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BIBLIOTHEEK UNIVERSITEIT UTRECHT
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Die Rinderpest
Nach eigenen �ntersuehimgen
and unter kritischer Benutzung
der alten Erfahrungen und neueren Beobachtungen
bearbeitet
A. C. Gerlacli.
Professor und Director der Kfintgllchen TliierarEneischule cu Hmuiover,
Mit 6 Tafeln Abbildungen inclusive einer Tafel Temperatur-Tabellen.
HANNOVER. B c h m o r 1 amp; v o n S e e f e 1 d.
im.
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Das Uebersetzungsrecht wird vorbehalten.
Dni'k von Anpust firiinpo in Hannover.
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Vorwort.
Wenn jetzt ein Werk �ber Rinderpest crsehcint, so ist dies sehr nat�rlieli; wider Erwarten und zu beklagen w�rde es sein, wenn eine so grossartige Rinderpest-Inva�sion im Westen Europas, wie wir sie nach 50j�hriger Ruhe seit 1865 gehabt haben, verlaufen sollte, ohne Ver�anlassung zu Avissenschaftliehen Werken gegeben zu haben. Wenn ich aber ein Werk liefere �ber eine Krankheit, deren Literatur uns durch mehr als 500 Abhandinngen, Sehrifteben und Werke*) bezeugt, dass sie sehen l�nger als 100 Jahre Gregenstand vielseitiger ernster Forschungen gewesen ist, der ich vor zwei Jahren noch nicht einmal f�r competent gehalten wurde, �ber die Rinderpest im internationalen Interesse mitzusprechen, so d�rfte man dar�ber wohl eine Erl�uterung' erwarten.
Ich fand durch Abordnung von dem fr�heren hanno�verschen Ministerio Gelegenlieit, die Rinderpest in ver�schiedenen L�ndern, in Ungarn, Holland und England .zu sehen und in Holland speeiell zu beobachten. Hierdurch und bei einer strengen Durchmusterung der Literalien bin ich zu Resultaten gekommen, die manches schon Bekannte, aber noch nicht recht Anerkannte best�tigen, manches IiTtb�mliche berichtigen und in einigen Dingen auch neu sind.
*) Ueljer Literatur vorweise ich auf du Werkchen von J. C. Heck-meyer: �K�rte Geschiedniss der Runderpest etc., 1845quot;, welches die ge-sammte Literatur bis 1845 enth�lt.
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IV
Urspr�nglich wollte ich diese Resultate in einem gedr�ngten Missenscliaftliclien Bericlite geben; bei der hohen Wichtigkeit der Rinderpest aber, die bei den lien-tigen Verkehrsverhaltnissen von gr�sserer nationaler und internationaler Bedeutung ist, als friilier, und die immer noch gr�ssere veterin�rische und staatsveterin�riselie Be-deutung bekommen wird, je n�her uns die bisherigen permanenten Pestl�nder durch die Eisenbahnen r�cken, unter diesen Umst�nden hielt ich es f�r zweckm�ssig, ein vollst�ndig-eres Werk �ber die Rinderpest zu geben. Vor allen Dingen aber empfand ich zugleich eine directe Aufforderung zu einer gr�ndlicheren allseitigen l-Jear-beitnng meines Gegenstandes darin, dass unter den Fach-m�nnern eine TJntersch�tzung der Gefahr im besten An�z�ge ist und man schon begonnen hat, an den perma�nenten Maassregeln zu r�tteln, die Deutschland und das ganze westliche Europa seit 50 Jahren gesch�tzt haben.
So ist denn das Werk aus wissenschaftlichem, natio�nalem und internationalem Interesse entstanden. M�ge es in die Welt gehen und diesen Interessen dienen.
(licrlacli.
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Inlialts-Yerzeiclniiss.
Alillieihing
Nosoloeie.
Capitel 1. Symptome.
1.nbsp; nbsp; Fieber........................ 1
2.nbsp; nbsp; Nerv�se Zufall�....................7
3.nbsp; nbsp; Symptome der Localaffection der Schleimli�ute und dor Haut ... 0
A.nbsp; nbsp; Ersoheimmgen an den sichtbaren Schleimhauten.
B.nbsp; nbsp; Pneiuuonische Zufalle.
C.nbsp; nbsp; Gastrische Zuf�lle.
I). Die Hauterkraukuugen.
Capitel 3.
Verlauf.
Abortivverlauf......................15
Voller Verlauf......................li;
a.nbsp; nbsp;Nerv�se Form.
b.nbsp; nbsp;Pneumouischo Form.
c.nbsp; nbsp; Gastrische Form.
d.nbsp; nbsp;Fxanthematische Form.
Verlauf unter Complieatioueu.................20
Einfl�sse auf Charakter und Verlauf..............22
Capitel 3. Obductionsbefund.
1.nbsp; nbsp; Das Blut.......................26
2.nbsp; nbsp; Die Schleimh�ute....................27
R�thung.
Schw�rzung.
Sclnvelluug und Durchfeuchtung.
Erkrankung des Epithels.
Der k�sige Beschlag.
Die Erkrankung der Follikeln.
Verschorfung und Ulceration.
Die Contenta in den Verdauungswegen.
3.nbsp; nbsp; Verschiedene einzelne Organe...............34
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VI
Cap it el 4. Mikroskopischer und chemischer Befund.
Mikroskopischer Befund................
Blut und Blutgefdsse...............
Die schw�rzliche Pigmentirung............
36 36
37 38
Die Schleimhaut der Verdauungswege.........
Maul- und Rachenh�hle, Schlund und Psalter.
Vierter Magen.
Dannkanal.
Die Luttwoge....................46
Die Haut......................47
Chemische Ver�nderungen..................48
Das Blut......................48
Das Kleiseh.....................r'u
Die Eraukheitsproducte der Schleimhaut und Haut......51
Der Urin......................raquo;1
Capitol 5. Diagnose.
1.nbsp; nbsp; Charakteristische Grundz�ge...........
2.nbsp; nbsp; Krankheiten, die mein- oder weniger Aehnliehkeil mit der B haben ...............
Die Aphthenseuche.........
Die Lungenseuche.........
Die Wuthkraukheit.........
Das b�sartige Catarrhalfieber.....
Die Magenseuche, Magen-Ruhrsenche . . Allgemeine Grundregeln..........
Capitel 6. Pathogenese.
53
nderpest
55 55 57 58
.ri8 59 65
Geschichtliche �ebersicht
Thatsachen.....
Theorie.......
67 72
7s
Alillieilunlaquo; II. A e t i o 1 o g i c.
Capitol 7.
Die Selbstentwickeliing.
Geschichtliche R�ckblicke; die Lorinser'schen Lehrs�tze; das Vorhalten in Russland; die Erkrankung des Steppenviehes ausserhall) Russland; Endresultate.
86
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VII
Cap it el 8.
Ansteckung.
raquo;eile
her Ansteckungssfoff...................nbsp; nbsp; nbsp; 99
Natur desselben; die Lebenszamp;Mgkeit; die Bedingungen der Con-servirong und der Zerst�rung des Ansteckangssto�fes, nament�lich die Wirkung der Luft, der Temperatur und der Feuchtigkeit.
Die Empf�nglichkeit....................nbsp; nbsp; 108
Die Tilgung der Anlage..................nbsp; nbsp; nbsp;1'-
Die Ansteckung.....................nbsp; nbsp; 113
Directe Ansteckung..................nbsp; nbsp; 114
Indirecte Ansteckung.................nbsp; nbsp; UM
Die [neubationszeit....................nbsp; nbsp; 124
Capitel 9. Die Rinderpest-Invasionen.
Geschichtliche Uebersicht, speciellere von den letzten Decennien . . . 130
Invasionen von den russischen Steppen aus...........lo8
Invasionen aus verseuchter Nachbarschaft;............143
Alillicilimg III. Schutz- und Tilguiigsmaassrcgeln.
Capitol 10.
Scliiitzmaassregeln gegen die Einschleppung der Rinderpest.
AUgemeine Grnndprincipien.................145
Maassregeln gegen Einschleppung...............148
Permanente Schutzmaassregeln.............148
Contumaz....................154
Geschichtliches; hat die 21t�gige Contumaz noch eine ge�n�gende �wissenschaftliche Grundlage? oder ist eine Abk�r�zung auf 10 Tage zul�ssig? Tempor�re Schutzmaassregeln gegen die Rinderpest im Auslande 170
,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Capitol 11.
Tilgungsmaassregeln.
1.nbsp; nbsp; nbsp;Die Pest schleunig zu entdecken..............17(j
Belehrung; Verpflichtung zur Anzeige: Untersagnng der thier�rzt-iicheu Pfuscherei: thior�rztliche H�lfe; Aufnahme des Vieh�bestandes,
2.nbsp; nbsp; nbsp;Absperrung......................179
Geh�ftssperre; Ortssperre; Districtssperre; Landessperre; Selbst-absperrung.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; - .
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Helta
3.nbsp; nbsp; T�gungsreriahren liri kranken und verd�cMgen Tliiorrn.....184
Das Tuiltcn; das Schlachten; dio Isolirang; das Abh�uten; das Vergraben; dio Entsch�digung.
4.nbsp; nbsp; Desinfection...................nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 190
Desinfectdonsmittel; Desinfectionsverfahren.
Capitel 13. Behandlung und Impfung.
Behandlung.......................197
fmpfang........................200
Geschichtliches; Vorbauungs-lmpfung; Noth-ttnpfung; Schutz-Im�pfung; Mitigirung des Impfstoffs.
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�BTHEE�NG I. i\ o s o I o g i e.
Capitel \. Symptome und Verlauf.
Das Kmnkheitsbild der Elindei'pest ist in drei Symptomen-
reihen ausgepr�gt: Fieber, nerv�se Zuf�lle und Erschei-nuugeu von Erkrankung der Selileimlulute, selbst der Haut bilden drei Gruppen, die in verschiedener In- und Exten�sit�t vorkommen. Das Bild ist deshalb variabel und nicht durch eine einfache Auff�hrung der einzelnen Symptome als Musterbild f�r alle concreten F�lle passend darzustellen; man muss vielmehr die Hauptsymptomengruppen getrennt halten und in ihren wech�selnden Verb�ltnissen darstellen. Hierdurch wird das Fundament gewonnen, das wahre Krankheitsbild in verschiedenen Schattirungen wiederzuerkennen und den Umfang der M�glichkeit der Diagnose nach den �ussern Krankbeitserscbeinungen richtig zu beurtbeilen. Nach dieser Grundlage lassen sich dann die Hauptbilder im Ver�h�lle kurz zusammenfassen.
I. Fieber.
Im Ganzen sind die directen Fiebererscbeinungen dieselben, wie bei jeder andern fieberliaften Krankheit: Fieberhitze, wech�selnde Temperatur an der Peripherie, St�rungen im Kreis�laufe des Blutes und gehemmte Secretion; in dem Auftreten und den graduellen Verh�ltnissen dieser Fiebererscbeinungen liegt jedoch immerhin etwas Besonderes, wenn auch nichts Pathogno-monisches.
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Die Temperatur*). Aeusserlich wechselt Hitze und K�lte, besonders an den Ohren und H�rnern, anf�nglich ist Hitze vor�herrschend, sp�ter mehr eine verminderte Temperatur: ungleiche Vertheilung und schroffen Wechsel fand ich nicht in so hohem Grade, wie bei manchen andern acuten, fieberhaften Krankheiten. Von besonderer Bedeutung ist clagegen das Verhalten der Innern Temperatur, wodurch zwar kein charakteristisches Kennzeichen der Rinderpest, wohl aber ein gewichtiges H�lfsmittel gegeben ist, die Ausbr�che bei schon festgestellter Seuche fr�hzeitig zu erken�nen, noch ehe andere Symptome vorhanden sind, die Ver�nderun�gen im Verlaufe Schritt vor Schritt zu verfolgen und die Pest in ihrer Genesis richtiger zu henrtheilen. Die gew�hnlichen Schwan�kungen fallen zwischen 39 und 41deg; ('.. die Steigerung geht aber auch his 42deg; und etwas dar�ber; �ber 4'2,2 ^ C. habe ich die Tem�peratur nicht gefunden. Mit der H�he der Fieberhitze stand die Schwere der Krankheit und die Grosse der Todesgefahr im Allge�meinen in gleichem Verh�ltnisse; es kamen jedoch auch halle vor. in denen die Temperatur am ersten Tage der wahrnehmbaren Er�krankung sehr hoch stand, am folgenden Tage aber schon wieder herunter gegangen war und der weitere Verlauf sich g�nstig ge�staltete. C. Tabelle IV. Die Fieberhitze geht den �brigen Sympto�men 1 � l1;-. Tag voran; die Steigerung der Temperatur erfolgt meist schnell, zuweilen schon in 24 Stunden, sonst aber doch bis zum dritten Tage auf die �usserste H�he, so dass sie schon auf der H�he steht, wenn die �brigen Symptome sich noch entwickeln: hier verbleibt sie oft nur einen Tag, l�ngstens drei Tage, sie geht dann immer, und auch beim t�dtlichen Ausgange, mehr oder weniger herunter; man findet sie nach drei Tagen selten noch besonders hoch, selbst nicht bei schwerer Localafl'ection. Alle Tabellen
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*) Schon im Soiiteiulier 181)5 nahm ich umfangreiche Messungen in Schiedam vor, und zwar t�glich zwei Mal, des Morgens von 6 � 8 und des Nachmittags von 5�7 (Ihr. Alie Angaben beziehen sich auf die Temperatur im Mastdarme. Die Scheide ist bequemer zu benutzen, hier stand jedoch die Temperatur immer 0,2 �1,0quot; C. niedriger, deshalb konnte ich sie nicht zur Vergleichung mit den Messungen im Mastd�rme bei Ochsen benutzen. Bringt man eins Thermometer erw�rmt in den Mastdarm, so zeigt es die Temperalaquo; tur binnen einer Minute an ; nicht erw�rmt muss man es viel l�nger stecken lassen, und das erschwert die genauen �htersuchungen sehr. Bas Thermo�meter muss '/lo Grade anzeigen. Die normale Temperatur schwankt bei Kin�dern zwischen 38,5�39,5; das Jungvieh hat das Max�nom; des Morgens steht sie etwas niedriger, als des Abends.
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dr�cken diese Verh�ltnisse in den Courben aus. Recidive iu Folge von Futteraufnalinie w�hrend der Genesung steigern die Tempe�ratur immer wieder und oft ebenso hoch, als beim Beginn der Krankheit. C. Tabelle L, II. u. III. Ganz constant stellen sich t�gliche Schwankniigen heraus, ein Blick auf die Temperatur-Ta�bellen �berzeugt uns von dem fast regelm�ssigen Sinken der Tem�peratur w�hrend der Nacht und von dem Steigen im Laufe-des Tages; die Breite dieser Schwankungen erstreckt sich meist von 0,1 �1.0deg; C., in einzelnen F�llen geht die Schwankung jedoch weit �ber diese gew�hnliche Breite hinaus. Massige Differenzen die�ser Art zwischen Morgen- und Abend-Temperatur der Kranken ent�sprechen den normalen Schwankungen und sind au sich nicht un�g�nstig; selbst ungew�hnliche abendliche Steigerungen sind nicht immer so gef�hrlich, wie sie scheinen;,TabelleII. zeigt uns eine Tem�peratur-Courbe von 2deg; Steigerung im Laufe des siebeuten Tages, und dennoch trat Genesung ein; die allm�hlige Ahnahme der Morgen�temperatur von einem Tage zum andern ist stets ein sehr g�n�stiges Zeichen. C. Tabelle I. u. Y. Die umgekehrten Verh�ltnisse sind stets sehr ung�nstig; steht die Morgentemperatur ebenso hoch oder h�her, als die Abendtemperatur, und wiederholt sich dies, so ist das ein um so betleutiuigsvolleres Symptom, als die Steige�rung betr�chtlich ist; ein auff�lliges Sinken im Laufe des Tages ist gew�hnlich Vorbote eines bald erfolgenden Todes. C. Ta�belle VI. Nicht selten trat auf der H�he eine pl�tzliche Deferves-cenz ein, die Temperatur sank dabei nicht selten um 2 � 3deg; unter den normalen Stand, worauf gew�hnlich sehr bald ein le-thaler Ausgang erfolgte; es war dies ein Zeichen der sehr gesun�kenen Lebenskraft, des allgemeinen Collapsus � grosse Atonie, sehr frequenter und kleiner, elender Puls (eine Parese des Herzens) waren stets begleitende Ph�nomene. Mit der Tiefe der Temperatur unter dem Normalen stand die Todesgefahr immer im gleichen Ver�h�ltnisse, der Tod trat dann selbst ein, wenn die Temperatur sich auch schon wieder etwas gehoben hatte. C. Tabelle VII. u. VIII. Einige Male sah ich ein schnelles und starkes Sinken, selbst etwas unter die normale Temperatur in Begleitung von Hautemphysem und heftiger Athembeschwerde in Folge, eines sehr starken Lungen-emphysems. C. Tabelle IX. Bei nicht t�dtlichem Verlaufe trat die normale Temperatur unter den t�glichen Schwankungen allm�h-lig, immer aber schon ein, noch ehe an den �brigen Erscheinungen eine erhebliche Erleichterung erkennbar geworden war. Ebenso
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sicher, wie die Steigerung das erste Symptom der Erkrankung war, ebenso war auch die Wiederkehr der normalen Temperatur ein Vorl�ufer der Genesung, und wenn bei den Reconvalescenten eine r�ckfallige Verschlimmerung eintrat, so war die pl�tzliche Steigerung der Temperatur wieder das erste Symptom.
Puls und Herzschlag. In der Frequenz zeigt sich die grosete Mannigfaltigkeit, sie schwankt von 60�120; von 50�80 sind Schwankungen in normalen Breitengraden, innerhalb derer sich der Puls bei den Pestkranken ebenso oft befand, als er dar�ber hinaus�ging; auff�llig war sehr oft die grosse und regellose Wandelbar-keit der Pulsfrequenz bei demselben Patienten. Die Tageszeit zeigte keinen Einfluss und von der Temperatur waren die Schwan�kungen auch nicht direct abh�ngig, ich fand oft bei niedriger Temperatur grosse und umgekehrt bei hoher Temperatur nur ge�ringe Pulsfrequenz; nur insofern zeigte sich eine Uebereinstimmung mit der Temperatur, als die Frequenz auch in den ersten Tagen gew�hnlich h�her stand, wie sp�ter. Bis 100 in der Minute ver�k�ndete die Frequenz keine besondere Gefahr, besonders in den ersten beiden Tagen der Krankheit; wenn diese H�he aber nach einigen Tagen der Krankheit unerwartet eintrat, so war es immer ein schlimmes Zeichen: ging der Puls �ber 100 hinaus, dann stand der Tod in naher Aussicht.
Die Beschaffenheit des Pulses war charakteristischer, als die Frequenz; die Arterie war mehr weich, ohne Spannung, die Bluts�ule nie stark, die Blutwelle stets klein und schwach und der Puls recht oft unf�hlbar. Dabei war der Herzschlag im Stande der Ruhe nur schwach, oft gar nicht f�hlbar, so dass die Frequenz durch Auscultation der Herzt�ne festgestellt werden musste; ein Contrast mit dem eilenden Pulse, den ich sonst nur bei Herzleiden gefunden habe. Einmal fand ich Puls und Herzschlag vihrirencl. wie bei Fehlem der Aortaklappen. Die Beschaffenheit des Pulses schwankt auch bei demselben Patienten oft in kurzer Zeit, so dass man den Puls z. B. des Morgens nur schwach fand, des Abends aber an derselben Arterie nicht mehr f�hlen konnte. Diese Ver��nderlichkeit war ebenfalls unregelm�ssig, es wollte mir jedoch scheinen, als ob die Temperatur einen gewissen Einfluss auf die Qualit�t des Pulses aus�bte und zwar in der Art, dass er bei sehr hoher Temperatur und umgekehrt hei tiefem Sinken unter das Normale, bei aligemeinem Collapsus immer sehr klein, selbst un�f�hlbar wurde: einen untergeordneten Einfluss hatte die Frequenz:
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denn oft war der Puls schon bei 70 Schl�gen kaum f�hlbar, bei einer grossen Frequenz von 100 und dar�ber aber war er stets sehr klein. Ein sehr frequenter und nicht f�hlbarer Puls war immer Todesvorbote. Im grossen Ganzen ist der Puls durch Herzschw�che, durch Mangel an iiltit in den betreffenden Arterien und durch gesunkenen Tonus charakteri sirt; ich weiss keine Krankheit anzugeben, wo ich ein �hnliches Verb�ltniss so constant gefunden h�tte. Das Rinderpestfieber zeigt durch diese Verh�ltnisse den ausgebildet asthenisehen Charakter.
Vergleiclumg der Pulsfrequenz mit der Temperatur nach einer Anzahl von Messungen uml Z�Mongen:
1) Bei gleichen Pulszahlen verschiedene, Temperaturgrade: Puls:nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 58nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 60
Temp.: 38,2quot;nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 38,0quot; � 38,2quot; � 38,4raquo; � 39,0deg; � 40,20 � 40,4quot; � 41,2quot;.
Puls: Temp.:
65
38,60 � 41,2quot;
66 68 41,00 38,40 38,80
72
38,9quot;.
Puls: Temp.:
74 76 40,8raquo; 35,80 � 40,8quot;
80 38,9quot; � 39,0quot; � 39,4deg; � 40,2quot;
41,2quot;.
Puls: Temp.:
84 30,6quot; �40,0quot;
88 38,90 �40,0quot; �41.1quot;
90 39,4quot;.
Puls: Temp.:
100
38,20 � 38,9quot; � 40,0quot;-
108 -40,40-41.00 41,2quot;
112
39,6quot;.
2) Bei gleichen Temperaturgraden verschiedene Pulse: Temp.:nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 35,8quot;nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;38,0quot;nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;38.2quot;nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 38,4quot;nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;38,6quot;
Puls:
uiif�hll).
76 60
58�60�100 60�68
65.
Temp.: Puls:
38,8deg;
72-72
38,9quot;
72 � 80�88-
39,0quot; -100 60 � 60�60 � 80
39,4quot; 80 � 90.
Temp. Puls:
39,6quot; 84�112
40,0deg; 84 � 88�100^
40,2quot; 40,40 -100 60�80 60 � 100
40,8laquo; 74 � 76.
Temp.: Puls:
40,90 uufulilli.
41,0quot; 66�100
41,1quot; 41,2quot; 88 80�60 � 60�65-
-80�108.
3) Angabe des Pulses bei steigender Temperatur bei einzelnen Individuen:
raquo;_ , i Temp.:nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;35,8quot;nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;39,4quot;nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 39,6quot;nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;40,4quot;
* * | Puls:nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;iint�lill).nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 90nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;112nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 10O kl.
wr jl ^ Temp.: 38,2quot; 39,0quot; 39,0laquo; 39,4quot; 39,6quot; 40,0quot; 40,1quot; 40,2laquo; j Puls: 60 60 60 80 84 100 84 80.
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raquo; in I Tf,mi,-: 38'20 38'fi0 38'9ft 3f,'40 39'6n 4a20
j Puls: 64 72kiraquo;umfiihlb. 64nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;60nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;72nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;04.
gt;r. IV.
Temp.:
I Pals:
38,4 60
0
38,0deg; 80
38,8raquo; (Id
42,2 0 100.
Nr. V.
l Tcinji.: Puls:
38,2deg; 64
38,20 38,H0 64 72
38,9laquo; 64
39,60
72
41,20 64
Nr. VI.
1 Temp.: I Puls;
39,8laquo;
G4
40,0
80
o 4o.oo HO
40,4laquo; 60
40,4quot; 100
41,0quot; 66.
Nr. VII.
1 Temp.:
1 Puls:
39,4raquo; 90
40.0laquo;
1laquo;
40,3quot; 40,4 52 54
) 40,5laquo; 60
40,6quot; 56
11,40 52.
Nr. Vlll.
I Temp. | Puls:
38,4laquo; 39,0laquo; 94 80
40,4quot; 41,0laquo; 98 64
41,1laquo;
76
11.50 80
41,Silaquo; 72.
Xr. EX.
\ Temp.: 39,0'! 39^0
39,2laquo; 39,5deg; 3^90 40,110 40,20 84nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 76nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;72 60k.f. 87.
Puls:
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Diese Zusammenstellungen liefern den Beweis, dass entweder dieTemperatur keinen directen Einfluss auf die Pulsfrequenz hat, oder dass unter Umst�nden ein moderirender Einfluss stattfindet, der die Wirkung der orh�liten Wurme wieder paralysirt. Wenn mau aber bei denselben Rinderpest-Kranken unter fast anbemerkbaren Ver�nderungen das Verl�iltuiss zwischen Temperatur und Pulsfrequenz so sehr schwanken sieht, dass Erh�hung in der Temperatur mit Verminderung in der Pulsfrequenz und auch umgekehrt verminderte Tempe�ratur mit erh�hter Pulsfrequenz vorkommt, so d�rfte doch der Einfluss der Temperatur auf die Pulsfrequenz ein sehr beschr�nkter sein.
Verminderte Secretion. Alle Secretionen sind anf�ng�lich mehr oder weniger vermindert; von besonderem-Intergsse f�r die Diagnose ist aber die Milchsecretion, die mit der Temperatur�steigerung zugleich abnimmt, noch ehe andere Krankheitssymptome da sind, so dass die pl�tzliche Abnahme der Milch hei Milchk�hen das Thermometer ersetzen kann. Am Tage vor dem Ausbruche gehen die sonst noch ganz gesund erscheinenden K�he '^�^2 Milch weniger: einen g�nzlichen pl�tzlichen Milchverlust, wie beim Milzbr�nde habe ich nicht beobachtet, selbst bei sclrwerer, t�dt-licher Erkrankung blieb immer noch etwas Milchsecretion bis nahe vor dem Tode im (range; die Milchsecretion sank bei massi�ger Erkrankung bis auf '3 des normalen Ertrags und fand sich nach der Genesung langsam mit geringem Auslalle wieder ein. Bei [Milchk�hen wird die Krankheit von den Besitzern durch dieses
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Symptom immer 1�l1/^ Tag l'riilier erkannt, als bei Ochsen und Jungvieli.
2. Nerv�se Zuf�lle.
Constant, aber graduell verschieden sind die Erscheinungen der nerv�sen Atonie und Hinf�lligkeit, die Apathie und Asthenie und mehr oder weniger nerv�se Herzschw�che bis zur Parese, Er�scheinungen, die in einzelneu Fallen schon unter den ersten Sympto�men in den Vordergrund treten, unter allen Umst�nden aber doch bei allen schweren Erkrankungen in einigen Tagen sich einstellen. Theilnahmlosigkeit, gleichg�ltiger Blick, schwache Reaction auf �ussere Reize, Nichtabwehren der Fliegen etc. charakterisiren die Apathie; schlaffe Haltung der Ohren, quot;\velke Haut, l�ngeres Stehen der k�nstlich gebildeten Hautfalten, der schwache Puls, weiterhin der wankende Gang, das vorherrschende Liegen, oft mit aufge�st�tztem Kopfe, und das schwerf�llige Aufstehen, Alles zeugt von nerv�ser Abspannung. Atonie und Asthenie. Auf der H�he der Krankheit, bei heftigem Durchfalle, k�nnte man diese Er�scheinungen als Frgebniss der allgemeinen Ern�hrungsst�rung, als Entkr�ftung ansehen; dies ist auch zum Tlicil ganz richtig, und deshalb sind alle diese Erscheinungen auf der fl�he der Krank�heit nicht mehr so speeifisch, wir haben aber diese Erscheinungen schon fr�her und zuweilen recht ausgepr�gt, und solche F�lle be�weisen direct das Specifische, was nur von unzul�nglicher Inner-vation hergeleitet werden kann. Die nutritive Atonie und die Entkr�ftung durch mangelhafte Ern�hrung kann sich nie so rasch in solchem Grade entwickeln, als sich die Atonie und allgemeine Schw�che bei der Rinderpest ausbilden.
N�chstdem ist das Zittern an einzelnen K�rpertheilen bald mehr vorn (Kopf und Schultern), bald mehr hinten als ein h�ufiges nerv�ses Symptom zu bezeichnen, welches aber keineswegs immer vorhanden, oft auch nur sehr gering und nur zuweilen ausgepr�gt und dann mit Muskelh�pfen verbunden ist. Kopfnicken und Kopf�sch�tteln, so dass die Ketten rasseln, sah ich nicht; ich gehe aber gern zu, dass es in diesem Grade zuweilen vorkommt. Con-vulsionen habe ich in �ebereinstimmung mit andern Beobachtungen auch nicht bemerkt.
Eine besondere Empfindlichkeit im B�cken, wie es die meisten Schriftsteller angeben, habe ich nicht gefunden; nach Sanderson*)
*) Third report of the commissioners etc. London 1866.
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hat man auch in England keine abnorme Empfindung beobachtet. Das tiefe Einbiegen lies R�ckens bei kr�ftigem Griff auf denselben kommt auch bei Gesunden und bei verschiedenen Krankheiten vor, es ist eine schlechte Probe; ebensowenig sah ich wirkliche Kreuzl�hmung. Manche Patienten land ich dagegen am ersten, selbst am zweiten Tage noch sehr reizbar, sie wurden unruhig und aufgeregt bei der Untersuchung. F�rmliche Gehimreizungen mit furibunden .Sympto�men kommen nur selten und immer mehr vereinzelt vor: von meh�reren Schriftstellern sind solche F�lle von Wildheit in den ersten Tagen der Erkrankung erw�hnt, ich selbst sah einen Fall in Un�garn, dessen weitern Verlauf ich jedoch leider nicht beobachten konnte.
Im August 1805 besuchte ich nach dem iiitcruatioiu�cn Congress in Wien mit mehreren Collegen die Rinderpest in Nickolsdorf; sechs kranke Ochsen von 1�4tagiger Krankhoitsdauer fanden wir vor; spilter bei dem Verlaufe werde ich auf diese Patienten zur�ckkommen, hier will ich nur zwei F�lle iu ihrem Gegens�tze hervorheben. Ein Ochse, w�hrend unserer Anwesenheit erst erkrankt, war sehr aufgeregt und wild, bei dem Versuche, sich ihm zu n�hern, sprang er ungest�m zur Seite, um sich zur Wehre zu setzen, selbst der Eigenth�mcr konnte dem angeblich sonst ganz ruhigen Thiere nicht bei�kommen; vorgehaltenen gr�nen Mais nahm er mit grosser Hast, Hess ihn aber nach einigen Kaubewegungen meist wieder fallen. Das Thier stierte zeitweise ruhig vor sich hin, war zeitweise wieder unruhig, br�llte und g�hnte, bohrte an der Wand, an der es angekettet war, peitschte mit dem Schw�nze und setzte bald etwas Mist, bald etwas Urin ab.
Ein zweiter Ochse, angeblich zwei Tage krank, zeigte den diametralen Gegensatz; er stand ganz apathisch an seiner Krippe, nahm von meiner Unter�suchung gar keine Notiz, die Ohren hingen schlaff herab, die Haut Hess sich in Falten schieben, die eine Zeit laug stehen blieben; Puls sehr klein, aber nicht beschleunigt. Dabei keine Athcmbeschwenle, kein Durchfall, keine Schleimhautaffcction des Auges, der Nase und des Maules. W�hrend ich so zweifelnd neben meinem ersten Pestpatienten stand, brach der Ochse urpl�tz�lich zusammen und fiel wie ein Baum mir vor die F�sse; ich glaubte eine. Leiche vor mir zu sehen, aber schon nach etwa zwei Minuten stand er lang�sam und schwerf�llig auf und stand nun wieder so apathisch da, wie zuvor. Beide F�lle erweckten in mir den dringendsten Verdacht auf Wutbkrankbeif; in dem ersten sah ich die rasende, in dem zweiten die stille Form: bei meiner �nerfahrenheit �ber die Zuf�lle der Binderpest sprach ich meinen Zweifel weiter nicht aus.
Braueil (Neue Untersuchungen etc. 1862, S. 38) hat zwei �hnliche F�lle erw�hnt.
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3. Syiiiptome der Loc;il;i�Vdilaquo;n der Schleimhiiiite und
der Haut.
A. Erseheimingen an den sichtbaren Schleimb�uten. Constant ist die Erkrankung der Schleimhaut �berhaupt, und eben hierdurch werden die charakteristischen Symptome bedingt, die entweder direct oder durch gewisse Functionsst�rungen hervor�treten. Die directen Symptome haben wir nat�rlich nur an den sichtbaren Schleimh�uten, die hier zun�chst in Betracht kommen, und insofern um sq #9632;wichtiger sind, als sie nach der Fieberhitze und verniinderten Milchsecretion die n�chsten und die ersten auf�f�lligen Symptome sind. Im Allgemeinen sind die siebtbaren Ver�nderungen der Schleimh�ute folgende:
a.nbsp; nbsp; Autlockerung und R�thung, letztere beginnt leicht, ziegel�farbig, und gebt bald in dunkle diffuse �ber, nimmt aber bei nicht t�dtlichem Verlaufe vom 4., 5. Tage an Intensit�t wieder ab;
b.nbsp; nbsp; Lockerung und Tr�bung des Epithels; granweisse Stippchen und Kn�tcben von der Grosse einer Stecknadelspitze bis zu der eines Stecknadelknopfes und dar�ber, die sieb nicht abwischen lassen, oft schon mit der anf�nglichen leicht ziegelfarbigen, ge�w�hnlich aber mit der intensiven, dunklen R�thung auftreten, entweder einzeln oder auch sehr zahlreich sind, stellenweis aber auch leiden;
c.nbsp; nbsp; Excoriationen an einzelnen begrenzten Stellen oder auch mehr ausgebreitet; die excoriirten dunkelrothen Stellen sind nicht selten mit einer grau-weissen, k�sigen Schicht bedeckt. Diese Excoriationen treten immer erst in zweiter Linie nach intensiver R�thung, 2 � 3 Tage nach sichtbarer Erkrankung auf. An den Mungerw�rzchen, den M�ndungen der Wharthon'schen Speichelg�nge, am Rande des Zahnfleisches der Schneidez�hne und in der Schaamspalte fehlen diese Excoriationen selten;
d.nbsp; nbsp; das Secret ist anf�nglich w�sserig, wird aber bald schlei�mig, eiterig und reagirt in allen seinen Ver�nderungen alkalisch.
Betrachten wir nach diesen allgemeinen Bemerkungen die einzelnen betreffenden K�rpertbeile.
Das Auge. Die Bindebaut r�thet sich immer mit zuerst, erreicht sehr bald eine diffuse Kirschr�tbe und ist dabei immer aufgelockert; mit beginnender R�thung f�ngt das Auge an zu w�ssern, und bald, d. h. nach 24�36 Stunden, fliesseu die Thr�nen selbst �ber die Wangen; in dieser Zeit der Reizung ist die Pupille
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gew�hnlich und zwur um so mehr verengt, je h�her die Fieber�hitze stellt. Weiterhia bildet sich, ein diokschleimiges, eiteriges Secret, welches sich hinter dein untern Augenlide um so mehr anh�uft, je mehr das Auge inzwischen eingefallen, d. h. der Augapfel in die Augenh�hle zur�ckgetreten ist. Diese Augensymptome sind mit die eunstautesten. nichts destoweniger aber doch graduell ver�schieden. Der Regel nach geh�ren sie zu den ersten Symptomen der Schleimhautaffection, oft zeigen die Thiere anf�nglich aussei- den febrilen Zufallen mich nichts weiter als etwas diffuse R�thung der Bindehaut und w�ssernde Augen: ich habe aber auch F�lle ge�sehen, in denen diese Symptome erst sp�t, den dritten Tag und nur schwach eintraten, so duss die Thiere nicht �weinten1'.
Die Nase. Anf�nglich trocken, am zweiten Tage aber wird sie feucht, d. h. die Nasenr�nder werden bew�ssert, aber schon am folgenden Tage zeigt sich Nasenausfluss, der anfangs w�sserig, bald mehr schleimig, sehr selten aber dickschleimig und eiterig wird; stinkenden und blutigen Nasenausfluss habe ich nie ge�sehen. Die Nasenschleimhaut, die beim Rinde nur wenig sichtbar ist. r�thet sich sp�ter und weniger intensiv, als die Bindehaut; in einzelnen F�llen werden die Nasenr�nder an dem Uebergange in die Schleimhaut exeoriirt.
Das Maul. MaulMhle immer mehr oder weniger heiss; Speichelabsonderung von vornherein vermehrt. Speichelfluss jedoch nicht immer vorhanden, zuweilen aller sehr betr�chtlich: zu den ersten und constantesten Symptomen geh�rt immer ein gewisser hellrother Anflug des Gaumens, des Gaumensegels und der ganzen Rachenh�hle, soweit man bei specieller Untersuchung eben hinein�sehen kann. R�thung der Hungerw�rzchen und der Zahnfleisdtr�nder, ziemlich schnell verbreitet sieh eine helle diffuse H�thung �ber das ganze Zahnfleisch, die Lippen und oft selbst �ber die papill�re Schleimhaut der Wangen ; bei der R�thung verdickt und lockert sich das Epithel sein' bald, an dem Zahnfleische und den Lippen namentlich wird es getr�bt, graugelblich, zuweilen gek�rnt, oft treten graue Ku�tchen von Mohn- und ilirsekorngr�sse auf; im hohen Grade kommen stellenweis Excorationen vor und auf solchen Stellen liegen nicht selten abwischbare graue, k�sige Schichten, s. g. Platten.
In Ungarn vermisste ich diese Schleimhautsymptome im Maule hei allen sechs kranken Ochsen; bei meinem ersten Besuche in Holland waren sie constant und charakteristisch, wenn auch
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nicht immer in gleichmassigem Grade, bei meinem zweiten Be�suche daselbst fand ich sie weniger ausgebildet, namentlich fehlten die grauen Kn�tchen und k�sigen Auflagerungen �fter; in England ist diese Erkrankung wieder ziemlich constant gewesen, wie aus den Berichten hervorgeht; in den von mir dort beobach�teten wenigen F�llen fehlten die erw�hnten Symptome des Maul�leidens nicht.
Die Schaam. Die Schleimhaut der Schaamlippen und des �ussersten Endes der Seheide erkrankte immer mit der Bindehaut und der Schleimhaut der Lippen und des Zahnfleisches zugleich, zuweilen selbst noch etwas fr�her. Im untern Winkel neben der Clitoris beginnt die diffuse R�thung, die sich nach und nach mehrere Zoll tief in die Scheide erstreckt: nicht selten treten neben der Clitoris Ecchymosen auf, die Schaamlefzen schwellen an. und die ger�thete Schleimhaut zeigt sehr bald �hnliche graue P�nktchen. Kn�tchen, Excoriationen. k�sigen Beschlag auf den exeoriirten Stellen, wie an den Lippen, Zahnfleische etc.;. zuweilen tritt auch ein eiteriger Schleim zwischen den Schaamlefzen hervor und trocknet an den R�ndern an.
B. Pneumonisclie Zuf�lle.
Husten. Steht mit in der ersten Symptomenreihe. ist an�f�nglich selten, trocken, aber noch kr�ftig, sp�ter wird er schw�cher und sekliesslich kaum h�rbar; es giebt aber auch F�lle mit ge�ringer Affection des Kehlkopfes und der Bronchien, und dann wird der Husten kaum einmal bemerkt.
Athmen. Anf�nglich nicht in allen F�llen, sp�ter aber regel-m�ssig mehr oder weniger abnorm, nicht selten scbliessliche Athemn�th. Die Zahl der Athemz�ge schwankt zwischen 20 und 80 Z�gen; anf�nglich meist nur beschleunigt und kurz mit wenig Anstrengung, sp�ter sinkt gew�hnlich die Frequenz, aber unter Zunahme der Anstrengung; zuweilen zeigt sich schroffer Wechsel, nicht selten fand ich 30�40 Athemz�ge mehr resp. weniger als am vergangenen Tage: schliesslich stellt sich gew�hnlich St�hnen bei der Exspiration ein; in diesem St�hnen ist immer besondere Gefahr ausgesprochen; anhaltendes lautes St�hnen ohne erhebliche Athembeschwerde fand ich immer gefahrvoller, als sehr be�schleunigtes Athmen ohne St�hnen. Das sehr erschwerte Athmen wird zuletzt bei tief gesenktem Kopfe in der Art ausgef�hrt, dass nach einer m�glichst tiefen Inspiration eine kleine Pause
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und dann die Bxspirati�n unter lautem St�hnen eintritt. Die Auseultation ergiebt anianglieli immer nur vermehrtes Bl�scheu-ger�usclij sp�ter stellen sicli aber zwei Formen von Rasselger�uschen ein. ein feuchtes (Bl�schenrasseln), oft nur an der Luftr�hre deut�lich (grohhlasiges tracheales Rasseln), zuweilen auch an den Sei�ten der Brust (feinlilasiges Rasseln), and ein trocknes Tlassel-gei'�usch besonders im Momente der Exspiration, welchs stets das angestrengtere Atlunen begleitet und ein gr�sseres Lungen�emphysem andeutet: dabei ein WiederhaU von den Kehlkopfs�lauten (dem St�hnen) an der Brustwand, der an amphorisches Blasen erinnerte. Von der Zahl der Pulse war das Athmen stets unabh�ngig, ich z�hlte nicht selten ebenso viel und seihst noch mein- Athemz�ge als Pulse und in andern F�llen wieder wenig Athemz�ge bei grosser Pulsfrequenz, so �/.. B. bei 70 Pulsen 80 Athemz�ge und wieder hei 100 Pulsen nur 30 Athemz�ge. Die Athembeschwerde dauert bei den Reconvalescenten oft noch l�ngere Zeit, zuweilen selbst in gefahrdrohendem Grade fort.
C. Gastrische Zufalle.
A ppeti t. Hei den ersten Spuren bestellt er noch nebst Wieder�k�uen fort; mit dein Erkranken der sichtbaren Schleimh�ute beginnt die St�rung, anf�nglich mehr oder weniger vermindert, ganz unterdr�ckt nur im hohen Grade der Krankheit vom zweiten bis dritten Tage ab. in den leichten F�llen wird gew�hnlich noch etwas Futter aufgenommen; mit der gest�rten Fresslust tritt auch das Wiederk�uen zur�ck.
Durst zeigen die Patienten fast immer in geringeren und h�heren Graden; wenn sie das Futter schon versagen, nehmen sie noch Mehltr�nke, am liebsten aber reines Wasser auf; nach�haltig verschm�ht wird das Getr�nk gew�hnlich nur in Folge von Schmerzen im Maule und gest�rtem Schlucken. Die Wanst-th�tigkeit besteht meist bis zu dem h�heren Grade der Krank�heit fort. Anf�nglich immer verz�gerte Mistentleerung, kerne Verstopfung, aber selten Entleerung eines mehr festen Mistes in kleinen Quantit�ten.
Durchfall stellt sich zu verschiedenen Zeiten ein, aus�nahmsweise schon am ersten l�ge, zuweilen am zweiten, in der Pegel aber erst am dritten Tage der sichtbaren Erkrankung und wieder ausnahmsweise auch noch sp�ter. selbst erst kurz vor�dem Tode; in einigen nicht t�dtlichen, aber doch nicht gerade
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ganz leichten Erkrankungsfallen sah ich gar keinen Durclifall eintreten. Der Intensit�t nach ist der Durcht'al} auch verschieden, bei leichter Erkrankung bleibt der Mist d�nn-breiig, in der lieget aber sind die DurchfaJlsmassen anf�nglich d�nn-breiig, dann w�sserig, sp�ter dickschleimig, zuweilen selbst mit einigen schwachen Blutspnren versehen (wirklich blutigen Durchfall habe ich nie gesehen); stinkend wird der Durchfall nur selten; in den h�chsten Graden, bei herrannahendem Tode, oft unwillk�rlicher Abgang bei offenem After. Bei Reconvalescenten dauert der Durchfall in der Hegel ziemlich lange, ich sah ihn zuweilen noch in der dritten Woche, gew�hnlich aber unter zeitweiliger Abnahme. Die F�cal-massen reagirten immer neutral oder schwach alkalisch, nie sauer. Tenesmus ist nur zuweilen mit dem DurchfaU verbunden. Einige Male beobachtete ich einen geringen Grad von Tenesmus auch schon vor dem Durchfall, und einmal trat bei schwachem Tenes�mus gar kein Durchfall ein.
D. Die Hauterkrankungen.
Die Haut erkrankt wesentlich in derselben Weise, wie die Schleimhaut, aber nicht so constant und meist nur an einzelnen Stellen. In manchen Zeiten und L�ndern erscheint das Exanthem fast constant, in andern wieder sehr selten: ganz vennisst wird es aber wohl bei keiner umfangreichen Pesteruption. In Holland sah ich es im'Herbst 1865 bei 3/4, im Winter 1866 kaum bei '^ der Pestkranken; in England ist es so h�ufig vorgekommen, dass Bris to wees mit zu den charakteristischen Erscheinimgen derltin-derpest gez�hlt wissen will. Immer ist es die feine, besonders die nicht pigmentirto Haut, auf der sich das Exanthem zeigt; Lieb�lingsstellen sind: d;is Euter, besonders die Basis der Striche und das Scrotum; ausserdem sieht man es an den Nasenfl�geln, den Schaamlippen, dem Mittelfleische, an der innern Schenkelfl�che, den Kronen und am Halse; selten sehr verbreitet und dann immer nur �ber die weissen Hautstellen. Graduell ist der Aus�schlag ebenso verschieden, wie die Erkrankung der Schleimhaut: der geringste Grad besteht in reichlicher Desijuamation, gelbe Hautschuppen h�ufen sich reichlich an; ein zweiter h�herer Grad �ussert sich durch Hyper�mie, diffuse, erysipelat�se B�thung, reichliche Abschuppung, Fettabsonderung, Befeuchtung und Be-fettung der Fl�che, und endlich Bildung einer d�nnen, schmierigen Schorfdecke: der dritte und h�chste Grad besteht in intensiver
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R�thoug, Abl�sen der Epidenuis und dickem Schorfbildiing; der Schorf ist schmutzig, gelblich, braun, locker, oft einige Linien dick, sitzt locker auf dein duukelrothen C'orium und besteht uns fettigen Hautschuppen. Die ersten beiden Grade kommen oft diffus �ber eine grosse Fl�che ausgebreitet, namentlich am llulse und an der innern Schenkelfl�che vor. der li�ehste Grad aber ist immer sehr begrenzt und an dem Euter, dem Scrotum und dem Mittelfleische am charakteristischsten. Bl�schen und Pustelbil�dungen kommen nicht vor. dennoch aber erinnert der Ausschlag am Euter an Pocken, die durch Melken in ihrer regelm�ssigen Entwickelung gest�rt worden sind, so class ich bei meinen ersten Beobachtungen Itamazzini*) sehr entschuldigte, dass er die Rinder�pest �Pockenseuchequot; genannt hat.
Hautemphysem. Im Ganzen nicht h�ufig; an dem kni�sternden Ger�usche beim Drucke leicht zu erkennen; der Sitz ist der R�cken, die Schultern, selbst die Kippen und Seiten des Halses; zuweilen nur an einer Seite, meist an beiden und selten �ber den gr�ssten Tiieil des K�rpers verbreitet.
Bei den Schafen und Ziegen tritt die Hinderpest genau unter denselben wesentlichen Erscheinungen aid', die jetloch meist weni�ger ausgepr�gt sind, weil die Pest im Aligemeinen einen weniger b�sartigen Verlauf nimmt.
Capilcl 1 V e r 1 a u f.
Die Rinderpest ist in ihrer Wesenheit zwar unwandelbar, dennoch zeigt sie eine grosse Mannichtaltigkeit in ihrem Verlaufe, sie zeigt graduell und, in R�cksicht der Localaffectionen, auch formell grosse Verschiedenheiten, die von den Racen, Jahreszeiten, von klimatischen, meteorologischen und di�tetischen Einfl�ssen und zum Theil auch von noch unbekannten Factoren bedingt werden. Bei einer grossen Anzahl von Kranken und bei der Beobachtung der Seuche in verschiedenen L�ndern und Jahres�zeiten tritt die Wandelbarkeit der einzelnen Symptome und die
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:-:) Dissertatio de contagiosa epidemia etc. 1713.
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Verschiedenheit des Verlaufs recht auff�llig hervor. Ich habe mir drei Ilinderpestseuchen in rerschiedenen Zeiten und Landern gesehen, ich habe mich aber von der grossen Grundwnhrheit �ber�zeugen k�nnen, welche Lorinser in dem 8ntze ausgesprochen hat: �Die Gesammtheit der Symptome, welche der Rinderpest eigen sind, wird niemals bei einem einzigen Krauken, kaum iu einer kranken Heerde, immer jedoch um so vollst�ndiger wahr�genommen, je grosser die Menge der kranken H�upter ist.quot; Ich m�chte diesen Satz noch sch�rfer dahin fassen, dass weder bei einem Kranken noch in einer kranken Heerde, sondern nur bei mehreren Hecrden verschiedener Uaceu in verschiedenen Seuchen. L�ndern und Jahreszeiten die Gesammtheit der Symptome und die Mannichfaltigkeit des Verlaufs erforscht werden k�nne. Anders sah ich die Rinderpest in Ungarn bei der grauen Steppenrace, als in Holland und England, und in Holland bei sch�ner Herbstwitterung anders als im Winter. Nach diesen Beobachtungen glaube ich den Verlauf am pr�cisesten darstellen zu k�nnen, wenn ich einen Abortivverlanf von dem Vollverlauf und diesen in seinen verschiedenen Formen kurz vorf�hre.
Der Abortivverlanf.
Ich begreife hierunter den Verlauf, in welchem nur einzelne oder mehrere leichte Symptome zu Tage treten, die in dem ein�zelnen Falle h�chstens etwas Verdacht erwecken, aber niemals zur Annahme der Rinderpest berechtigen k�nnen. Dieser Verlauf ist nicht t�dtlich; .lessen erw�hnt, dass die betr. Rinder (Steppen-ochsen) zuweilen nur einen Tag etwas fieberten und dann wieder ge�sund seien; dies w�rde die allereinfachste Form des coupirten Ver�laufs sein, die ich selbst nicht beobachtet habe. Vielfach ist es uns von dem Steppenvieh in der Litteratur kundgetlian, class die Steppenochsen matt und m�de werden, kaum noch fort k�nnen und lahm gehen, dass solche Heerden aber ohne alle anderweitigen Symptome dennoch die Binderpest �berall zur�ckgelassen haben, wo sie passirt und mit dem Vieh in Ber�hrung gekommen sind; dieses vermeintliche Erm�den und Erlahmen ist also weiter nichts, als abortirte oder larvirte Rinderpest. Eine andere Form zeigt sich als Exanthem mit leichtem Fieber mit gelingen gastrischen Zu�f�llen und ohne solche. N�here Andeutungen haben wir schon bei leichter Erkrankung der sichtbaren Schleimh�ute; geringes Augen-w�ssern mit und ohne Husten und mit verminderter Fresslust ist
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schon eine deutliche Abortivf'onn. die das Bild eines leichten Catarrhalfiebers darstellt. In noch andern F�llen ist die ganze Pest mit einem leichten Durchfalle in einigen Tagen ahgethan; gesellt sich der Durchfall zu dem Catarrhaltiober mit w�ssernden Augen und Mattigkeit, dann haben wir die ausgebildetste Abortiv-l'onu. die mindestens sein' lebhaft an die Pest erinnert und also schon Verdacht erweckt. Bei K�hen werden alle diese leichten febrilen F�lle noch von einem geringen Ausfall an der Milch f�r kurze Zeit begleitet. Die Dauer ist immer nur eine kurze, inner�halb 8 'lagen kann die Besserung jedem Tag eintreten, und die Genesung selbst ist in einigen Tagen vollendet, worauf man dem Thiere nichts mehr ansehen kann.
Voller Verlauf.
Das Bild der Rinderpest ist bestimmt and erkennbar ausge�sprochen; das Leben ist immer mehr oder weniger bedroht; unter g�nstigen Verh�ltnissen bei einem milden Charakter unterliegen etwa 500/0, unter entgegengesetzten Verh�ltnissen900/o und dar�ber; im Mittel ist der Verlust auf 70�70 % zu veranschlagen.
Die Entwicklung. Das erste objective Symptom, womit die Rinderpest anhebt, ist die Temperaturerh�hung im Innern, die Fieberhitze, die jedoch nur mit dem Thermometer zu ermitteln ist und deshalb der Beobachtung gew�hnlich entgeht: hierzu ge�sellt sich bei K�hen alsbald Abnahme der Milchsccretion: dabei zeigen die Thiere anf�nglich sonst keinerlei Krankheitssymptome, sie erscheinen noch 1�1 ^2 Tag ganz gesund.
J)io Angabe Sand er so 11's*), dass die Temperatur schon innerhalb 3C bis 48 Stunden nach tier Impfling steige, kann ich nach meinen Untersncbuu-gen niebt best�tigen; es d�rfte dies wohl mir in den ausnalnnsweisen F�llen sein, wo die [neubationszeit ungew�lmlicb kurz ist. Ich babe jedoch nur bei einigen Kindern im Peststalle vor der Erkrankung messen k�nnen, und hier fand ich ersl am Tage vor dem Ausbruche die Temperaturerh�hung. Bei den geimpften 3 Schafen und Ziegen fand ich die Temperatur l'/a Tag vor dein Eintritt anderer Krankheitssymptome.
Aus praktischen Gr�nden wollen wir das erste sichtliche Erkran�ken den Ausbruch nennen, worauf sich auch alle Zahlen der Tempe�ratur-Tabellen beziehen: �wissenschaftlich muss mau also Immer 1�2 Tage zurechnen.
Hierauf erfolgt die sichtbare Erkrankung mit H�thung der Schleimh�ute, vor allen der Bindehaut, mit w�ssernden Augen und
*) Dritter Bericht der englischen Commission.
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Nasenl�chern, mit deutlichen Fiebersymptomen, trockuum Husten und nerv�sen Erscheinungen.
Diese Symptome des Ausbruchs finden sich alle hinnen 24 Stun�den ein, hakl dieses, bald jenes zuerst, das Auge giebt gew�hnlich die ersten Indicien. Von jetzt ab entfalten sich an den sichtbaren Schleimh�uten binnen 2 Tagen alle pathologischen Erscheinungen, duneben entwickeln sich die pneumonischen und gastrischen Zu�falle, hakl die einen, bald die andern etwas fr�her. So erlangt die Pest innerhalb 4�5 Tagen nach dem Ausbruch ihre H�he und zwar gradatim oder auch ganz unerwartet im Verlaufe eines Tages, so dass man leichte Patienten oft am folgenden Tage schon sehr schwer und selbst hoffnungslos erkrankt vorfindet; zuweilen schliesst sich solche schnelle Steigerung unmittelbar an den Aus�bruch, und dann zeigt die Pest schon in zwei Tagen ihre H�he.
Der nickt t�dtliche Verlauf. Die Einderpest kann auch nach dem deutlichen Hervortreten auf jeder Stufe der Entwicke-lung stehen bleiben und den R�ckweg antreten, ihre Acme ist keine absolute. die in jedem Erkrankungsfalle erreicht werden muss, sie ist eine relative, deshalb giebt es auch bei diesem aus�gepr�gten Krankheitsverlaufe leichtere und schwerere Erkrankungen, in erstem erfolgt Genesung, in letztern gew�hnlich nickt. Eine g�nstige Wendung tritt schnell, zuweilen auch ganz unerwartet ein; die Temperatur sinkt zuerst und gew�hnlich den Tag vorher, die Fiebersymptome nehmen ab, der Blick wird freier, der Puls kr�ftiger, und hiermit beginnt die Abnahme in den �brigen Er�scheinungen. Die weitere Genesung erfolgt immer gradatim, Thr�nenfluss und Durchfall bestehen am l�ngsten, letzterer �ber�dauert namentlich alle andern Symptome. Das Stadium der Ab�nahme bis zur Genesung dauert zwei- bis dreimal so lange, als das der Entwicklung und erstreckt sieb auf 8�14 Tage, in dieser Zeit erfolgte die Wiederausgleichung der pathologischen anato�mischen Zust�nde; nach leichten Erkrankungen geschieht dies sehr bald, nach schweren dagegen immer nur langsam, und nicht selten bleiben im letztern Falle einzelne Fnnctionsst�rungen l�ngere Zeit zur�ck. Zu solchen nachbleibenden St�rungen � Nacbkrank-heiten � geh�ren namentlich Athembeschwerde, die immer in ausgebildetem iuterlobul�ren Emphysem beruhen, und gastrische Zuf�lle, Verdauungsschw�che, die sich durch nachhaltigen Durchfall und leichte Indigestion bekunden. W�hrend der Besse�rung treten nicht selten R�ckf�lle ein, besonders zu der Zeit, wo
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sich laquo;lev Appetit wieder einstellt; ich sah solche Ti�cld'iille oft und immer nach Di�tfehlern, wenn die Thiere namentlich Heu oder Stroli gefressen hatten. Der Appetit entwickelt sieh fr�her, als die Verdauungsorgane teste Futterstoffe vertragen k�nnen, deshalb so leicht R�ckf�lle, bei welchen die Temperatur pl�tzlich wieder �auf eine gewisse H�he steigt�lab. 1., II. und 111. � und womit wieder Fieber*, gr�ssere Pulsfrequenz und Appetitlosigkeit eintreten. Der t�dtliche Verlauf. Die Rinderpest wird in einzelnen F�llen schon vor ihrer vollen Entwickelung t�dtlidu der Tod tritt in seltenen F�llen schon am ersten und zweiten Tage, zuweilen am dritten, in der Hegel aber erst auf der H�he vom vierten his siebten Tage nach dem Ausbruche, zuweilen noch einige Tage sp�ter, selbst noch in der dritten 'Woche ein. Der sp�tere. Tod erfolgt entweder durch einen R�ckfall oder durch Naphkrankheiten, namentlich in Folge eines betr�chtlichen Lungenemphysems. Wie zuweilen eine gute Wendung, die unerwartete Genesung auf einer fast hoffnungslosen H�he, so tritt nun auch sehr h�ufig der Tod ganz unerwartet ein, ohne dass man ihn nach dem Erkrankungs�grade vermuthen konnte.
Bei meinem ersten Krankenbesuche in Schiedam fand ich bei einem Besitzer 15 Ochsen in verschiedenen Stadien von der eisten Spur bis zum h�ch�sten Grade an der Rinderpest erkrankt vor: 10 standen im Stalle, 5 aber waren, als hoffnungslos und aufgegeben, auf dem Hofe unter freiem Himmel, diese ber�hrten fast die Erde mit der Nase, athmeten mit ottiicm Maule, st�hnten laut, speichelten stark und hatten 100�111) kaum f�hlbare Pulse. Am folgen�den Morgen lagen 3 als Leichen zu den K�ssen der beiden (ihrigen Patienten, die den Kopf gehoben hielten und durch ihren freien Blick schon aus der Ferne eine gl�ckliche Wendung der Krankheit erkennen Hessen: die Tempe�ratur war von 10,5 auf oi) gesunken und die Pulsfrequenz his auf 80 gemindert. Mit kurzer Unterbrechung ging die urpl�tzlich begonnene Besserung langsam wciicr und f�hrte in 14 Tagen zur Genesung. Es ist mir aber auch umgekehrt recht oft passirt, dass ich am folgenden Tage eine Leiche fand, wo ich sie nicht erwartet hatte, dass neben einem schwer kranken ein weniger krankes Thier gestorben war.
Das Bild der Rinderpest ist aber auch bei dieser ausgepr�g�ten Erkrankung, nicht immer dasselbe: die einzelnen Symptome entwickeln sieh nicht immer im gleichen Verh�ltnisse; je nach dem mm die eine oder die andere Symptomengruppe mehr oder weniger ausgebildet ist. �ndert sieh nat�rlich auch das Krankheits�bild; diese Verschiedenheit tritt namentlich in der Entwicklungszeit autf�lliger hervor, auf der H�he ist sie geringer. .ledes der einzelnen Symptome kann doiniuiren oder auch in den Hintergrund
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treten; selbstverst�ndlicli kann man deshalb nicht, alle m�glicher Weise vorkommenden Formen vorf�hreii: ich kann mich nur auf die HauptverscHedenheiten nach ganzen Symptomengruppen be�schr�nken und darnach in kurzen Schemata auf die Hauptformen aufmerksam machen.
a.nbsp; nbsp;Die nerv�se Form. Die beschriebenenNerrensymptome sind in den ersten Tagen fast allein vorhanden und auch sp�ter�hin immer noch in einem gewissen Grade vorherrschend. In Nickelsdorf in Ungarn sah ich bei allen, allerdings sich nur auf G belaufenden pestkranken Ochsen die nerv�se Seite nach aussen gekehrt mid zwar bei einem am ersten Tage der Erkrankung die ausgepr�gteste Reizbarkeit und Aufregung, bei den �brigen ausge�bildete Torpidit�t, Atonic und Apathie ohne Pulsfrequenz undAthem-beschwerde, ohne deutliche Affeetionen der sichtbaren Schleimh�ute, ohne Thr�nen, Nasenausfluss, Speicheln und selbst ohne wirklichen Durchfall; nur bei zwei Patienten war die Bindehaut und Maul�h�hlenschleimhaut schwach afficirt; Exanthem fand ich bei keinem der Kranken. Diese Beobachtung war allerdings sehr unvollkommen, sie beschr�nkte sich mir auf eine Untersuchung, aber die 6 Pa�tienten repr�sentirten die Rinderpost vom ersten bis vierten Tage der Krankheitsdauer. Die Obduction bei 4 kranken Ochsen, welche der Landesthierarzt freundlichst in unserm wissenschaftlichen In�teresse t�dten Hess, zeigte das erste Erkrankungsstadium; diffuse R�thung der Schleimhaut des vierten Magens und D�nndarms und Schwellung der Peyer'schen Plaques waren sehr ausgepr�gt und best�tigten die wirkliche Rinderpest. Sp�ter habe ich weder in Holland noch in England diese Form so ausgepr�gt wieder gesehen. Ein weiterer wissenschaftlicher' Bericht ist �ber diese Pest bis jetzt leider nicht erschienen.
b.nbsp; nbsp;Die pneumonische Form. Erkrankung der Schleimhaut der Nasenh�hle, Luftr�hre und der Bronchien vorherrschend; Husten und Athembeschwerde treten schon fr�h in den Vordergrund; Lungenemphyseme bilden sich regelm�ssig vom dritten bis vierten Tage ab, selten auch erst sp�ter aus; dabei �fter Hautemphyseme. Appetit pflegt hier in den ersten Tagen noch fortzubestehen, wenn auch in geringerm Grade; Durchfall tritt sp�ter, gew�hnlich
nur leicht, in einzelnen F�llen aber auch gar nicht ein.
Diese
Eonn sah ich in Holland h�utiger.
c. Die gastrische Form. Der Appetit ist schon beim Be�ginn mehr als sonst beeintr�chtigt und selbst ganz unterdr�ckt;
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die jMaiilsclileimhaut ist stark afficirt, selioii friili speicheln die Patienten aus dem Manie; JJnrelifall tritt meist schon unter den ersten sichtbaren Symptomen auf und erreicht einen hohen Grad; die anfangs w�ssrigen Dejectionsmasseu werden schleimig, zeigen zuweilen selbst schwache Blutspuren; endlich Erschlaffung des Afterschliessers und mehr ode]' weniger Tenesmus; dabei schnelles Einfallen der Hanken und lIiTunterkommeu der Kranken. Der Tod tritt last immer und meist schon am vierten oder f�nften Tage ein. � In Holland, namentlich Utrecht, sub ich im Fr�h�jahr 18GG solche Formen, ausgebildet aber doch nur wenige.
Rein sind alle diese Formen �berhaupt selten; zur Kegel ge�h�rt die Vereinigung aller drei Formen, besonders der beiden letzten; die eine oder die andere tritt aber gew�hnlich mehr in ilcn Vordergrund, dies kommt zwischen einzelnen Individuen vor, spricht sich aber auch im gesamniten Seuchencharakter aus; so war bei der holl�ndischen Rinderpest entschieden die pneumouische Form dominirend. w�hrend in England die gastrische Form vor�zuwalten schien: ich sage schien, weil ich selbst zu wenig directe Beobachtungen machen konnte und mich dabei- auf die Berichte und die grosso Sterblichkeit hei der Fest st�tzen muss. Stellenweis ist die gastrische Form in England wohl entschieden vorherrschend gewesen,
d. Die exanthematische Form. Ausgepr�gt aussert sich dieselbe durch das beschriebene Exanthem mit Schorfbildung an den feinen Hautstellen und besonders auf nicht pigmentirter Haut; in der weniger ausgebildeten Form zeigt sich ein begrenztes Exanthem an dem Zitzengrunde, wobei es an den weisseu Haut-steilen zuweilen noch zu krankhafter Desquamation kommt. Die �brigen Symptome k�nnen sich hierbei sehr verschieden ge�stalten; mir hat es geschienen, als ob bei dem Exanthem die Erkrankung der Luftwege vorherrschend sei.
Der Verlauf unter Complicationeii.
a. Complicationen mit Abortus. Bei hochtr�chtigen K�hen tritt Abortus h�utig und gew�hnlich auf der H�be der Krankheit, namentlich der Temperatarsteigerung und der Fieber�hitze ein. Ich sah den Abortus nur bei meinem Besuche im Februar, fr�her hatte ich keinen Abortus beobachtet; in allen Fallen befanden sich die K�he im letzten Monate der Tr�chtigkeit; in einem Stalle, in welchem vier hochtr�chtige K�he in zwei Tagen abortirt
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hatten, waren noch mehr tr�chtige K�he ebenso krank, aber erst bis zum siebten und achten Monate tr�chtig, von diesen nbortirte keine. Eine auff�lligere VerscHimmerung nach dem Abortus fand ich gerade nicht, dennoch starben die K�he meist, wie auch andere in dem Krankheitsstadio ohne Abortus starben. Die K�lber waren zum Tiieil todt, zum Theil so schwach, class sie schon nach einigen Stunden starben, obwohl sie lebensf�hig ent�wickelt waren: zum Theil blieben sie einige 'l�ge am Leben und starben dann an der Pest, die sich bei ihnen weiter entwickelte, Aleine Beobachtungen sind in dieser Beziehung nicht gen�gend, um allgemeine Normen aufzustellen; die Herren Collcgen in Holland haben mehr Gelegenheit gehabt und werden hoti'entlich ihre Erfahrungen auch in dieser Beziehung ver�ffentlichen.
b. (Complication mit Lungenseuche. Die Rinderpest bef�llt auch lungenseuclikranke Rinder, die Lungenseuche schliesst selbst im ausgebildeten Stadio die Pest nicht aus. Schon Haller hat diese Complication beobachtet: Jessen sagt in seiner Schrift (Rinderpest etc. 1834. S. 30), dass eine grosse Anzahl der Pest�kranken (1825) zugleich an der Lungenseuche litt. In England und Holland hat es viele Beispiele gegeben; in Holland sah ich sie sehr h�ufig und in England fand ich unter den 8 ge�ffne�ten Leichen zweimal zugleich Lungenseuche. Dass die Lungen�seuche immer das prim�re Leiden und die Pest das hinzugetretene ist, bedarf wohl kaum der Erw�hnung, weil die chronische Lungen�seuche sich nie in der Zeit nachweisbar entwickeln kann, in welcher die acute Rinderpest ihren ganzen Verlauf absolvirt. Das Bild der Einderpest erleidet durch die Lungenseuche insofern eine gewisse Aenderung, als die Brustsymptome �berhaupt in den Vordergrund treten und bei der auff�lligen Athembeschwerde eine gewisse �nwegsamkeit nach der Auscultation vorhanden ist. Durch die st�rkern Rasselger�usche in den wegsamen Partien werden jedoch die kleineu Unwegsamkeiten in den Lungen gedeckt, so dass. mau nur eine ausgebildete Lungenseuche durch das Eild der Rinderpest hindurch wahrnehmen kann, und in den meisten F�llen uns diese Complication erst bei der Obduction entgegentritt. Ich habe die Lungenseuche theils schon w�hrend des Lebens, haupts�chlich aber bei der Obduction und hier in allen Stadien in beginnender und umfangreicher, in frischer und alter Hepa-tisation gefunden. Bei umfangreicher frischer Ilepatisation fand ich das croup�se Exsudat der Lungenseuche auch in den Bronchien
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stecken, welches *'n-h in huigL'ii festen Str�ngen und Zotten leicht herausziehen liess.
In einem Stiille land ich 6 Rinderpestkranke, die alle an grossen Atliem-beschverden litten, 50�70 Athetnzage mit grosser Anstrengung in der Minute hatten; alle zeigten linkerseits in der untern Brnsth�lfte mehr oder weniger deutliche Unwegsamkeit aeben verscluedenen starken emphysematischen Ge�r�uschen. Bei weiterm Eindringen gestand der Besitzer, dass die Lungen-seucho in seinem Stalle gewesen sei, er aber seit sechs Wochen keine Kranke mehr gehabt habe. � In einem andern Stalle fand ich einen Roeon-viflcscouten, welcher an den Folgen der Lungenseuche (Hepatisation) und der Kinderpest (Limgenemphysem) zugleich litt. L)ie Kuh hatte die Kinderpest bereits vor ;3 Wochen �berstanden; vor der Rinderpest hatte sie an der 1-uugenseuche gelitten, und noch ehe sie von dieser genesen, trat schon die Pest auf.
Bei der Rinderpest ist es jetzt so recht zu Tage getreten, wie sehr die Lungenseuche in England und Holland verbreitet ist.
Gewiss kann sich die Rinderpest auch noch mit verschiedenen andern Krankheiten compliciren, wodurch sie in ihrem Verlaufe eine Aenderung erleidet, wenn sie auch die Herrschaft hehalt; ich selbst habe jedoch anderweitige Complicationen nicht speciell beobachtet.
Einfl�sse auf laquo;Im Charakter und Verlauf der Rinderpest.
Die Kacen. Allgemein anerkannt ist es, dass die Rinder�pest bei der grauen Steppenxace einen mildern Verlauf nimmt, dass unter dieser der Ahortivverlauf h�ufig und am h�ufigsten in den Steppen selbst bei der freien Lebensweise vorkommt. Wenn nun auch die Rinderpest nicht als eine gefahrlose Krankheit bei dem Steppenvieh zu betrachten ist, auch hier unter llmst�nden bedeutende Verluste eintreten k�nnen, so stimmen doch alle Beob�achtungen dahin �berein, dass die Verluste selten die H�he erreichen, wie bei unserm Vieh die Hegel ist, dass die gew�hnlichen Ver�luste immer viel geringer sind, das Maximum im Durchschnitt kaum das Minimum der T�dtlichkeit bei unserm Hornvieh erreicht, und eine unvollkommene Entwicklung bei vielen Individuen, namentlich im Anfange der Seuche vorkommt, dass die kaum oder gar nicht erkennbare Form oft bei einem grossen Theile einer Heerde gesellen wird, ja dass zuweilen sogar eine ganze Heerde die Rest in solchem geringen Grade absolvirt. Es sind F�lle beobachtet, wo die Rinderpest unter einer Steppenheerde ihren ganzen Verlauf als Seuche in 8�14 Tagen ohne weitere Verluste
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beendet hat, ferner F�lle, wo nur ein Theil der Steppenlieerde leicht, der gr�sste Theil gar nicht offenbar erkrankt ist; kurz es giebt eine Anzahl von Beobachtungen, die einen �usserst gutartigen Pestcharakter und Ahorliworlauf bei dein Steppenvieh nachweisen. Ein ungenannter Schriftsteller*) sagt: �man sollte kaum glauben, unter den Steppenheerden von so gesundein und niuntenn Ansehen die Rinderpest zu finden, und doch haben sie uns enviesener-massen die Pest gebracht.quot; Der Hauptmann Pilger fand in einer Steppenlieerde von 1500 St�ck nichts als Erin�dungeii und Lahm�heiten, und dennoch verbreitete sie �berall die Fest. Selbst in neuester Zeit Indien Impfungen in Russland hei Steppeuvieh zum Theil einen sehr milden Verlauf mit unvollkommener Entwicklung zur Folge gehabt. Es ist demnach unleugbar, dass das echte Steppen�vieh, d. h. solches, welches noch in den Steppen lebt, eine geringere Anlage zur Rinderpest hat, oder besser gesagt, in seiner kr�ftigen, abgeh�rteten'Natur gr�sseren Widerstand zu leisten vermag und weniger der Pest unterliegt; denn es d�rfte diese Thatsache wohl haupts�chlich ihren Grund in der Abh�rtung und natur-gem�ssen Entwickelung der Steppettracen haben. Die Cultur hat an ihrer Naturw�chsigkeit noch nichts verdorben, noeh nicht durch einseitige Ausnutzung jenes Missverh�ltniss herbeigef�hrt, welches uns in unsern cultivirten Milchracen in den verk�mmerten Lungen neben den excentrisch entwickelten Verdauungsorganen entgegentritt.
Dass neben der Race auch noeh andere Factoren bestehen und den Verlauf der Rinderpest beeinflussen, ergiebt sich aus der Thatsache, dass die Pest auch bei unserm Hornvieh zuweilen von einem weniger b�sartigen Charakter ist und ab und an selbst in einem Abortiwerlaufe vorkommt. Schon aus dem vorigen Jahrhun�dert sind uns solche Erfahrungen �berkommen: so verlief z. B. die Einderpest in den siebenziger Jahren des 18. Jahrhunderts in Holland und im n�rdlichen Deutschland ziemlich gutartig, die Im�pfungen hatten solche g�nstigen Erfolge, dass anfangs die H�lfte, sp�ter immer mehr und schliesslich vier F�nftel und stellenweis noch mehr durchseuchten und man in ihnen schon das sicherste Schutzmittel sah, w�hrend im n�chsten Decennium die Krankheit wieder in ihrer alten m�rderischen Weise verlief. Von den ander-
*) Beitrag zur Geschichte der allgemeinen Viehseuche in der Mark Bran�denburg. 1771.
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weitigen Einfl�ssen auf den Verlauf haben sich Witterung, Klima, Jahreszeit uml die Di�t bemerkbar gemacht.
L�ngst ist es bekannt, dass die Binderpest im Sommer milder verl�uft, als im Winter, und je mehr die Witterungsconstitution des Sommers ausgepr�gt ist, desto bestimmter tritt der g�nstige F.inHuss auf die Rinderpest hervor.
Von ganz entschiedenem Einfl�sse fand ich die meteorologi�schen und di�tetischen Verh�ltnisse in Holland. Zur Zeit meiner Beobachtung im September 1865 herrschte die Rinderpest in so milder Form, dass durchschnittlich die H�lfte und stellenweis weit dar�ber durchseuchte; hierbei sah ich denn auch leichte Erkran�kungen, die ich unter andern Umst�nden nie f�r Rinderpest ge�halten haben w�rde. Reine, frische, erquickende Luft ohne Nieder�schl�ge, angenehme Temperatur, kurz die besten Witterungs-verh�ltnisse begleiteten den September; das Vieh war vom Sommer her Tag und Nacht auf der Weide und fand hier hinl�ngliches Futter; auf den Polters um Schiedam standen die Schl�mpef�sser stets gef�llt und boten dem weidenden Vieh fortw�hrend Getreide-schl�mpe zur beliebigen Aufnahme dar. Unter diesen Verh�lt�nissen der gutartigste Verlauf, die geringsten Verluste.
Ganz besonders muss ich .noch einn Brennerei in Schiedam erw�hnen, in deren Heerde die meisten Kranklieitsf�lle abortiv vorlaufen und von .r)0 St�ck nur 7 gefallen sind, aber die H�lfte war bereits bei meiner Ankunft durchgeseucht, und von den Durclijicseiu'hten konnte ich nur einige von den noch gesunden dnrcli etwas aufgeschiirzten Bauch und ein gewisses tr�bes Wesen unterscheiden; der �brige Theil erkrankte w�hrend meiner Anwesen�heit und nur leicht, unter ihnen kamen 5 mit Abortiwerlanf vor. Diese ganze Heerde bekam warme Schlampe mit Schrot, ging den ganzen Tag auf die Weide neben dem Stalle und wurde des Nachts in den Stall gebracht. Der Inspector hatte bei diesem Verlaufe allen Respect vor der l�nderpest ver�loren, er erklarte sie geradezu f�r unbedeutend und lange nicht so gef�hrlich als die Lungenseuche.
