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RIJKSUNIVERSITEIT TE UTRECHT
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2671 570 0
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as
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HANDBUCH
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PBAKTISOHEN
ARZNEIMITTELLEHRE
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PUB
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THIERÄRZTE.
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VON
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Dlaquo; CARL HEINRICH HERTWIG,
KÖN1C.L. MEDICINALRATII UND PROFBSSOU AN DBH TI1IERARZNEISCI1ÜLE ZD BERLIN.
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FÜNFTE,
VERMEHRTE UND VERBESSERTE AUFLAGE.
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LEIPZIG, VEELAG VON VEIT amp; COMP.
1872.
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MUbm
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VORWORT ZUR FÜNFTEN AUFLAGE.
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Da die im Jahre 18G3 erschienene vierte Auflage meines Handbuchs der praktischen Arzneimittellehre für Thierärzte wiederum vollständig vergriffen Ist, so wurde eine neue Ausgabe des Buchs noting. Hierbei habe ich dasselbe mit Berücksichtigung der in der neuern Zeit gemachten Fortschritte in der Wissenschaft und in der praktischen Thierheilkunde, so wie auch namentlich dadurch zu verbessern und zu vervollständigen gesucht, dass ich erstens zu der pharmakodynaniischen Darstellung der einzelnen Arzneimittel eine kurze pharmakologische Notiz (bei den Pflanzenmitteln wenigstens eine Hinweisung auf ihren Stand im botanischen System) hinzugefügt habe; — zweitens, dass die Wirkungen der subeutanen Injectionen, so weit dieselben von einzelnen Mitteln bekannt und von thierärztlich praktischer Bedeutung erscheinen, mehr als bisher berücksichtigt sind; — drittens, dass die in der neuern Zeit als sehr wirksam und auch in der Thierarzneikunde als brauchbar anerkannten Arzneisubstanzen: der Per üb als am, die Carbol säure, das Chloral, das hyp er mangausa ure Kali und das Forum sesquicMomtiiDi aufgenommen, und — viertens, dass die Arzneigaben aus dem früheren Medicinalgcwicht in das jetzt gesetzlich geltende Grannnengewicht umgeschrieben worden sind. Bei den Mitteln, welche eine heftige Wirkung äussern können, sind, um Irrungen zu vermeiden, mehrenthcils die alten und die neuen Gewichtsbezeichnungen angegeben. Hierzu muss ich jedoch bemerken, dass das Kilo = 2 Pfund, also das
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IV
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Vorwort.
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Pfund zu 500 Grammen, 1 Gramm = 16 Gran, und 30 Gramme = 1 Unze, aber 4 Gramme = 1 Drachme in runder Zahl gerechnet worden sind, um Uruchtheile zu vermeiden. Jeder Praktiker weiss es ja, dass die in der Materia medica bezeichneten Arzneigaben approximative Mittelgrössen andeuten, bei denen es meistens auf einzelne Grane nicht genau ankommt, da sie doch in praxi dem jedesmaligen Falle angemessen werden müssen. — Die Mittel, welche in der Pharmacopoea Borussica den Apothekern nicht vorgeschrieben, also nicht officinell sind, habe ich wieder hinter ihrem Namen mit (o' bemerkbar gemacht; selbstverständlich gehören hierzu auch die vorhin genannten neu aufgenommenen Mittel, die jedoch diese Bezeichnung nicht erhalten haben, weil sie überhaupt neu sind und doch nächstens in die Pharmacopöe aufgenommen werden sollen.
Beulin, im December 1871.
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Hertwig.
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INHALTSVERZEICMISS.
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Einleitung
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.Soito \
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Allgemeine Arzneiwirkuiiftslehre.
Erstes Kapitel. Ivriiftc der Arzneimittel und Entstehung der Arznoi-
wirkungen.......................nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 5
Mechanische Einwirkungen, 8. 5, — chemische, dynamische Wirkungen,
speeifisohe Wirkungen..................nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 0
Zweites Kapitel. Von den verschiedenen Wirkungen der Arzneimittel
(örtliche, allgemeine, primäre, tiekundäre, erregende u. s. w. Wirkungen)nbsp; nbsp; nbsp; 10 Drittes Kapitel. Von den Bedingungen, durch welche, die Wirkungen
der Arzneimittel verändert werden können...........nbsp; nbsp; nbsp; 2J
A,nbsp; Auf Seiten der Arzneimittel.............nbsp; nbsp; nbsp; äl
B,nbsp; Auf Seiten des Organismus..............nbsp; nbsp; nbsp; '25
C,nbsp; Durch das diätetische Verhalten, die Luft u. s. w......nbsp; nbsp; nbsp; 32
Viertes Kapitel. Einthcilung (Classification) der Arzneimittel . . .nbsp; nbsp; nbsp; 3i5
Fünftes Kapitel. Quollen und Literatur der Arzneimittellehre ....nbsp; nbsp; nbsp; 37
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Specielle Arzneiwirknngslelire.
Erste Klasse. Indifferente Arzneimittel...........nbsp; nbsp; nbsp; 47
Erste Abtheilung. Eiweissstofi-und gallertartige Mittel ....nbsp; nbsp; 48
Zweite Abtheilung. Sehleim- und gummihaltigo Mittel.....nbsp; nbsp; nbsp; 54
Dritte Ahtheilung. Meld-und stärkemehlhaltigo Mittel ...nbsp; nbsp; nbsp; 64
Vierte Abtheilung. Süsse, Zucker und Honig enthaltende Mittelnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;73
Fünfte Abtheilung. Fett- und ölhaltige Mittel........nbsp; nbsp; nbsp; 80
Sechste Ahtheilung. Wachs ..............nbsp; nbsp; nbsp; 8!l
Zweite Klasse. Bittere Mittel...............nbsp; nbsp; nbsp; 90
A. Kein bittere Mittel.................nbsp; nbsp; nbsp; 94
15. Salzig und schleimig bittere Mittel...........nbsp; nbsp; nbsp; 97
C. Aromatisch oder erregend bittere Mittel.........nbsp; nbsp; 10(1
Dritte Klasse. Adstringirende oder zusammenziehende Pflanzen-
mittel.................nbsp; nbsp; 104
A. Hein adstringirende Mittel..............nbsp; nbsp; 109
,15. Schleimige adstringirende Mittel............nbsp; nbsp; 115
C.nbsp; lüttere adstringirende Mittel.............nbsp; nbsp; 116
D.nbsp; Aetherisch-ölige adstringirende Mittel .........nbsp; nbsp; 121
E.nbsp; Säuerlich adstringirende Mittel............nbsp; nbsp; 123
P, Adstringirende Mittel mit Alkaloïden..........nbsp; nbsp; 124
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vinbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Inhalt.
Seite
Vierte Klasse. Aetherisch-ölige (gewürzhaf'tc), kampherhaltige, hai'-
zige und empyreumatisobe Mittel . . . . . .nbsp; nbsp; 127
Erste Abtjieilung. Aetherisch-öligc oder gewürzliafte (aromatische)
Arzneimittel...................nbsp; nbsp; 128
Zweite Abthoilung. Kampher oder Camphor........nbsp; nbsp; 175
Dritte Abtheiluug. Harzige und balsamisehe Arzneimittel . . .nbsp; nbsp; 191
A.nbsp; Harzige Mittel...............nbsp; nbsp; 192
B.nbsp; Hi.rz mit ätherischem Ucl...........nbsp; nbsp; 198
C.nbsp;Gummi- oder Schleimharze..........nbsp; nbsp; 211
Vierte Abtheiluug. Brenzliche oder empyreumatisch-ölige Älittel .nbsp; nbsp;216
Fünfte Klasse. Flüchtige, weingeistige (spirituöso) und ätherartige
Mittel . . . •.............nbsp; nbsp;236
Sechste K las s c. Scharfe Arzneimittel............nbsp; nbsp;254
Siebente Klasse. Betäubende oder narkotische Arzneimittel . .nbsp; nbsp;315
Achte Klasse. Chemisch-einfache Arzneistoffe........nbsp; nbsp;373
Neunte Klasse. Säuren, saure Mittel............nbsp; nbsp; 401
Zehnte Klasse. Keine Alkalien und Erden, oder alkalische und
erdige Mittel..............nbsp; nbsp; 42(1
E1 ft o Klasse. Salze der Alkalien und Erden.........nbsp; nbsp; 449
A.nbsp;Kohlensaure Salze.............nbsp; nbsp; 452
B.nbsp;Schwefelsaure Salze.............nbsp; nbsp; 4Ü3
C.nbsp;Salzsaure Salze...............nbsp; nbsp; 473
D.nbsp;Salpetersäure Salze.............nbsp; nbsp; 483
E.nbsp;Essigsaure Salze..............nbsp; nbsp; 487
F.nbsp;Weinsteinsaure Salze............nbsp; nbsp; 488
Gr. Boraxsaures Natron.............nbsp; nbsp; 490
H. Oel- und talgsaure Salze. Seifen........nbsp; nbsp; 491
Zwölfte Klasse. Metallische Arzneimittel..........nbsp; nbsp; 494
A. Arsenik.................nbsp; nbsp; 497
B.Blei...................nbsp; nbsp; 509
C.nbsp; Braunstein, Mangan.............nbsp; nbsp; 518
D.nbsp; Chrom..................nbsp; nbsp; 520
E.nbsp; Eisen..................nbsp; nbsp; 521
P. Kupfer..................nbsp; nbsp; 531
G.nbsp; Quecksilber................nbsp; nbsp; 540
II. Silber..................nbsp; nbsp; 562
I. Spiessglanz................nbsp; nbsp; 566
K. Zink...................nbsp; nbsp; 580
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EINLEITUNG,
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sect;• i-
Dor lebonile thioriselie Körper besitzt das Vermögen, durch eigene Organe und deren Thätigkeit sich gegen die Einwirkungen der äusseren Einflüsse bis zu einem gewissen Grade zu erhalten und auch dieselben zu seiner Erhaltung sich anzueignen.
sect;•2.
Als äussere Einflüsse ist Alles zu betrachten, was ausserlialb des Thier-körpors bestellt, und mit demselben auf irgend eine Weise in Berührung kommt, wie z. 13. Nahrungsmittel, Getränke, Licht, Luft, Wärme, Electricität, Arzneimittel u. s. w.
sect;.3.
Die äusseren Einflüsse können auf den Thier- Organismus in dreifacher Weise einwirken : a) mechanisch, durch ihre äussere Form, Schwere, Bewegung u. s. w.; b) chemisch, durch ihre Bcstandtheile und deren gegenseitige Beziehungen und Wechselwirkungen auf die Bestandtheile des Körpers; und e) physikalisch, durch die sogenannten unwägbaren Stoffe (Imponderabilien), wie Licht, Wärme, Magnetismus, Electricität.
sect;•4. In Folge dieser Einwirkungen (Actionen) entstehen im Thierkörpor Veränderungen und Gegenwirkungen (Reactionen), welche sich in veränderter Beschaffenheit und in veränderten Thätigkeiten der betroffenen Thcilo und der mit denselben in Vorbindung stehenden Organe zeigen. Die wahrnehmbaren Erscheinungen der Einwirkung und die der Gegenwirkung zusammengenommen stellen die Wirkung dar. Die Wirkungen sind mithin nicht blos örtliche Erscheinungen, und hängen nicht allein von den Eigenschaften der äusseren Einflüsse ab, sondern sie werden zum Theil von der organischen Thätigkeit des Thierkörpers erzeugt, und orschoinens omit als das gemeinschaftliche Product einer äussern Kraft und einer Innern Thätigkeit.
sect;• 6, Nach Verschiedenheit dieser beiden Factoren sind auch die Wirkungen verschieden, und zwar a) besteht unter gewissen Einflüssen der Lebensprocess in einem der Erhaltung des Organismus entsprechenden Grade und in ent-
IIkktwhi. Arziiüimillülloliro. B. Auflaglaquo;.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;i
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2nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Einleitung.
Sprechender Art gleiobmäesig fort; b) es wird bei abgeänderten Einflüssen die Lebenslliätigkeit entweder zu sehr erhöht oder zu sehr vermin dort, oder o) sie nimmt in einzelnen Organen oder Systemen eine veränderte qualitative Kichtung an.
Diese Verschiedenliciten des Lebensprocesses werden im Allgemeinen unter zwei verschiedenen Zuständen betrachtet, die man als Gesundheit und Krankheit bezeichnet.
sect;.6.
(Josundlieit ist derjenige Zustand eines lobenden Thieres, wo alle Verrichtungon des Organismus mit einander übercinstimmeud, der Periode und dein Zwecke des Lebens entsprechend und mit Wolilholinden, leicht und kräftig von Statten gehen. Krankheit ist jede Abweichung von diesem Zustande, die sich durch Störung der naturgemässen Verrichtungen und des Wohlbefindens zu erkennen giobt.
sect;. 7. Die Rückkehr von Krankheit zum normalen Zustand ist die Heilung. Dieselbe wird 1) in unzählbaren Fällen durch die eigene Thätigkeit (Kräfte) des Organismus, durch das in ihm liegende und vom Leben selbst ausgehende Bestreben desselben, sich zu erhalten und die entstandenen Störungen des Lebensprocesses wieder aufzuheben, d. i. durch die sogenannte Naturheilkraft, herbeigeführt; — 2) sehr oft aber auch durch die zweckmässige Einwirkung und Leitung äusserer Einflüsse, d. i. durch Heilmittel.
sect;.8. •
Heilmittel kann also Alles werden, was durch seine Einwirkung auf den krankhaften Thierkörper im Stande ist, den Uehergang von Krankheit in Gesundheit zu vermitteln. Dies geschieht jedoch bei allen Dingen nur dann, wenn ihre Einwirkung unter Vorhältnissen und Bedingungen Statt findet, welche dem kranken Zustande des Organismus genau entsprechen ; denn unter anderen Verhältnissen können dieselben Einflüsse bald als Nahrungsmittel, bald als krankmachende Schädlichkeiten und auch als tödtende Gifte auf den Organismus wirken. Absolute Heilmittel, d. h. für sich allein und unter allen Umständen heilend wirkende Mittel giebt es daher nicht.
sect;• 9.
Der Inbegriff alles Wissenswürdigon über die sämmtlichon Heilmittel bildet die gesairaquo;into Hoilmittellohrc lamatologia, Da aber dieselbe in ihrem Umfange ebenso unermesslich sein, würde, wie die Menge der Heilmittel unendlich gross ist (sect;. 8), so ist ihre ganz vollständige Darstellung als eine begrenzte Doctrin nicht möglich; und man hat daher die särmntlichen Heilmittel nach ihren vorherrschenden Kräften und nach der Art ihrer Einwirkung auf' den Organismus unter mehrere Hauptabthoilungen gebracht, und betrachtet jede derselben als eine besondere Doctrin. — Nach don hier angedeuteten Verschiedenheiten unterscheidet man nämlich mechanische, physikalische und diätetische Heilmittel und sogenannte Arzneimittel.
A. Mechanische Heilmittel sind diejenigen, die durch Druck, Stoss,
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Einleitung.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; o
.Reibung u. s. w. auf den Körper wirken and Heilung durch Trennung, Vereinigung oder Verdiclitung der organischen Substanzen u. s, w, vermitteln. Hierhergehört der gesammte chirurgische Apparat von Instrumoiiten, Bandagen u. s. w., deren Kenntniss in der Acohigie und der chirurgischen Maschinen-uud Bandagenlohre abgehandelt wird.
B.nbsp; Physikalische oder 2)iiysische Heilmittel sind solche, die aus der beständigen Wechselwirkung- der meisten Substanzen auf' einander als besondere Naturkräfte hervorgehen und grösstentheils als sogenannte unwägbare Stoffe, Impoitderaöüia, bestehen, wie z. B. Licht, Wärme, Electri-cität, Magnetismus u. s. w.
C.nbsp; LHätetischo Heilmittel sind diejenigen Substanzen, welche durch ihre üestandtheile in einer solchen Beziehung zum gesunden Körper stehen, dass sie, im passenden Verhältniss angewandt, dessen Thätigkeiton gelind erregen und durch den Verdauungsprocess der organischen Mischung des Körpers einverleibt werden, und so nicht nur die durch den Lebensprocess verbrauchten und ausgeschiedenen Bestandtheile ersetzen, sondern auch zur Erzeugung und Ausbildung neuer Theile den Stoff geben. Sie sind zum Fortbestande des Körpers im gesunden und kranken Zustande nöthig und werden deshalb gewöhnlich Nahrungsmittel oder Lebensmittel genannt. Die Lehre von ihrer richtigen Anwendung und Wirkung ist die Zoodiätetik; es gehören hierher aber auch noch andere Einflüsse, wie namentlich Luft, Wärme, Licht u. s. w.
D. Die Arzneimittel r-/Vilaquo;™((cr/,Afo/!camlaquo;(lt;((/) wirken zwar auchzunächst durch ihre eigenthümlichen Bestandtheile auf' den Organismus ein, jedoch so, dass sie die Thätigkeit auf eine ungewöhnliche Weise umstimmen und dabei dem Körper keinen odernurganz uuverhältnissmässig geringen Ersatz für seinen StofiVerbrauch abgeben, da ihre Bestandtheile meistens nicht assimilirt werden. Die Arzneimittel wirken daher im gesunden Körper störend auf das normale Verhältniss der organischen Verrichtungen, und bringen somit den Lebensprocess selbst aus dem Gleichgewicht.1 Alles Wissenswürdige von ihnen zusammengefasst, bildet die Arzneimittellehre (Pharmaoologia, Materia medicu).
sect;#9632; 10, Die thierärztliche Arzneimittellehre (Pharmaoologia veterinar'm, Zoophar-moologia) beschäftigt sich mit der Erkennung, Zubereitung, Wirkung und
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1 Mit dieser Erklärung über das Verhiiltniss der Arzneimittel zum Organismus ist die Erklärung von den Giften sehr verwandt. Heide wirken vorzüglich durch das Verhiiltniss ihrer chemisclien Bestandtheile und der hierdurch bedington Stini-rnuiiK der Kräfte, beide können unter entsprechenden Umständen heilsam oder auch schädlich und tiidtlich sein. Als Arzneimittel extstlren diese Substanzen nur in Bezug auf den kranken Organismus und in der Idee, denselben zur Genesung uinzustiinmon ; sie entsprechen dieser Idee aber nur in gewissem Grade und bei einer gewissen Gabe und Art der Anwendung. Gifte beziehen sich auf den gesunden und kranken Organismus , und es können dies dieselben Substanzen sein, die auch als Arzneimittel dienen, wenn sie in zu grossen Gaben und ungeschickt angewendet werden. Kine strenge Grenzlinie zwischen beiden ist daher nicht möglich festzusetzen, so wie es auch sehr schwer ist, eine genügende Definition von dem, was Gift ist, zu geben. Die beste scheint noch folgende zu sein:: „Gift ist jede, dem thieris eben Organismus fremde Substanz, wel ehe in grösserer oder geringerer Gabe demselben beigebracht, schnell oder langsam auf eine chemisch-dynamischlaquo; W eise die G esundbeit stört o der
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4nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Einleitung.
Benutzung tier zur Heilung- kranker Hausthiere gebräuchlichen Arzneimittel, und sie umf'iisst demnach:
a) die imturhistorisclie Beschreibung der Arzneimittel hinsichtlich ihres Ursprunges, ihrer Kennzeichen und physischou Eigenschaften, oder die mediclnische Wa areukunde, oder Drogue nlehre (Pharmacologia, J'lutrmacographia, J'harmacognosis);
h) die Vorschriften zur zweckmiissigen Gewinnung, Zubereitung und Aufbewahrung der Arzneimittel, oder die Apothekerkunst (Pharmacia); — und
c) die Darstellung der Kräfte und Wirkungen, welche die Arzneimittel bei ihrer Anwendung auf den Thierkörper unter verschiedenen Verhältnissen entwickeln, — die Arzneiwirkungslehro (Pharmacodynamka).
Die letztere ist hier unsere eigentliche Aufgabe. Dieselbe enthält zwei Thcile, nämlich die allgemeine und die specielle Arzneiwirkungs-lohre. Jene beschäftigt sich mit den Kräften und Wirkungen der Arzneimittel im Allgemeinen und mit der Eintlicilnng oder Classification derselben; wogegen in der speoiellen Araneiwirkungslehre die Eigenschaften, die Wirkungen, die Anwendung bei bestimmten Krankheiten, die Form und Dosis der einzelnen Mittel betrachtet werden.
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selbst das Loben v e michtet, — und sich in demselben nicht wieder erzeugt (Der letztere Punkt dient zur Unterschetdttng des Giftes von dorn ContaginmO — In tbieriü-ztlicbcr Hinsicht ist esnncli viel schwieriger 'zu bestimmen, was Alles zu den Giften gerechnet werden soll, als in menschenärztlicher , weil mancher Stoff bei den Thicren einer Gattung als heftiges Gift wirkt, bei Tliioron anderer Gattungen aber ent-weiler nur eine geringe Schädlichkeit zeigt, oder sogar unschädlich und nicht giftig ist.
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ALLGEMEINE AEZNEIFIEKÜNÖSLEHKE.
ERSTES CAP1TEL. Kräfte de.v Arzneimittel und Entstehung der Arzneiwirkungen.
sect;.11.
Die Arzneiwirklingen entstehen im lebenden Thierkörpcr ganz auf die-selbe Weise wie andere Wirkungen im Allgemeinen (sect;. 8, 4), minilich durch die Einwirkung der Arzneimittel und durch die organische lieaction. Sie geben sich am lebenden Thierkürper durch Erscheinungen zu erkennen, welche an demselben nach der Anwendung der Mittel in einer gewissen Zeit eintreten und durch keine anderen Einfiiisae hervorgerufen worden sind.
Die Kräfte eines Arzneimittels können für sich allein nicht gedacht werden, sondern sie sind an die Eestandtheile und deren Eigenschaften gebunden, und sie. wirken denn auch nach der Art derselhen auf den Körper ein und erzeugen auch hiernach ihre Wirkungen.
sect;•12. Die mvchanlscheii Eiiiwirkuiigvn.
Auf mechanische Weise wird zwar der Thiorkörpor bei der Anwendung eines jeden Arzneimittels nothwendig berührt, doch kann durch diese Art von Einwirkung gewiss am allerwenigsten die eigenthiimliche Wirkung eines Araneimittels bestimmt werden, weil 1) die Arzneimittel nicht in sogrossen Gaben gegeben werden, dass sie durch ihre Masse, Schwere, Form u. s. w. bedeutende mechanise lie Kräfte äussern könnten ; 2) weil Mittel von verschiedener Art, wenngleich sie in derselben Form und Masse gegeben werden, doch nach ihren innorciiBestandthoileu verschiedenartig wirken ; — hauptsächlich aber 3) weil der Organismus auf die angewendeten Arzneimittel nicht nach den Gesetzen der Mechanik, sondern nach denen seiner eigenen Lebens-thätigkeit und nach den verschiedenen Beziehungen der Mittel zu den einzelnen Organen in verschiedener Weise reagirt. — Mechanische Ein- oder Mitwirkungen kommen daher bei den Arzneiwirkungen mir insofern in Betracht, als sie örtliche Erscheinungen veranlassen und dadurch die Erscheinungen der eigentlichen Wirkung etwas moditiciren können, wie z. B. bei ausserordentlich grossen oder zu schnell wiederholten Gaben, welche den Magen anfüllen, oder bei sehr schweren, harten und unauflöslichen Substanzen, welche auf die betroffenen Stellen drücken, z. B, metallisches Quecksilber,
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Allgemeine
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getoiltos Eisen u. dergl., — oder Jiueli bei einzelnen Formen der Mittel und der Art ihrer Anwendung, z. ]{. grobe Pulver, feste Bissen und Pillen, recht heftig gemiichte Einspritzungen u. s. w.
sect;. 18. Ohemlschf Einwirkungen.
Eine chemische Einwirkung findet bei der Anwendung eines joden Arzneimittels Statt, da seine Bestandtheile nach den Gesetzen der cheinisehen Verwandtschaft mit den Stoffen der verscliiedenon Bestandtheile der einzelnen Gebilde des Thierkörpers in Wechselwirkung treten, so dass gegenseitig Zersetzungen und neue Verbindungen entstellen. Dies wird dadurch erwiesen, dass im lebenden Thierkörper, — wenn dieser nicht selbst krankhafte Verschiedenheiten darbietet, — Mittel von gleichen Bestandtheilen und Mischungsverhältnissen stets dieselben Wirkungen, — Mittel von Hlinliclien chemischen Bestandtheilen und Mischungsverhältnissen ähnliche, — und Mittel von verschiedenartigen chemischen Zusammensetzungen immer verschiedenartige Wirkungen erzeugen. — Ferner, es ist bewiesen, dass manche Stoffe mit denBestandtheilen des Blutes, der Nerven u.s. w. Verbindungen eingehen und dass hierdurch diese Stoffe und auch das Blut selbst Veränderungen erleiden, welche mau theils sinnlich wahrnehmen, theils durch chemische Ecagontien erkennen kann. Man findet auch, dass Säuren im Körper durch Alkalien gesättigt. Gase in den Baucheingeweiden und im Blute durch Anwendung solcher Büttel, die sie chemisch binden, beseitigt, Aetzmittel und mehrere Gifte, so lange sie sich im Magen oder Darmkanal befinden, durch Mittel, die ihre chemische Verbindung und Beschaffenheit ändern, unschädlich gemacht, Metalle oxydirt, Oxyde in regulinisches Metall umgewandelt #9632;werden können u. s. w.
Für manche Heilzwecke sind diese chemischen Einwirkungen voll-ständiquot;-genügend , z. B. bei dem Gebrauche der ätzenden Mittel zum Zer-Stören krankhafter Gebilde, oder bei den Mitteln gegen Säuren, Gase und Gifte im Darmkanal; doch sind auch hier nicht die Erscheinungen der Einwirkung mit denen der vollständigen Wirkung zu verwechseln; denn sie stehen, in so weit sie von der cheinisehen Verwandtschaft abhängen, nicht unter dem Einfluss der organischen Thätigkoit, und die letztere wird sogar vernichtet, wenn die chemische Action über Stoffe im Körper zu sehr vorwaltet, wie eben bei den Aetzmittcln. Wenn daher die eigenthüinliche Wirkung eines Mittels vollständig erfolgen soll, so muss nach der chemischen Einwirkung die organische Gegenwirkung der betroffenen Theile und oft des ganzen Körpers eintreten.
sect;.14. Dynamische Wirkungen.
Viele Arzneimittel bringen bei ihrer Anwendung auf den lobenden Körper keine deutlich hervortretende örtliche, mechanische oder chemische Einwirkung hervor, erzeugen aber doch eine kräftige Reaction durch Um-stimmung der Functionen in dem einen oder dem andern Organ und hierdurch auch im ganzen Körper. Da nun bei diesen Mitteln die Wirkung bis jetzt auf keine Weise genügend erklärt werden konnte, so nahm man noch unbekannte Kräfte der Arzneimittel an, die man als dynamische bezeichnete.
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Arznoiwitkungslehrp.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 7
und mit demselben Namen auch ihre Wirkungen im Organismus belegte. Aber diese Benennungoii sind onpassoud, da es, abgesehen von dem Pleonasmus, den sie enthaltet!) keine Kräfte ohne nachweisbaren Gerund giebt. Die Wirkungen jener Mittel beruhen demnach höchst wahrscheinlich auch auf ganz analogen chemischen Verhältnissen gewisser Bestandtheile der Mittel zu den Bestandtheilen der organischen Substanz in den einzelnen (Jobilden, besonders des Nervensystems, wie dieses auch bei anderen Mitteln der Fall ist.
sect;#9632; 15.
Die vollständigen Wirkungen eines Arzneimittels sprechen sich nicht an dem Orte der Anwendung, auch nicht immer gleichn.ässig- im ganzen Organismus aus, sondern sie zeigen sich, wenngleich bald mehr bald weniger örtliche ESrsoheinungen eintreten, immer vorherrschend auf ein bestimmtes System, oder auf ein besonderes Organ gerichtet, welches auf di.s Mittel gleichsam eine specitischo Anziehung ausübt, wodurch dasselbe inseinommateriellen Zustande aftteirt und in seiner Function modificirt wird. Hierdurch entstehen die sogenannten speeifischen Wirkungen.
So wirkt z. 13. das Opium auf das grosso Gehirn vorherrschend, der Kampher auf das kleine Gehirn und das verlängerte Mark, desgleichen auf die Nieren, die Brechnuss auf das Kückenmark u. s. w.
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sect;• 16, Der Gang der Wirkung ist im Allgemeinen folgender: Nach der Anwendung eines Mittels auf einen Körpertheil geschieht örtlich eine Einwirkung auf die hier vorhandenen Nervenzweige, auf andere anatomische Gebilde und auf die Zellen derselben, und es können diese örtlichen Einwirkungen, je nach der Art der Bestandtheile der Mittel, sehr verschieden erscheinen, wie z. ß. reizend, adstringirend, reiz- und schmerzlindernd, erschlaffend u, s. w. Diese Wirkungen können sich dadurch weiter verbreiten, dass sie entweder durch Nervonleitung auf andere Organe, namentlich auf die Centraltheile des Nervensystems und durch diese weiter reflectirt werden, — oder dass sie von den feinsten Venen und Lymphgefässeu aufgesogen (resorbirt) werden. Zur licsorption und auch zur Erzeugung der örtlichen Wirkung müssen die Stoffe flüssig sein. Diese Eigenschaft erhalten sie oft an der Einwirkungsstelle, namentlich im Magen und Darmkanal durch diehier vorhandenen oder liier abgesonderten Flüssigkeiten. Durch dieselben entsteht eine Lösung oder eine andere chemische Veränderung des Mittels, wodurch es zur Resorption tauglich oder auch zuweilen untauglich gemacht wird. Die Resorption erfolgt immer um so stärker, je reicher ein Theil an feinen Blut- und Saugadern ist, je mehr oberflächlich dieselben liegen und je grosser die Berührungsfläche für die angewendeten Arzneimittel ist. Sie findet überall jni Körper Statt, wo Venen und Lymphgefässe bestehen, scheint aber am lebhaftesten an den häutigen Flächen, und zwar vorzüglich an den serösen Häuten, etwas schwächer an den Schleimhäuten und im subeutanen Bindegewebe, und noch etwas schwächer an der äussern Haut zu erfolgen. Es tragen aber auch die leichtere oder schwerere Auflöslichkeil der Arzneimittel, die grössere oder geringere Anwesenheit von Säften, von Nahrungsmitteln und von andereu Substanzen an der Applicationssteile zur Beförderung oder
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gnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Allgemeine
Hinderung der Resorption bei, — wodurch sich die Vcrschiodcnheit der Wirksamkeit der Arzneimittel in manchen Fällen nebenbei mit erkliirt; denn mit der raquo;Schnelligkeit und der Stärke der Absorption steht mehrenthoils auch die Schnelligkeit und der Grad der Arzneiwirknng in einem entsprechenden Verhältniss, — wo nicht die Nervenaction entscheidet.
sect;. 17.
Durch die materielle Aufnahme der Arssneistoffe in die Gefässe wird zunächst eine Veränderung in der Mischung und in der Beschaffenheit des Blutes und der Lymphe bewirkt; diese Veränderungen der Säfte sind jedoch von den meisten Arzneimitteln so wenig am lebenden Thiere bemerkbar, dass sie in praktischer Hinsicht als Arznoiwirkungen kaum in Betracht kommen. Die Säfte werden aber durch die Aufnahme der Arzneistoffe die Träger derselben zu allen Organen, und es kommen durch sie die Endwirkungen der Mittel, je nach der speeiiischeu Beziehung ihrer Stoffe zu dem einen oder dem andern Organ, zu Stande. Worin diese Endwirkungen in den organischen Gebilden bestehen, wissen wir eigentlich nicht; denn wir linden in den letzteren meistens nur mehr Blutanhäutniig, zuweilen das Gewebe mehr feucht, oder die Zellen angeschwollen, oder zusammengeschrumpft u. dergl. Veränderungen, aus denen man jedoch die besonderen Eigenthümlichkeitcn der einzelnen Mittel nur unvollständig erklären kann. Ebenso sind von vielen Mitteln die örtlichen Veränderungen an der Anwendungsstelle nicht hinreichend zur Erklärung der sehr deutlich hervortretenden Wirkungen, insbesondere bei denen, welche •eich auf die Fnnctionon des Nervensystems beziehen, wie z. B. Chloroform, Aether n. s. w., und von denen sich die speeifischen Erscheinungen auch bei der localen Application, namentlich hei den subeutanon Ihjectionen ganz deutlieh zeigen, ohne dass man bis jetzt constante anatomische Veränderungen in den betroffenen Nervenendungen nachweisen konnte. Die Mittel dieser Art wirken höchst wahrscheinlich auch direct auf das Nervensystem ein.
Von den meisten Arzneimitteln werden die wirksamen Stoffe wieder auf dem einen oder dem andern Excretionswege aus dem Körper ausgeschieden (durch Lnngenausdünstung, Darmexcremente, Nieren, Hautausdiaistung), und zwar theils unverändert, meistens aber etwas verändert; manche dieser Stoffe werden jedoch erkennbar in die Substanz des betreffenden Theils abgesetzt und sie verbleiben daselbst eine bald mehr bald weniger lange Zeit, z. B. Eärberröthe, Eisen, Lapis infernalis u. s. w.; und die assimilirharen Stoffe (Amylum, fettes Oel u. dergl.) werden in homogene Bestandtheile des Körpers umgewandelt.
sect;#9632; 18-Der ganze Process der Arzneiwirkung geht bei manchen Mitteln äussorst schnell von Statten, z. B, bei Blausäure, Aetheru.dgl. binnen wenigen Secuuden, bei anderen dagegen sehr langsam und auf die Weise, dass sie erst den ganzen Kreislauf ein- und inehnnal durclnnachen müssen, ehe sie auf' ein Organ ihre volle Wirkung ausüben und ehe sie wieder entleert werden; so wird z.B. Terpenthinöl, innerlich angewendet oder äusserlich in die Haut eingerieben, nach einer halben Stunde wieder mit der ausgeathmeten Luft ausgeschieden, während die Aloë hei Pferden erst nach 20—24 Stunden die
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Arziiciwirkungslchrt'.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; g
purgironde Wirkung zeigt. — Von manchen Stoffen wird höchst wahrscheinlich die schnelle Wirkung sowohl durch unmittelbaren Eindruck auf die Nerven wie auch durch Aufsaugung zuglcicli vermittelt und dadurch sehr befördert.
sect;. 19, Aussei-der Resorption der Arzneimittel hat man noch das Ein-und Durchdringen derselben durch die Poren der organischen Gebilde (die sogenannte Endosmosis oder Penetration) angenommen, wie dieses hei fetten und ätherischen Oolen, Wasser, Weingeist, den meisten Oasen u, s, w. nachgewiesen ist. Dieser Process ist aber ein rein physikalischer, wie er auch im todten Thierkörper erfolgt (Durchschwitzen der Galle, Todtenfleoke u. s. w.). Hierbei müssen die durchgedrungenen Stoffe doch erst wieder mit den Enden der Nerven oder mit den aufsaugenden Gelassen in BebrOrung gelangen, um ihre Wirkung zu erzeugen.
sect;. 20.
Da also die Arzneimittel in der materiellen Beschaffenheit und in der Lebensthätigkeit des Thierkörpers Veränderungen hervorbringen, die Krankheiten aber wesentlich auch in solchen Veränderungen bestehen, so ergiebt sich : dass jode Arzneiwirkung eine Störung der gesunden Verhältnisse, also eine Art künstlich erzeugter Krankheit ist, die sich nach der Verschiedenheit der bei der Wirkung afiicirten Organe u. s. w., äusserlich durch entsprechende Symptome, welche die Erscheinungen der Arzneiwirkung sind, zn erkennen giebt. 'Deshalb kommt es bei der Kur der Krankheiten durch Arzneimittel besonders darauf an, aus den Krankheitssymptomen das ursprünglich oder vorherrschend leidende Organ zn bestimmen, und hiernach, — abgesehen von gewissen anderen therapeutischen Indicationen, — dasjenige Mittel in passender Form, Gabe u. s. w. anzuwenden, welches nach seinen, aus der Erfahrung bekannten Wirkungen am meisten geeignet ist, gerade diese abnorme Lebensthätigkeit und diesen abnormen Zustand der kranken Organe gründlich, schnell und leicht umzuändern.
sect;#9632; 21.
Diese Umänderung kann aber durch die Wirkung der Arznei auf zweierlei, fast entgegengesetzte Art erreicht werden; nämlich entweder a) indem die angewendeten Mittel eine der kra nk haf ten T hä t igke i t en t -gegengesetzte Thätigkeit erregen (z. B. adstringirend wirken bei zu grosser Erschlaffung der Gebilde, — betäubend bei zu sehr aufgeregter Sensibilität u. dergl.) — das ist die allöopathisehe oder antipathische H ei lungs w eise ; — oder indem b) die Heilmittel eine solche Thätigkeit hervorrufen, welche dem vorhandenen Krankheitszustande, und somit auch den Krankheitssy mptomen ähnlich ist, — auf' homöopathische Heilungsweiso , und durch -welche daher die Symptome bis zu einem gewissen Grade gesteigert werden können. Wie die Heilung auf die erstere Art vermittelt wird, leuchtet von selbst ein, die andere Art der Heilwirkung lässt sich nur dadurch erklären, dass es #9632;
1) viele Krankheiten mit einem bestimmten Verlauf giebt, deren Heilung auch nur bei diesem vollen Verlaufe zu Stande kommt. Treten nun Ab-
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Allgemeine
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welohungen von tliosom Typus ein, so kann eine künstliclio Beförderung desselben, namentlich bei zu geringer Thätigkeit des Organismus, durch ent-Bpreohende Arzneimittel erfolgen und nützlieli soiu;
2)nbsp; nbsp;dass viele Krankheiten, deren günstige IDntsoheidung zwar nicht gerade von einem solchen günstigen Verlaufe abhängig' ist, durch die Krank-heitssymptome doch häufig eine Tendenz zu gewissen anderen krankhaften Thätigkeiten zeigen, welche, der Erfahrung zufolge, die Heilung herbeiführen, aber für sieh allein niclit vollständig genug entwickelt werden können und daher durch ähnlich wirkende Mittel befördert werden müssen; und
3)nbsp; nbsp;dass nach einem allgemein bestätigt gefundenen Verhalten „eine schwächere Affection im lebenden Organismus von einer stärkeren aufgehoben wird, besonders aber dann, wenn die letztere der ersteren sehr ähnlich in ihrer Aeusserung istquot;.
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ZWEITES OAPITEL. Von den verschiedenen Wirkungen der Arzneimittel.
sect;• 22. Die Wirkung einer Arznei beginnt mit dem Moment, wenn und wo sie mit einem Thoile des Organismus in Berührung und in Wechselwirkung tritt, sie verbreitet sich dann aber auf andere Organe, so dass zuletzt der ganze Körper an diesen Wirkungen Thcil nimmt. Die Totalwirkung besteht daher aus einer bald grosseren, bald kleineren Reihe von Veränderungen in der Beschaffenheit und Mischung der Materie und in der Thätigkeit der Organe. Diese, durch die Arzneimittel erzeugten Veränderungen bezeichnet man theils nach dem Ort, an welchem sie, und nach dem Veihältniss der Reihenfolge, wie sie hervortreten, als primäre und seeundäre, örtlichcurd allgemeine, consensuelle Und antagonistische, directe und indirecte Wirkungen, theils nach den äusseren Erscheinungen als abführende, urintreibende, schweisserregende u. s. w.
sect;. 28,
A. Unter primärer Wirkung versteht man die durch die Einwirkung des Mittels selbst hervorgerufene Veränderung im Organismus, unter seeun-därer die Folgezuständo jener ersten Veränderungen und Unistimmnngen. Diese seeundären Wirkungen treten stets erst nach den primären Wirkungen auf und sind durch diese bedingt, stehen aber in der Art und in der Stärke und Ausbreitung mehrentheils nicht in einem gleichen Verhältniss; nur bei den auf das Nervensystem wirkenden Mitteln darf man behaupten, dass je grosser die primäre, desto stärker auch die seeundäre Wirkung sei; beide sind aber hier gerade ihrem Character nach sehr verschieden; denn bei der primären Wirkung ist in der Kegel die Lebensthätigkeit erhöht, bei der seeundären herabgestimmt.
Eine, blos örtliche Wirkung lässt sich nur hei solchen Mitteln annehmen, welche nicht resorbirt werden und auch keine Reizung erzeugen, wie z. B, dieses bei den schleimigen Mitteln der Fall ist. Hei Mitteln, die
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Armieiwirkungslehre.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;11
resorbirt werden, kann man nicht wohl dio örtlieho von dor allgomoinon Wir-k\ing trennet); denn die orstore ist nur als ein 'l'iieil dor Gesamiutwirkung zu betraöhten.
sect;. 24.
Bei der Ausbreitung der Arzneiwirkung' im Organismus wird die Function mancher Organe auch auf consonsuello und antagonistische Weise ergriffen, und es entstehen hierdurch die con^ensuellen und antagonistischen Wirkungen. Die orsteron stimmen in der Art dor Erscheinungen mit den primären Wirkungen ühcrein und werden deshalb auch oft zu diesen gerechnet; die letzteren sind aber immer \(gt;n entgegengesetzter Art. Sowohl die consensuellen wie die antagonistischen Wirkungen setzen eine veränderte Thätigkeit in anderen Organen voraus, beide können in jedem Organ entstehen, jedoch nicht beide gleichzeitig in dem nämlichen Tlieil; denn ihr Entstehen ist nur von der Stimmung und von dem Verhältniss des Organs der Aufnahme zu den übrigen Organen und von der Art der örtlichen Erzeugung durch die Kraft der Arznei abhängig.
sect;. 25. Mit den im Vorstellenden erläuterton Wirkungen, namentlich mit den primären und seoundären, ist der Hegriff von director (unmittelbarer) und in dire O ter (mittelbarer) Wirkung verwandt. Bei der directen Einwirkung wird die Function und der Zustand eines Organs durch das angewandte Arzneimittel geradezu vorändert; bei der indirecten Wirkung aber wird immer zuerst eine andere Art von Tbätigkeit hervorgerufen oder es wird die Verrichtung anderer Organe umgeändert, ehe die beabsichtigte Iloilwirkung auf das kranke Organ erfolgt. (So kann z. B. zu starke Absonderung im Darmkanal aus Erschlaffung der Schleimhaut direct durch bittere und zusammenziehende Mittel, welche ihr mehr Tonus geben, ihre Oefässe verengern und hierdurch die Absonderung vermindern, — oder indirect durch innere oder äussere Anwendung der urintreibenden Mittel beseitigt worden, indem die urintreibenden Stoffe in das Blut übergehen, in den Kieren eine verniehrto Absonderung, und hierdurch antagonistisch und seeundär eine vorminderte Absonderung im Darmkanal verursachen.)
sect;. 26. B. 1 )ie grösste Verschiedenheit in den Wirkungen wird durch die äussoren Erscheinungen derselben und durch ihre nächsten Beziehungen zum kranken Organismus bedingt. Man hat hiernach erregende, erhitzende, kühlende, betäubende, krainpfstillende, beruhigende und schmerzstillende, Niesen erregende, Speichelfluss erregende, Auswurf befördernde , abführende, Erbrechen erregende, wurrii-,bläbungvurin-und schweisstreibendo, zusammenziehende, stärkende, schwächende, erschlaffende, zertheilende, entztindtmgswidrige, fäulnisswidrige, säurewidrige, steintreibende, scharfe und blasenziehende, ätzende u. s. w. Wirkungen unterschieden, Benennungen, die zuniThoil vage sind.
lieber die hauptsächlichsten dieser Wirkungen, welche zum Theil mit
gleichnamigen Moilmetboden Übereinstimmen, ist in Kürze Folgendes zu bemerken.
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sect;• 27. Die erregende, reizende und erhitzende Wirkung besteht darin, diisss die Lebensthätigkeit in einem Theile oder im ganzen Körper schnell zu einem höbern Grade aufgeregt, und die Functionen namentlich des Gehirns, des Nervensystems und des Herzens lebhafter gemacht, selbst zu heftigen Acusseruugcn veranlasst werden : zugleich wird die Körperwürnié vermehrt. Dieses geschieht von einigen Mitteln sehr schnell und dann gewöhnlich bald vorübergehend (flüchtige Reizmittel), von anderen langsamer und andauernd (f'i xe Reizmittel). Zu den erstoren gehören die verschiedenen Aetherarten, der Weingeist. Kampher, das Ammoniak, die ätherischen Oele u. Pflanzen, in denen ein kampherartiges ätherisches Oel als Ilauptbestandtheil enthalten ist; zu den fixen Beizmitteln rechnet man dagegen alle Mittel aus dem Pflanzenreiche, welche ätherisches Oel oder einen andern flüchtigen Stoff in Verbindung mit Bitterstoff, mit adstringirendem Princip u. dgl. enthalten, wie z. B, Kalmnswurzel, Kamillenblumon u. s. w. Aeusserlich auf die Haut angewendet, reizen die stärkeren dieser Mittel In dem Grade, dass Köthung, Entzündung, Aussdnvitzung und Blasen entstehen.
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Unter kühlender Wirkung vorsteht man eine solche, die eine Tempe-raturverminderung hervorbringt. Diese Wirkung wird nicht immer auf gleiche Weise erreicht. Ist die erhöhte Temperatur Folge von erhöhter organischer Thätigkeit, namentlich im Blutgefässsystem, so muss diese letztere (z. B. bei Congestionen, bei Entzündungen) herabgestimnit werden; ist jedoch die erhöhte Temperatur die Folge einer beginnenden Zersetzung der organischen Materie, besonders der Säfte (wie z. B. bei Typhus, Faulllebern), so inuss die kühlende Wirkung durch qualitative Umstinnnung des Lebens-processes, besonders durch Beseitigung des Missverhältnisses zwischen Nerven-und Gefässthätigkeit, durch Verbesserung der Mischung des Blutes n, s. w. erreicht werden; im ersteren Falle also durch die meisten Neutral- und M ittel-salze, durch die Pflanzensäuren, ferner durch Blutentziehungen, Buhe, magere Diät, durch Anwendung der äussern Kälte u. s.w.; dagegen sind oei Faulfiebern sehr häufig nur die flüchtigen und fixen lieizmittel, die Mineralsäuren und adstringirenden Mittel im Stande, die brennende Hitze zu mildern. Die Mittel der letztern Art wirken zuerst immer erregend, zusammenziehend, und die Beschaffenheit der Säfte verbessernd, —jedoch kennt man den hierbei vorgehenden Heilprocess nicht genügend; die übermässige Wärmeentwickelung wird erst dadurch beschränkt, dass die in einzelnen Organen gesunkene und unregelmässige Lebensthätigkeit im Körper auf einen gleichmässigen Grad erhöht und dadurch die weitere Zersetzung der Säfte gehindert wird.
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sect;.29.
Erweichend, erschla ffend wirken die Mittel (EmoUientia), welche die Gewebe und Pasern erschlaffen, die Gefässe erweitern, zähe, feste, ge-ronnena Krankheitsproducto, z. B. Schorfe, erweichen. Dieses Umn lauwarmes Wasser und andere milde Feuchtigkeiten, fettige und schleimige Substanzen. Dieselben wirken auch einhüllend, reiz- und schmerzmildenul, daher auch entzündungswidrig.
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Arznoiwu'kiuigslclire.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 13
sect;• 30. ' Die betäube ndo (narkotische) Wirkung {Narcosis) besteht in einer Herabstimiaung der Nervenftuiotionen, besonders der Sensibilität, und sie äussert sich von den einzelnen narkotischen Mitteln und von versehiedenen Gaben derselben in verschiedener Weise, in verschiedenem Grade und in verschiedener Ausbreitung. Hinsichtlich des Grades bemerkt man sie von der leichtesten Verminderung des Gefiihis bis zur gänzlichen Betäubung der Empfindlichkeit und dos Kückwirkungsvenaögens (Lähmung), und ebenso des thierischon Bewusstseius (Stupor u. narkotischer Schlaf, Sopor). Die geringeren Grade dieser Wirkung sind an gesunden Thiercn oft kaum wahrnehmbar, an kranken aber doch niehrentheils sehr deutlich zu bemerken nncl oft heilsam, indem siedle krankhaft aufgeregte Empfindlichkeit mindern, Krämpfe und Schme rz ensti llen n. s. w. Dio höheren und höchsten Grade werden nur selten zu Heilzwecken benutzt, weil sie in einer wirklichen Vergiftung' bestehen und sehr gefährlich sind. — Hinsichtlich der Ausbreitung zeigt sich die betäubende Wirkung bei manchen narkotischen Mitteln ziemlich gleiehmässig über das ganze Nervensystem ausgebreitet, bei anderen aber vorhciTschend auf das Gehirn, auf einzelne Theile desselben, auf einzelne Sinnesnerven, das Btiokenmark, auf die Gangliennerven U. s.w. beschränkt; und hinsichtlich der Art erscheint sie fast bei jedem narkotischen Mittel eigenthiimlidi, namentlich bei einigen Mitteln mit gleichzeitiger Aufregung, bei manchen mit Ilerabstimnumg derflaquo;efässthätigkeit,bei einigen die Se- und Excretion bethätigend, bei anderen sie hemmend, u. s. w. — (Siehe Weiteros die spccielle Arzneiwirkungslohre, die VII. Klasse.)
sect;. 31.
Eine kramp fst i lie ude (antispasmodische oder antispastische) Wirkung zeigen die Arzneimittel, welche den Krampf, die unwillkührliche, oft zu starke und schmerzhafte Zusammenziehnng in den Weichgebilden aufheben. Die Ursachen der Krämpfe sind in den einzelnen Fällen sehr verschieden, und die krampfstillende Wirkung der Heilmittel kann daher entweder in der blossen Ausleerung scharfer, reizender Stoffe (z. B. der Eingewcidewürmei', des unverdaulichen, gährenden Futters) durch lirech- und Abführmittel, — oder in der Einhüllung eben solcher Stoffe durch Schleim, fettes Oel u. dgl., — oder in Verminderung der zu starken, entzündlichen Reizbarkeit und Oongestionen durch Aderlassen, kühlende Salze, strenge Diät, — oder in llerabsthnmnng der zu grossen Empfindlichkeit durch betäubende, schleimige, fette Mittel, — oder in Aufregung der Nervenkraft durch reizende und erhitzende Mittel bestehen.
Der Begriff der krampfsüllenden Mittel ist mithin ein selir weiter und vieldeutiger, im engern Sinne werden jedoch gewöhnlich nur die flüchtig erregenden und die betäubenden Mittel als krampfstillend betrachtet.
sect;..82.
Eine s c h in e r z s t i 11 e n d e, b e r u h i g e n d e Wirkung wird durch Anwendung von Mitteln erzeugt, die entweder blos eine örtliche Verminderung der Sensibilität, der Trockenheit und Spannung einzelner Theile, oder eine allgemeine Betäubung, oder die Heilung eines Krampfes, einer Kaitziindting, oder Beseitigung mechanischer Reizursachen (z. B. Knochensplitter u, s. w.)
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hervorbringen; es sind also betäubende und schleimige Pflanzenstoffe als Hreiumschlfige und Bähungen angewandt, Narcotica, aucli die im vorigen sect;. besprochenen Mittel, oder die chirurgische Hilfsleistung.
sect;, 88. .
Wenn die Aufsaugung (Absorptio, Hesorptio) von irgend welchen Stoffen im Körper durch angewendete Heilmittel stärker angeregt und befördert wird, so ist diese Wirkung die sogenannte re s o rbi rende, Sie entsteht durch eine massig vermehrte Erregung der feinsten Venen und Lymphgefässc, wahrscheinlich auch der Zellen, und sie wird häutig an den kranken Tbeilen noch vorbereitet und befördert durch Feuchtigkeit, Wärme, chemische Auflösungsstoffe, Druck und Reibung, aber hauptsächlich wird sie angeregt durch reichliche Ausscheidungen, durch Hunger und durch viele Muskelthätigkeit. Die Mittel zur Beförderung der Resorption sind hiernach von sehr verschiedener Art und die Wirkung selbst beruht immer auf lebendiger Thätigkeit.
Dieblos absorb! rende Wirkung beruht meist oder sogar allein auf der gegenseitigen chemischen oder mechanischen Einwirkung von angewendeten Heilmitteln auf vorhandene Feuchtigkeiten oder Gase, um dieselben zu binden und ihre Wirkung auf den Körper zu vennindern, wie z. B, das Einstreuen von Kühlenpulver in zu reichlich eiternde Wunden, die innerliche Anwendung dos Salmiakgeistes bei Blähsucht u. dgl.
sect;.34. Sehr häutig spricht man auch von einer entz und ungs widrig en, zer-theilenden und anti phlogisti sehen Wirkung, und zwar oft ohne strenge Scheidung der Begriffe. Zertheilung (Kesolutio) wird zur Beseitigung fast aller, mit Anschwellung, Hypertrophie, Austretung von Blut, Faserstoff, Serum, mit Verdichtung oder Verhärtung verbundenen krankhaften Zustände verlangt, also auch bei Entzündungen, Quetschungen, Metastasen u. dgl.; da aber diese Zustände, je nach der Art ihres Entstehens, nach ihrer Dauer, nach dem Grade der in den leidenden Tbeilen bestehenden Reizbarkeit und nach den etwa entstandenen Veränderungen der Gewebe sehr verschieden erscheinen, so muss hiernach auch die Zertheilung in manchen Fällen durch erweichende oder narkotische, in anderen Fällen durch auflösende alkalische, Quecksilber- oder Jodmittel, und in anderen durch reizi3nde Mittel bewirkt worden. Demnach ist die zcrtheilende Wirkung nicht eine in allen Fällen gleichartige directe Arzneiwirkung. Mit ihr fast ganz übereinstimmend ist dieentzündungswidrige Wirkung, namentlich beiden Entzündungen mit erethischeui und mit asthenischem Character, indem bei den ersteren die schleimigen und die narkotischen, bei den letzteren aber die übrigen genannten Mittel ihre örtliche Anwendung finden. — Dagegen besteht die bei den acuten Entzündungen erforderte sogenannte an tip hlogi st ische Wirkung in der schnellen llcrabstimmung des Vegetationsprocessos in dem entzündeten Theile, auch selbst im ganzen Körper, durch Verminderung der Blutmasse, Verminderung der plastischen Bestandtheile des Blutes und Entziehung der organischen Wärme. Hierzu dienen besonders die kühlenden Neutral- und Mittelsalze, die Blausäure, Calomel, ausserdem Aderlässen, Hungerdiät, kaltes Wasser (Eis, Schnee).
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Arzneiwirkuiigslohre.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;15
sect;• ys-
Einostä rkencle (roborireudo, tonisircudo) Wirkung wird häufig siolelien Mitteln zugeschrieben, welche bittere, zusammenziehende Stoffe, Eisen, iitbe-risehes Oel oder Weingeist enthalten. Dieselben sollen die im Tbierkörper oder in einzelnen Organen bestehende Schwäche beseitigen; da diese aber häufig nur in einer Störung der Function einzelner Organe durch irgend eine von aussen kommende Ursache bei übrigens gesunder Beschaffenheit der Organe beruht (sog. falsche Schwäche), in anderen Fällen jedoch Schlaffheit der organischen Gewebe (Laxität), oder mangelhafte Verdauung und eben solche Blutbereitung, oder zu geringe Ncrventnergie, und in noch anderen Fällen materielle Veränderungen der organischen Gewebe, also wirklich krankhafte Zustände die vorhandene Schwäche erzeugen, so ergiebt sich, dass die Stärkung, je nach diesen Umständen, mit sehr verschiedenartig wirkenden Mitteln geschehen muss.
sect;• 3laquo;.
Die Speichel erregende Wirkung entstellt durch Reizung der Speicheldrüsen, entweder speeiflsöh durch das Quecksilber oder blot' consen-suell durch Heizung der Schleimhaut des Maules, der Kachenhöhle und des Schlundes.
Auf letztere Weise können alle reizenden und scharfen Stoffe, welche die Schleimhaut des Maules n. s. w. etwas anhaltend berühren, die Absonderung des Speichels vermehren, wie namentlich die meisten Salze, die ätherische Oelc, Ft'effer, Ingwer, Senf, Taback u. dgl.
sect;• 37, Die Auswu rf befördernde Wirkung bezieht sich auf die durch Medicamente veranlasste, erleichterte und verstärkte Entleerung von Schleim, Eiter und ausgeschwitztem Faserstoff (zuweilen auch von Würmern) aus den Kespirationsorganen. Die hier zu beseitigenden Hindernisse der Auswerfung können sein: 1) ein zu hoher Grad von entzündlicher Reizbarkeit; 2) zu grosse Empfindlichkeit und krampfhafte Zusanimenziehung; o) zu geringe Empfindlichkeit, zu grosse Schwäche in der Schleimhaut einzelner oder aller Thoile der Bespirationsorgaue; 4) zu dicke Oonsistenz und zu grosse Zähigkeit der Auswurfsmaterie. Diesen Verhältnissen entsprechend wird bei dein erstem Zustande der Auswurf' durch Salze , namentlich durch Salpeter, Weinstein, Calomel, Hrechweinstein, Salmiak, durch schleimige Getränke, durch Dünste von lauwarmem Wasser, im hohen Grad des Uebels selbst durch einen Aderlass befördert. — Für den zweiten Zustand passen ebenfalls schleimige Getränke und Einathmungen von lauwarmen Dämpfen, äusserlich angewendete Reizmittel, vorzüglich aber narkotische Mittel (Bilsenkraut, Opium), und ebenso die siissen Stoffe (Zucker, Honig, Süssholzwurzel, Mohrrüben). — Dem dritten Zustand entsprechen Keizmittel, besonders solche, welchlaquo;! ätherisches Oel, mit Schleim und süssem Stoff verbunden, enthalten (z.B. Fenchel-und Anissainen, Wachholdorbeeren U. s. w.), desgleichen die Schlcimharze, die Harze, Balsame und der Tbecr namentlich in warmen Wasserdämpfen eingeathmot), einige scharfe und narkotische Stoffe (Meerzwiebelwurzel, Fingerhutkrant), der Schwefel, Salmiak, der Spiessglanz und seine Präparate, Brechmittel, Dämpfe U. s. W. — Die zu zähe Oonsistenz der
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Auswurfsmaterie ist von einem krankhaften Zustande der liespirationsorgaue, besonders von exsiulativcr Entzündung' ihrer Schleimliant laquo;der auch von Erschlaffung und Auflockerung derselben abhttnglg, und die Materie ist deshalb durch die genannten Mittel theils zu verändern, theils zu entleeren.
üie Wirkung dieser Arzneien ist entweder durch eine directe Berührung mit der Kespirationsschleimhant hervorgerufen, oder sie ist eine indirecte, indem die in die Blutmasse aufgenommenen Mittel erst die Thätigkeit anderer Organe umstimmen , und dann consensuell oder antagonistisch ihre Wirkung auf die Respirationsorgane äussern. Da jedoch manche flüchtige Stoffe durch die Lungcnausdünstung wieder aus dein Körper ausgeschieden werden, so kann durch solche Arzneien eine materielle Berührung und Kei-zung der Kespirationsorgane erfolgen, auch wenn sie zuerst in den Magen gebracht worden sind.
sect;. 38.
Die Erbrechen erregende Wirkung äussort sich durch ruckweise erfolgende Ausleerungen (Erbrochen) von genossenen Nahrungsmitteln, von Schleim, Magensaft, (lalle und anderen Stoffen, durch den Schlund und das Maul, in Folge eines Brechmittels, oft aber auch durch andere Ursachen.1 Die Wirkung entsteht durch eine specHisclic Reizung, welche irgend.einen Punkt des Speisekanals, vorzüglich am vordem Ende desselben, betroffen hat, und worauf eine Erschlaffung und Oeffmmg der Cardia, eine krampfhafte Zusammenziehung der Bauchmuskeln, des Zwerchfells und des Magens, zugleich mit einer rückgängigen (antiperistaltischen) Bewegung des vordem Endes des Dünndarmes erzeugt und so der Inhalt des Magens in den Schlund getrieben wird. Dem Erbrechen geht gewöhnlich eine besondere Verstimmung des Gemcingefühls voraus, welche sich durch Widerwillen gegen Futter und Getränk (Ekel), stärkere Absonderung des Speichels, durch Schaudern der Haut und durch Mattigkeit zu erkennen giebt. — Bei und nach dem Erbrechen erfolgen als seeundäre Wirkungen mehrentheils noch folgende Voränderungen: 1) es wird die Absonderung des Magensaftes, des ßarm-saftes, der Galle und des Saftes der Bauchspeicheldrüse vennohrt, indem auch die dem gereizten Theile des Veidauungskanales entsprechenden llilfs-organe consensuell in erhöhte Thätigkeit gesetzt werden; 2) wird die Absonderung und der Auswurf'des Schleims aus den Respiratioasorganen befördert; H) wird die llautausdünstung zuweilen bis zum Schweiss vermehrt; 4) tritt durch erhöhte Thätigkeit der Lymphgefässe stärkere Resorption, Zertheilung von Exsudaten und Infiltrationen ein, und 5) wird theils durch die Um-stimmung der N, N. uatjus und sijmpathicus, theils durch die Erschütterung beim Brcchacte eine Aufregung und Umstimmung des ganzen Nervensystems hervorgebracht. — Das Erbrechen ist also eine sehr zusammengesetzte und in ihren Folgen tief eingreifende Wirkung,
Alle Erscheinungen deuten darauf hin, dass dieselbe durch die grossen sympathischen und durch die Lungen-Magenuerven vermittelt wird.
In therapeutischer Hinsicht können hiernach die Hrechmittol verschiedenen Indicationen entsprechen, wie hauptsächlich die Ausleerang unverdaulicher, giftiger oder anders schädlicher Stoffe aus dem Maffon oder aus
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1 Z. li. durch Ucbeiiulhint; des Magens mit Futter, durch BoWogUngon dei' Kiiigo-
weulewiirmer tm Magen, Kinklcmmung eines Dannlhoils, selbst durch BeSoMdlgUtlgen
des Uehirns u. s. W.
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Arziioiwirkungslohronbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 17
dem Sohlnnde und der Luftrölirc, — Ersohütterung oder Umstimnumg bei Rheumatismus u. i, w.
Das Erbrechen ist nicht bei allcnThiorcn gleiohmässig leicht zu erzeugen; bei Hunden, Sclnveineiijlliibnern, Tauben und Papageien erfolgt essehr leicht, bei Katzen, Enten, Gänsen, Aften etwas schwerer, bei dem Rindvieh ist es schwer und nur unter günstigen Bedingungen (z.B. durch Einspritzen grosser Gaben Brechweiustein in die Blutadern- und bei bestehender Grüntutterung) hervorzurufen; bei Schafen und Ziegen ist die Schwierigkeit noch grosser; und bei Pferden, Eseln und deren Bastarden kann man ein vollständiges Erbrochen durch Brechmittel in der Regel gar nicht erzeugen1. Die raquo;Spiralklappe an derCardia und die Lage eines Thoils des Griinn.darms und Blinddarms zwischen den Bauchwänden und dem Magen, die den Druck auf den letzteren schwächen, sind wahrscheinlich bei den letztgenannten Thieren das Hinderniss.
Bei den Thieren, welche sich erbrechen können, ist diese Wirkung durch alle scharfen, entgegengesetzt aber auch durch viele fettige und fade Mittel, durch welche der vordere Theil des Verdauungskanals heftig gereizt oder auch nur bedeutend angefüllt wird, zu erzeugen, jedoch benutzt man für Heilzwecke fast nur denBrechweinstoin, den Zinkvitriol, die Brechwurzel, die weisse Nieswurzel, zuweilen die Spiessglanzleber, das Kochsalz und das Gottesgnadenkrant, da dieselben die wenigst schädlichen Einwirkungen auf Magen und Darmkanal veranlassen.
sect;• 39.
Bei der abführenden Wirkung erfolgen, den äusserenErscheinungen nach, Entleerungen von Darmkoth und anderen Stoften durch den Mastdarm in kürzeren als den gewöhnlichen Zwischenzeiten, in grösserer Menge und von lockerer, weicherer und selbst flüssiger Gonsistenz.
Diese Wirkungen sind, hinsichtlich der Art und dem Grade nach, sehr verschieden. Darnach scheidet man auch seit den ältesten Zeiten die abführenden Mittel in zwei Abthcilungen. 1) Die Mittel der ersten Abtheilung wirken gelind, erschlaffend uwl einige auch kühlend; sie worden daher kühlende oder erschlaffen de Abführmittel, Laxirmittol (Laxantia) genannt. Hierzu gehören die kühlenden Salze, einigermassen auch das Calomel, die Tamarinden, Manna, fettcGele,Ilonigu. s.w., wenn sie in grossen Gaben gegeben werden. — 2jl)ie abführenden Mittel der zweiten Abthcilung bewirken eine starke Reizung in den Gedärmen, Unruhe, Kolik, schnellen, fieberhaften Puls, Hitze und Trockenheit im Maul, und man nennt sie daher auch erhitzende Abführmittel, P u rg i r m i 11 o 1 (J'ttrgantiaj. Hierzu gehören die Crotonkörner, Scaminoniumharz, die schwarze Nieswurz, Aloë, die Coloquintcn, das Gunnnigutt, der Lerchonschwamm, Jalapo, Rhabarber, Sennesblätter, Zaunrübe u,s.w. Einige von diesen Mitteln, so die Crotonkörner, das Scammoniuin, Euphorhium, die schwarze Nieswurz, das Gurnmi-gutt, der Tjerchenschwarnm wirken heftiger als die übrigen, verursachen besonders sehr leicht Schmerzen im Vcrdauungskanal, heftiges Drängen, Abgang von Blut, Darmentzündung, grosse Erschöpfung. Man nennt sie Drasticn.
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1 Krbrccheii tritt bei dioson Thioi'on zuweilen als eine gefahrdrohende Erscheinung ein, wenn der Magen geborsten, seine SbhluadmUndung gelähmt ihIoi- sehr erschlafft ist. Hrrtwio, Ar/.noimittullohrü. 5. Aull.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;£.
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Allgemeine
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Die abführende Wirkung dieser Mittel ist nicht bei allen Thieren gleich; sie tritt am leichtesten beim Hunde und dein Schweine, schwerer bei Pferden und bei den Wiederkäuern ein, und ist bei den grossen Thieren nur durch unverhältnissmässig grosse Gaben zu erzeugen.
Die Wirkung beginnt zuerst wohl bei allen Abführmitteln durch eine örtliche Einwirkung der Mittel auf die Schleimhaut des Darmes, die jedoch bei den Laxirmittein in der Kegel keine Blutgefiissreizung erkennen lässt, — was aber bei den I'urgirmitteln der Fall ist. Immer entsteht bei den erateren mehr wässerige Anschwellung der Darmzotten und der Zellen, Lei den I'urgirmitteln mehr blutreiches Ansehen dieser Theilo; und immer wird die wurm-fönnigo Bewegung des Darmkanals und die Absonderung von Säften in ihm vermehrt. Dieser Theil der Wirkung zeigt sich jedoch von den verschiedenen Abführmitteln verschieden, indem einige die Absonderung wässeriger Flüssigkeiten aus den serösen Gefässen, andere die Absonderung von Schleim, und noch andere wieder die Absonderung und Entleerung der Galle und des Bauchspeichels vermehren. Es ist höchst wahrscheinlich, dass die wirksamen Stoffe in das Blut übergehen und dann auf den Darm, auf die Leber oder das Pancreas abgesetzt werden und dass so die Verschiedenheit der Absonderung erzeugt wird; denn aus der einfachen Dannreiznng ist dieselbe nicht zu erklären. — Aus diesem Gange der quot;Wirkung ergiebt sich: 1) warum dieselbe bei den meisten Abführmitteln viel später als andere Arzneiwirkungen eintritt •, 2) warum die Farbe, der Geruch und die übrige Beschaffenheit der Ex-cremente bei jedenivMittel verschieden ist, und 3) wie durch die vom Nervensystem ausgehende Bückwirkung auf den Darmkanal zuweilen ein sehr erschöpfendes Purgiren, selbst der Tod erfolgen kann, ohne dass eine Darmentzündung entstanden ist.
Durch das Laxiren und Purgiren können mehrerlei Heilwirkungen erreicht werden; direct wird der Magen, besonders aber der Darm von ttber-mässig angehäuften, von unverdaulichen, schädlichen, giftigen Stoffen, von Eingeweidewürmern und dergl. entleert; durch die Beizung des Darms entsteht zu demselben vermehrter Andrang des Blutes und hierdurch Ableitung des letztern von anderen Organen; je nach der Menge der Ausleerungen, namentlich der mit den Darmoxcretcn entleerten Flüssigkeiten, wird der Körper an Säften ärmer; hierdurch wird die Bildungsthätigkeit vermindert, dagegen die Resorption und die Rückbildung befördert; das Blut wird auch qualitativ verändert, ärmer an Faserstoff, an Salzen u. s. w.; und durch zu reichliches Purgiren wird Schwächung, selbst Erschöpfung der Kräfte und der Tod herbeijreführt.
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sect;. 40.
Eine blähung treiben d e Wirkung haben die ätherisches Gel ent-lialtenden, aromatischen und die Spirituosen Mittel, indem sie die peristaltische Bewegung im Magen und Darm anregen. Zuweilen werden unrichtiger-weise auch die die Gase absorbirendenMittel hierher gerechnet. — Die Parasiten vertilgende, insbesondere die wurmvertreibende (anthelminthische) Wirkung soll die auf dein und in dem Thierkörper lebenden Schinarotzcrtl-iere tödten und vertreiben. Einzelne Mittel besitzen diese Wirkung in specitischer Weise, andere nur in allgemein giftigen Bestandtheilen, oder in ihrer Eigenschaft als
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Arznziwirkungslclirc,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; iy
Pvirgirmittel. QegonnanncheSohmarotzei', aamontlich Leberegel, Ejchinocoocen,
(.'oeimnis, Finnon andTriohinen fehlen die Mittel noch.
sect;.41.
Bei der u r int re, i ben den Wirkung (Piuresis) crm-hc'mi die Absondenmg und Ausleerung des Urins verändert und lumptsächlich so vermehrt, dass die Menge des Urins die des genossenen Getränkes Übertrifft. Diese Wirkung kann nur dadurch hervorgebracht werden, dass eine massige Reizung der Nieren und ein reichlicher Zufluss des Blutes zu denselben Statt findet. Die hierzu dienenden Arzneimittel, die sogenannten urin treib enden Mittel (Diuretica) theilt man in kühlende und er li it zen dt. Die letzteren bringen ausser der vermehrten Urinsocretion auch die Erscheinungen der erhitzenden Wirkung und oft auch örtliche Zufalle der Reizung in den Nieren und in der Blase, und consensuell auch in den Geschlechtstheilcn hervor. Diese Mittel enthalten reizende oder scharfe Stoffe von verschiedener Art, wie dieses in den spanischen Fliegen, im Terpenthin und allen anderen Harzen, in vielen ätherischenOelen, im Kraut des rothen Fingerhuts n. s.w. der Fall ist. Die kühlenden üiuretica bewirken neben der reichlichen Urinabsonderung eine Verminderung der Reizbarkeit im Blutgef'ässsystem, so wie eino Vennin-derang des Faserstoffs im Blute, und somit eine leichtere Trennung der He-standtheile des letzteren, wie dies die kühlenden Mittelsalze, die verdünnten Pflanzcnsäuren, die Kohlensäure und die kohlensauren Alkalien und Erden thun.
Die wirksamen Bestandtheilo geben in das Blut und wirken grössten-theils durch directe Berührung auf die Nieren; die Wirkung tritt aber nicht immer sicher ein, weil 1) die Hinleitung der wirksamen Arzneistoffe zu den Nieren oft von Krankheitsznständen oder von den hierbei bestehenden con-sonsuellen oder antagonistischen Beziehungen zwischen den Nieren und anderen Organen und von anderen Einflüssen abhängig ist. ie wirken deshalb unter anderen Umständen (z. B. bei veränderter Witterung) schweisstreibend oder den Auswurf' lief ordernd. 2) Weil die Urinabsonderung von einem gewissen Grade der Beizung abhängig zu sein scheint, den wir bei einzelnen Krankheiten und in der Stärke der Arzneiwirkung schwer abmessen können. Der Beweis dafür findet sich darin, dass hei Entzündungskrankheiten die erhitzenden harntreibenden Mittel die Urinabsonderung in der Regel nicht vermehren, die kühlenden aber ihre Wirkung thun.
Durch die reichliche Diuresis werden besonders die überflüssigen so wie die zersetzten Proteïnstoffe (Harnstoff, Harnsäure, Hippnrstture), Extractiv-Stoffe, verschiedene Salze u. s. w. aus dem Körper entfernt und die Resorption wird befördert. Ucbermässige Wirkung schwächt.
sect;• 42.
Eine schweisst reibende (diaphoretische) Wirkung zeigen die Mittel, welche die Ausdünstung durch die Haut so vermehren, dass diese letztere ganz feucht wird oder dass auf ihr die ausgedünstete Materie in Tropfen stehen bleibt. Die hierbei ausgeschiedenen Stoffe, namentlich: Wasserdünstc, Ammonium, Wasserstoff', Stickstoff Kohlensäure u. s. w., selbst einzelne nähere Bestandtheile vonNahrungs- und Arzneimitteln, sjndbei verschiedenen Tbier-
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Allgemeine
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gattungeu und versohledeueu KOrperzustäuden ia Besohaffenbeit und Menge vorscliicHlen. Nicht bei allen Tbieren kann durch Arzneimittel die Ausdünstung bis zum fliessenden Sohweiss verstärkt werden; Pferde,Schafe und Schweine schwitzen leichter, Hinder und Ziegen viel schwerer, und bei Hunden und Katzen ist flüssiger Schwelss tast niemals zu sehen. —
Die Scbweissabsonderung geschieht aus den Schwcissdrüsen der Haut und wird zunächst durch eine Aufregung der aushauchenden Gefässc derselben und durch vermehrten Blutzudrang herbeigeführt; sie wird daher vermehrt 1) durch einige Arzneimittel aid' specilische Weise, z. B. durch Einspritzung der Tinctur oder des Infusnms der weissen Nieswurz in die Blutadern, durch innerliche Anwendung' des Schwefels, des Spiessglanzes und seiner Präparate, derFliederblnmen und dgl.; 2) durch die meisten flüchtigen und erhitzenden Beizmittel; vi) durch narkotische Mittel (Opium); 4) durch äusserliche Mittheilung von Wärme; 6) durch schnelle und anstrengende Muskelbewegung der Thiere, starkes Boibcn der Haut, durch dichtes Bedecken derselben, und 6) bei Entzündungskrankheiteu durch Aufhebung der entzündlichen Beizung.
Als Folgen der schweisstreibenden Wirkung entstehen; 1) Verminderung dos Blutes und Veränderung seiner Beschaffenheit, besonders durch die stärkere Ausscheidung seiner wässerigen Bestandtheile; 2) stärkere Anregung des Durstes; 8) antagonistische Verminderung anderer Absonderungen; 4) vermehrte Thätigkeit der einsaugenden Gefässe, und 5) bei starken, wiederholten oder anhaltenden raquo;Schweissen auch Verzehrung der Kräfte,
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43.
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Die fäulnisswidrige (antiseptische) Wirkung ist auf die Verhütung und Beschränkung der Selbstzersetzung (Fäulniss) der thierischen Materie, namentlich der Säfte, gerichtet. — Man hat zwar eine solche Zersetzung im lebenden Organismus gcläugnet, und dies, in Beziehung auf die wirkliche Fäulniss, die mir an abgestorbenen Theilen Statt finden kann, initBecht; doch findet sich im Blut und anderen Säften nicht selten eine Neigung zur Zersetzung, z.B. bei dem sogenannten Faulfieber, Typhus, Milzbrände u. s.w., wie auch da, wo Tuberkel oder andere krankhaft entstandene Massen zerfallen, oder wo örtlich eine wirkliche Absterbung, Brand und Fäulniss eintritt. — Die Zersetzung entsteht mehrentheils aus zu tiefem Sinken der Le-benstliätigkcit, zum Theil aber auch aus fehlerhafter .Mischung der Säfte, verursacht durch zu grosse Entziehung oder zu starke Verdünnung derselben, oder durch aufgedrungene fremdartige Stoffe, besonders durch Contagien, Miasmen, verdorbene Luft und eben solche Nahrungsmittel, örtlich gehemmte Circulation der Säfte, und die Einsaugung der Zersetznngsproducte (Septi-cämie). In neuerer Zeit hat mau als eine llauptursache der fauligen Zersetzung (und vieler Krankheiten) die Infection dos Körpers durch mikroskopische Bilze und deren Samen (Sporen) angenommen.
Die fäulnisswidrigen Mittel sollen also jene Störungen beseitigen und die weitere Entmischung verhindern. Die Mittel hierzu sind, je nach den Umstünden, flüchtige und fixe Beizmittel, gute Nahrung, reine Luft, die ad-stringirenden Mittel, namentlich China-, Eichen- und Weidenrinde, die Mineralsäuron, Carbolsäure, Citrouen- und andere PHanzensäuren, Kochsalz u. s. w. (sect;. 28).
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Arzneiwirkiuigslc'brenbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;21
sect;, .14.
Die ätzende (kaustische) Wirkung besteht darin, dass durch die clie-iiiisclien Kriit'te gc^visser Stibstaozen orgaoisoho Gewebe, die mit ihnen in Berührung kommen, zerstört werden, indem sie sich nnt. ihnen nach den Gesetzen der Wahlverwandtschaft verbinden. Gewöhnlich wird hierbei das organische Gewebe zuerst erweicht, selbst bald mehr, bald weniger flüssig, dann aber in einen trockenen, harten Schorf verwandelt. — Diese Wirkungen entstehen als chemische bei todten und lobenden Körpern, bei letzteren wird aber im Beginne der Wirkung und ehe die Zerstörung völlig geschieht, die Lebeusthätigkeit zu Keactionen angeregt, Schmerz, stärkerer Zufluss der Säfte, Entzündung, nnd zuletzt Eiterung in der Umgebung der geätzten Slelle hervorgerufen; auch werden von den meisten Aetzmitteln die wirksamen Bestandthcile durch Absorption aufgenommen und weiver geführt, und hierdurch an entfernteren Orten speeifische Wirkungen erzeugt. (S. speciellc Arzneimittellehre: Arsenik.) Die ätzende Wirkung ist daher nicht rein örtlich, auch nicht rein chemisch; ihr Heilzweck ist Zerstörung und Entfernung krankhafter, besonders wuchernder Gebilde, Zerstörung ansteckender Stoffe in Wunden und Geschwüren, — Erregung eines lebhaften Heiltriebes und antagonistische Herabstimmung in der Thätigkeit anderer Organe. —#9632; Zu den Aetzmitteln gehören: die reinen Alkalien, die reine Kalkerde, die con-centrirten Mineralsäuren, salpetersaures Silber- und Quecksilberoxyd, Ohlor-zink, ätzendes Chlorquecksilber, Chlorspicssglanz, rothes Quecksilberoxyd, gebrannter Alaun, schwefelsaures Kupferoxyd, Arsenik. — Ihnen ähnlich wirkt glühendes Eisen.
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DRITTES CAPITEL.
Von den Bedingungen, durch, welche die Wirkungen der Arzneimittel verändert werden können.
sect;. 45.
Die Wirkungen eines Arzneimittels im kranken Thierkörper sind nicht in jedem Falle und unter allen Umständen dieselben, sondern weichen häufig sowohl im Grade, wie auch in der Art ihrer Erscheinungen von den gewöhnlichen Wirkungen ab, bleiben oft auch ganz aus. Diese Modificationen haben ihren Grund theils ^1) in den Arzneimitteln, theils Ji) im thierischen Organismus, und thcils C') in der gleichzeitigen Uinwirkung anderer Einflüsse, als: in dem diätetischen Verhalten derThioro, besonders dem Futter und Getränk, dem Klima, der Jahreszeit und der Witterung.
sect;. 46.
il. illodilioiiliiincn, die liimi Grund in den ArzlielinUielll srlbst haben.
o) Modiflcationen, bedingt durch dieBeschaifenheitnndGHlte der Mittel.— Die Kräfte eines Arzneimittels sind von seinen Eestandt heilen abhängig; diese sind jedoch dem grössten Wechsel unterworfen. So sind die dem Thierreiche entnommenen Mittel je nach dem Alter, der Art der Ernährung, dem Gesundheitszustand der Thiere, von denen sie genommen sind, verschieden, z.B. das
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AUgoniomo
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Flciscli; hoi den vcgolaliilisclicn Arzuoimiltoln sind Voriiinloruugcu der Be-Btandthoile, abgesehen von absichtlioher, betrüglicher Misclumg-, bedingt durch den Standort der ArzneipHanzo mul das Ivlima desselben, durch die Zeit und Art der Eiiisaminlniig der Pflanzen, durch die Gewinnung und Bereitung ihrer Präparate und durch ihre Aufbewahrung,
So sind wildwachsende und in Gürten gezogene, auf trockenen, sonnigen oder auf feuchten, schattigen Orten gewachsene Pflanzen, junge und alte Pflanzen, vor und nach der Blüthe bedeutend verschieden in ihren Bestaud-theileu, mithin auch in ihrer Wirksamkeit; dasselbe gilt von den auf verschiedene Art bereiteten Extracten derselben Pflanze, die in ihren Bestand-theilen wenigstens quantitativ verschieden sind; zuletzt ändern noch Luft, Licht, Feuchtigkeit und Wärme durch Entziehung oder Zersetzung von Be-sliuidtheilen des aufbewahrten Mittels die Wirksamkeit desselben, so dass die Wirkung eines frisch eingesammelten oder frisch bereiteten fast immer viel kräftiger ist, als die eines älteren.
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sect;,47,
b) Modificatiouen, bedingt durch die Form und den Aggregatzustand dos Mittels. —• Die Arzneimittel worden in trockener oder fester, in weicher oder breiartiger, in tropfbar-flüssiger mul in elastisch-flüssiger oder Dampfform angewendet. Die erstere (Konsistenz besitzen die Pulver, die zweite die Pillen, Latwergen, Bissen, Salben, Pflaster, die dritte Form die Solntionen und Mixturen, Infuse u.S.w., die vierte die Dämpfe und (bisarten. Die meisten Arzneimittel sind in verschiedenen Formen gebbar, aber nicht mit der gleichen Wirksamkeit; in manchen Formen bleiben die wirksamen Bestandtheile unverändert. In manchen wird ihre Wirksamkeit durch Einhüllung gebunden, in anderen Formen dagegen freier entwickelt. Da feste Körper erst gelöst werden müssen, ehe sie aufgenommen werden können, geht ihre Besorption langsam von Statten, ebenso auch ihre allgemeine Wirkung; dies gilt namentlich von I'ulveru und Pillen; Arzneimittel in flüssiger Form werden leicht aufgenommen und wirken daher schnell und kräftiger als dieselben Mittel ir fester Form; für Abkochungen ist dabei aber zu merken, dass bei manchen Kräutern die wirksamen flüchtigen (ätherischen) Stoffe gerade durch Kochen verloren gehen. — Die Besorption elastisch-flüssiger Stofte geht schnell und loicbt vor sich, und tritt dabei' die Wirkung bald ein Die Dampf- und Gasform ist bei manchen Mitteln im gewöhnlichen Zustande derselben schon vorbanden (z. B. hei Sauerstoff', Chlor); — manche Heilmittel nehmen diese Form schon bei der gewöhnlichen Temperatur an (z.B. Chloroform, Aether, Alkohol, Blausäure); — bei anderen ist sie vollständig nur durch Einwirkung eines höheren Wärmegrades, bald mit, bald ohne Mitwirkung von Flüssigkeiten zu erhalten (z. B. bei Essig, Terpenthinöl, Theer, aromatischen Pflanzen); —und bei mehreren Mitteln erzeugt man sie durch wirkliches Verbrennen (z. B. bei Wachholderbeeren, Wachholderholz, Bernstein, Zucker, Schwefel). Bei den Mitteln der ersten und zweiten Art erfolgt die Wirkung durch ihre eigenthümlicheii Bestandtheile allein und deshalb ohne bemerkbare Veränderung, Bei denen der dritten Art sind die zur Dampferzeugung benutzte Wärme und Feuchtigkeit mitwirkende Einflüsse, indem sie z. B. die Absonderungen, die Resorption und den ganzen Stoffwechsel befördern, bei zu hoher Temperatur aber auch die Hautdecke vor-
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Arssndiwirkuninlebro.
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brühen oder zerstören. — Bei Dampt'- (eigentlich Rauch-) Erzeugung durch Verbrennung der Arzneimittel werden nicht bios die flüchtigeu Stoffe verdunstet, sondern die Mittel grösstentheiis zerstört, und die verdunstenden Stoffe chemisch verändert, namentlich einpyreuiniUhxh, wesh.ilb sie mehr reizend wirken; so enthält der Dampf von verbranntem Schwefel nicht mehr letzteren, sondern sehwefolige Säure, — der Rauch von verbrannten Wach-bolderboeren nicht blos ätherisches, sondern auch brenzliches Üel.
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.#9632;
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c) Modificationen, bedingt durch die Concentration, die Gabe des Mittels und die Verbindung mit anderen.— Unter Concentration vorsteht man das Verhältniss der wirksamen Bestandtheilo ZU dem Volumen des ganzen Mittels. Je concentrirter ein Mittel ist, desto heftiger und gleicbmässiger werden seine Wirkungen, dagegen weichen die Erscheinungen der Wirkung um so mehr ab, je mehr vertheilt and verdünnt das Mittel durch andere Substanzen ist. — So z.B. verursachtBreclnveinsteiu in Substanz oder in recht concentrirter Verbindung mit Wasser oder mit Eett in der Haut oder Scbloimhaut Entzündung oder Anätzimg, — in einer massigen Menge Wassers gelöst, erregt er bei Hunden, Schweinen u. s.w. Erbrechen, — mit viel Wasser bewirkt er das letztere sehr selten, dagegen gewöhnlich Laxiren oder reichliches Uriniren.
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sect;, 49.
(I) Die Verbindung oder Zusammensetzung mehrerer Arzneimittel mit einander ist eine der wichtigsten und gewöhnlichsten Ursachen der Verän derungen ihrer Wirkungen, denn es kann 1) hierdurch eine chemische Veränderung der ganzen Arznei oder des Hauptmittels entstehen, so dass ein neuer wirksamer Körper entsteht; oder 2) die verbundenen Mittel sind in ihrer Wirkung gleichartig und sind so durch Concentration der beabsichtigten Wirkung förderlicher, oder sie sind entgegengesetzt, und dadurch der Wirkung hinderlich; oder 3) vermindern die zugesetzten Mittel die Concentration.
Manche Stoffe werden durch materielle Veränderungen erst rocht wirksam, z. B. das rohe Spiessglanz in Verbindung mit Säuren, der weisse Arsenik durch Verbindung mit Kali; — in anderen Fällen wird die bekannte Wirkung eines Arzneistoffes sehr geschwächt oder verändert oder ganz aufgehoben (z. B. bei Blausäure durch Verbindung mit Eisenpräparaten, Eisenvitriol mit kohlensaurer Magnesia, ätzendem Sublimat mit Spiessglanzleber, oder mit Seifen u. dgl.).
Es ist daher unumgänglich nothwondig, die Wirkungen der einzelnen Mittel sowohl, wie ihrer Verbindungen mit anderen Stoffen genau zu kennen; wo die Erfahrung über die Wirkung der zusammengesetzten Arznei mangelt, oder wo nicht bestimmte Zwecke (z. B. nothwendige Erfüllung mehrerer Heil-indicationen bei complicirten Krankheitsfällen) eine Zusammensetzung fordern, gebietet es stets die Pflicht, nur einfache Arzneimittel anzuwenden.
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e) Die Gabe (Dosis) eines Arzneimittels ist die bestimmte Quantität desselben, welche auf einmal und in bestimmten Zeiträumen dem kranken Körper einverleibt wird. Nach der Grosse der Gabe werden in demselben thierischen
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Allgemeine
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Körper die Wirkungen quantitativ und scheinbar auch qualitativ verändert, so dass die bei kleinen Gaben erfolgenden Erselichuingon von den nach mittleren und grossen Gaben beobachteten oft so verschieden sind, dass kaum noch eine Aehnlichkoit zwischen ihnen zu bestehen scheint. Jeder einzelne Gran hat aber dieselben qualitativen Eigensohaften, muss also auch dieselben dynamischen Kräfte äussern, wie die 1O0 übrigen Grane, von denen der eine genommen ist; die Wirkung ist daher auch nur quantitativ verschieden. Wenn z. B. ein Gran Brechweinsteins einem 1 Funde nur Kkel, drei Grane dieses Mittels aber auch wirkliches Erbrechen machen, — oder wenn ein Quentchen Aloë bei einem Pferde den Durchfall heilt, eine Unze aber einen Durchfall künstlich erzeugt, so werden doch diese Wirkungen bei dem ersten iMittel auf dieselbe Weise durch die veränderte Stimmung der Ar. N. vagus und sympathious, bei dem zweiten nur durch die speeifische lieiznng und dadurch veränderte Absonderung in der Leber und Dannschlchnhaut vermittelt. Diese , durch die verschiedene Quantität des Arzueistoffes bedingten Modifi-cationen der Wirkung beruhen zumeist darauf, dass der sichtbare Grad der Wirkung überhaupt an eine gewisse Menge der Materie gebunden ist und daher nur mit einer bestimmten Gabe erfolgen kann/denn in zu geringer Menge angewandt, erhält ein Mittel nur eine zu kleine Berührungsfläche, so dass die Einwirkung und die darauf folgende Beaction uur örtlich bleibt; oder gelangt das Mittel zur Resorption, so geht es in der Säftemasse unter, ohne eine sichtbare Aenderung in der Tbätigkeit irgend eines Organs hervorgerufen zu haben ; bei zu grossen Gaben wird dagegen die organische Tbätigkeit gleichsam überwältigt, es erfolgt entweder dynamisch eine Ueborroizung der Kräfte in den betreffenden Organen, so dass sie sich zuerst heftig, dann aber abgestumpft und träge äussern, oder es werden die chemischen Eigenschaften der Mittel vorwaltend, und bringen örtlich zu heftige Einwirkungen, selbst Zerstörung hervor, und veranlassen dadurch auch consensuell ganz ungewöhnliche Erscheinungen. So verursachen arsenige Säure und Kupfervitriol in grossen Gaben heftige örtliche Eingriffe, während bei kleinen (faben dies nicht geschieht. Kleine Dosen werden nämlich von dem Secret der Schleimhaut gesättigt, bei grossen jedoch muss die Schleimhaut selbst zu den neuen Verbindungen mit' der Schleimhaut beitragen, da das Secret nicht ausreicht.
sect;• 61. f) Die Dauer der Anwendung, der Berührung und Einwirkung einer Arznei muss sicli vorzüglich nach den Eigenschaften des Mittels, der Empfindlichkeit und Beschaffenheit der Applicationsstélle, nach den Heilzwecken und den schon eingetretenen Wirkungen richten, denn sie kann viel zur Verschiedenheit des Grades der Wirkung beitragen. Stoffe, die einen scharfen, giftigen Stoff enthalten, verursachen bei kurzer Zeit der Berührung nur Reizung, bei längerer Entzündung, Anätzung und Zerstörung. — Wenn schwerlösliche Stoffe schnell, wie z.B. bei Durchfall, durch den Nahrungskanal gehen, oder, wie bei Erbrechen, schnell wieder entleert werden, so können sie
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ihre Wirkung mir unvollständig oder gar nicht entwickeln.
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sect;• 52.
g) Die öftere oder seltnere Wiederholung von Arzneigaben wird ge wohnlich nach der bekannten Dauer und Stärke ihrer Wirkungen, den Heil-
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Arznei wirkii n quot;-sic lire.
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zwecken gemäss, bestimmt. Je fltlohtiger, rascher yorübergehond eine Arznei wirkt, in desto kürzeren Zeiträumen müssen die Gaben wiederholt werden, je langsamer aber und je andauernder die Wirkungen raquo;loll entwickeln, desto weiter ans einander entfernt können die Gaben gereicht werden. Bei nicht gehöriger Beachtung dieser Umstände kann es geschehen, dass die zweite Gabe einer Arznei angewendet wird, während die Wirkung der ersten noch nicht gain; vorüber ist; die gemeinschaftliche Wirkung wird nun zu heftig, oder die Wirkung der einen Oabc modilicirt die der andern bedeutend. Bei öfterer Anwendung derselben Arznei wird die Empfänglichkeit des Organismus und somit die quot;Wirkung geschwächt und man muss deshalb allniälig die Gabe verstärken, um fortgesetzt stets eine gleiche Wirkung des Mittels zu erzielen.
sect;, üa. It. moilllicailoiicii dinrli Ursachen, Ah im Organismus selbst liegen.
a) Mod if i oat ionen, bedingt durch die Y er sohl e den he it der
Organisation, des L ebensprocesse s u n d der Grosse der Thiere von verschiedene rGattung. — Ebenso abweichend, wie das Pferd, die Wiederkäuer, das Schwein, der IIund, die Katze und das Federvieh in ihrem äussorn Habitus, im Baue und der Beschaffenheit ihrer wichtigsten Organe und in ihrer Lebensweise sind, ebenso verschieden zeigen sich auch die Lebensprocesse, und daher ebenso verschieden die Empfänglichkeit für gewisse äussere Einflüsse und das Rtlckwirkungs - Vermögen auf deren Einwirkungen.
Die hierdurch bewirkten Abweichungen in der Wirkung- der Arzneimittel bei den verschiedenen Hausthiercn treten sowohl in der Qualität der Wirkungserscheinungen, wie auch in dem .Stärkegrade hervor. Hinsichtlich der erstem ist schon angegeben, wie diebrechen-, schweiss- u. s. w. erregende Wirkung bei manchen Thieren sehr leicht und stark, bei manchen gar-nicht erfolgt, und es ist in Bezug auf die Stärke der Wirkung zu bemerken, dass die pflanzenfressenden Thiere im Allgemeinen eine geringere Empfindlichkeit für die einzelnen Arzneimittel haben, wie die fleischfressenden, und dass namentlich auf die letzteren viele Mittel aus dein Pflanzenreich sehr heftig, selbst tödtlich einwirken, welche bei den Pflanzenfressern selbst in ver-hältnissmässig grossen Dosen eine' kaum bemerkbare ähnliche Wirkunj hervorbringen.
So z. B. macht das Opium bei Pferden in der Gabe von einer Unze ein ganz geringe Betäubung, während sich die letztere, falls das Mittel nicht weggebrochen wird, bei Hunden nach 2,0—4,0 Gramm im höchsten Grade zeigt. Krähenaugen ertrug ein Huhn in zwanzig Tagen etwa 1114 Gran, d. i. so viel als noting wäre, um 92 Hunde zu tödten u. s. w.
Es ist daher wohl anzunehmen, dass zum Thoil die Art und Beschaffenheit der Nahrurigsmittel und die daher zum Theil andere Beschaffenheit der Säfte im Magen die Arzneistoffe chemisch modifloire, die Wirkung der Arzneimittel hauptsächlich aber von dem Grade der Ausbildung der wichtigeren
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einzelnen ,,.,^,^,i ,^,,l,,
wie an gesunden Thier
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und von dem Vorherrschen ihrer Thäligkeit bei den
fast überall, ai welche die vorherrschende Blchtung
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f
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AUffötneiue
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(Tendenz) der organischen Tbtttigkeit begünstigen, in gewissen Gaben stets heftiger wirken als andere, welche eine jener Richtung entgegengesetzte Thätigkeit hervorrufen.
Die Thiergattung bedingt daher bei der Auswahl die Art wie die Gabe dos Mittels. Hinsichtlich der letzteren hat man sich bemüht, ein allgemeines Verhältniss zwischen den Gaben für Thioro der einzelnen Gattungen 'm bestimmen, indem mau annahm, dass, wenn bei gleichen Umständen die Gabe für ein ausgewachsenes Pferd gleich 1 ist, sie für Schafe, Ziegen und Schweine nur l/4, für Hunde, Katzen und Aft'en nur J/lL,, und für das gewohnliche Hausgeflügel quot;-/^ botragen soll. Dies Verhältuiss ist zwar bei vielen Arzneistoffen als ziemlich richtig zu betrachten, bei anderen aber nicht, wie dies ja zum Theil die schon oben angeführten Beispiele (Opium, Krähen-aiig( n) bestätigen. Die Wirkung eines jeden einzelneu Arzneistoffes in verschiedenen Gaben bei den sämnitlichcn Hausthiereu kann nur durch die Erfahrung bestimmt werden.
sect;, 64.
b) Modi fi cat ionen, bedingt durch das Alter. — Das verschiedene Alter der Thiere verursacht ebenfalls qualitative und quantitative Ab-weiebungen in der Wirkung der Arzneimittel dadurch, class der Organismus in jeder besonderu Lebeusperiode sich verändert, und in der Beschaffenheit und Entwickelung der Organe wie in der Beschaffenheit und Menge der Stifte und in der Stärke und Richtung der Lebensthätigkeit verschieden ist, in Vergleich zu anderen Perioden. Während in der Periode der vollkommenen Ausbildung der Lebensprocess am gleichmässigsten von Staaten geht, die Arzneiwirkungen auch am gleichmässigsten vor sich gehen, ist in der frühen Jugend die Milduugsfhätigkcit vorwiegend, die Empfänglichkeit für äussere Eindrücke grosser, das Riickwlrkungsvermögen schwächer, es tritt daher leicht Ueberreizuiig ein; in vorschreitender Entwickelung überwiegt die Thätigkeit des Blutgefäss- und Nervensystems; was auf diese erregend einwirkt, kann selbst in kleinen Gaben, z. B. Opium, heftige Zufälle hervorrufen, während Mittel, die beschränkend auf die Bilduugsthätigkeit wirken, leicht ertragen werden. Im Stadium der Abnahme wird die Reizempfänglichkeit und das Keactionsvermögen immer geringer, die Peizmiitel werden daher in stärkeren Dosen vertragen, während alle schwächenden und den Lebensprocess beschränkenden Mittel leicht nachtheilig wirken können, also nur in kleineren Gaben als in der Periode vollkommener Entwickelung gegeben werden dürfen.
Da nun die Periode der vollkommenen Ausbildung bei den Pferden in dem sechsten Jahre, beim Rind und Schaf im vierten, heim Schwein im dritten, beim Hunde und der Katze gegen Ende des ersten Jahres fällt, so nimmt man die dieser Periode entsprechende mittlere Gabe als Maassstab an, und beachtet, dass die Gabe um so kleiner sein muss, je jünger ein Thier ist, so lässt sich dieselbe für jüngere Thiere in folgenden Verhältnissen andeuten.
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Arznei wii-kuugslelirc
Man gicbt z. B. vou eineni Arzneimittel
i Für Pferdenbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;in Qrammlaquo;n.
von 3 — 6 Jahr alt 1 Theil, als: 80
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Dieses Verhältniss ist natürlich nicht für alle Mittel und alle Fälle als feste Kegel au betrachten, sondern stets, worauf wir ja eben hinweisen, Alter, lla(;c, Klima u. s. w. in jedem speziellen Fall zu berücksichtigen. Das vorstehende Schema kann nur als Anhaltepunkt und zur Verhütung von groben Fehlern dienen.
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cj Das Geschlecht bedingt ebenfalls Modi ficati o neu; bei dem männlichen ist die Widerstandsfähigkeit gegen äussore Einflüsse eine grosse und gleic-hmässige, es treten daher die vollen, kräftigen Wirkungen erst bei voller Gabe ein; bei dem weiblichen ist der Bildnngsprocess früher beendet und die Reizbarkeit grosser; die den Bildnngsprocess herabsetzenden Mittel werden daher oft besser als von den Männchen ertragen, während die Reizmittel heftiger, aber auch flüchtiger wirken. Ausserdom werden bei den
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Allgemeine
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wcibliflioii Tliiercn die Arzneiwirkungen durch die Brunst und Träohtigkeit
bedeutend niodificirt, uamcntlicdi dem Ciraclc nach verstärkt; die auf'das Ge-selilcehtsleben sieb beziehenden, die Bildungsthfttigkeit herabsetzenden) die Absonderungen stark vennobrenden #9632;Mittel (z, B. die drastischen Purgirniittel, die scharfen Uropoitica) dürfen daher nur vorsichtig in diesen Perioden gereicht werden. Auch die Zeit des Gebarens und Säugens kann Modifica-tionen in der Arzneiwirkung hervorrufen.
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sect;, 66,
il) Modificationen, bedingt durch die Constitution oder Leibesbesehaff'enhci t un d durch das Temperament, — Selten sind in einem Thiere die sämmtlielien Organe und Functionen ganz gleich-massig entwickelt, sondern es sind einzelne Organe, selbst einneble Systeme bald mehr ausgebildet und in ihrer Thiitigkeit vorwaltend, bald wieder ungleich zurückgeblieben ; dies hat die natürliche Folge, dass bei verschiedenen Individuen der Organismus bald an der einen, bald an der andern Stelle den Einwirkungen mehr zugänglich ist, und in den Reactioncn auch dieselben Verschiedenheiten zeigt. So z. 13. kann der Brechweinstein bei einem Pferde mit sehr reizbaren Nieren urintreihend, bei einem andern mit schlaffer Haut schweisstreibend wirken.
Im Allgemeinen mag man die Abweichungen in der Leihesbeschaffenheit darnach berücksichtigen, 1) ob die Tliätigkeit des arteriellen Systems, des Herzens und der Lunge vorherrschend, dabei die Faser strati' und die Irritation vorwaltend ist, bei welcher Beschaffenheit reizende und erhitzende Mittel leicht zu heftig wirken, während die Lebensthätigkeit herjibstimnicnde selbst in grossen Gaben gut ertragen werden; oder 2) ob die Kntwickelung der Venen vorherrschend ist, die Verrichtungen langsam von Statten gehen, die Einflüsse schwach empfunden werden und nur schwache, aber andauernde Beactionen hervorrufen, bei welcher Constitution narkotische, überhaupt berabstimmendc Mittel schlecht, dagegen flüchtig erregende meist gut vertragen werden. 3) Wenn der Körper schlaff und schwammig, das 151ut wässerig, arm an Cruor ist, die Empfindlichkeit und das Rcactionsvcr-mögen gering sind, so werden Reizmittel gut ertragen, schwächende und kühlende Mittel dagegen sind in grossen Gaben und bei fortgesetzter Anwendung leicht von üblen Folgen. Ist nur 4) das Nervensystem überwiegend in Tliätigkeit, die Empfindlichkeit gross, mit schneller, aber nur kurze Zeit andauernder, oft unrcgolmässigor Ileaction, entstehen dabei sehr leicht consonsuclle und antagonistische Erscheinungen, so müssen die Arzneien, namentlich die reizenden, nur in kleinen, oft wiederholten Gaben gereicht werden, da sie leicht ziemlich heftige und oft ungewöhnliche quot;Wirkungen •hervorrufen ; sie erfordern überhaupt eine genaue Auswahl nach ihren speci-fischen Beziehungen zum Gehirn, Rückenmark u. s. w. Diese 4 Arten der Leibesbeschaffenheit bezeichnet man auch mit dem Namen der arteriellen, der venösen, der lymphatischen und der nervösen Constitution.
Die Temperamente zeigen sich besonders durch die Aeusserungen der Gehirnf'uuctionen, namentlich durch den Willen, durch Empfindung #9632; und Bewegung. Ihr Einfluss auf die Arzneiwirkung ist nicht genügend bekannt, scheint jedoch dem der verschiedenen Constitutionen ähnlich zu sein.
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Arzuciwii'kuiigslcliro.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;29
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cj Modificationeii, bedingt durch Krankheit. — Der Krank-lieitszustiind ist eine hOübst wichtige Ursache zu Alwoiclnuigen in den Arn-noiwirkungen von dem allgemeinen Typus, denn, da hei Krankheiten, je nach dem Character, der Art und dem Sitz derselben, die Lebcnsthiitigkcit thoils im Allgemeinen, theils in besonderen Organen oder Systemen angegriffen ist, die materielle Beschaffenheit der Absonderung', die ja zunächst auf die Umänderung' der Medicamente von Eintiuss ist, hiernach verändert, ferner auch das Reactionsvermögeu ein anderes ist, so muss zuletzt die Arzneiwirkung jedenfalls auch modificirt werden. So erzeugen z. 13. bei Ansammlungen von Wasser in den Hirnhöhlen die abführenden Mittel oft in doppelten Gaben keine oder nur schwache Wirkungen. 10s lässt sich also von keinem gegen eine Krankheit empfohlenen Mittel eine für alle Fälle ganz entsprechende Gabe im Allgemeinen bestimmen.
sect;. 58.
/) Modificationen, bewirkt durch den Ort der Application von Arzneistoffen. — Die Heilmittel können mit dem Organismus an seiner ganzen innern und äussern Oberfläche in Berührung gebracht werden ; vorzüglich benutzt mau 1) den Magen und Darmkanal, 2) den Mastdarm , 3) die Luftröhre und Lungen, 4) die änssere unverletzte Haut, 6) Wunden und Gosclnvnre, das subeutane Bindegewebe, und 6) die geöffnete Blutader;
Der Ort der Anwendung der Arzneimittel bedingt jedoch nach der verschiedenen Beschaffenheit der betreffenden Einverleibungsorgane mancherlei Abweichungen von den gewöhnlichen Arzneiwirkungen, die zwar nicht in den wesentlichen Veränderungen der Wirkung' selbst, sondern hauptsächlich nur in dem Grade derselben, wie im Grade und der Art der örtlichen Keac-tion begründet sind. Von grosser Wichtigkeit ist dabei an den von der Arznei unmittelbar berührten Gebilden, aussei' dem besondern Lebenszu-stande (Gesundheit oder Krankheit derselben) noch a) ihre physiologische Function, b) ihr Beicbthum an Nervenausbreitungen und an absorbirenden Gefässen, c) die Beschaffenheit und Menge der vorhandenen Säfte und anderer Substanzen, d) ihr Verhftltniss zu dem übrigen Körper, vorzüglich ZU den kranken Organen.
sect;. 69.
1) Der Magen und vordere Theil des Darmkanals, obgleich in Structur, Form und Ausdehnung bei dou Thieron verschiedener Gattung verschieden, besitzt doch bei allen dieselbe vielseitige Nervenverbindung der vY. X. vagus, sympathicus und des SonnengeHechtes mit den Nervencentren, den Sinnesorganen, den Hautdecken, den Brust- und vorzüglich den Bnucheingewoiden. Hierin ist der grosse Consensus und Antagonismus zwischen dem Verdauungskanal und allen anderen Organen begründet. Ausscrdem besitzen der Magen und Darmkanal auch in ihrer Schleimhaut eine ausserordentliche Menge von absorbirenden Gefässen und hierdurch eine sehr lebhafte Aufsaugung. Der Klagen (bei den Wiederkäuern besonders der vierte) und der Darmkanal sind daher zur Erzeugung sehr schneller, kräftiger und ausgebreiteter Arzneiwirkungen ganz vorzüglich geeignet. Deshalb wird dieser
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30nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Allgemeine
AVoj? der Application, um nllgemoine Wirkungen hervorzubringen, auch am häufigsten bescliritten; nur wo es sicli von sclLst verbietet (bei Krankheiten der Solllingwerkzeuge, bei mechanischen Hindernissen im Oesophagus, bei manchen Krankheiten des Magens und Dannkanals, wo eine Berührung der Mittel mit den kranken Organen nur schädlich wirken oder sofort ein Erbrechen der Medioin erfolgen würde), wählt man andere Applioationsstellen.
sect;. 60.
2) Im Mastdarm ist die Schleimhaut viel weniger reich an Ncivou und absorbirenden Gef'ässeu, als im übrigen Dannkanal, die Fortleitung des Blutes geschieht in den schlaffen Gcfässen bedeutend langsamer, dor Consensus und Antagonismus zwischen dem Mastdarm und den übrigen Organen ist gering, nur mit den naheliegenden Darmtbeilen, den Nieren, dor Harnblase und den Geschlechstheilen ist er etwas lebhaft, — die allgemeine Wirkung der meisten Arzneien erfolgt daher viel schwerer und langsamer, so dass man z. B. von ernährenden, flüchtig oder anhaltend reizenden und anderen Stoffen durch eine 3—Hfach stärkere Gabe kaum soviel erreicht, wie im Magen durch eine einfache Gabe. Nur die meisten Narcotica scheinen zwar langsamer, aber nicht weniger intensiv zu wirken. — Mit der örtlichen Wirkung verhält es sich aber anders , da der Mastdarm nicht an Berührung, ausser mit den Excreinenten, gewöhnt ist; stark reizende Substanzen müssen, wenn man nicht Entleerung, sondern eine längere Einwirkung bezweckt, eingehüllt und in kleinen Gaben eingeflösst werden, da sie sonst sofortduroh heftige Contraction ausgeschieden werden. Da die im Mastdarm vorhandenen Stoffe nicht sauer, sondern alkalisch reagiren, so werden Mittel, die Säuren zur Lösung verlangen, nur schwer und in geringem Maasse aufgenommen. — Die hier gebräuchlichsten und zweckinässigsten Formen der Medicamento sind die flüssige und dunstartige, als gewöhnliche Clystire und als Bauch-clystire; Salben und sogenannte Afterzapfen sind, auch wegen ihrer unvollständigen und zu langsamen Entwickelung der Wirkungen, bei Thieren wenig gebräuchlich.
sect;• 61. • 3) Die innere Fläche der Bespirationsnrgano ist ihrer physiologischen Beziehung nach in beständiger Berührung mit der Luft, und nur zur Aufnahme und Abgabe hif'tartigcr Stoffe und Dünste geeignet. Die unmittelbare Einwirkung fremder Substanzen von anderer Consistenz, so wie reizender Gasarten, wird, der grossen Empfindlichkeit der Schleimhaut wegen, nicht ertragen, sie ruft heftige Hustenanfalle, durch Vcrschliessung der Stimmritze plötzliche Erstickungszufälle, oder auch lebensgefährliche Entzündungen hervor. Durch diese Nebenzufalle können die Wirkungen der bei der Anwendung in Dunst- oder Gasform umgewandelten und so schon chemisch veränderten Medicamente sehr modificirt werden. Dieser Applicationsmodus ist daher sehr wenig gebräuchlich ; er gewährt jedoch bei örtlichen Krankheitsziiständen der Bespirationsorgane, und wenn man die Mischung des Blutes schnell umändern will, grosse Vorthcile, die durch andere Einverleibungswege nicht erreicht werden können.
sect;#9632; 62, 4) Die änsserc Haut gestattet für die Anwendung der Arzneimittel eine sehr ausgedehnte Berührungsfläche. Reich an Nerven ist sie r.as allgemeine
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ArziK'iwii'kiingslchre.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;31
Organ des Gefiilils. .Ueichor noch ist sie an t'einen hint- und Lyinphjrofässen, durch deren beiderseitige Tbätigkeit ein beständiger lebhafter Stoffwechsel, theils durcli Aufsaugung fremder Stoffe von aussen lier, vorziigdich aber durch eine seiir starke Absonderung dnnstartigor und seröser Feuchtigkeiten aus ihr bewirkt wird. Physiologisch steht die Haut fast mit allen inneren Organen, vorzüglich mit Magen und Darmkanal, den Nieren und Lungen in innigen Beziehungen, die sich, nach Verhiiltniss der Umstünde, oft als Consensus, ara häufigsten und stärksten aber als Antagonismus aussprechen.
Trotzdem zeigen die meisten Mittel bei ihrer Anwendung auf die Haut hauptsächlich nur ihre örtliche Wirkung deutlich, wogegen ihre allgemeine Wirkung langsamer, weit weniger ausgebreitet, überhaupt weniger regel-massig als bei der Anwendung auf den Magen eintritt, was seinen Grand wahrscheinlich darin hat, dass die Haut mehr iSecretionsorgan ist, als zur Aufnahme dient, dass ihre Gef asso und Nerven mir fein sind, dass wegen Mangels an thierischen Säften, welche zur passenden Umbildung der Arzneimittel für die Resorption noting sind, diese letztere oft nur unvoliständig oder gar nicht erfolgt, und dass die Epidermis und die Haare die Aufnahme hindern.
Deshalb wird die Haut zur Erreichung allgemeiner Wirkungen bei inneren Krankheiten, wie z. B. da, wo der Zugang durch das Maul zum Magen SS, B. bei Trismus, verschlossen ist, für sich allein nur selten als Applications-stelle benutzt; dagegen gewährt die Anwendung der Heilmittel auf sie sehr oft eine ganz vortreffliche Unterstützung der innerlich angewendeten Arzneien, oder sie ersetzt dieselben gänzlich, was besonders solche Mittel thun, welche die Haut heftig reizen, oder selbst neue, künstlich erzeugte Absonderungen in ihr erregen (wie z. B. die scharfen, blasenziehenden und ätzenden Mittel), um antagonistisch die krankhaft aufgeregte Thätigkeit der inneren Organe zu mindern.
Bei Locallciden, auch bei solchen, die ihren Sitz in Geweben unter der Haut haben, ist die Wirkung der auf die letztere angewendeten Mittel meistens eine ganz sichere.
Zur Einverleibung der Arzneien in die Haut eignen sich die flüssigen, dunstartigen und halbflüssigen Formen derselben als Waschungen, Bähungen, Dunst- und Wasserbäder, Linimente, Salben, Breiumschläge) am besten.
sect;#9632; laquo;3. 5) Bei der Anwendung der Arzneimittel auf quot;Wunden oder Geschwüre und in das subeutane Bindegewebe tritt die allgemeine Wirkung fast immer sehr schnell und kräftig ein, weil die wirksamen Stoffe mit den blosgclegten Ge-fässon und Nerven in directe Berührung kommen oder theilweise in die geöffneten Gefässc unmittelbar eindringen, also ihr Uehergang in die Säfte schnell Statt findet, namentlich bei frischen Wunden. Da es aber nicht immer zulässig ist, Wunden und Geschwüre zum Behufe der Application von Arzneistoffen zu machen, da auch das Blut in grossen frischen Wunden, so wie auch der Fiter und die Jauche in Wunden und Geschwüren die Resorption der Mittel hindern oder durch chemische Verbindung mit ihnen ihre Wirksamkeit modificiron, und da die stärkeren Reizmittel in Wunden und Geschwüren heftige örtliche Wirkungen (Schmerz, Entzündung, selbst Brand) hervorrufen, so ist diese Methode der Anwendung von Arzneistotren, um allgemeine Wirkungen zu erzielen, bisher in der Tliierbeilkunde wenig gebräuchlich
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#9632;32nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Allgemeine
gewesen, sic ist jedoch in neuerer Zeit durch die suheutaneu Injectiouon vermittelst kleiner (P ra vaz'schcr) Spritzen,deren feine Caiiiilo in eine stechende Spitze endet, sciir erleichtert nucliii Folge hiervon häufiger angewendet worden. Bei örtlichen Leiden, bei heftigen Schmerzen, Lähmungen, Krämpfen, Rlieiunatisnien, Wunden und G-eselnvüreu ist diese Methode der Arzneian-weiulung oft unvermeidlich notliwendlg,
sect;• 64. G) Die Methode, Arzneistoffe in die geöffnete Blutader zu bringen, hat bei einigen besonderen Vortheilen auch wesentliche Nachtheile. In letzterer Hinsicht ist zu bemerken, dass wir zu wenig das Verhältniss kennen, in welchem die Wirkung ZU der Menge der applicirtenStoffe steht-, ferner bringt die directe Wirkung vielGr Arzneimittel auf das ISlut plötzliche chemische Veränderungen hervor, die dienaohtheiligsten Nebenwirkungen hervorrufen; drittens ist bei der mitunter schwierigen Ausfulirung der Operation das so gefährliche Eindringen von Luft in die Venen kaum zu vermeiden, oder es entstehen durch nachfolgende Entzündung und Eiterung der Venen (Ader-fistcln) üble Zufälle. Hierdurch wh'dselbstverständlich diese Art und Weise, dem Körper Arzneimittel beizubringen, auf wenige Fälle beschränkt; dieser Einvei'leibung-swog ist höchstens da zu benutzen, WO 1) der Zugang durch das Maul und den Schlund verschlossen ist, aber doch schnelle und allgemeine Wirkungen noting sind, wie •/.. K behnTrismus; 2) wo bei einem hohen Grade von Abstumpfung eine eingreifende (Jmstimtnung und Erschütterung bezweckt wird, wie z. B. beim Dummkoller der Pferde; 3) wenn bei Thiereu, die sich erbrechen können, fremde Körper im Schlünde stecken und durch künstlich erregtes Erbrechen entfernt werden sollen, das Brechmittel aber auf'gewöhnlichem Wege nicht beizubringen ist.
/nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;sect;• 66.
1 'nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; (. Iliidiliraihiiii'u, bedingt durch das dttiettscho Verlmltcn, die iilirios|iliürlsclie
Lult, Klima ii. s. w.
So wie das diätetische Verhalten der Thiore die Kntwickoluug und Erhaltung des Körpers oder das Entstehen von Krankheiten ganz unverkennbar begünstigt, ebenso verhält sich auch der Eiulluss desselben auf die Wirkung der Arzneimittel, sie bald begünstigend, bald beschränkend , bald qualitativ ändernd. So z. B. erfolgen die Wirkungen bei innerlich angewandten Arzneien im Allgemeinen schwächer, je mehr Magen und Darmkanal mit Futterstoff angefüllt sind; bei den Brechmitteln erfolgt das Erbrochen leichter, wenn etwas Nahrungsmittel im Magen sind, als wenn der Magen leer ist. Wenn Kühe grünes Putter erkalten, bewirkt die unter die Haut gebrachte weissc Nieswurz oder die in die Adern gespritzte Nieswurztinctur Erbrechen, was aber sehr selten bei trockenem Futter der Fall ist.
Die atmosphärische Luft übt einen mächtigen Eiufluss auf die Stimmung der Lebensthätigkeit im Organismus, und somit auch auf die Wirkungen der Arzneimittel aus. Besonders wichtig scheint ihre Reinheit und Trockenheit, ihre Temperatur, lOlectricität und die normale Mischung ihrer Bestandtheile zu sein, denn diese Umstände bedingen es, je nach ihrer Art, dass die Haut-und bnngenausdünstung, die (Jallenabsonderung und antagonistisch auch die Urinabsonderung u. s. w. bald mehr leicht und vollständig, oder entgegen-
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Arziiciwii-kuiiftslehrf'.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;33
gesetzt tmvollstäudig von Statten gclicn, dass also der Andrang des Blutes zu den betreffenden Organen in verschiedener Stärke Statt findet, und dass hierdurch die quot;Wirkung mancher Arzneimittel gleichsam vorbereitet, hegün-stigt und verstärkt, oder entgegengesetzt vermindert oder gehemmt wird. Wo z. B. zeigen die schweisstreibenden Jlitiel bei leuchtwarmer Luft einen sehr starken, die nrintreibenden aber einen sehr geringen Wirkungsgrad. Ein cigentliiimlicher, bis jetzt nicht erforschter Zustand ist häufig die sogenannte ejüzootische Kranklici tscoustitution, durch welche ebenfalls die Wirksamkeit mancher Arzneimittel inodilicirt wird; z, B. zur Zeit, wo typhöso Fieber herrschen , bringt die Anwendung der rein antiphlogi-stischen Mittel in den sonst gebräuchlichen Gaben leicht, zu reichliche Ausleerung der Säfte oder zu grosso Schwächung hervor.
Wie gross der Einfluss des Klimas, der Jahreszeiten und der damit verbundenen Witternngsverhältnisse auf den thierisohen Organismus ist, das zeigt die oft ganz verschiedene Entwiokelung der Thiere einer Gattung in verschiedenen Klimaten, das regelmässige Wechseln der Haare und Federn, ebenso das regelmässige Erwachen des Geschlechtstriebes in gewissen Jahreszeiten u. s. w. Fs werden also durch den Einfluss dieser Aussenverhältnisse Veränderungen in der thicrischen Lebenstbätigkcit hervorgerufen, die wiederum die Reactionen des Organismus gegen die Arzneimittel verändern werden. Doch fehlt es hierüber noch sehr an solchen Beobachtungen, an welchen man den besonderen Antheil der äusseren Einflüsse, des kranken Thierkörpers und der angewandten Arzneimittel an den Abweichungen der Arzneiwirkungen mit Sicherheit, nachweisen könnte.
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VIERTES CAPITEL. Eintheilung (Classification) der Arzneimittel. sect;• 66. Die grosse Anzahl und die ebenso grosse Verschiedenheit der einzelnen Arzneimittel macht es nothwendig, dass dieselben in der Arzneimittellehre in eine gewisse Ordnung gebracht (classifioirt) werden, in welcher das Aehn-liche mit dem Aehnlichen zusammengestellt und das Ganze in einen wissenschaftlichen oder praktischen Zusammenhang gebracht ist, um hierdurch eine richtige Uebersicht zu gewinnen, das Studium zu erleichtern und Wiederholungen zu vermeiden.
sect;. laquo;7.
Man hat eine gute Eintheilung der Arzneimittel auf vielfache Weise aufzustellen versucht, aber alle diese Versuche sind bisher in einzelnen Funkten mangelhaft geblieben, weil es an einem wesentlichen Eintheilungs-princij) fehlt. Denn dieses Princip könnte nur allein aus der wirklichen Kenntniss der inneren Gründe hervorgehen, auf welchen die, bei den Arzneiwirkungen entstellenden Erscheinungen beruhen und welche sich theils auf den Arzneistoff, theils auf' den lebendigen Organismus beziehen. Da jedoch unsere Kenntniss von dem inneren Grunde der Lebenserscheinungen noch mangelhaft, und ebenso von dem Wesen der specillschen Kräfte der Arznei-
JIkktwki, ArznoimittollohrOi 0 Auflage.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;;!
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34nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Allgemeine
mittol fast nur filloiu auf die slnnliola wahrnehmbaren Eigenschaften der letzteren nwi auf dio, durch sio erzeugten sichtbaren Veränderungen des Or* ffanismns beschränkt ist, so kann auch Jede Eintheilnng der Arzneimittel nur auf blosse Sinneswahrnehmungen ttber ihre Eigenschaften und Wirkungen gegründet und daher in vieler Iliusicht nur unvollständig sein.
sect;#9632; 68. Hoi den verschiedeneu Eintheilungeu der Arzneimittel in bestimmte Abtheilungen, oder Klassen und Ordnungen, hat man diese Mittel 1) hald für sich allein, d. h. ohne Beziehung auf den thierischen Organismus, als blosse materielle Stoffe, nach iliren naturhistorisohen Verhältnissen, oder nach ihren chemischen u. anderen Eigenschaften, 2) hald wieder nur ihre Anwendung auf den kranken Thierkörper, und ihre Wirkungen in deniselben, und 3) zuweilen auch ein zusammengesetztes System als Eintheilungsgrund benutzt,
sect;. 69.
Die Eintheilnng der Arzneimittel nach ihren Beziehungen zum kranken Thierkörper scheint den Zwecken der praktischen Thierhoilkunst am meisten ZU entsprechen , und ist deshalb in früheren Zeiten fast ganz allein benutzt, aber mit grossen Verschiedenheiten ausgeführt worden. Die vorzüglichsten der hierher gehörenden Eintheilungsarten sind folgende:
1)nbsp; In der frülieston Zeit unterschied und bezeichnete mau die Arzneimittel nach den einzelnen Krankheiten, gegen welche sie besonders heilsam sein sollten, z. B. Mittel gegen Fieber, gegen Entzündung, gegen Krämpfe, gegen Würmer und dcrgl., und man hatte daher ebenso viele Klassen von Mitteln wie von Krankheiten. Die sämmtlichen Arzneimittel waren gleichsam speeifische Mittel. Da aber bei vorurtheilsfreicn Beobachtungen sich nur sehr wenige Substanzen als solche speeifische Heilmittel bewähtt Haben, da auch die meisten Krankheiten mehr nach den Symptomen als nach ihrem wesentlichen Zustande bekannt sind, und da auch fast jedes Mittel nach Art und Zeit der Anwendung, nach der Grosse der Gabe u. s. w. gegen mehrere, zum Theil ganz verschiedene Krankheiten mit Nutzen angewendet werden kann, so ist diese Eintheilungsart verwerflich, uad zwar um so mehr, weil sie zugleich keine gute Lobersicht gewährt.
2)nbsp; Eine zweiteEintheilungsweise der Arzneimittel ist auf die.WifkungS' er ScheinUn ge n gegründet, welche nach der Anwendung eintreten. Mau theilt sie hiernach z. B. in Brechmittel, Purgirmittel, flüchtige und anhaltende Erregungsmittel, Aetzmittel u. s. w. Obgleich diese Eintheilnng äusserst wonig Rücksicht auf vorhandene Krankheiten nimmt, so ist doch das Entstehen mancher Wirkungen und ihrer Erscheinungen nur von dem Dasein eines gewissen Kranklieitszustandos allein abhängig (z. B. die krampfstillendo Wirkung nur bei Krämpfen, die wurmtreibende nur bei Würmern), und derselbe wird daher zur Eintheilnng mit benutzt. Der Grund zu dieser Eintheilnng ist also mit dem der vorigen theilweise übercinstimmond, und sie hat daher auch zum Theil dieselben Mängel wie diese ; ihr grösstei' Fehler liegt aber darin, dass Wiederholungen unvermeidlich sind, weil ein und dasselbe Mittel, unter verschiedenen Umständen , namentlich in verschiedener Gabe, Concentration, Form, bei verschiedenen Krankheiten u. s. w. eine verschieden-
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Arait'iwii'kmigslolirc.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;35
artige Wirkung leisten kann, wie z. 13. dor Weinstein eine auflösende, laxi-rende, urintroibende, kühlende und ontzüudung'.swidrigc Wirkung besitzt und daher auch in verschiedenen Klassen stehen muss.
H) Als Grund zu einer dritten Eintheilungsweise betrachtet man die inneren Veränderungen, welche in den Kräften, in doi'Thiitigkoit und Beschaffenheit bald des ganzen Körpers, bald der einzelnen Systeme und Organe, durch die. Medieainente erzeugt werden können. Diese Fiintlicilung ist aus dem Bestreben nncli einer Grundansiclit des Lebens entstanden; da aber, trotz dieser Bestrebungen, unsere Kenntnisse über den innern Grund des gesunden und krankhaften Ijebensprocesses noch sehr beschränkt sind, und in vieler Hinsicht nur auf Theorien und Hypothesen beruhen, so hat sich auch eine gründliche Einsieht in den Process der Arzueiwirkung nicht überall erlangen lassen. Daher ist auch die Eintheilungsweise selbst nach den sogenannten medioinischen Systemen sehr verschieden gemacht worden, z. B, in stärkende und schwächende Mittel — in expandirende und contrahirende; — in positive und negative — in Mittel, welche auf die Empfindlichkeit, und in solche, welche auf die Bewegung wirken;— und in Mittel, weichein ihren Wirkungen auf die Sensibilität, Irritabilität und den Vegetationsprocess gerichtet sind, und diese Functionen erhöhen oder vermindern. — Die lOintlieilung auf die letztere Weise scheint vor den übrigen noch den ineisten Werth zu haben, weil allerdings sehr viele Mittel zu einer der drei Grundthätigkeiteu und zu den organischen Systemen, in welchen dieselbe vorwaltend ist, eine speci-fische Beziehung äussern. Allein auch sie ist mangelhaft; denn diese Beziehung hängt nicht immer von den Mitteln allein, sondern oft auch von dem Krank • heitszustande ab; die meisten Mittel wirken nicht blos auf ein System oder Organ, sondern sie ergreifen auch, und zwar zuweilen schon In der primären, noch mehr aber in der seeundäron Wirkung die übrigen Systeme und Organe und verbreiten sich zuletzt über den ganzen Körper; auch besteht die Wirkung nicht bios in der Vormehrung oder Verminderung einer Grund-thätigkeit, sondern ebenso viel in der qualitativen Veränderung derselben.
4) Eine vierte Eintheilungsweise gründete man auf die innerliche und äusserliche Anwendung der Arzneimittel, und unterschied die letzteren in innerliche oder therapeutische, und in äussere oder chirurgische Mittel. Diese Eintheilung kann jedoch weder den wissenschaftlichen noch [iraktischen Zwecken der Thierheilkundo entsprechen, da der Eintlioilungsgrund ein sehr unwesentlicher ist, sehr viele Mittel innerlich und äusserlicb angewendet werden, und ausserdem auch die Thierarzneikunde in der Praxis nicht in Medicinuud Chirurgie geschieden werden kann.
sect;, 7().
Auf die naturhistorisclicn und materiellen Eigenschaften der Arzneimittel sind folgende Hintlieihingswelsen gegründet worden.
1) Nach den drei bekannten Naturreichen hat man die Arzneimittel in drei Hauptklassen gebracht und sie nach ihren äusscrou Aehulichkeiteu geordnet, z. B. die Mittel aus dem Pflanzenreich bald nach dem Liunë'schen, bald nach dem natürlicbcn System. Wenn nun hierbei auch einzelne Mittel von gleichen oder ähnlichen Kräften neben einander zu stehen kommen, so findet doch oft auch das Entgegengesetzte Statt. Daher geht bei dieser
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3(3nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Allgemeine
Eiiitlicilung die praktische Uebersicht und Erauchbavkeit ganz verloren ; ausserdem leidet sie aber noch an Unsicberbeit, indem manche Mittel sogar in verschiedene Naturreiche versetzt werden können, wie z. B. der kohlensaure Kalk und die Blausäure, von denen der erstere im Thicrreich und im Mineralreich, die letztere im Thier- und Pflanzenreich stehen kann.
2) Nach ihren materiellen Best andtheileu hat man die Arzneimittel auf zweierlei AVeise eingetheilt, indem man a) die einfachen Klein e nt arstoffe, namentlich die gasartigen Grandstoffe (Sauerstoff, Stickstoff, Kohlenstoff und Wasserstoff, Schwefel u. s. w.j als die niiehste Ursache der speeifischen Kräfte der Arzneimittel betrachtete, und nach der Quantität und der gegenseitigen Verbindung dieser Stoffe in den einzelnen Mitteln die Klassen und Ordnungen derselben bildete; — oder indem man h) nur die näheren Bostandtheile beachtete, und nach dem Vorwalten derselben die gleichartigen Mittel in Klassen zusammenstellte. Die erstere Einthei-lungsweise beruht zwar auf einer acht wissenschaftlichen Grundlage, auf chemischer Analyse der Arzneimittel in Verbindung mit der Erfahrung über die Arzneiwirkungen; die Analyse ist aber noch nicht von allen Mitteln vollständig gemacht und bei mehreren hat sich mit den Fortschritten der Chemie auch die Kenntniss der Elementarstoffe mehrmals geändert. ' Diese Einthoilung ist somit für die gesammte Arzneimittellehre noch nicht ausreichend, und in praktischer Hinsicht auch von keinem besonderen Worth.
—nbsp;Dagegen erscheint die zweite Eintheilungsweise fester begründet und. sehr brauchbar; denn jedes Arzneimittel hat, wenngleich es gemeiniglicli aus mehreren Stoffen zusammengesetzt ist, doch einen vorwaltenden Bestandtheil, von dem vorzugsweise seine Heilkraft abhängt, und den man daher als Heilstoff bezeichnen könnte, z. B. Bitterstoff, ätherisches Oel, Kampher und dergl. Diese Stoffe werden wohl immer als dieselben betrachtet werden, wenn auch die chemische Analysis subtile Unterschiede in ihrer Elcmcmar-zusammensetzuug findet. Dabei zeigen die Mittel von gleichen oder sehr ähnlichen näheren Bestandtheilen auch eine grosse Uebereinstitnmung in ihren Wirkungen, und die hierauf gegründete Eintheilung hat daher nicht blos einen pharmakologischen, sondern auch einen therapeutischen Werth. Diese Eintheilung soll daher auch hier für die specielle Arzneimittellehre benutzt werden, und zwar um so mehr, da ihre Klassen sehr einfach und natürlich sind, eine leichte Uebersicht gewähren, und Wiederholungen unnöthig machen.
Sie umfasst folgende zwölf Klassen:
I.nbsp; Klasse : sie enthält Mittel, deren Bestandtheile sich materiell und in den Wirkungen zudem Thierkörper am wenigsten verschieden (different) verhalten, und die man daher (wenngleich nicht durchaus richtig) als indifferente Mittel bezeichnet.
II.nbsp; Klasse: Mittel mit vorwaltendem Bitterstoff; — bittere Mittel. JH. Klasse: Mittel mit vorwaltenden adstringirenden Pflanzenstoffen-,
—nbsp; adstringir ende Mittel.
IV.nbsp; Klasse: Mittel mit vorherrschendem Gehalt an ätherischem Oel, Kampher und Harz; — ätherisch-ölige, gewürzhafte, kampher-haltigeund harzige Mittel.
V.nbsp; Klasse: spirituöse, ätherartige, flüchtige Mittel.
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Arzneiwirkunarslshre.
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VI. Klasse: Mittel, die scliarfo Stofte enthalten; — scli a rfrei z end e
Mittel.
VU. Klasse; Mittel, die betäubende Stoffe enthalten; — hotäubende, narkotische Mittel.
VI.II. Klasse: Mittel, ilio als ohemisoh einfache .Stoffe bekannt sind.
IX.nbsp; Klasse: Saure Mittel, Säuren.
X.nbsp; Klasse: Alkalien und Erden; —kalisehe Mittel.
XI.nbsp; Klasse : Salze der Alkalien und Erde n; — und
XII.nbsp; Klasse': Metallische Mittel, Metalle, deren Oxyde, Salze und der?!, '.
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FÜNFTES CAPITEL, Quellen und Literatur der Arzneimitteilehre.
sect;.71.
Die Arzneimittellehre ist ihrem Ursprünge nach eine Erfahrungraquo;-wissenschaft, indem sie in der Hauptsache aus den Erfahrungen über die Wirkungen der Arzneimittel auf den Thierkörper, insbesondere über ihre nützlichen und schädlichen Wirkungen gegen die Krankheiten desselben, entstanden ist. Sie besteht demnach aus einer Sammlung von Kenntnissen, welche letztere aus einzelnen Beobachtungen entstanden, durch Wiederholungen derselben bestätigt, berichtigt und zu einem gewissen Grade von empirischer Sicherheit gebracht werden können, aber erst durch absichtlich angestellte Versuche an gesunden und kranken Thieren. mit Berücksichtigung der dabei obwaltenden physikalischen, chemischen, diätetischen, physiologischen und pathologischen Verhältnisse zu wirklichen Erfahrungen ausgebildet werden. Letztore zeigen imitier einen bestimmten Zusammenhang zwischen Ursache und Wirkung und gewähren stets mehr Sicherheit, als die blossen Beobachtungen^
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Wer echte Erfahrungen über die Wirkungen der Arzneimittel und namentlich über die Heilwirkungen derselben in bestimmten Krankheiten machen will, muss also die Mittel nach ihren naturhistorischen und chemischen Eigenschaften, den Thierkiirper im gesunden und kranken Zustande, die Wirkungen der verschiedenen Nahrungsmittel, des Getränks, des Aufenthaltsortes und Überhaupt des diätetischen Verhaltens der Thioro, ferner, den Einfluss der Jahreszeit, der Witterung, der Temperatur, der Electricitätsver-hältnisse, dos Luftdrucks (vielleicht auch der MoncLsphosen?) — sowie die eben herrschenden Krankheiten und deren Character konnon und berücksichtigen.
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1 Manche Scliriftsteller linben liie systeimtische Eintlieilung (Jor Arzneimittel ganz aufgegeben und diesellien nur in Alphabetischer Reihenfolge beschrieben. Dies ist jedoch alleiifulls nur in einem Wörterbuche passcivi.
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yynbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Quellen und Literatur
Es gehört ferner dazu: oine von gesunden Sinnen unterstützte Beobach-tungsgabe, eine von Vorurtheilen und von einseitigen Ansichten freie Auffassung der Erscheinungen und eine verständige Vergleichung derselben, sowohl unter einander, wie auch mit den Erscheinungen und Wirkungen anderer ähnlicher Arzneimittel.
Und die Versuche, welche man zur Erforschung der Arzneiwirkungen an Thieren anstellt, müssen stets soviel wie möglich in grösscrem Umfange und oft wiederholt untornonimen werden, denn einzelne Versuche gewähren kein sicheres Resultat, weil durch die s|ieeiellc Empfindlichkeit u. s. w. der einzelnen Individuen und deren Organe, sowie durch zufällige andere Einflüsse sehr leicht ungewöhnliche Wirkungen, somit Täuschungen und Irr-thilnier entstehen können.
Ausserdem sind bei den Versuchen folgende Kegeln zu beachten:
Man beginne mit ihnen bei den, auf niederen Stufen stehenden Thieren, und setze sie durch andere Klassen bis zu den Säugethioren , und specicll an den Ilausthieren fort; man berücksichtige bei den letzteren das Alter, Geschlecht, Temperament, die Constitution und Grosse, und wähle zu den Versuchen solche, die sich einander möglichst ähnlich sind; man beobachte und untersuche dieselben vor der Anwendung der Mittel genau, und beobachte die sämmtlichen äusseren Verhältnisse, denen die Thiere vor, während und nach dem Versuch unterworfen sind ; man bringe die Mittel auf den verschiedensten Wegen mit dem Körper in Berührung, und zwar zuerst möglichst einfach, später in den verschiedensten Formen, und selbst in bekannten oder als wirksam empfohlenen Zusammensetzungen; ebenso suche man stufenweise von kleinen bis zu den stärksten Gaben die Wirksamkeit des Arzneistofl'es, vom niedern bis zum höchsten Grade durchzuführen, und so die Modilicationen der Wirkung zu erforschen; dabei achte mau auf die sich zeigenden Veränderungen, und forsche besonders nach , auf' welche Organe und iSysteme der angewandte Stoff eine besondere oder vorherrschende Richtung äussert; man untersuche daher die Beschaffenheit des Herzschlages, der Arterien, des Athemholens, der Schleimhaut in der Nase, im Maul, der Bindehaut der Augen, der äussern Haut, die Wärme vermittelst der Hand und des Thermometers an verschiedenen Theilen des Körpers, die Grosse und Veränderlichkeit der Pupille bei verschiedenem Licht, die Stellung oder Lage, die Aufmerksamkeit und das Benehmen der Thiere u. s. w.j man untersuche die Menge und Beschaffenheit der Secretionen und Excretionen, und zwar sowohl sinnlich als chemisch; sterben Thiere, so stelle man am Cadaver zuerst Versuche mit dem Galvanismus an, dann genaue Sectionen und hierauf an den wichtigsten einzelnen Theilen auch chemische Untersuchungen. Einzelne Thiere tödte man zur Zeit der grössten Wirkung, andere später, um durch die Section ihrer Cadaver Belehrungen zu gewinnen, und noch andere lasse man ungestört, um an ihnen die Nachwirkungen und Folgen zu beobachten. — Hei Versuchen an kranken Thieren muss man zuerst den vorhandenen Krankheitszustand, besonders den Zusammenhang zwischen den Symptomen, die Form der Krankheit, ihre inneren Verhältnisse und den Gang ihrer Entwickelung erforschen, und dann auf' die oben angegebene Weise verfahren. Auch hier ist es zweckmässig, hei vielfach vorkommenden, oder seuchenartig herrschenden Krankheiten einzelne kranke Thiere, die mit den therapeutisch behandelten unter gleichen Einflüssen
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der Ai'zneimittollehre.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 39
leben, ganz ohne Medicamente zu liisson, um desto sicherer kennen zu lernen, welchen Einflnss die letzteren auf den Gang und auf die Entscheidung der
Krankheit ausüben'.
sect;. 7:!. Die thierärztlichc Arzneimittellehre bedarf noch an recht, vielen Stelen der wahren Erfahrungen. Da es jedoch dem einzelnen Tliieiarzt nicht möglich ist, alle Arzneistoffe selbst ZU prüfen, indem hierzu thcils für ihre Anzahl ein Menschenalter zu kurz ist, theils auch nicht .Jeder die hierzu erforderliche Zeit und Gelegenheit besitzt, andererseits aber die eigene Prüfung auch nicht allein ausreichend ist, um sichere liesultate zu geben, indem der einzelne. Mensch sich nicht von allen Fehlern in der Beobachtung frei erhalten kann, und Jeder nur auf seine ihm eigenthümliche Weise sieht und beobachtet, so sollten alle Thicrijrzte ihre Beobachtungen als ein Gemeingut der Wissenschaft betrachten and deshalb sie öffentlich mittheilen. Dies muss jedoch mit Klarheit und mit der grössten Wahrheitsliebe geschehen; denn falsche Angaben schaden auf mehrfache Weise, und besonders hemmen sie für lange Zeit das Fortschreiten der Wissenschaft. Leider ist in der Thierarzneikunde die Zahl der unvollständigen, oberflächlichen und unrichtigen Beobachtungen sehr gross und ihre Literatur gestattet deshalb nur eine beschränkte und vorsichtige Benutzung für die Arzneimittellehre.
sect;. 74.
In den Schriften aus der Zeit vor der Errichtung der Thicrarznoi-schulen findet sich nur äusserst wenig Brauchbares. A ri .st o teles (384 bis 322 v. Chr.) giebt die ersten Notizen über einige Thierkrankheiten, aber ohne Werth für die Arzneimittellehre; er nennt als Arzneimittel den Wein. — Cato (180 J. v. Chr.) thcilt in seinem Werke über Landwirtlischaft einige Belehrungen überThierhcilknude mit, welche nur von Fnkeuntniss und Aberglauben zeugen. Er Hess z. B. das Rindvieh bei allen Krankheiten ohne Unterschied ein rohes Ei verschlucken, wobei der Knecht, der es dem Thierc eingab, nüchtern sein inusste u. s. w. z. Besser sind die Mittheilungen, welche J. Moderatus Colnmella (20 J. n. Clir.) in seinen Büchern über Lamlwirthscbaft macht; er nennt schon mehrere wichtige Arzneimittel, namentlich den .Salmiak, die Nieswurz u. a. ; die meisten scheinen jedoch Hausmittel gewesen zu sein, wie z. B. Weinhefen, Lorbeeren, Oel u. s. w.^. — Gargilius Martialis in seinem Bruchstück über J.'ind-viehkrankheiten (230 J. n. Chr.) nennt dieselben Mittel •'. — Ans dem ganzen vierten Jahrhundert findet sich bei den Römern als der einzige Schriftsteller Pelagonius6, der aber hinsichtlich der Arzneimittel und deren Composition viel Unsinn enthält. — Die Griechen hatten zwar mehrere
1nbsp; nbsp;Boi allon diesen Versnchon achte man aber stets das Leben der Tlilere und diese selbst als fremdes Elgenthumi man unternehme sie daher nur sein- vorsielitis, ll1'' der Anwendung heftig wirkender Mittel aber nur mit Genehmigung des Thierbesitzers, und, wo sichere thenipeutische Regeln gegeben sind, welche man von diesen nicht ohne Noth ab.
2nbsp; nbsp;Scrlptores rei rusticae vetores latlnl. Curante Joh. Math. Gesnor, 2 Vol. 4to. Upsiae 1788, 1774. Mannheim 1781. Vol, I. Cap. 71. p, 75.
3nbsp; nbsp;Ebendaselbst. Columclla. Lib'ri XII. * Ebendaselbst. Vol. II. p, 305.
•'' Pel agonii veterinaria. Florentiae 1820,
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Quellen und Literatur
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berühmte Rossärzte, von denen als Schriftsteller Eumelus von Theben (300 J. 11. Ohr.), Apsyrtus (3.')() J. u. Chr.), Hippocrates (nicht der be-rühmte Mensohenarzt), Hemerius, Theomnestus, Yindanins Ana-tolius, Hierocles (340—400 J. n. Ohr.) u. Andere auftraten (zusammen siebenzehn)u. später von dem griechischen Kaiser Oonstantin Porphyro-gonetus (im zehnten Jahrhundert) in einer Sammlung zusammengebracht worden sind1, in #9632;welcher sich nur von Apsyrtus einige richtige Ansichten iinden. Gegen Ende des vierten Jahrhunderts schrieb Vegetius Renatas ein Werk über Thicrheilkunde-, welches zum Tkeil auf Apsyrtus u. die Übrigen früheren Schriftsteller, (licils auf eigene Erfahrungen gegründet ist, an Vollständigkeit übertrifft es alle früheren, besitzt aber dieselben Mängel wie diese, besonders in der unschicklichen und zu grossen Zusammenmengung der Arzneien. In dem nun eingetretenen finstern Mittelalter scheint auch die Thierarzneikunde völligraquo; gesunken zu sein; denn ausser jener Sammlung des Kaisers Constantin findet sich durch fast volle 800 Jahre keine Spur ihres Fortbestehens. Nur aus der Mitte dos dreizehnten Jahrhunderts bestehen die kleinen Werke von Jord. Rufus über Pferde-arzneikunde s] und von De me tri us über die Krankheiten der .Jagdfalken1, durch Einfachheit Und ziemlich gute Auswahl der empfohlenen Arzneimittel ausgezeichnet. In den nächsten vier .Jahrhunderten machte aber die Arz-neimittellelire fast gar keine Fortsehritte; denn auch in dem berühmtesten thiorärztlicbcn AVerke aus jener Zeit, dorn von C. Ruini5, sind bei den beschriebeneu Krankheiten nur eine Anzahl Mittel und liecopte angegeben, welche zum Tbeil ganz unpassend sind, z. B. Rosenöl, Rosenhonig und dergl. Die Pferdearzneikundc war in den Händen der Stallmeister und Schmiede, mul die Behandlung der übrigen Thierkranklieiten blieb den Hirten und anderen Quacksalbern überlassen. Daher finden sich aus jeuer Zeit nur einige, mit den Vorurtheilen derselben ausgestattete Bruchstücke der Thier-hcilkunde fast allein in den Schriften über die Reitkunst von Beaugrand, Rouvray, Jourdain, Bussinière und v. Solleysel, welche aber sämmtlich, bis auf den Letzteren, keiner Erwähnung verdienen. Und auch von diesem ist hinsichtlich der Arzneimitteilehre nur zu bemerken, dass er ans eigener Erfahrung die Wirkung mehrerer Spiessglanzmittel (des Schwe-felspiessglanzes, des Metalisafrans, des Goldschwefels, des Brechweins und des Eulandischen Wassers) besser kannte, als alle Thierärzte vor ihm, und selbst besser, als viele nach ihm1', dass er dagegen aber auch sehr grosso Irrthilmer verbreitete und namentlich in Beziehung auf die Arzneimittel be-hauptete, dass die Anwendung der kühlenden Mittel beim Pferde, selbst wenn es an Entznndungskrankheiton leidet, unzweekmässig sei, dass aber die erhitzenden Mittel dein Temperament dieses Thieres verwandt und deshalb
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1 V'iiii' trtnuttpuiüirßtßkia dim, Vetarlnavlao medtclnae Llbrl duoj herausgegeben von Jos. Euellius. Hasil. 1538. Deutsch zu Nürnberg 16ß0.
- Vcgotii Ronati artis vctei'innriac sive Miiloinodicinac Libri quatuor. Uasiloalaquo; 1528 4. 1537. Maimlieimü 1781. 8.
8 Jonl. Buffi, Calabriensts, Hippiatrla. Patavii 1818. 4 Script, vei accipttrarlae. Ed. Elga ult. Lutet. 1612. 4. p, 1, #9632;''l Dell anatomia e dell' hifirinita dol cavallo, dol aignor Carlo Ruini, senator Ho-lognose. Bologna 1598 (aueli: Venioo 1018).
6 Solleysel, le veritable parfait Marécbal. Paris I6C4. 4to. G. Aufl. mit deutscher üebersetzung zu Genf, 1677. Pol. p. 558 u. f. (andere Aufl. 1693, 1705, 1712).
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der Ai'ziieimiUcllelirc.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 41
dcinsolbon vorzüglich heilsam sind. Er wendete daher auch fast nur Mittel
der letztem Art an, und hat hierdurch und vormöge seines Ansoliens, in welchem er durch lange Zeit stand, nicht nur unzähligen kranken Thieren, sondern auch dem Fortschreiten der Wissenschaft geschadet, Die späteren Schriftsteller iiher Reitkunst u. s.w. (z. B. de Sanlnier, de la Gueri-uicre, de Qarsault, Lochneison u, .Abschöpften fast nur ans ihm; doch ist zu bemerken, duss Grnerinière einfachere Mittel empfahl und Garsault der erste war, der eine pfordeärztliche Pharmacopöe entworfen hat. Im Wesentlichen blieb aber die Arzneimittellehre, wie die ganze Thier-arzueikunde, noch durch ein volles iJahrhundorl in ihrer vorherigen grossen L'nvollkominenheit. Bemerkenswert!] für die erstere sind jedoch die, um die Mittodes siebonzchnton .Jahrhunderts von dem berühmten Arzt Wepfcr gemachten Versuche und gesammelten Beobachtungen über die Wirkungen des Wasserschierlings, des gefleckten Schierlings, dos Eisenhutes, der Brechmiss, der weissen Nieswurz und anderer lieft ig wirkender Substanzen, — obgleich diese Versuche zum Theil sehr mangelhaft sind '; — und ebenso verdienen die später von dem Arzte S pro egel an lebenden Thieren mit mehreren Giften gemachten Versuche erwähnt zu worden -.
sect;#9632; 76-
Ein besserer Zustand der Thierarznoikunde begann um die Mitte des vorigen .Jahrhundertraquo;, mit der Errichtuug besonderer Thiorarzncischulcn in Frankreich (17G1). Bourgelat, der Gründer dieser Schulen, gab bald darauf das erste, der tliiorärztlichon Arzneimittellehre allein gewidmete Werk8 heraus, welches er jedoch bei dem Mangel an eigener Erfahrung ganü nach den damals gebräuchlichen Arzneimittellehren der Menschenärzte (besonders nach Bocrhaave) bearbeitet hatte. Es ist daher „wenig classisch, enthält verjährte Theorien, viele Lücken, noch mehr Unbrauchbares, und eine grosso Menge Irrthümerquot;*. Der geniale Bourgelat wussto wohl, was zur Begründung einer bessern Arzneimittellehre gehört5, und sah auch seine gemachten Fehler ein. Um sie zu berichtigen, unternahm er zahlreiche Versuche, welche in der Thierarzneischule zu Alfort, späterhin durch Huzard (d. Vater) fortgesetzt und in der Thierarzneischule zu Lyon durch Flan-drin, unter der Leitung Chabert's und nach der Anweisung B ourg e lat's zum grössteu Theil wiederholt wurden6. Letzterer gelangte aber hierdurch
' iJ. J. Wo pfor, Cicutae aquatlcao historla et noxas. Basil. 1679. 4. Neue Auflage Lugd. Batav. 17IG. I7;i3.
'-' J. A. T. Sprocgcl , Exporimi.Mita circa varia vcnona In vivis anlmaltbus instiluta. Goetting. 1753. 4.
:l Bourgelat, Élötnens lt;le l'art vétérinaire. Matirrc Médicale raisonnée, ou précis des Médicamens considérés dans lours offets etc.; ïv l'usago des Elövo.s dos Ecoles Vétóri-nairos, avoo les Formules módioinalos ot oniolnalcs iles inêmos Koolos. Lyon 17G5. 8. 2. Auflage 1771. 3. 1796 und 4. Auflage 1805—8.— Deutach: Bourgelat's Lehrbegriffe der medicinisohen Materie. Aus d. Franz. Leipzig 1706. 8.
4 Siehe Grognicr, Notice liistoriquo et raisonnée sur lio urge lat. Lyon 1805, 8. p. 81 - 101.
D Siclic: das Vorwort (Discours préliminaire) zur 2. Auflage der Malièro Médicale.
8 Sieht!: O rog nier a. a. O. \gt;. 83. — Diese späteren Versuche tinden sieh in den Amiiiles d'Agricultnrefranfaiae (I.Serie vom J. VI. der franz. Republik 1792 — 93), his 1817, 70 Udo.; II. Serie voll 1S18 —28, 47 Bde., und In den proces verbales der beiden franz. Thlerarzneischuleniausserden in den seit 1824 bestellenden thiorärztlichen Journalen.
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Quollen und Lilorutur
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nicht m einer Verbesserung seines Werks, und erst lange nach ihm gab Unzart tlio vierte. Auflage desselben vermehrt und mit Anmerkungen verschen, jedoch nicht mit Kritik verbessert (Paris 1805—8. An. XIII), heraus. Zu gleicher Zeit mit der ersten Ausgabe von Bourgelat's Mature Médioali erschien von Bartlet in England eine Arzneimittellehre, unter dem Namen : „Fharmacopöe oder Apotheke eines Bossarztesquot; *, Die Schrift ist zuviel mit Pathologie mul Therapie überladen, und verbreitet sich selbst über einen Gegenstand, der nicht im entferntesten hierher gehört, nämlich: ertrunkene Personen wieder ins Leben zubringen; sie enthält aber dennoch, für ihre Zeit betrachtet, viele gute und besonders viele einfache Arzneiformeln, obgleich auch einige empfohlene Mittel zu theuer, oder ganz unbrauchbar sind, und bei vielen die richtige Gabe nicht angegeben ist. Sehr wichtig war dagegen da.s Werk von Vit et-, welches im dritten Bande einen reichhaltigen Abschnitt für die Arzneimittellehre enthält. Vitet, Arzt zu Lyon, beschäftigte sich fast ausschliesslich mit der Thierarzneikunde, und verwendete auf Versuche über die Wirkung der Arzneimittel an Tbieren neun Jahre Zeit und '20(JÜU Francs8, Er verminderte die zu grosse Anzahl der Arzneimittel und empfahl dringend die Anwendung der einfachen Stoffe, um deren Wirkung erst kennen zu lernen. Doch ist er selbst von diesem Princip zuweilen abgewichen und hat dann unrichtige Schlüsse über die Wirkungen gemacht; so z. B. hat er statt des reinen Opiums die Tinctur desselben angewendet , die Jalape nicht für sich allein, sondern mit Milch und Salz, die Aloë mit dem Gelben vom Ei abgerieben und in reinem Wasser aufgelöst, gegeben. Dabei' konnte er das letztere Mittel in so grossen Gaben, für Pferde und Binder bis zu drei Unzen, reichen. — Nach ihm machte La-fosse (der Sohn) über die meisten in der Pferdeheilkunst brauchbaren Arzneimittel gute, praktische Mittlieilungen'. Auch verdienen die, zwar nicht sehr ausgedehnten, aber guten Versuche von D'Aubenton über die Purgirmittel bei den Schafen5, und später die Versuche von Viborg, Scheele und Flormann über viele Arzneimittel und Giftequot; vor allen anderen Leistungen genannt zu werden, da sie sehr nützliche Beiträge für die Arzneimitteilohre enthalten. — Gegen Ende des vorigen Jahrhunderts schrieb Tennecker ein „Handbuch der 11 ei 1 mit t ellehr e für
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Pferdeftrzto u, s.
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das manches Glute, aber auch viel Unrichtiges
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zu wenig eigene Erfahrung enthält. Im Anfange des jetzigen Jahr-
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1 Pharmacopoeia hlpplatrla, or the Gfentleman Farrier's Repository of elegant and improved Remedies fur the Uisenses of Horses. Lend. 1705. 8. II. part. — Nach der 3. Aufl. (1773) deutsch heraasgegeben von Buohholz, unter dem Titel: Bartlcts Phamacopoe oder Apotheke eines Kossarztes, welche auserlesene Mittel für die Krankheiten der Pferde enthält n. s. w. Weimar 1778. 8. mit 2 Kupfern.
#9632; a Vitet, Médecine vétérinaire. Tome III. Lyon 1771 (2 edit. 1783). Deutseh von Erxlebenund llennemann unter dem Titel : Vitet, Unterricht in der Vieharznei-kunst in 5 Hdn., Lcnigo 1773—8f..
3 Siehe: Rozi or, Observations sur la Physique etc. Vol. 3. 4. 5. 1771.
1 Im Dictionnaire d'hippiatriqae. 4 Vol. Paris 1770.
!' Mémoires de la Société Royale de Médecine. Anuées 1780 und 81, I'aris 1785. 4. p. 250. — Deulseli in den : Auserlesenen Beiträgen zur Thierarzneikunde. Leipzig 178C. 1. Stück S. 184.
0 E. Viborg, Sammlung von Abhandlungen für Thieriirzte und Oekuuomen. 5 Ude. 8. Copenhagen 1795—1807.
7 2 13de. Leipzig 1799 und 1800. 2. vermehrte Auttage 1824.
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ik'r Arzueimittollehre.
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hunderte folgten Bohnell hintereinander mehrere Sohriften ülier die Arzneimittellehre, Fr. l'ilg-er beschrieb „Versuche, durch den Galvanis-mus die Wirkung verschiedener Gifte und Arzneimittel auf die erhöhete odor verminderte Reizbarkeit der Nerven zu prüfenquot;', und gleich darauf in seinem „ Systematischen Handbuch der theoretischen und praktischen Veterinärwissensohaftquot;2 eine Uebersioht der Arzneimittellehre, die jedoch zu kurz und unvollständigist. — Zu gleielior Zeit erschien das „Handbuch der Zoopharmaco-logie für Thierärzte von Chr. Ratzeburgquot;8, welches awar hinsichtlich der Menge der aufgezählten Arzneimittel an Vollständigkeit nlle übrigen Schriften der Art Übertrifft, mul manches G-ute, aber auch wesentliche Fehler besitzt; denn Katzeburg- war Pharmaceut, nicht Thierarzt, und hat daher viele unrichtige Angaben ohne praktische Keimtni.ss und Prüfung aus anderen Schriften aufgenommen; die zusammengesetzten Arzneimittel stehen vor den einfachen, und die Eintheilung der specielleu Arzneimittellehre ist nach dem Linnc'sehen System, weder praktisch noch übersichtlich gemacht. —-Aus derselben Ze.'t verdient noch das classische Werk von P, Scheel über „die Transfusion des Blutes und Einspritzung der Arzneien in die Adernquot;4, genannt zu werden, da es aussei' der vollständigen Geschichte der Transfusion, fast alle vor ihm bekannt gewordenen und mehrere eigene Versuche über die Wirkung von sehr vielen, bei Thieren in die Adern gespritzten Arzneimitteln beschreibt. — Bald darauf erschien die „Praktische Heilniittellchre zum Gebrauch für ThierHrzte und Land-wirtlie von Dr. J. A. Schlaberg (damals Arzt in HildesheimJ, Berlin 1805quot;, ein Euch, welches, trotz des Titels, ganz ohne praktischen Werth ist, es liegt ihm die proussisebe Landes-Pharmacopöe zum Grunde, enthält alle in derselben angegebene Arzneistoffe, ohne Unterschied des Preises, der Wirkung u. s. w., und Ist in thierärztlichcr Hinsicht höchst mangelhaft. — Zwei Jahre später theilto Gohier einige nicht uninteressante Versuche über mehrere mineralische und vegetabilische Gifte mit6, denen aber etwas mehr Vollständigkeit zu wünschen ist. — Gleich darauf folgte H. Waldinger's Schrift „l'ebor die Nah rungs- und Heilmittel der Pferdequot;6, welche in Kürze viele eigene Erfahrungen über die bei kranken Pferden am meisten gebräuchlichen Arzneimittel enthält, Sie ist ausserdem auch originell, da Waldinger (wie in seinen übrigen Schriften) unter den Thierärzton der erste ist, der einer chemischen Ansicht bei der Erklärung über die Wirkungen der Arzneistoffe huldigt. — Gleichzeitig gabauchViborg den ei'sten Band von den Schriften der thierärztlichen Gesellschaft zu Kopenhagen 7 heraus, in
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1nbsp; nbsp;laquo;Jessen 1801.
2nbsp; nbsp;2. 15(1. m. Kpfrn. Glossen 1802. 8.
3nbsp; nbsp;l.Thell, Berlin 1801 (2. Auflage vod E. L. Schubarth 1821). 2. Theil ebendaselbst 1803.
4nbsp; nbsp;Coi)eiilngcnl802. 2 Thle.8. —Dr. Di c ffe nbac li list das Werk mit einem dritten Theil (unter obigem Titel, Berlin 1828) bereichert.
5nbsp; nbsp;Observations et Experiences, faites a l'Ecole Imperial VéU-rin. de Lyon sur Ie pain molsi, et sur (iiielques poisons ininéraux et végétaus. l'aris und Lyon 1807. 8. p. 33 — 61.
11 Wien 1808, 8. Auflage 1816,
7 Veterinair #9632; Sclskabets SUrifter. Kiöbcnliavn 1808. (2. Theil 1813, 3 Theil 1818.)
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Quellou und Literatur
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welchem er roclit gute und ausführliclie Versuche über die Wirkung des Eisenvitriols, dos Fichtenharzes, der Spiessglanzmittelu. a. bekannt machte1. Eine Lücke in pharmaccutisclior Hinsicht wurde durch die Pharinucie vétérinaire von Lcbas ausgefüllt-. — Im .Jahre 1812 erschien von Dr. A. liysz eiu „Handbuch der praktischen Arzneimittellehre für Thierärztequot;3 in alphabetischer Ordnung grösstontheils nach Waldinger's Arzneimittellehre gut bearbeitet. — Ihm folgte ein Jahr später von Bouillon La-gra nge ein „Dispensaire Pharmacochimique ä l'nsage des Sieves des Ecotes vété-rinaires, Paris lbl3quot;, welches jedoch nur in pharmacologischer Hinsicht zu beachten ist. — Dagegen haben die in den „Mémoires et Observations vétéri-nairesquot; von Gobi er enthaltenen Bemerkungen über einzelne Arzneimittel, und namentlich Versuche über die woisse Nieswurz, einen praktischen Werth. — Im folgenden Jahre erschien der zweite Theil des „Handbuchs der Pferdearzneikunde von James Whitequot;4, welcher im ersten Abschnitt die Arzneimittellehre, im zweiten aber pharmaecutische Vorschriften enthält. In der ersteren fmdet man zwar mehrere, auf Versuche und richtige Beobachtungen gegründete, gute Angaben, sie ist aber viel zu sehr mit thourcu, entbehrlichen und ganz unbrauchbaren Mitteln überladen, grössteu-theils sehr oberflächlich gearbeitet und ausserdem in alphabetischer Form dargestellt. — Später erhielt die Arzneimittellehre einen guten Beitrag von B. A. drove In den „Wahrnehmungen am Rindvieh, um über dessen liefinden urtheilen zu könnenquot; (1. Bdchen. Oldenburg 1819). In einem angehiingteu Vorzoichniss der für das Rindvieh brauchbaren Heilmittel sind recht gute und auf Erfahrung beruhende Bemerkungen über die Anwendung und Wirkung derselben, aber auch Irrthümer, wie z. B. über die geringe Wirkung der Belladonna, enthalten. — Auch die im folgenden Jahre von Waldinger herausgegebene „Abhandlung über den Schwefel und seine Verbindungen mit Metallen, Ealien und Eiden, wie sie am und im thierischeu Körper wirken u. s. w.quot; (Wien und Triest 1820) ist ein schätzbarer Beitrag. — In demselben Jahre gab E, L, Schubarth eine „Neue Pharmacopöe für Thierärztequot; heraus, welche aber, ihrem Zwecke gemäss, nur eine für die grosseren liaus-thiorc, besonders für das Pferd brauchbare, Auswahl von einfachen, präpa-rirten und zusammengesetzten Arzneimitteln enthält. — Im Jahre 182,'3 erschien die zweite Auflage von Bracy Gla.rk'a „Pharmaoopoeia Equim, or neu- Pharmacopoeia for Horsesquot; (London 4.), welche aber nur oberflächlich bearbeitet ist und in keiner Hinsicht einen besondern Werth hat. Dennoch ist sie später in das Französische übersetzt worden5. — Ein kurzes, aber in den Hauptsachen brauchbares Handbuch der Arzneimittellehre gab
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1 Sie sind von Vibo rg ins Deutsche übersetzt in dorn „Magazin für theoretisch o und praktisch o Tli icrhei Ikundo vim Dr. S. J. Teuffei ( Karlsruhe 1811 bis 1815 im 2. und 3. lieft enthalten.
- Pharmaole vétérinaire, théorique et pratique. Paris 1800 (letzte Ausgabe von Lelon.g, 1846).
8 Vierte Auflage WUrzburg 1826.
4nbsp; nbsp;Aus d. Kngl. (A Treatise on veterinary Medicine, in 2 Vol. London) nach der 9. Auflage Uli ersetzt durch Victor V, Müller. Mit Kpfrn. Hannover 1813 urd 14.
5nbsp; nbsp;Pharmacopöe vétérinaire, on nouvelle pharmacic hippiatrique, contenant une elassi-floation des mddlcaments, les moyana de les priparer etc. etc. par Bracy-Clark. 1 Vol. 12. aveo planches. Paris 1835,
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der Araioimitlellohre.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;45
Dicterichs1, und vier Jahre später ebenso Buchmtlller8 heraus. Durch Leide Schriften ist die Arzneimittellehre weder wissenschaftlich noch praktisch gefördert worden, wie dies fast überall der Fall ist, wo ein wissenschaftlicher Gegenstand zugleich für gebildete Aerzte oder Thierärzte und für Laien vorgetragen wird. — Auch die kurze alphabetische Darstellung der gebrftnehlichsten Arzneimittel in den Elements de pathologie cétérinaire von Vatel8, war nicht geeignet, die Arzneimittellehre zu fördern, aber durch L. Moiroud, in dessen „Traite élémentaire de matière médieale, on de Pltarma-cologie vétérinaire, svivi il'nn Formulaire pharmaceutique raisonné etc.quot;, Paris 1831 i ist dieses einigenuassen geschehen. — Ein sehr fleis.sig gearbeitetes Werk ist die „Theoretisch - praktische Darstellnng der in der Thi erhe ilkunde bewährten diätetischen, pharni a ceutischon und chirurgischen Heilmittel nach ihrer Natur, ihren Wirkungen und ihrem Gebrauchequot;, von Anton Eayne, 2 Bde. 8., Wien 1833. Dies Buch handelt nicht bios die eigentlichen Arzneimittel, sondern sämmtliche thiorärztliche lloilniittel wissenschaftlich und nach den zum Thcil eigenthümlicben Ansichten des Verfassers gründlich ab, — Das „Manual of Pharmacy f or the Student of Veterinary Medicinequot;, von W. J. T. Morton, London 1837 (3, Aufi. 1855), enthält eine kurze, aber recht gute praktische Darstellung der vorzüglichsten, von den englischen Thierärztcn angewendeten Arzneimittel, — Oleich hierauf'folgte das „Handbuch dor gesammten Arzneimittellehrequot; von Dr. ü. C, Haubner, Auklam 1888, 6, Aufl. 3 870 (als o.Theil von dessen Handbuch der populären Thier-hcilkunde für Landwirthe), in welchem das Wesentliche über die wichtigsten Arzneimittel kurz und fasslich mitgetheilt ist. — In dem „Grundriss derVeterinär-Pharmacologiequot; von einem 1 'reuss. K reis - Thierarzt, Weimar 1836 (2. Aufl. von Weiss 1801), sind 1G9 Mittel in Tabellen dargestellt. — In dem von Delafond und Laissaig.ne herausgegebenen „ Traite de Vhistoire naturelle des substances employees dans la médecine des ani-maux domestiques, sidvi d'un traite élémentaire de phannacie vétérinairequot;, Paris 1841 (2 edit. 1853), sind sämmtliche Arzneimittel sehr gut, doch besonders in chemischer Hinsicht beschrieben. — Ed. Im-Thurn gab 1847 eine „Besondere Arzneimittellehre für Thierärzte, naturhistorisch bearbeitetquot;, Solollntrn 1817, heraus, die in tbicrärztlich-praktischor Hinsicht viel zu wünschen übrig lässt. — Gleichzeitig erschien von E. Hering unter dem Titel: „Die thierärztlichon Arzneimittel, ihre Abstammung, Kennzeichen dor Aechthcit und Verfälschung, passende Verbindung und Anwendung, nebst einem Anhang über die Errichtung einer thi erärztl ich en Hausapothekequot;, Stuttgart 1847, ein kurzes, aber recht brauchbares Werk, dessen Inhalt dem Titel entspricht (3, Aufl. bearbeitet von Weiss 1870). — Bald nachher
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1nbsp; nbsp;.).F. C'. Dicterichs' Handbuch der allgemeinen und besonderen, sowohl tlieoic-tisclicn nls praktischen Arzneimittellehre ftlr Thierärzte und Landwirthe. Oder: Allgemein verständlicher Unterricht u. s. w. Berlin 1820 (2. Auflage 1830, 3. 183!)).
2nbsp; nbsp;A. L, Buchmtlller, Systemat. Handb. d. Arzneimittellehre für Thlerttrzte und Oekonomen. Wien 1829.
8 Paris 1828 , Tome II, 2 nie partic. Deutsch: Handbuch d. Thierarzneikundo von A. W. Pestel. Leipzig 1839. 3 Bde.
* Ins Deutsche übersetzt von A. I'. Wi 1 he 1 m i, unter dem Titel: Handb, d. Tbier-urzneivnittellehre von Moiroud. Leipzig 1832 (Jn lirüasel nachgedruckt 183C).
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Quellen und Literatur der Arznoimittcllohre.
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spraoh P(
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a 1 in einem Momoiio über die Wirkungen der Medicainente
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bei Pferden1, — Kino sehr vollständige Arzneimittellolirc in pharaiaoen-tlschor und therapeutischer Hinsicht gab Tabonrin 1853 (2. edit, in 2 Vol. l^liti) mit in don Text gedruckten Abbildungen der ofiicinellcn Pflanzen, sowie mit einer Receptsammlnng, mit Anleitung zur forensischem Analyse und mit einem Verzoichniss der Arzaeipreise3. — In demselben Jahre erschien auch ein „Lehrbuch der Arzneimittellehre für Thierärztequot;, vonDr. M. F. Roll, Wien 1H53 (2. verbesserte Aufl. 1866), in welchem nach einer kurzen allgemeinen Erklärung der Arzneiwirkungen und einer kurzen Beceptirkunde die gebräuchlichsten Mittel übersichtlich, kurz und fasslieh beschrieben sind. — Ganz ähnlich, aber mehr ausführlich ist das „Lehrbuch der Vetori när-l'harmacodynami k quot;, von Dr. .1. E. L. Falke, Leipzig 1864;— und ebenso das „Taschenbuch der thier-ftrztlichen Arzneimittellehre nach dem neuesten Standpunkt d er W i s s o n s c h a ft quot;, Stuttgart 187.1.
Aus der Iloniiiopathic sind die „Homöopathische Arzneimittellehre für Thierärzte nebst Anweisung zur Bereitung der homöopathischen Arzneienquot;, u. s. w. von J. C. L. v. (lt; enzke, Leipzig 18^7, — „Der homöopathische Thierarzt,quot; von Fr. A. Günther, Sondershausen 1848, — und die „Studien und Erfahrungen im Bereich der Pferdekundequot; u. s. w. von Th. Träger, Sondershausen 1861, als brauchbar besonders zu nennen.
Keceptirknnden und Pharmacopöeu sind aussei' den bereits genannten
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noch vorhanden von Wilhelm!8, Schmidt1, LUpke'
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K reutzer8, II er twigquot;,
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Ekel7, Weiss8, Boucha Gef'fken'-, Begemann18
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#9632;dat9, Gille ll), Erdmann Tu son 14 und Forst er 15.
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und
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1 Uüraquo; Mémoiro ist von (iourilon ins Französische Übersetzt, aber mir nicht nKher bekannt geworden.
quot; Nouveiui Traite de Mutiere mëdicale, de Therapeutiqne et dcPliarmaeic vétérinalres etc. ote. par M. P, Tab our Id. Paris 1853.
8 Vollständiges Receptbuch für Tliierärztc, Landwlrthe u. s. w. Leipzig 1832. 2 Bünde (oline Werlh).
' Recepto für die Krankheiten der Hausthiere, sammt einer Dosenlehre. Leipzig 1832.
5 Veterinär-UeeepHrlunist etc. Aseliersleben 1834, und Velerinär-Recept-Tasclienljucli für Thierärzte und OeUoiiomen. Quedlinburg 1835.
ilandbueh der allg. thierärztl. Arziieiverorilnnngslehrc mit Inbogriiï de;- veterinär-pharmaceutisehen Recepttrkunst. Augsburg 1838.
1 Veterinär-Keeeptir- und Dispensirbuch. Wien 1840.
Anleitung zum Verordnen der tbiorärztlichcn Arzneimittel. Bearbeitet und durch 232 Beispiele erläutert. Stuttgart 1847.
0nbsp; nbsp;Formnlaire veterinaire ete. Paris 1849.
quot; Falsifications des medicaments qui doivent se trouver dans 1'offieine lt;lu Medeein vétérinaire Helge. Hrnxellcs 1852.
1nbsp; nbsp;Thiorärztliehe Keeoptirkunde und Pharmacopöo. Berlin 185ö. 2. verbesserte Auflage 1808.
la Versuch einer Pliarinaeopoea veteriuaria germanica. 1807.
1 Allgeineine Veterinär-Pharmaeopöe, thiei-ärztlicho Waarenkunde und Koceptir-kundo. Hannover I8C4.
A Pliannaeopoca, including the Outlines of llateria medica and Therapeutics for the use of Practitioners and Students of Veterinary Medicine. London 18C9.
16 Uecept-Taseheulmch für Thierärzte, von Professor Dr. L. Forster, Wien 1800, — und von Demselben: Compendium der PharmaOOgnosle für Thierärzte. Wien 1869.
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SPECI ELLE ARZNEIWIRIUNGSLEHRE.
ERSTE KLASSE.
Indifferento Arzneimittel. (Mediccmenta iuiiiffereutia.)
Itegriiï, Wirkung und Anwendiiiig dieser Mittel im Allgemeinen.
sect;• 76.
Es giobt Arzneimittel, welche in ihren Bestandtheilen und Eigenschaften mit gewissen Bestandtheilen des Thierkörpers eine grosse Aelmlichkeit, selbst Uobereiusthnimnig zeigen, sogar Producte des Tliicrkörpcrs sind, und die bei innerlicher Anwendung auch grosscntheils demselben wieder materiell angeeignet werden können, Diese Mittel verhalten sich also materiell und ebenso auch in ihren Wirkungen sehr wenig different zum Thierkörper und worden deshalb im Allgemeinen als indifferente Arzneimittel bezeichnet.
Zu diesen, dem Thicr- und Pflanzenreich entstammenden Mitteln gehören alle diejenigen, welche 1) Ei weis s, Käsestoff, Gallerte, oder 2) Gummi und Schleim, oder 3) Kleher, Stärkemehl, Mehl, oder 4) Zucker und zu ckerart ige süsse Stoffe, oder 5) Fette und fette Oele, oder 6) Wachs als vorwaltende und vorherrschend wirkende Stoffe enthalten.
Diese Substanzen sind nicht nur für die Thiere verschiedener Gattungen sondern auch für den Körper desselben Thicres durch ihre allgemeine Wirkung von verschiedenem Worth. Nach ihrer chemischen Zusammensetzung unterscheidet man sie in stickstoffhaltige und stickstofflose Mittel; die ersteren (Albumin, Cnseui, Fibrin, Legnmin, Kleber, Gallerte) dienen Vorzugs weise zur Ernährung, zum Ersätze von Sukslanzverlusl dor Muskeln und Nerven, und werden doshalb plastische Stoffe, Dynamogeno, auch wohl l'roteïnstoffo benannt; die stickstofflosen Mittel (Stärkemehl, Fett, Gummi, Zucker) dagegen werden vorzüglich dazu verwendet, dem durch das Ein-athmen aufgenommenen Sauerstoff die zur Bildung von Kohlensäure und Wasser nöthige Menge Kohlenstoff und Wasserstoff zu liefern; sie dienen also dazu, den Respirationsprocess zu unterhalten und die dem Körper tioth-wendige Wärme zu erzeugen, während sie Jedoch bei nicht genügender Zufahr Stickstoffhaltiger Alimente auch zur Ernährung beitragen. Sie sind deshalb
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[ndiffereute Mittel.
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nach ilircr hauptsiicliliclicn Verwendung im Körper, nach der zuerst von Liebig ausgesprochenen Ansicht: respiratorische Mittel, oder nacli Bischoff; Tbermogene , Wftrmeerzeuger, auch Fettbilder genannt worden.
Die örtliche Einwirkung- der indifferenten Mittel auf gesunde Theilc des Thierkörpers ist kaum bemerkbar, aber an entzündeten oder abnorm verdichteten, angespannten Theilen bemerkt, man nach der Anwendung dieser Mittel Brschlaifnng, Erweichung, Eeiz- und Schmerzmilderung, reichlichere Absonderung, an eiternden Stellen die Beförderung der Eiterung.
sect;.77.
Die Anwendung' der indifferenten Mittel bezieht sich nun 1) auf ihre Eigenschaft als Nahrungsmittel, namentlich bei Schwächezuständen, nach grossen oder anhaltenden Säfteverlusten; 2) auf ihre örtlichen einhüllenden, reizmildernden, beruhigenden Wirkungen bei zu grosser Reizbarkeit und nervöser Empfindlichkeit der Verdauungs- und der Harnorgane, bei daraus entstehenden krampfhaften Zusammenziehungcn einzelner Körpertheile, inshe-sonderc bei zu grosser Empfindlichkeit des Magens und hieraus entstehendem Erbrechen der Hunde, bei Krampfkolik, bei krampfhaften Harnverhaltungen u. s. w.; 3) auf die erschlaffende, erweichende und hierdurch beruhigende Wirkung Lei Entzündungen der Haut, der Schleimhätite, bei Wunden, Anätzungen, u. dgl.
Man wendet sie also bei Anätzungen äussorcr und innerer Organe, bei .schmerzhaften Entzündungen und Verletzungen, bei Verbrennungen u. dg]., bei verschluckton scharfen, ätzenden Giften und anderen, chemisch oder me-chaniseli in die Organisation eingreifenden Substanzen (z. J5. bei scharfen Knochensplittern) an, um dieselbeu einzuhüllen, der Innern Oberfläche einen deckenden Ueberzug zu geben und die schädliche Einwirkung zn mindern; daher oft auch präservativ bei der Anwendung scharfer, ätzender, stark reizender Substanzen, z. 13. der Canthariden, des Sublimats u.s.w., um dasWeitcr-fliesscn der Aetzmittel zu hindern.
Mehrere dieser Mittel finden auch eine Anwendung als Bindemittel für andere Arzneistoffe, um denselben eine schickliche Form zu geben, z. 15. Schleim und Gummi zur Bindung von Kampher in wässerigen Flüssigkeiten , ebenso bei Bereitung der Tillen und Latwergen.
Die allgemeine Gegenanzeige gegen die Anwendung dieser Mittel ist Erschlaffung und Reizlosigkeit der tbierischen Gebilde, und besonders innerlich grosso Schwäche mit Beizlosigkeit und Uuthätigkeit des Verdauungskanals, da diese Mittel bei lange fortgesetztem Gebrauch an und für sich schon Verdauungsstörungen hervorrufen können.
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Erste A b t h e i 1 u n g.
Eiweisstoff- und gallertartige Mittel. (Midie, alhumiima ci gelatinosa.)
sect;• 78. Der Eiweissstoff, Albumin, findet sich sowohl im Thier- als im Pflanzenreiche. Der thierische Eiweissstoff ist im Elutc, im Blutserum als Eibrin, im
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Elweiss-und gallerthaltige Mittel,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;49
Chylus, in der Milch in geringer Modifloatioa als Casoïii, in den Muskeln, Solmon und Knorpeln, imGeliirn und in den serösen Flüssigkeiten desThler-körpers zum Theil selir roicldieh enthalten. Am einfachsten und reinsten kommt er in den ISieru der Vögel als lOiweiss vor.
Das Pflauzeneiweiss (in seinen Versohiedenbeiten als Pflanzencaseïn, l.cijmnin, namentlich In Hülsenfrüchten, und als Pflanzenleim, Klobor, er-sclioinend) ist dem thierischen Klwoiss in seinem Verhalten fast ganz analog'.
I) KltT, Ova (inn gewShulicligten Qtthnereler, Ova gallinaeea).
sect;. 79.
Die Eier enthalten in ihrer, grösstentheils aus kohlensaurem Kalk und dergl. bestehenden Schale das Khveiss und das Eigelb.
a. Das E i w ei ss. Albumen ovi, elementar aus Kohlenstoff,Wasserstoff, Sauerstoff, Stickstoff, etwas Schwefel und Phosphor gebildet, enthält ca. 12 Thoilo reinen Eiweissstoff, ca. 86 Theile Wasser, '2,7 schleimige Materie und 0,3 Soda, Schwefel, Phosphor. Es gerinnt bei einer Wärme über 70deg; R,, auch bei der Einwirkung starker mineralischer Säuren, der Gerbsäure, des Alkohols, Aethers, Terpentliinöls, während Alkalien, Essigsäure und Salzsäure (z. B. im Magen) es auflösen, Essigsäure sogar sein Coaguliren verhütet. Es wird von einigen Salzen, z. B. Bleizuckcr, Bleiessig, Alaun, den Vitriolen, Höllenstein und Aotzsublimat aus Flüssigkeiten gefällt, wobei jedoch die genannten Störte zum Theil selbst zersetzt werden. Mit Kalk verhärtet es zu einer festen Masse (Kitt).
l/. Das Eigelb, Eidotter (Vitcllian ovi) enthält 60 bis 53,78 Proc. Wasser, 16 bis 17,47 Eiweiss, genannt Vitclline, gegen 20 Procent eines fetten Oels, klebrige und färbende Stoffe, Schwefel und Phosphor in kleiner Menge. Das Higclb löst sich leichter als Eiweiss in Wasser auf, emulsirt Kampher, Harze, Schleimharze und ätherische Oele sehr gut mit wässerigen Flüssigkeiten, Fetten u. dergl. — Es wirkt etwas nährender als das Eiweiss, weil letzteres leichter coagulirt, also schwerer verdaulich ist. Aeusserlich wirken beide reizmildornd, erschlaffend, so lange sie mit Feuchtigkeit verbunden sind. Beide Substanzen linden ihre therapeutische Anwendung bei Vergiftungen mit Säuren, mit den genannten Metallsalzen, mit ätzenden Alkalien und Erden, mit Canthariden und anderen scharfen Stoffen; vorzüglich ist dabei das Eiweiss in Gebrauch, bei Metallsalzon aber nur mit Erfolg, wenn es kurz nach dem Verschlucken der Gifte gegeben wird. Die Anwendung geschieht in den unten folgenden Dosen mit 10 Tbcilen Wassern, dgl. zusammengeschüttelt, etwa alle ;!—6 Minuten so lauge wiederholt, bis die heftigen Zufälle vorüber sind. — Ferner werden Eiweisa und Eigelb bei grosser Erschöpfung der Kräfte, grossem Säfteverlust, bei gehinderter Ernährung auf gewöhnlichem Wege, z. B. bei Starrkrampf und Kinnbackenzwang bei schwächlichen jungen Thieren, die zu früh ihre Mütter verloren, bei schmerzhafter Diarrhöe, bei Blutharneu nach demGenuss scharferPtlanzen und bei dem JM aulweh angewendet.
Man giebt ausgewachsenen Pferden und Rindern auf einmal ,'i —6 Eier,
in einem halben Quart Wasser, Milch, Mehlsuppe oder Bier gut abgerührt,
H—4 Mal des Tages; Schafen, Ziegen und Schweinen die Hälfte, Hunden
und Katzen nach Verhältniss ihrer Grosse den vierten bis sechsten Theil dtt-
llr.KTwin, Arznelmlttellohre. rgt;. Auii.igo.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;i
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öd
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Ei-weiss, Milch.
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von auf einmal. Hei reilaquo; astlienisclieu Zustiimieu kann man gewürzbafte Mittel, /.. B. Kalrtius, Kümmel n. dgl. damit vorbinden; man hiitc sicli aber vor Zusatz von Eiweiss coagvilireuden Substanzen. —• Man nimmt auch Eier als reizniildci'nden Zusatz zu Clystiren.
Oertlich Avird Eiweiss als einhüllendes, deckendes, rcizmildcmdcs Mittel benutzt, trocknet aber leicht zu einer Kruste zusammon; es ist daher für sich allein bei nocli bestehenden Entzündungen nicht zu empfehlen; bei Wunden und Geschwüren, die der Heilung nahe sind und nur einer schützenden Decke bedürfen, kann man diese Krustenbildung bezwecken, und bewirkt dieselbe am besten, indem man zu 30,0 Grammes Eiweiss 4,0 Grammes fein pulveri-sirten Alaun zusetzt. — Bei frischen, oberflächlichen Verbrennungen ist ein Liniment aus 1 Tlieil Eiweiss und 2 Theilen Baumöl (oder Leinöl) oder aus gleichen Theilen Eiweiss, üel und Milchrahm, als kühlendes, erweichendes Mittel rocht wirksam und als Hausmittel leicht anzuwenden.
Das Eigelb benutzt mau äusserlieh fast nur als Zusatz oder Vehikel zu Salben, die sich aber nicht lange halten. Bei Verwundungen und Entzündungen ist Eigelb und Baumöl zu gleichen Theilen zusammengerieben der beste Ersatz für Umschläge und Eomcntationeu, auch vorzüglich, um Brandschorfe bei Schusswunden zur Abstossung zu bringen.
Bei zu geringer Eiterung ist Eigelb mit Terpenthin oder mit Terpen-
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thinöl, im Verhältniss zu dem Grade der bestehenden Keizbarkcit gemacht,
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die einfachste und beste Digestivsalbe. Das aus Eigelb gewonnene Eieröl
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ist zu entbehren.
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2) Die Milch, Lac. % 80,
c. Die Milch ist die allgemein bekannte, in den Eutern der weiblichen Sftugethiere abgesonderte Flüssigkeit, welche hauptsächlich viel Wasser — 86,70, — Albuminate (Eiweiss, Käsestoff) 6,3, feste Bestandtheile 14,0,Fette (Butter) 1,0, Milchzucker 5,0, verschiedene Salze 0,57, darunter fast die Hälfte Phosphate enthält. raquo;Sie stellt eine Art von Emulsion dar, die sich aber ausser-halb des Thierkörpers nach einiger Zeit durch die Einwirkung der Luft und Wärme von selbst zersetzt (künstlich geschieht dies durch Zusatz.von Weingeist, Säure, eines Stückchens Thiermagen u. s. w.) 1) in einen wässerigen Theil, die Molken, die aus Wasser und Milchzucker, etwas Eiweiss und Salzen bestehen, 2) in einen käsigen Theil, der fast nur aus Gaseïn besteht, und 3) in einen fetten Theil, den Kahm oder die Sahne, welcher Fett und Eiweiss enthält und woraus durch schnelles, oft wiederholtes Durcheinanderbewegen die Butter ausgeschieden wird.
Das Verhältniss dieser Bestandtheile und somit die Beschaffenheit der Milch ist verschieden nach der Verschiedenheit der Thiergattung, der Constitution, dem Gesundheitszustande, dem Alter der Thiere, der Periode ihrer Absonderung, der Beschaffenheit der Nahrungsmittel u. S. w. Namentlich in letzter Hinsicht ist zu bemerken, dass nach animalischer Kost die Milch mehr stickstoffhaltig ist, bei Pflanzennahrung eine mehr milde, vegetabilische Beschaffenheit hat; auch gehen häutig fremdartige Stoffe, z. B. ätherische Gele, scharfe, bittere, auch Farbestoffe und selbst giftige Substanzen in sie über.
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Milch, Molkelaquo;.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 5]
sect;• 81.
Die Milch cntliäh fast alle zur Eraähruag der Thiere erforderliche Stofte, sie ist dabei ein sehr leicht assimilirbares, miklós Nahrungsmittel und hierzu von der Natur für alle Säugethiere unmittelbar uaoh der Geburt bestimmt, bis die entwickelten Kau- und Verdauurigswerkzeuge im Htaudo sind, coucenivrirtere und mehr differente Nahrangsstoffe zu verarbeiten. Für fleischfressende Thicrc und für Schweine bleibt sie auch für die ganze Lebensdauer ein, wenn auch allein nicht ausreichendes, doch sehr brauchbares Nahrungsmittel. — Neben der ernährenden Wirkung besitzt die Milch in den ersten Tagen nach der Geburt vermöge ihrer Salze eine abführende; auch kann sie, wenn die Mutterthiere eine mit bitteren, harzigen oder scharfen u. a. Stoffen versehene Nahrung geniessen, durch dieae Stofte bei ihrem Ge-nuss bald mehr, bald weniger bedeutende Nebenwirkungen erzeugen.
Üertlich wirkt die Milch auf die von ihr berührten Theile einhüllend, erschlaffend, und bei Entzündungen, Verbrennungen und Aetzungen schmerzstillend (besser als ßiweiss); auch zersetzt sie, wie dieses, mehrere Metallsalze, und wandelt Qnecksilbersublimat in Calomel um. Sie wird daher bei den genannten Zuständen, besonders bei Beizungen und Entzündungen der Verdauungs- und der Ilarnwerkzeugc in Folge des Genusses scharfer Stoffe, bei dem acuten Blutharnen (rothen Wasser) häufig als ain wohlfeiles Hausmittel innerlich gegeben, bei Entzündungen dos Dickdarms, der Harnblase und der Vagina auch zu Einspritzungen benutzt; äusser-lieh in Umschlügen kalt oder lauwarm, allein oder mit Brotkrume, Hafergrütze, Leinsamen u, s, w. Bei asthenischen Krankheiten der Schweine und Carnivoren dient sie als nährendes Mittel, man vermeidet sie aber
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als Getränk oder Einguss bei Pferden und Rindern zu 1 bis ll •gt; Liter (3 Pfd.) auf einmal, und nach Bedürfhiss öfter wiederholt; bei Schafen und Ziegen Vd bis 8/4 Liter (lj2 bis D/ä Pfd.), bei Hunden und Katzen 1U ^1S 1,2 Liter (125 bis 2igt;() Gramme). Sie kann allein gegeben oder mit Mehl oder Eiern mehr nährend, oder mit fetten Substanzen mehr einhüllend gemacht werden. Als Nahrungsmittel nimmt man sie für junge Thiere am besten von Thieren derselben Gattung.
sect;. 82. Die Molken, Wadeke (Serum lactis), sind, je nach ihrer Entstehung, süsse oder saure. Eistere bleiben nach der Käsebereitung aus süsser Milch zurück, letztere werden bei dem Gerinnen der sauer gewordenen Milch oder durch Zusatz von Säuren zur Milch erhalten. Beide wirken weniger nährend , aber mehr kühlend als die Milch, die Eingeweide erschlaffend, die wässerigen Absonderungen in ihnen vermehrend; bei Schafen und Ziegen entsteht durch diese Wirkung von ihrem reichlichen Genuss nach ti bis 10 Stunden Laxiren; bei Pferden und Bindern beobachtet man dies sehr seilen. Schweine vertragen sie sehr gut und gedeihen sogar bei dem reichlichen Genuss. Die übrigan Thiere, besonders Pferde, müssen sich aber erst nach und nach an den Genuss grösserer Quantitäten gewöhnen, da sonst zuweilen widrige Zufälle entstehen, vorzüglich, wenn die Molken sauer sind1.
') Mim hat nach duin Eingeben grösserer Quinititiitcn (2 his 0 Qoiurt) Molken bei Pferden nach 20 hls ;iü Minuten Traurigkeit, Zittern im ganzen Körper, Sirttuben der
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Molken, KiiscstotV, Buttermilch)
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Als llcilmittol kann mau tlio Mulken imierlicli boi Eiitzüiuluugskrauk-licitcn der Schweine, Katzen und Hunde, mit Wasser verdünnt, sehr zweck-mäasig geben, um so mehr, da sie von diesen Thioren gern genossen werden und auf dorn Lande leicht zu haben sind. Man kann sie auch als Vehikel für andere Mittel, z. B. Nieswurz, Salpeter, Weinstein benutzen; Metallsalze jedoch eignen sich nicht für diese Verbindung, da sie zum Tlieil zersetzt werden. Bei Schafen und Ziegen kann man sie auch als wohlfeiles, mildes Laxinnittel geben.
Für Schweine rechnet man als Gabe je nach der Grosse täglich 3—10 Liter (6—20 Pfd.), Schafen und Ziegen giebt man auf einmal l1/^—21/ä Liter (3—5 Pfd.)
sect;, 83.
Der Käses tof f (das Oaseïn) der Milch ist schwer verdaulich; örtlich wirkt er kühlend, entzündungswidrig; wenn er alt und durch Zersetzung und Fäul-niss scharf und ranzig geworden ist und nun reizend auf die Verdauungseingeweide und schwach abführend wirkt, kann er bei Hunden, die ihn gern nehmen, gegen Verstopfung und Appetitlosigkeit gegeben werden, etwa 15,0—30,0, am besten geschabt und mit etwas Gel gemengt.
Lie Salme, der Kahm, wirkt fast wie ein fettes Gel, sehr einhüllend, erschlaffend, reizmildernd; sie wird innerlich bei Kntziinduugen gegeben, äusserlicli bei Anätzungen, Verbrennungen, überhaupt bei schmerzhaften Entzündungen, bei denen heftige Spannung, Excoriationen, Blasen und Schorfe zugegen sind, ebenso bei dem Teigmal der Kälber, bei dem Maulweh, den Schafpocken u. s. w. auf die leidenden Theile gestrichen. — Man kann die Sahne für sich allein, oder mit gleichen Tlieilen eines milden Gels verbunden, oder auch in einem Gemenge mit Eiweiss und fein pulverisirtem Stärkemehl (von letzteren beiden h 1 Thoil auf 4 Tlieilc Sahne) anwenden1.
lt;/. Lic Butter (siehe bei den Fetten).
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84.
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c. Die Buttermilch (Lac ebutyratum) besteht in frischem Zustande aus Molken, in denen Käsestoff, Milchzucker und etwas Butter, durch Salze gebunden, enthalten sind. Sie wird leicht sauer und enthält dann Essigsäure. Sie ist gelind nährend und kühlend, mehr einhüllend als die Molken (vergl. die Anmerk. zu sect;. 82). Man giebt die Buttermilch boi Entzündungs-
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nungen mir dann eintreten , wenn beim Kingeljcn der Flüssigkeiten etwas davon in die LuftrShre und in die Lungen eingedrungen ist, also nielit die Huttermileli oder Molken, sondern die Methode der Anwendung sehüdlicli ist. (J. H. Fr. Günthor, über den Gebrauch der Tränke in der pferdeärztl, Praxis. Im Hannov. Magaz. 1829, No. 84, 85, 86.)
1 So mit bestem Erfolge bei dem epizootiseben Maiilweli zu der Zeit, wo sieb das Epitbelium der Maulscbleimbaut abliiste und daraquo; Maul wund und sobr sebmer/.end geworden ist.
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(ia Hone.
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kranklieitcn und besonders bei der Hränne der Schweine zum Getränk, und iiien^'t ihr die etwa nöthigen Arzneimittel, kiililondc Salze, die Nieswurz u. s. w. bei. — Gegen das entzündliche Blutharnen des Rindviehes hat sie sieb abwechselnd mit schwacher Salpeterauflösung (von den Laudieuten wird I'ökel-ficisclitiiissigkcit genommen), alle Stunden ein Quart eingegeben, oft sehr nützlich gezeigt. Dabei dart' aber nur weniges und ganz gutes Grünfutter, Heu oder Kleie gegeben werden.
/. Milchzucker (siehe beim Zucker).
;() Gallerte, (felatim, Colla. sect;. 86.
Die die Hauptmasse der Intercellularsubstanz des Knochen- und Bindegewebes bildoiulo, dem Eiweiss verwandte Substanz wandelt sich beim Kochen dieser Gewebe in Knochenleim (Colla oder Glutin) um und ist deshalb als Collagen oder leimgebende raquo;Substanz bezeichnet worden. Ihm buchst ähnlicb ist das im Knorjielgewebe lieiiudlicbe ('hondrin, das in den elastischen Fasen und Membranen bestehende Eülastin.
Der rohe heim aus Fabriken enthält oft diese verschiedenen Leimsorten vereinigt, und in dem aus den genannten Geweben und aus Fleisch durch Kochen gewonnenen Auszüge der Bestandtheile, in der Bouillon und in den Fleischsuppentafeln, finden sich noch die eigenthttmlichen Stofte des Fleischsaftes, das Kroatin und das Kroatinin, sowie Eiweiss und Fett. Der Knochenleim enthält Kohlenstoff 49,6 — Wasserstoff 6,9 — Stickstoff 18.8
—nbsp; Schwefel 0,7 — Sauerstoff 24,0.
Diese Zusammensetzung zeigt, dass die Gallerte, da sie Stickstoff enthält, nicht ganz ohne nährende Eigenschaften ist (wie mau aus den Versuchen Magendies angenommen hat), aber durch die Extractivstoffe aus dem Fleisch wird sie viel kräftiger.
Oertlioh wirkt die Gallerte in Verbindung mit Wasser wie das Eiweiss, und übt auch auf vorhandene Metallsalze, namentlich auf das Qnecksilber-sublimat, ähnliche zersetzende Wirkungen wie dieses. Der Leim, mit Wasser abgekocht, wirkt ansserdem noch stark klebend.
Die innerliche Anwendung der Gallerte in Form der Fleischbrühe als nährendes, oder die blosso Gallerte als einhüllendes Mittel ist ganz bei denselben Krankheiten augezeigt, wo das Eiweiss empfohlen ist; sie verdient aber bei Hunden und Katzen den Vorzug.
Dagegen darf die Fleischbrühe nicht angewendet werden bei Vollblütigkeit, Entzündungsfiobern, bei vorhandenen örtlichen, heftigen Entzündungen, bei Hautkrankheiten (Flechten und Baude), besonders wenn dieselben aus zu reichlicher thierischer Nahrung entstanden sind, wie dies bei Hunden sehr oft der Fall ist.
sect;#9632; 80. Man wendet die Gallerte als Nahrungsmittel gewöhnlich in einer starken Fleischbrühe, — als einhüllendes Mittel aber in einer Auflösung des Leims (1 Th. zu 12 Tb.) an, und zwar als Binguss (wenn die Thiere sie nicht seihst saufen) oder auch als Clystir. Bei sehr grosser Schwäche, bei heftigem Durchfall u. s. w. bringt mau sie zuweilen auf beiden Wegen in den Körper.
—nbsp; Wo bei der Schwäche des Körpers zugleich eine grosse Empfindlichkeit
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j.
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54nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Kullerte, Sehleini mid Gummi.
der Verdauungseingeweide vorbanden ist, und in Folge derselben Erbrechen u. s. w. eintritt, kann man der Fleischbrühe kleine Gaben von Opium zusetzen; — wo aber diese Empfindlichkeit nicht besteht, verbindet man sie mit gowürzhafteu Mitteln und mit Kochsalz, theils um der allgemeinen Schwäche entgegenzuwirken, vorzüglich aber um dieYerdaunngseingeweidessu grösserer Thätigkeit anzuregen und die Verdauung zu befördern.—Adstrin-girende Mittel, starke Säuren und saure Salze soll man dagegen nicht mit der Gallerte verbinden, laquo;eil dieselbe unauflöslich niedergeschlagen und un-
I
nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;verdaulich gemacht wird, jene Mittel aber zumTheil zersetzt werden. — Bei
Vergiftungen durch Sublimat soll Gallorte oder Leim, mit concentrirtem Seifenwasser abgerieben, theils den Sublimat zersetzen, theils seine Wirkungen besehrttnken.
Die Gabe der Gallerte und dev Fleischbrühe lässt sich nicht in Jedem Falle ganz genau bemessen, besonders wenn man diese Mittel in flüssiger Forin den Thieren zum freiwilligen Genuss überlässt. Es kommt aber auch auf etwas mehr oder woniger dabei nicht an. Die Art, Grosso und das Alter der Thiere, sowie die Art und dor Grad der vorhandenen Krankheit müssen dabei leiten. Bei langwierigen Krankheiten, bei sehr geschwächter Verdauung und bei grosser Neigung zum Erbrechen giebt man kleine Portionen, aber oft wiederholt; bei gutem Appetit, bei regebniissiger Verdauung und hei grossein Säfteverlust kann man grössere Gaben auf einmal reichen.
Aeusserlich kann man die Gallerte wie das Eiweiss gebrauchen; sie vertrocknet aber wie dieses bald zu einer spröden Kruste und wird deshalb selten benutzt. Der Lei in kann dagegen , wenn er mit wenig Wasser gekocht ist, als klebendes, festhaltendos Verbandmittel, k. 15. bei Brüchen des Homfortsatzes der quot;Wiederkäuer, zur feston Vorschliessung der Oetfnung des Horns und zur Befestigung des darüber gelegton Verbaudos dienen, indem man sowohl den glatt abgesägten llornstumpf wie auch die Leinwand, welche donselben bedecken soll, mit warmem Leim gut bestreicht, die letztere auflegt und fest bindet. Als Zusatz zu Mehlkleister für den unbeweglichen Verband vermehrt er die Festigkeit desselben bedeutend.
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Zweite Abtheilung.
Schleim- und gummihaltige Mittel. (Medicamenta imicüai/Mosa et
(j)immos(i.)
sect;. 87.
Die, Schleimsubstanz ist ein neutraler, aus Kohlenstoff, Wasserstoff und Sauerstoff' bestehender, im Pflanzenreich allgemein verbreiteter Stoff, der aber in manchen Pflanzen (besonders aus der Familie der Malvaceen) und in einzelnen Theilen derselben, in den Samen, in den Blättern, Wurzeln u. s. w. sehr reichlich enthalten ist. Er kann ans ihnen niehroutbcils nur mit Wasser ausgezogen worden, ist aber in demselben fast unauflöslich, erweicht nur in ihm, quillt auf und mengt sich mit ihm, je nach der Quantität,
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Schleim und Gummi.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;55
zu einer bald mehr bald weniger klebrigen Flüssigkeit, die mau als Hchleim (Mucus, Mudlago) bezeichnet; mit weniger Wasser bildet der Schleim reinen Brei. Ihm selu* ähnlich ist das Gummi (Gummi), welches auch aus Kohlenstoff, Wasserstoff und Sauerstoff gebildet ist und im aufgelösten Zustande in don Zellen mancher Pflanzen, oder in grossen Gumroi-gängen enthalten 1st und durch Risse oder Einschnitte aus den Pflanzen schwitzt, Ks ist oft mit Pflanzenschleim, färbenden Stoffen u, dgl, gemengt. Von dem Pflanzensohleim unterscheidet es sich hauptsächlich dadurch, dass es sich in kaltem und in kochendem Wasser gleichmässig leicht autlöst, während der Schleim im ersteron sieh nur erweicht und aufbläht, in dein letzteren aber nur unvollständig sich löst. — Mit dem Gumrni völlig übor-einstiminend ist das Dextrin, welches aus Stärke oder Pfianzen/.cllstoff durch Einwirkung der Diastase oder durch verdünnte Schwefelsäure gebildel werden kann.
Das Gummi findet sich ziemlich rein im Gummi arabicum, de;1 Pflanzen-Schleim kommt wenig rein, sondern in Verbindung mit anderen Stoffen, mit Gummi, Eiweiss u. s. w. vor. Hinsichtlich ihrer Wirkung' auf den Thier-körper kommen beide im Wesentlichen mit einander überein. Die feinen Unterschiede, welche die Chemie zwischen dem aus verschiedenen Pflanzen gewonnenen Schleim und Gummi gefunden, sind für die Therapie wenig bedeutend. Wichtiger ist es, dass der Schleim in manchen hierher gehörigen Mitteln allein vorhanden, in andoren aber mit f'ettöm Oel und anderen Stoffen verbunden ist.
Die schleimigen Mittel wirken unter allen anderen Mitteln dieser Klasse am wenigsten nährend , aber am meisten einhüllend, dockend, reizmildernd und erschlaffend. Sie sind daher überall bei iihermässig erhöhter Lebons-äusserung, bei Entzündungen, krampfhaften Contractionen der Fasern, bei zu grosser Empfindlichkeit, auch zum Ersatz des mangelnden Schleims au schleimabsondernden Flächen und zur Einhüllung fremder Körper und scharfer Stoffe angezeigt.
Ausserdem benutz't man sie noch zum Bestreichen der Hände und Instrumente, wenn man dieselben in den After u. s. w. einführen will, und pharmaceutisch dienen die schleimigen Mittel als die. geeignetsten Bindemittel bei der Bereitung der Pillen und Latwergen, vorzüglich aber der Emulsionen, zur Einhüllung scharfer Stoffe und um in Wasserunlösliche Stoffe mit demselben zu verbinden.
Sie müssen dagegen vermieden werden, wo örtliche oder allgemeine Schwäche, Erschlaffung, Reizlosigkeit, wo üppige Granulation und zu reichliche Eiterbildung besteht. Auch dürfen sie innerlich immer nur durch kurze Zeit angewendet werden, weil sie bei fortgesetztem Gebrauch die Verdauungseingeweide zu sehr erschlaffen und schwächen.
I) Arabisches Oummi, Chmmi arabicum s. Mimoaae.
Dei- durch diu Rinde geschwitzte und trocken gewordene Satt von der Acacia vera,
A. Adausonii und andoren in den lioissen (Jcgeiulen Asiens und Africa's,
am Sencgaf. Fainil. d. Miniosaeecn, 8. und IG. Kl. L
sect;• 8'S-Das arabische Gummi, welches '.)7 Proc. Gummi (Arabin oder Akazln genannt) enthält, löst sieh sehr leicht im Wasser acopy;f und bildet mit dem-
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5(jnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Arabisches Gummi
selben einen reinen, durchsichtigen, ztlhen Sohleini, welcher bei i)—-IThcilen Wasser zu 1 Thcil Gummi die Consistenz des Syrups besitzt (Mudlago Qi, Mimosae s. (ii. arab.).
Es nälirt für sieli allein gegeben fast gar nicht. Iluiule, welche Hagen die blos mit arabischem Gummi futterte, magerten schon in der zweiten Woche bedeutend ab, verfielen in Marasmus und starben nach dreissig Tagen.
Das (iuinmi kann in allen Füllen gebraucht werden, wo schleimige Mittel Überhaupt passen ; indessen benutzt man es doch vorzüglich nur für kleine llaiisthiere, weil es für grosso durch die nöfhigou grossen Gaben zu thener wird und durch inländische, wohlfeilere Mittel, z.B. Altlieewurzel oder Leinsamen recht gut zu ersetzen ist. — Bei Magen- und Darmentzündungen, bei Nierenentzündungen und Lei Strangnrie, sowie bei Lungenentzündungen und bei schmerzhaftem Husten, bei Durchfällen und Ruhr mit Reizung des Darnikanals gehört es mit zn den wirksamsten Heilmitteln. Auch zersetzt es den Sublimat und andere Quecksilbcrsalze und Eisensalze, und ist theils deshalb, thcils seiner einhüllenden und schützenden Wirkung wegen, bei Vergiftungen durch solche Mineralpräparate mit Vorthoil anzuwenden. Die chemisch zersetzende Einwirkung auf die Metallsalze ist aber viel schwächer als von dem Eiweiss und von dem Quittenschleim.
Man giebt es ausgewachsenen Pferden und Mindern zu 30,0 — 00,0, Kälbern, Füllen, Schafen, Ziegen und Schweinen zu 15,0, Hunden zu 1,0—8,0, am zweckmttssigsten in der flüssigen Form (1,0 auf 30,0—60,0 Wasser), bald rein, bald mit anderen passenden Mitteln in Emulsion, in Mixtarn, s. w.,z. B. bei Lungenentzündung und Husten mit Bilscnkraut-infusum oder-extract, mit Blausäure, hei Durchfall mit Opium, mit Jiba-barhor u. dgl.
Aeusserlich wird es fast gar nichl angewendet, weil es zu schnell trocken wird, doch ist es hei trockenen, schmerzhaften Augcuentzündungcn zu Augenwässern sehr gut zu benutzen (1 Theil auf 12 Theile Wasser colirt), ferner in coneentrirter Lösung bei Verbrennungen u. s. w. als Dockmittel. Mit gleichen Thoilon Alaun und Eisenvitriol, oder als Gemenge von ] Thcil pul-verisirtem Gummi, 1 Theil Holzkohle und 2Theilen Colophonium bildet es ein wirksames styptisches Pulver bei parenehymatösen Blutungen.
A um erkungl. Das Kirschbii um- und l'l'l a um e laquo; bäum gummi ist zwar nicht so rein wie das arabische, beide haben jedoch die liiimlichc Wirkung wie dieses und sie können daher ebenso benutzt werden. Ihre vollständige Aullösung erfolgt aber nur durch heisses Wasser.
Ainnerkung2. DasTragantliguinmi, tl. '/Vni/fwiiHWmf, cuthiiltaussei'einem eigenthiim-liclien Gummi noch Schleim und etwas Stärkemehl, — giebt zwar einen mehr consistenten Schleim als das arabische Gummi, Ist aber ganz zu entbehren.
2) QiiiKciisaiiit'ii, QuKtenkerne, Semina Oydoniomm, Die Samenkerne von Cydonia, Familie der Obstgewiiehse, 12. Kl. 4. Ordn. !gt;.
sect;, 89.
Sie enthalten in ihrer dünnen, äussern Haut sehr reichlich Schleim, der sich durch Einweichen der Samen in kaltem und warmem Wasser und durch starkes Schütteln mit demselben, leicht und so vollständig auflöst, dass er
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Quittensamon, Leinsamen.
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durch Papier filtrirt worden kimn. 1 'L'lioil Samen machl 40 Tlieile Wasser bei aiiluilteudein Scliüttelu ziendicli schleimig, und beim Kochen worden 48 Theile Wasser mit 1 Tlieil Sinnen ebenso schleimig, wie von gleichen Tiieilen Wasser und arabisclicn Gummi. Dieser . clileim hat einen geringen Anthoil von Eiweiss und adstringirendem Princip, und wirkt zersetzend auf die meisten Salze, besonders auf essigsaures Blei, Sublimat, die Vitriole, und er selbst wird von diesen Mitteln und von Säuren zum Gerinnen gebracht, und wie vom Weingeist in weissen Flocken niedergeschlagen.
Die Wirkungen des Quittenscldeims sind gleich denen der vorigen Mittel, Seine innerliche Anwendung ist in der Thierarzneikunde nicht gebräuchlich und die äussero ist fast nur auf schmerzhafte katarrhalische, rheumatische und andere Augenentzttndungen beschränkt. Man wendet Ihn hierbei gewöhnlich rein an, indem man 1—2 Quentchen mit 1 Pfund kalten Flusswassers schütteln und durchseihen Uisst, und mit der klaren Flüssigkeit die Augen alle Stunden befeuchtet; oft setzt man aber auch narkotische Mittel, Opium u. dgl., oder selbst Bleiessig oder Bleizucker hinzu. Letzteres ist nach dem Vorstehenden wohl nicht chemisch richtig; manche Praktiker behaupten jedoch, dass die Erfahrung die gute Wirkung solcher Augenwässer häufig bestätigt habe. Es ist aber zweckmässiger, wenn mau die Anwendung solcher Bleimittel oder der Vitriole neben dem schleimigen Mittel für durchaus niithig hält, das arabische Gummi statt des Quittenschleims zu benutzen, weil ersleres weniger und langsamer zersetzend wirkt.
4) Lelnsauien, Semen Lim'. Die Samen von Llnum usitatisslmum, Farn. Liniicoac. 5. Kl, 5. Ordn. L,
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sect;• 90.
Die äussere Schale der Leinsamen enthält gegen L/6 des ganzen Gewichts dieser Samen an Schleim (in Verbindung mit etwas Stärkemehl, Wachs und anderen Stoffen), so dass 1 Theil unzerstossener Samen 16 Theile darauf gegossenes kochendes Wasser in einen ziemlich dicklichen, fadenziehenden Schleim verwandelt; der innere Kern enthält dagegen lli fettes Oel in Verbindung mit vielem Eiweiss, mit Gummi, Kleber u. s. w, Zor-stossene Samen bilden daher mit kochendem Wasser eine wirkliche Emulsion, indem liier aussei' dem Schleim auch das Oel ausgezogen wird und im Wasser suspendirt bleibt. — Der Leinsamen kommt daher sowohl seiner schleimigen Theile, wie auch seines Oels wegen in Betrachtung (letzteres in der 5. Abtheilung dieser Klasse,.
Die Wirkungen des reinen Leinsamenschleims, wie man ihn aus der chale der ganzen Samen erhält, sind so wie bei den vorhergenannten Mitteln, und ebenso sind die Anzeigen und Gegenanzeigen bei seinem Gebrauch dieselben wie sie im Allgemeinen angegeben sind.
Man gebraucht ihn daher innerlich gegen Entzündung des Magens, dos Darmkanals, der Nieren, der Blase, des Halses und der Lunge; gegen Vergiftungen mit scharfen, ätzenden Stoffen; gegen schmerzhafte Krämpfe in den Baucheingeweiden; bei Durchfall, — und äusserlich bei schmerzhaften Entzündungen, Verbrennungen und Wunden, bei Anätzungen, hei heftiger Beizung durch ungeschickte oder unzweckmässige Anwendung scharfer Stoffe u. dgl. (sect;. 87).nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; _
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Leinsamen.
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Man boroitot diesen Schleim, indem man 1 Thoil Leinsamen mit 10—20 Theilen koolieuden Wassers übergiesst, oder mit ebenso viel Wasser kocht und dann die Flüssigkeit durchseiht. — Seine Anwendung geschieht nur in flüssiger Form, innerlich als Einguss, oder als Einspritzung in den Mastdarm, in die Scheide u. s. w., äusserlich als Bähung und Waschung; hei grosser Wärme des loideiiclen Theils oder des ganzen Thieres wendet man den Schleim kalt, sonst aber gewöhnlich lauwarm an, Pferde und Kinder erhalten davon L1^—2 Liter oder 700,0 — 1000,0 Grm., Schalen, Ziegen und Schweine :l/.i—1 Liter (350,0—600,0 Grm.), Hunde 180,0 — 360,0 und Katzen :i0,0—60,0 auf einmal, nach Verhältniss der Zufalle jode halbe his ganze Stunde wiederholt. Zum innerlichen Gebrauch versetzt man ihn hei Entzündung der Eingeweide u. bei Verstopfung des Leibes mit Oel, oder auch mit abführenden und kühlenden Salzen; bei Schmerzen mit Opium, Hil-senkrautextract und dgl., sonst aber wendet man ihn am besten rein an.
sect;. 91.
Der pulverisirte Leinsamen oder das Leiusanienniehl f/Vr/.s oder Farina Seminum Lm,), enthält die sänuntlicheii Bestaudtheile dieser Samen, und wirkt vermöge des fetten Oels noch mehr erschlaffend und erweichend als der blosse Schleim, erschlafft aber bei fortgesetzter Anwendung die Verdauuugseingeweide oft zu sehr und erzeugt ünverdaulichkeit. — Mit '20 bis 24 Thl. Wasser gelinde gekocht, giebt es eine schleimig-fettige Flüssigkeit von ziemlich dicker Consistenz, die innerlich und äusserlich ganz wie der reine Lciusanienschleini zu benutzen ist. Mit wenigerem Wasser oder auch mit Milch bereitet man durch blosses Uebergiossen und Zusammenrühren oder durch gelindes Kochen einen Brei, den man zu Umschlägen auf entzündete, schmerzhafte und verhärtete Theile lauwarm anwendet, um zu erweichen, Spannung und Schmerzen zu mildoru, vorzüglich aber um die Eiterung zu befördern. Ein solcher Brei ist ziemlich derb, erhält die Wärme und Feuchtigkeit lange gebunden und wirkt zum Theil eben dadurch recht wohllhätig; er wirkt; aber auch zuweilen durch seine Consistenz und Schwere auf die schmerzhaften Thoilo drückend und belästigend. Um letzteres zu mindern, setzt man dem Leinsamenmehl gleiche Theile Malvenkraut, oder Altheckraut, oder Kleie zu.
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sect;. 92.
Die Leinkuchen ('/'/laquo;laquo;raquo;to Seminum Lini) sind der, nach dem Auspressen dos Oels aus dem Leinsamen verbleibende Rückstand. Bio enthalten also, nebst den trockenen Schalen dieser Samen, die schleimigen und oiweiss-artigen Bestandtheile und, je nachdem das Auspressen mehr oder weniger vollständig geschehen ist, auch noch etwas Oel. Mit der Zeit und bei dem Aufbewahren an feuchten Orten verändert sich ihre Beschaffenheit, und besonders werden sie leicht ranzig oder schimmlig. — Die Wirkung der guten Leinkuchen ist innerlich und äusserlich der des Leinsameninchls sehr ähnlich; sie sind jedoch, innerlich angewendet, weniger erschlaffend, aber etwas leichter verdaulich und mehr nährend als das letztere. Hiermit ist aber nicht gesagt, dass sie leicht verdaulich und in dieser Hinsicht als Nahrungsmittel zu empfehlen sind, obgleich sie als solches von Landv/irthen und
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Lieiusamcn, Bookshornsamoti, tfohneamen,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 59
anderen Thierbesitzern für gesunde und kranke Thiere sein- lifiuiifgt;- benutzt, und, tlicilsgrol) zerstosson, und mit anderem Futter gemengt, theilsim Wasser aufgelöst, als Trank gegeben worden. Gesunde Tbiere mit kräftigen Ver-danungseinge'weiden ertragen sie gntj aber von dein anhaltenden Gebrauch erhalten Pferde ein schhift'es, aufgedunsenes Fleisch, hei Kühen soll die Milch einen öligen, widrigen Gesobmaok bekommen, bei Schweinen dor Speck ölig und leicht ranzig, und bei Schafen das Flciscli von ähnlicher Beschaffenheit werden. #9632;— Als diätetisches Heilmittel sollton sie nur bei solchen Krankheits-ziistiindeu, die mit vermehrter Reizbarkeit verbunden sind, und wo schleimige Miltel überhaupt passen, wie z. 15. bei Brünne, hei dem Manlweh, bei und nach Entzündungen innerer Organe angewoiulet werden. Bei schwacher, träger Verdauung, bei Verschleimung und Würmern ist die Fütterung der Leinkuchen stets nachtheilig, und ebenso können sie im verdorbenen Zustande selbst bei ganz gesunden Thieren schädliche Wirkungen veranlassen1.
Am zwcckniässig.sten werden die Leinkuchen ausserlich, pulverisirt und mit Wasser oder Milch gekocht, theils zu schleimigen Waschungen, theils zu Breiumschlägen, ganz so wie der Leinsamenschleim und wie das Leinsamenmehl, angewendet, Leinknchenbrei wird jedoch lgt;ci dem nöthigen oftmaligen Erwärmen sehr bald sauer und stinkend, und muss deshalb bei fortgesetzter Anwendung alle vierundzwanzig Stunden frisch bereitet werden.
4) lloi'kshiil'lisatlicil, Kernen Foeni graeci. Von Trigonella Foeiuun graecutn, 17. Kl. ,'i. Ordn, L., Familie der.Piipilionaoeae
sect;. 93.
Er besitzt einen süsslichen Geruch, der den Pferden angenehm ist, und er enthält fast ebenso viel Schleim wie der Leinsamen, weshalb er oft innerlich und ausserlich wie dieser benutzt wird, als rein schleimiges (1 Theil und 16 Theile Wasser) Mittel, als passender Zusatz zu anderen, mehr wirksamen Mitteln, besonders als Zusatz zu Drusenpulvern, ferner als Bindemittel in Latwergenmasse, bei schmerzhaften Lungenentzündungen, schmerzhaftem, trockenem Unstern, überhaupt so lange ein gereizter Zustand bei den katarrhalischen Leiden besteht.
!i) MollllsaiüiMi, 1) Semen Papaveria albl et 2) nignquot;*. Nr. 1. von Papavor ollicinale, Nr. 2. von Papaver somnil'ennn, 18. Kl. 1. Ordn. L., Familie
(i. Papaveraceae
sect;• 9^
Die schleimigen Theile sind hier mit fettem, sehr mildem Oel verbunden. 1 )ic ersteren lassen sich nicht so wie bei den vorher bezeichneten Mitteln, durch Uebergiessen oder Kochen, sondern nur durch Zerreiben der Samen mit
Inbsp; Im vcr.lurbencn, im schimmligen, im ranzigen Zustande, WO Pilze oder Feltsaure eiitstaiulen aind , wirkt der Leinkuchen innerlich zuweilen wie ein selurl'es und reizendes Mittel. Icli kenne einen Fall, WO neun Kühe zugleich durch reicliliehen Genuss solcher Leinkuclien Magen- und Darmentzündung liekamcn und drei davon starben, — Aehnliche Niichthcile hat man in mehreren Kitllen von dein Füttern der Riihsamen - Oelkuchcn beobachtet.
IInbsp; Mohnköpfe, siehe bei Opium.
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Hanfsamen, Altheewurzel mul Altlieekraut.
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Wasser ausziehen und bilden dann mit den iiligcu zugleich die Mohnsamenmilch (EmuUio Papaveris), — Diese Pflanzennüloh wirkt ausgezeichnet erschlaffend, reizniildernd und kühlend, und ist daher innerlich bei allen llaus-thieren gegen krampfhafte und entzündliche Knmkheitszuständo, namentlich gegen Koliken zn benutzen, um so mehr, da der Mohnsamen ebenso wie der Leinsamen, auf dem Lande häufig als Hausmittel ZU haben ist. Man bereitet sie, indem mau 1 Theil Mohnsamen mit K Theilcn kalten Wassers in einem Mörser recht gut zerreibt, und dann die Flüssigkeit durch Leinwand seiht. — Lei heftiger Kutziindnng setzt man ihr Salze, besonders den Salpeter, auch Oel u. a. Mittel zu. Die Gabe dieser Flüssigkeit ist für Pferde und Einder 1—2 Liter = 2—-1 Pfund, für Schafe, Ziegen und Schweine '/a Lttei' (1 Pfund), llundc und Katzen nach Verhiiltuiss der Grosso 1 Pfand bis herab auf '/ia Pfund.
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Der bh
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Mol
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ist gegen Diarrhöe der Kanarienvögel und treffliches Mittel.
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anderer kleiner Vöi
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ei ein voi
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0) Hanfsamen, Semmt Cannabis. Von Cannabis sativa, '22. Kl. B. Ordn. L., Farn. Urtlceae.
sect;. 96.
Die Hanfsamen enthalten mehr Schleim als die Mohnsamen, aber ebenfalls mit fettem Oel und ausserdem noch mit einem schwer riechenden, etwas betäubenden Stoff verbunden. Man benutzt sie am besten in einer Emulsion, die man durch Zerreiben der Samen mit kaltem Wasser (1 Theil zu 10—12 Theilen) bereitet, weniger zweckmässig in einer Abkochung mit 15—quot;20 Theilen Wasser. — Die Wirkung ist ganz ähnlich der dor Mohnsamenmilch, aber besonders wohlthätig auf die Harn- und Geschlechtsorgane, wenn dieselben sich in einem krampfhaften, gereizten oder schmerzhaft entzündeten Zustande befinden: auch bei zu grosser Aufregung des Geschlechtstriebes und zur Verhütung derselben. Ich habe sie hier mit kühlenden Salzen, mit Oel oder auch mit [Campher verbunden, oft mit dem besten Erfolge angewendet, und besonders in Verbindung mit dem letztem bei schmerzhaften Beizungen der Nieren und der Blase durch Canthariden. -- Die Gabe ist wie bei der Mohnsameiiinilch. — Aeusserlich kann man die Hanfsamen wie die Leinsamen benutzen.
7) lilbisch- raquo;der Altheewurzel und lilliiscli- oder Altheekraut, Uadix et ilerla Althaeae. Von Althaea offlcinalls, 16. Kl. 5. Ordn. L., Fain. Malvncene.
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H. Die Libi seh wurzel enthält gegen 30Proc. reinen, in kaltem Wasser ausziehbaren Schleim, ebenso viel Stärkemehl, etwas Zucker und Gummi, und eine eigenthündiche, stickstoffhaltige ä\ihstamp;nz{Äsparagin, Alt/idcin), welche durch Alkalien in eine, Säure (Asparagin-Säure) umgewandelt werden kann. Wegen des Vorhandenseins des Stärkemehls giebt die Wurzel beim Kochen mit Wasser eine viel consistentere, schleimige Flüssigkeit als bei der Behandlung mit kaltem Wasser. — Die Wirkung der Eibischwurzel ist g-anz über-
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Altliocwurzel und Altbeekraut,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 61
einstimmend mit der Wirkung der sohleimigen Midel überhaupt. Sie nährt mehr als Gummi, steht aber in dieser Wirkung dem Leinsamen nach; dabei' ist ihre Anwendung bei Entzündungskrankkeiten nicht uacktheilig, wie mauolie Thierftrzte dies glauben, Man kann sie als oinhiilleiules, orsclilalVen-dos, reiz- und schinoranildenules Mittel überall benutzen, wo die schleimig'en Mittel überhaupt angezeigt und nützlich sind. — Die Anwendung geschieht im Decoct, innerlich als Eingnss oder Einspritzung und als Clystir, üusserlicli als Waschung, auch als Augenwasser. Der Schleim wird bereitet, indem man 1 Theil von der pulverisirteu oder klein zerschnittenen Wurzel mit 20—iiü Theilen Wassers bis aui' die Hälfte einkochen, — oder, bei grosser Eile, 1 Theil des Pulvers mit 12 — 20 Theilen Wassers nur durch einige Minuten tücbtig schütteln liisst. Die Gabe des Decocts ist wie bei dem Leinsamen-schleim. Nach Erfordern der Umstände wird es mit anderen Mitteln versetzt, und oft dient es nur zur Einhüllung derselben, z. B. dos Terpenthinöls, des stinkenden Thieröls, des Kamphers, der Säuren, der Metallsalze u. dgl, Von den letzteren zersetzt der Altheeschleini mehrere, jedoch in einem etwas geringeren Grade als Quittenschleim und arabisches Gummi, und er hat daher zuweilen vor diesen den Vorzug, wenn man Biet allsalze mit schleimigen Mitteln verbunden, in Anwendung bringen will, wie z. 13. den Bleizucker bei Augenentztiudungen, hei schmerzhaften Gallen n. s. w. Mit den Gummiharzen verbindet sich der Altheoschlcim durch Reiben recht gut, und kann daher hei der Bereitung der Emulsionen aus diesen Mitteln das arabische Gummi und das Eigelb ersetzen.
Ausserdem benutzt man die pulverisirte Altheewurzel als ein zweck-mässigos Bindemittel für andere Arzneisubstanzen hei der Bereitung der Latwergen und Pillen. Sie hat vor den sonst hierzu gebräuchlichen sussen Säften (dem Honig, Syrup U. a.) den Vorzug, dass sie wohlfeiler ist, hesser bindet und dass die Latwergen nicht so leicht in Gährung und Verderbniss übergehen, als wenn sie mit diesen Mitteln bereitet sind. Auch vor dem Mehl verdient sie in dieser Hinsicht fast allgemein (aber nicht zum Binden des Chlorkalkes in Latwergen und Pillen) den Vorzug, weil dasselbe immer schmierige Latwergen macht, die sich nicht gut eingeben lassen, und die leicht in Gährung übergeben. Dagegen habe ich oft bemerkt, dass Eilleu, welche mit vielem Altheewurzelpulver bereitet sind, sich im Magen sehr langsam und unvollständig auflösen. Man darf daher hei ihnen und hei Latwergen nur so viel von diesem Pulver nehmen, als eben zur Bindung noting ist, nämlich nur etwa 30,0—45,0 zu I Pfund anderer Pulver, oder (jO,ü—90,0, wenn Salze in ganzen Pfunden zu Latwergen oder Pillen genominen werden. (;gt;0,() 1 tigr. 8 Pfg.)
b. Das Eibisch- oder Altbeekraut enthält einen ähnlichen Schleim wie die Wurzel, jedoch nur die Hälfte der Menge, und ohne die anderen Bostandtheile derselben. Man kann es wie die letztere und wie alle schleimige Mittel anwenden, benutzt es aber mehrentheils nur äusserlich, mit Wasser gekocht zu Breiumschlägen, oder das hlosse Decoct zu Waschungen, zu Clystiren und anderen Einspritzungen. Oft wird es mit Leinsameumehl, mit Leinkuchen, oder auch mit Bilsenkraut u. s. w. angewendet. Diese Breiumschläge haben vor denen, die aus Leinsamen oder Leinkuchen allein bestehen, den Vorzug, dass sie bei gleichem Umfange der Masse viel leichter sind und deshalb weniger belästigen. — Das Altbeekraut ist durch das wohl-
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G2
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Schwarzwurzel,
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feilere Malvenkraut völlig zu ersetzen, und die Altlieoblunieu sind ganz entbehrlich. (30,0 8 J'fg.)
S) Schwarz würzraquo;'!, Radix C'onsolidac majeris tt. liaih'x Symphyti, Von Sjiiipliytuin ol'ticinale, ü. Klasse 1. Ordnung !gt;., Familie Boragineae,
sect;. 97.
Sie enthält noch mein' Schleim als die Altheewurzel (nämlich ''/.j ihres Gewichts); derselbe ist jiber mit etwas Stitrkemehl, (Eiweiss?), Zucker und eisengrünendem Gterbestofif verbunden, und die Wurzel roilit sieb deshalb auch in ihren Wirkungen den schleimig-adstringirenden Mitteln an. Sie ist namentlich einhüllend, reizmildemd, gelind nährend, zusammenziehend und stärkend. Durch die beiden letzteren Eigenschaften unterscheidet sie sich von der Altheewurzel, dein Leinsamen und den meisten (ihrigen schleimigen Mitteln (mit Ausnahme einiger Malvenarten), Ihre Anwendung ist bei denselben Krankheiten zu empfehlen, wo die schleimigen Mittel Überhaupt gebraucht werden; doch passt sie nicht bei echten, athenischen Entzündungen, und besonders nicht bei Eiitziiiuliiiigskoliken; — wenigstens verdienen hierbei die rein schleimigen Mittel den Vorzug'. Dagegen ist sie bei asthenischen schmerzhaften Entzündungen, bei dgl. Blutharnen, besonders In den ersten Stadien, und bei heftigem, ruhrartigem Durchfall ein vortreffliches Mittel, welches sicli ebenso solir durch seine Wirksamkeit, wie durch seine Wohlfeilheit und dass es fast überall zu haben ist, zum thierärztlichen Gebrauch empfiehlt. (Ls( nichtofficinell.)
Die Gabe ist für Pferde mid Hinder 30,0—00,0, für Sehnte, Ziegen und Schweine 16,0—30,0, für Katzen und Hunde 2,0—1,0, alle Stunden oder bei weniger dringenden Zufällen alle 2 — 3 Stunden wiederholt.
Man wendet sie in Abkochungen an, aus 1 Theil Schwarzwurzel und 10—16 Theilen Wasser, bis zur Hälfte eingekocht, bereitet, und nach Erfordern der Umstände noch mit anderen passenden Mitteln, z. B. bei Durchfällen und gleichzeitigen krainjif'haf'ten Schmerzen im Dannkanal mit Kamillen, mit Opium n. dgl. versetzt. Schafe sollen das Decoct freiwillig und gern saufen.
Aeusserlich wirkt die gepulverte Wurzel bei Blutungen aus kleinen Gefässen blutstillend, theils indem sie die Bildung einer Kruste befördert, thcils indem sie in den Gefässen und Fasern die Zusammenziehung gelind vermehrt. — Das Decoct wirkt bei Quetschungen zortheilend und schmerzstillend; es mindert in Wunden and Geschwüren die zu sehr erhöhte Reizbarkeit und dadurch auch die Neigung zum Jucken; es bessert und vermindert die zu reichliche und zu dünne Eiterung, verdichtet etwas die Granulation und befördert somit die Heilung. Die Wurzel wurde deshalb in früheren Zeiten als eins der wichtigsten Wundheibnittel betrachtet und sehr häufig gebraucht1.
Auch kann mau die Schwarzwurzel wie die Altheewurzel als Bindemittel bei der Bereitung der Latwergen und Pillen benutzen.
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1 Man schrieb Ihr eheden fast wunderbar hellende und vernarbende Kräfte zu, und erthellte ihr davon auch im Lateinischen den Namen Consoltda, Sympliytum, und im J)eiit-soiien den Namen lit; in well.
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Klettenwurzel, Malvenkraut, Wollkraut,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 63
ft) RleUenvurzel] liadiz Bardanae.
Von Arotlnm tomentosum s. Arctiu)ii Bardana, 19. Kl. 1. Ordu. !gt;., Pam, Äoarnaceen,
sect;• 98,
Reicli an Schleim, mit Stärkemehl und etwas bitterem Harze; wirkt auf die Verdauungseingeweide kaum bemerkbar, vermehrt aber in müder AVei.se tlie Diitrese. #9632;— Aeusserlich benutzt man sie zum Waschen bei Flechten, bei juckender Haut und beim Ausgehen der Haare.
Die Gabe ist innerlich wie bei der Schwarzwurzel, am besten, wie auch äusserlick, als Abkochung, aus 1 Theil Wurzel und 12 Theilen Wasser oder Hier, bis zur lüilfte eingekocht, bereitet.
Die frischen Klettenblätter und der aus ihnen und der Wurzel gepreaste Saft wirken älmlich und werden hin und wieder von den Landleuten bei Verbrennungen, bei Verwundungen und Geschwüren mit gutem Erfolge benutzt. (30,0 1 Sgr. 2 Pfg.)
10) Malvenkraut, Ucrba Malvae. sect;• W-
Die verschiedenenMalven (namentlich die rundblätterige,ü/.roiwndi/'oKa, \iiul die Wald- oder wilde Malve,il/,Ä#weslt;m) enthalten in der ganzen Ptiauze, vorzüglich aber in den Blättern, eine ziemliche Menge Schleim, der abci in der rundblätterigen Malve mit etwas zusammenziehendem Stoff verbunden ist. — Die Wirkungen dos Malvenkrautes sind denen des Altheekrautes fast gleich, es ist daher auch in Gabe und Verbindung ganz wie dieses anzuwenden, hat jedoch noch vor dem Altheekraut den Vorzug, dass es leichter zu haben und viel wohlfeiler ist, da es überall wild wäciist. (Nicht officinell.)
Aeusserlich als Decoct (15—30 Grm. zu 240—.quot;SGO Q-rm, Colatur) zu Waschungen, warmen Bähungen und Einspritzungen, als Brei zu l m-schlägen.
Die Malvenblumen enthalten aussei' dem Schleim etwas farbigen Ex-tractivstoff, wirken schwächer als das Kraut, und sind gänzlich zu entbehren.
II) Wollkraut, Röiilgskeiïdikraiit (und Kamen),Berba etFlores Verbaiei. Von Verbascum Thapsus, 5- Kl, 1. Ordn., Farn, Porsonatae.
sect;. 100.
Die Blätter des Wollkrauts besitzen ziemlich reinen .Schleim, die Blüthen etwas fettes Gel, Schleiinzucker und einige andere Bestandtheile in geringer Menge. (Beide nicht officinell.)
laquo;. Die erstcren können als ein sehr wohlfeiles Ersatzmittel für Leinsamen, Altheekraut u. s. w,, besonders zum äusserlichen Gebrauch dienen, wo sie, im Decoct oder als Breiumschlag angewendet werden. Die Gabe und Verbindung mit anderen Mitteln ist wie bei dem Altheekraut.
//. Die Wbllkrauthlumen wirken gelind erregend auf die Schleimhaut der Kesjiirationsorgane, und befördern daselbst die Absonderungen, Sie sind gegen Katarrh und Husten, jedoch vorzüglich nur bei kleinen Hausthicren
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Mehl.
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und mir als wohlfeiles Hausmittel in Anwendung zu bringen, übrigens aber zu entbehren. — Man giebt für Katzen und Hunde #9632;2,0—4,0, mit 8 Theilen beissen Wassers Infuudirt und gut durchgeseiht, tKglioh vier- bis sechsmal.
A um e rkun g. Melirovemuloresclileimlialtige Mittel, wie z. 1!. der F lö hs am c n (deinen l'syUi), das Bnflattigkrant^//laquo;ria FmsüaginisJ, das Bttrontraubenkraut und die
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Lelnnbrei gemengt
bleibt, mohr erweicht, und sich nicht in so __
wie jener. ICr inuss gewöhnlich durch längere Zeit fortgesetzt, aber täglich mit frlsobein
gewechselt und oft mit kaltem Wasser begossen worden.
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Dritte Abt hei lung. Mehl- und stärkemehlhaltige Mittel. (Med, farinosa et amylaeea.)
sect;• 101.
Das Mehl (Farina) findet sich als ein natürlicher Bestandtbeil in den Samen der (i ras- undGetrcidearteu, in vielen Hülsenfrüchten und in manchen Wurzeln und Knollen. Es hat als nähere Bestandtheile hauptsächlich das Stärkemehl oder Kraftmehl und den Kleber in verschiedenem Ver-hältniss, und nebenbei Pflanzoneiweiss (Fibrin, Casein, Leijumii/), Zucker, Dextrin und Schleimsnbstanzen.
(i. Das Stärkemehl (Amylum) liegt in den Pflanzenzelleu in kleinen Körnchen, die aus einer ebenfalls aus Stärkemehl in feinen Schichten be-stclicndcn Hülle und im ganz frischen Zustande aus einem dickflüssigen Inhalt gebildet sind. Mau gewinnt es durch Einweichen, Auskneten und Auswaschen der mcblhaltigen Getreidesamen, der Kartoffeln u. a. Knollen und Wurzeln, In denen es neben Kleber, Schleim u. s. w. von der Natur erzeugt ist. Das Amylum erscheint als ein weisses Pulver, das in Alkohol und kaltem Wasser unlöslich ist, mit heissem Wasser eine schleimige Flüssigkeit bildet, die beim Erkalten zu einem gallertartigen Kleister wird ; durch verdünnte Schwefelsäure wird es in Dextrin (SUirkegummii, bei längerer Einwirkung der Säure in Stärkezncker verwandelt. Aetzkalilauge wirkt auf Stärkemehl #9632;wie heisses Wasser; Kalk, Baryt, Bleioxyd geben mit ihm unlösliche Verbindungen. Auf die meisten Metallsalze verhält sich Stärkemehl indifferent. Durch Jod in grösserer Menge wird es schwarzblau, in geringerer Menge aber violet gefärbt, und Galläpfeltinctttr macht aus Stärkcabkocluing einen blass-
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Stärkemehl, Mehl.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 65
gelben Niederschlag. Alkohol, Antlior; ätherische und fette Oele haben keine Wirkung auf das StHrkemehl. Diese Eigenschaften finden sich in jeder Art von Stttrkemebl ftist gmx ttberoinstimraend, so dass dasselbe in den verschiedenen Pflanzen von gleichartiger Beschaffenheit zu sein scheint, Es reaglrl weder saner noch alkalisch, und es besteht chemisch aus Kohlenotoff, Wasser Stoff und Sauerstoff (C18B^0Oio).
Bei der Anwendung auf den Thierkörper wirkt das reine Stärkemehl innerlich als ein mildes, leicht verdauliches Nahrungsmittel. Es wird hierbei durch den Speichel schon im Maule, noch mehr aber im Darm in Gummi (Dextrin) und Traubenzucker umgeändert1. Oertlich wirkt es, mit Wasser in Vorhindung, erschlaffend, reizmildemd, wie die schleimigen Mittel; als Pulver wirkt es gelind austrocknend ohne zu reizen. Man benutzt es als er nährendes Mittel bei schon etwas geschwächter Verdauungskraft, wo es nicht so leicht die Beschwerden wie das Mehl erregt; namentlich giebt man es bei dem Starrkrampf, bei Lähmungen, boi erschöpfendes Durchfällen u. s. w., entweder mit 12—16 Theilen wannen Wassers abgerührt, oder mit 20—26 Theileu desselben gekoclit, als Einguss oder Clystir, oder mich in Latwergen und als Hissen. — Als Arzneimittel benutzt man es innerlich und äusserlich wegen seiner einhüllenden u. a. Wirkungen bei Entzttndungen, Maulweh (sect;sect;• 77,92), bei Verbrennungen, Anätzungen u. dgl. statt der schleimigen Mittel, denen es aber bei Vergiftungen mit Metallsalzen nachsteht, weil es dieseSalze nicht zersetzt oder unlöslich macht. Dennoch ist es gegen Sublimatvergif-tungen empfohlen. — Die Gabe ist für Pferde und Kinder G0,0—120,0, für Schafe, Ziegen und Schweine 16,0—60,0, für Hunde 8,0—16,0 täglich (i—8 Mal. Zu Clystircn nimmt man für die grossen Thicre 15,0—30,0, für die kleinen Thiere 2,0—8,0. Es wird auch als Lindemittel für andere Arn aeistoffe bei der Bereitung der rillen und Latwergen, und zum Ausfüllen der Kastrirkluppen, oder vielmehr zur Aufnahme des in die Sinne derselben ge brachten Aetzmitfels benutzt,
b. Der Kleber, Getreide- oder Weizenstoff (Oluten vegetabile, Colla, Phytocolla), enthält aussei- Kohlen-, Wasser- und Sauerstoff auch Stickstoff, scheidet sich durch Auswaschen des Mehls dorGetreideartcu u. s.w. von dem Stärkemehl, ist eine zähe, stark klebende Masse, löst sich in kaltem Wasser sehr wenig auf, fault, leicht, und verhält sich dann dem faulen Käse ähnlich , auf mehrere Metallsalze wirkt er zersetzend; mit Stärkemehl und Wasser gemengt, bildet er bei mittlerer Temperatur der Luft Dextrin und Zucker. Er ist daher in dem gewöhnlichen Mehl ein mehr nährender Bestandtheil, wird aber für sich allein nicht benutzt,
sect;. 102.
Das Mehl wirkt seinen Bestandthoilen entsprechend. Es wird boi innerlicher Anwendung von allen Tbieren verdaut, dabei grösstentheils in Traubenzucker (Stärkozncker) umgebildet, und es nährt reichlich, besonders in der Richtung der Fettbildung. Die mehligen Mittel gehören deshalb zu den wichtigsten Nahrungsmitteln, besonders für pflanzenfressende Thiere; aber auch die Fleischfresser können dabei gut bestehen, und zwar, wie es
'Tlodemann und dmolin, die Verdauung nnoli VerBucliBU, [leldolberg isüü s iso n, f.
EtnRTWKraquo;, Ar/miiniiltüllc'liro, ;quot;,, AnfitlgOnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 5
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Mehl, Weizen.
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scheint, um so mehi', je reicher diese Mittel jui Kleber sind, da dieser sich in mehrfacher Hinsicht der thiorischen Gallerte fthnlioh /-laquo;'igt. Doch verlangen die mehligen Mittel immer noch wenigstens einen massigen Grad von Ver-dauuugskraft; denn wo diese zu sehr gesunken ist, gehen sie im .Magen und Darmkauul leicht in saure Giilirung' über, wo sie dann Öiture, Blähungen, Verschleimnng und als weitere Folge selbst Krampte und Koliken verursachen können. Diese nachtheiligen Wirkungen entstehen besonders dann, wenn bei schwacher Verdauung die mehligen Mittel zu reichlich und zu anhaltend, ohne gehörige Beimengung anderer Nahrungsmittel gegeben werden. — üert-lich zeigen sie die einhüllende, abspannende mul reimnildernde Wirkung der indifferenten Mittel, stehen aber darin den schleimigen Mitteln nach. — Auf mehrere Metallsalze, namentlich auf Quecksilber-Sublimat und Kupfersalze wirken diese Mittel zersetzend, und gehen mit ihnen schwer lösliche Verbindungen ein. tSie zeigen diese Wirkung um so mehr , je reicher sie an Kleber sind.
sect;. 103.
Die mehligen Mittel sind indicirt in Krankheiten, wo allgemeine Schwäche und Abmagerung besteht, und besonders, wenn diese Zustände dur.ch vorausgegangenen Nahrungsmangel, durch übennässige Anstrengung, durch Öäfte-verlust, durch Fieber u. s. w. entstanden sind. Dagegen darf man sie nicht anwenden, wenn der Bildungsprocess stärker als im normalen Zustande hervortritt; daher nicht bei Entzündungen und bei Fiebern mit athenischem Character. — Wo Schwäche und Torpidität, oder entgegengesetzt, ein hoher Grad von Reizbarkeit im Magen und Darmkaual zugegen ist, dürfen sie nur vorsichtig angewendet werden. — Ihrer örtlichen Wirkung' wegen benutzt man diese Mittel innerlich bei Vergiftungen durch scharfe, besonders durch metallische Substanzen, bei Durchfällen, bei derHarnruhr und bei dem asthe-oischen Blutharnen; äusserlich bei Entzündungen und Excoriationen, um einzuhüllen und zu erschlaffen, oder auch um die Eiterung zu befördern.
Auch dient das Mehl als Bindemittel und zur Einhüllung anderer Medicamente, ist jedoch nicht für alle Fälle passend; denn es macht mehren-theils die Latwergen etwas kleisterig, so dass sie sich nicht so gut eingeben lassen, wie die mit Altheewurzelpulver bereiteten; es befördert die Gährung und dadurch das Verderben der Arzneien, und macht viele Metallsalze zum Theil oder ganz unwirksam.
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I) Wellen, TnÜcmn, Semen Trillci.. Von Triticum sativum, 3. Kl. 2. Ordn., Kam. der Grüner.
sect;. 104.
Die Weizenkömer enthalten ein sehr feines, weisses Mehl, welches aus Stärkemehl (50—75 Proc.) und aus Kleber (11—;i8 Froc.) besteht, somit au Nahrnngsgehalt reicher ist, als das aus den übrigen Getreidearten, deshalb am meisten nährt, aber auch leicht säuert. Als Nahrungsmittel wird der Weizen wenig benutzt, weil er im Allgemeinen zu theuer und ausserdem ihr Pferde etwas schwer verdaulich ist. beides gilt auch von dem Weizen-m ch le C/'c(W//(( Tritici), Man giebf dasselbe kranken, sehr schwachenThieren
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Weizer.laquo;.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; (37
unter den in sect;sect;, 102,108 bezeichneten Umständen (Pferden a. Rindern gegen 860,0 — 1080,0, Sohafen, Ziegelaquo; und .Schweinen 180,0 — 540,0, Hunden nach ihrer Grosse, Gü,U—180,0 pro Tag), gewöhnlich mit Wasser zu-sammengertthrt nls Mehltrank, welchen sie gern saufen, der aber in reinen Gelassen recht oft erneuert werden muss, weil er bald sauer wird. Als Heil mittel wendet man dnnntliissigc Mehltriinke, als sogenanntes Maulwasser bei dem Maulweh an, und zwar bei heftigen Schmerzen rein oder mit Milch oder Halme gemengt, später, und bei üblem Geruch aus dem Maule, mit Zusatz von etwas Essig oder Saksäure, Kochsalz oder -Salmiak. — Als Bindemittel benutzt gilt das hierüber vom Mehl im Allgemeinen Angegebene (sect;. 103). — Das über dem Feuer braun geröstete Mehl enthält empyreunmlische Bestand-theile und wirkt zugleich gelind reizend. Es ist bei Eingeweidewürmern empfohlen. — Das Weizenmalz wirkt fast tthnlich, ist, aber durch seinen Gehalt an Zucker und Gummi noch mehr auflöslich und leicht verdaulich. Es kann bei grosser Schwäche, bei Cachexie, Diarrhöe und dergl. Zuständen nützlich sein. Gabe, wie vom Mehl.
Weizen-Stärkemehl verhält sich wie das Stärkemehl überhaupt. — Das Weizenbrot ist mehr nährend und leichter verdaulich als das Weizenmehl, da dasselbe durch die Brotgährung und durch das Backen bedeutend umgewandelt ist; es wird aber, des J'reises wegen, nur für kleine llausthiere, denen man einen eingebildeten Worth beilegt, als Nahrungsmittel benutzt. Aeusserlich ist es, mit Wasser oder Milch zu einem Brei gekocht, als ein erweichender, schmerzstillender Umschlag zu gebrauchen. Die Weizenkleie (Fiir/nr Tritici) enthält die bei dem Mahlen der Weizeukiirncr von dem Mehl getrennten Hülsen derselben, in Verbindung mit Kleber und mit noch einer geringen Menge Mehl. Sie ist ziemlich leicht verdaulich, nährt aber für sich allein nur wenig, erschlafft die Verdaimngscingeweide, verursacht bei Pferden, die au ihren (Jeuuss nicht gewöhnt sind, in der ersten Zeit einen mehr weich und locker abgehenden Koth, zuweilen selbstEaxiren, und reichlich gefüttert veranlasst sie oft Uiiverdaulichke.it und Kolik. Pferde und Kinder werden zwar bei starker Kleifütterung und bei weniger Arbeit, gewöhnlich recht wohlbeleibt und ansehnlich; sie haben aber dabei schlaffe Fasern und sehr lockeres aufgedunsenes Zellgewebe, und ermatten und schwitzen viel leichter als bei Körnerfutter. Die Wirkung der Kleie als Nahrungsmittel ist daher der Wirkung der schleimigen Mittel sehr ähnlich. — Sie ist wegen ihres geringen Nahrungsgehaltes bei Eutzündungskrankhoiten, und wenn das Kauen und Schlucken des Körnerfutters und des Heues erschwert ist, wie z. E. bei Druse, bei Halsentzündung, bei schmerzhaftem Husten, bei Ver-wundungen im Maule, auch bei Hartleibigkeit und dergl. anzuwenden. — Mangiebt sie am besten mit etwas Wasser angefeuchtet und oft auch mit Häcksel gemengt zum Putter; oder in Wasser eingerührt als Getränk (Kleitrank). — Beides muss, besonders im Sommer, oft erneuert werden, weil es leicht sauer wird. — Mit Wasser gekocht und durchgeseiht, giebt die Kleie eine schleimige Flüssigkeit, die recht gut zu Clystiren zu benutzen ist, und mit warmem Wasser zum Brei gemacht, ist sie zu erweichenden Umschlägen, besonders am Hufe, sehr brauchbar, und ihrer Wohlfeilheit wegen dem Altliee-krant, Leinsamen u, s. w. vorzuziehen.
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68nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Gerste.
!4) flcislc, ftordeum, Semen Tlmtfei Von Qordeum vnlgai-o, II. distlclion, 11. hexnstlohon, :). Kl. 2- Ordu. Ui Pain. d. QrSiior.
sect;. 106.
Die Körner der Gerate enthalten nach Einhof (57 Proo. Stitrkemehl mul Kleber, nach Proust 87 Proo. StÄrkemehl mul öerstestoff (Hordeïn) iu so inniger Verbindung, dass diese Stoffe auf die f;'ew'öliiiliclie AVcisc durch blosses Wasser nicht von einander zu Boheideu sind. Unter geeigneten Um-stitnden wandelt sich ein grosser Theil dieser Stoffe in Dextrin und Zucker um; sie ist daher wohl stark ntthrend, aber schwer verdaulich, und da sie iu Verbindung mit Feuchtigkeit leicht und schnell in Ktiure Gähnmg übergeht, so erzengt sie die bei den mehligen Mitteln im Allgomoineu und bei der Weizenkleio angegebenen VerdauungsMiler sehr leicht. Sie ])asst daher als Nahrungsmittel nur für solche Pferde, die gesunde und. kräftige Verdauungsorgane besitzen. Dennoch wird sie als l't'erdefntter in manchen Gegenden sehr häufig und im Orient fast allgemein benutzt, und auch in manchen Gestüten den edlen Hengsten, besonders während und nach der Heschiüzeit gegeben. Man muss jedoch bei ihrem Gebrauch vorsichtig, nach und nach bis zur vollen Kation steigen, und sie am besten im gequollenen Zustande (12—241 Stunden in Wasser geweicht) geben. Nach Waldinger's Angabe1 benutzen sie die Pferdehftndler, um ihre Pferde bald dickleibig zu machen ; sie nehmen Gorstenschrot, bearbeiten dasselbe mit vielem Wasser, seihen dann nach einer halben Stunde das Flüssige ab und geben es als Trank, das übrige Gröbere aber mit Häcksel gemengt zum Futter. Solche Pferde fallen dann beim Haforfutter wieder ab, misten im Anfange weich, schwitzen und ermatten sehr leicht. Dem Rindvieh, tlcn Schafen und Schweinen gereicht dagegen die Fütterung mit gequellter oder mit geschro-tener Gerste, und der daraus bereitete Trank bei und nach asthenisebeu Krankheiten zu einem der besten Nabrungs- und Stärkungsmittel, welches auch zum Mästen für sie mit Nutzen gebraucht wird, — Als Heilmittel wird die Gerste vom Volke gern zu Dampf- oder Dnnstbädcrn hei katarrhalischen Krankheiten (bei Druse, Strengel, Bräune und Lungenkatarrh) in der Periode der entzündlichen Beiznng benutzt, um die Trockenheit und Spannung der Schleimhaut zu mindern und die Absonderung des Schleims zu befördern. Man kocht sie für diesen Zweck mit. Wasser bis die Körner aufplatzen, lässt die Flüssigkeit etwas abkühlen und dann ihren massig wannen Dunst einathmen, indem man gleichzeitig den Kojff und Hals der Tbiore von oben her mit einer Decke bedeckt. Die so bereiteten Dämpfe enthalten aber keinen aufgelösten Schleim, wie man sonst irrthnnilich glaubte, sondern sie wirken allein durch Feuchtigkeit und Wärme. — Gerstenmehl besitzt, die Eigenschaften der Gerste und ist, wie das Weizenmehl zu benutzen. — Gerstenmalz (Maltim Jlnrdci) enthält viel, durch den Kei-mungsprocess gebildetes Dextrin und Zucker; es ist leicht verdaulich, daher noch mehr nährend als die rohe Gerste, und im braunen Znstande ist es etwas mehr erregend als die letztere und als das Weizemnalz Man giebt es als Nahrungsmittel schwachen Pferden und Rindern zu J Pfund, täglich
; NnlirmiRraquo;. und TTollmlttollehre 8. 8.'i,
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Gerste, Roggennbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;(gt;!)
,')—-1 Mal. Bei Durcliftlllou, lt;lio iiiclil mit vorstürktor Roizbarkoit verbunden
sind, mindert es dio KntIcrriinfgt;,ou, bosondors wenn es braun geröstet ist. So ist es auch bei der Fäule und bei den Lungenwtlrmorn dor Schafe, wenn das Uebel noch uielit /.n weit si'dielien ist, ganz wratlglich wirksam. Für fünfzig Scliat'e lässt man '/t Scbeffcopy;! braun geröstetes Mal/, in 60 Quart Wasser bis zum Weicbwcrden kw.ben, set/.t dann '2 Pftind Waohholder-bccrenpulvor und '2 Lotb Eisenvitriol hinzu, und g'iobt das Ganze nach dem Erkalten zum Getränk. — Das liier (Cerevisia), dnrcli das Brauen aus dem Malze der verschiedenen Getreidearten, vorzüglich aber aus uem Gcrstonnialz bereitet, enthält nährende Bestandtheile in Verbindung mit etwas Spiritus, und gewöhnlich auch mit zugesetzten bitteren, aromatischen Stoffen. Es wirkt nährend und stärkend und kann entkräfteten Thiereu, z. B. zur Zeit der Geburt, wenn die Weben zu schwach sind, und in ähnlichen Fällen gegeben werden. Man kocht es mit Brot und setzt nach Bcdürfuiss der Umstände aromatiselie Mittel, Branntwein oder Wein hinzu. — Bier beten, siehe Kohlensäure, IX. Klasse. — Die nach dem Brauen zurückbleibenden Trebern oder dio Seihe geben für Kühe, Schweine, Schafe und Geflügel ein brauchbares, der Kleie ähnliches Futter, welches aber sehr leicht säuert.
S) Roggen, Secak, Semen Seoulia Von Socate aarenlo und aesltvuin, #9632;'!. Kl 2. Ordn. L., Farn. d. Gräser.
sect;#9632; tf,t'.
Der Roggen (das Korn) enthält, nach Ein bot', an Stärkemehl 61, und an Kleber gegen 10 Proc.; aussordein eine Quantität Gummi in Verbindung mit dem Kleber, durch welches letzterer auflöslich in Wasser wird. Der Roggen säuert unter allen Getreidearton am schnellsten und ist für Pflanzenfresser vorhältnissinässig auch am schwersten zu verdauen. — Er nährt sehr stark, ist aber als Nahrungsmittel wieder nur tür solche gesunde Pferde, welche kräftig verdauen und die schwöre Arbeit verrichten müssen , geeignet; dabei muss er aber vor dem Füttern wenigstens eine Stunde in Wasser eingeweicht, oder wenigstens bei dorn Füttern gut angefeuchtet und mit 3 läcksol geinengt werden; auch müssen die Thiero erst allmälig an seineu Genuas gewöhnt werden, und nach dem Abfüttern die zur Verdauung nöthige Hube erhalten. Ohne Beachtung dieser Vorsichtsmassregohi, oder zu reichlich gegeben, verursacht er leichter als die übrigen Kämerarten Unvordaulichkeit, heftige Koliken (hei dem Bindvieh und den Schafen Aufblähung), Anlage zum Koller, zur periodischen Augenentzttuduug iiud isum Erblinden, Bei Pferden, die an seinen Genuss nicht gewöhnt sind, bewirkt er oft heftigen acuten Rhenmatisnuis und bösartige Hufeutzündung (das sogenannte V e r-füttern oder Verschlagen). Alle diese üblen Folgen entstehen besonders leicht durch frischen (d. h. erst geernteten) Roggen, mit dem man kaum vorsichtig genug sein kann. — Der geschroteue Roggen und das Roggen in eh 1 sind als Nabrungsniittel fast ganz dem Roggen gleich, aber etwas leichter verdaulich, namentlich gekocht; leiehterverdaulich n. nahrhafter ist das Roggenbrot, bei kleinen Haust bieren aber dem Weizenbrote nach' zusetzen, Schrot, Mehl, Brot und Idole wendet man äusserlich zu Breium
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Roggen, Hafor,
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Kclila^pii an, ilas Mehl aurli zu sogenannten Maulwässern- — I**1'' Sauerteig (Fermmituvi), d. li. flcr in saure Gähruug ilbergegangone Teig, wirkt imici'licli kühlend und erfrischend, änsserlioh hei längerer Berttbrang der unbehaarten Haut aber gelind reizend. Man rührt ihn mit vielem Wasser ab nnd giebt ihn so als Getränk, hei entzündlichen Fiebern mit aathenisohem Character, besonders im Sommer, hei dem Milzbrande, bei der Lungenseuche und dgl.; äusserlich benutzt man Ihn zu reizenden Breiumschlägen als ein schickliches Vehikel, #9632;/„ B, für das Senfsamenpulver hei der Bereitung des Senfteiges oder des sogenannten Senfpflasters. — Die Boggenkleie wird für etwas nahrhafter gehalten als die Weizenkleie, hat aber übrigens dieselben Eigenschaften wie diese und ist auch wie sie zu benutzen. — (Branntweinschlempe siehe hei den Spirituosen Mitteln, V, Klasse, und das Mutterkorn hei flcn narkotischen Mitteln, VII. Klasse.)
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4) lliifVr, Avcna, Semen Avenae. Von Avena sativa, 3. Kl. 2. Ordn. !/., Fam. d, Gräser.
sect;. 107.
Der Hafer besitzt weniger Stärkemehl (in 100 Theilen Hafermehl nur 59 Theile) als der Weizen und der Roggen, und mchrentheils auch weniger als die Gerste; Kleber enthält er (nach Vogel's Untersuchung) nur gegen 4 Proc.; dabei auch etwas Schleimzuckcr, Eiwciss und einen ganz schwach nach Vanille riechenden Stoff'. Hieraus lässt sich entnehmen, dass er weniger intensiv nährt, als die übrigen Getreidearten; dafür ist er aber auch leichter verdaulich, säuert später und bläht weniger auf als diese. Ä.iis diesen Gründen und der Erfahrung zufolge, ist der Hafer für Pferde das geeignetste Körnerfutter, bei dem sie am besten gedeihen und am wenigsten den bei der Fütterung mit Weizen, Gerste und Koggen so leicht entstehenden Vor-danungsbeschwerden u. s. vv, ausgesetzt sind. Bei kranken Pferden, denen Körnerfutter zur Stärkung nützlich ist, verdient deshalb der Hafer den Vorzug vor allein andern, besonders wo Schwäche der Verdauungseingeweidc besteht. Auch für die übrigen pflanzenfressenden Thiere ist er ein recht gesundes Nahrungsmittel. Doch kann er auch, wenn er zu reichlich oder unvorsichtig, besonders solchen Pferden gegeben wird, die an seinen Genuss nicht gewöhnt oder die zu sehr erhitzt sind, ähnliche Nachtheik erzeugen wie der Koggen. Wenn er dumpfig oder schimmelig ist, verursacht er bei Pferden leicht Blutrerderbniss, infolge hiervon Husten, Earzathmigkeit (Dämpfigkeit), sehr oft die Harnruhr und Cachexic. — Den braun gerösteten Hafer (Aomu tostet) giebt man mit Nutzen gegen den Durchfall der Pferde (besonders der Füllen), Schafe, Ziegen und Schweine, wenn derselbe in Schwäche und Reizlosigkeit der Verdauungseingeweidc begründet ist. Noch wirksamer ist hierbei dies Mittel, wenn man es mit braun gerösteten Linsen ('/a bis die Hälfte) gemengt giebt. -— Hafergrütze (Avena decorti-eatns.excorticata) wird in Abkochung mit Wasser (.')0,()Hafergriitzo zu 4 Pfd.) oder Milch oder Fleischbrühe als ein mildes, nährendes, leicht verdauliches Mittel, besonders für Hunde, bei grosser allgemeiner Schwäche., bei krank-
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1 Waldingar, Nahrungif and Hcilmiitol der Pferdlaquo;. Wien 181G. S. laquo;2.
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Lilimclisclics Moos.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;71
harter Reizbarkeit dor Verdaiuings- und llGspiratïotiBorgaiie, bei Durchfall ii. k. w, mit gutein Erfolge innerlich angcwondel , oder als Vehikel für andere Arzneimittel benntzt. Hie dnrohgoseihte Flüssigkeit von diesen Abkochungen wird zu nährenden, oder zu reizmildernden, schleimigen Cly-stiren, zu liäliiingen und dgl. wie die schleimigen Mittel gebraucht. Doch ist der Ilaf'crgiiitzscliloim keinesweges dorn reinen Schleim von .Altlieo, von Leinsamen u. s. w. gleich, sondern durch seinen weit grosseren Nahrungsgehalt von diesem sehr verschieden. Mit wenigein Wasser oder Milch zum Brei gekocht, dient die Hafergrütze als erweichender Umschlag ganz so wie der Leinsamen und Leinkuchen.
5) Isländisches Moos, islandlsflic Flechte, Liclien iüandiou*.
Von Cetraiin Islandloa, 24. Kl. 3. Ordn., Farn, rtcr Suluisselfkuhteu
(Panneliiiceac).
sect;. 108.
Das isländische Moos enthält als vorwaltenden Bestandtheil 40—45 Proc. eines eigenthümlichen Stärkemehls (Lichenin), mit herbem Bitterstoff verbunden. — Dieses Flechtenstärkemehl kommt im Wesentlichen mit dem gemeinen Stärkemehl tiberein, unterscheidet sich aber von ihm dadurch, dass es in der concentrirten Abkochung der Flechte beim Erkalten eine Gallertc giebt, welche vom Jod braungrau gefärbt wird. Es löst sich in verdünnten Säuren auf (also auch im Magensaft) und bildet bei längerer Einwirkung derselben Dextrin and Zucker. Der Bitterstoff der isländischen Flechte löst sich etwas in kaltem, mehr in heissem Wasser, in Weingeist und in wässerigen Solutionon von kohlensaurem Kali, und durch letztere ist er ganz zu entfernen, so dass das Stärkemehl allein in der Flöchte übrig bleibt. — Diesen Bcstandthcilen gemäss kann das isländische Moos, je nachdem es von dem Bitterstoff befreit, oder mit demselben angewendet wird, ebenso gut als ein mildes, leicht verdauliches und doch intensiv nährendes Mittel, oder als ein blos einhüllendes, reizminderndes, und als ein gelind tonisches Heilmittel wirken. In letzterer Beziehung zeigt es eine vorherrschende Richtung auf die Schleimhaut der Respirationsorgane und des Verdauungskanals, und ebenso auf'eiternde Flächen; es vermehrt daselbst den Tonus ganz allmälig, vermindert und verbessert die Absonderungen, und beschränkt den Z ersetzungsprocess.
Das Mittel dient blos zum innerlichen Gebrauch und ist angezeigt, wo Schwäche mit zu grosser Reizbarkeit, Abmagerung, zu reichliche Absonderung, und besonders zu starke Schleimsocretion zugegen ist. Man gebraucht, es daher namentlich : gegen Vereiterung der Lunge, gegen schwindsüchtige Abmagerung bei gleichzeitiger chronischer Schleimabsonderung in der Luftröhre und Lunge, daher auch bei chronischem Husten mit vielem Schleimauswurf, bei der Kurzatlnnigkeit, die oft unmittelbar nach Lungenentzündungen zurückbleibt und in blosser Schwäche und Reizbarkeit der Respirationsorgane besteht, und bei chronischem Durchfall. Es muss immer durch einige Zeit fortgebraucht werden, ehe man bei den Krankheiten der Respira-tionsorgaue einen guten Erfolg siebt, und oft erleichtert es dieselben nur.
Die Gabe ist für Pferde und Rinder 30,0 90,0, für Schafe, Ziegen und Schweine 15,0—80,0, für Katzen und Hunde 2,0—8,0, täglich 3—4
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K.'ntoll'chi, [iUlsenfrUchti
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Mal. Dio Ajiwondung gosohiehl (lioils fein gepulyort in Latwergen mul Pillen, tlioilü zerschnitten in Doooot. In der Latwerge ist es zwar nicht ganz so mild und luiclit verdaulich wie im Decoct, besitzt aber seine volle Bitterkeit und wirkt deshalb mehr tonisirend; — im Deooot mindert sich die Bitterkeit in dem Verhaltniss, je länger das Kochen dauert, und die Flüssigkeit wird zuletzt ein ganz dicker Schleim. Man nimmt gewöhnlich 30,0 zerschnittenes Moos auf 360,0—640,0 Wasser und kocht es bis zur Hälfte ein. Die Entfernung des Bitterstoffes durch kohlensaures Kali ist #9632;/.um Gebrauch für die Thiere nicht, noting; deun will man blosses Stärke meld geben, .so ist das Ainylum wohlfeiler und leichter anwendbar. (30,0 = 10 Pfennige.)
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sect;. 109.
Zu den meld- und stärkehaltigen, aber als Heilmittel wenig benutzten .Substanzen gehören noch:
a.nbsp; nbsp;Die Kartoffeln ('Tiiluru Solaiii tuberosi, 5. Kl. 1. Ordn., Familie Solaneae). Sie enthalten neben 66 Proc. Wasser gegen 25—30 Proc. trockene Substanzen, und unter denselben 10—18 Theile, zuweilen selbst 24 Theile Ainylum, welches im Herbst und Winter reichlicher vorhanden ist, als gleich nach der Ernte und spät im Frühjahre. Ausserdein findet sicli in ihnen etwas Fiweiss, Fett, Gummi, Spargelstoff, Extractivstoff, Salze, und wenn die Kartoffeln anfangen zu keimen entstellt in ihnen auch das Solanin.
—nbsp; Sie sind leicht verdaulieb, sehr nahrhaft, aber durch ihre grosse Menge Feuchtigkeit erschlaffend. Sie können daher, besonders im rohen Zustande, als diätetisches Heilmittel bei entzündlicher Beizung der Bespirationsorgane, der Augen, dos Gehirns und der Nieren, bei Neigung zu Leibesverstopfung, bei Abmagerung und schlechtem Haar der Pferde besonders nach vorangegangenen Entzündungskrankheiten, angewendet werden. Aeusscrlich dient der Brei von zerriebenen rohen Kartoffeln als ein kühlendes Mittel bei Vor-brennungen, derselbe muss jedoch immer nach fünf Minuten erneuert worden.
—nbsp; Das K art of fel kr aut (Herta Solan, tuber.) ist in seineu Wirkungen noch nicht gehörig geprüft; sehr wahrscheinlich verhalten sich dieselben aber anders, als die des Grases, Klees und dergl. Bei Kühen sah man von dem reichlichen Genüsse des Krautes Vergiftungszufällo entstehen; dagegen heilte und verhütete Haubner durch das Füttern dieses Krautes bei Schafen die sogenannte lUutseuche. In wie weit das in den Samen und in den Keimen der Kartoffeln enthaltene Solanin auch hier wirksam sein mag, ist noch niebt eiinittolt. Das letztere hat bei kleineren 'Phieren (Kaninchen und jungen Schweinen) Betäubung, Krämpfe und selbst den Tod, bei Hunden aber nur Erbrechen gemacht. Die Mauke des liindviehos soll angeblich entstellen, wenn Solanin in der Kartoffel- Branntweinschlempe enthalten ist.
b.nbsp; nbsp;Die Hülsenfrüchte, namentlich: Erbsen (Sem, iPw), Bohnen ((S'. Phaseoli u. S, Fubue), Linsen (S. Ervi), Wicken (igt;. Ficiae) undEupincn (Sem. Lnpini). Sie sind sämmtlich sehr reich an Pflanzcneiwciss und Kleber mit Stärkemehl, daher nähren sie stark, aber erhitzen und blähen auch sehr. Als Heilmittel benutzt man blos die gerös'tetcn Li nson gegen solche Diarrhöe, die aus Erschlaffung und ans zu wässeriger Nahrung ent-
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M
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Bucliweizon SUsbo gt;riii''lnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 73
standen ist (s. sect;. 107J. — Dio Lnpinensamen, welche auch herben Bitterstoff enthalten, sind roroii die Fäule, lileichsndit, Egci- und Lungenwflmer-krankbeit der Schafe als Präservativ- und Heilmittel sehr gelobt.
o. 13io Buobweissensamen (Sem. Polygoni Fagopyri, VIII. ;!.) enthalten Mehl u. viel Pflansseneiweiss, ersteres dom Gerstenmelil ähnlich, sehr nährend. Sie dienen in manchen Gegenden als Nabrung für Pferd';, Kinder, Schafe, Zielen und Schweine, und müssen mit derselben Vorsieht wie die Samen der Getreidearten gefuttert werden. Merkwürdig ist, es, dass der Buoh-weizensamen fauch die Spren davon und das Stroh) mweilen auf weisse und weissfleckiffo Schweine eine andere Wirkung' macht als auf schwarze, wenn jene bei dieser ITütterung dem Sonnenlicht ausgesetzt sind. Es entstehen dann Zufälle, die denen von manchen narkotischen Mitteln sehr ähnlich sind, wie #9632;/.. B. Betäubung, Schwindel, Schwäche im Kreuz, Tobsucht, An-schwellung des Kopfes und eine eigenthümliche Entzündung der Ohren. Weissflcckige Kühe sollen hiervon an den weissen Stelleu oiueu Ausschlag bekommen. Das grüne Buchweizenkraut erzeugt bei den letzteren Thicien diese Wirkungen nicht, aber auf Schafe wirkt das frisch abgeblühte Kraut ebenso nachtheilig1. Der Genuss des sogenannten wilden oder tatarischen Buchweizens, wenn derselbe schon Körner angesetzt hat, aber noch grün ist, erzeugt nach der Beobachtung von Kehrs (Vet. Bor. 1847, 2. Quart.) bei Schweinen einen mit heftigem Jucken verbundenen Hautausschlag, aber nie Cerebralstörungen. — Die Buchweizengrütze kann ganz so wie die Hafergrütze zu erweichenden Breiumschlägen angewendet werden.
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Vierte Abtheilung. Süsse, Zucker und Honig enthaltende Mittel,
sect;• HO.
Die süssen Arzneimittel erhalten ihre Benennung nach dem süsaen Geschmack, welchen sie im Munde erregen und der von dem in ihnen enthaltenen Zucker, Honig oder einem andern süssen Stoff erzeugt wird.
.Je nach der Eigenthümlichkeit dieser Stoffe und nach der Reinheit derselben oder der Verbindung mit anderen Substanzen, ist die Wirksamkeit der hierher gehörigen Mittel im Einzelneu ein wenig von einander abweichend; im Allgemeinen aber kommen siq darin mit einander überein, dass sie örtlich, an den Berührungsstellen ganz gelind reizen, in Wunden und Geschwüren die Eiterung massig befördern, die Absonderung des Schleims in der Schleimhaut des Mauls, der Bachenhöhle, der Hespirationsorgano, dos Magens und Darmkanals gelind vermehren. In den Verdauungsorganen
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1 Siehe: Möglln'soho Anualen der Laudwirthschaft. Hd. 6. S. 278. — Bd, ü. S. 381. — lid. 7. S. '204, — raquo;d. 8. S, 688. — Bd, 20, S. ;)()(!. — und Ookouom, Nouigkoiton. Jahrg, 1825. No. 3;i, S. 868. — Dnpuy, Journ, prat, do méd. vétcr. 182G. p. 551; und entgogongos. Boob, im Archiv der toutschou Laudw von Pohl. 1838 Sept. Auch in Vix' Zeitschr,
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Zucker.
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worden dip Bussen Aliiid durch dip verschiedenen Verdauungssäfte theilweise /.prsotzt, in Milchsäure und Essigsäure umgewandelt, in diesem umgeänderten Zustande, auch zum Theil unverändert resorbirt, und dann entweder als kohlensaures (las durch die ausgeathmete Tiut't wieder ausgeschieden, oder zur FettMldung verwendet. Ilanistoff wird hei ihrem Gebranch weniger ausgeschieden^ In wie weit die slissen Stoffe in reinem Zustande, wenn sie lugrösserer Menge für sich allein den Thieren verabreicht worden, den Er-niilirimfrsprocess unterhalten und zur Bildung neuer Körpersubstanz beitragen, ist noch nicht durchaus entschieden, obwohl es feststeht, dass sie die fleischfressenden Thiere nur wenig nähren (siehe Zucker); aber in Verbindung mit anderen .Stoffen, •/,. B. mit Eiweiss, Schleim, Klehgrund dorp;!., wie dieselhon in den sussen Kühen vorkommen, können diese iMittel den Er-nährungsprocess, namentlich die Milch- und Fettbildung hei den Herbivoren und Schweinen sehr gut befördern.
Dagegen gehören die siissen Stoffe im reinen Zustande, wegen ihrer sehr Übereinstimmenden elementaren Zusammensetzung aus Kohlenstoff, Wasserstoff und Sauerstoff' (also Kohlenstoff-Hydrate), zu Liebig's sogenannten Respirationsmitteln.
Die. Anwendung der süssen Mittel in der thierärztlichen Praxis ist nur beschränkt, .le nach ihrer Beschaffenheit dienen sie als gelind reizende, die Kiteruug, die Resorption, die Schleimabsonderung befördernde Mittel, oder als fast indifferente Mittel zur Vermehrung der Arzueimassc hei kleinen Quantitäten anderer Mittel, besonders scharfer Substanzen, oder um den Geschmack anderer Mittel zu verbessern, und einzelne dienen auch als Bindemittel hei der Bereitung der Latwergen, Pillen und Bissen.
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I) //iirlicr, Rohnsuckcf) welsser Zucker, Sacchm-nm aiimm. Von Saccharitui al'äcinarnni, 'i. Kl. 2. Ordn., ßraminoao, und Beta vulgaris, 6. Kl. 2, Ordn.,
Ghcnopodiaoeae.
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sect;. Hl.
Zucker findet sich als ein von der Natur erzeugter', eigenthtlmlicher, siiss schmeckender, krystallisirbarer Stoff im Safte vieler Pflanzen 2, namentlich im Zuckerrohr, in den Zuckerrüben, in den Weintrauben, im Obst, in der Manna u, s. w. und wird nach diesem verschiedenen Ursprünge als Rohrzucker oder gewöhnlicher Zucker, als Rübenzucker, Traubenzucker, Obst- oder Fruchtzucker bezeichnet.
Der Rohrzucker und der im Wesentlichen ihm gleiche Rübenzucker bestehen im krystallisirten, reinen, weissen Zustande ans'42,42 Kohlenstoff, (1,72 Wasserstoff und 50,86 Sauerstoff (C12 Hn On). Beide Zuckorarton sind im Wasser leicht, im Alkohol schwer, in Aether gar nicht löslich. Die Auflösung lenkt den polarisireuden Lichtstrahl nach rechts.
Der Zucker bringt auf der unverletzten Haut keine bemerkbare Wirkung hervor, auf den Schleimhäuten, am Auge, auf Wunden und öeschwüren
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' Zucker kann auch künstlich durch 'las Keimen der Getreidosamen und die liierhoi erfolge ml e Umwandlmifj des Slärkemehls erzeugt werden.
2 Auch in thieriselien Säften, hesonders in dem Serum der Milch, in der fialle u. s.w. betiiKlet sich rcsrelmiissic; Zucker, und hei der sogenannten Zuckerharnruhr erzeugt sich Traubenzucker in krankhafter Weise im Urin.
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Zucker,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 75
wirkt or vcrliäUiiissrnäHsip /.n don übrigen siisson IVliifolii am iiieiston gelind erregend, auf weiche, lockoro Granulation aastrooknend, selbst oin wenig ät/.entl. Innorlich gegeben wird er in Traubenznoker und dann in INIiloli säuro ii. s. w. umgewandelt. Krist für sich allein sehr wenig nfthrend; Magen d ie fütterte Hunde mit Zucker, tätlich 1 80,0—2lt),0, wonach in einer Woche bedeutende Abmagerung, nach zwei Wochen Hornhautgesohwttre und nach vier Wochen dor Tod unter den Erscheinungen dos Verhungerns erfolgte. RegenWtrmer, Blutegel, Frösche und Eidechsen worden durch ihr getödtet, und Fische im zuckerhaltigen Wasser betäubt. Tauben sollen von fi,0 Zucker sterben, nachdem Anschwellung dos Kopfes und Zuckungen entstanden sind1; ich habe diesen Thiorcn sehr oft 6,0—12,0 in Wasser aufgelöst, auch in Pillen gegeben, ahor niemals irgend eine heftige Wirkung bemerkt. Hühner laxiren von 30,0—15,0, und hei Schafen wirken 180,0 in '/o Pfund Wasser aufgelöst als ein heftiges Laxirmittel; die Wirkung trat neun Stunden nach dem Eingeben ein und dauerte bis zum dritten Tage. fort2. Dieselbe Gabe verursachte, nach Viborf?, hei einem jungen Schweine, und ebenso bei einem alten Pudel kein Abfuhren; ich habe. 240,0—800,0 bei jungen 'und alten Hunden gleichfalls ohne diese, Wirkung gegehen, dagegen wurde die Urinentleerung sehr vermehrt. Pferde und Rinder ertrugen 500,0—750,0 Zucker in Auflösung mit, Wasser eingeschüttet, oder mit Klcio als Futter gegeben, ohne Laxiren oder eine, andere sichtbare Wirkung zu zeigen ; nur der Durst schien stärker erregt zu sein3.
sect;. 1P^.
