrend des Placentallebens im Uterus ist es am geringsten. Mit dem fortschreitenden Alter, in den Jahren der Mannbarkeit und des ausgebildeten K�rpers ist der Lebensi^rocess energischer, und besteht eine gr�ssere, innere Verzehrung, die nur durch den raschen Stoffwechsel ausgeglichen wird. Im h�hern Alter wird dieser Stoffwechsel tr�ger und der Lebensprocess wird eine
*) Chelius a. a. O. Bd. 2. sect;. 313.
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Combustion ohne geh�rigen Ersatz, daher die Rigidit�t und zu�nehmende Erstarrung der Organe.
Hicinit stimmen auch die Versuche �berein, welche man mit der galva�nischen S�ule �ber die Ver�nderungen der Linse angestellt hat (Vergl. Che-lius's Abhandlung riber die durchsichtige Hornhaut. S. 82). Der positive Pol tr�bt und erh�rtet die Linse � und der negative Pol tr�bt und erweicht sie. � Die Linse des Menschen- und Thierauges enth�lt nach Berzelius milchsau�res und salzsaures Aleali (Natron und Kali). Befinden sich diese Salze im Kreise der Volta'sehen S�ule, so begeben sich Chlor und Milchs�ure an den po�sitiven, die Alkalien an den negativen Pol. Sind daher die beiden Poldr�hte in die Krystalllinsen an einem Menschen- oder Thierkopfe eingesenkt, so ver-anlasst die elektrische Str�mung zwischen den beiden Linsen, dass sich das Chlor in der Linse ansammelt, zu welcher der positive Draht f�hrt, und den EiweissstofFderselben in einen geronnenen, undurchsichtigen Zustand �berf�hrt, w�hrend das sich am negativen Drahte ansammelnde Natron und Kali die an�dere Linse erweicht und gewissermassen verfl�ssigt*).
sect;�725,
Diesem gem�ss ist der Einfluss der verschiedenen Lebens�perioden auf die Beschaffenheit des grauen Staares nicht zu ver�kennen und es erscheint darum auch der angeborene Staar immer als ein fl�ssiger oder weicher, und gewinnt in den weiteren Lebens�perioden immer an verschiedenen Graden der Festigkeit, indem er die mannigfaltigen Modificationen des Staares, als glutin�ser, k�siger, scabr�ser Staar, bis zum harten Linsenstaare, dem Eigen-thume des h�heren Alters, durchl�uft. Jedoch bedingt nicht allein das Lebensalter die verschiedene Consistenz des Staares, denn es k�nnen auch besondere Gelegenheitsursachen, Constitutionsver-h�ltnisse, kachektische, dyskrasische Krankheiten hierin Modifica�tionen veranlassen.
sect;. 726.
Die Behandlung des grauen Staares hat entweder die Auf�hellung der Tr�bung, oder die Bef�rderung der Aufsau-sunlaquo;:, oder die Entfernuno; der cataraet�sen Linse aus der Sehaxe zur Aufgabe, welche durch pharmaceutische Mittel oder auf operativem Wege gel�st werden kann, um das Sehver�m�gen wieder herzustellen.
sect;. 727.
Tr�bungen der Linsenkapsel, sobald sie durch Entz�ndung bedingt sind, besonders wenn diese Folge von unterdr�ckten im-petigin�sen und exanthematischen Affectionen ist, noch fort besteht, die Tr�bung zum Symptome hat, ohne dieselbe schon als Ausgang zur�ckgelassen zu haben, gestatten die Aussicht zur M�glichkeit einer v�lligen oder theihveisen Zur�ckbildung der Cataract durch
*) Ebendaselbst sect;. 314.
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eine geh�rige, antiphlogistische, und dem zum Grunde liegenden, allgemeinen und �rtlichen Leiden angemessene Behandlungsweise.
sect;. 728.
Eine Zertheilung der Entz�ndung der Linsenkapsel und Eesorption*) der Tr�bung kann auf den, unter diesem Artikel n�her gegebenen Wegen erreicht werden, sobald man das bedingende Grundleiden entsprechend w�rdigt. Wenn auch nicht geleugnet werden kann, sagt Beck sehr treffend, dass die Linse und Kapsel weniger, als jedes andere Organ mit dem Organismus in Verbindung steht, so darf doch hiebei nicht vergessen werden, dass sie noch in der Sph�re des Organismus liegt, dass nichts mehr, als krankhafte Stimmungen des Organismus die Mischungs�verh�ltnisse der Linse ver�ndern k�nnen, sowie dass ferner ge�wisse arzneistoffige Einwirkungen der Linse sich mitzutheilen, und dunstige Umstimmuno-en in der Organisation derselben zu bewir-ken verm�gend sind.
Man wendet, sagt Leblanc hierauf bez�glich, zu diesem Zwecke die st�rksten aufl�senden Mittel an, die Quecksilberpr�parate, welche die Eigenschaft besitzen, die Lymphgef�sse zu reizen � wohl auch hier speeifisch umzustimmen. #9632;�
Die Mercurialien wendet man �usserlich in Form von Einrei�bungen der grauen Salbe in die Umgebung des Auges und Ein�streichen der rothen Pr�cipitatsalbe in den inneren Augenwinkel und innerlich in Verbindung von drastischen Purganzen, der Aloe, Ja-lappe, und umstimmender Mittel, des Schwefels, der Antimonialien u. dgl. an. Ein Versuch mit den angegebenen Mitteln kann nie�mals schaden, nur darf man die drastisch wirkenden nicht zu lange fortsetzen, um nicht ein gr�sseres Uebel herbeizulocken. In einem vorz�glichen Grade ist diese Vorsicht bei dem Calomel geboten; man mag es immerhin kurze Zeit hindurch anwenden, allein nie sollte man dasselbe lange Zeit fortgeben, denn ruinirte man dadurch auch nicht immer die Constitution des Thieres, so k�nnte man doch h�ufig angehende Synchysis veranlassen.
Uebrigens muss man sich aller Curversuche enthalten, wo nur das hohe Alter die Cataract begr�ndet und diese gleichsam zur Individualit�t geh�rt.
Liegen unvorsichtig abgeheilte Haut�bel oder Geschw�re der Cataracta zum Grunde, dann suche man die krankhafte Th�tigkeit durch Bildung eiternder Fl�chen auf den urspr�nglichen Sitz zu�r�ckzuf�hren.
*) (Sit venia vorbo.)
M�ller, Veterin�r-Opluh.ilmolngie. II.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;23
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sect;. 729.
Wenn eine Bef�rderung der Aufsaugung der catarac-t�sen Linse erfolgen soll, so muss die Linse ganz oder grossen-theils weich oder fl�ssig, die Kapsel d�nn, geborsten, aus ihren normalen Verbindungen getreten, die �brigen Gebilde des Auges gut bestellt, das Subject jugendlich, ungeschw�cht, und somit ei�nerseits der Staar leicht aufl�slich und andererseits der Stand der Resorptionsth�tigkeit des Auges zu diesem Gesch�fte kr�ftig genug seyn. Das Hauptbef�rderungsmittel der Schmelzung und Aufsau�gung ist ein massiger Reizungszustand des Auges; durch einen solchen wird nicht nur eine gr�ssere Quantit�t w�ssriger Feuchtig�keit in die Augenkammern herbeigelockt, sondern auch die Re�sorptionsth�tigkeit antagonistisch angeregt. � Zu diesem Zwecke sind Instillationen von Sublimat-, Zink- und Kupfervitriol - Aufl��sungen , von Laudanum, Bilsenkraut - oder �elladonnaextract, in Aether oder Wasser aufgel�st, von Belladonna - Aufg�ssen mit einem Zusatz von Salmiak, von Fomentationen mit Safran- oder Tabacksaufguss u. dgl. zu empfehlen.
sect;.730.
Gelingt es bei einem solchen Kunstverfahren nicht, eine Zer-theilung der Tr�bung in der Linsenkapsel oder eine Aufsaugung der getr�bten und verfl�ssigten Linse durch Anfachung der Re�sorptionsth�tigkeit zu erwirken, oder erscheint der graue Staar als Product der zunehmenden Decrepidit�t im Alter und hat er seine vollst�ndige Ausbildung erreicht, so findet im Allgemeinen die Ent�fernung der cataraet�sen Linse aus der Sehaxe auf chi�rurgischem Wege ihre Anzeige.
Zur Ausf�hrung dieser Operation sind noch immer gewisse Bedingnisse erforderlich, ohne deren Gegenwart jeder technische Eingriff dieser Art nicht nur unn�tz, bedenklich oder selbst offen�bar nachtheilig ausfallen w�rde. Diese Bedingnisse beziehen sich theils auf den Staar selbst, theils auf den Zustand der �brigen Ge�bilde des Auges, sowie des Gesammtorganismus, theils auf Neben�umst�nde.
sect;. 731.
Die Cataract muss, wenn sie Gegenstand eines operativen Eingriffes seyn soll, einen Umfang haben, durch welchen sie das Sehen wirklich und namhaft st�rt, �� sie muss vollkommen reif seyn, � sie darf endlich in keiner so festen Verbindung durch Verwachsungen, pseudoplastische Gebilde u. s. w., stehen, dass sie ohne grosse und das Sehen gef�hrdende Besch�digung des Auges aus der Sehaxe nicht zu entfernen w�re.
Die �brigen Gebilde des zu operirenden Auges d�r-
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fen weder zu reizbar, noch durch Alter oder Anstrengung sehr ge�schw�cht, noch endlich mit Krankheiten behaftet seyn, welche schon an und f�r sich das Sehen aufheben und unheilbar sind, (es sey denn, dass die Operation, wie dies bei Pferden h�ufig der Fall ist, nicht sowohl der Wiederherstellung des Sehverm�gens wegen, sondern ob der Beseitigung der bestehenden Deformit�t verrichtet werden sollte.)
Hinsichtlich des allgemeinen K�rperzustandes steht zu bemerken, dass noch allzufr�he Jugend, Zahnperiode, Geschlechts�entwickelung, Tr�chtigkeit und S�ugungsperiode, ein hoher Grad von Decrepidit�t, bedeutende K�rperschw�che, weit gediehene Dyskrasien, den Erfolg der Operation stets unsicher machen. � Absolute Gegenanzeigen findet die Staaroperation, wenn Aufl�sung des Glask�rpers oder Atrophie des Augapfels, Wassersucht, Va-ricosit�t der Gef�sse und Glaukom als Complicationen zugegen sind, mehr als ein Drittheil der Iris mit der vorderen Kapselwand verwachsen ist oder solche unheilbare Verdunkelungen der Horn�haut da sind, die doch ein Sehen nach der Staaroperation unm�g�lich machen w�rden.
Ferner sind auch bei vorzunehmender Operation die Neben�umst�nde und zwar vor allem die Lebensverh�ltnisse des Kranken, namentlich die Beschaffenheit des Aufenthaltsortes, dann die War�tung und Pflege, die Jahreszeit, die Witterungsverh�ltnisse, end�lich selbst die Tageszeit, zu welcher der operative Eingriff Statt finden soll, zu beachten.
Die Jahreszeit betreffend, so sind der Mai, Juni, September und October im Allgemeinen die geeignetesten Monate zur Vollzie�hung der Staaroperationen, wenn sonst die Witterung mild und best�ndig ist. � Die angemessenste Tageszeit zu demselben Zwecke bleibt immer die des Mittags *).
Leblanc dagegen empfiehlt die Morgens- oder Abendszeit, nachdem das Thier nicht gefuttert worden ist; gegen welchen Rath zu erinnern bleibt, dass die Beleuchtung gegen Mittag die beste ist und dass das Thier ganz ohne Futter gelassen, sich zu unruhig betragen w�rde und dadurch der Operations�erfolg mehr, denn durch die vorhergegangene F�tterung beeintr�chtigt werden k�nnte.
Vor der Operation hat man bei dem zu operirenden Thiere sowohl allgemeine, als specielle Vorbereitungen zu treffen.
Diese bestehen in zweit�giger Entziehung von ungef�hr der H�lfte der gew�hnlichen N�hrung, dabei gibt man den Thieren, je nach der Klasse, welcher sie angeh�ren, oder je nachdem sie eine verschiedene Nahrungsweise gew�hnt sind, nach M�glich-
*) Rosas a. a. O. S. 491 u. f.
2:!'
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336nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Organisclie Krankheiten des Auges.
keit gr�nes, statt trockenen Futters, in Ermangelung dessen Ger�sten- oder besser Roggenmehlwasser; Wassersuppen, mit Wasser verd�nnte Milch, Gem�se, aber kein Fleisch und lasse das Thier keine Knochen benagen u. s. w.
Allgemeine Vorbereitungen sind nur im Falle einer Complica�tion mit einem anderweitigen Uebel, dessen Beschwichtigung voi�der Operation w�nschenswerth erscheint, geboten. Darum sind allgemeine Krankheiten, besonders solche, welche fr�her zur Ent�stehung des Staares Veranlassung gaben, vorher nach M�glichkeit zu beseitigen oder dadurch zu beschwichtigen, dass man dieselben auf ein anderes, niederer stehendes Gebilde oder Organ des K�rpers hinzuleiten sucht; daher Hautreize mit Eiterung, Fontanellen, Haar�seile u. s. f. Ebenso sind entz�ndliche Zust�nde des Augapfels oder der Lider, selbst die geringsten, zuvor sorgf�ltigst zu entfer�nen. � Ausser der angegebenen Beschr�nkung der Di�t gebietet ein allgemeiner plethorischer oder localer Congestivzustand allgemeine, ableitende oder �rtliche Blutentziehungen und antiphlogistische Pur�ganzen; sowie ein allgemeiner Schw�chezustand nach raquo;den speciel-len Verh�ltnissen eine entsprechende Ber�cksichtigung erheischt.
sect;. 732.
Die Frage: ob, wenn beide Augen cataraet�s sind, die Ope�ration an beiden Augen gleich nacheinander, oder nur an dem einen, und wenn dieses sich von der Operation vollst�ndig erholt hat, erst auf dem andern vorgenommen werden solle, ist zu Gunsten der einen, wie der andern Verfahrungsweise zu beantworten. � Ge�gen den unmittelbar aufeinander folgenden Vollzug der Operation beider Augen ist anzuf�hren, dass der doppelte Eingriff eine hef�tigere Reaction veranlasse; dass, wenn irgend ein unvorhergese�hener oder vielleicht nicht zu beseitigender Zufall eintrete, dadurch f�r beide Augen ein ungl�cklicher Ausgang zu bef�rchten w�re; und dass man endlich aus dem Verhalten des einen Auges nach der Operation manchen Wink erhalte,, welchen man bei der Nach�behandlung des zp�ter zu operirenden Auges vortheilhaft benutzen k�nne. � Dagegen l�sst sich aber mit Recht erwidern, dass die Erfahrung keinen Unterschied der traumatischen Reaction bei der Operation auf einem oder beiden Augen zugleich zeigt; dass wenn die erste Operation einen ungl�cklichen Ausgang hatte, die Furcht und das Misstraucn des Thierbesit�ers bei der zweiten nur um so grosser sind, w�hrend derselbe, wenn nach der Operation an bei�den Augen nur an einem Auge die Operation den erw�nschten Er�folg hatte, zufrieden gestellt ist. Obwohl nicht untriftige Gr�nde f�r die Vornahme der Operation an beiden Augen unmittelbar hin�tereinander, vorhanden sind, so werden sie doch durch den einzi-
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Organische Kraukheiten des Auges.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 3�7
gen Umstand aufgewogen, dass durch die sogleich wiederholte Operation das Thier in allzu grosse Unruhe versetzt wird und schon der Lagever�nderung wegen, versetzt werden muss, und dadurch der erzielte Erfolg auf dem erstoperirten Auge vernichtet werden k�nnte.
Von der Operation des grauen Staates.
sect;. 733. Die Operation des grauen Staares hat zum Zwecke, die verdunkelte Linse und Kapsel aus der Sehaxe zu entfernen. Nach der Art und Weise der Erreichung dieses Zweckes theilt man die Staaroperationen folgendennassen ein:
1)nbsp; nbsp;Dislocation des grauen Staares aus dem Um�fange der Pupille durch Niederdr�ckung, Umleguug oder Seitw�rtslagerung (Depressio, Eeclinatio Cataractae) und zwar:
a)nbsp; durch die Sclerotica (Scleroticonyxis);
b)nbsp; durch die Hornhaut (Keratonyxis).
2)nbsp; Ausziehung des grauen Staares (Extracdo cataractae) durch den Hornhautschnitt (Keratotomia).
sect;. 734.
N�chste Bedingniss zur Ausf�hrung dieser Operation ist das Fixiren des ganzen Thieres, besonders des Kopfes und des zu operirenden Auges.
Gr�ssere Thiere l�sst man auf einem Strohlager am Boden, kleinere auf einer Bank oder einem Tische festhalten und mit Kie�men und Stricken den Umst�nden gem�ss befestigen u. s. w. � Der K�rper und Kopf werde so gelagert, dass das zu operirende Auge oben und so zu liegeu kommt, dass das Licht nur von der Seite in das Auge falle und nicht zu grell sey. Ein star�ker, ge�bter Geh�lfe, welcher hinter dem Kopfe Platz genommen hat, h�lt die untere Kinnlade mit der rechten Hand und das Ohr mit der linken, wenn das linke*Auge operirt werden soll, und um�gekehrt ; er beuge den Kopf von oben nach unten und von vorne nach hinten, damit sich der Augapfel nicht hinter dem unteren Au-gculide verberge.
sect;. 735.
Die Fixirung des Augapfels und der Lider bewerkstelligt man auf verschiedene Weise. Das obere Augenlid zieht ein, hinter dem Kopfe seitlich gelagerter Geh�lfe mit dem Pellier'schen Haken gegen die Stirne und der Operateur dr�ckt das untere Augenlid
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'J'dSnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Oiganische Kraukheitfii des Auges.
mit dem Daumen der linken Hand herab oder es vollf�hrt tlies der Geh�lfe mit seiner andern Hand. Dabei kniet der Operateur ne�ben der unteren Kinnlade und f�hrt, wenn er sich des Hakens (S. Fig. 1.) und des einfachen Speeres (S. Fig. 2.) bedient, er�stem mit der linken Hand unter den Nagel, den er auf diese Weise durch einen Geh�lfen halten l�sst; mit derselben Hand sticht er sodann den Speer ungef�hr eine Linie von der Hornhaut entfernt, in den mittlern Theil der Sclerotica ein; h�lt nun das Auge so, dass der �ussere Theil des Augapfels sehr hervortritt und �bergibt dann dem zweiten Geh�lfen das Heft zum halten.
Leblanc bediente sich bei Staaroperationen mehrere Male dieser Sicherungswerkzeuge, fand aber, dass das Auge noch im�mer schaukelnde Bewegungen von oben nach unten und nach rechts und links machen konnte; dies gab ihm Veranlassung zur Erfin�dung des dreiarmigen Instrumentes (S. Fig. 3.), dessen Benutzung folgende ist: Man fasst das Heft des Instrumentes mit dem Dau�men , Zeige - und Mittelfinger der linken Hand, sticht zuerst die beiden festen Aeste, von denen der Hauptast stets der untere seyn muss, in die Sclerotica ein, indem man mm den Nagel zur�ckzieht und sodann durch eine leichte am Hefte von dem inneren nach dem �usseren Winkel gemachte Bewegung, die dritte Spitze an dem angezeigten Orte einsenkt. Der Augapfel ist dann in der Gewalt des Operateurs, der jede zur Operation erforderliche Be�wegung mit ihm machen kann.
sect;. 736.