Der gutartige Verlauf der l�nderpest zur angegebonen Zeit gab den Brennern Schiedam's auch Veranlassung, Vieh zu kaufen, um die Schlampe zu venvertheu, weil sie bei den bisherigen Verlusten durch die Pest dennoch einen Gewinn f�r ihre Yiehmast herausrechnen konnten. Hieraus erkl�rt es sich auch, dass die Rinderpest in Schiedam bat so lange anhalten k�nnen.
In schlechten engen St�llen neben, ja man kann sagen zum Theil in den Mistpf�tzen, bei grosser Vernaehl�ssigung der Thiere, bei dem �ebernachten auf der Weide gegen Ende September, wo die N�chte bereits kalt geworden waren und die Kranken des Mor�gens zusammengekauert auf dem stark hethaueteu Grase lagen,
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sah ich entgegengesetzt einen recht b�sartigen Verlauf, so dass fast alle verloren gingen, theils crepirten, thoils geschlachtet wurden, wenn der Tod einzutreten drohte. Die Kranken, die sich zwischen den Mistpfiitzen, in versumpften Holen und G�rten herum�dr�cken und in elenden feuchten Schuppen ohne Streu campiren mussten, starben alle.
Im Februar des folgenden Jahres fand ich in der Provinz Utrecht die Verh�ltnisse ganz anders, die Sterblichkeit war un�gleich grosser: den Ahoriivverlauf sah ich nur in einem Stalle in Woerden unter acht K�hen, die alle erkrankten, keinen Durchfall bekamen und in kurzer Zeit genasen. Die Thiere hatten von An�fang his zu Ende Mehltr�nke, rohe Eier und sp�ter etwas Brot aus der Hand erhalten.
Die Vermeidung fester Futterstoffe, schleimiges, nahrhaftes Getr�nk, frische Luft und massige W�rme waren von entschieden g�nstigem Einfl�sse auf den Verlauf, eine Beobachtung, die auch in England gemacht worden ist.
Gewiss gieht es noch andere Einfl�sse, die einen ungew�hnlich gut- resp. b�sartigen Verlauf der Rinderpest bedingen, die aber zur Zeit noch ausser unserer Berechnung liegen. Die Doctrin �ber das regelm�ssige Milderwerden und endliche Aufh�ren der ansteckenden Krankheiten nach einer langen Dauer kann ich �ber�haupt nicht gelten lassen und am allerwenigsten bei der Rinder�pest; in Holland war sie in dem ersten Vierteljahre milde, t�dtete durchschnittlich kaum 50%, w�hrend sie sp�ter weit mehr Ver�luste brachte, und wenn man die statistischen Tabellen �bersieht, so ist ein Milderwerden bis zur Tilgung nach fast zweij�hriger Dauer nicht zu bemerken.
Beim sorgf�ltigen Studium der Rinderpestseuchen im vorigen Jahrhundert findet man dieselben Resultate in noch viel eclatan-terer Weise; man findet nicht bloss eine l�ngere Fortdauer in gleichem m�rderischen Verlaufe, man findet auch Zunahme in der B�sartigkeit, ja man findet nach vorangegangener Abnahme an B�sartigkeit von Neuem eine Zunahme. Kurz die Rinderpest macht die Doctrin ganz vollst�ndig zu Schanden, wonach die Seuche wirkliche Lebensst�tionen, eine Geburt, Zunahme, Abnahme, ein Greisenalter mit seiner Ohnm�chtigkeit hat und schliesslich unvermeidlich stirbt. Der gut- resp. b�sartige Verlattf der Rinder�pest ist nicht von der Dauer abh�ngig, die Rinderpest ist unendlich, wenn sie fortlaufend neue Nahrung bekommt, d. h.
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wenn immer wieder empf�ngliche Iiulividuen der Ansteckung aus�gesetzt werden; von seDist stirbt sie nur aus, wenn jede Gelegen�heit zur Ausleckung and so zur Regeueratioa des L'ontagiums fehlt.
Capilel .1 0 Mu c ti o n s b e fund.
Es ist gebr�uchlich, beim Obductionsbefunde die einzelnen Organe durchzugehen und deren anatomische Abweichungen zu be�schreiben; ein so gewonnenes anatomisches -Bild der Uinderpest pHegt aber gew�hnlich f�r keinen concreten Fall so recht zu passen und dies um so weniger, je sorgf�ltiger und minuti�ser die Beschreibungen aller gefundenen Abweichungen gegeben worden sind; die Wechself�lle sind so mannigfaltig, dass ich unter einer gr�sseren Anzahl von Obductionen keine zwei Falle genau �berein�stimmend gefunden habe. Ich habe deshalb einen andern Modus ge�w�hlt, ich habe this Blut und die Schleimh�ute mit ihren Dr�sen als die Theiie. an denen sich alle wesentlichen anatomischen Ver�nde�rungen vollziehen, zur Grundlage meiner Darstellung genommen und schliesslich noch die einzelnen Organe kurz erw�hnt, welche zuweilen in einer untergeordneten Weise mit ergriffen sind.
quot; 1. Das Blut.
Es ist immer ver�ndert in der Art, dass es dunkler erscheint, weniger oder gar nicht gerinnt und der Farbstoff nur locker an die Blutk�rperchen gebunden ist.
�eber das Verhalten des Blutes W�hrend des Lebens habe ich mich leider nicht �berzeugen k�nnen: in einem Falle hat mein College Dr. Harms nach meiner Abreise von Holland auf meine Veranlassung Dlut von einem schwer kranken Ochsen abgenommen, welches ungew�hnlich schnell, aber mir locker gerann und bald darauf hellrothes Serum ausschied. Meine ander�weitigen Ansuchen zur Untersucluing des physikalischen Verhaltens des Blutes w�hrend der Krankheit sind unbeachtet geblieben. Die einzelnen Angaben bei den Schriftstellern sind unzuverl�ssig, weil man das normale Verhalten dos Blutes /.n wenig gekannt und beachtet hat. Ich erlaube mir deshalb hier die Bemerkung, dass das Blut von gesunden Bindern stets sehr langsam, erst in Vi�% Stunden, aber sehr fest gerinnt, niemals eine F�serstofikruste ab�setzt und erst am zweiten und dritten Tage eine Spur von klarem schwach gelblichen Serum ausscheidet.
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Bei den gefallenen Pestkranken ist diese Blutbeschaffenheit um so auff�lliger ausgesprochen, je vollbl�tiger die Thiere gewesen sind. In den Herzventrikeln, besonders dem rechten und den grossen Venen, finden sieb lockere Cruormassen neben dunklem, fl�ssigen Blute; die innere Fl�che der Herzkammer, der Venen�st�mme, oft selbst der Aorta, ist kirseliroth gef�rbt. Biese Dif�fusion des Blutroths geht selbst durch die (JeC�sswand der Venen hindurch in das umgebende Bindegewebe; die mit Blut gef�llten Venen sind deshalb mit einem rothen Hofe umgeben, am auff�l�ligsten tritt dies stets an den grossen Venen des Herzens entgegen. Bie mikroskopische Untersuchung f�hrt uns an den Gap�laren dieselbe Diffusion wieder vor, wie wir sp�ter sehen weiden. Auch das Serum im Herzbeutel, das gew�hnlich etwas vermehrt ist, zeugt durch seine r�thliche und auch selbst blutrothe Beschaffen�heit davon, dass das Blutroth von seinen Tr�gern gel�st und im Blutplasma ditfundirt ist. Bei hochtr�chtigen K�hen ist selbst das Fruchtwasser mehr oder weniger bis zur hellrothen Farbe mit H�matin geschw�ngert. So fand ich das Blut bei frischen, oft noch warmen Leichen, wo von Zersetzung nach dem Tode noch keine Rede sein konnte.
2. Die Schleimh�ute �berhaupt, besonders aber der Luft- und Verdauungswege.
Schon f�r den Kliniker, noch viel mehr aber f�r den Ana�tomen bieten die Schleimh�ute die wesentlichsten Ver�nderungen bei der Rinderpest. Alle Schleimh�ute sind hier der localen Er�krankung unterworfen; ganz regelnl�ssig und am auff�lligsten aber die Conjunctiva, die Schleimbaut der Luftwege von den Nasen�l�chern his in die Bronchien, die Schleimhaut der Maul- und Rachenh�hle, des vierten Magens, des D�nndarmes, des Mastdarmes, der Gallenblase und des �ussern Endes der Scheide, besonders der Schamlefzen, im minderen Grade und oft kaum nachweisbar sind erkrankt die Schleimhaut des Schlundes, der ersten drei Magenabtheilungen, des Blind- und Grimmdarms und des gr�ssern Theils des Mastdarms, w�hrend die Schleimhaut der Nebenh�hlen der Nase, der Geb�rmutter (bei nicht tr�chtigen Thieren), der Hamwege und des Euters, besonders aber der Striche nur in einzelnen F�llen, mehr ausnahmsweise mitergriffen sind.
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R�t hung.
Graduell ist die Rothung der iScJileiinliaiit sehr verschieden nach Stadium und Hohe der Krankheit; am dritten und vierten Tage der Krankheit (d. h. nach dem sichtbai'en Ausbruche)
findet man sie auf ihrer H�he und mehr oder weniger intensiv je nach dem Grade, den die Rinderpest inzwischen genommen hatte. Die in dieser Zeit an der Pest gestorbenen blut�reichen Thiere zeigen die intensivste R�thung; bei den in dieser Zeit geschlachteten Pestkranken trifft man sie; in verschie�denen geringern Graden an; bei sp�ter gestorbenen oder geschlach�teten ist die R�thune im Abnehmen und kaum noch erkennbar, oft uueh gar nicht mehr vorhanden; am l�ngsten h�lt sie immer in den Luftwegen an. Die von der Rinderpest �berhaupt bevor�zugten Schleimh�ute zeigen auch die R�thung am ausgepr�gtesten; am intensivsten findet man sie immer in der Nasenh�hle (Nasen�muscheln und Scheidewand), in der Rachenh�hle, dem Kehlkopfe und der Luftr�hre, namentlich im obern Ende der letztern, im vierten Magen, besonders am Pylorus, im D�nndarm und am Ausgange des Mastdarms; in der Maulh�hle, in den kleinern Luft�wegen und der Scheide stand die R�thung immer in zweiter Linie; in den �brigen Schleimh�uten �berhaupt ist sie nicht nur selten, sondern immer auch nur theihveise und schwach: so z. B. fand ich in den ersten drei Magenabtheilungen sehr selten und dann immer nur stellenweise schwache R�thung unter dem abgel�sten Epithel, in dem Dickdarme bis gegen das Ende des Mastdarms nur ab und zu einzelne verwischte r�thliche Stellen, und zwar am meisten noch im Blinddarme. In den Milchkan�len der Zitzen sah ich sie nur einmal besonders an der M�ndung intensiv neben einer gleichzeitigen starken Schorfbildung �usserlich an den Zitzen: in der Geb�rmutter traf ich sie nur bei tr�chtigen Thieren. die vor dem Tode ahortirt hatten; in solchen F�llen fand ich die Schleimhaut entweder in der ganzen Geb�rmutter mehr oder weniger diffus ger�thet, oder nur um den Muttermund: in der Harnblase fand ich die R�thung einmal: im Schl�nde fehlte sie gew�hnlich, und selbst bei einem k�sigen Beschl�ge auf der Schleimhaut war die R�thung doch nur gering. Innerhalb dieser Regeln kommen wieder manniehfaltige Verschie�denheiten vor, so ist der vierte Magen zuweilen sehr intensiv, zuweilen auch schwach ger�thet; im D�nndarm ist bald die eine,
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bald die andere Stelle mehr ger�thet; es kann sich ereignen, class der Blinddarm einmal st�rker ger�thet ist, als der iHumdarm oder ein Theil desselben.
Die R�thung ist durchweg diffus, erscheint auf der H�he der Intensit�t kirschroth; ganz gleiohni�ssig fand ich sie in der Nasen�h�hle und Kachenh�hle; im vierten Magen und IHinndann war sie ebenfalls diffus, aber bald an der einen, bald an der andern Stelle intensiver; in linearer Form zeigte sie sich stets auf der H�he (dem R�cken) der L�ngsfalten der Schleimhaut der Luft�r�hre, der Bronchien, am Pylorus und am Ende des Mastdarms, oft auch im Blindd�rme.
Stellenweis ist die intensive R�thung mit kleinen, linsen-grossen, auch etwas kleinem und gr�ssern Extravasaten begleitet; ganz gew�hnlich traf ich die Extravasate in der Luftr�hre, be�sonders dem obern Ende, und vor dem Schliessmuskel des Afters, demn�chst im Kehlkopfe und am Pylorus, an andern Stellen aber nur ausnahmsweise in der Schleimhaut an.
Schw�rzunj
Sie zeigt sich nur in der Schleimhaut der Yerdauungswege, beginnt gew�hnlich mit dem f�nften Lage der Krankheit, bildet sich aus der R�the heraus, tritt mit der Abnahme dieser hervor und steht mit derselben in gleichem Intensit�tsyerh�ltnisse. Oft findet man die �ebergangsstufen von Roth zum Schwarz. Am fr�hesten pflegt die Schw�rzung im Mastdarm hervorzutreten und zwar in derselben Longitndinalfonn. wie die R�thung; �brigens sind die Verh�ltnisse wechselnd, ich sah zuweilen neben Schw�rzung im vierten Magen und D�nndarm noch stellenweis leichte R�thung im Dickdarm und umgekehrt, oft sah ich sogar im D�nndarm zur Zeit des Lebergangs am f�nften his siebten Lage eine Partie noch dunkelroth. eine andere dagegen schon geschw�rzt. W�hrend der Zeit der Schw�rzung in den ersten Wegen nimmt die R�thung in den Luftwegen etc. allm�hlich ab.
Die Intensit�t ist verschieden, vom Hellgrau zum Aschgrau, Schiefergrau. Der graue Anflug ist treffend mit der Aalhaut verglichen: oft findet er sich heller, oft auch dunkler, der schw�chste Anflug ist im Blind- und Grimmdarm, wo er oft auch ganz fehlt: am intensivsten dagegen ist er stets am Pylorus und au den Peyer-schen Plaques � cf. Fig. 3 �. Die innere Fl�che des Zw�lf-tingerdarms ist stets mehr schwarz pimktirt, die schwarzen Punkte
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schienen don M�ndungen der Brunner'sohenDr�sen zu entsprechen; diese schwarzen Punkte sind von Hanfkorngr�sse und d�nn aus�gestreut; die innere Fl�che des Mastdarms ist vom Schliessmuske] ab 1�2 Puss lang schwarz gestreift, 1�2 Linien breite schwarz-sraue Streifen liegen auf dein R�cken der Longitudmalfalten, entsprechend der fr�hem R�thung. Der dicke Schleim im D�nn�darm trug immer Spuren von der F�rbung der Schleimhaut, er war bei intensiver R�thung r�th�ch, bei der sp�teren Schw�rzung auch schw�rzlich tingirt.
Schwellung und Durchfeuchtung der Schleimhaut und deren Dr�sen. �eberall, wo R�thung, da ist auch mehr oder weniger Schwel�lung und Durchfeuchtung, die jedoch mehr im vierten Magen und D�nndarm und ganz besonders an den Peyer'schen Plaques hervor�tritt. In der Luftr�hre, den Bronchien und dem Endtheile des Mastdarms ist die Schleimhaut durch Schwellung immer in mehr oder weniger starke L�ngenfalten geschoben; im Mastdarm sind diese Falten am st�rksten, einmal, weil die Schleimhaut schlaffer und nur locker mit der Muskelseliicht verbunden ist. anderntheils aber auch vielleicht durch st�rkere Contraction der Muskelhaut.
Erkrankung resp, Abstossung des Epithels.
Die Erkrankung des Epithels f�llt stets mit der R�thung und Durchfeuchtung der Schleimhaut zusammen, sie besteht durchweg in Lockerung resp. Abl�sung, Tr�bung, Verdickung und Erweichung und tritt besonders auff�llig und charakteristisch in den Ver�dauungswegen hervor.
In der Maulh�hle ist das Epithel der Lippen und des Z�hn�fleisches mehr oder weniger verdickt, dasselbe hat oft ein grau-gelbliches feingek�rntes Ansehen, enth�lt zuweilen die bei den Symptomen bereits erw�hnten mohnsamen- und hanfkomgrossen grauen En�tchen und fehlt ab und zu an dem Zahnfleischrande stellenweis; solche exeoriirte Stellen sind dunkelroth. Auf der papill�ren Schleimhaut der Wangen ist das Epithel entweder ganz abgel�st, so namentlich in der N�he der Maulwinkel, oder es sitzt nur locker auf. Das zarte gl�nzende Epithel an der untern Zun-genfl�che ist mein- oder weniger getr�bt, undurchsichtig, zuweilen selbst graugelblich gek�rnt; die obere Fl�che, der R�cken der Zunge ist von der Spitze bis zum Grunde stets normal � ich habe sie wenigstens niemals erkrankt gefunden � ; der entsprechende
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Theil des harten Gaumens ist selten krank, zuweilen findet man aber auch hier das dicke hornige Epithel gelockert und stellenweis abgest�ssen; die dunkelrotlien excoriirten Stellen sind am (r�umen durch die Vertiefung immer sehr auff�llig und werden oft irr-th�mlicher Weise f�r Geschw�re gehalten: an dem weichen Gaumen sind die Epithelerweichung und Excoriationen h�ufiger; in einigen F�llen sah ich die Excoriationen vom Flotzmaule ab bis zum Gaumensegel so betr�chtlich; dass das Epithel nur noch stellenweis aufsass und gewissermassen Inseln auf der rothen excoriirten M�che bildete, �eberhaupt sind die Verh�ltnisse in der Maul�h�hle sehr verschieden, oft findet man die erw�hnten Abnormit�ten nur spurenweis am Zahnfleisch, dann findet man wieder einmal diesen oder jenen Theil vorherrschend und in noch andern seltenen F�llen fast die ganze Maulh�hle mehr oder weniger erkrankt.
In der Rachenh�hle ist das Epithel oft verdickt, erweicht, graugelblich gek�rnt, selten aber abgest�ssen, obwohl die Schleim�haut hier ganz regelm�ssig mit am schwersten erkrankt (ger�thet und aufgelockert) ist.
Im Schlundkopfe verh�lt sich das Epithel �fter wie in der Rachenh�hle, im weitern Verlauf des Schlundes aber fand ich es normal, aber locker aufsitzend, wie im Wanste; weiter erkrankt sah ich es nur einmal durch den ganzen Schlund, in diesem Falle war es undurchsichtig, weisslichgr�u granulirt und stellenweis gel�st, einen d�nnen k�sigen Beschlag bildend.
In den ersten drei Magena, bt hei hingen ist das Epithel stets gelockert, selbst wenn die Schleimhaut nicht weiter krank erscheint. Schon bei ganz frischen Cadavern ist das Epithel hier leichter abzunehmen als sonst, und haben die Cadaver nur einige Stunden gelegen, so bleibt das dicke Epithel schon in grossen Lappen an den Futtermassen h�ngen, noch bevor F�nlniss eingetreten ist.
Im vierten Magen und D�nndarm pflegt das Epithel regelm�ssig zu fehlen, im Dickdarm fehlt es nur stellenweis au den kr�nkern Stellen, besonders in der letzten Partie des Mast�darms auf dem R�cken der Lougitudinalfalten.
Im Kehlkopfe waren die im Momente der Exspiration sich ber�hrenden Fl�chen gew�hnlich exeoriirt, auch bei sonst nur geringer Erkrankung.
Der k�sige Beschlag.
Die exeoriirte Schleimhaut ist an den Stellen der intensivsten Erkrankung �berhaupt, ganz besonders aber in den Luftwegen und
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auf den Peyers'chen Plaques oft mit einer d�nnen darclisiehtigen oder dickern '.,�1 Linie st;iiken Sehielit einer gnuiweissen, locker zusaiamenh�ngendeu k�sigen Masse bedeckt. Diese Scbicliten, Platten, die ich fernerhin kurzweg den k�sigen Beschlag nennen werde, selieii oft dem croup�sen Exsudat t�uschend �hnlich, nur dus Microskop zeigt den sichern Unterschied. Ich fand sie be�sonders in der Nasenh�hle, namentlich am untern Theile der Scheidewand, in dem Kehlkopfe und der Luftr�hre, hier zuweilen durchweg auf der ganzen Fl�che und bis ^ Linie dick, oft aber nur stellenweis: weniger oft in den kleinen Luftwegen, einige Male jedoch bis in die Bronchien und diese theilweise verstopfend; in den Verdauungswegen auf den Peyer'schen Plaques, sonst auch im vierten Magen und D�nndarm, aber doch nur selten; auf der Schleimhaut des Schlundes fand ich den Beschlag einmal und nur in der obern Partie.
l)iu Erkrankung der Follikeln.
Die solit�ren Follikeln sind haupts�chlich im Darmkanale, oft jedoch auch nur sp�rlich, so erkrankt, dass sie bei der Ob-cluetion augenf�llig sind. Vom Pf�rtner bis zum After, besonders aber in den ersten Partien des D�nndarms findet man Knoten you Linsen- bis Krbsengr�sse, und nur selten noch gr�ssere, die tlieils fest sind, eine mehr oder weniger trockene, kr�mliche, gelblichgr�nliche Masse enthalten und sich aus der Schleimhaut heraussch�len lassen, theils aber mehr abgeplattet und weich sind, einen eiterigen Inhalt haben und so gewissermassen kleine Schleimhautabseesse mit glatten W�nden darstellen. Die festen und weichen Knoten fehlen oft ganz, obwohl zuweilen nur scheinbar, weil die kleinen wenig prominiren und mein- f�hl-als sichtbar sind: in andern F�llen findet man sie mehr einzeln, zuweilen aber auch vielfach und dann, namentlich im D�nndarm an manchen Stellen gruppenweis. In solchen Knotengruppen, wie auch vereinzelt an andern Stellen im Darme, findet man begrenzte runde Vertiefungen mit glatter Fl�che, ganz dem ge�ffneten und entleerten Kn�tchen entsprechend. Am Pf�rtner und namentlich am Ende des Mastdarms fand ich h�ufig solche hirsekorn- und erbsengrosse tiefe Gr�bchen mit glatten W�nden.
Die Peyer'schen Plaques habe ich regelm�ssig erkrankt gefunden, sie sind von dem Pestprocesse bevorzugte Organe und zeigen eine anatomische Ver�nderung, wie ich sie noch bei keiner
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andern Kranklieit gefunden habe; ich glaube es deshalb als einen Irrthum bezeiclinen zu m�ssen, wenn diese Erkrankung als nicht constant und unwesentlich bezeichnet wird, wie neuerdings von Bristowe und Murchison gesellen ist (dritter Bericht der eng�lischen G�nunission). Anf�nglich sind sie hyper�misch, der (Jef�ss-kranz um die einzelnen Follikeln strotzt von Blut � cf. Tat. 1. Fig. 1 �. die R�the wird immer dunkler � Fig. 2 � und geht schliesslich in das Schiefergrau �ber � Fig. 3 �. Die Follikeln f�llen sieb zuerst, treten mehr hervor und zwar inn so deutlicher, je mehr ihr Gef�sskranz injicirt ist. und so erscheint der ganze Plaque mehr geschwellt; sp�ter platzen die Follikeln auf und zeigen einen grauweissen eiterigen Inhalt, so dass jeder Follikel als ein kleiner offener Eitersack erscheint � Fig. 2 b. [n diesem Stadio trifft man gew�hnlich zugleich eine k�sige Platte auf dem Plaque � Fig. 2e �, die ich schon bei einer am vierten Tage get�dteten Kuh fand: noch sp�ter, wenn die Plaques mehr schw�rzlich pigmentirt sind, findet man neben den geschwellten resp. gef�llten B�lgen entsprechende Gr�bchen und schliesslich nur diese: die ganzen Plaques sind dann wieder mehr zusammengefallen und erseheinen areolirt �
Versehorfung und l'lceratiou.
'W irkliche Verschorfungen und �lcerationen kommen sehr selten und immer nur an Stellen vor, wo besondere mechanische Einwirkungen stattfinden, so dass sie streng genommen nicht auf Rechnung des Iiinderpestprocesses zu bringen sind. Am h�ufigsten kommt eine oberfl�chliche Xekrotisirung an der Fl�che der Stimmritze?, der Glottis vor, und zwar sah ich sie fast regelm�ssig wenn grosso Athembeschwerde bestanden und ein starkes Lungen-emphysem sich gebildet hatte, dann zuweilen auf dem R�cken der Longitudinalfalten am Pylorus, an dem ll�ftdarm- und Mastdarm�ende. An den Bl�ttern des dritten Wagens wird zuweilen eine Ver�sehorfung und Perforation und im Wanste an einzelnen Stellen eine Verschorfang der Schleimhaut beobachtet; ich habe dieses nicht gesehn, es ist deshalb jedenfalls nur selten und d�rfte auch wohl mehr durch zuf�lligen Druck von den Futtermassen bedingt werden. Im vierten Magen, selten im D�nndarm finden sich lichtfarbige, gelbgraue Flecke, die namentlich zur Zeit der R�thung auff�llig sind und an denen es stellenweis zu einem seichten Substanzverlust durch einen molekularen Zerfall kommt; solche
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linsen- bis bohnengrosse, seichte Vertiefungen sind mit dickem, z�hem Schleim bedeckt.
Die Contenta in den Vcrdanungswegen.
Entsprechend der meist normalen Beschaffenheit der Wan�dungen ist auch der Inhalt in den ersten drei M�gen normal, mir im dritten Magen ist das Futter oft ganz trocken � L�ser-��rre �. und dann pflegen auch die Bl�tter, deren Epithel ge�w�hnlich an den trocknen Futterschichten h�ngen bleibt, etwas injicirt zu sein: besonders treten die kleinen Papillen als rothe Punkte hervor. Der vierte Magen und D�nndarm enthalten keine Futterstoffe, die kranke Schleimhaut ist mit dickem, sehr z�hem, sp�ter selbst eiterigem Schleime bedeckt; w�hrend der R�thung der Schleimhaut ist der z�he, glasige Schleim mehr oder weniger gelbr�thlich, sp�ter bei dem Auftreten des schwarzen Pigments wird der dicke eiterige Schleim mehr oder weniger gr�ulich. Blind- und Grimmdarm enthalten etwas fl�ssige oder d�nnbreiige Contenta, w�hrend der Mastdarm wieder leer und mit dickem, z�hem Schleim �berzogen ist. Die Reaction habe ich leider nur in der letzten Zeit einigemal gepr�ft; sie war in den beiden ersten M�gen alkalisch, im Psalter leicht sauer, im vierten Magen alka�lisch (hier also abnorm), im Darm wieder alkalisch, -wie auch die Durchfallsmassen stets alkalisch waren.
Ehe ich die Schleimh�ute verlasse, will ich um- noch einmal kurz hervorheben, dass sich die erw�hnten anatomischen Ver��nderungen bald in den Luftwegen, bald wieder in den Verdanungs-wegen mehr ausgepr�gt vorfinden, dass dabei aber der vierte Magen uud D�nndarm, die Rachenh�hle und die Luftr�hre immer den Hauptsitz bilden.
3. Verschiedene einzelne Orgaue.
Die Mesenterialdr�sen sind normal oder etwas st�rker durch�feuchtet, aufgelockert und etwas blaugrau gef�rbt, mehr als man es sonst wohl trifft. Die Milz ist nie krank gefunden. Die Leber ist zuweilen ganz normal, zuweilen etwas geschwellt, zuweilen etwas icterisch. so dass die Schnittfl�che das Anseilen von Gnmmi-gutt hat; constant ist aber die Gallenblase mit ihrem Ausf�hrungsgange erkrankt, sie ist gross, mit gelber Galle gef�llt � Grossgalle der Alten �. die Schleimhaut ist ger�thet und gew�hnlich mit einem d�nnen k�sigen Beschlag versehen.
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Die Lunge, abgesehen von den sdum betrachteten Abnormi�t�ten der Schleimhaut, ist in der Regel mehr oder weniger emphysematisch; das interlobul�re Emphysem stellt mit dem Grade-der Erkrankung der Bronchialschleimhaut immer in gleichem Verh�ltnisse; zuweilen f�llt die Lunge bei dem Oeflnen der Brust�h�hle fast noch uormalm�ssig zusammen, und man findet dann auf der Schnittfl�che nur Spuren von Luft in dem mterlobul�ren Bindegewebe � der geringste Grad �: in andern lallen bleibt die eine oder die andere Lunge fast in dem Umfange, den sie bei der Inspiration einnimmt, wodurch der h�chste Grad ausgesprochen ist; auf der Schnittfl�che findet man, dann zwischen den Lungen�l�ppchen dicke Luftschichten in dem interl�bul�ren Bindegewebe, daneben die Lungenlappen mein- oder weniger comprimirt, atelec-tatisch; hier und da findet man grosse Lufth�hlen in den Lungen (einmal fand ich eine kopfgrosse H�hle mitten in der Lunge) mit mehr oder weniger ausgepr�gter Ateleetasie an der Peripherie, und in andern Fallen wieder Luftblasen auf der Lunge, nament-lich#aber an den Pl�ndern und Enden, indem die Luft unter die Pleura getreten ist und diese abgehoben hat; zuweilen trifft man auch gr�ssere oder kleinere Luftblasen zwischen den Bl�ttern des Mittelfells und von dein vordem Mittelfellsraume aus an der Luftr�hre entlaug bis vor die Brust; endlich findet man mitunter auch die Luft an der Wirbels�ule entlang nach hinten bis in die Lenden- und Nierengegend verbreitet. Meist ist das Lungen�emphysem mehr partiell und dann gew�hnlich in den vordem Lappen. Ich habe das Lumgenemphysem bei Gestorbeneu ganz constant gefunden, zuweilen allerdings nur gering.
Das Herz ist welk, mehr lehmfarbig, die Venen mit dunklem fl�ssigem Blute gef�llt und mit diffuser R�tluing umgeben, kleine und grosso Blutextravasate an der �ussern Fl�che, besonders an der Basis und unter dem Endocardium der linken Herzkammer, vorzugsweise an den Insertionsstelleu der sehnigen F�den.
Das Gehirn. Unter der Arachnoidea des grossen Gehirns bald mehr bald weniger gelbliches w�sseriges Transsudat; Gehirn selbst etwas durchfeuchtet; in den Ventrikeln etwas helles, schwach gebliclies Serum*).
*) Bei besonderer Grehimaffection habe idi keine Gelegenbeit zur Oetfnung der Sch�delMhle gefunden. Obige .Ersche�rangen d�rften in solchen Fallen betr�chtlicher sein.
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Capilel
Mikroskopischer und chemischer Befund.
Mikioskunischcr Befuiid.
Blut und Blutgef�sse.
An dem frischen Blute habe ich unter dem Mikroskope nichts Abnormes entdecken k�nnen: F�rstenherg*) und Beale**) geben an, dass die farblosen Blutk�rperchen vermehrt seien; ich kann es nicht best�tigen, ordne jedoch hier meinen Befund gern unter, weil ich nur wenige Untersucbungen am frischen Blute vornehmen konnte. Beale hat auch noch st�hchenf�rmigeK�rper aus dem Blute todter Thiere abgebildet, die er f�r regetahilische Organismen h�lt, die mir aber ivrystalle zu sein scheinen.
In den �ussersteu Schichten der intensiv ger�tbeten Schleim�haut waren die kleinen Gef�sse und Capillaren stark gef�lltlaquo; und ausgedehnt, das Gewebe mehr oder weniger deutlich mit gel�stem Blutfarbstoff getr�nkt: in den geringern Graden erkannte man die Diffusion des Blutfarbstoffs an einem gelblichen Grundton, in welchem das Cap�lametz lag � cf. Taf. II. Fig. 5 �; in den h�chsten Graden zeigte sich ein r�thlicher Hof um die kleinen Gef�ssst�mmchen, deren Conturen dadurch mehr oder weniger verwischt erschienen; dabei stellenweise Zersprengung der Capilla�ren und eine grosse Anzahl diffuser Blutp�nktchen (microskopische Extravasate) in dem Capillametze. Alles was man mit unbewaff�netem Auge stellenweis im Verlaufe der Venen wahrnahm, wieder�holte sich auch im Kleinen wieder. In tier Abbildung Fig. 6 ist das ausgepr�gte Bild der capillaren Stase mit Extravasation und I)iffusion naturgetreu wiedergegeben.
Eine Erkrankung der Blutgef�sse habe ich weder bei den Arterien noch bei den Venen gefunden; Beale spricht von
*) Reisebericht. **) Third report of tlio commissioners appointed to inquire into the origin and nature etc. of the cattle plague with an appendix. London. 1866, Aus�z�ge in: 1) Oesterreichische Vierteljahrsschrift von M�ller u. Roll. B. 26. Heft 2. Prf, M�ller. 2) Magazin von Gurlt u. Herwig. B. 33, l.u.�.Hft. Lehrer M�ller.
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K�rnchen an den Wandungen der kleinen Gef�sse, von F�llung und Verstopfung der kleinen Gef�sse mit einer k�rnigen Massel, c. Plate I.; ich habe dergleichen nicht gefunden und glaube, dassBeale sich durch seine �Germinal matterquot;, das vermeintliche Wesen derEin-derpest, das Contagitun zu manchen irrtb�mlichen Deutungen hat hinreisscn lassen. Ueberhaupt findet man unter den mikroskopi�schen bildlichen Darstellungen mancherlei zufallige Dinge � z. B. Psorosperinienschl�uche in den Muskelfasern � mit derselben Sorgfalt abgebildet, als die wirklichen, der Pest angeh�rigen patliischen Ver�nderungen.
Die scliw�rzliche, scMefergraue Plgmentirung der Damsclileimhaut.
Aus der R�thung geht die Schw�rzung hervor, deshalb schliesst sich die mikroskopische Untersuchung der geschw�rzten Gewebe hier an. Das schwarze Pigment befand sich stets in der obersten Schicht der Schleimhaut im Bereiche der prim�ren capillaren Hyper�mie, und war in kleinen unregelm�ssigen K�mchen abge�lagert: diese K�mchen lagen theils in Gruppen dicht beisammen, theils mehr einzeln ausgestreut � cf. Fig. 4a. � und bedingte so je nach der verschiedenen Lagerung entweder eine tiefe schiefergraue Farbe, oder einen grauen Anflug in verschiedenen Nuancen. Unter diesen K�rnern waren weder eingeschrumpfte Blutk�rper, noch irgend welche Krystallformen zu erkennen. Die Bildung ist herzuleiten aus dem Blutfarbstoffe, dem H�matin. welches sieb von den Blutk�rperchen gel�st, im Blutserum aufgel�st und in dieser L�sung das Gewebe durchdrungen hatte. Ueber die weitern chemischen Ver�nderungen bei der Ausscheidung werde ich sp�ter bei der chemischen Untersuchung sprechen4; hier will ich nur noch bemerken, class ich diese schwarzen Pigmentk�rner nur in der Schleimhaut der Verdauungsorgane und in den schiefergrauen Mesenterialdr�sen. aber nicht in andern erkrankten Schleimh�uten gefunden habe, und dass in den, durch Aufbewahrung entschw�rz�ten Schleimh�uten auch diese schwarzen K�rnchen verschwunden waren. Nach Aufbewahrung in Spiritus fand ich in der ent-schw�rzten Darmschleimbaut einzelnen Leucinkrystalle in Form von kleinen runden Dr�sen � Fiff. 4b.
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Die Schleimhaut der Verdauungswege.
Maul- und Raclicn h�hle, Schlund und Psalter.
Das Epithel der vorherrschend erkrankten Schleimhaut der Unterlippe, des Zahnfleisches, des Zungenrandes, der Rachenh�hle und des Sclduudkopfes, welches durchweg sehr gelockert sass, stellen�weis getr�bt, verdickt und gek�rnt erschien, tlieils aber auch abge�l�st auflag und eine gelhlichgraue schmierige Masse bildete, die an eine d�nne croup�se Exsudatschicht erinnerte und die ich bei dem Obductionsbefunde als k�sigen Beschlag bezeichnet habe, bestand:
a. aus noch zusammenh�ngenden d�nnen Schollen mit vielen eingelagerten K�rnchen � Fig. 7a;
I). aus Epithelzellen in den verschiede�stenEntwicklungsstufen, grossen bauchigen Mutter-Zellen, gef�llt mit Kernen, und kleinem, ein- bis dreikernigen, mehr spindelf�rmigen Zellen, alle mit mehr oder weniger K�rnchen versehen; die Kerne waren fast regelnl�ssig gek�rnt und die Zellen anf�nglich vorzugsweise in der Umgebung des Kerns: einige Zellen stellten nur einen K�rnchenhaufen ohne Kern dar � cf. Fig. Tb Nr. 1�5;
c.nbsp; aus freien gek�rnten Kernen, und
d.nbsp; nbsp;molekularem Detritus � Fig. 7e und d.
Die kleinen gelbgrauen Kn�tchen und l'latten an der Schleim�haut der Unterlippe und dos Zahnfleisches, die sich schon vor der Excoriation zeigen, bestanden aus denselben mikroskopischenForm-elementen, sie sind als begrenzte st�rkere epitbeliale Wucherungen und Verfettungen zu betrachten. Am vollst�ndigsten fanden sich diese Verh�ltnisse in dem k�sigen Epithel der Rachenh�hle.
Fig. 7 f�hrt uns in naturgetreuer Zeichnung aus diesem Epithel die endogene Kernmicherung in grossen Epithelzellen und in spin�delf�rmigen Zellen, die schon denlbndegewebselementen in derobem Schleimhautfl�che angeh�ren, eine fettige Metamorphose der Kerne und Zellen und ein Zerfallen der Zellen und Kerne in allen Abstufun�gen vor; ein pro-und zugleich regressiver Process in dem oberfl�ch�lichen Stratum der Schleimhaut, der Matter der Epithelschicht.
Das unter dieser Epithelschicht von der ger�theten Schleim�haut Abgeschabte enthielt wesentlich dieselben Elemente, aber nur einzelne zarte platte Epithelzellen und mehr spindelf�rmige Zellen ohne K�rnchen.
Das dicke sehr gelockerte Epithel des harten Gaumens zeigte dieselbe endogene Kemwucherung und denselben fettigen Zerfall;
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in der �ussersten Schicht nichts Abnormes, in einer tiefern Schicht platte Epithekellen mit Fettk�rnchen und grossen gek�rnten Zellen Fig. 8a, und in der tiefsten Schicht junge, spindelf�rmige, eiu-und mehrkernige Epithelzellen und freie Kerne. Die K�mchen�bildung in den Zellen und Kernen sehr auff�llig. Cf. Fig. Sb u. c.
Das unter dem erkrankton Epithel scharf von der tiefrothen Schleimhaut Abgenommene zeigte dieselben gek�rnten spindelf�rmi�gen Zellen mit Kernwucherung.
Aussei- der Oberfl�che unmittelbar unter dem Epithel, wo eben eine endogene Wucherung mit gleichzeitiger Fettmetamor�phose bestand, zeigte das Schleimhautgewebe Hyper�mie, eine gewisse Durchfeuchtung und eine geringe Schwellung der Binde-gewebselemente in der obersten Schicht; vertikale und Fluchen-Schnitte boten selbst an den am meisten erkrankten Stellen nichts Abnormes weiter dar. Eine Schwollung der Bindegcnvebsk�rper mit Kernwucherung � eine �intensive Proliferation der Binde-gewebsk�rperquot; � und eine Infiltration des Gewebes mit kleinen runden ein- bis dreikernigen Zellen, wie Ravitsch*) angiebt, habe ich bei dem sorgf�ltigsten Nachsuchen nicht finden k�nnen. Ich darf daher mit Braue! sagen: das Schleimhautgewebe selbst war intact; ich kann aber nach meinem Befunde die Brauel'sche Angabe nicht best�tigen, dass die Molekularmasse � die K�rnchen Fettk�rnchen � in der Epidermisschicht nach der Schleimhaut zu abnahm; diese K�rnchen fanden sich in der �ussersten Schicht am sparsamsten, am reichlichsten in der untersten Epithelschicht, und waren noch sehr vertreten auf der Oberfl�che des ger�theten Schleim-hautgewebes. C. Fig. 7 und 8. Substanzveriust in der Sehleimhaut der Maul- und Rachenh�hle habe ich nicht gesehen; ich muss es daher auch unentschieden lassen, ob solcher, wenn er vorkommen sollte, durch directen fettigen Zerfall zu Stande kommt, wie Brauel angiebt, oder durch Betheiligung des Bindegewebes in der Schleim�haut, durch Zellenproliferation und Zellemnfiltration eingeleitet wird, wie Ravitsch vertritt. Im letztern Falle h�tten wir den gew�hn�lichen Vorgang der �lceration. Soviel aber glaube ich beobachtet zu haben, dass ein solcher tiefer greifender Zerfall nicht zur Regel, sondern zur Ausnahme, also nicht eigentlich zum Wesen des Rinderpest-Processes geh�rt, sondern seine besonderen Ur�sachen hat.
*) Magazin von Gurlt und Hertwig. B. 30. Heft 3.
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Das Epithel des Schlundes fand ich nur einmaJ auftallig erkrankt, es -war iu diesem Falle von derselben Beschaffenbeit und zeigte dieselben mikroskopischen Bestandthe�e, wie von dein Epithel der Maul- und Rachenh�hle oben n�her angegeben; in allen andern F�llen sass das Schhmdepithel wohl etwas lockerer, es Hess sieh mit der Messerspitze leichter abheben, war aber sonst noch von normaler Beschaffenheit; in Fig. � ist solches Epithel abgebildet, in welchem mau die hellen Kerne mit ihren Kernk�rperchen erkennen, im �ebrigen aber noch keine Spur von K�mchenbildung entdecken kann.
Die Angabe Brauel's, nach der die Schleimhaut des Schlundes immer ihres Epithels beraubt sein soll, habe ich nicht best�tigt gefunden.
Das locker sitzende Epithel der sonst normal beschaffenen, nur mit einzelnen Gef�sszweigelchen versehenen Schleimhaut des Psalters war im normalen Zusammenhange, zeigte aber in der untern Schicht beginnende Fettmetamorphose, aamentlicb waren in den grossen Kernen schon Fettk�rnchen aufgetreten, cf. Fig. 10; die Schleimhaut unter (bau Epithel zeigte nichts Abnormes. Die hier zuweilen an einzelnen Bl�ttern vorkommenden Perforationen habe ich nicht beobachtet; sie m�gen auf verschiedene Weise zu Stande kommen, Necrose in Folge des Drucks d�rfte wohl oben�anstehen.
Vierter Magen.
Zur sichern Grundlage untersuchte ich erst die normalen Verh�ltnisse der Schleimhaui des vierten 'Magens, wie auch des Darms, die bis jetzt meines Wissens vom Rinde noch nicht n�her beschrieben worden sind. In dem ganzen Magen bis nach dein Pf�rtner bin fanden sich die Labdr�sen, Schl�uche von 0,0380 0,0385 Mm. Durehmesser mit sehr zarter, structorloser Membran ohne Epithel, und leicht gef�llt mil grossen. mein' ovalen Zellen-L�bzellen von 0,0224 Mm. im L�ngen- und 0,0160 Mm./im Querdurchmesser. Diese cylinder- oder schlauchf�rmigen Dr�sen stehen dicht gedr�ngt senkrecht nebeneinander und reichen mit ihrem abgeschlossenen Ende fast auf die Muscularis. Cf. Fig. 11 a. und h. Arn Pf�rtner fanden sieh die Schleimdr�sen, welche ebenfalls cylinderf�rmig sind und ganz wie die Labdr�sen senkrecht dicht nebeneinander stehen, einen Durchmesser von 0,0480 Mm. und eine dickere structurlose Membram haben, mit cylinder-
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fonnigem Epithel, besonders deutlich in den obern drei Viertheilen
'verseilen sind und runde Zellen von 0,0064�0,0080 Mm. Durch�messer mit einem Kern und Kernk�rperchen enthalten. Cf. Fig. 12h.
Kehren wir nun zur pathologischen Anatomie bei der Rinder�pest zur�ck.
Das Epithel fehlte stets: die z�he, dickschleimige Masse, welche die Magenschleimhaut bedeckte und dieser ziemlich fest anhing, bestand aus einem molekularen Zerfall, grossen, mein- oder weniger gek�rnten Labzellen, freien gek�rnten Kernen (aus den Labzellen) und kleinen runden Zellen � Schleim- resp. Eiter-k�rperchen �.
Die Labdr�sen waren mit Labzellen vollgesackt und etwas ausgedehnt, die Labzellen lagen dichter zusammengeschichtet und erschienen dadurch etwas kleiner, als in normalen Schl�uchen. Fig. 11c. An den lichten Flecken der Schleimhaut enthielten die Labdr�senschl�uche besonders in ihrem obern 'l'heile mehr oder weniger gek�rnte Labzellen und eine Molekularmasse, die gr�ssten-theils aus Fettk�rnchen bestand. In den seichten. Vertiefungen von Linsen- bis Bohnengr�sse � gew�hnlich Geschw�re genannt, und auff�llig, wenn sich zerfallene vegetabilische Substanzen darin abgelagert haliennbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;fand sich molekularer Zerfall der Dr�sen-
schl�uche, die eine K�rnchenmasse und gek�rnte Labzellen ent�hielten und am obern Ende zernagt erschienen. Cf. Fig. 13a. und b.: die kleine Vergr�sserung a. demonstrirt den Zerfall von der Oberfl�che der Schleimheit ans. w�hrend in b. die Molekular�masse in dem obern Ende eines st�rker vergr�sserten Schlauches nebst gek�rnten Labzellen und freien gek�rnten Kernen dar�gestellt ist.
Die Schleimdr�sen am Pf�rtner hatten ihr Epithel ver�loren, waren mit Zellen und einem molekularen Zerfall gef�llt; die Kerne der Zellen meist gek�rnt. Cf. Fig. 12b.
In kleinen begrenzten Gr�bchen mit glatter Fl�che fand ich nicht den beschriebenen Zerfall; diese Gr�bchen waren weiter nichts, als die Lager von ausgefallenen solit�ren Dr�sen, die auch in dem Labmagen einzeln vorkommen.
Darmkanal.
.Die normalen Verh�ltnisse. Die Lieberk�hn'schen Dr�sen sind ganz gleich den Schleimdr�sen in der Schleimhaut des Pf�rtners, nur sind sie meist etwas weiter, besonders im Blind-
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darme. Audi diese Dr�sen stehen senkrecht dicht neben einander wie Pallissadeti und erreichen das submuk�se Bindegewebe, ihre L�nge ist daher, wie die Schl�uche im Lahmageii, ganz ent�sprechend der Dicke der Schleimhaut. Neben diesen Darmsafb-dr�sen sind f�r uns noch die l'eyer'schen Dr�sen von Bedeutung. Es sind hirsekorngrosse weissliche K�rperchen mit einer ge�schlossenen Membran and umgehen von einem (ief�ssnetz. In diesen K�rperchen werden lymphoide Zellen (Lymphk�rpercheh) gebildet, sie bestehen also aus einer speeifischen, cytogeneu Sub�stanz und werden Lynipht'oliikeln genannt, die in der Schleimhaut und dem Unterschleimhautbiudegewebe liegen, theils einzeln im vierten Magen und ganzen Barmkanal vorkommen � Glandulae solitariae '� theils in grossen und kleinen Gruppen beisammen liegen, besonders im lleum l�ngliche Dr�senplatten bilden und die �Plaquesquot; der Franzosen darstellen. Sind die Follikeln gef�llt, so treten die Plaques deutlicher hervor, die mehr leeren ziehen sich unter die Lieberk�hn'schen Dr�sen zur�ck, mit denen sie wie mit Pallisadeu umstellt sind, dadurch entstehen kleine Gr�bchen, und der ganze Plaque erseheint dann mehr areolirt. Solche leeren, zusammengefallenen Follikel gebendem Plaque das Ansehen, als ob die Follikeln ausgefallen w�ren.
D�nndarm. Die wesentlichsten mikroskopischen Abnor�mit�ten haben wir im D�nndarm und. wie immer, so auch hier entsprechend den makroskopischen Abnormit�ten.
Das Epithel fehlte, wenigstens bei den an der Test gefalleneu Rin�dern, immer, die dicke schleimig-eiterige Schicht auf der erkrankten Schleimhaut Hess weiter nichts erkennen als eine Molekularmasse, sph�rische /eilen mit k�rnigem Inhalt und solche, deren M�lle im Zerfallen begriffen waren. Cf. Fig. 17. Zuweilen fand ich. namentlich nach k�rzerer Krankheitsdauer, auch noch einzelne Epithelcylinder. Die Contenta ist also eine purulente, schleimige Fl�ssigkeit, begriffen in molekularem (fettigem) Zerfall.
Die Lieberk�hn'schen Dr�sen hatten stets das Epithel verloren und waren strotzend gef�llt mit Molekularmasse und Schleimk�rpem, die meist einen gek�rnten Kern hatten, zum.Theil ganz gek�rnt und von Eiterk�rpereben nicht zu unterscheiden waren. Cf. Fig. 14. Vergleicht .man Fig. 14b. mit Fig. 17, so tritt es wohl zweifelsohne hervor, dass die dicke eiterig-schleimige Contenta des Darmes haupts�chlich aus den Darmsaftdr�sen
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stammen, dass einfi Zellenwuchemng imcl Fettmetamorphose in diesen Dr�sen stattfindet.
Die adenoiden, cytogenen Follikeln. Die solit�ren Follikein: Wie bereits bei den Obdueticmsbet�nclen n�her erw�hnt, linden #9632;wir diese Follikeln einzeln bedeutend vergr�ssert in Fenn von Knoten mit trockenem k�sigen Inhalte und als kleine Abseesse von Linsen- bis Erhsengr�sse. Der Inluilt bestand ans mehr oder weniger fettig degenerirten, ich kann geradezu sagen �Eiter-k�rperchenquot; und einem molekularen Detritus Fig. 16; in den weichen Knoten war weniger molekularer Zerfall, als in den festen. Diese vereiterten und verk�sten solit�ren Fullikel fallen auch zum Tbeil aus und hinterlassen linsen- bis erbsengrosse Gr�bchen, die sieb �fter mein- abflachen und Defecte in der Schleimhaut des Dannkanals darstellen, welche man gew�hnlich f�r Geschw�re genommen bat. die sieb aller bei weiterer Untersuchung durch eine glatte Fl�che �bne weitere Erkrankung des Gewebes cliarak-terisiren; ich habe wenigstens mikroskopisch und makroskopisch nichts Abnormes entdecken k�nnen.
Die Peyer'scben Dr�senhaufen: Die Processe in den solit�ren Dr�sen wiederholen sich vollst�ndig; die Follikel f�llen sieb auch hier mit lymphoiden, ebenfalls nicht von Eiterzellen zu unterscheidenden Zellen, sie erlangen jedoch nicht einen so grossen Umfang,� sie platzen schon fr�her auf und zeigen den eiterigen Inhalt auch dem unbewaffneten Auge Fig. 2b.; aus den nur noch theilweise gef�llten Follikeln tritt der eiterige Inhalt beim Druck auf die Muskelhaut hervor. Diese eiterige Masse zeigte unter dem Mikroskope kleine gek�rnte Kugeln, sph�rische, mehr oder weniger gek�rnte Zellen mit und ohne Kerne, freie gek�rnte Kerne, mehr oder weniger gek�rnten Detritus und gek�rnte Protoplasmah�ufchen ohne Um h�ll ungsmembran und oft auch grosse Mutterzellen, gef�llt mit kleineren Zellen und grossen, 1 bis 2 Kemk�rperchen ent�haltenden Kernen. Fig. 15. Bei den aufgeplatzten und noch zum Tbeil gef�llten Follikeln findet man eine plattenf�rmige, gran�weise Auilagcrung bis zur Dicke von zwei Linien, die mit einer lockern croup�sen Membran Aehnhchkeit hat. bei mikroskopischer Untersuchung aber dieselben Elementarformen zeigte, wie der eiterige Inhalt der Follikel, blas mit der Abweichung, dass die grossen Mutterzellen fehlten und der k�rnige Detritus mehr ver-treten war, so dass dar�ber gar kein Zweifel bestehen kann, dass diese Platten keinen geronnenen Faserstoff enthalten, nicht crou-
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p�scs Exsudat darstellen, dass sie nur ;nis Z�Uen l)ostelien, die in fettigem and k�sigem Zerfall begriffen sind, dass sie haupt-s�chlieh ans den Fol�keln stammen, nur einen Beitrag von den liielierluilmselien Driiseii zwischen den l�dlikeiu erhalten haben und veritahele Auflagerungen sind. T)ie klebrige interccllidar-substanz mag ans den Lieberk�hn'schen Dr�sen stammen, wir haben sie in den schleimig-eiterigen Darmcontenta ebenfalls, wie sie �berhaupt auf erkrankten Schleimh�uten gar keine seltene Erscheinung ist. ohne dass sie auf einen croup�sen Exsudations-process zur�ckzuf�hren ist.
Ich habe diese Platten im Darme nur aid' den Peyer'schen Dr�senhaufen gesehen, r�ume alier gern ein, dass sie auch an andern Stellen Torkommen; sie k�nnen dann nur aus den Lieber�k�hn'schen Dr�sen herstammen, in welchen wir ja ebenfalls Zellenwucherung (Eiterzelleri) mit k�rnigem Zerfall kennen gelernt haben.
Die g�nzliche Entleerung der Peyer'schen Fo�ikel in den ganzen Plaques tritt schliesslich gew�hnlicL ein, oft sehen fr�h; die Plaques erscheinen dann areolirt. Dieslaquo;; Areolirung als das schliessliche Resultat hat genau dieselbe Bedeutung, wie die ein�zelnen Gr�bchen und grossen flachen Vertiefungen, die als Ge-schw�re aufgefasst worden sind; sie bat aber an and f�r sieh nichts Charakteristisches, weil sie an einzelnen Dr�senhau-fen auch ohne Rinderpest vorkommt. Das Ausfallen ausser bei der Rinderpest ist jedoch nicht so h�ufig, als man glaubt, #9632;weil die leeren Follikel ein �hnliches areolirtes Aussehen bedingen; in solchen kleinen Gr�bchen kommen selbst Einf�tterungen vor.
Dickdarm. liier dieselben Processe, wie im D�nndarm, aber in geringerm Grade oder doch nur stellenweise mehr aus�gepr�gt; deshalb haben wir hier auch dieselben Producte und im Wesentlichen denselben mikroskopischen Befund. In den Lieber�k�hn'schen Dr�sen ist das Epithel meist verschwunden, die Schl�uche sind mit Zellen vollgestopft, Fig. 14 c.: an den weniger erkrankten Stellen tinder sieli noch lockersitzendes Epithel: in dein Schleime trifft man noch mehr Epithelzellen, und in dein scharf von der Haut abgenommenen Schleime riehen den kleinen runden Zellen aus den Lieberk�hn'schen Dr�sen noch junge cyliiideri'�rmige Zellen mit 2 bis 3 Kernen. Fig. 18. Im Blind�darm und an dem immer am meisten erkrankten Ende des Mast-
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darms zeigen sich oft mehrere Gr�bchen von ausgefallenen ver-gr�sserten soHt�ren Follikehi.
Recapituhre ich in der K�rze den inikroskopiselien nei'und in den Verdauungswegen, so ergeben sich, abgesehen von der R�thung und Schw�rzung, im Wesentlichsten:
1)nbsp; Desquamation im vierten Magen und D�nndarm, vollst�n�dig , in andern Theilen nur stellenweise vollendet, im Schl�nde und bis incL dritten Magen gew�hnlich nur bis zu einem gewissen Grade eingeleitet;
2)nbsp; nbsp;excessive Zellenw�chenmg in den Magen- und Darmsaft�dr�sen (Lab-. Schleim- und Lieberk�hn'schen Dr�sen) und in den lymphoiden Follikeln (den solit�ren Dr�sen und den Peyer'schen Dr�senhaufen);
3)nbsp; in den Schleim-, Lieberk�hn'schen und lymphoiden Dr�sen sind die Zellen von den Kiterzellen nicht zu unterscheiden, wir haben deshalb gewissennassen eine epitheliale und adenoide Eiterung in der ganzen Schleimhaut:
4)nbsp; in allen zelligen Producten der Schleimhaut zeigt sich ein k�rniger Zerfall; die auftretenden K�rnchen etc. sind meist Fett�tr�pfchen, daher der Zerfall ein fettiger, eine Fettmetamorphose, die in den Follikeln in der Variation der �Verk�sungquot; auftritt;
5)nbsp; nbsp;der mehr oder weniger im Zerfallen begriffene zellige Inhalt der verschiedenen Dr�sen wird bei reichlichem Uervortreten stellenweise, besonders auf den Peyer'schen Dr�senhaufen durch eine klebrige Intercellularsubstanz zusammengehalten, so dass er die betreffenden Stellen in Form von mehr oder weniger dicken Platten deckt � k�sige Auflagerung;
6)nbsp; der fettige Zerlall erstreckt sich im Labmagen zuweilen auch auf die Dr�senschl�uche und f�hrt Substanzveiiust herbei: ob dieser Vorgang auch im Dann vorkommt, kann ich nicht entscheiden, ich sah es nicht, halte es aber f�r sehr wohl m�glich;
7)nbsp; nbsp;die kranken Foliikel trifft man in drei verschiedenen Phasen,
a.nbsp; nbsp; sie sind mehr oder weniger stark gef�llt und ausgedehnt, der Inhalt wird sein' bald eiterig � kleine �bscesse;
b.nbsp; nbsp; der Inhalt ist k�sig, mehr oder weniger trocken � die Kn�tchen � besonders in den solit�ren Dr�sen � Rinder�pesttuberkeln �;
c.nbsp; nbsp; sie sind aufgeplatzt und haben den Inhalt ausgesch�ttet, oder sie sind ganz und gar ausgefallen; die von gr�sseren
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Bolit�reu Dr�sen zur�ckgebliebenen Gr�beben und gr�sseren seiebten Vertiefungen werden gew�bnlicb f�r Gescbw�re genommen. In keiner Partie der Verdaunngswege babe icb die von Ravitscb angegebene regehn�ssige Bethe�igimg des Scbleimbaut-gewebes, die Proliferation in den Bindegewebsk�rpem und die Infiltration des Scbleimbautgewebes mit kleinen 1�3 kernigen Zellen gefunden; icb liabe aueb niemals die Lieberk�hn'scben l)i,�s(;n-schl�ucbe so weit von einander getrennt gefunden, wie sie H. in seiner Abbildung (Tafel 10, Fig. 6) dargestellt hat. Icb gebe zu, dass stellenweise in der zarten Scbicbt des Bindegewebes, welcbes die diebt nebeneinander stehenden Lieberk�bn'schen Dr�sen mitein�ander verbindet, wie auch in der d�nnen Scbicbt submue�sen Bindegewebes zwischen Mncosa und Muscularis, und selbst in der letztern die von 1(. angegebene bauebige Anschwellung und l'ro-liferation der Bindegewebselemente und dann auch eine ..intensivequot; Zelleninfiltration vorkommt, icb gehe dies um so mehr zu. als es ein gew�hnlicher und bekannter Vorgang bei gewissen Ent�z�ndungen, bei eiteriger Einscbmelzung des Gewebes � bei Ulceration -- ist; ich kann dies aber nicht als Regel und allge�mein in der erkrankten Schleimhaut zugeben und nicht als der Rinderpest angeb�rig betrachten; ich halte es f�r eine Ausnahme, bedingt durch besondere locale Einfl�sse, nauKuitlich wohl durch mechanische. Ravitscb hat sich in seine Proliferation der Binde-gewebsk�rper und Zelleninfiltration so sehr verfielt, dass er seihst die Platten, den k�sigen Beschlag (die ehemabgen croup�sen Auf�lagerungen) wesentlich davon herleitet, w�hrend lirauel sie viel richtiger aus den Schleimdr�sen ableitet, dem ich eben nur noch die Abstammung aus den Follikeln der Dr�senbaufen hinzuzuf�gen habe.
Die buftwege.
Das Epithel in den feinen Bronchien und der Terminal-bl�schen war gelockert oder zeigte ebenfalls eine fettige Meta�morphose. Am deutlichsten erkennt man dies in dem sogenannten �ebergangsepithel, d. b. in den Epithelzellen, die ihre Flimmer�organe verloren haben und aus der Zylinderi'orm in die Pflaster�form �bergehen in den feinern Bronchien, Fig. 19a.; in diesen Epithelelementen ist sogar eine Vermehrung der Kerne zu erkennen, wodurch eine epitheliale Wucherung angedeutet ist. Selbst aber auch in den zarten Bl�ttchen der Terminalbl�schen fanden sich
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die Molekulark�rperchen reichlich vei^treten. Fig. l'Jb. Die messeiT�ckeiidicke, plattenf�rmige lockere Auflagenmg, die bei intensiv erkrankter Luftr�hre sowohl hier, als auch in den grossen Zweigen oft angetroffen wird und zun�chst den Eindruck macht, als oh es ein croup�ses Exsudat sei. liess grosse mit Kernen und Zellen gef�llte S�cke � Uiesenzellen �, kleine und grosse runde Zellen mit einem und mehren Kernen, freie Kerne, gek�rnte Protoplasmah�ufchen ohne �mh�llungsmemhran und einen mole�kularen Detritus erkennen: s�mnitliclie Zellen und Kerne waren gek�rnt und im Zerfallen begriffen. Fig. 20.
Die Schleimh�ute anderer Organe erkranken ebenfalls in ein�zelnen F�llen, ich hatte jedoch keine Gelegenheit xn mikrosko�pischer Untersuchung. Die Schleimhaut der Gallenblase pflegt gew�hnlich mehr oder weniger mit erkrankt zu sein: Braue] fand in der grauweissen Auflagerung, unter welcher das Epithel fehlte, auch Zellen und eine Molekularmasse; Havitsch fand oft kleine gelhgr�nliohe Platten, welche aus denselben Elementen bestanden, wie die Platten auf der Darmsehleimhaut.
Die Haut.
Wo die Haut bei der Rinderpest erkrankt, da wiederholen sich wesentlich dieselben Processe. welche wir an der erkrankten Schleimhaut kennen gelernt haben: capilULre Hyper�mie in der obern Cutisschicht. epidermoidale Wucherung und reichliche Absonderung der Hautschmiere. Wo es zur Schorfb�dung gekommen war. wie namentlich an der Basis der Striche u. a. ().. da zeigte der 1 � 2 Pinien dicke, lockere Schorf in den obern Schichtungen locker untereinander verklebte Epidermiszellen, tiefer eine Schicht zarter, platter, polygonaler Zellen, den Pflasterzellen des Epithels �hnlich, und hierunter, unmittelbar auf der Oberfl�che der intensiv ger�theteu Cutis, auf der structurlosen Lederhautschicht � der intermedi�ren Haut llenle's � eine grosse Anzahl kleiner sph�rischer, gr�sstentheils granulirter Zellen, einzelne grosse ge�k�rnteraquo; Kugeln und grosse runde epidermoidale Mutterzellen mit endogener Zellenwucherung. Liese grossen Zellen traten erst deutlicher bei Behandlung mit verd�nnter Essigs�ure hervor. Eine Proliferation der l�ndegewebsk�rper in der Lederhaut und eine Zelleninfiltration der Cutis konnte ich auch hier nicht auffinden.
Der ganze Rinderpestprocess verl�uft also bei der Haut-
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#9632;
affection haupts�chlicL im Gebiete der Malpighischen iScl�t-lit � Stratum Malpigh�.
Chemische Ver�nderungen.
l)i(gt; knuikliat'tcii chemisclien Verh�ltnisse sind, wie �berhaupt in der ganzen Pathologie, so auch speciell bei der Rinderpest am wenigsten festgestellt.
Die eingeliendsten Untersuchungen der Art sind in England von Dr. Marcet angestellt #9632;worden.*)
1. Das Blut.
a.nbsp; nbsp;Nach verschiedenen Analysen von Marcet war das summa�rische Resultat, das uns hier allein interessireu kann:
1)nbsp; Abnahme an Wasser im Verlaufe der Krankheit von
durchschnittlich............... 831.0 p. miile,
auf...................... 811.3 ,,
Dieser Verlust von durchsdinittlich li'.T p. m. ist wohl auf den Durchfall zur�ckzuf�hren.
2)nbsp; nbsp;Mit der Abnahme des Wassers inusste nat�rlich der Pro�centsatz an Eiweiss zunehmen; eine absolute Zunahme an Eiweiss konnte nicht festgestellt werden.
3)nbsp; nbsp;Fibrin nahm in der Krankheit uni die H�lfte zu. Durch�schnittlicher normaler Gehalt ist 3,393 p. in., bei der Rinderpest schwankte der Fibringehalt zwischen 4.8 und 7.7 p. m. und stellte sieh durchschnittlich auf 4.85; eine durchschnittliche Vermehrung von 0,92 p. m. Diese Zunahme wurde schon im Anlange der Krankheit beobachtet, wo aussei- der Temperaturerh�hung noch kein Symptom weiter vorhanden war.
Die mineralischen Bestandtheile zeigten keine Ab�weichungen.
b.nbsp; nbsp;Die Untersuchungen von Peretti**) ergaben gleichfalls eine Vermehrung des Faserstoffs. Derselbe spricht aber auch noch von Schwefelalkalien im trocknen Blute, was sonst fehle. Von Nasse ist aber im gesunden Rinderblute schwefelsaures Alkali nachgewiesen.
*) Dritter CommissionsbericM. P. 55�67.
**) Conmiissionsberuht an die Handelskammer zu Rom �ber die Rinder�pest 1803. Abgedruckt in iler �sterreichischen Vierteljahrsschrift. Bd. 25.
H. 2. Aualecten.
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c. Eine Analyse von Professor Oudemans*) ergalt als Haupt�resultat:
1)nbsp; Abnahme an Wassergehalt.
2)nbsp; Zunahme an Fibrin und Albumin und
3)nbsp; Abnahme der Asehenhestamltheile.
Oudemans f�hrte seine Versuche nach der Methode von Scheerer aus.
1000 Theile Blutserum enthielten: 894,3 Wasser,
94.4nbsp; Albumin,
11,3 Extractivstoffe und Asclienbestandtheile. Aschenhestandtheile im Ganzen 7,8 p. m. 1000 Theile Blut enthielten: 784,8 Wasser, 8,3 Fibrin, 107,3 trockne Blutk�rperchen,
90.5nbsp; Albumin,
9,1 Extractivstoife. Asclienbestandtheile 5,6, davon im Wasser aufl�sbar 4,0. Eine directe Bestimmung der festen Bestandtheile ergab 215,2 auf 1000.
Die Analysen des Rinderbluts von gesunden Thieren:
nach Nasse.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nach v. Baumhauer.
799.59.............. 876.97 Wasser u. Verluste,
4,62.............. 7,56 Fibrin,
121,86 Blutk�rpereben ..... 25,19 H�matin,
2.04.............. 0,19 Fett,
66.90.............. 62,07 Albumin,**)
0.468 phosphorsaures Alkali . 21,43 Extractivstoffe,
1,181 schwefelsaures Alkali . 6,69 Aschenhestandtheile.
1,071 kohlensaures Alkali,
4,321 Chlornatrium.,
0,731 Eisenoxyd.
0,098 Kalk,
0,123 Phosphors�ure,
0,018 Schwefels�ure.
*) Do Runderpest. 1867. Nr. 121 und 122. **) Das Albumin stellt sich in allen diesen Analysen von krankem und gesandem Blute deshalb niedriger, als nach andern Analysen, weil das Albumin der K�rperchen nicht mit darin steckt.
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2. Das Fleisch.
quot;Nach Marcet enth�lt das Fleisch von pestkranken Kindern eine gr�ssere Menge von l�slichem Kiweiss, welches durch Wasser langsam ausgezogen wurde, als gesundes Fleisch.
3. Das schwarze Plg-inent in der Darmschleimhaut.
Drei Ph�nomene waren mir immer aufgefallen, die mich ver-anlassten, eine chemische Untersuchung zu veranstalten: 1) class die schwarze Pigmentirung sehr schnell entstand, schon nach einigen Tagen, auf der H�he der R�thung begann, 2) class diese Schw�rzung mir in den Verclauungswegen und den Mesenterialdr�sen vorkam, w�hrend sie bei der diffusen R�thung in den Luftwegen, in der Maul-uncl Rachenh�hle nicht eintrat, und 3) dass das schwarze Pigment bei dem Aufbewahren unter allen Umst�nden � in Wasser, in Weingeist und in Glycerin � bald verschwand und die Pr�pa�rate zu meinem Leidwesen so ganz allen Werth f�r die Unter�suchung verloren hatten. War es blos ver�ndertes ll�matin. so waren alle diese Erscheinungen nicht zu erkl�ren. Die chemische Untersuchung wurde voii dem Lehrer der hiesigen Thierarznei-schule Herrn De ge mann sorgf�ltigst ausgef�hrt, wobei sichergab, dass das schwarze Pigment, welches wir schon in kleinen K�r�nern bei der mikroskopischen Untersuchung kennen gelernt haben, Schwefeleisen ist.
(' h e mische A n aly se: Kino kleine Quantit�t zerschnittener Darmst�cte wurde mit Weingeist �berg�ssen. Derselbe blieb klar; Aether verhielt sich ebenso. Desgleiclieii wurden conceutrirte L�sungen von Aetzkali, kohlen�saurem Kali, Aetzammomak nicht gef�rbt. In allen diesen Fallen ver�nderten die zerschnittenen Darmstflcke wohl ihre Conturen, die schwarze F�rbung ver�nderte sich jedoch nicht.
Verd�nnte Salzs�ure entf�rbte nach kurzer Einwirkung die gef�rbten St�cke und war eisenhaltig geworden.
Nach diesen Reactionen konnte auf das Vorhandensein eines ver�nderten Blutfarbstott's nicht geschlossen werden; es lag vielmehr die Vennuthung nahe, dass Schwefeleisen die Ursache der f�rbenden Substanz sei. Um dieses zu coustatiren, wurde eine Portion des Darmst�cks in einem Kolben mit Salz�s�ure �berg�ssen, und in den Hals desselben ein mit Bleizuckerl�sung be�feuchtetes Papier gebracht. Jgt;as Papier wurde nach kurzer Zeit schwarz. Schwefeleisen war also nachgewiesen.
Die Darmst�cke verloren, in verd�nntem Weingeist macerirt, nach einiger Zeit ihre schwarze F�rbung. Dabei musste eine Zersetzung des Schwefeleisens vor sich gegangen sein, denn es
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fand sich das Eisen in der iiieht dunkel gef�rbten Fl�ssigkeit noch vor. Bei absichtlich auf gesunden Darmst�cken mittelst Eisenvitriol und Sclnvefelammoniuni niedergeschlagenem Schwefel�eisen verhielt es sich ebenso; die schwarze Farbe des Schwefel�eisens verschwand auch hier beim Maceriren in Weingeist.
Sp�ter untersuchte schiefergaue Mesenterialdr�sen ergaben ebenfalls Schwefeleisen.
Der Schwefel wird jedenfalls in dem Yerdaumigswege geliefert, w�hrend das Eisen mit dem dilfundirten Blutfarbestoff in das Gewebe der Schleimhaut gelangt. Das schnelle und ausschliess-liche Vorkommen der schwarzen Pigmentirung in dem Verdauungs�wege und selbst in den Mesenterialdr�sen findet hierdurch seine nat�rliche Erkl�rung; eigenth�mlich ist aber, dass das thierischeGe�webe die F�higkeit besitzt, das Schwefeleisen bald zu zersetzen. Diese Pigmentirung ist daher auch nicht dauernd, wie die schwarze Pigmentirung durch ver�ndertes Ihimatin. Uebrigens ist die Pigmentirung durch Schwefeleisen keineswegs charakteristisch f�r Rinderpest; ich fand sie auch bei der Ruhr, aber doch viel schw�cher, niemals so intensiv, als bei der Rinderpest,
4. Die Kraukheitsproducte der Schleimhaut und Haut.
Die eiterig-schleimigen Contenta im D�nndarm und besonders die k�sigen Auflagerungen auf den Peyer'schen Dr�senhaufen er�gaben bei der chemischen Untersuchung des Herrn Begemann sehr viel Fett, wodurch weiter best�tigt wird, dass der k�rnige Zer�fall wesentlich auf einer Fettmetamorphose beruht, wie man schon bei der Behandlung mit Aether unter dem Mikroskope erkennen kann. Die schmierige Schorfmasse von der erkrankten Haut enthielt ebenfalls sehr viel Fett; der betr�chtliche R�ckstand, welcher bei der Behandlung mit Aether blieb, verbreitete, beim Verbrennen einen Geruch nach verbranntem Horn, und im Wasser liess er sich leicht zu einer Emulsion vertheilen. Der Hautschorf besteht also zum grosseu Theil aus Hautschmiere.
5. Der Urin.
Die Reaction war schwankend, sauer und alkalisch. Gamgee fand immer Eiweiss im Urin. Derselbe entnahm den Urin stets nach dem Tode aus der Blase, es ist deshalb der Einwurf ge�macht worden, dass der Urin das Eiweiss aus der Blase aufge�nommen haben k�nne. Hierbei ist aber wohl zu bemerken, dass
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niclitenveisslialtiger Ifaiu auch nach dem Tode in der Harnblase kein Ei\reiss enth�lt. Der Harn kann allerdings Eiweiss aus der Blase beziehen, wenn diese krank ist, und da man sie bisweilen bei der Rinderpest krank findet, sei kann auch mitunter der Ge�halt an Eiweiss aus der Blase stammen. Wenn Gamgee jedoch in allen lallen Eiweiss gefunden und viele Untersuchungen ange�stellt hat, so liegt darin der Beweis, dass dies nicht etwa von einer mehr zuf�lligen Mitaffection der Harnblase abh�ngt.
Nach Sanderson nahm der Harnstoff mit der Temperatur zu: die bedeutendste Menge wurde am f�nften Tage abgesetzt. w�hrend am vierten Tage die h�chste Temperatur beobachtet worden war; in t�dtiieh verlautenden F�llen wurde der Harnstoff nahezu verdoppelt. Das speeifische Gewicht des Harns nahm w�hrend des Verlaufs der Krankheit stets ab.
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Capilel 5. Diagnose.
Eine Cardinalaufgabe der Wissenschaft ist, die Mittel zur fr�hzeitigen Erkennung an die Hand zu gehen, von der es zu�n�chst abh�ngt, eine schnelle Tilgung ohne grosse Verluste zu erreichen. Ist die Test einmal als vorhanden festgestellt, so sind weitere neue Erkrankungen ziemlich leicht zu erkennen, aber die ersten Ausbr�che werden h�utig und um so leichter �bersehen, je. argloser man ist. Deshalb ist die Rinderpest in den L�ndern und Landestheilen, die an das stets rinderpestverd�chtige Russland grenzen, leichter zu erkennen und viel weniger gemeingef�hrlich, als in den entfernten L�ndern, in denen die Rinderpest bis jetzt bei dem ersten Ausbruche noch immer grosse und oft die gross�artigsten Verheerungen angerichtet hat. Ist die Rinderpest einmal im Lande oder auf der Nachbarschaft, so steht sie auch bei der Staatsbeh�rde, bei den Thier�rzten und bei den Besitzern gewisser-massen auf der Tagesordnung, man ist vorbereitet und jeden Tag darauf gefasst, das Tilgungsverfahren ist geregelt, die Besitzer seihst sind besorgter, ziehen bei jeder Erkrankung die Thier�rzte zu Rathe, und diese suchen in jeder Krankheit zun�chst erst die Rinderpest. Unter solchen Umst�nden wird die Pest auch sofort entdeckt und deshalb nicht mehr sehr gef�hrlich. Die tr�bere
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Harmlosigkeit bez�glich der Rinderpest muss jetzt selbst in den entferntesten L�ndern aufh�ren; die gegenw�rtigen Verkehrsver�haltnisse tragen die Rinderpestgefahr weit hin; wenn man in den entfernten L�ndern nach nicht mit solcher Sorgfalt Wache h�lt, wie an den Grenzen eines verpesteten Landes, so muss man doch �berall auf die Rinderpest gefasst und nut der Diagnose vertraut sein. Die erste Feststellung der Rinderpest ist immer eine sehr bedenkliche Sache, der Thierarzt steht zwischen zwei (ie-fahren; erkennt er die wirklich vorhandene Rinderpest nicht sofort, so ist dies von sehr schweren Folgen, w�hrend er durch einen unvorsichtigen Ausspruch �ber das Vorhandensein der Pest eine unschuldige Heerde vernichtet, denn hinter der Diagnose �Rinderpestquot; steht immer die Keule; zwischen Scylla und Charybdis muss der Thierarzt klug und weise zu schiften verstehen, und dazu ist f�r die nicht Eingeweiheten ein Lootse unentbehrlich. Die Schwierigkeiten bei der Diagnose sind gegeben einmal durch Abortivformen, in welchen die Rinderpest gar nicht direct zu erkennen ist, und zweitens dadurch, dass selbst die entwickelte Bdnderpest keine pathognomonische Symptome hat, die immer vorhanden sind und bei keiner andern Krankheit vorkommen, die also ein sicheres Signum abgeben k�nnten, dass vielmehr nur die Gesammtheit der Symptome mit dem Verlaufe, das Ensemble ein charakteristisches Bild giebt. Dieses in der Totalit�t gegebene Bild ist aber nicht so leicht zu erfassen, es ist namentlich f�r den weniger Ge�bten um so schwieriger, als es verschiedene andere Krankheiten giebt, die in gewissen Stadien mehr oder weniger �hnlich sind. Deshalb ist hier die Bedingung zur sichern Diagnose, dass man mit allen wesentlichen Symptomen und Eigenschaften der Ridderpest genau vertraut ist. sich namentlich durch unwesentliche Dinge nicht irreleiten l�sst, und alle �hnlichen Krankheiten ebenso genau in ihren verschiedenen Stadien kennt; die unterscheidenden Momente ergeben sich dann von selbst.