Innerlich wird der Zucker hauptsächlich als einhüllendes, den Geschmack verbesserndes Mittel zuweilen angewendet, besonders für kleinere Haustbiero. Bei Schafen kann er, in Ermangelung anderer Salze, in den von Viborg gereichten Gaben, als Laxirmittel dienen. — Kr ijilt als chemisches Gegenmittel bei Vergiftungen mit Kupfer- und anderen Metallsalzen, muss aber in grossen Gaben angewendet worden. Aensserlich ist er zur Beförderung der Resorption bei Flecken und Verdunkelungen der Hornhaut gebräuchlich; man wendet ihn als feines Pulver, entweder für sich allein, oder in Vcrbindmig mit dorn zehnten bis zwölfton Thoil Zinkvitriol, oder besser, mit der Hälfte, Calomel an, indem man das Pulver mittelst eines feuchten Pinsels täglich ein- bis zweimal ins Auge streicht. Ebenso wird er als austrocknendes, gelind ätzendos und reinigendes Mittel in schlaffe, üppig graiiulironde Wunden und Geschwüre gestreut. Das von Manchen empfohlene Räuchern der an der Druso leidenden Pferde mit Zucker, der auf glühende Kohlen gestreut ist, ist mehr schädlich als nützlich.
sect;. 113.
Der Zuckcr-Syrup (Syc^w,laquo;! Saccharis. simple/e) ist im reinen Zustande, eine eingedickte Auflösung des Zuckers im Wasser; in dem gemeinen
' Cftrminati, Ojmsi'. thcrnpcnt. vol. .1 ; iiiid Vihorg, Samml. 4. Bd. S. 278.
'2 V i I) o rp , a. a. O.
3 Im Stalle des Königs von llinrtostan sollen die Pferde mit Zucker lind Butter rc-lüttevt werden, und dabei jedes Pferd täglich .'i Pfund Zucker erhalten. Viborg hat (a a. O.) einen Versuch darüber gemaerbt, aus dem hervorgeht, das-* die Pferd0 Kkcl gegen dieses Flitter zeigen, davon laxiren und sehr angegriffen werden.
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Syrup (S. communis) ist unreiner Zucker noch mit vielem Schleime und mit pmpyreumMlischcii Thcilcn verhunden. #9632;— Nach den Erf'dhruupcn verschiedener Thieriirzte seil der letztere Syrup abführend wirken, besonders bei dorn Kindvioli, wenn er in Verbindung mit Salz ^'CSe^mi wird; Viborg sah aber von ;iGO,0 Syrup und 180,0 Kochsalz boi einem alten Stier, der trockenes Futter erhielt, diese Wirkung niclit erfolgen, sondern Fieboranfälle, Durst und vermehrten Abgang von Urin entstehen. — Boi Husten, l?riiiino und anderen Beizungen der Respirationsorgane ist Syrup, wie die sussen Mittel überhaupt, zu benutzen und als ziemlich wohlfeil vor donnbrigeu zn empfehlen. So auch als Bindemittel für Latwergen und Pillen.
Die Gabe ist bei diesen Krankheiten für Pferde und Rinder (i0,0—120,0, für Schafe, Ziegen und Schweine 30,0—60,0, für Katzen und Hunde 8,0 — 16,0, täglich 3—4 Mal. (Apothekerpreis 30,0 21/., Sgr., beim Kaufmann billigerraquo;.)
2) lliiiiig, Mi'l. (Gemeiner Honig, M. conimunc.)
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sect;• 114-
Diese von den Bienen aus den Nektarien der Blumen gesammelte und in ihrem Körper eigontliümlich umgearbeitete Flüssigkeit besteht aus Schlcim-und Krümel- oder Honigzucker, aus Schleim, Wachs, einem gowürzhaftcn Stoff und einer freien Säure. Seine Wirkung ist gelind reizend, wie die des Zuckers, zugleich aber mehr einhüllend, erweichend und etwas mehr nährend. Innerlich in grossen Gabon angewendet, befördert er, wie die süssen Mittel überhaupt, die Absonderungen in der Schleimhaut der Respirationsorgane und dos Verdauungskanals, und bringt dadurch ähnliche Hellwirkungen wie der Zucker hervor. Aoussorlicli wirkt er erweichend und zugleich golind reizend, daher in ontzündeteu Theilen, wie auch in Wunden und Geschwüren die Eiterung befördernd.
sect;. 115.
Innerlich gebraucht man den Honig in denselben Krankheitszuständen, wo der Zucker und Syrup angezeigt sind, wendet ihn aber wonig an. Wo er jedoch als Hausmittel wohlfeil zu haben ist, ist or wohl zu benutzen. Bei Brustkrankheiten befördert er die Lösung und den Auswurf dos Schleims besser und stärker als der Zucker, und verdient deshalb vor diesem mebren-theils den Vorzug, und ebenso möchte er bei Vergiftungen durch Kupfer-nnd andere Metallsalze vorzüglicher sein, weil er zugleich einhüllend wirkt. — Als blosscs Bindemittel für Pillen und Latwergen ist er, des Preises wogen, wenn ein süssor Saft dazu gebraucht worden soll, durch den wohlfeileren Syrup oder Mohrrübensaft zu ersetzen. Auch ist er mehr als die übrigen süssen Mittel zur sauren Gährung geneigt und daher im Stande, die Wirksamkeit einer Arznei zu verändern.
Die Gabo ist wie beim Syrup, und die Anwendung geschieht mit anderen
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1 Der Milchzucker i Saotharum laotia, ist aus den t'riscliou Kulunollieu durch Abdampfen und mehrmaliges ümkrystallisiren gewonnen, eine weissc, glänzerde, in Säulen mit vierlläcliiger ZuspitzuiiK hestehondo Substanz., in eheiniselÈer/usammonsotzunK dem Rohrzucker gleich, aber niclit BOSUeS wie dieser. Kr kann wie der Kolm.ucker benutzt werden, ist aber viel thouroi'(80,0 .') Sgr.) und wird deshalb selten angewendet, — am meisten noeli zur Bereitung liomöopatliiselicr Pulver, Aullösungcn und Streukiigelchen.
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Honig,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 77
Mitteln verbanden in Latwergen und J'illcn, oder mit Wassei oder Miloli
aufgelöst in fiüssigor Form.
AcusHerlicii wird er jint' mehrfache Weise Ijeimtzt. Mit Mehl zu einem Teige gemacht, und diesen auf eQtattndete 'liicilo gelegt, dient er zur Beförderung der Eiterung, besonders in entzündeton Drüsen und auter Umständen, wo man die gleiclimässige Anwendung warmer Breiumschläge nicht haben kann. Seine Wirksamkeit ist hier, wenn die betreffenden Tlieile zu sehr torpide sind, oder wenn sie Neigung zum Verhärten zeigen, durch den Znsatz von mehr reizenden Mitteln, z. B. von zerquetschten halbgebratenen Zwiebeln, von grüner Seife, Lorbeeröl und dgl. zu verstärken. — lie; Wunden und Geschwürengin denen die Thätigkeit nicht zu gering ist, wird er für sich allein als Eiterung beförderndes und reinigendes Mittel zum Vorbinden oder zum blossen Bestreichen der Flächen mit dem besten Erfolge angewendet, bei zu geringer Thätigkeit aber mit Tcrpenthin, Terpenthinöl, Thecr und dgl. reizenden Mitteln zur stärkeren Digestivsalbc gemacht. — Bei pustulösen Entzündungen im Maule (dem Maulweh) und bei Verletzungen daselbst, wird in der ersten Zeit der Honig mit Wasser (1 Thcil zu tj Thedcn) und Essig (4—ti Tbeile) verdünnt, und zuweilen noch mit Mehl oder Altheewurzel-pulver, späterhin aber, bei schon eingetretener Eiterung, mit aromatischen Kräuterbrühen versetzt, als sogenanntes Maulwasser eingespritzt oder mit einem Pinselstock zum Auspinseln dos Mauls angewendet. — Bei älteren Wunden und bei unreinen Genclnvüren sowohl im Maule wie an anderen Theilen, kann man ihn auch mit harzigen Tincturen (Aloe- oder Myrrhen-tinetur) in verschiedenem Vcrhältniss zusammengemengt, benutzen. — Bei frisch entstandenen Flecken und Verdunkelungen der Hornhaut ist er, täglich zweimal mit einem Pinsel auf dieselbe gestrichen, schon für sich allein, noch mehr aber in Verbindung mit fein pulverisirtem kohlensauren Kali, oder Calomel oder Zinkvitriol (1,2—1,8 zu 15,0 Honig) ein ganz vortreffliches Mittel. (Der Sauerhonig aus den Apotheken ist entbehrlich und zu theuer. — Q-rflnspan-Sauerhonig siehe bei Grünspan, in der XU. Klasse.) — (Mel er. 30,0 1 Sgr. 4 Pf., oder 250,0 8 Sgr. Mel depu-ratum theurer.)
Anmerkungl. Dlo M.ana amp; fMaimaJ, Der aus gemachton Einschnitten In vcrscliie-dene Arten der Ksehe ausgcscliwitztou. eingedickte Saft, in welchem eine besondere Zuckor-ntt(Mannit), Stärkezucker, l'fliinzonselileim u. dgl. enthalten sind. Die Manna wurde ehedem als Ijaxirmittel gebraucht, verdient aber aus dem thierärzlliehen Ar/.neivorrath ansgo-schloasen zu werden, weil sie nur wenig wirksam, viel zu theuer und durch bessere Mittel zu eraetzon ist. Pferde vertragen 360,0 ohne zulaxiren; bel Schaften bewirkten, nach U a üben to n's Angabo',00,0 im Wasser aufgelöste Manna gar nichts, i)0,0 oder 120,0 aber brachten nach 9 Stunden eine Abführung hervor, ohuo dass die Thiere Schmerzen erlllten oder den Appetit verloren; 150,0 brachten dieselbe Wirkung hervor, schienen aber etwas Schmerzen zu verursachen.
Anmerkung2. Das Pflaumenmus, der durch Kochen eingedickte Saft der Pfbui-men,cnthältFruchtaucker mit Säuren, Schlcimu, s.w.,wirkt innerlich kühlend, reizmildernd, bei den kloinen Ilausthieren gelind abführend u. kann die Manna, sowie auch die ehemals gebräuchlichen Baumrinden als gelindes Tjaxirmittcl ersetzen, — wo es als Hansmittel zu haben ist. lis ist bei Entzündungskraiikhciten passend, für lluudc und Katzen In Gaben von 8,0—12,0 in 6—8 Th. Wassers gelöst, mit Salpeter, oder Weinstein oder Glaubersalz versetzt. Auch kann es als IMndemittel zu Latwergen und Pillen verwendet werden, obgleich es dem Honig, Syrup und Mohrrübensaft nachsieht.
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Auserlesene Ueiträge zur Thiorarznoiluinde. 1. Stck. Leipzig 1786. S. 184.
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tonbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Siissholzwuvzol.
Il) Siisbliiilz- (idcr LtkrlKSllWurzel) Radm IdguirMae, richtiger li, GUycyrrhfaae. \'oii tilycynliizii ecliiiiatlaquo;, 17. Kl. 4. Ordu. L., Fiim. FapilionaeeAt',
sect;. il(j.
Hie enthält reichlich eine eigeiitliiiiiiliclie siisse, nicht ^krystallisirende Snbstiini', [GlyayrrMm), in Verbindung mit Sohleim, mitetwas bitterer, kratzender Substanz und dgl. — Hire Wirkungen bestehen in sehr gelinder Krregung der Öehleimhänte, besonders der der Kespirationsorgane, wodurch vermehrte Absonderung, lockerer Husten und leichter Auswurf entsteht. Auch scheint sie, wie die übrigen süssen Mittel, etwas einhüllend zu wirken und dadurch einen gereizten Zustand der llarnwerkzeuge zu mindern. Aul' Metallsalze wirkt sie kaum bemerkbar ein.
sect;. 117.
Die raquo;Süsshülzwurzel wird in der Thierarzneikuude wenig angewendet. Vitet lobt eine Abkochung von ihr zum innerlichen und iiusserliehen Gebrauch bei Plechten, und behauptet, dass dadurch selbst in solchen Fällen Heilung' bewirkt worden ist, wo früher alle Mittel nichts fruchteten'. Sie Ist aber für diesen Gebrauch in Vergessenheit gekommen, und das vielleicht mit Hecht, da wir kräftigere Mittel gegen Hautausschläge besit/.en. Am häutigsten wird sie noch bei Krankheiten der Respirationsorgane, die mit vielem trockenen Husten verbunden sind, benutzt, wo sie am besten bei dem Lebergange des ersten Stadiums in das zweite, und bei gelinderen Graden der Entzündung, passend ist. Ebenso benutzt man sie bei dem schmerzhaften Uriniren, besonders wenn blos eine zu scharfe und reizende Beschaffenheit des Urins die Ursache der Schmerzen ist. Doch gebraucht man die 8üss-holzwnrzel gewöhnlich nicht als Hauptmittel, sondern mehrenthoils nur als ein passendes Vehikel für andere Arzneien, welche in kleinen Gaben angewendet werden, z. 13. Brechweinstein, Calomel, Schwefelleber und dgl. Ich benutze sie hierzu sehr gern, theils weil sie die Wirkung'dieser Mittel unterstützt, theils auch weil sie den i'illon und Latwergen eine bessere Con-sistenz g'iebt, und dieselben besonders lockerer und leichter auflöslieh macht, als wenn man, um die nöthige Masse zu gewinnen, blos Mehl oder Altliee-wurzelpulver in grosser Menge hinzusetzt.
Die Gabe ist für Pferde und Binder iJ(.gt;,0—00,0, für Schafe, Ziegen und Schweine 16,0—;50,ü, für Katzen und Hunde 1,0—8,0. — Diese Gaben könnten ohne Nachtheil der Thiere sehr verstärkt werden, sind aber für den Heilzweck ausreichend. (30,0 2 Sgr.)
sect;. 118.
Der Süssholzsaft, Lakrizensaft (Siwcns Lii/uirilüie, besser Embrcust. Olycyrrhüae crudum)t besitzt dieselben Wirkungen wie die Süssholzwurzel selbst, wird aber als Arzneimittel für die Thiere noch weniger gebraucht als diese. Da er aber wohlfeil ist, könnte er gegen linsten und andere katarrba lische Zufälle bei den kleinen Hausthieren in Auflösungen (4,0 zu 60,ü bis 1)0,0 Wasser), Billen und Latwergen angewendet werden, Eysz empfiehlt
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1 VitPt, Unterricht iraquo; dor Violiarnnoikunde, 6. Bd. S. 7b.
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Molimiheii.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 7t)
den gepulverten Stlsaliolzsaft als Bindemittel boi dor Bereitung der Latwergen an benutzen, besonders wenn man die Medicamente 11 ber Land verschicken und in grosseren Quantitäten für mehrere Tage ausammeugesetzt geben muss; man soll 1 — 2 Esslöffel voll von ihm ZU den übrigen Ingredienzien binzutbun, und dann das (jlauze mit dein niitbigen Wasser zur Latwerge maoheu. Auf' diese Weise kann man die ftlr jeden Tag uöthige Portion der Medieiu richtig abgetheilt in Papier geben, somit den Transport erleichtern und das Verderben der in grossen Massen zusammengesetzten Latwergen verhüten, was sonst bei der Verbindung mit süssen laquo;Stollen last unvermeidlich ist.
NB. Das officiuelle Extractum GlycyrrMxae depuraiivm i.-it zu thener (1,0 5 Pf.).
4) IHuliiTülieii, Badioes Dmict, (o) Von Daucus Carola, 5. Kl. 2. Ordn., Fam. der llmbcllatae.
sect;. 119.
Die MobiTüben, Möhren oder gelben Kuben enthalten eine Menge Zucker, in Verbindung mit Stärkemehl und anderen Stoffen. - Sie wirken ähnlich wie die übrigen süssen Mittel, alle ise- und Exoretionen (bei melkenden und säugenden Tbieren besonders die Milchabsonderung) befördernd, zugleich nährend, und sie werden deshalb vorzüglich als Nahrungsmittel, besonders für pflanzenfressende Thiere, und bei verschiedenen Krankheiten auch als diätetisches lleibnittel benutzt. Namentlich leisten sie gute Dienste bei chronischem linsten, bei veralteter Druse, bei Dampf, bei eiternden Lungenknoten, bei der Lungeuseuche des Kindviehes, bei schlechter Fresslust, bei Schwäche der Verdaunngseingeweide, bei Eingeweidewürmern (besonders Spulwürmern), bei unvollständiger Ernährung, daher bei allgemeiner Ab-magerung und Schwäche, und in ähnlichen Fällen, auch in der Becon-valescenz nach allen diesen Krankheiten.
Man giebt sie mehrentheils roh, blos rein gewaschen und klein zer-schnitten oder zerstampft, bald für sich allein, bald mit auderm kurzen Putter, z. li. mit Kleie, mit Ilaler und Häcksel gemengt, zuweilen aber auch, besonders für Schweine (und für Hunde immer) gekocht, in Mehlsttppeu u. dgl.
Im Anlange giebt man den Thieren nur kleine Quantitäten, z. B. Pferden und Kindern 3 bis 4 Kilogramme, Schafen, Ziegen und Schweinen 1 l'/a Kilogramme, Hunden 180,0—500,0 auf ;5 —4 Portionen vertbeilt, und verstärkt dieselben in dem Verbiiltniss wie der Appetit und die Verdauung sich bessern, allmälig immer mehr bis zur doppelten .Menge und darüber.
Die Mohrrübenl'üttei'ung muss immer durch längere Zeit fortgesetzt werden, wenn mau einen guten Erfolg davon sehen will.
sect;. 120.
Der Mohrrübensaft (Suoous Dauoi inspissatus s. lioub Dauci) (o) wirkt ähnlich dem Honig, wird für sich als Arzneimittel zuweilen bei kleinen Tbieren gegen Beiz benutzt, kann aber als der wohlfeilste von den eingedickten süssen Säften zur Bereitung von Pillen und Latwergen als Bindemittel in aolchen Fällen verwendet werden, wo sllsse Mittel überhaupt passend sind. Doch darf man dann nur kleine Quantitäten solcher
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Quockenwurzol, — Fett- mul Slhaltigo Mittel.
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Arzueion zuteroiten lassen, weil flor Mohrrtibonsaft raquo;ein- loicljt in saute (Jähiung iibcrgclit.
5) (Juccki'ii- odlaquo;r Onisw urji'l, Badix gramima s. Ciricis arenarme,, (o)
Von 'Iritii'inn repenS, S, Kl. 2. Orrtn., Ffimilie der firäser, und von Onrox nronaria,
21. Kl. 8. Ordn., Fmu. Cyperoideae.
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121.
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Rohrzucker, Sohleimzucker, Schleim, Eiweiss, Kleber und Extractivstoff sind die Bestandtheile dieser Wurzeln, vermöge welcher sie gelind nährend, die Secretionen befördernd wirken. Man benutzt sie daher bei denselben Krankheits/uständcn, wo die Mohrrüben empfohlen sind, und giobt sie, sowohl im frischen Zustande, wie auch getrocknet, rein gewaschen und klein zerschnitten, den piianüenamp;essenden Thioren mit Hafer und dgl. gemengt zum Futter, oder auch diesen und den übrigen Thicren im Decoct mit Wasser. — Die Gabe ist für Pferde und Kinder gegen '^—l'/^ Kilogr., für Schafe, Ziegen und Schweine gegen 90,0—270,0, für Hunde und Katzen 15,0—30,0, täglich dreimal. Zu dein Decoct nimmt man 30,0 auf 360,0 Wasser, und lässt dies zur Hälfte einkochen und dann durchseihen. Man setzt dasselbe den Thieren als Getränk vor, und wenn sie es nicht freiwillig saufen, so giebt man es ihnen als Kinguss. ('/j, Pfd. 3 Sgr. i) Pfg.)
Dieses Mittel nniss durch längere Zeit fortgehraucht werden, wenn man eine genügende Wirkung sehen will. Es ist seiner Wohlfeilheit wegen auf dem Lande sehr zu empfohlen; aber der ehedem gebräuchliche Quecken-saft und das Queckoncxtract sind entbehrlich.
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Fünfte Abtheilung. Fett- und ölhaltige Mittel. (MecUoamim pinguia et oleosa.)
sect;gt; 122.
Die Fette, Talge und fetten Oole finden sich als Besuindtheil in, Thicren und Pflanzen und werden deshalb in thierische und vegetabilische Fette unterschieden; doch ist zwischen beiden kein wesentlicher Unterschied, weder in den Grundbestandtheilen noch in ihrem Verbalten zum Thierkörpcr. Ihre Elementarbeatandthcile sind denen dos Zuckers ähnlich: sehr viel Kohlenstoff (gegen 76 Proc), mit Wasserstoff' (gegen ll'/a Proc.) und Sauerstoffquot; (gegen 13 Proc). Die meisten Fette im reinen Zustande verhalten sich neutral und man hält sie daher für Verbindungen von fetten Säuren mit noch nicht dargestellten Basen. Einer solchen organischen Basis, die in den meisten Fetten vorhanden zu sein scheint, schreibt man hypothetisch ein Radical zu, welches man als Lipyl bezeichnet, die Basis Lipyloxyd, und die Verbindung mit Fettsäuren: Lijjyloxyd.salzo oder Neutralfette nennt. Die näheren Bestandtheile der meisten Fette, Talge und fetten Gele sind Gelstoff' (OMn, Elaïn- und Glemsänre) und Talgstof'f' (Stearin, auch
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Fett- und öllmltiKc Mittel.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;81
Palmitin und Sjearinstture, m ilciion in manohen Pamp;llen noch oigeae, einfache Fettarten (z, li. Booktalgfett, Hircine, Margarinstture uiid dgl.) gemischt sind. Der Oelstoff bildet don Hauptbestaadthell der, lgt;ei gewöhnlicher Temperatur flüssigen Oolo und dor weichen Fottc, und findet sioli in geringer Menge auch in der Butter und im Talge, wogegen der Talgstoff den Hauptbestandtheil der Talgarten ausmacht. Aussei-diesen wesentlichen Bestandtheilen sind in den fetten Mitteln noch sehr oft (remde Stofl'c, namentlich Eiweiss,Schleim, Gallerte, Farbstoffe, Harz, ätherisches Oel, Balze u. s. w, enthalten. Diese unreinen Fette und Oelo verändern .sieh mehr als die reinen durch Einwirkung der Luft, indem sie, Sauerstoff aufnehmen, hierdurch verschiedene Fettsäuren bilden, dabei Kohlensäure und Wasserstoffgas ausscheiden, dadurch mehr oder wenig schart' und ranzig werden und auch eintrocknen. Nach der letzteren Eigenschaft unterscheidet man die Oeie im Allgemeinen als trocknende und als schmierige, nicht trocknende Oolo. .Jeno Veränderungen geschehen bei den schmierigen Fetton und fetten Oolen schneller und mehr, als bei den Talgarton; sie sind beachtenswerth, weil in den ranzigen Fetten auch die Wirkungsart verändert, nicht mehr mild, sondern reizend ist, und weil die trocknenden Gele auf der Oberfläche desThier-körpers firnissartige, festsitzende Krusten bilden. Daher eignen sich diese üelc nicht zur Bereitung der Linimente. — Von den übrigen Eigenschaften der fetten Mittel sind in arzneilicher Hinsicht folgende die wesentlichsten: Bei gewöhnlicher Temperatur der Atmosphäre sind diese Mittel thoils fest (Talgarten), theils schmierig, weich (Fett- und Butterarten), theils flüssig(Oel, Thran) ; hei niedrigerer Temperatur erstarren auch die Fette und die üole, bei höherer Temperatur wird auch Talg flüssig; im reinen Zustande haben sie einen schleimig-silsslichen Geschmack, keinen hervorstechenden Geruch; sie sind im Wasser gar nicht, in kaltem Alkohol wenig, in heissom mehr löslich; aber in Aether mul in ätherischen Oclcn lösen sie sich auf und verbinden sich mit ihnen In allen Verhältnissen; mit Wasser können sie durch Schleim, Gummi, Eigelb und kohlensaures Kali oder kohlensaures Natron innig gemengt werden und bilden so die Emulsionen; ölhaltige Samen, mit Wasser zerrieben, geben auch ohne Zusatz solcher Mittel Emulsionen, weil sie Eiweiss und Schleim enthalten; durch ätzende Alkalien, alkalische Erden und einige andere Metallbasen werden die. Fette in Fettsäuren und in einen oigenthümlichen süssen Stoff, das Oelsüss, Seh cel's ehe Süss, Glycerin1, zersetzt; und die Fettsäuren vorbinden sich mit den angewendeten Basen zu Seifen. Concentrirtc Säuren zerstören die. Fette und Oele; die fetten Mittel nehmen Wachs, Harze, Pflanzensäuren, Metalloxyde in sich auf, den Schwefel und Phosphor lösen sie mit Hilfe der Wärme , den Kampher auch ohne diese auf', und mit mehreren dieser Substanzen bilden sie Linimente.
sect;#9632; 123.
Die Hauptwirkuug der fettigen Mittel ist eine örtliche und besteht in der Einhüllung, Erweichung und Erschlaffung der von ihnen beriibrtcn organischen Gebilde, und in Verminderung der Heizbarkeit und Empfindlichkeit derselben. Als Folgewirkungen zeigen sich dann gelinde Vermehrung
1 Siehe unten sect;. 134. Ukktwig Arznoimittellülire. 6laquo; Auflage.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; a
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Fett- uniTöllialtigc Mittel.
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dor JSc- und Excretionen, Minderung'der zu grossen krankhaften Spannung, der Härte und Schmerzen u. s. w, Diese localen WirkungOQ erfolgen bei innerliclier und äusserliclicr Ainvcudnng- fast ganz gleichartig, und in einein noch hohem Grade als bei den schleimigen Mitteln, Bei innerlicher Anwendung' bringen sie zwar durch die Erschlaffung' u. s. w. der Verdamingseinge-weido auch consonsiiell in anderen Organen, z. B. in der Luftröhre, in den Nieren und in der Blase, Minderung der Schmerzen und der krankhaften Spannung hervor; sie schwächen aber, in grossen Gaben oder öfter wiederholt angewendet, sehr bald die Verdauungseingeweide in hohem Grade, und erzeugen Ajjpetitlosigkeit, Durchfall und Abmagerung 5 denn für sich allein gegeben sind sie schwer und langsam in den Verdauungssilften assiinilirbar; sie werden zum Tlieil von den vorhandenen anderen Substanzen in Emulsionen gebunden, zum Theil aber unverändert resorbirt und dann in beiden Füllen entweder zur Bildung von Aussclieidungsstoff'en, namentlich der Kohlensäure beim Atlimen verwendet, oder auch in die organischen Gewebe deponirt. Es kann somit durch Genuas von Fetten der Ernährmigsjn'occss in einer Art befördert werden, aber für sich allein können dieselben vermöge ihrer Gruiidmischuug (wegen gänzlichen Mangels an Stickstoff) nicht zur Ernährung des Körpers dienen. Hunde, welche blos reines Olivenöl oder Dutter zur Nahrung, und destillirtes Wasser zum Getränk erhielten, starben bei Magen die's Yersuchen ziemlich gleiclimässig um den sochsunddreissig-sten Tag, nachdem sie sehr schwach und mager ge laquo;-orden waren, und Geschwüre auf der Hornhaut der Augen bekommen hatten K — Dennoch sind die fetten Substanzen in gewissen Verhältnissen zur Erhaltung des Körpers und seiner Eunctionen noting, und in kleinen Gahen und in Verbindung mit anderen Substanzen können sie auch assimilirt werden , im Cliylus in das Dlut gelangen und somit auch die Ernährung befördern. Bei ihrem längern Gebranch und wenn grössere Quantitäten gereicht werden, geht ein Theil der Eetto unverändert in das Blut über und wird in das Bindegewebe, hauptsächlich in der Leberund den Nieren abgesetzt, so dass die Textur und die Function dieser Organe leidet2; auch wird das Blut hierbei mehr dunked gefärbt und mehr reich an Kohlenstoff, welchen diese Mittel an das Dlut absetzen, und mehr oder weniger umgebildet durch die Lungen, die Nieren und die Leber wieder ausscheiden, oder nach Petten kof ery, weil durch das Fett die Aufnahme des Sauerstoffs, also die Umbildung des Kohlenstoffs iu Kohlensäure vermindert und somit jener in grösserer Menge im Blute zurückgehalten wird.
sect;. 124.
Besitzt ein fettes Mittel andere als die angegebenen Wirkungen, so sind dieselben entweder durch fremdartige Stoffe, oder durch den ranzigen Zustand veranlagst. Im ranzigen Zustande wirken alle fettige Mittel .scharf reizend auf die berührten Stellen; im Dannkanal verstärken siedle Absonderung
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1 a. a. O. S. 383 und 384.
'Burggrave, Note aur l'aotlon thörapeuti^iu des liuilus j^raases. — Gluge et Thiernesae, Uecherehes expériincntales relatives ä 1 notion des ImiloH grasses sur l'économie animale, (lm Bulletin de racadémie lioyale de médec. lt;le Belg. Tome 111. Nro. 9.)
a V. 1'et te n kof or und Vo it, ReapmUionsve rauche am Hunde bei Ilungci' und aus-sohliessiicher Fsttenfiihr (Zeitsohrlft für Biologie BcL IV nnd V).
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Von- und ölhaltige Mittel,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 88
seröser Flüssigkeiten und die vvurmförinlge Bewegung, und können daduroli Laxiren erzengen. AeusserUoL verursachen sie an der Haut juckenden .Schmerz und bei langer Dauer der Einwirkung seihst Entzündung, Ausschwitznng, Zerstörung der Oberhaut und Ausfallen der Haare, welche letztei'e jedoch sehr bald wieder naclnvachson.
sect;. 126. Die Anwendung der fetten Mittel ist angezeigt: im Allgemeinen bei jeder örtlichen Reizung, sowohl innerlich als ttusserlioh, daher bei Einwirkung scharter, reizender oder ätzender Stoffe (aber nioht bei Vergiftungen mit arseniger Hiiurc oder mit Canthariden, denn diese beiden .Substanzen werden durch Fett noch wirksamer, wenn letzteres nicht in sein- grosser Menge gegeben wird); ferner, hei Entzttndungen, bei krampfhaften Zusam-menschntirungen (besonders im Verdauungskanal, in den Harn- und (ic-schlechtsorganen), bei Krampfkolik, bei hartnäckiger Verstopfung, Ver-stopl'uugskolik, bei Koth- und llaarballeu in den Gedärmen, bei verschluckten freu den reizenden Körpern, z. B. Knochensplittern, Sand und dgl., — bei Verbrennungen, bei schmorzhaften trockenen Wunden, besonders Schusswunden, — bei Hautausschlägen, — bei aufgesprungenen Zitzen, — (ob auch bei Steifigkeit, zu starker Contraction und Verkürzung der Muskeln, Sehnen und Gelenkbänder, bei Starrkrampf?), - zu erweichenden, schmerzlindernden und ausleerenden Clystiren, #9632;— zur Erweichung festsitzender trockener Schorfe oder Heiken, als Vehikel für andere wirksame Arzneistoffe, und zum Bestreichen der Hände und instrumeutc bei verschiedenen Operationen.
Dagegen darf man diese Mittel nicht anwenden, wo grosse Schlaffheil und Reizlosigkeit, und in Folge dieses Znstandes vermehrte Absonderung besteht; auch bei Unverdaulichkeit sind sie im Allgemeinen nicht passend. -Auf entblösste Knochen und auf seröse, liiiutc zeigen sie eine sein- uachthei-lige Einwirkung, und Katzen ertragen sie auch auf der äussern Haut nicht, wenn sie hier über den ganzen Körper verbreitet angewendet worden, in mehreren Füllen der Art entstanden in kurzer Zeit Traurigkeit, Abmagerung, und in zehn Tagen der Tod.
8- 126.
Zum innerlichen Gebrauch giebt man die fetten Mittel entweder für sicli allein, und zwar die Oelc oft in ihrem natürlichen Zustande, die Talgarten aber über gelindem Feuer geschmolzen, oder mit .Schleim u. s. \v. und Wosser zu Emulsionen gemacht. Nach Erfordern der Umstände setzt man ihnen auch Salze und andere Mittel zu. Aensserlich werden sie gleichfalls bald für sich allein, bald in Verbindung mit Metalloxyden, mit ätherischem Gel, mit Kampher und dgl. in Form von Salben und Linimenton, oder mit Alkalien als Seifen angewendet.
Zur innerlichen wie zur äusserlichen Anwendung müssen die Fette frisch, d. h. nicht ranzig sein, und auf der Haut dürfen sie nicht zu lange sitzen bleiben, weil sie durch die Körperwärme und durch die Hantausdünstnng noch schneller als sonst durch die Luft allein ranzig werden u. dann reizend und schädlich wirken (sect;. 124). Um dies zu verhüten, wäscht man nach einigen Tagen das aufgestrichene Fett oder Oel mit warmem Seifenwasser
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Schweinefett. Butter
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odor mit einem schleimigen Deoootrein ab und ersetzt es durch frisches. Ran/.ige Fotte sind nur zu Halbon und Linimcnlou, die erregend wirken Bollen, zu benutzen.
sect;. 127.
Die Gabe zum innerliclipn Gebrauch ist, bei der geringen Verschiedenheit der einzelnen fetten Mittel, von allen gleich massig für Pferde u. Rinder auf 120,0—180,0 bis ' 9 Kilogramme, für .Schafe, Ziegen und Schweine aid' 60,0—180,0, und für Katzen und Hunde auf 15,0—60,0 ZU bestimmen. Die Wiederholung dieser Gaben wird durch die Art, Heftigkeit und Dauer der Kranklieitszufälle bestimmt. Hei fortdauernder Reizung, bei Entzündungen u. Krftmpfen gieht man die kleineren Gaben nach kurzen Zwischenzeiten (etwa alle halbe bis ganze Stunden) oft wiederholt; dagegen bei vorhandenen fremden Körpern und bei scharfen Stoffen, die man einhüllen will, und bei Verstopfung des Leibes giebt man grosse Gaben nach langen Zwischenräumen (in 24 .Stunden nur 2—3 Mal) und im Ganzen seltener, gewöhnlich bis Poltern im Leibe entsteht.
Bei dem iiusserlichen Gebrauch richtet sich die Menge der nöthigen fetten Mittel nach der Grosse der zu bedeckenden Fläche. Zu einem (Jlystir nimmt man für die grossen Hausthiere 60,0: '.gt;lt;i,(), für die kleinen aber 8,0—:W,0, als Zusatz zu schleimigen und anderen Flüssigkeiten.
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I) Scliweiiiesclinial?., Sdiwelncfetl, Adeps emllua s. Amngia poroina, Von Sus scrota, 8. Ordn. Paobydermata, 3. Familie Scti{;ci'a (liorstontlik-re).
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#9632; !
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sect;. 128.
Dieses Fett, ans Kohlenstoff, Wasser - fund' Sauerstoff bestehend (wie sect;. 122) istibei gewöhnlicher Temperatur weich, schmierig, und bei Wärme von 26—30deg; Gels, ölartig flüssig, — im reinen Zustande sehr mild, wird schnell ranzig'. Die Wirkung und Anwendung ist so wie im Allgemeinen angegeben (sect;sect;. 123— 127); doch wird es innerlich nur wenig, und fast nur gegen Versfopfmigs-, Stein- und Bandkolik gebraucht, und am besten mit einem schleimigen Decoct eingegeben. Aensserlich findet es seiner weichen Cousi-stenz und seiner Wohlfeilheit wegen eine häutige Anwendung in den im All-getneinen (sect;. 126) angedeuteten Fällen , und besonders wird es zum Schutz der Haut gegen die Einwirkung scharfer Secrete ans Wunden und Geschwüren, bei Haarseilen und Fontanellen, bei der Anwendung scharfer Salben oder der Aetzmittel und dgl. angewendet. Es dient zur Grundlage der meisten zusammengesetzten Salben, steht aber bei Augensalben der frischen ungesalzenen Butter nach. (30,0 2 Sgr. G Ffg.)
2) BlllfiT, liutyrim. (o)
sect;• 129.
Die Butter ist ziemlich von der Consistenz des Schweineschmalzes, sie
schmilzt bei 30deg; C. und ist der fette Bestandtheil der Milch ^Saline, sect;. 8.'i),
durch starkes Schütteln derselben getrennt, nebenbei oft noch etwas Eiweiss
und färbende Stoffe enthaltend, von denen sie durch Auswaschen mit Wasser
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Butter, Titlg-, Fisjchthriiii.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;g5
odor diircii Schmelzen befreit werden kann. Klcmontare Zusammonsetzung \v\o hei anderen Fetten, ihr Oxyd (Buttevsäuro) ein wenig- anders, ans ölsanroin und margarinsaurcm Lipyloxyd bestehend. Sie wirkt im reinen und frisohen Zustande wie die Fette, ist mich ganz wie diese, besonders wie Schweinefett xu benutzen; besonders bei BchmerzhaftonEntzttndiingsgeschwttlsten (namentlich bei Enterentzündungen), die man bald zur Zertheilung oder zur Eiterung bringen will, und wo man sie entweder blos für sich allein aufstreicht oder mit schleimigen Mitteln zugleich in Brciumsehlägen anbringt, Am meisten dient sie zur Bereitung von Augcnsalbcn, zu welchen man sie frisch, rein und ungesalzen (BtUynm reoens, B. imulsum) nimmt. (;!O,0 'Ó S^t.)
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8) llaiiimcl- laquo;der Scliöjistiilg, SemiM a. Sebum ovilltan a, oeneoinuma, Mreinum;
4) Rindertalg, Suvuin taurlnimi s. hovinum, und
5) llirschlalg, S, oervimm.
sect;. 130.
Diese Talgarten bestehen überwiegend aus öl- und talgsanrem Lipyloxyd (Ëlaïn und Stearin), haben eine viel festere Consistent als die übrigen Fette und schmelzen bei o80 Cels. Innerlich worden sie noch seltner als das Schweineschmalz und dieButter, äusserlich aber fast nur als Zusatz zu einigen Salbou benutzt, um dieselben etwas mehr dickflüssig zu machen. Zum innern Gebrauch iniissen sie vorher geschmolzen, und dann mit lauwarmen, schleimigen Flüssigkeiten oder mit Stärkemehl gut gemengt, angewendet werden, üfficinell ist nur Hammeltalg.
0) Fischthran. Adepa piaoarkia a, Axunijia cetaria s. Oteitm piacium.
(Beste Sorte: Leberthran, 01. Jecoris AseUi.) Von Gtadus Callarias und Qadus Morrhna, Kabeljau (Malaoopterygii Oadoidel Cuv.),
Ifatnit, Snhnllfisclic.
sect;• 131. Hei gewöhnlicher Temperatur ölartig ilüssig, blassgelb, klar, etwas fischig riechend, nicht trocknend, — die ordinären Sorten mehr röthlich oder bräunlich nnd etwas scharf und daher in der Wirkung den ranzigen Fetten ähnlich. Der sogenannte Berger Leberthran enthält auch neben vielen anderen Bestandthcilen etwas Jod (0,05 bis 0,1 Proc), wodurch die Wirksamkeit dieses Mittels, im Vorgleich zu den übrigen Fetten, etwas Specifisches erhält. Innerlich in etwas grossen Gaben (wie sie im Allgemeinen, sect;. 127, bezeichnet sind) angewendet, erregt er leichter als die übrigen Fette Laxiren, und er wird deshalb mit gutem Erfolge bei Verstopfung dos Leibes, bei Vorstopfungskolik u. s. w. bei allen Ilansthieren benutzt; doch muss er mit einiger Vorsicht gebraucht werden, weil er leicht ünverdaulichkeit und andere gastrische Beschwerden erzeugt. — Bei chronischem Rheumatismus, gegen welchen er bei Menschen mit Nutzen angewendet worden ist, habe ich ihn bei Pferden, Hindern und Hunden in verschiedenen Gaben innerlich und zugleich äusserlich durch lange Zeit f'ortgcbraucht, fast ganz ohne günstigen Erfolg versucht. — Aousscrlicli leistet er bei Verdunkelungen der Hornhaut,
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Pisohthvan, Baumöl.
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bei Steiflgkeit dor Söhnen) und lgt;ci harten Gesclnvülsten an denselben (bei (iallcn uiul ilem sogenannten veralteten Sehnenklapp) .als cnveiehenclcs und gelind reizendes Mittel oft gate Dienste, und ebenso ist, er bei fleehtenartigen SantauBschlägen, welche dicke Borken oder Schorfe bilden, wie z. B. das sogenannte Teigmal bei Kälbern und Lämmern, ein recht wirksames Heilmittel. Man benutzt ihn hier für sich allein oder mit Schiessjmlver (1 Theil zu 2 Theilcn warmen Thrans) zur dünnen Salbe gemacht, welche man auf die, vorher von den Schorfen befreiten Stellen aufstreicht und in Zwischenzeiten von 2 1 Stunden noch 1 — '2 Mal wiederholt. Selten ist eino öftere Anwendung zur gHnzlichen Heilung' nöthig. — Zu Olystiren ist er für die meisten Fälle zu reizend und daher nur bei chronischer Verstopfung anwendbar.
Ausserdem wird der Thran noch häutig als ein beliebtos Hausmittel von Nichttbierärzten innerlich bei der Staupe der Hunde, änsserlicb bei Entziin-dungsgeschwillsten, hei Späth und anderen Gebrechen, jedoch oft zur Unzeit det. (30,0 1 Sgr. 4 Pfg.)
7) Bmimol olt;ler Ollvcniil, Oletm Olvxatm, beste Sorte; Provencoröl.
Gewonnen durch Auspressen der Früchte von Olea europaea, 2. Kl. 1 Ordn., Famil. Oloinoao.
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sect;• 132.
Im reinen Zustande blassgelb, von süsslichem Gtaschtnack, austrocknend; seine Wirkungen im frischen und ranzigen Zustande mit den, im Allgemeinen bezeichneten Wirkungen der fetten Mittel Übereinstimmend. Es kann daher auch ganz nach den gegebeneu allgemeinen Andeutungen benutzt werden. Schmiederer empfiehlt es vorzüglich gegen Darmentzündung der Pferde, in Verbindung- mit schleimigen Flüssigkeiten zu geben1, und Greve hat es bei Wiederkäuern in Koliken, welche mit Verstopfung und mit gehindertem Wiederkauen bestellen, und die von zu häufigem Genuss trockener Körnerfrüchte, von Mehl, Spreu und dergl. entstanden sind , mit gutem Erfolge in grossen Gaben angewendet-. Waldinger8 und Kysz1, welche bei Pferden sehr gegen den Gebrauch des Baumöls und der fetten Mittel überhaupt sind, weil dieselben (wie oben bemerkt; leicht gastrische Beschwerden erzeugen und auf der Haut ranzig werden, wollen es nur bei sogenannten Sandkoliken empfehlen, in allen übrigen Koliken soll es mehr schädlich als uützlicb sein. Dies ist jedoch gegen andere Erfahrungen. Im krampfhaften trockenen Beizhusten u. s. w. leistet es, besonders bei Hunden, gute Dienste, wenn man es lauwarm zu einem halben bis ganzen Esslöflfel voll bei den Anfällen ein-giebt. Um es hierbei noch wirksamer zu machen, kann man es mit Opiumoder mit Bilsenkrautextract (2,0 auf 30,0) verbinden.
Bei schmerzhaften Maulsohwämmen der Kälber und Lämmer giebt man mit Nutzen täglich zweimal einen kleinen Esslöffel voll Baumöl, sorgt aber dabei für Peinlichkeit und für gesundes Futter. Hei Entzündungen des
1 Tcul'fcl's Magazin l'iii- Thioi'licilkunde. 1. Ud. !S. 49, 51raquo;. a Waliriielnnungcn am Rindvieh. S. 104. :1 Nahrungs- und Seilmittellehre. S. 206. 1 Ar/iicimittcllehi'c. 8. 82.
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Leinöl, Glycerin.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 87
ftussern GfëhUrganges, welclio von heftigen Sohmerzon und von Ausflnss einer fressenden Jauche hegleitet sind, bewirken einige Tropfen reines Baumttl sdinello Minderung der Ziilalle, wenn auch nicht wirkliche Heilunglt; Ehen-so mindert es die Spannung und den Schmerz hei Stichwunden, wenn es auf die nmllegenden Theile gelind eingeriehen wird, und bei Stichen und Bissen von Insekten und Nattern gebort das Baumöl zu den vorzüglichsten Ileil-rnittelu. — Bei fremden Körpern im Schlünde erleichtert es deren Fort-sobaSUng. — Man glaubt auch, dass es den Haarwuchs befördere und wendet es zu diesem Zwecke auf kable llaiitstollen, nach Excoriationen, Verbrennungen, Verwundungen u. s. w. an; sein Nutzen hierhei ist Jedoch noch sehr zweifelhaft. — Auf die Ilaare gestrichen hält es im Sommer die Fliegen ab. Zu Olystiren u. s. w. ist es, wie im Allgemeinen angedeutet, zu benutzen.
Mit Bleiessig, mit Kalkwasser (1 Tiieil zu STheilen), mit Kaiupber, mit Salmiakgeist, mit Phosphor und mit Terpenthinöl verbunden, giebt es ver-sebiedene Linimente. Es eignet sich hierzu und tlherhaupt zum äusseru Gebrauch nicht gut, weil es vertrocknet.
Auch mviss das gute Baumöl zum thierärztlichen Gebrauch dos Preises wogen mehrentheils dem Leinöl und anderen inländischen Oclon nachstehen, besonders wenn es in grossen Quantitäten angewendet werden soll; auch sind die geringeren Horten des Baumöls weit ranziger, schärfer und daher zum medicinifeclien Gehrauoh schlechter als die inländischen Oelo. (;iO,ü 2 Sgr. 4 Pfg.)
8) Leinöl, Olcnm Lini. Auegeiiresst aus den Samen von Linnm usitatissimum, 5.Kl. SOrdn. L., Farn. Lincae.
sect;. 133.
Ey ist ein gelbliches, im frischen Zustande siissliches, mildes aber sehr trocknendes und schnell ranzig werdendes Oel. Wenn es frisch und ganz rein ist, besitzt es die Wirkungen wie die übrigen fetten Mittel, im ranzigen Zustande nähert es sich aber den Wirkungen des Fischthrans, und erregt, innerlich in grosser Gabe gereicht, wie dieser Laxiren. — 10s ist ganz so wie tlio fetten Mittel Überhaupt, aber besonders wie das Baumöl innerlich und äusscrlicli zu gebrauchen. Vor dem letztern hat es den Vorzug der Wohl-f'eilheit; es steht ihm aber hei äusserlicher Anwendung darin nach, dass es in kurzer Zeit zu einer iirnissartigen Kruste vertrocknet, die sich selbst mit Seifenwasser schwer aus den Haaren herausbringen lässt. Es ist deshalb bei seinem Gebrauch eine Heissige Reinigung der betreffenden Stollen unerläss-lich. Bei dem Volke steht, es in dein Kufe, die Haare schnell wachsen zu madien, leistet aber nicht mehr, als jedes andere fotte Mittel. 30,0 1 Sgr, 4 Pfg., 250,0 8 Sgr.
9) Oclsüss, dlyccrlll, Glyccrinnm.
sect;. 134.
Das Glycerin ist eine, durch chemische Bearbeitung dor fetten Substanzen vormittelst Kali oder Blcioxyd oder durch Einwirkung heisscr (über 100deg; 0.) Wasserdämpfe U. s.w. gewonnene Flüssigkeit (aus C3Hj,03) von ölart.iger Consistcnz, im reinen Zustande klar, geruchlos und von süsslichein
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Glycerin.
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(icsi'limack; — im roheu, unroinen Znstande ist es gelblieh, riecht unanpje-iielim uiui ßutiiiilt etwas Salzsäure, öuhwcfolsänre und Kalk. — Da sreino Glycerin hat die Wirkungen cler fetten Substanzen, es unterscheidet sich aber von diesen dadurch, dass es nicht austrocknet und auch nicht ranzig wird, und es hat deshalb vor jenen beim medicinischon Gebrauch Vorzüge. Es lost auch allo im Wasser löslichen .Stoffe auf ohne sie zu zersetzen und ist somit als Vehikel zu vielen Arzneiverbindungen in Linimenten und Salben gut geeignet. Man wendet es oft für sich allein an als deckendes, erweichendes, reiz-mildomdes Mittel bei Keizungeu jeder Art, bei der Entzündung des iiussern Gehörganges der llmule, bei trockener spröder Haut, bei Schrunden von Mauke, Verbrennungen, Anätzungeu, Hautjucken, Bläschen und Schorfen am Euter u. s. w.; oft auch in Verbindung mit Bleiextract, Höllenstein, narkotischen Extracten und Alkaloidon, mit Ainylum, mit Lycopodium, Tannin n. s. w., z. B. bei Krampf-Kolik: Extract, llyoscyami 4 Gram.; Glycerin iU),(J. Wo man das Mittel äusserlich in einer mehr consistenten Form anwenden will, ist die mit Ainylum bereitete Glycerinsalbe (ünguentum Glycerini) ein sehr brauchbares Präparat, welches man, je nachdem die Salbe mehr oder weniger weich sein soll, aus 1 Theil Amylmn zu !$ bis 8 Thoilen Glycerin durch Zusammenreiben darstellt und welches auch ein gutes Vehikel für andere Stoffe abgiebt.
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sect;. 136.
Mit den obigen fetten Mitteln im Wesentlichen übereinstimmend sind auch die folgenden;
1) Nicht trocknende Gele, Eette und Talgarten:
Pferdefett, sogenanntes Kammfett (Amngia equorum)] geschmolzen ist es wie Schweinefett zu benutzen. — Gänsefett (Ammgia (iiiseriim), sehr weich, bei mittler Temperatur der Luft halbflttssig, wird sehr langsam ranzig. Benutzung wie Schweinefett-, ausserdem bei frischen Hornhautflecken. — Hundefett (A. oanina), mehr talgartig; ist entbehrlich. — Ochsen-klauenfett (A, pedttm Tmiri), ölartig, flüssig, wird nicht leicht ranzig, zur änsserlichen Anwendung, wie fette Mittel überhaupt, sehr brauchbar. —#9632; Hirschtalg (Sevum nervi) ist gleich dem Rindertalg.— Wallrath (Ceta-ceim) eben so und entbehrlich. —-Eieröl, siehe sect;. 7-t. — Fette von verschiedenen Fischen, #9632;/,. B. Quappenfett, A alrup penfett u. dgl. werden leicht ranzig, stehen hin und wieder im Ruf als sehr wirksam gegen Verdunkelungen der Hornhaut, sind übrigens entbehrlich. — Büböl (01. Napi, igt;L Kapartnn), neben dem Leinöl das wohlfeilste inländische Gel, ist wie Baumöl zu benutzen. — Buch öl, Bucheckern öl (01. 'nveleorvm Fagi), im frischen Zustande sehr mild ; Benutzung wie das vorhergehende1. — Mandelöl (01.
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1 Die BuohookeraölkacbiBn enthalten einen im Wasser löslichen, aber nicht näher nachgewiesenen Stoff, der bei Pferden die heftigsten Krämpfe, Schmerzen im Leibe und
f-elhst den Tod veranliisst. Pferde starben von 72—1 Pfund, Esel von 4—6 Unzen dieser 'Oelkuohen in Zeit von 10—16 Stunden. Die Section zeigte entzündliche Heizung und BltltanhSuAing in den Baucholngeweiden. Bei anderen Thleren sind raquo;olclio Wirkungen nicht beobachtet worden. Auch die Bucheckern selbst verursachen, jedoch erst in 3—4 Mal t'rösserer Gabe, bei Pferden und Egeln ähnliche Wirkungen. (Viborg, Samml. lid. 5. S, 291; Archiv Schweiz. Tbiorärzte, Hd. 3. S. 87. Landw. Zeitung von Schnee, 1824. No. 48, S. 415. Kecueil de uuidec. veter. 1830. p. 149. Magaz. für Thicrheilkundo, 24. Jahrg. S. 42.)
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Wachs.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; yg
Amygclalammdulüium), adhr mM, wird spät ranzig, isl zum Gebrauch bei grossen Tbiwen laquo;nd in grossen (Iüben au tbeuer. — Palmöl (01. Palmae), von bntterartiger Consistenz, seit, einiger Zeit von englischen Thierftrzten statt anderer Fette btMiutzt, ist entbehrlich.
2) Trocknende ()clc:
iianföl (01, Cannabis)! von mildem Geschmack, aber unangenehmem Geruch, trocknet zu einem zähen Firniss, ist wie i;ein:il zu benutzen. — Mohnöl (Ol.JPapaoeris), im Geschmack und Anselien gleicht es dem Baumöl, ist sehr mild, entbält uiebts Narkotiselies von dem Mohnsamen, wird wie Baumöl benutzt. — Wallnussöl (01 nueum Juglandium), hat einen angenehmen, milden Geschmack, keinen Geruch, wird leicht ranzig, trocknet noch mehr als Leinöl, ist gegen Verdunkelung der Hornhaut gerühmt, sonst aber entbehrlich. — Ricinusöl, siebe bei den scharfen Mitteln.
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Mechstc Abt hei hing.
Wachs, Cera, (bosondere gelbes Wachs, üemflaoaj.
Die durch Hitze zusammci.ge.scliiiiolzenoii Wucliszclloii ans dem imieni Hau tier liienenstöcko.
sect;. 136.
Das Wachs ist in seinen Eigenschaften dem Talge ähnlich , hat aber vor diesem den Vorzug, dass es nicht ranzig wird. — Es besteht aus zwei eigenthttmlichoa Substanzen, dem Cerin und dein Myricin, und neben diesen aus einem aromatischen und einem färbenden Stoff. Es schmilzt bei (i80 Cels., löst sich in heissem Weingeist, in Aether und verbindet sich mit heisseu Fetten und äther. Gelen. Im erweichten Zustande deckt es und hüllt ein, leistet daher bei ruhrartigen Durchfällen, die mit ciiiem gereizten Zustande des Darmkanals verbunden sind, oft recht heilsame Wirkungen; es wird aber nur selten benutzt, weil seine zähe Consistenz die Anwendung erschwert. Man giobt es zuweilen als Hausmittel don grossen Thieren zu 30,0—45,0, den Schafen, Ziegen und Schweinen zu 16,0, den Katzen und Hunden zu 2,0—8,0 auf einmal, und täglich i.' — ;! Mal. Zur Anwendung wird es geschmolzen und mit warmer Fleischbrühe, oder mit dgl. Mehlsuppe, oder mit einer Abkochung von Stärkemehl zusammengeschüttelt, oder 1 Theil mit Eigelb (2 Th.), oinoin fetten Oel und warmem Wasser (ä 12—1(1 Tb.) zusammengerioben. — Am häufigsten dient das Wachs in Salben. Es macht dieselben consistenter, so dass sie gut decken und nicht leicht zer-fliesseii. Die einfache Wachsaulhe (Unguentum ceretm, Ceratum simplex), aus gelbem Wachs \ Th. und Schweinefett 4 Th, zusammengeschmolzen, ist die einfachste Salbe. (Baumwachs siehe bei Terpenthin.)
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i^M
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Bittere Mittel,
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ZWEITE KLASSE.
Bittoro Mittel. {Medioamenta amara.)
Ilc^illl', Wirkung und Aimciuluiig illeser Mittel Im Allgcmeinrii.
sect;, 137,
Als bittere Arzneimittel betrachtet mau alle diejenigen, deren Haupt-bestandtheil Bitterstoff oder bitterer Extractivstoff (Principium amarum) ist.
Dieser Stoft', der sich durch einen bittern Geschmack zu erkennen giebt, kommt in sehr vielen Pflanzen und meistens in allen Theilen derselben, bei Thieren aber nur in der Galle vor. Er findet sich aber fast gar nicht fttr sich allein oder im reinen Zustande, sondern bald mit Schleim oder Gummi, bald mit Stärkemehl, Eiweiss, Pflanzensäuren, Kalien, Salzen, mit ätherischem Gel, Harz, adstringireudeu oder narkotischen Stoffen, mit Farbstoff und dgl. verbunden; man hat ihn aber auf chemischem Wege aus mehreren Pflanzen rein dargestellt und nach den Pflanzen, aus denen er gewonnen worden, mit besonderen Namen belegt; in vielen anderen ist aber seine Verbindung mit jenen Stoften so innig, dass es bisbor der Chemie noch nicht gelungen ist, aus ihnen den Bitterstoff für sich allein darzustellen. Daher sind in manchen Mitteln seine materiellen Kennzeichen noch nicht bekannt. Aber auch von den bekannten Arten des reinen Bitterstoffes ist das cliemiscbo Verhalten zu anderen Stoften, besonders zu denen des thierischen Organismus, nur weniff ermittelt.
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138.
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Die einzelnen bitteren Arzneimittel erhalten nach der Art und nach dem Veihliltniss der übrigen Stofte, welche mit dem Bitterstoff verbunden sind, einen verschiedenen Character, und man unterscheidet sie hiernach: a) in eigentlich bittere Mittel, in denen der Bitterstoff überwiegend ist und die im lebenden Körper, der Erfahrung zufolge, nur milde, diesem Stoffe allein zukommende tonische Wirkungen erzeugen; — und 6) in solche, wo andere Stofte entweder materiell oder auch in den Wirkungen über den Bitterstoff vorherrschen. — Von den letzteren Mitteln kann hier nicht die Kede sein, da sie, wie ü. B. die bitteren narkotischen und die bitteren purgirenden Mittel in andere Klassen gehören. — Aber auch die Arzneimittel mit vorwaltendem Bitterstoff erscheinen darin, dass sie entweder diesen Stoff ohne andere wirksame Bestandtheile enthalten , oder dass sie neben ihm noch etwas Schleim, Salze, adstringirende Stoffe oder ätherisches Oel besitzen, verschieden von einander, und sind hiernach bald rein bitter, bald schleimig bitter oder salzig bitter, bald adstringirend und aromatisch bitter.
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139.
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Die Wirkung der innerlich angewendeten bitteren Mittel besteht wesentlich in einer Stärkung der sämmtlicben Vcrdauungs - und Assimilationsorgane. Sie äussorn dieselbe zuerst und vorzüglich auf den Magen und Darmkanal, weiterhin aber auch auf die Leber, auf die Bauchspeicheldrüse, auf die Gcki'ösdriisen, auf die BUitgofässo und auf die sämmtlichou Abson-
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IJittore Mittel.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;91
rlerungsorgane, — mul zwar in dor Art, dass sie, wenn sic in massiger Menge genossen werden, dio Speiohelabsonderuug vermehron, den Aj)2)ctit erregen, die Verdauung und die Eraäbrung befördern, und hierclurcli den Tonus dieser Theile erhöhen, jedoch ohne dass weder gleichzeitig eine unmittelbare Aufregung des Get'iiss- und Nervensystems, noch eine deutlich vermehrte Ziisamnionziehung (Contraotio) der Gewebe damit verbunden ist. Hierdurch unterscheidet sicli dio Wirkung der bittereu Mittel von der der erregenden und zusammenziehenden Mittel. Wo aber ein Mittel neben dem Bitterstoff noch ätherisches Oel oder Gorhstoff enthält, da nähern sich auch seine quot;Wirkungen den eigeuthümlichcn Wirkungen dieser Stoffe, und zeigen neben der Stärkung auch Heizung und vermehrte Contraction der betreffenden Theile,
sect;• l*0-Da die bitteren Mittel im reinen Zustande weder unmittelbar erregend noch zusammenziehend wirken, so kann auch ihre Wirkung nur wenig durch lilosso Berührung vermittelt werden, sondern dieselbe erfolgt hauptsächlich dadurch, dass die Mittel wirklich verdaut und assiinilirl werden, ihr llitter-stoff' mit dem Cliylus in das Blut und in die übrigen Säfte gelangt und dann zum Thoil an die Gebilde abgesetzt, zum Thoil aber durch die Se- und Ex-crotionen wieder aus dem Körper entfernt wird, üass .dieses so ist, ergiebt sich daraus, dass 1) die bitteren Mittel bei der Anwendung auf die Haut weder eine örtliche noch allgemeine irgend bemerkbare Wirkung äussern; 2) dass sie fast gar nicht wirken, wenn die Verdauung gänzlich darniederliegt und sie also nicht verdaut werden; 3) dass sie ihre vollständige Wirkung nur langsam und ganz in dem Verhältniss entwickeln, wie die Verdauung und Assimilation Stufe für Stufe vorsieh geht; und 4) dass bei längerem Fortgebrauch dieser Mittel sehr oft (aber nicht immer) das Fleisch, die Milch und die übrigen abgesonderten Säfte der Thiore einen bittern Geschmack annehmen.
sect;• 141. Bei gesunden Thiercu kann mail Vein den angedeuteten milden, fast nur allein auf die Keproduction gtóöhtetci'kWirknngon der bitteren Mittel, selbst wenn man diese in grossen Gaben anwendet (aussei- der bittern Beschaffenheit der abgesonderten Säfte), sehr wenig wahrnehmen; aber an kranken Thiercn, und namentlich bei fehlerhafter Verdauung und Ernährung zeigen sie ihre Wirkungen deutlich. Hier erregen und verstärken sie den Appetit, befordern die Verdauung, vermehren den Tonus und die Kraft der Muskelfasern im Magen und Darmkanal, verstärken massig die wurmförmige Bewegung, mindern die zu reichliche Absonderung der Verdauungssäfte gleichfalls in einem massigen Grade und verbessern deren Beschaffenheit; besonders wird der Harmschleim weniger zähe abgesondert, weniger Säure erzeugt, der Uobergang der Futterstoffe, in die saure Gährung oder in Fäulniss verzögert oder ganz verhütet (was auch vielleicht durch Tödtung der Hefen-pilze bewirkt wird), ebenso wird die Entwickelung der Gasarten (Blähungen) und der Eingeweidewürmer beschränkt, und wo letztere schon vorhanden sind, werden sie nicht selten durch die stärkere Verdauung getödtet, so dass sie bald mehr, bald weniger verdant abgehen; die Absorption im Verdau-ungskanal wird vorstärkt, und daher Durchfall beseitigt. Bei dieser
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ßittoru Mittel.
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Il
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gesteigorteu Thätigkoit der Verdanuugsorgane wird ;uis den genossenen Xalirinigsiniltcln nielir Cliyinns erzeugt als vorher, die Assimilation wird clieiit'iills gebessert, daher auch mehr und bosser gcraisehtes Blut erzengt, liierdiirch die Erattbrung im Allgemeinen befördert, und somit zuletzt der ganze Körper gestärkt.
Nach diesen Wirkungen betrachtet man die bitteren Mittel speciell als magenstärkende, als wurmwidrige u. s, w., und auch als stärkende, tonisehe Büttel übcriiaupt.
sect;. 112.
Die Anwendung der bitteren Mittel findet grösstentheils nur innerlich Statt und ist im Allgemeinen angezeigt: bei allen Krankheiton, die inatonischer Schwäche, d. h. in Erschlaffung und Unthätig-keit der Verdanungs- und Assimilation so rgane, oder in mangel-ii after Ernährung und Blutbildung begründet, oder wo bei allgemeiner Schwäche doch jene Organe in starke Mitleidenschaft gezogen sind. Die Zahl der Krankheiten, wo dies der Fall ist und wo daher auch die bitteren Mittel ihre Anwendung linden, ist sehr gross, und es gehören namentlich hierher:
laquo;.Die unterdrückte .Fresslust (sogenannte reine Appetitlosigkeit), wie sie in einer gewissen Selbstständigkeit, ohne einen andern erkennbaren Krankheitszustand und ohne Fieber, nicht selten vorkommt.
b.nbsp; Schlechte Verdauung, wo bei gehörigem Kauen die Darmexcremonto noch erkennbares, unverdautes Futter enthalten, wo sie ihre gehörige Con-sistenz nicht haben, sondern zu locker und weich, mit zu vielem Schleim umhüllt, hei Pferden zu gross geballt sind, sauer und widrig riechen.
c.nbsp; Aufblähung (Trommelsucht) und Windkolik (mit Ausnahme solcher Fälle, wo die Aufblähung Folge von Einklemmung, Verwickelung, Entzündung oder Zerreissung eines Eingeweides ist); — wenngleich hierbei die bitteren Mittel nicht immer die Hauptmittel sind.
d.nbsp; nbsp;Durchfall und Ruhr; sie sind dabei überall, wo Erschlafliing des Darmkanals besteht, von guter Wirkung und zuerst den mehr stopfenden, zusammenziehenden und erregenden Mittein vorzuziehen.
e.nbsp; nbsp;Eingeweidewürmer von allen Arten, wo diese Mittel nicht allein dadurch nützen, dass sie den vorhandenen Würmern im Verdauungskanal zuwider sind und bei manchen derselben deren Tod oder Abgang befördern, sondern vorzüglich dadurch, dass sie die t'ehlerhat'to Schleimabsoiulerung bessern, die Verdauung mehr beleben und somit die für den Aufenthalt und die Entwickelnng der Würmer günstigen Verhältnisse gründlich beseitigen. Bandwürmer und Oestruslarven worden jedoch von den bitteren Mitteln wenig oder gar nicht gestört.
ƒ. Gastrische und andere asthenische Fieber (wie namentlich Schlcim-tieber, katarrhalische und rheumatisch-gastrische Fieber, mit asthonischem Character, Faulfieber, Typ'1118 und dgl.), wo die bitteren Mittel fast in jedem Stadium passend sind, jedoch mit anderen, dem speciollon Zustande eut-sprechenden Mitteln, und namentlich in dor ersten Zeit mit Salzer. verbunden werden müssen.
g. Fehlerhafte Beschaffenheit der Milch bei Säuge- und Melkvieh (z. 13. blaue, rothe, fleckige und klümprige, zu leicht säuernde Milch u. s. w.),
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laquo;ittnre Mittelnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;93
wo dom Uobol, wenn es nicht uns einer fehlerbaften Beschaffenheit dor Nali-rnngsmittc] quot;der mus i\i;nij;'cl an lioinlichkeit der KUIchgof^tsse entstanden ist, fast immer ein gastrisches Leiden, und besonders Schwäche der Verdauungs-eingeweide zum Grunde liegt.
A. Die asthenische Harnruhr und das asthenische Blutharnen.
i. Zu reichliches Schwitzen, wenn dasselbe oline hinreichende ttussere Veranlassung erfolgt, — wie es oft bei und nach dem Haarwechsel, nach überstandeneu Krankbeiton u. s. w. der Fall ist.
/#9632;. Kachectische Krankheiten, wie z. B. die Bleichsucht, Fäulo der Schafe, chronische Sohleimfltlsse, bösartige Druse bei den Pferden und dgl. Hier können die bitteren Mittel durch Besserung der Eoproduciiou sehr viel zur gründlichen Heilung beitragen und wenigstens stets die Wirkung der, bei diesen Krankheiten gebränchlichen speeifischen und äusserlichen Mittel sehr unterstützen.
sect;. 143.
Als GrCgonauzeigc gegen die Anwendung der bitteren Mittel ist im Allgemeinen Vollblütigkeit, jede heftige Reizung und jede syuochöse Entzündung, sowohl örtlich wie auch bei allgemeinen fieberhaften Krankheiten, zu betrachten. Auch müssen dieso Mittel bei Trockenheit der Schleimhäute, bei derjenigen Verstopfung des Leibes, die von Trockenheit der Schleimhäute und zu starker Contraction der Gebilde begleitet ist, sehr vorsichtig und nur in Verbindung mit anderen passenden Arzneimitteln, besonders mit Neutral- und Mittelsalzen gegeben worden. Asthenische und complicirte Entzündungen und oben solche Fieber, z. B. entzündlich-gastrische Fieber, schliesson dagegen die Anwendung der bitteren Mittel neben anderen nicht aus.
sect;. 144.
Die Gabe, in welcher diese Mittel angewendet werden, ist ziemlich gleichmässig von den einzelnen Mitteln, für Pferde und Kinder gegen 15,0—60,0, für Schafe, Ziegen und Schweine 4,0—15,0, für Katzen und Hunde 0,6—4,0. Von den Mitteln, die den Bitterstoff recht concentrirt und rein enthalten, wie z. R Enzian, Quassia und Bitterklee, giebt man gewöhnlich etwas kleinere Quantitäten als von den übrigen, schwächeren Mitteln. Grössere Gaben als die bezeichneten schaden zwar bei den Thieren nicht offenbar, sie bringen aber auch keinen Nutzen; in zu grosser Masse worden sie nicht verdaut, sie belästigen und stören die Verdauungseingeweide, und zuweilen bringen sie Appetitlosigkeit, Leibschmerzen und Diarrhöe hervor.
sect;. 145.
Die bitteren Mittel können in jeder Form angewendet worden; in Pulverform streut man sie den Thieren auf das Futter, wo sie aber leicht Ekel gegen daraquo; letztere erregen, und dann nicht in der nöthigen Menge genossen werden. Es ist daher bosser, sie in Pillen und Latwergen zu geben. Doi grosser Schwäche der Verdauungseingoweide giebt man sie aber am boston in einar schwachen Abkochung, weil sie. darin für dio Verdauung mehr vorbereitet werden. Bei Wiederkäuern verdient dio flüssige Form auch noch aus dein Grunde den Vorzug, weil die flüssigen Mittel, namentlich in kleinen Gaben gereicht, leichter in den vierten Magen gelangen als die festen. He-
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Kein bittere Mittel.
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nutzt man zur Bereitung- des Aufgusses oder der Abkoehung die bitteren Miltt'1 gepulvert, so ist das Durchseihen der Flüssigkeit nielit niithig.
Man giebt sie zuweilen für sich allein, melirentboils aber mit anderen .Mitteln, naeb BedlirAliss der anderen Umstände verbunden. Bei sebr grosser Schwäche und Reizlosigkeit setzt man ilmeii die ätberiseli-oligcn und tlücb-tigeu Beizmittel, z. B. Kalmus, Pfefferminze, Terpenthinöl, Kampher und dgl. zu; bei Wurmleiden sind aromatische Mittel, Terpenthinöl, stinkendesThier-öl. Eisen, — bei Aufblähung und Säure Schwefelleber, Kreide, Kalk, — bei vorwaltender Erschlaffung sind adstrlngirende JMittcl, bei Verstopfung des Leibes und bei Ansainndung von unverdauten Futterstoffen im Dannkanal sind abführende Salze, Aloë, —und bei kachectischeu Kranklieiten sind Aromatica, Terpenthinöl, Kocbsalz, Eisen, Schwefel, Spiessglanz und dgl. mit ihnen zu verbinden. — Audi setzt mau die bitleren Mitteln in kleinen Gaben den Neutral- und Mittebalzen bei, um die loxirende Wirkung derselben zu verstärken. — Aeusserlicli benutzt man mehrere bittere Mittel bei schlaffer Granulation in Wunden und Geschwüren, besonders aber, um Insekten von den Thieren abzuhalten.
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A. Rein bitte re Mittel.
I) liiiïiuimil'zcl, JïaiU.i- Oentianae rubrae. Von Cicntinna lutcraquo; und unjercii Arten, [gt;. Kl. 2. Onln, L., Familie Gentiuneae.
sect;. 14(j.
Die E n zi an wu i'ze 1 (der EnziaiO enthält unter den inländischen bitteren Mitteln den meisten Bitterstoff, den man in neuerer Zeit dargestellt und Enzianbitter (Gentknin oder Qentianit) genannt hat; er ist ein kry-staUinischer Extractivstoff, mit etwas Schleim, zuckerartigem Stoff, ätherischem Oel und Gerbstoff verbunden und tbeilt sieh dem Wasser, Wein und Weingeist leicht und vollständig mit. Die sämmtlichen zuletzt genannten Bestandtheile sind jedoch nur in so unbedeutender Menge vorbände;!, dass sie nicht in Betracht kommen, und dass daher die Knziainmrzel gewöhnlich zu den rein bitteren Mitteln gerechnet wird.
Ihre Wirkungen stimmen der Art nach mit der überein, die den bitteren Mitteln überhaupt eigen ist1, dem Grade nach aber übertrifft sie alle anderen. Deshalb und ihrer Wohlfeilheit wegen ist sie auch bei den Thierärzten am meisten im Gehrauch.
Sie kann bei allen astlicuiseben Krankheiten, bei denen bittere Mittel empfohlen sind (sect;. 14-2), angewendet werden, eignet sich aber'besonders da zum Gebrauch, womit der Schwäche zugleich tlnthätigkeit, Erschlaffung und Ausdehnung besteht; daher namentlich bei Ucbcrfütterungskolik, besonders wenn dieselbe oft wiederkehrt und weniger in wirklichem Ueberfiittern, als vielmehr in allmttliger Ansammlung der Futtermassen in den Gedärmen begründet ist; ebenso in den späteren Stadien der Gelbsucht und Fäule der
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1 Jlanclie wollen ihr auuh naikotiselie Kräfte zusclireilicii. Icli habe dcs'.ialh ver-SUohsWolse die gcpulvtirte Wurzel Pferden und Bindern bis zu 180,0—720,0, Hunden zu Gü,0—120,0 auf einmal, lind durch 8 Taglaquo; wlflderliolt gegeben, abor keine Spur einer narkotischen Wirkung schon können.
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Euzian, Qunssin.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 95
Soliafe und des Rindviehes, bei ünverdauliohkeit, wenn der Koth gross geballt, in grossen ßlnmpen und mit Schleim Überzogen abgeht, bei Schleimfieber, bei Würmern und dgl.
Hei entssttndlioh gastrischen Zuständen haben /.i.weilen der Bitterklee und die übrigen seinvädicren Mittel den Vorzug vor dem Enzian.
Die Gabe und ihre Wiederholung ist wie bei den bitteren Mitteln iiber-hanpt, — Die Anwendung geschieht tiieils in Pulverform, besonders bei Pferden und Schafen (in den sogenannten Fresspulvem und Lecken), tbeils in Pillen und Latwergen, tbeils im Anfguss oder im Decoct, —- letzteres besonders beim Kindvieh. Im Pulver ist zwar die Wurzel sehr wirksam, die Thiore verderben sich aber dadurch mehrentheils sehr bald den Geschmack und dadurch auch den noch etwa vorhandenen Appetit,
Man verbindet die Enzianwurzel oft mit abführenden Halzen, und namentlich bei entzündlichen Krankheiten, bei Ueberfütterungskolik und bei solchen gastrischen Zuständen, welche mit Verstopfung' des Leibes verbunden sind, oder wo der Koth dunkel gefärbt, klein mul hart abgesetzt wird; in anderen Füllen dagegen den Umständen entsprechend mit anderen Mitteln (sect;• 145).
Aensserlich benutzt man das Enzianwurzelpulver zuweilen als ein gelind erregendes, tonischlaquo; und austrocknendes Mittel zum Einstreuen in üppig granulirende schlaffe, stark jauchende Wunden und Geschwüre, besonders wenn dieselben zugleich durch Inscktenniaden verunreinigt sind. Man versetzt es hierzu auch mit Kohlenpulver und Eichenrindenpulver zu gleichen Theilen, oder auch mit der Hälfte Zinkvitriol oder Alaun, oder mit dem achten Tbeil Kampher oder rotlien Präcipitat und dgl, — Ebenso kann mau bei Wunden und Geschwüren von jener Beschaffenheif auch ein Enzian-decoct (l Tbeil Wurzel zu 8—10 Theilen Wasser) benutzen. (30,0 gr. pulv. 10 Pfg., f. pulv. 1 Sgr. 4 Pfg.)
Von dem Enzian giebt es mehrere officinelle Präparate (uamentlicb ein recht wirksames Extract und eine Tinctur), welche jedoch in der Thierarznei-kunde fast ganz zu entbehren sind.
2) (luusslüliolz mim! (luassiaiiiuli' (llillerliolz), Lignum et Cortex Quassiae. Von Quassia amarn, 10. Kl. 1. Ordn,, Familie der Simarubeao.
sect;• bl7. Dieses Holz und die Kinde besitzen einen krystallisirbaren Bitterstoff, Qu assiin genannt, in grösster Menge, und ausserdem einen ganz geringen Antheil von .iitlicr. Oel1. Von seiner Wirkung gelten die, über die Wirkung der bitteren Mittel im Allgemeinen gemachten Angaben. Besondere Heilkräfte gegen einzelne Krankheiten besitzt es, im Vergleich zu den übrigen bitteren Mitteln, nicht, und es ist daher durch inländische .Mittel, namentlich durch Pitterklee oder Enzian zu ersetzen. Mit dem erstem hat die Quassia zwar grosse Aehnlichkcit, ist aber stärker, und von dein letztern unterscheidet sie sich dadurch, dass sie keine erregende Nebenwirkung äussort.
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1 Dieseraquo; äther. Ocl wirkt nul' Fliegen raquo;jid andere Insekten beUiubend, mit' die Itaus-tliiere aber nicht; eine Abkochung des Hul/.elaquo; (15,0 zu 90,0 Colatur), mit Zusatz von etwalaquo; Milch und Zucker, wird häutig; als das gofahrlososto Fliogengift benutzt.
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Rein liiflm-o Mittel.
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iUiiii wGnclol Bitterholz mul K'iiulo nach don all^onicincn Regeln an, und fjlolit os am heston in einem selnvaolicn Deooot.
Da es tlionror ist als dor Enzian (lgt;'),lt;i gr. jmlv. 1 8gr. 4 Pfg.), slt;gt; wird os innerlich sehr wenig, und äusserlich gar nicht benutzt. Das Qtiassia-Extract ist sein- wirksam, aber zum tliieiärztlichcn Gebrauch ZW tlioucr.
II) Bitterkiee (Fieberklee, Wdsserklee), Eerbaa, Mia Tn/oinfibrim s. aqnatici
(s. Mfiiyaiit/iisJ. Von Meuyantlies trifollata, 5. Kl. 1. Ordn., Familie Gcntianeac.
sect;. 148.
Die Stengel und liliitler dieser Pflanze enthalten, besonders wenn sie im Herbst gesammelt ist, den nicht krystallisirbaren Bitterstoff (Menyauthw) in sehr grosser Menge mul fast S'ilnz ohne wirksame Kobonbostaiidthoilo. Man rechnet die Pflanze daher mit Kocht zu den kräftigsten rein bitteren Mitteln, unter denen sie nur vom Enzian und von dor Quassia übertroft'cn wird. Dor Bittorklee ist der letztern in der Wirkung sein- ähnlich und für sie das beste Ersatzmittel, Er verdient, da er fast überall zu haben und
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ebenso wohlfeil als kräftig
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in seinen Wirkungen ist, eine häufigere Benutz-
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ung in der Thierarzneikunde als bisher.
Die Anwendung kann überall geschehen, wo die bitteren Mittel überhaupt und der Enzian besonders empfohlen sind.
Die Gabe, Form und Verbindung ist bei dem getrockneten (pulverisirten oder zerschnittenen) Kraut ebenfalls nach den allgemeinen Angaben einzurichten. Im Sommer kann man auch das irische Kraut, benutzen und dasselbe entweder im Decoct, oder für grasfressende Thiere kleingeschnitten und mit anderem Futter gemengt geben. Auf' letztere Weise reicht man täglich dreimal für Pferde und Kinder jedesmal 360,0—640,0, oder 2—3 Hände voll, für Schafe, Ziegen und Schweine, den dritten Tbeil, — Zu dein Decoct nimmt man auf' dieselbe Menge eine achtfache Quantität Wassers, lässt dies auf dio Hälfte einkochen und durchseihen, und dann auf'ein- oder zweimal eingeben. — Das Extract wirkt wie das Mittel selbst, ist aber durch dieses zu ersetzen. (30,0 8 Pfg.)
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4) Taiisi'lldglllddlknillt, llirla s. Sitmmüatea Ce.utnnni minoris.
Kraut and liliithe v. Chironia Contaurium L. s. Gentiana s. Erythraea Centaur. 6. Kl. 1. Ordn. li.( Familie Gentianeao.
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149.
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Diese Pflanze besitzt gleichfalls in den Stengeln und Blättern viel Bitterstoff, der jedoch schwächer als bei der vorigen und zugleich etwas salzig und kratzend scharf'ist. Ihre Wirkungen sind denen des Enzians ähnlich, aber milder als bei diesem Mittel. Anwendung, Gabe und Form sind wie bei den übrigen bitteren Mitteln. (80,0 1 Sgr. (5 Pfg.)
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Rindagalle,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;97
B, 8 al/.ig- tiud schleimig bittere Mittel.
.1) lllilllssillli', Fel 'J'auri.
sect;. 160.
Die frische Bindsgalle ist grünlich gelb, etwas dicklich-flüssig, mit Wasser leicht inisehbai', ihr Geschmack eigenthümlich bitter, der Geruch gelind aromatisch, zuweilen etwas moschusartig, ihre Reaction neutral. Be-standtheile vielfach, besonders organische Salze, namentlich taurocholsaures und glykocljolsaures Natrum. Innerlich angewendet stimmt sie in ihren Wirkungen last ganz mit den bitteren Mitteln überein; sie besitzt aber aussei' der stärkenden Wirkung (welche schwächer als die der Enzianwurzel, des Quassiaholzes und des Bitterkleekrautes ist), noch durch ihre alkalischen und salzigen Bestandtheile gelinde Nebenwirkungen.
Die innerliche Anwendung der Galle ist bei denselben Krankheitszu-ständen angezeigt, wo die bitteren Mittel überhaupt nützlich sind, sie hat aber keinen erwiesenen Vorzug vor diesen, obgleich man glaubte, dass sie bei grosser Schwäche und gleichzeitiger Reizbarkeit der Verdauungseingeweide besser ertragen werde, weil sie mild wirkt und als thierisches Product leicht verdaulich ist, was jedoch nur von kleinen Gaben gilt. Grosso Gaben .stören die Verdauung, indem sie mit dem sauren Magensaft Glykocholsäure bilde! und das Pepsin wegnimmt. Sie wird nur zuweilen bei den kleinen Maus-thieren benutzt, weil sie nicht immer und in der nothigen Menge frisch zu haben ist und bei der Aufbewahrung leicht fault und verdirbt. Um dies zu verhüten, wird sie über Feuer eingedickt (Fei Tauri inspissatum) ; hierdurch verliert sie aber von ihrer Eigenthümlichkoit, wird den bitteren Extracten ähnlich und besser durch diese ersetzt. — Die Gabe von der frischen Rindsgalle ist für Pferde 15,0—30,0, für die anderen Ilausthiere in entsprechendem Verhältniss, und die Anwendung geschieht thcils in Auflösungen mit einem andern bittern, oder bitter-aromatischen Infusum, oder in Pillen und Latwergen, bei denen die Galle zum Thell auch als Bindemittel dienen kann.
Aeusserlieh angewendet wirkt die Galle gelind erregend, zertheilend, und man benutzt sie daher als Einreibung zur Zertheilung schlaffer Geschwülste, welche Neigung zeigen, sich zu verhärten, wie z. B. veraltete l'iphacken, Stollbeulen, Drüsenknoten und dgl. Man wendet sie theils für sich allein, mchrcntheils aber mit anderen ähnlich wirkenden Mitteln verbunden an, z. B. mit grüner Seife, mit Kochsalz, mit Kampher- odor Ammonium-liniment, mit grauer Quecksilbersalbe und dgl., z. B. in der sogenannten grünen ze rt h eilende 11 Salbe, welche man bereitet aus Altheesalbe (oder Schweinefett) 120,0, Oohsengalle, geschabter, weisser Seife, von jedem 15,0, Steinöl 80,0, pulverisirtem Kampher 16,0 Hirschhornsalz 8,0.
Auch hat man die Galle bei Flocken der Hornhaut als resorbirendes und auflösendes Mittel mit gutem Erfolge angewendet. Sie wird hier bei noch bestehender krankhafter Reizbarkeit mit 3—4 Thcilen reinen Wassers verdünnt, späte;1 aber für sich allein oder in Verbindung mit anderen Mitteln (Honig, Merkurialsalbo, Hirschhornsalz und dgl.) benutzt, indem man sie täglich 1—2 Mal zwischen die Augenlider streicht. (Bis 120,0 !j Sgr., F. inspissat. 1,0 2 Sgr.)
Hvrtwiq, Amiolmlttotlohrd. 6. Autlaco,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;•
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y^nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Bittere Mittel.
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0) Rardobencdlcli'iikrauf, Bcrla s. Folia Carduibenedkli. Von Cnicus lienedictus, 19. KI. 3, Ordn. L., Familie Compositae.
sect;• 161. Es entlialt neben dem bittern Extract]vsloff nocli das Cniciu, eine chemisch indifferente, im Wasser ziemlich loiclit auflösliche Substanz, und eine bedeutende Menge von Salzen, namentlich Salpeter, etwas Schleim-Zucker u. s. w. Es wirkt daher nicht allein tonisch, sondern auch auflösend, und die Secretion der Schleimhäute, sowohl im Verdiuuingskanul wie auch vorzüglich in den Respirationsorganen vermehrend. Man benutzt es daher mit gutem Erfolge bei solchen gastrischen Krankheiten, bei denen Heizung und verminderte Absonderung der Schleimhäute zugegen ist und wo die rein bitteren Mittel, und besonders der Enzian nicht gut ertragen werden. Doch wird es im Granzen wenig angewendet. — Von der Gabe, Form und Ver
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bindung gelten auch hier die allgemeinen Andeutungen.
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(30,omiopfg.)
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Anmerkung. Diesen Mitteln schliessen sich in ihren Wirkungen das Erdrauuh-Icraut (Htria HSmariae) nnä das Kraut des weissen Andorns {Herha MamMi albi) an, Jedoch sind dieselben äusserst sehwaeh. — Von gleicher Art, aber noch schwächer wirkend, ist das Kraut und die Wurzel des Löwenzahnes (Uerha et Bad. Taraxaci), welche nur im frischen Zustande als diiitetisolios Hausmittel zu benutzen sind; — ferner die Cic hor ien würze 1 (Bad. (Hohorii tylvettrisj, das Kraut des Huflaltigs (Uerha TussUagiuis), und des Ehrenpreis f Herba H'eronicaeJ, und mehrere andere von ähnlicher Qualität. Sie sind sämmtlich zu entbehren und werden auch jetzt fast gar nicht mehr angewendet. — Ein salzig bitteres Mittel ist auch das Kraut des Färb egins ters (Herba et Summitalcs Ocnistae tinetoriaej, welches von Dr. Marochetti zur Verhütung der Wasserscheu bei Menschen, welche von tollen Hunden gebissen sind, sehr empfohlen worden ist. Das Mittel brachte bei meinen Versuchen an Thieren selbst in grossen Gaben (bei Pferden und Kühen zu 2 Pfund, bei Hunden zu 1—6 Unzen pro dosi, täglich zweimal und durch 8 Tage fortgesetzt) keine aulfallende Wirkung hervor, und die gerühmten Heilwirkungen haben sich weder bei Menschen noch hei Thieren bestätigt.
7) llhabai'bei'WUl'Zcl, Radix lihei s. lihaharbari.
Von verschiedenen, zum Theil unbekannten Species der Gattung Kheum (Kb. palmatuui,
Ehaponticuin etc.), 9. Kl. 3. Ordn., Familie Polygoneae.
sect;, 152.
Die Wurzel kommt in verschiedenen Sorten vor, von denen die sogenannte ächte oder russische Rhabarber die beste ist. Sie enthält eine grosse Anzahl verschiedenartiger Bestandtlieile, die tlieils in Wasser, theils in Weingeist löslich sind; es sind darunter mehrere Harze (Erijihroretin, Fhaeoretin, Aporetin), dann die Chrysophansäure (auch Rbabarbersäurc, Ehern, Eheumin, Rhaharharin genannt), in Verbindung mit Gummi, Stärke, Zucker, oxalsaurcm Kalk und anderen Kalksalzen und Gerbstoff.
Die Wirkungen der Bhabarberwnrzel sind zum Thcil denen der adstrin-girenden, zum Theil denen der bitteren Mittel ähnlich, zum Theil aber auch ganz eigenthüinlich erregend auf die Gcfässe und drüsigen Organe der Bauchhöhle, ausserdem auch, und je nach der Grosse der Gabe, die Absonderungen bald gelind beschränkend, bald aber vermehrend. Denn in kleinen Gaben und anhaltend den Thieren gegeben, vermehrt sie den Tonus und die Thätigkeit In den Ünterleibsorganeu, und bewirkt so eine bessere Ver-
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Kardobenedictoikrnut, Khabiu-berwurzel, Kousso.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 99
dauung und stärkere Resorption. In grossen Gaben bewirkt die Rhabarber sehr reichliche Absonderung der Galle und der Darmsiifte, beschleunigte wurmf'örmigo Bewegung des Darmkanals und Purgiren. Letzteres tritt nur bei dem Hunde und bei der Katze von massig grossen Gaben (von 4,0—15,0) in massigem Grade ein; bei Schweinen erfolgt es aber erst von 90,0—120,0 und bei Pferden von 270,0—360,0 nur sehr gelind und erst nach 36 Stunden (s. Viborg, Samml. Ed. 3. S. 156).
Heftige Zufalle, besonders Entzündung der Gedärme, hat man selbst von so grossen Gaben nicht bemerkt.
Die Bhabarber erscheint, diesen Wirkungen gemiiss, da angezeigt, wo Schwäche und zu geringe Thätigkeit der Leber, und überhaupt der Verdauungsorganc den Grundcharacter einer Krankheit bilden, wo in Polge dessen die Bereitung guter Galle qualitativ, oft auch quantitativ nicht gehörig erfolgt, wo deshalb Appetitlosigkeit, Verschleiraung, Säure, Blälisucht, Verstopfung, Diarrhöe, namentlich die sogenannte weisse Ruhr bei jungen Thieren, — Gelbsucht, Bleichsucht und dgl. entstanden sind.
Als Purgirmittel darf die Rhabarber bei den grosseren Hausthieren nicht angewendet werden, weil sie zu wenig wirkt, zu theuer und durch kräftigere wohlfeile Mittel zu ersetzen ist; bei Hunden und Katzen kann man sie aber in den im Obigen angedeuteten Gaben hierzu anwenden. Weit zweck-mässiger benutzt man sie aber in kleinen Gaben, nämlich für Pferde, und Rindvieh zu 8,0—16,0, für Schafe und Schweine zu 2,0—8,0, für Katzen und Hunde zu 0,30—1,20, täglich 2—4 Mal.
Die Anwendung der gepulverten Wurzel kann in jeder Form, und nach Erfordern der Umstände in Verbindung mit verschiedenen anderen Mitteln geschehen. Als Purgirmittel setzt man ihr zuweilen Aloë, häufiger Glaubersalz, Weinstein und andere Salze zu; als stärkendes Mittel giebt man sie mit Kalmus, Wennuth, Waclihoklerbceren, bei Diarrhöe mit Opium, kohlensaurer Magnesia u. a. Eine Zusammensetzung von Rhabarber 4,0, kohlensaurer Magnesia 1,2, Opium 0,30 mit 90,0 warmem Kamillenthee oder mit 2 Löffeln voll Branntweins auf einmal gegeben, kenne ich als das vorzüglichste Heilmittel bei der sogenannten weissen Ruhr der Kälber. f4,0 1 Sgr. 10 Pfg.)
Anmerkung 1. Als Präparate von der Rhabarber bat man: ein einfaches Khabar bei--Extract (Extractum llhei simplex), ein zusammengesetztes Rha-bar her-Ex tract (Extractum Ttliet compositumj, eine wässerige Rhabarber-Tlno-tur fTinclnra Rhei aqtmaj, eine weingeistige R habarb er-Tinctur (Tinctum llhei vitiosaj, und einen Syrupus llhei. Sie sind zum tliierärztliehen Gebrauch viel zu theuer, entbehrlich und sehr wonig benutzt.
Anmerkung 2. Die Wurzeln von den bei uns in Gärten gezogenen Kbabarber-arten, namentlich von Rhevm Ehaponticum und von Uli. hyhridum besitzen, wenn sie gehörig ausgewachsen und gut getrocknet sind, fast ganz dieselbe Wirksamkeit wie die chinesische Rhabarber, und können daher, da sie viel wohlfeiler sind, die letztere ersetzen. (Viborg a. a. O. S. 16Ö—162.)
8) KollSSD, Koiissnblüdion, Mores Brayerae anthclminthicai:
Die Blüthenrispen von Brayera anthelminthica oder Ilagenia Abyssinica,
11. Kl. 2. Ordn., Familie Ro.saecae, eines in Abyssinien einheimischen Baums.
sect;. 153.
Sie kommen als braunes Pulver in den Handel und enthalten ein bitteres Harz (Brayerin, Kottssin oder Taeniiii), Gerbstoff, fettes und wohl auch ätheri
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Hittere Mittel.
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sclics Oei, sind schwach aronmtisoh riechend und bitterlich sobrnek-koml. 8io kommen mir als Anthelminthicum in Anwendung, und zwar nur bei kleinen Eausthieren'. Die Gabe ist für alte Schafe 4,0, fttr. Lttmmer 2,0, für Hunde 2,0—4,0, wälivoiul einiger Stunden mehrere Male wiederholt, nach Müller- in 6 Stunden dreimal, als Decoct oder mit warmem Wasser oder Milch zuaammengeschtittelt, oder mit Syrup, Honig als Latwerge. Einige Stunden nach der letzten (labe gehen die Würmer ab8.
Dies Mittel wirkt zwar sicher, steht aber doch der Kamaki nach. (Fein pulv. 6,0 2 Sgr. 2 l'fg.)
9) Kiiniiilii, Wurms, GlancMae Itntücmr. (o)
Von Rottlcra tlnctorla (Roxburgh), 21. Kl. 8. Ordn., Familie üw Euphorblaceae. Aus Abyssiniou, Australien u. a, w.
sect;. 154.
Die Kamala ist ein leichtes, gleichmässiges ziegelrothes Pulver, schwach aromatisch riechend, mit Wasser schwer mengbar, aus den sternförmigen Drüsen und aus den Haaren bestehend, welche die Frucht des genannten Baumes umgeben.
Das Pulver enthält viel harzige Bestandtheile (gegen -17 pr, (!.), bittern Gerbstoff', Extractivstoffe, eine krystallisirbare Substanz (Eottlerin), eine Spur von ätherischem üel u. s. w.
Das Mittel wird nur als Anthelminthicum benutzt und hat hierbei namentlich gegen die Bandwürmer der Lämmer (Taeuia expansa) das Koussu, das Kreosot und alle andere Mittel übertroffen'1; dasselbe ist zwar tliourer als Kousso, da aber von ihm in der Kegel nur eine Gabe in derselben Grosse wie von dem letztern zur vollständigen Wirkung ausreicht, so wird es hierdurch eigentlich wohlfeiler, man erspart die Zeit und Mühe des wiederholten Eingehens, und die Wirkung- tritt schneller ein (oft schon in einer Stunde), so class nach 2 Stunden die Kur beendet ist.
Die Gabe und Auwendurgbei Schafen und Hunden ist wie vom Kousso.
Bei den grossen Thieren ist Kamala noch nicht genügend versucht, Pferde ertrugen 100 Gramme ohne besondere Wirkung. (Preis: 15,0 3 Sgr., 1 Pfund 2 Thaler.)
G. Aromatisch oder erregend bittere Mittel.
10) Wcnuntb (laquo;las Kraut mit den BiAthen)) Herba et Stmmikttes Absmthn.
Von Artemisia Absinthium 1-.. ift. Kl. ü. Ordn., Painllie der Ellchryseen.
sect;. 155. Der Wennuth besitzt einen ausserordentlich bittern, krystallinisch darstellbaren Stoff, das Absiuthiin, in Verbindung mit etwas ätherischem Gel,
1nbsp; Hei meinen Versuchen brachten 100 bis ISO Gramme bei gesunden Pferden keine besonderen Wirkungen hervor.
2nbsp; Magaz. flir TWerheilkunde, Jahrgang 1860,
;l Nach Küchenmeister starben Taenien, tlie er In eine Abkochung von Koussu legte, schon in einer halben Stunde, — (1. i. schneller als von jedem andci-n Wurmmittel. #9632;' K. H ar tmann. im Magaz. für Thicrhcilkmulu. 28. Jahrgang. S, I2j.
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Knmiiln, Wermuth.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;101
Salzen n, s. w. i*iis frische Kraut ist don Pferden sehr zuwider und wird auch von Külion nur Wi grosseni Hunger gefressen; Schafe und Ziegen fressen es eher, soheinen aber auch keinen Wohlgeschmack daran zu finden. Nach etwas anhaltendem Genuss dieser Pflanze wird die Milch, das Fleisch und der Urin dor betreffenden Thiere hitler.
Der Wermuth besitzt in einem hohen Grade die, tonischon Wirkungen der hitteren Mittel, ausserdoin aber wirkt er durch sein iUhcrisclios Oel noch etwas erregend auf das Gefäss- und Nervensystem. Doch 1st die Wirkung des Bitterstoffes hei weitem vorwaltend. Er näliorl sich somit, den ätherisch-öligen, flüchtigen Erregungsmitteln und findet deshalb vorzüglich bei solchen Krankheiten der Verdauungs- und Assimilationsorgane seine Auwemlung, wo neben der Schwäche noch Reizlosigkeit besteht, oder wo Würmer zugegen sind. Ob Wermuth gegen letztere als eigentliches Anthelminthicum wirkt oder nur durch Besserung des Verdauungsprocesses, — ist zweifelhaft. Seiner erregenden Nebenwirkung wegen ist er bei schlaffen, phlegmatischen Thieren, raid daher besonders auch hei den Wiederkäuern don übrigen Mitteln vorzuziehen, Uebrigens ist er innerlich bei denselben Krankheitszu-ständen anzuwenden, wo die bitteren Mittel überhaupt passend sind; aber bei reinen und heftigen Entzündungen ist er hu vormeiden.
Die Gabe ist, wie bei den übrigen einfach bitteren Mitteln, für 1'f'ordo u. s. w. Die Anwendung kann in Pulver, in Latwergen, Pillen, Aufgüssen und Abkochungen mit Wasser geschehen. Das Pulver eignet sich, da die übrigen Thiere dasselbe wenig oder gar nicht fressen, nur für Schafe; man mengt es für sie mit Gersten-, Hafer- oder Malzschrot, oder mit Kleie, mit Kochsalz, Waohholderboeren oder andoren aromatischen Mitteln zu einer Lecke zusammen und streut ihnen dieselbe auf das kurze Futter in der Krippe; z. B. nach Waldinger bei der Egelkrankheit:
gepulvert. Wermuth, Kalmnswurzel, von jedem 120,0 Glanzruss, Kochsalz, von jedemnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; fiO,()
Terpenthinölnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;15,0
Schrot oder Mehlnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 720,0
Gut zusammengemengt und für zehn Schafe in einem Tage gegeben. Nehmen die Thiere von dem Mitfcl zu wenig, so macht man es mit Wasser zur Latwerge und giebt einem Schafe früh und Abends den zwanzigsten Tbeil davon auf einmal ein. Bei der Bleichsucht setzt man dieser Mengung noch Eisenvitriol (8,0—lft,0), und bei Säureentwickelung in den Eingeweiden noch pulverisirten gebrannten Kalk (30,0), oder pnlverisirte weiss gebrannte Knochen (60,0—90,0) zu.
Bei dem Rindvieh benutzt man den Wermuth, je nachdem man die erregende oder die tonische Wirkung vorzüglich wünscht, im Aufguss oder in Abkochungen (30,0 zu 360,0 Flüssigkeit), und bei Pferden, Schweinen nnd Hunden am besten in Pillen und Latwergen, und verbindet ihn nach Be-dürfniss mit verschiedenen passenden Mitteln, z. B. mit stinkendem Thieröl, Steiuöl, Terpenthinöl, Kampher, Weingeist, Pfefferminze, Kochsalz u. s. w. — Bleizucker, Sublimat, Eisen- und Zinkvitriol schlagen in Decocten und Infusionen vom Wermulli einen grossen Theil der wirksamen Bestandtheile nieder.
Aeussorlicli wird der Wermuth bei fauligen, schlaffen, unreinen, mit stinkender Jauche versehenen , oder mit Maden behafteten Geschwüren,
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Biltere Mittel.
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#9632;/.. B. bei dergleichen Widerristsohäden und bei astbemsohen und brandigen Entzündungen, z. B. bei ausfallender Mauke u. b. W., bald als Breiumsclilag, bald in flüssiger Form als Wasclinng mid Bähung benutzt. — Zu dem Breiumschlag nimmt man die zerschnittenen, von den groben Stengeln befreireu Blätter und kocht, dieselben gelind mit so viel Wasser, wie zur Oonsistenz des Breies nötliig ist; — zu den Biilumgen benutzt man einen Anfguss oder eine Abkochung wie zum innern Gebrauch.
Ein solches Infüsum oder Decoct wendet man auch zuweilen als Waschmittel auf' die gesunde, wie auf die kranke Haut in der Absicht an, um Läuse oder Milben zu tödtcii, oder um von den Thicrcn die Bremsen, Fliegen und andere Insekten abzuhalten, weil letztere die Bitteren Substanzen fliehen oder von ihrem Genuss betäubt werden und sterben.
Der Wermuth ist auch im frischen (grünen) Zustande, innerlich und iiussorlich auf' die angegebene Weise, jedoch in doppelter Gabe zu benutzen. Die Präparate (Extract, Tinotur, ätherisches und gekochtes Wermuthol) sind ähnlich wirkend, aber zu theuer. (30,0 Ihrh. 1 Sgr. 4 Pfg.j
II) RBillfamikraat, Ralnforroblainen und Samen, lUrha, Floret et Semen Tanaceti. (o) Von Tanacotum vulgäre L., 19. Kl. 2. Ordn., Familie Compositno.
sect;. 156.
Die ganze Pflanze enthält einen bittern Extractivstoff in Verbindung mit harzigen Bestandtheilen, mit einem scharf bittern, ätherischen Oel, etwas eisengrünendem Gerbstoff u. a. Das Kraut (die Blätter) besitzt von dem letztern am wenigsten und ist mehr rein bitter, wogegen die Blumen, und noch mehr die Samen viele flüchtige Bcstandtheile zeigen.
Die Wirkungen des Rainfarrnkrautes kommen im Wesentlichen mit denen des Wermuths überein, und unterscheiden sich von diesen nur dadurch, dass sie mit noch etwas stärkerer Errogang der Gefäss- und Nerventhätigkeit in den Verdauungseingeweiden verbmiden sind, als hei dem zuletzt genannten Mittel. — Die Wirkungen der einzelnen Thcile des Rainfarrnkrautes sind ziemlich mit einander übereinstimmend, aber im Grade der erregenden Nebenwirkung, nach der verschiedenen Menge dor in den letzteren vorhandenen reizenden Bcstandtheile, etwas von einander abweichend.
Die Anwendung geschieht innerlich und äusserlich wie bei dem Wer muth. Gegen Eingeweidewürmer hält man den Rainf'arru, und besonders den Samen für wirksamer als letztern und auch für wirksamer als den sogegenannten Wurmsamen oder Zittwersamen.
Auch die Gabe, die Form und Verbindung, in denen der Rainfarrn angewendet wird, sind wie bei dem Wermuth. (30,0 Flor. 10 Pfg.)
Anmerkung. Der Wurm samen, Zittwersamen (Semen Cinac s. SantonieiJ wirkt ähnlich wie Wermuth und Rainlarrn, ist aber l'iir Thierc zu theuer.
12) llnpleii (die welblldicn ßlülhi'ii, Fruchlähicu oiler Zapfen)) Florcs s. Stmbilis. ConiLupvli. (o) Von Humulus Lupulus L., 22. Kl. 8. Ordn., Familie Urticaccao.
sect;• 157. Der Hopfen schmeckt stark bitter , etwas harzig und riecht eigenthiim lieh aromatisch, etwas betäubend. Der wirksame Thoil der Hopfe.iblüthen
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Eainfan-n, Hopfen, Schafgarbe.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;103
sind die Drüsen derselben (Glandulae Lupuli), die durcli Klopfen oder Sieben des frisch getrockneten Hopfens als ein gelbliches Pulver, das sogenannte Lupulin gewonnen werden. In dem Pulver ist ätherisches Oel und ein krystallisirbarcr Stoff, das Tjupnlit vorhanden; auch in den Blättern (Schuppen) finden sich ähnliche Bestandthoile, aber in geringerer Menge.
Die Wirkung des Hopfens auf den Thierkörper stimmt mit denen der übrigen aromatisch bitteren Mittel grösstemheils überein; sie ist jedoch mehr erregend als die Wirkung des Wermuths und des Rainfarrnkrautes. Narkotische Wirkungen , von denen manche Schriftsteller sprechen, habe ich von kleinen und grossen Gaben und bei mehrtägiger wiederholter Anwendung des frischen und des ausgetrockneten Hopfens bei Pferden, Kühen, Schafen und Hunden nicht wahrnehmen können.
Man kann den Hopfen wie den Wermuth und bei denselben Krankheits-zuständen innerlich und äusserlich benutzen; bei hohen Graden von Atonie, und bei hieraus entstandener Cachoxie, Wassersucht und dgl, scheint er aber den Vorzug' vor diesem Mittel zu verdienen.
Weil der Hopfen sehr schwer zu pulvern ist, so giebt man ihn nicht in Pillen und Latwergen, sondern am besten im Aufguss oder in einer gelinden Abkochung (30,0—45,0 auf 360,0 Wasser).
13) Sclial'gaibeiikrauf und Blüllien, Summttates s. Ile.-ba et Flores Mülefolii. Von Achillea MillefoHum L., 19. Kl. 2. Ordn., Familie Compositae.
sect;. 158.
Die Schafgarbe enthält einen gelind zusammenziehenden Bitterstoff in Verbindung mit ätherischem Oel; der erstere ist zwar vorwaltend, aber beide Bestandthoile sind in geringerer Menge zugegen als bei dem Rainfarrn und bei dem Wermuth. Im frischen Zustande wird die Schafgarbe von allem Vieh gefressen, besonders von den Schafen; auch getrocknet ist sie den Thicrcn nicht so zuwider wie die übrigen bitteren Mittel, und sie eignet sich deshalb vorzüglich zur Anwendung in Lecken.
Die Wirkungen sind stärkend erregend, blähuugtreibcnd und krampfstillend, aber schwächer, als bei den drei vorigen Mitteln, besonders im ge trockneten Zustande.
Man benutzt das Schafgarhenkraut mit den Blüthen zugleich, sowohl frisch als getrocknet, ganz wie den Wermuth. Obgleich es schwächer wirkt als dieser, so ist es doch bei Krämpfen, bei Krampfkoliken, bei krampfhaften Harnbeschwerden, — auch bei asthenischen Entzündungen und deren Aus gangen, besonders nach dergleichen Lungenentzündungen, bei Verschleimungen, Diarrhöe u. s. w. ein vorzügliches und wohlfeiles Tieilmiltcl.
Gabe und Form, so auch die Verbindung mit anderen Mitteln, ist wie bei den bitteren Mitteln überhaupt.
Aeusserlich kann das Schafgarbenkraut als ein stärkendes, die Thätig-keit erhöhendes und zertheilcndcs Mittel bei schlaffen , schlecht eiternden Wunden, bei Quetschungen und Quetschwunden, bei Blutergiessungen, Verhärtungen und bei schlaffen Geschwüren u. s. w., theils in Breiumschlägen, im Infusum odor Decoct angewendet werden.
Das Mittel empfiehlt sich wegen seiner Wohlfeilhcit ganz besonders zum thierärztlichen Gebrauche. (30,0 10 Pfg.)
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AHslriiifrivPiirlo MlttOl,
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Annorknng 1. Das Kraut dor Ranto (Herha nninc) (mit und obno Blllthen und Samen) eniliäk welt nronlgor Bitteratoff und Rtherlschos Ooi nis dor VtTermiitli; es ist Überhaupt ein Bohwaoh wirksimu'S Mittel, wclclios jetzt inst gar nlchl iiiigcwemlot wird und nur
dislialt) zu nennen ist,weil Delabere Blatne1 ès gogon das Entstehen der Wntliluank-licil nach dein Hisse von tollen Hunden, empfohlen hat, E!i isl jedooh liierlici auf dieses Mittel ebenso wenig zu trauen, wie auf die meisten Übrigen, und es darf bei seiner Anwendung niemals dieiirilielio zweokiniisslge Behandlung tier Btsawundo und die übrige nötblge Vorsicht unterlassen bleiben.
Anmerkung S. Die Wurzel dos gemeluon Haarstrauges fJ'euoedantmqfßoin.J besitzt einen widrigen, ranzigen Gerueli und einen unangcnolinicu, sehr bittern, etwas gewttrzhnften Glesohmaok, Bio enthält viel Bitterstoff, ein wenig Harz, Oummi und eine geringe Quantität ätherisches Ool. Ihre Wirkungen stimmen mit don im Allgemeinen angegebenen Wirkungen der bitteren Mittel tlberoln, daher die Wurzel nach denselben In-dientionen wie Wennutli und Hopfen angewendet werden kann.
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DRITTE KLASSE.
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Adstringirende oder zusammenziehende Pflanzenarzneimittel. (Medicamenta adstringentia vegetaUlia.)
Opgrlfl', Wirkung und Anweiidung dieser MKld Im Allgemolnen.
sect;. 159.
Als zusammenziehend oder adstringirend bezeichnet man die Arzneiwir-kniig', bei welcher die Fasern und Gewebe der tliiorisclion Weichgebilde zusammengezogen, verkürzt oder verdichtet und auch wohl die darin ent-lialtonen Flüssigkeiten bald mehr bald weniger zum Gerinnen gebracht werden. Diese Eigenschaft besitzen: a) viele Pflanzen und Pflanzentheile, in denen ein eigenthümlicher zusammenziehender Stoff, oder ein sogenanntes adstringirendes Princip enthalten ist; /gt;) die meisten Säuren, besonders in einem massig concentrirton Znstande; o) mehrere Metalle in Verbindung mit Sauerstoff oder mit Säuren, wie namentlich das Eisen und seine Präparate, Zink- und Kupfervitriol, Grünspan, die essigsauren Blei-präparato, auch der Alaun, undö!) zum Tlieil auch die Kälte und solche Substanzen, an die dieselbe gebunden ist.
Im engen und gewöhnlichen Sinne verstellt man aber unter adstrin-girciulcn Arzneimitteln mir die zuerst bezeichneten vegetabilischen Substanzen, von denen auch deshalb liier nur geredet werden soll. (Die Säuren linden in der IX., der Alaun in der XI. und die metallischen Mittel in der XII. Klasse ihren Ort.)
sect;. IßO.
Der eigentlich wirksame Bcstandtheil in den adstringirondon Pflanzen ist der sogenannte Gerbstoff, die Gerbsäure oder das Tannin (Aoidum tannicum s. Tannimm). Dieser Bestandtheil findet sich häufig in verschiedenen Pflanzen und deren einzelnen Theilen, am moisten concentrirt in der Rinde, besonders der jüngeren Zweige, in der Wurzel, auch in den Blättern, Samen und Friichten mehrerer Gewächse. Er bestellt ahoi- selten allein.
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1 Die Krankheiten der Hunde, Aus dem Englischen. Bolpzlg 1820. s. 69 n. f,
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Adstrinirironde Mittel.
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Bondern cv ist gewöhnlich mit anderen Bestandthollen dieser Pflanzen, mit Schleim, Bitterstoff, Säuren, Alkalien, ätherisoliem Oel and zuweilen mit der ihm verwandten Gailussiinro verbunden, wodurch die einzelnen Mittel dieser Klasse einige Abweichungen von einander zeigen. Audi erscheint der Gerbstoff'selbst in den verschiedenen Pflanzen etwas modifleirt, so dass man hiernach eine ÜSichengerbsäure, oino Galläpfelgerbsäure (Aoidum gaüo -taii.ncnin), cine Chin agerbsä nve und eine Catochngerbsäuro unterschieden hat; die Verschiedenheiten der G-erbsänre machen Jedoch für sich allein keinen wichtigen Unterschied in der Wirksamkeit. Die, reine Gerbsäure ist aus Kohlenstoff, Wasserstoff und Sauerstoff (Cj7Hg8017) zusammengesetzt, verhält sich chemiseb sehr ähnlich wie andere Säuren und bildet mit Alkalien, Erden, Alkaloïden und Metalloxyden gerbsaure Salze. Bei dem Zutritt der AtmQSphäre nimmt sie mehr Sauerstoff auf, oxydirt sich und bildet die Gallussäure (Acid, gaüieum). Die Gerbsäure löst sieb leicht in Wasser, besonders in kochendem, und in Weingeist, auch in gewöhnlichem Aether auf, aber nicht in fetten und in ätherischen Oelon; sie wird durch Chlor und concentrirto Salpetersäure zerstört; mit Schwefelsäure verbindet sie sich und ist dabei in quot;Wasser löslich; aus einer concentrirten Auflösung wird sie durch Salpeter-, Salz-, Phosphor- und Arseniksäure gefällt, aber nicht durch Essig-, Citronen- und Milchsäure. Die hierbei entstellenden Niederschläge sind Verbindungen dieser Säuron und der Gerbsäure; dieselben lösen sieb wieder in Wasser, aber nicht in der fällenden Säure. Stärkemehl, Gallorte (Faserstoff), lOiwoiss, thicrischer Schleim gerinnen und werden, sowie auch Bitterstoff und Pfianzenalkaloide, aus Flüssigkeiten durch die Gerbsäure gefällt, dieselbe verbindet sich auch mit der Gallerte und dem Faserstoff der thierischen Theilc im lebenden und todten Znstande derselben zu unlöslichen festen Massen. Mit Metallsalzen macht sie unlösliche Niederschläge von verschiedener Farbe, indem sie sowohl mit den Basen, wie auch mit den Säuren dieser Salze sich verbindet, und nur die letztere Verbindung aufgehist bleibt, die erstero aber sich abscheidet.
sect;. 161. Die Wirkung, insbesondere die örtliche, der Gerbsäure (des Tannin) auf den Thicrkörper ist örtlich eine fast rein chemische, indem diesclbo das vorhandene Eiweiss, Faserstoff, Gallertc zum Gerinnen bringt, hierdurch und durch Znsannnonschrumpfung des Zellgewebes und der Fasern die Textur verdichtet, die Secretionen beschränkt und im concentrirten Zustande auf die Schleimhäute gebracht, oberflächlich ätzt. Im Magen tritt von grossen Gaben des reinen Tannin dieselbe Wirkung ein und zugleich wird ein Thcil der Verdauungssäfte, besonders das Pepsin, zersetzt, coagulirt und hierdurch die Verdauung gestört; in kleinen Gaben und verdünnt oder mit anderen Substanzen in Verbindung wirkt es örtlich zusammenziehend, die Magen- und Darmsecrotionen beschränkend. Ein Theil von ihm geht in das Blut über, vormehrt dessen Gerinnbarkeit, giebt ihm bei längerer Anwendung eine hellere Eöthung, vermindert fast alle. So- und Excrotionen und vermehrt in allen Weichgebildon Dichtheit und Spannung (den Tonus). Ein Theil der Gerbsäure scheint verdaut zu werden, zum Thcil wird sie aber mit den Substanzen, die sich mit ihr verbunden haben, unverdaut mit dem Darmkoth entleert, und zum Theil auch im Urin wieder ausgeschieden. Im letztem ist ihr erfolgter Ucbcrgang in die thierischen Säfte am bestimm-
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If' I.
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106nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Adetraigirende Mittel, .
testen zu erkennen, indem er nach der etwas reichlichen Anwendung adstrhi-girender Mittel mehr gelb erscheint, an der Luft aber braun wird und nach dem Hinzuthun einer Eisenchloridauflösung einen starken grünen Niederschlag macht. Bei dem sichern Vorhandensein des adstringirenden Stoffes in dein Urin muss der crstere wohl auch im Blute enthalten sein; hier ist derselbe aber nicht deutlieh nachzuweisen.
Die Gerbsäure enthaltenden, oder adstringirenden Arzneimittel wirken im Wesentlichen dieser Säure ganz ähnlich, jedoch nach der Menge und Concentration derselben und nach den anderen Bestandtheilen etwas verschieden.
sect;, 162.
Bei der innerlichen Anwendung dieser Mittel in massigen Gaben entsteht zunächst in der Schleimhaut des Magens und des Darmkanals eine stärkere Zusammonziehnng, welche sich bald ihren Gof'ässen und Drüsen, und dann auch dor Muskclhant mittheilt. Dadurch werden die Absonderungen vormindert, der vorhandene Schleim gerinnt, die wurmförmige Bewegung wird mit vorwaltender Zusammenziehung ausgeübt, und die Resorption vermehrt. In Folge dieser Wirkungen sieht man den Darmkoth von festerer Consistenz, bei Pferden kleiner und härter geballt, gewohnlich auch gut verdaut, aber etwas mehr als sonst organische Substanz enthaltend und in längeren Zwischenzeiten abgehen. — Weiterhin erstreckt sich die Wirkung auch auf die Lymph- und Blutgefässe und auf andere Organe: die Gefässe verengern ihren Innern Baum, ihre Häute werden derber, die Pulse kräftiger, aber nicht vermehrt; die Säfte erhalten mehr Neigung zum Gerinnen, das Blut wird mehr hellroth, das Zellgewebe schrumpft zusammen und wird dichter, Muskel- und Sehnonfasern werden straffer, drüsige Organe werden kleiner und härter und alle Absonderungen vermindert. — Wenn diese Mittel in zu grossen Gaben oder zu andauernd angewendet worden, verursachen sie Appetitlosigkeit, Verstopfung des Leibes, zuweilen Kolik, Er brechen (wo dies bei Tliicren möglich ist), Anätzung, Entzünd mg und Verdickung der Schleimhaut, Abzehrung u. s. w. *.
Aeusserlich angewendet bringen diese Mittel ganz dieselben Wirkungen hervor. Sie schrumpfen die Haut und die zunächst liegenden Theile zusammen, verdichten sie, machen die organische Cohäsion fester, die Fasern straffer, die (lefässe enger; in Wunden und Geschwüren beschränken sie die üppige Bildung und die zu reichliche Absonderung.
Einspritzungen von adstringirenden Mitteln in die Blutadern bewirken, wenn man schwache Auflösungen der Gerbsäure hierzu benutzt, nur etwas schnelleres und mehr angestrengtes Atlnncn, welches aber nach 1—8 Stunden gewöhnlich wieder ganz vorübergeht; spritzt man aber sehr concentrirte Flüssigkeiten in die Adern, so entstehen durch die Blutgerinnung fast augenblicklich die grössten Beschwerden im Athmen, heftiges Herzklopfen, ängstlicher Blick, Zittern, Krämpfe und oft hinnen kurzer Zeit der Tod.
1 Allo diese Angaben sind durch melnci-o Versuclio an vcrschicclcnen HaustMomi mit Eichenrinde, Eichenlaub und TormentillwurzeJ bestätigt. — Ausserdcm aber findet sich ein Beweis hierzu in der sogenannten Wa ldkrankh eit und in dem Ukitharnen des Rindviehes, der Schafe und Ziegen, welcbe Krankheiten im Friüijnhre zuweilen entstehen, wenn die Thiere in den Wäldern weiden und aus Mangel an Gras zu viel und ZU anhaltend das junge Laub der Eichen und dgl. genicsseii.
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Adstringirciide Mittel.
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sect;. 163.
Vermöge ihrer eigenthümlichen Wirkung können iie zusammenziehenden Mittel solche asthenische und vorzüglich chronische Krankheitszustände heilen: 1) wo die Schwäche in wirklicher Erschlaffung (Lamtas) begründet, oder mit derselben und mit Auflockerung und zu starker Ausdehnung der organischen Materie verbunden ist; — 2) wo zu häufige and zu reichliche Absonderungen mit oder ohne schlechte Mischung der abgesonderten Säfte, gleichfalls aus Erschlaffung und Schwäche entstanden sind, und 3) wo aus gleicher Ursache eine Neigung zur Entmischung der Materie zugegen ist.
Man benutzt sie daher, wenn dergleichen Gnmdverhältnitse des Krankseins vorhanden sind, innerlich besonders bei Erschlaffung und Ausdehnung der Vordauungseingeweide und bei hieraus entstandener Gährung, Zersetzung des Magen- und Uarminhalts und hieraus entstandener Aufblähung, bei Blähungen, Durchfall und Ruhr, Wurmleiden, bei der Fäule der Schafe; bei Ausdehnung der Gefässe und darin begründeten passiven Oongestionen und Blutungen, z. B. dem asthenischen und chronischen Blutharnen; bei der Harnruhr; bei langwierigem Schleimausfluss aus der Nase, den Lungen, den Harn- und Geschlechtsorganen ; bei typhösen und fauligen Fiebern, bei zu dünner, wässeriger Blutbereitung, bei Vergiftung mit Strychnin, bei zu reichlicher Eiterung- und Jaucheabsondornng und dgl.; — aus serlich aber bei Erschlaffung und Ausdehnung der Muskeln, Bänder u. a. Theile nach Quetschungen und Verrenkungen u. s. w.; bei Gelenk- und Sehnengallen, bei dem Vorfall des Mastdarms, der Scheide und Gebärmutter, jedoch überall erst dann, wenn die Entzündungszufälle vorüber sind; bei Wunden und Geschwüren, die zu viel und zu dünneu Eiter oder Jauche absondern, besonders bei Gelenkwunden, bei üppiger blasser und schlaffer Granulation, bei dem kalten Brande, bei ödematösen Anschwellungen, bei Carbunkeln u. dgl.
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sect;, 164,
Dagegen ist der Gebrauch der adstringirenden Mittel nachtheilig: im Allgemeinen bei jedem Krankheitszustande, der mit activer Reizung dos Gc-fässsystems, mit übermässiger Zusammenziehung und mit Krampf verbunden ist; daher namentlich bei activen Congestionen und Blutflüssen; bei syno-chösen und schmerzhaften Entzündungen, bei Entzüudungsfiobern, bei Ncr venfiobern mit Aufregung oder mit Anfällen von Baserei; bei gastrischen Krankheiten, so lange noch anhaltende Verstopfung des Leibes, Trockenheit der Schleimhäute und Verminderung der Absonderungen zu bemerken ist; bei Verhärtungen, besonders drüsiger Organe; bei Verkürzung der Muskeln, Sehnen und Bander, bei Entzündungen und Verwundungen der Augen mit Trübung der durchsichtigen Hornhaut, und bei ähnlichen Zuständen. — Reine Lebensschwäche überhaupt, und sehr grosse Schwäche der Verdauungseingeweide im Besondern, so wie auch veraltete, dem Körper zur Gewohnheit gewordene krankhafte Absonderungen, z. B. veraltete Geschwüre, ebenso alle kritische heftige Ausleerungen gestatten innerlich und äusserlich nur einen sehr vorsichtigen und beschränkten Gebrauch dieser Mittel. Bei Durchfällen, welche im Frühjahr und Herbst bei dem Weidevieh nach Veränderung der Fütterung zu entstehen pflegen, ist ihr Gebrauch unnütz — wenigstens bald nach dem Eintritt solcher Durchfälle.
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LOS
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Ai I..I ri ugirendo Mittel,
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sect;. 165.
Da die adettïngirendenMittel ihrcopy;Wirkung auf denGesammtorganismus mehrenthells nur langsam entwickeln, so müssen sie gewöhnlich durch einige Zeit fortgebraucht worden. Eine zu anhaltende Anwendung ist jedoch nach-thcilis', iiulcm .sie leicht zu starke ZusaniuiGiizichung, Verdiokimg und Verhärtung der ()rgan6, Verminderung des Appetits,Unverdaulichkeit,Verstopfung dos Leibes u. s. w. herbeiführt. Qbenso können auch zu grosse Gaben durch zu heftige örtliche Einwirkung' aachtheilig werden.
Solche üble Folgen eutstehen um so mehr, je mehr die angewendeten Mittel das adstringireudel'riueip rein und conoentrirt enthalten. Die bitterund schleimig adstringirendeu Mittel, und ebenso die Chinarinden werden dagegen besser ertragen.
sect;. 1(56.
Man giebt diese Mittel innerlich nur selten im trockenen Pulver, häufiger in Pillen und Latwergen; sie sind aber in diesen Formen schwer auflöslich und schwer verdaulich, und (labor boi Schwäche der Verdauungseingeweide nicht zuträglich. Durch blosses Uebcrgiessen mit kaltem oder beissem Wasser wird (ausgenommen das reine Tannin, Kino und Catechu) nur eine geringe Quantität dos adstringirendeu Stoffes aus ihnen ausgezogen, und das [nfusum ist deshalb zum tliiorärzfliclion Gebrauch fast überall von zu geringer Wirksamkeit. Am besten ist es daher, sie in Abkochungen mit Wasser (i50,0 zu 360,0—5 80,0 des letztern) anzuwenden, da sie in diesen am wirksamsten sind und von den Verdauungseingeweiden verhältnissmässig am besten ertrügen würden. Durch gelindes oder starkes Einkochen der Flüssigkeit C/j bis zur Hälfte dos Ganzen) kann man das Decoct von derselben Menge dos Mittels bald schwächer, bald stärker concentrirt erhalten.
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sect;• 167.
Die adstringirendeu Mittel werden innerlich nur selten für sich allein, sondern melirentlicils in Verbindung mit bitteren Mitteln und mit Reizmitteln angewendet, thoils um ihre Verdauung und Assimilation durch grössore Erregung der Thätigkeit in den Verdauungsorganen zu befördern, und um ihre örtliche nachtheilige Einwirkung zu mindern, theils aber auch um gleichzeitig andere lleil-lndieationon, welche bei den oben genannten asthenischenKrankheiten fast immer gleichzeitig zu beachten sind, zu erfüllen.
Benutzt man dergleichen Verbindungen in flüssiger Form, so lässt man die zusammenziehenden Mittel zuerst mit etwas mehr Wasser, als zu dein blossen Decoct uötliig ist, kochen und dann mit dem letztern die flüchtigen Mittel beiss infundiron oder auch nach dem Erkalten blos mengen , je nachdem ihre Beschaffenheit dies gestattet.
Mit Eiweiss, thierischer Gallerte und mit Kali soll man Adstringentia nicht verbinden, weil orstcre hierdurch ganz unwirksam wird, und letzteres der Wirkung entgegen steht. Auch Metalloxyde, Eisen und Blei, ebenso Kalkwasser vorbindet man nicht gern mit adstringirendeu Mitlein; die hieraus entstehenden chemischen Verbindungen sind aber keineswegs unwirksam.
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Acusserlich wendet man sie in Pulvorform und in Abkochungen, selten
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Eiohonvindö.
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in BreiumscUägen an. Tu dev erstem werden sie in Wunden und Geschwüre eingestreut, um aussor der vovmelirten Cohäsion der betreffenden Thello noch eine starke Aufsaugung des Eiters oder der Jauche In das Pulver selbst zu bewirken. Man benutzt sie hierzu bald für sieb allein, bald in Verbindung mit anderen absorbirenden oder mit erregenden Mitteln, z, B, mit Kohlenpulver, mit Ivainillonbluinon, mil Kampher, Myrrhe und dergl. — Im Decoot dienen sie, wurm und kalt, zu Waschungen und Bähungen, zu Fussbädern, zu Einspritzungen und Olystiren, und zwar gleichfalls wieder oft für sich allein, oft aber mit Infusionen von aromatischen Kraulen., mit Spiritus, Terpenthinöl und dergl. versetzt, um dadurch nicht allein die Spannkraft der Fasern zu vermehren, sondern auch die Erregbarkeit in den Nerven und Gefässeu, und sennit auch die Resorption ergossener Flüssigkeiten zu verstärken.
Zu bemerken ist, dass weisse Haare von den Dccocten der adstringiren-den Mittel röthlich-bratin gefärbt wurden.
Die adstringirenden Pflanzenmittel werden mit Bttcksicht auf die in ihnen etwa vorhandenen Nebenbestandtheile in verschiedene Unterahtheilun-gen gebracht. Alan unterscheidet; vl) rein adstringirendeMittel; B) schleimig adstringirende Mittel; C) bitter adstringirende Mittel; /^ätherisch-ölige adsIringirendeMiüol; A') säuerlich adstringirende Mittel und F) adstringirende, Mitlei mit Alkaloiden. Mehrere dieser Mittel sind jedoch in ihren Bestand-theilen noch nicht sicher bekannt, und werden daher von den Schriftstellern im System der Arzneimittellehre verschieden untergebracht.
A. Kein adstringirende Mittel.
Die Mittel dieser Ahtheiluug enthalten als vorherrschenden wirksamen Bestandtheil die Gerbsäure, und von ihnen gilt hauptsächlich, was über die Wirkung der adstringirenden Mittel im Allgemeinen (sect;. 15',) it. i'.) gesagt worden ist.
I) Klclieiiriiide, CortexQucrcus, llllli lilclicnbliiKcr, Folia Qucrcus. Von Qucrcus Robnr u. Qu. sossiliflora Ij., 21. Kl. 8. Ordn., Kam. Cnpulirerae,
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sect;. 1G9.
laquo;. Die Eichenri ndo enthält als wirksamen Bestandtheil die Ei chen-gerbsäure (circa 12 Proc), welche, am reichlichsten in der iniiern weissen Rinde (dem Bast), besonders der Jungen Zweige und im Friilijalire enthalten ist. Diese Gerbsäure löst sich leicht in Wasser auf, etwas weniger in Weingeist und Aether; sie macht mit Auflösungen der Eisenoxydsalze dunkelblaue Niederschläge und beim Zutritt der atmosphärischen Luft bildet sie durch Aufnahme von mehr Sauerstoff' Gallussäure1 und Kohlensäure,
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1 Diese Säure bildet sieli auf iliescllie Weise aueli In mehreren linderen ailstringirenden l'lhuizenthcilen, besonders reiclilic.li In den Galläpfeln. Sie ist von der (revlisänre haupt-sächlicli dadurch abweichend , dass sie Auflösungen des Eiweisscs und des Leims nicht fällt. Für sich allein wird sie als Arzneimittel fast gar nicht benatzt, ist aber in einigen adstringirenden Mitteln neben der Gerbsäure wirksam. Ihre Wirkungen sind denen der (icrbsäure sehr ähnlieh, aber örtlich milder. Hei innerlicher Anwendung geht sie In die Säfto, namentlich in den Urin über. Siehe Wöhler's Vers, in Tiedcmann's und Tr evi r anus's Zeitschrift für Physlelogle, 13d. I. S. 140.
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Adstringirende Mittel.
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welche letztere entweicht, übrigens verhält sie sich wie sect;sect;. 160, 161 von der Gerbsäure im Allgemeinen angegeben.
Die Eichenrinde wirkt stark adstringirend und wird in dieser Hinsieht nur von dem Kino, dem Catechusaft und der Katanhia übertroffen. — Sie bringt bei innerlicher und äusserlicher Anwendung die im Allgemeinen bezeichneten Wirkungen (sect;sect; 161, 162) in einem hohen Grade hervor, und findet in allen den .'.ingedeuteten Fällen, wo zusammenziehende Mittel überhaupt passen, ihre Anwendung. Da sie jedoch die Schleimhaut des Magens stai-k zusammenzieht, seine Socrctionen sehr vermindert und hierdurch oft die Verdauung stört, so verdienen die Weidenrinde, die Kastanienvinde und andere bitter-ndstringirende Mittel zum innerlichen Gebrauch sehr oft den Vorzug, besonders bei grosser Schwäche der Eingeweide.
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sect;• 170.
Die Gabe, in der sie gereicht wird, ist für Pferde und Rinder 15,0—45,0, für Schafe, Ziegen und Schweine 4,0—12,0, für Hunde und Katzen 0,6 — 4,0. Es ist bei ihrer innerlichen Anwendung das zu beachten, was über die naclitheiligen Wirkungen der zu lange fbrtgebrauchten adstringirenden Mittel (sect;. 165) angegeben worden ist1.
Man giebt sie innerlich am besten im Decoct und fast immer in Verbindung mit bitteren oder aromatischen Mitteln, bei Durchfall auch mit Schleim oder auch mit Opium, bei Faul- und Ncrvenfieborn mit Mincralsäuren, mit Torpenthinöl, Kamphor und dgl. Bojanus (über Seuchen, S. 150) empfiehlt z. B. bei dem langsam verlaufenden Milzbrande; Eichenrinde 120,U, Kalmuswurzel 6(),0, Kampher 15,0, mit Mehl und Wasser zur Latwerge gemacht täglich auf 4 Gaben vertheilt, bei einem Kinde zu verbrauchen. — Aeusserlich wendet man sie bald allein, bei Gelenk-und Sehnenscheiden-wunden, bei zu starken Ausdehnungen, bald wieder mit anderen, den Indica-tionen entsprechenden Mitteln an, z. 13. bei zu reichlich eiternden Wunden und Geschwüren blos mit Kohlenpulver oder bei stark jauchenden, schlaffen oder selbst brandigen Geschwüren mit pulverisirter Holzkohle, mit Kampher und Myrrhe (z. B. den ersten beiden k 30,0, von den letzteren Mitteln k 4,0), zusammen zu einem gleichmässigen Pulver gemengt und von demselben nach Verhältniss der Menge der sich bildenden Jauche eine entsprechende Quantität täglich 2—3 Mal in das Geschwür gestreut, nachdem dasselbe vorher gereinigt ist. Wo man noch mehr zusammenziehen und austrocknen will, setzt man dem Eichonrindenpulver auch Eisen-, Zink-, oder Kupfervitriol, oder Alaun in verschiedener Menge hinzu.
Die zum äusserlichen Gebrauch bestimmten Abkochungen werden gleichfalls nach Bedürfniss der Zufälle entweder rein, oder mit aromatischen, Spirituosen u. a. Mitteln versetzt, angewendet. — Zu ihrer Bereitung kann man stets, und namentlich, wenn sie zu Fussbädern verwendet werden sollen, sehr zweckmässig- die grob gepulverte frische Gerberlohe bemitzon, da
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1 In der Tliieiarzneiscliulo zu Lyon hatte zwar oin Pferd bei den f ngestellten Versuchen in 20 Tagen mehr als 10 Kilogr. (20 Pfd.) Eichenrinde ertragen; allein man fand auch, nachdem es getödtet worden, seinen Magen ausserordentlich zusammengeschrumpft und die Häute desselben dreimal so dick als gewöhnlich. — Wiiro das Thiev am Leben geblieben, so wurden sich auch bald die weiteren Folgen jenes Uebermaasses gezeigt haben (Go hi er. Mem. et Observations. Tom. I. p, 412).
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Galläpfel,
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dieselbe bei gleichen Eigenschaften viel wohlfeiler ist, als die aus der Apotheke verordnete Eichenrinde. (Grob pulv. 180,0 4 Sgr. 6 Pfg. — fein jjulv. 30,0 1 Sgr. 8 Pfg.)1.
b. Die Eich onbliittcr besitzen, wenn sie grün gesammelt und im Schatten getrocknet sind, gleichfalls einen ziemlichen Gehalt an Gerbstoif, jedoch bei weitem nicht in der Menge wie die Eichenrinde. — Ihre Wirkung ist daher schwächer als bei dieser, obgleich im Wesentlichen mit derselben übereinstimmend. Die Benutzung kann ganz nach den allgemeinen Andeutungen und wie bei der Eichenrinde, aber in stärkeren Gaben geschehen.
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2) fialläpfel, (urklsclu1, Oallae turekae, G. Jlulepenscs, und Tainiln,
sect;. 171.
Dieselben sind krankhafte Auswüchse auf den Blättern mehrerer Eichen-arten, namentlich von Quercus infectoria, entstanden nach dem Stich einer Fliege. Sie enthalten weit mehr Eichengerbsäure (gegen 27—30 Proc.) als die Eichenrinde, ausserdem auch Gallussäure, gelbfärbenden Extractivstofi', etwas Schleim u, s. w. Ihre Wirkung ist der der Eichenrinde ganz ähnlich, aber viel stärker. Das Mittel wird daher innerlich nicht gut vertragen, indem es auf die oben angegebene Weise bald die Verdauung stört. Da das Mittel auch theurer ist, als die Eichenrinde, so benutzt man es in der Thicrheil-kmide nur wenig, kann es aber in denselben Fällen, wo Eichenrinde indlcirt 1st, innerlich und äusserlich wie diese benutzen. Die Gabe ist zum innern Gebrauch bei Pferden 15,0—30,0, bei Rindern 15,0—45,0, bei Schafen und Schweinen 2,0—4,0, bei Hunden 0,12—1,0, bei Katzen 0,06-0,3
Das Tannin, die Galläpfelgerbsäurc (Acidum tannioum, s. gaUo-tunnkum), wird aus den Galläpfeln als ein gelbweisses, schwammig-lockeres Pulver dargestellt, welches in Wasser leicht, in Weingeist und Aether etwas schwerer, aber gar nicht in Ectt und fetten Gelen löslich ist. Seine Wirkung ist ganz so, wie sie in sect;. 1G1 angegeben. Man wendet das Tannin innerlich bei atonischor Puhr und ähnlicher Diarrhöe, gegen Harnruhr', gegen das asthenische Blutharnen, gegen Vergiftungen mit Brechweinstein, mit Strychnin, Opium und Belladonna, — äusserlich gegen Blutungen, Gelenk- und Sehnenwunden, Speichelfisteln, üppige Granulation, asthenische Augenentzündungen mit grosser Auflockerung der Bindehaut, Vorfall des Mastdarms, weiche Gallen, brandige und typhöse Geschwüre u. s.w. an. Man giebt Pferden
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Inbsp; Wenn Gerberlohe, oder übevlianpt Kichenrinde mit siedeiulcin Wasser übergössen wird und mit demselben in bedeekten Gelassen durch einige Zeit stehen bleibt, so fängt sie an zu giihren und entwickelt eine eigcnthiimliehe Ausdünstung, die einen kräftigen, durchdringenden Gurucb (den sogenannten Lohegcrucb) besitzt. Nach melirfiiltigen lieobachtungen soll diese Ausdünstung, wenn sie in Viebställen recht stark entwickelt wird , Thiore gegen ansteckende Krankheiten und selbst gegen die Kimlerpest sebützen. Man füllt zu diesem Zwecke kleine Tonnen mit Lobe, übergiesst sie mit lieissem Wasser, bedeckt sie und rührt täglich die Flüssigkeit um, bis der starke Geruch sich findet. Nun lässt man die Tonnen ofl'en stehen , setzt aber das Umriibren fort. Die Wirksamkeit dauert einige Woeben, worauf man noch die ausgelaugte Lohe im Stalin ausstreuen und auf diese Weise ihre Ausdünstung noch durch mehrere Tage benutzen kann.
IInbsp; Bei der Eiweiss-Harnruhr scheint die Gallussäure wirksamer zu sein als die einfache Gerbsäure, denn Jene bewirkte stets eine sehr bemerkbare Verminderung des Ei-weissgehaltes in dem Urin, — was die Gerbsäure nicht that.
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L12
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Adstringirende Mittel.
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umi Bindern 2,0—4,0, Sohofeu, Ziegen und Sobweinen 0,6—2,0, Hunden und Katzen 0,12 — ü,;), in blossem Wasser oder in bitteren oder aromatischen Massigkeiten (0,12—0,3 auf 30,0), auch in Latwergen und Pillen. Aousserlicli wird es als Pulver dick aufgestreut und (wo es sein kann) mit ciiieni Druckverband bedeckt, oder auch in mehr oder weniger couccntrirten Auflösungen in Wasser, aromatischen Flüssigkeiten oder Weingeist, •/,. 13. bei asthenischen Augeneutzttndungen 0,6:30,0 Kamillen-Infusum, bei Gallen 1,0:8,0 Branntwein, angewendet. (Preis: 1,0 4 Pfg.)
Anmerkung. Man hat eine 'rinctnra (jallarmu, die durch Digeriren von 1 Th. gfi-pulv. Qalläpfeln in C Th. Spirit, leicht bereitet wird, gimz so wirkt wie Tannin, nber wolil-feiier ilaquo;t.
3) l'ïlclii'lll, Qlandea Qnercus s. Gl. qucrclnae.
Die Früchte von Qnercua liobui' und Qu. sossilillora, 21. Kl, 8. Ordn., Familie Cupullforae.
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172.
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Die Eicheln enthalten weniger Eichengerbsäure als die Eichenrinde, aber viel Stärkemehl, Schleim, Harz, etwas Bitterstoff und das Quercit. Sie wirken gelind adstringirend und nährend, und sind in letzterer Beziehung für Schweine ein sehr kräftiges Nahrungsmittel, bei dem sie gut gedeihen und sehr derben, körnigen Speck ansetzen1. Zugleich dienen die Eicheln als diätetisches Heilmittel bei chronischen asthenischen Krankheiten, vorzüglich der Schweine und der Schafe, bei schlechter Verdauung, bei Durchfall, hei Eingeweidewürmern, Wassersucht und Fäule, bei der Borstenfäule der Schweine, bei chronischen Hautausschlägen, welche aus Cachoxie entstanden sind, und dergl. Man benutzt sie für Schweine unzerstossen, für Schafe und für die übrigen Thicrc aber grob pulverisirt, und zwar entweder ohne weitere Vorbereitung oder über Feuer geröstet (Glamles Quere, tostae). In letzterem Zustande enthalten sie noch etwas brenzliches Oel, und wirken zugleich etwas erregend auf die Verdauungseingeweide und auf das Gefi'.sssystem.
Man reicht sie gewöhnlich ohne genaue Bestimmung der Menge zu 1—2 Hände voll auf ein Futter, in Verbindung mit Mehl, Kleie, Schrot und dgl. etwas angefeuchtet oder im Getränk. Zweckmässig ist der Zusatz von etwas Kochsalz , theils um den Appetit mehr zu erregen , theils um die sonst leicht eintretende Verstopfung des Leibes zu verhüten. Bei Durchfall, wenn derselbe auf Erschlaffung und Schwäche beruht, und bei der Buhr der Schweine bereitet man aus einein Infusum von Kamillenblumeii und mit Mehl einen dünnen Brei, zu dem man noch 2—3 Löffel gerüstetes Eichel-inehl Ihut, und ihn dann den Thieren vorsetzt. Sie fressen denselben sehr gern und gewöhnlich werden sie bald geheilt. (Gland. Quere, tost. 30,0 kosten 1 Sgr., i/a Pfd. 4 Sgr. 6 Pfg.)
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1 Von den übrigen Thieren werden die Eicheln uieht so gut ertragen. Kühe, welche in eine zu reichliclic Eichelmast ohne andere Nahrung kamen, erkrankten mit Mastdarm-zwang, Hervordrängen der Mastdarmsclileindiaut, Abgang von Ulut, sie stölinfen , wurden sehr sehwach, blähten auf und starben. Hei einundzwanzig Stück erfolgte.so eerTod binnen aehtTagen nach dem Anfang der Mast und nach fünftägigem Kranksein. Die Section zeigte: den Pausen mit Kiehclbrei erlüllt, seine Selileimhant verdickt, dio des Laab-uiagens entzündet, die des Zwölffingerdarms und (ii'immdarms angeätzt, die des Mastdarms hlauroth, blutig, liervnrgedrängt u. s. w. — /eilscbr. des landw. Central-Vereins ZU Frankfurt a. (). I5d. II. S. 190.
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Tormèntillwurzel, Nattorwurzel, Catechunbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ]]3
4) Tormeiitlllwui'iel (Rulirwurael, Blutwurael), Sadix TormenHUae. (o) Von TortnentUla ereclii L., 12. 1C1. 8, Ordo., familie dor Dryadoen.
sect;• 173. Sie besitzt über 17 Prnc. dein Catechu ähnlichen Gerbstoff, in Verbindung mit einem eigenen Stoff, dem Tormentillroth, mit etwas Gummi, Amylmn, u, s, w. Uiese Wurzel gehört daher mit zu den stärksten rein adstringirenden Mitteln. Ihre Wirkungen sind ganz von der Art, wie sie bei den rein adstringirenden Mitteln bekannt und im Allgemeinen angedeutet sind. Daher kann das Büttel auch nach den allgemeinen Anzeigen innerlich und äusserlich bei denjenigen astheuischen Krankheiten gebraucht werden, bei denen die zusammenziehenden Uittel überhaupt nützlich sind. Ehemals benutzte man diese Wurzel häufiger als jetzt, und hauptsächlich bei der Ruhr und bei dem Blutharnen, woher sie auch den Namen: „Ruhrwurzelquot; und „Blutwurzelquot; erhalten hat. Sie leistet bei diesen und bei ähnlichen Krankheitszustiinden, wenn dieselben wirklich in Erschlaffung begründet sind, ganz Tortreffiiche Dienste, verlangt aber so wie alle stark adstringirenden Mittel bei der Anwendung einige Vorsicht, besonders hei fortgesetztem innerlichem Gebrauch. Hinsichtlich der Gabe, Form und Verbindung sind die allgemeinen Andeutungen zu befolgen. (J Pfund 7 Sgr.)
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5) Natter- oder Schlangeuwarzcl, Radix Bistortae. (o) Von dem Wiesou-Knoterig, PolygonumBistortaL., 8. Kl, S.Ordu., Fam. derPoiyj;oneeii
sect;• 174. Die Natterwurzel enthält weniger Gerbsäure als die vorigen Mittel, aber viel mehr Stärkemehl. Hierdurch sind die adstringirenden Wirkungen des Mittels gemildert, so dass es der Tormèntillwurzel und der Eichenrinde sehr nachsteht, aber auch leichter verdaulich ist und besser ertragen wird als diese Mittel. Sie verdient daher besonders bei jungen Thieren, bei nicht zu grosser Erschlaffung und bei einem noch massigen Grade von Empfindlichkeit und Reizbarkeit den Vorzug vor diesen Mitteln. Dieselbe ist ganz so wie diese, bei denselben Krankheiten, in der nämlichen Gabe und Form innerlich und äusserlich anzuwenden, sie wird aber aolteu benutzt. (1 Pfund 4—6 Sgr.)
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0) tiitecliu, CaU'i-lmsiill, Japiinlsclii! lade, Catechu s. Terra japonica.
Der durch Anakochen des Holzes und naohheriges Austrocknen gewonnene Snt't der
Cateohu-Aoazie (Acacia Catachn), i(i. Kl, S. Ordn,, Familie der Mimoscaoj oder der
Areca-Paime (Areoa Catechu L,), 81, Kl, s. Ordn., Familie der Palmen j oder auch
von den LUittern der Unearia Giuiibir, — siumntiieli exotisch,
sect;, 175.
Dieser erhärtete Pflanzensaft besteht zum grösaten Theile (mein- als die Hälfte) aus Gerbsäure , die mit einem eigenthümlichen Èxtractivstoff (Catcchin), mit einer eigenthümlichen Säure (Tann in gen säure) und mit wenigem Gummi verbunden ist. Das Catechu ist oft mit Erde u. s. w. verunreinigt, daher die Menge seiner wirksamen Hestandtheilo unsicher. Das reine Catechu ist fast vollständig autlöslich in kochendem Wasser, im Alkohol und HrRTWict, Arzneimittellehre, ó. Auflapfo.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;ft
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AcUtringirende Mittel.
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Aether. Durch den reichen Gehult an Gerbstoff ist das Oatochu der Eichenrinde, den GaJlttpfeln und der TonnentUlwnrzel sehr verwandt) es unter-soheidet sich aber von diesen Mitteln dadurch, dass es leichter auflöslioh und leichter assiiuilirbar ist, und dass es zwar sehr kriil'tig, aber örtlich sehr milde einwirkt.
Diese Eigenscliaften, und da das Catechu sehr wohlfeil ist, würden dasselbe als eins der vorzüglichsten adstringirendon Mittel, besonders zur innerlichen Anweiulung empfehlen , wenn es nicht nichrentlieils zu sehr mit fromdartigen Stoffen verfälscht wäre. Aus diesem Grunde wird es in Deutschland nur selten gebraucht. (30,0 kosten 1 8gr, 2 Pfg.)
Benutzen kann man es innerlich und äussorlich überall, wo rein adstringirende Mittel passend sind; besonders aber hat man es gegen befugen Durchfall und Ruhr, gegen Harnruhr und Blutharnen bei allen Haus-thieren mit sehr gutem Erfolge angewendet.
Die Gabe ist für Pferde und Rinder 8,0—15,0, für Schafe und Schweine 2,0—1,0, für Hunde 0,6—1,0, täglich 3—4 Mal.— Das Mittel liisst sich gleichiniissig gut in Latwergen, in Pillen und in flüssiger Form anwenden. Man giebt es selten allein, sondern in Verbindung mit bitteren und aromatischen Arzneien, bei hartnäckigen Diarrhöen auch mit Opium, Bilsenkraut, gebrannter Magnesia u. a,quot;Alkalien versetzt. Englische Thierärzte empfehlen In solchen Fällen, wo mit dorn Durchfall zugleich ein gereizter Zustand des Darmkanals und übennässigo Säurebildung in demselben bestobt, eine Verbindung aus Catechu (für Hinder etwa 8,0—12,n), Opium (2,0—4,0) und gebranntem Kalk (80,0, besser Magnesia oder Kreide), — täglich 2—;i JMal wiederholt zu geben b
Anmo rkun £. Dem Catecbn in der Besohaffonhelt und WirkungÄhnllohIst laquo;) dus Kino ('Gummi Kino), und i) das ü ruclio nb 1 ut (Santjuis VruconU); sie sind Jedoch cutbclirlieli und zu thuuer. Das letztere dient jedocli als ein UeätttiuUlicil des sogenannten lt;Jo sin c'sclien I'ulvers (siclic Arsenik). Ferner: lt;•) die Ratanh awu rze 1 [Ttad. llatan-liac), welche viel (cisengrimende) flerbsiiure, in Verbindung-mit etwas bitterem Kxtructiv-stoil', Sehleiin n. s. w. enthält und ein sehr kräftig adstriogirendes Mittel ist. Sie kann wie die übrigen Mittel der Art angewendet werden, ist aber zum Gebraueh 'jci den grossen Thieren zu theutr (4 Grm. 5 Sgr. 6 Pfg.). — d) Die G ran atäpf e Isc.ial on (Cortex OranatorumJ, die Granatäpfel b 1 ii then (Mures BaluusliornmJ und die Itindo der Wurzel des Gr anatap felbaums (Carter lladicis T'unicac Oranati). Sie onthul ten nelien einigen anderen StoH'cn vorzüglich Gerbsäure, besonders reichlich die Granatäpfel-schalen; sie sind kräftig ndstringirend, aber zum Ibierärztlichen Gebrauoh durch die wohlfeileren inländischen Mittel zu ersetzen. JJio genannte VVurzolrindo sclieint jodoeb noch andere specifisclie liestandtbeilo zu enthalten, da sie sich als ein sehr wirksames speci-tisches Mittel gegen Eingeweidewürmer, besonders gegen den Bandwurm erprobt hat. Die Gabe ist für Pferde und Hinder 150—180 Grm., fOr Schafe und Schweine ,'10—CG Grm., für Hunde S—15 Grm., täglieb 2—3 Mal. Man lässt die Wurzel (am besten die ganz frische) durch einige Stunden in Wasser weichen und dann tüchtig kochen und benutzt die colirte Flüssigkeit. Das Mittel ist, bei den grossen Gaben, zu tliouor und durch I'\arrenkrautwuiv.el, Konsso und Kamala besser zu ersetzen.
c Ziemlich rein adstringirende Mittel, aber von geringer Wirksamkeit und daher jetzt aussei- Gebrauch, sind noch: das Kraut des Augentrostes (llerha Eiiphrasiae o/ßein, et rubrae), das Berufskraut (//. SiderUMa), Aie Brombee'rblftttor (Folia Rubi viüosi), das Eisenkraut (7/. Verbenae), das Pünffingerkraut (//. PentaphylM), das Ilaidekvaut (E.EfHoaevxdg.),
1 The Veterinarian. IS.'iO. Januar S. 45, 4C.
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Ulmcnrindp, Griachvurzol.
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die II au hoc h cl (II. Onomdj's sp/nolaquo;ae), die Katzenpfötohon (Pisskraat) (Flores ei Herba Qnaplwlii, beide mintreibend), verschiedeuo Hpccics der Gnaphtilien, Meernelke, Kraut umi Wurzel (II. etBaMaiStatkes Avmvriae), Odermennige (II. Agrimoniae), Sanikelkraut (H, Samculae), Silbcr-kraut (II. Potentillae argenteae), Storchschnabel, gefleckter (77. Gcranii maculati), taube Nessel (Lainiiiin laquo;ÜMm), und quot;Weg e breit (It. Plantaginis
llldjol'is).
B. Sebleimige adstringirende Mittel.
Schleim und Gummi findet sieb in geringer Menge neben der Gerbsäure in vielen Pflanzen, jedoch, dieser geringen Quantität wegen, ohne wesentliche Bedeutung für die Wirksamkeit derselben. In grosser Menge sind schleimige Hestaudtheilc neben den adstringirenden nur in wenigen Vegetabiliën vorhanden. Die letzteren sind bei ihrer Anwendung auf den tlüeri-schen Organismus von der im Allgemeinen bezeichneten adstringirenden Wirkung darin etwas abweichend, dass die örtliclio Einwirkung auf' die unmittelbar berührten Stellen etwas milder ist als von den Milteln der ersten Abtheilung. Auch scheinen sie eine besondere Beziehung zu den Nieren üu haben, denn sie vermehren auf gelinde Weise die TJrinaecretion. Sie sind wenig im Gebrauch und völlig entbehrlich.
7) UlllieillilKlo, lllllicllbasl, Cortex Ulm interior, (o) Von Ulmus oampestrig u. U. effusn, 5. KI. 2. Ordn., Familie dor Ulmacoac.
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Der innere Tbcil der Rinde (der Bast) der Ulmus campestris enthalt (nach liinck) in J8 Unzen = 640 Gramm mehr als 14,0 Gerbsäure, gegen r).r),() gummigen Extraotivstoff u. s. w., und wirkt massig adstringirend, die Absonderung der Schleimhäute und eiternder Flächen vermindernd, die des Urins aber gelind vermehrend.
Sie kann nach den allgemeinen Indicationen der adstringirenden Mittel angewendet werden, scheint aber bei Diarrhöe, Euhr und Wassersuchten mit asthenischem Character den Vorzug vor den rein adstringirenden Mitteln zu verdienen. Auch ist sie bei veralteten Hautausschlägen empfohlen. — Man giebt sie Pferden und Bindern zu 60,0 — ]2(),0, Schafen und Schweinen zu 30,0—60,0, Hunden zu 1,0—1,0 täglich 2-3 Mal, am besten im Decnct. — AcusserKch ist die Ulmeurinde wie die adstringirenden Mittel überhaupt zu benutzen. Laubender hat das Decoet (30,0 zu 180,0 Colatnr) als Waschmittel gegen die Bünde der Hunde empfohlen, — wo es aber nichts leistet.
8) Qrlndwiinel, Badia Lapatlii (aenlij. (o) Von dem spitelilKtterlgon Ampfer, Rumex acutns, G. KI. 3. Ordn., Familie der Polygoneen.
sect;. 177. Als wirksame Bestandtheile enthält sie Gerbstoff, einen eigenthiimlichcn Stoff (Rumicin oder LapaiMn), Harz, Stäi-kemehl, mit kratzendem Bitterstoff und mit Schleim. Sie wirkt zusammenüieheud, dadurch stärkend, auch nrin-
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raquo;#9632; !
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AxUtrimcirencU Mittel.
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treibend. In der tonischen Wirkung stokt sie dor Weidenrinde ziemlicli iiiihc. Thierarzt Scalleröd1 fand sie tlcuquot;Wirkungen dos Enzians ähnlich, was aber nicht richtig ist, sie unterscheidet sieh von ihm durch ihren Gehalt an adstringireudem Princip und durch die hierdurch erzeugte stärkere Zu-.sannnenziehung der Fasern, und durch die reizende Einwirkung' auf die ürinwerkzeuge. Yitot2 hält die letztere für die Hauptwirkung der Wurzel, und diese selbst als ein gefährliches Mittel für Schafe, giebt jedoch keinen Grund für diese Behauptung an. Dieselbe ist als ein wirksames stärkendes Mittel bei Schwäche und Unthätigkeit der Verdauungseingcweide, bei chron. Katarrh (veralteter Druse) und linsten, bei Diarrhöe und dgl. zu benutzen. Gegen Flechten, Räude und Wurm ist sie seit alten Zeiten als ein Specificum innerlich und äusserlich gebraucht worden3. Vitet schreibt hierbei ihre heilsame Wirkung der urintreibenden Kraft allein zu, jedoch wohl mit Unrecht, da sie auch durch Besserung der Verdauung und Säftebereitung zur Heilung beitragen könnte. Ihr Nutzen bei Räude, Eotz und Wurm ist aber höchst zweifelhaft.
Zum innerlichen Gebrauch giebt man die getrocknete Wurzel für Pferde und Rinder zu 30,0—60,0, für Schafe und Schweine zu 12,0—24,0, für Hunde zu 2,0—6,0 täglich 2—3 Mal, Von der frischen Wurzel giebt man die drei- bis vierfache Menge auf einmal. Man kanu sie in Latwergen, Pillen oder Abkochungen (die frische Wurzel gequetscht) anwenden, und mit Wachholderbeeren, mit Kalmus, Schwefel oder mit Spiessglanz-Präpa-raten verbinden.
Aeusserlich wendet man die Wurzel bei Flechten und Räude sowohl als Waschmittel wie auch in Salben an. Zu den ersteren benutzt man Abkochungen, die entweder einfach mit Wasser, Bier, Essig oder Aschenlaugo (30,0 von der Wurzel zu 360,0 Flüssigkeit) bereitet sind, oder zu denen man noch andere Mittel hinzusetzt; z. B. nach Kersting's Vorschrift: zerschnittene Grindwurzel, zerschnittenes Schöllkraut und Wurzel, von jedem 4 Hände voll, Alaun 120,0, Essig 21/:! Liter (2! 8Kilogr.), kocht alles zusammen durch eine halbe Stunde und seihet die Flüssigkeit durch. Damit werden die räudigen Stellen täglich einmal, und durch 6—G Tage wiederholt gewaschen.
Die Salben werden gleichfalls entweder einfach aus der pulverisirtpn quot;Wurzel mit Schweinefett zu gleichen Theilen, oder mehr complicirt mit Zusatz von Schwefel, von schwarzer oder weisser Nieswurz, von Lorbeeren und dgl. bereitet.
Anmerkung. Mit den Heilkräften der Wurzel des ap itz blii tteri ge n Ampfers kommen die Wurzeln von inclireren anderen Ampl'cnuten grösstentheils überein, namentlich vom Wasserampfer ('M. aquaticusj, vom s tutnpf bl ii tt erig en Ampfer fll. obtusifolmsj und vom Gemüseamptat fit. PatientiaJ, und dieselben sind daher zu ähnlicher Benutzung geeignet.
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C. Bittere a dstri ngirende Mittel. Sie besitzen neben der Gerbsäure einen bedeutenden Antheil von eigent-
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1nbsp; Vetcrin. Selskab. Skrift. 1, Uccl. S. 329.
2nbsp; a. a. O. S. 192, 193.
8 Daher der deutsche Name: „Griiidwurzcl'',
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Weldenrlnda.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;117
Heli bitterm Extraotivstoff und einige anch noch andere, dem bittern verwandte
Bestandtheile. Durch diese Verbindung ist die Wirksamkeit der hierher gehörige!! Mittel in der Art modifleirt, dass sie mehr als die rein adstrhigirenden Arzneisuhstanzen die Verdauung und Assimilation hetordern, die Blutbild ung begünstigen, dabei aber auch stark contrablren und die. Secretion beschränken.
9) Weldenrlnde, Cortex Salicis,
Von mehreren Weidenarten, besonders von der Lorbeerweide oder fünlmännigen W., Salix pentandra, und von der Brucliweide, S. fragllls, 22. Kl. 2. O.-dn., Fain. Salicineao.
sect;• 178.
In der Rinde aller inländischen Weidenarten, vorzüglich aber in den genannten, ist neben der eisengrünenden Gerbsäure C3—16 Proo.) ein krystalli-sirbarer, anhaltend bitter schmeckender, oigentbiunlicher Stoff in ziemlicher Menge onrhalten. Ausserdem etwas Harz, Gummi, Farbestoff i,. s. w. Jener Bitterstoff, das Wei denbitter (Sulicin), ist ein kiystallisirbares Glncosid das aus Kohlenstoff, Wasserstoff und Sauerstoff besteht, und sich in Wasser und Weingeist leicht auflöst, aber nicht in Aether und ätherischen Gelen. Die Gerbsäure findet sich am meisten in der Rinde des Stammes und der alten Aesto, das Salioin ist dagegen am meisten in der Rinde der jüngeren Zweige, auch in den Blättern und Bliithen enthalten. Auch besitzen die verschiedenen Weidenarten einen verschiedenen Gebalt dieser Stoffe.
So wie die Weidenrinde eine natürliche Verbindung von adstringirendem Princip und Bitterstoff darstellt, ebenso sind auch ihre Wirkungen aus denen der zusammenziehenden und bitteren Mittel zusammengesetzt, a d s t r i n g i r e n d-stä rkond. Ihre zusammenziehende Wirkung ist jedoch viel schwächer als die der Eichenrinde und der Tormentillwurzel; dafür belästigt sie aber auch örtlich den Magen und Darmkanal weniger als diese Mittel, und wird daher selbst von schwachen Verdauungseingeweiden mehrentheils gut ertragen. Die stärkende Wirkung ist auch nicht ganz mit denen der bitteren Mittel übereinstimmend, da sie durch das zusammenziehende Princip zugleich und unmittelbar mit einer stärkeren Contraction der Faser, und vermöge des bittern Stoffes mit einer gelinden Erregung und wirklichen Stärkung des Nervensystems verbunden ist. Diese Wirkungen sind denen der Chinarinde sehr almlich, und die Weidenrinde kann daher die letztere, welche zum thierärzt-lichen Gebrauch gewöhnlich viel zu theuer ist, fast ersetzen1.
Die Anwendung der Weidenrinde kann innerlich und äusserlich ganz bei denselben verschiedenen Krankheiten geschehen, gegen welche die adstringirenden Mittel im Allgemeinen empfohlen sind (sect;. 163). Zum innern Gebrauche zieht man sie in den meisten Fällen der Eichenrinde und den übrigen stark zusammenziehenden Mitteln vor, weil sie milder wirkt und bosser von den Verdauungseingeweiden ertragen wird als diese; sie passt vorzüglich da, wo man nicht allein stärken, sondern auch den Tonus vermehren muss und wo daher die bitteren Mittel für sich allein nicht ausreichend oder schon vergeblich angewendet sind, wie z. B. bei asthenisch gastrischen
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1 Man hat schon seit langer Zeit die Weidcnrinde als das rorztlglichate Surrogat der China betrachtet, und die Entdeckung des, den Alkaloïden der China ähnlichen, Salioin, bestätigt allerdings die grosse innere Aehnliclikeit derselben.
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Adstniigirondi!
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Mittel.
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Fiebern, lioi Paul- und Nervenfiebera, bei oaoheotisohen Fiebern und sehr starken Ausleerungen aller Art; ftnsserlioh bei cloin kalten Brande, bei Geschwüren mit vorwaltender Erschlaffung, bei Quetschungen mit starker Ausdehnung und Erschlaffung der Tboilc u. dgl. — Ist jedoch die Erschlaffung zu gross oder zu hartnäckig, so verdienen auch wieder zuweilen die rein adstringirenden Mittel in Verbindung mit aromatischen und Spirituosen Mitteln don Vorzug vor ihr. — Die im Allgemeinen angegebenen Gegenanzeigen sind auch bei der Weidenrinde zu beachten, Die Gube ist wie bei der Eichenrinde, kann aber auch etwas grosser sein als von dieser. Hinsichtlich der Form und Vorbindung mit anderen Mitteln gilt Alles, was bei den adstringirenden Mitteln überhaupt, und was bei dor Eichenrinde hierüber gesagt worden ist. (30,0 1 Sgr. 8 Pfg,, '/a Pfund 1 Sgr. 6 Pfg.)
Das Saliern ist nicht gebräuchlich; ebenso das Extract.
10) lgt;a|gt;|K'li'iriililt;, Cortex Fopuli. (o)
Die Kinde von verschicilcnen Species dor Pappeln, besonders von der Zitier- und von der Schwavz-Panpol, Populus trcimila u.P. nigra, 22.Kl. G. Ordn., Pam. der Ameutaccon.
sect;• 179.
Die Rinde der jungen Zweige von den meisten Pappelarten enthält last ganz dieselben Rcstandthcilc wie die Weidenrinde, aber durohgeliends in geringerer Menge, als in dem letztem Mittel. Die Pappelrinde ist daher von ähnlicher, aber von schwächerer Wirksamkeit als die Weidenrinde, in deren Ermangelung sie jedoch wie diese zu benutzen ist.
Die Kinde von dor Zitterp appel ist in Norwegen als ein wurm widriges Mittel bekannt. Thierarzt Sievcrtscn versuchte sie daher bei gastrischen Krankhcits/aistiinden der Pferde, bei denen er Eingeweidewürmer vcnmilhctc, und fand sie von ausserordcntlichor Wirksamkeit. Er gab die juilvorisirle Rinde täglich zu einem halben Pfunde in Latwergenform, und schon in 21 Stunden gingen Würmer ab. Man soll jedoch nur die Pinde dor jungen Zweige und vor Entwickolung der Blätter einsammeln (s. Vetcrin. Selskab. Skrifter, 1. Deel, S. 330).
Anmorkung. Uie oliedom gcbriüiclilicli gewesene Pappelsalbc füngmntum popidcwtij, die, ans den Pappolltnospon, Saft vom sebwar/.cn Naclitseliatten, Klettdllkraut, Salat, llauswnrzol, Bilsenkraut and Schweinefett bereitet wurde, und welche als schmerz-inlldorudes, erweichendes Mittel sehr gerühmt war, ist ganz, zu entbehren.
II) Uosskastiinlciirliide, Oortea Hippocastani. (o) Von Acsculus llippocastanum, 7. Kl. 1. Ordn., Farn, der llippocastanccn.
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sect;. 180.
Diese Binde enthält Gerbsäure (gegen '2 Proc.) mit bitterin Extractiv-stoff, und als unwesentliche Bestandthoilo etwas liarz, Gummi, Farbestoff n. s. w.
Ihre Wirkungen sind fast ganz dieselben wie bei der Weidenrinde und sie ist daher auch wie diese zu benutzen; sie soll jedoch etwas schwerer ver-
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Pappelriude, BoaakoBtonieiu'inde, grttno Wallnusssohalen
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(laulicli sein als letztere, mul doslialli clersüllmn l)ei dom iiniorliclieut!ol)raucii uaclistohon, besonders als ein Ersatzmittel lt;lor China.
Anmorknng 1lt; lgt;ie frlsobon ICusUmiculiliittoi- besitzen einen gelind zusiinimen-zlohenden, blttorlicben Goschnaok, und eine milde stttrliende Wirkung. Alle pflanzen-
fressemie Tbiöro genlessen sie gern, nnii man Uunn Hie daher bei .iwltu-niselien Krankheifott als ein zweckmässigeH diäletisclicsSlitlol benutzen.
Aum 3i'k. ung 2. Die Samen des Kastiuiienliaums (die sogenannten wilden oder liossk asfan ion) bestehen grösstentbells ans Stitrkemebl, In Verbindung mit einem bittei'-berbeu Stoffe. Sie werden von Bindern und Schafen, vorzüglich aber von Sohwoinen und Ziegen gern gefressen (weniger von Pferden), und sind für alle diese Thiere niehl nur ein gedeihliches Nahrungsniittel, sondern auch ein vortreffliches diä'etisclics Heilmiiiel, welches man bei und naeh asthonisehen und caoheotisohen Krankheiten, /.. B. hei langwieriger Druse, bei Schleimsohwindsuobt, l)ci chronischem Husten mit vielem Auswurf, bei und nach Durelifall, bei der Fäule, Bielobsucht und Wassersucht der Schafe u, s. w., mehr benutzen solllo, als es geschieht. Die Kastanien sind auch als ein Verbesserungsmittel des nass geernteten und verdorbenen Futters, und als l'räservativmittel gegen die von demselben entstehenden Krankheiten zu benutzen. Man gebrauchl sie, wie die Kiebeln , sowohl friscli als getrocknet und über Feuer gerostet. Durch das Kosten entwickelt sieh in ilinon etwas Knipyrenniatisches, wodurch sie zugleich eine gelind reizende Wirkung erhalten. Am besten giebt man sie den Thieren zerstampft und mit .'Inderin Putter, oder auch mit etwas Wachholderbeeren und Kochsalz gemengt,
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12) Cii'ürieWiilliiiissscIialni, Ptttamen s.OoHexmmm Jvglanditm, und die Wallniissbläüer. (o)
Von Juglans regia, 21. Kl. 7 Ol'dn, ly., l''am. der Annnitaceen, Unterabtheilnng dir
Jughmdeen, — die äusscren dunkelgrünen Schalen der halbreifen Nüsse, und — die
grünen Blätter in der Mille dos Sommers.
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sect;. 181.
Die änssorc p'iiquot;0 Schale der Wallnüsse besitzt als Sauptbestandtheil die JuglanssttiU'e (welclio durcL Eiinwirkung der Lnft und der Alkalien sicli der Gallus- und Eiohengerbsäuve äimlicli macht), dabei einen scharfen Bitter-stoff, welcher letzlere jedoch an der Luft in kurzer Zeit sehr verändert und zum Theil im wirksam wird. Im frischen Zustande sind sie kräftiger als im trocknen. Sie wh'ken ziemlich stark adstringirend, erregend nud stärkend, und können daher inncrlieli und änsserlich in allen Fällen angewendet werden, wo biltere und zusammenziehende Mittel angezeigt sind. Besonders haben sie sich innerlich gegen Würmer, änsserlich bei schlaffen, nureinen, schlecht grainilirotuleu Geschwüren, hei Knocliengesclnvären, bei heftigen Quetschungen, bei dem Brande vom Durchliegen, bei Räude und veralteten Plechten, recht nützlich gezeigt. — Ausserdem benutzt man sie ftusserlich zum Vertreiben der Läuse und Flöhe, und als ein sehr wirksames Schutzmittel für die Thiere gegen Insekten.
Die Gabe für die verschiedenen Hausthiere ist wie bei der Eichenrinde. Die zweckmftssigste Form ist die Abkochung; zum Innern Gebrauch 30,0 von den friaolion Schalen mit 640 Grm. Wasser zu 1 Pfund Colatur; zum äusserlichen Gebranoh 30,0 zu 260 bis 300 Grm. Colatur. Verbindungen
mit anderen Jliltelu werden nach Ik'diirfuiss der Umstände und wie bei den übrigen adstringirendeu Mitteln gemacht.
I5ci der iiusserliehcn Anwendung des Dccoetes erhalten weisse Ilaaro
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Adstringirendf Mittel,
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ein braunrtSthliohes, fuchsiges Ansehen, welches sich aber nach einiger Zeit
wieder verliert.
Das von Rysz empfohlene Extract, \\'olclies durch Auskochen der Wall-uassschalen mit Wasser und durch Eindicken der Flüssigkeit bis zur Con-sistenz des Honigs bereitet wird, besitzt dieselben Wirkungen wie die Schalen selbst, und kann auch wie diese benutzt werden, ist aber entbehrlich und zu theuer. Die Dosis ist für Pferde und Hinder H0,ü—15,0 ; für Schafe und Schweine 1,0—8,0; für Hunde 0,3—1,0, (o)
Anm c r kun g. Die (Visolion Blätter des Wallnnssbautns siiid etwas mohr balsamisch bitter und herb; sie besitzen sehr [thnilohe Ileilkrät'rn \viG die grUnen Nnssscbalen, und können daher für dieselben Zwecke angewendet werden, tu neuerer Zeit sind sie gegen verdächtige Druse, Rotz und Wurm melmäUig gerühmt worden. Die (iahe ist für Pferde und Kinder 00,0—120,0, für Schafe 16,0—80,0, fllr Hunde 1,0—4,0, täglich 2—3 Mal, — am besten im Decoct und für sich allein.
Die getrockneten BlSttei'giebt man in denselben Hengen im Decoct, pulverisirt in Pillen und Latwergen. (80,0 1 Sgr. ü Pfg., '/a ™- 5 Sgr.)
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13) FärbcrrStbe (Krappwurzcl), Radix RuUae. tinetorum s. tinotoriae, (o) Von Kubia tinetorum, i. Kl. 1, Oidn., Fam. Knbiaeecn.
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Diese gelbröthliche Wurzel enthält als Hauptbestandtheil zwei gelind adstringirend wirkende Farbestoffe in Verbindung mit etwas beisseudem bittern Extractivstoff, etwas Harz, öummi u. s. w, — Sie wirkt örtlich sehr gelind zusammenziehend, profuse Absonderungen beschränkend, im Allgemeinen gelind stärkend. —#9632; Der Farbestoff dieser Wurzel geht leicht und in kurzer Zeit in die Säfte über und färbt die Galle, den Urin, die Milch und die Knochen roth. Je jünger dieThiere sind, um desto schneller und Leichter geschieht dies, z. B. bei jungen Tauben und Hühnern schon mit 8 —12 Grammen der trocknen Wurzel. Die dichte Substanz der Knochen wird dunkler roth gefärbt als die schwammige, Die Beinhaut, Knorpel und Bänder verändern ihre Farbe fast gar nicht. — Diese Färbung beruht auf einer materiellen Ablagerung des unverändert in die Säfte getretenen Farbestoffes ; sie vermindert sich daher auch wieder, wenn der Genuss der Färberriithe aufhört, und verschwindet zuletzt gänzlich.
DioFärberröibe kann wie die übrigen bitteren zusammenziehenden Mittel bei den verschiedenen asthonischen KrankhcUszuständen, die mit Erschlaffung und Auflockerung verbunden sind, angewendet werden; da sie jedoch nur von geringerer tonischer Wirksamkeit ist, als die Weidenrinde , Kastanienrinde u. a., so wird sie jetzt nur selten benutzt.
Wegen der sichtbaren Einwirkung ihres Farbestoffes auf die Knochen, schrieb man ihr auch specifisclteHeilkräfteauf diese Gebilde zu und benutzte sie deshalb bei fast allen Kraukheitszusländeu derselben sehr häuiig. In der neuem Zeit ist man aber von ihrem Gebrauch zurückgekommen; ieh habe sie jedoch in mehreren Fällen, wo ein cachectischer Zustand mit Auftreibung oder Erweichung der Knochen am ganzen Körper, oder Auflockerung der Hoinhant zugegen war, und ebenso bei cariösen Geschwüren, mit gutem Erfolge innerlich angewendet.
Gabe und Form ist wie bei Eichenrinde, und man giebt die Wurzel ge-
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Pävberröthe, NTelkGnwurzel.
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wohnlich mit bitteren inid ätherisch-öligen Mitteln, mil Spiessglanz und mit Eisenpräparaten. Da die Wurzel keinen auffallenden oder widrigen Geschmack veranlasst, so kann man ihr Pulver auch mit dem Futter inengen und so den Thieren ohne Mühe beibringen. — Das Mittel muss stets durch einige Zeit fortgebraucht werden, wenn man einen guten Erfolg davon sehen will. (30 Gramme 1 Sgr. 8 Pfg, pulv. 2 Sgr. 4 Pfg.)
An in Rr kun;,' 1. Das Kraut der Färbon-ötlio iiesitzt älnilielio, aber scliwacliorn Wirkungen nis die Wurzel. ICs wird von den Scljafon gern gefressen und kann ilmen bei Neigung zur Fäule, bei beginnender atonisebor Wassersucht und in ähnlichen Fällen mit Nutzen als ein liiätetiäcbes Heilmittel für sieb allein oder mit IIou oder Stroh gemengt, gereich t werden.
Anmerkung 2. Xu den bitter-adstringirenden Mitteln gehören auch ; der Buehs-haum (die Blätter, Folia Bum srntperi'irentisj, von ekelhaft-zusami.-umziebendem Geschmack. Ausser der gewöhnlichen Wirkung der biftcr-adstringirenden Mittel soll das Decoct, beim Rindvieh in grossen Gaben gereicht, purgirend wirken, und äusserlich angewendet soll es den Haarwuchs befördern. Die Anwendung muss aber täglich und durch vier Wochen geschehen. — Die Blätter der Bärentraube fFolia Uvac vrsij. Sie enthalten mehr Gerbsäure und Gallussäure als die vorigen, aussoidem bittern Extractivsloll' n, s. w. Die Wirkung entspricht den allgemeinen Angaben, ist aber zugleich massig urintreibend. Die Anwendung geseliieht nach allgemeinen Imlioationen und gegen Wassersuchten. #9632;— Win t ergriin , floldenbliilliiges und rundblätteriges fFol. Pyrolae umbellatae ei rotundifoliaej, ähnlich wirkend wie die Bärentraube. — Eschen-und Ahovnrinde fCorter, i'tnxini et AccrisJ, ebenso die innere Rinde von mehreren Nadelhölzern, namentlich vom Lärchenhaum, von Fichten und dergl. Alle, diese Mittel sind jedoch von schwacher Wirksamkeit.
D, Aetherisch-ölige ad stri ngirende Mittel.
Die Verbindung der Gerbsäure mit ätherischem Oel kommt nicht in vielen Pflanzen vor. Durch diese Verbindung erhalten einige Arzneimittel eine eigentbümlicheWirksamkeit, indem von ihnen nicht nur die Contraction und Cohäsion der organischen Fasern vermehrt, sondern auch die Nerven-thätigkeit (besonders in den Gangliennerven) aufgeregt, die Resorption befördert, übermässige Absonderungen aber beschränkt werden.
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14) Nelkelivorzel) Radix OaryophyUatae. (o)
Die Wurzel von dem Benedictenkraut, Geum urbannm L., 12. Kl. 5. Ordn., Farn, der Dryadeen.
sect;. 183.
In dieser Wurzel ist der schwache Gerbstoff mit etwas gummiartigem Bitterstoff und mit einem angenehm nach Gewürznelken riechenden flüchtigen Oel verbunden. Letzteres ist jedoch nur in ganz unbedeutender Menge zugegen. — Man hat die Nelkenwurzel mit der China- und der Weidenrinde verglichen, und sie ebenfalls für ein Surrogat der ersteren betrachtet; sie hat allerdings einige Aehnlichkeit mit diesen Mitteln , ist aber durchaus nicht übereinstimmend mit denselben; denn in materieller Hinsicht fehlen ihr der starke Bitterstoff und die Alkalnide dieser beiden Hinden, und ihre Wirkung ist im Allgemeinen weniger tonisch, und der speeifisehe Einflnss der China auf das Nervensystem fehlt ihr fast ganz. Deutlich hervortretende, flüchtige,
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Ailslniiüirciiilc Mittel,
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errogende Wirkungen bemerkt man von Ihr seihst nach grossen Gaben an keinem Thlere, und ihr lltlolitigesFrincip soheint tiberhanpl von keiner wichtigen Bedeutung an sein. Ihre eigoutliohe Wirkung ist daher von der Wirkung dor schwächeren bltter-adstringirenden Mittel wenig vcrscliieilcn.
Die Anwendung kann ganz; nach den itn Allgemeinen angedeuteten Grundsätzen geschehen, vorzüglich aber ist sie da angezeigt, wo dio Vcnlau-ungs- und Assimiiationsorgane an Schwäche leiden, dio Schleimhäute in zu reichlicher und fehlerhafter Secretion sich befinden, die Thätigkcit tlor vegetativen Nerven zu gering ist, und wo Neigung zur Zersetzung der Säfte besteht. Daher bei Diarrhöe, Harnruhr, veralteter Druse, chronischem Lungenkatarrh, Nerven- und Faul lieber und dgl, - Gahe wie von der Eichenrinde. EDnsichtlich der Form ist jedoch zu bemerken, dass die wirksamen Bestand-theile dor Nolkenwurzo! sich schwor durch Wasser ausziehen lassen, und dass sie daher im Decoot weniger wirksam ist als im Pulver oder in Pillen und Latwergen. (30,0 10 Pfg., pulv. l Sgr. 4 Pfg.)
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15) Parrenkranivunsel, Ifariufftrrcnwurzol, uhhoma s. Hmlix FUicis.
ncr Wurzolstook von dem gemolnen Sohtldfarren, Polypodiutn E41lx mas Ij. , oder Polystlchum Filix mus Roth, 2t. Kl. 1. Ordn., Patn. Filiecs, Abtheilung Polypodiaoeen,
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sect;#9632; 184.
Nur die im Spätsommer und Herbst gesammelte und gut aufbewahrte Wurzel ist wirksam, sie wird aber innerhalb eines .Jahres fast wirkungslos. Zur Anwendung wird sie geschält, klein geschnitten oder pulverisirt, Sie enthält eine geringe Quantität Gerbstoff, eine ätherisch- und fettig-ölige, oder fettig-harzige Materie und andere .Stoffe von geringerer Bedeutung, — ihre adstringirendenWirkungen sind sehr schwach, und sie kommt als znsammon-ziohendes Mittel nicht in Betrachtung, obgleich sie bin und wieder gegen das asthenischeBluthamen,und gegenDurchfall, besonders bei Kälbern empfohlen 1st. Dagegen ist sie seit allen Zeiten als ein speeiflsehesMittel gegen Würmer, namentlich gegen die verschiedenen Handwürmer gerühmt, und ich selbst habe bei Hunden ihre gute Wirkung in mehreren Piillen gesehen. Sie tödtet nur die Würmer, führt sie aber nicht aus dem Darmkanal ab; letzteres muss daher immer mit Purgirmitteln geschoben, welche man 12—-SO Stunden nach der Wurzel eiugiebt.
Die Gabe ist für die grossen Hausthiere 60,0—120,0, für Schafe und Schweine 8,0 —16,0, für Katzen und Hunde nach Verhältniss der Grosse 1,0—8,0 auf einmal. Zwcckmässig ist es, vor dem Eingeben die Thiere 21 Stunden faston zu lassen, und 2—•:! Stunden nach der ersten Gabe eine zweite zu reichen.
Alan kann das Mittel für sich allein als Pulver auf das Futter, oder in Latwergen, Pillen und in warmem Wasser geben; zuweilen aber verbindet man es mit bitteren, aromatischen, brenzlichen oder drastischen Mitteln; Waldinger empfiehlt z. 11. gegen den Hand wurm der Hunde folgende Pillen!:
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1 Wal dingor, Abliaiidlung über did gcwolinlk'lioii Krankheiten der Hunde. Wien 1818. S. 97.
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Farrenki'aatmu'zoL
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Mauuintmt; Farronkrautwurzol-Pulver, 2 Dmolimeu i*,^),
Aloë iind Htiiik-Asaud, von joclcm 1 l)r;icliino (4,0),
Gummi Qutti, '20 Groa (l'/.i Gramme),
Ilirsclilioi'iiiil, 30 Tropfen. Dioso Substanzen werden mit einem Httoni Extract odor mil Schleim von arabischem Gummi zur Pillenmasse und daraus '2 Gran schwere Pillen gemacht, von douon man kleinen Hunden früh und Abends jedesmal eine, den grosseren aber ;{—4, rocht grossen Hunden aber seihst bis Kl Stück giobt,
Aussor dieser Benutzimg liat Laubender noch die Farrenkrautwunsel, jedoch ganz empirisch, lioi schlechter Fressinst der llülmcr empfohlen, Mau soll aus zerstossenen Eierschalen, aus geschrotenem Kom und einem Decoct der Wurzel einen Brei machon und diesen den Thieren als Futter vorsetzen.
Als ein sehr wirksames Präparat ist das ätherische Farrenkraut-extiaot (Extractum ßliois aethereum), ehemals Farrenkrautöl, 01. ßliois genannt, bei kleineren Thieren zu benutzen. Man gioht os Hunden, je nach ihrer Grosse, zu 16 — 40 Gran (1,0—2,5) pro dosi, täglich in 2 solchen Gaben, am hoston mit etwas Mehl zu Pillen gemacht, Zuweilen erfolgt nach dem ersten Tage der Abgang dos Bandwurms nicht, weshalb am zweiten Tage die Wiederholung des Mittels Statt finden muss.
(Preis: Wurzel geschält, zerschnitten: 30,0 '2 Sgr. 4 Pf,, fein ^mlv. 5,0 8 Pf, — Extract: 1 Docigramm 10 Pf, 1 Gramm 5 Sgr. 10 Pf.)
Anmerkung 1. Die Wurzeln von einigen andoren Farronkrautarten, n.'imenllieli von Asjndh/m s. Volifpodhim h'ili.n foenina und von Vieris aqwamp;ma (Adior-Siiumt'iOTnt scheinen ähnliche, aber schwiudiore Kräfte zu besitzen. (Jober das letztere bemerkt Vlborg1 nach tlcn Beobachtungen von Hinrichsen und Hailing, duss Plordo mich dorn mehrmaligen Oemiss der trocknen Wurzel und des Krautes, welche unter das Stroh gekorainen und mit diesem zu HSckorlhiK gogehnitteu worden, unter Zufitllon der bran-digen Bräune gestorben sind , und dnss Kübe hertigos Blutharnen bekamen. Mei deshalb gemachten Versuchen blieben die Pferde, denou man jenen Hftokorling mit Wasser angefeuchtet gab, zwar gesund, aber in neuerer Zeit sind wieder VergiftnngsznflUlo nach dem fienussc dieser Pflanze beobachtet worden.
Anmerkung 2. Als ätlierisch-ölige adstringlrende lliltel sind noch zu nennen: clio Rosenbltitte r (J^bföa üosaiton), von verschiedenen Arten der Rosen; sie sinit schwoeb zusammenziehend und erregend, und worden zuweilen im Infusutn gegen asthonlscha Augeneiitziindungcn mit vermehrter Sebleimsecretinn benutzt. — Blrkonriudo und B IrkenblSttec (Corlcr, und .Folia /Ictulae). Sie besitzen Gerb- und flallussaine, bittern Eixtraetlvstoff, dabei In der Binde eine kampherartige Materie, in den Blttttorn
etwas ütborisohes Oel, Man benutzt beide Substanzen gegen asthenische torpide Wasser-suchten, Bheumatismon, Hautkrankheiten und dergl, inncrlieb am besten im Beooct, aiisserlieb desgl. oder die frischen Bllttter (1 Thell) mit Voll (2 Thoilo) gut zusammen-gorieben als Salbe {ITngticntnm hctvlinum) gogen Clechton und Riindo. — 10 r I cn b IS 11 c r (h'olia Alni\, von ähnlicher Beschaffenheit und Wirksamkeit wie die Birkenblittter, sind wie diese zu benutzen. — Griinor Theo {Thclt;i mridü) , oft als Hausmittel zu haben;
gegen asthottisebe Erampfkrankhdten, Kolik, BIKhnngen u, s, w. zu benutzen.
E. Säuerlich adstringlrende Mittel.
Tn einigen Pflanzen odor in Thoilen derselben (hulot sich das adstringlrende Princip auch mit vegetabilischen Säuron in Verbindung, Hierdurch erhalten diese Mittel neben der Wirksamkeit der adstringheudon Mittel, ZU-
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' Vetcrin. Sclskab. Skrift. 1. Deel, und Teut'fcl's Magaz. für Thierhoilkunds, I. Hd. '2. Helt. S. 199.
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Addtringirendo Mittel.
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#9632;gt;
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gleicli die. Wirkung, die pntzündlicli fieberhafte Aufregung des GefSsssystems zu vermindern und der Neigung dor Säfte zu acuton Zersetzungen entgegen ZU wirken.
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10) HeldolbeerCÜ) Baccae s. Fmctus Myrtillomm. (o) Die sog. Beeren von Vacciniura Myrtillus, 8. Kl. 10. Ordn., B'am. Vaccinieae.
sect;• 186.
Diese Beeren enthalten einen zusammenziehenden, blaufärbenden Ex-tractivstoff, in Vorbindung mit Schleimzuckor und mit Aepfel- und Citron-säure. Sie wirken mild adstringirend, zugleich aber kühlend und daher dem krankhaften Entmischungsprocesa auf doppelte Weise entgegen. Auch beschränken sie die iibenniissigon Absonderungon im Dannkanal und in den Nieren ziemlich kräftig, und oft sogar in einem höheren Grade als die rein adstriugireuden Mittel. Diese Wirkungen sind von den getrockneten Beeren weit stärker zu bemerken, als von den frischen.
Man benutzt dieselben daher im getrockneten Zustande als ein wohlfeiles Hausmittel bei asthenischen Durchfällen, bei dergleichen Ruhr, Blutharuen, Harnruhr und bei dem Faulfieber,
DieGabe ist für Pferde und Rinder 30,0—60,0, für Schafe und Schweine 12,0*—24,0, für Hunde 2,0—8,0, inPulvern, Latwergen und Abkochungen, für sich allein oder mit bitteren und mit schleimigen Mitteln, auch mit Rothwein, kleinen Gaben von Rhabarber und Opium.
Ammer kn ng. Mit der HoicUlbeers übereinstimmend wirken die Preiselbeeren (Baccae Vita idaeaej, die Moosbeeren (Baccae Oxycocci) und die Ebereschbeeren (Bacc. Sorhi imcupariacj; letztere enthalten nach Braconnot u. A. Aepfclsiiure und sollen, nach Dr. Schneider, ein sicheres Mittel bei der Lmigenseucbe des liindviehes sein, wenn man ein eoncentrirtes Deooot von ihnen recht reichlich anwendet1. Ferner: die Blätter, die ju n ge n Zwe ige und die Kau ken des Weins took s {Folia, Stipitei und Pampini vitis vinijcrae) \ — die H agebu tten (Fruchis Cynoshati); — das II au staub oder die 11a us würzet [Herba Sedi nnJoris) \ —und die Soli leben (Fructus Acaciae yermanicae). — Auch die Blätter der Heidelbeere und der Moosbeere wirken gelind adstringirend; sie enthatten aber nur etwas Gerbstoff.
F. Adstringirende Mittel mit Alkaloïden.
Die Verbindung der Gerbsäure mit Alkaloïden hat sich bis jetzt nur in den verschiedenen Arten der Chinarinde gefunden.
17) Clllnailtidc, Peilirlndt', Fiehenimle, Cortex Chinas s. Cortexpertwianus.
Die Rinde der Stämme, Aesto und Zweige verschiedener Species des Fieberrindenbaums, Cinchona L., 5. Kl. 1. Ordn , Farn. Rnbiaceae.
sect;. 186.
Man hat die vielen Sorten der Chinarinde ehemals nach ihrem äussern Ansehen in 3 Hauptarten zusammengestellt, und diese als die braune oder gemeine Chinarinde, Cortex Chinae fuscus, Cort. pertwianus; — die rothe Chinarinde, Cort. Chin, ruber, Cort. peruvianus ruber; und die gelbe Chinarinde
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Hen ko's Zeitschr. f. d. Staatsarzneik. 1848, 2. Heft S. 4G0.
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Heidelbeeren, Chiuariude.
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oder Könlg'srinde, Cort. Chin, flavus s. liUeus, Cort, Chin, regkis benannt; jetzt uutersclieiclet und sobätzt man sie liauptsächlieh nach ihrem Gehalt an Alka-luideu. Hiernach uehinen die meisten Phormacopöen zwei Hauptarten offi-cinell an :
1)nbsp; IDie Königsclii na, China regia s, flava, Curl. Chin, regius s, Cort, Chin. Cüliuayue, — das Bast der Stämme von Cinchona Calisaya, rothgelb, ziemlicli ilaclio Stücke, mit kurzem steif splitterigem Bruchs
2)nbsp; Die braune oder graue China, Chin. jusc. s. grisea, braune oder graue Chinarinde, Cort. Ch. fuscus n. yriseus, s, offißinalis, #9632;—#9632; die Rinde der Zweige ven Cinchona micrantha, Condamiuea u. a. Species, röhrenförmig zusammengerollte Stücke in der Dicke eines Giinsefederkiels oder etwas stärker, bräunlich, rotli oder grau, auf dem Bruch aussen glatt, innen splitterig.
Als wirksame Bestandtheile finden sich in der China eine Gerbsäure und mehrere Alkaloïde, und zwar:
a.nbsp; nbsp;Das Chinin. Dieses ist entweder krystallinisch oder als weisser Niederschlag dargestellt, intensiv bitter, erst in 40u Theilen kalten Wassers grösstentheils, auch schwer in heissem Wasser, wohl aber in Alkohol und Aether löslich. Es verbindet sich mit Säuren zu Salzen. Die gelben Rinden enthalten es am reichlichsten.
b.nbsp; nbsp;Das Oinohonin, krystallinisch, sehr bitter, im Wasser schwer, im Weingeist etwas leichter, im Aether gar nicht löslich, bildet mit Säuren neutrale und saure Salze, die leichter löslich sind als die Chininsalze. In den braunen Chinarinden überwiegt es die anderen Alkaloïde.
c.nbsp; nbsp;Das Clunoidiu, krystallinisch, sehr schwer auflöslich in Aether, leichter in Alkohol, im Wasser leichter löslich als Ciuchouin, mit Säuren bildet es Salze.
Die Chi nagerbsäure, Acidum Chinotannioum, ist derGalläpfelgerbsäuro (sect;. 171) sehr ähnlich, fällt aber Eisen grün und zersetzt sich in Chinaroth.
Aussei-diesen liauptbcstandtheilen linden sich noch andere von geringer Bedeutung-, z. B. Chinovasäurc, Kalksalze, Harz u. s. w.
Die China wirkt örtlich sehr ähnlich den adstringirenden Mitteln, auf wundenStellen soll sie jedoch auch eigenthündich erregend, und auf jauchende, im ITäuluisszustande befindlicheTheile desinficirend wirken. Bei innerlicher Anwendung tritt ebenfalls zunächst in der Schleimhaut des Maules, des Magens und Darmkanals die adstriugirende Wirkung ein, aber die Bestand-tbeile der Binde gehen in die Säfte über und es entsteht nicht nur eine Vermehrung des Tonus in allen Weicbgebilden, sondern auch Erhöhung und Regelung der Energie des Nervensystems, besonders der Gangliennerven. Die Zusannnenziehungon des Herzens werden kräftiger, die Zahl derselben aber gewöhulich nicht vermehrt; das Blut nimmt eine höhere Röthung an, zu reichliche Absonderungen vermindern sieb, dieG-allensecretion wird vermehrt. Die Chiuagerbsüure wird zum Theil durch den Urin unverändert, zum Theil aber in Chinaroth umgewandelt, wieder ausgeschieden. Auch das Chinin und seine Salze werden grösstentheils in den Urin ausgeschieden, sind aber im Blut, im Bronehialscbleim, in der Milch u, s. w. mit Reagentien nicht zu erkennen.
Die China kann innerlich und äusserlich als ein sehr kräftiges tonisches Mittel, ganz nach denselben Indieatiouen wie die adstringirenden Mittel angewendet werden, ist aber im Allgemeinen für Thiere zu theuer und deshalb
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Chiiuirindo.
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uur auf einzelne Fülle licschränkt, in denen die Thiei'besitzer keine Kosten Boheuen, besonders bei kleinen Tlxleren, Hunden und dergl. Bei Schwäche mul Erschlaffung der Verdauungseingeweide, bei Blähsuoh^atoiiisclierDiiuThö'o, bei Blutmangel, Wässerigkeit des Blutes, Wassersucht, allgemeiner Muskelschwäche und dgl,, wenn diese Zustände nicht allein in Schlaffheit, sondern zugleich in Nervouselnväclio begründet sind, verdient die China vor den übrigen zusammenziehenden Mitteln den Vorzug; bei blosser Erschlaffung, besonders in äusscrlichen Gebilden und Überhaupt zum iinsserlicheuGebrauch sind ihr aber diese Mittel vorzuziehen, weil dieselben hier genügend wirken und bedeutend wohlfeiler sind. — Sehr nützlich ist die China bei Zustünden, bei denen eine Neigung zu Zersetzung der Süt'te oder wirkliche Sepsis besteht, z. B. Faulfieber, Typhus, Anthrax, Aas-Poeken und dergl.-, —#9632; und als spoeifisch wirksam gelten diu China und ihre Alkaloïde, das Chininnm und Cinohoninum und die Salze derselben bei solchen Krankheiten, welche einen regelmftssig intermittirenden Typus besitzen, hauptsächlich bei dem Wechselfieber, Die China ist deshalb von französischen Tliierärztcn sogar gegen die sogenannte Mondblindheit (periodische Augen-ontzündung) innerlich und üusserlich angewendet worden, und zwar angeblich mit dem besten Erfolge; ich habe jedoch bei vielen Versuchen hierüber gar keinen Nutzen bei dieser Krankheit von China und Chinin gesellen. —#9632; In neuerer Zeit ist die China auch als Gegengift gegen die gefährlichen Zufälle von zu grossen Gaben dcslirechweinsteins empfohlen worden; man giebt die Abkochung (80,0Rinde zu 360,0 Wasser, auf 250,0 Colatur eingekocht) in der Menge, dass auf 2 Gran (0,12) dos verschluckten Brechweinsteins eine Drachme der liinde (4,0) verbraucht wird. Die Wirkung des Mittels gegen diese Zufälle ist sowohl eine chemische, wie auch eine dynamische.
Die Gabe von derChinarinde ist für Pferde und Kinder 30,0—90,0, für Schafe, Ziegen und Schweine 4,0—16,0, für Hunde und Katzen 1,0—4,0 täglich 3—4 Mal. Man giebt das Mittel im Pulver, in Latwergen, Pillen und im Decoct, mit bitteren, aromatischen Mitteln, Kampher, Weingeist und mit verdünnten Säuren.
Das schwefelsaure Chinin (Chinium aulpkuricum) wird nur zuweilen innerlich angewendet, — für Pferde und Rinder 4,0—10,0, für Schafe, Ziegen und Schweine 1,0—2,0, für Hunde und Katzen 0,03—1,0.
Bei subeutanen Injectionen an Pferden hat man von 0,060 Chin, aulph, in 8 Grammen Wasser, dem man einige Tropfen Schwefelsäure zugesetzt, sehr bald eine bedeutende Steigerung der Temperatur des Körpers, und örtlich eine ausgebreitete, heftige Entzündung, Absterbung des Bindegewebes und nachhaltige Eiterung entstehen sehen. Indicationen für diese Anwendung bestehen noch nicht.
Das C h i n a - E x t r a c t, Kiirnctum Cldnae fuscae, wird zuweilen bei kleinen Thicren statt der Einde gebraucht, in Gaben von 0,06—1,0, täglich ;j—4 Mal, in ähnlichen Verbindungen wie die China, in Pillen, Latwergen und in aromatischen Flüssigkeiten. (Preis der braunen Chinarinde: 30,0 in Stücken 5 Sgr., fein piilv. 7 Sgr.; der gelben liinde: 80,0 in Stücken 7 Sgr. 8 Pfg,; Chinium sulphurioum 1,0 4 Sgr. 8 Pfg.; Extract. Chin.fus). 1,0 1 Sgr. 10 Pfg.)
Anmerkung, Man hat sicli bemttht, Surrogate für die China zu entdeeken. Die meisten Versuche der Art sind iiauptstlclillch in der Idee gemacht worden, oin wolilfciles
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Aotbcrisuh-öligo Mittel.
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aber ebenso slcboros Boilmlltol wie die Ohlnn gegen das Intermittlrendo Eteber zu Bndenlt;
Hierzu sind ilie Weidi n - \111d Kiistnnieiiriiide, die Wand f lochte, der weisse Arsenilc, und die Jiliitter der Steoli p a 1 m e {Ilex Agutfoliim) benutzt 'md empfohlen worden. Alle diese Mittel können aber die China nur hinsiohtlicb einzelner Ëigensohaftenj aber niemals vullstiindig ersetzen.
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VIERTE KLASSE.
Aothoriseh-öligo (gowürzhafte), kamphorhaltigo, harzige und
orapyroumatiseho Mittel. (Medicamina aromatica, oaviphoracea,
rcsiiwsa et empyretmatioa.)
ItcgiilT, Wirkung und Aiiwciidung dieser .lllttei Im Allgcimlncraquo;.
sect;#9632; 187. Eine grosse Anzahl der gobriuiclilielistcn mul wirksamsten Arzneimittel cnlliält als wirksame nähere Jiestamltlioilc ätherisches Oel, Kampher oder Harz. Diese drei natürlichen Erzeugnisse des Pflanzenreichs1 sind sowohl in ihrem Ursprünge wie auch in ihren materiellen Eigenschaften und in ihren Wirkungen auf den Thicrkörper mit einander sehr verwandt, und können daher ganz passend in eine Klasse zusammengestellt werden. — Ihnen in mehrfacher Hinsicht sehr ähnlich ist auch das brenzliche (ein-pyreumatisoh c) Oel, weshalb die Mittel, die solches enthalten, hier ehen-i'alls ihren schicklichsten Ort finden.
sect;. 188.
Die grosse Verwandtschaft der hierher gehörigen Mittel zeigt sich im Allgemeinen dadurch, dass a) ihre obengenannten verschiedenen Hauptbe-standtheilc aus gleichartigen Grundstoffen und auf ziemlich gleichartigeWeise zusammengesetzt sind (denn die reinen und die brenzlichen ätherischen Oolc, die Harze und der Kampher bestehen zum grössten Theil aus Kohlenstoff, aus Wasserstoff und wenig aus Sauerstoff; der Stickstoff kommt nur bei sehr wenigen ätherischen Oelon, und auch bei diesen nur in äusserst geringer Menge vor); — b) dass sehr häufig jene liauptbestandtheile nicht nur in einem Mittel mit einander in natürlichen Verbindungen vorkommen (z.B. ätherisches Oel und Harz), sondern dass sie nuter gewissen iiussoreu Einlliisseu sich sogar in einander verwandeln; und c) dass sie sämmtlich erregend, selbst flüchtig reizend auf den thierischen Organismus wirken, und die Sensibilität, die Irritabilität und die Wänneeutwickclung in demselben erhöhen.
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189.
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Bei dieser Uobcreinstimmung in ihren allgemeinsten Eigenschaften sind
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1 Ks giebt aucli einige Substanzen aus dem Tliierreich, wclelie iUlieriseboa Oel ent-lialteu und in der Mcnsehenlieilkunde als die kräftigsten unter den flttchtig wirkenden Arzneimitteln benutzt werden , immlieli Mo a e li us, Arab or, Oas tor euni und Zlboth. Da der ausserordentlicb höbe Preis dieser Mittel ihre Anwendung bei Tbicren günzlieb verbietet, so wird auf sie aueli keine weitere Riieksiclit gpiiommen.
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Aetherisoh-Öliffe Mittel.
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Jedoch tlio einzelnen Mittel und deren wirksame Bestandtheile keineswegs einander ganz gleich, .sondern sie zeigen mehrere, nicht anbedeutende Verschiedenkeiten, welche es, besonders in therapeutischer Hinsicht, nöthig machen, sie nach jenen Bestandtheilen In vier Abtheilungen zu bringen, von denen die erste die ätherisch-öligen oder aromatischen Mittel, —die zweite den Kampher, — die dritte die harzigen und balsamischen, — und die vierte die brenzliehen Mittel enthält.
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Erste Abtheilung.
Aetheriseh-ölige oder gewürzhafte (aromatische) Arzneimittel.
(Medicamina aethereo-oleosa s. aromatica.)
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sect;. 190.
Das ätherische (flüchtige oder wesentliche) Pflanzenöl (Olci/m aethereum vegetahile) kommt in sehr vielen Pflanzen, und zwar mehrentheils nur in einzelnen Theilen derselben, z. 13. in den Blüthen, den Samen, Früchten und Blättern, in der Rinde, im Holze und in der Wurzel, bei manchen Pflanzen aber auch in allen Theilen zugleich vor. Es ist schon bei massiger Temperatur flüchtig, daher durch Hitze aus den Pflanzen auszutreiben und vermittelst der Destillation mit Wasser darzustellen. Sie heissen deshalb auch destillirto Oele (Olca destillata).
Das so aus verschiedenen Pflanzen gewonnene ätherische Oel ist in den Wesentlichen Eigenschaften übereinstimmend , erscheint aber doch in einiger Hinsicht modificirl, und jedes hat namentlich den speeifischen , schon den Mutterpflanzen eigen gewesenen, Geruch und Geschmack. Nach diesen Verschiedenheiten kann man mehrere Arten des ätherischen Oels unterscheiden, als: laquo;; gewtirzhaftes (aromatisches) ätherisches Oel, von angenehm balsamischem, gewürzhaftem Gerach und stisslichom, er wurmendem, selbst etwas brennendem Geschmack1; — b) kampherartiges ätherisches Oel, das sehr flüchtig ist, starken, durchdringenden Geruch, kam-plierartigen, nicht sehr scharfen Geschmack hat, durch seine .schnelle Verdunstung ein Gefühl von Kühlung erzeugt und mit der Zeit Kamplierkrystalle absetzt; — c) übelriechendes ätherisches Oel, flüchtig, mit schwerem, widerlichem Geruch und auch gewöhnlich mit üblem Geschmack begabt; — d) terpentin nartiges ätherische s Oel, von etwas balsamischem, harzigem Geruch und Geschmack; und laquo;) lauchartiges ätherisches Oel, sehr flüchtig, von stechendem, zwiebelartigem Geruch und eben solchem, sein1 scharfen Geschmack.
sect;• 191-
Die einzelnen ätherisch-öligen Mittel sind zum Theil nach diesen qualitativen Eigenthümlichkeiten des ätherischen Oels selbst, zum Theil aber
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' Da diese Art des äthonsclien Oels verliiiltnissmässig am Muiigsten vorkommt, so hat man die ätlierUch-öligen Arzneimittel auch als j;e w ii rzh a l'to oder ar o ma tiBiili e Mittel bezeichnet.
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Aetherisch-clige Mittel.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;J29
aucli darin von einander verschieden, dass sie dasselbe in verschiedener Menge, und in verschiedener Verbindung enthalten. Wirklich reich an ätherischem Oel sind nur -wenige Mittel; die meisten besitzen dasselbe nur in sehr geringer Menge, und in mehreren findet sich nur eine ganz schwache Spur von ihm, obgleich sie einen starken Ucruch besitzen. In manchen dieser Mittel ist das ätherische Oel der allein vorhandene wirksame Bestand-theil, in anderen ist es mit Kampher, mit Harz, mit bitterem Extraotivstoff, mit scharfem oder adstringirondem Princip, mit süssem Stoff, mit Schleim und dergl. verbunden.
sect;• 1^2.
Von den ätherischen Oelen in ihrer reinen Gestalt werden nur wenige (wie namentlich das Terpenthinöl, Kienöl und Waohholderholzöl) in der Thierarzneikunde angewendet, weil sie mohrentheils viel zu thouer sind. Sie wirken sämmtlich sehr flüchtig erregend auf die Nerven- und Gcfäss-thätigkeit im ganzen Organismus, jedoch (bei innerlicher Anwendung) mit vorherrschender Richtung auf die Gangliennerven des Rumpfes und auf die arteriellen Gefässe.
Oertlich wirken die ätherischen Oele auf die von ihnen berührten Gebilde sehr stark und flüchtig erregend, selbst stark reizend, so dass sie Kö-thung und juckendes, brennendes Gefühl, in höheren Graden der Wirkung aber, besonders bei mehrmals wiederholter Anwendung und an empfindlichen Theilen auch Entzündung, Bläschen und Ausschwitzung erzeugen. Dabei befördern sie in den feinen Gefässen der tiefer liegenden Thcile die Circulation und die Resorption, und hierdurch die Zertheilung ergossener, stockender und verdickter Hafte. — Diese örtlichen Wirkungen zeigen sie am deutlichsten an der äussern Haut, die sie bei wiederholter Anwendung in Entzündung, Ausschwitzung von Serum und in Eiterung versetzen und hierdurch oder durch Brand selbst zerstören können; am gelindesten wirken sie dagegen auf die Schleimhaut des Mauls und des Vcrdauungskanals, obgleich sie auch im Maule Reizung und vermehrte Absonderung des Speichels und Schleims verursachen.
In Wunden und Geschwüren bringen sie nicht allein starke Reizung, sondern zugleich auch eine Umstimmnng des Bildungsprocesses hervor; namentlich befördern sie, wenn Unthätigkeit mit Erschlaffung und Reizlosigkeit besteht, die Erzeugung dor.Fleischwärzchcn und die reichliche Absonderung eines gutartigen Eiters.
In die Venen gespritzt werden die ätherischen Oele in massiger Menge ziemlich gut ertragen; es entsteht zwar gewöhnlich gleich nach der Anwendung eine heftige Aufregung des Gefässsystcnis und beschleunigtes, zuweilen auch krampfhaftes Athmcn, allein diese Zufälle gehen schnell und ohne weitere üble Folgen zu hinterlassen , vorüber. Injectionen grosser Gaben bringen aber fast immer aussei-jenen Zufällen noch Schwindel, Convulsionen, heftige Reizung der Lungen, Krstickungszufällo, Angstschweiss und nicht selten den Tod, oder, nach dem Vorübergehen dieser ersten heftigen Zufälle, eine Entzündung der Lunge und dos Brustfells hervor.
Bei ihrer innerlichcii Anwendung wird die Schleimhaut im Maule, im
Magen und Darmkanal gereizt, die Absonderung des Schleims, der Verdau-
nngssäfte und die wurmförmige Bewegung befördert, dadurch auch der
Appetit vermehrt, die Entwickelung der Blfthnngen und der Würmer gc-
iimiTwio. Amiuimiiiuiioiii-o. 6. Auflage.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; !)
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Aotlieriöc'h-ülige Mittel.
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mindert, zuweilen letztere auch, wenn dergleichen vorhanden sind, gelödtct und verdaut. Vom Magen ans verbreitet sich sehr schnell ihre Wirkung iiher den ganzen Körper; die Arterien werden voller, gespannter, ihre Pulse kräftiger und gewöhnlich auch häutiger, die Schleimhaut im Maule, in der Nase u. s. vr, wird dunkler geröthet, das Auge mehr glänzend, der Blick munterer; die Bewegung der Muskeln, das Athmen und alle anderen Verrichtungen werden lebhafter ausgeübt; die Wärme im Maule und am ganzen Körper wird erhöht, die Ausdünstung aus der Lunge und aus der Haut wird verstärkt und zuweilen wird selbst Bclnveiss erzeugt; ebenso wird gewöhnlich die Urinsecretion, besonders von den terpenthinartigen ätherischen Oeleu sehr vermehrt. Ueberhaupt -werden die Absonderungen betordert und die abgesonderten Säfte in der ersten Zeit etwas dünnllüssiger. Aber nicht alle Absonderungen werden gleichzeitig verstärkt, sondern es geschieht häufig, dass nach den Gesetzen des Antagonismus bei vermehrter Thätigkeit des einen Organs die absondernde Thätigkeit anderer Organe leidet, und namentlich sieht man bei Milchkühen nicht selten auf den Gebrauch der in Rede stehenden Mittel eine Abnahme der Milch erfolgen, während die Harn-absondenmg oder die Hautausdünstung vermehrt ist.
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sect;. 193.
Jene allgemeinen Wirkungen werden zum Theil durch unmittelbare Berührung der feinen Nervenenden in den betroffenen Gebilden, hauptsächlich aber durch die Aufnahme des ätherischen üels in die Säfteniasso vermittelt. Beides erfolgt gleichzeitig und stets sehr schnell, daher auch die Wirkungen in kurzer Zeit sich über den ganzen Körper verbreiten. Einige Erscheinungen werden auch durch den Consensus, und zwar ebenfalls sehr schnell outwickelt. Der täglichen Beobachtung zufolge geschieht, die Aufnahme des ätherischen Oels und die Eutwickelung seiner allgemeinen Wirkungen am vollständigsten durch die Verdauungseingeweide, jedoch wohl ohne dass eine vollkommene Assimilation desselben dabei Statt findet; denn es wird kurze Zeit nach der Anwendung durch den Geruch noch deutlich erkennbar, bald mit der Lungenansdünstung, bald mit dem Urin, zum Theil auch mit dein Schweiss und bei Milch gebenden Thieren auch zuweilen mit der Milch wieder aus dem Körper ausgeschieden, doch findet ein theil weiser Umsatz der Stoffe Statt, wie dieses der etwas veränderte Geruch des 01. Terebinth., das mit dem Urin ausgeschieden ist, zeigt. Bei der äusserlichen Anwendung, z. B. in die Haut eingerieben, oder in Wunden gebracht, wird das ätherische Gel ebenfalls, obgleich in geringerer Menge von den Gefässen aufgenommen und dann durch die verschiedenen Sccretionsorgane, namentlich durch Lungen und Nieren wieder entfernt. Die hierbei entstehenden allgemeinen Wirkungen sind zwar gewöhnlich viel schwächer, als wenn eine gleiche Menge innerlich angewendet ist; sie werden aber zuweilen, besonders bei grosser Empfindlichkeit des betroffenen Theils, in Folge der örtlichen heftigen Einwirkung auf consensuelle Weise zu einein sehr bedeutenden Grade erhöht.
sect;. 194.
Die Arzneimittel, welche ätherisches Oel als Ha upthest and theil enthalten, bringen ebenfalls flüchtig erregende Wirkungen hervor, und
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Aetlicriscliülige Mittel.
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stimmen somit im Wesentlichen mit don vorhin fsect;. 192) angegebenen Wirkungen der ätherischen Oole seihst ühercin; allein sie erscheinen durch die übrigen, gleichzeitig in ihnen vorhandenen Stoffe (sect;. 191^ als eigenthüinUohe, von jenen verschiedene Arzncikörper, und sind daher auch hinsichtiicli der Wirkung thoils im Grade der Stärke, der Flüchtigkeit und Dauer, theils in der Eichtung auf besondere Organe, von den Wirkungen der reinen ätherischen Oelc abweichend. — Fast alle diese Mitlol wirken örtlich weniger heftig reizend, und ebenso im Allgenieincn milder, sanfter, den Körper weniger flüchtig durchdringend , dafür aber auch etwas andauernder als das in ihnen enthaltene ätherische Oel für sieh allein. Je mehr sie neben dem letzte™ noch fixe Bestandthcilc, namentlich Bitterstoff oder Gerbstoff enthalten, um desto dauernder ist ihre Wirkung. Durch das Dasein der genannten Stoffe erhalten diese Mittel auch eine besondere liichtung auf die Verdauungseingeweide, die sie nicht blos erregen, sondern auch wirklich stärken können. Besitzen sie aber neben dem ätherischen Oele noch Harz oder ein scharfes Princip, so äussern sie ihre erregende Wirkung vorzüglich auf die Nieren, so wie sie bei dem gleichzeitigen Gehalt an Schleim, Stärkemehl und siissem Stoff eine besondere Richtung auf die Kespirationsorgane zeigen.
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sect;. 195.
Die eben angedeuteten Eigcnthümlichkeiten der einzelnen ätherisch-ölgen Arzneimittel hat man schon seit langer Zeit erkannt und deshalb diese Mittel im therapeutischen Sinne auf verschiedene Weise abgetheilt, indem man sie theils zu den magenstärkenden und blähungtreibenden, thoils zu den krampf st i Uenden, zu den Nervenmitteln, theils zu den sogenannten flüchtigen und fixen Reizmitteln, und theils zu den schweisstreibeudenund nrintreibeuden Mitteln gerechnet hat (siehe: allgemeine Arzneiwirkungslehre sect;sect;. 27, 31, ;S6, 41, 4-2). Daraus ergiebt sich, dass jedes einzelne der ätherisch-öligen Mittel nach seinen Eigenthüinlichkeiten geschätzt werden muss, und dass bei manchen Krankheiten zwar einige dieser Mittel, die von gleichartiger Beschaffenheit sind, einander ersetzen können, dass dies aber keinesweges mit allen und nicht in jedem Falle geschehen darf. Der Unterschied zwischen den einzelnen Mitteln ist hier grosser, als bei den bitteren und bei den adstringirenden Mitteln.
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sect;#9632;
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196.
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Die ätherisch-öligen Mittel zeigen sich in ihrer allgemeinen flüchtig erregenden Wirkung mit der ähnlichen Wirkung des Aethers, der versüssten Säuren, des Weingeistes und des Kamphers verwandt; sie unterscheiden sich jedoch von diesen Arzneimitteln theils durch ihren geringeren Grad der Flüchtigkeit, und hauptsächlich dadurch, dass sie weniger auf das Nervensystem und auf die Sensibilität allein, sondern zugleich und vorzüglich auch (wie bereits im sect;. 192 angegeben) auf das Gefässsystem und auf die Irritabilität gerichtet sind. — Ebenso zeigen sie auch mit den meisten scharfen Reizmitteln, z. B. mit den Canthariden, einige Aehnlichkeit, jedoch nur in den örtlichen und primären Wirkungen; denn in der allgemeinen und seeun-dären Wirkung unterscheiden sich die letzteren Mittel von ihnen dadurch, dass ihnen das Vermögen mangelt, die Irritabilität wirklich zu erhöhen und
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Aetheriscli-ölige Mittel.
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die Miselnmg des Bluts zu verbessern, — Die grösstc Ainiiihcrung findet dagegen zwischen einigen ätherisch-öligen Mitteln, welche zugleich Bitterstoff' onthalten, und zwischen den früher schon (in der II. Klasse) betrachteten aromatisch-bitteren Mitteln Statt; denn so wie die ersten sich in materieller Hinsicht nur durch das Ueberwiegen des ätherischen Oels über den Bitterstott' von den letzteren unterscheiden, ebenso sind sie dynamisch nur durch einen höliern Grad der flüchtigen und erregenden Wirkung von denselben abweichend. Die sämuitlicheu aromatisch-bitteren und bittor-aroinatischen Mittel bilden eigentlich eine znsammenhHngende Reihe, in welclier der Uebcr-gang von der einen Art zur andern nur allmälig geschieht, so dass sich nur schwer eine scharfe Grenze zwischen beiden ziehen lässt.
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sect;. 197.
Die Anwendung der iitherisch-öligen Mittel ist nur bei asthonischon Krankheiten, und vorzüglich hei solchen Zuständen angezeigt, welche gleichzeitig in einer Schwäche des Nervensystems und des Gefässsystems begründet sind, und wo deshalb auch eine Erregung und Erhebung der Sensibilität, vorzüglich aber der Irritabilität nothwendig ist. Besonders heilsam zeigen sie sich aber dann, wenn diese Schwäche in den Gangliennerven des Kumpfes ihren Ursprung oder Sitz hat. — Weicher, kleiner Puls; blasse, wässerige Färbung der Schleimhaut im Maule und der Nase, und der Bindehaut der Augen; verminderte Empfindlichkeit (Torpor); Schwäche in der Bewegung; schleimiger!, zäher Urin; zäher Schleim in den Augenwinkeln ohne vorhandene Entzündung; geringe Temperatur der Haut; verminderter Appetit, gestörte Verdauung, Abgang'von grob geballten, mit Schleim umhüllten und sehr stinkenden Darmexcrementen bezeichnen im Allgemeinen den für Anwendung dieser Mittel geeigneten Zustand, der aber oft sowohl in der Art wie im Grade der einzelnen Erscheinungen etwas modiiieirt ist, wie z. B. bei manchen asthenischen torpiden Entzündungen, bei Faulfiebern und bei krampfhaften Zufällen.
Diesen allgemeinen Andeutungen entsprechend, worden die ätherisch-öligen Mittel innerlich angewendet: bei asthenischen Fiebern, bei Eaulfieber, Nerveniiebcr, Milzbrand, beim kalten Brande, bei IJnverdaulichkeit und Aufblähung (wenn keine Heizung der Eingeweide damit verbunden ist), bei Ver-schlehnung, bei Cachexien und der Entwickelung von Würmern, bei Krämpfen in irgend einem Theile und spociell im Magen und Darmkanal oder in den Harn- und Geschlechtsorganen, daher auch bei krampfhaften Harnverhaltungen, bei zu schwachen und unregelmässigen, krampfhaften Geburtswehen, bei Lähmungen, bei dem Duimnkollcr, bei asthenischen Entzündungen, z. B. der Lungen, bei Katarrh und Rheumatismus, in deren späteren Stadien und bei chronischem Verlauf, bei Wassersüchten, bei der Fäule der Schafe und dcrgl.
Aeussorlich benutzt man sie bei ähnlichen Krankheitszuständen, z. B. bei Krämpfen und Lähmungen, um die Norventhätigkeit örtlich etwas zu erhöhen; — bei asthenischen, besonders bei dcrgl. katarrhalischen und rheumatischen Entzündungen, bei und nach Quetschungen, bei Extravasaten, be' Stockungen und Verhärtungen nach vorhergegangenen Entzündungen, um durch verstärkte Gefässthätigkeit die Aufsaugung und Zcrtheilung zu befördern; —#9632; bei Wunden und Geschwüren mit torpidom Character, um die Eiterung und Granulation zu bessern und zu befördern; — bei dem kalten Brande,
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Aetheriscb-ölige Mittel.
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um gk'ichfalls durch erhöhte Thätigkeit die Abstossung der abgestorbenen Theile zu beschleunigen und die weitere Zersetzung der gesunden Masse zu verhüten.
sect;• 198. Dagegen sind diese Mittel überall bei echten und acuten Entzündungen, bei reinen Entzündungsfiebern, bei Vollblütigkeit und bei activen Conge-stionen sehr schädlich.
sect;. 199.
Die Grosse der Gabe lässt sicli bei den ätherisch-öligen Mitteln nicht so gleichmässig im Allgemeinen bestimmen, wie bei den bitteren und adstrin-girenden Mitteln, sondern sie muss sich nach der Stärke ihrer Wirksamkeit und nach dem Grade der Schwäche und der verminderten Empfindlichkeit, sowohl im ganzen Körper wie in den einzelnen Theilen, besonders in den Verdauungsorganen, richten. Bei erhöhter Emjjfindlichkeit und leicht aufzuregender Reizbarkeit ist es in der Eegel noting, mit kleinen Gaben zu beginnen und diese allmälig zu vorstärken, bis die gewünschte Wirkung eintritt; wo aber ein hoher Grad der Schwäche, Erschlaffung, Trägheit im Ge-f'ässsystem, sehr geringe Empfindlichkeit und überrnässige Absonderungen vorhanden sind, müssen sie immer sogleich in grossen Gaben gereicht werden. Auch bei einem massigen Grade der Schwäche ist es zuweilen nöthig, die Gaben eines Mittels, wenn es durch längere Zeit fortgebraucht wird, nach und nach zu verstärken, weil sich der Organismus an die erregenden Einwirkungen desselben gewöhnt und dann nur schwach reagirt. Aus diesem Grunde pflogt man auch, wenn man unter solchen Umständen nicht über die gewöhnliche Gabe eines Mittels hinausgehen will, dasselbe auf kurze Zeit auszusetzen oder ein anderes, ihm ähnliches an seine Stelle zu bringen. — Da die Wirkungen der ätherisch-öligen Mittel mehrentheils nur von kurzer Dauer sind, so ist es nöthig, die Gaben in mehr oder weniger kurzen Zwischenzeiten zu wiederholen. Auch hierbei lässt sich eine allgemeine Norm für alle Mittel und für alle Fälle nicht gut vorschreiben, sondern es muss dabei ebenfalls die relative Flüchtigkeit der einzelnen Mittel und die Heftigkeit und Zudringlichkeit der, aus Schwäche, Erschöpfung oder Krämpfen entstandenen Zufälle zur Leitung dienen. Von den rein ätherisch-öligen Mitteln, z. B. der Pfefferminze, wird in gewöhnlichen Fällen die Wiederholung in etwa zwei Stunden, von den bitter-aromatischen Mitteln aber, z. B. dem Kalmus, in etwa drei Stunden nöthig sein, während man in dringenden Fällen, z. B. bei heftigen Krämpfen, alle halbe Stunden eine neue Gabe reichen muss.
sect;. 200.
Die Form und Art der Anwendung der ätherisch-öligen Mittel, so wie ihre Verbindung mit anderen Arzneistoffen ist bei den verschiedenen innerlichen und äusserlichen Kranklieitsfomen sein- verschieden.
Zum innerlichen Gebrauch giobt man sie zuweilen, aber nur selten in Pulverform, z. B. in den sogenannten Fresspulvern und Drusenpulvern für Pferde, und in den Lecken für Schafe. Die meisten äthorisch-öligen Mittel
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entwickeln im Pulver wogen der lanj standtheile ihre allgemeine Wirkuuj
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sanieren Auflösung ; iantrsamer. als
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der wirksamen Be-enn sie in flüssiger
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Aetherisch-ölige Mittel
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Form angewendet werden, bringen aber dagegen etwas stärkere örtliche Wirkungen im Maule u. s. w. hervor. Deshalb gicht man Pferden und Schweinen diese Mittel am besten in Latwergen oder Pillen, um Heizung des Kehlkopfes zu vermeiden, — Die flüssige Form (das Infusum) ist bei den äthorisoh.-öligen Mitteln zur innerlichen Anwendung die beste, besonders in deuten und krampfhaften Krankheiten, theils weil sie die wirksamen Bestand theilo dieser Mittel aufgelöst und zur schnellen Wirkung vorbereitet enthält, theils weil sie deren gleichmiissige und schnelle Berührung mit einer grossen Fläche des Verdauungskanals am meisten vermittelt, ohne die örtliche Einwirkung zu heftig zu machen; doch dürfen die ätherisch-öligen Arzneimittel nur durch Inf'undiren mit heissem Wasser, aber nicht durch Kochen die flüssige Forin erhalten, weil durch letzteres ihre flüchtigen Bestand theile, und namentlich das ätherische Oel, zum Theil verflüchtigt werden und daher auch ihre Wirksamkeit bald mehr, bald weniger verloren geht. Solche Mittel, welche aussei' dem ätherischen Oel noch Bitterstoff, adstriugirendes Princip oder Harz enthalten, wirken im Infusum schwächer und einseitiger als in Substanz. Gewöhnlich lässt man einen Theil des klein geschnittenen oder grob gepulverten aromatischen Mittels mit 8—12 Theilen kochend licisson Wassers übergiessen, das Ganze gegen ,/2—1 Stunde stehen (je nachdem man das Infusum gelind oder stark haben will) und dann die, Flüssigkeit durchseihen.
Von den reinen ätherischen Oelen werden bei Thieren innerlich (wie bereits angegeben) nur sehr wenige angewendet. — Die aromatischen Tincturen, Extracte und andere künstliche Präparate sind zum thierärztlicheu Gebrauch fast ganz entbehrlich.
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201.
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Die ätherisch-öligen Mittel werden innerlich, nach Bediirfniss des Krank licit szustandes, sowohl für sich allein, als auch in Verbindung mit den verschiedenartigsten anderen Arzneistoffen angewendet; denn in chemischer Hinsicht erlauben sie den Zusatz eines jeden andern Arzneistoffes, und in therapeutischer Hinsicht ist es oft nöthig, bald ihre örtlichen Wirkungen durch schleimige Mittel zu mildern, z. B. bei krampfhaften Zuständen der Verdavumgseingeweide, — bald die örtlichen und allgemeinen Wirkungen noch flüchtiger und eindringender zu machen, und deshalb Aether, Spiritus, Kampher, Ammonium, Hirschhornsalz und dergl. zuzusetzen, wie z.B. bei Krämpfen und Lähmungen, beim Nerventicbor, bei heftigem Aufblähen, — bald den Wirkungen mehr Dauer und zugleich eine bestimmte Richtung auf die Vcrdauungs- und Assimilationsorgane zu geben, und für diese Zwecke die aromatischen mit bitteren, mit zusammenziehenden Mitteln, mit Schwefel, Spiossglanz, mit Mineralsäuren u. s. w. zu verbinden, wie z. B. bei chroni-scher Schwäche der Verdauungscingeweide, bei gastrischen Fiebern, bei Cachcxie, beim Fauliiebcr, beim langsam verlaufenden Milzbrand und ähnlichen Uebeln. —
iMuss man bittere oder zusammenziehende Mittel mit den aromatischen in flüssiger Form verbinden, so geschieht dies auf die im sect;. 167 bereits an-gegehone Weise, dass man nämlich njit dem Decoct der ersteren die letzteren blos inf'undirt.
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Aotberisch-oligc Mittel.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;135
sect;. 202.
Zum äusserliolien Gebrauch werden die iitlionsch-oligen Mittel auf folgende verschiedene Weise benutzt:
A.nbsp; nbsp;Gröblich zerkleinert und in leinene Beutel gefüllt (als sogenannte trockene Krautersäckchen oder Kriluterkisson) zu trockenen Ueber-schlägen oder Umschlägen bei solchen Krankbeitszustiinden, welche keine Nässe ertragen, z. B. bei erysipelatösen und ödematösen Anschwellungen, bei rhenmatiseben oder krttarrhalischen Entzündungen, nanientiicli bei dergleichen Entzündungen der Augen. Solche Kräutersäckcheu bringen durch die langsame Verdunstung ihrer aromatiseben Tbeile eine, gelinde aber stets gleichmässige Erregung der oberflächlicben Gefässe und Nerven hervor, sie verstärken die Resorption, zcrtheilen, beseitigen Krampf und Schmerz, erhalten eine gleichmässige Temperatur und schützen gegen d^e Einwirkungen der äusseren Einflüsse. Damit sie die letzteren Wirkungen gründlich erzeugen, müssen sie stets einen etwas grosseren Umfang besitzen als der leidende Theil; auch müssen sie nicht zu dick (nur gegen 1 Zoll dick) gemacht und nicht zu voll gestopft werden, weil sie sonst durch ihre Schwere die kranken Theile belästigen und sich auch nicht glciclnnässig an dieselben anlegen. Man benutzt zu diesem Gebrauch vorzüglich die aromatischen Blumen und Kräuter, weil sie unter den übrigen Mitteln am wenigsten schwer sind, und wählt nach Verhältnisraquo; der Empfindlichkeit u. s. w. bald die von gelinder, bald die von starker Wirksamkeit; gewöhnlich verbindet man zwei oder mehrere aromatische Mittel mit einander, wie dies z. B. in den, in der Phar-macopöo aufgezeichneten sogenannten gewürzhaftcu Species (Species aromnticüc), welche aus Lavendelbliitlien, Rosmarin, Pfefferminze , Majoran, Quendel, Cubebon und Gewürznelken bestehen und zum tbierärztlichon Gebrauch zu theuer sind, der Fall ist.
B.nbsp; nbsp;In Pulverform, zum Einstreuen in faulige, brandige und stark jauchende Geschwüre, z. B. bei dergleichen Widerristschäden und Mauke. Die Mittel vereinen in dieser Form mit der erregenden Wirkung die absorbirende. Man verbindet sie hierbei bald mit bitteren, bald mit zusammenziehenden Mitteln, mit Kohle, Kampher, Alaun und dergl.
C.nbsp; nbsp;Mit heissem Wasser zum Brei gemacht, als Breiumschläge auf' kalte und torpide Geschwülste, z. B. in sehnigen und drüsigen Tbeilen, auf'Wunden und Geschwüre mit zu geringer Tbätigkeit, und in jedem Falle, wo man ausser der erregenden Wirkung der aromatischen Mittel selbst noch die anhaltende Einwirkung der feuchten Wärme benutzen will, um entweder Zer-theilung oder Eiterung zu erwecken. In dieser Form angewendet, wirken die aromatischen Mittel viel kräftiger und viel mehr in die Tiefe eindringend, als in den trockenen Umschlägen; doch dürfen sie wieder nicht durchs Kochen die Breigestalt erhalten, sondern entweder nur durch das Zusammen-rühren mit der nöthigon Menge heissen Wassers, oder indem man sie in einen Beutel thuf, diesen durch einige Minuten in beisses Wasser hält, dann gelind ausdrückt und hierauf unmittelbar als Umschlag benutzt. Diese Umschläge müssen so viel wie möglich anhaltend eine gleichmässige Temperatur von etwa 15—20 Grad R. besitzen, und desibalb immer von Neuem wieder erwärmt werden, wenn sie bis auf etwa 10—12 Grad abgekühlt sind. Das Erwärmen geschieht am zweckmässigsten dadurch, dass man entweder den Beutel mit seinem Inhalt von Zeit zu Zeit in warmes Wasser taucht und dann schnell
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Aetbei'isch-ölige Mittel.
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wieder appüoirt, oder class mau Ihn blos mit warmem Wasser begiesst, ohne ihn von dem Körper abzunehmen.
Auch zu diesen Umsehlägen wählt man unter den aromatischen Mitteln am häufigsten die Blumen und Kräuter, und zwar in jedem besonderen Falle diejenigen, deren Wirksamkeit dem Grade der Unemptludlich-keit und Schwäche entspricht. Die of'ficincllen aromatischen Species sind auch hier zu benutzen, aber für die meisten Fälle zu kostbar und doshalb durch blos inländische Mittel, z. B, Quendel, Kamillen und dergl. — und häufig auch durch den sogenannten llcusamen zu ersetzen. — Zuweilen setzt man den aromatischen Umschlägen noch erweichende Mittel, und besonders Lcinkucheumehl oder Leinsamenmebl hinzu, um ihnen etwas mehr Con-sistenz zu geben und um hierdurch die Wärme in ihnen länger gebunden zu erhalten; dies darf'jedoch nur geschehen, wenn die kranken Theile nicht sehr empfindlich sind und also auch einen gelinden Druck ertragen.
1). Im warmen Äut'guss (Infusum) wendet man die aromatischen Mittel äusserlich am häufigsten an, und zwar zu Waschungen und Bähungen (Fomentatiouen), z. B. bei asthouischen Entzündungen, bei dergleichen Quetschungen, bei Kxtravasateu, bei Verhärtungen, bei torpiden Wunden und Geschwüren, beim Brand n. dgl,; — ferner zu Fussbädern, bei eiternden Steingallen, bei Knorpelfisteln; — bei den kleinen flausthieren auch zu ganzen Bädern, z. B. hei Krämpfen und Lähmungen der Hunde, — und zu Einspritzungen in den Mastdarm und in die Scheide, z. B. bei Krämpfen in den Gedärmen oder in der Harnblase, bei dem zu langsamen Fortschreiten der Geburtsarbeit wegen Schwäche oder wegen Krampf. —#9632; Auf diese Weise, in flüssiger Form angewendet, wirken die aromatischen Mittel fast ebenso wie in den Breiumschlägen, da auch hier neben den Bestandtheilen der Mittel noch Feuchtigkeit und Wärme sehr wirksame Einflüsse sind; die Wirkungen des Infusums scheinen nur wegen der vollständigen Auflösung der flüchtigen Bestandtheile mehr eindringend zu sein, als die Wirkungen der Breiumschläge, wogegen die der letzteren bei gehöriger Anwendung verhältniss-mässig anhaltender und gleichförmiger sind.
Zu solchen Aufgüssen eignen sich alle aromatischen Arzneimittel ohne Unterschied, und dieselben werden nur nach dem Grade ihrer Wirksamkeit für den vorhandenen Krankheitszustand, und zum Theil auch mit Berücksichtigung ihres Preises ausgewählt. Gewöhnlich rechnet man auf 30,0—45,0 von ihnen .quot;500,0 heissou Wassers. Soll der Aufguss auf entzündete Augen, auf Wunden, in dem Mastdarm oder in der Scheide angewendet werden, so darf man nur die reine, durch Leinwand geseihte Flüssigkeit von ihm benutzen; bei der Anwendung auf die unverletzte Haut, ebenso zu Fussbädern und ganzen Bädern, ist aber das Durchseihen nicht noting. Nach Erfordern der Zufälle wendet mau bald den Aufguss für sich allein an, bald in Verbindung mit zusammenziehenden Mitteln (bei grosser Erschlaffung und Ausdehnung der Fasern, und bei starkon Kxtravasateu), bald auch mit Weingeist (Wein), Kamphcrspiritus oder mit Torpenthinöl, Kochsalz, Salmiak und dergl. erregenden Mitteln (hei grosser Unonipfindlichkeit, bei Krämpfen und bei Lähmungen). — Die Temperatur des Aufgusses bei der Anwendung kann, wie bei den Umschlägen, nach der Art und dem Grade der Zufälle, 15 — 30 Grad R. sein; die Dauer und Wiederholung der Anwendung inuss sich aber nach dem Grade und der Hartnäckigkeit der Zufalle richten. Wichtig
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Fliedfivblumcn.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;1-37
ist es, nach der Anwendung der warmen Waschuiigen, Bäder u. s. w., jede Erkältung zu verhüten, daher das Thier im warmen Stalle zu halten, es bis zur möglichen Trockenheit reiben und warm bedecken zu lassen.
E.nbsp; nbsp;In Form von Dunstbädern oder Dampfbädern wendet man die aromatischen Mittel vorzüglich bei katarrhalischen, asthenischen Entzündungen der Augen, bei dergl. Entzündungen der Schleimhaut in den Kospirations-organen, bei rheumatischen und anderen asthenischen Entzündungen des Euters, bei Stockungen der Milch und hieraus entstandenen Verhärtungen derselben, und bei rheumatischen Koliken und Harnverhaltungen an. Die Wirkung ist in dieser Form, verhältnissmässig zu der des Aufgusses, durch den warmen Wasserdunst sehr gemildert, und wird daher auch selbst bei einem noch ziemlich hohen Grade von Spannung und Keizbarkeit ertragen.
Die Entwickelung dor aromatischen Dämpfe geschieht durch einfaches Uebergiesscn der Mittel mit fast kochend heissem Wasser in einem passenden Gefäss, welches man so lange zugedeckt erhält, bis die Flüssigkeit gegen 36—40 GLrad Wärme besitzt; das Gefäss wird dann unter den leidenden Theil gebracht und der letztere von oben her mit einer etwas dichten (z. B. wollenen) IJeckc, die an den Seiten bis über das Gefäss herabreicht, behangen, um die Dämpfe zusammenzuhalten und ihnen eine bestimmte Richtung zu geben. Will man das Dampfen durch längere Zeit unterhalten, so giesst man bei dem beginnenden starkem Abkühlen der Flüssigkeit wiederholt heisses Wasser hinzu, oder mau legt glühend gemachte Steine oder dergl. Eisen in dieselbe. Man vermeide die Anwendung der zu heissen Dämpfe, welche sehr leicht die Kaut verbrühen, und ebenso vermeide man nachher jede Erkältung.
F.nbsp; Endlich wird von einigen Mitteln auch das ätherische Gel zum Einstreichen in sehr torpidc Wunden und Geschwüre und zum Einreiben in Theilo, die an schmerzlosen Verhärtungen, an asthenischen, sehr torpiden Entzündungen, an fiebcrlosem Rheumatismus, Lälmuingen , torpiden Exan-themen und dergl. Affectionen leiden, angewendet, und zwar bald für sich allein, bald in Verbindung mit Fett oder fettem Oel, mit Seife, Weingeist, Merciirialsalhe und anderen auflösenden und erregenden Mitteln. Durch diese Zusätze wird die stark erregende örtliche Wirkung der ätherischen Gele milder, aber auch andauernder gemacht.
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A. Aromatische Kräuter und Blumen.
1) Filederbluiiirii (ilolliiiiilerblüthcn), Flores Sambnei, Von Sambucus nigra L., 5. Kl. 3. Onhi., Farn. Caprifoltaceae.
sect;. 203.
Sie besitzen ein eigcnthümliches, dickflüssiges, stark riechendes ätherisches Oel in sehr geringer Menge, verbunden mit Schleim, Extractivstoff und mehrerlei Salzen. — Ihre Wirkungen sind flüchtig erregend auf das Gofäss-und Nervensystem, jedoch nur im sehr gelinden Grade und eigenthümlich gerichtet und fast beschränkt auf die feinen Gcfässe der Haut und der Schleimhaut der Respirationsorgane; denn die grosseren Gefässe erscheinen selbst hei und nach sehr grossen Gaben des Mittels (nämlich zu 7—14 llccto-
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Aethorisoli-ölige Mittel.
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I':
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grma. bei gesunden Pferden) auf keine Weise afticirt, da hiernach weder die Zahl noch die Beschaffenheit der Arterienpulse bemerkbar verändert sind, während Jedoch die Haut eine höhere Temperatur, grössere Weichheit und Feuehügkeit erhält und die Ausdünstung aus der Lunge verstärkt wird. Wirklicher (tropfbarer) Schweiss entsteht zwar bei Pferden und Hindern zuweilen, aber nicht Jedesmal nach der Anwendung des Flieders, selbst nach den bezeichneten grossen Gaben nicht, und alle übrige Secretionen werden durch ihn fast gar nicht verändert. — Die örtliche Wirkung besteht bei jeder Art der Anwendung in einer nur schwachen Reizung der feineren Gefässe, bei welcher keine Röthung der Haut, kein brennendes Gefühl und dergl. stärkere Einwirkungen zu bemerken sind. Auf die Verdauungseingeweide äussert der Flieder fast gar keine Wirkung, wenigstens keine tonische oder reizende, und unterscheidet sich hierdurch sehr bedeutend von der Wirkung der Kamillenblumen und der meisten übrigen aromatischen Mittel.
Die Fliederblumen gehören daher zu den mildesten Mitteln der Art, und werden innerlich selbst bei einem nicht zu hohen Entzündnngsznstande gut ertragen. Ihrer Eigenthümlichkeit gemäss wendet man sie besonders in solchen Krankheiten mit gutem Erfolge an, welche aus gestörter oder unterdrückter Haut- und Lungenausdiinstung entstanden sind, und wo man diese Functionen, ohne starke Aufregung der Kräfte, in einem höhern Grade wieder hervorrufen will, wie namentlich bei Druse, Strengel, katarrhalischer Bräune, hei Katarrhallieber, Rheumatismus, bei rheumatischen Krämpfen und Koliken, bei dem rheumatischen (idiopatbischen) Starrkrampf der Pferde, der Hunde und Lämmer, bei dem Verfangen (acuten Rheumatismus) der Schweine, bei der Staupe der Hunde u. s. w. — Doch leistet der Flieder bei diesen Krankheiten mehrentheils nur dann gute Dienste, wenn er gleich im Anfange derselben angewendet wird, dagegen sehr wenig, wenn sie bereits clironisch geworden sind.
Die Gabe ist für Pferde und Rinder 30,0—90,0, für Schafe und Schweine 15,0—30,0 und für Hunde 2,0—7,5, in Zwischenzeiten von 1—'2 Stunden, am zweckmässigsten im Infusum, und nach Erfordern der Umstände mit Ka-millenblumen, mit Baldrian, mit Essig,Weingeist, Salmiakgeist, Kampher und anderen flüchtigen Mitteln verbunden.
Aeusserlicb werden die Fliederblumen ebenfalls bei kartarrhalischen und rheumatischen Entzündungen, besonders bei dergleichen Augenentzündungen angewendet, und zwar a) in Form von Kräuterkissen, die aus Fliederblumen allein oder aus gleichen Theilen Flieder- und Kamillenblumen bestehen und bei hohen Graden der Asthenie auch mit etwas Kampherpulver versetzt sein können, b) Bei schmerzhaften Entzündungen benutzt man den Flieder auch in Form von Breiumschlägen, oft in Verbindung mit schleimigen und narkotischen Pflanzen; und o) bei ähnlichen Zuständen, besonders an den Augen, wendet man auch das lauwarme Flieder-Infnsum als Augenwasser an, bald für sich allein, bald mit Bleizucker, Augenstein, Opium und dergl. versetzt. (30 Grin. 1 Sgr. 4 Pfg., 250 Grm. 8 Sgr., geschn. oder grob gepulv. 30 Grm. 1 Sgr. 10 Pfg., 250 Grm. 11 Sgr.)
Anmerkung I. Die Fliederblumen sollen den Pfauen1, und digt; (getrockneten)
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'Linn. Flor. Suec. pag. 97.
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WÊtm
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Kamillenblumen.
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Fliederbeeren fBacc. Samhnci skeataej den llühnern' .iin tödteiules Gil't sein. loh habe letzteres bei moiireren Versuchen, bei welchen ich einzelnen Ilülineni 2—1 Lotll dieser Heeren gab, nicht gefunden.
Anmerkung 2. Der ans den reifen Beeren bereitete eingedickte Salt oder das Fliodermus (Suvcvs intpistattu s. Ruh Sambnci) soll ebenfalls, wie die Flieder-blurnen, jedoch im geringeren Grade, die Ilantausdünstung oelordorn ; ich habe dies jedoch niemals beobachten können, In grossen (laben wirkt dasselbe älinlich dent Pllau-menimis (sect;. 77), und kann auch wie dieses (jedoch nur wo es als Hausmittel und ganz wohlfeil zu haben ist) als Bindemittel bei der Bereitung der Pillen and Latwergen dienen. Uebrigens aber ist es ganz entbehrlich.
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2) K inilllnihlmiieii (gemeine oder Fddkainilleii), mores ChamomiVae vulgaris. Von Matricaria Chamomilla L., 19. Kl. 2. Ordn., Farn. Compositae, Anthemideae.
sect;• 204.
Dieses von der Natur so reichlich gespendete Arzneimittel enthält als wirksame Bestandtheile ein etwas widerlich (schwer) riechendes ätherisches Ocl in Verhinclung mit bitterm Extractivstoff, und seine Wirkungen sind daher nicht allein flüchtig erregend, sondern auch tonisch. Die erstereWirkung ist zwar über die letztere sehr vorherrschend, aber dennoch sehr mild; sie durchdringt bei der gewöhnlichen innerlichen Anwendung schnell den ganzen Organismus, iiussert sich aber tun stärksten in den Organen der Bauchhöhle, — wozu wohl der Bitterstoff, seiner bekannten Einwirkung auf diese Organe gemäss (sect;. 139 u. f.), sehr wesentlich beiträgt. In dieser Hinsicht haben die Kamillen eine grosse Achnlichkeit mit dein Wcrmuth, dem Kainf'arrn, der Schafgarbe, dem Baldrian und dein Kalmus; ihre Wirkung ist jedoch mehr flüchtig und weniger tonisch als die der drei ersten Mittel, und den zuletzt genannten beiden Mitteln stehen sie in der stärkenden und in der erregenden Wirkung zugleich sehr nach.
Aber gerade jene, in jeder Beziehung milde und eigenthümliche Wirkung, giobt den Kamillen bei manchen Krankheiten einen grossen Werth. Sie können zwar, wie die sämmtlichen Mittel dieser Klasse, bei allen asthenischen Krankheiten angewendet werden, doch sind sie der Erfahrung zufolge bei asthenisch - nervösen Zuständen, welche mit Schmerz und Krampf verbunden sind, und besonders bei dergleichen Leiden an den Organen des Hinterleibes, am vorzüglichsten wirksam, — und sie werden daher auch bei Krämpfen, bei Wind- und Krampfkolik, bei krampfhaften Harnverhaltungen, bei unzeitigen, bei unregelmässigcn und zu geringen Wehen, Durchfällen, die mit Krämpfen verbunden, aber frei von Entzündungen sind, bei schmerzhaften Rheumatismen, bei der Staupe der Hunde, wenn dieselbe mit Zuckungen, mit Krämpfen oder mit geringem Grade von Lähmung verbunden ist, ebenso bei dem Brustkrampf der Pferde, bei der aus Erkältung entstandenen Gelbsucht des Rindviehes und bei der Lähmung der Lämmer häufig gebraucht. Doch leistet das Mittel bei den meisten dieser Krankheiten nur dann wirklich gute Dienste, wenn sie keinen zu hohen Grad erreicht haben; im letztern Falle und bei chronischen Leiden sind seine Kräfte mehrentheils zu gering.
Bei reinen Entzündungen ist die Anwendung der Kamillen schädlich.
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1 Barthol. Histor. anat. rarior. Cent. 4. p. 248.
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Aetherisch-ölige Mittel.
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und es ist daher auch ganz fehlerhaft, sie bei jeder Kolik, ohne Berücksichtigung des pathologischen Zustandes derselben, zu gebrauchen, da namentlich beim Pferde sehr häufig den Symptomen der Kolik eine Entzündung der Bauchoingewcicle zum Grunde liegt.
Man s'iebt sie den grossen Hausthieren zu 30,0 — 60,0, Schafen und Schweinen zu 7,0—22,5, Hunden zu 2,0—12,0 auf einmal, und nach der Heftigkeit der Zufälle in Zwischenzeiten von einer halben bis in zwei Stunden wiederholt. Obgleich die Anwendung der Kamillen in Latwergen oder Pillen geschehen kann, so benutzt man sie doch in diesen Formen nicht gern, weil sie, bei ihrem geringen Gewicht, eine zu grosse Masse bilden und dadurch das Eingeben erschweren. Das Infusum bleibt deshalb auch hier die zweck-mässigste und wirksamste Form. In leichten Fallen giebt man dasselbe für sich allein, bei heftigen Krämpfen u, s. w. aber in Verbindung mit Baldrian, Kalmus, oder mit Opium, mit Stinkasand, Kampher, Weingeist, Schwefel-äther-Weingeist, Terpenthiuöl, Hirschhornöl und anderen flüchtigen Reizmitteln.
Aeusscrlich werden die Kamillenbluraen als Pulver zum Einstreuen in unreine, stinkende Geschwüre, oder auch in Substanz zu trocknen und feuchten Umschlägen, und im Infusum zu Waschungen, Bädern und Bähungen (ganz nach den allgemeinen Andeutungen sect;.202) benutzt. (ÜOGnn. 2 Sgr., gepulv. 2 Sgr. 6 Pfg., 250 Grm. Blüthen 12 Sgr.)
Anmerkung. Das dcstillirte oder ätherische Kamillenöl (01. Chanw-millae aetheremnj, und zwar sovrold ds.s raine , wie das durch Destillation der Kamillen mit Citron öl oder mit Terpenthiuöl gewonnene, besitzt die flüchtit; erreKenden WirkunKen der Kamillen in einem hohen Grade, ist aber öehr theuerund deshalb in der Thierarzneiliunst tear nicht gebräuchlich. — Das gekochte oder eigentlich infun-dir te Kamill cn ö 1 (Oi. Chamomillac infusum s. ooetum}, durch Digeriren von 1 Theil Kamülenblumen mit 8 Theilcn Baumöl bereitet, leistet nicht viel mehr ais blesses Baumöl und ist daher zu entbehren. —#9632; Ebenso ist das Kami llenoxtract, welches fast mir als bitteres Mittel wirkt, und das dcstillirte Kamillen wasser entbehrlich.
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3) IWmlsche odei' edle Kamillen, Flores Chamomillae Romanos. Von Anthemis nobilis L., 19. Kl. 2. Ordn., Fam. Compositae, Antlumideae.
sect;. 205.
Sie enthalten als wirksame Bcstandtheile flüchtiges Oel, ein gummiharziges Princip, etwas Kampher und etwas Gerbstoff. An ätherischem Oel sind sie reicher als die gemeinen Kamillen, denen sie zwar in der Wirkung ähnlich, aber keinesweges gleich sind, sondern sich durch grössere Flüchtigkeit und durch stärkere aromatische Bitterkeit von denselben unterscheiden. Deshalb verdient die gemeine Kamille bei schmerzhaften Koliken den Vorzug vor ihnen; übrigens aber können sie, wo sie zu haben sind, ganz wie die gemeinen Kamillen, bei den im vorigen Paragraphen genannton und ähnlichen Krankheiten, und in derselben Gabe und Verbindung angewendet werden.
Die französischen Thicrärzte benutzen sie sehr häufig; in Deutschland sind sie verhältnissmässig zur geraeinen Kamille zu theucr und deshalb wenig im Gebrauch. (30 Grm. 2 Sgr. 2 Pfg.)
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liömiselie Kamillen, Liivonclclblumou, Rosmarinkraut
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4) lavendtiblumeil) Mores La/uandidae. Von Lavundula (s. Spica) veni L., li. KI. 1. Ordn,, Fan). I.aljiiitae.
sect;. 200.
Die nocli niclit völlig aufgeblühten Lavciulelblimicn (und zum Tlieil auch die Blätter) sind sehr reich an einem kanipheilialli;;en äthciischen Oel, und ihre Wirkungen sind daher sehr üticliti^, reizend, belebend, und bei asthenischen Entzündungen, bei Stockungen und Extnwasatcn sehr kräftig zertheilend. - Der Lavendel wird innerlich (aus mir unbekannten Gründen,) sehr wenig angewendet; er ist aber wie jedes andere äthensch-ölige Mittel bei allen, im sect;. 197 angeführten Krankhcitszuständen zu benutzen. Die Gabe ist für die grossen Hausthiere 30,0—60,0, für Schafe und Schweine 15,0—30,0, für Hunde 2,0—8,0. Form und Verbindung i^t wie bei den Kamillenblumen zu wählen. — Am gewöhnlichsten wird der Lavendel äusser-lich in solchen Fällen benutzt, wo erregende Zertheilungsinittel angezeigt sind. Die Anwendung kann hierbei, den Umständen entsprechend, inKräuterkissen, in Breiumschlägen, oder im Infusuni und mit Zusatz von Kamillen, Quendel, Spiritus und dgl. geschehen. (30 Grm. 1 Sgr. 4 Pfg., gepulv. 1 Sgr. 8 Pfg.)
Anmerkung. Das sehr kampherreiebe Lavendelöl (01. Lavandnlac desn.llatum) erzeugt ausgezeichnet HUchtlg erregende Wirkungen, welche denen des Kamphert Khnlich
und örtlich viel milder sind, als die Wirkungen des Terpeuthinöls; daher auch bei seiner wiederholten Anwendung auf die Haut nicht so bald die Haare verloren gehen , wie bei denraquo; Gebrauch des letztem Mittels. Ks ist nach dem Terpenthinöl, Wachhülderholzöl, Steinöl und Kosmaiinöl das-wohlfeilste ätherische Oel, und wird von den französische!.' Thierärzten liiiulig gegen asthenische und chronisclie Entzündungen, gegen verhärtete Geschwülste und bei lihcumatismen zu äusserlichon Einreibungen, bald für sich allein, bald in Verbindung mit Baumöl, mit Weingeist, Salmiakgeist oder Terpenthinöl, ju nachdem man einen geringem oder stärkern Grad der Reizung bewirken will, angewendet. Ks ist jedoch fast überall durch das Terpenthinöl zu ersetzen und nur da zu empfehlen, wo die Kigenthümer einen besondern Werth auf die kranken Thiere legen, und etwas Anderes als die gewöhnlichen Mittel gebraucht zu seilen wünschen, oder wenn die kranken Tbiere im Zimmer gehalten werden, z. li. Stubcnhunclc und Katzen. (1 Grm. 5 Pfg. , 6 Grm. 1 Sgr. 6 Pfg.) — Eine geringere und gewöhnlich verfälschte Sorte des Lavendclöls, das Spiköl (01. tyieae), wurde ehedem von den Thieriirztcn sehr häufig und auf iihnliche Weise wie das vorige, gebraucht; jetzt benutzt man dasselbe mit Hecht sehr wenig und nur unter den eben angegebenen.Umstünden. — Ausserdem hat man noch einen Laven-delgeist (Spiritus Lavandnlac), welcher aber in der Thierarzneilumst entbehrlich ist.
6) Rosiliarillkraut (mill BIllllH'll), llerha et Mores Itommrini, s. liorismarini, s. Anlhot. Von Rosmarinus officinalis L., 2. Kl, 1, Ordn., Pam, Labiatae.
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sect;. 207.
Der Bosmarin besitzt als Hauptbestandtbeil ebenfalls sehr viel kampher-haltiges Oel, in Verbindung mit etwas bitterlich scharfem Extractivstoff. E!r ist somit dem Lavendel sehr ähnlich und stimmt auch mit dessen flüchtig erregenden Wirkungen im Wesentlichen überein, übertrifft dieselben aber noch an Stärke, und zeigt ausserdem auch eine kräftigere Einwirkung auf die Geschlechtsorgane, so dass er sich den Wirkungen der römischen Kamille sehr nähert.
Man macht von dem Rosmarin nur wenig Gebrauch, besonders inner-
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Aetbei-iscli-öligo Mittel.
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Heli; wo or jedoch wohlfeil und vielleicht als Hausmittel zu haben ist, kann die innerliche und äusserliche Anwendung ganz so und in denselben Gaben geschehen, wie hoi den vorigen beiden Mitteln. (30,0 concis. Vj6 Sgr.)
Anmerkung, Das RosmarlnSI (Oi. Boris maHnis, 01. Anthos) besitzt dieselben
Wirkungen wie ilas Lavemlelol, und krtim so wie dieses benutzt werden. Ks vordient sogar vor diesem in den meisten Füllen den Vorzug, da es unter allen ätlieriseben l'HanzenöIeu (mit Ausnahme dos Terpenthlnöls und des Waclibolderholzöls) das wohlfeilste ist. (5 fJrm. lOPfg, 30 Grm. 4 Sgr. 2 Pt'g.) — In der sogenannten Nervensalbe oder der zusammengesetzten 1t o s m a r i u s a 1b e ( Ungitentum nervinnm S- Vny. Jioris mnvini compoaïtwii), wie dieselbe in der Proussisilien 1'lmrmacopoo vorgesebrieben ist, bildet dieses Ool und das Rosmarinkraut die wirksamsten Bestandtheile; sie wirkt sehr kräftig erregend, stärkend und zcrtlieilend , ist aber für die meisten Fälle der tbierärztlielien Praxis zu theuer, und dureh Salben aus Terpeutbinöl, Kampher und grüner Seife oder Schweinefett zu ersetzen. — Der liosmar ins piri tu s [SjnrUus Boris marini) ist ein kräftiges Keiz-mittol, aber entbehrlich.
0) Salbelkraut) Folia s. Herha Salviae. Von Salvia officinalis L., 2. Kl. 1. Ordn., Fam. Labiatae.
sect;. 208.
Das in der Salbei enthaltene ätherische Gel ist ebenfalls kampherhaltig, jedoch in einem geringeren Grade als das des Lavendels und des Rosmarins; mit ihm ist Bitterstoft'und, in noch grösserer Menge, auch ein adstringirendes Princip sehr innig verbunden, und das Mittel besitzt hierdurch die Eigenschaft, nicht nur flüchtig erregend, sondern auch zusammenzieheud, anhaltend erregend und stärkend zu wirken. —#9632; Diese Wirkungen zeigen sich innerlich durch Besserung der schwachen Verdauung, durch Beseitigimg von Krämpfen und Blähungen, vorzüglich aber durch Beschränkung krampfhaft vermehrter Absonderungen sehr lioilsam, wie namentlich bei chronischenVerschleimungcn der Respirationsorgane) bei Krämpfen, bei Schwäche, Erschlaffung und bei Verschlehnung der Verdauungseingeweidc, der Nieren und Gesclilechtstheile, daher auch bei dem sogenannten feuchten Dampf, bei der Schleimschwind-sucht, bei asthenischem Durchfall und Ruhr, bei dergl. Harnruhr, bei über-mässigen Sohweissen, bei zurückgebliebener Nachgeburt und dadurch entstandenem Schleimfiuss ; in einigen Fällen sehr wirksam gegen Spulwürmer (mit Honig gegeben); — ebenso äussorlich bei asthenischen Entzündungen im Maule und im Rachen (z. B. bei dem Maulweh, bei chronischer Bräune mit ühermässigei' Schleimabsonderung), bei asthenischen Augenentzündungen, und bei allen dergl. Entzündungen anderer Theile, bei Quetschungen, leichten Blutextravasaten, bei ödematöseu Anschwellungen, bei Schleimfiuss aus den Geschlechtsthcilcn, bei Wunden und Geschwüren mit zu geringer Thätigkeit, selbst bei dem kalten Brande und dergl.
Die Gabe zum innerlichen Gebrauch ist für die verschiedenen Hausthiere wie hei den Kamillen. Die Anwendung kann in allen Formen geschehen; am zweckinässigsten ist jedoch das Infusum, wenn man die llüchtigen Wirkungen des Mittels vorzüglich zu erhalten wünscht ; will mau aber mehr die tonischen Wirkungen, SO kann dasselbe auch sehwach gekocht werden. Zusätze macht man, nach dem Grade der vorhandenen Erschlaffung und Reizlosigkeit, von Weidenrinde, Alaun, Kalmus, Kamillen, Bfeffermiize, Kampher, Spiritus, Terpenthinöl und dergl.
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Salbeikraut, Dostenkraut, Pfoffermiuzkrant,
Die äusserliche Anwendung der Balbei geschieht tnehrentbeils im Infu-sum, für sich allein oder in Verbindung mit anderen aromatischen Pflanzen, und liiinfig mit Zusütz von Essi^4 oder Spiritus ('/.j bis zur lläll'te der ganzen Flüssigkeit), zum Waschen, Bäben und Einspritzen; zuweilen wird die Salbei auch zu aromatischen Breiumschlägen, selten in Pulverform zum Einstreuen in Wunden und Geschwüre benutzt.
A umerkuiiff. Die Salbei wird von Schafen und Ziegen gern gefressen and giebt, wenn dies reichlich geschieht, der Mileh und dein Fleische dieser Thiere einen gewürz-haften Geschmack.
7) Gemeines Dosieiikraut (Wohigeuiuth), Sisria Oriyanivid'jaris. 14. Kl, 1. Ordn. L., Famil. Labiatae.
sect;. 209.
Das Dostenkraut ist in seinen Bestaudtlieilen sehr ähnlich dem Mairan, aber die Wirkungen sind viel kräftiger als bei dem letzteren. Es kann ganz wie die vorher genannten Mittel benutzt werden.
Dasselbe gilt auch von dem kandischen Dosten oder Diptam-Dosten, oder dem sogenannten spanischen Hopfen (Origanum creticum s. Dictamnus creft'claquo;laquo;), welcher sehr reich an ätherischem Oel ist und den vorigen an Wirksamkeit noch übertrifft. — Sein ätherisches Oel (Dostenol, Spa-nisclihopfenöl, OhOrigani cretici) ist sehr stark reizend, dem Terpenthinöl ähnlich, und wurde ehedem zu scharfwirkenden .Salben und Einreibungen häufig- gebraucht, wird aber jetzt durch das wohlfeilere Terpenthinöl ersetzt.
8) ITefleniilriiskraiit, Folia s. Ilerha Menthae inperitac. 14. Kl. l.Ordn. L., Pam. Labiatae.
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sect;• 210.
Die Pfefferminze besitzt als allein wirksamen Eestandtheil ein sehr kampherreiches ätherisches Oel in bedeutender Menge, welches sich durch einen aromatischen und zugleich kühlenden Geschmack vor anderen ätherischen Oelen auszeichnet. Sie ist ein sehr kräftiges flüchtiges Reizmittel, welches an Flüchtigkeit alle übrigen aromatischen Mittel übertrifft, und sich den Wirkungen des Kamphers am meisten nähert; es fohlen ihr dagegen alle wirklich stärkenden Eigenschaften, und sie steht in dieser Beziehung den Kamillen, dem Lavendel, dem Rosmarin, der Salbei, noch mehr aber dem Baldrian, dem Kalmus, der Angclik- und Meisterwurzel sehr nach.
Mau benutzt daher die Pfefferminze auch nur als blosses Heizmittel bei allen Krankheiten, die aus grosser Schwäche entstanden oder mit derselben verbunden sind, und besonders bei dergleichen nervösen Leiden, wie namentlich bei reiner Appetitlosigkeit, bei Krämpfen mul Krampfkolik, bei falschen und bei zu geringen Geburtswehen, bei Windkolik und Trommelsucht, bei Lähmungen, bei Schwindel, bei nervösen und typböson Fiebern, bei dcrgl. Folgen und Nachkrankheiten der Staupe der Hunde und dergl.
Die Dosis ist für Pferde und Rinder 16,0—45,0, für Schafe und Schweine 7,5—15,0, für Hunde 0,5—2,0. — Das Mittel wird am besten im Infnsum
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III
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I
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Aetheiiseli-ölige Mittel.
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angewendet, kann aber auch in Pillen und Latwergen geroiclit werden. In leichten Fällen, besonders bei Krumpfen, ist es für sich allein ausreichend, bei mehr hartnäckigen Zufcällen setzt man ihm Kampher, Baldrian, Hirsch-hornöl, Opium und dergl. erregende und krampfstillende Mittel zu.
Aeusserlich wird die Pfeiferminzo als kranipfstillendos, reizendes und zertheilendes Mittel auf die, im sect;. 202 angegebenen verschiedenen Weisen mit dem besten Erfolge benutzt; sie ist jedoch für die meisten Fälle zur äusserlichen Anwendung zu kostbar und deshalb durch die bereits vorher genannten Mittel, vorzüglich aber durch die wildwachsenden Milizarten und durch den Quendel zu ersetzen. (30 Gnn. gesclm. 1 Sgr. 10 Pfg., pulv. 5,0 5 Pfg., 30 Grm. 2 Sgr.)
Anmerkung. Vormals benutzte man auch in der Thieramieikunde das destil-lirte Pf e ffenni nzö 1 {01. Menthae pipoilae) und das ITeffe rm inz wasse r (Aqna dealill, Menth. ijqnrUlt;ie)\ licide Präparate sind aber zu theuer, könimi dnreh dns Infusum des Krautes sehr laquo;ut ersetzt und daher ganz entbehrt werden. (Oel 1 Tropfen 4 Pfg., 1 Grm. 6 Sgr. G Plg.)
9) Rrailsemilizkraut, Folia s. Ilerla Menthae crispae. 14. Kl. 1. Ordn., Familie Labiatae.
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sect;• 211.
Die Krauseminze besitzt ein ähnliches, sehr flüchtiges kampherartigos Oel wie die Pfeffern linze, jedoch in etwas geringerer Menge und in Verbindung mit einem milden Bitterstoff. Sie ist der Pfefferminze sehr ähnlich, nur etwas weniger durchdringend reizend und zugleich etwas tonisch. Die tonische Wirkung kommt jedoch kaum in Betrachtung', und das Mittel kann daher ganz wie das vorige angewendet werden.
Bemerkenswert]! ist es jedoch, dass Kühe die Milch verlieren sollen, wenn sie reichlich das Krauseminzkraut fressen1, — und dass die Milch nicht gerinnen soll, wenn man Krauseminzblätter in sie legt2. (30 Grm. 1 Sgr. G Pfg., pulv. 5 Grm. 4 Pfg., 30 Grm. 1 Sgr. 8 Pfg.)
Anmerkung 1. Fast alle übrigen Minzearten, und namentlich die Ackerminze (Menthaarvcnsis), die grüne Minze {Mentha viridis s. sutlvn), die W'ass iirm i n ze oder Kossminze {M. aqnatüa s. hirsuta), die Waldminze (^1/. ailveätn's s. nemorosa} u. a., vorzüglich aber die Po lei minze, der Polei [M. l'uleyium) stimmen in de.i wesentlichen Eigenschaften mit der Pfeft'erminze und der Krauseminze überein, obgleich sie mehren-theils (mit Ausnahme des Polei) von etwas sclnvächcrer Wirksamkeit als diese beiden Mittel sind; sie können daher die Stelle derselben vertreten, besonders für den äusserlichen Gebrauch, und verdienen überhaupt als inlandische wohlfeile Arzneistoffe von den Tbierärzten eine bessere Beachtung als bisher.
Anmerkung 2. Me I i ssen kr au t (C i tr o n e n m o liss e) {Foliaraquo;, llerba Mcliasac) enthält ätherisches Oel, in Verbindung mit etwas Bitterstoff und mit einem kleinen Antheil Gerbstoff. Obgleich sein Gerucb von dem der Krauseminze verschieden ist, so stimmt es doch in seinen Wirkungen mit dieser fast ganz überein und ist auch wie sie und wie die Pfefferminze zu benutzen. Da es jedoch dem letztern Mittel und dem Quendel an Wirkungen nachsteht, und ausserdem aiuh tbeurer ist als Pfeirerminze , so machen deutsche Thierärzte von ihm nur sehr selten Gebrauth , aber in Frankreich benutzt man es sehr häufig bei torpiden Krankheitszuständen der Verdauungscingewcide, namentlich bei Appetitlosigkeit, Un Verdaulichkeit, Aufblähen u. s. w., besonders bei den wiederkiiiiendeu Thieren.
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1nbsp; Linn. Flor. Succ. Nro. 516.
2nbsp; Dioseorid. Lib. 3. o, 41. p, 189 und Lewis, mat. med. p. 378.
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Quendelkraut, Sadebaumkraut.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;145
10) (iuetidelkraul (vilder raquo;dei PeldtbjIUlaO), Herba Serpylli. Von Thymiis Seipylliun L,, 14. Kl. 1. Ordn., Fnmil. Labiatae,
sect;. 212.
Die BÄmmtlichen Varietäten des Quendels besitzen ein kampherreiches ätherisches Oel und gehören zu den gewürzhaftesten Pflanzen Deutschlands. Die Wirkungen sind denen der Pfefferminze sehr ähnlich, und der Quendel kann daher überall angewendet werden, wo die letztere empfohlen ist und wo überhaupt ätherisch-ölige Mittel passend sind. Da er fast allenthalben leicht zu haben und sehr wohlfeil ist, so verdient er in der Thierheilkunde zum innerlichen und äusaerlichen Gebrauch häufiger benutzt zu werden, als es gewöhnlich geschieht. (30 Grrn. 1 Sgr. 2 Pfg.)
An merkung. Mit dem Quendel ist das Kraut des gemeinen Thymian {Herba Thymi vulgaris) in den Begtandtheilen und Wirkungen überelnstlipmend, aber noch etwas kräftiger, da es etwas mehr ätherisches Oel enthält. (SOQrm, 1 Sgr. 6 Pfg.)
Jl) Sudebuiini- oder Seveiitiauinkruill, Berba gt;. Summitatea Subinae. Von Juniperus Sabina L-, 32. Kl. 11. Ordn., Farn. Coniferae
sect;. 213.
Die Blätter des Sadebaunis enthalten als wirksame Bestandtheile ein terpenthinartiges, sehr erhitzendes und scharfes ätherisches Oel, in Verbindung mit einem scharf bitterlichen und zumTheil harzigen Extractivstoff. — Sie wirken im frischen Zustande (zerquetscht und von den Thieren gokauet) und im trockenen örtlich sehr stark reizend; sowohl äusserlich wie auch, im Magen und Darmkanal erregen sie dunklere Böthang, brennende Empfindung, bei längerer Dauer der Berührung auch Entzündung, und an von Haut entblössten Weichgebilden, z. B. in Wunden, Geschwüren und an Warzen, wirkt unter diesen Umständen das Pulver des trockenen Krautes selbst ätzend und zerstörend. Wie jedoch die Pferde manche scharfe Stoffe in grossen Gaben ohne Nachtheil ertragen, so worden auch ihre Verdauungseingeweide selbst von sehr grossen Gaben Sabina uur wenig auf die bemerkte Weise afficirt. Ich habe dieses in mehrerenPällen, wo ich Ihnen das frische wie das trockene Kraut zu 120,0, 1-10,0—360,0 pro dosi, und täglich zweimal durch 6—8 Tage sowohl mit dem Putter als auch in Pillenform gab, selbst beobachtet, und die von dem Prof. Sick in der hiesigen Thierarzneischule früher augestellten Versuche, bei welchen das Mittel durch ein halbes Jahr in steigenden Gaben und zuletzt pfundweise mit dem Putter gemengt, gereicht wurde1, beweisen dies ebenfalls. Bei Rindern und Schafen sieht man dagegen von grossen und mehrfältig wiederholten Gaben sehr oft jene heftigen örtlichen Wirkungen und deren Polgen, nämlich schmerzhafte Aufblähung des Leibes, Verlust des Appetites, Entzündungsfieber, Verstopfung oder später blutige Diarrhöe und dergl. eintreten, — und bei Hunden tritt Magen- und Dannentzündung ein und darauf' selbst der Tod nach 15—22 Grms. des Mittels
'Uudolphi, Kemerkuugeu aus dem Gebiet der Naturgeschichte u. s. w. 1. Thell, B. 31.
Hprtwio Armelmittpllehre. .V AufUga.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;10
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14G
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Actlicrisch-ölige Mittel.
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Jedesmal, wenn den Thiereu durch Unterbinden desSohlnudes das Erbreohen unmöglioh gemacht ist. #9632;— Auch nach dem Einbringen von 7,5 der gepulverten Sabina in eine Mache Wunde am Schenke] eines Hundes sah Orfila, ausser der het'tig-en Entzündung und blutigen ünfiltration des verletzten (Uiedes, in etwa 36 Stunden den Tod erfulgoii1. Hei Pferden habe ich grössére Quantitäten in Wunden und Geschwüre gebracht, und davon wohl starke Entzündung und kräftige Umstinnnung der Thätigkcit, aber keine wichtigen allgemeinen Zufalle entstehen sehen.
In diesen örtlichen Wirkungen ist die Sabina den scharfen Mitteln ganz ähnlich, und man hat sie daher auch oft zu denselben gerechnet; allein ihre allgemeinen Wirkungen stimmen wieder mit denen der ätherisch-öligen Mittel und zum Theil auch mit denen der Harze tiberein. Sehr flüchtig sind diese Wirkungen nicht. — Das Mittel bringt in massigen Gaben bei allen Thieren eine kräftige Aufregung der Gefässthätigkeit, besonders in den Baucheingeweiden, in den Harn- und Geschlechtsorganen hervor, bessert die Verdauung und die Assimilation, tödter Eingeweidewürmer und heinrnt deren Entwicke-lung, befördert die Wärmeentwickelung, die Eautausdünstung und die ürin-secretion, und oft auch die, Resorption. Fast immer findet mau, dass das Blul höher geröthet wird, und dass bei Pferden der Koth und Urin einen ganz eigenthümlichen, widrigen Geruch annimmt; bei den übrigen Thieren lindei etwas Aehnliches, jedoch weniger auffallend Statt. Bei den von Sick gemachten Versuchen wurde ein Pferd ausscrordeutlicb fett, obgleich es nur wenig Putter erhielt. — Nach Pi Igor's Angabe2 sollen Pferde bei dem durch längere Zeit fortgesetzten Gebrauch des Mittels die Haare verlieren; die an der hiesigen Tinerarzneischule deshalb gemachten Versuche haben aber das letztere nicht im Geringsten bestätigt. —.Bei trächtigen Thieren soll die Sabina, nach der Behauptung fast aller Schriftsteller, sehr leicht das Verwerfen herbeiführen; es findet sich Jedoch nirgends ein Pali beschrieben, in dem diese Wirkung nachgewiesen ist, und bei meinen Versuchen an trächtigen Pferden und Hunden (bei letzteren das Mittel im Infnsum zu 7,5 auf den Tag gegeben) hat sich dieselbe auch nicht gezeigt; ich will sie aber deshalb nicht ganz läugnen, und noch weniger will ich die, von Anderen empfohlene Vorsicht in der Anwendung dieses Mittels bei trächtigen Thieren verachten.
Die Indicationen zur innerlichen Anwendung' dieses kräftigen Arzneimittels sind zwar dieselben, welche für die ätherisch-öligen Mittel im Allgemeinen (sect;. 197) angedeutet wurden; dasselbe erscheint Jedoch besonders da als passend, wo mit dem Vegelationsproccss die arterielle Thätigkeit und die Empfindlichkeit zugleich sehr gesunken sind. — Mit Nutzen hat man das Mittel gebraucht: bei der chronischen, bösartigen Druse, selbst beim Kotz und Wurm der Pferde; bei Eingeweidewürmern, bei schlechter Verdauung und damit verbundener Abmagerung, bei der chronischen Lungenseuche des Rindviehes, wenn die Krankheit einen ausgebildeten asthenischen Character besitzt und wenn sie in lirustwassersucht übergebt; ebenso bei Wassersucht
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1 Orfila, Allgomelne Toxikologie, A. d. Franz.. von Kühn. Erster Batidi S. ü!)2.
8 IM Igor, Systoimit. Handbuch der Vetor.-Wisseuaclial't. '2. lïd. S. 4J15. Kr behauptet, Uass durch dus Füttern mit Sadebaum das sogenannte nackte Pferd, woldius sich im Cabinet der Königl. Thieriirzneischuln zu Berlin belindct, seine kahle BjschalTenheit der Haut erhalten habe. Dies ist jedoch nicht erwiesen.
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Sadebaumkraut,
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überlmupt, und boi cachcctisclicn Krankheiten, die mit derselben verbunden sind , wie z. B. die Fiiule der Schafe in don meisten Füllen; bei veralteter, Lartnäekiger Kiiudt und Mauke; boi dei^leiehen lilunimatismus; bei zurückgebliebener Nachgeburt, wenn die GebarnmUor in ihrer Zusaninienziehung zu wenig Kraft und Thlitigkeit zeigt, und ebenso bei chrcniiseheni Schleim-ausllnss aus der Gebärmutter, wenn ein torpider Zustand in derselben besteht.
Pferden und Kindern giebt man von dem Sadebamn 15,0—G0,0, Schafen und Schweinen 2,0—7,5, Hunden 0,3—0,6 auf einmal, und in Zwischenzeiten von 4—6 Stunden wiederholt,
Die Anwendung kann in Latwergen und Pillen , wie im Inf'usum und Deooct geschehen. In dem letztern kommen mehr die bitteren Bestand-theile, in dem Inf'usum mehr das ätherische Oel zur Wirkung. Ansserdem kann man auch die frischen oder die getrockneten Blätter, unzerstossen mit dem Futter gemengt, den Thieren reichen, und auf diese Weise besonders Pferden und Schafen (den letzteren in Lecken mit Mehl oder Schrot und Salz) leicht beibringen. Das-Pulver eignet sich zu dieser Art der Anwendung nicht gut, weil es zu heftig reizend auf die Schleimhaut dcrMaul- und liachen-iiöble wirkt.
