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Neue üntersiichungeii
über
pathologische Anatomie
der
RiiidcrDest
.llaquo;.se|slsect; l^aväl.^i'iB.
Magister der Tliierheiltiumle, ausserordentlieher Prüfessor am Veteriuairinstitott ilei K. Medico-ehirurgischfii Akademie zu St. Petc-rsburg.
Mit 2 Tafeln Abbiltitm-en.
Berlin, 18 t; 4. Verlag von August Eirschwald,
l'uter den Linden No. fis
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RIJKSUNIVERSITEIT TE UTRECHT
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(Separat-Abdrack aus dem driUen Heile des Magazins für Thierheilkuade, Bd. XXX.)
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n 13. Jnni 18()3 erhielt ich von dem beim Ministe-
rium des Innern Allerhöchst zur Verbesserung des Vcteri-nairwesens in Russland gegründeten Comite den Auftrag, uebst Herrn Professor Jessen aus Dorpat in den Inipf-instituten des Comites (am Salmy'sche im Orenburg-schenund in Bandarewka im Cher son'sehen Gouverne­ment) die Leitung einer Commission von mehreren Vete-riuairärzten zu übernehmen, deren Aufgabe weitere Ver­suche über die Impfung der Rinderpest war. Es war längst schon mein heissester Wunsch gewesen, die pathologische Anatomie der Rinderpest in den Steppen selbst studiren zu können. Mit Freude ergriff ich also diese Gelegenheit und reiste auch den 20. Juni mit meiuem hochgeachteteu Keisegefährten, dem Herrn Professor Jessen nach Oren­burg ab, wo wir den 4.'Juli anlangten. Es braucht wohl nicht gesagt zu werden, dass wir gleich nach unserer An­kunft ans Werk gingen und die Impfungsversuche anfin­gen. Leider misslangen dieselben aus IMangel an Impf-
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inaterie bis xmn 18, d. Mt) #9632;wo die erste Erkrankung sich zeigte. Musste ich nun mit meinen Untergnchungen der
Kinderpest etwas warten lernen, so wurde ich dafür mit einer Gelegenheit belohnt, die iMaul- und Klauenseuche beim Kinde in einer wohl selten vorkommenden Gestalt kenneu zu lernen. Dieselbe bot nämlich im Aufauge eine solche frappante Aehnlichkcit mit den in den Steppen vor­kommenden leichten Graden der Kinderpest, dass die Com­mission Anfangs im Zweifel über die Natur der Krankheit war. Die weitere Entwicklung derselben stellte aber die .Maul- und Klauenseuche so evident heraus, dass kein Miss-griff mehr geschehen konnte.
Den 18. Juli fingen also die Impfungsversuche au mehr [lositiye Kesultate zu bieten und damit fingen auch meine Untersuchungen an. Dieselben sind an 27 Leichen ge­macht worden und zwar mit der möglichsten IMinuluösität.
In Hondaiewka war der Zufall mir (nicht aber den Impfungsvcrsucheu) günstiger, wir trafen nämlich dort die natürliche Kinderpest in einein Tbeilc der für die Ver­suche bestiuuuten lleerde an. Ich hatte also die beste Gelegenheit, die anatomischen Veränderungen der geimpf­ten Kinderpest mit denen der natürlichen zu vergleichen. Dann war es in diesem Orte mir möglich, einige der er­krankten Thiere in den versehiedenen Stadien der Krank­heit erschlagen zu lassen, um die Entwicklung derselben studiren zu können.
Somit war unsere Keise nach den Stcppeuläuderu nicht ohne Erfolg geblieben, denn ausser den erhaltenen Kesultaten in Betreil' der Kiuderimpfung, habe ich auch nicht minder wichtige Daten für die pathologische Ana­tomie derselben erhalten, die ichauch meinen geachteten Collegen im Anslande initlheilen will.
Die Kinderpest hat in der letzteren Zeit eine besondere Aufmerksamkeit des thicräizllichen Publikums auf sich ge-
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#9632;vveudet, in Folge des büuiig gewordenen Auftretens der­selben in Oeslerreich, -wobei bei den jetzigen sehr erleich­terten Viehtransporten eine Verbreitung dieser Krankheit auch im Süden Europas zu befürchten sei.
Man hat von jeher mit Hecht aus Kussland als llaupt-quelle der Hinderpest nähere Auskunft über das Wesen und die Natur derselben erwartet. Leider war aber bis zum letzten Decennium das iNiiveau des thierärztlicheu Wissens in diesem Lande, aussei einzelslehendeu Persön­lichkeiten, in toto nicht so hoch, um dem Auslande gründ­liche Forschungen über diesen (jegenstand bieten zu kön­nen. Und so sind im ganzen Verlaufe der Zeit nur zwei lesenswerlhe Abhandlungen über die Hinderpesl aus Huss-land in der deutschen Vcterinair-Literatur bekannt gewor­den, ich meine niinilich die frühere Schrift Jess en's mid die ion Haupt. Beide aber sind leider in der russischen Sprache unbekannt geblieben. Andere in der letzteren er­schienene Abhandlungen über diese Krankheit stellen ent­weder nur \\ iederholnngen dessen vor, was in der aus­ländischen Literatur über diesen Gegenstand #9632;veröllentlicht würde, oder sie enthielten nur alte unbegründete Tradi­tionen, welche leider noch heutzutage im Auslande für reine Beobachtungen herausgegeben werden. Erst mit dem Anfange der [mpfungsversuchc im Jahre 1853 wurde der Geist der Beobachtung in Bctrcll dieser mit Recht die Pla^e Husslands genannten Krankheit rege. Lud mögen nun diese Versuche auch die ungiinstigsten Hesultate haben, so kann und wird Niemand das eminente Verdienst Jessen's ableugnen, der mit der Anregung dieser Versuche auch die weitere Forschung über die aualomischen Veräudernngen. welche diese Krankheit charakteiisiren, hervorgerufen hat. Schon im Anfange des vergangenen Decenniums sind be­reits in der russischen Literatur einige lesenswerthe Ab­handlungen über die Rinderpest erschienen; sie wurden
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aber alle von der im Jahre 1862 von Kraueli veröffent­lichten Untersuchung über die pathologische Anatomie der­selben verdrängt. Diese tüchtige Arbeit hat ihr Entste­hen den Impruiigsvcisiichen, in deren Anslall (in JJonda-rewka) sie auch erzeugt wurde, so verdanken. Und ist auch die Tendenz der vorliegenden Abhandlung, die üu-richligkeil der von lirauell erhaltenen Hesullate durch Thatsachcn dariulhun, so muss ich doch der Wahrheit gemäss diesem unennudlicheu Forscher das Verdienst zu­erkennen, dass er der erste war, welcher die Exsudations-lehrc in der Rinderpest umgestossen hat und auf schon gebahntem Wege war es mir natürlich leichter, die Sache weiter zu verfolgen.
Ich will alslaquo; dem geneigten Leser das Ergebniss mei­ner famp;nfmonatlichen eUVigcn Arbeit am Mikroskope dar­stellen, deren Resultate in der russischen Sprache breiter schon veröffentlicht sind.
Was nun den Modus meiner Untersuchungen betrifft, so habe ich dieselbe sowohl an frischen, wie auch an ge­härteten Präparaten gemacht Letztere sind in Lösungen von Chromsäure und chromsauiem Kali, wie auch in Al­kohol gehärtet worden und die feinen Schnitte in Kar-minlösuug gefärbt.
St. Petersburg, den 1./12. Mü\ 1864.
Magister Joseph Ravitsch.
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I. Die herrschenden Lehren über die Genese der Einderpest.
Es liegt gewiss nicht in meiner Absicht, hier alle jene Schiiftstellci' arriuRihren, welche seit langer Zeit über die Rinderpest geschrieben haben, olnvohl ein kurzer Ueber-blick dieser sehr reichen Literatur von grossoni Interesse wäre. Denn müsste man bei einem solchen Ueberblicke auch manchen Namen aus dem Reiche der Schalten her-vonui'eu, um denselben wieder und auf ewig in die Letha versinken zu lassen, so würde doch eine solche Arbeit uns ein Abbild der langsamen Enhvjckclung unserer Wissen­schaft überhaupt, wie auch insbesondere unserer Kennt­nisse der Rinderpest dargestellt haben. Sie hätte uns ge­zeigt, wie lauge und hartnäckig der Kampf war, den die Wissenschaft mit dem Aberglauben fechten musste, um ra­tionelle Bcgrill'e von dieser wie von anderen Thicrkrank-heiten erhallen und verbreiten zu können.
Da ich aber hier nicht eine Geschichte der Vcleri-nairmedicin schreiben will, so mnss ich auf diese Arbeit veraichten und des Lesers Aufmerksamkeit nur auf jene ßegrill'e wenden, die in der Vcterinair-Literalur über die Hinderpest in der neueren Zeil aufgcslelll worden sind.
Wie bekannt, war liildebrand der erste, welcher im 12. Jahre dieses Jahrhunderts die Identität der Rinder­pest mit dem Typhus abdoniinalis des Menschen ausge­sprochen hat, eine Meinung, die bald fast von allen Thier-ärzten adoptirt wurde. Zwar wurde noch in vielen liand-büchern von Entzündungen der Därme und des Labes bei der Rinderpest gesprochen, immerhin aber wurde diese Krankheit als Typhus abdominalis anerkannt. Ja im Jahre 1846 trat Spiuola gegen die Vereinigung dieser beiden, seiner Meinung nach entgegengesetzten Begriffe von Typhus und Entzündung in der Rinderpest auf, Eesl
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an dem traditionellen Begriffe vom Wesen der Entiiin-dung: als eine hyperinotische Blutdyscrasie haltend, konnte dieser namhafte Pathologe unmöglich die Gegenwart des eiitzündliehcn Prozesses bei der Rinderpest zulassen, wo er immer im Gegentheil eine hypinotisclie Blutmischuug fand. Seine Untersuchungen haben ihn aber von der un­leugbaren Aehnlichkeit der Hinderpest mit dem Typhus abdominalis des Menschen überzeugt.
Diese Aehuliehkcit wurde, und zwar mehr auf ana-lomischem Grunde auch von Bochdaleck, Seer und .Müller behauptet, die in der Rinderpest dieselbe .Schwel­lung und Verschwärung der Peyer'schcn und solitiiren Follikcl im Darme gefunden haben wollen, wie sie beim Typhus des Mensehcn auftreten. Es schien also die be­sagte Identität aussei- allem Zweifel gestellt worden zu sein.
Es sollte aber diese Theorie das Missgeschick mancher anderen Theorien theilen, die selten ihre Erzeuger über­leben. .Schon im Jahre 1^51 wurde dieselbe von Köll verworfen.