La fosse empfahl in seinen Cours d'hippiatrique, Paris 1772, die Section des Grundmuskels, sowohl gegen das Zur�ckziehen des Auges bei der Operation, als auch gegen das Hervordr�ngen des Glask�rpers aus dem Auge, und dies f�hrte auf eine eigen-th�mliche Art des Fixirens des Augapfels. Man macht n�mlich hiernach beim Pferde und Esel einen zwei Zoll langen Einschnitt parallel mit und �ber dem Augenbogen durch die Haut der Augen-grubc, pr�parirt durch das Fett in derselben zum Grundmuskel des Auges hin, und nimmt, falls zu viel Fett hier angetroffen wird, und hinderlich ist, einen Theil desselben mittelst Pin9ette und Scheere weg. Auf diese Weise kann man zum Grunde des Augr-apfels gelangen, ohne Gef�sse zu verletzen oder ihn zu entbl�ssen. In diese Oeffnung der Augengrube nun f�hrt man den Mittel- und Zeigefinger der linken Hand, gleichsam so hinter den Augapfel, dass derselbe damit vorgehalten werden kann, ohne ihn zu sehr zu quetschen und zu zerren; mit dem Daumen derselben Hand h�lt man das obere Augenlid gegen den Augenbogen. Ein Geh�lfe senkt den Drahthaken in den inneren Augenwinkel so an dem Bul-
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Organische Krankheiten des Auges.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 339
bus ein, dass dadurch der Blinzknorpel an dem Vordringen gehin�dert wird*).
sect;. 737. Diese beiden Arten des Fixirens des Augapfels gegen einan�der gehalten, bieten Vortheile und Nachtheile. � Bei der ersteren k�nnen die Spitzen der Lanzen zu tief in die Selerotica eindringen und dadurch starke Entz�ndung bewirken oder gar die darunter liegende Aderhaut verletzen und sohin zu heftiger Ophthalmia in-tema Anlass geben; � die letztere Art kann jedoch ausser der heftigsten Entz�ndung des Zellgewebes aber auch L�hmungszu-st�nde des Auges, vorzugsweise des oberen Augenlides bewirken und somit vielleicht nicht sowohl den g�nstigen Erfolg der Staar-operation vernichten, als auch ein gr�sseres Uebel setzen, denn das urspr�ngliche war. Ausserdem ist es uns unbegreiflich, wie diese Voroperation immer ausf�hrbar seyn soll, ohne die Thr�nen-dr�se zu verletzen. � Unter zwei Gefahren, die minder gef�hr�liche w�hlend, entscheiden wir uns f�r die Leblanc'sche Fixirung mit dem dreilanzigen Instrumente, bringen aber eine derartige Ver��nderung an demselben in Vorschlag, dass wir an die Stelle der Spitze, H�kchen gesetzt wissen wollen, womit man die Binde�haut des Augapfels und jenen, den Blinzknorpel �berziehenden Theil derselben fassen k�nnte, um auf gleiche Weise den Bulbus zu fixiren, wie es bei der Durchschneidung der Augenmuskeln von Dieffenbach empfohlen und am Menschenauge erfolgreich aus�gef�hrt wird.
1. Von der Scleroticonyxis.
sect;. 738.
Diese Operationsmethode besteht darin, dass vermittelst einer geeigneten Nadel, welche in bestimmter Entfernung vom Eande der Hornhaut durch die Selerotica zum Staare gebracht, dieser entweder geradezu niedergedr�ckt, oder nach hinten umge�legt, oder zur Seite gedr�ckt, in jedem Falle aus der Seh-axe entfernt, die Linsenkapsel dabei eingeschnitten tmd auf diese Weise von ihrem Inhalte befreit und der Aufl�sung der w�ssrigen Feuchtigkeit Preis gegeben wird. (Depressio, Recli-natio, Depressio lateralis, Incisio Cataractae per Scleroticam).
sect;. 739.
Man verrichtet diese Operation mit der Beer'schen oder Scar-pa'schen Staarnadel (S. Fig. 9. und 10.), deren Bewegung im Auge
*) Dietrich's Akiurgic S. 236.
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3()0nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Orgiiuisclie Krankheiten des Auges.
folgende Acte durchl�uft: 1) deraquo; Einstich, 2) die Fortleitung in die Pupille, 3)dieITmlegung der Linse nebst Einschnei�dung ihrer Kapsel, 4) die Herausf�hrung aus dem Auge.
sect;�740.
Nachdem das Thier auf die obige Weise gelagert und ihm m�glichst alle K�rperbewegungen unm�glich gema'cht worden sind, Augenlider und Augapfel in der Gewalt der Geh�lfen und des Ope�rateurs sich befinden und dieser sich neben der unteren Kinnlade in knieender Situation placirt hat, so steche derselbe die gerade Staarnadel mit nach oben und unten gerichteten Fl�chen, wie eine Schreibfedor mit etwas zur�ckgezogenem Daumen, Zeige- und Mittelfinger gefasst und bei auf die Jochleiste und Backe des Thie�ves gest�tztem kleinen Finger und Ulnarrande, an der �usseren Seite, 2 bis 3 Linien von der Hornhaut entfernt, behutsam und mit Vorsicht, jedoch rasch und entschlossen in die Sclerotica und in solcher Richtung ein, als sollte die Nadel in den Mittelpunkt des Augengrundes gelangen.
Nachdem die Nadel bis zu ihrem Halse eingedrungen ist, so drehe der Operateur sie rasch um ihre Axe und neige den Griff derselben gegen die Schl�fe, so dass die Fl�chen der Nadel nach vorn und hinten und die Spitze gegen den inneren Augenwinkel hin gerichtet sind, und schiebe sie zwischen der hinteren Fl�che der Iris und vorderen Kapselwand so weit fort, bis ihre breite Fl�che in die Pupille getreten ist; darauf wird das Heft der Nadel in einer diagonalen Richtung nach innen und aufw�rts gegen die Nase zu gehoben, so class die breite hintere Fl�che der Nadel�spitze an die vordere Fl�che der cataraet�sen Linse gelegt und diese sammt Kapsel behutsam und vorsichtig in den Hintergrund, d. i. in den Glask�rper gedr�ngt wird, und ihre hintere Fl�che nach unten zu liegen kommt. In dieser Lage sucht man die Linse mit der Nadel f�r kurze Zeit zu fixiren und zieht jene dann langsam bis zu ihrem Halse zur�ck und wenn der Staar sich nicht wieder erhebt, in derselben Richtung, wie sie eingestochen wurde, aus dem Auge; w�hrend bei etwaigem Wiederaufsteigen der Linse der zweite und dritte Operationsact wiederholt werden m�ssen. � Will man die Linsenkapsel �ffnen, so geschehe dieses durch Einschnei�dung bei leichter Drehung der Nadel, w�hrend des Actes der De�pression.
sect;� 741. - Die Beschaffenheit des Staarcs, so wie eine abnorme Befesti�gung desselben mit den ihn umgebenden Gebilden, k�nnen wichtige Modificationen nothwendig machen.
Wenn die Cataracte sehr prominirt, wie es bei der Pferdelinse
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Organische Kranklifiten des Auges.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 3(51
ohnehin der Fall ist, so geschieht es bisweilen, dass man mit der Spitze der Staarnadel unter die unverdunkelte oder verdunkelte Linsenkapsel ger�th, was man theils im gebundenei-en Gef�hle bei der Fortbewegung wahrnehmen kann, namentlich aber daraus er�sieht, dass die Nadel in der Pupille nicht hellgl�nzend erscheint. Solchen Falles zieht man das Instrument zur�ck und f�hrt es dichter an der hinteren Irisfl�che fort, nachdem man dessen Heft etwas gegen aussen gesenkt und dadurch die Spitze nach oben gehoben hat. �agt �brigens ein Segment der Cataracte in die Pu�pille hinein, so sey man bem�ht, nach oben freiere Bahn f�r die Spitze der Nadel zu finden, oder, wenn auch dies nicht m�glich, so dringe man in den K�rper der Linse selbst ein, dislocire ihn und beendige die Operation auf die gew�hnliche Weise. Bei die�sem Man�ver kann es geschehen, dass der Linsenk�rper nur, und nicht seine Kapsel dislocirt werden, wo sich diese, wenn sie zu�r�ckgelassen wird, in der Folge und bald verdunkelt, wesshalb man auch alsbald die Pupille selbst von ihren letzten Besten rei�nigen muss.
Besteht eine Verwachsung zwischen der vorderen Fl�che der Kapsel und der hinteren Fl�che der Iris, so muss die Nadel im Momente ihrer Fortleitung gegen die Stelle der Verwachsung ge�f�hrt und diese durch hebelartige Bewegungen der Nadel getrennt und hierauf die Cataract reclinirt (umgelegt) werden. Wird aber bei einer unbemerkten, fadenartigen Verwachsung zwischen diesen beiden genannten Theilen, die Cataracte deprimirt, so zeigt sich sogleich die Pupille in dieser Richtung verzogen und man muss daher die Nadel gegen die hintere Fl�che der Iris richten und die Verwachsung trennen.
. sect;� 742-Wenn der Staar bei weicherer Beschaffenheit sich zerst�ckelt,
oder wenn bei einem fl�ssigen Staare die Kapsel zerreisst und die Fl�ssigkeit sich in die Augenkammern ergiesst, so muss man die gr�sseren St�cke des Staares niederdr�cken, immer aber die Kap�sel im geh�rigen Umfange zerschneiden, indem man die Schneide und Spitze der Nadel in verschiedenen Richtungen gegen sie wir�ken l�sst, und dabei nicht vers�umt, die Nadel manchmal etwas zur�clczuziehen und dicht hinter der Iris wieder vorzuschieben, damit sie bestimmt auf die vordere Kapselwand wirken kann und nicht in der Masse des Staares eingesenkt bleibt, in welchem Falle ihre, wenn gleich ausgiebigen Bewegungen, die vordere Kapsel�wand nicht geh�rig trennen *).
*) Chelius a. a. �. Bd. 2. sect;. oll.
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3(gt;2nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Organische Krankheiten des Auges.
sect;: 743-
Nach vollendeter Dislocation der Linse ziehe man die Nadel behutsam in derselben Art, wie sie eingesenkt wurde, zur�ck, ent�ferne die Fixirungswerkzeuge, oder ziehe die beiden Finger aus der Wunde hinter dem Bulbus hervor, hefte diese durch die blutige Naht, lege einige Heftstreifen �ber beide Augenlider und bedecke das Auge mit einer weichen, aber dichten, angefeuchteten Lein-wandbandage und bringe das Thier an einen verdunkelten Aufent�haltsort. Besondere Vorkehrungen sind zu treffen, dass das Thier sich nicht an den benachbarten Gegenst�nden reiben oder mit den F�ssen kratzen kann. Bei Pferden und Eseln geschieht dies am sichersten mittelst eines an der Decke befestigten, nur den Hals umfassenden Halfters, dessen Schnur man bei Nacht nur so weit nachl�sst, dass sich das Thier legen kann. Die Compressen m�s�sen, so lange vermehrte Thr�nenabsonderung vorhanden ist, t�glich dreimal erneuert werden; man weicht die Augenlider auf, wenn sie verkleben und w�scht sie mit frischem Wasser, wenn die Entz�n�dung nicht zu heftig ist, im anderen Falle mit einem schleimigen Decocte, greife nach Umst�nden zu allgemeinen und �rtlichen Blutentziehungen und sey immerhin auf Erhaltung normaler Darm-th�tigkeit bedacht. W�hrend der ersten vierzehn Tage bestehe das Futter aus blanden und leicht zu kauenden Nahrungsstoffen, zum Getr�nke diene Mehlwasser, Milch u. dgl. Das Futter und Getr�nke bringt man durch eine hochstehende, oder an vier an der Decke befestigten Stricken h�ngende Krippe oder durch einen auf �hnliche Art befestigten Trog dem Kopfe des Thieres nahe, um alles Niederbeugen des Kopfes zu verh�ten. � Nach Verlauf eini�ger Wochen gew�hne man das Thier wieder grad-weise an das Licht und �bergebe es, anf�nglich mit Schonung, seiner gew�hn�lichen Besch�ftigung.
sect;. 744.
Erfolgt nach vorgenommener Zerst�ckelung des Staares die Ke-sorption nicht, so liegt der Grund entweder in festerer Beschaffen�heit der Staarreste, oder in tr�gem Stoffwechsel, oder in einem Zu�stande von Uebers�ttigung der w�ssrigen Feuchtigkeit durch aufge�l�ste Staarpartikel oder in nicht geh�rig zerschnittener Kapsel. � In den zwei ersten F�llen kann man von Zeit zu Zeit eine Aufl�sung des Belladonnaextractes in das Auge instilliren, damit sich bei vor�w�rtsgebeugtem Kopfe vielleicht einzelne Staarreste in die vordere Au^enkammer begeben und von der w�ssrigen Feuchtigkeit besser umsp�lt werden k�nnen; oder man wendet Mittel an, welche die Rcsorptionsth�tigkeit erh�hen und den Stoffwechsel beschleunigen. � Im dritten Falle zeigt sich die von Wer neck empfohlene und
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Organische Kiankbeiten des Auges.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 3(13
von Zeit zu Zeit wiederholte Punction der Hornhaut und Entlee�rung der w�ssrigen Feuchtigkeit sehr wirksam. Im vierten Falle bleiht nichts �brig, als, wenn sich das Auge vollkommen erholt hat, die Operation der Zerst�ckelung und vorz�glich die Zerschnei�dung der Kapsel wieder zu unternehmen. Ueberhaupt muss, so lange der Process der Aufl�sung und Aufsaugung der Staarreste nicht vollendet ist, das Auge sorgf�ltigst geschont werden *).
2. Von der Keratonyxis.
sect;. 745. Unter dieser Operation versteht man das Einf�hren der Nadel durch die Hornhaut, um auf diesem Wege die Linsenkapsel zu zerschneiden, und die Cataracte aus ihren Verbindungen zu l�sen, damit deren Aufl�sung und Resorption geschehe, oder dieselbe nie�derzudr�cken , um sie aus der Sehaxe zu bringen.
sect;. 746. Die gemachte Erfahrung, dass nach eingeschnittener Kapsel eine undislocirte Linse ebenfalls nach einiger Zeit durch Resorption entfernt werden kann, bestimmten Conrad! und Beer, die Zer�schneidung der Kapsel zu diesem Zwecke durch die Hornhaut zu versuchen, worauf Buchhorn nach Versuchen an Thieraugen die Entfernung der Cataract mittelst einer durch die Hornhaut einge�f�hrten Nadel zu einer besonderen Operationsmethode erhob und die Reclination oder die Zerst�ckelung der Cataract auf diesem Wege bestimmte.
Zur Verrichtung dieser Operation bedient man sich einer ge�kr�mmten oder geraden Nadel, je nachdem man auf die eine oder die andere mehr einge�bt ist.
Das Operationsverfahren ist folgendes: wenn die Pupille durch vorl�ufige Instillation einer Aufl�sung von Belladonnaextract hin�reichend erweitert, der K�rper, Kopf und Auge auf eine der oben angegebenen Weisen fixirt worden sind, sticht der Operateur in gleicher Weise, wie bei der Seleroticonyxis die gekr�mmte Nadel, deren Concavit�t ihm zugewandt, die gerade Nadel, mit nach den Augenwinkeln gerichteten Schneiden, eine Linie von der Sclerotica, der Stelle des Einstiches bei der Seleroticonyxis entsprechend, oder auch in der Mitte durch die Cornea. Ist die Nadel bis zu ihrem Halse eingedrungen, so f�hre er sie zur Reclination in die Pupille nach oben, auf den Rand des Staares ein, und dr�cke durch Er-
*) Chelius a. a. O. sect;. 351.
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361nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Organische Krankheiten des Auges.
heben des Griffes und Senken der Spitze die Cataracte nieder, so dass ihre hintere Fl�che die untere, ihre vordere die obere wird. Nun bleibe die Nadel sanft auf dem Staare etwas ruhen und dann werde sie in die Pupille zur�ckgezogen und aus dem Auge wieder entfernt, wenn der Staar nicht wieder aufsteigt, w�hrend im anderen Falle der Act der Depression wiederholt werden muss, bis die Ca�taract unbeweglich liegen bleibt. W�re dies nicht der Fall, oder dr�nge die Nadel in die Masse des Staares wegen seiner weichen Beschaffenheit, oder wollte man bei einem erkannten weichen oder fl�ssigen Staare geradezu die Zerschneidung oder Zerst�ckelung vor�nehmen, so wende man die Schneiden, und mache vorsichtige Bewe�gungen �ber die vordere Kapselwand in sich kreuzender Richtung. � Wenn sich der Staar zerst�ckelt, so suche man die gr�sseren St�cke niederzudr�cken � die kleineren fallen gew�hnlich von selbst in die vordere Augenkammer; ist der Staar fl�ssig, so wird sich sogleich beim Einschneiden der Kapsel die Fl�ssigkeit in die vordere Au�genkammer ergiessen und den Humor aqueus tr�ben. � Bei den Bewegungen zur Zerst�ckelung der Linse und Kapsel in ihrem Mittelpunkte h�ngt alles davon ab, dass die Kapsel in ihrem Mit�telpunkte in geh�rigem Umfange getrennt wird,- was man oft durch kreisf�rmige Bewegungen der Nadel am besten erzielt, und dass man die Nadel zu wiederholten Malen in die vordere Augenkammer zur�ckzieht und von Neuem gegen den Staar vorf�hrt; geschieht dies nicht, so kann sich leicht die Nadel in dem Staare spiessen, wo sodann ungeachtet ausgiebiger Bewegungen mit der Nadel die Linse nur verr�ckt, aber eine geh�rige Zerreissung der Kapsel und Zerst�ckelung der Linse nicht bewirkt wird *).
sect;. 748. Die �blen Ereignisse, welche w�hrend der Operation Statt finden k�nnen, sind: Grosse Unruhe und Drehen des Auges nach oben, so, dass man die im Auge befindliche Nadel nicht sehen und folglich nicht mit Sicherheit leiten kann. Wenn es hier nicht m�g�lich ist, mit dem Leblanc'schen Instrument das Auge in geh�rige Richtung zu bringen, so muss man bemessen, ob es zu wagen ist, vorsichtige Bewegungen mit der Nadel zur Dislocation des Staares oder zur Zerreissung der Kapsel zu machen, oder ob es nicht ge-rathener sey, die Nadel auszuziehen und die Operation sp�ter wie�der zu versuchen. � Pl�tzliche Zusammenziehung der Pupille, so dass die nothwendigen Bewegungen mit der Nadel nicht gemacht werden k�nnen, ohne den Pupillarrand zu beleidigen. Wenn sich hier bei ruhiger Haltung der Nadel die Pupille nicht wieder erwei-
*) Chelius a. a. O. Bd. 2. fj. 355.
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Organische Krankheiten lies Auges.
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tert, so muss die Nadel ausgezogen und sp�ter die Operation nach einer anderen Methode vorgenommen werden. � Unerwartetes Her�ausgleiten der Nadel aus dem Auge bei grosser Unruhe desselben, ehe die Operation vollendet ist. Hier ist es gerathener, die Ope�ration zu verschieben, als von Neuem die Nadel durch die Horn�haut einzustechen, da man auf gr�ssere Schwierigkeiten bei dem schon unruhigen Auge immer gefasst seyn muss *).
3. Von tier Ausziehung des grauen Staaros.
sect;. 749.
Die Ausziehung des grauen Staares, Extractio Cata-raetae, besteht in der Er�ffnung der Hornhaut durch den Schnitt, Keratotomie, Trennung der Kapsel und Entfernung des Staares durch die Oeffnung der Hornhaut.
sect;. 750.
Zur Ausf�hrung dieser Operation bedient man sich des drei-armigen Speers (Fig. 3.), des Pellier'schen Augenlidhalters (Fig. 2.), des Staarmessers (Fig. 11.), der geraden Staarnadel (Fig. 9.) und feiner Pinzetten.
Das von Beer f�r das Menschcnange bestimmte, hier f�r das Thieraugc aecommodirte Staarmesser zeichnet sich durch das richtige Verh�ltniss aus, in welchem es zn den Gebilden, welche verletzt und zur Art, wie ein regelm�ssi-ger Iloruhautschnitt gebildet werden muss, steht. Die Klinge ist zwei Zoll laug und hat die halbe Breite der H�lfte dos verticalen Durchmessers der Horn�haut, ist mit dem Hefte fest verbunden und der R�cken In gerader Richtung mit dem Hefte auslaufend; der R�cken muss stumpf, keinesweges breit und an seinen beiden Kauten so zugeschliflfen seyn, dass er den oberen Wundwinkcl bei der Durchf�hrung des Messers durch die Hornhaut, geh�rig ausf�llt, damit die w�ssrige Feuchtigkeit nicht zu fr�hzeitig ausfliesst; die sehr starke Schneide lauft in schr�ger Richtung in die zweischneidige, lanzettf�rmige, scharfe, aber nicht zu schwache Spitze; das Staarmesser darf nicht federn, was erreicht wird durch eine sanfte W�lbung, die sich auf beiden Seiten von dem R�cken gegen die Schneide und nach der ganzen L�nge der Klinge erhebt, gegen die Schneide sich sanft verliert und bis zur Spitze ausl�uft. Diese W�lbung darf nicht zu dick seyn, weil sonst das Messer nicht mit Leichtigkeit fortgef�hrt werden kann. Der achtseitige Griff von Ebenholz muss ungef�hr 3%/-, Zoll P. M. lang seyn, dass er, wenn das Messer wie eine Schreibfeder gehalten wird, noch einen Zoll �ber den R�cken des Zeigefingers hinausragt.
sect;.quot;751..
Die Vorbereitungen, die gegenseitige Stellung des Operateurs und des zu operirenden Thieres, so wie die Fixirung des Auges, sind dieselben, wie bei der Depression.
Die Operation zerf�llt in folgende Acte: 1) in den Hornhaut-
*) Chelius a. a. O. sect;. 55fi.
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;)fi6nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Organische Krankheiten des Auges.
schnitt, dessen einzelne Momente der Einstich, die Wendung des Messers und Fortf�hrung durch die vordere Augenkammer, der Ausstich und die Vollendung des Schnittes sind; 2) in die Er��ffnung der Kapsel; 3) in die Ausleitung des Staares; 4) in die Entfernung abnormer Zust�nde, die sich nach der Ausleitung des Staares noch vorfinden und 5) in den Verband.
sect;. 752.