In vielen Fällen der vorhin genannten Krankheiten ist der Sadebaum für sich allein wirksam genug, zuweilen aber muss man ihn mit anderen entsprechenden Mitteln verbinden, wie besonders mit Spiessglanz-, Schwefel-, Quecksilber- und Eisenpräparaten, oder mit adstringirenden, bitteren und schleimigen Mitteln. Letztere setzt man gewöhnlich nur deshalb hinzu, um die starke örtliche Einwirkung derSabina auf don Verdauungskanal zu mindern.
Aensserlich benutzt man das Mittel entweder laquo;) in Pulverform zum Einstreuen in sehr torpide, unreine, cariöse und wuchernde Geschwöre, um dieselben in grössero Tliätigkoit zu versetzen, sie zu reinigen, die Abblätterung ZU befördern und die üppige Granulation zu zerstören, und zwar bald rein, bald mit gebranntem Alaun, mit rothem Quecksilber-Präcipitat, mit Kupfervitriol und dgl. versetzt; oder i) im Infnsuni als reizendes und zertheilendes Mittel zum Befeuchten unreiner Geschwüre, zum Waschen bei Eäiule,bei veralteten Quetschungen und bei Verhärtungen, — zum Einspritzen bei Schleimflüssen aus den weiblichen Geschlechtstheilen. (ïiO,0 gr. gepulv. lV2Sgr.)
Anmerkung 1. Das sehr scharf reizende Sadobaumöl (01. dcslill. Sabinac) wurde früher httuflg bei KDOchengescbwilren, um die AbblStteraog zu befärdern, wie laquo;uch als durchdringendes Reizmittel zum Einreiben in verhärtete, in gelfihmte, oder mit hnrtnficki-gern ßheumatismua behaftete Theile angewendet j os ist entbehrlich, da es durch das wohlfeilere Tei'penlhinöl ersetzt wird. (1 Gnn. 1 Sgf. C Pff,'.)
Anmerkung 2. Dem Sadebaum iihnlieh in den liestandtlicilen ist der sogenanntlaquo; L eb ens bäum (ÏViiy'a oct'laquo;7eraquo;(ni's). Innerlich sind bisher nur wenige Versuche mil Ihm gemacht worden; äusserlich hat sieb aber dfis Mittel bei unreinen schlaffen Geschwüren, gegen üppige Granulation und Felgwarzen sehr wirksam gezeigt. Man benutzte hiergegen das pniveiisiito Kraut zum Einstreuen, oder nocli besser, die Tinetur (aus 1 Thell liliitier und 6 Theilen Weingeist bereitet) zum Anfeuchten, täglich 3—4 Mal wiederholt.
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sect;. 214.
Zu den aromatischen Kräutern gehören auch noch: das Pfei'ferkraut oder Bohnenkraut (JJcrba Saturejae), das Basilienkraut (II. Basüici), die Katzenminze (H. Catariae s. U. Nepetae) und das Katzenkraut,
10 *#9632;
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Aetheriscli-ölige Mittel.
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Amberkraut oder Marumveruui {U. Mari veri amp; syriaoi), Sie sind siunmtlic'h dem Thymian ähnlich, werden durch diesen ersetzt und kommen jetzt kaum noch als thierhrztliche Arzneimittel in Gebrauch; desgleichen das Isopkrnut (II. IJyssopi), das Majoran kraut (//. Majoranae) \ — ebenso das Bet o ni enk raut (Jl. Betonicae), und das Lachenknoblauchkraut (H. Scordii), v/elvho sämmllicli schwach aromatisch, aber aussei-Gebrauch sind, und das Steinklee- oder M e lilo tenkraut mit den Blumen (Herba et Flores Meliloti), dessen Wirkungen sehr schwach sind, so class man es innerlich gar nicht, und ilusserlich fast nur seines Geruchs wegen als Zusatz zu anderen zertheilenden, und selbst zu erweichenden Kräutern zuweilen benutzt.
Endlich sind auch die sogenannten Ileublumen oder Heusamen (Flures et semhiu Foeni), welche sich als Abiall und Rückstand des lloues auf' dem Boden finden, hierher zu rechnen. Sie bilden ein Gemenge von halb-und ganzreifen Grassamen, Blüthen und Spelzen u. s. w., und besitzen nach Art und Beschaffenheit der im Heu enthaltenen Pflanzen gelind aromatische und schwach adstringirende Eigenschaften, Man kann sie iiusscrlich als die wohlfeilste aromatische Kräutcrmischnng (aromatische Species) bei allen Krankheiten anwenden, wo aromatische Kräuter überhaupt empfohlen sind; besonders aber eignen sie sich für die leichteren Grade dieser Krankheiten, wie auch wo Kussbäder oder Umschläge auf' grossen Flächen anzuwenden sind, so wie auch zu Dunstbädern. Im Nothfall kann man ein Infusum von gutem Heusamen innerlich, z. B. bei rheumatischer und bei Krampfkolik, mit Nutzen gebrauchen.
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B. Aromatische Samen.
12) Aiilssamen, Semen s. Fructua Aniai. Von Pimpinelln Aiiiaum L., 5. Kl. 2, Ordn., Umbelliferdo.
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sect;. 215.
Im Anis ist ein süssliches ätherisches Oel in nicht unbedeutender Menge enthalten, aber durch fettes Oel, Schleimzucker und Extractivstoff sehr gemildert in seinen Wirkungen. Diese bestehen in einer sanften Erregung der Thätigkeit derVerdauungseingeweide und der Respirationsorgane, und äussern sich durch Vermehrung des Appetites, durch bessere Verdauung, durch Ab treihnng der Blähungen, vorzüglich aber durch flüssigere Absonderung und leichtern Auswurf' des Schleims aus den Kespirationsorganen. Der letztern Wirkung wegen ist der Anis von jeher als ein sogenanntes Brustmittel geschätzt, und vorzüglich im letzten Stadium der in Genesung übergehenden Lungenentzündung, oder vielmehr in der Reconvalescenz nach derselben, — auch selbst im Verlaufe wirklich asthonischer Lungenentzündungen, und bei allen katarrhalischen Krankheiten mit diesem Character häufig angewendet worden. Er ist daher auch ein Bostandtheil fast aller sogenannten Drusenpulver und Drusenlatwergen, in welchen er freilich auch oft gnnissbraucht wird, wenn die Anwendung zu früh, d. h. noch während der Entziindungs-periode geschieht. Ebenso benutzt man ihn bei Unverdaulichkeit, bei zu vieler Entwickelung von Blähungen, bei Wind- und Krampfkolik, bei krampfhaften Harnverhaltungen, bei Durchfällen, welche ohne Reizimg bestehen.
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Anis-, Frachel-, Kümmelsamen
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und dgl. Doch dürfen diese Krankheiten nicht mit einem zu hohen Grade von SehwHche und Reizlosigkeit verbunden sein, weil sonst der Anis nicht wirksam genug ist.
DicGabe ist für Pferde und Rinder 30,0—90,0, für Schafe und Schweine 7,5—15,0, für Hunde 1,0—4,0, Das Mittel ist in Pulverform, in Latwergen, Pillen und im Infusum anwondliar, und wird nach Bedürfniss der Umstände mit Salmiak, Kalomel, Schwefel, Spiessglanz, Wacliholdcrbeeren, Terpenthin und dgl. Mitteln verbunden. Ehemals pflegte man den Anis auch Purgirmitleln zuzusetzen, um, wie mau glaubte, deren iihchtheilige Wirkung auf den Darmkanal, besonders Kolikschmerzen, zu verhüten; jetzt wird dieser Gebrauch mit Recht unterlassen, Dagegen setzt man den Anis zuweilen als Nebenmittel zu Arzneien, besonders zu Pulvern, um ihren Geschmack zu vorbessern, weil er den meisten Thieren angenehm ist und von ihnen gern gefressen wird. Dies gilt namentlich von Pferden und Tauben.
Der Anis ist aber für alle diese Zwecke durch den billigeren Fenchel zu ersetzen. (30,0 Grm. 1 Sgr. fi Pfg.)
Anmerkung 1. I-Ms ätherische An is öl (Oleum netiteremti Anisi', ist zum Go-hrauch bei grossen Thieren zu theuer und wird nur zuweilen noch zum Vertreiben und
Tödten der Läuse und Fliilic bei Hunden, Katzen und Vögeln benutzt. Nacb meinen Erfahrungen wirkt es gegen solches Ungeziefer sehr kräftig, vorlangt aber bei kleinen Vögeln die grösste Vorsicht, weil es dieselben, ?.. B, Kanarienvögel, zu tödten vermag, wenn es so reichlich aufgesti'ichen wird, dass dieThiere esmitdem Schnabel wieder abwischen und lecken können. Selbst den Tauben soll das reine Anisöl ein Gift sein. Dabei' verdient bei den Vögeln ein schwaches Infusum des Anissamens, oder von dem Petersiliensamen, oder von dem sogenamiten Insektenpulver zu obigein Zweck als Waschmittel den Vorzug.
Anmerkung 2. Der S t o r n an i s I Semen, s. Fruetus Anisi stellati) besitzt fast ganz dieselben Eigenschaften wie der gewöhnliche Anissainen, ist aber zu theuer und gaiv. entbehrlich.
13) I'Vlieiielsillllcli, Nemen n. Fruelus Focnicvli. Von Eoeniculum olTicinale h,, 6, Kl, 2. Ordn., Umbollifcrae.
sect;• 216. Der Fenchel ist in seinen Bestandtheilon und Wirkungen dem Anis sehr Shnlich, und alles von dem letzten Gesagte gilt daher auch von ihm. Er verdient aber, da er viel wohlfeiler ist als der Auis, den Vorzug vor diesem, (30Grm. 1 Sgr., gr. gepulv. 1 Sgr, 6 Pfg,, fein pulv, 5 Grm, 6 Pfg,, 30 Grm, 2 Sgr. 2 Pfg.)
Anmerkung. Das E1 e nobelkraut und die Fenchel Wurzel (Uerha et Radix Foenieuli) enthalten im frischen Zustande eine sehr geringe Menge ätherisches Oel und wirken gelind reizend, besonders auf die Schleimhäute, auf die Nieren und auf das Euter ; getrocknet sind sie ganz unwirksam. Man benutzte sie. ehemals gegen die Gelbsucht der Schafe und zur Beförderung der Milchabsonderung; jetzt sind sie aus dem Gebrauch.
14) Rüinmclsaiiicn, Karbe, Semen s. Fmctus Carvi. Von Carum Carvi L,, 5. Kl, 2, Ordn., ümbclliferalaquo;.
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sect;•217.
Der Kümmel ist etwas aromatischer als Fenchel und Auis, im Ganzen aber ein ebenso mildes Arzneimittel wie diese, und unterscheidet sich von
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#9632; 'I
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Aetherisch-öligo Mittel.
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denselben in therapeutischer Hinsicht auch nur dadurch, dass seine erregenden Wirkungen weniger auf die Brust- als auf die Uaucheing'eweide gerichtet sind. Er befördert die wunnförmige Bewegung des Darmkanals, bessert die Verdauung, stillt Krämpfe, besonders in den Organen des Hinterleibes, und treibt Blähungen ab. Er wird auch allgemein als eins der wirksamsten unter den blähuugtreibenden Mitteln betrachtet, und bei leichten asthenischen Un-verdanlichkeiten, bei dergleichen Durchfällen, vorzüglich aber bei Krampf-und Windkolik und bei der Trommelsucht gebraucht, Die Anwendung geschieht in denselben Gaben wie die des Anis, am besten im Int'usum, welches zuweilen mit Bier bereitet und durch Zusatz von Branntwein und dergl. verstärkt wird. Dasselbe kann auch zu Bähungen gequetschter Theile und zu recht wirksamen erregenden, krampf.stillenden Clystiren benutzt werden. (30 Gr. 1 Sgr., gr. gepulv. 1 Sgr. 6 Pfg-, f. pulv. quot;2 Sgr.)
ITl) Dlllsillliell, Semen s. Fructus Anethi. Von Aimthum gravcolens L., 5. Kl. 2. Ordn., Umbelliferae.
sect;. 218.
Er ist mehr scharf gewürzhaft und weniger angenehm schmeckend als der Kümmel, stimmt aber mit dessen Wirkungen sehr überein, und kann in denselben Krankheiten, wo dieser und wo der Anis empfohlen ist, angewendet werden, und zwar in derselben Gabe, Form und Verbindung wie jene Mittel. Der Dillsamen verdient als wohlfeiles und auf dem Lande leicht zu habendes Arzneimittel von den Thierärzten mehr benutzt zu werden als bisher.
Anmerkung. Das Dillkraut (Herba Anethi) besitzt ähnliclie Eigenschaften wie das renchelkraut, und wurde cliemals wie dieses angewendet.
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10) PelerslIleiisaniPii, Äemclaquo; s. Fntctus Petroselini. Von Petroselinum sat'.vum Iloffm., 5. Kl. 2. Ordn,, Umbelliferae.
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sect;. 210.
Das ätherische Gel ist in diesem Samen von schärferer Art als in den vorigen Mitteln, daher er auch einen scharf gewiirzhafteu und etwas bittern Geschmack besitzt. Erwirkt auf die Verdauungseingeweide ähnlich erregend wie der Kümmel, bessert die Verdauung, treibt Blähungen und beseitigt Krämpfe; aber seine vorherrschende und fast speeifische Wirkung ist auf die Harnwerkzeuge gerichtet und äussert sich durch bedeutend vermehrte Harnabsonderung. Diese Wirkung ist allgemein bekannt, so class die Petersiliensamen fast überall als ein urintreibendes Mittel in grossem Rufe stehen und bei Kolik und Harnverhaltung nur leider zu oft gemissbraucht worden, da sie den gereizten Zostand des Darmkanals und der Harnwerkzeuge vermehren, die Entzündung schneller herbeiführen und ihre üblen Ausgänge beschleunigen können.
Die Anwendung dieser Samen kann zwar bei Harnverhaltungen Statt finden, jedoch nur bei solchen, welche in einem überreizten krampfhaften oder
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Dillsamen, PctfirsilieiiBamon.
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lähinungsartigon Zustande begründet sind, und ganz ohne Entzmulungssym-ptome bestehen; wie es zuweilen beiPferdeo der Fall ist, wenn sie das Stallen zu lauge über die gewöhnliche Zeit tibergehen mussten,
Mit grösserer Sicherheit wendet man dagegen das .Mittel in einigen chronischen Krankheiton an, und namentlich bei veraltetem Katarrh und Rheumatismus; bei liartnikddger Druse; bei veralteter 1-väude und bei alten Geschwüren anderer Art, z. B. bei .Mauke; bei ödematösen Anschwellungen, bei Brustquot; und Bauchwassersucht, bei der chronischen Lungenentzündung des Rindviehes, und bei der Fäule der Schafe.
Bei letzteren Thieren soll der Same auch zur Verhütung der Fäule und ähnlicher Krankheiten angewendet werden, wenn die Schafe nach dem Scheeren und hei anhaltend schlechter Witterung an Katarrh, Husten und Schleimauswurf leiden.
Man giebt ihn Pferden und Rindvieh zu 15,0—45,0, Schafen und Schweinen zu 3,0—12,0, Hunden 0,6— 4,0 auf einmal, in Zwischenzeiten von 2 — 3 Stunden wiederholt, und am besten im Aufguss. Die pnlverisirten oder blos gequetschten Samen mit dem Futter und mit etwas Salz gemengt, sind zwar den Thieren (besonders so den Schafen als Locke) leicht beizubringen, aber in dieser Form weniger urintreibend als im Infusnm. Dasselbe gilt auch von der Anwendung in Pillen- und Latwergenform.
Bei Urinverhaltungen der bezeichneten Art giebt man das Mittel recht zweckmässig mit Kamillenhlumen, mit Bilsenkraut, und mit schleimigen Substanzen, bei den genannten chronischen Krankheiten aber oft mit Wach-holderbeeren, mit Torpenthiu, Terpenthinöl n. s. w. versetzt, ähnlich wie das Sadebaumkrnnt. —Kersting empiichlt sogar bei Nierenentzündung, die vom Verhalten des Urins entstanden ist, Petersiliensameupulver und Salpeter, von jedem 15,0 auf einmal in Wasser zu geben; aber auch in dieser Verbindung ist, das Mittel bei jeder wirklichen Entzündung nachtheilig.
Den Läusen ist der Petersiliensame ein tödtliches Gift, und er kann daher zumTödten derselben als ein wohlfeiles und unschuldiges Mittel bei allen Thieren benutzt werden. Die Anwendung zu diesem Zweck geschieht entweder in Salben (aus pulverisirtem Samen 30,0 und Butter oder Schweinefett ö0,0 bestehend), oder noch besser im Infusnm (30,0 zu 360,0 Colatur). (30,0 1 Sgr. 2 Pfg.)
Anmerkung. Die Petersilienwurzel und das Pc tcrsilienk rau t (Badix H Tlr.rbn Petroielini) besitzen im frischen Zustande ähnliche, aber schwächere aromatische Eilgensobaften wie die Samen. Die ersterlaquo; wird zuweilen als urintreibendes und aufquot; lösendes Mittel bei Harnverhaltungen, bei Gries und Sand im Urin, bei Gelbsucht und Wassersucht benutzt, und zwar entweder klein geschnitten und unter das Futter geinengt, oder in Aufguss (1 Pfd. frische Wurzel zu 3 Pfd Colatur). Das Kraut wird als Arzneimittel Innerlich sehr selten angewendet; äussorlicb wirkt es gelind erregend, zerthoilend, und wird von den Landleuten zerquetscht auf Insekfensticbe, oder mit lïier, oder auch mit Urin zum Brei gekocht bei frischen Jlilclik^ioten des Euters mit gutem Erfolge gebraucht. — Hei MllchkUhen und 3äu;gt;enrlen Thieren bewirkt gewöhnlieh die Innerliche Anwendung der Pefersiliensameu, der Wurzel und des Krautes eine Verminderung der Milch in demselben Vcrhältniss, wie die Urinabsonderung zunimmt.
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Aetherisch-ölige Mittel.
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17) WasserfencliHsaiiifn (ffasserfoncliol, Rnssfonclip), Pfordesat), Semen #9632; Phellandni aqttntici s. FocnictiU aquatici.
5. KI. 2, Ordn., Umbolliforao.
sect;. 220.
Der Wasscffenehel enthält als wirksame Bestandtheile ätherisches Oei, Harz und Extractivstoff, ist im Geruch und Geschmack etwas widrig und noch etwas mehr scharf aromatisch als derl'etorsiliensame. 8cine Wirkungen sind denen der übrigen aromatischen Samen sehr ähnlich und denen des Fenchels und des Anis verwandt; denn er bringt bei innerlicher Anwendung zunächst eine massige Aufregung der Verdauungseingeweide hervor, befördert die Verdauung und Assimilation, beseitigt Blähungen und leichte Krampfzufälle, äussert aber dann, nicht wie jene heiden Mittel, eine nur speeifische, erregende, sondern auch eine bernbigendeWirkung auf die Respirationsorgane. Das Mittel ändert auch besonders die zu reichliche und fehlerhafte Absonderung in derBespirations-Schleimhaut, so dass der Schleim in geringerer Menge, von besserer Cousistenz abgesondert und leichter ausgeworfen, der Husten und die Eeizung zu demselben vermindert wird.
Zuweilen bemerkt man bei dem Gebrauch des Wasserfenchels auch vermehrte Absonderung des Urins und etwas vermehrte HrmtausdünsUing; beide Wirkungen sind jedoch nicht beständig, und namentlich ist die letztere meh-rentheils nur in einem sehr geringen Grade, oft auch gar nicht wahrzunehmen. Dagegen scheint das Mittel hei fortgesetztem Gebrauch einen grossen Einfluss auf die sämmtlichen Organe dor Reproduction, und speciell auf das Lymph-gefässsystem zu entwickeln, da es zuweilen tiefsitzende Kraukheitsznstände dieser Organe beseitigen hilft.
Scharfe oder auch narkotische Wirkungen, wie Manche angehen, habe ich au keinem unserer Hausthiere von dem Wasserfenchel beobachtet, obgleich ich denselben versuchsweise in ungewöhnlich grossen Gaben (z. B. Pferden und Kühen zu 360,0 —540,0, Hunden zu 30,0—60,0 pro dosi und täglich zweimal) angewendet habe1.
Das Mittel ist nützlich bei allen chronischen Krankheiten der Kespira-tionsorgane, wenn sie mit Erschlaffung und Reizlosigkeit derseiben und mit übermässiger Schleimabsonderung verbunden sind, wie namentlich her veraltetem Katarrh mit vielem Auswurf, hei dergleichen Druse, bei dem sogenannten Kotz der Schafe, bei der Schleimschwindsucht, bei aufgebrochenen, stark jauchenden Luugenknotcn, bei katarrhalischen Lungenentzündungen asthenischer Art und in den späteren Perioden, und bei der Lungenseuche des Rindviehes unter denselben Umständen. Selbst bei frisch entstandenem Rotz und Wurm soll es in einigen Fällen sich heilsam gezeigt bähen.
Gabe und Verbindung mit anderen Mitteln ist wie bei dem 1'etersilien-samen und wie bei dem Anis.
1 In Schweden wollte man einst beobachtet haben, dass der Wasserfonehol den Pferden ein Gift sei und ihnen Lähmung des ITintertheils vei'iirsaehe. Linn^ schrieb diese Wirkung einem , in der Pflanze nistenden Hiisselkäfcr (den er Cnrcnlio paraplectieus nannte) zu, und erklärte sie daraus, dass derselbe mit seinem Stachel das Rückenmark der Pferde durclibohreii sollte. Diese Ansicht erklärte Späterhin der heviihmte Naturforscher galbsl als eine irrlhiimliche.
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Waeserfenohel, Lorbeeren, schwarzer Pfeffer.
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Es ist zu beachten, dass in den Apotheken der Wasserfenchel etwas theurer ist, als der gewöhnlicho Fenchel. (30,0 Gr. 1 Sgr. 8 Pfg.)
18) loilieerpn mul Lorbeerblfttter, Baccne. et Mlia Lauri. (o) Von Lauras nobilis h,, 9. Kl. 1. Ordn., Laurinene.
sect;• '221.
a)nbsp; -Die Lorbeeren besitzen theils ein ätherisches, terpenthinölartiges, theils ein fettes, butterartiges Oel (jetzt als Lauro-Stearin bezeichnet), und zwar erstere.s vorzüglich in den Schalen, letzteres aber in den Kernen. Sie sind bitter gewürzhaft, aber nicht schart', und wirken erregend und stärkend, be sonders auf die Verdauungseingeweide; oft bringen sie auch vermehrteUrin-secretion und verstärkte Hautausdünstung hervor.
Man wendet sie daher bei ünverdaulichkeit, bei Blähungen und chronischer Diarrhöe, bei Abmagerung, die nicht aus Mangel an gutem Futter ent standen, sondern in schlechter Assimilation begründet ist, — bei langwieriger Druse, — bei Räude und bösartigen Schafpocken und dergl, asthenisohen Krankheiten an.
Die Gabe ist für Pferde und Kindvieh 30,0—60,0, für Schweine und Schafe 4,0—8,0, für Hunde 0,6—2,0 täglich 3—4 Mal, in Pulvern und Lecken, in Pillen und Latwergen, und mit Wennuth, Kalmus, Schwefel, Kochsalz und anderen Mitteln verbunden.
b)nbsp; Die Lorbeerblätter sind ärmer an ätherischem Oel als die Lorbeeren, und das fette Oel fehlt ihnen gänzlich. Sie wirken den Lorbeeren ganz-ähnlich, aber schwächer, und können ganz wie diese benutzt werden Sie eignen sich auch ymv Anwendung im Infusuni. —- Die griechischen und römischen Thierärzte des Alterthums benutzten sie g-ern, und bei dem Starrkrampf der Pferde auf die Art, dass sie den Thieren Lorbeerzweige ins Maul legten und dieselben kauen Hessen, Bei uns werden sie selten gebraucht.
A ii merk ung. Das ausgopresste Lorbeerti 1 oder Lor öl ( Ol. Lauri s. lam-i-nutn eo-jn-essum. Ol. Lanri ungvinomm) ist gvösstentlieils fettes, mit etwns ätherisehem vor-mischtes Oct. von starkem aromatischem Geruch, untl wirkt, aufiiie Haut gerleben, alem-lieh stark erregend, belebend und zerthellend, Jedoch viel milder als Terpenthlnfil. Ks dient nur zum äusscrliclien Gebraiieh, als Einreibung bei Ersohlaffang, bei Stockung und VerhiirtuiiR-, bei Krampf und Lähmung, tbeils für sieb allein, tlieils mit Torpeiitliiuöl, Kamplicr, Canthariden und anderen reizenden Mitteln verstärkt. Die Lnndicute reiben gern ein GemeiiKo von Altlicesnibe feelbe ITiirzsalbe) und Lorbeeröl bei Entzündung der Lymplulriisen im Kehlgange und bei Euterentztlndüngen ein, dasselbe passt aber nur bei astheniseben und torpiden Zustanden, ist theuer (.10,0 2 Sgr. 2 Pfg.) und fast immer-ver-fälscbt. Man ersetzt es durch eine Verbindung des Tcrpenlliinöls mit Fett oder fettem Oei — oder zinvcilon auch durch die sogenannte L o rbe erbutter f/iiityrum luurinum). Diese wird gewöbnlieli bereitet, indem man 0 Theile pul verisirler Lorbeeren, 1 Theil Sadebaumkraut und 12 Theile ungesalzener Butter, bei gelindem Feuer oder im Dampfbade ZUSammenkooht, und dann (was aber unnötbig ist) grün fäibt. Hire Wirkung ist von der des ijorbeeröis sobr wonig verschieden. (Nicht, oflicinell.)
19) Schwarzer Pfeffer, Piper nigrum. Von Piper nigrum L., 2. Kl. 3. Ordn., Piperaeeae.
sect;. 222. Als die wirksamen Bestandtheile dieses allgemein bekannten Gewürzes betrachtet man ein fettes scharfes Oel, ein flüchtiges balsamisches Oel, scharfes
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Aetherisch-ölige Mittel.
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flarz und eine eigonthüniliche krystallisirbaro, geruch- und geschmacklose Substanz, die man Piperin genannt und wohl unrichtig als den wesentlichsten Thoil des Pfeffers betrachtet hat. Der Pfeffer wirkt auf die von ihm betroffenen thierischon Gebilde kräftig und clnrclulringend reizend, so dnss bei längerer Dauer der Berührung eine juckende, brennende Emptindung, Köthe und späterhin selbst Entzündung entsteht. Im Maule verursacht er brennen den Geschmack, starken Zufluss des Speichels und vermehrte, Absonderung des Schleims; im Magen und Darmkanal bewirkt er eine lebhaftere wurm lormige Bewegung, verstärkt die Kntwickelnng der Wärme, vermehrt in massigen Gaben die Absonderung der Darmsäfte, bessert die Verdauung und treibt Blähungen; in zu starken Gaben kann er auch Entzündung der Verdauungseingeweide und den Tod herbeiführen. Die erregenden Wirkungen des Pfeffers verbreiten sicli von den Verdauungseingeweiden über den ganzen Körper, und verhalten sich dabei den übrigen aromatischen Mitteln ähnlich. — Ehemals glaubte man fast allgemein, class der Pfeffer, selbst in kleinen Gaben, den Schweinen ein tödtendes Gift sei; Abi ld gaard und Viborg haben aber durch Versuche gezeigt1, dass er auf diese Thiere keine speeifische giftige Wirksamkeit besitzt, sondern dass er ihnen nur dann schädlich wird, wenn man ihn als Pulver unvorsichtig und so eingiobt, dass er grosstentheils in den Kehlkopf und in die Luftröhre eindringt, wo er dann heftigen Reiz, krampfhafte Verschliessung der Stimmritze, Erstickungszufälle, Bräune und selbst den Tod hervorbringen kann. Der eigenthümliche Bau des Kehlkopfes beim Schwein trägt am meisten dazu bei, dass hier diese Zufälle von allen
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'Ein Muttemhweln erhielt des MorRena um 7 Uhr ein Quentchen ganzer Pfefferkörner, ohne dass hierauf merklich gefährliche Folgen eintraten. Man gab ihm dann an demsiilben Tage Nachmittags um 1 Uhr eine ebenso grosse Gabe von gestossenem Pfeffer als trockenes Pulver ein, welches folgende Zufalle verursachte: „Gleich nach dem Eingeben wares wie todt und hatte keinen kenntlichen Athemzug oder Herzschlag. Dlirotl Ein-giessen von Wasser in den Schlund kam es wieder zum Lehen, grunzte, und stand auf, hatte aber einen wankenden Gang und wie eine Lähmung im Kreuze. Um 2 Ubv fand sich ein starkes Rasseln in der Luftröhre ein , welches gegen 3 Uhr wieoer verschwand. Das Schwein fing an zu wühlen und schien schwächer Athem zu holen, dabei hatte es viel Durst. Um ö Uhr äusserle sich Jones Rasseln im Halse wieder, welches mehr und mehr zunahm, so dass das Schwein unter demselben gegen 7 Uhr starb, liei der Oeffnung desselben fand man den Magen tlbermässig gross und von Luft ausgespannt. Er enthielt zugleich eine Menge unverdautes Fleisch, welches das Schwein am Vormittage gefressen hatte; inwendig gegen die Oeffnung der Speiseröhre war ein handbreiter Flocken unter-laufenes Blut, aber sonst kein Zeichen von Entzündung am Magen und an den Gedärmen, weder innerlich noch ausserlich. Die Lungen waren überall dunkelroth; der Luftröhrendeckel hochroth und entzündet. Die Luftröhre war ebenfalls inwendig entzündet, aber mit geringerer llötho als der Deckel derselben. Hier fand man zugleich einen Theil des Pfefferpulvers, und das nicht allein im Stamme der Luftröhre, sondern auch in ihren ersten Ilauptzweigen In der Lunge.
Ein zehn Wochen altes Ferkel erhielt ein halbes Quentchen gestossenen Pfeffer in Fleisch eingewickelt, und ein anderes Ferkel die nämliche Gabe mit Wasser vermischt, aber beide genossen sie ohne Husten und andere gefährliche Zufälle. Ja selbst das trockene Pfefferpulver fand man ohne Wirkung, wenn man Achthatte, dass das Schwein unter dem Eingeben sich nicht zur Gegenwehr setzte, und dass man das Pulver tief In den Schlund hinahbrachte, wodurch seiir Eingang in die Luftröhre verhindert werden konnte.quot; Viborg, Samml. 1, Bd. S. 294 und 295.
Eine Reobachtung von Walch, welche darthun sollte, dass der Pfeffer tödtlich ist (Busch Zeitschrift. Bd. 2, 2. Heft, S. 10), kann wegen Ihrer Oberflächlichkeit dies nicht beweisen.
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Schwarzer Pfeffer.
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scharfen Pulvern oher und im liölicren Grade outsiehen, als bei den übrigen Hausthieren.
Wenn nun auch das Jlittcl nicht ebon ein Gift für die Schweine ist, so ist doch seine Benutzung ;ils Ar/neimittel hei diesem Tliiere nicht zu empfehlen.
Die Anzeigen zum Gebrauch des Tfeft'ers sind noch nicht gehörig fest gestellt, da er im Ganzen nur sehr wenig augewendet wird, Seinen Wirkungen nach kann er mir bei sehr verminderter Empfindlichkeit und Reizbarkeit, besonders der Verdauungseingeweicle, z. B. bei chronischer ünverdaulichkeit, bei dergleichen Bliibsucht, bei Wind- und Krampfkolik, bei Lähuuingeu und torpiden Zuständen nützlieh sein. Er ist bei diesen Krankheiten auch wirklich mit gutem Erfolge angewendet, und ausserdom auch zuweilen als ein Mittel zur Erwockung des Geschlechtstriebes bei sehr phlegmatischen Stuten und Kühen benutzt worden.
Die Gabe ist für Pferde 7,5—15,0, für Rindvieh 12,0—22,5, für Schafe 2,0—4,0, für Hunde 0,3—0,7, in Zwischenräumen von 4—6 Stunden wiederholt. Zum innerlichen Gebrauch inuss der Pfeffer fein pulvorisirt sein; die Anwendung darf aber niemals in Pulverform, sondern nur in Latwergen und Pillen, und immer nur in Verbindung mit einhüllenden, schleimigen, bittereu n. a. Arzneimitteln geschehen.
Sehr zwockrniissig ist aucli seine Benutzung in einer Tinctur, die aus pulverisirtem Pfeffer 60,0, und Weingeist 360,0 durch Digestion bereitet wird; erwirkt in derselben schneller, flüchtiger und gleichmiissiger, indem die örtliche Einwirkung nicht so lange auf einen Tiieil des Verdauungskanals begrenzt bleibt, wie bei der Anwendung des Mittels in Substanz. Man giebt diese Tinctur für die grossen llanstliiero zu 30,0—90,0, für Schafe zu 7,5— 15,0, und für Hunde zu 10—30 Tropfen, am besten mit Infusionen anderer aromatischer Mittel, oder mit einer Abkochung bitterer oder adslringirender Arzneien,
Aeusserlich kann der Pfeffer ebenfalls als ein kräftig reizondes Mittel bei veraltetem Rheumatismus, bei Lähmungen, bei Verhärtungen, welche man zertheilen oder in Eiterung bringen will, bei oallösen, mit zu geringerThfttig-keit begabten Geschwüren und zur stärkern Reizung der Fontanelle und Haarseile angewendet werden. Für die ersteren Zustände benutzt man entweder die angegebene Tinctur oder eine einfache Salbe, welche aus: pulverisirtem Pfeffer 1,0, und Schweinefett 60,0—90,0 besteht, zum Einreiben in die leidenden Theile; — für Geschwüre und Fontanelle aber braucht man das Pulver des Pfeffers für sich allein, oder als Zusatz zu Digestivsalben, z. B. zu 30,0 von der Basilicum- oder Terpenthinsalbe, bis 7,5 Pfeffer.
Französische Thicrärzte gebrauchen den Pfeffer grob gepulvert und mit anderen Mitteln (z.B. mit Sauerteig, Honig und dgl.) verbunden, auch noch als Kaumittel zur Erregung des Speichels ; Pferdehändler bringen oft solchen Pferden, die den Schweif ZU wenig in die Höhe tragen, vordem Vorführen derselben etwas Pfeffer in den After, um durch den entstehenden Reiz für kurze Zeit ein stärkeres Aufrichten des Schweifes zu veranlassen; - und der gemeine Mann macht bei Kolik und bei Harnverhaltung der Pferde nicht selten einen ähnlichen Missbrauch von diesem Mittel, indem er dasselbe in den Schlauch oder bei weiblichen Thieren zwischen die Scham-
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#9632; 156nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Aothcrisch-olige Mittel.
lippen und in die Mutterscheide bringt, um durch seinen Reiz das Uriniren zu erregen.
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Anmerkung 1. Dor woisso Pfeffer (Piper album) ist etwas woniger scharf als der sclnvarze, stimmt aber im Wesentlichen mit domäelbon iiberein, und kann ganz wie dieser benutzt werden.
Anmerkung 2. Der 8op;enannte spanische, indische oder türkische Pfeffer { Piper kispinicum , P. inelicum s. tnreicum , Fructiis Oapsici annui, V. 1.} Solaneae) Die Boeren mit den Sameiilterncn von Capsicum annitmu enthalten ein brennend scharfes Weiclibarz {Cupsicin), etwas soharfea iilhorisches Oel , Gummi tt, laquo;. w. Sie wirken noch viel mehr brennend und scharf retzond als der schwarze Pfeffer, und werden deshalb am besten innerlich gar nicht angewendet, obgleich englischeThierürztlaquo; zuweilen dieses Mittel, bei Lähmung u.s. w., wir den schwarzen Pfilfer benutzen. — Aeusserlich verdient es dagegen ganz wie der letztere , und häutiger benutzt zu werden als bisher. Auch als Zusatz zu Senftoigen, um die Wirkung derselben zu verstarken, ist es zu empfehlen. (5,0 ßrm. 8 Pfg., 30,0 8 Sgr., subt. pulv. 5,0 10 Pfg.) Die spanische Pfe f for-T i netur {Tinct. Capsici annui], aus 7,5 mit .'160,0 höchst rectificirtem Weingeist durch Digeriren, Auspressen und I'Mltriron bereitet , ist in der Prouss. Phavmaoopöo ofticindl und zum äusserlichon ßebnuich als ein sehr kräftiges Reizmittel gut geeignet. (30,0 Grm. 4 Sgr. 6 Pfg.)
Anmerkung 3. Der Nelken pfeffer, Jamaikapfeffer, westindische Pfeffer, englis ehe s G ew ürz oder Piment (Piper Jumaiecnau , Semen Amomi, s. Pi mentum), ist nicht hall) so brennend scharf wie der schwarze Pfeffer, dafür aber aromatischer, fast den Gowiirznolken ähnlich. Er wirkt kräftig erregend auf die Vcrdauungs-oingeweide, verstärkt die wurmfönnige Bewegung im Darmkanal, bessert die Verdauung und treibt Blähungen. Das Mittel kann daher, in etwas stärkeren Gaben als der Pfeffer, bei gastrischen Kranklieitcn, die in Schwäche und Unthätigkcit der Verdauungseingoweide beruhen, mit Nutzen angewendet werden, ist aber in Deutschland fast gar nicht gebrauchlich, obgleich es sich durch seinen wohlfeilen Preis onnpfichlt. Die englischen Thierärzte benutzen es mehr, und Braey Clark hat eine davon bereitete Tinctur sogar als das sicherste Hellmittel Jeder Indigestions- und Windkolik empfohlen. Diese Tinctur wird durch kalte Digestion hereilet aus :
Englischem Gewürz 300,0
höchst rectificirtem Weingeist und Wasser, von jedem 1080,0. Man soll davon einem Pferde auf einmal 120,0—180,0 mit etwas lauwarmem Wasser geben, und diese Gabe zuerst nach 20—30 Minuten, später seltener, aber so lange wiederholen, bis die Zufälle beseitigt sind '.
Nach meiner Erfahrung kann dieses Mittel allerdings Koliken der bezeichneten Art schnell heben, jedoch nur, wenn blos Krampf im Darmkanal besteht; int aber nur eine Spur von Entzündung zugegen, so schadet es. Dasselbe verlangt daher die genaueste Kenut-niss des vorhandenen pathologischen Znstandes, und da diese nicht immer zu erlangen ist, so muss ich gegen den zuallgemeinon Gebrauch dieses Mittels sehr warnen.
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20) Schwarzer Senf, Scharfer Senf, Semen Sinapeos s. S. Sinapeos nigrae. Von Sinapis (Brassicn) nigra, 15, Kl. 2. Ordn., Pam. Cruciferao.
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sect;. 223.
Ein ausgezeichnet scharfes, flüchtiges ätherisches Oel2, Myrosin und Myrosinsäure, viel fettes, mildes Oel und Schleim, Eiweiss, etwas rhosphor und Schwefel, und eine eigenthümliche Säure, die man Schwefel-Senfsäure genannt hat, bilden die Bestandtheile dieser allgemein bekannten Samen.
Der Senf wirkt im frisch pulverisirten Zustande als ein sehr kräftiges, i-mn Theil flüchtiKes Reizmittel, vorzüglich bei der äusserlichen Anwendung.
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BracyClavk, Essay on the Gripes of Horselaquo;. Lend. 1810. 4. Dassel hu bildet sich erst bei dor Maceration und Destillation der Samen.
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iwavzer .gt;ein
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Wird öenfsanieapulver mit warmem Wasser oder mit Essig zu einem Brei gemacht und dieser auf die von Haaren entblösste Haut gelegt, so entsteht dadurch in ganz kurzer Zeit (in 10—15 Minuten) eine juckende, brennende Empfindung, die Thiere laquo;erden iinruliig, und suchen sich zu reiben; nach '2—8 Stunden ist eine Entzttndungsgesohwulst deutlich entwickelt, welche zuerst nur in der Haut, bei längerem (etwa zwölfstliiidigem) Liegen des Senfbreies aber auch in den unter ihr liegenden Gebilden besteht, und dann gewöhnlich mit Ausschwitzung seröser Feuchtigkeiten im Zellgewebe verbunden ist. Oft entstehen aucl] kleine Bläsclien an der Oberhaut, welche Serum enthalten. Wird nach dieser ersten 10—12ständigen Amvemluug, und nachdem die bezeichnete Wirkung bereits eingetreten ist, auf derselben Stelle noch ein Senfbrei durch ^4 Stunden angebracht and durch wiederholtes Auffrischen in beständiger Wirksamkeit erhalten, so entstehen grossere Blasen, die in Eiterung übergehen, und in gelinderem Grade der Wirkung nach eingetretenem Verlust nur der Oberhaut in etwa acht Tagen wieder heilen; im heftigeren Grade der Wirkung stirbt aber auch die Haut, das darunterliegende Zellgewebe, und zuweilen sogar ein Thell der uHchsten Muskelschicht durchUeberreizung und Brand ab, und die so entstandenen Geschwüre heilen dann gewöhnlich mit einer haarlosen Narbe.
In gleicher Art, aber noch schneller und heftiger, wirkt das ätherische Oel des Senfs. Prevost sah bei einem Hunde nach dem Einroiben von 7,5 dieses Oels in die Haut an der Brust fast augenblicklich die heftigste Beizung entstehen, so dass das Thier dabei wie rasend sich benahm; nach etwa 30 Minuten war schon eine grosse, mit Serum gefüllte, und mit heftiger Entzündungsgeschwulst umgebene Blase entstanden; später bildete sich daselbst ein Schorf und die lleihmg erfolgte schnell1. — Es geht daraus zugleich hervor, dass dieses Oel der eigentlich wirksame Bestandtheil des Senfes ist.
Die scharfe Wirkung dos Senfes auf die Haut ist mit der der spanischen Fliegen, des Pfeffers und des Jleorret tigs verwandt; sie tritt jedoch schneller, sicherer und mit grösserer Heftigkeit, ein als bei den Canthariden, ist aber auch schneller vorübergehend^ bei massiger Hauer der Anwendung macht der Senf mehr Geschwulst und weniger Ausschwitzung, und bei langer Einwirkung dringt er tiefer zerstörend ein als die Canthariden, welche ihre örtliche Wirkung stets nur auf'die Haut beschränken. Die bei der Susserlichen Anwendung der Canthariden zuweilen entstehende Reizung der Nieren bemerkt man von einer solchen Anwendung des Senfes niemals. — Den Pfeifer übertrifft der Senf an Schnelligkeit, aber nicht im Grade der Heftigkeit und Dauer der Wirkung; bei dem Meerrcttig erfolgt dieselbe fast ebenso schnell, aber gelinderund auf kürzere Zeit als von dem Senf. Bourgelat läugnete die Wirksamkeit des Senfes auf die Haut der Thiere2, G ohier behauptete sie3
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und Prevost bestätigte sie
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neuerlichst durch Versuche4; englische und
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deutsche Thierärzte haben aber diese, Wirksamkeit schon früher erkannt und in der Berliner Thierarzneischulo ist das Mittel schon lange mit Erfolg gebraucht worden.
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1 Journ. de Medoc, vötérin. thëoriq. et prat. I, Ann. (183UJ (i 106. 1 Uour gel at, Matièri'mt'dicnlc, second Vol,
3Gohier, Memoir, et Obgerv, I Tome, p, 428, und In den Ann. Tome 48.
^ Prevost, h. a, O. S, 99.
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d'Agrlcult. fi ani;.
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Aotliorisch-ölign Mittel.
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Innorlieli in Sulistnnz angewendet wirken dio ganzen Hcnfsamcn ausser-ordentlich wenig, da sic im Magen und Darmkanal nur sehr unvollständig aufgelUst mul verdaut werden; aber im piilvcrisirten Zustande sind sie ein recht kräftiges Reizmittel für die säinmtliclien Baucbeiugeweide und speoiell für die Schleimhaut des Magens undDartnkanals. Doch ist liier die örtliche Wirkung ganz auTerhältnissmässig geringer und milder als auf die äussere Haut, und ich habe seihst von sehr grossen Gaben des Mittels (bei Pferden von l-2ü,0.....180,0, bei Kühen bis 700,0 auf einmal gegeben) keine Entzündung der Eingeweide entstehen sehen; es wird von massigen Gaben nur die Thittigkcit der letzteren vormehrt, der Appetit stärker erregt, die Verdauung und Assimilation gebessert und die Absonderung des Schleims gemindert, Von grosseren Gaben, und zwar nach Viborg's Versuchen1 bei Pferden von 180,0, bei Kühen von J 20,0, hei Schafen von 30,0, und bei Schweinen 15,0 scheint die vmrmförmigo Bewegung des Dannkanals und die Absondenuig wässeriger Darmsäfte vermehrt zu werden; denn der Koth geht hiernach lockerer und reichlicher ab, und eine Kuh bekam sogar einen ziemlich starken Durchfall. Ich habe jedoch diese abführende quot;Wirkung in mehreren Fällen, namentlich bei Kühen, nicht entstehen sehen, und ebenso habe ich eine Vermehrung der Hautausdiinstung, von der njanche Schriftsteller sprechen, nach der Anwendung des Senfes niemals bemerken können. Nach jenen sehr grossen Gaben sähe ich, dass der Koth seltener, ganz hart und trocken, und gewöhnlich mit zähem Schleim wie mit einer Haut umhüllt, abging, dass Urinentleerungen sehr häufig und reichlich erfolgten, übrigens aber die Thiero ihre Munterkeit, ihren Appetit, Kühe auch das Wiederkauen ungestört behielten, weder Schinerz im Leibe noch Eicber zeigten, und nach ;5—4 Tagen auch der Mist und Urin wieder wie im gesunden Zustande entleert wurde.
Die innerliche Anwendung des Senfes kann bei Krankheiten, die in Schwache und Torpidität der Verdauungseingeweide begründet sind. Statt tinden, und ich habe ihn bei solcher Appetitlosigkeit, bei schlochter Verdauung, bei starker Entwickelung von Blähungen, bei Verstopfung des Leibes und bei dem Dunimkoller, wenn er mit den eben bezeichneten gastrischen Zufällen verbunden war, oft mit gutem Erfolg benutzt. Viborg empfiehlt ihn auch hei den Finnen und in den späteren Perioden der sogenannten Dummkrankheit der Schweine, wenn die Thiere bereits hinreichende Leibesöffnung erhalten haben8. Von Anderen ist er bei der Bleichsucht, Fäule und Egelkrankheit und ebenso bei veralteter Käude der Schafe als nützlich empfohlen worden.
Als blos erregendes, die Verdauung besserndes Mittel giebt man den Senf: Pferden von 15,0 — 30,0, Rindern von 15,0—40,0, Schafen und Schweinen von 4,0—12,0, Hunden von 0,6 bis 2,0, täglich 3—4 Mal; will man ihn aber als gelindes Abführnngsmittel anwenden, so muss er in grosseren Gaben, nämlich Pferden zu 150,0—180,0, Rindern zu 120,0 • i50,0, Schafen 30,0—Gü,0, Schweinen 15,0—30,0, auf einmal gereicht werden.
Die Anwendung geschieht in Latwergen und Pillen, bei Schafen auch in Lecken, und zwar in Verbindung mit bitteren, aromatischen und zusammen-
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1nbsp; Viborg, Samml. 4. Bd.S. 281.
2nbsp; Viborg, Anleitung zur Erziehuug und Benutzung der Schweine. S. 30 u. 1'.
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Schwarzer Scmf'.
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ziehenden Mitteln, mit Kochsalz, Spiessglanz und dergl, — Als Laxirmittel wirkt das Senfpulver am besten, wenu es Mus mit Syrup zxxr Latwerge ge-maclit ist, oder mit Syrupwasser als Trank eingegeben wird.
Aeusserlioh wird der Senf bei versohiedenartigen lirankheitszuBtänden und in verschiedener Absicht angewendet, und zwar a) als ein kräftiges Reizmittel, um die allgemein oder brtlicb zu sehr gesunkene Lebensthatigkeit schnell und kräftig aufzuregen, namentlich bei Lähmungen, bei Schlagfluss, bei Nervenfieber mit grosser Abstumpfung, lilaquo;! Verhärtungen oberfläohlieh liegender Organe, und besonders nahe unter der Haut liegender Driiscn, wenn mau dieselben zertheilen oder in Eiterung vorsetzen will;- hauptsächlich aber b) als ein ableitendes und besänftigendes Mittel, um auf antagonistische Weise durch die starke Reizung der Haut, eine zu heftige krankhafte Aufregung in tiefer liegenden Theileu zu beseitigen oder wenigstens zu m indem, daher besonders bei Entzündungen in der Brust- und Bauchhöhle, bei Entzündung des Gehirns, bei heftiger Bräune, bei dem KehlkopfpMfen, auch bei Entzündung der Gelenke und bei tiefsitzendem achmei-zhaften Rheumatismus. Man zieht bei diesen Krankheitszuständen den Seid'den übrigen Reizmitteln, und besonders den Canthariden vor, wenn man die Reizung sehr .schnell und auf einer grossen Hautfläche hervorrufen, dabei aber die Nieren nicht in Mitleidenschaft ziehen will; bei Nierenentzündungen ist er daher unter den übrigen Arzneimitteln fast das einzige brauchbare iiussere Abkitungs-mittel,
Gewöhnlich wird der Senf änsserlich in Form eines 'feiges oder Breies als Umschlag (als sogenanntes Senfpflaster, Sinapismus) angewendet. Man bereitet einen solchen Brei, indem man entweder ganz einfach J) frisch pitl-verisirten .Senf'in hinreichender Menge mit warmem Wasser oder mit Essig, so viel als zum dünnen Drei nöthig ist, oder 2) indem man Senfpulver und Sauerteig mit der nöthigen Menge Wasser oder Essig zusammenmengt. Der erstere wirkt schneller und kräftiger, wird aber auch schneller trocken und unwirksam als der zweite. Durch Zusatz von Mehl oder Altheewurzelpulver kann man die Wirksamkeil des Senfs vermindern, dagegen durch spanischen oder schwarzen Pfeffer, durch Canthariden, Euphorbium, Meerrettig und Tor-pentlnnöl verstärken. Bisher glaubte man auch allgemein, dass der Essig die Wirksamkeit dos Senfs vermehre; in der neuern Zeit ist dies aber bestritten worden, und bei meinen hierüber gemachten Vorsuchen wirkten Senfteige, die blos mit Wasser bereitet waren, wenigstens ebenso stark wie die mit Essig bereiteten.
Zur Anwendung muss der Brei entweder auf eine vorher für den betreffenden Thcil des Körpers rocht passend gemachte Bandage von Leinwand, gegen einen Zoll dick aufgestriohen, und dann mit der letztern recht gleich-massig auf den von Haaren befreiten Anwendungsort gelegt worden; oder er wird etwii ^ Zoll dick blos zwischen die Haare auf die Haut gestrichen. Es ist gut, diesen Ort vorher tüchtig zu reiben. — Die Grosse des Sonfpliastors muss nach der Thiergattung, nach dem Orte der Anwendung und nach der Grosse oder Ausbreitung des Innern Leidens eingerichtet werden, und z. B. zur Application an der untern Fläche und an den Seitenflächen der Brust eines Pferdes gegen 1 Fuss ins Gevierte betragen. — Die Dauer der Anwendung läsist sich nicht für alle Fälle glcichmässig bestimmen, sondern richtet sich theils nach der Art der vorhandenen Krankheit, theils nach dorn Grade
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Igynbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Aethorisch-ülige Mittel.
der Empfindlichkeit des Tluerea und nach der eingetretenen quot;Wirkung; bei den vorhin bezoichneton Knuiklieiten der ersteren Art (lt;/) darf man den Senfbrei nur so lange liegen lassen, bis Geschwulst entstanden ist, bei denen der zweiten Art (b) muss mau dagegen selbst die Bildung der Blasen und der Ansschwitzuug an der Haut abwarten. Je früher die beabsichtigte Wirkung eintritt, um so früher kann der Senfbroi entfernt werden; ini entgegengesetzten Falle muss er langer liegen bleiben und von Zeit zu Zeit wieder mit Wasser oder Essig befeuchtet werden, wenn er sich trocken zeigt. Der blos aufgetragene Brei wird nach 5—6 Stunden mit warmem Wasser abge waschoii.
Englische Thierärzte benutzen den Senf auch in einer ätherischölige n Tinotur, welche sie aus Sent'samenpulver (l Theil) und Terpen-thinöl (5 Thcilen) bereiten; beides wird durch 10—:I4 Tage zusammen kalt digerirt, öfters amgescbllttelt und dann durchgeseiht. Sie ist ein aussei' ordentlich heftiges Keizmittel, welches bei rheumatischen Zufällen, bei Lähmungen und veralteten Lahmheiten u. a. w. in die Haut eingerieben wird. Durch Zusatz von einem milden Oel, z. H. Baumöl zu 1ji bis zur Hälfte der Menge wird sie milder, ist aber doch noch stark und schnell genug wirkend; dagegen kann ihre Flüchtigkeit durch Zusatz von Salmiakgeist noch sehr vermehrt werden. (30,0 1 Sgr,, fein pulv. 2 Sgr. 2 Pfg.)
Anmerkung 1. Das Btharisohe Senföl {01. Sinapia) ist iu neuerer Zeit hin und wieder gimz so wie dor Senf gegen Lähmungen, lilieumatismen u. s. w. angewendet worden. Man mischt 4,0 mit 8,0-—16,0 Weingeist und reibt die FUlssigkeit in die leidenden Theile. Die Wirkung tritt sehr siclmell ein, Ist stärker als von dig. Cantlia-ridum und ohne üble Folgen für die Haut. Das Oel ist aber theuer. (1,0 2 Sgr. 4 Pl'g.)
A ij m e r kung 2. Der w e i s s e Senf f Semen Sinapeos albae s. ErucaeJ wirkt ahnlieh dem schwarzen Senf, ist aber viel sehwäeher und deshalb wenig gebräuchlich.
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21) Wachlioldeibeereii, Haccae s. t'rwtus Juniperi. Von iTuniperuB communis Ij.. 22. lil II. Ordn., Coniferae.
sect;• 224.
Diese Beeren sind, ihrer Wohlfeilheit und ihrer kräftigen Wirkung wegen, mit allem Recht ein sehr geschätztes thierärztliehes Arzneimittel. Sie enthalten als hauptsächlich wirksame Bestandtheile ein terpenthinartiges, brennend scharfes ätherisches Oel, Harz und viel Zucker. Durch den letztern, raquo;vie auch durch etwas schleimige Bestandtheile sind die scharfen Eigenschaften des ätherischen Oels bedeutend gemildert, so dass die Wachholderbeeren in ihrer örtlichen Einwirkung sich auch immer nur wie ein massig erregendes aromatisches Mittel verhalten.
Bei der innerlichen Anwendung wirken sie auf den Magen und Darm kanal fast ganz so wie die übrigen Mittel dieser Klasse. Die erregende Wirkung verbreitet sich durch das Gefässsystcm über den ganzen Körper und ttnssert sich am deutlichsten in der vermehrten Thätigkeit aller Secretions organe. Vorzüglich wirken sie in den meisten Fällen urintreibend; sie befördern aber auch die Hautausdünstung, die Luugenausdünstung und die Absonderung des Schleims in den Respirationsorganen. Dabei wird mehren theils gleichzeitig die Resorption an den serösen Häuten und im Zellgewebe
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Wachholderbeercn.
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unter der limit verstärkt, — Die grosseren I31utgefasse weiden von dem Mittel selbst in sehr g-rossen Gaben nur wenig bemerkbar afficirt, wenn nicht etwa vorher schon ein gereizter Zustand vorhanden war.
Diese Wirkungen erscheinen ziemlich übereinstimmend mit denen der balsamischen Mittel, und namentlich mit denen des Terpenthhis und desTer-penthiiiöls; sie sind jedoch durchaus milder und weniger flüchtig den Oiga-nismus durchdringend, als bei dem letztem Mittel. Daher werden die Wach-holderbeeren oft mit dem besten Erfolg bei einem Krankheitszus.'and ertragen. Während bei demselben das Tcrpenthinöl und derTerpenthin zu reizend und zu sehr erhitzend sind.
Die innerliche Anwendung derWachholderbeeren kann bei allen Krankheiten Statt finden, hei denen die Irritabilität im Allgemeinen gemindert ist, wo die Verdauungscingeweide geschwächt, die Absonderungen entweder ans Schwäche vermindert oder auch aus derselben Ursache krankhaft vermehrt sind; ebenso auch, wo eine Neigung zur Entmischung zu bemerken ist, und wo man kritische Ausleerungen durch die Nieren und durch die Haut, oder die Schleimabsonderung in den Respirationsorganen befördern will.
Diesen Indicationen gemäss werden sie namentlich angewendet: bei asthenischen Fiebern (#9632;/.. B. bei dergleichen gastrischen und Schleimiiebeni, bei Nerventiebern und Fauliiebcrn), besonders zur Zeit der Krisis, oder wenn ödematöso Anschwellungen an verschiedenen Theilen des Körpers entstehen; — bei allen katarrhalischen und rheumatischen Krankheiten asthenischen Characters, daher z. B. bei asthenischein Katarrhallieber, bei Druse, bei ka-tarrhalisclior Bräune, bei dergleichen Lungenentzündung, besonders gegen das Ende der Krankheit und wenn lockerer Husten mit Auswurf eines zähen Schleims eingetreten ist, — ebenso bei der chronischen Lungensenclie des Kindviehes, bei dem Schnupfen und Rotz der Schafe; — bei der liehe der Pferde und des Kindviehes und dergl.; — ferner, bei schlechter Verdauung, bei daher entstandener Krampf- und Windkolik und Diarrhöe; — bei cacliec-tischen Krankheiten, z. B. bei der Fäule der Schafe, bei alter Räude, bei dgl. Mauke, bei chronischen oder oft wiederkehrenden wässerigen Anschwellungen der Küsse und des Hodensackes, bei Brust- und Bauchwassersucht, besonders wenn dabei der Urin in verminderter Menge, von blasser Farbe oder mit Schleim gemengt abgeht; bei Harnverhaltungen, welche in Erschlaffung und Reizlosigkeit der Blase beruhen, bei Sand und Gries in den Harnwegen.
Auch als Präservativinittel gegen die genannten und ähnliche asthenische Krankheiten werden die Wacliholderbocren mit Nutzen gebraucht, wenn die Thiere auf niedrigen, sumpfigen Stollen weiden, oder sich mit Futter von schlechter BeschaS'enheit ernähren müssen, und wenn anhaltend eine nasskalte und unbeständige Witterung herrschend ist, besonders Im Frühjahr und Herbst. Schlechtes Futter wird zwar durch Wachholderbeercn nicht besser und der Einwirkung einer schlechten Witterung durch sie nicht abgeholfen; aber sie kunnen theils die Orgaue zu grösserer Thatiffkeit anregen, so dass der Körper durch kräftigere Reactionen jene Schädlichkeiten entweder sogleich überwindet, theils können sie durch Erregung reichlicherer Secretionen die Producto und Folgen, welche die schädlichen Einwirkungen in den Säften erzeugen, zeitig entfernen, ehe sie als Krankheitsursachen im Körper wirksam weiden.
IlBimvic, AraioimiUulloLi-o. S. Auflage•nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;U
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Iß2nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Aethei'isch-ölige Mittel.
Eelite, aoute Entzüudungskrankbeiten verbieten dagegen den Gebrauch dieses Mittels bei allen Thieren.
Die Gabe ist für Pferde und Rindvieh 30,0—90,0, für Schafe und Schweine 7,5—quot;22,5, für Hunde 1,0-—-4,0 auf einmal, und nach Bedürfniss alle 3—4 Stunden wiederholt.
Besitzen die Tbiere noch guten Appetit, oder wendet man die Wach-holdcrbeeren nur als Präservativmittel an, so kann man sie grob gepulvert und auf das Futter gestreut (bei den Schafen als Lecke) verzeliren lassen, in allen anderen Fällen aber besser in Latwergen, Pillen oder im Aufgnss eingeben.
Sehr oft sind bei den oben bezeichneten Krankheiten die Waohholder-beeren allein zur Heilung ausreichend; in hartnäckigen und coinplicirtua Fällen aber muss man ihnen bittere, adstringirende und metallische Mittel, oder Terpenthinöl, Kampher und dorgl. zusetzen, je nachdem es die Art der Zufälle verlangt.
Aeusserlich können die Wachliolderbeeren gepulvert and mit aromatischen Kräutern geinengt, zu trockenen oder feuchten Umschlägen, rgt;ähiiiigcii und dergl., als erregend zeitheilendes Mittel überall benutzt werden, wo aro matische Mittel hierzu angezeigt sind (sect;. 202).
Ausserdem werden sie noch häufig als ein Bäuchermittel gebraucht, indem man sie unzerstossen auf glühende Kohlen legt und ho durch ihr Verbrennen einen grösstontheils empyreumatischen Bauch erzeugt, vorzüglich in der Absicht, um bei nasser und nebeliger Witterung und bei herrschenden Krankheiten die Luft in den Ställen zu verbessern. Da die Luft hierdurch trockener und reizender wird, so kann sie wohl auch besser zum Athmen und für die Thiere gesünder werden; aber Krankheitsstoffe, und namentlich An-steckungsstoft'e, welche in ihr verbreitet sind, werden dadurch nicht zerstört. Zuweilen benutzt man auch diesen Rauch als ein reizendes Heilmittel, und leitet ihn zu diesem Zwecke an die kranken Theile, z. B. bei rheumatischen und ödematösen Anschwellungen, bei chronischem Schleimausfluss aus der Nase und aus den Lungen, bei den Lungenwürmern (sogenannten Luft-röhrenkratzern, titroiigylvs J'llarid) der Kälber und Lämmer u. s. w. Theerräucherungon sind jedoch wirksamer und lassen sich überall fast ganz ohne Feuersgefahr ausführen, da man hierzu keine glühende Kohlen in den Stall zu tragen braucht'. (30,0 5 Pfg., gr. gep. 8 Pfg., fein gep. 1 8gi'. 4 Pfg. — 250,0 nicht pulv. 2 Sgr. 6 Pfg., gr. gep. 4 Sgr.)
Anmerkung 1. Aus den Wacliholdeibceren bereitet man:
a.nbsp; den W a chliolde rsaft {Extr. Juniperi, Succus Jump, inspisaulm s. Roob Junip.), weleber neben Schleim und Zucker nur sehr wenig ätlierisclics Oel enthält, daher auch nur sehr geringe crregcnflc, sondern mehr auflösende, den siisaen Saiten mehr ähnliche Wirkungen erzeugt, und jetzt fast nur noch als Bindemittel hei der Bereitung der Pillen und Latwergen dient. Bei dieser Benutzung ist jedoch sein Preis zu beachten. (30,0 2 Sgr. 10 Pfg.)
b.nbsp; Das Wachhol derb eorci 1 {Ol. /Inccarum Juniperi s. 01, Jnnioeri ac(hcrenm), sehr scharf reizend und flüchtig, dem Terpenthinöl ähnlich, aber sehr thsuer (1,0 2 Sgr. 6 Pfg.), deshalb bei kranken Thieren niemals zu gebrauchen, senden) durch jenes zu ersetzen.
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1 Sollen Räuchcrungen mit Hilfe von gliilicndon Kohlen gemacht vperden, so ist es zur möglichsten Vermeidung der Feuersgefahr nöthig, das Gefüss mit den Kohlen in einen tiefen, vorher befeuchteten Stalleimer zu setzen und es nur so in den Stall zubringen.
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Wachholderbeeren, Alautwimcl.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 1(53
c. Waoljhold orspiritus (Spiritus Juniperi) ist Weingeist über Waclilioldeiboercu destillirt, wirkt inneilicli und ßusserlicli stark reizend, uriiitr-ïiliend , liläliungtreibeiid, kann innerlich wie die Wacbbolderbceren, jedoch nur mit Vorsic.'it — und fiusserlich bei veraltetem Rheumatismus, bei dergleichen Verrenkungen, bei Lähinungen u. s. w. angewendet werden, — ist aber entbehrlich. (30,0 1 Sgr. 8 Pl'g.)
Anmerkung 2. Von dem Wachholderstniucli können aucn die jungen Zweige oder Wachho 1 de rsp ross en (Tnrionea Juniperi), das Wachli 11 d er ho 1z und die Wurzeln {Lignum et liadix Juniperi) als Heilmiitel dienen. In diesen Theilen ist ein wenig ätherisches Oel, dem der Heeren iihnlich, und etwas Harz enthalten; es fehlt ihnen aber der Zucker und der Schleim; ihre Wirkung ist daher auch weniger samt als die der Heeren, sondern denen derFichtensprosseu und desTerpenlhinols einigermaassen ähnlich. — Die Benutzung dieser Theile des Waehholders kann bei denselben Krankheiten gn-schehen , wo die Hecruij einpfohien sind, und zwar innerlich und iiusserlieh im heissen Aul'guss oder auch auf Kohlen gestreut zum Hauchen).
Das aus dem Holze durch trockene Destillation gewonnene brenzliche Waclihol-derhfgt;\v,ö\ fOl. Liyni Jimiperi cmpyrciimnticnm., 01. pyrolign. Juiiiptri, und wenn es aus dem Holze von Juniperus oxycedrus bereitet ist, 01. cadinum [huile de Cadc] ist ein brenz-liches, dickflüssiges, dem Thet-r ähnliches ätherisches Oel.
Dasselbe wirkt dem Terpenthinöl ähnlieh, wird innerlich sehr selten gegen Würmer, aber äusserlkh von französischen Tliierärzten oft gegen Flechten und ähnliche Hautkrankheiten mit Nutzen gebraucht, ebenso gegen Parasiten; doch inuss es etwas reichlich applieirt werden. Haare wachsen bald nach. Es kann für sich oder mit Seife, oder Fett, Oel als Salbe angewendet werden, z. B. 01. Jump, pyroliijn. 15,0, Jxuny. poici 00,0, M. U. S. Morgens und Abends einzureiben.
C. Arom titische Wurzeln,
22) Alautwurzel, liadix Seiemi, Enulae s. Inulae. Von Inula Helcniura, 19. Kl. 2. Ordn,, Compositue.
sect;. 225.
Die Alautwurzel besitzt mehrere eigenthüinliche Bestatidtlieile, von denen ein stark riechendes, flüchtig-es ätherisches Oel von fester Consisteuz (auch Alant #9632; Kampher genannt), bitterer, seif'enartiger Extractivstoff, Gummi, scharfes Harz, und ein cigenthiimliches Stärkemehl (das sogenannte Inulin oder Heleninj die wichtigsten und wirksamsten sind. — Vermöge dieser Bestandtheile wirkt der Alant im Allgemeinen thcils als ein kräftiges, etwas scharfes Reizmittel, thcils auch als stärkendes Mittel, und ist dem Kalmus und der Angelika verwandt. Seine erregenden Wirkungen entwickeln sich jedoch langsamer, sind aber dauernder als bei diesen Mitteln, und die tonischen Kräfte sind dem Grade nach bedeutend geringer als die des Kalmus. Dagegen kommt der Alant mit beiden Mitteln besonders darin überein, class sowohl seine erregende, als auch die stärkende Wirkung sich zwar über den ganzen Körper verbreitet, aber doch vorzugsweise auf die Schleimhäute, und namentlich wieder auf die Schleimhaut der Respirationsorgane gerichtet ist. Denn man bemerkt sehr deutlich, dass er bei Erschlaffung und Reizlosigkeit in den letzteren die Empfindlichkeit und gleichzeitig die Energie vermehrt, die Absonderung des zähen Schleims mindert, den letztern dünner macht und den Auswurf erleichtert. — Der Alant ist daher auch stets als eins der wirksamsten Brustmittel betrachtet worden. Aber auch auf'dic Verdauungsein-geweidc, auf die Lymphgcfässc und Lymphdrüsen, und sonst auf den ganzen Reproductionsprocess wirkt er dieEunctiouen mehr anregend; die Secretionen der Haut und der Niereu befördert er in eiuem massigen Grade.
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1(J4nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Aetlicriscli-ölige Mittel.
Seine Anwendung findet er bei golobeuKronkheitszuBtäuden, bei welchen Erschlaffung, lioizlosigkeit, vermehrte Absonderung- an den Schleimhäuten, besonders der llospirationsorgane, verminderte Thätigkeit der Lympligofässe und Lymphdrüsen, mit Anschwellung und Verhärtung derselben, schlechte, unvollständige Ernährung und Caohexie den Qrundcliaracter bildet. — Dagegen leistet der Alant bei norvösen Zuständen wenig, und bei reinen, activen Entzündungen ist er schädlich.
Diesen Andeutungen entsprechend wird der Alant gebraucht: bei Appetitlosigkeit und Unverdaulichkcit aus Sclnvächc und Vcrschleiumng der Ver-dauungseingeweide; bei Katarrhaltieber und Katarrh (Druse der Pferde, Schnupfen der Schafe, Schweine und Hunde), bei kiitarrhalischer Bräune; hierbei überall jedoch nur dann, wenn das Entzündungsstadiuni vorüber, oder wenn die Entzündung asthenisch ist und chronisch wird; ebenso nach Lungenentzündungen, wenn bereits zäher Auswurf sich eingefunden hat, und bei asthenischen, sogenannten nervösen Brustentzündungen; bei chronischem Husten und bei Kurzatlnnigkeit aus Erschlaffung und Verschleimung der Respirationsorgane , und daher auch bei dem sogenannten schleimigen Dampf der Pferde; bei Wassersüchten und bei ödoniatösen Anschwellungen aus Schwäche und schlechter Ernährung, bei Mauke, Wurm und veralteten Hautausschlägen. Gegen die Baude wurde er früher als ein speeifisches Mittel betrachtet.
Man giebt ihn Pferden von 15,0—45,0, Kindvieh von 30,0—90,0, Schafen und Schweinen von 4,0—12,0 und Hunden von 0,5—4,0 auf einmal und in Zwischenzeiten von 4—5 Stunden. — Die Anwendung kann in jeder Form, selbst im Decoct geschehen , da der Alant(ausnahnisweise von den übrigen ätherischen Mitteln) ein gelindes Kochen recht gut erträgt und hierbei, durch die vollständigere Auflösung seiner scharfen und bitteren Be-standtheile, sogar noch reizender und wirksamer wird.
Bei manchen Zuständen ist er für sich allein ausreichend; wo man aber seine reizende Wirkung zu mindern, die Absonderungen zu befördern und zugleich dünnflüssiger zu inachen wünscht, wie z. 13. nach eben beseitigter Entzündung, — da setzt man ihm Breclnveinstein, Salmiak, Kochsalz, Goldschwefel, Schwefel und dergleichen zu; in den meisten chronischen Fällen dagegen, wo die Ernährung, wo die Thätigkeit der Lyrnphgefässe sehr leidet und Torpidität vorwaltend ist, verbindet man ihn mit bitteren Stoffen, mit Schwefel, Spiessglanz,Wachh(tlderbeoren, Terpenthinöl, Kampher und anderen Mitteln.
Aeusserlich wird der Alant schon seit älterer Zeit gegen die Räude bei allen 'Phieren benutzt. Rysz1 zieht ihn den anderen, sonst gewöhnlichen Räudemitteln, als dem 'Paback, den Lorbeeren, der Nieswurzel u. s. w. vor, und empfiehlt ihn in folgender Zubereitung als Waschmittel: Man nimmt für Pferde oder Rinder 5—6 Pfund gute Buchenasche, kocht sie mit 28 Maass Wasser aus, seihet sie hernach durch, bringt die erhaltcuc Lange nochmals zum Sieden und wirft dann l'/g Pfund zerstossenen Leinsamen. 2 Pfund zerschnittene Alantwurzel und ebenso viel Wermuth, oder ein anderes bitteres Kraut in die kochende Lauge, lägst sodann das Feuer ausgehen und gebraucht die Flüssigkeit undurebgeseihet, lauwarm als Bad oder zum Waschen der
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' üundb. der j.rakl. Arzueimitlullehre l'Ur Thierärzlc. S. 3.
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Alantwurzel, Angelikawurznl.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 1^5
kranken Ilautstcllen, auf wolcho man sie mittelst wollener Lappen oder mit Bürsten applicirt. Die Flüssigkeit soll seifenartig, a'if die Haut reizend, zugleich geschmeidig machend und denKäudcmilbon widrig sein. Rysz gestellt jedoch selbst, dass man auch bei wiederholter Anwendung derselben die Räude, namentlich bei Schafen nicht vollkommen heilt, sondern nur die Heilung gut vorbereitet, und dass man, um diese zu erreichen, noch Schwefeloder Merkurialsalben anwenden müsse. — Ehedem wurde der Alant selbst in Salbenform (z. B. nach Kouter aus: Alantwurzclpulver HU,*), Schwefelblumen 60,0, ungesalzener Butter 150,0 bestehend) angewendet, aber wohl auch nicht mit gründlichem Erfolge. Er verdient daher nicht den Vorzug vor der Nieswurz und dem Taback, noch weniger aber vor dem Terpen-thinöl, dem Sublimat und vor der von Walz empfohlenen Lauge. (30,0 1 Sgr.)
23) Angellkawiirzt'l (Engel wund, Brust- odci' Lnftwurzd), Radix AngeUcae. Von Archangclica officinalis, 6. Kl. 2. Ordn., Umbolliferae.
sect;. 226.
Unter den verschiedenen Bestandtheilen dieser Wurzel sind als die wirksamsten zu betrachten : ein flüchtiges ätherisches Oel, ein balsamisches Weichharz (von Einigen „Angelikabalsamquot; genannt), bitterer und anderer Extrac-tivstoff und Stärkemehl. — Sie wirkt flüchtig reizend und zugleich stärkend, ist daher im Allgemeinen dem Alaut, Baldrian und dem Kalmus ähnlich, aber in ihrer individuellen Eigenthiimlichkeit doch von diesen und von allen anderen .aromatischen Mitteln in mehrfacher Beziehung verschieden; denn die örtliche Wirkung ist schärfer reizend und die allgemeine Wirkung ist intensiv reizender, gleichsam feuriger, zugleich dauernder und vielmehr auf das Ge-fässsystem gerichtet, als bei dem Baldrian. Den Kalmus übertrifft die Angelika ebenfalls an reizender Kraft, steht ihm aber an stärkenden Eigenschaften nach. — Sowohl die erregende wie die stärkende Wirkung verbreitet sich über den ganzen Organismus; beide treten aber an den Schleimhäuten, besonders an denen der Eespirationsorgane am deutlichsten hervor, und scheinen zu denselben eine ähnliche speeifische Beziehung, wie die Wachholderbeeren, der Wasserfenchel, Eenchel, Anis und Alant zu haben. Die Wirkung ist aber auch hier durch die mit der Erregung verbundene Stärkung sehr verschieden von der Wirkung dieser zuletzt genannten Mittel. Auf den Verdauungskanal wirkt die Angelika belebend und stärkend, und die Secretionen in den Nieren und in der Haut werden durch sie in einem massigen Grade befördert.
Die Indicatiouen für den Gebrauch dieses Mittels finden sich in allen Fällen, sowohl bei acuten als bei chronischen Krankheiten, wo die Irritabilität und Sensibilität zugleich sehr vermindert ist, wo bei grosser Schwäche die Bildungsthätigkeit sehr darnieder liegt, wo Neigung zur Entmischung der Säfte, und colliquative Ausleerungen eintreten, und wo besonders in den Respiirationsorganen Torpidität mit übennässiger Absonderung in der Schleimhaut besteht.
Unter solchen Umständen, und namentlich bei Nervenfieber, Fanlfieber und TyphllS, bei den höheren Graden der Influenza, bei typhösen, besonders ursprünglich katarrhalischen und rheumatischen Brustentzündungen, bei der Staupe der Hunde, wenn sie einen nervösen Character annimmt u. s.w., habe
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{(](]nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Aethrnaph-öligc Mittel.
ich die Angelika mit sehr gutem Erfolge angewendet und muss daher den Ausspruch von J. White; „dass das Mittel für die thierärztlichen Zwecke zu wenig wirksam seiiquot;, widerlegen.
Die Gahe ist wio bei dem Ahmt zu wählen; manche französische Thier-ärzte, z. B. Vatel, schreiben zwar viel grnssere Gaben (für Pferde 150,0— 150,0, für Rindvieh 30,0—210,0) vor2, jedoch ohne Grund, da man mit jenen kleineren vollkommen ausreicht. — A'Vm dor Form und Verbindung mit anderen Mitteln gilt Alles, was bei dem Kalmus und dem Baldrinn hierüber angedeutet ist.
Aeussevlich ist die Angelika wie die übrigen aromatischen Mittel zu benutzen (sect;sect;, 197 und 'i02), wird aber höchst selten zum äussorn Gebrauch verwendet. (80,0 geschn. odor grob pulv. 1 Sgr. 8 Pfg., 250,0 10 Sgr., fein pulv. 30,0 2 Sgr. 4 Pfg.)
Anmerkung, Das Kraut der Angallkapflanze (Herha AngeUoatJ besitzt ähnliclie aber schwächere Heilkräfte wio die Wurzel und kanu im Nothfallo wie diese, besonders äusserlich zu ümächlägen u. s. w. gebraucht worden. — Die Wal d-A nge 1 i ka fAnye-lica eilvestriraquo; /.. s. Sclinnni Anyelica RothJ ist in ihrer Wurzel und im Kraut ebenfalls mit den EHgonsohaften der echten Angelikawurzel begabt, abtn* doch von geringerer Wirksamkeit.
2-1) Baldrlailwill'Zt'l, Bhüoma s. Radix Vnlerinnac, s. Radix Valeriannc minoris. Von Valeriana ofl'ic. Lin., 3. Kl. 1. Ordn., Valerianeae.
sect;. 227.
IhreBestandtheile sind: ein eigenthümlicherExtractivstoff (Baldrianstoff), ein gelbfärbender Extractivstoff, Weich- oder Balsamharz;, Baldrian-säure, Baldrianöl, Schleim und einige Salze. Davon sind die Baldriansäure und das ätherische Oel die hauptsächlich wirksamen Bestandtheile. Die Wurzel hat einen zuerst etwas scharfen, dann herbbittern, aromatischen Geschmack und einen eigenthümlicheu, penetranten, etwas widrigen Geruch, den jedoch die Katzen lieben und dies dadurch zeigen, dass sie sich auf der Wurzel wälzen, wunderliche Sprünge neben ihr machon und dergl. — Die örtlichen Wirkungen dieser Wurzel sind sehr mild erregend und gelind zusammenziehend, daher reizend und stärkend zugleich,—- ähnlich der Nolken-wurzel, aber in der Erregung stärker und in der Zusammenziehung schwächer als diese. Die allgomeino Wirkung äussert sich in einer flüchtigen, jedoch sehr sanften Aufregung im ganzen Organismus, vorzüglich und fast speeifisch aber im Nervensystem. Die gesunkene Kraft des letztern wird erhöht, und besonders wird seine Thätigkeit, wenn sie qualitativ vom gesunden Zustande abweichend ist, sehr häufig wieder geregelt; namentlich werden Zuckungen und Krämpfe beseitigt, zu grosso Empfindlichkeit und selbst Schmerzen, die mit Nervenschwäche verbunden sind, werden gemindert. Diese Beziehungen zum Nervensystem besitzt der Baldrian tinter den aromatischen Mitteln am stärksten; er nähert sich hierin einigem)aassen dem Kampher, den empyreu-matischen Oelen und dein Aether, untorscheidot sieh aber von diesen dadurch.
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1nbsp; .1. White, Treatise on Veterinary Medic. Vol. II. p, 62.
2nbsp;A7at*l , Elements de Pathologie voter. Tom. II. Part. II. p. 726.
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Baldriimwui-vsol.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;]f)7
(lass er weniger flüclitig', dagegen aber auch milder wirkt, und dass er nicht wie sie. die Kräfte, blos aufregt und erschöpft, sondo/n vielmehr wirklich stärkt. — Auf die Blutgefässe wirkt der Baldrian viel weniger erregend, und er steht hierin besonders denjenigen aromatischen Mitteln sehr nach, welche ein torpenthinartiges ätherisches Oel enthaltoii. Er befördert zwar die Absonderungen in gelindem (1 rade, vermehrt aber keine einzelne vorherrschend. Auf dieVerdauuiigseingeweide wirkt er erregend, stärkend, bläbungtroibend, und zuweilen auch wurmwidrig. Die letztere Wirkung ist aber nicht zuverlässig.
Der innerliche Gebrauch des Baldrians ist angezeigt: bei allen astheni-schen Krankheitszuständen, vorzüglich aber wenn sie im Nervensystem ihren Sitz haben oder mit nervösen Zufällen begleitet sind, und wenn Schwäche mit erhöhter Empfindlichkeit verbunden ist; daher namentlich: bei Nerven-fieborn, bei dem nervösen Faulfieber (Typhus), bei dem fieberhaften und hei dem langsam verlaufenden Milzbrand; — bei Epilepsie, Schwindel, Dummkoller; bei Krämpfen, z. B, bei dein Starrkrampf, bei dein Lnngenkrampf, bei der Staupe der Hunde in den höheren Graden und wenn sie nervös wird; — bei Lähninngen; — bei geschwächter Verdauung, Durchfall, Aufblähung, Krampfkolik, krampfhafter Harnverhaltung, und gegen Eingeweidewürmer.
Doch darf man sich, wenn bei diesen Krankheiten bereits ein hoher G-rad von Schwäche eingetreten ist, nicht auf den Baldrian allein verlassen, weil er dann bei seinen milden Wirkungen zu wenig leistet.
Man giebt ihn den grossen Hausthieren von 30,0—90,0, Schafen von 8,0—15,0, Hunden von 1,0—8,0 auf einmal und in Zwischenzeiten von 2—-1 Stunden wiederholt. Das Mittel kann in Latwergen oder Pillen, bei dringenden Zufällen aber am besten im Infusum angewendet, und mit Kampher, Hirschhornöl, Hirschhornsalz, mit Pfefferminze, mit Säuren und anderen, dem vorhandenen Zustande entsprechenden Mitteln verbunden werden l.
Aeusserlich kann man den Baldrian als zertheilendes und stärkendes Mittel bei astbenischen Augenentzündungen, bei Quetschungen, bei schlaffen, unthätigen Geschwüren, im Infusum zum Waschen und Bähen, wie auch zu krampfstillenden Olystiren u. s. w. benutzen. (;5n,0 1 Sgr. 6 Pfg., gr. pulv. 2 Sgr., 260,0 12 Sgr., fein pulv. 5,0 6 Pfg., 30,0 2 Sgr. 8 Pf.)
Als Präparate vom Baldrian giebt es ein Extract, verschiedene Tincturen, and das ätherische Oel. Sie wirken wie die Wurzel, sind aber zu theuer und leshalb in der Thierarzncikunde nicht gebräuchlich.
Anmerkung. Aussei-der gewöhnlichen , vonder Valeriana o/ficinalta kommenden naldriauwureel können auch die Wurzeln von dem grossen oder Gartenbaldrian (Radix Valerianae majoris, von der V. PhuJ und von dem Alpenbal drian (Jiadix Spicae. •cltieae, von der K. cclticaj wie die erstere benutzt worden, da sie ganz ähnliche, jedoch Mchwächere Heilkräfte besitzen wie diese.
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' Merkwürdig ist es, dass, wenn Rad. Ynlerian. 2 Theilo mit A'a/i Wp/mraf. 1 Thell in I,atwcrgensubstanz zusammengemengt werden , eine Temperatur-Krhöhung um 18deg; R, Statt findet.
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163nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Aotliorisch-ölige Mittel.
25) lli'llianiwuizi'l, liadlx Pyrethri. Von Anaoyclua officinarum, 19. KI. 2. Ordn., CompositHe.
sect;. 228.
Die wirksamen Bestandtbeile derselben sind ein scharfes ätherisches Ocl in geringer .Menge, scharfes ITara, Inulin, Kampher, Gummi und bitterlicher Extraotivstoff. — Sie wirkt auf alle Gebilde, mit denen sie in Berührung kommt, als ein durchdringendes Reizmittel, erhöht die Empfindlichkeit bedeutend, erweckt und verstärkt das Bewegungsvormögen, und erregt auch an den Sehlciinhäiitcn vermehrte Absonderungen. Bei der innerlichen Anwendung zeigen sich diese Wirkungen am stärksten in der Maul- und Bachenhöhle und an den Verdauungseingeweiden; namentlich verursacht sie in der Maulhöhle eine sehr starke Absonderung von Speichel und Schleim, vermehrte Wärme und grossen Keiz zum Kauen. Die Thätigkeit der Verdauungseingeweide erregt sie bedeutend, und besonders erweckt sie den Appetit. Nach Vitet's Angabe1 soll sie sogar Entzündung am Eingänge des Zwölf-tlngerdarms erregen; ich habe dieselbe von massigen Gaben nicht entstehen sehen. — Auf den übrigen Körper verbreitet sich die erregende Wirkung ziemlich schnell, jedoch nicht in demselben Grade, wie sie örtlich erscheint, so dass das Mittel hinsichtlich seiner allgemeinen Wirkung und in der Flüchtigkeit ungefähr mit dem Kalmus auf gleicher Stufe steht, ohne jedoch ebenso stärkend zu sein wie dieser.
Die Bertramwurzol findet nur in solchen Krankheitszuständen ihre Anwendung, bei denen ein hoher Grad von Abgestumpftheit (Torpor) und Lähmung, besonders in der Maulhöhle, an der Zunge, am Gaumensegel, Kehl-uud Öclilundkopf, und in den Verdauungseingeweiden besteht. Namentlich ist sie nützlich bei chronischem Katarrh, bei veralteter Bräune, bei Lähmung der Zunge, bei langwieriger Appetitlosigkeit und Unverdaulichkeit, wenn dieselbe bios in Schwäche und Reizlosigkeit begründet ist, bei dem sogenannten Magenkoller der Pferde, selbst bei nervösen Fiebern, die mit grosser Abstumpfung verbunden sind, und bei chronischen Lähmungen der Glied-maassen,
Die Gabe ist für Pferde und Rinder 15,0—30,0, für Schafe und Schweine •2,0—4,11, für Hunde 0,5—2,5. Die Anwendung geschieht in Latwergen, Pillen oder Infusum. Bei Pferden wurde ehemals die Wurzel auch als sogenanntes Kaumittel oder Speichel erregendes Mittel benutzt, indem man sie entweder in Substanz, oder pulverisirt und mit Enzian- oder Meistorwurzel und dergl. gemengt und in einen leinenen Beutel gethan, auf das Mundstück befestigte und dies den Thieren ins Maul legte. Bei Lähmung der Zunge habe ich das Mittel auf diese Weise mit recht gutem Erfolg angewendet. Mit Wasser gelind gekocht, ist die Wurzel zu reizenden Mauhvässern und zum Waschen torpider Geschwüre zu benutzen. — Den Schweinen giebt man die Bortramwurzel (wie alle scharf reizende Mittel) am besten nur in Latwergenform.
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1 Am angez. O. S. 261.
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Bertramwurzel, Ebérwurzel, Kalmuswiirzcl.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;169
26) Ebcrwinzel, Radix Carlmae s. Cardopatlac. Von Carlina acHiilis, 19 KI. 1. OHn,, Fam. Compositao.
sect;. 229.
Sie besitzt ähnliche Bestandtheile und Heilkräfte wie dor Kalmus (siehe den folgenden sect;. 2.0), ist aber etwas mehr flüchtig scharf und daher auch mehr reizend. Sie kann ganz wie der Kalmus und wie die Angelika bei asthenisclion Krankheitszuständen angewendet werden, und wurde ehemals in der Tliierheilkunst sehr häufig als nervenstärkendes, rnagonstärkendes, schweiss- und urintreibendes, und den Auswurf beförderndes Mittel benutzt, und selbst zu abergläubischen sogenannten sympathetischen Kuren gebraucht; jetzt ist sie, mit Unrecht, fast ganz in Vergessenheit gekommen.
27) Kallliusfllirzd, Ikulix s. lihizoma Calam! aromatici 3, Acoriveri. Von Acorns Calamus, C, Kl. 1. Ordn., Farn Aroideae.
sect;. 230.
Sie enthält als Tlauptbestandtheile ein bitterlich scharfes ätherisches Oel, innig verbunden mit scharfem Harz und bittorm Extractivstoff, — nebenbei ein eigcnthümliches Satzmehl, etwas Gummi und Salzo. Der Kalmus ist unter den inländischen aromatischen Mitteln das wohlfeilste und zugleich eins der kräftigsten; er wirkt gleichzeitig gelind tonisirend, flüchtig und anhaltend erregend, vorzüglich auf die Verdauungseingeweide und auf die Kespirationsorgane, und nähert sich den Wirkungen des Wennuths, der Kamillen, des Baldrians, der Angelika u. s, w. Den erstem übertrifft er in der erregenden Wirkung sehr, steht ihm aber in der tonischen etwas nach; von den Kamillen unterscheidet er sich durch seine grösserc gewürzhafte Schärfe, und durch die hiervon abhängige stärkere örtliche und allgemeine Reizung; den Baldrian übertrifft er in der erregenden Wirkung auf das Gefässsystem und auf die Schleimhäute, wie auch durch die stärker reizende und tonisehe Wirkung auf die Verdauungseingeweide, steht ihm aber in der directen Einwirkung auf das Nervensystem sehr nach; von der Angelika wird er zwar durch grössere Flüchtigkeit übertroffen, er wirkt aber ebenfalls mehr tonisirend als sie.
Die Anwendung der Kalmuswurzel ist bei allen asthenischen Krankheiten angezeigt, besonders aber bei solchen, welche in verminderter Irritabilität im Allgemeinen, in Schwäche und ßeizlosigkcit der Verdauungseingeweide, der Schleimhäute, derLymphgefässe und Drüsen, und in mangelhafter Reproduction beruhen. So benutzt man ihn bei asthenischen Fiebern, z. B. bei gastrischen, bei katarrhalischoiij selbst bei nervösen und Faulfiebern, bei Anthraxkrankheiten; — bei Mangel an Appetit, bei schlechter Verdauung, bei öfters wiederkehrender Aufblähung und Kolik, bei anhaltendem, sciimerz-losem Durchfall, bei Wurmleiden; — bei asthenischem und chronischem Rheumatismus; — bei dergleichen Katarrh, Druse, Bräune und Lungenentzündung, wenn viel zäher Schleim abgesondert und mit Beschwerde ausgeworfen wird; bei der Lungenseucho des Rindviehes in den späteren Perioden, ebenso bei der Fäule der Schafe, bei ödematöson Anschwellungen unter der Haut; — bei Abmagerung in Folge mangelhafter Verdauung aus Schwäche;
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170nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Aethm-iach-öligo Mittel.
bei Koller, bei Staupe, hei Krätnpfen und Lähmungen) —hierbei jedooh mehreutheils nur als passendeci Unterstützungsmittel für andere, mehr kräftige Reizmittel.
Eine Qabe für Pferde und liindvieh ist 15,0—45,0, für Schafe und Schweine 8,0—15,0, für Hunde 1,0—1,0, alle ;}—4 Stunden wiederholt. 1 )ip Anwendung kann in allen Formen geschehen, und Zusät/ie macht man nach Bedürfniss der Umstände, ähnlich wie bei dem Baldrian und den Kamillen.
Aeussorlicli ist der Kalmus nach den allgemeinen Andeutungen (sect;sect;. 197 und 202) als ein sehr wirksames aromatisches Mittel zu gebrauchen.
In den Apotheken ist die Wurzel geschält, Rud. Calami rlecorticaki, — was zum tbicrärztlichen Gebrauch nicht nöthig ist und den Preis erhöht. (30,0 von Ead. decortio. 10 Pfg-, zerschn. oder gr. pulv. 1 Sgr. 2 Pfg., 250,0 7 Sgr., fein pulv, 30,0 1 Sgr. 4 Pfg.)
Das Extract, die Tinctur und das ätherische Oel sind sehr -wirksame Präparate, aber des Preises wegen nicht gebräuchlich, wenigstens nicht bei grossen Thieren.
28) Knoblauch, KnoliliiiiBhy.wlelicIii, Radia s. llullms Allii. Von Allium Sütivum, 6. Kl. 1. Orilu., Farn. Asphodelcae.
sect;. 231.
Der hauptsächlich wirksame Bestandtheil ist ein flüchtiges Oel von durchdringendem und stechendem Gcmch, in Verbindung mit etwas Schwefel (Allylsulfiir), und ausserdem etwas Satzmehl und sehr viel Schleim. — In der Wirkung auf den Thierkörper erscheint der Knoblauch bei innerlicher und äusserlichei' Anwendung sehr ähnlich dem Senf und Meerrettig; doch geht er mehr als diese Mittel in das Blut über, und ertheilt der ausgeatbmeten Luft und der Milch seinen eigenthümlichen Geruch, der letzteren sogar auch seinen Geschmack ; der Urin erhält von ihm ebenfalls einen stärkeren Geruch, der aber nicht immer knoblauchartig ist. Auch wirkt er mehr auf die Schleimhaut der Kespirationsorgane speeifiseb erregend als jene Mittel, und ausserdem ist er den Würmern sehr zuwider.
Man wendet den Knoblauch innerlich an: bei Schwäche, Reizlosigkeit, Unthätigkeit und Verschleimung der Verdauungseingeweide; bei daher entstandener Appetitlosigkeit, Krampfkolik oder Windkolik, bei dem Aufblähen; gegen Eingeweidewürmer; bei Verschleimung in der Lunge und Luftröhre und bei dem sogenannten schleimigen Dampf; bei veralteter Druse, Mauke und Eäude, bei Rheumatismus, bei ödematösen Anschwellungen und bei beginnender Wassersucht; bei Saud und Gries in den Harnwcrkiieugon; bei dem Pips der Hühner. — Daubenton empfahl ihn auch zur Erregung des Geschlechtstriebes der Schafe.
Er kann Pferden und Kindern von 15,0-—45,U, Schafen und Schweinen von 4,0—15,0, Hunden von 1,0—4,0 täglich 4—6 Mal gegeben werden. Zur Anwendung wird er entweder klein gehackt in einer Düto zerquetscht und mit Kalmus, Alant, Kümmel, Anis, Kochsalz und dergl. zur Latwerge oder zu Pillen gemacht, — oder mit Milch, Bier oder Wasser heiss infundirt und mit bitteren oder aromatischen Mitteln versetzt. In dieser letztern Verbindung
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Knoblauch, Llebstöokebrutzel,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 171
kann er, nach der Beobachtung mancher Thiorärato, die Asa fnctida ersetzen.
—nbsp; Den Schafen giebt man ihn zerquetscht und mit Kleie und Salz gemengt in Lecken.
Aeusserlich kann der Knoblauch bei verhärteten Drttseu- und anderen torpiden Geschwülsten und ebenso bei dergl. alten Geschwüren gebraucht werden, x\m sie in bessere Thätigkeit zu versetzen und die Eiterung zu befördern. Er wird liicrzu entweder zerquetscht in Form eines Breies etwas dick auf clie betreffende Stelle gelegt, oder mit gleichen Theilon Eelt durch blosses Zusammenmengen oder durch gelindes Zusammenschmelzen zu einer Salbe gemacht, welche thoils eingerieben, theils massig dick aufgetragen wird.
—nbsp; Bei der Räude und bei flechtenartigon Hautausschlägen ist diese Salbe ein vortreffliches Mittel, wenn dicke, festsitzende Schorfe verbanden sind; wo diese fehlen, kann man auch eine Mischung von ein Theil zerquetschtem Knoblauch mit G—8 Theikn Branntwein zum Waschen der räudigen Stellen mit gutem Erfolge benutzen. — Bei Stichen von Insekten ist der aus-gepressto Saft als ein wirksames und schnell zu erlangendes Hausmittel empfohlen.
Anmerkung. Die gemeine Zwiebel flladix Ccpae, von Allium CcpaJ liat ziemlieh dieselben IJeatandtheile und dieselben Wirkungen wie der Knoblauch, ist aber etwas milder und weniger wunnwidrig aU dieser. Sie kann auf dieselbe Weise wie der Knoblauch, aber in etwas stärkeren Gaben benutzt werden, — Dasselbe gilt auch von den meisten Varietäten des Knoblauchs und der Zwiebeln.
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29) Llebstöckclwurzcl, Radix Levistici s. Ligustici. Von Levistioum officinale, S. Kl. 2. Ordn., Farn. Umbelliferae.
sect;. 232.
Aetherisches Oel, viel gewürzkaft-scharfer Extractivstoff und Harz sind ihre wirksamen Bestandtheile. Sie ist in ihren Eigenschaften und Wirkungen mit der Angelika sehr verwandt, besitzt aber weniger Bitterkeit und ist weniger stärkend als diese, so dass sie viehnelir als allgemeines, sehr flüchtiges und etwas scharfes Reizmittel wirkt. Denn ihre Wirkungen erscheinen gleichmässig über alle Systeme des Körpers verbreitet, und die Functionen aller Organe werden erhöht, besonders wenn sie aus Schwäche und Reizlosigkeit vermindert waren; vorzüglich werden jedoch die Absonderungen der Schleimhäute, der Nieren und der Haut sehr befördert. Man glaubte auch, dass bei Kühen nach der Anwendung der Liebstöckelwurzel die Milch den Greruch und Geschmack derselben annimmt; allein Viborg hat dies durch Versuche widerlegt1, und ich muss ihm beistimmen, da ich bei meinen hierüber an mehreren Kühen angestellten Versuchen diese Einwirkung auf die Milch ebenfalls nicht gefunden habe.
Das Mittel findet seine Anwendung nur bei asthenischen, torpiden Krankheiten, und namentlich bei Krämpfen, bei Krampf- und Blähungskolik, hei chronischen Diarrhöen, bei Verschleimungen, bei unterdrückter Hautausdünstung, daher bei Rheumatismus, Katarrh, Druse und Lungenentzündung
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1 Sammlang von Abhandlungen, 4. Bd. S '209. Er gab dicW.irzel in Mtcigenden Gabon bis zu 8 Unzen pro dosi durch 6 Tage ; — lob gab sie bis zu I Pfnnd und durch 8 Tage.
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172nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Aetlicrisch-ölige Mittel.
mit astheiiiscliem Character, bei bösartigen, fauligen Pocken der Schafe, bei der Fäule, bei Wassersüchten, selbst bei Räude, Rotz und Wurm.
Die Gabe beträgt für Pferde 30,ü—6O,O, für Rindvieh 60,0—120,0. für Schafe und Schweine 4,0—15,0 und für Hunde 2,0—8,0; die Anwendung kann in allen Formen, nur nicht im Decoct, geschehen, und Zusätze werden von Wachholderbeeren, Kalmus, Pfefferminze, Kampher, Terpenthinöl, Spicss-glanzpi'äparateu und dergl, gemacht.
Von der äusserlichon Anwendung gilt dasselbe, was hierüber von der Angelika gesagt worden ist. (30,0 1 Sgr., goschn. oder grob pulv. 1 Sgr. 4 Pfg., fein pulv. 2 Sgr.)
Anmerkung. Das L ieb stocke Ikraut fllerba Levistiei) besitzt dieselben Be-standtbeiln, welche die Wurzel but, und kann daher wie diese bei den oben be/eiclineten 4 Kranklieiten angewendet werden. — Der Ij i o braquo; tde k e 1s am e n {Semen Levistiei) scheint fast noch wirksame'' zn sein als die Wurzel, und solUe daher nicht ganz so in Vergessenheit gerathen, wie es bisher geschehen ist.
30) ïlerrreüigwuwl (Kreoll), Radix Armoraceae s. Raphani rnsticani. Von Cochlearia armoracea, 15. Kl. 2. Ordn,, Fam. Crucilerae.
' sect;. 233.
Die Chemie hat in dieser allgemein bekannten scharfen Wurzel sehr verschiedenartige Bestandtheile nachgewiesen, unter denen jedoch ein brennend scharfes ätliorisches Oel und ein flüchtig schärfer Stoff die wirksamsten sind. —Der Meerrettig wirkt im frischen Zustande auf die betroffenen Organe sehr kräftig reizend; auf der äussern Haut erregt er selbst Röthe und oberflächliche Entzündung; im Magen und Darmkanal befördert er die wurm-förmige Bewegung, treibt sehr kräftig Blähungen ab und erregt den Appetit; in der Schleimhaut der Bespirationsorgane befördert er die absonderndeThä-tigkeit, und bei asthenischen Zuständen mindert und verdünnt er den zu zäh abgesonderten Schleim; am kräftigsten aber wirkt er auf die Hariwerkzeuge und verstärkt ihre Absonderung. Auch die Lymphgefässe und Lymphdrüsen scheint er zu grösserer Thätigkeit anzuregen. Dass er die Hautausdünstung vermehrt, habe ich nie beobachtet.
Der Meerrettig kann innerlich unter ähnlichen Umständen, wo der Senf und wo die Wachholderbeeren als nützlich empfohlen sind, mit gutem Erfolge gebraucht werden : wie z. B. bei Pferden und Hindern, die an mangelhaftem Appetit leiden, ohne dass andere Krankheitssymptome damit verbunden sind, besonders nach vorausgegangener Ueberladung der Verdauungseingeweide; ebenso bei dem öfters wiederkehrenden Aufblähen des Rindviehes und bei Windkolik der Pferde, wenn Schwäche und Reizlosigkeit der Eingeweide hierbei besteht; bei Verschleimung der Respirationsorgane und daher entstandener Kurzathmigkeit; bei veralteter Druse, Mauke und Räude, bei wassersüchtigen Anschwellungen an den Extremitäten oder air. Bauche und an der Brust, selbst bei Brust- und Bauchwassersucht, vorzüglich bei der Fäule der Schafe, und bei Anhäufung von Schleim und Sand in der Urinblase. — Auch als Präservativmittel zur Verhütung gastrischer und cachecti-scher Krankheiten benutzt man diese Wurzel, wenn man genöthigt ist, die Thiere mit Futter von schlechter Beschaffenheit zu füttern; sie erfüllt hier den
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Meorrettigwurzel, Mcisterwm-ïd.
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Zweck, iiidom sie die TliHtigkeit der Vcrdauviiigs- und A.s.siiiiilationsorgaiio vermehrt, steht jedoch hierin den Wacidiolderbeoreu nach.
Der Jlecrrettig wird immer nur als Hausmittel, wo er frisch und wohlteil zu haben ist, angewendet.
Man giobt ihn für Pferde und Rinder von DU,0—240,0, für Schafe und Seln.veinc von ;j0,0—60,0, für Hunde von 8,0—16,0, täglich 2— 3 Mal.
Da fast alle Thiore, vorzüglich aber Pferde und Schafe den Mecrrottig solir gern fressen (wenn sie nur niclit eben an gänzlicher Appetitlosigkoit leiden), so kann man ihnen die klein zerschnittene Wurzel mit Mehl, Kleie, Hafer oder Häcksel (Siede) gemengt, sehr leicht beibringen; fressen sie dieselbe aber nicht, so kann man entweder die Wurzel schaben oder zerreiben und mit Mehl und anderen passenden Mitteln, z. B. Kalmus, Baldrian, Kochsalz und dergl. zur Latwerge oder zu Pillen machen; oder mau kann sie ebenfalls zerreiben, mit Wasser, mit Bier oder Kssig kalt Ubergiessen, nach 12 Stunden durchseihen und auspressen, und die Flüssigkeit eingeben.
Past in allen Fällen muss der Meerrettig durch längere Zeit fortgebraucht werden, wenn man vollständige und dauernde Wirkungen von ihm sehen will.
Aeusserlich ist die Wurzel als Beizmittel ganz ähnlich wie der Senf zu benutzen; die Wirkung tritt fast noch schneller ein, ist aber schwächer und von kürzerer Dauer als bei dem letztern. Man hat sie besonders zur Anwendung auf schlaffe, unthälige und callösc Geschwüre, und auf schmerzlose Geschwülste und verhärtete Drüsen empfohlen, um dieselben zur Zertheilung zu bringen, oder um die Eiterung in ihnen zu erregen. Zu diesem Zwecke soll sie zerrieben, mit etwas Essig, odor noch besser, mit Senf und Sauerteig zum Brei auf die kranken Theile applicirt werden.
Anmerkung, Dus Lö ff el kra ut (CocWcana o^fe.) hat im friaolien Ziistnmle mit dem Meerrettig in den Eigi'nöchaften eine grosse A linliclikeit, ist aber viel scliwäclicr, und wird jetat nur noch, wo es zu haben ist, als dltttetischeg Mittel In denselben Krankheiten beimlzt, wo der Meerrettig einplolilen ist. — Ehedem war von ihm auch der L cift'clkrautspir i tus in der Thierarzneiknnde im Gebrauch,
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31) MeistcrffUlïcl (Maglstl'fllZVt'Unel), llndix Imjjcraturiac s. Ostnithii. Von Imperatoria Ostruthimn, 5.Kl. 2.0rdii., Farn. Umbellil'erac.
sect;. 234.
Das ätherische Ocl ist in ihr mit einem ziemlich scharfen Harz, mit bittonn Extractivstoft'und mit Schleim verbunden, Sie ist ein sehr kräftiges Heilmittel, dessen flüchtig scharfe und zugleich stärkende Wirkungen mit denen der Angelika die grösste Aohulichkcit haben, aber weit stärker und anhaltender reizend sind als bei dieser.
Die Meisterwurzel ist in denselben Pällen, wo die Angelika und der Kalmus angezeigt ist, zu benutzen, passt aber bei Jonen Krankheiten besonders dann, wenn die Unempiindlichkeit einen sehr hohen Grad erreicht hat, und wenn Lähmung besteht.
Man giobt sie für Pferde und Rinder von 16,0—80,0, für Schafe von 4,0—12,0, für Hunde von 0,!)—2,0 in Form und Verbindung wie bei der Angelika.
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174nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Aetheriuch-ülige Mittel.
32) W'elssc l'liiiplliellwilizpl oder ItiliiTiicI hviii Zei, Itadix Pimpinellae albae, s. Pimpinellae nostratis.
Von Pimpiuella Saxili-uga, 5. KI. 2. Ordn., Fam. Umbelliferae.
sect;. 235.
l)ie weisse Pimpiiiclle ist in ihren Eigenschaften mit der Bertramwimel fast ganz übereinstimmend, nur ist sie etwas weniger aromatisch. Ihre örtlichen und allgemeinen Wirkungen stimmen ebenfalls mit denen des vorigen Mittels iibercin; doch hält man sie für milder und schreibt ihr dabei stärkere Erregung der Harnabsoiideruug und der llautausdiinstung zu. — Die Anwendung der Pimpinelle ist mehr gebräuchlich als die der Bertramwurzel, findet aber in denselben Krankheiten und ganz auf dieselbe Weise Statt, wie bei dieser. (30,0 10 Pfg., gr, pulv. J Sgr. 4 Pfg., fein pulv. 1 Sgr. 6 Tfg.)
Anmerkung. Die Wurzel der schwarzen Bibernelle (Pimpiuella niriraj besitzt im Wesonlliehon dieselben Eigenschaften, und kann daher wie die weisse Biberuclle gebraucht werden.
sect;. 236,
Ausser den bisher speciell betrachteten aromatischen Mitteln giobt es noch eine Menge anderer, welche aber in der Thierheilkunde weniger gebräuchlich sind. Es gehören hierher: laquo;) die virginische Sehlangen-wurzel (Radix Serpentariae virginianae), in der Wirkung der Angelika und einigermaassen dem Kampher ähnlich, zum thierärztlichen Gebrauch zu theuer (30,0 3 Sgr. 10 Pfg.); Gebrauch xmä Anwendung wie bei der Angelika; — b) die gemeine üsterluz oiwurzel (A'adivAristoloc/äae vulgaris s. tenuis) (o), bitter und kampberartig, der vorigen ähnlich, aber etwas schwächer; — c) die runde Osterluzoiwurzcl (Radix Aristolochuie rotitndae) (o), und lt;/) die runde Ilolilwnrzel (Radix AristolocMae fabnecae s. cavae) (o) sind beide weniger flüchtig, sondern mehr bitterlich scharf; Anwendung wie bei Kalmus;— e) die weisse Diptamwurzel (Radix Dictamni alhi) (o); — ƒ)die Bärwurzel (RadixAlta s.Athamaniid)(o); g) die Mannstreuwurzel (Radix Eryngil), alle drei von ähnlichen, aber schwächeren Eigenschaften als die beiden letzteren, jetzt nicht mehr gebräuchlich; — A) die Galgant-wurzel (Radix Galamjae), etwas bitter, scharf'gewürzhaft, ähnlich wie Kalmus, aber mehr erregend, und wie letzteres Mittel zu gebrattchen (30,0 1 Sgr. 3 Pfg.); — i) der Ingwer oder die Ingwerwurzel (Radix Ziugiberis) (30,ü 1 Sgr. 2 Pfg.) und /,;) die Zitwerwurzel (Radix Zcdoariae) (30,0 1 Sgr.), beide fast von gleicher Qualität, flüchtig, hrennend scharf, der Meisterwurzel ähnlich und wie diese anzuwenden, recht wirksam und von den englischen Thierärzten häufig benutzt; #9632;— Z) die Kurkuma, Gelbwurzel (Radial Ourcumae) (o), ähnlich den letzteren, aber weit schwächer, mehr bitter; — in) die Winter's lli'ude (Cortex Winteranns), tonisch und etwas scharf aromatisch, aber zum thierärztlichen Gebrauch viel zu theuer (o); — n)Zimmt, Z im in trin de (Cortex (Hmiamoni s. Cundla ceylunica, s. CinrwmomVM anttuiu) (30,0 3 Sgr. lü Pfg.) und Zimmtcassia (Cassia dnnamomeo.) (30,0 '2 Sgr. 8 Pfg.), flüchtig und angenehm aromatisch; sie bringen aussei- den Wirkungen der aromatischen Mittel überhaupt, auch noch speeifisch eine erhöhte Thätigkeit in der Gebärmutter hervor, und werden deshalb bei zu geringen
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Kampher.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;175
Geburtswehen und bei iitüiiischeu Blutflüssen aus der Gebärmutter, für Pferde und Kinder 16,0, für Schafe 4,0, für Hunde i—ä Gnu., Im Infnsuin von Kamillen und dergleichen benutzt; — o) Pom eranzense halen (Cortices Aurantiomm) (30,0 1 Sgr.), bitter aromatisch, zu entbehren; unreife Pomeranzen (Fructus Aunmtioriim iinmatiiri), mehr bitter, gleichfalls zu tlicuer und entbehrlieh; Pomeranzenblätter (FoliaAurantiorum), von geringer Wirksamkeit, ganz entbehrlich; — yi) Gitronenschalen (Cortices Citri), schwächer tonisch als die Pmneranzenschalen, höchstens als Hausmittel zu benutzen; — ry) Gewürznelken (GaryophylU aromatici), sind das feurigste imd stäikstc gewürzhafte Mittel, und bei allen, in hohem Grade asthenischen, torpiden Zuständen zu benutzen, jedoch nur sehr selten angewendet (30,U 1 Sgr. 10 l'fg.j; — r) die Cube heu, der Cu bebenpfeffor (Cnbehae s. J'iper caudatum), auch zu theuer (oü,() 4 Sgr.), und s) die Paradieskörner (Grana J'aradisi), sind dem Pfeffer ähnlich, etwas milder, jetzt nicht mehr ge-bräuchlich; — ï) der Coriander (Semen Goriandri) und u) der römische Kümmel (Semeraquo; Cnmini), kommen mit dem gewöhnlichen Kümmel (therein, sind zu theuer und ganz zu entbehren; — und u) der Theo, chinesische Theo (Folia Tkeae), ätherisches Ool, Gerbsäure und Thciu enthaltend, das Gcfüss- und Nervensystem erregend, ist bei asthenischen Zuständen und Krämpfen im Infasum mit Wasser zu benutzen.
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Zweite Abtbeilung. Kampher oder Camphor. (Oamphora.)
Von Campliora olVieinarum s. Lauras camphora Lln., 9. Kl. 1. Ordn., Farn. I^aurineae, Bivume in China, Japan, Cocliiuchina und Java.
sect;. 237.
Der Kampher ist eine weisse, etwas durchscheinende, sehr leichte Substanz von eigenthünilichem, durchdringendem aromatischen Geruch und etwas bitter-aromatischem Geschmack; beim Kauen erzeugt er im Munde zuerst ein Gefühl von Wärme, nachher aber von Kälte. Er verdunstet selbst bei gewöhnlicher Temperatur sehr leicht; er lässt sich schwer pulverisireu, weshalb man früher ihn schabte (Camphora rasa); mit einigen Tropfen Weingeist befeuchtet ist er jedoch pulverisirbar. Weingeist, Aether, ätherische und fette Gele, auch Essigsäure lösen ihn leicht auf, ohne ihn zu zersetzen, aber die concentrirton Mincralsäurcn thun letzteres; in Wasser löst er sich äussert wenig (in 525 Tbeilen Wasser nur 1 Thoil Kampher), aber durch Schleim, Eiweiss und Eigelb kann er leicht mit grosseren Mengen Wassers innig gemengt werden (Emulsionform). Aetzondc Alkalien lösen ihn nicht auf, mit Seifen verbindet er sich jedoch leicht.
Der Kainpber findet sich als ein von der Natur erzeugter Stoff' in mehreren Pflanzen, z. B. in vielen Labiaten, in dem exotischen Kainpherbaum, und besonders in dem oben genannten Lauras campliora. Aus dem Holz, den Zweigen und Blättern des letztern Baumes wird der gewöhnliche Kam-
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170nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Kainphor.
jilicr zuerst durch Destillation mit Wasser in grossen eisernen Gefässen mit aufgesetzten irdenen Helmen, die im Innern mit Keisstroh gefüllt sind, gewonnen, dann aber mit Zusatz von ungelöschtem Kalk, Kreide und Knochenkohle in gläserneii Gefässen subliinirt und gereinigt oder raffinirt1.
In den Labiaten besteht der Kampher nur in flüssiger Form, gebunden an ätherisches Oel, aus welchem er aber nach einiger Zeit sich von selbst in krystallinischer Form ausscheidet. Die Menge des Kamjdiers in den Labiaten ist zwar nur gering, aber das Vorkommen in dieser Verbindung deutet auf' die nahe Verwandtschaft des Kamphers mit den ätherischen Üelen, und noch mehr zeigt sich dies in der elementaren Zusammensetzung, indem diese der der ätherischen Oele ganz ähnlich ist, nämlich grösstentlieils Kohlenstoff (79,28), Wasserstoff (10,30,) und Sauerstoff (10,06), oder nach chemischer Formel: C^ILO.
Hiernach erscheint der Kampher als ein modificirtes, erstarrtes ätherisches Oel, als ein sogenanntes Stearopten.
sect;. 238. In seinen Wirkungen auf den Thierkörper zeigt der Kampher mit den ätherisch-öligen Mitteln eine grosse Aehnlichkeit, aber mit keinem dieser Mittel eine völlige L'ebereinstimmung, sondern er verhält sich in mehrerlei Hinsicht von ihnen doch etwas verschieden.
In physiologischer Hinsicht ist hierüber Folgendes zu bemerken.
Wenn man einem gesunden Pferde oder Rindvieh 1—2 Drachmen (c. 31,2—8 Gramme) pulverisirten und mit einem fetten Oel oder mit Eigelb und Wasser abgeriebenen Kampher eingiebt, so bemerkt man in der Kegel nur folg. nde geringe Erscheinungen: die Schleimhaut des Maules wird zuerst etwas dunkler geröthet, und die Absonderung des Schleims bald mehr, bald weniger vermehrt (wohl nur in Folge und nach dem Grade der örtlichen Reizung); — nach 10—15 Minuten fühlt man die Arterien voller, aber nicht viel härter und ihre Pulse um 2, 5—8 in der Minute vermehrt; die Schleimhaut der Nase und die Bindehaut der Augen wird nun ebenfalls etwas mehr geröthet, der Blick etwas muntrer, und die ausgeathmete Luft nach Kampher riechend; die Respiration selbst bleibt aber mehrentheils unverändert oder wird nur unbedeutend verstärkt; ebenso wird die Temperatur und die Ausdünstung der Haut nur wenig oder gar nicht erhöht, letztere auch nicht nach Kampher riechend; der Urin, der Koth, und bei Kühen die Milch, erscheinen nach einer einzelnen solchen Gabe nicht verändert. Macht man gegen 1 bis l'/a Stunden nach dem Eingeben einen Adcrlass, so zeigt das Blut, im Vergleich zu dem Blut, welches man vor dem Versuch von dem Thierc genommen hat, eine etwas heller geröthete Farbe, es gerinnt schneller, scheidet nicht so viel Faserstoff und Serum aus, und oft gerinnt es zu einem gleichförmigen Kuchen, während das zuerst abgelassene Blut sich bald in die gewöhnlichen Bestandtheile zersetzt (eine Erscheinung, die ganz constant auch nach grosseren Gaben zu bemerken ist). — Mit Verlauf von 2 Stunden
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1 Aussei' dein auf diese Weise gewonnonen, gewölinliolien oder offijinellen Kamplier giebt es noch c o n er e te n Kampher, der sieli iu dem auf Borneo und Sumatra ciuljuiuii-bohen Kainpherbaum (Dryobalauojis Camphora) lindot, aber zu thouer ißt.
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Kampher.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;177
nelimeii die bemerkten Veriiudeningeu alhniilig wieder lt;ib, mul nach etwa b Stunden ist jede Spur dieser Wirkung verschwunden.
Bei Schafen bemerkt mau Hrbuliche Erscheinungen nach der Anwendung einer halben bis ganzen Drachme (circa '2—-1 Gramme), und bei Hunden nach der Anwendung von 10—30 Gran (circa ï/g—2 Gramme) des Mittels; — aber von Gaben, die kleiner waren als die eben bezeichneten, habe ich bei den verschiedenen Thieren im gesunden Zustande niemals eine bestimmte Wirkung- wahrnehmen können.
Giebt man auf dieselbe Weise einem grossen Ihuistbior '/a—1 Unze (16,0—30,0), einem Schafe 1—l1^ Drachme (4—(gt; Giv.mme), und einem Hunde 1/g—l Drachme (2,0—4,0), so entstehen die eben angefühi'ten Erscheinungen in derselben Art, jedoch im starkem Grade und deutlicher; ausserdem finden sich noeb in den meisten Fällen leichte Zuckungen au den Lippen, zuweilen auch an den Muskeln des Hinterkiefers, des Halses und an den oberflächlichen Muskeln der Hinterbacken. Diese Zuckungen treten jederzeit etwas später ein, als die Veränderung am Pulse; sie wiederholen sieb in sein' ungleichen Zwischenräumen, bald oft, bald selten, und sind zuweilen nur während einer, oft aber durch 3—4 Stunden zu bemerke)!. In den meisten Fällen war dabei die Empfindlichkeit etwas erhöht, der Puls zuletzt kleiner, aber dabei noch beschleunigt, DasAthmen geschab schneller, und die ausgeatlnnetc Luft roch durch mehrere Stunden stark nach Kampher. Die Dauer der ganzen Wirkung war nicht viel länger als nacli einer kleineren Gabe, nämlich 3—5 Stunden.
Nach der Anwendung einer Gabe von 60—120 Grammen Kamphers bei gesunden Pferden und Kindern, oder 8—16 Grammen bei Schafen, und von 4—12 C! rammen bei Sunden, zeigte sich zuerst die erregende Wirkung an den Schleimhäuten, am Puls, Herzschlag' undAthem, wie von den kleinen Gaben ; aber die Convulsionen an den Lippen, an den Kaumuskeln, Halsmuskeln u. s.w. traten viel heftiger ein ; sie ergriffen dasThier sehr plötzlich, und äusserten sich zum Theil in einzelnen auf einander folgenden Erschütterungen, welcbe vom Kopfe her auszugehen schienen und sich nach allen Bichtungen so schnell verbreiteten, dass sie den Wirkungen der electrischen Schläge ähnlich erschienen ; zum Theil äusserten sie sich aber auch in einer langsamem Zu-samiuenziehung der Streckmuskeln am Halse, so dass dieser und zugleich der Kopf von Zeit zu Zeit durch einige Secunden in die Höhe gehoben, und ganz steif ausgestreckt wurde. Pferde erhielten dabei das Ansehen , als ob sie am Starrkrampf des Vorderkörpers litten. Zuweilen wurden auch die Beugemuskeln des Halses vorherrschend vom Krampf ergriffen, so dass der Hals nach unten oder nach einer .Seite gekrümmt erschien. Zwischen diesen beiden Formen der Krämpfe trat noch, ebenfalls von Zeit zu Zeit wiederholt, ein uuwillkührlichcs Kauen ein, wobei die Thiere durch eine, halbe bis ganze Minute den Unterkiefer sehr schnell bewegten und oft seitwärts gcriciitot hielten. Hunde zeigten dieses Kauen in grösster Heftigkeit, und dabei zugleich eine stark vermehrte Absonderung von Speichel und Schleim im Maule, wodurch gewöhnlich ein dicker Schaum an demselben entstand, und die Thiere ganz so wie mit Epilepsie behaftet aussahen. Man hat diese Zufälle sogar mit denen der Hnndswuth ähnlich finden wollen, llei den übrigen Thieren war die Absonderung im Maule nur unbedeutend vermehrt, und bei inanchen Pferden fand ich das letztere sogar etwas trockener als vorher. — Mt den
llEitTwio, Amiciinittelloliro. 5. Auflage,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;\J
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Ctmvulsiouen, oft auch schon vor ihrem Eintritt, orschien dioEmplindlichkeit stets erliiilit. Die leiseste Boriihruug der Thiero (besonders das Betasten der Augen, und das Aufheben des Kopfes), oder ein geringes Geriiuscli, selbst das Auftreten mit ihren eigenen Fassen auf den Erdboden, erregte die Con-vulsionen augenblicklich von ncuein, und man konnte dieselben durch solche iinssere Einwirkungen ganz willkiihrlich hervorrufen. War es in der Nähe der Thiere recht rahig, und waren diese sich selbst überlassen, so traten die Anfälle seltener ein, als unter entgegengesetzten Umständen.
Bei und zwischen diesen Convulsionon haben die Thiere in der ersten Zeit, und oft auch, wenn die Wirkung nur einen massigen Grad erreicht, während der ganzen Dauer derselben ihr völliges Bewusstsein; denn sie kennen den Wärter, hören auf den Zuruf, sehen und fürchten den drohenden Stock, Pferde wollen schlagen, Hunde beissen u. s. w. Dagegen leidet aber die regehnässige Bewegung fast immer; die Thiere heben wenigstens beim Gehen die Beine höher auf, springen auch zuweilen unregehnässig vorwärts oder zur raquo;Seite, drehen nach einer Seite und dergl. Manche Hunde krochen nnwillkübi'lich und mit sonderbaren (Jebordcn rückwärts, wenn sie vor einem hinter ihnen befindlichen Stock vorwärts fliehen wollten, und es war deutlich zu sehen, dass ihre Gesammtbeweguugen nicht mehr unter der Kraft des Willens standen, insbesondere nicht mehr gehörig combinirt wurden. Diese Erscheinungen waren jedoch nur von kurzer Dauer, und nach ihrem Verschwinden war die Bewegung und dns Benehmen der Thiere wieder regel-mässig. — Manche Thiere zeigten Schmerz im Leibe, sahen sich nach demselben um, wälzten sich auch, setzten oftKoth ab, stellten sich oft zumUriui-ren; Pferde hingen den Penis aus und trippelten mit den Pussen, jedoch ohne viel Urin zu entleeren. Der Appetit war immer unterdrückt, die Temperatur der Haut erhöht und die Venen der letztem waren reichlieh mit Blut erfüllt.
Gowölmlicli waren nach 4, 8, höchstens 12 Standen die Krämpfe schwächer und seltener, die erhöhte Empfindlichkeit verschwunden, die Bewegung und der Gang wieder ganz rcgelmässig, die Thiere crsc'iienen munter und zeigten Appetit; aber die Pulse blieben noch bedeutend vermehrt (zuweilen bis 100 in einer Minute), Jedoch klein und weich. — In anderen Fällen-wurden die Krämpfe binnen kurzer Zeit sehr heftig, und die Thiere dabei so angegriffen, dass sie sich während dos Anfalles nicht auf den Beinen erhalten konnten, sondern niederstürzten und dann mit Kopf und Piisseu herumschlugen. Dabei wurde gewöhnlich das Maul weit geöffnet, der Augapfel heftig nach verschiedenen Seiten gerollt; Pferde wieherten von Zeit zu Zeil. Hunde und Schafe schienen zuweilen am Hintertheil gelähmt zusein; sie lagen mit demselben fest auf dein Boden, während sie sich mit dem Vorder-theil aufrichteten und die Vorderfüssc ängstlich nach allen Seiten bewegten. Im höchsten Grade der Wirkung verloren die Thiere das Sehvermögen, das Gehör und Gefühl, und dabei auch das Bewusstsein; aber sowohl dieses wie auch dieSinnesthätigkeit kehrten wieder, wenn derParoxysmua vorüber war. Nach mehreren solchen heftigen Anfällen minderten und verloren sich entweder die Erscheinungen, oder sie wurden heftiger, anhaltender und gingen zuletzt in einen, dem Schlagfluss ähnlichen Zustand über, in weichein die Thiere mehrentheils betäubt lagen, nur zuweilen noch einige convnlsivische Bewegungen machten und zuletzt unter denselben starben.
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Kampbor.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;171)
Machte man zur Zeit der heftigen Krämpfe einen Aderlass, so minderten sich die Zufälle hierauf ganz sichtbar.
Die Zeit des Eintrittes, der Grad und die Dane.quot; der Erscheinungen war hoi verschiedenen Tliiercn derselben Art nach einer gleichmässig grossen Gabe des Kamphors sehr verschioden. Vitot sah n.icli einer halben Unze (15 Grrni.) sehr starke Zufälle, und nach 1 Unze (150 G-rm.) den Tod hei vier Pfordc-n erfolgen '; und T abourin - hat diese Wirkung von ÖOGrm. erfolgen sehen. Dagegen habe ich oft von Gaben bis zu HO Grammen bei Pferden kaum die Spur von Nervenzufällen, und von woniger als 2 Unzen niemals den Tod entstehen sehen; bei manchen Pferden trat er erst nach G Unzen (180,0) ein; einzelne Hundo starben von 2 Drachmen (8,0), andere ertrugen 1li Unze (15,0) ohne heftige Wirkung, und hei Schafen verhielt es sich nach Gaben von 3—4 Drachmen (12,0—15,0) ganz ähnlich.
Wiederholt man grosse Gaben des Kamphors in mehreren Tagen nach einander, so erscheinen die Zufälle der primären Aufregung nach den späteren Gaben gewöhnlich immer schwächer; aber die Hautausdünstung erhält einen deutlich erkennbaren Geruch nach Kampher, der sich auch am Blute und, jedoch weniger stark, am Urin und bei Kühen au der Milch wahrnehmen lässt. Zuweilen tritt aber auch nach mehreren massigen Gaben eine starke und anhaltende Wirkung ein. Thierarzt Kitzel (Teutsche Zeitschr. Bd. X. lieft 2. 8. 190) sah bei einer Kuh von nicht ganz 1.0 Drachmen (ca. .'38,0) Kamphers, welche mit Altlieescbleim in 5 Tagen eingegeben waren, nach der letzten Gabe noch keine Wirkung; aber am folgenden Tage liess die Kuh vorn Fressen ab, am dritten traten Kolikzufälle ein, am vierten hatte sie dieselben noch und dabei 80 l'ulse und 25 Athemzüge in der Minute; auch will der Beobachter einen kaum merklichen Kamphergeruch in der llantans-dünstung wahrgenommen haben. Am fünften Tage ermunterte das Thier sich und am sechsten frass es wieder, aber es erholte sich spät, blieb lange matt und magerte am Hintertheil gänzlich ah. Das Thier hatte an Nymphomanie gelitten, welche sich auf die ersten Gaben gemindert, und nach der heftigen Wirkung ganz verloren hatte, aber es war durch den Schwund in seinem Werthe vermindert.
In den Cadavern der mit Kampher getödteten Thiere findet man: einen starken Kamphergeruch an und in den meisten Eingeweideu, selbst im Gehirn, und oft auch an den Muskeln; — das Blut überall schwarz und Hiissig;
—nbsp; die Schleimhaut des Magens und Darmkanals, namentlich am Dickdarm, entzündet, jedoch in den einzelnen Fällen nicht gleichartig, sondern hinsichtlich des Grtes, der Ausbreitung und Heftigkeit sehr verschieden; — an den Nieren undGescIilechtstheilen nichts Abnormes; dieHarnblase bald voll bald leer, ihre Schleimhaut etwas stärker gerötbet; — die Lungen ganz massig aufgetrieben, aber stärker gerfithet; das Her/, dunkelroth, seine Gofässo stark mit Blut angefüllt, die Kammern und Vorkammern desgleichen, und die innere Fläche mit dunkelrotben Moeken (mit kloinen Ecehymosen) besetzt;
—nbsp; nbsp;Luftröhre und Kehlkopf, Maul- und Racheuhöhlo ohne Veränderung; die Hirnhäute, das grosse Gehirn, die Adergeflechte und das Rückenmark,
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1 Mcdocine vc'tpmiairc, p. 284.
'2 Miilüiie medicate, Tome 1. p. 714 und Journ. de mód. vétcrin. de Lyon 1853. p. I t.
12*
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vorzüglich aber das kleine Gehirn, den Hirnknoten und das verlängerte Mark mit dick aufgetriebenen Gef'iissen versehen und in ihrer Substanz sehr blutreich.
Tödtet man ein mit grossen Gaben Kamphers behandeltes Thicr gleich nach dem Eintreten der Convulsionen, so findet man am kleinen Gehirn, am Hirnknoten und am verlängerten Mark einen stärkern Blutreichthuni.
Kampher, der bios in Stückchen gethcilt und Hunden in der Quantität von 8—12 Grammen eingegeben worden war, erzeugte solche Zufälle, welche den vorhin beschriebenen ähnlich waren, dieselben traten aber langsamer und in grosseren Zwischenräumen ein; der Tod erfolgte erst, nach 2, 4—0 Tagen, und bei der Section fanden sich an der Schleimhaut des Magens mehrere Geschwüre, deren Ränder über die Fläche hervorstanden.
Spritzt man in die Drosselvene eines Pferdes 15—20 Gran (ca. 1—1 '4 Gramme), oder bei Hunden 8—IGran (18—24 Centigramme) Kampher, der in einer ganz dünnen Emulsion von arabischem Gummi und Wasser enthalten ist, so entstehen fast augenblicklich schnelles, kurzes und beschwerliches Athemholen mit starkem Ziehen der Kippen, dabei zuerst voller, hernach kleiner und schneller Puls, pochender Herzschlag, Krämpfe an verschiedenen Thcilen des Körpers, namentlich an den Muskeln der Brust und des Halses, oft wieder ähnlich den electrischen Erschütterungen, convulsivisclies Kauen, Schwindel, zuweilen Rückwärtsgehen und selbst Niederstürzen, Böthang der Schleimhaut und dergl. Diese Zufälle wechseln mit ganz ruhigen Perioden, und verschwinden gewöhnlich nach einer Viertel-bis ganzen Stunde. Einigen Pferden habe ich selbst eine halbe bis ganze Drachme Kampher injicirt, obne dass heftigere Zufälle eingetreten sind ; andere starben dagegen von solchen Gaben unter Erstickungszufällen, oder an nachfolgender Lungenentzündung. — Viborg1 sali ein Pferd sogar nach der Injection von nur 15 Gran Kampher, der in Branntwein aufgelöst war, sterben, während andere Pferde auf dieselbe Weise bei seinen Versuchen 3n Gran ohne besondere Wirkung ertrugen. — Hunde sterben gewöhnlich, wenn man ihnen 6 Gran oder mehr Kampher in die Drosselvene spritzt.
Subcutano Injectionen von 15—30 Gnn. Kampher-Spiritus erzeugten heftige Heizung, Entzündung, in einigen Fällen selbst Necrose des Bindegewebes.
In Wunden gebracht verursacht der Kampher eine massige Heizung, vorzüglich aber eine grösserc Köthung der Wundfläche, und bei längerer lie-rührnug auch wirkliche, alier nur massige Entzündung. Orfila2 sah bei einem Hunde von 22,5 Grmm. Kampher, die in Oel aufgelöst auf das Zellgewebe an der innern Fläche des Schenkels applicirt waren, nach 2-1 Stunden die oben angegebenen Nervenzufälle und 2 Tage darauf den Tod erfolgen, ohne dass an dem Gliede sehr auffallende Veränderungen entstanden waren.
Wird der Kampher in Pulverform auf die unverletzte Haut gelegt, so verursacht er blos etwas vermehrte Wärme und (bei weisser Haut) Köthung. Entzündung oder Bläschen entstehen niemals, und die Thiere zeigen durch ihr ruhiges Verhalten, dass die Empfindlichkeit auch nicht schmerzhaft erhöht wird. Allgemeine Wirkungen sah ich hiervon niemals entstellen.
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1 Scheel, die Transfusion des Blutes. SterBd, S. 222—224. a Allgemeine Toxikologie. 2ter Bd. S. 340.
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Kampher,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 181
sect;. 289,
Aus den vorstehenden Angaben, welche sich auf zahlreiche von mir unternommene Versuche stützen, ergeben sich folgende Resultate, die bei der Anwendung des Kampliers an kranken Thieren beachtouswerth sind und ihr grüsstentheils zur Leitung dienen können:
a.nbsp; nbsp;Der innerlich angewandte Kampher wird binnen kurzer Zeit von den Blutgefässen unverändert aufgenommen und mit dem Blute gemischt, aber auch bald wieder aus demselben entfernt, und zwar gnisstenthcils durch die Lungen ausgedünstet.
b.nbsp; nbsp;Seine ersten Wirkungen, besonders von'kloinen und mittleren Gaben, sind fast mir allein an den Blutgefässen und am Blute zu erkennen, und aussern sich wesentlich in einer erhöhten Wärme uud Expansion des Blutes selbst. — Dieses deutet auf einen eigentl.ümlich erhöhten Lebeusprocess im Blute und es lässt sich hieraus nicht nur die vermehrte Fülle und Ausdehnung der Gefässe, die hellere Böthung, die innigere Mischung und Bindung der Bestandtheile und die gleiclunässigere Gerinnung des Blutes, sondern auch das Bestehen der übrigen Erscheinungen und die heilsame Wirkung dos Kampliers bei gewissen astheniseben Krankheitszu-stiinden genügend erklären.
c.nbsp; nbsp;Der Kampher wirkt aber auch flüchtig erregend auf das Nervensystem, erhöht in gewissen Gaben das Gemeingefühl und die Sensibilität, macht die Thiere munterer und die meisten Functionen lebhafter, namentlich aber die willkührlicheu Bewegungen; in grossen Gaben stört er dagegen, wie es scheint durch Ueberreizung und durch Druck der Blutgefässe auf die Contraltheile des Nervensystems, die freie und regelmässige Ausübung der letzteren, bewirkt Convulsionen, vorzüglich in den zur Respiration dienenden Muskeln, Erstickungsznfälle und selbst den Tod (daher das schwarze Blut in den Cadavern),
d.nbsp; nbsp;Da nach Floureus1 und nach meinen eigenen Versuchen2 die regelmässige Ausführung der willkührlichen, für gewisse Zwecke combinirten Bewegungen der Thiere, vorzüglich durch das kleine Gehirn, den Hirnknoten und das verlängerte Mark vermittelt wird; — da mechanische Reizungen dieser Theile ganz ähnliche Erscheinungen veranlassen, wie die zu grossen Gaben des Kamphers; — da man die genannten Hirntheile nach angewendetem Kampher vorzugsweise mit Blut übermässig vorsehen findet; — da die durch den Kampher erzeugten Convulsionen in der ersten Zeit und selbst bis zu einem sehr hohen Grad ohne gleichzeitigen Verlust der Sinnesf'uuctionen und des Bewusstseins bestehen; — und da auch diese Couvnlsiouen mit denen, welche von den Krähenaugen verursacht sind, darin übereinstimmen, dass sie electrisclien Erschütterungen ähnlich sind und durch äussere Einwirkungen erneuert und verstärkt hervorgerufen werden können, — die Wirkung der Krähenaugen aber, als speeifisch auf das verlängerte Mark gerichtet, anerkannt ist; so halte ich es für mehr als wahrscheinlich: dass der Kampher eine vorherrschende und gewissermansse n speci-fische, zuerst reizende dann aber deprimirende Wirkung auf
'Floureus, Versuche und Untersuclimigcu iilier flic Eigcnsclniften und Ven'icli-tiiugon dos Nervensystems. A, d. Franz. von Becker, Leipzig 1824. '* Ueoker's Anniilcii der Heilkunde. Hd. V, Heft 1 und 2.
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182nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Kampber,
das kleine Gehirn, das verlängerte Mark und den Hirnknoten a ii s ü b t.
c. Wie aber eine Arznciwirkung- bei ibrcni Verlauf niemals auf ein Organ und selbst nicbt auf ein organisches System allein beschränkt bleibt, so breitet sich auch die Wirkung des Kamjihers im weitern Verlaufe über das ganze Nervensystem, und zunächst über das grosso Gehirn und Bückenmark aus, besonders wenn grosse Gaben des Mittels angewendet worden sind.
ƒ. Die Wirkung des Kamjihers auf das Nervensystem entsteht zum Theil wohl durch unmittelbare Berührung mit den Nervenausbreitungen in den Verdauungseingewciden u. s. w., vorzüglich aber durch den unveränderten Uebergang des Mittels in das Blut, durch stärkern Andrang desselben zu den genannten llirntheilen, und durch seine stärkere eigene Ausdehnung daselbst, wodurch Ueberfüllung und Ausdehnung der Gefässe, und ungleicher, überrnässiger Druck auf jene Hirntbeile erzeugt wird. Dass von dem letztem wenigstens die heftigen Zufälle sehr abhängig sind, wird aus der Verminderung derselben durch einen Aderlass und durch die Anwendung von kühlenden, zusammenziehenden Mitteln wahrscheinlich.
lt;/. Mit Ausnahme der Haut- und Lungenausdünstung befördert und ver-mehrt der Kampher keine Ab- und Aussonderungen, ja er scheint die Absonderungen in den Nieren und in den Schleimhäuten (ausgenommen die des Mauls bei der örtlichen Einwirkung des Mittels auf diese) noch zu vermindern.
h. Die erregende Wirkung von massigen Gaben dos Kamphers erstreckt sich auf etwa 2—4 Stunden und geht, bald mehr, bald weniger deutlich, in Abspannung und Erschlaffung über, wenn sie nicht durch eine wiederholte Anwendung des Mittels unterhalten wird. Bei oftmaliger Wiederholung wird die Empfänglichkeit für dasselbe sehr vermindert.
i. Tn die Blutadern unmittelbar durch Einspritzungen gebracht, erzeugt der Kampher im Wesentlichen dieselben Wirkungen wie bei der innerlichen Anwendung; sie sind aber selbst nach kleinen Gaben sehr heftig, und der zwanzigste, dreissigste, selbst der fünfzigste Theil einer Gabe, die vom Magen her nur ganz massig wirkt, kann als Injection lebensgefährliche Zufälle herbeiführen,
/,. Er wirkt auch örtlich auf alle 'organischen Gewebe als erregendes Mittel, und bringt bei längerer Berührung selbst Entzündung hervor; allein die örtliche Wirkung ist im Verhältuiss zu der allgemeinen, so wie zu der Wirkung anderer Erregungsmittel, die dem Kampher an allgemeiner Wirksamkeit kaum gleich sind, immer nur sehr gering.
/. Die Wirkungen dosKamphors stimmen zwar mit denen der ätherischöligen Mittel im Allgemeinen darin überein, dass beide hauptsächlich auf die Erhöhung der Lebensthätigkeit im Blutgefässsystem und im Blute, und auf die Erregung des Nervensystems gerichtet sind; sie unterscheiden sich aber von einander dadurch: dass 1) die ätherischen Gele mehr die Irritabilität der Gefässe und Fasern, der Kampher aber fast nur allein die Sensibilität erhöht; — 2) dass den ätherischen Gelen die speeifischen Kräfte des Kamphers, die Expansion des Blutes in so hohem Grade zu bewirken und die Functionen einzelner Centralorgano des Nervensystems umzustimmen, mangeln; — .'!) dass der Kampher weniger stark örtlich erregend einwirkt, als die ätherischen Gele, und 4) dass er nicht so bedeutend wie diese die Functionen der Beproductionsorgane erhöht, und die Absonderungen in den
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Kampher.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;] 83
Sc'hleirnhäuten und in den Ilarnwcrkzeugen gar nicht vermehrt. Doch ist wohl zu bemerken , dass diese IJntcrscliicdc nicht hei allen ätheri.sch-üll^cn Mitteln gleichmässig bestehen (wie dies auch aus ihrer Darstellung in der vorigen Abtheiluug hervorgebt), sondern theils'von der Art des ätherischen Oels (sect;. 190), theils von den übrigen Bestiuultbeilen (sect;, 191, sect;• 194) bedingt und oft z, B. in denen, die ein kampherartiges älbcrischcs Oel enthalten, nur sehr gering sind.
in. Endlich hat auch der Kampher mit dom Weingeist, mit dein Aether und einigen narkotischen Mitteln , namentlich aber mit den Kriihonaugen einige Verwandtschaft in den flüchtig erregenden und darauf folgenden betitubendeu Wirkungen.
sect;. 240.
Auf den kranken Thierkorper wirkt der Kampher im Wesentlichen auf dieselbe Weise speeiiisch und flüchtig erregend, wie auf den gesunden; aber die iiusseren Erscheinungen der Wirkung werden durch die vorhandene Krankheit und durch die davon abhängigen Zufälle modificirt, und sind dalier oft ebenso verschieden wie diese selbst. Hierin, und vorzüglich in der Beseitigung oder Vermehrung einzelner Krankheitszufällc beruht es, dass man dem Kampher bei Krankheiten vielerlei, und selbst einander entgegengesetzte Hellwirkungen zuschreibt und ihn z. B. bald als erregend, erhitzend, stärkend, bald als beruhigend, narkotisch, kramp?- und schmerzstillend, als sebweisstreibend, auch als kühlend, als fäulnisswidrig u. s. w. betrachtet. Man sieht allerdings, dass er auch bei kranken Thieren fast immer, besonders nach richtiger Indication und nach gehörigen Gaben angewendet, unter andern auch die Sinnesthätigkeit erhöht, also aufregt, — dass er zuerst Orgasmus im Blute, schnellere Respiration, erhöhte Wärme, und dabei ein Gefühl von Hitze erzeugt; — dass er die meisten Functionen, besonders die Bewegungen der Muskeln für die erste Zeit seiner quot;Wirkung energischer macht, also scheinbar stärkt; — dass er bei asthenischen Fiebern die zu sehr vermehrte Zahl der Pulse mindert, indem er theils eine weitere, regehnässige Expansion und vermehrte Energie der Gcfässe, oder die Ausscheidung zurückgehaltener Secretionen und die Krisen befördert-, dass er ebenso astheuisch-nervöse Zufälle beseitigt; — dass er durch den Orgasmus des Blutes und durch den vermehrten Andrang desselben zur Haut oft Bchweiss erzeugt, dagegen aber auch durch Beschränkung des etwa vorhandenen fauligen Zersetzungs-processes, und nach dem Aufhören der erregenden Wirkung die Temperatur vermindert und somit kühlend wirkt; man irrt aber sehr, wenn man dieser Veränderungen wegen den Kampher für ein blos erhitzendes, oder für ein direct kühlendes, krampfstillendes und dorgl. Mittel hält, und ihn als solches benutzt, da sie alle (wie dies im vorigen sect;. gezeigt ist) zum griissten Tiieil hlosse Nebcnw'.rkungen und Folgen von seiner eigenthümlichen Wirkung auf das Blut sind, und ohne diese Wirkung theils gar nicht, theils nur sehr unvollständig entstehen.
sect;. 241.
Diese cigentbürnliche Wirkung des Kamphers muss daher auch bei seiner Anwendung gegen Krankheiten hauptsächlich beachtet werden; es giebt jedoch auch Kraiikhcitsverhältnissc, bei denen er in seinen Nebenwir-
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1^4nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Kampher,
kungen selir sohHtzbar ist. Dio [adioatlonea für seinen Gebrauch sind daher mehrfach.
1) Die allg'cmoinste und wichtigste Indication für dio innerliche Anwendung ist diejenige Art der wahren Schwäche, welche in einem #9632;/ai sehr herabgesunkenen Lehens process im. Blute besteht, und wobei das letztere seine lebendige Ausdehnung und seine Beizkraft auf das (ref'ä sssystem, die Nerven und andere Organe grössteutheils verloren hat, sich passiv in einzelnen Organen anhäuft, eine Neigung zur Zersetzung annimmt, und beiden höheren Graden dieses Zustandes wohl auch wirklich eine f'ä ulnissäh nliche Zersetzung- erleidet.
Also bei Krankheiten mit kleinem, leereu, weichen Puls (Zusammenfallen, Collapsus der Arterienwiinde), wobei die einzelnen Schläge zuweilen langsam, unregehnässig, zuweilen auch fieberhaft schnell auf einander folgen; bei blassen, oder entgegengesetzt blaurothen oder bleifarbigen, zuweilen mit dunklen Flecken (Ecchymosen) verseheneu Schleimhäuten, bei eingefallenen, matten Augen, kühler, welker, schlaffer, zuweilen mit klebrigem oder mit kaltem Schweiss bedeckter Haut; verminderter Wärme der Ohren, der Nase und Extremitäten; schlaffen Muskeln, Kraftlosigkeit, Abgestumpftheit der Sinne, Neigung zu schlafen; hei zähem, schleimigem Urin, stinkender Hant-ausdünstung; bei Extravasatcn, welche ohne äussere Ursache an verschiedenen Theilen des Körpers entstanden sind, oder auch, wo Zuckungen oder Lähmungen bei Jenen Erscheinungen eintreten, und da, wo das ans der Ader gelassene Blut eine schwarze Farbe, theerartige Beschaffenheit, zu leichte Zersotzbarkeit oder gänzliche Ungerinnbarkeit zeigt.
Ein solcher Schwächeznstand kommt sowohl primär und für sich allein bestehend, wie auch seenndär, im Verlaufe anderer Krankheitszustände und nach denselben vor, und der Kampher findet daher eine häufige und wohl begründete Anwendung bei Krankheiten, die hinsichtlich ihres Sitzes, ihrer Entstehung nnd ihres ursprünglichen Characters ganz verschieden von einander sind; denn es kommt bei dieser Anwendung durchaus nicht, auf die Krankheitsform und auf den derselben ertheilten Namen, sondern eben nur allein auf den bezeichneten allgemeinen Zustand an. Ist dieser zugegen, so ist der Kampher angezeigt, die Krankheit mag heissen und entstanden sein wie sie will. Mit diesem, auf echte Erfahrung gegründeten Ausspruche ist es nur allein zu erklären, dass der Kampher mit gleich gutem Erfolge beim Eaulficber und bei Entzündungen, nach Ent-zündungsfiebern n. s. w. angewendet worden ist.
Als die wichtigsten Leiden der Art sind z. B. zu nennen: asthenische Fieber, namentlich Typhus, Faulfieber; fast alle Formen und Arten der Anthraxkrankliciten, die mit dem Typhus eine gewisse Verwandtschaft besitzen; — sogenannte brandige Entzündungen, kalter Brand; ebenso vernachlässigte, oder übermässig schwächend behandelte Entzünlungsfieber und eben solche örtliche Entzündungen, wenn sie einen asthen'.sclien, torpiden Character angenommen haben, namentlich Lungenentzündungen, Bräune, Influenza mit nervös-torpidem Character, besonders in den späteren Stadion; — veralteter Kheumatismns, dergleichen Druse; bösartige Schafpocken, namentlich die sogenannten fauligen oder Aaspocken, und die Fäule der Schafe.
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Kiimplipr.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 185
—nbsp; Bei gut genährten, vollblütigen TLicrcu halten maiiclie Practikcr es für nützlich, in den typhösen Fiebern, bei brandigen Entzttnduugen und bei dem Anthrax der Anwendung des Kamphers einen Aderlass vorauszusohioken und ihn mit Salpeter in Verbindung zu geben.
sect;. 242.
2)nbsp; nbsp;Eine zweite, jedoch weit weniger genaue Indication für die Anwendung des Kamphers ündet sich bei sogenannten Nervenleiden. Mau hat ihn liier viel zu allgemein und einseitig gegen Krämpfe, Zuckungen, den Starrkrampf, die Epilepsie , Koller, Schwindel und Lähmungen empfohlen, ohne zu berücksichtigen, dass diese Leiden sehr oft nur Folgen oder Symptome sind, denen ein ganz verschiedenartiger pathologischer Zustand zum Grunde liegt, bei dem der Kampher nicht ohne Ausnahme nützlich, sondern wohl gar schädlich sein kann, oder dass sie mit wichtigen Oomplicationen verbunden sind, die den Gebrauch dieses Mittels entweder gar nicht oder nicht sogleich gestatten. Es ist hierüber noch sehr viel zu erforschen, und ich kann daher nur bemerken :
laquo;. dass der Kampher mir bei solchen Krämpfen und nervösen Zufällen nützlich ist, welche aus sogenannten dynamischen Missverhältnissen entstanden sind und den Character der torpiden Asthenie an sich tragen ;
h. dass dagegen die genannten Nervenzufiille im'Allgemeinen den Kampher nicht gut ertragen, sondern sich eher verschlimmern als bessern, wenn die Thiere gleichzeitig einen sehr hohen Grad von Sensibilität zeigen;
e. dass das Mittel ebenfalls mehr schadet als nützt, wenn Starrkrampf oder andere Krämpfe u. s. w. mit activen Congestionen zu inneren Organen, mit allgemeinem Orgasmus oder mit heftigem Keizlieber verbunden sind;
—nbsp; und
lt;/. dass es auch mehr schadet als nützt, wenn diese Zufälle von materiellen Beizungen, z. B. die Epilepsie junger Hunde von Eingeweidewürmern, entstanden sind, wenn fremde Körper in Wunden beim Wundstarrkrampf, Knochensplitter bei Brüchen von Schädelknochen, bei Brüchen und Verrenkungen der Wirbelbeinc und dergleichen als Ursachen zugegen sind. — Es ist leicht einzusehen, dass die, durch solche Ursachen entstandenen Reizungen des Nervensystems durch den Kampher nicht aufgehoben werden können, sondern dass sie vielmehr durch die reizende Wirkung dieses Büttels noch verstärkt werden müssen.
sect;. 243.
3)nbsp; Eine dritte Indication zur Anwendung des Kamphers findet sich wegen seiner diaphoretischen Wirkung bei solchen Krankheiten, welche durch Unterdrückung der Haut- und Lungenausdünstung entstanden, oder mit anhaltender Störung dieser Functionen verbunden sind, und welche sich am besten durch verstärkte Hautausdünstung entscheiden4, daher namentlich bei einfachen katarrhalischen und rheumatischen Fiebern, bei Rheumatismus aller Art, z.B. bei der sogenannten rheumatischen Bebe oder Erkälf uugsverfangen-heit der Pferde, bei dem Verfangen und der Steifigkeit des Bindviehes und der Schweine, bei rheumatischen Lahmheiten, bei Krämpfen, besonders bei rheumatischem Starrkrampf; bei rheumatischem Durchfall und Ruhr; — bei
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lS(jnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Kampher.
Katarrh, Druse, Staupe, katarrhalischer Bräune und dergl., so lange als noch nicht oino sthenischo Entzündung' eingetreten ist; dagegen ist er, wenn eine solche Entzündung schon besteht, in der Kegel schädlich.
Es kommt also hierbei wieder auf den Krankheitszustand an, der aber nicht von allen Practikern in jedem Falle gehörig beachtet wird, da man oft nur an die Entstehungsur.saclie der vorhandenen Uebel, die Erkältung, und an die schweisstreibeude Wirkung des Mittels denkt.
Der Kampher ist bei den bezeichneten Krankheiten am nützlichsten: entweder u) sogleich nach geschehener Erkältung, und wenn das Uebel noch in der Entwickelung begriffen ist; er unterbricht dann oft die letztere auf der IStelle und führt die Heilung iu der kürzesten Zeit herbei; oder b) später, zur Zelt der eintretenden Krisis, wenn die Höhe der Krankheit vorüber ist, oder wenn die letztere chronisch wird. In diesem Falle kann das Mittel ziemlich dreist angewendet werden; im erstem verlangt es aber grosse Vorsicht und in der Kegel muss ihm auch hier ein massig starker Aderlass vorausgehen (sect;. 241). — In jedem Fall, wo der Kampher als diaphoretisches Mittel angewendet wird, ist es zweckmässig, die Haut auch durch andere Mittel für seine Wirkung zu stimmen, wie durch Warmhalten des raquo;Stalles, durch reichliche Streu, durch warmes Bedecken der Thiere, durch Keibungen mit Strohwischen, und dureji Uunstbädcr.
sect;. 244.
4) Da man fast allgemein dem Kampher eine speeiiische, die Thätigkeit herabstimmende Wirkung auf die Nieren und die Geschlechtsthcilc zuschreibt1, so findet man auch eine Anzeige für seinen Gebrauch gegen solche Krankheitszustände, die mit heftiger Heizung dieser Urganc und mit iiber-mässigem Blutandrang zu denselben verbunden sind, wie namentlich Entzündung der Nieren, Blutharnen, Harnruhr, Blasenkrampf und daher entstandene Urinverhaltung, — ebenso gegen zu oft wiederkehrenden oder zu heftigen Begattungstrieb, Blutanhäufung und Stockung in den Eutern, asthenische und brandige Entzündungen in denselben und dergl.; — besonders aber, wenn die Krankheiten von dem Genuss scharfer Pflanzen oder von Canthariden entstanden sind. Ich habe ihn in vielen Fällen der Art mit gutem Erfolge angewendet, jedoch aussei- dem Blasenkrampf absichtlich nicht in ihrem ersten Stadium (besonders beim Blutharnen und bei der Harnruhr), und es schien mir in den Fällen, wo er sich am meisten heilsam zeigte, immer schon ein durch Ueberreizung entstandener seeundärer Zustand vorhanden zu sein, bei welchem das Blut durch die geschwächten oder selbst gelähmten (befasse der Nieren passiv in das Nierenbecken u. s. w. durchsickerte. Doch
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1 Ich kann aus eigener Erliihruiig den Beobachtungen niclit widersprechen, welche die Aerzte an Meusolicn Über dieae Wirkung gemacht haben, aber bei Tliierdii tnüchte ich sie ftlr jetzt noch nicht ala erwiesen annehmen, denn Ich habe 6 Hunde und 2 Haushähne dnreh 1—3 Monate lang täglich mit verschiedenen Gaben von Kamphc; tractirt, und als diese Thiere hierauf mit weiblichen Thiereu ihrer Art zusammengebracht wurden, zeigten sie sich ebenso bcgattungslustig wie vor dein Versuch. Für die obige Ansicht sprechen die von Kitzel oben (S. 179) mitgctheilte Beobachtung, und ebenso einige lieobachtungen ven Walch (Zeitschr. für Thierheilkundo, Bd. 3. S. 63).
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Kamphor.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; jg^
sah ich auch die schmerzhafte Reizung zum Uriniren, welche nach zu grossen Gaben der Canthariden entstanden war, nach der Anwendung des Kamphers sich sehr mindern. Dennoch muss hier, wie überall, bei reinen Entzündungen der Gebrauch dieses Mittels widerratlien werden.
sect;. 246. Die Gegenanzeigen, die den Gebrauch des Kamphers nicht gestatten, ergeben sich aus dem, was im Vorstehenden über die Verhältnisse, unter denen dieses Mittel nur allein nützlich sein kann, ausführlich erörtert worden ist.
sect;• 240.
Die Grosse der Gabe wird von den thierärztlichen Schriftstellern, ohne nähere Erklärung des Grundes, sehr verschieden vorgeschrieben, sie muss sich aber theils nach der Art der vorhandenen Krankheit, theils nach dem Grade der Schwäche und Reizlosigkeit richten. Bei heftigen Nervenznfällcn, bei Krämpfen und bei Lähmung, und da, wo das Mittel schwoisstreibend wirken soll, sind in der liegcl grosse Gaben erforderlich, die man in grossen Zwischenzeiten giebt; dagegen sind bei asthenischen Fiebern, und überhaupt bei grosser Schwäche, wo man die Lehcnstliätigkeit allgemein und mehr dauernd zu einem höhern Grade erheben will, kleine oder mittelmässigeGaben und in kurzen Zwischenzeiten wiederholt nützlicher.
Hiernach giebt man den Kainpher: Pferden von 1/2 Drachme bis '^ Unze (2,0—16,0), — Eindern von '/s Drachme bis 1 Unze (2,0—30,0), —#9632; Schafen und Schweinen von 8 Gran bis 1 Drachme ('/jjQ-rm. bis -t Grra.), — Hunden von 1 Gran bis '/g Drachme (0,(16—2,0).
Man muss die nach der ersten Gabe eintretende Wirkung genau beobachten und sich mit den übrigen Gaben hiernach richten. — Dasselbe gilt auch von der Wiederholung der einzelnen (iahen, die in Zwischenzeiten von 2—5 Stunden einander folgen können, je nachdem die Wirkung durch kürzere oder längere Zeit deutlich wahrzunehmen ist.
Wird das Mittel durch mehrere Tage fortgebraucht, ohne dass dann sich die Empfindlichkeit merklich erhöht zeigt, so ist es in der Regel noting, die späteren Gaben zu verstärken oder in kürzeren Zeiträumen zu wiederholen; dagegen bei deutlich eintretender Besserung des Krankheitszustandes sie kleiner und langsamer zu geben. Ist aber der beabsichtigte Zweck erreicht, sind namentlich bei asthenischen Fiebern die Arterien voller, kräftiger u. s.w. — oder sind die Nervenzufälle beseitigt, so ist es nothig, die Gaben des Mittels zu verkleinern, oder auch seinen weitem Gebrauch zu unterlassen und die vollständige Heilung durch andere, dem Zustande entsprechende Mittel zu bewirken; denn man muss bedenken, dass der Kamphcr nur ein Eoizmittel ist, welches zwar schnell die Kräfte des Organismus zum Heilnngsprocess erwecken, aber keine dauernde Wirkungen begründen, dagegen durch Ueher-reizung seine ersten wohlthätigen Eindrücke wieder vernichten kann.
sect;, 247.
Die innerliche Anwendung des Kamphers kann in Pulvern und Lecken nicht gut geschehen, weil er allen Thieren sehr zuwider ist und freiwillig von
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188nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Kamplicr.
ihnen nicht gefressen wird; auch zur Amvendung in Pillen ist er, als flüchtig wirkendes Mittel, besonders hei dringenden Zufällen, nicht gut geeignet, weil die Pillen sich langsam auflösen und dabei der Kampher seine allgemeine quot;Wirkung nur unvollständig und zu langsam, die örtliche Einwirkung auf die Verdauungseingeweide aber zu stark entwickeln kann. Daher giebt man ihn am zweckinässigsten in Latwergen oder in flüssiger Form, und mengt ihn in den ersteren entweder blos als feines Pulver recht genau den übrigen Mitteln bei, oder man lässt ihn vorher durch Zusammeureiben mit Eigelb, oder mit arabischem Gummi oder Altlieewurzclpnlver und Wasser zur Emulsion machen und diese der Latwerge zumischen. Letzteres ist umständlicher und etwas theurer, aber auch zweckmässiger, da hierbei der Kampher noch feiner zerthcilt und gleichmässiger mit der übrigen Masse gemengt wird. — Zur Anwendung dieses Mittels in flüssiger Form ist es im Allgemeinen am besten, dasselbe auf die angegebene Weise durch Schleim, Eigelb, Mehl oder Stärkemehl mit den Flüssigkeiten zu verbinden. Weniger zweckmässig ist die Anwendung in fetten Oelen oder in Weingeist. — Manche Thierärzte haben den Rampher auch in Form von Dämpfen oder als Eäucherung (indem man ihn auf heissen Metallplatten schnell verdunstet) angewendet.
sect;, 248.
Der Kampher wird selten für sich allein, sondern mehrentheils in Verbindung mit anderen Mitteln angewendet. Bei sogenannten brandigen Entzündungen und eben solchen Fiebern giebt man ihn zuerst mit Calomel und Neutralsalzon, später mit China, Arnika und dergleichen lieizmitteln. Bei nervösen Zuständen, die rein asthenisch sind, kann er in der ersten Zeit allein wirksam genug sein, später jedoch verlangen diese Zustände gleichzeitig andere Beizmittel, und man giebt ihn dann in Verbindung mit Baldrian, mit Pfefferminze, Quendel, Angelika, Kamillen, Kalmus und dergleichen; — in dringenden Fällen auch mit Weingeist aufgelöst (als Kampherspiritus); wenn bei Krämpfen oder Lähmungen, bei Epilepsie oder Koller zugleich die Abstumpfung sehr gross ist, so setzt man ihm Terpenthinöl oder stinkendes Thieröl, Arnika, Meisterwurzel, Bertramwurzel und dergleichen Mittel zu. — Bei chronischen Affectionen der Schleimhäute, z. B. bei veralteter asthenischer Bräune, sind dieselben Zusätze zweckmässig; dagegen hat sijh bei katarrhalischen und rheumatischen Krankheiten, wenn sie weder ganz frisch entstanden noch sehr veraltet sind, und besonders zur Zeit der Krisis die Verbindung mit Fliederblumen, mit Salmiak, Brechweinstein, Schwefel, Sclnvefel-Spicss-glanz, Goldschwefel, mit Schwefelbalsam, mit kleinen Gaben von Terpenthinöl und selbst mit Opium nützlich gezeigt. — Bei rheumatischem Durchfall und Ruhr giebt man ihn entweder allein in schleimigen Flüssigkeiten, oder in einem milden fetten Ool aufgelöst, oder auch, bei sehr geringer Reizbarkeit, in Verbindung mit bitteren Mitteln, oder mit kleinen Gaben Opium, auch mit kloinen Gaben Hrechwurzel oder Rhabarber. Die letzteren Verbindungen haben sich als sehr wirksam bewährt. — Bei Reizungen der Harn-und Geschlechtsorgane ist das Mittel zuerst mit vielem Sclileim, mit narkotischen Mitteln oder auch mit Nitrum oder Calomel, später mit Alaun, Bleizucker und dergl. adstringirenden Mitteln anzuwenden.
Eine oigonthümlichc Verbindung des Kamphers ist die mit dem Salpeter.
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Kainphcr.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 189
Sie Bobeint, theorctiseli betrachtet, uicht passend zti sein, hat sich aber seit langer Zeit bei verstliicdeneu Krinikhoiten als sehr nützlich bewährt und ist daher auch oft gebräuchlich, besonders bei frisch aus Erkältung entstaudü-nen Krankheiten (daher bei katarrhalischer Bräune, bei Rehe und dergl.); ferner; bei allen Formen des schnell verlaufenden Milzbrandes, bei brandigen Entzündungen, bei heftigen Entziindungsficbern in den späteren Penoden, bei Nierenentzündung und bei dem Starrkrampf der I'fcrdo. Gegen den letztem hatte Waldinger diese Verbindung (nach seinen chemisch-physiologischen Ansichten) empfohlen1; er Hess gewöhnlich eine Drachme (4 Gnu.) K-anipher und eine Unze (30 Gfrin.) Salpeter, mit ]\lohl und Wasser zur Latwerge gemacht, auf einmal geben, und diese Gabe am ersten Tage der Behandlung 5—(i Mal, am zweiten Tage '2—3 Mal, und später , bis zum zehnten oder zwölften Tage täglich nur einmal wiederholen. Ich kann die heilsame Wirkung djsger Mittel aus mehreren gltlcklichen Füllen bestätigen, schreibe ihnen allein aber die gelungene Heilung niclit zu, und noch weniger halte ich sie für ein, auf alle Fälle passendes Specificuni, da der Starrkrampf hinsichtlich der Ursachen, der Form, des Verlaufes u. s. w. in den einzelnen Fällen sehr verschieden erscheint, ausserdem auch, weil ich viele Pferde genesen sah, welche gar keine Arznei bekommen hatten, sondern nur zweckmässig diätetisch behandelt worden waren. Bei der Cur nach Waldinger musstc ich in manchen Fällen den Salpeter weglassen, und den Kampher mit Baldrian und dergleichen geben, weil das Gefässsystem einen zu hohen Grad der Schwäche zeigte.
sect;. 249.
Als Einspritzung in die Venen ist die Anwendung des Kamphers, der sehr ungleichartigen und zuweilen sehr heftigen Wirkung wegen (sect;sect;. 238, 2o0), an krankenThieren stets als ein gewagtos Unternehmen zu betrachten, weshalb man dieselbe nur in verzweifelten Fällen, z. B. bei Lähmungen mit sehr hohen Graden von Abstumpfung, bei sehr heftigen Krämpfen und dgl., wo die innerliche Anwendung dos Mittels nicht möglich, oder mit zu langsamer oder gar keiner Wirkung begleitet ist, versuchen sollte. Für Pferde und Rinder darf man hierzu bei den ersten Injcctioneu nur 0,6—0,0, für Schafe, Schweine und Hunde 0,06—0,24, mit einer vorhältnissmässigen Menge einer dünnen, schleimigen Flüssigkeit recht klar abgerieben und durch Leinwand geseiht, — oder in Weingeist aufgelöst, gebrauchen.
sect;• 260.
Aensserlich wird der Kampher angewendet, um flüchtig zu erregen und zu beleben, hierdurch die Eesorption zu befördern und zu zertheilen. Er erfüllt diese ludicationen auf eine mildere Weise als der Weingeist, und noch viel milder als das Terpenthinöl, so dass er für sich allein selbst bei mehrmals wiederholter Anwendung mehreutheils keine Entzündung der Haut erregt. Er scheint auch nicht viel tiefer als in die letztere einzudringen. Dennoch benutzt man ihn für die genannten ludicationen sehr häufig bei verschiedenen asthenischen Krankheiten, z. B. bei asthenischen Entzündungen, namentlich
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1 Waldinger, Therapie, 2te Aufl, 1. Theü, S. 190 a, f.
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190nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Kampher,
bei katarrhalisoben Augeneutzündungen, wenn sie mit grosser Geschwulst, mit Extravasaten und Udematösen Ansaminlungen unter der Haut, aber nur mit geringer Kinptindliclikeit verbunden sind, und daher fast niemals in der ersten Zeit iln'es Bestehens; bei Ausdehnung der Gelenkbänder und Sehnen, nach Verrenkungen; bei verhärteten Drüsen und anderen alten Gesciiwülsten, die noch eine Zertheiinng gestatten; bei katarrhalischer Bräune; bei Rheumatismus, bei Verletzung der Gelenkbänder; bei Knorpel fisteln; bei Mauke und bei anderen Geschwüren, in denen zu wenig Tliätigkeit besteht; beim kalten Brande u. s. w.
sect;• 261.
Die Art der äusserlichen Anwendung ist sehr verschieden; donn man benutzt ihn zuweilen: a) für sich allein, als Pulver zum Einstreuen in torpide Geschwüre und alte Wunden; oder b) als Zusatz zu anderen Einstrcupulvern, z. B. zu Kamillenpnlver, Eichenrinden- oder Kohlenpulver und dergleichen; oder c) als Zusatz zu Kräuterkissen; oder d') mit recht wenig Weingeist zum dünnen Brei gemacht, zur Application auf veraltete Golenkwundou, wo er den Aushuss der Synovia bedeutend vermindert und die Abstossnng der abgestorbenen Fasern befördert; oderlaquo;) mit 6—12TlieiIen (letzteres Verhält-niss nach der Preussischen Pharmacopöe) Weingeist aufgelöst, wo er den Kampherspiritus (Spiritus camphoratus) darstellt, der mehrentheils zum Waschen und Einroiben bei rheumatischen Lahmheiten, nach Verrenkungen und zum Verbinden brandiger Wunden und Geschwüre, bei dergleichen Widerristschäden und dergleichen dient, zuweilen aber auch (wie im sect;. 248 und 24!) angegeben ist) innerlich und zu Injectiouen in die Venen benutzt wird. Manche Thierärzte setzen ihn auch zu Augenwässern und anderen Flüssigkeiten, jedoch ganz unpassend, weil sich der Kampher hierbei aus dor wässerigen Flüssigkeit ausscheidet und dann bald gar nicht, bald ungleich und zu heftig wirkt. (80,0 1 8gr. 4 Pfg., 260,0 8 Sgr.) -—ƒ) In fettem Oel aufgelöst (z. B. nach der Preuss. Pharm. 1 Theil in 8 Thoilon frischen Mohnöls), wird er als Kampher öl (Oleum camphoratum) oder als Kampher-liniment (lÄnimmtum saponato-camphoratum) mehrentheils bei Kheumatis-mus, bei Drüsengeschwülsten und dcrgl., als ein sehr passendes Mittel zum Einreiben (nur selten in dieser Verbindung auch innerlich, sect;. 247) benutzt; wobei nach Bedürfniss die Wirksamkeit durch den Zusatz von Salmiakgeist, Terpenthinöl und dergl. sehr verstärkt werden kann. (30,0 2 Sgr. 4 Pfg.) — g) Mit Fett oder Butter (1 Theil zu 4—6 Theilen) gut abgerieben, als Kanipbersalbe (ünguentum camphorae), bei gequetschten brandigen Wunden. Satteldruck, Hautbrand, Mauke und dergl. (o); oder A) als Zusatz zu anderen Salben, z.B. zur grauen Quecksilbersalbe (4,0 zu 15,0—30,0 der letztern), bei Verhärtungen der Drüsen, bei chronischen Entzündungen oder bei Verhärtungen des Euters, der Hoden u. s. w. — i) In Terpenthinöl oder Steinöl aufgelöst (1 Theil zu 6—8 Theilen), bildet er ein sehr durchdringendes Beizmittel zum Einreiben bei Lähmungen, bei chronischem Rheumatismus, beim Schwinden einzelner Theile. — /) Kamphoressig (Accümi camphoratum) ist nicht gebräuchlich. — Endlich benutzen ihn manche Thierärzte noch auf die Art, dass sie wollene Lappen mit Kanipherstücken bestreichen, und dann mit diesen Lappen die Haut reiben. Dies ist Jedoch, da diellaut von dem Kampher nur sehr wenig aufnimmt und derselbe bei
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Harzige umi baUamUoheMlttsl.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ]i)l
dem Eeiben grösstcutlieils verdunstet, koine zwockiniissigo Anwoudung dieses theurcn Arzneimittels1, (Camphora 5,0 !) Ptg., ;50,ü 3 Sgr. 8 Pfg., Camph. trita 5,0 1 Sgr.)
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Dritte A b t li o i 1 u u g.
Harzige und balsamische Arzneimittel. (Medioamina
resinosa et balsamica.)
%. 252.
Harz (Mesina) kommt als ein natürliulies Erzeugniss und als ein näherer Bostandtbeil in vielen ausdauernden Gewächsen, besonders ans der Familie der Coniferen und der Terebin thaeeen (im Thierreich und Mineralreich nur sehr wenig) vor. Es fliegst entweder in Verbindung mit ätherischem Oel ganz von selbst oder aus Einschnitten, die man zu diesem Zwecke in verschiedene Theile der Pflanzen gemacht hat, aus, und stellt dann, so lange es durch die reichliche Beimischung von ätherischem Oel eine weiche, mehr oder weniger fiiissigo Consistenz besitzt, die sogenannten natürlichen Balsame dar; — oder man gewinnt es durch Digestion der harzlialtigen Pflanzontheile mit Alkohol, den man nachher mit Wasser vermischt und wieder abdestillirt. — Durch Destillation der Balsame und harzigen Mittel kann man das äthe-risclie Oel entfernen und so ihr Harz ziemlich rein darstellen. Dasselbe geschieht auch, aber weniger vollständig, wenn man die Balsame der Luft aussetzt; ein Theil ihres ätherischen Oels geht dann durch Verdunstung verloren, der übrige Theil desselben aber wird durch Aufnahme einer grössern Menge Sauerstoffs allmälig in Harz umgewandelt (ozouisirt), bis das letztere fast nur allein übrig ist und eine trockene Masse bildet. Ebenso verwandeln sieb viele ätherische Oclo bei anhaltend freiem Zutritt der Luft in Harz.
Diese Umstände zeigen die natürliche Verwandtschaft der Harze mit den ätherischen Oelen; ausserdem ergiebt sich dieselbe aber auch noch daraus, dass diese Substanzen fast gleiche Bestandtheile und mehrere einander ähnliche physikalische Eigenschaften besitzen. Alle Harze bestehen nur aus Kohlen-, Wasser- und Sauerstoff, den letztern enthalten sie aber reichlicher als die ätherischen Oele und der Kampher. Sie sind im reinen Znstande fast ganz geruch- und geschmacklos und nicht flüchtig (wodurch sie sich von jenen Substanzen hauptsächlich unterscheiden); durch fremde Beimischungen, z. B. ätherisches Oel, flüchtige Säuren, erhalten sie aber Geruch und Geschmack in verschiedener Art. Sie schmelzen bei gelinder Wärme und werden zähe oder dickflüssig; bei höherer Hitze geben sie in verschlossenen Gefiissen, aussei' den gewöhnlichen Producten der trockenen Destillation, eigene Säuren (sogenannte Brandsäuren), und an der freien Luft verbrennen
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'Esgicbt auch einen sogonumitoii künstlichen Kamphcv, der durch das Hinein-leiten von salzsaurem Uase In rectilicii-tca Tcrpcntliiiiol bereitet wird und dem echten Kampher tn den meisten Eigenschaften ähnlich ist, aber uielit die Wirkungen desselben erzeugt, Orf ila (a. a. 0. S. 847) gab einem Hunde 16,0 dieser Substanz in 45,0 Olivenöl nufgoliist; es zeigte sich keine andere Wirkung, als dass der Hund matt wurde und um siebenten Tage starb. Im Magen, nahe am 1'lortner, landen sieh mehrere ovale Geschwüre.
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]9^nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Harzige Mittel
sie mit licllei- Flammo und mit rassigem, dickem Eaucli. Im Wasser sind sie unlöslich; die meisten lösen sich im quot;Weingeist auf, und zwar einige im kalten, andere nur im heissen, und manche nur im absoluten Alkohol, die sogenannten Schleimharze aber nur im #9632;wiissorigen Weingeist; auch Aether, Tcrpcnthinöl, Steinöl und andere ätherische Oele lösen viele Harze, aber nicht alle; fette Ocle erweichen und liison ebenfalls viele Harze, besonders im erhitzten Zustande. Mit den Basen verbinden sie sich zu salzartigen Producten ; ätzende und kohlensaure Alkalien lösen die Harze auf und diese Verbindungen sind im Wasser löslich; mit alkalischen Erden und Metallsalzen machen sie schwer löslielie Verbindungen. Essigsäure und Salzsäure lösen mehrere, kalte Schwefelsäure löst fast alle Harze, heisse concentrirte Schwefelsäure zerstört sie; Salpetersäure bildet cigenthümlicho l'roducte aus ihnen. — Die trockenen Harze sind negativ electrisch und durch Reiben entwickeln sie diese Electricität sehr reichlich; dabei sind sie aber schlechte Leiter der Electricität.
sect;. 253. Die Harze aus den verschiedenen harzhaltigen Pflanzen sind auch in ihrem reinen Zustande unter sich etwas verschieden. Durch ihre Verbindungen, so am häufigsten mit ätherischem (Jel, auch mit Schleim, Gummi, Wachs, mit scharfen Stoffen, mit Benzoiisäure n. s. w. , verleihen sie aber den harzigen Arzneimitteln noch abweichendere Eigenschaften, so dass man dieselben in mehrere Unterabtheilungen gebracht und namentlich:
A.nbsp; Harzige Mittel;
B.nbsp; nbsp;Harz mit ätherischem Oel (die natürlichen Balsame);
C'. Harz mit Gummi oder Schleim (die sogenannten Gummioder Schleimharze);
D. Harz mit br enz liebem Oel und dergl. unterschieden hat. Die letztere Verbindung gehört jedoch nicht hierher, sondern in die folgende vierte Abtbeilung; und ebenso finden die Mittel, in denen das Harz nur als ein Nebenbestandtheil neben ätherischem Oel, neben scharfen oder narkotischen Stoffen erscheint, tiieils in der vorhergehenden ersten Abtheilung dieser Klasse, theils in der folgenden sechsten und siebenten Klasse ihren Ort.
A. Harzige Mittel.
IDs sind deren nur folgende wenige:
I) FlchteuhanS) gemeines Harz, Äm'no Pini s. Rerina communis'. (o)
Von verschiedenen Arten Plnus (Flehten, Kiefern nncl Tannen), 21. Kl. 0. Onin., Familie Coniferae.
sect;, 264.
Dieses Harz ist, seinem Ursprünge und seinen Bestandtheileu nach, mit dem Terpentbin (sect;. 2f)8) sehr verwandt, und nur durch seinen ganz geringen
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'Nach Vorschrift iler Preuss. Phannacopüo wird statt Jcsselben überall iten'na iVni Burgundiea (sect;. 255) genommen.
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Fiobtenharz.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 193
Gelmlt an Terpentliinöl von ihm verschieden. Von dem letztern enthält es 10—15 Proc. — Bei der innorlk-hen Anwendung wirkt es zunächst in einem gelinden Grade erregend auf die von ihm berührten Theile des Magens und Darmkauais, und wenn es hierauf verdaut, assimilirt und in daslihit gebracht wird, so macht es dasselbe etwas röther und mehr gerinnbar. 1 )abei scheint es auf die grossen Gefässe und auf das Herü wenig oder gar keinen bemerkbaren Einfluss auszuüben, denn man sieht selbst nach sehr grossen Gaben (ich wendete es versuchsweise bis zu 24 Unzen (720,0) auf einmal bei Pferden an) oft gar keine, oft nur äusserst geringe Veränderungen in der Zahl und Beschaffenheit der Pulse und der Herzschläge entstehen. Dagegen werden die feinen absondernden Arterien der Nieren undzumTheil auch der Schleimhäute in kurzer Zeit in einen etwas gereizten Zustand versetzt, wobei gewöhnlich die Urinabsonderung vermehrt, zuweilen aber aucii vermindert erscheint. Diese Uligleichartigkeit der quot;Wirkung ist grösstemheils von dem Zustande, der in den genannten Organen obwaltenden Stimmung und besonders von dem Grade der Reizbarkeit abhangig; denn man sieht ganz deutlich, dass wenn ein hoher Grad von lleizbarkeit in ihnen, oder in verwandten Organen, oder auch nur im Gefässsystern besteht, das Harz die Absonderung sowohl in den Nieren als auch in den Schleimhäuten vermindert, — dagegen bei einem massigen Grade derLebeusthätigkeit, noch mehr aber bei Schwäche und Erschlaffung die Absonderung vermehrt. Auch mag wahrscheinlich die, bei einzelnen Thieren in verschiedenem Grade in den Verdaunngsehigc-weiden stattgefnndene Auflösung des Harzes zu der mehr oder weniger vollständigen Wirkung desselben etwas beitragen; denn dasselbe ist in don Magen- und Darmsäften schwer auflöslich und daher auch schwerverdaulich; ohne verdaut zu sein, geht es aber wenig oder gar nicht in das Blut über, und bei manchen gastrischen Krankheitszuständon kann also auch die weitere Wirkung nicht erfolgen. Giebt man das Harz in sehr grosser Quantität, so geht der grösste Theil davon völlig unverdaut mit den Darni-Excrcmenten wieder ab, es entstellt aber gewöhnlich eine starke Reizung des Darmkanals, und in Folge dessen ein Durchfall.
Da das Harz zur Bildung thierischer Materie nicht geeignet ist, so wird auch dasjenige, welches in das Blut gelangt ist, nach kurzem Aufenthalt in demselben wieder entfernt, und zwar nur durch die Nieren. Bei Pferden geschieht dies mit etwa 12—20 Stunden, bei Hunden etwas früher. Vielleicht wird eben durch diese Ausscheidung erst die Reizung der Nieren und in Folge dessen das vermehrte Uriniren vcranlasst, indem hierbei die genannten Organe, wenigstens zum Theil, mit dem Harz in eine stärkere und mehr unmittelbare Berührung kommen als andere.
Die Stärke und Dauer der urintreibenden Wirkung ist bei einzelnen Thieren sehr verschieden; Viborg, der über die Wirkungen des Harzes zuerst gründliche Versuche gemacht hat1, sah das stärkere Uriniren nach ;!(),() dieses Mittels bei sechs verschiedenen Fällen nur durch 10—12 Stunden, in anderen auch durch 24 .Stunden, und zuweilen durch 2 Tage und noch länger.
Der Urin erscheint während dieser Zeit fast bei allen Thieren klar und
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1 Vet, Selskab. Sluift. J. Bd. p, 5 1. — Deutsch iiberselzt in Teuffel's Magazin der Tliierlieilli. 1. Bd. 2. Heft S. 179,
MiaJlTWIG, Ajv.jiL'iuiilleliuliro. :quot;,. Anüftycnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 1,;
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^()4nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Harzige Mittel.
wässerig, und nach massigen Gaben des Mittels ohne besondern Geruch ; nach grossen odor mehrmals wiederholten Gaben nimmt er aber zuweilen einen veilchonartigen Geruch an, und nach vorübergegangener Wirkung wird er gewöhnlich tnib und bräunlich. Manche Beobachter sahen auch Blutharnen und blutige Milch hiernach entstehen, ich sah dies selbst nach sehr grossen Gaben bei keinem Thlcro.
Viborg spritzte auch eine Autlösung von 2,0 des Harzes in 15,0 rectifleirten Weingeists einem alten, kraftlosen Pferde in die Vene und sah bald darauf den 1'uls voller und das Thier munterer weiden; nach Verlauf von 2 Stunden entleerte dasselbe eine Menge eines bräunlichen Urins, nach 3 Stunden aber klaren Urin, und behielt während der Zeit seine gewöhnliche Fresslust. — Als er aber biorauf demselben Pferde 8,0 Harz in t)0,0 Weingeist gelöst in die Vene spritzte, zeigte das Thier fast augenblicklich Drang zur Kothentleorung, Schwindel, vollen und schnellen Puls, hervorstehende und glänzende Augen. Die Fresslust blieb bei diesen Zufällen gleichmässig gut, und nach Verlauf einer Stunde waren letztere verschwunden. Zwei Stunden nach der Injection urinirte das Pferd; der Harn war klar und ging in den folgenden 18 Stunden in solcher Menge ab, als ob das Thier den Lauterstall hätte; nach 36 Stunden befand sich dasselbe aber ganz wie vor dein Versuch.
Auf Wunden und Geschwüre gebracht bildet das pulverisirte Harz bald eine stark klebende Kruste und wirkt ziemlich stark und anhaltend reizend, jedoch vorherrschend auf die Gefässtbätigkeit, weniger auf die Nerven; es verursacht stärkeren Zufluss der Säfte, grössere Röthung und verstärkten Bildungstrieb, der sich, wenn die Reizung nicht vorher schon einen zu hohen Grad erreicht hatte, durch vermehrte Absonderung eines consistenten Eiters und durch lebhaftere Granulation zu erkennen giebt. Diese Wirkungen siud jedoch nur oberflächlich und fast allein auf' den Ort der Anwendung beschränkt. Absorption des äusserlich angewendeten Harzes scheint nur in sehr beschränktein Maasse oder auch gar nicht zu erfolgen.
Auf der äussern Haut wirkt es gelind, aber anhaltend erregend, und gleichfalls stark klebend.
Man gebraucht das Harz innerlich als urintreibendes, sehr selten auch als auswurfbeförderndes Mittel. Seine übrigen Wirkungen sind zur Erreichung von Heilzwecken zu unbedeutend,
Als urintreibendes Mittel darf es nur bei asthenischon Krankheiten, bei denen eine vermehrte 1 larnsecretion zweckmässig erscheint, augewendet werden, wie z. B. bei veralteter Druse, bei dergleichen Rheumatismus, bei öde-matösen Anschwellungen, bei Bauchwassersucht, bei Flechten und nach Mauke und dergl.
Als auswurfbeförderndes Mittel ist es gleichfalls nur bei veralteten asthe-nischen Krankheiten der Schleimhaut in den Respirationsorganen, z. B. bei dem schleimigen Dampf zu benutzen.
Die Injection des Harzes in dieVonen ist ebenfalls bei den genannten chronischen Krankheiten anwendbar, jedoch selten nötiiig, da man bei denselben stets Zeit genug hat, die Wirkung des innerlich angewendeten Harzes und anderer urintreibender Mittel abzuwarten. — Die Injection ist aber dann zu empfehlen, wenn die innerlichen Mittel zu wonig leisten und wenn die
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Piobtenbarz.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 105
kranken Thiere nur einen selir geringen Woilh haben, wo man also recht wohlfeil heilen muss.
Die Gabe ist für Pferde und Kinder zum Innern Gebrauch 15,0—60,0, für Schafe, Ziegen uiul Schweine 4,0—15,0, für Hunde 0,5—8,0.
Die Anwendung geschieht am besten in Dillen, die aus dein t'cin pulvo-risirten Harz, etwas Mehl oder Althecwurzel pulver und lein nöthigen Wasser, oder noch besser mit gleichen Thcilen ordinärer (Seife bereitet werden. In Latwergen ist das Mittel xwur auch anzuwenden, aber aus dem Grunde weniger gut, weil es bei dem oft unvernieidliclien Kanon der Latwerge sicii fest zwischen die Zähne setzt und dann den Thieren die Kresslust verdirbt. Dagegen kann es in flüssiger Form, und zwar mit concoutrinein Seifenwasser, oder mit einer Auflösung von kohlensaurem Kali (Potasche), oder mit ge-wöhnliclier Asclionlauge gut zusammen geschüttelt, recht sweckmässig angewendet werden, weil es dann schneller und kräftiger urinireibend wirkt. Theurer und weniger wirksam ist die Anwendung dos Harzes in einer schleimigen Flüssigkeit von arabischem Gummi oder Eigelb und Wasser.
Aussei- dem kohlensauren Kali und der Seife trägt auch der .Salpeter, der Weinstein und das Glaubersalz zur Vorstärkung der urintreibenden Wirkung dos Harzes bei, und dasselbe kann daher, wenn nicht, ein zu hoher Grad von Schwäche besteht, recht zwockmässig mit diesen Mitteln verbunden angewendet worden; z.B.
Nimm: pulverisirtes Fichtenharz,
— Salpeter, von jedem 16,0, ordinäre Seife 1 2,0,
Wasser (oder besser Syrup), so viel als notliig ist zur Bereitung einer Dille.
Man giebt eine solche Dille (und überhaupt das Fichtenharz) täglich einmal so lange, bis hinreichende Wirkung eingetreten ist.
Zuweilen setzt man auch Wacbholderbeeren oder Petersiliensamen oder Wasserfenohelpulver zu dem Harze, besonders wenn mau dasselbe in Latwergen anwendet und durch ein passendes Mittel die Masse vermehren will.
In den meisten Fällen ist wohl das Harz durch das Terpenthinöl zu ersetzen; Viborg giebt ihm aber vor dem letztern und vor dem Terpentinn den Vorzug, weil es wohlfeiler, leichter mit sich zu führen, leichter in Dillenform zu bringen und (wie er glaubte) auch weniger schwächend für die Ver-dauungsorgano ist.
Die Injection in die Venen nach Viborg halte ich nicht für ganz unbedenklich, da sie leicht Störungen im Lungenkreislauf erzeugen kann; will man sie anwenden, so kann man für Pferde und Rindvieh 2,0—8,0 Harz, in 15,0—GO,0 Weingeist aufgelöst, benutzen. Bei kleineren Thieren sind 0,5—1,26, in 4,0—8,0 Weingeist inaufgelöst, hreichend,
Acusserlich wird das Harz für sich allein fast gar nicht angewendet, sondern es dient nur mit Fett odor Talg, Wachs und dergl. zur Bereitung gelind reizender Salben und Pflaster, Z, li. der sogenannten Königs sal be oder gemeinen Harzsalbe (Ihnjuciitum BaaiUoum, Ung, Resinae /'ini), welche nach älteren Vorschriften aus: gemeinem Harz, Terpenthin, gelbem Wachs, Rindstalg und Schweinefett besteht, und ihrer gelind reizenden Eigenschaften wegen hei Wunden oder Geschwüren, in denen zu geringe Thätigkeit besteht, als ein mildes Digestivmittel benutzt werden kann. — Die späteren Vor-
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schriften für die Bcroittmg dieser Salbe wichen sehr von einander ab, und namentlicli liess die 6, Ausg. der Preuss. Pharmacopöe anstatt des Fichten-harzes Colopbomnua nehmen, wodurch die Salbe milder wird; nach der 7. Ausg. ist die Salbe nicht mohr offioinelL
Das Fiohtenharz wird ebenfalls zu der etwas einfacheren, reizenden oder gelben Salbe (L'ihj. jlavuin s. Ung. llesinae Pini) (o) vorwendet.
Von denHarzpflastera ist nur das gelbe Waohspflaster, der gelbe Zug oder das Baumwachs (Emplastrum citrvnun, s. Rcsinac Pini, Cera arborea) aiiziifiiliren; es besteht aus: gelbem Wachs 2 Pfund, Fiohtenharz 1 Pfd., Hammeltalg und Terpenthin von jedem %l3 Pfd., — klebt sehr stark und wird von manchen Thierärzten zum Ausfüllen der llomspalten, der tief ausgeschnittenen Steingallen, der sogenannten holden Wände des Hufes und dergleichen als ein schützendes Mittel angewendet. Es ist aber durch etwas dicken Theer zu ersetzen. Die übrigen Harzpflaster sind in der Thierheil-kunde nicht gebräuchlich.
2) Burgundlsehes Harz, veisses Harz, wetsses oder Burguiidiüches l'ech,
llesina Fini Burgundioa, s. 11. lt;illu, Fix alia s. JJuryundica. Von verschicileiien Pimisarteu, 21. Kl. 9. Ordn., Familie der Coniferac.
sect;. 255.
Ein rothgelbes, durcbseheinendes, zerrcibliches Harz, welches durch Schmelzen des gemeinen Fichtenharzes mit Wasser und nachheriges Piltriren gereinigt und fast gänzlich von Terpenthinöl befreit worden ist. Hierdurch unterscheidet sich dieses Harz von dem gemeinen Fichtenharz, und es ist daher auch etwas weniger reizend als dieses, übrigens aber stimmt es in den wesentlichen Eigenschaften und in den Wirkungen fast ganz mit demselben überein. Es kann daher innerlich und äusserlich wie das Fichtenharz angewendet werden. Wagner zu Mühlheim (s. Busch, teutsche Zeitschrift der Thierheilk. Bd. 3. Heft 4. S. 57) hat es mit gutem Erfolge gegen atonische Wassersüchten und gegen Vereiterungen der Lunge benutzt. Er gab es innerlich in Latwergen (Bp.: Besin. pin. Burgtmdic. 240,0, liqne/act. sup. ign, tere c. Amyli 120,0, in Aquae fontan, 120,0 sohlt, adele: Pulv. sein. FheUandr. aqmt'i Pv.lv. rad. Angelic, ana 00,0, Gumm, Ammoniac. 15,0, Flmnh. aoet, 3,75, Vini nostrat. q, s. ad electunrium. S. Alle 2—3 Stunden 2 Esslöffel voll zu geben1). — Wagner wendet es auch als Injection in die Venen und zum Bäuchern an. Die Injcctionen wurden aus einer Auflösung von 8,0 des Harzes in 60,0 höchst rectiileirten (!) Weingeistes, davon die halbe bis ganze Quantität auf einmal filtrirt und noch lauwarm, bei atonischen Wassersüchten, veralteten Katarrhen und dergleichen Zuständen gemacht Die Thiere wurden munterer und sehr bald (nach lli Stunde) trat reichliches Uriniren ein. — Aeusserlich wird das Harz zu klebenden reizenden Pflastern für sich allein (z. B. bei Verhärtungen des Euters) oder auch mit anderen Substanzen (s. Spanische Fliegen), und zu reizenden Salben, namentlich zu der Burgun-di sehen Harzsalbe (üng, oder Ceratum Besinae Pini Burgundicae) benutzt,
1 Eine sehr comidicirte Zusammensetzung.
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Burgundiaohes Harz, Colophonium, schwarzes I'ocli,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;197
die man als ein massig starkes Digestivmittel bei schlaffen Wunden und Geschwüren mit zu geringer Thtttigkeit anwenden kann (siehe den vorigen Paragraph), (liesin. p, hirg. 30,0 ^/s Sgr.)
3) (gt;lo|ilioiiiiim, Oflgfiiliarz, Golopltoniwn. '0)
sect;. 25G.
Es ist der Rückstand von dem Terpenthin nach dem Abdestilliren des Torpcnthinöls, eine bräunliche, trockene, spröde Harzmasse, fast ganz frei von Tcrponthinöl, zuweilen einige Atome brenzliches Gel cuthaltend, in Weingeist, Aether, ätherischen und fetten Gelen, zum Theil auch in alkalischen Laugen, aber nicht im Wasser anflöslich. Seine Wirkungen sind im Wesentlichen mit denen des Fichtenharzes übereinstimmend, wie dies auch Viborg (a. a. O.) hinsichtlich der urintreibenden Wirkung durch Versuche gezeigt hat; allein es wirkt weniger reizend, schwächer und langsamer. In Ermangelung des Fichtenharzes kann daher das Colophonium hei denselben Krankheiten, wo dieses empfohlen ist, und auf dieselbe Weise, jedoch in etwas stärkeren Gaben angewendet werden.
Aeusserlich wurde ehemals das pulverisirte Colophonium als blutstillendes Mittel in Wunden gestreut; Bonafonx hat hierzu ein Pulver empfohlen , welches aus Colophonium 2 Theilen und ans arabischem Gummi und Holzkohle von jedem 1 Theil, alles fein pulverisirt, zusammengesetzt ist. Dasselbe wird dick aufgestreut und durch einen Verband festgehalten. Es wirkt hier nur durch seine klebende Eigenschaft und kann daher auch nur bei schwachen und parenehymatösen Blutungen etwas nutzen. — Mehrentheils dient es nur noch zur Bereitung einiger Salben und Pflaster, namentlich der Basilicumsalbe. (Preis: 30,0 für !) Pfg., fein pulv. l2/3 Sgr.)
4) Empjreuinadsclics Ihn, schvarzes Pech, SchilTspecIl, Reaina empyreumatica solida, Ph: nigra eotiäa ts'. navalis,
sect;• 257.
Das schwarze Pech ist ein bei dem Theerscbwelen aus dem Holze der Fichten gewonnenes unreines, mit brenzlichen Theilen vermischtes, von ätherischem Gel ganz freies Harz, welches sich bei der innerlichen Anwendung als ganz unverdaulich und ohne besondere Wirkung gezeigt hat. — Dagegen ist es äusserlich schon lange als ein reizendes, bei Verdickungen und Vorhärtungen die Zertbeilung oder die Eiterung beförderndes und stark klebendes, schützendes Mittel, tlieils für sich allein, theils als Zusatz zu Salben und Pflastern benutzt worden, z.B. wieder zu dem sogenannten englischen scharfen Pflaster. — Thierarzt Lund hat ein Pflaster aus gleichen Theilen von schwarzem Pech und dickem Terpenthin, durch Zusammenschmelzen bereitet, als ein ganz vorzügliches Heilmittel bei Satteldruck und Widerristschaden em-pfohlen. raquo;Seiner Vorschrift gemäss streicht man dasselbe auf ein Stück weiches Leder, welches so gross ist, daaa es auf allen Seiten über den Rand dos Geschwürs 1—li/2 Zoll hinwegreicht, reinigt das letztere, füllt die Vertiefungen mit Werg so aus, dass dadurch eine mit den Hauträndern gleiche Fläche entstellt, und bedeckt dann das Ganze mit dem Pflaster, Dieses bleibt
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JlarziKO Mit I cl.
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unverändert durch 5—6 Tage liefen, wird dann behutsam vom untern Rande her, wo es sich gewöhnlich durch den abflicssenden Eiter schon etwas von der Haut getrennt hat, abgenommen, neu mit der l'flastcrinasse bestrichen and wieder aufgelegt, nachdem das Geschwür gereinigt und zumTlieil, aber nicht ganz, mit Werg wieder ausgefüllt worden ist. Nach etwa 14 Tagen wird dies Verfahren wiederholt und in derselben Weise bis zur gänzlichen Heilung fortgesetzt. — Aussei- der Einfachheit \md Wohlfeilheit soll derllaujjtvortlieil dieser Behandlung darin bestehen, dass man die Pferde während derselben gebraueben und selbst reiten kann (wenn nur die Decke unter dem Sattel so aufgelegt ist, dass sie keinen ungleichen Druck hervorbringt) und dass dennoch die Heilung hierbei sehr schnell erfolgt. Viborg bestätigt den guten Erfolg dieses Heilverfahrens1. — l'gt;ei vorhandenen tiefen Fisteln wird man aber mit demselben und ohne den geschickten Gebrauch des Messers nicht ausreichen. (30,0 — 1/j Sgr.)
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JB. Harz mit ätherischem Gel.
Die hierher gehörigen Arzneimittel bestehen aus einer von der Natur gebildeten Verbindung von Harz mit ätherischem Ocl. Sowohl das erstere wie das letztere ist in den einzelnen Mitteln von verschiedener Qualität, und ebenso ist das quantitative Verhältniss dieser beiden Stoffe zu einander sehr verschieden. Die Mittel (mit Ausnahme der Fichtensprossen) erscheinen daher auch, je nachdem das ätherische Gel oder das Harz vorwaltet, bald mehr flüssig (als Balsam), bald mehr trocken und spröde. Sie besitzen anhaltend und flüchtig reizende Eigenschaften, und zwar grösstentheils wieder in demselben Verhältniss, wie sie vorherrschend Harz oder ätherisches Gel enthalten. — Diese Mittel sind zahlreicher als die rein harzigen; allein die meisten sind, ausländisch, für den thierarzneilichen Gebrauch zu kostbar, aber auch recht gut zu entbehren, und durch die wenigen inländischen zu ersetzen.
5) Terpcnlhln, gemeiner Terpentblll, Terebintkma, Tirthtnthina communis. Von Picea cscelsa und melireren Pinngarten, 2t. Kl 9. Ordn., Familie der Coniferae.
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258.
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Der Terpenthin ist ein dickflüssiger, gelblicher Haft, welcher im Sommer aus den durch Anhauen oder Anbohren verwundeten Stämmen der Nadel-holzhäume Hiesst und an der Luft allmälig consistenter und zäher wird. Er besteht grösstentheils aus Harz und Terpenthinöl, und kann durch Destillation in diese beiden Bestandtbeile zerlegt werden. Er hat daher mit dem Fichtenharz eine grosse innere Aehnlichkeit und unterscheidet sich von demselben nur durch seinen grössern Beichthnm an ätherischem Gel (13 bis über 30 Procent, nach Verschiedenheit der Abstammung, der Art und des Alters des Mittels), und durch die hiervon abhängige weiche (balsamische) Consi-stenz. Neben diesen Bcstandtheilen enthält er noch etwas Abietin, Bernstein- und Hilvinsäure. Sein Geruch ist cigenthümlich (tefpenthinartig), der
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1 Voter. Selskub. Skrit't. 8, Ocel. S. 302.
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Terpcnthinnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;1lt;Jlt;)
Geschmack von ihm ist etwas bittcr-li.irzig, brennend. Er löst sich in 'J—3 Theilen Weingeist und in Alkalien auf, aber nicht im Wasser, er kann jedoch mit demselben durch Eigelb, Schleim oder Mehl verblinden werden. Mit Fetten und fetten Oeleu verbindet er sich in allen Verhältnissen. In soinen Wirkungen auf' den Thicrkörpor verhält sich der '1 erpenthin ebenfalls dem Fiohtenharze sehr iilmlich; er ist jedoch bei der innerlichen und äusserlichen Anwendung mehr durchdringend, selbst etwas scharf reizend. Auf die Haut applicirt, bringt er bei längerer Berührung die, verschiedenen Grade der liei-zung bis zur Bildung von Bläschen and his zur Ausschwitzung hervor; — auf Wunden und Geschwüre wirkt er ebenfalls heftig reizend, so dass zunächst stärkere Entzündung eintritt, und darnach ein lebhafterer Bildnngs-process mit vermehrter Eiterung und Granulation folgt. Dabei wird zwar vorzüglich, wie von dem Harz, die Thätigkeit der Ilaargefässe vermehrt, zugleich aber auch die Empfindlichkeit etwas stärker erregt als von dem letztern. Auch scheint der Terpenthin tiefer in die Substanz der Theile zu wirken und selbst etwas absorbirt zu werden. — Innerlich angewendet verursacht er in kleinen Gaben primär eine grössere Thätigkeit der Verdauungseingeweide, stärkere wurmfiirmigc Bewegung, vermehrte Absonderung, erhöhte Wärme und bessere, Verdauung; er selbst wird jedoch, wenn er nicht durch passende Mittel auflöslich gemacht ist, nur schwer und unvollkommen verdaut. In zu grossen Gaben reizt er die Schleimhaut des Verdauungs-kanals zu tlbermässiger Absonderung, und verursacht dadurch I'urgiien. Er wird, und besonders sein ätherisches Oel, zum Theile absorbirt, und dann durch die Nieren wieder aus dem Körper entfernt. Leiden die Tbicre nicht an Entzündungskranklieiteu, so werden das Herz und die grosseren Arterien hierbei, wie bei der Wirkung des Harzes, nur sehr wenig att'icirt1, obgleich das Blut schon nach einer einzigen, etwas starken Gabe des Mittels röther und mehr gerinnbar wird. Hei einer bestehenden Aufregung, namentlich bei entzündlichen Fiebern, wird aber sehr bald der Puls härter und schneller. — Der Urin wird copiöser, gelblich ohne Hodensatz, Benzoë- und Harnsäure enthaltend und nimmt oft (zuweilen schon nach 2—3 Stunden) einen Veilchengeruch an; gewöhnlich wird er nach 8 —12 Stunden durch einige Zeit in grösserer Menge entleert — wenn nicht etwa ein reiner Entzündungszustand dies verhindert; denn es verhält sich hierbei ganz wie bei dem Fichtenharz (sect;. 254). In zu grossen Gaben und zu anhaltend gebraucht, verursacht der Terpenthin zuweilen beschwerliches Harnen, under soll sogar Blutharnen, Hlutmelken und Nierenentzündung erzeugen können ; er geht, nach meinen Versuchen, auch in die Milch über, und ertheilt ihr einen Harzgeschniack. Ausscrdem wird auch die Absonderung an der Schleimbaut der Respirationsorgane und des Maules dünnflüssiger und etwas vermehrt, und die Hantaas-diinstung etwas reichlicher. — Kino wichtige und eigenthiimliche Wirkung auf die Nerven habe ich nicht beobachtet.
Der innerliche Gebrauch des Terpenthins ist bei denselben aslhenischcn
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1 Tiei Versuchen in der konigl. Uaicr. Cenlr.-Veter.-Schule in Miinehen 101 einem Pferde vermehrten sich am ersten Tage nach 45,0 Tcrclimth. eotnmun. die Pulse am 4 per Min., — am zweiten Tage nach (i0,0 nur um !i per Min., — am dritten Tage naeli 00,0 gingen sie 7 Schläge herab, — und am vierten und fünften Tage nach resp. 90,0 und 120,0 um noch 4 Schlüge herunter (Die künigl. Baier. Centr.-Veter.-Scliule zu Mliuchen im .Jahre 1853. S. 40—47).
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20(Jnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Ilavzigc stlicnischo Mittel.
Kraiikhoiton augezeigt, bei tienen das Fiohtenbarz empfohlen ist. Er ist hierbei häutig' durch das letztere zu ersetzen, was um so mehr geschehen kann, da es wohlfoilei' ist und sieh leicht pnlverisiren liisst; er verdient aber als etwas wirksamer den Vorzug, wenn gleichzeitig Reizlosigkeit undUnthätig-koit der Verdauungscingeweide besteht, oder wenn man vorzüglich in den Schleimhäuten, besonders in denen der Respirationsorgane, die Irritabilität und Tbätigkoit vermehren will. Bei grosser Schwäche des Magens und Damkanals wird er wenig verdaut und nicht gut ertragen, und er ist dann, wenn Mittel der Art nöthig sind, am besten durch das Terpenthinöl zu ersetzen. — Ji.ei sthenischen Entziindungnn und bei dergleichen Entzündungsiiebern ist er sehr schädlich.
Die Gabe vom Terpenthin ist für Pferde und Rinder 15,0—45,0, für Schafe und Schweine 4,0—12,0, für Hunde 0,3—2,0, täglich ein- bis dreimal. Als harntreibendes Mittel giebt man ihn nämlich am besten in den bezeichneten grossen Gaben, und nur nach grossen Zwischenzeiten wiederholt, bis der Zweck erreicht ist; wo man aber eine gleichmässige und dauernd erhöhte Thätigkeit der Blut-und Lyinphgefässc, der Schleimhäute u. s. w. herbeiführen will, da sind öfters wiederholte massige Gaben nöthig. — Die grossen llausthiere, und namentlich Pferde, ertragen den Terpenthin bis zu 90,0, selbst zu 120,0 in einer Gabe, und französische Thierärzte (Moirond, Arzneimittellehre S. 341) wenden ihn auch in'so grossen Gaben als Heilmittel an; ich habe dergleichen niemals bedurft, sondern die hinreichende Wirkung immer von den vorhin bezeichneten Gaben entstehen schon.
Die Anwendung kann in Pillen, in Latwergen und in flüssiger Form ge-sdieheu. Manche Thierärzte wenden den Terpenthin einfach auf die Weise an, dass sie ihn in eine Düte oder Patrone von Papier gewickelt, den Thieren in den Hals stecken. Dies Verfahren ist jedoch aus zweierlei Ursachen nicht zu empfehlen; denn 1) wenn das Eingeben nicht recht genau geschieht, so kommt das Mittel zwischen die Zähne, setzt sich hier fest, verdirbt den Thieren die Fresslust gänzlich und verursacht selbst Entzündung der Maulschleimhaut, und 2) ist der Terpenthin für sich allein viel schwerer für die Verdauungssäfto autlöslich und weniger wirksam, als in Verbindung mit anderen entsprechenden Mitteln. — Es ist daher zweckmässig, dass man ihn, auch wenn er in Pillen oder Latwergen angewendet wird, mit solchen Substanzen verbindet, welche ihn fein zertheilen oder mit Flüssigkeiten mischbar inachen, und bei der flüssigen Form ist dies durchaus nöthig. Die letztere ist am vorzüglichsten (wenn die Krankheit ihre Anwendung gestattet), weil der Terpenthin in ihr am wenigsten die Verdauungseingeweide belästigt, am besten zur Absorption vorbereitet ist, und daher auch am schnellsten und kräftigsten wirkt.
Diesem Zweck entsprechend, reibt man den Terpenthin mit Syrup oder mit Honig, mit grüner oder mit woisser Seife, mit Eigelb oder mit arabischem Gummi und etwas Wasser zusammen, und setzt dann d'.eser Verbindung, wenn sie zu Pillen oder Latwergen gemacht werden soll, so viel Pulver von bitteren oder aromatischen und anderen Mitteln zu, dass hierdurch die gehörige Masse entsteht; — soll es aber eine flüssige Mixtur werden, so verdünnt man sie unter fortwährenclem Ziisamniënfèibèn mit so viel warmen Wassers, dass auf 4,0 des Terpenthins gegen 60,0 von letzterem kommen.
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TerpentMn.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 201
])io urintreibendo Wirkung dos Tcrpcnthiiiy wird (wie die dos Ficliton-harües) Lcdoutcnd verstärkt, wenn man ihn in Verbindung mit Salpeter, Weinstein, Glaubersalz, koblensaurem Kali oder Seife anwendet, und diese Verbindung ist dabei- bei Wassersüchten, bei ödtinatöscn Anschwellungen und bei Anhäufung sandiger Blassen in der Urinblaso rocht nützlich.
Aousserlich gebraucht man den Torpcnthin häufig, und zwar 1) als sogenanntes Digostivinittel zur Vermehrung dor Tliiitigkcit in. Wundon und Geschwüren, die einen torpiden Character besitzen. Für sich allein ist er in den meisten Fällen zu reizend und daher nur bei grosser Erschlaffung und Torpidität und nur so lange zu benutzen, bis gute Eiterung eingetreten ist; deshalb wird er mobrenthoils mit Fetten und mit Wachs, oder auch einfach mit Honig oder Eigelb zur Salbe gemacht, angewendet. Die fettigen Digestivsalben bewirken aber leicht wiedoreinozu grosso Erschlaffung, und werden deshalb jetzt nur noch wenig gebraucht, sondern durch die Verbindungen des Terpenthins mit Honig oder mit Eigelb ersetzt. Da aber diese letzteren bei langer Aufbewahrung leicht verdorben, so dürfen sie deshalb nicht in grosser Menge vorräthig gehalten werden, — was auch bei ihrer schnellen und loichteri Bereitung nicht noting ist. — Die Quantität, dos Terpenthins zu der des Honigs oder Eigelbes muss sich nach dem Grade der in den kranken Theilen bestehenden Reizlosigkeit und Untluitigkeit richten; 30,0 Torpcnthin zu 60,0 Honig oder zu dem Gelben von 4 Eiern, giebt eine Salbe von massig reizender Kraft, welche man durch mehr Torpenthin, oder durch Zusatz von Torpenthinöl, von Myrrhen- oder Aloepulver, Myrrhen- oder Aloë-tinetur und dergl. noch mehr verstärken kann.
Für tiefe Wunden und Fisteln, in denen zu geringe Thätigkeit besteht, wo der Eiter dünn, jauchig und stinkend ist, eignet sich statt der Salber. weit besser das von Wolstcin empfohlene sogenannte balsamische Digestivwasser, welches man täglich ein- bis zweimal in die Fisteln spritzt, nachdem sie gereinigt sind. Es wird nach seiner Vorschrift bereitet: aus reinem Terpenthin, 4 Loth — Peruvianischein Balsam, 1 Loth — 2 Eierdottern und 1I2 Pfund Kalkwasser', Der l'eruviauiscbe Balsam ist jedoch dabei zu entbehren, weil er dem Mittel keine besondere Eigenschaft, erthoilt, aber dasselbe theuer macht; dagegen kann man durch den Zusatz von 15,0 bis 30,0 Torpenthinöl seine Wirksamkeit sehr verstärken. '
Bei Wunden, welche frisch entstanden sind und durch schnelle Vereinigung geheilt werden sollen, oder wo ein hoher Grad von Entzündung besteht, sind alle torpcnthinhaltigen Mittel schädlich.
2) Zuweilen wendet man den Terpenthin auch auf harte, torpido Geschwülste, z. B. auf alte Drüsenknoten, auf Stollbeulen, Ueborbeine, Gallon und dergl. an, um Zortheilung oder Eiterung in ihnen zu bewirken. Er wird zu diesem Zweck bald für sich allein, bald mit anderen und noch mehr reizenden Mitteln, z. B. mit spanischem Pfeffer, mit Eupborbinmharz oder mit Aetz-Sublimat verbunden, benutzt, indem man ihn entweder unmittelbar auf die kranken Gebilde schmiert und einreibt, oder auf Leder gestrichen als Pflaster auflogt, je nachdem der Ort der Anwendung es gestattet. Eine Zusammensetzung von 8, 12—U') Theilen Terpenthin und 1 Theil ätzendem Quecksilber-Sublimat, hat sich bei alten Stollbeulen und verhärteten Brust-
1 Wolstcin , das Buch fUr Tliicräiv.te im Kriogo. Wu-n 1788. S, 241.
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202nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Harzige Mittel.
beulen (nach Girarcl und Vatcl, Beoueil méd, veter. 18'29, p, 100) sehr wirksam gezeigt. Das Mittel wird auf die Haut der Geschwulst so dünn aiifgestriclicn, dass es sich nicht weiter verbreiten kann; nach Verlauf von 24 Stunden entsteht Ausschwitunng, welche durch längere Zeit dauert und wobei die Geschwxdrt immer kleiner wird; nach geschehener Reinigung muss dass Mittel in Zwischenzeiten von etwa 8 Tagen auf dieselbe Weise wiederholt werden, bis Heilung erfolgt ist. Das Pferd kann dabei fortwährend arbeiten. (30,0 1 8gr. 2 Ff.)
Dass der Terpenthin einen liestandtheil der Basilicum-Salbe, des Baum-wachses und des L und'sehen Pflasters ausmacht, ist bereits hei dem Pichten-harz und bei dem schwarzen Pech angegeben. Ebenso bildet er einen Be-standtheil der Elemisalbe (s, Elemiharz) und mehrerer anderer Salben und der meisten klebenden Pflaster, die jedoch für die Thierheilkunst fast sämmtlich zu entbehren sind.
An merkun j,' 1. Aussei' dem gemeinen Terpenthin hat man noch mclirere andere Sorten, namentlich: Venetianlschen oder Lerohenterpenthln (Terehüithina veneta s, larioinaj (30,(1 1 8gr. 8 Pf.) — St ras burger Terpenthin fT. argentoratensisj — F r a n z ö 8 i s e h e n Terpenthin (T. galUoaJ —- Karpathieoben Terpenthin oder Kar p a this oben Balsam fT. carpathica s /'alttamum earpatlticumj — Ungarischen Terpenthin oder lial sam ^7'. Inmyariea s. Bah. hmujai'icmn) — Cyigt;rischen Terpenthin (T. cyiirica s. pistacinaj —und den Ca n ad i sehen Terpenthin oder Balsam fquot;J\ canadensis s. -Mdls. iuinadcHscJ; sie sind nicht wesentlich, sondern mehren-theils nur durch grösserc Feinheit vom gemeinen Terpenthin verschieden, aber sämmtlich tbeurer, daher entbehrlich und zum thicrärztliclicn Oebrauch nicht passend.
Anmerkung 2, Der gekochte Terpenthin (Tcrchinthina rcclaj bleibt von dem gemeinen Terpenthin nach der Destillation des TerpcntMnöls alä Kückstand übrig, kann aber auch durch Kochen des Terpeiithins im Wasser gewonnen werden, Fr besteht aus Harz mit sehr wenigem Torpentbinöl, ist last in jeder Hinsicht dem Fichtenharze gleich, und daher auch schwächer in der Wirkung als der gemeine Terpenthin; er lässt sich pul-verisiren und kann wie das Harz angewendet werden. (30,0 1 Sgr)
0) Perubalsain , sttiwaizer Indischer Oalsam, Balsamum Perumantm, $. h'als. indiownx niyrum.
Von verschiedenen Artin Myroxylon s. Myrospermum (M. peruiferum u. M. punetatum), 10. Kl. 1. Ordn,, Fam. der Paplllonaceae. Bäume des südlichen und nittlcrn Amerika
sect;. 259.
Dieser Balsam ist eine braune, dickflüssige Masse, durchsichtig, an der Luft nicht austrocknend, von angenehmem aromatischen, der Vanille und der Benzoë ähnlichen Geruch, bitterlichem, reizendem Geschmack, löst sich in wasserfreiem Weingeist fast vollständig auf, besteht aus 69,0 eigenthihnlichen, bräunlichgelhon fetten Oels (Cinnameïn), 20,7 braunen, leicht löslichen, 2,4 schwer löslichen Harzes, 0,4 Henzoösänrc und 0,6 Extractivstoff.
Innerlich gegeben wirkt dieser Balsam massig reizend auf die Verdauungseingoweide, den Appetit erregend, die Urinsecretion, und in den Respirationsorganen die Scbleimabsonderung befördernd. Er kann bei asthen. chronischen Katarrhen in diesen Organen, in den Harn- und Geschlechtsorganen nützlich sein, wird aber fast gar nicht gebraucht, weil er bei diesen Krankheiten durch andere Mittel gut zu ersetzen und für die grossen Thicro zu theuer ist. Dosis für Pferde und Kinder 15—60 Grm., für Schafe und Schweine 4—15 Grm., für Hunde 1—8 Grm. in Emulsion oder in Pillen.
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Pci'ubiüsam, Terpentbiuill.
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Aeiusserlich bat man ilin als erregendes, umstimmendes Mittel bei schlaffen Wunden und Geschwüren benutzt, um die Eiterung und Granulation zu befördern, resp. zu bessern, er wird jedoch aueli hierzu selten und meist mir als Znsatz zu anderen Mittein angewendet, z. B. zur gelben liarz-undznr Terpentbinsalbe oder zu dem W ölst e in'sehen balsamischen Digestiv-wasser (sect;. 258). Seine nützlichste Anwendung rindet das Mittel gegen die Hände jeder Art und bei allen llausdiiereu, -weil es die Milben und deren Eier schnell und sicher tödtet; ganz besonders wirksam zeigt es sieh gegen die sonst sehr hartnäckige Häude von dem Acarus t'olliculorun. der Hunde. Wegen des angenehmen Geruches und da es keine Flecke macht, verdient es besonders bei Stubenhunden den Vorzug vor fast allen anderen Mitteln. Der Balsam wird selten einfach (nur in veralteten, hartnäckigen Fällen), sondern gewöhnlich verdünnt mit !$—6 Theilen Weingeist oder mit ebensoviel eines fetten Oels so eingeriehen, ditss das Mittel bis in die Milbennester dringt. Nach 8 Tagen kann die Anwendung wiederholt werden (Preis: 5,0 — 3 Sgr. 4 Pf.)
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7) Tlaquo;rpentbln5l, 01
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um Terebinthmae; uatiehüg auch TerpenthillgtUt,
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Spiritus Tcrc/imthinaf.
Von I'icea exoelsa und mehreren Pinusarten, 21. Kl. 9. Ordn., Coniferae.
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Das Terpenthinöl ge hört im frischen und reinen Zustande zu den sauerstofffreien ätherischen Oe en ; es nimmt aber bei der Einwirkung der atmosphärischen Luft (besonders wenn Phosphor in derselben verdunstet ist) allmttlig immer mehr Sauerstoff (Ozo n) auf, wird dadurch gelber und dichter (ozoni -sirtes Terpenthinöl), enthält dann Pinin- und Silvinsäure und wird etwas reizender als das frische. Es ist, wie in seinem natürlichen Urspmnge, so auch in seinen Wirkungen, dem Tcrpenthin sehr ähnlich. Denn der Unterschied beruht fast allein darin, dass das Terpenthinöl wreit flüchtiger und durchdringender reizt, aber weniger anhaltend wirkt als der Tcrpenthin, und dass es neben dem (Jefässsystem zugleich das Nervensystem mehr als dieser aufregt. Ob es aber einen besondern Theil des letztern und namentlich das Bückenmark und dessen Nerven vorzüglich ergreift, wie man in der neuem Zeit gefunden haben will, habe ich, trotz vieler Versuche an verschiedenen Thieren, nicht ermitteln können.
Die reizende Wirkung dieses Oels zeigt sich am stärksten an der äussern Haut, für welche es bei allen Thieren, vorzüglich aber beim Pferde und Hunde, eins der heftigsten Eeizmittel ist. Eine Einreibung von ihm an irgend einer Stelle des Körpers verursacht fast augenblicklich eine heftig juckende und schmerzhafte Empfindung; dieThiere werden aufmerksam auf sich, schütteln sich, suchen sich zu reiben, hauen und kratzen mit den Füssen, wedeln mit dem Schweife; Pferde von sehr empfindlicher Natur werfen sich nieder, fangen an zu schwitzen, l'uls und Athem wird schneller. — Hnndo laufen ängstlich herum, verkriechen sich, und manche geben den Schmerz auch durch Schreien zu erkennen. 1 )iese Symptome der Reizung dauern gegen 15—30 Minuten. Fast zugleich mit ihnen entsteht an der Stelle der Anwendung vermehrte Wärme, Köthe und etwas Geschwulst; die letztere ist
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Harzige Mittnl.
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aber stets das geringste Symptom; nach etwa 6—8 Stunden bilden sicii hei den meisten Tbieren kleine Bliiscben, welche später platzen und Ansschwitzung von Sernni zur Folge haben. 15ei inehnnals nach einander wiederholter Anwendung an derselhen Stelle geschieht das letztere bestimmt, und oft geht dann sogar die ganze Oberhaut mit den Ilaaren verloren; beides wird aber bald und vollkommen wieder ersetzt. Das Rindvieh, welches seiner Torpidität wegen oft auf keine Weise zum Aufstehen zu bringen ist, wird hierzu sehr bald veranlagst durch eine Einreibung von etwas Terpcnthinül an die Beine.
In Wunden und Geschwüren, welche nicht einen zu sehr torpiden Character haben , ist die reizende Wirkung ähnlich, aber nicht ganz so heftig, auch dauert sie nicht sehr lange. Die vorhandene Entzündung wird sehr erhöht und darauf der Bilduugsprocess ganz ähnlich wie von anderen ätherischen üelen (sect;. 192), wie vom Harz (sect;. 252) und Terpeuthin (sect;. 258), durch die stärkere Aufregung der Gefässthätigkeit viel lebhafter.
Sowohl bei der Anwendung auf die Haut wie in Wunden und Geschwüren wird ein Theil des Terpenthinöls von den Gefässcn absorbirt, und nach sehr kurzer Zeit, zuweilen schon nach 10—15 Minuten, theils durch die Lungen, mit unveränderter Beschaffenheit und mit seinem eigentbümlichon Geruch wieder ausgedünstet, theils durch die Nieren mit dem Urin ausgeschieden. Letzterer erhält dann fast immer einen, den Veilchen ähnlichen Geruch (wahrscheinlich von Bouzoösäure, welche sich hierbei bildet, während die im normalen Pferdeurin bestehende HippursHnre raehrentheils oder gänzlich verschwindet. S. Dr. Fraas, im Jahr.-Bericht d. k. baier. Centr.-Veter.-Schule im J. 1863, S. 63).
Auf die Schleimhaut des Maulos gebracht, wirkt das Ool massig reizend, verursacht etwas stärkere Köthung und sehr vermehrtes raquo;Speicheln und Geifern, besonders bei Hunden, Katzen und jungen Thieren.
Auf den Magen und Darmkanal scheint das Mittel verhältnissmässig am wonigsten heftig zu wirken. In kleinen massigen Gaben innerlich augewendet verstärkt es die wunnförmige Bewegung, erregt den Appetit, vermehrt die Absonderung der Galle, der Magen- und Darmsüfte, bessert die Verdauung, es wird von den Gcfässon aufgenommen, und macht den Puls voller, kräftiger, zuweilen auch etwas schneller, obgleich letzteres immer nur in sehr massigem Grade; die Schleimhäute werden röther und ihre Absonderung etwas reichlicher, aber dünnflüssiger, und das Blut wird holler go-röthot. Zuletzt wird es, ebenfalls nach kurzer Zeit und in der vorhin bemerkten xVrt, durch die Lungen und Nieren wieder entfernt, aber die bezeichneten Wirkungen dauern von einer Gabe gewöhnlich durch 4—ß Stunden fort, und um diese Zeit, oder auch noch später findet sich etwas vermehrte Urinentleerung, wenn hierzu ein günstiger Zustand im Körper besteht (sect;. 254), wobei der Urin weisslich, aber trübe (emulsionsartig) erscheint und veilchenartig riecht. — Sehr grosse Gaben (z. B. bei Pferden 1—2 Pfd.) vonTerpenthinöl reizen die Verdauungseingeweide, und namentlich die Schleimhaut des Magens und Dannkanals, stark, so dass in einzelneu Fällen geringe Koliksymptome, Traurigkeit und Verminderung dos Appetites, bei Hunden aber (nach Gaben von 8,0—80,0) beschleunigtes Athmen, Erbrochen, selbst Magen- und Darmentzündung, und der Tod erfolgt. Die Wirkung auf das Gefässsystem ist von grossen Gabon bei Hunden stärker, aber bei Pferden oft nicht mehr als von kleineren zu bemerken. Oft entsteht von sehr
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Tirpwitbinol.
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grossen Gaben nucli 16—21 Stunden Dorobfall, der durch 1—2 Tage dauert, und wobei die Excremonte in der ersten Zeit ganz deutlich nach Terpcnthin riechen, und zuweilen mit etwas Blut gemengt sind. — Die Harmverkzeuge werden viel stärker als nach kleinen (laben irritirt, und bei fortgesetzten grossen Gaben entsteht zuweilen selbst Hlutharnen. — Bei milchenden Kühen und anderen Thieren geht das Terpenthinöl auch in die Milch über, wie man dies aus ihrem kienigen Geruch und Geschmack deutlich erkennen kann. — Das Elut wird etwas heller geröthet, reicher an Cruor und mehr gerinnbar. In die Venen gesjiritzt, wirkt das Terpenthinöl ähnlich, aber viel heftiger als die übrigen ätherischen Oele (sect;. 192); bei Pferden entsteht nach der Injection von 4,0—K,U sogleich sehr beschleunigtes Athmen, ängstlicher Blick, Unruhe, Zittern der Muskeln, dann schneller, gespannter Puls, stärkere Röthuug der Schleimhäute, erhöhte Wärme der Haut und der ausgeatlnnetcn Luft; die letztere nimmt schon innerhalb der ersten Minute den Geruch nach Terpenthinöl, und der Urin gewöhnlich schon nach einer Viertelstunde (zuweilen aber auch gar nicht) den Geruch nach Veilchen an. — Bei Hunden entstehen schon nach 15—'2U Tropfen jene heftigen Zufälle. 12,0 können bei Pferden, und 30 Tropfen bei Hunden die heftigsten Convulsionen, Er-stickuugszufälle und den Tod sogleich , oder durch nachfolgende Lungenentzündung verursachen l.
Das Terpenthinöl ist seiner Wohlfeilheit und seiner Kräftigkeit wegen ein sehr schätzenswerthes Arzneimittel zum thicrärztlichen Gebrauch, und wird auch als solches innerlich und äusserlich häutig benutzt.
Die allgemeinen Anzeigen für seine Anwendung bei kranken Thieren sind fast ganz übereinstimmend mit denen, welche für Anwendungen der ätherischen Uele überhaupt (sect;. 197) und des Terpenthins (sect;. 258) gelten-vorzüglich ist es jedoch bei derjenigen Schwäche indicirt, welche sich durch grosso Erschlaffung der (iefässwändc und der Schleimhäute, durch verminderte Thätigkeit in den Haargefässcn, daher durch Stockungen und Anhäufungen dos Blutes und anderer Säfte, durch verminderte llesorption und raehrentheils auch durch verminderte Absonderungen und zu zähe Beschaffenheit der Secretionsfiüssigkeiten zu erkennen giebt. Ebenso, wo Krämpfe bei asthenischon Zustünden bestehen. — Asthenische Entzündungen scbliessen seinen Gebrauch nicht aus, aber bei allen reinen, aeuten Entzündungen und bei dergleichen Entzündungsfiebern ist derselbe schädlich. Es verhält sich jedoch hinsichtlich dieser Krankheiten bei verschiedener Dauer derselben u. s. w. ähnlich wie mit dem Kampher; denn die genannten Krankheitszu-stände können während ihres Verlaufes durch zu ausgedehnte antiphlogistische Behandlung, durch Vernachlässigung und dgl. ihren Character dergestalt ändern oder solche Ausgänge machen, dass der Zustand zuletzt den oben bezeichneten allgemeinen Indicationen entspricht und den Gebrauch des Ter-penthinöls nothwendig macht.
Die grosse Zahl der Thierkriinkheiten, bei denen, nach den angedeuteten Indicationen, der Gebrauch des Tcrpenthinöls Statt linden kann, ist specicll nicht gut anzugeben; indessen hat die Erfahrung seine innerliche Anwendung vorzüglich in folgenden Piillen als nützlich erwiesen:
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' Siolio moine Versuche hierüber in D i eff e n b ach: Die Transfusion des BlUteB und die Inliisiun der Arzneien in die BlutgeftlSSS. Berlin 1828. S. 08 U, f.
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206nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Harzige Mittel,
J) bei gastrischen Krankheiten) die in Sohwtlohe raquo;md Ereohlaffang des
Magens und Dannkanals begründet sind, wie namentlich bei zu geringem Appetit; bei YerBohleiraung; bei Unverdaulichkeitj bei zu reiohlioher Ent-Wickelung von Hlähungen, daher bei aus Schwäche entstandener Wiudkolik der Pferde, und bei dem Aufblähen der Wiederkäuer; bei Eingeweidewürmern jüdor Art, besonders bei den Eaudwürinorn und dergl. Es ist eins der wirksamsten und wohlfeilsten Mittel gegen Würmer.
2) Hei atouischen Affeotionen der Leber, namentlich bei anhaltender oder oft wiederkehrender Gelbsucht, bei oft wechselnder Fresslust und damit verbundener Gelbfärbung der Maulschleimhaut; bei den Leberegeln der Schafe';
;gt;) bei zu geringer Thätigkcit der Nieren; bei quot;Versclileimungeu der Harnwege; bei dem asthenisohen und veralteten Bluthamen; bei sandigen Ansammlungen in der tlarnblase; bei Erschlaffung oder Lähmung des lila-senhalscs und hieraus entstandenem Unvermögen den Urin zu halten;
4)nbsp; bei eachectischen Zuständen, namentlich bei torpiden Wassersuchten; bei der Fäule und Lungenwürmerkrankheit der Schafe und anderer Thicre; bei asthonischen und chronischen ödeinatöscn Anschwellungen;
5)nbsp; bei veralteter Druse; bei chronischer Bräune; bei Verschleimung der Luftröhre und Lungen; bei langwieriger Mauke, bei Flechten;
G) bei chronischem und astbenischem llbouinatisums; Viel der liehe mit diesem Character; bei rheumatischen Lähmungen und Lahmheiten;
7)nbsp; bei astheniachen Entzündungen, kaltem Khcumatismus , bei asthen. Fiebern (Schi nmüeber, rheumatischem und katarrhalischem Fieber, Faullieber, astbenischem Kalbefieber), wenn die Erschlaffung und Reizlosigkeit einen hohen Grad erreicht bat, und zur Zeit der Krisis, oder wenn bei inneren Entzündungen der Ausgang in Ausschwitzung und Wassersucht bereits erfolgt ist;
8)nbsp; bei Blutkrankheiten mit schmierigem, theerartigem Blut, namentlich bei den Anthraxkrankhciten, wenn sie einen torpiden (Jharacter zeigen, starke Extravasate, grosae Anschwellungen oder Karbunkeln bilden und langwierig werden;
9)nbsp;bei manchen asthenischen und besonders bei chronischen Nervenkrankheiten, namentlich bei Lähmungen; bei dem Dummkoller der Pferde (besonders wenn grosse Abgestumpftheit, Drclien nach einer Seite besteht); und bei reiner Krampfkolik, besonders wenn sie an alten , abgematteten Pferden oft hintereinander erscheint oder bei denselben lange dauert. Man hat selbst bei Tetanus gute Dienste von ihm gesehen.
Die Gabe ist bei den verschiedenen Krankheiten und für verschiedene Zwecke etwas verschieden; in den Fällen, wo man eine langsame und bleibende Umstimmung, oder eine vermehrte Ifarnabsonderung bezweckt, z. B. bei Schwäche der Verdauung, bei Loberaffect ionen, bei Wassersucht, Fäule
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1 Es ist jedoch zu bemerken, dass das Tcrpcntliinol niemals die Loberegcl direct tödtot, selbst wenn man es in .sehr grossen (Jähen anwendet, sondern diiss ihre Beseitigung erst allmUlig, durch Erhöhung der Vitalität der Leber und durch Verbesserung der Verdauung erfolgt. Nach Anwendung von G0,0 des Mittels pro dosi durch 6 Tage bei mehreren egelkranken Schufen wurden die Thiere munterer, frasseu besser u. s. \v. Man tödtete sie nun und fand bei der Section die sämmtlichen Kingewoide, aucli die Leber, stark nach Terpentbinöl riechend, aber die Egel siimmtlieh lebendig.
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Tcrpontliinöl
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und dei-gl. sind kleine Gaben, nänilicli: für Pferde und Kinder 2,0 —16,0, für Schafe und .Schweine 1,0—12,0, für Hunde 1—16 Tropfen, alle y—G Stunden wiederholt, am nützlichsten; — dagegen haben sich hei Eingeweidewürmern, bei Windkülik und Trommelsucht, hei dem Milzbrand, und bei den sub 9) genannten Nervenkrankheiten grosse Gaben, nänüioh für Pferde und Eindvieh 80,0—120,0, für Schafe und Schweine 8,0—30,0, für Hunde 5—,'30 Tropfen, täglich ein- bis zweimal gereicht, am wirksamsten gezeigt.
Gegen Wind- und Krampfkolik der Pferde sah ich zuerst von englischen Thierftrzten das Terpenthinöl zu 90,0—120,0 mit Nutzen geben, und habe es dann sehr oft mit einem überraschend günstigen Erfolge in ebenso grossen (Jähen angewendet. Doch verlangt das Mittel eine genaue Kenntniss dos vorhandenen Zustandes, und besonders sichere Ueberzeugung von der Abwesenheit einer Entzündung,
Die Anwendung des Terpontliiuols kann in flüssiger Form, in Pillen, Latwergen und in Dunstform geschehen. Die erstere verdient bei dringenden Zufällen, z. li. bei Kolik, bei Trommelsucht, bei Lähmung, und zum 1'heil auch bei Eingeweidewürmern den Vorzug; da jedoch das Mittel in seiner reinen Gestalt den Thiereu sehr zuwider und für die Maulschleimhaut viel zu reizend ist, besonders bei den kleineren und bei jungen Thieron, so giebt man es immer in Verbindung mit anderen, namentlich mit bitteren, aro-matischen oder schleimigen Flüssigkeiten, in dem Verhältniss, dass etwa 30,0 Terpenthin auf 12U,0—180,0 von den letzteren kommen (bei kleinen und jungen Thieren noch mehr verdünnt). Die schleimigen Flüssigkeiten können in Mehltrank, Leinsamendecoct und dergl. bestehen; für kleine Thiere kann man aber- auch das Terpenthinöl mit Eigelb oder arabischem Gummi und Wasser abreiben lassen. Bei Lungenwiirmer- und Egelkrank-heit der Schafe kann man das Mittel mit gleichen Thoilon Spiritus friimenti oder mit bittenn Branntwein geben, oder auch ein Gemenge von Terpenthinöl, Schwefeläther und Aloë (siehe Aether snlphurkm).
l'ebrigens wird das Mittel mit solchen Arzneistoffen verbunden, welche dem Krankheitszustande entsprechen, z. B. mit Kampher, Weingeist, aromatischen Mitteln bei Lähmungen, bei torpiden Anthrax, bei Faultieber; — mit bitteren und aromatischen Stoffen bei gastrischen Zuständen; — mit Wach-holderbeeren, mit tonischen Mitteln und dergl. bei Wassersuchten; — mit stinkendem Thieröl (anstatt dos theuern Chabert'schen Gels) bei Würmern, eine einfache, aber ebenso wirksame Zusammenmengung von 3 Tlieilen Terpenthinöl und 1 Theil stinkendem Thieröl; — bei Ansammlung von Sand in der Prinblase eine Verbindung mit Seife oder mit kohlensaurem Kali und dergl.
Terpontliinöldämpfe haben sich bei veraltetem, bösartigem Katarrh, hei Geschwüren in den Lungen und bei Faulfiobern nützlich gezeigt. Man erhält sie durch Aufgiesson des Oels auf heisse Steine.
Aeusserlich findet das Terpenthinöl c in ehüufigo Anwendung, und zwar:
3) Als sogenanntes Digestivmittel bei torpiden, jauchenden, fauligen Wunden und Geschwüren, wo man es bei einem hohen Grade der Unthätig-keit und llnempiindlichkeit für sich allein, oder in Verbindung mit Kampher, Kampherspiritus und dergl. anwendet, — bei geringeren Graden aber in Verbindung mit Decoetcn von bitteren oder adstringirenden Mitteln, mit Infusionen aromatischer Kräuter, oder auch, wie den Terpenthin, mit Honig
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Harzige Mittel.
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oder Eigelb abgerieben, in Eorm von Digestivsalbcn oder von Digeytiv-wasser benutzt.
2) Zur Beförderung der Abblil tte rung angegriffener Knochen, Knorpel und Sehnen, — wo es nach Verschiedenheit des bestehenden Grades der .Reizbarkeit ebenfalls bald rein, bald auf' die vorstehend bemerkte Weise verbunden mit anderen Mitteln, angewendet wird (gegen bösartiges Klauenweh der Schafe 8 Theile 0/. tereb,, 2 Th. Acid, sid-ph. cone,, 4 Th. Zim, sul-///laquo;(w. in ein wenig Wasser gelöst, und gemengt. Täglich einmal auf die Geschwüre gestrichen).
lt;i) Beim kalten Brande, besonders in Wunden und Geschwüren, um die Abstossung des Abgestorbenen zu befördern, indem die unter demselben befindlichen Theile zu grösscrer Thätigkeit und zu besserer Eiterung angeregt werden. Man benutzt es hierbei in der ersten Zeit einfach oder auch mit Kampher, Holzessig und dergl., später aber mit aromatischen Infusionen versetzt.
4)nbsp; Als erregendes Zertheilungsmittel bei alten, unsclnnerzhaften Geschwülsten und Verhärtungen, woes theils für sich allein, tlieils in Verbindung mit Kampheröl, mit Aminonium-Liniment, mit grüner Seite, Merku-rialsalbe und dergl. eingerieben wird.
5)nbsp; Als err egendes Mit tel zum Einreiben in gelähmte, geschwundene, mit Kheumatismus oder mit schleichender Entzündung, oder mit ödematösen Anschwellungen behaftete Theile, um durch seinen Beiz eine stärkere Zuleitung der Säfte und grössero Thätigkeit zu bewirken.
6j Als ableitendes lieizmittel zum Einreiben in die Haut, bei Entzündungen tiefer liegender Gebilde, noch mehr aber bei Krämpfen, z. B. Krampfkolik, bei Windkolik, bei krampfhafter Urinverhaltung, bei Trismus und Tetanus und dergl. — Sowohl in diesen, wie auch in den sub 5) angegebenen Fällen, wird es mebrentheils allein, — bei Thieren mit feiner und sehr empfindlicher Haut aber auch mit Bett, fettem Gel, Kampherlinhnent und dergl. verbunden angewendet gt;.
7)nbsp;Es dient als das gewöhnlichste Mittel zum Bestreichen der Haarseile und Eontanelle, um dadurch eine stärkere Beizung zu erregen.
8)nbsp; Bei hartnäckigen Flechton und bei Räude ist es ein ganz vorzügliches Mittel und wird, wenn geringe Empfindlichkeit der Baut, oder ein hoher Grad des Hebels zugegen ist, am besten im reinen Zustcindc auf die kranken Stellen eingerieben, in anderen Fällen aber mit Fett, oder noch besser mit grüner Seife, Schwefel, grauer Quecksilbersalbe, oder mit scharfer Lauge u. s. w. versetzt, bald als Salbe, bald als Waschmittel angewendet. Die Einreibung des reinen Terpenthinöls geschieht im Anfang der Kur zwei- oder dreimal nach einander, in Zwischenzeiten von 24 Stunden, worauf' es, weil Entzündung der Haut entsteht, durch G—8 Tage ausgesetzt, dann aber auf dieselbe Weise in Zwischenzeiten von einigen Tagen noch zwei- bis dreimal
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1 Sowohl hier wie aneb liei den sul) 5) geiiminten Zustanden kftnn man bei sehr gross em Torpor das auf die Haut gestrichene TerpenthinÖI auch als eine sogenantito Moxe gebrau-ehen, indem mau es anzündet und hierdurch die reizende Wirkung auf den höelisten Grad steigert. Mau beachte aber hierbei die nothige Vorsieht gegen Feuersget'ahr und gegen zu tiefes Verbrennen der Haut des Thieves, indem man dasselbe auf einen freien Platz i'iihrt und, wenn die Klamme etwa 3 Minuten gebrannt hat, dieselbe mit einem nassen Saek oder einer nassen Decke ausdriiekt.
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fa
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Tei'pentbiuöl.
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201)
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wiederholt wird. Gewöhnlich erfolgt, selbst ho': hartnäckiger Räude, die Heilung in Zeit von 8—4 Wochen. Sein- wirksam ist eine Mengung von 01. Terebinth,, Sapon, virid, und Sulphur, pnlv. aa. mit etwas Wasser zur dünnen Salbe gemacht, mittelst einer Bürste auf die rändigen Stellen reichlich eingeriehen und nach 24 Stunden mit lauwarmem Wasser abgewaschen. Das Verfahren wird nach 8 'ragen wiederholt; in der Kegel ist nach 8 Mal die Eleilnng geschehen. Hei sehr empiindliclien Tliicren mit zarter Haut setzt man etwas fettes Oel zu. Dabei ist aber zu bemerken: 1) dassdic nach dem Abgehen der Schorfe erscheinende zarte Oberhaut zuweilen noch zwei- bis dreimal zu dünnen Schuppen vertrocknet und sich ablöst; — 2) dass Hunde, Katzen, Schafe und Ziegen, und selbst auch Pferde bei der Ausbreitung der Baude über grosse Flüchen, nicht in dem ganzen Umfange derselben auf einmal mit dem unvermischten Terpenthinöl bebandelt werden dürfen, weil die Thierc hierdurch zu sehr irritirt werden. — Kei der Verbindung des Mittels mit. Fett, Seife u. s. w. richtet man sich nach der Empfindlichkeit und Zartheit der Haut, und nimmt hiernach bald nur den vierten Thcil Terpenthinöl, bald die gleiche Menge zu den übrigen Substanzen.
9) Da das Terpenthinöl harzige, schleimige und fette Stoffe leicht auflöst, so kann man es auch als ein Reinigungsmittel benutzen, wenn in den Haaren, an der Kaut und an den Geschwürrändern festsitzende Schorfe und Krusten von vertrocknetem Kiter, oder von früher angewendeten Salben und dergl. entfernt werden sollen. Man befeuchtet zu diesem Zwecke die be-treffenden Stellen mit dem Oel, und wäscht sie dann mit warmem Seifen-wasser ab, oder man löst auch und entfernt vorher die gröberen Unreinig-keiten mit einem Spatel oder mit einer Haarseilnadel. (30,0 1 Sgr., 250,0 6 Sgr., 01. tereb. rectif. 5,0 6 Pfg., 30,0 2 Sgr. 8 Pfg. — im Kaufladen ist das Terpenthinöl viel billiger.)
Als Arzneipräparate, in denen das Terpenthinöl einen Hauptbestand-theil bildet, sind zu nennen:
1)nbsp; Das ozonisirte Terpenthinöl (01. Terebbithinae ozonisatum) (o). Dasselbe entsteht, wie S. 20;} angedeutet, indem das Terpenthinöl Sauerstoff ans der Luft aufnimmt, man erhalt es aber schneller und vollständiger auf folgende Weise. Mau legt in eine etwa 4 Quart haltende Flasche 4,0 Phosphor, lässt daraus während einiger Stunden das Ozon sich entwickeln, giesst dann C0,0 Terpenthinöl hinein und schüttelt dasselbe um, wobei das Ozon absorbirt wird. Das (Jcl wird dann abgegossen und filtrirt. Es wirkt mehr reizend als das Terpenthinöl, und macht schon in geringer Menge in die Haut eingerieben, Köthung und Schmerz. Innerlich wird es am besten in Emulsion gegeben, in etwas kleineren Gaben als das gemeine Terpenthinöl. Ks ist jedoch in der thierärztlichen Praxis bisher kaum angewendet.
2)nbsp; Der terpen thinölhaltige Schwefel!) alsam , oder das terpen-thiuölhaltige geschwefelte Leinöl (Balsamus sulphuris terchw/hinaitis, Oleum Terebinthinae mlphuratum) (o), zusammengesetzt aus: 1 Theilgeschwefeltem Leinöl (s. Schwefel) und i! Theilen Terpenthinöl, wirkt kräftig erregend auf die Schleimhaut der Lungen, auf die Nieren und auf die änssore Haut und kann innerlich fast in allen Füllen angewendet werden, wo das Terpenthinöl selbst angezeigt ist, verdient aber den Vorzug vor ihm, wenn man besonders die Hautausdünstung vermehren will. I)a^ Mittel ist jetzt wenig gebräuchlich. Mau giebt es den grossen Thieren von 8,0—30,0,
IlnitTwin, Arzncimitlollolm,1. 6. ÄaflagO.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;14
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Harzige Mittel.
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Schafen und Schweinen von 2,0—4,0, Hunden von 10- 20 Tropfen, täglich drei- bis viermal, Aeusserlioh wird es bei Eäude und Flochten mit gutora Erfolge eingerieben,
o) Die T e i' ]) o n t lu n s e i f e odor dor ä u s s e i- e L eb e ns b al s a m (Scrpo terebinthinatus s. Balsamus vitae crlmms) besteht nach dor Preuss. Pliarma-copöe aus sjianiscliei' Seife und Terpeutliinöl, von jedem G Theilc, und koh-
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kann aber einfach und
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lensaurem Kali 1 Theil (30,0 2 Sgr. 8 Pfg
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wohlfeil blos aus grüner Seife und Terpenthinöl in verschiedenen Verliält-nisseii, je nachdem man das Mittel mehr oder weniger stark reizend baben will, zusammengesetzt werden. In der Berliner Tliierarzneiscliulo wird er nach folgender Formel bereitet: Man nimmt grüne Seife. 8 Tb., Terpenthinöl 6 Th., goreinigte Potasolie 1 Tli. und mischt diese Stoffe zusammen. — Er dient nur mm iiussorlichon Gebrauch, wirkt sehr kräftig erregond-zerthei-lond , und wird mit sehr gutem Erfolge bei Stollboulon (die aber nicht in speckartigen oder knorpelartigen Massen bestehen dürfen), Pipbacken, Sebnen-klapp, verhärteten Gallen, Drüsonknotcn n. s. w., als Einreibung angewendet. — Durch Zusatz von Kampher, oder Salmiakgeist, Hirschhornsalz und dgl. reizenden Mitteln, kann seine Wirksamkeit noch sehr verstärkt werden.
4) Der sogenannte Wundbalsam (Jiahamiis vidneraritis) (o) ist ein Gemenge von Terpenlhhiöluud gummi-harzigen Tincturen; nach der in der Berliner Tbierarzneischule gebräuchlichen Zusammensetzung besteht er aus gleichen Theilen Terpenthinöl, Aloötinctur, Myrrhentinctur und Asanttinotur. Er wirkt erregend und austrocknend, und kann in Wunden und Geschwüren, in denen zu geringe Thätigkeit bestellt, oder wo Knochen, Knorpel und Bänder von Ulceration ergriffen sind, die Exfoliation aber zu langsam von statten geht, ebenso bei Wunden und Geschwüren im Hufe zur Zeit dor beginnenden Vernarbung, mit Nutzen gebraucht werden; dagegen ist er bei frischen Wunden und wo noch Entzündung zugegen ist, nachtheilig.
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S) Ptchtensiirosscn oder Flchtenknospen, Thirionea J'mi. (o)
sect;• 261.
Die jungen Sprossen oder Knospen, an den Spitzen der Zweige der Eichton und Tannen, ehe sich daselbst Nadeln entwickeln, enthalten Harz nnd ätherisches Gel (Terpenthinöl] in Verbindung mit Pininsäure, und wirken dem Terpenthin ähnlich, gehnd reizend, vorzüglich die Urinsocretion, und einigermaasson auch die Hantausdünshmg vermehrend. Man kann sie innerlich bei denselben Krankheiten gebrauchen, wo der Terpenthin nützlich ist, und da sie auf dem Lande fast überall leicht nnd wohlfeil zu haben nnd leicht anzuwenden sind, so vordienen sic vonden Thierärztou mehr beachtet zu werden als bisher. Ans eigener Erfahrung kann ich ihre Wirksamkeit im zweiten Stadium der chronischen Lungenseuche dos Rindviehes sehr rühmen.
Heine Kntzttndungskrankheiten verbieten ihren Gebrauch ebenso, wie den der übrigen harzigen Mittel.
Man giebt die Fichtensprossen den Pferden und Rindern zu 80,0—60,0, Schafen und Schweinen zu 15,0-—15,0, Hunden 2,0—8,0, täglich zwei- bis viermal, und am hosten im Decoct. Man lässt sie zuerst mit etwas hinzugesetztem Weingeist dünn zerreiben oder zerquetschen nnd dann mit der zehn-
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Fiohteasproaseu, Ëlemiharz,
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bis laquo;wölffachen Menge Wasser, Seifenwasser oder Bier in einem gut bedeckten Topfe durch 1/.1—l/j Stunde kochen. Durch blossen Aufgusa von heisscm Wasser werden die harzigen Theile nicht ausgezogen.
Anmerkung. Das harzige Holz von Flöhten, Kiefern und Tannen (Kienholz,
Litjmim resinomm l'ini etc.) besitzt dieselben BcstandUieilo, wirkt ebenso , und kann bei denselben Krankheiten wie die Ftohtenknospen, als ein wohlfeiles Hausmittel benutzt werden, wenn andere passende Arzneimittel fehlen. Ks wird in iioeh einmal so starken Gaben wie die Fieldensprosson , ebenfalls In Abkochung angevendot; vor dem Kochen nuns es in kleine Spähne zerschnitten, das Decoct aber vor der Anwendung gut durchge-seilit werden.
!)) Klcnilliaiz, liisiita Klemi. Von unbekannter Alistamnumg.
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Es hat im Wesentlichen die Eigenschaften der balsamischen Mittel überhaupt, wird innerlich gar nicht, äusserlich nur bei torpiden Wunden und Geschwüren in Salbenform angewendet, und findet nur deshalb eine Erwähnung, well es ein Bestandtheil der ehemals sehr häufig gebrauchten E lein i-salbe, oder des sogenannten Ärcaeus-Balsam (ünguentum Elemi s. Bal-samus Arcaei) ist. Diese Salbe besteht nach der Preuss. Pharmacopöe aus gleichen Theilen Eleiniharz, Terpenthin, Schöpsentalg- und Schweineschmalz ; sie befördert die Eiterung und die Granulation, hat aber in keiner Hinsicht vor den tcrpenthinhaltigen Digestivsalben einen Vorzug. (Elemi 30,0 2 Ögr. G Pfg,, üng. .Elemi 30,0 3 Sgr. 2 Pfg.)
sect;. 263.
Aussei- den hier (sect;sect;. '258—^62) bezeichneten balsamischen Arzneimitteln giebt es noch mehrere andere, welche jedoch zum Gebrauch bei Tbieren zu theuer, aber auch recht gut zu entbehren sind, da sie sämmtlich durch den Terpenthin und das Terpenthinöl ersetzt werden können. Es gehören hierher; laquo;) der Oopaivbalsam (Balsamus Copaivae), h) Tolnbalsam (Buls. de Tola s. Bals. tolutanus), c) Mekkabalsam oder Mekkaharz (Bals. de Mekka s. (jüeadensc), d) die Benzoë oder der wohlriechende Asant (Resina Benzoës s, Asa dulds1), e) Storax (Resina Storax s. Styraie), /)Mastix, Mastixharz oder Mastixgnmmi (Resina Mastiches), g) Weihrauch (T/m s. Resina Olibani), Ii) Bernstein (Succinum) und manche andere. Auch die aus diesen Mitteln bereiteten Präparate sind völlig ent-behrlich.
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C. Gummi- oder Schleimharze,
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Eine natürliche Verbindun
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von harzigen mit gnmmigen Stoffen iintlet
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sich m mehreren Arzneimitteln, welche in den wärmeren Klimaten aus ver schiedenen Pflanzen (vorzflgliob aus Schirmpflanzen) als eine zähe oder milchige Flüssigkeit ausschwitzen , und dann an der Luft sich verdicken und fest werden. Diese Mittel enthalten neben dem Harz und Gummi noch
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1 Hemerkcnswerth wegen der BenzocSiüire und des 15 e ns ins (a. V. Klasse).
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Harzige Mittel.
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Hthevisclies Ocl als vorzüglich wirksamen Bostaudtheil, und ausserdcm noch andere Stoffe, die nicht beständig zugegen sind. Auch die genannten Hauptbestandtheile zeigen in den einzelnen Mitteln eine grosse quot;Verschiedenheit, sowohl in dein Vcrhältniss der ^Fenge zu einander, wie auch in ihrer Qualität; und besonders erscheint ihr ätherisches Oel verschieden. Hierdurch wird auch eine verschiedenartige Wirksamkeit dieser Mittel bedingt.
[m Allgemeinen zeigen sie eine grosse Aehnliebkeit mit den Wirkungen vieler aromatischer Mittel, der Balsame und Harze; sie durchdringen aber nicht so schnell den Körper wie die ätherischen Oele, weil sie, ganz wie die harzigen Mittel, ihre vollständige Wirkung erst durch den Verdauungs- und Assimilationsprocess und dann durch den Uebcrgang in das Blut entwickeln; — von den harzigen Mitteln unterscheiden sie sich dadurch, dass sie weniger heftig reizend auf einzelne Absondei'iingsorgane, sondern mehr gleiclnnässig erregend auf die Nerven und Gefässe der sämmtlichen Reproductionsorgane wirken. Bei ihrem Gebrauch siebt man bei kranken Thieren die Verdauung besser, die Beschaffenheit der Säfte, die Ernährung und die Bildung regel-mässiger werden, ohne dass reichliche Absonderungen dabei entstehen; im Gegentheü werden häufig krankhafte und zu reichliche Absonderungen, namentlich der Scldeimhiiute, durch sie vermindert. — Ausscrdein zeigen einzelne dieser Mittel noch eine etwas stärkere Beziehung zum Ganglien-Nervensystem, indem sie krampfhafte Zufalle, besonders in den Eingeweiden der Brust-, Bauch- und Beckenhöhle beseitigen. — Doch hatte man ehemals die Wirksamkeit dieser Mittel, namentlich in ihrer Wirkung auf das Nervensystem, fast allgemein viel höher geschätzt, als sie in der Erfahrung an kranken Thieren sich bestätigt. Jetzt werden sie nicht häufig angewendet, weil sie zu (heuer und grösstentheils durch ähnlich wirkende, wohlfeilere Mittel zu ersetzen sind.
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rtnnmi-rcsina
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10) Slliikasant, stinkender Asant, Teufelsdreck) Asafoetida s. fflaquo;
Asaefoctidae. Von Ferula s. Nfirtlic.x A.laquo;a t'oetida odcrScovodosma foctidum, 5. Kl. 2.0i'dn.,UmbclJirei-aei
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sect;• 264. Der Stinkasant stellt eine derbe, röthliche, unregelmässige Masse dar, die in der Wärme zähe, in der Kälte spröde ist und sich nur in diesem Zustande pulvern lässt; die auffallendste Eigenschaft ist der starke, Knoblauch ähnliche Geruch. Bestandtheile sind: viel Harz (über die Hälfte), — gegen ein Dritttheil Gummi und Schleim, #9632;— und eine kleine Quantität (ungefähr der fünfundzwanzigste Theil) ätherisches Oel. Letzteres besitzt den eigentliümliohen Geruch des Mittels. Es ist unter den übrigen guunni-harzigen Mitteln das wirksamste und zeichnet sich vor allen durch seine, bei kranken Thieren sehr deutlich erkennbare Wirkung auf die Nerven der Brust- und Baucheingeweide aus. 'Diese Wirkungen kommen im .\llgc: meinen mit denen (therein, welche im vorhergehenden sect;. angedeutet worden sind. Bei der innerlichen Anwendung wird es zwar verdaut, jedoch ebenso wenig wie die ätherischen Oele, Kampher und Harze völlig zersetzt; denn sein Geruch theilt sich der Lmigenausdünstung, und zum Theil auch der llautausdiinstung mit; im Urin und in der Milch konnte ich ihn selbst nach
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Stiiikfiriimt.
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anhaltender Anwendung grosser Gaten (boi Pferden und Kühen bis 150,0 pro Tag) nicht erkennen j dagegen dringt or aber in die Muskeln und fast in alle ttbrlgen Gebilde des Körpers sehr ein, und selbst der in den Geschwüren abgesonderte Eifer nimmt zuweilen diesen Geruch an. Der Asaut geht also in das Blut über, und dennoch scheint dabei weder die Thätigkelt des Herzens und dor grosseren Gefasso sehr aflicirt, noch das Blut selbst von seiner gewöhnlichen Beschart'enhüit abweichend zu werden. — Wird der Asant in den bezeichneten grossen Gaben angewendet, so kann er selbst, wie der Terpenthin, durch zu starke Reizung dos Verdauungskanals Laxiren veranlassen; bis zur Entzündung scheint aber diese Reizung nicht leicht zu kommen.
Der Asant wird im Allgemeinen bei asthoniseb-nervöson Störungen des Reprodxictionsprocesses mit Nutzen angewendet und sowohl wenn dieselben in den Verdauungseingeweiden, wie auch wenn sie weiter in den drüsigen und heutigen Gebilden, besonders in den Schleimhäuten ihren Sitz haben. Der Erfahrung zufolge hat er namentlich gute Dienste geleistet: bei derjenigen Appetitlosigkeit, die ohne erkennbare materielle Ursachen besteht und daher hauptsächlich eine nervöse Verstimmung zu sein scheint; — bei Schwäche und Verschleimung des Darmkanals; — bei starker Entwickelung von Säure und Blähungen und bei öfters eintretender Windkob'k; — bei Eingeweidewürmern, insbesondere bei Leberegeln, Wurm- und bei Krampf-kolik, krampfhafter Harnverhaltung; — bei demjenigen Koppen der Pferde, welches aus Verdauungsstörungen entsteht; — bei dem sogenannten Magenkoller; — bei Epilepsie, wenn sie ans einem Leidender Verdauungseingeweide entstanden ist; — hei Krämpfen, besonders der Hunde; — bei chronischer Gelbsucht; — bei dem Lungenkrampf; — bei dem nervösen Dampf; #9632;— bei chronischem, krampfhaftem Husten; — bei chronischem Rheumatismus und bei veralteter Druse. — Ausserdem ist er bei den bösartigen Schafpocken, und bei anderen bösartigen Geschwüren empfohlen worden.
Alier bei den meisten von diesen Krankheiten ist der Asant, wenn auch seine guteWirkungnicht bezweifelt werden kann, doch mehrentheils durch das Terpenthinöl, das stinkende Tbieröl, die bitteren und aromatischen Mittel zu ersetzen. Besonders scheint der Knoblauch, in Verbindung mit bitteren und mit aromatischen Stoffen ein sehr passendes Ersatzmittel für ihn zu sein.
In acuten Entziindungskrankheiton ist der Asant schädlich, und bei Jagdhunden soll er auch ausserdem, besonders wenn sein Gebrauch durch längere Zeit fortgesetzt wird, dadurch naehtheilig sein, dass er ihren feinen Geruch zu sehr abstumpft.
Die Gabe ist für Pferde 8,0—16,0, für Rindvieh von 12,(1—30,0, für Schafe und Schweine 2,0—8,0, für Hunde 0,05—0,5, täglich zwei- bis viermal, und bei heftigen Krämpfen alle Stunden wiederholt.
Anwendung: in Pillen, Latwergen und in Flüssigkeiten, aber nicht in Pulverform, weil das Mittel durch seinen Geruch allen Thieren sehr zuwider ist und deshalb von ihnen nicht gefressen wird. Die flüssige Form verdient bei Krämpfen, und überhaupt bei dringenden Zufällen den Vorzug, weil der Asant in ihr am schnellsten und gloichmässigsten wirkt. Hierzu lässt mau ihn entweder einfach mit lauwarmem Wasser, mit scbwachoni Branntwein oder mit einem aromatischen lufusum zusammenreiben, oder man benutzt dabei noch schleimige Mittel, um ihn mit diesen Flüssigkeiten schneller und
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Harziate Mittel.
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vollständiger zu verbinden, weil sieh in wässevigen Flüssigkeiten nur seine gtuumösen Theilo auflösen und eine Art Milch bilden, In weither das Harz fein zertheilt schwiinmt, aber nach kurzer Zeit grösstentheils zu Boden fallt. Deshalb müssen solche #9632;wässerige Mixturen vor dem Eingeben gut umge-schiiüelt werden. Durcli hinzugesetzte schleimige Stoffe wird die Ausscheidung des Harzes verhindert. Zu 30,0 des Asant nimmt man 860,0—720,0 Flüssigkeit und .'5ü,0 arabisches Ghimmi, oder 60,0 Altheowurzelpulver, oder das Gelbe von 1—2 Eiern', Man versetzt ihn bei nervösen Zufällen mit aromatischen Mitteln, auch mit Kampher, Terpenthinöl, stinkendem Thieröl und Opium, oder bei Feldern der Verdauungs- und liespirationsorgane mit bitter-aromatischen Mitteln, Spiessglanzpräparaten, mit Schwefel und dergl.
Aeusscrlicb wird der Asant sehr wenig gebraucht; dagegen hat er sich, abgerieben mit Wasser, mit aromatischen oder mit schleimigen Flüssigkeiten und als Clystir angewendet, lioi heftiger Wurm- und Krampfkolik und bei Diarrhöe, die mit Sobwiiclie des Dartaikanals und mit krampfhaften Zufällen verbunden war, in mehreren Fällen sehr wirksam gezeigt. Man nimmt zu einem Clystir für Pferde 8,0, für Schafe 4,0, für Hunde 0,5—2,0. — Ehedem wurde er auch als Speichel erregendes Mittel zu den sogenannten Käugebissen benutzt. (30,0 2 Sgr. 4 Pfg, depurata 6,0 10 Pfg., 30,0 3 Sgr. 10 Pfg.)
Von den officinellen Präparaten ist in der Tbierbeilkunde nur die Asanttinctur (Tinctum Asae foefidae) gebräuchlich. Sie ist eine Auflösung von 1 Theil Asant in 6 Thcilen wässerigen Weingeistes, wirkt wie der Asant selbst, aber etwas flüchtiger, und kann bei denselben Krankheiten wie dieser benutzt werden. Pferden und Eindvieh giebt man pro dosi 30,0—60,0, Schafen und Scliweinen 4,0 bis 15,0, Hunden 5 — 20 Tropfen, Man benutzt sie aber innerlich nur selten, sondern mehr äusserlich, bei cariöson, bei zu wenig thätigen, unreinen und mit Maden behafteten Geschwüren, bald für sich allein, bald mit Terpenthinöl und anderen Mitteln verbunden, wie z.B. in dem sogenannten Wnmlbalsain. (30,0 32/3 Sgr.)
II) Myrrhe, üljulieliguiimii, Myrrha, Ouinmi Myrrhae s. Onmmi-rcsina Myrrhae,
Von Balsamodendron Myrrlia s. Kataf und B. Ehrenberglamim, 8. Kl. 1, Ordn., Terebintliacoae (liurseraceac), einem Baum in Arabien and Abcssimen.
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sect;. 265,
Die Myrrhe kommt in gelben und rothbraunen Stücken vor, die einen angenehmen aromatischen Geruch besitzen, und in der Wärme weich werden. Sie ist viel reicher an Gummi als an Harz, enthält aber aussei- dem eigentlichen Harz noch ein bitter-balsamisches Weichharz, welches innig mit einem milden ätherischen Ool verbunden und wahrscheinlich ihr wirksamster Be-standtheil ist. Durch den reichen Gehalt an Gummi wird ihre leichte Anf-löslichkeit in Wasser, Bier, Wein und Essig, so wie ihre unvollständige Auflösung in starkem Wciugeiste Bedingt. — Sie wirkt weniger erregend auf' das gesammte Nervensystem als der Asant, sondern ziemlich gleichmässig auf die Irritabilität der Brust- und Baucheingeweide, vorzüglich aber auf die Lungen und deren Schleimhaut. Docli entstehen selbst nach grossen Gaben bei ge-
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1 Essig löst zwar den Asant auch auf, aber er ist der erregenden Wirkung dieses Mittels nicht entsprechend.
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Myrrhe.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;215
simdenThicren keine besonderen Zufälle; man sieht nur bei ihrem Gebrauch an solchen Thieren, die mit astlioiiisdicn Krankheiten behaftet sind, den Appetit vermehrt, die Verdauung gebessert, die Schleimhäute röther, die zu reichlichen Absonderungen vermindert und den Auswurf' leichter und freier, bei echten Entzündungen aber die Symptome verstärkt werden. Im Ganzen ist die Wirkung der von einigen bitter-aromatischen Mitteln, wie namentlich der der Schafgarbe, des Kalmus, der Angelika und des Alant ähnlich.
Die Myrrhe ist bei zu geringem Appetit, bei schwacher und unregel-mässiger Verdauung und hei Blähungen, wenn diese Zufälle in einem massigen Grade von torpider Schwäche des Verdaanngskanals begründet sind, —#9632; vorzüglich aber bei chronischen und astheuisdieii Lungenkrankheiten, wie z. B. bei Verschleimung, bei dem feuchten und schleimigen Dampf, bei anhaltendem Husten, der mit reichlicher Absonderung in den Bronchien, aber mit nur geringem Auswurf verbunden ist, und bei Lungengeschwüren em-pfohlen, Sie leistet auch bei diesen Krankheiten gute Dienste, ist aber durch wohlfeilere Mittel, namentlich durch Kalmus-, Alant-, Angelika- und Meisterwurzel, durch Fenchel, Wachholderbecren, Wasserfenchel, Terponthin, Theer und dgl. zu ersetzen, je nachdem der Grad der Reizbarkeit und Empfindlichkeit die Anwendung dieser Mittel gestattet.
Die Myrrhe kann innerlich in denselben Gaben und in denselben Formen wie der Asant, und in Verbindung mit isländischem Moos, mit anderen bitteren und aromatischen Mitteln, mit Schwefel und dcrgl. angewendet werden.
In Wunden und Geschwüren wirkt sie erregend und zugleich tonisch; sie verstärkt den Bildungstrieb, macht die Granulation fester, die zu dünn und zu reichlich abgesonderte Jauche mehr eiterartig. Man benutzt sie daher bei asthenischen, torpiden Geschwüren, besonders wenn in ihnen zu starke Auflockerung und Verjauchung besteht. Sie wird hierbei entweder a) als Pulver, für sich allein oder in Verbindung mit dem Pulver von aromatischen Pflanzen eingestreut-, — oder h) mit der sechs- bis achtfachen Menge Wasser, oder Kalkwasser, schwachem Branntwein oder aromatischen Flüssigkeiten abgerieben, als Digestivwasser zum Verbinden benutzt; — oder c) sie wird als Pulver zu Salben gesetzt, z. 1gt;. 1 Theil Myrrhe nu \—6 Theilen Basili-cumsalbe; — oder d) sie wird als Myrrhentinctur (Tmctura s. Essevtia Myrrhae) zum Bestreichen, Ausspritzen und Verbinden angewendet. —• Diese Tlnctur wird aus 1 Theil Myrrhe und 6 Theilen Weingeist bereitet, enthält nur die harzigenTheilo des Mittels, ist etwas stärker reizend als dieses selbst, und kann daher bei grosser Erschlaffung in Geschwüren und Wunden vor den übrigen Anwendungsarten einen Vorzug haben.
.Bei in der Heilung begriffenen Wunden und Geschwüren im Hufe und an den Klauen befördert sie das Festwerden des jungen Horns.
In frischen Wunden und überall, wo active Entzündung, grosse Empfindlichkeit oder Neigung zu Verhärtungen besteht, darf die Myrrhe nicht angewendet werden. Sie ist ein zu theures Mittel. (5,0 1 Sgr., 30,0 4 Sgr. 8 Pfg., grob pulv. 5,0 1 Sgr. 2 Pfg., 30,0 5 Sgr. 10 Pfg., fein pulv. 1,0 4 Pfg., 6,0 J Sgr. 4 Pfg. — Tinct Myrrhae 30,0 4 Sgr. 2 Pfg.)
Anmerkung. Aussei- der Tlnctur hat man noch: 1) das Myrrhenttl, dlo Myrrhen flttsslgkelt oder den Myrrhenbalsam f Oleum Myrrhae per tldimiiiim, Liquur s. Lir/namcn MyrrhaeJ, eine anl' verscliiedpnc Weise bereitete eoncentrlrte WHSscriye Auflösung der Myrrhe; 2) das wässerige My n-lien extrac t fl-'.xtractum Myrrhae
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Brenzllohe ISIittcl,
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agvmumj, In lt;'em ilio Myrrhe durcli Hülfe der Wiirmc in wenig Wasser aufgelöst und dann zum Tlieil wieder eingetrocknet ist; und 3) das destillirte Myrrhonol (Olemii Myirhae aethereumj, (o)
Dieselben sind /,uin tliieriirztlichen Gebrauch ganz überflüssig.
12) Aiiiiiioiiiakguimnl, Oummi-resina Ammoniaoum, (o)
Xon Ferula s. Dorenia Äimnoniaenin , 5. Kl. 2. Ordit., Umbelliferae. In Persien und Armenien; und
IU) IUllHerhar/M Qalbanum s. Oummi-resiua Galbanum. Von Ferula ernbeseens und Galbanum DlVicinalc, 5. Kl. 2. Ordn., Uinbolliferao. Im Orient.
sect;. 266.
Beide sind in ihren Eigensohafton und Wirkungen ilom Asaut ciniger-niiiasscu ähnlich, aber weniger kräftig als dieser. Beide Mittel werden daher jetzt sehr wenig, hei ähnlichen Krankheiten, wo der Asant und die Myrrhe nützlich sind, angewendet. Die Gabe und Anwendung ist wie bei dem Asant. — Ehemals benutzte man sie auch äusserlich als erregend-zertlicilcnde Mittel bei Verhärtungen, Piphacken, Gallen und dergleichen, und namentlich cm-pliohlt Kersting (Nachgelassene Mauuscripto S. 3(50) eine Auflösung von 4 Loth Q-albauntn in 8 Loth Spiritus als ein zuverlässiges Heilmittel zur täglichen Anwendung bei stark geschwollenen Piphacken. De fays empfiehlt als vortreffliches Klebemittel bei Hornspalten, ausgebrochenem Huf, selbst zur Befestigung der Hufeisen u. s. w. eine Zusammeuschniolzung von 2 Thl. Gunimi-resina Ammoniaoum mit 1 Theil Gutta-Percha1. Pas Mittel muss im erwärmten Zustande in die Spalte gebracht und der Fuss so lange hoch gehalten werden, bis das Mittel kalt und hart geworden. Kaltes Wasser be-
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schleunigt dies. (Preis: Galban. 30,0 = 6 8gr.)
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6'. rcf. Aiumoii. 'iO.O = 6 8ffr. 4 Pfs
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G. res.
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Anmerkung. Die übrigen (lumnüliarzc, wie das Sagaponum (O'ummi-rcuina Sagapenwri), UM Pon ax-Gu mini ((hnnmi-reaina Opoponax), das Kpho uharz (Onmml-resinaIlcdcrae) und mehrere andere sind für den thicrärztliehen Hebrauch ganz entbehrlich.
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Vierte Abtheilnng,
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Bronzliche oder empyreumatiseh-ölige Mittel.
(Kinpi/reiimata s. Medicamina empyreuinittica.)
sect;. 2G7.
Die brenzlichen Substanzen kommen sowohl von der Natur erzeugt als sogenannte flüchtige Erdharze (Bitumina) und als brenzlicho
1 Gutta-Percha ist der an der Luft erhärtete harzige Mibdisaft eines ostindischen liaums, Isomandra Percha; es wird bei der Siedhitze weich, 8C dass man es formen und zu sehr genau an die (iliederthcile anschliesseiiden Schienen benutzen kann. In höheren Hitzegraden schmilzt es, in Wasser und Weingeist ist es unlöslich, aber Terpenthinöl, Chloroform und Steinkohlenthecröl lösen es auf.
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Brenzliohe Mittel,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;217
ätherische Oclo (Oka uethcr. empyreumatica), in der Erde, auf deren Oberlaquo; fliiclie, in Felsenritzon und auf tlcia Wasser schwlmmoiul vor, — thoils werden sie bei der Verkohlung organischer Körper in verschlossenen Bäumen durch die sogenannte trockene Destillation künstlich erzeugt. Die brenzlioh-ätherischen Oelc l)cstelien aus Kohlenstoff, Wasserstoff und Sauerstoff und erscheinen im reinen Zustande als eine Flüssigkeit, die in den meisten Jiligeu-sehat'teu den ätherischen l'ilanzenölcn sehr nahe steht, sich aber von diesen durch einen sogenannten brenzl leben oder braustigeu (jlcnich und durcli einen grosseren Gehalt an Kohlenstoff unterscheidet. — In nicht gereinigtem Zustande, wo sie gewöhnlich mit Kohlenstoff übersättigt und zugleich mit anderen Stoffen verbunden sind, stellen sie eine braune oder schwarze, mehr oder weniger dickliche und sehr widrig riechende Flüssigkeit dar, die mit den ätherischen Pflanzenölen nur sehr wenig Aelmlicbkeit besitzt.
Die natürlichen empyrenniatischen Oele. iimlcn sich bald flüssig, bald an feste Stoffe, namentlich an Kolde und harzige Substanzen gebunden. — Das aus Pflanzen erzeugte brenzliche Oel kommt gewöhnlich in Verbindung mit Essigsäure, Harz und dergleichen vor, und wenn die Pflanzen, aus denen es bereitet ist, ein ätherisches Oel enthielten, so nimmt es einige Tiieile von dem letztem in sich auf und giebt dies durch einen, diesem ätherischen Oel verwandten Geruch zu erkennen. In denen, die aus thierischen Substanzen bereitet sind, findet sich oft auch Phosphor und immer Stickstoff', welcher letztere sich oft mit dem Wasserstoff und Kohlenstoff zu Ammoniak oder zu Blausäure verbindet. Die rohen empyroumatischen Thieröle können von diesen Ncbon-produoten, so wie von dem ttbermässigen Gehalt an Kohlenstoff, und das vegetabilisch brenzliche Oel von dem Harz, der Essigsäure und dergleichen durch eine wiederholte Destillation befreit (recti(icirt), ganz rein und flüchtig, den ätherischen Uelen ähnlich gemacht werden.
sect;. 2G8.
Die Wirkung der breuzlichen Oele lässt sich im Allgemoineu als eine sehr flüchtig reizende bezeichnen, die mit denen der ätherischen Pflanzenöle und des Kamphers die meiste Aolmlichkeit hat. Diese erregende Wirkung erscheint zwar über den ganzen Körper verbreitet, äussert sich aber vorherrschend und eigends im Nervensystem; denn alle Functionen desselben werden bald nach der Anwendung eines solchen Oels mit grösserer Lebhaftigkeit, auch wohl mit mehr Kraft und Dauer ausgeübt; besonders wird die krampfhaft verminderte und unregelmässige Empfindlichkeit erhöht und wieder geregelt und Krämpfe werden oft beseitigt. Es ist daher sehr wahrscheinlich, dass die breuzlichen Oele auf die zum Nervensystem gehörigen Organe nicht blos erfegend, sondern auch stärkend wirken. — Auf die Blutgefässe, und somit, auf' die Irritabilität und auf den Bildungsprocoss, wirken sie ebenfalls erregend, wie dies der hiernach entstehende schnellere Puls, die Verstärkung der Ilautausdünstung, der Urinabsonderung und zum Theil auch die vermehrte Secretion der Schleimhäute und die verstärkte Resorption beweisen; aber diese Erregung ist viel schwächer, als die im Nervensystem erzeugte.
Zu grosse (iahen der breuzlichen Oele verursachen bei den Säugethieren Zuckungen, Krämpfe, beschwerliches Atlnncn, Erstickungszufälle und zuweilen
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Brenzliohe Mittel.
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selbst den Tod, — wie es scheint, theils durch UcbciTcizuug' uucl Lähmung, thcils durch Entmischung des Ulutes.
Auf Insekten und Würmer (namentlich auf Eingcwoidowiirmcr), auf Friischo und die meisten Vögel wirken diese Oolo auch in kleinen Gaben als tödtendes Gift.
Die Mittel, in denen brenzliches Oel neben anderen Substanzen enthalten ist, wirken im Allgemeinen ähnlich, jedoch weniger flüchtig durchdringend und wohl auch durch die anderweitiiren Stoffe etwas modilicirt.
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sect;. 2G(J.
Die Entwickelang dieser Wirkungen erfolgt zum Theil durch unmittelbare Berührung empfindlicher Theile des Körpers, hauptsächlich aber durch den Uebergang des brenzlichen Gels in das Blut. Der letztere wird gewöhnlich in den Verdauungseingcweiden vermittelt, und g-iebt sich durch den stark brenzlichen Geruch des Athoms zu erkennen. Die Verdauungseingeweide selbst werden durch diese Oelc in stärkere Thätigkeit versetzt, ertragen aber ziemlich grosso Gaben von ihnen, ohne zu sehr gereizt oder entzündet zu werden. Von sehr grossen Gaben wird gewöhnlich ein Theil des Oels unverdaut mit den Darin-Dxcreincnten wieder entleert und macht sich auch hier durch seinen Geruch bemerkbar. — Am schnellsten erfolgt die Wirkung der brenzlichen Gele durch Injection in die Venen; sie ist aber, wenigstens bei den grossen llausthieren, und von den nicht rectificirtenGelen viel schwächer, als von gleichen Quantitäten eines ätherischen Pflanzenöls, wenn es auf dieselbe Weise angewendet worden ist. Die ausgeathmete Luft nimmt bei der Injection fast augenblicklich den cnipyreumatischeu Geruch an. Auf die Haut und in Wunden oder Geschwüre gebracht, erzeugen die brenzlichen Gele eine örtliche Heizung in verschiedenem Grade; sie werden aber hier, selbst bei längerer Dauer der Berührung, nur zum Theil resorbirt, und die hiernach entstehende allgemeine Wirkung ist nur gering.
sect;. 270.
Die verschiedenen empyreumatischen Mittel haben unter einander eine grosse Aehnlichkeit in der Art der angedeuteten Wirkung, zeigen sich aber im Grade und in der Ausbreitung derselben etwas verschieden. Am stärksten und ausgebreitetsten auf das ganze Nervensystem wirkt das thierisch-brenz-licheOel, weniger das vegetabilische, und noch weniger das natürliche (mineralische?). Das letztere scheint, ähnlich den balsamischen Mitteln, seine quot;Wirkung hauptsächlich auf die Kumpfnerven zu richten, während die des ersteren sich auf das Gehirn und die Sinnesorgane erstreckt. Dagegen ist aber die örtliche Reizung von dem natürlich-brenzlichen Gel am stärksten. — Ausserdem wirken die ganz reinen (rectificirten) empyremnatischon Gele weit flüchtiger und mehr auf das Gehirn, als die nnreinen, selbst wenn beide einen gleichen Ursprung haben; von den unreinen ist aber (lie Wirkung um so stärker auf das Blut und auf den Bildungsprocess überhaupt gerichtet, je mehr diese Büttel mit Kohlenstoff und Kmjjyrcuma überladen sind. Enthalten sie auch noch viel Ammoniak, Blausäure, Essigsäure oder Harz, so wird hierdurch die Wirkung ebenfalls etwas verändert.