Dieser auf dem Gebiete der Zoopathologio hochgestellte Lehrer erklärte sich auf seine eigenen vielfälligen Unter-siiehnugen berufend, die Rinderpest für einen krupös-ex-sudativen Prozess, der je nach der Dauer der Seuche und nach der Körper-Constitation der erkrankten Thierc bald in Gestast fester faserstoffiger Platten auf den Schleim-bäuteu der Verdauungs- und Respirations-Organe, bald mehr als zerflicssende, die Gcwebslheile zerstörendes Aus-schwitzungen auftreten. Bald darauf bekehrte sich die ge-sanunte Wiener Thierarzneischule zu dieser Exsudations-lehre, die auch in vielen anderen Orten Eingang gelundeu hat. Zwar hat Dr. Weber schon im Jahre 1852 Roll widersprochen und die typhöse Infiltration unabhängig von dem krupös - exsudativen Prozess bei der Rinderpest behauptet: ebenfalls hat Spinola in seiner speciellen Paquot;
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thologie im Jahre 1858 dasselbe behauptet, was er im Jahre 1846 gesagt hat, nSmlich, dass bei der Rinderpest von keiner Entzündung die Rede sein kann. Er ist da­gegen jener Ansieht, dass diese Krankheit ihren Ursprung in einer Blntdyscrasie habe, welche das Fieber hervor­rufe und dieses selneiseils als Localisation die anatonii-scheu Störungen im Durmkanale hervorbringe, (Spec. Path, u. Th. S. 310), treu geblieben
Indessen hat dieser Widerspruch Spinola's, der bei­läufig gesagt, zur selben Zeit gegen die Lehre Roll's er­hoben wurde, als grade über die Berliner Thierarzenci-schulc die mächtige Stimme der neuen Lehre Virchow's schon ertönte, wenig Eindruck getnacht, denn bereits hatte die Crasenlchre ihre Anhänger aueh in der Thierheilkundc mehr und mehr zu verlieren angefangen.
Gewichtiger sollte aber der Einwurf Brauell's ge­gen die Exsiidatiousthcorie sein. Dieser btrühmic For­scher hat nämlich in demselben Jahre die sogenannten Exsudalionsplaltcn in Maul- und Rachcnhöhle bei der Rin­derpest untersucht und gefunden, dass dieselben nur aus Epithelialzellen und ihrem Detrilus bestehen. Allein auch dieser Einwurf war noch uichl kräftig genug, um die Lehre Roll's umstossen zu können. Nun aber ersehieu im Jahre 1862 die neuere Arbeit Brau ell's, in der der Verfasser die Resultate seiner im Impfinstitule zu Bondarewka (im Chersonschcn Gouvernement) vielfältigen ünlersuchungen vcröffenllicbt hat. Diese Resultate sollten die Exsudali onslheorie völlig umwerfen und vernirhlen. Sie sind fol­gende:
A. Die natürliche Rinderpest.
I. Das Epithel der Schleimhaut des Digestionsappa­rats wird abgestossen. Kein Theil des letztern ist vor die­sem Verluste geschützt, am wenigsten die Maulhöhle, der
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Hiiclicii. der Schlund, der diiltc und vierte Magen und der Dunukanal, am meisten die beiden ersten Magen-Ablhei-lungcn.
II.nbsp; nbsp; nbsp;An der Schleimhaat der Lippen, raquo;oweileq auch am 'ÄaluilleiscL (und am Fiotzinaul) schwindet das Epithel nur an kleineren begrenzten Stellen, in anderen Gegenden des Nahiiingsschlauches wird es in grösseren Strecken oder überall abgestossen.
III.nbsp; nbsp; nbsp;Während und wahrselieinlich schou vorher, be­vor das Epithel sich ablöst, (allt es der Fcltinetamorphose anheini und wird dadurch wenigstens zum Theil in Mole-knlarinassc verwandelt. Im Darinkanal konnte zwar die­ser Zerfall nicht beobachtet werden, weil hier das Epithel stets vollständig verschwunden war; es lässt sich aber im Dann derselbe Prozess voraussetzen, welcher au den übri­gen Partien des Nahningsschlanches beobachtet wurde.
IV.nbsp; nbsp; nbsp;In den vSchlciindriisen der Maul- und Rachen-Schleimhaut findet gleichzeitig mil dem Zerfall des Epi­thels (vielleicht und wahrselieinlich auch schon vorher) Neubildung von Zellen statt, in den Schleiindrüsen des vierten Magens und Dünndarms Zelleiiwncheiung, welche zwar erst nach Entfernung des Epithels beobachtet wurde, wahrscheinlich aber schon früher begiiml.
Die hervorragenilen Zellen zerfallen über kurz oder lang in Molekularmassc, nachdem sie eine Zeit lang plat­tenartig die Schleimhaut bedeckt haben.
V.nbsp; nbsp; nbsp;In der Schlei in haut der Unterlippe findet häufig partielle, auf kleine Stellen begrenzte, numeiischc llyper-plusic der Formelemente des Bindegewebes statt, durch welche die linsengrossen, so genannten Knotchcn hervor­gebracht werden.
VI.nbsp; nbsp; nbsp;Die Schleimhaut der Maul- und Rachenhöhle des vieiteu Magens und Dünndarms zerfällt zuweilen an ein­zelnen, bald kleineren, bald grösseren begrenzten Stellen
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eben so, wie das Epitliei in IMolckularmasse und erleidel dadurch scharf begreniten Subslaiizverlusl (hämorrhagi-schc Erosionen und Ccschwürflächtn der Autoren), oder sie zei fällt in grössere, nicht scharf begrenzte Ausdeh­nung im Dünndarm.
Vll. Die in der Schleimhaut des vierten Magens sich entwickelnden folliculiirijen Knüichen,-so wie die aus den­selben entstehenden sogenannten (Jcschwnre, verdanken der Zelleuwucherung ihr Dasein.
V1IJ. In den Soüliirfollikeii) des Üiinndarms findet Zellenwucheruiii; stall, welche mit wenigstens tbeilweisem Zerfall der Formelcmente endigt. Die sogenannten plasli-schen Gerinnungen und cronpösen Exsudate auf den Follikeln und die Geschwüre der Solilärfollikel, welche von den Autoren beschrieben worden, verdanken der Zcllcnwuche-rung ihren Ursprung.
IX.nbsp; nbsp; nbsp;Zuweilen nehmen die ßlnlgefässe der Solilärfol­likel an dem Zerfall der Formelemcntc der letzteren Theil, wodurch wahrsclieinlicli die Exiravasate in den Follikeln bedingt werden, welche man zuweilen beobachtet.
X.nbsp; nbsp; nbsp;In den l'eyer'sehen Follikeln findet derselbe Process wie in den Solilärfollikeln statt, die Zellenvvucbe-rung ist aber bedeutender, als in den letzteren.
XI.nbsp; nbsp; nbsp;Das Epithel der Schleiinbaut der Respirations­organe wird abgestossen.
XII.nbsp; nbsp; nbsp;In den Schleimdrüsen der Sebleimhaut der Re-spiratiousorgaue findet Zellenwuchcrung statt, zugleich aber auch, was Brau eil ergänzend zufügt, Wucherung der Formelernente des Bindegewebes der Sebleimhaut, und ver­danken die der letiteicu aufgelagerten Massen diesem VYu-cheruugsprocesse ihren Ursprung. Der Zerfall der letzte­ren ist das Ende des Vorgangs.
XIII.nbsp; nbsp; Die Sebleimhaut der Respiralionsorgane zerfällt
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Bimeilen au einzelnen scharf begrenslen Stelleraquo; und crlei* dot dadurch Subslaiiiverlust.
XIV.nbsp; nbsp; nbsp;Exsudate kamen nie uud nirgends vor.
B. Durch Impfung erzeugte Rinderpest.
XV.nbsp; nbsp; nbsp;Mag der Verlauf der Krankheit noch so gutar-tiquot; gewesen sein, so dass während des Lebens nur unbe­deutende, kaum auf Rinderpest hinweisende Symptome be­merkbar waren, so finden sich dennoch gewisse, der­selben eigenthümliche, pathologisch - anatomische Verän­derungen.
XVI.nbsp; nbsp; nbsp;Der durch Impfung erzeugten Rinderpest liegen im Wesentlichen dieselben Proccsse m Grunde, wie der natürlichen, aber bei mildem Charakter der Krankheit in serinser Ex- und Intensität.
So kam die Ablösung des Epithels der Schleimhaut des Digcstionsapparals nur an einzelnen Stellen im Darm­kanal und in dem Hespirationsorgyne gar nicht vor; eben so wenig eine Zelleuwueliciung in den Schleim- und Schlauchdrüsen, welche zu plattartigen Auflagerungen ge­führt hatte und die Zcllenwuchemiig in den solitären und Peyer'sehen Follikeln war viel unerheblicher, als in der natürlichen Rinderpest. (V ircho w gesteht aber auch die Möglichkeit des Vorkommens viel ex- und iulcDsivercr Ver­änderungen auch bei der geimpften Rinderpest zu.)
XVII.nbsp; nbsp;Mit der Zelleimucherutig in den Follikeln geht (wie bei der nalürlichcii Rinderpest) ein Zcllenrciehthum in den homologen Mesenterialdrüscn paralcll.
XVIII.nbsp; nbsp; Die auf der Haut erscheinenden Knötchcn ver­danken ihre Entstehung einer örtlich, auf kleine Stellen beschränkten Wucherung von Epidermzellen, von welchen die tieferen kurz oder lang zerfallen und das Ablösen der Knötchen bewirken.
XIX.nbsp; nbsp; Die obere Schicht der Haut, so wie sie von
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jenen Knülchen bedeckt ist, zerfällt zuweilen ebenfalls in Mulekalarmasse.
XX. Constant in den Seitenventrikeln deraquo; Gehirns, häufig auch unier der Arachuoidea des grossen Gehirns, findet sich Transsudat.
Der geehrte Verfasser sagt nun, dass er auf Gruud-lage dieser Resullale seiner Untersuchungen die Rinderpest als einen Krankheilsproccss bezeichnen könnte, welcher auf Desquamation des Epithels der Schleimhäute des Diges­tions- und Respirations-Apparats (oder der Schleimhäute überhaupt, wie er ferner bemerkt), auf Zellcnwucherungen in den Schleim- und Schlauchdröson, so wie in den Folli-krln und auf der Flaut mit nachfolgendem völligen oder partiellen Zerfall derselben Formelcmente, welche durch Wucherung entstanden und aus Theilen des Gewebes der genannten Sclileinihäule und der Ilnut beruht. Er finde aber, dass das vermeintliche Recht die pars pro tote neb-men zu können, ein der Wissenschaft verdcrbliclies Un­recht sei.
Bei aller Hochachtung, die ich diesem für die Beför­derung der Veterinär-Mediein in unserem Lande so viel verdienten Forscher immer und überall zolle, muss ich doch in diesem (Gegenstände ihm entgegentreten, denn meine Untersuchungen, die ich sowohl in Bandarewka, wie auch am Salmyschc an mehr als 44 Leichen gemacht habe, haben ganz andere Resullale geliefert, und da iliese Untersuchungen in zwei von einander weit entfernten Ge­genden im Osten und Süden unseres grossen Reiches und dazu an Thieren verschiedener Racen angestellt worden sind, so glaube ich den durch dieselben erhaltenen Re­sultaten einiges Gewicht beilegen zu dürfen.