1. Die cliarakteristisclicii dirnmhiigc der Rinderpest.
Diese Grundz�ge liegen in dem bisher betrachteten nosolo-gischen Theile, ausserdem aber auch mit in dem folgenden �tiologischen Abschnitte, den ich deshalb in einigen Punkten an-tieipiren muss, um in gedr�ngter K�rze das Wesentlichste �bersichtlich zusammenzufassen.
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a.nbsp; nbsp;Die wesentlichsten Symptome: Fieber mit asthenischem Character von von�ierein oder doch vom zweiten Tage ab, mit mehr oder weniger Atonie, oft mit Apathie; Erkrankung aller sichtbaren Schleimh�ute, namentlich: diffuse Rothung der Binde�haut, Bew�sserung der Augen meist bis zum Thr�nenfluss, Rothung der Maul- und R�chenh�hle mit vermehrter Speichelabsonderung, Tr�bung. Verdickung, Erweichung und stellenweise L�sung des Epithels besonders der Unterlippe und des Zahnfleisches; W�ssern, sp�ter Rotzen aus der Nase, diffuse Rothung mit eben erw�hnter Epithelerkrahkung in der Schaam; Durchfall nach vorhergegan�gener Retention und mehr oder weniger beschleunigtes, sp�ter oft angestrengtes Athmen, oft auch Hautausschlag, namentlich am Grunde der Zitzen.
b.nbsp; nbsp;Verlauf der Krankheit. Unter diesen Symptomen verl�uft die Krankheit acut und meist t�dtlich; sie erreicht in f�nf bis sieben Tagen ihre H�he und t�dtet gew�hnlich am f�nften bis neunten Tage: die Genesung erfolgt langsamer, als die Ent-#9632;wickelung.
c.nbsp; nbsp;Obduction. Das Blut dunkel und nicht geronnen; neben den erw�hnten sichtbaren Schleimh�uten constante Erkrankung der Schleimhaut der Luft- und Verdauungswege; in den Luftwegen mehr oder weniger starke Rothung. namentlich in dem obern Luftr�hrentheile. am Kehlkopfe und in der Nasen- und Rachen�h�hle; in den ersten beiden Organen ist die Rothung gew�hnlich mit mehr oder weniger Extravasationen in Form von Enchymosa verbunden; auf der erkrankten Schleimhaut der Luftr�hre, selbst der Rachenh�hle oft ein k�siger Beschlag, und in den Lungen ein verschiedengradiges interlobul�res Emphysem: in den Ver�dauungswegen sind namentlich und constant der vierte Magen, der D�nndarm und das Ende des Mastdarms krank; hier an�fangs mein- oder weniger intensiv diffuse, im Mastd�rme strei�fige Rothung, sp�ter eine gewisse Grauf�rbung, das Epithel abgestossen, z�hsehleimige. selbst eiterig-schleimige, r�thlich oder graulich gef�rbte Gontenta, und Erkrankung der solit�ren und Peyer'schen Dr�sen in der Art, dass erstere als Kn�tchen resp. Abscesse bis Erbsengr�sse zerstreut in der Schleimhaut liegen oder an ihrer Stelle nur entsprechende glattwaudige Gr�bchen sichtbar sind, dass letztere aber geschwellte ger�thete resp. aschgrau gef�rbte Plaques darstellen, in denen die ge�schlossenen oder aufgeplatzten, mit eiteriger Masse gef�llten
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oder leeren Follikeln liegen, die nicht selten mit einer k�sigen Platte bedeckt sind und so das Bild der einen oder der anderen der ersten drei Abbildungen darstellen.
d. Die Ansteckungsfahigkeit und der dadurch bedingte Gang der weitern Erkrankungen und Verbreitung. Ich muss, wie schon erw�hnt, der Aetiolugie vorgreifen und liier schon her�vorheben , dass die Rinderpest bei uns nicht anders, als durch Ansteckung entsteht und uns inittel- oder unmittelbar durch russi�sches Steppenvieh zugef�hrt wird.
Das Cbntagium- ist fl�chtig, hat eine Incubationszeit von f�nf bis sieben Tagen, nur ausnahmsweise einmal um einen Tag-k�rzer oder einige Tage l�nger, und wird hierdurch um so ge�wichtiger f�r die Diagnose, als sich die weitern Erkrankungen anf�nglich in Zeitr�umen wiederholen, die der Incubationszeit entsprechen; solche regelm�ssigen Zwischenzeiten verschwinden jedoch, sobald der Ansteckungsstoil' in den erkrankten Thiereu oder auch an tpdten Gegenst�nden dauernd gegeben ist und so in dem Stalle etc. aid' vorhandenes Vieh nachhaltiger einge�wirkt hat. Deshalb kommen nach dem ersten Ausbruche in der Kegel die n�chsten Erkrankungen erst nach f�nf bis neun Tagen; hierauf kann noch einmal ein solcher Zeitraum verstreichen, wenn die Erkrankten nicht l�ngere Zeit unter der Heerde ver�bliehen sind; binnen vierzehn Tagen bis drei Wochen pflegt aber die ganze Heerde eines Stalles erkrankt zu sein, w�hrend der Seuchengang unter einer Heerde auf der Weide oder �berhaupt im Freien viel langsamer ist, und die doppelte Zeit verstreichen kann, ehe alle Individuen der Heerde erkrankt sind.
2. Kraukhcitcu, ilic iu einem gewisseu Stadio mclir oder weuiger Aehnlielikeit mil der Rinderpest haben.
Die Aphthenseuche, Maulseuche.
Die Erkrankung der Maulschleimhaut, die vermehrte Speichel-und Schleimabsonderung, das gest�rte Fressen und Schlucken und die schnelle Verbreitung durch Ansteckung, dies alles hat schon mehrfach Veranlassung zur Verwechslung gegeben. Derartige [rrth�mer lassen jedoch immer eine oberfl�chliche Untersuchung voraussetzen; bei n�here]' Untersuchung verschwindet die Aehn-lichkeit; es giebt namentlich zwei diagnostische Momente, die sofort den unterschied feststellen lassen:
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1) Der Kranklieitsprocess im Maule, die AphtlieiibikUmg, die constant und wesentlich ist, bei der Rinderpest aber nie vor�kommt.
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Ravitscli will am Salmysche br-i dor Maulseucho v�llig iihnlicho Knoten und Platten auf dem Zalmtleischc gesehen haben, wie bei der Rinderpest, und deshalb nicht zugeben, dass dies etwas Charakteristisches der Rinderpest sei. In letzterer Beziehung stiramn ich bedingungsweise bei, bei der Aphthenseuche aber sali ich derartige Erkrankung der Maulscldeinduiut nie; will man nicht etwa eine Verschiedenheit der Aphthenseuche in Deutschland und am Salmyschc annehmen, so muss ein Beobachtungsfehler vorliegen.
Das mehr oder weniger begrenzte blasenformige Ablieben des Epithels an den Lippen, dem Zahniieischc und der Zungenspitze kommt bei der Rinderpest nickt vor: wenn die Bl�seken und Blasen aber zersprengt sind, so tritt allerdings die rothe Leder�haut als exeoriirte Stelle gerade so hervor, als bei der Rinderpest, aber die Excoriationen bei der Apkthenseucke kommen immer nur in der untern Partie der Maulh�hle vor, quot;sie haben ibreu Liebliugssitz an der Schleimhaut der Lippen, des Zahnfleisches und vor allem an der Zungenspitze, nehmen gern die untere H�lfte bis zwei Drittel der obern Zungenfl�che (Zungenr�cken) ein, also gerade die, Theile der Zunge, die bei der Rinderpest ver�schont bleiben, verschonen aber die obere Partie der Maul- und der Rachenh�kle ganz. Theile, die bei der Rinderpest gerade den constantesten Lieblingssitz mit bilden. Die bei der Rinderpest so eigenth�mliche Erkrankung des Epithels sieht man bei der Aph�thenseuche nicht.
2) Der gleichzeitige Kranklieitsprocess au den Klauen, die Klauenseuche begleitet stets die Maulseuche, sei es auch, nur in den geringsten Graden, wo man nur etwas vermehrte W�rme und einen steifen, schmerzhaften Gang wahrnimmt. Bei K�hen kommen sehr oft noch Euteraphtheu, Pd�schen an den Strichen dazu.
Sollten diese unterschiede augenblicklich nicht gen�gen, was sich wohl antauglich bei der Aphthenseuche und speciellbei dem Steppenvieh ereignen kann, die wir immer mit Argusaugen be�trachten m�ssen, so wird der weitere Verlauf sehr bald entschei�den: die Aphthenseuche verbreitet sich viel rascher innerhalb einiger Tage �ber eine grosse Heerde, erreicht in den Individuen schon in zwei bis drei Tagen die H�he, heilt last ebenso schnell ab und ist ohne besondere Complicationen nicht todtlich.
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Die Lungeiiseuclie.
Bei dieser Krankheit tritt nur auf der H�he des zweiten, fieberhaften Stadii eine gewisse Aehnlichkeit mit der ausgebil�deten Rinderpest hervor, namentlich bei vorherrschenden pneumo nischen Symptomen. In dem [Jmstande, dass beiderseits nur die h�hern Grade eine Aehnlichkeit bieten, liegen zugleich die unter�scheidenden Momente. Husten und Athemheselnverde bilden bei der Lungenseuche das Gentrum der ganzen Krankheit, bei der Rinderpest aber nur einem Thejl und meist nicht einmal den wesentlichen Theil des Krankheitsbildes; je mehr diese Atheni-beschwerde ausgebildet ist bei der Einderpest, wie namentlich bei Lungenemphysem, desto mehr treten nebenbei auch die �brigen wesentlichen Symptome der Pest, namentlich die Erkrankung der sichtbaren Schleimh�ute und Durchfall, unterscheidend in den Vordergrund. Die Athembesehwerde ist �brigens bei der Kinder�pest anders ausgepr�gt, als bei der Lungenseuche. Als ich in Holland eine Anzahl pestkranker Ochsen mit tief gesenktem Kopfe unter der gr�ssten Athembesehwerde laut st�hnend auf einem Ue-li�l'te antraf, wurde ich lebhaft an die Lungenseuche erinnert; immer fiel mir aber schon von der Ferne die Haltung des Kopfes auf; bei der Lungenseuche wird der Hals bei Athem�besehwerde gestreckt gehalten und die Nase vorweggestreckt, w�hrend diese Ochsen mit der K�se fast die Erde ber�hrten.
Haupts�cbtlieh aber erlangen wir durch physikalische Explo�ration der Brusth�hle, namentlich durch Auscultation bei der Lungenseuche mehr oder weniger sichern Aufschluss; bei der Lungenseuche besteht immer eine umfangreiche Unwegsumkeit, die sich durch Mangel an jedem Brustger�usch oder durch Bron�chienger�usch und ged�mpften resp. leeren Percussionston zu er�kennen giebt, w�hrend bei der Rinderpest entweder normales, aber verst�rktes Bl�schenger�usch (bei der Inspiration) und emphyse-matisches Rasseln (bei der Expiration) vernommen wird. Diese physikalischen Ermittelungen sind insofern zuweilen untergeordnet, als Gomplicationen der Binderpest mit Lungenseuche vorkommen. Die Obduction wird schliesslich jeden etwaigen Zweifel heben durch die bekannte marmorirte Hepatisation bei der Lungenseuche und durch die pathologischen Zust�nde in den Verdauungsorganen bei der Einderpest.
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Die Wutlikranklieit.
Es d�rfte fast sonderbar erscheinen, diese Krankheit hier unter den �hnlichen Krankheitshildern mit aufzuf�hren, Die Aeluilielikeit bezieht sieh hier auf die nerv�se Form, wie ich.sie in Ungarn zn Nickolsdorf gesehen habe. Die grosse Apathie, der wankende Gang, die Hinf�lligkeit erinnerten mich ebenso lebhaft an die stille Form der Wuthkrankheit, als ein Fall mit furibnndeu Symptomen mit der rasenden Form augenblicklich die gr�sste Aelmliehkeit hatte. Beide Formen kommen beim Rindvieh ganz gew�hnlieh vor. Hierzu kam noch die ausnahmsweise Erschei�nung der .Rinderpest, das Fehlen des Durchfalls: kurz die Symp�tome berechtigten Niemanden, die Rinderpest zu diagnosticiren, wohl aber die Wuthkrankheit mit einiger Wahrscheinlichkeit. Mein dringendster Verdacht auf Wuthkrankheit wurde erst durch den Obdnctionsbefund beseitigt, den ich damals nur einseitig w�rdigen konnte, weil es meine erste Obduction pest�kranker Rinder war. Nachdem ich die intensive diffuse R�thung im vierten Magen und D�nndarm, die Schwellung der Peyer'schen Plaques gesehen und bei allen constant gefunden hatte, da erst liess ich meinen Verdacht auf Wuthkrankheit lallen.
Die entscheidenden Momente sind also die Erkrankungen der sichtbaren Schleimh�ute, die bei der Wuthkrankheit stets g�nzlich fehlen: und in den F�llen, wo diese anf�nglich ausnahmsweise fehlen sollten, w�rde bei der nerv�sen Form der Rinderpest die Obduction entscheiden, die uns bei der Tollwuth nichts zeigt, was mit der constanten Erkrankung des vierten Magens und D�nn�darms einige Aelmliehkeit h�tte.
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Das sogenannte b�sartige Catarrhallieher, die Kopfkrankheit.
Die Aelmliehkeit ist in manchen F�llen sein; gross und nach�haltig, nicht blos bei der ersten Besichtigung: sie ist hier in der schweren fieberhatten Erkrankung, in der starken Erkrankung der Schleimh�ute des Kopfes, in dem Thr�nen und Nasenausfluss, zu�weilen seihst mit Speicheln verbunden, in pneumonischen Zuf�llen, in der anf�nglichen Retention des Mistes und dem sp�tem Durch�falle gegeben. Am ersten, auch wohl am zweiten Tage ist es oft nicht m�glich, einen Unterschied sieher zu erheben, der sich sp�ter jedoch immer mehr herausstellt. Das erste wichtigste und zu�gleich das praktischste Kennzeichen ist die Tr�bung der Cornea,
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die ich bei der Rinderpest niemals gesellen und auch von keinem Schriftsteller erw�hnt gefunden habe, die dagegen hei der Kopf�krankheit eine stellende Erscheinung ist; es giebt F�lle, wo die Erkrankung der Augen weniger heftig auftritt und nicht in einigen Tagen schon zur Blindheit f�hrt, wie ich es �fter gesellen habe, aber ich habe auch noch keinen Fall beobachtet, WO nicht wenigstens die Cornea etwas getr�bt worden w�re. Ausserdem sind die unterscheidenden Momente: Athembeschwerde, die gleich von vorn herein in den Vordergrund zu treten pflegt und durch heftige Erkrankung der Kopfscbleinihaut von der Nasenspitze bis in die Luftr�hre bedingt ist, die deshalb auch mit mehr oder weniger lauten Zischger�uschen (Nasenlauten) verbunden ist; die grosae Hitze des Kopfes, die intensive R�thung der Xasenschleimhaut vom Anfange ab und der copi�se Nasenausduss, der mehr oder weniger Blut�spuren zeigt. Man kann mit kurzen Worten sagen, dass die heftige Erkrankung des Kopfes schon in den ersten Tagen wesent�lich unterscheidend ist. Der Verlauf ist ebenso acut, oft noch aeuter, und ebenso m�rderisch, als bei der Rinderpest. Die Ob-duetion liefert noch weitere sichere Aufschl�sse. Die Schleimhaut der Nasenh�hle ist sehr intensiv erkrankt, die Nebenh�hlen � Stirn- und Kieferh�hlen � sind immer mehr oder weniger mit erkrankt, wie es bei der Rinderpest nicht der Fall ist; dabei giebt es auf der kranken Schleimhaut gelbe gelatin�se und plastische Exsudate � wirkliche Croupmasse � 'selbst bis in die Luftr�hre, die wesentlich verschieden sind von den k�sigen Platten bei der Rinderpest. In zweifelhaften F�llen w�rde hier das Mikroskop zu H�lfe genommen werden m�ssen. Der vierte Masen und der D�nndarm zeigen nichts Aehnliches von den stehenden anatomischen Ver�nderungen der Rinderpest; die Schleimhaut im Yerdauungs-kanale ist bisweilen gar nicht auff�llig, niemals aber der Rinderpest �hnlich erkrankt.
Die Magenseuche, Ruhr, Magen-Ruhrseuche, Dyssenteria.
Hier sind wir nun bei derjenigen Krankheit angekommen, bei der nicht blos die Diagnose in den einzelnen concreten F�llen sehr schwer und oft gar nicht direct festzustellen ist, bei der sogar die Wissenschaft noch nicht einmal vollst�ndig gesichtet hat.
Die Ruhrseuche etc. wurde zuerst von Waldinger*) von
*) Abhandlungen �ber die Krankheiten des Kindviehs.
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der Rinderpest unterschieden. W. beobachtete sie h�ufig im Sommer in niedrigen Gegenden Ungarns; der mildere Verlauf und das Nichteintreten solcher Verbreitung durch Ansteckung, wie sie bei der Binderpest Hegel ist, scheinen W. zu dieser Trennung bestimmt zu haben. Lorinser*) verwirft diese Trennung, er identificirt diese Krankheit bei dem Steppenvieh mit Rinderpest, erkennt nur eine quantitative Verschiedenheit an und erkl�rt sie f�r eine milde Rinderpestform. Spinola ist Lorinser's Ansicht und vertritt sie noch in seiner Pathologie. Der gegenw�rtige generelle Standpunkt ist nun der. dass man eine Ruhr beim Binde als selbstst�ndige Krankheit anerkennt, dass man aber �ber die Magenseuche beim Steppenvieh noch dubi�s ist. Einige halten sie noch f�r wirkliche Kinderpest � ich gestehe, dass auch ich die Magenseuche nach den Beschreibungen f�r Rinderpest gehalten habe �. Andere trennen sie von der Binderpest, es geht ihnen aber wie dem Bojanus, sie wagen nicht recht, an die wissenschaft�liche Trennung von der Rinderpest die Consequeiizen f�r die Praxis zu kn�pfen, sie behandeln die Magenseuche polizeilich, wie die Rinderpest; das haben wir erst k�rzlieh in Tyrol wieder erlebt, wo man die Ruhrseuche feststellte und Massregeln gegen die Rinderpest anordnete**).
Es d�rfte kaum zu bezweifeln sein, dass unter dem Namen �Ruhrseuchequot;, �Magenseuchequot; etc. noch verschiedene Krankheiten zusammengefasst werden, die sowohl dem Sitze, wie der Ursache nach verschieden sind: einige Male sah ich Formen, die ich als eine Complication der b�sartigen Kopfkrankheit ansehen musste; ich bin aber jetzt keinen Augenblick mehr dar�ber im Zweifel, dass diese Krankheiten alle grosse Aehnlichkeit mit der Rinderpest haben, dass auch solche vorkommen, die nach den Symptomen und einem oberfl�chlichen Obductionsbefunde nicht direct von der Rinderpest zu unterscheiden, dennoch aber nicht mit derselben identisch sind. Krankheiten, die mit der wirklichen Ruhr, wie sie auch bei andern Thicren vorkommt, nur den leicht blutig werdenden Durchfall gemein h�ben, bei welchen aber M�gen und D�nndarm haupts�chlich und weniger die Dick�d�rme, wie es sonst bei der gew�hnlichen Ruhr stehend ist, leiden: deshalb hat die deutsche Bezeichnung ..Magen-Ruhrseuche''
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*) Untersuchungen �ber Binderpest 1831. S. 105. **) Adam, Wochenschrift 1865, ]S'r. 14.
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den Vorzug, class sie zugleich das Eigeuth�mliche der Kiaukheit von gew�hnlicher Ruhr ausdr�ckt
Nach dieser allgemeinen Bemerkung will ich ein gedr�ngtes allgemeines Bild von der Magenruhrseuche gehen.
Symptome, a. Constante. Die Erkrankung der Magen-und Darmschleimhaut ist hier immer das Prim�re; die Krankheit heht mit den auff�lligsten gastrischen Zuf�llen an; deshalb immer sofort auff�llige Unterdr�ckung der Fresslust und des Wieder�kauens, lebhafte Th�tigkeit im Hinterleibe, und bald Durchfall, der uirht selten das erste auf't�ilige Symptom bildet und immer gleich sehr profus auftritt (w�sserige Dejectionen werden mehr spritzend abgesetzt), der bald stinkend und blutig wird; die Patienten zeigen mehr oder weniger Leibschmerzen durch Liegen, Wiegen, St�hnen und Umsehen nach dem Bauche; Fieberzuf�lle, schneller Wechsel zwischen K�lte und Hitze, an den extremen K�rpertheilen, mehr oder weniger frequeuter, immer kleiner, elender Puls, Zittern, grosse Hinf�lligkeit und Apathie.
1). Nicht constante: W�ssern der Augen, selbst bis zum Thr�nenfluss. R�the der Bindehaut, w�ssriger, sp�ter schleimiger Nasenausfluss, mehr oder weniger beschleunigtes Atlnnen. Er�krankung der Maulschleimhaut, namentlich vermehrte Speichel�absonderung, Tr�bung, Verdickung und Lockerung des Epithels mit mehr oder weniger durchscheinender R�the an der Schleimhaut der Lippen und des Zahnfleisches; der Rand des letzteren ist namentlich mehr ger�thet und stellenweis selbst mit kleinen Excoriationen versehen; Tenesmus und Abgang von Schleimhaut-fetzen mit den blutigen Durchfallsmassen.
Verlauf verschieden, zuweilen sehr acut, m�rderisch, wie bei der Rinderpest, der Tod tritt dann gew�hnlich vom 3. bis zum 7. Tage ein; in andern F�llen ist der gajoze Verlauf langsamer und leichte]', er erstreckt sich dann auf 14 Tage bis 3 Wochen und fahrt meist zur Genesung.
Section. Constant fand ich Entz�ndung der Darm�schleimhaut mit Erweidumg, jedoch nach Intensit�t, Sitz und Ausbreitung sehr verschieden. In den ersten M�gen war das Epithel gelockert, oft an dem Futter hangend, die Schleimhaut aber nur selten stellenweis etwas ger�thet; Schleimhaut im vierten Magen meist aufgelockert, w�ssrig durchfeuchtet, zuweilen ger�thet
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und dann immer erweicht. Der D�nndarm immer mehr oder weniger erkrankt, bald jedoch mehr die. erste Partie nehen gleich�zeitiger Erkrankung des vierten Magens � die Magen- und Ruhr�seuche�. bald mehr die letzte; in andern Fallen war der Dick�darm vorherrschend leidend, was in der Literatur irrth�mlicher Weise als charakteristisch bezeichnet wird. Die Erkrankung be�steht in mehr oder weniger intensiver R�thung, Schwellung und Erweichung; nach l�ngerer Krankheitsdauer findet man die er�weichte Schleimhaut mehr grau als roth; die U�thung ist bei intensiver Erkrankung eine diffuse Entz�ndungsr�the, oder sie tritt mehr in grossen und kleinen Flecken .auf. so class die Schleim�haut � im Dickdarm namentlich � gesprenkelt erscheint, jedes rothe Fleckchen zeigt capill�re Hyper�mie und Extravasation. Die Erweichung .ist in den entz�ndeten Theilen oft sehr betr�chtlich, so dass die Oherfl�che zerfetzt, unter Wasser zottig wie Pl�sch erscheint, durch einen leichten Wasserstrahl aufgerissen und fort�gesp�lt wird und ebenso auch mit dem Finger leicht wie eine dicke ScHeimmasse zusammengeschoben werden kann. Diese entz�ndliche Erweichung glaube ich als die wesentliche patho�logische Ver�nderung hervorheben zu m�ssen. Die Follikelu und Peyer'schen Dr�senhaufen sind nicht geschwellt oder sonstwie be�sonders erkrankt, sie waren bei meinen Beobachtungen wenigstens in der aufgelockerten, matschigen Schleimhaut kaum zu bemerken. Das Blut meist dunkel und wenig geronnen; die Leber mehr oder weniger m�rbe, zuweilen erweicht.
Ursache. Die alten Beobachtungen stimmen darin �berein, dass Strapazen auf dem 'Fransporte, widrige Witterungseinfl�sse, Anstrengungen, Entbehrungen und Erk�ltungen, kurz die M�h�seligkeit und Unbill, die ein weiter Transport mit sich bringt, die Ursachen sind. In niedrigen Gegenden Ungarns sah sie W aldinger bei Zugochsen im Sommer h�ufig. Meine Beobachtungen gehen auch haupts�chlich auf Erk�ltung hinaus; ich beobachtete die Krankheit namentlich im Fr�hjahr bei grosser N�sse, vor�herrschenden Nordostwinden und immer bei den Individuen an einer Th�r. �berhaupt an Stellen, wo ein stehender Luftzug ge�geben war. Die Erk�ltungen glaube ich um so mehr beschuldigen zu m�ssen, als ich neben der Magenruhr-Seuche auch Erkrankungen an dem b�sartigen Catarrhallieber und selbst Coiuplicationen beider Krankheiten beobachtet habe. Nichtsdestoweniger will ich eine specifische Sch�dlichkeit, ein Ruhrgift unter Umst�nden zugeben,
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besonders in heissen Sommern and in niedrigen, sumpfigen tiegenden.
Im Allgemeineu wird die Uulirseiiche auch f�r ansteckend gelullten; ich habe Impf versuche mit erweichter Darmschleimhaut ohne Erfolg gemacht; ausserdem habe ich aus den Erkrankungen unter kleineren und gr�ssereu Heerden niemals auf eine Ansteckung schliessen k�nnen; ich sah wohl mehrere Erkrankungen in einem Stalle, niemals aber standen die verschiedeneu Erkrankungsf�lle in solcher Beziehung, dass man auf eine Abh�ngigkeit von einander h�tte schliessen k�nnen ; die Erkrankungen erfolgten theils rasch in einigen Tagen, theils wieder nach Zwischenzeiten von einigen und mehreren Wochen aufeinander; nicht solche erkrankten be�sonders, auf die eine �ebertragung stattgefunden haben konnte. Ein wirkliches Ansteckungsverm�gen glaube ich deshalb nicht zu�geben zu k�nnen, wohl aber mag eine Ansteckung durch Zer�setzung der Dejcctionen stattfinden k�nnen, wenn dieselben nament�lich zur Einwirkung auf die Verdauungswege kommen. Ent�sprechende Versuche fehlen noch.
In neuester Zeit wurde die Ruhrseuche einmal in Tyrol und
In Karrostcn (Tyrol) erkrankten 1805 Mitte Januar in eiuem Stalle unter f�nf Rindern drei, davon starben zwei bis zum 20. Januar, das dritte genas. Am 20. Februar erkrankten in demselben Orte aber in eiiioin andern Stalle die darin befindlichen vier K�he, die alle innerhalb zw�lf Tagen verendeten. Am 14. M�rz erkrankte in einem dritten Stalle unter drei Rindern ein Kalb. In allen drei St�llen hatten sich auch Schafe befunden, von denen aber keins erkrankt ist.
In Varlosen (im Ilannover'schen) erkrankten 1867 vom 25. Februar bis 19. M�rz sechs Kinder in drei St�llen; das erste, das einzige im Stalle, am 25., das zweite am 28. Februar, das dritte am 3., das vierte am 7., das f�nfte am 14., das sechste am 19. M�rz. Nr. 2. und (i standen neben einander an- der Th�r neben drei andern, 3, 4 und 5 standen wieder in einem Stalle neben vier andern Kindern. Alle starben vom dritten bis achten Tage. In den ersten Tagen des April ein siebenter Erkrankungs- und Todesfall, aber an b�sartiger Eopfkrankheit in dem Stalle, in welchem Nr. 2 und � an Magenruhrseuche erkrankt sind.
Beverbeck (im Hannoverschen). Im Monat M�rz 1807 erkrankten in einem Stalle unter 17 Kindern vier St�ck unter den Erscheinungen der Ruhr, an der sie in f�nf bis acht Tagen zu Grunde gingen. Die mir von den ersten Patienten �bersandten Cadavertheile nebst Beschreibung erweckten solch dringenden Verdacht, dass ich mich veranlasst sah, per Telegraph vorl�ufig Absperrung anzuordnen.
Die hohe Wichtigkeit einer strengen Diagnose, und zugleich die Schwierigkeit
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sofort zu entscheiden, ob Binderpest oder nicht, lernt man erst begreifen, wenn bei solchen Unlirf�lleii die Rinderpest in gewisser Aussicht steht, wenn sie in der Nachbarschaft ist. In Friedenszeiten hinsichtlich der Binderpest kommt man �ber einen gewissen Verdacht bald hinweg.
Die �tiologischen Verh�ltnisse in VarLosen und Beverbeck waren gleich; in beiden Orten war bei nasser Witterung der �oden grundlos geworden; mit Wasserstiefeln nur konnte man von einem Geh�fte zum andern kommen; Mistpf�tzen an der Stallthfir, die St�lle selbst niedrig, eng. bei sorgfaltigem Verschluss sehr wann und darum gerade so gef�hrlich. Zur Zeit der Er�krankungen nasse Witterung, kalte, rauhe Nord-Nordost- und Ostwinde. Die Erkrankten standen an der Th�r, an �hzugskan�len oder sonst wie im Luft�z�ge des Stalles.
Die untersclieideiiden Momente an der Pest sind folgende:
1)nbsp; nbsp;unter den Symptomen tritt der sehr fr�hzeitige, profuse, stinkende and bald blutig werdende Durehiall auff�llig hervor, wie ich ihn bei der Rinderpest nie gesehen b�he; bei letzterer kommt der Durchfall nur ausnahmsweise vor dem dritten Tage, wenig riechend, und namentlich niemals wirklieh blutig oder gar Schleimhauttheiie mit sielt f�hrend, vor. Der fr�hzeitige und bald blutige Durehiall bleibt ein wichtiges diagnostisches Zeichen f�r Ruhren und gegen Rinderpest.
2)nbsp; nbsp;Die Sehleimhaut der Maul- und liaehenh�hle leidet entweder gar nicht mit oder es zeigt sich nur an den Lippen und dem Zahnfleische eine gewisse Aehnlichkeit in der Erkrankung des Epithels, wie bereits oben beschrieben. Aber auch in dem aufge�lockerten, erweichten und zum Theil gel�sten Epithel war mikros�kopisch nicht jener hochgradige Verfettungsprocess zu erkennen, wie bei der Rinderpest. Doch betrachten wir dies als nebens�chlich; besonders wichtig ist dagegen die Nichterkraukung der Schleimhaut der Rachenh�hle.
3)nbsp; Die Erkrankung der Schleimhaut der Verdauungswege in ihrem ganzen Gewebe bis auf die Muskelhaut, der entschiedene entz�ndliche Erweichungsprocess in der erkrankten Schleim�haut ist wohl als das Pathognomonische der Ruhr aufzu�fassen, wovon bei der Rinderpest nie etwas �ehnliches vorhanden ist, w�hrend umgekehrt bei den Ruhren wieder von der speeifischen Erkrankung der Oberfl�che der Schleimhaut und dein eigenth�m-lichen Proliferations- und Verfettungsprocess in den adenoiden Gebil�den � wie es bei der Rinderpest constant � nichts zu sehen ist.
4)nbsp; Die �tiologischen Verh�ltnisse und der Gang der Erkrankung. Meist sind directe Sch�dlichkeiten (Erkaltungen, grosse Kitze,
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N�Sse-Anstrengungen etc.), niemals aber Ansteckungen als Ursachen, nachzuweisen. Die Erkrankungen folgen sich regellos; es k�nnen mehrere zugleich erkranken, es vergehen dann wieder Wochen, ehe neue Erkrankungen kommen, und sehr selten sieht man ein durchgehendes Erkranken in einer Heerde: wo ein grossei- Theil in einem Stalle verschont bleibt, da sieht man offenbar, dass von einem Pestcontagium keine Rede sein kann; wo nur wenige H�upter vorhanden sind und in kurzer Zeit erkranken, da fallt allerdings dieses diagnostische Moment ans. und in solchen F�llen kann bei weniger ausgepr�gtem Befunde die Ruhr einstweilen als der Rinder�pest verd�chtig angesehen werden.
Soweit nun die wissenschaftliche Grundlage zur Feststellung der Rinderpest; schliesslich m�ssen wir aber doch zugestehen, dass die Wissenschaft uns nicht in den Stand setzt, die Rinderpest unter allen Umst�nden und augenblicklich bei der ersten Erkrankung und ersten Untersuchung festzustellen, dass die Diagnose noch ihre grossen L�cken hat und niemals die erw�nschte Vollkommenheit erreichen kann, weil es einmal einen Abortiv - Verlauf giebt, bei welchem eben keine gen�genden Merkmale vorhanden sind, und Weil zweitens bei der vollst�ndig entwickelten Rinderpest die charakteristischen Momente nicht zu jeder Zeit beisammen sind, sondern sich erst im weitern Verlaufe ergeben. Demnach ist es bei dem Ausbruche der Rinderpest oft nothw-endig, die obwaltenden Verh�ltnisse in �tiologischer Be�ziehung zu pr�fen, den Verlauf zu beobachten und weitere Er�krankungen abzuwarten.
Der Sachverst�ndige kann in eine sehr schwierige Lage kommen, die Gefahr dr�ngt zur schleunigen Feststellung, die Wissenschaft l�sst ihn aber noch im Stich. Hier erfordert die Lage grosse Umsicht, praktischen Takt und eine schnelle Auffassung der ob�waltenden Verh�ltnisse; und in allen F�llen, wo aus den objeetiven Erscheinungen wie auch aus den Nebenumst�nden sich noch irgend eine M�glichkeit oder Wahrscheinlichkeit des Vorhandenseins der Rinderpest herausstellt, da muss man �Verdachtquot; haben. Im Allgemeinen d�rften folgende Regeln gelten:
1) Bei fremdem grauen Steppenvieh ist Verdacht gerechtfertigt in allen F�llen, wo nur entfernt �hn-
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liehe Erscheinungen da sind, und bei den aus Russ-lanrt kommenden Steppenviehheerden muss jede leichte Erkrankung, seihst schon die verminderte Fress�lust, oder ein tr�bes, w�sserndes Auge, ein ein�facher leichter Durchfall, ja seihst eine Erm�dung, ein steifer lahm er Gang als verdiiclitig; angesehen werden.
2)nbsp; nbsp;lici jedem Hornvieh, seihst hei Schafen aus L�ndern, in denen die Pest herrscht, und ebenso auch innerhalb der verseuchten L�nder seihst, wie auch in den angrenzenden Laudestheilen, so weit deren enger volkswirthschaftlicher Verkehr geht, muss unter denselben Verh�ltnissen schon Verdacht obwalten, wie bei dem aus Russland kommenden Steppenvieh.
3)nbsp; nbsp;In allen Erkrankungsf�llen und unter allen Umst�nden, wo die Symptome denen der Rinderpest sehr �hnlich sind und mau augenblicklich keinen sichern wissenschaftlichen Gegenbeweis auffinden kann, da muss wieder Yerdacht eintreten, weil wir heutzutage zu keiner Zeit und nirgends mehr vor dem Besuche der Rinderpest gesichert sein k�nnen. Die Neheu-Umst�nde k�nnen in solchem Falle den Yerdacht abschw�chen oder auch verst�rken, ent�scheiden k�nnen sie mindestens nicht gegen den wissenschaftlichen Yerdacht.
Eeherall nun. wo nach diesen Principien mehr oder weniger Verdacht obwalten muss, da gebietet es die kluge Vorsicht und die Pflicht, alle die Massregeln eintreten zu lassen, die f�r den Fall der Rinderpest jede Verbreitung inzwischen verh�ten. Oft gebietet es die Klugheit, den Yerdacht gar nicht zu �ussem; die Sicherheitsmassregeln werden unter irgend einem Ver�w�nde angeordnet, dies besonders da, wo man bei Mangel an eigenen Erfahrungen sich auf seinen wissenschaftlichen Verdacht nicht recht verlassen kann und die obwaltenden Verh�ltnisse gegen den Verdacht zeugen; unter Umst�nden kann man der betreffenden Beh�rde eine vertrauliche Mittheilung �ber den Verdacht machen, um so in dringenden F�llen auf amtlichem Wege die provisorischen Massregeln mehr zu sichern; immer aber ist zu rathen, solchen Verdacht nicht �ffentlich auszusprechen.
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Der Verdacht dauert in allen F�llen so lange, his durch den Kranldieitsverlauf, durch weitere Beohachtangea und (raquo;liductionen die Diagnose pro resp. contra festgestellt werden kann. Die Zeit und der Scuchengang in der Zeit ist im �usseraten Falle immer entscheidend.
Capilel 6.
P a t h o ^ e n e s e.
Kurze geschichtliche UebersicM der Ansicliten.
Mitten in die uralten Anschauungen hinein, wie sie selbst in der letzten H�lfte des vorigen Jahrhunderts noch herrschten, f�hrt uns eine kleine Brosch�re.*) Hier heisst es an verschiedenen Stellen: �Die materielle Ursache ist so scharf und fressend, wie Scheidewasser. Sie frisst die Schleimhaut im Munde, auf der Zunge, im Schl�nde, in den M�gen und Ged�rmen an, und an verschiedenen Orten gar ah. Die Krankheitsmaterie ist ein schwefliges Salz; sie vermehrt sich durch G�hrung im Blute, wie der Sauerteig im Teige, deshalb die Weiterverbreitung durch An�steckung.quot; �Diese Sch�dlichkeiten r�hren vom Mehlthau hur etc.quot; Ausserdem ersieht man aus verschiedenen Bezeichnungen, wof�r man die Pest gehalten hat Die �L�s er d�rrequot; ging aus der Anschauung hervor, dass iu dem Loser der Hauptsitz sei, und Kersting**) sagt noch, dass der erste Keim bei einem noch ganz gesunden Thiere sich nach dem Schlachten im L�ser finde, in welchem sich zwischen einzelnen Bl�ttern Stellen zeigen, wo das Futter trocken sei und a,u den Bl�ttern fest anklebe. Ebenso hat der Hofrath Faust in seiner Noth- und H�lfstafel zur quot;Verh�tung der Rinderpest einzig und allein auf den L�ser R�cksicht ge�nommen. Der Name �Grrossgallequot; deutet darauf hin, dass mau in der grossen Gallenblase etwas Wesentliches gesehen hat. Ramazzini (Dissertatio de contagiosa epidemia que de Patavino
*) Kurze Beschreibtalg von der entdeckten Ursache der ViehseucLe. Rostock 176G.
**) Patriotisclipr �nterricM 1776,
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agro et tota feri Voneta ilitiono in boves irrepsit, Patavii 1711 bis 12) fand das Wesen der Pest in dem Exantheme, er identificirte sie mit den Pocken und nannte sie geradezu Pockenseuche. Die ersten gel�uterten Ansichten liefen auf Darmentz�ndung�Enteritis � und auf Typhus hinaus. Bald nahm man das Eine, bald das Andere, zuweilen auch Beides zugleich an. und mit einigen Modi-ficationen haben diese Ansichten bis zur neuern Zeit ihre Geltung behalten. Hildenbrand*) z�hlte die Rinderpest zuerst zu den Variet�ten des Typhus, eine Ansicht, die sp�ter wiederholt best�tigt wurde und die bis heute ihre Vertreter gefunden hat. Lorinser**) erkl�rt in sein- vorsichtiger Weise die Rinderpest dem ansteckenden Typhus f�r nahe verwandt und f�hrt dies in verschiedenen Be�ziehungen n�her aus. Der Protomedicus in Prag, Nadherny, er�kl�rte die Rinderpest f�r eine dem dysenterischen Typhus des Menschen �hnliche Krankheit und war von der wesentlichenUeber-einstimmung so sehr �berzeugt, dass er darauf die weitere Be�hauptung st�tzte, die Rinderpest entstehe bei uns origin�r, wodurch er bei der Regierung, von seiner einflussreichen Stellung aus. grosse Sensation machte, weil hierdurch eigentlich alle bestehenden Scliutz-massregelu vollkommen �berfl�ssig wurden. Man gab jedoch der Opposition von Seiten Heine und Anderer Geh�r und setzte die Schutzmassregeln nicht bei Seite. � In England, Prankreich, Belgien und Holland ist Rinderpest geradezu mit �Typhus conta-giosus bournquot; �bersetzt worden. � Spinola***) setzt das N�chst�urs�chliche in das Blut: eine krankhafte Beschaffenheit des Blutes sieht er sehr richtig als das Prim�re an, weil es schon zu Anfange der Krankheit ein abweichendes Verhalten vom gesunden Blute der Rinder zeige f), und erkl�rt die Kinderpest
*) lieber den ansteckenden Typhus. Wien 1812.
**) Untersuclnuigen �ber die Einderpest. Berlin 1831.
***) Mittheilungen �ber die Rinderpest. 1846.
t) Unter den Ver�nderungen des Blutes f�hrt er auch ein sehr lang-satnes Gerinnen auf, w�hrend es unter gesunden Verh�ltnissen umgekehrt rasch gerinnen soll, woraus er die gleichm�ssige Gerinnung des Rinderblutes ohne Ausscheidung des Faserstoffs herleitet. Dies ist ein Irrthum; das gesunde Riuderblut gerinnt viel langsamer, als das Blut jeder andern Ilausthiergattung, das Pferdeblut gehraucht kaum die H�lfte der Zeit zur Gerinnung, und das Blut der �brigen i-Iausthiere gerinnt noch viel schneller. Das gleichm�ssige Gerinnen ohne Senkung der Blutk�rper bleibt deshalb eine merkw�rdige Er-
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schliesslich f�r einen waiiren Typhus. Die �rtlichen Krankheits-l^rocesse in def S .'hleimhaut (die Typlmsprocesse) sielit derselbe als Blutstagnation verzugsweise in den ven�sen Gef�ssen an, w�hrend er eine Entz�ndung in Abrede stellt, weil eine Vermehrung des Blutfaserstoffs und namentlich die wahl haft plastische Ausschwitzung fehle. Heyne*) h�lt die Rinderpest f�r ein acutes Exanthem, bei dem sich aus unbekannten Einfl�ssen mehr ein Enanthem entwickele. � M�ller und Bochdalek fanden 1845 dieselbe Schwellung und Verschw�rung der Beyer'sehen Follikeln wie beim Typhus des Menschen. Roll**) fand schon 1850 platten�artige Gerinnungen, namentlich am Pf�rtner und im D�nnclarni, besonders aber auf den Peyer'schen Dr�senhaufen, er verwarf deshalb die Typhustheorie und erkl�rte' die Rinderpest f�r einen croup�s-exsudativen Process, der, je nach Dauer und K�rperconstitution, bald in Gestalt fester faserstoffiger Platten, bald als zerfliessende, das Gewebe zerst�rende Ausschwitzung auftrete, eine Ansicht, zu welcher sich dann auch die �brigen Professoren der Wiener Thier-arzneischule bekannten, und die nach dem makroskopischen Be�funde sehr wohl zu rechtfertigen war, deren Auftauchen ich gerade in Wien unter einem gewissen Einfl�sse der Rokitansky'schen Schule sehr erkl�rlich finde.
Gegen diese Ansicht traten nun zwei russische Professoren auf; zuerst wies Braueil***) durch seine sorgf�ltigen und gr�nd�lichen mikroskopischen Untersuchungen nach, dass die platten-f�rmige Auflagerung, das vermeintliche cronp�se Exsudat nicht aus geronnenem Faserstoff, sondern aus zelligen Elementen und einem k�rnigen Zerfall besteht. Nach dem Gesammtergebnisse seiner mikroskopischen Untersuchungen bezeichnet Braueil die Rinderpest als einen Krankheitsprocess, �welcher auf Desquamation des Epithels der Schleimh�ute der Digestions- und Respirations�organe, auf Zellenwucherung in den Schleim- und Schlauchdr�sen, sowie in den Follikeln und auf der Haut mit nachfolgendem
scheinung des Bmderblats und muss auf ein geringeres speeifisches Gewicht der Blutk�rper oder eine gr�ssere Viscositiit des Pldsma's, wahrscheinlich aber wohl auf beides zugleich zur�ckgef�hrt werden.
*) Vicrteljahrsschrift von M�ller und Roll. Bd. 2. S. 76. **) Prager Vierteljahrsschrift 1851.
***) Neue Untersuchungen, hetreffend die pathologische Anatomie der Rinderpest. 1862.
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v�lligen oder partiellen Zerlall derselben Formolemonte, welche durch Wucherung entstanden, und des Gewebes der genannten Schleimh�ute und der Haut beruht.quot;
Ravitsch*) hat die mikroskopischen Untersuchungen Brauell's
wiederholt, ist aber nur darin zu gleichen Resultaten gelangt, dass die plattenf�rmigen Auflagerungen nicht aus amorphem Exsudat, sondern ans Zellen und dem Detritus derselben bestehen, weshalb er sich der R�ll'schen Exsudattheorie gegen�ber neben Braueil stellt; im Uehrigon bestreitet er die Beschr�nkung des Processes auf die oberfl�chliche Schicht der Schleimhaut; nach ihm greift der Process viel tiefer in das Schleimhautgewebe ein; �berall will er starke Proliferation der Bindegewebsk�rperchen und Infiltration des Schleimhautgewebes mit kleinen runden, 1 � 3 kernigen Zellen gesehen haben, und von dieser Proliferation leitet er auch die kleinen runden Zellen in den plattenf�rmigen Auflagerungen ab; diese Platten sollen eigentlich keine Auflagerungen, sondern aus der Schleimhaut gewissermassen hervorgeschoben sein und ein Continuum mit dieser bilden; w�hrend Braueil die Zellen sehr richtig aus den Dr�sen der Schleimhaut herstammen l�sst. Ravitsch erkl�rt die Rinderpest f�r ein Typhoid und die wesentliche anatomisch-pathologische Erscheinung f�r eine active Ern�hrungs�st�rung des lymphoiden Gewebes der Schleimhaut des Darmkanals, welche (Ern�hrungsst�rung) schnell einen destruetiven Charakter annimmt. Das Anatomo-Pathologische der �brigen Schleimh�ute ist nach Ravitsch etwas ganz Unwesentliches, das er f�r soeund�r und an einem andern Orte geradezu f�r eine Complication aus-giebt.
Bruckm�ller**), der auf Ravitsch Abhandlung erwidert und in der Anbahnung eines Verst�ndnisses den Begriff des croup�sen Exsudats etwas dehnbar macht, erkl�rt sich gegen die Analogie der Rinderpest mit dem Typhus des Menschen, zumal bei Rindern, Pferden und Hunden wirklich Krankheiten vorkommen, die mit dem Typhus des Menschen eine viel gr�ssere Analogie darbieten. Eine sehr richtige Bemerkung, der aber dadurch zu begegnen sein w�rde, dass die Rinderpest ein �contagi�serquot; Typhus genannt wird.
*) Magazin von Gurll and Hertwig. Bd. 30, II. 3. 1864. **) Oesterreichische Vierteljahrsschrift. Bd. 23, li. 1.
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Zwischen den �sterreichischen und russischen Professoren ist
nun Roloff*) als Vermittler aulgetreten. Derselbe bestreitet jede specitische Beschaffenheit der Exsudate, gesteht diesen weder eine wesentliche croup�se noch zellige Natur zu, l�sst beide Arten von Exsudat vorkommen und f�gt noch ein Drittes hinzu, eine �dipb-theritisclie Entartungquot;; alles dies soll neben einander in ver�schiedenen Combinationen vorkommen, je nachdem die Iieizung grosser oder geringer gewesen sei. Die locale Erkrankung der Schleimhaut l�sst er prim�r in Folge der directen Einwirkung der Ursache (des Contagiums) auf die Schleimhaut entstehen, in Folge dessen erst ein allgemeines Leiden eintrete. Ich halte diese Ansicht f�r eine jugendliche �ehereilnng in dem edlen Eifer f�r die Zellen-pathologic; bei eigenem Material unter den F�ssen hatte R. wohl nie zu dieser Ansicht kommen k�nnen.
F�rstenberg**) spricht sich gegen den Typhus aus, er sieht dagegen eine grosse Aelmiiehkeit mit Diphtheritis, die in der Rachenh�hle, dem Kehlkopfe und der Luftr�hre auftritt, w�hrend im Magen und �armkanale solche pathologische Ver�nderungen auftreten, wie man stets bei der Cholera begegnet. Rueff***) spricht sich f�r Diphtheritis aus-
Dr. Murchisonf) kann die Rinderpest mit Abdominaltyphus, Kriegstyphus, Influenza, Ruhr, Erysipelas oder Scharlach des Menschen nicht vergleichen, findet aber die gr�sste Aehnlicbkeit mit den Menschenpocken. Auf diese Ansicht hin wurden Impf�versuche mit Pocken als Schutzmittel angestellt, aber ohne Frfolg. In Folge dessen hat man denn auch diese Aehnlicbkeit fallen lassen, die schon vor mehr als 150 Jahren Ramazzini venmlasst hatte, die Rinderpest Pockenseuche zu nennen.
Mit dieser bunten Musterkarte schhesst nun die Geschichte gegenw�rtig ab; der Schluss befriedigt nicht, er f�hrt uns Diffe�renzen und Widerspr�che gerade in den wesentlichsten wissen�schaftlichen Punkten vor die Augen. Ich kehre zu meinem Stand�punkte in der Rinderpest zur�ck und will versuchen, wie weit es
*) Magazin. Bd. 31, S. 488. **) KeiseberieJit. Separatabdmck aus den Annalen tier Lamhvirth-schaft. 186G.
***) Repertoriom. Bd. 37, H. 4. f) Dritter Bericht der englischen Commission etc. 1866.
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mir zur Zeit m�glicli ist, das Sachverh�ltniss klarer zu legen. Zu diesem Zwecke will ich die nackten Thatsachen vonvegschicken und mit der Theorie hinterher kommen.
Thatsachen.
1.nbsp; nbsp;Unter Hinweisung auf den folgenden Abschnitt will ich hier nur als wesentlieho Thatsache hervorheben, dass sich bei der Rinderpest ein eminentes, fl�chtiges Contagium ent�wickelt, wie es von keiner zweiten Krankheit be�kannt ist, dass dieses Contagium erst hervortritt mit den ersten Krankheitssymptomcn, dass es an verschiedenen, wahrscheinlich an allen Wiederk�uern, aber auch nur an diesen haftet, dass in ganz Europa noch keine, ohne Ansteckung entstandene Rinderpest nach�gewiesen worden ist, und dass ein zweites �tiologisches Agens �berhaupt fraglich ist. Hierdurch allein schon steht die Binderpest als eine ganz besondere, speeifische Krankheit da.
2.nbsp; Die Wirkung des Ansteckungsstoffes und die Ent-wickelung der Rinderpest ist genau dieselbe, ob das Contagium mit einem Tropfen Pestschleira unter die Haut gebracht oder mit der Luft eiugeathmet wird. Es �ussert seine eigentliche Wirkung nicht an der Stelle der directen Einwirkung; an der Impfstelle sehen wir eine locale Wirkung wenig oder auch gar nicht �ber den traumatischen Reiz hinaus�gehen, wenn die eingeimpfte thierische Materie sonst nicht fauliger Natur ist; bei der Aufnahme des Ansteckungsstoffs aus der Luft in den Luftwegen ereignet sich hier niemals eine prim�re Local-affection, die Luftwege erkranken trotzdem nicht fr�her als die Verdauungswege, und nicht fr�her und st�rker, als nach der Ein�impfung an der �ussern K�rperfl�ohe. Demnach kann die erste Einwirkung nicht an die Stelle der directen Ber�hrung gesetzt werden, mindestens kann diese locale directe Einwirkung nicht als der Ausgangspunkt der weitern Entwickelung der Rinderpest betrachtet werden.
3.nbsp; nbsp; Ein fieberhaftes allgemeines Erkranken geht dem localen Krankheits-Processe voran. Noch ehe eine Spur von Krankheit �usserlich erkennbar ist, weist das Ther�mometer schon eine Temperatur-Steigerung von 1 bis 2deg; C. nach; ich fand diese Temperatur - Erh�hung 24 bis 30 Stunden vor dem Eintritte anderer Krankheits-Erscheinungen;
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Sanderson*) fand die Temperatur sogar schon 36�48 Stunden nach der Impfung um 2�B1^ 0 F. erh�ht und sah anderweitige Symptome erst 2 Tage nach der Temperatursteigerung eintreten. Mit der Temperatursteigerung zugleich tritt eine pl�tzliche Ver�minderung der Milchsccretion ein; dies ist so sicher, dass man hei Milchk�hen auch ohne Thermometer die Ex-krankung schon 24�36 Stunden vor dem Eintritt anderweitiger Erscheinungen erkennen kann. Mit dieser Beohachtnng stelle ich ehenfalls nicht allein da. Bruckm�ller**) hatte Gelegenheit, seine desfallsigen Beobachtungen an 156 Milchk�hen anzustellen, und immer fand er eine Abnahme in der Milchergiebigkeit mindestens 24 Stunden, oft aber auch 36 Stunden vor dem Eintritt anderweitiger Krank�heitserscheinungen. Die nerv�sen Aufregungen, die Gehirnreizungen sind, wo sie vorkommen, stets mit die ersten auff�lligen Zuf�lle, die gew�hnlich zu verschwinden pflegen, wenn die Erkrankungen der Schleimh�ute sichtbar werden. Ich habe nur Avenige einzelne Elllle dieser Art zu beobachten Gelegenheit gehabt, ich finde aber diese Beobachtung in der Litteratur mehrfacli; so sagt auch Spinola: �Die Aufregungsperiode (bei dem Ausbruche) h�lt in der Eegel nur einen Tag an.quot;
Endlich sind auch Indicien von einer Ver�nderung des Blutes in erster Linie vorhanden. Ich habe leider nicht Gelegenheit ge�habt, auf meinen Wanderungen Untersuchungen oder doch wenigstens Beobachtungen �ber das physikalische Verhalten des Bluts zur Zeit der Temperaturerh�hung vor den localen Krankheitserschei�nungen anzustellen, von Andern sind mir keine derartigen Beob�achtungen, selbst auf specielles Ersuchen an Collegen, in ver�pesteten Districten bekannt geworden, es fehlt mir deshalb der directe Beweis f�r die fr�here Erkrankung des Blutes. Die sp�tere Ver�nderung des Blutes auf der H�he der Krankheit und nach dem t�dtlichen Verlaufe � die hyperniotische und liyper-carbonische Beschaffenheit nebst Verlust der Gerinnungsf�higkeit, die man stets bei hypercarbonisirtem Blute findet � will ich hier nicht heranziehen, weil sie sehr wohl von den localen Erkrankungen bedingt sein kann und wahrscheinlich auch bedingt ist. Daraus aber, dass die localen Processe mit Hyper�mie beginnen und sich hierbei sofort eine erschwerte Circulation in den Capillargef�ssen
*) Dritter Bericht etc. 1866. **) Vierteljahrsschrift von M�ller u. K�ll. Bd. 27, H. 1. 1867
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bekundet, class alsbald starke Ausdehnung der Haargefasse, Stasen und Extravasationeu zu Staude kommen, dass ferner das ilamatiu sehr locker an den Blutk�rperchen haltet, alsbald in das lilut-serum und mit diesem in die �berliachliehe Gewebsschicht tiitt, was uns sehr bald durch einen weitem chemischen Act, durch Bildung von Schwefeleisen und dadurch bedingte schw�rzliche riginentirung an der Oberfl�che der Schleimhaut deutlich vor die Augen tritt, hieraus halte ich mich wissenschaftlich zu der Folge�rung berechtigt, dass eine Ver�nderung, eine Erkrankung des Blutes schon bei der Entstehung der Krankheits-processe in den Schleimh�uten vorhanden ist.
4. Die localen Rinderpestprocesse nehmen ihren Verlauf in der Schleimhaut und nebenbei oft auch stellenweis in der �ussern Haut. Die Erkrankung der Schleimhaut ist eine diffuse und sehr extensive, fast alle Schleim�h�ute leiden mehr oder weniger, nur nicht in gleichem Grade, am constantesten sind die Schleimh�ute der Verdaiuiugs - und Respirations-Organe erkrankt, und am intensivsten finden wir die Erkrankung immer im vierten Magen, D�nndarm und am Ende des Mastdarms, an. den Lippen, am Zahnfleische, in der Rachenh�hle, dem Kehlkopfe und dem obern Ende der Luft�r�hre, �eberall ist der Process, von den Gradverh�lt�nissen abgesehen, wesentlich derselbe, nirgends steht er in einer andern Beziehung zur �esammtkrank-heit, nirgends kann man ihn als etwas Secund�res oder als zuf�llige Complication ansehen, und wenn dies geschieht, so f�hrt das nothwendig zur schiefen Beurtheilung der Natur der Rinderpest, �eberall, auch an den erw�hnten Lieb�lingsstelleu, verl�uft der Rinderpestprocess wesentlich an der Oberfl�che, in der obersten, Epithel bildenden und absondernden Fl�che (dem Stratum des epithelialen Keimgewebes), sei es auf der Ebene, sei es in den sack- und cylinderf�rmigen Einst�lpungen (den Lab-, Schleim- und Lieberk�lm'schen Dr�sen), und zugleich in den eingelagerten nach aussen geschlossenen lymphoiden Dr�s-chen (Follikelu), in deren cytogeuen Substanz. Eine regelm�ssig tief in das Schleimhautgewebe gehende Erkrankung habe ich mit Braue 11 nicht gefunden. Ravitsch hat nun freilich das Gregen�theil behauptet, und vor meinen eigenen Untersuchungen hatte auch ich seine Ansicht adoptirt, ich habe aber immer vergebens nach Proliferation der Bindegewebsk�rper und starker zelliger
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Infiltration des ganzen Schleiiubautgewebes gesucht. Ich muss deshalb dabei stehen bleiben, der Rinderpestprocess in der Schleim�haut ist ein sehr extensiver, aber immer auf die Oberfl�che beschr�nkter und in diesem Sinne wenig intensiver, in letzterer Beziehung geht er eigentlich nicht �ber die Grenzen eines ausge�bildeten Catarrhs hinaus.
5. Bei diesen Processen treten capill�re Hyper�mie, exorbitante Zellenwucherungen und sehr schneller, allgemeiner Zerfall der ueugebildeten Zellen in den Vordergrund.
a.nbsp; nbsp; Die Hyper�mie tritt in erster Linie auf, sie zeichnet sich durch die bedeutende Erweiterung der Cap�largef�sse, h�ufige Extravasatioucn im Bereiche der kleinen Gefiisse und Capillaren und durch Diffusion des Blutfarbstoffs aus.
Je nach der Intensit�t der prim�ren Hyper�mie treten auch die weitern J'rocesse in verschiedener Intensit�t auf. Bei und mit der nachfolgenden Zellemvucherung tritt bald eine R�ckbildung der Hyper�mie ein, am fr�hesten scheint sie in der Magen- und Darmschleim haut zu verschwinden, hier trifft man schon am vierten und f�nften Tage der Krankheit die R�thung nicht mehr oder nur noch sehr beschr�nkt an; die nachfolgende Schw�rzung steht in gleichem Verh�ltnisse mit der Intensit�t der vorherge�gangeneu R�thung, besonders mit der Diffusion des Blut�farbstoffs, nur der diffundirte Blutfarbstoff bildet die Grundlage der nachfolgenden schwarzen Pigmentirnng durch Verbindung des Eisens mit Schwefel.
b.nbsp; nbsp; Die Zellenwucherung ist in einem excessiven Grade vorhanden, wie kaum bei einer zweiten Krankheit, sie er�streckt sich auf die Keimzellen des Epithels und bedingt dadurch Desquamation auf die Zellen in den ab�sondernden Dr�sen der Schleimhaut und auf die lymphoiden Zellen in den Follikeln. Ueberall beginnt die Wncherung nach den physiologischen Typen, an leicht erkrankten Stellen bleibt es hierbei, bei luxuri�sen Bildungen artet die Hyperplasie in die gew�hnliche Form der Eiterk�rper-produetion aus, so namentlich auch in den Follikeln, in denen die normalen Zellen, die Lymphk�rperehen, den Eiterk�rperchen so nahe stehen. Die in der st�rmischen
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Zellenwucherung gebildeten Eiterzellen sind epithelialen und lymphoideu Ursprungs zugleich.
Alles, was ich bis jetzt �ber den Krankheitsprocess in der Schleimhaut vorgef�hrt habe, kommt, mit Aus�nahme der eigenth�mlichen Verh�ltnisse bei der Hyper�mie, qualitativ bei jedem ausgebildeten Catarrh auch vor; das wahre Specifische ist hierbei aber, wie Ravitsch schon in seiner Entgegnung auf Bruckm�ller's Einw�rfe sein- richtig urgirt hat.
c.nbsp; nbsp; Das schnelle Zerfallen der neugebildeten Zellen und Kerne. Ich m�chte die Zellen unreife Kinder nennen, die nicht lebensf�hig geboren sind. Die sofort nach der Geburt eintretende und selbst schon bei der Geburt vor�handene regressive Metamorphose ist haupts�chlich ein Verfettungsprocess, der in den Kernen beginnt, dann in der n�chsten Umgebung der Kerne und endlich in der ganzen Zelle auftritt, sich durch das Auftreten von kleinen K�rnclien zu erkennen giebt, welche sich bei weiterer chemischer Pr�fling als kleine Fetttr�pfchen ergehen, die nicht zusammentreten, sondern isolirte K�rnchen bleiben. Mit der Verfettung tritt nicht selten auch die verwandte, eigentlich wohl nur modificirte Metamorphose, die Verk�sung besonders in den Follikeln auf, indem die grosse Zellenmasse weniger fl�ssige Intercellularsub-stanz enth�lt, diese immer mehr verliert und so bei dem Verfettungsprocess bald eine k�sige Masse darstellt, die noch trockner und fester werden und Knoten bilden kann. Die Follikeln treten uns deshalb in verschie�denen Stadien als gef�llte B�lge, als kleine Abscessc, als Knoten � Einderpesttuberkeln � und auch als zerplatzte und halb oder ganz entleerte S�cke entgegen, wenn sie nicht ganz ausgefallen sind und von ihnen nur das Lager noch zu erkennen ist. �
d.nbsp; nbsp; Zuweilen und immer nur an einzelnen begrenzten Stellen, namentlich im vierten Magen und D�nndarm, geht der molekulare fettige Zerfall �ber die neugebildeten Zellen hinaus auf die Schleimhaut, er beginnt dann immer in der �ussersten Schicht, beschr�nkt sich meist hierauf, geht aber unter besondern Umst�nden, also immer nur ausnahms�weise tiefer, selbst bis zur Muscularis.
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G. Mechanische Insulte steigern die Processe in der Schleimhaut und k�nnen zur (xewebszerst�rung bis zur Perforation f�hren. Solche mehr oder weniger tief gehenden Gewebszerst�rungen k�nnen durch einen necrobiotischen Vorgang � molekularen Zerfall �, durch Necrotisirung oder auch durch Ulceration geschehen. Andeutungen von der Wirkung solcher mechanischen Insulte haben wir �berall da, wo die Schleimhaut in Falten gelegt ist, wie z. B. im Pf�rtner und am Ende des Mastdarms, hier ist die Schleimhaut auf dem R�cken der Falten immer am st�rksten erkrankt; die ab und an beobachteten Perfora�tionen des Wanstes, namentlich einzelner Blatter im Psalter sind so scharf begrenzte Erkrankungen, dass sie immer auf mechanische Einwirkung schliessen lassen; gerade der Umstand, dass man diese Verscborfung bis zur Perforation nicht an den kr�nksten Stellen, nicht im vierten Magen und D�nndarm, sondern in dem ersten und dritten Magen �ndet, wo die Schleimbaut kaum wahrnehmbar erkrankt, l�sst auf eine mechanische locale Einwirkung von den Futtermassen amp;us schliessen; an der Glottis findet bei erheblicher Erkrankung der Kehlkopfschleimhaut immer eine tiefer gehende L�sion an den zugekehrten Fl�chen, die auf der H�he der Ex-spiration zusammenstossen, statt.
Alles, was solche mechanischen Insulte bringt, ist ungew�hn�lich und darf nicht dem Iliuderpestprocesse zugez�hlt werden.
7. Croup�se, diphtheritische und exuleerative Pro�cesse kommen nicht vor.
Croup�se Exsudate babe ich in Uebereinstimmung mit Brauell, Ravitsch und Beale nicht gefunden; die platten-f�rmigen Auflagerungen sind stets aus Zellen und Kernen im Zu�stande der regressiven Metamorphose, im molekularen Zerfall, und einer klebrigen Substanz zusammengesetzt. Diese Platten sind reine Auflagerungen, stehen nicht mit der Schleimhaut in einem Continuum. Die morphologischen Elemente dieser Platten stammen aus dem Wucherungsprocesse an der Oberfl�che und in den erw�hnten verschiedenen Dr�sen.
Diphtheritis*), necrotische Verscborfung kommt bei der
*) In R�cksicht auf manche Leser erlaube ich mir die erl�uternde Be�merkung, dass die diphtheritische Entz�ndung eine specifische ist, bei der ein Exsudat in der obern Schicht der Schleimhaut oder Haut abgelagert wird und das mit diesem Exsudat durchdrungene Gewebe (wahrscheinlich durch Compression der Capillaren) abstirbt und zerfallt.
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Rinderpest auf der Schleimhaut ebenso wenig vor, es ist dies mindestens kein stellender, der Biuderpest angeh�render Zustand; ich habe sie ebenso wenig, als Braueil und Ravitsch gefunden.
Ebenso kann ich auch bei der Rinderpest eine eiterig-ulcerative Einschmelzung des Schleimbautgewcbes resp. Haut�gewebsc, eine sogenannte Vereiterung, Exulceration, d. b. Eiterung mit Substanzverlust, Geschw�rbildung zugeben. Die hier und da angegebenen Geschw�re sind entweder nur Defecte von ausgefallenen solit�ren Dr�sen oder von dem bereits erw�hnten fettigen Zerfall gewesen; haben sich in dergleichen Defecten auf der Schleimhaut vegetabilische Reste eingelagert oder sich puru-lente Schleimmassen angeh�uft, so haben dieselben das Ansehen der necrotischen Verschorfung, resp. der eiterigen �lceration.
8. Der Verlauf ist a cut. In vier bis f�nf Tagen nach dem Ausbruche erreicht die Krankheit ihre H�he; die Genesung erfolgt zwar etwas langsamer, immer aber im Verh�ltniss Aev Schwere der Krankheit ziemlich schnell; eine Restitution der anatomischen Ver�nderungen in den Scbleinih�y.ten erfolgt ziem�lich schnell, so dass das Genesungsstadium selbst bei schwerer Erkrankung gew�hnlich nicht �ber 14 Tage hinausgeht.
Der Tod tritt in verschiedenen Stadien ein; in einzelnen, mehr seltenen E�lleu schon nach ein- bis zweit�giger Krankheits-dauer, und in solchen F�llen finden sich die Processe in der Schleimhaut noch wenig entwickelt; in der Regel erfolgt der Tod in der Zeit vom vierten bis achten Tage nach dem Ausbruche der Krankheit auf der H�he der localcn Krankheitsprocesse; in manchen F�llen aber auch nach dem eigentlichen Verlaufe der Einderpest-processe, wo eine gewisse Restitution in der erkrankten Schleim�haut bereits begonnen hat.
Theorie.
An diese Thatsachen kn�pfend will ich versuchen, die wesent�lichsten Erscheinungen in einen genetischen Zusammenhang zu bringen und das Wesen der Rinderpest festzustellen, so weit es eben hiernach m�glich ist. Ich will mich hierbei streng an That�sachen halten und jede hypothetische Annahme fern halten, es werden deshalb auch noch L�cken in der Darstellung verbleiben, wie z. B. r�cksichtlich der Entwicklung des Contagiums, es bleibt mir aber die Ueberzeugung, dass ich kein Luftschloss gebaut habe, dass doch die Grundpfeiler immer bleiben werden, wenn
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der innere Ausbau auch einmal ungen�gend oder unmodern wer�den sollte.
Die Einderpest ist alles das nicht, wof�r sie hei der Sucht, sie hei irgend einer bestimmten Krankheitsform im nosol�gischen System (besonders der Menschenkrankheiton) unterzubringen, aus-gegehen worden ist; sie ist nicht Typhus, nicht einfache Entz�n�dung, nicht ein croup�s-exsudativer Process, nicht Diphtheritis, nicht Pockenkrankheit; sie hat mit allen in gemssenBeziehungen etwas Aehnlichkeit. bleibt aber immer eine eigenth�mliche selhst-st�ndige Krankheit und bildet neben jenen f�nf Krankheiten eine sechste.
Ich habe wohl nicht n�thig, den Unterschied von allen den erw�hnten Krankheiten speciell hervorzuheben, ich darf auf den anatomischen Befund und speciell auf die mikroskopische Unter�suchung verweisen, nur den Typhus will ich hier noch etwas weiter ber�cksichtigen, der mit der Rinderpest offenbar die meiste Aehnlichkeit hat und beh�lt.
Von dem �Typhus proprie sie dictus der Schulequot; unterscheidet sich unsere Rinderpest besonders:
1)nbsp; Durch das Nichtvorhandensein der Milztumoren und der Affection der Mesentcrialdr�sen. Wenn man auch letztere zu�weilen etwas sueculenter gefunden zu haben glaubt, so sind sie doch niemals so entschieden geschwellt und erkrankt, als beim Typhus, und was die Milz betrifft, so ist dieselbe beim Typhus ebenso constant geschwellt, als sie bei der Rinderpest normal ist.
2)nbsp; Durch das Nichtvorkommen der Verschorfungen und Typhus�geschw�re im Darmkanal. Bei der Rinderpest sind die Follikeln zwar ebenfalls erkrankt; sie vereitern, fallen auch ganz aus, aber dieser Process geht nicht �ber die Follikeln hinaus; eine markige Infiltration des Bindegewebes, wie Virchow bei dem Typhus neben den Follikeln gefunden hat, kommt bei der Rinderpest nach meinen Beobachtungen nicht vor, und die Erkrankung anderer, gelegentlich aller Schleimh�ute in gleicher Weise.
3)nbsp; Durch die regelm�ssige Erkrankung der Luftwege, der Maul- und Bachenh�ble, die keineswegs etwas Zuf�lliges, Unter�geordnetes und Secund�res ist, die ebenso wesentlich ist, wie die Erkrankung der D�nndarmschleimhaut.
4)nbsp; Durch den sehr acuten Verlauf und
5)nbsp; durch die eminente Ansteckungsf�liigkeit in allen F�llen, selbst in den gelindesten Graden, bei denen die Symptome so leicht
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sind, class man gar nicht an Typhus denken kann; w�hrend der Typhus gew�hnlich nicht ansteckt.
Der eigentliche contagi�se Typhus � exanthematischer Typhus, Petechialtyphus, das Fleckfieber, mit welchem Lorinser nament�lich die Kinderpest verglichen hat, zeigt anatomisch noch viel weniger Aehnlichkeit, nicht einmal der Darm bietet constant so etwas Aelmliches dar, als der gew�hnliche Typhus; hier ist es mehr die Ansteckungsf�higkeit, die eine entfernte Aehnlichkeit bedingt: die Ansteckungsf�higkeit ist aber so beschr�nkt, dass man sie durchaus nicht mit der bei der Rinderpest vergleichen kann, wenn man auch einseitig genug sein und die wesentlichen anatomischen Differenzen ignoriren wollte.
Das Specifische, was die Rinderpest entschieden hat, ist be�dingt durch den specitischen Urheber, das unbekannte Etwas, das wir Ansteckungsstoff nennen und der sich in der Krankheit rege-nerirt. Es ist ziemlich gleichg�ltig, ob es noch eine andere specifische Sch�dlichkeit giebt; sollte es eine solche geben, so muss sie nothwendig dieselbe pathogenetische Wirkung haben; f�r uns in Europa aber existirt zur Zeit kein anderer Urheber. Das Rinderpestcontagium dringt in den Organismus ein und bedingt nach einigen bis mehreren Tagen allgemeine Erkrankung � eine contagi�se Blutvergiftung, die nicht mehr und nicht weniger R�thselhaftes bat, als eine miasmatische Blutvergiftung. Die erste Einwirkung erfolgt auf das Blut, dieses erleidet die erste und directe L�sion, und die hierauf erfolgende erste Action (nach fr�hern Anschauungen �Reactionquot;) ist im Gebiete des Nerven- uud Gef�sssystems gegeben und ausgesprochen durch die allgemeine fieberhafte Erkrankung, besonders durch Temperaturerh�hung, ver�minderte Secretionen (Milchsecretion), nerv�se Atonie und Hin�f�lligkeit und in einzelnen F�llen selbst durch sensorielle Reiz�ph�nomene. Von der Aufnahme der Ansteckungsstoffe bis zur ersten Action vergeht immer ein gewisser Zeitraum ohne irgend welche wahrnehmbare Ver�nderungen und St�rungen; was in dieser Zeit vorgeht, das wissen wir nur ann�herungsweise aus den End�resultaten, nach denen es unbestritten ist, dass sich in dieser Zeit die erste L�sion ausbildet und das Contagium regenerirt, weil eben mit der ersten wahrnehmbaren Action (Reactionen) das Ansteckungsverm�gen zugleich eintritt. Eine weitere L�sion quot;in zweiter Instanz ereignet sich alsbald und constant an den Schleim�h�uten besonders der Verdauungs- und Respirationsorgane, in
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denen die Blutvergiftung gemssermassen ihre Entladung findet. Die erste L�sion im Blute kennen wir nicUt n�her, weder die Chemie, noch das Mikroskop hat dar�ber his jetzt Aufschluss ge�geben: wir erlceunen nur uns verselhedenen bereits n�her erw�hn�ten Umst�nden eine Alteration des Blutes; wahrscheinlich betrifft sie die mprphologischen Elemente, die Blutk�rperchen. Die zweite L�sion mit ihren Actionen, der locale Irritationsprocess in den Schleimh�uten liegt uns jetzt specieller vor; wenn hier auch noch Mancherlei zu erg�nzen sein wird, so kennen wir doch der Haupt�sache nach die Processe. Wie diese zweite L�sion zu Stande kommt, bleibt insofern fraglich, als zwei M�glichkeiten #9632;vorliegen, einmal, class das alterirte Blut als solches die Ursache ist, und zweitens, dass das Contagium selbst von dem Llute aus oder in Verbindung mit Blutbestandtheilen auf das Schleimhautgewebe und speciell auf da's Keimgewehe des Epithels, auf die Dr�sen und Follikeln einwirkt; wie dem aber auch sei, ein specifischer Heiz wird von dem intoxirten Blute aus gesetzt. Dass diese zweite L�sion, die locale Erkrankung der Schleimhaut nicht nothwendig ist zur Regeneration des Ansteckungsstoffes, ergiebt sich aus der bereits vorhandenen Ansteckungsf�higkeit, wenn die ersten Spuren von Localaffectionen eintreten; dass aber auch bei diesen secund�ren Schleimluiutcrkraukungen die Regeneration nach fortdauert, folgt aus der zunehmenden Intensit�t des Ansteckungs-Verm�gens. Das Contagium h�rt jedoch schliesslich und zwar binnen etwa sieben Tagen auf, eine specifische Krankheitsnoxe zu sein, wenn durch die L�sionen jede Empf�nglichkeit ersch�pft worden ist; deshalb k�nnen die Patienten mit einer sehr grossen Quantit�t Contagium im Leibe genesen, w�hrend sie schon durch eine geringe Quantit�t er�kranken. Die secuud�re Erkrankung der Schleimh�ute offenbart sich unbedingt als eine l-a-n�hrungsst�rung; Ravitsch ist vollkommen im Hechte, wenn er die Erkrankung der Schleimhaut so nennt; diese Bezeichnung geh�rt zu den vorsichtigen, aber auch zugleich zu den vielumfassenden, die h�ufig passt, deshalb aber auch an sich wenig sagt. Solche generellen, elastischen Ausdr�cke passen nicht recht mehr; wir haben hier eine Ern�hrungsst�rung, bei der die wesentlichen Attribute der Entz�ndung gegeben sind; ich nehme deshalb gar keinen Anstand, dieEriopankung der Schleimh�ute- als eine specifische, eine �toxische Entz�ndungquot; zu bezeichnen. quot;Wie die An-steckungsstofle der Pocken und der Lungenseuche bestimmte- speci�fische Entz�ndungsnoxen setzen, so auch das Rinderpestcontagium.