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y.
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Stinkendos Thiovöl.
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sect;.271.
Die allgemeine Indication für die arzneilioho Anwendung der empjreu-inatischen Mittel, und besonders der Oele, ist 1) Torpor mit Schwäche. #9632;— Dieser Indication entsprechend werden sie z. B. gebraucht: laquo;) Bei den astlicnischen Fiebern, vorztlglich bei Typhusflebern mit grosser Ahsttimpfang der Sinncstbiitigkelt, bei iibnlicbcn Faialfiebem, gastrischen und rhenmati-seben Fiebern; 0) bei dem Dummkoller der Pferde, wenn er, wie gewöhnlich, mit verminderter Sensibilität bestellt; c) bei Ltthmungen, sowohl bei rein nervösen, wie auch bei solchen, die durch Rlieumatismus entstanden sind, besonders wenn sie chronisch werden; d) bei Krämpfen, besonders bei cloni-seben, und wenn die Thiere in den freien Zwischenzeiten sehr abgestumpft erscheinen. — Ausserdem sind diese Mittel zum innerlichen Gebrauch noch angezeigt;
2) Bei Eingeweidewürmern jeder Art und bei den Kraiikbeitsziifüllcn, welcbe durch sie erregt werden, wie z. B. bei Wurmkolik, bei schlechter Fresslust, Abmagerung, bei Epilepsie und Schwindelquot;, namentlich bei dein sogenannten Bremsenschwindel der Schafe und dergl.
li) Für den äusserlichen Gebrauch; lt;() bei chronischen Hautkrankheiten, namentlich bei Räude und Flechten; b) bei schlaffen, trägen, mit Maden verunreinigten Wunden und Geschwüren, und e) bei Lähmungen, hei Rheumatismus, bei chronisebea Entzündungen, bei Verhärtungen, Stollbeulen, Piphacken, beim Schwinden und dergl.
Die Gegenanzeigen, die den Gebrauch dieser Mittel verbieten, sind acute Entzündungen, Entztlndungsfieber, Congestionen, besonders zum Gehirn, und sehr erhöhte Empfindlichkeit.
I) Stiilkciulfs Thici'ül odiT Ilirschliornttl, Oleum anmale foetiätm, Oleum pyro-aiumuh, 01. iiiipyrcmiuitiviim anhnafi, 01. Cornu Ccrvifiutidnm.
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sect;.•272. .
Dieses brenzliche Oel im rohen Zustande ist jederzeit sehr stark mit Kohlenstoff, zuweilen auch mit etwas Essigsäure, mit etwas Blausäure u.a. w. verunreinigt, nnd besitzt die angegebenen Eigenschaften der empyreumati-schen Mittel. Daher gilt auch Alles, was über die Wirkungen dieser Jlittel im Allgemeinen (sect;sect;. 268—270) angedeutet ist, ganz besonders von ihm, und es ist unter diesen Mitteln gewiss das wirksamste, obgleich es hinsichtlich der Flüchtigkeit dem rectificirten Thieröl sehr nachsteht. Seine erregende nnd nervenstärkende Wirkung erstreckt sich aber am meisten und deutlichsten auf die Eingeweidenerven, indem nach der Anwendung des Mittels eine mehr lebhafte und regelmässigc Assimilation und Eeproduction eintritt, besonders wenn bei Krankheiten mit astlienisch-torpidcm Character zugleich Störungen in diesen physiologischen Processen zugegen sind. Durch diese voiherrschende Wirkung auf die Nerven der Eingeweide, durch geringere Flüchtigkeit, dafür aber durch grössere Dauer der Wirkung, unterscheidet sich das in Kedc stehende Mittel von dem gereinigten oder rectificirten Thieröl, und wahrscheinlich sind diese Eigeiithümlichkeiten des ersteren in seinem reichen Gehalt an Kohlenstoff begründet (sect;. 2 70). — Die übrigen dein gemeinen Thieröl beigemengten Substanzen, wie Essigsäure und dergl., sind
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Brenzllohe Mittel
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gewöhnlioh in so geringer Menge vorhanden, dass sie für die Wirksamkeit dos Mitteis bei den grossen Tliieren von keiner Bedeutung sind.
Auf das Gotasssystom wirkt das stinkende Thioröl nur wonig erregend; Lei Pferden und Kindern wird selbst nach einer Gabe von .'30,0—60,0 die Zahl der Pulse nur um etwa 5 Schlftge in der Minuto vermehrt, obgleich das Mittel in das Jilut übergeht und sieli fast allen Säften, daher auch bei nil-chenden Thieren fast immer der Milch niitthoilt, wie man dies aus ihrem Geruch deutlich entnehmen kann. Gaben über 90,0 (3 Unzen) können bei Pferden, und stärkere als 9 Gramme bei Hunden auf die im sect;. 288 bemerkte AVciso naclithoilig wirken.
Die Dauer der Wirkung einer inittchnässigen Gabe erstreckt sich mehren-thoils auf lü—12 Stunden, und wenn das Mittel durch mehrere Tage anhaltend gebraucht worden ist, so bemerkt man zuweilen noch 2-1—30 raquo;Stunden nach der letzten Gabe deutliche Spuren der Wirkung.
In die Drosselvene injicirto ich das Mittel bei Pferden und Rindern von 1 Drachme bis 1 Unze; es entstand sogleich sclmcllos und etwas angestrengtes Athinen, Geruch der ausgoathmeten Luft nach Thleröl, schnellerer Puls, grössere Röthung der Schleimhäute, erhöhte Wärme, Zucken der Muskeln, zuweilen auch schwankender Gang. Nach ö Stunden waren die Zufälle vorüber. Hunde zeigten dieselhen schon nach der Injection von 2—6 Tropfen.
Das stinkende Thieröl kann ganz nach denselben Indicationcn und bei denselben Krankheiten gebraucht werden, welche im sect;. 271 genannt worden sind. — Dasselbe ist seiner Wirksamkeit und Wohlfeilheit wogen ein sehr beachtenswerthes Mittel im thiorärztlichen Arzneischatz;, wclclies besonders als Beizmittel für das Nervensystem oinigermaassen den zu theuern Moschus ersetzen kann, und unter den Wurmmitteln fast die erste Stolle einnimmt.
Die Grosse einer Gabe zur innerlichen Anwendung ist für Pferde von 4,0 bis zu 30,0, für Kindvieh von 4,0 bis 45,0, für Schafe1 und Schweine von 10 Tropfen bis 8,0. für Hunde von 1—30 Tropfen, — Diese bedeutende Verschiedenheit wird, abgesehen von der Grosse der Thiere, durch die Art und durch den Grad der Zufälle bedingt; denn bei heftigen Krämpfen, bei Lähmungen und bei sehr grosser Abgcstumpfthoit sind in der Kogel grosso Gaben dos Mittels erforderlich; — bei Leiden von Eingeweidewürmern haben sich nur grosse Gaben zum Tödten der letzteren wirksam gezeigt; zur Verhütung ihrer Wiedcrerzeugung und zur gründlichen Heilung der Wurmkrankheit sind aber mittelmässige Gaben am besten geeignet; hei allen nicht zu sehr torpiden und bei den meisten chronischen Krankheitszuständon, z. 13. bei nervösen Fiebern, bei dem chronischen Rheumatismus, bei Epilepsie, Schwindel, Fäule und dergl. verdienen kleine Gaben den Vorzug.
Ebenso verschieden ist die Wiederholung des Mittels; bei Krämpfen, z. B. beim Lungenkrampf und hei Wurmkolik ist dieselbe in Zwischenzeiten von 1, 2—'6 Stunden noting, je nachdem die, Zufälle anhaltend und mehr oder weniger heftig sind; bei Lähmungen, bei dem Koller und hei den meisten chronischen Krankheiten giobt man etwa alle 8 Stunden eine Gabe, und bei
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1 Diese Thiere ertrugen das Mittel bei meinen Versuchen in Gaben von 4,0—30,0 dnreh mehrere Tilge ohne den geringsten Niudithcil. Aul' das Leben der Egelschnecken schien es im lebenden Körper keinen KinHuss gehabt ZU haben.
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Stinkeades Tliiei-'jl.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;221
clironisclicn Wiinnlciclcn sind für 24 Stunclen eine bis zwei Gaben liinrcidiond. Hei allen cliroiiischon Kninklieitcn und besondors gegen Eingeweidewürmer muss das Mittel durch längere Zeit fertgcbrauclit werden, bis die Zeichen des krankhaften Znstandes gftnzlich verschwunden sind.
Die Anwendung kann in Pillen, in Latwergen und in flüssiger Form geschehen. In der letztem wird das Tliieröl mit einer bittern, oder aromatischen, oder schleimigen Flüssigkeit unmittelbar vordem Eingeben durch blosses Znsammenschtitteln gemengt. Die. Anwendung in dieser Form ist bei heftigen Zufällen und beim Rindvieh zwar sehr zweckmässig; die Tliierc strauben sich aber oft sehr gegen sie, und zuweilen verlieren sie durch die hierbei unvermeidliche Einwirkung des Mittels auf die ganze Maulhöhle den etwa noch vorhandenen Appetit. Deshalb ist die Anwendung in Pillen, welche vor dem Eingeben in Druckpapier eingewickelt sind, am zweckmässig-sten. Ist aber das Maid der Thiero durch das Mittel verunreinigt, so muss es gleich nach dem Eingeben durch Auswaschen oder Aufspritzen mit Salzwasser, oder mit verdünntem Branntwein wieder gereinigt werden.
Alan verbindet das stinkende Thierol zum innerlichen Gebrauch nach Verschiedenheit des Krankheitszustandes mit entsprechenden Mitteln, z. 13. mit bitteren oder aromatischen, mit Farrcnkrautwurzel, Terpenthinöl, Kampher, Weingeist und dergl, Auch empfiehlt man als ein wirksames Abfuhrungsmittel bei Würmern eine Verbindung von 1 Loth llirscbliomöl mit 16 Loth Leinöl und 4 Loth Doppelsalz auf einmal zu geben, worauf jedoch das Thieröl mit bitteren und laquo;anderen stärkenden Arzneien durch einige Zeit anhaltend gebraucht werden muss. Waldinger hat z. 13. hierzu für Pferde folgende, etwas complicirte Formel empfohlen: N. pulv. Enzianwurzel, 13al-drianwurzel von jedem '2 Loth, pulv. Ofenruss 4 Loth, Hirschhomöl Vs Loth, Stahlschwefel und Terpenthinöl von jedem 1/4 Loth, mit Mehl zur Latwerge gemacht und täglich zu verbrauchen. — Gegen den Bandwurm der Ilundo empfahl derselbe Pillen aus Farrenkraut u. a. Mitteln mit Hirschhomöl (siehe die Formel im sect;. 184).
Zu Einspritzungen in die Blutadern ist das llirschhornol bisher nicht benutzt worden ; es verdient aber auf diese Weise bei lebensgefährlichen asthenischen Krankheitszuständen, z. B. bei Lähmungen, bei denen gleichzeitig die Respiration sehr schwach und unvollständig von statten geht, — bei sehr hohen Graden des Kollers, und vielleicht auch bei dem Lnugen-krampf versucht zu werden, — jedoch nur an den grossen Hausthieren. Bei dem Starrkrampf der Pferde fürchte ich die, durch diese Einspritzung erzeugte heftige Reizung der Lungen. Man kann Pferden und Rindern auf einmal 4,0—8,0 von dem vorher erwärmten Oel entweder rein für sich, oder gut abgerieben mit 30,0—1)0,0 lauwarmen Wassers und liltrirt injiciren.
In Clystiren wird das Mittel, indem man es zu aromatischen, bitteren oder adstringirenden Flüssigkeiten setzt, mit gutem Erfolge bei nervösen und fauligen Fiebern, bei dem typhösen Milzbrände, bei anhaltenden Krämpfen und Lähmungen angewendet. Alan nimmt hierzu bei den verschiedenen Thieren dieselbe Quantität wie zum innerlichen Gehrauch,
Wenn Oestruslarven in den Nasen- und Stirnhöhlen bei Schafen sitzen, und Schwindel oder andere Zufälle veranlassen, so kann man, nach
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Brenzlicho Mittel.
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Chabort1, ein Gemenge von 1 Theil stinkendem TUieriil imcl 4—G Thcilcn Wasser oder ebenso viel von einem aromatischen Jnt'usmn in diese Höhlen spritzen, und zwar entweder durch die Nasenlöcher, oder durch eine mit dem Trepan in der Stirmvand gemachte Oeffnung. Diese Einspritzung' wird am ersten Tage zwei- bis dreimal, jedoch immer erst nach einer 2 bis ostfindigen Zwischenzeit wiederholt, weil die Thiere dabei etwas angegriffen werden; in den folgenden '1 oder 3Tagen ist es hinreichend, sie täglich einmal zu machen, Eei jeder Einspritzung entsteht heftiges Niesen, wodurch einzelne Larven sogleich ausgeworfen werden; die übrigen werden durch das Mittel getödtet und fallen später heraus.
Das Einreiben dos llirschhornols in die Haut am Bauche bei Windkolik, oder in die Haut des Kopfes bei der Drehkrankheit (wie dies C ha bort ii. A. empfohlen haben) , nutzt nichts, indem hierbei die Wirkung des Mittels nicht zu den Würmern reicht. Bei schleichondcu Entzündungen unter der Haut, bei Verhärtungen, Krämpfen, Lähmungen u. s. w. sind zwar solche Einreibungen niehrentheils recht wirksam, haboii aber vor denen mit Terpenthinöl oder mit Steinöl keinen Vorzug, wohl aber muss das Thieröl den letzteren in manchen Fällen nachstehen (z. B. bei ötubonlmndon), weil seine äusserc Anwendung durch den zu heftigen Gestank und durch die Besudelung der Hände u. s. w. sehr widerlich wird.
Dagegen ist im Hommer das Bestreichen eiternder Verletzungen, besonders bei dem Weidevieh, sehr zweckmässig, um Insekten abzuhalten, oder ihre Eier und Maden zu tödten. — Bei zu geringer Thätigkeit kann es auch zur Verbesserung der Granulation und Eiterung in veralteten Wunden und Geschwüren benutzt werden. Besonders hat es v. Eh reu fels mit gutem Erlolgo gegen das bösartige (sogenannte spanische) Ivlauonweh der Merinos auf die Weise angewendet, das.s die zuerst durch das Messer gründlich von allem losen Horn befreiten und blossgelegten Geschwürs der Klauen und ebenso der Klauenspalt, so weit derselbe feucht ist, mit rauchender Salpetersäure und gleich darauf mit llirschhoruöl bestrichen wurden. Die Klauen bleiben ohne weitern Verband; zeigen sich nach 2 Tagen noch weiche und feuchte Stellen, so wird das Verfahren wiederholt, und später auf dieselbe Weise bis zur Heilung fortgesetzt2. Ich habe den Thcer hierzu als besser befunden.
sect;• 273. Gegen die Bände ist das Hirschhornöl bei allen Thieron ein ganz vorzügliches Mittel, dessen Wirkung und zweckmässigste Anwendung bei räudigen .Schafen zuerst Walz8 gründlich erforscht hat. — Es tödtet die lliiu-denmllben schneller als irgend ein anderes Mittel (nämlich in einigen Minuten', reizt die Haut bis zur Entzündung, und bewirkt dadurch das Vertrocknen der Bäudeknötcbcn und baldige Heilung der Geschwüre. Dennoch ist es für sich allein bei Schafen nicht gut zur Anwendung geeignet, weil es die Wolle sehr besudelt und schwarzbraune Flecke in derselben macht, die
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1 Traite des Maladies vemüucuses dans le.-. Auimaux. Paria 1787. p, 174. — Deutsch: Cbabert über die Wurmkranklioiteu enropiUsoher Hausthiero, übersetzt von i'. A A. Mel or. Gutting. 1780.
- Oekononti. Neuigkeiten und Verhandlungen, Jahrg. 1819. Hel't 0.
8 Walz, Natur und Behandlung der SebalVaude. Stuttgart 1812. S. 52—üi).
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Stinkendes Thleröl,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;223
schwer ya\ entfernon sind, und weil es niclit ohne Qefahr für laquo;las Leben der fcchai'e auf eine grosse Fläche des Körpers angewendet werden kann. Denn wird ein geschornes Schaf mit Hirsohnornöl an allen bc#9632;wollten Hantstellen überstrichen, so erhält die Haut eine hoohrothe Farbe, ihre Temperatur wird brennend heiss, das Thior verdreht die Augen, aus dem Maule tritt Schaum und es stellen sich krampfhafte Bewegungen ein. Diese Zufälle gehen beim Aufenthalt des Thioros in freier, kühler Luft gewöhnlich nach einigen Stunden vorüber; sie enden aber auch nicht selten mit dem Tode, wenn solche Thiere im warmen Stalle eingeschlossen, oder heisser Witterung ausgesetzt, oder kränklich sind (Walz a. a. O. S. 53). — Wird dieses üel mit Fett oder fettem Oel im Vcrhältniss wie eins zu drei gemengt aufgetragen, so werden zwar die auf dor Oberfläche vorhandenen Milben ge-tödtut, aber nicht die dem Aufbruch nahen Milbennestor zerstört. Die lici-znng hierbei ist geringer, doch aber noch so stark, dnss dadurch bei kränklichen Thieren der Tod erfolgen kann. Das Befeuchten räudiger Schafe mit einer Ammoniak enthaltenden wässerigen Feuchtigkeit, z. B. mit Bindsharn, und hierauf' das Bestreichen mit Hirschhomöl, tödtet nicht nur alle auf der Haut befindlichen Milben, sondern zerstört auch die meisten Nester derselben; allein auch hierbei tritt eine allgemeine Beizung ein, im Verhältniss nach der aufgetragenen Menge des brcuzliclien Oels. Zur Heilung ist aber ge-wöhulich nur die einmalige Anwendung dieses Mittels nothig. Walz em-pfahl folgende Zusammensetzung (die man jetzt fast allgemein die Walz'sohe Lauge nennt) als die vortheilliaf'teste: Man nimmt 4 Theile (z. B, 1 Kilogramm) frisch gebrannten Kalk (oder von gelöschtem Kalk das Dreifache), versetzt ihn durch alhnäliges Wasserzugicssen in einen breiartigen Zustand, verbindet damit sogleich entweder 5 Theile (z, B. l1/* Kilogramm) kohlensaures Kali (Potasche), oder eine diesem Vcrhältniss entsprechende Menge Asche, wie z. 13. 00 Theile Buchenasche, und so viel Bindsharn (Mistjauche), dass ein Brei daraus wird, mengt hierzu 6 Theile (z. E. l'/a Kilogramm) stinkendes Thieröl und 3 Theile (oder 750,0) Theer, verdünnt das Gemenge mit 200 Theilen (oder 50 Kilogramm) Kindsharn, und zuletzt mit 800 Theilen (oder 200 Kilogramm) gewöhnlichen Wassers1. — Die so bereitete Flüssigkeit ist eine unvollkommene chemische Mischung, welche mildes (kohlensaures) Ammoniak mit brenzlichcm üel, Thcerseife und bronzlichen Kalk enthält. Sie tödtet die Milben, zerstört deren Nester, hat selbst bei ganz Jungen Lämmern und kränklichen Schafen keinen Nachtheil für den Organismus, schadet der AVoile gar nicht (denn die entstehende bräunliche Farbe verliert sich in 8—14 Tagen gänzlich), sondern sie bedingt sogar eine auffallend vermehrte Production derselben. Die Anwendung geschieht als Waschwasser oder als Lad; dabei müssen alle kranke Stellen zuerst durch Aufkratzen der Krusten mit einem stumpfen Messer oder mit einer alten Striegel zugänglich gemacht, dann rocht gründlich durchuässt und die Augen der Thiere gegen die Einwirkung der Flüssigkeit geschützt werden. — Zur gründlichen Kur muss die Anwendung unter günstigen Umständen nach Zwischenzeiten von 7 Tagen dreimal (d. i. den ersten, siebeulen und fünfzehnten
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1 Die eingoklammei'ton benannten Gewielitsllicile dienen als Beisjiiel zur Bereitung eines Waselnvassers für 200—250 räudige Schafe, Indem für 1 Schaf gegen 2 Pfund Kliissig-
keit erforderlich sind.
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Brenzliohe Mittel,
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Tag), und wenn die Thicre dem liegen iiusgesetzt sind, iiuch vier- bis i'üut-inal wiederholt werden; denn liegen ist der Heilung immer hinderlich und die Thiere müssen ihm deshalb möglichst entzogen werden,
Wal din gor hat die Zusammensetzung dos Mittels in der Art abgeändert, dass er die Menge des Kalkes verdoppelte und demG-anzen noch4Thle. gepulverten Schwefel hinzusetzte 1,
Departements-Thierarzt Erdt n. A. fanden die Walz'sche Lauge auch stets sehr schwach, dagegen folgende Composition sehr wirksam: Man nimmt zur ersten quot;Wüsche (für 300—600 Schafe): frisch gebrannten Kalk 3 Kilogramm (in Ermangelung desselben 9 Kilogramm gelöschten Kalk), rohe Pot-asohe .'J Kilogramm, pulverisirten Schwefel und Hirschhornöl, vmi jedem 2 Kilogramm, und Mistjauche oder Pferdenrin '23() Liter. Der Kalk wird mit Wasser gelöscht und zum Brei gemacht, und diesem die übrigen Mittel angemengt, während der Kalk noch heiss ist. Das Gemenge Weiht 12 Stunden zugedeckt stehen und wird von Zeit zu Zeit mit Jauche mehr verdünnt. Dann wird ein Theil der .Jauche kochend gemacht, in die Wanne gethan und von dorn Gemenge so viel hinzugethan, class das Ganze eine Temperatur von 45—5O0li. erhält. In dieser Temperatur erhält man die Flüssigkeit bei der Anwendung durch wiederholtes llinzuthim von heisser Jauche und von dem Gemenge. — Das zweite Bad macht man nach 4 Tagen aus Kalk und Potasche von jedem 2 Kilogramm, Schwefel und Theer von jedem 1 Kilogramm und 160 Liter Jauche. Das dritte Bad wieder nach 4 Tagen aus Kalk und Potasche von jedem l1^ Kilogramm, Schwefel und Theer von jedem 1 Kilogramm und 1GO Liter Jauche. Die vom ersten und zweiten Bade übrigbleibende Lauge kann zu den folgenden Bädern benutzt worden; da aber die Lange vermöge des Schwefels kupferne Gefässo augreifen würde, muss ihr Erwärmen entweder in irdenen Gefässcn oder in der Wanne mittelst heisser Feldsteine geschehen. (01. animale foetid. 30,0 8 Pfg.)
Anmerkung 1, Das ätherische Thicrol, r ee tificir to Hirschhornöl, oder sogenannte Oippel'sohe Oei f Oleum animale adlieretim, s. Oh.um cornu Cerci rteti-ßeatum, s. 01. animalc DippeliiJ ist der durch wiederholte Destillation erhaltene reine ätherische liestandtheil des gemeinen llirschliornöls. Seine Wirkung ist flüchtiger und stärker auf das Gehirn gerichtet; es wird aber in der Thierheilkundo nicht gebraucht, weil es zu theuer und bei Thieren durch das geraeine Hirschhornöl oder durch das Cha-bert'ache Oel zu ersetzen ist. (1,0 l'^Sgr.)
Anmerkung 2. Das Ch aber t's ch e Oel (Oleum untkclminthk-um raquo;. Oleum eunim taeniam ChalertiJ wird erhalten, wenn man 1 Theil Ilirsehhomöl und 3 Thcile Terpen-thinöl durch 8 Tage zusammen digerirt und dann hiervon den vierten Theil abdestillirt. Es ist dem Dippel sehen Oel sehr ähnlich , wird aber für noch wirksamer gebalten und ist wohlfeiler. Es kann innerlich in allen, in sect;sect;. 271, 272, 273 angezeigtan Krankheiten wie das gemeine Hirschhornöl gebraucht werden, wenn man dieses nicht anwenden will. Chaberthat es besonders gegen alle sogenannte Wurmkranklieitcn sehr empfohlen, weil es die Würmer viel schneller als irgend ein anderes Arzneimittel tödtet2; er verordnete es erwachsenen Pferden von 15,0—CO,0, Ochsen und Kühen in otv/as stärkeren Gaben, Fttllen und Kälbern von 30—G0 Tropfen, — Schweinen und Schalen eben so viel, — Hunden von 0,1—4,03. Es wird am besten mit der dreifachen Menge einer schleimigen Eliissigkeit gegeben. (30,0 4 Sgr. fi Pfg.)
Anmerkung 3. Der Rauch von Hornspähnen, Klauen, Haaren und Federn, welche auf glllbenden Kohlen verbrannt werden, enthält brenzlicbes Thieröl im dunstartigen
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1 Waldinger, Wahrnehmungen an Schafen. '-' Chabcrt a. a. O. p. 105 — 109. 8 Ch abort a. a. O. p. 1G8—175.
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S. 108 u. S. 232.
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Stinkendes Thicröl, Kuss.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;225
Zustande, Wird derselbe eingeathmet, so wirkt er auf die Lungen und auf den ganzen Organismus als ein massig starkes Reizmitlel, welches bei der sogenannten Lungeiiwiirmcr-seuche der Kälber und Lämmer, bei Oestruslarveu in den Nasen- und Stirnhöhion, bei Verschleimung der Luftröhre, bei veralteter Druse und bei ähnlichen astbenischen Krank-heitszuständen der Schleimhäute vortreffliche Dienste leistet. Die Anwendung kann tätlich zweimal durch '^—'/j Stunde geschehen, wobei aber die S. 102 in der Anmerkung angedeutete Vorsicht zu beachten ist.
(Von dem Hirschhorngeist undllirschliornsalz siehe Xi. Kl., „kohlensaures hreuzlich-öliges Ammoniak.quot;)
2) Russ, Glaiiimiss, glänzfiidcrOfenriiss, Fuligo J.iynis. fuUgo splcniUus. (o)
sect;• 274.
Er enthält vegetabilisch-lrcnzliches Oel im oxydirten Zustande, mit Kohlenstoff, brenzliclier Essigsäure, hrenzliciiem Ammoniak, Kreosot u, s. vr, vertnnden. IJiese Bestandtlieile sind je nach der Art des verbrannten Holzes, nach dem Orte und der Art ihrer Verbrennung etwas verschieden, aber der Kohlenstoff ist stets sehr vorherrschend.
Der Kuss wirkt ähnlich wie das Ilirschhornö], jedoch viel weniger stark auf das ganze Nervensystem, weniger flüchtig, sondern mehr anhaltend erregend, vorzüglich auf die Verdauungseingeweide, auf' die Lymphdrüsen, die iSchleimhäute, und im geringeren Grade auch auf' die Haut; er bessert bei zu geringer Thätigkeit die Verdauung und Assimilation, ist thoils hierdurch, theils auch direct den Würmern zuwider, befördert die Resorption, vermehrt auf gelinde Weise die Absonderung in den Schleimhäuten, in den Nieren und in der Haut; die grossen Blutgefässe reizt er sehr wenig. Der lluss leistet daher bei asthenischen und cachcctischen Krankheiten , vorzüglich bei schlechter Fressinst, die ihren Grund in Unthätigkcit der Verdauungseingeweide selbst hat, bei langwierigem Durchfal], bei Eingeweidewürmern, bei der Egelkrankheit und Fäule der Schafe, hei Verschleimung, bei Abmagerung aus gestörter Assimilation , bei chronischer Druse, bei Hautwassersucht, bei veralteten Flechten und dergl. gute Dienste.
Die Gabe ist für die grossen Thicre 15,0—45,0, für Schafe und Schweine '4,0—12,0, für Hunde 0,5—4,0, täglich ein- bis zweimal. Die Anwendung kann in Pillen, Latwergen, in flüssiger Eorm, und selbst im Pnlver als Locke geschehen, doch ist letzteres wohl selten zweckmässig, da sein Geruch und Geschmack den Thieren zuwider ist. Man giebt ihn mit bitteren und aromatischen Mitteln, mit Kochsalz, Spiessglanz, Schwefel und dergl. verbunden. Vit et lobt besonders eine Verbindung mit Aloë (2 Tb. Russ und 1 Th. Aloë) als ein wirksames Mittel zur Vertreibung der .sogenannten weissen Würmer und des Bandwurms bei Schafen1. Waldin gor gab ihn mit Ilirschhornö], Baldrian n. s. w. (siehe sect;. 272).
In Wunden und Geschwüren wirkt er erregend, bessert die Bildungs-thätigkeit, trocknet aus und reinigt. Er ist deshalb bei schlaffer, üppiger Granulation, bei schlechter Eiterung und bei vorhandenen Maden nützlich, und wird bald für sich allein, bald mit bitteren, aromatischen oder adstringi-renden Mitteln, mit Kampher, Kupfervitriol und dergl. gemengt, als Pulver eingestreut. — Mit gleichen Tlieilcn grüner Seife und Torpcntliinöls zur Salbe gemacht, oder als Zusatz zu einem Dccoct von Taback ist er bei Flechten und Räude ein sehr wirksames Mittel.
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1 Vitct, Unterricht, Dd.,'5. S. 250. HtKTWio. ATZuoiiuitldli'bre. 5. Aullage.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;15
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Brenzlichc Mittel
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Um den Pferden das Koppen abzugewöhnen, soll man nach Vitet's Angabe ' 60,1) Ofonruss und 30,0 Coloquintenmark mit faulendem Urin zu einer salbcnartigcn Masse recht genau zusaminenmengen, und damit die Stellen der Krippe u. s. w, bestreichen, wo das Pferd beim Koppen das Maul aufzusetzen pflegt. Die Untugend soll in 8—14 Tagen gehoben sein, was aber die Erfahrung selten bestätigt.
Als Präparat hat man noch die Russtiuctur (Tinctura fuliginis, 30,0 in 240,0 Weingeist gelöst); sie ist aber in der Thierlieilkunde nicht im Gebrauch.
Da der Iluss als Heilmittel überall leicht und wohlfeil zu haben ist, so verdient er von den Tbicnirztcn häufiger als bisher angewendet zu werden. (30,0 1 Sgr., fein pulv. 1 Sgr. 6 Pfg.)
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3) Theer, Pix Utpiida, s. Cedria, s. Resina liqnida cmpyrmmatica.
sect;. 275.
Der Theer wird als Nebenproduct bei dem Kohlenbrennen aus verschiedenen Bäumen, besonders aus den Fichten, gewonnen und stellt eine schwarzbraune zähe, dicke Flüssigkeit dar, die schwerer als quot;Wasser ist, angenehm empyrcumatiscli riecht und scharf-bitter, anhaltend erapyreumatisch schmeckt. Er ist aus verschiedenen Substanzen zusammengesetzt, von denen man das Kreosot, Pikauiar, Paraffin, Eupion und Essig deutlich erkannt hat; andere kennt man nicht genügend. Kienholztheer enthält ausserdem noch stets etwas Kien- oder Terpenthinöl, dagegen sehr wenig oder oft auch gar kein Kreosot, sondern dies findet sich am meisten in dem von Buchenholz gewonnenen Theer (Pia: liquida Fmß).
Der Theer -wirkt eiuigermaassen dem lluss ähnlich, aber stärker reizend auf das Gefässsystem , auf die Lungen und deren Schleimhaut und auf die Nieren, so dass er sich, hierin den balsamischen Mitteln sehr nähert; er unterscheidet sich aber von ihnen darin, dass er viel mehr erregend, als sie, auf die Nerven der Eingeweide wirkt und deshalb bei grosser Schwäche der letzteren gewöhnlich weit besser ertragen wird, als der Terpentbin und als das Fichten-harz. Auf das Gehirn und die Sinnesorgane äussert er selbst in grossen Gaben keine besondere Wirkung.
Er kann nach den im sect;. 271 angegebenen Indicationen angewendet werden; wegen seiner eben bezeichneten stärkern Wirkung auf die Blutge-fässe, die Lungen u. s. w„ wird er aber innerlich, besonders bei Erschlaffung der Schleimhäute mit andauernd vermehrter Secretion (sogenannte Ver-schleinumgen) besonders der Respirationsorgane, bei atonischem Katarrh, bei veralteter Druse, bei vernachlässigten Lungenentzündungen und deren Ausgängen, auch bei der sogenannten Lungenseucbe des Rindviehes, wenn sie entweder ursprünglich einen asthenischen Character besitzt, oder denselben im vorgerückten Verlaufe angenommen hat; ferner, bei eiternden Lungenknoten, wenn kein gereizter Zustand damit verbunden ist; — bei atonischer Brust- und Bauchwassersucht, bei ödematöseu Anschwellungen; bei chronischer Druse; bei dergleichen Rheumatismus; bei dem Wurm der Pferde; bei
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Vitet, Uutornche, Bd. 5, S. 2.r)l mid 268.
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Thcei-.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 227
veralteter Manko und Räude, bei Eingeweidewürmern, bei der Lungenwür-merkrankbeit sowohl zur Kur, wie auch zur Vorbeugung, und bei dem Aufblähen der Wiederkäuer benutzt.
Die Gabe ist für Pferde und Kinder 8,0—80,0, für Schafe und Schweine 1!,0—8,0, für Hunde 0,3—4,0, täglich zwei- bis viermal. — Die Anwendung kann in Latwergen, Pillen oder in flüssiger Form geschehen, und es gilt hierüber Alles, was von der Anwendung des Fichtcnharzos und des Terpentin ns (sect;sect;. 254 und 258) angegeben worden ist. Man verbindet den Theer nach Bodürfniss der verschiedenen Krankheitszustände mit bitteren und aroma-tiseben Mitteln, mit Schwefel, Spiessglauz, selbst mit Salzen, namentlich mit Salmiak.
Der Theer wird zuweilen auch in Form von Dämpfen angewendet, welche man am leichtesten entwickelt, indem man entweder ein beisses Stück Eisen in einen mit Theer gefüllten Topf steckt, oder indem man Tbeer auf ein beisses Eisen, z. B. auf eine Kohlensehaufel oder auf heisse Steine tröpfelt. Diese Theerdämpfe, in denen fast alle Bestandtheile des Theers, besonders aber das ätherische Oel und das Kreosot enthalten sind, wirken auf die von ihnen betroffenen Theile des Thierkörpers stark reizend, und dies um so mebr, je grosser die zu ihrer Erzeugung benutzte Hitze war, und je mehr der Theer hierbei wirklich verbrannt worden ist. Im letztern Falle bestehen die Dämpfe grösstentheils aus Hauch, der eine widrige Schärfe (von Carbolsäure?) besitzt. Sollen sie möglichst mild wirken, so bereitet man sie auf die Weise, dass man entweder den Theer auf ein nur bis auf etwa 2i)—40()li. erhitztes Eisen tröpfelt oder dass man ein flaches Gefäss mit dem Theer in recht heissen Sand stellt. Die zu starke Erhitzung ist weder nöthig noch nützlich, denn das ätherische Oel des Theers wird hierbei gänzlich zerstört. — Die Anwendung der Theerdämpfe ist bei Erschlaffung und Torpidität der Lungen, bei Erschlaffung der Schleimhaut in der Nase, in der Luttröhre und in den Lungen, daher bei chronischer Druse, bei langwierigem Schleimausfluss, bei chronischem, kraftlosem, dumpfem Husten, bei der Lungenwürmerkrankheit der Schafe und bei Oestruslarven in den Stirnhöhlen angezeigt, und ich habe sie bei einem gelinden Grade dieser Zustände, dieselben mochten fieberhaft oder fieberlos sein, oft mit ausgezeichnetem Erfolge benutzt, jedoch stets bei gleichzeitiger Anwendung der dem Zustande entsprechenden inneren Mittel, namentlich bitter-aromatischen Terpenthinöls u. s. w. und einer guten Diät. Die Würmer in der Luftröhre werden durch die Dämpfe nicht getödtet, wohl aber durch erzeugtes kräftiges Husten leicht entleert. Bei dem höheren Grade der Oachexie leisten die Dämpfe wie alle die Mittel äusserst wenig. — Auch können diese Dämpfe als Präservativ-mittel gegen asthenische Krankheiten, namentlich gegen dergleichen Katarrhe und bei feuchter Witterung, ähnlich wie die Käucherungen von Wachholder-beeren (S. 162), und selbst als ein schwaches Desinfectionsmittcl gebraucht werden.
Bei Vollblütigkeit, und bei jedem mit erhöhter Heizbarkeit verbundenen Zustande, besonders bei Augen-, Hals- oder Lungenentzündungen müssen sie vermieden werden. — Man kann sie täglich zwei- bis dreimal entwickeln, so dass die Luft des Stalles beständig mit ihnen geschwängert ist. Die Menge des jedesmal zu verbrauchenden Theers lässt sich nicht genau bestimmen.
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Brenzliche Mittel.
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da sie hauptsächlich von der Grosse des Stalles ahhängig ist. Um einen gut geschlossenen Stall von 10—12 Fuss Höhe, Länge und Breite mit Theer-dämpfen vollständig zu erfüllen, sind 30,0 Theer erforderlich.
Aeusserlich kann der Theer als ein wirksames und wohlfeiles Digestivmittel bei quot;Wunden und Geschwüren, in denen zu geringe Thätigkeit besteht, oder wo Maden sich entwickelt haben, benutzt werden; man wendet ihn hierbei ähnlich wie den Terpenthin, entweder für sich allein, oder mit Eigelb und Wasser abgerieben, an. Bei oberflächlichen Verletzungen dient er als schützendes Bedeckungsmittel, und besonders wird er hierzu bei Huf-schäden, z. B. bei Hornspalten, bei ausgeschnittenen Steingallen, bei faulem Strahl und dergl. benutzt. Gegen Strahlkrebs hat er vortreffliche Dienste geleistet. — 3 Theile Theer, 2 Theile gelbes Wachs und 24 Theile Talg zusammengeschmolzen, bilden eine gute llornsalbe, durch deren Anwendung das Wachsthum des Hufes befördert und das Sprödewerden vermindert wird. Gegen das gutartige und bösartige Klauenweh des Rindviehes und der Schafe ist der Theer, auf die Klauen reichlich aufgestrichen, ein Schutzmittel, und sowohl für sich allein, wie auch in Verbindung mit anderen Mitteln (Salpetersäure, Kupfervitriol) ist er nützlich gewesen. — Ebenso leistet er bei Bände und Plechten gute Dienste, obgleich er die Bäudemilben weniger schnell tödtet als das Hirschhorn öl; man benutzt ihn hierbei entweder allein, oder besser mit Tett, oder mit grüner Seife zur Salbe gemacht, oder mit passenden Flüssigkeiten, z. B. Lösung von Potasche, Weingeist verbunden als Waschmittel, z. B. in der sogenannten Walz'schen Lauge (sect;. 273). Wandel empfahl eine Räudesalbe, die aus 8 Theilen Theer, 4 Theilen gesalzener Butter und 4 Theilen Potasche durch Zusammensetzung in einem Mörser bereitet wird; Viborg machte sie einfacher, indem er Theer und grüne Seife zu gleichen Theilen in einem Topfe zusammenschmelzen Hess. — Durch Zusatz von Hirscliliornöl, Terpenthinöl, weisser Nieswurz und dergl. ist die Wirksamkeit dieser Salben sehr zu verstärken, wie z. B. folgende eine sehr bewährte Zusammensetzung gegen unschmerzhafte Flech'.en, Eetträude, und veraltete Mauke ist: Rp. Pkis liquidae 15,0, 01. terebinth., Hydrarg. pmecipüat. alb. ana 7,5, Buiyri inmls. (oder Adipis suill.) 45,0, M. D. S. Täglich zweimal aufzustreichen, oderRp. Picliquid, 250,0, Sapon.viridis, Spirit, vini reetificutiana 500,0 Cretcw ulb.-pidv. 120,0 M. — Auch wird der Theer zuweilen als Vehikel bei der Bereitung scharfer Salben benutzt (siehe Cantharid(!ii)^30,0 8 Pfg.)
Anm erkun g 1. Dns sogenannte Tliecrwnsser (AguapieeaJ winroereitet, indem man 1 Tlieil Theer mit 3—4 Theilen kalten Wassers übergiesst, beides reebt oft umrührt und nach 1—2 Tagen die klare Flüssigkeit abgiesst. Das Theerwasser enthält brenzliche Essigsäure und etwas aufgelöstes brenzliches Oel, wirkt dem Theer ähnlich, aber viel milder, und befördert ziemlich stark die Ilarnabsonderung. Es kann innerlich in denselben Fällen angewendet werden , wo der Theer nützlich ist. Man giobt es Pferden und Kindern von1,^—l'/a Kilogramm, Schafen und Schweinen 90—180 Gramm, Hunden 15,0 bis 45,0 auf einmal, tägl. drei-bis viermal, und mehrenthcils für sich allein, zuweilen auch mit bitteren oder aromatischen Mitteln ; Diet e ric h s1 gebrauclte es in Verbindung mit Terpenthinöl bei der Lungenseuche des Rindviehes. Die Wirkungen dieses Mittels bei einzelnen Thierkrankheiten sind nicht durch hinreichende Erfahrungen nachgewiesen, und Vitct (a. a. O. S. 203) behauptet sogar: „dass alle gepriesene Kräfte desselben erdichtet sind.quot; Dies ist zwar unrichtig, aber so viel ist sicher, dass 30,0 Theer in Substanz mehr leisten, als 2 Kilogramm Theerwasser.
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J Abhandlung über die Luiigeiiseuchc. lierlin 1821. S. 83
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Thccr, Kreosot.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 229
Anmerkung2. Dor Bi rkon th oer , das Bir k o nul odor dor sogen, schwarze Di:e;on fOleum betulhmmj ist oin wenig molir aromatisch, übrigens von gleichen Eigen-schaften wie der gemeine Theer und wie dieser zu btnutzen. Vorzüge vor dem lolzteru hat er nicht, aber das Voik hält ihn für wirksamer.
4) Kreusot, Crcosotum.
%. 276.
Das Kreosot oder mumificirende Princip ist ein Bestandtheil dor [meistdn einpyroumatischen Substanzen, des Holzessigs, des Ilolztheers, des Stein-kohlontheers, der Braunkohlen, des Hirschliornüls und des Rauchs und wird am besten aus dem durch trockene Destillation des Buchenholzes gewonnenen Theer dargestellt1. Es erscheint im unreinen Zustande als eine bräunliche, an der Luft schwarz werdende, im rectificirten Zustande ais eine farblose, durchsichtige Flüssigkeit von ölartiger Consistenz und hat einen stark empyreu-inatischen, durchdringenden Geruch, der sich an Alles fest anhängt, und einen brennenden Geschmack. Dieser spoeifisohe Geruch und Geschmack ist noch bei 10,000facher Verdünnung erkennbar. Kreosot löst sicli im Wasser schwer (erst in 80 Th.), dagegen in Alkohol, Aether, Essigsäure und in Steinöl leicht auf; mit fetten und ätherischen Oelen mischt es sich leicht, das Eiweiss und fast alle thierischen Säfte coagulirt es sogleich und die In-fectionsstofie, Parasiten und Fäulnissproducte werden bei 200 facher Verdünnung des Mittels unwirksam.
Das Kreosot wirkt im concentrirten Zustande auf die lebenden thierischen Gebilde sehr stark reizend, selbst oberflächlich ätzend, unter der Oberfläche die Substanz verdichtend, etwas austrocknend. Auf die Haut eines Thieres gebracht, macht es nach 1—2 Minuten die betroffene Stelle weiss und gefühllos, und nach einigen Tagen stösst sich die abgestorbene Schicht in trockenen Schuppen ab. In Wunden macht es augenblicklich einen heftigen, brennenden Schmerz, der oft gegen eine halbe Stunde anhält, und wobei die Oberfläche zuerst woisslich wird, hierauf bald mehr, bald weniger trocken ziisanujiensclirumpft, und zuletzt wieder eine dunkelrothe, reine, mit wenigem aber gutem Eiter versehene Fläche erzeugt; Schorfbildung findet dabei wenig oder gar nicht Statt; schlaffe Granulation wird fester, dünne, jauchige Absonclerung wird consistenter, die Exfoliation an Knochen, Knorpeln und fibrösen Theilen wird beschleunigt; Geleukfeuchtigkeit und Blut coagulirt durch seine Einwirkung sehr schnell und Blutungen aus kleinen Gelassen hören hiernach bald auf. — Innerlich augewendet bringt es in einzelnen kloinen Gaben keine besondere Erscheinungen hervor; Pferde und Rinder ertrugen es bis zu 12,0, ohne dass andere Zufälle eintraten, als dass durch 1 —2 Stunden der Athem nach Kreosot roch, dass Maul heisser und etwas trockener, der Puls um einige Schläge vormehrt wurde. Kleine Gaben durch einige Tage wiederholt, mindern die Secretion der Schleimhäute, oft auch die der Nieren, aber der Urin nimmt gewöhnlich don Geruch des Kreosotes an. Hunde zeigten von 2,0—8,0 Kreosot sogleich grosse Angst, stieren Blick, Schwäche, selbst Lähmung der Extremitäten, Schwindel, Erbrechen coagu-
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1 Das aus Steinkohlen bereitete Kreosot ist grösstentheils imreiue Carbol- oder Pho-nylsäure und von dem aus Buchonbolzthcar gewonnenen in maachen Eigenschaften sehr verschieden. (sect;, 277.)
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230nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Brenzllohe Mittel.
lirtcr, wcissliclicr Massen, zuweilen Auswurf von blutigem Schaum, röchelndes Athincn und Erstickuugszufalle, unter denen der Tod erfolgte. In den Ca-davern fand sich ein starker Kreosotgeruch in fast allen Eingeweiden, dunkle Röthe und Entzündung der Magen- und Darmschleimhaut, an einzelnen Stellen selbst Anätzung derselben, und Verdickung des Blutes. — Diese Wirkungen sah man auch dann, wenn eine gleiche Gabe des Mittels mit der doppelten Quantität Wassers verdünnt eingegeben, oder wenn Huude mit einer etwas concentrirten Kreosotlösnng (1 Th. zu 10—12 Th. quot;Wassers) auf grossen Flächen beleuchtet wurden; und nach einer in die Jugularvene gemachten [njeetion von 15,0 Kreosot mit ebenso viel Wasser verdünnt, erfolgte der Tod unter sehr heftigen, krampfhaften Athembcschwerden in wenigen Minuten, — wahrscheinlich durch Blutstockung in den Capillaren der Lungen. Auch auf' todte thierische Gebilde wirkt das Kreosot, indem es dieselben bräunlich färbt, sie zusammenschrumpft, ihnen den Kreosotgeruch mittheilt und sie gegen Fäulniss schützt. Biese Wirkung erfolgt sehr schnell, z. B. schon wenn mau Fleisch nur 1I2—1 Stunde in eine Auflösung des Mittels legt. Man erklärt die sämintlicbcn Wirkungen des Kreosots aussei- der örtlichen Reizung, aus der von ihm verursachten schnellen Gerinnung des Eiweisses in den thierischen Gebilden.
Als Arzneimittel findet das Kreosot, den angedeuteten Wirkungen zufolge, seine Anwendung da, wo bei Erschlaffung, gesunkener Energie der Organe eine übermässige schlaffe Bildung oder zu reichliche Absonderungen und Ausflüsse bestehen. Hauptsächlich hat man es angewendet: 1) innerlich als ein umstimmendes, die Secretionen besonders in den Schleimhäuten ver-ininderiides Mittel, gegen chronischen Katarrh mit reichlichem Schleimfluss, gegen Lungengeschwüre und gegen Harnruhr; — 2) innerlich und äusser-lich, als ein styptisches JMittel gegen Blutungen, sowohl aus Wunden wie auch aus inneren Organen (jedoch nur gegen parenehymatöse Blutungen ; denn verletzte grössere Gcfässe kann es nicht verschliessen); — 3) gegen Luiigenwiirmer und andere Eingeweidewürmer; und 4) äusserlich als xun-stimmendes, als reinigendes, die Eiterbildung besserndes, die Abblätterung in Knochen, Knorpeln und Sehnen beförderndes und der fauligen und brandigen Absterbung entgegenwirkendes Mittel bei unreinen, trägen, jauchenden Wunden und Geschwüren mit blasser, üppiger Granulation oder mit Caries, bei dergleichen Widerristschäden, Nacken- und Hodensackfisteln, bei dem sogenannten Wurm an der Ohrmuschel der Hunde, bei Strahlfäule, Strahlkrebs, bei bösartigem Klauenweh, bei Huf knorpelfisteln, bei Gelenk- und Sehnen-wunden mit reichlichem Ausfluss der Synovia, bei weichen Warzen, bei dem kalten Brande, — stets nur so lange, bis der Zweck erreicht, d. h. bis gute Eiterung und gesunde Granulation eingetreten ist, weil sonst leicht Verhärtungen entstehen. Recht wirksam ist das Mittel auch gegen Läuse, Milben und anderes Ungeziefer.
Gegenanzeigen sind: ein gereizter Zustand der Verdauungsorgane, der Lungen oder der Nieren, und active Entzündung der Stellen, wo das Mittel angewendet werden soll.
Die Gabe zum innerlichen Gebranch ist für Bferde und Rinder 2,0—8,0, für Schafe, Ziegen und Schweine 1,0—2,0, für Hunde 0,05—0,5 täglich dreimal, bei Blutungen öfter wiederholt. Man giebt das Kreosot entweder in 80 Theilen Wasser, oder ebenso viel mit Branntwein, oder mit bitter-aroma-
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Kreosot, Ciirbolßäure.
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tischen Flüssigkeiten verdünnt, oder als Emulsion, oder in Pillen und Latwergen, mit Zusatz von schleimigen, adstringirenden oder iiroiniitisdion Mitteln. — Dagegen dürfen Chlor, Saljietcr- und .Schwef'elsänro, ätzende Alkalien, Quecksillier und Quecksilliersalzo, Harze und Erweiss mit dem Kreosot nicht zusammengebracht werden.
Aeussorlich wird das Mittel im conceiitrirten Zustande seifen, etwa nur bei Warzen und bei dem Htrahlkrcbs, angewendet; in allen übrigen Fällen benutzt man eine Auflösung von 1 Theil Kreosot in 5—100 Theilen Weingeist oder Holzessig, je nach dem Grade der Krscllafi'ung und Reizlosigkeit. Man streicht die Flüssigkeit täglich zuerst zweimal, späterhin seltener, mit einem Pinsel oder mit einer Feder auf, oder man spritzt sie in die Fisteln ein. -—• Mit 4—8 Theilen Fett zusammen gerieben i,lt;t das Kreosot auch in Salbenform anzuwenden, aber durch die Thecrsalbe zu ersetzen. Gegen Kiiudc, besonders von Syinliiotes-MilLcn, 1 Theil auf '25—60 Theile Wasser, .Seifenwasser, oder Weingeist oder Holzessig; gegen Läuse streicht man eine Mischung von Kreosot 4 Theile, und gemeinem Wasser 100 Theile mittelst einer Bürste auf alle von den Parasiten bewohnte Stellen und wiederholt dies nach einigen Tagen, bei Hunden und anderen kleinen Thiercn mit Vorsicht, nicht auf zu grossen Flächen. -Perubalsam ist ebenso wirksam und hinsichtlich des Geruchs angeuehiner. (Preis: J)()4Plg;., 6,0 1 Sgl 1 Pfg.)
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5) CnrbolsSiire, IMienjIsiiurc, Carbol- oder PheiiyMIkohol, Phenol, Plienyl-
laquo;xyillijdl'al, .Tliirui\_\ liiii/nl, Acidwtt cathuUcum t, pkatylioim.
g. 277.
Die Carbolsänre ist eine dem Kreosot verwandte Kohlcnwasserstoffver-bindung (nach der Typentheorie C^HjOj, oder nach der Radical-Theorie t-eHr,}, welche bei der trockenen Destillation der Steinkohlen in reichlicher Menge entsteht und in dem hierbei gewonnenen schweren Steinkohlenthoeröl enthalten ist, jedoch in Verbindung und verunreinigt mit brenzlichem Oel, Harz, Kreosot, zu vielen wässerigen Theilen u. s. w.; sie wird aber (bald mehr, bald weniger) rein dargestellt, indem man das Oel mit kochender Kali-lange schüttelt, dann den hiernach noch unlöslich gebliebenen Theil des Oels entfernt, aus der kaiischen Lösung aber die Carbolsäurc durch Salzsäure abscheidet, sie durch Chlorcalcium entwässert, rectiiieirt und zuletzt bei #9632;— 10deg; krystallisirt. Die auf'diese Weise gereinigte, krystallisirte Carbolsänre bildet farblose, glänzende Nadeln, welche begierig jede wässerige Feuchtigkeit anziehen und sich hierdurch in eine zuerst farblose, dann röth-lich aussehende Flüssigkeit umwandeln. Sie bat einen durchdringenden, unangenehmen, kreosotähnlichen, lange haftenden Geruch, brennenden Geschmack, ist schwerer als Wasser, löst sich in demselben wenig (in 20Theilen), aber leicht in Alkohol, 'Aether, Essigsäure, fetten Gelen und Glycerin auf. Säuren, ätzende Alkalien, Quecksilber, Harze und Eiwciss vertragen sieb nicht mit Carbolsäurc; eine wässerige Lösung derselben macht lOiweiss und Blut schnell gerinnen. -— Man hat auch eine reine Carbolsänre in flüssiger Form, weiss, klar, übrigens mit denselben Eigenschaften, aber leichter anwendbar, und!eine rohe Carbolsäurc, die eine braune Flüssigkeit, weniger wirksam, aber viel wohlfeiler ist.
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232nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Bronzliohfi Mittel.
Auf' don Thierkürpor wirkt slo im conceutrirten Zustande iitzeud, im massif;- verdünnten Zustande stark reizend, Entzündung, Bliiscben und Aus-schwitzuug erzeugend, — noch mehr verdünnt wirkt sie adstriugircnd. Innerlich gegeben erregt eine verdünnte Lösung (1 zu 50 Wasser) in massiger Gabe (Pferden 4—8 Gramme , Hunden 1 Grm.) den Appetit und der Koth wird darnach fester; das Mittel geht sclinoll in das 151ut über, die ausgo-athmote Luft riecht nach Kreosot; die Urinabsonderung wird vermehrt. Sehr grosso Gaben wirken als Gift; 3—4 Gramme in der Verdünnung von 1 zu 30 Theilcn Wasser in den Magen eines Hundes injicirt, erzeugten bald sehr heftige Convulsionon mit unrcgelmässigen Erschütterungen und den Tod; 0—7 Gramme tödteten grosso Hunde fast sogleich nach dem Eingeben, wie es scheint durch Aufhören der Herzbewegung. 15oi der Section findet man die Magen- und Darmschleiinhaut dunkelroth, alle inneren Theilc nach Carbolsäure riechend.
Mau benutzt die Carbolsäure als Ileihnittel und als Dosinfoctionsmittel.
Für den erstoren Zweck hat man sie innerlich gegen Krankheiten, die mit Neigung zur Zersetzung des Blutes verbunden sind, boi diphtheritischen Processen, gegen die Botzkrankheit, gegen Milzbrand, Typhus, hartnäckige Diarrhöe, veraltete Katarrhe und gegen Eingeweidewürmer vorsucht. Ger-lach1 hält sie bei dem Kotz unter allen bisher versuchten Mitteln für das wirksamste, durch welches die Krankheit in ihrer Entwickelung gehemmt werden könne, so lange sie noch lokal ist. Gegen Milzbrand haben Andre, 15 o n ley, San son das Mittel innerlich, Dr. Kupp recht in Hettstodt hat es dagegen in suboutaner Injection (Lösung von 0,3 : 3,0), täglich 3—4 mal applicirt, mit dem Erfolge der Genesung angewendet. Im Ganzen stellt man jetzt mit dem inucrn Gebrauch der Carbolsäure noch bei den Vorsuchen.
Die Gabe ist für Pferde und Kinder 6—4 5 Grm., für Schafe und Ziegen 2—5 Grm., für Schweine quot;2—3 Grm., für Hunde '/,,—1 Grm. Gerlach sali Pferde täglich bis 100 Grm. von der rohen Carbolsäure ertragen. Man giebt es 2—4 mal täglich, entweder aufgelöst in 20—80 Thoilen Wasser, oder in einem aromatischen Infusum, oder mit einem Bindemittel in Latwergen oder Pillen. Eine schwache Auflösung1, zu 2—300 Theilcn Wasser, nehmen Pferde und Kinder auch im Getränk.
Aeusscrlich ist das Mittel fast boi denselben Zuständen, wo das Kreosot gebraucht wird, empfohlen, wie bei unreinen Wunden und Geschwüren mit fauliger Beschaffenheit, boi stinkender Jaucheabsonderung, bei Caries und Necrosis, Knorpel fisteln, Brandmauke, Ohrwurm, bösartigen Klauongo-Bchwtlren, Hufkrebs, Kotz- und Wunngeschwüren und Parasitenleiden (Bände, Haarsackmilben, Läuse). Die Anwendung geschieht bei den Wunden und Geschwüren, jo nach der Dicke der kranken Gebilde und dem Grade der Empfindlichkeit, in Auflösungen mit 1—6 Thin. Glycerin, oder mit lOThla, Ool (Phenyl-Linimente), oder in 5—16 Thlu. Weingeist (Plionyltinctur), oder in 200 Thcilen Wasser (Phenyl-Wasser), täglich 1 bis 2 mal, zum Uestroichen oder Verbinden, so lange, bis in den Wunden und Goschwüren ein guter Vegetatirmsprocess herbeigeführt ist. Ob dieses durch die chemische Einwirkung der Bestandthoile des Mittels auf die Zellen der leidenden Theile,
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1 Jaliresbericlite ilor Ugl. Tliierarznoiscliule zu Hannover, I. Uiriclit, 1868. S. 13t, II. Hericlit, 1869. S. 89.
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Curbolsiäure, IJciizin.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 233
oder, nach jetzigen Ansichten, durch Abhaltung und Tödtung der aus der atmosphärischen Luft auf die kranken Theile kommenden mikroskopischeu Pilzsporen und Vibrionen geschieht — ist noch nicht entschieden.
Gegen dioKäude, llaarsackmilbouräiide und gegen hartnäckige Flechten hat sich die Carbolsäure bei siünmtlicheu Hansthioren sehr nützlich erwiesen. Sie wird hier wieder, je nach der Empflndliohkeit der Haut, bald mehr bald weniger verdünnt mit Wasser (80—-200 Theile) zum Waschen der kranken Stellen odor zum Baden der Thiere, oder in Salben und Linimenten (1 Theil zu 15—30 Theilen Fett oder Oel) zum Einreiben, jeden 3.—4. Tag einmal und durch 2 Wochen fortgesetzt, benutzt. Bei räudigen Schafen hat Züudel' eine Badetiüssigkoit empfohlen, für 100 Stück bestehend aus Carbolsäure 1500 Grm. (8 Pfd.), Aetzkalk 1000 Grm (2 Pfd.), Potascho und grüner Seife von jedem 3000 Grm. (6 Pfd.), alles zusammen zu einem Teige gearbeitet und in 200 Litern (620 Pfd.) warmen Wassers aufgelöst. Das Bad muss nach 3 Tagen wiederholt werden, was später in Zwischenzeiten von 7 Tagen noch dreimal geschehen kann (sect;. 273). Man beachte an kleinen Thioren die bei dem Kreosot empfohlene Vorsicht (sect;. 27(5).
Als desinficirendes Mittel nimmt die Carbolsäure eine der ersten Stellen ein, und für manche Fälle, namentlich zum Desinftciren von solchen eisernen Gegenständen, welche man nicht aus Ställen, Wagen oder von Geschirren abnehmen kann und die man nicht der chemischen Wirkung der Chlor- und Manganmittel unterwerfen will, ist Carbolsäure vorzüglich brauchbar. Sie tödtet die mikroskopischen Filzkeime, und sie zersetzt die fixen und flüchtigen coutagioseu Stoffe und die fauligen Effluvien, — wahrscheinlich indem sie ihnen den Wasserstoff entzieht und dadurch die Gähruugs- und Fäulniss-processc verhindert. Man benutzt hierzu, der Wohlfeilheit wegen, die rohe flüssige Carbolsäure, die man auf Stallwände, Fussboden und dergleichen grobe Gegenstände unverdünnt oder mit der Hälfte eines trocknenden Oels versetzt, aufstreicht. Lebende Thiere bestreicht oder wäscht man, je nach ihrer Empfindlichkeit, mit einer Auflösung von 1 Theil Carbolsäure in 100 bis 500 Theilen Wasser. — Zum Aufstreuen auf Mist, in Abzugsrinnen, auf Fussboden u. s. w. empfiehlt Dr. Ziurek: 100 Theile gebrannter Kalk werden nur mit so viel Wasser besprengt, class der Kalk in Pulver zerfällt; hierzu giesst man 5 Theile Carbolsäure im dünnen Strahl, mengt beides recht genau und wendet es an. Die Wirkung äussert sich sogleich durch Minderung des Gestanks. Das Mittel muss am folgenden Tage wiederholt werden. Man hat die Carbolsäure auch mit Eisenvitriol, mit Gyps u. s. w. in Verbindung angewendet. (Preis: Reine Carbolsäure 1 Pfd. 25—30 Sgr. — rohe Carbolsäure 1 Pfd. 31/i bis 4 Sgr.)
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,0) Das BimizIii, Beii7.raquo;l, l'lii'iljlwasscrstoir, Piicnjlliydciu', Uenainum,
sect;#9632; 2 78.
Das Benzin ist ebenfalls eine Kohlen - Wasserstoffverbindung (Oj^Hg), welche zuerst aus der Benzoösäure dargestellt wurde (daher ihr Namo), aber jetzt aus fetten und anderen Substanzen und am gewöhnlichsten aus dem Steiukohlontheor durch Destillation und weitere chemische Präparation gewonnen und gereinigt wird. Dasselbe ist ein farbloses, dünnflüssiges Oel
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2.'54
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Brenzlicbe Mittel.
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von arwnatisclieni (Jcrucli, siisslicliem Geselirnack, wird bei ()(lCel.s. fest, schmilzt wieder bei -|- 5quot;iCels; es ist leiclit entzündbar, brennt mit heller Flamme, verdnnstet in kurzer Zeit vollsttlndig und verbreitet einen starken, unangenehmen, etwas brenzlichen Geruch; in Weingeist, Aether und Aceton löst es sich auf, mit wässerigen Flüssigkeiten kann es durch Schleim, Eiweiss, Mehl, Honig und dergl. Substanzen gemengt werden.
Auf' die Haut gestrichen oder gerieben bringt das reine Benzin eine ganz geringe und in kurzer Zeit vorübergebende Reizung derselben hervor, welche weit hinter der Wirkung des Terpenthinöls zurückbleibt. Selbst von reichlicher Einreibung war nach 12 Stunden keine Spur einer Einwirkung an der Haut zu bemerken; aber die Schleimhaut der Maul- und Raohenhöhle wird von der unmittelbaren Bertthrung des reinen Benzins heftig gereizt, dunkler geröthet und sie sondert viel ziilien Schleim ab. — Innerlich angewendet hat das Benzin bei Pferden in der Gabe von 8,0-—-12,0 nur die Reizung der Maulscldeimhaut und Geruch des Athems nach Benzin zur Folge gehabt. — Von S0,0 sah man nach 6 Minuten den l'uls um 4—6 Schläge und das Athincn um 2—3 Züge pr. Minute vermehrt. Nach 3 Stunden war diese Wirkung wieder vorüber. 60,0-—120,0 wirkten ähnlich, aber stärker; 160,0 mit 1 Liter Wasser und etwas Honig gemengt, verursachten einem Pferde zuerst ebenfalls Aufregung im Puls und Athmen, Hitze im Maule, Geruch des Athems nach Benzin1, Bötliung der Bindehaut und Verstopfung des Leibes, später kleinen, harten, glänzenden, braunen Koth; und als das Mittel in dieser Gabe ö Tage fortgesetzt worden, verlor das Pferd den Appetit und wurde traurig; doch veränderten sich diese Zutälle wieder, als die Gabe auf 105,0 vermindert wurde. Das Thier wurde getödtet; die Section ergab an den Verdammgseingeweidcn nichts Abnormes. — 500,0 Benzin mit 2 Kilogr. Wasser auf einmal gegeben, führten in kurzer Zeit schnelleren l'uls, beschleunigtes Athmen, Abstumpfung der Empfindlichkeit, stieren Blick, Zittern, Kälte der Eüssc herbei; aber nach 24 Stunden waren diese Symptome wieder vorüber. — Von 750,0 Benzin mit 1 Kilogramm Wasser traten dieselben Erscheinungen in grösscrer Heftigkeit ein und nach I! Tagen starb das Thier. Hie Section zeigte lividc Färbung des ganzen Verdauungskanals, ausgenommen den Blinddarm. — Massige f laben durch einige Zeit fortgesetzt, wurden von Pferden, von Bindvieh und von Schweinen gut ertragen, der Appetit und der Ernährungszustand gebessert, und bei einigen Pferden nahm der Urin einen schwachen Veilchengeruch an. — Hunde wurden von 10,0—22,5 reinen Benzins gleich nach dem Eingeben sehr krank; sie entleerten reichlich zähen Schleim aus dem Maule, letzteres wurde dunkelroth, sie athmeton schnell, hatten schnellen Puls, grosse Schwäche, taumelten, legten sich nieder und bekamen Krämpfe, aber sie erholten sich nach etwa 8 Minuten wieder, wenn sie nur bis 10,0 erhalten hatten; von grosseren Gaben wurden die Thiere nach jenen Symptomen von Zeit zu Zeit unbeweglich, wie bei Tetanus, doch konnte man ihre Glieder leicht beugen; etwas später war die Empfindlichkeit gänzlich verschwunden und unter Convulsioneu erfolgte der Tod in etwa 10 Minuten. Die Section ergab Keizung der Kcspiratior.sschleimhaut, dunkles, dickes Blut im Herzen, starken Geruch nach Benzin in allen Theilen. — Auch durch das Einathmen der Benzindämpfe, die mittelst einer Lampe sehr
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Kbeulaquo;o in allen anderen Vtrsuclien.
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Benzin, Stcinó).nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;235
schnell und onnccntrirt in einem engen Baume ans 90,0 Benzin entwickelt waren, wurden ähnliche Zufälle und der Tod herbeigeführt;; und selbst nach der Anwendung auf eine grosse Fläche der Haut starb ein mit Baude behafteter Hund binnen 2 Tagen. Katzen sterben von der äusserlichen Anwendung des Benzine fast sicher.
Die innerliche Benutzung des Benzins ist bisher auf wenige Zustände beschränkt. Key hat dasselbe gegen chronische Magen- und Darmentzündung der Pferde versucht, und nach de.quot; durch mehrere Tage fortgesetzten Anwendung die Zufälle verschwinden, den Appetit und eine bessere Ernährung wieder eintreten sehen. Man erklärt sich diese Wirkung dadurch, dass der abnorme (Jäbrungsprocess im Magen von dem Mittel gehemmt wird. Viele Thierärzte (l)ofays, Mathicu, Kcynal, Key, Zündel) haben das Benzin als ein wirksames Mittel gegen Gastruslarven, gegen Spulwürmer und Bandwürmer gelobt, Aubrion hat aber diese wurmtödtende Wirkung bestritten. Gegen Darm-Trichinen (bei Menschen) ist Benzin sehr empfohlen worden, aber in der Epidemie in Hadersleben bat man gefunden, dass trotz reichlicher Gaben des Mittels die Trichinen im Dann fortlebten.
Die Hauptanwendung ist äusserlich gegen alle Parasiten auf der Haut. Benzin tödtet Läuse, Flöhe, Ilaarlinge, Zecken, Blutsauger, Milben und dgl. binnen wenigen Minuten sicher, und es heilt somit auch die von Parasiten entstandenen Krankheiten, z. B. Läusesucht, Rande, Hautjucken und dergl. Bei der Bände scheint es jedoch auf die in den Milbengängen der Haut verborgenen Milbeneier nicht immer ebenso tödtend einzuwirken und es muss deshalb hier nach etwa 6—8 Tagen wiederholt werden.
Die Gabe ist für Pferde und Kindvieh 30,0—90,0, für Schafe, Ziegen und Schweine '2,0—-15,0, für Hunde 1,0—4,0, täglich zweimal. Die innerliche Anwendung kann in flüssiger Form, mit Honig und Wasser, oder besser in etwas Mehltrank, — in Latwergen, oder in Pillen, welche man bei dem Eingeben in Papierj wickelt, geschehen. Zusätze macht man von bitteren Mitteln.
Aeusserlich wird das Benzin gewöhnlich unverdünnt aid' die mit Ungeziefer besetzten Hautstellen gestrichen und eingerieben; bei jungen und anderen zarten Thiercn kann es mit 3—4 Theilen eines fetten Oels oder mit ebenso viel Weingeist gemengt angewendet werden. Es können hierzu die grossen Tbieie 120,0—18(1,0, die Schweine und Hunde 15,0—60,0 auf einmal ganz gut ertragen. Benzoldämpfe tödteten das Ungeziefer nicht, sondern betäubten dasselbe blos1. (Preis in den Droguericn: 1 Pfd. 9 Sgr.)
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7) Sfclnöl, BergAl, Olam Pürae s. Tetrolmn fSiiphtliaJ.
sect;. 279.
Dieses brenzlicb-ätlierischc Oel findet sich im unreinen Zustande an verschiedenen Orten der Erde (am Caspischen Meere bei Baku, in China, Italien, Baiern, in ausserordentlicher Menge aber in Canada und Pennsylva-
1 Kcynal, de la benzine; de ses jiropriétés tliérapcntiqucs et toxiques. Im Reonell de inéd. veter. 1854. p. 257.
Key, de ia benzine, etc. Kbendiiseibst, 18G1. p. 449. Aubrion, ebendaselbst. 18G2. p. 485.
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236nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;FlUclitige, weingeistige und ätbenirtige Mittel.
mon), aus der Erde oder aus relseuritzen quellend, oder auch auf Wasser schwimmend. Es sieht im roheu Zustande rothbraun oder schwarzbraun aus und enthält neben ätherischem Oel noch überHüssigen Kohlenstoff, auch Paraffin, Kreosot, Essigsäure und eine an der Luft oxydirende, verharzende Substanz. Von den Nobenbestandtheilen wird das Stehiöl durch Destillation mid Rectification befreit und rein dargestellt. In diesem Zustande besteht es aus 88 Proc. Kohlenstoff und 11,98 Wasserstoff, nebst einem kleinen An-thcil von Sauerstoff und Stickstoff; es ist blassgelb, zuweilen fast weiss, durchsichtig, sehr flüchtig, riecht und schmeckt eigenthiimlich brenzlich, brennt mit stark russender Flamme, schwimmt auf dem Wasser, mischt sich mit demselben nicht, wohl aber mit fetten und ätherischen Oelen; es löst sich im reinen Weingeist und im Aether leicht, in wässerigem Weingeist schwer auf. In seinen Wirkungen auf den Thierkörper zeigt das Steinöl eine grosse Aehnlichkeit mit demTerpenthinöl, es ist jedoch auf der äussern Haut milder als dieses, obwohl es auch Keizuug, Entzündung, Absohttppung der Epidermis, und bei wiederholter Einreibung selbst Ausfallen der Ilaare verursachen kann. Letztere wachsen schnell wieder. Innerlich angewendet reizt es die Schleimhaut massig stark, etwas mehr als das liirschhorniil, aber weniger als Tcrpenthinöl und als Carbolsäure; es erregt die Thätigkeit der Verdauungsorgaue, treibt Blähungen und zuweilen auch Eingeweidewürmer ab.
Man kann es bei denselben Krankheiton anwenden, gegen welche das Tcrpenthinöl gebraucht wird. Innerlich gilt es bei dem Volke besonders gegen Helminthen, gegen AVindkolik, und gegen Tympanites als ein wirksames Mittel. — Aeusserlich hat es sich gegen Räude, Läuse, Flechten, rheumatische Leiden und bei jauchenden Wunden und Geschwüren nützlich gezeigt.
Gabe für Pferde und Kinder 15,0—G0,0, für Schafe und Schweine 4,0—15,0, für Hunde 1,0 —4,0, mit bitteren oder aromatischen Mitteln in Latwergen oder in Pillen, oder als Einguss mit Branntwein (6 bis 10 Theile), bei Blähsucht auch mit Kalkwasser. — Aeusserlich für sich allein oder mit 2—4 Theilen Spiritus zum Einreiben in die Haut und zum Verbinden der Wunden. (Preis: Petroleum rectißeatam 5 Gramme 1 Sgr. 2 Pfg., gewöhnliches Petroleum 1 Pfund 21l2 Sgr.)
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FÜNFTE KLASSE.
Flüchtige, weingei3tige (apirituöse) und ätherartige Arzneimittel.
(Medicamina volatilia, spiriluosa et aethtrea.)
DrgrllT, Wirkung und Anwcndiiiig dieser Dlittel im Allggineinen.
sect;. 280.
Eine kleine Anzahl von Arzueistoffcu zeichnet sich durch die Eigenschaften aus, dass sie selbst bei gewöhnlicher Temperatur der Atmosphäre schneller, verdunsten (sich verflüchtigen) als die ätherischen Gele und der Kampher, und dass sie auch bei der Anwendung auf den Tlnerkörper ihre
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Fliiclitigo, wcingflJBtigc und iJtlicraj-tigc Mittel.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 237
Wirkungen schneller entwickeln als fast alle andere Arzneimittel (ausgenommen Ammoniak und Blausäure). Diese Mittel verdienen daher in doppelter Hinsicht die Bezeichnung als „flttohtige Mittelquot;. Es sind: der Weingeist (mit dem Branntwein und Wein), die vcrscliiedencn Arten des Aethers und die Chloroformpräparate.
In ihrer chcinischen elementaren Zusammensetzung sind diese Mittel darin übereinstimmend, dass sie keinen Stickstoff enthalten, sondern nur aus Kohlenstoff, Wasserstoff und Sauerstoff gebildet sind. Im concentrirten Zustande coaguliren sie Eiweiss schnell und bringen daher auch Blut und andere eiweisshaltige Säfte zum Gerinnen; aus #9632;wässeiigen Lösungen schlagen sie das Eiweiss in löslicher Gestalt nieder. Die schnelle Verdunstung dieser Mittel erzengt Kälte.
sect;• 281.
Beider Anwendung dieser Mittel im concentrinen Zustande auf den Thierkörper machen sich, neben den speeifischen Wirkungen derselben, auch örtlich die eben erwähnten physikalischen und chemischen Eigenschaften geltend.
Auf die unverletzte Haut gebracht, erzeugen sie zuerst ein Gefühl von Kühlung, welches jedoch nur ganz kurze Zeit dauert; dann tritt Heizung, Eothung, vermehrte Wärme, etwas Zusainmenschrumpfung, gelinde Anschwellung und stärkere liesorption ein. War die Anwendung mehrmals in kurzer Zeit wiederholt, so entsteht wohl selbst ein leichter Grad von Entzündung und nachfolgende Abschuppung der Oberhaut. — Zuweilen, besonders bei kleinen Thieren, bemerkt man nach der reichlichen Anwendung dieser Mittel auf einer grosseren Fläche auch die allgemeinen Wirkungen auf das Nervensystem.
In Wunden bewirken die Mittel im concentrirten Zustande heftige Beizung, Zusammenschrumfpung der Fasern, Vermehrung der Schmerzen, Gerinnung der Flüssigkeiten, Stillung parencbymatöser Blutungen, Beschränkung der Eiterung und Granulation,Verdichtung derselben, oft aber auch Beförderung der Exfoliation.
Bei der innerlichen Anwendung der concentrirten Mittel verursachen sie ebenfalls an den Berührmigsstellen eine Zusainmenschrumpfung und bei Wiederholung eine Verdichtung der Schleimhaut, Gerinnung des Pepsins und hierdurch Verminderung des Appetits und Störung der Verdauung; gleichzeitig entsteht aber auch Beizung der Magennerven und Uebcrgang der Mittel in das Blut und hierdurch werden die speeifischen Wirkungen derselben herbeigeführt.
Die Mittel aussein diese Wirkungen in ziemlich übereinstimmender Art, so dass sie (ausgenommen das Chloroform) zuerst (primär) die Thfttigkeit u. s. \v. des Nervensystems schnell zu einem hohem Grade aufregen und hierdurch auch den ganzen Lebensprocess erhöhen, darauf aber (seeundär) Abspannung, Mattigkeit, und nach sehr grossen Gaben sogar Betäubung und Lähmung verursachen. Dieser Unterschied zwischen der primären und seeundären Wirkung tritt bei diesen Mitteln deutlicher hervor, als bei allen anderen; aber die Starke und die Dauer der Erscheinungen, sowohl der aufgeregten als der verminderten Lebcnsthätigkeit, sind nach der Grosse der Gabe, nach der Concentration des angewendeten Mittels, nach der kürzeren oder längeren
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238nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Flüchtige, weingeistijje und ätherartige Mittel,
Zeit der Wiederholung, und nach dor Individualität der Thiore sehr verschieden. Bei Hunden, Katzen und Schweinen wirken diese Mittel verhält-nissmiissig am stärksten, bei Pferden viel schwächer, und bei den Wiederkäuern am sohwäehsten. Massige Gaben nur einmal oder in langen Zwischenzeiten angewendet, veranlassen nur eine geringe Aufregung, die sich durch lebhafteren Mlick, griissere Aufmerksamkeit und Munterkeit, schnellere Verdauung und durch reichliche Urinentleerung zu erkennen giebt. Bei sehr empfindlichen Thieren wird zuweilen auch die Zahl der Pulse etwas vermehrt, und die Farbe der Schleimhaut im Maule und in der Nase etwas dunkler, die Wärme am Schädel etwas erhöht, besonders von Alkohol. Nach kurzer Zeit gehen alle diese Erscheinungen wieder vorüber, nachdem gewöhnlich eine mit dem Thermometer zu messende Verminderung der Temperatur um 2—5 Grad eingetreten ist. — Grosse Gaben erzeugen stärkere Aufregung, unruhiges Benehmen, Hin- und Herlaufen ohne Zweck, Kratzen mit den Piissen, Wälzen auf dem Pussboden, stieren Blick, wobei die Pupille zuerst verengert, später erweitert ist; manche Thiere geben in der ersten Zeit freundliche, später ängstliche, widrige Laute von sich; bei Hunden, Katzen und Schweinen findet sich Neigung zum Erbrechen oder wirkliches Erbrechen (Vitet bemerkte dieses auch bei Wiederkäuern); der Stand wird unrogolmässig, der Gang schwankend. Nach kurzer Dauer dieser Zufälle zeigen sich die Thiere matt, sie stehen mit gesenktem Kopfe, liegen auch gern, und sind gegen äussere Einwirkungen bald mehr, bald weniger stark abgestumpft, die Tem-peratur erscheint etwas gesunken, aber Puls und Athmen sind dabei normal oder nur sehr wenig vom gesunden Zustande abweichend. In diesem Zustande, oft nach hinzugetretenem Schlaf, verbleiben die Thiere durch 3—G Stunden, worauf die ganze Wirkung wieder vorüber zu sein pflogt. Zuweilen bleibt aber noch Mattigkeit zurück. — Durch sehr grosse Gaben wird die Aufregung fast augenblicklich nach dem Eingeben in einem hohen Grade hervorgerufen, aber schon nach wenigen Minuten treten Schwindel, schwankender Gang, Unvermögen zu gehen, und bei Hunden Erbrechen hinzu, worauf Erweiterung dor Pupille, Verlust der Sitmesthätigkoit, schnelles, beschwerliches Athmen, Zuckungen, Betäubung, Lähmung und zuweilen selbst der Tod folgen. Hierbei hört das Athmen immer um einige Minuten eher auf als die Herzbowegung, und man kann daher annehmen, dass der Tod von diesen Mitteln durch Lähmung des Centrums der liespirationsnorven herbeigeführt wird. — Wenn der Tod nach dem Eintritt der heftigen Wirkung nicht erfolgt, so erholen sich die Thiere erst nach mehreren Stunden. In manchen Pällen wird durch die starke örtliche Reizung Magen- und Darmentzündung erzeugt, und die Thiere genesen oder sterben dann erst nach 24 Stunden. — Bei der Section der schnell gestorbenen Thiere findet sich Geruch nach Weingeist in den Eingeweiden und Anhäufung von schwarzem Blute in den Gefässen des Gehirns, im Herzen und in der Leber; oft ist das Blut im Herzen gleich nach dem Tode geronnen. — Bei den langsamer gestorbenen Thieren sieht man ausser der Anhäufung von schwarzein Blut in allen Organen, mehrentheils noch Entzündung im Magen oder Darmkanal, oder Verdickung der Häute dieser Theile. Die Lungen und alle andere Organe erscheinen unverändert.
Wenn diese Mittel verdunstet, als Dämpfe in angemessener Menge ein-geathmet werden, führen sie dieselben Zufälle herbei, welche von grossen
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Flüchtige, woingciatigo and üthm-iirtigc Mittel.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 239
Gaben innerlich verabreicht entstohon, nämlich zuerst eine schnell vorübergehende Aufregung, dann Betäubung und Got'ühllosigkeit, und von zu grossen Gaben entsteht zuweilen auch Lähmung und selbst der Tod. Die Wirkungen erfolgen auf diesem Wege der Anwendung sehr schnell und leicht, da die dunstförinigen Stoffe in den Lungen mit dein Blute In fast unmittelbare Berührung kommen.
In die Venen injicirt, bringen diese Mittel gehörig verdünnt sehr schnell die Wirkungen hervor wie massige Gaben innerlich angewendet; aber im concentrirteu Zustande erzeugen sie fast immer sogleich sehr beschwerliches Athmen, Schwindel, Krämpfe und oft den Tod, — hauptsächlich durch Gerinnung des Blutes in der rechten Hälfte des Herzens und in der Lungenarterie.
Unter die Haut in das Bindegewebe injicirt, verursachen sie eine Heizung desselben und in sehr kurzer Zeit ihre spoeiilschen Wirkungen auf das Nervensystem, besonders auf die Nerven an der Applicationsstelle, es folgt aber oft Entzündung und zerstörende Eiterung.
sect; 282.
Die Vermittlung der allgemeinen Wirkungen der Spirituosen und äther-haltigen Mittel erklärte man früher allein durch die blosse Berührung der Nervenenden an den Stellen der Einwirkung. Solche örtliche Wirkungen linden allerdings Statt, wie dieses die subeutanen Injectionen beweisen; da aber nach jeder Art der etwas reichlichen Anwendung dieser Mittel die aus-geathmete Luft den eigenthümlichen Geruch derselben annimmt, dieser Geruch auch im Blute walirzunehmen ist, wenn man bald nach dem Eingeben einen Aderlass macht, so ergiebt sich, dass diese Stoffe einen grossen Theil ihrer Wirkung durch den Uebérgang in das Blut vermitteln.
Das Blut selbst erleidet durch die Mittel Veränderungen, durch welche die Wirkung vervollständigt wird. Zuerst entsteht eine durch die gasartige Verflüchtigung eines Theiles der Mittel, besonders in der Wärme des Tbier-körpers beförderte, grössere Expansion des Blutes; dann wird sein Eiweiss-stoff mehr zum Gerinnen geneigt und hierdurch das Blut mehr dickflüssig; zugleich erhält dasselbe, da diese Mittel sehr reich an Kohlenstoff und leicht zersetzbar sind, in kurzer Zeit einen grossen Gehalt an diesem Stoffe, wodurch es dunkler gefärbt, nnd selbst in den Arterien zuweilen dem Venen-blute ähnlich wird. Sowohl in Folge dieser Veränderungen des Blutes, wie auch bei der durch die (noch nicht genügend erklärte) primäre, flüchtig reizende Wirkung erzeugten Aufregung entstehen Congestionen zu dem Gehirn, Kückenmark, zur Lunge oder zur Leber, und im zweiten Stadium venöse Anhäufungen in diesen Organen, und durch beides Betäubung und Lähmung. Ein grosser Theil der in den Körper gebrachten Spirituosen Mittel wird uu-zersetzt durch die Lungen, die Nieren, die Leber und die Haut, je nach Nebenumständen hier oder dort mehr, wieder ausgeschieden', ein Theil aber
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1 Vergleiche hiermit v. Po mm er, über die küiiatliclie laquo;erauscluing pflanzen- und fleisclifreasender Saugethiore, In der Schweizer Zeitsclirift für Natur- und Heilkunde. 1. Bd. 1. Heft. Zürich 1834.
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240nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Flüchtige, weingeistige und ätherartige Mittel.
gelit in das Gewebe des Gehirns, in die Hirnhohlen n. s. w. über und ist nach dem Tode nachzuweisen'.
sect;. 283.
Die Spirituosen und ätherischen Arzneimittel sind in der flüchtig erregenden quot;Wirkung den ätherisch-öligen Mitteln (besonders dem Kampher) ähnlich; sie unterscheiden sich aber von denselben dadurch, dass sie a) weit flüchtiger wirken als diese-, — b) dass ihre Wirkung viel mehr auf das Nervensystem, bei grossen Gaben vorherrschend auf das Gehirn gerichtet zu sein scheint; — o) dass sie in ihrer primären Wirkung kurz vorübergehend fast allein die Nervenkraft aufregen, niemals aber (wie die ätherisch-öligen Mittel) zugleich die Irritabilität vermehren, oder die Mischung des Blutes verbessern, sondern im Gegentheil dasselbe durch Ueberladung mit Kohlenstoff und durch zu grosse Neigung zum Gerinnen verschlechtern; und — d) dass von den allermeisten ätherisch-öligen Mitteln keine solche seeundäre Zufälle entstehen, wie von den Spirituosen.
Ebenso sind diese Mittel dem Opium und dem Ammoniak in der erregenden Wirkung ähnlich. Das letztere scheint aber (abgesehen von seinen alkalischen Eigenschaften) mehr die Nerven des Eückeninarks und die grossen Eingeweidenerven als das Gehirn zu erregen, und es fehlen ihm die deprimirenden Nachwirkungen. — Das Opium wirkt dagegen in grossen Gaben speeifisch auf das grosse Gehirn, macht örtlich nur sehr geringe Erregung, fast niemals Entzündung, beschränkt fast alle Ab- und Aussonderungen, und es fehlt ihm die Flüchtigkeit. — Mit den übrigen narkotischen Mitteln ist nur die seeundäre Wirkung der flüchtigen Mittel zu vergleichen.
sect;#9632; 284.
Nach den angedeuteten Wirkungen können die flüchtigen Mittel für zweierlei Zwecke benutzt werden, nämlich: 1) in kleinen und mittleren Gaben, um die Nervcnthätigkeit schnell zu erregen (zu excitiren) oder umzustimmen; und — 2) in grossen Gaben, um das Empfindungsvermögen und das Bewnsst-sein zu unterdrücken (zu anästhesiren).
In erster Hinsicht stehen hauptsächlich der Weingeist, der Wein, der Schwefel- und Essigäther dem Kampher und den ätherisch-öligen Mitteln therapeutisch nahe, sie passen aber mehr da, wo nur die Nerventhätigkeit gesunken oder ihr Einfluss auf Empfindung und Bewegung der Organe (auch der Muskeln) unregelmässig, aber nicht die Hcrzthätigkeit vermindert oder die Beschaffenheit des Blutes bemerkbar vom normalen Zustande abweichend ist. Diese Mittel finden demnach ihre Anwendung bei allgemeiner und örtlicher Atonie (Schwäche mit Schlaffheit), bei Krämpfen, rheumatischen Afl'ectionen, unvollständigen Lähmungen, bei Mangel an Appetit, ohne dass materielle gastrische Ursachen bestehen, bei dergleichen Krampf- und Windkolik und Tympanites, bei Mangel an Wehen zur Zeit des Gebarens oder beim Zurückbleiben der Nachgeburt u. s. w.
Ftir den zweiten Zweck werden die Mittel, vorzugsweise das Chlorform,
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1 Nach Lieb ig geliörcn die flüclitigen Mittel zu clen wichtigsteii Respirationsstoffen, inclom aie sich mit dein Sauerstoff der eingeathmoten Luft vertiuden, vei-bremien, Kohlensäure bilden und hierdurch die Wiirnieerzeugung sehr fördern. Lallemand u. A. haben diese Ansicht bestritten, — aber wohl mit Unrecht.
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Flüchtige, weingeistigo und ätherartlge Mittel,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 241
das Chloral und der SohwefeUtther angewendet, entweder um bei Krankheiten und chirurgischen Operationen heftige Schmerzen Pur die Thiere nicht zum Bewusstsein kommen zu lassen, auch heftige Krämpfe zu lösen (z, B. hei eingeklemmten Brüchen, bei Krampf im Blasenhalse),— oder auch nur, um die Thiere bei den Operationen vollständiger rnlug zu erhalten, als dieses durch die gewöhnlichen mechanischen Hilfsmittel geschehen kann, naraentheh bei Operationen am Augapfel, in der Maul- und Bachenhöhle, bei grossen Bauchwunden mit Hervortreten der Eingeweide, bei dem Kaiserschnitt, bei Bruchoperationen, bei und nach der deposition der vorgefallenen Gebarmutter oder des Mastdarms, ebenso bei der Wiedereinrichtung von Knochenbrtichen und Verrenkungen und bei demAnlegen des Verbandes an sehr empfindhehou und widerspenstigen Thieren, und dergl.
Ausserdom sind die flüchtigen Mittel wegen ihrer quot;Wirkung: dieWtlrme des Körpers und die Schnelligkeit der Pulse zu minden., als Mittel gegen fieberhafte Krankheiten, besonders gegen typhöse Leiden, in mehreren Fällen mit anscheinend gutem Erfolge angewendet worden.
Die Heilwirkung der flüchtigen Mittel bei Krankheiton ist gewöhnlich eine bald wieder vorübergehende und eine nur palliative; und woSchmerzen von andauernder mechanischer Reizung (z. B. von fremden Körpern in Wunden u. s.w.) bestellen, können die Mittel nicht blos wenig oder gar nichts leisten, sondern den Zustand wohl noch verschlimmern. Ebenso ist es bei Orgasmus des Blutes, bei Congestionen zum Gehirn, zu den Lungen, und bei Entzündungen dieser Orgaue und dos Magens. Diese Zustände sind daher Contra-indicafionen gegen den Gebrauch der flüchtigen Mittel.
sect;. 285.
Die (!abc, die Wiederholung und die Art der Anwendung dieser Mittel ist, je mich ihrer speciellen Wirkungskraft, hauptsächlich aber nach den beiden im vorigen Paragraph angedeuteten verschiedenen Zwecken, in den einzelnen Fällen sehr verschieden. Den Anfang macht man für therapeutische Zwecke stets mit massigen Gaben, deren Wirkung mau beobachten und die folgenden Gaben nach derselben einrichten muss. Die Wiederholung muss, so lange die Krankheitszufälle sie orfordern, in kurzen Zwischenzeiten und sogleich als die erregende Wirkung der vorher gereichton Gabe vorüber ist. Statt linden. —#9632; Als die schicklichste Form zur innerlichen Anwendung erscheint die flüssige, weil bei der Bereitung anderer Formen die Verdunstung zu sehr begünstigt wird, und noch mehr, wenn man die Arznei nicht gleich nach ihrer Bereitung verbraucht. Pillen und Latwergen mit solchen Mitteln soll man daher in grossen Quantitäten nicht bereiten lassen. Oft giebt man die flüchtigen Mittel rein oder nur mit kaltem Wasser, oder einer schleimigen Flüssigkeit verdünnt, zuweilen aber in Verbindung mit aromatischen Mitteln.
um zu auiisthesiren lässt mau am besten den Dunst des Aethers, des Chloroforms, oder des Chlorals einathmen, weil hierdurch die Wirkimg am schnellsten und sichersten erfolgt.
Zu Injectionen in die Venen dürfen diese Mittel nur im sehr verdünnten Zustande angewendet werden (sect;.281); und zu suheutanen (hypoderma-tischen) Einspritzungen eignen sie sich zur Erzeugung dor vollständigen Anästhesie auch nicht, weil sie im concentrirten Zustande sehr oft die im sect;. 281 erwähnte Vereiterung des suheutanen Bindegewebes zur Folge haben,
Hbbtwio, AnsnoimltteHohro. 6. Anflago,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;u;
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FlUchtlge, weingeistige und ittheraitige Mittel,
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auch nicht in ilor zur Betäubung erforderliohön Menge injicirt werden kiinnen, im verdünnten Zustande aber zn schwach wirken.
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sect;#9632;
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280.
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Die iiusserlicho Anwendung dieser Mittel ist, nach ihrer, im sect;. 281 an-gedeuteton Wirkungsweise da augezeigt, wo man flüchtig erregen, gelind zusammenziehen (tonisiren) und die Eesorption befördern will; dalier bei Lähmtmgen, bei Erschlafifung, Auflockerung und zu starker Ausdehnung oberflächlich liegender Theile, nach Verrenkungen und Verstauchungen, bei und nach Quetschungen, wenn dieselben mit keiner sthenischen Ëntztlndung begleitet sind; ferner: beiBlutunterlaufungen und ödematösen Anschwellungen, bei parenchymatijsen Blutungen; bei asthenischen, torpiden Kntzfin-dungen; bei üppiger Granulation, besonders wenn sie sehr weich und blass ist; bei zu langsamer Abblätterung cariöser Thoile an Knochen, Knorpeln und Bändern; bei dem kalten Brande; bei Rheumatismus, bei dem sogenannten Schwund, und dergleichen Zustünden.
Dagegen ist auch die äusserliche Anwendung dieser Mittel Überall nachtheilig bei allen sthenisebon Entzündungen und anderen schmerzhaften Zuständen, bei frischen Wunden, wo Gallositäten und durch Gerinnung des Eiweissstoffes (Faserstoffes) bedingte Verhärtungen bestehen, z. li, bei verhärteten Geschwülsten.
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I) Weingeist, Spiritus vini, AelbyUijdliydral.
sect;. '287.
Der Weingeist ist eine flüchtige, wasserhelle Flüssigkeit, welche ursprünglich durch Destillation des Weines gewonnen wurde, jetzt aber aus verschiedenen Substanzen, die Zucker, Mehl, oder Stärkemehl enthalten, durch die sogenannte Spiritus- oder Weingährung erzeugt und durch I )estilla-tion der giihrcnden Massen abgeschieden wird. Bei dieser Darstellung ist der Weingeist nicht rein und auch nicht coneentrirt, sondern bald mehr bald weniger mit dem ätherischen Fuselöl, mit färbenden und riechenden Stoffen, zuweilen mit etwas Essigsäure oder Aether und mit Wasser verbunden, er wird aber von diesen Nebenbestandtheilen durch Behandlung mit Kohle und wiederholtes Destillireu befreit (gereinigt und rectificirt). Er heisst, wenn er möglichst frei von Wasser ist. Alcohol s. Alcohol vini absolutua, — wenn er 80 bis 90 Procent Alkohol enthält, ist es der höchst rectif'icirte AVein-geist, Spiritus vini rectifleatissimus,—#9632; rectificirte r Weingeist, Spiritus vini rectificatus, bei circa 60 Procent Alkoholgehalt, und — Branntwein, Spiritus frumenti oder Spiritus vini dilutus, wenn or weniger als 60 Procent Alkohol enthält.
Der reine Weingeist besteht aus Kohlenstoff, Wasserstoff und Sauerstoff', (GJleOjj), ist wasserhell, flüchtig, d. h. bei massiger Temperatur leicht verdunstend und dabei Kälte erzeugend, ist leichter als Wasser (bei -f-2()n Gels. 0,7978), von angenehmem geistigem Geruch und brennendem Geschmack; er siedet schon hei • #9632; 78 Gels., gefriert nicht bei der strengsten Kälte, ist leicht entzündlich, mit blassblaner Flamme brennend, mit Wasser, mit Aether und ätherischen Gelen sich in allen Verhältnissen mischend, mit Säuren die
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Woiuffeist.
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AetherfUtssigkeiton bildend, Kampher, Harze, Jod, Alkalien, Schwefelalkalien, Zucker und viele andere organische und auorganische Stoffe auflösend, und deshalb auch zur Bereitung von Tincturen und anderen medicinischen Präparaten benutzt.
sect;. 288.
Uer Weingeist erzeugt die, von den fluchtigen Mitteln angegebenen örtlichen und allgemeinen Wh'kungen (sect;. 281), und dieselben erfolgen umso schneller und heftiger. Je reicher er an Alkohol ist, Der reine Alkohol und der höchst rectificirte Weingeist gehören zu den flüchtigsten Erregungsmitteln; ihre aufregende Wirkung verbreitet sieh zwar schnell über das ganze Nervensystem, sie äussert sich aber speoifisch und am stärksten in den gesteigerten Sinuesempöudungen und in lebhafteren Bewegungen, also an den Verrichtungen des kleinen und grossen Gehirns. Hierauf folgen Lall mehr bald weniger schnell die Erscheinungen der seeundären Wirkung: #9658;Schwäche, .Sehwindel, Betäubung u. s. w., — und von grossen Gaben selbst der Tod. An den Stellen der unmittelbaren Einwirkung verursacht der Alkohol und der höchst rectificirte Weingeist überall heftige Reizung und selbst Entzündung. Hei innerlicher Anwendung, noch mehr aber beim Einspritzen in die Blutadern wirkt er am heftigsten, und auf letztere Weise am gefährlichsten, weil dadurch, aussei' der starken Beizung, auch schnelle Gerinnung xiwi Zersetzung dos Blutes und hierdurch Störung des Kreislaufes in den Capillaren der Lungen u. s. w. entsteht.
Anmerkung. Von den selir vielen Versuchen hierüber mogen folgende envähnt sein. Kin altes, aber gesundes Pferd, dem 8 Unzen (= 250 Gnu.) Alkohol eingegeben worden, erschien plötzlich höclist ajfgereg;, wurde unruhig, bäumte sich, taumelte, fiel nach kaum 2 Minuten nieder, schlug heilig mit den Küssen und mit dein Kopfe, Verdrohte rtiquot; Augen, wurde ganz unempfludiicli und bewusstlos, und starb nach 10 Minuten. Dor Uerzschiag war wonig schneller nla vor dem Eingeben, und dauerte noch über 10 Minuten nach dem Tode fort. Heim Ocll'non fand sieb an den Kingeweideu die, im sect;, 281 augo-fiibrte Beschaffenheit, —Von 4 —CUnzen (= 120—180Orm.) erfolgten dieselben ZufSlTe; die Pferde blieben aber am Leben. Hunde starben unter äbnlieben Zufällen '/lt; — '/j Stunde nach dem Eingeben von 1—2 Unzen (— 30—00 Gnn.) Alkohol; von 1 —2 Drachmen (4—8 tJrm.) zeigten sie sogleich heftige Aufregung, welche schnell in Taumel und Betäubung Überging; nach ',2—1 Stunde waren sie aber wied ir gesund: 4—G Drachmen (Iß—2ö Gnn.) verursachten alinliobe Wirkungen, die aber heftiger, langer anhaltend und mohrenthells mit Erbrechen verbunden waren. Wo letzteres nicht eintrat, oder wo ea durch das Zubinden dos Schlundes verbindert war, starben die Hunde nacb einigen Stunden, und bei dor Section zeigte sieb fast jedesmal Entzündung des Magens und Dannkanais.
Das Kinsprltzen von 1—2 Unzen (30—00 Grm.) des reinen Alkohols in die Drossol-vene eines Pferdes, oder von 2—4 Drachmen (8—IG Grm ) in die DrusselveiH eines Hundes, bewirkt sogleich Schwindel, Betäubung, ConvuUionen und gewöhnlich In Zoit von 1—8 Minuten den Tod. Dagegen ertrugen eiirgo Pferde eine mehr langsame Einspritzung von 4 — G Unzen des r e c ti l'i e i rt e n Weingeistes, ohne dass heftige Zufälle entstanden, — Durch das Einspritzen von 8 —10 Drachmen (32—40 Grm.) Alkohols in das Zellgewebe am Schenkel eines Hundes sah Orfila bald de gewöhnlichen Symptome dar allgemeinen Wirkung und nach etwa 3 Stunden den Tod ei folgen.
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Die Wirkungen des roct ific irt eu Weingeistes und des Branntweins sind im Wesentlichen denen des Alkohols ähnlich, aber in demselben Ver-hUltniss milder und langsamer eintretend , jè mehr der letztere durch Wasser verdlinnt ist. Im sehr verdünnten Zustande wird selbst das Doppelte von einer Gabe des Alkohols, welche im concentrirten Zustande desselben tödtlich
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Flttobtiga, weingeistige und athcrm-tige Mittel.
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zu aeiii pflegt, ohne Nachtlicil ertragen
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Ich gab Pferden und Kühen von
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dem reetiiieirten Weingeigt 300—600Gna., Schafen 90—120(Arm., Hunden 130—60 Gnu., und bemerkte zwar zuweilen starke Erregung' und Berauschung, aber nur massige Betäubung. Ziegen und Schamp;fe gewöhnen sich (wie ich mehrmals beobachtet habe) sehr leicht au den Gtennss des gewöhnlichen Branntweins, so dass sie denselben, wenn er ilmon vorgesetzt wird, in bedeutender Menge (180 bis zu 300 Grm.) saufen und ertragen.
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Anmerkung. Viborg (SiimmUuig von Abhandlungen für Thicnirzte und üeco-nomen. ii. Bd. S. 113) spritzte In die Drossclvene eines Pferdes 2 Unzen und 2 Drachmun (08 Grm.) Kornbrtuintweln, worauf dasselbe nach 2Miiiuton ein munteres Ansehen, erholiic Wanne, und liervorstehende , starre und glänzende Augen zeigte, und viel mit den Ohren spielte; der Puls wurde voll, sank aber von 52 Schlügen zu 33 in 1 Hinute herab. Diese Zulalle dauerten ^ Stunden, aber im abnehmenden Grade, worauf sieh Zittern, besonders an den Schultern, an den Klanken und au dcnUinterfiissen einfand; der Puls wurde jetzt klein und bis 76 Sebliigu in der Minute vermehrt. Der Kücken wurde durch eingetretene Krämpfe in einen Uogen nach unten zu gekrünnnt, das Pferd streckte öfter den Kopf, gähnte, legte die Ohren zurück und verdrehte die Augen. Diese Zufälle hielten '/a Stunde lang an, nahmen dann wieder ah und endeten mit einem Zittern der Muskeln. Nach d Stunden beland sieh das Pferd dem Ansehen nach wieder wie vorhin; am folgenden Tage Hess es öfter als gewöhnlich Harn; der Koth ging mit Beschwerde ab und war hart, trocken, auswendig mit Schleim überzogen '.
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sect;. 289.
Der Weingeist kann innerlich ganz nach den in gsect;. 2H4 und 2iib enthaltenen Andeutungen benutzt werden, jotloch nicht im coucentrirten Zustande als Alkohol oder als höchst rectiiieirter Weingeist, sondern vordünnt als gewöhnlicher Branntwein oder als rectificirter Weingeist. — Von dem letztern giebt man zum innerlichen Gebrauch für Pferde und Binder 60— 120 Gnu., für Schafe und Ziegen 30—60 Grm., für Schweine 12—30 Gnu., für Ilunde 2—8 Gnu., — und von dem Branntwein, nachYerhftltniss seiner Stärke, bis zur doppelten Menge dieser Gaben.
In der Kegel wird der Weingeist und Branntwein bei der innerlichen Anwendung mit Wasser verdünnt, oder zu Infusionen von aromatischen, oder zu Decocten von bitteren und adstringirenclcu Mitteln gesetzt; zuweilen giebt mau ihn in Verbindung mit Kampher, mit Hirsclihornöl, mit Terpenthinöl oder auch mit Mineralsäuren; z. B. bei der Lungenwürmerkrankhcit der Schale wird Weingeist und Terpenthinöl gleiche Thcile zusammengemengt, und hiervon den älteren und stärkeren Tliieren 1 Esslöffel, den jüngeren 1 Theelöll'el voll auf einmal, täglich wiederholt, gegeben, und während 2—3 Wochen damit fortgefahren. — Die zweckuiässigste Form für die innerliche Anwendung ist die flüssige.
Das Einathmen des verdampfenden Alkohols ist nicht gebräuchlich, weil Chloroform, Chloral und andere Anaesthetica sicherer wirken ; in Ermangelung dieser Mittel kann er jedoch auch hierzu benutzt werden.
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1 Die Verlangsamung der Ilerzbewegimgcn durch Weingeist ist also schon vor 7(1 Jahren beobachtet worden; sie ist aber nicht während der ganzen Wirkungsdauer vorhanden, sondern es (ludet sich oft entgegengesetzt, namentlich an Hunden, eine sehr grosse lieschleunigung der Pulse und der Respirationen.
Eine Temperaturverminderung hat sich in allen Versuchen mit Weingeist gezeigt, je-doch auch nur etwa -1 — S Stunden andauernd.
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Weingeist.
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SUP.
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sect;. 290.
Acussorlicli wird der Weingeist zum Waschen, Btthen, zu Einreibvra-g'en u. s. w, solu- liHnfig gebraucht und besonders lioi den, im sect;. 280 genannten Krankheitszuständen. Seine'Anwendung geschieht bald rein, wie z. B. lici Bhttuugen, bei (Ippiger Granulation u. s.w., bald in Verbindung mit Aufgüssen und Abkochungen von aromatischen und zusammenziehenden Pflanzen, z. B. bei Quetschungen, hei asthenischen Entzündungen; bald in Verbindung mit Terpenthinöl, mit Kampher, Salmiakgeist oder (Seife (als Kampher- und Seifengeist), z. B. lgt;oi grosser Erschlaffung, nach Verstauchungen, bei Hhcu-matismus; auch in Verbindung' mit Essig, Wasser laid Salmiak oder Kochsalz (als sogenanntes Oxykrnt, siehe Essig-), z. B. he: Quetschung mil lilut-unterlaufung.
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Anmerkung l. Der Franzi) ranntweln, Cognac (Spiritm vini gdllicus), durdi
])cftilliitioii von sclilecliten Wciasorten oder Tröstern gewonnen, — der Kum {Spiritus ßaeehari) durch Gälirung des Zuckerrohrs, in der Starke von 41) Proc. AlUolioI erhalten, — die Tiiffia (Spiritus S7icci Saccliari), — der Arrak [Spiritm Oryxae), aus gemalztem Keis, — das Ki rschM-ass o r (Spiritus Ccrusorumi, — der Pflaum c n bran nt laquo;-ein {ßlivorntttd), — W a oh hol der bra nn tw ein ((/tueerr) und andere, im Handel vorkommende Arten von Weingeist und Branntwein, welchen in der Wirkung von dein gcwölin-lichcn Weingeist lts Wesentlichen nicht ab, und können daher, wo sie wohlfeil oder als Hausmittel zu haben sind wie dieser benutzt werden. (Preis In den Apotheken: Spiritus vini nU'ulmlisat. 30 Grm. 2 Sgi'. fi Pfg., — Spiritus vini vectifientissinms 30 Gvm. 1 Sgr., — Spiritulaquo; vini rcctißfntiis 30 Grm. ]0 Pfg.)
Anmerkung 2. Der, nach der Destillation des Weingeistes verbleibende Rückstand, die sogenannte Schlempe, Branntweinsohlempe, oder das Branotweln-spülioht (llmiduum 2'ost destillationcm spiritus vini) ist eine gegohrne Flüssigkeit, welche nusscr Wasser die sSmmtlloben Pflanzentheile des Getreides oder der Kartoffeln, laquo;eiche durch dieGäbrung nicht in Alkoliol verwandelt worden sind, enthält, namentlich Pflanzen-leim, Eiweiss, Pflanzenfaser, Kstractivstoll', verschiedene Salze und Erden nebst einem Ueberrest von Stiirkemcbl und Ginnmi. der hei dem bisher besten Verfahren zurückbleibt. Ausserdem enthält sie oft noch Essigsäure (zuweilen In 1 Pl'imde der Flüssigkeit 30 bis C0 Grm.), Fuselöl, und auch etwas Weingeist '. Sie wirkt, in reich lieber Menge den Tbieren innerlich gegeben, nährend und erregend, macht schnell vollblütig und befördert bei Milchkühen die Klilchsncretion; iiusserlich wirkt sie erregend, gelind zusammenziehend, daher zertheilend und stärkend. Dieser Wirkungen wegen wird sie innerlich zum 1'üttern und Mästen, besonders des Uindviches, der Schweine und Schafe, — äusserlicb aber als ein sehr wohlfeiles und kräftiges Heilmittel bei Erschlaffung und Ausdehnung der Muskeln, Sehnen und Bänder, bei Steifigkcit der Gliedmaassen von zu starker Anstrengung, hei Quetschungen, hei ödetnatösen und anderen asthenischen Geschwülsten, bei dem Schwinden u. s. w. benutzt. Die äusserlicbc Anwendung geschieht in Forin von Fussbäderij, Waschungen und Btthungen, am besten wann. Als Nahrungsmittel ist die Schlempe in ökonomischer Hinsicht sehr aebätzhar, In diätetischer Ilinsiebt aber zuweilen naebtbeilig; sie erschlafft die Eingeweide, bewirkt starke Neigung zum Schwitzen, begünstigt daher das Entstehen der L'nvcrdaulichkeiten, der Koliken, der Ubeninatisinen, der rheumatischen
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1 Spiritus findet sich nach rcgolmäasiger Gährnng und nach vollständigem Abbrennen in der Schlempe änsserst wenig, wohl aber nach unvollständiger Gährung und Übereiltem Urennen zuweilen in solohei' Menge, dass die Thiero von ihrem Geiiuss berauscht und in diesem Zustande für krank gcbaltcn werden. Die Diagnosis lindet sich leicht aus den Symptomen, aus dem plötzlichen Erkranken nach dein Gemiss der Schlempe und aus der Untersuchung derselben, Kin lirechmittel und das liegiessen des Kopfes mit kaltem Wasser beseitigt dieZufälle bald. Wo fortgesetzt spirifusbaltige Schlempe gefüttert wird, soll hierdurch das Verkalben der Kühe bewirkt worden sein (König, im Magazin für Tbierheilknnde. lid. XXV. S. 801), — Essigsäure ist in ganz frischer Schlempe nichl vorhanden, sie entwickelt sieb aber schnell bei der Aufbewahrung (Analyse von Trommor, Magaz. f. Tb, Bd. XIV. 8. 345).
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2-iß
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FlUohtige, weingeistige und ätherartlgs Mittel.
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und katanliiilisclua Entzündungen iind clerfjloictien. Auch soll sie besonders das Ent-stolifin der Lungenseuche bei dem Rindvieh begünstigen; (iies ist Jedoch niclit sicher imehgewiesen. Wenn man: laquo;) die Tbiere an ihren Genuss allmiilitc gewöhnt, — /') sie ihnen In entsprechender Menge und neben Ihr eine angemessene Quantität Heu oder Stroh giebt, — e) die Sclilnnpe weder zu heiss noch eoncentrht, sondern ' n oder bis zur Ilülfro mit Wasser verdünnt rdcht, und d) sie niclit sauer und faulis werden Üisst, und um dirs zu verhüten, ihre Anfhewahrungsorte (gewöhnlieh Gruben, Siddenipekulilen genannt) von Zeit zu Zeit reinigt, so entstehen selbst von ganz Anhaltender Sclilemperiitterung nicht leicht iU lo Folgen. Wei n sie noch viel Spiritus enthält, wirkt sie wie dieser, oft sehr bo-rausibeml.
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2) Wein, Vinum.
Die durch die weinige Gährung des Saftes aus den Heeren des Weinstockes, Vitis vinifcra (5. Kl. 1. Ordn., Fam. Amju-lideae s. Sarmentacett'), gewonnene Flüssigkeif.
sect;• 291. Im Wein ist Weingeist der wesentlichste Bestandtbeil, innig verbunden mit Wasser und mit verschiedenen anderen Substanzen, wio Zucker, Harz, Säuren (Weinstein-, Essig- und Apfelsäure), aromatischen Steffen, Wein-iltlier, Essigäther, bei den rothen Weinen auch mit rothem FJlrbestoff und Gerbsäure, und in den jungen, noc-li nicht volIstUndig abgegohrnen Weinen auch Schleim, Kleber und weinsteinsaure Salze. Diese Bestandtheile finden sich in den Weinen von verschiedenen Rebensorten, aus verschiedenen Gegenden , von verschiedenem Boden, Alter u. s. \t, in sehr mannigfaltigen Verhältnissen, und sie bedingen hierdurch die grosso Verschiedenheit der vielen Weinsorten in der Farbe, im Geruch, Geschmack, und selbst auch in der Wirkung. Man unterscheidet hiernach weissc und rotlio, siisse , herbe und saure, schwere und leichte, junge und alte Weine, Weine mit Bouquet und dorgl. mehr,
sect;. 292.
Die Wirkungen des Weins hängen hauptsächlich von seinem (Jchalt an Weingeist, zum Theil aber auch von seinen übrigen I-Jestaucllheilen ab. Von dem erste™ enthalten die sogenannten Landweine, auch die leichten Moselweine und ähnliche Sorten nur gegen 5—8 Proc, dagegen die schworen Sorten bis zu L'O Proc. aufsteigend, wie namentlich Portwein, Madeira, Malaga. Im Wesentlichen stimmt daher wohl die Wirkung mit der des verdünnten Weingeistes (sect;. 288) überein, besonders wenn mau den Wein in grossen Gaben reicht, bei welchen die Menge des in ihm enthaltenen Weingeistes zur Wirkung gelangt '; allein vom Wein ist sowohl die örtliche wio die allgemeine Erregung milder, und bei letzterer nicht blos auf das Nervensystem beschränkt, sondern auf die Blutgefässc und die Muskeln verbreitet.
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1 Vif et (a. a. O. S. 417) sagt über den Wein: ., Das Pferd w'dersetzt sieh laquo;lern fie-nusse desselben nicht so sehr als der Ochs, und letzterer wird nicht sosehr von Ihm angegriffen als das Schaf (?). Wenn das Pferd ihn in zu grosscv Menge trinkt, so wird es betäubt, kann nicht auf den Fiisseu stehen, und wenn es Miob aufsteht, so fällt es doch gleich wieder nieder. Der Ochse wird nach dem Genüsse äi s Weines müde. Hörner und Haut werden heiss, er wird ganz dumm, harnt viel, taumelt im Gehen, fällt oft niec'or und kann nur mit grosser Mühe wieder aufstehen. .Anfänglich macht er alle Bewegungen zum Erl rceben. DftS Schaf verträgt verhältnissmässi^ zu seirer Orösse den Wein besser, aber 3 Pfund dessellen machen ihm Neigung zum Erbrechen und der Hauch winl aufgetrieben, doch ohne dass die Muskeln, die zum Fortsehreiten dienen, geschwäeht werden. Seels Pfunde Weines greifin ein Schaf sehr heftig an lind löi'ten es zuweilen.quot;
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Wein, Sch-wcfelüthcr.
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Der Wein wirkt daher nicht allein erregend, sondern auch stärkend, obgleich dieerstero Wirkung die vorhemohende ist. — Süsse Weine wirken ziemlich gleichmässlg erregend auf die Nerven und Gefässe, unterstützen die Ernährung, reizen und stärken aber örtlich am wenigsten. — Saure Weine erhitzen, nach Verhältniss ihres Gehaltes an aromatischen Stoffen und an Weingeist, und sie befördern die Urinabsonderung. Sehr saurer Wein stört die Verdauung und bewirkt in grossen Gaben bei Pferden Kolikzufälle. — Die rothen Weine erregen die Irritahilitiit der Muskelfaser, wirken gelind adstrin-girend, vermehren die organische Cohäsion und beschränken die Ab- und Aussonderungen, sowohl an den Schleimhäuten wie auch in Wunden und Geschwüren,
sect;. 129.!. Die innerliche Anwendung des Weines kann, wlt;. derselbe wohlfeil zu haben ist, hei jeder Krankheit Statt linden, die mit einem hohen Grade von wirklicher .Schwäche verbunden ist und vorzüglich hei den im sect;, 284 genannten Zuständen.—• Er verdient, weil er aussei' der bewirkten Heizung auch stärkt, in den meisten Fällen den Vorzug vor dem Weingeist. — Die Gabe kann für Pferde, und Kinder 250—500 Gramm, für Schafe 90—180 Gramm, für Schweine SO—90 Gramm und für Ilnude 16—60 Gramm sein, sie richtet sich aber in jedem Falle nach den gegebenen allgemeinen Andeutungen.
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294.
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Aensserlich kann der Wein bei den im sect;. 2^0 bezeichneten Krankheiten
angewendet werden. Am zweckmässigsten sind hierzu die sauren und rothen Weine, die man zum Waschen und zu Umschlägen, kalt oder warm, und znweilcu in Verbindung mit aromatischen Kräutern, mit Kampber, mit Kochsalz, mit adstringirenden und anderen Mitteln benutzt.
Anmerkung. quot;) Die W ein tres tem (Vinaoea), oder die ansgopressten HQlsen unü Stiele der Weinbeeren und Trauben, und b) die Weinliefen, das Weinlager (Faeces vini s. mater cinl), odov der nach dem ersten Abziehen des Weins zurückbleibende Bodenaatz, enthalten beide Gerbsäure und ECohlensSure, besonders letzterer im frischen Zustande sebr reidilich. Sie wirken dnher zusiimnienzicliend, erregend und fäulnisswidrig und können zu Umschlägen und Bähungen gegen asthenische, torplde Entzündungen, gegen Quetschungen, Vorzüglich aber gegen brandige, unreine und stinkende Geschwüre angewendet werden.
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3) Schveftlltlier, Vltrioinaphtha, Aether mlphuriem, NaphCka mtrioli.
sect;. 295.
Aether entsteht, wenn Alkohol mit einer Säure destillirt wird, — so der Schwefeläther durch Destillation von Alkohol und wässeriger Schwefelsäure. Derselbe ist wasserhell, äusserst dünnflüssig und flüchtig, er kocht schon bei ~|- 29deg; I!., hat einen angenehmen, durchdringenden Geruch und erfrischenden, etwas stechenden Geschmack, er rcagirt weder sauer nach alkalisch, specif. Gewicht 0,730; er entzündet sich leicht bei Annäherung einer Flamme, mischt sich mit Weingeist in allen Vorhältnissen, sehr wenig mit Wasser, schwimmt auf demselben, verdunstet bei gewöhnlicher Temperatur sehr schnell und
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J48
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Pltlchtifio, weinseistlso und Hthsrartiso Mittel.
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wird durch die atmosphärische Luft theihveiso zorsotzt, wobei sich Kisig, Weinöl u. s, w. bildet; er löst Phospor, Schwefel, Jod, Brom, fette und ätlie-rische (gt;el(', llarzc, Balsame und Kampher sein- vollstäudig,
Der Schwefeläther verhult sieh in seinen Wirkungen auf' den Thier-körper ganz so, wie dies von den flüchtigen Mitteln im Allgemeinen gesagt ist (sect;sect;. 281—286).
Bei innerlicher Anwendung wird er im Magen sogleich dampfförmig, und sowohl hier wie auch bei dem Einathmen seines Dunstes zeigt er sich zuerst durchdringend erregend, belebend, krampfstillend, aber bald darauf' tritt von grossen Gaben Berauschung und Betamp;ubung ein, und zwar letztere vorwaltend in der Sensibilität, so dass bei höheren Graden das Bewusstsein und somit auch die Empfindlichkeit ganz aufhört. Die Wirkungen sind denen des Alkohols sehr ähnlich, aber von diesen durch grössero Flüchtigkeit verschieden. Der Aether geht in das Blut über, wirkt umändernd auf dasselbe, wie der Weingeist, und wird theils zersetzt, theils durch die Lungen-ansdünstuug wieder ausgeschieden (sect;. 282).
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296.
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Die Anzeigen zur innerlichen Anwendung' des Aethers sind dieselben, welche für die Anwendung der Spirituosen Mitte! überhaupt gelten (sect;. 284). Ausserdem ist er hei dem Aufblähen der Wiederkäuer, bei der Windkolik der Pferde, bei dem krampfhaften Drbrechcn und dergl, ein sehr schnell wirksames Mittel. Kr scheint hier durch Zersetzung der Gase, und zum Theil wohl auch durch Erregung einer vermehrten peristaltischen Bewegung des Pansen und violleicht auch durch die plötzlich erzengte Kälte zu wirken. — Bei heftigen Krämpfen, bei grosser Nervenschwäche leistet er schnell gute 1 Heuste. Ks ist aber zu beachten , dass wenn er in grossen Gaben oder während einiger Tage andauernd gebraucht worden war, dass Fleisch nach ihm roch und schmeckte, wenn die Thiere kurz nach seiner Anwendung geschlachtet worden waren. Auch die Milch nimmt den Geruch und Geschmack nach ihm an.
Maugiebt Pferden und Kindern 8—GO Gramm, Schafen und Sehweinen 4—16 Gramm, Hunden 10 Tropfen bis 4 Gramm,—#9632; nach Bedürfniss in Zwischenzeiten von l/2—1 Stunde wiederholt, in Verbindung mit Wein, Bier oder aromatischen Kräuter-Infusionen, immer kalt, bei dem Aufblähen blos mit kaltem Wasser (gleiche Theile) zusammengeschüttelt. Ein gutes Vehikel ist auch fettes Oel (1—;i Theile), mit welchem man den Aether in einer Flasche tüchtig zusammenschüttelt.
Zu Clystiren bei Krämpfen im Magen, in den Gedärmen, in den Harnorganen n. s. w., nimmt man von clem Aether, neben anderen passenden Mitteln, die Hälfte der zum Innern Gebrauch bezeichneten Gaben.
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Das Einathmen der Aetherdämpfe (das sogenannte Aetberisiren) geschieht für die im i^. 284 sub 2 angedeuteten Zwecke: die Thiere hei chirurgischen Operationen so zu betäuben, dass sie die Schmerzen von denselben nicht empfinden, wie auch, dass sie nicht durch Unruhe und heftige Muskcl-Contractionen hinderlich sein sollen. Damit dieser Grad von Betäubung (die Anästhesie) möglichst schnell herbeigeführt werde, ist es nöthig, dass
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Sckwefelätbei'
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dor Aotlior rein ist, dass er in einem kleinen Räume reichlich verdunstet, und dass er nur mit wenig atmosphttrisoher Luft gemengt fortgesetzt bis zur ein-getretenen BetHubung eingeatbmel wird '.
Hierbei findet sieb die erregende Wirkung bald, dieselbe geht aber eben so schnell in die Betttubung über, die von Stufe zu Stufe steigend, bei Vögeln und Hunden oft schon nach der durch 1 Minute fortgesetzten Einathmuug den höchsten Grad erreicht, so dass man die Thiere stechen und schneiden kann, ohne dass sie Kmpfindung hiervon zeigen, 3iei grosseren Thieren, und besonders beim Pferde, muss class Einathmen der Aetbordämpfo stets längere Zeit (gewöhnlich 5—15 Minuten) fortgesetzt werden, ehe dieser hohe Grad der Wirkung erreicht wird. Deberhaupt zeigt sich die Empfänglichkeit für das Mittel nicht immer gleichraÄssig, Die Thiere /.eigen die eingetretene quot;Wirkung durch Hängenlassen der Obren, langsameres Athmen, Erweiterung der Pupille, Hinken In die Knie, Niederlegen, und zuletzt durch Mangel au Empfindlichkeit bei Nadelstichen. Vor dem Wahrnehmen der letztern Erscheinung darf das Einathmen der Aetherdämpfe nicht aufhören, dann aber unterbricht man dasselbe und verrichtet die vorhabende Operation; und wenn dieselbe durch einige Zeit dauert und die Thiere wieder anfangen Empfindlichkeit zu zeigen, lässt man das Einathmen wieder Statt finden, und in dieser Weise fortgesetzt. Ins zur Beendigung der Operation. Wenn nach derselben die Betäubung noch besteht,, so kann man sie leicht beseitigen, indem man den Kopf dos Thieres wiederholt mit kaltem Wasser begiesst.
Die gloichmässige zu lange Fortsetzung des Einathmens nach schon eingetretener Betliubung, und besonders wenn die Aetherdämpfe zu concen-trirt eingoathinet werden, bat in einzelnen Fällen eine zu starke Wirkung, — wirkliche Lähmung der Nervencentraltheile, Aufhören des Athmens und den Tod zur Eolge gehabt. Es ist deshalb immer darauf zu achten : ob und wie die Respiration und die Herzthätigkeit während der Betäubung des Thieres noch fortbesteht; eine. Verlangsamung dieser Functionen tritt jedesmal ein und ist also kein Gefahr drohendes Symptom, so lange beide mich deutlich wahrzunehmen sind; aber das Aufboren derselben zeigt Gefahr an, und es ist dann noting: sogleich die lOinatlnnung der Aetherdämpfe aufhören zulassen, den Kopf mit kaltem Wasser wiederholt zu begiossen, ein künstliches Athmen durch regolmässig abwechselndes Drücken der ßippenwände und des Bauches zu bewirken, das ganze Thier und namentlich die Glied-maassen tüchtig zu reiben und am Halse eine Einreibung von Salmiakgeist, oder von Terpenthinöl, zu machen.
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• Man hat zu dv.n Einathinungon versohiedano mechanische Apparate erfundon, laquo;-elclie jedoch überflüssig sinci, da man den Zvreek einfach auf die Weise erreicht, dass man entweder den Thieren einen mil dem Mittel durchfeuchteten Schwamm vor die Nase liiilt, oder, bei Pferden den Schwamm (oder Baumwolle, Watte) mit dem Miltel getränkt In ein Nasenloch steckt und das andere Nasenloch wahrend der Inspirationen zuhält; — oder man legt den mit dem Mittel getränkten Schwamm (oder Watte, ein zusammengefaltetes Mtiiek Leinwand u. s. \v.) In einen Futterbeutol oder Kimer (bei kleinen Thieren in ein Trinkglas oder In eine getrocknete Ilarnbhise) und steckt die Nase der Thiere in diese Gegenstände hinein) so dass dieselbe sich übei dem Aether befindet. Neben dein Kopfe der Thiere und dein Runde des Gefässes darf mir ein ganz geringer freier Kaum bleiben, damit nicht zu viel atmosphärische Luft eindringt; andererseits darf die letztere auch nicht gänzlich ausgeschlossen sein (besonders bei Kinatlinmng von Chloroform), weil sehr leicht eine tödtlicbe Narcosis entstellt, wenn die elngeathmate Luft 8 Proc. von den Chloroform-und dergl. Dämpfen enthält,
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251.)
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Flüchtige, weingeistigo und iithorartige Mittel.
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sect;. 298.
Die Menge des zu einer Betäubung erforderlichen Aethers ist thoils nach der Art, der Grosse und Empfindlichkeit des Tliieres, theils nach der Concentration des Mittels und nach der Art der Anwendung, in den einzelnen Fällen sehr verschieden. Ich sah manche Pferde schon nach dem Ein-athinen von 30 Gramm des Mittels die Augen halh schliessen und in die Knie sinken u. s. w., während andere von 60 Gramm nur eine unvollständige Wirkung zeigten. Nach vielen Versuchen sind als mittlere Dosis für Pferde und Rinder 46—120 Gramm, für Schafe und Ziegen 12—26 Gramm, für .Schweine 10—20 Gramm und für Hunde 4—12 Gramm erforderlich, — also im Ganzen mehr als bei dem innerlichen Gebrauch des Aethers als krampfstillendes Mittel.
Es ist, jedoch stets nöthig, für den Zweck des Anästhesirens wenigstens zwei f iahen von der angegebenen Grosse für ein Thier zu besitzen, damit die vollständige und andauernde AVirkung erzeugt werden könne, wenn hierzu die erste Portion nicht ausreichend ist.
sect;. 299.
Zu Injectionen in die Venen haben französische Thierärzto den Aether bei Tetanus versucht, aber ohne Nutzen, obgleich die heftigsten Zufälle dadurch entstanden waren. Es gilt hierbei die in sect;sect;. 281 und 285 empfohlene Vorsicht.
Acusserlich auf einen Thcil gebracht, erzeugt der Aether durch sein Verdunsten sogleich eine sehr fühlbare Kälte, die bei öfterer Wiederholung des Mittels nach kurzen Zwischenzeiten bis zur Prostkälte gebracht werden kann. Dabei verlieren die Nerven der mit dem Aether wiederholt oder andauernd befeuchteten Theilo ihr Empfindungsvermögen, so class man auf diese Weise cine locale Anästhesirung erzeugt. Man hat deshalb den Schwefeläther als kühlendes Mittel für sich allein oder als Zusatz zu Schnee- und Eiswasser, zu kühlenden Salzautlösungen und dergl. benutzt, z. B. bei eingeklemmten Brüchen, höchst acuten Entzündungen u. s. w. — und ebenso als schmerzverhütendes Mittel bei Operationen, wenn man die allgemeine He-tätibung vermeiden will.
Für diesen Zweck ist er auch bei subeutanen Injecti men wirksam, aber nicht zu empfehlen (sect;. 285). Preis: 30,0 — 2 Sgr., — in Fabriken viel wohlfeiler.
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Anmerkung 1. Der Schwefelätherweingeist oder (lie Hoffmann's schmerzstillenden Tropfen, versüsste Schwefelsäure (quot;Spiritus stUphurieo-
nctlureiis, J.ujnoi' anodymis mhirnUs Bciffmanni, Spiritus vitrioU diilclsj, durch Auflösung des Schwefeläthers In .') Th. höchst rectlflcirten Weingeistes bereitet, hat die Wirkungen des Schwefeläthers, jedoch In etwns geringem) Grade. Er kann daher, als wohlfeiler, den Aether ersetzen, und muss in nocli einmal so grossen Gaben wie dieser angewendet werden. A um erkung 2. Uie anderen Aetlierarten, wie der Essig8 tlier (Aahcr aeetiemj, der Pho.sphoräther fA, phosphoralusj, Salpeter- und Salsäther (A, nitrlcius und A, muriatiettsj, der S a I z ä t h laquo; r w ei n g e Is t oder versüsste Salzgeist {Spirit, mm-in-tiro-nctliereus s. Sjiirit. salia diilcisj und der Salp et erä th erwe; in gei st (Spirit, nitrico-adherens s. Spirit, nitri tlnlcis) besitzen dem Schwefclütlier iihnliche Eigenschaften; sie sind deshalb durch diesen zu ersetzen, und zwar um so melir , ('a er am wohlfeilsten ist.
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Schwefeläther, Collodiuin, Chlorofortn.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 251
4) llus Ovllcdluiu, der Rlebeïlber, Collodium, Spiriltia aulphttrico-aethereua constringens. (o)
sect;, 300.
Man crliiilt das Collodium durch AuflöstiDg vlt;iu I Tlioil Schiessbaum-wolle in 18 Theilen Schwefeläther und .quot;gt; Theilen Spirit, vini rectißcatiss, Ks ist eine farblose, dickfliissige, stark nach Schwefeläther riechende Flüssigkeit, ivelche, wenn man sie anf die Haut streicht, zuerst eine massige Reizung so wie heim Verdunsten des Aethers eine Zusammenschrumpfung derselben bewirkt, und dann eine klebende Decke auf ihr hirterlässt.
Dieser Wirkung entsprechend wird das Collcdium nur als klebendes, deckendes Mittel bei oberflächlichen Wunden, bei Golenkwunden, hei Wunden und Fisteln der Speicheldrtlsen und der Harnwerkzeuge, — zuweilen auch als entztlndungswidriges Mittel, besonders hei Entzttndxmgen schlaifer und drüsiger Gebilde benutzt. Die Anwendung geschieht durch Aufstreichen des Mittels mit einem Federbart, einem Pinsel oder seihst mit den Fingern auf'die vorher ganz trocken gemachte Körperstcllo. Will man die künstlich erzeugte Decke etwas dick haben, so muss die Anwendung nach dem Trocknen der ersten Aufstreichnng zwei- bis dreimal wiederholt werden. Die entstandene Decke ist wasserdicht, zuerst biegsam, wird aber spröde, und blättert sich zuweilen schnell ab; um sie mehr zähe zu erhalten, ist der Zusatz von etwa 10—-12 Tropfen Ricinusöl zu 30 Gramm des Collodiums sehr zweckmässig, (Droguerie-Preis; 1 Pfund 15 Sgr.)
Mit Cantharidin bildet es das Collod. oanthart'datum, mit Aetz-Sublitnat das Collod. corrosiviim, (Siehe Canthariden und Aetz-Sublimat.)
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5) ilas Cbloi'oroi'lll, Poriujlchlorid) Chloroformium, Fwmyhm chloratum.
sect;• 301.
Das Chloroform ist eine, durch Destillation eines Gemenges von .'i Tb. Weingeist, 100 Tb, Wasser und 5(1 Th. Chlorkalk gewonnene, fast ölartig consistente, farblose, süsslich und stark ätherartig riechende, süsslich und etwas brennend schmeckende Flüssigkeit, die an der Luft schnell verdampft, hei 610C. siedet, sich leicht mit Aether, Alkohol und fetten Oelen, aber nicht mit Wasser mischt, 10,08 Kohlenstoff, 0,84 Wasserstoff und 89,08 Chlor enthält, und aus 1 Aeipiivalent Formyl Idem Radical der Ameisensäure) und.'! Aeqnivalenten Chlor besteht (C8HC18 oder PoClj). Es ist schwerer als Wasser, spec. (few. — 1,480; es löst Jod, Schwefel, Phosphor, Fette, Harze und besonders gut Kautschuk auf. Ks ist oft durch fremde Stoffe verunreinigt und dann in seiner Wirkung unsicher. Die, Reinheit erkennt man daran: in destillirtcs Wasser gegossen, bildet es durchsichtige 'Propten, Eiweiss gerinnt von ihm nicht, und anf einer Metallplatto oder auf Porzellan verdunstet, liisst es keinen Rückstand.
Das Chloroform wirkt zuerst flüchtig reizend und dann schnell betäubend, ganz analog dem Aether, aber etwas stärker als dieser. Aensserlich im unverdünnten Zustande auf' die Haut gebracht, reizt es dieselbe heftig, so dass oft Bläschen und oberflächliche Absterbung entstehen (Tabourin1
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Nouveati Traite do Malitao médicfilo, Tome I. pag. C94. *;9.
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FUlchtige, weingöistigo und Rtberartige Mittel.
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lindct deshalb uino Aoliulielikeit mit der Wirkung der Breohwoinsteinsalbe); es hobt aber auch local die Empfiadlicbkcit auf. Im Magen wird es besser eintragen; Tabourin suli von 16—32 Gramm bei Pferden keine Spur einer Functionsstörung und erst von 60 Gramm traten leichte Krämpfe in den Muskeln des Vorderkörpers ein, die sieb dann auch auf das Hintertheil verbreiteten, aber von kurzer Daner waren. — Am kräftigsten wirkt das Mittel bei dem Einathmen seiner Dämpfe, wo es sclmell allgemeine Anästhesie erzeugt.
Heine Anwendung findet das Chloroform hauptsächlich auf die letztere Weise (zii dem sogenannten C'hloroformiren), ganz so wie der Aether (sect;sect;, 284, '2Hb, 21)7, 298); es verdient aber den Vorzug, -weil die betäubende Wirkung schneller eintritt und länger dauert als von dem Aether. Innerlich ist das Chloroform gegen Krampte überhaupt, besonders aber gegen Starrkrampf, gegen Krampfkolik, Blasenkrampf, Eiuklemmnng der Brttche, krampfhaftes Drängen bei Vorfall der Gebärmutter, gegen Schwindel, aeuten Rheumatismus, und gegen Eingeweidewürmer mit gutem Erfolge gebraucht #9632;worden.
Die Gabe zum innerlichen Gebrauch ist für Pferde und Binder 15 bis 50 Gramm, für Schafe, Ziegen und Sehweine '2—4 Gramm, für Munde und Katzen 10 Tropfen bis 4 Gramm,—je nach Umständen in Zwischenzeiten von einer halben bis ganzen Stunde wiederholt, mit 3—4Tbeilen kalten Wassers, Branntwein, oder Kamillen-Infusnm, Leinöl und dergl, gemengt, — selten in Bissen, welche immer sogleich angewendet worden müssen.
Infusionen in die Venen sollten weniger nachtheilige Nebenwirkungen haben als die von Aether und von Alkohol, weil sie weniger die Gerinnung des Blutes herbeiführen; dieselben sind aber trotzdem ebenso leicht lebensgefährlich und deshalb zu unterlassen.
Snbcutane Injectionen betäuben und lähmen örtlich die Sensibilität ebenso und noch mehr wie Aether, aber auch die Entzündung und Ulcera-tion im Bindegewebe folgt hiernach gewöhnlich im stärkeren Grade (sect;sect;. 281, 2.^5). Man hat jedoch von dieser Anwendung und von dem Aufstreichen des Mittels auf die Haut bei heftigen Schmerzen, acutera Rheumatismus und krampfhaften Zufällen auffallende Linderung und Besserung eintreten sehen.
Das Chloroform kann hierzu sehr gut mit rectificirtem Weingeist, oder mit Aether, Opiumtinctur und dergl, in verschiedenen Verhältnissen gemengt aufgestrichen, resp. gclind eingerieben werden. (Preis: 6,0 1 Sgr.)
Anmerkung. E.laquo; giclit notli mohrore Flüssigkeiten von Itbnlicher chemischer Zu-sammensetzung und von idinlicher betäubender Wirksamkeit wie der Aether und dus Chloroform,?., li, der Aether chlorious oder das E lay leb I orüi', das Aldehyd, das K oh le n wasserst offclil ori d , das Amylen fAmylenum) und dergl., dieselben sind Jedoch nicht im Gebrauch und auch durch Aether und Chloroform völlig entbehrlich.
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(i) Chloral, Chloralhydroi, Hydras s. Hydratun chl irali
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sect;. 302.
Das Choral ist eine dem Chlor sehr ähnliche K ihlon-Wasserstoffver-
bindung (G;i('l;,II(J:; 2IIO), welche durch längeres Einströmen von Chlorgas in ganz wasserfreien Alkohol als eine ölartige Flüssigkeit entsteht, die
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Chloroform, Chloral.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 253
sich von don letztern abscheidet, sich bei dem Zusammenbringen mit Wasser zu Chloralhydrat umbildet und hierbei iii leinen, weissen Nadeln kry-stallisirt. Die Krystalle riechen angenehm aromatisch, ähnlich den Bors-dorfer Aepfeln, sind sehr bygroscopisoh, lösen sich in gleichen Qewichts-rhcilen Wasser, auch in Alkohol and Aether auf; die wässerige Lösung reagirt neutral, vermischt man sie mit etwas Kalilauge, su entsteht eine milchige Trübung und nach deren Verschwinden setzt sich am Boden des Gef'iisses klares Chloroform ab; auch bei dem Zusaiaincnschiittchi mit Blut zersetzt sich das Chloralhydrat in Chloroform (welches aus dem Blute abdestillirt werden kann) und in formylsaures Natron. Sehr bedeutend weicht es von dem Chloroform darin ab, dass es erst bei 94—96deg; siedet.
In seiner Wirkung ist das Chloral den übrigen flüchtigen Mitteln und namentlich dem Chloroform ganz ähnlich (sect;. 281), es übertrifft dieselben aber sämmtlich in der schlafmachendeu Eigenschaft. Bei den Versuchen von Vogel1 hatten 100 Gramm innerlich im verdünnten Zustande gegeben, keine sichtbaren Erfolge; dieselbe Dosis mit 300 Qramm flüssigen Schleim verdünnt und in den Mastdarm eingespritzt, brachte eine ganz anästhetische Wirkung, Jedoch nicht immer mit der gewünschten Intensität hervor; 125 Gramm (stark -l Unzen), ebenfalls als Clysrna beigebracht, verursachten bei einem sehr magern Pferde einen rauschähuliclien Zustand, in welchem es nach 21! Min. langsam umfiel, bewegungslos auf dem Boden lag, ohne jedoch in eine vollständige Narcose zu verfallen, denn Gesicht und Gehör waren noch thätig. Bei einem andern Pferde bewirkte dieselbe Gabe und auf dieselbe Weise beigebracht, nach 2ü Minuten einen tiefen Schlaf von s/,, Stunden; — 160 Gramm eingegeben, warfen eine elf jährige Stute in einen .'i'^ stündigen Schlaf, ohne den geringsten Nachtheil zu hinterlassen.
Bei kleinen Hunden trat von (! Gramm, bei grossen von 10—12 Gramm, längstens 8—10 Minuten nach der Anwendung des Chloralhydrats eine anfangs nur leichte, aber sich allmälig steigernde Unniebelung des Sensoriums ein; sie taumelten, fielen nieder und endlich blieben sie bald mehr bald weniger vollständig betäubt liegen. Vogel hebt ausdrücklich hervor: dass er in keinem Falle bemerkt habe, dass bei Hunden eine für operative Zwecke genügende Gefühllosigkeit, ohne Schlaf (wie Demarquai u. A. angeben) bestanden habe, vielmehr war jede wirkliche Anästhesie stets mit Hypnose (Schlafsucht) verbunden.
Da man die Wirksamkeit dos Chloralhydrats erst seit 1868 komien gelernt hat und dasselbe anfangs sehr thener war, so ist es bis jetzt in der Thierhcilkunst wenig benutzt worden. Man kann es wie das Chloroform innerlich gegen Krämpfe und Schmerzen, Starrkrampf, Epilepsie, schmerzhaften Husten und älmliche Leiden , auch gegen Vergiftung mit Strychnin, geben, und ebenso um Anästhesie bei schmerzhaften Operationen zu erzeugen (sect;.284).
Die Gabe als Medicament gegen Krankheiten dürfte nach den obigen Versuchen für Pferde circa 90 Gramm, für Hunde, je nach ihrer Grosso, 0,5 bis 2,5 Gramm sein, täglich mehrere male, für die übrigen Tliicrc muss die richtige Gabe noch gesucht werden. — Zum Anästhosireii sind bei Pferden
1 Kinigo Studien über das Chloral und die Kalaharbolme. Von Prof. Vogel. Im Repertorium dor Thlerhellkundo von Hor Ing, 88, Jahrgang 2. lieft. StiUtstart 1871 S. 10G u. f.
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iSchiirfe Mittel.
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120 Gramm eine mittlere Gabe, wogegen man bei kleinen Hunden mit 6 Gramm, hei grossen mit 12 Gramm anfängt und nach Bedürfniss steigt. Auch 20 Gramm auf einmal gegeben bringen keine Gefahr, wohl aber langen Schlaf (Vogel). Wenn hierbei der Schlaf nicht genügend eintritt, kann man das Mittel grammweise nachgeben bis der Zweck erreicht ist.
Man giebt das Chloralhydrat mit der doppelten Menge einer schleimigen Flüssigkeit, oder mit Glycerin.
Zum Einathmen dient es nicht; in (Jlysriren reizt es den Mastdarm sehr und erzeugt heftiges Drängen, — und nach subeutanou Injectioneu entstehen selbst von dem verdtinnten Mittel leicht Vereiterungen.
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SECHSTE KLASSE.
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Scharfe Arzneimittel. (Medicamenta acria.)
Uegrill', Wirkuiii unit Anwciiduiig dieser niltel liu Allgemeinen.
sect;, 303. Als scharfe Arzneimittel bezeichnet man im Allgemeinen diejenigen, welche im Maule einen scharfen, d. h, brennenden, beissenden, stechenden oder kratzenden Geschmack erregen, und überhaupt bei der Einwirkung auf den lebenden Tliierkörper an den Stelleu der Berührung eine heftige Reizung bewirken. — Diesen Eigenschaften gcniiiss konnte man im weitesten Sinne: o) die reinen (ätzenden) Kalien, b) die concentrirten Säuren, c) viele Metallsalze, il) die meisten ätherischen Üele und mehrere Substanzen, welche ein scharfes ätherisches Oel enthalten, e) den Alkohol, und/) viele Pflanzen und einige Th i ere , in denen eigent, hü mli eher scharfer Stoff (Frincipium acre) enthalten ist, zu den scharfen Mitteln rechnen; im engern und hier gültigen Sinne versteht man jedoch unter dieser Bezeichnung nur die INI it toi der letzteren Art (ƒ), weil die übrigen (sub a bis e) theils aussei' der scharfen örtlichen Heizung noch andere, ihnen eigenthüm-liche und wichtigere Wirkungen erzeugen, vorzüglich aber, weil sie nach ihren bekannten eigentln'inilichen Bestandtheilen in anderen Klassen der Arzneimittellehre einen mehr passenden Stand erhalten haben.
sect;. 804.
Die Wirksamkeit der scharfen Mittel ist an sehr verschiedene nähere Bestandtheile gebunden, namentlich an Alkaloide, an Säuren, Harz, Schleimharz, grünes quot;Wachs, bittern, kratzenden Extractivstoff Und dergl. — Bei denmeisten Mitteln ist das scharfe Princip fix, bei einigen aber grössten-theils Hüchtig; bei mehreren hiulct es sich in dem einen oder dem andern der genannten Bestandtheile höchst concentrirt, so dass man durch ihn die eigenthümliche Wirkung des ganzen Mittels in einem hohen Grade erzeugen kann ; bei anderen ist es dagegen in mehreren Bestandtheilen zusammen enthalten.
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Scharfe Mittel.
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sect;. 306,
JJie scharfen Mittel erregen bei der Auvveiiduug auf den lebenden Thier-körpor nicht allein örtliche, sondern auch allgemeine Wirkungeni beide sind jedoch in der Art und in dem Grade der Erscheinungen verschieden, nach der Eigenthttmlichkeit der einzelnen Mittel und nach dem Urlo und der Dauer der Einwirkung.
a.nbsp; Bei der Anwendung auf unverletzte Sussere Haut erregen einige dieser Mittel-(besonders die spanischen Fliegen und das Crotonöl) örtlich eine deutlich bemerkbare Wirkung, die sich in gelindem Grade durch vermehrte Empfindlichkeit und Röthuug der Haut (letztere nur an weisser Haut), — im stärkeren tirade durch brennende Empfindung, dunkle Röthung, Geschwulst, vermehrte Wärme, Ausschwitznng und Bildung von Bläschen, und im stärksten Grade durch brandige Entzündung und Zerstörung der Haut oder auch der tieferen Theile, zu erkennen giebt. — Erscheinungen von allgemeiner Wirkung erfolgen bei der Anwendung auf die unverletzte Haut nur von einigen scharfen Mitteln (Canthariden, Nieswurz, Crotou;, und nur in einem geringen Grade; sie bestehen in massiger Vermehrung der Pulse, in Trockenheit des Mauls, bei Hunden auch in Ekel, Erbrechen, schnellerem Athmen, Unruhe und darauffolgender Mattigkeit.
b.nbsp; An der Schleimhaut der Nase, im Maule und an der Bindehaut der Augen äussert sich die örtliche Wirkung im gelindern Grade durch dunklere Böthung, verstärkte Absonderung der Thränen, des Speichels, des Schleims, durch Niesen und dergl., im höhern Grade aber durch Entzündung, Erzeugung von Bläschen, zuweilen seihst durch Brand. — Eine allgemeine Wirkung entsteht hierbei fast in noch geringerem Grade und noch seltener als bei der Anwendung auf die Haut.
c.nbsp; In Wunden und Geschwüre, oder in das Zellgewebe unter die Haut gebracht, erzeugen die meisten scharfen Mittel heftige Beizung, Auflockerung, rothlaufartige Entzündung, Verjauchung und oft Brand. Diese örtliche Wirkung ist sehr oft mit starkem Fieber, mit beschwerlichem Athmen, mit Angst, Zittern, mit Zuckungen, Erbrechen, Purgiren, mit grosser Mattigkeit und selbst mit Lähmung begleitet, und wenn ein scharfes Mittel in grosser Menge auf einer grossen WundHäclie augewendet war, erfolgt nicht selten der Tod.
(/. Bei der innerlichen Anwendung entstehen von kleinen Gaben der meisten scharfen Mittel auch nur geringe reizende Wirkungen, stärkerer Appetit, bessere Verdauung, vermehrte wurmförmige Bewegung mit stärkerer Zusammenziehung der Därme und mit verstärkter Resorption, daher der Koth mehr trocken, bei Pferden klein geballt abgeht. Einige Mittel verursachen bei den Thieren, die sich erbrechen können, auch in kleinen (iahen Ekel und Erbrechen. Qrössere Gaben bringen immer eine starke Reizung des Magens und Darmkanals, Verlust des Appetits, Erbrechen, Purgiren, zuweilen Koliksohmerzen, vermehrte Urinsecretion, Durst, vorstärkte Resorption hervor; und von überniässig grossen Gaben entsteht Entzündung, Anätzung, selbst Brand der Schleimhaut Im Magen und Darmkanal, heftiges Fieber, zuletzt kaum fühlbarer, sehr kleiner Puls, durch einige Zeit auch blutiger Durchfall, sehr grosse Mattigkeit, Schwindel, Lähmung und Tod. Von manchen Mitteln tritt auch heftige Reizung und Entzündung der Nieren und der Harnblase, blutiges und sehr schmerzhaftes Urinireu ein.
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25Gnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Scharfe Mittel.
e. Von Injectiuneu der scharfen Mittel in die Blutadern entsteheu sehr sohneil, selbst von kleinen Gaben, Ekel, Erbreelien, Drang zur Kothent-leenmg, Zittern, Zuckungen, krampfhaftes, beschwerliches Atlnnen, — in grossen Gaben aher fast augenblicklich heftige Krttmpfe, Schwindel, Lith-immg und der Ted.
sect;. 306.
Die angedeuteten allgemeinen Zufälle erscheinen bei einigen der scharfen Mittel in einer ziemlich gleielmiässigcn Zeitfolge und inclirentheils (ausgenommen bei der Injection in die Venen) erst nachdem die örtliche quot;Wirkung vollständig entwickelt ist; ihre (Stärke ist, selbst bei gloicii grossen Gal ion und bei Thieren von derselben Gattung, sehr verschieden und theils von der Empfindlichkeit der einzelnen Thiere überhaupt, theils von der Empfindlichkeit und Reizbarkeit der betroffenen Organe abhängig; sie entspricht auch nicht immer dem Grade der örtlichen Zufälle. Ebenso verschieden ist auch die Dauer der Zufälle; diejenigen, welche schnell eintreten, wie Erbrechen, Schwindel, Zuckungen und Krämpfe, bestehen melireutheils nur durch kurze Zeit, aber die Zufälle der örtlichen Beizung, die Entzündung und ihre Folgen durch mehrere Tage. — Worden die scharfen Mittel durch längere Zeit in etwas grossen Gabon angewendet, so stören sie den gesammteu Bildnngsprocess, bewirken Appetitlosigkeit, schlechte Verdauung, Neigung zur Zersetzung der Säfte, grosse Abmagerung, Mattigkeit, und im höchsten Grade selbst Faulüeber. Diese Wirkungen und Folgen treten mir langsam ein, sind aber gewöhnlich sehr anhaltend.
sect;. 307.
In den Cadavern von Thieren, welche durch übermässige Gaben von .scharfen Mitteln getödtet worden sind, findet man gewöhnlich an dem Orte der Einwirkung, sowohl äusserlich wie im Magen oder im Darmkanal, Entzündung in verschiedenem Grade, Extravasato von Blut und sulzigcm Faserstoff, Erosionen, aber selten einen festen Schorf. Eigendiüinlich ist es, dass der Magen und der Dickdarm, und an dem letztem speciell der Mastdarm mehrentheils stärker afficirt sind, als der übrige Darmka.ial. Oft sind diese. Thcilo, und ebenso (aber seltener) die Harmvorkzeiige auf die angegebene Weise verändert, wenn auch die scharfen Mittel dem Körper an anderen Stellen einverleibt waren. Das Blut ist überall ganz dunkel, selbst in der linken Höhle des Herzens; die Venen des Gekröses und der übrigen Baucheingeweide sind mehrentheils mit solchem Blut sehr angefüllt; #9632;wenn aber heftiges Purgiron durch einige Zeit anhaltend bestand, findet mau sie zuweilen auch ganz leor, selbst im ganzen Körper Blutmangel. Die Lungen und das Gehirn zeigen keine bestimmte Veränderungen; aber am hintern Ende des Rückenmarkes finden sich sehr oft blaue Flecke, und zwischen den liückcnmarkshäuten Extravasato von Blut.
sect;. 308.
Alle die verschiedenen Wirkungen der scharfen Mittel bestehen primär in einer Aufregung der Lcbensthätigkeit, die sie bald an der Stolle der Anwendung, bald mittelbar an entfernteren Organen, und besonders an denen lies Hinterleibes in verschiedenem Grade hervorrufen, und worauf stärkerer
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Scharfe Mittel.
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Zufluss dci- Säfte, Ucbci'füllung der Gofiissi1, besonders der Venen, vennehrte Absonderung und selbst Blutergiessnng, sowie an anderen Stollen des Körpers Verminderung der Säfte, vermehrte Aufsaugung u. s. w. erfolgt. Obgleich bei jener priniiircn Aufregung zuerst immer die Empfindlichkeit und Reizbarkeit erliöiit wird, so ist dies doch keine wirkliche Stärkung der betroffenen Theile, sondern nur eine vorühergehende Reizung, welche bei sehr hohen Graden der Wirkung zuweilen durch üeberreizung sogar eine Vernichtung jener organischen Grnndkräfte herbeiführt, In dieser Eigen-thttmlichkeit beruht ein wesentliehor Unterschied zwischen der reizenden Wirkung der scharfen und der älhcriscli-öligcn Mittel, sowie laquo;auch in ihr die Ursache des cigcnthiimlichen (rothlaufartigen) Characters der Entzündung, des so häufigen Entstehens der Extravasate, der grossen Mattigkeit und selbst der Lähmung und des Brandes zu finden ist.
Die örtliche Beizung erfolgt nur durch chemisch-dynamische Einwirkung der scharfen Stoffe auf die lebenden Gebilde, und nicht (wie Manche glauben) auf chemische Weise allein; denn wenn das letztere geschähe, so müsste die Wirkung auch am todten Körper erfolgen, — was aber nicht der Fall ist. Die allgemeine Wirkung entsteht zum Theil laquo;) durch dynamische. Fortpflanzung der örtlichen Heizung mittelst der Nerven auf andere Organe, namentlich auf die grossen sympathischen Nerven, auf die Lungen-Magennerven, auf die Bauclieingeweide und auf das Rückenmark; zum Theil aber auch h) durch den materiellen TJebergang der scharfen Stoffe in das Blut, und durch ihre wahrscheinliche, Wiedcrausschoidung aus demselben in den Nieren, an den Schleimhäuten und anderen Organen, an denen sich eben eine veränderte Secretion zeigt. Die meisten scharfen JMittel zeigen hierbei eine speeifische Richtung ihrer Wirkung auf einzelne Organe, z. B. auf den Magen, auf die Leber, auf den Dickdarm und auf die Harnwerkzeuge, und sie, wirken daher bald vorzüglich als Brechmittel, bald als Purgirmittel, als urintreibende, oder als Auswurf befördernde Mittel. In dieser eigenthüm-lithen Richtung der Wirkung und in der, (lurch die Reizung erzeugten stärkeren Absonderung und Aufsaugung ist es begründet, dass die scharfen Mittel auch den Bildungsprocess im Organismus verändern.
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sect;. 309.
Nach ihren verschiedenartigen Wirkungen können die scharfen Mittel bei verschiedener Anwendung mehrerlei Heilzwecken entsprechen. Bei äusserlicher Anwendung dienen sie hauptsächlich; a) zur Frweckung eines höheren Grades der Lebensthätigkeit, sowohl bei örtlichen Krankheiten der Haut (z. B. bei Bände), wie auch bei zu geringer Ernährung oder hei beginnender Lähmung in tiefer liegenden Gebilden (z. B. beim sogenannten Schwund;; b) zur Verstärkung der Resorption und zur Zertheilnng hei asthe-nischen torpiden Entzündungen, besonders fibröser und seröser Theile, bei Ausschwitzungen, Verdickungen und bei Verhärtungen, bei Extravasaten, bei Stollbeulen, Ueberbeiuen, Gallen, Sehnenklapp, Lymphgefftss-und Venenentzündung (Aderfistel) und dergl.; oder c) zur Ableitung der Reizung und des Säfteandranges bei Entzündungen von Gebilden, welche mehr oder weniger lief unter der Haut liegen, wie z. B. des Gehirns, der Augen, des Kehlkopfes, der Lungen u. s. W.
Innerlich angewendet dienen sie zur Erregung der abnorm vermin-
IIrktu K!, Arziiciinillclluliro. 5. Auflage.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 17
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derten, torplden Funotionen der Verdauuugseiugewoido, zur Erzeugung des Erbrechens, des Purgireuä, um schädliche Stoffe schnell aus dem Körper zu entleeren, oder um von anderen Organen das Blut abzuleiten und um eine stärkere Resorption anzuregen; — ebenso zur Erregung einer reichlichen Urinsecretion, um Krankheitsstoüe aus dem Blute zu entfernen oder auch um ergossene Flüssigkeiten schnell zu resorbiron.
sect;. 310.
Hiernach finden die scharfen Mittel innerlich eine nützliche Anwendung; 1) bei torpider Schwäche der Verdauungseingeweide, bei Appetitlosigkeit, bei Anhäufung unverdaulicher Futterstoffe im Magen und Dai-mkanal, bei Eingeweidewürmern, Neigung zur Leibosverstopfung; 2) bei Congostioncii zum Gehirn, zu den Augen, dem Kückemnark und dergl., sowie bei Entzündungen dieser Tbeilo und der Knochen, Muskeln, Sehnen, und der Weichgcbilde in den Hufen, bei acutem und chronischem Rheumatismus; 3) bei Ansammlung von Flüssigkeiten in den Höhlen und im Zellgewebe (Wassersuchten, Dummkoller); 4) bei Lähmungen; 5) bei Flechten, bei Wucherungen und dergl.
sect;, 311.
Dagegen ist der innerliche Gebrauch dieser Mittel nachtheilig bei Entzündungen der Verdanungsoingeweide (zum Thoil auch der HarnworkzeugG, z. B. Canthariden), auch bei jeder andern heftigen Aufregung der Empfmd-lichkeit in den Organen der Bauch- und Beekenhöhlo, — und bei Cachoxie mit grosser Schwäche.
Aeusserlich ist die Anwendung der meisten scharfen Mittel bei athenischen erothischon und eryslpelatösen Entzttndungen der Haut nicht passend, weil leicht Verjauchung und Brand entsteht.
sect;. .-512.
lieber die Gabe und Form der Anwendung gestatten diese Mittel, wegen ihrer sehr grossen Verschiedenheit von einander, keine allgemeine Bestimmung.
1. Spanische Fliege, Ocmtharis Ocqfr., Lytta vesicaioria Fuhr., Mclo'i vesicaforiiis L.
sect;. :3i:5.
Ein Käfer aus der Gattung Lytta und der Familie Meloidae, in den wärmeren Gegenden Europas zu Hause, in warmen Sommern aber auch in Deutschland häutig auf Eschen, Syringen, Weiden und Pappeln vorkommend. Der Käfer ist lli—3/.1 Zoll lang, glänzend grün, zuweilen ins Kupferrothe spielend, die Flügeldecken sind mit 2 leinen Längslinien versehen, und er hat einen speeifischon, unangenehmen Geruch. Die spanischen Fliegen können nur im getrockneten Zustande pulverisirt werden; das Pulver ist gelbbraun, mit vielen kleinen glänzenden grünen Theilchen verschon.
Der wirksame Bestandtheil der Canthariden ist das Cantlumdin, ein kry-stallisirbarer, färb- und geruchloser Stoff, der durch Weingeist oder Aether ausgezogen wird und in Aether und kochendem Weingeist, grösstentheils auch in ätherischen und fetten Oclen, aber nicht in Wasser oder kaltem Weingeist auflöslich ist.
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Spiinische Fliege.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;259
Das Cantharidin bewirkt schon in der geringoq Meng'o von 1lim Gran, mit einem Tropfen Oel gemeiigt und auf die Haut gebracht, binnen wenigen Minuten heftige Beizung, dann AuBsoIvwitznng einer gelblichen, serös-lymphatischen Flüssigkeit unter der Oberhaut, Blasenbildung, und später, durch Vertrocknen der ausgeschwitzten Flüssigkeit, Schorfe, .Ablösung der Oberhaut und zuweilen auch Ausfallen der Haare. Die letzteren wachsen aber immer bald wieder. Die Ausschwitznng erfolgt auf dünner Haut, bei kleinen und jungen Thioren, bei sehr reizbaren, rollsaftigen Thieren oft schon nach #9632;Diner halben bis ganzen Stunde, entgegengesetzt aber tritt sie bei alten, tor-jiiden Thieren, auf dicker Haut und bei Krankheiten, bei denen entweder die Lebensthätigkeit sehr gesunken ist oder wo euie übennässigo Blutströ-nuing zu inneren Organen besteht, oft erst nach 12—24 Stunden ein und sie ist unter den letzteren Verhältnissen gewöhnlich auch schwächer als unter den erstoren. — Bei recht concontrirter Anwendung und besonders nach mehrmaliger Wiederholung des Mittels auf eine Stelle entsteht heftige Entzündung der Cutis, Ulceration, selbst Brand. Dies ist zuweilen auch da der Fall, wo eine Disposition zu Eothlauf oder Faulfieber besteht, Es bleiben nach so tief greifender Wirkung gewöhnlich haarlose Flecke zurück.
Ganz so wie das Cantharidin wirken auch die Canthariden selbst, wenn sie in einer passenden Forin mit der Haut oder mit einet Schleimhaut in dauernde Berührung gebracht werden; ihre Wirkung ist aber eine viel schwächere (man nimmt an, class sie sich wie 1 zu 50 vorhält). Am stärksten erscheint die blasenziehende Wirkung bei Pferden, etwas schwächer bei Schafen und Hunden, und noch schwächer bei Kindern und Schweinen.
In Wunden und Geschwüren erregen die Canthariden heftige Entzündung' , darauf vermehrte Absonderung, aber nicht auffallende Umänderung oder Besserung des Secrets.
sect;• 314-Die äusserliche Anwendung der Canthariden ist häutig auch mit allgemeiner Wirkung begleitet. Manche Thiore werden unruhig, suchen sich an der gereizten Stelle zu reiben, zu locken oder auch zu boisseu, und kratzen mit den Fassen; sind sie sehr empfindlich, so werden auch die Pulse schneller, die Wärme vermehrt, das Maul trocken, der Appetit unterdrückt, der Durst gross. Oft, besonders bei Anwendung auf grosse Flächen, entsteht eine Beizung der Harnwerkzeuge, die sich durch anhaltenden Drang zum Uri-inrcn, wobei aber nur wonig Harn entleert wird, zu erkennen giobt; — und in einzelnen Fällen tritt selbst Entzündung dieser Organe oder Blutharnen, odor ein lähmungsartigor Zustand im llintcrtheil ein (siehe: Brandes, Beitrag zur Kenntniss der Wirkung der Canthariden gegen Krankheiten der llausthiore, im Magazin für Thierheilkunde, Bd. 3. Ö. 366 u. f.). Diese Zufälle sind jedoch nicht constant, und sie bleiben nicht selten ganz aus, wenn auch die äussero Wirkung im Umfange und in der Stärke sehr bedeutend erfolgt; sie werden aber fast immer sehr heftig, wenn eine bedeutende Quantität des Cantharidenpulvers auf eine wunde Fläche gebracht ist. Eine Drachme auf diese Weise bei einem Hunde angewendet, verursachte Unruhe, Angst, Appetitlosigkeit, mehrmals wiederholtes Erbrechen einer gelben, dickliehen Flüssigkeit, Schmerzen, Fieber, beschwerliches Athmen, Mattigkeit und den Tod. Letzterer trat bei einem Hunde nach 14, bei einem zweiten
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200nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Scharfe Mittel,
nach 32 Stunden ein. (Orfila, Toxikologie, Bd. 2. S. 82). — 10—20 Gran in eine quot;Wunde gebracht, hatten keine nachtlieiligcn Folgen.
sect;. 315.
Von der innerlichen Anwendung' der Canthariden in einzelnen kleinen Gaben, d. h. hei Pferden zu 4—10 Gran (0,24-—0,6), hei Rindern zu 6— 20 Gran (0,36—1,25), bei Schafen und Schweinen zu 1—3 Gran(0,06 —0,18), bei Hunden zn 1/4—1 Gran (0,016—0,06), und an gesunden Thieren hemei-kt man meistens keine bestimmten Erscheinungen; bei öfterer Wiederholung solcher (Jaben und bei Thieren, die an asthenischen Krankheiten leiden, zeigt sich dagegen eine massige Reizung, welche von der Schleimhaut des Verdammgskanals beginnt, sich über den ganzen Körper verbreitet, am stärksten gewöhnlich an den Harn Werkzeugen hervortritt und eine Steigerung fast aller Functionen zur Folge hat. Man sieht daher vermehrten Appetit, regebnässige Verdauung, grössere Munterkeit, munteren Blick, höheres Aufrichten des Kopfes und glatteres Haar entstehen; der kloine, schwache Puls wird voller, das Blut mehr gerinnbar, die sonst blassen Schleimhäute werden rötlier, der zu klebrige Schleim wird dünnflüssiger, der Urin reichlicher abgesondert, Anschwellungen der Lymphgefässe und Oedeme an den Füssen U. s. w. verlieren sich, Wurm und andere Geschwüre erhalten ein reines Ansehen und neigen zur Heilung. In einigen Füllen sali ich an gesunden Pferden bei fortgesetzter Anwendung kleine Bläschen und Gc-schwnrclien auf der Haut entstehen.
Einzelne Gaben von massiger (ïrösse, hei Pferden von ' 'g bis 1 Drachme (2,0—3,75), bei Hindern bis zu 3 Drachmen (11,0), bei Hunden von 3 bis 10 Gran (0,18—lt;•,(gt;), bewirken eine massige Aufregung des Pulses, etwas beschleunigtes Atlnnen, und bei Hunden fast immer Erbrechen einer gelblichen Materie; manche Tbiere werden nach einiger Zeit unruhig und nriniren oft, setzen jedoch niehrenthcils nur kleine Portionen Harn ab; die Pferde wedeln dabei mit dem Schweif, Hunde rutscheu auf dem Hintern, und zeigen aufgeregten Geschlechtstrieb, Der Urin ist im Anfange immer weisslich, späterhin mehr gelblich und bei einem hohem Grade der Wirkung rötblich, selbst mit Blut gemengt. Hoch wird derselbe nicht immer in vermehrter, sondern auch oft in geringerer Menge abgesetzt; aber die Reizung zur Entleerung ist sehr andauernd. — Der Urin wird oft eiweisshaltig. Zuweilen bat man auch bei 'Pferden Anschwellung des Schlauches und der Eichel hierbei entstellen sehen. Manche Hunde werden traurig, matt, zittern, die Wärme nimmt ab, es tritt Lähnning ein, ('onvulsionen und nach 12—3ö Stunden der Tod. Gicbt man Hunden die Canthariden mit Wasser, so können 2—3 Gran schon tödtlich werden, und zwar ohne class Irritation eintritt, sondern es zeigt sich gleich Adynamie. Der Tod erfolgt nach 6—18 Stunden. Die Section zeigt nur Blässe der Schleimhaut. —#9632; Nach grossen Gaben (bei Pferden und Bindern über '/g Unze [16,0], bei Schafen über 1 Drachme ['1,0], bei Hunden über 1/2 Drachme [2,0]) entsteht gewöhnlich eine Eitzündung der bezeichneten Organe, die seihst tödtlich werden kann. Müysöhel sagt zwar hierüber: dass die so sehr gefürchteten Wirkungen oer Canthariden auf die llarnwerkzongo gar nicht existiren, ebenso auch nicht die Wirkungen aul die Geschlechtsorgane (Magazin für Thierheilkunde, Bd. IX. S. 407}; aber, abgesehen von den vielen Beobachtungen Anderer über diese Wirkungen, so
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Spaniaobe Fliege,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 261
muss ich nach iHeiueu Versuchen uud BeobacUtungeii besttttigen: dogs bei sUinindicheii llaustliioron von grosson und wicderholton (Jal)Cu der Cantha-ridon eine Ejutztindnng; der Nieren, der Blase und der Harnröhre, ausserdem aber auch oft eine IDatzttndnng des Magens und des Darmkanals eintiitt, diese zuweilen aber auch ausbleibt. — Von 80—60 Gran des Pulvers starben Hunde schon nach 4—5 Stunden und Pferde von 1 Unzo nach 1H Stunden. Morton sah ein Pferd sogar schoii von J Drachme des i\Iittols sterben, ein anderes aber 4 Drachmen ohne üble Zufalle ertragen (Abstract of the Proceedings of the veterinary medical association, p, 42 und (JO). In den Cadavern findet man die Blase klein, ihre Seh leimbaut oft gerOthet oder mit blutigen Streifen bedeckt, — Uebcr Sections-Data uud über Verniittelung der Wirkung siehe v;i}. ;307—308.
sect;. 316.
Die Anzeigen zur innerlichen Anwendung der Canthariden sind bis jetzt von den Thieriirzton noch nicht gehörig festgestellt, wahrscheinlich aus dem Grunde, weil diese Anwendung als mit Gefahr verbunden betrachtet und daher uur von Wenigen versucht worden ist. Seinen eigenthümlichen Wirkungen zufolge ist das Mittel passend, wo Schwäche, sehr verminderte Reizbarkeit und gesiinkeue Thätigkeit im Darmkanal oder in den Harnwerkzeugen besteht, dynamische Störungen vorhanden sind, und wo als Folgen der mangelhaften Verdauung und Assimilation, Verschleirnung, Gachexie, Wassersucht, Abzehrung, allgemeine Schwäche oder wo Lähmungen entstanden sind; daher hauptsächlich: gegen veraltete Schleimflttsse (besonders aus der Nase, der Lunge und den Geschlechtstheilcn), gegen atonisches Blutharnen, gegen atonische Harnruhr, gegen ödematöso Anschwellungen der Füsse und dergl., wenn dieselben blos aus allgemeiner Schwäche oder in Folge von katarrhalischen Krankheiten entstanden sind ; gegen Wassersuchten, gegen bösartige Druse, gegen Rotz, Wurm, veraltete hartnäckige Mauke, und andere hartnäckige Hautkrankheiten; — ebenso gegen Lähmung des Blasenhalses und gegen das hiervon entstandene Unvermögen den Urin zu halten. Einige englische Thierärzte haben die Canthariden als eins der kräftigsten tonischen Mittel betrachtet und gegen mehrere der genannten Krankheiten mit gutem Erfolge angewendet, (siehe: Abstract etc. im vor. sect;., und TAe Veterinarian 1830 u. f.); besonders hat R. Vines sie als das wirksamste stärkende und umstimmende Mittel bei abgematteten, durch Entkräf-tung in einen eacbectischcn Zustand versetzten, an bösartiger Druse, an Rotz und Wurm leidenden Pferden empfohlen (siehe: R. Vines, practical Treatise on glanders and farcy in the Horse, etc. London J 8.'5Ü. Aus dem Englischen übersetzt von L. Wagenfeld, unter dem Titel; R. Vinos, prakt. Abhandlung über die Rotzkrankheit und den Hautwurm der Pferde. Danzig 1833). Muy schel hat von Gaben zu 15 Gran bis zu 'i1/., Drachme (1,0—8,0), täglich zweimal gereicht, bei mehreren rotzkranken Pferden einen guten Erfolg gesehen. Es wurde aber mit den Canthariden zugleich Terpenthin, Terpon-thinöl, Schwefel, Schwefellcbcr, Antinionium und dergl. gegeben. In andereu Fällen bewährte sich das Mittel nicht. Ich halte sie auch häufig, und gegen jene erstcro Krankheiten oft mit dem grössten Nutzen gegeben, aber bei ausgebildetem Rotz und bei dem echten Wurm stets ohne Erfolg. Kers ting hatte sie auch schon gegen diese Krankhcitlaquo;Ai angewendet, jedoch ebenfalls
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2G2nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; . Soharfe Mittel.
ohne Erfolg (dessen „Nachgelassene Mannscripte,quot; 2. Aufl. S. 103 und 104, und in Schieb er, camerallstisohe Sammlung 4. Theil. S. 366), Dagegen liabe ich bei dem sogenannten unechten Wurm, eigentlich eine Entzündung der Lympbgefässc der Haut, mit nachfolgender Eiterung in kleinen, oft und schnell sieh wiederholenden Abscessen, sehr günstige Wirkung des Mittels beobachtet.
Auch sind die Canthariden als prophylaktisches Mittel gegen die Wutli-krankheit nach dem Bisse wuthkranker Thieregebraucht worden; ihr Nutzen hierbei ist aber noch zweifelhaft.
Ausserdem werden sie noch hin und wieder zur Erregung des Gte-schlochtstriebcs, besonders bei Kühen, wenn die Thiere zur gehörigen Zeit nicht brünstig werden, angewendet, üei Beobachtung der nothigen Vorsicht wird der Zweck gewöhnlich ohne üble Folgen erreicht; oft wird aber hierbei Unfug getrieben und .Schaden angerichtet.
Als Gegenanzeigen sind die im sect;, oll bezeichneten Krankheitsznstände zu betrachten.
sect;• ;i17.
Die Canthariden dürfen innerlich nur in kleinen oder mittehnässigen Gaben und stets nur in längeren Zwischenzeiten angewendet werden, nämlich bei Pferden von 0,24—1,26 (4—20 Gran), bei Kindvieh von 1,25—2,5 . (1—2 Scrupel), bei Schafen und Schweinen von 0,12—0,48 (2—8 Gran), bei Hunden von 0,(raquo;3—0,12 ('z^—2 Gran), täglich ein- bis zweimal. Man beginnt immer mit den kleinen Gaben, setzt nach zwei Tagen einen Tag aus, setzt das Mittel in jenen Gaben (gt;—8 Tage fort und vorstärkt dann die Dosis um ein Paar Gran; nach zwölf- bis vierzehntägigem Gebrauch setzt man das Mittel durch 2—4 Tage ganz aus und giebt es dann wieder in kleinen Gaben, immer muss man die Wirkungen genau beobachten. Man giebt sie am besten in Verbindung mit bitteren, aromatischen Mitteln in Pillen, in Latwerge, zuweilen auch in flüssiger Form. Die Pillen kann man in Papier wickeln und eingeben, ohne dass sie von den Thieren gekaut werden, und dass hierbei die Einwirkung des Mittels auf die Theile im Maule und in der Hachenhöhle vermieden wird; durch die fiüssigo Form wird dagegen die schnelle und gleichmässige Wirkung sehr begünstigt.' Ratzeburg empfahl (Zoo-Phar-macologie, 2. Th. 8, 7) 2 Unzen (60,0) spanischer Fliegen mit einem Nösel (ca. ij.2 Quart oder l1/.^ Pfd.) weissen Weins durch 48 raquo;Stunden zu digeriren, und von der durchgeseihten Flüssigkeit den Pferden 1 Unze (30,0) mit einem schleimigen Absud als Trank oder auch als Clystir zu geben. Ebenso kann die gewöhnliche Canthariden-Ti netur (sect;. 320, d), die mit Weingeist bereitet und ziemlich von demselben Gehalte an spanischen Fliegen ist, angewendet werden; man darf sie aber nicht in so grossen Gaben, sondern für Pferde und Kinder nur von 4—8 Gramm, für Schafe und Schweine von 0,6—2,0 (1/j Scrupel bis 1/2 Drachme) und für Hunde von 1—4 Tropfen reichen.
Pei der innerliehen Anwendung der Canthariden setzt man ihnen zuweilen den Kampher hinzu, um durch ihn ihre heftig reizende Wirkung auf die Nieren zu mindern (sect;. 244).
Bei Vergiftungszufällen nach zu grossen Gaben von Canthariden sind bei Thieren, welche sieh erbrochen können, in der ersten halben Stunde Brechmittel, nach vorausgegangener Anwendung von Schleim, Eiweiss oder
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SjKiniüclie Fliege.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 2C3
Melilti-ank, — sonst aber innerlich schleimige Flüssigkeiten mit kleinen Qahen von Salpeter, Kampher, Bleizucker, Bilsenkrant, ein Aderlass, Einspritzungen schleimiger Mittel in den Mastdarm und in die ßeschlechtstheile, und das Bedecken der Kierengegend mit einem schleimigen Brei oder mit einem Schaffell am nützlichsten. Dr. Dien hat alkoholische Flüssigkeiten innerlich in jedem Stadium der Vergiftung empfohlen1.
sect;. 318.
Zum iiusserlichcn Gebrauch sind die spanischen Fliegen ein unschiitz-hares Jiittel, dessen genauere Kenntniss und zweckniHssige Anwendung gegen sehr viele Thierkrankheiten einer der wichtigsten Fortschritte in der praktischen Thierarzneikunde der neuern Zeit ist. Sie sind äusserlich hauptsächlich für folgende Zwecke indicirt:
I.nbsp; Zur Ableitung 1) bei Entzündungen wichtiger, besonders innerlicher Organe (mit Ausnahme von Entzündungen der Nieren und der Harnblase), ebenso auch bei Verwundungen der Gelenke, der Knochen, Knorpel und Sehnen, und bei zu heftiger Entzündung nach chirurgischen Operationen (z. B. nach dem Ausschälen grosser Stollbeulen und dergl.); 2) bei acutem und bei chronischem Rheumatismus und bei hierdurch bedingten Lahmheiten ; 'Aj bei zurückgetretenen oder zu schnell unterdrückten Hautausschlägen und bei Metastasen nach inneren Theilen.
II.nbsp; Um eine kräftige Erregung, Belebung, Resorption, Zortheilung, schnelle und feste Verwachsung glatter und beweglicher Wundtheile, auch um stärkere Contraction zu bewirken: 1) bei Xerventiebern mit grossem Torpor; 2) bei Lähmungen; 3) bei dem Schwinden einzelner Thfcile, besonders nach vorausgegangenen Verletzungen und anderen örtlichen schmerzhaften Krankheitszuständen; 4) bei asthenischcr, chronischer Entzündung, namentlich wenn sie mit plastischen oder serösen Ausscliwitzungcn, oder mit Ulceration verbunden ist, bei den meisten Fisteln, /.. 15. bei den sogenannten Adcrtisteln 2; 5) bei Ergiessungen von Blut und Serum in Folge von Quetschungen und Zerreissungen, z. B. dergleichen Qenickheulen, Widerristschäden 3, Brust- und Stollbeulen u. s. w.; 6) bei harten Geschwülsten, die als Folgen plastischer Aussclnvitzungen entstanden sind, z. B. Stollbeulen, Kniebeulcn, Piphacken, Sehnenklapp, bei Ueberbeinen; 7) bei Anhäufung von Serum in den Hirnhöhlen (z. B. bei dem Dummkoller), sowie bei Anhäufung von Flüssigkeiten in den Sehnonscheiden und Kapselbändern (d. i. bei Gallen); 8) bei grosser Ausdehnung und Erschlaffung der Bänder und Sehnen, z. B. nach vorausgegangenen Verrenkungen und Verstauchungen;
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1nbsp; Annul, de Tliuraj). 1S47. Fcvr.
2nbsp; Die Behandlung derselben mit Cantliaridensnlbe ist mnneiitlicli zuerst von Bother (Busch, teutüche Zeilsehril't für die gesammte Thierheilkunde, Hd. II, 1832. Heft 4. S. 3) und Spinola (Vix und Nebe), Zeitschrift ftl{ ThierlicilkuiHle eto. ISliC) einpfohlen, nachdem sie von einigen anderen Tliieriirzton und Auch von mir vielfach mit dem Ijesten Erfolge angewendet worden war. Ks wird dadurch die Unterbimlung der Vene fast immer entbehrlich gemacht.
''I G. W. Schradcr in Hamburg hat das Verdienst, dieses ausscrordentlich nützliche Heilverfahren, mittelst welcheraquo; man bei fruehen , und selbst bei schon (luctuirenden Widcrristschiiden noch oft die Zerthoilung bewirken, sonst aber die Eiterung vermindorn und die Hellung sehr beschleunigen kann, zuerst einpfohlen zuhaben (Busch, teutsche Zeitschrift, Bd. I, S. 19).
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Scharfe Mittel.
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9) zur Unterhaltung' und Verstärkung der Eiterung in künstlichen Geschwüren, und in Wundon, welche durch den Biss von tollen Thiemi outstanden sind; 10) hei Käude, besonders wenn sie veraltet und hartnäckig ist.
sect;. 319, #9632; .
In mehreren hier genannten Krankheiten sind die Canthariden durch Fontanelle, durch Haarseile, durch das glühende Eisen und durch andere Beizmittel zu ersetzen; allein diese Mittel sind nicht gut auf'einer so grossen Eläche anzuwenden wie die Canthariden, sie hinterlassen bemerkbare, zum Theil auch haarlose Narben, und sie besitzen auch nicht die speeiiischo Keiz-krat't der Canthariden auf die Nieren, durch welche oft aussei' der Local-wirkung auch eine llarnkrise herbeigeführt wird. Doch kann diese Reizung auch zu früh eintreten und hierdurch die wirkliche Krisis stören.
Bei inneren Entzündungen, bei Bhetunatismus und Metastasen erfolgt die Anwendung der Canthariden nahe dem leidenden Theile, und in allen übrigen Fällen an dem letztem selbst. — Bei heftigen Entzündungen müssen ihnen Blutentziehungen und innerlich angewendete entzündungswidrigo Mittel vorausgehen, weil sie sonst das Fieber und selbst die Entzündung sehr verstärken. Bei Faulfieber, bei liothlauf und bei starken iklematösen Anschwellungen ist die Anwendung dieses Mittels nnzweckinässig, weil es unter diesen Umständen oft Hautbrand und zerstörende Verjauchung erzeugt.
sect;. 320.
Zur äussorlichen Anwendung' werden die Canthariden a) in Pulverform, i) in Salben, Liniinenten und als Oel, c) als Pflaster und Collodium, und lt;/) als Tinctur benutzt.
a)nbsp;Das Pulver dient nur zum Einstreuen in Bisswunden von wuthkrankeu Thieren, und in torpide, sowie in künstliche Geschwüre, auch zum üestreueu der Seufbreie, um deren Wirkung zu verstärken.
b)nbsp; nbsp;Die Cantharideu-Salbc (Unguentum Cantharidum), das Oantli.-Liniment (Lirßmentum Cantharidum) und das Canth.-Oel sind die ge-bränchlichsten Formen, weil ihre Anwendung leicht ist und veil durch die Verbindung mit Fett und fettem Oel, wegen der Auflöslichkeit des Cantiiari-din in diesen Substanzen, die Wirkung sehr befördert wird.
Zu den Spanischfliegeusalben giebt es eine Menge von Vorschriften; z. B. nach der Preuss. Phannacopöe : man nimmt Baumöl (oder ein anderes fettes Oel) 8 Unzen, erhitzt es über Feuer und rührt ;]—4 Unzen1 gepulverte Canthariden hinzu; das Oemenge wird durch 12 Stunden warm gehalten, und dann mit 4 Unzen frisch geschmolzenen Wachses unter fieissi-gem Umrühren verbunden. Eine bei den grossen Thieren sehr wirksame Salbe erhält man, wenn man 3 Theile Can tharid.-Pulver in 8 Theilen liüböl durch 48 Stunden digerirt, dann 4 Theile dicken Terpenthin und 2 Theile geschmolzenes quot;Wachs hinzusetzt. — Oder, nach der in der Thierarzneischule
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1 Nach der neuesten (ß.) Ansgiibe der Preussisclien Pharmacopöo werden auf die angegebene Menge von Gel und Wachs nur 2 Un/.en Canthariden genommen , — was aber zum thierürztliehen Gebrauch eine zu schwache Salbe giebt, welche man für die meisten Fälle durch Ilinzuthuu von 1—2 Draclunen C'antharidenpulver zu 1 Unze Salbe verstärken muss.
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Spauibche -Fliege.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 2G5
zu London gebräuchlieliou Vorschrift, niunn : icin jmlvorisirto Oantliaridcn xind gemeinen Terpentliin, von jedem 1 Theil, Scliweincselunalz 1 Theile; schmelze das Fett und den Terpentliin im Wasserbade zusammen, Kotze dann die Canthariden hinzu und rühre 'ms zum Erkalten der Masse fortwährend nm. — Oder, man nimmt: Colophoninm, gemeinen Terpenthin, von jedem 8 Theile, gelbes Wachs 1 Theil, Schweinefett 60 Theile, gepulverte. CJantlia-ridon JO Theile und mengt nach vorherigem .Schmelzen der ersten Substanzen Alles zusammen, Diese Salben können nöthigenfalls durch Zusatz von Lor-becröl, oder von Terpenthinöl mehr flüssig gemacht werden. — Manche Thierärzte verstärken die Cantliaridensalbe mit gepulvertem Euphorbium, (Jrotonöl, BrechWeinstein, mit Schwefelsäure, mit Sublimat mul selbst mit Auripigment (siehe diese Mittel); diese. Zusiit/o dürfen jedoch nur sehr vorsichtig, mit Berücksichtigung der Dicke der Haut und in kloinen Mengen gemacht werden, weil sonst die Salbe ätzend wirkt und dann von ihrer Anwendung mchrentheils haarlose Narben zurückbleiben. Durch blosses Zusammenmengen von 1 Theil spanischen Fliegen mit 2—4 Theilon .Schweinefett oder grüner Seife kann man augenblicklich eine Salbe bereiten, welche jedoch nur massig wirkt und bei etwas reichlichem Aufstreichen auf diellaut leichter zerfliesst, und dann eher über die Grenze der Anwendungsstelle hin-auswirkt als eine solche Salbe, die etwas Wachs enthält. -— Auch mit Theer bereitet man, durch blosses Zusammenmengen von etwa l Theilon desselben mit 1 Theil Cantharidenpulvers, eine Art schai'fer Salbe, welche sich zwar nicht so gut einreiben lässt wie die, mit Fett zusammengesetzten Salben, aber auch nicht so leicht wie diese zerfliesst, Dass die Wirksamkeit der Canthariden durch deuThocr vorstärkt würde, wie Manche behaupten, hübe ich niemals gesehen.
Um die Anwendung der scharten Salben zu erleichtern und ihre Wirkung zu befördern, ist es noting, die an der Applicationsstellc vorhandenen Ilaare recht nahe an der Maut abzuscheeren. Bei Schafen soll aber, nach der Angabc von Favro (Journ. de méd, vétér. théorique et pratique, Sopt. 1831, p. 516), die blasenziehende Wirkung viel kräftiger erfolgen, wenn die Wolle nicht abgeschoren, sondern ausgerissen wird. Auch ist es bei allen Thicrcn zweckmässig, die Haut mit warmem Seifenwasser zu reinigen, oder warm zu bähen und dann mit wollenen Lappen oder mit einer Bärste während einiger Minuten tüchtig zu reiben. Hierauf wird dieSalbe an der bestimmten Stolle überall gleichmässig gegen 1/ä—J Linie dick auf die Haut gestrichen, massig stark eingerieben, und, wenn die letztere sehr dick oder wenig empfindlich ist, mich etwa einer .Stunde noch einmal eingerieben.
Der Umfang, in welchem die Salbe angewendet wird, richtet sich thcils nach der Art, dem Grade und Sitze der Krankheit, tlieils nach der Thicr-gattung; z. B. bei Augencutziindungeu dor Pferde kann man oinen gegen 2'/a Quadratzoll grossen Fleck an der Wange, — bei Lungenentzündungen dieser Thiere einen etwa 6—10 Quadratzoll grossen Fleck an jeder Seite der Brust einreiben; bei Aderilsteln wendet mau die Salbe gegen 2 Quertingor breit in der ganzen Länge der entarteten Vene, — und bei Stollbeulen, Gallen und dergl. auf der ganzen äussern Fläche dor Geschwulst an, bestreicht aber die nächste Umgegend mit Fett oder mit einfacher Wachssalbe, um diese Theile gegen die Salbe zu schützen.
Ob und wann die Einreibung wiederholt worden soll, ist von der Art
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2r)önbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Scharfe Mittel.
und von der Hartnäckigkeit der vorliaudcnen Krankheit, so wie von der Wirkung der ersten Einreibung abkttngig; die Wiederholung kann bei acuten Krankheiten und hei zu geringer Wirkung mit etwa 10—24 (Stunden, in allen anderen Fällen aber am besten erst nach dem Abheilen der von der früheren Einreibung; entstandenen Schorfe geschehen.
Das Einreihen oder eigentlich das Aufstreioheu der einfachen Spanisoh-fli'egensalbe wird in dor Hegel mit der blossen Hand bewirkt, ohne dass hierdurch einNaohtheil für die Person entstellt, die dasselbe verrichtet; will man aber recht vorsichtig sein, so kann hierbei die Hand mit einem alten Lederhandschuh oder mit einem Stück Blase bedeckt werden. Diese Vorsicht ist jederzeit nöthig, wenn die Salbe noch andere scharfe, besonders metallische scharfe Bestaiulthcilo enthält, oder wenn die Hand des Einreibenden nicht frei von Verletzungen ist.
Bei dem Eintritt der reizenden Wirkungen suchen die meisten Thierc sich an der Einreibungsstelle zu lecken, zu beissen oder zu reiben; sie verletzen sich hierbei zuweilen an dieser Stelle bedeutend, und ansserdem entsteht gewöhnlich, wenn sie die Salbe mit den Lippen, mit der Zunge u. s. w. abwischen, eine heftige Entzündung dieser Theilc. — Es ist daher stets nöthig, solche Thiere in der ersten Zeit unter Aufsicht zu lassen, sie kurz anzubinden, niitliigenfalls mit einem Maulkorb zu versehen, und wenn eine Einreibung an der iniieru Fläche eines Fusses geschehen, den andern Fuss mit Leinwand oder Stroh zu umwickeln, oder an der innorn Fläche mit Lehmhrei zu bestreichen.
In Form eines Liniments können die Canthariden gauz auf dieselbe quot;Weise wie in Salbenform angewendet werden. Da aber das Liniment selbst hei etwas langen Haaren leichter gründlich einzureiben ist, auch gewöhnlich etwas schneller, obgleich weniger anhaltend wirkt als die Salbe, so benutzt man es in solchen Fällen , WO man die Ilaare nicht abscheeren will, oder wo die Wirkung schnell erzeugt werden soll.
Die Bildung eines solchen Liniments kann in verschiedener Weise geschehen, je nachdem es weniger oder mehr heftig reizend sein soll. Von massiger Wirkung ist es z. B,, wenn man Baumöl 15—8 Unzen, und fein ge-pulverte Canthariden 1 Unze zusannnengeincngt in massiger Wärme (am besten in einem Wasser- oder Sandbade) bei oftmaligem Umrühren so lange digerirt, his 1jii des Ganzen verdampft ist. Giesst man das Ool ab, so erhält man das Canth.-Oel (Ol. cantharidatum), aber in Verbindung mit dem Bodensatz ein Canth.-Liniment. Stärker reizend und augenblicklich fertig ist ein Geniengo aus: Terpenthinöl quot;2 Thcilen, Lorbceröl 1 Theil und Canthariclenjmlvcr '/a bis 1 Theil. — Zuweilen wird auch Euphorbium, Schwefelsäure und dgl. zugesetzt (siehe bei Schwefelsäure und Sublimat). — Das Cantharidcn-Linimcnt ist nicht officinell.
c) Canthariden-Pflaster (Emplastnm Canthaviclnm s. vesicatorittm). Sie sind in der Thierheilknnst wenig gebräuchlich, weil die Anwendung schwieriger und auch weniger wirksam ist, als die Anwendung der anderen Präparate. Denn die, nach den Vorschriften der Pharmacopöe bereiteten Cantharidenpflaster (1. Emplastr. Cantharid, ordinarnm und 2. Emplastr, Can-iharid. perpetumi) kleben nicht fest genug an der Haut, und fallen hei einer Erschütterung dorselbcu durch den Hautmuskel, bei heftiger Bewegung der Thiere U, s.w. leicht ah; und festhaltende Bandagen sind nur an sehr wenigen
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Spanische Fliege.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 207
Stellen des Tbierkörpers gut anzubringen. Man ist daber genöthigt, das Cantbaridenpflaster zum tbierttrztlicben Gebrauch durch Zusatz von vielem Harz oder Pech recht stark klebend zu machen; hierdurch wird aber dasselbe hart und spröde, und muss deshalb vor der Anwendung jedesmal erst durch Erwärmen am Feuer flüssig gemacht werden, wobei aber durch einen zu hohen Grad der Hitze sehr leicht die Wirksamkeit der Canthariden leiden kann.
Ein vorzügliches Pilaster dieser Art ist dasjenige, welches unter dem Namen: scharfes Pflaster (Emplasivum acre), englisches scharfes Pflaster oder schwarzes Pflaster bekannt ist, und welches nach seiner ursprünglichen Vorschrift aus folgenden Ingredienzien besteht; man nimmt Spanischfliegenpulver 18 ïbeile, Burgunderharz 11 Theile, Exipborbium 3 Theile, Mastix, Colophonium, Safranpflaster, gemeinen Terpentbin, schwarzes Pech, pulverisirten armen. Bolus, von jedem 6 Theile, und macht daraus nach den Regeln der Apothokerkunst ein Pflaster1.
Bei der Anwendung dieses Pflasters wird die uötliigo Menge in einem irdenen Gefäss über gelindem Feuer flüssig gemacht, dann mit einem Spahn oder mit einem Spatel auf den kranken, vorher von Haaren cnfblössten Tlieil gegen '1 Linien dick aufgestrieben , sogleich mit ganz kurz zerschnittenem Werg bestreut, und letzteres mit der flachen Hand gut angedrückt. Durch das Bestreuen mit Werg verhütet man am besten das Auf bersten und das theilweise zu frühe Abfallen des Pflasters.
Die Wirkung des letztern tritt gewöhnlich langsamer als von der Oantha-ridensalbe ein, ist aber mehr andauernd und gleiclunässiger, als bei dieser; denn die von ihm bewirkte Ausschwitzung dauert zuweilen durch 14 Tage fort; hierbei erzeugt sich eine dicke Kruste, welche mit dem Pflaster zugleich in etwa 12—2lt;) Tagen abfällt. Die ausgefallenen Haare wachsen bald wieder.
Das auf diese Weise angewendete Pflaster wird als ein sehr wirksames Mittel gegen Ueberbcine, verhärteten Sehnenklapp, Schale, Piephacken und dergl, chronische Leiden, recht vortheilhaft benutzt, steht aber bei acuten Krankheiten der Cantharidensalbe nach.
Statt Pflaster und Salben ist das in neuerer Zeit bekannt gewordene Collodhm cantharidatum* bei sämmtlichen Haussäugethieren in allen Fällen, wo jene Präparate gebraucht werden, mit dem besten Erfolge angewendet worden. Da dieses Mittel ebenso schnell und fest antrocknet wie das einfache Collodium (sect;. 300), so gewährt es die Vortheile, dass man es auf sehr begrenzte Stellen, z. B. wie das Strichfencr, und statt desselben, aj^liciren kann, ohne dass es über die bestimmten Grenzen sich verbreitet und auch, dass es von den Thieren nicht abgeleckt und ihr Maul u, s. w. nicht beschädigt werden kann.
Vor der Anwendung des Collod. cantharid, müssen die Haare von der Hautstelle möglichst kurz abgeschoren, bei Rindern am besten abrasirt und
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1nbsp; nbsp;Diese Zusamineiisetzung scheint zu complicirt und ist deshalb vielfältig abgeändert und vereinfacht worden; sie besitzt aber die beiden Elgenaobaften, kräftig zu reizei; und stark zu kleben, mehr als nlle mir bekannten und von mir selbst versuchten einfaclieren Coinjiositionen dieses Pflasters.
2nbsp; nbsp;Ist In don Apotheken fast überall vorriithig. Es wird bereitet, indem man Scbiesa-baumwulle in Canlharidin-Actlier (einem Auszüge desCantharidin in Sebwefeläther) auflöst.
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268nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Scharfe Mittel.
clio Haut sdlist ganz trocken sein. Die Application geschieht am besten so, dass man das gcöft'neto Mcdicinglas mit seiner Mündung auf die betreffende Hautstelle hält und es langsam auf' derselben hin und her führt, bis alle 1'unkte oder Streifen gehörig feucht geworden sind. Man kann aber auch dass Mittel mit einem Federbart aufstreichon. Dasselbe trocknet in wenigen Minuten fest an, während welcher Zeit der Theil ruhig gehalten und vor Berührung geschützt werden muss. Die Wirkung (Reizung, Entzündung, Blasenbildung) tritt gewöhnlich innerhalb li—4 Stunden ein, und später, bis zu 8 Tagen erfolgt Schorfbildung.
Zu einer Application ist fast immer nur die Hälfte der Gcwichtsmonge, welche von der Cantharidensalbc erforderlich sein würde, ausreichend. Hierdurch wird dieses Präparat das wohlfeilste Cantharidenmittel.
(1. Gantbarideu-Tinctur (Tinctura Cantharidum) ist eine Auflösung mid ein Auszug des Cautharidin in rectilicirtem Weingeist. Sie wird nach den Vorschriften der verschiedenen Pharmacopöon in verschiedener Stärke bereitet, aber zum thiorärztlichen Gebrauch am besten so, dass 1 Unze Gan-tharidenpulvcrs mit 1 Pfund Weingeist durch li Tage in der Wärme digerirt und dann iiltrirt wird. Die Tinctur ist flüchtiger und durchdringender reizend, als die übrigen Präparate, aber sie verursacht bei nur einmaliger Anwendung auf dicker Haut gewöhnlich keine Blasen, wohl aber bei Wiederholung; sie eignet sieb daher mehr zum Reizmittel bei Lähmungen, bei Rheumatismus, bei den chronischen Folgen der Verrenkungen, bei t'riscbcn Gallon und dergleichen, als zur Ableitung bei Entzündungen. Sie wird in die kranken Thoilc eingerieben, und zwar nach der Art und nach dem Grade der Krankheit, ein- bis zweimal in einem Tage, bald für sich allein, bald im verschiedenen Verbältniss mit Kampheröl, mit Amtnoniak-Liniment, mit grüner Seife, mit Kampherspiritus, Terponthinöl und dergl. Reizmitteln verbunden. (Canthariden in Substanz 1 Unze 5 Sgr., gr. pulv. 1 Unze 6 Sgr. 4Pfg., fein ])ulv. 1 Drachme 10 Pfg.; Uni/. Cantharidum 1 Unze 6 Sgr. 4 Pfg.; Collodium cantharidat, 1 Unze 7 Sgr.; Tinct Cantharid, 1 Unze 5 Sgr.)
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2) Maiwünner, Malvniriukäfer, tfeloV majales, unrichtig Fernes majales. (o)
Käfer aus der Familio Meloidae. Auf trockenen Weiden, Aeckeru und an Wegen im FrUfajahre fast überall, oft gegen 1 Zoll lang, zuweilen iiber aueli kleiner.
sect;• ;gt;'2i.
Unter diesen Namen sind zwei einander ähnliche Insekten, der schwarz-blaue Maiwurm, Meloi; prosoavabaeus, und der kupferrothe Maiwurm, Mdoä majulis, bekannt, welche beide, wenn man sie berührt, aus ihren Gelenken einen gelblichen, fJlhr scharfen, blasenziehenden Saft geben, der von ähnlicher, aber etwas schwächerer Wirksamkeit ist wie das Cantharidin.
Nach Vitet (a. a. ü. p. 4'23) bringt eine, aus den zerquetschten Käfern und Fett bestehende, Salbe auf die innere Seite des Dickbeins eines Pferdes gelogt, in 12 Stunden eine schmerzhafte Ihitzünduugsgcschwulst, und in 36—48 Stunden Blasen hervor. — Innerlich in grossen Gaben oder anhaltend angewendet, wirken diese Insekten auf die Schleimhaut des Magens, des Darmkannls und auf die Hanuverkzouge fast ebenso reizend, wie die Cantha-
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Maiwünner, Ameisen.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;209
ridcn, und veranlassen Entzinuliin^eii dieser'I'lioilo, Drang zum Uriniren und Blutharnen.
Man kann sie. innerlich und iiusserlich wie die Canthariden, ater in etwas stärkeren Gaben und mehr concentrirt, anwenden; sie sind ein wohlfeiles Ersatzmittel der Canthariden, stehen aber, wie gesagt, denselben in der Stärke der reizenden Wirkung nach.
Anmerkung. Ehemals wurden sie als ein Spoolflonin gegen die Wassorsclieu sehr gevülimt, und als solches seit der Milte des vorigen .lahrhunderts unter dem Namen der Ma i wurm-Lat w erg e oder des Pre assis ehe n Mittels1, in einer eigenthiimliih zusammengesetzten Latwerge angewendet. Jetzt ist dieselbe veraltet und vergossen. Als einfacher und ebenso wirksam empfiehlt Katzeburg (Zooiiharmacologie, I'and 2. Seite 6) folgende Zusammensetzung: Man nimmt 2i Maiwünner (welche in Honig aufbewahrt gewesen), zerreibt sie in einem steinernen Mörser so fein als möglich und mischt 2 Unzen Theriak, l'/a Unze Ualdriamvurzelpulver, nebst so viel Honig dazu, dass eine Latwerge daraus wird, von der man einem vom tollen Hunde gebissenen Pferde und Kinde täglich einmal 3 Quentchen, Schafen, Schweinen, Hunden und dergleichen 1 Quentchen giebt und damit fortfährt, bis sich Reizung der Harnorgano zeigt; nun wird das Mittel, bis diese Reizung vorüber ist, ausgesetzt und dann wieder fortgebrauch.1, und so bis zum vierzigsten Tage fortgefahren, •— Die zweckmüssige Behandlung der Hisswunden (Reinigung derselben, Aetzen mit Kali caust., Unterhaltung der Eiterung durch G Wochen) darf dabei nicht unterbleiben.
3) Ameisen, Formicac. (o)
Insekten aus der Ordnung der (Jraddiigler und der Familie dei Myrmicidcn, Gatt. Formica Lin.
sect;. 322.
Ihr wirksamer Bestandtheil ist ein eigenthümlicher .scharfer Stoff, den sie mit einer, der Essigsäure ähnlichen Säure, Ameisensäure {Acid. Formi-mrnm), in kleinen Bläschen am ilinterleibe, enthalten, und durch welchen sie bei innerlicher wie bei äusserlicher Anwendung reizend, aber nicht blasenziehend wirken. — Durch Auspressen der Ameisen erhält man einen bräunlichen Saft, in welchem jener scharfe Stoff zum grössten 'l'heil enthalten ist.
Kysz gab einem ausgewachsenen Pferde 2 Loth dieses Ameisensaftes mit 1 Pfund quot;Wasser verdünnt auf einmal und bemerkte eine Viertelstunde darauf Unruhe des Pferdes, vollen, etwas vermehrten Puls, vermehrte Wärme am ganzen Körper, angestrengteres Athmen ; das Thier sah manchmal nach den Flanken und stampfte mit den Fassen. Nach einer Stunde waren alle diese Erscheinungen wieder verschwunden, das Pferd vollkommen ruhig, es setzte Harn ab, und verzehrte das ihm gereichte Futter mit dem grössten Appetit. — (ianz ähnlich wirkte die nämliche Gabe bei einem ausgewachsenen Ochsen (Kysz, Arzneimittellehre S. 22).
Man (besonders V i t e t und B y s z) hat die Ameisen innerlich als reizendes, nervenstärkendes, krampfstillendes, schweiss- und urintreibendea Mittel gegen alle Krankheiten empfohlen, welche aus Schwäche und Reizlosigkeit, und von Stockungen in den Eingeweiden entstanden sind, oder den asthenischen Character an sich tragen, namentlich gegen sogenannte Ncrvcn-
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1 Deshalb so genannt, weil Friedrich der (irossc es von dem Besitzer des Mittels erkaufen und zum allgemeinen liesten öffentlich bekannt machen Hess.
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270nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Scharfe Mittel.
lioboi', Lähmungen, Starrkrampf, Wassersucht, Fäule und Egelkrankheit der Schafe und dergl.
Aeusscrlich sind sie gleichfalls als reizendes, stärkendes und zertheilondes Mittel gegen Lähmungen, kalte Geschwülste, geg'en iideinatöse Anschwellungen, und gegen das Schwinden der Theile recht wirksam.
Die innerliche Anwendung ist jetzt fast ganz in Vergessenheit gekommen. Man kann hierzu die Anioiseu entweder a) frisch zerquetscht, oder b) getrocknet und pulverisirt, oder c) den ausgopressten Saft, oder d) den Ameisenspiritus benutzen. — Von den frischen Ameisen nimmt man für Pferde und Kinder eine starke Hand voll, d. i. circa 45 Grm. (gegen l1^ Unze), für Schafe 15 Grm. (= '/jünze), für Hunde 1,25 —4,0 (1 Scrupel bis 1 Drachme), zerreibt sie in einem Mörser, versetzt sie mit aromatischen und anderen passenden Mitteln, und wendet sie als Latwerge oder in flüssiger Form täglich drei-bis viermal an. — Um die Ameisen pulvorisiren zu können, lässt man sie zuerst in einem feuchten Sacke in einem Backofen bei massiger Hitze trocknen, worauf' man sie im Mörser zerstösst. Sie lassen sich in einem gut verschlossenen Gefäss leicht aufbewahren. NachVitet's Vorschrift soll mau von ihnen den Ochsen und Pferden 90,0 (3 Unzen) bis zu l/8 Pfund, den Schafen 60,0—120,0 (2—4 Unzen), mit Hafer, mit Salz oder mit Kleien gemengt geben. — Der ausgepreiste Ameisensa ft ist zum Aufbewahren nicht gut geeignet, weil er leicht in Gährnng übergeht; Kysz empfiehlt ihn für Pferde zu 15,0—^22,5 (1 Loth bis (5 Drachmen) und für Kinder zu 30,0 bis 45,0. Der Ameisenspiritus (Spiritus Furmicarvm), bereitet durch Destillation oder durch blosses Digeriren von 2 Theilen frischer Ameisen mit 4 Theilen Weingeistes und ebenso viel Wasser, ist ein flüchtig reizendes, sehr wirksames Mittel, welches man Pferden und Rindern bei den vorhin genannten Krankheiten zu 30—90 Grm., Schafen und Schweinen zu 12—30 Grm., Hunden zu 2 — 8 Grm., in Verbindung mit aromatischen Mitteln giebt. Aeusserlich wird der Ameisenspiritus einfach, oder mit Kampherspiritus, Tcrponthinöl und dergl. eingerieben.
An merk uu;;. Zuweilen benutzt man die Ameisen auch so, dnss mau sie mit ihren Hänfen (um zugleich die sogenannten Eier, d. h. die Puppen, zu erhalten) In einem Eimer oder Kübel mit kochendem Wasser übergiesst und dann die Flüssigkeit lauwarm als Bad oder zu Ballungen anwendet. Durch Zusatz von zeniuetschten Waiblioldeibeeren und andern aromatischen Mitteln, lässt sich die Wirksamkeit eines solchen Aufgusses noch sehr verstärken.
4) Oauehhellfcraul (rnther Giim-hiieil, nühnerdann, rnlhe Allere),
Jlerba Anaijallulisßore phoenieco. (o)
5. Kl. 1. Ordn. L,, Familie der Primulaceen.
sect;. 323.
Diese kleine Pflanze lässt kaum durch ihren schwachen, bitterlichscharfen Geschmack einen scharfen Stoff vermuthen, verursacht aber in etwas grossen Gaben dennoch scharf reizende Wirkunger., und in sehr grossen Gaben selbst den Tod. Im getrockneten Zustande wirkt sie heftiger als im frischen. Grognior sah von einem concentrirten Absud, und ebenso von massig grossen Gaben des getrockneten Krautes bei Pferden fast jedesmal Zittern der Muskeln an den hinteren Gliedmaasscn, krampfhafte Zusammen-
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Ameisen, Gauclihoilkraut, Gottesgimdonkraut.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 271
Ziehungen des Halses, und vermehrtes Urinimi erfolgen, und nach sehr grossen Gabon trat der Tod sicherer ein, i;ls von Schierling und von anderen Pflanzengiften. Bei der Section fand sich die Schleimhaut des Magens entzündet. (Comptc rendn des imvaua de la Soc, de méd, de Lyon. IHK). ]). l(i und Annal. d'Agricult, frang, Tmiv: 40 und 44.) — Ein kräftiger Hund zeigte von 3 Drachmen des Extractes nach 10 Stunden Mattigkeit, nach 16 Stunden verminderte Empfindlichkeit und eine halbe Stunde später erfolgte der Tod. — 2 Drachmen dieses Extractes auf das Scbenkelzellgowobe eines kleineu Hundes applicirt, bewirkten den Tod unter denselben Zufällen binnen 11 Stunden (Orfila, Toxikol. 2, Bd. S. 350).
Der Gauchheil wird jetzt nicht mehr therapeutisch benutzt, und verdient nur des grossen Rufes wegen, den er als Specificnin gegen die Wasserscheu ehemals erhalten hatte, erwähnt zu werden. Er wurde besonders von Bourgelat und von Chabert sehr empfohlen (Almanac vétér. 1782. p. 129). Man gab das Pulver für Pferde und Rindvieh zu 4—8 Gnu. (1—2 Drachmen, passender zu 1/2 Unze), für Schafe und Schweine die Hälfte, für Hunde den vierten Tlieil davon, täglich ein- bis zweimal und durch wenigstens 8 Tage, os wurde mit etwas Salz und rohem Alaun gemengt, auf Brod gestreut, oder auch in einem Infusum den Thieren eingegeben. Mit dem Infusum sollte zugleich die vorher gebrannte Pisswunde oft wiederholt ausgewaschen werden.
Das Mittel war auch gegen die Drohkrankheit der Schafe und gegen Wassersucht empfohlen, hat sich aber gegen diese Krankheiten ebenso wenig wie gegen die Wuth bewährt.
S) Gtiadciikiaut, Gottes - flnadeokraot, Pnrgtrkraut, Eidscille,
wilder Atirltl, Ilerba Llraliolae. Von Gnitiola officinatis L., 2. Kl. 1. Ordn,, Familie der Scroplmlarineen.
sect;. 324.
Das Kraut und die Wurzel dieser Pflanze enthalten eineiubitter-scharfen
Stoff (wahrscheinlich scharfes Harz), vermöge dessen sie beide stark reizend wirken, und besonder^ den Magen und Dannkanal affieireu. — Wenn Pferde von diesem Kraut auf VVioseu oder im Heu viel und fortgesetzt fressen, so purgiron sie darnach anhaltend, und werden sehr mager. Das Hornvieh rührt die Pflanze gewöhnlich nicht an. purgirt aber ebenfalls, wenn man ihm 2—3 Unzen ( 6u—'JO Grm.) des trockenen Krautes eiugiebt. ISei Hunden und Schweinen verursacht das trockene Kraut in der Gabe von 2—4 Grm. C/j.—1 Drachme) Erbrochen und gelindes Purgiren, in grosseren Gaben heftiges Erbrochen, zuweilen mit Ausleerung blutiger Stoffe, dann Magen- und Darmentzündung und den Tod. — Orfila gab einem Hunde 13 Grm. (31/2 Drachmen) des Extractes; dor Tod trat nach 21 Stunden, bei einem andern Hunde von 3 Drachmen dos Extractes aberaquo; schon nach 12 Stunden ein, und bei der Anwendung derselben Quantität auf eine Wunde am Schenkel starb ein Hund nach 23 Stunden. — 20 Gmn (1,26) des Extractes in 20 Grm. Wasser gelöst und in die Drosselvene eines Hundes gespritzt, erregten nach 6 Minuten Anstrengung zum Erbrechen und nach 28 Minuten 2 Darmaus-loorungou. Das Thier erholte sich am folgenden Tage. —• 28 Grau (fast 2 Gnu.) in 1(5 Gnu. Wassers gelöst und auf dieselbe Weise angewendet, ho-
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wirkten nach 1 Stunde eine Dannciitleeriing, Schwindel, Unempfiiullichkeit, und nach '1 Stunden den Tod.
Uie Gratiola ist in kleinen Gaben als ein schleiinauflösendes, urin- und wurmtreiliendos Mittel, in grossen Gaben aber als Purgir- und Brechmittel, — gegen schlechte Verdauung, Vcrschleimung, Würmer, Gelbsucht, Wassersucht, und gegen die Bräune der Schweine empfohlen, — Sie wird jedoch selten angewendet, obgleich sie als inländisches und sehr kräftiges Mittel häufiger versucht zu weiden verdiente.
Als auflösendes und nrintreibendes Mittel kann man das trockene Kraut und die Wurzel für Pferde und Rindvieh zu 8—15 Grm., für Schafe und Schweine zu 1,26—2,5, für Hunde zu 0,3—-0,6, täglich zweimal, — als Purgir- oder Brechmittel aber in der vier- bis sechsfachen Menge geben. Vom frischen Kraute kann die Gabe um die Hälfte stärker sein.
Die Anwendung (namentlich grosser Gaben) geschieht am besten im Decoct, und Schweinen giebt man das Pulver in Buttermilch oder in saure Milch gerührt.
In unreinen, torpiden Geschwüren erregt das Mittel stärkere Thätigkeit, und kann daher in dieselben als Pulver eingestreut oder als Decoct zum Waschen benutzt werden. #9632;—#9632; Das Extract ist (mit Unrecht) nicht gebräuchlich. (1 Unze 1 Sgr. 6 Pfg., fein pulv. 2 Sgr.)
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0) Scbiillkiaut-Blätler uml Wurzel, Uerha et Radix Chtlidonii majoritt. (o)
Von Chelidonium majus L., Vi. Kl. 1. Ordn., Familie der Pn^averaeeen. In ganz
Europa einlicimisch.
sect;. 325.
Der scharfe Stoff' dieser Pflanze ist nur in ihrem frischen Zustande vor-handen, und vorzüglich an den gelben Milchsaft gebunden; getrocknet besitzt sic blos einen gelinden Bitterstoff'. Daher sind auch die. Wirkungen des frischen und getrockneten Schöllkrautes sehr verschieden von einander. — Pferde, Rindvieh und Schafe ertragen dasselbe auch im frischen Zustande in ziemlicher Menge; von den letzten sah ich oft, dass sie 3—6 Hand voll des Krautes mit Appetit und ohne Nachtheil, Überhaupt ohne bemerkbar eintretende Wirkung verzehrten; don ersteren aber gab ich es bis zu einem Pfunde, und sah blos vermehrtes IJrinircn darnach erfolgen. Bei Hunden sind jedoch die Wirkungen sehr heftig; Orfila brachte in den Magen eines schwächlichen Hundes 12 Grm. (I! Drachmen) wässeriges Extract, wodurch nach (J Minuten starker Beiz zum Erbrochen, nach 4 Stunden sehr verminderte Sensibilität, vermindertes Bewegungsvcrniögen, Vorlust des Gesichts und des Gehörs und der Tod herbeigeführt wurden. — 120 Grm. (4 Unzenj des aus den Blättern gepressten Saftes wirkten ebenso und verursachten nach 10 Stunden den Tod. — Von 8 Grm. (2 Drachmer.) des Extractes in Wasser gelöst und in eine Wunde am Schenkel eines Hundes gebracht, wurde derselbe nach 15 Stunden ganz gefühllos und starb bald darauf. Die Wunde war sehr entzündet, geschwollen und mit Blut und Serum iniiltrirt.
In massigen Gaben innerlich angewendet wirkt das frische Schöllkraut und seine Wurzel erregend auf die Verdauungsorgane, mit speeifischer Beziehung auf die Leber, die Gallensecretion befördernd, Stockungen aullösend.
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Soiiiuisbliittor,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;273
nriiitreibend, und ist daher gegen Gelbsucht, Wasserstioht, schlechte Ernährung, Drüseuverhärtangen und veraltetesBlntharnen empfohlen. Dfis trockene Schöllkraut wirkt sehr wellig erregend, sondern etwas tonisch, wie ein gelind bitteres Mittel, es ist deshalb in diesem Zustande nicht zu empfehlen.
Den grasfressenden Thieren kann man das frische Kraut unter das Futter geben, und zwar Pferden und Bindern jedesmal gegen '/u bis 1 Pfd., Schafengegon V-i—Va 1JW', Schweinen Vlaquo;—'/ü P^.; oder man giebt den ausgepressten Saft Pferden und Rindvieh zu 30—120 Grm., Schafen 'M— 90 Gnu., Sehweinen 16—60 Grm., und Hunden 2—4 Grm., täglich ein- bis zweimal.
Der Haft kann mit bitteren und anderen passenden Mitteln in Latwergen, in Tillen oder auch verdünnt mit einem aromatischen Infusum, in flüssiger Form angewendet worden. Ebenso benutzt man die Schöllkraut-Tinotur.
Aeusserlich wirkt das Schöllkraut hei Verhärtungen, chronischen Entzündungen, bei Hautausschlägen, und bei atoniseben Geschwüren reizend, die Resorption und die Zertheilung befördernd, und kann daher zu Breiumschlägen, oder auch iufundirt, oder gelind gekocht zum Waschen und Bähen benutzt werden, wie es eben der Krankheitszustand erfordert. (Kerst ing's Waschwasser gegen die Räude oder den Grind, siehe unter Grindwurzel, S. 115.) Gegen Warzen der Pferde habe ich den Schöllkrautsaft stets ohne Erfolg angewendet. (In Drogueriehandlungen 1 Pfd. trocken 5 Sgr., pulv. 13 Sgr., 1 Loth % Sgr.)
7) Sennesblätier, #-?raquo;raquo;laquo;, Folia Sennae.
Die Blätter von mehreroii Species der Cassia L., nanientlicli von Cassia leiiUiva,
10. Kl. 1. Ordn., Fam. der SÜlsengewäobBe oder derCaesalpiniaceen. - Straucheraquo; in
südlichen ijändern, Ober-Aegypten, Tripolis, Indien u. s. w
sect;. 326.
Die Sennesblätter enthalten etwas Schleim 0/10)1 Extractivstoff, das Ca-thartin, äasAcidum cothaiiinim (//mo) und dieChrysophansäure. Als die hauptsächlich wirksamen Bestandtbeile betrachtet man die cathartisebe Säure und das Cathartin (Purgirstoff, Sennastoff). Beide Stoffe sind in Wasser und Weingeist aullöslieh, aber nicht in allen Arten der Sennesblätter gleich-massig vorhanden und das Mittel ist deshalb nicht immer von gleicher Wirksamkeit.
Für den Menschen und für die kleinen llausthiero sind die Sennesblätter ein ziemlich kräftiges, reizendes Purgirmittel, für die grossen Hausthiorc aber nicht. Vitet behauptet zwar (a. a. ü. S. 1G0), dass Schafe von dem Auf-guss auf 1 — 21/a Unzen (JK)—75 Grm.), Pferde und Ochsen aber von l1/.,, bis zu 3 (45—90 Grm.), zuweilen erst von 4 Unzen (120 Gnu.) laxiren; allein J. White1 gab Pferden ein lufusuin von 3 Unzen (90 Grm.) der Blätter mit 4 Unzen (120 Gnu.) Glaubersalz vorsetzt, auf einmal, ohne dass hiernach die mindeste Affection des Darmkanals zu bemerken war. Bei einer siebenjährigen Kuh sah (filbert- nach dem Eingeben eines Senua-
1 Treatise on veter.med, Vol. II.p. 288; deutsch von Müller p. 4:18.
' Annul, d'ngrtoillt. fi'iini,'. Tome III. p .'i.'ill etc. EtcRTWio,Arzneimittellehre. rgt;.Auilago.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; is
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Sclmvfft Mittel.
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Inflisiijna, das von 4 Unzen (120 Grm.) der Blätter bereitet und noch mit 0 Unzen (1K0 Grm.) Aloë versetzt war, nicht die geringste Veränderung er-folgen ; das Thier i'uhr fort zu fressen und zn saufen wie gewöhnlich. Bei einem dreijährigen Schaf erfolgte von 120 Grm. Sennesblätter mit 1 Pfund Wasser eingegeben, kein Purgiren, aber nach 14 Tagen der Tod. Der Labinagen und die Gedärme waren heftig entzündet. — Bei Schweinen wirken, nach Viborg's Angaben1 und nach meinen eigenen Versuchen, 4 Drachmen (IC Grm.) Hennesblätter als abführendes Mittel, ohne dass widrige Zufälle davon entstehen; bei Hunden tritt die abführende Wirkung von 4—IC Grm., und bei Katzen von 2—8 Grm. der Blätter ein.
Drei Unzen einer Abkochung von 8 Grm. der Blätter in die Vene eines starken Hundes gespritzt, verursachten erst nach Verlauf einer Stunde ge-schwindere Kespiration, Kollern im Leibe, heftige Anstrengung zum Erbrechen , Ausbrechen vieler Galle (binnen 1 ^ Stunde viermal), Mattigkeit und Verlust des Appetits. Am dritten Tage kehrte Esslust und die vorige Munterkeit wieder zurück2.
Von der Anwendung der öeunesblätter als Purginnittel für Pferde und Wiederkäuer kann, nach den oben erwähnten Wirkungen des Mittels bei diesen Thioren, keine Bede sein; dagegen kann sie bei Schweinen, Hunden und Katzen mit gutem Erfolge gegen diejenige Verstopfung des Leibes Statt finden, welche in Erschlafl'ung und Beizlosigkeit des Darmkanals begründet ist, und die bei verschiedenen Krankheiten vorkommt.
Man giebt die Sennesblätter für diese Tliiere in den oben bezeichneten Gaben, am besten mit der zwölffachen Menge kochenden Wassers infundirt, oder gepulvert und mit Honig odor Syrup zur Pille gemacht. Gewöhnlich versetzt man die Sennesblätter mit anderen Pnrgir- oder Laxirmitteln, weil man glaubt, hierdurch die purgirende Wirkung zx vermehren, zugleich aber weniger reizend zumachen. Delabere Blaine empüehlt z. B. für einen kleinen Hund : Sennesblätter, Manna, von jedem '/ä Quentchen (2 Grm.), mit 2—3 Unzen (60—90 Grm.) kochenden Wassers übergössen , nach dem Erkalten und Abgiessen in der Flüssigkeit 1 Scrupel (l1^ Grm.) englisches Salz aufgelöst und dieselbe auf einmal zu geben. Bei Entzündungskrank-heiten sind die Sennesblätter schädlich, und im Ganzen betrachtet, sind sie entbehrlich. {Folia 30 Grm. 2 Sgr. 6 Pfg., geschnitten und grob pulverisirt 8 Sgr. 4 Pfg., fein pulverisirt 4 Sgr. 2 Pfg.)
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8) Arnika, Wohlvnirili- oder Fallkraut-Bliimpii, Wurzel und laquo;IüIUt, Flores, Jladt'x et llrrba Arm'car,.
Von Arnica montona L., 19. Ki. 2. Ordn., Familie der Compostten, — oine auf mittleren Oebirgshtiben, aueli in Deutschland einhoimlsche Pflanze,
sect;. 327. Die genannten Theile der Wohlverleihpllanze besitzen eine einander ähnliche, aber nicht ganz gleichartige Wirksamkeit.
Die Arnikablumen enthalten einen sogenannten scharfen Seifen-
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Anleitung 7.. Erzieh, und Benntanng des Schweines. S. 80. Scheele, die Transfusion des Blutes, Th. I. S. 191.
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Senneablätter, Arnika.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 275
stoff (kratzenden Extraotivatoiï), sóharfea Harz, Bitterstoff, Salze, ein wenig Htherischea Oel n. s, w, In der Wurzel ist adstringirender Seifenstoff vorherrseliend (gegen l/8 des Ganzen), aber ebenfalls mit scharfem Harz und mit etwas ätherischem Gel verbunden; doch sind letztere beide Bestandtheile in geringerer Menge vorhanden, als in den Blumen. — Das Krant ist der Wurzel ähnlich, seine wirksamen Bestandtheile sind aber in geringerer IVlcnge vorbanden.
Bei der innerlichen Anwendung ersoheint die Wirkung von den siinmit-lichen Thoilen der Arnika als eine cigentluimliche Beizung, welche vorzüglich dieVordannngs- und Respirationsorgane und deren Nerven betrifft; aber bei den Amikablumen tritt diese Wirkung schneller ein und verbreitet sich (ähnlich wie von den aromatischen Älitteln) über die bezeichneten Organe hinaus, auf das ganze Gefäss- und Nervensystem, daher auch auf das Bückenmark und selbst auf das Gehirn, — obgleich sie an den Fnnctionen des letztern verhältnissmässig nur wenig, an den Verdauungseingeweiden und an den Respirationsorganen aber stets am meisten sichtbar wird. Dagegen ist die reizende Wirkung der Arnika würz el fast allein auf die Reproductiona-organe beschränkt, weniger flüchtig in der Entwickelung, aber mehr tonisch, ähnlich den adstringirenden Mitteln. — Die Wirkungen des Wohlverleihkrautes nähern sich denen der Blumen, sind aber sehr viel schwächer als diese.
sect;. 328.
a. Die Erscheinungen nach dem Eingeben von 30—90Grin. derArnika-blumen sind bei gesunden Pferden mehrenthcils nnbedenfend und bestehen in etwas erhöhter Temperatur der Haut und im Maule, in einer geringen Vermehrung der l'ulse, in etwas vermehrter Speichelabsonderung und reichlicherer Drinentleerung; zuweilen findet sich auch Zittern der Muskeln, Aussetzen des Pulses, Poltern im Leibe. Die Wirkung wird 10—15 Minuten nach dein Eingeben bemerkbar und dauert 2—4 Stunden; die Thioro behalten dabei ihr munteres Aussehen, fressen und saufen wie vorher. — Nach einer Gabe von 120 Grm. bis zu 1 Pfund der Blumen treten dieselben Zufälle ein, jedoch im starkem Grade; das Haar wird gesträubt, der Puls voll und vermehrt; die Thiere zittern stark, gähnen oft, manche speicheln aus dem Maule, bekommen auch etwas Ausfiuss aus der Nase, entleeren öfters Koth und Urin, und sehen sich zuweilen nach dein Leibe um; das Athmen wird auch oft, aber nicht immer, etwas beschleunigt; zuletzt erscheinen die Pferde matt. Diese Wirkung dauert gegen G—8 Stunden. Ich gab einem gesunden Pferde, und ebenso einer Kuh auf einmal 2 Pfund Arnikabluinen im In-fusum und sah nur dieselben Erschciuuugeii. Viborg bemerkte1, dass bei dämpfigen Pferden das Athmen nach dem Eingeben der Arnika sehr beschleunigt und angestrengt wurde; ich kann dies aus mehreren Versuchen auch an gesunden Pferden bestätigen. — Bei Hunden sind die Erscheinungen nach einer Gabe von 2—4 Grm. dieses Mittels ähnlich wie bei Pferden von 30—90 Grm.; von grosseren Gaben tritt aber fast immer Erbrechen ein.
Weit kräftiger und sogar ausgezeichnet heftig wirkt die Arnika, wenn sie als Infusum oder als Tinctur in die Venen gespritzt wird.
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Siuninl. von Abhandl, 't. Bd. S. 107 n, f. -1. his 7. Verauoh
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27Ü
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Scharf e Mittel.
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Viburg1 maclite hierüber die ersten Versuche, und benutzte dabei ein [n-fusum, aus 1 Draclinio (4Gnii.) Ariiikabluuicu mit 2 Unzen (00 Gnu.) Wasser, durch zwölfstündiges Digeraen bei GO0 E. bereitet, — oder eine aus 2 Drachmen (8 Grm.) Amikablumen mit 31/j Unzen (105 Grm.) Branntwein, ebenfalls durch Digestion bereitete Tinctur. — 4 Grm. des Int'usums, mit GO Grm. Wassers verdünnt in die Drosselvene eines alten, magern Pferdes gespritzt, verursachten gleich darauf' etwas schnelleren Puls; Jas Pferd sali sich zuweilen nach dem Leibe um, kaute, und bekam ein feuchteres Maul, nach 10 Minuten Fiebömifillle, starkes Zittern, Sträuben der Haare, Aufheben bald des einen, bald des andern Hinterbeines, etwas beschwerliches Athmen; der Puls wurde voller, blieb aber nicht so schnell als vorher. Darauf erschien das Pferd träge und matt, stand mit herabhängendem Kopfe und halbgeschlossenen Augen und konnte sich kaum auf den Beinen erhalten; nach etwa einer Stunde seit Anfang dos Versuchs fiel es um und streckte die Beine nach vorn und hinten aus; es konnte nicht aufstehen, sondern blieb matt und betäubt, mit allen Vieren gestreckt liegen und war gegen Nadelstiche ganz unempfindlich (ausgenommen im Nacken); die Zunge hing schlaff aus dein Maule, die Lippen waren raquo;line Muskelkraft, und die Deine behielten die Stellung, die man ihnen gab; die Augen matt, doch ohne Veränderung der Pupille; das Athmen langsam, beschwerlich, der Puls unmerklich, der Herzschlag nicht fühlbar. Nach einer Dauer von 16 Minuten verschwanden diese Zufälleso weit, dass das Pferd aufstehen konnte; es blieb aber noch Schwindel, taumelnder Gang, und mühsame Bewegung der Beine zurück. Entleerungen waren nicht erfolgt. Fxesslust zeigte sich sogleich, als das Thier sein Bewusstsein wieder erhalten hatte. Zwei Stunden nach gemachter Einspritzung bemerkte man keine Wirkung mehr von derselben.
Bei anderen Pferden war gleicli nach der Einspritzung von 8— 30 Grm. des Aufgusses (ebenso der Tinctur) eine vermehrte Munterkeit zu bemerken, die jedoch nur kurze Zeit dauerte, und worauf die angegebenen Zufälle eintraten. Die Stärke und Dauer der letzteren war sehr verschieden und nicht immer im Verhältniss zur Grosse der Gabe; denn einzelne Pferde starben unter krampfhaften Zufällen von 8—16 Grm. des verdünnten Aufgusses, in Zeit, von wenigen Minuten, während andere 24—32 Grm. ohne lebensgefährliche Zufälle ertrugen. Besonders wurde bei dämpfigen Pferden das Athmen sehr beschwerlieh und vermehrt (zuweilen durch 24 Stunden anhaltend), und bei rotzigen wurde stets die Absonderung der Schleimhäute vermehrt. Das Blut gerinnt, dabei schneller und bildet eine dünnere Speckhaut. — Einzelne Pferde sah ich stark aus dem Maule schäumen, andere ganz steif in den Gliedern werden. — Bei Kuben entstehen nach der Injection von 4—8 Grm. und bei Schafen von 0,36—0,G des verdünnten Aufgusses ganz ähnliche Wirkungen wie hei Pferden. Hei Hunden findet sich aber von derselben Dosis noch ausserdem Erbrechen, und von 2 Grm. bis 3,75 erfolgt gewöhnlich der Tod.
In denCadavem findet man die Qefässe der Bauch- and Brusteingeweide, des Gehirns und Rückenmarks strotzend voll von Blut, ohne sonstige organische Veränderungen.
Bei der Anwendung auf die äussero Haut wirkt die Arnika erregend.
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Samml. von Ablmndl, 4. Bd. S. UG u. f.
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Ariiiku.
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277 und
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die Resorption befördernd und liiordurcli (isidienische Entzündungen Anschwellungen von extravasirten Flüssigkeiten zertheilend,
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sect;. 329.
Nuch den vorstehenden Versuchen und nach praktischen Erfahrungen sind die Arnikablumen ein sehr kräftiges Reizmittel. Angezeigt erscheint ihre Anwendung nur da: wo torpide Asthenie, mit gesunkener Thätigkeit der Nerven und Blutgefässo besteht; wo der Puls klein, weich, leicht zu unterdrücken, die Respiration langsam oder etwas beschwerlich, die Temperatur ungleich verbreitet und das Auge matt ist, wo die Schleimhäute schmierig, die Kräfte sehr gesunken, und Zufälle von örtlicher oder allgemeiner Lähmung' zugegen sind. Dagegen ist das Mittel überall schädlich, wo erhöhte Reizbarkeit, grosse Empfindlichkeit und Congestionen zu inneren Organen bestehen. — Man wendet es daher mit Nutzen an, innerlich: bei Faullieber und bei Typhus mit Torpor; — bei Lähmungen, wenn sie den rein nervösen oder den rhcuinatiscli-asthenischen Character an sich tragen und wenn das Uobol nicht in einer mechanischen Verletzung des Rückenmarks oder der Nerven begründet ist; ferner hei Krämpfen, bei dem Dummkollcr der Pferde, bei veralteter Druse mit starkem Schleimflnss, über haupt bei veraltetem Katarrh, bei Durchfall, wenn derselbe in Erschlaffung und Reizlosigkeit dos Dannkanals begründet ist; bei veraltetem Rheumatismus, und besonders, wenn die Thiere in Folge desselben einen gespannten Gang behalten. Auch bei acutem Rheumatismus habe ich von der Arnika guten Erfolg gesehen; ich liess jedoch vorher durch Aderlässe die Intensität dos Uehols mindern, und immer liess ich andere Diaphoretica (Fliederblumeu, Tart. stibiatus, Opium oder Opimntinctur) damit verbinden. Man hat auch die Arnika bei asthenischen Entzündungen (besonders bei solchen Lungen-entzündungen), und bei heftigen Quetschungen, und hierbei entstandenen Erschütterungen undBlntaustretnngenhäufig angewendet, hier aber oft mehr geschadet als genutzt, indem die Anwendung auch dann geschah, wenn der oben bezeichnete torpide Character schon wieder beseitigt war, und daher die fernere Reizung nur nachtheilig sein konnte.
Aousscrlicli werden die Arnikablumen (und die aus ihnen bereitete Tinc tu r) als zertheilend es Mittel bei asthenischen Zuständen überhaupt, x. B. bei solchen Entzündungen, bei und nach Quetschungen, Verrenkungen, Verstauchungen, Stockungen, Hlntextravasatcn, ödemafösen Anschwellungen, torpiden Wunden und dergleichen Zufällen sehr häufig benulzt. Die Tinctur muss man sich aber selbst bereiten, weil dieselbe in den Apotheken unverhältnissmässig theuer ist'.
sect;. 330.
Die Gabe von den lUumcn ist für Pferde und Rinder von 30—60 Grm., für Schafe und Schweine 8—16 Ghrm., für Hunde 0,3—1,26 — alle 2 —3 Stunden, bei gefährlichen Zuständen auch alle Stunden wiederholt, — am wirksamsten in einem Aufgiiss mit heissem Wasser (I Pfund zu 30,0 der
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1 Die Bereitung geichioht sehr elnfaoh, Indem man 1 Thl. Arnikablumen mit 12Thln.
rcfti/icirtpm Weingeist ciuroh 8 Tage (ligerirt und dann ublillrnt.
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278nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Scharfe Mittel.
Blumen), weniger wirksam In Latwergen und in Pillen. Nach Erfordern der Umstände setzt man Kampher, quot;Weingeist, Tcrpentliinöl, aromatisclio Mittel und dergl. hinzu.
Aeusserlich werden die Blumen entweder im Ant'guss (30,0 zu 360,0 kochenden Wassers), oder alsTinotur, zum Waschen und liiilicn der kranken Theile, zuweilen aber auch als Breiumschlag angewendet, und zu dem Anl'-guss zuweilen, je nach den KraiikhoitszuCällcn, etwas Essig, oder Weingeist, Potasche oder Salmiak zugesetzt. Die Arnika-Tinctur (TinoturaFlonmi Amicae) wird im concentrirten Zustande selten (nur bei grosser Torpidität) angewendet, sondern gewöhnlich mit Wasser in verschiedenem Verhiiltniss verdünnt, je nach der Empfindlichkeit der leidenden Theile (1 zu 1, 1 zu 2 u. s. w. bis 1 zu 21 Theilen Wasser), alle 1—2 Stunden einmal applioirt,
Die Injection in die Venen kann bei ähnlichen Krankheitszuständen, wo der innerliche, Gebrauch der Arnika angezeigt ist. Statt (inden. Viborg hat sie namentlich gegen Rheumatismen und Lähmungen versucht, und ich habe sie in mehreren Fällen gegen Dummkoller, wenn derselbe mit grossem Torpor bestand, mit gutem Erfolge angewendet. Man kann zu dieser Anwendung die oben (sect;, 328) bezeichnete schwächere Tinctur oder den wässerigen Aufguss für Pferde und Rinder in Gaben von 2-15 Grm., für Schafe 6 Tropfen mit oder ohne Verdünnung durch Wasser, gebrauchen. Es ist aber dabei grosso Vorsicht noting, und besonders dürfen die grosseren Gaben nur dann angewendet werden, wenn die Einspritzung kleinerer Quantitäten mit zu geringem Erfolge schon versucht worden ist.
sect;. 331.
b. Die Aruikawurzel wirkt bei innerlicher Anwendung (wie bereits im sect;. Ii27 angedeutet) tonisch und erregend, vorzüglich auf die Verdauungseingeweide, aber viel weniger allgemein erregend als die Blumen, Bei Injectio-nen eines, vr;n der Wurzel bereiteten wässerigen Aufgusses oder einer wein-geistigen Tinctur1 in die Venen treten aber dieselben Erscheinungen ein, wie von Injectiouen des Aufgusses der Aruikablumen.
Man benutzt die Aruikawurzel innerlich als stärkendes, zusammenziehendes und erregendes Mittel bei solchen Krankheiten, bei denen Schwäche, Erschlaffung, Kcizlosigkcit, zu sehr vermehrte Ab- und Aussonderungen und Neigung zur Zersetzung der Säfte, den wesentlichen Zustand bilden, wie namentlich bei Typhus, fauligen und gastrischen Fiebern mit dem Character der Atonic, bei schlechter Verdauung und bei chronischem Durchfall aus tor-pider Schwäche der Eingeweide, bei dein feuchten, schleimigen Dampf, bei veralteter Druse und dergl. — Aeusserlich pflegt man die Wurzel nicht zu benutzen, sie kann aber ähnlich wie die Blumen angewendet werden; und namentlich hat Böhm in Hohenheim die aus ihr bereitete Tinctur gegen die selben Ucbel, bei welchen die Arnikablumen-Tinctnr gebraucht wird, und ebenso wie diese angewendet (sect;. 329) als ein vortreffliches Heilmittel nachgewiesen (Hering, Repertor. Bd. 1. S. 61).
Gabe und Anwendung ist wie hei den Blumen; doch eignet sich die
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1 Diese Tinctur /quot;!'. Amicae e Hmliec) wird inia 1 Theil der klein zerschnittenen Wurzel und .8 bis 12 Theilen Weingeist durch mehrtägiges Digerircn bereitet. raquo;Sie ist weniger reizend und auch weit weniger gebräuchlich als die Tinctur aus den Blumen.
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Amika, Ipeuaouonha.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 279
Wurzel auch recht gut zur Aaweiuliiiig in Pillen und Latwergen, und die Wiederholung der einzelnen Uabon kann nach grosseren Zwischenzeiten geschehen, als bei den Amikabliuucu.
sect;. 882. o. Das Arnikakraut wirkt vio.1 sdiwächci als die Blumen, und ist deshalb fast ganz aus dein Gebrauch gclcoaiiueu. Soll es im Nothfal) statt der ßluinen innerlich augewendot werden, so mass die Gabe wenigstens noch einmal so gross wie von diesen sein. i)io Pflanze soll von den Schafen sehr gern gefressen, vorn Kindvioh aber nicht angerührt werden (Linn, flor, iSnr.c. p. 295), (Flor. Arnic. 30,0 1 Sgr. 4 Pfg., geschn. und grob 2)ulv. 1 Sgr. 10 JJfg., fein pulv. 2 Sgr. 6 Pfg.; Radix itm. 30,0 1 Sgr., grob pulv. 1 Sgr. 6 Pfg., fein pulv. 1 Sgr. 10 Pfg.; Tinct. Arn. 80,0 3 Sgr. 4 Pfg.)
!)) BrecIlWIirzd, RllhlïtUlïcl, Radix IjiucaLiianhac.
Die Wurzel von der Kopfbeero, Cepliacilis Ipeoaonanha Swartz, 5. Kl. 1. Ot'dn.,
Farn, dnr Rubiuccen, — einer In lirasiliea und Ncu|;ranuda oiiilioimisclicii Pflanze,
so wie aucli von der Psyeliotria einotica, von dor Viola Ipccauuanlia.
sect;. 333.
Die Wurzel von dor Cephdëlis wird als die ächte Ipecacuanha bezeichnet; sie ist braun oder rötlilicligrau, in der Dicke eines l^oderkicls, mit erhabenen Querriugen versehen , ungleich gebogen. Ihr wirksamer Bestand-tbcil ist das Emetin (Brochstoff) oder Cephaëlin, ein weisses, geruchloses, bitter seliiueckendes Pulver, das im Wasser wenig, in Alkohol leicht, in Aether gar nicht löslich ist. Ausserdem enthält sie Gummi, Wachs, Extrac-tivstoff u. s. w., unbedeutende Bestaiidthoile. Das Emetin ist in der Kinde der Wurzel am reichlichsten (16 Proc.) enthalten, indem innern holzigen Theil nur 1,15 Procent, weshalb zum Pulverisiren die Kinde allein genommen wird.
Das Emetin bewirkt hei Hunden schon in sehr kleinen Gaben von 0,03 ('/a Gran) starkes Erbrechen; nach Gaben von 0,06 entsteht langes Erbrechen, Schlafsucht und nach 12—15 Stunden der Tod. Die Section zeigt Entzündung der Schleimhaut des Magens, des Darmkanals und oft auch in den Lungen. Es wird in der Thierheilkunde nicht benutzt.
Die Brcchwurzcl selbst, in gehörig starken Gaben, d. h. bei Schweinen und Hunden zu 0,72 —2,5, Katzen 0,8—0,6 (5—10 Gran) innerlich angewendet, verursacht leicht Erhrcebcn, mit allen Erscheinungen und Folgen, die mit demselben gewöhulicli verbunden sind (sect;. 38). Bei Pferden entsteht, Vitct's Versuchen zufolge1, nach einer Gabe von 1—D/ü Unzen (30,0— 45,0) dieser Wurzel eine massige Spannung der Bauchmuskeln, Flankenschlagen, schnellerer Puls, Unnihe, zuweilen Neigung zum Erbrochen. Nach 4—5 Stunden verscb winden diese Zufalle wieder. - Aber 8 Unzen (90,0) beunruhigen das Pferd sehr; es wirft sich nieder, stöhnt, schlägt mit den Flanken und bekommt Zuckungen. Zuletzt findet sich Purgiren, aber nicht so stark, wie von der Aloë. Wenn es hicruach stirbt, findet man den Magen stark aufgebläht, am Pförtner entzündet und die blutgefässc strotzend voll.
1 VUoi a. a. 0, S. 138, 14U und 372.
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Scharte Mittel.
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Nach Braey-Clark sind .'$ Unzen stets tikltencl1. Bei Rindvieh soll die Wurzel ahnliclio Zufälle und ausscrflcm auch Neigung zum Erbrechen verursachen. — Wenn die bezeichneten Zufälle vorüber sind, geht gewöhnlich der Mist nach 24 Stunden etwas trockener und sparsamer ab, als vorher. Mei Schafen entsteht von '/^ Unze (15,0) der Wurzel fast dieselbe Wirkung, wie beim Bindvieh.
Ganz kleine Gaben wirken als ein speeifisches tonisches und unistimnien-des Mittel, welches bei kranken Thioren Krämpfe, Zuckungen, krampfhaftes Erbrechen, Ruhr und chronischen Durchfall beseitigt.
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Die Brechworzel wird fast nur bei Schweinen, ITnuden und Katzen als Heilmittel angewendet, und zwar gewöhnlich :
r/. in verhiiltnissniässig grossen Gaben, als Brechmittel in Krankheiten, wo Brechmittel überhaupt angezeigt sind, namentlich bei im Magen vorhandenen unverdanlichen oder giftigen Substanzen, bei Anhäufung von Schleim Im Magen oder in der Luftröhre und ihren Zweigen in dor Lunge (z. B. bei röchelndem Husten), bei gastrisebom Fieber, bei der Staupe der Hunde, bei im Schlünde sitzenden fremden Körpern, bei astbeniseber Bräune u. s. w, Die Ipecacuanha verdient hierbei den Vorzug vor dem Brechweinstein in den Fällen, wo man die abführende Wirkung vermeiden will.
b. In kleinen Gaben wirkt die Ipecacuanha krampfstillend, die Secretion in der Bronchial- und Vcrdauungsschleimhaut umstimmend. Sie wird deshalb als krampfstillcndes und als sogenanntes anhaltendes, stopfendes IMittcl bei der Staupe mit Krämpfen, bei Keuchhusten, heftiger Diarrhöe, Ruhr, Veralteten Katarrhen (Schleimflüssen) und dergl. Krankheiten benutzt, jedoch mehrentheils nur bei den Thieren von mittlerer und geringerer Grosse, weil ihr Gebrauch bei den grossen Thieren durch die erforderliche Grosse der Gaben zu tbeuer ist.
Als Brechmittel giebt man sie den Schweinen zu 1,25 —2,0 (20—30 Gran), Hunden 0,6—2,5 (10 Gran bis 2 Scrupel), Katzen 0,24—0,76 (4 — 12 Gran). — Alan giebt am hosten das Pulver mit 16—30 Grm. lauwarmen Wassers gemengt, häufig auch, um ihre Wirkung zu verstärken, mit Brechweinstein, 0,12—0,3 (2—5 Gran) verbunden.
Als krampfstillendes und anhaltendes Mittel giebt man sie für Schweine zu 0,18—0,48 ;(3—8 Gran), für Hunde und Katzen zu 0,03—0,18 O^— 3 Gran), alle 2—4 Stunden einmal, in jeder beliebigen Form und in Verbindung mit anderen passenden Mitteln, besonders mit Opium, mit Kampher, mit Baldrian, Kamillenblumcn und dergleichen. (1 Grm. zerschnitten 7 Pfg., fein pulverisirt 10 Pfennige.)
10) JaltpoilWUnsel, Piirglrwurzrl, Tubera s. Radix Jalapnc s. Oinlnpac.
Die Wurzelknollcn von Ipomooa purga L., 5. Kl. t. Ordn., Familie der Convolvulaccen, auraquo; Mcxioo.
sect;. 336. Ihre Bestandtheile sind scharfes Harz, und zwar: Hartharz (Rbodco-retin oder Jalapin, 7,8 PrOO.), und Weichharz (3,2 Proc), in Verbindung
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1 Phai'inacopoca vclcrinaria. p. 38.
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Ipeoaonanba, Jalapenwurzel.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;281
mit Gummi, kratzendem KxiniciivstolT (17,9 Proc), mit Stärkemehl, Eiweiss, Farbestoff u. s. w. Das Hartharz, (lor wirksamste Bestandtheil, 1st in Alkohol leicht löslich, aber nicht in Aether and in Wasser; das Weichharz ist im Aether löslich.
Bei den fleischfressenden Thieren und .Schwomen bewirkt diese Wurzel, In hinreichender Gabo angewendet, starkes (drastisches) Purgiren, oft ohne üble Zulalle, oft aber auch mit blutigen Ausleerungen und mit Enteritis begleitet. Hei Pferden und Wiederkäuern verhält sich aber die Wirkung anders. Flormann1 sah von '/„ Un/.c (]5(inn.) Jalajienwurzel bei einem dreijährigen Pferde, und Vitet8 von 30 Grm, keine merkliche Wirkung; aber (iOGrm. gepulverte Jalape mit '1 Pfund Kleienwasser gemengt, erregten (nach Vitel) Flankenschlagen, Unruhe, Kolik, Zuckungen und den Tod. Heini Oeffnen fand sich der Magen sehr aufgetrieben und im Innern um den Pförtner entzündet. Ich habe Pferden 90—120 Qrm, der Wurzel gegeben, darauf Kolik, Verlust dos Appetits, gelindes Fieber, kein Purgiren, aber auch nicht den Tod erfolgen schon. Vihorg3 bemerkte bei einem siebenjährigen Wallach nach einer Gabe von 60 Grm. keine andere Wirkung, als dass der Drin gelblich wurde; allein bei dor am dritten Tage gemachten Oeffnung des getödteten Tbieres fanden sieb der .Magen und Dünndarm entzündet und mit wässeriger Feuchtigkeit angefüllt, aber der Dickdarm und die in ihm enthaltenen Eixcremente unverändert, — Derselbe sah auch von 180 Grm., und J. White4 sogar von '2ii) Grm. Jalape bei Pferden kein Purgiren entstehen. Bei dem Hornvieh soll aber, nach Viborg's Angabe, von 60 Gnn. Jalape mit 12t) Grm. Glaubersalz, - und bei Schafen (nach Daubenton's Versuchen6) von 20 Grm. blosser Jalape Purgiren erfolgen. Die Wirkung (rat bei den letzteren nach 8—9 .Stunden ein, und war so gelinde, dass sie. nichts dabei zu leiden schienen, und selbst den Appetit nicht verloren. Diese Beobachtungen stehen aber mit denen von Vitet und von Gilbert im Widerspruch ; Erstcrcr (a. a. ().) sah bei einem jungen Schafe von 30,0 Jalape, mit Milch und Salz eingegeben, durch 12 Stunden Auftreibung des Leibes, schnellen Puls und Hitze im Maule entstehen, aber den Mist weder feuchter werden noch häufiger abgehen, und bei Gilbert11 starb ein Schaf binnen 16 Stunden nach dem Kingeben von 60,0 Jalape mit 1 Pfd. Wasser. Purgiren war nicht erfolgt. Die Section zeigte heftige Entzündung des zweiton, dritten und vierten Magens.
sect;. 336.
Aus dem Vorstehenden ergiebt sieb: dass die Jalapenwurzel bei Pferden
und Wiederkäuern als Purgirmittel nicht anzuwenden ist. Seihst wenn sie
bei Wiederkäuern so wirkte, wie Viborg und Daubenton es angeben, so
würde doch der sehr hohe 1'rcis des Mittels den Gebrauch bei diesen Thieren
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1nbsp; nbsp;Viborg, Samml. Bd, 3. S. t82.
2nbsp; Vitot, Unterricht, laquo;d. 5. S. 140. 8 Dessen Samml. Bd. 4. S. 276.
4 Dessen Handbuch der Pferdearznelk. 2. Th. S. 269,
B Inden: Mémoiros de la Soc. Boyale d%Médecine, An, 1780 u, 1781. — Deutsch in den auserlesenen Deitrflgon /.ur Thierarzneik. Leipzig 1786. 1. Slüvk. S. 184.
f' Mémoires sur les eH'ets des Módic.uncns dans lesanhnaux rumintuis. In denAneal.
d'Agrlcnlti fran^, 1. Sér. Tome 3. p, 333.
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282nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Scharfe Mittel.
und ebenso bei Schweinen verbieten, Doch kann man sie bei Schweinen, Huiulen mul Katzen als ein kräftiges, drastisches AbfÜhrungsmiUel benutzen, wenn die ThJitigkcit des Verdauungskanals kräftig erregt, Eutlecmngen durdi den After befördert laquo;der Ableitungen bewirkt werden sollen, ss, B. gegen Leibesvorstopfung aus Schwäche und Trägheit des Dannkanals, gegen Verschloinuing desselben, gegen Würmer, gegen hartnäckige, auf Stockungen in der Pfortader beruhende G-elbsnoht und Wassersucht, gegen veraltete Hautkrankheiten und dergl,
Die Gabe ist für Schweine 8-24 Grm., für Katzen und Hunde 0,6— 4,0, Die Anwendung geschieht meistens in Pillen oder Pissen, welclio man aus dein Pulver der Wurzel mit der nöthigen Menge von Syrup, Honig oder Seife bereitet; auch kann das Pulver mit warmem Wasser den Thicrcn cin-geschüttot, oder, weniger zweckmässig, ihnen unter das Futter gemengt werden. — Zuweilen verbindet man die Jalape mit der Aloë, mit der Rhabarber, dom Kalomel und anderen Purgirmitteln.
Anmerkung. Als Prfiparato hat man 1) dus Julapcnharz (llcsma Jalapac); es wirkt wie die Jaliipemvurzcl , über sclmcller Hint zugleich viel heftiger den Verdauungskanal reizend ; von 2,0 (30 Gran) entstellt bei Hunden j,'0quot;'quot;'111''0'1 schon innerhalb 15
Minuten starkes Purglren, blutiger Durchfall, DartnentzfinduDg und der Tod. Man darf es duher nur mit grosster Vorsicht, und nur in Gaben von 0,06—0,3 (1 Gran bis laquo;u 6 Gran) bei Katzen und Ilumlcn gebrauchen. Am besten in Pillen mit Seile.
2)nbsp; Die tJalapen-Sci 1'e (Kapo Jalapimis), aus gleichen Theilen Jalapenliarz und reiner Seile durch Anllösen in Weingeist und Wiederahdainpfcn des letztem bereitet, ist ein wirksames Präparat, welches man wie die Jalapeuwurze! und in Gaben von 4 Gramm bei Schweinen und von 0,12—0,ß (2—10 Gran) bei Hunden und Katzen anwenden kann.
3)nbsp; Die Jal ap en-Tin ctu r ^?Vno/?(ra ,/laquo;Z(^mcgt; (o), entweder durch Digerircn der Wurzel (1 Theil) mit Weingeist (4—5 Theilo), oder durch Auflösen des Harzes im AVeiu-geist (1 Theil zu 8 Theilen) bereitet, ist wenig gebräuchlich; Thierarzt Sörcnsen hat sie bei Pferden zu 2,0—8,0 (Va—2 Drachmen) in die Venen gespritzt und hierdurch starkes Purgiren bewirkt. Hei Kühen trat aber selbst nach dem Einspritzen so grosser Gaben, dass die Thiere taumlig wurden, kein Abführen ein. Viborg hat diese Einspritzungen bei Pferden gegen Anhäufung des Kothes im Grimm- und Blinddarni vergeblich angewendet, dabei aber gefunden: dass 30 Gran (2,0) von der aus dem Jalapenliarz bereiteten Tinctur ein Pferd tödtan (Vcter. Selskab. Skrift. 3. Deel. p. 505). (Die Wurzel grob pnlv, 30,0 = 8 Sgr. 8 Pfg., fein pulv. 1,0 = 5 Pfg. — Das Harz 1,25 — 5 Sgr. — Jalapen-Seife 1 Gramm = 2 Sgr. 4 Pfg.)
11) Meenwlebel, Ihdbus s. Radix Scillae s. Sipdllae.
Die inneren Sclmppon der zwiebelartigen Wurzel von Scilla maritima L. oder
Urginea Scilla, 6. Kl. 1. Ordn., Farn, der Asphodcleen,
oinlieimiscb an den sandigen Ufern des inittelliindischen Meeres, auch des Oceans
in Spanien und Frankreich.
sect;. laquo;37.
Die Zwiebel besitzt im frischen Zustande einen scharfen Geruch und oben solchen Geschmack, beide Eigenschaften gehen bei dein Trocknen grösstentheils verloren.
Ihre wirksanisteiL Bestandtlieile sind (neben Gummi, Gerbstoff und dgl.) zwei, in chemischer Hinsicht noch nicht fest bestimmte Stoffe, das Scillitin und das Sen lie'in, welche beide nicht medicinisch benutzt worden'.
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J Das Scillitin und das Scullcin sind von Tabourin an Thieren vorsucht worden, namentlich durch Infusion in die Blutadern, wobei sich herausstellte, dass beide Substanzen
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Jiilimcinvur/.el, Meerzwiebel. Herbstzeitlose.
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In massigen Gaben wirkt die Meerzwiebel bei allen Thiercn als ein kräftiges Beizmittel speciilaob auf die Sohlelmliant der Respirati'onsorgane iirid auf'die Nieren, und vormehrt in diesen Organen die Absonderung snlir bedeutend , besonders aber die ürinsecretion, Massif;' grosse Gaben ('/i—-Gramm) bringen bei Sohwoinen, Hunden und Katzen Erbrechen, Diuresis, zuweilen auch Purgiren hervor. In zu grossen Gaben (45 Gramm, Orfila) verursacht die Wurzel Oonvulsionen, Betäubung, und zuweilen in kurzer Zelt den Tod, und wenn dieser nicht sehr schnell erfolgt, entstellt, auch Entzündung der Darmschleimhaut und der Nieren, —• Pferde und Rinder ertrugen das Mittel in Gabon bis zu .'gt;lt;• Gramm; sie urinirten hiernach sclir reichlich während 21 Stunden. Zwei Pferde starben nach Gaben von fio Gramm am vierten Tage, — wogegen ein anderes 90 Gramm ohne tödtliclio Folgen ertrug.
Ehemals wurde die Meerzwiebel häufig, tbcils als ein Schleim auflösendes und den Auswurf beförderndes Brustmittel, tbeils auch als nrintreibendes Mittel angewendet; jetzt wird sie, wohl mit Unrecht, sehr wenig, etwa nur iKicb bei kleinen Thieren benutzt. Sie kann in ersterer Hinsicht bei Lungenentzündung, Bronchitis und Katarrhen, überall jedoch nur im Stadium der schon eingetretenen reichlichen Absonderung, und in anderer Hinsicht bei fast, allen Wassersüchten angewendet werden.
Die, Gabe ist für Pferde und Kinder 8—12 Gramm, für Schafe und Schweine l/2—2 Gramm, für Katzen und llurido 6—30 Gentigramm. Man wendet sie in Zwischenzeiten von 6—8 Stunden, in Latwergen- oder Pillenform an, und setzt ihr als Brastmittel Salmiak, Spicssglanz, Brechweinstein, Alant und dergl., — als nrintreibendes Mittel aber Weinstein, Essig, Waoh-holderbeeren und andere Mittel zu.
Die von der Meerzwiebel in den Apotheken bereiteten Präparate, wie dor Meerzwiebelhonig, Meorzwiebolessig, Meerzwiebelsauerhonig u. s. w. werden kaum benutzt. Dclafoud sali von der Einreibung des Meerzwicbclessifj's um das kranke Auge bei Mondblindheit guten Erfolg. (Bulbus Scülae zerschnitten 30 Gramm 1 Sgr. l Pfg., fein pulv. 2 Sgr.)
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12) Die Sinnen umi die Wurzol der Derbstzeitlose, Semen et Bullmss. Radix,
OoloMoi aHfumnatis.
Von der Pflanze desselben Namens, 6. Kl, 8, Ordn., Farn, der Oolchlcaoeae. Auf feuchten Wiesen fnst in ganz Europa.
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Beide Tlicilo dieser Pflanze enthalten als wirksamsten Bestaudtheil ein Alkaloid, das Colchicin, ansserdem eine flüchtige Säure, fette Substanz, Gummi u. s. w. — Das Colchicin ist, krystallinisch, von bitterm und scharf kratzendem Geschmack, ohne Geruch, im Wasser ziemlich leicht, in Alkohol sehr leicht löslich, bildet mit Säuren leicht audöslidie Salze. Die Wirkungen des Colchicins sind noch nicht gehörig erforscht; sie sind der Art nach mit
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sehr heftige Wirkungen erzeugen und das letztere eine aehnfaoh siSrkere Wlrlceambeit liosii/.t als das erstere, wie auch, dase beide In ttbnlloher Weise aber viel heftiger wirken
als die Meerzwiebel selbst, .louni. de Medoc, voter, publië il I'icole de Lj'on. 1861. p. 6, 16J, •112.
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Sohavfe Mittel.
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denen der Wurzel und Samen (und der ganzen Pflanze) übereinstimmend und schon von ganz kleinen Gaben solir heftig.
Samen und Wurzel der Zeitlose haben im Wesentlichen gleiche Wirksamkeit. Letztere äussert sich nach rnttSBigen Gaben des Mittels durch Kei-zung des Verdamngskanals und der Leber, durch speeifischo und starke Reizung der Nieren, sowie auch einigermaassen des Gehirns, und durch licr-abstimmang der Herzthtttigkeit, Die Wirkung auf den Verdauungsapparat äussort sich bei Thioren, welclio sich erbrechen können, durch Ekel, Erbrechen und oft ancli durch Purgiren; bei Pferden und Kindern entsteht letzteres von massig grossen Gaben ebenfalls; sehr grosse Gaben erzengen bei allen Thieren reichliches .Speicheln aus dein Maule, Appetitlosigkeit (bei Wiederkäuern Aufhören der Rumination), Leibschmerzen, aussetzenden, langsamen Puls, Auftreibnng der Planken, Erbrechen, Diarrhöe mit blutigen, stinkenden Ausleerungen, Thränen der Augen, öfteres üriniren oder Drängen hierzu, Bluthanien, bei Kühen zuweilen blutige Milch, Krämpfe, Zuckungen, beständiges Aufziehen der Hiutorfüsse, schwankenden Gang und zuletzt Lähmung und den Tod.
In Gegenden, no die Pflanze zahlreich wächst, kommen Vergiftungen durch ihren Genuas (auch von den im Heu enthaltenen trockenen Blättern) oft vor.
Die Section zeigt bald mehr bald weniger Entzündung der Schleimhaut des Magens, des Darmkanals, der Nieren und der Harnblase, oft auch Ueberfüllung der Elutgefasse des Gehirns.
Die in incdicinischer Hinsicht wichtigste Wirkung des Colchicums ist die auf die Urinwerkzeuge; denn viele Beobachtungen und chemische Untersuchungen haben gezeigt, dass dasselbe nicht nur die Urinsecretion vermehrt, sondern auch qualitativ in der Art verändert, dass im Urin der Harnstoff um '/i—Vsi ild die Harnsäure um die Hälfte vermehrt wird.
Die Indicationen für die tbierarzneiliche Anwendung dieses Mittels sind noch nicht gehörig festgestellt. Im Allgemeinen dürfte es da passend sein, wo die Meerzwiebel nützlich ist, namentlich bei Wassersuchten, im Besonderen aber verdient es Beachtung bei acutem Rheumatismus und bei allen rheumatischen Entzündungen, weil es die Pulse an Zahl und Heftigkeit vermindert und die Harnkriso auffallend befördert. Ich habe mehrmals bei diesen KrankhoitszustHnden sowohl von der Wurzel wie auch von den Samen des Colchicums baldige Besserung gesehen, wenn zuerst durch Aderlass und Nitruni die Heftigkeit der Entzündung gebrochen war, aber der volle, schnelle Puls unverändert fortbestand. Murray, H. Bouley und Rena! haben das Mittel mit sehr gutem Erfolg gegen periodische und andere heftige Augenentzündungen angewendet1. — Ausserdcm ist dasselbe bei Tympanites sehr wirksam befunden worden.
Die Gabe von der gepulverten Wurzel oder den Samen ist für Pferde und Rinder 4—H Gramm, für Schafe und Schweine 6 Gentigramm bis 1,26, für Hunde und Katzen 6—DO Gentigramm in Latwergen oder Infusum, letzteres mit der sechszig- bis hundertfachen Menge kochenden Wassers, — für sich allein oder auch in Verbindung mit Nitrum, Brechweinstein, Eliedor-blumen, Stlssholz und dcrgl.
1 Rceueildc Méd. vötór. 1850. p. 760, 962, 953.
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Herbstzeitlose, Sobwai'ze Nieswurz.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;285
Von den Präparaten ist die aus den Bamen mit rectifioirtem Weingeist (1 Theil und G 'J'lieilej dineli dveiliigiges Digeriren bei .'J()quot;K. bereitete 2'inc, sein. Colohici axa gebräuohliobsten und wird besonders bei der Tympanites der Wiederkäuer angewendet, Die Qabe von ihr ist fast homöopathiscb klein: für Pferde 6—25 Tropfen, für ^eliaf'e und Schweine 5—10 Tropfen, für Hunde 2—10 Tropfen. — \quot;uniiii rmliv. oder semin. Colchici ist theurer und deshalb nicht gebräuchlich. (Die Wurzel zerschnitten 30 Gramm 1 Sgr. Ü Pfg.; Sainen 30 Gramm 1 Sgr. 2 Pfg.; Tinotur atraquo; Gramm 'I Sgr. 2 Pfg.; \'in. CulcMc. 80 Gramm 0 Sgr.)
13) Scliwai'üi' Nieswurz, Cbrlsivurz, Hhhoma s. Badiai lleliehori niyri s. Melampodii.
Frtthar die Wurzel von Helleboms quot;igor, jetzt (nacli Vorschrift der Pbarmaoop. Boruss.)
von Jlöllcb. viridis L*, 13. Kl. rgt;. Orttu., Farn, der Kanunculaeeen. ^u schattigen Stellen den' höheren Gebirge In Uoulselilaud, der hehweiz, Steiermark u. s. w.
sect;, 339.
Von beiden Pflanzen sind die Wurzeln mehrköpfige Wurzelstöcke
(Rhizome) mit Aesten und mit einer Menge dünner Wurzelfasern, in denen eine grössere Wirksamkeit besteht, als in den mehr holzigen .Stöcken. Die Farbe ist äusserlicb schwarzbraun, im Innern weiss oder schmutzig weiss. Eine Querdurobschnittfläcbe des Wurzelstocks zeigt bei //. viricUs ;i—*1 in einem Kreise stehende dunkle Flecke, bei J/. niger sind deren 6—-7 vor-luiuden. Die Wurzeln riechen nur im irischen Zustande widrig, getrocknet sind sie fast ohne Geruch; der Geschmack ist von 11. viridis iiiten.üv bitter, von JL niger etwas weniger bitter.
Die Bestandtbeile in beiden Wurzeln sind: ein scharfes Harz, eine eigenthiiinlicho scharfe Pflanzonsäure (der Krotoiisnurc ähnlich), ein scharfes, fettes und ein flüchtiges Oel, ein bitterer Stoff', Wachs, Schleim, Eiweiss, Salze und zwei sogenannte Glycosidc, Uelleboriu und Ilel leboracrin, welche man als die eigentlich wirksamen Stoffe betrachtet, dieselben aber bis jetzt nicht rein dargestellt hat. Die wirksamen Stoffe lösen sich im Wasser fast ebenso leicht in Weingeist und in Essig auf.
Die schwarze Nieswurz bringt (wenn sie echt und nicht zu sehr veraltet istj bei allen Thiercn und bei jeder Art der Anwendung sehr heftige und selbst in kleinen Gaben zuweilen tödtliclie Wirkungen hervor.
Auf die unverletzte Haut als Waschmittel im Decoct, oder mit Fett zur Salbe gemacht, angewendet, bewirkt sie starke Reizung, Entzündung, und bei Hunden und Katzen zuweilen auch Erbrechen. Ks ist aber zweifelhaft, ob letzteres entsteht, ohne dass die Thiere sich beleckt, haben.
Zwei Drachmen (8 Gramm) des Pulvers in eine Wunde am Schenkel eines starken Hundes gebracht, erregten nach G Minuten heftiges Erbrechen, nach 46 Minuten Schwindel, Angst, Lähmung des ELintertheiles, worauf in 21/ä Stunde der Tod eintrat. Ein kleiner Hund starb sogar von 0 Gran (ÖO Centigrannn) der Wurzel, welche ihm in eine Wunde gestreut waren (Orfila).
Die Wurzel in Substanz, nur zu 60 Centigrannn bis 1,26 (circa 10—20 Gran) in Wunden unter die Maut gebracht, verursachte binnen 2—10 Stunden eine ziemlich heftige Entzündung mit sehr starker Ergiessung einer serösen Flüssigkeit ins Zellgewebe, und daher mit grosser Geschwulst. Hunde, und
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Scharfe Mittel.
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bei grüner Fütterung .quot;ineli Wiederkttner, zeigten dabei zinveilen Erbrechen. Hliel) die Wurzel durch mehrere Tage liegen, so eutstand Absterbnng der Haut und des Zellgewebes, so dass von dem letztern ganze Stücke im verdickten und entarteten Zustande abgestossen wurden.
Innerlicli angewendet entstehen bei Pferden nach dem Eingeben von '/a Drachme bis 1 Unze {'2,0—;J0,0) der gepulverten Wurzel, in Zeit von 2-4 Stniuleii eine geringe Aeugstlichkeit, die sich mehr durch den Blick als durch Unruhe zu erkennen giobt; dann ungleiche, zuweilen etwas angestrengte Athemzüge, worauf nach 10—ib Stunden der Puls schneller und kleiner wird, und Purgiren erfolgt. Letzteres ist bei manchen Pferden nicht sehr, bei anderen aber ansserordentlioh heftig, durch 4, 8—12 Stunden anhaltend; zuweilen wird der Koth ganz dünnflüssig, selbst blutig und stets sehr stinkend ; später wird bei dem fortbestehenden Drängen blos etwas wässerige oder schleimige Flüssigkeit entleert. Hierzu finden sich oft Zuckungen an den Bauchmuskeln und am Halse, Zittern des Schwanzes und grosse Mattigkeit. Hie Thiere verlieren den Appetit, werden im weitem Verlaufe unruhig, werfen sich nieder, schlagen mit den Beinen; die Schleimhäute werden bleifarbig, kalt, der Puls unfühlbar, die Haut ganz kalt, und unter diesen Zufällen erfolgt gewöhnlich in 4(1—50 Stunden, selten später, der Tod. — Einzelne überstehen die Wirkung; bei anderen sah ich dieselbe schon von 8—1Ü Gramm mit dein Tode enden. — Von 60—!)() Gramm in einer Gabe treten die bezeichneten Zufälle mit grosser Heftigkeit ein; die Excremente werden jedesmal blutig; die Thiere geifern aus dem Maule, zeigen krampfhafte Zuaammenziehungen des Halses, wie Anstrengungen zum Erbrechen; sie harnen viel, und sterben fast ohne Ausnahme. — Bei dem Bindvieh erfolgt von ähnlichen Gaben ganz dieselbe Wirkung, und bei Schafen und Ziegen tritt dieselbe von 4—-12 Gramm in grösstcr Heftigkeit ein. — Schweine und Hunde erbrechen sich von 30 Centigramm bis 1 Gramm (5—16 Gran) der Wurzel ohne weitere üble Folgen, und ertragen sogar, wenn sie sich erbrechen können, das Mittel in der Gabe von 4—8 Gramm ohne Lebensgefahr; sie erleiden blos starkes Erbrechen und Purgiren, zuweilen mit Entleerung blutiger Excremente und mit gelinden Krampfzufällen; ist aber das Erbrechen durch irgend einen Umstand gehindert, und dadurch die längere Einwirkung der Wurzel auf den Verdauungskaual bedingt, so ent-•stehen ausseiquot; der heftigen Anstrengung zum Erbrechen noch grosso Angst, Krämpfe, Schwindel, Lähmung, und in 30—48 Stunden der Tod. 16—30 Gramm der Wurzel im Decoct einem Hunde eingegeben, verursacht nach wenigen Minuten Erbrechen, Krämpfe am ganzen Körper, ruckweise eintretende Erstarrung und Unbewcglichkeit, abwechselnde Unterdrückung des Athmcns, der Herz- und Arterieubcwegung, Erbrecliung, Lähmung, und nach 20—30 Minuten den Tod.
Ein Infusiim von 1 Gramin (16 Gran) der Wurzel mit 8 Gramm heissen Wassers bereitet, einem Pferde in die Drosselvene gespritzt, brachte fast augenblicklich beschwerliches, krampfhaftes Atbmen, heftiges Zittern am ganzen Körper, Drängen zur Kotheutlcerung, Krämpfe im Schlünde, Anstrengung zum Erbrechen, Schäumen und Geifern aus dein Maule und grosso Mattigkeit hervor. Diese Zufälle dauerten über 3 Stunden, worauf'das Thier wieder ganz munter wurde. — Ein Jnf'usum von 4 Gramm der Wurzel mit :50 Gramm Wasser bereitet und in die Vene gespritzt, tödlele ein starkes Pferd
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Schwarze Nloawurz.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 287
unter heftigen Krätnpfen binnen 10 Minuten. — BcÄ einer gesunden Kuli or-i'olgtc nach der Einspritzung des vierten Tlieils dieses Aufgusses Zittern, krampfhaftes Zucken der Muskeln am Halse, an der Brust und am Bauche, Jiidpsen, und nach 4 Minuten wirkliches Erbrechen. Nach '2 Stunden war das Thier wieder im normalen Zustande.
Eine weingeistige Tiuctur in gleicher Stärke wie der Anf'guss bereitet, wirkte ganz wie dieser.
In den Cadavern der schnell gestorbenen Thierc, findet man die Lungen, das Herz, die Leber und das Gehirn mit schwarzem Blut überfüllt; wo aber der Tod langsanier eintrat, ist die Schleimhaut des Magens und des Darmkanals, vorzüglich des Dickdarms, an einzelnen Stollen entzündet und mit Blut unterlaufen; auch am Gekröse finden sich zuweilen Extravasate von Blut. Die Entzündung ist jedoch nicht immer so heftig oder so ausgebreitet, dass man sie allein als Ursache des Todes betrachten könnte. Man ist daher, sowie auch aus den Erscheinungen und aus dem Verlaufe der Wirkungen an den lebenden Tliieren genöthigt, die schwarze Nieswurzel nicht allein für ein scharf reizendes, sondern zugleich für ein narkotisches Mittel zu halten.
sect;. 340.
Die schwarze Nieswurz ist trotz ihrer heftigen Wirkung :'.eit alten Zeiten gegen Thierkrankhei'ten benutzt worden, und zwar innerlich und äusserlich.
Grosse Torpiditiit in den Baucheingeweiden, asthenische Stockungen in den Blutgofässen daselbst, davon entstandene Wassersüchten und ödema-töse Anschwellungen, Trägheit im Darmkanal und hierin beruhende Verstopfung; Koller und Schwindel, welche mit ähnlichen Zuständen der Ver-dauungseingeweide verbunden sind; Bräune der Schweine, Anhäufung von unverdaulichen Stoffen, von Schleim und von Würmern im Magen und Darmkanal, besonders bei Schweinen und Hunden — sind die vorzüglichsten Krankheiten, gegen welche man don innern Gebrauch dieser Wurzel empfohlen hat. Derselbe darf jedoch stets nur mit gross ter Vorsicht in massigen oder in kleinen Gaben, und mit Berücksichtigung der im sect;. 811 angedeuteten Gegenanzeigon geschoben.
In kleinen Gaben, nämlich für Pferde und Kinder von 1-—2 Gramm, für Schafe und Ziegen von 30—60 Contigramm (5—10 Gran), für Schweine von 12—30 Contigramm (2—6 Gran), für Hunde von 3—30 Centigramm (1/s,— 5 Gran) und in Zwischenzeiten von 12 Stunden angewendet, wird das Mittel zur kräftigen Erregung der Nervcnthätigkcit in den Baucheinge-weiden, zur Beförderung der Absonderung und der Besorption, zur Auflösung von Stockungen, zur Erregung des Appetits und einer bessern Verdauung, — in grosseren Gaben aber als Brech- und Purgirmittel angewendet. Eür letztere Zwecke sollte man für Pferde und Rindvieh 4—ti Gramm (1—D/g Drachme), für Schafe und Schweine 1—2 Gramm (20—30 Gran), und für Hunde 12^—GO Centigramm (2—10 Gran) nicht überschreiten, um keine zu heftigen Zufälle zu erregen, die man zwar nicht so leicht bei Schweinen und Hunden, desto mehr aber bei Pferden und Wiederkäuern von grossen Gaben zu fürchten hat. Die Wiederholung darf deshalb erst nach 24 Stunden Statt finden.
Die Anwendung kann in Pulver, in Pillen, Latwergen und in flüssiger Form geschehen. Zu letzterer dient ein Aufguss mit heissoni Wasser (15
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Schürfe Mittel
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Onunm zu J Pfund), oder (besondersbei Hunden und Schweinen) diegepulr. Wurzel bios in Milch) Wasser oder Kleientrank gerührt. Nur uls Brechmittel giobt man die Nieswurz ziiwcilon in Pulverform (doch nicht bei Schweinen) i'ür sich allein; als Purgirmittel verbindet man sie mit Aloë und selbst mit Balzen, und für die übrigen Zwecke mit bitteren, aromatischen und anderen passenden Mitteln.
Qegen die zu heftige Wirkung von grossen Gaben der Nieswurz gab ich bei einigen Pferden das essigsaure Blei mit sehr gutem Erfolge.
sect;#9632; 341. Aeasserlich benutzt, man diese Wurzel:
a.nbsp; nbsp;inn in künstlichen Geschwüren eine starke Heizung, grosse Geschwulst und reichliche Ergicssung von Säften schnell zu erzeugen. Sie übertrifft in dieser Wirkung fast alle anderen Reizmittel , und wird daher bei grosser Schwäche oder bei einem hohen Grade von Torpidität, besonders bei dem iiindvieh, mit ganz vorzüglichem Erfolge angewendet. Die ludicationon hierzu sind die gewöhnlichen (sect;. 309, o), Alan legt entweder einige Wurzel-fasem (circa l'/jj Gramm oder 25—gt;'5Ü Gran) in eine kleine Wunde unter die Haut (das sogenannte Nieswurz-oder Christw urzstoeken) und erzeugt somit eine Fontanelle, — oder man nähet die Wurzel nuf ein Band und applich't dasselbe wie ein gewöhnliches Haarseil. Man sollte jedoch die Wurzel nicht über 2 Tage unter der Haut lassen (sect;. 339). — Die frische Nieswurz wirkt hierbei viel schneller als die getrocknete, und man pflegt deshalb die letztere vor der Anwendung durch etwa 1/4 Stunde in Wasser einzuweichen. l)as ehemals gebräuchliche Einweichen der Wurzel in Essig ist uuzweckniässig, weil der letztere die wirksamen Bostandtbeile auszieht. — Den Schweinen pflegte man früher ein Stückchen Wurzelfaser in ein in die Ohrmuschel gemachtes Loch zu stecken (das sogenannte Nieswurz-sto cken).
b.nbsp; nbsp;Als Heilmittel der Bände, und zum Todten der Läuse. Für diese Zwecke wird die Wurzel sowohl im Decoct mit Wasser oder Essig (:J0,Ü zu 1 Pfund Colatur), wie auch in .Salben (aus 8 Gramm der gepulverten Wurzel und 'iO Gramm Ectt, Butter oder grüner Seife, zuweilen auch mit Zink oder Capnun sulphuric. [8 GrammJ vorstärkt, zusammengesetzt) mit gutem Erfolge jeden zweiten, dritten Tag einmal angewendet.