Zuerst muss ich aber dem Professor Braucll in dem 15. Punkte seiner Resultate beistimmen, nämlich, dass man gewisse, mehr oder weniger ausgesprochene, der Rinder-
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prsl cigetilhumlidie Ernährnngsslörungen auch schon bei solchen kranken Thiercn finde, die nach der Impfung der Rinderpest (und nach meinen Beobachtungen auch nach der natürlichen Austockuug derselben) kaum bemerkbare Symptome dieser Krankheit geäussert haben. Ich habe in Bandarevvka zu diesem Zwecke einige sowohl durch Im­pfung, als durch natürliche Atislecknng unlängst erkrankte Thiere tödten lassen und fand in denselben ziemlich be­deutende Ernährungsstörungen, obwohl diese Thiere am Leben aussei' den so genannten Knötcben und Erosionen an der Maulschieinihaul nur leichte Störungen des Allge­meinbefindens gezeigt bauen.
Da nun die vorliegende Abhandlung in vieler Bezie­hung gleichsam als Anlilhesc der Bi-auell'scheii Schrift dienen soll, so will ich auch die HesuKatc meiner Unter­suchungen in derselben Ordnung angeben, in welcher die Resnltate dieses berühmten Forschers aufgestellt worden sind.
2) Die Schleimhaut der Maulhöhle.
Man hat in der neueren Zeit in Russland auf Ernäh­rungsstörungen dieser Schleiinhant ein besonderes Gewicht gelegt und dieselbe zu den pathognomischeii Kcnuzciehen der geimpften Rinderpest gezählt. Ich habe aber schon früher in einer Kritik der Impfversuche bemerkt, dass die­ses mit Unrecht geschah, denn diese Ernährungsstöinngen fehlten in vielen Fällen der beschriebenen geimpften Rin­derpest ganz.
In Bandarevvka und am Salmyschc habe ich mich nun zwar davon überzeugt, dass der Mangel dieser Ernährungs­störung sowohl bei der geimpften, als bei der natürlichen Rinderpest wohl zu den seltenen Fällen gehört; ich habe ferner, wie ich eben schon bemerkt habe, bedeutende Er-iiälirungsslorungen im Darmkanale und in anderen Orgu-
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neu aiicli bei solchen Thiercn schou gefumlcn, welche am Leben aussei- den Veränderungen der Sclileimhaul in der Maulhöhle keim; sichtbare, der Rinderpest eigenthümliche Kennzeichen gezeigt haben. Dennoch kann ich nicht jener Meinung beistimmen, welche den sogenannten Knötchen oder Platten auf der Schleimhaut des Zahnfleisches oder der Lippen einen besonderen diagnostischen VVerth beile­gen, denn erstens fehlten sie, wie gesagt, in einigen Fallen ganz, zweitens aber haben wir am Salmysche bei der Manl-und Klauenseuche völlig ähnliche Knötchen und Platten auf den angegebenen Stellen der Schleimhaut gesehen, welche (Knötchen) durch ihre frappante Achnlichkeil mit den bei der Rinderpest beobachteten die Diagnose der Krankheit Anfangs auch wirklich sehr erschwert haben.
Ich habe die Ernährungs-Störungen der Schleimhaut in der Maulhöhle in folgender Gestalt beobachtet:
Am 3 — 4. Tage nach der Impfung zeialc sich ge­wöhnlich eine mehr oder weniger starke Injection der Schleimhaut am Zahnfleische der Schneidezähne und der Unterlippe. Am 5 — 6. Tage erschienen unter dem Rande des Zahnfleisches, seltener auf der Schleimhaut der Unter­lippe härllichc. Mohn- oder Iliisekörner grosse Knötchen, welche am folgenden, nicht selten aber schon au demsel­ben Tage im Ci-nlrum erweicht und in eine gelblich-weisse. fettige Masse verwandelt wurden, nach deren Entfernung kleine runde Vertiefungen entstanden, deren Grund mit einer eiterähnlichen Masse bedeckt war. Am 8 — 9.Tage nach der Impfung zeigte sich die Schleimhaut des Zahn­fleisches und der Lippen stellenweise vom Epithel völlig enlblöst und statt dessen mit einem gelblich-grauen Schleim oder mit graulich-gelben, mehr oder weniger festen und dicken, speckartigen Platten bedeckt. Eben solche Ver­änderungen fanden sich in vielen Leichen auch auf der
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Scbleimliaut des harten Gaumens und an den Rändern der Zunge.
Bei einem durch natürliche Ansteckung erkrankten Stiere erschienen die Knötchcu erst am 8. Tage nach der stattgefundeneu Ansteckung.
Bei einigen Tliiereu, welche theils an geimpfter, theils aber an natürlicher Kinderpest zu Gründe gingen, fanden sich auf der Schleimhaut der Lippen und der Unlerfläche der Zuugenspitzc kleine, gelbe Flecken, welche aus einer festen, im Gewebe eingelagerten Masse bestanden.
Die mikroskopischen Untersuchungen dieser Ernäh-ruugsStörungen ergaben nun Folgendes: a) Die bärtücheo Kuötchen bestanden in den oberen Schichten aus noch unveränderten Epithclzcllen, in den initiieren Schichten dagegen enthielten diese Zel­len 1) sehr grossc Kerne, meistens mit 3 Kernkör-percheu und 2) waren viele derselben mit vielen dunkeln Körnern gefüllt, welche weder durch Essig­säure, noch Kalilösung zum Verschwinden gebracht werden konnten und in Karminlösung ungefärbt blie­ben. Die unleren Schichten bestanden aus ziemlich grossen, runden, körnigen Zellen mil einem grosfen Kerne und meistens 3 Kernkörperchcn. Bei einigen kam der Kern erst nach Zusatz von Kalilüsnng oder Färbung mit Karmin raquo;um Vorschein. In anderen wieder war kein Kern auch nach der Einwirkung dieser Rcagenticn zu sehen und die Zelle bestand nur aus einem Haufen Molekularkörnern. Die Zahl sol­cher Elemente vermehrt sich bedeutend in den tief­sten Schichten ; zugleich aber erschienen neben den­selben eine grosse Zahl kleiner, runder, körniger Zellen von der Grosse der Eiterkörperchen mit 1 bis 3 kleinen Kernchen. Viele derselben waren schon im Molekularzerfalle begriffen.
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Endlich enthiellcn diese tiefsten Schichten der Knötchen noch viele freie oder verscliiedeiiarlig giup-pirte Moickiilarkürncheu.
b)nbsp; nbsp;Die spcckarligen Platten bestunden giösstentlieils nur aus Molekularkörocru und freien, ge.völiniicli drei Kernkorperchen euthalloiiden Kernen der Epitliel-zellcn. Ganze Epilbclzellen kamen in denselben nur in sehr geringer Zahl und meistens nur in den ober-Jläcblicheu Schichten vor; dagegen trafen sich in den unteren Schichten einige noch erhaltene kleine runde Zellen. Beide Zellcnarlcn aber waren mit Mülekn-. larkörnern gefüllt.
c)nbsp; nbsp;Der gelblich-granc Schleim, welcher die entblösslen Stellen der Schleimhaut bedeckte, enthielt aussei-freien Molekularkörncrn auch polygonale und runde (grosse und kleinere) Zellen, welche meistens dem iMolekularzerfall anhi'iin gefallen sind.
d)nbsp; nbsp;Das Gewebe der Schleimbaul unter den härllichen Knötchen war meistens sehr verdickt, mit vielen Ca-pilla1-Extravasaten und zeigte an seinen Schnitten eine sehr intensive Proliferation der Bindcgcncbs-körperchen, welche bedeutend vergriissert, meistens zwei oder mehrere Kerne cnlhalten und stellenweise von Haufen kleiner, runder, 1 — 3kernigen Zellen auseinander gediüngl sind. An den oberen Schich­ten ist die Zahl der lelzlercn bedeutend vermehrt; zugleich aber tritt auch der Zerfall derselben in !Mo-lekulannasse mehr und mehr hervor.
Unter den speckartigen Platten und noch mehr auf den vom Epithel entblössleu und ei'odiiicn Stellen war der Moleknlarzerfall noch deutlicher ausgesprochen und reichte auch tiefer in die nnteren Schichten hinein.
Die gelben Flecken bestanden nur ans Molekular-massc. welche die ganzlaquo; Dieke der Schleimhant. ja oft
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unuli die Siibnuicosa einnahm, (u dieser Masse konnte man noch (lurch Karminfärbuiig liin und wieder dunkele Contnieii der dagewesenen Gewebselemente und auf sehr feinetraquo; Schnitleu auch Spuren von runden Zellen er­blicken.
Das Gewebe um diese Flecke stellte eine intensive Proliferation der Bindogewebs-Körpercheu und eine mehr oder weniger ausgesprochene Infiltration mit runden, klei­nen. l-3keinigen Zellen vor. welche am Rande der Flecken meistens schon dem Molekularzerfall anheimfielen.
3) Die Schleimhaut der Zungenwurzel und der Rachenhöhle.
Die Veränderiiiigcn der Schleimhaut dieser Theile ge­hörten zu den constantesten Ernährungsstörungen, welche ich bei der Rinderpest gefunden habe. Unter mehr als 40 Sectiouen kam nur ein einziger Fall vor. in welchem diese Ernühriingsslörnng gefehlt hat. — Dieselbe bestand in Folgendem:
Die Schleimhaut der genaunteu Theile war mit einem dicken, sehr klebrigen und zähen Schleime überzogen, wel­cher folgende Elemente enthielt:
1)nbsp; Epilhelzcllen in allen Phasen ihrer Veränderung, wie wir sie in den Knötchen und den Platten auf der IVIaulscbleimhaut gesehen haben.
2)nbsp; nbsp;Hunde, kleine, meistens körnige Zellen mit. einem oder zwei bis drei kleinen Kernchen.
3)nbsp; Freie Kerne mit 3 Kernkörperchen und
4)nbsp; Freie oder in Gruppen zusammengehäufte Moleku­larkörner.
Nach Entfernung des Schleimes vermittelst des Messer-sliels oder Abwaschen der Schleimhaut in kaltem V\ asser erschien dieselbe vom Epithel entblösst, stark geriithet und geschwellt und auf der Oberfläche uneben, gleichsam wie
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angefressen und stellenweise mit festen Platten von ver­schiedener Dicke und (irösse bedeckt. Zynischen diesen Platten waren immer begrenzte, mehr oder #9632;weniger tie(e Substanzvcrluste in Gestalt kleiner, runder, mit einer eiterähnlichen Masse gefüllter Grübchen zu sehen.
Feine, durch die ganze Dicke der Schleimhaut und der Submucosa gemachte Schnitte zeiglcn au.-ser der sein starken Capilhninjcition und einer sehr ausgesprochenen Schwellung der Bindcgewcbskoiperchen mit Kernvcimeh-rung in denselben, noch eine intensive Infiltration des Gewebes mit runden, kleinen Zellen, die ganz den Habitus und die Eigenschaften der Lymphkörpercheu halten. Diese Zellen lagen bald zerstreut zwischen den Dindegewebs-körperchen, bald aber in mehr oder weniger grossen Hau­fen gruppirt. in den oberen Schichten der Schleimhaut waren diese Elemente meisten!- schon dem .quot;Woleknlarzer-fall anheim gefallen.