Den ersten Act der Operation vollf�hre man, nach Dietrichs, auf folgende Weise: Der Operateur erfasse das Staarmesser mit dem etwas zur�ckgebogenen Daumen, Zeige - und Mittelfinger wie eine Schreibfeder, st�tze den kleinen Finger auf den Jochbogen und die Ulnarfl�che auf die Backe, stosse des Messers Spitze, den R�cken dem Augenbogen, die Schneide der Nase zu haltend, im rechten Winkel, 1 bis 2 Linien vom Rande der Sclerotica, durch die Cornea, am �usseren Augenwinkel so ein, als ob er die H�lfte derselben abschneiden wollte. Sobald aber die Spitze oben durch die Cornea gedrungen ist, neige man das Heft des Messers zur Backe des Pferdes hin, durch welche Bewegung beim Vor�schieben des Messers, mit demselben die Regenbogenhaut zu ver�letzen, verh�tet wird, vor welcher man es flach vorbei bis zum anderen Rande der Cornea verschiebt, diese hier nach aussen durch-st�sst und, indem man nun das Messer nachschiebt und genau darauf achtet, dass durch die immer weiter hervortretende Spitze im in�neren Augenwinkel weder die Blinzhaut noch die Thr�nenkarunkel verletzt werde, gleichzeitig die ganze untere H�lfte der Cornea, in einem Schnitt, nach unten an ihrem Rande trennt.
In dem Augenblicke, wo der Hornhautschnitt vollendet wird, l�sst der Geh�lfe das obere Augenlid herabsinken, um dem Auge einige Ruhe zu geben, bevor man zum zweiten Acte fortschreitet.
Behufs der Er�ffnung der Kapsel lasse der Operateur das obere Augenlid vorsichtig und ohne den Augapfel zu ber�hren oder zu dr�cken, wieder in die H�he ziehen und ziehe selbst mit gelin�dem Drucke auf den unteren Theil des Augapfels das untere Au�genlid herab, um auf diese Weise die Hornhautwunde zu er�ffnen, die Pupille zu erweitern und die Linse etwas hervortreten zu ma�chen und somit den g�nzlichen Austritt der Linse aus dem Auge zu bef�rdern oder, was besser ist, die Kapsel zuvor zu er�ffnen. In letzterer Absicht legt man nun, wie Chelius empfiehlt, die Nadel mit ihrem laquo;Halse so gegen den unteren Rand des Hornhaut�lappens an, dass ihre Spitze im inneren Augerfwinkel frei steht, und ihre Schneide nach oben und unten gerichtet ist, schiebt den Hals unter den Hornhautlappen in die H�he und zieht hierauf die Na�del in horizontaler Richtung so weit zur�ck, bis die Nadelspitze in
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die Pupille zu stehen kommt. Jetzt wird die Lanze mit ihrem un�teren Rande nach der vorderen Kapselfl�che und mit ihrer Spitze gerade nach aufw�rts gerichtet und sodann die Kapsel durch wie�derholte, senkrechte Z�ge mit der Schneide der Lanze nur halb um ihre Axe gedreht und die Kapsel durch wiederholte Z�ge in etwas schr�ger Richtung eingeschnitten, so dass auf diese Weise die vordere Kapselwand in mehrere rauten�hnliche St�cke getrennt wird. Die Lanze wird hierauf mit der Fl�che nach vorne und hinten gerichtet, in schiefer Richtung ausgezogen; ohne den Horn-hautlappen zu l�ften.
Wenn nun nicht die Cataracte unter Einwirkung der Augen�muskeln von selbst nachfolgt, so unterst�tze der Operateur � dritter Operationsact � letztere Th�tigkeit durch gelinden Druck auf den unteren Theil des Bulbus oder suche, wenn auch diese Manipulation erfolglos seyn sollte, oder die Cataracte in der-Pu�pille zur�ckblicbe, deren v�lligen Austritt mittelst einer einge�brachten Sonde zu f�rdern, indem er zugleich die, beim Durch-tritte durch die Pupille von der weicheren Oberfl�che des Staares etwa abgestrichenen Parthien dem austretenden Staare nachschiebt, ohne jedoch den Hornhautlappen mehr als n�thig zu l�ften. � Ist die Linscnkapsel ebenfalls verdunkelt, so zieht man sie mittelst einer Pinzette aus, oder zerreisst sie wenigstens so viel, als m�glich. �- Findet man die Kapsel fest mit der Linse verwachsen und gleich�sam ossificirt, so sticht man nach Leblanc, die Nadel in die Linse ein, macht einige drehende Bewegungen, wodurch sie aus ihren Verbindungen getrennt wird und zieht beide aus.
Zum vierten und f�nften Operationsacte schreitend, entfessle der Operateur das Auge, lasse dasselbe eine kurze Zeit ruhig ge�schlossen und er�ffne es dann behutsam, um die Beschaffenheit der Pupille zu untersuchen. W�re die Pupille verzogen, so mache man sanfte Reibungen mit dem oberen Augenlide auf den Bulbus; w�re etwas Luft unter den Hornhautlappen eingedrungen, die als kleines, perlenartiges Bl�schen an der inneren Fl�che desselben erscheint, so wird diese ebenfalls durch sanfte Reibungen des oberen Augenlides entfernt werden, oder wenn das Bl�schen hierauf nicht verschwindet, so dr�ckt man sanft mit dem Daviel'schen L�ffel oder irgend einem passenden K�rper auf den Hornhaudap-pen und treibt dadurch das Luftbl�schen unter ihm hervor.
Hierauf werden die Augenlider geschlossen und zwar mit der sorgf�ltigsten Ber�cksichtigung, dass sich der Hornhautlappen ge�h�rig anlegt; wozu man folgenden Kunstgriff mit Chelius beson�ders empfehlen kann: dass man n�mlich das obere Augenlid zuvor schliesse, Av�hrend man das untere herabzieht und erst dann in die
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:i68nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Organische Krankheiten des Auges.
H�he l�sst, sobald der Wundlappen von dem oberen Augenlide v�llig gedeckt ist. - � Die Augenlider verklebt man mit Pflaster�streifen, bedeckt den Augapfel mit Charpie und Compresse, �ber welche man eine Compressionsbinde legt.
sect;. 753.
Die Nachbehandlung nach der Staarextraction muss nach den�selben Grunds�tzen, wie nach der Eeclination, nur strenger noch und sorgf�ltiger geleitet werden, theils weil die traumatische Reac�tion leicht bedeutender wird, theils weil, so lange die R�nder der Hornhautwunde nicht verklebt sind, durch unruhiges Verhalten des Thieres zu schlimmen Zuf�llen Veranlassung gegeben werden kann.
Wenn keine besonderen Zuf�lle eintreten, so �ifnet man das Auge am 5ten oder 6ten Tage, bei �usserst massiger Beleuchtung, indem man �berdies den Kopf des Thieres vom Lichte abwendet und mit einem, das Licht von den Seiten abhaltenden Tuche be�h�ngt, nachdem man mit lauwarmem Wasser die Pflasterstreifen und den die Augenlider verklebenden Schleim losgeweicht hat; so verf�hrt man von da t�glich, bis man am 9ten bis lOten Tage die Compressen entfernt, aber den Aufenthaltsort noch massig verdun�kelt h�lt, das Auge Gradweise an das Licht zu gew�hnen sucht und gegen den 14ten Tag anf�nglich in der D�mmerung das Thier ins Freie f�hren l�sst.
sect;. 754.
Die Extraction des grauen Staates mit dem Hornhaut�schnitte nach oben verrichtet man in ihren einzelnen Acten nach denselben Regeln, mit denselben Instrumenten, in derselben Stel�lung des Operateurs, der Geh�lfen und des zu operirenden Thie�res und leitet nach denselben Grunds�tzen die darauf folgende Nach�behandlung, blos der erste Act bietet folgende Verschiedenheit.
Bei jenem wird das Messer, mit der Schneide nach oben gerichtet, im Horizontaldurchmesser der Hornhaut l/2 Linie von ihrem Rande entfernt, die Spitze tiefer, als das Heft gehalten, rechtwinkelig eingestochen, durch Wendung des Griffes gegen die Scld�fe das Messer in der vordem Augenkammer fortgeschoben und dem Einstichspunkte genau entgegengesetzt, ausgestochen und die �brigen Momente der Operation hier in der Richtung nach oben, statt dort nach unten ausgef�hrt.
sect;. 755.
In Betracht der Operationsweisen des grauen Staares mit dem Schnitte nach unten oder oben hat man hinsichtlich der verschie�denen Ereignisse, welche w�hrend und nach der Operation eintre�ten k�nnen, sowie in Betracht der leichtern und sicherern Erreichung
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des Zweckes der Operation verschiedene Vorz�ge und Naclitheile aufgestellt und diese beruhen im Allgemeinen auf folgenden Punkten.
In R�cksicht auf ihre Ausf�hrbarkeit sind beide Operations�weisen sich gleichzustellen; der Operationsmethode mit dem Schnitte nach oben r�umt man den Voi-zug ein, dass bei ihr sowohl w�h�rend, als nach der Operation, selbst bei unruhigem Verhalten des zu operirenden Subjectes, die Iris und der Glask�rper nicht so leicht vorfalle; dass durch die gleichm�ssige Bedeckung der Horn�haut durch das obere Augenlid eine best�ndige und gleichm�ssige Ber�hrung der Wundr�nder unterhalten, dadurch eine leichtere und schnellere Heilung bewirkt, sowie auch die Luft sicherer abgehal�ten werde, da beim Schnitte nach unten bei unruhigem Verhalten und vorz�glich bei stark hervorragenden Augen, der �and des unteren Augenlides oder die Cilien sich in die Hornhautwunde legen und ihre R�nder verschieben k�nnen; ferner hat sich ergeben *), dass nicht wie die immer unter den Augenlidern sich ansammelnde Thr�nen-fl�ssigkeit die Wunde ber�hren, reizen und die Heilung st�ren k�nne; ebenso dass ein etwaiger Eitererguss aus der Iris in die Au-genkammern eine Wunde des oberen Theils der Hornhaut weit we�niger auf �tze, als eine, in deren unterem Theile gelegene; gleich�falls soll die w�ssrige Feuchtigkeit dort weit weniger ausfliessen, als hier, darum auch den reizenden Einfluss etwa zur�ckbleibender Staarreste auf die Iris vermindern, sowie schneller eine Resorption derselben herbeif�hren; auch soll eine entstellende Narbe in der oberen H�lfte der Hornhaut weniger hervortreten und das Gesicht minder beeintr�chtigen, als eine solche am unteren Theile dersel�ben; eben so soll, wenn die vor die Schneide des Messers fallende Iris weggeschnitten wird, die dadurch entstehende, ungemein grosse Pupille das Sehen nach dem Schnitte nach oben, nicht so sehr hindern, wie beim Schnitte nach unten, auch sey dieser Fehler weniger bemerkbar.
Auf der anderen Seite las st sich aber dem Hofnhautschnitte nach oben zum Nachtheile rechnen: dass, wenn nach dem Horn�hautschnitte das Augenlid nicht mit geh�riger Vorsicht, oder bei grosser Unruhe des Auges, oder durch Einwirkung des Augenlid�halters herabgelassen wird, die Iris sammt Glask�rper vorfallen kann, dass zugleich auch der manchmal nicht zu verhindernden Um�st�lpung des flornhautlappens wegen, die Euft freier in den Bul-bus einzudringen vermag; ferner dass hier die Entwickelung der Linse mit mehr Schwierigkeiten verbunden ist, als beim Schnitte nach unten; dass die, nach Austritt der Cataracte pl�tzlich entste-
*) Beim Ilornhautschnitle nach oben (nicht wie) bei jenem nach unten. M�ll e r . VL'terin�r-OpIilhalmoIojjip. 1tnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 24
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370nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Organische Krankheiten des Auges.
hende, mit Aufw�rtsrollen des Bulbus verbundene Unruhe, die Ent�fernung der Linsenkapsel manchmal unm�glich macht u. s. w.
sect;. 756. Wenn man die verschiedenen Vorz�ge und Nachtheile der Opei-ation durch Entfernung des grauen Staares aus der Sehaxe und jene der Extraction vergleichend gegeneinander h�lt, so ergibt sich, dass erstere Operationsweise mehr Leichtigkeit und weniger Schwierigkeit in der Ausf�hrung bietet, mit weit weniger Gefahr in den einzelnen Operationsacten verkn�pft ist vind darum gegr�n�detere Anspr�che auf eine sicherere Zweckerreichimg in den mei�sten F�llen hat.
III. Von dem Nachstaare.
sect;. 757.
Nachstaar, Cataracta secundaria, nennt man eine jede Tr��bung in der hinteren Augenkammer, welche durch zur�ckgeblie�bene Reste der Linse, Cat. secundaria lenticularis, oder der Kap�sel, Cat. secund. capsularis s. membranacea, nach der Operation be�dingt ist. Das Sehverm�gen kann dadurch in einem h�heren oder geringeren Grade beeintr�chtigt seyn, je nach dem Umfange und der Dichtigkeit dieser verdunkelten Eeste und nach ihrer Lage in der Pupille *).
sect;. 758.
Es kann nach jeder Staaroperation Linsennachstaar entstehen, wenn nach der Depression die Linse oder einzelne Theile derselben sich wieder erheben oder nach der Extraction Eeste zur�ckbleiben. Seine Dauer ist nur kurz, da die ausser organischer Verbindung gesetzten Theile durch den Process der Aufsaugung verschwinden.
Weit h�ufiger und von gr�sserer Bedeutung ist der Kapsel-nachstaar, denn er ist gewissermassen die schwache Seite einer jeden Staaroperation. Gerne entsteht er nach Operation des Lin-senstaares mit nicht verdunkelter Kapsel, selten aber folgt der Kap-selnachstaar auf die Operation einer Cataracta mit verdunkelter Kapsel, da man diese bei Vornahme der Operation leicht zu unter�scheiden vermag.
sect;. 759.
Bei Behandlung des Linsennachstaares gen�gt in den mehrsten F�llen einiges Schonen des Auges, und die gelinde Anregung der Kesorptionsth�tigkeit; im �ussersten Falle greift man zur Ex�traction, nachdem man etwa auch von einer, durch Function der
') Chelins a. a. O. Bd. 2. sect;. 409.
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Hornhaut bewirkten Reduction der vv�ssrigen Feuchtigkeit keinen Erfolg hatte.
Beim Kapsel-Nachstaar, wenn er das Gesicht in erheblichem Grade st�rt, besteht die einzige H�lfe in der Entfernung der ge�tr�bten Kapsel aus der Sehaxe oder aus dem Auge, weil von der Einwirkung der w�ssrigen Feuchtigkeit und der Resorption nichts zu erwarten steht.
IV. Von dem Glaukome.
sect;. 760.
Das Glaukom, Glaucoma, ist eine durch Exsudation erzeugte Tr�bung des Glask�rpers, welche als Ausgang einer chronischen Glashautentz�ndung zu betrachten ist. Da bei einer Entz�ndung des Glask�rpers die Retina immer mit leidet, so erkl�rt sich hier�aus das gleichzeitige Erscheinen der Amaurose mit dem Glaukome. Dasselbe charakterisirt sich durch eine, in der Regel graugr�n�liche, meerfarbene Tr�bung in der Tiefe des Auges, welche diese gleichsam austapeziert und daher gleichm�ssig bemerkt wird, von welcher Seite aus man auch in das Auge blickt. Die Tr�bung liegt entfernt von der Pupille und erscheint concav. � Die Pupille ist tr�ge, gew�hnlich unbeweglich, erweitert und verzogen. H�ufig erscheint auch die Farbe der Iris ver�ndert, nicht selten selbst ihre Structur. Besonders wichtig f�r die Diagnose ist der Umstand, dass das Sehverm�gen in gar keinem Verh�ltnisse zu der vorhan�denen Tr�bung steht. W�hrend diese oft noch massig ist, zeigt sich das Sehverm�gen bereits in einem hohen Grade geschw�cht. Ueber die Unterscheidungsmerkmale zwischen Glaukom und Ca-taracte haben wir uns oben ausgesprochen, hier haben wir noch nachzutragen, dass das glaukomat�se Auge besser sieht, wenn die Lichtstrahlen in das Auge selbst einfallen, w�hrend gegentheils das cataract�se Auge beschattet, einen beleuchteten Gegenstand bes�ser zu unterscheiden vermag; aus welchem Grunde das erstere auch denselben starren Blick zu haben scheint, wie ein amauroti-sches Auge *) � Complicationen verschiedener Art vergesellschaf�ten sich mit diesem Leiden, namentlich sind dies Staphylome, Ca-taracte und, wie schon gesagt, Amaurose.
sect;. 761.
Bios eine Behandlung der chronischen Entz�ndung der Glas-
*) Nach Jiingken a. a. O. S. SG� u. f. und Leblanc S. 322 u. f.
2'i*
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372nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Organische Krankheiten des Auges.
haut, als des urs�chlichen Momentes, vermag beim ersten Entstehen dieses Leidens dessen R�ckbildung zu erwirken. Daher sind es entz�ndungswidrige Mittel, insbesondere Ableitungen auf Haut und Darm und Unterhaltung k�ns�icher Secretionen, welche hier in Gebrauch gezogen werden m�ssen.
B. Wassersuchten des Auges.
sect;. 762. _
Missverh�ltniss zwischen Exhalation, Absonderung und Auf�saugung der dunstf�rmigen und w�ssrigen Feuchtigkeiten in den eingeschlossenen R�umen des Auges ist die Grundursache eines Leidens, dessen n�chste Folge Wassersucht ist.
Im Auge ist der Wechsel der Fl�ssigkeiten besonders rasch und th�tig, wovon die nat�rliche Durchsichtigkeit der Medien, sowie der eigenth�mliche Grad elastischer Spannung und die angemes�sene W�lbung der die Fl�ssigkeiten einschliessenden H�ute ab�h�ngt. Jede abnorme Ansammlung der Fl�ssigkeiten im Auge muss daher bedeutende St�rungen in den Functionen derselben her�vorbringen *).
Je nach dem Sitze der normalwidrigen Anh�ufung von Fl�s�sigkeiten gibt es dreierlei Arten von Augenwassersucht, n�mlich: 1) Wassersucht der vorderen Augenkammer; 2) Wasser�sucht des Glask�rpers; 3) totale Wassersucht des Au�ges.
1) Von der Wassersucht der vorderen Augenkiiinmer.
sect;. 763.
Der Hydrops camerae anterioris, Hydrophthalmos anterior, charakterisirt sich durch eine ungew�hnlich starke und gleichm�ssige Hervorw�lbung der ungetr�bten Hornhaut, durch Zur�ckgedr�ngtseyn der Iris und daraus entstehende Vergr�sse-rung der mit Wasser �berf�Hten vorderen Augenkammer.
Dabei ist das Auge mehr oder weniger empfindlich gegen das Licht, thr�nend und ger�thet.
Der Verlauf ist acut oder chronisch; das erstere ist besonders der Fall, wenn das Leiden sich mit den Erscheinungen entz�nd-
*) Chelius a. a. O. S. 334.
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lichei- Reizung entwickelt. � Gew�hnlich bleibt dasselbe, zu einer gewissen H�he gelangt, stehen, oder es vermehrt sich die Ausdeh�nung so sehr, dass die Augenlider den Bulbus nicht mehr bedecken, die Hornhaut sich entz�ndet, vereitert, berstet und fistul�se Oeff-nungen bildet, und unter Hinzutritt dyskrasischer oder kachekti-scher Verh�ltnisse das Auge zur Degeneration f�hrt.
Urs�chlich sind die meisten F�lle auf vermehrte Absonderung der w�ssrigen Feuchtigkeit zur�ckzuf�hren, die wenigsten dagegen beruhen auf gest�rter Aufsaugung. Im ersten Falle begr�nden entz�ndliche Zust�nde des Auges, namentlich exanthematische und specifische Ophthalmien das Uebel; im zweiten Falle sind es ge�w�hnlich Verwachsungen und Tr�bungen der Hornhaut oder Ob�literation der aufsaugenden Gef�sse der vorderen Augenkammer, welche die Transsudation der w�ssrigen Feuchtigkeit durch erstere und die Aufsaugung durch letztere beeintr�chtigen.
sect;. 766.
Die Behandlung dieser Species von Augenwassersucht richtet sich genau nach der Genesis, dem Grade und Charakter der vor�hergegangenen oder noch vorhandenen Entz�ndung oder Structur-ver�nderung. � Daher bald entz�ndungswidrige, bald specifische, bald erweichende und zertheilende Mittel, vorzugsweise aber all�gemeine und �rtliche Ableitungen mit gesteigerten, k�nstlich her�vorgerufenen und unterhaltenen Secretionen ihre Stelle finden.
Wenn die vordere Augen Wassersucht schon einen bedeutenden Grad erreicht hat und die angegebenen Heilapparate das Uebel unver�ndert Hessen, so ist die Er�ffnung der Hornhaut, Punctio Corneae, wie bei dem ITypopyum, und die Endeerung der angesammelten Fl�ssigkeit indicirt, welche freilich nur palliative Wirkung haben wird, wenn es nicht hinterdrein, nach Beseitigung der grossen Spannung gelingt, das Uebel auf pharmaceutischem Wege vollends und dauernd zu heben.