Zu I njectioiien in die Blutadern ist bisher die schwarze Nieswurz ausseist selten benutzt worden; ich habe sie bei dunnnkollerigen Pferden mehrfältig, und zum Theil mit grossem Nutzen gebraucht, und glaube daher, dass sie auf' diese Weise und gegen dieselben Krankheiten wie die weisse Nieswurz (siehe die folgenden sect;sect;.) angewendet werden könnte. Doch ist letztere milder und deshalb brauchbarer.
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An in erkaiig. Di*! Wurzeln der übrigen Nloswurzarten, namentliob von der sti n-kenden Nieswurz fHellehorus fortidvsj, besitzen ähnliche Kräfte wie die schwarze Nieswurz. Von allen sind die liliitter den Tliicrcn sehr SohKdHch, nml lieiin reichlichen Gemiss selbst ludllich. (Candel, im Ropert, f. Thierheilb. 184.'). S. 115.,1
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Wüiaae Nieswurz.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 289
14) Weisse NitsKun, welsser Qerillcr, Bhitomaa, Uadix Veratrialbii. HelleborialM.
Der Wnraelstook von Veratrum alban 1-.., o. ld. 3. ürdn., Pam, der Cololiicaceeu De Candolle oder der tlolanthaoeen Brown.
Auf'Alpcnwiesen in Oosterroicli, Tyrol, Si'hlpsien, der Scliwei/,.
sect;#9632; 842.
Die umgekehrt kegelförmige Wurzel ist ausaerlich schwach geringelt, mit Narben von den abgesclniittenen Wurzelfasern versehen, schwärzlich oder graubraun, innen weisslich, an*' Durcliselmittsfläclien viele dunkle Punkte zeigend.
Die wichtigsten Bestandtheile sind: ein Alkaloid, das Veratrin (Vera-trium), welches mit Callussäure verbunden ist, ferner Gummi, Extractivstoff, eine fette Materie und etwas Stärkemehl; Das Veratrin, der hauptsächlich wirksame Bcstandtheil, ist ein weisses, geruchloses Pulver, schineckt brennend scharf, reagirt alkalisch, löst sich in Weingeist leicht, in Aether und Wasser schwer, erzeugt mit Säuren neutrale Salze.
Ein Atom von ihm in die Nase gebracht erzeugt ein heftiges Niesen, — auf die Haut als Auflösung oder Salbe applicirt, macht es heftiges, brennendes Jucken und Schmerz, und diese Zufälle treten von Zeit zu Zeit viel heftiger, gleichsam in electrischen Schlägen hervor. — Bei subeutanen Injectionen ertrugen1 Pferde und Kinder 10—15 Centigramm, Hunde '.V 1 Zentigramm in Lösungen von 1: 60. Ein einjähriger Bulle starb von '2rgt; Centigramm hinneu 8 Stunden, ohne andere Symptome als Erbrechen geäussert zu haben. Die örtliche Einwirkung war beuuruliigend , schmerzhaft, selbst localen Schweissausbmch bedingend, aber stets nur eine leichte entzündliche Reizung und niemals Eiterung veranlassend. — Innerlich gegeben verursacht es bei Hunden in Gaben von '/s -'/#9632;i ^llu' Erbrechen, Diarrhöe, aussetzenden Puls, — in grosseren Gaben Tetanus und den Tod. Dieselben Wirkungen entstehen nach Infusionen sehr kleiner Gaben dieses Stoffes in die Venen.
Die Wirkungen der weissen Nieswurz sind denen der schwarzen Nies-wurz ähnlich, aber darin von ihnen verschieden, dass die weisse Nieswurz a) bei innerlicher Anwendung in massigen Gaben nicht so leicht, und selbst in grossen Gaben nicht heftige Entzündung erregt; lgt;) dass sie dagegen bei jeder Art der Anwendung das Nervensystem, und vorzüglich den grossen sympathischen und den Lungen-Magennerv schneller und heftiger affioirt, und c; dass sie im hohen .Grade brechonerregend, höchst selten aber bei innerlicher Anwendung pnrgirend wirkt.
Pferden gab ich versuchsweise 4 Gramm bis 16 Gramm der gcjmlverten weissen Nieswurz, mit Mehl und Wasser zur Pille gemacht, und sah darauf in mehreren Fällen blos etwas Geifern ans dem Maule, nach 2-15 Stunden Vferlust des Appetits, ganz geringe Zuckungen an den Halsmuskeln in der Nähe des Schlundes, zuerst eine Vermehrung der Pulse um 4—C in jeder Minute, und etwas angestrengteres Athinen, späterhin aber in der Kegel eine Verminderung der Pulse entstehen. Bei fortgesetzter Anwendung fand sich hierzu auch häufigeres Uriniren. - Nach 30 Gramm des Mittels auf dieselbe Weise, angewendet, traten dieselben Zufälle ein, verschwanden aber nach
1 NikIi Gorlaoh, l.ulirlmeli der allgemeinen Therapie der ITaustliiere. 2. umge-arbeltete Aullage, S, 280,
llr.KTwiu, Aiv.iiüiiMiiiiilluliro. 5, Auflage,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ID
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10—15 Stunden wieder gänzlich. — J. White (a. a. 0. S. UGO) sah von '/j, Unze (15,0) bei einem Pferde gar keine Wirkung, und von 80,0 Gramm etwas üebelbefinden und starken Speiohelfluss entstellen. Viborg (Samml. Bd. V. S. 25a) hat bei mehreren Versuchen gefunden, dass mau Pferden 2 Loth (30,0) Nieswurz eingeben katm, ohne dass sie die geringsten Zutallc danach zeigen. — Waldinger (über Nahrung und Heilmittel der Pferde, 8. 221) sagt: dass sie selbst zu i Loth gegeben, das Pferd nicht, purgirt, sondern blos Kolikschmerzeu erregt, die aber nach 3—4 Stunden wieder verschwinden, und dass das Thier viel speichelt, sich zum Erbrechen anstrengt, sein Mist fester und kleiner geballt wird. — Fast allen anderen Peobachtnngen entgegen ist die von Kysz (Arzneimittellehre, S. 108), welcher von 1 Unze (30,0) bei einem Pferde nach '/g Stunde Kolik, Zeichen von Darmentzündung, starkes Speicheln, öfteres Misten mit heftigem Drängen, und nach 8 Stunden den Tod erfolgen sah. Die Section zeigte heftige Darmentzündung. — Bei Kühen bemerkte ich von 8 —15 Gramm der Wurzel fast gar keine Wirkung, von 20—80 Gramm aber ähnliche Zufälle, wie von derselben Gabe bei Pferden; anssordem wurden die Thiere noch traurig, zeigten Schmerz im Hinterleibe und ihr Koth bekam eine weit blassere Farbe. Diese Zufälle dauerten 48 Stunden, gingen aber dann wieder in vollkommene Gesundheit über. E. Viborg (a. a. 0. 254) sah nach 8 Gramm bei einer Kuh nicht die geringste Wirkung. Nach 12 Gramm am ersten Tage ebenso, nur der Mist schien etwas härter zu sein; am folgenden Tage der Appetit zu Putter und Getränk vermindert, Harnentleerung oft, aber in kleiner Menge. — 16 Gramm, welche ihr jetzt gegeben wurden, hatten dieselben Wirkungen und einen kleinen Puls zur Folge. — [then sah bei einer Kuh, welche eine Abkochung von lli Pfund weisser Nieswurz in 1 Maass Wasser erhalten hatte, Kolikschmorzon, Kecken, unruhiges, ängstliches Geberden, wie bei Käserei, entstehen. Das Thier genas bei einer Behandlung mit Schleim, Oel und Milch. — In der Thierarzneisehule zu Lyon gab man einer Kuh ii Unzen (90,0) auf einmal; es entstanden davon zwar beschwerliche Zufälle, jedoch kein Purgiren; aber durch die enorme Gabe von 0 Unzen (18(1,0) wurden bei derselben Kuli Erbrechen, mit wirklichem Aus-stossen von Futter, Durchfall mit Entleerung einer schwarzen, stinkenden Materie, und nach 8 Tagen der Tod herbeigeführt. Bei der Section fand sich heftige Entzündung des vierten Magens und der Därme'.
Bei Schafen und Ziegen sah ich von 1,26—4,0 der pulverisirten Wurzel, mit Wasser (60,0) eingegeben, öfteres Aufstossen, Schäumen und Speicheln, — in einem Falle auch Aufblähung erfolgen. Diese Zufälle gingen nach 10—15 Stunden wieder vorüber. 8—15 Gramm bewirkten zuerst dieselben Zufälle, aber nach 2 Stunden starkes Würgen, Erbrechen mit Auswurf von Futter, und späterhin auch Abgang von weichem Koth.
Schweine erbrechen sich von 5—15 Gran (30 Centigrainm bis 1,0) der Wurzel ziemlich stark, werden aber doch zuweilen davon so angegriffen, class sie danach eine kurze Zeit wie todt liegen bleiben; indessen erholen sie sich bald wieder; bei Hunden und Katzen tritt das Erbrechen schon von '/a—1 Gran (8—6 Centigramm) ein. Grösserc Gaben von 4—8 Gramm greifen zwar die Thiere sehr heftig an, verursachen aber selten Lebensgefahr, wenn
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1 Compte rondu des travaux de l'École vétór. de Ijycn, annce 1817. 1'agricult. fnuic;. Tonic I^XX. p, 2G2.
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Weisse Nieswurz.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;291
nur das Erbrochen frei und bald Statt limiet; ist dies aber nicht der Fall, so sterben sie oft schon von 10 (Iran und nach 0—12 Stunden unter heftigen Anstrengungen zum Erbrechen, unter Krämpfen und Lähmung. Dass schon 5—10 Grau (30—GO Centigrunnn) selbst für grosse Hunde tödtlich seien, wie Waldinger angegeben hat (Abhandlung über die Krankheiten der Hunde, S. '26), habe ich bei einer Menge von Versuchen niemals gesehen, wenn nicht das Erbrechen durch Zubinden des Schlundes verhindert war. Dagegen kann ich seine Angabe bestätigen: dass ein Auf'guss von */s Drachme (2,0) Nieswurz und i1/^ Unze ('15,0) siedenden Wassers bereitet, nach dem Erkalten einem Hunde in den Mastdarm gespritzt, binnen wenigen Minuten Angst, heftiges Erbrechen, dann Purgiren mit Entleerung blutiger lOxcrementc, und grosse Mattigkeit für mehrere Stunden verursachen kann.
Injectionen von '/a Drachme bis '/^ Unze (2,0 15,0) Tinotur der weissen Nieswurz (oder eben so von einem Decoct) in die Hrosselveno eines Pferdes verursachen (nach Viborg's zuerst hierüber angestellten ' und von mir vielfältig wiederholten Versuchen) oft augenblicklich, zuweilen erst nach Verlauf von 2—3 Minuten schnelleres und beschwerliches Athmen; bisweilen stockt dasselbe periodisch auf einige Augenblicke; der l'uls wird klein, oft unrogelniässig und schnell, letzteres jedoch gewöhnlich nicht im Verhältniss zum Athmen; nach 2—7 Minuten entleert das Pferd Mist, oft mehrmals nach einander und später noch wiederholt; es sieht sich ängstlich nach dem Leibe um, scharrt mit den Fitssen, zittert und legt sich zuweilen auch nieder; es erfolgen Zufälle des Erbrechens, krampfhafte Zusammenziehungen des Schlundes, der Hals- und Bauchmuskeln, zuweilen verbunden mit Bttlpsen oder mit lautem Quieken oder Schluchzen; ebenso Kauen, starkes Speicheln, Auswurf von Schleim, und selbst von Futterstoffen; es findet sich Schweiss, zuweilen von gelber Farbe und oft so heftig, dass er förmlich von den Thieren herab-Hiesst; bei manchen zeigt sich auch Thränenfluss und öfteres Uriniren, und alle stehen während der Wirkung traurig und mit herabgesenktom Kopfe. — Die Stärke dieser Zufälle ist nach der individuellen Einpiindlichkeit der betreffenden Thiere sehr verschieden, und die Dauer ist von 1J2 Stunde bis 12 Stunden ausgedehnt.
Nach Injectionen von 30 Gramm Nioswurz-Tinctur erfolgt sogleich Schwindel, Niederstürzen, sehr beschwerliches, schnelles Athmen mit krampfhaftem Oeffnen und Vcrschliessen des Maules,.Convulsionen und nach einigen Minuten der Tod. Hei einem Pferde trat der letztere schon nach der Injection einer halben Unze der Tinctur ein.
Bei Kühen ist die Wirkung von der Einspritzung kleiner Gaben im Wesentlichen wie bei Pferden; aber von massig grossen Gaben sah ich, wie auch schon E. Viborg, aussei' den übrigen Erscheinungen fast jedesmal wirkliches Erbrechen eintreten, besonders wenn die Thiere grünes Futter erhielten. — Hunde starben von der Injection sehr kleiner Quantitäten (von 15—20 Tropfen) der Tinctur sehr schnell.
Bringt man einem Pferde ein Stück Nieswurz, etwa 1 Quadratzoll gross und 1/4 Zoll dick, in eine Wunde oder in das Zellgewebe unter die Haut, so entsteht in den meisten Fällen bald darauf Zittern der Muskeln, zuerst um die Luftröhre, später am ganzem Körper; nach 1—2 Stunden erfolgt angestrengtes unregelmässigcs Athmen, Würgen, Neigung zuni Erbrechen, Spei-
1 V i b org, Sammlangi Bd, 3. S. vS u. f,
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cliolu aus dem Maule, Poltern im Leibe, Entleerung von Koth und Urin. An der Wunde bildet sicli binnen woniger Stunden Geselnvulst, die beim Druck knistert und am ersten und zweiten Tage eine scliäumeiule, seröse Flüssigkeit , und hierauf Eiter aussickert. Bei Grünfutter ist auch hier die Wirkung stets viel heftiger als bei trockenem Futter.
F/as Waschen mit einer Abkochung von 8 Gramm der Wurzel mit 2 Pfund Wasser, verursachte bei Hunden und Katzen sehr häutig Angst, schnelles Athmcn, Geifern aus dorn Maule, Erbrechen ; letzteres trat zuweilen fünf- bis zehnmal in einer Stunde ein. Diese Zufälle treten besonders dann heftig ein, wenn die Thicre sich lecken; sie dauern 1—5 Stunden und sind bei wiederholter Waschung geringer als bei der ersten. — Bei einem Schafe bemerkte man von dem Waschen mit einem etwas schwächereu Decoct keine Spur einer Wirkung, und ebenso war es hei Pferden nach der Anwendung einer sehr coucentrirten Abkochung. Aber die Haut wird durch solche Waschungen bei allen Thieren sehr gereizt und selbst entzündet.
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sect;. 343.
Als Heilmittel benutzt man die weisso Nieswurz:
(7. Innerlich 1) als Emeticuin bei Thieren, welche sich erbrechen können, und sie verdient als solches in den meisten Fällen den Vorzug vor anderen, da sie kräftiger wirkt und wohlfeiler ist als Ipecacuanha und Brechweinstein, und da sie nicht, wie die Gratiola, Purgiren erregt. — Sie ist augezeigt in allen Fällen, wo Brechmittel überhaupt nöthig sind; vorzüglich aber bei im Magen befindlichen unverdaulichen oder giftigen Stoffen, bei Verschleinuing, sowohl im Magen wie in der Bachenhöhle und in der Luftröhre, bei linver-daulichkeit und zu geringem Appetit, bei gastrischem, katarrhalischem Fieber, bei der Staupe der Hunde, bei der krankhaften Dickleibigkeit der Schweine, wenn der Appetit mangelt, bei der Bräune dieser Thiere, bei unregel-mässigem Ausbruch der Pocken und dcrgl. Gegen die Bräune der Schweine wird die weisse Nieswurz von Vielen als ein Specificum betrachtet, und sowohl zur Verhütung wie auch zur Heilung angewendet. Ebenso als Pro-phylacticum gegen Anthrax-Pnewmouio. Sie leistet auch wirklich für beide Zwecke viel, wenn sie früh genug, d. h. vor der völligen Ausbildung der Entzündung gegeben wird. Den grösston Nutzen sah ich von ihr beim Beginnen der Anthrax-Bräune und der rheumatischen Halsentzündung.
Die Gabe als Brechmittel ist, für Katzen und Hunde 1/2—2 Grau (3—12 Centigramm), für Schweine ö—16 Gran (30 Centigramm bis 1 Gramm). Die Anwendung geschieht als Pulver, als Lecksaft, oder in flüssiger Form, mehrentheils für sich allein, zuweilen auch mit Zusatz von Brcchweinstein. Giebt man sie als Pulver, so ist es (besonders bei den kleinen Gaben für Katzen und Hunde) zwecknüissig, etwas Zucker, als ein leicht auflösliches Vehikel, zuzusetzen; z. B. gepulv. weisse Nieswurz 1-—2 Gran (0,0G^—0,12) pulverisirten Zucker 20 Gran (1,25), gut zusanunongerieben und hiervon die Hälfte auf einmal gegeben; erfolgt hinnen '/^ Stunde kein Erbrechen, so wendet man die zweite Portion an, worauf gewöhnlich die Wirkung bald eintritt. Zum Eingeben tupft man das Pulver auf einen feuchten Finger und streicht es ins Maul, Den Lecksaft bereitet man mit etwa 8 Gramm Honig oder Syrup. In die flüssige Ferm bringt man das Pulver mit etwas Wasser oder Milch (für Schweine auch in Buttermilch oder saurer Milch)
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ihircli bloBBes Zusaramenrtihron. Ein solohes Gemenge kann zuweilen unter Umständen den Thleren zum eigenen Genuslaquo; llberlassen werden, #9632;/,. B. bei der prophylaktischen Behandlung einer grossen Anzahl von Schweinen,
welche noch grosso Fresslust haben, und bei denen durch Verzug keine Gefahr entsteht. Doch muss man stets darauf sehen, dass jedes Thier seine Portion allein und ganz bekommt. 3) Als ein, die, Eäuflgkeit der Herzbewegungen beschränkendes Mittel. Einige englische Thierärzte haben sie mit gutem Erfolge bei asthenisohen Entzündungen, welche andauernd mit grosser Frequenz der Pulse begleitet sind, zur Minderung derselben angewendet (wie es gewöhnlich für diesen Zweck mit dor Digitalis geschieht). 3) Heim Rindvieh hat Kreis-Thierarzt 1'ehrs sie In hartnäckigen Fällen dor chronischen IJnverdaulichkeit mit fast augenblicklich gutem Erfolg angewendet! er gab 5 Gramm mit 180,0 heissen Wassers auf einmal. Es trat hiernach Geifern, und nach 1 .Stunde Erbrechen mit sehr reichlicher Ausleerung von Holzstengeln und dergl. ein, begleitet mit Zittern, Mattigkeit, kaltem Schweiss und sehr unregoimässig aussetzendem Pulse, und dann Genesung (Magazin für Thierheilkunde, Jahrgang VI. 8, 73). Kreis-Thierarzt Seh rad or hat bei dieser Krankheit denselben Erfolg gesehen, jedoch 16,0 der Wurzel in 2 Gaben gethcilt, in Zwischenzeit von 2 Stunden gegeben. Ebenso Kreis-Thierarzl Lindenberg, welcher jedoch pro dosi 45,0—00,0 von der Wurzel, täglich einmal, in einem aromatischen Infusum anwendete. Kreis-Thierarzt Bielefeld sah bei einer Kuh von 12 Gramm in 2 Gaben, von denen die zweite nach '/.j Stunde gereicht, Unruhquot;,, Angst und nach 28 Minuten Erbrechen entstehen. — In früherer Zeit Stand die Wurzel im Rufe eines Schutzmittels gegen die Binderpest und wurde den Thieren zu 2 Gramm mit einer Hand voll Kochsalz gemengt gegeben, — aber ohne Nutzen. Ganz in derselben Weise zu geben hat sie der Land-wirth Berlin als Heil- und Präservativmittel gegen die Lungenseuche des Rindviehes (in einer Schrift, Berlin 1846) empfohlen. Alan soll täglich einmal 16 Gramm Nieswurzelpulver mit ebenso viel Kochsalz, durch ;i Tage fortgesetzt, geben. Versuche, von Thicrärzten unternommen, zeigten zweifelhaften Erfolg. #9632;— Kuers empfahl die Wurzel als Beil- und Präservativmittel gegen den Blutschlag der Schafe, zu 60 Centigr. pro dosi zum innerlichen Gebrauch, wo das Mittel weniger heftig wirkt als dieselbe Quantität äusserlich applicirt (Kuers, Magazin von Beobachtungen u. s. w. 2. Jahrgang, 1. lieft).
h. Injectionen der Nieswurz-Tinctur in die Venen sind nützlich : bei allgemein abgestumpfter Sensibilität (Torpor), bei Unthätigkeit und Stockungen in den Verdauungseingeweiden, bei Unterdrückung der llautaus-dünstung und bei den chronischen Folgen hiervon, bei Rheumatismus und dergl. Man kann sie daher, nach Viborg's Empfehlung, bei Pferden gegen den Dummkoller, gegen chronische Appetitlosigkeit, chronischen Rheumatismus, veraltete rheumatische Lahmheit, rheumatischen Starrkrampf, gegen zurückgetretene (sogenannte wandernde) I )rusc, —-und hei Rindern gegen liehcr-lose Unverdaulichkeit, besonders wenn sie, von Körnerfutter entstanden ist, mit Nutzen gebrauchen. Grove1 heihe durch solche Einspritzungen von
' Rrfflhrungon und Boobaohtimgon übor (Ho Kranklioiton der Hauatlilovff. 1. Bändchen. Oldenburg isiraquo;. S. 117 u. t'.
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28 kollerigen Pferden 7 gänzlich, und 8 wurden gebessert; ich selbst habe sie in vielen Fällen mit dem besten Erfolge gegen Koller, gegen chronischen Rheumatismus und gegen die bezeichneten gastrischen Beschwerden angewendet, oft aber auch keinen heilsamen Erfolg davon gesehen. Man darf sie daher weder als ein unfehlbares Heilmittel betrachten, noch ganz ver werfen. Es scheint, dass sie bei dem Koller dann am meisten nützlich seien, wenn derselbe ursprünglich aus Fehlern der Verdauungseingeweide entstanden oder auch mit solchen Fehlern verbunden ist; wo aber organische Veränderungen im Gehirn bestehen, kann die Einspritzung der Nieswurz-Tinctur so wenig helfen, wie irgend ein anderes Mittel. Ueberhaupt muss man aber diese Einspritzungen nur als Reizmittel und als umstimmendes Mittel zur Einleitung und 1'nterstiitzung für die übrige Behandlung betrachten. —• Bei dem Starrkrampf habe ich von ihnen niemals Nutzen, wohl aber durch die heftige Aufregung und durch die Gongestionen zur Lunge und zum Gehirn oft sichtbare Verschlimmerung und selbst den Tod erfolgen sehen. E. Viborg empfahl die Injection auch bei dem Kalbcfieber, bei welchem sie ebenso ein zweifelhaftes Mittel ist.
Die zu diesen Injectionen zu benutzende Tinctur f Tiuctura Veralri albi) wird am besten nach Viborg's Vorschrift (a. a. 0. p. 93) so bereitet: dass man 1 Drachme Nieswurz, von der äussern schwarzen Rinde befreit und in kleine Stücke zerschnitten, in einer Flasche mit einer Unze Kornbranntwein übergössen, auf einem warmen Ofen durch 15—4 Stunden digerirt, hierauf noch durch 24 Stunden stehen lässt und dann die Flüssigkeit durch Löschpapier filtrirt. —- Hiervon nimmt man zu einer Einspritzung für ein ausgewachsenes Pferd oder Rind 1/j—4 Dracbmen (2—16 Gramm), und wendet sie entweder rein, oder verdünnt mit lauwarmem Wasser an. Eine ganz genaue Bestimmung der Gabe lässt sich niemals im Voraus machen, sondern es ist noting, die Injection mit kleinen Gaben zu beginnen , und erst nach dem Grade der hiernach entstandenen quot;Wirkung die ferneren Gaben einzurichten. Sehr selten wird es noting sein, die bezeichnete grosse Gabe von 16 Gramm anzuwenden oder gar sie zu überschreiten. Statt der Tinctur kann ein Infu-sum, bereitet aus 1—\lji Gramm der pulverisirton AVurzel mit 30 Gramm kochenden quot;Wassers, und gut filtrirt, mit gleichem Erfolge benutzt werden.
c. Aeusserlich wird die weisse Nieswurz für dieselben Zwecke und auf gleiche quot;Weise wie die schwarze Nieswurz gebraucht (sect;. 841). Gegen die Stavipe der Hunde hat Busse die ehemals von Jägern gewöhnlich angewendeten quot;Waschungen des ganzen Körpers mit Nioswurz-Decoct (2 Unzen [60 Gramm] mit Bier 'i Pfund bis auf die Hälfte eingekocht) wieder empfohlen. Bei Schafen hatte Kuors sie in Fontanellen, wie auch innerlich, als das kräftigste Präservativ- und Heilmittel gegen den Blutschlag empfohlen. Hier soll das Veratrin schnell dem Blute mitgetheilt werden und erregend auf die Nerven wirken, so dass die beginnende Lähmung und Stockung beseitigt, und die Seuche von Stund an in der lieerde getilgt wird. 1—l1/., Gramm sind zu einem Fontanell an der Vorderfläche der Brust hinreichend (Kuers, Magazin von Beobachtungen, Bd. 2. Heft 1). Bei der Anwendung als Fontanell muss man jedoch beachten, dass sie oft heftige Nervenzufälle erregt, und deshalb nicht unter allen Umständen wie das zuletzt genannte Mittel benutzt werden darf. Besonders muss man bei hochträchtigen Thieren sehr vorsichtig sein, da Beobachtungen lehren, dass zuweilen bei weissen Nies-
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Weisse Nicswur/., ï'iiunrüho.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;295
würz Fontanellen das Verwerfen erfolgt ist. lieber therapeutische Erfolge von subcutanen Injectionen liegen lOi-falirimgon noch nicht vor.
Gegen die. Räude ist bei siümntlichen Tliiercn diese Wurzel ein seit alten Zeiten gebränchliches und wirksames Mittel. Man wendet sie hierbei entweder im Dccoct mit Wasser oder Bier 0(0,0 zu 1 T'f'und Colatur), oder in Salbenfbrm an (sect;. ;541 4), und setüt ihr zuweilen noch Schwefel, Sjness glanzleber, weissen Vitriol, Tabaok, TerpenthinUl und dergl. ssu, z. B. Sdjwn. ririilis, 01. Lanri ana 30,0, Pulv. rad. Veratr. albi 15,0, Pulu. nitr. orudi 8,0. M.ßat ung. DS. Während 3 Tagen täglich einmal einzureiben, dann 6 Tage auszusetzen und hierauf'wieder 2 Tage anzuwenden; (Zerschnittene Wurzel 1 Unze 1 Sgr. 2 Pfg., fein pulv. 1 Sgr. 10 Pfg.)
A inner kun g. Die Blätter der weissen Nieswurz sind allen Tliieren sein' schädlicli. Sie verursachen Entzündung des Magens und des Dürmkanals, liol'tige Diarrlinc, Blutabgang mit dem Kolli, liol'tige Leibsclnnerzcn, Entkräitung und selbt t den Tod'.
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15) Zaunrübe oder (ilohtrilbe, Radix Bryoniae alhac, (o)
Von Bryonia alba und Bryonia dioiea L., 21. Kl. 8. Ordn., Fain, der Cucurbitacecn. Beide Pflanzen finden sicli an Zäunen , in Gebüschen u. s. w. häufig.
sect;• ^44.
Diese dicken Wurzeln enthalten im frischen Zustande einen scharfen Milchsaft, haben einen bitter-scharfen Geschmack und ekelerregenden Qeruch; sie werden, um besser zu trocknen, in Scheiben zerschnitten; getrocknet sind sie porös, der Gerncli und Geschmack ist bedeutend schwächer geworden. Ihre Bcstandtheile sind: Harz, Stärkemehl, Sehlohn u. s. w. und hauptsächlich ein bitter-scharfer Extractivstoff, Bryonin genannt. Derselbe ist nicht gebräuchlich.
Die Zaunrübe stand seit alten Zeiten in dem llufo, ein kräftiges Purgir-inittel für alle Thiore zu sein, und Batzebnrg (Zöophamokologie, ßd. 2. S. 391) empfiehlt sie noch als solches für die grossen Thiere und im frischen Zustande in der (!ahe von (10 260 Gramm, getrocknet aber nur zum achten Theil dieser (iahe; aber E. Viborg (Samml. Bd. 4. S. '.'Hti) gab verschiedenen Pferden die frische Wurzel pfundweise in Latwergenform, ohne darnach eine abführende Wirkung zu bemerken; ich habe sie frisch ebenfalls bei Pferden ZU 2 Pfund, und getrocknet zu l!S0—250 Gramm auf einmal, in Latwergenform und als Dccoct, mehrmals angewendet, aber ebenfalls kein Purgiren erfolgen sehen, sondern es traten Leibschmerzen, beschleunigtes Athmen, Verlust des Appetits, Fieber, grosso Mattigkeit und vermehrtes Uriniren ein. Bei einer Kuh wirkten 2 Pfund der frischen Wurzel, in einer Abkochung mit Wasser gegeben, fast ganz auf dieselbe Weise {Annal. de VAgrio. franq. Tome LXX. p, 260). — Orfila sah bei Hunden von 15,0 blos grosse Mattigkeit, und obno weitere Zufälle, den Tod innerhalb 24 Stunden erfolgen. Pei der Section fand man die Schleimhaut des Verdauungskanals an verschiedenen Stollen stark geröthet und mit einigen schwarzen Flecken besetzt. Nachdem Aufstreuen von 11 Gramm pulverisirter Zaun-
1 Monatsachrlfl für RttidviobhellkuDde von Michel und Uli ca. 2, Halbjnhi'gaug
1821. S. 71 und 70.
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Schurft Mittel.
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riibomvurzcl auf das hlnssg'cle^fc Zollpowelio am Sclionkel eines Hundes oiil-stfiiui heftiger Schmerz und der Tod erfolgte nach (iO Stunden (Orfila, Toxicologie).
Aus diesen Versuchen ergiobt sich, dass die Bad, liryoniae jedenfalls ein scharfes Mittel ist, dass sie aber als Purginnittol keinen Werth hat. In kleinen Gaben (d. li. bei Pferden und Kindern zu 8—15 Grm., bei Schweinen zu 2 Grm., hei Hunden zu HO Centignn. bis zu 1,25) wirkt sie errogend-zer-theilond, die Eesorpticm befördernd, und kann dalior bei Verscbleimung, bei Stockungen in den Eingeweiden, bei chronisclior Druse, und hoi iidomatösen Anschwellungen benatzt werden; Kerstin^1 hat sie auch (und ebenso das Zaunrübenkraut) selbst gegen Rotz und Wurm, gegen epileptische Zufälle u. s. w. angewendet; sie leistet aber hierbei so wenig wie andere Mittel. Lesson a hat sie gegen die Bremsonlarvcn im Magen der Pferde empfohlen; 16-—24 Gramm mit 1 Pfund lauwarmen Wassers und 2—3 Tropfen Mekon-säurc pro dosi.
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16) Coloquliitcii, Coloqulntonii|ifel, FrtwHta laquo;. Poma Colorynlhidis.
Die geschulten und getrockneten Früchte von Gltrnllus oder Cuoumis Oolooynthls,
21. Kl. 8. Ordn., Fain, der (Juiiurliitaccon. In Acgyptcn, auf den griechischen Inseln n. B.w. wild wachsend, in Spanien angebaut.
sect;. 346.
Diese kugeligen Früchte von der Grosse eines Apfels sind im Innern fast gnrkenähulicli gebildet, mit einem schwammigen, wcisslichon Fleisch oder Mark und mit Samenkernen in 3 Fächern verschon.
Das Mark hat einen süsslich ckelliafton Geruch und einen äusserst bittern, scharfen Geschmack. Der letztere und die Wirksamkeit der Ooln-quinten entstellen von einem in Wasser auflöslichon, scharfen und ausser-ordcntlich bittern Stoffe, dem C o loqnin to nhitter (Colocyn th in). — Ausscrdem finden sich in dem Mark noch bitteres Harz, Extractivstoff, Gel, Gummi, Pektinsäuro, Salze und Pflanzcnf'asorstofT.
Die Coloquinton sind ein stark drastisches l'nrgirmittel, jedoch nicht für alle Thiere; denn Versuche (Viborg a. a. 0. Bd. 4. 8. 282) haben erwiesen: dass Pferde von 2—12 Loth = 30—180 Grm. der Coloquinten-äpfel niemals Durchlauf bekommen. Nach einer Gabo von 12 Loth bemerkte man nach 2-1 Stunden nur stärkern Abgang eines loser geballten Mistes. Das Mittel erweckte die Fresslust, aber der Puls wurde kleiner und langsamer. Von 11 Loth = 165 Grm. des in den Früchten enthaltenen Markes oder des Ooloquintenmusses, zeigte ein Pferd blos sehr starken Appetit.
Ein Schaf äusserte auf 1 Loth (15,0) der Coloqnin teuäpfel nicht die geringste Wirkung. Dagegen verursachte ein, von 4 Loth (60,0) des Coloqu intenmarkes mit 2 Pfund Wasser bereiteter und gut ausgedrückter AufgUSS bei einem dreijährigen Widder 12 Stunden nach dem Eingeben einen heftigen Durchlauf, der 2 Tage währte, dem Thiere alle Fresslust raubte, und starkes Flankcnschlagen und allgemeine Schwäche erzeugte. Krst nach 3 Tagen fand sich Fresslust und Wohlbefinden wieder ein. Nach
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Manuscripts llbor die Pferdearxnofwlssmschafli H. 1O0 u. f.
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C'oloquinUni, KrofoiiHamcii.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;297
tlern Eingeben von l li(raquo;tli fdO Gnu.) Ooloquiutenkeruen setzte ein anderes Schaf' härteren Mist ab als vorher.
Schweine purgiren von 8 Q-rm., Katzen und Sunde von IO--;iO Gran (60 Centigrm. bis 2 Gnu.) des (Juloquinteiiinarkos. liei diesen Thioren tritt zuweilen auch starkes Erbrechen ein, und wenn dasselbe durch Unterbindung des Schlundes gehindert ist, so erfolgt nach grossen Gaben, z. B. von 8 — 12 Gnu. gewöhnlich dor Tod. Bei dor .Section iindet sich der Grund des Magens schwarzroth, und der Dickdarm, zuweilen auch der Diinndarin entzündet.
Die Coloquinten können entweder in kleinen (Iahen, als ein bitteres, erregendes Mittel bei Schwäche und l nthätigkeit der Verdauungseingeweide, — oder in grossen Gaben für Schweine, Hunde und Katzen als Pur-girmittol gegen atonische Hartleibigkoit, gegen Verschleimung, Würmer und Wassersucht angewendet laquo;-erden; sie sind aber für beide Zwecke entbehrlich und durch wohlfeilere Mittel zu ersetzen. Sollen sie aber als Purginuittel gebraucht worden, so benutzt man am besten die in den Apotheken vonäthigen prftparirten Goloquinten (Colocynthides praeparatne) in den vorhin bezeichneten Gaben entweder fein gepulvert in Pillen und Latwergen, oder auch im Auf-gnss mit heissem Wasser oder mit Eier (zu 4 Gramm 180—240 Gramm Flüssigkeit).
Die Coloquinten-Tinctur, die Extracto und die übrigen Präparate von diesem Mittel sind entbehrlich. (Colocynthis 1 Unze 2 Sgr. 10 Pfg., prä-parirfc 5 Gramm 1 Sgr. 4 Pfg.)
17) a. Rrolonsiimpii, kleine Piirglrköiner, Ghana), Semna Crotonis Tiytü s. Tüü,
s. Orann Molucca (o),
mid b. KrulilMc'il, Oleum Crotonis.
Die Samen von Ooton Tigllum L. und von Croton Pavtma (Hamilton),
21. Kl, 7. Orcln., Fam. der Eupborblaceen. Baumartige StrÄuoliar Ostindiens, besüiidora
auf Ce) Ion, den Molukken u. s. w.
sect;. 346,
ii. Die Krotonsamen, ziemlich in der Grosso der Kaffeebohnen, bestehen aus einem ehveisshaltigen Kern, der mit. einer weisslichen Samenhaut und äusserlioh mit einer gelblichen oder dunkelbraunen oder schwärzlichen, zerbrechlichen Schale überzogen ist. Die Schalen und Samenhäute betragen gegen #9632;'!(gt; Proo. und enthalten wenig oder gar keine Schärfe. Letztere Iindet sich nur im Kern, aber ihr wirksames l'rincip ist noch nicht sicher bekannt. Man hat als solches die Krotonsäure angenommen, welche in der Menge, von circa '27,5 Proc. vorhanden und besonders einem fetten Ocl (01. Crotonis) anhängend ist; diese Annahme erscheint aber als unsicher, weil man die drastische Wirkung auch nach Entfernung der Krotonsäure erhält. Andere Bestandtheile der Samen sind noch das Krotonin (eine alkalische Basis;, Stearin, Eiweiss, Wachs, Harz, Gummi, Stärke u. s. w. —
Ein Samenkorn wiegt circa 18 Gontigramm (3 Gran).
h. Das Krotonöl wird entweder durch Auspressen aus den Samen oder durch Extraction mit Aether aus denselben, und durch nachliorigcs Ab-destilliren des letztern, gewonnen. Ms enthält in 1lt;I'gt; Theilen 45 Theilc jenes scharfen Stoffes, und 55 Theile reines, fettes Gel, dem Olivenöl ähnlich,
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Scharfe Mittel.
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und nicht purgircncl. Die wirksamen Bostandtheile im Krotonöl verhalten sich somit zu denen der Samen ziemlich wie 9 zu ft'/jj, — Zwei Tropfen des Krotonöls wiegen reichlich 1 Gran.
sect;• 347.
a) Die Krotonkiirner wirken bei jeder Art der Anwendung auf den ThierkörjK'r scharf reizend, besonders und speeifisch aber auf den Darm kanal, so dass sie schon in massiger Gabe ein ziemlich starkes Purgiren, gewöhnlich auch etwas Fieber, Appetitlosigkeit, Trockenheit im Maule und Mattigkeit, — in etwas grosser Gabe aber leicht Darmentzündung, über-mässig heftiges und andauerndes Purgiren und den Tod verursachen. Sie übertreffen in diesen Wirkungen alle andere Mittel und können unbedingt sowohl als das stärkste, drastische Purgirmi ttel, wie auch überhaupt als das schärfste unter allen vegetabilischen Arzneimitteln betrachtet werden.
Schon von (30 Centigrm. (10 Gran) der pulvorisirten Körner mit 15 Grm. Altheewurzelpulver und mit Wasser zur Pille gemacht, entstand bei Pferden fast immer in iS—4 Stunden nach dem Eingeben etwas Traurigkeit, kleiner, harter, vermehrter Puls (bis 66 in einer Minute) und schnelleres Athmon; aber nach Verlauf von 10—12 Stunden waren diese Zufalle wieder vorüber. #9632;— l1/,, Grm. (quot;20 Gran) auf dieselbe Weise angewendet, verursachten binnen einigen Stunden nach dem Kingeben eine höhere Temperatur am ganzen Körper, Vermehrung der l'ulse von 3G auf 50—05, und der Athemzüge von 9 auf 15—20 in 1 Minute; letztere geschahen mit stärkerer Anstrengung der Bauchmuskeln; nach 7 Stunden war die Zahl der Pulse in jeder Minute über 100 und die der Athemztige über 45, die Schleimhäute dunkel geröthet, der Appetit vermindert, das Thicr matt, es sah oft nach dem Leibe, und entleerte in Zwischenzeiten von I Stunde zweimal gut verdauten und fest geballten Mist. — Nach \H Stunden minderte sich die Zahl der Pulse in kurzer Zeit bedeutend, und nach 26 Stunden erfolgte Purgiren, welches gegen 8 Stunden anhielt, und wobei G—7 mal sehr dünner INI ist entleert wurde. Nach Verlauf von 1^ Stunden befand sich das Pferd wieder im normalen Zustande. — Andere Pferde zeigten von einer ebenso grossen Gabe zwar die angedeuteten Symptome der entzündlichen Reizung, aber es erfolgte nicht immer wirkliches Purgiren; dasselbe trat jedoch nach einer Gabe, von 2—2l/!. Grm. (30—40 Gran) bei jedem Pferde ein, und zwar oft schon nach '20 Stunden; die Excremente wurden hiernach oft ganz wässerig, graugrün, ein wenig übelriechend und dauerten sehr reichlich durch 1—2 Tage fort, während welcher Zeit die Pferde immer schnellen, kleinen Puls, verminderten Appetit, oft aiior Durst, Hitze im Maule und dnnkelrothe, zuweilen mit gelblicher Schattirung versebene Flecke an der Manlscbloimbaut zeigten. Gewöhnlich verloren sich nach 2-—3 Tagen diese Zufälle wieder. — 4 Grm. wirkten ähnlich, aber weit heftiger; das Purgiren dauerte 4—6 Tage und hinterliess eine grosse Schwäche des Darmkanals. Einzelne Pferde starben von dieser Quantität nach 6—lt;) Tagen, - 8 Grm. führten stets sehr heftiges Fieber, Kolikzufälle, grosse Schwäche, nach (i, 10- 16 Stunden übermässiges Purgiren, unfühlbaren Puls, kalten Schweiss, und in 20—40 Stunden den Tod herbei. Bei schwachen Thioren erfolgte der letztere zuweilen schon nach 10 Stunden.
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Krotonsamen.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;299
Bei Kühen ist von denselben Gabon dio Wirkung etwas schwächer als bei Pferden; ich sah von 2—S1^ Orm. (30 bis 60 Gran) der gepulverten Körner, mit 1 Pfd. Wasser eingegeben, eine geringe Vermehrung der Pulse, iind nach 8 bis 10 Standen ein massiges Purgireu erfolgen; 6 Grm. (l'/a Orachmen) bewirkten in derselben Zeit sehr heftiges Purgiren, heftiges Fieber, gänzliche Unterdrücktmg des Aiipctits und des Wiederkauens durcli '.^ Tage und grosse Mattigkeit; doch blieb das Thier am Loben.
Hunde bekamen von 30 Centigrm, (6 Gran) dos Mittels, in Pilleiiform eingegeben, nach 5 bis (5 Minuten Erbrochen, durch welches die Pille wieder ausgeleert wurde; aber dennoch trat schon nach einer Stunde ziemlich starkes Purgiren ein; — 60 Centigrm. bis l1/., Grm. (10 bis 20 Gran) bewirkten Erbrechen und sehr heftiges Purgiren, und wenn dan erstcre durch Unterbindung des Schlundes gebindert war, so erfolgten auf dio vergeblichen Anstrengungen hierzu, Lähmung und nach 4 bis 7 Stunden der Tod '.
Bei der Section dor, durch innerliche Anwendung der Krotonkörner ge töc toten Tbiere findet man, wenn der Tod schnell, d. i. bald nach den ersten •24 Stunden eintrat, gewöhnlich heftige Entzündung des Magens und Darmkanals, zuweilen Erosionen der Schleimhaut und Plutorgiessungen in den Gerlärmen; — in einzelnen Fällen schien auch die Lunge entzündet zu sein. Alle übrigen Organe waren normal. Erfolgte aber der Tod nach länger dauerndem Purgiren, so fand sich mehrentheils nur eine geringe, stollenweise entzündliche Röthung der Därme, dio Schleimhaut mehr ins Graue spielend, der ganze Darmkanal schlaff, zusammengefallen, leer wie ausgewaschen, überall Blutmangel und das vorhandene Blut sehr flüssig; überall beginnende Auflösung, selbst Luftblasen in der Leber.
Vier Grm. (1 Drachme) Krotonpulvor auf das Zellgewebe am Schenkel eines Hundes gebracht, vorursachten nach 28 Stunden ünempflndlichkeit und Unbeweglichkeit, und nach 30 Stunden den Tod. Es fand sich äusserlich eine heftige, bis zur Brust ansgebroitete Entzündung, aber der Darmkanal war gesund (Orfila).
sect;. 348.
Die Krotonkörner sind, trotz ihrer heftigen Wirkung, doch als ein sicheres Purgirmittel, besonders für Pferde und anstatt der Alois empfohlen worden; allein, obgleich beide Mittel purgirond wirken, so sind sie doch in anderen Eigenschaften von einander vorschieden, und die Krotonkörner können daher auch nicht unter allen Umständen die Aloë ersetzen; ich möchte ihre purgirende Wirkung ober mit der der schwarzen Nieswurz vergleichen. Aber dio Krotonsamen haben ihre Vorzüge, vor diesen Mitteln, denn sie wirken schneller und kräftiger als die Aloë, und sicherer, woniger tückisch als die Nieswurz. Sie, können daher überall gebraucht worden, wo drastische Purgirmittel angezeigt sind, namentlich aber passen sie da, wo man eine reichliche Absonderung und Ausleerung wässeriger Säfte durch den Darmkanal bezweckt, wo jedoch die Aloë nicht wirksam genug ist, z. B. bei sehr phlegmatischen, torpiden Thioron, besonders Kindvieh, bei Dummkoller, bei grosser Trägheit, und geringer Reizbarkeit des Verdauungskanals, bei Ansammlung grosser Futtermasscn in demselben und bei Verstopfung, bei Ueberfütterungs-
1 Es ist nicht nftthlg, um den Tod herbeizuführen, dsss man Hunden 12,0 (SUrachmen) Krotonkörner giebt, wie Or II la es getlian, A, a, (). Jid. 2. S. 40,
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Soharfe Mlttol.
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umi Vorstopfungskolik ohne Entzündung, gegen Würmer, namentUoh gogen don Bandwurm, gegen Augenentzündungen, Pleohten und andei-o HauÜeiden und gogen Wassersuohten. Ausserdem verdienen diese Samen noch doshalb unter geeigneten Umstanden den Vorzug vor der Aloë, weil sie bedeutend wohlfeiler, und überhaupt das wohlfeilste Purgirmittel sind.
Krankheiten, bei denen die im sect;. 310 angedeuteten Verhaltnisse bestellen, verbieten den Gebrauch dieses Mittels ohne Ausnahme, und tlberhaupt ist die grössto Vorsicht mit ihm nöthig.
Die (iabe von den fein pulverisirten Samen ist für Pferde H/g bis 2'/^ Grin. (25 bis 40 Gran), für Rinder 21/2 bis S1/,, Q-rm. (40 bis 60 Gran) (Hilmor hat bei hartnäckiger Unthätigkeit des Magens 1 Unze [HOGnu.] in Pillen mit gutem Erfolg gegeben1), Hunden giebt man 18—36 Centigrm. (3 bis G Gran) — Schafen und Scliweinou 30—60 Centigrm, ((5 bis 10 Gran). Die Anwendung der pulverisirten Körner geschieht für Pferde, Hunde und Schweine zweckmiissig in Pillen, zu deren Bereitung man Altheewurzelpulv'er, arabisches Gummi oder Mehl und Seife nimmt, — oder in einer schleimigen Flüssigkeit, z. B. in einem Decoct von Leinsamen und dergl. Bei dem Eingeben ist stets genau darauf zu sehen, dass dasThier die (am besten in Papier gewickelte) l'ille ganz und vollständig verschlucke; auch kann mau ihm nach dem Eingeben das Maul sogleich mit Wasser oder Mehltrank ausspülen, was besonders nützlich ist, wenn die Tille zerbissen sein sollte. Die Wirkung wird, wie bei andern Abführungsmitteln, sehr befördert, wenn man den Thiercn vorher ein Futter entzieht und ihnen nach dem Eingeben reichlich Getränk und massige Bewegung giobt. Vor Verlauf von 2 Tagen nach der ersten Gabe darf eine zweite Gabe nicht verabreicht werden.
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sect;. 349.
b) Das Krotonöl wirkt ebenfalls, aber noch heftiger, scharf reizend und drastisch purgirend, wie die Krotonkömer. Keibt man dasselbe einem Thiere an irgend einer Stelle in die äussere Haut, so outsteht .schon nach 2 bis 3 Stunden starke Entzündungsgeschwulst, es bilden sich Bläschen, die überbaut stirbt nach 30 bis 48 Stunden ab und vertrocknet zu Schorfen, welche nach ihrem Abgehen haarlose Flecke hinterlassen. Aber die Haare wachsen wieder. — Auch wenn das Oel in grosser Quantität in die Haut am Bauche eingerieben war, wirkt es nach 26 bis 86 Stunden massig purgirend; es muss also wohl ein Theil desselben absorbirt werden. Bei Pferden war diese Wirkung nach einer Einreibung von 60 Tropfen, bei Schafen von 30 Tropfen und bei Hunden von 16 bis 20 Tropfen zu bemerken. Die Thiere zeigton dabei Fieber, und durch 1 bis 2 Tage verminderten Appetit.
Innerlich angewendet verursacht das Oel, bei Pferden in der Gabe zu 12 bis 20, beim Rindvieh von 20 bis 30 Tropfen nach 7 bis 12 Stunden ctwa.s beschleunigten Puls, Traurigkeit, Durst, Hitze im Maule, Verminderung des Appetits, zuweilen auch etwas beschleunigtes Atbmen, nach 18 bis 2t Stunden eine bald mehr bald weniger heftige Diarrhöe. Letztere trat selten vor 18, und ebenso selten nach 24 Stunden ein, und dauerte 24 bis 60 Stunden lang fort; die Excremente gehen dabei zuerst und zuletzt breiartig, in der mittleren Zeit aber wässerig ab. Die bezeichneten Störungen im Puls,
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1 Vi.v, Zcitsehr. f, d. geaammte Tlilorhoilk. Bd. XIV. S. 25ö.
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Krolouöl.
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A[)i)ctit u. a. w. miadern sicli beim Eintritt des Purgirons und verUeren sieh Lis zum ii. oder 4. Tage wieder gänzlich. Bei Hunden tritt dieselbe Wirkung' von 5 bis 10 Tropfen oft schon imch 1;/4 Stunde ein; von 10 bis 20 Tropfen ist das Furgiren sein- lioftig und durch quot;2 bis 'A Tage anhaltend, aber der Tod erfolgt hiervon niclit; von wcnigei' als 5 Tropfen sah ich bei diesen Tliiereu niemals Purgiren entstehen; Andere behaupten, dass dasselbe schon nach einer Gabe von 2 Tropfen erfolge'.
In die Vene gespritzt verursachen 8 Tropfen Lei einem Pferde, und 2 Tropfen bei eincin lliinde sehr heftige Krampfzufälle, und in kurzer Zeit den Tod.
DasKrotonöl wird innerlich als ableitendes und alsPurgirmittel bei denselben Krankheiten angewendet, bei welchen auch die Krotonkörner benutzt werden. Pfanncnstiel will es auch bei complicirten Koliken und seihst bei Darmentzündungen mit gutem Erfolge gegeben haben, und zwar Kro-tonöl 1 Scrupel (circa 156—;J8 Tropfen), mit Calomel 8 Grm.; er liess es dabei auch äusserlich mit Terpenthinöl verbunden in die Bauchdecken einreiben (Vix, Zeitsohr. Bd. XIII. S. 160).
Die Gabe ist, wenn man es für sich allein g'iebt, für Pferde 12 bis 26, für Kindvieh 15—30, für Schafe 8 bis 12, für Schweine und Hunde 15 bis lu Tropfen3, Man wendet es in Pillen oder in einer schleimigen Flüssigkeit an, ganz so und mit derselben Vorsicht wie die Krotonsamen. Als Zusatz zu Aloë oder zu Ä'afr. sulphurie, sind für Pferde und Rindvieh 6 bis 6 Tropfen genügend.
Aeusserlich ist das Krotouöl als ein schnell wirkendes, sehr heftiges Reizmittel bei Lähmungen, bei Rheumatismen und Entzündungen zur Ableitung, z. B. bei heftiger Bräune, bei Brustfell- und Bauchfellentzündung, Darmentzündung u. s. w. eingerieben worden. Es zerstört aber, für sich allein angewendet, leicht die Haut und macht haarlose Flecke, daher ein (raquo;e-menge mit 01, Terebinth, ('/^ bis .') Tropfen zu 4 Grm.) oder mit Weingeist (ebenso), oder mit grüner Seife, oder mit Canlbaridonsalbe (zu 30 Grm. für Pferde 18 Tropfen, für Kindvieh 25-—60 Tropfen) den Vorzug verdient.
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Anmerkung 1. Uor, nach dem Auspressen des Ocls aus den Krotonkdrnern verbleibende Rückstand, dor sogenannte Krotonölkuohen (PZaeentu ffranorvm CrotonisJ) enthält nooh sehr viel scharfen Stoff und wirkt daher wie dip Krotonkörner, aber hei gleichen Gaben schwächer ids diese. Man rechnet von ihm 80 Centigrm. (ö Grün), von den Körnern aber sollen 18 Centigrm. (8 Gran} einer Gabe von 4 Grm. Aloe in der gt;\ ir-kunfj; gleich, und die gewöhnliche Gabe für Pferde ist daher 2—8 (trm. Aber das Mittel ist oft verdorben, überliaupt von sehr ungleicher Wirksamkeit, und steht daher, obgleich es wohlfeiler ist, den Krotonkornern nach. Die Anwendung geschieht wie bei diesen.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; : #9632;
Anmerkung 2. Kino aus 1 Tlicil Krotonsamen mltSTheilen Weingeist oder noch
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' z. 1$. Pope (Froriep's Notizen a. d. Geb. d. Nat.- u. Heilk. A|iril u. Decbr. 1821!, April 1K24. Nr. 208, 244, 251, 287),
8 Dlttweller schllesat aus oinlgen ungenauen Versuchen, dass das Krotonöl unsicherer wirke als die Samen, und dass man von ihm ZU einer Gabe für das Pferd 30—GO Gran, oder 00—100 Tropfen bedürfe (Kuebs, tliioräiv.ll. Zeitung, 1844, Nr. 82). Siebe darüber; Sommer, im Magazin für Tbierlieilk. XII. Attü. Ke I I enb e r g gab einem Pferde 40 Tropfen ohne Wirkung. Dagegen starb ein Pferd von '/j Drachme oder eirca 60 Tropfen. Sehr walirsdielulich ist die ungleiche Wirksarakeil darin begründet, dass das Oel quot;ft mit anderen ('elt.cn Oelen vorfHIscht ist.
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Scharfe Mittel.
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hiisser mit Aelher bereitste Tinctiir npigtu sich in der Gabe von 30 Grm. bei einem Pferde innoilieli angewendet, fast ebenso wirksam wie 2 (inn. der Koruer in Pulverform; üOGnn. erregten sturkea i-'ui'^irun, Uannentzundung und den Tod in IS äumden. — 4 Grui, mit :iü Gnu. AlilieescUleim einem starken Hunde gegeben, braühtcn nach .'i Stunden starkes Purgiren hervor, welches durch 16 Stunden dauerte, ohne dass andere Zufälle eintraten. — Nach einer halben Unze starb ein Hund unter sehr heftigen Zufällen (starkem, blutigem Erbreche-j, reichlicliem Purgiren, zuletzt mit Abgang von Ulut, Lähmung der hinteren Extremitäten) 8 Stunden nach dem Kingehen. 4 Grm. dieser Tinctur in die ürosselveue eines Pferdes gespritzt, tödtelon dasselbe innerhalb 12 Minuten) nachdem t'onvulsionen, Ki^tickmigszufälle und Lähmung sogleich nach der Injection eingetreten waren. — Man macht bis jetzt von diesen Tincturen fast gar keinen Gebrauch, obgleich sie noch wohlfeiler als das Krotonöl und von fast vielfacher Wirksamkeit desselben sind. (Die Samen in Drognerien daraquo; Pfund gegen 12 Sgr.; 01. Oroton. 1 Grm. 6 Plg.)
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IS) Alüii, Aloi/ Ivcidti, A Soeotrimi, A. Oaponaia, A. /larhadensis.
Der eingedickte Saft der Blätter von verschiedenen Species Alüii, wie Aloë vul-
garis (i^ainarekj, A. Soeotriua, A. arborescens, A. peiloliata und dergleichen,
U. Kl. 1. Ordir, Fain, der Asphoileliccn, — Strauch- und baumartige Gewächse der
wärmeren Gegenden Afrikas, Asiens und Amerika's.
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sect;. 350.
Die Aloë wird in verschiedener Weise gewonnen; entweder werden in die dicken, sehr saftigen Blätter Einschnitte gemacht, aus denen der Saft ansfliesst, der auf Blättern gesammelt und an der Sonne getrocknet wird; oder die Blätter werden zerschnitten, der Saft ausgepresst, geklärt und eingetrocknet. Sie ist eine grünlich dunkelbraune, harzig glänzende, inden besseren Borten an den Bändern durchscheinende raquo;Substanz, macht beim Zer brechen muschelige Flächen, ist in der Kälte zerreihlich, zerrieben grünlich gelb, schmeckt sein bitter, riecht widrig, giebt mit kaltem Wasser eine trübe, mit heissem Wasser und mit Weingeist eine klare Lösung.
Man unterscheidet die Aloöthoils nach ihrem Aussehen, theils nach ihrem Vaterlande. In ersterer Hinsicht bringt man säramtlicho Horten in zwei Ab-theilungen : in durchsichtigo und undurchsichtige. Zu jenen gehören die glänzende Aluti (A. luckla) vom Kap der guten Hoffnung, daher auch Kap-Aloë genannt, und die Socotrin-Aloë, von der Insel Sokotara; zu den nicht durchsichtigen Arten geboren: die Leber-Aloë (A. heputica), die Larbados-Aloe, die Cnra^ao-Aloö und die Boss-Aloë (A.cabaUina). Die durchsichtigen Arten sind wirksamer als die anderen; die Kossaloö ist die schlechteste.
Oute Aloö enthält durchschnittlich gegen 55 Proo. Extractivstoff und Aloebitter (Alo'uij und 35Proc. Harz, 6Proc, Feuchtigkeit. Das Harz bleibt beim Auflösen tier Aloë in der zehnfachen Menge kalten Wassers ungelöst zurück.
Wenn die Aloë innerlich in kloinen Gaben angewendet wird, wirkt sie einigerinaassen don bitteren Mitteln ähnlich, auf' den Magen und Darmkanal gelind reizend, den Tonus vermehrend, und hierdurch don Appetit erregend, die Verdauung und die Resorption befördernd, die aas Schlaffheit entstandene ilbermässige iSclileimsecrotion dos Darmkanals beschränkend. — In grossen Gaben verursacht sie in den sämmtlichen Bauchcingewoiden und deren Blut-gefässen, besonders aber im Dickdarm eine heftige, mit Wallung und Congestion des Blutes verbundene Beizung, und hierauf Burgiren; — und in
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AM.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 303
ZU grosser Gabe lulirt sie zuweilen ancli lOiivziiiKliing' tier Verdaumigseiiige-wcide und selbst den Tod herbei.
Die jjurgirondo Wirkung der Aloe tritt bei den Tbieren von verschiedener Gattung, und selbst bei Thieren von einer Gattung, nicht immer in gleicher Zeit und In gleicher Stärke ein; bei Pferden erfolgt das l'urgiren nach einer G-abe von 30,0—45,0 in Zeit von L8, 24—36 Standen fast ganz sicher, und nachdem während dieser Zeit gewöhnlich etwas schnellerer Puls, Trockenheit und rennehrte Wärme im Maule, und Kollern im Leibe zu bemerken war. Manche Pferde versagen auch das Futter, zeigen vermehrten Durst, Kolikzufälle (Kratzen mit den Füssen, Umsehen nach dem Leibe, öfteres Niederlegen und Wiederaufstehen), und reichliche Urinentleernng. Vor dem Eintritt dos wirklichen Pnrgirens wird der Koth lockerer geballt und weicher, dann breiartig und selbst wässerig; er niimut jedesmal oinen cigontliiimlichen Geruch an, den man in dieser Beschaffenheit nach anderen Purgirmitteln nicht wahrnehmen kann. Der Grad und die Dauer der ausleerenden Wirkung ist aber sehr verschieden; letztere bei manchen Pferden am' 2—;! Stunden beschränkt, bei anderen über 24 Stunden ausgedehnt; die Individualität, der Krankheitszustand und das diätetische Verhalten der Thiere, so wie die Bc-schaifeuheit und Gabe der Aloë sind hierbei von sehr grossem Einfiuss. — Nachdem das Purgiren wieder aufgehört hat, geht in den nächsten 24—18 Stunden der Koth seltener ab als im gesunden Zustande.
Bei Wiederkäuern wirkt die Aloë viel schwächer purgirend als bei Pferden und sehr oft bleibt diese Wirkung selbst nach grossen Gaben aus; ich sah zwar von 30—60 Grm. des Mittels, in '/g Quart warmen Wassers gelöst, und in kleinen abgethoilton Portionen (weil nur solche unmittelbar in den vierten Magen gelangen) eingegeben, fast jederzeit nach 18—24 Stunden, und oft unter ähnlichen Zufällen wie bei Pferden, den Koth weicher und öfter als vorher entleeren, aber niemals einen wässerigen üurchfall entstehen. Kysz (Arzneimittellehre, S. 14j giebt an: dass bei einem gesunden Ochsen von einer, aus 4 Loth Aloë mit Seife bereiteten Pille zuerst Traurigkeit, schneller, voller Puls, geschwindes Atliincn, Verlust dos Appetits und des Wiederkauens, Auftreibung des Hinterleibes, Kolikschmerzen, und endlich nach 15, 20, 24 und zuweilen erst, nach 36 Stunden häufigeres dünnes Misten entsteht. Während des Purgirens zeigt das Thicr heftigen Durst und die Fressluat kehrt nur allmälig wieder. — Viborg (a. a, (). Bd. 4. S. 274) gab 3 Loth (45 Grm.) des sogenannten gununösen Bcslandtheils (des Extractiv-stoft's) der Aloë, in 3 Pfund Wasser gelöst, einem dreijährigen inländischen Widder; es entstand nach 12 Stunden l'urgiren, welches ;i(j Stunden anhielt, so dass das Thier in 2 Tagen '.I Pfund Koth entleerte. — Ein anderer Widder, dem Viborg '/.j Loth (7,5 Grm.) des gummiclitcn Tbeils der Aloë, in llJ2 Pfund Wasser aufgelöst, eingab, entleerte nach 12 Stunden weichen Koth, der seine birnförmige Gestalt, verloren hatte und dieselbe erst nach 12 Stunden wieder erhielt. — Dagegen sah Viborg bei einem zweijährigen Bülfclochsen nach dein Eingeben von 45 Grm. des gummlchten Theils der Aloë in li Pfund Wasser, kein Abführen, sondern eine griissere Fressbegierde entstehen. In der Thierarzneischule zu Lyon gab man einer Kuh die Aloë, bis zu 6 Unzen (180 Grm.) auf einmal, sowohl in Auflösung mit Wasser als auch in Latwergenform, worauf etwas Fieber, Beängstigung- und Appetitlosigkeit, aber kein l'urgiren erfolgte (CompM rcndu'md.Amt.del'Aijrividl.
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Scharfe Mittel,
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TomelO). Gilbert hatte gleichfalls einer Knh GUnzeu dieses Mittels, noch ver* stärkt durch ein [nfustmi von 4Unzen Sennesblätter, desgl. 2 Schafen, jedem li/8 Unzen Aluö eingeffeben, ohne irgend eine Wirkung- hiervon zu sehen; von 2 Unzen (GO Grin.) Aloö, mit Mehltcig zu Pillen gemacht, starb ein Schuf' niicli 27 Tagen, aber 1'urgiren war nicht erfolgt. {Amial, de l'Agrio, fr. Tome i}.)
Schweine pnrgiren von 16 Grm. Aloë in Zeit von 20—24 Stunden, — liuiule von 4—12 Grm. in 0—-10 Stunden.
Eine Auflösung von 4—16 Grm. Aloe in GU—180 Grm. Wassers oder schwachen Branntweins in die Drosselvene bei Pferden und Kühen gespritzt, verursachte nur massige Vermehrung des Pulses, etwas schnelleres Athmen, Traurigkeit und zuweilen nach einer halben Stunde Drang zu Kotlieutleorung; Pnrgiren erfolgte niemals. Dieselben Erscheinungen sah auch Dupuy nach Injectionen von 80—60Grra. in wässerigem Weingeist gelöster Aloë an einem Esel entstehen (Jonrn. de umi. vétér. 18;56. p. 177).
J. Turner infundirte einem 15 Jahre alten Pferde 20 Grm. von der Aloë barbad, in 2 Pfund Wasser gelöst, in die Drosselvene, und zwar zuerst 180 Grm. der Flüssigkeit, und als nach ij2 Stunde keine Wirkung wahrgenommen wurde, ebenso viel, worauf ein beschleunigtes, unregelmässiges Atbmen eintrat. Als er später dieselbe Menge infundirte, wurde das Athmen sehr geräuschvoll. Als nach 16 Minuten diese Erscheinung wieder vorüber war, infundirte er den Post, worauf sich Ekel, Angst, angestrengte Respiration, Unruhe und Schweiss einstollten; 2 Stunden nach der Infusion neigte das Thier Kolik. Blut, welches zwischen der dritten und vierten Stunde aus der Vene der andern Seite abgelassen wurde, schmeckte ganz bitter. Das Schwitzen Hess nach, aber es trat Mistabgang reichlich, zum Thoil unwillkürlich ein. Nach 12 Stunden erfolgte Laxiron ohne Schmorzon, welches am folgenden Tage fortdauerte. Nach .quot;J—4 Tagen befand sich das Pferd wieder wohl.
Aeussorlich, auf Wunden und Geschwüre applicirt. bewirkt die Aloë, sowohl in Pulverform , wie auch im Weingeist aufgelöst (Aloe-Tincliir), eine gelinde Reizung, vermehrte Resorption, Zusaminonsclirmnpfung und Verdichtung der Granulation, — Verbesserung, aber zugleich Verminderung dos Eiters, und oft gänzliches Austrocknen einer eiternden Mäche. Zu anhaltend angewendet macht sie schwielige Verdickung und Verhärtung der Theile.
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sect;. 361.
Die Aloö wird innerlich in kleinen Gaben, als gelind erregendes tonisches, die Secretionen der Schleimhäute, namentlich im Darmkanale, verbesserndes Mittel, in grossen Gaben aber als Pnrgirmittcl benutzt, und zuweilen für beide Zwecke zugleich in getheilter grosser Gfabe.
Zu ersterem Zwecke dient sie gegen Schwäche und Erschlaffung der Verdaoungseingeweide, wenn die Beizbarkeit derselben weder zu sehr gesunken noch krankhaft, erhöht ist. Unter diesen Umständen ist sie besonders hei Verschleimung, bei zu geringem Appetit, bei schlechter Verdauung, wenn der Koth zu locker, zu weich und mit Schleim umhüllt, abgeht, hei Diarrhöe mit reichlichem Abgange schleimiger Excreinente, aber auch bei Leibesverstopfung in Folge von Torpidität, und bei Würmern eine ganz vortreffliche
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Arznei, welche niclit immer durch die gewöhnlichen bitlGreii Mittel prsetel raquo;erden kann, wie Manche glnubpni
Seit alten Zeiten schreibt man ihr auch eine speciliach reizende, iilaquo;c üallensecretion befördernde and verbesserndj Wirkung auf die Leber au, und wendet sie deshalb bei Stockungen in derselben, bei chroniacher Gelb sucht, bei Leberegeln, bei Dummkoller mil gleichzeitiger Leberetffeotion, hei der weissen Ruhr der jungen Thiere und dergL asthenischen Krankheiten mit Nutzen an.
Man giebt sie in allen solchen Fällen für fferde zu '/., — 1 Drachme (2,0—4,0), für Bindvieh zu 1—2 Drachmen (4,0—8,0), für Schafe und Schweine zu quot;-/a Ws 2 Scrupel (60Centigr. — 'i1/^ (i.quot;iH.;, für Hunde zu 1—6 Gran (6—36 Centigrm.), täglich drei- Ins viermal, in Verbindung mit aromatischen oder adstringirenden Mitteln, mit Ofenruss, Stinkasaul und dergl.
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AlsPnrgirmittel wird die Aloë am häufigsten angewendet und m diesem Zv^eeke für Pferde in den meisten Fällen allen anderen Mitteln vorgezogen, weil bei richtiger Anwendung ihre Wirkung ziemlich sicher und verhältniss-mässig' mit der wenigsten Gefahl' begleitet ist. Doch wird die Aloë vom Krotoiisameii und vom Krotonöl an Schnelligkeit, .Sicherheit und Stärke des Erfolges übertroffen, und deshalb zieht man bei grossem Torpor des Darmkanals die letzteren Mittel ihr vor, Bei Wiederkäuern ist allerdings (wie sect;. 350 gezeigt) diese Wirkung von der Aloë allein nicht so sicher und daher das Mittel weniger bratichbar, in Verbindung mit anderen Mitteln aber oft sehr nützlich. Bei Hunden wirkt Jalape, Gummi (Inlfae und Calomel viel sicherer purgirend,
Die Anzeigen zur Anwendung der Aloë in purgireuder (labe sind: Verstopfang des Leibes, entstanden aus Erschlaffung und aus Mangel an gehöriger Thätigkeitim Dickdarm, daher auch bei der sogenannten Verstopftmgskolik der Pferde, wo sich im Orimmdarni und zuweilen auch im Mastdarm grosso Koth-massen anhäufen, weiche durch Salze und andereLaxirmittel nicht, wohl aber durch die Aloë gut zu beseitigen sind. Wird dieselbe hierbei früh genug angewendet, so kann man sich auf ihre gute Wirkung verlassen. — Bei der chronischen tJnverdanlichkeit des Rindviehes, wo die Grundkrankheit auf denselben Verhältnissen beruht, soll das Mittel (nach Cambran, Joum. vétév, et agric. de Bdgique, 1844, p. 317) in Verbindung mit Glaubersalz ganz zuverlässig wirken. — Unter gleichen Umständen ist dies Mittel auch zur Entleerung von Eingeweidewürmern und von Darmsteinen am besten geeignet. Ebenso dient es auch häutig, um eine Ableitung von anderen Organen auf den Darmkanal zu bewirken, oder um die Resorption in anderen Theilcn zu verstärken ; daher bei Rheumatismen, bei asthenischen Augenentziindinigen, bei Gehirn entzündungen und Dummkoller mit Kigiessung von vielem Wasser im Gehirn, bei ödematösen Anschwellungen am Bauche und an den Schenkeln, bei Metastasen, bei chronischen Hautausschlägen und dergl.
Ausserdem wird die Aloë sehr oft theils als ein prophylaktisches Mittel gegen verschiedene Krankheiten, die aus Vollblütigkeit entstehen könnten, z. B. bei Pferden, die viel Ruhe und gutes Futter erhalten, die zu Augenent-ziinduugen, Dumnikoller und dergl. eine Anlage haben, — theils auch gegen
Hektwig, Arzueimittellehre. ö. Auflage.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; .^
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Schürfe Mittel.
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die zu grosso Fettigkeit benutzt. In letzterer Absicht auch bei dein Trainiren der Rennpferde.
Bei Entzündungen und bei heftigen Sdnnerzen in der Bauchhöhle ist die Aloë coutraindicirt.
Die Purgirgabe ist für ansgewachseue Pferde auf einmal und wenn man die, Aloe allein giebt, 24—45 Grm.1, für Hiudvioh 1—2 Unzen (30—GOGrm.), für Sobafe Vs- iVs Unzen (16—45 Grm.), für Schweine L/a Unze (16 Grm.), für Hunde 1 Scrupel bis 1 Drachme (1,26—4,0)2.
Die Anwendung geschieht bei Pferden und Schweinen am zweckmässig #9632; sten in l'illen, weil das [Eingeben der bestimmten Gabe ohne Verlust auf einmal sicher geschehen kann. Auch glaubt man, dass bei der Anwendung in dieser Form weniger leicht Kolikzufällo entstehen, als nach der Anwendung in flüssiger Form. Dagegen 1st die letztere bei Wiederkäuern fast allein brauchbar.
Die Aloë wird als Purgirmittel häufig mit anderen Mitteln verbunden, theilraquo; um sie, und namentlich ihren harzigen Itetandtheil, hesser auilöslich zu inaehon, und hierdurch ihre eigene Wirksamkeit zu vermehren, — theils auch um die Wirkung' durch jene Mittel, deren Eigenschaften gemass, zu ino-dificiren, Zu den Mitteln ersterer Art gehören das kohlensaure Kali (Pot-aschc), weisse und grüne Seife, Seifenwasser und schwacher Branntwein; — zu den Mitteln der zweiten Art aber das Glauber- und Doppelsalz (bei Entzündungen, acuten Rheumatismen, gastrischen Leiden), das Kalomel (von Manchem zugesetzt, wenn Würmer ausgeführt werden sollen), — die schwarze Nieswurz, Krotonsamen, Krotonöl (bei grosser Reizlosigkeit, bei Wassersuchten), — die schwefelsauren Salze (bei Entzündungen, acuten Rheumatismen und bei Verstopfang, wenn der Koth vorher sehr trocken abging, und sehr zweckmässig auch in jedem Falle bei wiederkäuenden Thieren), — die Jalape, Jalapenharz (nur für Hunde), und tue Enzianwurzel. Diese Wurzel in gleichen Theilcn mit der Aloë verbunden, verstärkt (nach den Mittheilungen von Hur ford8, Ho well4, Westen6) die purgirende Wirkung der Aloë. so ansserordentlich, dass 3—1 Drachmen (12—16 Grm.) von jedem dieser Mittel in einer Pille so viel leisten, wie 30 Grm Aloë für sich allein, und die Wirkung tritt oft schon nach 10 Stunden ein; ieh fand sie aber unsicher. In England, wo bei kranken und gesunden Thieren die Aloëpurgir-
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1 Traeger (siehe dessen: FUUenkrankheiten S. 42) hat öfters beobachtet, dp.ss tragende Stuten leichter jmrgiren umi deshalb kleinerer Gaben bedürfen als andere Pferde. — Für Füllen hat derselbe die Aloe im mittlerraquo; Durclisehnitt, naoh dem Alter ungefähr zu B Gran (30 Centigrm.) auf die Woche gerechnet, als brauchbare Gabe gefunden; BO dass ein Füllen von 1 Woche diese fiabe, — von 2 Wochen 10 Gran (60 Ceiitigrm.), — von 3 Wochen 15 Gran (1 Grm.) — von 1 Monat 20 Gran (1,25), — von 2 Monat 40 Gran (ü'/jj Grm.), — von (i Monat 2 Drachmen (8 Grm.), — und von 1 Jahr Vs Unze (15 Grm.) erhalt. Man kann aber den älteren Füllen fast immer grössere Gaben reichen und zwar den 1—2 Jahr alten 5—C Drachmen (20—24 Grm.) und den dreijährigen die obigen Gaben der ausgewaebsenen Werde.
a Morton (Manual of Pharmacy of vetcrin. med. p. 73) sagt: daaa ein Hund so viel Aloe vertragt, als hinreichend sein würde, zwei erwachsene Menschen zu lödten. Bei dem kleinsten Hunde sei '/2 Drachme (2 Grm.) selten zu viel ; 1 Dri.chme (A Grm.) sei die gewöhnliche Gabe, und grosso Hunde ertrügen oft 2— 3 Drachmen (S 12 Grm.).
8 The Veterinarian, 1851 p. ft'JS, und 1853 p. 861.
4 Daselbst 1852 p. 520, 522.
6 Daselbst 1868 p. 61,
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Aloë.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;807
pille (die sogenannte Physik) als das gewöhnlichste Arzneimittel und oft bis zumMissbrauoh angewendet wird, setzt man ihr auch gern eine kleine Quan-litiit Ingwer (rad. Zingiberis, etwadGrm. zu einer Pille für Pferde) oder ätherisches Oel (namentlich Kümmelöl oder Pfe£ferminz8l) zu, in der Absicht, um die zu grosse Schwächung des Darmkanals, Kolikzufamp;lle, und die zuweilen sehr reichliche Eutwickelung der Blähungen zu verhüten.
Die Seife dient nicht allein zur Auflösung der Aloë., sondern zugleich auch als ein zwockmiissigos Bindemittel, besonders bei der Bereitung der Pillen; z. B. man nimmt:
pulverisirte gute Aloë ü—10 Drachmen (24—40 6rm.),
geschabte weisse Seife 3 Drachmen bis l/8 Unze (12—15 Grm.),
'lauwarmes Wasser, so viel wie uöthlg ist (ca. 4 Grm.); — reibt alles in einem Mörser zu einer gleichförmigen Masse zusammen uuä macht daraus eine l'illc, die man einem Pferde auf einmal giebt.
Die grüne Seife scheint die Wirkung der Aloë mehr zu befördern als es die weisse Seife thut.
Zu der angegebenen einfachen Pillenmasse kann man, nach Bedtirfms's der Umstände, noch Kalomel 1 — 8 Grin., — oder schwarze Nieswurz (l,0^r; 2,0), #9632;— oder Ivrotonsamen oder Krotonöl 0,6 hinzusetzen.
Als sehr wirksam hat man auch die auf folgende Weise hon iteten Purgirr pillen befunden: man nimmt:
pulv. Aloe 1 Pfd. (500 Grm.),nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;quot;'''quot;A
flüssiges kohlensaures Kali (d.i. eine coucentr. Aufl. der gereinigten Pot-
asche) 9 Unzen (270 Grm.). Diese Ingredienzien werden in einem Topfe zusammengerührt, dann im sogenannten Wasserbade zu einer gleichförmigen Masse zusammengeschiuol'zlaquo;;!'i, worauf man von letzterer 1 Loth (16 Grm.) schwere Pillen macht, und diese in Papier gewickelt aufbewahrt. Man gieht davon Pferden und Kühen 2—3, Schweinen 1 Stück, und Hunden nach Verliältniss ihrer Grosse ''/j, '/i,--! Pille.
Will man die Aloë in flüssiger Form anwenden, so ist bios noting, die bestimmte Gabe der pulverisirten Aloë mit lli—20Theilen lauwarmen Seifen^ wassers zusammen zu reiben, oder auch mit letzterem in einer Flasche gut zusammen zu schütteln, oder man löst eine etwa vorhandene Aloëpille in warmem Wasser aid'. Auch kann man, wie Viborg bei den oben angegebenen Versuchen, recht zweckmässig eine Auflösung der Aloë in warmem Wasser (auf 1 Theil H—10 Theilo) machen, nach dem Erkalten die Flüssig-1 keit von dem harzigen Bodensatz abseihen und ersteic für sich allein anwenden; dieselbe enthält den Extractivstoli' (den sogenannten gummichten Pe-standtheil) der Aloë aufgelöst, und dieser wirkt, allen Versuchen zufolge, nur allein purgirend, während der harzige Bestandtlieil blos eine schmerzhafte Keizung der Gedärme verursacht. Die Wirkung von einer solchen wässerigen Auflösung ist daher stets milder, aber deshalb nicht schwächer als von der ganzen Aloë1. Cam bran empfiehlt bei der chronischen Unverdaulichkeit folgende Mixtur: Rp, Aluën soootr, 80Grm., Natri sulphurio, 1560Gnu., Liquor.
1 Deshalb ist dio beste Alue stets diejenige, weiche den meisten ICxtiaetivstofl' besitzt, und da man diesen in der Leb er-Aloe ehensu reichlich wie in der so k o t r in is ch en findet, so ist es wohl unnehtig, wenn die letztere unbedingt als die beste bezeichnet wird. Siehe sect;. ^54 Aninerkung.
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Scharfe Mittel,
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Aiuiin'i,. const, l.i Grm., Aouai uvmm, I41lt;i tJnn. Die Aloti raquo; inl üuersl in der Aetz Amindniakflüssigkeil gelbst, dann mil der Auflösung deg Qlauber .^illl4e^ verbunden, und biemach die Flüssigkeit auf zweimal, in Zwischenzeiten von - Stunden, gegeben, Oatnbran versichert, dass selten eine Wieder' bolung niilliin' sei.
Bei dem Gebraucli der Alofl als Purgirmittol ist bei allen Thieren, vor züglicli alicr beiden Pferden, oin passendes diätetisches Verhalten nöthig, um die pnrgirende Wirkung zu erleichtern, so wie Kolik, Darmentzündung und andere widrige Zufftlle zu verhüten, Erlaubt es die Zeit, so giebt man schon am Tage vor der Anwendung der Aloë den Thieren nur weiche, milde Nahrung (Pferden etwas lleu und Kleie, aber kein Körnerfutter) und auch nur in geringer Menge; dabei lässt mau sie nach ihrem Belieben Kleieu-wasser saufen. In jedem Falle entzieht mau ihnen wenigstens 6- 12 Stunden vor dem Eingeben der Purganz das Futter gänzlich; nach dem Eingeben tränkt mau sie von Zeit zu Zeit mit ülierseblageuem Klcieuwasser, bedeckt sie mit einer wannen Decke und giebt ihnen bei der nächsten Futterzeit wieder nur wenig lieu und Kleie. 6—8 Stunden nach dem Eingeben kann mau bei milder Witterung die Pferde durch eine Viertel- bis halbe Stunde herumführen oder massig reiten lassen; bei kalter, unfreundlicher Witterung behält man sie lieber im Stalle. Diese Diät wird fortgesetzt, bis das Purgiren vorüber ist, wo man den Thieren nach und nach wieder ihre gewülinlicbo Nahrung giebt.
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Aeusserlich dient die Aloë a) als gelind reizendes austrocknendes Dige-stivmittel, bei schlaffen, unreinen, schlecht eiternden, mit lockerer Granulation oder mit Maden versehenen Wunden und Geschwüren, namentlich wenn Sehnen, Knochen und Knorpel mit ergriffen sind, wie z. igt;. hei Widerrüst-schäden, bei Nackenfisteln, hei Knorpelflsteln, hei ausfallender Mauke, bei schlaffen Hufgeschwüren und dergl. Itysz umi Grove behaupten zwar, dass die Aloë hierbei nichts leiste, dass sie die Abatossung der abgestorbenen Theile sogar bindere und die Heilung übereile; — allein diese Nachtheile hat sie nur dann, wenn sie zur Unzeit, zu früh und ohne Berücksichtigung des in den Wunden und Geschwüren bostehciulen Characters der Lebens-thätigkeit angewendet wird. Zur rechten Zeit gebraucht, ist sie ein sehr wirksames Heilmittel. Ausserdem dient sie b) als gelind erregendes, tonisches, die Resorption beförderndes Mittel zur Zertheilung nstbenischer Augeuent-Zündungen, welche mit Erschlaffung der Bindebaut, mit übermässiger Absonderung von Schleim und Tbriinou verbunden sind; ebenso auch bei Flecken und Verdunkelungen der Hornhaut.
Die äusserliche Anwendung geschieht zuweilen 1) in Pulverform, indem mau sie entweder für sich allein, oder mit Kohle, Arsenik (z, B. in dem Oesterreicbiscbeu Krebsmittel), Kalmus, Eichenrinde und dergl. Mitteln versetzt, in Geschwüre einstreut; 2) in Salben, z. B. als Zusatz zur Terpen thinsalbe, quot;der als Augensalbe z. B. gfgen Hornhautflecke (Honig oder Fett 2 Drachmen, fein pulverisirte Aloë 8 Gran); — 3) am häufigsten in Auflösung mit Weingeist als Aloë -Tinetur (Tinctum Äloes), (nach Vorschrift der Preuss. Pbarmacopöe 1 Theil Aloë zu OTbeileu höchst rectificirten Weingeist), welche in torphle, unreine oder dem Vernarben nahe gekommene Wunden
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Mop, Gummi-Gatti.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 300
and Geschwüre, und ebenso auf Horuhautfleoke gestrichen, zuweilen auch au Sallien und arotnatischen Augenwttssern (I 2Drachmen zu ^ tUnzen) gesetzl wird. In Verbindung mit Myrrhen-Tinctui', Stinkasani Tiuctur und Terpenthinlil, bildet dio Aloß-Tinctnr den sogenannten Wund balsam (S. 210),
sect;. 354.
JJic Aloe dail' bei IDntzHndungeu des Magous und Üarinkanals innerlich nicht angowondet werden, und auch äusserlich ist bei noch bestehender syno-chöser Entzündung, lici grosüer Empfindlichkeit und Trockenheit in Wunden u. s. w., ihre Anwendung schädlich.
Au inorkung. Das wUsserigQ Aloo-Kxtract fßxtracttm Alwn aquoitum 8, (jmiimvMtiiiJ, — Ijcri'itet durch Auflösung der pulvorisirton Aloti in 4 Thoileti Wasser vermittelst Digoiiren, dann Pïltrirou und Äbdampfon i)is zu cinom trockenen Extract,— enthält nur don Kxtrai'tivstoir mul dasAlo'in in zwei Modlficationen. 10s wirkt milder und üloiciimässijjjt'r als die Aloë in Substanz. Manche Thierttrssto gebrauchen deshalb dieses Extract statt der Aloë in tust allen Fällen, und ü-war Tiir Pferde als Purganü in der Cialie von 24—28 Orm., für Kühe zu 30Grm., für grosse Hunde zu 1—2Grm.1. In dorlBoriiner Thterarssneischule wird es in kleineren (Tabcu (8 —12 Qrtn.) Jetzt vurzugsiveise k^Kch so-genanote VerstopfVingskolik angewendet. (Aloe 80,0 l Sj;r. S l'fg.. ^rol) pulverisirt
2nbsp; Sp:r., fein pulverisirt 2 Sjir. 4 Pfg.; DroKueriepreis l Pfund 7 S^r.; Tinct, Aloës 30.0
3nbsp; Sgr. 8 Pfg.; Extract, .llocs 1 Drachme 1 Sgr. 10 Pfg.)
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10) liuinini-tiiittl, Cftmmi-resina Chittis, C/ummi Outtae,
Der hart getrooknete gutnmi-harzlge Saft einer noch niclil mit Sicherheit gekannten
I'flanzr, wnhrsrheinlich fJareinia Cambogiü u. Q-, Stalagmites I.., I I. Kl. 1. Ordl.'., Farn, der Guttifcrcn, in Slam, Ceylon, Borneo.
sect;. 355.
Das Gummigut kommt im Handel zu uns in orangengelben Stücken, welche zerreiblich, an den Rändern wcnijr durchscheinend, auf dem Bruch muschelig sind, zerrieben ein lebhaft gelbes Pulver geben, ohne Geruch, beim Kauen anfangs kaum merklich, hinterher siisslicli und brennend schmeckend. Wasser giebt eine gelbe undurchsichtige Lösung (Emulsion), Weingeist löst bis zu HO Proc. der Masse.
Es besteht aus 70—80 Proc. Harz, 20—25 Proc. Gummi, 6—10 Proc. Wasser und einigen Unreinigkeiten. Einige Chemiker haben auch eine speeiflsche Säure, die Catnbogiasäure, angenommen.
Innerlich in grossen Gaben gegeben erregt es bei allen Thieren starkes Pnrgiren, bei Hunden, Katzen und Schweinen auch Erbrechen. Das Pur-giren erfolgt, von etwas geringeren Gaben und etwas früher als von der Aloë, ist aber bei Pferden öfter als bei diesem Mittel mit heftigen Zufällen begleitet. — Einem Füllen im zweiten Jahre gab Flormann8 16 Gran (1 Gnn.) Guinmi-Giitti in 2 Nösel (etwa 2 Pfund) Wasser aufgelöst, durch die Nasenlöcher3 ein, damit nichts verschüttet werden sollte. Eine Stunde
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1nbsp; The Farrier and Naturalist. 1828. p. 21 u. i'.
2nbsp; Viborg, Samml. Hd. 3. S. 182.
3nbsp; Stetlaquo; ein gefährlicher Wec auf welchem man kein Medicament beibringen sollte, am wenigsten aber dann, wenn man dureb Versuche erst die Wirkung der Mittel kennen Itrn u will.
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Scharfe Mittel.
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darauf befand es sicli unwohl, batte sohnellereu l'uls, zog mit den Flanken, hob bisweilen den Schweif) kratzte mit den Füssen und bekam bisweilen kleine Zuckungen der Muskeln. Nach 8 Stunden schien der Bauch aufgedunsen, und die Zufälle verstärkten sich; nachdem es aber mehrere dünne Kothentleerungen gehabt, bekam es 5 Stunden nach dem Eingeben heftigen Frostsohauer am ganzen Körper. Mit Verlauf von 7 Stunden zeigte es Fresslust und beland sich nachdem wieder wohl. —Dasselbe Füllen bekam von 30 Gran (circa 2 Grm.) des Mittels die nämlichen Zufälle, und innerhalb 5 Stunden mehrere Ausleerungen eines dünnen Kothes; es erholte sicli aber erst 12 Stunden nach dem Kingeben wieder. — Ein fünfjähriges Heilpferd erhielt 2 Drachmen (8 Grm.) G.-G. in Pillen; es wurde darauf unruhig, wollte weder fressen noch saufen, hatte .schnelleren Puls und entleerte nach 12 Stunden einmal, und dann noch ein paarmal Mist, der lockerer als gewöhnlich und Uollor von Farbe war. — Viborg (a. a. 0. Bd. 4. S. 275) sah bei einem achtjährigen Pferde von 1 Unze im Wasser aufgelösten G.-G. keine merkliche Wirkung, — dagegen von derselben Gabe bei einem drei vierteljährigen Füllen innerhalb der ersten 5 Stunden elfmaliges Laxiren erfolgen. — Bracy-Clark1 uudMoirand- sahen von 6—12 Drachmen (24—48 Grm.) nur die Erscheinungen eintreten, welche die starken Purgir-mittol nebenbei hervorrufen, aber keine weichen Ausleeningen.
Bei einer Kuh brachten 2ll^ Unzen (75 Grm.) dieses Mittels in Wasser aufgelöst, fast gar keine Wirkung hervor; als man ihr aber die doppelte Quantität gab, traten augenblicklich Vergiftungszufälle ein, und am folgen den Tage entstand blutiger Durchfall, welcher 17 Tage dauerte. Nachdem alle Zufälle vorüber waren und das Thior sich wieder erholt hatte, gab man ihm fi Unzen (1X0 Grm.) G.-G. in 12 Pfd. Wasser gelöst. Schon nach Vorlauf von 2 Stunden trat starker, stinkender aber nicht blutiger, Durchfall, massiges Fieber, Beängstigung und Mattigkeit ein; das Fieber verschwand bald, aber der Durchfall dauerte durch 13 Tage8.
Einem gesunden Schafe gab Daubenton4 1 Gran (6 Oentigr.) G.-G. in einer Pille; nach 24 Stunden erfolgte weiches Misten, ohne Zeichen von Schmerz. Dieselbe Gabe in Wasser aufgelöst, wirkte auf dieselbe Weise bei einem andern Schafe in 23 Stunden. Ks ist daher merkwürdig, dass nach seiner Angabe 2 Scrupel (21/g Gnu.) dieses Mittels bei Schafen zuweilen gar nicht wirken. Von 4 Gramm hat derselbe das Purgiren niemals fohlen, aber auch keine widrigen Zufälle entstehen sehen; von 8 Gramm mit Honig eingegeben, starb dagegen ein Schaf in 9 Stunden. Viborg sah von 20 Gran (1,26) G.-G. in lfs Pfd. Wasser aufgelöst, ein Schaf nach 48 Stunden purgiren. — Bei Schweinen wirken 4 Grm. G.-G. abführend, aber zuweilen auch brechenerregend, Viborg räth deshalb, es in mehreren kleinen Portionen einzugeben ;'.
Diese ungleiche Wirkung ist, nach den Versuchen von Darasniewicz6,
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1nbsp; Pharmacop, vetor. p. 30.
2nbsp; Mattere imUlicalo. p. 267.
3nbsp; Compte rendu des travaux de 1'éoole vet. de Lyon. Ann. 1817. Annai. de l'agri-ciilt. IV1U19. Tome 70. p. 20.
1 Auserl. Beitr. z. Thlorarznelk, 1. Stück. Leipzig 1786. S. 184.
' Viborg, Anleit. z. Erziehung u, Benutzung des Schweins. S. 80.
6 Ueber Gumrai-Gutt und Camhoginsauro. Dissert, inanguv. Dorpat 1858,
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(riimmi-Gutti, Hlcimisöl.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;311
bauptsftohlicli von dor Klouge Fett und Qalle im Darmkanal abhängig. Tiri fettarmer Kost waren 20 Qran Catnbogiasäure ohne quot;Wirkung, wogegen 2 3 Gran in f'cttom Ool gelöst, heftig pui'girten.
Ich sah bei zablreioheu, hierüber gemachten Versuchen Pferde von 15—80 Q-rna., Külio von ;!(raquo;—15 ('Irin., Schale von (Hl Ceutigr, bis 1,25, Schweine von 2—4 Gnn. und Hunde von 18 Centigr. bis 1,26 fast jedesmal porgiren, Schweine und Uundo aber auch liiiulij.': sich erhrechon. Letztere ertrugen (wie hei Orfila's Versuchen) I—8 Gnu. G.-(!. olnio Naohtbeil, wenn das Erbrechen nicht gehindert war; bei unterliinulciicni Schlünde starben sie aber von 8 Gnn. in Zeit von 12—20 Stunden. Die Section zeigte dann Entziindung des Dickdarms.
Auf Wunden gebracht wirkt das G.-G. stark reizend, Ein Hund starb nach der Anwendung von 8 Grm. des Mittels auf eine frische Wunde, die nur bis auf das Zellgewebe des Schenkels ging, binnen einigen Stunden.
sect;. 366.
Das Gummi-Gutti kann als Purgirmittel und zum Tlioil als Diure-ticum dienen, ist aber bisher nur bei wenigen Thierkraiddiciten versucht worden; es ist theurer als die Aloë, reizt mehr als diese , und hoi Pferden ist die purgirende Wirkung unsicher, — bei llniidcn dagegen sehr sicher, Das Mittel kann in allen Fällen, wo bei atonischen Zuständen vermehrte Ausleerungen, oder Ableitungen von anderen Organen nützlicli sind, gehraucht werden. Besonders hat man es gegen Eingeweidewürmer xmcl gegen wasser süchtige Zustände, daher auch gegen die Fäule und Egelkrankheit der Schafe (Danbenton) empfohlen. Ich habe es bei Pferden gegen Dummkoller, bei Hunden gegen Bandwurm, auch bei Leibosvcrstopfung, über-massiger Fettbildung, Flechton u. s. w. mit Erfolg gegeben. Bei gastrischen Krankheiten verdient aber die Aloe den Vorzug; ent/.iindlichc Reizung des Verdauungskanals verbietet den Gebrauch des G.-G. gänzlich.
Die Gabe ist nach den Andeutungen des sect;. 355 zu bestimmen, An wendung in Pillen, Latwergen und in Auflösung mit Wasser, besser mit Seifenwasser, vielleicht auch in einem bittern Decoct. Hunden gebe ich in der Regel eine Pille aus 3—(i Gran (]H—24 Centigr.) G,-fi. mit ebenso viel Kalomel, und mit Honig q. s. zubereitet, und halte eine z;\veito solche Pille für den Fall, dass die erste ausgebrochen wird, in Bereitschaft. (30 Grm. 7 Sgr. 6 Pfg.) grob pulv. 5 Sgr. 2 Pfg., fein pulv. 1 Grm. 5 Pfg.)
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20) Ulclnusiil, 01. liicini, 01. Palmac Ohriati, 01. Caatom (Cilslonïl),
Das fette Onl aus den Sumenkorncn dos ßo^eu. Wunderbaumcs , Iticinus cummums L,,
21. Kl. 8. Ordn., Fain, der Kiipliorbiatccii. — einer in Cliina. Ostindien und Afrika
cinheimiselicn, bei uns In Qltrten gezogenen Pflanze.
sect;. 357.
Die Ricinussamen enthalten in ihrer äussern Schale ein geschmackloses Harz, Extractivstoff, Gummi und Holzfaser, — im Innern einen eiweiss- und stärkemehlhaltigen Kern und ein fettes Oel. Das Riciuusöl ist dickflüssig, farblos oder etwas gelblich, geruchlos, von mildem, hintemiach etwas kratzen-
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312nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Scharfe Mittel,
dem öeschmack. Es ist iu 1—2 Theilen höchst rectifioirton Weingeist löslich; der Luft ausgesetzt wird es leicht ranzig, zähe und trocknet zuletzt ganz aus, zersetzt sich (lurch Alkalien in Riclnsäure, Riciiiölsiiure, Ricintalg säure und Glycerin. Die drei Säuren sind sein- scharf, aber durch Fett- und Oelstoffin dem Oel eingehüllt und dadurch gemildert.
Das Eichuiaöl wirkt auf die Schleimhaut des Verdauuugskaaals, insbesondere des Dickdarms apeeifisch reizend und hierdurch gelind purgirend, bei Hunden auch oft Erbrechen erregend. Die Wirkung 1st jedoch bei den grossen Thieren unsicher und tritt nur nach grossen Gaben ein, Percivall gab einom Pferde des Morgens um 10 Uhr l'1',, i'fd. (circa 700 Grm.) dieses Mittels und setzte dann das Pferd zweimal in verschiedenen Zeiten in Bewegung. Hierauf trat nach 7 Stunden Laxiren ein, welches den folgenden Tag fortdauerte und dann ohne weitere Polgen vorüberging, Hei zwei anderen Pferden trat diese quot;Wirkung nicht, ein, wohl aber entstand bei dem einen davon Kolik (The Veterinär. 1845), — Hei dem Rindvieh verhält es sieli ebenso. Schafe und Ziegen purgiren von 90 L20 Grm., Schweine von 60 -90 Grm., Hunde sicher von 15—GO Gnu. Das quot;Mittel ist wegen dieser grossen Gaben und mit Rücksicht auf seinen Apotheken preis, fast nur bei den letztem beiden Thicrgattungen brauchbar; es muss aber frisch und rein, unverfälscht sein, was es jedoch häutig nicht ist,
Die Anzeigen zu seinem Gebrauch sind da vorbanden, wo man Husleeren will ohne die Verdauungseingeweide zu reizen (?), und auch da, wo in Folge von Trägheit und mangelhafter Absonderung in den Verdauuugseingeweiden Verstopfung des Leibes und Kolikschrnerzen bestehen, und wo feste, trockene Kothballeu, Dannsteine, Würmer ausgeleert werden sollen , wie namentlicli bei Verstopfung des Lösers der Wiederkäuer, — bei Entzündungen des Bauchfells, der Gebärmutter, der Nieron und Harnblase, oder wo man das Entstehen dieser Entzündungen befürchtet und es verhüten will, wie z. B, bei eingeklemmten Brüchen, nach Bruchoperationen und bei anderen Bauch wunden und dergl. Moiroud und Chambert haben das Del auch bei dem sogenannten Magenkoller der Pferde mit Nutzen angewendet1.
Die Gabe ist für Pferde und Rinder von '2.r)0 1000 Grm.; einem Füllen mit hartnäckiger Verstopfung gab Schaak nur 6 I Gnu. mit gutem Erfolge3; für Schafe und Ziegen 64-—160 Grm., für Schweine SO—90 Grm., und für Hunde 30 - fiO Grm.
Man giebt das Oei für sich allein oder auch in einem sebleimigen Decoct, oder, kleinen Thieren, in einer Emulsion aus Gummi arabicum (4 Grm.) und Wasser (60 Grm.) zu HO Grm. des Gels, in 24 Stunden einmal, höchstens zweimal.
Anmerkung. DirRicinusanmen (VVunderhaiimsamen, jfrossePurgir-k ö rner , Semina Rieini s. Oalaptttiae wajorisj besitz, n ilie purgtrende unii -vomirondc Wir kling lies Kicinusols in einein last zehnfach stärkeren Grude und mit, heltigeiReiy.ung, his /.in- Darmentzündung, so dass man sie zu den scharfen (drastischen) Purgirmitteln zählen muss. — Mehrere Pferde Starben von lib Grm. dieser Samen, welche sie mit ihrem Hafer verzehrt hatten3, und bei Hunden waren 6—12 Grm. (ödtlich4.
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1nbsp; Tabourin, Matière medicale. 2. Edit Tome II. p. 296.
2nbsp; Ebendaselbst.
quot;Pelletier, in den Annal. de la soc, vétér. du Finistère, 1841. p. 48. laquo;Orfila, Toxicologie, Tome II. p, 117. 6. Edit.
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Riciimuiv Euphoibieuharz.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 813
Ï^Ian kann dennoch liri grossein Torpor laquo;Ier Verrtauungpoingeweide 'lip Samen ru nn-gefiihi 45-60 rjim. für Pferde und Rinder, S 12 Urn. für Schweine und zu 1 —2 Orm. f'ir Hunde benutzen , Jedoch nur in einer Kuiulsion mil der zwanxlgftichon Men^e \VaB8ers und coliri. (Apothekenpreis: .'10 (inn. 2 Sgr Drogueriepreis! l Pfd. 7 8gr.)
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ïh Blipborbleil* oder WnlfMiilloli-llar/,, läuphorUtm, Gummis. Resina EupJiorbiae.
Der erhärtete Milchsaft aus den Zweigen verschiedener iMplinrliicnarlen, besondere von
Euphorbia nffleinarnm L., II. Kl. .'1. Ordn, raquo;der 21. Kl. 1, Ordn., Pam. d. Eiiphorblaoeen;
— aus dem östlichen Und westlichen Afrika.
sect;. 368.
Das Euphorbium bildet erbsen- bis haselnussgrosse Stückchon von verschiedener Gestalt, schmuteig-gelblich aussehend, in der Kälte sserreiblich, das Pulver gelbgrau, ohne Geruch, von sebarf-beissendem Geschmack, reizt. Iieltig die Alicen und die Nase, is( in Wasser tiiul in Weingeist nur /.ttiii 'i'lteil liislicli. Wirksame Bestandtheile sind ein scharfes Harz (über die Hälfte des Gewichts) und etwas fttherisebes, scharfes Ool, nebenbei Wachs, Kali- und Kalksalze, Schleim und andere weniger wiebtige Stoffe.
Es verursacht bei jeder Art der Anwendung an den betroffenen Stelleu des Thierkörpers sehr heftige Reizung, jedoch ohne Blasenbildung, sondern mit papulösem Ausschlag, Elntzühdung, Ausscbwitzung und Verschwftnmg; — bei innerlicher Anwendung' auch heftiges Erbrecben, Purgiren, Leib scliiiierzen, und, nach etwas si arken Gaben (d. i. bei Pferden nach 30—60Grm. bei Hunden nach 4—12 (Jini.) selbst den Tod. Kiu Hund starb 39 Stunden nach dem Aufstreuen von S Gnu. dos pulverisirten Euphorbium auf eine Wunde am .Schenkel. Bei der Section fand man die Entzündung von dem operirtou Gliede bis zur fünften Brustrippe derselben Seite verbreitet; ander Wunde war kein Schorf entstanden und die inneren Organe waren nicht entzündet (Orfila, Toxicologie, 'rome 11. p. 102, 103).
Dieser heftigen Wirkung wegen wird das Kupltorbiitm nur selten ttud nur änsserlich, bei denselben Krankltoitsziiständen und für dieselben Zwecke angewendet wie die Canthariden. Da es jedoch tiefer in die Haut einwirkt, die, Haarzwiebeln mehr zerstört, und daher eher kable Flecke, hinterlässt als die Canthariden, so verdienen die letzteren fast immer, besonders aber bei feinen Pferden, den Vorzug vor ihm. Man benutzt es jetzt nur bei sehr hartnäckigen 1'cboln, bei Thieren von gemeiner Ra^e, und wo die Haut sehr dick und wenig empfindlich ist.
Die Anwendung geschieht mehrcntheils in Salben, indem man das Euphorbium mit. Fett, oder mit einer Harzsalbe mengt, besonders aber als Zusatz zur Cantharidensalbe (4—-8 Grm. fein pulv. Euphorbium zu 30 Grm. Salbe), um die reizende Wirkung derselben zu verstärken. Zu demselben Zwecke dient es auch als Bestandtheil in dem scharfen Pilaster (S. '267). Zuweilen benutzt man auch die aus 80 Grm. Euphorbiuinpulver und 1 Pfd. Weingeist bereitete Eupho rbium-Tinct ur (Tiuctnra Euphorbü) zur Anwendung auf cariöse. Geschwüre, oder zur Einreibung gegen Lähmung und Schwund, tbeils für sich allein, theils in Verbindung mit Oanthariden-Tinc-tur, mit Terpenthinöl und dergl. — Ehemals wurde auch das pulv. Euphorbium zur Zerstörung der wuchernden Granulation und um die Abblätterung cariöser Knochen zu befördern, in Wunden und Geschwüre eingestreut; da
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314nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Soharfe Mittel.
aber hierbei oft sehr heftige EJntzünduug in dau nahe liegenden gesunden Theilen entsteht, und da man zur Erreichung der bezeichneten Heilzwecke bessoro Mittel hat, so wird es jetzt nicht mehr auf diese Weise gebraucht. (Grob ])ulv. 30,0 2 Sgr. t Pfg,; fein pulv. 3 Sgr. 2 Pfg.)
Anmerkung, Fast alle, und auch die in Dcutsclilaud wild wachsenden Species der Wolfsmiloli (mit Ausnahme der slissen Wolfsmilch, Evjthor/tia dulcisj besitzen einen scharfen StolT, der besonders in dem Milchsäfte onthalten ist und clör aut' den Thier-körper jiludieli wirkt, wie das Kuphorhiumbarz. Diese PdanüQn worden von den Thieren höchst seilen laquo;et'resson ; sie erzeugen Aufblälicii, Unruhe, Leibscbnierzcu , Diarrhöe und rühren seihst den Tod herbei, — Or l'i 1 a J-'ab einem starken Hunde '/g Pfd. ausgepressten Saft von der kr euzbl ä tt o ri ^ en Wolfsmilch (Knpkovhia LathyrisJ und unterband den Schlund; nach 8/| Stunden waren Neigung zum Erbrechen, .!J Darmentleerungeu, ^tatti^keit, — nach 27 Stunden convulsiviscbe Bewegungen und nach 28 Stunden der Tod eingetreten. Beim Oeffnen fand man die Lungen livid, derb, mit Blut angefüllt, den Mastdarm hin und wieder (;orötbet, den übrigen Darm, gesimd. Ganz ähnlich wirkten bei einem andern Hunde 160 (lt;rm. des Saftes von der Cy pres s eu-VVol t'sm i 1 eli (h'.tijilnn'h. CifimrissinsJ. — MigUel sah von Stiickcben der Woll'smilchpfianzen Jeder Species, wennet sie in kleine Wunden unter die Haut legte, binnen wenigen Stunden heftige Ansclnvollung und dann Eiterung entstehen, Er benutzt daher die Stengel, nachdem die Haut abgeschabt, als lieizmittel in Fontanellen und Haarseilen ganz so, wie die schwarze Nieswurz. Die Slückcbeii dürfen mir 1 — 2 Tage liegen bleiben (Journ. do méd. vétcrin. de Lyon. Tome XIV. p. IC).
Ehemals wurden die Samen der kreuzblätterigen Wolfsmilch unter dein Namen; Sprin gk ö r ne r , Pu rgir k örn er ('Semina Caf.aputme minorisj als Purgirmittei benutzt, sie sind aber ganz aus dem Oebrancb gekommen.
sect;. 359.
Zu den scharfen, aber jetzt nicht mehr gebräuchlichen and grösstentheils veralteten Arzneimitteln gehören noch folgende:
a) Die Kelleresel, Asseln, Kellerasseln (Miüipedes), ehedem als urintreibendes Mittel (60—100 Stück für ciu Pferd) benutzt, bei wirklichen und bei blos angenommenen, auch äussorlich in die Vorhaut gebracht. — b) Die EiSelsgurke, Eselskürbis (Momordica JEhterium), von den alten griechischen und anderen Thierärzten als Purgirmittei gehraucht, aber nach Viborg's Versuchen (an Pferden) zu .1—l1/., Pfd. gegeben, ganz ohne Wirksamkeit. — e) Die Hasel wurzel fA''quot;//.!'AmW), bitterlich-scharf, im irischen Zustande brechenerregend und purgirend, aber getrocknet und alt meistens wenig wirksam, ehemals (z. H. von K ersting) gegen Vorschleiinung und dergl. benutzt. In einem Falle, wo eine Kuh 90 Orm, in 2 Gaben erhalten hatte, war heftige Entzündung dor Eingeweide eingetreten1. — gt;l) Zwergbollimder, Attichkraut, Wurzel und Beeren (Herba, Radi/v et Baeoae Klmti), ekelhaft bitter-schai'f, brechenerrogend, purgirend, urintreibend, daher gegen Wassersucht empfohlen, Auch der eingedickte Saft der Heeren (Kxtruct. Bacc. F.buli) ist hierzu empfohlen, in Gaben von 30—-6t) Grm. für die grossen Thiere. — e) Johanneskraut nebst J^Inmen (Ikrba H Flores Hyperioi), bitterlich balsamisch und etwas scharf, ehemals ein sehr gerühmtes Wundheilmittel, und ebenso das von ihm bereitete gekochte Johannesöl [Oleum Hyperki cortnm). —f) Kreuzdorn beeren (Baeoae Rhamni cathartids, Spinae cereinae), als Purgirmittei (z. B. bei Hunden zu 16 Grm. der frischen Beeren) ziemlich wirksam. In England ist auch der ein-
' Arch. Schweiz. Thicrärzte. lid. 4. S. 369.
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Narkotische Mittel.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;315
gedickte Saft (das sogenaimto Saftgrün) für diosou Zweck uoch gebräuchlich. — g) Kücheiiscliollo, das Kraut (Uerba Pulsatillae nigrioantis), speoi-flsoh die Gangliennorven der Bauch- und Beokenhöhle erregend, scharf reizend, Entzündung, Erbrechen und Purgiren erzeugend, wird besonders gegen Augenkrankheiten (schwarzen Staar) und asthenische Entzündungen, von den Ilomöopatlieii gegen stinkende Durchfalle, chronische mul onregel-mässige Druse, chronischen Husten, katarrhalische Lungenentzündung, Bnt-ziindung der Gcbiirnuitter, Zurückbleiben dor Nachgeburt, Verhärtung dor Hoden, Ilarnverlmltungon, Oedcme, hartnäckige Geschwüre und dergl. benutzt. — h) Mauerpfefferkraut, kloine Hauswurz (Herba Sediminoris), sehr reizend, brechenerregend, purgirend, urintreibend. - ',) Sabadlllsaine (Semen Sdbddillac), vermöge eines eigcntliünilichea Alkaloids (iS'ioailillin) scharf reizend, sehr ähnlich der weissen Nieswurz, früher zur Vertreibung des Ungeziefers benutzt, wirkt speeiflsch gegen dasselbe und gegen Milben, daher gegen Bände, — in Abkochung (Sem, Sabad.) 8 Grm. zu J.r)n Gnn. Colat., oder in Salben, z, B. Pulv, Sem, Sabad. 8 Gnu. zu 60 Grin. Sapo viricUs. — k) Seifenkraut, die Wurzel und das Kraut (Radito et Herba Saponariae), schleimig, bitterlich-scharf, ehedem als auflösendes, speichelerregendes, urintreibendes Mittel benutzt. I) Skammonium (Scamnmium), drastisch purgirend, jedoch nur in grosseren Gaben als mau gewöhnlich vorschreibt. -- m) Stephanskörner, Läusesamen {Semen Staphisagriae), bitter, brennend-scharf, brechenerregend, ehemals gegen Ungeziefer häufig benutzt1.
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SIEBENTE KLASSE.
Betäubende oder narkotische Mittel. (Medicamenta narcotica.)
lli'prilT, Wiilviin^ mid Anwendung dieser Mitirl Im Allgemeinen.
sect;. 360.
Betäubende oder narkotische Mittel sind diejenigen, welche, bei der Anwendung in gehörig grosser Gabe, im thicrischon Organismus die Functionen des Nervensystems, vorzüglich die Sensibilität vermindern, stören, selbst He täubung (^ tnoxtj. Narcosis) und Lähmung verursachen.
In dieser, die Thätigkeit des Nervensystems vermindernden und störenden Wirkung kommen aber die hierher gerechneten Arzneimittel nur im Allgemeinen (Ibereiu; denn im Einzelnen zeigen sie 'hinsichtlich der besondern Art, der Richtung und Ausdehnung ihrer Wirksamkeil auf verschiedene Abthcihmgen des Nervensystems eine grosso Verschiedenheit.
1 Siehe- Michel und ithon, Monatsschrift der UindviehkuMtlc. 2. Halbjahr. S. 0Ï ; #9632; Arch. d. Schweiz. Thieviirzte. B, V. 8.166; — Oekon. Neuigkeiten 18;i6. S. 209—216; — Henke, Zeitschrift der Stnraquo;t8i\rznciluiiidc. Bd. 28. S. 283; — Lin den berg, Miigaz. f. Th. 1845. S. 449.
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Narkotische Mittel,
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sect;, 361,
EUnsichtlich der Bostandtbeile ist zuerst zu bsmerken: tlass es einen ge-meinsckaftlicken, d, li. einen in allen uarkotisclien Mitteln gleichartigen be-täubendon Sto£F nicht ^iebt, und class selbst die in den narkolisclien Pflanzen enthaltenen Alkaloïde, von denen der grttsste Tbeil der Wirksamkeit, abhängig i.st, in jeder l'llanzc speeielle Kigenscbat'lon besitzen. Da ciusscrdeni die Alkaldide von lixer Xatur sind, das narkotische IViucip sieh aber auch durch den betäubenden Geruch der meisten dieser Mittel, besonders in ihrem frischen Zustande, zu erkennen giebt, so ist es sehr wahrscheinlich, dass neljen don Alkaloïden auch noch andere Bestandtheile zur Erzeugung der narkotischen Wirkung wesentlich beitragen.
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sect;. 362.
Hinsichtlich der Verschiedenheit in der Art der Wirkung lehrt die genaue Beobachtung: dass nicht ein narkotisches Mittel dem andern völlig gleich wirkt, sondern dass jedes von ihnen eine speci-fische Wirkung er/, eugt. Diese Kigenthnnilichkeit in der Wirkung der einzelnen narkotischen Mittel wird vorzüglich dadurch bedingt, dass nicht ein jedes das ganze Nervensystem in einem gleichen umfange afficirt, sondern dass die einzelnen Mittel zu einem begrenzten Theil dieses .Systems eine besondere Beziehung haben und daselbst die 'i'hiitigkeit zuerst oder vorherrschend in speeifischer Weise umstimmen, vermindern u. s. w.\ so z. B. wirkt das Opium vorherrschend auf das grosse Gehirn und auf die Sinncs-
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— die Tollkirsche auf die sogenannten Vierh
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und auf die Seh-
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nerven und dann erst auf das Gehirn, — die Blausäure auf das verlängerte Mark, die Respirationsnerven und dann erst auf das ganze Gehirn und Rückenmark, — die Broclmuss auf das Bückenmark, — Digitalis auf die llerznerven, das verlängerte Mark und Gehirn u. s. w. Dabei erscheint, die Wirkung bei manchen narkotischen Mitteln vorwaltend als Herabstimmung, selbst Lähmung der Tbätigkeit, bei anderen aber als Krampf, als specioilc Erregung und Verstimmung der Gehirn- und Siunestfaätigkeit. Auaserdem wird aber die Wirkung noch dadurch modiiieirt, dass sie bei mehreren narkotischen Mitteln rein auf das Nervensystem gerichtet, bei anderen aber zugleich mit örtlicher Reizung verschiedener Organe (namentlich der Lungen, des Herzens und des Verdauungskanals) verbunden ist. Nach den letztem Eigenschaften unterscheidet man die Mittel in rein narkotische, und in scharfe narkotische. — Es ist benierkenswerlh, dass bei den grossen Hausthiereu die meisten narkotischen Mittel, wenn sie in grossen Gaben angewendet, werden, auf die letztere Weise wirken, und dass sogar bei diesen Thieren die örtliche Reizung oft deutlicher hervortritt, als die narkotische Wirkung. Auch örtlich wirken einige dieser Mittel, wie z, B. Hlausäure, Belladonna, Bilsenkraut, Akonit, die Sensibilität berabstimmend, andere aber, wie Taback,
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Digital!
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iriugen an der Anwendungsstelle eine Reizung hervor.
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Die Verschiedenheit im Grade und in der Dauer der Wirkung der narkotischen Mittel, i.st besonders von der Empfänglichkeit der einzelnen Thicre für das eine oder das andere Mittel, von der Grosse der Gabe und von dem Orte und von der Art der Anwendung abhängig. - 1) Der Grad der Empfänglichkeit der Thiere hat fast bei keinen anderen Mitteln einen so grossen Eiu-fluss auf die Wirkung, als gerade bei den narkotischen; denn man sieht hier
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Narkotische Mind.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;:; 17
von eineiij mul ilt'iiiüelbeii Mittet, uucli ^ersckiedonheil dei 'l'hlergattung-, iIhs Alters, der Gewohnheit, des GesnudheitsKustandes u, -. laquo;#9632;. die ^rössten Abweichungen erfolgen. Thiere von einer Gattinig ertragen ein Mittel in sein- grossen Gaben, ohne bemorkbni'e Wirkung, während dasselbe Mittel bei Thiorcu vim anderer Gattung sehr heftige Zufälle erregt (so /,. I!. soll das Bilsenkraut dein Schweine, Schierling den Ziegen unscliUdlich srin, den Übrigen Thieren sind aber diese Mittel in grossen Giihen sehr nachthoilig). Doch sind ülier diesen Gegenstand noch nichi liinreichend sichere Beobachtungen gemacht , und man kann nur im Allgemeinen annehmen, dass die Wirkung der meisten narkotischon Mittel hei lgt;t'ei(ilt;'ii und bei Wiederkäuern verhältnissmässig schwäeher, als bei Ennden und Katzen erfolgt, —.hinge und sehr reizbare Individuen werden von diesen Mitteln stets viel heftiger ergriffen, als alte und torpide, und je öfter ein narkotisches Mittel bei einem Thiere angewendet worden ist, um desto mehr wird die Empfänglichkeit für dasselbe gemindert, und um desto schwächer erscheint nach und nach die Wirkung. — 2) Kleine Gaben der narkotischen Mittel verursachen gewöhnlich bei gesunden Thieren nur sein- geringe, oft kaum wahrnehmbare Erscheinungen in den Functionen der Ceutralorgane des Nervensystems; ist aber die SensiUililiit krankhaft erhöht, so /.eigen sie dureh die erfolgende Herab Stimmung derselben oft eine, unverkennbare Wirksamkeit. -—' Seihst von mittelmässigen Gaben scheint bei gesunden Thieren die Thätigkeit des Nervensystems nicht viel zu leiden, und man bemerkt von ihnen gewöhnlich nur eine abnorme Erweiterung oder Unbewegliclikeit der Pupille, etwas Abstum jjfung der Empfindlichkeit, zuweilen auch Trägheit oder Uuregelmässigkeit bei der Bewegung^ — Von grossen (laben laquo;erden aber die Verrichtungen des Nervensystems sehr bemerkbar gestört, und zwar zuerst nach der Eigen-thttmlichkeit der einzelnen Mittel (wie oben angedeutet;; im weitern Verlaufe verbreitet sieh die raquo;Störung ilhcr einen grössem Theil, oder über das ganze Nervensystem, so dass oft der speeifische Character der Wirkung verschwindet, namentlich wenn die (labe Hbermässig gross war. Man bemerkt hiernach Erweiterung der Pupille, immer mehr zunehmende Abstumpfung der Sinne, Verlust, der Empfindlichkeit, Zuckungen, Schwindel, Unvermögen zu gelien und yax stehen, zuweilen auch Raserei, Bewusstlosigkeit, Schlafsucht, Lähmung, und nach sehr grossen Gaben ei folgt auch der Tod, entweder schnell dureh Schlagflnss oder auch langsam dtirdi eine typhöse Entztindnng innerer Organe. — 3) Unter gleichen übrigen Umständen erfolgt die Wirkung der narkotischen Mittel am schwächsten bei der Anwendung derselben auf die äussere Haut, viel stärker hei der Anwendung auf das subeutane Bindegewehe und überhaupt auf' Wunden und in den Mastdarm, noch stärker und schneller bei der innerlichen Anwendung in dem Magen und Darni-kanal, und am stärksten und schnellsten bei der Injection in die Blutadern. Von einzelnen dieser Mittel kann man bei den grossen llaiisthieren fast nur auf die letztere Weise eine vollständige narkotische Wirkung erzeugen.
sect;, 363.
Uie Wirkung der innerlich gegebenen narkotischen Mittel äussert sich bei den meisten nicht sogleich durch Symptome von verminderter Nerven-thätigkeit, sondern es entsteht vielmehr nach der Anwendung zuerst eine Aufregung in dem BlutgefäsB #9632; und Aervemyslem, nämlich schnellerer, oft
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3^8nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;NarkoÜBohe Mittul.
auch mehr gespannter und mehr voller Puls, dunklere Küthung der Sclileim-liiiute, Congestion des Blutes ea verschieclenou Organen, besonders auch zu denjenigen Theilen des Nervensystems, zu welchen die einzelnen Mittel eine speciiisehu Beziehung haben, und etwas höhere Temperatur. Diese Erregung ist hinsichtlich des Characters, der Stärke und der Daner nicht Immer gleich; sie dauert gewöhnlich nur kurze Zeit, und vermindert sich bei oder nach dem Eintritte der Nervenzufälle wieder, so dass dann die Arterien selbst langsamer pnlsircn, kleiner und weicher werden, als im normalen Zustande, und die Temperatur etwas sinkt. — Nach kleinen und mittelmiissigcn Gaben der narkotischen Mittel ist die Wirkung auf'die Hlutget'iisse oft nur allein, oder wenigstens ohne auffallende Störungen im Nervensystem, zu bemerken. — Aussei' diesen Wirkungen bringen die narkotischen Mittel auch eine Veränderung des Blutes hervor; dasselbe wird dunkler und diinndiissiger (nur bei Blausäure wird es heiler); und durch kleine Gaben von einigen dieser Mittel wird bei kranken Thiercn die Verdauung erregt, und von den meisten werden die Absonderungen vermindert (ausgenommen von Digitalis und Taback).
sect;. 364
Bei der Section der Thiere, welche nach zu grossen Gaben narkotischer Mittel gestorben sind, findet, man zwar nicht immer constante pathologische Veränderungen, aber mehrentheils sind doch das grosse und kleine Gehirn, das Kiickenmark und selbst die Norvenscheiden blutreicher, als im normalen Zustande; besonders sind die Venen sehr voll von Blut; das letztere ist (ausgenommen bei Blausäure) dunkel, oft selbst in den Arterien schwarz, und mehrentheils dünnflüssig, nach manchen Mitteln mehrentheils ungleichmässig geronnen. An den Brust- und Baucheingeweiden findet sich nach schnell eingetretenem Tode gewöhnlich keine bedeutende Veränderung; aber nach langsamem Verlauf der tödtlichen Wirkung sieht man, besonders von den scharfen narkotischen Mitteln, an diesen Organen fast immer Spuren von Entzündung und Blutextravasate, — ähnlich wie von der Wirkung der scharfen Mittel.
sect;. 866.
Eine physiologische Erklärung über das Entstehen der narkotischen Wirkung ist nicht zu geben. Jedoch geht ans dem Gange und der Art der Erscheinungen an lebenden, und aus den pathologischen Veränderungen in den Cadavem der nach zu grossen Gaben der narkotischen Mittel gestorbenen Thiere hervor: a) dass die wirksamen Bostandtbeile resorbirt werden und mit dein Blute' zu den Centraltheilen des Nervensystems und zu den einzelnen Nerven gelangen und hier grösstentheils durch directe Einwirkung der narkotischen Stofte ihre Wirkung erzeugen2; b) dass aber auch von den narkotischen Mitteln das Blut und die llerzthätigkeit aufgeregt, hierbei, besonders in den ihnen entsprechenden Theilen des Nervensystems, starke An-fiillung, selbst Ueborfiillung der Blutgefässe (Orgasmus des Blutes) bewirkt und hiordurch ein zu starker, ungewohnter und ungleicher Druck auf das
1 Man hat im Blute Hhmaiiure, in der I.eljcr Nicutiu und Coniin, im Urin iiucli Coniin wieder erkannt.
a Strychnin auf das entblösste RUcksnmark eines Frosches gebracht, erzeugt Tetanus
ganz so wie bei der innerlichen Anwendung.
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Narkotische Mittel.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;319
Gehirn, oder nuf das Rückenmark u. s. \v. verursach! wird; o) dass das Blut auch chemisch umgewandelt, mit Kohlenstoff (Iberladen wird, und dadurch umändernd und betäubend auf das Gehirn und die übrigen Tlicilc des Ner-vensystems wirkt, — und d) dass dann in Folge dieses Druckes die freien Aeusserungen der Nervenkraft noch mehr vermindert, die Zufälle der Betäubung, der Lähmung u. s. w, aber stärker und anhaltender werden.
In dem sub (/) erwähnten Umstände verhält sich die Entstehung der narkotischen Wirkung sein- ähnlich der Entstehung der Betäubung von zu grossen Gaben des Kamphers und der Spirituosen Mittel (sect;sect;, 239, 282) und besonders dem Aether und Chloroform (sect;sect;, 21)5, 301); aber der primäre Zustand, der Wirkung bedingt bei diesen verschiedenen Mitteln doch einen grossen unterschied.
sect;. 366.
Die Anwendung der narkotischen JüttoJ ist in der Praxis eine vielseitige, wenngleich nicht immer eine rationelle, sondern oft ganz empirische, sym-ptomatisohe; und sie sind häufig nur Palliativmittel. Indioirt sind sie im Allg-eraeincu bei denjenigen Krankheiten, bei welchen die Nerventhätig-kek einseitig, d. h. über die Thätigkeit im Blutgefässsystem zu sehr erhöht ist, und besonders wo übermässi go Empfindlichkeit (Schmerz), und ünregelmässigkeiten in der Bewegung (Zuckungen, Krämpfe, Schwindel) bestehen. Wo Schmerzen oder Krämpfe in Gongestionen oder in activer (synochöser) Entzündung des Gehirns, des Rückenmarkes und anderer ner-venreioher Gebilde, oder in chronischen Reizungen und in Verletzungen derselben begründet sind, passen diese Mittel nicht. Dagegen benutet man sie häufig mit dem besten Erfolge bei den sogenannten erethischen Entzündungen, wenn dieselben übrigens einen asthenisclien Character haben, und kein Orgasmus im Blute besteht. Einzelne dieser Mittel worden auch bei den Uebor-gängen und Folgen von heftigen Entzündungen (z. B, die Digitalis bei acuter Brustwassersucht, Bauchwassersucht, Dummkoller unddergl.), — andere auch bei Krankheiten der Verdauungseingeweide, der Ab- und Aussonderungsorgane, angewendet (z. B. Opium, Krähenaugen bei Durchfall, bei Milchfehlern die Belladonna). — Bei der Anwendung dieser Mittel müssen jedoch stets die verschiedenen speeifischen Eigenschaften derselben berücksichtigt weiden.
sect;. 367.
Bei acuten Entzündungen, bei heftigem Entzündungsfieber, überhaupt bei Orgasmus und bei Oongestioneu des Blutes zu inneren Organen, bei der wahren Brschöpfungsschwäche, bei Typhus und fauliger Zersetzung der Säfte, dürfen diese Mittel nicht angewendet werden.
sect;. 368.
Die Gabo und die Art der Anwendung 1st bei den einzelnen narkotischen Mitteln nach ihren Eigenschaften, nach Verschiedenheit des Heilzwecks u. s. w. sehr verschieden, und es lässt sich daher im Allgemeinen nur bemerken: 1) dass in der Hegel massige Gaben zur Erreichung des Heilzweckes hinreichend sind , und dass man daher innerlich niemals solche Gaben reicht, welche Betäubung und die höheren Grade der Wirkung herbei-
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#9632;gt;,'gt;(inbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; .wk..(-i^4i.- ^rirfp|,
fuhren; -i dass man, wenn der Gbbmich dieser Mittel durch längere Zeil nöiliiu- ist, allmälig die Gaben verstärk! und dann zuweilen durch einen cder mehrere Tage die Anwendung aussetzt, weil sich bei dem anhaltenden lt;ilt;' branch eines narkotischen Mittels die Empfänglichkeit dos Organismus für dasselbe sehr vermindert,
I) Mohllsraquo;!'!, Opium, Opiums, Mecomam. Oei' laquo;us Ëinsohnltten in unreife Mohnkäpfe lu attdllchen LSmlerii (Kleln-Asien, Aegypten
u. s vi.) gewomium', an der l.ufl getrocknete Saft von Papaver goinmlernin l^., 1 lt. Kl. I. Ordnlaquo;, Kinn, der PapavorHcoen,
sect;, 369.
Das Opinm kommt im Handel v.w uns in km-hen tonn igen Massen, dlo äiissei'lich hart, braun, inuerlicli weicher, ans Körnchen (Thriinen) zusaininen gesetzt und gelb sind; der Genuh ist betäubend, der Geschmack bitter. Das Opium wird beim Kneten mit den Fingern weicher,- es enthält noch Feuchtigkeit mul muss deshalb zum Pulverisiren hoi gelinder Wärme (.WC) getrocknet, werden; es ist in Wasser und ebenso in Weingeist nur num Theil, am moisten in vercliinnlein Weingeist und in sussen Weinen löslich.
Die chemische Analyse bat im Opium mehrere alkaloidische Stoffe, eine eigeuthtimliche Säure und einige indifferente Substanzen als Bestandtheile ergeben ', nämlich:
1)nbsp; Morjih in oder M orph i um, ein Alkaloid, krystallisirt in rhombischen, farblosen Prismen, ist in kaltem Wasser, in Aether und Chloroform kaum löslich, in warmem Wasser nur vorübergehend, aber in Weingeist (40 Tb.) vollständig lösbar. Mit Säuren bildet es Salze. Es ist der wirksamste Be-standtheil, aber bald mehr bald weniger reichlich (.'i—16 Proc.) vorhanden. Gutes Opium soll mindestens 10 Proc. enthalten.
2)nbsp; Narcotin oderOpian, ein Alkaloid, krystallisirt in feinen Schuppen oder Nadeln, löst sieb in Wasser schwer (in 7000 Tb.), in 300 Th, Weingeist, und in Aether und Chloroform leicht. Ks macht mit Säuren Salze, die sehr schwer kiystallisirou.
;3j'Th ebain, Paramorphiu, Alkaloid, in schneeweissen Ulättclien, löst sich in Wasser (200 ITi.) schwer, aber leicht in Weingeist und Aether, wird durch Schwefelsäure blutroth gefärbt.
4)nbsp; Codeïn, Alkaloid, löslich in 8 Th. Wasser, auch leicht in Aether in Weingeist und Aetzammoniak.
5)nbsp; Narceïn, Alkaloid, krystallisirt in weissen, seidenglänzenden feinen Nadeln, ist nicht in kaltem Wasser, auch nicht in Aether löslich, wohl aber in Weingeist oder bei Zuthun einiger Tropfen Kalilauge.
(5) Papaveri n, schwach alkalisch, macht weisse spitzige Krystalle , in Wasser kaum löslich, wohl aber bei Zusatz einiger Tropfen Salzsäure, macht mit Säuren Salze,
7) Meconsäure, sie bildet silberglänzende Schuppen, ist in Wasser und Weingeist löslich, zersetzt sich beim Kochen.
Die übrigen Stoffe, wie Pseudomorphin, Forphyroxiu, Opianin, M et am orph in, Meconin, Kautschuk, Harz, Gummi u. s. w. erscheinen für die Wirksamkeit des Opiums von untergeordneter Bedeutung.
1 Hanptsäolilieli naeli Mulder (Pbamnao, Centr.-Blatt 1Ü37. Nr. 3U), zum Theil nach Wi gger a , M e rk , VV i t ts tein u. A,
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Opium.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;;}21
sect;. 370.
Diese Bostiuidtlioilo finden sieli in den versohiedeneu .Sorten des Opiums, je nach dem Klima, der Zeit und Art der Gewinnung u. s. w., in verschiedener Quantität, und es wird hierdurch die Stärke und die Art der Wirkung des Mittels oft etwas modificirt. Je reicher an Morphium, um so stärker wirkt das Opium die Funotionen des Sensoriums und des ganzen Nervensystems umstimmend, besonders die Sensibilität vermindernd, und grosse (laben führen auch Schlafsucht herbei. Die Wirkungen erstrocken sich jedoch auch auf das Blutgefässsystem, auf die Verdauungs- und Absonderungsorgane, besonders auf die Hautausdünstung, und sie sind nach der Verschiedenheit der Thiergattung, der Grosse der Gabe, der Art der Anwendung u. s. w. etwas verschieden.
Auf der unverletzten Haut erzengt das Opium keine deutlich erkennbare Wirkung; in Wunden und Geschwüren macht es zuerst etwas Erregung (Gefühl von Jucken, Köthung und vermehrte Wärme); aber nach kurzer Zeit zeigt sich die Empfindlichkeit ein wenig vermindert, ein etwa vorhandener Schmerz gemildert. Diese Wirkungen sind jedoch von massigen Gaben nur in einem sehr geringen Grade bemerkbar. Sehr grosse Gaben erzeugen aber ausserdem noch Schwäche der Muskeln, selbst (Konvulsionen und den Tod, Letzterer erfolgte bei einem Hunde von 'i1/., Drachmen (10 Grm.) Üpium-Extract, welches in Wasser gelöst in eine Wunde am Schenkel upplicirt worden war, nach 46 Minuten, und in einem anderen Falle von ähnlicher Application einer halben Drachme (2 Grm.) nach ö1/.^ Stunden (Orfila, Toxicologie). Diese Länge der Zeit beweist: dass die Wirkungen des Opiums hauptsächlich durch Resorption und nur wenig durch directe Einwirkung auf die Nerven erfolgen.
Innerlich gegeben, bat man bei gesunden Pferden von 1 Drachme (1 Grm.) Opium oft gar keine Wirkung, zuweilen aber Trockenheit im Maule, volleren, härteren Pids, und vermehrten Appetit wahrgenommen. Nach 2—4 Drachmen (H—16 Gnu.) des Mittels fand man diese Erscheinungen dentlicher; auch wurden die Thiere etwa 1 Stunde nach dem Eingeben munterer, der Hlick zuweilen wild und stier; die. Pulse wurden bei manchen Pferden in dieser Zeit um 3—10 in einer Minute vermehrt und voller, dann aber wieder vermindert, später auch klein und schwach; nach 2—;5 Stunden wurde die Pupille etwas erweitert; die erhöhete Munterkeit verlor sich nach 1—6 Stunden, und es traten später keine anderen Zufalle ein, als dass in den nächsten 24—.'56 Stunden der Koth härter und der lirin reichlicher als sonst abging. Bei manchen Pferden wurde auch die liautausdünstung vermehrt. — V itet (a. a. O. S. 133) will selbst von Gaben bis zu 2 Unzen (60 Grm.) keine anderen Wirkungen gesehen haben; ich habe jedoch bei mehreren Pferden nach dem Eingeben einer Unze (30 Grm.) Opium in 1 Pfund heissem Wasser aufgelöst, aussei- den und nach den Zufällen der Erregung, welche schon nach '/., Stunde eintraten und nur gegen l1/2 Stunde dauerten, auch noch sehr vorminderte Empfindlichkeit, grosso Erweiterung der Pupille, tiefes Herabhängen des Kopfes, Verlust dos Appetites, schwankenden, stolpernden Gang, Drängen nach vorwärts, langsameren Puls als vor dem Vor such, und Verzögerung der Darmexerotionen erfolgen sehen. Diese Wirkung dauerte über 12 Stunden und die Pferde zeigten sich selbst am folgenden-Tage noch etwas matt. Von 2l/2 Unzen (70 Grm.) starb ein Pferd nach 20
Hkktwio, Ai'znmmittolltihro. 5. Autlago.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 21
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NarkoWsoho Mittel
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Stunden, nacliclom ganz dio.scllicn Ztif'ällc voransgogangen waren, unter licf-tisea Kränniton. Dagegen ertrugen allerdings inelirero Tf'crclc '/a—) ganze Unze dieses Mittels, ohne dass diese starke Wirkung eintrat.
J5ei Wiederkäuern zeigt das üpimn nocdi geringere narkotisehe Wirksamkeit als bei Pferden. Ich g'nb es Kühen bis zu 1 Unze ('M) Grm.), Schafen bis zu Y-i Unze (15 Grm.) und bemerkte daraut' blos 'J'roekenhcit des Manies, volleren, nicht, schnelleren Puls, griissere Wärme der Haut, Aut'treibung des Leibes, grössore Consistenz des Mistes, träge Ausleerung desselben, und massige Verminderung der Milch erfolgen. Gilbort (Annal. de l'Aijri:. frqno. Tome 70) gab einer dreijährigen Kuli 1 Unze Opium in 2 l'inten Wasser, und bemerkte, nur geringe Wirkung; aber ein zweijähriges raquo;Sehaï, dein er i Drachmen (16 Gnu.) Opium in einer Latwerge eingegeben hatte, starb nach 17 'lagen und nachdem das Thier blos etwas Ekel gezeigt hatte. Vitet gab dagegen einem Ilanimel 1 Unze (ilU Grm.) Opium in Woin aufgelöst mit dem unbedeutenden Erfolge, dass das Thicr mehr Heu frass, als es in gesunden Tagen zu fressen pflegte.
Schweine werden, wenn man ihnen das Opium zu 1—2 Drachmen eiu-giebt, zuerst munterer, nachher matt und schläfrig; ihre Augen worden rötber, die Haut hoiss, der Kotb geht seltener und trockener ab (Viborg, Anleil. z. Lrzieh. u. Benutz, d. Hchweins).
Bei Hunden ist es oft schwor, zu bostimmton Kesultaton über die Wirksamkeit dieses Mittels zu gelangen, weil ihr Magen eine aussorordenl-liclie Luipluullichkeit gegen dasselbe zeigt, und es gewöhnlich bald nach dem Eingeben wieder ausgobrochen wird; giebt man aber bald nach dem Krbrechen eine zweite Gabe, so wird diese mehroutheils ertragen. Manche II undo erbrechen sich fast augenblicklich, andere erst 1-^5 Stunden nach dein Eingeben des Opiums. Von 5—10 Gran (30—GO Oentigr.) dieses Mittels, in Pillen eingegeben, sah ich sehr selten eine deutliche Wirkung; Charvet' hat dagegen von 130 Centigr. Opiumexiract, nach Verlauf von ;iU Min., Traurigkeit, Mattigkeit, Zittern der Glied er, liiiuiige Herzschläge, - nach 2 Stunden Zittern des ganzen Körpers, schwankenden Gang, — später .starke und langsame Ilerzschläg-e, langsame llospiration, Steifheit der Gliedniaasseu und Betäubung, aus welcher aber der Hund durch das mindeste Geräusch erweckt werden konnte, entstehen sehen. Die Wirkung dauerte gegen 10 Stunden, worauf'das Thier wieder völlig munter wurde. Seihst von 2U Gran bis zu 1 Drachme (1,25—1,0) Ojnum in einer Gabe sah ich (mit Schu-bartb-' iibereinsthnmend) bei manchen llvindcnnur sehr geringe, bei anderen aber ziemlich starke Wirkung, deren Zufälle den eben beschriebenen ganz ähnlich waren, erfolgen; bei mehreren verlor sich auch durch 2—1 iStunden das Gefühl gänzlich, so dass die Tbiere von Nadelstichen nicht die geringste Empfindung zeigten; die Pupillen wurden erweitert, der Gang tauinelud, und die Ilinterfusso fast immer, aber bald mein', bald weniger gelähmt; die meisten Hunde lagen während der Wirkung viel auf dem Bauche und liatleii Neigung zn schlafen; völlige Betäubung war damit nicht verbunden, denn man konnte die Thiere ohne grosso Miibo aus dem Schlaf erwecken. —
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'Dia Wirkung des Oimuris und seiner constituivenden liesliimltlieile .auf dienbsp; nbsp;tlilef. Oekonomio. A. d. Fi'nuz. Luijizip; 1827. S. 42.
11 Beitrüge /.nr itiilieni Kenntnlss der VVirluingsart. der Ar/.Heimittnl und Oif'le,nbsp; —. in Horn's Arthiv 182;!. , ...
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Opium.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ;{2ü
8—12 firm. Opimn (ider wässeriges Opitunoxti'nct crre^foii Jilmliclie Ziinillc im hoben Grade, Conviilsionen, awoli wirkHohe Betäubun^'j Lärlitnung dés Iliiitertlioils mul den Tod. — lgt;ie Zeit, in welcher die Syihptorne eintraten, war bei den einzolnen Versnclieu #9632;sehr verschiedon; zuweilen bemerkte man naoli ß Minuten sobon die beginnende Wirkung (bosondera wenn die Auwen-dvtng in fltlssiger Form geschab), in anderen Fällen gingen 2—3 Stunden vorüber, ohnedass eine dentliobe Spur der Wirkung siuh zeigte; Ebenso war die Dauer der letztern sehr verschieden, von 3—lö Stunden ausgedehnt
Die durch 1^—2 Taue fortgesetzte Anwendung mtlsslger Gaben des Aiittols erzeugt tiei allen Thieren Trockenheit im Manie, etwas Auftreibung' des Leibes mid Verstopfung desselben. Dies deutet eine auffallende Ver-minderung Inder Absonderung der Sohlöimhäute und in der perlstaltisohen Bewegung an. In die Ausscheidungssäfte geht das Opium (und Morphium) wenig- über. In dem Harn konnte man Morphium erst nach langem Gebrauch des Mittels entdecken; die Milch von Ziegen zeigte, nach dreiwöchentlicher Füttoriiiig mit Opium und Morphium keine Wirkung auf Kaninchen (Lewald).
Eine wässerige Auflösung von 4 Gnu. des Opiums in den Mastdarm gespritzt, scheint, nach Orfila's Versuchen1 an Hunden, viel kräftiger zu wirken, als bei innerlicher Anwendung; Pf'ordou brachte ich auf diese Weise eine halbe bis ganze Unze des Mittels bei, ohne dass hierauf eine merkliche Wirkung entstand.
Einspritzungen einer Auflösung von 2—8 Grm, Opium oder Opium extract in .'SO—120 Grm. Wasser in die Drossolveno eines Pferdes, verursachen nach wenigen Minuten härteren, vollen, schnellen Puls, munteren Blick, dunklere Rötlmng der .Schleimhäute, öfteres Wiehern mit heller .Stimme, Scharren mit den Fiisscn, angestrengteres Allnnen, grössere Wilrme der Haut; nach 8—12 Minuten Vermiudernng der Zahl der l'ulse v.ud der Atliemziigo, Erweiterung der 1'npillc, stieren, selbst etwas wilden Blick, schwankenden Gang, Taumeln, Niederstürzen; zuweilen verschwindet nach 20 -40 Minuten das Vermögen zu sehen, und die Thiere laufen mit dem Kopfe gegen Wände und dergl.; auch drängen sie dann beständig vorwärts und benehmen sich älmlich wie. bei dem Dummkollei'; manche Pferde sind durch 1—2 Stunden völlig unempfindlich und bowusstlos, bei anderen zeigt sich aber die Wirkung nicht in diesem hohen Grade. Die Excretionen des Kothes und des Urins erfolgen in der ersten Zeit seltener als sonst, aber später, d. h. nach 4—8 Stunden tritt oft sehr reichliches üriniren ein und zuweilen folgt auch Schweiss. Die Dauer der ganzen Wirkung ist sehr verschieden, von 4 bis auf 12 und mehrere Stunden ausgedehnt, und in einigen Fällen bemerkte man noch am zweiten Tage eine Schwäche der (Jliedmaassen. — Tabourin sah nach wiederholter Injection einer Auflösung des Opinm-extractes hei einem Pferde eine tödtliche Indigestion entstehen.
Bei Hunden entstanden nach der Infusion von 18- .quot;lt;• (Jentigr. Opium, welches in 12—20 Gramm Wasser gelöst war, ganz ähnliche, aber mebrentheils stärkere Zufälle wie bei Pferden; besonders ist die Abge-stuinpfthoit, die Neigung zu schlafen, und die lälnnungsartige Schwäche der llinterfüsse immer sehr deutlich wahrzunehmen. Igt;ie Wirkung tritt fast
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1 Toxicologie Bd. 2 S. 150.
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324nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Narkotische Mittel.
aufjfcnhlicklich ein, (lauert 2- (5 Stunden und geht inehrcntheils in völlige (Jesundheit über; nach einer Infusion von 8—10 ftran Opium erfolgt aber gewöhnlich der Tod, jedoch zuweilen erst nach 24 Stunden (bei Orf'ila's Versuchen einmal sogar erst nach 8 Tagen).
Im Cadaver der, von zu grossen Gaben des Opiums gestorbenen Thiere liudet man die Blutleiter, die Venen der weichen Hirnhaut, des Gehirns und des Kiickemnarkes voll von schwarzem Blut, — die Lungen blassroth und knisternd, aber mit schwarzen, derben Flecken versehen, — das Herz mit schwarzem Blut erfüllt, — den Magen oft mit Futter angefüllt, oft leer, oder eine bräunliche, nach Opium riechende Flüssigkeit enthaltend, an seiner Innern Fläche gewöhnlich blass, oft mit einer Schicht von grauem Sehleim bedeckt, den Darmkanal ohne Entzündung, die Harnblase mit Urin erfüllt.
sect;• 371. Die Anwendung des Opiums als Heilmittel gegen Krankheiten der Thiere ist durch gültige Erfahrungen noch nicht so begründet, dass man durchaus bestimmte Kegeln dafür angeben könnte; man muss sich daher in der Hauptsache hierbei an die, im sect;. 367 im Allgemeinen bezeichneten Anzeigen und Gegenanzeigen halten, mit Rücksicht auf die Eigenthümlichkeiteu der Wirkung dieses Mittels. Manche Thierärzte haben das Opium für unwirksam in Thierkrankheiten erklärt, weil es von gesunden Thieren in so grossen Gaben ertragen wird, ohne dass es Schlaf macht; sie sind aber im grossen Irrthum. Denn Beobachtungen an kranken Thieren beweisen: dass hier das Opium in viel geringerer Dosis wirkt und dass es bei nervös-orethischen Krankheiten, wo also gesteigerte Empfindlichkeit, Keizbarkeit und Beweglichkeit ohne primäre Aufregung des Gefässsystoms besteht, namentlich bei Schmerz und bei Krämpfen mit diesem Character, bei nervöser, nicht mit Congestion oder Orgasmus verbundener Unruhe, Aufregung und Schlaflosigkeit, bei örtlicher nervöser Reizbarkeit in den Augen, in den Schleimhäuten u. s. w., besonders wenn sie mit beständigem Beiz zum Husten, mit zu reichlichen, wässerigen und anderen Absonderungen imd mit zu schneller peristaltischcr Bewegung, daher mit Diarrhöe, mit starkem Drängen zur Koth- und Urinentleerung, mit Erbrechen und dergl. verbunden ist, ein ganz vortreffliches Bcruhigungs-, Linderungs- und Heilmittel. Ebenso ist es, vermöge seiner Eigenschaft: die Blutthätigkeit zu erhöhen, zu erhitzen, Hautkrampf zu beseitigen, ein diaphoretisches Mittel, welches bei frisch entstandenen Rheumatismen sich oft sehr nützlich gezeigt hat. Im Besondern ist über die Krankheiten, in denen es angewendet wurde, Folgendes zu bemerken:
1)nbsp; nbsp;Bei Schmerzen. Schmerz ist Symptom sehr verschiedener Krank-heitszustände, im Allgemeinen aber dadurch bedingt, dass a) die Empfindlichkeit eines Theiles allein bis zum Uebcrmaass erhöht ist, oder /;) dass zugleich eine Blutreizung oder Entzündung in ihm Stattfindet, — oder c) dass zugleich mechanische Reizungen bestehen. Nur bei Schmerzen der erstem Art vermag das Opium etwas zu leisten; bei denen der zweiten ist es oft zweifelhaft und bei denen der dritten Art, bleibt es ohne günstigen Erfolg und zuweilen wirkt es sogar entgegengesetzt, mehr reizend.
2)nbsp; Bei dem Starrkrampf der Pferde, Schweine und Hunde habe ich das Opium oft versucht, aber nur dann nützlich befunden, wenn die Krankheit
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Opium.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;#9632;J25
als reines Nervenleiden bestand, uud wenn noch kein Fieber und kein Sobweiss eingetreten war, Laubeuder1 empfabl es hierbei nach der ao-genannteu Sttttz'sohen Methode, abweobselna mit JTaJtcaramp;on, zugebranoben and zwar so, dass man einem Pferde zuerst 1 Scrupel (1,26) kohlensaures Kali, in der folgenden Stunde 1 Scrupel Opiumtinctur, in der dritten Stunde 1'/.i Scrupel (1,60) Kali, in der vierten Stunde ebenso viel Opiumtinctur, in derfllnften Stunde l^gSorupel^gO) Kaliundin der sechsten Stunde ebenso viel Opiumtinctur siebt, — die folgenden Gaben aber in demselben Verhallniss vermindert und also in der Keimten Stunde wieder nur l Scrupel von der Tinctur, mit Kamillen-Infusnm anwendet. Dabei müssen Bäder oder wenigstens Waschungen von warmer Kalilauge gemacht werden. — Die bezeichneten Gaben sind zu klein; ich habe aber von dieser Methode, selbst wenn ich die Gaben verdoppelte, keinen so ansgezeiebneten Erfolg- gesehen, wie La übender. Zuweilen schien die Yerbindung des Opiumpulvers mit Stinkasant, mit Hirschhornöl und bei Hartleibigkeit auch mit Glaubersalz nützlich zu sein.
;j) Bei clonischon Krämpfen mit zu grosser Empfindlichkeit, namentlich bei heftiger Krampfkolik (besonders wenn sie aus Erkaltung entstanden ist), bei krampfhafter Harnverhaltung, bei Zuckungen und Convnlsionen, z. B bei der Staupe der Hnnde und dergl. Hei der bezeichneten Kolik der Pferde habe ich die heilsame Wirkung des Opiums sehr oft, wo die Heftigkeit der Zufälle allen anderen Mitteln hartnäckig widerstand, ganz unverkennbar ein-treten sehen. Bei Darmentzündung, bei IJebcrfütterungs- und bei Verstopfungskolik ist aber von dem Opium kein Nutzen zu erwarten. Ich gebe es bei jenen krampfhaften Zuständen mehrontheils mit aromatischen Mitteln, namentlich bei Ki'ampfkolik mit Kamillenhrühe , oder auch, wenn die Ausleerungen anhaltend unterdrückt sind, in einer schleimigen oder schleimig-fetten Flüssigkeit.
4) (iegen den Schwindel und die Epilepsie der Pferde ist Opium (auch llyoscyamus uud Belladonna) von spoeiiischer Wirksamkeit, wenn das Uebel nicht offenbar mit Blutandrang zum Gehirn verbunden ist. Die Stärke und das volle Aussehen des Körpers entscheidet hierüber nichts, sondern nur die Beschaffenheit des Pulses, die Fülle oder die Leere der Venen am Kopfe und die Farbe der Schleimhäute an demselben zur Zeit des Paroxysmus. Man giebt hier das Opium am besten mit Baldrian, Hirschhornöl, Hirschhornsalz, Kampher U. a. erregenden Mitteln.
6)nbsp; Gegen asthenische, sehr schmerzhafte Lungenentzündungen. Das Opium scheint hier besonders dann nützlich zu sein, wenn durch vorausgegangene Hlutentziehungen und kühlende Salze die eigentliche Phlogosis des Blutes in der Hauptsache beseitigt ist, die zu grosse Reizbarkeit der kranken Theilo aber noch fortbestellt. Es wird hierbei, je nach den übrigen Zufällen, mit Bleizucker, Digitalis, Brecbweinstein, Calomel und dergl. angewendet.
G) Bei schmerzhaftem uud krampfhaftem Husten, welcher nicht durch Fntziindung bedingt ist. Hier leistet es gute Dienste in Verbindung mit Schleim, Brecbweinstein, Salmiak, Schwefel und dergl. .Mitteln.
7)nbsp; Bei Ruhr und anderen heftigen Durchfällen, auch wenn dieselben durch zu grosse Gaben von Abführungsmittclu entstanden sind, hauptsächlich
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' Tlmorct.-prakt. Uiindb. il. Thiertaellk, 1. Bd.
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32Gnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Niirkolischc Mittel.
aber, wenn hiei-liei der oben besieiclmotc Oliaractor der nervösen Reizbarkeit besteht, ist das Opium eins der wirksamsten Mittel, und wird tlicils für sich allein, theiis in Verbindung mit schleimigen, oder mit bitteren, selbst mit anmiatiscben Mitteln, mit Khabarbor und dcrg-l., je nachdem der Grad der Kcizbarkeit und der Schwäche es verlangt, innerlich und in Glystiren angewendet.
8)nbsp; Bei geschwächten Verdauungseingowoiden und bei daher verminderter Frcsslust hat es Kysz empfohlen', — hier leisten aber andere Mittel stets bessere Dienste.
9)nbsp; Bei der Gelbsucht der Schweine empfiehlt Viborg' clflS Opium in Verbindung mit Salmiak, mit bitteren Mitteln und mit woisser Seife in einer .Mehlpille; — es ist aber hier durch Salze (Weinstein, Glaubersalz), mit bitteren Mitteln, und vorzüglich durch die Aloë zu ersetzen.
10)nbsp; Beim Vorfall des Mastdarms der Schweine, wenn der herausgetretene Theil sehr roth und schmerzhaft ist, soll man, ebenfalls nach Viborg, 1 Drachme (4 0) Opram in Vlaquo; Pfttnd (:-bO,0) Oel aufgelöst, auf einmal eingeben. Auch hier giebt es bessere Mittel zur Heilung des Vorfalles, aber das Opium vermindert den Beiz zum Drängen und wird dadurch nützlich.
11)nbsp; Gegen das Verwerfen der trächtigon Sauen, wenn dieselben Kehr mager und sehwiicblich sind, empfahl Viborg bei den ersten Erscheinungen '/., Drachme (2,0) Opium auf solches Futter zu geben, welches sie gerne fressen (damit die mit dem Eingeben verbundene Anstrengung vermieden werde).
12)nbsp; Gegen den Milzbrand wollen es Itlien^, Laubendor u. A. mit Nutzen gebraucht haben, es ist aber liier ganz unpassend, und gewiss ist es durch bessere Mittel zu ersetzen.
Aeusscrlich wendet man das Opium an:
1)nbsp; Bei dem Wundstarrkrampf, zum Verbinden der Wunden, — entweder eine concentrirte wässerige Auflösung (4 Grm. Opium auf 30— 16 Gnn. lauwarmes Wasser), oder eine Verbindung mit einem milden Oel (in denselben Verhältnissen), —- seltener die Tinctur. Die Erfahrungen über den Nutzen stehen noch nicht fest.
2)nbsp; Gegen schmerzhafte (erethische) Augenentzündungcn asthenischer Art, besonders wenn schmerzhafte Geschwüre auf der Hornhaut bestellen. Desgleichen bei inneren Augenentzllndungen der bezeichneten Art, und wenn Blut oder ausgeschwitzter Faserstoff in die vordere Augenkammer ergossen ist. •— Man wendet bei diesen Zuständen in der ersten Zeit mehrentheils das Opium in Verbindung' mit schleimigen Flüssigkeiten an, indem man z. B. 1 Pfund einer Malvenkrautabkochung mit 2—-1 Grm. Opiumpulvers gut abreibt; später benutzt man es in Verbindung mit Aufgüssen von aromatischen Kräutern, und dann auch wohl die einfache Opiumtincttir, von welcher man 8 —15 Grm. zu I Pfund Colatur setzt.
.'5) Bei Verdunkelung und bei Elockon der Hornhaut , wenn sie noch nicht zu sehr veraltet, nicht ganz weiss und glänzend sind, ist das Opium ein sehr wirksames, die Resorption beförderndes Mittel; es wird liier bald als Pulver zu Salben gesetzt, z. B. zur grauen Mercurialsaibe, zur rothen Prftoi-
1 Erzich. und Henulz. d. Schweins, S. 125 139. Ml. 1.E4. '•' Tcufel's Mngaz. S. 284.
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Opium.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;;}27
])itatsalbc (2-—4 Grin, zu 30 (.inn. yalbo), liald als '.l'iiiotnr, entweder dieise l'iii' sicdi allein, oder in Verbindung mil- Aniliisnngon von Zinkvitriol, von Sublimat und dergl. angewendet.
Als Clystir bei sclnnor/diaiïeni Dureld'all, besondei's wenn ilio 'l'bierc anhaltend heftig auf den Mastdarm drängen und wo dieser selbst sehr gereizt oder vurgciallen ist, bei Vorfall der Gebärmutler, bei Hlasenkrainpf und dgl. benutzt mau das Opium mit schleiniigen Mitteln; /,. H. für ein .Pferd 1—l'/^ Grm. üpiumpiilver, abgerieben mit 180—250 Gnu. liciusamenseliloim.
sect;. M-2.
Die Gabe von dem Opium in Substanz und zur innerlichen Anwendung ist für Pfei'de J—(1 Grm., für Rindvieh 2 8 Grm., für Schafe 1,25—I Grm., für Schweine ii' I Centigr. bis 1,0, fürllunde 6— 60 Csntigr, Bei jungen ïhieren darf die Gabo stets nur sehr klein sein. Die Wiederholung richtet sich nach der JStärke und .Dauer der Zufälle und kann z. B. bei heftiger Kolik in Zwischenzeiten von einer raquo;Stunde, bei dein Starrkrampf, bei Husten, bei Diarrhöe und dergl. anhaltenden Krankheiten, in Zwischenzeiten von 3~4 Stunden geschehen. — Die flüssige Form ist die zweokmässigto. Ueber die Verbindung mit anderen Mitteln, so wie. über die äusserlitho Anwendung ist das Nöthigc im vorigen sect;. angegeben. (Preis: fein pulverisirt 1 Grm, 2 Sgr, 6Pfg.)
sect;. 373,
Ueber die wichtigsten Präparate des Opiums ist in Kürze zu bemerken: 1) Das einfache Morphium (M. purum, sect;. ofiO) ist wegen seiner schweren Löslichkeit fast gar nicht gebräuchlich. Ks wirkt wie Opium, zu-ersl etwas erregend, aber bald vermindert es die Empfindlichkeit, auch die Pulsfrequenz und macht in grossen Gaben tiefen Schlaf, während quot;welchem die Thiere alles Iteactionsverinogeii verloren haben. Die tödtliche Gabe ist noch nicht festgestellt, und ebenso ist die Grosse der zur Erzeugung der verschiedenen Wirkungsgrade bei den einzelnen Thieron erforderlichen Gaben noch nicht gehörig ermittelt. Nach einigen von mir gemachten Versuchen wirkt es ungefähr dreimal stärker, als Opium; daher sollte die Gabe etwa ein Drittthoil von diesem sein. Von den Morphiumsalzen ist das salzsaure Morphium, Jl. Iiytivocldonitum, das schwefelsaure, M. sidphuricum, und das essigsaure Morphium, M. ((cetitvm,gebräuchlich. Die beiden ersterenhalten sich in Auflösungen am längsten. Ihre Wirkung tritt schneller ein als von M, puruw., Gabe für Pferde innerlich 1 Grm., — zu subcutimen Injectionen 60 bis 120 Centigr., — fürllunde 3— G Centigr. in 30—60 Tb. dest, Wasser gelöst. Die Anwendung kann innerlich in Pillen, Latwergen oder in schleimigen Flüssigkeiten geschehen. Bei einem an Tetanus leidenden Pferde, welchem das Maul bereits gänzlich verschlossen war, wurden in zwei llaarseilwunden, in jede derselben .12 Gran (72 Centigr.) Morphiwn aceticum gebracht, worauf bald deutliche Besserung und nach 'J Tagen Heilung erfolgte. In einem andern Kalle wurden 36 Centigr, Morphium imirküwum in .')0,U dest.Wasser in kleine Fontanelltaschen ins Zellgewebe, an der Brust, den Schultern und den Hinterbacken, in kleine Portionen gctheilt, täglich mehrmals eingegossen; dies 8—10 Tage fortgesetzt, allmälig bis täglich 48 Centigr. gestiegen, mit gutem Erfolg, Bei Krampfkolik und bei schmerzhaften rheumatischen Leiden
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328nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Narkotische Mittel.
iuvbü icli in einigen Fällen sowohl von der innern Anwendung des AI. hydro-ohlorati, wie aucli von den subeutanen Injectionen auffallenden Erfolg gesehen. (Preis von Morj'h. hydroehl. 1 Decigramin '2 Sgr. 10 Pfg.)
2)nbsp; Die übrigen Eestandtheile des Opiunis s'nd nicht gebräuchlich. Nar-cotin soll, nach Magend ie und Brera, das aufregende Princip im Opium sein. ISO Gran brachten bei Hunden heftige Gehirn- und Rückenmarks-jiff'ection und in einzelneu Pällen den Tod. — Codein ist der Wirkung des Morphium sehr ähnlich ; erst nach 2 Grm. (circa 30 Gran) erfolgte bei einem Ihmdc der Tod. — Narcein hat sich bei Menschen in Gaben von 2—#9632;','gt; Gran unwirksam gezeigt; Hunden zu '/^ Gran in die Vene injicirt, erzeugte OS Zittern, erschwertes Athmen, Unempfhullichkeit im Hintertheil, aber keine Betäubung, und die Hunde erholten sich bald wieder. —#9632; Meconin war an Hunden innerlich zu 3—5 Gran, und bei der Injection eines ganzen Grans in die Vene, ohne quot;Wirkung. — Mcconsäure ebenso. — Das über Opium destillirte Wasser, welches die flüchtigen Eiechstoffe des Opiums enthält, brachte in der Gilbe von 21/!j Unzen bei Hunden keine Wirkung hervor.
3)nbsp; Wässeriges Opium-Extract (Kxtractum Opii aquosam). Sein Gehalt an Morphium ist nicht bekannt, seine Wirkung der des Opiums ähnlich. Man giebt es wie dieses, aber nur bei kleinen Thieren, und weil es in Wasser auffüslich ist, wird es zuweilen als Zusatz zu Augenwässern gebraucht. Für allgemeine Anwendung ist es zu tbeuer. (1 Grm. 6 Sgr. 4 Pfg.)
4)nbsp; Einfache Opium-Tinctur (Tinotura Opii simplex s. Tinctura The-buit't(), nach Pharmaoop. Boruss. 4 Th. Opium in 19 Th. rectificirtem Weingeist und 19 Tb. Wasser 8 Tage maecrirt, dann ausgepresst und filtrirt). Sechzehn Tropfen wiegen 10 Gran und enthalten die auflöslichen Eestandtheile von circa 1 Gran Opium; da sich aber nicht Alles auflöst, so ist die Wirkung gewiss mehr als zehnmal schwächer wie die des Opiums. Hiernach müssten die Gaben das Zehnfache der Gaben des Opiums sein. Deshalb ist dieses Mittel bei grossen Thieren wenig benutzt; es kann aber überall wie Opium selbst gebraucht werden; insbesondere hat es sich (l Th, zu -1 Th.) mit Tiiic-lura Bhei gegen Durchfall der Absatzkälbor nützlich gezeigt. (1 Grm. 7 Pfg.)
6) Safranhaltige Opium-Tinctur, Hydeuham's flüssiges Laudanum ('Ir/icttmt Opii crocata s. Laudanum liguidftm Sydenluwd), (16 Th. Opium, 6 'l'h. Safran, 1 Th. Gewürznelken, ebens:) viel Zimmt mit 152 Th. Madeirawein 8 Tage macerirt u. s. w.). Der Gehalt an Opium und die Stärke der Wirkung ist wie bei der einfachen Tinctur. Das Mittel ist thenrer, noch weniger im Gebrauch als das vorige. (1 Grm. 10 Pfg-)
(5) Dower'sches Pulver (Pulcits Doweri, s. Ipecacuanhae opiatus), besteht aus S Th. gepulvertem schwefelsauren Kali, 1 Th. gepulverter Brechwurzel und 1 Th. Opium. Es enthält also von dem letztern 1/10, wirkt beruhigend, krampfstillend, diaphoretisch, leistet bei heftigen rheumatischen Affectionen und Krämpfen der Hunde gute Dienste und wird bei denselben in Gaben zu 5 —20 Grau angewendet. (1 Grm. 7 Pfg.)
Anmoikung 1. Jgt;io in unseren Gegenien gebauten Mo1iii|iflun/.en enthalten in den gi'Uncn Stengeln, in den Hlättcrn und vorzüglich in neu Unreifeil Samenkapseln (den M o h nk öp f e n ), einen Saft, lt;Ier in seinen He.standtlieilon und Wirkungen dem orienta-liacben Opium aclir ühnlieli, aber viel scliwäcln-r ist, und aus welchem man aueb wirkliches Opium gewonnen hat. Man kann daher die Uliitter und die unreifen Mohnköpfe ^Ca^iVlaquo; Papavfn's mimtiturn) entweder frisch , oder vorsichtig getrocknet, in allen Fällen , wo man Schmerz, Krämpfe, heftige Heizung oder erelbische Entzündung beseitigen will, innerlich
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lülseukraut.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 3213
mid äusserlicli als ein wohlfeiles Ersatzmittel des Opiums liomitzeu. l'l'enien und Rindern gicbt man von den frischen Mohnköpfon 8 —10, von den getrorkneton 10 — 20 StücU in einer concentrirten Abkochung mit '/#9632;. Quart Wasser; für grosso Ilnndo sind von den frisclien Köpfen '/j—1 ganzer, von den troekinen 1—2 Stück ZU 8 Unzen Colatur und für eine Gabo hinreichend. — Aeusserlich goliraucht man die zersclmittenon und gekochten Mohnköpfe zu Clystiren, zu ÏJreiuinschliige.i, zu IJähungcn uutl dergl.
A n merkung 2. Derwilrle Mohn oder die sogenannte Kl a ts c h ros o (Papai-.er A'/iocas^ besitzt älinliche narkotische, alier mehr aufredende Wirkungen, wird aber als tbierärztliches Heilmittel nicht benutzt. Die Pflanze hat sieb im Irischen Zustande mebr-fältig, besonders für Kindvieh, sehr giltig gezeigt. Es waren nneh dem (ienuss von Grün-futter, in welchem sie sich in Menge befand, zuerst Unruhe, Urüllen, selbst Tobsucht, stierer Blick, grosse Krweiterung der l'upille, harter voller fuls, gänzliche Appetitlosigkeit, Aufblähung, späterhin Heläubung, schlafsüchtige Zufälle, trockenes, kaltes Flotzmaul, Kälte der Obren unil FUsse und dergl. eingetreten. Die Section zeigte Entzündung der Schleimhaut im ersten und zweiten Magen, der Nieren laquo;. s. w. Als (Jegcnmittel hierbei dienen: in der ersten Periode Essig, Neutral- und Mitte!salze In grossen Gaben, Sturzbäder von kaltem Wasser, bei sehr heftigen Zufällen selbst Aderlässe ; späterhin schwarzer Kafl'eo und ebenfalls Sturzbäder. (Siehe: Magaz. f. Tbicrbeilk. v. Gurlt und Hertwig, Hd. 4. S. 518 ; Bd. 25. S. 461; — Rccueil de mcd. veter. p. 99 ; — und Archiv d. Schweiz. Thierärzte, 1844.)
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2) Si'hwarzes Bilsenkraut und dessen Samen , Folia et Semen liyoscynmi myri.
Die getrockneten Blätter von dem Hyoseyainus nigerL., 5. Kl. l.Ordn., Kam. d. Solnneen. In ganz Europa, an Zäunen u. s. w.
sect;• ^74.
Die Wirksamkeit dieses Mittels ist hauptsächlich von einem ihm eigen thüinlichen Alkaloid, dem Hyoscyarnin abhängig', welches sich in Verbindung mit Aejd'elsäure, neben Harz, Schleim und Extractivstoff in den Blättern und Samen vorfindet und auch in dem Bilsenkrautextract enthalten ist. Das Alkaloid ist leicht auHöslich in Wasser, Weingeist, Aether und fetten Oelen. Es wird nicht benutzt.
DieKenntniss der Wirkungen des Bilsenkrautes auf'gesunde und kranke Thiere ist zum Theil noch unsicher. Manche behaupten, dass junge Gänse und andere Vögel, hauptsächlich vom Hühuergeschlecht, von dieser Pflanze getödtet, wilde Schweine aber gelähmt werden; nach Anderen soll es dagegen Kühen, Ziegen, Schafen und Schweinen unschädlich sein, und die Schafe sollen es gern fressen2. Gohier8 bemerkte bei den Pferden, denen er !)0 bis 120 Gnn. Bilsenkraut im Decoct gegeben, blos eine grosse Erweiterung der Pupille, Zuckungen au den Lippen, unregehnässigen, vermehrten Puls (von 86 Schlägen bis auf (JO, selbst 72 in der Minute), zuweilen auch Zuckungen am Halse. Diese Zufälle dauerten 3—5 Stunden, und die Pferde waren darauf völlig munter. —#9632; Kaf'n und Viborg (Samml. Bd. ;J. S. 14H) gaben einem Pferde von der frischen Wurzel 2 Pfund; das Tiiier zeigte darauf Widerwillen gegen Futter, wurde aufgetrieben und in der folgenden Nacht unruhig. Der Puls war nicht verändert, und am folgenden Tage zeigte sich
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1 Heusinger fand, duss eine grosse Krweiternug der l'upille uiitsland, welche bis zum siebenten Tage dauerte, wenn man 1 Gran Ilyosiyamin In 1 Drachme Wasser gelöst, und hiervon einige Tropfen ins Auge gebracht halte. DIMS Wirkung ist übereinstimmend mit der von Atropin und Daturin, aber schneller eintretend, sliirker und dauernder.
8 Viborg, Samml. Kd. 2. S. 304.
3 Observations et Expérienc. sur le l'ain inoisi, et sur quelques Poisons etc. p. 42.
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NarkotiBohe Mittlt;
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das l'f'erd wieder ganz wohl. — Von ll/a l'f'mul des ausgep^osfitén Öaf'tes entstand bei eipem Escllicngst am ersten Tage keine Verftnderang, attsser dass die Fresstust vermehrt wurde; am folgenden Tage war der Puls von '64 bis auf 60 und 7U Sohlttgein einer Minute vermehrt, das Athmen schneller und angestrengter, Am dritten Tagö bestand derselbe Zustand, am vierten war das Thier wieder wohl. —• Ein 16 Jahre alter Wallach, dem man 1 Pfd. dos halbreifen Samens gegeben, zeigte sehen nach einer halben Stunde eine Vermehrung der Pulse von 34 bis auf 60 in einer Minute, heftiges Flankenschlagen und ausserordentlieh grosse Fresslust, Am folgenden Morgen war der Puls natürlich, aber gegen Mittag wurde das Thier plötzlicb rasend, warf sieh nieder, sprang umher und batte starkes Flankeuschlagen; nach einer Stunde wurde es wieder ruhig, hatte aber 60 Pulse und zeigte grossen Appetit zu Futter und Getränk. Der Puls blieb hoch bis zum sechsten Tage vermehrt, am siebenten war aber der normale Zustand völlig wieder eingetreten.
Bei mehreren anderen Pferden sah Viborg von gleichen Gaben der liilsenkrautsanien blos vermehrten Appetit, schnellere Pulse und etwas Auf-getliobenheit des Leibes entstehen; ich habe Pferden und Kiiben das frische und trockene Kraut, die Wurzel und den Samen in Gaben von (i—12 Unzen (1811—ö6U Gnn.) und das Extract von 8—30 Grm. versuchsweise gegeben und hiernach nur dieselbe Wirkung, wie Viborg bei seinen Versuchen, entstehen sehen.
Eine Kuh, welche eine unbestimmte Quantität frisches Bilsenkraut im Anfange des Frühjahres gefressen hatte, liel hierauf nach 2 raquo;Stunden plötzlich nieder und machte verschiedene unregehnässige Bewegungen ; die Pupille war sehr erweitert, die Conjunctiva injicirt und blauroth gefärbt, dieCarotiden pulsirten so heftig, dass man es sehen konnte. Als man die Kuli amVorder-(heile unterstützte, machte sie heftige Anstrengungen zum Aufstehen, was aber nur sehr schwer gelang-. 15ci dem Versuch, einige Schritte zu .gehen, stürzte sie sogleich wieder nieder, indem sie mit dem Kopfe gegen die Erde stiess. Es traten Convulsioneu ein, das Athmen ward kranipflial'l und laut röchelnd, vor das Maid trat dicker Schaum, Darn.ausleeruiigeii fanden fast in jedem Augenblicke Statt. Das aus der Schwanzarterie gelassene Blul floss zuerst in einem sehr dünnen Strahl und hatte die Farbe der Mistjancho, es wurde aber bald heller, der Strahl dicker, dabei die Pupille enger, und alle Zufälle minderten sich (siehe Cruzel, im .hmrn. /ir. de mcd. vétér. 1828. p. 44).
Ein kleiner Hund ertrug 60 Grm. des frischen, aus den Blättern ge-pressten Bilsenkrautsaftes ohne bemerkbare Folgen. Das Extract verursachte, in der Gabe von 2—4 Grm. bei einigen Hunden gar keine Wirkung) aber ein Ifinid bekam nach dem Eingeben von 45 Grau (2:!/.i Grm.) desselben Erbrechen und Mattigkeit, nach ti Stunden aber sehr aufgeregten Gescldechts-trieli und sehr reichliches Lriniron. Diese Znfällo gingen bald wieder vor über. 8 Grm. Extract verursachten bei einem Hunde, dem nach dem Eingeben der Schlund zugebunden wurde, zuerst nach ,/4 Stunde linrube, Neigung zum Erbrechen, uuregehiiässigen, schnellen Herzschlag, Erweiterung der Pupille. Diese Symptome nahmen binnen 5 Stunden zu, minderten sich dann und waren nach ä Stunden fast ganz verschwunden (Scbubarth a. a. 0.). — Ein Dccoct von 45 Gnn. der Wurzel mit DnGrm. Wasser bereitet,
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Bilsmikriiul.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 331
bewirkte bei einem Iluiule WiukcIii, AnslTen^iiii^ zum Erbrechen, Unem])tiiid-liciikcit, Convulsioneu und tien Tod (Ori'ihi).
Injectionen von 8—KiGrni. einer BUsonkranttiuOtnr (augSQrm. tnicko-iicn Krautes mit Tj'/a Grin, rectilicirteiti Weingeist, durch Digestion, wio die Nieswursstinotur bereitet) in die OrosseiTeue, verursachen bei Pferden soglöicii Unruhe, ängstliches Trippeln mit den Fassen, schnellen, vollen, harten, zuweilen aussetzenden Puls, schnelles, tiefes Athieon; dann Zittern am ganzen Körper, stiereraquo; Blick, Erweiterung tier 1'upille, Mattigkeit, verminderte Empfindlichkeit, Senken des Kopfes, Taumeln, unregelmtlssige .Stellung. Oft wechselt der Zustand mit mehrmaligem Nachlassen und mit Wiederkehr der Symptome; zmvcilen tritt momentan Käserei ein; Koth und Urin werden mehrmals und mit vieler Anstrengung entleert. Die Wirkung ist 5 bis 20 Btnnden bemerkbar, und am längsten dauert die Erweiterung der Pupille. — HO Grm. dieser Tinctur einem Pferde in die Venen gespritzt, verursachten schreckliches Toben, viillige Bewusstlosigkeit, profusen Schweiss, Convulsioneu und nach 2 Stunden den Tod. — Ein Hund zeigte nach Injection einer Auf-liisung von 60 Centigrm, des Extractes in lt;S Gnu. Wasser, sogleich Taumel, sehr grosse Erweiterung der Pupille, ünempflndlichkeit, Schlaf, nach 2'/.! Stunden Erbrechen und Kothentleernng; nach 4 Stunden war er wieder völlig munter. — Eine Gramme des Extractes erzeugte die nämlichen Zufälle; aber die Injection von fast 3 Gnn. desselhen führte (bei Orfila's Versuchen) den Tod binnen X Minuten herbei. — Die Application von 8— 16 Grm. des Extractes auf Wundon, verursachte ganz ähnliche Erscheinungen wie bei der innerlichen Anwendung, und nach 4 5 Stunden erfolgte tier Tod.
Die Section der, auf eine oder die andere Weise durch Bilsenkraut ge tötltetcn Thiere zeigt: Ueberfttllung der Hirnvenon mit schwarzem Blut, die Lungen bald ganz normal, bald mit schwärzlichen Flecken besetzt, die rechte Hälfte desHerzens mit schwarzem, die linke Kamincr aber mit bellrotheMi Blut angefüllt; Magen und Dannkanal ganz gesund, und besonders niemals entzündet.
sect;. 375.
Ausfliesen Thatsacbcn ergiebt sich: dass das Bilsenkraut auf gesunde Thiere bei innerlicher Anwendung in massigen, selbst in ziemlich starken Gaben fast allein eigenthümlicb erregend auf die Lebonsthätigkeit des Blutes wirkt, namentlich in kleinen Gaben die Zahl der Pulse vermindert, in sehr grossen (iaben aber dieselbe bald darauf wieder abnorm steigert, rein narkotische Wirkungen oigenthümlicher Art erzeugt, besonders die Vorstellungen und das Bewusstsein der Thiere verwirrt, und die Scnsibililät im hohen Grade vermindert, — Das letztere findet schon nach massigen Gaben Statt, wenn tlio Empfindlichkeit krankhaft zu sehr aufgeregt ist. Das Bilsenkraut erscheint fast als das reinste Narkoticum, weil es keine Spur einer Kutzündung, weder an den Stellen der unmittelbaren Einwirkung noch au anderen ()rganen erzeugt.
sect;. 37(1. Als innerliches Arzneimittel ist das Bilsenkraut bisher nur sehr wonig von den Thicrärzten angewendet worden, und suecielle Indicationen für seinen Gebrauch sind in den thierärztlichen Lehrbüchern nicht eutlmlten.
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Narkotische Mittel.
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Selbst die moisten Suliriftsteller über thioriiratliclio Arzneimittellehre gehen sclniell oder verachtend über dieses Heilmittelweg, Moirond meint, dass es wie die übrigen narkotischen Mittel angewendet werden könne, dass es aber vor der Belladonna und dem Opium keinen Vorzug verdiene. Am rechten Orte gebraucht, hat es aber wohl einen Vorzug vor diesen Mitteln; denn es erregt stark die Blutthätigkeit ohne örtlich zu reizen, und hierauf' gn'iiulot sich die Haupt-Indicatlon für seinen Gebrauch, nämlich; dass man es da anwendet, wo die Blutthätigkeit zu sehr vermindert und dabei die Nerventhtttigkeit einseitig über sie erhöht, namentlich aber, wo die Sensibilität der Theile zu übenflegend ist. Greve' empfahl es gegen das Blut-harnen des Kindviehes, im Zustande der wahren Schwäche, als das beste und am schnellsten wirkende Mittel; aber bei dem Blutharnen im Enfzündungs-nustande vermehrt es das Uebel. Auch benutzte er das Krant und das Extract in kleinen Gaben beim Nerven- und Faulfieber und in der Windkolik. Er hat jedoch die Art des Nervcnliebers nicht näher bezeichnet; aber das Mittel passt hier gewiss nicht unter allen Umständen. — Ich habe es bei dem atonischen Blntharnen, bei der Harnruhr mit demselben Character, bei sehr schmerzhaften asthenischen Entzündungen, besonders bei solchen Lungen-und Brustfellentzündungen, bei dem sog. feuchten Dampf, bei sohmerzhaftem Husten und bei dem Dummkoller, wenn derselbe mit keinen Congestionen begleitet war, sehr oft mit dem grössten Nutzen angewendet.
Aeussorlich dient es bei allen schmerzhaften asthenischen Entzündungen, bei dergleichen Verhärtungsgeschwülsten, und bei schmerzhaften Wunden, besonders sehniger Gebilde, beim eingetretenen Wundstarrkrampf, bei schmerzhafter Mauke und dergleichen.
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377.
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Die Gabe von dem getrockneten Kraut2 ist für Pferde und Rinder 15— 90 Gnn., — für Schafe, Ziegen und Schweine 8—30 Grm., — für Hunde (iO Ccntigrm. bis 4 Grm., — täglich zwei- bis dreimal.
Die Anwendung geschieht in Latwergen, Pillen, oder im gelinden Decoct; äusserlich entweder gleichfalls im Decoct zu Waschungen und Bälmngen, oder auch in Form von Breiumschlägen.
Man giebt das Mittel für sich allein, oder nach Bcdürfniss mit anderen versetzt. Als ganz vortrefflich habe ich bei dem Blutharnen und bei der 1 iarn-ruhr die Verbindung des Bilsenkrautes mit dem Bleizucker kennen gelernt.
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Anmerkung. Die Wurzel deraquo; Bilsenkrautes ist von einigen Thioriirzten gegen dieselben Krankheiten, gegen welc'no das Kraut gebräuchlieli ist, angewendet worden. Sie soll starker wirkend slt;'in als dieses und wird deslialb nur in derHiilfte derßabe desselben gegeben. Entscheidende Versuche hierüber fehlen*
Die Bil se nkr au tsame n sollen umstimmend auf den ganzen Ernährnngs- und BlldungsproceSS wirken und werden deshalb den Pferden zu Iß—'24 Grm., Itiudern zu 15—-80 Grm., Schafen zu 8 Grm., Hunden zu 1—'i'/aGm. pro dosi, täglich dreimal, durch 14 Tage fortgesetzt, bei alten Geachwüren, veralteter Druse u. s. w. gereicht.
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1 Wahrnehmungen am Blndvieh. S. 65.
'2 Sechs bis 7 Theile frischer IMättcr geben 1 Thed trockene. Im ersten raquo;Jahre ihres Wacbsthmns ist die Pilanze sehr wenig wirksam, und auch im zweiten Jahre leistet sie nicht viel, wenn sie vor der Blüthe gesammelt wird, erst mit der Hliithe wird sie voll-komineu wirksam, daher das Kraut am besten von der zweijährigen Pilanze gesion-melt wird.
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Tollkiisclienkraut.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;333
\)hs Bilsenkraut- Extract fErtracfuiu Jfyosci/aiidJ wird Hunden zu 0 —18 C'onti-Sfta,, ta(,'lic)i drei- bis viermal ia Pi! Ion, Latwergen und Auflösungen gegeben, iüisserlicli 8—12 Oentlgrin. zu yü,ü Clttsglgkelt oder 1,0 zu 15 Grm. Kett, Morcurialsiilbo und dergl. In Sulbenform bei eretbisehen Aogeaentssttndungen angewendet.
DieTinctur (durch Dlgerlren vim 10 Tlioilen liilsenkiaut in 18 Tliellen wttaserigein Weingeist bereitet) ist bisher nur vorsudisiveise bei dein Dummkoller der Pferde In Gaben von 1—3 Dracbmeii zu Injcctionen benutzt worden.
Das Bilsenöl oder (jokoclite Bils enkra ut ii I (Oleum Syotoyami irtfuium s. coclumj, ist als ein rei/.inilderndes Jlitte! iiinerlicli bei sehinerzbariem Husten, bei Kolik und dergl. (für Pferde Sin 90—120 Grm., für Hunde 8 — 15 Grm.), und äusserlicli bei sclnncrzliafteu Wunden, bei Oliicnzwang der Hunde u. s. w. zu benutzen, — aber besser ersetzt man es, wenn inun Uilsenkrautcxtract 1 Theil mit .'iö—iiO Thcilen Glycerin mengb — Has aus dein Samen gepi'esete Oel wirkt blos wie jedes andere fette Gel. (quot;Mol, lii/a-aoyami oono, 30 Grin. 2 Sgr., grob pulvorisirt 2 Sgr. 2 Pfg,, fein pulverisirt 2 S^r. 10 PCg.; Kxtract 1 Grm. 2 Sgr. 2 Pfg.)
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3) Tollkirsche, Wtlftklrschr, Tollkiaut, Waldiiarhlschalli'ii (Kraut und Wurzel). Fulta s. Ilerha et lUidix ttclladonnae.
Die getrockneten Blätter von Atiopa Hclladonna L., 5. Kl. 1 Gidn., Fain, der Solaneen. In schattigen Laubwäldern Deutschlands und des südlichen Europa.
sect;. 878.
Alle Tlielle der Pflanze enthalten als wirksamen Eestaudtheil ein Alka loid, das Atropin (Atropium s, Atropimm); doch sind nur die Blätter und die Wurzel im arzneilichen Qebranch.
Das Atropin ist in den Blättern an eine eigcntluimliche Säure (Atro-pasäare) gebunden, etwa l'/^ Procent und in der Wurzel ein wenig mehr enthalten. Im reinen Zustande löst es sich in 300Theilen kalten, in 54Theilen heissen Wassers, auch leicht in Weingeist auf; mit .Säuren hildet es neutrale Atropinsalze, die in Wasser und Säuren leicht liislich sind und daher auch im Thierkörper leicht absorbirt werden und so zu ihrer speeifischen Wirkung kommen. Am schnellsten zeigt sich dieselbe an der Pupille, welche binnen 16 bis 20 Minuten sehr erweitert wird, wenn ein Tropfen einer Lösung von 6 Centigrm, Atropin in 6O0Tropfen Wasser oder von 1 Theil schwefelsauren Atropins in 1000 Theilen Wasser auf das Auge gebracht worden ist. Das Mittel durchdringt hierbei die Cornea und kommt in Berührung mit den Ciliamerven, welche momentan gelähmt werden und daher Erschlaffung der Kreisfasern der Iris zur Folge haben, während die Radialfasern, die vom v. aympatJiieus Zweige erhalten, durch das Mittel in einen gereizten Zustand versetzt sind. Auch bei innerlicher Anwendung dieses Stoffes tritt die Erweiterung der Pupille, so wie Erschlaffung aller Kreisfasern in Muskeln, daher besonders aller Schliessinuskeln, auch im Darmkanal und in den Arterien, als eine wesentliche Wirkungscrsclicinung ein; jedoch nicht im Auge der Vögel, weil die Iris hier nur animalische Pasern enthält.
Die örtliche Einwirkung des Atropin ist zuert eine reizende; am Auge, noch mehr in Wunden macht es Brennen, selbst Schmerz, der aber allmälig wieder verschwindet und wonach eine Verminderung der Sensibilität in ver-scliiedenem Grade folgt.
Belliadonnablätter,Wurzel und die Extraote wirken ganz ähnlich; es ist jedoch die Wirksamkeit der einzelnen Theilo der Bclhidonna bei den ver-
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Noi'kotUohe Mittel.
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aohiedenenHanstbiéren noeli nicht geütlgeiid erforscht. Vlborg ' fïab einem 8 Jalire altonWallaoh l.Pfimd der frischen Blätter ohne merkliche Wirkung. (laquo;rove- versichere, dasa ein Pferd, dem er in einem Tage '2 Pfund frisch ge-jmlvcrtes Kraut, in zwei Gaben verthcilt gegeben, blos ein wenig mehr Munterkeit zeigte, als sonst. Oohior3 gab ohne üble Folgen einein Pferde ein Decoct von a Kilogrm. (6 Pfd.) frischer Belladonna; und in dorTliierarznei-schnle zu Alfort iiat taan bis zu 160 Grm. der trockenen Hlittter gegeben ohne die Pferde ZU vergiften. Von 3/4 l'fund der frischen Heeren wurde ein Pféi'd blos etwas aufgetrieben, ein anderes, -welches über 1 Pfand Beeren, mit Mehl zu Pillen gemacht, erhalten hatte, wurde in 2 Stunden imcli dem Eingeben ebenfalls aufgetrieben, der Puls unregelmässig und die Fresslust geringer. Am folgenden Tage war von dieser Wirkung nichts mehr zu spüren. — Die Wurzel gab Pilger4 Pferden bis zu 4 Unzen (l'20Grni.) ohne Nacli-theil. Müneh sagt1'1: dass Ziegen die Wurzel dieser Pflanze pfundweise und dass .Schafe die Blätter mit Begierde fressen. — An einem Hunde sail Viborg von 3 Loth (45 Grm.) frischer Wurzel keine Wirkung, von 4—(i Loth (60—90 Grm.) aber Erbrechen, Unruhe, trübe, tbiänende Augen, Erweiterung der Pupille, Diese Zufälle waren nach 3—4 Tagen wieder verschwunden.
Mit diesen Angaben über die geringe Wirksamkeit so sehr grosser (iahen vom Krant und von der Wurzel der Belladonna, stiinnien meine Beobachtungen nielit (Iberein0; denn icii bemerkte bei melir als 20 verschiedenen Pferden, denen ich 420—180 Grm. des trockenen, pulverisirtm Krautes, mit Meld und Wasser zur Latwerge gemacht, in 4 Gaben getiieilt, hinnen 4—8 Stunden eingegeben hatte, zuerst eine Erweiterung der Pupillen und etwas langsameren Puls, dann aber zuweilen schon nach 5—() Stunden, niehrentheils jedoch erst am folgenden Tage Traurigkeit, Mattigkeit, Erweiterung der Pupille, starren, sehr ängstlichen Blick, vermehrte Wärme im Maule, dunkle Böthung und Trockenheit der Schleimhaut der Nase und des Mauls, sehr grosse tympanitische Anftreibung des Hauches, pochende, .schnelle, bis gegen 90 in einer Minute vermehrte Herzschläge, ebenso viele kleine, harte und kaum fühlbare Pulse der Arterien, beschleunigtes, kurzes Athnien, mit starkem Spiel der Nasenläppchon, Appetitlosigkeit, Abgang einzelner harter Kothballen, später gänzliche Verstopfung des Leibes. Hei einzelnen Pferden fanden sich ausserdeni noch gelinde Kolikschmerzon, bei anderen sehr grosse Schwäche der hinteren Extremitäten hinzu. Diese Zufälle wurden gewöhnlich durch 8—20 Stunden nach ihrer Entstellung innncr heftiger, und endeten in mehreren Fällen mit dem Tode, der etwa 30—f)0 Stunden nach dem ersten Eingeben erfolgte; in den übrigen Fällen minderten sie sich all-
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lt; Samml. III. S. 146.
a Erfuhr, n, Boobnolit. Bd. I. S. 1(!3.
3nbsp; Mein, sur la mód. et la chirurg, vétër. T II.
4nbsp; nbsp;Vorsuclie, dureli (lctiGnlvaiiiamiis die Wiikioig voisrhicili'iicr Gifte und Aiziieiinltlol anr die crluilito oder vennindorte Kel/.baikoit der Nerven zu iiriilVn. Gicssen 1801.
8 J. H. StUOcIl, prakt, Anloit. wie Hellndonn.i bei den Thielen imzuwenden isl. Stendnl 178T.
8 Uie verschiedene Wirksamkeit httngt grösstentheila von der Zeit des Kinsammelnä der Blätter un'l der Wurzel ab. Selirof f hat durch Versuche nachRewicRCtl, diiss beide Theile Im Juli ihre griisste Wirksamkeit besitzen und fast doppelt so stark wirken wie im Mal mid October (Zeitsebr. (I. Gcacllscli. d. Aerzte zu Wien. 8. Jalirlaquo;. S. 211 U. f.).
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TollkivfH'lifMiki'.'iut.
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885
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raftlig,, naclicleni Lolliesöfl'imii^ (mi^ctrcton war, und dio Tliiorc crsoliionen luicli 86—48 Stunden wieder gosuiuL
Die trockene Wurzel venirsaclite ganz dicsoll)on Zut'iillo wie das Kraut; sie waren alier von gleidion (laben viel licftiger tmd zeigten sich nieiireii • tiieils schon von 00—90G-rm., welche in Gabon von Wßtvm, mid inZwiselien-y,eit von je oinor Btunde gereielit wurden. ilaquo;U Grm. der Wurzel waren bei meinen Versnellen den meisten J'forden lödtiidi.
Bei Kühen vorhielt sieh die Wirksamheit des Krautes und der Wurzel in der Art der Erselieimingcn ganz wie bei Horden, und ausserdein wurde die Milch sein'wässerig; — aber dem Grade nach war die Wirkung stets viel heftiger als hei den letzteren. Ich sah schon von 30 (irm. der Wurzel und von OU Gnu. der Blätter, in 2 Gaben gothoilt und in Zwischenzeiten von :5 Stunden mit 1 Ptd. Wasser eingegeben, Aut'troibnng dos Leibes, schnelle ren Buis, .Kälte der Ohren, der Ilörner und des l'lotzinauls entstehen. Von OU—90 Grm. der Wurzel waren die Wirkungen soiir stark und dauerten fast immer 48 Stunden, bei oinigen Vorsuchoii auch bis zum dritten Tage. Mehr als 120 Grm. der Wurzel habe ich keiner Kuh gegeben, weil die Zufälle von dieser Gabe schon mit Lebonsgefähr verbunden zu sein schienen. Hierbei muss ich gegen Greve ' ausdrücklich bemerken, dass der Koth stets trockener als im gesunden Zustande war, und dass niemals Burgiren eintrat.
Sowohl bei Bferdcn wie bei Kübon erschien zur Zeit des höchsten Grades der Wirkung die Emptindlichkeit etwas vormindert, aber wirkliche Betäubung und Bowusstlosigkcit sah ich in keinem Falle, selbst kurz vor dem Tode nicht entstehen. Stets wurde der l'nls sehr klein, die Arterie eng zusamnien-gozogen, und das zur Zeit der Wirkung abgelassene Blut gerann sein- schnell zu oinor festen Masse2.
Bei Hunden bemerkte ich nach dem Eingeben von 2—3 Grm. des trockenen Krautes oder der Wurzel schon nach Verlauf von 15 — 20 .Minuten Unruhe, Winseln, nach 30 Minuten Erweiterung dor l'upille, fast immer in einem solchen Grade, dass von der Iris keine Spur mehr zu sehen war, und dieselbe auch bei dem hellsten .Licht unemplindlich blieb. Zuweilen trat Erbrechen ein. Das ängstlich klingende Winseln dauerte fast anhaltend fort, es fand sich dazu Trockenheit und grosso Hitze dos Mauls und der Nase, schwankender Gang, später (nach 50—70 Minuten) wirkliche Lähmung des Hintintheils; die Sehkraft war oft gänzlich verschwunden, aber das Gehör und die Kmpfindlichkcit nicht; manche Hunde waren sogar sehr aufgeregt. - Nach 1 '/a—21/i! Stunden nahmen die Zufälle wieder ab, die Hunde zeigten jetzt Neigung zu schlafen, und nach 12—-15 Minuten waren sie rocht mnn-
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1 Walmiolinuiiigcn um Rindvieh. S. 94. VVnlmii'Inming 521.
- Zur IJeseiligimg der zu heftigen Wirkungen client, hoi Tliieren, welche sich er-lii-pclicn können, zucist ein Breelnnittcl, oder soKleieli eine I.ösnnj; von Jod (SThelle) und Jod-Kiili (ß Tlieile) in 200(1 Tlieilon Wasser, nin (Ins Atmpin miiöslidi zu binden; und ihvnn Adeilassen, inncilicli sehleinii}gt;e Mittel mit grossen Gnhcn von Mittelsul/.cn, oder auch Xinnim mlphurlciim in Gaben von 2 — 4 Grm. für l'f'enle, schlelmlgO Cljslire, Reihen des Leibes und UeSvettcn des Thieres. IJcichlielier Abgang von Koth und ^Ötl Blfthungeil ist das Zcieben der eintretenden üesserung. — Nach vielen Angaben soll zwiscdK-n Alropin und Morphium nin Antagonismus bestebin, in der Art. dass ilurcdi letzteres die Wirkungen des ersteren iiut'i;elioben oder wenigstens sehr getniodert werden ; .). Reoso bat dieses hei seinen Vcrsuebcn niebt bestätigt gorandetl (.Sebmidt, .labrb, d. gesanimt. Medic lid. 150. dabrg. 1871. Nr. 0. S. 2fi7),
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336nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Narkotische Mittel.
ter; aber etwas Erweiternng der Pupille und verminderte Reizbarkeit der
Iris bestand noch naeli 24 Stunden. — 2l/2—31/2Grin. des Extracts wirkton stets auf dieselbe Weise. Hei Orfila's Versuchen starb ein Hund von IG Grm. des Extracts unter ähnlielien Zufällen nach iJ'/jj raquo;Stunden, ein anderer erst nach 31 .Stunden.
Kaninchen, welche wochenlang nur mit Belladonnablättern gefüttert wurden, blieben munter, zeigten aber Erweiterung der Pupille und in ihrem Urin fand sich Atropin.
Einspritzungen in den Mastdarm von einem Decoct von 15 Gnn. dos Krautes zu 18Ü Gnn. Colatur täglich drei- bis viermal wiederholt, führten bei einigen Pferden, aussei- einem massigen Grade der bei der innerlichen Anwendung des Mittels entstehenden Zufälle, auch einen lähmungsartigon Zustand des Mastdarms herbei, so dass der After beständig offen stand. Diese Wirkung dauerte 1, auch 2 Tage hindurch fort. — Bei Hunden entsteht von dem Einspritzen einer Auflösung des Extracts (l1/4—2 Grm. in der zehnfachen Menge Wassers) oder eines Decocts von 4 Grm. der Blätter nach 1 (gt; bis 12 Minuten eine auffallende Erweiterung dor Pupille und Schwäche im Hintertheil, aber das Sehvermögen bleibt ungestört.
Nach Injeetionen von 8—16 Grm. einer Tinctur (bereitet durch Digestion von 8 Grammes dos trockenen Krautes mit 45 Grm. Weingeist) in die Drosselvene an Pferden, entsteht sogleich Unruhe, kleiner, sehr beschleunigter Puls (100 Schläge und mehr in einer Minute), ängstliches, beschwerliches Athmon, grosso Erweiterung der Pupille, stierer Blick, Zittern, Zuckungen am ganzen Körper, Betäubung mit Verlust aller Sinne; dann unregel-mässige Stellung, Neigung nach vorwärts zu fallen. Zuweilen scheinen die Thiere wie aus dein Schlaf zu erwachen, erschrecken, taumeln, sehen nach dem Leibe, schlagen mit den Füssen gegen denselben, entleeren mit Stöhnen und unter starker Anstrengung Urin und Koth; im höchsten Grade der Wirkung fangen manche an zu toben, gehen wie blind gegen Wände, bekommen stärkere Zuckungen und stürzen nieder, üie Dauer dieser Zufälle erstreckt sich bei einzelnen Thieren von 8 bis gegen 10 Stunden, und nach Injection von 24 Gnn. der Tinctur endeten sie bei dem Pferde gegen Ende der zweiten Stunde mit dem Tode.
Bei Hunden wirkte, die Injection von 30 Tropfen dieser Tinctur, oder einer Auflösung von M Centigrm. dos Extractes ganz ähnlich, wie die innerliche Anwendung einer zehn- bis zwölffachen Menge des letztern; die Wirkung zeigte sich mehrentheils schon nach 2—ö Minuten, zuerst durch grosse Erweiterung der Pupille u. s. w., und ging nach 5—7 Stunden wieder vorüber. Orf ila sah nach Injection von 2—23/4 Grm. des Extractes Hunde sterben.
Auf den Augapfel eines Thieres applicirt, erzeugt ein 'Propten von einer Auflösung des Atropins, oder des Extractes, oder des Decoctes schon nach 2—3 Minuten eine sehr grosse Erweiterung der Pupille, welche, ohne irgend andere Störungen zu machen, oft 12 Stunden andauert.
Auf die gesunde Haut applicirt, erzeugt Bolladonnacxtract und Uecoct eine kaum bemerkbare Wirkung, wo aber Theile von der Epidermis ontblösst sind, wird durch diese Mittel die Sensibilität bedeutend vermindert; und subeutane Injeetionen wirken ebenso auf die Applicationsstelle, doch ist die Wirkung schwächer als von Chloroform und von Morphium. Von 8 Gnu.
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TollkirscliGiikraut.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;,^37
des Extraotes in das subeutane Bindegewebe gebracht, starben Hunde sehr schnell (Orfila, Toxicologie, II. p. 390).
sect;. 379. Am Cadaver der durch Belladonna getödteten Thiere findet mau das Gehim und seine Häute sein- blutreich, besonders in der Gegend der Vierhügel; oft sogar Blutextravasate; die tlirnkammern oft ganz ohne Serum; die Lungen derb, an manchen Stellen Extravasate von schwarzem Blut; im Kerzen und in den grossen Qefässen viel zersetztes Blut, ähnlich wie bei dem Typhus; die Schleimhaut des Magens (bei Pferden nicht immer) dunkel geröthet, oder mit dnukelrothenFlecken besetzt; den Darmkanal bei Hunden ganz, bei Pferden bis über die Hälfte des Leerdarms gesund, aber bei letzteren den übrigen Dünndarm und den ganzen Dickdarm übennässig- stark von Luft aufgetrieben und an vielen iStellen dunkelroth oder blauroth und sehr mürb; die Blutgefässe der Baucheingewoide strotzend voll von schwarzem Blut; selbst das Netz, das Gekröse und das Bauchfell oft an mehreren Stellen dunkelroth und sehr mürb.
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Nach den vorliegenden Beobachtungen wirkt Belladonna (Atropm) weniger schlafmachend als das Opium und Bilsenkraut, sie stumpft aber die Sensibilität mehr ab, erzeugt lähmungsartige Schwäche und Erschlaffung- in allen kreisförmigen Muskelfasern, und sie verändert in eigenthümiieher quot;Weise die Beschaffenheit dos Blutes und der Secretionen in den drüsigen Organen und in den Schleimhäuten. Diese Wirkungen beginnen mit einer Irritation, welche an der Stelle der Application sehr bald verschwindet, aber ;m Gehirn (besonders in den Vierhügeln) und am grossen sympathischen Nerven über quot;24 Stunden dauert und woraus die anderweitigen Wirkungserscheinungen hervorgehen.
sect;. 381.
Die Anwendung- der Belladonna bei kranken Thieren kann mit Beach-lung- der, für die Anwendung der narkotischen Mittel im Allgemeinen gültigen Indicationeu und Contra-Indicationen (sect;sect;. 366 und 367) geschehen; die besonderen Krankheitsverhaltnisse , für welche sie vor anderen Mitteln angezeigt ist, sind jedoch noch nicht gehörig ermittelt. Man hat sie innerlich gebraucht:
1)nbsp; Gegen den Koller der Pferde. Münch hat hier das trockene Kraut innerlich, und Greve1 bei 2 Pferden die Tinctur als Injection in die Venen mit gutem Erfolge angewendet; ich habe das trockene Kraut und die Wurzel sehr oft mit gutem Erfolge gegeben. Letzterer zeigte sieh am meisten dann, wenn die kollerkranken Pferde vermehrte Empfindlichkeit, Schreckhaftigkeit und Drehen nach üincr Seite zeigten. In vielen Fällen wurde aber keine Besserung erreicht.
2)nbsp; Gegen den Schwindel (sogenannter Sonnenkoller) der Pferde habe ich bei längere Zeit fortgesetztem Gebrauch des Mittels sehr guten Erfolg gesehen.
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1 Erfahrungen und Beobachtungen, 1. Thell. S. 112.
Hi-.ktwio. Araiüiinillulluluo. 6. Auflage.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 'ja
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Narkotische Mittel,
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;!) Oc^'oii ßpilopsio. Bol (licsciu, auf versuliiodonon patbologlscben V'crliiiltni.sstMi bemlioncloQ Uebel Ist siu ssuweilen atitzlicli, Sbeuso bei der sog, Dnmmkraaklioit dor Schweine uml lici Vergiftung mit Etei'ingslake,
4)nbsp; Gegen den Starrkrampf ist eins Mitlol vielftlltig versucht und in neuerer Zeit von ITalke (Nebel und Vix, Zeitschr, für Thierheilk. iid. I. S. 309) als hilfrelcb gerühmt worden, [ob habe es hier innerlich (so lange dies der Grad des Trismus gestattete) und in Clystireu sein' oft angewendet mid. in mehreren Fällen dabei die Genesung erfolgen sehen, icb schreibe aber die letztere nicht nnbodingt dem Mittel zu.
5)nbsp; Gegen die Staupe der llnnde. Die Belladonna ist hier, besonders wenn Nervenzufttlle (/lt;u grosse Reizbarkeit, epileptische AnfHllo niilt;l Zuckungen) eintreten, ein recht wirksames Mittel.
tl) Hei der Drohraquo; und Guubberkrankhoit der Schafe soll sie im Anfange sich (nach Pink) uützlicli gezeigt haben (walirsoheinliob wohl nur bei Ge-liirnreizung; denn gegen den Coouurus und seinen Druck kann die Belladonna nichts helfen).
7)nbsp; Gegen katarrhalisch-nervöse Bräune, gegen Schlingbeschwerde, gegen Giehmen und krampfhaften Husten, wenn zu grosse Reizbarkeit der Organe besteht, /.. Igt;. nach Strengel, Brftune, und nach der chronischen Lungenseuche des Rindviehes; ich habe hiervon dein Mittel bei Pferden, bei Kühen und Hunden oft grosse Milderung eintreten sehen,
8)nbsp; Gegen Krampfkolik, selbst wenn schon Symptome von Darmentzündung binzugetreten sind, ist, die Belladonna ein sehr hilfreiches Mittel.
II) Ebenso bei krampfartiger Brucheinklemmung, bei krampfhafter Ver-Schliessung des Afters, des Blasenlmlsos, und bei derselben Verengerung oder Vorschliessung des Muttorniundes bei manchen schweren Geburten,
in) Gegen den Rotz der Pferde ist die Belladonna oft, und namentlich von Sander (Hannöv. Mag. I77ii. S. 714), von Miineb u, A. als ein Speci-lienm angepriesen. Viborg (Samml. Igt;d. L'. S. 1.1 7) fand aber die heilsamen Wirkungen nicht bestätigt, und ich innss ihm darin völlig beistimmen; denn obgloicli bei mehreren Pferden durch einige Zeil eine Verminderung der Symptome eintrat, so erfolgte doch niemals eine wirkliche tleilung,
11) Bei fehlerhafter Absonderung der Milch, wenn dieselbe bei sonst gesunden Kilben, blau, kliimprig, schleimig oder /.ab abgesondert wird; ebenso bei dem sogen. Blutmelken ist, die Belladonna ein vielgelobtes Mittel, l'quot;,s ist, aber noch eine nähere Bestimmung der ZusUlndo niilbig.
l'2) Bei rheumatischen Augenentzündungen, bei Mondblindhoit und bei den Folgen derselben, bei Ausschwitzuugon an der Iris, bei zurückgebliebener /,u grosser Ivei/.liarkeit n. s, w., hat, die innerliebe und die, ttusserliche Anwendung der Belladonna s'adi sehr nützlich gezeigt,
1;!) Ebenso bei Vordichtung, sogenannter Verhärtung der Drüsen, selbst bei Scirrhus und Krebs.
li) Gegen die ,11 nialswnlh war die Belladonna zur Verhütung und zur Heilung bei Menschen mul Thieren schon lange gebräuchlich, vorzüglicb aber von Mtinch1 empfohlen; hin und wieder ist ihr Gebrauch selbst von den Landesregierungen vorgeschrieben worden*. Das Mittel hat aber oft
1 S. dcMarn in ^i. ,'J7H angeführte Sdnilt.
a Z.H. im t'ruuBH, Vlolmoache-Pfttoiil v, 2. Ajiril iso:;.
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i£m
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Tollklrsobenkraut.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 339
gar niclits geleistet. Bei seiner Anwendung darf die örtliclio Behandlung der Bisswundo nienials unterlassen werden.
15) Audi hat umn sie als Vorbeugungsmittel uml als Jleilmittol gegen die Rinderpest, gegen die Schafpocken und andere ansteckende mul seuohen-artige Krankheiten empfohlen; aber gewisa ohne Grund und ohne Nutzen.
Aussei- der innerlichen Anwendung wird die Belladonna auch ürtlicli an die leidenden Theile applioirt, wo Reizung, Krampf oder Schmerz besteht, wie namentlich bei Moudblmdheit, oder wo sonst die Iris sein- verengert, oder wenn starke Aussohwitzungen und Blutextravasate im Inueni des Auges zugegen sind, — ferner bei Krampf des Blasenhalses und bei der hierdurch erzengten Harnverhaltung, bei krampfhafter Verengerung des Muttermundes und hierdurch verursachten schweren Q-eburten und dergleichen.
Ganz besonders nfltzlich ist die Anwendung auf die Augen, um die Pupille zu erweitern, hierdurch Adhäsionen dei' Iris au trennen, oder wenn man für den Zweck einer gründlichen Untersuchung die hintere Augenkammer in ihrem ganzen Umfange sichtbar macheu, oder venn man Operationen in derselben unternehmen will.
sect;. 382.
Die Gabe von dem getrockneten Kraut ist für Pferde und Kinder 12 bis 30 Grm., für Schafe und raquo;Schweine 2—12 örm., für llundo 20Centigrm. bis 1 Grm.; — von dem frischen Kraut giebt man die drei- bis vierfache. Menge, aber von der trockenen Wurzel 1j'i weniger als von dem trockenen Kraut. — Das Extract eignet sicli seines Preises wegen zum innerlichen Gebrauch nur bei Hunden und Katzen, und kann liier in Gaben von 6—liü Centigrm. angewendet worden. Wegen der langen Dauer der Wirkung reicht man die Belladonna und ihre Präparate täglich nur in 2—3 Gaben, nach Zwischenzeiten von 5—8 Stunden.
Die innerliche Anwendung des Krautes und der Wurzel geschiebt in Latwergen, in Pillen oder imAufguss mit kochendem Wasser (80,0 zu 1 Pfd. Colatur) oder ebenso im Decoct, entweder für sich allein oder in Verbindung mit bitteren, mit aromatischen U. a. Mitteln; besonders habe ieli bei Pferden oft das Glaubersalz hinzugesetzt, um die so leicht entstehende Verstopfung des Leibes zu verhüten. Metallsalze und adstringirende Mittel schwächen die Wirksamkeit der Helladonna; vom Calomel, das ich oft mit ihr zugleich anwendete, habe ich diesen Naclitheil nicht gesehen.
Aeusserlich ist das Belladonnakraut ganz so wie das Bilsenkraut zu Breiumschlägen, oder im Decoct zum Befeuchten der leidenden Theile, zu Kinspritzungen in den Mastdarm oder in die Vagina zu benutzen. An den Augen, am After, Mittelfleisch, Muttermunde und am Enter kann man auch das Extract in Auflösung (1 : 60 Wasser), oder in Verbindung mit Oel, Eett, Glycerin, oder mit. grauer Mercurialsalbe (1 : 10), zuweilen auch mit Calomel (siebe dieses) anwenden. .
Anmerkung. Das einfache Atropln und das sohwefelganre Atropin^.
niil/ihuric.) wirken innorlieli angoffthl' wie I zu 80 der UellacJoniuibliittcr. Itoide Präparate werden liauptsäclilieli iiusserlicli bei den in sect;. .'(81 be/.eielineten Äugenleiden gebraucht, in Solution von 0 Qentigrm, In 60,0 destillirtem Wasser, einfaoh oder mit Zusatz von 8 Qnn. (ïiyeerin odor B—4 (ïrm. arabischom Oumtni. Hiervon wird täglich ein- bis zweimal ein Tropfen zwischen die Augenlider gebracht; — oder in Salben, einfach mit Fett (12 Cehti-grm. zu .'UM) i'm.), oder mil Zusatz von Jod, fl Ceiitigrm., li'iili und Abends so viel wie eine
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'MO
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Narkotische Mittel.
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Erbse eiimuoiben. — Zu aubout. [njeotlonen für l'i'erde 0—12 Oentlgrm., für Hunde 3—c
ConLigrm., in dor 30- liis GOCurhen Mont;lt;! Wassers. Bei PferdßU sind 12 Oentigrm. Bolion von der stiiiksten Wirkungj grosse Hunde ertrügen silier nbsolut so viel wie ein Pferd (0 urlach1)' (Preis: Ful. coucia. 30 Grm. 1 Sgr. 10 Pf, lein pulv, 2 Sgr. 0 Pf. j Hadm l Sgr. 6 Pf,, pulv. 2 Sgr, 2 Pf.) von d. Extract 1 Gnu. 1 Sgr. 10 Pf; Atropin. tulphvrw. 1 Centignn. 9 Pf.)
4) Sln'baiil'el-Blättpr, fi'ulia s. llerla Strumonii. (o)
Die getrockneten liliitter von Datura Stranioi.ium L., 5, Kl. 1. Ordn., Fam. der Solaneen. In ganz Europa, an Wegen, Scbutlbaut'en u. s, w. hiiutig.
sect;. 383.
Der wirksame Bestamltlieil in der Stecbapfelpflanze ist ein eigenthtlm-
liclies Alkaloid, dtis Daturin. Dieses Alkaloid ist inseinen chemischen Eigenschaften und in seinen Wirkungen als höchst ähnlich denn Atropin befunden worden; es soll aber dem Grade nach uocli stärker wirken als das Atropin. Es ist nicht gebräuchlich.
Auch die Wirkungen der Stecbapfelpflanze sind mit denen der Belladonna fast übereinstimmend, jedoch noch nicht genügend erforscht. — Viborg (Samml. Bd. .'5. S. 1-10) bemerkte an einem fünfjährigen kleinen Pferde, dem er 1 Pfund der frischen Blätter in Mehlpillen eingegeben hatte, nach '/^ Stunde blos etwas schnellern Puls und Erweiterung der Pupille. Diese Zufälle verloren sich aber bald wieder. — Ein altes ausgehungertes Pferd zeigte sich nach dem Fressen von 2 Pfund der abgeblühten Pflanze etwas aufgetrieben, die vorher schon bestandenen Pieberzufälle nahmen zu, und es schien oft stallen zu wollen. Als man es 2 Tage darauf tödtete, fand man Entzündung in den Gedärmen, so weit wie die Pflanze gekommen war. — l/a Pfund frisches Kraut mit 3 Pfund kochenden Wassers infnudirt, verursachte bei einem siebenjährigen Pferde aussei' öfterein Urinireu keine Zufälle. — Von l/2 Pott (circa 1 Pfund reieblich) ausgepressten Haftes bekam ein einjähriges Füllen nach einer Stunde schnellern Puls und Erweiterung der Pupille; am folgenden Tage zeigte es sich krank, war unruhig, wollte nicht fressen ; am dritten Tage waren diese Zufalle wieder vorüber. — '2lli Pfund des reifen Samens verursachten bei einem neunjährigen Pferde sogleich schnellern und kleinern Puls, Verlust des Appetits, Auftreibung des Leibes. Diese Zufälle nahmen durch 24 Stunden zu, und am folgenden Tage zeigte das Pferd grosse Iniruhe, Niederwerfen, Zusammenstellen der vier Filsse unter dem Leibe, Hervordrängen des Mastdarms, Herabhängen dos Kopfes, heftiges Atlimen; am dritten Tage dieselben Zufälle; während dieser Zeit erfolgte nur eine Kothentleerung. 52 Stunden nach dem Eingeben warf sieb das Pferd rücklings über und starb unter Zuckungen. Bei der Section war das Wichtigste: Ergiessnng von röthlichem Wasser in die Bauchhöhle, Ausdehnung des Magens und der Gedärme von Luft, und einige Theile dos Darmkanals entzündet.
Eine Ziege ertrug 1 Pegel (circa 240 Grm.) des ausgepressten Saftes ohne merkliche Wirkung; ein Widder zeigte nach derselben Gabe schnelleres Athmen und häufiges Uriniren.
Ein 1/4 .Jahr alter Pudel wurde ]/2 Stunde nach dem Eingeben von
1 Lehrbuch der allgem. Therapie der Hauathlere. 2. Anti. S. 2b9.
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Steohapfelblätter.
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1 Unzen (12()Gri'm.) des Saftes unruhig und winselte sehr; nach einer Stunde erbrach er sich dreimal, zitterte stark, und fuhr fort zu winseln bis zum Vorlauf von 1 Stunden, wo er wieder munier wurde und Appetit zeigte. — Ein Loth (15 Grin.) der Samen und '/u Lotli^T'/a Clnn.) der frischen Wurzel blieben bei zwei anderen Hunden ganz ohne Wirkung. — Von Iß Gnu. des Extractes bekam (bei Orfila) ein Hund ähnliche Zufälle wie von einer gleichen (labo des Eelladonnaextractes, aber d!e Sinne blieben frei; der Tod erfolgte nach 7 Stunden, 8 Grin, Extract ins Zellgewebe applicirt waren bei Huilden .stets töiltlich.
Pferden spritzte ich in die Drosaelvene ein Infusum, welches für die verschiedenen Versuche von 2 —8 Gnu. dos trockenen Krautes, oder von ebenso viel Samen mit 60—90Grm. kochenden Wassers bereitet war, und bemerkte darauf: Vermehrung undHärte der Pulse, beschleunigtes Athemholen, Zittern der Muskeln, Erweiterung der Pupille, zuerst muntern, nach 20 30 Minuten aber sehr stieren Blick, eine geringe Abstumpfung der Sinne, schleichenden Gang, zuweilen Schweiss, ungestörte, .aber auch nicht vermehrte Koth- und ürinentleerung. — Injeotionen von 8—1(1 Gnu. einer Stechapfeltinctur (bereitet wie Bilsenkranttinctur) erregten dieselben Zufälle, aber in etwas stärkerem Grade; besonders war die Abgestnnipfthcit grosser und das Atlinien viel beschwerlicher als nach Injection einer gleichen Quantität von dem Infusum; manche Pferde zeigten Schwindel, Krämpfe In den Halsmuskeln, sehr starkes Geifern ans dem Maule, Gähnen. Greve' sah auch starken Durchfall entstehen; ich bemerkte diesen niemals. - Hunde ertrugen von dem Infusum fast, ebenso viol wie die Pferde, und verhielten sich im Wesentlichen wie diese. Die Wirkung trat in 4—5 Minuten nach der Injection ein und dauerte. 2—6 Stunden.
sect;. 384.
Specielle Ladicationen zur Anwendung des Stechapfels gegen bestimmte Krankheiten der Thiere lassen sich nicht angeben, weil das Mittel bis jetzt von den Thierärzten nur seilen angewendet worden ist. Man hat vom Kraut, noch mehr aber von den Samen schmerzlindernde, beruhigende Wirkungen gesellen und diese Mittel mit gutem Erfolge gegen schmerzhafte Uebel, namentlich gegen schmerzhaften Ehoumatismus, auch gegen Krämpfe und dgl. angewendet. Gegen Dummkoller und gegen Tetanus habe ich das getrocknete Stechapfelkraut innerlich bei Pferden zu 60 Grm., täglich viermal ohne besondern Erfolg gegeben. Die [njeetion der Stechapfeltinctur habe ich gegen Koller und Rheumatismus in vielen Fällen ohne Erfolg, aber in mehreren Fällen mit Erleichterung der Zufälle gemacht, und bei einigen Pferden den Koller und den Rheumatismus geheilt — Hei dem Starrkrampf der Pferde habe ich auch das wässerige Infusum der Stechapfelblätter und des Samens, und ebenso die Tinctur oft zu Injoctionen in die Venen benutzt, jedoch inehrentlieils vergeblich; denn unter acht so behandelten Patienten wurde nur einer geheilt.
Aeusserlich habe ich bei schmerzhaften rheumatischen Augenentzttndun-gen und bei der sogenannten Mondblindheit ein [nfusntn der Blätter und auch der Samen (15 Grm. zu 180 Grm. Colatnr) zum ofi wiederholten Befeuchten,
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1 Erfahr, u. Boobacht. Bd. t. 8. 131.
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042nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Narkotiaehc Mittel.
bei sohmerzbaften Entzündungen anderer Theile die Blätter mit koohendem Wasser zum Sreiumsohlag gemacht, mit Nutzen gebraucht, (Preis: geschnittene Blätter 30 Gnn. 1 Sgr. 8 Pf,; gepulv. '2 Sgr, 4 Pf.)
5) Sfrydiiios-Sinncn, Orct'lniüssc, KMeuMgen) Smina Stryohni $. Niwes vmicae.
Die getrookneton Samen von Stryclinos Nux vomica Ij., /). Kl. 1. Oi'dn., Kiunilie der.
Stryclmaeeen. Bin auf der Küste von KoromanJel, auf Ceylon und Malabar
einbelmischer Baum.
sect;. 385. .
Die kreisrunden, fast platten, äusserlich mit einem gelblich-grauen, aus feinen Härchen bestehenden Ueherzuge bedeckten, im Innern aus einem hornartig harten, weissen Eiweisskörper bestellenden Samen sohmeckon sehr bitter und enthalten als wesentlichsten Bestandtheil das Strychnin, ein Alkaloid, welches in ihnen mit dem Briiciu, dem Igasurin, mit viel Ex-traotivstoff, Fett- und Pflanzensänren verbunden ist. Es wird durch nicht schwierige chemische Behandlung der zerkleinerton Samen erhalten, krystalli-sirt in vierseitigen, farblosen Säulen, löst sich im wasserhaltigen Alkohol am meisten (6 Proc.) auf, im heissen Wasser woniger, im kalten noch weniger, im Alkohol gar nicht; ndt Säuren bildet es leicht auflösliche Salze; schmeckt intensiv bitter. Seine chemische Formel ist C^Ha-jNoO.,.
Die Wirkungen des Strychnins und der Krähenaugen sind durch eine grosse Anzahl von Versuchen als ganz gleichartig erkannt. Sie bestehen bei der Anwendung gehörig grosser fiaben in einem plötzlich, und zuweilen mit einem Ruck oder Stoss nach vorwärts eintretenden heftigen Krampf aller willkürlichen Muskeln, wobei der Rumpf, der Hals, die Ohren, die Glied-maassen und der Schwanz ganz starr und steif werden (Tetamis tomeus), so dass man nicht im Stande ist, während dieses Krampfes den Thicren ein Gelenk zu beugen. Oft wird dabei der Körper nach vorwärts, zuweilen auch etwas nach rückwärts gekrümmt. Das Maul ist fest verschlossen (Trisinus), der Augapfel ganz schief verzogen, die Pupille ist oft, aber nicht immer erweitert, und zuweilen tritt Zittern an verschiedenen Tlioilen des Körpers ein. Der Ivrainpf ist jedoch nicht wie bei dem wirklichen Starrkrampf gleichmässig fortdauernd, sondern er lässt nach 1 — 3 Minuten entweder ganz oder gröss-tentheils nach, kehrt aber nach kurzer Zeit wieder, und so wechselt der Zustand bis zum gänzlichen Verschwinden der Wirkung oder bis zum erfolgenden Tod. Die wiederkehrenden Krampfanfällc treten immer zuerst mit einem kurzen Ruck oder Stoss ein, der sich mehrmals wiederholt, ganz ähnlich wie von clectrischen Schlägen. — Gleich beim Eintritt der Wirkung wird das Athmen kurz, angestrengt und ängstlich; Während des Krampfes setzt es zuweilen durch einige Sccundeu ganz aus, und es ist wahrscheinlich, dass bei dem liöhcrn Grade der Wirkung auf diese Art der Tod durch Erstickung er folgt. Die Pulse werden schneller und härter; die Schleimhaut der Nase und des Matds erscheint bläulich; der Drin geht zuweilen unwillkürlich ab, aber Darmentleerungcn finden selten Statt, und höchst selten erfolgt bei Thiereu, die sich erbrechen können, eine Neigung hierzu; wirkliches Erbrechen sah ich niemals eintreten. — Die Empfindlichkeit ist während der ganzen Wirkung nicht vermindert, sondern in der Pegel sehr vermehrt; denn dicThierc
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BroolmÜBso.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 348
sollen es, woiiii man ihuou droht, sie liöreu au) leises Aurufen, orsobreckon vor Goi'ttuscl) mul fühloujedo Boruhvung ihres Körpers. Durch solohe Ein-wix'kungon, so wie durch festes Aufd-eteu auf don ITussboden, -- zuweilen sogar durch blesses Auhaucbeu dor Thiere, können die i^rampfauftllle neu hervorgerufen worden. Merkwürdig ist es, dass die Zufälle fast ganz gleichartig durch eine kurze Zeit fortdauern, nachdem denThieren der Kopf abgo-sclmitteu ist.
Gaben von mittlerer Grosse erzeugen nach einer Viertel- bis nach einer halben Stande zuerst Zuckungen inden Muskeln des Gesichts, des Halses und dor Schenkel, dann einen massigen Grad von Steifigkeit, wobei die Thiere noch gehen können, -— grosse Empfindlichkeit, etwas kürzeres Athmen, aber keine Störung in dor Circulation, im Appetit, in den Secretionen, mul koine Erweiterung der Pupille.
Von solir kleinen Gaben bemerkt man lioi ^esumlon Thiereu kaum eine, narkotische Wirkung, sondern nur, dass der Appetit mehr erregt, der Koth härter, in kleineren Massen und in manchen Fällen auch öfter entleerl wird; bei kranken Thieren siebt man die Verdauung gebessert und Durchfälle ge-stilll werden.
sect;. 386.
Diese Wirkungen der Brechnuss erfolgen bei Thieren aus veraohiedenen Klassen und von verschiedener Gattung, und ebenso bei jeder Art der Anwendung im Wesentlichen gleichartig', sie sind aber unter diesen verschiedenen Umständen etwas modificirt in der Stärke, in der Zeit ihres Eintrittes und in ihrer Dauer. Vögel ertragen verhältnissmässig die grössten Gaben, wie dies Desportes' Vorsuch zeigt, in welchem einem einjährigen Huhn innerhalb 20 Tagen 111 1 (Iran (circa ßö'/üGrm.) zerstückelte Kräheoaugon in steigender Dosis, aber in den ersten 12 Tagen last ganz ohne Wirkung gegeben wurden. Ersl durch die letzten sehr grossen Gaben (164 Gran [circa '.I 7:i Grm.] auf einmal) wurden heftige, Krämpfe und der Tod verursacht (Orfila 2. Bd. 8, ;j72). — iiei Wiederkäuern ist die Brechnuss innerlich gegeben schwächer als bid Pferden; und auch Schweine sollen grosse Gaben des Mittels ohne Nachtheil ertragen '. Ein öMonate altes Schwein zeigte von Gaben bis zu '.'gt; Drachmen (12 Grm.) kaum bemerkbare Wirkung, von .'i'/:. Drachmen (.11 Grm.) aber sehr heftige Zufälle, welche aber nach Anwendung der Opiumtinctur am folgenden Tage wieder verschwunden waren-. Am heftigsten wirkt Brechnuss auf llimdo mul Katzen,
Das .Mittel wirkt nur nach üeborgang ins Dlut durch Absorption, daher bei innerlicher Anwendung in Form eines groben Pulvers, odor in Pillen und Latwergen viol schwächer und langsamer, als von einer gleichen (laho in llüssigor Form oder bei der Anwendung auf eine, andere, Stelle. leb gab einem Pferde 16 Grm. des Mittels in einer Mehlpille und sah erst nach einer Stunde massigen Krampf eintrelou, der durch 6 Stunden bestand, und mit Genesung endete; als ich aber nach 1 Tagen demselben Pferde eine gleiche Qabemit 1 Pfd. Wasser gekocht eingab, zeigten sich schon nach L5 Minuten sehr heftige Krämpfe, die ebenfalls 6 Stunden anhielten. Ein anderes Pferd filierstand die Wirkung von 10 Grm, Krähonaugen, in einer Pille gegeben,
1 Losslua, de iiuco votnica. i%*. 24,
#9632;! Tabonvin, Matlövo módlo. 2. Edit. Paris 1806. Tomo II. p, M.
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Niii-kotisclio Mittel.
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aber es starb innerhalb '2 Stunden, als '•gt; Tage später dieselbe Gabe im Decoct angewendet wurde. — Ein Schaf starb von 'M) (inn. in einer halben Stunde nach dem Eingeben1. Eine aweijfthrige Ziege erhicU in H 'lagen nach einander folgondo Quantitäten von Krähenaugenpnlver mit Brot zusammen-geknetet: am ersten Tage 48 Centigrm.; am /weiten Tage G(j Oentigrm.; am dritten Tage 1 Gnn.; am vierten Tage 1,25; am fiinl'ten Tage 1,60; am .sechsten Tage 2 Gnn.; am siebenten Tage 2,5; am achten Tage 3 Gnn.; am neunten Tage 4 Gnn.; am zehnten Tage 5 Gnn.; am elften Tage d1/.! Gnn.; — in Summa '26 (irni. oder 440 Gran, — ohne dass eine Wirkung au spüren war-; und in Lyon hatte man einer Ziege 250 Grm. ('/•_- Pfund) geben müssen, um Vcrgiftnngszufälle zu erzeugen. — Bei mittelgrosscn Hunden erfolgt gowölnilieh in der ersten halben .Stunde keine bemerkbare Wirkung, wenn man ihnen 60—120Gentigrm. Krähenaugen mit Fleisch gemengt oder in einer l'ille giebt; erst nach dieser Zeit treten Krämpfe ein und die Thiere sterben nach 2 --3 Stunden; giebt man ihnen aber dieselbe Menge im Decoct, ao erfolgt schon nach 5^—G Minuten sehr heftige quot;Wirkung und in 15—25 Minuten der Tod 3.
Bei Injectionen in die Blutadern tritt an Thieren jeder Art die Wirkung fast augenblicklich in grösster Heftigkeit ein, und von 6 Centigrm. des aufgelösten Extractes oder von 12 Centigrm. Krähenaugen im Decoct, erfolgte. bei Hunden der Tod schon innerhalb einer Minute und meistens mit wenig Krampf, anscheinend durch augenblickliche Lähmung.
Fast ebenso schnell wirkt das Mittel, wenn mau es in die Brusthöhle, etwas weniger schnell, wenn man es in die Bauchhöhle, und noch etwas langsamer, wenn man es in eine äussere Wunde applicirt; doch tritt auch hier der Tod in 15—20 Minuten mit Tetanus ein.
sect;. 387.
In den Cadavern der durch Brechnuss getödteten Thiere findet man die Venen in den Häuten des (Gehirns und dos Rückenmarks sehr voll von Blut, Maggt;en und Darmkanal innerlich geröthet, aber ohne wirkliche Entzilndung, zuweilen die Schleimhaut des erstem an einzelnen Stellen selbst etwas corro-dirt, — alle übrige Organe aber gesund. — Waren die Krähenaugen in Substanz, gepulvert oder in Pillen eingegeben worden, so findet man gewöhnlich die ganze Gabe im Magen wieder.
sect;. 388.
Die Erscheinungen nach grossen Gaben der Brechnuss zeigen, dass dieses Mittel vorherrschend und cigenthümlich die Functionen des Bückenmarks
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1nbsp; Coinptc rendu rtc 1'ccole voter, de Lyon 1812. p. 12 u. 13.
2nbsp; O enz ken, in der Zooiasis von Lux. 2. Bd, 1. Hoft. S 80,
3nbsp; SlcheroOegengifto geg^n Str^ohnlnverglftung tn0'** rs biajecal nicht. Zu versuchen Ist bei Thieren, die erbrechen können, ein möglichst schnell gegobenes Hreehmitlcl, dann Tannin, nuch Paljute die Traohootomie, und das Eimilhnien des Chloroforms, dos Aethers, diese Mittel rtuoli Innerlich, 80 wie das Elngobun des ('hlorwnssora, der Opimn-tinetur, Morplmnn, aettienm der Morphium niilphuncvm. D:is le ztcre hat aber bei den Versuchen von J Keese den Eintritt der von Strychnin erzeugten KrainpCe und den Tod nicht aufhalten können (Schmidt's Jahrb. der gesammten Modlci Bd. 160. Jahrgang 1871 8. '
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lirei'lnmasc.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; .'345
mul der von ilun entstebenden Nerven In sehr hohem Grade aufregt, eine erhöhte Beflexthätig'keit und sauletzt Lähmung erzengt, in kleinen Gaben aber als ein erregendes und tonisches Mittel auf denVerdauungskana) (wahrBobein-Höh zuerst auf die Gangliennerven in der Bauchhöhle) mul hierdurch auch stärkend auf den p'iui/-cii Organismus wirkt
Diesen ECigenachaften gemHss ist die Anvondung der Brechnuss an.n'n-Keigt; et) bei soloheu Krankheiton des Rückenmarks (und der mit ihm in Verbindung stellenden Nerven), welche in t(ii'])ider S('lnviiclie,lTnre^clinässip;keif nder Unterdrückung dos Reaotionsvermögons dieser Theile begründet sind, wie namentlich boiLH,hmungen(Pai'aplegien und Hemiplegien), beiLähnaung desBlasenhalses mid Twontinentia imnae, bei dem ICalbefieher(nach K ohne1), li(?i Ki'Hmpfen, bei der Epilepsie und bei dem Starrkrampf; und /gt;) hei Schwäche der Vordauungsorgane mul deshalb fohlendem Appetit, liei Krampf, bei Krampfkolik, und bei unregelmässigor, zn reichlicher Absonderung in den Verdauungseingeweiden.
Dageen ist das Mittel zu vermeiden, wenn in den genannten Theilen krankhaft erhöhte Lebensthätigkeit, und besonders zu grosse Empfindlichkeit und Beizbarkeit, oder wenn Congestion zu denselben besteht; es ist daher auch nicht passend, wenn die Lähmungen als Folge von mechanischen Ver-letzungen des Rtlckenmarks entstanden sind, odor wenn der Starrkrampf mit Bynochösem Fieber oder mit Congestionen zur Lunge begleitet ist.
Hei der lähmtingsartigen Schwäche, bei den Zuckungen und Lähmungen, welche so häufig nach der Staupe der Hunde am Hintertheil zurückbleiben, habe ieb die Brechnuss recht oft mit gutem Erfolge angewendet; ebenso mehrfältig bei rein nervösen Kreuzlähmungen und bei dem Starrkrampf der Pferde, oft aber auch ohne Erfolg.
Gegen zu geringen Appetit, mangelhafte Verdauung, Lecksucht, zu viel Säurebildung, Koliken, chronischen Durchfall, selbst gegen Ruhr und dergl, Krankheiten der Verdanungseingeweide in Folge von Torpor und Erschlaffung, gegep Würmer und Gastruslarven in den Gedärmen, ist Ntix vnmica (auch homöopathisch) ein vortreffliches Heilmittel und ebenso ein gutes Prophylacticum. —Gegen Rotz und Wurm, wo das Mittel gleichfalls gerühmt wird, habe ich es,ganz ohne Nutzen durch längere Zeit angewendet. Kek bat es auch zur Besserung des Heilprocesses in alten, atonisehen Widerrist(istelu, und äusscriidi gegen Ijäuse mit Erfolg gebraucht8.
sect;. 389. Die Brechnuss wird den Pferden in einzelnen Gaben von '2 -12 Grm., beim Rindvieh 2— If) Grm., bei Schafen, Ziegen und Schweinen von 1—1 Grm. und don Hunden von 6— ti') Centigr., —jede Gabe in Zwischenzeiten
von R-H Htunden verabreicht. ..... Da die Wirkung bei einzelnen Thieren
in sehr ungleichem Grade eintritt, so darf man stets nur mit kleinen Gaben anfangen, und nur allmälig, d. h. nach Zwischenzeit von circa drei Tagen, zu grosseren Gaben (ibergehen, jedoch höchstens nur bis gelinde Zuckungen entstehen, und nach 2 ;gt; Tagen muss das Mittel wieder
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1 —2 Tage ausgesetzt werden, besonders, wenn dasselbe als Pulver, oder
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in
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Latwergen oder In Pillen gegeben worden ist.
1 lUngaz. I'iir Tliipi-lioilli. v. (! url l n. Hartwig. Jahrg. ^XI. S. 84, 86. - Magftz. für Thicrlicilk. v. G urlt 11. He Pi wig. Jahrg. XVII. S. 806, 808.
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Narkotisoho Mittel
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Die Anwendung dorptilvèrisirton Krähenangen kann in Latwergen, in Pillen oder im Dococt (1 zu 16 Th. Wasser), ftir sich allein oder mit bitteren mid anniinti.sclieii Mitteln ^oscliclicu. Kiilmc empflelilt bei dein Kallie-tiober: Pulv.nucvomio.üOQItvm,, Tart. stibiat, 15 Gnu., Natr, sulpkuric. I Pfd., Natr, muriatiG. 120 6rin., mit 12 Pfd. quot;Wasser '/^ Stunde gekocht, hiervon stihullich ij., Weinflasche eingegeben. Bei Trockenheit des Mistes wird der ersten Gabe 30 Tropfen Crotonöl zugesetzt. Ks ist stets zu beachten (wie bereits im ij. .'iSG angegeben), dass das Mittel im Decoct viol schneller und siiirkei' wirkt, als in anderen Poranen. — Aeusserlich gegen Läuse sollen 30 Gnu. fein pulveristrt in '/^ 'gt;^'- '''brau gertthrt, mit eine BUrste auf die Haut applicirt werden. (Preis: grob. pidv. .'JO Gnu. 1 Sgv. 6 l't'g-, fein pnlv. 6 Gnn. 5 Pfg.)
Präparate. 1. Das reine Stryi'h ni n ^/S^iv/c/iH/irmyxn'ww^uiKlsoiiie Salze, von donon das Salpetersäure Sti'yclinln fStrychmm mtriaum) am meisten gsbrüuoblloli Ist, wirken säinmtlieli ausseist hotttgund worden daher leicht giftig, tödtend. Heim Pferde treten von 7—8 Gran ('/.. (Irin.) bald nach dem Eingeben Krampte ein umi oft mich der Tod. Letzterer erfolgt bestimmt von 18—16 Gran (7S—90 Centigr.). —Ins Zellgewebe gebracht, wird es selmell absorbirt, sobou 2 (iran (12 Centlgi'0 erzeugen bei Pferden heftige Krämpfe und Stoifigkelt, 4—5 (Jr. tödteu; — und In die Venen iujicirt, führt 1 Gr. (0 Centigr.) angeublloklieh Iiebousgofahr herbei. Bei einer Kuh sahTabourln1 von l'/s Grm. ('eiren 24 Gr.) (los sa l/.sau reu Stryelinius iuneriieli gegeben, keine Wirkung, wäh-rond ins Zellgewebe gebracht, 10 Centigr. (circa l3/^ Gr.) scliou stlir heftig, und 20 Conti-grm. binnon 6 Minuten tödtlioh wirkten. Hunde sterben sicher von y.i lt;ir. Stryohnln, jn Ich sali in einzelnen Fallen iiei kleinen und jungen liunden den Tod von '/yr. Ör. erfolgen. Tlierapeutiscli kann das St/'Hchiiiifni nitric, in allen Källen statt Broohnuss gegeben werden,
.....1 zwin : Pferden 2—1 Gr. (12—24 Centigr.), Bindvieh 8—6 Or, (18—.•10 Centigr.),
Schafen und Ziegen '/-j —1 Gr, (3- li Centigr.), Schweinen 1/i~ Vn **r. (IVa—#9632;'! Contigv.), Hunden '/oo—'/eo Gr. (1—.'i Mllllgr.) täglich zweimal, am licstcn In Anflfisnng; z. B. ßec. StryoJm, uit-ric. 0,00, Ai/. liest. 16,0, Sole. Del. in vitro heue claus. Hiervon enthalten 12 Tropfen l/eo Or. (1 Gr. s Pfg.)
2. Das wässerige B ro clniuss-Extract, JEntraetwn ncmiu. Stryohrd tuptomm, Extr, niienm vomicarvm aquomm, — durch Ausziehen aus den Samen mit kochendem Wasser u. s. w. bereitel , enthüll 2 Proc. Strychnin und 2 Proc, andere Stryehnosalkalolde (also zusammen in i Grm, 84 Centigr), — ist im trocknen Zustande ein gelblich braunes Pulver, Im Wasser liislicli mit grliullch welsser Farbe. Dosis: l''0 des Pulvers. In den Apotheken wird stets dieses Extract gegeben, wenn nicht ausdrUcklloh das (mehr giftige) l'lxtr. spiritnosnm verordnet ist. (Preis: 1 Grm. (i ITg.)
8. Das weingeistige 1) reohn uss-Ex tract f iï.et met. semin. Stryehni a. Nnc, euviic. sph'ituosuinj, aus den Samen mit rectilieirlein Weingeist u, s. w. gewonnen, enlhäll 5—(i Proc. Strychnin land ebenso viel andere Stryohninalknioide, macht mit Wasser trübe, mit Weingeist klare Lösung, Es wirkt zehnfach stttrker als die Samon und kann in allen Fallen , wo diese empfohlen sind, in verschiedenen Formen gebraucht werden. Pferden und Rindvioli i—10 Gr., Hunden '/in—Vi ^''r ^•,ii ganzer Gran ist für letztere meist tödtlich. (Preis; 1 Decigr, 5 Pfg.)
4.nbsp; nbsp;Die Brechnuss-Tinot ur (Tinet. scw. Strychni s. Nneis vemicticj, bereitet, durch Maceration von ö Th. Itreclnuiss in 24 Th. reelilieirteni Weingeist, kann wie das wässerige Bxtract gebraucht laquo;erden
5.nbsp; nbsp;Igt;hs ar sen igsau re Strychnin (StvychnivM arsenioosv/mj ist von den Professoren Kreolani und liassi angeblich mil an-gezeielnielcm Erfolg gegen Hol-/.- und Wimn-krankheitangewendet worden-'. Die In Lyon, Paris, Wien, Berlin u. s, w. gemachten Versuche haben aber diese gule Wirkung nicht bestätigt^. Das Mittel, weiches ebenso
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Inbsp; Matière inédieale etc. vélérin. 452.
8 II medico veterinario. Glornale dclla reg. Scuobi veter, di Torino, (let. bis Decbr, I laquo;litraquo;, dan. und Febr. 18G1.
IInbsp; Journ, do mddec. vétérin. do I.you. istll. .'105, u, a. a. O
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BrocliniUisc, Bothos Piiig-crhutkriiut.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ,')-i7
heftig wirkt wie tSlii/clin, nitric, wurclQ in Btelgendoi' Qabo von IQ—40 Cuntlgr. titgllah zwoiiniil, raquo;nl i'iufm StUckohen Unit gi Ki'ln-u.
(i. Die Vorsicht gebietet, allo Stryohnin-HedlcamoDte als „Giftquot; üu be/.eiclnieii und atelier aufzubswahreli
0) lloibos FlIlgOI'buikrailt, DigUllls, Folias, Uerha Diyüaliapurpureae.
Dlo gstrookuetoii Blättor von Digititlls purpuroa L., '1. KI. ü. Ordn., Familie tier
Scruphulnrlnoon. lm mlttlorn Buropa auf aonnonrolohou waldigon , borgigon Orton wild
waehsciul, juu-h viel in Gärten als SSierpfiatizo gezogen,
sect;. 300.
Unter den Bestandtheilon dieser Pflanze is( dus Digi tali n, ein eigen-thümliclies Alkaloid, der wichtigste. Dasselbe i.1-! elno gelbliche, blasse, scquot; ruchlose, stark bittere, nicht krystallisirbare Substanz, in Alkohol leicht, in Wasser und Aether schwer löslich, bildet mit Säuren keine Salze. Ks zeigt gleiche Wirkung wie di(lt; Bltttter und macht hücIi den Versuchen von Bouchardat, Sandra! n. A. örtlich eine Reizung und innerlich in sehr kleinen Gaben, x. B, bei Kaninchen I Rlilligr. (ca. ' i0 Gran; eine Verlangsamung der I'idsc, also eine Vei'ftnderung dor Horzthfttigkeit, und fiiliri in etwas grosseren Gaben eine Hemmung der Circulation und den Tod durch Läh-mnng des Herzens lierhei. IJio SnbstanK ist liislicr mir 7Ai Versuchen bonutet.
Die Digitalis ist ein narkotisch-scharfes Jüttel von ausgezoiclmeter Wirksamkeit, welche letztere jedoch fast mir allein an Pferden und Elundon einigennaiisscn erforscht ist. — Für Pferde kann mau die Digitalis binsiclit lieh der Intensität ihrer Wirksamkeit,'aussei' den Krähenaugen, als das iiol' tigste unter den narkotischen, und neben den Krotonsamen und der schwarzen Nieswurz als das liei'lig-sto unter den vegetabilischen Mitteln Hberhaupt betrachten; denn I Unze (30 Gnu.), in einzelnen Fällen sogar nur 'J-.l Gnu. (6 Drachmen) der pulverisirten trockenen Blätter, in einer Mehlpille einem noch kräftigen Pferde gegeben, verursachte bei meinen vielen Versuchen fast jedesmal nach Vorlaut'von 15—J() Stunden Appetitlosigkeit, zuweilen in der ersten Zeit etwas vormehrten vollen Puls, öfteres Uriniron, zuweilen auch dünneres Misten, bald Trockenheit, bald vermehrte Schloimahsoudening im Maule; späterhin einen kleinen, langsameren, ungleichen, zuweilen auch ans setzenden Puls, starken, unregelmässigen Herzschlag, Eingenommenheit des Kopfes, Verminderung der Sinnesthfttigkoit, unregelmässigen Stand, grosse Mattigkeit, Verminderung der Temperatur, Verengerung, zuweilen aber auch Erweiterung der Pupille, Kälte der Ohren u. s. w. und nach 12—16 Stunden den Tod. Bracy Clark1 sah einen Esel schon nach 12 Stunden von einer halben Unze (16 firm.) des trockenen Krautes sterben, ohne dass andere Zufälle dabei eingetreten waren , als eine Viertelstunde vor dem Tode grosso Schwäche und etwas Auslluss von dickem Schleim aus dem Maule. — Dtf-gegen hat angcblicb ein Pferd I Unzen (120 tlrm.) von grünen Blättern ohne, die geringste darauf erfolgende Wirkung 'ertragen (was nach allen anderen IJoobaclitungen unglaublich erscheint); aber 1 Pfund dieser frischeu Blätter verursachten demselben Pferde etliche Stunden nach dem Fingeben kalte Ohren, kalte .Heine, sehr starke Verengerung der l'niiille, sehr langsamen Puls, kalten Seliweiss, worauf Fälle am ganzen Körper, Lähmung der
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1 Phariuaoopoea ISqnlna. London l*s'2,'i. i. p.-i};. 10.
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Narkotische Mittel,
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I '
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Hintorlippe und dor Tod unter heftigen Conrnlsionen eintrat. — Hei Dnpxiy's Voi'suchen starb ein Pferd uuter ähnlichen ISrsoheinungen nach einer Gabe von 210 (Jri'in. (7 Unzen) binnen einigen Stunden; und ein anderes starb von der ühonnässigen Menge von etwas über (i Pfund noch sclmellor, unter Zufällou von gl'össtor Ejl'soböpfung der Ivräl'to und von Ciähmung1.
Fast auf ganz gleiche Weise, aber langsamer, wirkt die Digitalis bei l'fenieu, wenn man ihnen dieselbe in kleineren Gabon etwas anhaltend veil lit. Ich gab mehreren kräftigen Pferden täglich dreimal a l—6 Grm, durch 4 Tage nach einander, umi bemerkte dabei oft schon am zweiten Tage don Puls unregelnlässig, aussetzend, und um 3- (i Schläge in dor Minute verringert, auch die Munterkeit und den Apjiotit zum Kutter und Getränke verniindert werden. Am dritten und vierten Tage nahmen diese Zufälle zu, die Thiere zeigten sich sehr abgestumpft, die Pupille verengert, der Gang schwankend, die Respiration beschwerlich-, zuweilen trat Durchfall ein; das aus der Ader gelassene Blut war schwarz und wenig gerinnbar; bei rotzigen Pferden wurde dor Ausfluss aus der Nase sehr vermehrt und dio ausge-athraete Luft höchst widrig riechend; niehrenthoils wurde jetzt der Puls bedeutend schneller (in manchen Källen bis I 10 Schläge in einer Minute), die Temperatur wechselte oft und verringerte sich immer mehr, bis der Tod, stets unter heftigen Convulsionen, erfolgte.
Hunde ertragen das Mittel verhältnissmässig in viel grosseren Gaben, und zeigen von zehn und zwanzig Grau auf einmal gegeben, inehrentheils kaum eine wahrnohmbare Wirkung. Orfila (a. a. O. Bd. '2. S. 325) bat bei einem Hunde selbst von (! Grm. des pulverisirten Krautes bis zum folgenden Tage keine auffallende Wirkung bemerkt; — ich habe aber von solehon Gaben in Zeit von ;i/4 bis J l/a Stunde nach dem Eingeben heftiges Erbrechen, Unruhe, Winseln, Verengerung der Pupille, Verminderung der Zahl der Pulse von 95 auf 80, selbst bis 70 in einer Minute, Mattigkeit, zuweilen wirkliche Betäubung, anhaltendes Liegen auf dein Hauche, dann Diarrhöe, und durch '2— 'ó Tage sehr auffallende Schwäche entstoben sehen. Von 8 Grm., und noch mehr von 12 (Irin. Digitalis traten diese Zufälle, jedesmal ein und endeton gewöhnlich mit dein Tode, wenn den Thieicn durch Zubinden des Schlundes das Ausbrechen des Mittels unmöglich gemacht worden war. — 8 Grm. wässeriges Extract erzeugten bei einem Munde nach 71/2 Stunden nur Abgeschlagenheit; der Puls blieb wie, vorher 125, und gleiclnnässig; nach 14'/a Stunden zeigte sich leichter Schwindel, der Puls wie früher, und 2 Stunden darauf der Tod. — Dieselbe (iahe harziges Extract einem Hunde beigebracht und ihm der Schlund unterbunden, verursachte nach 10 Minuten Drang zum Erbrechen, irreguläre, langsame Pulse; nach 16 Minuten noch Drang zum Brechen, Verminderung der Pulse von 90 auf 50 in 1 Minute; nach 2'/., Stunden dieselbe Wirkung, nach 5 Stunden den Tod.
Von 12 Gnu. des Pulvers auf eine wunde Stelle am Schenkel eines kleinen Hundes applicirt, entstand nach .'! Stunden Erbrechen, Schaum vor dem Maule, nach 8'/., Stunden Schwindel, und eine Stunde darauf erfolgte der Tod (Orfila).
In die Venen gespritzt, wirkt die Digitalis verhältnissmässig schwächer als andere narkotische Mittel. Ein Infusuin, bereitet aus 8 Grm. des Pulvers
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Dnpuy, Joiirn. pratique lic méd, vrtór. IS.'iO. p. 419 u. f.
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liothea Fingerhutkvant.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ;549
mit i'2() Grm. küclioiidcn Wassers, mul in Gaben von 15—CO (inn. ver-Hcliicdenon Pferden in die Drossolvene Injicirt, verursachte nach 10—1'2 Mmuteu etwas sclinolleren, zugleich aber aussetzenden, unregolmttssigen l'nls, stieren Blick, dunklere Röthung der Schleimhaut in der Nase mul im Maule, geringe Mattigkeit bei dor Bewegung. Nach 6—7 Stunden waren die Wirkungen vorüber.—Hunde zeigten nach der Injection von -' Grm. dieser Flüssigkeit ähnliche Symptome im massigen Grade, starben aber von
4 Grm, unter hinzugetretenen Convulslonon, -..... Injection eines [nfusumsvon
12 Grm. Digitalis in die Jugnlaiïs eines Hundes, verursachte nach 5 Secunden einen Stillstand des Herzens bei Portdauer der Respiration und bald darauf' den Tod1. — Von der nach der Preussischeu Pharmacopöe bereiteten eiu-fachen Flngerhutkraut-Tlnctur (l'incturo Digitalissimpleai) spritzte ich Pferden 8—15 Grm. in die Vene, ohne dass hiernach eine deutlich wahrnehmbare Wirkung'erfolgte; von 24—30 Grm. zeigte sich die letztere fast giiiiz so wie nach der Injection von IlO Grm. des wässerigen Aufgusses.
Bei Wiederkäuern und Schweinen ist die Wirkung des Pingerhutkrantes noch wenig erforscht. Kühen gab ich dasselbe von l1/.,—8 Gnu. täglich zweimal mit 1/2 Pfund beissem Wasser, aber stets nur durch einen Tag, und bemerkte hierauf 2—3 Stunden nach dein Eingeben eine Minderung der Stärke und der Schnelligkeit der Pulse und der Eerzschlftge (von 60 oder ;quot;)(gt; auf 55—60 in der Minute), Trockenheit des Nasenspiegels, keine Veränderung der Pupille, und auch keine andere Zufälle, .Jene Wirkung dauerte gewöhnlich bis zum zweiten Tage fort.
Auf das Eaus-Federvleh soll die Digitalis, nach Bonjean'a vielen Versuchen, keine giftige Wirkung- äussern. Er gab die frischen Blätter oft bis 120 Grm., ohne dass eine Wirkung eintrat (Journ. de Pharmacle, Juli 1843). — Auch Bladig fand, dass das Mittel den Hühnern keinen Nachtheil brachte (Oesterr. med. Wochenschrift 1844, I. Quart. S. 121). Ich sah dagegen, dass 10 junge Puten nach dem Genüsse der blühenden Pflanze betäubt wurden, Schwindel, Lähmung und Krämpfe bekamen. Essig minderte diese Zufälle und stellte in 1(5 Stunden die Thiere wieder her.
sect;. 391.
Am Cadaver der durch die Digitalis getödteten Pferde findet man fast immer den Hauch stark aufgetrieben, den Magen ebenso, zugleich äusscrlich seine Gefässe sehr mit schwarzem, dünnflüssigem Blute angefüllt, im Innern au verschiedenen Stellen entzündet, die Schleimhaut dunkel goröthet, leichl trennbar; am Dünndarm nur starke Anfiillung der Venen, den Dickdarm entzündet, bald gleichmässig in einem weiten Umfange, bald au vielen kleinen Stellen, oft auch lOxtravasate von Blut in Gestalt kleiner schwarzer [''lecken unter der serösen Haut und innerlich unter der Schleimhaut; Netz, Gekröse und Bauchfell ebenfalls an verschiedenen Stellen entzündet; die. Blutgefässe injicirt; die Lungen massig mit Blut erfüllt, an ihrer (Mierlläche oft mit einigen schwarzen Flecken versehen; in den Bronchien blutiger Schaum; das Herz zeigt, bald nach dem Tode sein- wenig' Reizbarkeit, hat äusscrlich an mehreren Stellen, vorzüglich im Verlaufe der Kranzgefässe schwarze Kx-travasate von verschiedener Grosse, die Kasem dunkelroth, sehr mürb, die
1 Blake, in Edlub. med. Journlaquo; 1889. [gt;. 842.
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Narkotische Mitt(
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lliililcu leer, oder mit flüssigen) ^\^#9632;•^s,s('l' orfttUt. Letztwes ist, wenn der
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itingsaiTi erroigte, m dor itegei souwarzuoii, aooi' naon scuneii orfoigteni
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(dahor nach sehr grosseu Gaben) ist gewöhnlich die dne oder ililaquo; andere Herakammer mit liochrothem Blute ei'ftlllt. Gehh'n, Rüokepmark und die Eiäute dieser Organe sind sehr blutreich.
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sect;, 392.
Aus den angegebenen Erscheinungen ist y.n erkennen; u) dass die Digitalis zuerst örtlich aul die von ihr betroffenen Thoile, und daher bei innerlicher Anwendung auf die Verdauungseingeweide, scharf reizend wirkl; h) dass der wirksame Stoff resorbirt wird, hiernach narkotische Wirkungen auf das Gehmi, das verlängerte Mark und auf den von dem letztem entspringenden Nerv, rat/us ausübt, welche ebenfalls oft zuerst mit Reizung heginnen, dann alier sjieciliseii mit Verminderung' der Schnelligkeit und der Stärke der Elerzbewegung begleitet sind; und o) dass sehr grosse Gaben dos Mittels selbst eine vollständige Lähmung lt;lor Herznerven, dalier einen Siiii-stand der Herzbewegung, in kurzer Zeit herbeiführen können. Ob diese Verminderung und Lähmung der Herzthätigkeit direct oder als Folge einer [leberreiziing eintritt, ist noch nicht entschieden festgestellt.
sect;. ;!(,gt;.quot;gt;.
Die ludicalionen zur therapeutischen Benutzung der Digitalis sind hauptsächlich aid'die, die Schuelligkeit und Stärke der Herzbewegung lier-abstimmende, sedative Wirkung, — ausserdem auch auf die diuretische Wirkung des Mittels gegründet, in ersterer Hinsicht wird dasselbe als beruhigendes Mittel, als Antiphlogisticum oder (nach Rasori) als Contrastimulans überall angewendet, wo eine tibermässige Erregung des Herzens und der Blutgefässe mit erethischem Character besteht, wo die Herzschläge schnell, kurz, die Arterienpulse massig schnell, kräftig, die Schleimhäute geröthet, die Temperatur erhöht sind; dagegen contraindjeirt ist Digitalis überall, wo die Lebensthätigkeit im Allgemeinen, besonder? aber im Blutgefässsystem sehr gesmiken ist, wogrosse. Blässe der Schleimhäute, verminderte Wärme, sehr kleiner, langsamer Puls, pochender, langsamer Herzschlag, dünnflüssiges Blut, Cachexio besteht. Ebenso ist das Jlittel unpassend hei Entzündungen und Fiebern, deren Grund in einer Reizung der Baucheingeweide liegt, oder wenn bei Entzündungen bedeutende gastrische. Complicationen bestehen. Ihre vorzüglichste Anwendung findet Digitalis bei Entzündungen des Herzens, des Herzbeutels, der Lungen und des üruslfells; daher auch bei luflii enza der Pferde in dieser Form (und ohne Typhus), und bei plastischen und serösen Exsudaten dieser Entzündungen, wenn und so lange der Erethismus im Hlulge.lasssysiem besteht. Jlei heftigen Entzündungen mit sein- hartem l'uiso und mit Trockenheit, der Schleimhäute muss stets dieser hoho Gl'ftd erst durch Blutentziehungen gemindert sein. Bei Berücksichtigung dieser [imstande habe ich von der Digitalis, allerdings mohrentheils neben anderen Mitteln, gegen jene Entzüamp;dungen sehr häutig den besten Erfolg gesellen, selbst bei derLungeuseuche des Rindviehes; seltener war dies der Fall bei heftigen rheumatischen,mit Fieber begleiteten Aiigeuentzündimgen, bei rheumatischen Gelenk- und Hufeutzündungen. — Gegen Gehirnentzündung ist das Mittel auch vorsucht worden, jedoch mit. keinem besondern iOrl'olge, — was sich
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ßothea Kiii^'CM'li ut kraut.
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361
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wohl aulaquo; dom, mit dor narkotiBcboii Wirkung verbundonon Blntaudraoge zu tlom (icliii'n, erklären lassi.
Aussei' den Kutzündtuigen dos Elerzens isi Digitalis auoli l)üi anderen, mit Erethismus voi'buudenen Affectioneu dieses Organs und der Respirations-oi'gauo, besonders bei dem sogenannten Hei'zpocbeu, lgt;ci Syperti'ophie und
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bei l'Vd
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ir Horüklappon, und obonsobeiebronisebera ilusd'ii
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swendelt;
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worden, liei dem eratoren Zustande, dessen riifz und [Jrsaobe nocli unbekannt ist, erscheint die Digitalis als ein zweifelhaftes Mittel, und bei den letzteren Zustünden kann nattlrlicli ihre llilfr nur eine vorübergehendo Minderung der Zufälle sein. Gegen den chroniaohen Husten dor limiile acheint das Mittel bauptsäoblicfa dann etwas zu leisten, wenn derselbe! in Herzbeutel-Wassersucht oder in Lungenödem begründet ist.
Als diuretisches Mittel is( die Digitalis fast allgemein gogen Wassersüchten im Gebrauch; ieb habe jedoch nur bei frisch entstandenen acuten Brust- und Bauchwassersüchten, l)oi denen Gefässerregung bestand, eine wirkliche Besserung von ihr gesehen, dagegen bei chronischen, torpiden, sogenannten kalten Wassersuchten nutzte sie wenig-, oft aueb gar nichts, obgleicb sie aucl) bier in den meisten Fällen eine vermehrte Urinabsonderung vernr-sachto. — (legen die Wasseransammlung in den Slrnhöhlen bei dem Dumm-koller der Pfei'de, versuchte ich das Mittel sehr oft vergobliclx; bei einzelnen Pferden wurde /.war aacli seinem Gebrauch (axioh durch deitselben?) die Ab-Btumpfung etwas geringer und das Drehen nach einer Seite hörte auf, aber bei keinem wurde di r Koller g'änzlicb gebeilt, und in mehreren Kallen musste das Mittel wegen schnell eingetretener Appetitlosigkeit und wegen sichtbar vermehrter Schwäche sehr bald wieder ausgesetzt werden. — Gegen diejenige Drehkrankheit der Schafe, welche ven einer geringen, in der Begel astheni-sehen llirneut/.ümlnug entstanden ist, war Digitalis in Verbindung mit Calomel, Aloë und dergl. Mitteln mehrmals nützlich. —Gegen ödematöse Anschwellung der Küsse habe ilt;di sie bei mehreren Pferden ganz vergeblich angewendet.
sect;. 394.
.Mau darf die Digitalis uur in kleinen Gaben verabreichen, nämlich bei Pferden und Rindvieh von 1—8 Grm., Schafen und Schweinen 10—80 Centigr., Hunden 10—-26 Centigr., und mir in Zwischenzeiten von 5—7 Stunden. Auch gebietet es die Vorsieht, das .Mittel nur dureb etwa '2 Tage anhaltend y.u gebrauchen und es dann durch 24 Stunden wieder auszusetzen, um die Wirkung ZU beobachten (welche oft erst am folgenden Tage bemerkbar wird) und um die, von dein länger fortgesetzten Gebrauch zuweilen entstehenden üblen Zufälle zu verhütenraquo; Diese Vorsicht ist, am meisten bei Pferden noting-, und wenn während des Gebrauches dei' Digitalis der vielleicht noch in einem gewissen Grade vorhanden gewesene. Appetit sich verliert, oder wenn der Puls anlangt aussetzend zu werden, so halte ich es stets für zweekmässig, den fernem Gebrauch sogleich zu unterlassen.
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Die Innerliche Anwendun
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sect;. 896.
des Fingerhutkrautes geschieht in Latwergen,
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Pillen oder iu einem, mit kochendem Wasser gemachten Aufgnss. Selten giebt man es allein, sondern gewöhnlich mit anderen Mitteln, welche dem
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aok
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NTai-kotiBohu Mittel.
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kranken Zustaiulo eutspreoben, versetzt, wie nameutlioli mit Salpeter, mit Q-lavibersalz, Doppelsalz, Weinstein, Calomel, BrecliweiuEtein, Salmiak, kobleusanrem Kali, aaoh Morton selbst mit Aloë und dergl. um für grosse Thiere dio aöthige Masse, besonders bei der Anwendung der Digitalis in Pillen und Latwergen au erhalten, und um ihre naebtheilige örtliche Einwirkung' auf die Vordauungseingeweide au verbtlten, ist in den meisten Fällen der Zusatz, von schleimigen Mitteln, von Süssholzwurzel oder ancli von Enzianwurzel am zweckmaasigsten. Gewürzbafte und geistige Aiittel schwächen die berabstimmende Whkung der Digitalis auf'die Blntgefässe und passen daher nicht, wenn eben nur diese Wirkung bezweckt wird; ihr Znsatz kann aber gesclielien, wenn mau die Resorption und die llarnabsoudening befördern will, wie /,. M. bei atonischen Wassersüchten. IM hartnäckigen rheumatischen Afiectionen schien die Verbindung der Digitalis mil Hampber oder mit Sublimat gute Dienste zu leisten. — Aeusserlicb ist von Morton ein Infusum g't'Blt;?ii heftige Angenentztindungen empfohlen.
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Präparato: l)Igt;;is l)\^ii)i\nt (nicht offloinell) ift liislifii- in der Thierhoilkunde nur '/a\ oiuigttQ Yerauchtn ssu suboutanQU Eujectioueii angowendet wordeu. (jierlacli spritzte ü Centlgr. (1 Ql'uu) in H Orui. dost. WiiBSei'S gulSst untor die Haut ein. Ks entwickelte sieh eine örlliche EüntKÜuttang langsam, dieselbe trat abor [mit dt-m dritten Tage stark hervor, es folgte Neorotisirung des Bindegewebes, starke Verjanoliung und Eiterung. Peters injicirte 4 Willigt'. (Vir, Gran) um Harncrisis zu erregen, mit gutem Erfolge,
2) Dtts ISxtraot fJSxto'actum DigitalisJ und die Tlnctur fT/ncl. Diffit.J sind vfonlu gebräuchlich, sie haben qualitativ die Wirkung der Blätter. Oabe von dem Kxtr.ict für Pferde 30—60 Centlgr., l'iif Schafe 6—80 Centigr., für Hunde 8—ü Centigr. — Von (ter Tlnctur das Vierfache. (Preis: J''ol. tein jjulv. 2 Grin. '2 8gr. 0 Pf. Extract 1 Sgr. 10 Pf,
Anmerkung. Gegengifte gegen Digitalis sind nicht bekannt. Man sucht die allgemeinen Zufälle durch erreg ende Mitlei zu beseitigen.
7) 1'itbiick, Tabacksbillttcr, Tabackskraul) JWa s. Herba Niootianae a. Tabaci.
Die getfuekneten lïliitter von NiCOtiana Tabaoum L., 5. Kl. 1. Ordtt., Fam. d. Solaneen, in Florida and Mexico einheimlBch, bei uns in manchen Gegenden
reieiilielt angebaut.
sect;. 396.
Die Bestandtheile des Tabacka sind: Nicotin. Nicotianin, bitterer Extractivstoflf, Guraini, Satzmehl, Eiweiss u. s. w, Das Nicotin ist ein flüssiges, farbloses, an der Luft bräunlich werdendes Alkaloid, welches mit Säuren schwer krystallisirbarc Salze bildet, nach Tabak riecht, scharf schmeckt und sehr giftig wirkt. Vier Tropfen tödteten einen Hund in 1—*t Minuten, I Drachme in 30 Seennden unter heftigen Krämpfen und Lähmung, Erweiterung der Pupille, Es löst sich in Aether und Alkohol leielit, in Wasser ziemlich leicht, - - Das Nicotianin ist eine zweifelhafte Substanz, wirkt schwächet' und macht keine Erweiterung der Pupille.
Der Taback gehört zu den scharfen narkotischen Ärzneistoffen und ist der Digitalis darin ähnlich, dass er wie diese (sehr oft, aber niclit immer) die Bewegungen des Herzens und der Blutgefässo langsamer macht und zugleich die Resorption betoniert; aber der Tabaek scheint die Empfindlichkeit in sympathischen Nerven zu vermindern und umzustimmen. Heide Mittel sind aber in einigen Nebenwirkungen wie auch im Grade der Stärkt; von ein-
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LÉi.
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Taback.
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Say
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ander unterschieden; demi dor Tabaok macht eine scliwiichero örtliclie Einwirkung und wird, wcuigslens von Pferden, in viel .stärkeren Gaben ertragen als die Digitalis.
[cli habe sehr oft gesunden Pferden 1—8 (Jrni. pulvensirten Taback in einer 1'illo täglich drei- his sechsmal und durch 2—;) Tage nach einander gegeben , aber niemals irgend eine Wirkung Liernach gesehen; von 15—30 Umi. in einer Gabe erfolgte zuweilen schon nach I—2 Stunden eine Verminderung der Pïdse um 3—10 Schläge pro Minute; wurde solche Gabe nach Zwischenzeiten von 1 Stunde zwei- bis viermal wiederholt, so trat diese Ver-minderung der Pulse um desto sicherer mich der zweiton Gabe ein. (Jewölm-lich wird der Puls zuerst unregelmässig, aussetzend, dann gleiclnnässig' langsamer. Die Wirkung dauert 6, 8—12 Stunden, und verschwindet dann wieder gänzlich; an der Pupille1 und am Athmen konnte ich dabei keine Veränderung wahrnehmen; zuveilen schien die Id unterkeit, der Pferde etwas vermindert zu sein, aber der Appetit bestand gi.t fort, der Kotb ging' etwas reichlicher, aber gut verdaut ab, und ebenso wurde der Urin etwas reichlicher entleert. — Von 180 Gnn. des trockenen pulverisirteii Krautes auf einmal, und täglich zwei- bis dreimal (quot;also in 1 Tage bis l1/., Pfund) Kegeben, saii ich im Wesentlichen nur dieselbe Wirkung; bei einem Pferde wurde Jedoch nicht allein die Zahl der Pulse von 38 auf 27 , sondern auch die der Athemzüge von 9 auf ö vermindert, und die Wirkung dauerte gegen 40 Stunden, — Von den frischen Blättern der Nicotiana TahaammmA ebenso von der Nicotiana rustica vor der Blüthe und während derselben, gab ich verschiedenen Pferden '2—G Pfund auf einmal, in Pillen und hatwergen, und bemerkte hiernach die angegebenen Wirkungen,in einem sehr geringen Grade; zugleich aber durch einige Standen Verlust dos Appetits und reichlichen Abgang des Urins. — Von dem aus Nicotiana rustica gepressten Saft wurde 1 Pfund einem 9 Jahre alten Pferde eingegeben, worauf innerhalb einer Stunde eine Vermehr im g der Pulse um 3 Hchläge pro Minute, und innerhalb 21/2 Stunden viermaliges Misten und öfteres Harnen erfolgte. Die Wirkung war damit vorüber. '2 Pfund dieses Saftes am folgenden Tage demselben Pferde eingegeben, wirkten auf ganz gleiche Weise und nur ebenso stark. — Ein Aufguss und ebenso ein Dococt von 30—90 Gnn. trockenen Tabackskrautes zu 1—2 Pfd. Colatur, als Clystir bei Pferden in den Mastdarm gespritzt, erregte immer in kurzer Zeit mehrmalige Koth- und Grinent-leerung, ohne dass weitere Zufälle eintraten.
Das Einspritzen von 15 Grm. Tabacks-infusum (bereitet aus 15 Grm. trockenen Krautes und 180 Grm. hoissen Wassers) in die Drosselvene eines kräftigen Pferdes, verursachte siiigoich schnelleres, beschwerliches At Innen, sehr schnellen Puls, heftiges Zittern am ganzen Körper, dunklere Eiithnug der Schleimhaut in der Nase und Mattigkeit. Diese Symptome minderten sich nach 1 Stunde und verschwanden nach :i Stunden gänzlich. #9632;— Die Injection von ;}() Grm. dieses Aufgusses in die Vene desselben Pferdes, aber J Tage später gemacht, war mit ganz gleichen, aber viel heftigeren Zufällen begleitet, welche jedoch ebenfalls nur kurze Zeit bestanden. Das Pferd zeigte bald
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1 Ziuvi'ilon wiu bei den gtftrkeren Graden der Wirkung die Pupille enget als Im ge-eunden Zustande! eine Eigentlifimlichkoit, wie sie hri keinem andern narkotischen iMitiel vorkommt,
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Mkktwio, Arznoimittollolirlaquo;
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5. Auflage.
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354nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Xarkotiseho Mittel.
darauf guten Appetit und die Eiitleenuigen des Mistes uiul des Urins waren normal. — Als wieder l Tage später 60 Qnn. dieses Aut'gusses injicirt wurden , entstand sogleich höclist angestrengtes, iingstliches Atlimen, das Thier schien ersticken zu wollen, taumelte, hol nieder, versuchte unter grosser Angst wieder aufzukommen, konnte sich aber nicht auf'den Beineu erhalten, sondern stürzte wieder nieder; der Puls sehr schnell, deutlich fühlbar, der Herzschlag stark pochend, krampfhafte Zusannnenziehungen der Bauchmuskeln, Neigung zum Erbrechen, Umsehen nach dem Leibe. Nach 10 Minuten Hessen diese Zufälle sehr nach, das Pferd stand auf, ging aber schwankend; Puls und Atlicm blieben noch gegen 5 Stunden beschleunigt und die Fress-lust durch 2 Tage vermindert, dann war der Zustand wieder normal. — Die Pupille erschien fortwährend unverändert und ebonso die Entleerung des Kothes und Urins.
Einer gesunden Kuh von mittlerer Grosse wurden 90 Grin, pulverisirten Tabacks mit Vj.j Pfd. warmen Wassers gemengt, in 3 Theilon zusammen in der Zeit von '2 Stunden eingegeben. Schon nach der zweiten, noch mehr aber nach der dritten Gabe entstand bedeutend erhöhte Temperatur der Haut, Vermehrung der Pulse von 05 auf 70, beschleunigtes, etwas angestrengtes Athmeu, dann Kälte der llürucr, der Ohren und Piisse, massige Erweiterung der Pupille, und heftiger Schweiss, der his in die Nacht fortdauerte. Am folgenden Tage frass das Thier schlechter und war etwas traurig, am dritten war es ganz wohl. —• Bei Wiederholungen dieses Versuches, auch mit nur GU Onn. Taback trat ganz dieselbe Wirkung ein, aber bei einer andern Kuli Llieh sie selbst nach einer Gabe von 130 Gnu, aus. — Das durchgeseihte Infvsum {'#9632;'gt; Pfund) von derselben quot;Menge Taback brachte auch bei der ersten Kuh keine Wirkung hervor, aber der Rückstand von diesem Aufguss verursachte erhöhte Temperatur des ganzen Körpers.
Zwei trächtige Kühe frassen auf' der Heimkehr einige Maulvoll trockener Tabacksblätter und dann noch im Stalle eine Schnurvoll dieses Krautes. Einige Stunden später zeigten sie kolikartige Zufälle, trippelten hin und her, und stampften mit den Küssen furchtbar. Dann trieb der Hinterleib auf; die Thiere wurden betäubt, hatten hervorstehende Augen, wilden Blick, bewegten den Kopf viel und hoben ihn merkwürdig hoch auf; später zitterten sie, fielen zur Erde, lagen betäubt mit ausgestreckten Küssen und aufgestütztem Kopfe; die Zunge hing hervor und Geifer floss aus dem Maule. Alle Mühe, die Thiere aufzurichten, war vergeblich. Sie wurden geschlachtet, wonach blos etwas Entzündung der Magen und des Darmkanals und die Blase mit Urin erfüllt gefunden wurde. Letzteres deutet darauf: dass die Ausleerung der Blase während jenes Znstandes aufgehört hatte (Schinager, in der thierärztl. Ztg. 1841, No. 21, S. Hl). — Ein Ochse verzehrte gegen 4 Pfd. trockene Blätter von Landtaback. Bald darauf zeigte er grosse Unruhe, Zähneknirschen, Stöhnen, Auftreibung des Leibes, legte sich mit ausgestreckten Beine)i, bekam stinkende Diarrhöe, der Nasenspiegel wurde kalt, das Maul aber war heiss und schleimig, der Körper wurde kalt und es traten Zuckungen ein; von Zeit zu Zeit stand das Thier auf, trippelte mit den Beinen, und stöhnte; Appetit und Wiederkauen waren gänzlich verschwunden. Unter ('ouvulsionen trat nach 11 Stunden der Tod ein. Section: Im Wanst noch die bezeichnete Menge Tabacksblätter, seine Schleimhaut dunkolroth und da, wo die Blätter gelegen, mit kleinen Bro-
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Tabaok.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 355
sioneu versehen, im Leerdarm ebenso, die übrige Schleimhaut sehr blass, das Blut sehr dunkel, sonst nichts Abnormes (seh;- ähnliche Boobachtungen von Schi.ller, Magazin für Thierheilkuiule XV. 364).
Ziegen fressen gern Tabaok, auch Schnupftabaok. Einer gesunden Ziege wurden 16 ürm. pulverisirten Tabaoks In Latwergenform, in '3 Theile getlieilt, innerhalb ii Standen eingegeben. Bei der dritten Gabo erschienen did Vuha um 6 und die Athemzüge um 2 in de;- Minute vermindert, das Thier etwas aufgetrieben, aber munter. Die Wirkung dauerte gegen 7 Stunden. — Von ÜU Grm. des Mittels, auf dieselbe Weise angewendet, entstand eine enorme Aufblähung des Leibes, blaurothe Färbung der Schleimhäute, ein geringer Grad von Betäubung und Krämpfe. Nach einem Ader-lass minderten sich die Zufälle und am folgenden Tage zeigte sich das Thier wieder munter. — Dieselbe Menge Taback auf einmal gegeben, tödtoto die Ziege unter ähnlichen Zufällen, welche gegen 10 Stunden dauerten. — Bei einer zweiten Ziege trat diese tödtliche Wirkung nach GO ürm. Taback ein.
Ueber die Wirkungen dieses Mittels an Schafen und Schweinen sind sichere Beobachtungen nicht bekannt; Schweine sollen sich von ihm erbrechen.
Einem kräftigen Hunde gab man 4 Grm. pulverisirten Taback, mit Mehl und Wasser zur Pille gemacht; nach 5 Minuten wurde die Pille wieder ausgebrochen, dennoch erfolgte nach 50 Minuten eine Verminderung der Pulse von 87 auf 4'J ; die Arterie war weich und voll; das Athrnen, die Pupille, die Bewegung der Glieder und die Ausleerungen blieben unverändert und nach 5 Stunden zeigten sich auch die Pulse wieder in normaler Zahl. Orfila (a. a. Ü. S. 312) brachte mittelst der üesophagotomie in den Magen eines starken Hundes 26 Grm. pulverisirten Taback. Nach einigen Minuten bemerkte man Drang zum Erbrochen, nach ö1/.^ Stunde Schwindel, langsamen Gang, Zittern der hinteren Extremitäten, das Athmen etwas beschleunigt, die Sinnesorgane schienen gesund. Nach 8 Stunden lag das Thier auf der Seite und konnte sich nicht mehr auf den Ftlssen erhalten, obgleich es bisweilen Versuche dazu machte; der Kopf zitterte beständig, die Physiognomie drückte Abstumpfung aus; es folgten Zuckungen der Nackenmuskeln, Schlaffheit der Glieder, schnelle, beschwerliche Kcspiiation, schnelle, starke Herzschläge, und mit 9 Stunden der Tod.