Die Sehlcimdrtiscn waren meistens wenig vei ändert und ihre Bläschen und die Ausfiihrungsgnnge hatten ge­wöhnlich ihre normale d'rissc und ihr Epithel noch behalten; in einigen Fallen aber waren dieselben mit freien. ;! Kernköij eichen enthaltende Kernen und Mole-kularkörnern gefüllt.
Aul solehen Schnitlen, welche durch die oben er­wähnten grnbclienaitigon Substanzrerluste gemacht worden sind, stellten dieselben kralerartige Vertiefungen vor. wel­che nicht selten bis zu den Muskeln reichten und mil einer hellen, kernigen, 1 —3 kernhaltende Zellen gefüllt waren. Im Grunde dieser Vertiefungen lagen noch lieste von elastischen Fasern und einige Bindegewebskörperchen, Die Wände des Kraters waren der Oberfläche zu nicht selten noch mit einer dünnen Epithelschicht bedeckt Das Gewebe um diesen Kratei war mit den beschriebenen klei­nen, runden Zellen infiltrit. welche im Zerfall waren,
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oder wenigstens mit vielen Körnern gefüllt waren, so dass ihre Kerne mir nach Färbung in Karminlösung sichtbar wurden.
Noch deutlicher aber konnte man diese Ernährungs­störung auf horizontalen Schnitten sehen, welche an, in Chromsäurclösung gehärteten Stücken gemacht worden sind. Solche leine, in Karminlösung gefärbte Schnitte stellten folgendes Bild dar. In den mehr oder weniger grossen Massen der bedeutend geschwellten Bindegewebs-körpcrclien lagen viele freie Kerne und kleine runde 1—3 kernige Zellen haufenweise eingebettet. Auf einigen Stel­len aber erreichten diese Haufen einen bedeutenden Um­fang und bildeten in ihrem Centrum runde oder ovale leere Ringe oder helle Flecken, die eine feinkörnige Masse und viele freiliegende runde Zellen, meistens schon im Zerfall der Molecularen enthielten. In den oberflächlichen Schichten waren einige dieser Ringe und Flecken von einem Kreise Epithehellcu noch umgeben, diese verloren sich aber bald in den folgenden Schichten. — In manchen Stellen sah mau in den Ringen Ueberbleibsel von Fasern, an welchen einige Bindegewebskörperchen lagen.
Neben diesen mehr oder weniger grossen Flecken oder Ringen waren noch andere viel kleinere, welche meistens noeb ihr Epithel und eine körnige Masse, hin und wieder aber auch freie Kerne enthielten Diese waren quer durch-schiüene Ausführungsgänge der Schleimdrüsen, während jene Querschnitte der beschriebenen kraterförreigen Sub-slanzverluste der Schleimhaut darstellten. Eine Verwech­selung beider, zu der ich Anfangs selbst verleitet wurde, war bei genauer Untersuchung unmöglich; denn erstens hatten die Querschnitte der Auslühi ungsgäuge eine mehr oder weniger dicke bindegewebige Hülle mit vielen elas­tischen Fasern, die Querschnitte der Krater aber waren von einem Netze der Bindegewebskörperchen umgeben, in
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denen sehr grosse Maschen-Haufen runder Zellen einge bettet waren; zweitens waren die Querschnitte der Aus­fuhrungsgänge bis in ihrem Ende meistens mit Epithelzel-leu ausgepllaslert. oder enthielten wenigstens freie Epitliel-kcriie, niemals aber runde Zellen. Die Quersclinitte der kralerförmigen Subslanzverluste halten nur in einigen Fällen und nur in den obersten Schiclilen Epithel. Drittens lagen in den mehr liefen Sclinillen die Qnerdurchschnilte der Ausführuiigsgänge entweder in der Mitte oder au der Seite von Bläschengruppen, während um den Kratern diese letzteren fehlten. Viertens endlich reichten die Querdurch-schuitte der Ausführungsgäuge nur bis zu einer gewissen Tiefe der Schleimbaut, die Krater aber gewöhnlich bis in die Submucosa und nicht seilen auch bis zur Muskel-schicht.
Es konnte also kein Zweifel obwalten, dass wir in den krateiTörmigeu Vertiefungen der Schleimhaut Substanz-vcrlusle des Gewebes derselben vor uns hatten, welche in einigen Fällen noch Reste der destruirten Elemente enl-hielten. Es handelt sich nun darum zu bestimmen, von welcher Natur diese Elemente waren. Wenn wir nun die völlige Idcnlitäl der in diesen Vertiefungen gefundenen, noch erhaltenen Zellen mit jeneu Zellen-Massen, welche das Gewebe um diesen Krater inülliit liabeu, beachten, wenn wir feiner bedenken, dass diese Zellcnmassen um flen Krater immer stark angehäuft waren und an den Käudern der lelzteu grösstenlheils schon dem iMolekulanrer-fallc anheimfieleu, so glaube ich, wird man wohl schwer daran sweifeln können, dass wir hier urspriiuglicii mit einer in- und extensiven Zellen - Proliferation und zwar der lymidioidcn Körper, welche vormals an diesen Stellen der Schleimhaut in Gestalt der sogenannten Folli-keldrüsen enthalten sind, zu thun haben, und dass der schnell ei ntretende Molekularzerfall dieser Zellenhaufeu
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oben jene Substanitverlusle hei vorbringe. Wir werden später sehen, dass -wir denselben Prozess auch in der Schleimhaut des Darms antreffen. Immerhin kann ich uach meinen Untersuchungen unmöglich nur eine oberflächliche, meistens auf die E|iithelschichte sich nur begrenzende Er­nährungsstörung der beschriebenen Schleimhäute zulas­sen; im Cegentheil habe ich stets die beschriebene Zcl-Icninfiltiation ui d den Moleculardctrilus schon bei den, dem ausseien Ansehen nach leicht erkrankten Thiereu gefunden. Und ich kann mit den Resultaten der Unter­suchung Brauell's In dieser Beziehung nur darin einver­standen sein, dass man weder in den Knötchcn der Maul­schleimhaut noch in den Platten auf derselben und in der Uacheiihöhle irgend ein amorphes Exsudat finde, son­dern Zellen und den Detritus derselben vor sich habe, muss aber diesem Forscher gradezn widersprechen, wenn er in der angefübrten Schrift (S. 55) behauptet: „in den Schleimdrüsen der Maul- und Hachcnschleimhant finde gleichzeitig mit dem Zerfalle des Epithels (vielleicht und wahrscheinlich schon froher) Neubildung von Zellen statt, welche kurz oder lang in Molckularmasse zerfallen, nach­dem sie eine Zeit lang plattenartig die Schleimhaut bedeckt haben; ferner dass in der Schleimhaut der Unterlippe (nur) häufig partielle, auf kleine Stellen begrenzte, numerische Hyperphisie der Formelemente des IJindcgewcbes stattfinde, durch welche die linsengrossen Knoten hervorgebracht worden, und endlich, dass die Schleimhaut der iMaul- und Rachenhöhle nur zuweilen au einzelnen, bald kleineren, bald grösseren begrenzten Stellen ebenso wie das Epithel in Molckularmasse zerfalle und dadurch scharf begrenzten Substanzverlust erleide.quot; Was zuerst die Knötchcn und Platten betrifft, so habe ich zwischen denselben nur den Unterschied gefunden, dass jene als jüngere Productioneu noch viele erhaltene Elemente in sich tragen, während in
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diesen der ZeiTall derselben mehr vorherrscUt. Die Platten stellen nur den höchsten Grad des Zellendetritus vor. Wir haben aber gesehen, dass die Knötchen ebenfalls sehr schnell diesem Zerfall anheimfallen. Es würden also diese beiden Formen höchstens sich nur durch ihren Um­fang unterscheiden lassen. — Was aber die Ernährungs-siörungcn der Schleimbaut selbst anbelangt, so findet man in denselben die anomale Zellenproduction ebenso unter den Platten, wie unter den Knötchen und zwar besteht diese Zellenproduction in beiden Füllen nicht in den Schleim­drüsen der Schleimhaut, sondern im Gewebe derselben selbst.
Wenn Braueil behauptet, dass die aus den Schleim­drüsen hervorwucheniden Zellen eine Zeitlang die Schleim­haut platlenartig bedecken, so muss ich erstens bemerken, dass ich in allen von mir untersuchten Präparaten (und ich habe solcher viel genug untersucht) in den Schleim-drüseu, ausser Epithel und seinen Kernen und den Moleku-larköruern niemals andere Zellcngebilde gesehen habe, welche die mindeste Aehnlicbkeit mit jenen Zellen hätten, die im Gewebe der Schleimhaut unter den Platten lagen; zweitens aber dass feine, durch die mit Platten bedeckte Schleimhaut gemachte Schnitte dasselbe Bild gaben, wie jene Schnitte, welche durch die Stellen der Schleimhaut gemacht worden sind, auf welchen die Knötchen sassen. — In beiden Präparaten war die starke Proliferation der Bindegewebskörperchen und die Infiltration des Gewebes mit kleinen, runden, 1 — 3kernigen Zellen zu sehen, welche der Oberfläche zu sich mehr und mehr anhäuften und bereits dem Molekularzerfall verfielen. —
Brau eil sagt (S. 12) „Die unter jeuen Platten be­findliche Schleimhaut war ebenso wie anderwärts theils durch Hyperämie der kleineren Blutgelassc, theils durch Capiilarapopleaden mehr oder weniger geröthet, in der Re-
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gel aber intact, ohne Substanzverlust. Nur einmal fand er tiieselbe an einzelnen Stellen in ihrer oberflächlichen Schicht in eine breiartige blasse zerfallen, welche mikros­kopisch untersucht, aus feinen, nach Actherzusatz ver­schwindenden Molecülen bestand. Das Schleimhautgewebe betheiligt. sich dennoch zuweilen auch zunächst in den obcrllächlichen Schichten an dem Zerlull der sie bedecken­den Zellen durch Fettmetamorphosc und hierein ist die Ursache ihres Snbstanzverlustes zu suchen.quot; — Ich habe dagegen in allen Fällen, die ich untersucht habe, immer die oberste Schicht der Schleimhaut unter den Platten in .MolckularzeiTall gefunden; ja, ich mass behaupten, dass es wohl schwerlich Jemandem jemals gelingen wird, die (Frenze zwischen den Platten und der Oberfläche der Schleimhaut, anzudeuten und wie soll man eine solche Grenze in einem Detritus ziehen können?