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Will man die Entz�ndung der Schleimliaut bei der Rinderpest
mit irgend einer andern vergleichen, so stehen die erysipelat�sen wohl am n�chsten zur Hand; der gew�hnliche Sitz der Erysipelas in der Haut kann fliesen Vergleich nicht beeintr�chtigen, ich will mich aber bei den Vergleichen mit andern �hnlichen Entz�ndun�gen weiter nicht aufhalten, ich will daher die Entz�ndung hei der Rinderpest kurz dahin pr�cisiren, dass sie als eine diffuse Affection ohne prominente.Heerde auftritt, sich auf die oberste Schicht der Schleimhaut, auf das Gebiet der Absonderung und Zellenproduction be�schr�nkt, acut verl�uft und mit luxuri�ser Bildung lebensunf�higer, sofort der Fettmetamorphose unter�liegender, und k�rnig zerfallender Zellen (epithel i a 1 e und lymphoide Zellen. Eiterk�rper) verbunden ist. Dieselbe Entz�ndung tritt auch an der Obetfl�che der Cutis auf, aber nicht constant und mehr stellen weis in exunthematischer Form, nur selten sieht man eine diffuse Verbreitung und dann gew�hnlich nur in geringen Graden.
Der t�dtliche Verlauf ist selten das directe Ergebniss einer allgemeinen Intoxication, nur in den hallen, wo der Tod schon innerhalb der ersten zwei Ins drei 'Fuge bei geringer Local-affection eintritt, ist dies anzunehmen: der Regel nach sind es wohl die secund�rcn Krunkheitspruccsse in den Schleimh�uten, die den Tod verursachen, der gew�hnlich in der Zeit vom vierten bis achten Tage eintritt und bei dem man die Schleimhautleiden immer auf einer gewissen H�he findet; die Trocesse auf der Schleimhaut greifen nicht tief in das Gewebe ein, es ist daher wohl die ungew�hnliche Extension auf fast alle Schleimh�ute. Schon die einfache Desquamation ist in solcher Extension eine schwere L�sion. wie uns die Catarrhe in dieser Verbreitung genugsam zeigen. Wenn wir uns nun die nachhaltige Zellen�wucherung nebst fettigem Zerfall, die dauernde Desquamation und Eiterung in den adcnoiden Gebilden denken, so bedarf es wohl kaum noch eines andern specifischen Factors zur Vernich�tung des Lebens. Das sogenannte b�sartige Catarrhalfieber der Rinder, welches ebenso t�dtlicb ist und in derselben Zeit schon t�dtet. als die Rinderpest, beweist, dass es bei den Wiederk�uern nur einer sehr extensiven entz�ndlichen Erkrankung der Schleim�haut zum fast regelm�ssig t�dtlicheu Verlaufe bedarf. Diese Erscheinung hat man missverstanden, man hat- bei dem
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b�sartigen Catarrhalfieber aach etwas Speoifischem gesucht, die Schleimliauterkrankuiig f�r b�sartig gehalten und sie auch zu den Typliuskraukliciten gez�hlt, w�hrend sie doch rein entz�nd�licher Natur ist.
Die Rinderpest geh�rt zu den Intectionskraiikheiten. den so�genannten zymotischen Krankheiten; das Specifische derselben verliert sich bei der loealen Erkrankung der Schleimhaut bald. die specifische Noxe muss nothwendig schon sehr geschw�cht und selbst schon verschwunden sein, wenn die Kxankheitsprocesse in der Schleimhaut abnehmen, und eine solche Abnahme beginnt schon mit etwa dem siebten Tage, in leichten hallen fr�her, und damit nimmt die Lebensgefahr alsbald ab, die schon nach einigen Tagen beseitigt ist. Der Tod, der nach dem achten oder neunten Tage eintritt, erfolgt eigentlich nicht mehr an der Rinderpest selbst, sundern entweder in Folge einer uner�warteten sch�dlichen Einwirkung auf die kranke Schleimhaut oder in Folge des Lungenemphjsems. Im erstem Falle nennt man die neue Verschlimmerung einen R�ckfall, womit man aber nicht den Begriff verbinden darf, als habe die Rinderpest selbst sich wieder gehoben, sondern irgend welche Insulte haben auf die er�krankte Schleimhaut eingewirkt und einen einfachen neuen Ent�z�ndungsreiz gesetzt; dies kann #9632;/.. \\. durch Erk�ltungen erfolgen, geschieht aber meist dadurch-, class der Appetit fr�her wiederkehrt als das Epithel in den Verdauungsorganen: eine etwas feste Sub�stanz, etwas Heu aufgenommen, bringt sofort Verschlimmerung lediglich durch mechanische Insultation.
Das interlobul�re Luugenemphysem, welches sich bei schweren Erkrankungen immer zeigt. hat seinen Ursprung nicht in dem lange angehaltenen Athmen, wie Sanderson*) glaubt, dies ist erst Folge des Emphysems und zeigt sich auch in der Atliemnoth hei der Lungenseuche, sondern lediglich in der Erkrankung und Desqua-mation der Schleimhaut in den Broncmen und deren Endungen, den sogenannten Terminalbl�schen. Dieses interlobul�re Lungenemphyseni ist �brigens unter allen �ms�iudeu der Ausgangspunkt des Haut�emphysems, welches aber nur bei einem gr�ssern Umfange und nament�lich bei einer gewissen Lage des Lungenemphysems eintritt. Das Hautemphysem ist demnach keineswegs ein Zersetzungsprodukt und deshalb auch kein Zeichen von Sepsis, die �berhaupt nichts der
*) S. Dritten englischen Bericht etc.
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Einderpest besonders Angeh�riges ist, wie maji fr�her fast allge-mein annalun und auch jetzt noch von Einzelnen, so z. B. von Rueff*) angenommen wird**).
Die Rinderpest in toto ist von Anfang bis zu Ende so durch�aus specifisch, dass sie mit keiner Krankheit des Menschen so ganz zu vergleichen ist: alle dergleichen Versuche sind als luiss-lungen zu bezeichnen. Solche Vergleichungen waren ehedem aller�dings gerechtfertigt, wo es noch keine wissenschaftliche Thierheil-kunde gab und Menschen�rzte bei der Seuche zu Rathe gezogen werden mussten, die sich ganz nat�rlicher Weise in ihrem Gebiete nach Analogien umsahen; jetzt aber haben sie einen reellen Werth nicht mehr, weil dadurch unsere Einsicht, unsere Kenntnisse, um so weniger gef�rdert werden k�nnen, als alle �hnlichen Krank�heiten nicht besser, manche kaum so gut bekannt sind, als wir die Rinderpest jetzt kennen. AVill man einen Nichtsachkundigen mit wenigen Worten etwas �ber die Rinderpest orientiren, so ist ein Vergleich mit einer bekannten Menschenkrankheit ganz zweck-m�ssig, und zu diesem Zwecke behalte man ja den am meisten bekannten �Typhusquot; bei, denn zu leugnen ist es nicht, dass die Rinderpest hiermit immer noch die meiste Aehnlichkeit hat.
Es ist aber weder praktisch noch wissenschaftlich gerecht�fertigt, die Rinderpest geradezu �Typhus'1 zu nennen, weil hierin nicht das ganze Bild der Rinderpest gegeben ist, und das Speci-fische in diesem Namen eigentlich verschwindet und selbst durch den Zusatz �ansteckendquot; nicht gerettet werden kann; der an�steckende Typhus des Menschen ist immer noch lange keine Rinderpest. Uebrigens kommen bei unsern llausthieren und namentlich auch beim Rinde Krankheiten vor, die dem Typhus ganz und gar zur Seite gestellt werden k�nnen, wie Bruckm�ller sehr richtig hervorgehoben hat und f�r die wir den Namen Typhus
*) Repertorium Bd. 27. II. 4.
**) Im Magazin von Gurlt und Hertwig Bd. 17, S. 199 habe ich die Entstehung des sporadisch vorkommenden allgemeinen Hautemphysems, welches bis dahin gew�hnlich zum Milzbr�nde gez�hlt wurde, direct nach�gewiesen. Bei der Rinderpest hat es ganz dieselbe Genesis; die Luft tritt aus dem vordem Mittelfellraome neben der Luftr�hre zun�chst vor die Brust, oder sie geht zwischen den Bl�ttern des Mediastinums aufw�rts zur Wirbel�s�ule und kommt neben derselben heraus; sobald sie nicht von der ser�sen Haut abgeschlossen ist, findet sie kein Hinderniss im Fortr�cken, welches das mechanische Druckmoment beim Atbmen bedingt.
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ebenso wenig entbehren, als wir sie mit Rinderpest identificiren k�nnen, �eberdem wird der Name �Typhus1- jetzt vielf�ltig ge-missbraucht und f�r Kranklieiten verwendet, die ebensowenig Typhus, als Rinderpest sind. Lassen wir also ja diesen Namen bei Seite, um die Verwirrung nicht noch zu f�rdern, und wir k�nnen ihn um so mehr fallen lassen, als wir f�r unsere Krank�heit sui generis einen vortrefflichen Namen in dem Worte �Rinder�pestquot; haben, vortrefflich, weil er kurz und b�ndig und unverf�nglich ist, keinen Nebenbegriff aufkommen l�sst und dabei uns zugleich die Verbreitung und Verheerung kundgiebt. Auch nichtdeutschen V�lkern ist der Name �Rinderpestquot; � pestis boum � zu empfehlen, der Gegenstand ist wohl wichtig genug, um eine andere Sprache mit diesem deutschen W�rtchen zu bereichern.
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�BTHEHMG II. Aetiologie.
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Capitel '/.
Die Selbstentwicklung,
die autochthone oder urspr�ngliche, origin�re, freiwillige, spontane Entwickelung.
Die Frage, ob und wie eine Selbstentwickelung der Einder�pest vorkommt, ist von lioher Bedeutung f�r die Mittel und Wege zur allm�hligen Belierrschnng der Pest, sie ist in neuerer Zeit #9632;wesentlieh gef�rdert, aber selbst noch nicht einmal f�r uns ausser-halh der Steppen zum Ahschluss gekommen; es bestellen noch Irrtli�mer von grosser Tragweite; deshalb will ich etwas n�her auf diesen Gegenstand eingehen.
Bis zu den ersten Decennien des 18. Jahrhundert^ war eine genuine Entwickelung noch selbstverst�ndlich; wo die Pest auftrat, da war sie auch entstanden, und diejenigen Umst�nde, die vor mid bei dem Ausbruche obgewaltet batten und nach der abstracten Theorie wohl feindselig gewirkt haben konnten, waren die Jedes�maligen Ursachen: so erhielt man eine grosso Reihe von Sch�d�lichkeiten als Ursache der Rinderpest. Witterungs- und locale Verh�ltnisse aller Art. giftige Substanzen in der Luft, Miasmen, etc. finden wir in der ganzen altern Literatur unter den Ursachen angeklagt. Mit der Entdeckung des Ansteckungs-Verm�gens trat die erste Beschr�nkung ein, insofern, als man einzelne Districte und L�nder kennen lernte, wo die Pest nur durch An�steckung hinkam. Seitdem hat nun die Selbstentwickelung fort�w�hrend an Terrain verloren. Camper und Haller traten schon in dem vorletzten iJeeennium des 18. Jahrhunderts als entschiedene
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Contagionisten auf, Camper*) sprach das Resultat seiner For-schungen in gewichtigen Worten aus: �Man hat seit 1711 bis auf diesen Tag nicht bemerkt, dass die Rindviehseuche von selbst entstanden w�re.quot; Adami**), ein Zeitgenosse von Camper, leitete dagegen das best�ndige Herrschen der Rinderpest im Oester-reiehischen noch von schlechter Pflege, Stauung, Witterung etc. ab. Die Verh�ltnisse kl�rten sich aber von dieser Zeit ab ziem�lich schuell, so dass schon zu Anfang unsers Jahrhunderts der Ursprung der Rinderpest bis in die Steppenl�nder zur�ckgedr�ngt war. Damit trat nun das Steppenvieh in den Vordergrund, ihm wurde eine besondere Anlage zur Rinderpest vindicirt. Lau-bender***), sp�ter auch Viborg und Andere, nahmen an, dass das Steppenvieh auch ausserhulb der Steppen ohne Ansteckung an der Pest erkranken k�nne. So big die Sache, als L or ins er's Werkf) erschien, wodurch aufger�umt, was noch an veralteten Traditionen und Irrth�mem vorhanden war, und ein gewisser Abschluss herbeigef�hrt worden ist. Die Endresultate der Lorinser�sehen Forschungen und Anschauungen lassen sich in folgende drei S�tze zusammenfassen:
1)nbsp; die Rinderpest entwickelt sich in den Steppen und zwar in allen, in den ungarischen, moldau'schen, wallachischen etc. Steppen ebensowohl als in den russischen;
2)nbsp; die Ursachen sind: a. eine besondere Pr�disposition des steppenvieh s. der Steppenracen, und b. die in den Steppen ge�gebenen �ussern Sch�dlichkeiten, bedingt durch den ehemaligen Meeresgrund der Steppen, die niedrige Lage, die h�ufigen Ueber-schwemmungen und theilweisen Versumpfungen, durch den Wechsel zwischen Mangel und Ueberfluss an Futter etc., und
3)nbsp; das Steppenvieh kann verm�ge seiner Pr�disposition unter Umst�nden auch ausserhalb der Steppen erkranken, und zxi diesen Umst�nden geh�rt namentlich alles Ungemach, wie es der Transport bei schlechtem Wetter und Wege es mit sich bringt, und verschie�
dene cosmische und tellurisclie Einfl�sse. In der Einleitun
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�Chronik der Rinderpestquot; hat L. sich viel M�he gegeben, bei den ungew�hnlichen Rinderpestseuchen in Europa die jedesmal statt-
*) Ueber die Ansteckung der Viehseuclie 1783 S. 33. **) �eitr�ge zur Geschichte der Viehseuche in den K. K. Erhliindern. Wien 1781.
***) Gekr�nte Proisschrift 1796. t) Untersuchungen tiher die Rinderpest. 1831.
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gehabten ausscronlcntlielien Naturereignisse � z. B. Cometen, Meteore, Erdheben, ungew�hnliche K�lte und Hitze, Uebersclnveiu-mungen, Misswachs, Heuschrecken etc. � aufzuz�hlen, die er zwar nicht geradezu als Ursachen beschuldigt, in denen er aber offenbar mit ein urs�chliches Moment des Auftretens und der Verbreitung der Rinderpest wie auch mancher gleichzeitig bei dem Menschen vorgekommenen epidemischen Krankheiten gesehen hat. Diese S�tze wurden gewissermassen Lehrs�tze, die bis heute noch anerkannt worden sind, von Einigen noch g�nzlich, von An�dern mit einer gewissen Einschr�nkung, namentlich bez�glich der sub Nr. 1 erw�hnten Verh�ltnisse; so stehen die Autoren der neuern pathologischen Lehrb�cher, vor allen aber Spinola, noch wesentlich auf dem Lorinser'sehen Standpunkte.
Die graue Steppenrace war von jetzt ab ohne Ausnahme ver-urtheilt, in ihr lag der Keim, der �berall zur Entwickelung kommen konnte; alle m�glichen widrigen Einfl�sse konnten die Pest in ihnen zur Welt f�rdern; alle Steppen in Europa, russische und ausserrussische, waren der Mutterboden, wo mindestens der Keim gelegt wurde. Durch schwunghafte Schilderungen der Steppen suchte man die �tiologischen Verh�ltnisse darzulegen. Diese Steppensch�dlichkeiten waren je nach den meteorologischen Ver�h�ltnissen grosser oder kleiner, und davon hing es ab, ob die Pest sehr verbreitet oder nur selten auftrat oder f�r eine gewisse Zeit ganz verschwand. Die Steppensch�dlichkeiten wirkten nat�rlich auf alles Steppenvieh ein; w�hrend nur ein gr�sserer oder gerin�gerer Theil offenbar erkrankte, trug der andere doch den Stoff, den Keim in sich; kamen nun solche nicht erkrankten Thiere unter widrige Einfl�sse, so unterlagen sie der Pest. Zur Zeit des aus-1 ;#9632;nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;gebreiteten Herrschens der Pest in den Steppen hatten die Steppen-
sch�dlichkeiten st�rker gewirkt, die ausgef�hrte graue Steppenrace nahm dann nat�rlich auch eine gr�ssere Dose latenten Peststoffs aus den Steppen mit und unterlag dann ausserhalb der Steppen der spontanen Pest um so leichter. So brachte man in der k�nst�lichsten Weise das h�ufige Auftreten der Rinderpest ausserhalb
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der Steppen durch genuine Entwickelung mit dem Herrschen der
Pest in den Steppen in Verbindung. Zum Theil ging man noch weiter, man betrachtete den Keim als etwas in der Race Gege�benes, Erbliches. Peterka kam dadurch sogar auf die Idee, die Anlage durch Aufziehen der K�lber mit Pferdemilch zu ersticken.
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Die Macht der Thatsachen schr�nkte jedoch das Terrain der Selbstehtyirickluiig trotz der Lorinser'schen Lehrs�tze immer mehr ein. �eber die Ursache der Rinderpest indem �sterreichi�schen Kaiserreich m�ssen wir wohl die dortigen Herren Collegen als competente Richter ansehen, und diese, J. E. Veith*) an der Spitze, stellen nach den Ergehnissen strenger Nachforschungen in den einzelnen Seuchenf�llen die genuine Entwicklung f�r alle Kronl�nder Oesterreichs in Abrede. Bruckm�ller**) hat den neuern desfallsigen Erfahrungen Ausdruck gegeben und die genuine Entwicklung sowohl in Ungarn, als in irgend einem der �sterreichi�schen Lande widerlegt. Zlamal***) ist der Entstehung der Rin�derpest in Ungarn seit 30 Jahren mit Sorgfalt nachgegangen, immer aber hat er die Einschleppung gefanden.
Ungarn geh�rte bis nachLorinser immer mit zu den Haupt�pestquellen, die angarischen Pusten wurden mit den russischen Steppen und die graue Steppenrace Ungarns mit denen Russlands bez�glich der Uinderpest-Eiitwickelung in eine Kategorie gestellt. Wer nun die Selbstentwickelung in Ungarn und in allen Kron�l�ndern Oesterreichs nicht anerkennt. der hat keinen Grund und somit auch kein Recht mehr*, die angrenzenden europ�isch-osma-nischen Staaten �� Bosnien, Serbien, Wallachei und Moldau � mit der Selbstentwicklung der Kinderpest zu beschuldigen. In allen diesen L�ndern ist denn auch die Entwicklung der Rinderpest in der That ebensowenig, als in Ungarn etc. nachgewiesen worden. Nun wird man sagen, dass die Consequenz sehr gef�hrlich sei, dass sie nothwendig weiter gehen und uns dahin f�hren m�sste, die Selbstentwickelung auch in den angrenzenden russischen Step�pen zu bezweifeln. Ganz recht, gef�hrlich ist diese Consequenz aber doch nur f�r die bisherige Hypothese der Selbstentwicklung, ich habe mich deshalb sehr gern schon durch diese Consequenz dahin f�hren lassen, eine genuine Entwickeluug der Einderpest in den zum Gebiete des Schwarzen Meeres geh�rigen Steppen etc. zu be�zweifeln, so sehr sie auch immer in erster Linie beschuldigt wor�den sind. Ich will deshalb den Leser bei dem Nachgehen der origin�ren Entwickeluug jetzt nach Russland f�hren.
*) Handbuch der Vetoriniirkundp, dritte Auflage 1831. **) Prager Jahresschrift 1862 Bd. 2, S. 55 und sp�ter wieder in der Dorpat'schen Zeitung vom 7. November 1864.
***) Bericht �ber den zweiten internationalen Congress von Thierilrzten 1865, S. 33�34.
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Audi hier liegt Sie Sache jotzt ganz anders, als fr�her; das Veteria�rwesen entwickelt sich immer mehr, t�chtige Professoreu und Magister stehen an der Spitze, mit deren rastloser Th�tigkeit auch hier schon eine Kl�rung begonnen hat. Wenngleich Lukin, wie uns Unter!)erger*) berichtet, in seinem Werke 1836 noch behauptet hat � vielleicht unter Lorinser's Einfl�sse � class die Rinderpest in Russland �berall entstehen k�nne und so hier die Ansicht wieder aufgenommen hat, welche 100 Jahre fr�her in Deutschland herrschte, so war doch zu jeuer Zeit das gemeine Volk durch seine Beobachtungen schon besser unterrichtet, welches, wie Lukiu seihst anf�hrt, schon damals glaubte, class die Kinderpest aus den s�dlichen Gegenden durch das in grosser Anzahl herbeigetriebene Vieh eingeschleppt werde. Diese urspr�ng�liche Volksansicht hat sich immer mehr best�tigt, so dass gegen�w�rtig � wie Unterber-ger sagt � die grosse Majorit�t der Thier�rzte und gebildeten Landwirthe der Ansicht ist, dass nur die Steppen und namentlich die s�dlich gelegenen die Heimath der Rinderpest seien. Bez�glich der Steppen walten die ver�schiedensten Ansichten ob. Das beschuldigte Podolien wird frei�gesprochen von Adamowitz, dem Professor der ehemaligen Veterin�rschule zu quot;Wilna; das beschuldigte Charkow'sche Gouver�nement vertheidigt Haliki**), Director der dortigen Thierarznei-schule, der seit 27 Jahren oft die Einschleppung, aber nie eine Selbstentwickelung der Rinderpest beobachtet hat. Nach Haliki ist dagegen das s�d�stiieh von Charkow gelegene Land der Donischen Kosaken und das Jekaterinoslaws'sche Gouvernement der genuinen Entwickelung sehr verd�chtig. Jessen hat die Gouvernements Cherson und Orenburg, namentlich die Kirgisen-Steppe in Verdacht; in seiner Brosch�re ,.die Rinderpest und ihre Impfung etc. 1863quot; sagt .er S. 40 und 41. dass hier die Ursachen der Selbstentwicke�lung vorhanden sein m�ssten. weil die Impfungen bei dem Vieh von dort stets die g�nstigsten Resultate lieferten; derselbe �ussert sich sp�ter aber auch dabin, dass eine Selbstentwickelung der Rinderpest in den Steppen noch nicht zu erweisen sei: beide Gouvernements werden von Jessen als sein1 ergiebige Quellen f�r die Verbreitung der Rinderpest nach Norden. Nordwesten und
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*) Ein quot;Wort �ber die Heimath tier Selbstentwickelung der Kinderpest. Abdruck aus den jffitthe�ungen der K. freien �konomiseben Gesellschaft 1864. **) Brosch�re iu russischer Sprache. 18()4.
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Osten angesehen, �nterberger hat dios auf seineu Reisen nach dem S�den Russlands nicht best�tigt gefunden. Im Gherson'schen erfuhr Unterbergei- von den (Jolonisteu, dass jedesmal, -wenn die Rinderpest in ihren Eeerden ausgebrochen, sie verlier schon in der Nachbarschaft grassixt habe, und schon fr�her IBSG erfuhr er im Orenburg'schen von den Kalm�cken, dass die Pest nicht bei ihnen entstehe, dass die UeberSiedelung auf eine andere Steppe, wenn die Rinderpest in den benachbarten Heerdeu ausgebrochen, das beste Mittel sei. ihr Vieh zu bewahren. Sie glauben, dass die Pest aus dem S�den zu ihnen komme. Im �stlichen Gou�vernement Simbirsk, wo U. 13 Jahre als Seuchenveterin�r fungirt hat, sah derselbe niemals eine Selhstentwickelung, die Pest wurde gew�hnlich aus dem Orenburg'schen und Kasan'schen eingeschleppt. Dass sie sich aber auch in dem Kasan'schen nicht selbst ent�wickelt, wird von Thiele, fr�hem inspector der Milit�rbeh�rde im Kasan'schen, versichert. Heyne*) sagt, die Russen wollen die Rinderpest von den Kaukasieru, diese von den Persern, diese wieder von den Tartaren, Chinesen etc. eingeschleppt bekommen.
Dies die geschichtliche Sachlage in Russland; �berall negative Resultate, nirgends die genuine Entwickelung nachgewiesen, alle directen Erfahrungen sprechen f�r die ausschliessliche Ansteckung. Das russische Comite**) ist bez�glich der Entstehung der Rinder�pest in Russland sehr zur�ckhaltend. Ravitsch***) imssert sich schon bestimmter und sagt: �Es giebt keine positive Facta, welche die Quellen der spontanen Erzeugung der Rinderpest mit Evidenz darthun k�nnten.quot; Am entschiedensten jedoch tritt Unter-berger hervor, der �berhaupt bis jetzt allein die Lorinser'sehen Annahmen der Selbstentwickelung der Pest bei dem Steppenvieh ausserhalb der Steppen in Abrede gestellt und so einen freien Standpunkt gewonnen hat; er spricht seine �eberzeugung, als Endresultat seiner Forschungen, dahin aus:
�Die Rinderpest stellt auch f�r das europ�ische Russland eine Ansteckungskraukheit dar; ihre Geburtsst�tte muss ausserhalb des europ�ischen Theils des Kaiserreichs und m�glicherweise auch ausserhalb der Grenzen des Kaiserreichs gesucht werden.quot;
*) Handbuch der Zoo-Pathologie und Therapie. Zweite Auflage. 1852. S. 384.
**) Ravitsch. �Die Resultate der Rinderpest.1' Impfungen in Bondaxaoka und am balmysche.
***) Magazin. Bd. 30, 8. 355.
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Nacli allen diesen in �b sum errungenen negativen Resultaten tritt nun mit einem Male der Thierarzt Renelt*) im Witebski'-sdien Gouvernement auf und zeigt uns, wo die Sdbstentwickelung der Rinderpest beginnt. Renelt glaubt an eine geograpbisclie Grenze der genuinen Binderpest-Entwickelung zwischen Norden und S�den und nimmt auf der Grenze ein gemisclites Yerli�ltniss an, wo die Pest als Contagion und als Epizootic zugleich herrsche; von dieser Grenze ab soll die F�lligkeit der Seuche, sieh selbst zu entwickeln, nach S�den bis zur g�nstigsten Brutst�tte gradweise zunehmen, w�hrend von der erw�hnten Linie ab n�rdlich hin die F�higkeit der genuinen Entwickelung aufh�rt. Im Witehski'sehen Gouvernemcut hat R. eine Panzootie beobachtet, in welcher Milzbrand, Rinderpest und Bauchtyphus mit blutigem Durchfall vorkamen, und in welcher, nach der Anschauung von Renelt, die Rinderpest aus den typh�sen Processen in dem, durch verschiedene widrige Einli�sse geschw�chten Verdauungssysteme (in Folge weiterer sch�dlichen Einfl�sse � Anh�ufung vieler Thiere in einem Stalle) hervorging, indem die B�sartigkeit den Grad erreichte, der durch die Entwickelung eines Ansteckungsstoffes �die Krankheit zur selbstst�ndigen Weiterverbreitung mit der Eigenschaft der wirk�lichen Rinderpest bef�higt!quot; So haben wir mit einem Male die Rinderpestscheide in Russland zwischen Norden und S�den kennen gelernt. R. hat �brigens noch weitere Beweise davon gegeben, dass er sich auf einem unzuverl�ssigen, ja geradezu irrth�inlichen Standpunkte befindet, indem er weiterhin eine �Panzootiequot; 1864�65 vom Misswachs herleitet, w�hrend es sich doch um weiter nichts, als um Infection mit Parasitenbrut handelt. Die Verblendung in �tiologischen Dingen ist immer noch sehr gross, und in dieser Verblendung benutzt man immer wieder die l�ngst zu Grabe gegangenen Dogmen.
Wir sind bereits auf dem Punkte angekommen, wo der Metaschematismus in der Medicin nur noch als geistreiche Er�findung der Alten in stiller Erinnerung fortleben darf, es ist nicht mehr zeitgem�ss, noch darin zu speculiren und in �hnlichen Erkrankungen Uebergangsformen namentlich zu so ganz absolut speeifischen Krankheiten, wie die Rinderpest ist, zu sehen; so verschieden die Rinderpest auch graduell auftritt, so bleibt sie doch immer dieselbe speeifische Krankheit, die leichteste Form
*) Magazin. Bd. 33, II. 2, S. 164.
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unter emfachen catarrhaliscben Ersflieinungeti bleibt immer die ansteckende Rinderpest, ebenso bleibt auch die ausgebildete Rinder�pest immer ganz wesentlich verschieden von Typhus, Ruhr, oder
wie man sonst die Krankheit nennen mag, welche unter �hnlichen Symptomen auftritt; die Ruhr kann ebenso m�rderisch auftreten, wie die Kinderpest, wird aber nie Rinderpest.
Bei den vorangeschickten wissenschaftlichen Errungenschaiten ist es unm�glich geworden, noch eine specifisclie Disposition and in Folge deren eine genuine Erkrankung des Steppenviehes ausser-halb der Steppen aufrecht zu fvhalten; wer noch bei dieser An�nahme stellen bleibt, muss auch hei der spontanen Entvvickclnng in den Steppen stellen bleiben, und der hat keinen Grund, die eine oder die andere Steppe zu bevorzugen, der muss auch die Entstehung in den ungarischen und andern ausserrussisclien euro�p�ischen Steppen zugehen, ja selbst vertheidigen; die Erfahrung hat wenigstens bis jetzt noch keine Steppe besonders als Mutterland bezeichnet. Es kommt deshalb hier noch die Frage zur Erw�gung, ob und welche Gr�nde es denn heute noch giebt. die spontane Erkrankung des russischen Steppenviehes ausserhalb der Steppen zu vertheidigen ?
Die erw�hnten L or ins er'sehen Lehrs�tze beruhen wesentlich: 1) auf dem Vergleich der Rinderpest mit dem ansteckenden Typhus des Menschen, den Lorinser nicht blos in symptomatologisclier, sondern haupts�chlich auch in �tiologischer Beziehung verfolgt hat und wobei er zu der Ansicht gekommt ist, dass �hnliche und gleiche Ursachen auch die Pest erzeugen; und 2) auf Identificirung der Ruhrseuche mit der Rinderpest (Magenseuche, Magenruhrseuche), welche Waldinger und Bojanns beschrieben haben, und welche nach Waldinger in den niedrigen Gegenden Ungarns jeden Sommer herrscht, wenn die Zugochsen in dr�ckender Hitze vom fr�hen Morgen bis in die sp�te Nacht im Joche ziehen und t�glich ein einziges Mal gef�ttert und getr�nkt werden. Der Unterschied zwischen dieser in Ungarn entstehenden Krankheit und der Rinder�pest war nach Lorinser unwesentlich, nur noch ein wenig B�s�artigkeit durch Sumpfluft oder andere Sch�dlichkeiten dazu, dann war die Rinderpest fertig.
Beides ist irrth�mlich, wie wir in der Diagnose und Pathogenese bereits gezeigt haben, und die Voraussetzung, dass die Rinderpest sich in den ungarischen Steppen spontan entwickelt, hat sich nicht best�tigt. Lorinser selbst w�rde unter diesen Umst�nden
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seine Ansicht �ber die spontane Entwickelung bei laquo;lern Steppenvieh sofort aufgeben. Heyne*) bat diese Ansicht zuerst bezweifelt. �nterberger � 1. c. � sp�ter� geradezu bestritten, sonst hat sie �berall bis jetzt gl�ubige Aufnahme gefunden. Alle heutigen Anh�nger, so weit sie ein selbstst�ndiges �rtheil haben, st�tzen sieb auf laquo;lie beiden Thatsachen: 1) dass die Rinderpest bis jetzt noch jeden Krieg begleitet hat, in welchem russisches Steppenvieh den Armee-Corps folgte, und 2) dass die Pest unter den Steppen-beerden in weiter Ferne und oft erst ehiige Wochen nach Ankunft an Ort xind Stelle ausgebroebeu ist; diesen Thatsachen gehen die Lorinserianer eine unabweisbare Beweiskraft durch die Ann�hme, dass sie sich auch ereignet haben ohne Vorhandensein der Binderpest in den russischen Steppen. Diese Ahnahme bat man ohne weiteres auch als eine Thatsache angesehen, und darin liegt eben der Irrtbmn.
Die Rinderpest ist nicht bloss zn manchen Zeiten in den russischen Steppen, sie ist nach allen Beobachtungen der russischen Veterin�re immer vorhanden, sie kann l�ngere Zeit unter einer Heerde und Jahre lang in einer Steppe herrseben, ehe sie aus�stirbt; sie geht von einer Steppe zur andern und macht so ihre Z�ge durch die Steppen, kehrt wieder, wo sie lange Zeit ver�schwunden war. und bildet eine Wanderseuche in den Steppen. die immer eine gr�ssere oder geringere Zahl von wechselnden Pestheerden bat. welche sich mehr oder weniger oft �ber die Grenze in der Richtung hin vorschieben, in der die Ausfuhr erfolgt. Wie die Lungenseuche in uusern Viehst�llen eine ausgestreute Contagion ist, so ist es auch die Rinderpest in den Steppen. Um sich eine Vorstellung von der Grossartigkeit der Verbreitung in dem grossen russischen Reiche zu machen, verweise ich auf die sp�tem #9632;laquo;�eitern Angaben, hier will ich nur erw�hnen, dass sie 1858 nach Jessen**) in 47 Gouvernements etwa von 54deg; bis 51)deg; n�rdlicher Breite und von ;quot;)? 0 bis 830 �stlicher L�nge herrschte.
Diese Fortdauer der Pest in den Steppen hielt man nicht f�r m�glich, man sagt, die Heerden m�ssten in Russlai� l�ngst aus�gestorben sein, wenn die I'est fortw�hrend herrsche; ein grosser Irrthum. mau bat dabei viel zu sehr den b�sartigen Verlauf in unsem Viehst�llen vor Augen gehabt: wir haben Beispiele in Ungarn,
*) 1. c. s. 384.
*) Vierteljahrssdivift. Bd. 15. S. 168.
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diiss dit! Pest sich Jahrzehnte durch Ansteckung gehalten hat; nach Adami hat die; Pest 33 Jahre, von 1747 bis 1781. hintereinander geherrscht; in Polen herrscht sie schon seit einer Reihe von Jahren als Contagion. Die gegenw�rtige Pest in Holland zeigt uns, wie sie selbst hier bei der dichten Bev�lkerung und dem reichen Viehstande auf dem kleinen R�ume Jahre lang herrschen kann, und ich b�he die volle �eberzeugung, dass. wenn Holland hei dem bisherigen Verfahren bliebe, die Pest nach 10 Jahren noch dort sein w�rde; bei einer Contagion aber, die 10 Jahre dauern kann, bei der ist das Ende nicht abzusehen. ^Mir ist schon auf Grund meiner Ee-obachtungeu in Holland vollkommen klar geworden, dass die Rinderpest bei der d�nnen Bev�lkerung der Steppen, bei dem dauernden Aufenthalte der Heerden auf der Weide und bei dem gew�hnlich gutartigen Verlaufe in den Steppen als reine Contagion fortdauern kann, ja dass sie ohne polizeiliches Einschreiten sogar eine stehende Seuche mit wechselnden Stationen geworden sein muss.
Per bisher uocli immer aufrecht erhaltene Lehrsatz, dass alle Contagionen schliesslich untergehen, dass sie sich nicht f�r immer halten k�nnen, dass sie eine gewisse H�he erreichen, dann ahnehmen und schlicsslich aufh�ren, dass immer neue Einfuhr des Contagiums zur Fortdauer, zum Furtbesteheu nothwendig sei, dass deshalb die Contagionen auch langst von der Welt ver�schwunden sein m�ssten, wenn nicht, zugleich eine autuchthone Kntwickehmg stattfinden k�nnte, dies ist ein grundfalsches Dogma; die Lungenseuche, die in einem Stalle 20 und 30 Jahre ohne neue Zufuhr von Austeckungsstoff von aussen her bestehen kann, liefert den directen Beireis. Keine Cnntagion stirbt anders aus, als durch Mangel an ansteckbaren Thieren, wenn die Gelegenheit zur Regeneration des Ansteckuugsstoffes langer fehlt, als das Coutagium an den Tr�gern sich zu halten vermag.
Ein anderer Irrthmn ist immer gewesen, dass man glaubte, die Pest sei nicht in Uussland, wenn man keine Nachricht von dem Vorhandensein hatte. Dass die Pest in Uussland auch ausser-halh der Steppen nie ganz oder doch nicht auf l�ngere Zeit aufh�rt, ist die nat�rlichste Folge von der steten Einfuhr des Hornviehes aus den Steppen, und dass die Beh�rden davon gew�hnlich keine Kenntniss erlangen, ist ebenso nat�rlich, wenn man die dortigen volkswirtbschai'tlichen Verh�ltnisse und den Mangel an Thier�rzten ber�cksichtigt. Ist es doch bei uns trotz der dichten Bev�lkerung und des geordneten Veterin�rwesens m�glich, dass ein'grosser Theil der ansteckenden Krankheiten verborgen bleibt; wie oft er�geben sich die Behauptungen von Beh�rden. Landwirthen, selbst
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von Tliierilrztcn, dass diese und jene ansteckende Kranklunt liier und da nicht vorhaudeu sei, uls falsch?
Ju mehr nun das Steppenvieh Absatz findet, je mehr die
Ausfuhr aus den Steppen in bestimmte Riclitungen hingeht, desto mehr wird auch die Pest an diesem Zuge theilnehmen: wandert sie nicht mit den ersten Viehtransporten. so doch mit einen sp�tem aus. zumal aus den pestverd�chtigen Steppen das Hornvieh mehr, als aus andern fortgeschafft wird; es ist deshalb nichts'nat�rlicher, als dass die Pest sich immer weiter vorschieben und auf dem Kriegsschauplatze erscheinen muss, ganz gleichg�ltig, wie fern er von den russischen Steppen liegt: durch grosse Entfernung kann das Erscheinen auf dem Kriegsschauplatze nur verz�gert, aber nie verhindert werden.
Ein Irrthum ist es endlich noch, wenn man den Ausbruch der Pest einiges Wochen nach der Einf�hrung 'des Steppenviehes f�r einen Beweis der Selbstentwickeluug ansieht. Die Incubations-zeit ist der Regel nach allerdings 5�7 Tage, aber sie kann sich bis auf das Dreifache verl�ngern; es ist eine eigenthiimliche Art Opposition, eine bei allen ansteckenden Krankheiten vorkommende Verz�gerung der Incubation zu bestreiten und in den ver-einzelten sp�tem Ausbr�chen den Peweis f�r die Selbstent�wickelung zu sehen, die sonst gar keinen Halt hat. und gegen die alle weitern Thatsachen sprechen; wissenschaftlich l�sst sich dies nicht rechtfertigen. Ansserdem aber ist es doch immer noch sehr fraglich, ob der erkannte Ausbruch auch wirklich der Aus�bruch der Seuche, d. h. die wahrgenommene Erkrankung auch die erste ist? Unter dem Steppenvieh kommen F�lle vor, bei denen Niemand an Pest denkt. Jessen sagt, es giebt Pest-Er�krankungen, die mit einem einzigen Fieberanfalle vor�ber sind.*)
|nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Die Rinderpest ist deshalb namentlich beim Steppenvieh oft fr�her
da, als sie ausbricht, d. h. als sie �usserlich sichtbar wird.
jij :nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;In der Literatur sind vielfach F�lle aufgef�hrt, dass eine f�r ganz
gesund gehaltene Heerde dennoch die Pest �berall verbreitete; schon im vorigen Jahrhundert wunderte man sich in der Mark Brandenburg**) �ber das gesunde und muntere Aussehen der Heerden, von denen bekannt war, dass sie die Rinderpest gebracht
*) Oesterreichischo Viertcljahrsschrift. Ud. 23, II. 2, S..185. **) Beitrag zur Greschichte der aUgemeinen Tierseuche in der Mark Brandenburc. S. 44.
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hatten. Yon einer Heerde, die drei Wochen in Quarantaino unter strenger und sachkundiger Controle gestanden hat, ist bis jetzt noch kein Pestaushruch nach dieser Zeit bekannt. Ich komme hierauf bei der Quarantaine zur�ck.
Nach alle diesem kann man die angezogenen Tliat-sachon nicht mehr als Beweisgr�nde f�r die -genuine Kntwickelung in dem Steppenvieh bei uns gelten lassen.
Zum Schluss dieses Gegenstandes -will ich nur noch auf einen #9632;wissenschaftlichen Widerspruch aufmerksam machen. Wenn das Steppenvieh einen solchen Grad von specifischer Pradisposition in sich tr�gt, dass es unter Umst�nden in Gegenden an der Rinderpest erkrankt, wo anderes Hornvieh nicht an der Pest erkrankt, wie kommt es dann, dass es im Allgemeinen viel leichter erkrankt, als andere Racen? 15is jetzt gilt als 'allgemeine Grundregel in der ganzen Medicin, dass bei gr�sserer Disposition zugleich auch eine schwerere Erkrankung eintritt. Ich f�hre diesen Widerspruch, der wissenschaftlich gcwiss sehr gewichtig ist, dennoch principiell nur noch beil�ufig an, weil ich die alten Irrth�mer, die einen so grossen Einfluss auf unsere Schutz- und Tilgungsmaassregeln haben, mehr thats�chlich zu widerlegen strehe.
So w�re ich nun wohl bei dem Punkte angelangt, sagen zu k�nnen:
�Die Rinderpest ist ausserhalb Russlands eine reine Contagion, auch das Steppenvieh erkrankt nicht spontan bei uns; in Russland hat die Pest ihren Sitz in den Steppen, ausserhalb derselben ist sie auch hier ent�schiedener Maassen eine Contagion, wie bei uns; inner�halb der russischen Steppen ist aber ebenfalls noch keine genuine Entwickelung nachgewiesen, und alle neuem Beobachtungen sprechen daf�r, dass die Pest in den europ�isch-russischen Steppen auch eine reine Con�tagion ist, dass die Rinderpest somit eine aussereuropi�sche Seuche ist, von der es zweifelhaft bleibt, ob sie sich in den asiatisch-russischen Steppen oder wo sonst selbst entwickelt.quot;
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Capitel 8. Ansteckung,
Die Ansteckungsiahigkcit der Rinderpest ist jetzt etwa 150 Jahre bekannt; im Anfang des 18. Jahrhunderts tauchten die ersten Ansichten �ber Ansteckung auf; deshalb gab es auch zu dieser Zeit einzelne Einfuhrverbote aus verd�chtigen Orten. Das erste Seuchenedict erschien im K�nigreich Preussen 1711, welches schon das Ver�scharren der Todten mit Haut und Haar und eine achtt�gige Quarantaine f�r das Rindvieh anordnet, das aus Preussen (Provinz), Polen und Schlesien kommt; in einer weitern Yerordnung von 1717 ist Absperrung der verpesteten Orte durch Truppen rorgeschrieben und der Verkauf des Hornviehes bis 3 .Monat nach der Seuche untersagt.
Kamold*), Arzt in Schlesien, verfolgte schon die Verbreitung durch Ansteckung und wies nach, dass die Pest durch Schlachtvieh aus Polen nach Schlesien komme, und erkannte ganz richtig in polizeilichen Verordnungen das sicherste Rettungsmittel. Der p�pstliche Leibmedicus Lancisi**) erkannte zu derselben Zeit in der Verh�tung der Ansteckung das beste Schutzmittel, und die hiernach ergriffenen Maassregeln hatten den besten Erfolg. Die Contagiosit�ts-Ansicht gewann jedoch erst in der zweiten H�lfte des vorigen Jahrhunderts die Oberhand. In der hannoverschen Verordnung von 1750. dem prenssischen Viehseuchenp�tent von 1769, am entschiedensten aber in dem Patente vom 2. April 1803 ist die Ansicht von der M�glichkeit der Selbstenhvicke-lung schon in den Hintergrund getreten, aber doch noch nicht ganz verschwunden. Seit 50 Jahren hat nun zwar unter com-petenten Sachverst�ndigen kein Zweifel mehr dar�ber bestan�den, dass die Rinderpest bei allen Nicbtsteppenracen ansser-lu�b der Steppen nur durch Ansteckung entsteht, bez�glich der Steppenracen ist es aber, wie wir im vorstehenden Capitel gesehen haben, noch nicht zum Ahschluss gekommen, bei diesen ist bisher immer noch eine autochthone Entwickelung neben der Ansteckung aufrecht gehalten wurden. Nach n�herer Beleuchtung dieses Restes von origin�rer Entwickelung sind wir nunmehr
*) Historisclu; Relation von dor Pestilenz dos Hornviehes. 1713. **) Dissert, historica de bovilla posto 1713.
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aber mit der Lehre von der Ansteckung der Rinderpest auf dem Punkte angelangt, dass der Ansteckungsstoff bei uns und in ganz Europa als das einheitlielie Gemeingef�hrliche angesehen werden muss, welches wir hier zun�chst wissenschaftlich weiter zu er�rtern haben, um es sp�ter systematisch polizeilich zu ver�folgen und zu vernichten.
Der Austeckimgsstoif, das Rmderpest-Contagium. Den Ansteckungsstoff kennen wir bis jetzt nur aus seiner eminenten Wirkung, beale*) glaubt das wirksame Princip in lebendigen K�mchen � Keimk�mchen, Germinal matter � ge�funden zu haben, die er auf seinen Tafeln 1 und 2 mehrfach, be�sonders aber an den Gef�ssw�nden dargestellt hat. Ich habe mit meinen mikroskopischen Untersuchungen in dieser Beziehung nicht folgen k�nnen; K�rnchen findet man auf der kranken Schleimhaut in den Kranklieitsprodiicten genug, die aber nichts als einen k�rnigen Zerfall darstellen und meist einfache Fetttr�pfchen sind. In den Oetasswandungen habe ich sie nicht gefunden. Ihs jetzt bleibt Beale's Ansicht eine Hypothese und das Contagium ein unbekanntes Agens, von dem wir l�ngst wissen und durch neue Beobachtungen wieder best�tigt bekommen haben, dass es den kranken K�rper in seiner Totalit�t durchdrangen bat. also in allen tliierischen Theilen enthalten ist, am concentrirtesten und deshalb am wirksamsten aber an den Producten der erkrankten Schleim�haut � den Thr�nen, dem Nasen-, Maul-, Magen- und Darm�schleim � und selbst an den Auswurfsstoffen, dem Harn und Mist haftet.
Es ist jetzt eine moderne Kiclitunit, ilon Anstecktmgsstoff als Organismen resp. Zellen zu betrachten. Beim Milzbr�nde sollen es die Bacteriea, die Brauell'schenStlbchen sein; j�ngst hatBalb (Pathologisch anatomische Studien �ber das quot;Wesen der Cholera. Wien ISW) im Darmscbleim eine Keimmasse (Zoogoea Tenne) gefunden, aus deren K�rnchen sicli Gliederketten bilden. Weitere Versuche m�ssen erst dar�ber entscheiden; ein desfallsigcr Versuch beim Milzbrande hat die Bacterien-Theorie nicht best�tigt. Bei der Rinder�pest ist es leicht festzustellen, wenn mit Fl�ssigkeit, Thr�nen z. B. geimpft wird, die mikroskopisch keine K�rnchen enth�lt. In Holland und Eng�land ist diese Frage nicht erledigt worden. Wir d�rfen aber von imsern Herren tollegon in Russland erwarten, dass sie bei den Impfungen diesen Gegenstand wie auch die Fragen �ber die Zeit des Auftretens und Ver-schwindens des Ansteckungsstoffes in geimpften Rindern erledigen werden.
*) Dritter Bericht etc. Plate II. und III. Fig. 18, 19, 26, 34, 35, 36 u. 39.
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Mit dem Eintritte erkennbarer Krankheitssymptome und f�r die ganze Dauer der Krauldieit ist das Contagium nachgewiesen; ob und wie lange die inficirten Hinder schon fr�her und im Ge�nesungsfalle noch nach der Krankheit Ansteckimgsstoff in sich
tragen, das ist erst noch n�her festzustellen.
Bruckm�ller*) machte die wichtige Beobachtung, dass w�hrend des Herrschens der Rinderpest in dem Bezirk'Bruck an der Leitha 1866 fiele hundert ('entner Fleisch von solchen Thieren nach Br�ck gebracht wurden, welche ans verseuchten H�usern stammten und im gesunden Zustande unter sorgf�ltiger Controle geschlachtet wurden sind, ohne dass nur ein einziges Mal hierdurch eine Verschleppung des Contagiums bewirkt worden w�re. Derselbe sagt fernerhin, classes ihm zu wiederholten Malen gelungen sei, durch fr�hzeitige Entfernung der Erkrankten bei dem ersten Symptome, dem ersten Abbrechen der Milch, den �brigen Viehstand zu crliaUen. Im Februar 1866 wurde die bei Zwolle ausgebrochene Pest in einem Stalle durch sofortiges T�dten eines Ochsens am Erkrankungstage coupirt, obwohl noch mehrere H�upter in demselben Stalle standen, (c. Abschnitt II. Capitol 8. Verschleppung durch Menschen.) Hiernach scheint eine An�steckungsf�lligkeit vor den Krankheitssymptomen nicht vorhanden zu sein. Weitere Beobachtungen und Versuche sind sehr w�nschenswerth. Bei Versuchen mit Genesenen w�rden diese selbstverst�ndlich erst desinficirt werden m�ssen.
Das Contagium ist fl�chtig, kein zweites kann ihm in dieser Beziehung zur Seite gestellt werden; es wird frei, gelangt, in die Luft, am st�rksten von den Kranken mit der ausgeathmeten Luft, der Hautausd�nstung und mit den Auswurfsstoffen; es entweicht aber auch von allen todten Theilen. von dem Cadaver, den Cadaver-the�en, von den Excrementen, kurz wo das Contagium auch steckt, es entweicht, sobald die contagi�se Materie der laifl ausgesetzt ist, und h�uft sich stets in den n�chsten Luftschiebten an, mficirt � wie man sich wohl ausdr�ckt � die Luft in der n�chsten Umgebung und geht in der Luft unter oder gelangt mit der Luft in empf�ngliche Individuen und erzeugt die Pest, oder es wird von por�sen K�rpern mit der Luft absorbirt und mehr oder weniger lange conservirt. Deslmlb kommt das Contagium nicht allein in den Pestkranken und Pestcadavern resp. deren Abf�llen, sondern
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*) Vifirtcljiihrsschrift. Bd. 27, II. 1, S. 89.
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auch in anderen por�sen Gegenst�nden vor, die sich in der ver�pesteten Luft befunden haben.
Die Tenacit�t. Wie lange der Ansteckungsstoff ausserhalb des kranken Tbieres, also in der Luft und an tudten Gegenst�nden wirksam bleibt und unter welchen Umst�nden er conservirt resp. ver�nichtet wird, sind �usserst wichtige Fragen. Zun�chst will ich die be�treffenden Beobachtungen, so weit sie durch genauere Angaben einen Werth haben und mir bekannt geworden sind, folgen lassen. Weiss. (Ueber das Anstecken dei Yiehseuche von Camper und Weiss. 1783, S. 78.) Ein mit Senchenmaterie getr�nkter wollener Faden, in einem verschlossenen Glase sechs Jahre lang aufbewahrt, wurde in dem Dunst von heissem Wasser angefeuchtet und 2 Rindern unter die Haut gezogen; beide sollen am neunten Tage die ersten Zeichen und weiter die Erscheinungen der Rinderpest gezeigt haben. Vicq d'Azyr (Expose dos nioyens preservatifs et curatifs) impfte mit Haut-und Fleischst�cken von Bindern, die an der Rinderpest gefallen waren und schon langer als drei Monate in der Grube gelogen hatten, zwei K�he die an der Pest erkrankten und starben. Oerfzen (Oetteutliche Bekanntmachungen der etc. Inoculation der Kindvieh�seuche. 1779, S. 46) sagt: �Aufgetrocknet will sie (die Impfmaterie) iiiich bisherigen Erfahrungen nicht wirken, und nass kann man sie, auch zu kalter Jahreszeit, nicht �ber 14 Tage vor F�ulniss bewahren.quot; Abilgaard erw�hnt, dass die H�ute von Pestkranken noch acht Tage nach
dem Abh�uten den Peststoff zu �bertragen vermochten. Jessen. (lgt;ie Rinderpest etc. 1834, S. 115.) In Busslaud h�rt man nicht selten die Klage, dass in einem Stalle, in welchem die Rinderpest ge�herrscht hat. oft mehrere Jahre kein Vieh gehalten werden k�nne. J. erkl�rt dies dahin, dass die St�lle ohne festen Fussboden selten gr�ndlich gereinigt werden k�nnen. M�ller. (Magazin von Gnrlt und Hertwig. Bd. 23, S. 189.) Mitte April kamen in einen nicht desinfleirten Stall, in welchem sich ein junger Bulle befand, der vier Monate fr�her im Monat December durchgeseucht war, zwei K�he; beide erkrankten am siebenten Tage in diesem Stalle an der Kinderpest.
Eine Kuh wurde i� einen kleinen Stall gebracht, in welchem das letzte Kind vor 72 Tagen an der Pest gefallen war, ohne zu erkranken. Der Stall ist vorher weder gereinigt noch gel�ftet worden, dagegen hatte strenge K�lte vom December bis Februar eingewirkt. Die Kuh erkrankte sp�ter in Folge der Impfung.
Derselbe berichtet weiter S. 192 �ber einen Fall, in welchem sich das C�ntaginm f�nf Monate im Heu wirksam erhalten hat. Auf einem Vor�werk war im September der ganze Viehbestand von 120 Ochsen an der Rinderpest gefallen, im Monat Februar des folgenden Jahres, also nach f�nf Monaten, das Heu, welches aber dem Peststalle gelegen hatte, nach einem andern Vorwerk gebracht und hier verf�ttert worden, wo zehn Tage sp�ter die Rinderpest ohne anderweitige nachweisbare Ursache ausbrach
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Brackmflller. (Vierteljahrsschrift. Bd. 27, IT. 1, S. 46.) Drei Wochen nach dein Schlachten vieler pestkranken Ochsen f�r die Trappen, wo�durch der R�den mit lilut getr�nkt worden war, wurden Rinder in einen Stall gebracht, der sich unmittellmr neben dem Schlacbtraume befand; eine Anstechung erfolgte nicht, in der Zwischenzeit hatten zwar heftige Regeng�sse stattgehabt, aber es waren doch noch Blut-spuren verblieben. Eine Hutweide, auf welcher viele pestkranke Ochsen gestanden hatten und mehr als 50 get�dtet und vergraben worden waren, wurde nach f�nf Wochen, innerhalb welchen h�ufig Hegen ge�fallen war, wieder mit einer Heerde betrieben, ohne dass Ansteckung erfolgte.
Impfung mit altem Impfstoff an verschiedenen Orten Eosslands. Extract aus: Compte-Rendu des experience de L'inoculution de la Feste aux betes � cornes 1866. 1853 bis 1859 und 1863. Au verschiedenen Orten Russlands.
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104
Impfungen von Raupach in Karlowka, d. Bericht 77 u. R. 1805*)
1864
Alter laquo;los Lmpamp;toffs.
34 Stunden ....
4 Tage .....
. 15 Tage .....
(! Wochen ....
Erkrankt.
() schwer; 1 gestorben. 12 schwer.
12 schwer: 1 gestorben. 10 schwer; 1 gestorben.
;
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2 Monate ....
120........
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Man ersieht aus diesen Tabellen, dass der Impfstoff in ein�zelnen F�llen schon in einigen Tagen wirkungslos geworden war, in mehreren F�llen dagegen Monate lang wirksam geblieben ist; der iilteste wirksame Impfstoff war 9 Monat. Die Erkrankung nach der Impfung mit 21^ bis 9 Monat alten Impfstoff hat bei mehreren Rindern die Anlage nicht getilgt, die betreffenden Binder sind in solchen F�llen eigentlich gar nicht an der Rinderpest erkrankt gewesen. Wie der Impfstoff aufbewahrt worden, ist leider selten angegeben. ()quot;#9632;_) Monat alter Impfstoff hatte zum Theil noch schwere Erkrankung zur Folge.
Diese Beobachtungen und Versuche zeigen eine sehr grosse Differenz, sie beweisen, dass der Ansteckungsstoff sehr sterblich und lange lebensf�hig zugleich ist, dass er unter Umst�nden in einigen Tagen zu Grunde geht, unter andern dagegen bis '/-i Jahr und dar�ber hinaus wirksam bleibt. Die Beobachtung von Weiss, wonach dasContagium sechs Jahre hindurch in einem verschlossenen Gl�schen wirksam geblieben ist, kann ich wohl auf sich beruhen lassen, weil neuere Beobachtungen alle ohne Ausnahme dagegen sprechen: Angaben von noch l�ngerer Zeit, von 19 Jahren z. B. nach Opitz in Minden, m�ssen der Vergessenheit �bergeben werden.
Wir haben hier weiter zu untersuchen, unter welchen Um�st�nden das Contagium conservirt und umgekehrt, unter welchen es bald unwirksam wird. Fs kommen dabei nur die physikalischen Agentien in Betracht, unter deren Einfl�sse das Contagium immer steht, w�hrend von den k�nstlich anzuwendenden chemischen Vertilgungsmitteln spater bei der Desiufection die Rede sein wird. Die physikalischen Agentien und zugleich f�r die Praxis die wichtigsten Zerst�rungsmittel des Rinderpeststoffes sind folgende:
1. Die Luft. Zwei Thatsachen beweisen uns unwiderlegbar den sichern und schnellen Untergang des Rinderpeststoffes oder
*) Raupacli erw�hnt, dass Impfstoff von 3 Tagen uml solcher der .'( Wochen auf Eis conservirt worden war, an einem faeissen Tage in 2 Stun�den verdarb.
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wenigstens fl�ssen mfectionsf�higkeit in der atinospl�iriselien Luft, ieh meine die Absperrbarkeit des l'eststoffes bei aller Fl�cbtigkeit und die zeitlich und r�umlich sehr beschr�nkte Ansteckungs-fahigkeit der mit Contagium geschw�ugerteii Luft.
Die Absperrbarkeit der Rinderpest an jedem Orte, in jedem einzelnen Stalle ist h�utig taetisch nachgewiesen und jetzt so all�gemein bekannt, dass ich wohl nicht n�thig habe, die einzelnen Thatsacben beizubringen. Es sind F�lle genug bekannt, wo in geschlossenen D�rfern die Pest in einem einzelnen Stalle verblie�hen und selbst das Vieh in benachbarten St�llen verschont gehlieben ist. Ohne Untergang des Contagiums in der Luft w�re eine Absperrung ebenso wenig denkbar, als ein hermetischer Ver-schluss der Viebst�lle. und ohne Absperrbarkeit nnisste die Rinder�pest bei der Fl�chtigkeit des Contagiums nothwendig einen mias�matischen Charakter in der Ausbreitung haben, der gl�cklicher Weise nicht vorhanden ist. Auf die Beschr�nkung der An�steckung durch tnficirte Luft komme ich bei der Ansteckung noch einmal zur�ck.
Ans der zerst�renden Einwirkung der Luft auf das Pest-contagium einerseits und ans der grossen Fl�cbtigkeit des letztern andrerseits, ergiebt sich zugleich die desinficirende Wirkung der Luft auf die Tr�ger des Peststoffs, wenn sie freien Zutritt hat. Abschluss von der Luft ist deshalb auch das beste Mittel, den Feststoff zu conserviren; deshalb kann auch das Contagium in den Cadavertheilen, namentlich in den Fleischmasaen und in Fett bis zum Zerfallen, in der Erde, dem Fussboden und Lehmw�nden der St�lle, in dem Heu, Stroh und vielen andern Stoffen Monate lang wirksam bleiben; ein Taschentuch, mit Pestluft geschw�ngert und fest zusammen gewickelt, couservirt das Contagium Tage lang in der Tasche, w�hrend es flatternd in der Luft in Minuten des-inficirt wird. Die Frage, ob das Contagium in der Luft wirklich gleich vernichtet oder zun�chst nur his zur Unwirksamkeit ver�d�nnt wird, ist nicht sicher zu entscheiden und auch mehr eine abstract wissenschaftliche. Der Umstand, dass das Contagium in ruhender, abgeschlossener Luft, in St�llen sich anh�ufen, l�nger und auf weitere Entfernung bin wirksam erbalten kann, spricht mehr daf�r, dass die alsbaldige Wirkungslosigkeit in freier Luft zun�chst auf Verd�nnung zur�ckzuf�hren ist: es w�re hiernach gewissennaassen ein �hnliches Verb�ltnlss, wie bei den tl�chtigen Riechstoffen, die in einem abgeschlosseneu R�ume sich anh�ufen
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und immer empfunden werden, w�hrend sie in freier Luft in einer gewissen Entfernung von der Quelle nicht mehr erkennbar sind. Hallen wir uns an das Fuetuni. dass die Luft das Contagium bald unwirksam macht, dass sie alle tuficirten Gegenst�nde mit H�lfe der Fl�chtigkeit des Peststoffs desinffcirt, wo sie freien Zutritt hat, und dass nichts mehr diese Wirkung f�rdert, als Luftwechsel, Luftstr�mung.
Ailami*) erw�hnt einen Fall, der von feindlicher Wirkung der Luft auf das Contagium an andern Gegenst�nden zenjit. Zwei Kindern in einem gesunden Stalle wurde Stroh untergestreut, welches unmittelbar fiber pest�krankem Vieh gelegen hatte und nur 2d Stunden durchgel�ftet worden war, Ausserdem wurde noch Heu gefttttert, welches 24 Stunden bei kranken Kindern gelegen hatte und 24 Stunden durchgel�ftet worden war.
In einen Stall, in welchem s�mmtlichcs Vieh an der Pest ausgestorben, und der blos ausgemistet und gel�ftet worden war, kamen schon nach vierzehn Tagen gesunde Kinder, bei denen die Pest nicht ausbrach.
Eine Beobachtung von M�ller (S. 102) hat uns gezeigt, dass das Heu ohne Luftzutritt den Ansteckungsstoff 5 Monate conserviren kann.
Frank strich den Nasenausfluss auf Wolle, Hess die freie Luft dar�ber hinstreichen und impfte dann damit zu verschiedenen Zeiten, wobei sich ergab, dass die Materie den Ansteckungsstoff binnen 4�6 Tagen verloren hatte**). Bei den impiVersuclien in Kussland steckte eine Haut noch an, die 30 Tage in der Erde conservirt worden war. 1. c. p. 125.
2. Temperatur. Die Temperatur von Null und einigen Graden W�rme, besonders aber K�lte, conservirt das Contagium am besten. Ein massiger Grad von Frost zerst�rt das Contagium nicht: nach den bisherigen Erfahrungen scheint erst ein sehr hoher Grad von K�lte eine zerst�rende Einwirkung auf das Contagium aus�zu�ben. Gefrorener D�nger steckte nach dem Aufthauen im Fr�hjahre noch an. Wenn auch die Rinderpest im Laufe des Winters im Allgemeinen mehr abnimmt, besonders bei strenger K�lte, so liegt das mehr in der gr�ssem Isohrung der St�lle, Geh�fte und Ortschaften durch Unterbrechung des Verkehrs.
Von welchem Grade ab die h�here W�rme das Contagium vernichtet, ist noch nicht genau festgestellt. Abilgaard hat Kasen-ausfluss in einem Theekopf auf einem Ofen bis 150deg; Fahrenheit (52deg; IF) erhitzt, ohne ihn einzutrocknen und dann sieben Kinder damit geimpft, von denen keins erkrankte. Dieses Resultat entspricht ganz der zerst�renden Wirkung der Hitze auf Poekenstoff, der schon bei iX)0 R. sicher zerst�rt wird. Bei einer langem Einwirkung
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*) Beitr�ge zur Geschichte der Viebseucln **) Viborg's SanunluDgeu. Bd. I, S. S5.
Wien 1781.
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wird das I'estcontagium schon bei einem niedrigem Grude zerst�rt, cf. Cap. 11 Desinfection der H�ute. Die h�here meteo�rologische Temperatur zerst�rt jedenfalls nieht direct, sie f�rdert aber das Verdunsten, das Verfl�chtigen und so die Entpestung der Pesttr�ger; eine gewichtige desinflcirende Wirkung der li�liern W�rmegrade auf thierisclie Theile ist aber in der F�rderung der F�ulniss gegeben. Ijei der ein schneller Unter�gang des Ansteckungsstoffes stattfindet. Sehr faule thierische Theile scheinen uielit mehr ansteckungsf�hig zu sein, wenigstens glaube ich das nach meinen Beobachtungen in Holland annehmen zu k�nnen, wo halb und ganz verfaulte Cadayerabfalle so umher�lagen und von Hunden verschleppt wurden, dass alle Rinder in kurzer Zeit h�tten mittel- oder unmittelbar angesteckt werden m�ssen, w�hrend doch die Pest schon gegen drei Monat bestanden und noch nicht alle Rinder heimgesucht hatte, als ich dort war. Bei dem trockenen Zerfallen in der Erde, dem Verwesungsprocesse, wird das Contagium nicht so bald zerst�rt, wie die Versuche von Vicq d'Azyr ergeben haben; bei der F�ulniss ist also wieder die Einwirkuna der Luft und die Greleeenheit zur Verfl�chtigung die Grundbedingung zur Zerst�rung des Contagiums, der F�ulnissprocess selbst scheint das Contagium nicht anzugreifen.
o. Ein gewisser Grad von Feuchtigkeit ist Bedingung zur Erhaltung der Wirksamkeit; Austrocknen ist gleichbedeutend mit Desinficiren. Die Feuchtigkeit ist. wie bei dem Verlauf bereits erw�hnt, von f�rderlichem Einfluss auf die Seuchen; mehrfach ist die Beobachtung gemacht worden, dass die Pest in niedrigen, feuchten Gegenden und an grossen Fl�ssen am verderblichsten herrscht, ebenso auch, dass sie an Intensit�t und Verbreitung im Fr�hjahr und Herbst zunimmt und im lieissen, trocknen Sommer abnimmt; ich kann das alles nur dem conservirendenEinfluss der Feuchtigkeit auf den Peststoff zuschreiben, der sowohl an feuchten festen K�rpern, als auch in feuchter Luft l�nger wirksam bleibt. Bei den Impfungen im vorigen Jahrhundert ist namentlich von Oertzen schon die Erfahrung gemacht, dass die trockene Materie keine Wirkung hat, diese Beobachtung hat weitere Best�ti�gung gefunden. In Russland sind Versuche mit trockenen H�uten angestellt worden, welche nicht mehr inticirten (cf, Desinfection).
In R�cksicht der grossen Bedeutung in veterin�rpolizeilicher Be�ziehunghabe ich selbst Versuche angestellt, die auch ganz entschieden den Untergang des Rinderpest-Contagiums bekunden. .Man kann
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deshalb den Grundsatz aufstellen, dass durchweg lufttrockene Substanzen nicht mehr infectionsfahig bind und zwar um so weniger,
je �lter sie sind.
In gut verschlossenen Gef�ssen empfing ich im Jaiiuar d. J. bei niedriger Temperatnr ohne Frost verschiedene Cadavertheile von einem an der Rinder�pest gefallenen Binde von Herrn Prof. Hengefeld, die ich alle am vierten Tage nach dem Tode des Rindes in gut conservirtem, aoeh ganz Mschem Zustande empfing. Ein St�ck D�nndarm mit erkrankten Peyer'schen Plaques wurde auf einer Glasplatte ausgebreitet und im Anatomiezimmer bei einer Temperatur von-f-5^120 R. in zehn Tagen getrocknet, ohne dass dabei irgend eine Spur von F�ulniss eingetreten war. Von dieser so getrockneten Membran, die uoeh biegsam und keineswegs pulverisifbar, also nur lufttrocken war, wurden schmale Streifchen mittelst, wollener F�den nach Art eines Flaarseils auf einige Tage unter die Haut eines vier Wochen alten Kalbes ge�bracht Hierauf erfolgte eine kleine �rtliche Anschwellung, und nach Ent�fernung bildete sich ein kleiner Abscess. Einige Tage sp�ter wurden von demselben Pr�parate in gleicher Weise zwei halbj�hrige Ziegen ebenfalls ohne Erfolg geimpft.
Auch andere Contagien gehen durch Austrocknen zu Grunde, namentlich igt;t dasselbe auch ein speeifisches Zerst�rungsmittel f�r das Rotz-Contagium. Ich habe den Nasenausfluss eines sehr rotzigen Pferdes, auf einer Glasplatte bei massiger Stubenw�rme von -f 12deg; ,1t. in einigen Tagen eingetrocknet und pulverisirt, zwei Pferden auf die wundgemachte Nasenschleimhaut wie auch unter die Haut, gebracht, ohne Wirkung, selbst nach vorheriger Anfeuchtung mit lauwarmem Wasser, obwohl mikroskopisch die Schleim- resp. Eiterk�rper regelm�ssig erschienen, w�hrend die Impfnug von demselben Xasenanstluss, aber uneingetrocknet, nach neun Tagen schon acuten Kotz zur Folge hatte. So kann derRotzstoff durch cinfeches Austrocknen in einigen Tagen, vielleicht noch schneller, zerst�rt werden, wahrend andrerseits Thatsachen vorliegen, die eine mehrere Monate lange Infectionsf�higkeit des Ansteckungsstoffes in dem Fussboden etc. beweisen.
In dieser Beziehung stimmen die unbekannten Contagien auch mit dem Contagiiiin vivnm, dem parasitise!...... ttberein; alle bisher bekannten parasiti�schen Keimk�rner, wie auch alle thierischen Organismen, die Milben und Trichinen werden durch Austrocknen sehr schnell get�dtet, und die mannigfaltigsten Wurm-Infectionen unserer Pflanzenfresser kommen haupts�chlich in nassen Jahren und Gegenden auf feuchten Weiden zu Stande.
Die Empf�nglichkeit,
Eine Empf�nglichkeit f�r den Ansteckungsstoff und das Em�pfangen, die Aufnahme desselben, sind nat�rliche Grundlreamgun-gen jeder Ansteckung. Am empf�nglichsten f�r das Contagium ist das Rindergescblecht, dem bis vereinigen Jahren noch allein die F�higkeit, an der Pest zu erkranken, zugeschrieben wurde, daher auch die Namen Rinderpest, llornviehseuchc. Eine alte
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von Antou Tvoczian*) erw�lmte Ueberfcragung auf einen llirscli. blieb nnbeacbtet; erst in neues! er Zeit ist der �ebergang auf andere Wiederk�uer und zwar zuniichst auf Schaf und Ziege dureii mehrfaclie Beobachtungen festgestellt worden.
Erkrankungen bei Schafen und Ziegen zur Zeit der Einderpest sind schon fniher beobachtet und selbst als Beweis f�r eine miasmatisclie Natur der Pest angesehen worden, speciellere Beobachtungen landen aber erst in den letzten beiden Deeennien statt; 1851 wies Roll auf das Vorkommen riaderpest�lmlicher Erkranksmgeri bei Schafen zur Zeit des Hereschens der Rinderpest hin. Maresch, Landesthierarzt in B�hmen.**) wies 1861 die Rinderpest bei den Schafen nach; an drei Orten waren In acht verseucliten Geh�ften von 310 Schafen 144 an der Rinderpest erkrankt, von denen 71 gefallen, 29 get�dtet und 44 genesen sind. M. beobachtete die Fortpflanzung von Schaf auf Schaf und auch wieder zur�ck vom Schaf zum Rinde, und ein Incubationsstadinm von G bis 9 Tagen. Mit M. fast zugleich beobachtete auch Gal�mbos in Ungarn den �ebergang der Rinderpest aufs Schaf; nach ihm beschr�nkte sich der Verlust auf 25�30 pCt.; die Dauer erstreckte sich auf 3�4 Tage. Blei-weiss***)v Maly und Seifmann lieferten bald weitere-Beweise f�r die Rich�tigkeit dieser Beobachtungen. Auf Veranlassung von Roll hat Bleiweiss R�ckimpfungen vom Schafe aufs Rind angestellt, die von Erfolg waren. Chicali machte dieselbe Beobachtung in Italien. Die Rinderpest wurde auf Sicilien in der Zeit von 1863 � 18G5 eine wahre Schaf- und Ziegenpest, nachdem sie den Rindviehhostand vernichtet hatte und an deren Stelle Schafe und Ziegen gekommen waren. Im Sommer 18(13 erkrankten allein 0000 Ziegen; die Identit�t stellte Chicali direct durch Impfung an 11 Ziegen fest; die Sterblichkeit war ebenfalls geringer, als beim Rinde, anf�nglich starben 30, spater auf der H�he der Seuche 70 pCt. In einem sp�tem Be�richte vom 5. December 1805 sch�tzt Ghicali den Verlust an Schafen und Ziegen in den Provinzen Palermo, Trapani und Girgonti auf 20,000 St�ck.
18G4 herrschte die Rinderpest auch in Egypten unter den Schafen und Ziegen, die nach Lemaitrc zu Tausenden auf der Strasse von Syrien nach Cairo lagen.
In Grossbritannien und Belgien kamen ebenfalls Pestausbr�che unter den Schafen vor.
Die Ausbr�che der Rinderpost in den Thierg�rten zu Rotterdam und namentlich zu Paris f), die in dieser Beziehung f�r die Wissenschaft sehr lehrreich gewesen sind, haben weiter bewiesen, dass aussei- den wiederk�uen�den llausthieren auch Hirsche, Gazellen und Antilopen von der Rinderpest befallen worden k�nnen. Durch zwei indische Gazellen wurde die Rinderpest von London nach dem Acclimatisationsgarten in Paris verschleppt. Der Ansteckung waren mehr oder weniger ausgesetzt: 8!) Wiederk�uer. IG verschiedene Pferdespecies.
*) Pr�fung der Ursachen der Hornviehseuche etc. 1770. S. 85. **) Oesterreichische Vierteljahrsschrift. Bd. lit, 11. 1, S. 34. ***) Oesterreichische Vierteljahrsschrift. Bd. 21, 11. 1. t) Leblanc. Recueil. Dec. 1865.
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4 Pecaiis.
l� verscMedene Nagethiere. 8 Hunde und
1 Klui�ui-u.
Hiervon wurden angesteckt 31 Wiederk�uer und zwar von:
18 verschiedenen Rinderarten 1^.
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25
5
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Ziegenarten 9. Schafen 0. Antilopen 5. Hirschen 3. Zwerghirschen i. L�mmern 0.
^ von 4 Bisamschweinen.
/u �ottcnLim crkmiikton und fielen an der Pest im zoologischen Garten 11 Antilopen. In Egypten soll die Rinderpest 18G4 auch die Kameele be�fallen haben.