Ein Decoct, von 2 Grm. Taback zu 16 Grm. Colatur, einem kräftigen Munde in den After gespritzt, verursachte sogleich Aeusserungen von Schmerzen im Leibe und Drang zur Kothentleerung, wobei der grösste Theil des Decocts wieder abging. Dennoch wurde bald darauf der Gang schwankend, der Herzschlag aussetzend, das Athmen angestrengt, und der Hund iiel nach G Minuten betäubt nieder; nun folgte heftiges Erbrechen, das binnen einer halben Stunde mehrmals wiederkehrte, und worauf die übrigen Zufälle nach '.'gt; Stunden wieder verschwanden. — Ein anderer Hund, dem die doppelte Menge eines solchen Decoctes in den After gespritzt worden war, starb binnen 10 Minuten unter Zufällen von Lähmung.
Auf die unverletzte äussere Haut wirkt Taback örtlich reizend, macht Jucken, und bei verletzter Epidermis, z. B. bei Hautausschlägen, sogar im hohen Grade. Ausserdem wird aber auch der wirksame Stoff auf der Haut reichlich absorbirt, — Waschungen mit einer starken Abkochung von Taback bei 20 Kühen wegen Läusen unternommen, verursachten bei 4 Stücken den Tod noch an demselben Tage; die übrigen kränkelten, 1 Stück starb nach-
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Niivkotisclio Mittel.
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träglioJb noch. Hei der Section soll sicii nichts Krankhaftes gezeigt haben (Albrecht, im Magaz. f. d. gesammte Thierheilk; Bd. XI. S. 108). -Schmager beobachtete bei einer sein- zurückgekommenen Knh, die eben-i'ulls wegen Ltiusen mit einer sogenannten Tabaokssauoe aus einer Tabacks-fabi'ik gewaschen worden, 2 Stunden später ein Zittern am ganzen Körper, Kälte der Hörner, der ()hren und Nase, Verlust dos Appetits und dos Wiederkauens, Attftreibnng des Leibes, stieren Blick, Angst, l'umlie, sehr beschleunigten, dabei aber öfters ganz; aussetzenden Puls und EEerzsohlag. Als das Thier mit Wasser abgewaschen worden und innerlich zuerst alle Stunden, später alle '2 Stunden 1J/2 Schoppen schwarzen Kaffee mit l/a Schoppen Oel erhalten hatte, verloren sich die Zufälle bald wieder, aber Fresslust und Wiederkauen stellten sich erst am zweiten Tage wieder ein (thierärztl. Ztg. 1845. Nr. 21). — Bei einer Kuh verursachte eine solche, ans derselben Ursache unternommene Waschung die fttrchterliohston Zufälle-, deshalb schlachtete mau das Thier. Man fand in ihm die Schleimhaut des Tansen mit Brandflecken, die des Laab mit Erosionen versehen, die Blutgefässe der Lungen, das Herz und die Aorta mit geronnenem Faserstoff erfüllt (Eppele, in 11 er ing's Repertor. 3, Jahrg. S. 43. — Ueber eine gleiche Wirkung an I Kühen s. Bartel's Organ, S. 550).
Waschungen mit einem Decoct von 2 Unzen Taback zu 2 Pfund Cola-tur, verursachten bei mehreren Hunden etwas Mattigkeit und Traurigkeit, aber keine anderen Zufälle.
Jn Wunden oder in das subeutaue Bindegewebe gebracht, wirkt Taback sehr heftig. Acht Gnu. pulv. Taback mit ebenso viel Wasser auf das Zellgewebe am Scheidsel oinos Hundes gebracht, erzeugten Neigung zum Erbrechen, Zittern, Schwäche der Gliedmaasseu, Schwinde], Lähmung und nach 9 Stunden den Tod. Orfila sah dieselbe Wirkung schon von 80 Centigr. Taback, auf dieselbe Art applicirt, erfolgen.
Nicotin subentan injicirt. wirkt ebenso. Von 8—IG Tropfen in 16 Grm. Wasser gelöst, war die allgemeine Wirkung sehr heftig, und nach dor grossen Dosis entstand immer Entzündung, Necrosis des Bindegewebes und nachhaltige Eiterung (Gerlach, allg. Therapie, S. 290).
Bei der Section der Thiere, welche durch innerliche Anwendung des Tabacks getödtet sind, findet sich die Schleimhaut des Magens mehr als gewöhnlich geröthet, der Darmkanal gewöhnlich stark contrahirt aber sonst gesund , und überhaupt, im ganzen Körper wenig verändert.
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sect;. 397.
Der Taback ist sowohl innerlich, wie auch zu (Jlystiren und änsserlich gegen verschiedene Krankheiten der Thiere mit Nutzen angewendet worden, jedoch grösstentheils nur empirisch und ohne solche Indicationen, die sich auf seine spccHlscben Wirkungen gründen.
a. Bei seiner innerlichen Anwendung musa wohl die doppelte Wirksamkeit des Tabacks als scharfes und als narkotisches Mittel in Betracht kommen. In ersterer Hinsicht kann er besonders bei mangelhaffen Secretionen, bei Verstimmung und Verlust des Appetits, bei atonischer Loibesvorstopfung, bei torpiden Wassersüchten und bei Unthätigkeit der Lymphdrüsen nützlich werden. — In der zweiten Eigenschaft erscheint die umstimmende, die liebensthätigkeit vermindernde (selbst lähmende; Wirkung, welche er auf
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Tabaok.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;357
das ganze Nervensystem, speciliseh aber auf den N'ervus sympathious /.oigt, fast noch wichtiger, und dor inncrliclio Gebrauch laquo;le.s Tabachs ist hiernach iiu-gezeigt: gegen krankhaft eidiöiite und unregelmässigo Nerventhfttigkeit Überhaupt, speciell aber gegen krankhaft gesteigerte Sensibilität, aameutlich in den Brust- und Bauoheingeweideu und gegen die hiermit verbundenen Störungen; daher z. B. gegen Störungen in den Gehirnfunotionen (Dumm-koller | 'r'])boi gleichzeitig erhöhter Empfindlichkeit1, gegen Krämpfe und Starrkrampf unter alinliehen Verhältnissen, gegen anhaltenden ßeizhusteu und nervöse Dämpfigkeit, gegen Krampf- und Windkolik, Trommelsucht, krampfhafte Harnverhaltung und dergl.; — ferner gegen Erethismns der Blutgefässe bei und nach Entzündungen, wenn dieselben entweder durch die längere Dauer von selbst oder durch antiphlogistische Uittel den synochösen Character verloren haben.
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h. Zu den Clystiren benutzt man das Mittel auf zwiefache Weise, nämlich entweder: 1) mit Wasser gekocht in flüssiger Form, oder 2) den Rauch vorn brennenden Taback. — Die Wirkung der Abkochung ist im Clystir ganz wie bei innerlicher Anwendung und bei Pferden und Rindvieh nur dem Grade nach etwas schwächer; in den Tabacksrauchclystiren erhält sie aber durch den Rauch und durch das bei dorn Verbrennen des Tabacks erzeugte empyretimatische Oel- eine stärker reizende Nebenwirkung, welche jedoch grösstentheils örtlich auf den hintern Theil des .Darmkanals beschränkt zu bleiben scheint. Zugleich dehnt der Tabacksmnch den Mastdarm mein- und gleichmässiger ans, als eine eingespritzte Flüssigkeit dies thut.
Die Clystirc von Tabacksdecoct sind bei Krämpfen, bei dein Tetanus, vorzüglich aber bei krampfhaften Reizungen der Hinterleibseingeweide, wie namentlich bei Krampfkolik, hei krampfhafter Harnverhaltung, bei eingeklemmten Brüchen und hei ähnlichen Zuständen sehr nützlich. Die Tabacks-rauthclystire können bei denselben Krankheiten gebraucht werden, passen aber mehr da, wo neben dem Krampf zugleich Schwäche und Reizlosigkeit der Fasern besteht; daher vorzüglich bei Windkolik, bei Tympanites, bei der ächten atonischen Verstopfungskolik, auch bei hartnäckiger atonischer Verstopfung ohne Kolik und dergl. Selbst bei Fntznndungskolik, besonders wenn dieselbe (wie häufig) mit hartnäckiger Verstopfung verbunden ist, hat man sowohl das Dceoet, wie auch den Ranch vom Taback als Clystir mit gutem Erfolg angewendet, und ich kann aus eigener Erfahrung diesen Erfolg bestätigen. Andere Thicrärzte haben das Mittel nicht so nützlich gefunden. Hei Entzündungen des Mastdarms oder selbst uur bei zu grosser Trockenheit in demselben ist aber der Tabacksrauch durch seine örtlich reizende Einwirkung mehr schädlich als nützlich.
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1 Ein Kranklieitszustand, dor bisher laquo;iclit gehörig beachtet wurde, dessen Beachtung aber in diagnostischer und therapeutischer Hinsicht von Wichtigkeit ist. Siehe: Enoyolo-päd. VViirterb. d. med. Wissenschaften. Herausgegeben von den Professoren dor med. Pacult. zu Berlin. 20. Bd. Artikel: „Koller dor Pferdequot;.
-Im Tabacksrauch Ist Nieotin, Kohle, Kohleuoxydgas, Kohlensäure, Ammoniak und verdunstetes brensliches Oel u. s. w. enthalten.
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Narkotische MitU
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399,
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Die Gabe zum iimorliclicn (Jcbrmich ist für Pferde und für Rindvieh 3Ü—90 Grm., für Ziegen und Schafe -l—8 (laquo;rm., für Schweine 2—t Gnn., für Hunde (50 Ceutigr. bis 2 Grm. täglicli drei- bis viermal. — jMan gichl, den Taback in Latwergen, Pillen, oder im Dccoct, und setzt ihm zuweilen noch andere Mittel zu, z. B. bei schmerzhaftem Husten das Calomel, bei krampfhafter Verstopfung des Leibes das Glaubersalz, bei Wassersucht den Weingeist, Essig und dergl. entsprechende Mittel. — Zu flüssigen Clystiren dient dieselbe Quantität wie zum innerlichen Gebrauch; bei Hunden darf man jedoch nicht mehr als l1/4 Grm. trockenen Taback mit .'raquo;O Gnn. Wasser gekocht, zu einem Olystir nehmen. Man wiederholt solche Clystire nach Be-dürfniss der Zufälle alle halbe bis ganze Stunden. Die liaucliclystire kiinncn, so lange die heftigen Zufälle dauern, ziemlich anhaltend tortgebraucht werden, und es lasst sich daher die Menge des hierzu erforderlichen Tabacks für jeden Fall nicht genau bestimmen; indessen sind doch für die grossen liaus-thiere 30—60 Grm., für die kleinen 15—.'SO Gnn. gewöhnlich hinreichend1.
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sect;. 400.
c. Aeusserlich dient der Taback im Decoct als Waschmittel gegen juckende Hautausschläge, Flechten, Räude, den sogenannten Rattenschweif der Pferde, und gegen Läuse und anderes Ungeziefer. Ich habe ihn gegen diese Uebel bei allen Hausthieren stets mit gutem Erfolge3 angewendet, jedoch auch gefunden, dass er oft gegen Räude weniger leistet als die schwarze und weisse Nieswurz. Bei Hautausschlägen ist eine Abkochung in Wasser (1 Th. zu 8-—10 Th. des letztern), bald für sich allein, bald mit Zusatz von Schwefelsäure oder von Schwefelleber oder Kochsalz, Kupfervitriol, Potasche, Sublimat, Glanzruss und dergl. reizenden, austrocknenden Mitteln, — oder eine Abkochung in Aschenlauge (in dem vorigen Verhält-niss) zu benutzen; dagegen ist zum Tödten der Läuse eine Abkochung mit Essig von ausgezeichneter Wirksamkeit. Immer gebietet es die Vorsicht, besonders da, wo die Oberhaut an vielen oder grosseren Stellen fehlt, die Waschungen mit Taback nicht auf einmal am ganzen Körper zu machen. In der Regel muss die Anwendung nach 8 Tagen noch zweimal wiederholt werden. — Manche Schäfer kauen den Taback und mit dem auf diese Weise imprägnirten Speichel (mit der sogenannten Goso, befeuchten sie die räudigen Stellen; das Decoct verdient Jedoch den Vorzug.
Anmerkung. Der sogenannte Tabuckssaft oder Tabdclcssabber, der sich In den Abzügen der Tabackspl'eifcn sammelt und das cmiiyromnalisolie üel mit etWiis Speichel enthält, wirkt sowohl bei innerlicher Anwendung, wie auch bei dem Einspritzen in den Mastdarm und bei dem Aufatreichcn auf wunde Stellen an Hunden und anderen kleinen Thieren sehr giftig und oft in wenigen Minuten tödtend. Die hierzu erforderliche Quan-
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1 Das Einbringen des Tabaoksranohs in den Mastdarm gesohiebt am besten vermittelst einer besondern Tabacksrauclioiystir-MMSebine, im Notli falle aber vermittelst einer Tabacks-pfeife, von der das Kohr, nachdem sie mit Talnick gestopft nnd angezündet ist, in den After gesteckt wird. Gewöhnlich raucht die Pfeife von selbst aus; zuweilen muss man dies aber durch Blasen von aussen her befördern.
'Bonrgelat (mat. medieale) will hiervon Zurücktreten der Käude und tödtliche, Metastasen auf die Baucheingewoide haben entstehen 8lt;;hen , was aber wohl auf einem Irrtbuin in der Krklärung beruht.
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Tabaok, Schieirlingskraut.
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lität ist jedocli lucht iminor ghiichiiiässig, we'd (lus Prftparat oft von raquo;ehr veraobledener Stärko ist. Bei mohforGD Vorsuoben Starben Hundfl von 1 Lotti, innerlich gogebsn oder in den Mastdarm gespritzt, und Tauben Oft von 2—4 Tropfen. (ZerHehnittono Blätter
30 Grm. 8 Sgr. 2 Pfg., pulv. 3 8gr. G l't'g.)
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8) Scllleiiilisskrallt (Eldscllieilillg, gedccklei Scbiorllng)) i/erba Couii maeulati s. Cicutae ttrrcstrU,
Das getrocknete hlühende Kraut von Conimn maeulntum L., 5. Kl. 2. Ordn., Fam, der Umbelliteren, — einer einheimischen, an schattigen Orten, auf Schutt, an Gräben u. 8. w.
ziemlich hiialigen Pflanze.
sect;.401.
Der wirksame Bestaudtheil dieser Pflanze ist das Coniin, ein eigen-thttmlicher, alkaUsoh reagirender Stoff, der als eine farblose Flüssigkeit erscheint, welche einen widrigen Geruch und brennenden Geschmack besitzt, in Wasser wenig, in Alkohol und Aether leicht löslich ist und mit Säuren zum Theil krystallisirharc Salze giebt. Das Coniin hat eine heftige, giftige Wirksamkeit; mittelgrosso Hunde starben von 12 Tropfen in 5 .Minuten, und von 24 Tropfen schon in 2 Minuten (Orfila, Toxicologie 1837), Kaninchen starben von 1 Tropfen, den man ihnen ins Auge gehracht hatte. Immer entstanden tonische und clonische Krämpfe und das Athuiou hörte auf, während die Herzbewegung noch einige Zeit fortdauerte, — also der Digitaliswirkung entgegengesetzt.
Die Wirkungen des Schierlings selbst auf' die verschiedenen Hausthiere sind noch nicht genügend erforscht. — Die meisten Schriftsteller haben blos die Angabe des Lucretius nachgeschrieben1, und selbst Linnë3 ragt von der Pflanze: „Schafe und Rindvieh lassen sie auf der Weide stehen, doch schadet sie den Kühen nicht, wenn sie dieselbe getrocknet mit anderem Heu unter dem Futter erhalten; die Ziegen fressen sie gern und ohne Schaden, Wölfe, Füchse und Maulesel können sie ohne merklichen Nachtheil ertragen; Hunden, Gänsen, Schweinen und Kaninchen aber ist sie tödtlich und die Pferde werden davon ranmlig oder schwindlig.quot; —- An diese Angaben schliessen sich folgende Versuche: Mehreren Pferden gab ich das frische Kraut von 180 Grammen bis l1^ Pfund, und das trockene von 60 bis 180 Grm. auf einmal, konnte aber keine sichtbare Veränderung hiernach wahrnehmen. Viborg (Samml. Bd. 2. S. 420) hat sogar einem Pferde 1 Pfund Schierlingsblatter und Samen, mit 1 Pfund Saft von der Pflanze zu Pillen gemacht, eingegeben, ohne dass man hierauf eine Störung au diesem Pferde bemerkte. Moiroud (Arzneimittellehre, S. 400) gab einem jungen, starken Zugpferde gegen S1/., Pfund des Krautes auf einmal zu fressen und bemerkte an ihm keine sonderliche Beschwerde. — In mehreren Fällen, wo ich bei gesunden und bei, mit verschiedenen Krankheiten behafteten Pferden das (trockene) Kraut täglich zweimal zu 30—45 Grm., und Hunden zu 8 Grm. durch mehrere Tage nach einander gab, fand sich um den dritten,
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' Quippc videre lieot pingucscerc saepe cicuta harbigeras peeudes, homini quae esi acre vt nonum.
- I.inné, P/liinzensyslem. 6 Theil S. fil). Nürnberg 1780. 8.; — und dessen: VVestgöta resa. p. 150.
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Narkotische Mittel.
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vierten Tag Abgang- von weichem, breiartigen Kxeromeiiten, wobei dieThieie übrigens muiitor blieben. — Ich gab einer Kuh bei verschiedenen Versuehen 180 Grm. bis 3 Pfund des frischen, üweijiilirigen Krautes vor dem Abblühen ' abgeschnitten, zerquetscht und mit Mehl zur Latwerge gemacht, und sah hierbei ntir von den bezeichneten grossen Gaben eine massige Auftrcilmng des Bauclios entstellen. — üas Deooot von 3 Pfund des frischen Krautes wirkte auf gleiche Weise. — Von dem gut getrockneten und sehr kräftig riechenden Kraut gab ich einer andernKub y.u verschiedenen Zeiten (in, 120, 180 bis 260 Grm., sowohl mit Wasser infumlirt wie auch gekocht, und bemerkte von Gaben bis zu 120 Grm. fast gar keine Wirkung, von 180 bis 250 Grm. aber eine starke Aufblähung des Leibes, welche quot;2 — o Stunden nach dem Eingeben entstand und gegen 12 Stunden fortdauerte. Die Pupille, der Puls, die Schleimhaut in der Nase und im Maule, die Ausleerungen des Kothos und des Urins waren dabei nicht verändert und das Wiederkäuen bestand glcielnnässig fort; nur das Athmen war erschwert und das Thier stöhnte oft gana laut. — Holford hat aber beobachtet, dass 25 Kühe auf einer Weide erkrankten und wahrscheinlich sich durch Gcnuss von Schierling vergiftet hatten. Die Erscheinungen waren: langsamer Puls, Betäubung, Erweiterung der Pupille, Unempflndlichkcit der Iris gegen Licht, Schlafsucht u. s. w. Nach Tränken mit Zusatz von Armnon. carbon, und Spirit, nur. aeth. genasen sie wieder2. — Ein vierjähriger Schafhock frass durch fünf Tage gleiclnnässig frisches Schierlingskraut (wie viel'?) , ohne dadurch zu leiden; er ging jedoch an dieses Eutter nur vom Hunger getrieben und zeigte weniger Widerwillen gegen die Stengel als gegen die Blätter8, Dagegen vergiftete Dr. Pöhlmann einen Bock mit Schierling (wie viel':quot;). Loblanc und Eead sahen ebenfalls Schafe von Schierling sterben1. — Hunde ertrugen nach Harder den Saft der Pflanze bis zu 90 Grm., und ein Fuchs 180 bis 250 Grm.; er erbrach sich aber5. — Orfila (Bd. 2. 8.2315) licss einem Hunde circa -lOO Gnu. frisch ausgopressten Saft eingeben und den Schlund unterbinden. Nach '/,, Stunde erfolgte Würgen zum Erbrechen, Schwindel, Zitternder bintern Extremitäten, — nach 3 Stunden der Tod.—-Ein anderer Hund starb schon nach 240 Grin, dieses Saftes. Ein Hund von mittlerer Grosso zeigte in '^ Stunde nach dem Eingeben von 4 Grm. Schiorlingsextract einen traurigen Mick, legte sich nieder, hörte nicht auf den Zuruf, und sah beständig starr auf einen Gegenstand; wenn er aufstand, blieb er mit gesenktem Kopfe längere Zeit auf einer Stolle stehen. Nach 21/;j Stunden nahmen diese Symptome wieder ab und nach 3 Stunden waren sie völlig verschwunden (Sclmbarth, in Horn's Arch., 1824). — Von 30 (inn. des Extracts traten bei einem Hunde ähnliche Zufälle, zugleich aber auch flüssige Darmentleerungen ein; nach 30 Minuten war das Thier sinnenlos und nach 41 Minuten erfolgte der Tod (Orfila). — In der Tbierarzneischulo zu Lyon
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1nbsp; Nach moliroren Boobaohtungen ist das zu einer andern Zah gesammelte und boson-ders das jüngere Kraut ('ast ganz umvirksain; Standort, Klima u. a. w. sind vielloiclit ebenfalls von Einfluss.
2nbsp; The Veterinarian, 1841 Oct., und Magazin für Thterheilk. 1843. S. 379.
8 Comptc rendu des travaux de l'Boole vct. de Lyon, ann. 1817. Annal. do 1'agricult. fram;. Tom. 70. p. 258.
#9632;' Momoire de la Soc. d'agric. do Paris 1821. p. 92; und Kcuucil de mod. voter. 1847. p. G51.
s v. Haller, Matcria medica. Aus d, Franz. Leipzig 1782. 1. Tlieil. S. 284.
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Litiii
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Sohterlingskraut.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ;5ß]
starb ein Hund von Iti Cinn. dos Pulvers'. Galen hatte bekaupfet: die Staare fressen Jas Kraut und. den Samen ohne Schaden; Dr. Rossi tödtete aber eiuea solchen V(ifgt;-el durch l/a Tropfen Conlin in '/a Minute (Dissert, hiaiig. de Effectu Gonii, Marburg 1844),
Bei der Anwendung dos Schierlings durch Injection in die Blutadern wirkt er verhttltnlssmftssig viel heftiger als Innerlich. Ich spritzte einein starken, mit Kotz behafteten Pferde ein Infusum, bereitet von 2 fJ-rm. des (roekenen Krantos und 15 Grm. kochenden Wassers, in die Drosselvene, und bemerkte augenblicklich Sehwindel, Blässe der Schleimhaut in der Nase und im Manie, sehr beschwerliches Athmen, Zittern der Muskeln, Zuckungen an den Lippen und sehr kleinen Puls. Nach 15 Minuten waren diese Zufalle vorüber. Von 30 Grm. desselben Infnsi erfolgte bei einem sehr munteren Pferde ganz dieselbe Wirkung, aber in solcher Heftigkeit, dass das Thier nach kaum 8 Minuten starb. — 4 Grm. des wässerigen Extractes in 45 Grm. Wassers aufgelöst und einem kräftigen Pferde injioirt, wirkten ähnlich', aussei-den genannten Zufallen fand sieb aber noch Schwankon im Gehen, Taumeln, so dass das Pferd niederstürzte, dann ganz ruhig lag und gelähmt zu sein schien; die Zunge hing wie abgestorben aus dem Maule; die llorzschlägo waren von 35 bis über 100, die Athemzüge über 60 in einer Minute vermehrt. Nach IT) Minuten fingen diese Zufälle an sich zu mindern, aber erst nach 12 Stunden waren sie ganz vorüber. — Hunde zeigten nach Injection von 25 — fiOCciitigmi. des Extractes, in 8—f 2 Grammen Wasser gelöst, dieselben Symptome, und die Wirkung dauerte 16—20 Stunden. — Bei Orfila starh ein lltind nach dor Injection von 2 Grm. des Extractes binnen 2 Minuten.
Bei subeutanen ünjeetionen starb ein Hund von 5 Tropfen • Coniin; 30 Tropfen mit 6 Grm. destillirten Wassers vordünnt hatten bei Pferden nach einer starken, aber nicht lebensgefährlichen allgemeinen Wirkung eine sehr starke Entzündung- an der Injectionsstelle, mit Verjauchung des Zellgewebes zur Folge.
Im Cadaver der durch Schierling getödteteuTbiero findet sich zuweilen die Schleimhaut im Magen und Darmkanal an einzelnen Stellen roth gefleckt, das Blut im Herzen bald geronnen, bald flüssig, und überhaupt wenig ausgozciclmctc pathologische Veränderungen.
,sect;. 102. Die im Vorstehenden angegebenen Versuche zeigen: dass das Schierlingskraut innerlich bei den pllanzenfressenden gesunden Thieren angewendet, selbst in grossen Gaben nur schwach auf das Nervensystem wirkt, dass es aber bei Hunden (wahrscheinlich bei allen Fleischfressern) narkotische Zufälle erzeugt. Wenn es durch längere Zeit in massigen Gaben angewendet wird, soll es die Assiniilalion und Keproductiou auf eigenthümlichcWeise umstimmen, namentlich das Blut sehr verdünnen, die Thätigkeit der Venen, der Dymphgefässe und Lymphdrüsen vermehren, und daher auch die Resorption verstärken. ' Man hat deshalb den Schierling als ein auflösendes, zertheilendcs und umstimmendes Mittel innerlich gegen Kotz und Wurm, gegen bösartige Druse, gegen Lungenknoten, gegen Verhärtungen, besonders
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' NouvcIIrs Roclinrclies sur lo prlnolpe actif rlo la oiguü, etc. par UovayctGuil-licrmond. Lyon 1S52. p. 38.
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Narkotische Mittel.
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in drüsigen Organen, deshalb liauptsächlicli gegen Soirrbus, Krebs, Wasser-sachten, und iidematäso Anselnvellungon in Folge der zu geringen Tliiitigkeit der Venen und Lympligofiisso und dergleichen benutzt, auch besonders gegen lOntziindung und Verhärtung der Euter empfohlen; und äusserlich hält man ihn häufig für speeifiseb heilsam bei verhärteten schmer/diaften Geschwülsten, besonders in drüsigen (Icbilden, bei iScirrhus und Ivrebs, bei Flocken und Verdunkelungen der Hornhaut, und selbst gegen Aussclnvitznngeu und Verdunkelungen im Innern des Auges. 10s ist leicht einzusehen, class er bei diesen hartnäckigen, und inehrentheils allen anderen Mitteln widerstehenden Krankheiten nicht in jedem Falle die Genesung herbeit'iihreu kann; indessen liabe ich doch mehrmals, besonders bei dem Hautwurm der Pferde und bei Verhärtungen im Euter der Kühe, ganz vortreffliche Wirkung von ihm gesehen.
sect;. 403.
Das trockene Kraut kann den grossen Hausthicren zu 110—00 Grm., Schafen und Ziegen zu 15 Grm,, Hunden zu 1—4 Grin, in eifter Gabe (das frische Kraut oder der aosgepresste Saft in der doppelten Menge), und täglich zweimal gegeben werden. Die Anwendung geschieht in Pillen, in Latwergen oder im Decoct, und inehrentheils in Verbindung mit anderen entsprechenden Mitteln, besonders mit Spiessglanz, Quecksilber, Thicrkohle und dergleichen.
Aeusserlich benutzt man sowohl das trockene wie das frische Kraut zu Breinmschlägen und das Decoct zum Bähen der verhärteten oder schwärenden Theile, ähnlich wie das Bilsenkraut.
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Anmerkung 1. Daa aus dem Erdschierling bereitete Extract (Extr, Oonii maettlati) ist in der Thieiarzneikuiide niclit gebrfinobllch, eraquo; kann aber bei den oben genannten Krankheiten den Ziegen, Schafen, Schweinen und Hunden zu (1,6-—2,0 gegeben und äusserlich bei den DrUsenleideu und Augenfehlern recht gut, sowohl für sich allein (in Auflösungen, 1 Tbeil zu 3(1 — 40 Theilen destillirtetl Wassers) oder als Zusatz zur rotlinn und granen Merkurialsalbe u s. w. benutzt werden.
Anmerkung 2. Der Wasser sohl erl in g iCicuta virotu s. aquettica) ist als Arzneimittel nicht gebriiiichlich, wirkt weit kräftiger und giftiger als der ICrdsduerling auf alle llausthierf, so dass 1 Pfund dieser Pflanze hinreichend ist zum ïödten eines Pferdes. Die Zufälle hierbei waren: Llurubc, Krämpfe, stierer Blick, Erweitcrmig der Pupille, unwill-kiirliclies Kauen, llnvennSgen zu stehen, bläuliche Färbung der Schleimbaut und dergl. (siehe Krause in Gui'ltund Mertwig, Magazin der Tliierbcilkunde, Bd.3. S.888S und A'iborg, Samml. Bd. 3. S. 168). (Preis: Gepttlv. Kraut 30 Grm. 1 Sgr. 10 Pf.)
!)) Die Diansäure, ttyaimssmtolfcänre, Preusslsehe Säure,
Acidum hydrocyanatifiH s. hydrocyaiäcnm, a. Kuoticuni, 3. ßörUBSicum, (o)
%#9632; 401. Die Blausäure (OgNH—HCy) ist eine aus Cyan (Blaustoff, C2N=Cy, — eine Verbindung von Kohlenstoff und Stickstoff) und Wasserstoff bestehende farblose, durchsichtige Flüssigkeit, von starkem Bittermandelgeruch, höchst flüchtig, daher leicht verdunstend, in Wasser und in Weingeist leicht, löslich, durch andere Substanzen (besonders Metallsalze und Schwefelalkalien, auch durch das Licht) leicht zersetzbar. Dieselbe findet sich vorbereitet in einzelnen Theilen der Pflanzen aus den Familien dor Amygdaloon und
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SßbierlingBki'ant, Blausäure.
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Pomaceen (den Bltlthen und Kernen der bitteren Mandeln, Aprikosen, Pfirsichen, Pflaumen, Kirschen, den Blttthen und Blattern der Traubenkirsche, den
Blättern und der Kinde des Kirschlorheers) und wird aus denselben durch Destillation mit Wasser gewonnen1, oder sie wird mittelst verschiedener che-misoher Processe aus stickstoffhaltigen thlerischen Substanzen erzeugt. Je nach der Bereitungsart ist die Blaustture entweder rein (concentrirt) oder #9632;wasserhaltig- (verdünnt) und sowohl hiernach wie auch nach der Art der Aufbewahrung und nach dem Alter ist sie mehr oder weniger wirksam.
Im wasserfreien Zustande (z.B. nach Gay-Lussac bereitet) besitzt die Elansäure eine äusserst schnelle und heftige, giftige Wirksamkeit, so dass selbst von ansserordcntlkdi kleinen Gaben augenblicklich die heftigsten Zufälle und selbst dor Tod entstehen. Ein Tropfen dieser Blausäure einem Hunde auf die Zunge gebracht, verursacht sogleich einige tiefe, schnelle und röchelnde Athemzüge und den Tod. Dieselbe geringe Menge ins Auge, oder auf die Nasenschleimhaut, oder auf eine frische Wunde applicirt, tödtet einen Hund binnen 1 Minute unter denselben Zufällen. Von einem Tropfen, der mit 1 Tropfen Weingeist verdünnt in die Vene gespritzt wurde, starb ein Mund augenblicklich, wie vom Blitz getroffen (Magendie, Vorschriften über die Bereitung und Anwendung einiger neuen Arzneimittel, S. 59). Bei Pferden erfolgte der Tod durch innerliche Anwendung von 12—20 Tropfen dieser Säure ebenfalls so schnell und unter gleichen Zufallen.
In diesem concentrirten Zustande ist die Blausäure als Arzneimittel nicht #9632;au gebrauchen, weil sie ausserordentlich flüchtig und leicht zersetzbar ist, -und weil ihre Anwendung sowohl für die kranken Thiere, wie auch für die Personen, die das Eingeben bewirken, mit Vergiftungsgefahr rerbunden ist. -Man benutzt deslialb zum arzneilichen Gebrauch eine verdünnte Blausäure, welche aber in den verschiedenen Ländern nach verschiedenen Vorschriften bereitet wird, und daher von sehr abweichender Stärke ist. Von der nach Ittner's Methode bereiteten (von welcher 3 Tropfen einen Gran [6 Centi-grm.] wiegen und 100 Theilo, mit Rcagentieu behandelt, 3 Theile Berlinerblau geben)- entstand bei mehreren Pferden von 20 Tropfen dieser Säure, mit 2—3 Unzen (60—90 Grm.) kalten Wassers verdünnt eingegeben, keine bemerkbare Wirkung. - 30 Tropfen ohne Wasser verursachten bei denselben Pferden binnen 1 Minute ein gering beschleunigtes Athmen, der Puls blieb unverändert; nach wenigen Minuten war die Wirkung vorüber. — Von 50 Tropfen ohne Wasser wurden sogleich die Athemzüge etwas beschwerlicher, schneller und tiefer, der Puls etwas beschleunigt, die Pupille erweitert. Nach 5 Minuten war Alles wieder vorüber. — Von 80 Tropfen dieselben Symptome, aber das Athmen wurde stöhnend, fiiufzebu- bis sechzehnmal in einerÄlinute mit besonderer Anstrengung der Bauchmuskeln ausgeübt, der Puls auf 52 Schläge vermehrt, anfangs voll und weich, dann klein und unregelmässig-.
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1nbsp; nbsp;In diesen Pflanzen bestellt die Hlnusiinro niclit fertig, sondern sie bildet sich erst aus dem in ihnen entlialteneu Amyp;dalin bei der Einwirkung dos Emulsin und des Wussers.
2nbsp; Die BlatlsKure, welohe niveh der bisher in der Prenss. Pliarmacopöe enthnlten gewesenen Vorschrift bereitet wird , ist etwas stärker und giebt auraquo; 100 Tbeilen mit Walser verdünnt durch Iliuznllmn einer Lösung von salpetersaurem Silberosyd 4 Theile Berlinerblau oder 9— lOGr.m Cyungilber, oder 2 Theilo wasserfreie Blausäure, — Wegen der Unsicherheil und Gol'ührlicliUeit des Mittels soll dasselbe nicht mehr officinell sein.
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Narkotische Mittel.
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Zittern der Glioclmaasseii, Uusichorhoit im Stelleu. Die Wirkung dauerte 15 Minuten. — JÜO Tropfen (;gt;li Gnui oder 2 Gnu.) vorursiiiditon dieselben Zu-t'iillc Im hohem Grade, und namentlich war die Unruhe, die Aeugstliohkeit und das Zittern deutlicher ausgesprochen (Sohubarth a. a. ü.). — 4 Gnu. (quot;180 Tropfen) bewirkten sogleich beschwerliches, fast röchelndes und bis auf '25 Züge in einer Minute vermehrtes Atlimon, Sträuben der Ilaare am ganzen Körper, sehr rotho Färbung der Bindehaut der Augen und dor Schleimhaut in dor Nase und im Maule1, Erweiterung der Pupille, Vermehrung der Pulse von ;gt;7 bis auf-60, wobei die Arterie voll und gespannt, der Herzschlag stark fühlbarwar; Zittern der G-liedmaassen, Taumeln. Der Athem roch stark nach Blausäure. Nacli 20 Minuten schien die Wirkung vorüber zu sein; nur der Puls war etwas schneller, zugleich aber kleiner und weicher als vorher. — 8 Gnu. erzeugten dieselben Zufälle in einem so hohen Grade, dass dio Pferde unter sehr ängstlichem röchelndem Atlnncn nach kaum J—'2 Minuten niederstürzten, die Augen verdrehten und Zuckungen bekamen; aber nach 6—10Minuten erholten sie sich wieder, standen auf, und nach 1 Stunde waren sie wieder ganz munter. — Von J5 Gnu. trat die Wirkung fast augenblicklich mit denselben Zufällen ein; das Pferd stürzte nach einer Minute, sehr kurz und angestrengt athmeud und taumelnd, nieder, bekam Krämpfe in allen Muskeln, so dass die Augen verdreht, das Maul aufgezogen, der Hals nach rückwärts gekrümmt, die Bauchmuskeln stark gegen den Kücken gezogen, und die Beine convulsivisch bewegt wurden; nach 16 Minuten trat liuhe ein, die Beine und die Zunge waren ganz schlaff', die Empfindlichkeit zeigte sieli bei angebrachten Stichen u. s. w. ganz erloschen; die, bis 120 in einer Minute vermehrten Herzschläge wurden so stark pochend, dass man sie hören konnte; dagegen nahm das früher heftigeAthmen immer mehr ab, so dass nach Verlauf von 18 Minuten nur zweimal in einer Minute und nach 22 Minuten nur einmal in einer Minute mit aufgesperrtem Maule tief eingeathmet wurde. Mit 25 Minuten erfolgte der Tod ganz ruhig. Das Herz schlug noch durch 3—6 Minuten, die Schläge wurden aber immer langsamer, unrcgolnuissiger und schwächer, und mit 28 Minuten blieben sie ganz aus. Die Arterien pulsirteu kaum fühlbar, aber dennoch spritzte, als man sie zerschnitt, das Blut slossweiae aus ihnen, und zwar in mehreren Fällen noch 8—12 Minuton nach dem Aufhören dos Athmens.
Manche Pferde wieherten etwa quot;2 —1 Minute nach dem Eingeben der Blausäure ganz laut; und wenn die Wirkung tödtlich wurde, so ging der Urin unwillkürlich ab. Zuweilen erfolgte vor dem Tode eine Art Starrkrampf, wobei der ganze Körper mit grösstor Heftigkeit nach rückwärts gestreckt wurde. — Macht man während der Wirkung einen Aderlass, so erscheint das Venonblut stets heller roth, dem Arterienblut ähnlich, und os gerinnt schnell und gloiclnnässig; später wird es dunkler und zersetzt sich leicht. Das Arterienblut zeigt im Anfange der Wirkung keine Abweichung von seiner normalen Beschaffenheit, späterhin wird es aber etwas dunkler gefärbt, — wie es scheint, in Folge der mangelhaften Respiration.
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1 Ich Imbe diese ItiitlH! der Schleimhäute ganz constant nach kleineren und grosseren Gaben und bei allenTliicren beobachtet; sie zoiKt, dass die BlaasSure, so wie andere narkotische Mittel, auch besonders umttndernd auf daraquo; lilut und auf das Gcl'iisssystem wirkt, aber in anderer Art als die übrigen narkotiachon Mittel.
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lM
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Hlmisiiure.
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An Schafen umi Ziegen hat C. Viborg1 mit Blausänre 6 Versuche angestellt, aus denen sich ergiebt! class bei diesen Thieren die Erscheimmgen der Wirkung im Wesentlichen dieselben sind, wie bei Pferden und Hunden; — diiss 'J5—;!() Tropfen einem !gt; Monate alten Ziegenbook durch ein Clystir beigebracht, oder dieselbe Gabe einem ti Monate alten Sdiafe durch das Maul eingegossen, den Tod nicht verursachten j — dass 40 Tropfen einem 3 Monate alten Lamme in die Muttersohoide gospritzt, heftige Zufälle hervorbrachten, tue aber nach und nach wieder verschwanden, und dass jenes Seliaf' durch 1 Drachme, der Ziegenbock aber durch - Drachmen getödtet wurden.
An Hunden ist die Ittner'sohe Blausäure vielfältig versucht worden. 2—6 Tropfen innerlich gegeben verursachen gewöhnlich nur etwas dunklere Röthung der Schleimhaut, Husten, zuweilen auch kurzes, schnelleresAthmen, doch nur für wenige Minuten; #9632;— von 10—16 Tropfen entstellt nach etwa einer halben Minute schnelles, krampfhaftes, ängstliches Athmen, Zittern der Glieder, Röthung der Schleimhäute, manchmal Neigung zum Erbrechen, oder wirkliches Erbrechen, Taumeln, selbst Niederstürzen, schnellerer Puls, Erweiterung der Pupille, Krampf in allen Muskeln. Diese Symptome bestellen durch 3—6 Minuten, nehmen dann allmälig ab und verschwinden mit G —10 Minuten gänzlich, Je früher das Erbrochen eintritt, um desto gelinder sind die, Zufälle und um desto kürzer ist ihre Dauer. — 20—30 Tropfen wirken auf gleiche Weise, führen aber sein- oft den Tod schnell herbei, und von 40 bis 60 Tropfen erfolgt der letztere jederzeit nach etwa einer halben Minute. Bei der Einspritzung von L0—15 Tropfen dieser Blausäure in den Mastdarm oder in frische Wunden tritt die Wirkung mit ganz ähnlichen Zufällen, jedoch ein wenig langsamer als bei innerlicher Anwendung ein.
Noch heftiger und schneller wirkt aber das Mittel, wenn es in die Vene gespritzt wird. Pferde werden hierbei von 20—30 Tropfen schon nach '/.i Minute schwindlig und fallen nieder, die Schleimhaut im Maul und in der Nase wird hierbei zuerst für kurze Zeit etwas dunkler roth, dann aber ganz blass, das Athmen sehr angestrengt, die, Pupille erweitert, es tritt Starrkrampf, Lähmung und der Tod ein.
Ebenso schnell wirkt die Blausäure, wenn man sie, durch eine gemachte Oeffnung in die Luftröhre giesst. .Selbst durch blesses Einathmen der verdunstenden Blausäure, z. B. wenn mau ein mit ihr gefülltes Gläschen einem Thiere in die Nasenlöcher hält, ist der Tod unter obigen Zufällen bald zu bewirken.
Auch suheutane Cnjectionen wirken ähnlich; Pfeife bekamen von 100 Tropfen heftige, Krämpfe, und ihre Temperatur ging einige Grade herab. -I Tropfen erzeugten bei einem mittelgrosaen Hunde heftige Zufälle, während diese Gabe innerlich ohne Wirkung blieb. 12 Tropfen tödteten einen iniftol-grossen lluiul in 10 Minuten unter Zufällen wie oben.
sect;, 406. An den Oadavern der durch Blausäure getödteten Thiere, bemerkt man: dass sie in kurzer Zeit nach dem Tode ganz steif worden, — dass der Glanz der Hornhaut ziemlich lange besteht, — dass die Nerven und Muskeln noch
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1 Actlaquo; nova Soc. med. Ilavn, Vol. VI, Kopenb, 1821.
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Narkotische Mittel.
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(lui'cli 16 — 20Minuteu für denGalvanistnus sein- empftlngliob sind1, — class tlic wuniif'önnig'c Bewegung ilos Darmkaiinls elxüiso lange bestellt, — das (iehirn und oft das Rückenmark sehr blutreich ist, — das Blnt schwarzbraun, zuweilen bläulidi, schmierig erscheint und dass zuweilen bald im Magen und Uarmkanal (bei Wiederkäuern vorztlglioh im vierten Magen), bald im Herzen oder im Gehirn und Rückenmark ein Geruch nach Blausäure (jedoch in der Regel nur für kurze Zeit) wahrzunehmen ist, woraus sich er giebt: dass Blausäure in das Blut übergeht. Andere pathologische Folgen, z. B. Röthung der Selileimliant des Magens u, s. w., welche sich in einzelnen Cadavem finden, sind nur zufällige Erscheinungen; und selbst der Blau-säuregeruoh ist von zufälligen Umständen, z. B. von dem Liegen des Cadavers während kurzer oder längerer Zeit an trockenen oder feuchten, an hellen oder dunklen Orten und dergleichen abhängig.
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sect;. 406.
Aus den angegebenen Wirkungserscheinungen geht hervor: dass die Blausäure zuerst auf das Gehirn und verlängerte Mark und unmittelbar hier nach auf das ganze Rückenmark wirkt und in grösster Schnelligkeit das Be-wusstsoin, das Empfiuduugs- und Bcweguiigsvermögen vermindert, lähmt. Fast speeifisch ist diese Wirkung auf den Theil des verlängerten Marks, in welchem die Respirationsnerven wurzeln; denn immer sieht man als erste und als heftigste Erscheinung die Störung der Respiration, und bei tödtlicher Wirkung hat die letztere längst aufgehört, während die Uerzbewegung noch fortbesteht. Sehr wahrscheinlich ist die bei der Blausäurewirkung gefundene Veränderung des Blutes grösstontheils die Folge des gestörten Athmens,
sect;. 407.
Die Anzeige zum Gebrauch der Blausäure gegen Krankheiten derThiere ist da, wo erhöhte Sensibilität die llaupters choimi ng der Krank-
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heit ist, aber das Wirkungsvermögen noch fortbesteht,
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als
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bei grosser Empfindlichkeit (Schmerz) wohl noch Krämpfe, oder abnorme Secretionen bestehen. Hiernach hat mau die Blausäure gegen erethische Entzündungen, besonders der Respirationsorgane, des Rückenmarks und der Baucheingeweide, gegen Krämpfe und Schmerzen, Reizln sten, Brustkrampf, Koliken, Erbrechen und zu grosse .Sensibilität des Magens, wo andere Mittel stets sogleich wieder weggebrochen werden, gegen Epilepsie, Starrkrampf, gegen Stockungen im Pfortadersystem, bei Anschwellungen und Verhärtungen drüsiger Gebilde und dergl. bald mit mehr, bald mit weniger heilsamem Erfolge angewendet.
Ich habe das Mittel bei dem sogenannten nervösen Dampf der Pferde, wo das beschwerliche Atlimen ohne vorausgegangene Entzündung in kurzer Zeit entstanden, und bei jedem Afheinzuge mit krampfhafter Zusammenziehung der Stimmritze und mit einem lauten, niehrentheils pfeifenden Tone verbunden war, mit sehr gutem Erfolge oft gebraucht. — Bei dem chroni sehen Reizhusten der Hunde, der meistens die Thiere Tag und Nacht quält,
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1 Wenn ich iilier diesen Punkt fast allen anderen Anguben widerspreche, so geadiielit dieraquo; nur nut' Grund ineiuer sehr 'zahlreichen Unttrsuchungeii.
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Blauaävu'e,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 367
habe ich von keinem andern Mittel so schnell Erleichterung und in manchen Fällen selbst wirkliche Heilung- erfolgen sehen, wie von der Blausäure. — Gegen Epilepsie und gegen die ConvnMonen bei und naeli der Staupe der Hunde hat es in den meisten Füllen nichts geleistet1. — Bei der Wuthkrank-heit der Ilundo auch nicht. Bei dem Starrkrampf der Pferde bat es zwar in einigen Füllen nach Jedesmaliger Anwendung ein fasl augenblickliches Nachlassen des Krampfes, jedoch nur vorübergehend erzeugt, selbst wenn mit der Application des Mittels bei dem Wiedereintritt dos Krampfes fleissig fortgefahren wurde; kein Pferd wurde damit geheilt; in den meisten Fällen schien es, selbst bei vorsichtiger .Anwendung die, ohnedies durch den anhaltenden Krampf so sehr in Anspruch genommenen, Kräfte zu schnell zu vermindern. — Gegen den Dummkoller, selbst wenn er mit lOrcthisnius verbunden war, habe ich das Mittel vergeblich angewendet. — Gegen Darmentzündung versuchte ich es bei einigen Pferden mit gutem Erfolge; es wurden aber zugleich Blutentziehungen und schleimige Mittel benutzt. — Bei der Lungenseuche des Bindviehes habe ich es sehr oft und in verschiedenen Gaben ganz ohne Nutzen angewendet. Dass, wie Bitter behauptet8, die Blausäure bei activen Entzündungen und acuten Bheunuitismen derThiere wirklich das beste Mittel, und dem Salpeter und anderen Salzen vorzuziehen sei, kann ich nicht bestätigen. Gegen veraltete rheumatische Lähmungen wendete sie C. Viborg (a. a. O.) vergeblich an.
Aeusserlich angewendet hat die verdünnte Blausäure bd juckenden und schmerzhaften Zuständen der verschiedensten Arten, besonders aber bei dem Hautjucken und schmerzhaften Flechton, augenblickliebe Linderung, aber keine Heilung verschafft. — In neuerer Zeit hat man sie subeutan injicirt gegen heftige Schmerzen einzelner Körpertheile, ebenso gegen Krämpfe, und selbst gegen Typhus (zur Minderung der Fieberhitze) mit gutem Erfolge angewendet.
Die Gegenanzeigen gegen die Anwendung der Blausäure sind im Wesentlichen die im sect;. 3G7 angedeuteten krankhaften Zustände.
sect;. 408.
Die richtige Bestimmung der, bei den verschiedenen Thieren für jeden Fall angemessenen Gabe ist bei der Blausäure schwieriger, als bei vielen anderen Mitteln, theils, weil das Präparat häufig von sehr verschiedener .Stärke ist (sect;. 403), theils auch, weil die individuelle Empfänglichkeit für die Blausäure bei den einzelnen Thieren (selbst bei denen von gleicher Gattung, von gleichem Alter u. s. w.) sich in sehr verschiedenen Abstufungen zeigt. Der in dieser Beziehung durch die verschiedenen Krankheiten bedingte Unterschied ist noch gar nicht bekannt. Die mittlere Gabe ist von der, nach der Preuss. Phannacopöe bereiteten Blausäure (8. 363 Anmerk. 2) für l'fcrde und Kinder 2—4Grin. oder 90—180 Tropfen, für Schafe 80—50 Centigrm. oder 16—-24Tropfen, für kleine Hunde J—2, für grosse 4Tropfen.— Diese Gabe darf nur mit Vorsicht verstärkt werden. Die Wiederholung lindet bei
1nbsp; nbsp;Levrnt tlieilt mit (Reeuell vi't. 1841, p. 688): ilass ein Hund, der mit Epllepaie behaltet war, clurch eine grosso Gabe Blausäure getödtet werden sullto , zwar hiervon betäubt wurde und niederaliirzte, sieh aber wieder erholte und dann von der Krankheit befreit blieb.
2nbsp; nbsp;Vom Verkaufe und Kaufe der niit/.liehsten Haustliiere. Mannheim 1821,
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Narkotiaohe Mittel,
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aouteu Kriinklicitcu in Zwisoheuzeitea von 2—4 Stunden, bei obrouisohen Krjiiikljeitcii nach 8- 1- Stunden iSutt.
Die inucrliclic Anwendung geiiohieht am besten in Süssigei' Form, mit 2U—40 Theilen kalten destillirten Wassers (auch Flusswassor oder Begen-wasser) verdünnt, oder mit ebenso viel von einer eint'acli schleimigen Fliissiu--keit vorsetzt; z. H. man macht eine Auflösung vo^n 2 Gnu. pulverisirteni arabischen Gummi mit 15 Qrm. gemeinem destillirten Wasser, und setzt hinzu: Blausäure G—10 Tropfen. Davon giebt mau einem mittelgrossen Hunde alle 4 Stunden den vierten Theil, das ist gegen 60—70 Tropfen auf einmal und verbraucht dasG-anze in einein Tage, weil das Mittel bei längerer Aufbewahrung leicht zersetzt und unwirksam wird. Für die grossen Thiere muss man die bestimmte einzelne G,abe der Blausäure unmittelbar vor dem Eingeben zu dem Vehikel setzen1- Je grosser die Menge des letztern ist, um desto schwächer ist die Wirkung von einer bestimmten Gabe, im Vergleich ZU derselben Gabe, wenn das Mittel rein, d. b. für sich allein gegeben wird. — Zur Anwendung in Pillen und Latwergen ist die. Blausäure nicht geeignet, weil sie bei der Zubereitung dieser Arzneiformen grösstentheils verdunsten würde.
Auch eignet sie sieb nur sehr wenig zu Verbindungen mit anderen Arzneimitteln, weil sie durch viele Stoffe theils leicht zersetzt, theils in ihren Wirkungen sehr modificirt wird ; am meisten nachtheilig sind die Zusätze von Metalloxyden, von geschwefelten Kalien und Erden, von Säuren und von Brechweinstein2.
Zu Clystiren wendet man dieselbe Menge ebenso verdünnt mit einer kalten Flüssigkeit an. Zu subeutauen Injeotionen dürfen die (laben nicht grosser sein als zum innerlichen Gebrauch, sondern '/.i—lU weniger als hierbei ; also für Pferde 1—ii Grm. u. s. w. nach obiger Angabe, ebenfalls mit kaltem Wasser verdünnt, täglich 1 — 2 mal. Aeusserlich 1—0 Grm. auf '/a Pfund Wasser, täglich mehrmals zum Bef'euchteu der schmerzhaften .Stellen. (1 Drachme 10 l'l'g.)
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Anmerkung 1. Das lil au s iiure K n. 1 i , Cyan kalium (Kalium cyunalum s. Kali kydrooyanioumj (oj ist Im Wasser leicht, im Weingeist'wenig, im Alkohol fast gar nicht lÖMlicli, zcrlliuHSt an der Luft und wird durch die KuhlonHäure derselben, unter jßntwioke-lung von liliiusiiiire, zersetzt. — Dieses Salz, wirkt ganz, wie z.icmliclj coueentrirte lilau-säure, örtlich aber etwas inelir reizend. Pferde starben von 4—-8 Grm, gewöhnlich in etwa 20 Minuten, Hunde von 24—80 Gentlgrm. in derselben Zeit. Man kann das Cyankali statt der Blausäure in allen Fällen benutzen, wo diese empfohlen ist; es ist wohlfeil, von mehr gleichartiger Wirksamkeit und in allen Fonnei] anzuwenden, Gabe für Pferde und
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1 Das Eingeben der Blausäure bei den grossen Tliiercn inuss immer vom Tbicrarzt selbst gesobehen und der letztere darf die für ein Pferd oder Bind zu einer vollständigen Gabe erforderliche Menge dieses heftigen Mittels im unverdünnten Znstande Niemandem anvertrauen. Dieser Umstand, die Ungleieblieit in der Stärke des Mittels, die leiebte Zer-setzbarkeit und grosse Flüchtigkeit desselben, die hierdurch erschwerte Anwendung in anderer als in flüssiger Form, — Alles dieses wird stets die Benutzung der Blausflure in derThierarzneikunde raquo;ehr beschränken. Mau kann aber auch bei den allermeisten Krank-heitszuständen ohne dieses heroische Mittel auskoinmen.
a in diesen Mitteln, so wie im Salmiakgeist (eingegeben und eingeatbmet), im Chlor-wasser und im Kinatbmen von Olilordäin|ifen, im Terpentlünid u. s. w. bat man Gegenmittel gegen die Wirkungen der Blausäure linden wollen; die Erfahrung bat jedoeb gelehrt, dass diese Wirkungen, einmal entstanden, kaum durch ein Mittel zu beseitigen sind, Am meisten nützlicli waren kalte Hegiessnngcn.
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Ulli
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Kinder GO Ceiitigrm. ]gt;U 1,26, für Suhafe C —18 Centigrm., für Hunde 2—C Centigrm.
Die Anwendung an besten in 10—20 ThoiUn destllllrtem Wasser gelöst. Aeusserlich
ebenso, oder als Salbe, 1 'l'lieil mit 20 Tbeilon Fttt. (Preis: 30,0 3 Sgr.)
Anmerkung 2. Die bitteren Handeln (Amj/gdalae amamp;aej oathamp;lton Gummi,
Zucker, fettes Ool, Amygdiilin, Kinuisin oder Syuaptaa und dergl, Sie entwickeln bei Zutritt von Wasser aus dem Amygdalh; und Kinuisin zusnmmcn lilausäure und wirken hierdurch, wenn sie In grosser Menge genossen werden, giftig, wahrend diese Stolle einzeln nur wie schleimige Mittel wirken. Auf die grossen Thiere ist allerdings die Wirkung nur schwach. Kin Pferd zeigte nach dem Eingeben von 74 Pfund bitterer Mandeln einen kleinen, schnellen Puls, heftiges Flankenzielien, Stiibnen, Aecbzon, öfteres Misten. Diese Zufälle dauerten gegen '/, Stunde. DiesclbeGahe bald darauf wiederholt, wirkte ähnlieh, aber schwächer, und als sie nach Verlauf von (! Stunde], dem niimlielien Pferde nochmals gegeben wurde, konnte man blos Mattigkeit und einen kleinen Puls bemerken (Viborg, Samml. Bd. I, S. 317). Ich gab einem starken Hunde 10 Stück bittere Mandeln in Pillen; nach 2 Minuten wurde das Athmen beschwerlich, schnell, das Tliier lief ängstlich herum, zitterte, taumelte, fiel nach 5 Minuten nieder, bekam Krbrechcn, wobei die sämintlichen Pillen wieder ausgeleert wurden; es erholte sich aber nach 10 Minuten wieder so, dass es aufstand und nach einer halben Stunde ganz wohl war. — Orfila sah einen Hund von 20 bitteren Mandeln nach 6 Slunden sterben; und bei einem andern erfolgte der Tod von 0 zerquetschten Mandeln, die man ihm in eine Wunde gelegt batte.
Man kann die bitteren Mandeln bei schmerzbaftem Husten, bei Krampf- und Kntzün-dungskolik, bei Ruhr und dergl. benutzen; für Pferde und Binder zu 30—60 Grm., für Schafe zu 2—4 Grm., für Hunde zu !•—S'/^ Grm. auf einmal, — um besten, indem man sie durch Zerreiben mit 12 Theilen Wasser zur Kmnlsion macht.
Anmerkung 3. Das ätherisebe Bittermandelöl {Oleum amyydalarum amaranm aethereuvi) enthält im rohen Zustande 8—14 Proo. lilausäure, wirkt wie diese, aber sehr ungleich, ist sehr theuer (1 Grm. 8Sgr.) und wird in der Tbierarzneikundu nicht gebraucht.
Anmerkung 4. Das Bit terman del wasser {Aqua amyydalarum amararmn); 24 Tropfen von ihm sollen einen Tropfen 1 t tu c r'scher Blausäure enti.'alten; es kann daher in verhältnissmässig verstärkter Gabe gebraucht werden, ist jedoch seines Preises wegen nur bei kleinen Thieren zu benutzen, übrigens aber durch die Blausäure zu ersetzen. (30 Grm. 3 Sgr.)
Anmerkung 5. Die K ir seh lorbcerh latter (Folia Lauro-Cerasi) [o) zeigen nach Verschiedenheit ihres Alters, der Zeit des Kinsammelns u. s. w. einen sehr verscliie-denen Gebalt an Blausäure und daher sowohl in Substanz wie auch in den aus ihnen dargestellten Präparaten einen verschiedenen Grad der Wirksamkeit; am stärksten scheint letztere zu sein, wenn die Blätter nach ihrer völligen Ausbildung im Spätsommer ge-aammelt und noch frisch sind. In grossen Gaben erzeugen sie ganz ähnliche Zufälle wie die lilausäure. Ein tbierärztlicher Gebrauch ist bisher von ihnen nicht gemacht worden.
Anmerkung G. Das aus diesen Blättern bereitete ätherische Kirschlor-beeröl (Olcum Lauro-Cerasi cutltereum) stimmt im Wesentlichen mit dem Bittennandelöl überein, ist aber etwas reicher laquo;n Blausäure; es wird nicht angewendet. — Das destil-irte K i rs c h 1 or b ee r wa s se r (Aqua lAmro-Ccrasi desiillata) ist dem Bittermaudel-wasser ähnlich, doch mehrenthcils etwas stärker als dieses, und wird durch das letztere ersetzt.
sect;. 409.
Zu den narkotischen Mitteln rechnet man auch noch folgende: 1) Aconiti radial {Eisenlntt, Sturm hut), Alle Species dieser Pflanze haben scharf-narkotische Bestandtheile, am meisten Aconit, Lycoctonum, A. Ferox und A, Napdlus. Es besteht jedoch über die Wirksamkeit der verschiedenen Species in don Angaben der Autoren keine Sicherheit. Die besonders wirksamen Bestandtheile sind das Aconitin and die Aconitsäure; '/b Gran des orsteren tiidlele einen 20 Pfund schweren Hund in 65 Minuten; aber die Resultate der mit diesen Stoften gemachten anderen Versuche sind wenig übereinstimmend. Man hält sich deshalb hauptsächlich an die Beobachtungen über die Wirksamkeit der Wurzel. Viborg (Samml. Bd. 3,
llF.R'nvlu, AmieimiUullehre. 5. Auflage,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;34
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N'iirkotisclio Mittel.
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I
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8, 896) sah bei einem Pferde von 1(1 Loth (1/a Pfund) der frisohen Wurzel mul der im Friilijalu' herTorsproBsendeu Wurzelblätter ilcs laquo;'ah reu Eison-hutes (Aconit, Wapellus) sogleich Aufstosseu, bestäudigee Bewegen der Zunge, und nach I '/a Stunde Speichelfluss und schnelles, starkos Athmen entstellen, worauf das 'l'liier niederfiel, bestttndig naeli dem Leibe sah, sich zum Erbrechen anstrengte, mit don Zähnen knirschte, schnellen krampfhaften 1'uls hatte, nach ','gt; Stunden dttnnen, mit Schleim gemengten Slist häufig entleerte, dann besser zu werden sebieu, nach 6 Stunden wieder aufstand, aber noch schwach und taumelnd war und keinen Aj)j)otit zeigte. Am folgenden Tage, war es wieder ganz wohl. Man gab ihm nun ^ Pfund des Mittels; es traten dieselben Zufälle und nacli 14 Stunden der Tod ein. Der Magen und Dünndarm fand sieb entzündet. Viborg sagt auch, dass Schweine von dem Eiseu-hutkraut sterben (dess, Anleit, z. Erzieh, und Benutzung des Schweins, S. 76). Bei Ziegen sah ich nach demdenuss dieser Pflanze schmerzhafte Aufblähung des Leibes, Krämpfe, stieren Blick und den Tod erfolgen. Bei dem Kindvieh wirkt sie ebenso naehtlieilig. Für Hunde, Füchse, Wölfe, Katzen u. s. w. ist der Eisenhut eins der heftigsten Gifte; erstere sterben schon von 4- 8 Grammen der Wurzel. Nach allen Beobachtungen mindert das Mittel die Energie des Herzens. In der homöopathischen Mediein gilt Aconit als Hauptmittel gegen Kntziindmigcn mit neutem Character und im Anfange; allöopa-thiseliwird es wenig benutzt; ich habe es mit sehr gutem Erfolge gegen acuten und chron. Rheumatismus, gegen rheumatische Entzündungen der Augen, des Herzens und der Gelenke Innerlich, bei rheumat. Augenentzündungeu auch fiussorlich benutzt. Schenk empfahl es gegen Krampf des Zwerchfells; Stahl gegen den Wurm der Pferde, — es hat sich aber nicht bewährt. Collaine1 versuchte gegen diese Krankheit das Eisenhut-Extract täglich zu löGrni., welches sie, aber ohne vortheilhaftenErfolg, sehr abgemattet hat. Die Gabe der Wurzel für Pferde und Kinder ist 4 8 Gnn., für Hunde f 2—18 Centigrm. Aeusserlich vertreibt eine Abkochung die Läuse.
2)nbsp; Aethusa cynapium (Hundspetersilie, Gartengleisse) und
3)nbsp; Chaerophyllum eylvestretemulum d hulbomin (Kälberkropf) sind dem gefleckten Schierling (sect;, 401) verwandt; beide sind wohl weniger wirksam als der Wasserschierling, aber von dem Genuss der ersterenPflanze in grösserer
Menge starben doch ein paar Kühe2. Als Heilmittel worden beide nicht benutzt.
4)nbsp; Semina Cocculi (K ecke Iskörner), von Meuispenaum Cocouli, wirken auf alle Thiero stark betäubend, in grossen Gaben Krämpfe erregend; ebenso die Ignatiusbolnie. Heide sind als thierärztlichc Heilmittel nicht gebräuchlich.
5)nbsp; Crocus (Safran) wirkt gelind narkotisch, zugleich erregend, ist aber grösstentheils noch nicht genügend in seinen Wirkungen erforscht. Bei der Staupe der Hunde, bei Mangel an Wehen zur Zeit der Geburt ist der Safran als Arzneimittel empfohlen, aber zu theuerund durch andere Mittel zu ersetzen. (4 Gnu. 9 Sgr. 4 Pf.)
G) J'\éa St. /(jiuiiü {Ignntiuahohno). ihre Wirkung ist in der Art und im Grade fast ganz mit der der Brechmiss (sect;. 386) übereinstimmend.
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1 Gliiukliclitir Versuch, den HutK und Wurm der Pierde zu lieileu Uerike. üraunsehwuif' 1811. S. 19 u. 20.
''VVegiMier, im Magu/.in dir Tliierludlk. Jahrg. .'iö. Hefl 'i
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A. d Franz.
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Wenig gobriiiiclilidiu Ntu'ootioa,
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7)nbsp; Laotuca vwosa (Giftlattich) wirkt auf Mensohen und llimde stark betäubend, in grossen Gaben (z, B. 12 Q-rm. des Ejxtraotes) die Ictsstei-ou auch tödtend; .bei Pferden und den übrigen Thieren ist die Wirkung niciit ermittelt. Als Arzneimittel dient dci' Latticll in der Tliierlioilkui.st nicht.
8)nbsp; Lcditm palustre (Forsch, Sumpfporsch, Porst, wilder Rosmarin) wirkt erregend-betäubend, Ziegen sollen das Kraut ohne Naohtheil
fressen. In manchen Gegenden stellt es im Ruf, ein kräftiges Heilmittel gegen bösartige Druse und selbst gegenßotz zu sein; ich gab es sowohl amp;isoh als getrocknet den rotzigen Pferden zu 60—180 Gnu. täglich zweimal und durch 4 Wochen, und bemerkte wohl eine Verminderung der Symptome, aber keine völlige Heilung. Dagegen ist das Waschen der Thiere mit einer Abkochung dieses Krautes (60 Gnu. zu 1 Pfund Collatur) ein sehr sicheres .Mittel zum Tödten und Vertreiben der Läuse.
9)nbsp; Paria quadrifolia (Einbeere), Kraut und Heeren sollen scharf narkotisch wirken und den lliilmern giftig sein; Hunde zeigten von 16 Beeren gar keine Wirkung, von 20 Stück aber Anstrengung zum Erbrechen (Schubart a. a. 0.),
10)nbsp; nbsp;Seeale cunnitwu (Mutterkorn), ein in den Achren des Roggens, dos Mais und anderer Grasarten wachsender Schwamm {Sclerotium clavtis s. Spliacelia segetum), enthalt eine eigenthtlmliclieSubstanz, das Ergotin, etwas Fett, Schwammzucker und dgl. Dem Ergotin wird hauptsächlich die Wirkung des Mutterkorns zugeschrieben, es wird jedoch nicht thierärztlich benutzt. — Das Mutterkorn in gehörig grossen Gaben angewendet, wirkt im Allgemeinen wie ein scharf-narkotisches Mittel, jedoch in ganz speeiflscher Weise; es erzeugt zuerst Ekel, selbst Erbrechen (wo dies möglich ist), bei fortgesetzter Anwendung auch immer mehr zunehmende Mattigkeit, Autlösung des Blutes, und als EigenthUmlichkeit findet sich Lähmung der vom Herzen entfernt liegenden Theilo, oder oft sogar Abstorbung derselben, wie der Endglieder der Extremitäten, des Schwanzes, der Ohren, bei llülmeni auch des Kammes (bei Menschen die sogenannte Kriebelkrankheit). Von sehr grossen Gaben erfolgt der Tod zuweilen durch Darmentzündung in kurzer Zeit, ehe jene anderweitigen Wirkungen sich entwickeln1. Ebenfalls als speeiflsohe
Wirkung hat man beobachtet, dass das Mittel starke Contractionen des Uterus und seiner Gefässe hervorruft, besonders bei trächtigen Thieren. Dieser Wirkung wegen wird es 1) als Hilfsmittel zur Beförderung der Geburt in solchen Fällen angewendet, in denen bei gehöriger Geburtszeit die Wehen zu schwach sind oder ganz ausbleiben, wo aber ein mechanisches Hinderniss nicht bestellt; 2) bei dem Zurückbleiben der Machgeburt in Folge von Reizlosigkeit und .Schwäche der Gebärmutter; und 3) als Blutstillungsmittel bei atonischen Blutungen und Schleimfliissen aus dem Uterus, besonders nach
dein Gebären. — Die Gabe ist für Pferde und Rinder 15----15 Grm., für
Schafe, Ziegen und Schweine 4'—12 Gnu., für Hunde und Katzen üO Gentigrm. bis 4 Grm. Die Wirkung auf den Uterus tritt schnell, d.i. gewöhnlich mit etwa 20 Minuten ein und dauert gegen 1 Stunde. Hiernach ist nötliigcufalls die Wiederholung zu bestimmen. Hei zu schneller Wiederholung hat man zuweilen bemerkt, dass die Zusammenziehungeu des Uterus
1 Larlnsor, Vcva. u. Beobaoht, Ubor die Wirkung dos Mutterkorns, Barlla 1824. lievuo iniidii' 1831, Juillet.
j4 raquo;
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Narkotische Mittel.
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uioht wehenartig, abwechselnd mit rahigen Pausen, sondern andauernd und
ZU hoi'lig' waren und dass die Qeburt hierbei nicht befördei't wni'de. — Man j;iebt das Mutterkorn frisch pulverisirt am besten mit warmem Bier oder einer aromatischen Flüssigkeit gemengt, (;i(gt; (Irin. 4 iSgr. Jü Pf.)
11)nbsp; nbsp;Sokmum Dulcamara (fiittevBÜss, Alprankeu), gebrauohUoh die Stengel, Stipites Dulcamarae\ sie wirken schwach betäubend, jedoch nur in grossen Gaben; bei Pferden sah ieh von '2!gt;0—üOO (Jrm. der frischen so wie der trockenen Stengel — und Viborg (Samml. Hd. .'i, S. l-iB) von 16- 80 Heeren bei Hunden, und von 12 Beeren bei einem llaushahn keine deutliche Wirkung. Dänische Thierärzte wollen die Stengel gegen den trockenen Dampt', täglich isu 180—'öüO mit Nutzen angewendet haben {Veter. SelsL Skrift, JJeel 1, 8. 312. Deel 3, S. 506).
12)nbsp; Solanum niyrani (Nacht schat ten); die ganze Pflanze wirkt schwach betäubend und etwas scharf. Nach Viborg's Versuchen (Viborg, Samml. Bd. ii, S. 149) sind weder die Blätter noch die Beeren dieser Pflanze für l't'erde, Esel, Hunde und Hühner so giftig, wie man geglaubt hat. Hagegen ist die Pflanze den Schweinen und Kühen schädlich, verursacht hei letzteren Unruhe, Schmerz, Auftreibung des Leibes, stieren Blick, harten, vollen Puls und selbst, den Tod; andere Kühe, die auf diese quot;Weise litten, wurden durch Aderlassen und schleimige Mittel gerettet {Vet. SelsL. Skrift. Deel 2, S. 420j. Das Kraut ist äusserlich als schmerzlinderndes Mittel benutzt worden.
13)nbsp; Taanis öaecato (Eibenbanm, Taxus); die Blätter (Nadeln) und Zweige wirken scharf narkotisch und sind, Viborg's Versuchen zufolge (Samml. Bd. 2, S. 49), für alle llausthicro ein heftiges Gift. Pferde zeigen Widerwillen dagegen und sterben, wenn sie 240—oöOGinn. der Blätter ohne Zumiscfaung von andermFutter fressen, gewöhnlich in Zeit von einer Stunde, sehr plötzlich und ohne vorausgehende andere Zufälle; sie ertragen aber noch grössere Gaben ohne Nachtheil, wenn sie das Mittel mit Hafer gemengt verzehren, oder wenn sie allmälig an dasselbe gewöhnt worden. Hin Widder zeigte nach dem Gennss von 250 Gnu. der Blätter in den ersten 4 Stunden keine Wirkung, dann aber Betäubung, kleinen Puls, geschwinderes Athrnen, Drang zum Erbrechen, Rülpsen, Auftreibung des Leibes. Endlich fiel er nieder und starb unter Zuckungen, 12 Stunden nach dem Verschlucken des Giftes. Eine Ziege ertrug 120 Grm. ohne Schaden; aber sie starb von 360
' Grm. unter ähnlichen Symptomen wie jener Widder. Ein halbjähriger Eher wurde von 75 Grm. zcrsto.ssener Blätter gelödtet, ohnoraebtet er vorher 4 Pfund Fleisch gefressen hatte. — Hunde und Katzen erbrachen sich von 30—45 Grm. der Blätter sehr heftig, blichen aber am Leben. — Die Taxus-Beeren wirken ähnlich, aber weit schwächer. Als Arzneimittel wird vom Taxus für Thiero kein Gehrauch gemacht.
14)nbsp; Calahar-Bohno; specif, Wirkung auf Verengerung der Pupille bei örtlicher Anwendung (Bestreichen des Auges mit einer Auflösimg dos Extracts); bei schwarzem Staar, Schwindel u, a. Nervenleiden empfohlen. (Magaz, 32. Bd., S. 368 und liepertor. d. Thicrhoilk., Jahrg. 32, Heft 2, S. 125.)
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Schwefel.
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ACHTE KLASSE.
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Chemisch-einfache Arzneistoffe.
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sect;. 410.
Die wenigen Arssneimittel, die man mit einigem Grunde als chemisch-einfache Stoffe, betrachten katin, und die sicli nach unserer Eintheilung der Arzneimittel unter keine Klasse bringen lassen, sind: der Schwefel, der Phosphor, das Chlor, das Jod, das Brom, Lithium und einigermaassen auch (als Vehikel des Kohlenstoffes) die Kohle.
Diese Stoffe sind sich in mehreren Eigenschaften einander ähnlich, und in ihren Wirkungen auf' den Thiorkörper kommen sie mit einander darin tiberein, dass sie vorherrschend die Bildungsthätigkeit und die Mischung der Stoffe verändern; aber in der Art, wie sie dieses tbun und überhaupt in der Art ihrer Wirkung weichen sie doch wieder bedeutend von einander ab, so dass sich in pharmako - dynamischer und in therapeutischer Hinsicht gemeinschaftlich geltende Angaben über sie nicht gut machen lassen.
I) Schwefel, Sulphur, Sulfur. (Chemisches Zeichen S.)
sect;. 411.
Der Schwefel isl eine chemisch-einfache Substanz, die sich massenhaft in der Erde, theils gediegen, theils in Mineralien, in geringer Menge auch in Thieren und Pflanzen findet und aus den ersteren im Grossen gewonnen wird. Er kommt im Handel in zweierlei Formen vor, nämlich entweder in cylin-drischen 1—ll/aZoll dicken Stücken von krystallinischem (iefügo als Stangen scli we fei. Sulphur ßitrinnm, S. in hacvlis, oder in Form eines lockeren Pulvers, aus kleinen rhombischen Krystallen bestehend, als Schwefelblumen oder sublimirtor Schwefel, Mores sulphuris, Sulphur sttblimatum.
Der Schwefel ist gelb, fast geruch-nnd geschmacklos, im Stangenschwefel hart, spröde, leicht pulverisirbar; in der Hitze von 111deg; 0. schmilzt er, und bei 1:20quot; C. lässt er sich sublimiren; er brennt mit blauer Flamme und mit Erzeugung schweflig-saurer, erstickend riechender Dämpfe. Sein spec. Gewicht ist circa '2,000. Er ist in Wasser unlöslich, in fetten und flüchtigen Oelen, Weingeist, Aether, Chloroform in geringer Menge löslich, bei Mitwirkung von Wärme etwas mehr, am meisten in Schwefelkohlenstoff und ätzenden Alkalien. In der Schmolzhitze verbindet er sich mit den fixen Alkalien zu 8c Iiwe folk alien (Schwefel lebern) in verschiedenenSchwefelnngsstufen des Kaliums, mit Sauerstoff zu Schwefelsäuren von verschiedener Vollständigkeit, mit Wasserstoff zii Schwefelwasserstoffsäure, und mit den meisten Metallen zu Schwefelmetallen.
Der ursprünglich gewonnene oder sogenannte rohe Schwefel (Sulph, orudum) enthält immer fremdartige Tboilo, Erde, Metalle u. dgl. und wird durch Hmschmelzen oder Sublimiren gereinigt und zu Stangenschwefel oder Schwefelblumen gemacht. Diese enthalten gewöhnlicli etwas Schwefelsäure, welche durch wiederholtos Waschen mit destillirtem Wasser entfernt und hierdurch der gereinigte Schwefel, Sulph, depuratuw, dargestellt wird.
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Chemisoh-einfaoho Mittel.
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sect;. 412. Wird der Schwefel in kleineu Gaben und nur einmal einem Tliiere eingegeben, su verursacht er gewöhnlich keine bemerkbare Wirkung, wird aber .seine Anwendung in iniissig starken Gaben durch einige Zeit fortgesetzt, so nimmt die Hautausdünstung nach 2 —.'! Tagen bei Tliieren von jeder Art einen eigenthlimlichen Geruch nach Schwefel an; doch ist dieser Geruch nicht immer dorn reinen Schwefel, sondern häufig mehr dem der schwefeligen Säure, oder auch dem des Schwefelwasserstoffgases ähnlich. Nach dem letz-tern riechen dann auch die abgehenden Blähungen und dcrKoth, und nicht selten auch die ausgeathmete Luft. Die HeschafTenheit des 1'ulscs, die Schleimhäute, die Schleiraabsouderung und dieUriusecretion lassen hierbei an gesunden Tliieren keine Veränderung erkennen, und die Hautausdünstung wird nicht (wie Manche glauben) bis zum Schweiss gesteigert, sondern es scheint vielmehr, dass nur die sogenannte unmerkliche Ausdünstung verstärkt von statten geht. Dabei sieht man nach massigen Gaben oft (namentlich bei Pflanzenfressern) die Verdauung bosser werden; der Kotb erscheint kleiner, fester und weniger reichhaltig an Säure. — Grosse Gaben des Schwefels vermehren die Absonderung der Darmsäfte, vorzüglich dos Schleims, und verursachen Laxiren, stören aber den Appetit nicht. — Von sehr grossen Gaben entsteht zuweilen auch eine Entzündung der Schleimhaut des Magens und Darmkanals, die jedoch mehrentheils nur oberflächlich bleibt und sehr schleichend, ohne heftige Zufälle verläuft. Ein mit liotz behaftetes, massig starkes Pferd, 9 Jahre alt, erhielt am ersten Tage 30Qrm. (1 Unze), am zweiten Tage 60 Grm. u. s, w. in demselben Verhältniss steigend, so dass es am lli. Tage 1 Pfund, also im Ganzen etwas mehr als 2H()() Grin. (136 Unzen) bekam. Am siebenten Tage stellte sich Durchfall ein, der bis zum sieb^olmten Tage fortdauerte; die Fresslust wurde niemals getrübt, die Uriusecretion nie verändert; die Hautausdünstung roch am dritten Tage deutlich nach Schwefel, wurde aber während der ganzen Zeit nicht bis zum Schweiss vermehrt; ein ihm aufgelegtes, mit Pleiossig bestrichenes weissesPapier erschien am vierten Tage grau; die Absonderung des Schleims und Eiters in der Nase vermehrte sich täglich, während die früher sehr stark angeschwollenen Lymphdrüsen im Kehlgange immer kleiner wurden. Das Pferd magerte hei gutem Futter sichtbar ab, wurde täglich kraftloser, so dass es am sechzehnten Tage nicht mehr allein von der Streu aufstehen konnte; die Färbung der Schleimhaut in der Nase und im Maule erschien in der ersten Zeit gar nicht verändert, später mehr blass; Puls und Athcm war bis zum letzen Tage normal; Kolikschmerzen traten nicht ein; vom zehnten Tage an wurde das Blut immer dunkler, und zuletzt selbst in den Arterien fast schwarz; dabei war es sehr dünnflüssig und langsam gerinnend. Als am siebzehnten Tage das Pferd gotödtet und secirt wurde, fand sich die Schleimhaut in der rechten Hälfte des Magens und im Blind- und firimmdnnne bläulich-roth gefärbt, aufgelockert und sehr mürbe; eine Menge Schwefel fand sich noch im Darmkanal; letzterer, und ebenso die übrigen Banoheingeweide und selbst die Lungen und zum Theil auch die Muskeln rochen sein' stark nach Schwefelwasserstoff, aber das ganz schwarze und dünnflüssige Blut hattediesen Geruch nicht. — Ausserdcm waren die pathologischen Veränderungen nur wie sie bei dem Rotz gewöhnlich sind. — In anderen Fällen war der Urin stets reicher an schwefelsauren Salzen geworden, wenn man Schwefel durch
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Schwefel.
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einige Tage gegeben halte. — Wald ing'er ' fand bei Schafen, die bis zum Missbrauch wöchentlich 3 mal eine mit Schwefel versetzte Lecke erhalten hatten, das Fleisch so stark nach diesem StnH'ü riechend, dass es für den Gonuss ekelhaft war.
Eei der Anwendung des Schwefels auf die Haut entsteht nach kurzer Zeit ebenfalls ein Schwefelgeruch, weisse Haut wird etwas geröthet, ihre Empfindlichkeit bleibt unverändert und der übrige Körper scheint, gar nicht, davon afflcirt zu werden.
sect;. 413.
Aus dem Vorstellenden liisst sich annehmen: dass der Schwefel t.ls ein eigen!hümliches Uinändcrnngsmittel des Vegetationsprocesses auf den thieri-scliou Organismus in der Art wirkt, dass er die kleineren, absondernden und aufsaugenden Qefftsse, die Lymphgefässe, die Venen, die Lymphdrüsen and die Schleimhäute, vielleicht auch die äussore Haut zu vermehrter und veränderter Tliätigkeit anregt, die Secretionen dieser Gebilde vermehrt und verändert, aber auf die Thfttigkeit dor grossen Gefässe und des Nervensystems keinen unmittelharen Linfiuss zeigt. Auch ergiebt sich als sehrwahrscheinlicli, dass er theils unverändert in die Materie des Körpers übergeht, tboils aber durch die im Verdauungskanal (besonders bei pflanzenfressenden Thieren) stets vorhandenen Säuron, durch alkalische Substanzen u. s. w. in schwefelige Säure und in Schwefelwasserstoff (oder doch in etwas Aehnliches) umgewandelt wird, und in dieser veränderten Beschaffenheit auch andersauf denThier-körper wirkt, besonders die arterielle Blutbildung, die Plasticität der Säfte und den Eteprodnctionsprocess beschränkt, und dass er, wenn die Einwirkung sehr reichlicli Statt findet, sehr vermehrte Absonderung im Darmkanal und hierdurch Laxiren, bei anhaltender Anwendung aber eine abnorme Verflüssigung der thieriseben Materie erzeugt. Wahrscheinlich wirkt er auch nur in diesem chemisch veränderten Zustande in grossen Gaben so reizend auf die Schleimhaut des Verdauungskanals, dass eine asthenische Entzündung derselben entsteht. — Ausserdem ergiebt sich auch aus dem vorigen sect;., dass die Wirkungen des Schwefels nur langsam erfolgen, dass derjenige Theil von ihm, der in die Materie des Körpers eingegangen ist, grösstentheils durch vermehrte Haut-und Lungenansdiinstung wieder ausgeschieden wird, dass aber der Schwefel kein eigentlich schweisstreibendes Mittel ist.
sect;. 414.
Die Indicationen für die Anwendung des Schwefels sind nur schwach begründet.
a) Die innerliche Anwendung erscheint im Allgemeinen angezeigt: bei Krankheitszuständen, die in gehemmten Ab- und Aussonderungen, besonders aus der Haut, aus den Lungen oder aus dem Darmkanal und der Pfortader, - in zu reichlicher Blutbildung, — in venösen Congestionen, — und in zu geringer Thätigkeit der Venen und Lymphgefässe begründet, oder mit Sink #9632; kungen in diesen Gefässen und in den Lymphdrüsen verbunden sind. — I )agegen ist d ie Anwendung unzweckmässig, wenn heftige, active Entzündung,
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1 Abhandlung Über den Schwefel und sehn; Verbindungen n, s. w.
1820. S, 36.
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Wien und Triest
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Chemisch-einfaohe Mittel,
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oder wenn schon weit vorgeschrittene Entmischung der Hätte zugegen ist. Die besónderen Krankheitszustände, bei denen mau den Schwefel angewendet hat, sind:
1)nbsp;Asthenische Entzündungen, besonders der Brust- und Baucheingeweide. Ein wahres antiphlogistisches Mittel ist der Schwefel wohl nicht, und seine entzltndungswidrige Heilkraft so wie auch die Art der Entzündungen, bei der er nützlich ist, bleibt noch näher zu untersuchen. Skelett,1 empfiehlt ihn beim Kindvioli gegen eine äussere Brustentzündung, die er als Anticor bezeichnet, und gegen Entzündung dos dritten Magens und der Gedärme, neben dem Aderlass als das Hauptmittel, besonders wenn Verstopfung des Leibes zugegen ist. Ich habe diese, in Deutschland nicht gewöhnliche Behandlungsweise der Entzündungskrankheiten mehrmals bei rheumatischen Lungenentzündungen, jedoch immer erst nachdem die Heftigkeit der Entzündung durch einen gemachten Aderlass gemildert war, bei Pferden und Rindern mit gutem Erfolge versucht. Nach gehobener Entzündung, wenn Husten mit zu geringem Auswurf besteilt, ist der Schwefel ein vortreffliches Mittel.
2)nbsp; Milzbrand. Gegen diesen ist der Schwefel von mehreren Thierärzteii, namentlich von Kysz (Arzneimittellehre)gegen das sogenannte Kücken- und Lendenhlut des Rindviehes und der Schafe, als nützlich befunden worden; es fehlt jedoch die genauere Bezeichnung der Umstände, unter denen die Anwendung geschab, und hei der bekannten Verschiedenheit derselben ist das Mittel gewiss nicht überall passend; besonders ist wohl bei einem schnellen Verlaufe des Anthrax nichts von ihm zu erwarten.
3)nbsp; nbsp;Katarrhalische und rheumatische Krankheiten, sowohl im frischen, wie auch im chronischen Zustande, Druse, Strengel, Bräune, Husten, Lungenkatarrh, selbst Lungenknoten, Rehe und andere rheumatische Lahmheiten. Der Schwefel ist bei diesen Krankheiten mehrentheils nützlich, aber es ist ebenfalls noch nicht gehörig ermittelt, wo er nöthig ist, und wo er entbehrt werden kann.
4)nbsp; Hautkrankheiten, besonders Flechten, Räude, Nesselsucht und Mauke; sie sind die vorzüglichsten Uebel, bei denen das Mittel angewendet wird und wo es vielleicht noch am meisten nützlich ist. Bei der Mauke (wo es Bysz empfiehlt), und ebenso hei der Hände ist es jedoch immer zu entbehren.
5)nbsp; Kotz und Wurm. Col la ine- wollte gegen diese Krankheit vom Schwefel ganz ausserordentlich günstigen Erfolg gesehen haben; bei meinen zahlreichen Versuchen hierüber ist es mir nicht, gelungen, nur ein rotziges Pferd zu heilen, und gegen Wurm schien das Mittel nur dann etwas zu leisten, wenn wenige Wurmbeulen zugegen waren und wenn dieselben zugleich örtlich zweckmässig behandelt wurden. Schwefelspiessglanz, Terpenthinöl n. dgl, zeigten sich viel wirksamer.
6)nbsp; Ausserdem wird der Schwefel noch von Manehenals PräservativiniUel, bei Schafen gegen die Fäule, gegen Baude und gegen die nachtheiligen Folgen der Waldhutung, namentlich gegen milzbrandartige Uebel, besonders das
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' A practical Treatise on the parturation of the cow. Lond, 1822. p. 226, 227, 230, 241 u. f.
2 Compte renriu il'uno experience t, ntóü contre la morve et Ie fan-in. Paris 1811. — Glücklicher Versuch, den Rotz und Wurm der Pferde zu heilen. Aus d. Franz, von Oerike. Hiannschweig 1811.
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Schwefel.
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Ktiokeublnt, und K'PSe11 eine eigenthümliohe venöse und typhöse Entzündung der öehärmntter, die bei Schafen nach dem Lammen eintritt und oft in 24—30 Stunden tödtet,- und bei Hunden spg'en dieStaupe und andere Krankheiten angewendet, .Sein Nutzen für diese Zwecke ist nicht erwiesen.
/gt;) Aeusserllch wird dor Schwefel gegen Räude und Flechten, gegen das sogenannte Teigmal oder Teigmaul der Kälber und Lämmer, und gegen Mauke angewendet; er ist jedoch hierbei von sehr geringer Wirksamkeit und ent-liehrlich. Bei der Baude wird er jetzt, von den deutschen Thierärzten mehrentheils durch wirksamere Mittel ersetzt.
sect;. 416.
Gabe und Verbindung zum innerlichen Gebrauch ist nach Verschiedenheit dos Heilzweckes etwas verschieden; als abführendes Mittel bei Entzündungen und hei dem Milzbrände u. s. w. innss man den Schwefel immer in grossen Gaben, nämlich für Pferde zu 250 ÜOO Grm., für Rindvieh zu 300—400 Grm., für Schafe zu 30—90 Grm., für Schweine 15—30 Grm., für Hunde 4—24 Grm. in einer Gabe und nur einmal, in Verbindung mit Salpeter, oder Glaubersalz, oder Weinstein und dergl. anwenden. — Soll aber der Schwefel eine alhnälige ümstimmung im Blute und im Lymphge-fässsystom bewirken, die Hantausdünstnng', den Lungenauswurf und die Ee-sorption befördern, z. 13. bei veralteten katarrhalischen und bei anderen chronischen Krankheiten, so giebt man ihn immer nur in massigen Gaben, nämlich Pferden und Rindvieh 15 —oO Grm., Schafen 8—15 Grm., Schweinen 2—4 Grm., Hunden 30 Centigr. bis 1 Grm., täglich 1—^2mal und durch längere Zeit anhaltend; man versetzt ihn hier mit aromatischen Mitteln, mit Kampher, Terpenthinöl, Ofenruss, Schierling und dergl. , aber nicht mit Metallpräparaten, weil er fast ohne Ausnahme deren Wirkung sehr schwächt.'— Gegen Rotz und Wurm gab Collainc das Mittel in steigender Gabe, indem er gewöhnlich mit 120 Grm. pro Tag anfing und bei einzelnen Pferden bis zu 1 ,j2 Pfd. damit stieg, ohne dass heftige Wirkungen eintraten (a. a. O. S. 2;5); manche Pferde wurden jedoch hierdurch so geschwächt, dass sie durch 3—4 Tage, ohne aufstehen zu können, auf der Erde lagen.
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sect;. 416.
Die Anwendung kann in Pulverform, als Zusatz zu sogenannten Drusenpulvern, zu Lecken (für Schafe), oder besser in Pillen oder Latwergen geschehen; auch kann man den pulverisirten Schwefel, mit einer schleimigen Flüssigkeit, gemengt und gut umgeschüttelt geben; aber unzweckmässig ist es, den Thieren ganze Stücke des Schwefels in das Trinkwasser zu legen; denn er löst sich bekanntlich im Wasser nicht auf und kann daher demselben auch keine Heilkraft mittheilen,
Aeusserlich wird der Schwefel am zweckmässigsten in Form einer Salbe oder eines Linimentes angewendet. Die erstere bereitet man gewöhnlich durch blosses Zusammenreiben von l Theil pulverisirtem Schwefel mit 2 Thcilcn Schweineschmalz oder Butter (einfache Seh wcfelsalbo, Un-guentum mlphuratum simplex), oder noch besser statt des blossen Fettes mit ebenso viel grüner Seife; um die Wirksamkeit zu erhöhen, setzt man oft noch pulverisirten Salmiak oder Zinkvitriol, Terpenthinöl, stinkendes Thier-
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Chemisch-einfache Mittel.
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öl, Lorbeeren, Nioswurzcl und dergl. ZU (z.B. in dor Jas ser'sch en Krätz-saibe. Unguent, contvu Scabicm Jd.iscri: '2 Theile Schwefel, Giienso viel Zink vitriol, pulv. Lorbeeren und 8 Tlieilc Fett; oder in der Englischen Kriitz-salbe: Sohwefelblumen 180 Grm.,böob8t fein pulv. weisse Nieswurz 60 Grm., Salpeter 1 Grm., sehwarzo Seite 180 Grm. und 560 Grm. Scliwcinescbmalz;.
Zum Liniment nimmt man 1 Tbcil pulverlsirten Schwefel und 2 Theile grttne Seite, und so viel heisses Wasser oder, bei grosser Reizlosigkeit, Ter-pentbinöl, dass das (lanzo eine balbflüssige Consistenz erhält. Man reibt die Salbe und ebenso das Liniment täglich einmal, und durch K--4 Tage nach einander auf die kranken Stellen der Haut ein, reinigt dann letztere mit warmem Seifenwasser und setzt nach einer Pause von 2 Tagen das Mittel auf gleichu Weise bis zur Heilung' fort, -- Waldinger empfahl auch den Schwefel als Zusatz zu dem Walz'scheu Wasohwasser gegen Schaf'räude (S. 224), — und Kysz ein Pulver von gleichen'{'heilen Schwefel und Kohle zum Einstreuen in feuchte Maukegeschwüre.
Ausserdem ist der Schwefel als ein wirksames Desinfectionsmittel zur Zerstörung- von flüchtig'on Contagien in Ställen auf die Weise zu benutzen, class man ihn pulverisirt auf glühende Kohlen streut und durch sein Verbrennen schwefeligsaure Dämpfe erzeugt, mit welchen man den ganzen Raum erfüllen muss. Dieselben vernichten das Leben in Schimmel- und anderen Pilzen', auch in den Fermenten, und sie zersetzen das Schwefel wasserstoffgas. Bei dieser Anwendung dürfen jedoch wegen der zu befürchtenden Erstickungsgefahr keine lebenden Thiere sich im Stalle befinden. (Preis: Sulphur depuratum .quot;SO Grm. 1 Sg-r. (i Pfg.)
Anmerkung 1. Zum thierSrzllioben Gebrauch ist überall der obenbezeichnete S tangensohwefel, wenn derselbe nur nicht zu sehr durch andere Bcätandtheile verunreinigt Ist, vollkommen ausreichend; der thenrere goreinigte Schwefel oder die Seh wefelb 1 um en (Sulphur äepuralvm s. mhlhnatmn raquo;, Floren Sulplmrw), und ebenso Her S ch wef el-Ni e d er schlag oder die Sc hwet'e 1 m i Ich (Sulphur prareipitatitm s. Lao SulplmrisJ sind zu entbehren.
2. a) Der sogenannte einfache Schwefelbalsam oder das geschwefelte. L einöl fliahamns Siilph,nris simplex s. Olium Idni sidp/iiirahirnj, durch Auflösen von 1 Th Schwefel in 4 Th. heissem Leinöl bereitet — ist iusserlich als gelindes Digestivmittel bei atonischen Geschwüren und als auflösendes Mittel hei Verhärtungen, innerlich hei Langen-knoten, bei trockenem Husten, heim Blutharnen und bei Olries und Sand im Urin ehemals gebraucht worden, jetzt aber fast ganz vergessen, (iahe, für grosse Ilausthiere 30 bis 90 Grm.. für kleinere im Vcrhältniss weniger. — b) Von dem te r pentb i n hal t igen Schwefelbalsam ist bereits S. 209 das Nöthigo gesagt. (S eh we l'e 11c ber s.'bei den Salzen, Schwo f el me t al 1 e bei den Metallen.)
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2) Phosphor, Phosphorta. ^Chemisches Zeichen P — 196,155.)
sect;• 417. Der gewöhnliche, ordinäre Phosphor, oder wegen seiner officinellen Form in kleinen Stäben auch Stangen-Phosphor genannt,2 ist ein in Thioren,
1 Das dem Wninstock so höchst schädliche Oidium (Oryptogame) konnte nicht durch Chlor, Sündern nur durch das liestreuen mit Scliwefelhlumen, aus denen sieb dann an der Luft ebenfalls schwcfeligc Säure entwickelte, vernichtet werden.
8 Von ihm unterscheidet man den von I'r. Schrot t er in Wien entdeckten a morph e u oderrothen Phosphor, der durch Aussetzen des gewöhnlichen Phosphors an das Lic'it
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Schwefel, Phosphor.
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Pflanzen und Mineralien sehr hHnfig vorkommender Grundstoff, der an der Luft sich von selbst entzündet, dabei leuchtende, nach Knoblanoh riechende Dämpfe ausstösst, in feuchter Luft das Ozon erzeugt, sieh im Wasser nicht, wohl aber im Aether, Weingeist, Chloroform, in fetten und ätherischen Oelen auflöst. Er wird im Grossen aus den Knochen dargestellt, und musa unter Wasser in einem gläsernen Gcfäss und gegen das Licht geschützt, vorsichtig auf bewahrt werden. Mit Sauerstoff bildet er ein Oxyd und 3 Säuren, mil dem Wasserstoff verbindet er sich mittelbar in einem Verhältniss, auch mit den Metallen, mit dein Kohlenstoff und dem Stickstoff.
Die Wirksamkeit des Phosphors auf den Thiorkörper ist qualitativ eine ganz eigenthümliche, dabei quantitativ in kleinen Gaben eine schleichende, gleichsam tückische, in massig grossen Gaben eine sehr acute, gif'tig-tiidt-liche. Pferde ertrugen in der Regel nur IS bis höchstens 7ü Centigrm., Hunde 3— 10 Centigrm., einzelne selbst bis '24 Centigrm, Phosphor in Baumöl aufgelöst, ohne dass hiernach eine Veränderung am Pulse und Herzschlage u. s. w, wahrzunehmen war; wurden aber diese Gaben verdoppelt oder noch mehr verstärkt, so erschien das Athmen etwas lobhafter, die ausgeathmete Luft und ebenso die Haut wärmer, der Puls nach 30—(iO Minuten etwas voller und um 5—10 Schläge in einer Minute vermehrt, die Schleimhaut der Nase und des Manies dunkler geröthet; — diese Wirkung erfolgte jedoch weder ausgezeichnet schnell noch in besonderer Art. Aber es entstand von diesen grosseren Gaben immer eine Vergiftung spccifischcr Art, die sich bei Pferden ohne auffallende Symptome äusserte, und wobei oft ganz unerwartet nach 10—16 Stunden, zuweilen aber auch erst nach 18 Stunden der Tod erfolgte. Lei Lowag's Versuchen trat an einem rotzigen Pferde nach Anwendung von 48 Centigrm. Phosphor mit 180,0 Leinöl pro dosi, früh und Abends während .'! 'Pagen gereicht, am 4ten Tage der Tod plötzlich ein, nachdem blos der Appetit etwas vermehrt und der Nasenausfluss dünnllüssiger geworden war. Zwei andere Pferde ertrugen durch einige Tage grössere Quantitäten, starben aber, als sie 60—72 Centigrm, pro dosi täglich zweimal erhalten hatten. (Magaz. f. Thierheilk. Bd. VII. S. 443.) Ein Pferd, welches 2 Gramm Phosphor in einer gegen die Ratten aufgestellten Latwerge gefressen, zeigte erst nach o'/^ 'Pagen Bauchschmerzen, Fieber, Zuckungen, Vordrehen der Augen und Geifer; es stürzte nieder und starb 3 Stunden später1. — Einige Munde und Schweine starben schon nach Gaben von 3—9 Centigrm. in Zelt von 2—5 Tagen; in dieser Zeit waren sie gewöhnlich etwas traurig, matt und ohne Appetit, einzelne zeigten auch Erbrechen, Unruhe und Winseln. — Hühner und Enten starben nach dem
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oHer nn die Wärme entstellt, indem liierhei gfinz einfach die Atome des letzteren sich verändern und derselbe hierdurch seine giftigen und feuergefährlichen Kigenschaften verliert. La s s a i gn e hat über die ersterc Kigenschaft Versuche angestellt f Rceucil de Mid, vHèrin. 1854, p. 550—557), aus denen im Wesentlichen hervorgeht: 1) dass der amorphe Phosphor In Gaben bis zu 5 Orm, (circa l'/a Drachme) auf Iluude nicht giftig wirkt; 2) dass bei Sperlingen circa '/-i Gran unwirksam ist; 3) dass er selbst auf die von ihm berührten Schleimhäute ohne Wirkung ist; 4) dass auch die aus diesem Phosphor fa-bricirten Zündliölzchen weder für Iluude noch für Vogel giftig sind, während der ordinäre Phosphor und die von ihm bereiteten Zündhölzchen sehr giftig wirken. Kr darf daher nicht mit dem gemeinen Phosphor verwechselt werden.
1 Hauhner, lierichl über das Veterii.änvesen im Königreich Sachsen für das Jahr 1860. S. 117.
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Cfaeraisoh-emfaohe Mittel.
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Geiniss von '/x Oran Phosphor, und aaohdem sio blos Traurigkeit gezeigt hatten.
Hoi dor Section der duroh Phosphor gotödtoteu Thiore fand man die Schleimhaut des Magens bald nur an einzelnen Stellen, bald in einer grössern Ausdehnung abnorm geröthet, zuweilen auch so Im Schlünde und im Darmlaquo; kanal; wo das Mittel in ganzen Stttckohen gegeben worden, fand sich auch oberflächliche Anätzung und um dieselbe etwas Auflockerung, War der Tod in kurzer Zeit erfolgt, so zeigten sich heim Aufschneiden des Magens phosphorige, nach Knoblauch riechende, im Dunkeln leuchtende Dämpfe, die Lungen zusammengefallen , oft ihre Oberfläche mit schwarzen Flecken besetzt; das Blut dunkel, dünnflüssig, ganz ohne Gerinnbarkeit, In anderen Fällen konnte man kaum die Spur einer krankhaften Veränderung linden.
Injectionen des in Oel aufgelösten Phosphors (24 Centigrm, in 8 Grm.) verursachen zuerst beschwerliches, schnelleres Athmon, Ausstossen phosphoriger im Dunkeln leuchtender Dämpfe duroh Maul und Nase, grosse Angst, zuweilen Bluthusten, Erstickungszufiille und den Tod in sehr kurzer Zeit.
Wird in Baumöl vollständig aufgelöster Phosphor äusserlich in die Haut eingerieben, so erfolgt buhl darauf zum Theil seine Verdampfung, zum Theil aber seine Absorption; denn es wird die von dem Thiere ausgeathmete Luft nach phosphoriger Säure, knoblauchartig riechend, und im Dunkeln leuchtend ; zuweilen wird die Zahl der Pulse um einige vermehrt, andere Symptome von allgemeiner Erregung sind nicht zu bemerken; aber er verursacht an der Haut dunklere Röthung, vermehrte Wärme, grössero Empfindlichkeit, und bei wiederholter Anwendung auclj Ausschwitzung einer serösen Flüssigkeit, sehr ähnlich wie es nach dem Einreiben des Kamphcrlininients der Fall ist. — In Substanz, oder als Pulver, oder in unvollständiger Lösung auf die Haut oder in Wunden gebracht, bewirkt er fast augenblicklich heftigen Schmerz und Anätzung (Verbrennung), die letztere dringt tief ein, erzeugt Verjauchung, keine gute Eiterung; ein Theil des Phosphors wird absorbirt, es entsteht Appetitlosigkeit, grosso Schwäche und nach 6 — 8 Tagen erfolgt der Tod.
sect;• 'HS. Der Phosphor ist hin und wieder als ein tiüclitig reizendes, belobendes Mittel empfohlen, bei solèben Krankheitszuständeu, in denen die Lebens-thätigkeit zu erlöschen droht, und wo das Nerven- und das (lef'ässsystein gleichmässig an gesunkener Thätigkeit leidet, namentlich unter solchen Umständen gegen Starrkrampf, Nervenfieber mit grosser Abstumpfung, Lähmungen, heftigen Khcumatismus und dcrgl. Er ist jedoch, und ganz mit Hecht, von den Thierärzten äusserst selten angewendet worden und wird am besten innerlich gar nicht angewendet; denn es finden sich (aussei' einem Fall von Hutchinson, der ihn bei einem Pferde gegen Erschöpfung der Kräfte nach der Influenza anwendete1, nirgends Beobachtungen über seinen Nutzen. Ich habe ihn in mehreren Fällen gegen Starrkrampf, Lähmung und Khcumatismus innerlich und äusserlich versucht, aber keinen besónderen Erfolg davon gesehen. - Vielleicht könnte er aber wegen seiner, das Blut
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1 Tlio Veterinarian raquo;887, p, 4 07.
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Phosphor.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;;}81
verdünnenden Wirkung :boi Krankheiten mit ttbermttssJger Plastloitttt, wie v.. B. bei Lungenseuobe cl(gt;s Biudviehes, passend .sein.
Ich muss bei diesem Jiittel die grösste Vorsicht empfehlen, weil seine hmerliclio Anwendung mit Schwierigkeiten und mit der oben augedeuteten Gefahr verbunden ist; man darf es nur in flüssiger Form, mügÜchst vollständig aufgelöst in Weingeist, Aether, einem fetten Ool, Glycerin oder Tor-penthinöl geben1, und zwar: Pferden und Rindvieh nicht mehr als höchstens 24—30 Centigmi., Schafen nur 6- 10 Centigrm., Schweinen 1—6 Centi-grm., Hunden \—8 Centigrm. auf einmal und nur in Zwiscbenpausen von 8 — 12 Stunden. — Vor der Anwendung muss die Phospboiiösung noch mit einer schleimigen Flüssigkeit in dem Verhältniss gemengt werden, class auf 0 Centigrm. Phosphor wenigstens .'!ü ünn. von der letztem kommt. Sind andere Arzneimittel noting, so werden diese am besten in den Zwischenzeiten gegeben, weil aus chemischen Gründen ihre Verbindung mit dem Phosphor nicht zweekmiissig erscheint.
Aeusserlich benutzt man zum Einreiben in die Haut das sogenannte Phosphoröl oder Phosphor-Linimont {01. s. Linimentumphosphoratum), eine Auflösung von (io—72 Centigrm. Phosphor in 30 Gnn. warmem Baumöl (oder Mohnöl und dergl.), bei Tetanus, Rheumatismus, Läbmungeu and ähnlichen Zuständen. Dr. Tavignot hat, wie er angiebt2, eine Auflösung von 1 Theil Phosphor in 100 Theilen süssen Mandelöls als ein fast sicheres Mittel zur Heilung der Cataracte der Pferde befunden. Die Auflösung soll täglich 1—5 mal auf das Auge getröpfelt und damit längere Zeit fortgefahren werden.
Bei der Anwendung des Liniments (und ebenso der übrigen Zusammensetzungen des Phosphors) muss man die Annäherung brennender Körper an die Thiere (und an die geöffneten Mediciugläser) vermeiden, weil sonst Feuersgefahr entstehen könnte.
Anmerkung. In neuerer Zeit ist der Pliosplior als ein Mittel zum Todtea der Katten und Miiuse vielfältig bemnzt und selbst obrigkeitlich empfohlen worden8. Er eignet sieh hierzu allerdings 8chr gut, da er, wie es scheint, für diese Thiere einen angenehmen Gerueh (Witterung) hat, lieber ills der Arsenik von ihnen gefressPii wird und sicherer noch als dieser tödtet. Man wendet ihn für diesen Zweck in der sogenannten Phoapbor-Latwerge an, welche folgendemaassen bereitet wird: 2 Quentchen Phosphor werden in einem Mörser in G Loth warmem Wasser geschmolzen, hierzu sclinell 9 Loth Weizenmehls gerührt, und nach dem Erkalten noch S Loth geschmolzener Butter und 4 tioth pulveristrten Zuckers gerührt. — Mit dieser Latwerge bestreicht man Ilolzspüne, Papier- oder Leinwandlappen und legt sie in die Mauselöcher u. s. w. — Ist in der Latwerge der Phosphor recht fein zeitheilt, so batman nicht zu fürchten, dass sie sich an der Luft entziindet, selbst wenn sie mit Stroh und anderen brennbaren Substanzen in üerüh-ruiig kommt, — wie ich dies durch Versuche ermittelt habe.
Gegengifte gegen den Phosphor sind bis jetzt nicht bekannt; Salpetersäure, Eisen-, Mangan-, chlorsaures Kali, Schwefel, Schwefelleber, Magnesia usta, leisteten nichts, daher blos Schleim, Eiweiss, Gallerte, rechtzeitig, und bei JJrcchvermögen ein Vomitiv. (5 Gnn. 1 8gr.)
Inbsp; Es lösen sich von dem Phosphor in 100 Theilen Scbwefeiiithers nur 1 —1,8 Tlicile, in 100 Theilen Weingeist nur 1 Theil, in 100 Theilen Mohnöls oder anderer fetter Oele 2—3 Theile, in Terpenthinöl 4 Theile voltständig auf.
4 Recueii de Médec. vétcriu. 1870. p. 33.
IInbsp;Durch Circ.-Kescript d. Preuss. Minist, d. geistl., llnterrichtH-u. Med.-Angelegeu-heilen vom 7. April 1H4;!.
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Chemisch-einfache Mittel.
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;() Chlor, Cbloi'llll', Chioiingas, Ghlorum, Gas ddoreum.
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411).
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•i.
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Dieses eigenthümliche Oas wurde ehemals unrichtig für eine, an Sauerstoff tlberreioho Säure gehalten und oxydirte, oder oxygenirte, auch
dophlügistisirte Salzsäure {Aculiim omjmuriaticum s, Acidum muriatioum owygenatum), oder oxy dirt - salzsaures Gas (öaä oxymuriatiotm), und Halogen {Halogenüm) genannt. Es kommt in der Natur nicht frei bestehend vor, sondern in Verbindung mit anderen Stoffen, namentlich mit Metallen und mit Wasserstoff, und es muss daher ktinstlich durch gegenseitige Zersetzung aus Kochsalz und anderen sauerstoffreiclieu Körpern, z. B.Mangan-Uberoxyd und Schwefelsäure dargestellt werden.
Dasselbe ist ein gelblich-grünes Gas, welches einen unangciieluuen, er-stiekenden Geruch und einen zusammenziehenden kratzenden Geschmack hat, schwerer ist als die atmosphärische Luft (spec. Gew. 2,4103) und sich daher immer gegen die Erde senkt. Es hat zum Wasserstoff eine grosso chemische Verwandtschaft, so dass es sich überall mit ihm vereinigt, hierdurch die meisten Verbindungen dieses Stoffes mit anderen Stoffen zersetzt und deshalb sehr viele organische Substanzen, besonders Farben, Krauklicits-produete und dergl. auch ganz zerstört; dabei bildet es aber mit diesem Stuff die Chlorwasserstoffsäure oder Salzsäure (siehe IX. Klasse beiden Säuren). Mit den Metallen gebt es ebenfalls innige Verbindungen ein und bildet dadurch mehrere sehr wichtige Arzneimittel, z. B. Chlor-Eisen, Chlor-Quecksilber in minimo und ma.einw, Chlor-Spiessglanz und Chlor-Zink (siehe XII. Klasse). — Das Wasser nimmt durch Absorption mehr als sein eigenes Volumen beträgt, nämlich J1/2—2 Kanmtheilo vom gasförmigen Chlor anf, bildet so, wie es scheint, als blosses Gemenge die Chlorflüssigkeit oder das oxydirt-salzsaure Wasser, welches im Wesentlichen dieselben physikalischen Eigenschaften wie das Chlorgas besitzt und aus dem sich auch das letztere ganz unverändert sehr leicht wieder entbindet, besonders bei etwas erhöhter Temperatur. Mit den Alkalien und Erden verbindet sieh das Chlor, wie es scheint, ebenfalls hauptsächlich durch blosse Absorption; denn die hierdurch entstandenen Präparate, von denen vorzüglich der Chlorkalk und das Chlornatron als Arzneimittel dienen,—zeigen im Wesentlichen auch die Eigenschaften des Chlors unverändert und entbinden dasselbe sehr leicht bei der Einwirkung von atmosphärischer Luft oder von anderen Gasarten, und noch mehr bei der Einwirkung von Säuren.
Da das Chlor alle Wasserstoffverbindungen zerstört und sieh dabei selbst. in Chlor-Wasserstoffsäure umwandelt, so enthalten alle Zusaimnensetzungeu desselben mit anderen Arzneistoffen oder mit Vehikeln nicht mehr reines Chlor, sondern bald mehr, bald weniger verdünnte Salzsäure; und da, auch selbst dann, wenn mau das reine Chlor zur Anwendung bringt, durch die Berührung desselben mit den feuchten Schleimhäuten u. s. w. dieselbe Veränderung erfolgt, so hat man, hierauf gestützt, behauptet! die innerliche Anwendung des Chlors als solches sei unmöglich und dasselbe habe als innerraquo; liebes Arzneimittel niemals Nutzen gestiftet, sondern der ihm hierbei ertheilte Ruhm gebühre eigentlich der Salzsäure. Allein, obgleich jene chemischen Ansichten richtig sind, so muss man doch auch zugeben, dass durch die Ein
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Chlorgasnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 38-j
wirkung des Chlors auf tlie organisohen Siit'tc und Q-ebildo ganz andere Aliscliungsvcrliältnisse in denselben entstehen als von der Einwirkung- der verdünnten Salzsäure, indem sowohl bei der schnellen Umwandlung der organischen Säfte durch das Chlor, wie auch bei dem Freiwerden anderer Stoffe aus denselben, und bei seiner Zersetzung der Act der Erzeugung dor Salzsäure selbst weitere wichtige Ihnstiniinuugen in den Funotionen zur Folge haben muss. Auch zeigt die Erfahrung, dass die Veränderungen im Thier-körper, besonders in den Secretionen, nach Anwendung dea Clilors von anderer Art sind als nach der Anwendung der Salzsäure.
Da nun das wirksame Princip im Chlorwasser, im Chlorkalk, im Chlornatron U. s.w. dasselbe ist wie im Chlorgas, so ist es zwocknüissig, diese Arzneistoffe hier neben einander zu betrachten.
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.4. Cllloi'gils, (las oxymxiriaticum s. C'lduri s. Gas Ackli mnrialici or.yyenati.
sect;. 420.
WennThiere der Einwirkung des reinen concentrirtenCHorgases unterworfen sind, so entsteht zunächst und hauptsächlich eine heftige Beizung der Kespirationsorgane, Husten, beschwerliches Athmen und bei reichlicher Anwendung selbst Erstickung durch Krampt' und Verschliessung der Stimmritze, liei dor Section findet man dann das Blut im ganzen Körper dünnflüssig und Bchwarzroth, selbst in den Arterien. Wenn aber das Gas, wie es bei seiner Entwickelung und bei der Anwendung fast immer geschieht, mit atmosphärischer Luft gemengt ist, so verursacht es zwar ebenfalls zuerst Reizung des Kehlkopfes, der Bronchien und der Nase, trockenen linsten, vermehrte Absonderungen der Schleimhaut, und oft reichliches Thränen der Augen, aber Ersticknngszut'ällo treten nicht ein und das Athmen wird überhaupt nur wenig beschwerlicher. — Auf' die fiussero Haut wirkt das Gas ebenfalls reizend, besonders wenn dieselbe vorher feucht war; es entsteht Jucken, weisso Haut wird geröthet, es bilden sich kloine Bläschen. Das Herz und die grossen Gefässe so wie das Gehirn scheinen gar nicht unmittelbar von ihm aft'icirt zu werden. Ich habe das Gas in engen Ställen anhaltend und sehr reichlich entwickelt und es so, mit atmosphärischer Luft gemengt, von Menschen, Pferden, Kindern, Schafen, Ziegen, Hunden, Katzen und Vögeln durch mehrere, selbst 24 Stunden athmen lassen, aber keine anderen unmittelbaren Folgen als die angegebenen hiervon entstehen sehen; bei länger fortgesetzter Einwirkung wird jedoch die gute Mischung des Blutes verändert, namentlich die I'lasticität vermindert und die Farbe dunkler; auch wird dabei die Urinsecrction vermehrt, die Schleimhaut in der Nase und im .Maule ganz blass und die Thiere magern binnen kurzer Zeit sehr ab. Wahrscheinlich wird, also ein Thcil des Gases beim Einallnncn von dem Blute ab-sorbirt, und hierdurch eine chemische Zersetzung des letztem (und der organischen Materie überhaupt) bewirkt, indem das Chlor auf die bereits erwähnte Weise (sect;, 419) alle Wasserstotl'verbindungen zersetzt. Zugleich wird aber auch die Thätigkoit der meisten Absondernngsorgane, hauptsächlich der Schleimhaut in den Athmungsorganen vermehrt und wohl auch qualitativ umgestimmt, wodurch dann mittelbar weitere Veränderungen im Vegetations-process (in dem bymphgef'ässsystem) herbeigeführt werden.
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('hciiiiscli-ciiifache M ittel.
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Aul' Wunclcii und Cicsdnviire wirkt das Chlorgas stark reizend; die Kni|illmllidikcit wird grosser, die Färbung dunkler, die abgesonderte Flüssigkeit consistenter und, wenn letztere irgend einen hervorsteohendeu Geruch liatte, so wird derselbe bedeutend vermindert oder auch gau/, beseitigt.
Injectioneu des Gases iu die Venen bewirken nach 2 bis 3 Minuten den Tod unter apoplektiscben Zufallen.
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sect;. 121.
Dus Chlorgas ist wogen seiner Komi als iloilniittel nur für wenige Krankheiten anwendbar, deshalb auch wenig benutzt, und es lassen sieb dalier bestimmte [ndicationen für seine Anwendung nicht angeben; es scheint jedoch da nützlich zu sein, wo das Blut eine zu kohlenstott'reiclie, brändige, wohl auch eine zu faserstoffreiohe, und eine dyskrasisebe Beschaffenheit hat. Es ist mit Nutzen bei dem sogenannten brandigen Strengel, bei Lungenbrand und Lungenverjanchuug, und bei typhösen Fiebern augewendet worden. Uei Lungonverjauchung, sowohl wenn dieselbe acut nach Entzündungen, wie auch besonders wenn sie, als Folge von erweichten Tuberkeln bestand, habe ich hei Pferden, Rindvieh und Hunden von dem Finathmen des Chlorgases vortreft'licho Wirkung gesehen. Von Leblanc und einigen anderen französischenThierärzten ist es auch zur Heilung desßotzes sehr gerühmt worden. Man soll mittelst einer eigenen Vorrichtung (siehe Joiiru. théorique et (irat. de inédec. veter. 1831, Marsi 1834, Janvier; — und Becueü deméd. vétér. 1831, .hiillet) das Gas in die Nase leiten, was jedoch auch mittelst jeder Flasche geschehen kann. Andere haben von dieser Heilmethode den gerühmten Erfolg nicht gesehen, und ich habe dieselbe ebenfalls bei mehreren Pferden vergeblich angewendet. Als Gegengift bei Vergiftungen durch Blausäure ist Chlor (auch Chlorwasser und Chlorkalk) mehrfältig empfohlen worden; ich habe aber hei zahlreichen Versuchen hierüber weder mit dein Gas noch mit den anderen Präparaten die Wirkungen der Blausäure sehr vermindern, und bei gehöriger Gabe der letztern niemals den Tod verhüten können.
Dagegen dient, das Chlorgas als das wirksamste Mittel zur Zerstörung von Miasmen und Contagien, welche in der Luft, oder an irgend einer andern Materie haften ; zur Reinigung der Ställe, in denen Thiere mit ansteckenden Krankheiten sieh befinden oder früher befunden haben, oder, wo durch krankhafte Ab- and Aussonderungen, z.E. durch Jauche aus brandigen Geschwüren, durch die stinkende Ausdünstung bei Faulfieborund Typhus, durch stinkende Excremente bei Diarrhöe u. s. w. die Luft verdorben ist, obwohl es nicht immer sogleich den fauligen Gestank gänzlich beseitigt. Ks nutzt auch bei dem Blauwerden1 der Milch in solchen Fällen, wo dasselbe durch ein Miasma (mikroskopische Schimmel- und andere Pilzsporen) im Milchkeller oder in den Milchgefässen bedingt ist, welches der Erfahrung zufolge in manchen Fällen ausserordentlich fest haftet und durch die gewöhnlichen Reinigungsmittel nicht zu zerstören ist. Gegen Schädlichkeiten dieser Art leistet das Chlorgas sehr viel; aber gegen diejenigen unbekannten Miasmen, welche in einer cigenthümlichcn Constitution der Atmosphäre selbst begründet sind, wie es
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1 Nii'lit zu vanfeoligoln mit dem Ulimnicllicii, welches vom Genuas von Pflanzen mit blauen Saiten oder von Kraukheiteu der Mllchlhiere licmilni
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Clilorgiis.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;38Ö
bei EJpizootlen oft dor Fall ist, sclicint es wenig wirksaiü zu sein. — Dio des-inliciroiulo Wirkung des Mittels ist eine rein ohemisolie, indem os die (ur-sprUngliob orgauisohen) der Luft und audercu Gegenständen anhängenden Krankheitsstofl'o dadurch zerstört und unwirksam macht, dasa es ihnen den Wasserstoff schnell entzieht. (sect;. 41(J.)
sect;. 422.
Für die bezeichneten Zwecke, nämlich zur Zerstörung der Ansteoknngs-stofl'e und der Stall-Miasmen, z. B. hei Influenza, Typhus, Milzbrand, Jilut-seuche der Schafe, liotz, Wurm und dergl. kann man das (Jhlorgas auf iiiclu #9632; fache Weise entwickeln, und zwar: l) am einfachsten und billigsten, indem man in einem gläsernen, porceUanonen oder irdenen Gcfiiss eine Quantität grob pulverisirten Braunsteins (Manganhyperoxyd) mit einer hinreichenden Menge roher Salzsäure tlbergiesst, Die Entwickelung des Chlors beginnt sogleich reichlich xiud sie dauert, je nach der Menge der verwendeten Substanzen, mehrere Stunden fort. Durch Erwärmen dos Gofässes wird die Entwickelung verstärkt. '2) Als sogenannte oxydirt-salzsaure oder Mor-veau'sche1 Räuchernngen (Fktmigationes oxymuriaMoae, Fumigaümes cum CMoro s. Fumigationes chloratae seeund, Cfuyton-Morveau), aus einer Mischung von 1 Theil fein pulv, Braunstein, mit a Theilen trockenem Kochsalz und mit 2Thciloii r(dier Schwefelsäure, welche letztere noch mit 2 Theilen Wassers verdünnt wird2. Nach Zcngerlc sind dies jedoch nach der chemischen Acquivalcnten-Lehre nicht die richtigen Mengen der Bestandthoile, indem hiernach auf 4Thcilo Kochsalz wenigstens (j Theile Schwefelsäure und 3 Theilo Braunstein genommen werden müssen. Man mengt diese Ingredienzien erst dann, wenn das Gas entwickelt werden soll, in einem irdenen, porcellanoneu oder gläsernen flachen (Jefässo, z. B. in einer Schüssel zusammen und stellt sie in den zu reinigenden Stall. Das Chlor entweicht sogleich sehr reichlich in Gestalt gelblich-grttner Dämpfe, nach einiger Zeit aber immer schwächer, und kann man dann durch Umrühren mit einem hölzernen oder gläsernen Stäbchen die Entwickelung von neuem etwas befördern. Setzt man die Schwefelsäure nach und nach zu dem Braunstein und Kochsalz, so erfolgt die Entbindung des Chlors auch vorhältnissmässig langsamer und schwächer, was zu beachten ist, wenn mau die Jiäuchcrungcn in solchen Ställen unternimmt, in denen sich noch lebende Thierc befinden oder wo Menschen sich beschäftigen. Auch hier wird durch massiges Erwärmen des Gefässes, in welchem die Ingredienzien zusammengemengt sind, die Entwickelung des Gases sehr befördert; will man aber das Erwärmen vermeiden, und doch binnen kurzer Zeit viel Gas erzeugen, so kann man dio Schwefelsäure unver-
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1nbsp; nbsp;ß ourycl at bat, olinc das Chlor zu kennen (indem es erst später entiieekt wurde), sehen im Jahre I 7G5, also lange vor O uy t on-M or veau (171)8) ähnliehe Uiiueheruiigeii, aher in einer mehr znsainincngeset'/tcn Formel empfohlen (Matière. médie. Formel Nr. 395), und II u '/. a rd , der dieses mit Ueeht ZU den Verdienraquo; ten It our go I a t's rechnet, sagt dar-üher; ,,(iue Guyton-Morveau n'a falt, Sans rien ehanger attX bases, que simpütier ia lormule de Bourgelat et en entendre 1'appücation.quot; (1'roeès-vcrbal de l'JOeole vét. de Lyon, ann. 1S12; — Annal. d'agrieult. t'raiK;. Tome 51. pag. 95.)
2nbsp; nbsp;l'ür einen Stall , der 20 Kusji lang und ebenso breit ist, sind 15 (irm. ISraunsteiu, 45 Gi'tDi Kochsalz und ,'Ugt; (inn. .Seliwelelsäiire hinreioliend.
Hrrtwio, Arzuelmlttellehro. •gt;. A.uflagonbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;25
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Chcmiach-einfaehe Mittel.
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#9632;
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dünnt auf den Braunstein mul das Kochsalz tröpfeln. — Ist der zu veinigeudo Stau ganz leer vonThieren, so lässt. man das Gas reichlich in ihm entwickeln und verschliesst dabei durch 2 1 Stunden alle seine üeff'nungeu-, nach der Zeit aber liisst mau ihn ebenso lange ganz offen stehen und von der Luft durchströmen.
;j) Die Kutwickelung des Chlorgases kann auch aus dem Chlorkalk (eigentlich chlorichtsauror Kalk) und aus dem Chlornatron geschehen. Beide Präparate lassen schon, wenn sie der Luft ausgesetzt sind, das Gas entweichen, was zwar langsam geschieht, aber auch nur sehr geringe lieizung der Eespirationsorgane verursacht; die Entwickelung wird durch Befeuchten oder Autlösen der Mittel mit Wasser, noch mehr aber durch den Zusatz der verdünnten Schwefelsäure, oder besser, Salzsäure, oder auch durch das Zn-sammenmengen des Chlorkalkes mit gleichen Theilen des sauren schwefelsauren Kali sehr verstärkt. Die Entwickelung des Gases aus diesen Substanzen ist etwas schwächer, auch etwas theurcr, aber bei dem zuletzt bezeichneten Gemenge aus Chlorkalk und saurem schwefelsauren Kali vermeidet man die üblen Folgen, welche bei den Morveau'schen liäucherungon bei dem nicht recht vorsichtigen Gebrauch der Schwefelsäure entstehen können. Deshalb verdient dasselbe besonders dann den Vorzug, wenn mau die Ingredienzien zu den Chlorräucherungen über Land verschicken oder unkundigen Personen anvertrauen muss. Die genannten beiden Substanzen müssen fein gepulvert sein und dürfen erst zusammengemengt werden, wenn man eben das Gas entbinden \vill. Eiir einen 20 Fuss langen und ebenso breiten Stall sind 45 Grm. von joder dieser Substanzen erforderlich, um ihn mit Chlor anzufüllen.
4) Auch aus dem flüssigen Chlor (sect;. 423) ist, wenn dasselbe im Stalle ausgesprengt oder in weiten Gelassen der Luft ausgesetzt wird, das Gas zu entwickeln; dieses Verfahren ist jedoch vcrhältnissmässig am theuersten und am wenigsten wirksam.
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Uli'
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tt. €hl(irwasscr, llüsslges Clilor, Chlormn solutmn, I/iqmr OMori, Aipta chlorata,— oxjillrl salzs.uircs Wasser, oxjdlrle Salzsäure, Agm oxymmiaiim, Adthm muriaticum oxyycnalum.
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sect;. 423.
Das flüssige Chlor ist ein mit Chlorgas gesättigtes gelblich-grünes, klares Wasser, welches man dadurch erhält, dass man das, auf die eine oder die andere Weise bereitete Chlorgas aus einem Kolben durch ein Glasrohr in Flaschen leitet, welche mit dostillirtem kalten Wasser halb angefüllt sind; das letztere absoibirt hierbei 2 Volumen des Gases, und durch tüchtiges Schütteln der Flasche wird das Gas mit dem Wasser inniger gemischt. Es soll wenigstens 0,366 Procent Chlor enthalten und in kleinen, stets vollgefüllten, mit Glasstöpseln verschlossenen Gläsern, gegen Luft und Licht geschützt, aufbewahrt werden, weil es sich sonst zersetzt und in Salzsäure umbildet.
Das Chlorwasscr besitzt, mit Ausnahme der veränderten Form, die Eigenschaften des Chlorgases und wirkt auch auf' den lobenden Thiorkörper ganz wie dieses, aber bedeutend milder. Pferde und Kühe ertrugen es bei meinen Versuchen bis zu 8 Pfund, Hunde bis zu yü,() auf einmal, ohne class boson-
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Chlonrasser.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 387
dere Zufälle ontstandon. — 60,0 einem Pferde in die Vono gespritzt, verursachten sogleich Mattigkeit, ängstlichen Blick, Senken des Kopfes, Zittern der Haut und derFttsse, häufiges Bewegen des Kiefers and der Zunge, etwas schnelleres Athinen, volleren, aber nicht schnellereu 1'uls. Nach 2 Stunden war die Wirkung vorüber. — Von 160,0 innerlich angewendeten ilüssigeu Chlors starb bei Orfila ein Hund nach einigen Stunden; es war ihm aber der Schlund unterbunden worden. — Durch seine Form eignet sich das flüssige Chlor zur innerlichen und äusserlichen therapeutischen Anwendung viel mehr als das (las; es ist aber wenig gebräuchlich. — Ich habe es innerlich gegen brandige ISntztiudungen, namentlich gegen dergleichen Lungenentzündungen, und ebenso bei versohiodenen Formen des Anthrax, besonders auch hei dem Cnrbunkel an der Zunge der Pferde, mit dem besten Erfolge gegeben. Es scheint unter diesen Umständen eigenthüralich dieBlutmisohung zu verbessern und entgiftend aid' das Blut zu wirken. Bei Kotz and Wurm und gegen eiternde Lungenknoten bei Pferden habe ich es ziemlich häufig versucht und in einigen Fällen scheinbare Besserung, bei 1 rotzigen und 2 wurmigen Pferden aber auch wirkliche und bleibende Heilung hiernach erfolgen seilen; die Besserung des Zustandes zeigte sich immer erst nach 8 Tagen, die lleihmg nach 4 Wochen, und wahrend und nach der Kur magerten die Thiere bedeutend ab. — Chariot hat die alkalischen Chlor-Präparate (Ghlornatron, Chlorkalk) als das beste Mittel zum Zersetzen, Neu-tralisiren und Verdichten des Gases bei dem Aufblähen der wiederkäuenden Thiere empfohlen', das Ohlorwasser dürfte für diesen Zweck ebenfalls zu benutzen sein, ist aber viel thourer als diese Mittel. Dagegen ist es bei Hunden gegen den Vipernbiss sehr zu onipfehlen; ebenso bei Typhus.
Die Gabe ist für Pferde 12U Grni., und allmälig steigend bis 250 Grin., für Kindvieh ebenso; für Schafe, Ziegen und Schweine CO—120 Grin., für Hunde 8—30 Grm., täglich 2—3 mal. Nach den ersten Gaben können die folgenden etwas vergrössert werden. — Aeussorlich habe ich es gegen kalten brand, Milzbrand, Räude, Plechten, Mauke und andere Geschwüre, welche einen asthenischen, putriden Character hatten, zwar mit gutem, aber nicht mit besonders ausgezeichnetem Erfolge angewendet; denn die Heilung erfolgte überall nicht schneller als bei dein Gebrauche anderer passender Mittel. Dabei ist zu bemerken: dass alle Säuren, Salze und viele Vegetabiliën das Chlorwasser leicht zersetzen und dass es daher für sich allein gegeben und allenfalls für kleine Thiere nur mit destillirtem Wasser verdünnt, oder kurz vor der Anwendung mit etwas reinem Syrup oder mit Schleim versetzt werden darf. — Wegen dieser leichten Zersetzbarkeit wird das Mittel bei äusscr-licher Anwendung gewöhnlich nicht viel anders als eine schwache Salzsäure wirken, und es kann deshalb zu dieser Anwendung mehrentheils durch die letztere ersetzt werden. #9632;—Als desinficirondes Mittel ist es zum thierärztlichen Gebrauch zu theuer, und weit besser durch eine Auflösung von Chlorkalk zu ersetzen. (Mit destillirtem Wasser bereitet: 30 Grm. 1 Sgr.)
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1 Berneil de mid. vétér. 1831. p. 143. Er gründet seine Ansicht auf die Beschaffen*
lieit des Gases im Mftgen der aufgeblähten Kinder; denn nach Thenard's Ciiemie (Tome IV. p. 5'll) bestellt dasselbe aus 8'l'lieilen ScIiwetelwassorstolT, löTheilen Koblenwasscr-
stoir und riTbcilenKoblensäure. Bei clirouiscliem Aufblähen ist mehr Schwefelwasserstoff
vorhanden. Diese Hase weiden allerdings durch das Chlor zersetzt und hicrdureli in ein kleineres Volumen gebracht.
25raquo;
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Cheiniseh - einfache Mittel.
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i). ihlinlillfsiHllcr Kalk oder Gblorkalkt OälcaHa hypochlorosu. s. vhlorata, Caloaria
o.rymuridticd; auch: (,'hl or (turn, ('ulcartae, Chloris s. SuhchloHs CalciottS* OaUuiria chlori'mca,
Chlurum Calearïae s. t'tdcuveum.
sect;. 424.
Der Chlorkalk besteht aus einem Gemenge von unterohlorigsaurer Kalkerde, Chlorcaloium nnd Kalkerdehydrat neben etwas freiem Wasser; er ist ein schmutzig weisses Pulver, wird an der Luft feucht, riecht sehwach nach (üilor, schmeckt zusammenziehend und scharf', reagirt alkalisch, mit Säuren begossen oder Kohlensäure aus der Atmosphäre anziehend entwickelt er reichlich Chlor, und er ist zum grössten Theile in 10—12 Th. Wassers löslich, wobei Kalkhydrat zurückbleibt. Er soll wenigstens 10 Proo. Chlor ausgeben. Seine Bereitung geschieht fast allgemein im Grossen in den chemischen Fabriken, wo er auch als Nebenproduct gewonnen wird.
Die Wirkung des Chlorkalks ist einerseits bedingt durch seinen Gehalt an Chlor und dalier grösstentheils wie die Wirkung des Gases; aber hierzu tritt noch die des Aetzkalkes, und deshalb ist wenigstens die örtliche Einwirkung an den vom Chlorkalk betroffenen Stellen mit viel stärkerer Reizung verbunden, als bei dem Chlorgas und bei dem flüssigen Chlor. Ich sah oft, wenn Pferde den in Latwergen oder in Pillen eingegebenen Chlorkalk nicht verschluckten, sondern durch einige Zeit im Maule behielten, heftige Reizung, Entzündung und selbst Excoriationen der Maulschleimhaut, Geschwulst der Zungeund der Lippen, Geifern aus dem Maule und Verhinderung im Fressen, — bei Husserlicher Anwendung aber lebhaftere Böthnng, grössere Empfindlichkeit, verminderte und weniger stinkende Absonderung an Geschwürflflchen und bei etwas starker Anwendung selbst Entzündung und Anätzung der gesunden Haut entstehen. Diese reizende örtliche Wirkung erfolgt aber am Magen und Darmkanal in viel geringerem Grade, und die Thiere ertragen, nach meinen vielfältig wiederholten Versuchen, den Chlorkalk innerlich in sehr grossen Gaben, ohne unmittelbare üblo Folgen hiervon zu erleiden; denn ich gab zum Versuch gesunden Pferden und Kühen das Mittel von 30 Grm. bis zu 2 Pfund, Schafen und Ziegen von 4 bis 30 Grm. und Hunden von 2—15 Grm., sowohl in Latwergen und Pillen (zu deren Bereitung' auf 30 Grm. Chlorkalk 8 Grm. Altheewurzelpnlver und das nöthige Wasser ge-nommen wurden), als auch in wässerigen Auflösungen (zu 30 Grm. 1 Pfund Wasser) — und bemerkte nach den kleinen Gaben sehr oft kaum eine Spur von Wirkung, nach grossen Gaben aber etwas sclmclleren Puls, beschwerlicheres Athmen, vermehrte Wärme im Maule, Thränen der Augen, sehr reichliches Uriniren und zuweilen auch öfteres und reichlicheres Misten, wobei aber der Koth fast gar nicht von der normalen Beschaffenheit abweichend zu sein schien; der Urin machte stets einen starken, weissen Bodensatz und verbreitete oft einen eigenthümlichen Geruch, der dem des Chlors ähnlich war, zugleich aber dem der Blausäure sich etwas näherte. — Bei Pferden trat die angedeutete geringe Veränderung am Puls und Athmen nach 20—30 Minuten ein und dauerte durch 2—4 Stunden; am Koth und Urin zeigte sicli die Wirkung über 24 Stunden. Wenn nicht das Maul durch das Eingeben des Mittels auf die oben bemerkte Weise litt, so wurde selbst durch sehr grosse (laben dos Chlorkalkes der Appetit nicht gestört, oft aber der Durst, stark erregt. Hunde zeigten (wie so häufig auch nach anderen Mitteln) Erbrechen,
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Chlorkalk.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 389
aber keine anderen Zufällo. Das Blut zeigte nach der Anwendung des Chlorkalkes hei keinem Thiere eine sehr bemerkbare Veränderung; allo magerten aber sehr ab, wenn man ihnen das Mittel durch einige Zeit anhaltend in grossen Quantitäten eingab.
Eine Auflösung von 8 Grm. Chlorkalk in 60 Grm. Wasser bei gesunden Pferden in die llalsvene injicirt, verursacht sogleich eine Vorinelirung von 6—10 Pulsen in der Minute und etwas schnelleres und beschwerlicheres Athmen, jedoch nur für die Zeit von 1—2 Stunden; allo übrigen Functionen scheinen ungestört zu bleiben. — Von 30 Grm. der Injection einer unvollständigen und niebt iiltrirten Auflösung aus Chlorkalk in 120 Grm. Wasser wurde der Puls sogleich sehr voll, langsam, unregelmässig, das Athmen ängstlich, sehr angestrengt, es entstand Schwindel, Niederstürzen, Erweiterung der Pupille, Blässe der Schleimhaut der Nase und des Mauls, und in Zeit von 30—60 Minuten der Tod. Bei der Section fand man das Blut auch in den Arterien sclnvarzroth und ganz flüssig.
In der Eigenschaft, der fauligen Zersetzung entgegen zu wirken und den Gestank in Geschwüren u. s. w. zu beseitigen, übertrifft der Chlorkalk die übrigen Chlorpräparate und alle anderen bis jetzt bekannten Mittel.
sect;#9632; 426.
Die Indicationen zu der innerlichen Anwendung des Chlorkalks sind noch nicht für alle Fälle begründet. Er ist versucht worden wie das Chlorwasser, hauptsächlich bei zu geringer Thätigkeit und bei Stockungen in den Lymph-gefässen, in den Lymphdrüsen und anderen drüsigen Orgauen, bei Verschlei-niung, bei Verhärtungen, bei Tuberkeln, bei stinkenden Secretioncn, bei Cachc-xion; zur chemischen Zersetzung und zur Einsaugung des Gases im Wanste der aufgeblähten Wiederkäuer (nach Chariot), zur Zerstörung contagiöser miasmatischer Stoffe, und ebenso zur Zerstörung des Gestanks von fauligen u. a. Effluvien. Er verdient aber in den meisten Fällen vor den übrigen chlorhaltigen Mitteln den Vorzug, weil er leichter und vielseitiger zu benutzen , auch wirksamer und wohlfeiler ist als sie.
Französische Thierärzte versuchton ihn innerlich zuerst gegen Kotz und Wurm, und zwar angeblich mit gutem Erfolge; ich habe ihn gegen diese Krankheiten ganz mit demselben Erfolge angewendet, wie das flüssige Chlor (sect;. 423). — Ich habe ihn, wie Man dt1, Ivart, Gerlach u. a. mit Nutzen gegen den Milzbrand, namentlich gegen die Blutseuche der Schafe als Heilmittel und als Präservativraittel mit dem besten Erfolge gegeben, selbst da, wo die Anthrax-Dyskrasio in den Heerden in dem Grade bestand, dass bei kaum bemerkbaren äusseren Ursachen fortwährend fast täglich Sterbcfälle eintraten. Der Chlorkalk hat sich hierbei als das kräftigste Entgiftungsmittel gezeigt2. — Bei veralteter, hartnäckiger Druse und bei verjauebenden Lungenknoten war er in vielen Fällen nützlich; bei dem Aufblähen, besonders wenn dasselbe durch schlechtes, verdorbenes Futter entstanden war, leistete er auf derStelle die besten Dienste. Arensberg gab ihn mit bitteren Mitteln gegen
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1 Praktische Darstellung der wichtigsten ansteckenden Epidemien und Kpizooticn in ihrer Bedeutung für die medicinische Polizei. Herlin 1826. S. 602.
• Magaz. für Thierheilk. 15d. XI. S. 426. Auch bei Anthrax-lnfectionon am Menschen hat sich der Chlorkalk und das Chlorwasser sehr niitzlicli gezeigt.
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Chemisch - einfache Mittel.
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das Wollfressen erwachsener Schafe, nachdem or hiergegen schwefelsaure Salze Vergehens gebraucht hatte (Voter. Sauit. Bericht der ECönigl. Regierung zu Königsberg, I.Quart. 1811). •— Bei einer Kuli, welche von einer Viper in die Zunge gebissen worden und darnach heftige Geschwulst und blaurotho Färbung dieses Organs, grosso Hitze, schnellen Puls, starken Herzschlag, trübe Augen, Geifern aus dem Maule, Kälte der Hörner und Obren, und trockenes Flotzmaul zeigte, bewirkte der Chlorkalk, innerlich und Urtlicli angewendet, baldige Linderung und Heilung (Oesterreich, Media. Jahrbuch, Bd. 23, Stück 1, S. 11). Bei den Versuchen gegen die Lungenseuche des Bindviehes, bei Faul- und Norvonfieber, und bei stinkender Diarrhöe imtzte er mehrentheils nichts. Dagegen soll er bei der Lecksucbt des Kiiulviobes und gegen das Wollfressen der Schafe nützlich sein. - Aousserlich hat das Mittel gegen Baude und Flechten bei Pferden, Kühen und Hunden, und ebenso gegen die stinkenden Geschwüre im äussem Gehörgange bei den letzteren,— bei dem bösartigen Klauenweh und gegen die Mauke der Pferde gute Dienste geleistet; vorzüglich wirksam war es bei der sogenannten brandigen oder ausfallenden Mauke. Bei dem Strahlkrebs und Knorpelfisteln bewirkt der Chlorkalk in kurzer Zeit eine äiisserlicbe Besserung der Geschwüre und schnelle Vernichtung des Gestanks, aber keine gründliche Heilung, — und auf gleiche Weise zeigte sich die Wirksamkeit bei oariösen Geschwüren. In neuerer Zeit hat jedoch Kichbauin den Strahlkrebs von diesem Mittel gründlich heilen selicn (Magaz. für Thierheilk. 12, S. '21'2). Gegen Verdunkelung der Hornhaut war das Mittel in einigen Fällen recht wirksam, iu anderen leistete es nichts.
sect;. 426.
Man giebt den Ghlorkalk innerlich Pferden und Rindvieh von 16,0—60,0, Schafen, Ziegen und Schweinen '2—6 Gnu., Hunden 1—2 Gnn. auf einmal und täglich 2—3 mal; die Anwendung kann in Pillen, Latwergen oder Auflösungen, und in Vorbindung mit bitteren und aromatischen Mitteln geschoben. Latwergen sollten stets nur in geringer Quantität angefertigt und in einem Tage verbraucht werden, weil das Mittel schnell seine Wirksam koit verliert. Als Hiudemittol ist hier Mehl besser als Altheewnrzelpulver; letzteres giebt eine bröokliche Masse. — lioi dein Aufblähen giebt man ihn nur in Auflösungen mit kaltem Wasser, 16,0 Chlorkalk zu '/a Tfund dos letztem. Gor lach lässt ihn als Präservativmittel gegen die Blutseuche der Schafe folgeudermaassen in Auflösung anwenden: dos Abends, wenn die Schafe von der Weide in den Stall kommen, wird ihnen etwas Viehsalz zum Lecken, aber kein Saufen gegeben; am andern Morgen wird auf 100—126 Schafe 1 Pfund Chlorkalk in so viel Wasser aufgelöst, als die lieerde ungefähr aussäuft. Dabei muss das Wasser fortwährend umgerührt werden. Das erste Mal wollen die Schafe das Getränk gewöhnlich nicht gern saufen, aber sjiätcr thun sie es, und es ist dann auch nickt mehr noting, ibnon dos Abends vorher noch Salz zugeben. Hei vorhandener Anthrax-Dvskrasio fahre man so 8 Tage lang fort; bis dabin bat sich die Krankheit gewöhnlich vermindert, und man kann einige Tage aussetzen, dann aber wieder 2—3 Tage fortfahren U. s. w., his koine Storbefälle mehr erfolgen.
Aeusserlich wendet man ihn in Pulvorform an, oder mit Wasser zum Brei gemacht, oder am häufigsten in Auflösungen mit Wasser, die'man nach Vor-
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Chlorkalk.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;39]
scliicdcnheit der EmpfindUohkeit dor betreffenden Tbeile, oder nach Ver-schiodenhcit des Gradelaquo; dor fauligen Zersetzung und des Gestanks mehr oder weniger concentrirt macht; zu einer sehr starken Auflösung nin;mt man auf I Thoil Chlorkalk 10—12 Theile, zu einer schwacheu Auflösung 30—40 Thoilo des Wassers. Man benutzt solche Flüssigkcifon zum Waschen und Verbinden der kranken Theile, zu Einspritzungen und zuFussbädern, täglich 2—4 mal. Zur gründlichen Reinigung der Klauen bei dorn bösartigen Klauenweh benutzt man, um die Anwendung des Mittels sclmoll und leicht bei der ganzen iufici.-tonlJeerde zu bewirken, eine Auflösung von 1—2 Pfund Oblorkalk mit 2 Kimern Wasser als Fussbad, und zwar auf die Weise, dass mit der Chlorkalkauflösuug eine wasserdichte Krippe gegen 4 Zoll tief angefüllt und die letztere vor die Stalltbür, durch Horden von beiden Seiten begrenzt, so gestellt wird, dass die aus oder in den Stall getriebenen Schafe auf einer Strecke von etwa 8 Kuss laug durch die Flüssigkeit gehen, und ihre Klauen chemisch reinigen müssen. Ist die Zahl der durchgehenden Scln:.fo sehr gross, so muss die Flüssigkeit von Zeit zu Zeit erneuert werden; ebenso wenn sie schmutzig geworden ist. — Zum Verbinden der Klaueiigcschwüre nach gründlichem Ausschneiden der Klanen benutzt mau einen Brei, der aus Chlorkalk und destillirtem oder Kegenwasser durch Zusammenreiben in einem Mörser gebildet ist und mit einem Pinsel auf die ganze offene Fläche gestrichen wird. Dies geschieht täglich wiederholt, bis die Flächen trocken geworden sind (siehe: Günther, in der Zeitschr. für Thierheilk. und Viehzucht von Nebel u. Vix, Bd. 1, S. 85 u. f.). Ebenfalls in Breiform soll man ihn nach Eichbaum bei dem sogenannten Strablkrehs anwenden, nachdem man die überflüssigen Horn- und Weichgebilde, jedoch ohne Blutung zu erregen, mit dem Messer weggenommen hat. Auf' den Brei von Chlorkalk legt man eine Schicht von Aetzkalk und dann einen Lederschuh auf den ganzen Huf. Uoi sehr profuser Jaucheuabsonderung verbindet man den Chlorkalk mit ebenso viel Eiclraquo;enrindenpulver, und wendet das Gemenge trocken an, so lange, bis die Menge der Jauche sich bedeutend vermindert hat, worauf man zu dem Verbinden mit dem Chlorkalkbrei übergeht. Zuweilen habe ich den Chlorkalk auch in Pulverform, theils für sich allein, thcils mit Kohleupulver, mit Kalmuswurzelpulver und dgl. versetzt, bei anderen stark jauchenden Geschwüren mit recht gutem Erfolge eingestreut; mau darf jedoch nur kleine Quantitäten von solchen Pulvern zubereiten, weil sie in der Luft in kurzer Zeit unwirksam werden.
sect;. 427.
Als desinficirendes Mittel wird der Chlorkalk auf verschiedene Weise benutzt, hauptsächlich aber, indem man entweder zur Reinigung der Luft und zum Durchräuchern von inficirten Ställen und Utensilien das Ohlorgas auf die eine oder die andere, im sect;. 422 bezeichnete Weise aus ihm entwickelt; — oder indem man die Stallwände, die Krippen, Raufen u. s. w. mit starken Auflösungen von ihm übertüncht, und die Decken, das Lederzeug, das Putzzeug und andere Gegenstände, welche mit ansteckend kranken Thioron in Berührung gekommen sind, mit schwächeren Auflösungen wäscht. Zu dem Uebertünchen des Stalles macht man aus 1 Pfund Chlorkalk und etwa 12 Pfund (4 Quart) Wasser eine Art Kalkmilch, die man mittelst eines Mauerpinsels oder im Nothfalle mittelst eines an einen Stock befestigten Stroh-
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392nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Chemisuh-oiufacho Mittel.
winches gut auftrügt. Es entwickelt sich dabei sein- viel Chlor, durch welches die Angen und die Brust des Arbeiters für einige Mimitcu etwas belästigt, vorhandeno Austeckimgsstoftc aber auch ganz sicher zerstört worden, so das.s mau nach dem völligen Austrocknen des Stalles gesunde Thiero ganz ohne Gefahr wieder in denselben hineinbringen kann. Will man aber recht vorsichtig sein, so kann man Krippen und Kaufen nach dem Uebevtünchon vorher noch einmal mit hoissem Wasser abwaschen und dann den Stall mit Chlorgas ausräuchern (sect;. 422).-—Zum Reinigen der Docken, des Leder-zeugos u. s. w. ist eine Auflösung von .quot;iO Gnu. Chlorkalk auf ,360—60U Gnn. Wasser hinreichend stark. Dabei ist aber zu bemerken, dass gefärbte Decken und Chabrakon mit einer Autlösung von Chlorkalk nicht gewaschen werden dürfen1, weil sie dadurch ihre Farbe verlieren, und dass alle andere Gegenstände nach dem Waschen in jener Auflösung sogleich in Wasser rein ausgespült werden müssen, um die fressende Wirkimg des Chlorkalkes zu vorhüten; metallische Gegenstände müssen sogleich ganz trocken abgerieben und das Lederzeug, nachdem es halb trocken geworden, mit Fett oder Oel eingeschmiert werden.
Wenn in Ställen der Urin keinen gehörig freien Abfluss hat, und daher beständig ein scharfer ammoniakalischer Geruch besteht, so ist zur Unterdrückung des letztem das Befeuchten des Fussbodens und der Abzugrinnen mit einer etwas starken Chlorkalk-Auflösung das beste Mittel. (Preis in den Apotheken; 30 Grm. 1Ü Pfg., 250 Gnn. 5 Sgr. In Fabriken viel wohlfeiler.)
II. ('IiIiii Viilrmil odlaquo;'!' Chlol'-Soda, Chlonmi Nalri, Chlomrelum Sodü s. Chlortirvlvm de protoxydo Sudii. (o)
sect;• 428. Das Chlornatron wirkt örtlich und allgemein fast ganz wie der Chlorkalk, in einer etwas concontrirten Auflösung aber örtlich stärker reizend als der letztere, so dass nach seiner Anwendung in Wunden und Geschwüren heftige Entzündung und selbst starke Ausschwitzung von plastischer Lymphe erfolgt. Dabei muss jedoch bemerkt werden, dass das Chlornatron auf verschiedene Weise bereitet wird, und sowohl in flüssiger als auch in fester Gestalt besteht; dass aber jene stärkere Beizung von dem festen oder krysta!-lisirten weniger auffallend wahrzunehmen als von dem flüssigen. — Das Chlornatron ist ebenfalls erst seit kurzer Zeit als Heilmittel benutzt und, besonders von französischen Thierärzten, gegen dieselben Krankheiten empfohlen worden, in denen der Chlorkalk für nützlich gehalten wird; namentlich will man gegen den Kotz und Wurm der Pferde heilsame Wirkungen von ihm gesehen haben. Es leistet jedoch gegen diese und gegen andere cachectische Krankheiten nichts mehr als der Chlorkalk und steht dem letztem noch darin nach, dass es viel theurer ist und fast nur allein in flüssiger Form angewendet werden kann. — Auch verlangt das Chlornatron seiner schärfern Wirkung wegen eine grössere Vorsicht, und darf nur in massigen Gaben, z. B. für l'ferde und Binder von 8 Grm. allmälig steigend bis zu 80 Grm., für Schafe zu 2—4 Grm., für Hunde von 30 Centigr. bis 1,0
1 Dagegen scluulct solulien Saclion das Durcliräucliern mit Chloigas sehr wenig.
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Clilornatriiin, Jod.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;393
verordnet werden; auch darf die Anwendung nur täglich zweimal, nur in Kcclis- bis achtfacher Yerdttunnng mit Wasser, oder mit Zusatz oines schlei-migen Mittels geschehen. Zusätze von anderen Mitteln erträgt das Chlor-natron nicht gut.
Aeusscrlich ist dasselbe in flüssiger Form wie der Chlorkalk zu benutzen.
Das Chlornatron ist auch als desinficirendes Mittel, im Wasser aufgelöst zum Auswaschen von Krankenstftilen u. s. w. benutzt und von L ah ar ra qn c' sehr empfohlen worden; allein es bat für diesen Zweck ebenfalls keinen Vorzug vor dem Chlorkalk, sondern steht demsclhon des hohem Preises wegen sehr nach. — Ueberbaupt dürfte es wohl in der Thicrarzneikunde zu entbehren sein.
Anmerkuntt. Das Chlor-Kali (Oldontm Kali s. Kali chlorlcnm) wirkt Kbnlich wie (las Chloruatnim, wird aber fast gftr iiicl.t als Arzneimittel benutzt. Chariot empfahl es vorzugsweise voi den übrigen Clilorirnttelii ppgen ïrommelsueht und Windkolik Die Gabe ist 1'iir Pferde lind Rinder 2 Essloffel voll in einem Quart kalten Wassers. Es ist aber zu theuer (30 Gnu. 4 Sgr.).
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4) Das Jod laquo;der die Jodlnt', Jodvm, Jmlmm, s. Jodina, und ilodkalilllll, Kali jodatmn s. Kalt hydrojodicum,
sect;#9632; 429.
Das Jod (J) ist ein einfacher metalloidischer Stoff und Haloid (Wasser-stoffsäurebilder), der in der Natur sehr vorbreitet vorkommt, überall aber nur in geringer Menge, am meisten noch in Seepflanzen (Fucus- Ceramium- und Ulva-Arten), aus denen es durch chemische Bearbeitung gewonnen wird. Es kommt im Handel als Englisches oder unreines Jod, und als Französisches, gereinigtes oder bisublimirtes Jod vor. Letzteres ist in der Pbarmacopöe vorgeschrieben. Dasselbe bildet dunkelblaue Blättchen mit Metallglanz, (lern Graphit ähnlich, bat einen dem Chlor ähnlichen Geruch und einen scharfen Geschmack; es verdunstet schon bei gewöhnlicher Temperatur, bei 107 C. schmilzt es und bei 180C. kocht es und verwandelt sich dabei in einen sehr schweren Dampf von dunkelvioletter Farbe. Es löst sich in Aether und in Weingeist (in 10 Th.) leicht, in Wasser schwer (in 7000 Th.) auf, wenn aber das Wasser salpetcrsaures oder salzsaures Ammonium oder Gerbsäure enthält, so erfolgt eine leichtere Lösung. Es färbt das Stärkemehl blau, und bildet mit Wasserstoff eine Säure, welche sich mit Kalien zu auflöslichen Salzen und mit Metallen vorbindet.
Die Wirkungen des Jods und seiner Präparate ähneln denen dos Quecksilbers und der Kalien, sie sind aber doch in der Hauptsache von ganz eigenthümlicher Art. Bei der äusserUchen Anwendung auf die Haut verursacht das Jod und seine Präparate bei oberflächlicher Einwirkung nur eine gelbliche Färbung und massig starke Reizung, welche letztere aber zuweilen bis zur oberflächlichen Entzündung steigt, und mit vermehrter Resorption in den unter der Haut liegenden Theilen begleitet ist. An allen drüsigen Or-
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1 L aharraque, De 1'emploi des ehlorurcs d'oxydc de sodium et de chaux. l'aris 1825. — Kccueil do médec. veter. 1825. S. 255. 1829. 8. 190 etc. — Prorlop's Notizen aus dem Gebiete der Natur- und Heilkunde. Ild. 11. S. 359.
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394nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Chemisoh-einfaohe Mittel.
ganen, besonders aber in don Sohilddrtisen und am Euter scheint auf eine speoifische Weise selbst die Ernährung (die Vegetation) sehr beschränkt /,u
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werden, denn sie verkleinern sich bei dein fortgesetzton Gebrauche des Jods sehr auffallend. — Innorlich in einzelnen massigen Gaben angewendet, wirkt dasselbe zunächst als ein Reiz auf die Schleimhaut der Verdauungseingeweide, und erregt etwas den Appetit, verursacht aber in einzelnen solchen Gaben keine bemerkbaren allgemeinen Zufälle; wird aber die Anwendung durch einige Zeit fortgesetzt, so zeigt sich nach und nach eine immer stärkere Abmagerung im ganzen Körper, aber vorherrschend in den bezeichneten drüsigen Organen. Veränderungen an den 151utgefässen, am Athmon und in den Ab- und Aussonderungen bemerkt man dabei nicht; auch am Blute hat man bisher einen Einfluss der Wirkung nicht deutlich nachgewiesen, obgleich seine Beschaffenheit sich gewiss verändert. — In etwas grossen Gaben verursacht das Jod übermässige Beizung der Verdauungsschleimhaut, Störung des Appetites, Erbrechen (bei Thieren die erbrechen können), vermehrte Harnentleerung und sehr oft auch Diarrhöe; — von sehr grossen Gaben erfolgt Entzündung und Anätzung des Magens und der Tod in 4—7 Tagen. Letzterer erfolgt aber nicht jedesmal, sondern manche Thiere erholen sich noch, selbst wenn schon bedenkliche Zufälle eingetreten sind. Orfila (Toxicol., Bd. 1. S. I IG) sah z. B. einen Kund wieder genesen, der nach dem Eingeben von 4 Grm. und 72 Coutigrm. Jod bereits an heftigem Erbrechen und Schluchzen litt. Ich machte dieselbe Beohachtunganeinomirundenach dem Eingeben von (i Grm. des Jodes. — Von 60—90 Centigr. sah ich bei mehreren Hunden, und von 21 '2 —4 Grm. bei Pferden täglich zweimal und durch 14 Tage gegeben, blos schwachen Durchfall (mit Entleerung von schwärzlich gefärbten Excrementen), bei den ersteron auch massiges Erbrechen und starke Abmagerung erfolgen; aber 8 — 12 Grm. in einer Gabe tödteten jeden Hund,
ïnjectionen in die Drosselvene von 4 Grm. Jod in 30 Grm. schwachem. Weingeist gelöst, brachten hei Pferden Taumeln, Betäubung, zuweilen selbst; Niederstürzen, schnelles, kurzes Athmon, schmerzhaften Husten, schnellen, harten Puls, wilden Blick mit Erweiterung der Pupille, Auftreibung der fJefässe am Kopfe, erhöhte Temperatur, dann Acngstlichkcit, Mattigkeit hervor. Nach D/a Stunden waren diese Zufälle verschwunden; der Appetit wurde sehr gut! — Hei mehreren Versuchen der Art variirten die Zufälle etwas, aber der Husten war bei allen Pferden constant. — ïnjectionen von 8 Grm. Jod in 60 Grm. Branntwein gelöst, erzeugten ähnliche, aber weit stärkere Zufälle, die 4 Tage dauerten. — 4 Grm. Jod in 30 Grm. Schwefeläther gelöst und in die Drosselvene injicirt, verursachten sogleich Erstickungszufälle und den Tod. Diese Wirkung ist jedoch mehr dem Aether als dem Jod zuzuschreiben (Observation von Patu, im Joiivn. de méd. refer. 1835. p. 229).
Aousserlich angewendet bewirkt das Jod (ebenso die Tinctur und das Jodkali) eine Reizung der Haut, selbst eine geringe Entzündung und zuweilen Ausgehen der Haare an der Anwendungsstelle. Dabei wird die Resorption in und unter der Haut sehr vermehrt.
Bei jeder Art der Anwendung des Jods fand sich stets eine Menge desselben in dem reichlich entleerten Urin.
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Jod,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; B95
sect;. 480.
Den angedeuteten Wirkungen und don an kranken Thieron yemaohten Beobachtungen zufolge ist das Jod ein sehr kräftiges, die reaorbirende 'riiäti}?-koit der Gefiisse boförderndps, daher die Resorption veriDehrendes, die Er-näbrang besohrttnkendes Mittel, Als solelios ist es in kleinen und massigen Gaben angezeigt; bei krankhafter, ttberuiftssiger Ernährung, Vergrösserung und Verhärtung drüsiger Organe, besonders aber bei solchen Zustünden der Schilddrüsen (bei dorn echten Kropt', Struma), des Euters und der Hoden; ebenso bei zu grosser Fettbildung in einzelnen Theilon oder im ganzen Körper und bei den hieraus entstellenden nachthoiligen Polgen, z. B. bei dem chronischen, äussorst hartnäckigen Husten, der die zu }gt;-ut genährten Stuben #9632; Kunde zuweilen befällt und in zu grosser Fettigkeit des Herzens begründet ist. Das Mittel hat sich bei diesen Krankheiten, nach den Beobachtungen von T'revost u. A.', sowie bei meinen Versuchen, sehr wirksam j^ezeigi. Ich habe es auch in der Lungenseuchekrankheit des Rindviehes, bei Wasser-snchten und gegen chronische Druse in einigen Fällen nützlich befunden. Dagegen sah ich es ^c^'en Kotz und Wurm bei sehr vielen Pferden, obgleich ich es anhaltend und in einzelnen Fällen auf verschied one Weise anwendete, ganz ohne günstigen Erfolg. Patu (siehe vorhergehenden sect;.) versuchte gegen den Wurm der Pferde Einspritzungen von Jod in die Drossolveuo, jedoch ebenfalls ohne Nutzen, obgleich jedes Pferd 16—IS Injectionon in Zeit von •I Wochen erhielt. Ich habe es auch gegen Füllenlähme, Rbachitis der Hunde, innerlich und änsscrlich mit Erfolg gegeben.
Prof. Dick hält das .Tod für ein vortreffliches Mittel in den meisten Fällen der Harnruhr und in der Brust Wassersucht des Pferdes (The Veterinarian 1844. S. 412), und ich kann die gute Wirkung bei beiden Krankheits-zuständen bestätigen.
Gegenanzeigen gegen den Gebrauch des Jods sind: active, frisch entstandene Entzündungen, Entzündnngsliebor und Orgasmus des Blutes. Bei schleichenden, chronischen Entzündungen, bei plastischen Ausscbwitzungcn und Verhärtungen nach Entzündungen wird aber das Jod örtlich oft sehr gut ertragen. Dies gilt jedoch nicht von Augenentzündungen, und besonders von der Mondblindheit, wo mir das Mittel zur Beförderung der Resorption ganz angezeigt zu sein seinen, aber fast gar nichts leistoto. Uoberlianpt erträgt das Auge nicht gut das Jod, sondern es wird selbst von kleinen Quantitäten immer sehr gereizt (z. B. von 12 Gentignu. mit 15 Grm. Fett zur Salbe gemacht). — Bei Gallon, Piephacken, Sehnenklapp, Ueberbeinen, Drüsenverhärtungen und. dergl. Zuständen ist dagegen die äusscrlicbc Anwendung oft rocht nützlich; aber sie muss durch einige Zeit fortgesetzt geschehen.
sect;. 481.
Das reine Jod wird selten benutzt, weil man esfür schwächer wirkend hält als die Tinctur und das Jodkali; doch giebt mau es den Pferden xn 60 Centigr. Ym l'/a Gnu., dem Rindvieh I—-2 Grm., Schafen 30—60 Centigrm., Schweinen 12—80 Centigrm., Hunden 6—12 Centigrm. in Latwergen, Pillen oder, mit einer schleimigen Flüssigkeit. Aeusserlich wendet man die aus Jod
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1 Journal prat. de mcd. vct. 1827. p, 239. — Becuoil do mód. vét. 1829. p. 104 etc.
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Cheiiiisch-einfacho Mittel.
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(1 Tlioil) mit Fett (12—20 Theile) beroitote Salbo als siortheilondcH Mittel bei Verhiirtung und Vcrgrösserimg' drüsiger Organe, namcutlicb des Euters, bei Vordickung dor Haut, des Zellgewebes, der Sebnen, bel Gallen, Piep-hacken und dergl. hypertrophischen Bildungen mit Nutzen an, wenn die Haut noch massig empfindlich ist. Auch gegen Räude, besonders die Symbiotesräude an den Fttssen der Pferde hat sie sich sehr wirksam gezeigt. Zuweilen wird, wenn die Salbe als Zertheilungsmittol dienen soll, Eampher, Terponthinöl oder auch Jodkali zugesetzt.
Präparate:
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r/. Die Jod-Tinctur (Thictura Jodi) ist eine Auflösung von 1 Jod in 10—12 Theilen alkobolisirten Weingeist, so dass 30 Grm. der
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Thoil Tino-
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tur 3 Grm. Jod enthalten. Sie wirkt wie das Jod, aber an den Berührungs-stellen etwas mehr reizend , bei reichlicher oder bei wiederholter Anwendung auf die Haut selbst Entzündung, Ausscbwitzung und oberiiäcbliche Schorfe orzengend; auch färbt sie die Haut und Haare für lange Zeit braungelb1. Das Mittel wird innerlich bei denselben Zuständen, wo das Jod selbst empfohlen ist, gebraucht, und zwar gewöhnlich in etwas steigender Gabe, hei Pferden von 20—200 Tropfen, bei Schafen, Ziegen und Schweinen h—12 Tropfen, bei Hunden und Katzen 2—10 Tropfen, täglich ein- bis zweimal, stets mit 12—20 Theilen destillirtem Wasser verdünnt, am besten ohne andere Zusätze. #9632;— Mehr als innerlich wird die Jod-Tinctur äusserlich überall da angewendet, wo das Jod gebraucht wird, wo man schleichende, besonders dyskratische Entzündungen, plastische und andere Entzündungen, krankhafte Neubildungen auflösen, zertbeilon will; daher z. B. gegen Vergrösserung und Verhärtung der Lymphdrüsen, bei chronischer Druse und bei Wurm, bei denselben Zuständen der Schilddrüsen (dem Kröpfe der Hunde), der Milchdrüsen, gegen Gallen, Piephacken, Seh-nenverdickung und dergl. Auf haarlose oder fein behaarte Theile kann man die Tinctnr mit einem Eederbart oder Pinsel aufstreieben, an dicht-haarigen Theilen wird sie eingerieben, zweckmässig nachdem die Haare abgeschoren sind. Die Anwendung geschieht auf zarter Haut täglich einmal, auf dicker Haut zwei- bis dreimal; gewöhnlich während 2—4 Tagen, bei hartnäckigen Uebeln nach einer Pause von etwa 6— 8 Tagen wiederholt.
Eine besondere Art der äusserlichen Anwendung ist die (nach dem Vorgange des berühmten Chirurgen Vel peau an Menschen) zuerst von Lc-blanc an Hunden mit gutem Erfolge gemachte Einspritzung der Jod-Tinctur in die Balggeschwulstsäcke am Halse, und dann bei Pferden in die künstlich geöffneten Sehnen- und Gelenkgallen2. Die hiernach in den französischen Thierarzneischulen 3 und von vielen Praktikern wiederholten Versuche haben gelehrt (was man schon vorher sieber erwarten konnte), dass, wenngleich bei vielen Gallen die Einspritzungen der Jod-Tinctur mehr leisten als jede andere Kur, doch in manchen Fällen hierbei äussorst heftige Gelenk- und Sehnenontzündung, Anschwellung dos ganzen Schenkels, die grössten Schmerzen, Kcizfieber und — zuweilen selbst der Tod herbeigeführt werden; und ferner, dass oft in den Fällen, welche günstig enden, die Kur über 14
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1nbsp; Ebenso beim Menschen,
2nbsp; U. Leb 1 anc , Cliniq. vétór. 1844 u. f.
quot;U.Houlcy, Kecueil de mód. vctér. 1847, 1849 u. s. w. Roy, Journal de mód. vdtér, de Lyon 1847. — Lafosse, Journal dos Vétérin, du Midi 1849 u. f.
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Jod, Jodkali.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ;-}97
Tage dauert und nicht selten doch eine Verdiokvmg an den kranken Stellen zuriickhlciht. Camhon1, Verricr2, Poret8 und G-erlaob1 haben in neuerer Zeit fast nur günstige Fülle mitgctlieilt; dennoch heschränken vorsichtige Thierärzte diese Jiijeetioncn nur auf' die Öelinenscheidengalleii. Die Ainvendung geschieht mittelst einer kleinen Spritze, nachdem an dem niedergelegten Pferde die Galle mittelst eines dünnen Troikars oder mit einem spitzigen Bistouri geöffnet und ihr Inhalt ausgedrückt ist. Die Tinctur wird je nach der Empfindlichkeit der Thicre, vorher mit 3/4 oder */8 oder mit gleichenTheileu Wassers verdünnt, hei geringer Empfindlichkeit auch unverdünnt angewendet (Gerlacb hemitzt 1 Th. Jodtinotur mit 3 Th. Jodkalium-lösung [1 Th. Jodkalium auf' G Th. Wasser], bei grosser Torpiditiit selbst gleiche Theile beider Flüssigkeiten zusammengemengt).
b. Das Jodkali oder jodwasserstoft'saurc Kali (Kalium jodatum s. KaU hydrojodicum), oder Jodkalium (Jodetum Äulii, s. Jodctum kalicum). Es löst sich im Wasser und Weingeist auf, lässt sich auch mit Fett zur Salbe machen, wirkt wie das Jod, örtlich aber milder als die Tinctur. Doch können nach den Versuchen von Maillet beim Pferde l(j Grm. und bei Hunden 2 Grm. den Darmkanal heftig reizen und eine tödtlicho Blutung aus demselben erzeugen 5. In vielen anderen Versuchen bat sieh aber diese heftige Wirkung nicht gezeigt. Man wendet das Jodkali bei denselben Krankheiten an, wo das Jod und die Tinctur gebraucht wird, und giebt es a) innerlich den grossen Hausthieren von 2 Gramm in steigender Gabe bis zu 8 Gramm, Schafen von 30 Centigrm. bis 1 Grm., Hunden von ö—30 Centigrm., täglich ein- bis zweimal und in der zwanzig- bis dreissigfachen Menge Wassers (wozu nicht gerade destillirtes nöthig ist) aufgelöst. Auch kann man eine schleimige oder eine aromatische Flüssigkeit zur Aufnahme des Jodkalhnn benutzen, mit anderen Mitteln ist es aber aus chemischen und therapeutischen Gründen nicht gut zu verbinden. — b) Aeusserlich benutzt man das Jodkalium entweder 1) in Auflösung von. gemeinem Wasser (1—'2 Grm. zu 30 Grm.) — oder 2) als Salbe, 2—4 Grm. mit 30 Gnu. Fett zusammengerieben. Das Ungmntum Kali hydrojodici der Freuss. Fharmacopöe besteht aus Jodkalium 4 Grm., kohlensaurer Magnesia 36 Centigrm., die mit einigen Tropfen dest. Wassers abgerieben und dann mit 30 Grm. Schweinefett zusammengemengt werden. Sehr wirksam ist auch die Jod seife, welche man folgender-maassen bereitet: Ep. Sapm, dornest. 90 Grm., Alkohol vim l^L Pfd., Kalii jodati 45 Grm. Die Seife wird mit Hilfe der Wärme im Alkohol gelöst, und dann das .Jodkali hiermit durch Zusammenreiben vereinigt. Sie kann bei harten Drüsengeschwülsten, Stollbeulen , Sehnenklapp, Ueberheinen, l'iephackcn und dergl. Zuständen eingerieben werden. Wo noch mehr ein rein entzündlicher Character besteht, benutzt man besser das Jodkali in Verbindung mit der grauen Merkurialsalbe (2—4 Grm. zu 30 Grm.), wozu ich oft noch Kali carboninnn oder Sapo virid.. setze. Sowohl die Salben, wie auch die Auflösungen werden noch weit wirksamer, wenn man etwas reines Jod (1—2 Grm. zu 30 Grm.) hinzufügt. Die einfache Auflösung hat sich gegen
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1nbsp;Annal. veterin. belg. 1862. pag. 48. 1853. p. 57.
2nbsp;Kccueil de nu'dec. vétórln, 1857. p, 542 u. 5!)8. •#9632;'llnsellist 1859. p. 57G.
#9632;' Jahresbericht laquo;lor Königl. Thicnirzncisclmle zu Hannover für isfgt;9. S. 114.
5 Kccueil de imirlec. vétirln. 183C. p. 520.
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(üiemibcli-eiufache Mittel.
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Milbenräude and gegen Flechten sehr wirksam gezeigt. — Sowohl die Salbe als auch tue Auflösung des Jodkaliums werden tiigliuh ein- bis zweimal augewendet.
Anmerkung. Das Jod und seine l'räpaiiite sind thuure Arzneimiitel, ihre Anwendung muss moistens durch einige Woolniii fortgesetzt werden, ehe der Zweck erreicht wird, — aber bei kleinenTbieren darf man selbst mit massigen Gaben nicht zu anhaltend fortfahren,sondern man muss uaoh drei- bis vlertilglgein Qebrancb des Mittels wieder einen Tag dasselbe aussct/.cn, um üble Zufälle zu vermelden; und — bei äusserlieher Anwendung des Jods nmss muii die Personen, welche dieselbe bewirken, auf die hierbei entstehende Gelbfärbung der llitmle aufmerksam machen und zu deren Verhütung beim Kinreiben der Jodsalbo oder der Jodtinctur ein Stück Schweinsblase oder einen alten Handschuh benutzen. (.Judkupfer, .)od-Qiua-ksilher, siehe Metalle.) (Preis: Jodum 1 Gnu. 10 Pfg., Kuli jod. I Gnn. 9 lJfg.; 'Vinci. Juäi U) Grm. i Sgr.)
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5) Kolilc, Carlo; mid swats Pilaiiienkohle oder llol/.kolilraquo;', Curlm vegetabüis s, ligni;
und lliinisdif Kohle, Carlo imimalis.
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sect;. 432.
Die verschiedenen Arten der Kolilc enthalten als vorherrschenden Be-standtheil den Kohlenstoff; derselbe ist in ihnen aber niemals rein und allein vorhanden, sondern nach Verschiedenheit ihres Ursprunges, bald an thicrische, bald an vegetabilische oder an mineralische Substanzen gebunden und mit Salzen, Erden und metallischen Stuften, auch mit Sauerstottgas, Wasserstoffgas, Stickstoffgas und dergl. verunreinigt. Von diesen fremden Bestand-theilen kann zwar die vegetabilische und die thicrische Kohle durch Auskochen mit Wasser und darauf erfolgendes Ausglühen in einem bedeckten Schmelztiegcl befreit und zur reinen Kohle (Garbo purus s. praeparatHs) gemacht worden; aber dennoch bleibt einiger Unterschied zwischen thieri-scher und vegetabilischer Kohle und bei letzterer selbst zwischen der von verschiedenen Gewächsen bereiteten.
Die frisch ausgeglühte vegetabilische, und ebenso die thicrische Kohlo besitzt, zwei ausgezeichnete Eigenschaften, nämlich: 1) das Vermögen, in ihren Poren verschiedene Gasarteu in bedeutender Menge einzusaugen und zu verdichten , und 2) verschiedene in Flüssigkeiten aufgelöste Substanzen, vorzüglich organische färbende, riechende und schmeckende Stoffe aus Flüssigkeiten auszuscheiden. — In diesen physikalischen Eigenschaften ist der grösste Theil der Wirksamkeit der Kohle begründet, und auf ihnen beruht auch hauptsächlich ihre Benutzung zn therapeutischen Zwecken. Doch ist es auch nicht zu verkennen, dass die Kohle im lebenden Thierkörper noch auf eine andere, noch nicht genügend erklärte Weise wirken müsse, da sie nicht allein an den Stellen der nnmittelbaren licriihrung, z. B. an brandigen Wunden und i'aulig'Cn Geschwüren, oder im Magen und Darmkanal, sondern im ganzen Körper dem fauligen Zersctzungsprocosse entgegen wirkt, zugleich den Tonus der Gefässc alltnälig vermehrt, die geschwächte Verdauung und Assimilation bessert, und krankhafte Absonderungen vermindert und ebenfalls verbessert. Innerlich in zn grossen Gaben angewendet, verursacht jedoch die Kohle fast immer Störung der Verdauung und mehr weiche, zuweilen selbst lliissigc Darniexcrcmente. Man schreibt dies der fast gänzlichen Unauflöslichkoit des Mittels und der dadurch bedingten
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Kohle.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;399
mechainschon Heizung der Vcrdaiiungscingewcide durch dasselbe au. Doch habe ich bei meinen Versuchen hierüber niemals eine deutlich erkennbare Reizung, und noch weniger eine Entzündung der betroffenen Theilt, weder innerlich noch äusserlich, selbst von sehr reichlicher Anwendung- des Kolilcn-pulvers gesehen. — Wie und durch welche Kräfte jene Wirkungen entstehen, namentlich ob sie durch einige Theilchen des Koblenpulvers, welche in die Säfte übergehen (wie Oesterlen, Zeitschrift f. rat. lleilk. V. Bd. 3. Heft, und Leuthold [Traube], Berliner klin. Wochenschrift, 3. Jahrg. 18(50, Nr. 3. S. 21, gefunden haben), direct erzeugt werden, oder ob aus dem Kohlenpulver unter dem Einfiuss der Körperwärme und der in den Verdau-iingseingeweiden vorhandenen Flüssigkeiten Kohlensäure entsteht und hierdurch weitere Wirkungen erzeugt werden, ist bis jetzt nicht erforscht. — Bei der Thierkohle wird durch die kohlensaure und phosphorsaure Kalkerde und blausaure Salze, welche diese aussei' dem Kohlcnstofl' noch bald mehr bald weniger besitzt, sicher eine grössere und mehrseitige Wirksamkeit bedingt, als sie die PHanzenkohle besitzt; und die Beobachtungen der praktischen Aerzte und Thierärzte zeigen auch, dass die Thierkohle viel mehr den gestörten Bildungsprocess, namentlich in drüsigen Orgauen, günstig umstimmt und tiefer eindringt als die PHanzenkohle.
sect;. 433.
Die innerliche Anwendung der Kohle hat sich nützlich gezeigt: bei beständig wechselndem, unregelmässigem Appetit, wenn dabei ein fauliger Geruch aus dem Maule besteht, die Verdauung schlecht ist, ferner bei heftigen Durchfällen, wenn die Excrcmente aashaft stinkend sind, bei jauchenden Lungenknoten, bei veralteter Druse und bei dem Hautwurm der Pferde, bei Krebsgeschwüren und bei Faulfieber. Waldinger1 hatte den innerlichen Gebrauch der Kohle bei solchen Pferden empfohlen, welche dem Anschein nach gesund sind, aber öfters in der Fresslust wechseln, sehr mager bleiben, einen aufgeschürzten Bauch haben und nicht gehörig abhaaren (und bei denen man nach dem Tode häufig Anschwellungen der Lymphdrüsen im Netz und Gekröse findet), — dosgleichen bei erhärteten Drüsen im Kehlgange, und überhaupt in Krankheiten des Lymphsystems. Derselbe empfahl auch zuerst, bei dem sogenannten Strengel, bei gutartiger und verdächtiger Druse, und wo immer an Pferden ein Verdacht erregender Ausfluss aus der Nase sich zeigt, Kohlenpulver entweder durch einllohr in die letztere einzublasen, oder noch besser, von den Pferden selbst cinathmeu zu lassen; es wird dadurch oft in kurzer Zeit der Ausfluss gebessert und vermindert, und die Zertheilung der etwa vorhandenen Drüsenanschwellungen sehr befördert. Selbst bei dem frisch entstandenen liotz will man von der örtlichen Einwirkung des Koblenpulvers diese günstige Wirkung und Heilung der Geschwüre gesehen haben2, was aber wohl auf' einem Irrthum in der Diagnosis der Krankheit beruht hat. — Gegen verjauchende Lungenknoten und gegen chronische Druse kann ich die heilsame Wirkung bestätigen. Waldinger hielt bei letzterer Krankheit das Einathmen des Kohlenpulvcrs zugleich für ein Prüfung.smittel darüber, ob Heilung noch zu erwarten sei oder nicht; denn wenn nach 8—10
1 Heber Nalirungs- und Heilmittel der l'ferde. S. 29(1.
'2 Z. B. Giesker, in Veteriniir-Selskabets Skrifter. 3 Deel. S. 299.
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Chemisch-einfache Mittel.
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Tagen keine auffoUeud günstige Veriinderuiig' erfolgt, oder wenn auch der Ausllnss durch I oder '2 Tage vergolit, später jedoch wieder erscheint, so .schwindet die llotl'imng auf Heilung. Die Erfahrung lehrt aber, dass solche Veränderungen von verschiedenen Umständen abhängig sind , und dass also diese Prüfung unsicher ist. — Dr. Garrod will gereinigte Thierkohle mit gutem Erfolge gegen vegetabilische Gifte angewendet haben, weil sie das Strychnin, ebenso Morphium aus einer AuHösuug der Salzsäure, die in gleicher Stärke, wie dieselbe im Magensaft besteht, niederschlägt. Auch Arsenik soll durch diese Kohle neutralisirt werden. Spätere Versuche haben diese Wirksamkeit nicht bestätigt.
Aeusserlich benutzt mau häufig das Kohlenpulver als ein Eiter und stinkende Flüssigkeiten absorbirendes und gelind erregendes Mittel bei unreinen, stark jauchenden, stinkenden Wunden und Geschwüren, besonders bei dergleichen Widerristschäden, Satteldrücken, Wurmbeulen, Krebsge-schwüren, bei dem kalten Brande u. s. w.
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sect;• 434.
Man giebt innerlich das Pulver der frisch ausgeglühten Kohle für Pferde von 15,0—30,0, für Bindvieh von 30,0—60,0, für Schafe und Schweine von 4,0—12,0, und für Hunde von 0,5—4,0, — in Zwischenzeiten von 2—l Stunden. Die Anwendung geschieht in Pillen und Latwergen, bei Schafen auch in Lecken und bei Schweinen im Getränk. Nach Umständen setzt man der Kohle noch bittere, aromatische oder adstringireude Mittel, Schwefel, Kochsalz, narkotische und andere Mittel zu.
Um den Kohlenstaub einathmen zu lassen, schüttet man 180,0—360,0 von frisch geglühter und fein pulverisirter Kohle in einen nicht zu dichten Kuttersack oder Pressbeutel, und hängt denselben des 'Pages zwei- bis dreimal, jedesmal durch l/a--Ï- Stunde laug so an den Kopf des Thieres, dass dieses sich mit der Nase und dem Maide in dem Sacke befindet und in demselben athmen muss. Obgleich das Kohlenpulver schon durch den Luftstrom bei jedem Athcinzuge bewegt und der Luft mitgetheilt wird, so ist es doch gut, dasselbe von Zeit zu Zeit etwas in dem Beutel aufzulockern; auch muss es wenigstens an jedem Tage einmal erneuert werden.
Aeusserlich wird das Kohlenpulver entweder für sich allein, oder in Verbindung mit bitteren,x aromatischen und zusammenziehenden Mitteln, mit Kampher, Zinkvitriol, rothein Präcipitat und dergleichen eingestreut (siehe z. 13. bei Eichenrinde sect;. 170).
Anmerkung 1. Alles liier über die Anwcmlung Gesagte gilt zicmlidi gleiclimässig ivucli von der thierischen Kohle; dieselbe wird jedoch zum innerlichen Gebiaueh bei ihiisenlciden, Soirrhns, Krebs, seropliuliisen Leiden u. s. w. für wirksamer als die vegeln-biliscbe Kohle betrachtet.
2.nbsp; nbsp; Die Sohwammkohlo oder der gebrannte Schwamm fOarlo Spongiae s. Spongia uslaj unterscheidet sich von den übrigen Kohlenarten sehr wesentlich dadurch, dass sie ausser anderen Hc8tamltheilen noch Jod in verschiedenen Verbindungen enthält, und durch dasselbe aucli älmlich aber milder wirkt als das Jod selbst. Sie wurde ehemals gegen krankhafte Vergrösserung der Schilddrüsen (gegen sogenannten wahren Kiopl) augewendet, ist aber ein theuros Mittel und seit der Entdeckung des Jod fast ganz aus dem-Gebrauch gekommen.
3.nbsp; nbsp; Die l'reusraquo;. Pharmacopöc hat als ein besonderes Präparat noch Carho l'anis (Hrot-kohle), ans scharf getrockneten), pulverisirlcni und dann in einer Katleetrommel zu Kohle gebranntem Hiot. Die Wirkung ist wie von anderer vcgetahilisclier Kohle.
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Säuren.
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4. Mineralische Kohle ^ca/'Äo wiWrofos^, zu welcher vorzüglich der (i rap hi t oder das Reisshlei (Graphiies) gehört, ist in ihren Wirkungen nuf die Thitre nicht bekannt. Dieselbe scheint jedoch der Wirkung der Kohle Uberhaapt iihnlicli zu sein. Als Heilmittel ist sie bisher wenig benutzt; man hat den fein geiailverten Graphit (1 Theil) mit Fett (4 Theile) zur Salbe gegen veraltete Mauke empfohlen. (Cmho piaeparatns 30 Grm. 2 Sgr. G Pfg.; Carlo veyetab. subtiliss. pulv, 30 Grm. 1 Sgr.)
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NEUNTE KLASSE.
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Säuren, saure Mittel. (Mcdicamentn aoida.) BegrlB1, Wirkung und Anneiidiing dieser nillel liu Allgeuiclnrn.
sect;. 435.
Als Säuren bezeichnete man sonst diejenigen Snbstsmzen , welche saner selirnecken, blaue Pflanzensäfte roth färben, mit Alkalien und Metalloxyden Salze bilden, und zum Hauptbestandtheil den Sauerstoff enthalten. Die neuere Chemie hat jedoch den Begriff von Säure viel weiter ausgedehnt, indem sie die Verbindungen einer sogenannten säurefälligen Grundlage (z. B. des Kohlenstoffes, des Stickstoffes, des Wasserstoffes, des Schwefels u, s. w.) mit einem elektro-negati ven Stoffe (z. B. mit Sauerstoff, mit Chlor, Jod) als Säuren betrachtet und daher aussei- den Sauerstoffsäuren (wie es z.B. die Schwefelsäure, Salpetersäure, Kohlensäure, Essigsäure ist) auch Wasser-stoffsäuren, d. h. solche annimmt, in denen der Wasserstoff'durch Chlor, Jod und dergl. und mehrentheils unter Zersetzung von vorhandenem Wasser gesäuert wird, wie es in der Salzsäure, .lodwasserstoffsäure, Ilydrotliionsiiure, Blausäure u. a. der Fall ist.
Die chemische Zusammensetzung der Säuren zeigt sich aber nicht allein in der Art ihrer Bestandtheilc, sondern auch in dem Mengeverhältniss derselben verschieden; denn 1) besitzen manche Säuren (z. B. Schwefelsäure, Salpetersäure, Salzsäure) nur eine einfache, — andere aber (z. B. Essigsäure, Weinsteinsäure) eine mehrfache säurefähige Grundlage, und 2) nehmen auch die Grundlagen von dem Sauerstoff', von dem Chlor u. s. w. unter verschiedenen Verhältnissen ein verschiedenes Quantum auf, so class oft mit einer und derselben Grundlage mehrerlei Säuren von verschiedener Vollkommenheit gebildet werden, z. B. mit dem Schwefel die Schwefelsaure, schweflige 8äuro, Unterschwefolsäure und unterschweilige Säure.
Ausserdem wird noch eine für den Grad der Wirksamkeit wichtige Verschiedenheit der Säuren durch ihren Gehalt an Wasser (ihre Concentration) bedingt, da sie von dieser Flüssigkeit bald nur sehr wenig oder gar nichts enthalten und somit im concentrirten Zustande bestehen, bald -wieder durch sie in mannigfachen Verhältnissen verdünnt sein können.
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sect;. 436.
Die Säuren werden theils aus den, ihnen zum Grunde liegenden Elemon-tarhestandtheilen künstlich zusammengesetzt, mehrentheils kommen sie aber
Hr.uTWui, At/.iiciuntlellohre. 5. Auflage.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;ut;
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SiUu-cii.
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fertig gebildet (aber fast immer aa verschiedene andere Substanzen gebundea) in den drei Reichen der Natur vor. In letzterer Hinsicht werden sie im gewöhnlichen Spraoligebrauolie nach ihrem häufigsten Vorkommen a) als thierisohe Säuren (Acida animalia), — b) als vegetabilische oder 1't'lanzensäuren (Acida vegetabilia), — und c) als Älineralsänren (Acida mmmdia) bezeichnet. Zu der. beiden erstcren gehören fast alle Säuren mit mehrfacher, zu den Mineralsäureu aber diejenigen mit einfacher Grundlage. Es ist Jedoch zu bemerken, dass diese Unterscheidung nicht durchgehend fest begründet ist, da einige Säuren, z. B. die Tbosphorsäurc und die Kohlensäure, in zwei Naturreicbeu fast in gleicher Häufigkeit gefunden worden.
sect;• 487.
Von der grossen Anzahl der jetzt bekannten Säuren sind nur wenige als Arzneimittel für Thiere gebräuchlich, und zwar von den Miueralsäuren die
Schwefelsäure, die Salpetersäure, die Salzsäure und die bei den brenzlichen Mitteln beschriebene Carbolsänre — und von den vegetabilischen die Essigsäure (als Essig und Holzessig). #9632;— Tliierisclie, Säuren werden (mit Aus-nahme der bereits bei den narkotischen Mitteln betrachteten und nicht hierher gehörenden Blausäure) gar nicht benutzt.
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sect;. 438.
lgt;ie genannten Säuren zeigen in ihrer Wirkung auf den Tbierkörper zum Theil grosse Aehnlichkeit untereinander; im Einzelnen betrachtet weichen •sie aber nach den angedeuteten Verschiedenheiten ihrer Elementarbestaud-theile, und nach dorn Grade der Concentration bedeutend von einander ab, und es ist deshalb niithig, bei einer allgemeinen Darstellung ihrer Wirkungen, wenigstens den gebräuchlichen Unterschied zwischen Mineralsfturen und vegetabilischen Säuren (oder vielmehr zwischen Säuren mit einfacher und mit mehrfacher Grundinge), und die Concentration zu berücksichtigen.
A. Die Mineralsäuren.
1) Im concentrirten Zustande wirken sie (mit Ausnahme der Kohlensäure) zerstörend und ätzend auf alle Theile des Thierkörpers, indem sie ihnen die Feuchtigkeiten begierig entziehen und dadurch die organische Substanz auf chemische Veise so vorändern, dass sie nicht mehr lebensfähig ist. Die Substanz wird an den unmittelbar betroffenen Stellen zuerst etwas erweicht und dann in einen schwärzlichen, sehr festsitzenden Schorf umgewandelt. — Diese Wirkung ist mit vielem Schmerz, mit Entzündung, mit starker Zusammonschrumpfung und mit Verdichtung der Weichgebilde an dom berührten Theile und unter demselben verbunden 5 — bei innerlicher Anwendung der Säuren endet sie sehr.oft mit dem Tode, welcher bald nach 30 bis GO Minuten, bald erst nach ebenso viel Stunden erfolgt, je nachdem die in den Eingeweiden verursachten Störungen mein' oder minder gross sind. Hei der Section findet man (je nach der speciellcn Säure) schwarze, gelbe oder weisso Flecken im Maule, Schlünde, im Riagen u. s.w., auch Anfressung und selbst Durchf'ressung des Schlundes und des Magens, schwarze Färbung und zähe Consistonz des Blutes, und die Empfindlichkeit für den Galvanisinus ist ganz vernichtet.
In die Blutadern injicirt, verursachen die concentrirten Mineralsäuren
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Säuren.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;403
augenblicklich schwarze Färbung, festo (ierinnung und Unbowoglichkeit dos Blutes, zuniiclist in dem beti'eft'enden Blutgcfäss, oft aber auch bis zum Herzen, worauf der Tod schnell erfolgt, in den meisten Fällen ehe noch Entzündung sich bilden kann.
Die nach Russorlioher Anwendung dieser Säuren entstandene Entzündung geht langsamer als nach andern Ursachen in Eiterung über, und der Eiter selbst ist dünn, oft mehr jauchig, und die nachfolgende Granulation gewöhnlich etwas trag,
sect;. 439.
2) Im gehörig verdünnten Zustande und in massig grosser Gabe innerlich angewendet, wirken die Mineralsäurcn zuerst wirklich kühlend, so dass eine Verminderung der Temperatur an der ausgeathmeteu Luft und an der Haut (zuweilen bis um 3 Grad 11.) zu bemerken ist; gleichzeitig mindern sie den Durst (besonders den krankhaften bei bestehenden Fiebern), erregen eine vermehrte Absonderung von Schleim und Serum im Maule, im Schlünde, im Magen und Darmkanal, und befördern somit das längere Feuchtbleiben dieser Organe; dabei verursachen sie aber auch eine stärkere Zusammenziehung und grössero Spannung der Fasern in den unmittelbar berührten Theilen, daher vermehrte wurmförmigo Bewegung im Darmkanal und etwas lobhaftere Verdauung; aber der Puls wird kleiner, härter und etwas langsamer, der Herzschlag weniger stark fühlbar; das aus der Ader gebissene Blut erscheint etwas dunkler1, mehr gerinnbar und etwas weniger warm, die Schleimhaut in der Käse und im Maule blässer, die Ausdünstung der Haut (und anscheinend auch die der Lunge) vermindert, aber die Urinsecretion zuweilen für eine kurze Zeit vermehrt. — Im Urin finden sich nicht selten deutliche Spuren von den eingegebenen Säuren, theils frei, thoils an Basen gebunden als Salze.
—nbsp; Nachdem die bezeichneten Erscheinungen durch einige Zeit, bald mehr bald weniger deutlich bemerkbar, gedauert haben, wird der Puls wieder voll, die Temperatur erhöht, und die Köthung der Schleimhaut wieder lebhaft, ja zuweilen noch dunkler als im normalen Zustande.
Werden die verdünnten Mineralsäuren anhaltend durch längere Zeit eingegeben, so wird auch die arterielle Thätigkeit immer mehr vermindert; die Arterien erscheinen anhaltend zusammengezogen und klein, die Temperatur wechselnd, die Färbung der Schleimhaut blass, der Appetit und die Verdauung unregelmässig und geschwächt, und das Blut wird immer dunkler; es entsteht allgemeine Schwäche, bedeutende Abmagerung, schlechte Mischung der Säfte mit vorwaltender Säure im Cbylus, im Magensaft und im Urin (bei Schwefelsäure bilden sich mehr schwefelsaure Salze), bei Milchkühen auch in der Milch. Zuletzt entstellt nicht selten ein heftiger Durchfall und der Tod erfolgt durch Entkräftung. — Bei der Section findet man die Muskeln und das Herz sehr blass, den Magen und Darmkanal sehr zusammengezogen, die Häute dieser Organe verdickt, das Blut in geringer Menge vor-
1 Die häufig ausgesprochene Behauptung: ,,dasa die Säuren das Blut lieller Kithen,quot;
—nbsp; habe ich bei sehr zahlreichou Versuchen nur allein von der Salpetersäure und von der Hlausäure bestätigt gesehen, besonders wenn leb dieselbe als Gas einathmon Hess; alle übrige Säuren machen das Blut bei jeder Art der Anwendung dunkler, was auch geschieht, wenn man dasselbe ausserhalb des Thierkörpcrs mit Säuron In irgend einem Verhältuiss zusammen bringt.
2Graquo;
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Säuren.
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handen, schwarzj und von dickflüssiger Consistent, die Kcizbarkeit ganz erloschen.
rebennilssig' grosse Gaben der verdünnten Mineralsiiurcn verursachen Störung des Appetits und der Verdauung, oft Durchfall, Schmerz und Krampf in den Verdauinigseingeweiden, zuweilen auch Entzündung derselben, Störung der Respiration, und zuweilen den Tod.
Nach Einspritzungen massiger Gaben von verdünnten ^lineralsäuren in die Blutadern, entstellt kleiner, harter, zuweilen auch etwas langsamerer Puls, etwas schnelleres Athmen, matter, ängstlicher Blick, Mattigkeit, Unruhe, Trippeln mit den Eiisson, Umsehen nach dem Leibe, blasse Färbung der Schleimhaut, Zittern, Verminderung der Wärme. Nach 15—20 Minuten wird das Atheinholen tiefer und langsamer, die Schleimhaut dunkler geröthet und die quot;Wärme wieder zum normalen Grade erhöht.
Alle diese Wirkungen bestehen bei den verschiedenen Hausthieren ziemlich gleichartig, dem Grade nach aber bei den Pferden am heftigsten, und es scheint, dass die Vcrdauungseingeweide dieser Thiere besonders für grosse Gaben der Säuren sehr empfindlich seien.
Aeusserlich angewendet, wirken die sehr verdünnten ÜMineralsäuren fast rein örtlich, kühlend, zusammenziehend, das Zellgewebe verdichtend, die Gefässe verengend, daher und zum Theil auch durch Gerinnung des Blutes blutstillend, die Absonderungen vermindernd und die Resorption befördernd.
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sect;. 44U.
B. Die vegetabilischen Säuren im concentrirten Zustande bewirken keine schnelle und tiefe Zerstörung, sondern blos eine Zusammenschrumpfung und Reissung der betroffenen Weichgebilde, so class nur zuweilen eine oberflächliche Entzündung und darauf' folgende Abschilfernug der Oberhaut oder des Epitheliums entsteht. Bei Einspritzungen in die Venen wirken sie in diesem Zustande auf das Blut fast ganz so wie die concentrirten Mineralsäuren.
Im verdünnten Zustande innerlich eingegeben, wirken sie primär noch mehr als die letzteren kühlend und den Durst mindernd, wobei der Puls weicher, schwächer und kleiner, dasAthnieu langsamer, die Schleimhäute blasser werden. Diese Erscheinungen sind von kleinen Gaben nur im geringen Grade wahrnehmbar, von ganz kurzer Dauer, und ohne weitere Folgen; von grossen Gaben bemerkt man aber, dass nach einiger Zeit das Athmen etwas schneller und angestrengter, die ausgeathmete Luft und die Haut etwas wärmer wird, so dass zuweilen selbst Schweiss eintritt; oft folgt auch vermehrtes Uriniren. — Das lilut wird verhäUnis.smässig noch dunkler, aber viel woniger consistent als von den Mineralsäuren. In den abgesonderten Säften, und namentlich im Urin, finden sich nur selten deutlich erkennbare Spuren von den angewendeten vegetabilischen Säuren, dagegen aber ein grosserer Beich-thum an Kohlensäure. Das letztere giebt einen ziemlich sichern Beweis, dass sie dem Verdauungs- und Assimilationsprocesse unterworfen sind, und hierbei umgewandelt werden.
Uebermässig grosse Gaben wirken auf die Verdauungswerkzeuge fast ganz so nachtheilig, wie zu grosse Gaben der Mineralsäuren, und ebenso sind die Wirkungen bei zu lange fortgesetztem Gebrauche denen der letzteren
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Säuren.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 405
sehr filmlich, aber mit weit sclmellercin Eintreten und Ucberlimiiliioliinen der allgemeinen Schwäche und der schlechten Mischung der Säfte verbunden.
Aeusserlich, und überhaupt örtlich wirken die vegotabilischou .Säuren mehr kühlend, aber schwächer zusammenziehend und weniger die betreffenden Theile verdichtend als die mineralischen; sie regen daher weniger auf, schwächen aber die Irritabilität mehr, als die letzteren es tlum.
sect;• 441.
Der generelle Unterschied zwischen den Wirkungen der Pflanzen- und Mineralsäuren besteht, den angegebenen Erscheinungen zufolge, hauptsächlich darin: dass die ersteren milder und örtlich weniger eingreifend sind; — dftss sie die Contraction und die Spannung der Weichgebilde an der Bertihrangs-stclle nur wenig, durch allgemeine Wirkung aber fast gar nicht vermehren (was aber die Mineralsäuren bei massigem Gebrauche thnn), sondern im Gegentheil den Tonus und die Irritabilität der Muskeln und Gefässe sehr vermindern, und somit wirklich schwächend wirken; — dass sie verdaut und assimilirt werden, aber die Mineralsäuren (mit Ausnahme der Salpetersäure) nicht; — dass sie das Hint mehr als die letzteren es tlum. carbonisiren, aber weniger verdichten, — und dass sie durch alle diese Einwirkungen beim anhaltenden Gebrauche die Entmischung der Säfte schneller herbeiführen, als es die Mineralsäuren tlum.
sect;• 442. In ihren Wirkungen zeigen die Säuren einige Aehnlichkeit mit denen der adstringirenden Mittel, der Kälte und der Neutralsalze. Den ersteren scheinen sie in der zusammenziehenden und fäulnisswidrigen Wirkung verwandt zu sein; allein sie unterscheiden sich von einander darin, dass die adstringirenden Mittel hauptsächlich und zuerst dieContractilität und den Tonus der organischen Gebilde vermehren, die letzteren verdichten, erst durch den Verdaunngsprocess und verändert in die Säfte übergehen, deren Mischung verbessern und das Blut heller röthen (sect;sect;. 161 und IB'i); dass dagegen die Säuren vorherrschend auf das Blut wirken, dessen Gerinnung befördern, dabei kühlen, und bei längerer Anwendung zuletzt allgemeine Schwäche und Ver-derbniss der Säfte verursachen. — Die Kälte wirkt nur von aussen her durch Entziehung der Körperwärme kühlend, zusammenziehend, die Thätigkeit der Arterien beschränkend, zeigt aber wenig oder gar keinen Einfluss auf die Mischung des Blutes, während die Säuren diese Wirkungen von innen her, durch vermehrte Gerinnbarkeit und durch Verminderung der Expansion des Blutes erzengen. — Die Neutralsalze sind nur in der kühlenden Wirkung, die einige von ihnen besitzen, den Säuren ähnlich, aber wieder darin von diesen abweichend, dass sie das Blut heller röthen, dasselbe nicht verdicken, sondern dünnflüssiger machen, überhaupt die Plasticität der Säfte mindern, und dass ihre Wirkung vorherrschend auf die Arterien, bei den Säuren aber mehr auf die Venen gerichtet ist.
sect;. 443.
Die Anwendung der Säuren muss sich nach der, durch ihre Art und Concentration oder Stärke bedingten Verschiedenheit der Wirkungen richten,
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Siiureii.
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und es lassen sich daher mir in Beziehung auf diese geuerollen Unterschiede allgemeine Indloationen angeben.
A.nbsp; nbsp;DieMineralsäureii) und zwar:
1) Im coneentrirten Zustande können nur äusscrlicli zur Erregung einer heftigen Entzündung und Aussohwitzung, oder zur Zerstörung von Krankheitsgiften in Wundon und Geschwüren, und ebenso zur Zerstörung krankhafter, wuchernder, sehr lockerer Gebilde, z. B. der zu üppigen Granulation in Geschwüren, der Polypen, Warzen, der Balggeschwülste, Stollbeulen und dergleichen, oder auch um eine Zusannncnschruinpfung sehr erschlaffter, ausgedehnter Theile zu bewirken, z. B. bei Nabel- und Flankenbrüchen angewendet werden; sie wirken hier, besonders bei den Psoudoorganisatiniien, nicht allein durch unmittelbare Zerstörung nützlich, sondern auch durch eine eigontliünilicbe Umstimmung der Bildungsthätigkeit in diesen Erzeugnissen, indem sie dieselbe alhnälig so sehr vermindern oder selbst vernichten, dass das abnorme Gebilde zusammenschrumpft, abstirbt, und sich von der umgehenden gesunden Masse leicht trennen lässt. Bei blusser üppiger Granulation verdienen jedoch die trockenen Aetzmittel den Vorzug vor den (Säuren, weil letztere nicht gut zu handhaben sind, und weil sie sich leicht über die Grenze der Anwendung verbreiten. —Vegetabilische Säuren im concentrirten Zustande werden als Heilmittel nicht benutzt.
'2) Für die verdünnten Mineralsäuren kann man als allgemeine Anzeige zur innerlichen Anwendung betrachten: jeden putrideu oder solchen Krankheitsznstand, der mit vermehrter Expansion des Blutes, mit Neigung zur Verflüssigung, mit Entmischung und fauliger Zersetzung der organischen Materie, mit übermässigen (pro-fusen) Ah- und Aussonderungen, und gleichzeitig mit Atonie und Erschlaffung der festen Theile verbunden ist. Sie sind unter solchen Umständen bei asthenischen Fiebern (besonders in Eauliiebern), hei Typhus, bei Anthrax, hei venösen und passiven Congestionon, hei Blutflüsseu, daher auch bei dem Blutharnen, quot;bei Gastricisraus, und bei Dyskrasien und Oaclicxien nützlich, — und zwar, wenn diese Krankheitszuständc in vorwaltender Alkalescenz der Bäftemasse begründet sind.
Aensserlich können die verdünnten Mineralsäuren bei heftigen Quetschungen, Zerrungen (Ausdehnungen), Brüchen, Gallon, Blutungen, Extravasaten, asthenischen Entzündungen und dergl. mit Nutzen angewendet werden.
Ausserdem werden die concentrirten oder die mit 5—10Theüen Wasser verdünnten Mineralsäuren als desinficirendeMittel bei und nach ansteckenden Krankheiten, zum Bestreichen dos Holzwerkes, der Wände u. s. w. in den in-ficirten Ställen mit Nutzen gebraucht.
B.nbsp; nbsp;Die vegetabilischen Säuron sind im Allgemeinen hei denjenigen Krankheiten angezeigt, wo zwar ebenfalls die Expansion des Blutes vermehrt, der 1'uls voll und häufig, die Venen aufgetrieben, der Durst und die Hitze gross, die äussere Haut und die Schleimhaut im Maulo trocken, überhaupt die Absonderungen vermindert, das Blut dickflüssig, zähe, aber keine schon weit gediehene Entmischungen der Säfte zugegen sind, und ferner bei zu geringer Thätigkeit der Nieren.
Sie dienen daher bei und nach Entzündungsfiebern, hei acuten Exanthe-men, bei Faul- und Nervenfiebern mit entzündlichem, oder erethischem Character, hei Anthraxkrankheiten mit demselben Character, bei activen Con-
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Säuren.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;407
gestioneu, namentlich wenn dieselben zu dem Gehirn oder Itüfkciunjirk erfolgen, daher auch bei dem Koller mit Baserei, und bei narkotischen Vergiftungen, bei Wassersüchten und dergl. — Aoussorlkh sind sie thoils bei denselben Krankheiten, vorzüglich aber bei Ausdehnung, Qnetsolmng, Reizung und Entzündung, wenn Uebert'üllung der Blutgef'ässe., Ergiessnng und Stockung zugegen sind, nützliche Heilmittel.
Dagegen ist der Erfahrung zufolge die Anwendung der Säuren nicht passend bei sehr geschwächter Verdauung, bei grosser Empfindlichkeit und Reizbarkeit der Verdanungseingeweide, bei Verhärtungen innerer Organe, besonders in der Bauchhöhle, bei sehr hohen Graden synochöser Entzündungskrankheiten , besonders der Bespirationsorgane und zur Zeit der Krisis, — ebenso bei chronischen, mit Husten verbundenen Krankheiten der Bespirationsorgane.
sect;. 444.
Die Art der Anwendung der Säuren findet, je nach den angedeuteten Umständen, in verschiedener Weise Statt. 1) Die concentrirten Mineral-sauren werden am besten mit einem Pinsel (am besten von Asbest), oder mit einem Glas- oder Holzstäbchen auf den kranken Theil aufgestrichen, nachdem die etwa vorhandenen Haare kurz abgeschoren worden sind, weil man so die Grosse der Stelle, welche berührt werden soll, und die Menge der Säure, welche zu dem oberflächlichen oder tiefen Einwirkon noting ist, noch am sichersten abmessen kann. Doch muss man stets darauf sehen, dass die angewendete Säure sich nicht auf gesundeTheile verbreite. Das Aufstreichen darf deshalb nur in einer dünnen Schicht geschehen, so dass sich nirgends Tropfen bilden; ausserdem schützt man die umliegenden Theile durch Bestreichen mit Fett, mit Wachssalbe, oder mit einem Mehl- oder Lehmbrei, und lässt die Thiere festhalten, bis die Säure eingetrocknet ist.
2) Die verdünnten Säuren können innerlich in tiüssiger Form (im Getränk' oder als Einguss) und in Latwergen, äusserlich ebenfalls in tiüssiger Form (als Clystir, als Einspritzung, als Waschmittel) oder als Zusatz zu Breiumschlägen, oder auch in Gas- oder Dampfgestalt angewendet werden. — Die Verdünnung muss immer in dem Grade geschehen, dass die Flüssigkeit angenehm sauer schmeckt und keine zu starke Zusammenschrumpfung der Haut erzeugt. Man benutzt sie entweder für sich allein, oder nach Bedürf-niss der Umstände mit schleimigen, bitteren, aromatischen, adstringireuden und Spirituosen Mitteln in Verbindung, und zuweilen setzt man ihnen selbst metallische Stoffe zu (z. B. bei der eisenhaltigen Salzsäure); mit den letzteren muss man aber sehr vorsichtig sein und ihre chemischen Eigen-thiimlichkeiten kennen. Keine Kalien und Erden, Schwefelkalion, kohlensaure Salze und Blausäure soll man aus Gründen der Chemie nicht mit Säuren verbinden, wenn nicht etwa ein besonderer Zweck dadurch erreicht werden soll.
Zum äusserlichenGebrauch benutzt man die verdünnton Säuren entweder für sich allein, oder mit aromatischen Infusionen, mit adstringireuden Decoeten, mit Weingeist, mit Kochsalz, Salmiak und dergl. Mitteln versetzt.
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1 Nur wenige Thiere saufen etwas stark gesäuertes Getränk von selbst, und es ist dti-'ler in der Regel noting, ihnen die bestimmte Menglaquo; Säure einauscluitten.
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Säuren,
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1) Srlmi'felsäurc, Vilrlolöl, Schwel'elsaurclljdrat, Acidum sulp/inriomn s. Olevm vitrioli.
sect;. 445.
raquo;Sie ist oino innige Verbindung dos Schwefels mit dom Sauerstoff und wird in don Scliwet'elsäurot'abrikon auf verschiedene Weise im Grossen gewonnen.
Die roli e Schwefelsäure (Acid, sulphuric, crudum) enthält oft fremdartige Bestondtheile, ist gelhbräunlicb und von ungleicher Stärke, weshalb sie zum incdicinisclien Gebrauch durch Destillation gereinigt (rectilicirt) wird. Die rectificirte Schwefelsäure (Add, sidpfacrie, destiUatum s. rectißcatum) ist eine klare, geruch- und farblose, saure, stark ätzende Flüssigkeit von der Consistepz eines dttunflttssigen fetten Oels, sie enthält 80 Procent wasserfreie Säure; ihr speeifisohes Gewicht ist 1,84, ihre chemische Bezeichnung S09HO, Sie hat eine grosse Verwandtschaft zum Wasser, zieht dasselbe auch aus der Atmosphäre in Form von Dämpfen an sich (daher rauchende Schwefelsäure), Mit Alkalien und Metallen geht sie vielftlltigeVerbindungen ein und bildet dabei verschiedene Salze.
In den Apotheken hält man vorschriftsmässig noch eine verdünnte Schwefelsäure (1 Thcil mit 5 Theilen destillirten Wassers). Acid, sulphuric.
ililvtum '.
In1 couceiitrirten Zustande wirkt diese Säure, wie es von den Mineral-sänren im Allgemeinen angegeben (sect;. 438), die thicrischen Gebilde ätzend, zerstörend, wobei dieselben zuerst gelb, dann roth, braun, und zuletzt schwarz gefärbt worden-; je mehr sie aber mit destillirtoin Wasser verdünnt ist, um desto mehr vermindert sich auch ihre ätzende Kraft, und bei hundertfältiger Verdünnung vorschwindet dieselbe gänzlich. In diesem verdünnten Zustande entwickelt sie die allgemeinen Wirkungen der Mineralsäuren (sect;. 439) am reinsten und am gleichinässigstcn, und sie wird auch von den Verdauungs-eingeweiden ziemlich gut ertragen; sie wirkt mehr zusammenziehend und anhaltender als die Salzsäure und die Salpetersäure, besitzt aber nicht die erregende Wirkung der erstem auf das Nervensystem und die der letztem auf die Blut- und Lymphgefässe.
sect;. 446,
Für die Anwendung der Schwefelsäure gelton die im sect;. 443 sub 1 und 2 für die Mineralsäuren im Allgemeinen angedeuteten hidicationen.
Die concentrirte Säure wendet man nur äusserlich an, bei bösartigen, fressenden, mit sehr üppiger Granulation versehenen oder einen Ansteckungs-stoff erzeugenden Geschwüren, z.B. bei dem sogenannten spanischen Klaueu-woh der Schafe, bei dem Strahlkrebs der Pferde, bei Feigwarzen, Warzen, Polypen und Gallen. Bei letzteren kann man, wie beim Brennen derselben, Striche oder Punkte appliciren. DieAmvendung hierbei goscliicht entweder
' Hei Miscliungeu mit Wasser ist das letztere zur Säure zu tröpfeln, da sonst ein Spritzen der Flüssigkeiten entstellt.
- Bei Vergiltung durch innerliche Anwendung conceiitrirter Schwefelsäure findet man die genannten ortlichen Wirkungen auch an den hetrott'enon Stellen des Maulea, des Schlundes und des Verdauungskanals, ausserdem aher noch zuweilen fettige Degeneration an Muskeln.
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Schwefelsiüiro.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;409
auf die im sect;. 444 bezeichnete Weise ein- oder tnehrmal, in Zwischenzeiten
von 12 Stunden bis zu 3 Tagen, so lange bis ein fester Schorf gebildet ist oder bis nach dem Abfalle des Schorfes gute Granulation sich xoi^. — Bei dem hartnäckigen Klauenweh der Schafe wendet man die Säure (15,0) mit ßOjOTerpeuthinbl1 und starkein Branntwein (360,0) gemengt, zum Einpinseln in die Geschwüre, täglich zweimal an. — Als ein kräftiges und schnell wirkendes Ableitungsmittel asthenischor Entzündungen torpiderTbiere, z.B. bei der Bräune der Schweine hat mau sie (;gt; Thcilc) mit Baumöl oder einem andern fetten Oel (4Theile) gemengt (das in England sogenannte schwarze Gel), mittelst einer Bürste auf den Hals von einem Ohr bis zum andern aufgestrichen, in vielen gefahrdrohenden Fällen mit Nutzen gebraucht. — Bei Nabelbrüchen an Füllen, Kälbern und anderen Thieren wird diese Säure auf die Weise gebraucht, dass man in den ersten 2—4 Tagen des Morgens und des Abends, dann aber in den nächsten 2 Tagen nur einmal täglich die vorher von den Maaren befreite äussero Fläche der ganzen Brachgeschwulst damit bestreicht, bis eine ganz harte Kruste entstanden ist, den fünften Tag oder S2)ätcr diese Fläche mit einem Gemenge von Leinöl (60,0) und Terpen-thinöl (15,0—30,0) einreibt und dies, nach geschehener Reinigung mit lauwarmem Wasser, täglich einmal, bis zum zehnten oder zwölften Tage wiederholt. Die Heilung des Bruches erfolgt mit 1 lt;!—20 'Pagen ganz vollständig 2.
Gegen alte Stollbeulen, wenn sie in schwammigen (aber nicht in speckartigen oder knorpeligen, verhärteten) Massen bestanden, hat sich dasselbe Verfahren als wirksam erwiesen, aber noch kräftiger und fast speeifisch wirksam gegen solche Stollbeulcn, verhärtete Brust beulen und ähnliche krankhafte Neubildungen kenne ich folgendes (chemisch unrichtige) Mittel: Man mengt Aetz-Sublimat 4 Grm., pulverisirte Canthariden und Euphorhiumharz von jedem 8 Grm. in einem irdenen Gefäss, wehlies etwa den zehnfachen Kaum dazu hat3, zusammen, giesst dann rauchende Salpetersäure 12 Grm., concen-trirte Schwefelsäure 24 Grm., welche beide vorher zusammengemischt sind, tropfenweise zu den Pulvern, rührt das Ganze gut um (wobei die Masse kochend heiss wird, heftig auf braust und grüne Dämpfe ausstösst), und diese frisch bereitete Masse streicht man mit einem Spatel von Holz oder Eisen gegen 1 Linie dick auf die von Haaren befreite Haut der Beule und drückt sie auf derselben fest. Vor der Anwendung müssen die benachbarten Tiieile mit Fett bestrichen, und nachher die Thiere am Locken verhindert worden. Das Mittel wird auf der Haut hinnen 1—2 Stunden ganz trocken. Es bildet sich hiernach nur geringe Ausschwitzung, ein trockener Hautschorf, der sich vom Rande her nach 6—8 Tagen, bei fernerer schwacher Aussclnvitzung zu lösen beginnt und alhnälig ganz abstösst. Bei recht grossen und hartnäckigen Beulen ist zuweilen eine Wiederholung noting; doch darf man sich hiermit
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1 Wenn Mischungen der concentrirten Schwefelsäuro mit Terpenthinol durch plotz-liclies Zusammengiessen gemacht werden, so erfolgt eine Erhitzung der Flüssigkeit bis zum Brennen in heller Flamme. Man darf deshalb nur mit der grösston Vorsicht bei der Mischung zu Werke gehen und muss bei dem obigen Mittel zuerst die Siiure mit dem Weingeist mengen.
' Von Day et ist für denselben Zweck die Salpetersäure enipfohleu worden 3 Bei demZusammenriihrcn der Säuren mit den Pulvern erhitzt sich die Masse, braust stark auf und tritt aus kleinen Gefässcn leicht heraus.
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Säuren,
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nicht Übereilen und sie, selbst bei anscheinend schwacher Wirkwug der ersten Application, vor 11 Tauen nicht unternelnnen. Die Tliicrc können dabei fortwährend, und selbst schon einige Stunden nach der Anwendung des Mittels, arbeiten. Die Verkleinerung der Geschwulst erfolgt durch Resorption gimz albnälig, und es scheint, dass nach länger als i Wochen die Wirkung des Mittels noch fortdauert.
Die verdünnte Schwefelsäure ist im Faulliebcr, im Nervenüeber, im Typhus, in den verschiedenen Formen des Milzbrandes bei allen Arten der Hausthiere, angeblich in der Lnngenseuche des Bindviehes und anderen Krankheiten, wenn sie den im sect;. 443 sub 2 angedeuteten Character an sich trugen, innerlich mit Nutzen angewendet worden, v. Ehrenfels hat sie als Prophylacticuni und als Heilmittel gegen die Kinderpest empfohlen. Sie war hierzu bereits vor 70—80 .Jahren, und späterhin von Mitchel, Keich, Walz, Sauter u. A. nach theoretisch-chemischen Ansichten empfohlen und gebraucht worden, hat sich aber nicht bewährt.
Aeusserlich ist die mit gleiclien Theilen Wassers verdünnte Schwefelsäure bei Caries das wirksamste Mittel zur Beförderung der Abblätterung, täglich einmal und durch '.'gt;—1 Tage wiederholt; mit mehr Wasser oder mit Branntwein oder mit einem aromatischen Inf'usum dient sie als tonisirendes und umstimmendes Mittel bei Erschlaffung und Ausdehnung der Weichgebilde, z. B. bei kleineu Brüchen, hei Gallon, auch als Blutstillungsmittel, ganz besonders aber als wohlfeiles Heilmittel der Baude. Für letzteren Zweck wird sie sehr gut in einem Tabacksdecoct, 15,0—150,0 concentrirto Säure (je nach der Empfindlichkeit der Haut) zu 1 Pfund Decoct, täglich ein- bis zweimal durch ;J—4 Tage angewendet.
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sect;. 447.
Zum innerlichen Gehrauch rechnet man von der concentrirten Schwefelsäure für Pferde 2,0—1,0, für Kinder 4,0—15,0, für Schafe, Ziegen und Schweine 1,0—4,0, für Hunde 0,3—0,G auf eine Gabe, stets mit der nöthigen Menge Wassers verdünnt, so dass die Flüssigkeit erträglich sauer schmeckt. Hierzu ist gewöhnlich für 4 Grm. der Säure circa 1 Pfund Wasser nöthig, also etwa 100—125 Theile Wasser zu 1 Theil con-centrirter Säure. Eine gehörige Verdünnung inuss auch dann geschehen, wenn mau die Säure in Latwergen anwendet. Letzteres ist aber wenig zweckmässig, weil man zur Bindung und Einhüllung der grossen Menge Flüssigkeit eine grössero Quantität trockener Substanzen bedarf, als für eine Gabe passend ist. Morton hat deshalb empfohlen, in passenden Fällen statt der Säure ein schwefelsaures Salz, namentlich Eisenvitriol zu gebrauchen. — Die Wiederholung der Gaben richtet sich nach der Art und dem Grade der Krankheit und kann in Zwischenzeiten von 1 Stunde (namentlich so bei dem Milzbrande) bis zu 4 Stunden geschehen.
Bei grosser Empfindlichkeit des Darmkanals setzt man der verdünnten Säure etwas Mehl, Stärkemehl oder Altheewurzelpulvor, Althee- oder Lein-samenschlcim zu; bei Neigung zu Durchfall giebt man sie mit bitteren oder aromatischen Mitteln, bei grosser Schwäche und bei Xervenzufällen ebenfall? mit aromatischen Mitteln, mit Weingeist und anderen erregenden Mitteln versetzt.
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.Schwcfelsiiui'c, Salpetersäure.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 411
Anmerkung 1. Die Ha 11 er'sehe saure Mixtur oder lt;li\s saure Elixir (Mixtura stdjilmi'lco-iicida, Fllxinm aeidmu JJijjjulä, Acidmn JIallcr', Liquor acichts Uidleri, Elixir, acidmn llallcri) bestand ursprünglicli aus gleichen Tlieilen conoentrlrter Scliwel'el-säure und rectificirtem Weingeist, wird aber nacb der neuesten Preuss. 1'liarniacoiiöe ans 1 Theil rectificirtcr Säure mit 3 Tlieilen liochst rectificirten Weingeistes bereitet, — Eine ähnliche Mischung von 1 Theil Säure mit fl Theilon Weingeistes ist unter dem Namen Uabel's Wasser (Agna BaielUJ bekannt. Diese Flüssigkeiten enthalten den Weingeist und die Schwefelsaure theils im unveränderten Zustande, theils äthenirtig umgewandelt; sie sind einigermaassen dem öchwel'eläthergeist ähnlich, flüchtig erregend, zugleioll aber stark zusammenziehend, und zwar letzteres um so mehr, je mehr sie Sämo enthalten. Sie können daher innerlich bei denselben Krankheiten, wo die Schwefelsäure passend ist, angewendet weiden, besonders wenn die Empfindlichkeit und lieizbiirkeit sehr verminder* ist, wie z.U. Milzbrand. Kreisthierarzt Lehn hardt in Wittenberg gab das Elixir, //alkri bei dem nervösen Kalbetieber, wo die Kuh schon ganz erschöpft 3C Stunden flach auf der Seite gelegen hatte, mit so günstigem Erfolge, dass sich dasThier nach 10 Stunden wieder auf die Brust legen und noch etwas später wieder aufstehen künntc. Die Gabe ist von der nach der Preuss. Pharmacopöe bereiteten sauren Mixtur für Pferde und Kindvieh 8,0—30,0, für Schafe und Schweine 4,0—12,0, für Hunde 0,5—2,0 mit Wasser oder in bitteren I'flanzendecoeten oder aromatischen Infusen bis zum erträglich sauren Geschmack verdünnt, und in Zwischenzeiten von 1—4 Stunden. Man kann bittere und aromatische Mittel damit verbinden. — Aeusserlich wurden diese sauren Mischungen, namentlich das Kab el'sehe Wasser als blutstillende Mittel, und bei Gelenkwunden um die Synovia zum Gerinnen zu bringen und ihren Ausfluss zu hemmen, iiusäerdem auch bei Gallen- und Sehnenklapp, und im verdünnten Zustande als austrocknendos und heilendes Mittel bei Flechten u. s. w. benutzt, sind aber jetzt kaum noch gebräuchlich.
Anmerkung 2. Die saure Wundmischung, oder Thedeu's Schusswasser, The den'sehe Arquobusade (Mixtura mlncraria aeida, Ai/ua vidneraria Thideni!) wird nach der Preuss. Pharmacopöe aus rohem Essig (C Theile), roctifleirtem Weingeist (8 Theile), verdünnter Schwefelsäure (1 Theil) und abgeschäumtem Honig (2 Theile) zusammengesetzt; sie wirkt zusammenziehend, reizend, daher bei Erschlafl'ung zertheilend, blutstillend, und wurde äusserlich bei Quetschungen, Quetsch- und Schuss-wunden, bei Blutunterlaufungen, Blutungen u. s. w., ehemals mehr als jetzt, angewendet. Ich habe sie bei frischen Quetschungen, namentlich bei dergleichen Sehnenklapp, Piep-haeken, Stollbeulen, Druekschäden, Verstauchungen, auch bei Gallen, sehr wirksam gefunden, indem ich sie mit 2—3 Thoilen Wassers verdünnt, täglich sechs- bis achtmal anwendete. (Acid, sulphuric, crud. 30 Grm. fl Pfg.; rectificat. 30 Grm. 1 Sgr. 4 Pfg.; dilvt. 30 Grm. 3 Pfg.; Mimt, sulphur, add. 30 Grm. 1 Sgr. 8 Pfg.; Mixtura. vnlncrar. aeida 80 Grm. 10 Pfg.)
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2) Siilpelersäuic, Acidum nitricum, Siiipclersäiirciijdiiil, saurer Salpi'U'rgoisi, Azolsäuie, Schcldnvassev, 8piritu$ nitri acldus, auch wohl: Aqua/ortis, Acidum wofieum.
sect;• 4i8. Die Salpetersäure, aus Saucrstofi', Stickstoff und Wasser bestellend, wird durch Destillation des Salpeters mit Schwefelsäure in Fabriken als rohe oder ran eb e ii de Salpetersäure (Acidum nitricum cnuhim. Acid, nitric./limans) gewonnen, und diese wird durch nochmalige Destillation rectificirt und zur (ifficinclleii rei neu Salpetersäure gemacht. Die rohe Säure hat ein gelbliches Ansehen, sie ist mit salpetriger Säure vermischt und erzeugt bei der Einwirkung der Luft einen weissen Dampf, indem ihr Dunst die Feuchtigkeit der Luft condensirt. Die reine Salpetersäure ist eine klare, farblose, tbiebtige, nicht rauchende Flüssigkeit von eigcntlnimlich saurem scharfen Geruch und stark saurem Oesclimack; sie soll nach der Preuss, Pharmacopöe wenigstens 25 Droc. wasserfreie Säure enthalten ; zum Wasser hat sie eine grosse Anziehung, mischt sich mit demselben in allen Verhältnissen und
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SSureu,
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niiiclit mit Alkalien und Metallen Salze. Der Sauerstoff, ihr überwiegender Bostandtheil (beinahe 74 Proo.), ist nur locker mit dem vStickstoft' verbunden, so dass er sich leicht von demselben trennt, worauf beide Bcstaudtheile mit anderen Stoffen Verbindungen eingehen. Die Salpetersäure ist daher leichter zersetzbar als die übrigen Mineralsäuren; sie zersetzt aber auch andere, namentlich alle thicrische Stoffe sehr leicht, und färbt bei gelinder Einwirkung die letzteren gelb, bei stärkerer Einwirkung aber wandelt sie dieselben in eine weiche, breiige Masse und dann in einen Schorf um. Ihre Wirkungen im concentrirten Zustande sind also mit denen der concontrirteu Mineralsäuren überhaupt {sect;. 438) übereinstimmend.
Im verdünnten Zustande besitzt die Salpetersäure zwar zum Theil die, von den verdünnten Mineralsäuren im Allgemeinen angegebenen Wirkungen; sie zeichnet sich jedoch dadurch aus: a) dass sie örtlich viel stärker reizt als jede andere, mit einer gleichen Menge Wassers verdünnte Säure, und dass sie daher auch noch in einer solchen Verdünnnng, in welcher andere Säuren ganz ohne Nachtheil ertragen werden, bei innerlicher Anwendung leicht zu heftige, schmerzhafte Irritation der Verdauungseingeweide, selbst Magen-und Dannentzündung erzeugen kann; — b) dass sie weniger adstringirend, und noch weit weniger kühlend und durststillend als die Schwefelsäure und weniger speeifisch erregend auf die Gangliennerven wirkt, als die Salzsäure; dass sie aber a) in der ersten Zeit die Thätigkeit der Blutgefässe, der Lymph-gefässe und fast aller drüsigen Organe vermehrt, und (/) dass sie beim anhaltenden Gebrauche schneller und stärker als die übrigen Säuren eine saure Beschaffenheit der Säfte (?), grosse Schwäche, Abmagerung und die im Allgemeinen (sect;. 439) bezeichnete Uehelsäftigkeit erzeugt.
I 'lese Eigenthümlichkeitcn der Salpetersäure werden höchst wahrscheinlich durch deren reichlichen Gehalt an Sauerstoff, durch ihre leichte Zersetz-barkeit, durch den Uebergang des Sauerstoffes in die Säfte und durch die Assimilation dos Stickstoffes bedingt.
sect;. 449.
Die concentrirte Salpetersäure kann äusserlich als ein sehr kräftiges Aetzmittel zur Zerstörung wuchernder Fleischauswüchso, ebenso bei Warzen, bei unreinen, callösen Geschwüren, bei Bisswunden von wuthkranken Thieren und dergl. ^sect;. 443) augewendet werden. Morel de Vindc und von Ehrenfels haben sie (nach gehörigem Beschneiden der kranken Klauen) als das vorzüglichste Mittel gegen das bösartige Klanenweh der Merinoschafe sehr empfohlen. Letzterer wendete zuerst diese Säure und gleich darauf das Hirschhornöl auf die Klauengeschwüre an (S. 222). Dayot1 hat sie gegen Nabelbrüche als ein Specificum empfohlen, und zwar so, dass man die rohe Salpetersäure mittelst einer kleinen Kugel von Baumwolle, in einer Pincette gehalten, auf die von Haaren befreite Bruchgeschwulst aufstreicht, respective einreibt und dies nach einer Stunde noch einmal, selbst wohl noch einmal, wenn die Haut dick ist, wiederholt. Es tritt in 2—24 Stunden Entzündung, grosse Anschwellung, Absterbung der Haut, Schorfbildung, Eiterung und in circa vier Wochen die Heilung ein.
Die mit 4—G Theilen gemeinen Wassers verdünnte Salpetersäure ist bei der Jiäude aller Thiere, bei Flechten, dem Teigmal der Kälber und Läm-
J Recuell de medec. viiter, 1348. p, 778.
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Salpetersäure.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;413
mer und bei der veralteten Mauke dor Pferde ein sehr wirksames und wohlfeiles lleihnittel, welches man mit einem Schwamm oder mit einem wollenen Lappen sanft in die schwärende Fläche einreibt, nachdem erst die vorhandenen Schorfe erweicht und entfernt sind. Uie Wiederholung kann nach 1—3 Tagen geschehen. — Bei dem bösartigen Klimenweh hat man von der täglichen Anwendung der, mit 3-—4 Theilen Wassers verdünnten Salpetersäure sehr gute Wirkung gesehen.
innerlich wird die Salpetersäure mit Recht fast gar nicht benutzt, weil man ihre nachtheiligen Wirkungen nicht immer ganz vermeiden kann. Auch sind die besonderen Indicationen für ihren innerlichen Gebrauch noch nicht gehörig festgestellt. (1 rzedziewsk i empfiehlt sie nach paracclsisch-chemischer Ansicht bei sogenannter (Jxalurie der Wiederkäuer, wo bei Un-verdaulichkeit u. s. w. mit dem Urine eine Menge Erdphosphate abgehen und auf dein blassen Urin sich bald ein blauschillerndes Häutchen bildet1. Manche wollen sie bei dem Kotze und Wurm und bei ödematösen Anschwellungen mit gutem Erfolge gegeben haben; aber gewiss wird man die ersteren beiden Krankheiten, wenn .-de vollkommen entwickelt sind, mit der Saljieter-siiurc auch nicht heilen, und für die ödematösen Anschwellungen giebt es weniger gefährliche Mittel. Will man jedoch diese Säure versuchen, so kann man sie für Pferde und Kinder von 4,U—12,0, für Schafe und Schweine von 1,0—2,0, für Hunde von 0,05—0,3, und stets wenigstens mit der lOOfachen Menge Wassers verdünnt, täglich zwei- bis dreimal eingeben. Zusätze von anderen Mitteln erträgt die Saljtetersäure nicht gut; am besten noch den Weingeist.
sect;. 450.
Eine besondere Art der Anwendung der Salpetersäure ist die in Gasoder Dampfgestalt, als sogenannte Salpetersäure Käucherungen, welche zuerst der Engländer Smith empfohlen hat und die deshalb auch nach ihm als Smith'sehe Käucherungen (Famujaüoncs nitricae Smithianae) bezeichnet werden. Man bereitet sie, indem mau auf gereinigten, gröblich pulverisirten Salpeter in einem nicht erwärmten irdenen, gläsernen oder porzellanenen Gefässe nach und nach reine, aber mit der Hälfte Wassers verdünnte Schwefelsäure tröpfelt (auf 30,0 Salpeter 8,0 Säure), nnd von Zeit zu Zeit die Mischung mit einem hölzernen oder gläsernen Stabe umrührt. Es entwickeln sich dabei zuerst violette, dann weissliche Dumpfe, in denen die aus dem Salpeter ausgetriebene Salpetersäure, jedoch im zersetzten Zustande, nämlich als Sauerstofl'gas und Salpetergas oder salpetrige Säure enthalten ist. Letzteres ist um so mein' der Fall, wenn man zur Bereitung dieser Dämpfe die concentrirte Schwefelsäure benutzt; man darf dieselbe nur (wie es hier angegeben) mit Wasser verdünnt auf den Salpeter bringen; denn das Salpetergas wirkt, wenn es in Menge eingeatbmet wird, sehr nachtheilig auf alle Thiere, während das Sauerstoffgas und die reine gasförmige Salpetersäure als kräftige Reizmittel bei passenden (asthenischen) Zuständen recht wohlthätig wirken können, indem sie in das 131ut übergehen, es schneller und vollständiger decarbonisiren und überhaupt die Ausscheidung verbrauchter Stoffe befördern.
Mau hat die salpetersauren Dampfe als Heilmittel gegen den Kotz,
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Mugiiz. f. Tliierlu'ilk. v. Gurltu. Hertwig. Jahrg. 27. S. 61 u. f.
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JSiiuren.
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gegen die Rinderpest, ty])liö.se Fieber, Milzbrand und andere Krankheiten, — voi'zUglicl] aber zur Beinignng der Luft in Krankenställen, zur Zerstörung der Contagien, empfohlen, und ihnen selbst vor den Ohlordämpfen einen Vorzug gegeben, weil sie weniger als diese die Respiration belästigen sollen. Dieser Vorzug ist jedoch nicht gehörig erwiesen, und überhaupt ihre therapeutische Benutzung noch nicht sicher begründet. — Bei dem Eotz habe ich von den Salpetersäuren Dämpfen keinen guten Erfolg, sondern in mehreren Fällen schnellere Vergrösscrung der chanerösen Geschwüre, oft Blutungen aus denselben und sogar Bluthusten entstehen sehen.
Anmerkung. Als ein nidit oflicinolles Amieipriiparat von der Salijeteisiuire hat man die oxygonirte Salbe fdiyuent. uxyijcnat.j, welche ans 8X1), Schweineschmal/, uml 1 Th. Salpetersäure durch hlos.ses Zusamnieurühren bereitet wird, Sie wirkt gelind reizend, und ist bei der Künde, besonders hei der sogenannten trockenen, —bei Flechten, bei dem Manlgrind der Kälber und Lämmer, bei der Mauke und bei verhärteten Drüsen ein wirksames Iloilmittel, welches man täglich ein- bis zweimal anwenden kann. (Acid. nitr. vnid. 30 Grm. 10 1'fg. ; il(purnt. 1 Sgr. 2 PCg.; Acid, nitric, fumans 30 Grm. 2 Sgr. 8 Pfg.)
3) Sulzsiiiire, Acidum hydroolUoratim s. munatiown, Salzgeist, Sjtiritm salis aeidas; Cliltinviisserstiiirsäuri', Acidum liydrochloricvm.
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Die Salzsäure ist eine Wasserstofl'säure (sect;. 435) und kann sowohl im gasförmigen, wie auch im fiiissigen Zustande bestehen. Im erstoren ist sie blos aus gleichen liaumtheileu Chlorgas und Wasserstoffgas zusammengesetzt, und erscheint somit als Chlor wasserst o ff'gas; dieses wird aber vom Wasser sehr begierig- aufgenommen, und wenn dasselbe von ihm vollkommen gesättigt ist, stellt es die concentrirte flüssige Salzsäure dar. Es giebt eine rohe und eine gereinigte Salzsäure. Die ro h e wird in Fabriken aus Kochsalz und Schwefelsäure durch Destillation gewonnen, sie ist eine gelbliche, an der Luft Dämpfe ausstossende, saure, ätzende Flüssigkeit. Die gereinigte Salzsäure (Add.hydrochloratumpurum) ist eine farblose, wasserhelle Flüssigkeit, welche an der Luft kaum oder wenig raucht, einen ätzend sauren Geschmack und einen eigenthümlichen stechenden Geruch besitzt; sie enthält 25 Proc. wasserfreie Säure und ihr spec. Gewicht ist 1,124.
Die Wirkung der concentrirten (reinen und rohen) Salzsäure auf den Thicrkörper ist ätzend, zuerst mit Entfärbung der betroffenen Theile; sie steht jedoch an Intensität der Schwefel- und Salpetersäure etwas nach. — Gehörig verdünnt bringt die Salzsäure bei innerlicher Anwendung solche Wirkungen hervor, welche zwar denen der verdünnten Mineralsäuron überhaupt entsprechen (tj- 43t)), sich aber dadurch von den übrigen unterscheiden:
a)nbsp; dass die calzsäuro mehr als jede andere Säure die Functionen der von den Gangliennerven abhängigen Orgaue erregt, namentlich in den Verdau-ungscingoweiden sowohl die Energie der Bewegungen vermehrt, als auch die Empfindlichkeit erhöht, und zugleich die Absonderungen befördert; — und
b)nbsp; dass sie auch den Tonus in den Blutgefässon steigert, jedoch ohne das Blut so sehr gerinnbar zu machen, wie es die Schwefelsäure thut.
Alle diese erregende Wirkungen zeigt die Salzsäure jedoch nur bei einer nicht zu lange fortgesetzten Anwendung; denn wenn die letztere stattfindet,
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Salzsäure.
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treten auch die uaelitliciligeu und schwHohonden Folgeraquo;! ganz bo cm, wie von den übrigen Mineralsiiuren (sect;, 4;)ü), uucl wie von dem Chlur (sect;. 420). Mit dem letztem muss die Salzstture um so mein' eine Venvaiultscliaf't in den Wirkungen zeigen, da sie ihm ihre Eigenschaften und Kräfte verdankt.
sect;. 452.
Die coneontrirto Salzsäure kann so wie concentrirte Salpetersäure als Actzinittcl benutzt werden. Die Anwendung der verdünnten Salzsäure ist zwar bei den im ij. 443 bezeichneten Krankhcitszuständen angezeigt, es ist aber wohl zu beachten: dass sie bei acuton Krankheiton nicht für alle Stadien derselben glcichmässig passend ist, sondern den grössten Nutzen zu der Zeit leistet,wenn die ontzündliehc Reizung in den asthenischen oder asthcniscli-nervösen Zustand übergeht. An diesem Scheidepunkte, der hei vielen Krankheiten sehr deutlich bemerkbar ist, ist die Salzsäure oft ein unübertreffliches Büttel, während sie dagegen in einciu früheren Zeiträume zu sehr reizt, in den späteren aber, wenn Collicjiiationen schon eingetreten sind, oft entweder nicht mehr wirksam genug ist oder auch selbst nicht gut ertragen wird.
Ohne jene, im t^. 443 angedeutete Krankheiten, bei denen die Salzsäure als Heilmittel dienen kann, hier wieder zu nennen, ist nur zu bemerken: dass .sie sich vorzüglich bei der liinderpest und bei der chronischen Unver-daulichkoit der Wiederkäuer einen Huf erworben hat.
Gegen die liinderpest ist sowohl die einfache, wie auch von Fessina die eisenhaltige Salzsäure oft gebraucht worden, und zwar die letztere in Oesterreich und Ungarn mit glücklichem Erfolge ' ; Hausmann-' versichert ebenfalls, 1814 im Grossherzogtbum Baden einen günstigen Erfolg von ihr gesehen zu haben, und Bojanus8 empfiehlt sie als ein Mittel, durch welches im Durchschnitt gegen zwei Dritttheile der Kranken gerettet werden sollen. S chmie d er er d sah dagegen von 61 Kindern, welche mit dieser Säure behandelt wurden, nicht ein Stück genesen, und ebenso wenig ein Stück gegen die Ansteckung geschützt werden; er behauptet, dass die in P essin a's Schrift angegebenen glücklichen Erfolge Uebertrcibnngen enthalten, und dass Pessina in allen Orten, wo nur ein Stück Vieh von der Pest ergriffen war, alle übrigen noch gesunden Thiere als gerottet angegeben habe, als ob sie nothwendig alle hätten erkranken müssen und als ob die Salzsäure wirklich alle präservirt hätte, #9632;— auch., dass er jedes Kind, welches zu jener Zeit nur im mindesten sich unwohl gezeigt, als pestkrank und dann von der Pest geheilt betrachtet habe, wenn die letztere auch nicht vorhanden war. Daher
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1nbsp; Anleitung zur Heilung der Binderpest mit der eiseulialtigen Salzsäure. 3. Aufl. Wien 1812. kl. 8.
Kelch, richtige und gewissenhafte lielehrung für den Laudmann über die Uindvieh-seuche, Nürnberg 1797; und G. B. Frank, über die Bioderpest und über die Mittel, sie zu heilen und auszurotten, Berlin 1802, — waren Pessina vorausgegangen; allein ersterer ohne praktieohe Ueweise. und l'rank hatte die oxygenirte Salzsiiurc, d. h, Chlor-wasser benutzt (S. 85 in Krank 's Schrift).
2nbsp; An dré, Oekonomische Neuigkeiten. 1029. Nr. 12.8. 89.
0 Anleit. #9632;/.. Erkenntniss u. Uchaudl. d, wichtigsten Seuchen. 8. Aull. Wilna 1821. 'Archiv für Tlnerheilkunne, von einer Gesellschaft schweizerischer Thieriirzto. !. Ud. 1. lieft. S. SO. Aarau 1810.
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Säuren,
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erscheinen in don, der Schrift angebängten, Tabellen manche Rinder schon hui folgenden Tage als genesen. —
Wenn man auch die Wahrheit von Pessina's Angaben nicht auf diese Weise bestreiten will, so muss mau doch bekennen, dass die Salzsäure bei den meisten Hiiiderpestseuchcn, die in späterer Zeit vorgekommen sind, das nicht geleistet hat, was Pessina von ihr gerühmt. Zur Erklärung dieses Widerspruchs giebt Veith1 einen ganz richtigen Fingerzeig, indem er darauf deutet, dass thoils jene, von Pessi na beobachtete Seuche eine gelinde Form hatte, noch mehr aber, dass es wahrscheinlich meistens ungarisches Schlachtvieh war, au welchem Pessina das Mittel zuerst versuchte, und bei welchem der Erfahrung zufolge, die Ginderpest stets einen mildern Verlaufmacht, als bei clem einheimischen Yieh. Ausserdem bemerke ich noch, dass in manchen .fahren die Seuche auch bei unserem inländischen Kindvieh einen milderen Character annimmt, so dass viele erkrankte Stücke ohne alle Kiinstliillb genesen. Dies scheint besonders dann sich zu ereignen, wenn die Krankheit durch mehrere Jahre in einer Gegend bestanden hat (was jetzt nicht mehr stattfinden soll) oder wenn sie oft wiederholt in derselben aufgetreten ist.
Bei der chronischen Unverdaiilichkeit des Bindviehes, wenn dieselbe in Schwäche und Unthätigkeit der Magen (wahrscheinlich in mangelhafter Absonderung' des Magensaftes) begründet ist, ist die Salzsäure von schweizerischen Thierärzten und besonders von Meier2 mit ausgezeichnet heilsamem Erfolge selbst in solchen Fällen gegeben worden , wo die Thiere dein Tode anheimgefallen zu sein schienen, und wo alle übrigen Jlittel unzulänglich waren. Späterbin hat Ryebner diese gute Wirkung bestritten, J. Wirth sie aber bestätigt, obgleich das iVIittel, wie Letzterer richtig bemerkt, kein Universalmittel bei der chronischen Unverdaiilichkeit ist (Archiv für Thierhcilk. v. d. Gesellsch. Schweiz. Thierärzte. Neue Folge. Bd. VI. S. )2Ü5). Die Zufälle, welche die genannte Krankheit cliaracterisireu und bei denen er das .Mittel so nützlich fand, waren : völlige Appetitlosigkeit, Verlust der Milch, grosse Schwäche, matte Augen, Kälte der Ohren, der Hörner, des Maules und der Gliedinaassen, langsames Athinon, weicher, kleiner, nicht zu geschwinder l'uls, stark fühlbarer Herzschlag, erhöhte Empfindlichkeit im Verlaufe der Wirbelsäule, voller, gespannter Hauch, gänzlich uufühlbare Bewegung des Pansen in der linken Ilungergrube, stinkende Excremente. Er bemerkte, dass die Thiere gleich nach dem Eingeben der Salzsäure den Kopf'schütteln, die Luft stark durch die Nase ausstossen, das Maul durch einige Zeit abwechselnd offen halten, und aus demselben geifern; beim Befühlen der linken Ilungeigriihe zeigt sich statt der frühem lluhc eine deutlich wahrnehmbare Bewegung, die Ab- und Aussonderungen werden regel-mässiger, die Wärme gleichmässig erhobt; nach dem dritten oder vierten Einguss der Säure findet sich das Wiederkäuen und auch bald darauf die Fresslust wieder ein, und die Thiere genesen schnell. — Bei derjenigen Un-vordaulichkeit, welche in Folge von Entzündung der Verdaimngseingeweide besteht, erscheint die Salzsäure als ein zweifelhaftes Mittel; in verschiedenen
1 Haudbach der Veterinärkunde. 3. Aufl. Wien 1831. 2, laquo;. S. 441. a Archiv für Thierheilkunde von einer Gesellschuft schweizerischer Tliieriirzte. 1. Bd. 4, Heft. S. 58.
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Salzsäure.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;417
anderen asthonisclion Leiden der Verdiuiun^seingoweide bei den Wieder-kiiuern habe ich sie aber stets sehr wirksam gefunden.
sect;. 453.
Die Gabe von der Salzsäure kann grosser sein als von der Schwefelsäure, und weit grosser als von der Salpetersäure, nämlich für Pferde 8,0— 15,0, für ausgewachsene Kinder 15,—;Jlt;),Ü, für ein jähriges Kalb 4,0—8,0, für ein Saugkalb '2,0 — 4,0, — für Schafe, Ziegen und Schweine '2,0—6,0, — für Hunde 0,3—1,2. Es ist hier immer die concentrirte Salzsäure gemeint, welche vor dem Eingeben uothwendig mit so viel Wasser verdünnt werden muss, dass die Flüssigkeit massig sauer schmeckt. Hierzu sind gewöhnlich etwa 60—60 Theile Wasser für 1 Thcil der Säure hinreichend; aber Pessina benutzte eine viel griissere Verdünnung, nämlich 1 Loth Säure mit 1 Maass (d. i. 4 Pfund medic. Gewicht oder 1 Theil zu !)6 Theilenquot;) Wasser, und nur beim höchsten Grade der Kinderpest 1—1'/o Loth Säure auf 1/2 Maass Wasser; und viele Thierärzte sind dieser Vorschrift gefolgt. Das zur Verdünnung benutzte Wasser soll weder warm noch ganz kalt sein. — Die Wiederholung der einzelnen Gaben richtet sich nach der Art, der Dauer und dem Grade der Zufälle; bei der chronischen Unvcrdaulichkeit und bei anderen gastrischen, sowie allen nicht sclmell verlaufenden Krankheiten ist alle 8—4 Stunden eine Gabe hinreichend, während dagegen bei der Kinderpest, nach Pessina's Vorschrift, jungen Thieren 8—12, alten aber 15—20 Gaben in einem Tage, d. h. vom Morgen bis zum Abende, oder vom Mittage bis durch die Nacht (also jede Stunde wenigstens eine Gabe) beigebracht werden sollen, so dass in der angegebenen Zeit für ein ausgewachsenes Rind 20—30 Loth Säure verbraucht werden. Nach dieser Vorschrift soll man ferner in den nächsten 24 Stunden das Mittel aussetzen und blos Mehltrank geben; wenn aber am 3 ten Tage die Besserung der Thiere nicht deutlich eingetreten ist, soll man die Hälfte jener Gaben wiederholen.
Bei der Kinderpest und bei allen Krankbeiton, welche mit örtlicher Reizung oder nur mit grosser Empfindlichkeit der Brust- und Baucheingeweide verbunden sind, ist die, Anwendung der Salzsäure mit Wasser oder mit einer schleimigen Flüssigkeit am nützlichsten; wo aber Unthätigkeit oder Torpor in diesen Eingeweiden oder auch im ganzen Organismus besteht, ist der Zusatz von Weingeist, von aromatischen, bitteren oder adstringirenden Mitteln zweckmässig; z. B. gegen die chronische Unverdaulichkeit nach Meier's Vorschrift (a. a. O.): Salzsäure 120,0, Weingeist 180,0 und AVasser 240,0, wovon der 4 te Theil mit einem Schoppen Wasser verdünnt alle 3—4 Stunden eingegeben wird. — Wenn Durchfall bei jenen Krankheiten zugegen ist, hat man die Salzsäure in Verbindung mit Opium als nützlich befunden.
sect;. 454.
Aeussorlich kann die concentrirte Salzsäure als Actz- und Zerstörungsmittel dienen, wie dies von den übrigen concentrirten Säuren angegeben ist. Die verdünnte Salzsäure wird als ein orregcnd-zorthcilendes, zusammenziehendes, entzündungswidriges und austrocknendes Heilmittel, sowie auch als ein reinigendes, Krankheitsstoffe zerstörendes Mittel benutzt, und zwar: 1) zu Waschwässoru gegen die ödematöson und emphysematösen Gesellwülste, welche sich asthenischen Krankheiten, z, B. bei der Kinderpest, bei Faul-
UEitTwia, Arznoimiltellohre. rgt;, Auflago.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;#9632;gt;:
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Säuren.
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lielioni u. s. w, zuweilen entwickeln; — 2) ebenso gegen Baude, Fleclitcn, Mauke, Klauenweh, gegen bösartige, faulige Geschwüre, ginn besondera auch gegen Warzen beim Eindvieh (1 Tb. cone. Säure, 5 Th. Wasser tiiglicli zweimal, einige Zeit fortgesetzt, worauf die Obortläelie vertrocknet und die Warze abfällt); — 3) zu Maulwässern gegen asthenische Halsentzündungen, gegen das Mauhveli, bei dein Zungenkrebs und bei stark jauchenden Wunden oder Geschwüren im Maule; — 4) bei Bisswunden von wuthkranken Thieren, und gegen kalten Brand; und 5) nacli Bessina auch zu Clystiren bei einem sehr hohen Grade der Binderpest, — Meier hat die verdünnte Salzsäure als chemisch auflösendes Mittel der Kalkerde in den Knochen auch gegen Späth empfohlen; ich habe sie liier und bei anderen Knoohenauftreibungen versucht, aber stets ulme Erfolg, selbst wenn diese Uebel noch in der Entwickclung begriffen waren.
Zu den Waschwässern nimmt man nach Vcrliältniss der Beizbarkeit der betreffenden Thcile 30,0 der concontrirten Säure zu 480,0—600,0 Wasser, und macht die Waschung täglich zwei- bis sechsmal. — Als Maulwasser kann eine älailiclio Verdünnung mit Wasser, entweder ganz einfach, oder mit Zusatz von (jU,0—100,0 Honig und mit etwas Mehl dienen; zuweilen nimmt man auch statt des Wassers ein aromatisches Infusum, z. B. von Salbei, und setzt Ihm ausser der Säure gleichfalls Honig und Mehl bei. —• Zu den Clystiren dient für Kinder 15,t* Säure mit 500,0 Wasser verdünnt. (Acidiim hydrochloric, crud. 30,0 6 Pfg.; depurat. 30,0 1 Sgr. 6 Pfg.)
Anmerkuns,' 1, Die sogenannte eisenhaltige Sal zsiinre , deren Anwendung von Pessina und Bojanus als vorzüglich wirksam gegen die Kinderpest empfohlen ist, wird tiereitet, wenn man 1 Quentchen (4 Gmi.l Eisenfeile, oder noch besser, fein pulveri-sirtes Eisen In 4 Pfund Salzsäure bei offener quot;der nur locker verstopfter Flasche1 auflöst, dann aber die branngelb gewordene Flüssigkeit gut verwahrt. Gabe und Anwendung ist wie bei der gewöhnlichen Salzsiiure.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; '
An m e r kung 2. Die salzsau ren Damp t'e (durch Aufgiessen von Schwefelsäure auf Koclisnlz in einem warmen üclüsse entwickelt) wirken cinigermaassen wie Chlordämpfe, belästigen aber mehr als diese die Kespirationsorganc, iinil sind daher zur Zerstörung der Ansteckungsstoffe u. s. w, besser durch die Cblordämpfe zu ersetzen,
4) Essig, ^lcc(laquo;m (gcwölinlk'licr oder roher Essig, Acetwn commune s. Acetum cruthtm).
sect;. 455.
Der Essig enthält als wesentlichen Beataudtheil die Essigsäure (Äoi-
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ilum oder
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aettietm) mit Wasser verdünnt und häufig noch mit etwas Schleimzpoker,
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lit Kleber, zuweilen auch mit Weingeist, mit Weinsteinsäure, Apfel-
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säuro und dergl. verunreinigt. Er ist das Product der sauern Gährung, kann daher aus allen Substanzen bereitet werden, welche fähig sind, in diese Gährung überzugehen, und erhält gewöhnlich nach derjenigen Substanz, aus weichet er dargestellt ist, einen Beinamen, z. B. Weinessig, Bieressig, Pruchtessig, Obst- oder Cideressig, Holzessig u. s. w. Als der beste wurde bisher gewöhnlich der Weinessig (Acetum vini) betrachtet; indessen ist in der neuem Zeit die Essigbereitung so vervollkommnet worden, dass man ihn durch guten Pruchtessig vollkommen ersetzen kann. - Der Bier essig (Acetum oerevisiae) enthält gewöhnlich viel fremdartige Bestand-
1 Hie fest zugestopfte Flasche kann wogen 'Anbäufung des Salzsäuren Gases leicht zerspringen.
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Essig.
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theile, und weniger Säure als der Wein- und Fruclitessig, kann aber für die meisten Heilzwecke, besonders iifisserlieh, ganz brauchbar sein.
An in urk un s. Der ralnfl oder des t illirte Essig oder die v erd iin n I e Es s ig-Sfiure fAcetnm piirum s. dcstillatum, Ariihnu (teettenm dt'lufuiitj1, — der vor s titr k t e oder c one e n tr ir t e E BHig, auch co n e entr ir t e Essigsäure fAcctnm conccatratu.n, Acidnni areiievm coiiccntratviiij ^e;iaiiiit-, — und elieiiso die rei ne E s s i gsiiur e oder der b och s t eoiu^en tr irl o Essig ('Acidum aecticum jmrinn, Acetuvt concentratissfviujiij'-* weiden als Arzneimittel lür Tliiore |iiiclit benutzt, tlieils weil diese Präparate örtlich die zu starken Wirkungen der concentriften rilanzensauren erzeugen (sect;. -140), und deshalb nicht gut ertragen werden, hauptBächllob aber, weil sie zu tlieucr und durch den gemeinen Essig zu ersetzen sind.
sect;. 45G.
Der Essig wirkt bei innerlicher und äusserliclier Anwendung so, wie es von den vegetabilischen Säuren im Allgemeinen (sect;, 44(1) angegeben, und es gilt von ihm auch Alles, was über den Unterschied zwischen Pflanzen- und Mineralsäuren (sect;, 441) und über die Vennittelung der Wirkungen (sect;. 442) in Beziehung auf die Pflanzetisäuren gesagt ist. Bemerkenswert]! erscheint es aber, dass der concenirirte Essig den Faserstofi', und noch mehr das Ei-weiss (auch im Chylns und im Blute) auflöst und deshalb auch die Eiter-kügelchcu in kleine Theile zertheilt.
Seine innerliche Anwendung kann bei den, im sect;. 443 sub b bezeichneten Krankheitszuf'ällen Statt finden, im Ganzen benutzt man ihn aber nicht häufig, besonders bei Pferden, weil man von ihm nachtheilige Wirkungen auf' die Verdauungseingoweide fürchtet4; ich habe jedoch Essig- von der Stärke, welche die Pharmacopöe vorschreibt, Pferden in Gaben von 180,0—3(30,0, Kühen bis zu 1 Kilogrm., Schafen und Schweinen von 16,0—60,0, Hunden 8,0—iiO,0 auf einmal, und in Zwischenzeiten von 3—4 Stunden täglich dreimal eingegeben, ohne dass nachtheilige Folgen hiervon entstanden sind. Die Thiere zeigten blos nach dem Eingeben etwas vermehrte Schlcimabsonderung im Maule und in der Xase, nnd dann die. gewöhnlichen Wirkungen der l'fianzcnsäuren. (Irössere Gaben verursachten allerdings bei Pferden oft Kolik, Störung des Appetits lind der Verdauung, und bei Hunden Unruhe, schmerzhaftes Gewinsel, Erbrechen und darauf grosse Traurigkeit; aber alle diese Zufälle gingen immer in etwa einer Stunde wieder vorüber.
Aussei- den Eutzündungsfiebeni, den gastrischen (biliösen), nervösen und typhösen Fiebern mit entzündlichem Character, dem Milzbrande u. s. w. müssen noch drei Krankheitszuständo, bei denen der innerliche Gebrauch des Essigs nützlich ist, besonders erwähnt werden, nämlich die Aufblähung oder Trommelsucht bei den Wiederkäuern, die narkotischen Vergiftungen, und die Vergiftungen mit ätzenden Alkalien.
In der Trommelsucht habe ich den Essig als ein ganz vortreffliches Mittel kennen gelernt, wenn sie mehr einen chronischen als neuten Character
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1nbsp; nbsp;Nach derPreuss. Phannacopue sollen von dem rohen, und ebenso von dem destil-lirten Essig 100 Theile 5 Theile wasserfreier Essigsäure enthalten und 1('gt; Theile sollen 1 Theil kohlensauren Kalis sät,igen.
2nbsp; nbsp;Enthält In lOOTlieilen 24—26 Theile wasscrlVeier Essigsäure. quot;#9632; Mit 84—85 Proc. wasserfreier Essigsäure.
^ Daum, etwas über den Innern Gebrauch des Essigs bei Pferden. In Busch und Tl au in's Archiv, 4. üänilchcn, S. 66. — Schon v. Sind hatte (im 8. Bd. seines Uulerriehts S. 93) gesagt: den Essig darf man hei Pferden nicht wohl gebrauchen, weil er ihnen Angst zu machen iiflcgt.
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Säuren.
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Imtte, namentlich wenn sie durch unverdaute, im Wanst liegende Substanzen) aus wirküchcr Gtährung derselben entstanden ist, und wenn durch letztere die ttusentwickelung lungere Zeit unterhalten, und das Aufblähen durch mehrere Tage dauernd wird, oder wenn dasselbe, nachdem es durch den Troikar und andere Mittel beseitigt ist, bald darauf wieder entsteht. Das letztere verhindert der Essig ganz vorzüglich, indoiu er den Gälmmgsprocess unterdrückt; aber er ist nicht immer vermögend, die schon vorhandene, plötzlich zu einem hohen Grade entwickelte Aufblähung schnell genug zu beseitigen, um die aus ihr entstehenden, oft lebensgefährlichen Zufälle (Berstung der Eingeweide, SchlagHuss, Erstickung) zu verhüten, und er macht daher in dringenden Fällen den Troikar oder die Hchlundröhre auch nicht entbehrlich.
Gegen die üblen Wirkungen von zu grossen Gaben narkotischer Mittel oder nach dem zu reichlichen Genuss narkotischer Pflanzen, ist der Essig sebon lange als eins der wirksamsten Mittel anerkannt, obgleich man auch behaupten wollte, dass er die Anflöslichkeit und die Wirksamkeit der narkotischen Alkaloido befördere, wenn dieselben noch im Vcrdauungskanal vorhanden seien, und dass er daher nur dann angewendet- werden dürfe, nachdem diese Stoffe durch Erbrechen wieder entfernt, worden, oder wenn sie schon in das Blut übergegangen sind. Da aber das Erbrechen nicht bei allen Thieren möglich, auch jene Behauptung über die Verstärkung der narkotischen Wirkungen nicht allgemein richtig ist, so verdient der Essig bei diesen Vergiftungen immerhin als 1 lauptmittel betrachtet, und allgemein verwendet zu werden, da er wohlfeil, fast überall zu haben ist, und die schon eingetretene narkotische Wirkung sehr sichtbar vermindert. Bei Hunden, Katzen und Schweinen schickt man jedoch seiner Anwendung rocht zweck-mässig ein Brechmittel voraus, wenn es wahrscheinlich ist, dass ein Theil des Giftes sich noch im Magen befindet.
Gegen die schädliche Wirkung der ätzenden Alkalien und Erden, des Aetzkalkcs u. s. w. ist der Essig (innerlieh und iiusserlich) ebenfalls das wirksamste Mittel, wenn diese Stoffe noch im oder am Körper vorhanden sind, und wenn nicht schon zu heftige Entzündung und Aetzung entstanden ist.
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sect;• 457. Die Gabe vom Essig ist nach Verhältniss seiner grosseren und geringeren Concentration, nach der Heftigkeit der Krankhoitszufälle u. s. w. für Pferde 1 20,0—240,0, für Rindvieh 360,0—1000,0, für Schafe, Ziegen und Schweine 30,0—9U,0, für Hunde 8,0—15,0, in Zwischenzeiten von 1/2 — i! Stunden. Die bezeichneten grossen Gaben dienen besonders bei Vergiftungen mit narkotischen Stoffen oder mit ätzenden Alkalien, ebenso bei Trommelsucht. Die Anwendung geschieht am besten in flüssiger Form, entweder blos mit Wasser verdünnt, oder mit schleimigen Flüssigkeiten versetzt; letzteres besonders dann, wenn die Brust- oder Bauclioingewcidc sehr gereizt erscheinen. Ehemals empfahl man auch zu solchen Flüssigkeitenden Honig zuzusetzen; derselbe ist aber entbehrlich und etwa nur da zu benutzen , wo man ihn als Hausmittel ohne Kosten erhalten kann, und wenn man Thieren den Essigtrank zum freiwilligen Genuss überlässt. — Zusätze von erregenden Mitteln sind in der Regel da nicht passend, wo der innerliche Gebrauch des Essigs
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Eseig.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 421
angezeigt ist, und mit Alkalien, Kalkwasser und Seite darf' er nicht zusammengebracht werden, weil or mit diesen Stoffen chemische Verbindungen eingeht, und dabei seine Wirksamkeit aufgehoben wird; Nentralsalzc, besonders Kochsalz, Salmiak und Salpeter schwächen aber die letztere iiicht.
sect;. 458.
Aeusserlich benutzt man den Essig:
1)nbsp; Am häufigsten als kühlendes, auch zugleich als gelind zusanunen-ziehendes, zcrtlieilendes Mittel gegen Entzündungen, besonders solche, welche mit Quetschung, mit Ausdehnung der Theile, mit Hlutnnterlaufnng oder mit grosser ödematiiser Geschwulst verbunden sind; daher hei Quetschungen, bei frisch entstandenen Genickbeulen, hei dergleichen öatteldriicken, Widerrist-scluidcn. Sehnenklapp, Piephaoken, Gallen, bei und nach Verrenkungen, bei dem Vcrbiillen und dergl. — Man wendet ihn hierbei auf verschiedene quot;Weise an, und zwar entweder a) bloss mit Wasser verdünnt und kalt, zum Waschen oder zu Umschlägen, wenn die Zufälle noch einigermaassen auf einen syno-chösen Character der Entzündung deuten; — oder h) mit Wasser verdünnt und mit Glaubersalz, Salmiak, Salpeter und dergl, versetzt, als sogenanntes einfaches Oxykrat (Oxycratum simplex'), das aus Salmiak30,0, Essig und Wasser, ven jedem 480,0, bereitet wird, und bei dein Zusätze von 60,0 Kamphergeist das zusammengesetzte Oxykrat {Oaycratum oompositum) giebt;— oder in Form der Schm ncker'scheu kalten Umschläge, die aus: Essig 480,0, Wasser 1440,0, Salmiak und Salpeter von jedem 30,0 gemacht werden. — c) Mit Lehm oder Them zu einem dünnen Brei zusammengemengt, welchen man gegen i/a—8/i Zoll dick auf die leidenden Theile gleichmässig aufstreicht, und entweder durch üeissiges Hegiessen beständig feucht erhält oder so oft erneuert, als er anfängt trocken zu werden. Ein solcher Lehmbrei ist besonders nützlich, wenn bei den oben bezeichneten Zuständen grosse und hartnäckige Geschwulst besteht. — d) Als Zusatz zu Aufgüssen von aromatischen Kräutern, zu Waschungen, Umschlägen und Breiumschlägen, welche inchrenthcils wann und dann angewendet werden, wenn die Zufälle auf Torpidität deuten, oder wenn Eiterung oder Brand droht.
2)nbsp; nbsp;Als blutstillendes Mittel, bei blutflüssen aus der Nase, den Genitalien u. s. w., auch bei Verwundungen wird der Essig unverdünnt angewendet; er kann aber nur gegen Blutungen aus kleinen Gefässen und gogen sogenannte parenehymatöse Blutung etwas leisten. Viborg rühmt gegen Lungcnblutsturz bei Pferden Essigdiiinpfe, welche selbst dann noch wirksam waren, wenn die Thierc schon ausgestreckt lagen, nicht mehr aufstehen und kaum nochathmen konntenL. — Nach seiner Vorschrift entwickelt man diese Dämpfe durch Aufgicssen des Essigs auf ein erwärmtes (nicht glühendes) Stück Eisen, nahe unter der Nase des Pferdes, und so lange, bis der ganze Stall mit einem Kebol von essigsauren Dämpfen angefüllt ist. — Ich habe dieses Verfahren gegen den Lungenblnlsturz in mehreren fällen stets vergebens angewendet; die rferde wurden durch die Dämpfe zum Husten gereizt und hierbei trat die Blutung immer wieder heftiger ein. Dagegen
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1 Veter, Selskab. Skriftcr. Dcel 1. U, 2. S. 421. — Magaz. 1'. tiicorct. u. prakt. Thie: lieilk. von Teuffe 1. 1. lid. 2. Heft. S. 253.
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sauren
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haben sich diese Dämpfe bei dem bösartigen Katarrh des liiudviehes (den ich für Typhus halte), wo Kyclmor sie empfohlen, mehrtaltig bewährt.
3)nbsp; nbsp;Zu Maulwässera, bei dem gutartigen Mauhveh, bei Entzündungen und Verletzungen der Zunge u. s. w., ganz wie die Salzsäure.
4)nbsp; nbsp;Zu Clystiren bei narkotischen Vergiftungen, bei Entzündung und Vorfall des Mastdarms, bei Entzündungs- und Verstopfungskolik. Mehren-tlieils benutzt man hierzu massig- verdünnteraquo; Kssig; hei der Kolik sollen aber nur einige Löffel voll Essig mit der nöthigen Menge recht kalten quot;Wassers zu einem Clystire genonnnen werden1 •
6) (legen das Hautjucken, welches als krankhafte Steigerung der Sensibilität, aber nicht als Folge von Unroinigkeit entstanden ist.
6)nbsp; Aussordem dient der Essig noch gegen Ungeziefer als sehr wirksames Waschmittel, namentlich in Verbindung mit Tabaeksdepoct.
7)nbsp; nbsp;Zur Bereitung der Senfbreio, wo er aber entbehrt werden kann, da er die Wirksamkeit des Senfs nicht vermehrt.
8)nbsp; nbsp;Zum Räuchern bei zu lange eingeschlossener oder durch stinkende Effluvien verdorbener Luft. Zu letzterem Zwecke sind die Essigdämpfe gewiss nicht unpassend. Das Chlor, welches sie in neuerer Zeit fast ganz verdrängt hat, kann den Essig in dieser Hinsicht nicht ganz entbehrlich machen. (Add. acetic, dihttum 30,0 1 Sgr. 4 Pfg. Der Essig wird vom Kaufmann entnommen.)
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5) llolzsäurv, Holzessig, brenzlloher Holiesslg, Aädum s. Acetum pyro-lignoraquo;im
sect;. 469.
Die rohe Holzsäure (Aciduru pyro-lignosum er ml im), ein sehr zusammengesetztes Product der trockenen Destillation des Holzes, besteht aus Wasser, viel Essigsäure, essigsaurem Ammoniak, brenzlichem Oel, Brandharz, aus einem stickstoffhaltigen Extractivstoff, aus brenzlichem Holzcssiggoist und aus Kreosot. Die Verhältnisse dieser Bcstandthoilc und daher auch die Wirksamkeit der Säure sind nach Verschiedenheit der, zu ihrer Bereitung benutzten Holzarten u. s. w. etwas verschieden. Sie hat ein braunes Ansehen, einen essigartigen, zugleich aber tlieer- und rauchähnlichen Geruch und Geschmack; ihr spec. Gewicht ist 1,02; 15—16 Theile sättigen gewöhnlich 1 Theil kohlensaures Kali. Die durch nochmalige gelinde Destillation von den gröberen brenzliohen Bestandtheilen befreite, sogenannte rectificirte Holzsäure [Acidum pyro-lign. rectifieuium) ist weniger wirksam als die rohe, weshalb letztere in den meisten Fällen den Vorzug vordient.
Die brenzliche Holzsäure ist bereits im grauen Alterthume bekannt gewesen2, aber erst in neuerer Zeit wieder beachtet, und hinsichtlich ihrer Wirkung auf lebende Thiere, sowie auf todte thierische Substanzen mohrfältig geprüft worden. — 13er res11 gab einem Haushahn durch drei Tage nach einander täglich 4 mal klein geschnittenes Brot, jedesmal mit 1 V* Loth (24 Grm.) Säure getränkt, ein; das Thier wurde gleich nach dem ersten Eingeben
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1 Taschenbuch für Hausthieriüv.te und Oekouomen, von J. F. Niemann. 1. Bäud-chen. S. 76.
'-' Plinius, Hist, nat, pag. 244. sect;, 21.
3 Oeber die HolïSSurlaquo; und ihren Worth, Wien 1823. 8. 39 u. f.
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Holzessig.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;423
lictiiubt, wankte hin uiul her, sdiäuinte aus dem Schnabel und die Federn -ivurdeu buschig aufgerichtet, spAter wurden letztere sohmutzig gelb, der Kamm blaurotb, der Kopf angeschwollen, die Respiration hesehwerlich, röchelnd, und am vierten Tage erfolgte dor Tod unter Erstickuiigszulallen. — Andere Hühner, denen man 2 Quentchen (8 Gnu.) der Säure für sich allein eingab , bekamen sogleich Zuckungen, Erbrechen, dunkelblaue Farbe des Kammes und schon nach '2 Minuten erfolgte der Tod. — 1 Loth ; Jö Grm.1 des Mittels einem Uahn in den After gespritzt, verursachte ähnliche Zufälle, und in 2 .Stunden den Tod. — Katzen stürzten augenblicklich nach dem Eingeben eines halben bis eines ganzen Quentchens ('2- 4 Grm.) der .Säure zusammen, bekamen Gonvulsionen am ganzen Körper, schrieen, schäumten au dem Maule, erbrachen sich, die Augen wurden liervorgedrängt, die, Pupille sehr erweitert, tier Urin ging unwillkürlich ab, und der Tod erfolgte nach 11;2—'2 Minuten. Selbst zehn Tropfen waren bei diesen Thieren hinreichend, ähnliche Zufälle und den Tod zu veranlassen, welcher letztere jedoch erst am dritten Tage nach dem Eingüsse erfolgte (a. a. (). S. 43), — G Quentchen (24 Gramm) in den Mastdarm einer Katze gespritzt, tödteten dieselbe in 0 Stunden. — Bei einem Hunde entstand von 4 Grm. innerlich gegebener .Säure zuerst Drang zum Erbrechen, Ausfluss von Schaum aus Maul und Nase, nach 1 Stunde wirkliches Erbrechen mit Entleerung einer, nach Holzsäure riechenden Substanz, dann Traurigkeit und Sträuben der Haare. Nach 10 Stunden waren alle Zufälle wieder verschwunden und der Hund völlig hergestellt. —-12 Grm. einem grossen Hunde gegeben, verursachten binnen kurzer Zeit eine Mattigkeit in einem so hohen Grade, dass die Füsse das Thier nicht mehr ordentlich tragen konnten; nach 6 Stunden struppiges Haar, funkelnd o Augen, Zittern, Ausfluss eines weissen Schaumes aus Maul und Nase, dumpfer Husten, gänzlicher Verlust des Appetites; nach 12 Stunden bemerkte man aussei- den genannten Zufällen noch Stumpfheit der Sinne, beschwerliche Respiration, heiseren Husten; nach 24 Stunden waren der Schaumaustluss geringer, der Husten sparsamer, übrigens dieselben Zufalle, jedoch im höheren Grade, und noch in den nächsten 24 Stunden steigend. Es waren alle Zeichen einer Lungenentzündung zugegen; erst am siebenten Tage fand sich etwas lockerer Auswurf, Besserung und Appetit, und am zwölften Tage war das Thier völlig wieder hergestellt. — Ein anderer Hund starb von einem Loth Holzsäure am vierten Tage nach dem Eingeben, und nachdem ähnliche Zufälle entstanden waren, ganz ruhig.
Mit diesen Angaben stimmen auch die Erfolge der Versuche überein, welche sowohl von Schubart1 wie auch von mir gemacht worden sind; nur muss ich bemerken: dass, wenn ich den Holzessig vermittelst der Oesophago-tomie und durch eine Röhre in den Magen brachte, die Zufälle stets viel milder waren, als von einer gleichen Gabe, welche durch das Maul eingegeben wurde; mehrere Hunde ertrugen auf erstere Weise 30 Grm. des Mittels olmc lebensgefährliche Folgen.
Bei Schafen sah ich nach Gaben von ló,ü—o0,0 ähnliche Zufälle wie bei Hunden, besonders auch Lungenentzündung entstehen, und von t)0,0 pro dosi den Tod erfolgen. — Kühe und Pferde ertrugen dagegen das Mittel bis zu 300,0 in einer Gabe ganz ohne Nachtheil; 90,0—120,0 verursachten bei
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1 In Horn's Archiv, 1S24. S. .r)9.
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diesen Tliicien oft kaum bemerkbare Veränderungen; von grosseren Gaben entstand /gierst vermehrte Sohleimseoretlon im Manie und in der Nase, dann grössoro Wärme im jVhude, nach 15—30 Minuten gesträubtes Haar, und zuweilen Frostsohauder, kleinerer, etwas (um 8—12 Schläge) vermehrter Puls, sclmelleres, etwas beschwerliches Athmcn, Verminderung des Appetits, etwas Mattigkeit, kalte Ohren, und — nach 4—6 Stunden sehr reichliches, oft wiederholtes Uriniren; — in einzelnen Fällen wurde auch der Koth weicher, und einige Pferde zeigten massige Leibschmerzen. Nach 8—10 Stunden war die quot;Wirkung wieder vorüber.
Bei äusserlicher Anwendung wirkt der brenzliche Holzessig auf die betroffenen Gebilde reizend, zusammenschrumpfend) schlaffe, blasse Granulation wird derber und dunkler geröthet, die Secretion in Wunden und Geschwüren vermindert und mehr plastisch.
Todte Weichgebilde, auf welche der Holzessig durch einige Zeit eingewirkt hat, werden hierdurch gegen Fäulniss geschützt.
sect;. 460.
Bei den gestorbenen Thieren fand sich fast übereinstimmend in allen Pällen: die Cadaver in kurzer Zeit ganz steif, die Schleimhaut des Magens und des Darmkanals an verschiedenen Stellen dunkler geröthet, selbst entzündet (wenn der Tod nicht gleich nach dem Eingeben erfolgt war); der Inhalt des Verdauungskanals oft stark nach Holzsäure riechend, die übrigen Bancheingeweide gesund, die Luftröhre gewöhnlich mit Schaum erfüllt, die Lungen stets sehr blutreich, oft mit schwarzen Flecken versehen; das Herz in der rechten Seite mit schwarzem, flüssigem Blute ganz angefüllt, die grossen Venenstämmc desgleichen; die linke Hälfte des Herzens leer; Kirn-und Kückenmark sehr blutreich, aber ohne weitere Veränderung.
Aus den sännntlichen Erscheinungen ergiebt sich: dass der Holzessig bei allen Thieren als eine sehr reizende, die Sensibilität und Irritabilität eigenthiimlich enegende und umstimmende Substanz wirkt, und dass er (wie es scheint durch L'eberreizung) in etwas grossen Gaben, selbst Lähmung und den Tod herbeiführt.
sect;. 461.