Es kann nach meinen Untersuchungen kein Zweifel mehr obwalten, dass wir überall, sowohl in den Plat­ten, wie in den Knötchen und endlich auch in den ero-dirten Stellen der Schleimhaut der Alaulschleinihaut der Maulliöhle folgenden Prozess vor uns haben. Es cnsteht in der Schleimhaut jene activ-passive Ernährnngsslörung, die in Neubildung von lebensunfähigen Zellen bestehet. Diese Elemente sind bald diffus im Gewebe infiltrit, bald aber und meistens nur auf mehr oder weniger begrenzten Stellen und zwar mehr in den oberen Schichten der Schleim­haut angehäuft, wodurch bald knoten #9632;, bald plattenartige Erhöhungen entstehen, die mit dem schnell eintretenden Zerfall sowohl der neugebildeteu Zellen, wie des sie be­deckenden Epithels in jene weiche, fettige i\lasse ver-wandelt worden, die man als Exsudate angegeben hat Ich muss gegen BraueII ferner bemerken, dass ich in den Platten die Molekularmasse gewöhnlich gleich vertheilt,
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uud in einigen Fällen sogar mehr in den tiefereu als in den oberen Schichten gefunden habe. — Es verbreitet sich der Detritus nicht, wie dieser Forscher glaubt, von oben herab, oder deutlicher gesagt, von dem Epithel auf das (jewebe der Schleimhaut, sondern grade in umgekehrter Richtung vou letzterem auf das Epithel. Dass in einigen Fällen das Epithel schneller (aber nicht früher) zerfällt, darf uns gewiss nicht #9632;wundern, denn wir finden dasselbe auch bei anderen Processen.
Was endlich die Ernährungsstörungen der Schleimhaut der Rachenhöhle betrifft, so wunderts mich, dass Braueil Nichts von dem mehr tiefen, begrenzten kralerförmigen Substanzverluste derselben erwähnt, und doch waren die­selben constant (aussei- einem Falle) bei jedem an Rinder pest sowohl der geimpften, wie der natürlich gefallenen Thiere zugegen.
Diese Substanzverlustc haben ohne Zweifel im Detri­tus jener Zelleumassen ihren Grund, welche noch um die Krater zerstreut lagen, und die ohne Zweifel zu lymphoi-den Bildungen gehören. Es bestehet also dieses Schteim-hautleidea gewiss in einer Hyperplasie der Lymphefolli-kel und der sie umgebenden adenoiden (nach Ilis) oder cytogenen Substanz (nach Köllike r) mit einem theilwei-seu sehr acuten Zerfall der Elemente derselben.
Ich muss endlich noch jene gelbe Flecken der Schleim­haut sowohl in der Maulschleimhaut wie in der Rachen­höhle erwähnen. Diese bestanden, wie die mikroskopischen Untersuchungen genügend dargclhan haben, aus Molekular­körnern, welche im Gewebe der Schleimhaut eingebetlel #9632;waren. Man könnte aber auch noch in dieser todlen Masse Spuren des dagewesenen regen Lebens sehen und dunkeleConluren zeigten noch den Schalten der verschwun-deoen Zellen an. —
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4. Die Schlpimliaut des Oesophagus.
Die Eruährungsstöruugen derselben vvarcu vollkom-men (leneu der IMaulscliioiinliaul gleidi 5 sie katneu aber sowohl bei der geimpften, als bei der ualürlichen Kiudci-pesl ziemlich seilen vor. Braueil sagt (S. IG), er habe in allen Fällen der naliirlichen Rinderpest diese Schleim-hant ihres Epitluh heraubl gefandeti. Ich meiner Seils kann es niehl bebauplon. Ich habe in vielen Fällen so­wohl der iiatiiiliehcn wie der geioipfteu Rinderpest die ganxe Oberfläche der Schleimhaut des Oesophagus völlig gesund und unverändert gefunden, in anderen Fällen da­gegen war auf vielen Steilen derselben von versehiedeuer Länge und Breile (aber doch nicht überall) entweder das Epithel völlig verschwunden und die Schleimhaut stark ge-röthet und mit einem dicken gelblich-graulichen Schleime bedeckt, oder das Epithel war in plalleuarlige, speckige Massen Verwandelt, die stellenweise auf der geröthcleii Schleimhaut aufgelageit wann; die mikroskopische Unter­suchung ergab hier dieselben Resultate, wie in der Maul-hiihle.
5. Die Schleimhant der drei eisten Magen.
Hyperaemic der Schleinibaut der beiden ersten Magen und Absiossung des Epithels derselben kamen nicht so oft vor (unter 42 nur bei 5). Dagegen fehlte (nur bei 2) die mehr oder weniger ausgesprochene Ilypcraeinie und Miiib-heil der Schleimhaut des Psalters sehr seilen. Das Epi-Ihel derselben liets sich immer sehr leicht abstreifen, völ­lig abgestossen war es aber nur in einigen Fällen. Die mikroskopischen Uutecsnchungen zeigten fellige Entartung derselben. Völligen Zerf.ill des Epithels in Moleculaima.'Sr, wie es Braueil angiebt, habe ich in diesem Organe nicht gesehen. Eben so wenig habe ich die von Brauell br-
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schritbeneu, kleinen, linsengrossen Inselchen einer farblo­sen, weichen Masse auf der vom Epithel eiitblösslcn Schleim-haut des 3. Magens gefunden. —
6. Die Schleimhaut des Labmagens.
Aussei- einigen seltenen Fällen war dieselbe überall sehr slaik geröthet, ja ofl sogar violclrolh und mit vielen Exlravasalcn, schwarzen Flecken und Striemen (insbeson­dere am Pylorustheile und auf den Fallen) bedeckt. Im­mer war sie mit einem raquo;ehr dicken, giauligeu Schleime überzogen, in vielen Fä lea stellenweise (um Pylorustheile) mil mehr oder wenigor festen, weisslicli gelben Platten von verschiedener Dicke und Grosse bedeckt, und zeigte nach deren Enlfeinung oberflächliche oder mehr liele Substanzverlusle. —
Die mikroskopischen Untersuchungen zeigten nun Fol­gendes:
a)nbsp; nbsp;Der dicke Schleim enthielt 1) sehr viel Cylinderepi-thel mit sehr grossen Keinen und meistens mit 3 Kern-körperchen; ti) grossc, runde, einkörnige Zellen in unbe­deutender Zahl; 3) sehr viel kleine runde, 1 — 3keniigc Zellen, wie wir sie in der Maul- und Rachcnhölile gefun­den haben; 4) freie Kerne mit drei Kernkörperchen und — 5) sehr viel Molekularkörner.
b)nbsp; nbsp;Die festen Platten hostauden aus denselben kleiueu, runden Zellen, freien Kernen und Molckularkörnern. Das Verhällniss zwischen diesen Elementen war sehr verschie­den je nach der Consisleuz der Platten. Im Allgemeinen waren die kleinen runden Zellen am meisten in den festen, die freien Molekularkörner dagegen in den mehr weichen Platten vertreten.
In den festen Platten waren die Zellenelemente durch eine feste, amorphe Masse vereinigt, welche weder dm eh Essigsäure noch durch Kalilösung sieb auflöste.
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c) Die Schleimhaut.
Feine Vertkalscbnitle, welche durch die Schleimhaut und Submucosa auf verschiedenen Stelleu der ganzen Ober­fläche von der Cardia bis zu den Füllen gemacht worden sind, zeiglcn nur slellciivveises oder völliges Verschieden (?) des Epilhels, eine mehr oder weniger starke Gelassiujec lion, Capillarapoplexiea und eine leichte Schwellung des Gewebes. Beide Drüscnarteu waren nur vergrössert und umfangreicher. Ein ganz anderes Bild aber boten jene feinen Verlicalschnitte, welche am verdickten und meistens mamelonirten Pylorasthcile der Schleimhaut gemacht wor­den sind.
Solche Schnitte zeigten in dem unteren Theile der Schleimhaut und oft auch in der darunter liegenden Sub­mucosa eine sehr intensive Proliferation der Bindegewebs-körperchen und eine sehr auffallende Infiltration des Ge­webes mit jenen kleineu, runden, 1 — 3kernigen Zellen, welche im Schleime und in den Platten enthalten waren. Breite Züge dieser neuen Zellengebilde und der vergrösser-ten und in Theilung begriffenen Biudegewcbskörperchen umringten das blinde Ende der Schleimdrüsen und dran­gen auch zwischen denselben hinein.
Feine, auf diesen Stellen gemachte Horizontalschnitte zeigten nun die Querschnitte dieser Drüsen, umringt von mein- oder weniger breiten Schichten dieser neugcbildetcn Masse. Verfertigte man solche feine Schnitte von unten herauf bis zur Oberfläche der Schleimbaut oder in umge­kehrter Richtung, so konnte man leicht sehen, wie weil die Neubildung zwischen den Drüseuschläuchen hinein­dringt.
So sah ich in vielen Fallen diese Streifen von grösse-rer oder kleinerer Breite bis zur Oberfläche der Schleim­haut sich ersticcken und dort in die sogenannten Platten übergehen. Es kam mir aber kein einziger Fall vor, in
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welchem die Schleimdrüsen hait au einander gelegen hät­ten, sondern immer -waren zwischen denselben die ge-nannten Elemente eingebettet. Auf jenen Stellen, wo die Platten gelegen haben oder wo Substanzverlust war, sah mau den Molekularzerfall sowohl der Schlauchdriisc, wie auch der zwischen denselben eiugcbetlelen Neubildung.
Was nuu die Schlauchdrüscn betriirt, so war ihr Dia­meter bald normal, bald etwas •vergrössert. In den meisten Fällen waren dicselbeu mit freien, drei Kerokörper ent­haltenden Kernen gefüllt; in vielen war aber noch das Cylindcrepithel ganz erhalten, dasselbe enthielt aber grosse Kerne mit drei Kcrnkörperchen; nur in sehr seltenen Fäl­len habe ich in den Schlauchdrüscn statt Cylinder mehr runde Zellen mit eben solchen grossen Kernen gesehen. Diese Zellen waren durch ihre Grosse so sehr veischie-den von jenen, welche in der Schleimhaut selbst (und auch in den Platten) lagen, dass mau beide unmöglich verwech­seln konnte. Es konnte kein Zweifel obwalten, dass diese grossen, runden Zellen veränderte Epithelcylinder sind; ja, in vielen Fällen konnte mau in manchem Schlauche alle Uebeigangsfornieu zwischen beiden sehen.
Brauell sagt in seiner Brochure (S. 20) von den Platten Folgendes: „Untersuchte ich Segmente, welche mit dem durch jene Platten und die darunter gelegene Schleimhaut geführten Doppclmesser gewonnen wurden, unter dem Mikroskop, so fand ich, dass die tiefste Schicht jener Platten, so weit sie mit der Schleimhaut fest zusam­menhingen, in die Schlauchdrüsen hinein sich fortsetzte; dass der zellige Inhalt der letzteren mit den Formelemen-teu zunächst der tiefsten Schichten jener Platten unter Mithülfe der sie verbindenden Interzellular-Substanz ein Continuum bildete und dass die erhaltenen Zellen der Platten mit den in den Schleimdrüsen enthaltenen, in je­der Hinsicht übereinstimmten. Es konnte und kann dem-
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nach auch kein Zweifel darüber obwalten, dass jene Plat­ten keine Exsudate waren, sondern dass sie einer Zellen-Wucherung in den Schlauchdriiseu ihren Ursprung ver­danken.quot; —
Wenn ich nun nach meinen Unteisuchungcn im Prin­cipe mit diesem Forscher iibcrcinstimineu muss, nümlich dass die Platten ihren Ursprung einer Zellenwucherung verdanken, so kann ich ihm doch darin nicht beipflich­ten, dass diese Zellenwucherung nur in den Schlaiich-drüsen ihren Sil^ habe und dass wir also hier auls letzte immer mit einer Proliferation der Epillielialgcbiltle zu Ihnn haben. Ich kann wohl nicht leugnen , dass die sowohl in den Platten, wie im Schleime auf der Oberfläche des vierten Alagens enthaltenen freien Kerne ihre Bildungs­stätte in den ScbleimdrSsen haben, muss aber für die in denselben in grösserer oder kleinerer Zahl auftretenden kleinen, runden Zellen einen ganz anderen Ursprung vin-diciren, nämlich die Proliferation der Gewebseleincnte der Schleimhaut selbst.