Naci diesen Beobachtungen ist es sehr wahrscheinlich, dass nlJe Wiederk�uer gelegentlich von der Rinderpest befallen werden k�nnen. Dagegen ist bis jetzt nooh die Grundregel festzuhalten, dass die Rinderpest �ber die Wiederk�uer nicht hinausgeht. In dem Acclimatisationsgarten sind zwar von vier Bisamschweinen � Pecaris � ebenfalls ^wei erkrankt, die einzige Beobachtung, dass die Rinderpest �ber die Grenze der Wiederk�uerfamilie hinaus�gegangen ist. die man deshalb auch vorl�ufig auf sich beruhen lassen muss; �brigens stehen die Bisamschweine den'Wiederk�uern insofern n�her, dass das eigentliche Schwein, wie sie. einen getheilten Magen haben sollen. Zugleich ergiebt sieh aus verschiedenen Be�obachtungen, dass die Pest von andern Wiederk�uern sieh ebenfalls durch Ansteckung weiter verbreitet und selbst auch wieder am Rinde ungeschw�cht haftet. Man sollte sich wundern, dass die Erkrankung wenigstens der Schafe und Ziegen an der Rinderpest nicht schon fr�her erkannt worden ist. dass die Rinderpest ganz Europa wiederholt �berschwemmen und .Millionen von Rindern vernichten konnte, ohne die [Jebertragung auf Schale und Ziegen vor die Augen zu f�hren, dass wir in der Litteratur selbst fehlgeschlagene Impf-Versuche aufgezeichnet finden*). Nach
11,
*) Petrus Camper, ein zuverl�ssiger Beobachter, der in Sachen der Rinderpest seinen Zeitgenossen voraus war, sagt #9632;/.. B.: �Ich habe in dem�selben Stalle Pferde, Schafe und Ziegen beisammen gehalten, in denen die Rindviebseuche auf das Schrecklichste w�thete.quot;
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111
meinen eigenen Beo1)aclitiingeii in Siid-Hollaad, nainentlicli in der Umgegend von Schiedam, wundere ich mich nielit mehr. Das grosse Marschschaf mit langer schlichter Wolle weidete im Herbst 1865 mitten unter pestkranken Heerden; meine erste. Frage war deshalb nach pestkranken Schafen, es liiess aber, ..bis jetzt ist noch kein Schaf an der Pest erkrankt, obwohl sie seit Ausbruch der Pest vor iji Jahr wie heute mit kranken und genesenden Thiereu in engster Ber�hrung auf der Weide gewesen sind.quot; Diese Antwort frappirte mich, es wurden deshalb Impfversuehe veranstaltet, wobei mir die Herren Collegen lieckmejer und Hengefeld durch sofortige Beschaf�ffing von drei Schafen und einer Ziege auf das Bereitwilligste entgegen kamen. Die Impfung haftete bei allen; schon am f�nften Tage war die erste Spur durch Temperaturerh�hung angedeutet und in den n�chsten 'lagen bildete sich die Pest weiter und deut�lich aus; alle erkrankten jedoch nur in geringem Grade, kein Impfling starb. Diese Beobachtungen in Holland best�tigen die Empf�nglichkeit der Schafe und Ziegen, sie beweisen aber in Ueliereinstimmung mit den Beobachtungen im Grossen, dass die Empf�nglichkeit namentlich der Schafe doch nur sehr gering ist, und das l'estcuntagimn schon sehr intensiv einwirken muss, um die Rinderpest zu erzeugen, dass namentlich aber die Ansteckung in freier Luft schwer erfolgt.
Wenn nun auch die Rinderpest nach den neuen Beobach�tungen einen viel gr�ssem Kreis bez�glich der Haftbarkeit und Fortpflanzung bekommen hat. so bleibt das Rind und zwar in allen Species, besonders aber unser ITausrind, doch immer das Centrum der Pest. Ob und in wie weit ein Unterschied in den verschiedenen Species besteht, ist noch fraglich; nur vom B�ffel, der ja in manchen L�ndern als llausthier gehalten wird, wissen wir, dass er ebenso empf�nglich ist, wie unser Hausrind.
Bez�glich der Racen seheint bei der Steppenracequot; die Anlage insofern graduell geringer zu sein, als alle altern und neuern Beobachtungen darin �bereinstimmen, dass die Rinderpest unter der Steppenrace im Allgemeinen milder auftritt, dass sie zwar aiadi unter ihr grosse Verheerungen anrichten kann, aber doch h�utig in einem coupirten Verlaufe unter sehr geringf�gigen Symptomen auftritt. Unter den Steppenracen selbst ist wieder eine Verschiedenheit beobachtet; der westliche Schlag diesseits
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der Ivai'pathen sclieint unsem Verschiedenen lincen in dov Em-pf�ngliQbkeit n�her zn stehen, als die �st�chen Schl�ge der Steppenrace jenseits der Kaipatlien. Das russische Comite y.wv Tilgting der Seuchen*) hebt als Resultat der linpi'ungen mit her�vor, dass die Kirgisen- und 8�dsteppon-I\aeeu weniger f�r das Contagium disponirt sind, als andere Racen. Mir will es scheinen, als ob die gr�ssere und geringere Empf�nglichkeit von den.Cultur-verh�ltnissen abh�ngig ist. dass mit der Cultnr, d. h. dem ein�seitigen Hochschrauben der Nutzung durch k�nstliche Pflege, auch die Empf�nglichkeit w�chst. Das echte Steppenvicli. nament-lich in den Ivii'giscn- und S�dsteppen �nsslands, ist eigentlich kaum als Hausthier zn betrachten, es lebt am naturgem�ssesten und ist deshalb auch naturw�chsig. Man vergleiche nur den grossen tiefen Brustkasten jener Steppenrinder mit der � ich m�chte sagen � �verk�mmerten'' Brust unserer, an die Krippen geknebelten Milchk�he. Das naturw�chsige Steppenvieh wird allen andern Krankheiten ebensowohl gr�sseren Widerstand leisten, als der Rinderpest.
Eine individuelle Immunit�t scheint der Rinderpest gegen��ber bei unsem Racen nicht obzuwalten; mir ist kein Fall be�kannt geworden, class in den Pestst�llen einzelne Rinder verschont gebliehen w�ren. Bei dem russischen Steppenvieh scheint dies anders zu sein: das oben citirte russische Comite beantwortet die Frage, ob bei Ausbruch der Rinderpest alles Vieh erkranke, dahin, dass in den n�rdlichen Gegenden des Reiches wohl hin und wieder solche F�lle vorkommen, in den s�dlichen (legenden aber fast niemals: w�hrend Jessen in seiner Schrift �ber Rinder�pest 1834 S. 98 sagt, dass sich nur h�chst selten ein Thier unempf�nglich zeige. Die Immunit�t bei einzelnen Individuen kann aber in Russland noch besondere Gr�nde haben, wie wir gleich unten sehen werden.
Die Tilgung der Anlage.
Durchgeseuchte Kinder haben keine Empf�nglichkeit mehr; eine sehr alte Erfahrung, die sich bis heute und namentlich auch bei den Impfungen in Russland best�tigt hat. Dies ist
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*) Die Resultate dor mnderpestimpfangeo in Bondarewka und am Sal-nivsdie von Ravitsch. S. 17.
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ja auch die eigentliche Basis der Scliutzimpfung, die auf Ver�anlassung von Jossen in Hussland versucht worden ist. Von dem erw�lmteu Comite ist auch die Frage aufgeworfen worden, ob die Immunit�t nach iiberstantlener Rinderpest f�r die ganze Lehensdauer oder auf wie lange vorhalte. Die hierauf bez�g�lichen Versuche haben die Immunit�t schon bis zu sechs Jaliren nachgelesen; nach den Erfahrungen im Allgemeinen aber und in R�cksicht auf die verh�ltnissm�ssig kurze Lebensdauer der Ilausrinder ist eine lebensl�ngliche Tilgung der Anlage durch die Pest ohne Zweifel anzunelimen, und die Rinderpest in dieser Be�ziehung neben Pocken und Lungenseuche zu stellen.
Vererblich ist diese erworbene Immunit�t nicht, die Nach-kominen sind wieder empf�nglich, aber nach verschiedenen �e-obacht in igen in erster Generation in minderem Grade; dieser Gegenstand ist jedoch noch nicht zum Abschluss gekommen. K�lber, die getragen wurden, w�hrend die Mutter an der Pest erkrankte, k�nnen mit der Inmiunit�t geboren werden, jedenfalls ist hierbei aber der Grad der Tr�chtigkeit bei dem Erkranken niaassgebend; ziemlich ausgetragene K�lber seuchen im Mutter�leibe mit durch, der Foetus in der ersten Anlage wird dagegen von der Seuche weniger ber�hrt; wo die Grenze der Fntwicke-lung ist. von wo ab die Frucht ihre Empf�nglichkeit f�r die Pest verliert, ist noch eine zu erledigende wissenschaftliche Frage.
Alter. Geschlecht und Constitution haben keinen entschiedenen Finfluss auf die Disposition, wenn man nicht etwa das schwerere Erkranken des sehr alten Hornviehes in einer gr�sseren Dispo�sition findet.
Die Ansteckung.
Von der k�nstlichen Ansteckung, der Impfung, sp�ter nach den Schutz- und Tilgungsmaassregeln: hier nur. von der Ansteckung als Ursache der Verbreitung, die ich, nach dem �blichen Gebrauch kurzweg die nat�rliche Ansteckung nennen will.
Das fl�chtige Contagium gelangt immer mit der Luft zur Einwirkung, und seine Aufnahme geschieht haupts�chlich � um nicht zu sagen allein � in den Lungen, von hieraus erfolgt die wirkliche Einverleibung. Die Aufnahme an der �ussern K�rper�oberfl�che ist insofern m�glich, als die Haut wirklich athniet und Sauerstoff aus der ber�hrenden Luftschicht aufnimmt, wie ich
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durch Versuche nachgewiesen habe*); ich glaube aber nicht, dass eine Erkrankung dadurch zu Stande kommt. Ob die Infection von den Verdauuugswegen aus m�glich ist. oder oh der An-steekungsstoff in dem Verdauungsprocesse untergeht, ist noch eine zu l�sende wissenschaftliche Frage. Aus der altern Zeit sind mehrere Versuche bekannt, in denen der eingegebene und auch mit dem Futter aufgenommene Nasenausfluss keine An�steckung zur Folge hatte; so hat namentlich Camper**) Nasen-ausHass und Blut mit Wasser verd�nnt verschiedenen K�lbern gegeben. die darauf nicht an der Pest erkrankten, wohl aber sp�ter nach gew�hnlicher Impfung. Von den fixen Contagien sind auch noch keine Beispiele bekannt, dass die eingegebene contagi�se Materie inficirt h�tte. Versuche mit R�cksicht auf Vermeidung der Infection von dem Manie und der Bachen�h�hle ans sind erst noch anzustellen; f�r die Praxis sind sie indess untergeordnet, weil das Contagium an Futterstoffen bei der Fl�chtigkeit immer mit in die Lungen gelangt, f�r die Wissen�schaft aber um so interessanter, als die Localisation der Rinder�pest in den Verdauungswegen stattfindet. F�r jetzt darf ich wohl bei meinem Satze stehen bleiben: �die Einverleibung des Peststoffes erfolgt mittelst der Luft in den Luftwegen.quot; Die �bliche Unterscheidung der unmittelbaren und mittel�baren �ebertragung und Ansteckung ist nicht correct, sie f�hrt leicht zu falschen Begriffen; pr�ciser ist die Bezeichnung �directe und indirecte.quot;
Directe Ansteckung.
Eine solche findet statt, wenn das Contagium von dem kran�ken Thiere, resp. dessen Leiche, also von dem Organismus, in welchem es sich entwickelt hat, direct, d. h. ohne andere Zwischen�tr�ger als die Luft zur Einwirkung auf den empf�ngliehen Or�ganismus gelangt.
Streng genommen ist das Cadaver ein todter Tr�ger des Ansteckongs-stoffes, die Ansteckung, diu von ihm ausgeht, sollte man deshalb zu der indirecten zahlen, zumal zwischen dem ganzen Cadaver und einzelnen Ca-davertlieilen keine Grenze ist und die Ansteckung durch ein St�ck Fleisch gew�hnlich zu der mittelbaren gez�blt wird, weil das Contagium durch das
*) Das Hautathmcn. Archiv f�r Anatomie und Physiologie von .1. M�l�ler 1851. S. 431.
**) Conf. Walz. Rinderpest 1807. S. 28.
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Fleisch fort- und �bergetragen worden, ist. Imless ist, es bisher nicht �hlicli gewesen, die Ansteckung eine mittelbare zu nemien, wenn sie in nuinittclliiirer N�he gefallener pestkranker Eiuder erfolgt ist, deshalb will ilt;di die An�steckung von Cadavern mit zur dirceten z�hlen.
Gruiulbcdinguiig bei dieser Ansteckung ist also, class die cm-pf�nglichen Tliiere in solche N�he von den Perttkranken resp. Pestcadavern konmieu, in welcher das Contagium in den um-gehe�den Luftschichten noch wirksam ist; diese N�he werde ich feruerKm ..iufectionstahigen Dunstkreisquot; nennen.
Bei der grossen Fl�chtigkeit des Pestcontagiums w�rde dieser Kreis seiir gross, vielleicht kaum abmessbar sein, wenn die Luft niett feindlich einwirkte und das Contagium sehr schnell unwirk�sam machte. Die Grosse dieses Kreises k�nnen wir nicht mathe�matisch abmessen, weil noch andere Factoren mit in Betracht' kommen; an der Feuchtigkeit haben wir einen conservirenden Factor kennen gelernt, in der feuchten Luft wird daher der in-fectionsf�Mge Dunstkreis jedenfalls weit grosser sein, als in trockner Luft; der Gehalt an Ozon oder ozonisirtem Sauerstoff ist wechselnd, und dieser Wechsel kann auch nicht obne Einfluss bleiben, wenn man dem ozonisirten Sauerstoffe nicht diu ihm zugeschriebene desinficirende. die Luft reinigende Wirkung ganz streitig machen will; ansserdem wird der Kreis bei ruhender Luft (in abgeschlossenen R�umen z. B.) im Ganzen grosser, als bei bewegter, und bei Luftstr�mungen (Wind, Zugluft) in einer bestimmten Richtung vergr�ssert, so dass die Ansteckung auf der einen Seite kaum in der nninittelbarsten N�he, auf der andern aber in einer ungew�hnlich grossen Entfernung stattfindet: bei dem raschem Fortf�hren des Ansteckungsstoffes in einer bestimmten Richtung findet jedoch auch wieder ein schnelleres Unwirksam�werden statt, so dass die �usserste Distanz, in welcher beim Winde die Ansteckung erfolgen kann, doch nicht �ber das Doppelte oder Dreifache des gew�hnlichen infectionsfabigen Dunstkreises binaus-zugehen scheint. Die abgeschlossene Luft im Stalle conservirt den Peststoff besser, als die freie Luft, weil sie immer feucht und weniger in Bewegung ist; je mehr kranke Thiere (Pestquellen) sich nun in einem solchen Stalle befinden, desto mehr h�uft sich das Contagium an; deshalb ist denn auch in der Kegel die ganze Stallluft geschw�ngert und der infectionsf�hige Dunstkreis gleich�bedeutend mit dem ganzen Stallranme, namentlich in den St�llen, die ohne Ventilation und nicht besonders ger�umig sind.
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Wie lange nun das Verweilen in dem infectionsfahigen Dunst�kreise zur Ansteckung erforderlicli ist. das h�ngt sehr nat�rlich von dem Grade der Luftsclnv�ngeruug mit Peststoff ab; in engen Stallen wird deshalb die Ansteckung immer viel fr�her erfolgen,' als in der freien Luft, und im letzten Falle in der unmittelbarsten N�he der Kranken schneller, als in der �ussersten Entfernung, wo eben noch eine Anstedcung m�glich ist; denn der infectionsi�hige Dunstkreis nimmt selbstverst�ndlich mit der Entfernung von den Kranken, resp. den Cadaveru ab. W�hrend in sehr inficirter Luft einige Atheraz�ge gen�gen, erfolgt die Ansteckung in schwach in�ficirter Luftschicht erst nach Minuten, resp. Stunden; immer aber pflegt die directe Ansteckung ziemlieh rasch zu erfolgen, weil eben die Pestquelle viel ergiebiger ist. als bei indirecter An�steckung. Sehr nat�rlich ist es auch, dass die Ansteckung neben Pestkranken sicherer und rascher erfolgt, als neben Pestleichen, die den Peststoff nicht mehr ausathmen.
Kehren wir nun von diesen in der Natur des Peststoffs be�gr�ndeten allgemeinen Pegeln zu den directenBeobachtungen zur�ck.
Abilgaard*) sagt: �Ich habe kein Beispiel, dass sich die Ansteokungs-Atmospharo auf 40 Faden (240 Fuss) erstreckt habe, obgleich der Wind von einer angesteckten Stelle in dieser Entfernung einen Viehstall traf. Ein solches hat mich doch auf die Veriauthmig gebracht, dass der Ansteckungsstoff im Winter wohl 27 Faden (162 Fuss) weit gebracht werden kann. Es ist auch wahr, dass die Ansteckung des Sommers geringer ist, als die des Winters.quot;
Jessen**) sah auf einer Seite eines ungef�hr 25 Fuss breiten Flusses pestkrankes Vieh unter freiem Himmel aufgestellt, wahrend am entgegen�gesetzten Ufer auf der Wieso gesunde K�he weideten, ohne angesteckt zu werden,
Il�ll***) veranschlagt den Dunstkreis auf 20�30 Sehritt, welcher jedoch durch Luftzug und Windstr�mung bedeutend vergrdssert werden k�nne.
Brefeldf) erw�hnt, dass das Vieh in einem Stalle gesund blieb, der nur 40 Schritt von einem inficirteu Stalle entfernt lag.
Bei der Invasion der Rinderpest 1855 in den Regierangsbezirk K�nigs�berg stand im Kreise Osterode eine, im Kruge zur�ckgebliebene, dem Tode nahe pestkranke Kuh mehrere Stunden in einer grossen Einf�hrt, etwa 25 Schritt von 7 Kindern des Kr�gers entfernt, ohne dass letztere ange�steckt worden sind ff).
*) E. Viborch's Sammlungen. Bd. 1, S. 55. **) Die Rinderpest etc. 1834. S. 98. ***) Lehrbuch der Pathologie. Zweite Auflage 1860. S. 360.
f) Bericht �ber die Kinderpest. Breslau 1856. ft) Mittheilungen aus der Praxis von Gerlach. F�nfter Jahrgang pr. 1856/57. S. 83.
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Das russische Comite*) beantwortet die betreffende Frage Nr. 3 dahin, dass die Ansteckung durch die in der Luft verbreitete Ausd�nstung der kranken oder gefallenen Thierc nur in eine �nmveite Distanzquot; erfolgt.
In England**) schienen einige Versuche die Ansteckung gesunder Rinder auf eine Entfernung von 20�25 Fuss zu best�tigen, w�hrend in einer Entfernung von-100�200 Fuss in einzelnen Versuchen keine Ansteckung er�folgte. Dabei wird bemerkt, dass �berall, wo die Pesth�fe klein sind und die H�user neben einander stehen, die Verbreitung rasch erfolgte.
Schliesslich lasse ich meine Beobachtungen in S�dliolland im Septem�ber 1865 folgen. Grosse niedrige, unter dem Meeresspiegel gelegene, abge�deichte, grasreiche AVeideti�chen waren Tag und Nacht mit Viohheordeu besetzt. Diese Weiden waren vielfach durch 3�4 Fuss breite und g�nzlich gef�llte Wassergr�ben in schmale, oft nur 10�20 Schritt breite, gruppemveis in dieser oder jener Richtung parallel neben einander verlaufende und auf einander stossende Parzellen getheilt, die sogenannten Polders. Stellenweis waren nur einzelne, stellenweis aber auch fast alle diese Parzellen mit Rindern und viel�fach auch mit einzelnen Schafen besetzt, auf einigen befanden sich nur einzelne H�upter, auf andern wieder kleine Heerden von 10�20 St�ck Rindvieh; im Ganzen mochten so circa 3�4000 Rinder in der Umgegend von Schiedam weiden. Auf der einen Parzelle fand ich kranke, auf der andern noch ge�sunde Rinder; auf derselben Parzelle unter einer zusammengeh�rigen kleinen Heerde sah ich Durchgeseuchte, Kranke und Gesunde zugleich. So fand ich die Verh�ltnisse vor, so hatten sie schon seit August bestanden, und in �hn�licher Weise verliess ich die Verh�ltnisse nach 14 Tagen, mir dass die Zahl der Kranken sich allm�blig gemehrt und der ganze Bestand verringert hatte. Dies alles frappirte mich gewaltig, weil ich bis dahin als reiner Theoretiker einen ganz andern Begriff �ber die Ansteckung und die Verbreitung der Pest gehabt hatte. Ich suchte nach speciellen Verh�ltnissen, konnte aber in der kurzen Zeit die Thatsacben nicht in dem erw�nschten Umfange sicher fest�stellen; so viel �ber Hess sich ermitteln, dass die Pest sich im Allgemeinen ausseist langsam von einer Parzelle zur andern verbreitete, dass sich auf eini�gen bereits wochenlang Kranke befunden hatten, w�hrend das Vieh auf den angrenzenden Parzellen noch gesund war, dass einzelne Polders sogar aus�gestorben waren, und unter Heerden in unweiter Entfernung, hier und da nicht erheblich �ber 100 Schritt, noch keine Pest ausgebrochen war.
Das Gesammtergebniss ist hiernach, class in freier Luft der mfectionsfahige Dunstkreis sehr klein sein kann, ohne Wind nicht �ber 20�30 Fuss hinausgeht, und dass in einer Entfer�nung von mehr als 100 Schritt keine Ansteckung mehr durch die Luft zu erfolgen pflegt.
*) Die Resultate der Rinderpestimpfungen von Ravitsch. **) Dritter Bericht der Rinderpest-Commission. Auszug von Bruckm�l-ler in der Vierteljahrsschrift. Bd. 26, U. 2, S. 141.
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Indirecte,
Div Zwischentr�ger, aamentlicb Cadavertheile
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welche die Ansteckung vermitteln, siml s�g'ehannte thierische Rohpcoducte, Ab�
falle von Kranken und andere K�rper, welche das Contagium auf-genomihen haben. Der Vorgang bei dieser Ansteckung ist wesent-lirli derselbfr, wie bei der directen; der Ansteckungsstoff entweicht, tritt in die Luft und wird mit dieser aufgenommen. Sofern Ge�tr�nk und Futterstoffe die Zwischentr�ger sind, gelangt das Con-taginm mit diesen in den Verdauungsweg, wahrscheinlich aber von hieraus nicht zur Wirkung: bei dieser Aufnahme findet aber auch zugleich eine Verfl�chtigung und ein Eindringen in die Luftwege statt. Jeder Zwischentr�ger infieirt die umgebenden Luftschichten, er hat also auch seinen inficirten und infectionsf�higen Luftkreis, der auch liier bei f'eueliter Luft grosser werden kann, als hei trockner, der aber hei der gew�hnlich nur sp�rlichen Entweichung des fl�chtigen Ansteckungsstoffes immer viel kleiner ist und nur in unmittelbarer N�he Ansteckung bewirkt. Diese Zwischentr�ger sind entweder mobiler oder stabiler Natur: erstere verbreiten die Pest im R�ume, die Ausbr�che erfolgen in mehr oder weniger entfernten Orten und L�ndern: letztere verschleppen das Conta�gium und somit die Pest in der Zeit, indem sie den Ansteckungs�stoff an Pestorten, in den St�llen, auf den Weiden etc. conser-viren und so gelegentlich fr�her oder sp�ter neue Pestausbr�che bedingen. Je mehr die Zwischentr�ger das Contagium auf-aehmen und von der Luft abgeschlossen in sich tragen und je weniger sie austrocknen, desto l�nger k�nnen sie es conserviren, in dem R�ume und der Zeit verschleppen. Die por�sen K�rper und die mit ruhenden Luftschichten zwischen sich, als: Erde, Stroh, Heu, Mist, wollene Stoffe und Pelzwerk etc. conserviren das Pestcon-tagium am l�ngsten, sie werden deshalb auch giftfangende Sachen genannt, �ebrigens kann der Peststoff an jedem K�rper eine kurze; Zeit haften und mit demselben fortgetragen werden, deshalb ist denn auch die Gefahr der indirecten Ansteckung immer in der N�he der l'est am gr�ssesten. und desshalb kann auch nur eine g�nzliche Absperrung die Ansteckung verhindern. Es bedarf da�bei wohl kaum der Erw�hnung, dass bei den heutigen Verkehrs�verh�ltnissen die Gefahr der Ansteckung durch Zwischentr�ger viel weiter reicht, als ehedem, die Pest kann sich jetzt mehr sprungweise und in viel gr�ssern Spr�ngen verbreiten, als fr�her;
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wo der Verkehr hingeht, da geht auch immer die Pest mit hin, und sind Ausbr�che in Entfernungen von 20, 30 und noch meh�reren Meilen sehr wohl m�glich.
Die verschiedenen Zwischentr�ger k�nnen ihren Ansteckungs�stoff auch zun�chst an einen andern Zwischentr�ger abgeben, so dass das Contagium erst in dritter Instanz Ansteckung bewirkt, dies kommt namentlich bei den Abf�llen von kranken Thieren und hei Cadavertheilen vor.
Die wichtigsten Zwischentr�ger wollen wir noch kurz hervorheben.
I) Theile von geschlachteten, resp. gefallenen Pestkranken; im frischen Zustande die gef�hrlichsten Zwischentr�ger. In kalter Jahreszeit wird mit den thierischen Substanzen auch das Conta�gium l�nger conservirt; deshalb k�nnen alle die hier in Betracht kommenden Gegenst�nde auch im Winter die Pest viel h�ufiger und weiter verschleppen, als in heissen Sommertagen. Die Inten�sit�t der Ansteckungskraft nimmt aber mit der Zeit ab, und zum grossen Gl�ck geht das Contagium bei dem Austrocknen, resp. fauligem Zerfallen zu Grunde, und wo k�nstliche Erhaltungsmittel der E�rpertbeile � des Fleisches etc. � angewendet werden, da sind diese gew�hnlich auch die Zerst�rungsmittel des Ansteckungs�stoffes. Die ganz frischen, noch gar nicht oder kaum erkalteten 'f heile sind demnach die gef�hrlichsten; nach einigen Tagen nimmt die Ansteckungskraft ab und nach 8 � 14 Tagen ist sie in der Regel erloschen. Deshalb hat denn auch die Verschleppung der Pest durch solche Theile sehr ihre Grenzen.
Durch Fleisch von geschlachteten Pestkranken wird die Pest immer am meisten verschleppt; denn wo die Rinderpest haus't, da giebt es auch immer viel Fleisch von pestkranken Thieren; es wird billig verkauft und findet immer seine Abnehmer, weil es eine alte Erfahrung ist, dass dieses Fleisch f�r den Menschen unsch�dlich ist. Wo das frische Fleisch hingeht, dahin folgt ganz gew�hnlich die Pest nach; der Peststoff aus dem Fleische gelangt durch das Sp�lwasser, durch Kleidungsst�cke oder auch direct in den Kuhstall. Ar�n den vielen Beobachtungen will ich nur einige der interessanteren anf�hren, die uns zugleich zeigen, auf welche verschiedene Weise das Contagium des Fleisches zur Einwirkung auf die Rinder kommt.
Bmckmttller*). Im Juli 186G sp�lten die Trappen ihr, gr�sstentheils von pestkranken Rindern stammendes Fleisch in einem Anno der Leitha. Die
*) Vicrteljahrsschrift. Bd. 27. H. 1. S. 35.
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Binder auf dpi' nnterhalb der Trappen In dor Xillic gelegenen M�lilc wurden zu diesem Flassame zum Tr�nken getrieben; eine Kuli und ein Kali) tranken, zwei andere K�he verschm�hten das Wasser. Acht Tage sp�ter erkrankte zuerst das Ealb und bald auch die Knh, welche getrunken hatten, die beiden andern K�he wurden einige Tage sp�ter aus Besorgniss geschlaehtet, obwohl sie uotdi gesnnd erschieueus li. bemerkt dabei noch, dass er mit liestimmt-heit bejbaupten zu k�nnen glaube, dass in drei H�usern die Einderpest durch Tr�nkung der Thiere mit dem Wasehwasser des Fleisches zum Ausbruch ge�kommen sei.
Departementsthierarzt Dressler hat bei dem Herrschen der Einderpest 18(jlt;i einige sehr interessante F�lle gesammelt*). Zwei Ochsen, zum Fort�schaffen des Fleisches von pestkranken Rindern nach der Stadt benutzt, er�krankten nach einigen Tagen an der Fest. Am Tage des Fleischtransports hatte eine K�lte von 10deg; E. statt.
p;in Viehbesitzer brachte die Pest unter sein Rindvieh durch 4 Pfund Fleisch, Avelches er am quot;Wochenma.rkte gekauft hatte.
Der Arlieitsmann Peter in Jacohsthal hatte den Kopf einer am 7. Nov. geschlachteten pestkranken Kuh bekommen; die Frau des P. wusch den Kopf ab und gab das Sp�lwasser ihren beiden Rindern zum Saufen; beide erkrank�ten an der Rinderpest, die erste am 20., die zweite am 24. November.
im Kreise Pr. Holland wurde die Pest von Draulitten nach Buchwalde, 3/.l Meile, durch Fleisch verschleppt; ein Arheitsmann hatte mit einem grossen St�ck Fleisch von einer pestkranken Kuh Gelegenheit gefunden, von Drau�litten nach l'.uchwald zu fahren: auf dem Wagen legl er sein Fleisch auf einen Sack; am folgenden Tage kam dieser blutbefleckte Sack, mit H�cksel gef�llt, in den Kuhstall, worauf bald die Pest in diesem Stalle ausbrach.
Kach Kreisthierarzt Arnsberg war in der Zeil vom 3. zum 7. December Fleisch von rinderpestkrankem Vieh aus Draulitten auf einem Schlitten nach Pr. Holland gebracht worden. Der Hund dos W. hatte sich ein St�ck Fleisch rom Schlitten geholt und neben der Kuh verzehrt, welche am 14. an der Pest erkrankte.
Nach der Beobachtung von Ereisthierarzt Przibylka im Regierungs�bezirk Oppeln. wo die Pest am 8. September auf einem Hofe ausgehrochen, nahm der Bergmann ('. von einem sp�ter erkrankten und geschlachteten Rinde Fleisch mit zu Hans; das zum Abwaschen dieses Fleisches benutzte Wasser war vor dem Kuhstalle der Wittwe J. auf den D�nger gesch�ttet worden; am 30. September brach die Pest in diesem Stalle ans.
Durch H�ute erfolgt die Verschleppung schon seltener, weil sie eigentlich iticlit frisch in deii Handel kommen; wenn sie im frischen Zustande veninssert werden, so gelangen sie gew�hnlich direct in die Gerbereien. H�ute von pestkranken Schafen sind gef�hrlichere Zwischentr�ger, als von andern pestkranken Thieren; die Wolle conservirt das Contaeium auf der Haut besser, als die
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*) Mittheilungen etc. S. 82�85.
von Gerlach. F�nfter Jahrgang pro 18�6/7.
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glatten Deckhaare; durch Schafh�ute ist deshaJh die Ansteckung nach Menaten wolil noch m�glich. Anrlore K�rpertheile, wie oa-mentlich Eingeweide, Fett, H�rner und Klauen, sind frisch weniger Handelswaare, sie kommen dcslialb uucli nur 1)ei einer ganz unerh�rten Unordnung in Betracht, wie ich si(! allerdings in Holland angetroffen hahe, wo sich die Hunde mit den Knochen und Eingeweiden der geschlachteten und gestorbenen restkranken umher schleppten.
2)nbsp; Abf�lle von Pestkranken. Die Darmexcremente, der Harn und die Ausfl�sse aus .Maul und Nase sind stark mit Ansteckungsstoff geschw�ngert und deshalb im frischen Zustande sehr ansteckend, verlieren aber ziemlich fr�h ihre Ansteckungs�kraft an der Luft: mit dem Harn kann sich das Contagium auch in die Erde ziehen und hier lange' wirksam bleiben: ebenso kann der aufgeh�ufte Mist das Contagium des Harns und der Darm�excremente lange Zeit, unter Umst�nden, im Winter z. B. Monate Jang in sich conserviren.
3)nbsp; nbsp;Rauhfutter. Heu uud^Stroh absorbiren das Contagium in den Pestsf�llen, �berhaupt �berall, wo die Luft mit Peststoff geschw�ngert ist. und conserviren es um so l�nger, je mehr diese Stoffe auf einander geschichtet liegen und je weniger sie von der Luft durchdrungen werden k�nnen. Im (ranzen sind aber die beobachteten Verschleppungen auch hierdurch nicht h�ufig.
Besonderes Interesse hat ein vom Departementsthierarzt Dressier*) mit-getheilter Fall. Ge^equot; Ende 1855, wo bekanntlich die Rinderpest in Polen sehr verbreitet herrschte, f�tterten reisende Fischh�ndler - polnische Juden ihre Pferde am Kruge des Dorfes Marwalde (Kreis Osterode) und Hessen etwas Heu an der Futterstelle zur�ck, welches von einem Ochsen des Kr�gers ver�zehrt wurde: dieser Ochse erkrankte zuerst und fiel am 8. Januar 1856 an der Rinderpest.
4)nbsp; nbsp;Stallungen, Weiden und Eisenbahnwagen. Die Stallungen sind um so mehr geeignet, den Peststoff zu conserviren. je mehr por�se Fl�chen sie dem Contagium darbieten; in St�llen mit dicken, durchl�cherten Lehmw� nden und Decken und nicht ge�pflastertem Fussboden kann die Pest nach langer Zeit noch wieder zum Ausbruch kommen; Holzwerk, das nicht mit Oel oder andern Substanzen getr�nkt und �berzogen ist. welche die Aufnahme ver�hindern, namentlich fauliges, wurmstichiges Holz kann l�ngere
*) Mittheilungen von Gerlack, F�nfter Jahrgang. S. 85.
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Zeit Zwischerda-ager sein. Besonders gefahrlich sind in dieser Beziehung die h�lzernen Fussb�den, welche den Urin durch�lassen und das Austrocknen der darunter liegenden Erdschich�ten verhindern. So kann es Ht�lio geben, welche noch nach '.o�1 Jahre und nelleicht noch sp�ter einen Pestaushruch ver�mitteln, w�hrend feste, sohde St�lle bei gew�hnlicher Reinigung schon nach vier Wochen aufgeh�rt h�ben, Zwischentr�ger zu sein.
Weiden verlieren das Contagium bei troekner Witterung sehr bald; am l�ngsten wird der Peststoff auf der Weide durch die Darmexcremente erhalten. In der Hegel ist deshalh die Gefahr der mittelbaren Ansteckung auf der Weide binnen 14 'lagen ver�schwunden.
Kisenbalimvagen k�nnen die Ansteckung noch nach langer Zeit vermitteln, einmal, wenn dem Holze nicht durch Oel und andere Substanzen die Absorptionslabigkeit genommen ist. und. zweitens, wenn sieb Ablalle � Schleim und Kxerenieute � anh�ufen, namentlich in L�cher und Fugen festsetzen; in solchen F�llen k�nnen sie Wochen lang, ja wahrscheinlich .Monate lang die An�steckung vermitteln.
5)nbsp; nbsp;Wolle. Seitdem wir wissen, dass auch Schafe' an der Pest erkranken, hat die Wolle als Zwischentr�ger eine grosso Be�deutung bekommen. Von kranken Schalen ist die Wolle so durch und durch inticirt, dass sie. in B�ndel und Hallen verpackt, den Peststoff jedenfalls am l�ngsten conservirt und in der weitesten Ferne Ansteckung vermittehi kann. Die Wolle ist aber dennoch erfahrungsm�ssig nicht h�ufig Ursache von Pestaushr�chen ge�wesen, weil sie mein- in den Grosshandel kommt und direct in Fabriken wandert, wo selten Gelegenheit zur Ansteckung ge�geben ist.
6)nbsp; nbsp;Lebendige Zwischentr�ger. Obenan steht der Mensch; er verschleppt die Fest in seinen Kleidern, namentlich in wollenen Stoffen, im Pelzwerk und durch Stallschmutz an dem Schuhwerke. Diese Art Verschleppung erfolgt vorzugsweise in der N�he, von einem Stalle zum andern, auch nach benachbarten Ortschaften. Nach weiten Entfernungen erfolgt die Verschleppung durch Menschen gew�hnlich nur. wenn die inficirten Kleider verpackt, durch Ueber-kleider oder sonst wie dem freien Luftzutritte unzug�nglich ge�wesen sind.
Ein Officier, der die BeanMcMgaiig der Lento fahrte, welche bei den kranken �rarischeo Triebheerden besch�ftigt waren, nahm an der Stalltlnu'
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AbscMed von soiner Wirthin, die ihre K�he melkte; uucli sechs Tagen zeigte die Kuh zuniiclist dor Stullth�r die Rinderpest.
In zwei Stiillcu wurde die Pest durch Soldaten eingeschleppt, welche mit dem Verscharren der Rinderpestcadaver besch�ftigt waren, und in einen Stall durch Fleischhauer.
Eine Frau aus einem verseuchten Hause besuchte ihre kranke Schwieger�tochter in dein benachbarten Orte, worauf nach einigen Tagen in diesem Hause die Pest zum Ausbruch kam*).
Im Regierungsbezirk Breslau verschleppte der Thierarzt N. in Quhrau die Pest aus Seitsch. l1/^ Meilen von �uhrau entfernt, in seinen eigenen Viehstall**).
Ein Thierarzt***) zu Hainaut in Belgien wurde, nachdem er eine Ob-duetion an einem Pestcadaver gemacht hatte, nach einem Viehbesitzer ge�rufen, dessen Vieh er hei diesem Besuch angesteckt hat. #9632;
lu Holland ist die Pest recht h�utig ans dem Seuchenherde (S�dholland, s�dlicher Theil von Nordholland und die westliche H�lfte von Utrecht) heraus-gespnmgen und an oft sehr weit entfernten Punkten der Provinzen Nord�holland, Gelderland, Brabant und Oberyssel aufgetaucht, sie ist sehr oft �ber die holl�ndisch-belgische und einige Male aber die boll�ndisch-preussische Grenze gesprungen. Diese Spr�nge sind mehrfach durch Handelsleute und andere Personen aus verpesteten Ortschaften verursacht worden. Ich will hier einen Fall besonders erw�hnen, der mir Veranlassung gab, nach Holland zu reisen. Im Februar IS�G brach in Zwollerkaspel bei Zwolle � Provinz Oberyssel � �ber 20 Meilen von der Grenze des Pestherdes entfernt, die Rinderpest in zwei weit von einander entfernten Stullen aus. Keine andere Ursache war ausfindig zu machen, als dass acht Tage vor dem Ausbruch ein holl�ndischer Handelsmann in beiden St�llen gewesen war; in dem einen Stalle erkrankten einige H�upter und s�mmtliches Vieh musste zur Tilgung get�dlet werden, in dem andern hatte der Handelsmann nur in der Stallth�r gestanden und den an der Thnr stehenden fetten Ochsen besehen, in diesem erkrankte nur dieser eine Ochse, durch dessen sofortige Entfernung die Pest coupirt wurde.
Mitte Januar wurde die Rinderpest durch einen holl�ndischen Handels�mann (Keyser in der Provinz Nordbrabant) durch Hornvieh nach Hasselt gebracht, welches in pestfreier Gegend der Rheinprovinz aufgekauft worden war. Departementsthierarzt Luthenz glaubt � und gowiss mit Recht � dass der K. mit seinen holl�ndischen Knechten den Peststoff in den Kleidungs�st�cken verschleppt und die aufgekauften Rinder selbst angesteckt habe. Derselbe holl�ndische Handelsmann ist auch in Verdacht, die Pest nach dem Kreise Cleve (Rheinprovinz) in seiner Kleidung gebracht zu haben.
Durch Thiere. DSrcLgeseuchte Thiere sind am gef�hr�lichsten: Wie lange ein durchgeseuchtes Thier mit und olmo Dos-infectipn das Contagium verschleppen kann, ist noch zu ermitteln;
*) Br�ck mit Her. 1. c. Bd. 37. S. 39. **) Mittheilungen etc. von Gerlach pro 1856/7. S. 75. ***) Annales de Med. veter. p. M. Delwart et Thiemesse 18G�. S. 648.
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'Si t #9632;
jedenfalls sind bei �men Ilaiitscliuppen und E[aare mit Con-tagium ges�ttigt Thiere, die nicht selbst erkranken^ k�nnen die Pest auch verschleppen. sie sind aber in der Regel nicht so getiihrlich. als man sie ansieht; der Peststoff kann sich an diesen Thielen in dem kurzen Deckhaar nicht lauge hal�ten, die tliiensche W�rme f�rdert einerseits die Verfl�chtigung und desinficirt im Vereine mit dem Luftz�ge bei Bewegung sehr bald. Eine Verschleppung durch diese Thiere kann deshalb nur in der n�chsten N�he geschehen und geschieht erfahrungs-m�ssig auch nur in dieser. Hunde. Katzen and Hatten k�nnen bei ihrer freien Lebensweise die Pest sehr leicht in die Nach-b�rschaft tragen.
Das Gefl�gel steht auch in einem viel gr�ssern Verdacht, die Rinderpest zu verschleppen, als in Wirklichkeit vorkommt: zun�chst kommt h�chstens das Bofgefl�gel in die Pestsph�re, dasselbekommt aber, mit Ausnahme der Tauben, selten vom Geh�fte und dann gew�hnlich nur in die Nachbarschaft. Die Tauben dehnen ihre Besuche zwar weiter aus. sie desinficiren sich aber schon im Fluge, in welchem die Luftstr�mung durch das Federwerk das etwa an�haftende Gontagium sicher abf�hrt und vernichtet. Ich habe, bis jetzt noch keinen Fall, weder aus der Literatur noch aus eigener Beobachtung kennen gelernt, wo eine Verschleppung durch Feder�vieh nachgewiesen w�re.
Die Incubationszeit.
Von der Aufnahme des Ansteckungsstolfes. von der Ansteckung bis zum Eintritt der ersten Krankheitssymptome vergeht ein be�stimmter Zeitraum , die sogenannte Br�tungs- oder Keimungszeit � tempus ineubationis s. genninationis. - - Dieser Zeitraum ist r�cksichtlich der Verschleppung, des Seuchenganges und der Schutzmaassregeln von grosser Bedeutung f�r die Praxis. Der Regel nach ist die mittlere und gew�hnliche Incubationszeit 6 bis
7 Tage. ..... f�r den feinen Diagnostiker 6, f�r den weniger Ge�bten
7Tage � und die gew�hnlichen Schwankungen um 2 Tage r�ck- und vorw�rts, also von 4�9 Tagen. Dies ist e�fe alte und immer wieder von Neuem best�tigte Erfahrung, dar�ber ist keine Meinungsver�schiedenheit. Dagegen sind Differenzen entstauclenzwischen den altern und einigen neuem Beobachtern �ber die ausnahmsweise weitere Verl�ngerung dei-Incubationszeit; die Alton haben die [neubations-zeit bis zu 'd Wochen beobachtet: einige der neuem Beobachter
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iu Russland und Oesterreich bestreiten dies, sie sehen in 10 Ta^en die �usserste Verl�ngerung und wollen deshalb die Quarantaine f�r das russische Steppenvieh auf 10 Tage reducirt wissen. Bei den betreffenden Discussiouen auf den internationalen thierarztlicheu
Congressen in Hamburg 18(53 und Wien 1865 befand ich mich in der Opposition: ich konnte den alten Beobachtungen gegen�ber die neuem noch nicht f�r gen�gend erachten, um darauf eine so wichtige Ab�nderung einer alten, bew�hrten Maassregel /.n basiren. Meine Gr�nde hierbei waren und sind es noch heute:
1)nbsp; Man muss vorsichtig sein und darf nicht so rasch mit dem Alten brechen in Dingen, wo es sich nicht um Theorien, um theoreti�sche Deuteleien, sondern um empirische Tbatsachen bandelt, um Zahlen, bei denen h�chstens einmal ein Factor �bersehen sein mag, den wir jetzt besser w�rdigen k�nnen: es k�nnen deshalb bei den al�ten Beobachtungen �ber die Incubationszeit ab und zu Irrth�mer untergelaufen sein, sie aber g�nzlich als falsch zu bezeichnen und zu verwerfen, halte ich au und f�r sich nicht gerechtfertigt und um so weniger, als im 18. Jahrhundert, aus dem die alten Beobachtungen namentlich herdatiren. die Rinderpest nicht aufgeh�rt bat. ausser-balb der russischen Grenze in Europa zu herrschen, und in den n�rdlichen und westlichen L�ndern Europas � namentlich in D�nemark, Norddeutschland und Holland � viele tausend Kinder gVimpft worden sind, wogegen die Zahl der neuen Impfungen noch
eine winzige ist.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;}
2)nbsp; Eine positive Beobachtung wiegt mehr, denn hundert, ja tausend negative in Dingen, wo es sich um Ausnahmen von der Kegel handelt.
3)nbsp; Die meisten neuen Beobachtungen st�tzen sich auf die Resultate der Impfungen in Russland; von den Impfungen auf nat�rliche Ansteckungen einen li�ckschluss zu machen hinsichtlich einer ausnahmsweisen Verl�ngerung der Incubationszeit, kann ich aber nicht f�r zul�ssig halten. Uebrigcns werden wir weiterhin sehen, dass die angezogeneu Resultate gar keine bt�tze f�r die moderne Behauptung abgeben.
4)nbsp; Endlich haben wir keine ansteckende Krankheit, bei der nicht unter Umst�nden die Incubationszeit verl�ngert w�rde; selbst bei den Pocken, namentlich den Schafpocken, die einen am meisten fixirten typischen Verlauf haben, bei denen die mittlere Incubations�zeit auch 7 Tage betr�gt und deren gew�hnliche. Schwankungen sich gleichfalls auf 2 Tage r�ck- und vorw�rts beschr�nken: bei diesen
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Pocken, die uns Gelegenheit gehen, mit grossen Zahlen zu rechnen, kommt sogar nach den Impfungen zirweilen eineVeii�ngerung von 14 Tagen bis 3 Wochen und l�nger, nach den nat�rlichen Ansteckungen aber sehr h�utig eine wesentlich l�ngere Incubation vor.
Ich zieiie hier andere ansteckende Krankheiten mit heran. weil sie Alle uns dar�ber belehren, dass es neben derKigenschait des Ansteckungsstoffes noch andere Factoren giebt, die hierbei mitwirkend sind (bei den Schafpocken sind davon einige, z. B. Temperatur und N�hrznstand, bekannt), und dass bei allen ansteckenden Krankheiten die Quantit�t des ant'genominenen An�steckungsstoffes wesentlich mit maassgebend ist. Eine minimale Quantit�t steckt gar nicht an, ebenso wenig auch ein sehr ver�d�nntes Contagium; sehr concentrirte Cuntagien in grossen Quantit�ten bedingen intensive Ansteckung und dabei auch ge�w�hnlich eine m�glichst geringe ineuhationszeit. Leichte Er�krankungen liefern gew�hnlich auch weniger Ansteckungsstoff, daher die Impfmaterie weniger intensiv und die nat�rliche Ansteckung schw�cher.
Dies ist der theoretische Standpunkt, kehren wir nun zu den
Erfahrungen zur�ck.
Die K�i�gl. D�nische Regierung Hess auf Staatskosten von 1770�1772 Inipfuugeu nach. Anleitung des Professor Camper auf einer kleinen pestfreien Insel Aun�e anstellen; die Resultate davon sind von Tode*) �bersetzt und bekannt gemacht. Von 390 geimpften THeren erkrankten: 50 vom 4. bis 10. Tage, 201 � 11. � 20. � 20 � 21. � 2G. � 113 erkrankten gar nicht
Es ist nicht zu leugnen, dass man lioi diesen Resultaten zu der Ver-muthung kommt, es m�chten andere Factoren iutcrciimrt and namentlich nat�rliche Ansteckungen mit stattgefunden haben.
v. Oertzen**) sagt, dass eine Erkrankung nach 10 Tagen vorkomme, wenn die Materie zu schwach gewesen sei; man merkte dann, dass die Impf-wunde nicht sonderlich inflamn�rt war.
Auf Langland wurden 18 zweij�hrige Rinder mit 14 Tage alter Materie geimpft, 4 davon erkrankten am 10., die �brigen 14 am 15., l(j. und 18 Tage***).
Die Pest war in dieser Zeit sehr gutartig; in Mecklenburg starben von 4075 Hindern, welche im Jahre 1778 geimpft worden sind, nur 438 St�ck.
*) Geschichte der [mpfung der llonivicliseuche in D�nemark etc. 1775. **) Oeffentliche Bekanntmachung der sattsam erprobten und in Mecklen�burg allgemein gewordenen Inoculation der Kinderpest 177'J. ***) Walz 1. c. 1803. S. 142.
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127
Wir wollen diese altem BeobacLjamgen uichi -weiter verfolgen, sondern zur�ckkehren zu den netteru oud neuesten Beobacbtungeu und zun�chst mit Lorinser beginnen. In dessen Werke*), die erste und eigenfliphe wissen-
sehiiftliche Grundlage, heisst es S. 180: �In Schlesien, in der Neumark und in undent Gegenden hat man ehemals den Ausbruch der Krankheit bei Heer-den beobachtet, die 18�20 Tage sieb in einem pestfreien Lande befandenquot;; �dass der Erscheinung der Kinderpest bei einer Heerde mindestens ein ge�sunder Zeitraum von 14 Tagen vorhergegangen, ist in den letzten Jahren mehr als einmal ermittelt worden.quot;
Lorinser war in der Idee der genuinen Entwickelung befangen und glaubte deshulii in den angef�hrten F�llen den Beweis f�r Selbsteutwickelnug zu linden; ohne diese Befangenheit w�rde L. eine ausnahmsweise l�ngere Ineuliation als zweifellos angesehen haben.
In dem, Seite 120 bereits erw�hnten, vom Departeinentsthierarzt Dressler mitgetheilten Falle sind die beiden K�he des Arbeitsmanues Peter in Jacobs-thai, welche das Sp�lwasser, womit, der Ebpf einer am 7. November ge�schlachteten pestkranken Kuli abgewaschen werden war, bekommen hatten, erst am 20. und 24. November erkrankt.
Zlamal**) erw�hnt einen Fall, wo ein Vieh, angekauft auf einem ver�pesteten Markte, erst am 21. Tage in die Seuche verfiel, und f�hrt zum Be�weise, dass auch eine 21 tilgige Quarantaine nicht sch�tze, einen zweiten Fall an, in Welchem die Seuche nach 21 Tagen noch ausbrach, und am dritten Tage nach der Quarantaine schon eine Pestleiche gab.
F�rstenberg***)crw�luit nur im Allgemeinen, dass sich die Incubation in einigen sicher constatirten F�llen in Holland und England auf 14 and 15, selbst auf 18 Tage erstreckt habe.
Leiseringf) erw�hnt folgenden Fall: Eine Kuh, aus Holland stammend und im August auf dein Markte zu Mecheln gekauft und isolirt in einem Stalle aufgestellt, erkrankte am 14. oder 16. Tage nach dem Kaufe an der Kinderpest.
im Journal de la Societe Agricole Nr. 591, 1867 ist ein Fall mitgetheilt, in weichemeine Schafheerde von 142 St�ck von einem pestkranken Kinde angesteckt wurde und erst nach einer Incubationszeit von nahezu 3 Wochen erkrankte.
Die beiden Hannoverschen Thierilrzte Steink�hler und Muller, welche 186G von der Regierung nach Holland geschickt worden sind, erw�hnen in ihrem Berichte, dass in einem Stalle eine Kuh unerwartet an der Kinderpest starb und erst am dreizehnten Tage nachher weitere Erkrankungen vorge�kommen sind.
Ich selbst hatte bei meinem Aufenthalte in Holland keine Gelegenheit, bestimmte F�lle von l�ngerer Incubation zu beobachten; ich habe aber im Allgemeinen die Beobachtung gemacht, dass in manchen St�llen die Dauer der Pest zur Annahme einer l�ngern Incubation hindr�ngt. In einer Brennerei
*) Untersuchungen �ber die Kinderpest etc. 1831. **) Amtlicher Bericht �ber den zweiten internationalen Congress. AVieu 1805. S. 34 u. 38
***) Bericht, Abdruck aus den Annalen der Landwirthschaft. 1856. t) Bericht �ber die Kimlerpest in Holland und Belgien. 1808. S. 12.quot;
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#9632;/.. B. standen 50 und einige Rinder in 2 Reilien dicht uebftii einander mit den If�pfen gegen�ber so aaJie, ilass sie sich mit den Nasen ber�hren konnten. Die Pest war bereits 4 Wochen vor meiner Ankunft in diesem Stalle ansge-brochen, aber ungew�hnlich gutartig, und als ich 10 Tage sp�ter abreiste, waren noch zwei fiisch erkrankt. SpecieUere Beobachtungen haben mir die C'ommissiousinitglieder zu Schiedam zur beliebigen Benutzung aus ihren Notizen luitgetheilt:
Herr Professor 11 o ckm e y e r: �In einer kleinen Hinderbeerde wurde der erste Erkrankungsfall am G. August festgestellt; Patient starb am 7. August. Der n�chste Erkrankungsfall zeigte sich erst am 1. October. Eine sp�tere Ansteckung nach dem 7. August war weder zu ermitteln, noch anzu�nehmen/'
Herr Professur lleugefeld: �Am 8. August wurden zwei tr�chtige K�he-in Rotterdam auf dem Markte gekauft, zu Wasser (auf der Maas) nach der Insel Kosenlmg gebracht, wo noch keine Pest war; am 1. September, also am 22. Tage, brach die Rinderpest bei der einen Kuh ans, die zweite erkrankte auch bald.quot;
Derselbe: �Witwe de Jong te Vlardinger-Ambacht kauft am 8. August in Rotterdam filnf Kimler, bringt sie sofort nach Vlarde (21/j Stunde von Rotterdam entfernt). Am 3. September erkrankte eins dieser Rinder an der Binderpest; der erste Erkrankungsfall in diesem Orte.quot;
Herr Thierarzt Swart aus Rar endrecht; �Herr van der Poel, Bauer zu Kiddenkevk. kauft am 15. August 1865 zu Rotterdam ein Beest und bringt es direct nach Riddenkerk, wo es am 6. September an der Pest erkrankt und am 7. get�dtet worden ist. In Riddenkerk selbst und Umgegend von Va Stunde war noch keine Binderpest. � Eine Kuli desselben Besitzers, die mit dem kranken, aber mit keinem andern Rinde in Ber�hrung gekommen ist und zu der auch keine fremde Person Zutritt gehabt hat, erkrankte am 1. Oct. an der Rinderpest. Also zwei F�lle von 22- und 21t�giger Incubation.quot; Dieser zweite Fall ist aber unsicher, weil das Thier nach dem Tode des er�sten Thieres noch angesteckt sein konnte.
Herr Thierarzt Devernas: �Eine iuficirte Rinderheerdo kam am 6. September mit einer gesunden Heerde iu Ber�hrung. Die erste Erkrankung an der Kinderpest zeigte sich unter der gesunden Heerde erst am 29. September, also nach 23 Tagen. Eine anderweitige Ansteckung war nicht m�glich , weil die Rinderpest sonst in der ganzen Umgegend nicht vorhanden war.quot;
Am 10. Mai 1866hatte ein Gutsbesitzer in der N�he von Verviers durch einen Viehh�ndler f�nf K�he erbalten, die auf dem Markte in Gent angekauft worden waren. Gegen Ende (leider keine n�here Angabe) erkrankte eine von diesen K�hen, und die �brigen am folgenden Tage an der Binderpest*).
Der Thierarzt in Au, welcher eine rinderpestkranke Kuh des Gastwirths in Au behandelte, leistete den 26. September 1806 Geburtsh�lfe bei einer Kuh in �erneck, die in Folge des Geb�hrens starb und deren Kalb ein anderer Einwohner des pestfreien Ortes kaufte und zu einer Kuh iu seinen Stall brachte. Beide, Kalb und Kuh, erkrankten am 16. October an der Rinderpest**).
*) Mittheilungen etc. von M�ller und Roloff. 1867. S. 85. * **) Report, von Hering. B. 27, S. 378.
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Kobichew*) stellte vier einj�hrige Ochsen in einen unreinen Stall, in welchem rinderpestkrankes Vieh gestunden hatte, von welchem das letzte St�ck 32 Tage zuvor gestorben war. Von diesen Ochsen erkrankten drei, und zwar am 12., 14. und 15. Tage nach der Einstellung, die alle nach 8�lOtiigiger Ivrankhcit starben.
Ich fahle sein- wohl, dass sidi gegen manche dieser Be-
obuclitimgeu EinwendungeD erheben lassen, class wie nicht alle vollg�ltigen Beweis liefern: in der (iesanimtheit aber beweisen sie entschieden das Vorkommen einer langem Incubation. Wer aber noch zweifeln sollte, der pr�fe doch einmal die hnjd'vcrsuche in liiissland. auf welche sich die �sterreichischen und russischen Veterin�re gest�tzt haben, um die alten Beobachtungen in dieser Beziehung zu annulliren. und er wird finden, dass von einer grossen Anzahl die Incubationszeit gar nicht angegeben ist, dass unter den angegebenen Incubationen eine auf die doppelte Zeit und dar�ber sich belaufende Verl�ngerung gar nicht so ganz selten gewesen ist. und dass diese Versuche keineswegs berechtigen, die alten Beobachtungen zu ignorireu und die Contumaz zu reduciren.
K u r
ze Zusammenstellung der l�ngern Incubationen aus: Compte Reudu.
Seile.
Anzahl
d. geimpften
Tbiere,
Kr-krankt.
Incubation.
Tage.
II o in c r k ii n g e u.
17
54
54
5-10
Impfirtoff 10. Generation; 11 St�ck starben.
17
52
52
4�10
Impfstoff 1. Generation; alle genasen.
20
21
3G 98
11
84
4�10
( 1M7U.25
NB. Die Erkrankungen sollen dureb sp�tere aat�rlicbe Anstecktmgbedingt worden sein; dies seheint aber nur aus der sp�tem Erkrankung gefolgert zu sein.
23
08
60
3�2o
Bei .11) sehwei- Erkrankten 3�10 Tage, bei 20 leicht Erkrankten 20 Tage, bei 5 zwischen � und 25 Tage.
23
35
17
20
Leichte Erkrankung.
29 37
17 25
1 24
17 13
Waren 11 Tage hindurch in einer pest�kranken Ileerde; die Nase oft mit Speichel eingerieben.
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3S St�ck starben.
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*) Compte reudu des experiences de l'inoculation do la peste aux betes � comes. Petersburg 1866.
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Die Rinderpest-Invasionen.
Zun�chst ein kurzer historischer R�ckblick besonders auf die Invasionen in den letzten Decennien.
Nacbweis�ch hat die Etinderpest sclion seit 1500 Jahren von den russi�schen Steppen aus die europ�ischen L�nder in verschiedenen Zeiten heimge�sucht. Die �ltesten Nachrichten stammen aus dem 4ten Jahrhundert, in welchem sie wahrscheinlich-durch die V�lkerwanderung aus Osten nach Westen verschleppt worden ist; gegen Ende dieses Jahrhunderts trat die Uimlerpest in Pannonien auf und verbreitete sich von hieraus �ber lllyrien, Oberitalien, Gallien und Belgien und richtete �berall grosse Verheerungen an, weshalb ihr der 'Sumc �Pestquot;, Viehpest, �Pestis pectidumquot; beigelegt wurde. Von dieser Zeit sind die Nachrichten bis zum 17ten Jahrhundert sehr sp�rlich, von einzelnen Jahrhunderten � des �ten, 7ten, 8ten, 12ten, 14ten u. l�ten � haben wir gar keine zuverl�ssige Nachrichten, dagegen sind das 9te, 13te und zuletzt das 18te Jahrhundert durch ungew�hnliche Verbreitung der Rinderpest �ber Europa ausgezeichnet. Im Uten Jahrhundert trat sie nach dem Kriege des grossen Kaisers gegen die D�nen 80S) in allen Staaten des Kaiserreichs auf; sp�terhin herrschte sie in Ungarn (820), Frankreich (850) und Deutschland (875). Im loten Jahrhundert ist die Rinderpest mit den mongolischen Horden westlich vorgedrungen, die sie auf ihren Raubz�gen verschleppt haben; nach und nach verbreitete sie sich �ber Ungarn, Deutschland, Italien und Frankreich, wo sie �berall das Hornvieh lieerdenweise vernichtet hat. Im Kiten und 17ten Jahrhundert hat sie einige Male in Deutschland und Italien geherrscht; der Senat von Venedig sah sich 1599 veranlasst, bei -Todesstrafe den Verkauf des Rindfleisches, der K�se und Butter in Padua zu verbieten.
Die denkw�rdigsten Knulerpestseucheu Europa's fallen in das 18te Jahr�hundert, in welchem die Rinderpest von Anfang bis zu Ende, ja bis in das 19te Jahrhundert hinein geherrscht, nach und nach alle L�nder und die meisten zu wiederholten Malen verheerend heimgesucht hat; fiberall fasste sie festen Fuss und herrschte Jahre lang, in manchen L�ndern dauerte sie eine Reihe von Jahren, so class mau sie schliesslich f�r eine einheimisch ge�wordene Seuche betrachtete; so herrschte sie z. B. in England, Holland und Norddeutschland �ber 10 Jahr hintereinander. Nach einer allgemeinen Be�rechnung hat sie im Laufe dieses Jahrhunderts in Deutschland allein 28 Mill. und in Europa etwa 200 Mill. H�upter Hornvieh get�dtet. Sie war best�ndig Begleiterin der Kriege dieses Jahrhunderts und auch aller Kriege, welche Frankreich von 17i);5 bis 1815 mit den �stlichen Staaten Europa's f�hrte; bei dein R�ckz�ge der franz�sischen Armee folgte die Binderpest den Alliirten bis Paris und machte den letzten grossen Zug von Osten nach quot;Westen durch Europa. Von 181(1 bis zum Ausbruche des russisch-t�rkischen Krieges 1828 war die Rinderpestseuche in Europa ausserhalb Russlands verschwunden, mit diesem Kriege tauchte sie wieder auf, besonders in den �stlichen �sterreichischen
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Staaten. Kiue gr�ssere Bedeutung gewraun iiber die Bmderpest erst wieder von den vierziger Jahren ab, die sie bis heute f�r uns und f�r ganz Europa behalten hat.
Von dieser Zeit alj wollen wir die Invasionen etwas specieller verfolgen und zun�chst mit Russlaud beginnen. Seit dem 4ton Decenuium, den lie-richten nach namentlich seit 1844, hat die Einderpest auch in Russland ausser-halli der Steppen eine grBssere Verbreitung gewonnen. Nach oftiei�sen Quellen*) hat der durchschnittliche Verlust durch die Kinderpest sich allj�hr�lich auf 10 Millionen lluliel belaufen; ber�cksichtigt man den geringen Preis des Steppenviehes in Russlaud, namentlich in den Steppen selbst, so muss die Anzahl der gefallenen Rinder sehr gross sein. Im Jahre 1844 bis 45 sollen allein eine Million Rinder an der Pest verlorengegangen sein: im Gouvernement Kasan herrschte die Pest von 1844 bis 48 in a�S Ortschaften; 1848 und 4,.t herrschte sie sehr verheerend inVolhynicn, Podolien, Bessarabien, der Moldau und Wallacliei; 184!raquo; und 50 fielen in 19 G-ouvemements 85,660 St�ck; 1858 herrseilte die Pest in 47 Gouvernements, in denen 178,690 St�ck erkrankt und 118.315 gefallen sind; im Jahre 1866 in 21 Gouvernements, in denen �ber 50.000 Rinder erkrankten.**) Diese kurzen Angaben m�gen f�r uns gen�gen, um zu zeigen, wie gross seit Jahren tlic Gefahr der Einschlepimng der Rinder�pest aus Russland gewesen und noch immer ist.
Preussen. liier tauchte die Pest in den �stlichen Provinzen auf; die ersten einzelnen Aushr�clie nach 1.815 zeigten sich zur Zeit der polni�schen Insurrection 1831�33 in der N�he der polnischen Grenze; es blieb aber bei einzelneu F�llen, obwohl die Pest 10 Jahre laug inPolen wenig oder gar nicht aufgeh�rt bat. haue wirkliche Rinderpest-Invasion fand 1855 zum ersten Male wieder statt; 1S5G, 57, 50, 60 und fM wiederholten sich die Aus�br�che, so dass im Ganzen 14 Invasionen vorgekommen sind, die theils von Polen, tbeils von Galizien aus erfolgten. Durch Schleunige Maassregeln wurde die Pest immer sehr bald getilgt, nur zweimal dauerte sie �ber ein halbes Jahr, weil sie zu spat zur Kenntniss der Beh�rden gekommen war.
Immer ist sie in Folge des zweckm�ssigen Verfahrens beschr�nkt geblieben, und der Gcsainmtverlust ist nur gering, wie folgende Tabelle nach den Mit�theflungen von Kanzleirath Brauser***) aus den Ministerialacten zeigt.
J a h r.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; RegieruDgsbezirk.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Kreise u. Ortschaften.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Gesammtverlost
Oppeln.......#9632; 7 Ortschaften ...nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 118 St�ck.
I Bromberg..... 3 � ...nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 83nbsp; nbsp; nbsp;
) Posen .... ' K�nigsberg .
2nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; � ...nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 1G6nbsp; nbsp; nbsp;
3nbsp; Kreise.......nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 203nbsp; nbsp; nbsp;
(Breslau....... 3 � 26 Ortsch.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;1066
\ Posen........ 3 � 16 ,.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 998nbsp; nbsp; nbsp;
Latus . . 2(394 St�ck.
*) Bericht �ber die ersten in Russland angestellten [mpfongen der Rinder�pest. 1854.
**) Jessen. Magazin. Bd. 26, S. 207 und Bd. 33, S. 203. ***) Magazin von Gurlt und llcrtwig. Bd. 32, II. 2, S. 202.
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Summa in 0 Jahren . . 3~i)-l St�ck.
An der westlichen Grenze ist die Rinderpest von Holland und /war von der Provinz Gelderland aus einige Male eiugedruxtgen; in der Zeit vom
10. December ISH� bis 22. Februar 1807 ist, die Pest an sechs Orten im Re�gierungsbezirke D�sseldorf, Kreis Cleve, Rees, Geldern und Kempen und an einem Orte im Regierungsbezirke M�nster, Kreis Borken zum Ausbruch ge�kommen. Uebenill wurde die Pest sofort getilgt, in keinem Falle bat sich die Seuche uach amtlicher Feststellung von einem inficirten Geh�fte weiter ver�breitet. Gesamratverlust auf 11 Geh�ften 133 St�ck, davon sind nur 3 ge-fallen, die �brigen, und zwar 18 kranke und 112 gesunde get�dtet. Die Kinschleppung konnte in keinem Falle genau festgestellt werden: meist war dieselbe auf Personen-Verkehr zur�ckzuf�hren.*) Durch milit�rische Besetzung der holl�ndischen Grenze wurden weitere Invasionen sowohl von den alten Provinzen wie von der Provinz Hannover abgebalten.
Im �sterreichischen Kaiserreiche hat sieb die Rinderpest nach dem russisch - t�rkischen Kriege und seit der polnischen Insurrection in dem 3teii Decenuium wiederholt gezeigt, hantiger und bedeutungsvoller aber wurde die Rinderpest erst in dem 4ten Deceuuiuin, als sie in llussland eine gr�ssere Verbreitung gewonnen hatte.
Schon 1844 brach sie in mehrere Kronl�nder ein und herrschte stellenweis bis 1847. 1S48 drang die Pest im Herbst mit dem russischen Heere bis an die galizisch-siebenb�rgische Grenze vor, brach im Jahre 1849 schon in Sieben�b�rgen aus, herrschte hier bis IS.7)! und trat weiter im Banate, in der Milit�r�grenze, Ungarn, Nieder�sterreich und M�hren in 43 Bezirken und 257 Ort�schaften auf. 1853�55 ttberfluthete sie abermals verschiedene Kronl�nder und 1857herrschte sie in Galizieu. von wo sie nach Preussen kam. Von 1859 ab ist sie bis jetzt in jedem Jahre vorhanden gewesen, aber mit Unterbrechungen; nach erfolgter Tilgung traten immer wieder neue Invasionen auf; die letzte Invasion brachte der Krieg 18G0 mit sich. Streng genommen hat die Rinder�pest seit 1844 in jedem Jahre im Oesterreichischen geherrscht. So weit die speciellen Nachrichten**) reichen, nachstellende kurze �ebersicht.
*) Magazin. Bd. 33, S. 316.
**) Vierteljahrsschrift von Roll und M�ller. Bd. 1, 2, 17, 22 u. 27. und Amtlicher Bericht �ber die erste internationale Versammlung 1864. Beilage. 1, S. 44.
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Tl. Uebersiaht von 1S63�1865.
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1789
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172165 66251
200-10
9950 3321 1150
4168 3462
1092
64,1 | 124-184 67,6 I 73034 61,0 I 27282
1860 fand die Rinderpest in Folge dos Krieges zwischen Oesterreich und
l'reusji'ii eine neue Verbreitung. Die Rinderpest brach schon im Juni unter dem Schlachtvieh der �sterreichischen Nordarmee aus, drang in alle Staaten ein, welche von dem Durchzuge der Armee ber�hrt wurden, und soll �berall mit grosser Heftigkeit gew�thet haben.
Italien. 1862 drang die Pest von Dalmatien aus �ber das adriatische Meer nach Neapel und kam von hier bald nach Sicilien; sie herrschte bis 1866 und hat 50,000 Kinder und 20,000 Ziegen und Schafe hingerafft.*; Auf dem r�mischen Territorium herrschte die Rinderpest 1863.
1844 zeigte sich die Rinderpest in E gyp ten; 1864 tauchte sie hier wieder auf und vernichtete in sein- kurzer Zeit 100,000 Kinder und mehrere tausend Schafe und Ziegen. 1866 wurde sie in Alexandrien und Cairo durch Vieh aus den Donauf�rsteutbiunern eingeschleppt. Es kamen die in Europa �blichen Maassregeln mit Erfolg in Anwendung.**)
1864nbsp;zeigte sich die Rinderpest sogar in Indien; sie herrschte in Kalkutta zur Zeit der ersten landwirthschaftlichen Ausstellung. '(Veterinarian January 1867.) Nach der �Gazette medicale de Parisquot; ist die Rinderpest, sogar in S�damerica ausgebrochen. Ein Brief ans Panama erz�hlt, dass t�glich Hunderte von Thieren an den Bahnlinien von Aspinvall sterben.
1865nbsp; landete die Pest in England, wo sie seit 110 Jahren nicht gewesen war, und kam von da sehr bald nach Holland. Die Commission spricht sich in ihrem dritten ausf�hrlichen lierichtc �ber die Einschleppung- nicht ent�schieden aus. Gamgee dagegen ist aus �berzeugenden Gr�nden zu der Ansicht gelangt, dass die Pesl mit einer llornvielibecrdo von 332 H�uptern, die in Reval eingeschifft worden ist, eingeschleppt wurde. Unter dieser gegen Ende Mai eingeschifften Heerde, die auf verschiedenen Wegen in Russland nacli Reval gelangte, haben sich urspr�nglich 46Steppenochsen befunden, von denen alier nur 13 in Reval angekommen sind: wo die �brigen verblieben, ist nicht ermittelt worden: in Reval starb ein Ochse, zwei andere wurden krank laquo;nd deshalb an den Schl�chter Siebert verkauft: auf der Reise erkrankte ein vierter Ochse, der aber noch lebendig in Hull ankam und hier f�r 11 Liv. st. an den Schlachter verkauft wurde. 175 von dieser Heerde wurden nach London geschickt und am 1. Juni auf den grossen Londoner Vicbmarkt ge-
*) Repertoriiun. Bd. 25 n. 27, S. 343, resp. 182. t*) Lemaitre. � Recueil de med. voter. Journal 1866.
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bracht, w�hrend (He �brigen nach Manchester und andern Ortschaften gingen. Mehrere Tage nach dem Markte zeigte sich die Pest in einzelnen Stallen London's, kl welche Marktvieh gekommen war. und am 15. Juni sah man schon pestkrankes Vieh auf dem grossen Markte; am 27. Juni brach die Pest in einer grossen Milchwirthschaft in der N�he des Viehmarktes aus, in welcher alle, 115 H�upter fielen. Schon im Laufe dos Monats Juli sollen in London allein 2000 Kinder an der Pest gefallen sein. Untcrberger hat die Rinder�pest-Invasion mit den in Reval eingeschifften russischen Ochsen zwar be�stritten, weil in der Umgegend von Roval keine Rinderpest geherrscht habe; ein Einwand, der wohl den Thatsachen gegen�ber keine Bedeutung haben und von einem in der Kinderpest erfahrenen Manu kaum ernstlich gemeint sein kann.
Bei der g�nzlichen Vernachl�ssigung aller Schutz- und Tilgungsmaassregeln, der jS'ichtbcacbtung aller Erfahrungen in Deutschland, auf die man gering�sch�tzend hinblickte, und bei der Befangenheit in der Selbstcntwickelung, die sp�ter todtgeschwiegen wurde, fand die Pest Zeit und Gelegenheit, in unge�w�hnlichen Dimensionen aufzutreten, sich bald �ber ganz Grossbritannien zu verbreiten und selbst nach Irland vorzudringen. Bis Ende December 18�6 hatte sich die Pest �ber 85 Grafschaften � 54 in England und 31 in Schott�land und Wales � vorbreitet; die H�he hatten sie im Februar 18G6 erreicht, wo in einer Woche 13,000 St�ck erkrankt sind.
Erst den endlichen, am 20. Februar 18G6 in Anwendung gebrachten energischeren Maassregeln ist sie allm�hlig im Anfange dieses Jahres gewichen. Den Zeitungsnachrichten zufolge sind im Mai d. J. mehrfache neue Pest-ausbr�che vorgekommen, sodass die kurz zuvor aufgehobenen Maassregeln wieder in Kraft gesetzt werden mussten. Der Verlust an Rindvieh belauft sich �ber eine halbe Million, der Schaden betrug Ende 186(i schon circa vier Millionen Liv. St.
Nach Holland kam die Pest schon Mitte Juli 1865. Vor 120 Jahren hatte sie England von Holland durch 2 K�lber zugef�hrt bekommen, diesmal war das Verh�ltuiss umgekehrt. Gegen Ende Juni wurden 23 holl�ndische Ochsen nach London geschickt, die wegen nicht erfolgten Verkaufs auf dem grossen Yiehmarkte 10 Tage sp�ter wieder nach Rotterdam zur�ckkehrten, am 7. Juli auf ein Geh�ft der Gemeinde Kethcl bei Schiedam gebracht wurden, hier sofort pestkrank wurden und den primitiven Seuchenherd bildeten, von wo aus sehr bald ganz S�dholland verseuchte. Die endliche Tilgung steht erst jetzt, nach zwei vollen Jahren in naher Aussicht. Hier hat es noch schwerer gelullten als in England, ehe die Tilgungsmittel zur Geltung kommen konnten. Bis Ende 18Gtgt; ist die Rinderpost in fortw�hrendem Steigen gewesen; die H�be erreichton die w�chentlichen Erkrankungen vom G. bis 12. Jan. 18G7, in dieser Zeit erkrankten 43S7.
Ganz S�dholland, der s�dliche Theil von Kordholland und die westliche H�lfte von Utrecht ist verseucht. In Seeland, Nordbrabant, Gelderland und Oberyssel sind mehrfache sporadische Ausbr�che vorgekommen, die aber immer sofort getilgt worden sind. Bis zum 24. September sind keine Nachrichten �ber die Erkrankungen vorhanden; vom 24. Sept. ab hat �DeRnnderpest Bylagc tot de Landbouw-Courantquot; die Uebersicht von den Erkrankungen gegeben i
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hiernach waren in der letzten Woche vom 9. liis 15. Juni noch 22 in S�d-
liolhuul uml Utrecht erkrankt. Das Uesiannitcrgebniss vom 24. September lHb(gt; bis 15.Juni 1867 ist folgendes:
P r o v i n #9632;/..nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;angesteckt gestorben. geschlachtet genesen
S�d-Holland.....nbsp; nbsp; nbsp; 96705nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 46425nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;18573nbsp; nbsp;quot; 34523
Utrecht .......nbsp; nbsp; nbsp; 50413nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;30653nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 4034nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 16198
Nord-Holland ....nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;8343nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 064nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 9852nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 840
Gelderland.....nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;914nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 49nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 3922nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;4
Nord-Brabanl ....nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;317nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 19nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 538nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;0
Totalsumme . . 156592 78110nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 36919nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 51565
Die quot;Belgische Grenze wurde von der holl�ndischen Rinderpest zum ersten
Male im Monat August 1865 �berschritten, seitdem haben viele Einbr�che,
meistentheils durch holl�ndisches Vieh, oft auch auf unbekannten Wegen
stattgefunden. Bis 22. April 1867 sind nach und nach 46 Gemeinden in sechs
quot;Provinzeu von der Einderpest heimgesucht worden; die gr�ssten Verluste hatte
die Kinderpest in Hasselt zur Folge, hier sind vom 23. Januar bis 9. Februar 1867
8 St�ck gelallen
330 � krank / �.a,-nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;, getodtet
10*':) � gesund!