Mau hat die brenzliche Holzsäure zwar häufig als Heilmittel angewendet, aber bisher für ihren innerlichen Gebrauch keine bestimmten Indicationen festgestellt. Im Allgemeinen erscheint das Mittel, seinen reizenden Wirkungen gemäss, da angezeigt: wo die Lebensthätigkeit im Gefäss- und Nervensystem zugleich gesunken ist, wo die Schleimhäute erschlafft, die Seeretionen übermässig reichlich und von zu dünner, seröser Qualität erscheinen; — daher im Besondern bei fauligen, typhösen und cachectischen Leiden, wenn dieselben auf torpider Atonie beruhen; bei Wassersuchten, Schleim-Hüssen und Blutungen, wenn sie denselben atonischen Character an sich tragen.
Ich habe das Mittel gegen asthenisch-nervöse Fieber, gegen ödematöso Anschwellungen und gegen Trommelsucht des Bindviehes mit Nutzen, — dagegen bei Rheumatismus und rheumatischen Fiebern, bösartiger Druse und Rotz, bei chronischer Diarrhöe, welche nach einer zu grossen Gabe Aloë zu-
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Holzessig.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 425
riickgeblieben war, in mehreren Fällen ganz ohne günstigen Erfolg angewendet.
Die Gabe darf, wie die mitgetbeilten Versuche lehren , für die kleinen Thiere nur sehr gering sein, nämlich für Hühner und Katzen 1—3 Tropfen, für Hunde 10—20, für Schafe, Ziegen und Schweine 20—40 Tropfen, täglich ein- bis dreimal-, Pferden und Bindern kann man dagegen ebenso oft 00,0—180,0 geben.
Mau giebt sie entweder in einer schleimigen Flüssigkeit, oder mit anderen Mitteln verbunden, in Latwergen.
Aeusserlich habe ich die Ilolzsäure hei Maukegesclnvüren, besonders bei der sogenannten ausfallenden oder Brandmauke, nachdem die erste Entzündung vorüber war, mit ausgezeichnetem Erfolge angewendet; ebenso bei anderen atonischen Geschwüren, bei Widerristschäden u. s. w., wenn die Granulation schlaf!' und üppig ist; — bei Strahlkrebs und in Knorpelfisteln minderte sie die Absonderung, bewirkte aber die Heilung nicht; bei dem epizootischen Klauenwea war sie nützlich, bei dem bösartigen Klauenweli der Merinos hat sie aber nur hin und wieder das Vertrauen bestätigt, welches man nach Kiuliger's günstigen Angaben1 von ihr hatte; bei Flechten und bei Baude war sie sehr wirksam; bei dem kalten Brande hat sie oft zur Heilung beigetragen.
Man benutzt sie bei den genannten Krankheiten zum Auspinseln oder zum Verbinden der Geschwüre, täglich ein- bis dreimal, — und zum Waschen der räudigen Stellen, täglich oder Jeden zweiten Tag einmal. Mehrentheils ist sie für sich allein wirksam genug; bei grosser Feizlosigkeit der Geschwüre und gegen Brand habe ich sie aber auch in Verbindung mit Kampher (4,0 auf 120,0 Säure) und mit Kamphergeist (zu gleichen Theilon) angewendet. (A. pyrolign, crud. 30,0 6 Pfg., rectificat. 30,0 1 Sgr. 4 Bfg.)
sect;. 462.
Aussei' den ausführlich betrachteten Säuren sind auch folgende noch in Kürze zu erwähnen:
Die Phosphorsäure (Acidum phosphoricum), im concentrirtenZustande dickflüssig, aber mit Wasser in allen Verhältnissen mischbar, ist weit milder als die übrigen Mineralsäuren, dabei mehr stärkend und den Reproductions-process fördernd. Sie verdiente bei asthenischen Leiden mit gesunkener Bildungsthätigkeit mehr angewendet zu werden. Ich habe sie in Verbindung mit bitter-aromatischen Mitteln, und abwechselnd mit Kalkwasser gegen Knochenerweichung bei Ziegen und Hunden ganz vortrefflich wirkend gefunden. Die Gabe kann wie bei der Schwefelsäure und selbst etwas grosser als bei dieser sein.
Die Kohlensäure (Acidum earbonioum) wird im reinen, gasförmigen Zustande nicht angewendet, sondern nur in kohlensauren Salzen (kohlensaurem Kali, Natron, Magnesia, Kreide) und zuweilen in den Bierhefen, welche letztere von Manchen als ein wirksames Mittel bei hartnäckiger Verstopfung der Pferde und des Bindviehes (1 Quart mit dem Gelben von drei Eiern auf einmal gegeben) betrachtet werden. Die Kohlensäure verhindert
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1 Erfahrungen über die bösartige Klauenseuche der St'hafe. Chemnitz 1822. S. 39.
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42Gnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Alkalische Mittel.
am todten Fleisch die Fäulniss, benimmt f'aulondem Fleisch den üblen Geruch, wirkt auf lebende Thiore erregend, in grossen Gaben sugar berauschend und treibt das Blut stark gegen die iiussere Peripherie des Körpers. Daher kann sie bei asthenisch-norvösen Zuständen, z. B. hei dergleichen Krampt', Kolik u. s. w., mit Nutzen angewendet werden. Im Faulfieber der Pferde habe ich sie oft mit ausgezeichnetem Erfolge gebraucht. Man erhält sie in einem gut mous-sirenden Eier, hei kleinen Thiercn auch in Form des .sogenannten Brausepulvers, Pulv. acrophorux, indem man z, B. für einen Hund mittlerer Grosse 0,5 saures kohlensaures Natron mit 1 Esslijffel voll Wasser und gleich darauf 1 Esslöffel voll schwachen Essig giebt, oder in Form des sogenannten engli-lischen Brausepulvers (weinsteinsaures Kali-Natron [Seignette-SalzJ gt;gt;,() und säuerliches kohlensaures Natron '2,5 zusammengemischt, und 2,0 gepulverte Weinstemsäure für sich gleich darnach eingegeben).
Die Wo in- oder Weinsteinsäure C-^otdwp? tartaWcwm) wird gleichfalls nur in weinsteinsauren Salzen zuweilen benutzt. — Säuerliche Früchte aller Art können für pflanzenfressende Tbiere, wenn im Sommer Seuchen mit entzündlichem Character herrschen, statt des Essigs benutzt werden, indem man sie zerquetscht ins Getränk giebt.
Der Sauerkohl oder das Sauerkraut (Brassioa fennentata) enthält Essig, Kohlensäure und dergleichen, ist innerlich auf ähnliche Weise zu gebrauchen; äusserlich wird er zuweilen als ein Hausmittel zu kühlenden, ge-lind zusammenziehenden Umschlägen bei Verhällung, Hufentzündung, bei unreinen fauligen Geschwüren und dergleichen benutzt.
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ZEHNTE KLASSE.
Beine Alkalien und Erden, oder alkalische und erdige Mittel. (Alcalia et Terrae, Medioamenta alkalica et terrea.)
Begrlfl', Wirkung und Anwenduiig dieser Mittel Im All^emeliien.
sect;. 463.
Die Alkalien und Erden wurden früher für chemisch-einfache Körper gehalten, bis Davy bewies, dass sie Verbindungen sehr leicht oxydirbarer Metalle, sogenannter Metalloide mit Sauerstoff, also wahre Oxyde sind. Sie kommen in den drei Reichen der Natur häufig vor, jedoch selten rein, sondern in mannigfachen Verbindungen, meistens als Salze.
Nach dem Grade ihrer Löslichkeit im Wasser unterscheidet man die hierher gehörigen Substanzen schon seit älteren Zeiten: 1) in eigentliche Alkalien, 2) in alkalische Erden, und 3) in eigentliche Erden.
1) Die Alkalien, früher auch Laugcusalze genannt, sind im Wasser sehr leicht löslich, besitzen einen eigenthiimlichen, brennenden, laugenhaften Geschmack, färben den blauen Veilchensaft grün, das gelbe Pigment der Curcumawurzel und der Rhabarber braun; mit thierischen Stoffen verbinden sie sich in eigenthümlicher Art und wirken auf sie auflösend, zerstörend, wes-
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Alkalische Mittel.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;427
halb mau sie ätzend oder kuu stiseh nennt; nach 0. G. Mitscherlich' geben die Kali-, Natron- und Aminoniakvorbindun^on mit den thicrischeu Flüssigkeiten keine Niederschläge; sie ändern Fette und Oelc in oigenthüm-liche Säuren um, und bilden mit iliuon die Seifen; mit den Säuren verbinden sie sich überall sehr begierig, und bilden mit ihnen die sogenannten Neutral- und Mittelsalzo.
Zu den Alkalien gehören das Kali, das Natron, das Lithiun (letzleres in der Thierhoilkunde bisher nicht arzneilich benutzt) und das Ammoniak. Obgleich das Ammoniak in seiner chemischen Zusammensetzimg von den übrigen Alkalien sehr abweicht, so muss es doch zu ihnen gezählt werden, weil es alle andere wesentlichen chemischen Eigenschaften mit denselben gemein hat, und sich von ihnen nur dadurch unterscheidet, dass es einen Geruch besitzt und bei gewöhnlicher Temperatur gasförmig ist, während die Übrigen selbst die Glühhitze ortragen. Man nennt deshalb die letzteren auch fixe Alkalien, das Ammoniak aber flüchtiges Alkali oder Laugensalz.
2)nbsp;Die alkalischen Erden sind weniger leicht löslich als dieAlkalien, besitzen aber alle chemischen Eigenschaften derselben, jedoch in einem geringeren Grade. — Es sind die Kalkerde, die Talkerde, die Baryt- und die Strontianerde; nur die beiden ersteren werden im reinen Zustande arzueiüch benutzt, sowie auch ihre Salze und die Salze der Baiytorde.
3)nbsp;Die eigentlichen Erd en(Thonerde, Beryll-, Ytter- und Zirkonerde) sind nebst ihren kohlensauren und neutralen Salzen im Wasser ganz unlöslich. Sie ätzen nicht. Arzueiliche Anwendung macht man nur von der Thonorde und ihren Salzen.
Die metallischen Grundlagen der Alkalien und Erden verbinden sich, wie die übrigen Metalle, auch mit Schwefel und bilden damit die sogenannten Schwefellebern, die man früher für hydrothionsauro Oxydsalze hielt, die aber nach der jetzigen Chemie einfache Schwefelmetalle sind. Da diese Verbindungen hinsichtlich ihrer arzneiliehen Wirkung den Alkalien und Erden sehr nahe kommen, so linden sie auch hier ihren schicklichsten Platz.
sect;. 404.
Die Wirkungen der reinen Alkalien und der alkalischen Erden sind im Allgemeinen einander sehr ähnlich, sie treten jedoch mit etwas verschiedenen Erscheinungen und in verschiedenem Grade ein, je nach dem Grade der Concentration, in welcher diese Stoffe angewendet werden.
a) Im concentrirten Zustande, d. h. trocken oder nur in sehr wenigem Wasser gelöst, zerstören sie unter heftigem, brennendem Schmerz die Textur und Mischung der von ihnen berührten thicrischeu Wcichgebilde und verwandeln dieselben in eine schmierige, seitenartige Masse, welche später zu einem Schorfe vertrocknet. Sie wirken also ätzend, verdichten aber dabei in der ersten Zeit die organische Materie nicht wie es die Säuren thun), sondern verflüssigen sie und lockern sie auf. — An der Grenze und unter der bewirkten Zerstörung entsteht Entzündung und Eiterung, und durch letztere die gänzliche Abstossung des Abgestürbeneu. Bei innerlicher Anwendung in diesem Zustande entsteht Auflockerung, Anschwellung und Zerstörung des Epitheliums und der Schleimhaut selbst, sehr vermehrte Schlcimsecretion,
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1 Med. Zeit, des Vereins für Heilk. in Prcussen. 1841. Nr. 43—46
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Alkalische Mittel.
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Anätzung, Entzündung, selbst Brand der Eingeweide und mehrenthells der Tod.
b)nbsp; In massig starker Auflösung erregen diese Mittel innerlicli wie äusser-lich an den Stellen der Berührung eine schmerzhafte (eretliische) Entzündung, welche oft seröse Ansschwifzung, zuweilen auch jauchende Eiterung herbeiführt. Bei innerlicher Anwendung entstehen dabei oft heftige Zufälle, Con-vulsionen, Kolik, blutige Diarrhöe, bei Thieren, die sich erbrechen können, auch Erbrechen, und zuweilen der Tod durch Magen- und Darmentzündung. Aeusserlich erfolgt mehrenthells nach der Entzündung eine Abschuppung der Haut.
c)nbsp; In sehr schwacher Auflösung wirken sie örtlich die Epidermis und das Epithelium auflockernd, hei länger dauernder Einwirkung selbst in eine weiche, schleimige Masse umwandelnd, die sich leicht abwischen lässt; sie reizen gelind und vermehren die Bildungsthätigkeit der Haut, lösen plastische Ablagerungen auf, befördern mächtig die Resorption in der Haut, unter derselben und in Drüsen und sie sind daher bei Ausschwitzungen, Stockungen und Verdickungen vortreifliche Zcrtheihingsmittel.
Bei innerlicher Anwendung wirken die sehr verdünnten Alkalien zunächst eigenthümlich erregend auf die Schleimhaut dos Verdauungskanals; sie verursachen daselbst hauptsächlich eine Veräntierung der Absonderungen, binden auf chemische Weise die etwa vorhandene Säure, machen den Darmschleim flüssiger und absorbiren Gasarten, die sieh im Magen oder im Darmkanal angehäuft haben. Diese Wirkungen verbreiten sich dann weiter, und zwar theils als Folge der veränderten Digestion und Assimilation, theils auch, indem die Alkalien materiell in den Chylus, in das Blut und selbst in die abgesonderten Säfte übergehen. Es wird die Gerinnbarkeit des Faser- und Eiweissstoffes und der Gallerte im Chylus, in der Lymphe, im Blute u. s. w. vermindert; Dünnflüssigkeit aller Säfte, leichtere Circulation und vollkommenere Respiration', Auflockerung und leichtere Zersetzbarkeit der organischen Materie bedingt und zugleich die Resorption derselben sehr begünstigt; die Absonderungen, namentlich die der serösen Flüssigkeiten, erfolgen reichlicher, und besonders wird der Urin in grösserer Menge und von mehr wässeriger Beschaffenheit entleert; zugleich verlieren die abgesonderten Säfte ihren Gehalt an Säure und werden zuweilen sogar vorwaltend alkalisch. Letzteres ist vorzüglich wahrnehmbar am Urin, mit welchem ein grosser Theil der eingegebenen alkalischen Stoffe, jedoch mit Kohlensäure und anderen Säuren zu Salzen umgewandelt, wieder aus dem Körper ausgeschieden wird, daher sich in ihm auch gewöhnlich ein starker Bodensatz von diesen Stoffen bildet.
Werden die alkalischen Mittel im verdünnten Zustande durch längere Zeit in reichlicher Gabe angewendet, so stören sie die Verdauung und Assimilation, vermindern den Appetit, verursachen Durchfall, wässerige Beschaffenheit und dunklere Färbung des Blutes, Aufgedunsenheit des Zellgewebes, Schlaffheit, Mürbigkeit und Schwäche in den Muskeln und Blutgefässen, und Verminderung der Irritabilität. Zuletzt folgt eine allgemeine Uebelsäftigkcit, Faulfieber, und zuweilen der Tod. — Eine eigenthümliche und directe Wirkung auf das Nervensystem, die man den Alkalien im Allgemeinen auch zu-
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G rzcdzie wsk i, Mng.iz. für Tliierlieilk. XXVII. S. 4.'!!).
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Alkalische Mittel.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;429
schreibt, habe ich von ihrer iimcrlichen Anwendung bei Thieren mir iillein von Ammoniak; bomerken können.
Bei Injectionen in die Venen wirken diese Mittel In älinlichorWeise wie bei innerlicher Anwendung', aber viel schneller und heftiger, und grosse Gaben verursachen durch schnelle Zersetzung des Blutes und durch UoberreJzung oft sehr plötzlich den Tod.
Die reinen Erden besitzen wegen ihrer fast gänzlichen UnauHöslichkeit auch fast nur eine örtliche Wirkung an den Stellen dos Thierkörpcrs, mit denen sie in Hcrühruug kommen. Sie verursachen daselbst eine schwache Zusammenschrumpfung der Fasern und iOinsaugung oder selbst chemische Bindung der vorhandouen Flüssigkeiten. Hierdurch können sie allerdings auch Verändorangen in den Absonderungen, in dem Vcrdauungsprocess u.s. w. auf mittelbare Weise erzeugen. Grosse Gaben der reinen Erden wirken, als unverdauliche Substanzen, durch ihre Masse belästigend und störend. Aetzend wirken sie, selbst bei euncentrirter Anwendung, nicht.
sect;. 405.
Bio innerliche Anwendung der reinen Alkalien und Erden gegen Krankheiten der Thiere ist bisher nur wenig gebräuchlich gewesen, daher auch weder die Wirkungen dieser Mittel zu verschiedenen Krankheitszuständen, noch die Indicationen zu ihrer Anwendung vollständig erforscht sind. Es lässt sich jedoch hierüber aus den im vorigen Paragraph angegebenen positiven Wirkungen und mit Berücksichtigung einiger praktischen Beobachtungen im Allgomeinen Folgendes feststellen:
1)nbsp; Als stärkster Gegensatz der Säuren dienen diese Stoffe als kräftige säurewidrige Mittel überall, wo Säure in übennässiger Menge erzeugt wird, es mag dieses durch einen Gährungsprocess in den Vordauungseingcweideu, oder durch abnorme Secretionen von zu sauren Säften an irgend einem Orte im Thierkörper geschehen; daher namentlich bei unregehnässigem, wechselndem Appetit, bei schlechter Verdauung, bei Abmagerung u. s. w., wenn der Darmkoth scharf sauer riecht, das Lackmuspapier stark röthet und mit Schleim umhüllt ist; ebenso bei Durchfall, wenn die Excremente diese Beschaffenheit zeigen; bei der Lecksucht (die sich vorzüglich bei Rindvieh in einem hohen Grade zeigt, und wobei die Thiere oft aus Instinkt Erde, Thon-scherben, Kalk und dergleichen fressen); bei Harnsteinen und bei Sand in der Blase und in den Nieren, wenn der Urin viol Säure oder auch viel Schleim, Gallorte und andere thierische Bestandtheile enthält, wie auch, wenn er in zu geringer Menge abgesondert wird. — Nach ungeschickter Anwendung von Säuren dienen die Alkalien und Erden als die wirksamsten Gegenmittel zur Verhütung und Beseitigung der entstehenden üblen Zufälle.
2)nbsp; Vermöge ihrer Eigenschaft, kohlensaures Gas in grosser Menge zu absorbiren, sind diese Mittel gogen Aufblähung des Magens und des Darmkanals, daher bei der Trommelsucht der Wiederkäuer und bei der Windkolik der Pferde sehr nützlich, hosonders wenn die Aufblähung durch den Gonuss von frischem Klee oder von anderem saftigen Grünfutter, von gefrornon Kübon und dergl. Nahrungsmitteln entstanden ist.
8) Durch ihren Einfiuss auf die Verdauung und Assimilation, durch die Veränderung der chemischen Bestandtheile der Säfte, so wie durch die grössere Vorüüssigung derselben und durch die Verstärkung der Resorption (sect;. 464)
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Alkalische Mittel.
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wirken die Alkalien und alkalischen Erden als sehr kräftig axiflösende, zer-theilende, nmtlndernde und urintreibende Mittel boi allen Zuständen, die auf barnsaurer Diathese beruhen oder mit abnorm vermehrter Hamstturebildung verbunden sind, oder in denen ein krankhafter Bildungsprocess mit erhöhter 1'lasticität, mit gerinnbarer Anssclnvitzung', mit Stoekung, mit Gerinnung, Verdichtung und Verhärtung besteht; und besonders haben sie sich bei dorgl. Krankheitszustäuden der Lympligei'ässo, der drüsigen Organe und der Schleimhäute, bei und nach asthenischen Entzündungen mit starker Aus-Bcbwitzung, hei dergl. Bräune, bei bösartiger Druse, bei dem Hautwurm, bei Verhärtungen der Drüsen, bei Tuberkeln, bei Hautausschlägen, boi der Egcl-krankheit der Schafe, bei Vorschloiniung desVerdauungskanals und der Lunge, und hei chronischen Schloiiutlüsseu aus der Nase und aus den Gnschlecbts-theilen nützlich gezeigt.
4) Bei Nieren- und Dlasenstein-Dyskrasic, aus übennässigGr Harnsiiurc entstanden.
Auch haben sich diese Mittel (besonders das Ammoniak und die Sclnvefcl-lobern) der Beobachtung zufolge gegen Krämpfe nützlich gezeigt; es ist jedoch noch nicht recht klar, bei welcher Art von Krämpfen sie eigentlich passend sind und wie ihre heilsame Wirkung dabei erfolgt.
Als Gegenanzeigen, die die innerliche Anwendung der Alkalien verbieten, sind grosso Schwäche und Erschlaffung der Wcichgcbilde und besonders des Verdatiungskanals, ~ asthenisohes Fieber im hohen Grade, namentlich Faulfieber, — stinkender, colliquativer Durchfall, dergl. Schweiss, und sehr reichlicher Abgang dos Urins zu betraebten.
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466.
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Zum innerlichen Gebrauche dürfen die reinen Alkalien, die alkalischen Erden und die Schwefellebern nur in einem so verdünnten oder so fein zer-thoilten Zustande angewendet werden, dass sie nicht ätzend auf den Magen und Darmkanal wirken können. Die flüssige Form ist deshalb für sie die schicklichste; weniger zweckmässig geschiebt die Anwendung in Latwergen und 1'illcn, und am wenigsten^in Pulvern. Pillen und Pulver, welche alkalische Mittel enthalten, verdorben auch sehr leicht, indem sie viel Feuchtigkeit und Kohlensäure aus der Luft anziehen. — Man verbindet diese Mittel, um ihre örtliche reizende Einwirkung auf die Verdauungseingeweide möglichst zu vermindern, besonders bei vermehrter Empfindlichkeit der letzteren, am besten mit schleimigen Mitteln; dagegen aber mit bitteren oder selbst mit aromatischen Arzneien, wenn Schwäche des Magens und Darmkanals und Unverdaulichkcit vorhanden ist. — Mit Säuren, mit Metalloxyden und mit den meisten Metallsalzen darf man die reinen Alkalien, die alkalischen Erden und die Schwefellebern nicht gemeinschaftlich anwenden, wenn man die vollständige Wirkimg dieser 3Iittel haben will; denn dieselben zersetzen sich gegenseitig durch ihre chemischen Kräfte.
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sect;.467.
Aeussorlicb, und zwar A, im conccntrlrten Zustande, wird von diesen. Mitteln das reine Kali, zuweilen auch der reine Kalk, und, obgleich seltener, auch das flüssige Ammoniak als Aetzmittel zum Zerstören der stark wuchorn-
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Aptzkali.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;431
den Granulation, sowie der Callositäteu in Wunden und Gosdiwiii'cn, der Warzen und Feigwarzen, und der in Wunden gedrungenen Ansteükungstoffe besonders dos Wntligiftes) benutzt. Die genannten Mittel werden für diese Zwecke entweder ganz rein oder auch mit nur wenig Wasser aufgelöst, angewendet.
B. Im verdünnten Zustande sind diese Mittel (ausgenommen die Thon-erdo) vermöge ihrer, die Vegetation der Haut erregenden, ihrer auflösenden, die Resorption und die Zertheilung befördernden Wirkungen sehr nützlich : a) bei chronischen Hautausschlägen, namentlich beißäude und Mauke; b) bei schlaffen, unreinen Geschwüren, die eine Neigung zu Verhärtungen (Callositäteu) zeigen, — c) bei Geschwülsten, in denen Anhäufung von gerinnbaren Flüssigkeiten, Blntimtorlaufung oder Verdichtung und Verhärtung des orga-nischen Gewebes, aber nur ein geringer Grad von Entzündung besteht, daher auch bei Verdunkelung der Hornhaut unter solchen Umständen; und — d) das Ammoniak als reizendes, ableitendes, zortheilendes Mittel bei tiefer sitzenden Entzündungen, Bheumatismen, Verhärtungen und Lähmungen.
Man benutzt hierbei die Mittel am besten im Wasser aufgelöst zum Waschen der betreffenden Theilo und zu Umschlägen.
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I) Iti'ini's Kali, AeUkall, Kalipurum, K. mmticum, K. hyäriewm,
sect;. 468.
Das Aetzkali wird dargestellt, indem man zu einer Lösung dos kohlensauren Kali gebrannten Kalk oder Kalkerdehydrat hinzuthut und hierdurch dem Kali die Kohlensäure und das Wasser entzieht. Es bildet sich kohlensaurer Kalk, der als unlöslich zu Boden fällt, und in der Flüssigkeit (Aetz-lauge) bleibt das Aetzkali in verdünnter Lösung. Wird dieselbe so abgedampft, dass 4 Gewiehtstheilc einen Kaum von 3 Gewichtstheilen Wasser erfüllen , so ist sie das in der Prcuss. Phannacopöe bezeichnete Kuli hydri-rinn soliitum, IJquor kalt hydrioi, Liquor kali oaustici, die officinelle Actzkalilösung oder Aetz kalil äuge, — eine etwas gelbliche, klare, ätzende Flüssigkeit. Dieselbe bis zur Trockenheit abgedampft, giebt das trockene Aetzkali, Kali hydriewn sicenm, Kali eausticiim stemm, Alkali vausücum. Dieses erscheint, je nach der Behandlung, entweder als ein grobes, weisscsSalzpnlverodcr in weisson Stücken. Es ist ein Kalihydrat(KaO HO), im reinen Zustande frei von fremden Substanzen, löst sich in Wasser sehr leicht (2 Theile in 1 Theil Wasser), auch in Weingeist, zieht an der Luft begierig Wasser und Kohlensäure an, wird weich und zum Theil zerfliesst es und verliert an Wirksamkeit; auf die meisten Thier- und l'flauzenstoffe wirkt es verändernd oder ätzend, zerstörend '; mit Säuren bildet es Salze.
Um das Mittel zur Anwendung für chirurgische Zwecke geschickter zu machen, erhitzt man es in einem silbernen Gofäss so lange, bis es tiiesst wie lt; )el und gicsst es dann in Böhrchen von Eisen, aus denen man es nach dem
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1 Wegen dieser Eigcnfclmi'tcn mu.-s Kuli oaustlcuM in fest verstopften Flaschen an trocknen Orten aufbewahrt werden; und um dieBertthrung desAetzsteins mit denFingern
ZU vermeiden, überzieht man die Stiibehen mit einer dünnen Schicht von gesclnnol/oiiem Siegellack, welche man beim Gihrauch mehr oder weniger entfernen kann.
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Alkalische Mittel.
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Erkalten als circa 2 Linien dicke, weisse Stäbchen nehmen kann. Es stellt nun das geschmolzene Kalihydrat, das Aotzkali in Stangen, den chirurgischen Aotzstein, Kali hydviovm fusum, Kali eausiicum fwum, Hydras kalious fusus, Lapis caustieus Ohirurgonim dar, mit allen Eigenschaften dos Kali caustici.
Unter den alkalischen Mitteln ist das Aetz-Kali das reinste und kräftigste, und es gilt daher Alles, was über die Wirkungen dieser Mittel im Allgemeinen (sect;. 464) gesagt ist, von ihm ganz besonders. — Ein Pferd starb von 8 Grm. Aetz-Kali, welche in 180,0 Wasser aufgelöst eingegeben worden, unter heftigen Kolikzufällon 32 Stunden nach dem Eingeben. Orfila beobachtete bei einem Hunde von 2,0 des Mittels heftiges Erbrechen, wimmerndes Geheul, Schaum vor dem Maule, gehinderte Respiration, grossen Schmerz, —• am folgenden Tage bedeutende Schwäche, und am dritten Tage den Tod. — Die Section zeigte die Schleimhaut des ganzen Verdauungskanals sehr ge.rötiiot, mit schwarzen Flecken, selbst mit Lochorn verschen. Hei jenem Pferde fand ich ganz ähnliche Veränderungen im Magen und Darmkanal, und selbst im Manie.
Injoctionen von aufgelöstem Aetz-Kali in die Blutadern verändern die Mischung des Blutes gewaltsam, und vernichten zugleich die Reizbarkeit des Herzens. Hunde bekamou nach der Injection von 0,3 Aetz-Kali, in 4 G-rm. Wasser aufgelöst, sogleich Zittern der Rumpfmuskeln, und starben nach 2 Stunden, ohne das geringste Zeichen von Schmerz oder Convulskmen vorher gegeben zu haben. Die Section zeigte: das Herz voluminös, die Herzkammern mit dunklem, geronnenem Blute angefüllt; die Lungen gesund, die Muskeln zitternd (Orfila). — Ich sah von der Injection einer ebenso starken Auflösung bei einem Hunde augenblicklich sehr beschwerliches Atlnncu, grosse Aufregung, Angst, bald darauf aber Mattigkeit, unfühlbaren Puls, Lähmung, und nach 40 Minuten den Tod erfolgen; und bei der Section fand ich das Blut im Herzen und in den grossen Gefässen flüssig1 und schwarzbraun. Achnlicbe Wirkungen beobachtete ich bei Pferden nach Injcctioncu von 2,0 Aetz-Kali, welche in (50,0 Wasser gelöst waren. Dagegen überstanden einige Pferde das Einspritzen einer Auflösung, welche aus 0,7—1,2 dos Mittels und (50,0 Wasser bestand; sie wurden etwas munterer, die Wurme vermehrt, die Schleimhaut im Maule dunkler geröthet, der Puls kloin und schnell; das Athmen etwas angestrengt; es fand sich (fähnen. Recken und Dohnen der Gdiedmaasscn, Umsehen nach dem Leibe, Drang zum Uriniren; nach '/j—^1 Stunde erschienen die Thiere matt und traurig, aber nach 3—ö Stunden war die Wirkunsr wieder vorüber.
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sect;. 469.
Innerlich wird das Aetz-Kali seiner heftig reizenden und ätzenden Wirkung wegen höchst selten angewendet, und zwar mit Rocht, da es durch das mildere Kalkwasser und durch das auch mildere kohlensaure Kali (Potasche) zu ersetzen ist. — Abildgaard versuchte gegen den Rotz eine kaustische Lauge, die aus 15,0 ätzendem Laugensalz mit 2 Pfund Wasser bereitet war (also in 30,0 Flüssigkeit 46 Oeiitignn. Aetz-Kali enthielt). Die Einspritzung dieser Lauge in die Nase bewirkte stärkern Ausfluss dos Eiters, und von ihrer innerlichen Anwendung in Gaben zu 120,0 entstand Speiohelfluss (wahr-
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Aetzknli.
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.sdieinlich nur durch die örtlic-iio Einwirkung auf die Maulschleimhaut), aber übrigens blieb der Gang der Krankheit unverändertl.
Will man das Mittel gegen eine, im sect;. 465 angedeutete Krankheit innerlich anwenden, so darf'es nur in sehr geringen Gaben, niünlich bei Pferden von 0,9—1,0, bei dem Rindvieh von 1,0—2,0, bei Schafen und Schweinen von 0,25—0,35, und bei Hunden von 6 — 24 Centignn., und nur in einer so verdünnton Auflösung geschehen, dass man letztere im Munde ertragen kann. Hierzu sind 30,0 Wasser oder andere Flüssigkeit auf 10 Geutigm. Aetz-Kali nöthig. — Zusätze von anderen Mitteln macht man nach Anleitung des t?. 406. — Die Wiederholung geschieht in Zwischenzeiten von 10 bis 12 Stunden, und nach drei- bis viertägigem Gebrauche lässt man das Mittel durch einen oder zwei Taire aussetzen.
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sect;. 470.
Aeusserlich benutzt man das Aetz-Kali im conoentrirten Zustande als Aetzmittel zur Zerstörung der wuchernden und unreinen Granulation, der Warzen, und der schwieligen Verhärtungen in Wunden und in Geschwüren, des Ansteckungsstoffes in Bisswunden von wuthkranken Thiercn und dorgl. (sect;.467 A.). Es verdient für diese Zwecke in den meisten Fällen zum thier-arzneilichen Gebrauche den Vorzug vor den übrigen Aetzmittcln, weil es wohlfeil ist und in die Tiefe eindringt; allein da es bei der Anwendung begierig Feuchtigkeit anzieht und deshalb sehr leicht zerfliesst, so hat es auch wieder den Nachtheil, dass es seine zerstörende Wirkung oft viel weiter verbreitet, als es nöthig ist. Auch ist wohl zu beachten (was schon sect;. 404 angegeben), dass das Aetz-Kali die betroffenen Theile zuerst erweicht, auflockert, und in eine breiige Masse auflöst, und dass der hierauf sich bildende Schorf längere Zeit etwas feucht bleibt und niemals so fest wird, wie nach dem Aotzcn mit Säuren oder mit dem Höllenstein; doch haftet er fester und sitzt tiefer als der von letzterein Mittel. Man darf es daher als Aetzmittel da nicht anwenden, wo Erschlaffung, starke ödematöse Geschwulst, ein fauliger Character und Neigung zum Brande besteht, oder wenn wichtige, zarte Organe in der Nähe liegen; dagegen ist das Aetz-Kali sehr gut geeignet zur Zerstörung thierischer Gifte (Contngien) in Wunden und Geschwüren, besonders aber ist es, nach den Empfehlungen Mederer's v. Wuthwehr, zur Vernichtung des Wuth-Contagiuins in Bisswunden von tollen Hunden u. s. w., das beste Mittel.
Das Aetzen geschieht am besten mit dem trockenen Kali, welches man nach Verhältniss der Dicke der kranken Gebilde durch 1/2—2 Minuten anhaltend mit den letzteren in Berührung bringt, nachdem dieselben mit einem Schwämme von der überflüssigen Feuchtigkeit befreit worden. Weniger zweckmässig ist es, Stückchen von Kali in unreine Geschwüre und Aftergebilde zu legen. — Zuweilen wendet man auch eine concentrirtc Auflösung von 0,5—1,0 Aetz-Kali in 30,0 Wasser (als sogenannte Aetzlauge) oder eine ähnliche Auflösung in Weingeist, bei Fisteln und bei tief eingedrungenen unreinen Bisswunden an, nachdem man die Ränder derselben etwas ausgeschnitten oder wenigstens scarificirt and nach dem Ausbluten völlig gereinigt hat.
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1 Viborg, Samml. von Abbftndl, 2. Bändchan.
IIeutwio, Arzuoimittelleliro. 6. Auflage.
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8. 419.
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8raquo;
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434nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Alkalische Mittel.
Um dem Aetz-Knli die Eigenschaft des schnellen Zerfliessens und des weitem Umsicligroifens der Aetzung zu nehmen, hat man unter der Benennung: „Wiener Aetzpulverquot; ein Gemenge von ihm (5 Thoile) mit, Actz-Kalk (6Theile) empfohlen, welche man als Pulver einstreuen, oder mit etwas quot;Wasser oder AVeingeist zu einem Teige (einer Pasta) gemacht, auf die kranken Stelleu appliciren kann. Die ätzende Wirkung erfolgt hiernach genau begrenzt, fast ohne Schmerz, und ebenso schnell wie von dem reinen Kali, so class oft schon nach einer halben Stunde ein Schorf' entstanden ist. Auch lässt sich das trockene Gemenge in gut verschlossenen Gläsern aufbewahren ; frisch bereitet ist es jedoch am wirksamsten. — Sehr ähnlich wirkend und bequem anwendbar ist auch die folgende Aetzpasta: 3 Theilo trocknes Aetz-Kali werden in einem eisernen Gefäss geschmolzen und hierzu allmälig 1 Thl. höchst fein pulv. Aetz-Kalk gemischt. Die geschmolzene Masse wird in Formen wie das geschmolzene Aetz-Kali gegossen und die erhaltenen Stengel werden aufbewahrt und gebraucht wie dieses.
Im verdünnten Zustande, d. i. in Auflösungen von 0,05—0,2 Aetz-Kali in 30,0 Wasser, hat sich das Mittel zum Waschen bei Baude, Flechten und Mauke, und ebenso zum Waschen oder zu Umschlägen bei Stockungen, Verhärtungen und dergl. (sect;. 467 13.) sehr wirksam bewiesen. Die Anwendung kann bei den ersteren Krankheiten täglich ein- bis zweimal, bei den letzteren aber sechs- bis achtmal wiederholt werden. {Kali hydrio. fus. 30 Grm. 4 Sgr. 2 Pfg.-, siecum 3ü Grm. 3 Sgr. 1.0 Pfg.; solutum 30 Grm. 1 Sgr. 10 Pfg.)
Anmerkung. Das Actz-Natrum oder (las ätzende mineralische Laugensalz die veine Soda, Natronhydrat (Natrum cansticum s, purum, Sal Ale all minerale cavsticum, Oxydum Natri hydratum), kommt in den Wirkungen mit dem Aetz-Kali canz iberein, ist nur etwas milder und zertlicsst nicht so an der Luft wie das Kali. Es kann ganz wie das letztere benutzt werden; seine Anwendung ist aber nicht gebräuchlich.
2) Miaiimionlakflüssigkeit, Ammomamm cansticum solutum. Liquor Ämmoniaci canstiens,
Mz-kn\\mn\nm, flüchllges Alkali, llächtlnes laiiponsalj, Sal volatile ammoniatum, Sal
colatile, Salmiakgeist, Spiritus salis mnmoniaci eausticus.
sect;• -471.
Das Ammoniak (pharmaccutiscli gewonnen durch Zersetzung des Salmiaks vermittelst des Kalkhydrats) besteht bei gewöhnlicher Temperatur nur als ein Gas, welches aber vom kalten Wasser begierig absorbirt wird und mit demselben das flüssige Ammonium (Ämmon. caustic, solnium), oder die Aetz-Ammoniakflüssigkeit, den sogenannten Salmiakgeist bildet. Diese (nach der Preuss. Pharmacopöe bereitete) Flüssigkeit enthält 10 Proc. reines Aetz-Ammoniak und hat ein speeifisches Gewicht von 0,960i In Fabriken wird häufig ein sogenannter doppelter Salmiakgeist mit einem Ammoniakgehalt von circa 20 Proc. bereitet.
Der Salmiakgeist ist eine wasserklare, farblose, stark nach Ammoniak riechende, die Augen und die Nase reizende Flüssigkeit von scharf laugen-haftem Geschmack, welche auf die lobenden thierischen Gebilde örtlich sehr stark und durchdringend reizend, entzündend und selbst ätzend, in letzterer Hinsicht aber schwächer und weniger tief eindringend wirkt als das Aetz-Kali: auch macht sie weit weniger als dieses einen trockenen, festen Schorf,
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AetziiinmoniiikHiissigUeit.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 43;quot;)
sondern sie bildet mit den tliierischen Substanzen flüssige Verbindungen. — In die Haut eingerieben, bewirkt der Salmiakgeist heftige Reizung, Entzündung mit seröser Anssohwitzung und mit Bläschen, oft auch Zerstörung der Oberhaut und Ausgehen der Ilaare, die jedoch in kurzer Zeit wieder wachsen.
Die reizende Wirkung' verbreitet sich bei innerlicher Anwendung sehr schnell fast durch' den ganzen Organismus, tritt aber am deutlichsten in den Ganglien-und Riickenmarksnerven, in den Bespiratlonsorganen, im Herzen und in den kleinen Gefitsseii der Schleimhäute, der Drüsen und der Haut hervor; sehr grosse Gaben scheinen auch das llückcniiiark und das Gehirn, letzteres aber weniger als ersteres, zu afflciren. — Bei dem eingeben des Mittels entsteht fast jedesmal zuerst starker Husten, veranlasst durch die unmittelbare Einwirkung'des, in der Wärme des Mauls stark verdunstenden Ammoniaks. Die übrigen Erscheinungen nach dem Eingeben der conceu-trirten Elüssigkeit in massiger Gabe (z. D von 8,0 bei Pferden und Rindvieh, von 8—12 Tropfen bei Hunden) sind: Geifern aus dem Maule, munterer Blick, erhöhte Wärme der Haut und der awsgeathmeten Luft, lebhaftere Röthung der Schleimhaut im Manie und in der Nase, etwas vollerer, schnellerer Puls, schnelleres Athmen, bei Hunden zuweilen Erbrechen, grosse Unruhe ; — später vermehrte Hautausdünstung, vermehrte Absonderung an den Schleimhäuten, oft auch reichliches Uriniren; nicht selten bemerkt man auch Anätzungen der Schleimhaut im Maule. Jene Wirkungen dauern l/2 bis '2 Stunden. — Von grossen Gaben entstehen aussei' den angegebenen Zufällen oft auch Krämpfe (Tetanus), vorzüglich in den Muskeln des Halses, wobei derselbe stark nach rückwärts gezogen wird, Fieber, Entzündung des Magens und Darmkanals, zuweilen auch der Lunge, und mehrentheils folgt der Tod. Bei Orfila's Versuchen starb ein Hund nach dem Eingeben von 2,16 roiner Aetz-Ammoniakflüssigkeit in 2;gt; Stunden, ohne dass Lähmung oder Convul-sionen entstanden waren. — Pferde ertrugen bei meinen Versuchen das Mittel bis zu 16,0 ohne gefährliche Folgen; aber von 30,0 starb ein Pferd in Zeit von IG Stunden an Darmentzündung, und ein anderes von 90,0 schon nach 50 Minuten unter heftigen Krämpfen und unter Erstickungs-zufällen.
In die Venen gespritzt, verursacht der Salmiakgeist dieselben Zufälle sehr schnell und weit heftiger. Ein Hund zeigte nach der Injection von Ï5,75 augenblicklich Starrkrampf, unwillkürlichen Abgang des Urins, heftige Gon-vulsionen, und starb nach 10 Minuten (Orfila). Bei Pferden von verschiedener Constitution sah ich nach Injectionen von 4,0 des Mittels mit 30,0 Wasser verdünnt nur eine sehr geringe Beschleunigung der Pulse, ohne anderweitige Veränderungen eintreten; nach Injectionen von 8,0—15,0 des unverdünnten Mittels bekamen sie einen munteren Blick, etwas schnelleres Athmen, stärker fühlbaren und viel schnelleren Herzschlag und Puls der Arterien, erhöhte Temperatur der Haut und zuweilen selbst Schweiss. Krämpfe traten niemals ein. — Nach Injectionen von 30,0 des Mittels entstanden dieselben Zufälle in stärkerem Grade und oft noch in der ersten Minute auch Schwindel, zuweilen bis zum Niederstürzen, und Krämpfe, die aber nach 4 — 6 Minuten wieder verschwanden. — Vmi 60,0 starb ein Pferd unter heftigen Krämpfen unmittelbar nach der Einspritzung.
Im vordünnten Zustande wirkt der Salmiakgeist bei dee' verschiedenen
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AJkallaohe Mittel,
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Ainvoiidung' ganz in derselben Art, aber vei-hKltiiissinässig milder, besonders ürtlieii , und er värü daher auch in diesem Zustande bei innerlicher Anwendung in grosseren Gaben, als die oben bezeichneten sind, ertragen.
Neben der tiiiclitigen Kcizung- bringt das Aetz-Annnoniak (besonders bei fortgesetzter Anwendung) dieselbe Wirkung auf die Säfte u. s. w. hervor, wie die übrigen Alkalien (sect;. 4G4). C. G. Mitscherlich (a. a. 0.) giebt jedoch aus seinen Versuchen an Kaninchen noch folgende llesultate über die eigenthiimlichon Wirkungen dieses Mittels : Es bildet bei derAetzung flüssige Verbindungen und führt bei innerlicher Anwendung seihst in grossen Gahen nicht ah; es wird resorbirt, da man sowohl im Magen wie auch in Wunden nach seiner Anwendung sehr wenig von ihm wiederfindet; das Blut wird dvinnfliissiger und gerinnt langsamer, zeigt aber keine alkalische Beschaffenheit, ebenso der Harn, daher zu schliessen ist, dass das Aunnoniak nach seiner .Resorption Verbindungen eingeht, die nicht mehr alkalisch rcagiron 1. Auf den Dünndarm wirkt es sjiecifiscb; denn auch von Wunden her zerstört es, unter starkor Öchlehnbildung, das Epithelium desselben. Es wird nicht blos von den Gefässcn aufgenommen, sondern dringt auch in gerader Kichtung durch die Gewebe, — und es tödtot (in grossen Gaben) vom Magen und von Wunden aus auf gleiche Weise, unter denselben Erscheinungen und mit gleicher Zerstörung dos Dünndarms, jedoch wahrscheinlich erst nachdem es resorbirt ist und eine Blutveriuideruug hervorgebracht hat.
sect;. 472.
Die in nerliche Anwendung des Salmiakgeistes kann zwar nach denselben Indicationen geschehen, welche für die Kalien überhaupt gelten (sect;. 465); indessen orgiobt sich doch von selbst, dass seine flüchtig reizende Wirkung noch eine besondere Berücksichtigung vordienen muss. Er kann in dieser Hinsicht gegen solche asthenische Nervenleiden, bei denen gleichzeitig die Sonsibilitii t und die Irritabilität sehr vermindert sind, und wo in Folge der verminderten Nervenkraft die Bewegungen und die Absonderungen uuregelmässig geschehen, auch wo die Mischung dos Blutes durch mangelhafte Entkohlung leidet, wie z. B. bei Schlagfluss, bei Lähmungen, Xervcnüeber mit Torpor, hei der Staupe der Hunde mit Krämpfen und mit grosser Abstumpfung, bei Krämpfen überhaupt, besonders bei krampfhafter Harn Vorhaltung, bei Anthrax und speciell bei der Blutstaupe der Schafe, und dorgl. ein wirksames Heilmittel sein ; allein er wird gegen diese Krankheiten, und überhaupt innerlich nur selten benutzt, theils weil er bei dem Eingeben, selbst im verdünnten Zustande, oft starken Husten und andere Beschwerden erregt, theils auch, weil er durch das milde kohlensaure Ammoniak und Hirschhornsalz in den allermeisten Fällen zu ersetzen ist.
Vortreffliche Dienste leistet der Salmiakgeist, vermöge seiner chemischen Wirkung auf das kohlensaure Gas und andere satire Gase, und zugleich vermöge seiner reizenden Wirkung auf den Magen und Dünndarm, gegen das Aufblähen der Wiederkäuer, besonders wenn das Auf blähen erst frisch entstanden und durch den Genuss von Grünfutter ver-
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1 Sollte es vielleiclit zersetzt werden?
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Actziimmoniakfliissigkcit.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 437
ursaclit ist1. Solir uit sah ich liior uumittclbür luich dem Eingeben des Mittels die Flanken beträchtiieh zusammenfallen, Der Salmiakgeist verbindet sich sowohl mit der im Magen vorhandenen Kohlensäure, wie auch mit dem Schwcfelwasserstoffgas, und indem er dieselben in dichtere .Substanzen umwandelt, vermindert er ihren Umfang sehr bedeutend. Wegen dieser Wirkung auf das zuletzt genannte Gas hat er den Vorzug vor dem Kalk und dem Kalkwasser; dagegen hebt er die fernere Entwickelnng dieser Gase aus den noch in fortdauernder G-fthrnng befindlichen Nahrungsmitteln nicht auf und seine Anwendung muss deshalb in manchen Fällen wiederholt werden. Bei einem sehr hohen Grade der Aufblähung leistet er nicht genug, und er macht unter solchen Umständen den Troikart nicht entbehrlich. Ebenso nützlich ist er gegen Windkolik der Pferde.
In neuerer Zeit ist das Mittel auch bei Vergiftungen mit Blausäure als Gegengift empfohlen worden; es hat sich aber nicht im mindesten bewährt.
Gegen Betäubung durch ttbemässigen Gennss spirituöser .Substanzen (z. B, bei Fütterung einer nicht völlig abdestillirten Branntweinschlempe) Ist der mit Wasser verdünnte Salmiakgeist innerlich, so wie als Waschmittel angewendet, nützlich gewesen-'. Man kann ihn in solchen Fällen auch als Clystir applioiren.
Hayno (Arzneimittellehre) empfiehlt ihn auch gegen plastische Ausschwitzungen bei und nach Entzündungen, als auflösendes Mittel innerlich zu gebrauchen. Die Erfahrung hat hierüber noch nicht entschieden; es scheint aber, dass das Mittel, wenngleich es die bezeichnete quot;Wirkung besitzen mag, der mildern und wohlfeilem Potasche in diesem Gebrauche nachstellen muss.
Einspritzungen des verdünnten flüchtigen Alkali in die Drosselvene empfahl lioyo gegen den Rotz3; ich habe sie bei mehreren mit dieser Krankheit behafteten Pferden wiederholt angewendet, aber in keinem Falle Nutzen davon gesehen.
sect;• 473,
Die Gabe von Salmiakgeist ist für Pferde 8,0—15,0, für Kinder das Doppelte und bis zu 60,0, für Schafe und Schweine 1,0—8,0, für Hunde 5—15 Tropfen. Die Wiederholung geschieht in Zwischenräumen von 20 Minuten (z. 15. bei schneller Wiederkehr des Aufblähens) bis zu 2 Stunden je nachdem die Zufälle es verlangen. Man giebt das Mittel nur in flüssiger Form, und stets sehr verdünnt, so dass ein Theil desselben mit 40 bis 50 Theilen anderer Flüssigkeit, z. B. mit kaltem Wasser, mit einem schleimigen oder bittern Decocte und dergl. zusammengesetzt wird. Dr. Ruprecht empfahl gegen Anthrax als Specificum eine Verbindung mit der Cochenille4 (Coccionella) unter dem Namen: Liquor Ammomtci ooccionellimis oder üOceioneüaUiê (bereite1; aus Licpi.. ammon, emist. 48,0 und Coccionella pulv, 2 0) von welchem einem Kalbe 10—'2(1 Tropfen, einem zweijährigen Rinde 20 bis
1nbsp; Vollatiindiges Handbuch der Viehavzneikunst von Chabert. I'Mandrin und Uuzard. S. 124 u. 125.
2nbsp;Journ. de nu'd. vétér. 1835. p, 114.
3nbsp; 1) omingo Roy 0, Llave de Albcyteria. Madrid 1714.
1 Der yetrocltiiptc weibliche Körper von Coccus Cacti, Ilicis 11. a. Species.
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438nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Alkalische Mittel.
40 Tropfeu, ausgewachsenen starken Bindern 40—80 Tropfen in kaltem quot;Wasser, alle 5-—10 Minuten wiederholt, gegeben werden. Die Anwendung soll gleich beim Eintritt der ersten Symptome geschehen. Die Krt'alirung hat aber gezeigt, class das Mittel oft versagt. Ammoniak in gehöriger Gabe leistet oft mehr. Ein Zusatz von Weingeist (Branntwein) oder Kampher zum Ammoniak ist bei grossem Torpor ineist sehr nützlich. Das Mittel dart' nur kalt, oder höchstens lauwarm eingegeben werden, um das starke Verdunsten des Ammoniaks, Schwächung der Wirksamkeit und Husten zn vermeiden. Säuren, saure Salze, erdige und metallische Salze, und narkotische Tincturen dürfen mit dem Mittel nicht verbunden werden.
sect;. 47.1.
Aeusserlioh ist der reine Salmiakgeist zur Zerstörung dos Giftes in Bisswunden von tollen llundon, von giftigen Schlangen und dorgl. empfohlen. .Sehr häufig dient er als ein reizendes, ableitendes und kranipfstillendes, bei Verhärtungen und Stockungen anhosendes, zertheilcndes Mittel bei Nieren-entzündung u. a., bei sohleichenden asthenischen Entzündungen unter der Haut, bei Bräune, bei veralteter Bnglalimlieit und Verstauchung, bei chroui-schein Bheumatismus und bei hiervon entstandenen Lahmheiten, bei Stockungen und Verhärtungen, daher bei zu Verhärtung neigenden Stollbeulen, Piep-liacken und Sehnenklapp, bei Krämpfen und Lähmungen. Bei Bienen- und Wespenstichen auf den leidenden Theil gestrichen, bewirkt er augenblickliche Minderung der Schmerzen.
Die Anwendung geschieht bei diesen Zuständen gewöhnlich in Verbindung mit 2—-4 Theilen eines fetten Oels, wodurch das sogenannte Ammonium-Liniment, flüchtige Liniment oder die flüchtige Salbe (lAnimmtum s. Oleum ammoniatum, Linimentum volatile), eine Art flüssiger Seife entsteht. — Zuweilen setzt man hierzu noch 1 -2TlieileKampheröl (sect;. 251 f.), und erhält so das flüchtige Kampher-Liniment (lAnimentuw cimiiwiiiato-camjéoratiiiii), welches etwas mehr erregend wirkt als das vorige; und noch stärker reizend wird das Liniment durch den Zusatz von Kampher-Spiritus, z. B. bei Nierenentzündung, mit Terpentlnnöl, Steinöl, von Cantha-ridentinetur oder auch von Cantharidenpulver bei Rheumatismus u. s. w. Will man aber mehr gelind autlösen und zertheilen, so ist die Verbindung des Ammonium-Liniments mit der grauen Quecksilbersalbe, oder auch mit grüner Seife in verschiedenem Verhältniss, sehr zweckmässig. Auch mit 1 bis 6 Theilen Weingeist oder Kainphcrspiritus verbunden, benutzt man den Salmiakgeist bei Lähmungen. Bhenmatismus n. s.w., z. li. als schmerzlinderndes Mittel bei rheumatischer Spannung der Muskeln und Sehnen nimmt man an: Liquor, ammon. caust. 120,0, Spirit, vini rectißc. 90,0, Spirit, camphor. 30,0 bis 60,0. — Zum starkem Reizen und Blasenziehen : Liquor. Ämmon, caust. part. 5, Timt. Caniharid. part. 2. Letztere Mischung muss etwas reichlich auf den Theil gebracht werden. Dagegen geschieht die Anwendung der erstem Mittel, je nachdem es der Grad des Uebels erfordert, täglich ein- bis dreimal durch gelindes oder starkes Einreiben in die Haut auf den kranken Theilen und in deren Umgebung. Es ist aber dabei zu beachten, dass durch wiederholte Anwendung, Lei Pferden mit zarter Haut nicht selten schon durch die erste Einreibung starke Entzündung der Haut, Ansschwitzung und später Ausfallen der Haare entsteht. Letztere waebson Jedoch bald wieder. (Preis: 80,0 1 Sgr.)
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Aetziuumüiiiakfliissigkeit, Aotzkalk.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 439
3) Acfzkalk, Oalcliim-Ox.vd, reiner, gebrannlei' oder lebendiger Kalk, Calcaria usta, Calcinm oxydatum s. Oxydum calcicwn, Cidx viva s. caustica; Ul)d Kälkwasser,
Calcaria solula, Aqiia Cuhij, s. Aqua Oalcis vivat s, nstae, s, Aqna Calcariae.
sect;. 475.
Dor Aetzkalk wird, wie allgemein bekannt, durch das vullstiüulige Aus-gliilicn (das sogenannte Brennen) des Kalksteins, wobei er die Kohlensäure verliert, gewonnen. Seine Eigenschaften sind, je nachdem er im reinen, concentrirton Zustande oder mit Wasser verbunden besteht, etwas vc,quot;scliiedeii. Wird Kalkerde mit etwa der iliilt'te ihres Gewichts mit Wasser zusammengebracht, so erhitzt sie sich bedeutend und zerfällt in ein weisses Piflvcr, gelöschter Kalk, Kalkhydrat {Ihjdvus laquo;/toVi/s), welches zwar noch ätzend, aber doch etwas milder ist als der trockene Aetzkalk. Dieses Hydrat löst sich in etwa GOÜ —700 Theilen kaltem, oder in etwa 1200—1300 TUeilen heissem Wasser auf' und bildet das Kalkwasser; mit weniger Wasser löst es sich unvollkommen und stellt eine trübe, milchweisse Flüssigkeit, die Kalk milch dar.
a) Der Aetz-Kalk in concentrirtem Zustande erzeugt örtlich starke Reizung, Entzündung und Aetzung, jedoch weniger tief' eindringend als das Aetz-Kali. Die Ursache dieser geringen Wirksamkeit beruht zum grossen Theil in der schweren Löslichkeit des Kalkes und in seiner bald erfolgenden Sättigung mit Kohlensäure, indem er dieselbe überall begierig an sich zieht und dadurch gemildert wird.— Ausscrdem ist die Wirkung des Kalkes noch darin eigenthündich, dass sie mit mehr Austrocknnng und Zusammenschrunipfung der betroffenen Theile verbunden ist, als die Wirkung der übrigen alkalischen Mittel.
Innerlich gegeben, wirkt der Aetz-Kalk ebenfalls weniger scharf auf' die betroffenen Theile, als das Kali und Ammoniak, und er wird daher auch in etwas grosseren Gaben ertragen, ohne dass lehensgefahrliche Zufälle entstehen, bei grossen Gaben bleiben diese jedoch nicht aus, und bei fortgesetzter Anwendung derselben entstehen sie oft sehr plötzlich im hohen Grade.
EinHund, dem Orfila (Toxikologie, Bd. 1. S. 189) 10,0 Aetzkalk eingegeben, brach nach 10 Minuten eine Menge Nahrungsmittel aus, hatte Schaum vor dem Munde und äusserte Schmerz. Am folgenden Tage hatte er sich wieder erholt. Als ihm aber am fünften Tage 12,0 des Mittels eingegeben wurden, erbrach er sich nach 2 Minuten, wurde schwach und starb ;-S Tage darauf, ohne eine Spur von Schwindel, Convulsionen und dergl. — Die mit dem Kalke in Berührung gewesenen Theile zeigten sich entzündet, alle übrigen Organe aber gesund.
Viborg (Sammlung von Abhandlungen, 4. Bdchn. S. 254) gab einem alten gesunden Pferde auf das Futter täglich 4 Loth (60,0) pulverisirten Kalk durch 14 Tage, ohne dass man eine Wirkung davon bemerken konnte; das Pferd frass auch sein Futter mit dem gewöhnlichen Ajjpetit. Es winden ihm hierauf 8 Loth (120,0) von diesem Kalke auf das Futter gegeben, und als dies durch 14 Tage geschehen, hatte der Mist eine weiche Conslstenz angenommen, war aber gut verdaut. Dieselbe Quantität des Mittels wurde nun noch 14 Tage hindurch täglich mit dem Futter gegeben, ohne dass davon eine nachtheilige Folge für die Gesundheit des Pferdes entstand. Als man hierauf den Kalk aussetzte, wurde nach einigen Tagen der Koth hart, klein
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Alkalische Mittel.
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mul geballt, mul (hinkel gefärbt. U'ebrigens gingen alle Verrichtungen des Pferdes wie im gesuiulen Zustande vor sich. — Viborg schliesst aus diesen Versuchen: dass der ungelöschte Kalk nicht die gefährliche Wirkung auf die Verdauungseingeweide des Pferdes habe, wie man gewöhnlich glaubt; dass er vielmehr den Darmkanal reize, die Verdauung befördere, die Absonderungen an der inwendigen Fläche des Dannkanals vermehre und hierdurch den Mist dünner mache; dass er aber in zu grossen Gaben oder bei zu langem Fortgebrauche eine Ucberreizung und Schwäche bewirke, und dass, wenn man unter solchen Umständen plötzlich damit aufhört, Kolikzufälle aus Mangel der Verdauung entstehen müssen.
Ich habe diese Versuche mit dem Aetz-Kalk auf dieselbe quot;Weise an mehr als 20 Pferden wiederholt und kann die bezoiehnoton Wirkungen, so weit sie den Magen und Darmkanal betreffen, bestätigen, muss aber hinzufügen, dass viele Pferde gleich von dem Genuss des ersten, mit frisch pulverisirtem Aetz-Kalk gemengten Futters (1—3 Loth Kalk mit 1 Metze Hafer und Häcksel) an einzelnen Stellen im Maule, an der Zunge, den Lippen u. s. w. Entzündung und Corrosionen der Schleimhaut,Geschwulst dieserTheile und Ausfluss von zähem Speichel aus dem Munde bekamen'; — dass manclio Pferde zwar das mit Kalk gemengte Futter ganz begierig frassen, viele aber nach dem einmaligen Genuss desselben es in Zeit von 2—3 Tagen nicht wieder berührten, sondern lieber hungerten; — und dass einzelne bei dem, durch 3—4 Wochen fortgesetzten reichlichen Kalkfüttern plötzlich in ein astheni-sches Fieber verfielen, dabei beschwerliches Athmeii, ödematöse Anschwellung des Kopfes und der Beine, Kolikzufälle und grosso Schwäche zeigten und unter allen Erscheinungen eines acuten Faulfiebers in 2 bis 4 Tagen starben.
Von dem auf dieselbe Weise gegebenen sogenannten Mehlkalk oder Kalkmehl (d. i. der an der freien Luft zu einem Pulver zerfallene, durch Aufnahme von Koblensäure und von Wasser viel milder gewordene Kalk) entstand nur sehr selten eine Spur von ätzender Einwirkung auf das Maul.
sect;• 476.
b) Das Kalk wasser ist im reinen Zustande eine vollkommene Auflösung von 1 Theil Kalkhydrat in etwa 600—700 Theilen Wassers 2, und wird nach Vorschrift der Prouss. Pharmacopöe bereitet, indem man 1 Theil Aetz-Kalk mit 30 Theilen kalten Wassers ablöscht und dann, nachdem die unaufgelösten Kalktlieile sich auf den Boden gesenkt, die obere, klare Flüssigkeit zum Gebrauch abgiesst und in gut verstopften Gläsern aufbewahrt.
Es wirkt bei innerlicher Anwendung selbst in grossen Gaben (z. B. zu 6 Pfund bei Pferden, zu 9 Pfund bei Rindern und zu 1 Pfund bei Hunden) auf die Schleimhaut des Verdauungskanals nicht ätzend, sondern reizend, zugleich aber gelind zusammenziehend, den Tonus erhöhend, stärkend, die Absonderungen beschränkend, die zu grosse Reizbarkeit vermindernd, — ausser-dem auch im vorzüglichen Grade Säuren und kohlensaures Gas absorbirend.
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1nbsp; Dieselbe örtliche #9632;Wirkung sah ich bei 2 Pferden, welche die, vor C Stunden mit frisch gelöschtem Kalk übertünchten Stallwände beleckt hatten, entstehen.
2nbsp; Zuweilen enthält das Kalkwasser auch etwas aufgelöstes Aetz-Kali, wodurch es viel mehr reizend, selbst ätzend wird.
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Aetzkalk.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;441
#9632;—^ Die stärkenden Wirkungen verbreiten sich weiter auf die drüsigen Organe, auf die Lymphgefässc, auf die Schleimhaut der RespiratiouBorgane und vorzüglich auf die Urinwerkzeuge; es wird der ganze Vegetationspioccss umgestimmt und die Absonderungen werden nicht allein in der Menge vermindert, sondern auch ((ualitativ verändert.
Bei Injcctioncn von 60—18(1 Gnn. Kalkwassers in die Drosselvene an Pferden sah ich die Herzschläge schwächer, aber um 6—8 in der Minute vermehrt werden und reichliches Urinireu entstehen. Andere Erscheinungen traten nicht ein.
Auf die unverletzte Haut wirkt das Kalkwasser nur schwach reizend und gelind zusammenziehend. — In Wunden und Geschwüren wirkt es auf dieselbe Weise, aber etwas tiefer eindringend; es verbessert bei einem asthe-nischen Zustande derselben die Eiterung und Granulation, mindert beide, wenn sie zu reichlich von statten gehen, und man betrachtet es daher als ein reinigendes, auflösendes und austrocknendes, antiseptisches Mittel.
Die sogenannte Kalkmilch erzeugt dieselben Wirkungen wie das Kalkwasser, aber in einem weit stärkern Grade, und namentlich ist die örtliche Reizung und Zusummenziehung an wunden Stellen viel heftiger. Von den Schleimhäuten der Verdauungseingeweide wird aber die Kalkmilch ohne Nachtheil ertragen. — Auch dieses Mittel muss in gut verstopften Gläsern aufbewahrt oder am besten vor dem Gebrauch erst frisch bereitet werden.
sect;• 477.
Die innerliche Anwendung des reinen Aetz-Kalkes im concentrirten Zustande ist niemals nothwendig und darf bei keiner Thiergattung, auch selbst bei Pferden nicht, empfohlen werden, obgleich Viborg's Versuche die Anwendung bei den letzteren als fast ganz gefahrlos darstellen1.
Dagegen kann eine Auflösung und sehr verdünnte Mengung mit Wasser, am besten das Kalkwasser, innerlich bei allen Krankheiten, welche im sect;. 465 angedeutet sind, als das passendste alkalische Mittel benutzt werden, und zwar, seiner tonischen Wirkung wegen vorzüglich dann, wenn diese Krankheiten in Erschlaffung und Reizlosigkeit der Schleimhäute des Verdauungskanals, der Harn- und Geschlechtsorgane und der Luftröhre, oder in Atonie der Ly mph-gefässc und Lymphdrüsen begründet sind. — Eine Wiederholung der Namen dieser Krankheiten scheint nnnöthig, und es verdient nur noch bemerkt zu werden: dass das Kalkwasser, wegen seiner Eigenschaft, das kohlensaure Gas reichlich zu ahsorbiren, gegen das Aufblähen der Wiederkäuer nach dem Genuss von Griinfutter, besonders von frischem Klee, am häufigsten unter allen absorbirenden Mitteln, und sehr oft mit dem besten Erfolge gebraucht wird; — dass es von Viborg (Anleit. z. Erzieh, u. s. w. des Schweins S. 107) gegen die Borstenfäule der Schweine — und von manchen Thierärzten als ein Heilmittel gegen den Rotz empfohlen
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1 Nur Pferdehiindlcr benutzen zuweilen den ungelöschten Kalk, um ihre I'ferde schnell wohlbeleiht zu machen, indem sie ihn In kleinen Quantitäten unter das Kutter mengen, oder noch besser, ihn im Getränk mit Mehl. Schrot oder Kleie geben. Meliren-theils gebrauchen sie aber den milderen Melilknlk. Solche aufgeschwemmte l'l'erde sind aber sehr weichlich und erkranken sehr leicht nach geringen Ursachen.
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Alkaliselie Mittel.
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worden ist, hat.
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ibor nur in äussorst seltenen Fällen eine gute Wirkung gezeigt
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sect;.478.
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Man giebzu 3—9 Pfun15,0—90,0, tftsflich zwei
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Bindern
Hunden
- und wiederholt diese Gaben bei chronischen Krankheiten
bis dreimal, aber bei dem Aufblähen in Zwischenzeiten von
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Va—J Stunde, so oft es nötliig ist. Am besten ist es, das Kalkwasser unmittelbar vor der Anwendung irisch zu bereiten,, weil das durch einige Zeit aufbewahrte, durch die Einwirkung der Kohlensäure der Atmosphäre, oft unwirksam geworden ist. Man nimmt dann von dem Kalke zu einer Gabe für die grossen Hausthiere 15,0—30,0, für Schafe, Ziegen und Schweine 4,0—12,0, für Hunde 0,5—2,0, übergiesst ihn nach und nach mit der 30—60fachen Menge Wassers, rührt die Flüssigkeit einigemal um und giebt dieselbe entweder sogleich ein, oder man giesst, nachdem sie durch einige Minuten ruhig gestanden, den obern klaren Thcil ab und benutzt diesen allein in den oben bezeichneten Gaben. In den meisten Fällen ist es zweck-mässig, mit dem Kalkwasser zugleich bittere oder aromatische Mittel, bei grosser Reizlosigkeit auch Weingeist, Terpenthinöl und dergl. anzuwenden; aber adstringirende Mittel, Salze, Säuren und Quecksilberpräparate sind, der entstehenden Zersetzung wegen, zum innerlichen Gebrauch ganz unpassende Zusätze (sect;. 466).
sect;• 479. Aeusserlich kann man den Aetzkalk entweder als Pulver eingestreut oder mit wenig Wasser zum Brei gemacht als Actzmittel gebrauchen, was ehemals mehr als jetzt geschehen ist, indem man ihn gern zum Zerstören des sogenannten wilden Fleisches, der Feigwarzen und Warzen benutzte; er wird jetzt in vielen Fällen hesser durch das Aetz-Kali, den Höllenstein u. s. w., oder durch das Messernnddas glühende Eisen ersetzt, ist aber dennoch ein vortreffliches Mittel dort, wo mau oberflächlich ätzen und zugleich austrocknen will. Aelmlich aber tiefer eingreifend wirkt er in Verbindung mit dem Aetz-Kali als sogenanntes Wiener Aetzpulvcr und in der Aetzpaste (sect;. 171). — Das Kalkwasser wird bei Wunden und Geschwüren, in denen wegen Atonic die Absonderung zu reichlich und von dünner jauchiger Beschaffenheit, oder die Granulation zu weich und üppig ist, — ebenso bei dergleichen Brandwunden, bei sehr nässenden, flechtenartigen Hautausschlägen, hei eben solcher Mav.ke, besonders bei der Mauke des Bindviehes nach dem Fttttern mit Kartoffel-schlempe, bei übermässiger Schleimabsonderung in der Nase, oder in der Scheide, besonders wenn gleichzeitig Geschwüre vorhanden sind, — bei dem epizootischen Klauenweh, wenn sich nässende Geschwüre bilden, und dergl., — häufig mit Nutzen gebraucht. Es dient, nach Beschaffenheit dieser Krankheiten, zum Verbinden, zum Einspritzen oder zum Waschen, theils für sich allein, theils mit anderen Mitteln verbunden; so z. B. mit Terpenthinöl oder Terpentliin, als sogenanntes Digestivwasser— (S. 201), um gute Eiterung zu befördern, daher vorzüglich bei Wunden und Geschwüren, in denen zu geringe irritable Thätigkeit besteht; — mit Kupfervitriol oder Grünspan (als sogen. Blauwasser und grünes Wasser), um auszutrocknen und zu verdichten, — mit Sublimat oder Kalomel (als sogen.
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Actzknlk, gebrannte Magnesia.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 443
gelbes und schwarzes phag cdiiiiisches Wasser), um gelinder auszutrocknen und zugleich die Reizung zu mindern , — hucIi mit Bieiessig oder mit Baumöl zu demselben Zwecke. Die letzteren beiden Mittel geben ein sehr mild wirkendes Präparat, welches bei Excuriationou , bei schmerzhaften Flechten, und vorzüglich bei in Eiterung übergegaiigcncn Verbrennungen sehr nützlich ist.
Ein Brei von Kalk und Wasser oder Gel, oder in angemessener Verbindung mit anderen Mitteln kann auch als ein sogenanntes Depilatorium oder haarablösendes Mittel benutzt werden, — obgleich dies in der Thiorheil-kunst selten noting ist. Die meisten Depilatorien bestehen aus ungelöschtem Kalk, kohlensaurem Kali oder Natron und schwefelsaurem Arsenik, und sie erregen leicht tiefgehende Schwärung und sichtbare Karben. Dr. Wilton hat aber als ein unschädliches Haarvertilgungsmittel folgende Composition empfohlen: Nimm gebraunten Kalk 4 Grm., kohlensäuorliches Natrum und Stärkemehl, von jedem 8 Gnn. Menge genau zusammen und mache mit Wasser einen Brei, den mau auf den behaarten Theil legt und denselben wieder abwäscht, sobald er trocken geworden ist (siehe auch hei Kalkschwefelleber).
Kalk in Verbindung mit Bleiglätte giebt ein Mittel zum Schwarzfärbeu der Haare (siehe Blei); — und Kalk mit Eiweiss, oder auch mit weissem Käse zusammengerieben, giebt einen festen Kitt, den man zum Ausfüllen der Hornspalten benutzen kann. Derselbe muss jedoch gleich nach Bereitung angewendet werden, weil er schnell hart wird.
Conccntrirto Kalkmilch dient als dcsinlicirendes Mittel zum Uebertünchcn der Wände, des Fussbodens u. s. w. in Ställen, in welchen Tliiere mit ansteckenden Krankheiten gestanden, sowie auch zum Üeberstroueu der Cadaver von solchen Thiereu. Das Mittel steht aber für solche Zwecke dem Chlorkalk nach. (Aqua cede. 30 Grm. 2 Pfg-.; Calc, ttsta pulv. 30 Grm. 8 Pfg.)
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4) Reine Bitlercrde, Talkerde, reine, geliraimte oiler ätzende Magnesia, IHagnluiii-Oi^d,
Magnesia pura, Magnesia usta s. calcinata, Magniwn oxi/ilatum,
Oxyihm magnesienm.
sect;. 480.
Die aus der kohlensauren Bittererde durch starkes Ausglühen gewonnene gebrannte Magnesia ist in ihren Wirkungen unter allen rein alkalischen Mitteln am mildesten, erzeugt selbst in grossen Gaben weder Aetzung noch starke Heizung, absorbirt aber die im Magen und Darmkanal vorhandene freie Säure, und scheint auch in geringem Grade, ähnlich wie die übrigen alkalischen Mittel, auf den ganzen Organismus und speciell auf die Säfte zu wirken.
Sie leistet als Heilmittel sehr gute Dienste in solchen gastrischen Krankheiten, welche mit übermässiger Säureentwickelung und zugleich mit n-liöhter Reizbarkeit des Verdauungskanals verbunden sind, wie namentlich bei dergleichen heftigem Durchfall und Erbrechen, wenn dabei Kolikzufälle zugegen sind; ebenso bei dem Aufblähen und dergl. Das Mittel wird jedoch selten und fast allein bei jungen oder bei kleinen Thieren gebraucht, weil es bei den grossen Thieren in denmeisten Fällen durch das wohlfeilere Kalkwasser,
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Alkalische Mittel.
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dich Kreide, I'otascho und dergl. ]\Iittol ersetzt werden kann. Wenn nicht Aiisaininlung von Kohleusiiuro in den Ëingeweiden zugegen ist, benutzt man auch oft statt der reinen die kohlensaure Bittererde.
Besonders nützlich wirkt sie bei Arsenikvergif'tung, denn sie bindet arsenige und Arseniksäure, heliistigt den Magen weniger als das Eisen und führt gelind ab. Gegen Sublimat, Kupfersalze leistet sie weniger und gegen Phosphor gar nichts.
Die Gabe 1st für die grossen Ilausthiere 12,0—30,0, für Schafe und Schweine 4,0—8,0, für Hunde 0,5—2,0, am besten in einem schleimigen Decoct, zuweilen auch mit Zusatz von Enzian, ()plum, Brechnuss, Rhabarber und dergl. Mitteln, welche die krankhafte Empfindlichkeit herabstimmen und die iibennässige Secretion beschränken. (30 Grm. ;) Sgr. 10 Pfg.)
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5) Reine Tlionmlp, Alaiinerdp, .tliimhim-Ox.vd, Alumina, Argillapvra,
Almnimn oxydotttm. (o)
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181.
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Die Thonerdc verursacht an den Theilen, mit denen sie in Berührung kommt, keine Aetznng, sondern nur schwache Reizung und gelinde Zu-sainnienschrumpfung; zugleich zieht sie begierig Feuchtigkeiten an sich und zersetzt oder bindet vorhandene Säuren. Sie wirkt daher gelind tonisch, austrocknend und säurewidrig und kann innerlich bei ähnlichen Krankheitsverhältnissen der Verdauungseingeweide angewendet werden, bei denen das Kalkwasser empfohlen ist (sect;. 477); sie steht aber dem letztem, obgleich sie milder ist, darin nach, dass sie fast allein örtlich wirkt, indem sie wenig oder gar nicht in die Säfte übergeht, ferner, dass sie in grossen Gaben den Magen eher belästigt, und dass sie theurer ist als das Kalkwasser. Aus diesen Gründen wird die Thonerde selten als Heilmittel benutzt. Die Anwendung kann in denselben Gaben und auf dieselbe Weise geschehen, wie bei der Bittererde.
Anmerkung, aj Der ro the oder armenisclin Bolus (Bolus rubra s. armena, ÄrrjiUu rubra), eine natürliche Verbindiing der Tlionerde mit Kieselerde und etwas Eiaen-oxyd, und bj der weisse Bolus (Bolvs albaj, dieselben Bestandtheile und zugleich K.Uk-erde enthaltend, — wurden ehemals als gelind adstringirende, stärkende, blutätillende, stopfende und einsaugende Mittel Innerlich z. B. gegen Durchfalle, gegen Blutharnen, besonders nher gegen Hanmihr oder Lauterstall, — iiusserlich gegen Gallen, Sehnonklapp und dergl. Uebel angewendet. Zum äusserlichen Gebrauch sind sie jedoch zu theuer und unnöthig, da sie für diesen Zweck durch den ihnen sehr ähnlichen Thon (Töpferthon) und Lehm ersetzt werden können. (Bolus wird vom Kaufmann entnommen.)
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(i) Reines Schwefel-Kalium, Scbwcfel-Kall, Bjdrolblon-Schwefel-Rall, gemeine oder
Kali-Schwefelleber, Kalium s. Kali sulphiratim, Kali anlplmrat. hydroyenatum, Ilepar
Sulphuris vulgäre s. sulimim s. alcalimim.
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sect;, 482.
Die gewöhnliche reine Sclnvofelleber ist durch Zusammenschmelzen von 2 Theilen gereinigtem Kali carbonicutn mit 1 Theil gereinigtem Schwefel bereitet und besteht aus Fünffach-Schwefelk,'dium(KS.r,),unterschwefligsaurem
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Thuuerdc, Si'liwpf'ellcbor.
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Kali mul etwa o Proo. unssersetztem kobleuBaureu Kali. Sie ist eine gelb-licligriine oder (wenn sie bei starker Scliinelsshitze bereitet worden) eine bräunliche, harte, kvüniliche, bitter und alkalisch-schwet'eli^ schmeckende Masse, die im ganz trockenen Zustande fast geruchlos, meist aber nach Schwef'elwasserstoffgas riechend ist, alkalisch reagirt, sich in quot;_' Th. Wasser auflöst und dabei eine gelbe Flüssigkeit bildet, welche sich chemisch wie die Schwefelleber selbst verhält. Bei der Einwirkung der atmosphärischen Luft, des Wassers, der Säuren und Salne zersetzt sich die Schwefelleber sogleich und entwickelt dabei das nach faulen Eiern stinkende S c h wefe 1-Wasserstoffgas, die sogen. Hydrothiousäure oder die hepatische Luft1,
Die Schwefelleber in concentrirter Auflösung mit gleichen Theileu Wasser bewirkt örtliche starke Heizung, heftiges Jucken, Kntzündung, Auflösung und Absterbung der Epidermis und auf den Schleimhäuten ebenso des Epitheliums, an Wunden selbst gelinde Aetzung; auch wird ein Theil des Mittels resorbirt und in den Kreislauf gebracht. Eine schwache Auflösung reizt die Haut gelind. Weisse Haare und weisse Haut werden von Schwefelleber gelblich gefärbt.
Bei innerlicher Anwendung entstehen von massigen Gaben der Schwefelleber (z. B. von 8,0—16,0 bei Pferden und Kindern, von 0,25 bei Hunden), bei keinem Thiere im gesunden Zustande sehr auffallende Voränderungen; nur die Schleimhaut im Maule und in der Nase wird etwas blässer, der daselbst abgesonderte Schleim weniger zähe, der Puls weicher und etwas langsamer, das Blut dunkler und viel ärmer an Faserstoff2, der Urin reichlicher und oft auch dunkler gefärbt; die ausgeathmete Luft riecht während einer kurzen Zeit nach Schwefelwasserstoffgas; Hunde zeigen Ekel oder selbst etwas Erbrechen, aber der Appetit und die Verdauung werden nicht gestört; der Koth erscheint mehr trocken, dunkel, und oft mit einer zähen Schleimhaut umhüllt, und bei Pferden weniger sauer riechend.
Wenn bei dem Eingeben des Mittels von demselben etwas durch einige Zeit im Maule verbleibt, so entsteht hierdurch eine örtliche Heizung der Schleimhaut, und als Folge hiervon findet sich zu jenen Erscheinungen häufig auch noch Geifern und Schäumen aus dem Maule, zuweilen auch etwas schnelleres und beschwerliches Athmen.
Nach Gaben von '60,0—60,0 sah ich bei Pferden und Kindvieh die angeführten Zufälle in sehr hohem Grade, zugleich aber stieren Bück, beschlen-
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1nbsp; nbsp;Dieses Gas ist awar kein unmittelbarer Bestandtlieil der Schwefelleber (wie man früher glaubte), sondern es entstellt durch die Einwirkung der Kohlensäure der Luft und des Sauerstoffes von den zersetzten Feuchtigkeiten; — es ist aber dennoch für die Wirksamkeit dieses Mittels von der grössten Hedentung, weil es sich bei jeder Art seiner Anwendung entwickelt, daher stets mitwirkend ist, und schon für sich allein den Organismus heftig affleirt. Vögel starben in einer Luft, welche mit Vimo dieses Gases versetzt war; und enthielt sie 1/mo davon, so tödtete sie auch in kurzer Zeit einen Hund (O r f i 1 a, Toxicologie générale II. pag. 479). — 9 Quart dieses Gases In den After eines Pferdes injicirt, tödteten dasselbe In einer Minute, und ein Kaninchen, dessen Maut blos dem Gase ausgesetzt war, starb in 10 Minuten (Chaussier, im Journ. de mod. von Sedillot, XV, Bd. pag. 28. 34). Ich spritzte 60,0 destillirtes Wasser, welches mit dem Oase sehr reichlich hnprägnirt war, in die Drosselveno mehrerer Pferde und sah darauf schnelles , beschwerliches Athmen, grosse Angst und Schwindel entstehen, die Thiere aber lebend bleiben.
2nbsp; Bei mehreren Versuchen zeigte sicli das in 1—4 Stunden nach dem Eingeben der Schwefelleber hei Pferden aus der Ader enlnominene Blut um Vi, Ja selbst um 4/6 iirmer an Faserstoff als vor der Anwendung des Mittels.
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AlknUsohe Mittel
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nigtcs, beschwerliches Atlnnon, UnregelniRsgigkeit des Pulses, Poltern und äohmerzen im Leibe, Unruhe, Angst, Iftbmnngsartige Schwäche im Hinter-theil, schwankenden Gang, entstellen. Die Wirkung dauerte 1—3 Stunden und nicht selten lilieh Appetitlosigkeit durch einen Tag anlialteiul zurück. Eine Yeräiulerung der Milch hei Kühen war auch nach so grossen Gaben nicht zu entdecken.
Hunde ertrugen das Mittel in Gaben bis zu l/8 Drachme (2,0), ohne dass der Tod hiernach erfolgte, wenn es in Pillenfbrm angewendet winde, obgleich es in solchen und selbst in kleineren Gaben fast immer Erbrechen, Aufblähung des Leibes, Schmerzen in demselben, linsten, schnellen und kleinen Herzschlag, Angst, Unruhe und Mattigkeit durch 2-—4 Stunden verursachte.
Grössere Gaben als die bezeichneten wirken sehr heftig und in den meisten Fällen tiitltlich. Ein Hund, dem ich 1 Drachme (3,75) Schwefelleber in 1 Unze (90,0) destillirten Wassers gelöst, in den Schlund gespritzt und darauf letzteren nnterbnnden hatte, zeigte nach 5 Minuten Anstrengung zum Erbrechen, welche auch später noch wiederkehrte, grosso Mattigkeit, Zittern, nach 10 Minuten Uuenipfindlichkeit, später heftigen Schmerz im
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Leibe, Lab-
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des Hintertheils, und nach 2 Stunden erfolgte der Tod.
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Eine Auflösung von G'/a Drachmen (25,0) Schwet'elleber in 4 Unzen (120,0) Wasser, welche ürfila (Toxicologie, Bd. 2. S. l(56j einem robusten Hunde mittelst der Oesophagotomie in den Magen brachte, führte in 2 Minuten Erstickungszufälle und Keuchhusten, dann Steifwerden der Glieder, Oonvul-sionen, und in 7 Minuten den Tod herbei.
Das Einspritzen einer Auflösung von 5 Gran (oOOentigrm.) Schwefelleher in '/g Duze (15,0} dest. Wasser in die Drosselvene eines Pferdes verursachte sogleich etwas schnelleren Puls, schnelleres Athmen und Unruhe. Die ganze Wirkung dauerte aber nur G Minuten. — Von einer halben Drachme (2,0) des Mittels mit lj2 Unze (15,0) Wasser auf dieselbe Weise angewendet, entstanden augenblicklich die nämlichen Zufälle in stärkerem Grade; die Respiration wurde sehr beschwerlich und ängstlich, die ansgeathmete Luft roch stark nach Schwefelwasserstoffgas, das Thier zitterte, stürzte nieder, schlug mit den Beinen; nach 10 Minuten war die Wirkung vorüber und das Thier ganz munter. — Ebenso, aber noch weit heftiger, wirkte die Injection von 1, l'/ä—2 Drachmen (3,75, 5,5—7,5) des Mittels; hei der letztern Gabe trat augenblicklich Lebensgefahr durch Erstickungszufällc und Lähmung ein; aber das Thier erholte sich dennoch in Zeit von 15 Minuten nach der Injection. — Ein Hund bekam (bei Orfila's Versuchen) nach Einspritzung einer Auflösung von 8 Gran (48 Centigrm.) Schwefelleher in 6 Drachmen (22,5) Wasser auf der Stelle die heftigsten Convulsionen, welche aber nach 3 Min. nachliessen; am andern Tage war er wieder ganz wohl. — Die Injection von 22 Gran (1,3) in 1 Unze (30,0) Wasser gelöst, tödtete ihn in 2 Minuten unter heftigen Convulsionen.
Wenn der Tod durch innerliche Anwendung der Schwefelleher eingetreten ist, findet man bei der Section zuweilen die Schleimhaut des Magens und Diinudarms mit einer gelben, zähen Materie bedeckt, auch entzündet und zuweilen selbst mit kleinen, runden Geschwüren und mit schwarzen Flecken von extravasirtem Blut verschen. Nach schnell eingetretenem Tode riecht der Inhalt des Magens stark nach Schwefelwasserstoffgas. An den
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Sohwefelleber.
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iirigen Orgiineu ist die Sohleimhaut blass, die Lungen mit schwarzem Blut fingefiillt.
sect;. 483.
Die Wirkungen dor Schwctelicber sind gewiss zum Tiieil (besondet'8 bei grossen Gaben) durch das Scliwcfelwasserstoff'gas bedingt, zum '1 heil aber auch von denen des Schwefels und dosAetukali abhängig und daher denselben ähnlich, aber doch nicht gleich. Oertlich ist die raquo;Schwet'elleber viel stärker reizend, schneller und tiefer eindringend als der Schwefel, aber weniger scharf und die Organisation weniger tief und schnell zerstörend als das Actz-Kali. Die allgemeine Wirkung erfolgt durch den Uebergang der Bestand-theile des Mittels und des Schwefelwasserstoffs in das Blut, wodurch nicht nur die Mischung und die Bindung der Bestandtheile desselben geändert, insbesondere die Tlasticität bedeutend vermindert, sondern auch, namentlich von grossen Gaben des Mittels, die Nerventbätigkeit schnell und in hohem Grade herabgestimmt, selbst Lähmung und der Tod herbeigeführt wird.
sect;. 484.
Die innerliche Anwendung der Schwefellcber ist, den angedeuteten Wirkungen und Waldi nger's', so wie meinen eigenen u. A. Erfahrungen zufolge, bei kranken Tlneren angezeigt:
1)nbsp; nbsp;Bei sogenannten brandigen Entzündungsfiebern, beim Milzbrande und bei Lungenentzündungen, wo in Folge des hypercarbonisirteu Blutes die Schleimhaut im Maule und in der Nase dunkelroth oder blau und sehr trocken erscheint, die Sensibilität unterdrückt, der Herzschlag unfühlbar, der Puls klein, hart, das Athmen im Verhältniss zur Zahl der vermehrten Pulse übennässig schnell und mit grosser Anstrengung der Bauchmuskeln geschieht, und wo das aus der Ader gelassene Blut sehr schwarz ist und schnell zu einer gleichmässigen Masse gerinnt.
2)nbsp; nbsp;Bei Bräune, besonders wenn die Anschwellung der Schleimhäute in der Bachenhöhle sehr gross, das Köcheln und überhaupt die Athembeschwer-den sehr bedeutend sind.
3)nbsp; nbsp; Bei acuter Brustwassersucht mit plastischer Ausschwitzung verbunden.
4)nbsp; nbsp;Bei Kolik, wenn dieselbe aus gestörter Verdauimg, aus Gährung des Futters im Magen und Darmkanal, durch unverdauliches, blähendes oder saures Futter entstanden, oder mit starker Aufblähung (Windkolik , mit Säureentwickelung, mit Anstrengung zum Erbrechen, oder auch mit einem brandigen Entzündungsfieber (wie unter 1 angedeutet) verbunden ist.
5)nbsp; nbsp;Bei dem Aufblähen der Wiederkäuer, besonders wenn die eben bezeichneten Verhältnisse dabei bestehen.
6)nbsp; nbsp;Bei dem Starrkrampf der Pferde, wenn ein Entziiudungsfieber sich hinzugesellt und das Athmen in sehr kurzen, schnellen Zügen geschieht.
7)nbsp; nbsp;Hei Vergiftungen durch Arsenik, Blei und Quecksilber, besonders jedoch dann, wenn die Vergiftungszufälle durch nicht sohr grosse Gaben dieser Stoffe, mehr langsam (schleichend) als acut, und in einem nicht zu heftigen Grade entstanden, oder mehr die chronischen Folgen sind. Unter
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1 Walilinger. Ucber den Schwefel und seine Verbindungen u. s. w. S. 101,
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Alkalische Mittel.
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entgegengesetztenUmstttnden, mul namentlich wenn die Vergiftung erst frisch entstanden ist, wenn Arsenik oder ätzende Quecksilherpriiparatc noch imVer-dauungskmiul zugegen sind, und wenn heftige Eutziindung der Eingeweide bestellt, ist (nacli Orfila's und Kenault's Versuchen1) das Mittel nicht passend, weil sich gelber Schwefelarsenik (Operment) bilden kann und dieser durch das Kali auflöslicli gemacht wird, so dass hiernach die giftige Wirkung möglicherweise noch stärker hervortreten würde.
sect;. 485.
Die Gabe ist für Pferde und liindvieh 4,0—15,0, für Schafe und Schweine 0,6—2,4, für Hunde 0,0(3-—0,48 In Zwischenzeiten von ^ Stunde (z.B. bei Kolik und Aufblähung) bis 4 Stunden. —Die Anwendung geschieht in Pillen, in Latwergen oder in einer schwachen Auflösung (30—50Centigrin. auf 30,0 Eliissigkeit). Dabei ist die Vorsicht zu beachten, dass man Pillen und Latwergen höchstens für einen Tag bereitet und in recht gut mit Wachspapier oder mit Blase zugebundenen Gelassen verwahrt, damit die Einwirkung der Luft und die Zersetzung der Schwefelleber durch dieselbe möglichst vermieden werde. Weil dies aber dennoch sehr leicht geschieht, ist eine vor der Anwendung frisch bereitete Auflösung die beste Form, wenn sonst die Anwendung einer Eliissigkeit passend ist.
I3ei dein brandigen Entzündungsfieber bat man das Mittel in Verbindung mit Salpeter und selbst mit Kampher; — bei Kolik und Aufblähung mit Enzian, mit Kaniillenblumen, mit Natr, oder Kali sulphurkum, bei Bräune mit den letzteren Mitteln oder auch bei grosser Reizbarkeit mit Ikrh. oder Rad. Beüadonnae, und bei Vergiftungen mit einer schleimigen Flüssigkeit, gegeben.
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486.
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Aeusscrlich wird die Schwefelleber im concentrirten Zustande nicht angewendet. — Mehr oder weniger verdünnt hat man sie mit Nutzen gebraucht gegen Räude, Flechten, Mauke und veralteten Rheumatismus, in Auflösungen, zum Waschen und Baden, — woniger zweckmässig auch zuweilen in Salben. Käudemilben und Läuse sterben von der Berührung mit einer concentrirten Auflösung des Mittels schnell, gegen Flechten des Bindviehes hat sich dieselbe Auflösung, 1:12, als höchst wirksam erwiesen, täglich 1—2mal mit einer Bürste eingerieben. Es erfolgt ziemlich starke Heizung, trockene Ab-schuppung und Heilung. Zu den Autlösungen nimmt mau 8,0—15,0 des Mittels auf 1 Pfund kalten Wassers, — zur Salbe 4,0 auf 30,0—60,0 Fett oder grüne Seife. Die Anwendung geschieht täglich ein- bis zweimal durch 8—12 Tage. Das Mittel ist wohlfeil und sehr wirksam, es hat aber das Un-angenelimo, dass seine Anwendung durch den dabei entstehenden (ieruch nach Sohwefelwasserstoffgas für die Personen, die das Waschen und Einreiben besorgen, sehr widrig wird, — dass Stubenhunde dieses Geruchs wegen nach der Behandlung mit dem Mittel nicht im Zimmer bleiben können, und — dass Wolle und andere weisse Haare gewöhnlich für einige Zeit an den Applicationsatellen gelb oder grün gefärbt werden.
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1 Orfila, Toxicol. gern de l'Arsënic. pag. 33. 35.
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rale. Tome I. pag. I2G. — Renault, sur lo3 Con'.i-epoisonraquo;
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Salze der Alkalien und Knien,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 449
Aumorkung 1. Fast in allen lOi^eiiscliaften und in der Wirksamkeit mit dem Kalium enlphuratum purum Uberelustltnmend ist das nach ilaquo;r Pharmaoopoea Borvsa, in den
Apotheken olfipinellc Kalium snlplmridum pro haluco (Schwel'ellcber zum Bade), welchea .#9632;ms nicht reinem kohleesauren Kali und aus nicht gereinigtem Schwefel bereUet wird, daher wohlfeiler ist. Zum thicrärztliehen Gehraueh ist es für kIIo Fälle sraoz geeignet. (.'iO Gnn. 1 Sgl'. 3 Pfg.)
2. Sehr iihulieli ist auch die K alkschwef ol lobe r (Ileigt;ar suljilmris calcaratm, Oaloiummlphuratom, Vn'curiit avlphirata), bereitet durch Znsammensclimolzung gleicher Tlieile gebrannten Kalkes und Schwefels, Sie ist grauweiss oder golblloh-welss, ßnlverig, alkalisth-schwcllig schmeckend, im trocknen Zustande geruchlos, aber an der Luft oder angefeuchtet, und besonders mit Siiureu, outwickelt sie Schwcfelwasserstodgas, und sie ist in 600 Tbeilen Wassers Kslicli. Ihre Wirkung stimmt ziemlich mit der der Kalisehwofol-leber üherein, ist etwas milder als diese, sie zerstört aber doch, wenn sie mit nur wenig Wasser gemengt auf behaarte Tlieile reichlich aufgostricheu worden , besonders schnell (binnen 1 Stunde) die Ilaare, die aber in etwa 20 Tagen wieder wachsen. Das Mittel nmss nacb 1 Stunde wieder abgewaschen werden. Wird dasselbe für den Zweck angewendet, um die Haut für die Anwendung eines Senl'breies oder Vesicators blos kahl zu machen, so darf man nicht zu viel von der Schwefelleber darauf bringen, weil sonst die Haut zu spröde wird. — Die Talk-S eh wofe 11 e b er oder Seh wol'el-Magn e si a (Magnesia mljgt;lmrataj ist von ithnllchor Wirksamkeit, aber nicht gebräuchlich. — Das Seh wefol - Ammoni um oder die f 1 ücht i ge Seh w el'cll ehe r (Ammoidmn svlplmrido-hydrotMonimm s. Hepar Sulphuris volatile) ist ein solir heftiges, gefährliches, und daher niehl zu empfeldondes Hidzmitlol.
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ELFTE KLASSE.
Salzo dor Alkalien und Erden. (Salia älcalina et lerrcu.)
sect;. 487.
Wenn Säuren mit Alkalien , Alkaloiden oder Erden in Berührung kommen, ho verbinden sie sich, vermöge Hirer chemischen Wahlverwandtschaft, mit denselben, nml bilden hierdurch neue, eigenthtlmüche raquo;Substanzen, die man im Allgemeinen als alkalische oder erdige Salze bezeichnet. In i'riiliererZeit nannte man diese Salze (mit Ausnahme derer, welcheKohlen-sänre und welche Talg-, Oel- und Margarinsäure enthalten) auch Neutralsalze (üalia neuim), und Mittelsalze CSa^'a laquo;nedio), und im gewöhnlichen Sprachgebmuche sind diese Namen noch geltend1. Da aber die Säuren sich in einein mehrfachen Verhältnisse mit den kaiischen und erdigen Grundlagen (Hasen) zu Salzen vorbinden, so bezeichnet man jetzt passender nur diejenigen als neutrale Salze, in denen die chemische Wechselwirkung der Bestandtheile sich gegenseitig vollkommen durchdrungen (gesättigt) hat, so dass in ihnen weder die chemischen Eigenschaften der Säure, noch die der Basis frei hervortreten, wogegen man diejenigen, in denen die Säure vorherrscht, saure Salze, oder Ucbersalze — und die mit vorwaltenden Eigenschaften der Grundlage: hasische Salze oder üntersalze nennt. Die meisten Salze sind nur einfache Verbindungen einer Basis mit einer Säure; einige bestellen aber axis 2 Basen und einer Säure (z. B. der Alaun), und
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1 Der letztere Name wurde zuweilen vorzüglich den Salzen beigelegt, die eine erdige oder auch eine inotaillscbc liasis besitzen.
Hkutwio, Aiv.neimiMellehro. rgt;. Auflage,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;U'J
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Salzo tier Alkalien umi Erden.
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einzolne sind selbst aus 2 Sal/.ou von ebenso viel verschiedenen Basen und Siiuren zusaininengo.setzt (z. ii. tier boraxsaure Weinstein). Die ersten beissen deshalb einfache Salze, die zweiten Dojjpc'B!üzl!; nnd die letzteren Z\villingssal/.e.
Die physikalischea Eigenschaften der verschiedenen alkalischen und erdigen Salze stiinmen zwar in vieler Hinsicht üborein, sie sind aber auch nach den Eigenthümlichkeitou der Bestandtbeile und nach den angedeuteten Verschiedenheiten in der 7aiaainniensetziing- derselben etwas abweichend bei den einzelnen Salzen, so dass sich eine allgemein passende Characte-risirons von ihnen nicht gut machon lässt.
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sect;. 488.
Die Wirkungen dieser iSalze im thierischen Organismus sind ebenfalls nach den angedeuteten Verschiedenheiten von einander abweichend, aber doch auch in vielen l'nnkten einander sehr ähnlich.
Auf die Haut, noch mehr auf wunde Stellen, wirken die Salze im Allgemeinen gelind reizend und die Besorption befördernd. Ausserdem verursachen die meisten Salze sowohl bei innerlicher wie bei iiusserlicher Anwendung, wenn sie eben mit einer Flüssigkeit aufgelöst werden, an der Stelle der Einwirkung ein Gref'iihl von Kälte, indem sie bei dem Uebergehen in den flüssigen Zustand eine Quantität Wärme binden und dieselbe dem Körper entziehen.
Hei der innerlichen Anwendung verursachen alle Neutral- und Mittel-raquo;ohse ebenfalls zunächst eine Beiznng der Schleimhaut dos Mauls, des Magens und des Darmkanals, in Folge deren die Absonderung dos Speichels, des Schleims und der übrigen Verdauungssäfte reichlicher und die wurinfönnige Bewegung des Darmkanals etwas schneller wird, Von kloinen und einzelnen Gaben ist diese Reizung nur gering, und sie geht ohne weitere sichtbare Folgen bald vorüber; grosse Gaben mancher Salze (besonders der einfachen schwefelsauren Kali-, Natron- und Magnesiasalze) bringen Laxiren oder sehr reichliches Uriniren hervor, und in üborinässiger Gabe führen fast alle Salze eine heftige Eeizung der Verdaiiungsschleimhaut, Auflockerung und Auflösung des Epitheliums herbei, und es können selbst Kulikschmerzen, Magen- und Darmentzündung, Blutextravasate, Brand und der Tod die Folgen davon sein. — Die laxirende Wirkung ist jedoch nicht allein von dein Grade der Reizung abhängig, welchen ein Salz örtlich in dor Verdauungsschlehnhaut erzeugt; denn man sieht, dass mehrere Salze, welche diese örtliche Beizung in sehr hohem Grade ausüben, z. B. das Kochsalz, nur eine höchst unbedeutende laxirende Wirkung veranlassen, wogegen die örtlich weit milder einwirkenden schwefelsauren Salze diese Wirkung ganz vorzüglich besitzen1. Massige Gaben der Salze, oft wiederholt gereicht, bringen nach und nach eine tief eingreifend o Umstiminung des ganzen Bildungsprocesses hervor, indem sie die Absonderung in den sänimtlichen Secretionsorganen quantitativ vermehren, die abgesonderten Flüssigkeiten aber dünner, mehr serös machen
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' Man hat mchrero Theorien zur Krklänmg darüber, wie die Wirkungen der Salze überhaupt, namentlich aber wie (lic abtïilirende Wirkung zustande kuimnKii; dieselben sind aber grösstentbeile die eiiie dureb die andere widerlegt, dalier in praktibelier Hinlaquo; sieht olinc besoudern Wertli,
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Salze der Alkalien mul Erden.
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und somit gleichsam einen Verflüssigungsprocess im Körper künstlich er-zengeu. Dies geschieht von iliueu auf mehrfache Weise, namentlich aber dadurch, dass 1) die Salze iu das Blut und die Übrigen iSäfto Übergehen und liier sieh mit den Destandtheileu derselben (vorzüglich mit dein Herum) verbinden, somit die gute Mischung und die plastische Bindung des Blutes stören, seine Vitalität und Wärme vermindern, und die Aufiösunj? und Ausscheidung desCruors und des Faserstoffes begünstigen l; — '2) dass das Blut durch den reichlicheren Gehalt an Salz mehr reizend auf die Becretionsorgane wirkt, so dass die Thätigkeit derselben sehr vormehrt wird, und dann in Folge der vermehrten Ausscheidungen, so wie in Folge der dünneren Beschaffenheit der Säfte auch die Resorption bedeutend gesteigert wird. Hierzu kommt noch 3) dass tbeils durch die fehlerhafte Mischung des Blutes und durch die vermehrten Ausleerungen, theils auch auf directe AVeise, besonders von den Salzen der Potasche, der Bittererde und des Ammoniums die Keizbarkeit und Energie des Herzens u. s.w. sehr vermindert, also Schwäche und Erschlaffung erzeugt und hierdurch, wie immer bei Schwäche, der normale Aubildungs-process gestört wird. Bei lange fortgesetzter Anwendung dieser Salze in etwas starken Gaben entwickelt sich daher oft ein wirklich cachectischer Zustand.
Die in das Blut übergeführten Salze worden hauptsächlich durch die Nieren wieder aus demselben abgeschieden, so dass man sie, obwohl bald mehr bald weniger verändert, wenigstens in ihren Basen in dem Urin wieder iindet. Ein Theil wird durch den Darmkanal, ein kleiner Thcil durch die Haut (mit dem Schweiss), bei milchenden Thiercn auch durch die Euter wieder entleert, und bei den Ammoniumsalzen geschieht dies vielleicht auch zum Theil durch die Lungenausdiinstung.
Ueber die Abweichungen dieser Wirkungen bei den einzelnen Salzen lässt sich im Allgemeinen uur Folgendes in Kürze andeuten: l) Salze von gleichen Säuren zeigen in ihren Wirkungen die grösste Aehnlichkeit mit einander, und ebenso besteht zwischen den Salzen von denselben Basen eine Aehnlichkeit. 2) Hinsichtlich der verschiedenen Basen wirken die Ammo-niaksalze am meisten reizend, die Natronsalze im Allgemeinen mehr reizend als die Salze der übrigen Alkalien und Erden; die Salze der Magnesia erscheinen als die mildesten, und die aus Kali bestehenden Salze wirken am meisten erschlaffend und die irritable Thätigkeit vermindernd ; die Salze der Thonerdc wirken zusammenziehend und ätzend. 3) Hinsichtlich der Säuren liahcu die Salze mit Salpetersäure und mit Salzsäure örtlich die stärkste Einwirkung; die schwefelsauren Salze wirken sämnitlich weit milder und zugleich am meisten laxirend; die mit Kohlensäure und mit vegetabilischen Säuren sind noch milder, und ihre Wirkung ist vorzugsweise auf die Vermehrung der Hautausdünstung und der llarnsecretion gerichtet. — I) Die allgemeine Wirkung der basischen Salze zeigt eine grosso Aehnlichkeit mit der Wirkung der iu ihnen vorwaltenden Grundlage, und ebenso verhält sie sich bei den sauren Salzen ähnlich der Wirkung ihrer Säuren ; aber die Kraft der örtlichen, chemischen Einwirkung des einen wie des andern Bestandtheils ist sehr gemildert.
1 Eügentbilmlloh ist es, dass mehrere Sul/.e, namentliofa diejenigen, in welobeo
Nation, Salzsäure, Salpetemäure oder Scliwclelsüure autlmlten ist, zugleich das lilut huiler i'ölhun.
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452nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Salze dor Alkalien und Ei'den.
Aus dioscii Andeutungen ergiebt sie]raquo;: dass ilie Wirksamkeit der Salze von tloii Bestandtheilen derselben abhängig ist; und wenngleich (Ho letzteren In ilou neutralen Salzen nicht mehr frei vorbanden sind, so sind sie doch keineswegs vernichtet, sondern nur gegenseitig so aneinander gebunden, dass sie bei der Einwirkung der Yerdauungssäfte und Überhaupt thierisoher Plüssiffkeiten leicht wieder theihveise ü-ei werden und zur Èntwiokelung
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ir Kräfte selaut
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können.
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sect;. 489.
Die therapeutische Anwendung ist hei den einzelnen Salzen, je nach ihrer speoifischen Verschiedenheit und nach ihrer quot;Wirkungsweise in grossen und in kleinen Gaben sehr verschieden. Im Allgemeinen dienen sie innerlich in kleinen (laben als umstimmende, die Secretionen im Verdaunngskaual, in der Schleimhaut der Respirationsorgane und in den Nieren befördernde, die Verdauung bessernde, Auswurf befördernde, Schleim, Stockungen und Verhärtungen auflösende, als siiurewidrige, die zu dicke, plastische Beschaffenheit des Blutes beseitigende, selbst als krampfstillende u. a. Heilmittel; #9632;— in grossen Graben werden die meisten Neutralsalze als kühlende Laxinnittel, als ableitende, reizmindernde, antiphlogistisohe Heilmittel sehr oft benutzt. — Die Indicationen für diese vielfältige. Anwendung können nur bei den einzelneu Salzen angegeben werden.
Aeussorlich dienen mehrere Salze als auflösende, zcrtheilcnde, andere zuweilen auch als kühlende, selbst auch als zusammenziehende Mittel gegen Quetschungen, Extravasate, Entzündungen u. s. w.
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A. Kohlensanre Salze.
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1) Kohlensaures Kali, Kali carhonicum.
sect;. 490.
Die Kohlensäure verbindet sich mit dem Pflanzenlangensalz in 2 verschiedenen Verhältnissen, mul bildet mit demselben: a) ein basisches — und h) ein neutrales Salz.
a)nbsp; nbsp;Das basische kohlensaure Kali, oder das kohlensäuerliche Kali, u nterkohlonsaure Kali, milde Kali, Weinsteinsalz, luft-saure Pflanzenlangensalz, Potasche (Kali suhcurhunicuM, Kali mitc, Sal l'artari, Aleali veijetabile aëmlimi, Cinercs nlavclluti, Potassn, Carbonas /'ui.nnsae, Carbonas kalims c cineribus cUmellatis oder e Tartaro [letzteres bei dem gereinigten Salze]) — kommt im Handel vor, theils als gemeine, nicht gereinigte Potasche (Kali carbonioum crwlum), welche aussei- dem kohlensauren Kali noch eine Menge fremder Bestandtheile, z. B. schwefel-nnd salzsaures Kali, Thon und Kieselerde, Eisenoxyd und dgl. enthält, — in den Apotheken aber als gereinigte Potasche (Kali oaVboniou clepuratum), welche aus ungefälir sj,i Kali und 1ji Kohlensäure best//raquo; (I£aO,C02).
b)nbsp; nbsp;Das neutrale kohlensaure Kali, vollkommen gesättigte oder krystalllsirte kohlensaure Kali (Kali bicarbonieum pttrum, Kali
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KohlciisiUiri!.s Kuli.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;453
oavbonio, neutrum. Kali curb, pm'fecte satwatum s. aamp;ratum, Kali curb, acidulum, iSul Turiufi orgstallisakim, Bicarbonaa kalious s, JPotassae), gewöhnlich als saures kohlensaures Kali bezeichnet, besteht fast aus gleichen Theilen Kali und Kohlensäure mit etwas (gegen l/io) Kiystallisationswasser.
Die rohe Potasohe wird gewonnen durch Auslaugen dor Pflanzenasche und Abdampfen der Lauge bis y.u einer trockenen, schwarzen Masso, welche stark K'oglülit (gebrannt, calcinirt)oud zur gewöhnlichen, käuflichen Potasche gömaoht wird. Diese reagirt alkalisch, besteht in Stücken von verschiedener (Jrosse,- ist von wcissein oder bläulichem Ansehen, geruchlos, hat einen scharfen langenhaften Geschmack, wird an der Luft schnell feucht, zorfliesst, löst sich in Wasser sehr leicht, aber nicht vollständig auf, weil sie noch inclirero andere salzige ti. s. w. unreine Hcstandthcile enthält; in reinem Weingeist Lst sie unlöslich , bei Einwirkung einer Säure braust nie auf, die Kohlensäure entweicht.
Die gereinigte Potasche istein trockenes, weisses,grobkörniges Pulver mit dousolbeu Eigenschaften.
Das Kalibicarbonit kiystallisirt in rhombischen Säulen oder Tafeln, ist geruchlos, schmeckt mild salzig, reagirt schwach alkalisch, löst sich in 1 Theilen kalten, in '2 Theilen heissen Wassers, änsserst wenig in reinem Weingeist, braust mit Säuren auf.
Die Wirkung dieser beiden Salze ist bei ihrer innerlichen Anwendung sehr ähnlich der Wirkung ihrer Hestandtbeile, da die letzteren sich, durch den sauren Magensaft, sehr leicht von einander trennen und dann gleichsam für sich allein wirksam sind.
Das basische kohlensaure Kali, das gewöhnlich in der Thicrheil-knnst benutzte Präparat, nähert sich in seinen Wirkungen zum Theil denen des Actzkali, besitzt aber eine weit mildere örtliche Kimvirknug als dieses; es löst den geronnenen Faserstoff und das Eiweiss in kurzer Zeit bedeutend auf und macht mit diesen und anderen thierischenFlüssigkeiten keine Niederschläge; die Thätigkeit der aufsaugenden Gcfässe erregt es in einem hohen Grade, besonders in der Haut, im Zellgewebe, in sehnigen und drüsigen Organen, und da es zugleich die serösen Absonderungen befördert unrl den geronnenen Eiwoissstoff auflöst, so wirkt es sehr kräftig zertheilcnd überall wo Stockungen und Verhärtungen, asthenischo, torpide Entzündungen, plasti sehe Ausschwitzungen, Extravasate von gerinnbaren Stoffen, Uuthätigkeit der Haut und l.'Icoration in derselben zugegen sind. —Nur bei ganz concentrirter Anwendung verursacht es örtlich eine bis zur Entzündung steigende Reizung und Ausschwitzung, aber seinraquo; selten Aetznng,
Innerlich in massigen (laben und gehörig verdünnt angewendet, wirkt es (abgesehen von der örtlichen, gelind erregenden Einwirkung auf die Schleimhaut des Magens und Darmkanals) eigenthümlich deprimirend auf die krankhaft vermehrte und unrcgelmässigc Sensibilität der Hauch- und Brnstoingeweidc, absorbirt die in den erstoren vorhandene. Säure, vermindert die Gerinnbarkeit des Blutes, befördert die Absonderung des Urins sehr bo-dentend, verursacht auch, dass derselbe viel wässeriger und weniger reich an Harnsäure wird, und scheint auch die absondernde Thätigkeit an der Innern Fläche der Blase und dos Uterus zu verstärken und umzustimmen. Es befördert auch dieBesorption im ganzen Körper sehr bedeutend, wie es scheint, hauptsächlich mit Hilfe der vorausgegangenen Verflüssigung der gerinnbaren
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Salze der A.lkalten und Erdon.
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Bestandtheile laquo;lor Siil'to.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Hei der innerliohen Anwendung sehr grosser
Oaboii im cdiicentrirten Zustande kann das Mittel getaln-licho Zufälle verursachen, Ais Or 1'il a (Toxicologie, I, Bd. S. 17'i) einem nttchternen Hunde 8 Grm. kohlensaures Kali eingegeben, zeigte das Thier sogleich lebhaften Schmerz und Vnruho; es erfolgte Erbrechen weisser, dicklicher, schleimiger Flüssigkeiten, welche mit Säuren aufbrausten, — gehinderte Respiration und in _'.quot;) Minuten der Tod. Bei der Section fand sich starke Rölho der Schleimhaut des Magens; die Gefässc desselben waren mit Blut injicirt, Gedärme und Lungen gesund. Eine so ausgezeichnet heftige und schnelle Wirkung sah ich niemals. Ich gab Hunden dieselbe Dosis dos Mittels in 15,0 destili. Wassers gelöst, und bemerkte blos binnen 10—12 Minuten nach dem Eingeben etwas Schleiinfhiss ans dem Maule und massig beschleunigtes Athincn; der übrige Znstand war und blieb durchaus normal. Aber dieselbe Menge als Pulver in Papier gewickelt einem Hunde eingegeben, verursachte nach Verlauf von 5 Minuten die von Orf ila angeführten Symptome, jedoch nur durch i Stunden andauernd und worauf das Thier vollkommen wieder her
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gestellt wurde.
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Pferden und Kühen
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das Mittel bis zu 46,0 in
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180,0 destill. Wassers gelöst, ohne nachfolgende heftige Zufälle; aber von 60,0 und 90,0 entstand zuweilen, jedoch sehr bald vorübergehend, etwas beschwerlicheres Athmen, Unruhe und Kolik. Das Blut war heller geröthet, dtlnnflüssiger, ärmer an Faserstoff. — Rosenbaum hat von grossen Gaben bei tragenden Kühen Abortus erfolgen sehen (Magazin für Thicrheilk. XII. S. 162), — eine Wirkung, die ich nach Einspritzungen kohlensaurer Salze in die Vagina gleichfalls eintreten sah.
Vier Gramme kohlensaures Kali mit .^0,0 destillirten Wassers gelöst, Pferden in die Drosselvene gespritzt, brachten keine bemerkbare Wirkung hervor; 8 Grm. auf dieselbe Weise angewendet, verursachten sogleich beschwerliches Athmen, Schwindel, Convulsionen, heller geröthetes Blut; nach 2—.'! Stunden hatten dieThicre sich wieder erholt. Bei Hunden traten nach der Injection von 0,6—1,25 in 15,0 Wassers gelöst dieselben Zufälle, und von 4 Grm. fast augenblicklich der Tod ein.
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sect;. 491.
Aus dem Vorstehenden ergiebt sich: dass das basische und das säuerliche kohlensaure Kali in seinen Wirkungen den reinen Kalien sehr ähnlich, aber örtlich milder einwirkend ist, und sich durch einen-vermöge der Kohlen säure erzeugten, specifisch umstimmenden, oft beruhigenden, krampfstillenden Einfluss auf die Thätigkeit der Gangliennerven auszeichnet. — Seine innerliche Anwendung kann daher zum Thcil bei denselben Krankheiten geschehen, wo die Kalien überhaupt (sect;, 465) angezeigt sind; es verdient aber vor dem reinen Kali den Vorzug, weil es in grosseren Gaben und anhaltender gegeben werden kann, ohne Nachtheil zu erzeugen; aber aussordem ist es nützlich bei einem gereizten nervösen Zustande der Baucheingeweide, z. B. bei anhaltendem, sehr anstrengendem Erbrechen (wenn ansser Säure im Magen, keine, wesentlich materielle Ursache, auch keine Entzündung des Magens und dcrgl. vorhanden ist); ebenso bei Krampfkolik, Whidkolik und krampfhafter Harnverhaltung. (Bei Krämpfen, die in anderen Ursachen begründet sind,oder dievoin Gehirn und Rückenmark ausgehen, nutzt das kohlensaure Kali nichts, und ich habe namentlich bei dem Starrkrampf der Pferde
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Mi
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Kohlonsauips Kali.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 455
niclif die mindeste Hilfe von ihm gesehen, it;li mochte es nach dor Stütz'-sc]ien Methode mit Opium [8. 325J oder auf andere Weise gebrauohen lassen.) — Gegen Vergiftungen mit Sauren, und gegen die Locksucht, um die in dem Vordauungskanal vorhandenen Säuren zu nentralisiren, ebenso gegen das Aufblähen der wiederkäuenden Thiere und gegen Windkolik der Pferde, um die hier erzeugten Gase zu absorbiren, ist das kohlensäuerliohe Kali empfohlen. Gegen fehlerhafte Milchabsonderung, wo die Milch sauer roagirt und zu schnell gerinnt, hat es sich bewährt. Jedoch verdient in den meisten Fällen von gastrischen Leiden das X'i/nim carbonicum den Vorzug.—#9632; Als ein sehr hilfreiches Mittel habe ich es (mit gobranntem Alaun) hei dem sogenannten rothon Wasser (Blutharnen) der Rinder und Schafe kennen gelernt, wenn dieses gefährliche Leiden durch das Weiden auf den mit geil gewachsenem Gras versehenen, feuchten Stellen, besonders in Gebüschen, entstanden war. — Vorzügliche Dienste leistet es auch gegen plastische Ausschwitzut: gen hei und nnch Entzündungen, gegen Stockungen und Verhärtungen, die durch Anhäufung von Faserstoff oder Eiweissstoff, durch Extravasate u. s.w. entstanden sind. Lux hat in dieser Hinsicht dasMittel ganz mit Recht gegen die Lungeuscuche des Rindviehes empfohlen ', obgleich es nicht so allgemein hilfreich ist, wie er dasselbe rühmt. — Derselbe empfiehlt auch das Kali c. ncidnl gegen die Finnen der Schweine (wo die Holzasche schon lange den Landlenten bekannt ist, wo aber, bei der bekannten quot;Natur dieses Leidens, beide, Mittel nichts leisten können). — Rj ebner hat es, neben entsprechenden anderen Heilmitteln, als daswirksatnste Arzneimittel gegen die Dämpfigkeit ''welche Art?) geloht2. Lund8 hat das Mittel zum Abtreiben der Nachgeburt mit Nutzen angewendet; es kann aber für diesen Zweck nicht in allen Fällen die verlangte Wirkung leisten, vielleicht nur da, wo die Nachgeburt durch Krämpfe, durch zu grosse Reizbarkeit und Mangel an Absonderung im Dtems zurückgeblieben ist, — Viborg4 u, A. haben das kohlensaure Kali auch gegen Vergiftungen durch Arsenik, Aetzsublhnat und andere scharfe Metallgifte empfohlen; es ist aber hierbei nach Gründen der Chemie nicht passend, und hat sich in der Erfahrung mehr schädlich als nützlich erwiesen.
sect;. 492.
Man gieht von dem^gorcinigten kohlensauren Kali Pferden 7,0-15,0, dem Kindvieh 12,0—30,0, Schafen und Schweinen 2,0—5,0, Hunden 0,.'$ bis 2,0 auf einmal, und wiederholt diese Gaben, nach der Heftigkeit der Krankheitszufälle, in Zwischenzeiten von '/s Stunde (z. B. bei heftigen krampfhaften Zufällen) bis 4 Stunden. Die Anwendung geschieht am besten in flüssiger Form, indem man das Mittel entweder bios in lauwarmem (nicht, heissem) Wasser, oder irfeiner schleimigen, bittern oder aromatischen Flüssigkeit auflöst. Man nimmt dabei auf 0,3 kohlensaures Kali 12,0—15,0 Fliis sigkeit. — Will man die Kohlensäure im Magen schnell aus dem Kali ont-wickelu, so schüttet man gleich nach dem Eingeben des letztern eine ent-
' Zooiasilaquo;, Bd, I. Heft 2.'S. 15. — Wir hutton jedoch lui.ilur bie8tglaquo;nThtorarznelschale das Mittel gesell fliese Kranklieit schon lange vorher im Gchnuu'h,
11 Encyklopädie der gesammt. thoor. prakt. Pferde- uiul Uindvirlihcilk. von Ryehnev nnd Im Thnrn. Bd. 1. S. 651.
3nbsp; Veterinär Selskah. Skril't. 1. De.1. pag, 486.
4nbsp; Hess. Anleit. z. Krzieh. u. Benutzung des Schweins. S. 143.
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Salzo der Alkalien und Erden,
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sprechende Quantität (d. Ii. auf 1 Tlioil kobleusaurea Kali 15 — l(i Thoile) Essigs dein Thiore ein. — G^egoa das oben erwähnte Blutharneu verordne ioh gewöhnlich: Rp. Kali curb. depuraM 260,0; Alumbu usti ()(),(). MD. in Ollam, S. i'liiicm Rinde I Esslöflol voll in l/n Quatt Wasser zu geben und dieses alle 2 Stunden zu wiederholen. Schafen den 3, Theil.
sect;. 493.
Aousserlich benutzt man das kohlensaure Kali, und zwar mehrentheils die gemeine Potasche, a) in reclit wenig-Wasser (1 Theil auf '1 Theile) gelöst als reinigendes, austrocknendes Mittel zum täglich ein- bis zweimaligen Bestreichen solcher Geschwüre, welche tippige, lockere und schmutzige Granulation enthalten und viel jauchen; — oder b) in 12 — 20 Theilen Wassers gelöst, als auflösendes und zertheilendes Mittel zum Bestreichen, zxi Umschlägen und Waschungen an Theilen, wo gerinnbare Ausschwitzungen, Extravasate, Stockungen, Verhärtungen, z.B. veraltete, dicke Hornhautflecke, Stollboulen, I'iophackon, Sehnenklapp, schleichende Entzündung und ülceration an-den Sehnen,Milchknoten und ähnliche pathologische Zustände bestehen, ebenso hei Mochten, Baude und oberflächlicher, mit Verdickung der Haut verbundener Mauke; und c) mit Fett, oder noch besser mit grüner Seile (ITh. zu 1—8 Thln.) zur Salbe gemacht, tbcils als heilendes und reinigendes Mittel bei den eben bezeichneten Hatitkrankheiten, tbcils als zertheilendes Mittel bei den unter b) angedeuteten krankhaften Zuständen. Hei den letzteren wird das kohlensaure Kali sehr zweckmässig auch in Verbindung mit der grauen Quecksilbersalbe, mit dein Ammoniak- und Kampherliniment als Einreibung täglich ein- hia zweimal angewendet. (Potasche wird vom Kaufmann entnommen, beste 1 Pf'un I 41/a Sgr.)
sect;. 494. Das neutrale kohlensaure Kali wirkt bei den verschiedenen Arten der Anwendung fast ganz wie das hasische, ist aber örtlich noch milder und in der belebenden mul beruhigenden Wirkung auf die öangliennerven noch kräftiger als dieses, und verdient daher bei heftigen Krämpfen im Magen u. s.w. vor ihm den Vorzug; es ist jedoch auch theurcr. — Innerlich kann es in den selben Gaben und auf dieselbe Weise wie das basische Salz angewendet werden ; äusserlich wird es durch Potasche und Holzasche ersetzt. (Preis: 30Grm. 2 Sgr. 10 1'fg.)
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Anmerkung. Die .Asclie von Vegetabiliën, Holzasche, namentlich die Asdic von harten Holzarten, besitzt fast dieselben Bestandtlielle wie die umeine Potasche, wirkt daher dein basiscli-kohlensauren Kali sein- ahnlieli, und kann auch wie dieses bei den be-zclchneteu Krankheiten Innerlich und äusseilieli gebraucht werden. Sie ist auch lange schon von Tliicrärzten und Landwirtlieu gegen Säure im Magen, gegen hieraus entstandene Diarrbüe, gegen die liCcksueht, das Aulblühen und Blilehtehlcr, gegen die liräune, dus
Brbreohen der Schweine und dergl., theils als PrKservatlv*, thells als Ucilinittcl mit
Nutzen innerlich angewendet worden; Ich selbst habe von der Asche bei einigen Pferden sehr gute Wirkung gegen Wind- und Krampfkolik, welche aus IJuverdaulichkeit und zu vieler Säure entstanden war, gesellen. in einem Falle .scheint sie auch bei einer dem Brande nahen Oebärmuttereiitziindung einer Kuh sehr nützlich gewesen zu sein(Arehiv für Thierheilk. von einer fiesellsch. Schweiz. Tbiorärzte ; Bd. 1. S. 70). Die Wirkung is! raquo;cbwäeher als die der l'olasehc, etwa wie 1 zu 6. Die Gabe, von guter, reiner Holzasche ist für die grossen Hausthierc oino starke Handvoll oder gegen '/,, ITund , für Schafe und Schweine die Hälfte, für Hunde der vierte 'i'beil ; die Wiederbolung wie bei dem kohlen-
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Kohlousaui'Os Kali, Kobleusaiues Natvum
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snaren Kuli. Als Arauoiinlttol t;ic3lit tnnn sic um heston uurKcliist im warman Wasser (etwa mit'/.oliii- bis #9632;/.wöHTaolicr Menge) und niicli ICrfm'duni mil bitteren oder aromatUohon Mitteln versetzt. Als l'i'iisei'vativmittel ^iobt iniin sie in kleineren Qimntitiiien (z. H. I'iir
Sehweine wSolientlIch eine Handvoll) unter dus Kutter gemengt laquo;der im Gtatrttnk. — Aoussorlioh dient sie, ibcils in trockener Corm zum ßlnstrenen, tbeils in Wasser gelSüt nils Lauge) zu Kussbiülrrn und WasoilUDgen bei unreiuon Wunden tied (icseliw iiren, be-sonilers im sebnlgen Tlnilcu (Sobiieiildu|ip) und um Ilule, bei Uluinniiilisimis, raquo;ei llunt-juokon, Flecliten und Uiiiulc. Bei letzterer ist jodoeb die einl'aelic Asehenlauge oft nicht wirksam genug, sondern imiss dureb andere Mittel, Eaik,AetzsubUmattTaliaok8abkochuug und dergioiclion verstürkt werden. Kino rocht brauchbare Zusammeusetonng der Art ist dns sogonannto Horrraann'sche Mittel gegen die Schafräude. Zur Bereitung desselben nimmt man 4 Scheffel gute Holzasche und 1 Motze tVisohgobrannten Kalk, mengt beides in einem grOSSOtl l(,awse zusammen, yiesst so viel Wasser darauf, dass nach 24 Stunden 140 Qnarl Vorlauge abgezogen werden können, welche man bei Seite stellt; dann zieht inim von derselben Asche und anl'dieselbe Weise 280 Quart Nachlauge ab, kocht letztere mit 100 Pfund geschnittenen Tabacksblttttern bis zu einem Rückstände von 140 Quart, seiht die Flüssigkeit durch und mengt sie mit jener Vorlauge, In dieser, vor dem Gc-brauch etwas onvärmlen, Fillssigholt werden die Schüfe (mit der immer nöthlgen Vorsieht, z. li. mitSohUtzUDg dor Augen der Tb i ere, bei Sebal'böeken iiueb des Scrotums n. s.w., und mit Hilfe dos Aufkrulzens der Uäudeborken n. s. w.) jeden dritten oder vierten Tag, im (lanzon vier- bis sechsmal gewaschen.
Die Torfasche enthält weniger Kali, mehr erdige Tlieile, kann die Holzasche noth-diiil'lig ersetzen. Sie ist bei der Luiusesuebt der Kälber (neben kräftigem Futter und lleissigem Putzen) täglich zwischen die Ilaare gestreut, sehr nützlidi befunden worden.
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2) Kelilciismii'cs IViilrum, kohlcnsftlirc Soda, Natrum s. Soda carhonica, 8al Soäae, iiiliicriillsi'iii's LaugnllsnlZ) Alcali minerale.
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195.
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Dieses Sitlü wird im rohen Zustande fabrikmässig tms der Asclic ver-scliicdoiicr Meerstrandpflanzen, oder auch durch Zorsotüung des Kochsalzes und des Natron-Salpeters gewonnen. Dasselbe licstcht, wie das kohlensaiire Kali, in awei SRttigungsgraden dos Natrum mit der Kohlensäure, nämlich a) als basisch-kohlensaures Natrum (Natr. subcarbonicum, Natr, carbon. crystalUsaium, #9632;— im gereinigten Zustande: Natr, carb, clepuratwn, Carbomts natriem lt;#9632;. Aqua äepuratus); und — b) als neutrales oder säuerliches kohlensaures Natrum, doppelkohlensauros Natrum (Natr, bicarbo-nienm, Ar(iii\ carbonic, neutrum s, acidulum, s. perfecte saturatwn, Bicarbonas natriem c. Aqua),
Das basische Salz (NaO,CO2-|-10HO) besteht aus 21 Natr., 15 Kohlensäure und 63 Wasser; es krystallisirt in farblosen rhombischen Säulen und Pyramiden, die an der Luft sclmell zu einem weissen Pulver verwittern, wobei zuletzt durch Verdunsten des Kiystallisationswassers die lliilfto des Gc-wichts dos Salzes verloren geht; es ist geruchlos, hat einen ktihlend laugon-artigen Q-eschmack, ist in 1 '/a Thln. kalten und l/a '['hl. hoissen Wassers löslich, in Weingeist unlöslich.
Das säuerliehe Salz ist vollkommeu mit der Kohlensäure gesättigt (NaC^COa-f-HO.COj), ein sehr woisses, fast krystallinisches Pulver, auch oft in dichteren Stücken, von mildem, kaum alkalmischem Geschmack, ohne Geruch, löslieli in 12 'I'lioilon kalten Wassers, nicht in Weingeist, verliert durch Erhitzen Ins 75deg; CJels. einen Tlieil seiner Säure, ^iclit, mit Satiren behandelt, 52 Procent Kohlensäure.
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458nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Salze der Alkalien und Erden.
Beide Salze verhalten sich in Ihrer Wirkung fast ganz Kloich dem basi-sciioii und neutralen kohlensauren Kali, sind jedoch milder und werden des hall) auch in etwas grosseren Oahon gut ertragen1. Sie können für dieselben Zwecke, in donseihen Gaben und auf die nämliche Weise wie das kohlen-saure Kali angewendet worden. Das Nair, hii-arhou. ist jetzt ein sehr viel gebräuohlichea Mittel bei allerlei gastrischen Zuständen, namentlich bei Appetitlosigkeit aller Thiergattimgen. Immelmann hat es auch bei Vor-giftungen der Schweine durch Herings- oder Fökelfleisohlake, wenn die Zufälle frisch eingetreten waren, mit Nutzem gebraucht, alle 2—8 Stunden 2—8 (Jrm. in Milch aufgelöst. Nach 24 Stunden leistet es nichts mehr. Als Zusatz zur Milch verhütet es das Sauerwerden derselben und ist, besonders nützlich, wenn die den Kälbern und anderen Jungen Tbieren gegebene Milch Diarrhöe erzeugt2. (Natr, carb, crud, 30 Grm, •! Pfg.; —depurat, 30 Grm. 1 Sgr.; - aokM. 30 Grm. 1 Sgr. 10 Pfg.)
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3) Knhlriisaiiios, kohlensänerilches (ininonlniiiniler Aiiinidiilak, trockenes Hiirhtlüfs Alkali
odi'i' tjmp'iisitl/, Amittomacum s. Amrnonhim carhoninnn a. snhcnrbonwuml Aleali volatile siecum, Carhonas ninmonicns.
sect;. 496.
Ein in Fabriken gewonnenes Salz in durchscheinenden, farblosen, festen Stücken; an der Luft verwittert es, zerfällt und dunstet kohlensaures Ammoniak aus. 8 Theile Wasser lösen 1 Theil. Es besteht in 100 Theilen aus 20 Theilen Ammoniak, 66 Theilen Kohlensäure und 15 Theilen Wasser.
Wenn man es mit Blut zusammenbringt, löst es, nach C. G. Mitscher-lich (a. a. O.), die Blutkügelchen allmälig auf, so dass nur noch die Kerne in einer röthlichen Flüssigkeit schwimmen; das Epithelium des Magens wird aufgelockert, die Zellen trennen sich leicht, verschwinden aber viel später als nach Anwendung des Ammon. cmistir. und die Menge des dabei gebildeten Schleims ist auch geringer als bei diesem. In ähnlicher Wirksamkeit erscheint es an dein Epithelium des Dünndarms, wo jedoch ein mehr dicker Schleim entsteht. 10s ist für die Nerven ein durchdringendes Reitssmittel, welches mit den flüchtig erregenden Kräften des Aetzaminoniaks noch die milderen der Kohlensäure vereinigt, und durch die letztere in seinen Wirkungen nicht allein sehr gemildert ist, sondern auch eine besondere Richtung auf die Gangliennerven erhält. — Zu grosse (iahen können jedoch gefährliche Zufälle erzeugen. Orfila (a. a. O.) sah einen Hund nach dem Eingeben von 10,0 gepulverten kohlensauren Ammoniaks in 12 Minuten sterben.
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1nbsp; Kr.-Th. Hartmann in Bybntk beobachtete, dass ein SJabre nltesFohlen, welches aus Verseilen '/j Pfuml JVatr. carhon. (welche Sättigung?) statt Natr, sidplinrir. erhalten, dasselbe ohne wesentliche Störung der Gesundheit ortragen hat. Nur die Maulschleim-hailt war stark angeätzt und hatte eine dunkelrothe Kärbung, aber diese Zufälle ginge-i nach einigen Tagen vorüber (Vet.-Berloht d. Heg. zu Oppeln 1867/68).
2nbsp; Das neutrale koblensaure Natrum ist von I)'Are et als das beste Mittel zur Ve •-hiitung des Sauerwerdens der Mileli befunden worden. 8 Grn, (0,48) sind für 2 Pfund Mikh für diesen Zweck hinreichend. Das Mittel wird, fein pulverisirt, durch Umrühren mit der Milch gemengt; es ist der Gesundheit durchaus unschiidlieh und hat vor der sonst ge-bräucbliciien Potasclie den Vorzug, dass es der Mileli keinen Ncbengescbinack ertheilt, wio letztere es thnt.
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Kohlensaures ammonium.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 450
Man fand die ciuc Hälfte der Ma^ensohleimliant stark entzündet (?), die andere Hälfte woiss inicl natürlich; das Herz ohne Bewegung, im linken Ventrikel mit fltissigem, schwarzem Blut erfüllt. — 4 Grm. bei Hunden, und fiO,0 bei Pferden und Kühen habe, icli aber mehrmals, ohne üble Folgen davon zn sehen, eingegeben. 0. G. M i tsclicrlicii sah ein Kaninchen von 2 Grm. des Mittels in .'raquo;0,0 Wasser gelöst und in den Magen gespritzt sehr bald ermatten, so dass es nicht mehr stehen konnte, und nach 20 Minuten von Tetanus befallen wurde; die willkürlichen Bewegungen hörten fast ganz auf, die Empfindlichkeit verminderte sich in den Extremitäten sehr, der Puls war sehr schnell, das Atlunen beschwerlich. 4 Stunden nach dem Eingeben wurde das Thier wieder munter, und eine Stunde später konnte es gehen und fressen; und am folgenden Morgen war es ganz hergestellt. Als es 2 Tage später dieselbe Gabe erhielt, traten die nämlichen Zufälle ein und das Thier starb nach 2'/.j Stunde. — Ein anderes Kaninchen starb von 4,0 nach 25 Minuten unter heftigem Tetanus, und ein drittes nach derselben Menge, in eine Wunde gestreut, inch 42 Minuten. Bei den Sectioncn fand sich der Magen und die Wunde wenig, die Schleimhaut des Dünndarms aber sehr geröthet und sein Epithelium aufgelöst, das Blut dünnflüssig, Blut und Urin nicht alkalisch reagirend.
Man hat das Mittel gegen krampfhafte und andere astbenisch-nervöse Krankhoitszufälle, besonders wenn dieselben ihren Sitz in den Baucheingeweiden haben, oder mit Affectionen des fiungenmagonnerven oder des grossen sympathischen Nerven verbunden sind, z. B, bei Appetitlosigkeit, ünverdau-üebkeit, Krampf-und Windkolik, Lungenkranipf, Magenkoller, Epilepsie, und dergl. mit Nutzen gebraucht. Französische Thierärzte wollen es auch bei Cachexien, die atis dem Lymphgcfässsystem hervorgegangen sind, namentlich beim Kotz und Wurm der Pferde mit gutem Erfolge angewendet haben, — was ich aber nach meinen Beobachtungen hierüber ganz bezweifeln nmss.
Die Gabe ist für Pferde 8,0—15,0, für Rindvieh 8,0--3O,O, für Schafe 1,0—2,5, für Hunde 0,3—1,2, in 1 — 3 Stunden wiederholt. Man giebt es mit schleimigen, bitteren und aromatischen Mitteln verbunden, am besten in flüssiger Form und kalt. Säuren darf man nicht mit ihm zusammen geben. (Preis: 30 Grm. 2 Sgr, 8 Pfg.).
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4) Bmizllr.h-AllK-kiilileiisann's iniiiiniihik, lllrsrhhornsaiis, hrcnzliclies kohlelllftnerllchea
AmnioMluin, Ammumacma 3. Ammonium carhoniciiMpyrü-olromm, Sal tudatilr Gornu C'crvi.
sect;. 497.
Dieses Salz wurde früher durch trockene Destillation thierischer Thoile gewonnen, jetzt wird en nach Vorschrift der Pharmacopöe bereitet durch all-mäliges Zutröpfeln und Zusammenreiben von 1 Tb. stinkendem Thieröl mit .'!'2 Th. kohlensaurem Ammonium.
Die Wirkungen dieses eigenthümlicben, aus Ammoniak, Kohlensäure und brenzlichem Thieröl zusammengesetzten Mittels sind, ganz seinen Bestand-theilen entsprechend: flnclitige und durchdringende Erregung der Thätigkcit, des ganzen Nervensystems und des Gefässsystems, so dass gleichzeitig die Sensibilität, und die Irritabilität vermehrt und namentlich die Energie der
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Siilzc lt;lc!r Alkalien und Erdon.
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(lol;iss(! vci'.siärki wild. Daboi ist es wichtig, class dip SolmelUgkeit (umi somit die Zahl) dor Bowegimgen don Herzeus und der Arterien (bei gesunden Thioren) selbst durch sehr grosse Gaben des Mittels sich kaum bemerkbar, aber die Schnelligkeit der Athemzüge sehr vermehrt. — Ich pdb dasselbe versuchsweise Pferden und Kühen zu 15,0—120,0 auf einmal, in 90,0—180,0 dost. Wassers goliist, und sah stets die Schleimhaut im Manie und in der Nase und die Bindehaut der Augen gleich nach dem Eingeben dunkelroth, den Blick munterer, das Auge glHnzender, das Innere des Maules, die Ohren, die Naso und Küsse und die ansgoathmote Luft wärmer werden; letztere roch auch stark nach ompyreumatiscbem Ooi. Die, Zahl der Atliom/iiso war von 10 bis zu 20, selbst 26 vermehrt, der Puls voll und kräftig, aber ganz ruhig. Zuweilen (wenn das Mitlel sehr concentrirt eingegeben ward) entstand auch starkes 0eifern aus dem Maule, selbst oberllächlicho Anätzung der Maul-Schleimhaut. Alle Jone Erscheinungen dauern jedoch nur 1—-2 Stunden. Später iindet sich etwas vermehrte Hautausdünstung, wie auch reichlicheres üriniren und vermehrte Absonderung an der Schleimhaut der ßespirations-organe. Der Kuth gebt besser verdaut, kleiner und derber geballt ab. Der Apjictit wurde niemals vermindert. Einspritzungen von 2,0—f,0 Hirschhornsalz, gelöst in 60,0—120,0 destillirten Wassers, in die Drosselvene bei Pferden und Kühen, wirkten augenblicklich fast ganz auf dieselbe Weise, aber noch stärker erregend.
Oertlich -wirkt das Hirschhornsalz, wenn es mit vielem Wasser (etwa 1 Th. mit 12 Th.) gelöst auf die Haut gebracht wird, reizend, die Auflösung und die Resorption vermehrend, daher bei torpideu Geschwülsten die Zerthei-lung befördernd, in sehr concentrirter Auflösung (z. 13, mit gleichen Theilen Wassers) aber Entzündung erregend, selbst gelind ätzend.
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498.
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Die allgemeine Wirkung des Mittels ist mit der dos reinen und des kohlensauren Ammoniaks, vorzüglich aber mit der des stinkenden Tbiorölt-sehr verwandt, und es Iindet daher, ganz wie dieses, seine innerliche Anwendung bei denjenigen Krankheiten, welche mit wahrer tor-pider Schwäche verbunden sind; z. B. bei nervösen, typhösen und bei rheumatischen Fiebern, bei der Staupe der Hunde, dem Koller der Pferde, bei Lähmungen und rein nervösen Krämpfen, bei dem Starrkrampf, bei Appetitlosigkeit und UnVerdaulichkeit, bei veraltetem Katarrh und Bheumatismus u. s. w., wenn bei dioson Krankheiton die Thiero grosse Stumpfheit der Sinne, weichen, kleinen Puls, verminderte Wärme, schmierige, blasse Schleimhäute zeigen. — Tennecker (Handb. der prakt. Arzneimittellehre, 2. Bd. S. 204) hat selbst bei reinen Entztindungsfiebern, in der Lungen-, Nieren- und in G-ehimentzüudung von dem Hirschhornsalz, nach gemachtem Adorlass angewendet, grosse Dienste gesehen, und erklärt dies aus der Wirkung dos Mittels auf den Schweiss, durch dessen Unterdrückung die meisten dieser Leiden ontstehen. Uio Anwendung dieses Mittels bei reinen Kiitzündungskrank-heiton kann aber leicht sehr gefährlich werden, und ist daher keiueswegos so unbedenklich zu empfehlen; sie darf nur Statt finden entweder ganz im ersten Entstehen solcher Krankheiten, und dann nur nach vorher gemachtem Adorlass, — oder, wo die Krankheit einen zur Auflösung der Säfte, zum Brande
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Kohlciisiuircs Ammonium, Kohlensauror Kalk.
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l'üliroiulcn Verlauf zeigt, und wo das hinzugetretene Fieber don oBthenischeu Character annimmt.
sect;. 499.
Die Gabe ist für Pferde und Rindvieh 4,0—12,0, für Schafe und Schweine 1—4 Gnu., für Hunde 0,2—1,2, in Zwischenzeiten von 2—3 Stunden wiederholt. Die Anwendung geschieht in Pillen, Latwergen odor in Auflösnng; zu letzterer nimmt man auf 1 Theil des Salzes 24—^,'{2 Theile Wasser, oder elieuso viel einer schleimigen, bitteren, oder aromatischen Flüssigkeit.
sect;. 600.
Aeusserlich benutzt man das Hirschhornsalz als zertheilendes, anflösendee Mittel bei denselben krankhaften Zuständen, wo das kohlensaure Kali om-pfohlen ist (sect;. 4!);5), welches es aber an Wirksamkeit tthertrifift. Zuweilen wendet man es mit 10—12 Theilcn Wasser oder Branntwein gelöst, zum Waschen an, mehrentheils dient es aber blos als Zusatz zu dem Kampher-linimont, zur grauen Quecksilbersalbe, zum üussern Lebensbalsam und dergl., in dem Verhältniss von 1 Theil zu G—8 Theilen. — Manche Thierärzte empfehlen es auch als Heilmittel gegen die Künde; hierzu ist es aber viel zu thouer und durch wohlfeilere Mittel zu ersetzen. Uebcrhanpt ist der Preis des Hirschhornsalzes (der höher ist als der dos Kamphers) zu beachten, (ö Grm. ISgr. 2Pfg.)
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All m c rkung. Der Ilirschh or nspiritus (Spiritus Conm Oervi, I/kivot Ammonü ea/rbomozpyro-oleoai, Ammon.pyro-oleoa, noiuf.Jiat eine Auflösung von 1 Theil Hirschhornsals! in 7 Theilon dusl. Wasser. Es gilt daher von ihm hinsichtlich tier Wirkung und Anwendung Alles, was llbor daraquo; Hlrschbornsalss angegeben jst; er ist entbehrlich.
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5) Kohlensaurer Kalk , Calx oarbonüsa.
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sect;. 501.
Der kohlensaure Kalk kommt im Thierreiche und im Mineralreiche vor. Der aus dem letztern stammende ist mehrentheils ohne Nebenbestandtheile, während der aus organischem Ursprünge bald mehr, bald weniger thierischen Leim enthält und wahrscheinlich auch noch übrigens bei den einzelnen Thieren, von denen er stammt, verändert ist. — In der Thierarzneikundo werden am gewöhnlichsten die weisse Kreide, Creianlba (o), zuweilen auch die w eissgebrann ten Knochen, die gebrannten (prftparirten) Anaterschalen (Oonchae praeparatae) und die Eierschalen (Testae ovortim) (o) als Arzneimittel gegen Säure in den Vordauungscingeweidcn und gegen hiervon entstandene Diarrhöe, Appetitlosigkeit, llnverdaulichkeit, Aufblähen, Kolik und gegen die Fäule der Schafe angewendet. Der kohlensaure Kalk ist in allen seinen Arten ein sehr mildes Arzneimittel, welches von der scharfen Wirkung des Actzkalkes keine Spur besitzt. Er ist im Wasser grösstentheils unauflöslich, löslicher im Magensaft, so dass er doch etwas resorbirt werden kann; er kann dalier fast nur durch Kntwickcbing seiner Kohlensäure im Magen und Dannkanal eine geringe allgemeine, und dem kohlensauren Kali ähnliche, aber viel mildere Wirkung erzeugen, aber
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Salze der Alkalien und Krdou.
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am meisten wirkt er durcli Absorption tier vorluuuleuen Säuren. In zu grossen Gaben oder bei langer Fortseteuug des Gebrauchs belästigt er zuweilen die Eingeweide auf' nieelianisehe Weise, indem er sieb in testen Massen aubäuft. Dieser Eigenschaften wegen wird der koblensaure Kalk in manchen Fällen besser durch das Kalkwasser ersetzt; er verdient vor diesem nur da den Vorzug, wo entweder die Empfindlichkeit der Verdauungseinge-weide sehr gross, oder wo durch irgend einen umstand die Anwendung flüssiger Arzneien contraindicirt ist.
Die präparirten Austerschalen besitzen aussei' dem kohlensauren Kalk noch ein Gewebe, das aus Chitin besteht, und venniige seiner Unlosliehkeit mechauisoh reizt; bei schon gereizten und entzündeten Selileimhäuten des Magens und Darmkannls sind sie daher contraindicirt.
Die Gabe von der fein pulverisirten Kreide und dergl. ist für Pferde und Kindvieh 16,0—tlU,0, für Schafe und Sehweine 4,0—15,0, für Hunde ü,(j 8,U, täglich drei- bis viermal. Die Anwendung kann in jeder Form, und am besten In Verbindung mit bitteren und aromatischen Mitteln, zuweilen auch, bei heftiger Diarrhöe, in Verbindung mit Rhabarber, Opium und arabischem Gummi geschehen. — Schwefelsäure und Weinsteinsäure, und ebenso die Salze dieser Säuren, dürfen nicht mit dem kohlensauren Kalk gegeben werden, weil sie mit Ihm unauflösliche Substanzen bilden. (Conc/tae jrraeiiaratae '•gt;() Gramm 1 Sgr.)
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(raquo;) KiihlensaiirF oder kohleiisäimlirlie Bllleieidc oder IKagnesie, Magnesia hydrioo-earbmiea,
Magnesia cafbonica s. sttboarhonieae* ulha, Carbonas magnesicus ousn Aijna et
Ilydrüfe maijiteamp;lco,
sect;. 502.
Die Magnesia ist eine basische Verbindung von Magnesium oxyd, Kohlensäure und Wasser. Sie wird mehrentheils aus den natürlichen Bitterwässern und aus den Mutterlangen dos Kochsalzes durcli chemische l'roccsse ge-WDiinen. Sie bildet eine sehr leichte, lockere, rein weisse Pulverinasse, ist geruchlos, schmeckt erdig, reagirt alkalisch, bist sich nur in 2500 Theüen kaltein und in 1)000 Theilen kochend em Wasser auf.
In ihren Wirkungen verhält sich die kohlensaure Magnesia dein vorigen Mittel und zum grossen Theil auch der reinen Maguesie (sect;. 480) sehr ähnlich, ist aber milder als letztere, feiner zertheilbar und weniger die. Eingeweide belästigend, als der kohlensaure Kalk, weil sie nicht so unauflösliche Verbindungen eingebt, wie dieser. Sie verdient daher bei den im vorigen sect;. genannten und bei ähnlichen Krankheiten als säurewidriges Mittel vor allen anderen den Vorzug, besonders bei jungen Thieren und bei grosser Schwäche und Reizbarkeit der Eingeweide. Da sie zugleich mehr als 2/;) Wohlfeiler ist als die gebrannte Maguesie, so kann sie auch bei grossen Thieren angewendet werden, ohne dass hierdurch eine zu kostspielige Kur entsteht. Die Gabe ist für ausgewachsene Pferde und Kinder 8,0—12,0, für Fohlen und Kälber und ebenso für Schafe und Schweine 1,0—4,0, fürlTiiiide 0,6—2,0. Die Anwendung geschieht wie bei den vorhergehenden Mitteln. (Preis: 30 Gnn. 2 Sgr. A Pfg.)
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Kolilcuöiuire lüttercrde, Schwefelsaureraquo; Kali.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 4Go
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B. Schwefelsaure Salze.
7) Scliwefelsaiiies Kuli, Doji|iflsiilz, rltrlollslrter Weinstein, Kali mlplmricvm feruchm et
lU'iJuratum), Sul de duubus, Arcatuun ditplicuCum, Tarturuä vttritiiatitHy #9632; Mtdphati halicus.
sect;. 603.
Das Doppelsalz (Ka(J,lSOa) wird als Nebeuproduct bei der Bereitung' dor Salpetersäure aus Kalisalpeter und Schwefelsäure erbalten, indem mau de.i hierbei verbleibenden liückstand, welcher überschüssige (Schwefelsäure enthält, mit Potascho neutralisirt, mit Wasser verdünnt und umkrystallisirt, wobei sich 4—ßseitdge Säulen- oder Pjramidenkrystalle Lilden, welche an der Luft nicht verwittern, weil das Salz kein Krystallisationswasscr enthält. Dasselbe besteht nur aus Kali (47,2) und Schwefelsäure (40), hat einen etwas scharf salzig-hittern Geschmack, keinen Geruch, reagirt neutra!, löst sich bei 12quot; C. 1 Th. in 10 Th. Wasser, nicht im Weingeist auf.
Bei innerlicher Anwendung erzeugt es, in kleinen wie in grossen Gaben, eine nur sehr geringe Reizung des Verdauungskanals, namentlich der absondernden Gofässo, wodurch eine reichlichere und zugleich dünnflüssigere (mehr seröse) Absonderung der Hagen- und Darmsäfte, und hierdurch von massigen Gaben eine stärkere Auflösung und Verminderung des Schleimes in den Eingeweiden und leichterer Abgang der Darmexcreincnte, von grossen Gaben aber selbst Laxiren entsteht. Letzteres tritt bei Pferden und Bindern erst nach 20— 24 Stunden ein, und der abgehende Koth erscheint bei den ersteren selten ganz flüssig, sondern nur weich, breiartig, mehr feucht und häufiger. Bei den übrigen Thiorcn, besonders beim Scliwoino und Hunde, tritt die Wirkung schneller ein und die Excremente werden wässerig. — Dass diese Wirkung mit einer örtlichen Heizung, mit etwas verstärktem Zufluss des Blutes zu dein Dannkanal und daher auch mit verbältnissmässisrer Ableitung von anderen Organen verbunden sein muss, ist nach physiologischen Gründen anzunehmen; es ist aber dabei eigenthümlich, dass die Reizung nicht, wie bei den scharfen, harzigen, ätherisch-öligen u. a. Mitteln, mit Vermehrung der Irritabilität und mit Erhitzung, sondern entgegengesetzt mit Verminderung der natürlichen Wärme, der Pulse und mit Schwächung der Irritabilität in den Häuten und Gelassen dos Verdauungskanals verbunden ist. Selbst von sehr grossen Gaben iiabc ich niemals bei einem Thiere eine Darmentzündung entstehen sehen.
Mit dieser Wirkung des Mittels auf die Verdauungseingowcidc wesentlich übereinstimmend, ist auch seine weitere allgemeine Wirkung, besonders auf das Gefässsystem und auf das Blut. Es geht durch Resorption in letzteres über1, vermindert die Gerinnbarkeit, macht es flüssiger und holler roth, vermindert die Irritabilität und die Zusammenziehungskraft der Gefässe, so dass bei der Anwendung in grossen Gabon oder durch längere Zeit fortgesetzt, der Herzschlag fühlbarer und der Puls weicher und etwas voller erscheint; die Temperatur der Haut, im Maule u, s. w. und die Haut- und
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1 Man hut liuiulen eine entSprQollOQtl groase Dositi DoppoUtU^ oiugegubun , und ilmen
lt;lus Dnodenum unterbunden, aber die abführende Wirkung erfolgte doch.
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Salze dor /Vlkiilion und Knien.
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Lungonausdünetung wjrcl ebenfalls vermindert, aber dio Uriuseoretion ver-
iiiclirl mul der Urin sclbsl wird viel reicher an Siiljdj;'cu liestandtlieilcn, so diiss ganz wahrscheiulicli ein grosser Tlieil dos eingegebenen Salzes, obgleich etwas verändert, auf diesem Wege aus dein KOrper wieder ausgeschieden wird.
In allen diesen Wirkungen ist das Doppelsalz selir vorwandt mit dem Q-laubersalz und mit dem Bittersalz, grösstentheils auch mit dem Salpeter und mit dem Weinstein; es wirkt jedoch nach den Erfahrungen von Wald iuger und Bysz Ortlich milder als diese Sal/.c, und zugleich soll es sie als Abführungsmittel an Wirksamkeit Übertreffen; — das letztere ist aber, hinsichtlich des Glaubersalzes, mit meinen Beobachtungen nicht übereinstimmend. Dom Salpeter steht das Doppelsalz in der Kigenschai't, dio Loliensthätigkcit im Blute und die Irritabilität zu vermindern, weit nach, es wirkt aber auch in grossen (laben nicht so leicht wie dieser nachtheilig auf dio Vcrdaunngseinge-welde. Auch kühlt es weniger als der Salpeter und als das Glaubersalz,
sect;. 504.
Zufolge der bezeichneten Wirkungen lindet das Doppelsalz eine viel-fache Anwendung bei allen solchen Krankheiten, welche a^ in zu geringer Absonderung an der Innern Fläche des Magens und Dannkanals, daher in zu grosser Trockenheit der daselbst befindlichen Nahrungsmittel, in Anhäufung derselben, odor In Anhäufung von zähem Schleim begründet sind, —• und die sich durch Trockenheit oder schmuzigen, klebrigen Belag der Schleimhaut im Maule, durch Appetitlosigkeit, Uuverdaulichkeit, sparsam abgehenden, klein gc-halltou, harten oder mit einer zähen Schleimkmste überzogenen Koth (gewöhnlich als Magen- und Darmkatarrh bezeichnet) characterisiren, und dio wohl auch in Folge jenes Znstandes mit gänzlicher Leibesverstopfung und mit Kolikschmerzen verbunden sein können; z. B, llnverdaulichkcit, zu geringe Fressinst, gastrisches Fieber, llcberfütternngs- und Verstopfungskolik (auch des liind-viches), Verschleimung ohne grosso Erschlaffung und dgl.; — b) auch bei solchen Krankheiten, welche in abnorm erhöhter Keizbarkeit, in Entzündung der verschiedenen Organe (mit Ausnahme des Magens und des Darms), in Orgasmus, iu zu grosser Plasticität dos Blutes oder in activen Congestionen zu edlen Organen beruhen und sich im Allgemeinen durch harten, vollen Tills, dunklere Kötlumg mul Trockenheit der Schleimhäute, grosso Wärme dor Haut, sparsame Koth- und Harnentleerung und durch schnelles, festes und gloichinässigos Gerinnen des bei einem Adorlass entleerten Blutes zu erkennen geben (daher z. B. bei Entzündung des Gehirns, der Augen, der Lungen, der Milz, der Leber, der Gebärmutter, der Eüufe und dergl,); bei Entssttndnngs-lioborn; bei dem aeuten Kheinnatisnms; bei dem Dummkollor, wenn derselbe mit den angeführten Symptomen von Gefässreizung, oder mit Congestionen des Blutes gegen den Kopf verbunden ist; bei allen Milzbrandkrankheiten, besonders im ersten Entstehen derselben und vorzüglich, wenn dio bezeichneten Symptome vorhanden sind. — e) Auch ist das Doppelsalz als urintreibendes und sogenanntes steiutreibendes Mittel in solchen Fällen, wo in der libise sich ein erdiger (sandiger) Bodensatz bildet, mit Nutzen angewendet worden. — r^) Ausserdem ist es ein wirksames Gegengift bei frisch entstandeneu Vergiftungen durch Blei.
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Schwet'elauures Kali.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;466
Bei Entzündung des Magens, des Dannkaimls, und noch mehr bei Ent-ziindung- der Nieren und der Harnblase, geben niancliu Tliici-jirztc das Doppel-salz (und überhaupt Salze) nicht gern, weil die örtliche reizende Einwirkung nachtheilig sein soll; man muss deshalb das Mittel in Verbindung mit schleimigen oder mit fetten Stoffen geben.
Die Gegenanzeigen gegen den Gebrauch des Doppelsalzes, besonders gegen grosse Gaben desselben, sind: ein hoher Grad von Erschlaffung, Reizlosigkeit und Schwäche, sowohl im ganzen Körper, wie auch vorzüglich in den Verdauungsorganen, Durchfall in Folge oder in Verbindung mit grosser Schwäche, iibennässige Harnsecretion, Zehriieber, Blutmangel.
sect;. 505.
Die Grosse der Gaben und die Verbindung, in welcher das Doppelsalz angewendet wird, ist nach Verschiedeubeit des Krankheitszustaüdes und des lieilssweckes sehr verschieden. — Bei den im vorigen sect;. unter u) bezeichneten Krankheiten giebt man es, um die absondernde Thätigkeit im Verdauungskanal gelind zu vermehren, den Schleim aufzulösen, den Appetit und die Verdauung zu bessern (als sogen. D igestivmittel), nur in kleinen massigen Gaben; nämlich den grossen liausthieren von üO,U—-90,0, Schafen und Schweinen von 15,0 - '00,0, Hunden von 2,0—8,U, — täglich drei- bis viermal, — in Verbindung mit bitteren und gelind erregenden Mitteln, und am besten in Latwergen oder in Pillen. — Bei allen Koliken der Pferde soll man, nach Waldinger's Vorschrift1, 90,0 Doppelsalz mit A0,0 Enzianwurzelpulver und mit warmem Wasser (1/2 Quart) auf einmal, und in Zwischenzeiten von 1/2 Stunde wiederholt, so lange eingeben, bis das kranke Thier etwas ruhiger wird, worauf diese Eingüsse nur alle Stunden wiederholt werden, bis Entleerung des Mistes und des Urins und gänzliche Beruhigung erfolgt. Dieses Verfahren ist allerdings bei den Koliken, die aus üeber-f'iitterung, oder von zu trockenem, oder schwer verdaulichem, kleisterigem Eutter (z. B. Kleie) und aus Mangel an Absonderung im Verdauungskanal entstanden sind, sehr natürlich; allein es eignet sich weder für solche, die in heftiger Magen- oder Darmentzündung besteben, noch für diejenigen, die in Keizlosigkeit und Erschlaffung, oder im blossen Krampf dieser Theile begründet, oder mit starker Aufblähung verbunden sind; denn bei ersteren darf' das Salz nur mit vielem Schleim, oder mit Fett und fettem Oel verbunden, angewendet werden — und bei denen von letzter Art sind gewöhnlich die krampfstillenden und absorbirenden oder die stärker reizenden Mittel (z. B. Opium, Schwefelleber, Aloë, Terpenthiuöl) weit wirksamer.
Gegen die im vorigen sect;. unter b) angedeuteten Krankheiten muss mau das Doppelsalz in den vorhin bezeichneten grössten Gaben anwenden, sie sogar verdoppeln (so dass man z. B. für Pferde oder Rinder auf einmal 180,0—250,0 giebt und somit in '24 Stunden mit etwa G—H Gaben 1—2 Pfund verbraucht), wenn diese Krankheiten in einem hohen Grade bestehen. Schafen und Schweinen giebt mau 120,0—180,0, Hunden 30,0—90,0, Katzen 8,0—00,0, Gänsen und Hühnern 2,0—8,0. Hayue warnt gegen grosse Gaben dieses Salzes bei edlen Pferden und sagt, dass arabische und englische Pferde durch dasselbe oft umgebracht worden, wenn nicht die ge-
1 Waldinger, übor die Niilmings- und Hoilmittel dor Pierde. S. I!)9. Hkktwio, AmiüimittGlluhrü. 5. Auflago.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ;{()
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.Siiluc der Alkalien und Erden.
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hörige Vorsieh! in ilor Q-abe befolgt wird; (ioim os hat ITällegegeben, wo man bei entzttndlioi] gastrischen Leidon von dem Doppelsalüe eben .solche gute Wirkungen wie in IColiken bei gemeinen schlaffen 'i'liiorcn an erwarten be-rociili^t sein kininto, und es dIhkraquo; Modification in grossen Gaben reichte, wovon jedoch die folgen gewöhnlich tödtlich, durch stellenweisen Brand in tlou GedHrmen veranlasst waren1. Ich will diesen Beobachtungen nicht widorspreclnm, muss aber bemerken: laquo;J dass ich Ix^i mehrfältigen absichtlichen Versnellen an gesunden englischen und anderen Pferden von edler liaec durch die oben bezeichneten grossen Gaben niemals Magen- oder Darm-entssündung oder gar Brand habe erzeugen können; dass aber —h) solche edle Pferde, wenn sie an gastrischen entzündlichen Krankheiten litten, oft schnell an dem hinzugetretenen Brande starben, obgleich gar kein Doppelsalz angewendet worden ist. Dennoch mag man Hague's Warnung beachten und bei solchen Krankheiten edler Pferde das Mittel nur in kleinen Gaben und in einer grosseren Menge von einhüllenden Mitteln (in (lässiger Form, mehr als gewöhnlich verdünnt) reichen, oder es ganz weglassen. — Bei neuten ttchl synochiison Entzündungen ist es noting, den Salpeter mit dein Doppolsalze /.n vorbinden; und bei Entzündungen des Verdauungskanals und der Hamorgane ist, wie bereits (dien erwähnt, der Zusatz vmi schleimigen und anderen milden, einhüllenden Mitteln erforderlich. — Will man durch das Millcl bald eine laxirendo Wirkung hervorrufen, so ist seine Anwendung in flüssiger l^orm am zweckmässigsten (wenn übrigens dieselbe durch .•indere Inistände nicht coutraindicirt wird). Diese Wirkung wird sehr verstärkt, wenn man zu dem axtfgolöston Salze verdünnte Scliwelelsäure setzt, und zwar auf 30,0 Salz 2,0 von der letztern.
Gegen Eingeweidewürmer der Pferde emjlfahl Waldinger2 als Ab-Inhruiigsiniltel das Doppelsalz zu 4 l.utb (G0,0) in Verbindung mit 16 Loth (240,0) .Leinöl und mil .1 Loth (l.V') Hirsohhomöl. — Gegen die Ansammlung sandiger Massen in der Hhise. und gegen die liierdnrcli erzeugten Harn-beschwerden rühmt derselbe eine Composition aus 4 Loth (lUMO Doppelsalz, 2 Loth (30,0) Kamillen pulver, '^ Loth Seife und '/,, Loth Terpeijthinöl. (aa. 7,B)8. Die Wirksamkeit der letzteren Arznei kann ich bestätigen.
Mssig, Salpeter- und Salzsäure, Kalkwasser, Kalk-, Baryt-, Quecksilber-, Blei- und Silbersalze soll man mit ilnn nicht verbinden. (Preis: 30 Gramm 1 Sgr. A l'fg., bei Droguisten 1 Pfd. -P/^Sgr.)
Anmorknng. Uns säurlaquo;! schwofolsaure Kali (Kali hisutphvHamp;teniJl\yie\ü\\Qti iiiis 1 Thoil KaM und ü Thollon Schwofolaftuvo bestellt, wird raquo;is ArziKMniitilaquo;'! für Tliii-rc nicht benutzt, ist aber in nouoror Zeil zur ßntwickclnng der Cblordftmpfe aus dem Chlorkalk ompfohlüii worden.
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H) Schwcfvlsaiircs Nalnirn, scliwofclsanro Soda, Glaubersalz, (ilaiilici'sclics WiiikIcimiI/,,
Nut.rmii. sitlphttrityitm, Sulphas SodaeASttïphas natrievs c, Aiptct^ Sal TnirahUß
Gtlauheri fcruduM et dcpiiratumj.
sect;. B06.
Pas Glaubersalz (NaO,S08 10HO) wird im Grossen gewonnen bei der Hereilnng der Salzsäure ans Kochsalz und Schwofelsäure, woes als Rück-
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1 Dariitoll. dor In der Tlilorhollknnclo bowllhrton MolImittGl, Bd, I. S. 300, •' Dessen Tlieraplo, 2. Aufl. 2. Tholl. 8. s? und 282, Konnel Nr. 4. •', üebor Nahniuffg- und Ileilmittol der Pferde, s. 512.
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Scbwefelganres Kali, Olaubersalz,
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stand verbleibt, — ebenso Ihm Bereitung laquo;Iw Salpetentturo aus ilcm Natronsalpeter und Sclnvoiblsiüiro, — und noch bei mehreren anderen tochuisch-chemisoben Pabrikationen mum salzhaltigen Substanzen. Dasselbe besteht aus Natrum 1 Atom, Schwefelsäure 1 Atom und KrystiillisatlouswasKor lu Atomen, bildet grosse, farblose, durchsichtige, schief rhombische oder un-regelmässige süclisseitig'o gestreifte Säulen mit 2-, 1- und 6flächiger Spitze, ist neutral, olmo (iorucli, von kiihlcudein bitter-salzigem Geschmack; es vorwittert un der Luft (besonders in der Wttrme) und zerfällt zu einem weissen Pnlvor, wobei es sein Krystallisationswasser (und hierdurch die Hälfte seines Gewichts) verliert. Man unterscheidet, daher aj krystallinisches (d. i. wasserhaltiges, Natrum sidpfamc. crystaUisatum) und h) zerfallenes oder trockenes Glaubersalz (Nut): sulphuric, delapsum s. siecum). Das letztere wirkt um fast die Hälfte stärker als das krystallisirte, — daher der Unterschied wohl zu beachten ist. Das Glaubersalz löst sich in 3 Theilen kalten und in weniger nh gleichen Theilen kochenden Wassers leicht auf.
Die Wirkungen dieses Salzes kommen mit denen des Doppelsalzes sehr üborein und wciclien mir darin ah, dass sie, wie es scheint, wegen der reichlichen Wärmebindung, die hei der Anwendung, besonders von grossen Gaben des frisch aufgelösten oder des unvollständig gelösten krystallinischeu Glaubersalzes im Magen entsteht, örtlich und allgemein mehr kühlend und antiphlogistisch sind, dass aber aus demselben Grunde das Mittel in grossen Gaben zuweilen Kolik verursacht oder den Appetit und die Verdauung für einige Zeit schwächt. Diese üble Nebenwirkung bemerkt man von dem trockenen Glaubersalz weniger, und dennoch wirkt dasselbe stärker abführend als das kiystallinisclie; dagegen ist letzteres mehr urintreibend als jenes, Waldinger und Rysz behaupten, ^ass das Glaubersalz bei weitem nicht so wirksam sei wie das Doppelsalz, und Thierarzt Hoff mann führt (in der thierärztl. Ztg. 1844. Nr. 22.) (i Beispiele an, in denen selbst ungewöhnlich grosso Gabon dieses Salzes beim Rindvieh als Laxinuittol sich ganz unwirksam zeigten. Bei einem 5 jährigen, mit Esparsette überfütterten Ochsen wurden in Dosen von 18lt;l,0 innerhalb 48 Stunden 10 Pfund — hei einem mit Klee überfütterten .'ijälirigen Stier in denselben Gaben binnen 21 Stunden 8 Pfd., — bei einer 6jährigen, in Folge des (ibermässigen Genusses von Rübenkraut in Kolik verfallenen Kuli, nach vorausgegangener Anwendung von 1 Pfd. Schweinefett und 1 Pfund Leinöl innerhalb I Tagen 11 Pfund, bei 2 mit erhitztem Klee überfütterten Rindern nach vorausgegangenem Pansenstiche in 86 Stunden in (Jaben zu 1)0,0 an 7 — 8 Pfund Glaubersalz — bei einer an Indigestion leidenden Kälberkuh ;! Pfund Glaubersalz ohne die mindeste (V) Wirkung eingegeben. Ueberall war der Ausgang tödtlich. Diese Fälle beweisen nicht viel, da in ihnen auch andere Mittel sehr wahrscheinlich ohne Wirkung geblieben sein würden. — Ich sah ebenfalls von dem krystallisirten Sake oft nur eine sein' schwache, in den meisten Fällen aber die genügende Wirkung erfolgen; und das trockene Glaubersalz habe ich bei absichtlich hierüber angestellten vergleichenden Versuchen ebenso wirksam, und oft sogar noch kräftiger gefunden als das Doppelsalz.
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sect;. 507,
Das Glaubersalz kann ganz bei denselben Krankheiten, bei denen das Doppelsalz nützlich ist (sect;,604), als Heilmittel innerlich angewendet werden;
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Sulzc dei' Alkalien und Erden.
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es verdiäni aber vor dom lotztorcn in don meisten Fällen, insbesondere bei den Anthrax- und älmlkdicn Blutkraukheiten, z. 13. bei dem sogen, brandigen ßothlauf der Schweine, don Vorzug; und bei Entzündungen mit zu grosser Wännccntwickelimg scheint es gegen diese und gegen das Fieber (vermöge der stark kühlenden Wirkung) mein' zu leisten. Ausserdem ist es das wohlfeilste Salz.
Die Gabe von dem krystallinisclien Glaubersalz ist bei den verschiedenen Krankheiten wie von dem Doppelsalz (sect;. 505); — von dem trockenen aber kann sie um l/a geringer sein. Die Anwendung von beiden geschieht ebenfalls auf dieselbe Weise und in denselben Verbindungen wie bei jenem Salze, und es ist nur zu bemerken, dass das krystallinisehe (Glaubersalz sich weniger gut als das trockene 'Mir Anwendung in Latwergen und noch weniger in Pillen eignet, weil es sehr weiche, schmierige Massen bildet. Man giebt es daher am besten mit Wasser aufgelöst in flüssiger Form , besonders wenn es als Laxirmittel wirken soll, — und in Fällen, wo keine Gefahr im Verzüge besteht, giebt man es auch im Getränk; ist mau aber durch die vorhandenen Krankheitsverhältnisse, namentlich durch sehr beschwerliches Athmen oder durch heftige Unruhe der Thiere und dergl. genöthigt, das krystallinisehe Glaubersalz in Latwergen oder Pillen anzuwenden, so muss man ihm etwas mehr Bindemittel zusetzen als anderen Arzneien, z. B. zu 1 Pfund des blossen raquo;Salzes gegen (50 Grm. Mehl oder Altheewurzeljmlver1.
Das Glaubersalz ist auch wie das Kochsalz als ein Reizmittel zur Beförderung des Verdanungsprocesses bei den pflanzenfressenden Hausthieren mit Nutzen gebraucht worden. Für diesen Zweck giebt man von ihm wöchentlich an 2 Tagen, jedesmal früh und Abends den Pferden 45,0, den Rindern 00,0, den Schalen und Schweinen 15,0 auf das Futter, oder im Getränk.
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sect;. 508.
Weil das krystallinisehe Glaubersalz bei seiner Auflösung viel Wärme bindet und einen hohen Grad von Kälte künstlich erzeugt, so wird es auch äusserlich bei solchen Entzündungen, die mit grosser Hitze begleitet sind, als ein kühlendes Mittel angewendet. Fttr diesen Zweck wird am besten das grub pulverisirte Glaubersalz zwischen Leinwand auf den kranken Theil gelegt, und dann seine Lösung durch fleissiges Anfeuchten der Leinwand mit kaltem Wasser bewirkt. Das Waschen der entzündeten Theile mit einer Auflösung des Salzes in Wasser ist weniger wirksam. #9632;—#9632; Das trockene Glaubersalz eignet sich zu dieser Anwendung nicht. Dieselbe ist wenig gebräuchlich und nicht so unbedingt nützlich, wie sie oraquo; zu sein scheint, weil die örtliche Einwirkung des Salzes auf die entzündeten Theile eine neue Reizung verursacht. (Natr, sulphitric, 30 Q-rm. 4 l'fg., 250 Grm, 2 Sgi'., Natr, sulphuric, mecum 31) Grm. 1 Sgr. 8 l'fg., - in Drog.-llandl. h Centn. G0—90 Sgr.)
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1 In Latwergon ana üerlMlonem GHauberaals absorbtrt lt;licsos tmcli und nach Jen gröasten Tbeil laquo;Ich zur Beroitiing verwendeton Wassers, und In Kolge liiervon werden die Latwergen imch kurzer Zeil oft stelnlinrt. Ijatwer^on huh dieHem Sulz müHsen deslialb zuerst eine Hclir weiche Qonsistenz bekommen.
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Glaubersalz, SchwelHsmire Magnesia, Alaun.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;469
9)nbsp; Sehwefalsaure Magnesia oder BIUlaquo;rer4e) Engltstholaquo;, Saldschdlier oder DIKersali,
Magnesia aidjihurica, Suliihns Magnenioo .s. S'ilphim iiimjntsicvs cum At/na, 8'il anglioumt Sal Suidsclmctïcnsc, Hal amarnm (MgO^O' TIlO).
sect;. 509.
Dieses aus Bittererde (1 Atom), Scliwefelstturo (1 Atom) und Wasser (V Atomen) bestehende Salz wird im Grossen aus den natürlichen Bitter-wiissern (dein Epsomor, Egerer, Püllnaer, Saidsclitttzer), aus den Mnttorwftssern der Salzsoolon u. s. w, durch Abdampfen gewonnen, krystallisirt in farblosen vierseitigen Säulen oder in kleinen nadcllormigon Prismen, ist neutral, ohne Geruch, aber von salzig bitterem Qescbmack; an trockner Luft zerfallt os in ein weissos Pulver und verliert sein Krystallisationswasser; bei mittler Temperatur losen 8 Th. Wassers !) Tli. des Salzes.
Das Bittersalz findet sich entweder als krystalli sirtes (Magnesia sul-pfmrica depvmta) oder als trockenes, entwässertes (M. s, sum). Letzteres ist theurer, nicht gebräuchlich.
In seiner Wirkung stimmt es mit dem Glaubersalze und mit dein Doppelsalze sehr überein, ist jedoch etwas weniger kühlend, weniger abführend und weniger urintreibend, aber auch weniger schwächend auf'die Verdauungseingeweide als das erstore. •— Es findet seine innere; Anwendung bei denselben Krankheiten, bei denen das Doppelsalz und Glaubersalz empfohlen ist, muss aber den grossen Hausthieren in Gaben, die um l/3 grosser sind als von diesen Salzen, gereicht werden. [Maijn. sulph. depurat. 'M Gvm. 4 l'f'g.)
10)nbsp; nbsp;Alaun, rohiT Aliiini, scliwt'l't'lsanri's Thunkiill, Alumen, Allanen orudum, Sulphas
aluminico-kalicns (oder iwtmonlacus cum) Aqua, Argilla-Kali sulphurica,
sect;.510.
Dieses Doppelsalz besieht gewöhnlich aus J Acquivalont schwefelsaurem Kali, 1 desgl. schwefelsaurer Thonerdc und 21 Aequivalenten Krystallisations-wassors; es kann aber auch statt des Kali schwefelsaures Ammoniak ent-lialteu. Man gewinnt es durch das Brennen der Alaunerde, des Alaun-Schiefers,, des Alaunsteins (Alunil), Auslaugen u. s. w. Es bildet rogolmässige und unregelmässigc oetaedrische oder würflige Krystalle, welche färb- und geruchlos, durchscheinend, im Bruch muschelig und von zuerst siisslicbem, hintennach zusammenziehendem Geschmack sind; sie verwittern an der Luft etwas und erscheinen dann wie mit weissom Staub bedeckt. Der Kalialaun löst sich in 15—18 Theilen kalten oder 3/.1 Thcilen siedenden Wassers; die Auflösung reagirt sauer. Im Weingeist ist er unlöslich. Durch Brennen in einem irdenen, nicht glasirten Topfe oder Schmelztiegel verliert der Alaun sein Kiystallisationswasser, wird lockerer, schwamniicht, und ist dann der sogen, gebrannte Alaun {Alnmeti nstnm s. Sulphas aluminioo-kalicus ustus),
a. Der rohe Alaun geht (nach Mitschcrlieh) bei innerlicher Anwendung zuerst mit dem Eiweissstoff und mit dem Käsestoff, welche im Magen und im Darmkanal vorhanden sind, Verbindungen ein, die durch die ebenfalls vorhandene Essig- und Chlorwasserstoffsäure wieder löslich sind und im aufgelösten Zustande auch absorbirt werden können. Seine Wirkungen
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Alkalien und Erden.
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sind, im Allgemomen angedeutet, denen dor verdünnten Sohwefelsllure ähnlich, jedoch durch das Kuli and die Thonerdo etwas modifioh't und gemildert und nach der Grosse der Q-aben etwas verschieden, Wird er innerlich in massigen Gaben und nicht zu kurzen Zwischenzeiten angewendet, so wirk! er zunächst auf die Schleimhaut des Verdammgskanals gelind erregend mul zusammenziehend, vermehrt die Contractilität, besehränkl die krankhaft vermehrten Absonderungen und beseitigt daher auch dergleichen Darmausleerungen; ebenso wird auch, besonders bei länger fortgesetzter Au-wondung, die Urin- und (bei milchenden Thieren) die Milchabsonderung vermindert. Dabei ändert sich auch die Qualität der abgesonderten Hüfte, — wie man dies bei manchen Abnormitäten dos Urins und der Milch (/.. 15. Blutharnen und Blutmelken), die sich durch den Alaun beseitigen lassen, zuweilen sehr deutlich siebt. Bomorkenswerth ist es jedoch, dass während und nach der Anwendung des Alauns an gesunden Kühen, bei meinen hierüber gemachten Versuchen, die Milch nicht trüber säuerte als vorher. — Wird das Mittel anhaltend und in kurzen Zwischenzeiten wiederholt gegeben, so stört es den Appetit und die Verdauung, macht Hartleibigkeit, Abmagerung und Mattigkeit, und Bourgelat (Mattere nirilii-ulr) sagt, dass Pferde in Folge des Gehrauchs des Alauns schwindsüchtig geworden sind. — Zu grosso Gfibcii erzeugen Leibschmerzen, Durchfall, bei Schweinen und Hunden Erbrechen, mul zuweilen selbst Magen- und Darmentzündimg, — Bei den Seotionen tindot man dann das Epithelium dos Magens und des Dünndarms theilweiso in eine weissliche schmierige Masse umgewandelt,
Aeusserlich wirkt, er ebenfalls zusammenziehend und gelind reizend ; er vordichtot die Weichgebilde (boils durch Zusammenschrumpftmg der Fasern, thoils durch Gerinnung der Säfte und vermehrt daher den Tonus, vermindert krankhafte Schlaffheit und Ausdehnung, ebenso zu lippige, mit Erschlaffung verbundene Bildung, beschränkt, zu reichliche Eiterung und stillt Blutungen.
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sect;. 511.
Die innerliche Anwendung des Alauns ist da angezeigt, wo Erschlaffung und lioizlosigkeit besteht, und in Folge hiervon die Ab- unclAussonderungen in (Ihermässiger Menge und in unregoltnässiger Beschaffenheit Statt finden; daher namentlich bei dergleichen schleimigen und blutigen Durchfällen, bei Schleimfluss aus den Geschlechtsorganen, bei veralteter Harnruhr, bei dem asthenisehon Blutharnen, bei Auflockerung der Schleimhaut in der Raehen-höhle, im Kehlkopfe und in den Bronchien, und bei anhaltendem Schleim-aiislinss ans diesen Theilen; ferner, bei der Lecksucht des Rindviehes im Isten und 2ten Stadium; bei fehlerhafter Beschaffenheit der Milch, besonders bei der sogenannten blauen Milch , wenn dieselbe blau, wässerig, theilweiso mit zähen Fäden durchzogen erscheint, wenig Rahm ausscheidet, aber einen fetten, schmierigen Bodensatz bildet. — Auch ist der Alaun als antisoptisches Mittel gegen faulige und andore asthenische Krankheiten, bei denen sich eine Neigung zurZersetzung zeigt (z. B. Faulfleber, Typhus, Borstenfttule der Schweine), besonders wieder, wenn bei diesen Krankheiten colliquative Ausleorungen eintreten, empfohlen worden-, man soll ihn hier anstatt derverdünnten Schwefelsäure anwenden, wenn man fürchtet, dass letztere von den Verdauungscingo-weiden nicht vertragen werden sollte; allein er kann dieses Mittel bei soldicn fauligen Krankheiten nicht völlig ersetzen, vorzüglich deshalb, weil er nicht
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Alaun.
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so onorgisoh auf daa Blut solbst wirkt. Augebliob soll or auch die GaatruB-lai'von im Magen ilor Pferde raquo;um Abgehen voraulasseri. — Hei Scliweinon, Hunden und Katzen kann or als eins der kräftigsten Brechmittel in allen Fällen, wo künstliches IDrbrechou nöthig; ist, angewendet worden.
Aeusserlich fln.dot dor Alaun eine häufige Anwendung ebenfalls gegen krankhafte Zustände, die wesentlich in Auflockerung und Erschlaffung begründet, und nicht mit vermehrter Beizbarkeit verhunden sind, /,. 1!. gegen Auflockerung dor Bindehaul nach Augenentzttndungen oder selbst iioi chronischen, mit vieler Schleimabsonderung begleiteten, torpiden Augenentzündun gen; gegen Flecke der Hornhaut, wenn letztere aufgelockert erscheint; gegen die stark jauchenden und sehr stinkenden, mit Aufioekorung dor Haut verbundenen G-eschwflre im äusseren Qehörgange der Hunde; gegen die Auflockerung der Schleimhaut im Maule bei und nach demMaulwoh, ebenso bei und nach Bräune; beiAphthen, Teigmaul und anderen Krankheiten dos Mauls, wenn ein fauliger, brandiger Zustand dabei besteht, oder wenn Spcicliolllrss damit verbunden ist; — ferner, gegen hartnäckige ödematöse Anschwellungen, die blos durch örtliche Erschlaffung unterhalten werden; gegen dergleichen Geschwüre, besonders wenn sie zugleich reichlich absondern, oder wenn .sie mit lockerer4 leicht blutender, üppiger Granulation verscheu sind, v.. B. dergleichen Mauke und Strahlgeschwüre; ferner, gegen Gallen, gegen Gelenk-wunden, Quetschungen, Ausdehnungen, Verrenkungen und Vorfälle, wenn koincEnt/.üudung dabei besteht; gegen Hint- und Schleimflüsse aus dorMaul-höhle, aus der Nasenhöhle, denGoschlcchtstlieilon u.s.w., auch gegen feuchten Brand und gegen Baude,
Der Alaun schadet dagegen innerlich und äussorlich überall, wo ver^ mehrte Irritabilität und Sensibilität, verstärkte Zusammenziehuug, Entzündung, Verdickung, Verhärtung bestellt, oder wo gutartige kritische Ausleerungen Statt linden.
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Man giobt Pferden und Rindern den Alaun innorlich von 8,0—-16,0, .Scharen und Schweinen von 2,0—4,0, Hunden 0,3—2,0, iu Zwischenzeiten von 6—8 Stunden, am boston in Verbindung mit bitteren und aromatischen Mitteln, bei grosser Schwäche auch mit Kampher, bei heftiger Diarrhöe oder bei heftigem, schmerzhaftem Blutharnen und bei dergleichen Harnruhr auch mit schleimigen Mitteln und mit Opium oder mit Bilsenkraut. Die Anwendung kann in Pillen, Latwergen, oder in flüssiger ITorm geschehen; letztere scheint die Wirksamkeit am moisten zu begünstigen.
Die ttusseidiclie Anwendung des Alauns geschieht entweder: a) als feines Pulver zum Einstreuen in Geschwüre, nach Erforderniss balfi für sich aliein, bald In Verbindung mit Kohle, mit Asche, mit bitteren und zusammonzioheu-denPflanzenpulvern; oder mit Zucker zu gleichenThoilen zusammengemengt gegen Flecke und Verdunkelungen derllornhaiit; oder mit arabischem Gummi und Golophoninm in gleichen Theilen zusammengerieben, als blutstillendes Mittel in Wunden. Blutungen aus grossen Gcfässou stillt aber dieses Mittel nicht, und in Wunden, welche durch sclmolle Vereinigung geheilt werden sollen, ist es nacbtlieilig, indem es die letztere chemisch und mechanisch stört; oder — \i) als Auflösung in Wasser oder inAut'güsson und Abkochungen von aromatischen und adstringirenden Pflanzen (was nicht richtig ist), zuweilen
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Siilzo der Alkalien umi Erden.
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auch mit Zusatz von Weingeist, zum Wasclieu und Tiähen der ödematiisen, der gequetschteu, ausgedebuton Thoile, zum Verbinden der Geschwüre, zum Einspritzen in die Holden bei Blut- und Schloimflnss, desgleichen als Augen-wasser oder als Manlwasser. Zum Augenwasser nimmt man 2,5-4,0 auf 250,0 Wasser oder desgl. eines aromatischen Infusim; zum Gebrauch an den Scbleiinhiiutcn 8,0—12,0, au anderen Theilen aber 15,0—80,0 auf 1 Pfund Flüssigkeit. — o) In Salbenform wird der Alaun nur zuweilen gegen Eornhautflecke (z. B, 1 Theil fein pnlverisirton Alaun, 1 Theil Opium oder Kanipbei- mit 18—24 Theilen Honig, Fett oder Eigelb abgerieben), oder bei Widorristschädon und ähnlichen Verletzungen, gegen welche er in dieser
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Form mir in Verbindung
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'S Theilen Eiweiss zu dem Zwecke ange-
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wendet wird, um eine festsitzende, austrocknende Decke schnell zu bilden. Alkalien, alkalische Erden (daher auch Kalk), ebenso Salpeter, Salmiak, Kochsalz, Brechweinstein, Gerbsäure, essigsaures Bleioxyd und Queck-silbersalbe zersetzen den Alaun, und dürfen deshalb nicht mit ihm verbunden werden, wenn man seine Wirkungen vollständig erzeugen will.
sect;• 513
6, Der gebrannte Alaun ist gelind ätzend und zugleich stärker zusammenziehend als der rohe Alaun. Er dient fast allein zum äusserlichen Gebrauch als austrocknendes, zusammenziehendes und schwach ätzendes Mittel in Wunden und Geschwüren, in denen die Granulation schlaff, weich und üppig, und die Absonderung zu reichlich ist, (loch hat man ihn auch innerlich, in Verbindung mit Kali carbon, gegen das Blutharnen gebraucht (siehe sect;. 491). Die Anwendung geschieht am besten als Einstroupulver, bald rein, bald inVerbindung mit anderen adstringirenden Mitteln, mit Kohle, Kampher und dgl. in Salbenform wird er seltener angewendet; Auflösungen sind unzweckmässig, weil er in denselben mehrentheils wieder zum rohen Alaun umgewandelt und demselben auch in der Wirksamkeit ähnlich wird.
Der Alaun bildet auch einen Bestandtheil des sogenannten Wund- oder Hcilsteins und des Augensteins (siehe 12te Klasse bei dem Kupfer). [Ahm, 30 Grm. 6 Pf., pulv, 30 Grm. 1 Sgr., ustum. 5 Grm. 8 Pf.)
11) SclnvotVIsaiiror Kalk, Byps, Odlearia adphurica, Calcium sulphwieum, Oypsum. (o).
sect;. 514.
Der schwefelsaure Kalk findet sich in der Erde und in Gebirgen sehr häufig, theils krystallisirt als Gypsspath , theils als körnig-krystallinischcr Gyps im Gypsstcin, theils blätterig im Marienglas n. dgl. Er ist ein schweres Mineral, im Wasser sehr schwer, in Säuren etwas löslich; in massiger Glühhitze verliert er sein Krystallisationswasser, wird hierdurch der g ebran n te Gyps, rniirb, lässt sich leicht pulverisiren, und giebt, mit Wasser zusammen-gerührt, einen Brei, der sehr schnell erhärtet1.
Auf die äusscro Haut applicirt bringt der Gyps im nassen wie im trocknen Zustande kaum bemerkbare Wirkungen hervor und seine Wirkung bei
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1 Wenn man bei lioroltting diüsea Jjreies das Wasser /,u dt'in Gyps bringt und schnell ZUBEUnmenrUfart, so bindet or besser, als wenn mnn den Gyps in das VVassor rührt.
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Alaun, Gyps, Kochsalz.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 47.'J
innerlicher Anwendung ist noch wenig gekannt. Er wird von allen Thioren in grossen Gabon erfragen, seheint jedoch nach incinon Versuchen ', zueist eine gclind erregende und tonische Wirkung auf die Schleimhaut des Dann-kanals, besonders im Dickdarm, auszuüben, — in sehr grossen (iaben auch eine vermehrte Absonderung in dieser Schleimhaut zu erregen. !)iesc letztere Wirkung ist zuweilen mit gelinden Kolikschmerzen begleitet. Im Magen-und Darmkanal wird durch die hier befindlichen Säfte ein Theil des Gypscs /ersetzt und in Oxalsäuren Kalk umgewandelt, und theilweise wird er zu den gieren geführt, deren Thiitigkeit er vermehrt, und dabei als kohlensaurer und barnsaurer Kalk mit. dem Urin wieder ausgeschieden. Auf' das Gefass-systom und auf das Blut scheint der (Typs als ein gelind tonisches Mittel zu wirken.
Man hat den Gyps, in Verbindung mit Kochsalz, als Verhütungs- und Heilmittel der Fäule der Schafe empfohlen und mehrfältig bewährt befunden8. Es ist jedoch noch nicht festgestellt, unter welchen besonderen Umständen er nützlich ist; er kann dieses, bei der bekannten Verschiedenheit der Krankheit, unmögJich in allen Fällen sein.
Man giebt das Mittel, und zwar 1 Theil pulverisirten Gyps mit 2 Theileu Kochsalz gemengt (für iJOO Schafe 2,6 Kilogramme Gyps und 5 Kilogramme Salz), jeden zweiten oder dritten Tag wiederholt und je nach den mehr oder weniger erkennbaren Erscheinungen der Krankheit, durch 8—14 Tage, oder noch länger fortgesetzt und auch dann nach einiger Zeit wiederholt. Das Mittel kann mit etwas Hafer- oder Gerstenschrot gemengt, den Schafen als Lecke vorgesetzt werden. Am besten geschieht dies, nachdem dieselben vorher getränkt worden sind.
Aeusserlich dient der gepulverte gebrannte Gyps zur Anfertigung unbeweglicher Verbände bei Knochenbrüchen, Verrenkungen , nach der Teno-tomie und dgl., indem man entweder einen mit Wasser frisch bereiteten Gyps-brei in angemessener Dicke um den verletzten Theil legt und mit einer passenden Hülle ihn festhält, oder indem man nasse Binden, die um den Theil gewickelt werden, Lage für Lage mit pulverisirtem Gyps gleichmässig bestreut.
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C. Salzsäure oder Chlor-Salze.
12) Chlornalrliim, salzsanresNaliiiin, Koch-odcrKüchensalz, ^emi'iiivsSal/., Natriumchlomtnm,
Natrum muriatienm, Muriaa Sodae, Chloretnm Satrii, Sul cvliiwrc s. commune (Steinsalz, Sal
i/cmmar, IWci-rsalz, Quell- Oller Soolsalz, Salmarinvm, S. fontnmim). (o)
sect;. 515.
Das Kochsalz besteht aus Natrium 89,34 Procent und Chlor 60,66 Procent mit beigemengtem Wasser, oder nach der altern Ansicht aus Natrum und Salzsäure; es findet sich in der Natur ausserordcntlich häufig, theils im reinen krystallisirten Zustande, theils im Gemenge mit anderen Mineralien als Steinsalz, oder aufgelöst in Salzquellen und im Meerwasser, und wird dann durch Abdampfen (Sieden) als Siedsalz krystallinisch und mehr oder weniger
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Magaz, f. Thierheilk. von Gurl t umi Hor twif,'. 20. Jahrg. 1854. S. 80—88. ' Ebemlasclbst S. 76. Jahrg. 21. S. 118 u. a.
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Salze der Alkalien und Knien.
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roin dargestellt, wonach os in weissen Körnern orsolieiut, Ka bat keinen Geruch, scbnieckt herb salzig, löst sich im Wasser loiciit, im Weingeist schwer auf, und zieht aus der Luft Feuchtigkeit an sich. Es löst sich im kalten und warmen Wasser gleichmässig auf; 100 Theilc Wasser können '•gt;! Theile des Salzes lösen.
Dieses Salz wirk! örtlich auf dio Haut, die Schleimhäiitc, auf Wunden mul Geschwüre massig stark reizend, erzengt dunklere Röthnng, im stärkeren Grade selbst Bläschen, etwas Aussohwitzung und Excoriationen; es befördert die Resorption, den Stoffwechsel, und wirkt örtlich erregend zertbei-lend, auf putride Theile desinAcirend.
Innerlich in massigen Galion angewendet, wirkt es als ein kräftiges lieizmittel auf die sämmtlicheu Verdauungsoingeweido, vorzüglicb aber auf die Scbleimbaat des Mauls, des Magens und Darmkanals; es erzeugt zuersl einen angenehmen Salzgescbmack und eine lebhaftere Röthnng der Schleimhaut im Maule, etwas vermehrte Absonderung eines mehr dünnen Speichels, später Trockenheit, Durst und vermehrten Appetit; auf dieselbe Weise wie im Maule werden auch im Magen und Darmkanal die zurVordauung nötbigen Säfte dünnflüssiger, mein- serös und etwas reichlicher abgesondert, zugleich aber die Resorption, die Contraction, die Irritabilität und die Bewegung im Dannkanal verstärkt; denn der Koth gebt nach kleinen, einzelnen Gaben in kleineren Ballen, aber sehr gut verdaut und dabei nicht seltener als sonst ab. Wie weit diese, reizenden Wirkungen des Kochsalzes auf andere Organe, besonders auf die Leber, Milz, Bauchspeiclieldrüse, die Eespirationsorgane u. 5. Wi sieb erstrecken, ist zwar nicht so genau nachzuweisen, aber wahrscheinlich sind sie in einem geringen Grade über den ganzen Körper verbreitet; denn das Salz gelangt durch die absorbirendon Gofüsse in die Säfte, verursacht eine hellere Röthnng dos Blutes, vormehrte ürinabsonderung, und dasUcliorlliissige wird dann zumTbeil durch den Urin, beiMilchthieren durch dioMilch, und nach Tbilow's Versuchen ' auch zum Theil durch den Schweiss wieder aus dein Körper ausgeschieden. — Bei Hunden bewirkt eine concen-trirte Auflösung von einer massigen Quantität Kochsalz nach einigen Minuten Erbrechen ohne weitere üble Zufälle. Wahrscheinlich beruht diese Wirkung auf der grossen Empfindlichkeit des Magens dieser Thioro gegen alles From 1-artigo.
Das Kochsalz bildet, von Natur einen Bestaudtlieil des Thierkörpers, namentlich dos Blutes, und es scheint hieraus schon borvorzugeben, dass es für denselben noting sein inuss; auch fühlen wirklich dio moisten Thiere, vorzüglicb die Wiederkäuer, sein Bedfirfniss; sie lecken es sehr gern und befinden sich bei einem von Zeit zu Zeit wiederholten massigen Genüsse desselben nicht nur wohl, sondern sie worden auch dabei mehr beleibt, kräftigerund munterer, dio Schleimhäute erscheinen lebhafter geröthet, die Ilaaro glänzender, der Appetit, die So- und Excretionen regelmttssiger. Es giebt Gegenden, wo man den Tbioren Salz reichen muss, um sie am Leben zu erhalten; z. B. nach War den starben in den nördlichen Ländern Brasiliens die Ilaustbirre, wenn man ihnen nicht eine bestimmte Portion Salz oder Salzsand gab; und
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1 Uolior did Wlrkunjj des Salpeters und Kiicliensül/.es. Erfurt 1802. ,S. 19. — Boffiorlaquo; konsworth scholnt us, dnss imeh dioson und anderen Versuchen das Kochsalz die Erregbar-It.'U in den blossgologtcn Nerven an Iriseli getiidteten und an lebenden Tiiicren Vornlehrt, der Sivlpoter sie aber vonnindort.
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Kochsalz.
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nach Uoulin wurden in Columbien, wenn das Violi uiclit Salz in Pflanzen, im Wasser oder In Erden vorfand, die weiblichen Tliiero weniger fruolitbar und die lieerde kam schnell herunter1.
In Ubermäsaigen Gaben (z. 1?. lioi Pferden von '2—l! Pfund, beim Rindvieh von 3—6 Pfand, bei Schafen und Schweinen von 150,0—180,0, bei tlundon von 30,0—60,0,) verursacht jedoch das Kochsalz sehr bald grossen Durst, gftnzllchen Verlust des Appetites, Angst, Unruhe, Schmerzen im Leibe, Würgen im Schlünde, zuweilen .Schaum vor dem Maule; — bei llundon, Schweinen und Katzen auch wirkliches Erbrechen, sobr schnellen, kloinon Puls, unsicheren, taumelnden G-angj Mattigkeit, Zittern, Drehen im Kreise, Durchfall, stieren Blick, Krämpfe, Kälte am ganzen Körper, LHhmung der hinteren Extremitäten und seihst den Tod. Letzterer erfolgt zuweilen in 16—24 Stunden, zuweilen erst nach inohreren Tagen. Bei Hunden sah ich die heftige Wirkung fast immer nur dann eintreten, wann durch Zubinden des .Schlundes dasWiedoranshrochen desSalzes verhindert -war. — Von etwas geringeren Quantitäten oder hei grosser Verdünmmg durch Flüssigkeit, und ebenso bei allmäliger Gewöhnung an nach und nach vergrösserto Salzgaben entstehen nicht jene acuton Zufälle, sondern Verminderung des Appetites, reichliches Uriniren, zuweilen Drängen auf den Mastdarm, allmHlige Abmagerung, Entkräftung und oft erst nach längerer Zeit der Tod.
In den Cadavern solcher Thiere findet sich: die Schleimhaut des Magens und Darmkanals (bei Wiederkäuern besonders an der Haube, am Laabmagen und an einem Theile'des Krummdarms) stark entzündet, schwarzroth, verdickt, an einzelnen Stellen selbst angeätzt; bei langsamem Verlauf zuweilen auch plastische Exsudate. Das Epithelium ist aufgequollen, besonders die CylinderzeUen; Schleim war bei meinen Versuchen im ganzen Verdauungskanal wenig zu bemerken, Mitscherlich fand im untern Theilc des Dickdarms den Koth mit Schleim bedeckt. Im Herzen ist die innere Fläche zuweilen mit dunkeln Flecken versehen, und zuweilen sind auch die Harnwerkzeuge geöffnet und der Urin röthlich oder blutig. Alle andere Orgaue, erscheinen unverändert. Das Blut ist etwas dünner als gewöhnlich und nimmt an der Luft binnen kurzer Zeit eine sehr hellrothe Farbe an. — In manchen Füllen hat mau selbst nach schnell erfolgtem Tode nur sehr geringe oder auch gar keine Spuren von örtlicher Einwirkung auf die Vcrdauungs-eingowoido gefunden '!.
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510.
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Das Kochsalz wird für dicllausthicre sowohl als Arzneimittel, wie auch als diätetisches Mittel benutzt.
A. In ersterer Hinsicht ist dasselbe wogen seiner reizenden, deuVegeta-
lionsprocess belebenden Wirkungen nur gegen solche Krankheileu anzuwenden, bei denen Wesentlich die vegetative Thätigkeit und die gute Mischung
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' M ö Klin'sclic Anna), Hd. 2, S. 29.
2 Einige Fülle von Vergiftung durch Kochsalz an KUhon sioho: Archiv rUrTblerhollk, von fiinci' GosdUch. Bchwolü, Tliicnüv.tc. Bd. :i. s. ,')78 und 4J'I umi Jahrg. 1841, S 16. — Magaü, l', Tliicrlicllk. von Gurlt, und Hartwig. Hd, 20, S. 281, — Hering, Jahren bericht, 1864. 8. 27, #9632;—Repert. l$d. 20. S, 184, MlUheil, a. dor thierärztl. Praxis. Jahrg.4. s. 15G. Jahrg. 7, 8. 187 u, a.
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Balze dei- Alkalien und Knien.
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der Häflo leidet, liauptsiidilieli aber bei solcheraquo; Krankheiten, bei denen die Reizbarkeit und die Empfindlichkeit und gleichzeitig die serösen Secretionen in den Verdauungseingeweiden vermindert, oder ihrer Qualität nach krankhaft verändert sind, wo z. B. hei Appetitlosigkeit und Unverdaulichkeit die Schleimhaut im Maule bleich oder bläulich gefärbt, mit schmutzigem, zähem Schleim belegt, derKoth bald klein, bald gross geballt und mit zähem Schleim umhüllt abgeht; daher auch bei Ansammlung von zähem Schleim im Verdauungskanal oder in den Eospirationsorganen, bei Würmern, bei Kolik aus Unverdaulichkeit, bei der Locksucht dos Rindviehes in den ersten Stadion, bei gastrischen Fiebern, bei Fehlern in der Assimilation und Reproduction, bei chronischer Druse, bei Fäule und Bleichsucht der Schafe, beim zu langsamen, unvollständigen Abhaaron und dgl. Bei gastrischen Zuständen der llundo benutzt man es als Brechmittel.
Bei allen diesen Krankheiton sind massig starke Gaben , nämlich: für Pferdevon3O,0—90,00 für Eindvieh von 60,0—180,0,fttrSchafevon8,0—15,0, fürSchweine von 4,0—8,0, fürHundevon 1,0— 2,5(alsBrechmittel4,0- -12,0 oder 1 bis 2 Theelöffel voll auf einmal), — täglich zwei- bis viermal hinreichend. Man giebt es in Verbindung mit bitteren und eiTOgondon Mitteln, zuweilen auch in Verbindung mit Schwefel, Glanzruss und dgl., in jeder Form und selbst als Pulver auf das Futter gestreut oder als sogenannte Lecke. Bei Hunden als Brechmittel in der sechs- bis achtfachen Menge lauwarmen Wassers gelöst.
Auch dient das Kochsalz zu Clystiren, wenn mau durch Reizung dos Mastdarms entweder die Kothcntloorungen befördern oder auch eine gelinde Ableitung von anderen Organen bewirken will. Man nimmt zu einem Clystir für die grossen Thiere gegen 30,0—60,0, für die kleinen 1,0—8,0, selbst bis 15,0.
Aeusscrlich benutzt man es bei Verdunkelungen der Hornhaut {wo es jedoch durch Potascho, graue Merkurialsalbo und durch den rothon Pi'äcipitat an Wirksamkeit übertroffen wird), bei Quetschungen, Satteldrücken, Blut-unterlaufungen, Verrenkungen und Verstauchungen; hei Sehnenklapp, bei Verhärtungen und ödeinatöson Anschwellungen und dgl., wo man sonst den Salmiak anwendet; ebenso bei Bisswunden, welche durch der Wuth verdächtige Thiere entstanden sind; bei unreinen, schlaffen, fauligen und brandigen Wunden und Geschwüren, um sie in bessere Thätigkeit zu versetzen und sie zu dcslnüciren •#9632;, bei dein Maulweh, bei Räude und Flechten, bei dem Hautjucken, besonders am Schweife und an den Mähnen.
Die Anwendung gegen diese verschiedenen krankhaften Zustände geschieht mehrentheils in Auflösungen (30,0—60,0auf IPfundFlüssigkeit), mit Wasser, Essig und Spiritus, oder mit Aufgüssen und Abkochungen von aromatischen oder zusammenziehenden Pflanzen, z. B. bei dem Maulweh als Zusatz zu einem Decoct von Salbei, oder bei Hautkrankheiten in Verbindung mit einer Abkochung von Tabak oder Nieswurz. — Bei Verdunkelungen der Hornhaut und bei Verhärtungen (Piephacken, Stollbeulen) benutzt man das Kochsalz zuweilen auch inSalben, z.B. heiersteren 1 Thoil mit 8—lOTheilcn Honig oder Fett abgerieben, bei letzteren als Zusatz zu der Terpenthinscif e. — Manche setzen es auch zu den Senf breien, um deren Wirksamkeit zu vermehren.
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') Was in neuerer Zeit von De vandor (Du chloruro de sodium dana le truitement
iJoraquo; iilaies. Litge 18G5j buatiilijfl worden.
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Kochsalz.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;477
sect;. 517.
D. lieber die Benutzung dos Kochsalzes als diätetisches Mittel sind die Ausichteu der Landwirthe u. A. sehr abweichend von einander. Manche •halten es für nöthig, allen von .Pfianzcnuahrimg lebenden Thicren anhaltend und bei jeder Fütterung Salz zu geben; Andere finden dies nur für ilindvieb und Schafe, und auch für diese nur im Winter und bei raquo;Stallfütterung höthig; noch Andere, z. B. Thaer1 erkennen zwar an, dass den Schafen das Salz zuweilen nützlich sei, geben es ihnen aber nicht zu bestiinniten Zeiten, sondern nur, wenn der Instinkt sie zum Halzlecken treibt; und Einige, z. ]5. Ger-m orsh ausen2, halten es ganz für unnütz, den Schafen Salz zu geben. Für jede von diesen Ansichten sind Gründe und Erfahrungen vorhanden, deren ausführliche Angabe hier zu weitläufig sein würde; betrachtet man aber die vorhin (sect;. 515) angeführten Wirkungen massiger Salzgaben, so erscheint es nicht zweifelhaft, a) dass der massige Genuss desselben den pflanzenfressenden Thieren und besonders den Wiederkäuern, die ihre schlaffen Eingeweide mit grossen Futtermassen vollfüllon, jederzeit nützlich sein muss; b) dass dieses aber besonders der F'all ist, wenlaquo; ein schneller Futterwechsel, namentlich der Uobergang vom grünen zum trockenen Futter Statt findet, und ebenso, wenn man die Thiere nöthigt (für ökonomische Zwecke), mehr .Futter auf' einmal und so durch längere Zeit fortgesetzt zu verzehren, als zur Erhaltung des Körpers noting ist; o) dass aber der Salzgenuss no th wendig ist, wenn die Thiere mit trockenem, schwor verdaulichem, in den Eingeweiden eine kleisterige Masse bildendem, oder mit sehr erschlaffendem Futter, z. E. mit Oelkuchen, mit Körner- und Hülsenfrüchten gefüttert werden, besonders dann, wenn sie an diese Fütterung nicht gewöhnt sind, oder wenn das Futter wenig nahrhaft, überschwemmt, schimmelig u. s. w. verdorben ist. — Das Futter selbst wird zwar durch das Salz nicht verbessert, aber es wird bei der stärker aufgeregten Thätigkeit in den Verdauungs- und Assimilationsorganen besser verarbeitet, und wahrscheinlich nimmt auch der Chymus und der Chylus durch die Bestandtheilo des Salzes eine solche Beschaffenheit an, dass hierdurch die Blutbildung besser vorbereitet wird. — Aus diesen Wirkungen ist es auch erklärlich, dass das Kochsalz gegen verschiedene Krankheiten, die aus gestörter Verdauung und Assimilation, so wie aus Stockungen in den Baucheingewoiden entstehen, z. B. Verstopfung des Lösors beim Rindvieh, Milzbrand, Fäule und dgl. — ein wirksames Präservativmittel sein kann.
Die Menge und die Art, in der mau das Salz giebt, sind verschieden; am gewöhnlichsten ist es, ein Stück Steinsalz in dieKrippe oder in die Raufe, oder auf den Erdboden zu legen, oder es an einem Stricke im Stalle aufzuhängen, so dass die Thiere nach Belieben daran lecken können; zweckmässi-ger scheint es jedoch, nach Art der Fütterung u. s. w. zu bestimmten Zeiten eine entsprechende Menge Salz, nämlich Pferden und Bindern etwa 3—(gt; Loth (45,0—90,0), Schafen lj.i-—ILoth (8,0—15,0) auf einmal und joden zweiten bis dritten Tag wiederholt, — mit angefeuchteter Kleie, oder Hafer-oder Gerstenachrot, oder mit Kümmel, Wachholderbeeren und dgl. erregenden oder mit bitteren Mitteln gemengt, zum Lecken vorzusetzen. Auch kann man das Salz im Wasser auflösen und hiermit dasHeu, besonders wenn dasselbe felller-
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') Handb. für die feinwollige Sclmf/.uclit. raquo;erlin 1811. S. 95. quot;-) Das Ganze laquo;1er Sclmfzucht etc. 2 Thoilc. Leipzig 1789. 1790.
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Salze der Alkalien und Erden
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haft is(, besprengen. Manche Lancbvirthe balteü es für gut, dieTbiere nicht gleich nach demGonusa (losMiilzos, sondern erst etwas spiltor, sauftinssulassen, weil smist die reizende Wirkung desselben zu hcIu' geschwächt wird, und Andere geben nach dem Salz gar kein Getränk. Dass das letztere Verfahren sogar sehr uuzweckinässig ist, dafür spricht schon das Verlangen der Thicrc, ilireu küust'.ieli erzeugten Durst zu befriedigen; Hussenlcin gebt dies aueli aus den Wh'klingen des raquo;Salzes hervor l.
lici den von zu grossen(Jabon dos Kochsalzes entstandeuenVergütungen (sect;.515) dienen schleimige Flüssigkeiten, Milch und dgl. in recht grosser Menge gegeben, auch selbst Blutentziehungen.
A n mi! i'kun jf. Die Ptikelf lolsoh-und die Heringslako enthalten In etwa 74 Proo. Wasser cinii grosse Menge Kochsalz ('20—25 Proo,), ersten! auch oft Salpeter, ausser-ilom etwas milohsaures Ammoniak, Osiniizoin, und in alter Heringslake zuweilen zwei flttchtige liiison, das Propylamin und Trlniofylumin. Die Laken wirken domKoolisalz sehr ähnlich, reizend, in etwas grossen Gaben giftig, tfidtlich. Jiei Keyniil's Versuchen mil Horlngslake Starb ein Pferd von 4 Pfund, ein Schwein von t Pfund, ein Bund von eiren 210,0 (wenn dus lErbroohen gehindert war), und OeflUgol von circa 24,0. POkelfleisoh-brliho ist fast immer schwilcher wirkend als Iloringslakc, und beide wirken viel stärker wenn sie nlt als wenn sie Irisch sind; denn in dem eratoreiiKustaodesind sie mehr concon-trirt und haben nun nnohgewShnlioh daüTrlmethylaniliiund Propylaminentwickelt;welchen Stotl'en ein Thoil der Wirkung zugeschrieben wird, — und wohl mit Recht, da (nach lt;! h ar I i e r) diese Flüssigkeiten siidi nicht giftig zeigten, wenn .sie stark gekocht und hierdurch die genannten Stult'e zerstört waren, lïei Vergiftungen sind Aderlässe, schleimige Flüssigkeiten, säuerliches Getränk, kalte Umschläge auf den Kopf, abletlonde Boissmittol niilzlich. (liecueil de médee. vétér. ISSS^ p.401, 11. 18.r)G. p. 5.02.)
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13) Siil/.siiin'cs Aiiiiiioiiluk raquo;der Aiiiirioiilinii, Siilmbik, Ammonimmm hydroohlarainm, Ammonium #9632;i.nfrinh'cmn., Kai ii.iinii(nu'artm, Chloretum Aitunonn, Wydrooldoraa o/nvmoniatnta (roher und
goreliilgler).
sect;. 518.
Der Salmiak (Nir.,(Jl) findet sich häufig als ein vulkanisches Krzeugniss in manchen Gegenden Italiens, Persiens, in Tibet, im Sande der Lybiseben Wüsle u..s. w., — auch im Urin (besonders im faxxlendon), aber meistens wird er in verschiedener Weise künstlich hergestellt, tbeils (lurch directe Verbindung des reinen Ammoniaks mit der Salzsäure, tlieils durch Zersetzung des kohlensauren Ammoniaks (welches aus verbrannten tbierischen Substanzen, aus verbranntem ]\Iist und dgl. im unreinen Zustande gewonnen worden), und dann durch weitere Processe (Krystallisiren, Sublnniren). Im Handel kommt der Salmiak in grossen Stücken von Kuchen- oder Znckerhntform vor, oder auch als ein weissesKiystallmehl. l^r bildet lange, nadeiförmige, federartig gruppirte oder längliche octaödrisohe odor tetraëdrische weisse Krysialle, welche an der Luft sich nicht verändern; er bat kei neu Geruch, einen stechend salzigen Geschmack, besteht aus gleichen Misciiungsgowichten Ammoniak und Salzsäure, löst sich in 3 Tlieilon kalten und in gleichen Theilen kochenden Wassers, aber nur wenig im Weingeist auf', und verursacht bei seiner Ivosung eine sehr bedeutende Verminderung der Temperatur. Er löst koblensturen
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1 Vergleiche auch: Kuers, Diätetik oder Gesundheitspflege des Pferdes etc. Berlin iH.'iO S. 252 u, f.
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1. Bd.
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Salzsanroa Ammoniak.
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und phosphorsauren Kalk, phosnhorsanre Bittorerdo, dgl. Ammoniak, selbst
scliwofiU.saiireu mul iliisssaiiren Kalk auf1.
Auf'die uiivüi'lctzto Haut wirkt der Salmiak kaimi bemerkbar, in con-centrirter Auflösung gelind relzead.
Bei innerlicher Anwendung iüosch Mittels in mtlgsigen Gaben and durch nicht zu lange Zeit iPortgesetzt, bemerkt man eine mit dunklerer Köthung verbundene Reizung und zugleich laquo;ine Umstininnmg der Absonderung; es wird in den sämmtlichen 8ohleimhUuten (vorztlglicb aber in der des Magens und des Darnikanals, der Luftröhre und Bronchien) der Schleim dünnfltlssiger, weniger zähe und weniger gerinnbar, aber etwas reichlicher. Ebenso wird die Absonderung des Urins , und unter günstigen Umständen auch die Ilaut-ausdünstiuig vermehrt. Wahrscheinlich findet auch in den Lymphgefltsseu und in den aufsaugenden Blutadern eine vermehrte Thätigkeit Statt 5 denn man sieht, dass die Resolution krankhaft ergossener Flüssigkeiten überall 1111 Körper befördert wird. Der Koth geht gut verdaut, weniger mit Schleim umhüllt als verlier, und etwas trockener ab; an der Respiration und an der Zahl und Beschaffenheit der Pulse findet sich (lgt;ei gesunden Thieren) keine Veränderung; aber der Paserstoff des IJlutes wird mehr und mehr aufgelöst, und hierdurch die Gerinnbarkeit des letztern vermindert; im Magen und Dünndarm zeigt sich das Epitlielium aufgelockert, erweicht, und zuletzt scheinen seine Zollen zu verschwinden. Aus diesem Befunde ist die Eigen-thiinilichkeit der ganzen Wirkung des Salmiaks richtig zu beurtheilen. Auch ergieht sich ans ihm, dass der Salmiak wahrscheinlich in das Blut selbst übergeht2.
Wird das Mittel durch längere Zeit in massig starken Gaben (z. ]?. bei Hunden zu 2,0, bei Pferden zu 30,0, täglich drei- bis viermal) angewendet, so verlieren die Tliiere nach und nach immer mehr den Apjietit, die Munterkeit und die Kräfte; die Schleimhaut in der Nase und im Maule erschoinl hlass, mit vielem schmutzigen Schleime bedeckt; der Puls weich, klein, der Herzschlag stark pochend, das Hint von dünnerer Consistenz, langsam gerinnend und sehr reich an Serum. Zuletzt erfolgt bei Hunden mit 12 bis 16 Tagen der Tod, #9632;— wie ich dies in mehreren Versuchen gesellen, und wie es auch Arnold's Versuche3 bestätigen. Die Pferde starben erst nach 26 bis 38 Tagen und nachdem Paulfiober hinzugetreten war. — Die (Jadaver erstarren langsam und zeigen: im Magen viel unverdautes Futter, im Darmkanal am vordem Theil Futter mit viel zähem Schleim, am hintern lOnde weichen Koth, ebenfalls mit viel Schleim umgeben; dip Schleimhaut im Magen und Darmkanal aufgelockert, die Schleimdrüsen ebenfalls aufgelockert und sichtbar vergrössert; ebenso, aber weniger stark an der Schleimhaut der Respirationsorgane; das Herz und die grossen (lefässe schlaff, flüssiges,
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' Dlose Elgansohafton dos Saltnlaks können wahrsohelnllcli noch mit Vortliofl für manche thorapeutlsche Aufgaben benutzt wurden, wie z. 15. ssnrÄufläsnng manchor thieri-
Hchon Coiicrcnii'iiia(Damistcino mul Harnstefno mid dgl.), du dtoso neuorzougton Masseraquo; oft grösstonthoils aus einem oder aus einigen der genannten Salsso bestellen und sielraquo; tlaber \v\t: diese innlir odor wolliger durcli Salmiak aiillöson.
'#9632;#9632;' Blut mit SiUiuiiili gemengt voritndert sieh durch allmitltgo Auflösung lt;lor Hülle der liinlliörperehoM, so dass ssnletsst nur der Korn dovsolbeil [Ibl'tg bleibt
8 In der Zoitschvlft für Pliysiologio von Tiodemann und Tre viranus. 3. Bd. S. 127—147.
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Salze der Alkalien umi Erden.
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iliinkles Blut enthaltend; die Muskeln schlaft' und blass; — alle übrigen Orgaue normal.
Sehr grosse Gaben des Salmiaks können schnell den Tod verursachen, und zwar, wie es scheint, thoils durch Uoberreizung, theils durch Darmentzündung. Orfila (Toxicol. Bd. 1. S. 18U) brachte in den Magen eines starken Hundes 8,0 Salmiak in ÖU,U Wasser gelöst, und nnterband den Schlund, um das Erbrechen zu verhindern (was sonst nach etwas starken Gaben fast jedesmal erfolgt). Das Thier zeigte nach A Minuten starke Neigung zum Brechen; nach 8 Minuten Schmerz und Schwäche; nach 25 Minuten lief es wie wüthend umher, fiel aber bald unter klagendem Geheul um, worauf convulsivische Bewegungen, Tetanus, und nach einer Stunde der Tod folgten. Bei der Ocffnung des Cadavers fand man den Magen und Darmkanal, die Leber, die Milz und das Herz unverändert; die Lungen enthielten etwas schwarzes, flüssiges Blut; die äussereu Gefässe des Gehirns waren etwas injicirt. — 6,0 einem viel schwächern Hunde auf dieselbe Weise in den Magen gebracht verursachten dieselben Wirkungen; nur war in diesem Falle die Schleimhaut des Magens etwas entzündet. Kaninchen starben von 2,0 des Mittels nach etwa 1U Minuten unter Convulsiouen und Tetanus, und zeigten bei der Section besonders heftige Entzündung der Schleimhaut des Mageus und Darmkauais (Arnold a. a. O.). — Bei Pferden und Kühen sah ich von 90,0—180,0 Salmiak, die ich in einer Gabe (bald als Latwerge, bald mit Wasser aufgelöst) eingab, zwar im Verlaufe der ersten 4—G Stunden nach dem Eingeben vermeinte Wärme am ganzen Körper, dunklere Köthung der Scheimhaut in der Nase und im Maule, etwas schnelleres Athmen mit stark in die Höhe gezogenen Bauchmuskeln, — dann sehr vermehrtes Uriniren, am folgenden Tage häufige Entleerungen von etwas weicherem Kothe, und ausserdem die Wirkungen von kleineren Gaben, aber durchaus keine weiteren üblen Folgen entstehen. Aber von 150,0 pro dosi und durch 5 Tage fortgesetzt, starb bei Delafond1 ein Pferd.
Viborg (Samml. Bd.4. S. 141) spritzte mehreren Pferden eine Lösung von 1 Drachme (4,0) Salmiak in 2 Unzen (60,0) Wasser, in die Drosselvene und bemerkte zuerst eine Erhöhung aller Eunctionen, als: munteres, feuriges Aussehen, vollen Puls, starken, heissen Athen), dunklere liöthung der Nasenschleimhaut, vermehrte Wärme der Haut und Abgang von Koth, — hierauf' aber entgegengesetzt: Niederhängen des Kopfes, matte, halb zugemachte Augen, kleinen, geschwinden Puls, schnelleres Athmen und schwache Zuckungen der Muskeln. Nach 12—16 Stunden waren diese Zufälle verschwunden und die Pferde wieder munter. Hunde zeigten nach Einspritzungen von 1 Scrupel (1,25) Salmiak, aufgelöst in 2 Unzen (60,0) Wasser, sogleich heftige Convulsionen, Erbrechen, beschleunigtes Athmen, aussetzenden Puls, Mattigkeit und Unvermögen zu stehen. Diese Zufälle dauerten '^—2 Stunden und gingen in völlige Gesundheit über. Eine Injection von l'/jj Drachme (6,0) Salmiak, der in 11/2 Unze (45,0) Wasser gelöst war, tödtete aber einen Hund sogleich unter heftigen Convulsionen.
Nach den Versuchen von Smith, Mitscherlich u. A. sollen VL bis 2 Drachmen (8,0- 8,0) dieses Salzes, äusserlich durch eine Wunde auf' das Zellgewebe eines Hundes gebracht, nach l1/,. Stunde Schwäche und
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D e I iif u n d, Therapeut, gónérale. T. II. p. 43.
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Salzsaures Ammoniak.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 481
Erbrechen, nach 2 Stunden Unvermögen zu stehen, und nach i 2 Stunden den Tod bewirken. Die Ohductiou ergab am Magen dieselben Erscheinungen wie bei iunerlioher Anwendung des Mittels. Ich habe bei der Wiederholung dieser Versuche, selbst an schwachen Hunden, blos eine schmerzhafte, aber bald vorübergehende Reizung, und später etwas vermehrtes Uriniren entstehen sehen. Die Thiere blieben am Leben und ganz munter.
sect;. 519.
Aus diesen Angaben liisst sich entuciimen : dass die Hauptwirkung des Salmiaks bei seiner innerlichen Anwendung in einer zuerst mit Beizung verbundenen qualitativen Umstimmnng des Vegetationsprocessos besteht, dasser vorzüglich die Thiitigkcit der Schleimhäute verändert, die Schieim-secretion vermehrt, ebenso die Urinabsouderung, und dass er die Plasticität sowohl im Wüte wie in den abgesonderten Säften vermindert. Die Darm-ausleerungen werden bei seinem massigen Gebrauche nicht vermehrt und nur um ein Geringes feuchter; die Kräfte erscheinen wenig afficirt, aber die Resorption gewöhnlich etwas angeregt.
Diesen, auch an kranken Thieren beobachteten Wirkungen zufolge ist die. Anwendung dos Salmiaks daher im Allgemeinen gegen solche Krankheiten angezeigt: bei denen der wesentliche Zustand in einer .Störung des Bildu ngsproeesses rait vermehrter Plasticität der Säfte besteht, und wobei vorzüglich die Verrichtung der Schleimhäute auf die Art mit leidet, dass ihr Product in der Beschaffenheit und in der Menge krankhaft erscheint. Das Mittel ist bei dem hier im Allgemeinen bezeichneten Krankheitszustandé ebenso nützlich, wenn derselbe frisch entstanden oder chronisch, mit oder ohne Fieber, selbst mit oder ohne Entzündung besteht; doch ist es bei acuteu, reinen (arteriellen) Entzündungen, und überall wo grosse Reizbarkeit, viel trockene Hitze und Trockenheit der Schleimhäute zugegen sind, nicht passend, weil es unter diesen Umständen zu reizend wirkt und alle Zufälle, namentlich aber das Fieber vermehrt.
Hiernach wird der Salmiak speciell angewendet: gegen Katarrh bei allen Thieren (Druse der Pferde, Schnupfen der Schafe, Staupe der Hunde), gegen katarrhalische Bräune, gegen dergleichen Lungenentzündung und gegen Lungenkatarrh, — gegen Khenmatismus, rheumatische Bräune, rheumatische Lungen- und Brustfellentzündung; gegen katarrhalische und rheumatische Fieber. Bei diesen Krankheiten muss, wenn der Puls voll und kräftig ist, der Anwendung des Salmiaks ein Aderlass, und der Gebrauch anderer entzündungswidriger Salze und besonders des Brechweinsteins vorausgehen. Man darf ihn überhaupt nicht zu früh geben, sondern erst nachdem der Puls weich und der Husten etwas lockerer geworden ist. Ebenso ist das Mittel bei gemischten Entzündungen und Fiebern, z.B. bei gastrischen und Sohleimflebern nützlich, besonders wenn diese Krankheiten einen torpiden Character besitzen, wenn sich schleimiger Auswurf aus den Kespirations-organen einfindet, oder wenn die Krankheit eine Neigung zeigt, sich durch eine Krisis mit vermehrter Urinsecretion oder mit vermehrter llautausdün-stung zu entscheiden. - Eine nützliche Amvendung findet der Salmiak auch gegen chronische Verschleinnmgen, welche nicht offenbar in zu grosser Er-schlaft'ung allein, sondern zum Theil noch in einer schleichenden Reizung der Hk.ktwui, Arznelmlttellohro. rgt;. Anflagolaquo;nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 31
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482nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Salze dur Alkalien und Erden.
.Scliloimhäutü beruhen, daher z.B. sogen ohrouisoheDruse, gegen dergleichen Huston mit Auswurf von zähem Schleim, gegen Unverdaulichkeit mit Anhäufung von Schleim oder Galle im Magen und Darmkanal, auch gegen Stockungen in den Drüsen, chronische Knteiiudungen und Verhärtungen der Leber u, a. Vegetationsorgane.
sect;. 620.
Die Gabe ist für Pferde 8,0—15,0, für Hinder 12,0—-24,0, für Schale und Schweine 2,0—4,0, für Hunde 0,3—1,25 Grin., täglich drei- bis viermal wiederholt. Die Anwendung kann in Pillen oder Latwergen, bei Wiederkäuern, Schweinen und Hunden aber auch recht zweckmässig in flüssiger Form geschehen. Past immer giebt man den Salmiak in Verbindung mit anderen Mitteln, durch welche seine Wirksamkeit vermehrt wird, oder eine bestimmte Biohtung erhält; so z. B. bei Entzündungskrankheiten in der ersten Zeit zuweilen mit Salpeter, mit Glaubersalz, später, wenn die Keizbar-koit gemindert ist, in Verbindung mit gelinden aromatischen Mitteln, bei grosser Schwäche selbst mit Kampher, — bei chronischen Verschleimungen mit bitteren, stärkereu aromatischen, selbst mit adstringirenden Mitteln, mit Terpenthinöl, Theer, Sdnkasant, mit Spiessglanz und dergleichen. Bei Bauchwassersucht habe ich in mehreren Fällen, besonders bei Simden, von dem Salmiak in Verbindung mit Digitalis eine ganz vortreffliche Wirkung gesehen.
sect;• 821.
Aeusserlich dient der Salmiak a) als ein errcgend-zertheilcndes und doch kühlendes Mittel gegen Entzündungen, die nicht ganz rein, sondern mit Ex-travasaten von Serum oder Blut, mit Ausdehnung und Erschütterung verbunden sind, daher gegen Quetschungen, Verstauchungen, Satteldrücken; auch gegen asthenische Augenentzündungen, i lornhautflecke, Verhärtungen, Milchknoten, Sehnenklapp und dergl.; und ä) gegen Räude, Flechten und veraltete Mauke.
Bei den Entzündungen und Quetschungen wird er, wenn man hauptsächlich die kühlende Wirkung beabsichtigt, mit Salpeter, Essig und Wasser, z.B. als Schmuck er'sehe kühlende Umschläge: 1 Theil Salmiak (oder Kochsalz), 3 Theile Salpeter, 6 Theile Essig und 12—-24 Tbeile Wasser; — oder ohne Salpeter als sogenanntes Oxykrat oder saure zertheilende Mischung (sect;. 458), zu Waschungen und Umschlägen, und im Uehrigen ganz so wie das Kochsalz (sect;. 616) benutzt, durch welches er auch mehren-theils zum äusserlicben Gebrauch wohlfeiler ersetzt werden kann. — Gegen die sub b) genannten Krankheiten wendet man ihn in concentrirton Auflösungen (30,0 zu 180,0 Wasser) oder in Verbindung mit Fett oder grüner Seife u. s. w. in Salbenform an.
Eisensalmiak s. bei Bisen.
(Ammoniac, hydrochl. cruel. 30 Gnu. 1 Sgr. '.i Pfg.j gros. moJ. pulv. 30 Gramm J Sgr. 8 Pfg.)
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Salzsaures Ammoniak, Salpëtersaureé Kali.
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I). Salpetersaure Salze.
14) n) Sal|ielfisiiuii's Kali, gKHÜImlicher Kali-Salpeter,
Kaii nitricinn. depunrtum, Nitrtnu, Nitras kalicus s. potassat, Sal petvae.
h) SalpeleiMiuies Natron, cnblscher oder Würlelsalpetcr, GblIUalpeter,
Natnwi v/tric/nn, Nitr* cnbicnm s. chilense.
sect;. 522.
a) Der Kali-Salpeter (KiXNO,-,) ist ein neutrales Salz, aus 53,44 Sal-petersäuro und 40,56 Kali bestehend, kiystallisirt im reinen Zustande in langen, gestreiften, wcissen, öseitigcn Prismen, die sich an der Luft nicht verändern, sich in 6 his 7 Theilen kalten und in gleichen Theileu siedenden Wassers, in verdünntem Weingeist nur wenig, im reinen Weingeist gar nicht auflösen. Bei der Auflösung bewirkt er eine bedeutende Verminderung der Temperatur; auf glühenden Kohlen verpufft der Salpeter; sein Geschmack ist kiihlend-salzig, ein wenig bitter.
Der Kali-Salpeter erzeugt sich auf der Erde an Stollen, wo organische, stickstoffhaltige Substanzen an der Luft in Fänlniss übergehen; es entsteht da durch Mitwirkung' des Stickstoffs und des Sauerstoffs der Atmosphäre zuerst Salpetersäure, die sich mit den vorhandenen oder zugesetzten Kallen (und Erden) zu Salpeter verbindet. Bei dem Verdunsten des Wassers tritt derselbe in kleinen Krystallon an die Oberfläche, von welcher er abgekehrt werden kann (Kehrsalpeter); dieser, und ebenso die salpetcrhaltige Erde wird ausgelangt, die Flüssigkeit wird abgedampft, zum Krystallisiron hingestellt und so der gewöhnliche Salpeter (Kali nürioum crudum) erhalten, in welchem sieh noch fienide Bcstandtheile befinden, von denen er durch nochmaliges Auflösen und Krystallisiren befreit (Kali nitricum depitratum) werden kann.
Bei innerlicher Anwendung zeigt der Salpeter in seinen quot;Wirkungen auf den thierischon Organismus eine Aehnlichkeit mit dem Glaubersalz und mit dem Doppelsalz, er unterscheidet sich aber von diesen und von allen anderen Salzen dadurch, dass er stärker, als sie es thun, örtlich kühlt und die Fieberhitze mässigt, den Faserstoff und Kohlenstoffquot; im Blute vermindert, es hierdurch flüssiger und heller macht, die Wärme, die Expansion und die Gerinnbarkeit desselben vermindert, ehenso die Irritabilität im ganzen Körper, vorzüglich aber im Hcraon und in den Blutgefässen sehr herabstimmt, und dass er in etwas grossen Gaben den Magen mehr helästigt, den Appetit und die Verdauung stört. — Die Urinsecretion wird durch den Salpeter sehr vermehrt, besonders aber, wenn derselbe in mehreren, nach kurzen Zwischenzeiten wiederholten Gaben angewendet worden ist; der Urin selbst wird mehr dünn, wässerig, und macht einen stärkeren alkalischen Bodensatz, aber der Salpeter als solcher ist in ihm nicht zu finden, wohl aber mehr Kali. Er scheint also zersetzt zu werden, und jene Wirkungen auf' das Blut sind wahrscheinlich zum Theil durch die chemische Zersetzung verursacht, indem sein Sauerstoff zur Bildung von Kohlensäure und Wasser die Elemente giebt (namentlich wo Aussonderungsstoff'e krankhaft im Körper zurückgeblieben sind), dass in Folge hiervon die Lungen- und die llautausdünstung freier wird und durch die reichlichere Decarbonisation eine heilere Röthung des
81raquo;
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Salze der Alkalien und Erden.
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Blutes eintritt. #9632; Auf die Sdiloinihiuit des Verdauungskanals wirkt er in mttssigen Qaben nach Art der übrigen genannten Salze, gelind erregend und die Absonderungen befördernd, wonach dann der Kotii etwas weicher und feuchter abgeht; von grossen Gaben entstehen aber heftige Reizungen des Magens und Darmkanals, Leibschmerzen, Verminderung dos Appetits, bei Hunden und Schweinen auch Erbrechen, starkos Laxiren, selbst mit Ausleerung von Blut, sehr reichliches Urinireu, Schwäche in den Muskeln, schneller, kleiner l'uls, an den Schleimhäuten zuerst dunkelrothe, selbst livide, späterhin blasse Färbung, und zuweilen auch Convulsionen, Läh-iiimig der Extremitäten und der Tod. J5ei 2 Pferden, denen man in der Thierarzneischule zu Lyon jedem 2-10,0 Salpeter in 2 Pfund Wasser aufgelöst auf einmal eingegeben hatte, erfolgte nach allen Syniptonien von heftiger Darmentzündung der Tod binnen 24 Stunden, und bei der Section fand man die Schleimhaut des Magens und Darmkanals durchaus entzündet1. II lizard piNre sah dagegen von 500 Gnn. Salpeter in 1500 (inn. Wasser gelöst keine tödtliche Wirkung. — Ich habe mehreren, sowohl kräftigen, wie auch scliwächliclien l'ferden 210,0—3G0,(), sogar 4H(raquo;,0 dieses Salzes in Latwergen, in Pillen und in concentrirter Auflösung- auf einmal eingegeben, und davon zwar die vorhin genannten Zufälle, aber keine weiteren üblen Folgen bemerkt8. Hiermit stinnnen auch die Resultate der von Cupiss und von Morton gemachten Experimente8 überein. Vouatt, Surginson* u, A. haben jedoch von kleineren Gaben jene üblen Zufälle und selbst don Tod erfolgen sehen, und hiernach in den Cadavern die Schleimhaut des Magens, tbeilwoiso auch die des Darmkanals dunkelroth, mit Extravasaten und an einzelnen Stellen auch mit Excoriationcn behaftet gefunden. — Auch bei den Wiederkäuern treten von grossen Gabon solche heftige Wirkungen ein; •/ä Pfund (250,0) tödtet ein Kind, und 1 Unze (30,0) ein Schaf fast sicher. Die Wirkungen sind so wie oben angegeben, besonders aber constant die heftigen Leibschmerzen, bei denen die Thiere blöken, sich niederlegen, wälzen und dergleichen. J)ie Zufälle treten immer schnell ein, oft schon in V-i'quot;'/ü Stunde nach dein Genuss des Salpeters, und inehrentheils erfolgt in etwa 1U—12 Stunden der Tod, in einzelnen Fällen aber auch bald Genesung. Bei mehreren Kühen sah Mersiva (Magazin für Thierheilk, 10. Jahrg. 1. Heft S. 105) den Tod von dem Genuss von circa 180—200 Gnn. Salpeters in Wasser aufgelöst, binnen 6 Stunden erfolgen. Nach Lafore6 verursachen 120 Gnn. dem Rindvieh keine üblen Zufälle. — lieber die tödtlichen Gaben bei Schweinen fohlen sichere Beobachtungen. Bei Hunden, denen
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1 pompte remlu des travaux do 1'Kcole vétérinaire de Lyon, ainicc 1819.
a Auffallend und mit der Wirkung wiederlioller kleiner Gaben im Widerspruch stellend ist es, class leb nach der Anwendung dieser ausserordentlicli grossen Gaben niemals durch das Thermometer eine Verminderung der Temperatur, weder im Blute nueh Im Maule, im After oder an der Haut der Thiere entdecken konnte; im Gegentheil hatte die Warme in der ersten Slundc gegen 1 Gr. zugenoinmen, und bei einem Pferde war sogar ein allgemeiner Schweiss ausgebrochen. Das nach dem Eingeben zu verschiedenen Zeiten aus der Vene entleerte Hlut erschien etwas röther als vor dem Versuch, gerann etwas tangsamer, und trennte sich sebärfer in Serum, in Cruor und FaserstolV; letzterer nahm an Menge zu und zeigte nach dem Erkalten eine grosse Ziiliigkeil und Festigkeit!
:l Veterinarian 1837. p, 07 u. 198.
* Kbendaselbst 1836. p, 682 u. 1838. p. 85.
6 Maladies particiil. au.\ grands ruminantslaquo; p. 353.
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Salpctoi'Hiiures Kali.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;485
icli nach dem EingeliCii von 8,0, aclbst uur von 4,0 Salpeter den Scliluud initerlmndcn hatte, sali icli (wie ürf'ila. Toxicologie, Bd. I. S. 174) sogleicli Neigung zum Breoben und An^-st, dann Schwäche, nach 20—10 Aliuuton .Schwindel, Krämpfe, langsame Respiration, sobwaobeu Qenssclilag und nach 1—2 Stunden den Tod erfolgen, Im Cadaver fand sich: der Magen äusser-lich hlauroth; soino Sehlüimluiut dunkclroth, mit schwarzem Bhlt injicirl,; dio Muskelhaut sehr gßrothet; der Dtlundarm von derselben Besohaffeubeit; die Nieren und dio Schleimhaut der Harnblase etwas mehr geröihct; die Lungo gesund, mit liellrothem Elut massig erfüllt; ebenso das Herz in seiner linken Hälfte; das Gebirn sehr blutreich. Wurde die Unterbindung des Schlundes nicht gemacht, so entstand blos Erbrechen, Mattigkeit und zuweilen Laxiren, jedoch bald vorübergehend. — Wird der Gebrauch des Salpeters durch einige Zeit fortgesetzt, und es entstehen jene acute Zufälle nicht, so beobachtet man hiernach sehr reichlichen Abgang eines wasserhollen Urins, Abmagerung und Entkräftung, selbst einen wirklich septischen Zustand, und zuletzt erfolgt der Tod.
Nach dem Einspritzen von 4,0—12,0 Salpeter (aufgelöst in 60,0—90,0 Wasser) in die Drosselvcno entstand bei mehreren Pferden sogleich geschwindes Athmen, kleiner, geschwinder Puls, Herabhängen des Kopfes, Mattigkeit; nach etwa 6 Minuten auch etwas vollerer und geschwinderer Puls, dabei eine Art von Schlummer und Gähnen; nach '/a Stunde wurde der Puls langsamer, das Maul trocken, das Haar gesträubt, — Prostschauder; nach 2 Stunden Abnahme aller Zufälle, so dass nach 6 Stunden nur noch etwas kleiner und geschwinder Puls bestand; dabei aber Appetit zu Futter und Getränk wieder eingetreten war (Viborg, Samml. Bd. 4. S. 131, 132).
Aousserlich wirkt der Salpeter, wenn er in Auflösungen angewendet wird, kühlend, und auf Wundon gelind reizend, wenigstens die Granulation etwas dunkler rötheiul; aber selbst von sehr reichlicher, concontrirter und fortgesetzter Anwendung sieht man weder Anätzung noch besondere allgemeine Zufälle entstehen. Orf ila a. a. 0. sagt dasselbe. — Dagegen entsteht sowohl bei der innerlichen Anwendung wie auch bei der Anwendung auf blossgolegte Nerven eine auffallende Verminderung der Nervenreizbarkeit 1.
Dieser Umstand scheint zur richtigen Erklärung über die Art, wie der Salpeter im Thierkörper seine schwächenden Wirkungen entwickelt, zu dienen; denn es lassen sieb keineswegs alle Erscheinungen aus seiner kühlenden und das Blut verdünnenden Wirkung allein erklären.
sect;. 628.
Die allgemeine Anzeige zur Anwendung des Salpeters findet sich, den angedeuteten Wirkangen gemäss und der Erfahrung zufolge, bei Krankheiten, in denen die Energie dos Herzens, der Arterien und der Muskeln vermehrt, zugleich die Poizbarkeit in diesen Theilen und im Nervensystem zu sehr aufgeregt, das Blut zu sehr gerinnbar oder auch zu reich an Kohlenstoff ist; daher den Erscheinungen nach, wo das Blut sehr dunkel, dickflüssig oder theerartig erscheint, wo der Puls hart, voll, der Herzschlag unfühlbar oder
1 ThiloW, über die Wirkung des Salpeters und Kücliensal/.cs. Erfurt 1802. S. 13 u. f.
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Salze der Alkiilicn und Erden.
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nur ganz schwach lühlbar, die Urinahsonderiing vermindert, die Haut heiss und trocken, die Schleimhiinto dunkolroth oder blaurotli und mein'trocken als feucht .sind. — Dagegen wird er uiclit gut ertragen, wenn im Magen und Darmkanal, in den Nieron oder in der Blase eine krankhafte Heizbarkeit besteht, wenn die Verdauung sehr geschwächt, oder wenn die Kräfte im Allgemeinen sehr gesunken sind, und wo ein septischer Zustand eingetreten ist.
Demnach dient der Salpeter innerlich als das (nächst dem Adcrlass) wirksamste antiphldgistische Mittel gegen Entzündungsficbcr, gegen jede acute Entzündung (jedoch mit Ausscliluss der Magen-, Darm- und Nieren-entziindungeiï), selbst heim drohenden Brande; gegen acuteu Kheumatisnuis und heftige rliwimatische und katarrhalische Fieber, Influenza und dergl., wenn sie den Eiitzündungscharacter an sich tragen; gegen alle acute An-thraxkrankheiten mit demselben Character, daher auch gegen dieEräune und den sogenannten Hinterbrand der Schweine u. s. w.; gegen active Congcstio-nen zn dem Kopfe oder den Lungen, als Diureticum gegen acute Wassersuchten, — und nach quot;Waldinger auch gegen den Starrkrampf.
Auch als Präservativ gegen Anthraxlcrankhciten im Allgemeinen, und besonders gegen die Anthraxbräune der Schweine giobt man ihn, sowohl für sich allein, wie auch in Verbindung mit anderen Mitteln.
Aeusserlich benutzt man den Salpeter n) als kühlendes und zertheileu-des Mittel gegen heftige Entzündungen, ähnlich wie das Glaubersalz (siehe Essig, sect;. 458, und Salmiak, sect;, 621). Englische Thierärzte (King, im Veterinarian, 1838, März, und Morton, Manual of Pharmacy, p. 24:0) empfehlen eine concentrirte Auflösung (1 Theil zu 7 Thoilen Wassers) als ein sehr kräftiges Reizmittel für Wunden, in welchen Gangrän entstanden ist, — /') Gegen Räude und Flechten ist er als Waschmittel (in Auflösungen mit Wasser oder Tabatksabkochung und dergleichen, 30,0 zu 300,0 Flüssigkeit) oder auch in Salben (15,0 zu 30,0 Fett oder Seife), täglich einmal anzuwenden, sehr wirksam ',
sect;#9632; 524, Die Gabe ist, nach dem Grade der vorhandenen Krankheit u. s. w., für Pferde und Rindvieh 15,0 - 45,0, für Schweine 4,0—15,0, für Schafe 4,0 bis 8,0, für Hunde 0,3—1,25, — in Zwischenzeiten von 2—4 Stunden wiederholt, solange bis die Schläge des Herzens fühlbar, und die Ab- und Aussonderungen reichlicher werden. Ist dies binnen 2 Tagen nicht der Fall, so muss der Gebrauch des Mittels für etwa einen Tag ausgesetzt werden. — Fast immer setzt man dem Salpeter bei den Entzündungskrankhoiten, und wenn man die Kothausleerungen stärker befördern will, noch Glaubersalz, oder Doppolsalz, odor Weinstein, — bei katarrhalischen und rheumatischen Leiden den Brechweinstein, —- bei brandigen Entzündungen, bei Typhus und Milzbrand, aber die Schwefelleber oder selbst den Kampher hinzu. In der Verbindung mit dem letztem hat der Salpeter auch bei Nierenentzündung, bei aeutem Rheumatismus, und nach Wald ing er auch beim Starrkrampf sehr gute Dienste geleistet; doch sind die pathologischen Zustände, hei denen
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1 Bei Menschen, welche sich mit Pforderäude iuficirt hatten, sah ich von keinem andern Mittel sobald das lästige Jucken verschwinden und Heilung erfolgen, wie nach täglich zweimaligem Waschen mit einer Auflösung von einer Unze Nitrum in 12 Unzen Wasser.
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Salpetersaui'oa Kali mul Katron, ËSBigsonrea Ammoniak.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 487
diese Verbindung eigentlich passend ist, bis jetzt nool nicht, genau bestimmt. — Die Anwendung- geschieht in Pillen, besser in Latwergen, und wenn die Wirkung recht schnell erfolgen soll, auch in lliissigor Form. Alan muss dabei den Salpeter in der hinreichenden Menge Wassers (d. i. wenigstens mit 7—8 Theilen desselben) vollkommen auflösen und, wenn man ihn in einer solchen concentrirtcu Lösung eingiebt, muss man ihn stets mit einem schleimigen Vehikel etwas reichlicher versetzen als andere Salze, um die reizende örtliche Einwirkung auf den Magen und Darmkanal möglichst zu mindern. Sehr häufig und ganz bcfjucrn gieht man das Mittel im Getränk, den grossen Thieren in 1 Eimer Wasser oder Kleientrank 30 Grin., den kloinen Thieren 2- -4 Grm. in einem Teller Wasser oder Milch. — Er dient auch zur Bereitung der Salpetersäuren Käucherungen (sect;. 450).
b) Das Nutron nitrkum (NaC^NOlaquo;,) findet sich als ein Naturerzeugniss in der Erde an mehreren Orten, besonders massenhaft an dor Grenze zwischen Ohili und Peru, im unreinen Zustande, es kann aber leicht gereinigt werden. Ebenso ist es auch leicht aus Natron und Salpetersäure darzustellen. Es krystallisirt in durchscheinenden stumpfen Octaedern, ist luftbeständig, löst sich in l'/^ Theilen kalten und in weniger als gleichen Theilen kochenden Wassers auf und verhält sich übrigens wie Kalisalpeter. In seinen Wirkungen stimmt dieses Salz im Wesentlichen mit den Wirkungen des Kalisalpeters iiberein, es ist aber weniger den Magen belästigend als der letztere und soll auch eine grössere antirheumatische Wirkung besitzen als dieser. Es wird deshalb und weil es billiger, jetzt häufig dem Kalisalpeter vorgezogen. Gabe und Anwendung ist. wie bei diesem. Grosse Gaben wirken ganz so giftig, wie oben angegeben, ebenso auch von dem unreinen Chilisalpeter. (Kali nur. depurat. 30 Grm. 1 Sgr.; pnlv. 1 Sgr. 8 Pfg, — Xatr. nitric, depurat. 30 Grm. 1 Sgr.; pnlv. 1 Sgr. 6 Pfg.)
Anmerkung, Daraquo; Schiessplaquo; I ver ff'idvis pyrius s. Pult), sclopetariusj, aus Salpeter (gegen 76 Thoile), Kohle (15 Tlieile) und Schwefel (9 Thcile) zusammengesetzt, wirkt der Hauptsache nach fast ganz wie der Salpeter U'.id kann imNothfalle statt desselben bei allen Krankhcilen angewendet werden, wo dieser nützlich ist. Die Gabe muss aber um Va stärker sein als von dem Salpeter. Aeusserlich kann das Pulver zur Zerstörung des Cuntagiums in frischen liisswunden von tollen Hunden u. s. w. dienen, indem man es in diese Wunden streut und anzündet; von Empirikern wird es zuweilen , mit Fett oder Oel zur Salbe gemacht, gegen Häudo, Flechten, Maulgrind und dergleichen benutzt (z. B, Schiesspulver 60,0, Zinkvilriol 8,0, Schmalz 200,0), Gegen die Räude der Hunde hat sich folgende Zusammensetzung oft sehr wirksam gezeigt; Schiesspulver 15,0, Koch salz 120,0, Kornbranntwoin 240,0. Täglich dreimal hiermit die kranken Stellen reichlich zu befeuchten.
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E. Essigsaure Salze.
15) Essigsaures Ammoniak raquo;An Aiuniunluiii, Essig-Salmiak, Mlnderer's Odst, Ammoniaeum
nreticnm solutum. Amvionvim acettcum, 8al anwwniacnm acetatwn, 8pirHu$ $, Liqnor
Minderen', Liquor annnonü aectici, lAqnor acetatis nmvioiiari.
sect;. 525.
Dieses Salz ist zusammengesetzt aus Ammoniak, Essigsäure und Wasser, ist sehr schwer krystallisirbar und daher allgemein nur in flüssiger Form gebräuchlich. — Bei der innerlichen Anwendung in gehörig grossen Gaben
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Sidze der Alkalicu und Erden.
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z. B. bei Pferden und Kühen in Gaben von 120,0—180,0, bei Hunden von 8,0—60,0) verursacht es etwas volleren Puls, etwas schnelleres Atlnnen mit vermehrter Lnng^nansdtinstung, lobhaftere Röthung der Schleimhaut in der Nase, vermehrtos Urinircn und stärkere riautausclünstuug. Alle diese Wirkungen entstehen ohne heftige Aufregung, sehr mild, aber auch nur in einem geringen Grade. Eine tief eindringende Wirkung auf den Vcgetatiunsprocess, laquo;der eine besondere Eichtung auf das Nervensystem konnte ich niemals recht deutlich erkennen.
51 an hat den Minderergeist gegen katarrhalische und rheumatische Fieber, gegen Druse, gegen die Staupe der Hunde, gegen katarrhalische Bräune, aeuten llheumatismus, rbeumatischen Starrkrampf, bei aeuten Hautausschlägen (z. B. bei den Pocken) und bei aeuten Wassersuchten in mehreren Fällen mit Nutzen angewendet, und er schien bei diesen Krankheiten besonders dann etwas zu leisten, wenn sie nur in einein massigen Grade und ohne acute Entziindungszufälle bestanden, oder wenn die letzteren bereits beseitigt waren, und zur Zeit der eintretenden Krisis. In den meisten Fällen ist jedoch das Mittel durch den Salmiak zu ersetzen, - - was bei den grossen Ilausthieren um so mehr zu beachten ist, weil es theuer ist und in grossen Gaben angewendet werden muss, wenn man eine Wirkung von ihm sehen will. Es wird daher jetzt nur selten, und mehrentheils nur für die kleineren Thiere benutzt.
Eine mittelmässigc Gabe ist: für Pferde und Rinder 90,0, für Schafe und Schweine 30,0, für Hunde 2,0—8,0, täglich drei- bis viermal. Man giebt es mit Fliederblumcn, mit stärkereu aromatischen oder mit bitteren Mitteln, auch mit Kampher verbunden, in Latwergen und in flüssiger Form. (30,0 1 Sgr.)
Anmerkung. Das osHi^sn ure Kali oder die g ohliittor tc Wolnstelnorde fh'alincHiriim, Tcnafnlinta tartari) wirkt kühlend, flic AbHonikninguii im Vci-daimii).'laquo;-app.trat und in den Nieren sehr fördernd, ilaiier sehr urintreibend, in sehr grossen Gatien auch gelind laxircnd. Hin und wieder ist e.-* gegen cliiunischu Uiivcrdiiulii'hkcit, gegen Wassersucht und dergl. angewendet, im Ganzen laquo;her sehr wenig boniltzl , weil es ebenfalls zu tlieuer iat. Dassollte gut von dem essigsauren Nutrum fSatrum aceticumj.
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F. Weinsteinsaure Salze.
10) 8aiirraquo;'s raquo;ein- oder raquo;pliistcltisauics Kali, Wi'liislcln, Weiiislclfirahni, Kali biiartariatm '
crudnm, Kali tavtaricim acidulum entditvt, Oreinor Tartari, ïiitartras Valicns mm aqua cntthis,
— und gereinigtes zweifach welnsmires Kali (Kali bitart. depwatum).
sect;. 526.
Der rohe Weinstein lagert sich beim Gähren dos Weines als eine graugelbe, röthliehe oder braune Kruste in den Fässern ab; er besteht aus 70' 3 Proc. Weinsäure, 25,08 Kali und 4,75 Wasser, und enthält ausserdem noch weinsauren Kalk, färbende Stoffe und dcrgl. Er wird deshalb gereinigt, indem man zu seiner Auflösung Thon, Kohle etc. setzt und die klare Flüssigkeit wieder krystallisiren lässt. Der gereinigte Weinstein erscheint in vierseitigen kleinen, weisson Prismen oder als weisses Pulver, ist ohne Geruch, sauer schmeckend, ebenso reagirend, an der Luft beständig, im Wasser schwer auf-
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Essigsaures Ammoniak, Wcinsaures Kali.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 489
löslich; er bedarf hieran 95 Theile kalten odor 15 Theile kochenden Wassers, im Weingeist ist er unlöslich.
Das Mittel wirkt wegen seines überwiegenden riehaltes an Weinstein-sftnre einigennaassen ähnlich den vordünnten vegetabilischen Säuren (sect;. 440), aber durch das Kali zugleich mehr als diese auf den Absondorungsproccss in den Schleimhäuten und auf den Kesorptionsprocess in den Venen, indem es beide, und besonders den letztem, thätiger macht, und vielleicht auch das Blut etwas verdünnt; es vermindert die Irritabilität und kühlt in einem massigen Grade (weit weniger als der Salpeter), befördert die TIrinsecretion ziemlich stark und bewirkt, dass der Kotli etwas lockerer und weicher abgeht; wirkliches Laxiron entsteht nur nach sehr grossen, wiederholten Gaben, durch welche aber der Appetit und die Verdauung geschwächt worden. Deshalb und weil der gereinigte Weinstein theurcr ist als die schwefelsauren Salze, benutzt man ihn als Laxirmittcl nicht; dagegen kann er in massigen Gaben mit Nutzen gebraucht werden gegen leichte Entzündungen und Entzündungsfieber, besonders wenn sie mit gastrischen Zuständen oder mit Störungen in der Bereitung und Ausscheidimg der Galle complicirt sind, — ebenso gegen Stockungen in den Blutgefässen des Hinterleibes, — gegen den sogenannten Magenkoller, — gegen Anthrax, — gegen das Blutharnen und Blutmelken während des entzündlichen Zustandes, — gegen acute, noch mit leichten Entzündungssyraptomen begleitete Gclbsuchton und Wassersüchten und dgl. Er ist wenig gebräuchlich, und meistens wird nur in Weinländern der rohe Weinstein, wo man denselben wohlfeiler haben kann, thierärztlich benutzt.
Man giebt ihn den Pferden auf'einmal zu 30,0—60,0, dem liindvieh zu 60,0—180,0, den Schafen zu 15,0-45,0, den Schweinen zu 30,0-90,0, den Hunden zu 2,0—15,0, — täglich drei- bis viermal. Bei grosser Hartleibig-keit setzt man ihm schwefelsaure Salze, bei mehr acuter Entzündung den Salpeter, — bei Wassersüchten die Digitalis, bei dem Milzbrande bittere Mittel und dergl. hinzu. Die Anwendung geschieht am besten in Latwergen und in Pillen, weniger zweckmässig in flüssiger Form, weil er sich schwer im Wasser auflöst; er erfordert daher eine grosso Menge Flüssigkeit und oft noch einen Zusatz von schleimigen Mitteln. — Stärkere Säuren, ebenso reine und kohlensaure Kalien dürfen wegen chemischer Zersetzung mit dem sauren Weinstein nicht zusammengesetzt werden, ausgenommen die letzteren da, wo man aus den kohlensauren Salzen die Kohlensäure im Magen vollständig frei machen will, um ihre Wirkung zu entwickeln. (80 Gnu. Kali bitart. crud, 3 Sgr., punmi jnilv. 3 Sgr. 8 Pfg.)
Anmerk ung 1. Das neutrivle weinsteinsauro Kali, der tartarisirto oder auflösliche Weinstein (Tartarus iartarisatus, Tartras kalicns , Tartras Potassac s. Lixiviae, Tartaiiis aolnbiiisj, bereitet dureh Sättigen der überschüssigen Säure des Weinsteins miltelst hinzugesetzten Kali, — ist ein sehr leicht auflösliches Neutralsalz, wirkt weniger kühlend, weniger harntreibend, aber mehr aullösend und die Absonderung im Darmkanal stärker beiordernd als der Weinstein Er kann bei iibnlichcn /ustiinden und in ilenselben (iahen wie der letztere als Heilmittel bennt/.t worden , ist aber noch weniger gebräuchlich, weil er noch theurer und durch andere Salze gut zu ersetzen Ist. Kr darf mit Siiureti und mit sauren Salze nicht verbunden werden, weil er durch dieselben zersetzt wird. (Preis: ;iO Qrm. 4 Sgr.,i)ulv. 5 Sgr.)
A n m e rku n g 2. Der n a t ron h a 11ige Weinstein, wei na t e i n s au r e Soda, Sei gn c I to-Sal z (Nalro-knli. tarturiViim , Tarlnts l.alico- mitriviis mm Ai/na, Tcrta* raquo;n Hdtronatus, Kali lartaricum, uatronatnm, Tartras l'otcmac el fiodac, Sal de Mciijtwllc, Sal poiy
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Salze der Alkalien und Erden.
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chriatmi BeignetliJ, bereitet durch Sttttlgnng iler UbersohUsslgen VVeinsäuro des Weinsteins mittols Niitrmn , ist ein druifiu'hcs, lelchl miflüsliclies Salz, dossen Wirkung mit der des
vorigen im Wesentllclien UbereiuBtimmt, aber etwas miliior ist. Von ihm gelten die in der vorigen Anmerkung gemachten Andeutungen. — l)cr boraxsaure Weinstein (TaHn-rus boraaiatusj ist Ihm in der Wirkung- 1'ast ganz gleieli, und zum tliieriirztlichen Gebraucli völlig entbehrlich,
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G. Boraxsaures Natron.
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1/) /iWelliirll boraxBAIII'eS Nall'OII) Boraig Natmm Mboraoieumj Natnim horacicum s. borifiim c. Aqua (i\ra(),21iO:' 10HO).
sect;. Wl-
Dieses uns 1fi,3 Natron, 36,6 BoraxaHure und 47,1 KrystalliKationswasser bestehende Salz liiulot sich von der Natur gebildet im rohen Zlistandc (soge-uannter Tinkal) an den Ufern mehrerer Seen in der Tartarci, China, Thibet u. s. w., und wird durch Urnkrystallisiren gereinigt (rat'tinirt). Der meiste Borax wird Icunstmässig hergestellt ans Natron und aus der Toskanischen Borsäure. Er liildet, ziemlich grosse Prismen oder schiefe, rhombische Säulen, ist farblos, ohne Geruch, mildsüsslich und etwas laugeuliaft von Geschmack, löst sicli in 12—15 Theilen kalten, in '2 Theilen kochenden Wassers, nicht im Weingeist, an der Luft verwittert or etwas und bedeckt sich mit einem weisscu Pulver; er reagirt alkalisch; schleimige Flüssigkeiten verdickt er und macht sie starr.
Oertlioh wirkt der Borax selbst, im concentrirten Zustande nur sehr gelind reizend, etwas austrocknend; innerlich reizt er die Verdauungsoiuge-weide sehr wenig, geht unverändert in den Harn über, wirkt goliud antiphlo-gistisch, vermindert die Kerzaction, befördert die Resorption und erregt in mildem Grade die Thätigkoit der Harn- und Q-eschlechtsorgane. Borax wird als örtliches Heilmittel bei astlieniscben Entzündungen der Schleimhaut, im Maule, bei Aphthen, bei Auflockerung des Zahnfleisches, bei katarrhalischer Bräune, bei oberflächlichen Geschwüren an den Geschlechtstheileu, bei Fleckender Hornhaut und dergl. angewendet; — und innerlich dient derselbe als Diureticum bei acuter Brust- und Bauchwassersucht und be:* eben solchen Oedemen, bei dor Influenza, —#9632; und bei dem Zurückbleiben der Nachgeburt in Folge mangelhafter Wehen.
Die Gabe ist für Pferde 8,0—16,0, für Kindvieh 8,0—30,0, für Schafe, Ziegen und Schweine 2,(i—1,0, für Hunde und Katzen 0,3—2,0, täglich zwei- bis dreimal. Die Anwendung geschieht in Latwergen, Pillen und Eingüssen, zuweilen mit Glaubersalz und anderen passenden Mitteln, oder auch einfach aufgelöst im Trinkwasser.
Aeusseilich gebraucht man das JMittel in Auflösungen mit 20—30 Theilen Wasser, oder Salbei-Infusum und dergl,, zuweilen mit Zusatz von 2—.'3 Theilen Honig, als Maulwasser oder zum öfteren Befeuchten der leidenden Thcilc. (30 Grm. 1 Sgr. 6 Pfg.; pulv. 2 Sgr. 2 Pfg.)
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BomxsaUl'eB Natron, Seifen.
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H. O ei #9632; u ad tal g s an re S alz e, Ho i f e n,
8) a) Kallselfc, treidle Seife, Schmieiselfe, grüne oder schwiir/.c Seile, Sapo kalims, Sapo viridis s. niycr. b) Niitrlaquo;raquo;- laquo;der Sinliiseil'e, Talgselfe, wclsse Seife, geilleine lltusseife,
8apO scbuccuti, aS'. alliHüj S. duntafticus uostj'ax.
%. 528.
Dio erste Seite besteht, aus Kali in Verbindung mit Fett- oder Oelsänre, je nachdem zu ihrer Bereitung ein Pott (z. B, Fischthran, Schweineschmalz etc.), oder ein fettes Oel (z. B. Hanföl, Rüböl und dergl.) benutzt worden ist. Die zweite Art von Seite ist aus Natron, aus Talg- und Oelsiairo zusammengesetzt. Beide enthalten auch Wasser, jedoch in verschiedener Menge. Sie lösen sich in reinem Wasser und im Weingeist fast ganz a;it' und können auch eine grössere Menge Fett, Oel, Harz und andere organische Substanzen in sich aufnehmen und damit eine im Wasser leicht zertheilbare Emulsion machen. Die Seifen werden durch alle Säuren und durch die meisten Salze, auch die Metallsalze (mit Ausnahme der einfachen und der basischen Kali- und Natronsalze} zerlegt, und sie können entgegengesetzt auch die Säuren binden und die Salze zersetzen.
Bei ihrer Einwirkung auf'den Thierkörper vereinigen die Seifen grössten-fheils die Wirkungen der Substanzen, aus denen sie gebildet sind, jedoch fn der Art, dass das Kali oder Natron, da es durch die bei dem Process der Seifebildung entstandene Oel- und Talgsäure theils neutralisirt, theils eingehüllt ist, — nicht mehr ätzend, sondern blos reizend und auflösend wirkt, und dass dagegen das Fett oder Oel seine milde, einhüllende und erschlaffende Eigenschaft nur noch in einem beschränkten Grade äussern kann. — Beide Arten der Seife erscheinen in ihrer Wirkung auf den Thierkörper als fast ganz gleichartig, aber die grüne Seife ist örtlich viel mehr reizend als die weisse.
Bei der innerlichen Anwendung in massigen Gaben verursacht die Seife bei allen Thieren eine etwas verstärkte Absonderung an der Schleimhaut dos Verdauungskanals und in den Nieren, vielleicht auch in der Leber und in der Bauchspeicheldrüse. Der Koth wird etwas mehr feucht, aber nicht weich; die Urinabsonderung wird immer weit stärker vermehrt und zugleich ähnlich wie bei den Kalien verändert. Dabei ist jedoch (selbst nach grossen Gaben, z. B. nach 1 Pfund bei Pferden) keine Spur einer reizenden Wirkung auf die Irritabilität und Sensibilität, weder in den genannten noch in anderen Organen zu bemerken; der Appetit wird oft, besonders bei fortgesetzter An wendung der Seife, etwas vermindert und die Verdauung geschwächt, — nämlich wie durch andere fettige Substanzen. Zuweilen leidet auch bei anhaltendem Gebrauche des Mittels in starken Gaben die ganze Ernährung des Körpers, und es entsteht Abmagerung, — wahrscheinlich theils durch Störung der Assimilation, theils durch zu sehr verstärkte Resorption. Bei trächtigen Thieren soll die Seife in gleicher Weise auch auf die Gebärmutter eine nachtheilige Wirkung äussern.
Auf die Haut gebracht bewirkt die weisse Seife, mit Wasser zum Brei gemacht, und ebenso die grüne Seife im unverdünnten Zustande eine ziemlich starke Keizung, und bei mehrstündiger Dauer der Einwirkung an Thieren
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492nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Salüü der Alkalien und Erden.
mit etwas feiner Haut selbst eine, zwar nur oberflächliche , aber schmerzhafte Entzündung und Aussohwitzung; die Bildungsthätigkolt in der Haut wird umgestimmt und die Resorption wird nicht allein in der Haut, sondern auch in dem unter ihr liegenden Zellgewebe, in den Drüsen u. s. w. sehr bedeutend verstärkt. — Wird die Hoit'e in Wasser aufgelöst auf'die Haut gebracht, so entstehen dieselben Wirkungen, aber in einein schwachem Grade; zugleich wird durch das Seifenwasser die Haut gründlich gereinigt, indem es alle zähe, klebrige Unreinigkeiten, •/,. B. verdickte Hautsclnniere, Blut, Eiter, fettige Salben und dergl. auflöst und abspttlt. — In Wunden und Geschwüren wirkt die Seife auf ganz gleiche Weise wie an der Maut, und in den Mastdarm gebracht verursacht sie Heizung und schneller erfolgende Kothausleerungoii. — Nach dem Einspritzen einer Auflösung von 4 Grm. Seife mit 60,0 warmen Wassers in die Drosselveno eines Pferdes entstand sogleich etwas schnelleres Atbmen, schnellerer, kleiner Puls und nach 1 Stunde sehr reichliches Uriniren ; diese Erscheinungen dauerten über 5 Stunden fort und hatten keine weiteren Folgen.
sect;. 529.
Als Heilmittel wird die grüne Seife innerlich nur selten angewendet, und mehrentheils zieht man ihr die reinere vveisse Seife vor, obgleich ein wichtiger Unterschied zwischen beiden nicht besteht. Chabert empfahl1 die Seife im Wasser aufgelöst (Seifenwasser) gegen die Trommelsucht des Kindviehes; ebenso oder in Wein gelöst gegen die Eäule und Wassersucht der Schafe, und mit Ilirschhornöl versetzt gegen die Egelkrankheit dieser Thiere; Waldinger- gebrauchte sie in Verbindung mit Terpenthinöl, J)o2ipelsalz und Kamillenblumen bei Pferden gegen die Anhäufung eines Bodensatzes aus dem Urin in der Blase; ich gab sie, mit kleinen Graben von Aloë, mit bitteren Mitteln und mit Terpenthinöl versetzt, mit Nutzen gegen chronische Lcberentzünduug und gegen öfters wiederkehrende Gelbsucht bei Pferden, Kiudvieh, Schweinen und Hunden; auch fand ich sie mit einem Auf-guss von Küminelsamen innerlich gegeben und ebenso in die Gebärmutter gespritzt, sehr wirksam zur Beförderung der Nachgeburt, wenn dieselbe blos wegen Unthätigkeit der Gebärmutter zu lange in derselben zuriickgcbliebcu war. — Dünnen Seifenbrei, oder concentrirtes Seifenwasser, hat man auch gegen Vergiftungen durch Säuren mit sehr gutem Erfolge angewendet; aber bei Vergiftungen durch Arsenik und Sublimat war der Nutzen dieses Gegengiftes sehr zweifelhaft. —- Zu reizenden Clystiren, z. B. bei Verstopfung, bei Krämpfen und krankhaften Harnverhaltungen und dergl., ist Seifenwasser ein allgemein gebräuchliches und recht wirksames Mittel, welches man bald für sich allein, bald mit einem Aufguss von Kamillenblumen oder von Heilsamen anwendet. Zuweilen wird die Seife auch als ein zweckmässiges Bindemittel der Aloë, des Fichtenharzes und des Terpenthins benutzt.
Die Gabe ist für Pferde und Kinder 30,0—-60,0, für Schafe und Schweine 8,0—16,0, für Hunde 2,0 ^,0, — bei chronischen Krankheiten täglich zwei- bis dreimal, aber bei der Trommelsucht und bei Vergiftungen jede Viertelstunde und jede halbe Stunde wiederholt. Zu einem Clystir ist
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1nbsp; nbsp;Vollständigoa Ilandlnaii (lor Viehuizncikuiist; aus dem Kranzösisclicn. 1. Bd. S 219. 223.
2nbsp; Ueber die Nahrungs- und Ilcilmittol der Pferde. S. 212.
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Seifen.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;493
die Hälfte, selbst der dritte TKeil der bezeichneten kleineren Gaben bei den verschiedenen Thieren hinreichend. — Man set/.t nicht gern den innerlichen Gebrauch der Seife durch lange Zeit anhaltend fort, weil hierbei gewöhnlich eine Störung des Appetits und der Verdauung eintritt.
sect;. 680.
Aeussorlich dient die Seife: a) in Verbindung mit warmen Wasser als das beste Reinigungsmittel überall, wo von der Haut, von Wunden und Geschwüren Schmutz, vertrockneter Eiter, Fettigkeiten und dergl. zu entfernen sind; — h) als Heilmittel bei Flechten, Räude, Hautjucken, Haarausfall und Manko, und #9632;—#9632; r) als ableitendes Reizmittel bei Rheumatismus, bei Verstauchung, Sehnenentzündung und dergl.; — (/) als auflösendes, gelind reizendes Zertheilungsmittel gegen Geschwülste, Verdickungen und Verhärtungen, welche mit fortschleichender Entzündung und Ausschwitzung, seihst mit ülcfgt;-ratiou verbunden sind, z. B. gegen Stollbeulen, Piejdiacken, Gallen, Sehnen-klapp, Verhärtungen der Drüsen, asthenische Entzündungen des Euters, Milchkuoten in demselben (sogenannter Einschuss), gogen Fisteln an den Sehnen, im Hufe, am Schweife nach dem Englisiren u. s. w.; — und zuweilen dient e) die grüne Seife auch als ein Mittel, um das Festballen des Schnees an der Sohle des Hufes zu verhüten, oder wenigstens es zu vermindern.
Bei den unter b) genannten Hautkrankheiten benutzt man in leichteren Fällen die grüne und ebenso die woisse Seife mit Wasser als einfaches Seifenwasser zum Waschen und Baden täglich ein- bis zweimal; in hartnäckigen oder veralteten Fällen setüt man sie zu einem Decoct von Taback oder Nieswurz, oder man wendet sie als Salbe, mit Terpenthiuöl, mit Theer oder mit stinkendem Thicröl, oder mit Schwefel, mit pulverisirtem Taback, Nieswurz, und dergl. reizenden Mitteln, nach dem Grade der Empfindlichkeit der Theile und der Hartnäckigkeit, des Hebels, im verschiedenen Verhältniss versetzt, täglich ein- bis zweimal an. — Bei den sub c) genannten Zuständen wird in der Regel dio grüne Seife, bald allein, bald mit Spiritus, Terpenthiuöl, Kampher und dergl. angewendet.
Auch bei den unter d) genannten örtlichen Krankheiten ist in leichteren Fällen das Seifenwasser zum Waschen, zum Bähen und zu Fussbädern, warm und recht fleissig angewendet, oft für sich allein im Stande, die Heilung zu bewirken; doch ist eine breiförmige Auflösung der woisson Seife, oder die grüne Seife in Substanz täglich ein- bis zweimal auf die Haut gestrichen oder eingerieben, viel wirksamer, und durch Zusatz von Potasche, grauer Quecksilbersalbe, von Kampher, Terpenthinöl (als Terpenthinscif'e, S. 210), Salmiakgeist, Spiritus und dergl. kann ihre Wirksamkeit noch sehr verstärkt werden, z. B. in der Form des sogenannten Opodeldoc: Nimm: grüne Seife 4 Unzen, Kampher 1 Unze, rectificirten Weingeist 8 Unzen, Salmiakgeist 2 Unzen; löse die Seife und den Kampher in dem Weingeist, und menge den Salmiakgeist durch Umrühren hinzu. Hie grüne Seife in solchen Verbindungen macht alle anderen, theureren sogenannten zertheilcnden und Nervensalben ganz entbehrlich, und sie hat vor den fettigen Salben noch den Vorzug, dass sie sich leichter als diese wieder abwaschen lässt und das nöthige lieinigen sehr erleichtert.
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Motallisclie Arziioimittcl.
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A n in erk Ung 1. Die leineien und tlieuieren Arten der Seile, wie 2. B. die in odiei-niraquo;clie Soife fSapo medicatusj, die venc t iani seh e und spimiscbe Seife (Sapo renetns, hispnnicusj, sind zu theuer und zum tliieriirztlielien Gebraucli entbehrlicli.
Anmerkung 2. Der Seifengeist oder Seifenspiritus (Spiritus saponis s.
saponntHsJ wird in den Apotheken dundi Auflösung eines Theiles spanischer oder veneÜH-DiSoher Seile in ü Theilen reetilieirten Weingeistes und 1 Theilc Wassers bereitet, kann aber weit woblCciler aus 1 Tlieil grüner Seile , '/g Potascho und 4 Tb, verdünnten Weingeistes dargestellt werden. Er wirkt kräftig reizend und zertbcilend und wird bei Quctsebun-gen, Ausdehnungen und Sohwilcho einzelner Tbeile, bei Hlutiinteilnufungen, ödematösen An-sebwelliingen, Verstaucliungen und dergl. zum Waschen tincl Einreiben mit Nutzen angewendet, jedoeb nur, we nn k e in e Sy mpt om e v on acuterKntzündung oder von se bme rzhaftor Beizung zugegen sind. Durch Zusatz von Terpontbinöl, Salmiakgeist und dergl. reizenden Mitteln kann seine Wirksamkeit noeli mehr verstärkt werden.
(lieber das KampherUnlment und das A mmoniumlin iraent, die aueli als Seifen zu betrachten sind, siebe $. 251 f. und sect;. 470.)
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ZWÖLFTE KLASSE.
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Metallische Arzneimittel. (Bemedia mctallica.)
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sect;. 631.
Metalle sind chemisch omt'ache Substanzen, welche einen eigenthiim-liclion Glanz (Metällglanz) besitzen, sich sehr gut poliren lassen und die Wärme und dieElectricität vorzüglich S'ut leiten. Von ihren übrigen mannig-tachen Eigenschaften (deren Aufzählung nicht hierher gehört) verdient in arzueilicherBeziehung nur bemerkt zu werden, dass die Metalle zu dem Sauerstoffe eine chemische Verwandtschaft (jedoch im verschiedenen Clrade) besitzen, sieb mit ihm in verschiedenen Verhältnissen verbinden, auch mit anderen brennbaren, nicht metallischen Stoffen (Schwefel', Kohle, Jod, Chlor), so wie unter sich selbst Verbindungen eingeben, und auf diese Weise verschiedenartige Präparate bilden, welche sich in folgende Abtheilungen bringen lassen:
1) Verbindungen der Metalle mit Sauerstoff. Der Sauerstoff verbindet sich mit den meislcn Metallen in mein- als einem bestimmten Ver-hältniss, und verwandelt sie hierdurch zu glanzlosen, verschiedentlich gefärbten, bald pulverigen, bald festen Massen, welche man nach dem Verhältnisse, in dem sie jenen Stoff enthalten, auch verschieden bezeichnet, und zwar: it) als Oxydul oder unvollkommenes Oxyd (Oäiydtdum, Mctaüum o.vydulatitm), wenn die Masse mit dem Sauerstoffe nur unvollständig, und — b) als Oxyd (O.vydvm, Aktalluni o.ri/tliitiini), wenn sie mit ihm völlig gesättigt oder selbst übersättigt ist. Von den Oxyden giebt es daher noch verschiedene Abstufungen, die man Unteroxyd (Suboxyd), üeberoxydul (llyperoxydul) und Ueberoxyd (llyperoxyd) nennt. Je mehr ein Metall vom Sauerstoff aufgenommen hat, um desto mehr nähert es sieh in seinen Eigenschaften den' Säuren, und einige werden auf der höchsten Oxydationsstufe sogar zu einer Säure umgewandelt. Die meisten Oxyde sind im Wasser unlöslich, und nur einige besitzen eine geringe Löslichkeit; dagegen lösen sieh fast alle in
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Metalliaohe Arzneimittel.
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Säuren und auch ImMagensafte auf und bilden dann fifetallsalze im fliissigon Zustande.
2) Metallsalze. Sie entstehen aus der Verbindung eines oxvdirteu .Metalles mit einerSäore oder mit Alkalien, und das Metall verhält sich daher, und nach dem verschiedenen Grade seiner Oxydation, entweder als Basis oder als Säure. Uebrigens ist die Zusammensetzung dieser Salze hinsichtlich der Verhältnisse ihrer Bestandtheile ebenso verschieden, wie hei den Salzen der AlkalienundErden(sect;.487)und es giebt daher auch einfache, doppelten, s. #9632;w,, hasische, neutrale und saure Metallsalze.