Ich habe ebenfalls auf \ ertikalschuitten den innigsten Zusammenhang zwischen den Platten und der darunter liegenden Schleimhaut gesehen; dieser Zusaounetihang be­schränkt sich aber keineswegs nur auf den Inhalt der Schhiuchdriiscn, sondern die Platten bildeten gleichsam ein ('ontinuum mit der ganzen Oberfläche der Schleimhaut, welche aber durch ihre, mit grossen Kernen gefüllten Schläuche und die zwischen denselben infillrirten Zellcn-massen deutlich maikiit war, während in den Platten diese beiden Elemente (freie Kerne und runde Zellen) pele-mcle neben einander lagen.
Endlich muss ich noch bemerken, dass ich in einigen Fällen am Pylorus sehr tiefe, begrenzte Substanzverluste der Schleimhaut gefunden habe.
Der Boden dieser Ulcerationen war mit einer schmie-
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ligen, spcckart'gen Ala.sse bedeckt. Das Alikroskop zeigte in der letzteren nur .'Molekularkömei- und freie FetUroplen. Die Wände dieser Vertiefungen bilden theils halb zertiiini-merle Schlauchdrüsen, tbeils Züge von Uiudegewebs-Kör-perchen und kleinen, runden, 1 — okernigeu Zellen, mei­stens schon im molekularen Zerfall begrilfen.
7. Die Schleimhaut des Dünndarms.
Ich fand dieselbe in allen Fällen, ja selbst bei Thie-ren, -welche nach der IinpCung oder der natürlichen An­steckung kaum sichtbare Kennzeichen der Erkrankung ge­zeigt haben, mehr oder weniger stark geröthet und an vielen Stellen durch grösserc und k'eiuere Exlrava.-ate ge­deckt. Hei den leicht erkrankten (für anatomisch-patho­logische [TutersnchungeD getödteten) Thieren war die ganzi-Oberfläche derselben mit einer dickllüssigen, gelb ich-weissen, citerähnlichcu Masse bedeckt.
Pas .Mikroskop zeigte in derseibeu:
1)nbsp; nbsp;sehr viel Epitbelcylinder mit grossen Dreikorn-Kür­perehen enthaltenden Kernen,
2)nbsp; nbsp;viele solche freie Kerne,
3)nbsp; nbsp;kleine, runde, 1 — Skernige Zellen und
4)nbsp; nbsp;IMolekularkörner, aber noch in sehr unbedeutender Zahl.
Bei den Thiereu, die an der geimpften oder nalüiliclien Rinderpest gefallen sind, war der Inhall des Darms bald dickflüssig, gelblich-weiss, bald mehr dünn und granlich oder grau-rötiilich. hin und wieder auch mit Blutstriemen und Streifen und kleinere oder grösserc feste, weisslich-gelbe Platten von verschiedener Dicke enthaltend. In einigen Fällen fand ich lange hohle Cylinder in dem Darminhalte fiel liegen.
Die Obeifläche derseibeu war, jener der Darmschleim-haul entsprechend, tief gefaltet und hier und da mit Blut-
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tropfen gefleckt. Das Mikroskop zeigte in dem düniifliis-sigen Inlialle sehr viel freie Mokkulaikerne, die oben be­schriebenen Zellenelemente und hier und da auch rolhe Biiilköiperchcn. In den festen piallenarligen Stücken so­wohl wie in den bohlen Cylindern waren diese Elcmeule in einer festen amorphen Masse eingelagert und der Mole-kulardetritua waltete noch mein- ob.
Wurde der Danninball durch Abwaschen entfernt, so zeigte sieh die Sehleimhuul bald sehr verdickt und saf!-reieb, bald im Gegeutheil mehr verdünnt, immer aber sehr iniirbe und in den meisten Fällen stellenweise mit festen, gelblichweifsen Auflagernngcn von verschiedener Dicke und Grosse besetzt. Ausserdem fanden sich au vielen Stillen entweder feuchte, wenig begrenzte, oder mehr lie-fere, oft bis y.ur Muscularis reichende, scharf begrenzte, rundliche linsen- bis erbsengrössc Snbslamvei luste. Seichte Subslanzvurluste waren auch auf jenen Stellen zu sehen, wo die festen Platten nur locker auflagen und Iciebt ent­fernt wurden.
Die mikroskopischen ünlirsuchungeu zeigten nun in den feslen Platten freie, grosso Drcikcrnkörperchen enthal­tende Kerne, kleine runde, 1 — 4kernige Zellen und freie Molekularkölner. Die Quanlilät der Letzteren war in den mehr weichen Platten immer obwaltend. Immer aber war der iMolckularzcrfall der Zellen sichtbar. Die Zellen und Kerne waren in einer amorphen, festen Masse eingebettet, welche durch Essigsäure und Kalilösung nicht gelöst wurde.
Ueber den Ursprung dieser Zellen sagt Urauell, „die­selben stimmen in Crösse, Form und sonstiger Beschaffen­heit yollkoinmeii mit denen überciu, mit welchen die unter den Platten befindlichen Schleimdrüsen vollgestopft waren. Und untersuchte man Segmente, gewonnen mit dem durch die Schleimhaut und durch die ihr fest adhärirende, con-
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sistentere Partie jener Platten geführten Doppelmesscr unter dem Mikroskop, so sah man, wie die Zellen der Schlauchdrüsen mit Hülfe ihrer Interzellular-Sabstaoz am Coulinuum zunächst mit den tieferen Schichten der Plat­ten bildeten, oder umgekehrt konnle man auch sagen, dass die Platten mit zapfenartigen Fortsätzen in die Schlauch­drüsen hineinragtenquot; (1. c. S. 26). Jjeider muss ich auch hier diesem berühmten Forscher widersprechen.
Die in den Platten enthalteneu kleinen, runden Zel­len konnten unmöglich ihren Ursprung in den unter den ersteren liegenden Schleimdrüsen haben, wohl aber die freien Kerne, -weil die Schlauchdrüsen in den vielen, von mir untersuchten Schnitten niemals solche kleine, runde Zellen enthielten, sondern entweder ihr normales, übrigens in Molekulaizerfall schon begriffenes Cylinderepithel, oder nur dessen freie Kerne mit den drei glänzenden Keinkör-perchen. Dagegen war die Schleimhaut unter diesen Platten mit einer unzähligen Masse dieser runden Zellen sowohl unter wie zwischen den Schleimdrüsen stark in-liltiirt. Und ich kann mir dies von Braucll begangene qui pro quo nur dadurch erklären, dass seine Schnitte nicht fein genug -waren, und dadurch die unter oder zwi­schen den Schleimdrüsen im Gewebe der Schleimhaut ein­gelagerten Zellen das Ansehen erhielten, als wären sie in den Drüsen selbst enthalten, oder die von Braucll un­tersuchten Schleimhautstücke lagen eine längere Zeit iu Wasser, wodurch das Drüseuepithel auch im Darme ge­sunder Thiere rund wird. #9632;— Immerhin aber sind diese Zellen durch ihre Grosse und ihren Kern so weit von den kleinen, den Lymphekörperchen völlig ähnlichen Zellen, welche bei der Kinderpest in der Schleimhaut des Darms, wie des vierten Magens und anderer Thcilc inllltrirt sind, und in grösseren oder kleineren QuantitSten in den diese Schleimhäute bedeckenden festen Platten oder llüssigen
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Masse eutliallen sind, so verschieden, dass eine Verwech­selung zwischen denselben unmöglich tugelassen werden kann. Von den freien Kernen der Epithelzellen unter-stlieideu sich aber diese lymphoidcu Zellen genügend durch ihre Empfänglichkeit gegen die Einwirkung von Wasser und Essigsäure.
Auf jenen Slellen, ^vo ein Substanzveilusl der Schleim-liaut zu sehen war, icigte das Mikroskop eine sehr ex­cessive Infillralion derselben mit den genannten kleinen Zellen und einein mehr oder weniger stark ausgesproche­nen MoIeknlaroeiTall sowohl derselben, wieder Gewcbsele-inente selbst. Immer aber konnte man die exquisite Pro­liferation der Bindegewcbs-Körper und eine mehr oder weniger auffallende Production der genannten, kleinen, runden Zellen auf jeder Stelle der Schleimhaut des Dünn­darms erblicken.
8. Die Peyer'schen und solitären Follikel des Dünndarms,
Die Hyperämie derselben trat immer sehr stark her­vor. Im Anfange der Krankheit waren die Drüsenhaufen immer sehr stark geschwellt und über das Niveau der Schleimhaut hervorragend, die Driisenkörner stark ver-grössert und mit einer weisslichen, dickflüssigen Masse er­füllt, welche durch Druck auf die Muscularis sich leicht herausdrücken liess. Die ganze Plaque hatte das Ansehen einer zierlichen Mosaik, in welcher die weissen Felder von rotheu Hingen umgeben waren.
Im weiteren Verlauf der Krankheit waren die Peyer'­schen Haufen mit grösseren oder kleineren, festen oder zum Theil schon erweichten, gelblich-weisscn Platten von verschiedener Dicke bedeckt. Unter denselben traten auch solche auf, die stark gerölhct und mit Extravasaten und schwärzlichen, schorfartigen Auflagerungen besetzt waren.
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Wurden diese oder die gelben Platten entfernt, so zeigte sich das Gewebe der Plaqueu areoliit und die runden, linsen- oder nicht selten erbsengrosscii Grübchen waren meist mit einer dickflüssigen, gelblich-weisseu, hin und -wieder aber mit einer mehr festen, den Platten ähnlichen Masse, oder mit Blnlexlravasateu gelnlK.
In vielen Fällen waren die Pcyer'schen Haufen ganz mit einer dicken, schorfartigen Haut bedeckt, welche nur an den Bändern sich abgelöst hat. In anderen Fällen wie­der bildeten dieselben merkbare Vertiefungen mit ange­fressenen Händcrn und unebenem, stellenweise gelöcher­tem Boden. Endlich kamen auch solche Fälle vor, in wel­chen die Pcyer'schen Haufen mit einer graulich-röthlichen, flüssigen Masse bedeckt waren, nach deren Entfernung liefe, nicht seilen bis zur iMuscularls reichende Grübchen zum A erschein kamen.
Aussei- den Veränderungen der Pcyer'schen Haufen waren noch in den meisten Fällen im Krumm- und Leer-dann kleine, linsen- oder erbsengrosse Knötchcn, welche bald etwas über die Schleimhaut hervorragten, bald aber im Gegentheil kleine oder grössere Vertiefungen in dersel­ben bildeten.