In der Mensehenophthalmologic empfahl Kqsas in verzweifelten F�llen ein St�ck aus der Cornea zu schneiden. Dieses Verfahren, welchem beinahe im�mer eine mehr oder weniger bedeutende entz�ndliche Reaction folgt, soll eine so g�nstige Wirkung auf die Quellen des Humor aqueus aus�ben, dass diesel�ben gr�sstentheils versiegen und hierdurch jede neue Anh�ufung dieser Feuch�tigkeit vollends schwindet. � Diesem zufolge d�rfte sich dann die fr�her von uns empfohlne Er�ffnung der Hornhaut mit dem cylinderf�rmigen Messer, (Fig. 12.) besonders n�tzlich erweisen.
2. Von der Wassersucht des Glask�rpers.
sect;. 766. Der Hydrops corporis vitrei besteht in einer widernat�r-
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374nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Organische Krauklit�tcn des Auges.
liehen Ansaiumlung der w�ssrlgen Feuchtigkeit in den zellichten R�umen der Glashaut und gibt sich unter folgenden Erscheinungen kund: Vergr�sserung der hinteren Hemisph�re des Augapfels, ke�gelf�rmiges Hervorgedr�ngtseyn der Iris und der Hornhaut, Ver�kleinerung der vorderen Augenkammer; Unbeweglichkeit der con-trahirten, manchmal von der vorderen Fl�che der zuweilen getr�bten Linse ausgef�llten Pupille, Prallheit des �berf�llten Bulbus; Kurz�sichtigkeit, Lichtscheue, Xerophthalmie, Varicosit�t der Binde�haut; grosse Schmerzhaftigkeit und Schwerbeweglichkeit des Bul�bus u. s. AV.
Krankheitsverlauf bald rasch, bald langsam; Ausg�nge ver�schieden. Stehenbleiben oder stufenweises Voranschreiten des Uebels, Uebergang in Atrophie des Bulbus, seltner Entz�ndung mit Ueber-gang in Eiterung, dann Rhexis oculi mit ihren Ausg�ngen, fung�se Excrescenzen, krebshafte Degenerationen und Geschw�re, sobald allgemeine Dyskrasie zugegen ist.
sect;. 767.
Die Ursachen sind ungef�hr dieselben, wie bei der vorher�gehenden Form, vorzugsweise sind es alle jene Anl�sse, welche vermehrten Blutandrang nach dem Kopfe und Zur�ckgehaltenwer�den des Blutes in den Venen des Auges erregen k�nnen.
Die Behandlung wird eben auch nach denselben Gesetzen, wie bei Hydrophthalmus anterior geleitet, .ist aber meist fruchtlos, in g�nstigem F�llen gew�hrt sie ein Stillstehen des Uebels; wird dies �brigens nicht erzielt und hat sich die angeh�ufte Fl�ssigkeit nicht etwa Bahn nach aussen gebrochen, so besteht die einzige H�lfe in deren k�nstlicher Entleerung, wodurch zugleich ein solcher Entz�ndungsgrad hervorgerufen wird, dass die Quellen der Feuch�tigkeiten in den Augen versiegen. Diese Operation wird verrich�tet, indem man mit dem Messer oder dem Koretom (Fig. 12.) ein St�ck aus der Cornea nimmt, die vordere Augenkammer entleert, durch gelinden Druck auf das Auge die Linse austreten l�sst und bei fortgesetztem Drucke, oder wenn n�thig, nach Er�ffnung des Glask�rpers die angesammelte Fl�ssigkeit entleert und so den Bul�bus ver�den l�sst.
3. Von der totalen Augemvassersueht.
sect;. 768. Der Hydrophthalmus total is v. mixtus besteht aus der gleichzeitigen Ansammlung von Fl�ssigkeiten in den Augenkammern und in dem Glask�rper. Die Erscheinungen der beiden vorigen Ar-
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Organische Krankheiten des Auges.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;373
ten der Augenwassersucht, in so weit sie n�mlich vereinbar sind, sind hier zu gleicher Zeit vorhanden und erheben sich rasch zu dem bedeutendsten Grade.
Urs�chlich hervorgerufen wird dieses Doppelleiden durch die bereits angegebenen, sowie besonders durch dyskrasische und ka-chektische Verh�ltnisse, welche geeignet sind, einen entz�ndlichen Zustand zu unterhalten.
sect;. 769.
Eine Behandlung dieses Doppelzustantles, insoweit sie auf Heilung berechnet seyn soll, ist erfolglos, sogar wiederholtes Punc-tiren der Hornhaut bringt nur vor�bergehende Erleichterung und es ist auch die Ver�dung des Augapfels nicht wohl anzurathen, weil die Ausdehnung der H�ute allzu gross ist, um sich in dem erfor�derlichen Maasse wieder contrahiren zu k�nnen; daher ist in den meisten F�llen die v�llige Exstirpation des ganzen Bulbus indicirt. Am Schl�sse der einzelnen Species von Augenwassersucht sind wir veran-lasst, auf ein constantes und gemeinschaftliches Symptom aufmerksam zu ina�chen, n�mlich auf die auffallende Trockenheit der Bindehaut bei g�nz�licher �nth�tigkoit der Thr�nendr�se. Da nun das Feuchtscyn der Oberfl�che des Auges haupts�chlich vermittelst der Transsudation der w�ssrigen Feuchtigkeit dor vorderen Augenkammer durch die Hornhaut, als wie vermit�telst unmittelbarer Zuleitung der Thr�nenfl�ssigkeit bewirkt und unterhalten wird, so muss dieses Symptom auch auf eine Unterbrechung dieser Function zur�ckgef�hrt werden. Die eine erkl�rt sich leicht darin, dass die Cornea bei ihrer grosscn oft enormen Ausdehnung sich verd�nnen muss und dabei ihre Porosit�t verliert, w�hrend die andere, die mangelnde Thr�nenabsonderung n�mlich, noch unerkl�rbar scheint. Die Ausdehnung des Bulbus, namentlich bei Hydrops anterior, ist nicht so gross, dass sie mechanisch st�rend auf die Thr�nendr�se influiren k�nnte, auch ist der entz�ndliche Zustand in seiner chronischen Form zu gering, als dass er sich in der Thr�nendr�se reflectiren d�rfte; da sich demnach kein sympathisches Leiden auf diesem Wege eruiren l�sst, so m�chten wir, die Thr�nendr�se in ihrer physiologischen Bedeutung als Niere des Auges betrachtend, den Ursprung der Krankheit dort suchen und letztere mit Nierenst�riing und Bauchwassersucht in Vergleich bringen.
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370nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;OrganisdicKraukht'iten des Auges.
C. Von dem Staphyloihe der Hornhaut.
sect;. 770.
Wenn nach einer Entz�ndung die Cornea ihre Durchsichtig�keit verliert, wenn sie nacli innen und aussen aufschwillt, wenn die Iris durch die Entz�ndung ebenfalls angeschwollen und nach vorn gedr�ngt ist, wenn beide entz�ndete H�ute mit einander verwachsen sind und wenn endlich die Entz�ndung die Secretion der w�ssrigen Feuchtigkeit nicht aufgehoben hat, so entsteht das Hornhautsta-phylom, (Traubenauge, Traubengeschwulst), Staphy-loma.
Nach dem verschiedenen Umfange der Verwachsung zwischen den beiden genannten H�uten unterscheidet man das partielle und totale Staphylom der Hornhaut, St. Corneae par�ti ale und totale, � und nach der verschiedenen Form der Her-vortreibung der Hornhaut � das runde Totalstaphylom der Hornhaut, St. Corneae totale sphaericum seu globosum � und das conische Totalstaphylom der Hornhaut, St. Corneae totale conicum, Conophthalmus *).
sect;. 771.
Das partielle Hornhautstaphylom hat das Ansehen von einer br�unlichrothen oder graulichweissen Kugel, zeigt sich gr�ss-tentheils am unteren Theile der Hornhaut und hat Ulcerationen, und Aposteme, der Hornhaut, Eiterauge, Irisvorfall, Blennorrh�en und �berhaupt solche pathologische Zust�nde, welche die Hornhaut perforiren, die w�ssrige Feuchtigkeit abfliessen lassen und hiermit die Iris gegen die Hornhaut vortreiben, zur Entstehungsursache.
Das Sehverm�gen ist bei dem partiellen Homhautstaphylomc in h�herm oder geringerin Grade vermindert, oft auf blosse Licht�empfindung beschr�nkt, je nachdem die Pupille gedeckt oder der Pupillarrand in die Verwachsung gezogen ist. � Da die Hervor-treibung der Hornhaut meistentheils so gross ist, dass die Augen�lider an dieser Stelle sich nicht schliessen k�nnen, so wird die�selbe durch die Reibungen der Lider sowohl, als durch den Ein-,
*) Weiler a. a. O. S. 83. Clielius a. a. O. S. 371.
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Organische Kraukhuiten des Auges.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 377
fluss der Luft in einem andauernden Keizzustande gehalten, der sich endlich auch der ganzen Oberfl�che des Auges mittheilt.
sect;. 772.
Eine zweckm�ssige Behandlung kann in der Regel beim par�tiellen Staphylome dem Fortschreiten der Krankheit Grenzen setzen und auf diese Weise das noch bestehende Sehverm�gen erhalten; � oder wenn ein hinreichender Theil der Hornhaut frei ist, so kann man durch die Bildung einer k�nstlichen Pupille das Seh�verm�gen Avieder herstellen *).
Erste Aufgabe der Behandlung ist's, einen noch fortdauernden Zustand der Entz�ndung zu beseitigen und zweite, die Wucherung der Hornhaut und Iris zu heben und eine festere Coh�renz an der Stelle des Staphyloms zu bewirken, damit sie dem Drucke der w�ssrigen Feuchtigkeit widerstehen k�nne.
Zur Erf�llung der ersten Aufgabe bedient man sich der ent�z�ndungswidrigen Mittel, deren Auswahl und . St�rke durch den Charakter und Grad der Entz�ndung n�her bestimmt wird. �#9632; Zur L�sung der zweiten Aufgabe bedient man sich der. Aetzmittel und des Messers. Unter den Aetzmitteln w�hle man die concen-trirte Salzs�ure, insbesondere die Antimonbutter, welche man mit der Spitze eines Malerpinsels bei geh�rig von einander entfernten Augenlidern auf die am meisten hervoi-ragcnde Stelle auftr�gt, bis ein kleiner weisser Schorf entsteht, worauf man sogleich, ehe die Augenlider geschlossen werden, die Oberfl�che des Staphylomes mit einem starken kameelhaarenen, in Oel getauchten Pinsel, �ber�f�hrt; � werden diese Mittel vergeblich angewandt, so betupfe man das Staphylom mit H�llenstein. Auf diese Weise gelingt es bisweilen das partielle Staphylom zur einfachen Synechie zu ver-wandlen, worauf sich die Hornhaut abflacht, das etwa noch beste�hende Sehverm�gen namhaft verbessert und jede weitere Gefahr vom Auge abgewandt wird, � dies aber nur im Falle der Pupil-larrand der Iris nicht in die Verwachsung gezogen ist ufid keine Pupillensperre besteht.
Weit zweckm�ssiger und sicherer, als die Aetzmittel, bei de�ren Gebrauch sich �fters durch Ausbreitung der zu heftigen Ent-z�ndung die zum Theile noch freie Pupille durch Exsudation schliessen, das Staphylom zunehmen und selbst ein kegelf�rmiges Staphylom entstehen kann, wirkt nach Rosas das wiederholte Einschneiden der Cornea an ihrem, der kranken Stelle entspre�chenden Rande, wodurch einerseits die angeh�ufte w�ssrige Feuch-
*) Ghelfus a. a. O. Bd. 2. S. 35
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378nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Orgiiiiischc Krankheiten des Auges.
tigkeit entleert, andererseits eine Versiegung eines Theiles der Quellen der w�ssrigen Feuchtigkeit, wie auch der Ern�hrungsge-i�sse der Cornea erzielt wird: ein Verfahren, welches auch Che-lius am Menschenauge mit gl�cklichem Erfolge angewandt hat *). Sollte dieses nicht zureichen, so ist der prominente Theil des Sta-phyloms zu eroffiien, oder ein Theil der entarteten Cornea auszu�rotten, was dadurch bewerkstelligt wird, dass man nach Eeblanc's Rath die Spitze derselben abschneidet und den Fl�ssigkeiten Aus�gang gestattet, wodurch auch den heftigen Schmerzen vorgebeugt wird, welche die Thiere bei fortgehender Entz�ndung erleiden; oder indem man, nach Scarpa und Leblanc, einige Linien von der Spitze des Staphylonu, das Staarmesser ein- und auf der ent�gegengesetzten Seite aussticht und ein halbzirkelf�rmiges Segment durchschneidet, w�hrend man durch Fortschieben des Messers des�sen gr�sste Breite eindringen l�sst. Dieser Lappen wird nun so gefasst und das Messer so umgewandt, dass die Schneide nach auf�w�rts gerichtet, den oberen Theil der Cornea durchschneide, wodurch dann die Spitze des Staphyloms, in der Grosse drei bis vier Li�nien haltend, abgetragen wird; hierauf wird das Auge geschlossen und nach vier Tagen, wenn es entz�ndet ist, mit Cataplasmen be�deckt. Nach acht bis zw�lf Tagen ist die Wunde geheilt, der Augapfel abgeflacht und man beobachtet niemals ein ferneres Wachs-thum und neues Hervordr�ngen des gebliebenen Rudiments des Staphyloms. � Beer und Demours ziehen die totale Abtragung des Staphyloms der partiellen vor. Nach Beer wird durch die Basis der Hornhaut ein Messer, geformt wie dessen Staarmesser, durchgeschoben; wenn nun der untere Theil der Hornhaut in Form eines Halbzirkels losgetrennt ist, so wird dieser gefasst, und mit�telst einer Scheere der obere Halbzirkel ebenfalls schnell losge�schnitten. Um dem Verluste des Glask�rpers vorzubeugen, muss das Auge schnell geschlossen und erst nach Ablauf des vierten Tages ge�ffnet werden.
sect;. 773. Das kugelf�rmige Totalstaphylom der Hornhaut nimmt einen langsamen, in verschiedene Perioden zerfallenden Gang der Entwiekelung, deren charakteristische Merkmale folgende sind: Anf�nglich Verdickung und Aufgelockertseyn des mit der Iris verwachsenen Gewebes der entz�ndeten Hornhaut, deren her�vorragender Theil dick, fest und undurchsichtig erscheint; mit dem Zur�cktreten der Entz�ndung und Zunahme der Hervortreibung
*) Cfaelius a. a. O. Bd. i. S. 377 u. i.
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der Hornhaut, Eintritt der Resorption der in ihrem Gewebe ange�h�uften Ergiessungen, Abnahme des Staphylomes an Dicke, Fe�stigkeit und Tr�bung, graulichweisse, perlenmutterartige, theils dunkelblaue, undurchsichtige, runde Hervorragung der Hornhaut. � Grosse: verschieden, bald station�r, bald variabel � zu enor�mer Grosse anwachsend � dann Entz�ndung und Anschwellung de;- Bindehaut der Augenlider und Ausw�rtsst�lpung der letzteren, starkes Thr�nen, Blennorrh�en, Verdickung des Bindehautbl�tt-chens, geschw�riger Zustand und Perforation der Cornea oder heftige Schmerzen bei bedeutender Ausdehnung des Staphyloms, hierauf Khexis oculi mit totaler, oder seltner mit partieller, Ent�leerung der inneren Theile des Auges und Nachlass des Schmerzes; im ersten Falle Einschrumpfen, im zweiten wiederholtes Anf�llen des Auges; bei besonderer Anlage, torpider Constitution und un-zweckm�ssiger, reizender Behandlung: Uebergang in Scirrhus und Krebs, Varicosit�t und Fungosit�t des Auges u. s. w.
Das kegelf�rmige Staphylom der Hornhaut gleicht in seinen #9632;wesentlichsten Erscheinungen dem kugelf�rmigen, und un�terscheidet sich erst sp�ter von demselben durch eine kegelf�rmige Hervortreibung, deren Spitze sich meistens in der Mitte der Horn�haut und der Pupille gerade gegen�ber, seltner seitw�rts, h�ufiger jedoch etwas nach unten befindet, eine dem ganzen hinteren Theile der Hornhaut entsprechende Grundfl�che hat, und gegen die Spitze hin von mehr oder weniger graulichweisser, gegen die Basis aber von dunkler und bl�ulicher Farbe ist. Dabei hat die Sclero-tica eine bl�uliche Farbe und bl�uliche Erhabenheiten und ist die Oberfl�che des Auges mit varic�sen Gef�ssen durchzogen und der ganze Augajjfel bedeutend hart. � Ueberg�nge in krebshafte De�generationen sind auch hier, Avie beim kugelf�rmigen Staphylom vorkommend; Bersten des Augapfels dagegen wurde beim Mcn-schenauge noch nicht beobachtet, ob beim Thierauge l�sst sich nicht genau bestimmen, da Leblanc diese einzelnen Formen noch nicht so genau distinguirt. Wir hatten zu verschiedenen Malen das kegel�f�rmige Hornhautstaphylom an Hunden, ohne diesen Ausgang zu beobachten Gelegenheit.
sect;. 775. Anlangend die Ursache und das Wesen der beiden letzten For�men des Hornhautstaphyloms, so h�lt sie Leblanc mit Barthe-lemy d. �. einer Seits f�r unbekannt, anderer Seits glaubt er be�merkt zu haben, dass diese Art (wohl die beiden letzten Arten)
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380nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Organische Krankheiten des Auges.
des Staphylomes durch Atonie der Hornhaut veranlasst werde und darum so schwer zu heilen sey. � Chelius*) spricht sich hier�ber, auf das Menschenauge bez�glich, folgendermassen aus: �Die wahrscheinlichste Entstehungsweise des kegelf�rmigen Staphy�lomes ist, class sich dasselbe aus einem partiellen Staphylome ent�wickelt, indem bei einer dem Mittelpunkte der Hornhaut entspre�chenden oder wenig davon abweichenden Verwachsung der Iris und Cornea und dadurch entstehenden kegelf�rmigen Erhebung der�selben die Entz�ndung nicht erlischt, sondern wegen ihrer Heftig�keit oder dyskrasischen Causalverh�ltnisses auf die �brigen gef�ss-h�utigen Gebilde sich fortsetzt und die weiteren Ver�nderungen im Inneren des Auges hervorbringt. Man bemerkt daher w�hrend der Entwickelung des conischen Staphylomes, dass der noch freie Theil der Hornhaut einigen Glanz und Durchsichtigkeit hat, fest an der hervorgetriebenen Iris anliegt, dass sich aber als Folge der fortdauernden Entz�ndung, die Verwachsung auf den ganzen Um�fang dieser Gebilde fortsetzt. � Dass Verwachsung der Linsen�kapsel mit der hinteren Fl�che der Iris erfolgt, ist, sowie der so�genannte varicose Zustand des Auges durch die fortdauernde Ent�z�ndung bedingt. � Eine Besclir�nkung der Secretion der w�ss-rigen Feuchtigkeit mag unter solchen Umst�nden wohl h�ufig im weiteren Verlaufe des Uebels Statt haben; � aber eine v�llige Unterdr�ckung dieser Secretion ist schon aus dem Grunde nicht anzunehmen, weil die bl�ulichen Hervorragungen der Sclerotica (Folgen des sogenannten vai�c�sen Zustandes des Auges) nicht, wie man gew�hnlich annimmt, durch varicose Ausdehnungen der Gcf�sse, � sondern durch partielle Ausdehnungen der Sclerotica, durch die angeh�ufte w�ssrige Feuchtigkeit bedingt sind, wie man sich durch einen Einstich in dieselben immer �berzeugen kann.quot;
sect;. 776. Die Behandlung der Totalstaphylome der Hornhaut ist eine dreifache, n�mlich eine prophylaktische, eine r a die ale und eine palliative.
sect;. 777. Der Zweck einer prophylaktischen Behandlung des To-talstaphylomes der Hornhaut ist, die dasselbe bedingende Entz�n�dung zu einem solchen Grade zu steigern, dass die Secretion der w�ssrigen Feuchtigkeit in der hinteren Augenkammer aufgehoben,
*) a. a. O. Bd. 2. sect;. 468.
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folfflich das Hervordr�ngen der Hornhaut verh�tet und Tabescenz der vorderen Hemisph�re des Augapfels hervorgebracht wird. � Beer hat zu diesem Ende angegeben, t�glich ein, zwei und meh�rere Male, nach Verh�ltniss der Sensibilit�t des Auges, mittelst eines Pinsels am ganzen Umfange der Bindehaut, zwei bis drei Linien breit um die Hornhaut, Tinctura Opii simplex oder cro-cata einzustreichen, damit bis zum Eintritte starker R�the, An�schwellung der Bindehaut ringsum die Hornhaut, Thr�nen des Auges u. s. w. fortzufahren und bei deren raschem Verschwinden-und erneuertem Auftreten des Uebels, selbst das Mittel wiederholt, �fter und mit einem Zus�tze von etwas Schwefel�ther und so lange in Anwendung zu bringen, bis das Auge ohne eine Spur von Eiterung an seiner vorderen Fl�che kleiner und flacher gewor�den ist *).