Diese Ziffern geben den besten Beweis von dem energischen Tilgungs-verfabren in Belgien, dem es zu verdanken ist, dass die Rinderpest trotz der hautigen Ausbr�che doch nicht zur Herrschaft gekommen ist, und die Ver�luste verliilltnissm�ssig nur gering gewesen sind, wie nachstehende Uebersicht zeigt:
Rindernbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Schafe
erkrankt verd�chtig Summanbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;erkrankt verd�chtig Summa
Gefallen 11865nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;286nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;148nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 434nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 8nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;4nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;8
und ',1866nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;144nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;226nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 370nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;33nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 87nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;120
getodtet. '1867nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;423nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;1093nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;1516nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;16nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 146nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 162
Summa 853nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 146?nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;2320nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;57nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 233nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;290
In Frankreich kamen 1865 zwei Seuchenausbr�che vor, der eine im Departement du Nord in tier N�he der belgischen Grenze, der andere im Acclimatisationsgarten; an beiden Orten fielen nur 78 Opfer. Frankreich war auf Pest-Invasionen vorbereitet, die Tilgimg erfolgte deshalb auch sofort durch die T�dtung der Kranken und Verd�chtigen. In dem Acclimatisationsgarten kam sie mit zwei indischen Gazellen von dem Tbierbamller Jamrasch in London, die am 14. November 1865 in dem Garten eintrafen, am 19., resp. 25. November erkrankten und beide starben. Die Pesf hatte weitere Er�krankungen bei den Einwohnern des Gartens zur Folge, wie bereits Seite 110 n�her angegeben ist. In der Strasse, wo Jamrasch wohnt, war die Pest in drei St�llen; ausserdem waren die beiden Gazellen in einem Wagen transportirt worden, welcher zum Transitort des Fleisches aus der Umgegend mich der Stadt diente.*)
*) Eecueil. December 1865.
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W�hreucl die Aufmerksamkeit auf die Rinderpest im Westen gerichtet war und man an den holl�ndischon Urenzon wie in den H�fen strenge Maass�regeln ergriffen hatte, drohte die Rinderpest wieder von Osten; in Folge des Krieges hatte die Rest sich wieder in den �sterreichischen Landen verbreitet. 1S()6 tauchte die Pest mit einem Male in Tyrol (das einzige �sterrei�chische Kronland, welches bisher von der Pest verschont geblieben ist) und in der Schweiz auf. Von Oesterreich ans gelangte sie auf dem Wege mitten durch Baiern nach Vorarlberg und der Schweiz. 32 Schlachtochsen wurden am 27. Anglist auf dem Wiener Markte gekauft, mit legalen Gesuudheitsscheineu versehen, auf der Eisenbahn �ber Salzburg, M�nchen und Augsburg nach Lindau und von hier weiter zu Fuss am 1. September nach Bregenz gebracht; in Salzburg wurden sie untersucht und f�r gesund befunden, in Bregenz, ebenfalls noch gesund erscheinend, zum Theil geschlachtet, zum Theil in einem Stalle neben Hornvieh untergebracht, nach einigen Tagen kamen acht St�ck nach Dombim, zwei nach Stockbach in Baden (bald ge�schlachtet) , vier St�ck kamen am (!. und ein Ochse am 15. September nach St. Gallen, drei gingen �ber Au auf der Eisenbahn nach Chur. Die Rest brach aus in Bregenz, Dornbim (am 11. September), St. Gallen und Chur. In Au hatten die Ochsen am 10. September �bernachtet, worauf nach 10 Tagen die beiden Rinder des Wirths erkrankten, von denen die Rest durch den Tliier-arzt in seinen eigenen und noch in einen andern Stall verschleppt wurde. �eberall erfolgte baldige Tilgung ohne grosse Verluste.
Riese Invasion beweist, dass die Pest mit dem Viehc durch ein grosses Land nach entfernten Punkten wandern kann, ohne in demselben Ausbr�che zu veranlassen, dass femer auch die legalen Gesundheitsscheine einen ebenso beschr�nkten Werth haben, als die thier�rztlicheii Besichtigungen.
Im folgenden Jahre war Baiern nicht so gl�cklich; im April 1867 brach in St. Johannes bei Bayreuth (Oberfranken) und fast gleichzeitig auch in Untersteinach die Rinderpest aus. Die Rest wurde zwar erst sp�ter erkannt, vorsichtiger Weise waren jedoch vorher schon Maassregeln zur Verh�tung einer Verschleppung getroffen worden. Im Ganzen kam die Rest bis jetzt (Juni) in vereinzelten F�llen an 7 Orten in den Regierungsbezirken Ober- und Unter-franken vor. Die Tilgung erfolgte mit geringen Opfern; der Gesammtvcrhist bel�uft sich etwa auf 100 St�ck, einige Schafe und Ziegen. Die Ein�schleppung ist, den Berichten mich*), mehrfach von Th�ringen aus und besonders durch thier�rztliche Pfuscher erfolgt; nach Maroldsweisach in Oberfranken wurde die Rest z. B. durch den Pfuscher Hennig aus M., welcher im Meining'schen die Pestkranken mit Genehmigung der Be�h�rde behandelt hatte, verschleppt. Gegen Ende Juni brach die Pest in �ntersteinach wieder aus, dorn Vermuthen nach in Folge mangelhafter Des-infection.
In Th�ringen herrschte die Rinderpest in den Monaten April und Mai 1867 ziemlich verbreitet. Am 4. April brach sie in U�selrieth bei llild-bnrgbausen im Gasthofe an der Werrabahn nach dem Ankauf einiger Ochsen aus, welche aus dem Gesterreichischen gekommen waren. Die ersten Kranken
*) Wochenschrift von Adam f. 1867. Nr. 23�27.
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-vvurdni geschlachtet; das Fleisch wurde verkauft und verschenkt. Von hier verbreitete sich die Pest in H�selrietb und H�dbarglmusen, namentlicli er�krankten die Iviihe, welche von dem H�llen dos Gastwirths bespnmgen worden waren. Die Pest wurde erst am 4. 3Iai erkannt, Ins dahin war sie f�r Milz�brand gehalten worden. Bis zum 3b. Mai hatte sie Verluste herbeigefilhrt:
1)nbsp; In Sachsen-Coburg an 9 Orten in
18 Stallungen...........gest. 2, get�dt. 117, Verlust 119
2)nbsp; In Sachsen-Meiningen-Hildburg-
hausen an 23 Orten in 71 Stal�lungen ............... � 46, � 150, u.lZioge, � 196
3)nbsp; Sachsen-Weimar an 2 Orten in
2 Stallungen ............,10 �nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;4,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;� 14
4)nbsp; Im vormal. Eurhessen an 2 Orten
in 9 Stallen............ � 2 � 28,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;�30
Totalsumme . . Verlust 359 Invasion von den russisclien Steppen aus.
Seit Jahrhunderten hat die Rinderpest, wie wir gesehen Laben, ihren Herd in den russischen Steppen gehabt, von welchem ans sie wiederholt in alle Welt gegangen ist. und welcher noch heute ihr Ausgangspunkt ist. Ganz abgesehen von den urs�chlichen Verh�ltnissen kann man deshalh wohl mit Recht die Rinderpest eine russische Seuche neu neu. die, wie schon fr�her erw�hnt worden ist. abwechselnd in der einen und der andern Steppe auf k�rzere oder l�ngere Zeit abbrechen kann, im Ganzen aber doch nie aufh�rt Deshalb ist denn auch die Gefahr der Invasion von hier aus immer gegeben, und die Pest zu jeder Zeit zu er�warten, wenn Steppenvieh eingef�hrt wird. So gut wie mit der Beziehung des Hornviehes aus Gegenden, wo die Lungen�seuche herrscht, immer die Geiaht- der Einschleppung dieser Seuche verbunden ist. und dieselbe fr�her oder sp�ter sicher einmal ein�bricht, so verh�lt es sich auch mit dem russischen Steppenvieh r�cksichtlich dor Rinderpest. Jedes band, welches russi�sches Steppenvieh ohne quot;Weiteres zul�sst, hat auch mit der Rinderpest zu k�mpfen, das ist eine alte bew�hrte Er�fahrung, die sich immer wiederholen wird, so lange man in Russ�land nicht Herr geworden ist �ber die Rinderpest. Die Ver�schleppung aus Russland ist nun nat�rlich um so h�utiger, je mehr die Pest in Kussland selbst herrscht. Auch in Russland giebt es sogenannte Pestjahre, in denen die Ausbreitung durch irgend welche Zuf�lligkeiten, nicht durch .Miasmen, wie man. be�fangen in dem V�rurtheile der Selbstentwickelung, behauptet hat.
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cine gr�ssere Ausbreitung gewinnt.; in solchen Pestzeiten, die wir seit 1844 gehabt und noch haben, ist die Gefahr der Invasion ausserhalb Russlands nat�rlich viel grosser.
Wie kommt nun die Rinderpest aus den russischen Steppen zu uns und andern L�ndern Europa's?
Eine Verschleppung der Pest aus den Steppen, wie �berhaupt aus Russland durch sogenannte thierische Rohproducte, H�ute, Geh�rn, Klauen, Talg, Ged�rme, wie auch durch andere leblose Gegenst�nde, kommt hier nicht in Betracht, sie haben, nach den uns jetzt besser bekannten Eigenschaften des Peststoffes, nur eine Bedeutung in dem kleinen, unmittelbaren Verkehr. Tief aus Russland ist die Pest durch diese Gegenst�nde gewiss niemals �ber die Grenze getragen worden. Wir haben es deshalb nur mit dem Steppenvieh zu thun, dies tr�gt den Peststoff weithin , mit sich fort, wobei die Verh�ltnisse sich sehr verschieden ge�stalten k�nnen.
1) Das Steppenvieh geht inficirt �ber die Steppen-, resp. russische Grenze; unter einer grossen Ileerde kann vielleicht nur ein einziges St�ck inficirt sein. Dass Handelsleute keine Speculation mit iuficirten oder auch nur der Infection verd�chtigen Steppenochsen treiben werden, ist selbst�verst�ndlich, dass aber nichts destoweniger zuweilen iulicirte Ochsen mit unterlaufen, ist zu nat�rlich. Solche iulicirte Hinder erkran�ken nach der gew�hnlichen, oder auch wohl einmal nach einer ungew�hnlich laugen Incubationszeit. also in den ersten acht Tagen und auch sp�ter, in den Entfernungen von einigen bis 50 Meilen und mehr ausserhalb der Steppen. Der Ausbruch kann unbemerkt bleiben, in einer gr�ssern Heerde ist dies wohl gew�hn-iicli der Fall, wenn der Ausbruch ein gelinder ist, einmal, weil die Erscheinungen so gering sein k�nnen, dass sie f�r den Laien und ohne besondere Aufmerksamkeit gar nicht erkennbar sind, ausser-dem aber auch, weil auf dem Transporte leichtes Kr�nkeln und Verschm�hen des Futters auch in Folge der Anstrengungen, der ang�nstigen Witterung etc. h�ufig und daher an sich nicht weiter gleich verd�chtig ist. In solchen F�llen erkennt mau fr�hestens die Pest nach der zweiten Incubationsperiode und in der doppel�ten Entfernung von 50�100 Meilen von den Steppen. Ja selbst die zweite Eruption kann noch unscheinbar sein, und so kann die Pest bis zu der dritten Propagation verborgen bleiben; ob F�lle
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vorkommen, in welcher die Pest in der mildesten Form miter der ganzen Heerde verl�uft, ohne bemerkt zu werden, lasse ich lt;la-liin gestellt; nach dem. was wir iiher die Pest unter dem Steppen�vieh in der Litteratur aufgezeichnet finden. ist es nicht allein m�glich, sondern sogar sehr wahrscheinlich. Vielleicht geh�rt der so vielfach angezogene Fall von Pilger*) 1797 hierher, der 1500 f�r die Armee bestimmte Steppenochsen untersuchte und die Rinderpest nicht entdeckte, obwohl, die Heerde �berall die Pest zur�ckgelassen hatte; h�tte der damalige Hauptmann die Pest hesser gekannt, so w�rde er laquo;gewiss statt Erm�dung bei vielen Ochsen die Pest wohl gefunden haben. Die Verh�ltnisse k�nnen sich aber auch noch anders gestalten. Der betreffende Handels�mann erkennt die Seuche; .jedes St�ck, das erkrankt, wird um jeden Preis losgeschlagen, selbst schon bei den ersten Spuren. Dadurch h�lt er die Heerde scheinbar rein: die Ansteckung wird hierdurch sehr beschr�nkt, und bis zu welchem umfange dies m�glich ist. habe ich in Holland ans der sp�rlichen Verbreitung der Test unter einer Heerde, die Tag und Nacht unter freiem Himmel war. erkannt. Die Erkrankungen erfolgen im Freien �berhaupt sp�rlicher, ganz; besonders aber muss dies bei den leichten Erkrankungen der Fall sein; ich finde es deshalb sehr nat�rlich, dass � wie Lorinser S. loS sagt � unter einer Steppenheerde oft in Zwischenzeiten von acht Tagen binnen drei und vier Weichen nur 5- -10 H�upter erkrankten.
Her Handelsmann kann also mit wenigen Verlusten wochenlang weiterwandern und selbst sein Ziel mit der Heerde erreichen, zumal es Erfahrungssache ist. dass die ersten falb.', namentlich unter dem Steppenvieh, gew�hnlich sehr milde zu verlaufen pflegen. Am Ziele ist nun die Aufgabe, rasch und unter allen umst�nden zu verkaufen und unter keiner Bedingung in die Quar^ntaine zu gehen, dauere sie auch nur einige Tage. Ist er dem Ziele fern und glaubt er es nicht zu erreichen, so r�umt er m�glichst schnell mit der ganzen Heerde auf. Der Absatz der einzelnen Kranken wird durch niedrige Preise und allerhand Vorwand erm�glicht; Erm�dungen, Verb�llungen, Lahmheiten etc. werden vorgesch�tzt. Fine grosse Anzahl von Beispielen sind bekannt geworden! dass zur�ckgebliebene lahme Ochsen die Rinderpest gebracht haben. Die Lahmheit kann nach meinem Daf�rhalten, gest�tzt
*) Handbuch. Bd. 2. S. 107. b.
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auf die Miterkraakoiig der Haut und auf die mitwirkenden Momente bei der Localisation, sein' wohl durch die Rinderpest selbst bedingt, sein, ich glaube sogar, (Imss dies diejenige Form des coupirten Verlaufs ist. die bei dem Steppenvieh auf dem
Transporte sich am h�utigsten zeigt. Die andauernden mechani�schen Insulte sind es. welche eine Erkrankung der Ballen und solche der Fleischwand etc. bedingen. Sind doch selbst einzelne F�lle von Hauterkrankung an der Krone in HoUand und England beobachtet worden. Die vermeintlichen Erm�dungen sind meistens wohl nichts weiter, als gewisse Grade von Ivlauenaft'ectioii durch Rinderpest. Ks kommen dabei gewiss auch Simulationen seitens des H�ndlers vor; Kranke m�gen absichtlich lahm gemacht werden, um sie als solche noch zu verwertheil.
Eine Steppenheerde, unter der sich Lahme und Erm�dete befinden, ist deshalb unter allen Umst�nden als der Kinderpest im h�cbsten Grade verd�chtig zu erachten. Die Verblendung durch die vermeintlich genuine Entwickelung ist so weit gegangen, dass man in den vielseitig beobachteten Thatsachen, � dass die erm�deten und lahmen Steppenochsen zuerst erkrankten, die Pest einschleppten, wenn sie selbst sich auch von ihrer Er�m�dung resp. Lahmheit erholt batten und zum Theil schliess-licb der Test erlagen � einen weitern Beweis f�r die Selbstent�wickelung der Pest durch �berm�ssige Anstrengung unter dem Steppenvieh gefunden hat. Nicht die Lahmen und M�den erkranken zuerst, sondern die ersten Seuchenspuren �ussern sich durch Erm�dung und Lahmheit.
2) Das Steppenvieh gebt durchgeseucht aus den Steppen. Dass das durchgeseuchte Vieh heruntergekommen und keine Handelswaare sei, wie Spinola sagt, ist bei schwerer Er�krankung richtig; ich habe aber in Holland durchgeseuchte Rinder genug gesehen, die jeder Schlachter f�r seinen Zweck gebrauchen konnte; ausserdem giebt es auch alte durchgeseuchte Steppenrinder und alle k�nnen Tr�ger des Feststoffs sein. Kommt nun ein ein�ziger solcher Pesttr�ger unter eine zusammengekaufte Triebheerde, so gen�gt es ja vollkommen, denselben weitem.Gang zu verur�sachen, als im ersten Falle, nur dass die ersten Ausbr�che sp�ter und in einer viel gr�ssern Entfernung stattfinden. Es mag sein, dass es auch F�lle giebt, in denen die ganze Heerde durchgeseucht ist, die auf Reisen geht; eine solche Heerde kann m�glicher Weise die Fest einmal verschleppen, ich lege aber auf diese Verschlep-
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pang nicht das Gewicht, wie von inaiichen andern Seiten ge�schehen ist, Aveil an der freien Luft, Wind und Wetter ausgesetzt, sehr bald eine nat�rliche Desinlection erfolgt. Solche Ileerdeu sind daher gerade am wenigsten geeignet, die Pest weithin zu verschleppen. Das durchgeseuehte Hind ist als einfacher Tr�ger mir dann von Bedeutung f�r weitere Verschleppung, wenn sich immer noch Pesterkrankungen in der Heerde ereignen und die Durchgeseuchten immer von Neuem mit Feststoff wieder beladen werden. Geht eine durchgeseuehte Steppenheerde, unter der sich k�rzlich neue Seuchenf�lle ereignet haben, aus einander in die St�lle der K�ufer, so bringt sie den Peststoff in die verschiedenen St�lle, in denen das Steppenvieh als pestfest allein verschont bleibt. W�re die grossartige Idee Jessen'laquo; inRussland zu verwirklichen und die Schutzimpfung bei allem Steppenvieh ausf�hrbar, k�nnten wir also durchgeseuehte Rinder beziehen, so w�rde ich eine Verschlep�pung aus den Impfst�llen etc. nicht f�rchten und mich ebenso entschieden f�r unbedingte Einfuhr von russischem Steppenvieh erkl�ren, wie ich jetzt aus vollster Ueberzeugung dagegen sein muss.
Neben der kriechenden Verbreitung aus den Steppen im engem volkswirthschaftlichen Verkehr durch mittel- und unmittel�bare Ansteckung erfolgt die Verbreitung in kleinen und grossen Spr�ngen auf den grossen Ausfahrwegen durch Steppenvieh, welches gesund oder nur gesund scheinend die Steppen verl�sst; auf den grossen Auswanderungsstrassen bilden sich in angegebener Weise mehr oder weniger zerstreute restberde, Relais, die von den Steppen aus zur Weiterf�rderung der Rinderpest dienen. Diese Peststationen k�nnen tbeihveise ganz unmerkbar sein, es ist nicht n�thig. dass das Pestcojptagium �berall, wo es abgesetzt worden ist, auch grosse Verheerungen anrichtet; einzelne St�lle verpesten, die Besitzer wissen vielleicht selbst nicht, dass sie die Pest haben, oder das Contagium ruht im unbesetzten Stalle oder sonstwo an den�uhe-stellen der Wanderheerden. Solche vorgeschobene Pestherde k�nnen einzeln ausgestreut, aber auch mehrf�ltig sein; je grosser die Ausfuhr in bestimmter Kichtung, desto mehr wer�den sie sich bilden, und so w�chst die Gefahr der Ein�schleppung der Rinderpest durch Steppenvieh, mit der Einfuhr des Steppenviehes. Wieder ein Moment mehr, warum im Kriege, die Pest mit dem Steppenvieh immer einge�schleppt worden ist.
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Diese Peststationen, kleine und grosse, offenbare und ver�borgene, sind es mm, vermittelst derer die Pest durch Steppenvieh Hunderte von Meilen weit hin verschleppt werden kann. Ist die Pest ausserhalh der Steppen in Russland selbst sehr verbreitet und unsern Grenzen nahe ger�ckt, dann hat das Steppenvieh. als solches, aufgeh�rt, allein die Ursache der Pest-Invasion bei uns zu sein, dann ist wieder die Ge�fahr der Einschleppung vielseitig in den Verkehrsver�h�ltnissen gegeben.
Invasion aus verseuchter Nachbarschaft.
Die Invasion aus verseuchten Gegenden und L�n�dern in der Nachbarschaft, oder aus solchen L�ndern, die durch Eiseuljahn und Dampfschifffahrt nahe ger�ckt sind, ge�schieht auf den gew�hnlichen volkswirthschaf�ichen Verkehrs�wegen. Je n�her die verpestete Gegend, desto grosser die Gefahr der Pestinvasion, die immer mit dem Verkehre zu- und abnimmt; deshalb kann unmittelbar an der Grenze des Pestrayons nur ein g�nzlich aufgehobener Verkehr die Invasion verhindern. Die be�reits n�her er�rterten mittel- und unmittelbaren Ansteckungen sind die Grundlagen, nach denen sich diese Einschleppungen be�messen und beherrschen lassen. Solche Invasion kann nat�rlich von jeder Seite einmal drohen und stattlinden, wie die j�ngsten Zeiten genugsam gezeigt haben.
Die Invasion durch in�cirte Heerden kann klein beginnen oder gleich in extenso auftreten; die Eruption ist eine isolirte oder zeigt sieh in einigen vereinzelten St�llen, und wird nur dann sogleich entdeckt werden, wenn man auf Wache steht und vorbereitet ist; in solchen lallen bleibt es denn auch in der Regel bei einem geringen Verluste; in den L�ndern an der russi�schen Grenze oder in der N�he von verpesteten Gegen�den werden deshalb auch die vorkommende]! Pest�ausbr�che gew�hnlich sein- bald getilgt. Kommen solche F�lle aber in entferntem quot;L�ndern vor. wo mau nicht an die Rinderpest denkt, da bilden die ersten Eruptionen in der Hegel die Ausgangspunkte zur weitem und oft sehr betr�chtlichen Verbreitung. So geschah
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es in Holland und j�ngst im Th�r�igischen. Die Invasionen k�nnen aber auch gleich von vornherein in grossartigem Maasstabe auftreten, wenn die inflcirte Heerde sehr zerstreut wird undnament-licbwenn sie. sei es auch mir theilweise. auf frequente Viekm�rkte kommt. Hiervon hat uns England j�ngst das grossartigste Beispiel geliefert, wo durch den Viehmarkt in London zu Islington, auf dem man 5�7000 Rinder aller Racen beisammen sehen kann, die einge�schleppte Pest in wenigen Wochen �ber den gr�ssten Theil von Grossbritannien verbreitet worden ist.
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�BTHEH�NG III.
Schutz- und Tilgnngsmaassregeln.
Capitel 10. Scbntzmaassregelii gegeu die lliusciticpininlaquo; der Rinderpest.
Allgemeine Grundprinoipien.
DieEinderpest ist bei uns und in ganz Europa als eine reine Contagion aufzufassen, die nichts Miasmatisches hat. lediglich auf den Verkehrswegen weiter wandert, jetzt schneller und weiter als fr�her, die �berall grosse Verheerungen anrichtet, wo sie keine Hindernisse findet, die sich festsetzt, wo sie nicht verfolgt wird, die dagegen �berall den entsprechenden Tilgungsmaassregeln weicht. Von solchen wirksamen Schutz- und Tilgungsmaassregeln ist aber ein organisirtes Thierheilwesen die Grundbedingung. Schon im vorigen Jahrhundert hat man dies richtig erkannt, und in dieser Erkenntniss lag die erste Anregung zur Errichtung von Thier-arzueischulen, die ihren Ursprung den gewaltigen Verheerungen im vorigen Jahrhundert verdanken und sich von der zweiten H�lfte des�selben herdatiren. Diese Schulen haben Thier�rzte und mit den�selben nach und nach eine immer vollst�ndigere Thierheilkunde gebildet und so die Mittel geschaffen, das Thierheilwesen �ber�haupt und speciell zur Sicherheit der Staaten gegen gemeingef�hr�liche Krankheiten und hier vor allen gegen die Rinderpest zu organisiren, sichere Schutz- und Tileunssmaassregeln zu erlassen und auch zur Durchf�hrung zu bringen.
Die Organisation des Thierheilwesens ist gegenw�rtig und k�nftighin dringender, als je, mit der Zunahme der Verkebrs-
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Verh�ltnisse in grossen Kreisen, mit der SdmeHigkeit des Trans�ports der Thiere tritt diese Notliwendigkeit immer mehr in den Vordergrund. Wir haben es jetzt recht deutlich gesehen, welche Schwierigkeit die Rinderpest in England und noch mehr in Hol�land gemacht hat, wo ein geordnetes Thierheilwesen noch in der Wiege liegt, im Gegensatz von Preussen und Belgien; seit 50 Jah-#9632; reii schon hat Preussen die Test nicht aufkommen lassen, obwohl an der �stlichen Grenze fortw�hrend Gefahr drohte; Belgien wurde von Holland aus h�ufig von der Pest heimgesucht, sie ist aber hier dennoch keine Landesseuche geworden, sondern immer mit grosser Sicherheit und schnell getilgt, wo sie sich auch blicken Hess. Zur Organisation des Thierheilwesens geh�ren:
1)nbsp; nbsp; hinl�ngliche Anzahl t�chtig durchgebildeter Thier�rzte �berhaupt;
2)nbsp; nbsp;besonders designirte Sachverst�ndige f�r den Fall der Seuchenausbr�che, die als zuverl�ssige Techniker den Beamten zur Seite stehen und in entsprechender Anzahl vorhanden sein m�ssen, damit �berall Kenneraugen sind und die Pest und alle ansteckende Krankheiten sofort erkannt werden, wo sie sich blicken lassen, eine Grundbedingung zur schnellen und sichern Tilgung ohne grosso Opfer;
3)nbsp; Gesetze und Verordnungen, auf eine technisch-wissenschaft�liche Grundlage gest�tzt und den �rtlichen und zeitlichen staat�lichen und volkswirthschaftlichen Verh�ltnissen angepasst.
Dies alles ist der Inbegriff eines geordneten Thierheilwesens, womit die Rinderpest und jede andere ansteckende Krankheit ab-und in Schranken gehalten, resp. getilgt werden kann.
Staaten, in denen heutzutage solche Organisationen nicht be�steben, sind, so weit sie nicht zuf�llig durch ihre isolirte Lage mehr gesch�tzt sind, den Einwanderungen und dem Festsetzen aller an�steckenden Krankheiten Preis gegeben, und die Pdnderpest nament�lich findet hier so recht ihr Gebi�t. Solche Staaten werden unter heutigen Verh�ltnissen hinsichtlich der ansteckenden Krankheiten wieder gemeingef�hrlich f�r andere L�nder, die damit in einem commerciellen Verkehr stehen. So ist in R�cksicht der Rinder�pest Holland bereits seit zwei Jahren f�r alle Nachbarl�nder ein gemeingef�hrlicher Staat gewesen, so ist es Russland seit Jahr�hunderten und um so mehr, je mehr hier eine Ausfuhr von Itincl-vieb besteht. In diesem grossen, d�nnbev�lkerten Reiche ist es eine schwere Aufgabe, das Thierheilwesen dein Bed�rfnisse und
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Staatszwecke entsprechend zu orgamsiren, es wird dies noch eine lange Zeit erfordern; Russland hat aber bereits einen sehr guten Anfang gemacht, und wenn es auf dieser Bahn fortschreitet, so kommt es auch dahin, wo Deutschland, Frankreich und Belgien jetzt sind, und wenn es dahin gekommen sein wird, dann hat dieses m�ch�tige Reich aufgeh�rt, f�r uns in Sachen der Rinderpest gef�hrlich zu sein, dann wird es Herr werden �ber die Binderpest, wie Mil�es in den genannten L�ndern jeder Zeit sind, es wird sie tilgen, wie wir sie tilgen, und die I'est wird damit ihre Heimath in Europa verlieren, wo sie sich stellenweise und zwar besonders in Russland auf dem Wege der Ansteckung fort und fort als Gast erhalten und herumgetrieben hat. Ist das europ�ische Russland erst pest�frei, und hat es an seinen asiatischen Grenzen sichere Contutnazen f�r flas eindringende Vieh, dann k�nnen wir unsere, jetzt so noth-wendige Schutzwehr an der russischen Grenze eingehen lassen und das russische Vieh ebenso sicher zulassen, als anderes Vieh. M�chten doch die maassgebenden Personen und Beh�rden in .Russ�land immer mehr die Ueberzeugung gewinnen und festhalten, dass die Rinderpest auch bei ihnen, wenigstens in Kuropa, eine Con�tagion, also tilgbar und auf dem Wege der Organisation des Thierheilwesens allein zu tilgen ist: sie w�rden aid' diese Weise der Wissenschaft zu dem grossen Triumphe verhelfen, den b�sen Feind, der nachweisslich. Jahrhunderte eine schwere Geissel Europa's ge�wesen ist, und der den ersten Anstoss zu ihrer Geburt gegeben hat, aus unserm Welttheile verbannt zu haben. Die Schwierig�keit ist nicht zu verkennen, aller der Gegenstand ist grosser Opfer werth.
Was nun die Schutz- und Tilgungsmaassregeln speciell betrifft, so kommt hierbei die reelle und die formelle Seite in Betracht; hier kann selbstverst�ndlich nur von der erstem, der teclmisch-wissenschaf�ichen Grundlage, wie sie durch die Aetiologie an die Hand gegeben ist, die Rede sein insoweit, class die Verwaltungs�beh�rden darnach Gesetze entwerfen und Verordnungen treffen k�nnen, die f�r die gegebenen staatlichen und volkswirthschaft-lichen Verh�ltnisse passen.
Der Praxis entspricht es wohl am besten, wenn wir auch hier die Maassregeln in zwei Hauptkategorien, in der gegen die Ein�schleppung und in der beim Ausbruche der Rinderpest betrachten. Dass Schutzmittel principiell h�her stehen, mehr Werth haben, als Tilgungsmittel, ist selbstverst�ndlich; bei der grossen Gemein-
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gefakr der Rinderpest, deren Tilgungsmittel in Vernichtung, in Todtschlagen dor Heerden besteht, k�nnen die Schutzmittel durch Tilgungsmittel nie ersetzt werden: deshalb m�ssen jene mit grosser Sorgfalt, mit Aufwand, seihst mit betr�chtlichen Opfern durchgef�hrt werden. Trotz alledem k�nnen wir- aber heutzutage bei den innigen VerkehrsTerh�ltnissen in engen und weiten Kreisen die Schutzmittel nicht exact genug durchf�hren, bei a�er Sorgfalt werden wir doch immer auf den Einbrach der Pest gefasst sein m�ssen, und deshalb m�ssen wir seihst das m�rderische Tilgungs�verfahren bei der Rinderpest mit Sorgfalt ordnen.
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Miiiissregein liegen die Eiii�d�eppiuiglaquo;
Sie werden dahin gerichtet, woher die Test kommen kann, und m�ssen nach der Grosse der Gefahr nat�rlich auch in ver�schiedenem Umfange ergriffen werden: die Grosse der Gefahr ist abh�ngig von dem Verkehr: je manniclifaltiger und leichler da�durch der Peststoff verschleppt werden kann, desto strenger m�ssen nat�rlich die Schutzmaassregeln sein: bezieht sich der Verkehr mit dem Pestlande nur auf einen Gegenstand, mit welchem der Feststoff her�bergebracht werden kann, so beschr�nkt sich nat�r�lich die Schutzmaassregel auf diesen einen Gegenstand; besteht er im Gegentheile im t�glichen innigen volkswirthschaftHchen Ver�kehr, so giebt es nur ein sicheres Schutzmittel in der absoluten Grenzsperre. Der Zeit nach haben wir hier perpetuirliche und tempor�re Schutzmaassregeln zu betrachten.
Die permanenten Scliutzmaassregeln.
An den Grenzen der L�nder, von denen aus eine best�ndige Gefabr #9632; der Einschleppung gegeben ist, sind auch best�ndige Schutzmaassregeln geboten. Russland ist zur Zeit das Land der Rinderpest, es ist aber nicht das ganze grosse russische Reich, es sind seine Steppenl�nder, von denen aus die Invasionen immer zun�chst ausgehen, gegen diese m�ssen die best�ndigen Schutz�maassregeln gerichtet sein. Dringt die Pest nachweislich in das russische Reich weiter westlich und n�rdlich vor, sind auch die an unserer Grenze gelegenen Gouvernements verpestet, so treten noch andere Maassregeln und dieselben Verh�ltnisse ein, wie bei der Post in andern angrenzenden L�ndern. Die russischen Steppen m�ssen wir als continuirliche Pestquelle ansehen, wenn die Pest auch in die�ser oder jener weiten Steppe einmal abbricht, auf Jahre verschwin-
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det, so herrsclit sie doch in anderen; eine Controle �ber die Pest in den Steppen ist kaum m�glich, am allerwenigsten aber kann man im Auslaude wissen, wo und wann die Test in den Steppen herrscht Deshalb sind die russischen Steppen und alles, was von dorthex kommt and den Pestsstoff in oder an sieh tragen kann, verd�chtig. H�tte Russland selbst im Innern sichere und zuverl�ssige perpetuirliche Schutzmaassregeln an den Grenzen der Steppenl�nder, so w�ren auch wir gesichert, l�itte das einverleibte K�nigreich Polen an der russischen Grenze sichere Vorposten, so brauchte Preussen nicht best�ndig an der Grenze auf Wache zu stellen. Die Schutzmaassregeln in Polen sind aber, sdbst in der Verbesserung, in welcher sie Seifmann auf dem internationalen Congress in Wien (Bericht S. 26) dargestellt hat, nicht geeignet, Polen pestfrei zu halten und die preussischen Grenzwachen entbehrlich zu machen. Neben Russland stehen noch die Donauf�rstenthiimer bez�glich unserer Schutzmaassregeln auf einer Linie. In die europ�ischen osmanisohen Staaten bricht die Pest, �fter ein, ohne dass wir hier etwas davon erfahren, und das Veterin�rwesen ist dort auch noch nicht so geordnet, um auf zuverl�ssige Nachrichten rechnen zu k�nnen; deshalb m�ssen wir das Steppenvieh dieser Staaten mit dem russischen noch in eine Kategorie werfen.
Preussen und Oesterreich sind die beiden Staaten, denen die continuirhehe Gefahr am n�chsten liegt, die an ihren �stlichen Grenzen gegen Russland, resp. gegen die Donauf�rstenth�mer be�st�ndige Schutzmaassregeln errichten m�ssen, wenn sie nicht selbst jeder Zeit eine Pestinvasion erleiden und die �brigen westlichen Nachbarstaaten in Gefahr bringen wollen. Alle westlichen europ�i�schen Staaten haben aber jetzt auch ein viel gr�sseres Interesse an den best�ndigen Schutzmaassregeln der beiden erw�hnten Gross-staaten, als ehedem; denn einmal ist der Ausbruch der Kinderpest diesseits der russischen etc. Grenzen �berhaupt viel gef�hrlicher, wegen der leichten weitem Verscbleppuug, und davon haben wir jetzt Beispiele, wie die Pest aus in�cirten �sterreichischen Kron�l�ndern wiederholt in die kleinen s�ddeutschen Staaten, selbst bis zur Schweiz gedrungen ist; anderntheils aber kann bei unvoll�kommenem Sch�tze an der russischen Grenze die Pest �ber die diesseitigen Grenzl�nder hinausspringen und auf den Eisenbahn�wagen direct mitten in das Herz Deutschlands, selbst weiter in die westlichen Staaten Europas eindringen, wo man nicht zu allen
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Zeiten darauf vorbereitet ist. Preussen hat bisher seine Schuldig�keit sowohl im eigenen, als auch im Interesse seiner westlichen etc. Nachbareu getlian: eine Grenze von circa 150 Meilen und mehr hat es so bewacht, dass die Test nur selten einmal �ber�gesprungen ist in das preussisehe Gebiet, und in den seltenen F�llen ist die Invasion immer nur aus der Nachbarschaft erfolgt, nachdem die Pest in Hussland bis an die Grenze vorgedrungen war. eine Invasion, bei der die permanenten, auf die weite Ferne der Pest berechneten Maassregeln unschuldig sind.- bei der mir die speciellen, f�r die Nachbarschaft der Rinderpest berechneten Maassregeln in Betracht kommen. Niemals ist die Pest aus der Tiefe Russlands pl�tzlich in das preussische Gebiet eingedrungen, und diese Thatsache be�weist die sichere Wirksamkeit seiner best�ndigen Grenzmaassregeln. Oesterreich ist nicht so gl�cklich gewesen in der Abhaltung der Rinderpest: es hat die preussiseheu Maassregeln zwar sp�ter eingef�hrt, aber nicht mit gen�gender Strenge consequent durch�gesetzt. Eine wirksamere Durchf�hrung der preussischen Schutzmaassregel (die 21t�gige Contumaz) hat darin namentlich, grosse Schwierigkeiten gefunden, dass Oesterreich sich in seinen �stlichen Kronl�ndem nicht so unabh�ngig von dem russischen und moldauischen Steppenvieh gemacht bat, wie Preussen. Deshalb sind denn auch in Oesterreich trotz der Contumaz an der Grenze so h�utige Pestinvasionen vorgekommen, und aus demselben Grunde bietet denn auch Oesterreich den westlichen Staaten nicht dieselbe Schutzwehr gegen die Rinderpest, als Preussen. Die Pestgefahr w�rde aber f�r Oesterreich selbst wie f�r seine Nachbarstaaten noch viel grosser sein, wenn es nicht ein geordnetes und gut ge�handhabtes Tilgungsverfahren in den verschiedenen Kronl�ndern h�tte. quot;Nur in Ungarn ist die Tilgung nicht so sicher: die �ster�reichischen Tilgungsmaassregeln werden hier nicht so exact durch�gef�hrt. Dem Vernehmen nach liegt dies besonders mit darin, dass die Landesthier�rzte, die zugleich Menschen�rzte sind und gr�sstentheils von ihrer menschen�rztlichen Praxis leben, denen aber nichts destoweniger die Tilgung besonders obliegt, die grosse Districte haben und bei den Dienstreisen nicht entsprechend ho-norirt werden, so dass sie nat�rlich mehr ihrer Praxis, als der schnellen und gr�ndlichen Tilgung nachgehen. Wie dem aber auch sein m�ge, soviel stellt fest, dass die Rinderpest in Ungarn als Contagion einen fruchtbaren B�den hat und viel h�ufiger und
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l�nger herrscht, als wir liier zu glauben geneigt sind; nach den Aeussemagen mehrerer Landestliier�rzte und Veterin�re geht die Kmderpest in Ungarn selten ganz ans. Wer hieran noch zweifelt, der darf sich nur die Geschichte der betreffenden Veterin�rpolizei von Bruckm�ller*) anseilen, #9632;um sicli ebenso sehr von der in Ungarn gegebenen Einderpestgefahr, als von der Besorgniss der �sterreichischen Beh�rden zu �berzeugen.
Ungarn steht deshalb hinsichtlich der Einderpest mit den Donauf�rstenth�mern in einer Kategorie; das ungarische Step�pen vi eh ist f�r uns gar nicht so unverf�nglich, es kann und darf deshalb bei uns auch nur unter ganz besonderer Vorsicht im Handel zugelassen werden; dasselbe w�rde, zur vollen Sicher�heit, mit dem moldauischen und russischen Steppenvieh an der Landesgrenze gleich betrachtet werden m�ssen, wenn nicht Oester-reich selbst das Interesse und in seinen Einrichtungen auch die Mittel h�tte, die Kinderpest in Ungarn von seinen verschiedenen Kronl�ndern zur�ckzuhalten. Aus diesem Grunde und lediglich aus demselben sind diesseitig an den Grenzen Oesterreichs dauernde Maassregeln hinsichtlich des ungarischen Steppenviehs noch nicht n�tfaig geworden; man kommt hier mit rechtzeitigen zeitlichen Schutzmaassregeln aus. Anders verh�lt es sich aber mit dem direct aus Ungarn bezogenen Hornvieh, welches auf den Eisenbahnen ohne Aufenthalt durch die �sterreichischen Kronl�n�der nach dem Auslande geht; bei diesem Bez�ge muss das unga rische Hornvieh auch als verd�chtig betrachtet und behandelt werden.
Russland und die Donauf�rstenth�mer sind es also nament�lich, die bis jetzt fortw�hrend als der Rinderpest verd�chtig zu betrachten sind, und gegen welche L�nder wir stehende Schutz�maassregeln haben m�ssen.
Die. Gegenst�nde der best�ndigen Maassnahmen sind das Steppen�vieh und dessen Korpertheile, die sogenannten thierischen Roh-producte; von diesen letztern kommen namentlich in den Handel, in den sogenannten Grosshandel: H�ute. Haare, H�rner. Klauen. Talg und Ged�rme. Alle diese Gegenst�nde haben f�r die perpetuirlichen .Maassregeln aber nur eine sehr untergeordnete Bedeutung; noch kein Fall ist nachgewiesen, dass durch sie die Pest von den
*) Oestorreichische Vierteljalirsscbrift f�r wissenschaftliche Veterin�r�kunde. Bd. 18 u. 19.
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Steppenl�ndern aus zu uns gebracht worden w�re, und nach der leichten Zerst�rbarkeit des Pestgiftes an den Cadavcrtlieilen, so�fern sie nicht durch Eingraben von dem Zutritt der Luft voll�st�ndig abgeschlossen sind, ist dies auch sehr nat�rlich. Eine dauernde Gef�hr der Einschleppung durch diese Gegenst�nde kann jedoch in Zukunft gegeben werden, wenn Eisenbahnen das grosso russische Reich durchschneiden und zu den grossen Sohlaeht-unstalten im s�dlichen Russland in und ansserhalb der Steppen f�hren. Dann kann die Herbeischaffung in einer so schnellen Weise m�glich werden, dass noch wirksamer Peststoff an denselben haften k�nnte. Aber auch f�r diesen sp�ter einmal eintretenden Fall haben wir immer Sicherheit, wenn wir
1)nbsp; die H�ute nebst Geh�rn und Klauen ganz trocken, d. Ii. vollkommen lufttrocken,
2)nbsp; das Fett ausgeschmolzen in Gelassen,
3)nbsp; die Ged�rme eingesalzen oder getrocknet, und
4)nbsp; die Knochen getrocknet zu lassen. Sollte der ausge�schmolzene Talg auch in dorn grossen Wanst als Beh�lter gebracht sein und als Wampentalg zu uns kommen, so ist die bisherige Vorschrift, den Wanst abzunehmen und zu vernichten oder zu reinigen und. zu desinficiren, unn�tz, weil die Temperatur, in welcher das Fett fl�ssig hineingegossen wird, das rorhandene Gontagium sicher zerst�rt, von der an der Aussenfl�che statt�findenden Lufteinwirkung ganz abgesehen.
Auf dem zweiten internationalen Congress von Thier�rzten in Wien 18�5*) einigte sich die Versammlung in folgenden Beschl�ssen:
�1) Vollkonunen trockene Rindsh�ute, Hornspitzen, trockene Knochen, gesalzene und trockene Rinderd�rme, geschmolzener Talg in Gef�ssen, Kuh-haare und Schweinsborsten, Schaftrolle in S�cken seien frei und ohne eine Desinfection einzuleiten, im Handel zuzulassen.
2)nbsp; Ganze Homer, sowie Klauen, seien mit conccntrirtcr Chlorkalk- oder KochsaM�sung zu behandeln.
3)nbsp; Geschmolzener Talg in Wammen sei in der Art zu desinficiren, dass die Emballage �usserlicL mit concentrirter Chlorkalk - oder Koclisalzlijsung zu waschen k�me.
ad 1, 2 und 3. Selbstverst�ndlich w�ren solche Eohproducte, wenn sie aus verseuchten Gegenden oder Ortschaften stammen, unbedingt zur�ckzu�weisen.quot;
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*) Amtlicher Bericht von l�ge Nr. 1.
ill und Kor st er 1805. S. 48�54 und Bei-
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Die Maassregel sub Nr. 2 halte ich f�r �berfl�ssig, wen� die Tbeile nur trocken sind, Maassregel sul) 3 ist gleicbfalls oun�thig. Haubner bemerkte auf dem Congresse selir richtig, dass die Gegenst�nde im GrroBshandel, die weit herkommen und
weit hingehen, so dass sie monatelang unterwegs sind, oder die in Fabriken gelangen und mit Rmdvieli in keinerlei Ber�lirung kommen, weniger getalirlieh sind, als die Gegenst�nde im Klein�handel, im engen Verkehre.
In Bezug auf alle diese Gegenst�nde kann man bei den permanenten Maassregeln alle m�gliche Freiheit gew�hren, sie bringen uns die Test nicht.
Das Steppenvieh selbst ist es, welches uns die Pest bringt. schon oft gebracht hat und jederzeit wiederbringen kann; hier�gegen m�ssen wir die entsprechenden perpetuirlichen Maassregeln aufrecht erhalten, wenn wir nicht fortw�hrend in Sorge leben und zu jeder Zeit des Ausbruchs gew�rtig sein wollen. Man hat den Begriff von Steppenvieh, russischem Steppenvieh als vag und unzuverl�ssig hingestellt, um die dagegen ergriffenen Maassregeln anzutasten, man hat hervorgehoben, dass die bestehenden .Be�schreibungen gar nicht einmal �bereinstimmten, dass es auch diesseits der Steppen schon Steppenvieh in den St�llen der Land-wirthe gebe etc. i'as alles ist tendenzi�se Pedanterie. Die graue Race, ob hell- oder dunkelgrau, ob das Grau ins Schwarze oder Itothe sich hineinzieht, ob darunter einmal ein Exemplar vor�kommt, an welchem man nur an einzelnen K�rpertheilen das Grau findet, das alles ist f�r den Praktiker ganz gleichg�ltig, also die graue Race in weiten Grenzen des Grauen mit mehr oder weniger schlankem und kr�ftigem Geh�rn und langem Schwanz, mit t i e-fem Brustbau und weniger volumin�sem llinterleibe, ob sonst mit einem schlanken, hochbeinigen oder st�mmigen knebelbeinigen Bau, diese Pace aus Russland ist die verd�chtige Waare, die an�gehalten werden muss, wenn auch anderes Vieh in einer Ileerde mit untergemischt sein sollte. Die M�glichkeit, dass solche lleer-den gar nicht aus der Steppe kommen, gar nicht einmal daher stammen, kommt nicht in Pr�ge. In Friedenszeiten, d. b. wenn der Feind �- die Pest � nicht in Sicht ist, mag man sich unter Um�st�nden auf weitern Nachweis einlassen und solche. Steppenheerden passiren lassen, die sich gen�gend ausweisen k�nnen, dass sie seit Monaten oder Jahren in der pestfreien Nachbarschafl gewesen sind; dies ist sachlich zul�ssig, nur Sicherheit, dass kein
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Betrug mit im Spiele, ist not tig. Principiell aber .ist es dieses Vieh, was die permanenten Grenzmaassregeln erheischt.
Die dauernden Schutzmaassregeln bestellen in A b sperru a g und Contumaz. Die Absperrung ist nat�rlich das radioalste Mittels
als dauernde Maassregd �ber findet sie gew�hnlich grosse volks-wirthschaftliche und selbst politische Schwierigkeiten, so dass sie bisher noch nicht in Anwendung gekommen ist. Es kann aber Umst�nde geben, wo die Absperrung in modificirter Weise in An�wendung kommt. /.. I!. Absperrung des lebendigem Viehes, aber mit Zulassung dessen Fleisches. Man l�sst das Steppenvieh bis an die Grenze oder �ber dieselbe kommen und schlachtet es ab, sofern es nat�rlich gesund ist bei der augenblicklichen Besichti�gung, und f�hrt die Steppenochsen als thierischeJElohproducte ein. Wenn es sieh um Fleiselmalirung. in grossen St�dten namentlich, handelt, die nicht anderweitig entsprechend herbeizuseliaffen ist, so ist jetzt auf den Eisenbahnen der Fleischtrausport in Wagen mit Eismassen etc. als ein Auskunftsmittel recht gut anwendbar. Wenn man in England an den Landungspl�tzen grosse Schlachte^ reie.u anlegt und so die Fleischm�rkte statt der Viehm�rkte mit russischer Waare frequentirt, so giebt das entschieden Sicherheit. Ich svolltc hier nur anf�hren, class dies, von thier�rztlicher Seite aufgefasst, hinsichtlieh der Einschleppung der Pest gar kein Be�denken hat.
Die Contumaz.
Das stets verd�chtige russische Steppenvieh an der Landes�grenze anzuhalten und so lange zu beobachten, als zu der �eber-zeugung nothwendig ist. class kein Peststoll'in ihnen steckt, ist n�chst der g�nzlichen Zur�ckweisung noch das einzige wirksame Schutzmittel. Die dringende Frage ist hier, wie lange Zeit ist nothwendig zu der Sicherheit, dass kein Peststofi' in der Steppen-heerde mehr stecke'.-'
Das Contiunazveifahren hat sich in Preussen ausgeMdet', es datirt sich von 1767 her, wo schon vom General-Directorimn chic achtt�gige Quarantaine vorgeschrieben wurde; in dem Viehseuchenpatent 1802 wurde diese Conturimz-zeit in |. 14 f�r anslamp;ndjsches Vieh �berhaupt auf 48 Stunden, f�r das aus Polen und Russland kommende Vieh aber auf vier Tage; festgesetzt, dabei musste aber das Vieh nach sect;. 17 bei dein �ebergange in eine andere inl�n�dische Provinz nochmals 24 Stunden zur Beobachtung angehalten worden. In eii!i;r andern Verordnung des Genfiral-Directorinuis vom 21. iMai 1805 sind die sect;sect;. 14 und 17 des Patents aufgehoben und f�r das aus russischen
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und �sturmcliischen Staaten eingehende Vieh Quarantaine von 21 Tagen fest�gesetzt worden. 1810 winde in einer Gabinetsordre vom B. Mai von der Quaran�taine wieder Abstand genommen und das Begleitsystem eingef�hrt. Wenn eine podolische Ochsenheerde zwei Tage in der Quarantaine gesund geblieben war, so wurde sie unter vlerzelmt�giger bis dreiw�chiger Begleitung weiter getrieben. Von dieser Begleitung kam man bald wieder zur�ck-. 1826 wurde �ber Abk�rzung der 2]t�gigeii Quarantaine verhandelt, es blieb aber beim Alten. Kino k�nigliche Verordnung vom 27. M�rz 1836, in welcher weitere Maassregeln an der Grenze im Falle des Naherr�ckens der Fest vorgeschrieben sind, ist die 21tiigige Quarantaine f�r das Steppenrieh (podolisches Vieh) festgehalten. Alles aus Russland kommende Vieh darf nur an bestimmten Orten, wo Ilauptzoll�mter sind, passiren; ergiebt die Besichtigung, dass es eine Steppenheerde ist, oder dass Steppenvieh sich darunter findet, so muss es in einer Quarantaine 21 Tage verbleiben, und wird hierauf nur dann �ber die Grenze zugelassen, wenn es vollkommen gesund, d. h. verdachtsfrei von der Pest ist. 1853 verwandte sich namentlich der Polizeipr�sident von Berlin v. Hinkeldey auf Andringen des Berliner Schlachtergewerbes f�r die Auf�hebung dieser Maassregel. Das k�niglich preussische Ministerium forderte das Gutachten des Lehrercollegiums der Thierarziieischule und sp�ter auch das der Regierungen in den �stlichen Provinzen' ein. Bas Lehrercollegium hielt die 2It�gige Contumaz entschieden aufrecht. Die Regierungen zu Liegnitz, K�nigsberg, Oppeln, Posen und Gumbinnen sprachen sich in ihren Berichten (November und December 1853) ebenfalls f�r Beibehaltung der 21t�gigcn Quarantaine ans, w�hrend die Regierung zu Bromberg die Contumaz auf acht Tage f�r den Fall beschr�nken wollte, wo das NichtVorhandensein der Pest in den angrenzenden Provinzen entschieden nachgewiesen sei. Die Regierung zu Breslau hat wegen Mangel an gutem Fleisch f�r Herabsetzung der Con-tumazzeit auf zehn Tage gestimmt, aber zugleich hinzugef�gt, dass diese Contumazzeit allerdings nicht vollst�ndig sch�tze, dass aber die Gefahr eines Ausbruchs nicht so sehr hoch anzuschlagen sei. inzwischen war ausnahms�weise eine grosse Heerde Steppeuochsen unter Begleitung von Prof. Hertwig und einem Polizeibeamten direct aus Russland auf der Eisenbahn nach Berlin gebracht worden, nachdem zuvor das betreffende russisclio Terrain untersucht und seuchefrei befunden worden war. Dieser Import war gl�cklich abgelau�fen; es erschien in Folge dessen am 4. Juli 18r)4 eine Gabinetsordre, wodurch die Ministerien der Medicinalangelegenhciten und des Handels gemeinschaft�lich in gefahrloser Zeit zu derartigen Vornahmen autorisirt wurden. Bis jetzt ist aber meines Wissens niemals Gebrauch davon gemacht worden, einmal, weil ein derartiger Import unter den erforderlichen Vorsichtsmaassregeln kostspieliger ist, als die Contumaz, und zweitens'wohl, weil die Berliner Schlachter von ihren Illusionen kurirt worden und zu der Einsicht gekommen sind, dass die podolischon Ochsen erst durch einen Maststall gehen m�ssen, ehe ihr Fleisch mit dem von nnsern Mastochsen coneurriren kann.
Der Frfolg dieser preussischeu Schutzmaassregel an der russischen Grenze war so eclataut, dass Ocsterreich sich 1^40 veranlasst sah, die 21t�gige Con-tumazperiode auch an seinen �stlichen Grenzen gegen Russland einzuf�hren. liier aber hatte diese Maassregel keinen Frfolg. Die Rinderpest kam auch nachher mit wenig Unterbrecbung allj�hrlich vor; die Regierung schritt des-
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hull) zur Revision dor Scbutzmaassregeln und ernannte dazu eino besondere Commissiou, die wesentlich aus Sachverst�ndigen-bestand und welche eine deduction der ( ontumazdauer auf 10 Tage vorgeschlagen hat. Die Staats-regierung hielt jedoch f�r r�thUch, hieraof nicht ohne die Zostinunung dor n�rdlichen und westlichen Nachbarl�nder sogleich einzugehen, sio beauftragte daher den Studieudirector Professor Dr. U�ll, diesen Gegenstand auf der ersten internationalen thier�rztlichen Versammlung zu Hamburg 1863 zur Sprache zu bringen. Die Stimmenmehrheit entschied sich in dieser Versamm�lung f�r die Reduction. Hierdurch war das Bedenken der Staatsregierung aber noch Dicht gehoben worden, zumal die von der preussischen Regie�rung nach Hamburg abgeordneten Veterin�re dagegen gestimmt hatten; sie iie.ss deshalb diesen Gegenstand zum zweiten Male auf dem zweiten inter�nationalen thier�rztlichen Congress in Wien I860 zur Sprache und Abstim�mung bringen. Der preussische Abgeordnete war hier in die betreffende Commission zur Vorberathung gew�hlt und in derselben f�r die Reduction gewonnen worden; derselbe vertheidigte nun in der Generaldebatte die Ver�minderung der Contumazzeit auf 10 Tage ebenso entschieden, als er sie zwei Jahre fr�her mit dem Verfasser bek�mpft hatte, und. wus die Hauptsache ist, mit denselben Gr�nden; die Slt�gige Contumaz, die sich so sehr bew�hrt hatte, wurde jetzt als ganz erfolglos hingestellt, der gef�hrliche Schmuggel�handel, dorn man fr�her durch eile Reduction der Contumazzeit nicht steuern zu k�nnen glaubte, verlangte jetzt dringend solche Reduction, und die Erfolge in Preussen, die in llainhnrg die 21t�gigo Contumaz vertheiiligon konnten, uiusste dieselbe in Wien verurtheilen*). Die mtellectuellen Urheber der Ver�minderung der 21t�gigen Contumazzeit auf 1U Tage st�tzten sich:
1)nbsp; auf die neuen Erfahrungen durch die Impfungen in Rnsslaud, bei denen die Incubationszeit selten acht Tage erreicht habe � nach Erg�nzung von russischen Vertretern nur in wenigen F�llen bis nenn Tage gegangen sei � und
2)nbsp; auf die ungl�cklichen Erfolge von der Sltagigen Contumaz in Ooster-reich, einer Maassregel, die den Schmuggelhandel und damit auch die Gefahr der Einschleppung gef�rdert habe. Hervorgehoben wurde dabei noch, dass die Rinderpest in vierzehn Jahren nur einmal in der Qnarantaine seihst vor�gekommen sei. w�hrend Ausbr�che im Lande sieh fast allj�hrlich wiederholt h�tten. Die �sterreichischen Veterin�re, die fast die H�lfte der Versamm�lung ausmachten, fanden sehr nat�rlich in den russischen Abgeordneten ihre getreuesten Secundanten. Die Vertreter ans S�ddeutschland, der Schweiz und ans Frankreich Hessen den Gegenstand als Principienfrage fallen und fassten ihn rein vom �sterreichischen Standpunkte auf, weil sie eben in der Reduction der Contumaz an der �sterreichisch-russischen Grenze keine directe Gefahr f�r ihre L�nder sahen, vielmehr auf die Tilgungsuiaassregelu inOester-reich und Preussen, eventuell auf ihre Separatabspemmg rechneten, so stimm�ten sie mit den Oesterreichem, und so kam es, dass ich in der Festhaltung am Principe, unbeachtet aller loealen Sonderinteressen, wie es doch gewiss einer internationalen Versammlung von Fachm�nnern geziemt, in einer so
*) couf. Amtliche Berichte der ersten und zweiten Versammlung in Ham�burg S. 9 u. 10 in Wien S. 23 n. 31.
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ernsten und gewichtigen Sache f�r Deutsd�aud und das ganze westliche Kuropa in der Opposition gar keine Unterst�tzung fand und bei der Ali-stimmung in einer schwachen Minorit�t blieb. Hierbei wurde von einem ras�sischen Veterin�r sugar meine Competenz in Frage gestellt, weil ich damals noch nicht selbst direct wahrgenommen hatte, wie ein pestkranker Ochse st�hnt und mistet, ja sogar mein uneigenn�tziges Streben f�r die Sache im Principe und zum allgemeinen Besten Deutschlands wurde angetastet. Die Beschl�sse auf dem zweiton internationalen Congress von Thier�rzten sind dem Wortlaute nach folgende*);
�I. Die Ver�ammlung entscheidet sich daf�r, dass die Dauer der Contumaz-periode mit R�cksicht auf die �ber die Incubationszeit der Kinderpest ge�wonnenen Krfahrnngen f�r das, aus Rassland und aus deiiDonauf�r�tentli�meni nach dem Westen Europa's eintretende Hornvieh auf zehn Tage festzustellen, dass diese Periode aber fortan und unter allen Yerh�ltnissen des Gesundheits�zustandes des Hornviehes in dem benachbarten Auslande, und ohne K�cksicht auf die Bestimmung und die Race des Viehes aufrecht zu erhalten w�re.
II. Die Versammlung kann jedoch zu einer Herabsetzung der gegen�wartig gebr�uchlichen 21t�gigen Contiunazperiode nur dann einratheu, wenn nachfolgende Voraussetzungen zur Durchf�hrung kommen, u. zwar:
1)nbsp; Wenn die Errichtung von Contnmaz-Anstalten �berall dort, wo die Anforderungen des Handels sie iiothweudig, und die Ortsverh�ltnisse sie zul�ssig machen, stattgefunden haben wird. In letzterer K�cksicht w�re insbesondere auch auf die M�glichkeit einer leichten Bei-stidhuig des Futterbedarfs, und zwar nicht aus dem seuchenver�d�chtigen Auslande, und auf das Vorhandensein von Wasser zum Tr�nken und zum Reinigen der Thiere R�cksicht zu nehmen;
2)nbsp; wenn die ( ontnmazen derart eingerichtet sein werden, dass sie den Anforderungen der Veterin�r-Polizei und der Erhaltung des Gesiuul-heitszustandes des dahin gebrachten Viehes entsprechen, und eine gesicherte thier�rztliche �eberwachung gestatten werden;
3)nbsp; wenn die Anstellung einer hinreichenden Anzahl geh�rig instruirter und entsprechend besoldeter Thier�rzte in den (Jontumaz-Anstalten erfolgt sein wird.
Die genaue Feststellung aller in den Ilornvieli-Quarantainen durch�zuf�hrenden veterin�r-polizeiliehen Maassregeln hat Gegenstand einer besondem Instruction zu sein.
F�r nothwendig erkl�rt die Versammlung weiter:
4)nbsp; Die Einf�hrung einer Vieh-Conscription in den Orenzhezirken, zwischen Oesterreich und Preussen einerseits, Russland und den Donauf�rstenth�mem andererseits und die Anstellung von Thier��rzten daselbst zu diesem Zwecke und zur Ueberwaclunig des Ge�sundheitszustandes des dort befindlichen Viehes;
5)nbsp; die genaneste �eberwachung der Yiehtriebe im Innern des Landes;
(!) die Bestrafung der Uebertret�r der Contnmaz- und der die Rinder�pest betreffenden veterm�r-polizeilichen Vorschriften nach der vollen Strenge des Strafgesetzes.
*) 1. c. Heilage 1.
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III. F�r besonders w�nschenswerth liiilt es die Yersammlung, dass duroh die Bildung eines Fonds die Mittel geboten werden, die Tilgung der Rinder�pest durch die T�dtung alles kranken und verd�chtigen Viehes m�glichst rasch herbeizuf�hren und hierdurch die -YerschLeppnngen des Contagiums nach dem WestenEuropa's zu verhindern.quot;
Ich werde auf diese Beschl�sse weiter zur�ckkommen.
W�hrend sich in der Debatte und den Beschl�ssen �lier die Kinderpest von den Vertretern der Thierlieilkunde in ganz Europa vielfach eine Unter-sch�tzimg der Rinderpestgefahr kund lt;i;\h, trat die Pest im westlichen Europa in einer Art und Weise auf, die wohl geeignet sein durfte, die Grosse der Gefahr wieder mehr hegreiflich zu machen und der schwachen Minorit�t doch in ihren Principien zur Geltung zu verhelfen.
Kehren wir zu unserer Frage zur�ck. Aus der kurzen ge�schichtlichen Darstellung ergiebt sich zun�chst, dass Preussen kein russisches Steppenvieh � sogenanntes podolisches Vieh � anders �ber die Grenze l�sst, als nach einer 21t�gigen Contumaz. dass diese Maassregel schon seit 62 Jahren bestanden hat, dass sie in neuester Zeit angetastet worden ist und die Contumazzeit auf zehn Tage reducirt werden soll. Es treten deshalb hier die Principienfragen in den Vordergrund:
1)nbsp; nbsp;hat die 21t�gige Contumaz noch jetzt eine ge�n�gende wissenschaftliche Grundlage und sich auch in der Praxis bew�hrt? oder ist
2)nbsp; nbsp;eine Abk�rzung auf zehn Tage zul�ssig, ohne Deutschland und das westliche Europa in Gefahr zu bringen?
ad. 1. Die 21t�gige Contumaz f�r das russische Steppenvieh hat noch ihre volle wissenschaftliche Grund�lage, ja sie hat sie jetzt mehr denn je.
Einmal ersehen wir aus dem Endergebnisse der Untersuchungen (Ahtli. 11. Cap. 8), dass die Incubation der Regel nach 5�7 Tage, oft aber auch � Tage, ausnahmsweise selbst bis 16 und noch einige Tage dar�ber dauert, dass seihst die Beobachtungen bei den Impfungen in Russland, auf welche man sich bei der Reduction der Quarantaine eben gest�tzt hat, uns keineswegs berechtigen, die Contumazzeit um die H�lfte zu reduciren, dass somit die wissen�schaftliche Basis f�r solche Abk�rzung g�nzlich fehlt.
Wenn man gesagt hat. dass die Regel maassgebend sein m�sse und man auf die Ausnahmen keine R�cksicht nehmen d�rfe, so ist dies principiell ganz falsch und in der Praxis nur bedingungsweise zu billigen. In Rechtsstreitigkeiten gilt die Regel,
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f�r Ausnahmen bleibt der Beweis: die Veterin�r-Polizei aber darf die seltneren F�lle aeben den h�ufigen und gew�hnlichen nicht unbeachtet lassen, sie muss auch diese um so mehr ber�cksichtigen, je grosser die Gemeingefahr bei der
Krankheit ist, und da d�rfte denn doch wohl die Hinderpest schwer in die Wagschale fallen und dringend mahnen, bei der Yorbauung auch die seltneren F�lle der Verbreitung sorgf�ltigst mit zu beachten. Die ausnahmsweisen l�ngern Incubationszeiten sind aber hier um so mehr zu ber�cksichtigen, als man wissen�schaftlich zu der Annahme berechtigt ist, dass sie bei der zu�f�lligen Ansteckung �berhaupt h�ufiger vorkommen, als bei der Impfung, und dass sie namentlich bei der zuf�lligen Ansteckung des Steppenviehes h�ufiger vorkommen, als bei unserni Hornvieh, weil ersteres vielfach nur sehr geringe Disposition besitzt, wie aus der h�ufiger vorkommenden geringen Erkrankung hervorgeht. Diese ausnahmsweise l�ngere Incubationszeit ist aller nicht der einzige, ja nicht einmal der Hauptgrund f�r die 21 t�gige Dauer der Contumaz, ein zweiter, viel wichtigerer Grund ist eben das erw�hnte h�ufige leichte Erkranken des Steppenviehes, und zwar in solchem Grade, dass oft nicht einmal eine Erkrankung, geschweige denn die Krankheit selbst erkannt wird. Das Ueber-sehen einer Krankheit ist um so leichter und das Nichterkennen der Pest um so eher m�glich, als das Steppenvieh durch die Strapazen angegriffen und erm�det ist, bei allen der frische Ausdruck (Habitus) der Gesundheit mehr oder weniger fehlt, unter der Heerde immer einzelne oder viele besonders ergriffen sind, schlecht oder zeitweise gar nicht fressen, das Futter, das Heu auch oft zum Theil schlecht ist und deshalb mehr verschm�ht wird etc.; bei schlechter Witterung wird dies alles noch mehr und selbst in Begleitung von leichten catarrhalisehen Affoctionen hervortreten. Unter dieser so h�ufigen, ja fast regelm�ssig mehr oder weniger gegebenen allgemeinen Tr�bung der Gesundheit kann die Rinderpest versteckt sein, und Niemand vermag sie bei ver�kapptem Verlaufe herauszufinden. Jessen hat es denn auch ge�radezu f�r unm�glich erkl�rt, unter einer Steppenheerde das Mcht-vorhandensein der Rinderpest festzustellen; es soll deshalb sogar die 21 t�gige Contumaz noch nicht einmal Sicherheit gew�hren, und aus diesem Grunde (!) nimmt er keinen Anstand f�r eine Verminderung auf zehn Tage.
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Die Unm�glichkeit, die ersten Erkrankungen an der Rinderpest immer gleich zu erkennen, und das nicht seltene, selbst h�ufige Vorkommen soldier F�lle, in denen die Rinderpest erst nach einiger Zeit durch mehrfache Erkrankungen in zweiter und selbst in dritter Generation erkannt werden kann, alle diese Verh�ltnisse erheischen zur Sicherheit eine l�ngere Beohachtong and machen die Contumaz ganz illusorisch, wenn sie sich nickt auf drei Wochen oder duck ann�hernd auf so lange Zeit erstreckt.
Ein sehr gewichtiger technischer Einwand gegen die Sicherheit einer jeden Contumaz war bisher immer die Annahme der genuinen Entwickelung der Rinderpest bei dem Steppenvieh auch ausser-halb der Steppen: liavitseh wollte daher auf dem Congress in Wien ans diesem Grunde folgerichtiger Weise die Contumaz �berhaupt als ganz nutzlos darstellen. Ich vorweise in dieser Beziehung auf die weitere Ausf�hrung in Cap. 7 und glaube hier�durch der Contumaz f�r das Steppenvieli die wesentlichste wissen�schaftliche St�tze gewonnen zu haben, die sie nach der bisherigen Doctrin noch, entbehrte.
NacMem auf dem Congress in Wien so oft davon die Rede gewesen war, ihis.s auch eine 21 t�gige Contumaz nicht sch�tze, warf ich die Frage auf, ob irgend Jemand einen Fall kenne, in welchem das durch die 21t�gige Contumaz gegangene Steppenvieh noch an der Pest erkrankt sei, vorausgesetzt, (kiss keine Gelegenheit zur Ansteckung nach der Contumaz gegeben gewesen. Niemand hatte einen Fall aufzuweisen als Zlamal aus Pesth, der einmal erlebt hat, dass in den ersten drei Tagen nach der Quarantaine sehen drei H�upter an der Rinderpest gefallen sind (c. Bericht S. HS u. 39). Dieser Fall beweist die Nothwendigkeit, aber nicht die Unzul�nglichkeit der 21t�gigen Contumaz, er wirft aber auch zugleich ein Streiflicht auf die Aufsicht bei den ungarischen Quaraataineu, worauf ich wieder zur�ckkomme.
Die alte Maassregel, die Slt�gige Contumaz. hat sieh bei ihrer vollen wissenschaftlichen Grundlage auch in der Praxis bew�hrt. Den 50j�hrigen Frieden mit der Rinderpest in Deutschland, im ganzen westlichen Europa, verdanken wir dieser Maassregel an der �stlichen preussischen Grenze.
Preussen hat sich und diesen L�ndern durch die 21t�gige Contumaz die Rinderpest vom Halse gehalten, die zuvor �ber 100 Jahre hindurch wenig aufgeh�rt hatte, ihre Geissei �ber ganz Deutschland, �ber Europa mit furchtbarer Gewalt zu schwingen. Dieser 50j�hrige Friede ist jetzt unterbrochen worden, aber wo�durch? nur durch Umgehung der preussischen Schutzwehr; Eng-
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land hat sich den Feind direct zu Wasser geholt und zu Wasser nach Holland geschickt, und dadurch ist der Feind uns von einer unerwarteten Seite in die Flanken gefallen.
Bei den Invasionen haben wir gesehen, dass auch w�hrend der ei'wiLhnten 50 Friedensjahre die Rinderpest in den �stlichen Provinzen Preussensmehrmals aufgetaucht, aher immer sein- bald getilgt worden ist; diese Ausbr�che hat mau der Sicherheit der 21t�gigen Contumaz immer entgegengestellt, aber sehr mit unrecht; erst j�ngst noch hat Hertwig*)die 11 Seuchenaushr�che seit 1855 als Beweis hervorgehoben, dass die 21 t�gige Quarantaine nicht die Sicherheit gew�hre, welche man von derselben voraus�setze, dass sie sehr wahrscheinlich durch F�rderung des Schmuggel�handels die Pest-Invasion mehr f�rdere. EL scheint bei seiner neuem Ansicht von der Quarantaine etwas zu fordern-, was man von derselben gar nicht verlangen kann. Zun�chst muss ich diesem Einw�nde gegen�ber hervorheben, dass die Pest in allen diesen F�llen niemals durch die Contumaz. sondern um dieselbe herum gegangen ist, dass dies in dem engern Grrenzverkehre zu den Zeiten geschehen ist, wo sie in den benachbarten Districten herrschte und oft bis hart an die Grenze vorgedrungen war. Was in aller Welt kann die perpetuirliche Maassregel f�r solchen Einbruch, die nur auf eine best�ndige. Gefahr aus der Tiefe Itusslands be�rechnet und f�r das Steppenvieh bestimmt ist; haben wir nicht an der holl�ndischen Grenze trotz der Absperrung, schliesslich selbst durch einen Milit�r-Cordon. Invasionen in der Rheinprovinz und inWestphalen gehabt, hat nicht Belgien trotz seinen strengen Grenzmaassregeln in l1/^ Jahren dreimal so viel Invasionen von Holland ans gehabt, als Preussen in 9 Jahren'.-' quot;Wie �berall, so sind auch an der russischen Grenze f�r solche F�lle weitergreifende Maassregeln erforderlich, von denen wir noch' weiter sprechen werden; und wenn selbst die sorgf�ltigsten Sperr-maassregeln in solchen F�llen doch nicht unter allen Umst�nden die Pest abhalten k�nnen, wie wir das ander holl�ndischen Grenze gesehen haben, weil eben eine chinesische Mauer nicht mehr gezogen werden kann, so kann man die stehende Contumaz f�r das Steppenvieh doch wahrlich f�r solche Pestausbr�che nicht verantwortlich machen, welche der volkswirthschaf�iche Verkehr mit sich bringt; es ist dies ein g�nzliches Verkennen der Sachlage.
*) Magazin. Bd. 32, S. 209.
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Roll*) weist tabellarisch nach, (lass die Rinderpest nach der Einf�hrung der �lt�gigen Contumaz noch ebenso und zeitweise selbst noch mehr geherrscht, und letztere mehr geschadet als genutzt habe. Auch hier, glaube ich, b�rdet mau der Contumaz etwas auf, woran sie ganz unschuldig ist. Die Rinderpest war bereits in der N�he der �sterreichischen^Grenze, als die 21t�gige Contumaz eingef�hrt wurde, und hat auch his Jetzt im Ganzen wenig aufgeh�rt, in den Grenzl�ndern zu herrschen. Dass unter solchen Umst�nden noch -andere strengere Maassregeln stattfinden m�ssen, ist selbstverst�ndlich, dass diese aber weniger zur Durchf�hrung gekommen sind oder auch vielleicht haben kommen k�nnen, dies beweist schon der Umstand, dass ein so lebhafter Schmuggelhandel stattfindet, dem man ja geneigt ist, alles in die Schuh zu schieben, und der wiederum bedingt sein soll durch die 21t�gige Contumaz.
Wenn die Contumaz so h�ufig umgangen wird, wie uns die �sterreichischen Veterin�re sagen, so kann man von einer Durch�f�hrung einer noch strengern Grenz-Maassregel auch keinen Erfolg erwarten, ein Schutz gegen die Rinderpest ist dann aber um so wenigerm�glich, je grosser der Grenzverkehr ist. Es giebt kein Schutzmittel ohne die strengste Controle, und bei der Contumaz muss gerade in den ersten zehn und zwanzig Jahren das betreffende Vieh durch den Polizeiarm in die Sicherheits-anstalt getrieben werden: ist der Weg einmal gehahnt und ge�wohnt, dann ist die Durchf�hrung leichter selbst schon dadurch, dass der Andrang vermindert wird. Ohne strenge Grenzcontrole ist ebensowenig eine Contumaz als ein Grenzzoll durchzusetzen, beides wird nutzlos.
Die Ungarn schlagen denselben Ton an. auch sie behaupten ohne Weiteres, vielleicht zur eigenen Entschuldigung, dass die 21t�gige Contumaz ihnen gar nichts n�tze. Das Factum ist richtig, aber die Sache sieht hinter den Coulissen ganz anders aus, als nach einer Verdammungsrede, welche �ber Contumaz in Wien und namentlich auch von dem ungarischen Professor ZI a mal ge�halten wurde, zu glauben war. Nach der [landhahung der Con�tumaz in Ungarn ist der schlechte Erfolg sehr erkl�rlich. Wenn StBppenvieh ankommt, so schreibt der betreffende Handelsmann,
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*) Bericht iibor die erste internationale Versammlung zu Hamburg. 18133. Be�age I.