Der Inhalt dieser Knötchcn war sehr verschieden; bald war es eine dickliche, weisslich-gelbe. eiterähnliche Flüssigkeit, nach deren Entfernung ein tiefes, bis in die Submucosa reichendes lilcus sich zeigte, bald aber war es eine mehr feste, gelbliche, speckige Masse, die im Gewebe der Schleimhaut, und nicht selten auch in der Submucosa bis zur Muscularis eingelagert war.
Das Mikroskop zeigte nun Folgendes:
Im Anfange der Krankheit waren die einzelnen Folli-kel der Peyer'scben Haufen sehr vergrössert und mit Lym­phezellen überfüllt. Das Zwischenfollikulargcwebe war der-#9632;nassen mit Lyniphezellen infiltrirt, dass man dasselbe nur
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(lurch seinn Faserbündel erkennen kounte. Ausser (lieser excessivou Lymphcstellen - Infiltration war überall noch eine sehr inleiisive Proliferation der Uindegcwebskörper-chen, -welche insbesondere in der Submucosa und zwischen den Scblauchdriisen hervortrat, zu sehen.
Im weiteren Verlauf der Krankheit waren die einzel­nen Follikel an ihrer Kupel geborsten und zum grösslen Theile mit Molekularkörnern gelulll. Feine durch die Pey-cr'schen Plaques gemachte Horizontalscbnitte stellten bei kleinerer Vergrösserong das beigelegte Bild (Fig. 7.) vor. Die QuerdnrehschniÜc der Follikel bildeten jene von einer dicken oder dünneren Fasrrlagc umgebenen Kreise, deren Cenlruin entweder völliglccr odervon einer gelblichen Masse ausgefüllt war, welche leicht herausfiel. Bei grosserlaquo;-Vergrösserung konnte man nun den molekularen Zerfall sowohl der Lymphe-, wie der Bindegcwebskörperchen deut­lich sich vom Centrum nach dor Peripherie verbreiten sehen. Die Im Centrum liegende gelbe Hasse bestand zum grössten Theil aus Molekularkörnern und nur wenig noch erhaltenen Zellen.
Wurde nun diese Masse entfernt, so bildete sich eine OeSnnng mit gezackten, gleichsam wie ansgefressenen, van den meistens im IMolekuhi-zerfall schon begriffenen Reste des Follikclgewebes gelnldelcn Räudern. Durch schiebten-weise Entfernung solcher Horizontalschnitte konnte man deutlich die Tiefe des Wolckularzerfalls sehen und es zeigte sich, dass in vielen Fällen derselbe bis zum Grunde des Follikels reichte.
Die Platten auf den Pcyer'schen Haufen bildeten sehr oft mehrere Schichten, von welchen die oberen fast nur ans Molekularkörnern bestanden, während in den unteren Schichten dieselben runden Zellen wie in und um den Folli-kcln angclroiren wurden. Auf feinen, durch die Platten und die unter denselben liegenden Peyer'scheu Haufen ge-
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. _ . . .nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;. .___,_._______________
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machten Verlicalschnilten konnte man den festen Zusam­menhang x-wisclicii den ersteren unil laquo;Ich Kollikcln dcnl-lich sehen. Die Masse, welche die PJaUen bildete, gt;cU\ti sich nämlich iu den Foiiikeln (niclil seilen bis aum Grunde derselben) fort.
Wurden die Platten entfernt, so zeigten die durch die Peycr'schen Uanfen gemaehteu Veriicalschnille folgende Figuren:
1) Die Darmaolten und die SchlauchdrQsen sind noch erhalten, aber mit Moliekularkörnern äberfälll, stellen­weise sind dieselben durch liiuglich #9632; runde breite Streifen ^nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;getrennt, welche nach unten eine mehr kreisrunde Form
annehmen and von einem Fascrnelze umgeben sind. Diese Streifen bestehen fast nur aus iMoleknhirkörnern. in den Massen des sie umgebenden Fasernetzes aber sind uoeh •nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;viele gut crhalUiie. kleine, runde Zellen, wie auch kleine
Haufen von rolhen Blutkörperchen zu sehen. Die unter diesen Streifen liegende Submucosa stellt eine sehr inten-jnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;sive Proliferation der Kimlegewebskoiperchen \ or, /.wischen
inbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;welchen hin und #9632;wieder Gruppen kleiner, runder Zellen
eingebettet sind.
-2) Die Zollen und Schlauchdrüseii sind in einer ein­förmigen Molekularmasse verschwunden und ihre Stelle durch dunkele Contoren kaum bemerkbar. Unter der Mus-cularis mueosae sind halbkreisförnuge Steifen von Molc-kiilarkörncri) von Fasernetzen umgeben, in welchen noch einige runde Zellen erhalten sind.
3) In mehr seltenen Fällen war die ganze Peycr'sche Plaque stellenweise in eine Molekularmasse verwandelt und bildete also midi Entfernung der letzteren tiefe Sub-slanxverlusle. welche bis zur Submncosa reichten. Das umgebende Gewebe war mit kleinen, runden, 1 — Skörnigen Zellen, von denen viele schon im Zerlall waren, inlllliirt. Die einzelnen Knötchen stellten im Anlange der Krank
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heil cine selir ausgesprochene Dyperplasie der in den Soli-tärdrQsen enlhaUcnen Elemente dar; später aber zeigte sich auch liier der IMolekularzerfall und bildeten sich nach Enl-Icrnung des Detritus mehr oder weniger liefe Siibstanz-verhiste. —
Auch hier war das unigebenfle Cewebc stark mit Lymphezellen infiltrit und zeigte ansserdem noch eine in­tensive Hyperplasie der Bindegewebselemenle.
9. Die Schleimhaut des Dickdarms.
Die Scbleirufaaut des Blinddarms war in den meisten Fällen stark geröthcl. verdickt und am Fundus und an der lieiöflhung mit vielen Extravasatcn bedeckt.
Die ganze Oberfläche dieser Schleimhaut war mit einem mehr oder weniger dicken, gelblich-weissen oder röthlichcn Schleime überzogen, in welchem das Mikroskop dieselben Elemente wie im Dünndarme -/.(igle, nur waren hier die kleinen runden Zellen weniger vertreten, Ausserdem fan-
den sieh in diesem Darm
c in eiins(
n Fällen auch
nerc und grössere Platten, welche aber hier immer frei lagen. Der hislologische Bestand dieser Platten war der­selbe wie im Dünndarm. Am Fundus und in der iSähc des llenms fanden sieh fast immer runde Verliefnngeti, oder gelbe Kiiölcben von verschiedener Grüsse, die ersten waren in vielen Fällen mit einer eitci-Shnlichcn Masse er­füllt, in welcher das Mikroskop dieselben kleinen, runden 1—Skörnigen Zellen und den Molekulardetritus zeigte. Dieselben Kuötchen bestanden fast nur aus Molekularkör-nern. immer aber zeigte das dieselbe umgebende Gewebe eine sehr starke Proliferation der Bindegewebskörpcrchen und Infiltration mit den genannten Zellen.
In den übrigen Tbeilcn des Dickdarms war aussei' llyperacmic, die dazu sehr nnbestSndig und nur slcllcn-weise auftrat, nichts Abnormes zu finden.
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10. Die Schleimhaut der Respirationsorgane.
Die Emäliiuiigsstörungen der Schleimliaul des Keld-kopfes gchörle zu den beständigen anatomo-palhologischen Veränderungen, welche ich bei der Hioderpest gefunden habe und in vielen Fällen crslrccklc sich dieselbe bis in die Bronchien hinein.
Diese Eriiühriingsslörung besland gewöhnlich in einer mehr oder weniger starken Hyperaemie und Schwellung dieser Schleimliaul und einer sehr reichen Zclleu|troduclioii. Die ganze Obei'fllche der Schleimhaut des Larynx und in vielen Fällen auch der Trachea und der Brochien war mit einem dicken eiterigen Sehleime überzogen und ge­wöhnlich stellenweise mit festen Platten von verschiedener Grosse und Dicke oder mit hautarligen Auflagerungen be­deckt.
Die mikroskopische Untersuehung zeigte in dem dicken, eiterigen Schleime sehr viel Epilhclzellcn, Eitcrkörperchen und freie Molekularkiirner. Die Platten und die haularligcn Auflagerungen enthielten dieselben Elemente, nur waltete in denselben die Molekularmasse ob. Feine Schnitte der Schlcimbant unter den Platten und den haulai-tigeo Aufla­gerungen nnterSDcht unter dem Mikroskope zeigten eine sehr intensive Proliferation der Bindegewebsköi-pcrehcn und eine mehr oder weniger auffallende Infiltration des Gewe­bes mit kliincn, runden 1 — Skörriigen Zellen.
In vielen Fällen fanden sich auf der Schleimhaut des Larynx viele, runde, linsen- bis erbsengrosse gelblich-weisse mehr oder weniger feste, proeminirende Knölchen. welche je nach ihrer Consistecz bald aus Bindegcwebskörpcrchcu und kleinen runden Zellen (die festen Knötchen), bald aber vorwaltend aus den letzteren und iVeien Moiekularkörnein (die weicheren Knölchen) bestanden. In mehr seltenern lallen waren statt der Knötchen mehr oder weniger liefe,
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scharfbegrenzte Substanzveriuste auf der Kclilkopfsscbleim-liuul /-ugegon. Endlicli waren in einigen Füiien auf der letzleren grosse, wenig begrenzte, gelbe Flecken, welche heim Durchsdinitle die ganze Dicke der Schleimbaul ein-iiuluiu'ii und bei mikroskopischer Untersuclnnig sich als ^lolekiilarniiissu lierausslclllcii, welche im (laquo;ewebe der Schleimbaal und zum Theil auch iu der Submucosa eingelagert War.
11. Veränderungen in anderen Organen.
Aussei- den genanuten analomo-patbologiscben Verän-derungeo habe ich sowohl bei der geimpften wie bei der uatürlicben Rinderpest noch folgende Ernühruugstsörungcn gefuuden.
a) Katarrh der Schleimhaut der Gallenblase. Auch war dieselbe in vielen Fällen mil Kleinen, gelblich-grünen Plallcu bedeckt, welche üus denselben bistplogischen Elementen wie die Platteu auf der Scbleimhant des Dünudai'ms beslaudeu,
li) Liyperaemie und in den meisten Fällen exquisite fet­tige Erweichung der Leber. Die Galle war bald wässrig, dünn und lidlgrün. bald aber sjropdick, theei'artig und dunkel.
e) Fine sehr starke Blutüberfülluug der iMesenlerialgc-fässe. Die Gekiösdrnsen waren immer sehr stark geschwellt, hyperaemisch und mit einer klaren, rötblicbcn, wässrigen Lymphe überfüllt.
•i) Hyperaemie und Schwellung der Milz kam iu einigen Fällen, aber nicht immer vor. Ebenso Hypcraemie der Nieren und Blaseukatarrh.
e) Luugenemphysem war bei i, Lungenödem bei 3 Stie­ren und lobnläre Hepalisalion bei 2 Stieren und einem Schale zugegen.
1) In den meisten Fällen fand sieb mehr oder -vvcni-
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niger starke Transsudation zwischen den llirnliäuteii und in den Hirnvenlrikeln, Ilirnödcin kam ilagegcn viel seltener vor.