- _nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;#9632;nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; sect;. 778.
Die radicale Behandlung des Totalstaphylomes der Horn�haut besteht in dessen Abtragung an seiner Basis durch den Schnitt. � Dieselbe verrichtet man auf folgende Weise:
Nachdem das zu operirende Thier, sowie die Augenlider auf dieselbe Weise, wie bei der Staaroperation gefesselt und fixirt sind, fasse der Operateur mit der einen Hand eine scharfe Hakenpin^ette und setze sie in die Spitze des Staphylomes ein, um den Bulbus zu fixiren, sodann steche er mit der anderen Hand das Be er'sehe Messer (Fig. 11) an der ausseien Seite der staphylomat�sen Her�vorragung, etwas oberhalb ihres Querdurchmessers, an ihrem Bande ein und f�hre dasselbe in horizontaler Richtung gegen den inneren Augenwinkel, steche es an der, dem Einstichspunkte entgegenge�setzten Stelle oder etwas h�her aus und vollende den Schnitt durch den unteren Halbkreis des Staphylomes durch Fortschieben des Messers, wie bei der Staarextraction. Hierauf trage er mittelst einer, �ber die Fl�che gekr�mmten Scheere den Lappen durch Vollendung des Kreisschnittes nach oben ab, oder er wende das Staphylommesser mit der Schneide nach oben und nehme den Best des Staphylomes auf �hnliche -Weise, wie es nach unten geschehen ist, weg, indem er das Messer von aussen nach innen schiebt, oder von innen nach aussen zieht, oder, wo ein einzelner Zug nicht hin�reicht, wiederholt durch dasselbe hindurchschiebt, wobei er die Schneide des Messers allm�lig vom Auge abwendet, um nicht den Tarsalrand des oberen Augenlides zu verletzen. Nach Vollendung
*) Chelius a. a. O. Bd. 2. sect;. 470 n. 471.
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des Schnittes l�sst der Geh�lfe das Augenlid los und das Auge darf nieht mehr ge�ffnet werden, wesshalb Heftpflasterstreifen auf�zulegen und ein sch�tzender Verband anzulegen sind.
sect;. 779. Der Erfolg der Totalexcision eines Staphyloms am Thierauge ist wohl in den seltensten F�llen ein solch g�nstiger, wie am Men�schenauge, da durch die weit st�rkere Muskelcontraction die Linse quot;und der Glask�rper meist aus dem Auge treten, daher dort nicht, wie hier, ausser der Entfernung der Hervorragung, die Erregung eines solchen Entz�ndungsgrades bewirkt werden kann, verm�ge dessen weder die Secretion der w�ssrigen Feuchtigkeit in der hinteren Augenkammer aufgehoben und eben so wenig die, in der Wunde der Cornea sich bildende Narbenhaut nicht mehr hervor�gedr�ngt wird; noch gewiss weit seltner die Stelle der Wunde durch eine graulichweisse Membran verschlossen gefunden werden wird, durch welche Lichtstrahlen fallen k�nnen und bei noch ge�sunder Retina die Unterscheidung gr�sserer Gegenst�nde m�glich scyn w�rde.
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Organische Krankheiten ilcs Auges.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;383
III.
Entartung der organischen Theile des Au�ges und Production neuer Gebilde.
Von den Au
amp;
enfellen
� sect;. 780. Augen feile nennt man mehr oder weniger begrenzte Entar�tungen der Conjunctiva, welche nach ihrem Sitze in dem Hornhaut-theile oder in jenem der Sclerotica, sowie nach ihrem Wesen, in�sofern sie ihre Entstehung in �berwiegender Gef�ssentwickelung oder gesteigerter Zellgewebebildung genommen haben, als dichtes Augenfell, Pannus, und als Fliigelfell, Pterygium, unterschie�den werden.
1. Von dem dichten Augenfello.
sect;. 781.
Das dichte Augenfell, Pannus, besteht in einer durch ver�mehrte Gef�ssentwickelung bedingten chemischen, sich in verschie�denem Grade und auf verschiedene Weise ausbildenden Verdickung und Tr�bung des Bindehautbl�ttchens der Hornhaut.
Beim Beginne des Pannus zeigen sich vielfache, von der Scle�rotica �ber den Rand der Cornea laufende Gef�ssverzweisrungen, erscheint das Bindehautbl�ttchen getr�bt und ist die Grenze der Hornhaut und Sclerotica noch unterscheidbar, bis sie sp�ter unter allm�liger Zunahme der Gef�ssverzweigungen und unter dem durch diese gebildeten dichten und aufgewulsteten Netze an der erkrankten Stelle, sich dem Blicke entzieht. � Bildet sich der Pannus nur von einer Seite her und nimmt er im Anfange blos einen kleinen
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Organische Krankheiten des Aujres.
Theil der Hornhaut ein, so schreitet seine Wachsthumenhvickelung meistens nur langsam fort; entwickeln sich dagegen die Gefassver-zweigungen gleich anfangs von allen Seiten �ber die Hornhaut, so breitet er sich weit rascher aus. Ist die Cornea g�nzlich von dem Pannus bedeckt, so bleibt erstere anf�nglich noch transparent, wird aber sp�ter g�nzlich undurchsichtig, sobald die Gef�ssverzweigun-gen in einander verschmelzen, sich in das Parenchym der Cornea selbst fortgesetzt haben, und das Bindehautbl�ttchen in einen be�deutenden Grad von Wucherung verfallen ist *).
sect;. 782.
Schmerz, Lichtscheue, Thr�nenfluss und vermehrte Schleim�absonderung begleiten gew�hnlich den Pannus, bei dessen h�herem Grade die Transsudation der w�ssrigen Feuchtigkeit durch die Hornhaut sehr gest�rt oder gar aufgehoben und diese conisch her�vorgetrieben wird, sowie der Bulbus bedeutend an H�rte gewinnt. In zahlreiche Narben oder in Zerst�rung des Gebildes �bergehende Geschw�re bedecken h�ufig die Cornea.
sect;. 783.
Als veranlassende Ursachen zur Entstehung des Pannus sind alle jene organischen und constitutionellen Krankheitszust�nde zu be�trachten, welche langwierige Bindehautentz�ndungen, Auflockerung der Bindehaut und Stockung des Halitus in der Substanz der Cor�nea zur Folge haben, sowie eine Fortsetzung und Entwicklung neuer Gef�sse in dieselbe beg�nstigen. Dahin geh�ren die Entro�pien, Narben oder Ausw�chse an der inneren Augenlidfl�che, La-gophthalmus und Colobom der Augenlider; vernachl�ssigte oder chronische und intermittirende �ussere Ophthalmien, insbesondere die Mondblindheit, lange andauernde Blennorrh�en, retrograde Im�petigo, Arthritis und alle Dyskrasien, die Druse, die Laune u. s. w.
sect;� 784.
Die Vorhersage richtet sich hier nach der Dauer und dem Ausgebildetseyn des Uebels und ist besser, wenn letzteres noch nicht alt ist und die veranlassenden Ursachen beseitigbar und rein local sind. Immer aber ist der Pannus ein langwieriges und zu Recidiven geneigtes Leiden. � Partieller, nicht sehr dichter Pan�nus verschwindet oft nach gehobenen Ursachen von selbst und spurlos. Totaler Pannus hingegen, wenn er noch nicht sehr dicht oder veraltet ist, hinterl�sst mindestens Tr�bungen des Bindehaut-bl�ttchens und beraubt die Cornea mehr oder weniger ihrer Trans�parenz und jedenfalls ihres Glanzes; ebenso haben Gef�ssverzwei-
*) Clielius a. a. O. Bd. 2. sect;. lt;87.
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gunsren in der Cornea selbst Statt, und finden sich leukomat�se Flecken in derselben.
sect;� 785.
Erste Aufgabe der Behandlung ist die Beseitigung der ver�anlassenden Ursachen und Heilung der das Leiden hervorrufen�den Krankheitszust�nde, sowie die Hebung der allgemeinen Krank�heitsursache, zu welchem Ende man sich ausleerender, reinigender, ableitender und umstimmender Mittel zu bedienen hat.
Die locale Therapie des Pannus sucht zun�chst eine perma�nente Contraction, Obliteration und Vernichtung der erweiterten, zu einem dichten Netze verschlungenen Gef�sse zu bewirken, wel�ches man durch die Anwendung zusammenziehender Mittel, vor�z�glich des Lapis divinus, Zinks und Kupfervitriols mit Lauda�num und vor allem durch alleiniges Einstreichen des Laudanums erreicht. Wenn diese Mittel, in fl�ssiger Form angewandt, den gew�nschten Zweck bei dichten reizlosen Fellen nicht erf�llen, so bedient man sich dynamisch, mechanisch und chemisch wirkender Mittel in Substanzform, welche man mit einem Pinsel auf die Cor�nea auftr�gt oder mittelst eines Federkiels einbl�st. Zu diesen Mitteln geh�ren der Borax, Alaun, Calomel mit Zucker, die Zinn�feile, Baldinger's Pulver aus gleichen Theilen Cremor tartari, weissen Bolus und Zucker, oder eine schwache Aufl�sung von La�pis causticus oder Lapis infernalis.
Operatives Eingreifen durch Incisionen, Excisionen der Bin�dehaut oder durch g�nzliches Abl�sen des Felles, ist in der Aus�f�hrung schwierig und der Heilung feindlich nach dem Urtheile und der vereinten Erfahrung der Menschen- und Thier�rzte.
2. Von dem Fl�gclfclle.
sect;. 786. Das Fl�gelfell, Pterygium, ist eine einzelne oder mehr-z�hlige, in Folge von Entz�ndung und Reizung entstandene, drei�eckige, verdickte Falte der Bindehaut, meistens im Nasenwinkel, mit der Spitze nach der Mitte der Hornhaut gerichtet; sie l�sst sich mit der Pipette leicht und schmerzlos aufheben und verschie�ben, zumal wenn das Auge nach der leidenden Seite steht. Sie ist entweder sehr d�nn, halbdurchsichtig, mehr graulich, weiss-gelblich oder schwach ziegelroth, einem d�nnen Schleier �hnlich, mit wenig oder gar keinen Blutgef�ssen durchzogen, Pterygium
M�ller, Veterin�r-Ophthalmologie. II.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 25
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tenue, oder dick, leder- oder muskelartig, selbst knorpelig, etwas erhaben, roth, meist von sehr strotzenden Adern durchstr�mt, Fleisch fell, P. crassum, carnosum. quot;Wenn bei diesen Ver�n�derungen der Conjunctiva in ihrem Gewebe sich eine Anh�ufung einer gelatin�s - albumin�sen Masse bildet, wodurch schmutzig�gelbe, fett�hnliche Erhabenheiten oder einzelne durchsichtige Bl�s�chen entstehen, so nennt man dies Fettfell, P. pingue.
sect;. 787. Das d�nne Fl�gelfell, wenn es noch nicht lange bestanden hat, wird in der Regel schnell durch den Gebrauch adstringirender Mittel, vorz�glich des Laudanums, entfernt. Waren diese Mittel erfolglos oder ist das Pterygium ein ausgebildetes oder dickes, so ist dessen totale Excision das sicherste Mittel. � Ein Geh�lfe zieht die Lider des, wie bei der Staaroperation fixirten, Auges von einander, und ein anderer Geh�lfe dirigirt mit dem dreiarmigen Augenh'alter den Bulbus gegen jenen Augenwinkel, welcher der Sitz des Uebels ist, worauf der Operateur mit der Zahnjn^ette das Fl�gelfell in eine Falte emporhebt, dasselbe da anfassend, wo es am wenigsten fest mit den unterliesrenden Theilen zusammen-h�ngt; sodann durchschneidet er mit einem Staarmesser die Falte und pr�parirt mit Pinzette und Messer oder einer �ber die Fl�che gebogenen Meinen Scheere das getheilte Pterygium sorgf�ltig vom Bulbus los und entfernt es. Nach gestillter Blutung bedecke man das Auge mit sch�tzenden Compressen bis zum 5 � 6ten Tage. Zur�ckbleibende Restchen pr�parire man sp�ter ab, oder suche sie durch Einstreichen von Laudanum oder Application des H�llen�steins zu zerst�ren.
3. Von der Entartung der Thriinencarunkel.
sect;. 788. Jene Entartung der Thr�nencarunkel, welche eben be�trachtet werden soll, besteht in einer schmerzlosen, chronischen Anschwellung und Auflockerung sowohl ihres Parenchyms, als der sie �berziehenden Bindehaut und zeigt im Anfange mei�stens eine granul�se BeschafFenheit, dunkelrothe F�rbung, kommt an Grosse einer Erbse, manchmal selbst einer Haselnuss gleich, und verhindert durch ihren Umfang das Schliessen des inneren Augenwinkels, sowie die Aufnahme der Thr�nen durch die Thr�-nenp�nktchen und verursacht dadurch Thr�nentr�ufeln, welches
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bleibend werden kann, sobald der anhaltende Druck und die durch denselben veranlasste Entz�nduug der Thr�nenp�nktchen und Thr�-nencan�lchen Obliteration in denselben bewirkt.
Bei ihrer Vergr�sserung bleibt sie an einzelnen Stellen noch granul�s, im Uebrigen aber zeigt sie dann eine glatte Oberfl�che von weisslicher oder graulicher Farbe und ist mit varic�sen Ge-f�ssen �berzogen. Die Geschwulst ist entweder gestielt oder sitzt mit einer breiten Fl�che auf. Im letzteren Falle ist die ganze Ca-runkel angeschwollen und hat sich an aUen Punkten gleichzeitig vergr�ssert, im ersteren aber geht das Wachsthum nur von einer kleinen, bald in der Mitte, bald an der Seite gelegenen Stelle aus (Leblanc).
Gew�hnlich ist diese Entartimg der Thr�nencarunkel Ausgang einer Entz�ndung dieses Gebildes und wird zur Unterscheidunfj von der, durch Entz�ndung hervorgerufenen Anschwellung, der Encanthis inflammatoria, nach ihrer Eigenth�mlichkeit Encanthis fungosa genannt.
. sect;� 789-Unter fortw�hrendem Einfl�sse �usserer Sch�dlichkeiten oder
durch unzweckm�ssige Behandlung, besonders bei dyskrasischen und kachektischen Subjecten kann dieser fung�s - hypertrophische Zustand der Thr�nencarunkel in b�sartige Degeneration �bergehen; sie wird alsdann schmerzhaft, der Augapfel selbst empfindlich, die Schleimsecretion an den Augenlidr�ndem vermehrt und sie nimmt eine dunklere, bl�uliche Farbe an, blutet bei der geringsten Be�r�hrung und wird auf ihrer Oberfl�che geschw�rig.
sect;. 790. Die Encanthis kann auch schon bei ihrem Beginne einen b�s�artigen Charakter zeigen und als scirrh�se Degeneration auftreten. Dann ist sie sehr hart, ungleich, blassroth, schmerzlos, E. scirr-hosa; oder hart, bl�ulichroth, �usserst schmerzhaft und artet in ein Krebsgeschw�r aus, E. carcinomatosa, und verbreitet sich mit diesem Charakter �ber die Augenlider, den Augapfel und �ber die Gebilde der Augengrube.
sect;. 791. _ Zu Anfang setzt man dem gutartigen Anschwellen der Thr�nencarunkel zusammenziehende, st�rkende Augenw�sser entgegen; Aufl�sungen von Bleizucker, Weissem Vitriol und Branntwein sind oft n�tzlich. Reicht man damit nicht aus, so greife man zu gelind-�tzenden Pulvern, z. B. Alaun, Zinkvitriol u. dgl. oder bestreiche
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die Oberfl�che der Carunkel mit Laudanum oder man bringe nach dem Rathe Leblanc's mit der Fingerspitze oder mit einem Charpiepinsel die (graue oder rothe) Mercurialsalbe auf dieselbe. Weichen die schwammigen Excrescenzen diesen Mitteln nicht, oder hat das Uebel schon einen h�hern Grad erreicht, so werde die Entfernung des entarteten Theiles alsbald vorgenommen. � Man l�sst zu diesem Ende die Augenlider durch einen Geh�lfen �ffnen, um die ganze Geschwulst bestm�glichst zu Gesicht zu be�kommen. Ist sie gestielt, so unterbinde man sie mit einem seide�nen Faden, welchen man bis zum Abfallen der Geschwulst t�glich fester anzieht, oder man trage sie in einem Zuge mit dem Messer oder einer �ber die Fl�che gebogenen Scheere ab. Ist sie auf�sitzend, so fasst man sie mit einem in der linken Hand gehaltenen Haken (Fig. 1.) oder mit einer Zahnpinejette (Fig. 6.) und schnei�det sie mit einem, auf der Fl�che gebogenen, kleinen Bistouri sorgf�ltig aus, indem man jede Verletzung der inneren Commissur der Augenlider und der Thr�nencan�lchen zu vermeiden, sehr bedacht ist (Leblanc).
sect;. 792. _ Bisweilen folgt auf die Operation eine heftige Entz�ndung oder Blutung, besonders beim Pferde und Esel, seltener beim Rindvieh. Will die Blutung nicht auf die Anwendung gew�hn�licher blutstillender Mittel stehen und dauert sie zu lange, so muss man sich des Gl�heisens mit der Sorgfalt, nicht bis auf den Sack einzvidringen, bedienen. In den meisten F�llen wird es ausreichen, das Augenlid mit kaltem Wasser zu waschen, und folgt eine starke Entz�ndung, die erweichenden Mittel in Anwendung zu bringen. Sind dabei die Thr�nenr�hrchen, was sehr h�ufig ist, mit Schleim und Eiter verstopft, so hat man sie auf die fr�her angegebene Art zu �ffnen u. s. w. (Leblanc).
sect;. 793.
Leider erh�lt man nicht stets nach gemachter Operation eine feste Narbe, besonders wenn man sie mit der Scheere verrichtet hat, vielmehr folgen bisweilen, wenn die Geschwulst gross Avar und breite Basis hatte, schwammige Wucherungen aus- dem ver�wundeten Theile. Eine h�ufige Ursache davon sind zu lange fort�gesetzte erweichende Mittel, wodurch die Gef�sse erschlafft wer�den. Man greife daher zu den oben angef�hrten Adstringentien und schreit ogebotenen Falles wiederholt zur Operation oder suche neue Wucherungen durch Aetzmittel zu entfernen (Leblanc).
Die Exstirpation der carcinomat�sen Carunkel hat selten einen
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g�nstigen Ausgang; man muss sich daher mit einem palliativen Verfahren begn�gen, wenn man nicht den zweideutigen Versuch zur Heilung durch Exstirpati�n des Augapfels und der in der Or�bita befindlichen verd�chtigen Parthien machen will.
Man findet die Geschw�lste der Thr�nencarunkel an allen Thieren; am schnellsten wachsen sie beim Eindviehe und haben da auch die meiste Neigung krebsartig zu werden.
4. Von den warzen-, fleisch- und fettartigeu Geschw�lsten der Conjunctiva.
sect;. 794. In laquo;der Conjunctiva des Bulbus kommen verschiedene Ge�schw�lste vor, die nach ihrem Urspr�nge entweder als umschrie�bene Wucherungen und Ver�nderungen des Gewebes zu betrach�ten, oder durch Entartung des unter ihr liegenden Zellgewebes gebildet und von der Bindehaut �berzogen sind. � Zu den ersten geh�ren die Papula bulbi, die Warzen, die sarkomat�sen und polyp�sen Excrescenzen der Conjunctiva; � zu. den zweiten, die von der Conjunctiva sackf�rmig umschlossenen Ge�schw�lste, welche durch Fett, steatomat�se oder cartilagin�se Masse gebildet sind*).
sect;. 795.
Die Papula bulbi sive conjunctivae ist ein rundliches, ' wenig erhabenes, ziemlich hartes, blassrothes, dr�sen�hnliches, nadel-kopfgrosses, immer einzeln stehendes Kn�tchen auf der Bindehaut, meist unweit des unteren Thr�nenpunktes, das ausser stetem Jucken keine Beschwerden macht, bei starkem Reiben aber sich entz�ndet, r�thet und schmerzhaft wird, schnell heranw�chst und selbst krebsartig wird (P. maligna).