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auf dessen Kosten der Inspector, oder wie die betreffenden Pers�nlichkeiten heissen, entgegenreist, und von Stunde der An�kunft bei der Heerde auf dem Transporte beginnt die Contumaz-zeit. Wie, der betreffende Inspector, der in der Regel nicht Thier-arzt sein soll, weiter verf�hrt, ob er neben der Heerde her�wandert oder nicht, wie er sie contro�rt, ob erkranke Tbiere erkennen kann, ob ihm jeder etwaige Wechsel durch Ab- und Zugang oder einseitig durch Abgang bekannt wird, das wusste man mir in Ungarn ebensowenig zu sagen, als manches Andere, was dabei sehr nahe liegt: dar�ber aber waren die Herren, bei denen ich mich orientirt habe, im Klaren, dass die Ausf�brimg der 21 t�gigen Contumaz in Ungarn gar keine Sicherheit geben k�nne.
ad 2. Eine Abk�rzung der Contumaz von 21 auf 10Tage ist nicht ohne Gefahr f�r Deutschland und �ber�haupt f�r das westliche Europa.
In der Abfertigung der ersten Frage ist diese zweite auch schon erledigt: denn alles, was die Zweckm�ssigkeit und Notb-wendigkeit f�r die l�ngere Dauer der Contumaz vertheidigt, ist zugleich gegen die Zul�ssigkeit der, Verminderung. In der inter�nationalen Versammlung in Wien ist Jedoch diese Reduction an gewisse Bedingungen gekn�pft worden, auf diese sowohl, als auch auf die f�r die Zweckm�ssigkeit der Herabsetzung der Contumaz-zeit hervorgehobenen Gr�nde muss ich hier noch kurz zur�ck�kommen.
Die sub 1, 2. 3, 5 u. 6 aufgef�hrten Bedingungen (S. 157) sind selbstverst�ndliche Dinge, ohne welche eine Contumaz von 10- wie von 21 t�giger Dauer kaum ausf�hrbar, jedenfalls aber nutzlos ist. Daraus, dass die �sterreichischen Veterin�re diese Bedingungen urgift, ein grosses Gewicht darauf gelegt habefi und dadurch eine Reduction m�glich gemacht zu haben meinen, wird man zu dem (Hauben gedr�ngt, dass alle diese selbstverst�ndlichen Dinge bisher in der �sterreichischen und ungarischen Contumaz nicht stattge-funden haben, und dann liegt eben nichts n�her, als die bisherige Erfolglosigkeit. Was den vierten Punkt, die Vieh-Conscription, betrifft, so d�rfte sie schwer durchzuf�hren und �berhaupt sehr wenig zuverl�ssig sein und zwar jenseits der Grenze noch vielmehr, als diesseits. Ueberdem ist dies eine Maassregel, die, wenn streng durchf�hrbar, ihren grossen Nutzen f�r die F�lle und Zeiten haben w�rde, in denen die Test in der N�he der Grenze ist und der enge Grenzverkehr streng controlirt werden muss,
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namentlich bez�glich des Viehverkehrs. Einen besondem Vortheil aber hinsichtlich derstehenden Contnmaz f�r das Steppen�vieh kann ich mir davon nicht versprechen; das eingef�hrte Steppen�vieh kumuit nicht ans der Grenzn�he und verbleibt auch dies�seits nichl immer in der N�he der�renze, es geht tbeilweise direct durch und ofi weil hin; was hilft da das Verzeichniss von dein Viehbest�nde an der Grestze? Ich vermag hierin nicht den ge�ringsten Ersatz /.w finden luv die gestrichenen 11 Tage an der Gontumaz.
Die Anstellung von Thier�rzten in den Grenzdistricten, jenseits und diesseits, ist eine ausseist zweckm�ssige Maassregel, die nicht genng zu enipielilen ist. durch welche alle Schutzmaassregeln an der Grenze an Sicherheit in der Ansliihrnng gewinnen, erg�nzen kann sie aller die ungen�gende lOt�gige Gontumaz nicht.
Die intellectuellen Urheber der Reduction der Contumazzeit haben neben der Erleichterung der Zufuhr haupts�chlich die Unterdr�ckung des Schmuggelhandela im Auge gehabt and deshalb in der Reduction nicht blos eine Erleichterung, sondern auch eine Verbesserung gesehen. Wcmi ich nun die Reduction Ins auf 10 Tage sachlich habe zur�ckweisen m�ssen und das Xicht-gen�gen der lOt�gigen Gontumaz nachgewiesen zu haben glaube, so w�re es dech immer mich m�glich, dass die lOt�gige Gontumaz aus Zweck ni� ss igkeitsgr�n den vorzuziehen sei, dass man sich veranlasst sehen k�nnte, lieher auf eine volle Sicherheit durch die Gontumaz zu verzichten und daf�r andere �berwiegende Vor-theile anzunehmen. Ich kann aber in der Reduction der Gontumaz-zeit kein Mittel sehen, den Selunuggelliandel zu unterdr�cken. lgt;ass die Futterkosten in der Quarantaine durch jene Reduction um die H�lfte venr�ndeii werden und das Schmuggelgesch�ft bei 21 Tagen Gontumaz mehr einbringt, als bei 10 Tagen, weiss Niemand besser, als der Schmuggler selbst: das Schmuggelgesch�ft bleibt aber immer mich eintr�glich genug bei 10 Tagen. Die tausendf�ltigen Beobachtungen der Zollofficianten beweisen es, wie gross der l!eiz des Scbmuggelgesch�fts ist, wie oft ein kleiner Gewinn gen�gt, sich grossen M�hen und Gefahren auszusetzen. Ohne die strengste Gontrole wird der Schmuggelhandel auch neben lOt�giger Gontumaz bl�hen. Dabei darf man nicht �bersehen, dass bei erleichterter Einf�hrung auch die Zu�f�hrung von Steppenvieh aus den Donaufnxstenth�meru sowohl als den russischen Steppen w�chst, dass mit dem gr�ssern Andr�nge
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des Steppeimehes an die Grenze auch wieder eine Zunahme des Schmuggelhandels verbunden ist. und das mn so mehr, als bei reichlicher Zufuhr die Gontrole schwieriger wird, die Schmuggler eher durchschl�pfen k�nnen und iiaiuentlieli nicht sei leicht zu f�rchten haben, diesseits der Grenze entdeckt xu werden. Das Biu�berbringen des Viehes �ber die Grenze ist nicht so schwer, die grosse Ausdehnung derselben macht es �berall m�glich; das iibergeschmuggelte Vieh ist aber nicht in Kisten zu verpacken, es muss �ffentlich untergebracht werden, und hierbei ist es bei eini�ger Gontrole leicht zu entdecken, wenn die Zufuhr an Steppenvieh sp�rlich ist; die Gontrole diesseits wird aber sehr schwielig und das Einschmuggeln immer leichter, jemehr Sfceppenvieb �ber die Grenze kommt.
Auf alle diese Verh�ltnisse will ich aber noch gar nicht ein so grosses Gewicht legen, mich bestimmt noch ein anderer Grund, die Reduction der Gontumazzeit f�r nutzlos zu halten, es ist der von den Gontumazkosten mehr unabh�ngige Schmuggelhandel mit verd�chtigem Vieh'.
Das Vieh der verd�chtigen oder wirklich iniicirteii Heerden darf unter keiner Bedingung in die Contumaz, gleichviel ob auf 10 oder 21 Tage, es muss direct und m�glichst schnell an den Mann gebracht werden; solches Vieh wird um jeden Preis los�geschlagen und f�r die Sclnnuggelh�ndler ist dies gerade das lucrativste Gesch�ft, sie kauten billig und k�nnen dadurch auch schnell wieder verkaufen. Deshalb wird gerade der gef�hrlichste Schmuggelbandel bei 10 Tagen Contumaz ebensowohl fortbestehen, als bei 21 Tagen, und dieser gef�hrliche Schmuggelhandel w�chst unbedingt mit der Frequenz der Steppenvieh-Einf�hrung. Man glaube also ja nicht, die Gefahr des Schmuggelhandels durch die Reduction der Gontumaz�zeit zu beseitigen oder auch nur abzuschw�chen. M�glichst ge�ringe Einf�hrung von Steppen vieh und die strengste Aufsicht an der Grenze sind die einzigen Mittel, den Schmugelhandel zu unterdr�cken und die Rinderpest-Invasionen neben der 21t�gigen Contumaz zu verh�ten. .M�glichste Unabh�ngigkeit von dem Steppen vieh ist also der Kernpunkt. Hat Oesterreich diesen Standpunkt landvvirth-schaftlich noch nicht erlangt, namentlich noch nicht in den L�n�dern an den betreffenden Grenzen, so mag hier vielleicht eine Erleichterung der Einfuhr von Steppenvieh auf Kosten derSicher-
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licit u�tliig sein und die Reduction r�cksichtlich der localen land-und voIkswirthschaMicheii Verh�ltnisse sieh empfehlen; man w�rde dann im Iiineru strenge Wache halten m�ssen, die ja in Grenz-districten ausf�hrbar ist. Dies alles will ich zugeben, obwohl es immer noeh fraglich ist, ob es nicht vielleicht andere Aushunfts-mittol f�r Oesterreieli giebt, als die Reduction der Contumaz, ob nicht #9632;/,. 15. die Futterkosten in der Contumaz vom Staate zu tragen w�ren, um so f�r die, Inhaber gesunder Ueerden jeden Grund zum Schmuggeln zu nehmen und dadurch die Controle zu er�leichtern; oder ob es nicht zweckm�ssig ware, auf die Erleichte�rung der Zut�lir ganz zu verzichten, r�cksichtslos die strengsten Maassregeln durchzuf�hren, damit sich die Verh�ltnisse nach dem Bed�rfnisse im Innern regeln; in allen diesen fallen sehen die Staatslandwirthe klarer als ich; bei mir sind alle diese fragen aufgetaucht, weil selbst nach einer Berechnung von Hoffmann*) der Gewinn f�r Oesterreieli durch Einf�hrung von Steppenvieb illusorisch wird.
11. weist nach, ila.ss j�hrlich durchsclmiulich 62,812 Centner Fleisch im Werthe von 628,120 Fl. von Russlaud eingef�hrt wird und ilass durch die hierbei mit eingeschleppte Binderpest bisher durchschnittlich j�hrlich S2.13ii Centner Fleisch verloren gegiinjicn sind. Die Nutzlosigkeit der Einfuhr und die Entbehrlichkeit des Steppenviehs ist hierdurch f�r das ganze Oesterreieli nachgewiesen; es kann sich also nur um die Orenzl�nder handeln, die das russische Vieh hilliger beziehen k�nnen, als �sterreichisches Vieh.
Unter keiner Bedingung kann ich aber zugehen, dass die Verb�ltnisse in Preussen gleichfalls eine Reduction der Contumaz-zeit erbeischen. Preussen ist zu seinem eigenen Wohle, wie im Interesse des ganzen westlichen Europa's unabh�ngig geworden von dem russischen Steppenvieh; die 2lt�gige Quarantaine au der �stlichen Grenze hat die Zufuhr sofort vermindert und schliess-lich last abgeschnitten; die Viehzucht in den Grenzprovinzen hat sich in Folge dessen so gehoben, dass der eigene Bedarf mehr als gedeckt ist. Wollte Preussen eine Maassregel aufheben, die anf�nglich f�r die Grenzprovinzen gewiss ebenso schwer und dr�ckend gewesen ist, als sie noch beide f�r die betreifenden Grenzl�nder Oesterreichs ist. die aber bereits 50 Jahre be�standen und ihren Druck in dieser Zeit g�nzlich verloren hat, indem sich alle Verh�ltnisse in den Grenzprovinzen aecom-modirt haben, eine .Maassregel, die ganz Preussen direct und alle
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*) Vicrteljahrsschi-ift etc. 1864. Bd. 21. Analecten S. 131
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westlichen Liliidei-Europa's indirect gesch�tzt lint, wollte man unter solchen Verh�ltnissen auf den Plan Oesterreichs eingehen, diese Maassregel, die 21t�gige C'outumaz, an der �stlichen Grenze auf-zuhehen und auf die ungen�gende Contumazzeit von 10 Tagen herabzusetzen, und zwar unter den heutigen leithatten Verkehrs�verh�ltnissen , hei denen unsere alte bew�hrte Schutzmaassregel viel dringender gewurden, als sie je gewesen ist, wo die Gefahr der Pestinvasion nicht blos die Grenzpro\inzeii, sondern ganz ent�fernte L�nder direct bedroht, so w�rde ich dies von ineinera technischen i�tandpunkte aus r�cksichtlich Preussens f�r unheil�voll mid liinsichtlicii Deutschlands und des ganzen Westlichen Europa f�r sehr beklagenswerth halten m�ssen. Kann Oester-reich nicht anders, so mag es allein vorgehen und die Eolgen tragen; und wenn uns hierdurch Gefahr von Oesterreich erw�chst, so nat�rlich m�ssen wir entsprechende Maassregeln an der �ster�reichischen Grenze ergreifen, wie wir sie gegenw�rtig gegen Hol�land ergriffen haben.
Mehrfach hat man selbst in Preussen auf schnelle Tilgung der auftauchenden Pest ein grosses Gewicht gelegt und deshalb f�r eine Reduction der 21t�gigen Contumaz auf zehn Tage ge�sprochen und gestimmt. So bedeutungsvoll und iinerl�sslich eine schnelle Tilgung unter allen Umst�nden ist, so sehr man darauf gerade heute Bedacht nehmen muss, weil die Invasionen bei aller Sorgfalt nicht absolut zu vermeiden sind, so ist es dennoch eine ungl�ckliche Uebersch�tzimg, wenn man sich auf seine sichern Tilgungsmittel st�tzen und die Schutzmaassregeln mehr hinten�ansetzen will. Worin besteht denn das eigentliche sichere Til-gungsmittel? es besteht im Todtschlagen der Kranken und Ver�d�chtigen, im Todtschlagen ganzer Heerden. �Wenn die Pest kommt, so scldage ich das Vieh todt, dann ist auch die Pest ge�tilgt/' Sie! Hat man ein Recht, auf ein solches Heilmittel hin die sch�tzenden Maassregeln f�r untergeordnet zu halten? Ich sollte meinen, man h�tte grosse Ursache, der Furchtbarkeit des Heilmittels wegen das Eindringen der Pest mit allen Kr�ften zu verhindern. Dem verstorbenen Regierungsrath Brefeld war es gelungen. die Rinderpest im Regierungsbezirk Breslau 1856 mit verh�ltnissm�ssig geringen Opfern durch T�dten zu tilgen; des�halb stimmte er f�r Reduction der Quarantaine, um besseres Fleisch auf den Breslauer Markt zu bringen (!), Einige Thier�rzte befinden sich auf demselben Irrwege.
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Wi'im die Invasion im erster Stulle entdeckt wird, so ist es eben nur der eine Viehstimd. sei er klein oder gross, der zur schnellen Tilgung geopfert zu werden braucht^ w�re die Entdeckung iurnier in dem ersten od�rauch aur in dec ersten St�lleu m�glich und gesichert, dann k�nnte ich mich auch mit diesem Grundsatze vertraut machen, aber wir sehen, dass dies anf�nglich selten, meist nur ausnahms�weise der Fall ist. dass selbst in den Landestheilen, wo man wegen specieller Gefahr auf der Wache steht und in jedem Er-krankungsfaU die Test sieht, so lange, bis das Gegentheil bewiesen ist, dass die Pest auch unter diesen umst�ndenquot; vor der Ent�deckung oft gr�ssere Dimensionen erreicht, dass seihst bei sehr fr�her Entdeckung doch schon Verbreitung auf unbekannten quot;Wegen stattgefunden haben kann, kurz die Tilgung erfordert selbst unter den g�nstigsten Verh�ltnissen doch recht oft schon sehr grosse Opfer. Viele Beispiele giebt es hiervon in Oesterreich, ei�nige sogar in Preussen, wie man aus der kurzen Darstellung der neuem Invasionen ersieht; in Oesterreich besteht auch ein sehr exactes Tilgungsverfahren, und durch d.-is h�utige Vorkommen der l'est ist man hier mit demselben sehr vertraut geworden, und dennoch sind die Verluste oft sehr bedeutend. Die j�ngste Zeit hat uns sogar ein Beispiel in Belgien gegeben. Nirgends hat man strengere Mache gehalten als hier, und so gelang es auch, eine grosse Anzahl von Pesteruptionen mit verh�ltnissm�ssig gel�ngen Opfem im Keime zu ersticken; dennoch verlangte eine der letzten Eruptionen in Hasselt trotz der schnellen Elrkennung 1395 H�up�ter Rindvieh, im Werthe von 812,077 Fr. zum Opfer. Nun werfe man doch aber einmal einen Blick auf die entfernten L�nder, wo es nicht m�glich ist. in jedem kranken Funde die Pest zu ver-muthen, wo man in seiner Arglosigkeit die ersten Ausbr�che nie gleich erkennen wird. L�nder, die bei dem heutigen schnellen Trausporte auf der Eisenbahn der �stlichen Grenze sein- nahe ge�r�ckt und der Gefahr der Invasionen ausgesetzt sind: man be�denke doch femer, dass es selbst in den Grenzl�ndern viel schwieriger f�r die Dauer zu erreichen ist. dass jeder verd�ch�tige ErkrankiingsfaU zur Anzeigt' gebracht werde, als eine Leber-wachung der Vieheinfiihr, zumal an einer Zollgrenze. In R�ck�sicht auf diese Verh�ltnisse ist es wirklich unbegreiflich, wie man auf die sichere Tilgung hin, die Schutzmaassregeln lockern und auch den Zudrang von Steppenvieh F�rdern kann, welches immer als Pesttr�ser verd�chtig und insofern f�r ganz Europa ohne Ausnahme
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gemeingef�hrlicli ist. Hierzu kommt eiHllicli aoch dw �mstandj dass die Rinderpest seit zwei Decemiien in Russland sehr ver�breitet ist iiinl mehr oder weniger in der _ Grenznahe herrscht; dass man aher noch gar nicht absehen kann, ob und wann sie wieder tief nach Kussland zur�cligedrangt werden wird. Erschweren wir die Einfuhr des Steppenviehs nicht, hemmen wir nicht den Zudraug, lassen wir nicht alles Steppenvieh durch eine strenge 21tiLg!ge Contumaz passiren, so wird bez�glich der Rinderpest das vorige denkw�rdige Jahrhundert wiederkehren, nur mit dem ein�zigen Unterschiede, dass man jetzt mehr todtschlagen wird, w�hrend man fr�her mehr sterben Hess, dass dieser Unterschied aber wegen der H�ufigkeit der Wiederkehr ua^ nicht viel bessere Resultate liefern wird-
Ehe ich den so wichtigen Gegenstand, die permanenten Schutz�maassregeln, verlasse, will ich die entscheidenden Thatsachen kurz zusammengefasst hervorheben:
1)nbsp; nbsp;Die Rinderpest ist bei uns eine reine Contagion und des�halb auch an der Grenze abzuhalten.
2)nbsp; nbsp;�eberall, wo rassisches Steppenvieh zugelassen wird, kommt auch die Rinderpest fr�her oder sp�ter zum Ausbruch.
3)nbsp; Trotz der exaeten Tilgungsart geht doch durch den Im�port des russischen Steppeuvielies im Lande durchschnittlich an der eingeschleppten Rinderpest mehr Vieh zu Grande und wird mehr Fleisch eingegraben, als Steppenvieh einger�hrt wird; ein reeller Gewinn an Fleischwaaren l�sst sich h�chstens f�r einzelne Districte berechnen.
4)nbsp; nbsp;Die Rinderpestgefahr wuchst mit der Zunahme der Ein�fuhr des Steppenviehs, und bei starker Einfuhr giebt es gar kein Schutzmittel mehr, weil dadurch die erforderliche Controle erschwert, wenn nicht ganz lalim �elegt wird.
5)nbsp; nbsp;Die 21t�gige Contumaz sch�tzt sicher, einmal, weil sie bei guter Handhabung Sicherheit dar�ber giebt. dass kein Peststoff in der Steppenheerde steckt, und zweitens weil sie den Zudrang mindert und so eine gen�gende Controle �ber eingef�hrtes Step�penvieh �berhaupt m�glich macht. Wo sie die Zufuhr ganz ab-schneidet, da kann Niemand ihre Wirkung bezweifeln und dies�seits der Grenze auch nicht beklagen.
6)nbsp; nbsp;Eine erheblich allgek�rzte Contumaz, so namentlich eine Contumaz von zehn Tagen, giebt aus entwickelten Gr�nden keine gen�gende Sicherheit und wird auch niemals den Schmuggelhan-
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del beschranken, mindestens uiclit in solcher Weise, dass die Ge-fahx der itiiulerpesti�vasiou abnimmt.
7)nbsp; Andere permanente Schutzmittel giebt es nicht; das Begleitsystem hat sieb aus nahe liegenden Gr�nden gar nicht bewahrt.
8)nbsp; Unsere permanente Wache und 21t�gige Contumaz an der russischen Grenze m�ssen wir aufrecht halten, bis Russland Herr geworden sein wird �ber die Rinderpest, dieselbe in die Steppen zur�ckgedr�ngt hat und im Stande ist. sie hier gleichfalls zu l�gen oder zur�ckzuhalten, wenn mit einem Worte unsere per�manente Schutzmaassregel an die Steppengrenze oder selbst an die europ�isch-russische Grenze hinverlegt sein wird. Wir haben gesehen, dass dies m�glich ist. wenn nur Russland erst die Rinder�pest als Contagion ansieht und behandelt. Ob es bis dabin m�g�lich werden wird, die Rinderpest durch Schutzimpfung niederzu�halten und nur durebgeseuebtes Hornvieh auswandern zu lassen, wage ich nicht zu entscheiden. Grossartig und verdienstlieb ist und bleibt das unerm�dliche Streben des Professors Jessen in dieser Absicht.
leb hoffe, dass die Million Rinder, die seit zwei Jahren im westlichen Europa der Rinderpest als Opfer gefallen ist, dazu beitragen wird, den Grenzschutz zu sch�rfen und zur Vorsieht zu mahnen, nicht leichtfertig eine alte bew�hrte Grenzmaassregel zu verlassen, zumal in einer Zeit, wo sie unentbehrlicher ist, als sie je gewesen, lu England bat man denn auch nach der bittern Erfahrung, trotz des IVlajorit�tsbesohlusses auf dem internationalen thier�rztlichen Congress in Wien, eine Contumaz sogar auf 28 Tage festgesetzt.
Tempor�re Solmtzmaassregeln gegen die Rinderpest im Auslande.
Ist die Rinderpest im Auslande irgendwo ausgebrochen, so kuniiiit es auf die direeten Verkehrsverh�ltnisse, die Handels�beziehungen zu den verpesteten Landestheilen und auf die N�he derselben an, ob und welche Maassregeln erforderlich sind. Immer muss man unterscheiden:
1) die verpesteten oder verseuchten Orte und Gegen�den; unter letzteren ist immer die, durch t�glichen Verkehr jeden Augenblick bedrohte Nachbarschaft von Pestorten zu ver�stehen. Will man eine bestimmte Distance festsetzen, so d�rfte eine halbe deutsche Meile entsprechen;
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2)nbsp; die verd�chtige Gegead; ich m�chte den Verdacht princi-piull auf f�nf Meilen ausdehnen, d. h. die ausserhalb der sub Nr. 1 erw�hnten Nachbarschaft gelegene Umgegend bis f�nf Mei�len Entfernung von der Seuche als verd�chtig ansehen und den �Seuchen-Grenzbezirkquot; nennen; selbstverst�ndlich kann diese Entfernung nicht unbedingt f�r alle F�lle maassgebend sein, der Verdacht kann n�mlich weiter gehen und auch umgekehrt auf ein geringeres Terrain beschr�nkt sein;
3)nbsp; die seuchenfreien Gegenden, d. h. alle Landestheile eines von der Rinderpest heimgesuchten Staates ausserhalb der sub Nr. 2 erw�hnten verd�chtigen Gegend. Die mehrfach getadelte preussisehe Verordnung vom 27. M�rz 1836 ist im Principe voll�kommen gerechtfertigt.
Bei grossen Entfernungen bestellen die Verkehrsverh�ltnisse gew�hnlich nur f�r einzelne bestimmte Handelsgegenst�nde, und auf solche, soweit sie den Peststoff in sich bergen k�nnen, m�sseu sich die Schutzmaassregeln auch beschr�nken; mit der Abnahme der Entfernung nimmt der Verkehr zu und damit auch die Ge�fahr, deshalb m�ssen auch die Schutzmaassregeln bei dem N�her�r�cken der Rinderpest immer mein- gesch�rft werden bis zur endlichen g�nzlichen Grenzsperre, eine Sperre, die in der Regel auch eintreten muss, wenn die Rinderpest im Bereiche des t�glichen engsten Grenzverkehrs aufgetreten ist. Neben den Entfernungen kommen nat�rlich auch noch mancherlei Um�st�nde in Betracht; der Eisenbahnverkehr bringt /,. Vgt;. entfernte L�nder n�her, w�hrend wieder nat�rliche Grenzen, grosse Fl�sse, S�mpfe. Gebirge etc. den Verkehr in der N�he hemmen und ab�schneiden k�nnen; so kann die Rinderpest aus einer grossen Ferne zuweilen eher eindringen, als aus der N�he. Alle tempo�r�ren Schutzmaassregeln m�ssen deshalb gesetzlicli in solchen elastischen Formen gegeben werden, dass die betreffenden Be�h�rden nach Lage der Sache und auf Grund eines competenten Sachverst�ndigen die Z�gel anziehen und nachlassen k�nnen, dies ist um so mehr n�tbig. als die heutigen innigen Verkehrsverh�lt�nisse mit dem Auslande so gross und innig sind, dass jede nur m�gliche Erleichterung gew�hrt werden muss und keine entbehr�liche Hemmung eintreten darf.
Die technische Grundlage f�r selche elastischlaquo; Schutzmaass�regeln habe ich schon in der Betrachtung des Contagiums und der Ansteckung gegeben, ich will hier nur die einzelnen Gegen-
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st�nde kurz (lurchsiolicn, die bei den tempor�ren Schutzmaass-regeln �berhaupt in Bettacht kommen.
1) Alle Thiere, die selbst an der Rinderpest erkran�ken k�nnen, nach der gegenw�rtigen Erfahrung also s�mmt-11 ehe Wiederk�uer, vor allen aber die landwirthschaftlichen � Rinder, Schafe und Ziegen -� sind hier die gewichtigsten Gregenst�hde. Bez�glich dieser Thiere giebt es f�r die Dauer der Rinderpest drei verscluedene Sehutzmaassregeln:
a.nbsp; Ausweis dar�ber, dass sie aus gesunden und un�verd�chtigen Orten und (regenden kommen. Dieser Aus�weis ist an sich eine sehr nnyollkommene Sicherheitsmaassregel, gar leieht k�nnen Irrth�mer unterlaufen und selbst- F�lschungen obwalten, deshalb kann ein solcher nur ausnahmsweise unter der Bedingung gen�gen:
1)nbsp; wenn das betreffende Vieh direct aus gesunden, d. h. pest�freien und unverd�chtigen Orten durch eine unverdiiclitige Gegend bis zur Grenze gelangt ist:
2)nbsp; wenn vollg�ltiger Beweis hier�ber geliefert wird durch amtliche Begleitung und sogenannte Ursprungs- resp. Gesundheits-scheine, aus denen die Unverd�chtigkeit des Ortes, die Zeit des Abganges hervorgeht. Die Seheine ohne Begleitung eines Beamten sind selten zuverl�ssig genug.
b.nbsp; nbsp;Contumaz. Sind Contumaz-Anstalten an der Grenze, wie /,. B. an unsern �stlichen Grenzen, so muss s�nuntliches hierher geh�riges Vieh - - Rinder nat�rlich ohne R�cksicht auf Race � 21 Tage in der Contumaz verbleiben. An anderen Grenzen kommt diese Maassregel wegen .Mangel an Contumaz-Anstalten selten zur Ausf�hrung, an der holl�ndischen Grenze ist sie meines Wissens nirgends zur Anwendung gekommen. Principiell muss auch hierdie Contumazdauer von 21 Tagen beibehalten werden. In R�cksicht darauf, dass bei unsern Bindviehi-acen eine ausnahms�weise Verl�ngerimg der Incubationszeil und ein Ahoriivverlauf seltner ist. die Rinderpest nie so versteckt auftritt, als bei dem Steppenvieh, und in R�cksicht der geringeren Empf�nglichkeit und der geringeren Gefahr bei allen �brigen Wiederk�uern k�nnte eine ausnahmsweise Reduction ani 14 Tage bei den Wiederk�uern wohl zul�ssig sein, die nicht aus den verseuchten Gegenden selbst koni men.
c.nbsp; G�nzliche Absperrung. Das einfachste und radicaiste Verfahren, welches uhbedinet bei allen Wiederk�uern aus
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Pestbezirken stattfinden muss und als tempor�re Maassregel auch ansfiihrbar ist. Die Pest in Holland hat dio Durchfiihi'bar-keit bewiesen; das Land der Rindviehzucht, welches uns allj�hrlich so reichlich mit Vieh versehen hat, ist nun bez�glich des llind-viehes fast zwei Jahre verschlossen worden, und man kann nicht von einer Beeintr�chtigung sprechen, die nur entfernt im Vergleich der Griisse der Gefahr in Betracht kommen k�nnte. Ich glaube deshalb, dass im Gesetz die g�nzliche Absperrung f�r alle Wieder�k�uer ans den von der Rinderpest heimgesuchten L�ndern resp. L�ndestheilen ohne Weiteres ausgesprochen werden kann. Ich w�rde solches Gesetz unbedingt empfehlen. Sollte Fleiselmoth ob�walten, so giebt es zwei Wege; einmal, das bei der Untersuchung augenblicklich gesund befundene Vieh aus einer noch seuchenfreien Gegend wird unter Begleitung auf der Eisenbahn direct zur Schlacht�bank gebracht, oder noch sicherer, das gesund befundene Vieh wird an der Grenze geschlachtet und das Fleisch eingef�hrt.
2) Anderweitige Hausthiere, als: l'ferde, Esel, Schweine, Hunde, Katzen und das Meiergefl�gel, kommen im Ganzen wenig in Betracht: sie k�nnen nur als Tr�ger des Peststoffs betrachtet werden, wenn sie aus den verpesteten Orten und Gegenden kommen, weil das Contagium sich nicht auf l�ngere Zeit in den kurzen Deckhaaren und selbst in den Federn h�lt; am allerwenigsten sind die Schweine geeignet, den Peststoff zu verschleppen, diese werden immer viel mehr gemaassregelt, als sie es verdienen. So hinge die Pest noch mindestens f�nf Meilen von der Grenze ist und sofern diese Thiere nicht etwa direct aus den Pestorten auf der Eisenbahn ankommen, kann man sie ohne Gefahr passiren lassen. Diese Thiere kommen immer erst bei einer g�nzlichen Grenz�sperre mit in Betracht. Wenn man noch weiter gegangen ist und selbst Gefieder, das nicht einmal zum Hofgefl�gel geh�rt, mit abgesperrt hat, so zeugt das jedenfalls von einer Uebertreibnng der Besorgniss und der Schutzmaassregeln.
B) Die sogenannten Rohstoffe von Wiederk�uern, vor allen von Rindern, als: H�ute, Haar, Wolle (die noch nicht der Fabrikw�sche unterlegen hat). H�rner, Klauen, Knochen, Eingeweide, ungeschmolzenes Fett und Fleisch, geh�ren mit zu den gef�hrlichsten Zwischentr�gern. ganz besonders im Winter, viel weniger im Sommer. Die zusammengelegten oder auf einander geschichteten H�ute k�nnen den Peststoff in dem Haaren viel l�nger conserviren, als lebendige Thiere. Die gr�sste
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Sorgfalt ist ant' das frische Fleisch zu verwenden, welches durch Abschlachten der Pestkranken in grossen Quantit�ten gewonnen billig ver�ussert und deshalb besonderer Handelsartikel wird. Die Ein- und Durchfuhr ans verpesteten Gegenden ist f�r alle diese Gegen�stande zn untersagen. Ans nicht verpesteten Gegenden k�nnen trockene H�ute. Homer, Klanen. Knochen, geschmolzenes Fett, eingesalzenes Fleisch, verpackte Wolle und Haare ohne Gefahr ein- und durchgelassen werden. Der Ursprung ist aber in der liege! nicht gen�gend nachzuweisen, deshalb muss die g�nzliche Untersagung die Hegel, die bedingungsweise Zulassung Ausnahme bleiben, �eberseeische Gegenst�nde dieser Art sind in Original�verpackungen ungef�hrlich.
4)nbsp; Raubfutter. Stroh, Heu und �hnliche giftfangende Suchen sind aus verpesteten und verd�chtigen Gegenden als Tr�ger des Peststoffs anzusehen und zur�ckzuweisen: seihst ids Emballage d�rfen diese Gegenst�nde nicht eingelassen werden.
5)nbsp; nbsp;Die K Ie id un gsst�c k e. Alte Kleidungsst�cke und Lumpen sind als Handelsgegenst�nde wie die giftfangenden Sachen, wie Wolle und Rauhfutter zu behandeln. Grosse Schwierigkeiten verursachen aber dergleichen Reise-Effecten und die Bekleidung der Menschen.
Leute, welche mit pestkrankem Vieh in Ber�hrung kommen, verschleppen die Pest mit am h�ufigsten, Handelsleute, Viehtreiber, Hirten und Schl�chter, seihst die Thier�rzte sind die verd�chtigsten Personen. Durch die dicke Bekleidung im Winter, namentlich durch Wollstoffe und Pelzwerk erfolgt die Verschleppung mehr und viel weiter, als im Sommer hei leichter und mehr leinener Bekleidung; durch verpackte Kleidungsst�cke kann die Pest viel weiter verschleppt werden, als durch getragene. Besonderes Augen�merk verdient das etwa in Kuhst�llen beschmutzte Schuhwerk. In dem engern Grenzverkehre wird die Rinderpest durch Menschen in der Bekleidung am meisten verschleppt, und dieser Ver�schleppung wegen sind je nach Umst�nden nachstehende Maass�regeln geboten :
a. Verbot der Ausfuhr von Wiederk�uern in das betreffende Ausland und Aufhebung der Viehm�rkte innerhalb 5�10 Meilen an der Grenze. � Maassgebend f�r n�here Bestimmung der Meilenzahl bleibt immer die Bedingung, dass innerhalb von mindestens 10 Meilen von den Pestorten kein Markt gehalten werden darf.
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Diese Maassrege] bezweckt die Abhaltung der Handelsleute und Schl�chter des Terd�chtigen Auslandes. Das Ausfuhrverbot gen�gt wohl f�r gr�ssere Entfernungen, aber nicht in der Grenz�n�he, wo das gekaufte Vieh leicht �ber die Grenze geschmuggelt
werden kann. Deshalb die Aufhebung der Viehm�rkte.
b.nbsp; G�nzliche Absperrung der Grenze durch Milit�r-Cordons; eine dringende Maassregel, wenn sich die Pest innerhalb f�nf Meilen von der Grenze befindet, oft �ueb schon bei gr�sserer Ent�fernung von der Grenze. Der Personenverkehr wird beschr�nkt auf diejenigen, welche sich als Unverd�chtige legitimiren. d. h. die nach�weisen k�nnen, class sie aus keinem Pestorte und diesseits der Grenze nicht mit Vieh in Ber�hrung kommen. Principiell m�ssen alle zugelassenen Personen mit ihren Kleidungsst�cken in einer R�ucherkammer desinficirt werden.
c.nbsp; Maassnahmen bei den Personenz�gen. Grosse Schwierig�keiten bietet der Eisenbahnverkehr: eine g�nzliche Absperrung des�selben d�rfte wohl selten ausf�hrbar sein, obwohl diese Frage hei uns an der holl�ndischen Grenze in ernstliche Erw�gung gezogen werden musste, als die Fest unserer Grenze immer n�her kam mid w�chentlich einige Tausend Rinder in Holland erkrankten. Aussei�diesem Radicalmittel giebt es noch drei Mittel, die wohl einigen Schutz gew�hren k�nnen; 1) dass man die Z�ge anh�lt und s�mmt-liehe Personell in R�ucherbuden desinficirt, wie es in der Rheinpro�vinz an der holl�ndischen Grenze beschlossen worden ist (ob zur Durchf�hrung gekommen?); 2) dass man nur diejenigen Personen passiren l�sst, die sich �ber ihre �nverd�chtigkeit ausweisen k�nnen, eine .Maassregel, die ebenso schwierig in der Ausf�hrung als unge�n�gendf�r den Zweck ist; und 3) dass man alle Personen, die auf den ersten Stationen aussteigen, die also den engern Grenzverkehr freijueutiren und von denen es zum Theil wahrscheinlich ist, dass sie mit Vieh direct oder doch indirept in Ber�hrung kommen, sorgf�ltigst desinficirt, und zu diesem Zwecke R�undichkeiten zum R�uchern eingerichtet werden. Diese letzte Maassregel halte ich f�r die praktischste, die auch an der Grenze zwischen der Provinz .Hannover und Holland zur Ausf�hrung gekommen ist und sich bew�hrt hat.
6) Die Grenzbewachung. Nach dem Umfange der Verbote nat�rlich verschieden; allgemeine Grundbedingungen:
a, Instruction �ber die durchzuf�hrenden Grenzmaassregeln; zun�chst nat�rlich, f�r die leitenden Spitzen.
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Iraquo;. So lange die Pest noch weiter., mindestens f�nf Meilen, von der Grenze entfernt ist und eine Beschr�nkung und Ueber-
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tchung des Grenzverkehrs nicht erforderlich ist, gen�gt gew�hn-
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lich eine Grenzwache an den �ehergaugspunkten, an den Eisen-Bahnstationen, den Chausseen oder sonstigen Hauptstrassen.
c.nbsp; nbsp;Sobald aber der ganze Grenzverkehr beschr�nkt oder ab�geschnitten werden muss, dann ist die Grenze �berall, wo �eberg�nge m�glicli sind, durch Posten und l'ati-ouillen zu �berwachen � Milit�r-Cordon.
d.nbsp; nbsp;Eine strenge Controle in den Grenzdistricten durch Land-gensd'armerie ist unerl�sslich.
e.nbsp; Unter allen Umst�nden sind die diesseitigen Grenzbewohner mit den Grenzmaassregeln bekannt zu machen, �ber die Gefahr und dar�ber zu belehren, dass sie nur durch ihre Mith�lfe, durch strenge Befolgung und �eberwachung der Grenzmaassregeln ihrer Seits gesch�tzt werden k�nnen. Vor allem ist namentlich darauf aufmerksam zu machen, dass sie kein fremdes Vieh aufnehmen und keine fremde Menschen, namentlich keine Fleischer. Vieh-und Fellh�ndler. Viehtreiber, Bettler und Landstreicher etc. in ihre Viehst�lle oder sonstwie zu ihrem Vieh lassen.
Capitel II.
Tilgungsmaass regeln.
Beim Ausbruch der Rinderpest im Inlande ist es Aufgabe, den
Anstecknngsstotl in den angesteckten Kindern oder andern Wieder�k�uern und an leblosen (legenst�nden zu verfolgen und zu ver�nichten. Hierbei kommt alles darauf an, die Fest so rasch als m�glich zu entdecken, die Weiterverbreitung sofort zu inhibiren und das gewisse rmaassen gefangen genommene Contagium schleunigst zu zerst�ren oder sonst wie un�sch�dlich zu- machen.
I. Die Rinderpest m�glichst schnell zu entdecken.
Bei der Fl�chtigkeit, der leichten directen und indirecten �ebertragb'arbeit und sichern Haftung des Ansteckungsstoffes, bei
der raschen Fnhvickehmg der Pest und der enormen Regeneration
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des Ansteckungssfcoffes in kurzen Zeitabschnitteii von 5�7 Tagen ist die Verbreitung der Uinderpest eine ungewuhnlicli schnelle, und mit der Verbreitung steigen die Schwierigkeiten der Tilgung und die damit verbundenen Opfer. Wird die Pest in dem ersten Stalle entdeckt, so wird das Vieh get�dtet und das Geh�ft abgeschlossen bis nach der Desinfection; es kann nichts Einfacheres geben, als die Tilgung der Pest in einem solchen einfachen Falle. Die extremen Gegens�tze, wie sie uns England und Holland jetzt ge�zeigt haben, beweisen dagegen, wie gross die Schwierigkeiten und Opfer bei zu sp�ter Erkennung und anf�nglicher Vernachl�ssigung werden k�nnen.
Die Maassnahmen, welche zu der so dringend nothweudigen schnellen Entdeckung einer Pest-Invasion verhelfen, sind im All�gemeinen folgende:
1)nbsp; Belehrung des grossen Publikums �ber die Er�scheinungen durch einfache, fassliehe, kurze, d. h. wirklich popul�re Beschreibung der Pinderpest.*) Man vertheile solche Belebrungen in Abdr�cken und gebe sie wiederholt in den auf dem Lande gelesenen Bl�ttern, den Amts-, Kreis- und Wochen�bl�ttern. Vielleicht w�ren auch die Ortsvorsteher zu verpflichten, dergleichen Belehrungen den Besitzern vorzulesen. Neben solcher Belehrung sind wiederholte Berichte �ber das Verhalten der Rinder�pest im benachbarten Auslande sowohl, wie im Inlande zu geben. Kurz die Binderpest muss den Landbewohnern immer und immer wieder zu Gem�the gef�hrt werden, so dass selbst der Indolenteste daran denkt, wenn ein Bind in seinem Stalle krank wird. Wenn solche Belehrungen f�r gew�hnlich auch wenig beachtet zu werden pflegen, so werden sie es doch zur Zeit der gr�ssern Gefahr, wenn die Pest in gewisser Aussicht steht.
2)nbsp; Verpflichtung des Besitzers, resp. dessen Stellver�treters und eines Jeden, der Kenntniss erlangt, bei jedem verd�chtigenFalle sofort der Ortsbeh�rde Anzeige zu machen oder einen Thierarzt zuzuziehen; ist die Pest
� ganz in der N�he, innerhalb f�nf Meilen, so ist es zwockm�ssig, diese Verpflichtung auf jeden Erkrankungsfall, soweit derselbe nicht offenbar von �ussern Besch�digungen herr�hrt, auszudehnen.
*) Auf Veranlassung des ehemaligen K�nigl. Ilannov. Minister� dos Innern habe ich eine �popul�re Belehrung �ber die Rinderpest 1866quot; ub-gelasst,
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Die Ortsbeh�rde bekommt hierdurch selbstrerstandlich die weitere Verpflichtung, d:is Geh�fte oder � wenn in mehr als einem G.eh�fte Verdacht entstanden � den ganzen Ort einstweilen abzusperren,
namentlich alle Wiederk�uer zur�ckzuhalten und nur den noth-wendigsten Verkehr der Personen zu gestatten, welche mit den verd�chtigen Thieren nicht in Ber�hrung kommen. Der Thierarzt hat dieselbe Verpflichtung, sofern er sich nicht sicher von dem Nichtvorhandensein der Pest �berzeugt hat.
3)nbsp; nbsp; Das Pfuschen ist zu untersagen, wenigstens bei den Wiederk�uern ist es durchaus unzul�ssig. In recht vielen F�llen ist gerade das thier�rztliche Pfuschen die Ursache der zu sp�ten Entdeckung der Binderpest und davon gewesen, dass statt einer Heerde Hunderte von gr�ssern und kleinern Heerden zum Opfer gefallen sind. Die j�ngste Pest in dem Th�ringischen hat wieder einen Beweis von der Gemeingefahr der thier�rztlichen Pfuscher geliefert. *Slit einem geordneten Veterin�r-Polizeiwesen ist die thier�rztliche Pl�scherei durchaus unvertr�glich, deshalb sollte man dasselbe schon der Einderpest wegen g�nzlich verp�nen, und dies um so mehr, als bei den heutigen Verkehrs�verh�ltnissen die Absperrung aller ansteckenden Krankheiten immer weniger durchf�hrbar und zuverl�ssig wird, und die schnelle Tilgung bei allen ansteckenden Thierkrankheiten erstrebt werden muss.
4)nbsp; Thier�rztliche H�lfe muss dem Besitzer zu Gebote stehen. In Gegenden, wo sich ein Thierarzt n�hren kann, pflegen zwar � in Deutschland � auch Thier�rzte in hinl�nglicher Anzahl zu sein, wo es aber daran fehlt, wie in armen und namentlich in den Gegenden, wo das Pfuschen an der Tagesordnung ist, da muss von der Beh�rde f�r die Zeit der Rinderpestgefahr f�r Thier�rzte gesorgt werden.
5)nbsp; In den vorzugsweise bedrohten Bezirken, den Seuchen-Grenzbezirken, empfiehlt sich die Aufnahme des Viehbestandes und Coutrole desselben nach dem Verzeiclmiss. Die von der Breslauer Regierung getroffene Anordnung vom 18. Juni 1856 ist � hierbei zugleich zu empfehlen. Der Verwaltungsbezirk wird beim Herrschen der Pest in kleine �bersichtliche Revisionsbezirke ge-theilt, und ein Revisor f�r denselben designirt, der mindestens einmal in der Woche alles Vieh revidirt.
6)nbsp; Neben angemessener Strafe und Vorlust aller Anspr�che auf Entsch�digung sollte volle Entsch�digung auch f�r die
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Erkrankten mindestens f�r den Fall der fr�hzeitigen Anzeige der ersten Erkrankung in einem Orte in Aussicht gestellt werden.
7) Bei der thier�rztlichen Untersuclmiig muss erforderlichen Falls, behufs einer Obduction. die T�dtung eines verd�chti�gen Kranken zul�ssig sein.
In zweifelhaften F�llen nach der thier�rztlichen Untersuchung m�ssen die weitem Maassregeln. wie bei der Pest provisorisch eintreten und die thier�rztlichen Beobachtungen t�glich fortge�setzt werden.
Alle diese Vorkehrungen lassen sich zeitweise durchf�hren und um so sicherer, je mehr die Rinderpest in Sicht, ist. je schwerer die Verluste sind, von denen man t�glich h�rt; in den Verwaltungsdistrikton an der russischen Grenze wie �berall da,' wo eine gewisse Gefahr der Pest-Invasion fortdauernd gegeben ist, lassen sich auch solche Maassnahmen noch f�r die Dauer durch-f�hren: unter andern Umst�nden aber ist es nicht m�fflich, die Aufmerksamkeit der Besitzer bez�glich der Rinderpest fortw�hrend wach zu halten. .Deshalb ist die Rinderpest gerade am gef�hr�lichsten, wenn sie nicht besonders bef�rchtet wird, man darf des�halb auch nicht zu sehr auf Sicherheit durch schnelle Tilgung f�r den Fall des Ausbruchs rechnen; eine gewisse Sicherheit durch schnelle Tilgung geht nicht �ber dieDistricte an der rus�sischen Grenze hinaus; und aus diesem Grunde sind eben sichere Schutzmaassregeln an der russischen Grenze fortdauernd er�forderlich.
II. A b s p e r r u n g.
Die Absperrung tritt schon bei Verdacht, im vollen Maasse aber sofort nach der Constatirung der Einderpest ein, sie erstreckt sich vor allen auf die erkrankten und verd�chtigen Rinder und andere Wiederk�uer, und demn�chst auf alle Gegenst�nde, die den l'eststotf aufgenommen haben und als Tr�ger desselben dienen k�nnen. Alles, was Gegenstand der Sperrmaassregeln an der Grenze eines verpesteten Auslandes ist, das ist auch hier Gegen�stand der Sperrmaassregeln. Verschieden ist aber diese Absperrung in r�umlicher Beziehung, und je nach dem Umfange sind zu unter�scheiden:
1) Geh�ftssperre. Ist die Pest im ersten Stalle resp. Geh�fte entdeckt und noch nicht weiter gegangen in dem betreffenden Orte, so gen�gt diese Sperre, und dann ist nichts leichter, als die Kinderpest zu tilgen, weil eben diese Absperrung am strengsten
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durchgef�hrt werden kann. Alles auf ilem Pestgehofte wie im ganzen Orte frei umherlaufende Vieh wird eingesperrt resp. ange�legt, das ganze Geh�ft absolut abgesperrt; die Wache kann Be�d�rfnisse im Verkehr zwischen den mit dem Vieh nicht direct in Ber�hrung kommenden Personen vermitteln. Oh und wie weit Nachsicht ge�bt, ob ausnahmsweise von der absoluten Absperrung abgesehen, ob z. B. die Pferdeknechte mit ihren Pferden zur Feldarbeit gelassen werden k�nnen etc., das h�ngt von Umst�nden ab und muss in concreten F�llen von Sachverst�ndigen festgestellt werden. Bei den Personen und Tiiiereu, die auf dem verpesteten Geh�fte nicht in die N�he der restkranken kommen und ausser-halb des Geh�ftes auch nicht mit Wiederk�uern in mittelbare oder unmittelbare Ber�hrung' treten, kann erforderlichen Falls sehr wohl eine Ausnahme stattfinden.
2)nbsp; Ortssperre. VAue relative Ortssperre bez�glich der Aus�fuhr dei'Wiederk�uer und der giftfangenden Sachen �ber die Feldmark des Orts hinaus, sowie die Durchfuhr dergleichen Thiere und Gegenst�nde besteht auch noch neben der Geh�fts�sperre. Eine absolute Ortssperre hat aber gew�hnlich erst ein�zutreten, wenn die Rinderpest auf mehr als einem Geh�fte aus�gebrochen, wenn die Entdeckung auf dem Seuchengeh�fte erst nach l�ngerm Bestehen der Pest erfolgt und es wahrscheinlich ist, dass schon vor der Geh�ftssperre eine Verschleppung in andere St�lle stattgefunden hat. oder wenn die Geh�ftssperre nicht streng genug durchgef�hrt worden ist: in allen diesen F�llen tritt absolute Orts�sperre ein. So lange wie m�glich sucht man die g�nzliche Ab�sperrung des Ortes zu umgehen, besonders in St�dten: gr�ssere St�dte sind gar nicht abzusperren, hier beschr�nkt man sich auf Geh�ftsperre und allgemeine Stallsperre f�r alles Vieh, namentlich aber f�r Wiederk�uer; nur Pferde, soweit sie nicht von der Ge�h�ftssperre getroffen werden, k�nnen dem Gebrauche �berlassen bleiben. Ob, wann und unter welchen Umst�nden bei der Orts�sperre ausnahmsweise Personen, Thiere xind Sachen durch die Sperre hinein und heraus passiren k�nnen, muss in concreten F�llen wieder durch Sachverst�ndige festgestellt werden. Personen, die unvermeidlich hinein uyd heraus m�ssen, werden nat�rlich bei dein Austritt desiniieirt.
3)nbsp; Absperrung eines -gr�ssern oder kleinern Landes�theils, eines Kreises, eines Regierungsbezirks etc. Relative Spemnaassregeln m�ssen auch in einem grossen Districte neben den
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Absperrungen Nr. 1 und 2 immer stattfinden, und in dieser Be�ziehung d�rfte es im Allgemeinen gen�gen, wenn innerhalb f�nf Meilen im Radius von Seuclienorten die Vieh markte aufgehoben und die Ausfuhr von Wiederk�uern und tbierischen Roh-producten verboten wird.
Die g�nzliube Absperrung eines grossen oder kleinen Landestheils hat einzutreten, wenn die Pest in mehreren Orten ausgebrochen ist und andere Orte durch den Verkehr vor der Sperre bereits verd�chtig geworden sind. Der r�umliche Umfang dieser Sperre h�ngt namentlich von der Anzahl und Lage der bereits verpesteten und verd�chtigen Orte ab; dabei kann es oft zweckm�ssig sein, mit der Absperrung selbst �ber einige noch gesunde Orte hinauszugehen, wenn sich daf�r nat�rliche Grenzen zur Unterst�tzung einer strengen Durchf�hrung der Absperrung darbieten sollten. Liegen in den abgesperrten Districten noch gesunde Orte, so besteht r�cksichtlich dieser auch noch Ortssperre innerhalb der Districtssperi-e. Je grosser die Districte sind, desto weniger ist eine absolute Sperre durchf�hrbar; es kann sich daher bei dieser Absperrung wohl ereignen, dass manche Personen und Gegenst�nde durchgelassen werden m�ssen und auch ohne Gefahr durchgelassen werden k�nnen; dies wird namentlich in allen den F�llen u�thig werden, wenn gr�ssere St�dte in dem abgesperrten Districte liegen, und namentlich St�dte, in denen es kein Rindvieh und keine Schafe, h�chstens ein paar Ziegen giebt; f�r solche St�dte sind Ausnahmen ebenso ungef�hrlich, als nothwendig, Dass zur Ausf�hrung dieser Sperre milit�rische � H�lfe erforderlich, ist selbstverst�ndlich.
Die Ilolliiiulcr halten eine solche Sperre f�r die Provinz S�dhollaud einge-fiihrt; diese Sperre kam aber nicht allein viel zu spi'it, sie war auch �berhaupt, mindestens im ersten Jahre, mehr nominell; die Pest respectirte sie nicht, ging unbehindert dar�ber hinaus, und so musste die Sperrlinie immer weiter in die angrenzenden Provinzen hinein verlegt werden; sie diente in Wirklich�keit mehr zur T�uschung, als zum reellen Schutz, sie versprach den Nachbaren einen Schutz, den sie nicht gew�hrte. In Holland hat man kennen lernen k�nnen, wie es nicht gemacht werden darf; es war eine vortreffliche Schule.
4) Landessperre, das �usserste Mittel bei �usserster Ge�fahr im ganzen Lande, bei Verbreitung der Rinderpest �ber das ganze Land, so dass durch zahlreich ausgestreute Seuchcnheerde �berall und von allen Seiten im Lande die Gefahr der Verschlep�pung gegeben ist. Von absoluten Absperrungen kann unter solchen Umst�nden selbstverst�ndlich nicht die Rede sein; es wird nur
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der Verkehr mit den Wiederk�uern g�nzlich aufgehoben und der mit Rohproducten derselben m�glichst eingeschr�nkt; namentlich werden alle Viehm�rkte aufgehoben, die Wiederk�uer von jedem Verkehre ausgeschlossen, sie verbleiben an Ort und Stelle, d�rfen namentlich nicht �ber die Feldmark hinaus von einem Orte zum andern kommen und nicht auf der Eisenhahn transportirt werden. Das Schlachtvieh wird entweder nach der Schlachtbank direct be�f�rdert und darf unter keinerlei Bedingungen wieder zur�ck, oder es wird an Ort und Stelle geschlachtet und das Fleisch trans�portirt.
England hat uns jetzt ein Beispiel von dieser grossartigen Maassregel gegeben; naclulcm gegen alle bessern Erfahrungen �ber die Rinderpest in England alles unterlassen geblieben war, was das Fortschreiten hemmen konnte, und die Pest sich mit H�lfe der grossen Viehmftrkte besonders in Leudon bin�nen einem halben Jahre �ber ganz Grossbritannien verbreitet hatte, da erschien endlieb die Parlameutsacte vom 20. Februar 1866, in welcher das energischste T�gungsverfajjren, neben dem T�dten der Kranken und Verd�chtigen auch eine Sperrmaassregelbez�glich des Hornviehes f�r das ganze grosse Reich vorgeschrieben wurde, und wodurch es gelungen ist, die Seuche im Laufe eines Jahres, vom Februar ISCb bis dabin 1867, d. h. bis auf einzelne Seuchen�herde zu tilgen. Wenn wir an England anf�nglich ein abschreckendes Bei�spiel von den Folgen der Yemachl�ssigung gehabt haben, so haben uns die Engl�nder schliesslich doch auch wieder gezeigt, dass bei energischem Willen, geboten durch die Noth, eine Landessperre f�r das Hornvieh und hierdurch neben dem T�dten und Desinficiren, die Tilgung der Binderpest als allgemein verbreitete Landesseuche m�glich ist.
5) F)ie Sclbstabsperruug. Neben den Absperrungen in verschiedenen Dimensionen nach allgemeinen gesetzlichen Vor�schriften durch Einschreiten von Staatswegen muss zugleich ein Sichselbstabsperren als Privat-Schutzmaassregel stattfinden. Solcher Selbstschutz unterst�tzt die Sperrmaassregeln ausserordentiieh und ist eigentlich unerl�sslich, aber immer um so dringlicher, je un�vollst�ndiger und unsicherer die vorstehenden Sperrmassregelu zur Durchf�hrung kommen, also je grosser die Verbreitung der Pest ist. und je umfangreicher die Absperrung; hat erfolgen m�ssen, je mehrfach sie deshalb auch trotz einer guten Controle verletzt werden kann, je unvollkommener ferner das Schutz- und Tilgungswesen �berhaupt organisirt ist. Dieser Selbstschutz kann in grossen und kleinsten Dimensionen zur Ausf�hrung kommen, ganze Provinzen, Gouvernements oder Kreise k�nnen an ihrer Grenze gegen das verpestete Inland ihrerseits noch Schutzmaassregeln, gleich de�nen an der Grenze dem verpesteten Auslande gegen�ber.
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ergreifen; vor allen Dingen aber ist es hier erforderlich, die Absperrungsinaassregel'! seitens des Staates in den angrenzenden gesunden Districten auf das Strengste zu �berwachen und etwaige, durch locale Verh�ltnisse etc. bedingte L�cken in der staatlichen Absperrung durch geeignete Schutzmaassregeln zu erg�nzen und unsch�dlich zu machen. So kann sich aber auch jeder einzelne gesunde Ort in einem verpesteten Districte noch dadurch sch�tzen, dass er nichts durch seine Tliore liereinl�sst, was den PeststofF mitbringen k�nnte, also weder fremde Wiederk�uer, noch frische thierische Rohproducte, noch llauhfutter etc., noch Menschen, die ihrer Besch�ftigung nach wohl mit restkranken in Ber�hrung ge�kommen sein k�nnen; kleine Orte k�nnen sich sogar noch strenger absperren. Endlich k�nnen sich selbst die einzelnen seuchenfreien Geh�fte in verpesteten Orten durch Absperrung sch�tzen in allen den F�llen, wo die verpesteten St�lle sich nicht in unmittelbarster N�he hetinden. Verschluss der Viehst�lle und des ganzen Geh�fts, so dass Menschen und Vieh weder Aus- noch Eingang haben anders, als wenn der Besitzer die Pforte �ffnet, ist ein sicheres Schutzmittel. Es sind Beispiele genug vorhanden, dass es auf diese quot;Weise gelungen ist, einzelne Geh�fte mitten in verseuchten Orten gegen die Rinderpest zu sch�tzen.
Ein g�nzliches Preisgeben, ein Unterwerfen darf selbst in den ungl�cklichsten Verh�ltnissen bei allgemeiner Verpestung in schwe�ren Kriegszeiten nicht stattfinden: jeder Einzelne und Vereine k�nnen Herr werden �ber die Pest, wenn auch die Staatsgewalt gel�hmt sein sollte.
Die Dauer dieser Sperrraaassregeln. So lange der Pest�stoff nicht sicher vernichtet ist, m�ssen die Sperrmaassregeln fort�dauern. Es hat grosse Schwierigkeiten, eine allgemein g�ltige Norm festzustellen: je l�nger die Pest bereits geherrscht und je mehr sie um sich gegriffen hat, desto niannichfaltiger ist auch der Peststoff mit verschiedenen Gegenst�nden in Ber�hrung ge�kommen, desto mehr ist er ausgestreut, desto mehr haftet das Contagium an den verschiedensten Gegenst�nden und kann in ge�wissen Substanzen mit Absorptionsf�higkeit um so tiefer einge�drungen sein. Werden die ersten Kranken und Verd�chtigen schleunigst vertilgt, so k�nnen bei sofortiger gr�ndlicher Desin-fection des Stalles die Sperrmaassregeln in 14 Tagen schon auf�gehoben werden, w�hrend unter andern Umst�nden die drei- und vierfache Zeit n�thig sein kann. Im Allgemeinen kann man f�r
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die Praxis als Norm festhalten, class wenn innerhalb vier Wochen kein ErkraaxkungsfaU mehr Torgekommen ist, die Rinderpest als erloschen betrachtet werden kann, und dass noch vier Wochen sp�ter die Spemnaassregeln aufgehoben werden k�nnen, wenn sofort vorschriftsm�ssige Desinfection stattgefunden hat. Die Beschrankung im Personenverkehr kann nach gr�ndlicher Des�infection der St�lle, Geh�fte und Kleider sofort aufh�ren. Die Wiederbesetzung der Pestst�lle mit Wiederk�uern sucht mau m�g�lichst aufzuschieben, sie ist im Allgemeinen nicht- vor zwei Mona�ten nach der Beseitigung der Pestkranken zu gestatten; an ei�nem recht verseucht gewesenen Orte ist ein Vierteljahr vor der Wiederbesetzung anzuempfehlen. Das neu beschaffte Vieh in den desiulicirten St�llen darf in den ersten sechs Wochen nicht ver�kauft und muss in dieser Zeit sehr sorgf�ltig �berwacht werden ; jede innere Krankheit muss zur sofortigen Anzeige und provisorischen Absperrung verpflichten, ganz so. wie verfahren werden muss, wenn die Pest in der N�he herrscht.
England hat uns auch wieder die neuesten Thatsachen i�s Belog daf�r geliefert, dass die Pest nach der Tilgung hie und da leicht und seihst mehrere Wochen nach der Tilgung wieder auftaucht. Im Laufe Februar d. J. war die Pest als getilgt zu erachten; immer aber traten noch einzelne neue Eruptionen in dieser und Jener Grafschaft wochenlang nach der Tagung wieder hervor und im Mai wurde die Pest � den Zeitungsbe�richten nach � wieder so m�chtig, dass mau uochmals zu dem bereits l�ngst aufgehobenen allgemeinen Tilgungsverfahren greifen musstc. Nach anderen Angaben soll im Mai eine neue Einschleppung vom Auslande stattgefunden haben.
Allgemeine Grundregeln bei den Absperrungen sind: sie r�um�lich m�gTichst zu beschr�nken, aber sehr streng durch�zuf�hren, und die Wiederbev�lkerung mit Hornvieh nach der Tilgung m�glichst weit hinauszuschieben.
III. Das Tilgungsverfahren bei kranken und verd�chtigen
Tliieren.
Her p�pstliche Leibmodicus Lancisius hat 1718 die TOdtung des kranken und verd�chtigen Hornviehs als Tilgungsmittel vorgeschlagen, und heute sind wir nach i�ojahriger Erfahrung auf dem Punkte angekommen, wo wir gestehen m�ssen, dass es zur Zeit noch das einzige sichere, schnelle und deshalb auch das billigste Tilgungsmittel ist. tu Preussen und Oesterreich war man schon l�ngst zu diesem Resultate gekommen, welches aber erst jetzt eine allgemeine Anerkennung gefunden hat; die letzten Erfahrungen rmissten erst noch hinzukommen, die sehr theuer gekommen, daf�r aber um so beleb-
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render geworden.sind. AV�hrend man in Hannover*) und England schon vor 100 Jahren dieses Tilgungsmittel mit zuerst in Anwendung brachte, str�ubte man sich bei der Pestinvasion 18�5in England gar gewaltig; iuan verurtheilte dieses Tilgungsverfalireu als ein barbarisches, unseres heutigen humanen und wissen�schaftlichen Standpunktes unw�rdiges Verfahren. Die Rinderpest aber r�chte die Geringsch�tzung, mit welcher man die langj�hrigen Erfahrungen in Deutsch�land ignorirte; bald verstummten die Schreier, die gesunde Einsicht kam zur Geltung'; nach allgemeiner Verbreitung der Pest und nach schweren Opfern griff man endlich zur Keule, man musste sie aber ein volles Jahr gebrauchen und viele Tausend Kinder t�dten, ehe der letzte Schlag die Pest selbst traf und t�dtete. Die Holl�nder haben es nicht besser gemacht und die Nicht�beachtung noch viel l�nger fortgesetzt; seihst der gl�ckliche Erfolg der Be�kehrimg in England konnte sie nicht r�hriger machen; sie verharrten in den
DOnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Onbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;.
verpesteten Landestheilen in ihrer Passivit�t und setzten das Durchseuchungs-system fort, bis man sich endlich, von der unabsehbaren Fortdauer �berzeugt, vor einigen Monaten zu dem alten bew�hrtenTilgungsverfahren entschlossen hat. Belgien benutzte die Erfahrung in Deutschland, und hat dadurch hei einer grossen Anzahl von Pesteruptionen mit verh�ltuissm�ssig geringen Opfern das Land gesch�tzt.
Die kranken und verd�chtigen Rinder und andere Wieder�k�uer werden get�dtet, resp. geschlachtet; als vercl�clitig m�s�sen alle Wiederk�uer gelten, welche mit den erkrankten in einem
..... Stalle stehen oder sonstwie mit ihnen in mittel- oder unmittelhare
Ber�hrimg gekommen sind, welche �berhaupt m�glicher Weise ange�steckt sein k�nnen. Der Umfang der M�glichkeit ergieht sieh aus den Eigenschaften des Ansteckungsstoffes und den verschie�denen Wegen der Ansteckung, wie sie in Capitel 8 n�her er�rtert worden sind; es muss aber bei der Aburtheilung �ber �verd�ch�tigquot; und �nichtverd�chtigquot; immer der Grundsatz gelten, dass in zweifelhaften F�llen die Verd�chtigkeit festgehalten wird und lie�ber zehn Thiere zu viel als eins zu wenig get�dtet werden. Neben diesem Grundsatze muss ich doch aber auch hervorheben, dass man bei der Tilgung oft viel zu verschwenderisch verf�hrt; die Wissenschaft darf nicht einseitig sein, sie hat hier die Pflicht neben dem Unentbehrlichen zugleich das Entbehrliche zu beleuchten; wer dann aus Besorgniss weiter gehen will, wird ja dadurch nicht behindert. Deshalb hier in der K�rze das einzelne Verfahren:
*) Unterricht und Verordnung von demjenigen, was in den k�nigl. Gfoss-In-itannischen imd cliurf�rstlicli Brannschweig-Lfineburgschen Landen wegen der Ilornvieliseuche und zu deren Abwendung zu beobachten. 175�.
Die �lteste ausf�hrliche und zum Thcil noch jetzt sachgem�sae Ver�ordnung.
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1)nbsp; Das T�dten und Vergraben. Alle Kranken m�ssen als Quelle des Pestst�ffs sofort get�dtet und vergraben worden. Dar�ber ist mau einig, weil alles darauf ankommt, die Quelle des Peststoffs miiglielisl raseli aus der Welt zu schaffen und jede Gelegenheit zur Verschleppung zu verh�ten; soll aber das T�dten und Vergraben noch �ber die Kranken hinausgehen? Notlnvendig ist das nicht; als zweckmassig kann man es gelten lassen bei den ersten �xtsbr�chen, namentlich in vereinzelten kleinern St�llen, ferner auch stets bei den Gesunden, die in der N�he der Kranken stellen; grosse Versehwendung aber w�rde es sein, wenn man das entfernt verd�chtige in benachbarten St�llen etc. und vor allein. nach bedeutender Verbreitung der Pest, das gesunde Vieh zu Hunderten und Tausenden t�dten und vergraben wollte. In dem letzten Falle muss statt des T�dtens und Verscharrens
2)nbsp; das Schlachten eintreten. Die verd�chtigen aber noch gesunden Thiere werden nur abgethan, damit sieh keine neuen Testquellen in ihnen etabliren k�nnen, sie selbst sind aber noch nicht ansteckungsf�hig, h�chstens k�nnte sich ein Feststoff in ihrer K�rperbehaarung aufhalten und deshalb ist an dem ganzen Thiere nichts, als die Haut verd�chtig; werden sie an Ort und Stelle ab�geh�utet und die H�ute zur�ckbehalten, so sind sie ganz unsch�d�lich und k�nnen unbedingt zur Nahrung verwerthet werden, wenn man nur die geb�hrende R�cksicht auf die Transport�mittel nimmt. F)as Fleisch, �berhaupt die abgeh�uteten Thiere, geh�ren nicht zu den giftfangenden Sachen, die man mit der Pest absperren, resp. vertilgen muss. Der Genuss des Fleisches von solchem verd�chtigen gesunden Vieh kann aus ge�sundheitlichen R�cksichten f�r den Menschen gar keinen Anstoss erregen, wenn man erw�gt, dass selbst das Fleisch pestkranker Rinder die Gesundheit des Menschen nicht besch�digt.
Es ist eine alte Erfahrung, dass das Fleisch pestkranker Kinder ohne Dachtheilige Folge genossen werden kann, selbst wenn die Krankheit in aus�gebildeten] Grade vorhanden ist. Ganze �rmeecorps sind in Eriegszeiten schon mit dem Fleische pestkranker Rinder ernamp;hrt worden; in dem Be�freiungskriege 1814 und 1815 haben die Truppen der alliirten M�chte Tau-sende von pestkranken Steppenochsen verzehrt, ohne die geringsten Folgen. Wenn es noch des lieweises bedurft h�tte, so wiire Holland jezt im Staude, Tausende von Heispielen f�r die Unsch�dlichkeit pestkranker Kinder aufzu�zahlen. In Schiedam crepirten hei meiner Anwesenheit verh�ltnissm�ssig nur noch wenige Kranke, so dass man Xoth hatte, Obductionen zu machen, weil die Pestkranken schliesslich und gew�hnlich erst im hofiuungslosen Zustande
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geschlachtet und verzehrt worden. Kindtaufen und Ilodizeitcn wurden in den niedorn Volksschichten weit solenner gehalten, weil es grosse und billige Braten von pestkranken Rindern galgt;.
Innerhalb der abgesperrten Seuelienorte und Districte schlachte man das gesunde Vieh aus der N�he der Pest immer weg, und je grosser die Verbreitung der Pest, desto unentbehrlicher ist das Autr�umen des Rindviehbestandes im Seuchenbereiche durch Schlach�ten, Die grossen St�dte sind ganz besonders geeignet, die Rinder�pest durch Fleischconsumtion tilgen zu helfen, ein H�lfsmittel, welches ich der ztir Untersuchung und Tilgung in England ein�gesetzten Commission schon im October 1865 dringend empfohlen habe.
3)nbsp; Die Isolirung. Das Isolirsystera. welches darin be�steht, dass man das gesunde, aber doch der Ansteckung verd�ch�tige Vieh in isolirten SSt�llen unterbringt und beobachtet, also Quarantaine halten l�sst, hat sich nicht bew�hrt; die Tilgung wird unsicher, jedenfalls aber verz�gert und kostspieliger. Dennoch kann es F�lle geben, in denen es zweckmassig ist, dazu zu greifen; ist z. B. eine grosse. Ileerde kaum als verd�chtig zu betrachten, muss man aber dennoch eine gewisse Besorgniss haben, so giebt es nichts Einfacheres und Nat�rlicheres, als dass eine solche Ileerde isolirt und vier Wochen lang beobachtet wird; die Niebterkrau-kung innerhalb vier Wochen beseitigt jeden Verdacht.
4)nbsp; nbsp;Das Abh�uten der get�dteten Thiere. Das Vergraben der get�dteten Thiere mit Haut und Haaren ist nicht unbedingt erforderlich zur Tilgung der Seuche, weil die H�ute sehr leicht zu desinliciren sind;- es empfiehlt sich aber als zweckm�ssig, die get�dteten Thiere, namentlich die kranken mit Haut und Haaren zu verscharren, so lange es sich um eine geringe Anzahl handelt; muss das T�dten aber in grossem Umfange ausgef�hrt werden, hat die Seuche grosse Dimensionen erreicht, dann ist nicht ab�zusehen, warum man dort die H�ute vergraben' und nicht durch Desinfection erhalten will, wo so viele Gegenst�nde desinficirt werden m�ssen. Diellaut hat ungef�hr '/g�Vu- durchschnittlich also etwa '/jq des Wertlies der Thiere, bei einer gr�ssern Anzahl rechnen die H�ute also schon wesentlich mit. So lange man den Peststoff in seinen Eigenschaften nicht n�her kannte, war die Vernichtung der H�ute wie aller K�rpertlieile geboten, so lange wir aber wissen, dass die Haut in einigen Stunden unsch�dlich
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zu machen ist, geh�rt die Vermchtimg der H�ute zu dem ver�schwenderischen Tilgnngsverfahren, das nur bei den ersten und beschr�nkten Eruptionen gerechtfertigt ist.
5) Das Vergraben der gefallenen und get�dteten
Thiere nehst Abf�llen. #9632; Hierdurch kommt der Feststoff noch nicht aus der Welt, im Gegentheil, derselbe wird in dqr Erde viel l�nger conservirt. als irgendwo anders. Hat man daher Gelegen-beit, die Cadaver in chemischen D�ngerfabriken sofort zu ver�nichten oder bei billigem Brennmaterial zu verbrennen, so ist dies unbedingt vorzuziehen. Das Vergraben selbst muss so geschehen, dass mindestens vier Fuss hoch Erde auf die Cadaver zu liegen kommt; die Besch�ttuug mit Kalk ist empfehlenswerth. Brennbare Substanzen � D�nger, Futterreste und Stroh aus den Pestst�llen etc. werden recht zweckm�ssig auf den Cadavem in der Grube verbrannt. Dass die Verscharrung nicht in der N�he von Vieh�st�lleu, Strassen und Weiden erfolgen darf, ist wohl kaum zu er�w�hnen. Die Pl�tze m�ssen in den ersten vierzehn Tagen bis vier Wochen mit Wachen besetzt werden, um das Ausgraben der Ca�daver zur Verwerthung zu verh�ten; nach dieser Zeit verbietet sich die weitere Benutzung von selbst; es gen�gt dann im Allge�meinen die Einz�unung oder Bepflasterung.
Bei diesem Tilgungsverfahren ist die Entsch�digungsfrage noch kurz zu er�rtern. Wo die Test unerwartet auftaucht, kann die Absch�tzung nat�rlich erst immittelbar vor dem T�dten er�folgen, im �ebrigen ist es zweckm�ssig. sie in der N�he der herr�schenden Pest im Voraus vornehmen zu lassen, um zu jeder Zeit nach Maassgabe der Gefahr ohne Zeitverlust t�dten, resp. schlach�ten lassen zu k�nnen. Die Kranken werden, ohne R�cksicht auf die Krankheit nach dem Werthe im gesunden Zustande abgesch�tzt. Bei der Entsch�digung fragt es sich: �wie hoch und woher die Entsch�digung'.-'quot; Dies ist zwar nicht mehr streng technisch, aller doch von Einfluss auf schnelle Tilgung, und deshalb er�laube ich mir einige Worte nach meiner Auffassung der Sache. R�cksichtlich des gesunden Viehs hin ich ganz unbedingt f�r volle Entsch�digung, soweit dasselbe durch Schlachten nicht hat verwerthet werden k�nnen oder d�rfen; ich will hierbei den Rechtspunct gar nicht weiter verfolgen, sondern nur vom technischen Standpnncte aus hervorheben, dass durch sichere Aus�sicht auf vollen Ersatz eine baldige Tilgung erleichtert und ge�sichert wird. F�r Pestkranke bin ich priueipiell auch f�r volle.
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eventuell aber f�r 3j,l AVertlientscliikligung und zwar aus folgenden Gr�nden:'
a.nbsp; nbsp;Es kommt vor, dass in dem einen oder andern Stalle die H�lfte und noch mehr durcliseuclien, und da es sich im Voraus nicht berechnen l�sst, wie gut oder b�sartig die Fest verlaufen wird, so muss man f�r den schuldlosen ungl�cklichen Besitzer auch die g�nstigeren Verh�ltnisse annehmen. Bei einer Entsch�digung von Uj � lJ2 f�r Kranke kann dem Besitzer noch ein directer Schade durch das T�dten der Kranken zugef�gt werden.
b.nbsp; Wird nun auch noch das Abh�uten untersagt, wie es ge�w�hnlich der Eall ist, so verliert der Besitzer auch noch einen Theil des Werthes seiner Thiere im allgemeinen Interesse, denn ihm kann ja durch das Abh�uten weiter keine Gefahr mehr erwachsen.
c.nbsp; nbsp;Die volle Werthentsch�digung ersetzt dem Besitzer doch immer noch nicht den ganzen Schaden durch die Pest; die Des-infection und das l�ngere Wirthschaften ohne Vieh im Stalle bringen immer noch empfindliche Verluste.
d.nbsp; nbsp;Sehr schwer wiegt aber noch der Umstand, dass die volle Entsch�digung auch f�r die Kranken einen m�chtigen Beiz auf den Besitzer aus�bt zur sofortigen Anzeigt;; die Besorgniss, das kranke Vieh zu verlieren und die Aussicht, es durch Anzeige zu retten, ist und bleibt das wirksamste Mittel, die Pest �berall, wo sie auftaucht, schleunigst zu ermitteln.