12. Worin besteht nun die Rinderpest?
Der geneigte Leser hat nun wohl gesehen, dass ich nach den Resultaten meiner makio- und mikroskopischen Untersuchungen in der Rinderpest nnmoglich nur eine desquamative Entzündung oder bloss eine abnorme Zel-lenwuclieinng in den Schleimdrüsen mit heniachfolgendem Zerfall der zclligen Elemente sehen kann. Meine Unter­suchungen haben im Gegentheil dargethan, dass wir in dieser Krankheit hauptsächlich eine Ernährungsstörung des follikniarcn und des adenoiden Gewebes der Schleimhaut der Verdauungsoi ganc vor uns haben und dass diese Er­nährungsstörung sich, aussei' der starken Proliferation der Uindegewehskörperchen, wesentlich durch eine excessive Wucherung solcher zclligen Elemente, welche völlig den Lymphekörperchcn gleichen, und durch deren raschen Molekularzerfall kund giebt. Es handelt sich hier also nicht um eine Ernährungsstörung der Epithclfoinialionen, son­dern um eine solche der Biudegcwebselemenle und deren Abkömmlingen und zwar gehört diese Ernährungsslöning zu jenen Proccsseu welche Virchow mit Recht als acliv-passive bezeichnet bat, in welchen also die durch einen gewissen, spezifischen Reiz hervorgerufene active Zellen-wucherung eine lebensunfähige Brut hervorbringt, die durch ihr schnelles Ableben zur Destruction der Gewebe führt, in welchen diese Zellenbildung stattfindet.
Beachten wir nun die Theile der Schleimhaul des Darmkanals, welche constant bei der Rinderpest und zwar schou im Beginn der Krankheit al'fiziii werden, so werden wir finden, dass diese Theile immer solche sind, in welchen lymphdrüscnarlige Gebilde (Follikel) oder adenoides Gc-
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%vcl)c zugegen sind. Und berücksichtigt man nun den morphologischen Charakter der Neubildung, eo glaube ich, wird man mit vollem Hechte das Wesen dieses Krank-licilsprozcsses in einer cxccssivcn Bildung lymphoidcr Ele-inciilo, welche bald dem mölckalärcn Detritus anheim fal-Im, suchen müssen.
Es versteht sich nun von selbst, dass sobald der letz­tere einmal eingetreten ist. er mehr kein Gewebselement des erkrankten Theils der Schleimhaut schont. Ferner ist wohl begreiflich, dass je oberfliiehlicher die Zellcnbil-dung in der Schleimhaut slaüiindel, desto seichter wird auch der dmcli den Detritus hervorgegangene Substanz-verlusl sein müssen; umgekehrt aber wird der letztere desto liefer reichen, je tiefer die Zclleninfillratioo im Ge­webe stattgefunden hat.
Bei sehr starker Zellenwuchcrnng auf begrenzten Stellen der Schleimhaut, kommt es zur Bildung von Kuöt-chen und Platten, in welchen die Zellen schneller zerfal­len als in dem Gewebe gelbst und zwar aus dem ein-faclicu Grunde, dass sie hier durch ilne starke Anhäu­fung der Einährungs-Qucllc mehr entzogen worden, im­merhin aber fehlen in diesen Knoten und Platten niemals dieselben Zellcnclemcnte, welche im Gewebe der Schleim­haut selbst infiltrirel sind. Es scheint aber, dass diese Elemente in den Platten durch eine feste Interzcllularniasse zusammen gehalten werden. Woher nun diese Masse stammt? — ist dieselbe eine Ausscheidung der Zellen selbst oder nur eine festgewordene Exsudation aus den oberflächlichen Blutgefiissen der Schlcirnhaul? — ist eine Frage, welche zu entscheiden ich mir keinesweges über-ncliineii will. Pbantasicreiche Forscher mögen darüber ihre .Meinung geben;*) ich aber will mich fest an die
deg;) Brnitell behauptet gesehen zu haben, dnss die Zellen
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Resultate meiner Untersuchungen halten und diese waren folgende: —
1)nbsp; nbsp; Die (uterzeliulartnasse in den Platten verßillt frü­her dem Molekulaizeifull, als die in derselben erhailencn zelligen Elemente; ja man findet die letzteren zum Thcile noch ganz erhalten auch in jenem Thcile der Plaltcn. die schon breiartig geworden sind
2)nbsp; nbsp; nbsp;Im Anfange der Krankheit sind noch keine Plat­ten zu sehen, während die Zelleuwuchernng schon eine bedculende In- und- Extensität erreicht hat.
3)nbsp; nbsp; nbsp;Die festen Platten treten am meistens bei länge­rer Dauer der Krankheit auf. —
Wan kann also wohl behaupten, dass die feste Masse, welche die zeUigeuElemente auf der Oberfläche der Schleim­haut zu Platten verbindet, erst ein späteres Produkt der Ernähruugsslöruiig der leidenden Schleimhaut sei.
Die anderen weniger beständigen Ernährungsstörun­gen, welche bei der Rinderpest auftreten, müssen zwar nur als sekundäre Vorgänge des bcschiicbcnen Schleim-haulleidcns betrachtet werden. Dessen ungeachtet aber haben einige derselben quot;wie die Ernälirungsslörungen des Larynx, der Leber und des- Hirns wohl einen nicht zu geringzuscliälzcmlen Werth für die Diagnose dieser Krank­heit. — Weniger dagegen kann ich dasselbe von den so­genannten Kriölchcn auf der Maulschleimhaiit behaupten, wie wohl man denselben in letzterer Zeit eine besondere Bedeutung beigelegt hat.
der SchlauchdrSsen mit Hülfe ihrer InterzellalarsubsCanz ein Con­tinuum zunächst mit den tieferen Scbichten der Platten hildeten. (1. c. S. 27).
Ich glauhe aber, dass der Schleim der Schlauchdniscn (denn von einer anderen Interzellularsuhstanz %vird wohl nicht die Rede sein) schwerlich so fest werden könne, um die Platten zu bilden.
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Wir haben 1863 am Salmyschc diese Knöidien bei vielen Thieren gefiiuden, welche evident an der Maul-scuelic litten. — Vide derselben sind aber hernach durch die Binderpeslimpfung zu Grunde gegangen. Ich muss da­bei noch bemerken, dass viele Impfungen an der IMaul-und Klauenseuche bei unseren Versuchen völlig misslun-gen sind.
Was die pathologische Analomic dieser Krankheit betrifft, so behalte ich mir die Beschreibung meiner Beob­achtungen über dieselbe auf ein anderes Mal vor, hier aber will ich nur bemerken, dass ich die Desquamalion des Epithels bei dieser Krankheit auf verschiedenen Stellen des Darmkanals gefunden habe.
Um nun den geneigten Leser nicht mehr zu ermüden, will ich nur folgende Thesen im Betreff der l'atliogcncse der Rindet'pesl aufstellen, ich muss aber dabei bemerken, dass ich dieselben nur aus meinen eigenen Uiitcrsncliinigen 7,n folgeren lt;l;is Hecht zu haben glaube und mitbin keines­wegs die Frage über die Pathogenese dieser Krankheit damit schliessen will.
1.nbsp; nbsp;Die Rinderpest ist ein Typhoid. —
2.nbsp; Die charakteristische und wesentliche anatomo-pa-
tholosische Erscheinung derselben ist eine aktive Kn
lan-
rnngsstörung des Ijmphoiden Gewebes der Schleimhaul des Darmkanals, welche (Ernäbrungsstörung) schnell einen desli uelivon Charakter annimmt, Histologisch besteht diese Ernährungsstörung in einer VVucberuug der Lymph-körpercheu völlig identischer Zellen, die schnell gaiii oder zum Theil dem Moleknlarzerfalle anheimfallen.
3, Wie heim Typhus des Menschen, so wird auch heim Typhoid des Rindviehes dieses Haaptleideu vou desquamaliveu und parenehymatösen, destruetiven Ent­zündungen der .Schleimhaut verschiedener Organe, und von Wasserergnss in den llirnhühlcn begleitet.
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4)nbsp; nbsp; nbsp;Der Typhoid des Rindes ist eine ansteckende Krankheit, die Intcnsiliit des Contagiums desselben ist aber niciit immer und nicht überall dieselbe.
5)nbsp; nbsp; nbsp;Es giebl keine positive Faela, welcbe die Quellen der spontanen Erzeugung der Rinderpest in Russland mit Evidenz darlhnu könnten. Alles was darüber gesagt und geschrieben winde, grimdol sieb bloss auf Traditionen oder auf das Hersagen in der Vclciiuäikunde uneingeweihoter Personen. Anderer Seits ermangelt die Meinung derer, welche behaupten, die Rinderpest entwickele sich primär und aucli sporadisch in allen Orten Russlands, eben so einer leslen Basis.
6)nbsp; nbsp; Einmal an Rinderpest durehgeseuebte Thiere sind wenigstens auf 3 Jahre vor derselben gcscliiitzl. —
7)nbsp; nbsp; nbsp;Die geimpfte Rinderpest bietet ihrem Wesen nach keinen Unterschied von der natürlichen; was aber ihre Inlensitäl betrifft, so stellte sich eine Erleichterung der­selben nur bei dem Slcppenvich und auch bei diesem nicht constanl heraus 'quot;'). —
1
*) Die nähere Beschreibung der von der Commission im Jahre 1863 im Orenburgschen und Chersonschen Gouvernement gemachten Impfvirsnche der Rinderpest werde ich nächstens mit-theiien.
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Hrkliirung der Altbilduiijion.
Fig. 1. Ein Stück der ])ai'iiisrlileiinliaut com Ileurn.
Fig. 2. and 3. dasselbe mit einer Peyer'sehcn Plaque.
Fig. 4. Fine Peyer'sche Plaque, die eine Vertiefung mil ausgefresseneu Hiiudern und areoliilem Buden bildete. a) rlie Schleimiiaul, b) die Ränder, c) der Boden.
Fig. 5. Ein Diirclischnitl. durch die kiateilörmige Vertiefung und die Schleimbanl au der Zangenvvurzel. Der Sclmitl ist vertikal, aber etwas schief gemacht. Ver-grösserung 400, a) Die Zellcninfilfration in der Schleim-haut b) die Ränder des Dlcns, c) die Wunde des durch­schnittenen Ausfiilnungsgangs der Schleimdrüsen, d) des­sen Epithel, e) die Moleknlarmasse in der kraterförmigen Vertiefung.
Fig. (i. Ein Veiükaldm-chschnitt durch die Schleim­haut am Pylorus, a) die Zelleninfillration zwischen den Schlanchdiiisen b) die Schlauchdrüsen, c) Extravasate. Vergrösserung 4(')0.
Fig. 7. Ein Ilorizontalschnilt durch die Peyer'sche Plaque, a) das tiiterfollikulargewebe, b) die Fasernelze um die Follikeln, c) das Centrum des Follikel, dessen Coulen-tnm herausgefallen ist. Vergrösserung GO.
Kig. 8. Ein Vertikalschniit durch einen Solilärfollikei, a) die Schlauchdrüsen, b) die Schleimhaut, c) der Sulitär-lollikel, d) die Submncosa. Vergrösserung 60.
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Gedruckt bei Julius Sittenfeld in Berli
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