Die sicherste Art, dieses Kn�tchen zu entfernen, Ist die Ex�stirpati�n mittelst Haken und Scheere.
sect;. 796. Die warzenartigen Excrescenzen der Bindehaut, Carunculae bulbi, corneae, sind weiche , r�thliche, ganz schmerz�lose, nadelkopfgrosse, zuweilen sehr zahlreiche Kn�tchen; oft dys-krasischen Ursprungs, und, wenn sie auf der Hornhaut sitzen, mit einem nebeligen schmalen Reife umgeben, manchmal sind es Fett�ausw�chse, die zuweilen Haare produciren. Sind sie zusammen-
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gedr�ngt, so bilden sie rundliche Geschw�lste von der Grosse und Gestalt einer Erdbeere, welche meistens in der N�he des �useren Hornhautrandes sitzen und sich �ber diese selbst verbreiten. Get�ssver�stelungen dienen meist zu ihrer Basis, sie selbst sind mit Endz�ndung und Blennorrh�e verkn�pft, welche Zust�nde bei ihrer Vergr�sserung, die jedoch in der Eegel sehr langsam erfolgt, sich verschlimmern und Zerst�rung der Hornhaut verursachen k�n�nen, so wie auch bei ung�nstigen constitutionellen Verh�ltnissen oder unzweckm�ssiger Behandlung carcinomat�se Degeneration eintreten kann. � Sie sind als beschr�nkte sarkomat�se Wucherungen der Conjunctiva zu betrachten und nehmen ihre Entstehung in lang�wierigen und blennorrhoischen Ophthalmicn, wie sie auch bei der Druse und der Laune vorkommen.
Laudanum oder adstringirende Salben sind zur Entfernung kleiner imd localer warzenartiger einzeln stehender Excrescenzen hinreichend, gr�ssere, zu einer Geschwulst gruppirte dagegen, m�ssen vorsichtig mit der Haken-Pipette und dem Scalpell ex-stirpirt, und zur Vermeidung etwaigen Wiedereintrittes local mit Laudanum oder Adstringentien und allgemein nach dem Charakter des etwa vorhandenen AJlgemeinleidens behandelt werden.
sect;. 797. Die sarkomat�sen Geschw�lste der Sclerotical-Bin-dehaut haben eine feste gleichm�ssige Beschaffenheit, glatte Oberfl�che von r�thlich weisser oder rother Farbe, sie sitzen mit breiter oder schmaler Basis auf, sind von verschiedener und wachsender Grosse, beweglich oder unbeweglich, je nachdem sie in der Bindehaut oder der unterliegenden Zellsubstanz entstanden sind. Das Bindehautbl�ttchen der Cornea ist wahrscheinlich Avegen Mangel an unterliegendem Zellgewebe, diesem pathologischen Zu�stande nicht unterworfen, welchen Umstand man bei der Exstir-pation, dem einzigen Mittel ihrer Entfernung, dann zu ber�ck�sichtigen hat, wemi sie bei sehr starker Entwickelung auch die Hornhaut bedecken.
sect;. 798. Die Fettgeschwulst der Conjunctiva, Pinguecula Conjunctivae, ist ein weiches, schmutzig gelbr�thliches, genau be�grenztes, etwas erhabenes, schmerzloses Fleckchen, selten grosser, als.eine Linse, fast immer am Schlafwinkel, unmittelbar unter der Bindehaut sitzend, macht wenig Beschwerden, bleibt oft zeitlebens unver�ndert oder vergr�ssert sich auch allm�lig und erstreckt sich �ber einen Theil der Hornhaut, ohne mit dem Bindehautbl�ttchen
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zu verwachsen, oder daraus zu entspringen, da ihre Grundlage nur das Zellgewebe zwischen Sclerotica und Bindehaut zu seyn scheint.
Schlaffe Constitution, voranger�cktes Lebensalter, St�rungen des Hinterleibs und erhitzende Nahrung, namentlich das Brannt�weingetr�nke u. dgl., scheinen ihre Entstehung zu beg�nstigen. � Sie bestehen, nach Well er, in einer Aufwulstung des Zellgewebes mit Anh�ufung von Eiweiss und Gallerte und sind nur durch Ex-stirpation entfernbar.
5. Von der schwammigen Degeneration der Conjunctiva.
sect;. 799. Die fung�se Degeneration der Bindehaut ist eine gut- oder b�sartige, jedoch nach dieser verschiedenen Natur durch feste Kennzeichen nicht immer genau zu sichten.
sect;. 800. Die gutartige fung�se Degeneration der Conjunc�tiva, Exophthalmia fungosa, Sarcosis bulbi, entsteht von der Sclerotical- oder auch von der Palpebral-Bindehaut unter der Form einzelner, weicher, blass'rother, unf�rmlicher W�lste, welche bei ihrer Vergr�sserung sich vereinigen und eine unregelm�ssige, weiche Masse von mehr oder weniger dunkelrother, manchmal violetter Farbe bilden, welche durch den Druck der Augenlider von allen Seiten nach der Mitte gegen die Hornhaut zusammenge'dr�ngt werden, so dass diese v�llig von ihr bedeckt und nicht mehr sicht�bar ist.- � Beim ferneren Wachsthum dr�ngt sich die fung�se Masse zwischen den Augenlidern hervor, wobei das obere Augen�lid bedeutend ausgedehnt und das untere meistens umgest�lpt wird. Darauf folgen schleimige und br�unlich - blutige Absonderungen. Anf�nglich sind diese Wucherungen weich, werden aber sp�ter fest, sarkomat�s, endlich leidet der Bulbus quot;selbst und wird zer�st�rt *).
sect;. 801. Die b�sartige Degeneration oder Markschwamm der Conjunctiva hat mehr eine polip�se Structur, entspringt meistens aus der Bindehautfalte; im �ebrigen gleichen die pathologischen
*) S. Celius a. a. O. Bd. 2. sect;. 591.
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392nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Organische Krankheiten des Auges.
Erscheinungen den obigen. Mit dem Fortschreiten des Uebels tritt hier Schmerz ein, leidet das Allgemeinbefinden sehr, wird der
Bulbus zerst�rt und das Leben
G^
f�hrdet.
sect;. 802. Veranlassungen dieses Uebels sind langwierige Entz�ndungen, stecken gebliebene fremde K�rper, Blennorrh�en und eine eigene Dyskrasie.
sect;. 803. Die Behandlung hat die Aufgabe, die Entz�ndung zu be�seitigen, die Auflockerung zu mindern oder zu zerst�ren und dies durch Antiphlogistica, adstringirende Augenw�sser, Aetzmittel und das Messer.
Diese Krankheitsform scheint am Thierauge selten vorzukommen, da sich in den Veterin�rschriften nur eine sehr unvollkommene Andeutung davon findet. � Hier w�rde eben auch der Markschwamm des Augapfels eine Stelle zu finden haben, wenn er irgendwo angef�hrt w�re oder wir ihn aus eigener Erfahrung am Thierauge kennten; �brigens bezweifeln wir die M�g�lichkeit seines Vorkommens nicht.
C. Von dem Augapfelkrobse.
sect;. 804.
Der Krebs des Augapfels, Scirrhus et Carcinoma bulbi, entwickelt sich prim�r nach occulten Entz�ndungen des Auges, besonders nach Iblchen, welche auf, mit Commotion verbundene, Verletzungen des Auges und seiner Umgebung folgen, oder er ent�steht seeund�r bei allgemeiner Krebsdyskrasie und wirklich aus�gebildetem Krebse der conglomerirten Unterkieferdr�sen.
Seine charakteristischen Merkmale sind: sehr feste, unebene, mit vielen varic�sen Gef�ssen umgebene, �usserst schmerzhafte und empfindliche Geschwulst des Augapfels, Lichtscheue und star�kes Thr�nen, starke E�the der Hornhaut, Exulceration derselben und Ausfluss einer faulichten Jauche, heftiges Fieber, kachektisches Aussehen des K�rpers, sp�ter bei Verwandlung des Auges in eine unf�rmliche, fleischige, warzige, mit einer schwarzen Cruste be�deckte Masse, erloschenes Sehverm�gen; Anschwellung der Augen�lider, Ange�tztseyn des untern Augenlides von dem Ausflusse der �tzenden Jauche. Darauf unter steter Zunahme der Schmerzen und grossem Drange zum Kratzen und Scheuern an der entz�nde�ten Geschwulst, Aufbruch derselben und Uebergang des Scirrhus
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in Carcinoma, d. i. in eine destructive oder fung�se, in sehr grosser Ueppigkeit mit rothen, blumenkohlartigen Excrescenzen hervor-Avuchernde, sich bald zwischen der Augenspalte hervordr�ngende und diese ausf�llende geschw�rige Masse (Exophthalmus fungosus) mit grosser Absonderung �belriechender, stinkender Jauche, und in Folge der andauernden heftigen Schmerzen und des S�ftever�lustes, hoher Grad der Ersch�pfung, �bergehend in den Tod.
sect;. 805. Untersucht man einen, in der fr�heren Krankheitsperiode ex-stirpirten Augapfel, so findet man die Conjunctiva hart, fleischartig verdickt, die Sclerotica, besonders in der Gegend der Sehnerven, sehr dick hart, beinahfc cartilagin�s. Bei der Durchschneidung die�ser, mit h�ckerigen und verschiedentlich gef�rbten Erhabenheiten versehenen Membranen findet man im Innern des Bulbus keine Spur seiner fr�heren Organisation, sondern eine speckige, fibr�se Substanz, welche unregelm�ssige Zellen bildet, die mit einer ver�schiedentlich gef�rbten, bald br�unlichen oder bl�ulichen, bald gr�nlichen, weisslichen, gelblichen oder r�thlichen Masse angef�llt sind. Bei weiterer Ausbildung des Augapfel-Scirrhus besteht der ganze Augapfel aus einer sehr festen, br�unlichen, speckartigen, unf�rmlichen Masse, in welcher jener faserige Bau deutlich, und nur theil weise eine Spur der Sclerotica zu erkennen ist.
sect;. 806.
Der Krebs f�hrt unvermeidlich den Verlust des Ausres herbei. Die ganze Behandlung kann sich nur darauf beschr�nken, die Schmerzen des Thieres zu erleichtern und sobald als m�glich das kranke Auge auszurotten, damit nicht die Knochenhaut der Augen�h�hle mit ergriffen und Beinfrass oder Entstehung von Kotz ver-anlasst werde, wie man dies in Lyon, in Folge eines Krebses nach der Operation einer Nagelgeschwulst, beobachtet hat*).
N�tzlich kann die Exstirpation des Augapfels nur dann wer�den, wenn der Krebs mehr als Folge �rtlicher Sch�dlichkeiten sich entwickelt hat und der allgemeine Zustand des K�rpers gut und nicht kachektisch ist; jedenfalls aber ist der Erfolg dieser OjDera-tion hier, wie beim Krebse �berhaupt, immer sehr zweifelhaft. Geradezu contraindicirt ist die Operation wenn der Augapfel nicht mehr beweglich ist, indem hier immer die in der Augenh�hle lie�genden Gebilde ergriffen sind und man' nie die Ausbreitung des XJebels bestimmen kann, desgleichen, wenn es wegen anderweitiger
*) Barthelemy in Leblanc's Abhandlung. S. 333.
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394nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Orgaiusclic Krankheiten dos Auges.
Ausbreitung des Uebels unm�glich ist, alles Krankhafte zu ent�fernen, wenn Anschwellungen der nahe gelegenen Dr�sen und die Erscheinungen der allgemeinen Krebsdyskrasie zugegen sind*).
Vou der Exstirpation des Augapfels.
sect;. 807.
Diese Operation verrichtet man mittelst eines geraden und eines �ber die Fl�che gekr�mmten Bistouris und einer ebenfalls �ber die Fl�che gebogenen starken Scheere.
Nachdem das Thier geh�rig fixirt ist, 'spaltet man die Ver�bindung der Augenlider am �usseren Augenwinkel mit einem geraden Bistouri und darauf auch die Bindehaut da, wo sie sich von den Augenlidern �ber den Augapfel umschl�gt, nachdem man zuvor das Auge mittelst eines, in seine vordere, mittelste und oberste Stelle eingesetzten und mit der linken Hand gehalte�nen Hakens fixirt und hervorgezogen hat. Nun zieht man das untere Augenlid herab, rollt den Augapfel nach oben und senkt das �ber die Fl�che gebogene Bistouri in den inneren oder �usseren Augenwinkel, je nachdem man am linken oder rechten Auge ope-rirt, zwischen dem Augapfel und dem Angenlide durch die Con�junctiva in die Augengrube und f�hrt es in s�gef�rmigen Z�gen bis zum entgegengesetzten Augenwinkel, wodurch die Conjunctiva und der untere schiefe Muskel getrennt werden. Sodann rollt man den Bulbus nach unten, setzt das Scalpell in den Anfang des er�sten Schnittes, und trennt dadurch die Conjunctiva, den Aufhebe-muskel des oberen Augenlides und die Sehne des oberen schiefen Muskels. Indem man den Angapfel in seiner nach unten gerollten Stellung h�lt, f�hrt man nun eine nach der Fl�che gebogene Scheere mit ihrer Concavit�t gegen den Bulbus gerichtet, zwischen ihm und der Orbita geh�rig ein, so dass man den Sehnerven und den Musculus bulbosus geh�rig trennt, worauf man den Augapfel et�was anzieht und die noch �brigen Verbinduniien durch wiederholte Schnitte mit der Scheere durchscheidet. Hierauf fasse man mit einem H�kchen oder einer gez�hnten Pinzette die Thr�nendr�se, ziehe sie etwas an und entferne sie mit dem, sie umgebenden Zellgewebe mittelst der Scheere m�glichst rein und vollst�ndig. Man unter�suche sodann mit dem Finger und dem Gesichte, nachdem man das Blut mittelst eingespritzten kalten Wassers ausgesp�lt hat,
*) Chelius a. a. (). Bd. 2. sect;. 624.
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Orgauisclie Krankheiten des Alices.
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alle Punkte der Augenh�hle und entferne alles Entartete oder Ver�d�chtige mittelst der Pipette und der Scheere*). Sollte die Blu�tung auf den Einfluss des kalten Wassers nicht stehen, so suche man ihr durch Einstreuen von Mehl oder gepulvertem arabischem Gummi oder im Nothfalle mittelst des Gl�heisens, bei dessen An�wendung man wegen der theihveise grossen D�nnlieit der umge�benden Knochenw�nde, sehr vorsichtig zu seyn hat,, zu begegnen.
sect;. 808. Der nach dieser Operation anzulegende Verband bestehe aus einem Werg- oder Charjoiebausche, welchen man in die Augen�grube stopft und dar�ber die Augenlider zieht, mit Heftpflaster�streifen befestigt, die Spalte im �usseren Augenwinkel mit Heft�pflastern vereinigt und das ganze mit einer Compresse bedeckt, die man mit einer Binde leicht befestigt. Der Verband werde nach Bcd�rfniss oft erneuert, wobei man ein besonderes Augenmerk auf etwa entstehende neue Wucherungen hat, um diese mit der Scheere oder einem Aetzmittel zu entfernen. Sobald sich in der Augen�h�hle Fleischw�rzchen bilden, so suche man deren Wachsthum dadurch zu beg�nstigen, dass man die Charpiebauschc immer ver�kleinert.
Die von Bonnet in Lyon angegebene Methode zur Exstirpation des Bulbus wird (und wurde schon mehrmals) auf folgende Weise ausgef�hrt.
Mit H�lfe zweier gez�hnter Pinzetten, deren eine, einem Geh�lfen �ber�geben wird, hebt der Operateur die Conjunctiva bulbi nach Innen einige Milli�metres von der Cornea entfernt in die H�he und bildet so eine horizontale Falte, welche er mit einer nach der Fl�che gebogenen vorn stumpfen Scheere einschneidet. Hierauf f�hrt- er den einen Arm der Scheere unter die Conjunc�tiva und schneidet sie rund um die Cornea, immer einige Millimetres von ihr entfernt sich haltend, ein, wobei er zugleich die G Augenmuskeln der Reihe nach , wie sie sich dem Instrumente darbieten, trennt. Hierauf f�hrt der Ope�rateur die Scheere l�ngs der �ussern Wand der Augenh�hle bis zum hintern Theile des Augapfels und schneidet den Sehnerven so nahe, als m�glich an der Sclerotica vor der hintern Insertion der fibr�sen Kapsel **) durch. Zum Ver�b�nde in kaltes AVasser getauchte Compressen.
sect;. 809. Die Nachbehandlung sey prophylaktisch und curativ antiphlo-gistisch. Oft sind die reichlichsten Blutentziehungen geboten, um die Fortpflanzung der Entz�ndung auf das Gehirn abzuhalten.
li
*) Ch�lius a. a. O. Bd. 2. sect;. 026.
**) In seinem Traite des sections tendineuses et musculaircs hat Bonnet eine fibr�se Kapsel beschrieben, in welcher das Auge liegt. Diese Kapsel ist nach vorn concav, inserirt um die vordem Ende des Sehnerven, mit dessen Neurilen sie sich fortzusetzen scheint, und umgibt die zwei hintern Drittel des Augapfels, ohne lest mit ihm verbunden zu seyn.
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396nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Organische Kraukliciten des Auges.
IV.
Von den fremden K�rpern im Auge.
Von den fremden, von aussen in das Auge eingedrungenen K�rpern.
,, !
sect;. 810. Fremde K�rper, welche von aussen in das Auge gelangen, wirken theils als meclianische, theils als chemische Reize auf das Auge. Die gew�hnlichsten derselben sind: Die Spitzen der Korn��hren, Glas-, Holz-, Eisensplitter, Sand, Insectenfl�gel oder Stacheln, Kalk u. dgl. Die Zuf�lle, welche durch sie hervorge�rufen und unterhalten werden, sind entz�ndlicher Natur, deren be�sonderer Charakter von der Art des Reizes, der Empfindlichkeit und Vegetationsstufe des ber�hrten Gebildes, von der individuellen Vulnerabilit�t des Hautorgans �berhaupt, und von der localen und
allgemeinen Constitution insbesondere abh�n
o o
ist.
sect;. 811. Die fremden K�rper liegen entweder frei zwischen Augapfel und Lidern, h�ngen in der Bindehaut der einen oder andern Par-thie, haben Verletzung des einen oder andern Gebildes mit sich gebracht oder sind stecken geblieben. � Liegen dieselben frei und beweglich zwischen den Lidern und dem Augapfel, so erregen sie oberfl�chliche und allgemeine Reizung und Entz�ndung in der Bindehaut mit vermehrter Thr�nen- und Schleimabsonderung, wer�den dadurch aufgel�st oder ausgesp�lt und k�nnen darum im er-steren Falle, wenn sie chemisch reizende K�rper sind, eorrodirend wirken, w�hrend im anderen Falle die erregten Zuf�lle gleichfalls mit der Entfernung der Ursache zur�cktreten; � sind sie in dem K�rper der Bindehaut ohne Verletzung h�ngen geblieben, so erre-
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gen sie vorzugsweise locale Entz�ndung, welche sie so lange unterhalten, bis sie durch vermehrte Secretion der Bindehaut weg�gesp�lt oder vollst�ndig aufgel�st werden; � sind sie dagegen mit Trennung der Substanz oder Perforation eingedrungen, so folgt der Entz�ndung der ergriffenen Theile Eiterung oder es bildet sich eine Kapsel um dieselben; im ersteren Falle st�sst sie die Suppu�ration aus und es bleibt zeitlich oder immer Tr�bung dieser Stelle zur�ck, im letzten Falle entsteht bleibend Tr�bung. Trafen scharfe, chemisch wirkende Stoife die Cornea, so heben sie die Porosit�t des Bindehautbl�ttchens auf, und ver�ndern dieses in ein undurch�sichtiges weisses H�utchen.
sect;. 812.
Hat man von der Gegenwart und dem Sitze eines fremden K�rpers im Auge Gewissheit erlangt, so muss man ihn baldigst entfernen, Ist dies wegen allzu heftiger Entz�ndung und krampf�hafter Verschliessung der Lider und allzu lebhafter Agitation des Bulbus vor der Hand unausf�hrbar, so hat man eine Reduction der Entz�ndung auf passende Weise durch entz�ndungswidrige und schleimige Mittel vorerst zu erzwecken und sodann zur Ent-femung des fremden K�rpers zu schreiten.
Dies vollf�hrt man nach geh�rig fixirtem Kopfe und von Ge�h�lfen ge�ffnet gehaltenen Augenlidern, bei losen K�rpern mittelst eines in Gel getauchten Pinsels oder mit einem �ber den Finger gezogenen feinen, in Oel getauchten Leinwandl�ppchen; steckt der fremde K�rper nur leicht in der Bindehaut, so kann man ihn mit der Pinzette fassen und ausziehen, sitzt er dagegen fester und k�nnte man darum bef�rchten, mit der Pinzette die Bindehaut zu zerreissen, so hebe man denselben nur mit der Pinzette auf und schneide ihn mittelst der Scheerc aus. Steckt derselbe aber fest in der Corne� oder Sclerotica ohne weit genug hervorzuragen, um ihn geh�rig mit der Pinzette fassen zu k�nnen, so hebe man ihn mit der Staarnadel oder der Spitze einer Lancette sorgf�ltig her�aus, indem man mit der Schneide zwischen ihn und die unterlie�gende Haut zu dringen sucht und das Instrument gleichsam hebel�artig ben�tzt. Da oxydirte Eisensplitter und m�rbe gewordene Holzsplitter sich leicht zerbr�ckeln, so sey man bedacht, alles sorgf�ltig zu entfernen, was man oft erst nach seichten Incisionen zu Stande bringt.