Die Werthentsch�digimgen in verscMedeuen Staaten.
1)nbsp; Pie�ssen (Viehscuclienpatont 1802. sect;. 120): F�r gesundes Vieh voller Werth, f�r krankes '/s- Nach sect;. 38 des Viehseiichenpateuts ist die Befugniss zum T�dten eine sehr beschr�nkte, sie muss �berschritten werden zur Tilgung; zur Deckung der Kosten durch solche Deberschreitungen haben sich, wenn ich recht unterrichtet hin, Proviuzialvereine oder Versicherungen geb�det, die weitere Entsch�digungen nach verschiedenem Modus leisten.
2)nbsp; Oesterreich: % des Werthes f�r Gesunde und Kranke.
3)nbsp; Baiern (1866), W�rtemberg und Baden (18lt;i7): volle Entsch�digung f�r alle Thiere, die auf amtliche Anordnung get�dtet werden. Bei verschuldeter Einscbleppung und unterlassener Anzeige fallt die Entsch�digung weg.
4)nbsp; Belgien (1S6�): 2/3 des Werthes f�r Gesunde und Kranke.
5)nbsp; Frankreich: 3/4 f�r Gesunde und Kranke.
6)nbsp; England (18(iG): '/'i flaquo;1' Gesunde und 3/4 f�r Kranke. (Wenn weitere Benutzung geschehen kann.)
7)nbsp; Holland (1866): voller Werth f�r Gesunde und 2/3 f�r Kranke.
Auf die Frage, woher die Entsch�digung kommen m�sse, kann ich nur die Auffassung vertheidigen, dass die Rinderpest ein gemeingef�hrlicher Feind f�r das ganze Land ist, der hie und da
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seinen ersten Angriff machen kann, von jedem Punkte ans aber das ganze Land bedmht, und an dessen schnellster T�gung mit
allen Opfern das ganze Land mehr oder weniger betheiligt ist, um die Pest von jedem andern Landestbeile abzuhalten und grosse Verheerungen zu verh�ten, wodurch die Fleischkost f�r Jeder�mann theurer -werden w�rde. Die Rinderpest muss als ein feind�liches Kriegsheer aufgefasst werden; jeder muss zu den Lasten beitragen. Deshalb d�rfte es wohl gerechtfertigt erseheinen, dass die Entsch�digungs-, wie die allgemeinen Absperrungskosten aus den grossen Staatskassen genommen werden. Lies gilt mindestens f�r kleine und mittlere Staaten: in gr�sseren Staaten giebt es auch Gr�nde f�r die Beschr�nkung der Kosten auf die betreffende Provinz.
IV. Desinfection.
Die Desinfection ist der zweite directe Tilgungsact der Pest, der dem ersten, der Beseitigung der kranken und verd�chtigen Thiere als wirkliebe oder pr�sumtive Pestquellen, sogleich folgen und sich auf alle Gegenst�nde ausdehnen muss, die inficirt sind oder sein k�nnen.
Die Desinfection erfordert besondere Sorgfalt, der Peststoff, der ihr entgeht, kann die Ursache von neuen Ausbr�chen werden; eine wirkliebe Tilgung der Pest ist nicht mit dem Todtsohlagen und Vergraben der kranken und verd�chtigen Thiere, sondern erst mit der Vernichtung des Peststoffs in den St�llen, auf den Ge�h�ften, in den Stuben, den Kleiderschr�nken, kurz an allen m�g�lieben stabilen und mobilen Tr�gem erreicht.
Die Desinfectionsmittel sind:
a.nbsp; nat�rliche, d. h. solcbe, durch welche der Peststoff im�mer fr�her oder sp�ter von selbst, ohne Jlinzuthun der Kunst, zerst�rt wird, und die wir schon bei der Betrachtung der Eigen�schaften des C'ontagiums, Capitel 8, in der Luft, dem Aus-trocknen und dem Zerfallen der organischen Substanzen kennen gelernt haben, und
b.nbsp; nbsp;k�nstlich in Anwendung kommende physikalische und chemische Agcntien von speeifischer zerst�render Einwirkung auf das Gontagium. Die bew�hrten, r�cksichtheh des Preises und der Anwendbarkeit zugleich practischen Desinfectionsmittel f�r unsere Zwecke sind folgende:
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1)nbsp; Die Hitze von etwa 40deg; 11 ab.
Siedendes Wasser zerst�rt den Peststoff sicher und findet als Desint'ectiunsnuttel bei vielen Gegenst�nden umsomehi' seine zweckmassige Anwendung, als es immer zur Hand und zugleich ein Reinigungsmittel ist. Die trockene Hitze ist wirksamer durcli das gleichzeitige Austrocknen; eine bis 40deg; 11. erhitzte Luft zerst�rt das Pestcontagium ziemlich schnell. 'Dass durch Ver�brennen und Ausgl�hen alle Contagien sofort vernichtet werden, ist bekannt.
2)nbsp; Chlor.
a.nbsp; nbsp;Chlorgas. Die Entwickelung nach der alten Vorschrift von Guiton Morreau (Kochsalz 3 Th., Braunstem 2 Th. und Schwefels�ure 21/2 Th. mit gleichen Tbeilen Wasser verd�nnt) ist bekannt; eine praktischere Methode ist die Entwickelung aus Chlorkalk und Salzs�ure. Zur starken' Entwickelung in^ leeren R�umen nimmt man auf l Gewichtstheil Chlorkalk 2 Gewichts-theile Salzs�ure und 2 bis 3 Gewichtstheile Wasser; f�r einen Stall von entsprechender Grosse f�r zehn H�upter Eindvieh z. li. ein Pfund Chlorkalk und zwei Pfund Salzs�ure mit zwei bis drei Pfund Wasser; zur schwachen Entwickelung in R�umen, in denen Menschen und Thiere athmen, nimmt man f�r gleich grosso R�ume l!s der Ingredienzen und verd�nnt die Salzs�ure mit der vielfachen Gewichtsmenge Wasser.
b.nbsp; nbsp; Chlorwasser. Zur Desinfection lebendiger Thiere na�mentlich geeignet; des Preises wegen weniger gebr�uchlich; daf�r aber ist
c.nbsp; nbsp;der Chlorkalk ein vorz�gliches praktisches Mittel zur Desinfection des Holzwerks, der Stallw�nde, Eussh�den etc. Auf ein Pfund Chlorkalk 24 Pfund oder 1 Eimer Wasser giebt eine wirksame Mischung.
d.nbsp; nbsp;Das unter chlorigsaure Natron. Nach Einigen soll dieses Pr�parat Vorz�ge vor dem Chlorkalk haben, was in R�ck�sicht darauf anzuerkennen ist, dass es seine Wirksamkeit nicht so leicht verliert, als der Chlorkalk. Es wird in Wasser gel�st unter dem Namen Bleichwasser (Eau de Javelle) angewandt; durch Zusatz von etwas Kochsalz soll es an Wirksamkeit gewinnen.
Dr. Clemens hat sein Desinfectionsmittel, die Chlorknpfer-D�mpfe und den Ghl�rkupfer-Splritus j�ngst auch hei der Rinderpest empf�hlen. C. Augs-burger Mg. Zeitung 1867 Nr. 152. Die desinficirende Wirkung dieses Mit�tels ist auf das Chlor zu reduciren, der Gehalt am Chlor ist aber so gering
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und das Mittel so theuer, (lass es f�r ilie Viehstiillo weiter nicht in Betracht kommen kann.
3)nbsp; Sclrweflige S�ure.
lu Wasser gel�st zum Waschen etc., als Gas in Stallmumen, durch Verbrennen des Schwefels entwickelt, zweckm�ssig.
4)nbsp; Kali-, resp. Natronlaugen.
Die Lauge ist ein vorz�gliches Reinigungsmittel, und hier-ilureli. zugleich aber auch durch die chemische Einwirkung auf den Ansteckungsstoff ein wichtiges, unentbehrliches Desinfections-mittel. Die Kalilauge bereitet man am zweckm�ssigsten und bil�ligsten , wenn man Vo Pfund Pottasche mit 'f.' Pfand KaJkhydrat gemengt in einem Eimer voll heissen Wasser einr�hrt, das Auf�r�hren einige Mal wiederholt und absetzen l�sst. Bei Natronlauge muss statt Pottaseiie Soda genommen werden, jedoch auf ^ Pfund �Kalkhydrat 1 Pfund Soda u. s. w.
5)nbsp; Die Theerproducte der trocknen Destillation. Carbol- oder Phenyls�ure, phenylsaures Natron, phenylsaurer
Kalk, Kressyls�ure, Kreosot etc.; in neuerer Zeit besonders als Desinfectionsmittel empfohlen. Croker will durcli praktische (?) Versuche die Carbols�ure am wirksamsten gefunden haben. Ich habe Desinfectionsversucbe mit Rotzmaterie angestellt und die Carbols�ure wirksam befunden; ob sie auch bei dem Pestcontagium eine entschiedenere Wirkung hat, oh alle die genannten Producte der trocknen Destillation ebenso gute Anticoutagien als sie Anti-septica sind und das Chlor ganz ersetzen k�nnen, dar�ber fehlen noch die Erfahrungen.
(Jeber diese k�nstlich zur Anwendung kommenden Desinfectionsmittel gehen gegenw�rtig die Ansichten und Behauptungen weit aus einander, was der Kino r�hmt, das verwirft der Andere, und so weiss Niemand, der nicht an seinen eigenen Erfahrungen ein festes Fundament gewonnen hat, so recht, was er glauben und thun soll. Die Ursache dieser Zerfahrenheit liegt einmal in der Neigung, alles Neue mit grosscn Hofinungen aufzunehmen, es auf Kosten des Alten zu r�hmen und ohne exaete, d. h. in jeder Beziehung ein�wurfsfreie Versuche und klinische Beobachtungen als unreife Fr�chte in die Oetfentlichkeit zu bringen, vor allem aber darin, dass man bei der Desinfec-tion ganz heterogene Dinge confundirt und so auf dem Wege der theore�tischen Deduction zu ganz falschen Kesultaten kommt. Man h�lt F�ulniss, Luftvcrderbniss durch h'�ulnissproducte und Contagium nicht aus einander, alle hiergegen in Anwendung kommenden Mittel nennt man Desinfections�mittel. Der vage Begriff von Desinfection tr�gt die Schuld ; dem Chemiker ist diese Confusion deshalb nicht zu verargen, der Mediciner aber muss sichten.
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or darf ilio Mittel nicht f�r Zerst�rongsmittel der Coutiigien halten, weil sie die Gahruiig-, F�ulniss hemmen odor weil sie die Luft von F�ulnissprodacten befreien, die Luft reinigen. Nur in den F�llen, in welchen durch die Zersetzung ein wirkliches Contagium producirt wird, kann das antiseptische Mittel zugleich das anticontagi�se sein; ob es snlclie F�lle giebt, kann ich hinsichtlich der Contagian derllausthiere nicht best�tigen; nach Pettenkofer soll dies hei der Cholera sosein; die Cholera^Ausleerungen sollen im frischen Zustande nicht an�stecken, sondern erst, nachdem sie in eine alkalische G�hrung, in F�ulniss abergegangeu sind, und deshalb sind denn alle die Mittel, welche diese Zer�setzung verhindern, die Aborte geruchlos machen und erhalten, bei der Cho�lera wirkliche Desinfectionsmittel. Dem mag sein wie ihm wolle, so viel steht fest, dass das ansteckende Agens der Rinderpest nicht das Product einer F�ulniss ist, dass deshalb die antiseptischen Mittel noch nicht nothwomlig auch Desinfectionsmittel sind.
�Das alte ber�hmte und bisher auch allgemein gebr�uchlich gewesene Desinfectionsmittel bei allen Contagien, das Chlor, ist jetzt vielfach angegrif�fen worden, aber mit Unrecht; die erste Veranlassung dazu war eben die, dass.es bei vergleichenden Versuchen F�ulnissprocesse weniger hemmte, �ble Ger�che nicht so fortnahm, als manche andere Mittel. In der thieriirztlichen Veit ist es neuerdings von E. Husson*) als ein unsicheres Desinfections-mittel bezeichnet worden, wobei derselbe als erwiesen hinstellt, dass es das Rotz- und Wuthcontaginm. nicht zerst�re. Mir ist von diesem �Erwie�sen seinquot; nichts bekannt; bei dem Rotzcontagium kann ich entschieden das Gegentheil behaupten; ausserdem muss ich gestehen, dass ich bei allen an�steckenden Thierkrankheiten, wo ich es als , Desinfectionsmittel angewandt, noch nie Gelegenheit gefunden habe, es als ein unzul�ngliches Desin�fectionsmittel kennen zu lernen. Bei einem in Dorpat bei der Rinderpest an�gestellten Versuche**) gen�gten die Guiton Morveau'schen D�mpfe, zw�lf Stunden lang im Stalle gehalten, nicht zur g�nzlichen Desinfection. Dass dieser Erfolg nicht gegen die desinficirende Wirkung des Chlors zeugen kann, bedarf f�r den Sachverst�ndigen quot;keiner Erl�uterung, dass hierdurch nicht W�nde, Fussboden, Decke etc. desinficirt werden k�nnen, l�sst sich leicht begreifen.
unter allen chemischen Dcsinfectionsmitteln bei den Contagien m�ssen wir das Chlor immer noch an die Spitze stellen, und vor allem muss man sich h�ten, auf Empfehlungen, die oft nicht ohne kaufm�nnische Motive im Hintergr�nde sind, und auf unvollkommene Beobachtungen hin, die neuen Mittel mit Hintenansctzung der alten bew�hrten anzuwenden, wovon die Fol�gen so bedeutungsvoll werden k�nnen, wie bei der Rinderpest.
Die Wirkungsweise der Anticontagia kennen wir nicht, weil wir das Contagium selbst nicht anders, als aus seiner Wirkung kennen; wenn man daher aus dieser oder jener chemischen Eigenschaft ein Mittel zu den Dcs�infectionsmitteln rechnen will, so ist das reine hypothetische Theorie. Unsere
*) L'art medicinal interet sociaux scientifiques et professioneis 1867, p. 56.
**) Magazin von Gurlt und Hartwig. Bd. 26, S. 110.
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Anticoutagia k�nnen wir mir auf empirischem Wege finden, wir k�nnen uns durch die bekannten cheniischen Eigenschaften nur leiten lassen, mit diesem oder jenem Mittel y.n experinientiren.
Die besten Desinfectionsmittel bleiben �brigens erfolglos, wenn sie nicht mit Umsieht und Sachtenntmss angewendet werden, von dem Desinfectionsverfahren h�ngt die Tilgung der Rinderpest im�mer wesentlich mit ah, deshalb hier noch einige allgemeine Regeln.
1)nbsp; nbsp;Man beginnt mit der Entfernung, resp. Vernichtung aller Gegenst�nde, die schwer zu desintieii-en oder einer m�hevollen Des-infection nicht werth sind. D�nger. Ifeu und Stroh, sowie alle werthlosen Stallutensilien und andere Gegenst�nde von Holz ete. werden am besten verbrannt; der Bofd�nger wird auf die Felder gebracht, ausgebreitet und vor acht Tagen nicht quot;unterge�pfl�gt; bis dahin m�ssen nat�rlich alle Wiederk�uer von solchen Feldern abgehalten werden, sei es auch durch eine besondere Wache. Durch sofortiges Unterpfl�gen, wie gew�hnlich vorge�schrieben, wird der Peststoff immer auf l�ngere Zeit couservirt und der Zweck, den D�nger sofort unsch�dlich zu machen, selbst bei dem sorgf�ltigsten Unterpfl�gen doch nicht erreicht.
2)nbsp; Nach dem Aufr�umen die Reinigung im weitesten Umfange, am besten mit Kalilauge.
Von nicht soliden W�nden und Decken muss selbst die obere Schicht abgehauen werden; ist der Fussboden nicht �impermeabel, so ist er aufzunehmen und die Erde bis '/a r,lss ''L,1 zu ontfernen.
3)nbsp; nbsp;Hierauf kommen die eigentlichen Desinfectionsmittel in Anwendung und zwar in folgender Reihenfolge:
a.nbsp; nbsp;Zuerst die Gase, am besten das Chlurgas bei innigem Ver-schluss des Stalles auf 12�24 Stunden. Es handelt sich hier keineswegs um die Desinfection der Luft, diese desinfleirt sich beim Pestcontagium immer selbst, sondern um das Hineintreiben des gasf�rmigen Zerst�rungsmittels in alle Oetfnungen. Engen und Poren.
b.nbsp; nbsp;Darauf lassen wir das nat�rlichste und speeifischeste Desinfectionsmittel, die Luft, einwirken, die aber ihre Wirkung am Tollkommensten aus�bt, wenn sie in Bewegung gesetzt ist, deshalb Luftzug. Dieses Ausl�ften muss mindestens acht Tage dauern , je l�nger aber, desto besser. In feuchten St�llen kann, wenn die Beschaffenheit derselben es gestattet, ab und an Feuer angemacht' werden. um das Austrocknen zu f�rdern, zumal wenn
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eine huldige Besetzung erfolgen soll; das Austrocknen ist von sicherer und sclmeller Wirkung, deshalb sehr zu empfehlen.
c. Zuletzt kommen die fl�ssigen Desinfectionsmittel, das �eber-sp�len und �eberstreiehen mit Chlorkalk oder unterchlorig-saurem Uatron oder Carbols�ure, carholsaurem Kalk etc. in An�wendung.
4) Nach den Chemikalien, am Schltiss die Restauration des Stalles etc., die Wiederherstellung des Fussbodens, die Ueber-tiinchung der W�nde und Decken mit Kalk etc. nach baulichem Bed�rfoiss; etwas specifisch Wirksames liegt hierin nicht.
Auf diese Reihenfolge im Des infection sverfahren lege ich ein grosses Gfewicht hier, wie bei allen Desiniectionen; ich hebe dies besonders hervor, weil so oft planlos und verkehrt ver�fahren und alles von den Mitteln allein verlangt wird. Es han�delt sich nun noch um einzelne besondere Gegenst�nde.
Die De sin fection der thierischen Rohproducte. Das Fleisch verliert seine Anstecknngsf�higheit durch Einsalzen und durch R�uchern; H�ute. Homer, Klauen k�nnen durch die er�w�hnten Chemikalien in fl�ssiger Form, selbst schon durch Kalk und Kochsalz desinficirt werden: daneben haben wir an der Hitze von 4U0 R. ab, sowie an dem Austrocknen und R�uchern ebenso bequeme, als sichere Desinfectionsmittel.
Solotowsky*) stellte mit H�uten von pestkranken Bindern vefschiedene
Versuche an, die Resultate waren:
1)nbsp; Hautst�cke, die 48 Stunden bei 40deg; R. in einer Badstube aufgeh�ngt und (lenmiiehst vier Eindem drei Tage lang zum Beriechen vorgelegt worden waren, steckten nicht an, ebenso steckten
2)nbsp; Hautstacke, die bei 30 0 K. vier Tagraquo; in der .Badstube getrocknet waren, und
3)nbsp; eine Haut, die 48 Stunden in Kalkwasser gelogen hatte, nicht an:
4)nbsp; dagegen wurden vier Rinder durch llautst�ckc augesteckt, die 24 Stunden in Aschenlauge gelegen hatten.
In den beiden Imiitinstituten in Boudarewka und am Sabnysche wurden von 1861�1863 verschiedene Desinfectionsversuche mit den H�uten nach Anleitung der Commission**) angestellt.
1) Mit Aschenlauge: � 4 Pfund Asche von Steppenkriluteni und ll2 Pfund Kochsalz auf 1 Eimer Wasser �. Hautst�cke, die 7 Tage in dieser
*) Livl�ndor Jahrb�cher der Landwirthschaft, neunte Folge. Bd. 13, 11. 3. Dorpat 1859.
Ein Auszug in der Vierteljahrsschrift f�r Yeterm�nuedicm. Bd. 10. II. 1, S. 22. 1861.
**) Coiniite-Rendii etc. Petersburg 18�(j, pag. 274.
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Lauge gelegen hatten, und in Streifen geschnitten in Form eines Haarseils unter die Haut gebracht, steckten nicht an.
2)nbsp; nbsp;Mit Kalkmilch: 1�2 Pfand frisch gel�schten Kalk auf 1 Eimer Wasser�. Frische H�ute und solche, die 4�C Tage in einem Schuppen auf�bewahrt worden waren, wurden, nachdem sie 1 und 2 Tage in der Kalk-losnng gelegen hatten, den Versuchsthieren zum Beriechen und Belecken tagelang vorgelegt* zum Theil wurden auch St�ckchen in Form von Haarseilen unter die Haut gebracht, olrae dass Ansteckung erfolgte.
3)nbsp; Mit The er; Ein Streifen Haut, drei Tage in Thoer gelegen und in Form eines Haarseils unter die Haut gebracht, stockte nicht an.
4)nbsp; Mit trockner Warme: a. Ein Hautstilck, ausgebreitet 24 Stunden an einem heissen Ofen getrocknet, in Streifen geschnitten und unter die Haut gelegt., steckte nicht an. b. Eine frische Haut, 24 Stunden in einer Badstube bei 40deg; R. aufgehangen und darauf der Luft ausgesetzt, steckte nicht an.
5)nbsp; Mit kochendem Wasser; Ein frisches Hautst�ck in kochendes Wasser gethan, 24 Stunden darin belassen (ob best�ndig erhitzt?) steckte nicht an.
(i) Mit.einfach getrockneten H�uten: 4�35 Tage alte getrock�nete H�ute steckten nicht au.
7) Eine Haut, zwei Tage lang zusammengerollt aufbewahrt, zerschnitten und in St�cken zehn Tage einer Frostk�lte von 32u R. ausgesetzt, steckte nicht au.
Die Versuche wurden controlirt durch Impfungen mit .frischen St�cken von den Versuchsh�uten und durch sp�tere Ansteckungsversuche bei den Versuchsthieren, so dass sie als exact zu betrachten sind.
Mensclien und Kleidung. Die Menschen: durch Waschen der H�nde und Reinigen der Fussbekleidung mit verd�nntem Chlorwasser, durch Chlorr�ucheriiugcii in einem abgeschlossenen R�ume � Zimmer, Stall, Bretterbude �. mindestens eine viertel Stunde lang; zweckm�ssig sind Oefinungen in einer Bretterwand, um mit angelehntem Gesichte frische Luft athmen und so durch st�rkerer Gasentwickelung schneller und sicherer desinficirt wer�den zu k�nnen. Kleidungsst�cke, wollene Stoffe, Reiseetfecten und andere Gegenst�nde, an denen das Contagium haften kann, werden in denselben oder besondem R�umen auf ein Stangengestell geh�ngt, und die Chlord�mpfe darunter m�glichst stark entwickelt. Ist Gelegenheit gegeben, die Gegenst�nde einer hoher Tempera�tur bis 400 R. in geheitzten R�umen auszusetzen, so wird dadurch jedes andere Mittel �berfl�ssig.
Lebendige Thiere werden am einfachsten mit L�sung von Chlorkalk oder unterehlorigsaurem Natron (1 Th. auf 20 Th. Wasser) gewaschen und geb�rstet, wobei die Klauen sorgf�ltig gereinigt werden m�ssen.
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Capilcl 12. Behandlung und Impfung.
Behandlung.
Die Behandlimg der Rinderpest ist ganz unvertr�glich mit der Tilgung durch die Keule; wo diese ausgef�hrt werden soll, da muss man auf jene verzichten. Die praktische Frage ist hier aber, ob �berhaupt und unter welchen Umst�nden eine therapeu�tische Behandlung der Pestkranken zul�ssig sein kann. In dieser Beziehung sind zwei Thatsachen hervorzuheben, einmal, dass die Behandlung der Pestkranken bis jetzt noch keinen Erfolg gehabt hat, dass wir noch heute mit Loriuser sagen m�ssen: �Fast der ganze Arzneischatz und Unz�hliges, was die blinde und vern�nf�tige Empirie ersinnen und der Aberglaube darbieten konnte, ist ersch�pft worden ohne Erfolgquot;, und zweitens, dass die Gefahr der Verschleppung bei der Behandlung sehr gross ist. Die Verbrei�tung der Rinderpest bei der Behandlung und selbst durch dieselbe ist so entschieden und so weitgreifend, dass selbst bei gewissen gl�cklichen Erfolgen der Schaden durch Verschleppung die er�reichten Vortheile doch weit �bertreffen w�rde und eine kunst�gerechte Behandlung nur dann wirklichen Vortheil bieten k�nnte, wenn es sichere oder doch ziemlich sichere S2)ecifische Heilmittel g�be, die wir aber bis Jetzt nicht haben. Die thier�rztliche Be�handlung der Rinderpest ist somit zur Zeit noch gemeingef�hrlich, sie kann deshalb von Staatswegen nicht zugegeben werden. Es kann jedoch ausnahmsweise F�lle geben, in denen diese grosse Gemeingefahr wegf�llt, und dann nat�rlich f�llt auch der Grund fort, die Behandlung zu verbieten; solche F�lle sind gegeben, wenn ein grosser District so verseucht ist. dass man auf die directe Tilgung durch die Keule verzichtet und sich auf Absperrung des ganzen Seucheterrains beschr�nkt. In L�ndern, wo die Rinder�pest eine mehr stehende Seuche ist und bald in diesen, bald in jenen Districten herrscht, wie z. B. in manchen russischen Gou�vernements und angrenzenden L�ndern, ist namentlich geeignete Gelegenheit zur Behandlung gegeben, und die Benutzung solcher Gelegenheit zu Heil versuchen mit gewissen Mitteln und Methoden im Interesse der Ileilwissenschaft ist sehr erw�nscht.
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F�r solche Heilversuclie l�sst sich keine Vorschrift weiter geben, als einige di�tetische riegeln auf Grund der heilsamen a�ssem Einfl�sse (cf. S. 22), die sich bei der Beobachtung des Verlaufs der Rinderpest unter verschiedenen Verh�ltnissen herausgestellt haben und die nach den bekannten pathologischen Processen und Zust�nden auch ganz rationell sind. Wir wissen, dass die Rinderpest unter gewissen Verh�ltnissen einen gefahrlosen Aburtivverlanf annimmt, und hierin liegt gerade ein Fingerzeig, class durch �ussere di�tetische Einfl�sse viel geleistet werden kann. Die di�tetischen Grundregeln sind:
1)nbsp; nbsp;G�nzliche Entziehung fester Futterstoffe von der ersten Spur der Krankheit an bis zur Genesung; auf der H�he der Krankheit versagen die Patienten von selbst jede Nahrung, an�f�nglich aber nicht, und bei leichtem Verlauf besteht immer etwas Appetit: bei nicht t�dtlichem Verlaufe ist das fr�here Wieder�kehren des Appetits, ehe die Verdauungsorgane wieder im Stande sind, ihre Function anzutreten und die mechanischen Einwirkun�gen des aufgenommenen Futters zu vertragen, oft Ursache von gefahrvollen Verschlimmerungen, wenn die Futterentziehung unbe�achtet bleibt.
2)nbsp; nbsp;Verabreichimg schleimiger und nahrhafter Getr�nke nach Bediirfniss; Mehlsubstanzen, am besten gekocht, Milch, rohe Eier etc.
'3) Frische Luft, Warmhalten und Vermeidung der N�sse: hei milder Witterung ist der Aufenthalt im Freien am zutr�glichsten; die Ausd�nstungen der Kranken wirken sch�dlich zur�ck; je mehr Kranke in einem Stalle, desto weniger g�nstig der Verlauf.
�eber das therapuntische Heilverfahren l�sst sich gar keine Andeutung gehen: h�chstens kann man auf Grund der Erfahrung,
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�fc #9632;
dass die �ussere Haut mit zu den Theilen geh�rt.
denen die
Rindcrpestprocesse sich gern etabliren, nnd die exanthematische Form zu den weniger schlimmen geh�rt, sowie auch auf Grund des pathologischen Befundes einige; Andeutungen �ber ein ratio�nelles PaUiatiwerfahren machen, und in dieser Beziehung m�chte ich auf die derivatorische (hautreizende) und deckende, einh�llende Curmethode aufmerksam machen. Es d�rften in dieser R�cksicht Versuche mit reizenden Einreibungen an der Bauchwandung mit Ter�pentin�l und darauf folgenden nassen Umh�llungen (um zugleich eine diaphoretische Wirkung auszu�ben), innerlich mit schwachen L�suu-
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gen von Argentum nifricnm � etwa )j � 3j pro Tag in zwei
Dosen mit zwei Pfund reinem Regenwasser � zu empfehlen sein.
Eine so durchaus speeifische Krankheit, vie die Binderpest,
verlangt ihre speeifischen Heilmittel, und solche sind uns zur Zeit unbekannt. Bei den Heilversuchen heisst es hier so recht eigent�lich �Probiren geht vor Studirenquot;; denn es giebt �ber das Heil�verfahren bei der Rinderpest noch nichts weiter zu studiren, als class alle bisher ger�hmten, empfohlenen und versuchten Mittel und Methoden noch durchaus erfolglos gewesen sind, selbst das einst so ber�hmte Pessina'sche Mittel*), die eisenhaltige Salz-, s�ure nicht ausgenommen. Auch bei der in Holland und England in j�ngster Zeit verfolgten Behandlung der Pestkranken ist mau schliesslich wieder zu dem alten Ergebnisse gekommen, dass von den behandelten Pestkranken, gleichviel, welche Mittel in Anwen�dung gekommen sind, durchweg ebensoviel und oft noch mehr gestorben sind, als von den Nichtbchandelten.
1) Einfluss des Futters nach dem 3. Bericht der englischen Commission.
Art der Fttttenmg.
, Zahl der : Genesen behaadel- nadh Pro-tenTMere. centen.
73,9
57,5 22,2
13,5
Thiere von Il�uslera mit Mischfutter gef�ttert.....
95
Gr�ssere Viehstilnde w�hrend derGeuesungmitTrocken-
105 303
futter gefuttert.....................
Thiere, gef�ttert mit Mischfutter und Heu.......
Thiere, gef�ttert mit Trockonfiitter und mit Arznei- !
mittein behandelt....................i 310
2) Erfolg der Behandlung.
Qegen 10,000 wurden mit verBchiedenfiD Mitteln behandelt, dabei genasen 26,25 pCt, Das Ver-b�ltniss war ziemlich dasselbe bei jeder Art der Behandlung.
Beliamllungswelse.
Zahl der | Nach Procenten behandel- - -tenTMere. genesen.
Antiphlogistische Behandlung.....
Tonische und stimulirende Behandlun Antiscptische Behandlung Specifiscbe Behandlung
*) Anleitung zur Heilung der Rinderpest mit der eisenhaltigen Salz�s�ure 1812.
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Impfung.
Die Impfling der quot;Rinderpest ist im vorigen Jahrhundert erfanden Morden und aucli zu hohem Ansehen gekommen, w�hrend sie in diesem Jahrhundert
wenig beachtet worden und jetzt � abgesehen von Rassland � so ganz in den Hintergrund getreten mid imangewandt geblieben ist. Wie eigenth�mlich dies nun auch erscheinen mag, so ist es doch vullkoramon darin begr�ndet, dass dielmpfung uns nicht mehr das leistet, was sie im vorigen Jahrhundert geleistet hat, weil #9632;wir bessere Schutz- und Tilgungsmittel haben und die Im�pfung eben �berall weichen muss, wo und wenn diese bessern Mittel durch-#9632;fQhrbar sind. Zwei Umst�nde f�hrten im vorigen Jahrhunderte zur Einimpfung der Binderpest, einnud die Entdeckung der Ansteckungsf�lligkeit und weiter�hin die Erfahrung, dass die durchgeseuditen Kinder spater von der Binder�pest nicht wieder befallen werden, und zweitens die Erfindung der Vaccination, wodurch die gef�hrlichen Blattern des Menschen aufh�rten, eine gef�rchtete Krankheit zu sein. Dies f�hrte nmsomehr zu Impf versuchen bei der Kinderpest, als diese seit Eamazzini mehrseitig f�r eine Pockenkrankheit gehalten wurde. Die so zur Anwendung gekommene Impfung wurde aber nicht etwa durch besonders gl�ckliche Erfolge hochgebracht, diese hatte man nicht nur stellenweis, sondern durch verschiedene, namentlich aber durch folgende Umst�nde:
a. die allgemeine Verbreitung der Binderpest in ganz Kuropa und die h�utige Wiederkehr in L�ndern, wo man die Verluste kaum �berwunden hatte, so dass man �i der zweiten H�lfte des achtzehnten Jahrhunderts in vielen, wenn nicht in allen Gegenden zu der Ansicht gekommen war, dass die Rin�derpest, �das herumgehende Viehsterbenquot;, eine f�r die Dauer nicht tilgbare und insofern eine bleibende Krankheit sei;
b.nbsp; nbsp;die Kathlosigkeit bez�glich der Tilgung und die Meinung, dass es gar keine Tilgungsmittel gebe; die eingebildete Selbstentwickelung war immer noch ein Hemmschuh f�r eine weitere Entwickelung des Schutz- und Tilgungs�verfahrens : und
c.nbsp; endlich die geringem Verluste bei der Impfung im Vergleiche zu dem sonst so m�rderischen Verlaufe der Pest; dabei tauchten auch noch einzelne ganz besonders g�nstige Resultate auf, die immer wieder von Neuem da er-nmthigten, wo man die Impfung wegen der eingetretenen Verluste schon wie�der hatte fallen lassen.
Wie bei den Blattern, so hat auch bei der Rinderpest die Einimpfung zuerst in England stattgefunden, nach Angabe von Camper und Erxleben hat Dodson die ersten Impfversuche gemacht, um einen mildern Verlauf zu erzielen. K�ltere Angaben fehlen uns, nur in dem Hamburger Correspondent ten 1755 Nr. 13 ist die gute Wirkung der Rinderpest-Impfung in England ge�r�hmt. Im Braunschweigschen wurden schon 1741! bei 19 und 1760 hei 12 H�uptern Impfversuche angestellt, von denen 15 starben; es heisst deshalb in den Nachrichten*), dass bei der Impfung eben so viel sterben, die Seuche
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*) Versuch einer n�hern Erkl�rung der Ilornvielisettche nebst einigen Nachrichten �ber die Einimpfung derselben. Braunschweig 1763.
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aber abgek�rzt werde, was man schon sehr richtig als einen llaiiptvortheil hervorgcliobeii hat. Ernstlicher und nachhalliger aber wurde die Impfung etwas sp�ter in Holland unter Camper's Einfiuss verfolgt. Der Anfang war selu' ung�nstig; drei Holl�nder (Koseinanu, Kool und Tock) hatten (1755) 17 H�upter geimpft und davon nur drei erhalten; dies schreckte die Holl�n�der nicht ab, weil es mit der Pockenimpfang anf�nglich auch nicht gut ge= gangen war, und als die Pest 1768 wieder sehr verheerend auftrat, wurde die linpfmig fortgesetzt und zwar mit zufriedenstellendem Erfolg, denn man ver�lor mir die H�lfte , w�hrend die nicht geimpfte Hindertest durchschnittlich dreiviertel fortraftte. Camper reranlasste Versuche auf Vereinskosten und verfolgte dabei die erste Idee einer Schutziiiipfung bei den K�lbern, nicht allein wegen eines mildern Verlaufs, sondern baupts�cldich, weil die K�lber weniger Werth haben, durch todtgeimpfte K�lber weniger verloren, als in den diirchgeseuchteu gewonnen werde durch die Sicherheit gegen die Kinderpest. Die Impfungen hatten besonders bei K�lbern von durchgeseuchteu M�ttern sehr guten Erfolg; diese Impflinge erkrankten so gering, dass man �ber ihre Erkrankung oft zweifelhaft blieb; von 120 gingen nur �U verloren. Die nie�derl�ndische Gesellschaft zur F�rderung des Ackerbaues setzte, durch diese g�nstigen Besultate veranlasst, sogar 1778 einen Preis von 40 holl�ndischen Ducaten f�r Denjenigen aus, welcher die meisten K�lber von durchgeseuchteu K�hen mit dem besten Erfolge geimpft hatte. G. KeInders im Gr�ning-schen, der 4!)9 K�lber mit gl�cklichem Erfolge geimpft hatte, wurde der Preis zuerkannt; ein zweiter Preis von MO holl�ndischen Ducaten wurde anderwei�tig f�r die [mpfting von 31 K�lbern bewilligt. Die fortgesetzten Versuche in Holland und Camper's unerm�dliche Th�tigkeit gaben Veranlassung, die Impfung in Xorddeutscbland und D�nemark weiter zu verfolgen.
Sein- g�nstige Erfolge wurden in Mecklenburg erzielt. Der Kammer-junkei v. B�low impfte in den J�hren 1777�1778 im Ganzen 177 H�upter, von denen 135 genasen, v. 0erzen*) folgte 1778 nach, impfte seine gesunde* Ileerde (erste Pr�caiitionsimpfiing); es folgten andere Gutsbesitzer und so wurden bis 1779 an souchenfreien Orten in Mecklenburg-Schwerin -'5806 Halbs�ter geimpft, von denen 341 gefallen sind. Auf Empfehlung der Impfung von der Regierung (durch Patentverordnung vom 26. Januar 1779) sind im Meck-lenburgscben nachweislich �berhaupt 4075 H�upter geimpft worden, von denen 438 gestorben sind.
Diese Erfolge waren anregend f�r alle n�rdlichen Staaten, in denen die Pest herrschte, D�nemark ordnete zum zweiten Male die Impfung an; die erste Impfung halte bereits 1770 und 1771 auf der Insel Avnoe an der s�d�lichen K�ste von Seeland bei 390 H�uptern unter der Leitung Oeder's von dem Wund�rzte Witer stattgefunden, von denen nur 277 erkrankt und 45 ge�storben waren. In Langeland wurden 703 St�ck mit 236 St�ck Verlust und in Laaland 168 St�ck mit 103 St�ck Verlust geimpft. Durch diese ung�nsti�gen Besultate sah sich die d�nische Regierung veranlasst, die Jinpfung wieder aufzugeben und das T�dten der Pestkranken anzuordnen,
*) Oefl'entliche Bekanntmachung der nunmehr sattsam erprobten und in Mecklenburg allgemein gewordenen Inoculation der Rindviehseuche etc. 1779.
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In Preussen wurde dagegen in Folge der g�nstigen Erfolge in Pommecn und in der Kurmark, wo von 620 Impfiingeu 71 und von 124 nur 15 gestor�ben waren, (inivli cine Cabinetsordre 17.S1 die Impfung mit gewisser Ein-scliriuiknng r�cksichtlich der Verbreitung gestaltet. Im llolsteinseheu wurden 4y() St�ck mit .r'G St�ck Verlust eingeimpft.
Auch im Ilannoverseheii wurde die Impfung lebhaft betrieben; Ker�st! ug, der damalige Director der Thierarzneischule zu Hannover, wurde 1779 von der Regierung nach Mecklenburg und zum Grafen Bernstorff in Gartow (im L�neburgschen) geschickt, um sieh �ber die Impfung /.u orientiren. In Gartow waren sehr gute Impfanstalten hergerichtet und in Zeit von etwa vier Wochen (vom November bis December i779) wurden in K. Anwesenheit allein liraquo;;5 St�ck mit einem Verluste von nur 7 St�ck geimpft. Hierauf impfte Ker-sting selbst im Hoya'schen einegrosse Anzahl, nach Walz Angabe*) .'5J()0 St�ck, von denen etwa Vi starben. Kerstiug's Bericht au die hannoversche Regie�rung vom 7. August 1780 nebst Anweisung, wie die Impfung der Rinderpest zu verrichten und was bei der Erkrankung zu beobachten sei **), giebt Zeug-niss von umfangreichen und scharfen Beobachtungen.
Im Ganzen sind bis zu Ende des vorigen Jahrhunderts in Norddeutsch-laud ungef�hr �UCO H�upter mit circa 16 Proceut Verlust geimpft worden.
im gegenw�rtigen Jahrhundert wurden aussei' �ussland nur noch ein�zelne umfangreichere [mpfimgen vorgenommen; in Preussen 1801 von Sick bei 68 H�uptern, von denen 45 starben; im Oesterreichischen sind geimpft:
In Galiziwi von Laurenzer:
1827 57 H�upter mit 50 H�uptern Verlust;
1820 119 H�upter russisches Steppenvieh mit 14 H. Verlust;
183!) 54 Haupter mit 5 H. Verlust.
In Ungarn:
1847 von Dr. Barach 2500 11. mit 75 H�uptern Verlust und von Belli 328 H�upter mit 11 H. Verlust.
Hiermit schliesst die alte Geschichte der Noth- und Pr�cautionsimpfnug. � Von Neuem hat die Impfung als Schutzimpfung, d. b. um das Auf�treten der Rinderpest fortdauernd durch Impfung zu verh�ten . in Russland auf Anordnung der kaiserlichen Regierung begonnen. Der Urheber davon ist Jessen.
Die erste Idee zu solcher Schutzimpfung ist von Camper ausge�gangen, durch Pr�mien f�r die Impfungen bei K�lbern sollte sie in Holland eingef�hrt werden, weil man die Rinderpest f�r eine bleibende Seuche hielt. Selchow sagt in seiner, allen Potentaten gewidmeten Brosch�re von 1779, dass die Rinderpest durch Impfung vollst�ndig zu tilgen sei. Walz***) spricht sich f�r eine allgemein einzuf�hrende Schutzimpfung in den L�ndern aus, wo eine Selbstentwickelung vorkommt. Viborg hat sich einige Jahre sp�ter in demselben Sinne �ber die Impfung der Rinderpest ge�ussert
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*) Untersuchung �ber Natur und Behandlung der Rinderpest ISOquot;. S. 149.
**) Magazin von G. u. St. Bd. 24. S. 9. ***) 1. c. sect;. 82.
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Jessen hat schon 1834*) den Wunsch ausgesprochen, dass in den Steppen-l�nderu ausgedehnte Versuche �ber die Ausf�hrbarkeit einer fortdauernden Schutzimpfang bei K�lbern angestellt werden jn�chten. Spinola**) hielt eine Art SchutzimpAing in den russischen Steppen vielleicht f�r ausf�hrbar; ich seihst habe froher***) eine Schntz�npfang f�r die russischen Steppen als sehr heuchtensweitli empfohlen.
1852 trat Jessenf) entschieden mit der EinfOhrung der Schutziinpfung :ils Ausrottungsmittel der Binderpest in Kussland hervor; in Folge dessen gab die kaiserliche Regierung 1853 Veranlassung zur Anstellung von Impf�versuchen.
Die Resultate der so an verschiedenen Orten des Reiches angestellten Versuche waren sehr verschieden, die kaiserliche Regierung setzte deshalb 1858 ein Ccunite ein, unter dessen Leitung die Rinderpest-Impfungen in be-timmten Anstalten noch drei Jahre fortgesetzt werden sollten. Uns Comite konnte seine Thiitigkeit erst 18(10 beginnen; es wurden zwei Impfinstitute, eines iu llondarewka. Gouvernement Cherson in der N�he von Nikolajew und eins im Gouvernement Orenburg am Flusse Salmyschc eingerichtet, und dem Comite j�hrlich 10,000 R. f�r diese Versuche bewilligt.
Das Comite entwarf einen bestimmten Plan zur systematischen Durch�f�hrung der Impfung, zur Erledigung der wichtigen praktischen Fragen, ob und in wie weit eine Mitigirung des Impfstoffes durch Impfung und somit ein milderer Verlauf der eingeimpften Rinderpest zu erreichen sei, ferner, wie die H�ute von Pestkranken unsch�dlich zu machen seien, und beauftragte mit der Ausf�hrung die Veterin�re Kobuscheff (am Salmysche) und Sergeeff (in Bondarewka). Im Jahre 18(13 wurden die Professoren Jessen und Ra-vitsch nach den Impfinstituten abgeordnet. um die Impfungen iu dem Som-mersemester selbst zu leiten.
1863 erstattete das Comite unter dem 30. December ihren Bericht �ber die impfresultate, der r�cksichtlich der Mitigirungsfrage verneinend ausfiel. Professor Jessen gab jedoch in diesem Punkte ein dissentirendes Votum zu Gunsten der Mitigirung ab. Auf Antrag des Comites wurden die Impfinstitute auf Staatskosten aufgehoben, die Schutzimpfung nicht anbefohlen, den Vieh�besitzern jedoch die Gr�ndimg von Impfinstitutionen in den Steppen-Gouver�nements gestattet. So bestehen denn auch noch jetzt diese Impfungen an einzelnen Punkten, besonders aber in der Herrschaft der Grossf�rstin II. Pau�lo wna in Kailowka fort, wo der Veterin�r Raupach sehr umsichtige Th�tig-keit entwickelt.
Die russischen Versuche sind in einem, mir erst jetzt zur Hand gekom�menen Werke: �Comptc-rendu des experiences de l'inoculation de la peste aux hetes � comes 180(1quot; zusammengestellt worden.
*) 1. c. S. 108. **) l.-c. S. 150. ***) Lehrbuch der allgemeinen Therapie 1853. S. 209. t) Leber die g�nzliche Ausrottung der Rinderpest.
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Nach dieser kurzen geschichtlichen Uebersicht �ber die Empfangen und ihre Resultate haben wir hier die Frage zu er��rtern, oh und unter Welchen Umst�nden die Einimpfung der Einderpest angezeigt und empfehlenswerth sein kann.
Die Zwecke sind hei der Impfung dreifach verschieden, und darnach m�ssen wir die Anwendbarkeit betrachten.
1)nbsp; Die Vorbauungs-Impfung im engsten Sinne, die soge�nannte Pr�cautions-Impfung, die darin besteht, dass man die Einimpfung bei gesunden rundern vornimmt, quot;wenn die Rinderpest in der N�he und die Gefahr des Einbruchs gross ist. Diese Impfung ist an und f�r sieh nicht mehr angezeigt, seitdem wir wissen, dass die Rinderpest absperrbar ist, und die Erfahrung gemacht haben, dass sich selbst in verseuchten Orten einzelne Geh�fte durch Ahsperrung gegen den Einbruch sch�tzen k�nnen; sie ist ausserdem auch nicht vertr�glich mit dem sofortigen radi-calen Tilgungsverfahren.
2)nbsp; nbsp;Die Noth-Impfung, d. h. diejenige, die bei der bereits ausgebrochenen Rinderpest in einer Heerde stattfindet. Diese Impfung kann zweckmiissiger Weise nur dann stattfinden, wenn es auf Durchseuclien ahgeschen ist. d. h. wenn das Tilgungsverfahren_ durch T�dtimg und der Schutz durch Sperrung nicht mehr mit Nutzen ausf�hrbar ist, also im wirklichen Xothfalle, der heute nicht mehr so leicht eintritt, als ehedem, wo man in der Tilgung
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ser war. der
sich bei uns wohl nur in Kriegszeiten und hei
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urspr�nglicher Vernachl�ssigung ereignen kann.
Der Hauptzweck hierbei ist. Abk�rzung der Seuche, der Sperrmaassregeln und der Gefahr der Verschleppung, die seihst bei strengster Absperrung immer noch vorhanden ist, namentlich hei Absperrungen in gr�ssem Dimensionen, die aber stets mit der Dauer w�chst, weil die Sperre mit der Zeit immer l�stiger und die Durchf�hrung schlaffer wird. Neben der sichern Abk�rzung kommt immer noch der umstand mit in Betracht, dass von den geimpften Thieren doch durchschnittlich, unter Umst�nden sogar betr�chtlich mehr durchseuchen, als nach nat�rlicher An�steckung; auf ungew�hnlich g�nstige Erfolge, wie sie im vorigen Jahrhundert mehrfach, namentlich in Norddeutschland wie auch iu diesem Jahrhundert in Ungarn beobachtet wurden sind, kann und darf man nicht rechnen, sie sind Ausnahmen, man kann aber unter g�nstigen Witterungsverh�ltnissen bei zweckm�ssiger Di�t immer auf einen mehr oder weniger g�nstigem Seuchenverlauf
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rechnen. F�r dun Fall, dass innerhalb eines Staates ausgebrei�tete Seuchenherde abgesperrt werden m�ssen, da darf man nicht bei dieser halben Maassregel stehen bleiben, innerhalb der abgesperrten Seuchenherde muss die Keule oder die Impfnadel zur baldigen Tilgung agiren. Je grosser der Seuchenherd, je grosser die Anzahl des preisgegebenen Hornviehes ist. je mehr bei einem gutartigen Charakter auf Durchseuchen zu rechneu ist, desto mehr gewinnt die Impfhadel den Vorzug vor der Keule. Diese Noth-Impfung ist die einzige, die f�r uns wohl unter Umst�nden noch praktisch in Bfetracht kommen k�nnte, die aber bei der grossen Gemeingefahr doch immer vom Staate erlaubt und selbst geboten worden muss.
Dass os auch bei unsem heutigen Kenntnissen und dorn bew�hrten Tilgnngsverfahren doch noch Nothf�lle f�r diese Impfung gehen kann, davon habe ich mich in Holland �berzeugt. Hier war die Pest urspr�nglich und lange Zeit ansschliesslich in der Provinz Siidholland: diese Provinz sperrte man ab, soweit sie verseucht war und �berliess die Rinderpest innerhalb der abgesperrten Districte sich selbst, es geschah wenigstens nichts, was geeignet gewesen w�re, die Pest zu tilgen; im Gegenfheil, es geschah zur Zeit meiner Anwesenheit und auch sp�ter noch lange Zeit alles, was geeignet war, die Pest fort und fort zu unterhalten (man brachte z. B. frisches Vieh in verseuchte Orte und gab der Pest immer wieder neue Nahrung), und so geschah es denn, dass die Pest in einem Orte � in Schiedam z. 15. � l�nger als ein volles Jahr und in der Provinz gegen zwei Jahre herrschte, dass in dieser langen Zeit der Seuchenherd trotz der Absperrung immer grosser wurde, sich endlich in die benachbarten Provinzen mehr, oder weniger hineinerstreckte und die Pest rocht oft Spr�nge �ber die Sperrlinie machte und so in verschiedenen entfernten Orten in Holland und dem benachbarten Aaslande, besonders in Belgien sporadische Ausbr�che verursachte. H�tte man bei der Absperrung der Provinz S�dholland s�mmtliches, der Riuderpest preisgegebenes Tieh ge�impft, wie ich os im November 1865 an Ort und Stolle vorgeschlagen hatte, zu einer Zeit, wo die g�nstigsten Witterungsverh�ltnisse herrschten, die Seuche einen gutartigen Charakter hatte und die Sterblichkeit unter der impfnadel im Yerh�ltniss mir gering gewesen sein w�rde, so w�re die Tilgung D/2 Jahr fr�her mit viel geringeren Verlusten erfolgt, 100,000 Rinder w�rden vielleicht weniger eingescharrt worden sein.
3) Die Schutz-Impfung. F�r Deutschland und alle n�rd�lichen und westlichen europ�ischen Staaten ist dies eine abstract-wissenschafUiche Frage geworden: als praktische Frage kann sie gegenw�rtig nur in jenen Steppenl�ndem in Betracht kommen, wo die Rinderpest noch zu dun stehenden (Kalamit�ten geh�rt. Augenblicklich ist diese Impfung eine brennende Tagesfrage in Russland. Die Rinderpest, sowohl die durch zuf�llige Ansteckung, als die durch Impfung entstandene, tilgt die Anlage zum Erkranken
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oder die Enipfiiriulicliiceit f�r den Peststoff auf Lebensdauer, wenigstens f�r diejenige, welche unserm Hausrinde beschied'en ist; hierin liegt nun der dauernde Schutz gegen die Rinderpest durch die Impfung, l^a aber das Vieh nur als Waare von einem be�stimmten Werthe in Betracht kommt, so bringt diese]' Schutz nur dann reellen Gewinn, wenn das Schutzmittel nicht eben so viel kostet, als die Beseitigung der Gefahr'werth ist; kostet eine Wache so viel, als das bewachte Object werth ist, so verliert sie ihren �konomischen Nutzen. Die Impfung gew�hrt im �konomischen Sinne wirkliehen Schutz unter tol^nden beiden Bedingungen:
1quot;) Wenn die Pest h�utig vorkommt und andere Schutzmittel nicht vorhanden oder nicht durchf�hrbar sind. Wo die Rinderpest sich genuin entwickelt, da kann von polizeilichen Schutzmitteln keine Rede sein: solche L�nder aber kennen wir bis jetzt noch nicht, es ist deshalb auch noch kein Land bekannt, wo die Schutz-Impfung das einzige absolute Schutzmittel w�re; von �ussland gilt bis jetzt noch die Annahme der Selbstentwickelung, in Ab�schnitt II. Capitel 7. habe ich aber nachgewiesen, dass diese An�nahme unbegr�ndet ist. dass sie his jetzt noch, auf Scheingr�nden beruht, denen direct widerlegende Gr�nde entgegenstehen. Deshalb ist denn auch die Schutz-Impfung in Russland ebensowenig, als in Ungarn und seihst als in Deutschland das einzige Mittel zur Ab�haltung der Rinderpest. Eine andere Frage ist die, ob die Schutz-und Tilgungsmaassregeln in Russland so ausf�hrbar sind, als bei uns und als es nothwendig ist zur Abhaltung der Rinderpest. Dies kann ich nicht beurtheilen, es mag deshalb wohl sein, dass augenblicklich die Schutz-Impfung in Russland noch als Ersatzmittel dienen muss, ich glaube sogar, dass in dieser Beziehung die fort�gesetzte Schutz-Impfung gewiss noch von einem grossen Werthe ist.
2) Wenn die Schutz-Impfung nicht selbst grossen Schaden mit sich bringt. Diese Bedingung ist nun bei der Rinderpest an sich nicht gegeben, die Impfungen haben unter Umst�nden grosso Verluste herbeigef�hrt, deshalb sind die Rinderpest-Schutz-Impfun�gen bis jetzt noch sehr kostspielige Maassregeln und von sehr be�schr�nktem Werthe. K�nnte man die Pest so gefahrlos einimpfen. wie die Kuhpocken, dann w�re sie auch in den L�ndern als �usserst zweckmassige Maassregel angezeigt, wo die Pest �fter als Contagion hin verschleppt wird, man w�rde dann viel besser dem Verkehre freien Lauf lassen und die Rinder durch fortlaufende Impfung gegen die Pest sch�tzen. Sehr verdienstlich und anerkennenswerth
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ist daher das Streben nach einer gefahrlosem Scliutz-lnipfuiig, wie es Jessen in so unerm�dlicher Weise beth�tigt hat.
Den [mpfetoff milder zu machen � zu mitigiren � ihn zum hnpi'en vorzubereiten und geeigneter zu machen � ihn zu eulti-viren � sind verschiedene Mittel zur Anwendung gekommen.
1)nbsp; nbsp;Die Verd�nnung mit Wasser und mit Glycerin. Obgleich die Impfmaterie um so intensiver wirkt, je mein- Contagium sie enth�lt, je concentrirter also der Impfstoff ist, so hat sich solche Verd�nnung bis jetzt doch noch nicht bew�hrt, der so behandelte Impfstoff wirkt entweder wie nicht verd�nnter oder bei starker Verd�nnung gar nicht.
2)nbsp; Das Aufbewahren des Impfstoffes. Dies hat sich von allen angewandten Mitteln noch am #9632;wirksamsten gezeigt, namentlich bei den neuem Impfungen in Russland. Der Impfstoff wird bei dem Aufbewahren schw�cher und dadurch milder. Diese Ab-schw�chung mag unter Umst�nden auf einen Zerfall der palpablen Substanz mit beruhen, in der Regel aber ist das allm�hlige Ent�weichen des unbekannten fl�chtigen Ansteckungsstoffes die Ursache des Schw�cherwerdeus. Wie ein duftender K�rper fortw�hrend an Riechstoffen verliert und deshalb immer mehr an Riechstoff verarmt, so verliert die palpable Substanz immer mehr au Rinder�peststoff, der freigewordene Ansteckungsstoff wird in der Luft vernichtet, und so verzehrt die Luft den Rinderpeststoff langsam oder schnell, je nachdem das Entweichen mehr gehemmt oder beg�nstigt ist: hohe Temperatur und trockencLuft beg�nstigt die Verfl�chtigung und beschleunigt so das Schw�cherwerden und die schliessliche Unwirksamkeit. Je mehr die Verfl�chtigung des Conta-giums von dem Impfstoffe durch die Zeit schon beschi�nkt worden ist, desto mehr eignet sieh derselbe zur beschr�nkten localenEinimpfung. Wir w�rden deshalb bei der Rinderpest, die sieh durch ihr eminent fl�chtiges Contagium auszeichnet, grade an dem Aufbewahren der Impfmaterie das beste Mittel zur Mitigirung haben, wenn wir im Stande w�ren, den Zeitpunkt abzumessen, wo die entsprechende Ahschw�chung eingetreten ist, so class eben nur noch eine Ansteckung erfolgt. Die �ussem Verh�ltnisse bedingen eine zu grosse Ver�schiedenheit, deshalb kann diese Mitigirung nicht wohl eine ge�regelte Methode werden, durch die mit Sicherheit auf guten Erfolg gerechnet werden k�nnte, und dies um so weniger, als wir schon die Erfahrung gemacht haben, dass durch sehr leichte Er�krankungen nach der Impfung mit altem Impfstoff die Immunit�t
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nicht erreicht wird. So viel aber steht schon jetzt fest, dass man ganz frischen Impfstoff vermeiden und ihn erst in dem Alter benutzen muss, in welchem er der Regel nach noch nicht verdorben ist. Durch Versuche muss man 15e-dingung und Zeit der Aufhewalirnug bis zur Impfung f�r die praktischen Grundregeln erst noch n�her feststellen. Das Aus�trocknen ist bei dein Aulbewahren zu verhindern; es d�rfte sich die Aufbewahrung in gewissen ruhenden Luftmassen, z. 1gt;. in ver-schliessbaren Gl�sern, bei einer oiedrigen, die Zersetzung zur�ck�haltenden Temperatur empfehlen.
Sergeeff hat vollkommen recht, wenn er sagt, �die Zeit mildert und mitigirt den Impfstoffquot;.
3)nbsp; nbsp;Durchgang des Peststoffes durch Schafe und Ziegen. Beide Wiederk�uerarten erkranken durchschnittlich weniger schwer nach der Ansteckung: man k�nnte deshalb wohl von der Hiiek-Impfung von Schaf und Ziege auf das Rind einigen Erfolg er�warten; verschiedene Versuche haben jedoch gezeigt, dass auch auf diesem Wege kein milderer Impfstoff zu erlangen ist.
4)nbsp; Durch Einimpfung von lliiul auf Itiud und so durch eine Reihe von Fortpflanzungen durch Impfung � Propagationen, Ge�nerationen.
Die Pessina'sche Doctrin von 1802 i�Jer Mitigation oder Cultivirung des Schafpocken-Impfstoffes hat man auf die Rinder�pest �bertragen; Marchold versuchte sie zuerst bei der Jlinderpest-Impfung 1829: hei den Impfversuchen quot;in Russland ist dieser Zweck aber ganz besonders verfolgt worden, weil sie unter obwaltenden Verh�ltnissen die Lebensfrage einer allgemeinen Schutz-Impfung ist. In R�cksicht darauf, dass dies immer noch eine wissenschaft�liche Principienfirage ist. will ich die betreffenden Impfungen tabellarisch zusammengestellt folgen lassen.
Zeil und Ort.
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Uci 13 St�ck 7 0. 11 Tage
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1861.*)
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den Uebrigen laquo;, 7, 9, 14, 18, 10,
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1862.
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Ge�neration
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Erkrankt
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er�krankt
Ge�storben
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Orenburg
1862.
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1863.
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1804.
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Septemher.
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(Baapach
Bericht 1865)
1 2
3
1
2 3
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5
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#9632;I Tage alt. frisch.
Alle 4 waren De. vonshire-Vieh.
14*
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212
Zusanunenstelliuig nach den einzelnen Generationen, wobei in den wenigen F�llen eine gleichm�ssige Repartition stattgefunden hat, in welchen die Anzahl der Geimpften und Erkrankten etc. von verschiedenen Generationen summarisch angegeben worden siud.
Procentverlust
Generation
Geimpft
Erkrankt
Gestorben
der
Erkrankten
1
58�
368
115
31,68
2
(570
(101
70
11,63
3
632
585
62
10,59
4
351
279
54
19,35
5
7laquo;
71
23
32,:!!)
6
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1(1
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7
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18
G
33.33
8
58
45
12
26,66
9
9
7
4
57.14
10
78
66
17
25.75
11
16
15
5
33,33
12
16
9
13
20
18
1
5,55
14
14
12
1
8,3.'!
Diese tabellarische Uebersicht �ber die Impfergebnisse bedarf keines Commentars; wenn die Procentverb�ltnisse auch nicht so ganz zuverl�ssig und maassgebend sind, weil nicht in jeder Gene�ration eine gleiche Anzahl geimpft und der Impfstoff nicht immer von gleichem Alter gewesen ist. so beweisen sie doch entschieden, dass in den sp�tem Generationen (Propagationen) und nach der zehnten z. B. noch ebenso ung�nstige Erfolge eintreten k�nnen, als in der ersten, dass es sich in dieser Beziehung gerade so ver�h�lt, wie bei den Scbafpocken-Impfungen, dass auch bei den Ein�impfungen der Rinderpest verschiedene Factoren in Betracht kommen, die �ber den mehr oder weniger g�nstigen Erfolg ent�scheiden. Von diesen Factoren kenneu wir folgende:
1) Die Disposition, die zum Theil individuell und deshalb unberechenbar, zum Theil empirisch bekannt ist. Wir wissen, dass sie hei dem Steppenviph geringer ist, namentlich bei dem s�dlichen Steppenvieh. Die von Raupach geimpften vier Devonshire krepirten alle, w�hrend die zu gleicher Zeit und von demselben Impfstoff geimpften zehn Steppenochsen nur leicht erkrankten; es ist ferner bekannt, dass sie in der 1. GenSration von Durchgeseuchten geringer ist, besonders dann, wenn die M�tter w�hrend der letzten Zeit der Tr�chtigkeit durchseucht sind: angenommen wird endlich auch
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213
noch, class die Disposition im ersten halben bis ersten Jahre und im hohen Alter grosser sei.
2)nbsp; Die Quantit�t des Impfstoffes und die Concentration des Ansteckungsstoffes in dem Impfstoffe. Quantit�t und Intensit�t d. h. Concentration des Impfstoffes bilden einen ge�wichtigen Factor, von dem der Erfolg wesentlich abh�ngt. Nach-ge-\vieseu ist dieser Factor durch die Tbatsachen, dass immer eine bestimmte Quantit�t Ansteckungsstoff zur Ansteckung erforderlich ist, class die palpabele Substanz, welche als directes Krankheits-pr�duct den Ansteckimgsstoff am concentrirtesten enth�lt, immer am sichersten und entschiedensten ansteckt, weshalb dieselbe auch immer als Impfstoff gew�hlt wird, dass durch erhebliche Ver�d�nnungen mit den mildesten Stoffen, die keine zerst�rende 'Wirkung auf das Contagiuin haben, wie z. B. das Wasser, die Ansteckungs�kraft eines Impfstoffes aufgehoben wird, dass der Impfstoff beim Aufbewahren allm�hlig schw�cher wird; endlich auch noch durch die Erfahrung, class in St�llen, wo mehrere Pestkranke beisammen stehen, die Erkrankungen immer viel schwerer sind. Ausserdem lassen sich die g�nstigem Verh�ltnisse nach der Impfung im Ver�gleich zu den Folgen von der nat�rlichen Ansteckung �berhaupt nur auf die quantitativen Verh�ltnisse zur�ckf�hren. Die k�nst�liche Ansteckung ist von der nat�rlichen ja nicht weiter verschieden, als dass man eine abgemessene Minimal-Quantit�t Ansteckungsstoff in den K�rper bringt, und gerade bei der Rinderpest tritt es mehr als bei jeder andern Krankheit �berzeugend hervor, class die Verschiedenheit der Impfung von der nat�rlichen Ansteckung nur in quantitativen Verli�ltnissei\berulit. weil der locale Charakter bei der eingeimpften Schafpocke, der noch die Annahme eines andern Unterschiedes zul�sst, bei der geimpften Rinderpest weg�f�llt , diese verl�uft nach der �rtlichen Infection ohne specifische Wirkung an der Impfstelle in denselben Organen und in derselben Extension, wie nach zuf�lliger Infection.
3)nbsp; nbsp;Die di�tetischen Verh�ltnisse, die wir schon bei den Ein�fl�ssen auf den Verlauf und bei der Di�tetik kennen gelernt haben.
Wie bei den Schafpocken Jahreszeit und Witterungseonstitution von dominirendcn Einfl�ssen sind, von denen der Erfolg der Impfung .wesentlich abh�ngig ist, so scheint dies auch bei der Rinderpest zu sein, wie dies aus den Resultaten der Impfungen in Orenburg 1801 und besonders aus der Aeusserung von Kobichew
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214
(p. 84) hervorgeht, wonach eine heftigere Wirkung des Peststoffes ilurch K�lte und schlechte Witterung bedingt wird, weshalb er die Impfimg im Fr�hjahr bei g�nstiger Witterung empfohlen hat. Meine Beobachtungen �ber den FJuliuss der Witterung auf den Verlauf der Rinderpest best�tigen dies vollkommen.
Eine Mitigirung des Impfstoffes im Pessina'schen Sinne als vierter Factor, der alle �brigen domiuirt und den Erfolg der Impfung sichert, haben die russischen Impfversucbe auch bei der Rinderpest nicht nachgewiesen. Schon fr�her habe ich*) auf Grund meiner eigenen Erfahrungen bei den Schafpocken die Mitigirung des Impfstoffes �berhaupt in Abrede gestellt; meine Widerlegung der Mitigirungsdoctrin hat in der weitern Erfahrung sowohl bei den Schafpocken wie auch bei der Rinderpest ihre Best�tigung gefunden. An der Wiener Schule sind in dem Schafpocken-Impf-Institute dieselben Beobachtungen gemacht; Bruckm�ller (Vierteljahrsschrift 1864) sagt, dass es bei oOj�hriger Bem�hung nicht gelungen sei, (.'inen cultivirten Schafpocken-Impf�stoff hervorzubringen. Bei den Impfungen der Kinderpest ist dies durch fortgesetzte Propogationen bis zur 14ten Generation auch nicht gelungen.
Die allgemeinen Schlusss�tze, die sich auch durch die zahl�reichen Impfungen bei der Rinderpest bew�hrt haben, sind:
1)nbsp; Das Milderwerden des Lnpfst�ffes ist ein Schw�cherwerden, bedingt durch Abnahme des Contagiums in der palpabeln Substanz.
2)nbsp; Durch fortgesetzte Impfung wird der Impfstoff nicht gradatim milder und geeigneter zum Impl'en: es giebt keine Propagations-stufe, auf welcher der Impfstoff die H�he der C'.ultur und eine qualitative Milderung in dem Grade erreicht hat, dass eine ge�fahrlose oder doch fast gefahrlose Schutz-Impfung damit m�glich w�re.
3)nbsp; Der Impfstoff ist bei leichter Erkrankung milder als bei schwerer, weil die palpabele Substanz weniger mit Contagium ge�s�ttigt ist. Bei der Binderpest ist es namentlich ganz gleichg�ltig, ob der mildere Verlauf nach zuf�lliger Ansteckung oder nach der Impfung erfolgt ist.
4)nbsp; Derselbe Impfstoff in der vermeintlichen vollendeten Culti-virung erzeugt unter ung�nstigen Verh�ltnissen, bei grosser Dispo�sition, bei ung�nstigen localen, meteorologischen und di�tetischen
*) cf. Allgemeine Therapie 1853. S. 214.
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215
Verh�ltnissen �berhaupt wieder eine schwer verlaufende Rinderpest,
und der bei solcher schweren Erkrankung entnommene Impfstoff wirkt wieder gerade so, wie' vor der sogenannten Cultivirung.
5)nbsp; Die Schutz-Impfung hat deshalb in Russland mir insoweit einen g�nstigeren Erfolg,quot; als das Steppenvieh eine geringere Empf�nglichkeit besitzt; bei sorgf�ltiger Beobachtung aller g�nstig influirendeh Verh�ltnisse kann daher die Schutzimpfung grade im s�dlichen Kussland recht gute Erfolge haben, aber keines�wegs sichere.
6)nbsp; Die Schutz-Impfungen m�gen deshalb augenblicklich in Russland noch oft vortheilhaft sein, sie werden aber keine stehende Schutzmaassregel abgeben k�nnen; man wird auch in Russlaud endlich auf die Schutz- und Tilgungsniaassregeln greifen m�ssen, die f�r uns stets von entschiedenster Wirkung gewesen sind, Maass�regeln, die in Russlaud dieselbe radicale Wirkung haben weiden, wenn man hier von dem Phantom der Selbstentwickelung sich freigemacht und das Thierheihvesen organisirt haben wird. Erst wenn dies geschehen ist, dann k�nnen wir unsere Schlagb�ume an der russischen Grenze wegnehmen und dem Steppenvieh IVei-z�gigkeit gestatten: Europa wird dann nicht mehr zu f�rchten haben die Geissei der Rinderpest.
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A b In 1 d u n g e ii.
(jreKeichnet voin Thierarzt R�tteken.
Tafel I.
Fig. J3 stellen die Sclileiinhautfi�die mit Pay er'schon Dr�sonliaufen des D�nndanns in verseliiedenon Krankheitsstadien dar. Naturgr�sse.
Fg. 1. Im (ersten) Stadio der hijeetion. Eine leichtere diffuse Kotlie der Schleimhaut mit Hervortreten kleiner ven�ser (lefassstiimmc � a; das Ge-fassnetz um die einzelnen Follikeln tritt, als rothe H�lle hervor � b.
Fig. 2. Intensive, diffuse dnnkie KOthc, stellenweis Uebergang ins Schwarze; a) die Schleimhautfl�che; 1gt;) aufgeplatzte Follikeln mit einer eiterigen Masse gef�llt; c) k�sige Autlagerung.
Fig. 3. Ein areolirter Peyer'scher Plaque; a) die Schleimhaut leicht aschgrau pigmentirt; b) Dr�senhaufen mit ausgefallenen Follikeln; die hellen Puncte stellen ilio Gr�bchen, die Follikellager, dar, dazwischen die Schleim�haut dunkel sehiefergran.
Fig. 4. St�ck von schiefergra�er D�nndarmschleimhaut. Vergr. 100.
a)nbsp; Pigmentkijrnchen;
b)nbsp; Kleine Drusen, Leuciu.
Tafel II.
Fig. �. Gef�ssnctz von der Oberfl�che einer dunkelrothen Schleimhaut des Labmagens. Der gebliche Grundton deutet auf einen gelingen Grad von Diffusion.
Fig. 6. do. von der Oberfl�che einer intensiv dunkelrothen Schleimhaut der Rachenh�hle. Die St�mme sind noch als geschlossene Gef�sse zu er�kennen; Capillargef�sse nur noch theilweise erkennbar, aber sehr'erweitert und mit Ausbuchtungen; viele mikroskoijischo diffuse Extravasatc. Der gelbe Grundton zeugt von dift'uudirtem Blutroth.
Fig. 5 und 6 Vergr. GG.
Tafel III. Fig. 7. Epithel aus der Rachenh�hle, von der Schleimhaut gel�st und als eine grainveisse Masse aufgelagert.
a)nbsp; Epithel mit vielen kleinen K�rnchen; die grosscn Kerne der Pflaster�zellen als gek�rnte Haufen erkennbar;
b)nbsp; einzelne Zellen aus der untersten Epithclschicht.
1.nbsp; Platte Epitbelzellen mit einem gek�rnten Kerne und wenigen K�rnchen in der n�chsten Umgebung der Kerne.
2.nbsp; Eine grosso bauchige Multerzelle mit mehreren gek�rnten Tochter�zellen.
3.nbsp; Eine grosso spindelf�rmige Zelle mit gek�rnten Kernen,
4.nbsp; Kleine, fast spindelf�rmige Zellen mit 1�3 Kernen in beginnender K�rnclieuhildung.
5.nbsp; Kino gleiche aber kernlose und ganz gek�rnte Zolle.
c)nbsp; Freie gek�rnte Kerne.
d)nbsp; Molekularer Zerfall � Fettkornchen � zum Thcil in Gruppen ver�einigt, die den Kernen entsprochen und Korne ohne H�llen darstellen.
llt;ig. S. Dickes aufgelockertes und gel�stes Epithel vom harteu Gaumen, a) Zusammenh�ngende Pflasterzellen mit vielen Molek�len und grosseu gek�rnten Kernen.
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218
b)nbsp; Spindelf�rmige, gek�rnte Zellen, meist mit mehr als einem Kerne, aus der tiefsten Schicht des Epithels.
c)nbsp; Fein gek�rnte Kerne und gek�rnter Detritus.
Fig. 9. Normales Epithel von der Schleimhaut des Schlundes desselben Cadavers, von welchem Fig. 7.
Fiy. 10. Epithel von der Schleimhaut des Psalters. Beginnende K�m-chenbildung namentlich in den grossen Kernen.
Tafel IV.
Fiy. 11. Labdr�sen aus dem vierten Magen, gef�llt mit Lahzellen.
a)nbsp; Zwei Schl�uche aus dem vierten Wagen eines gesunden Rindes.
b)nbsp; Labzellen aus den normalen Schl�ucben.
c)nbsp; Schlauch aus der Schleimhaut eines au der Binderpest gefallenen Rindes.
Fig. 13. Sclileimdr�sen aus der Schleimhaut des Pf�rtners.
a)nbsp; nbsp;Schlauch von einem gesunden Kinde; daneben einige einkernige Schleimk�rper aus dem Schlauche.
b)nbsp; Schlauch von einem an der Pest gefallenen Rinde, daneben einige gek�rnte Schlehnzellen aus dem Schlauche. Epithel im Schlauche zerfallen.
Fig. 13. Ein Verticalschnittcben durch die Schleimhaut des vierten Magens an einer Stelle, wo die Schleimhaut in der Gviisse einer Hohne durch Substanzverlust bis gegen die H�lfte ihrer Dicke vertieft war. -- Vergr. 00. � Die palissadenf�rmig nebeneinander stehenden Labdrttsen zeigen am obern Ende a) den Zerfall; die kleinen K�rner sind die Labzellen,
b) stellt einen abgel�sten Schlauch bei st�rkerer (320) Vergr�sserung dar, in welchem gek�rnte Labzellen und freie gek�rnte Kerne in einer Molekular�masse, besonders am obern Ende liegen.
Fig. 14. Lieberk�hn'sche Dr�sen;
a)nbsp; aus dem Diinndarni,
b)nbsp; gek�rnte Zellen und k�rniger Detritus aus dem Schlauche a);
c)nbsp; Schlauche aus dem Blinddarm. Fettk�rnchenbildung im Ueginnen.
Tafel V.
Fig. 15. Zellen aus den Follikeln der Peyer'schen Dr�senhaufen;
a)nbsp; grosse Mutterzellen, iref�llt mit kleinen Zellen;
b)nbsp; grosse und kleine gek�rnte Zellen mit und ohne Kern, freie gek�rnte Kerne und Punctmasse. -
Fig. 10. Gek�rnte Zellen und molekularer Zerfall ans erbsengrossen Knoten (erkrankte s�lit�re Follikeln) des D�nndarms.
Fig. 17. Dicker Schleim von der schieforgrauen Schleimhaut des D�nn�darms. Sp�rliche gek�rnte Zellen und molckuliirer Zerfall.
Fig. 18. Gek�rnte Cylinder-Epithelzellen in verschiedenen Entwickelungs-stufen von der runden Keimzellen-Form ab, zum Thcil mit 2 und 3 Kernen; von der Schleimhaut des Dickdarms scharf abgenommen.
Fig. 19. Epithel aus den Lungen:
a)nbsp; gek�rnte, ein- oder inehrkcrnigc Epithelzelleh � aus den feinen Bronchien;
b)nbsp; gek�rntes Pflaster-Epithel mit elastischen Fasern aus den Torminal-hlaschen. die Kerne deutlich sichtbar.
Fig. 20. Zellen
im kurmgen
Zerfall: ans
'/� bis 1'quot; dicken Auf-
lagerung � k�siger Beschlag � auf der Schleimhaut der Luftr�hre.
Fig. 21. Zellen aus der tiefsten Schiebt eines Exanthems an der Schenkeltlaclie;
a)nbsp; Mutterzellen mit vielen Tochterzellen;
b)nbsp; ausgeschattete, theilweise gek�rnte Zellen.
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