Ist der fremde K�rper in die vordere Augenkammer einge�drungen, und seine Beseitigung wegen heftiger Entz�ndung oder Avegen Unaufl�sbarkeit in der w�ssrigen Feuchtigkeit dringend ge�boten, so geschehe seine Extraction in der von ihm eingehaltenen
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Richtung in der Hornhaut oder nach deren k�nstlichen Er�ffnung, mit H�lfe einer Pinzette.
Nach der Extraction zur�ckbleibende entz�ndliche Zuf�lle be�handle man nach den allgemeinen Regeln.
11. Von den L�usen und W�rmern im Aug
D
e
sect;. 813.
Zwischen denCilien und ihren quot;Wurzeln nisten bisweilen Platt�l�use, auch selbst in der Conjunctiva hat man sie angetroffen, wo sie ein l�stiges Jucken, Entz�ndung mit ihren begleitenden Sym�ptomen und Folgen, wozu hier namentlich die Geschw�re geh�ren, erregen.
Man nennt diesen Zustand L�usesucht der Atigen, Phthi-riasis oculorum, und beseitigt ihn durch �ftere Waschungen mit einer schwachen Kali- und Seifenaufl�sung und durch Bestreichen mit der grauen oder rothen Quecksilbersalbe. � Befinden sich aber die L�use in der Bindehaut, so suche man sie auszuziehen oder durch Instillation einer Sublimafsolution zu t�dten.
sect;. 814.
Mehrfache Beobachtungen an Menschen- und Thieraugcn haben die Gegenwart von W�rmern, Entozoen, Entozoa oculorum, in der vorderen Augenkammer zwischen der Sclerotica und Ader�haut und unter der Conjunctiva nachgewiesen. Dieser Wurm ge�h�rt zu der Gattung Filaria (Fadenwurm, spec. F. papillosa Rud. � F. oculi canini Ges.). Man findet meistens einen, seltner 2 bis 3 derselben in einem Auge.
Nach der Analogie der Bildung der W�rmer im Allgemeinen l�sst sich schliessen, sagt Chelius, dass auch ihrer Bildung im Auge krankhafte Ver�nderungen, Entmischung der Lymphe, des Schleimes u. s. w. vorangehen. Da aber diese Erscheinungen mit denen, welche durch die Gegenwart des Entozoons hervorgebracht werden, eoineidiren, so ist es schwer, ja unm�glich, diese von jenen in der Erkenntniss zu trennen. � Klimatische Verh�ltnisse, der Aufenthalt in Tropenl�ndern, Lebensweise und Nahrung haben einen wichtigen Einfluss auf die Entstehung der W�rmer, wie dies namentlich das h�ufigere Vorkommen der W�rmer im Auge von Teichfischen im Verh�ltnisse zu den Flussfischen u. s. w. zeigt.
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Nach Chaignaud soll sich der Augenwurm in der vorderen Augenkammer aus einem r�thlich-weissen K�rper, von der Grosse einer Wicke oder Erbse, welcher die H�lle des Thieres vorstellt, entwickeln. Andere nehmen an, er durchbohre die Gewebe und gelange so von den, den Augapfel umgebenden Weichtheilen in das Innere desselben.
sect;. 815.
Je nach der individuellen Eeizbarkeit des Auges oder der be�sondern Liage des Wurmes, etwa an der Iris oder gar in der Pu�pille, werden durch dessen Gegemvart mehr oder weniger ent�z�ndliche Zust�nde der Tunica humoris aquei und selbst der Iris, Tr�bung der w�ssrigen Feuchtigkeit, und nach vorausgegangenen Anstrengungen des Auges eine geringe R�the rings um die Horn�haut, oder auch manchfach andere consecutive Zuf�lle, wie z. B. nach Jeaffreson's in Ostindien an Pferden gemachten Beobachtun�gen, Schw�che des Auges ohne Entz�ndung oder Tr�bung, auch Bet�ubung, Mangel an Fresslust und eine grosse, nie fehlende Schw�che im Kreuze erregt.
Sitzt dagegen der Wurm zwischen der Aderhaut und Sclero-tica, wie dies Gurlt von einem Exemplare der Fil. papill. im Auge eines Pferdes sah, so sind die entz�ndlichen Erscheinungen, Tr��bung der w�ssrigen Feuchtigkeit und der Hornhaut ungleich st�r�ker, dagegen findet man bei der unter der Conjunctiva haftenden Filaria medinensis keine Spur von Entz�ndung, wohl aber �ussern sich die heftigsten Schmerzen.
Hering*) f�hrt diese Erscheinungen mit Angabe der Ursache, als innere Augenentz�ndung von W�rmern, Ophthalmia interna verminosa auf.
sect;. 816/ Man hat vorgeschlagen, den Wurm zu t�dten, oder ihn aus�zuziehen. � In ersterer Absicht bediente man sich beim Menschen�auge elektrischer oder galvanischer Schl�ge, welche man durch das�selbe leitete, Einreibungen von Terpenthin�l in die Umgegend des Auges , kleiner Dosen dieses Mittels innerlich gegeben, so wie des anhaltenden Gebrauches bitterer Mittel, jedoch ohne den beabsich�tigten Erfolg. Chaignaud empfiehlt als sicheres Mittel, den Wurm zu t�dten oder seine Entwickelung zu hemmen, mehrmals des Ta�ges ein Gemisch von Aloetinctur und Wasser, zu gleichen Theilen, zwischen die Augenlider zu giessen.
*) S. dessen speciellc Pathologie und Therapie. Stuttgart, 1842.
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Was die Anwendung der Elektricit�t und des Galvanismus angeht, so d�rften diese allzu umst�ndlich, vielleicht auch dfer Durchsichtigkeit der Linse nachtheilig werden; die �brigen Mittel sollte man aber, da bei diesem Leiden nicht Gefahr auf Verzug steht, nie unversucht lassen, bevor man zur Extraction schreitet. Diese verrichtet man durch Er�ffnung der Hornhaut und Ausflies-senlassen der w�ssrigen Feuchtigkeit, wobei der Wurm frei heraustritt oder durch eine feine Pipette ausgezogen oder mittelst einer Sonde hervorgeleitet werden kann. Befindet sich der Wurm zwischen den Augenh�uten, so entferne man ihn durch Excision.
V.
Von dem Schwinden
und Verluste einzelner Theile und des
ganzen Auges.
.sect;. 817.
*
Das Schwinden einzelner Theile des Auges, so wie des ganzen Auges und deren v�lliger Verlust sind entweder die Folge voraus�gegangener Entz�ndungen l�cer�ser, brandiger Zerst�rungen oder bedeutender Verletzungen, wodurch die Ern�hrung in hohem Grade beeintr�chtigt oder ganz aufgehoben wird, oder sie sind Folge eines angenommenen Bildimgsfehlers oder vorgenommener Operationen. � Je nachdem die Verk�mmerung und das Schwinden durch Ei�terung und Ulceration herbeigef�hrt oder ohne dieselben durch blosse Beeintr�chtigung der Ern�hrung bedingt ist, unterscheidet man, in Beziehung auf die Hornhaut und den ganzen Augapfel, Phthisis und Atrophie. Wo diese Zust�nde einmal ausgebildet sind, ist keine H�lfe mehr m�glich und selten gelingt es selbst im
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Orsanisctie Krankheiten des Auges.
iOl
Anfange ibrer Entwickelung durch eine geh�rige, ihrer Ursache entsprechende Behandlung ihr Fortschreiten zu verh�ten*).
1. Von dem Verluste der Augenwimpern.
sect;. 818-
Man beobachtet das Ausfallen der Augenwimpern sehr h�ufig an den Ilausthieren, besonders bei dem Schaafe in Folge der Pocken; beim Hunde und der Katze nach Kr�tze und Flechten, auch nach langem Triefen der Ausen. So lange die Zwiebeln der Ilaare nicht zerst�rt sind, sprossen sie von neuem hervor, nicht aber im Gegenfalle, wie dies h�ufig nach langen Leiden der B�n�der der Augenlider, besonders bei pockigen Schaafen der Fall ist**).
So lange daher die Haarzwiebeln noch nicht zerst�rt sind, wird es durch passende Behandlung des Grundleidens m�glich, die W'iederbildung der Cilicn zu f�rdern, im andern Falle suche man grelle Lichtreize, Staub und jede andere starke Beizungen ferne zu halten und diese durch Beschattung des Auges und schlelmipre Waschungen der Lider zu erm�ssigen.
2. Von dem Mangel und .Schwinden der Thriinencarunkcl.
sect;. 81!).
Die Thr�nencarunkel kann durch zerst�rende Eiterungen und theilweise oder g�nzliche Exstirpation geschwunden seyn oder ganz fehlen. Die Folge dieses Mangels sind St�rung der Aufsaugung der Thr�nen durch die Thr�nencan�lchcn, Anh�ufung derselben in dem Thr�nensee und Ueberfliessen �ber die Augenlider, Khyas, Aetzung des Tarsus, der Lider und Wangen.
Dies Uebel ist unheilbar und vermag nur durch �fteres Aus�trocknen des inneren Augenwinkels mit einem zarten Schw�mme oder Tuche und Beinigen mit einer schleimigen Fl�ssigkeit erm�s-sigt zu werden.
*) Clieliiis a. a. 0. Dd. 2. sect;. 028. **) Leblanc a. a. �. S. .r)!;.' Miillor, VctdrinSr-Opbtbalmologic. II.
2fi
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402nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Orgiinische Kranklieiten des Auges.
3. Von der Verschrumpfung der Ilornhaut.
sect;.820.
Bei der Verschrumpfung der Horphaut, Ehytldosis, Corrugatio eorneae, ist die Hornhaut zusammengefallen, runzlich, und faltig aus Mangel an w�ssriger Feuchtigkeit, nach deren Ab-fluss bei Wunden und Geschw�ren, oder durch deren Verminderung in hitzigen Krankheiten oder im Alter, die Cornea obgleich noch durchsichtig, doch platt und viel kleiner (Atrophia s. Tabes eorneae) erscheint. Oft ist die Hornhautverschrumpfimg eine Folge schlei�chender Ophthalmien. Geschieht die Verschrumpfungung der Hornhaut durch Vereiterung, so ist es Phthisis eorneae.
Dieser Krankheitszustand ist unheilbar, nur im Anfange sei�ner Entwickelung kann durch sorgfaltige Entfernung der Ursache bei geh�riger Behandlung und Pflege des Auges, vielleicht die weitere Ausbilduno; des Uebels vereitelt werden.
1
:(.!#9632;
4. Von der Aufl�sung des Glask�rpers.
sect;. 821. Bei der Aufl�sung des Glask�rpers, Synchysis corporis vitrei, verliert der Glask�rper seine Klarheit, wird ganz d�nn und braunr�thlich getr�bt, ist das Auge fernsichtig, schwachsichtig und sp�ter ganz erblindet. Die Pupille ist dabei gew�hnlich verengt, mehr oder weniger winklig, und wenn Iritis voranging, so zeigen sich deren Spuren in der hinteren Augenkammer und an der Iris, welche starr oder doch tr�ge, sp�terhin schwankend und zitternd ist. Im H�hegrade wird auch die Linse cataraet�s ohne aufzu�schwellen und ohne gr�nliche Tr�bung, mehr weich und k�seartig, schmutzig weiss, klein, zitternd, dabei zeigt sich die Pupille er�weitert und ein weisslicher oder gelblicher Schein im Hintergrunde. Das Auge ist unempfindlich, nicht geschwollen, sehr weich, schlaff, so dass die Sclerotica, die rings um die Hornhaut bl�ulich, oft va-ric�s erscheint, beim Drucke sogar Falten bildet; endlich Atrophia bulbi. � Ging ein Glaukom vorher, so erscheint die Tr�bung stets gr�nlich.
sect;. 822. Die anatomische Untersuchung solcher Augen zeigt die Zellen des Glask�rpers thcils atrophisch, theils geschwunden, die Glas-
!
#9632;;V
.
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Organische Krankheiten des Auges.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;403
feuchtigkeit quantitativ mangelhaft und so d�nn, wie Wasser, ver�schiedentlich getr�bt, besonders wenn Entz�ndung vorhergegangen war, wo dieselbe oft braunr�thlich gef�rbt ist. Zugleich ist die ganze Glashaut so d�nn und m�rbe, dass sie �usserst leicht zerreisst, woher auch, wenn bei solchen Augen die Extraction des Staares vorgenommen wird, die Glashaut zerreisst und die Glasfeuchtig�keit ausfliesst, ehe noch die Linse und ihre Kapsel mit einem Instrumente ber�hrt wurde; � bei einem hohen Grade ist die Glashaut zerst�rt*).
sect;. 823.
Das Wesen dieser Krankheit beruht auf dem Verluste der ei-weissartigen Consistenz der Glasfeuchtigkeit und deren verminder�ter Secretion, welche sich zu Wasser verd�nnt, und auf M�rbheit der Membrana hyaloidea.
Den n�chsten Grund dieser Krankheit findet Chelius in einem Leiden, einer verminderten Th�tigkeit, des Ciliarnervensystems, welches allen Nutritions- und Secretionsprocessen im Auge vor�steht, � und vorz�glich derjenigen Nervenverzweigungen, welche die Arteria centralis retinae begleiten. Daher s�hen wir auch bei jedem bedeutenderen Grade der Aufl�sung des Glask�rpers, Ab�nahme der �brigen Secretionen und St�rung des Nutritionsprocesses im ganzen Auge auftreten, wodurch die Entmischung der Linse und die endlich eintretende Atrophie des ganzen Augapfels be�dingt sey.
sect;. 824. In geringerein Grade des Uebels verm�gen zuweilen ablei�tende Mittel dessen Ausbildung aufzuhalten.
�. Von dem Seilwinden des Augapfels.
sect;. 825. _ Das Schwinden, die Atrophie des Augapfels, Atro-phia, marasmus bulbi, entsteht, wenn das Gleichgewicht der, der Ern�hi-ung vorstehenden Verrichtungen aufgehoben ist, und in die�sem Ealle sich der Umfang der Organe des Auges vermehrt oder vermindert. Vennehrung h�ngt ab von Schw�chung der Aufsau�gung oder zu grosser Absonderung, Verminderung dagegen von zu starker Aufsaugung oder zu geringer Th�tigkeit der Absonderung:
') Chelius a. a. O. Bd. 2. sect;. G84.
20quot;
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#9632;'i�inbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Organische Krankheiten des Auges.
letzteres ist am h�ufigsten der Fall und folgt meist auf verschie�dene Augenkrankheiten, vornemlich auf die intermittirende Angeu-entz�ndung *).
Diese St�rungen der Secretions- und Nutritionsprocesse im Auge sind ebenfalls, wie die Synchysis, in der, durch Entz�n�dung und krankhafte Ver�nderungen der gef�ssh�utigen Gebilde des Ault;jes aufeehobenen Th�tiskeit des Ciliar-Nervensystems ur-s�chlich begr�ndet. Dies beweist vorz�glich die Entstehung die�ser Atrophie nach der Sclcroticonyxis, wo sie nicht einem Ver�luste der Glasfeuchtigkeit zugeschrieben werden kann, auch Ent-z�ndunc; in nicht hinreichend starkem Grade vorhanden war, oder ganz fehlte, sondern blos von der Verletzung der Cyliarner-ven herzuleiten ist, wodurch die Iris und die �brigen irritabelu Gebilde des Auges gel�hmt, die Absonderung und Ern�hrung auf�gehoben und so die Verschrumpfung des Auges gesetzt wird. Ebenso verh�lt es sich mit der Atrophie, welche sich zuweilen bei Amaurose und Glaukom einstellt **).
sect;. 826.
Bei diesem Krankheitszustande verkleinert sich der Augapfel in seinem ganzen Umfange, w�hrend dem Auge die Merkmale seiner eigenth�inlichen Organisation, aber im verkleinerten Maass�stabe, bleiben. W�hrend der Bulbus sich in den Grund seiner H�hle zur�ckzieht, scheint die Sclerotica sich am Ende ganz in die Hornhaut fortzusetzen, so dass man fast keine Hornhaut mehr sieht und schon dadurch das Seiten unm�glich w�rde, wenn es nicht schon fr�her ganz aufgehoben w�re; die umgebenden Theile wer�den ebenfalls schlaff und d�nn und die Augenlider runzeln sich.
sect;. 827. Von der Atrophie des Augapfels unterscheidet sich das Zu�sammenschrumpfen des Augapfels, Phithisis, C�nsumtio bulbi, als Folge eines Eiterungsprocesses im Verlaufe heftiger Entz�n�dungen und vorz�glich der blennorrhoischen, wobei das Auge ber�stet und sein Inhalt sich entleert, wie dies auch bei sehr bedeuten�den Verletzungen des Auges geschehen kann. Hier wird die ganze Organisation des Auges schnell zerst�rt, es bleibt blos die zusam�mengefallene Schaale, die Sclerotica zur�ck, welche sich als un�f�rmlicher Stumpf in die Augengrube zur�ckzieht, in dessen Mitte eine kreuzf�rmige Eurchc durch die Wirkung der vier geraden Augenmuskeln zu beincrkeu ist.
') Leblanc a. a. 0. S. S.'ilaquo;. **) Chelius a. a. O. sect;. ISO.
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Orgauisclie Krauklieitcn des Auges.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;403
Bei Jeu durch Atrophie und eiterige Consumtion zerst�rten Augen, ver�k�mmert nach und nach auch der Sehncrvc, und diese Verk�mmerung setzt sich bis zum Chiasma und selbst noch weiter fort*).
sect;. 828. Diese Krankheitszust�nde geh�ren zu den unheilbaren. Jedoch muss man in solchen F�llen dem andern noch nicht erkrankten oder sympathisch gereizten Auge alle Aufmerksamkeit zuwenden, da die Erfahrung gezeigt hat, dass das urspr�nglich nicht ergriffene Auge leicht in ein sympathisches gleiches Leiden verfallen kann, wesshalb f�r dasselbe ein, den veraidassenden Ursachen, besonders wenn sie allgemeiner sind, anpassendes prophylaktisches Verfahren ein�zuleiten ^ist. Auf l�ngere Zeit in Wirksamkeit besetzte Ableitun-gen auf die Haut, sind es zun�chst, welche f�r den beabsichtigten Zweck sich durchweg empfehlen.
*) Chelius a. a. O. S.6C0.
#9632;
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Register zur ersten und zweiten Abtheilung.
(Die r�mische Zahl zeigt die AbtheUung, die zweite die Seite an.)
Aderhant I. 34, 89.
� Entz�ndung derselben II. 148. � Vorfall derselben II. 319. Adiaphanosis oeuli II. 320. Aegilops II. 75. Amaurose, congestive II. 223. � entz�ndliclie II. 223. ,, erethische II. 219. �nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; torpide II. 221.
Amaurotisches Katzenauge II. 22G. Anatomie der Gesichtswerkzenge I. 3. Anchyloblepharon II. 205. Anchylops inflammaloria II. 75. Anmikis conjunetivae I. 100. Arteria ccntralis retinae I. 80. Arteriae eiliares I. 38, 51, 70.
� lentis crystallinae I. 50. Arteria lacrymalis I. 77.
,, ophtlialmiea I. 70. Atresia canalis nasalis II. 280.
� canaliculorum et punetorum la-
cryinalium II. 271. ,, pupillae II. 287. Atrophia bulbi II. 403. Aufl�sung des Glask�rpers II. 402. Augapfel I. 3. 84.
,, Entz�ndung desselben II. 04. � Exstirpation desselben II. 394. Augapfelgebilde, fehlerhafte Lage der�selben H. 314. Augapfelkrampf II. 229. ,, -krebs II. 392. ,, -muskeln, Entz�ndung ders.
II. 179. ,, -muskeln, L�hmung derselben II. 240.
Augapfel, Vorfall desselben II. 324.
� Zusaininensclirumpfen dess. II. 304. Augenwimpern, Verlust ders. II. 401. Augenentz�ndung, catarrhalische II. 90.
� catarrhalisch rheumatische II. 140.
,, impetigin�se II. 111.
,, intermittirende II. 183.
� gichtische II. 141.
� periodische II. 183.
� psorisehe II. 111.
,, variol�sc II. 105. Augenfell II. 333.
Augenh�hle, Quetschungen und Wun�den derselben II. 251. Augenkammer I. 53. I. 97. Augenlider I. 8. 105. Augenliderdr�senentz�ndung II. 70.
nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;variol�se II. 108.
Augenlidercntz�ndung II. 71.
,,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ,,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;variol�se II. 109.
Augenliderkrampf II. 228. Augenlider, Quetschungen und ge�quetschte Wunden derselben II. 250. ,, vergiftete Wunden derselben II. 251. Augenlidknorpel I. 9. 107. Augenlidl�hmung II. 237. Augenh�hlcnmuskel I. 13. Augenmuskelnerv I. 05.
,,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; � �usserer I. 72.
Augenpulsader I. 7C. Augenstern I. 47. Augenwassersucht, totale II. 374. Augenwimpern I. 10. 107. Ausf�hrungsg�nge der Thr�nendr�sc
I.nbsp; nbsp;IG. Ausw�rtsst�lpung der Augenlider
II.nbsp; nbsp;307.
.
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i�8
Kegister der ersten und zweiten Abtheiluug.
Bindehaut I. 13, I�, IOC. Bindeliiuitbl�ttclien I. 31. Bindehautentz�ndung II. 87. IOC.
nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; � cataiTlialische II. 90.
,,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ,, cxanthematisclie II. 104.
nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ,, idiopathische II. 92.
nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ,, rheumatische II. 102.
nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ,, rosenartige II. 104.
Bindehaut, Geschwulst derselben II. 389.
nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Schwammige Degeneration
ders. II. 391.
.,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Wunden derselben II. 257.
Blendungsarterien I. 38.
� ' blutadern I. 38.
,,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;knoten I. (.7.
nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;pulsader I. 7G.
Ulepliaradenitis catarrhalis II. 97. Blennorrh�e II. 89.
,, Tariol�se II. HO.
Blepharitis II. 70.
,, variolosa n. 109 Blephar - Conjunctivitis catarrhalis II. 9G. Blepharophthalmia glandnl�sa n. 79. �nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; variolosa II. 108.
,,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; psorica II. 112.
,,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nlcerosa II. 81.
Blephoroplegia II. 237. Blepharospasmus II. 228. Blinzhaut I. 11, 100.
,, Entz�ndung ders. II. 110. Blutadern der Krystalllinse I. 07. Blutauge II. 240. Blntgef�ssc des Annes I. 70. Bruch der Hornhaut II. 311. Bulbus oculi I. 3.
c.
Camera oculi I. 63, 97. Canal, Foutana'scher I. 29, 30. Canaliculi lacryniales I. 10. Caualis F�ntanae I. 30.
� hyaloideus I. 59.
., lacrynialis I. 10.
� Betiti I. 44. Capsulitis II. 170. Carnneula lacrvmalis I. 10. Cataracta II. 337.
,, seeundaria II. 370.
Centralvene I. 81.
Chalazion II. 78, 79.
Chemosis II. 93.
Chorioideitis II. 148.
Chorioidea, Verletzungen ders. n. 258.
Cilia I. 10.
Ciliarband I. 35.
,, -venen I. 52, 81.
,, -Schlagadern I. 61. Circulus arteriosns iridis maj. et min.
I.nbsp; nbsp;02. Clavus oculi II. 310. Coh�renz, widernat�rliche II. 205. Coloboma iridis II. 203.
� palpebrae II. 202. Connnotionen der Augen II. 247. Conjunctivitis II. 87.
nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; variolosa II. 100.
Cornea pellucida I. 30, 87. Corncitis II. 14�. Corona ciliaris I. IG. Corpus vitreum I. 59.
D.
Dacryadenitis II. 119. Bacryocystitis II. 120. Dacrvops palpebrae superior. II. 209. Degeneration der Conjunctiva, schwam-michte 11. 391. 1 gt;emour,schc Haut I. 82. Depressio eataraetae II. 357. Distk-hiasis II. 297. Breiiistiger Nerve I. 07. Dr�se, llarder'sehe I. 11, 107, 109. Dr�sen, Meibomische I. 10, 107, 109.
E.
Ectopia II. 29G. Ectropium II. 307, 308. Eimviirtskehrung der quot;Wimpern 11.290. � st�lpung der Augenlider
II.nbsp; 300. Eiterauge II. 199.
Empyesis II. 199. Encanthis II. 387.
., iutlaminatoria II. 123.
., fhngosa II. 125. Entozoa oculorum II. 398. Eutropium palpebrgrum II. 801. Exophthalmia fungosa II. 891. Kxslirpation des Augapfels II. 395.
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Itegister ilur ersten und zweiten Abthamp;ilung.
4oy
F.
I-Vuelitigkeit, w�ssrige I. 50, 97.
Flecken der Hornhaut 11. 32(1.
Fl�gelfell 11. 385.
Fl�ssigkeit, morgagnischc I. ��, 99.
Fistula saed lamiualis II. 27C.
Fontana'sclicr Canal I. 92.
Foramen eentrale I. 42.
Fossa hyaloidea I. (iO.
Fremder K�rper im Auge II. 39(j.
G.
Gelber Fleck I. 42. Gerstenkorn II. 78, 79. Geschw�lste der Conjunctiva II. 389. �nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;�quot;fettartige II. 390.
,,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;,, fleisehartigell. 390.
nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;,, warzenartige 11. 389.
Gesiehtsseliw�che II. 212.
nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;aniaurotische 11. 212.
(ilandulae Meibonni palpebrarum I. 10. (ilasfenclitigkcit I. 09. Glashaut I. 59.
,, Entz�ndung ders. II. 177. Glask�rper I. �S, 101.
� Verletzung dess. II. 2C1. ,, Vorfall dess. II. 321. Glaukom II. 371. Grauer Staar, Ausziehung dess. II. 3(;5.
,,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Operation dess. II. 357.
(irimdmuskel des Auges I. G.
II.
Haemophthalmos II. 246.
Hagelkorn II. 78.
Harte Haut des Augapfels I. 28, 85.
,,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ,, Entz�ndung ders. II. 137.
� ,, Verwiindungders.II. 258. Uasenauge II. 307. Haut der w�ssrigen Feuchtigkeit I. 32.
� Jacob'sche I. 40. Hemeralopia II. 224. Hernia conieae II. 314.
� iridis II. 3I�.
� saeci lacrynialis II. 275.
,, nveae II. 31G. Qippus II. 235. llordeohnn II. 7 7. Hornhaut, durchsichtige I. 30. 87. Bruch derselben II. 314. ,. Entz�ndung ders. II. 145.
� Staphylom ders. U. 37G.
� Verschruinpf�ng ders. II. 402.
,, Wunden ders. II. 257. Humor aqueus I. 53, 97.
� vitreus 59. Hvalitis II. 177. Hvpopyon II. 199.
Iris I. 45. Iridoucosis II. 15C. Iridoperiphakitis II. 172. Iridoperisphinxis II. 157. Iridoplegia II. 240. Iriskrampf II. 233.
,, L�hmung derselben II. 240. Irisk�rper, Verletzungen dess. II. 259. Iritis II. 161.
,, iiliopathica II. 161. Iritis serosa anterior II. 1G7.
,, traumatica 11. 101.
Keratonyxis II. 3G3. Kieforblutadern I. 82. Knochenhaut der Augengriibe, Ent�z�ndung derselben II. 180. Krebs des Augapfels II. 392. Kreismuskel I. 14. Krvstalllinse I. 54, 99.
nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Vorfall ders. II. 32u.
L.
Liiuse und W�rmer im Auge II. 398. Lagophthahnos II. 307. Leus ervstallina I. 54, 99. Liclitlochl�iutchen I. 47. Lichtscheue II. 210. Liquor Morgagni I. 55. Linsenkapsel, Entz�ndung ders. U. 17ii. ,,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Verletzung ders. II. 2C0.
Luftgeschwulst des Augenlids II. 25G. Lunatisme II. 183.
M.
Macula corneae II. 327.
Melon II. 31G.
Mcmbrona cellularis corporls vilrei
I. 50. Mcmbrana niclicans I. 11, 10G. ,, pnpillaris I. 47.
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4M)
Register der ersten und zweiten Abtheilun;
jMondblindhcit II. Ih3. Sloondblindness II. 183. Motilit�ts-Neurosen U. 227. Muskeln des Augapfels I. 4, 102. Muskel, �usserer gerader I. 6. Musculus coi-rugator supercilii I. 13. Muskel, innerer gerader I. G. Musculus levator palpebrae super. I.
13, 107. Muskel, oberer gerader I. 5. ,, #9632;nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;,, schiefer I. 7.
Musculus obliquus infer. I. 8. Muse, oculi rectos externus I. C.
� � � inferior I. �.
� �nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ,, internus I. G.
,, � � superior I. 7.
� obliquus superior I. 7. Musculus orbicularis palpebral. I. 13.
,, retractor I. 6. Muskel, unterer gerader I. 5. ,,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;,, schiefer I. 8.
Myocephalon II. 3IG. Myosis spastica II. 234.
N.
Nachtblindheit II. 224.
Kachstaar II. 370.
Nasencanal, Umvegsamkeit dess. II.
273. Nasenwinkelgesclnvulst, entz�ndliche
II. 75. Nervenhaut I. 39, 92.
,, Entz�ndung ders. II. 149. Nervus oculomotorius s. tertius I. C�. Nervus opticus I. C4.
,, sextus I. 72.
� trigeminus I. G7.
� trochlearis I. G7. Netzhautpulsader I. 80. Neurosen II. 208.
o.
Oberaugenh�hlenblutader I. 82. Obturatio pupillac II. 287. Obscuratio corneae II. 32C. Onyx II. 14G. Ophthalmia cachcctica 11. 115.
� catarrhalis II. 9G.
� externa II. 113.
,, intormittens II. 183.
,, variolosa II. 105.
,, psorica II. 111.
Ophthalmitis II. C4. Ophthalmoblennorrhoea variolosa
II. 110. Ophthalmoconjunctivitis catarrhalis
II. 9G. Ophthalmia equi periodica II. 183. �rbieulus ciliaris I. 35. Organa lacrymalia I. 15, 108. � visus I. 3.
Palpebrae I. 8, 105. Palpcbra ficosa II. 81. Papula bulbi II. 389.
,, conjunetivae II. 389. Paralyse II. 235. Paresis II. 235. Peribrosis II. 81. Pctit'scher Canal 1. 44, 94. Phlogosen II. G. Phlyctenulae II. 97. Phthiriasis oculoruin II. 398. Phthisis bulbi II. 304. Physiologie der Gesichtswerkzeuge
I. 84. Photophobie II. 210. Pigment, schwarzes I. 40, 89, 91. Prolapsus bulbi II. 324. ,,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; chonoideae II. 319.
,.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; corporis vitrei II. 321.
nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; iridis II. 3IG.
Pterygium II. 385. Puncta lacrymalia I. 17. Pupille I. 47.
� Bildung einer k�nstlichen II.
289. �nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Verengerung ders. krampf-
hafte II. 234.
Q.
Quetschungen der Augenlider II. 250.
E.
Kegenbogenhaut I. 45, 94.
nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Entz�nd. ders. II. 151.
,,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;� gichtische II. 170.
,,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; � idiopathische II. IGl.
,,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ,, ihres hintern ser�-
sen Ucberzuges II. 171. ,, ,, Entz�ndung ihrer vordem ser�sen Membran II. 1CG.
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Register tier ersten und zweiten Abtheilunff.
411
nogenbogenlmut, Entz�ndung, ders., traumatische II. 161.
,,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Verwundung ders.
II. 104.
nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Vorfall ders. II. 31C.
Retina, Verletzung ders. II. 258. Retinitis II. 149. Rliacosis II. 124. Rhyas II. 124, 401. Rhytidosis corneae 402. Rollmuskel des Auges I. 7. Rolhnuskelnerve I. 67. Reclinatio cataraetae 11. 357.
S.
Schielen II. 231. Sch�nblindheit II. 212. Schwinden des Augapfels II. 408. Schwinden des Auges II. 400. Scirrhus bulbi II. 392. Sclerotic�nyxis II. 359. Sclerotitis rheumatica II. 137.
,, arthritica II. 141. Sensibilit�tsneurosen II. 210. Spalte des Augenlids, veraltete II. 262.
� der Iris II. 263. Staar, grauer 11. 337. ,, , schwarzer 212. Staphyloma chorioidoae II. 319. Staphylom der Hornhaut II. 376. Staphyloma iridis II. 316.
nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; racemosum II. 316.
Stenochoria canalis nasalis inucosa II.
279.
,,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;� sarcomatosa II. 280.
nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ,, simplex II. 279.
Stenochoria canaliculorum lacrymalium
II. 270. Stenochoria punctorum lacrymalium
II. 270. Strabismus 11. 231. Symblepharon II. 265. Synchysis corporis vitrei II. 402. Sycosis II. 81, 112. Synicesis pupillae II. 287. Synechia anterior 11. 287.
� posterior II. 287. Saccus lacrymalis I. 16. Sclerotica I. 28. Sehe I. 47. Sehnerve I. 64. Siebbl�ttchen I. 28.
Spinnwebenhaut I. 33, 88. Stirnmuskel I. 15. Strahlenband I. 35, 90. Strahlenblattcheu I. 44, 93. Strahlenk�rper I. 36, 91.
T.
Tagblindheit II. 225.
Taraxis II. 93.
Tapetum chorioideae I. 17.
Tarsi I. 9, 107.
Thr�nencanal, h�utiger I. 19, 109.
Thr�nencarunkel I. 20, 107.
� Entartung ders. II. 386.
,, Entz�ndung ders. II. 123.
� Mangel und Schwinden ders. II. 401.
� Schwund II. 124. Thriinendr�se I. 16, 108.
� Entz�ndung ders. II. 119.
,, cari�ses Fistelgeschw�r ders. H. 120.
� Verletzung der Ausf�h-ruugsg�nge ders. II. 255. Thr�nendr�senfistel II. 270. Thr�neugescliwulst des Augenlides II.
269. Thr�nenorgane I, 15, 108.
� Entz�ndung ders. II. 118. Thr�nenpulsader I. 77. Thr�ncnpunkte I. 17, 109. Thr�nenr�hrchen, Wunden ders. II.
256. Thriinensack I. 18, 109.
� Blennorrh�e dess. II. 133.
,. Entz�ndung dess. II. 126. Thriinensack, Fistel dess. II. 276.
,, Geschwulst dess. 11. 273.
nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;� atonischo II. 275,
nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; � blennorrhoische
II. 274.
nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;� granul�se und po-
ly p�se II. 276. Thr�nensackwassersucht II. 275. Thriinensack, Wunden dess. II. 256, Traubenhaut I. 46. Traubenk�rner I. 49. Traubenstaphylom II. 316. Trennungen, veraltete II. 262, Trichiasis II. 296. Triefauge II. 115.
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412
Register flcr orsiou and zweiten Abthcilung.
Tr�bungen der durchsiclitigen Moilicn
des Auges II. 32(i. Tumor sacei lacryniiilis II. 274.
,, ,,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ,, atonicua II. 27quot;).
Tunica arachnoidea oculi I. 33.
,, chorioidea H. 34, 80. Tunica retina I. 39, iraquo;2.
� sclcrotica I. 28, 8rgt;.
� uvea I. 4ri.
Vorfall des Augapfels II. 324. � des Glask�rpers II. 321. � der Krystalllinse II. 320. � der Regenbogenhaut II. 316.
W.
Wasserha�t I. �:!, 97. Wassersuchten des Auges II. 372. Wassersucht des Glask�rpers II. 373. Wassersucht der vordem Augenkam-
mer II. 373. Wirbelgef�sse I. 38. Wunden der Augenlider und des Aug�apfels II. 244. Wunden, gequetschte der Augenlider
II.' 250. Wunden der Augenh�hle II. 251. Wunden der Bindehaut II. 207. Wunden der Chorioidea II. 200.
,, des Glask�rpers II. 2G1.
� der Hornhaut II. 257.
� des Irisk�rpers II. 259.
� der Linse II. 200.
� der Retina II. 258.
,, der Selerotica II. 258.
,, der Thr�nenr�hrchen II. 250.
� des Thriinensackes II. 2;quot;)(;.
,, , vergiftete der Augenlider II. 251.
X.
Xerophthalmos II. 269. Z.
Zellgewebe der Augengrube, Entz�n�dung dess. II. 181. Zellhaut I. 59. Zonula ciliaris I. 40, 44, 93.
�.
Unteraugeuliiililenblutaderu
I. 82.
Uveitis II. 171.
V.
Vasa vorticosa I. 38. Venae ciliares I. 38. Venen des Auges I. 81. Verdunkelungen der Hornhaut II. 32 (i. Verengerung der Pupille II. 207.
,,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ,, Thranencan�lchen II.
270. ,,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ,, Tbr�uenpuukte II.
270. Verletzung der Aust'�hrungsg�nge der
Thr�nondr�se II. 2igt;igt;. Verscbliessung der Pupille II. 287.
nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;der Thranencan�lchen
II. 271. ,,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;� Tbr�uenpunktc
U. 271. Verwachsung der Augenlider II. 2C6. �nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;,, � unter sich 11. 2Gli.
,,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;� ,, mit dem Augapfel
II. 2G7. Verwachsung der Ausf librungsg�nge der
Thranendriise II. 2CP. Vorfall der Aderhaut II. 819.
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Seite
42 52 57 89 !raquo;9
Erste Abtlieilung.
Z. 1(1 v. o. I. gerade aussehenden, statt geradeaus sehenden. Z. 21 v. o. 1. Alienation statt Alinuation.
Z. 20 v. u. 1. Ableitende Mittel statt Alilcitcnde Mittel. Z. 2 v. o. 1. verl�ngern ihre etc. statt verl�ngern, ihre ete. Z. 14 v. u. 1. dieselben statt dieselbe. Z. 3 v. u. I. als absolut � als relativ � satt absolut � relativ.
Zweite Abtheilung.
Z. C v. u. 1. Augeuentz�ndungen statt Angenentziindung.
Z. 9 v. u. 1. mit der Regenbogenhaut statt mit Regenbogenhaut.
Z 8 v. u. 1. Hornhaut statt Regenbogenhaut.
Z. 1 v. o. 1. Depotenzirung statt Depotensirung.
Z. 10 v. u. 1. und dieselben bei statt und bei.
Z. 2 v. u. 1. Tarsalrande statt Torsalrande.
Z. 5 v. u. 1. Kampfers statt Camphers, ebenso pag. 231 Z. 1laquo; v. o.
u. 242 Z. 10 v. tu, u. 249 Z. 18 v. u., und S. 250 Z. 11 v. o.
Z. 14 v. u. 1. weil eine, auf etc. statt weil eine auf.
Z. 12 v. u. 1. begr�ndete statt begr�ndet.
Z. 14 v. u. 1. gebrachter statt gebrachten.
Z. 1 v. o. 1. Bei welcher so geleiteten statt Bei welcher, geleiteten
sect;. 4C3 1. Ilemeralopia statt Haemeralopia.
Z. 2 v. u. 1. tonischen statt tonische
Z. (i v. u. 1. zum Oeftern statt zum Oeffhen.
Z. 7 v. u. 1. Auges werden statt Auges nach.
Z. 7 v. u. I. Consistenz statt Cosistenz.
. 11 14
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7G 119 197
150
179 205 224 227 254 258 275
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Erkl�rung der Instrumenten tafeln.
Taf. I. Fig. 1. Haken zur Festhaltung des Nagels oder Augapfels hei deren Ausrottung.
� � Fig. 2. Pellier'scher Haken zum Aufheben des oberen Augenlides bei Operationen am Augapfel.
� � Fig. 3. Dreiarmiger Augenhalter, mit beweglichem drittem (a), in ein viereckiges Zapfloch (b) eingepasstem und mit einer Press�schraube (c) befestigtem Arme; die beiden anderen Aeste (d d) sind feststehend und haben die hier angegebene Entfernung.
� � Fig. 4. Pinzette zur Fassung einer Hautfalte bei der Operation des Entropiums oder der Ptosis palpebrae superioris.
� � Fig. 5 Pinzette zur Fassung und Ausziehung der Wimpern bei En-tropium und Trichiasis.
� � Fig. G. Hakenpincette zur Fassung kleiner Geschw�lste der Binde�haut, des Nagels u. s. w. Taf. H. Fig. 7. Spritze mit gekr�mmter Can�le, um Injectionen durch die untere Oeffhung des Thr�nen - und Nasencanals zu machen.
� � Pig. 8. Fischbeiusonde, in zwei Thcile (a u. b) gebrochen, zur Er�fF-nung des verstopften Thr�nen- und Nasencanales; auch be�stimmt zur Einziehung eines seidenen B�ndchens nach der Operation des verwachsenen Nasencanales u. s. w.
,, � Fig. 9. Beers Nadel zur Operation des grauen Staares.
� � Fig. 10. Scarpa's Nadel zur Dislocirung der verdunkelten Linse. Sie ist in nat�rlicher Grosse (a) und einmal vergrossert (b) dargestellt.
#9632;� � Fig. 11. Messer zur Vollbringung des Hornhautschnittes bei der Aus�ziehung des grauen Staares. Taf. III. Fig. 12. Instrument zur Bildung eines stets gleichen sph�rischen Horn�hautlappens , mit welchem zugleich der Bulbus fixirt wird.
� � Fig. 13. Durchschnitt des Instrumentes.
,, � Fig. 14. Schneidender innerer Cylinder.
� � Fig. 15. Der King mit den vier Spiessen.
� � Fig. IG. Stumpfer Cylinder zur Handhabung und Befestigung der bei�den letzten St�cke.
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#9632;
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Taf. T.
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Tail II.
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Taf. HI.
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Fir. IG.
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