3j V erbindüngen der Metalle mit brennbaren Köryorn, a. B. mit Kohlenstoff (Kohlenstoffinetalle), mit Phosphor (Phosphormetalle), mit Schwefel (Schwcfclmetalle,) u. s. w. Man benutzt von diesen Verbindungen nur einige Schwefelnictaltc, von denen zu bemerken ist, class sie durch verdünnte Säuren und daher auch durch den Magensaft, auf Kosten desWassers oxydirt worden und dabei llydrothionsäuve entwickeln.
4) Verbindungen der Metalle unter sich, sogenannte Metall-legirungeu. Sie sind hier von keinem Interesse, da man sie arzneilich nicht benutzt.
sect;. 532.
Die sämnitlichen Metalle in ihrem reinen (sogenannten regulinischen) Zustande wirken auf den Thierkörper nur durch ihre Masse, Schwere und Form, und sie bringen daher auch nur örtliche mechanische Einwirkungen hervor; wenn sie aber auf'irgend eineWeisc zu einem der im vorigen sect;. unter l—3 bezeichneten Präparate umgewandelt, sind , so wirken sie als sehr kräftige Arzneimittel, und mehrere auch, bei nicht recht vorsichtiger Anwendung, selbst als sehr heftige Gifte. Hiermit soll aber nicht gesagt sein, dass alle Metalle , welche im regulinischen Zustande, in den Thierkörper und namentlich in den Verdauungskanal gebracht werden, durchaus unwirksam bleiben; denn sie können sich daselbst mit anderen Stoffen, besonders mit dem in den thierischen Säften vorhandenen Sauerstoff und Säuren verhinden, und hierdurch ebenso wirksam werden, als wenn diese Verbindung ausserhalb des Organismus Statt gefunden hätte. Man sieht diese im Körper erfolgende Oxydation und die Wirkungen hiervon am stärksten bei einigen sogenannten unedlen Metallen, vorzüglich bei dem Spiessglanzeund dem Eisen, — dagegen kaum bemerkbar hei den sogenannten edlen Metallen Statt linden. — Auf dieselbe Weise (besonders durch den mit Salzsäure, Essig- und Milchsäure versehenen Magensaft) werden zuweilen auch (wie bereits im vorhergehenden sect;. bemerkt) die innerlich angewendeten Oxydule zu Oxyden und zu Salzen umgewandelt und hierdurch in ihrer Wirksamkeit bedeutend verändert.
Die Wirkung der Metallpräparate kann eine örtliche und eine allgemeine sein; Jene erfolgt thoils durchReizung und Umstiinmungderiioriilirten Stellen, vorzüglich aber durch chemische Einwirkung auf dieselben, indem ein oder der andere Bestandtheil des Mittels sich mit der organischen Substanz verbindet. Es können hierbei sowohl innerlich wie äusserlich selbst Anätzungen und Zerstörungen und hierdurch consensuell oder auch durch gestörte Func-tionen mancherlei Erscheinungen eines allgemeinen Ergriffenseins entstehen. Die allgemeine Wirkung erfolgt aber ausserdem in speeifischer Art durch den llebergnng der metallischen Substanzen in das Blut (durch Kesorption).
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MetiiUischc Arzneimittel.
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Diese Wirkung der Metallpräparute wird nämlich, je nach ihrer chemischen Qualität, vermittelt: indem a) diejenigen Präparate, die im Wasser löslich sind, oder die mit den organischen Stoffen (mit Eiweiss, Speichelstoft', Schleim etc.) solche Verbindungen darstellen, welche im Wasser löslich sind, von jeder rosorhirenden Fläche des Thiorköi^ers aufgenommen werden; #9632;— wogegen b) solche Mctallpräparatc, die an und für sich , oder nach ihren im Körper erfolgten Verhindungen mit organischen Stoffen nur in Essig- oder in Salzsäure löslich sind, auch nur an solchen Stellen resorbirt werden, wo eine freie Säure abgesondert wird; — und c) solche Metallpräparate, die an sich, oder nach ihrer Verbindung mit organischen Stoffen ganz oder grösstentheils in Wasser und in den sauren Säften des Körpers unlöslich sind, werden wenig oder gar nicht resorbirt, sondern nach innerlicher Anwendung mit den Dannexcroinonten, nach äusserlicher Application aber mit dorn Eiter und dgl. wieder entfernt. Die resorbirten Metallpräparate worden (bald mehr bald woniger verändert) grösstentheils durch die Nieren, zum kleineren Theil bei einigen Metallen auch durch die Lungen, die Haut und durch die Schleimhaut des Verdauungskanal.s wieder aus dem Körper entfernt.
Die angedeuteten Verschiedenheiten in dem Verhalten der metallischen Stofte zumThierkörper sind noch nicht bei allen diesen Substanzen gründlich erforscht.
sect;. 533.
Weder die örtliche noch die allgemeine Wirkung ist bei den verschiedenen metallischen Mitteln übereinstimmend, sondern jedes einzelne Metallpräparat wirkt, theils nach der Eigenthümlichkeit des ihm zum Grunde liegenden Metalles, theils nach der Verbindung desselben mit anderen Stoffen gnuz eigenthüinlich und von anderen verschieden; diejenigen, welche von einem und demselben Metalle abstammen, zeigen zwar in der Art ihrer Wirkungen und in der specilischen liiehtung derselben auf bestimmte Organe eine wosent-liohe Verwandtschaft unter einander, aber im Grade der Wirksamkeii eine grosse Verschiedenheit. In letzterer Hinsicht erscheinen fast allgemein die Schwefelmetalle und die Oxydnle als am mildesten, die Oxyde als weit kräftiger, und dieMetallsäuren und die Metallsalze als am wirksamsten; doch giebt es auch hiervon Ausnahmen, wie z. B. bei dem Spiessglanze, wo das unvollkommene Oxyd stärker wirkt als das vollkommene.
sect;. 534.
Obgleich die Wirkungen der einzelnen Metalle (oder vielmehr ihrer Präparate) sehr abweichend von einander sind, so kommen sie doch darin mit einander tiberein, dass sie vorherrschend den Ernährungs- und Bildungsprocess verändern, und zwar sowohl örtlich an den Stellen ihrerEinwirkung, wie auch im ganzen Körper. Beides geschieht aber auf mehrfache und selbst auf ganz entgegengesetzte Weise. Hinsichtlich der örtlichen Wirkung bemerkt man namentlich u) von einigen (z. B. von dem Blei, Eisen, Kupfer, Zink), wenn sie in schwachen Auflösungen und in kleinen Gaben angewendet worden, eine stärkere Zusammonschrnmpfung und Verdichtung der organischen Gebilde und Verminderung der Absonderungen; — b) dagegen von anderen (wie hauptsächlich von dem Quecksilber), bei gleicher Art der Anwendung eine Auflockerung dor organischen Masse und Verstärkung der liesorption; #9632;—
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Arsenik.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;497
(j einige (z. B. Zink, raquo;Silber, Quecksilber, Kupfer, Spiessglauz, Arsenik) wirken zugleich in gewissen Präparaten stark ätzend, während andere (wie z. 1gt;. Blei und Eisen) diese Wirkung mir zeigen, wenn sie concentrirt, in grossen Quantitäten und auf mit zarter Haut bedeckte oder auf von Haut ent-bliisstc Stellen einwirken. — Die allgemeine Wirkung (welche übrigens wie bei fast allen anderen Arzneimitteln von mehreren Punkten des Organismus ausgehen kann) iiussert sieh 1) bei einigen Metallen (bei dein Kupfer, Zink, Spiessglanz, Arsenik, Wisrauth) zuerst und vorherrschend durch Affectionen des Nervensystems in dem Bereich der Eeproduotionsorgane, z.B. dnrohEkel, Erbrechen, Vermehrung der Secretiouen, dureh schnelle Erregung von Sehmerzen oder entgegengesetzt, durch Besänftigung schmerzhafter Zustände und dgl.; — 2) bei anderen (bei dem Eisen und Braunstein) erscheint sie als eine Vermehrung der arteriellen Thätigkeit und der Irritabilität, wobei hauptsächlich die Mischung des Blutes verändert und verbessert wird, und — 13) von anderen entstehen zuerst fast nur langsam fortschreitende Veränderungen in der Assimilation undBeproduction, welche bald (wie bei der örtlichen Einwirkung) als Auflockerung und Verflüssigung (z. B. bei dem Quecksilber, zum Theil auch bei dem Arsenik), bald als Verdichtung und Gerinnung der Materie (z. B. bei dem Blei) wahrzunehmen sind.
Es ergiebt sich hieraus a) dass die Erscheinungen bei den so sehr verschiedenartigen Wirkungen der Metalle sich nicht in einer gemeinschaftlichen Darstellung betrachten lassen, und — b) dass ebenso die einzelnen Metalle, ihren Eigenthümlichkeiten gemäss , bei mannigfachen und ganz verschiedenartigen pathologischen Zuständen als Heilmittel dienen können, dass aber die nähere Angabe hierüber nur bei den einzelnen Mitteln gemacht werden kann.
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A. Arsenik oder Arsen, Arsenicum. i) Arsenlge oder arseniehte SSure, velsser Arsenik) veisses Arsenlkoiyd (Gll'inn-Iil, Ratten-
oder .IliiiiM'ïin, llüdi'in aucli), Äeidum m-senkomm, Arsenicum (mydatum) alhan.
sect;. 636.
Die arseuige Säure (AsOa) kommt hin und wieder gediegen (im Erzgebirge), meist aber vererzt mit anderen Mineralien vor und wird aus denselben in den Arsenikhütten durch Küsten und Sublimiren gewonnen. Sie bestellt aus 75,82 Arsenikmetall und 24,18 Sauerstoff, oder 2 Atomen Arsenik und 3 Atomen Sauerstoff'; bildet gewöhnlich amorphe, im frischen Zustande wnissc, fast durchsichtige Stücke, welche an der Luft allmälig matt, porzellanartig, halbdurohscheinend werden; gepulvert ist sie weiss, wie Mehl. Sie schmeckt herb, etwas metallisch, hintenuacl) süsslich, ist ohne Geruch, aber auf glühenden Kohlen verbreitet sie einen knoBlanchartigenGeruch und weissc Däi.ipi'e. Sie wird hierbei zu Arsenik-Metall reducirt und dieses verflüchtigt, wobei es einen knoblauchartigen Geruch verbreitet. Das verdampfende Metall nimmt Sauerstoff' aus der Luft auf und wird wieder arseuige Säure. Wird der Dampf in einer Glasröhre condensirt oder scheidet sich die Säure aus einer wässerigen aininoniakalischen Lösung aus, so krystallisirt sie in durchsichtigen sehr glänzenden Octaëdern. Die amorphe Säure löst sich in Wasser hei 8quot; C. in 55 Th., die kristallinische in etwa ;!;3 Tb., sehr langsam auf, in Salzsäure
IIkktwio, ÄrKiiuimittcllclirc. ;quot;). Auilago.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 32
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Met ullisei m Arzneimittel.
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loichter; alkalische Flüssigkeiten bilden mit ihr Salze, welche nicht krystalli-sii'cn umi loiclit ,/,iii'M'i7.f:-\vordon. — Ehreiss, Milch, Blut, Zuckerwasser, Kalkwasser, Schwefellebor und schwefelwasserstoffhaltiges Wasser, besonders aber Eisouoxydhydrat (s. bei Eisen) und überhaupt Eisenpräparate zersetzen oder binden die ai'sonige .Säure und können daher diese Stoffe als Gegengifte des Arseniks betrachtet werden.
Die Wirksamkeit dieses Mittels bei der Anwendung auf den lebenden Thierkörper erscheint aber iirtlicb und allgemein so mächtig m douBildnngs-uud Ernährungsprocess eingreifend und die Lebensthätigkeit so eigenthUmlich umstimmend, dass es dieselbe bei einem geringen üeberschroiten der für ein 'l'hier passenden Gabe, oder bei etwas langer Fortsetzung des Gebrauchs sehr leicbt gänzlich vernichtet und hierdurch für alle Tbiero zum got'iilirlichsten Gifte wird. Unter den Ilaustbieren ertragen es die Pferde noeli vei'baltniss-mässig am boston und längstem. Mi gab es 8 ausgewachsenen und munteren Tt'erden von versclnodenen] Alter, von denen 3 mit Rotz, 3 mit Wurm und 2 mit veralteter Lahmheit behaftet laquo;aren, durch 30—40Tage nacli einander täglich einmal in Mehlpillen, zuerst mit 20 Gran (1,25) pro dosi anfangend und alimälig bis zu 1 Drachme steigend, bemerkte aber weder während des Gebrauchs, noch '2—.quot;Monate nach demselben, irgend einen gefahrdrohenden Zufall; die Thiere hatten fortwährend sehr guten Appetit und regelmässige Verdauung; der J'uls wurde etwas kräftiger und härter, das Atlnnon blieb normal, die Schleimhaut in der Nase und im Munde unverändert; bei den rotzigen Pferden verminderte sich durch einige Zeit die Menge des Nasen-ausilusses und die Geschwulst der Drüsen, später iju der 3ten und J ten Woche) würde aber der Ausflnss wieder ebenso stark wie vorher; bei sämmtli'chen Pferden wurde das Haar glätter und 5 wurden auch sichtbar mehr beleibt; in ihrer Bewegung und Munterkeit war-keine Veränderung wahrzunehmen, uad ebenso konnte ich nicht bemerken, dass die Thiere, als sie keinen Arsenik mehr erhielten, gt;ehr abmagerten,-—obgleich man dies gewöhnlich behauptet. — Gleiche Beobachtungen über die Wirkung von ähnlich grossen Gaben des Arseniks bei Pferden hat man auch an der Thierarzneischule zu Lyon1 und in Kopenhagen2 gemacht. Dagegen sah Ger lach schon von liä Gran (1,55) Diarrhöe u, a. Wirkungen eintreten (Magaz. f. d. gesaimnte Thierheilk. Bd. 8. S. 14 u. f.), und der frühere Departements -Thierarzt Sticker in Coin sah einzelne Pferde von 10 Gr. (0,6) des Mittels an Störung des Appetits und an Leibweh vorübergehend leiden. Viele Beobachtungen aber zeigen, dass die meisten Pferde selbst 2 — '#9632;'gt; Drachmen (8,0—12,0) in Pilleuform auf einmal eingegeben, ohne, gefährliche Folgen ertragen, obgleich zuweilen für 1 oder für 2 Tage Appetitlosigkeit, Traurigkeit und selbst etwas Fieber entstellt; werden aber solche Gaben durch mehrere Tage nach einander gereicht, so finden sich hierzu noch heftiger Durst, Kolikschmerzcn, Verminderung der Temperatur, wässerige Geschwulst der Augenlider und der Füsse, Stoiiigkeit der letzteren, Zehrfieber und der Tod. — Gaben von '/^ — 1 Unze (15,0—30,0) erzeugen fast immer tödtliche Wirkungen. Diese beginnen damit, dass die Pferde unruhig werden, sich oft nach dem Loibe umsehen, mit den Fassen kratzen und hauen, sich niederlegen und wieder aufspringen;
1 G olüe i', Obsarvatlotis et Expirionc. faiteü Ji 1'Ecole linprriale Vétör, de Lyon sur lePalo moisi et sur queliiues Poisuns mim'rnux et végétAOX. Lyon 1807. S, 33. a Vetcr. Selskab. Skrift. 1, Deal. S. 334.
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Arsonik,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 490
sio verlieren ilon Appetit, zeigen aber grossen Durst, geifern ans dem Maule, bekominen einen kleinern, harten, schnellen Puls (80—1U0 in 1 Minute), kurzes, stöhnendes Athmen', Erweiterung der Pupille, stieren Blick und grosso Angst; darauf folgt Abstumpfung der Empfindlichkeit, grosso Mattigkeit, zuweilen auch Litlunung dor Extremitäten, und dann unter Kriimpfon der Tod. Letzterer tritt in seltenen Fällen vor 12 Stunden, mehrentheils aber erst nach 20—'ÓG Stnnden ein.
Bei den Wiederkäuern liat sich die Wirksamkeit dos Arseniks im All-gemeinen sehr älndicli derjenigen bei Pferden gezeigt; doch sind hierüber nur wenige sichere Beobachtungen über die Wirkung bestimmter Gaben dieses Mittels bekannt. Hinder ertrugen oft ebenso grosso und noch grössore Gaben -wie die, Pferde, l/a L'nzo bis ] Unze (15,0—30i0), ohne dass giftige Wirkungen eintraten, während in anderen Fällen von kaum 1 bis 2 Drachmen (i bis 8 G-rm.) Appetitlosigkeit, heftige Leibschmerzen, Traurigkeit, Mattigkeit, Diarrhöe, Vorlust der Milch, kleiner, unterdrückter Puls u. s. w., und selbst der Tod erfolgten. — Schafe ertrugen oft unverhältuissmässig grosso Gaben (z. B. sollten sie nach den Mittheilungen dos Gutsbesitzers Cambessido an das Institut francais von Itt Grammen (ä IG Gran) bis zu 32 Grammen (in 24 Stunden gereicht) nicht gefährlich affioirt worden sein, während die hiernach von Gas pari n u. A. angestellten Versuche ergaben: a) dass hei gesunden Schafen 5—10 Grammen, nüchtern eingegeben, die gewöhnlichen Vergiftungszufälle erzeugten; h) dass eine zweite Gabe von 10—20 Grammen, 24 Stunden nach joner ersten gegeben, den Tod herbeiführte, und c) dass die Cadaver die Erscheinungen der Arsenikvergiftung zeigten und das Gift im l?lnto, im Urin, etwas auch in den Lungen, der Leber und den Muskeln enthielten. Dagegen wollen Dan gor und Fland in aus Versuchen ersohon haben, dass 8 Grammen am ersten Tage, und ebenso viel am zweiten Tage einem Schafe gegeben, keine Vergiftung erzeugten (Oazette méd. de -Paris 1843. Nr. ,'!) ', — In einzelnen Tällen hat man bei Kühen und Schafen eine Aetzung und durchdringende brandige Zerstörung der Häute an der untern Wand dos Wanstes oder der Haube2, hauptsächlich aber der Häute des Labmagens8, Verwachsung dieser Theilc mit der entsprechenden Stolle der Bauchwand und dann einen Durchbruch durch die letztere, bis zum Umfange einer Mannshand, mit Ausfluss von Futterstoffeil aus dem Magen (also eine Magonilstol oder nach Ilanbner das porforireudo Lab-magongeschwtlr) entstehen sehen. Haubner hat dieses perforironde Geschwür an einem mittelst kleiner Gaben Arsenik künstlich In etwa in Wochen erzeugt. In allen Fällen dieser Art war die allgemeine Wirkung gering.
Eei Schweinen, Hunden und Katzen entsteht nach einer Gabe von '/i —1 Gran (0,02—ü,0G) Arsenik gewöhnlich etwas Uebelkeit, zuweilen auch Erbrechen, ohne gefährliche Folgen. Werden solche Gaben täglich zweimal
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1nbsp; Danger uncl E1 landin lUssen die dnrob grosso Oabcn von ArsenlU verglfteteu Schafe von Hundon verzehren, was ohne Naclitlieil für diese gcscliali und woraus man ersehen wollte, dass die ärxllichc Behandlung der Schlachtthteremit grossen Gaben dieses Wittols für den FleischgenilSS bei Menschen auch nicht schädlich sei. Dieser Punkt verlangt jedoch noch genauere Untersuchungen und grosse Vorsieht.
2nbsp; Hesse, Miigaz. f. Thieiheilk. Bd. 24. S. 12C.
8 Haubner, Bericht Über das VeterlnKrwesen im Königreich Sachsen, für 18C0, Slaquo;
18, 121.
32raquo;
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Metiillisdio Arzneimittel.
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uud (lurch 8—It Tage fortgesetzt, so findet sich immer stärkere Verminderung des Appetites, Erbrechen, naoh 6—10 Tagen Diarrhöe mit Ausleerung von schwärzlichen und blutigen Excrementen, grosso Mattigkeit, Abmagerung, sehmerzhaftor Husten, und nach 20—SOTagen der Tod. —Von 3—10 Gran (0,18—0,6) des Mittels, mit etwas Wasser gemengt einem Hunde eingegeben, bemerkt man nach einigen Minuten Ekel, dann mehrmals wiederholtes Erbrechen, beschwerliches, kurzes Athmen, sehr vermehrte Pulse (his über 120 in 1 Minute)1, Liegen auf dem Bauche, Winseln, Angst, stieren Blick, Ausleerung von schwarzgef'ärbtem Darmkoth unter Zeichen von .Schmerz, später grosse Abstumpfung des Gefühls, uud zuletzt (bald nach 6—10 Stunden, bald nach 20—80 Stunden) folgt der Tod unter Convul-sionen. Bei dem Federvieh von noch weit kleineren Gaben sehr ähnliche Wirklingen.
Wird Arsenik als Pulver auf die äussere, trockene Haut gebracht, so bewirkt er erst nach mehreren Stunden eine Reizung, eigenthiimlieho, theils exsudativo Entzündung, oft mit Bläschenbildung, theils begrenzt brandige Absterbung, und nach 20 bis 30 Stunden einen trockenen Aetzschorf, der ziemlich fest sitzt. Ebenso, aber schneller und tiefer, ist die Wirkung, wenn man den Arsenik mit Eett oder fettem Oel (1 Theil zu 4—8 Theilen) zur Salbe, oder mit Wasser zum Brei gemacht auf die Haut bringt. Eine ein-tacbe Auflösung des Mittels in Wasser wirkt zwar auf die Haut und auf wunde Flächen reizend und den Bildungsproccss umstimmend, aber nicht ätzend. Bei allen diesen Formen der Anwendung wird es leicht absorbirt, und es entstehen daher bei sehr ausgebreiteter oder hei mehrmals wiederholter Anwendung auch häufig Symptome der vorhin bezeichneten allgemeinen Wirkung im verschiedenen Grade, selbst tödtliche Vergiftung.
Wird der Arsenik in Stückchen, oder in Pulverform, oder in con-centrirter Lösung, oder mit Fett zur Salbe gemacht auf Wunden, unter die Haut ins gesunde Bindegewebe, oder auf die Schleimhäute in kleinen Quantitäten angewendet, so erzengt er zuerst eine eigeuthüinliche Entzündung, die mit Ergiessung von vieler gelblichen, serösen Flüssigkeit im Umfange der Applicationsstelle verbunden ist; dann entsteht Absterbung der betroffenen Gebilde, und später im Umfange derselben Eiterung und dann die Ansstossung der abgestorbenen Theile. Grössere Quantitäten (die aber oft nicht so gross sind wie zur innerlichen Vergiftung) veranlassen aussei' der örtlichen Entzündung fast immer heftige allgemeine Zufälle, wie bei innerlicher Anwendung, und selbst den Tod. Ein Pferd starb auf diese Weise in 50 Stunden von 1 Drachme (4,0) Arseniks, die ich ihm in 3 kleine, frische Wunden am Halse gebracht hatte. Bei den oben angeführten Versuchen von Danger und Flandin starb ein Schaf, nachdem ihm 30 Contigrammen (etwa 5 Gran) Arsenik in eine Wunde unter die Haut gebracht worden, am 5 ten Tage. Hunde sah ich von 4—10 Gran (0,24—0,6), die in eine Hautwunde am Bücken gebracht waren, innerhalb I bis 24 Stunden sterben, und bei Orfila's Versuchen (Toxicologie) waren sogar 2 Gran (12 Centigr.), auf dieselbe Weise einem Hunde applicirt, todtlich. Diese tödtliche Wirkung wird jedoch von der äusserlichen Anwendung des Arseniks durch frische
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1 Brodio fand immer die Zahl dor Pulse vermindert, dio Wirkungen der Giltc. in Keils Archiv, 12. lid. S. 231-
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Siohe dessen Versuche über -233.
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Arsenik.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;5QJ
Wunden in gesunden Organen Aveit mehr vermittelt als von der Anwendung in alten callösen und sdrrliosen Q-eschwüren und in krankhaft erzeugten Gebilden, die ciue sigene Substanz oder eine feste Begrenzung besitzen; ich selbst, hübe dies 'n., Krebsgesohwüren, an Stollbeulen, Brustbeuien, Balgge-sohwttlsten verschiecloner Art und dcrgl. bestätigt gefunden, und ebenso habe ich gesehen, dass, jo heftiger und schneller die örtliche ätzend-zerstöronde Wirkung eintritt, um so geringer gewöhnlich die allgemeine giftige Wirkung wird. Es lässl sich dieses daraus erklären, dass unter den bezeichneten Umständen sowohl durch die natürliche Begrenzung dos abnormen Gebildes wie auch durch die abgestorbene Substanz in der Umgebung' dos Arseniks die Aufsaugung und dci Uebergang desselben in das I51ut gehindert ist.
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sect;. 536.
Sowohl bei der innerlichen #9632;wie bei dor äusscrliclion Anwendung des Arseniks ist. die Heftigkeit und Schnelligkeit der Wirkung nicht allein von. der angewendeten Menge, sondern auch von dor Form, von der leichteren oder schwereren Aufloslichkeit in den vorhandenen Säften oder anderen Flüssigkeiten, von der Fülle des Magens und Darmkanala und von der durch diese Umstände bedingten Aufsaugung abhängig. Die allgemeine Wirkung wird stets durch die letztere erzeugt; je grosser die Menge dos in den Körper gebrachten Arseniks, und je vollständiger aufgelöst oder je feiner vertheilt derselbe ist, desto eher und stärker tritt die allgemeine Wirkung ein, daher von gleichen Gaben in flüssiger Form stets weit schneller und heftiger als von groben Pulvern oder von Pillen. Bei nüchternem, leerem Magon und Darm, daher bei Thieren, welche längere Zeit an Appetitlosigkeit gelitten, ist die örtliche Einwirkung auf die berührten Thoile der Schleimhaut bedeutender als bei vollen Eingeweiden; und je mehr der Arsenik auf eine grosso Fläche der Verdauungsschleimhaut scharf reizend oder ätzend wirkt, um so heftiger wird, selbst auf consensuollo Weise verursacht, das Allgemeinleiden. Bei manchen Thieren scheint eine besondere Beschaffenheit der Magen- und Darm-säfto die Wirksamkeit zu begünstigen oder auch zu beschränken.
Die Aufsaugung und der Uebergang dos Arseniks in das Blut, erfolgt unter günstigen Umständen .schnell, so dass man in manchen Fällen schon nach 8 Stunden ihn im Blut, im Urin u. s. Ar. nachweisen kann; in andoren Fällen geschieht die Aufsaugung langsamer. Mit dein Blute geht derselbe in alle anatomischen Gebilde und in alle Secretionsflüssigkeiten, also auch in die Muskeln und in die Milch1. Stirbt ein mit Arsenik behandeltes Thier nicht an Vergiftung, so wird nach und nach dieser Stoft' wieder mit dem Urin, mit dem Roth u. s. w. ausgeschieden; doch lässt sieh die Zeit nicht bestimmen, während welcher dies geschieht. Jn einzelnen Fällen zeigten sich bis zum Ende der dritten Woche noch Spuren vom Vorhandensein des Arsens im Körper,
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1 Fleisch und Milch von Thieren, welche grosse Gaben des Arseniks erhalten haben, köunen somit mobr oder weniger vergiftet sein und bei der Benutzung dieser Qegenstitnde als Nahrungsmittel ein mcdicinal-iiolizeilicbes Interesse erhalten. Siehe: Orfila, Toxicologie. — Hertwi g, über den Uebergang des Arseniks in den Tbierkörper und über sein Verweilen in demselben. Mngaz. f. Thierheilk. lid, XXII. S. 4C1.
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Metallische Arzneimittel,
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sect;• 637. Die pathologischen Verftnclerungen in den durch Arsenik getödtetön Thieren weichen in einzelnen Erscheinungen oft von cinandor ab, was, wie es scheint, besonders davon abhängt, ob der Tod schnell durch grosse Gaben, oder langsam durch kleine Giibon bewirkt worden ist. Im orsteren Falle linden sich gewöhnlich im Schlünde, im Magen und Darmkanal an verschiev denen Stellen Böthung, Entzündung, selbst Anätzungen und Brand; ebenso Extravasate von schwärzlichem Blut und von gelblichen serösen Flüssigkeiten. besonders zwischen den Häuten jener Oigaue, daher Auilockeruug'und Ver-dickung derselben; Ucberl'ülhmg der Organe und Blutgefässe mit schwarzem Blute, zuweilen schwarze Flecke am Herzen und typhöse Böthung an ihm und an der inneren Fläche der grossen Pulsadern. — War der Tod mehr langsam bewirkt, so zeigen sich Geschwüre und Yerdickungen an den Häuten des Magens und Darmkanals, besonders in den tieferen Stellen der unteren Wand; bei Wiederkäuern in einzelnen Fällen auch Verwachsung des Labmagens mit der Banchwaud und ein durch die letztere gebendes Geschwür in der Gegend des Schaufel knorpels (das perforirende Labmagengeschwür, S. •499), zuweilen auch Wasseransammlungen, fettige Degeneration der Muskeln (besonders im Herzfleisch), auch atrophische Entartung der Leber mit gänzlichem Schwinden des Fettes1, und immer sehr dunkles Blut, — Alle diese Veränderungen an inneren Organen findet man auch nach der äusserlichen Anwendung des Arseniks, und fast immer ist hier nach einem aevitenVerlauf die Entzündung des Magens und des Darmkanals weit mehr ausgebildet, als äusserlich an der Anwendungsstelle; sie ist auch stärker, als sie von derselben Quantität bei innerlicher Anwendung zu sein pflegt. Zuweilen ist auch die galvanische Reizbarkeit in den Muskeln erloschen, in den meisten Cadavern besteht sie aber noch fort.
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j38.
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Obgleich der Arsenik nach dem Vorstehendon und wie allgemein bekannt, eins der heftigsten Gifte ist, wenn er in zu grossen Gaben oder au concentrirt u, s. w. inirichtig angewendet wird, — so kann derselbe doch auch bei richtigem Gehraucb ein ganz vortreffliches Heilmittel sein. Nach vielfältigen Beobachtungen übt er, innerlich in kleinen Gaben angewender, in speeifischer Weise eine hervorragende, tonisirende und umstimmende Wirkung auf die Gangliennerven und auf die von denselben abhängigen Organe aus, verändert und bessert die Mischung der Säfte und ebenso den ganzen Vegetationsprocess; und örtlich applicirt bewirkt er, je nach der Concentration , in sehr verdünntem Zustande speeifische Erregung der Vegetation in der Haut, — im concentrirten Zustande aber Aetzmig mit sehr begrenzter Absterbung der betreft'enden Gebilde.
Hiemach findet der Arsenik seine innere Anwendung o) gegen solche Krankheiten, bei denen hauptsächlich die Energie des Vegetations process es, wegen verminderter Thatigkei t der Gangliennerven,
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1 Es ist mir wahrscbeinlich, ilass in diesen Veränderungen der orgonlschon (Jewcb die Verhinderung der Fiiulniss In den, bereits längere Zeit in der Erde gelegenen Lelohen von Menschen und Thieren, welche von Arsenikvcrgiftungen hciriilnen, begründet ist. Ks war eine speeifische Enuilirungsstörung entstanden, welche zur Hildung von Adlpodre
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lArsonik.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 503
geschwächt ist, und wo, den Erscheinviugen nnch, der Appetit und der Durst gering' oder oft wechselnd, die Temperatur vermindert, die Haut trocken mid wolk, die Schleimhaut in tier Xa.sc umi im Maule lilass, dor l'uls weich und langsam ist, wo ohne andere Ursachen das Thier mager und achwach wird und hei der geringsten Anstrengung leicht schwitzt, und wo kein Schmerz in denBauch- ixnclBrusteingeweiclenhesteht. Also bei Schwäche und Torpor in den Verdauimgsorganen, bei mangelhafter Sftftehereitung, hei Cachexie nach solchen Zuständen, bei chronischen Wassorsuchten, bei der Paule der Schafe und dgl. In manchen Gegenden wird der weisse Arsenik (noch häufiger der Kobalt.) von Pferdehändlern u. A. schon lauge als ein Mittel, um magcroPferdc schnell l'ett zu niachcn, empirisch benutzt, und von englischen Thierftrzten ist er ebenfalls selion lange gegen gastrische und andere asthenische Zustände als eines der linsten toni sehen Mittel gekannt (J. White, llaiulb. der Pferdearzneikuncle, 2. Tii. S. 158). — 6,) Unter solchen Umständen kann er auch gegen Dyskrasien, namentlich gegen Kotz, Wurm, Krebs, Strahlkrebs, Warzen, veraltete Mauke, veraltete Räude, uml Flechten nützlich sein, — wie dies Beohachtungen bestätigen. Ich musa jedoch bemerken, dass er bei meinen Versuchen gegen Rotz und Wurm zwar Minderung der Zufalle, aber keine wirkliche Heilung bewirkte. —#9632; Gegen chronische Druse mit ödematöser Anschwellung verschiedener Theile, wie des Kopfes u. s. w., verbunden, besonders wenn sie. bei oder nach schlechtem Futter oder in nassen Jahrgängen entstanden ist; — ebenso bei hartnäckigen oder oft wiederkehrenden ödematösen Anschwellungen der Küsse u. s, w. hat sich der Arsenik in kleinen (iahen oft sehr wirksam gezeigt. — c) In neuerer Zeit ist er aiich gegen Dämpfigkeit empfohlen; aber gegen welche? — d) Steiger hat das Mittel auch gegen die Lungenseuche des Rindviehes nut gutem Erfolge angewendet (von ü kranken Rindern wurden 1 Stück geheilt)1 ; es lässt sich jedoch hier nicht gut eine Erklärung über die 'Heilwirkung des Arseniks machon. — e) Departements-Thierarzt Ui Idebrand in Magdeburg sah von sehr kleinen Gaben weissen Arseniks bei der Blutseuche .der Schafe vortreffliche Wirkung; — und ƒ) ich gab ihn oft bei Kreuzlähmung nach der Staupe der Hunde, ehenfalls in sein' kleineu Gaben mit gutem Erfolge; ebenso bei der öfters vorgekommenen Federviehseuche, die in einer asthenischen Blutstasis in den Eiugewcidon besteht.
sect;. 639.
Die Gabe muss immer mit Vorsicht nach der Grosse und Constitution des Thieres abgemessen, und im Anfange nur klein sein; für Pferde undBiud-vieh von 5—15 Gran (0,^—1,0), — für Schafe i/lfl bis 1 Gran (0,004— 0,06),'r- für Schweine gegen il6—1l8 Gran (0,01—0,02), — für Hunde und Katzen '/zo—Vts Griln (0,003—0,006), — Hühner Vao—1/.,laquo; Grau (0,002— O,003), —#9632; täglich ein- bis zweimal (Steiger gab boi .Kindern nur joden Steu Tag die bezeichnete Habe). — Wenn hiervon die beabsichtigte Wirkung nicht erfolgt, so kann diese (tabe nach und nach verstärkt und selbst verdoppelt werden. 1st os noting, das Mittel durch einige Zeit fortzusetzen, so muss mau immer nach seinem zwei- bis dreitägigen Gebrauche durch 1—2
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1 Oekonom. Nenlgkelten von E, Andre, ISS/i. Nr. 45. S. 353—358. Es waren aber auch starke Haarseile mit 01. Tcrdiinth, uml 01, Lauri angewendet worden.
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Metallisoho Arznei mil tel.
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Tage eine Pause machen, dasselbe aber sogleicli aussetzen, wenn grössere Appetitlosigkeit, Speiohelfluss, oder Koliksymptome entstehen. —- Die Au-wendung geschieht in Auflösungen uder am besten in Pillen; aber auch bei Bereitung der letzteren muss der Arsenik vorher vollständig aufgelöst sein, ehe man ihn mit den Übrigen Substanzen der Pillenmasse zusammenmengt, weil auf diese Weise dio schnelle und gleichmttssige allgemeine Wirkung betoniert, dagegen die sonst leicht erfolgende zu starke örtliche Einwirkung des unaufgelösten Arseniks auf einzelne Htelleu des Verdauungskanals verhütet wird. Es ist jedoch zu beachten (wie oben schon augedeutet), dass der Arsenik sieh in blossem Wasser uur schwer und langsam auflöst, und zwar 1 Theil von ihm in 13 TheilenWassers von der Siedhitze, oder in 22 Theilen von 48 Gr, R., oder in 50 Theilen von 11 Gr. K., und in GO Theilen von lt;S Gr. R, I'm die Aullöslichkeit zu vermehren, jillegt mau ihm eine gleiche Menge von kohlensaurem Kali zuzusetzen, wie dies z. B. in der bekannten Fowler'schen Arsenik-Solution (Solutio arsenicalis .9. Fowleri) der Pali ist. Zur Bereitung derselben nach der Preuss. Pharmacopöe nimmt man: weissen pulverisirten Arsenik und kohlensaures Kali, von jedem G4 Gran (4,0), kocht beides mit 8 Unzen (240,0) dostillirton Wassers bis zur vollständigen Aullösung des Arseniks; darauf setzt man der Aullösung nach dem Erkalten noch '•/jj Unze (15,0) des zusammengesetzten Angelika-Spiritus und so viel destillirtes Wasser hinzu, dass das Gauze 12 Unzen (360,0) beträgt. 'In l1/2 Drachme oder 7;') — SOTropfeu (ii Grammen) dieser Auflösung ist 1 Grau (0,06) Arsenik enthalten , -— wonach sich die Gabe leicht bestimmen lässt. Mau giebt sie mit der 10 — 12faclien Slenge von einer schleimigen oder bitteren, oder aromatischen Flüssigkeit, oder man verbindet sie mit ähnlichen Mitteln zu Pillen. — Mineralsäuren, Metallpräparate (namentlich Eisen-oxydul) und raquo;Schwefel soll man mit dem Arsenik nicht verbinden, weil diese (Substanzen seine Wirksamkeit beschränken; — und Salpeter darf man weder mit ihm'verlanden noch unmittelbar nach ihm geben, weil dieses Balz seine Wirksamkeit sehr vermehrt, so dass leicht Vergiftungszufälle eintreten (Allg, pharmazeut. Zeitschr. von Dr. Artus, 1842. Heft 2),
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sect;. 540.
Äeusserlich angewendet hat sieb der woisso Arsenik gogen Krebs, gegen bösartige Warzen, gegen Wurnigeschwürc, gegen veraltete, hartnäckige Baude, flechten und Ungeziefer (Läuse, Räudemilben, Holzhöcke u, s. w.), ferner: bei Balggeschwtilsten, vorzüglich bei verhärteten Stollbeulen und bei Brustbeulen, und ebenso gegen Ucborbeiue, gegen andere Exostosen und gegen Gallen, als ein sehr kräftiges Heilmittel gezeigt.
a. Gegen den Krebs, und besonders, wenn derselbe von häutigen Gebilden ausgegangen ist, gilt der Arsenik Bis jetzt als eins der wirksamsten Mittel, Mau benutzt ihn hier am gewöhnlichsten in dein Erère Oosine'-sehen Pulver (Pulvis arsenicalis Oosmi), dessen Zusammensetzung nach verschiedenen, jedoch nicht sehr von einander abweichenden Vorschriften geschehen kann. Nach der gewöhnlichsten Vorschrift besteht es ans Zidnober '2 Drachmen (8,0), Asche von verbrannten alten Schuhsohlen 8 Grau (0,48) , pulverisirtem Drachenblut 12 Gran (0,72) , und pulverisirtem weisseu Arsenik 40 Gran (2,-6), auf das Genaueste zu einem Pulver zusammengemengt (41/2 Gran [0,27] dos Pulvers enthalten 1 Gran Arsenik;; —
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Arsenik.
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nach einer anderen Vorschrift wird es aus Zinnober 8 Grammen, Arsenik, Drachenblnt, von jedem 1'2 Gran (0,72), Asche von verbrannten Sclmli-Boblen und Aetzkalk, ^'im jedem in Gran (0,6) zusammengesetzt, In J Scrupel (1,26) dos Pulvers sind g^egeu 6 Grau (30 Centigramme) Arsenik enthalten. — Dieses Pulver wird entweder in das Geschwür gestreut, oder mit etwas Wasser oder auch mit etwas fettem Ool zu einem Breie gemacht, mittelst eines Pinsels ganz dünn auf dasselbe gestrichen, hierauf aber mit Werg bedeckt. Die umliegenden gesunden Thcile müssen, zum .Schütze gegen die Einwirkung des Büttels, mit Fett oder mit einer einfachen Wachssalbe, oder noch besser mit Mehlkleistor bestrichen, und die Tliiere vom Belecken und Reiben der kranken Stelleu abgehalten werden. Es entsteht bald, eine Entzttndnng mit grosser, im Umfange gewöhnlich odematiiser Geschwulst, und auf der Gescliwürsilächo, eine harte, schwarze Borke, welche man völlig unberührt liisst, bis sie von selbst abfällt, — was sehr ungleich, bald mit 8 Tagen, bald auch erst mit 14 und '20 Tagen geschieht, je nachdem das iMittel oberflächlich oder tief eingewirkt hat. Erscheint nach dem Abgehen dos Schorfes die Geschwürslläche nicht ganz rein, so muss das Mittel wiederholt werden; doch ist dies seiton noting. — In einigen Fällen habe ich von der Anwendung des weissen Arseniks für sich allein, oder von einer Verbindung desselben mit '2 Theilen Kohlenpulver dieselbe quot;Wirkung wie von dem Cosme'schen Pulver gesehen. — Gegen den .sogenannten Strahlkvebs oder die Feigwarzen des Hufes hat die K. K. Österreich. Militär-Gestüts-Verwaltung ein Speciflcum, unter dem Namen: Krebs-Tinctur, erkauft, welches mau bereitet: aus 4 Gran (0,24) woissem, fein zerriebenem Arsenik, 60 Gran (4,0) Aetzstein und 2 Unzen (60,0) destillirtem Wasser, zusammen in einem hermetisch verschliessbaren Glase aufgelöst und dann noch 60 Gran (4,0) fein pulverisirtor Aloë hinzugethan. Man befeuchtet damit, nachdem das hohle Horn und die grösste Masse der üppigen Granulation mit dem Messer weggenommen ist, und. ferner nach jedesmaliger Reinigung des Geschwürs, dasselbe täglich zwei- bis dreimal. Die Heilung erfolgt in 5—12 Monaten. Das Mittel wirkt im frisch bereiteten Zustande am kräftigsten.
Nach mehreren Beobachtungen geschieht zwar die Aufsaugung dos Arseniks in Krebsgeschwliren sehr wenig und deshalb entstehen hierbei selten nachtheilige Folgen, besonders bei völlig ausgewachsenen Pferden und Bindern; dennoch ist. es g'nt, eine grosse Geschwiirsfläche nicht auf einmal ganz, sondern nur zum Thcil mit Ärsenikmittelu zu bedecken und dieselben erst dann auf den übrigen Thcil zu bringen, wenn an der ersten Stelle die Entzündung vorüber ist. Diese Vorsicht muss besonders bei Thieren von kleinerer Art und bei allen jungen Thieren beobachtet werden.
li. Zur Zerstörung und Umwandlung der Wurmgeschwüre, der callösen Geschwüre bei veralteter Mauke und dgl. ist der weisse Arsenik und das Cosme'sche Pulver, auf die angegebene Weise angewendet, sehr wirksam. Vitet empfiehlt für diesen Zweck auch eine Salbe aus Arsenik und Aetzkalk zu gleichen Theilen, und Honig so viel als noting ist, bestehend. Der Apotheker Terrat hat ein Mittel, welches nach ihm „Topique Torratquot; genannt wird, als Spccilicum gegen den Wurm empfohlen. Es ist eine ätzende Salbe und besteht aus Aetz-Sublimat und Auripigment, von jedem .')2 Tlieile, weissem Arsenik und Euphorbium, von jedem 1(! Theile, und Lorbeeröl i^'2 Thcile. Sie wird vor der Anwendung intt umgerührt und dünn aufgestrichen.
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Metallische Arzneimittel.
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Ihre Wirkung ist viel heftiger als die des Go raquo;m e'sehen Pulvers. Wohlfeiler, oft ebenso wirksam und weniger mit Gefahr vex'bunden als die Anwendung diesei' 3Iittol ist jedoch das glttheudo Eisen.
c. Sein' hnrtnHckige, stark wuchenido Warzen werden durch die oben genannten Arsonikmittol, oder aucli duroli oino aus ] Tb. pulverlsirtem Arsenik und .quot;.— l Theilen Pett oder Wachssalbo bestellende Salbe oft schnell und gründlich ausgerottet, wenn man zuerst die gröbste Masse der Warze wegschneidet, den Grund scarificirt und nach dem Ausbluten die .Mittel auf ihn bringt. Die Anwendung dor letzteren darf jedoch nur mit grosser Vorsicht geschehen, inul besonders müssen empfindliche oder wichtige Organe, die in der ^'iibo sind, durch Bestreichen mit Schleim, mit Mehlbrei und dgl. geschützt, Jene Büttel selbst aber nur in sehr dünnen Lagen a 11 iget ragen worden, um ihr Ablliessen zu verhüten. leb habe deshalb in mehreren Fällen, besonders beiWai'zen an dei: Olnen, in dor Ntlhü der Augen u. s. w. eine Art Paste aus Fmv, Giiii, mti^js, 2 Drachmen (4)0), Aq, com, q, s. ad consistent. Liniment, und l'dlw Arsen, ulbi '/a Drachme (2,0), genau zusam-mengeriebeu, bestehend, dünn aufgestrichen, mit dem besten Erfolge angewendet. Das Mittel wird durch die Wärme dos Körpers nicht flüssiger, sondern trocknet bald lest an den Theil an,
i/. l!ei veralteter Bände hat der Arsenik oft dann noch Heilung bewirkt, wenn alle übrige Mittel vergebens waren. Er kann hier in der Form des von Viborg (Samml. Bd. 5. S. 369 — und dess. Anleit. ymy Erz. u. Benutz, des Schweins, S, J2Ü, 122) empfohlenen Arsenikessigs, — oder inPorm einer von Tessier (Ueber d. Schafzucht, S. 14'J) angegebenen Arsenik-Eisen-Autlösung, — oder auch in Form einer Arsonik-Kali-Aullösung angewendet worden. — Den Arsenikessig bereitet man aus; Essig- 4 Pfd. (Haadelsgewicht), Wasser i Pfd. und Arsenik 1 Unzo (30,0), durch Kochen bis zur vollständigen Aullösung dos letzteren; er enthält in ungeiahr 86 Theilen 1 Tb. Arsenik und wird leicht resorbirt. — ïessier's Badeflüssigkeit für räudige Schafe und' andere Thiero wird bereitet, indem man 3 Theile Arsenik mit 20 Th. Eisenvitriol und 200 Tb. Wasser1 in einem Kessel zusammen bis auf -j-^ einkochen liisst, dann aber ebenso viel Wasser als vordunstet ist wieder zugiesst und es dann noch einmal aufkochen lässt. Die Flüssigkeit würde 1 Th. Arsen auf Vö Th. dos Gewichts enthalten; derselbe ist aber grösstoutheils durch das Eisen gebunden und deshalb wenig wirksam. Hieraus lässt sich erklären, class Tcssicr u. A. diese Flüssigkeit selbst bei jungen Lämmern und bei hochträchtigen Müttern als ganzes Bad ohne Schaden angewendet haben. Sie ist neben den beiden anderen Flüssigkeiten die mildeste und wird sehr wenig resorbirt. Del a fond und La-sa ig ne haben die Vorschrift zu diesem Mittel dahin abgeändert, dass 2 Kilogramm (4 Pfd. Civ.-Gewicht) fein pulverisirter weisscr Arsenik, 20 Kilo-grm. (40 Pfd.) Eivonvitriol, 800 Grm. (circa 252 Unzen) rothes Eisenoxyd und Di Unzen Enzianwurzel auf das vollständigste zusaminengeriebcn und hiervon U Kilogrm. und 000 Grm. (reichlich 23 Pfd.) mit 100 Liter (200 Pfd.) Wasser durch 10 Minuten gekocht werden {Mature médic. et Pharmacia vétér. p. 407 und 631. — Magaz. XXII. S. 426). — Als Kali-Arseniklaquo;
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' Für 100 Schafe sollen nach dieser Vorsclirift 3 Pfd. Arsenik , 20 Pfd. grüner Vitriol und 100 Pinnte oder 200 Pfd. Wusser genommen werden.
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Arsenik.
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Auflösung kauu mau die laquo;hon angegebene Fowler'sehe, oder die weit sclnvädici'o Auflösung nach Morton (Veterinary Pharmacy, S, 41) benutzen. .Diese bestellt aus: arseniger Sfture und kohlensaurem Kali, vmi jedem X Unzen, Wasser ii Gallonen oder 1920 Unzen, zusammen l/a Stunde gekocht. Es ist demnach in 2-11 Gewichtstheilen der Flüssigkeit 1 Thcil Arsenik. Die Anwendung der einen wie der andern Massigkeit geschieht, iuclcin man sie mittelst eines Scliwammes auf die vorher von den gröbsten Schorten befreiten Rändegeschwtire täglich einmal bringt und daselbst eintrocknen lässt. Seltcii braucht man sie bei einem Thicrc mehr als zweimal, und oft weicht dit liande schon nach der ersten Anwendung. .Das Belecken der gewaschenen Thiere durch sich selbst und durch andere muss strong verhindert werden. Ist ein Thior über den ganzen Körper räudig und dabei sehr wund, so-darf man nicht die ganze Oberfläche auf einmal, sondern nur einen Theil nach dem andern waschen, so dass man einige 'Page braucht, ehe mau über den ganzen Körper kommt. Tessier schreibt zwar vor (a. a. 0.), die vorher geschorenen Schafe (denen dabei die Ohren und Augen mit den Händen der Gehülfen gut zugehalten werden müssen) in die oben bezeichnete Arsenikauflösung zweimal einzutauchen und sie mit Bürsten über den ganzen Leib tüchtig zu reiben; doch muss man auch hierbei die eben empfohlene Vorsicht beachten; denn es sind Fälle bekannt, in denen arsemkhaltige quot;Waschmittel, wie sie bei der Räude über den ganzen Leib angewendet wurden, den Tod verursacht haben.
e. Hinsichtlich des Gebrauchs der Arsenikmittel gegen Läuse und gegen anderes Ungeziefer sind die genannten Flüssigkeiten sehr wirksam. Wiede-raanu lobt ganz besonders einen Arsenikessig, welcher mit dem von Viborg
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ziemlich übereinstimmt (Mi
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f. Thierheilk. Bd. XXII. S. 486). Man
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muss die Flüssigkeit mit einer Bürste auf die vorher
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Schmutz befreite
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Haut bringen und unter Aufsicht eintrocknen lassen, übrigens dieselbe Vorsicht, wie oben angegeben, anwenden1.
/'. Gegen verschiedene echte und falsche Balggeschwülste, und vorzüglich gegen verhärtete, grosse Stollbeulen (sogenannte StoUschwämme), habe ich den Arsenik als ein Specificum, mul selbst da von ganz vorzüglicher Wirksamkeit gefunden, wo durch lange Zeit alle andere Mittel fruchtlos waren. Die Anwendung geschieht hierbei so, dass man zuerst mit einem Messer einen Einstich horizontal bis in die Mitte der krankhaften Älasso macht, und dann, nachdem die Blutung völlig gestillt und die Wunde gereinigt ist, '20—30 Gran (1,25—2,0) Arsenik in die letztere bis auf den Grund hineinbringt, und hierauf die Oeffnung äusserlich mit Werg verstopft. In etwa 20—2-1 Stunden wird die Geschwulst wärmer, etwas empfindlicher, und dann allmälig viel grosser; es entsteht massige Eiterung, die Masse stirbt im Innern nach und nach ab, und nach 8—•12 Tagen trennt sie sich zuerst im Umfange der gemachten Oeffnung (die sich bedeutend vergrössert) von der Haut und dann immer mehr von den übrigen gesunden Theilen, so dass sie theils von selbst abfällt, theils mit den Fingern, oder mit geringer Nachhülfe des Messers an der tiefsten Stelle, leicht weggenommen werden kann. Die ganze Heilung erfolgt in 4 — 5 Wochen gründlich, und fast immer können die
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1 Die Ucnulzung des Arseniks gegen Ungeziefer und gegen Kiiuilo geschielit bin und wieder In einem rurclitbareu Maasse; z. li. nach einer Bekanntmaohnogdes Ober-Präsidenten in Schleswig-Holstein vom 27. Juni 18C7 dort Jährlich zu circa 8800 Pfund.
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Metallische Arzneimittel.
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Pferde wälirend dieser Zeit zur Arbeit ljomi(/t werden. — Gewöhnlioli lialje icli den Arsenik pulverisirt, zuweilen aber aucli in oinein ganzen Stückeheu angewendet, und unter beiden Umständen die Wirkung fast in ganz gleicher Art und Stärke erfolgen schon. Ist die Stollbeule (lurch die vorausgegangene Behandlung- bereits geöffnet und in ein llaclios oder hohles Geschwür mit dicken Callositäton umgewandelt, so ist es zweokmässig, den Arsenik in 2 oder .'i gemachte Einstiche oder Einschnitte zu bringen; und wenn die llohlo oder Fläche gross, aber die Masse nicht sehr dick ist, so bestreichl mau sie am besten mit einer der unter b) und c) vorhin augegebonen Arseniksalben in einem 'J'age zwei- bis dreimal, nach Zwischenzeiten von G—8 Stunden, und wartet dann die Wirkung ab, welche ähnlich wie bei der vorigen Anwendungsart eintritt. — Jici Balggeschwtllsten, die nahe unter der Haut lagen, habe ich auf die letztere eine. Salbe aus Uny, Cantharid. 1 Unze (30,U) und Acid, arsenicos. pttlv, 1 Drachme (4,0) zwei- bis dreimal in Zwischenzeit von 2 Tagen, stets mit dem Erfolge angewendet, class die Haut und die Beule abstarben und ausfielen. Auch hier müssen gleich vom Anfange an und während der nachfolgenden Eiterung, die zunächst gelegenen Thoilo gegen die Einwirkung des Arseniks geschützt werden.
!/. Gegen Ueherbeine, Späth und andere Exostosen, auch gegen Gallen ist der Arsenik schon lange in verschiedenartig zusammengesetzten Salben (z. B. mit Cantharidensalbe und Euphorbium verbunden) im Gebrauch gewesen. In neuerer Zeit hat man für diesen Zweck eine einfache Salbe, welche aus Acid, arfniicos. sitbtiliss. ptdv. 1 Scrupel (1,26) und Amungia raquo;ore. '/a ünzo (16,0) besteht, als sehr wirksam gebraucht. Es wird von derselben zuerst täglich einmal, späterhin aber, wenn hiernach Entzündung der Haut eingetreten ist, nur joden dritten oder vierten Tag in die Haut auf dem Ueberboiue oder der (iallc. eingerieben, bis daselbst, etwas Ausschwitznng entsteht, wo man dann das Mittel ganz weglässt. Es bildet sich nun ein trockener Schorf, mit welchem später auch die Haare abfallen. Dieselben wachsen nicht immer wieder. Wendet man laquo;aber die Salbe anhaltend, zu reichlich oder mehr concentrirt an, so entstellt tiefe Zerstörung und es bleiben stets haarlose Karben zurück. Ist die Heilung in etwa -1 Wochen nicht erfolgt, so darf dann erst das Verfahren wiederholt werden. {Arsenic alh. ptdv. 30,0 2 Sgr.)
Anmerkuug 1. Der sogenannte Kliegenstein oder Schorbonkobait
(Cvhallwn) ist gediegciies Arsciiikmetnll. welches sich an der Luft, in Wasser, Essig unit in den Flüssigkeiten des Tliierkörpers leicht oxydirt und dann ähnliche, aber schwächere #9632;Wirksamkeit erhält, wie der weisse Arsenik. Er wird zuweilen von den Pfordeliändleii] Und Anderen Personen den mageren Pferden, pulverisirt eine Messerspitze voll jeden zweiten Tag auf das Vutter gegeben, in der Absicht, dieselben bei geringem Futter scbncll in einen gut genährten Zustand zu bringen. Die I,andiente in maiu h'n Oegenden wenden ihn mit Wasser und Essig gekoeld als Wnsrlnnittel gegen H iude und Ungeziefer bei allen Hanstbiercn an. Er ist entbehrlich und verlangt dieselbe Vorsicht wie der weisse Arsenik.
Anmerkung 2. Der rotho Schwefel ars en Ik, Realgar, ein Bisulphurat, aus 30 Tbeilen Schwefel und 70 Theilen Arsenik bestehend, ist sowohl Natur- wie auch Kunstproduct, bildet schön rubinrotbe Krystallo, löst sieli nicht im Wasser auf, — ist sehr selten angewendet, nur änsserlieh gegen Warzen In Salben, 1 Theil zu 15 Tliln, Fett.
Anmerkung .'!. Di..- ,: • 1 b e S e h wo fe 1 nr soni k, das Bauschgelb, Auri-pigmont, O per in e nl (Auripigmentum,, ÄrawiovM miphuratUM), ein Trisnlphural., von goldgelber Farbe, koiiimt sowohl von der Natur erzeugt wie auch als Fabrikat vor. Der natürliche Sclnvefelarscuik ^Arsenicum ciliiniim natimm) besteht aus circa 58—Cl Theilen
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Arsenik, 15!ei.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 50'J
Arsenik und 39—i2 Theilen Scbwefel, und ist dus mildeste Arsaulkprflpai'At1 Von Miuichen wii'd es sogar für völlig unBchftdllcli gelinltou, Jedoch mit Unrecht, denn Versnobe linben gezeigt, dass Huiulo von 4—8 (inn. dos Mittels nnoli 48 Stunden getiidtet wurden (Ort'ila, Toxicologie, Bd. 1. S. 810). — Vltat (Unterricht, 3 Th, 1. Bd. S. 466) hat es £ir,goblieli mit einigen) Erfolge zürn Uaiu'liorn rotüigor und wurmiger Pferde, und Kerstin g (Nueligelassene Blanusoripte, S. 854) u. A. haben es als Znsatz zn scharfen und Stzendon Salben (z. B. 4—H Gnn. zu 30 Orm. lt;loi Spaniscbfliegensallio) gogen veraltete Stollbculen , Uoijerbeine, Gallen, Piephtlcken und dergl. angewendet. Wagner empfahl zur sichern Heilung der Flussgalleu eine schwächere Salbe, amp;uamp;ATS6nio, siilphtnat. 2 Grm. zu 30 Grm. Axvng, porci. Ka soll von derselben nur etwas Weniges auf der erhabensten Stelle der Galle, nachdem dio Haare dnselbst abgeschoren worden sind, eingerieben werden, und dies den dritten und siebenten Tag wiederholt, bis Aussobwilzung entstanden ist, — sehr ähnlich wie vorliergolieiul unter ƒ) angegeb'ni ist (siebe Nebel und Vix, Zeitsohr. lid. t. S. 18). lioi Pferden von VVerth musa man mit dem Georaueh dieser Arseuiksalben sehr vorsichtig sein, weil sonst durch Corrodirung der Haut oft haarlose Stellen für immer znrttckbleiben. — Das früher zur Heilung der Rotzkrankheit von manchen Thieriirzten empfohlene Räuchern mit Operment muss wegen der damit verbundenen Gefahr für Menschen ganz verworfen werden'. (Arsenigsaurcs .Strychnin, sithe Hreehnuss, S. 346.)
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ß. Blei, Plimbtm, Sattirmis.
sect;• 641. Das aus den Bleierzen durch metallurgische Bearbeitung gewonnene
nietallischc liloi ist in den thierischeu Säften sehr wenig auflüslich und daher auch nur sehr wenig' wirksam, aber es verändert sich, je nach der Beschaffenheit der Flüssigkeiten und kann dadurch wirksamer weiden. In Berührung mit reinem Wasser und bei Zutritt der Luft (aber nuter Abschluss der Kohlensäure) bildet os Bleioxydulhydrat, das sich in geringer Menge im Wasser löst: bei Anwesenheit von Kühlcnsäure entsteht basisch kohlen-saures Salz, welches unlöslich ist, und wenn Salze in dem Wasser vorhanden sind, so überzieht sich das Blei langsam mit einer weissen Schicht unlöslichen Salzes. — Mit Sauerstoff verbindet sich das Blei zu Suboxyd, Oxydul (Bloiglättc), Oxyduloxyd (Mennige), Oxyd und Superoxyd. Schwefel- und Salzsäure wirken auf das Blei äusserst wonig, Salpetersäure, besonders verdünnte und erwärmte, löst es als Bleioxydnlsalz auf. Auch Essigsäure und Kohlensäure wandeln es in Salze um.
In diesen veränderten Zuständen auf den Thierkörper angewendet,
1nbsp; Das künstlich bereitete Operment ist viel giftiger; es besteht aus 60,90 Theilen Arsenik und 39,10 Theilen .Schwefel.
2nbsp; Aussei' der bereits empfohlenen Vorsicht bei der Anwendung des Arseniks ist noch Folgendes zu beachten : Wo Arsenik in irgend welcher Menge vorräthig gehalten oder aufbewahrt wird, muss er gilt verpackt und verschlossen, mit seinem Namen und als G i ft bezeichnet sein; ebenso sind arsenikhaltige Medicainente als giftig zu bezeichnen; — die Anwendung des Mittels im concentrirten Zustande oder in grosseren Mengen muss der Thierarzt immer selbst besorgen, oder in seiner Gegenwart besorgen hissen ; was von dem Mittel nach dem Gebrauche übrig bleibt, muss man entweder sicher verwahren, oder tief in die Erde vergraben; Personen mit verletzten Händen lasse man bei der Anwendung solcher Mittel keine Hilfe leisten. — Als Uattengift soll der Arsenik nur in einer Mengung mit Kienruss oder mit Saftgrün verabfolgt werden (Circular-Rescript des Ministeriums der Medic.-Angelegenheiten v. 30. April 1839). — liei Arsenikvergiftung ist Eiscnoxydliydrat, oiar Femm scsqnichlordtnm, indessen Urmangelung aber viel Eiweiss, Schleim, Milch oder Blut, oder ein Mehlbrei, bei Schweinen, Hunden und Katzen aber auf frischer That ein Brechmittel nützlich.
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Metallisohe Arzneimittel.
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wirki das Blei, durch dio an den verschiedenen Stellen vorhandenen Feuchtigkeiten von saurer oder alkalischer u.a.Boseliaftenhcit unterstützt, zunächst öitlidi /.nsaimneuzielieiul, die Empfindlichkeit vermindernd, Es wird fast an allen Körperstellen durch Absorption aufgenommen (nur nicht von dor unverletzten Epidermis), und es wirkt nun, je nach seiner Menge, auch auf andere Organe adstringirend, die Erregbarkeit in den vegetativen Nerven zuerst etwas excitirend, dann aber dieselbe, so wie die Thätigkoit in den motorischen und sensiblen Nerven, und ebenso die Absonderungen vermindernd. In den höheren Graden der Wirkung- entstellt eine bald acute, bald chronische Bleivergiftung, die sich durch heftige und andauernde, mit Kolikschmerzen verbundene Contraction im Darmkanal, Verkrümmung und Lähmung der Glieder u. s. w. iinssert. Diese Zufälle sind jedoch etwas verschieden darnach : ob die Vergiftung langsam, durch kleine, oft wiederholte Gaben, oder mehr schnell durch grosse Gaben, durch innerliche oder äusser-liche Einwirkung des 151oies geschehen ist; denn von grossen Gaben entstehen mehr heftige, Reizung, selbst Entzündung und Contractionen an der Stelle der Einwirkung, oft auch Affection des Nervensystems, — dagegen von kleinen, lange wiederholten Quantitäten mehr allgemeine Zusammen-schrumpfnng aller Theilo, besonders aber dos Darmkanals (die sogenannte Bleikolik), Lähmung und Abmagerung bis zur Schwindsucht (Tabes sotiirigt;i/ia), und öfters hat man bemerkt, dass weibliche Thiore für einige Zeil unfruchtbar geworden sind. — Es kann durch acute oder durch chronische Bleivergiftung auch der Tod bald schneller bald langsamer herbeigeführt werden. Durch örtliche Einwirkung dor Bleioxyde und noch mehr der Bleisalze werden Schleimhäute, Zellgewebe und Pleischwärzchen verdichtet, im liöhercn Grade selbst schwielig, und die Absonderungen (auch die Eiterung! worden vermindert. — Alle Wirkungen dieses Metalles erfolgen verhttltniss-mässig am stärksten bei dem Rindvieh und bei Vögeln, weniger hei Schweinen, bei Pferden, Schafen und Ziegen, Die Ursache dieser Verschiedenheit ist nicht bekannt1.
Die gebräuchlichen Bleimittel sind die essigsauren Bleisalze.
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'•i) Itas essigsaure Diel, Plnrnbum acelieum.
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sect;. 542.
Das essigsaure Blei ist in zwei verschiedenen Präparaten gebräuchlich, nämlich;
a) In fester krystallisirter) Form, als Bleizucker, essigsaures Bleioxyd, saures essigsaures Bleioxydul (P/umiuw aceticum depu-ratum, Saccharum Satumi, Acetas plumbicus cim Aqua, s, crystallisatus, Äcetas Plumbi acididus siecus), aus 58-/:1 Procent Bloioxyd, 27 Procent Essigsäure und M1/,, Procent Wasser (PbO,Ä-|-3HO). Es wird jetzt allgemein in bosondern Fabriken im Grossen durch Aullösen der Bleiglätte (Bleioxyd) in Essig (ge-
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1 In Gegenden, laquo;'n Bleiwevke betrieben werden, entstellt httuflg bei Thieron ein; Bloi-verglftung auf der Weide und durch das Wasser, indem sich Bleidämpfe anl'die, l'llanzcn ablagern oder das Wasser lileierz u. s. w. enlhttlt. Siehe .1 C, Fuchs, die scliadlielien Kinlliisse der Bleibergwerke auf die OesumlheU der Hausthiere, insbesondere des Kind-vieliea, lierlin 1842.
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Essigsaures Blei.
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wölmlidi Ilnlzossi^), durcli Abdampfen und Krystallisiren der iiii( Essig- oder Essigdämptcu scharf sauer gemacMenFlüssigkeit dargestellt, und claim durch Uiukrystallisiron gereinigt. Das Salz bildet farblose glänzende, durciischei-nende, gerade rhombische Saiden oder spicssi^-c Krystalle, die au der Luft verwittern und sich mit kohlensaurem Bleioxyd bedecken. Der Bleizucker roagirt schwach sauer, schmeckt zuerst süss, hernach zusammenziehend metallisch, er löst sich in 1^, Theilen kalten, 1/j Tlieil heissen Wassers und in 8 Theilen Weingeistes auf. Die Auflösung im Wasser ist gewöhnlich wegen etwas Kohlensäurcgchalt desselben triilio oder schwach opalisirend. In warmer Luft verliert er sein Krystnllisationswasser ganz und zerfällt. Schwefelsäure, schwefelsaure und kohlensaure Salze, reine und kohlensaure Alkalien, die Kohlensäure, Kalk, die Schwefellebern und die Gerbsäure zersetzen ihn. Mit Eiweiss geht er eine Verbindung ein, welche in Flüssigkeiten als ein weisserNiederschlag erscheint, der Blei und ciue organische Substanz enthält und durcli Zusatz einer kleinen Menge von Essig- oder Salzsäure wieder gelöst werden kann. Der Eosorstoff verbindet, sich, nach den Versuchen von Mitscherlich1, wahrscheinlich gar nicht mit dem essigsauren Blei, sondern er schwillt in einer Auflösung desselben bles auf, verändert seine Farbe sehr wenig; Essig- und Salzsäure lösen den so verändertenFaserstofiFebenso wenig wie früher. — Schleim wird durch eine Eloizuckeraullösung weiss, undurchsichtig-, in Wasser und in den genannten Säuron unlöslich.
b) In flüssiger Form, als Bleiessig, Bleiglätte- oder Silberglätteessig, basisches essigsaures Blei, Plumbum hydnco-aeeücum solutum, Liquor 1'hnnhi hydrioo-acetici, Acetas Plumbi liquidus, Acetum Phnnbi s, saturiünum, Liquor acetatis Plumbi basici s. Phnnbi aeetici basici s. subacetatis, — durch Zusammenschütteln von .'! Theilen 'Bleizucker, .1 Theil ausgeglühtem Bleioxyd und, 10 Theilen Wasser und dann Piltriren. Es enthält S(i-/':1 l'roc. Bleioxyd und IS'/a Procent Essigsäure, ist eine klare Flüssigkeit, welche mit völlig reinem destillirten Wasser in jedem Verhältnisse auch eine ganz klare Auflösung, mit Brunnenwasser aber eine weisso undurchsichtige Flüssigkeit giebt, indem sich, je nachdem das Wasser kohlensaure, salz- oder schwefelsaure Salze enthält, kohlensaures, salz- oder schwefelsaures Blei niederschlägt. Dasselbe geschieht auch, wenn dergleichen Salze, Schwefelsäure oder Gerbsäure zu dem Blciessig oder zu seiner Auflösung gethan werden. Der Bleiessig schmeckt süsslich-zusammonziehend, roagirt schwach alkalisch, coagulirt Gummischleim, zieht Kohlensäure ans der Luft an sich und macht in Folge dessen einen Bodensatz von basisch-kohlensaurem Bleioxyd.
Der Bleizucker zeigt (nach Mitscherlioh) am lebenden Körper zuerst seine vorhin erwähnten chemischen Eigenschaften, indem er, je nach der Art und der Menge der organischen Substanzen an den verschiedenen Applica-tionsstcllen, bald lösliche, bald unlösliche Verbindungen macht. In diesem Umstände ist es (wie von den Metallen im Allgemeinen sect;. ö32 angedeutet) begründet, dass das essigsaure. Blei an verschiedenen Stellen bald nur örtlich
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1 Uübor iHe Wirkung 'les essigsauren Bleioxydes auf den thierischenOrganismus. Im Archiv für Anatomie u. s, w. von Joh. Müll o p, Jahrg. 1830. S. 298 u, f.
- Hieraus liisst sich das Entstellen weisser, nndlirclisichtigei' Narben uiiJ Flecken auf der durohslohtigen Bornhaut derÄngon, welche man nach der Anwendung der Bleimittel so oft beobachtet, erklären, und zugleich ein Wink zur Vorsieht heim (iebraueh dieser Mittel gegen Äugenvefletzungen entnehmen.
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Mctiillischo Arzneimittel.
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einwirkt, bald auch resorbirt wird und Zufiillo einer allgemeinen Wirkung erzengt,
Innerlich angewendet, tritt das essigsaure Blei zuerst mit dem Schleim der Manlhiihle, des Magens u. s. w., so wie mit den übrigen abgesonderten Flüssigkeiten und mit den vorhandenen Nahrungsmitteln in Verbindung; wird es aber durch diese Substanzen nicht völlig' gesättigt, so verbindet es sieh mit der Schleimhaut selbst, und zuweilen wirkt es tiefer in dieselbe ein, so dass sie sogar angeätzt wird. Kleine (laben dieses Mittels einmal, oder in grossen Zwischenzeiten angewendet, verursachen kaum bemerkbare Zufälle ; aber bei öfterer Wiederholung in kurzen Zwischenzeiten können sie doch eine sehr eingreifende, und selbst tödtliche Wirkung herbeiführen. M itscherlic.h sah bei Kaninchen von 8 Gran ('/o Grm.) lUcizucker, in der fünffachen Menge dcstillirten Wassers gelöst, täglich einmal und zehn-bis zwölfmal wiederholt gegeben, zuerst nur etwas Durst, verminderten Appetit und seltenere Ausleerungen erfolgen; erst nach der sechsten, siebenten Gabe wurde das Thicr matter, legte sich oft auf den Banch, es traten zuweilen leichte Krämpfe, auch Zähneknirschen ein; Koth und Urin'wurden wenig entleert; der Leib war nicht schmerzhaft; die Thiere wurden sehr matt, das Athmcn immer langsamer, und zuletzt erfolgte der Tod in einem Anfalle von Upisthotonus.
Tritt der Tod nicht so schnell ein, so sieht man in den meisten Fällen erst Mattigkeit, Abmagerung, Steitigkcit der Gliedmaassen, verminderteThä-tigkeit im Verdaunngskanal, Verminderung der Secretionen, und zuletzt bei einem fast ganz gelähmten Zustande des Thieres das Absterben langsam erfolgen.
Wird essigsaures Blei innerlich in einzelnen zu grossen Gaben (z. B. bei Pferden mehr als 1 Pfund, bei Hunden mehr als 3—C Drachmen (12,0 bis 24,0 auf einmal) gereicht, so entsteht Ekel, Kolik (bei Hunden auch Erbrechen), kleiner, harter, schneller Puls, Blässe der Schleimhäute, zuerst Vermehrung der Ab- und Aussonderungen, dann Verminderung der Resorption, und ebenso Verminderung der Secretionen, Schwäche, Steiiigkeit der Glieder, zuweilen Lähmung verschiedener Theile, namentlich der Sehnerven, Unempiiudlichkeit und oft der Tod. Letzterer erfolgte bei einem Hunde, dem 1'/a Unze (45,0) Bleizucker in 3 Unzen (90,0) Wasser aufgelöst singegeben und dann der Schlund unterbunden worden, nach 9 Stunden, — bei einem andern von 14,0 ohne Schlunduntorbindung erst nach 28 Stunden (Orfila, Toxicol. Bd. 1. S. 397). — Ein rotzkrankes Pferd, dem ich 1 Pfd. Blcizucker in L Pfd. Wasser gelöst eingegeben, zeigte die genannten Zufälle nur durch etwa 12 Stunden, war dann ganz munter und starb erst nach 7 Tagen am Potz.
Bei Kindvieh sind dagegen die Wirkungen weit heftiger. Prinz1 sah z. B. in folgendem Falle bei Kühen von verhältnissmässig viel kleineren Gaben sehr üble Zufälle und selbst den Tod erfolgen. Zehn Kühe von verschiedenem Alter hatten zusammen in 8 Tagen 1 Pfd. Sacchar, saturni, also jedes Kind täglich etwas über 1 Loth (15 Grm.), und in 3 Tagen 3'/raquo; Loth (circa 5.quot;gt; Grm.) bekommen und hiernach Fieber, stieren Blick, Kälte der Ohren und der Gliedmaassen, Trockenheit und Hitze des Flptzmanls, kleinen.
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1 Magaziu für Thierbeilk. von Gurlt und Ilertwig. lid. 1. S. 281.
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Essiu-siuu-cs Blei.
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scliuolleu Puls, poobouden HorzscMag, besohlouuigtes Athmeu, Zusammenfallen des Bauches, Schleimfiuss aus demMauleund den Nasenlöchern, Ver-ust des Appetits, Aufhören des quot;Wiederkauens, seltene Ausleerungen von kleinem, hartem, schwarzgefftrbtetn, mit Schleim überzogenem Vmt, Drängen zur Kothentleernng, liot'tigc Kolikzufällo und grosse Erschöpfung gezeigt. Bei einer Kuh war vorherrschend ein Gehirnleiden mit Käserei, und bei 4 Stücken, lioi denen das Leiden dos Verdauungskanals geringer war und wo der Tod nicht erfolgte, hatte sich ein eigenthtünlicher, mit vielem Jucken verbundener Hautausschlag eingefunden. — Auch Departements-Thierarzi Mecke in Coblenz sah i) Kühe sterben, von denen jodo nur 73/d Loth (circa 120 Gnn.) Bleizucker in Wasser gelöst auf eine Gabe, und in zwei Tagen zwei solcher Gaben erhalten hatte. Eine Kuh starb schou am zweiten, die letzte am vierzehnten Tage. — Zwei Kühe starben sogar nach zusammen 7 Loth (circa lOiJ Gnn.) Bleizucker, welche sie in zwei Gaben nach Zwischenzeit von .',! Tagen erhalten hatten1.
Bei der Section dor durch essigsaures Blei getödtoton Thiere findet man, wenn der Tod nach kleinen Gaben erfolgte, die Schleimhaut des Magens und des Dünndarms mit einer Schiebt dicken, zähen Schleims bedeckt, hin und wieder weissgran gefärbt, und in eine trockene, zerreibliche Masse mnge-iindort; auch die Muskclhaut erscheint an manchen Stellen weiss. Nach grossen Gaben findet sich die Schleimhaut zuweilen von ähnlicher Beschaffenheit, in manchen Fällen aber sowohl sie, als auch andere Eingeweide mit rothen, entzündeten, oder mit Blut unterlaufenen Flocken versehen-'. An den übrigen Organen sieht man mehrentheils nur Spuren von UbermHssiger Contraction und Trockenheit.
Aeussorlicli tritt das essigsaure Blei ebenfalls in Verbindung mit den vorhandenen organischen Flüssigkeiten. Auf' wunde Flächen gebracht, macht es einen weisslichon Uebcrzug auf'denselben, üebrigens bewirkt es an den unmittelbar berührten Stellen vermehrte Zusammenziobung und Verdichtung der Weichgebilde, besonders der (iet'ässe, Verminderung der Irritabilität und Sensibilität, und ebenso Verminderung der Temperatur und der Absonderungen. In sehr hohem Grad e der Wirkung werden letztere ganz unterdrückt, die Weichgebilde förmlich zusammengeschrumpft und ihre Masse oft sogar verhärtet, besonders wenn Extravasate von faserstofflialtigen Säften zugegen sind; denn letztere gerinnen durch die Einwirkung des essigsauren Uleios sehr leicht. — Bei sehr reichlicher and anhaltender Anwendung desselben auf'grossen wunden Flächen hat mau zuweilen eine allgemeine Wirkung auf den ganzen Organismus, Mie von dem innerlichen anhaltenden Gebrauche dieses Mittels entstehen sehen.
Von Injectionen einer halben Drachme ('2,0 Bleizuckers mit 15 Gnu. destillirten Wassers in dieDrosselvene entstand bei mehreren starken Pierden innerhalb '2—4 Minuten schnelleres, beschwerlicheres Athnien, schnellerer Puls, Blässe der Schleimhaut im Maule, Wiehern, Schwäche der Gliedmaasseu,
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1 Kittor, in den Annalen der StaaUarzneikuade von Sclincider. 11. Jahrgang. 1 Heft. 1840. — Das Fieisdi dlsser beiden Kühe wurde von Menschen und von Hunden olmt* Nachtheil gonossen.
a M its clierl i cli sah diese Wirkung nicht, Ich ebenfalla niemals, iili-M' Orl'il,, u.A. geben sie an, und Prinz fand sie in den oben ern'fthuten Fallen an mebroreu Kindern.
llKirrwra, ÄTztiefuitttellohre. •gt;#9632; Auflage*nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;3.,
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Metallische Arzneimittel.
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Schwindel, Niederstürzen, und mit 5—8 Miimten der Tod unter Convul-sionon. — 10 Grau (0,G) auf diese Weise applicirt, bewirkten blos durch einige Stunden Schaudern der Kaut, Mattigkeit und etwas vermebrte Pulse und Atlieinzüge. Bei Hunden erfolgte auf die Injection von 10 Gran (0,6) Bleissucker der Tod augenblicklich, ohne Zeichen von Schnjerz oder Convul-sionen; Injectioncu von 1 — 5 Gran (0,06 — 0,8) bewirkten bei verschiedenen Hunden ähnliche Zufälle, wie von der lange fortgesetzten innerlichen Anwendung des Bleies und nach 3, 5—7 Tagen den Tod (Orfila a. a. ü.).
Das essigsaure Blei zeigt, besonders bei der innerlichen Anwendung in geringen Gaben und äusserlich in seinen Wirkungen einige Achnlichkcit mit denen der adstringirenden Pflanzenmittel; es ist aber von diesen sehr wesentlich darin abweichend, dass es nicht wie sie mit der Vermehrung der Contraction zugleich die Irritabilität steigert, sondern die letztere und ebenso die Sensibilität und die Vegetation herabstimmt und daher die Lebensthätigkeit in allen ihren Richtungen vermindert.
sect;, 543.
Innerlich wird das essigsaure Blei nur wenig angewendet, weil man seine nachtheiligen Wirkungen fürchtet. Letztere treten aber bei gehöriger Vorsicht nicht leicht ein. Angezeigt ist es im Allgemeinen bei denjenigen Krankheiten, bei welchen 1) entzündliche oder nervöse Reizung mit Gefäss-ausdehnung oder mit Blutflüssen besteht, und 2) wo übermässige Ab- und Aussonderungen die Ilauptcrscheinungen sind, der Zustand aber in Erschlaffung und Schwäche der Blutgefässe, und ebenso in Erschlaffung, Auflockerung und Schwäche der Schleimhaut im Verdauungskanal, in den Re-spirationsorganen oder in den Harnwerkzeugen begründet ist, und wenn diese Krankheiten mit erhöhter Reizbarkeit und Empfindlichkeit verbunden sind; es muss aber entgegengesetzt überall vermieden werden, wo Trockenheit der Fasern und der Schleimhäute, Verminderung der Wärme und der Absonderungen, grosse Reizlosigkeit und Neigung zu Verhärtungen besteht. — Ich habe es unter den vorher bezeichneten Umständen mit ausgezeichnetem Erfolge gegen Blutflüsse aus den Lungen und aus dem Uterus, gegen das Blutharnen bei allen Thieren, — gegen die Harnruhr (sogen. Lauterstall) bei Pferden und Rindvieh, — gegen schleichende Entzündung des Darmkanals, — gegen heftige und besonders gegen blutige, mit Zufällen von schleichender Darmentzündung begleitete Diarrhöe (auch wenn dieselbe durch zu grosse Gaben von Aloe, von schwarzer Nieswurz, von Croton und dergleichen scharfen Stoffen entstanden war), gegen asthenische, sehr schmerzhafte Lungenentzündungen, — gegen verjauchende Lungenknoten, — gegen hartnäckige Schleimfliisse aus den Respirationsorganen und aus den Geschlechtstheilen, und — gegen den zu heftigen oder zu oft eintretenden Geschlechtstrieb angewendet. Viborg empfahl es auch gegen die Finnen der Schweine (?). Auch gegen den Rotz ist das essigsaure Blei empfohlen; ich versuchte es hier stets ohne Nutzen.
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sect;. 544.
Zum innerlichen Gebrauche dient der Bleizucker. Man giebt ihn den Pferden zu 2 —12 Gnu., deniRindvieh l1^—4Gnu., Schafen und Schweinen
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Essigsaures Hlei.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 515
zu 30 Centignn. bis 1 Grm., llimdeu (i-—ö6 Centignn. auf einmal, und nach Zwischenzeiten von ;5, 4, 8—12 Stunden wiederholt, je nach der Heftigkeit der Zufälle: z. B. hei heftiger Dannentziindung, wo man Pferden sogar in Zwischenzeiten von einer Stunde 4 Grm. pro dosi geben kann. Von manchen Thierärzten sind grössero Gaben empfohlen; ich muss hiergegen warnen und Vorsicht empfehlen. #9632;— Die Anwendung kann in Latwergen, Pillen oder in Auflösungen (mit'20—25 Theilen Flüssigkeit) oder sehr verdünnt selbst im gewöhnlichen Getränk geschehen. Man verbindet den Bleizucker hei den meisten der genannten Krankbeiton zweckmässig mit bitteren Mitteln; und wenn bei der Harnruhr, bei dem Bluthanien uijd bei Ulccration der Lungen u. s. w. heftige Schmerzen bestehen, habe ich die Verbindung mit Bilsenkraut sehr hilfreich gefunden; bei dem rein atonischeu Elutharuen und dergleichen Harnruhr war dagegen die Verbindung dos Bleizuckcrs mit dem Kampber sehr wirksam, — und bei Diarrhöe, bei Lungenentzündungen und bei Blntbustcn hat sich in vielen Fällen der Bleizucker mit Opium versetzt als nützlich bewährt — Säuren, adstringirende Mittel, Alkalien, fast alle Neutral- und Metallsalze und die Seifen zersetzen den Bleizuckor und dürfen daher nicht mit ihm verbunden werden, wenn mau nicht etwa die Wirkung der neu entstehenden Verbindungen beabsichtigt, wie dies z. B. zuweilen der Fall ist bei dem Gebrauch des Bleizuckers in Verbindung mit Gerbstoff, namentlich mit einer Abkochung der Eichenrinde, in welcher das essigsaure Blei ein tonisches aber sehr wenig reizendes Präparat liefert.
Der Bleiessig wird zum innern Gebrauch fast gar nicht benutzt; seine Wirkung ist der des Bleizuckers sehr ähnlich und er kann daher wie dieser, aber in verdreifachter Dosis angewendet werden.
sect;. 545.
Aeusscrlich ist das essigsaure Blei ein häufig gebrauchtes und sehr wirksames, reizmilderndes, entzündungswidriges, zusammenziehendes und austrocknendes Heilmittel, welches im Allgemeinen da seine Anzeigen findet: wo örtlich die llcizbarkoit, die Empfindlichkeit und die Wärmecntwickelung zu sehr vermehrt ist, wo dabei die Blut-gefässe und die Fasern ausgedehnt und geschwächt, die Absonderungen zu reichlich sind, und wo ein wuchernder Bildungspro ces s besteht. #9632;— Es dient daher:
a. bei schmerzhaften Entzündungen, welche durch mechanische Einwirkungen entstanden sind (z. B. bei Quetschungen und Quetschwunden, bei dem Durchliegen und Durchscheuern, bei Sattel- und Geschirrdrücken, Ver-bällungen, Verrenkungen und Knochenbrüchen). — Das Blei zeigt sich bei diesen Entzündungen um so wirksamer, je mehr sie einen oberflächlichen Sitz haben; es ist auch in der ersten Zeit, ehe sie den höchsten Grad erreichen, und dann wieder im Stadium der Abnahme am meisten nützlich 1, — Dagegen ist das Mittel in der Kegel schädlich: bei heftigen, bypersthenisclien Entzündungen, bei schon eingetretener Eiterung oder bei deutlicher Neigung
1 Manche Aerzte wollen die Wirkung des iuisserlicli nngiiwcnclclcn essigsaurenlücUs bei diesen /uständen in Abrede stellen, wenn die Baut mit unverletzter Kpidcnnis versehen ist, — weil es dann wenig oder gar nicht in die Haut aulgenoinincn wird, — was jeduch gogen viell'achc Erfahrung spricht.
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MetalliscIiG Arzneimittel
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dazu, — bei sogeaaunten metaBtatiscIieuEntztinduugen, bei asthenischenEnt-zUndimgen in Drüsen, und überall, wo ans Mangel au gehörigei* arterieller Thätigkeit eine Neigung zu Verhärtungen besteht, mul auch bei katarrhalischen, rheumatischen, typhösen und Anthraxentzündnngen. Ebenso ist es fast immer schädlich bei Augenentzündungen, die mit Verdunkelungen oder mit Wunden und Geschwüren der Hornhaut verbunden sind; indem liier, meinen vielen Beobachtungen zufolge, bei dein Gebrauch der Bleimittel sehr oft die Verdunkelungen unauflöslich werden und die Wunden und Geschwüre weisse, undurchsichtigo Narben zurücklassen (siehe Anmerkung S. 611).
b.nbsp; nbsp;Gegen Verbrennungen leistet das essigsaure Miei fast bei jedem Grade und in jeder Periode derselben gute Dienste, am meisten aber wenn die Entzündung in jauchende übergeht, und wenn die verbrannten Theile sich ablösen. Sind die Branddächen sehr gross, so ist bei der Anwendung der Blei-mittel, wegen der hier lebhafteren Resorption und hiernach eintretenden allgemeinen Wirkung, Bleikolik u. s. w. stets eine grosse Aufmerksamkeit auf das Befinden der Thiere nöthig.
c.nbsp; nbsp;Bei Geschwüren ist das essigsaure lilei ein vortreffliches Mittel, wenn sie lockere, schwammichte Granulation besitzen, viel jauchen, juckenden Schmerz erregen, übrigens aber im Grunde rein und zur Heilung geneigt sind. Unter entgegengesetzten Umständen, und da, wo die Geschwüre mit Oallositäten verbunden, oder wo sie in Folge eines allgemeinen Krankhoits-zustandes (besonders als Krisis oder als Metastasis) entstanden, und wo sie veraltet, dem Körper zur Gewohnheit geworden sind, ist das Blei fast immer schädlich.
(/. Bei Hautausschlägen ist das Blei wirksam, besonders wenn sie viel nässen und stark jucken, wie z. 13. bei den sogenannten llitzblattcrn und bei dein Schweif- und Mähnengriude der Pferde und dorgl.; — da es aber zu schnell die Absonderungen unterdrückt, so darf es immer nur mit Vorsicht gehraucht werden, namentlich bei kritisch und metastatisch entstandenen Ausschlägen, bei veralteter und sehr ausgebreiteter Häude und hei dorgl. Flechten.
(,. Bei starken und anhaltenden Schleimflüssen, bei zu starker Eiterung und bei anderen zu reichlichen Absonderungen ist das Blei ebenfalls von ausgezeichneter Wirksamkeit, verlangt aber auch bei der Anwendung die Berücksichtigung der Dauer des Uebels und der etwa vorhandenen, unter .') und (?) angedeuteten pathologischen Verhältnisse.
sect;. 546.
Man benutzt, zum äusserlichen Gebrauche sowohl den Bleiessig wie auch den Bleizucker auf mehrfache Weise, unit zwar:
a. In Autlösungen mit Wasser (als sogenanntes Blei wasser, Aqua plwnbi s, pluinbica s, saturima); sie worden am besten mit destillirtem oder mit Flusswasser, und, nach dem Orte der Anwendung und dem Grade dos Uebels, in verschiedener Concentration bereitet: z, B. bei Augeucutzündungeu aus 0,12—0,50 Bleiessig oder 0,06—0,12 Bleizucker mit 30,0 Wasser,— bei Schleimflüssen, bei Verbrennungen, Geschwüren, Hautausschlägen und dergleichen mit Verletzung der Haut verbundenen Krankheiten, aus quot;-/o bis 1 Gnn. Bleiessig oder 0,12—0,26 Blcizucker auf 80,0 Wasser, —und zur Anwendung auf' die unverletzte Oberhaut kann diese Aullösung von doppelter
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Essigsaures Blei.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;517
Stärke sein. —#9632; Das in der l'reuss. Pharmacopöe vorgeschriebene Bleiwassei' besteht aus 1 Thoil I?leiessig und 48 Theileu destillirtein Wasser. Wenn bei Entztlndungen, Quetschnngen u. s. w. Neigung zu einem torpiden Oha-raeter oder zu Verhärtiingen eintritt, so nimmt man statt des blossen Wassers weit besser ein Ini'usum von gelind aromatischen Pflanzen, /.. K. von Fliederoder von Kamilleublumen, oder mau setzt dem einfachen Bleiwassei' etwas Weingeist (auf 20 — 2 1 Thoile 1—2 Tbcilc) zu. Die letztere Zusammensetzung bildet das sogenannte „Goulard'sehe Bleiwasser, Aqua Goulardi s. vegeto-mineralis Ooulardi11. — liei chronischen, mit heftigem Schmerz und mit reichlicher Schleimabsonderung begleiteten AngenentzUndungen hat sich die Verbindung des lileiwasscrs mit Opiumtinctur (20—30 Tropfen der letztern auf 30,0 des ersten), so wie bei schmerzhaften acuten Augenentztln-diingen die Verbindung des essigsauren Bleies mit schleimigen Mitteln, besonders mit Quittenschleim sehr heilsam gezeigt (sect;. 89).
b. In Linimeuten und Salben. In dieser Form wendet mau gewöhnlich nur den Bloiessig an, und zwar bei schmerzhaften Entzündungen der Haut, oder wo letztere theilweiso zerstört ist, wie bei Anätzuugen, Verbrennungen, Sattel- und Gescliirrdriicken und dergleichen, — Die einfachste Zusammensetzung besteht aus J Tbeil Bloiessig und 4—STheilen Fett oder eines fetten Oels, z. B. Baumöl, Mohn- oder Rtlböl; mehr gebräuchlich ist aber das sogenannte Bleie er at, oder die Blei salbe (Ceratum Saturni, Unguentum J'hiinbi $. satuminum), die durch Zusammenschmelzen von weissem Wachs STheilen, Schweineschmalz 28Theileu und Hinzurtihren von ;gt;Theileu Bleiessig bereitet wird. Es ist jedoch zu bemerken, dass alle Bleisalben, besonders wenn sie weisses Wachs enthalten, schnell ranzig und stinkend werden. Man setzt deshalb besser etwas reines Talg zu dem Fett. Die Salbe lässt sich dicker auf die leidenden Thoile aufstreichen als eine blos mit Fett bereitete. Sie mindert licizungen und Entzündungen. — Bei alten Geschwüren, die heftig .schmerzen, viel jauchen und oft an denfgeheiltenStellen wieder aufbrechen, ohne class Caries oder fremde Köl'per dies verursachen, hat sich eine Salbe aus 1 Theil Bleizucker mit IG Theileu Grünspan-Sauerhonig, täglich einmal angewendet, in vielen Fällen sehr nützlich gezeigt. il'lumhuin acetic, cruel. oO (inn. 1 Sgr., '/a Ffuud 4 Sgr. O I'tg.; I lumbmi acetic, depurat, 30 Grin. 2 Sgr.; Aijna plumbi 'MJ Gnu. ;gt; Pfg.; L'/nj. J'lunib' 30 Grm. 3 Sgr. 8 Pfg.)
Anmerkung 1. Das sogenannte Bleicxtract {Extraetum saturni) ist ein durch Abdampfen mehr diddlüssig und concentrirt gewordener Blelossig, der in Imlb so starken Gaben wie der gewöhnliche Bleiessig benutzt werden kann, jetzt aber gowähnlich durch
den letzten! ersetzt wird.
Anmerkung 2. Die Hloiglätte, S il be rg I ä 11 c , Goldglätte {Oscydum j.lumb'tctmi semtfusufn, lAthargytam^ FtüvnhvM oxythitwn snhfiiscum, Deuioxydnm PlumbiJt aus fast 98 Thellen Blei und 7 Theileu Sauerstoff bestehend, In Säuren, aber nicht im Wasser auflöslioh, wirkt ähnlieii, aber schwächer, wie das essigsaure Blei1. Sie wird innerlich gar nicht, und äusserlieii nur von wenigen Tluerärzten als ein zusaimnenzieheii-des, austrocknendes Mittel bei Gallen, Quetschungen, Sehnenklapp, Ausdehnungen und dergleichen örtlichen Leiden benutzt. Die Anwendung geschieht am zwockmässigsten in
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1 Grognier sah von 24 Grm. bei einem Hunde alle Symptome der sogenannten lileikolik. und nach einer starkem Gabe den Tod erfolgen. Qohier, Mein, et ubservat. Tome I. p. 110.
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Metallische Arzneimittel.
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Verbindung mit Fott odor mit Honig als Salbe, oder mit Essig zum dünnen Brei gemacht. Am uieiBlen dient sie zur Beroltung des essigsauren Bleies, durch welches sie auch völlig zu ersetzen ist1. (30,0 1 Sgr. 8 Pfg.)
Anmerkung 3. Das Bleiwciss, kohlensaures Blei, kohl ensauros Bleioxyd (0amp;l'U88a1 Vlumhum carhouicurut Snhcarbonas Plnvibi, Oxydum Plnmhi alhurn), aus circa 85 Thcilen Bleioxyd und 15 Theilen Kohlensäure gebildet, wirkt ebenfalls dem essigsauren Blei ähnlich, aber schwächer, und dient nur äusserlicli als austrooknendes Mittel bei Geschwüren, hei nässenden Kxcoriationen, hei Wunden, die im Vernarben begriffen sind, und zuweilen auch bei Verbrennungen, — wo jedoch der Uleiessig vorzüglicher ist. Man wendet es theils als Pulver zum Einstreuen (z. B, bei Oescliwüren im äussern Gohörgange der Hunde), theilraquo; als Salbe an. In ersterer Form wird es mehren-tbeils mit dein Pulver von Koble, Mehl, von Kamillenhlumen, Eichenrinde und dorgl. in einem dem Ivrankheitszustandn entsprechenden Verhältnisse versetzt, und ebenso wird es in der Salbenfortn bald mit mehr, bald mit weniger Fett verbunden. Nach der Preuss. Pharmacopöe besteht die einfache H 1 ei weisss al be {Uiuinentum Cerussae s. Ifng. album simpler) jetzt aus 2 Theilen Schweineschmalz und 1 Theil fein zerriebenem lilei-weiss, durch Kolben zusammengemengt (früher aus 2 Theilen Bleiwoiss, ebenso viel Schweinefett, und 1 Theil Hammeltalg), und wenn zu 1 Pfund dieser Salbe 15,0 Esmpher gesetzt wird, so stellt sie die kamph e rh a Iti ge Bl ei weisssalbo {Uiuj. Cerussw cam-phoratum s. l'ng. alh. cainplioratnm) (o) dar. Die letztere begünstigt weniger die Neigung zu Verhärtungen als die erstere. [C'criissa 30,0 2 Sgr.; Utty, Cerussae 30,0 2 Sgr. 4 Pfg.)
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C. Braunstein, Mangan, Mangcmium,
It) Craiibraunstelncrz , Bfiiunslclnülifioxyd, Mangantm oxydatum s. hyperoxydatnm
iiativnm, Mangamm hijpemxydatum, Oxydum Mamgani nigriim, Oxydum Manynnesiae
nigrum nativum, Jïyper s. S/ipcruxydnm manyanlcitm.
sect;. 547.
Das Manganioetall (Mn,.'!44,()8) kommt in der Natur meist im oxydirten Zustande vor, und zwar: als Mangan oxydul, Manganoxyd, Mangansuperoxyd, Manganaänre und Uebennangansänre. Von diesen verschiedenen Verbindungsstufen des Mangan mit dem Sauerstoff ist der Braunstein, das Maugau-superoxyd (MnOa) die liäullgste. Dasselbe findet sich in mehrerlei Ver-erzungsn, hanptsMchlich aber in dem Folianit und in dem Pyrolusit. Der erstere krystallisirt in kurzen, rhombischen, oft vertical gestreiften Säuleu, oder in derb stengehgem, oder blätterigem, oder in körnigem Gefüge; er ist hell stahlgran, undurchsichtig und macht auf weissein Papier einen grauschwarzen Strich. — Der Pyrolusit (Glasseife, Weichmanganerz) ist dunkelstahl grau bis eisenschwarz, in verschiedener Krystallform, macht einen schwarzen Strich. — Guter Braunstein soll wenigstens 60 Procent Manganhyperoxyd enthalten, -— was durch chemische Prüfung leicht nachweisbar ist und der Zusammensetzung aus 36,64 Procent Sauerstoff und
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1 Die Bleiglätte dient auch zur Bereitung einer schwarzen Farbe, die zum Färben widriger Abzeichen sehr gut benutzt werden kann. Man nimmt hierzu fein pulverisirto l'.leiglätte 1 Pfund, Aotzkalk Va Pfund (pond, civ.), mengt bolde Substanzen mit Wasser zum Brei und setzt diesem 4 Unzen Stärkemehl und 2 Unzen fein pulverisirto Bolxkoble zu. Die Masse wird getrocknet und pulvorisirt. Beim Gehrauche rührt man einer Theil des Pulvers mit Wasser zur Consistenz eines dünnen Jiiniinents zusammen, und streicht dies reichlich auf und zwischen die Haare, nachdem dieselben vorher durch Waschen mit Kleienwassor von Fett möglichst befreit sind, Ueber die Stelle bindet man ein Tuch. Xach dem Trocknen (5—G Stunden) wird die Masse wieder abgerieben.
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Mangan.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 519
63,36 Procent Mangan entspricht, welche locker mit einander verbunden sind, so dass ersterer bei der Einwirkung der ülühhitze und der stärkern Säuren zum 'J'hcil entweicht, und daher bei der Wirkung des Mittels gewiss von grosser Bedeutung ist. Ebenso bei der Cblorbildung aus Mangan und Salzsäure oder Kochsalz und Schwefelsäure. In Wasser und in Weingeist ist er unlöslich, bildet aber mit ersterem zwei Hydrate. In Säuren kann er sich auflösen, indem er die Hälfte seines Sauerstoffes abgiebt.
Der Braunstein wirkt innerlich und äusserlicli im Allgemeinen als ein reizendes, uniänderndes und zugleich stärkendes, tonisches Mittel, jedoch mit besonderer liichtui.g auf die Verdauungs- und Assimilationsorgaue, auf die Lymphdrüsen, Lymphgofässe und die Haut. Durch seine innerliche Anwendung bei Thieren, die an Trägheit im Vegetationsprocesse leiden, wird der Appetit vermehrt, die Verdauung gebessert, der abgesetzte Koth fester und dunkler, die Schleimhaut im Maule und in der Nase, so wie die Bindehaut der Augen lebhafter gerötbet, und die Se- und Excretionen gehen regelmässiger 'on statten. — In Geschwüren wird die abgesonderte Jauche der Qualität nach gebessert, der Quantität nach vermindert, die Granulation lebhafter und reiner, und die Vernarbung erfolgt schneller.
Das Braunsteintiberoxyd ist von Pessina und Rysz innerlich gegen bösartige Druse, gegen den durch Ansteckung entstandenen Kotz und gegen den Hautwurm mit dem besten Erfolge angewendet worden, und Kysz will auch bei einem Pferde die Anlage (?) zum Koller durch den länger fortgesetzten Gebrauch dieses Mittels gänzlich gehoben haben1. Bei veralteter Druse und bei dem Wurm sah ich ebenfalls gute Wirkung von ihm. — Die Gabe ist für Pferde 15,0—30,0, für Hunde 2,0—8,0, täglich zwei- bis dreimal, in Verbindung mit bitteren und aromatischen Mitteln. — Bei dein Rindvieh, den Schafen und Schweinen ist die Wirksamkeit und die passende Gabe vom Braunstein nocht nicht ermittelt.
Aeusserlich haben Grille , More lot und Kysz (a. a. O.) das Braun-steiniiberoxyd gegen die Räude der Pferde, der Schafe und Hunde mit gutem Erfolge angewendet, und der Letztere lobt es als das wirksamste Mittel gegen die trockene, sehr veraltete Mauke, gegen trockene Pussfiechten bei allen Thieren, gegen das Teigmaul der Kälber und Lämmer und gegen den Maul-und (Jhrengrind, der sich oft über den ganzen Kopf verbreitet, die Thiere am Fressen hindert, und beim Wcidevieh nach anhaltendem Regen und nach nassen Herbst- und Winterweiden (?) entsteht.
Die Anwendung bei diesen Hautkrankheiten geschieht in Salben, welche man aus 2—3 Theilcn recht fein pulverisirtcn Braunsteins mit 8 Tiieilen Schweinefett bereiten und auf die kranken Stellen täglich, oder jeden quot;iten Tag einmal gelind einreiben lässt. — Bei grossen, schlaffen Geschwürtlächcn kann das Mittel auch als Pulver eingestreut werden.
Wogen seiner grossen Wohlfeilheit und seiner nicht geringen Wirksamkeit verdient der Braunstein in der Thierarzneikunde häufiger angewendet zu werden als bisher. Seine Benutzung zur Erzeugung des Chlors und der ChloiTäucherungen ist S. 385 angegeben. — Die von ihm gebildeten Präparate, namentlich das schwefelsaure und das salz- (chlor-) saure
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1 Uysa , Arzuuiniittolleln-e. S. 38.
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Metalliaohe Arssueimittol.
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]ir;ni nst ciuoxyd ui sind nicht gebriluchlioh. (80 Grm. 1 8gl'., 25U Gnn. 0 Sgr. in Apotheken.)
Anmerkung. In noucior Zeit Iiat man lt;lns Ubertn nngansfiliro Kali (Kuli kypermanganicum— (nidinn miA dfpumtwn, — dunkel oder schwarz imrpurrolhe, in 16 Theilon Wassers h'ifrliche KrystHlle) als eins der wirksamsten DcsInffiCtionsmiltel in Anwendung gebracht. Kleine Mengen desselben l'jirbcn eine grosse Mon^e Wassers blau-roth ; l Theil in 5000 Tiieilon Wussors tödtet die in iliesem belindlielien ïnfusoiien binnen inner Minute, und last ebenso sehneil bei immt es unreinen) faulenden Substanzen, aueh mtriden Wunden und Geschwüren den stinkonden Geruch ; es reinigt die torjiiden eiternden , jauchenden Flüchen und regt in ihnen üen Heilprocosa sehr an. Man benutzt es daher als Heilmittil bei dem Maul- und Klauonweli, bei Oesehwüren mit putridem Chft-vactor, bei Krebs, Strahlkrebs, geölTncten Anlhraxheulen und dcrgl., in Aullo.-ungon von t Theil zu 20—100 Tbeilon reinen Wassers, 'womit die kranken Theilo tiiglich oin-iiis dreimal befeuchtet werden. Zum Deshdieiron nimmt man 8—10 Theilo zu 100 Tbeilen \Vassers und bestreicht oder begiesst die Gegonstiindo damit. Die Wirkung beschränkt sich nur aut'die AusseniUiehc und erfolgt dadurch, dftSS das Mittel durch lieriihrnng mit anderen Substanzen sehr schnell zersetzt wird, einen grossen Theil seines SauerstulIVs an ilioselben abgiebt und sie oxydirt Deshalb ist aueli der Znsatz von anderen Mitteln zu der AidUisung ganz unpassend. — Das rohe Salz ist weniger wirksam und muss in doppelten Mengen angewendet worden,
(Preis in Droguorion: 1 Pfd, Kali kyjicrnuonj. punvm 42 Sgr. — crudirm 9 Sgr.)
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D. Chrom, Chromium, Cgt;: 4) ChronisSnre iiml chromsaures Klt;ill,
sect;. 648.
Das Chrommetall erzeugt mit dem Sauerstoff aussei- 2 medicinisch nicht gebräuchlichen Oxyden tauch eine Säure, und dio letztere bildet mit dem Kali ein neutrales und ein saures Salz.
a.nbsp; nbsp;Die Chrom säure (Acidam cAromictm, CrOs) krystallisirt in sehr t'einen carmoisin- oder scharlaehrothcn Niulohi, tlio an der Luft zerfliessen, sich in Wasser (auch in Weingeist) leicht auflösen, das Wasser dunkelbraun, die Haut gelb färben. Die Häuro ist geruchlos, schmeckt scharf sauer, zersetzt und zerstört ähnlich wie die concentrirten Mineralsänren viele organische und unorganische Substanzen und wird hierbei selbst zersetzt, indem dieselben ihr Sauerstoff entziehen und sie in Oxyd umwandeln. Die Chromsäure ist ein #9632;;elir heftiges Aetzmittel, welches ich mit gutem Krfo Ige gegen Kr e^S, Strahlkrebs, Beinfrass, Warzen und dcrgl. Zustände gehraucht habe. Sie erzeugt sclinoll einen trocknen Schorf, fast wie das Oliiheisen, und in sehr verdünnter Auflösung trocknet sie feuchte Flächen schneller als jedes andere Mittel.
Als Aetzmittel benutzt man Auflösmigen von 1 Theil Cliromsäurc auf 1—10Theilo Wasser, als austrocknendes .Mittel 1 Th. zu 20—30Th. Wasser.
b.nbsp; nbsp;Das neutrale oder einfach chromsaure Kali (Kali chromieum iieufr., KO,Cr():,) bestellt in schönen citrongelben Prismen, ist ohne Geruch, schmeckt bitter, löst sich leicht in '2 Theilen Wasser, wirkt in concentrirtor Ijösung fast ebenso ätzend wie Chromsäure.
c.nbsp; nbsp;Das zweifach chroins. Kali (Kuli hicliromicinn, KO,-2CrO:j) hat vierseitige Prismen und Tafeln von tief gelbrother Farbe, ist in 10 Theilen Wasser löslich, übrigens wie b.
Beide Salze bewirken, innerlich concentrirt gegeben, Magen- uiidDann-outzündnng, 15—HO Gnu. fähren bei Pferden gewöhnlich den Tod herbei,
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Chrom, Eisen.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 521
unter grossei'Besohlönnigung des Pulses, aber nicht vermehrtein Athmen. Sie stehen in der Heftigkeit ihrer Wirkung zwischen Arsenik und Aetzsublimat und werden innerlich nicht benutzt. Aeusserlich hat Schmid das einfache chromsaure Kali gegen Gallen, üeberbeine, Schale, Sebnenfehler, Widerrist-schiiden und dergl. empfohlen, in Salben; 1 Th. zu 8—16 1h. Fett oder Merkurialsalbe. In dem Verhältniss von 1 zu H wirkt die Salbe auf die Haut ätzend, so dass sie in dicken Schorfen abstirbt; l Th. zu 16—IS') Th. Fett wirkt sie wie eine scharfe Cautharidensalho, dieselbe ist wohlfeiler als dio letztere und kann diese in vielen Fällen ersetzen. — Das Kali bkhromicum kann ebenso angewendet werden, es wirkt aber etwas stärker1.
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E, F is on, Ferrum, Mars,
sect;. 549. Das Eisen vermittelt seine Wirkungen im Thierkörper auf dieselbe AVeise, wie die Metalle überhaupt, indem es au den Stellen, mit denen es in Berührung kommt, mit den organischen Stoffen chemische Verbindungen eingeht, die bald mehr bald weniger löslich sind, und die hiernach auch mehr oder weniger dio Kesorption des Mittels begünstigen. Das metallische Eisen wird z. 13. im Magen durch die freie Säure des Magensaftes in milchsaures Eisenoxydul umgeändert, und dieses verbindet sich weiter mit derselben Säure zu einem Oxydulsalze. Auch das eingegebene Eisenoxydul wird im Magen durch Verbindung mit der Milchsäure des Magensaftes zu einem milchsauren Fisenoxydulsalze, und dieses, sowie alle andere Eisenoxydulsalze werden im Magen nnd Darmkanal in Eisenoxydsalze umgeändert. Ebenso verbindet sich das Eisenoxyd im Magen mit der hier vorhandenen freien Milchsäure zu milclisaiirem Eisenoxyd, und dieses geht, wie jedes andere Eisenoxydsalz, mit den prote'inbaltigen [Jcstandtheilcn des Magensaftes Verbindungen ein, welche hei einem Ueberschuss von Säure sich wieder auflösen und sich dann zur Aufsaugung eignen. Ist die Quantität eines Eisensalzes grosser, als dass sich dasselbe mit dem Mageninhalt sättigen könnte, so verbindet es sich mit den Bestandthoilen der Käute des Magens und Darmkanals, und bewirkt dadurch Anätzung der Schleimhaut. Das so umgewandelte Eisen geht in das Blut (in welchem es ein natürlicher Bestand-theil ist) über, und wird aus demselben durch die Nieron zum Theil wieder ausgeschieden. Seine Wirkungen im Allgemeinen characterisiren sich dadurch, dass alle Eisenmittel in massiger Gabe die Contraction an der Stelle der Einwirkung und im ganzen Körper vermehren, die Verdauung und die Assimilation bessern und dio Blutmischung so umändern, dass das Blut eine mehr hervortretende plastische und arterielle Beschaffenheit erhält und die Temperatur des Körpers erhöht wird. Der im Magen und Darmkanal mit den Futterstoffen In Verbindung getretene Tlicil des angewendeten Eisens giebt diesen Stoffen und dem Koth, namentlich bei Pflanzenfressern, eine schwarze Farbe, welche wahrscheinlich durch Verbindung des Metalls mit
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1 Schmid, über dio Annrenclnng des ohroms. Kali. Bepertor. d. Tliicrlieilkmulc von Hering. XIV. (1853) S. 285.
Journ. de méd. vek-r. de Lyon 1852. p. d49, — 1S54. p. 44, — 1805. p. 172.
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Äietftijisohe Ai'zueiinittcl.
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(liillu.ssJiurc entstellt und darauf' hindeutet, dass aucli auf diesoin Wege ein Tlieil desselben wieder aus dem Körper entfernt wird.
Zu grosse Gaben der Eisenniittel und zu lange Fortsetzung derselben erzeugen örtlieli im Magen und Danakanal heftige Beizung bis zur Entzün-duiig, starke Zusammenschrumpfung und Verdichtung der betroffenen Gebilde, Congestkmen und zu grosse Plasticität der Säfte.
Diese ganz im Allgonioinen angedeuteten Wirkungen finden sich bei den sammtlichen Eisenpräparaten, obwohl nicht in gleichem Grade. Es sind hier folgende fünf Alitheilungeu zu unterscheiden1 :
1.nbsp; nbsp;Metallisches Eisen, die Oxyde des Eisens und diejenigen Salze desselben, welche eine schwächere Säure enthalten, wirken vorzüglich durch Eefordening der Verdauung und Umänderung des Mutes; sie vermehren nur im geringen Grade die Contraction.
2.nbsp; Die Eisensalze mit stärkeren Säuren, besonders das schwefelsaure und das anderthalb-chlorwasscrstoffsaure Eisenoxydul, wirken am stärksten contrahirend.
'3. Auflösungen der Eisensalze in alkoholischen oder ätherischen Elüssig-keiten (Eisentincturcn) haben die Wirkung dieser Eisenpräparate, erregen aber zugleich flüchtig nach der Art des Alkohols und des Aethers.
4.nbsp; nbsp;Die Wirkung der Doppolsalze, welche aus einem Eisensalze und aus Salmiak oder weinsteinsaurem Kali bestehen, ist zusammengesetzt aus der Wirkung des Eisens und dieser Salze; — und
5.nbsp; nbsp;Die Verbindungen des Eisens mit Schwefel wirken wie Eisenoxyd, wie Schwefel- und Hydrothionsäurc.
Von den ausserordentlich zahlreichen Eisemnitteln sind thierärztlich nur folgende beinerkenswerth.
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6) Elsmft'ilt', pulvorlsll'tes mclalllscbcs Ulscn, Limatura Martinpraepamia, Permmpurum
liinatuni, Fen'mn pulveraUm, Alcohol MavtU, (o)
sect;. 550.
Das durch Feilen und Zerreiben in eisernen Mörsern möglichst fein zertheilte metallische Eisen, — ein grauschwarzes, schweres Pulver, geruch-
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und geschmacklos, in
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verdünnten Säuren löslich mit Eutwickelung von
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Wasserstoff.
Das Eisen im metallischen Zustande besitzt keine bemerkbare Arzneikraft; es wird aber durch die Einwirkung der Luft, des Wassers, der Säuren und durch Hitze sehr leicht in verschiedenem Grade oxydirt, und dadurch zu einem sehr wirksamen Arzneimittel. Dies geschieht besonders auch bei der innerlichen Anwendung des gefeilten oder pulverisirteu Eisens, da in den sauren Säften des Magens und Darmkanals, die Erfordernisse zur Oxydation reichlich vorhanden sind. Dass die letztere wirklich Statt findet, ergiebt sich uusser den weiteren Wirkungen, die das Mittel auf den ganzen Organismus äussert, zum Theil aus der schwarzen Färbung, welche der Koth annimmt, wenn die Eisenfeile durch einige Zeit innerlich angewendet worden ist; ob-
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1 Mitscheilich, Lehrbuch dor Arzneimittellehre. 1. lid. 2. Abth. S. 306, Umg des Vereins l'iir Ilcilliiuule in l'reiissen. 184G. Nr, 21.
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uud Zei-
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Elsenfells.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;523
gleich diese Färbung nicht allein von der Oxydation des Eisens, sondern ebenso viel von der Verbindung desselben mit der in den Nahrungsmitteln im Darmkanal oft enthaltenen Gerbsäure abhängig ist; denn die Färbung entsteht bei den Pflanzenfressern stets viel eher und stärker als bei den Fleischfressern. Die Wirkungen von massigen Gaben der Fisenfeile zeigen sich gewöhnlich erst nach längerem Gebrauche und geben sich (vorzüglich bei Thieren, die an Atonie leiden) durch lebhaftere liöthung der sichtbaren Schleimhäute (bei Schafen auch durch lebhaftere liöthung der Haut), durch höhere Temperatur des ganzen Körpers, durch munteren Blick, grössore Energie in allen Verrichtungen, besonders durch kräftigeren, volleren Puls, durch hellere liöthung und grössere Gerinnbarkeit des aus der Ader gelassenen Blutes!, durch gut verdauten aber härteren und i^vie bereits angegeben) schwarz gefärbten Darmkoth, und durch Verminderung oder gänzliche Beseitigung aller unregelniässigon, zu reichlichen Absonderungen zu erkennen. — Bei vollblütigen, sehr reizbaren, zu Entzündungen neigenden, oder mit Entzündungskrankhcitcu behafteten Thieren entstoben von dem Eisen leicht Congestionen, Verstopfung dos Leibes, Verschlimmerung aller Krankheitszufälle, — und bei sehr geschwächten Verdauungseingeweiden zeigt sich grosse Belästigung in denselben.
sect;. 551.
Diesen Wirkungen zufolge ist das Eisen ein eigenthümlich tonisches und erregendes Mittel, durch welches die Contractilität und die Irritabilität, vorzüglich aber die arterielle Thätigkeit des Blu tgefässsystem s in der Energie der Bewegung vermehrt wird, und welches daher bei solchen Krankhcitszu stand cn passend ist, die wesentlich in arterieller Atonie begründet sind, wo der Puls zu klein, weich, häufig aber regelmässig, die Schleimhäute und die Haut blass gefärbt, die Wärme, die Kraft der Muskeln gering, die Ab- und Aussonderungen wohl vorhanden, oft aber zu reichlich sind, — Unter diesen Umständen ist Eisen z. B. bei Dumiuküller, wenn er nicht in zu hohem Grade besteht und wenn die Thicre noch gute Fresslust zeigen, — bei Versclileimung und bei veraltetem oder aus Schwäche und Erschlaffung immer wiederkehrendem Katarrh, — bei Scropluilosis, -— bei und nach Wassersuchten, die aus Schwäche des Gefässsystems entstanden sind oder durch diese Ursache fortbestehen, — daher auch bei und nach der Bleichsucht (Fäule) der Wiederkäuer, — bei öfters wiederkehrenden wässerigen Anschwellungen der Füsse und unter dem Leibe, —- bei grosser Schwäche nach überstandenen Krankheiten, oder bei Zuchthengsten und Zuchtböcken nach grosser Erschöpfung durch zu vieles Begatten, und bei anderen ähnlichen Krankheiten mit Nutzen zu gebrauchen.
Dagegen ist das Eisen und seine Präparate zu vermeiden bei Orgasmus, Congestion, Vollblütigkeit, athenischer Entzündung, etc. (sect;. 550).
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1 Das Eiasn findet sieb Im Blute fast aller Tliiore und scheint ein nothwondiger He-
atauiitlicil desselben zu sein. Hei seinem Gebraucli vermehrt sieh die Monge de)' rothen Biutkorpei'ehen und es scheint dadurch die reicliliclicre Anfnulnne von Sauerstoff beim Athmen (die Oxydation) und hierdurch die Köihung des Hlutos wesentllob gefordert zu laquo;#9632;erden; raquo;her es ist nicht, wie man früher annahm, die alleinige und iimnitlelbaro Ursache ilor rotlion Farbe desselben.
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Metallisohe Arzneimittel.
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662.
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Dia Gabe von der Eiscnioilo ist t'ür Pferde und Rindvieh S—15 Gnu., für Schafe und Schweine 1—l1/^ Gnu. und für Hunde 30 Oontig'rm. bis 2 Grin., tätlich ein- liis zweimal. Die Anwendung' geschieht in Latwergen und Pillen, in Verbindung mit bitteren und aromatischen Mitteln, mit iitho-i'isfhein Oel, Kampher, mit Schwefel, Spiessglanss, Kochsalz, Glaubersalz (in kleinen Gaben), aber nicht mit Arsenik oder Quocksilberpräparaten, -weil dieselben in ihrer Wirkung denen des Eisens ganz entgegenstehen. Durch die Verbindung mit adstringirendeu Mitteln wird die Wirksamkeit des Eisens etwas gemindert, aber durch Kohle, kohlensauren Kalk und Magnesia wird sie fast ganz aufgehoben. (In Droguerien 1 Pfund H1,^ Sgr., in Apotheken 5,0 = 5 Pfg.)
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Anmerkung, i) Dns ISIsenoxyduI, schwarze Elsanoxyd, oder dor Eiseu-•.quot;nolir (J'cjtiim o.ri/ditialum niyrnm, Aclhiops martialisj (o) ist in seinen Wirkungen dor Kisont'eile l'nst ganz gleich zu stellen. Ks macht den grössten Theil des Ilainmer-sc h I ages aus, und letzterer kann daher, wenn er frei von fremdartigen Beatandthellen ui.d fein pulverislrt ist. ganz wie die Bisenfeile und wohlfeiler als diese benutzt werden. (Di'oguerloprels 1 Pfd. 2 Sgr.) —#9632; 2) Das braune Elsenoxyd, Eisenoxydhydrat, kohlensaures E i's e n o x y d , e r ö f i'n e n der E i s e n S A fr a n {A'crniin hydriemn , I^crrmn ovydaUim fnneion, Oxydum/erHeum cum Aqua, Fivrvni rarhonicum, Crocus Martin aperäiritt;, O.cildmiiferroto-ferru'iniiJ, Es ist in den Apotheken auch in flüssiger Form vorhanden als Ftrrnm lijidricum in Aqua, oder Liquor l'V'rri vxydati liydrati. in der Mensehenheilkundo ist dieses Präparat viel benutzt. Es wirkt schwach adstringireud und übrigens im Wesentlichen wie das metalliscbo Kison. lierthoid lind Uunsen1 haben es als das wirksamste (raquo;ngeiigilt gegen Arsenik empfohlen, indem sie von der Idee ausgingen, dass sich das Mittel mit dem Gift im Magen zu arsciiiksaurcm Kisenoxyd, welches im Wasser ganz unlöslich und somit auch unwirksam ist, verbindet. Die von Lassaigne, von Bouley, vonSpecz, von mir selbst u. A. angestellten Versuche haben diese Wirkung bestätigt, wenn das Mittel früh genug und in erforderlicher Menge angewendet wurde. Uie Gabe muss zehn- bis zwanzigt'aeh stärker sein als die Quantität des Arseniks. Das Mittel an sich ist auch In grossen Gaben nielit naebtheilig, und man kann Pferden und Kindern sehr gut 00—90 Grin., Hunden G—.TO Grin, auf einmal gehen. Die Anwendung geschieht in recht warmem Wasser (12 —15 Theilo zu ITheil des Mittels), und muh '/ä Stunde wiederholt. (Das trockene Präparat 5 Gnu. 1 Sgr., das flüssige ü0,0 4 Sgr.) — 3) Das essigsaure Eisenoxyd (Ferr. acetic, sohd.im s. h\ hydrico-aceticmii in Aqua, Liquor ferri accii'czV ist nach 1) n 11 o s (ii uc h n o rquot;s Uepertor. 1839) als Gegengift bei Arsenikvergif-tiingon denW'Vjn'.//.//(/r^CNwi vorzuziehen , besonders wenn man nicht weiss, mit welchem Präparat die Vergiftung geschehen ist. Denn das Ferrum hi/dricum wirkt blos bol freier Arsen- oder bei arsoniger Säure, aber nicht wenn die Fowler'sche Solution angewendet war. Mau gebraucht das Präparat am besten in Form des Liquors, den man bereifet aus 1 Theil Eisenoxydhydrat mit 8 Theilen Essigsäure und 12—15 ïheiien Wasser. Je mehr verdünnt angewendet, um desto besser wirkt das Mittel. (6 Grm. 10 Pfg.) — Das rothe Eis on oxy d (Ferr, n.ri/dal. rubrvm s. Oxydum ftrricumj ; das ä p f e Isa nr e E i s e n ext r ac t (Extract. Ferri pomatumj; das phosph orsauro Eisenoxydul und Eisenoxyd (Fcrr. phosphoricum oxydatim et orydnlalum); das b 1 a u s a u r e Ei s e n, E i s e n c y a n ü r c y a n i d , li er 1 i nerb lau (Jlt;'crr. hydroeyanictm s. horussieumj und das Jodetsen, E isenjod iir , by d rlodsauves Eisen oxy dul (Fcvr. iodithim s. hydroiftdicnni oxydnlatinn) erscheinen in ihren Wirkungen iihniieli mild wie das reine Eisen, sind jedoch nicht genügend in der Thierheilkunde geprüft und bisher nur wenig gebraucht worden. Bei Versuchen können ähnliche Gaben wie von dem reinen Eisen benutzt werden. Von dem Jodeisen schreibt Morton für Pferde bei chronischem Nasenausfluss i—.8 Grm. vor. (4 Grm. 1 Sgr..) — 4) Das sogenannte Eöschwasser, welches von Vielen für ein sehr wirksames, stärkendes und gelind znsaminenzieliendts MUtel gelialten , und innerlich gegen Durchfall, Earnruhr
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1 Eisonoxydhydrat, das Qegengift des weissen Arseniks A. A. Berthold, 2. Aufl. Göttinlaquo;. 1837.
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Von li. W. Uunsen und
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Schwefelei sen, Sehwcfulsaurcs Eisen.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 525
u. a. mit überinäsM^er Ab- und Aussonderung verbundeno Krani^hoitoii, äussorlicli aber gogen Plepbaokon, Ausdebnnng der Sehnen und dergl. Fehler empfoblen ist, soll ebenfalls Eisen im oxyduliitoi. Zustande entlialtoni imcli unseren wiederholten uii'i genauen Unter-snehnngen mit den l)esten Rengentlen, fand sieh Jedoch In dom rocht gut bereiteten Lfisck-wnsser nicht die geringste Spur von Elsen, und man muss daher die bei seinem Gebrauch wahrgenommenen Wirkungen dem blossen Wasser zuschreiben.
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0) Sdiwcfelelseil) Slahlscbwerel, Fermm sulplmratum, Sulphur olutlyheatum, (o)
sect;. 553.
Verbindungen des Eisens mit dein Schwefel in verschiedenen Verhältnissen kommen in der Natur vor; das als Arzneimittel gebräuchliche Schwefeleisen (JTeS) wird aber durch Zusammenschmelzen der beiden Mineralien gebildet, und enthält gegen 62,77 Tlieile Eisen und 'M,'2'ó Tlieile Schwefel.
Die Wirkungen dieses Äiiltels sind grösstentheils dieselben, welche von dem geteilten Eisen (sect;, 560) entstellen, zum Theil aber stimmen sie auch mit denen dos Schwefels überein. In wie weit das Schwefelwasserstoffgas (sect;, 482 Aninerk.), welches bei der innerlichen Anwendung des Stahlsehwet'els, durch die Einwirkung dos satiren Magensaftes und anderer Feuchtigkeiten auf ihn, sich jederzeit entwickelt, Abweichungen von diesen Wirkungen bedingt, — ist noch nicht gehörig erforscht. — Von der Eisenfeile scheint sich der Stahl; Schwefel in der Wirksamkeit vorzüglich dadurch zu unterscheiden, dass er selbst bei grosser Schwäche der Verdauungseingeweide ziemlich gut ertragen wird, — dass seine Wirkungen schneller eintreten, und dass sie mehr auf die Verstärkung der Thätigkeit in den ab- und aussondernden Organen, und auch auf die der Lymphgefnssc mehr gerichtet sind, als die der Eisenfeile.
Hieraus ergeben sich die Anzeigen zur Anwendung des Stahlsehwet'els, welche übrigens mit denen, die für die Eisenfeile aufgestellt worden sind, in der Hauptsache übereinstimmen. Der erstere ist jedoch, seinen eben ange-denteten Eigeuthümlichkeiten zufolge, bei gastrischen Krankheiten mit grosser Schwäche und mit vieler Säure im Magen, boi veralteten Hautkrankheiten, bei dergleichen Druse, bei Wassersüchten und bei der Paule zweckmässiger als die Eisenfeile. Possina gab ihn mit Nutzen bei Faul- und Nerven-fiebern, bei Durchfällen und bei Würmern, — Waldinger auch bei dem Hautwurm. Die Gabe ist für die grossen Thiere 1—2 Drachmen (4,0—8,0), für Schafe 1—2 Scrupel (1,25—2,5), für Hunde 2—12 Gran (0,12—0,72), täglich zweimal. Die Anwendung- geschieht in Pillen oder Latwergen, mit bitteren oder aromatischen Mitteln, mit Terpcnthinöl, auch mit Kampher versetzt; Säuron, saure Salze, adstringirende und Bleimittel vortragen sich mit ihm nicht. (Drogueriepreis: 1 Pfd. 4 Sgr.)
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7) Scliwcfelsanros Elsenoxjdiil, Eisenvitriol, grOncr Vitriol, Kupfcrwasscr, Feirum
iulphuHcuw ot'ijäuhfiHin s. cryaUfllistttiiMi, Sulphas oxyduli ffevHt Sulphas fevvosus
mm Aqua f Vztnolum Martis 9, V. rinde, FcO,80:j-1-7IIO.
sect;. 554.
Dieses Eisensalz wird im rohen Zustande (Few, sulphuric, crud. s. venale) im Grossen auf den Vitriolhütten oder auch in chemischen Fabriken gewon-
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Metallische Arzneimittel.
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non, und zwar in den orstoren aus dem gerösteten Schwefelkies durch langsam an der Luft und mit Hilfe von Feuchtigkeit fortschreitende Oxydulation dos Eisens, Auslaugen und Krystallisiren; oder — in den Fabriken durch Auflösen von altem Bruclieiseu in Schwefelsäure, Abdampfen und Krystallisiren. Der aus dem Schwefelkies erhaltene Vitriol ist stets mit Kupfer- oder Zinkvitriol verunreinigt, deshalb zum innern medicinischeu Gebrauch nicht geeignet, und die Pharmacopöe schreibt daher die Bereitung dos reinen Eisenvitriols (For. mlphurio, purum) aus reinem Eisen und Schwefelsäure vor. Der reine Eiseuvitriul besteht aus 2öTheilen Eisen, 29Thoilen Schwefelsäure und 46 Theilen Wasser, bildet grünlich-blaue, durchscheinende, schief rhomboidische Krystalle, oder ein fast weisses, hell blau-grünliches Mehl; sein Geschmack ist zusammenziehend, tintenartig; bei mittlerer Temperatur löst er sich in l1/2—2 Theilen, bei Siedhitze in 1/!j Gewichtstheil quot;Wassers auf, in Weingeist nicht. Die frische Auflösung ist grünlich-blau, reagirt sauer, wird beim langen Stehen braun-gelb. Die Krystalle verwittern an der Luft allmälig zu einer weissen Masse, und wenn sie feucht sind, werden sie braun-gelb (schwefelsaures Eisenoxyduloxyd).
Auf lebende thierische Theilo wirkt der Eisenvitriol örtlich, je nach deren Beschaffenheit und je nachdem er in Substanz oder in einer mehr oder weniger concentrirten Auflösung angewendet wird, in verschiedenem Grade. Aeusserlicb auf die unverletzte Haut gebracht, ist er im trockenen Zustande fast unwirksam, in concontrirter Auflösung (1 zu 2—8 Theilen Wassers) bewirkt er starke Zusammenschrumpfung und oberflächliche Aetzung; mehr verdünnt ist er nur adstringirend, auf eiternde Stellen und Schleimhäute ebenso, und zugleich reizend und die Absonderung vermindernd, auf Blut und andere plastische Flüssigkeiten gerinnend, daher auch blutstillend. In Wunden erzeugt das Pulver oder die concentrirto Auflösung heftige Entzündung, daneben die eben angegebenen Wirkungen, und ausserdem wird ein Theil des Mittels absorbirt und wirkt nach der speeifischen Qualität des Eisens auf den Organismus. Uebergrosse Gaben erzeugen auf diesem Wege auch Vergiftungen, wie z. B. bei den Versuchen von Smith und von Orfila, in welchen mehrere Hunde in der Zeit von 15—27 Stunden starben, nachdem die Symptome der heftigsten Entzündung bestanden hatten und wonach bei der Section sich am Magen n.S.W. die Merkmale der Entzündung finden.
Innerlich angewendet verursacht der Eisenvitriol (bei Pferden und Rindvieh) in Gaben von 8—30 Grm. keine sogleich bemerkbaren Veränderungen; bei fortgesetzter Anwendung des Mittels treten aber die in sect;. 550 bezeichneten Erscheinungen der Wirkung früher und stärker ein, als von allen übrigen Eisenmitteln; besonders erfolgt die Schwarzfärbung der Excremento und eine Beschränkung der Absonderungen sehr bald. — In grosseren Gaben soll das Mittel laxirend wirken; allein Flormann (in Vi borg's Samml. Bd. 3. S. 182) sah bei einem zweijährigen Füllen nach dem Eingeben von 1 Unze (30,0) desselben blos schnelleren Puls und schnelleres Athmen, Schauder, Haarsträuben, Abneigung gegen Futter und Getränk, Mattigkeit, schwache Kolikzufälle und zweimaligen Abgang eines harten Mistes innerhalb 12 Stunden erfolgen. Nach 14 Stunden waren diese Wirkungen vorüber und das Thicr frass mit Appetit. — Viborg (Veter. Selskab. Skrift. Bd. 1) gab einem 20jährigen Pferde 4 Unzen (120,0) Eisenvitriol in Wasser aufgelöst, ohne die geringsten Zufalle darnach zu bemerken. Diese Gabe wurde, bei
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Schwefelsaures Eisen,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 527
demselben Pferde nacli 3 Tagen wiederholt, ebenfalls obne dass besondere Zufälle darnach eintraten. Es wurde daher nach 6 Stunden getödtet, und man fand die Zottonhaut des Magens röthor und dicker, den Dannkanal erweitert und an seiner ganzen inwendigen i'läehe roth. — Von 6 Unzen (180,0) in Wasser gelöst, einem 18jährigen Pferde eingegeben, bemerkte man nach lOMinuten sehr kleinen Puls, Erbrechen1, Ausfhiss einer grünen, tchloiniigen, mit Futter gemengten Feuchtigkeit aus den Nasenloehern; das Thier stand mit hängendem Kopfe, schien sehr schwach zu sein, und sah sich von Zeit zu Zeit nach dem Leibe um. Nach 6 Stunden urinirte es häufig und entleerte Mist von unveränderter Beschaffenheit-, es hustete trocken und heftig; Appetit zu Futter und Getränk war völlig verschwunden. — Am folgenden Tage bestanden fast ganz dieselben Zufälle; — am dritten, vierten und fünften minderten sie sich; Appetit stellte sicli wieder ein; das Pferd mistete hart und schwarz; — am sechsten befand es sich in demselben Zustande wie vor dem Versuche. — Bei Hunden entsteht nach zu grossen Gaben (von mehr als ^ Drachme = 2,0) des Eisenvitriols Erbrechen, und wenn dieses gehindert ist, auch zuweilen eine geringe Entzündung des Magens und Darn;-kanals. Orfila sah von 2 Drachmen (8 Grin.) dieses Mittels bei einem Hunde nach etwa 2C Stunden den 'Pod erfolgen (Toxicol., Bd. 1, S. 4U8).
Eine Auflösung von 23 Gran (D/g Grm.) Eisenvitriol in 1)0 Gran (G Grm.) Wasser, einem alten matten Pferde in die Drosselvene gespritzt, verursachte nur eine ganz unbedeutende Vermehrung der Pulse (um 2 in jeder Minute). — Eine Auflösung von 72 Gran (i1^ Grm.) Eisenvitriol in 288 Gran (circa 18,0) Wasser demselben Pferde in die Drosselvene injicirt, verursachte nacli 15 Minuten sehr kleinen und um 4 Schläge vermehrten Puls, Das Thier wurde etwas träge, behielt aber seinen Appetit und athmete wie vorher; der Urin ging unverändert, der Mist klein geballt, hart und mit Schleim überzogen ab. So auch am folgenden Tage, wo sich jedoch Nachmittags das Pferd wie vor dem Versuche zeigte, — Bei einem andern Pferde trat die Wirkung von einer gleichen Injection auf ähnliche Weise ein, und zugleich Gähnen, öfteres Kopf'schütteln, starkes Ziehen mit den Flanken, Abneigung gegen Futter und Getränk, und Stampfen mit den Füsson, Nach '/jj Stunde wurde das Pferd rnliig; nach 3/4 Stunden wurde schwärzlicher, harter, mit Schleim überzogener Mist entleert, und nach 3 Stunden war die Wirkung wieder vorüber2,—-Von l1/^Drachme (6,0) des Mittels in4Unzon (120,0) destillirten Wassers gelöst und injicirt sah ich bei einem Pferde sogleich schnelleres Athmen, Taumeln und Niederstürzen erfolgen; aber auch dies Thier erholte sich binnen 4 Stunden gänzlich wieder.
Bei Hunden trat wonige Minuten nach der Einspritzung von 8—10 Gran (1/2—2/;(Grm.) Eisenvitriol Erbrochen und Aeussenuig von heftigem Schmerz ein. Nach kurzer Zeit wurden die Thiero aber wieder gesund.
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1nbsp;Es ist waliväclieinlicb, ilass dieses Erbrechen nur durcli das Eindringen der Flüssigkeit in den Keli Ikopf entstanden war; ieli bemerkte dasselbe bei sol eben Versuch on niemals, und Gohier (Mcm, et Observ. Tome I. p, 427), der den Eisenvitriol einem Pferde zu O'/s Unze (285,0), einem Esel zu C Unzen (180,0), und einem dreimonatlichen Füllen zu 8 Unzen (90,0) gegeben, bemerkte es ebenfalls nicht; auch sah Gohier kein vermehrtes Uriniren, wohl aber eine heftige üarinentziindung entstehen, an welcher alle drei Thiere am folgenden Tage starben.
2nbsp; Viborg, Erfahrungen über die innere Wirkung deraquo; Eisenvitriols bei unsern Ilaus-thieren; In Teuffel's Mag, f, Thierheilk. Bd. 1. S. 170,
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Motu nine lic Arziioiinittcl.
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sect;. 566.
Die angeführten Versuche zeigen, dass der Eisenvitriol schnoller unci heftiger wirkt, als die Eisenfeile und als der Stalüschwefel, und dass er in der tonischen und in der reizenden Wirkung fast alle andere Eisenmittel übertrifft. Anssordom scdicint er gegen manche Krankheiten speoifische Wirkungen zu besitzen, welche deshalb von Rademacher u. A. als „l'jisonkrnukheitenquot; und „Eisou-lJyskrasienquot; genannt worden sind.
Seine innerliche Anwendung findet der Eisenvitriol bei allen im 4;. 661 bezeichneten krankhaften Zuständen, besonders aber dann, wenn dieselben auf einem hohen Grade von torpider Atonio beruhen. Er hat sich in solchen Fällen gegen Auflösung des Blutes, gegen Schärfen, Faulfieber, Milzbrand, hartnäckigen Durchfall, gegen Blutharnen, Harnruhr, Eingeweidewürmer (besonders Strongylus fllaria der Schafe), gegen langwierige, heftige Schleimflüsse und alle andere übermftssige Ausleerungen, gegen öfters wiederkehrendes Aufblähen, bei allgemeiner Schwäche nach vorausgegangenen Krankheiten, und sowohl als Heilmittel, wie auih als Präservativmittel gegen die Fäule der Schafe, and nach König1 und Turk- sowohl als l'räservativ-wie auch alsHeilmittel gegen dieLungenseuche sehr nützlich gezeigt. Sutte hat auch bei dem Dampf, und Seer in der ganz ersten Periode der Drehkrankheit der Schafe(Vj guten Erfolg von ihm gesehen.
Aeusserlich kann der Eisenvitriol als zusammenziehendes, austrocknendes Mittel gegen Piephacken, Gallen und Ausdehnungen der Bänder nach Verrenkungen, — ebenso gegen stark nässende Hautausschläge, gegen zu starke Eiterung und lockere Granulation in Wunden und Geschwüren, namentlich gegen das Klauenweh der Schafe, Strahlkrehs und dergleichen, — gegen asthenische Augenentzündungon, gegen Schlehntlüsse und dergleichen angewendet werden, jedoch auch hier nur dann, wenn Atonie den Grund-character dieser krankhaften Zustände bildet. Auch wird er als blutstillendes Mittel benutzt, für welchen Zweck er besonders bei parenehymatösen Blutungen mit Erfolg gebraucht werden kann.
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566.
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Man giebt den Eisenvitriol innerlich Pferden und Kindvieh zu 8 bis 30 Grm., Schafen und Schweinen zu n,y—1)25, und Hunden 0,06 — 0,30, täglich zwei- bis dreimal, mit Zusätzen von bitteren, aromatischen, flüchtigen und narkotischen Mitteln (besonders bei Durchfällen mit Opium), in Latwergen, Pillen und Auflösungen. — Verbindungen mit gerbstoflfhaltigen Mitteln sind zwar in chemischer Hinsicht noch weniger passend als bei den übrigen Eisenpräparaten, sie sind aber doch recht milde wirksam, wie dies die Tinte beweist, die mau als ein massiges tonisches Hausmittel benutzen kann. — Dagegen muss man Zusätze von Alkalien, von Kalk, von Baryt, von Blei, Silber, Quecksilber und von Quecksilbersalzen vermeiden, weil hei diesen Mitteln in der Pegel gegenseitige Zersetzungen erfolgen.
Bei der Lungenseuche des Rindviehes hat König Gaben von 2 bis
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'Magaz, f. Thici-hcilk. 16. Jahrg. 1860. S, 284.
- Nouveau rapport .sur )e traitemonl de In plouropneiunoulo contagiouso du ^roa bét;ül par Ie suU'ate de l'er, adressé a la soclétë d'ugl'iculture du Nancy par M. Amédée Turk. 18G7.
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Schwefelsaures Eisen, Kisenchlorid.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;529
4 Unzen (GO—120 Grm.), bis Durchfidl entstand, mit bestem Erfolge angewendet und als I'ropliylacticum 1 Unze (30,0) iitglich einmal in Auflösung gegeben 1,
Zum äusserlichen Gebrauche benutzt mau den Eisenvitriol meistens in Auflösungen, die man nach dem Grade der Schlaffheit in vcrsclacdcnor Concentration, und nach dem Grade der lieizlosigkeit bald in blosseiu Wasser, bald in aromatischen Infusionen und mit Zusatz von Spiritus (Wein) und dergleichen macht. Zur Anwendung auf die Augen nimmt man t!—8 Gran (18—48 Centignn.), für die Schleimhaut 6—10 Gran (30—60 Centigrm.), für die Haut und zur Blutstillung 10—^30 Gran (60—180 Centigrm.) auf 30,0 Flüssigkeit. Die Anwendung geschieht als Waschung, Bähung, Einspritzung u. s. w. — Zuweilen wird das Mittel aber auch als Pulver, mit Kamillen, Kalmus, Kohle und dergleichen versetzt, zum Einstreuen bei Geschwüren benutzt. — Der frühere Hofthicrarzt Seifert in Wien empfahl als Sjiocificum gegen Strahlfäule der Pferde und gegen das Klauenweh der Schafe ein (i einenge von Ferrum sulphuric. 12 Unzen (360,0), Fernm muriatic, o.rydul. 8 Unzen (240,0), Cupr. sulphuric. 2 Unzen (6Ü,0), Ahmen ustimi 24 Unzen (720,0), und Camphor, ras. ij.i Unze (16,0). Alles fein pulverisirt und auf das Genaueste zusammengerieben, in einem gut verschlossenen Glase aufbewahrt (das Mittel ist den sogenannten Heilsteinen [sect;. 562 Anmerkung] fthnlich). Zum Gebrauch wird 1 Unze (30,0) in 1 Pfund Wasser aufgelöst, und mit der Flüssigkeit das Geschwür täglich zwei- bis dreimal befeuchtet oder mit angefeuchtetem Werg verbunden, nachdem vorher alles lose Horn mit dem Messer weggenommen ist. Das Mittel bewirkt ein schnelles Trocken-werden der Geschwüre.
Ausserdem hat sich der Eisenvitriol in gleicher Auflösung zur ües-infection bei Contagien und bei faulenden stinkenden Substanzen wenigstens als ein desodorisirendes Mittel sehr wirksam gezeigt.
(Preis: Ferrum sulphuric, cnul. 30 Grm. 4 Pfg.; l/a Pfund 1 Sgr. 6 Pfg.; grob pulverisirt 30,0 8 Pfg.; '^ Pfund 3 Sgr. — in Droguerien 1 Centner 2 Thlr. 10 Sgr.)
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8) Die liisencliluiidflüsslgWt, der iindfillialbfathe Chlorelsen-llquor, Ferrum
sesq'iieldoriUum solatum, Liquor Fcrri sesquicltlorati, ZAguor Fern muriatici
oxydati, lAquor Chloreti ferrici.
sect;. 557. Dieses flüssige Salz wird pharraaceutisch bereitet, indem man reines Eisen (Eisendraht) in warmer Chlorwasserstoffsäuro auflöst, die Auflösung tiltrirt, sie mit der doppelten Menge dostillirteu Wassers verdünnt und hierauf Chlorgas so lange in sie leitet, bis das Eisenchlorttr in Eisenchlorid vollständig verwandelt ist. Man erkennt dieses daran, dass eine Probe der Flüssigkeit eine Lösung von übermangansaurem Kali nicht mehr entfärbt. — Das Präparat ist eine saffrangelb-braune, klare, etwas dicklich-fliessende
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1 l!ei der Lungsnseuche muss dus Mittel stets im Grossen aus Fabriken oder Dro-guerie-IIiuulliingcn geknuft werden, weil os lauge und viel gebraucht wird. In einem Falle sind #9632;/,. 1$. für 83 Stiiek Rindvieh binnen 3 Monaten 5 Centner verwendet worden. IlKirnvio, Arzneimittellehre. 6. Auflagenbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;81
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Metnllisohe Arzneimittel,
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Feuchtigkeit von stark adstring-irendoin Gcsclnnack, schwach nach Ohlor riechend, sauer reagirend, Sie hat zu den geriunharen Bestandtheileu der thierisohen Substanzen eine grosse chemische Verwandtschaft und bildet mit denselben meist uulösliohe Verbindungen, coagulirt daher das Blut und wirkt tlicils hierdurch, thoils durchZusammensohrumpfung clcrGet'iisse und anderer 'I'lieilo blutstillend. Im concentrirten Zustande wirkt es auch stark ätzend (weit mehr als der Eisenvitriol, aber woniger als die concentrirten Säuren); im verdünnten Zustande äussert es, je nach dem Grade der Verdünnung, nur adstringirende und reizende Wirkungen, vergleichnngsweise auch stärker als der Eisenvitriol und als das Tannin. Man hält es daher für das stärkste Adstringens, und in Beziehung auf Blutungen für das wirksamste Stypticum. Ausscrdein führt es bei innerlicher Anwendung die speeiilscheu Wirkungen der Eisenmittel herbei.
Die Eisenchloridflüssigkeit ist innerlich bisher sehr wenig angewendet worden. Ich habe sio bei Typhus, bei Anthrax, bei dein astheinschen Blut-, harnen, bei atonischen Blutungen aus der Gebärmutter nach dem Gebären (in Fällen wo Mutterkorn nichts leistete), and bei allgemeiner Schwäche nach üborstavulenen Krankheiten, mit ganz entschiedenem Nutzen angewendet. Das Miliol ist bei Menschen auch gegen Lungenhlutuugen empfohlen worden, ich halte es aber hierbei für sehr bedenklich wogen seiner tonischen und reizenden Wirkungen auf das Herz und die Arterien.
Die Gabe ist für Pferde und Kinder 2—-l Gnn., für Schafe, Ziegen und
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Schweine
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bis 1 Grm., für Hunde G bis 24 Centifi
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tägrlich 2 bis
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.'5 mal, stets mit der 100—löUfachen Menge Flüssigkeit verdünnt oder durch andere Mittel vertheilt in Latwergen oder in Pillen. Die Flüssigkeit kann Wasser oder Schleim sein (bei Beizzustand), oder ein bitteres Decoct.
Acusserlich wendet man das Mittel entweder unverdünnt an zum Äuf-streiclieu nul'Warzen, Polypen, Strahlkrebs und dergleichen Wucherungen, oder verdünnt mit 10—20 Theilen Wassers bei unreinen, schlaffen Geschwüren mit (ippiger Granulation, oder mit 30—50 Theilen Wassers bei Blutungen. Bei den letzteren muss das Mittel in einem Tampon soviel wie möglich an die verletzte Gelassstelle selbst gebracht und nöthigenfälls mehrmals wiederholt werden.
(Preis: 30 örm. 2 8gr. 4 Pfg.)
Anmerkung 1. Dem Perrum sesqmchloratum sofetom höchst ähnlich ist dns kry-stallisii'te Eisenchlorid {Vcrrum sesquioliloratum cryslallisnlnm, Ftrrwn inuriaticiiM oxydatvm), welches ebenfalls durch Auflösen des Eisens in Salzsäure, und dann Uübor--siittigen der Aullösung mit Salz- und SaipetersSure u. s. w. in gelben, strahllgen Krys'aii-massen gewonnen wird. Die Krystalle lösen sieh in Wasser, Weingeist und Aether leielit auf, sie sind hygroscopiscb, an der Luft sserfliessend und sie reagiren sauer; ihrOeschmack ist raquo;ehr herb zusaminenzieliend. Das krystaliisirtc Salz und seine concuitrirten Lösungen (1 zu 2—10 Theilen Wasser) wirken ätzend; von den dünneren Lösungen gilt Alles wie von dem XAquor ferri seä'/uichlorati.
Anmerkung 2. Das salzsaure Eigenoxydul, K i scnchlorii r, Eisen-liy !gt; e r eh I o r ü r fFerrnni imiriatkuvi oxydulutitm, Hfurias Fern' cum aqua, Chloretum Fcrri) wirkt älinlich dem Eisenvitriol, von ihm ist die Auflösung oflicineli als Ferr, chlorat. solu'. Entbelirlieh. Der E i s e n s a 1 m i a k, das s a I z s a u r o E i s e n o x y d - A m in o n i a k (Ammu-nium mnriiüicmn ferratum s. vurrtiafumj; — das ei s e noxy d ha I tige weinsteir-saure Kali, der Eisenweinstein (Kali Inriitricnm fermtum, Tartarus martlahtsj und — die fast ganz gleichartigen Eisenweinsteinkugeln oder Stahlkugein fGlohtdiviartlfilcs, s. martial', .s. Oloh, Tarttirifsrrati, Fcrrokali tartaricumj sind sjimintlich in ihren Wirkungen bei den vorseliiedenen Haustliieren noch nicht genügend erkannt.
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Eisencliloml, Schwefelsaures Kupfer.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 531
Sie wirken scOiwiiolicr adstrlngirencl als der Elsenvitriol, Im Allg.nnelnon laquo;lier diesem Mittel äliullch, durcli welches sie auch incliroiitliells in der thieriirztlichen Praxis ersetzt worden. Krause gull die Stahlkiiyeln hei einem Pferde gegen Würmer mit sehr gntem Erfolg (Magazin für Thierheilkunde von Qurlt und üertwlg, 1880. S. 208), und ich
lialie dieses sehr mikie Mittel gegen Strongylm eontortua der Solit.fe sehr wirksam befunden.
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F. Kupfer, Cuprum, Venus.
sect;, 508.
Das Kupfer im metallischen Zustande wirkt iiuf' den Thierkörper wenig
ein, weil es sieh, wegen seiner geringen Verwandtschaft zum Sauerstoff, nur langsam und unvollständig durch die thierischen Säfte so verändert, class es aufiöslioh wird; doch geschieht dies zuweilen, wenn die Säfte viel freie, Säure enthalten. — Die mit verschiedenen Säuren gebildeten Kupferpräparate characterisiren sielt etwas woniger Obereinstimmend als die ISlei- und Eisenmittel, und es lässt sieh im Allgemeinen von ihnen nur sagen: a) dass sie adstringiren, aber nicht so wie das Eisen zugleich don Tonus und die Arteriellität erhöhen; b) dass .sie den Verdauungs- und Ernährungsprocoss umstimmen, thcils durch örtliche Einwirkung, thcils durcli Qmstimmung der Gangliennerven, zu denen sie eine speeiflsche Beziehung haben, und — cj dass sie, concentrirt und in zu grossen Gaben, als ätzende und als lähmende Gifte wirken. Morton giebt an (.1 Manual of Pharmacy etc.-p. 1-1-1), dass die Thiere, welche das in der Nachbarschaft von Kupferschmelzhütten wachsende Gras fressen, mancherlei üblen Zufällen unterworfen sind, wie namentlich: dem grauen Staar, Anschwellungen der Gelenke, Verlust des Appetits, Eingenonmieuheit des Kopfes, Abmagerung u. s. w. Man schreibt diese Zufalle den Wirkungen des Kupferrauchs (welcher zuweilen arsenik-haltig, vielleicht auch bleihaltig' ist) zu.
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0) Schwefelsaurrs Kupferox;*!, blauer, c^priscbci' oder Kiipferrltrloi, Gujmm vxydatum
sidplmricum, Vitriolum focmhiim, Vitr, oyprium, V.deOypro, V. eeneris, Sulphas tyupnoits cum Aguapnrus (C'iitgt;,SO;j r)IIlt;J).
sect;. 569.
Der käufliche Kupfervitriol (Cuprum sulphuricum reunie s. crudum, blauer Galitzenstein) wird sowohl ans dem sogenannten Cement-wasscr, welches sich in den Erzgruben da ansammelt, wo Kupferkiese der Einwirkung der atmosphärischen Luft ausgesetzt sind, durch Eindampfen des Wassers und Krystallisiren erhalten, wie auch ebenso durch Auslaugen der gerösteten Kupfererze, Kupferkiese und des künstlich erzeugten Schwefelkupfers. Keinen Kupfervitriol (Ciqirnm sulphuricum pitrum) erhält man durch Krystallisiren einer Auflösung des reinen Kupfers (Kupfeihammeischlag oder Kupferfeilspäne) in verdünnter Schwefelsäure; und ziemlich reichlich wird er bei verschiedenen chemischen Processen als ein Nebenproduct gewonnen.
Er bildet lasurblaue durchscheinende rhomboidale Krystalle, die an der Luft allmälig verwittern, sich in 2 Theilen heissen oder in 1 Theilen kalten Wassers, aber nicht in Weingeist auflösen; gepulvert erscheint er blauweiss.
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5-ó-J
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Metallisohe Arzneimittel.
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Sein Gesobmaok ist widrig metallisch. Die Zusammensetzung ist aus 'ó-2 Theileu Kupfer, ebenso viel Schwefelsäure und 36 Theilen Wasser. Mit Eiweiss bildet er, wenn dasselbe überflüssig- vorhanden ist, eine auflösliohe Verbindung; ist aber nur eine geringe Menge Eiweiss vorhanden, so bildet er eine im Wasser unlösliche Verbindung, welche jedoch durch Essig- odor .Salzsäure, so wie auch durch etwas Aetzammoniak, Kali und Natron wieder löslich werden kann. Mit dem Speichelstoff, dem Käsestoff' (der Milch), dem ()smazum, dem Verdaunngsstott', dem Schleim, geht er theils lösliche Vorbindungen, theils zugleich unlösliche Verbindungen ein; mit dein reinen Faserstoff verbindet er sich aber gar nicht (Mit scherlich, in Müller' s Archiv, 1837. 8. 91. u. f.).
raquo;Seine Wirkungen sind, nach dem Orte der Anwendung, wie auch nach der Gabe und nach der Concentration, in welcher er augewendet wird, etwas verschieden. In Pulver oder als recht concentrirte Auflösung auf offene Wunden und Geschwüre, oder auf' irgend einen Theil der Schleimhaut gebracht, verursacht er starke Reizung, active Entzündung und oberflächliche Aetzung, unter und neben der geätzten Stelle aber Zusammenschrumpfong und Verdichtung der Weichgebilde; ein Theil von ihm wird dabei absorbirt, gelangt in die Säfte und verursacht, wenn die Applicationsstelle gross und die Anwendung reichlich oder anhaltend war, zuweilen Entzündung des Magens und Darmkanals, Appetitlosigkeit, Ekel, Erbrechen, Fieber, Mattigkeit , Diarrhöe und bei kleineren Thiereu selbst in kurzer Zeit clcu Tod. Huude starben auf diese Weise von 10 Gran (60 Centigrm.) in 5—8 Tagen, von 30 Gran (fast 2 Grm.) in 3 Tagen, und von 30,0 in 25 Stunden (Gerlach, Handbuch der gerichtlichen Thierheilkunde, S. 888). — Bei Pferden und Bindern sind so gefährliche Wirkungen nicht bekannt. Nach Moiroud1 leidet aber gewöhnlich auch die Urinabsonderung. — Die ätzende Wirkung des Kupfervitriols ist grosser als die dos Grünspans, aber schwächer als die des Höllensteins, der Spiessglanzbutter, des Aetzkalis u. s. w.; auch ist sie mehreutheils nur oberflächlich. — Bei der Anwendung auf die unverletzte Haut zeigt der blaue Vitriol jene Wirkungen nur in einem geringen Grade; — und in Auflösungen mit der 30—50fachen Menge Wassers wirkt er überall nur stark zusammenziehend, gelind reizend, vorzüglich aber die Secretionen beschränkend, daher in Wunden und Geschwüren austrocknend; hier Vorhandene thicrische Säfte bringt er zum Gerinnen, und er bildet mit ihnen eine massig feste, blaue Kruste.
Innerlich in massigen Gaben und in verdünnter Auflösung angewendet, wirkt er bei allen Thieren zunächst örtlich auf die innere OberHiiche des Magens und des Darmkanals, indem er sich mit dem daselbst vorhandenen Schleim, so wie mit dem übrigen Inhalt dieser Theile chemisch verbindet und so mit der Schleimhaut selbst in Berührung tritt; er reizt und zieht die Gewebe stärker zusammen, beschleunigt die peristaltische Bewegung, vermindert aber die Absonderung im Darmkanal etwas. Wahrscheinlich wird auch die Thätigkeit der übrigen Verdauungs- und Assimilationsorgane, und namentlich der Lymphgefässe umgestimmt und vermehrt. Fast allgemein behauptet man auch, dass das Mittel (und ebenso jedes andere Kupferpräparat) eine speeifische Wirkung auf das Nervensystem äussere; und bei Schweinen,
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1 Rccueil do mod. vptcriii. 1S29, Oct.
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Schwefelsaures Kupfer.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 533
Hnnden, Katzen und Federvieh ftnssert sicli dioso Wirkung durch bald cut-slehendos heftiges Erbrechen, aber bei gesunden Pferden und Wiederkäuern konnte ich nach verschiedenen, selbst grossen (laben und bei fortgesetzter Anwendung hiervon nichts entdecken, wohl aber bei solchen, welche an chronischer Entzündung und Anllockernng der Respirationsschleimliaut, Husten oder Schleiinfiuss, oder auch an Krämpfen litten. — Zu grosse Gaben (bei Pferden und Eindorn mehr als 45 firm., bei Schafen und Schweinen mehr als 4Grm., bei Hunden mehr als 2 Grm.) verursachen (aussei- dem Erbrechen der Hunde) Verminderung des Appetits, gestorte Verdauung, zuweilen auch Diarrhöe, Entzündung im Magen und Dannkanal, und inehroutheils den Tod. Tritt bei Schweinen und Hunden das Erbrechen recht bald oin, so erholen sich die Thiere zuweilen nach so grossen Gaben noch; erfolgt es aber spät oder ist es gänzlich gehindert, so können auch '/a—^U Grm. schon tiidHich sein. — Auch bei innerlicher Anwendung des Mittels wird ein bald grösserer, bald kleinerer Theil desselben resorbirt, je nach den mit den organischen Substanzen entstehenden Verbindungen, und es werden hierdurch die bemerkten allgemeinen Wirkungen hauptsächlich bedingt.
Ausscrordeutlich heftig und giftig wirkt der Kupfervitriol, wenn er in die Venen injicirt wird; 20 Gran (1,25) in 8 Grm. Wasser gelöst, tödteten Pferde, und ll2—k2 Gran (0,03—0,12) Jeden Hund unter heftigen Krämpfen binnen wenigen Minuten. Es werden hierbei die Blutkörperchen in ihrer Grosse, Form und Beschaffenheit verändert.
sect;. 660.
Die innerliche Anwendung des Kupfervitriols ist empfohlen: gegen Üummkoller, Schwindel und Krämpfe, gegen typhöse Darmentzündung (nach Gerlach, Magazin für Thierheilk. Bd. XII, S. 418); gegen Kolik mit or-höhter Reizbarkeit des Darmkanals und schlechter Verdauung, gegen hartnäckige Diarrhöe, Blutharnen bei Pferden und Rindvieh, chronische Entzündung und Vordickung der Respirationsschleimhaut, Blennorrhöen, bösartige Druso.Rotz undWurm lei Pferden, bei dem typhösen Rothlauf der Schweine. — Bei demjenigen Blutharnen, welches in sehr weit gediehener torpider Atonic begründet war und wo das Eisen zu geringe Wirksamkeit zeigte, war sein Nutzen auffallend sichtbar. Ebenso bei der chronischen Druse, welche wesentlich auf Erschlaffung der Respirationsschleimhaut, mit andauernder, sein- reichlicher Schlcimabsondorung beruht. Gegenden Rotz bat Sewel den Kupfervitriol als das wirksamste Mittel gerühmt, nachdem derselbe von anderen englischen Thierärzten jedoch schon früher versucht worden war (J. White, Handbuch der Pferdearzneik. Bd. 2. S. 174; Versmann, über dio Kotz- und Wurmkrankheit des Pferdes, Hannover 184;S); ich habe bei einer grossen Zahl mit diesem Mittel behandelter rotziger Pferde jedoch nur sehr wenige rotten können.
Für Schweine, llu-ido und Katzen kann der Kupfervitriol als ein sehr wirksames Brechmittel benutzt worden, in allen Füllen, wo ein solches Mittel überhaupt angezeigt ist.
sect;. 561.
Dio Gabe ist für Pferde 2—15 Grm., für Kühe 2—8 Grm., für Schafe und Ziegen 60 Centigrm. bis l'/t Grm., täglich einmal bis dreimal, — für
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Mlnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Motnllische Arzuoimittel.
Schweine als Brechmittel ßOCentigrm. Ins l1'., (inn., aber für andere Zwecke, 12 bis 30 Gentig-rm.; für Hunde als Brechmittel J--' bis 60 Centigrm., ftlr andere Zwecke ;gt;—12 Centigrm. — Die Anwendung als Brechmittel geschieht in einer Auflösung mit der SOfachen MengoWassers, für andere Zwecke aber in Tillen und Latwergen, oder am besten namentlich bei dor typhösen Darmentzündung in einer schleimigen Flüssigkeit, z. B. in Leiusamenabkoehung, und je nach dein Krankheitszustande mit bitteren, aromatischen und anderen Mitteln verbunden. Immer zuerst in etwas warmem Wasser gelöst. Vers-mann gab den Vitriol mit Aloë (Rp. Czipr, sulphuric. 6 Drachmen [24,0], Aloës socotrin, 2 Drachmen [8,0], Sapon. vivid, q, s. ad, piM.)-, Stephan gab ihn mit Calomel (Ctipr. sulphuric. 6 Drachmen [24,0], Hydrarg. mur. mit. 1 Drachme [4,0], Pidv. rad. Alt/weae 3 Unzen [90,0], Aq. o. q. s. adelectmr. In 1 Tage auf 2—3 Gaben zu verbrauchen). In frischen Fällen von Rotz und Wurm soll ein Mtiigiger Gebrauch oft genügen. Man thut stets gut, mit kleinen Gaben anzufangen, nach einigen'Tagen einmal auszusetzen und bei den kleineren Thieren den innerlichen Gebrauch des Mittels möglichst zu beschränken, ausgenommen als Brechmittel,
sect;. 562.
Aeusserlich benutzt man den Kupfervitriol:
a) In concentrirtem Zustande, als ätzendes, reinigendes und austrocknendes Mittel bei Warzen und Feigwarzen, bei Wundon und Geschwüren, in denen üppige und schlaffe Granulation und zu reichliche Jaucheabsonderung Statt findet, besonders bei dergleichen Gonickfisteln, Widerristschäden, Knor-pelfisteln, Strahlfäule und Strahlkrebs, und bei dem bösartigen Klauenweh der Schafe. Gegen letztere Krankheit ist er in England schon sehr lange bekannt1, und gegen das Klauenweh der Merinos rühmen ihn Thaer-, Giesker3 u. A. als das vorzüglichste Mittel; aber Pictot'1 u. A. haben ihn hierbei ohne Erfolg gebraucht. Bei der grossen Verbreitung dieses Uebels habe ich oft Gelegenheit gehallt, den blauen Vitriol dabei zu versuchen. Er trocknete jederzeit dicKlauengescbwüre sehr schnell aus, machte eine trockene harte Kruste auf ihnen, beförderte die Wiederbildung der hornigen T.ieile, und oft auch die gründliche Heilung in kurzer Zeit. Bei einzelnen Thieren war aber durch jene schnell entstandene Kruste das Geschwür nur oberflächlich und scheinbar geheilt, und es brach bald früher, bald später wieder auf, besonders wenn man die Entfernung der Kruste und das Abschneiden alles hohlen Horns nicht recht fleissig bewirkt hatte. Diese manuelle Behandlung, und vorzüglich die gründliche Anwendung des Messers, ist bei dem Gebrauche des blauen Vitriols wesentlich nüthig.
Die Anwendung des Mittels geschieht hei den bezeichneten Zuständen mehrentheils als Pulver, welches man für sich allein, oder nach Erfordern dos Zustandes mit anderen passendon Mitteln einstreut; bei dem Klauenweh ist aber die Anwendung in einer concentrirten Auflösung (i Thcil Vitriol in 1
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1 W. Ellis, von der engl. Sclmlzuclit: — in Sclireber's Sammlung veriolnedBner Schriften, welche in die Ökonom., poliz. und cauaoral,Wissenschaften einscldagcn. 14.Till. S. 275 u. f.
- Möglln'sche Annalen. IM. S. 8. 262,
3nbsp; Uolier die bösartige Klauenseuche dor Sohafe. Braunschweig 1822,
4nbsp; Annul, de l'agricult, frani}. Tome 28. p, 200,
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Schwofulsiuu-cs Kupfer.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 535
bis G Theilen Wasser oder Essig) vorzüglicher, weil sie besser in alle Vcr-tiefaugeu der Klanengeschwüre, besonders in den EQauonspalt eindringt.— Manclio liabon eine Abkochung von blauem Vitriol, Eisenvitriol und Alaun k 3 Theile, Grünspan 2 Tlieile und Essig 9 Theile als das wirksamste jNfiltel zum Verbinden der Klauengesclnviiro gefunden, — und Stoerig empfiehlt für diesen Zweck eine Salbe aus Tbecr 2 Theile, Terpenthinöl und Salzsäure von jedem 1 Tlioil und fein pnlvorisirtem blauen Vitriol 4 Tlieile zusammengesetzt1. Die Anwendung dieser Salbe findet jeden zweiton, dritten Tag einmal mit einem 1'insel Statt.
b)nbsp; nbsp; Bei verhärteten, speckartigen Stollbeulen wird der Kupfervitriol ebenfalls im concentrirten Zustande benutzt, indem man entweder ein Stück-eben (etwa 11J2 — #9632;'! (inn.), oder ebenso viel Pulver von ihm in einen, bis in die Mitte der Geschwulst gemachten Einstich bringt. Die hierauf erfolgende Wirkung' bestellt in allmäliger Absterbung der krankhaften Masse, sehr äbn-licli wie bei derselben Anwendungsart des Arseniks (S. 507). Daher gelten die bei dein letztern in dieser Beziehung gemachten Angaben auch liier fast ganz; doch habe ich bei flachen, callösen Geschwüren am Ellbogen, die von den Stollbeulen zurückgeblieben sind, durch den Vitriol niemals eine so bai-dig-e und gründliche Absterbung der verhärteten Theile erfolgen sehen, wie durch den Arsenik.
c)nbsp; nbsp; lOr dient als das gewöhnlichste Aetzmittel, welches auf die Castrir-kluppen gebracht wird, um das Absterben des Samenstranges an der Appli-cationsstelle schneller als durch die blossen Kluppen zu bewirken. Diese Wirkung erfolgt jedoch gewöhnlich nur sebr wenig, da der Vitriol in den meisten Fällen durch andere ihm zugesetzte Mittel chemisch verändert und unlöslich gemacht wird. — Die Art der Anwendung' auf die Kluppen ist ver-sohieden; gewöhnlich wird er (1 Thl.) zu einem Teige aus Meld oder Stärkemehl (2 Thl.) und Wasser gemengt; oder mit gleichen Theilen Eiwoiss und etwas Mehl, oder mit gleichen Theilen Wasser und pulverisirtem arabischen Gummi zusammengerührt, von manchen Castrirern auch in einem Teige aus Ctipr, stilphuric. part. J V, Cerussae, Boli rühr., Farin, secal, wia part. J, und Aquuc c. (p s. auf' die Kluppen oder in derer, Rinne gestrichen. In dieser Mischung verliert der Vitriol seine Wirkung fast gänzlich.
(?) Bei parcuchyinatosen Blutungen ist er eins der wirksamsten Mittel und wird theils in schwachen Auflösungen (20—50 Centigrm. auf 30 Grra. Wasser), theils in Pulverform, mit klebenden und absorhirenden Substanzen verbunden (z. B, 1 Theil Kupfervitriol, 2 Theile Kohle, ebenso viel Colopho-nium und arabisches Gummi) angewendet. Er schadet aber bei einfachen Wunden, weil er zu sehr reizt und die plastischen Secrctionen durch einige Zeit zurückhält.
t) Gegen Uäjide, namentlich der Pferde und Schafe, wird er in Abkochungen von Taback, von Nieswurz und dgl, (30,0 zu :! Pfd. Flüssigkeit) als Waschmittel, zuweilen auch in Salben mit Eett, Gel oder Seife (l Theil zu 8 Theilen) benutzt.
ƒ) In verdünnter Auflösung (1 Tlioil zu 30—40 Theilen Wasser) wirkt er als austrocknendes und heilendes Mittel bei solchen Wunden und Gc-
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1 Für 300—350 Schafe sollen G Pfund Theor, 8 Pfund Terpenthinöl und ebenso viol Salzsäure und VI Pfund Kupfervitriol für einmal hinreichend sein.
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030
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Metallische Arzneimittel.
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schwtlren, die der Vernarbang nahe sind, aber noch viol eitern, eine seliloclito, d. h. schlaffe, sclnvainmige, faulartig riechende Granulation zeigen und leiclit bluten, besonders aber, 'wenn fibröseTheile mitleiden, z. 15. bei Verwundungen des Nackenbandes, der Sehnen u. s, w.5 — ebenso bei veralteter Mauke. Man nimmt liier etwa 30—60 Ceutigrm. auf 30,0 Wasser.
g) In ganz schwaclior Auflösung (iJ—12 Centigrm. auf 30,0 destillirtcs quot;Wasser, Flieder- odcrKairiillen-lnfusum und dergleichen) ist der blaue Vitriol ein vortreffliches Mittel bei Ange.nentzündungen, die mit reichlichem Ansfluss von dickein, oiterartigein Schleim und mit Auflockerung der Bindehaut und der Hornhaut verbunden sind. Bei grosser Atonie kann man einem solchen Augenwasser noch etwas Weingeist oder Opiumtinctnr zusetzen. Ebenso benutzt man es auch gegen chronische Scbleimabsondornng. (Preis: Cuprum sulphuric, crudum s, venale 30 Grm. 1 Sgr., grob pulv. 1 Sgr. 8 Pfg., Vs V^'i-7 Sgr. 6 Pfg.', Cupr. sulphuric, pnntm 30 Grm. 1 Sgr. 10 1'fg.)
Anmerkung. Es kommen liier noch in Kctraclit: 1) Dor Ku p f c rsal mi ak oder seil we f e Isaur es A m mon iakkup fer fAmmoiiimn rtiin-ico-sulphurimm , Siilplias cupricus ammouKicalis, Cwprmn nmmonwcale s. Cvprmn snlphm-ivo-anmoniatum). Er ist In l'/j Theil Wasser löslicli, in Weingeist unlöslich uiui wird durch mehr Wasser zersetzt. Er gilt für eins der kräftigsten Mittel wider chronische Kriimpl'e und Epilepsie, ist aber in fier Thierheilkunst bis jetzt wenig benutzt worden. Gabe: für Pferde 2—4 Grm., für Hunde 20—GO Centigrm. in beliebiger Form. (4 Grm. 2 Sgr. 8 Pfg.) — 2) Der Kupferalaun, göttliche Stein, A u g e 11 s t e i n {Cuprum almninalmn, Lapis divimis s. Lapis cphthalmicus). Er wird durch Zusammenschmelzen von pnlvcrisirtem Kupfervitriol, Salpeter und Alaun, h 1 CThlc., denen man beim Erkalten noch 1 Thl. zerriebenen Kampber zusetzt, bereitet. Er löst sieli in Wasser vollkommen auf. Im concentrirten Zustande wirkt er auf offene Wunden und Geschwüre gelind ätzend, dabei etwas mehr reizend als der blaue Vitriol, und zugleich etwas iidstringirend ; in Auflösungen zeigt er nur die letztere Wirkung. Mau benutzt ihn hauptsächlich gegen asthenische, torpidc Augenent-zündungen mit Auflockerung deiHindchaut und mit zu reichlicher Schleiinsecretion, gegen lilennorrhöcn und dergleichen, 2—25 Centigrm. in .'10,0 Wasser oder aromatischem In-fusum, und zuweilen mit etwas Weingeist oder Opiumtinctur versetzt. (5 Grm. 8 Pfg.) — 31 Ein ähnliches Präparat ist der sogenannte Heilstein oder Ge sc hwulst stein, Wundstein fLopismcdicamoiiosuss. vulnerariusj , zu dessen Bereitung es verschiedene Vorschriften giebt, die aber einander sehr Khnlicll sind; z. B, nach Kersting (Nachgelassene Manuscripte über die Pferdeaizneiwissenschid't, S. 312), am einfachsten aus pul-verisirtem blauen Vitriol und Alaun von jedem '/jPfund, Salmiak '/j Pfund, welche Ingredienzien In einem glasirten Topfe über Feuer zusammengeschmolzen und dann mit 15 Grm. pnlvcrisirtem Kampher versetzt worden ; — oder, mehr complicirt, ans rohem Alaun und Grünspan von jedem 1 Theil, Eisenvitriol S Theile, Kupfervitriol G Thcih und
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durch Zusammenkochen und Ahdunsten bis zur Trockenheit, bereitet. —#9632; Die Wirkung dieser ehemals bcrUlimten Präparate ist sehr ähnlich der des Kupfervitriols, aber etwas mehr reizend und unistimmend , im concentrirten Zustande gelind ätzend. Ihre Anwendung findet bei asthenischen Kntzünduugen, bei Quetschungen, bei Widerristschäden, bei Mauke- und andern Geschwüren, wo Erschlaffung, Ausdehnung, üppige, weiehe Granulation, zu reichliche Secretion, aber wenig Schmerz zugegen ist, Statt; sie ist aber unzweckmiissig, wenn active Entzündung, oder wenn BrgieSSIing von Blut und anderen gerinnbaren Flüssigkeifen besteht. Die Application geschieht zuweilen als Pulver (bei olfenen Geschwüren), mehrenthells aber als Ä-ttflösung (1 Theil auf 10—40 Theile Wasser oder aromatisches In-fusum). Gegen astbeuisehe , lorpide, katarrhalische Angeuentzünduiigen sind diese Präparate sehr wirksam und werden 6 —ISCentlgltn. zu ,'!0 Grm. Wasser oder ebenso viel aromatischem Infusum angewendet.— 4) Das Hl nu wa sse r ('/h/Krt coernlcaj, das aus Kalkwasser 180 Grm., deslillirtem Wasser 4 Pfund, Salmiak 8 Gnu., und Knpforfeilspänen 4 Grm., durch zwülfstündiges Stehen zusammen, bereitet wird. Ein sehr wirksames und
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Schwefclsauros Kupfer, essigsaures Kupfer.
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#9632;wohlfeiles Mittel, dessen Eigenschaften soliiirfer reiaeiul sind als die dos Ileilsteins, und dessen Anwendung mit der des letzte™ ziemlich übereinstimmt, aber bei unreiner Granulation und grosser Keizlosiglteit den Vorzug verdient. — 5) Die Villate'sche Flüssi g-k e i t, Iiigueur de Villatc. Sie wird bereitet aus pulverisirtem Kupfervitriol und Zinkvitrio!, von jedem 64Grra., Bleicxtract 125 Grm., VVeinessi): 1 Liter (2 Pfund'). Die Vitriole werden in dem Kssig aufgelöst und dann das Hleiextract unter schnellem linrührcn hinzu-gotban, In der Miscliung wandelt der Essig das lileiextract in neutrales essigsaures lilei um, welches die Vitriole zersetzen; es bildet sieh schwefelsaures lilei, das als unlöslich nledorftUlt und es bleibt in der Flüssigkeit nur noch schwefelsaures und essigsaures Kupfer und Zink. Das Mittel wird bei atonischenGeschwüren angewendet, in Fisteln eingespritzt (besonders r'i Hufknorpeltisteln, gegen welche es sich sehr oft bewährt hat) Die Einspritzungen müssen taglich wiederholt werden, bis dabei lilntiMigen in den Fisteln entstehen, Das Glas muss vorher geschültclt, und die Spritze muss nachher sogleich ausgewaschen werden.
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10) Hsslgsaures Kuitfcroxjd, Crünspan, Ciqmim oxydatum acetatitm, Aervyo, Acs tirdc,
Virltle ucris.
sect;. 663.
Das essigsaure Kupfer wird aus Kupferplatten, welche mau der Einwirkung von Essigdäinpfen oder der Essigsäure in giilirendon quot;Weintresteru aussetzt, gewonnen. Es kommt theils als liasischcs Salz, als gewöhnlicher Grünspan, tlieils als neutrales Salz, kryst allisirter oder dcstillirter Grünspan (Aerugo crystallisata s. dtsüllata, Acdas cupricus cwin. Aqua) vor. Das erstere Präparat besteht aus 43 Procent Kupferoxyd, 291/5 Procent Essigsäure und 274/5 Procent Wasser, das andere aber aus 39 Proc. Kupt'er-oxyd, f)l1/2 Procent Essigsäure und ll1/^ Procent Wasser. Der gemeine Grünspan ist im Wasser nur zum Tlieil auflöslich, und es entstehen dabei verschiedene Verbindungsstnfen zwischen Kupferoxyd und Essigsäure; durch Hinzutritt einer Säure löst er sich aber leicht auf, daher auch im Magen durch den Magensaft; Gallerte und Fleischbrühe bilden im Wasser auflösliche, l'ji-woiss und Schleim bilden im Wasser tlieilwciso lösliche, in Essig- und Salzsäure ganz lösliche Verbindungen. — Der destillirtc Grünspan löst sieh in 14Theilen kalten, in ftTheilcn kochenden Wassers und in 14 Theileu kochenden Weingeistes vollständig auf, und mit den thicrisehen Säften geht er Verbindungen ein, die in denselben mohrenthoils löslich sind. Die Wirkungen beider Substanzen sind einander fast ganz gleich, aber vom dcstillirten Grünspan etwas stärker als von dem gewöhnlichen; die Art der Wirkung ist ähnlich der des blauen Vitriols; der Grünspan wirkt jedoch mehr zusammenziehend und weniger scharf als der Vitriol. — Ein Pferd zeigte von 30 Grm. des gewöhnlichen Grünspans in den ersten 2 Stunden keine Wirkung, dann aber Unruhe, Angst, Schlagen mit den Etisscn, vermehrten Puls (7 in jeder Minute mehr), stärkeres Flankenzichen und andere Symptome von Kolik. — Als dieselben ganz vorüber waren, gab mau dem Thiere 00 Grm. von dieser Substanz; es traten darauf nach 1/4 Stunde die vorigen Zufälle wieder ein; die Pulse waren klein und schwach, erreichten in den ersten 2 Stunden die Zahl von 75, minderten sich dann aber auf 45, und nach 8 Stunden bis auf 30 pr. Minute. Das Thier frass in gewohnter Art und schien nicht sterben zu wollen; aber am sechsten Tage traten plötzlich grosse Schwäche undCon-vulsioueu ein, denen der Tod bald folgte '. — Hunde und Katzen bekamen
1 Dnpuy. Journ. prittlq. de Möd, vrtrr 1830. p,360,
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Motallisobe Arzneimittel.
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nach tlciii Eliugeben von 60—90 Centigrm. dos ^Mittels liofti^cs, oft wiederholtes Erbrechen mit Ausleerung bläulicher odor blutiger Stoffe, Störung der Respiration, dnempfindlichkeit, Conmlsionen und StaiTkrampf, und starben in Zeit von I'/.j Stunde, bisweilen aber, selbst wenn grössere Gaben gereicht worden, erst nach einigen 20 Stunden1. Bei der Sextion findet sieb Magen-und Darmentzündung in sein- verschiedenem Grude, und zuweilen fehlt sie im Dünndarm gänzlich*. — In die Venen injicirt, bewirkte der Grünspan schon in sehr kleinen Galton (z. B, bei Pferden zu 1 Grm., bei Hunden zu 12 Centigrm. in 30 Grm. Wasser gelöst) binnen wenigen Miauten heftige Krämpfe, Erbrechen (bei llnndcn), Störung der Eespiration und zuweilen nach 'M bis 30 Minuten den Tod. — Selbst nach der Injection von nur
3nbsp;Centigrm. traten bei einem Hunde diese Zufälle und am fünften Tage Lähmung und der Tod ein. — Es ist daher merkwürdig-, dass nach Orfila das essigsaure Kupfer in Wunden, selbst, in ziemlich starken Gaben (8 Grm. bei Hunden), blos örtliche Entzündung, aber keine allgemeinen Zufälle verursachen soll8, was jedoch nicht für alle Fälle richtig ist, da bei dieser Anwendung- in anderen Fällen Hunde in 2—5 Tagen gestorben sind.
sect;. 564.
Innerlieh ist der Grünspan bei chronischen Schleiraflüssen, von englischen Thierärzten gegen den Rotz und Wurm, täglich zu 15,0 und durch längere Zeil fortgesetzt, gegeben worden, jedoch ohne günstigen Erfolg'1. — Viborg6 empfahl ihn (neben dem Spiessglanz und Bleizuckér) als das wirksamste Mittel gegen die Finnen der Schweine, an jedem dritten Tage zu
4nbsp; Grm., und so durch 2—.'! Wochen zu geben, dabei aber in den Zwischentagen raquo;Senf und Kochsalz auf das Futter zu streuen. Bei der bekannten Natur der Finnenkrankheit ist kaum von irgend einem Mittel Heilung zu erwarten; will nian aber die Viborg-'scheCur versuchen, so rathe ich, mit nur 1U—-1 Grm. des Grünspans anzufangen, die Wirkung zu beobachten, und allmälig die Gabe zu verstärken. Die Anwendung geschieht bei Pferden und Wiederkäuern am hosten in Auflösungen und mit schleimigen Mitteln vorsetzt, — bei den Schweinen ebenfalls in Auflösungen, welche man unter das Futter mengt.
Bei den übrigen Thiereu ist die innerliche Anwendung des Grünspans, der damit verbundenen Gefahr wegen, nicht gebräuchlich.
Acnsserlich wird der Grünspan bei schlafl'on, unreinen, mit üppiger Granulation und mit zu reichlicher Jaucheabsonderung versehenen Wunden und Geschwüren aller Art benutzt, da er hierbei, der Erfahrung zufolge, die bildende Thätigkeit verbessert, die Granulation consolidirt und die Secretionen vermindert. Die Anwendung- geschieht entweder: laquo;) als Pulver, rein oder
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1nbsp; Orfila, Toxicologie, deiitsoli von Seomanu.Bd. 1. S 358.
2nbsp; Aehnllche giftige Wirkungen treten zuweilen Bin, wenn Nahrnngsmlttoi, besooders Im wannen Zustande in kupfurnen Qefüssen oiiiige Zeit stehen geblieben und nach dom Erkalten genossen .sind. ISs hat sich dann meistens osslgsam'es, zuweilen auch milch-saures, kohlensaures, kleesaures u. a. Knpferoxyd goljildet, welche fthnliohe Wirkungen erzeugen.
3nbsp; Orfila, Toxicologiegénórale, Tome I. p. MS.
* J. Wiiite, Handbuch der Pferdearzneik, 15 1. 2. S. 260.
6 Anleitung zur Erziehung und tienutzun^ des Scmveins. S. 103.
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Essigsaures Kupferoxyd.
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mit anderen austrooknenden, erregenden und dergleichen Rütteln gemengt. Für sicli allein wirkt or In dieser Form selbst golind ätzend v.ud erzeugt sehr leicht lim-to Krusuoii, die täglich entfernt werden miisson. — /lt;) In Salben, und zwar am gewöhnlichsten in der Form dos sogenannten Grünspan-Sauerhonigs odor dor ägyptischen Salbe (Linimentttm Äeruginis, Oaymel s. ünguent, Äeruginis, Unguent, aegypüaoum), welche nach verschiedenen Vorschriften bereitet wh'd, z. ]i. nach der Preussischen Pharmacopöe, indem man pulverisirten Q-rünspan ITheil mit 8 '{'heilen Essig bis auf 1/3 einkocht, dann 8 l'boilo Honig' zusetzt und hierauf das Ganze Ins zur Honigsdicke ab-dunstet. Diese Salbe besitzt die oben bezeichnete 'Wirkung in einem milden Grade, ätzt nicht, erschlafft aber auch nicht so sehr, wie es die meisten fetten Salben tlmn; sio mnss aber bei dor Aufbewahrung in grossen Gefiissen öfters umgerührt werden, weil sich der Grünspan leicht ausscheidet und auf den Boden setzt. Bei dom bösartigen Klauenweh der Merinos fand Hühner ihre Wirkung zu oberflächlich; er empfiehlt dagegen ein Liniment aus: Grünspan 16,0 und Leinöl 60,0 durch vollkommenes Zusammenreiben in einem Mörser bereitet, als das wirksamste Mittel1. Dasselbe soll mit einem Pinsel täglich nie h rere 51 a 1 e (!) auf die Geschwüre gestrichen werden (was aber in ganzen Heerden schwer durchzuführen ist); in 2—3 Tagen zeigt sich Aus-trocknung und beginnende Heilung, und die Thiere können dabei ohne Verband gehen. Eine andere sohr ähnliche Salbe ans Grünspan ;l Thoil, Schweineschmalz 1 Theile und Honig, soviel als noting ist, um dem Ganzen die Beschaffenheit einer dünnen Salbe, zu geben, hat Kodier gegen Mauke, nach Beseitigung der vielleicht vorhandenen grossen Empfindlichkeit, empfohlen. #9632;— lt;#9632;) In Auflösungen. Diese werden in Wasser, Essig, Franzwein oder Kalkwasser, und nach dein Grade der Erschlaffung n. s. w. in verschiedener Concentration gemacht, z. B. bei massiger Atonic der Geschwüre aus 12—24 Centigrm., bei grosser Atonic ans .'SO—GO Gontigrm. Grünspan in 30,0 von jenen Flüssigkeiten. Die schwächeren Auflösungen sind selbst bei torpiden, oder mit starker Schleimsecretion und mit Auflockerung der Bindehaut verbundenen Angenentzündungen mit Nutzen angewendet worden. — Eine mehr zusammengesetzte Auflösung ist auch das bekannte grüne Wasser (Aqua viridis), welches aus Grünspan und Alaun, von jedem 8Grm., Honig 16,0, und Pranzwein 360,0 durch blosses Zusammenschütteln bereitet wird, und in seinen Wirkungen etwas mehr zusammenziehend, aber weniger stark reizend ist, als eine einfache Auflösung des Grünspans von gleicher Concentration. [Ci/jmu/t acetic. 6 Grm. 10 Pfg.)
Anmerkung. Das Jodkupter (Ovpmm Dirdodidumj (o) ist von englischen Tliierärztcm, namontllch von Morton fOn the Dinuididc af Copper etc. Lond, IS.'iD) als ein laquo;ehr kräftiges, tonisches, nmstimmeudes und die Absorption anregendes Mittel; besonders };ei;en Wurm, ^c^cn chronische Oedome der Schenkel und gogen solche Krankheiten, die eine Neigung zutnUebergchen in Kotz zeigen, sei'ühmt worden. Man giebt es den Pferden lu Gaben von 2—8 Gnu. liiglieh, in Verbindung mit Gentian, aromatischen Mitteln, kleinen Gaben von Canthariden und dergl. Grösscre Gaben als die bezeichneten verursachen schlechten Appetit und Hartleibigkeit. Nachdem das Mittel einige Tage gebraucht worden, setzt man es wieder einmal aus.
Gegen Eupfervergiftungen haben sich schleimige Mitlei, Auflösung von Zucker und Kalkwasser nUtzltoh gezeigt.
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1 Siehe Buscli, teutuclioZeitschr. t'. Thierheilk.. 1. IM. 2. si. s. m
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Metallisobe Arzneimittel.
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G. Quecksilber, Hydrargyrum s. Mercurius vivus.
sect;. 565. Das Quecksilber kommt in der Natur theils gediegen, theils geschwefelt als natiirliclier Zinnober vor und ist in diesem mit verschiedenen fremden Substanzen verunreinigt, von denen es durch Waschen mit .Schwefelsäure und Abspülen mit kaltem Wasser befreit wird. Es ist ein zinnweisses, bei gewöhnlicher Temperatur ilüssiges Metall, ohne Geruch und ohne Geschmack, bei gewöhnlicher Wärme verdunstet es unsichtbar, bei -|- 3600C. bildet es einen farblosen Dampf, bei — 40 0C. wird es fest und krystallisirt in Octa-ödern. Durch Schütteln mit Luft und durch Zusammenreiben mit pulverigen Stoffen lässt es sich zu einem grauen Pulver (Aethiops) zertheilcu, und ebenso mengt es sich durch Reiben mit Fettigkeiten und ätherischen Oelon zu einer grauen Masse, in welcher das Quecksilber fein vertheilt (getödtet) ist. — Dasselbe erleidet vom Wasser, vom Weingeist und von fast allen Säuren (ausgenommen Salpetersäure) bei gewöhnlicher Temperatur keine chemische Umwandlung-, und es wirkt auf den Thierkiirper nur mechanisch durch seine Schwere'. Wenn Quecksilber verdampft, so kann es durch Einwirkung der Dämpfe auf die Haut, noch mehr aber auf die Schleimhäute und die Lungen in den Körper übergehen, chemisch umgeändert werden und dann seine spe-citischen Wirkungen erzeugen. Ebenso wird es in den Körper aufgenommen2, wenn es in Verbindung mit Sauerstoff als Oxydul oder als Oxyd, oder in Verbindung mit Säuren, mit Chlor oder mit Jod, mit Blaustoff oder mit Schwefel als Salz u. s. w. auf denselben einwirkt. Es entstehen hierbei zunächst, wie bei den übrigen Metallen, an den betreffenden Stellen mit den thierischen Säften und mit der organischen Substanz überhaupt chemische Verbindungen, und hierdurch Veränderungen des angewendeten Quecksilberpräparatsi dieselben sind aber bisher sehr wenig untersucht worden. Nach den Ansichten mancher Autoren wirken alle Quecksilberpräparate nur nachdem sie durch die chlorhaltigen Säfte des Körpers in Sublimat umgewandelt sind oder als Sublimat selbst; doch ist dies für alle Fälle nicht nachzuweisen. Die örtliche Wirkung ist von den Oxydulen, so wie von den im Wasser unlöslichen Salzen und von den Präparaten, welche durch Verbindung des Quecksilbers mit, Jod3, mit Blaustoff und mit Schwefel gebildet werden, eine sehr geringe Heizung mit Auflockerung der Substanz und mit vermehrter Resorptionsthä-tigkeit. Dagegen bewirken die Quecksilberoxyde, die in Wasser auflöslichen
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1nbsp; nbsp;Durcli ilies-c Einwirkung wollte man in früherer Zeit hartnäckige Verstopfungen
des Darmkanalg lieben; liont zu Tage sieht jeder Tliieriu-zt wohl das Unzweckmassige einer solobon Anwendung des Mittels ein, und dasselbe wird daher jetzt nicht mehr benutzt.
2nbsp; Thierarzt Ungefrolin hat in der teutsehen Zeitschrift für Thicrheilkumle VII. S. 72 u. f. zu beweisen gesucht, dass das Quecksilber auf keine Art und Weise ins Blut, oder überhaupt In die Säl'teinasso des Körpers aut'iienommen wird, und hat hierzu einiire Versuche erzählt, welche Ilausmann In Hannover unternommen bat. Diese Versuche beweisen aber nur, dass man die Verbindungen nicht kennt. In denen das Quecksilber im liliite bestellt. Denn class es in ihm vorbanden ist, ist vicllältig nachgewiesen; z. H. von Schubarth (Hom, Archiv, 18'24), von Oesterlein (im Avelnv von lioser und VV und er lic h, II. Heft 4. und Ilaeser's Uejiort. 1844. Febr. S. 94) n. A.
quot; Dios KÜt von der Verbindung mit .Jod allein, aber nicht wenn Quecksilber mit Jod und Sauerstoff', als Oxyd besteht.
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Gri-iiuo Quecksilbersalbe.
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#9658;Salze, und cliejouigeii Präparate, welche mit Chlwvasscrstoffsäure oder mit Essigsäure auHösliche Verbindungen eingehen, örtlich eine starke Reizung, im coucentrirteu Zustande selbst Entzündung' und sehr starke Äetzung.
Das Quecksilber scheint durch alle Secretionsorgane wieder aus dem Körper entfernt zu werden, denn es ist im Speichel, im Urin, in der Milch1 u. s. w. oft gefunden, zuweilen aber auch nicht aufgefunden worden. — Die allgemeine und speeifische Wirkung der Quecksilbermitte] erscheint der des Eisens fast ganz entgegengesetzt. Sie besteht in der Herabstimmung des plastischen Bildungsprocosses und äussort sich durch verminderte J'lasti-cität des Blutes, vermehrte Se- und Excretionen, besonders in den Schleimhäuten, verstärkte Resorption, sehr verminderte Anbildung, in Erschlaffung und Auflockerung aller drüsigen und häutigen Gebilde, besonders der Schleimhäute und der Speicheldrüsen; im höhern Grade der Wirkung, bei unvorsichtigem Gebrauch des Merkurs, entsteht Speichelfluss, profuse Diarrhöe, Auflockerung des Zahnfleisches, Geschwüre an demselben, stinkender Athem, Abmagerung und Entkräftung, zuweilen auch Fieber, Diese Wirkungen erfolgen bei Wiederkäuern und Vögeln am schnellsten und stärksten, selbst der Tod, etwas minder bei Pferden. Auch zeigen sie sicli von den einzelnen Präparaten und von verschiedenen Gaben derselben etwas verschieden.
Nach diesen Andeutungen ergiebt sich, dass die Quecksilbermittel im Allgemeinen da indicirt sind, wo man die Aufgabe hat, den krankhaft erhöhten Vegetationsprocess zu beschränken.
Das metallische Quecksilber wird jetzt nicht mehr medicinisch angewendet; von seinen vielen Präparaten sind zum thierÄrztliohen Gebrauch folgende die wichtigsten.
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11) Graue (iuecksilbersalbe, graulaquo; Hlcrkiirlalsalbe, Neapelsalbe, Cnguentum llijdranjyri emeram, Uny. mcrcurialc s. neapolitanum.
sect;. 56(5. Diese Salbe wird auf mehrfache Weise und in verschiedener Concentration bereitet, z. B. nach der Preussischen Pharmacopöe, indem man tgt; Thle. gereinigtes metallisches Quecksilber, 1 Theil alte graue Salbe, mit 4 Theilen Hammeltalg zusammenreibt, bis das Quecksilber völlig getödtet ist, und dann noch 8 Theile Schweineschmalz dazu mischt2. Das Quecksilber ist in ihr, wenn sie frisch bereitet ist, nur höchst fein zertheilt enthalten, es verwandelt sich aber zum Theil in Oxydul, wenn sie alt wird. — Von ihrer Anwendung entsteht zuerst blos an der Applicationsstelle eine, in der Kegel sehr geringe Heizung3, Vermehrung der Thätigkeit der resorbirenden Gefässe und Lymph-
1nbsp; Die Milch von einer Kuh, welche letztere mit Merkur behandelt worden war, hat bei einer Frau und drei Kindern den Speichelfluss erzeugt. Dr. Vervet entdeckte in dieser Milch das Quecksilber. Anual. d'hygièno publ. 1848. p, 453.
2nbsp; Um die Tödtung des Merkurs leichter zu bewirken, setzt man nach einigen Vor-schril'tcu etwas Citronöl, oder TerpentbinOl und dcrgl. hinzu, was aber in Uetrell' der Wirkung unzweckmässig ist.
8 Zuweilen wird zwar die Reizbarkeit an dem Orte der Anwendung etwas vermehrt ja es entsteht wohl selbst eine oberflächliche Entzündung. Diese Wirkung ist aber entweder dadurch bedingt, dass die Salbe ranzig'geworden ist, und dann allerdings wie jedes andere ranzige Fett wirkt ($, 120), oder, dass mau ihr (wie vorstehend gesagt) Terpcnthin, Terpenthinol und dergl. reizende Substanzen zugesetzt hat.
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Metnllischc Arzneimittel.
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driison, daher vorstitrkto Resorption und grössorc Verflüssigung der organi-sclien Substanz, zugleich aber Auflockerung der organisolieu Cohftsioni wird jedoch die Anwendung lange fortgesetzt oder ist sie zu reichlich auf einer grossen Fliiclie, so entwickelt sich auch eine allgemeine Wirkung, die sich durch Verstärkung- der Secrotioneu in verschiedenen Organen (besonders in don Nieren, in den Speicheldrüsen, in der Leber und in der Schleimhaut des Maula und des übrigen Verdauungskanals), durch Geifern, zuweilen Diarrhöe, Störung des Vegetationsprocesses, Abmagerung, grosse Schwäche, pochenden #9632;Herzschlag und Entwlokolung einer eigenthümUchen Caehexie (.Morkurial-Oachexio) mit Fauliger Zersetzung zu erkennen giebt. Zuweilen erfolgt dann auch der Tod, bald schnell, bald langsam. Eigenthümlieh ist auch die all-gemeine Wirkung an socernirenden Flächen zu erkennen. Wenn man z. B. einem Pferde, welches an eiternden Wunden oder Ciesehwüren leidet, täglich gegen 60 Grm. dieser Salbe einreibt, ohne die eiternde Flüche zu berühren, so macht sieh doch auch an der letztem nach 2—G Tagen (je nach der Constitution der Thiere) die Wirkung dos Merkurs bemerkbar, üio Pleisch-wärzchen nehmen eine bleigraue, zuweilen ins Schwarze übergehende Farbe an; der abgesonderte Fiter wird an Quantität sehr vermindert, mehr dünnflüssig, und verbreitet einen Gestank, welcher dem bei Speichelfisteln ähnlich ist. Nachdem die Merkurialvergiftung vollständig erfolgt ist, hört die Eiter-absonderuug ganz auf und findet sich in guter Beschafifenheit erst lange nach dem Aussetzen dos Mittels wieder ein. Bei mehreren Pferden fand sieb auch, wenn eine Sättigung dos Körpers mit Merkur eingetreten zu sein schien, ein stinkender Geruch der ausgeathmeten Luft, der sich ebenfalls wieder in einiger Zeit nach dem Weglassen des Büttels verlor (Extraü du compte rendu des travaua de l'école r. veter. d'ÄJfort pendant l'année 183'J—IS-lU; im Beo, vétér, 1laquo;40. p. 542).
Jene örtlichen Wirkungen finden ohne Unterschied derThiere, jedoch am stärksten an solchen Gebilden Statt, welche eine dünne Oberhaut haben, reich an Gefässen und an Zellgewebe sind, wie z. B. Drüsen und Häute-, die allgemeinen Wirkungen entstehen nicht bei allen Thieren gleicbmässig schnell und stark, sondern am stärksten und schnellsten bei Vögeln, Kaninchen und Katzen, etwas langsamer bei Hunden, Schafen, Ziegen und Rindvieh, noch langsamer bei Schweinen, und am langsamsten bei Pferden. Ich sah bei Kauarienvögeln, Sperlingen und dergleichen kleinen Vögeln nach dem Aufstreichen von '/s Scrupel dieser Salbe, — bei mehreren Kunden, Katzen, Schafen, Ziegen und Rindern nach mehrtägiger (zuweilen sogar nach einer einzigen, etwas reichlichen) Einreibung grosse Mattigkeit, Traurigkeit, Vorlust des Appetits, Erbrechen, Gestank aus dein Maule, Diarrhöe, und zuweilen auch Fieber, Auflockerung und Missfarbigkeit des Zahnfleisches, Speichelfluss ', aucliAthembeschwerdó und in einzelnen Füllen Ilauransschlag mit Ablösung der Epidermis und Ausfallen der Haare, grosso Abmagerung und den Tod erfolgen. Letzterer trat gewöhnlich nach G—S Tagen, zuweilen aber schon nach 3—6 Tagen ein. Aber einzelne Stücke (namentlich
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1 Manche Thleramp;rzto bezweifeln das Entstehen des Speicliellhisscs durch die Wirkung des Merkurs, aber ganz mit Unrecht, — obgleich diese Wirkung bei den Thieren soltener, langsamer und nieinala so deutlich wie bei dem Mensehen eintritt; denn da die Thiere nicht iiusspucken können, so Bachen sie den abgesonderten Speichel beständig binabzusclilueken.
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n d In
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daher nur einen kleinen ïheil aus dem Maule ausfliesscn.
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Graue Quecksilbersalbe.
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Bindvieli) verlallou unter den angegebenen .Syiii))tlt;iiiieii allmälig in Ab-zehraug und kränkeln durch -2—3 Alonate (Archiv für Thierheilkundo von der Gesellschaft Schweiz. Thierttrzte, Neue Folge, 6, Band, Zürich 1844. 8. üiii u. 321, Beobachtungen von Zitlindler und vom Eübscher, 6, lgt;d. S. 17 v. Gattiker). Die ganze Wirkung war stets viel heftiger, wenn die Thiere sich an den Applicationsstellon belecken konnten. — Ein Pferd bekam bei fortgesetzter Einreibung der Öalbe nach und nach alle diese Zufälle; am sechzehnten Tage trat Speichelfluss, und am neunundzwanzigsten Tiigo. der Tod ein, nachdem 6 Pfund und 240 Grm. einer sehr concentrirten Merkurialsalbe verbraucht waren (Schubarth in Horn's Archiv 1824). In der Thierarzneischule zu Alfort starb ein Pferd erst nach einem Monat, nachdem täglich 120 Grm. eingerieben werden waren {Kecueü de méd. vétér, 184(). j). 544). — liei Kühen und Ziegen habe ich zuweilen auch nach etwas reichlicher, durch 3— 4 Tage tortgesetzter Anwendung der .Salbe gegen Ungeziefer in mehreren Fällen Krämpfe und auch Abortus erfolgen sehen, ohne dass eine andere Ursache hierzu zu entdecken war. Die Menge der eingeriebenen Salbe betrug hier bei ersterea Thieren nur 60,0, bei den Ziegen :40 Grm.
Diese Wirkungen der grauen Merkurialsalbe können nur aus einer spe-eifischen Beziehung des Quecksilbers zu den Organen der Vegetation, namentlich zu den Lymphgolässen und Lymphdrüsen, und durch seinen Uebergang in die Säfte des Organismus bedingt sein.
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Mau wendet diese Salbe an :
4) Gegen örtliche Entzündungen unter der Haut, bei denen sie der Erfahrung zufolge als ein ausgezeichnetes Zertheilungsmittel wirkt, wenn die Krankheit keinen hypersthenischen oder arteriellen, sondern einen sogenannten vegetativen, exsudativen oder plastischen Character besitzt, und wenn Ergiessungen von plastischen Stoffen, oder selbst schon beginnende Verdickung und Verhärtung der Gebilde mit der Entzündung verbunden sind; — daher namentlich bei rheumatischen Entzündungen, bei der sogenannten Mondblindheit, bei Quetschungen, bei Entzündung der Lymphdrüspii, der Hoden, der Euter, der Knochen, Sehnen, Bänder und dergleichen drüsigen und fibrösen Organen ; ebenso bei den sogenannten schleichenden und chronischen Entzündungen, z. 15. bei nicht ganz frisch entstandenen Stollbeulen, Sehnenklapp,Ueberbeinen, Aderflsteln u. s.w. Die Salbe nutzt gegen solche Entzündungskrankheiten am meisten dann, wenn der Sitz derselben nicht zu tief unter der Haut ist, oder wenn mit der Haut das Zellgewebe leidet, wie z. B. hei der Mauke, namentlich der gutartigen, wenn sie sehr schmerzhaft ist. Dagegen scheint das Mittel nichts zu nutzen bei denjenigen asthenischen Entzündungen, welche mit Verjauchung verbunden sind, — bei sogenannten fauligen Entzündungen und bei schon eingetretenem kalten Brande; aber bei Geschwüren, deren Händer callös sind, kann es zur Auflösung der letzteren mit gutem Erfolge angewendet werden.
2) Gegen Ansschwitznngen, Verdickungen und Verhärtungen jeder Art, wenn sie auch eben nicht mit Entzündung verbunden sind , wie z, B, bei Flecken und Verdunkelungen der durchsichtigen Hornhaut, bei Verhärtungen
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Metallische Arzneimittel,
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dor Euter, der Lyuiphdrüscu im Kehlgange, bei Wunubeuleu, Uoberboiiien, Späth, Scbaale, Sobuenklapp und dergleichen.
3)nbsp; Bei zu reichlich eiternden Wunden und Geschwüren, wo die prul'use Secretion nicht durch örtliche Reizungen bedingt, sondern nur allein in einem abnormen Bildungsprocess begründet ist, ferner bei Flechten und Eiiude. Die graue Salbe ist bei diesen krankhaften Zuständen ein sehr wirksames Mittel, besonders dann, wenn dieselben mit heftigem Jucken verbunden, und nicht auf eine grosso Flüche ausgebreitet sind. 1st das letztere der Fall, namentlich bei grossen Thieron, so ist die graue Salbe zu theuor, und dann auch mohrenthcils durch andere Mittel zu ersetzen. Gegen die sogenannte Speck-riiudo der Hunde ist sie jedoch nach meinen vielfältigen Beobacbtungen ein wahres Specificum, dessen Wirksamkeit von keinem anderen Mittel erreicht wird; sie verlangt aber hier, und überhaupt bei den kleineren Haustbieren, die grösste Vorsicht in der Anwendung, und zwar bei allen kleinen Thieron mehr als bei grossen, damit die im vorigen Paragraph angedeuteten allgemeinen Wirkungen verhütet werden. J3ei der Schafräude, wo die Salbe auch empfohlen ist, verbieten sowohl diese allgemeinen Wirkungen, wie auch der hohe Preis des Mittels dessen Anwendung; auch ist dabei die Besudelung der Wolle sehr unangenehm.
4)nbsp; Gegen Starrkrampf. Die Einreibung der Halbe in die Gegend der Kaumuskeln, am Halse und Kücken, scheint in mehreren Füllen, und zwar sowohl bei dem idiopathischen, wie bei dem traumatischen Tetanus gute Dienste geleistet zu haben; — in vielen anderen Fällen sah ich aber hiervon gar keinen Nutzen.
5)nbsp; Gegen Ungeziefer aller Art wird die Quecksilbersalbe mit Recht als ein Specificum betrachtet; doch verlangt die Anwendung auch für diesen Zweck bei den Wiederkäuern und den kleinen Thieren viele Vorsicht.
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Die Salbe wird einfach angewendet, wenn bei Entzündungen die Sensibilität und die Wärine erhöht, oder wenn sie wenigstens bei den Ausschwitzungen und Verhärtungen nicht zu sehr vermindert sind; bei grossem Erethismus verbindet man sie aber mit narkotischen Extracten. Auch bei Flechten und gegen Ungeziefer ist die einfache Salbe hinreichend. Je mehr aber bei Entzündungen, Verhärtungen u. s.w. Torpidität besteht, um desto nöthiger ist es, dem Grade der letzteren entsprechende AuÜösnngs- und Reizmittel, z. B. Rindsgalle, Kampberliniment, Ammoniakliniment, grüne Seife, Potasobe, Jod, Kampher, Tcrpenthinöl, Salmiak und dergleichen in einem passenden Verbältnisse mit der Salbe zu verbinden. Bei Verhärtungen, Ueberbeinen, Späth und dergleichen hat sich auch eine nicht officinello Salbe, welche neben dem Quecksilber reizende Stoffe enthält, sehr wirksam gezeigt. Man bereitet dieselbe aus: Hydrarg, viv, 15 Grm.; 01. Lcmri xinguin. '24Grm.; 01. Tere-bhithin. 'ÓO Gnu.; J'ulv. Cantlmrkl. G Grm., durch Zusammenreiben, und wendet sie, je nach der Empfindlichkeit der Haut, täglich oder jeden zweiten Tag einmal an. — Bei dem Starrkrampf fand ich eine Mischung aus gleichen Tbeilen der Salbe und des Kampherliniments am zweckmässigsten. — Die Anwendung geschieht bei don grossen Thieren gegen Entzündungen, Verhärtungen und beim Starrkrampf täglich zwei- bis dreimal, gegen Hautkrankheiten und Ungeziefer aber nur an jedem zweiten oder dritten Tage. Bei
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Graue Queoksilbcrsalbe, rothcs Quecksillioroxyd,
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kleineren Thioron darf die Anwendung immer nur nach längeren Zwischenzeiten und sparsam, niemals über einen grossen Tlicil des Körpers, sondern mir auf kleineren Stellen oder in einzelnen Strichen geschehen. Man übersteigt nicht gern hei Pferden die Quantität von 60 Grm., bei dem Rindvieh von ïiO Grm. und bei Hunden von 8 Grm. pro Tag, wenn man die Einreibungen durch mehrere Tage machen will. Auch muss man die Thierc durch Maulkörbe u. s. w. am Ablecken der Salbe hindern '. Sehr oft habe ich gegen Ungeziefer die Salbe blos auf einen Streif (ein Band) von Leinwand u. s. w. gestrichen und auf den Körper gebunden als vollkommen hinreichend und ganz ohne gefährliche Nebenwirkungen befunden. — üei Entzündungen darf übrigens die Salbe mir gelind, aber an verhärteten Tiieilen muss sie kräftig eingerieben werden2, (bü Grm. 5 Sgr.)
12) Ituthcs (Jiu'cksllbfrojijil, rollier (lucrksillwpräcipital, Hydrargyrum oxydatvm rulnan,
llydi-aryyntmpraccqntatinn rnbnnn, Oxt/dnvi kydrargyrioitm, Merourius praeoipitatui ruber
(oft auch blos „rotlicr l'iätiplliit, Praeoipüatua ruherquot; genannt).
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sect;. 669.
Das vollkommene Quecksilberoxyd (UgO) kann dargestellt werden durch lange fortgesetztes gelindes Kochen des Quecksilbers in einer lang-halsigen Phiole mit recht enger Oeffnung, gewöhnlich aber gewinnt man es durch Auflösen des Quecksilbers in kochender Salpetersäure, Abdampfen bin zur Trockenheit, Mischung des Rückstandes mit metallischem Quecksilber und Glühen der Masse bis sich nicht mehr rothe Dämpfe bilden. Das Präparat erscheint in kleinen hell- oder dnnkel-ziegelrothen Krystallen, in denen oft noch etwas salpctersaures Quecksilber enthalten ist, und weshalb sie zerrieben und mit verdünnter Aetzkalilauge gewaschen (lävigirt) worden. Das lävigirte offlcinelle Oxyd ist ein sehr feines gelbrothes Pulver ohne Geruch und von schwach metallischem, ekelhaftem Geschmack; es besteht aus circa i^'/a Tlieil Quecksilber und T'/ä Theil Sauerstofl', ist im Wasser und Weingeist unlöslich, bewirkt als trockenes Pulver auf der unverletzten Haut massige Jieizimg, zuweilen auch Entzündung, in Wunden und Geschwüren aber sehr heftige Reizung, Entzündung, zuerst Minderung der Eitersecretion und der Granulation, oberflächliche Aetzung und Schorfbildung, dann aber (nach 30—40 Stunden) die Absonderung eines gutartigen, recht consistenten Eiters. Durch diese schnell eintretende Umstimmung des Eiterungsprocesses zeichnet sich die Wirkung des rothen 1'räcipitats vor der Wirkung fast aller anderen Aetzmittel (ausgenommen des Höllensteins) aus, da bei ihnen die gute Eiterung und das Ablösen des Schorfes immer viel später erfolgt. — In der ätzenden Kraft ist der Präcipitat dem Höllenstein ziemlich gleich, steht aber dem Aetzkali, der Spiessglanzbntter, dem Chlorzink, Sublimat, Arsenik,
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1 Sind deimot'li bei einem Tliiere die im vorigen Paragraph bozelohneten allgetneinea Zufälle entstunden, SO müssen sie durch EisenpHlparate, Schwefel, verdünnte Minerulsiüiren, adstriugirende und bitter-aromatische Mittel wieder beseitigt werden.
8 Dus Kinreihen kann mit dor blossen Hand, ohne Schaden Hessen, der es thut, unternommen worden. Dennoch ist es zweokmäsgig, duss Personen, die eine zarte Haut haben, bei dem Einreiben dieser Sulbo sich die Hand mit einem Stück Leder oder mit Blasu bekleiden.
Huktwio. Arznoiuiiltollchre. b. Auflago.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;;i5
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54t;
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Metallische Arzneimittel.
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Kupfervitriol und den coucentrirten Säuren weit mich. — Mit Fett oder 1 loiii^' zur Salbe gemacht wirkt er verhältnissmässig nach der Concentration derselben mehr oder weniger stark reizend, die Kesorjrtion, die Zertheilung atouischer, torpider Entzündungen und (an eiternden Mächen) die Eiterung befördernd. — Innerlich angewendet, verursacht er schon in ganz massigen Gaben (bei Hunden zu 12—24 Centigrin., bei Pferden zu 1/:i bis ganze Grm.) heftige Leibschmerzen (bei Hunden auch Erbrechen), in etwas starken Gaben (bei Pferden 1—8 Grm.), besonders bei wiederholter Anwendung, aber Magen-und Darmeiitzüiidung und den Tod.
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Die innerliche Anwendung des rothen Präcipitats ist wegen der damit verbundenen Gefahr bei keinem Thiere gebräuchlich, obwohl das Mittel gegen llotz und Wurm versucht worden ist. Aensserlich benutzt man aber denselben:
1)nbsp; Als Aetzmittel, um Wucherungen, CallositHten oder Ansteckungsstoffe in Wunden und Geschwüren zu zerstören, z. B. in Bisswundon von tollen Hunden, oder bei Feigwarzen, Strahlkrebs, Wurmgeschwüren und dergleichen, oder um die Exfoliation in Knochen-, Knorpelgesclnvürcn und Fisteln zu befördern. Her Präcipitat wird hier am besten in reinem Zustande, fein pulverisirt, etwas reichlich eingestreut, und nach dem Abgehen des entstandenen Schorfes so oft als nöthig ist wiederholt. Bei Fisteln kann man ihn auch in Form von sogenannten Bougies anwenden, die man bereitet, indem man einen Bindfaden in Gummischleim tränkt, dann mit fein pulverisirtem Präcipitat gleiclnnässig bestreut, hiernach trocknet und zum Gebrauch aufbewahrt.
2)nbsp; nbsp;Als kräftiges Digestivmittel bei torpiden Wundon und Geschwüren, in denen geringe Empfindlichkeit, blasse, schlaffe, schwammige, oder entgegengesetzt, speckartige, harte Granulation und die Absonderung einer dünnen Jauche besteht, — wie dies zuweilen bei veralteten Kronentritten, bei dergleichen Strahlgeschwüren, bei bösartiger und veralteter Mauke, bei Knochengeschwüren u. s. w. der Fall ist. Die Anwendung des Präcipitats hierbei geschieht entweder: a) rein für sich, als feines Pulver — wenn nämlich die Reizlosigkeit sehr gross, die Absonderung massig ist; — oder b) mit Kohle, Kamillen, Kalmus und dergleichen absorbirenden Mitteln versetzt, ebenfalls als Pulver, — wenn die Beizlosigkeit etwas geringer, die .laicheab-sonderung aber sehr reichlich ist, und — c) als Salbe, in Verbindung mit 4—8 Theilen Fett, Butter, Wachssalbe oder Königssalbe, bei verschiedenen Graden der Torpidität, wenn die Granulation hart und die Absonderung gering ist.
'.i) Als erregendes Zcrtheilnngsmittel gegen torpide, chronische Augenentzündungen und deren pathologische Folgen, z. B. gegen Verdicknngen und Verhärtungen der Augenlider, besonders der Meihom'schen Drüsen, gegen zu reichliche Schleimsecretion aus den letzteren, Verdunkelungen der Hornhaut, Aui^chwitzungen im Innern des Auges und dergleichen. Der rothe Präcipitat ist gegen diese Zustände von ausgezeichneter Wirksamkeit, wenn sie wirklich den torpiden Character haben; er ist aber unpassend und schädlich, so lange sie noch mit Trockenheit, mit vermehrter Wärme und
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mit vielem Schmerz begleitet sind.
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— Die Anwendung geschieht in Salben,
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Kothes Quecksilberoxyd, mildes Quecksilherelilorür.
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die bald einfach (z. B. aus 1j.A—2 (Jnn. aufs feinste pulverisirtom Präeipitat und 30 (jirm. Fett, uii^-csabeiier Butter oder einfacher Wachssalbe, nach der Preussischon Phannaeopöe aus 1 Till, rothom Ciuecksilberoxyd und 4'3 Thln. Schweinefett, recht exact zusaimnengemiseht, besteht/, — bald mit verschiedenen Zusätzen, x. li. von Zinkoxyd, von Karapher oder Opium (von dem ersteren 1—2 Gnu., von den letzteren beiden '/if—1 Gnu. auf o0 Grm. der Salbe) bereitet, und täglich ein- bis zweimal in der Griisse einer Krbse zwi-sehon und auf die Augenlider gestrichen worden. — Wenn die rothe 1'räci-pitatsalbe lange aufbewahrt wird, verliert sie an ihrer Wirksamkeit und wird milder, indem der Präcipitat durch das Fett zum Theil desoxydirt wird. (Preis: das Oxyd: 5 Grm. 1 Sgr. 8 Pfg.)
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13) Mildes salltaures lt;|urrkMlliri. versÜSStes ((uerksllher, l'uloiiiel, Ëlnfiicb Chlorqufck-
sllbiT, iiilldcs ((uci'ksillji'i'chlnrüi', Hydrargyrum ohloratum mitc, Hydrargymm munaiivnm
mitc, ilcrcurius dulcis, Cnlomclas, Cldoretum Uydrarijyri, H(jaCl.
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sect;#9632;
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Dieses Quecksilbersalz wird gewöhnlich auf dem sogenannten trockenen Wege, durch Sublimation eines exaeten Gemenges von 4 Tiieilen Aetzsubli-mat mit 1! Theilen lebend. Quecksilber erzeugt, — oft aber auch auf' nassem Wege durch allmäliges Zusammenmengen einer Auflösung von reinem Salpetersäuren Quecksilberoxydul in 8 Theilen destillirten heissen Wassers und einer Auflösung von gereinigtem Kochsalz in 32 Theilen heissen destillirten Wassers. Durch doppelte Wahlverwandtschaft bildet sich Calomel, welches als unlöslich niederfallt. Bei der Pereitnng auf trockenem Wege entstehen gelblich-weisse krystaliinische Stücke, welche beim Zerreiben ein hlass-gelbes Pulver geben, vom Sonnenlicht aber schwarz werden; das auf nassem Wege bereitete Calomel bildet ein rein weissos amorphes Pulver. Beide Präparate sollen ausgewaschen werden; beide sind ohne Geruch und ohne Geschmack und bestehen gleichartig in 100 Theilen aus 85 Theilen Quecksilber und 15 Theilen Chlor. Calomel ist im Wasser (selbst im kochenden) und im Wein geist unlöslich, obgleich es durch anhaltendes Kochen langsam in metallisches Quecksilber und in sich auflösenden Sublimat zersetzt wird. Durch reine und kohlensaure Alkalien, Seife, Schwofelpräparate, Blei, Eisen, Kupfer und freie Säuren zersetzt es sich auch.
Wegen der Unlöslichkeit verursacht es, wenn es für sich allein auf die trockene, unverletzte Haut gebracht wird, keine wahrnehmbaren Wirkungen; wird es aber mit Fett, Oel oder Honig zur Salbe, gemacht, eingerieben, so geht es in die Säfte über und wirkt dann ganz ähnlich, aber weit milder als die graue Mcrknrialsalbe (sect;, 5GG). — Innerlich angewendet, erzeugt es die im sect;. 5(55 u. 500 angegebenen wesentlichen Wirkungen der Merkurialmittcl sehr vollständig, dieselben sind aber hinsichtlich ihres Grades und ihrer Richtung ziemlich bestimmt von der Grosse der Gaben und von der Wiederholung derselben abhängig. Eine einzelne kleine Gabe (z.B. für Pferde 2—.'iGrm., für Kindvieb 1—1'/d Grm., für Schafe 24—86 Contigrrn., für Schweine •'3(5 bis 60 Centigrm. und für Hunde 6—24 Gentigrm.) bringt in der Kegel keine sichtbaren Veränderungen im Befinden derThiere hervor; werden aber solche
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(iahen in Zwischenzeiten von .'5-
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-4 Stunden und durch einige Tage nach cin-
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Metallische Arzueimittel.
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ander ohiein gesunden Thicre gereicht, so erscheint zuerst der Kotli etwas trockener, dann aber grünlich gefärbt, mehr feucht und locker ; der Urin geht etwas reichlicher ab, der Speichel wird mehr zähe und ebenfalls reichlicher abgesondert; der Herzschlag wird fühlbarer, der 1'uls weicher, die Schleimhaut der Nase und des Mauls blässer, der Appetit oft gemindert; bei lange fortgesetzter Anwendung werden die Thiere sehr matt, und zuweilen iindot sieh auch Diarrhöe, seltner Spcichelfluss plötzlich hinzu. Von einer grosseren Gtahe (z.B. bei Pferden zu 12,0—-18,0, bei Bindern zu 4,0—8,0, bei Schweinen und Schafen zu quot;2—1 Grm., und bei llundon zu 18—60 Centigrm.) entsteht fast immer in etwa 24—36 Stunden (bei Hunden oft früher, bei Schafen zuweilen erst am dritten Tage) Laxiren. Dieses erfolgt wie bei den übrigen Laxirmitteln nach der Constitution der Thiere, nach Art der Fütterung u. s. w. im verschiedenen Grade, so dass oft der Koth nur sehr locker, oder breiartig, oft aber auch ganz dünn, selbst wässerig, und bei Pferden, Kindern und Schafen (auch wenn sie kein Grünfutter fressen) eigenthümlich graugrün, bei Hunden aber dunkler gefärbt, abgeht. Als Ursache dieser Färbung wird eine reichlichere Gallenabsonderung, oder auch die Umbildung eines Thcils des Calomels in Quecksilbersnlphttr, vermittelst Einwirkung des Schwefelwasserstoft'gases im Uarmkanal angenommen; doch ist beides nicht sieher erwiesen. In einzelnen, aber seltenen Pällen, entsteht dabei eine geringe Kolik. —#9632; Werden in einem Tage 2—4 solcher Gaben, und vielleicht durch quot;2 oder mehrere Tage nach einander gegeben, so tritt gewöhnlich das Laxiren plötzlich mit grosser Heftigkeit ein; die Excromentc gehen sehr häufig ganz flüssig, zuweilen mit Blut gemengt und sehr stinkend, durch 3 bis G Tage ab; die Thiere werden sehr matt, mager, verlieren den Appetit und zeigen die vorhin und im sect;. 566 angegebenen Symptome der zu heftigen Quecksilborwirkung im hohen Grade. Zuweilen ist der künstlich erregte Durchfall selbst durch die kräftigsten Arzneien nicht zu stillen , und die Thiere gehen durch ihn an Erschöpfung und Faulfieber zu Grunde. Diese übermässige Wirkung entsteht am ehesten und stärksten bei den Wiederkäuern, besonders bei den Schafen (was in der weichen, schlaffen Organisation derselben begründet zu sein scheint); weniger leicht erfolgt sie bei Pferden, und am wenigsten bei Hunden und Schweinen. Es tritt aber bei den letzteren beiden Thiergattungen nicht selten Erbrechen ein, wodurch das Calomel zum Tiieil wieder entleert wird, ehe es vollständig zur Wirkung gelangt. — Auf die Beschaffenheit und Mischung der Säfte wirkt das Calomel sehr stark umändernd, und namentlich sieht man, dass die Gerinnbarkeit und die Menge des Paserstoffs im Blute oft. schon nach einer einzigen etwas starken Gabe, bestimmt aber durch die fortgesetzte Anwendung des Mittels bedeutend vermindert wird, Die heftigen Wirkungen scheinen in manchen Fällen von einer durch die gastrischen Säfte, namentlich die sauren, bewirkten Umänderung des Calomels in Sublimat bedingt zu sein; doch sind hierzu gewiss besondere Umstände erforderlich, da man sonst die heftigen Erscheinungen häufiger beobachten müsste (Orfila, im Journal de Chimk et de Toxicologie, 1812, Juli),
Bei der Section der durch zu reichliche Anwendung des Calomels ge-tödteten Thiere findet man in der Jiegel an Pferden und Hunden den Magen und ganzen Darmkanal schlaff, zusammengefallen, den letzteren ohne tiefe Querfalten, die Blutgefässe äusserlich und innerlich sehr wenig mit Blut er-
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Mildes Qaeoksilberchlortlr,
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füllt, daher die Färbung dieser Organe blass oder grau, den Dann mehren-thoils ganz leer, zuweilen wie ausgewaschen; ontgegengesetzt ist aber auch zuweilen die Schleimhaut blauroth gefärbt, entzündet, aufgelockert, stellenweise ohne Epithelium, mit Bintextravasateu, oder mit Exooriationen, deren Känder oft weisslioh gefärbt erscheinen, versehen, und zuweilen Infiltrationen zwischen Schleim- und Muskelhaut. Bei Thieren mit einer Gallenblase ist dieselbe voll Galle, die Leber und alle übrigen Organe weich und mürb. Au Wiederkäuern fand sich im Wesentlichen derselbe Zustand \ zugleich aber zeigten sich fast immer im vierten Magen, zuweilen auch am Zwölffingerdarme und Mastdärme starker geröthete Stellen von verschiedener Grosse, die mehren-theils als Extravasate, zuweilen aber auch als Entzündung erschienen.
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sect;#9632; 572.
Das Calomel erscheint hiernach bei vorsichtiger Anwendung in der örtlichen Wirkung mehrentheils als ein mildes, in der allgemeinen Wirkung aber als ein sehr kräftiges Mittel, welches aber zuweilen in den Verdauuugs-eingeweiden auch scharf reizende, corrodirende Eigenschaften annimmt. Dennoch verdient es zur innerlichen Anwendung den Vorzug vor fast allen anderen Quecksilberpräparateu, und es findet der Erfahrung zufolge seine allgemeine Indication gegen alle solche pathologische Zustände, welche #9632;wesentlich in einem zu sehr erhöhten Vegetationsprocesse mit vermehrter Plasticität des Blutes und der übrigen Säfte, — oder in gerinnbaren Ansschwitzungen, oder in Stockungen und Verhärtungen in den Gefässen und drüsigen Organen,— bestehen1.
Man benutzt es daher;
1) Gegen Entzündungskrankheiten, und zwar vorzüglich gegen solche, die a. einen sogenannten vegetativen, plastischen oder lymphatischen Character besitzen, wo keine vorherrschende active Aufregung der Arterien- und llerzthätigkeit, sondern mehr Neigung zu plastischen und serösen Ausschwitzungen und zu Verhärtungen besteht, oder wo an den absondernden Flächen die secernirten Flüssigkeiten zähe und sehr gerinnbar werden; — daher namentlich bei rheumatischen und katarrhalischen Entzündungen, bei dem acuten Kheumatisinus und dergl.
b.nbsp; Gegen solche, die mit gastrischen oder nervösen Coinplicationeu innig verbunden sind, wie z. B. die sogenannten galligen, die erethischen, die typhösen und die Anthrax-Entzündungen; und
c.nbsp; nbsp;Gegen chronische, sogenannte schleichende Entzündungen.
Bei wahren hypersthenischen Entzündungen, besonders in sehr gefäss-reichen Organen, ist das Calomel nicht passend; wenn aber, nachdem die arterielle active Aufregung durch Blutentziehungen und Salpeter beseitigt ist, die übrigen Entzünclungszufällc noch fortbestehen, so kann das Calomel auch bei ursprünglich ganz hypersthenischen Entzündungen eine sehr nützliche Anwendung linden.
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1 Die Wirkung gosen diese Zustünde aclicint, wonigstons von grosseren Gaben, und wenn Puvgiicn erfolgt, zum Theil von der Ausscheidung vieler Oalle und vieler Darmstifte,
zum Theil aber aueli von der örtlichen Heizung der Darniscbleimliaut und von seiner epelaquo; eiflaehen Wirkung nls Merkurialmittcl ablmngig zu sein.
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550nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Metiillisclie Arzneimittel.
Es ist zwar auch bei Eutzümlungsiiebern mit dem besten Erfolge angewendet worden, zeigt aber soino heilsamen Wirkungen am meisten bei den Entzündungen einzelner Gebilde, vorzüglich der serösen und fibrösen Häute und der drüsigen Organe, und es bat sich bei Entzündungen des Gehirns, der Gehirnhäute (daher auch bei dem rasenden Koller), bei Augeneutzün-dungen mit heftiger Ausschwitzung in den Augenkammern (daher bei der sogenannten Mondblindheit), bei Bräune, bei Eippenfell- und Lungenentzündungen, bei Leberentzündung, Bauchfellentzündung, Darmentzündung, bei eingeklemmten Brüchen, bei Entzündungen der Hoden, des Euters, der Venen, der Beinhaut u. s. w. in unzähligen Fällen bewährt. — Bei der typhösen Lungen- und Leberentzündung (Influenza) habe ich das Calomel, wenn es zur rechten Zeit und mit der nöthigen Vorsicht angewendet wurde, als das vorzüglichste innerliche Heilmittel kennen gelernt. — Dagegen hat es in der sogenannten Lungenseuchc des Rindviehes, meinen Beobachtungen zufolge (bei wenigstens 200 Kindern), sich bei weitem nicht so heilsam gezeigt, wie Dr. Muhrbeck dies gesehen, und wie mau es bei der eigenthüni-lichen Richtung des Mittels gegen die abnorme Plasticität erwarten könnte.
Audi bei der Einderpest, gegen welche (als eine typhöse Entzündung) es von Einigen mit scheinbar gutem Erfolge versucht worden ist, hat es sich nicht bewährt.
2)nbsp; Gegen solche Leborleiden, bei denen die Leber sich in einem Zustande von Reizung befindet, und in Eolge dessen die Gallensecretion reichlicher als die freie Excretion derselben Statt findet, so dass die biliösen Stoffe resorliirt werden und sich im Blute anhäufen, wodurch fehlerhafte Verdauung, Gelbsucht, gastrisch-biliöse Fieber u. s. w. entstehen. — Das Calomel ist auch bei solchen Leberkrankheiten nützlich, wo die Leber selbst an Ver-grösserung, an Verhärtungen, Stockungen u. s. w. leidet.
3)nbsp; Gegen die Erzeugung und Ansammlung von zähem Schleim im Darmkanal, gegen Stockungen in demselben und gegen Hartleibigkeit aus zu geringer Absonderung, so wie gegen die aus diesen Zuständen hervorgehenden verschiedenen Krankheitsformen, z. 13. Verstopfungskolik, Cougestionen zum Kopfe, sogenannten Magenkoller und dergl.
i) Gegen Eingeweidewürmer im Darmkanale ist das Calomel ein sehr kräftiges Mittel, indem es theils durch eine speeifischo Kraft des Quecksilbers gegen das Leben dieser Schmarotzerthiere, theils aber auch als ausführendes Mittel wirkt. Ob es gegen diejenigen Würmer, die ausserhalb des Darmkanals ihren Sitz haben, z. B. gegen die Leberegel, gegen die Einnen, die Blasenwürmer im Gehirn der Schafe und dergleichen etwas leistet, — ist noch nicht durch die Erfahrung bewiesen. Ich habe es gegen die Drehkrankheit der Schafe in jedem Stadium derselben vergebens angewendet.
5)nbsp; Gegen Koliken, welche unter den vorgenannten (1—4) Umstämlen auftreten, und zwar immer um so mehr, je mehr die Zufälle auf eine entzündliche Reizung der Gedärme oder der Leber deuten.
6)nbsp; Gegen Verhärtungen, hauptsächlich in drüsigen Organen. Das Calomel hat hier oft noch Auflösung oder wenigstens Minderung bewirkt, besonders wenn die Verhärtungen noch nicht zu sehr alt,' oder wenn sie das Product von Entzündungen waren.
7)nbsp; Gegen Wassersuchten und örtliche seröse Ergiessungen, z. B. in den llirnhöhlen bei dem Dummkoller der Pferde. Das Calomel ist durch seine,
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Mildes Quecksilborchloriir.
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die -Kesorption so kräftig befördernde Wirkung bei diesen Krankheiten ein vorziigliclics Heilmittel, wenn sie durch Entzündungen, durch Unterdrückung der normalen oder gewohnten Absonderungen, oder durch Verstopf'iiugen in der Leber, Mila, in den Gekrösdrüsen u. s. w. entstanden, und nicht mit einem hohen Grade von Atonie oder mit Cachexie verbunden sind. — Ist aber letzteres der Fall, so ist das Mittel schädlicli.
8)nbsp; Gegen dyskrasische Krankheiten, besonders solche, die mit einem abnormen Zustande der Lymphdrüsen, der Lymphgefässc wesentlich verbunden sind, Avie llotz und Wurm der Pferde, veraltete Flechten, bösartige Mauke mit schmerzhafter Geschwulst und dergleichen. Ich habe von dem Calomel bei diesen Krankheiten, mit Ausnahme des Rotzes, sehr oft die besten Erfolge gesehen; bei dem Rotz bewirkte es aber niemals Besserung, sondern häufig Verschlimmerung und schnellen Hebergang in faulige (,'achexie. Bei dem Wurm war die Wirkung in einigen Fällen ebenso ungünstig, in mehreren anderen aber recht günstig, — ohne dass ein bedeutender symptomatischer oder gradueller Unterschied zwischen diesen Fällen bestand.
9)nbsp; Auch gegen einige Nervenkrankheiten, namentlich gegen Starrkrampf und gegen die in der neuern Zeit häufiger als sonst vorgekommene Fiillen-lähmung ist es als Heilmittel, und gegen dicWuthkrankheit als ein prophylaktisches Mittel in mehreren Fällen mit anscheinend (!) gutein Erfolge angewendet worden.
Aeusserlicli wird das Calomel zuweilen gegen schmerzhafte Flechten, hauptsächlich aber gegen Augenentzündungen, die mit Ausschwitzung von Blut oder plastischer Lymphe im Innern des Auges oder an der durchsichtigen Hornhaut verbunden sind, besonders gegen die sogenannte Mondblindheit und deren Folgen, angewendet, und ich kann es hierbei als ein höchst wirksames Mittel rühmen.
Allgemeine Gegenanzeigen gegen die innerliche Anwendung des Calomels sind: ein hoher Grad von torpider Asthenie, von Cachexie, Blutmangel, Wässerigkeit des Blutes, Neigung zu fauliger Auflösung der Säfte, sehr schwächender Durchfall.
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57:5.
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Die Gabe ist für Pferde 20 Gran bis höchstens 2 Drachmen (11/.1 bis 8 Grm.), für Rinder 20 Gran bis l'/a Drachme (l1^—6 Grm.), für Schafe und Ziegen 4,8—12 Gran (25—70 Centignn.), für Schweine '/^ Scrupel bis 1 Drachme (60 Centignn. bis 4 Grm.), für Hunde '3 Gran bis 1 Scrupel (18 Centigrin. bis l1;^ Grm.). Die grosseren und mittleren von diesen Gaben finden ihre Anwendung da, wo man Laxiren erregen will, um entweder den Dannkanal selbst von Schleim, Galle, Würmern oder verhärteten Kothbollen zu entleeren, oder um eine Ableitung von heftig entzündeten Organen zu bewirken. Man giebt sie für den ersteren Zweck täglich nur ein- bis zweimal, in Zwischenzeiten von 8 —12 Stunden, — bei heftigen Entzündungen aber täglich drei- bis viermal, in Zwischenzeiten von etwa 8—lt;gt; Stunden, — so lange, bis entweder der Krankhcitscharacter geändert ist, oder bis ein kluckerndos Geräusch in den Gedärmen (Poltern im Leibe), oder auch selbst schon weicheres Misten eintritt. Letztores verbietet in jedem Falle den Fortgebrauch des Mittels, weil sonst der im sect;. 571 bezeichnete Durchfall mit seinen üblen Folcen sehr leicht entsteht. Pies gilt be-
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iMetiilliscliL' Arzneimittel.
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Bondors bei den Wiederkäuern, und bauptsftohlioh bol Schafen, bei denen mau ilalier mit dom Calomel höchst vorsichtig' sein muss, und namentlich a) die mittleren Gaben nur nach den bezeichneten grossten Zwischenzeiten wiederbolen, — und l) die Anwendung niemals länger als durch Isj^ bis #9632;J Tage fortsetzen darf'. Die Vorsicht gebietet, dass man beiThieren, denen Calomel gereicht worden ist, öfters am Leibe horcht, um das oben erwähnte Geräusch zeitig in demselben wahrnehmen zu können. In den vorgeschriebenen kleineren Gaben wird das Calomel täglich zwei- bis dreimal angewendet: bei chronischen Krankheiten und wo der Zweck ist, Verhärtungen und Stockungen aufzulösen, die Secretionen in den drüsigen Organen, dioThätig-keit der Lymphgefässe und die Resorption zu befördern, oder eine bessere Beschaffenheit der Dyskrasieu zu bewirken.
Man giebt das Calomel für sich allein, d. h. blos mit einem schicklichen Vehikel, z.B. mit schleimigen Mitteln oder mit Süssholzwnrzel versetzt, wenn bei Entzündungen der vegetative und lymphatische Character rein besteht; ist aber die Irritabilität dabei gleichzeitig stark aufgeregt, so verbindet man es mit Glaubersalz oder Doppelsalz, selten mit Salpeter; — dagegen bei geringer Energie derBlutgefässe, bei typhösen Entzündungen und bei Schwäche der Verdauungseingeweide ist die Verbindung mit bitteren und aromatischen Mitteln, — bei hohen Graden des Hobels selbst mit Kampher und Terpen-thinöl in kleinen Gaben nützlich. Wenn das lieber bei Entzündungen einen hohen Grad erreicht, wenn Ausschwitzungen entstehen, und ebenso bei wirklichen Wassersüchten hat sich die Verbindung' mit Digitalis, oder Taback, oder Bilsenkraut, sehr wirksam gezeigt. — Bei gastrischen Zuständen giebt man das Calomel mit bitteren oder aromatischen Jlitteln, oder wenn man dabei Laxiren erzeugen will, am besten mit der Aloë; ebenso, oder auch in Verbindimg mit Ofenruss, mit stinkendem Thieröl und dergleichen giebt man es gegen Würmer, — mit bitteren, aromatischen Mitteln, mit Schierling, Ofenruss und dergleichen bei Dyskrasieu. Mit Salmiak und anderen Salzsäuren Salzen versetzt man Calomel nicht gern, weil sieb hierbei nach Mialhe, Orfila u. A. das Calomel leichter als sonst in Aetzsublimat umwandeln soll2, — was jedoch nach unsern Versuchen nur unter besondern Umständen zu erfolgen scheint, namentlich in sehr grosser Wärme und wenn man den Salmiak in unverhältnissmässiger Menge (etwa 20Theile zu 1 Theil Calomel) mengt.
Die schicklichste Form zur innern Anwendung des Calomels ist, seiner Unlöslichkeit wegen, die Pillen- und Latwergenform; doch habe ich es auch zuweilen in einer dicklieben schleimigen Flüssigkeit (die aber bei dem Eingeben gut umgeschüttelt werden muss) gegeben und hierauf eine schnellere Wirkung als nach der Anwendung in Pillen erfolgen sehen.
Aousscrlich, bei den oben bezeichneten Augenkrankheiten, wurde es ehemals als Pulver in die Augen geblasen; am besten benutzt man es aber in Form eines dünnen Liniments, welches, je nach dein Grade des Hebels, aus 4 Grm. Calomel und 8—15 Grm. frischen Baumöls (oder Mohnöls und
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1nbsp; Es ist unbegreiflich, wie französische Thion'ir/.te (z. Blt; Vatc l, Elrmens, Tome II. part, 2. pat;. ^32, und Moiroud, Mat méd. pag. 385) das Calomel für Kinder In der Gabe von I1^ bis 2 Unzen vorsohreiben küimen, oline die hieraus entstehende Gefahr anzudeuten.
2nbsp; •loui-nal de Cliimie etc. a. a. 0.
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Mildes Queoksilberclilorür, ätzendes Quecksilberchlorid
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dergleichen) durch Zusami.nenroiben bereitet, und täglich zwei- bis dreimal mit einem Fcdorbart reichlich auf die Hornhaut gestrichen wird. Hoi grosser Empfindlichkeit des Auges und besonders bei der periodischen Augencnt-zündung ist der Zusatz von '/j—1 Gnu. Eelladomiaextract, oder bei geringerer Empfindlichkeit der Zusatz von ebenso viel fein pulverisirtem Opium sehr nützlich. — Gegen Flechten wird es entweder als Salbe (IThoil (Jaloinel mit 4—15 Theilen Fett oder Butter zusammengerieljen) oder in einer (zwar nicht cliGmisch richtigen, aber wegen ihrer milden Wirkung oft sehr passenden) Mischung mit Kalkwasser (auf 10—12 Theile des letzteren 1 Theil Calomel) zum Waschen und Verbinden, als sogenanntes schwarzes oder mildes phagedänisches Wasser {Aqua phagadaenica nigra s. natis) benutzt. (6 (inn. 1 Sgr. 2 Pfg.)
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14) Aeteendcs salzsaures ((uockslliier, atzender((uecküilbersublliim(,Ai'lz.siibllmal,Uup|iell-Clilorquecksilbcr, (Jui'rUilliiTihlinid, Hydrargyrum biohloralmn, s. If. peroMoratim, s. II.
mwiaticiim coirosüiim, Mercurius sitbUmatiis corrosivus, Bichloretnm l'hjdrargyri,
sect;• 574.
Das atzende Quecksilberchlorid (HgCl) wird meistens in chemischen Fabriken nach verschiedenen Vorschriften, z. B. aus einem Gemenge von gleichen Theilen schwefelsaurem (juecksilberoxyd und Kochsalz durch Sublimation, — oder durch Kochen von Calomel in Salzsäure, — oder durch Auflösen von Quecksilberoxyd in Salzsäure, Abdampfen und Krystallisiren u. s.w. gewonnen. Es besteht aus 1 Atom Quecksilber und 2 Atomen Chlor, oder in 100 Theilen aus 74,09 Quecksilber und 25,91 Chlor; es ist also in der Art seiner Bestandtheile übereinstimmend mit dem Calomel, es unterscheidet sich aber von diesem dadurch, dass es die doppelte Menge Chlor enthält. DerSublimat erscheint inweissen, durchscheinenden, kiystallinischen, lockern Salzmasson, welche, wenn er durch schnelle Sublimation bereitet ist, aus Kectangular-Oclaëdern, — aber nach der Bereitung auf nassem Wege aus vierseitigen rhombischen Prismen bestehen und zerrieben ein völlig weisses Pulver gehen. Er löst sich in 16 Theilen kalten und in 3 Theilen kochenden Wassers, in 21/a Theilen kalten und l'/j Theil kochenden Weingeistes, so wie in 3 Theilen Aethers vollständig auf. Die wässerige Auflösung reagirt sauer; sie wird durch Sonnenlicht zersetzt. Calomel fällt nieder und freie Salzsäure bleibt in der Flüssigkeit. Der Sublimat wird auch durch ätzende Alkalien, durch Kalk- und Barytwasser und durch Magnesia, durch organische Substanzen, namentlich durch Eiweiss, Gummi, Zucker, braunen öyrup (nicht so durch weissen), Extracte, Opium, Mehl, Kleber, Leim, Os-niazom, Ocle, Fette, Harze u. s. w. zersetzt, indem diese Substanzen sich in verschiedeneu Verhältnissen mit dem Chlor des Sublimats verbinden und das Quecksilber mehr oder weniger zu Chlortir (Calomel) reduciren. Diese Zersetzungen erfolgen von manchen Substanzen sogleich vollständig, von anderen erst nach und nach.
Im lehenden Thierkörper verhält sich der Sublimat ebenso; überall verbindet er sich mit der organischen Substanz schnell und macht an wunden Stellen und an den Schleimhäuten zuerst einen weisslichen Uebcrzug, der ans Calomel und chemisch veränderter organischer Substanz besteht, und
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554nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Aletallische Arzneimittel.
duim bewirkt er Zusainineusclmiiript'ung der Thoile; wirkt er aber im con-centrirtou Zustande ein, so macht er sogleich Anätzung, wobei die betroffene Substanz weissgrau, mürb und weich wird, dann aber ebenfalls zusammen-scliniinpf't und zu einem schwärzlichen Schorf vertrocknet. Kin Theil des Mittels wird resorbirt und bringt in den Säften u. s. w. ähnliche Wirkungen hervor -wie die übrigen Merkurialmittel. Demnach ist der Unterschied in der örtlichen Wirksamkeit zwischen dem Calomel und dem Sublimat sehr gross; denn dor letztere erzeugt an allen organischen Gebilden, auf welche er im concentrirteu Zustande einwirkt, Entzündung, Aetzung und Zerstörung, hier-durch die heftigsten Zufälle und sehr leicht den Tod. Diese Wirkungen scheinen bei innerlicher Anwendung heftiger an fleischfressenden Thieren als an pflanzenfressenden Thieren zu sein, — was wahrscheinlich durch die bei beiden Arten verschiedene Beschaffenheit der Nahrungsstoffe und der Säfte im Darmkanal bedingt wird. Hunde starben von 24—;gt;6 Centigrm. des Mittels, nachdem sie sehr heftiges, blutiges Erbrechen, blutige Diarrhöe und zuletzt Lähmung gezeigt hatten, in 7, 12—30 Stunden. — Pferde zeigten nach der durch G—8 Tage täglich einmal 'wiederholten Anwendung einer aus 20—30 Gran (circa l1/.,—2 Grin.) Sublimat und !raquo;0 Grrn. Altheewurzel-pulver bestehenden Tille keine sichtbare Veränderung in ihrem Befinden, und rnehrcre Pferde ertrugen durch 8 Tage anhaltend täglich 2 solche Gaben, ohne dass eine sichtbare Wirkung erfolgte. Bei anderen minderte sich aber, wenn sie in steigender Gabe täglich l1/^—4 Grm. Sublimat in einer Mehlpille erhielten, nach 4—6 Tagen der Appetit, und bei noch längerem Fortgebrauch trat mit etwa 8—10 Tagen fast immer sehr vermehrtes Uriniren ein. Diese Zufälle minderten und verloren sich bald wieder, wenn man das Mittel durch 1—li Tage aussetzte, und sie entstanden zuweilen erst nach 3 bis 4 Wochen, wenn man dasselbe gleich vom Anfange an nur jeden zweiten Tag in der Gabe von l1/*—2 Grm. angewendet hatte. Wurde aber der Sublimat den Pferden täglich, von l1/., bis zu 8 Grm. steigend, durch 12 bis 16 Tage (im Ganzen zu 40—60 Grammen) gegeben, so erfolgte ausser der Appetitlosigkeit und dem starken Uriniren auch heftiger, zuletzt blutiger Durchfall, grosse Schwäche, Fieber mit fauligein Character und der Tod. Zuweilen waren in der letzten Zeit auch Symptome von Darmentzündung, Schmerzen und Krämpfe zugegen. Eine einzelne Gabe von 4 Gnu. verursachte blos Vermehrung- der Pulse um 4—6 in 1 Minute, Kolikschmerzen und stärkere Ilöthung der Schleimhaut. Nach 2 —4 Stunden waren diese Zufälle wieder vorüber. Aber von 15 Grm, Sublimat in 3 Pfund Wasser gelöst, entstand sogleich heftiger Kolikschmerz, Kecken, starkes Speicheln und in 12 Stunden der Tod (Eysz, Arzneimittellehre, S. 147). Percivall stieg bei einem Pferde von 10 Gran (60 Centigrm.) des Mittels alhnälig bis zur Gabe von 5Drachmen (2u Gramme), wonach es während 4Tagen schleshter frass und Fieber zeigte. Als er hierauf 6 Drachmen (24 Grm.) gab (so dass im Ganzen 4 Unzen und 12 Gran [IQO8/^ Grm.] verbraucht waren), trat Darmentzündung ein, an welcher das Thier starb. Er hatte das Mittel im Trinkwasser gereicht, zu dessen Gennss das Thier durch I)urst gezwungen wurde. — Wenn der Sublimat in flüssiger Form eingegeben wurde, oder wenn bei dem Eingeben in Pillen diese nicht sogleich ganz verschluckt, sondern im Maule behalten und gekaut wurden, so entstand jedesmal, selbst nach kleinen Gaben, heftige Reizung, Entzündung und Anätzung der Zunge
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Aetzendes Quecksilberchlorid.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;565
und anderer Theile im Maule, starkes Speicheln und Verminderung' des Futtergenusses. Auf andere Weise und als Erscheinung der allgemeinen Wirkung sah ich vom Sublimat bei Pferden niemals Spcichelfluss entstehen. — Aehnlich, jedoch etwas stärker, ist die Wirksamkeit dos Mittels beim Kindvieh. 18 Gran (ca. l'/io örm.) Sublimat in 2 Unzen (6() Grrm.) Mehl-teig gehüllt, einer Kuh eingegeben, erregte blos vortlbergebend etwas vermehrte Wärme (Gilbert, Annul, de l'agric, fr, Tome S. p. 343). — Ich sah bei einer ganz gesunden Kuh nach dem Eingeben von 4 Grm. Sublimat in ti Unzen destillirteu Wassers gelöst, Husten, öfteres Btilpsen, etwas Geifern aus dem Manie und Verminderung des Apjjetits entstehen; aber das Wiederkäuen schien ungestört fortzubestehen, und am folgenden Tage waren auch die übrigen Zufälle wieder vorüber. Nach 5 Tagen erhielt diese Kuli bei vollkommenem Wohlsein 8 Q-rm. des Mittels in 1 Pfand deatillirtem Wasser, worauf sogleich wieder Geifern und Rülpsen eintrat, das Fressen und Wiederkäuen aber erst am folgenden Tage naehliess, wo zugleich sehr kleiner, vermehrter Puls, sobuelleres, etwas beschwerliches Athmen und weicheres Misten entstand. In den nächsten Tagen verschwand die Fresslust gänzlich, der Koth war sehr dünn, stinkend und blutig, das Athmen noch beschwerlich, das Fieber vermehrt, die Mattigkeit gross, das Thier lag viel, magerte sichtbar ab, und starb am 14teu Tage. — Schafe ertrugen 12 Gran (72 Ccntigrm.) und selbst 24 Gran (l1^ Grm.) Sublimat in einer Mehlpille, ohne dass die geringste Wirkung entstand (Gilbert a. a. 0. p. 340, 347); aber von 4Grin. starb bei meinen Versuchen ein Schaf in weniger als 12 Stunden.
Durch Einspritzungen in die Halsvene entstand bei mehreren Pferden von 3—6 Gran (18—3G Ccntigrm.) Sublimat, in 3—(i Drachmen (12 bis 24 Grm,) destillirteu Wassers gelöst, blos eine geringe Vermehrung der Pulse um 4 Schläge in der Minute und durch etwa 16 Minuten andauernd; andere Zufälle waren selbst dann nicht zu bemerken, als die Pferde durch solche täglich wiederholte Einspritzungen nach und nach 4 Grm. Sublimat in die lUutmasse erhalten hatten. Es entstanden aber fast immer Aderiisteln (Viborg, Veterin. Selsk. Skriff. '2r. Deel. S. 375). — Bei einem Hunde verursachten 5 Gran (80 Centigrm.) Sublimat, in 4i) Grm. Wassers gelöst und in die Prosseivene injicirt, sogleich Kurzathmigkeit, grossen Schmerz, Abgang von Urin, und in wenigen Stunden den Tod; — und ein anderer starb unter denselben Zufällen nach der Injection von nur ^ Gran (4 Centigrm.) Sublimat in ö'/ä Stunde (Gaspard in Orfila's Toxicol. Bd, 1. S. 228).
In Wunden und Geschwüren wirkt der Sublimat, obgleich er durch die organischen Flüssigkeiten bald mehr bald weniger zersetzt wird, in verdünnter Auflösung (1—3 Grau [6—18 Ccntigrm.] auf 1 Unze [30 Grm.] Wasser) angewendet, reizend, die Lobonsthätigkcit der absondernden und der aufsaugenden Organe steigernd und qualitativ umstimmend; mehr concentrirt (4—10 Gran [24—GO Centigrm.] auf 30 Grm. Wasser), verursacht er Entzündung, und in ganz concentrirtcr Autlösung (z. 15. 4 Grm. auf 16 Grm. Wasser), noch mehr aber im reinen Zustande wirkt er ätzend und zerstörend. Er geht dabei durch Absorption in die Plutmassc über und verursacht, wenn die concentrirto Anwendung etwas reichlich geschieht, Entzündung des Magens, des Darmkanals, des Bauchfells und des Herzens, und dadurch den Tod. Mehrere Hunde starben nach 1—5 Tagen, als ihnen 3 — (gt; Gran (18 bis 36 Centigrm.) Sublimat in Wunden auf das Zellgewebe des Schenkels oder
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55Gnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; MetiiUischc Amicimittol.
dos liiickens f^ebraclit worden. — Aelmlich wie auf wunde Stellen, aber weit scliwädier, wirkt der Sublimat auch auf' die unverletzte Haut, und namentlicli findet mir eine geringe Absorption durch dieselbe Statt.
Bei der Section der durch Sublimat getödteten Thiere findet man, derselbe mag' auf die oiuo oder auf die andere Weise zu reichlich in den Körper gebracht worden sein, hauptsächlich die Schleimhaut dos Magens und Dann-kanals, das llorz, dia Lungen, zuweilen auch die Nieron entzündet, mit rothen oder schwarzen Flecken versehen, die genannte Schleimhaut auch zuweilen zerstört. Am stärksten sind die Wirkungen in den oben angedeuteten verschiedenen Graden an den von dein Sublimat unmittelbar berührten Theilen.
Aus Allem orgiebt sich: dass dor Sublimat zwar der Art nach im Wesentlichen wie die librigen Quecksilbermittel wirkt, aber mehr als andere dieürin-secrotion befördert, dass er sie alle au Aetzkraft übertrifft, und hierdurch sehr leicht tödtliche (giftige) Wirkungen erzeugt, und dass er weit weniger als das Calomel sichtbar die Plasticität im Organismus mindert.
sect;. 575.
Für die innerliche Anwendung dieses heftigen Mittels gegen Krankheiten dor Hausthiero giobt es bis jetzt eigentlich keine sichern Indicationen, sondern man hat dasselbe mehrentheils nur empirisch gegen Kotz , Wurm, bösartige Druse, hartnäckigen Rheumatismus, veraltete Kiiude, dergleichen Flechten nndMauke, gegen heftige Kuhr, namentlich der Lämmer, und gegen den Koller der Pferde versucht. Bei dem letzteren hat es nach Korst in g's Beobachtung (Nachgelassene. Manuscripte, S. 213) oft gute Dienste geleistet, und ich habe es ebenfalls in mehreren Fällen mit Nutzen angewendet, wo das Uebol veraltet und mit einem krankhaften Zustande der Leber verbunden war. Bei dorn Wurm und bei veralteten Hautkrankheiten hat sich der Sublimat häufig als sehr nützlich gezeigt, und ist besonders von 11 ure 1 und Hübner empfohlen; doch darf ein cachectischer fieberhafter Zustand nicht zugegen sein. Die Heilung des Botzes hat er aber in keinem vollständig entwickelten Falle herbeigeführt, selbst nicht bei der durch ein ganzes Jahr fortgesetzten Anwendung (Viborg a. a. 0.); dagegen hat er (wie Quecksilhemittel überhaupt) sehr oft eine sichtbare Verschlimmerung des Ucbels bewirkt.
Man giebt den Sublimat innerlich den Pferden und Kindern von G, 10 bis höchstens 20 Gran (36-—GOCentigrm., höchstens l1/4Gr)ii.), — Schweinen 1—3 Gran (6—18 Centigrm.), Schafen und Hunden 1li—1 Gran (l1^ bis 6 Centigrm.), täglich ein- bis höchstens zweimal, am besten in Pillen oder in Auflösung. Die letztere muss so verdünnt sein, dass sie nicht ätzen kann, d. i. 1 Theil auf 400—500 Theile Flüssigkeit, oder circa 1 Gran Sublimat in 1 Unze (6 Centigrm. in 30 Grm.). Das Auflösen kann zwockmässig zuerst mit etwa 30—60 Theilen Weingeist geschehen. — Bei der Bereitung der Pillen und Latwergen muss der Sublimat erst mit der nöthigen Menge Wassers aufgelöst und dann die Auflösung mit den übrigen Substanzen rocht vollständig gemengt worden. Diese letzteren sind am besten rein schleimige, bittere oder golind aromatische und narkotische Mittel; als die zweckmässig-sten Vehikel betrachtet man Althceschlciin xmdi Suocus Liquiritiae i• dügtogen sind Mehl, Fiiweiss und Alkalien unpassende Zusätze (S. 553).
Der Q-ebrauch dieses Mittels ist fast immer für längere. Zeit nöthig; da-
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Aetzemles Quccksilbordilorid.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 557
bei ist 68 jedoch zweckmiissjg, etwa jeden viertel) Tag einmal das Mittel wieder auszusetzen, und ausserdem muss das kranke Thior gegen Erkältung gc-scliützt und mit leicht verdaulichem Futter versehen werden — Entstehen Speichelfluss, Verlust des Appetits, Kolikzufälle, Diarrhöe oder Eieber, so muss das Mittel sogleich ausgesetzt werden. Homöüpathisch gab llilde-b randt das Mittel gegen die Ruhr der raquo;Schafe, 30 Tropfen von der vierton Potenz, also ^oo.ooo Gran.
sect;.576.
Aeusserlich wird der Sublimat angewendet:
1) Als Aetzmittel bei bösartigen Warzen , bei dein Strablkribs und bei cariösen Geschwüren des Hufknorpels (bei den sogenannten Knorpelfisteln), bei dem sogenannten Nageltritt, wenn die Iluf'beinsbeugesehne und deren Scheide, oder selbst das Strahlbein und das Hufgelenk mit verletzt ist, und wenn nach gehöriger Erweiterung der Wunde nach zweckmässiger Behandhing dieselbe sich nicht schliesst, sondern zu einer Fistel umwandelt; — dann auch zum Bestreichen der Castrirkluppcn. Dio Anwendung als Aetzmittel geschieht entweder in Substanz (in Stückchen), oder als Pulver, oder in Form einer concentrirten Auflösung in destillirtem Wasser oder Spirit, vin, rectißoatus (4 — 8 Grm. auf 30 Grm. des letzteren), — oder in einer consisten-ten, salbonartigen Mongung (eine sogenannte Faste) aus: Sublimat 8 Grm., pulverisirtein arabischen Gummi und Wasser, von jedem l1/^ Grm. — Bei Warzen ist derselbe (wie der Arsenik) nur in hartnäckigen Fällen, wo man die krankhafte Bildungsthätigkcit vom Grunde aus zerstören und umstimmen will, hierzu geeignet. Ebenso wirkt er bei dem Strahlkrebs und bei Knorpelfisteln nicht blos zerstörend, sondern auch eigenthümlich umstimmend. Die Anwendung geschieht täglich ein- bis zweimal, durch etwa 2 Tage, bis ein Schorf entstanden ist. — Hei Knorpelfisteln soll nach Girard {Rceueil vctér. Tome II. p. 185 etc.) am zweckmässigsten ein kegelförmig geschnittenes Sublimatstiickehen, 5—G Linien lang und an der Basis ii—4 Linien breit, bis auf den Grund der vorher gehörig erweiterton Fisteln gebracht werden und mit dem darüber gelegten Verbande durch 5—6 Tage unberührt liegen bleiben: es bildet sieh ein schwärzlicher Schorf, der sich langsam (nach 14 Tagen) abstösst, und worauf bei ganz einfacher Behandlung (von Zeit zu Zeit ein Fussbad) die Heilung in ;30 — 40 Tagen vollständig erfolgt. Ich sah in mehreren Fällen denselben Erfolg, in anderen aber die Heilung erst sehr spät eintreten. Jetzt wende ich das Mittel gewöhnlich in Form eines sogenannten Bougies an (das ist ein Fadenstückchen von Strohhalmsdicke, nach der Tiefe der Fistel 1^—-2 Zoll lang, vorher mit Altheescbleim befeuchtet, dann in Sublimatpulver gerollt und getrocknet), — odor bios in die vorher etwas erweiterte Knorpelfistel ein Stückchen von einem wollenen Faden, welcher in concentrirter Sublimatauflösung getränkt und wieder getrocknet ist. — Bei den oben bezeichneten Nageltritten hat Professor Key in Lyon den Sublimat ganz auf dieselbe Weise wie Girard bei der Knoipellistel angewendet. Der Aetzschorf sass gewöhnlich 4 Wochen, hiuterliess nach dem Abfallen eine reine Wunde und die Heilung erfolgte in ü—8 Wochen nach der Application des Mittels. Die üblen Zufalle, welche bei diesen Verletzungen fast immer bestehen (Appetitverlust, heftiges Peizfieber, grosse Schmerzen und Lahmheit und dergl.) verloren sich gewöhnlich in 8 Tagen; geschieht
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558nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Metallische Arzneimittel.
dies nicht, so ist es ein Zeicbeu, dass dor Sublimat nicht alles Entartete des Schiiongewcbes zerstört hat, und dass die Heilung durch ihn kaum erfolgen werde (Becueil de méd. vétér. Vol. XX. p, 128, und Jonrn. de med. vétér. de Lyon, Tome 2. p, 113). Zum Bestreichen der Castrirklujipen wird der Sublimat (1 Theil) in einem Teige aus Stärkemehl (2 Theile) und Wasser q. 8. benutzt. Er leistet nicht mehr als der Kupfervitriol, verursacht aber oft bösartige Entzündung, Eiterung und Verhärtung des Sanienstranges; ich empfehle ihn daher für diesen Zweck nicht. Ebenso auch nicht die zur Unterbindung des Sainenstrangcs empfohlenen Sublimatbänder. (Magaz. f. Thier-heilk. 34. Jahrg. S. 474.)
2) Als Heilmittel der Gelenkwunden, besonders hei zu reichlichem Aus-fluss der Synovia, welche er zum festen Gerinnen bringt und hierdurch den weitern Ausfluss sehr vermindert. Der pulverisirte Sublimat kann hierbei auf ein Stückchen Leinwand in der Grosse der Wunde und ] Linie dick aufgestreut, genau auf die WundötTnung gelegt und mit einem guten Klebe-I'flaster fest bedeckt werden.
;i) Als umstimmendes und Heilmittel bei veralteten Fisteln und Geschwüren, in denen zu geringe Thätigkeit, wenig Empfindlichkeit und sehr stinkende Jaucheabsonderung besteht, namentlich bei dergleichen Oonick-fisteln, Widerristfisteln, Knorpelfisteln, bei Wurmgeschwüren, bei veralteter Mauke und Klauenweh. Man wendet hier den Sublimat in Auflösungen von 5—10 Gran auf 1 Unze (30—GO Centigrm. auf 30 Grm.) Wasser zum Verbinden und zum Einspritzen, täglich oder jeden zweiten Tag einmal an. — 1st die Empfindlichkeit nicht vermindert, so verdient die Verbindung des Sublimats mit Kalkwasser (6—18 Centigrm, auf 30 Grm. des letzteren, nach der Preussischen l'harmacopöo 9 Centigrm. auf 30 Grm.) als sogenanntes gelbes phaged änisches Wasser, Aqua phaijcJacidra litten, don Yor-Mig vor der einfachen Sublimatautlösung. — Bei mehr torpidem Character der Geschwüre macht man die Auflösung mehr concentrirt (1 Theil zu 20 bis 30 Thoilen Wasser), oder man setzt ihr den SOsten bis 20sten Theil Chlorwasserstoffsäure zu. — Eine mehr complicirte Salbe für solche Geschwüre ist das von dem Apotheker Terrat empfohlene Mittel, das sogenannte Torpique Terrat (siebe S. 505).
4) Bei hartnäckigen Hautkrankheiten, wie Räude, veralteter Mauke, Flechten und dergleichen. Der Sublimat übertrifft bei diesen Hautkrankheiten fast alle andere Mittel an Wirksamkeit, indem er schnell austrocknet, die Bändemilben tödtet, somit den Ansteckungsstoff vernichtet und die Heilung' der Haut anregt. Er wird hier gewöhnlich als Auflösung in Wasser, in Tabacksdecoct und dergleichen Mitteln, sehr zweckmässig auch in Weingeist, besonders bei alter Pferderäude (36 — 72 Centigrm. auf 1 Pfund Flüssigkeit) benutzt, wobei oft nach und nach für ein Pferd eine Quantität von 30 bis 45 Grm. verbraucht wird. Auch wird er zuweilen hierzu , obgleich nicht chemisch richtig, mit Zusätzen von Kali (Aschenlauge), Kalkwasser (als phagedänischos Wasser), Salmiak und dergleichen angewendet, wie z. B. in folgender Mischung, die sich in mehreren Fällen bei veralteter Schafräude sehr heilsam gezeigt hat: Man zieht von 10 Scheffeln Asche mit dem nöthi-gen Wasser 300 Quart Vorlauge und (300 Quart Nachlauge, kocht letztere mit l1/^ Centner ordinärem Taback bis auf 300 Quart ein, mengt diese Abkochung mit der Vorlauge, und löst dann in der ganzen Flüssigkeit 120
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Aetzondos Quocksilherchlorid.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 551)
bis 150 Grm. Sublimat, ebenso viel .Salmiak und 10 Pfund (Civ.-Gewicht) Potasche'. Hiermit betupft oder wäscht man lauwarm die räudigen Stellen gründlich, nachdem sie durch Seifenwasser und mit einem passenden lii.stru-mente (z. B. mit einer .Striegel, scharfen Uürste, mit einem stumpfen Messer und dergleichen) von Schmutz und .Schorfen gründlich befreit worden. Das Waschen wird nach Zwischenzeiten von 6—8 Tagen zwei- auch dreimal wiederholt. — Sehr wirksam bei Bände der Pferde und hinder ist folgendes Liniment: Pulv. Cuiitharid. 'M),0 wird m\t oVM. heissen Leinöls Übergössen und durch 24 Stunden zusammen digcrirt, dann filtrirt und hiernach dem Oel 2,0 Aetz-Sublimat zugesetzt und tüchtig zusainmeugeschüttelt. Diese Mischung trägt man mittelst einer Bürste anfalle räudige Stellen auf und bindet hiernach das Thier so an, dass es sich an denselben nicht belecken und nicht reiben kann. Kräftige Pferde können auf einmal über und über bestrichen werden; schwache bestreicht man nur an einer Körperseite oder stellenweise, und nach 4—5 Tagen die übrigen Theile.
5) Bei torpiden Greschwiilsten, z. B. bei Brustbeulen, Stollbeulen, Piephacken, Hasenhacken, Späth, Uebcrbeinen, Gallen und dergleichen, benutzt man den Sublimat auf die S. 201 angegebene Weise, in Verbindung mit 8, 12—IC Theilcn Terpenthin, besser mit Collodinm, oder als Salbe mit 3 bis 6 Thl.. Pett, um Reizung, Ausschwitzung und Zertheihmg zu bewirken,
ü) Gegen dieselben pathologischen Localleiden, und ebenso gegen rheumatische Lahmheiten, chronische Gelenkentzündungen, gegen Exsudate, Ver-dickuugeu der Gewebe und dergleichen ist eine Auflösung von 1 Thcil Sublimat in G—IG Theilen Weingeist, je nach der Dicke und nach der Empfindlichkeit der Haut, als Einreibung angewendet, ein sehr wirksames und wohlfeiles Heilmittel. Die Einreibung inuss bis zum völligen Trockcinverden der Haut fortgesetzt werden und ist, je nach dem Grade der eintretenden Wirkung, am zweiten oder auch am dritten Tage zu wiederholen. Die Haare fallen hiernach zum Theil aus, wachsen aber wieder. Eine öftere oder reichlichere Anwendung bewirkt Aetzung.
7)nbsp; Bei Augenentzündungen, bei Flecken und Verdunkelungen der Hornhaut ist der Sublimat unter ähnlichen Umständen, wo der rotlie. IVäcipitat passend sein würde (sect;. 570), wo aber die Salbenform nicht zweckmässig erscheint, ein vorzügliches Zertheilungsinittel. Man nimmt 1li—1 Gran (l'/ü bis (i Centignn.) Sublimat auf 1 L'nze Flieder- oder Kamillen-lnfusum, setzt, wenn es noting ist, noch 10—15 Tropfen Opiunitinctur hinzu, und lässt das Augenwasser täglich vier- bis sechsmal lauwarm anwenden.
8)nbsp; Gegen Läuse, llolzböcke und dergleichen Ungeziefer ist der Sublimat als Waschmittel (wie sub 4) angewendet, von ausgezeichneter Wirksam-
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1 Das Ganzlaquo; ist für 3O0 Sclial'o borechiiDt, so dass auf das Stück 8 Grau (' 'a Grm.), und auf das Quart Flüssigkeit nur '/i Grm. von dem Sublimat kommen; dovselbe besteht jedoch in Ihr nicht mehi als solcher, sondern er ist, wie auch der Salmiak u. s.w., zersetzt, und die Flüssigkeit einhält: gelbes Quecksilberoxydbydrat, basisches kohlensaures Ammoniak, salzsaures Kali und kohlensaures Kali (letzteres 9 l'fund und über 0 Unzen) Ihre Wirkungen sind daher sehr mild und ganz ohne Gefahr, sowohl für die Tiiiere selbst, wie auch für die Meusdien , die das Waschen ansfüliren (denn nach v. Wedekind'a Erfahrung können Mcnschon ganze Bäder von 150—180 Maass Wasser und 2 Drachmen bis 1 Unze [8,0—-30,0] Sublimat oln.e Naclitbeil gebrauchen). — Die Leute sollen jedoch keine offenen Verletzungen an den Händen haben.
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Metallische Arzneimittel.
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keit1; — oder auch uacli Bodu (Magaz, XVII, S. o-I?) folgende Salbe: 71'/). Hydrarg. muriatio, corros,, Amman, muriatic, pulv. ana 1 Drachme; solve in Aquae parnm et admisce exacte Adipis suilli .quot;5 Unzen. Sujn.: Täglich einmal die am meisten mit Ungeziefer besetzten Stollen (und die durch Belecken mit der Zunge am wenigsten erreichbaren) damit einzureiben. Diese Salbe enthält das leicht lösliche Alembroth-öalz, und ist sehr wirksam. (Preis: 6 Grm. Sublimat 1 Sgr.)
Ausser den genannten Qneoksilbermitteln vordienen noch folgende, wenig' gebräuchliche Präparate einer kurzen Erwähnung:
o) Schwarzes Schwefelquecksilbor, mineralischer Mohr (Hydrargyrum sulphuratum nigrum, AetMops mineralis); ein blosses Gemenge von gleichen Theilen Quecksilber und Schwefel, durch sehr vollständiges Znsammenreiben beider mit etwas Wasser bereitet, ist von sehr milder Wirksamkeit, die vorzüglich auf Erregung des Lymphgef'ässsystoms und der Haut-ansdtinstnng gerichtet, bei lange fortgesetzter Anwendung aber sehr schwächend ist. Es wird bei veralteter Druse, Flechten und dergleichen Krankheiton den Pferden und Kindern zu 8 —16 Gnu., den Schweinen zu 11/2 bis 4 Grm., — Hunden l/s—2 Grm., täglich zweimal, in Pillen und Latwergen gegeben. — Mit 6—8 Theilen Fett oder grüner Seife zur Salbe gemacht, ist es gegen Bände und Flechten sehr wirksam. (6 Grm. 1 8gr. 2 1'fg.)
b)nbsp; R oth os S chwefeIqne cksilber, Z innober {Bimlphnretum Hydrar-gyri, Hydrargyrum atdphuratum rubrum, Cinnabaris). Der natürliche Zinnober enthält 80,2 Quecksilber und J 3,8 Schwefel, er kann aber auch künstlich erzeugt werden durch Sublimiren eines Gemenges aus G Theilen Quecksilber und 1 Theil pulverisirtem Schwefel. Nach Waldinger's Ansicht (Abhandlung über den Schwefel und seine Verbindungen u. s. w. S. 97) soll die Wirkung der des rohen Spiossglanzes ähnlich sein. Er wird innerlich wie das vorige Mittel angewendet, ist aber durch don viel wohlfeileren Spiessglanz zu ersetzen. 'Pansch empfahl, dass man ihn bei der Lungeuwürmerseuche der Lämmer auf einem erhitzten Eisenblech verdampfen und die Thiore diese Dämpfe einathmen lassen soll; Lowak sah hiervon keinen Nutzen. Derselbe bemerkt auch ganz richtig, dass man diese Dämpfe viel wohlfeiler aus einem blossen Gemenge von Schwefel und rohem Quecksilber bereiten könne (Mag. f. Thierhcilk. v. Gurlt und Hertwig, Bd. 3. S. 373, Ed. 4. S. 473). Aeusserlich dient es nur als ein Bestandtheil des Co sine'sehen Pulvers (S. 504). (5 Grm. 10 Pfg.)
c)nbsp; nbsp; Schwcfelspicssglanz - Quecksilber , Spiessglanz - Mohr (Ilydrargyrum et .Stibium sulpJiurata, Hydrargyrum stibiato-stdphvratum, AetMops antimonialis). Dieses Präparat wird nach verschiedenen Pharmacopöcn bald durch Znsammenreiben von Schwefelspiessglauz mit metallischem Quecksilber {I'harmac. Bavar., .liossicu, universal, etc.), bald noch mit Zusatz von
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1 liei der Anwendung ties Sublimats im conoontrirten Zustande ist immer dieseltje Vorsicht nothig, welche bei scharfen und giftigen Substanzen überhaupt beobachtet werden muss {•/.. ]!. bei Canthariden S. 200, besonders aber bei dem Arsenik S. 505 und dgl.). — In medieinal-polizcilicher Hinsicht muss der Sublimat niiehst dem Arsenik ''iir das stärkste unter den mineralischen Giften betrachtet werden, und es gelten daher bei seiner Aufbewahrung u. s. w. alle Vorsicht-nnaassreffeln, welche bei dem Arsenik (S. 51') in der Anmerliimg) angedeutet sind.
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Verschiedene Quecksilbonnittcl, Ziuuobor etc.
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Schwefel zu diesen beiden Substanzen (Phatmao, Bwussica, J/aimov., Saxonica) bereitet. Im erstorcu Falle ist es blos ein üciuengc von SohwefelantiutDn und getödtetem inetiillischcn Quecksilber, — im anderen aber ein Gemenge von Schwefelantimon, Öchwefekiuecksilbor und ttberflUssigem Sclnvot'el. Beide Präparate müssen etwas verschieden von einander wirken, was noch niclit genügend uutorsuclit ist. Im Allgemeinen ist aber die Wirkung sehr ähnlich der des vorigen Präparats, was ebenso von der Gabe und dem (le-brauch gilt. (5 Grm. 10 Pfg.)
d)nbsp; nbsp;Schwarzes Quecksilberoxydul, Hahn em aim's auflös-liches Quecksilber (Hydrargyrum omydulatum nigrum [unrichtigorweise], Mcrcurius solubilis Hahnemanni, Nitras ammonicus cum Oxydo kydl'argyroso), aus Quecksilberoxydul und Salpetersäuren! Ammoniak bestehend. Nach Wul-dingor (über Nahrungs- mid Heilmittel der .Pferde, S. 301) soll es sehr auf den Darmkanal wirken und bei Pferden schon zu 5—10 Gran weicheres Misten erregen, sehr schwächen und bei fortgesetzter Anwendung den fauligen Zustand herbeiführen; ich sah diese Wirkung nur nach Gaben von 8 bis 16 Grm. erfolgen, und Kysz bemerkto entgegengesetzt nach der Anwendung dos Mittels zu 1/2—8 Grm. durch 8—14 Tage guten Appetit, Abgang von trockenem, gut verdautem Roth und zuweilen Speichellluss. Der Gebrauch soll überall nützlich sein, wo das versiisste Quecksilber angezeigt ist. Man giebt das Mittel Pferden und Rindern von 2—8 Grm., Schweinen von lj3 bis 1 Grm., Hunden von 24—GÜ Centigim. täglich zweimal in Pillen, Latwergen, oder in schleimigen Flüssigkeiten. Veraltet. (1 Scrupel 2 Sgr. 2 Pf.)
e)nbsp; nbsp;Salzsaures Ammoni akquecksil ber, weisser Präcipitat (llyilranjyrnm amidad-bivldoratwn. Hydrargyrum ammoniato-muriatiotm, Hydro-chloras ammoniacus cum Oa'yJo hydmnjyrieo, Mercurms praecipitnlus albim). Dasselbe wird bereitet, indem man eine Auflösung von 2 Theilcn Aetzsubli-mat in 32 Theilen dcstillirten warmen Wassers nach dem Erkalten und Fil-triren mit 3 Theilen Aetzaminonflüssigkoit mischt, nun nochmals filtrirt, den Niederschlag auf dem Filter mit dostillirtem Wasser rein auswäscht und trocknet. Hiernach bildet es ganz weisse, dichte, in Wasser und Weingeist unlösliche Stücke, die sich leicht pulverisiren lassen. Es besteht aus Queok-silberoxyd und Salmiak, ist milder als Sublimat und rother Präcipitat, aber stärker reizend als das Calomel, wird nur äusserlich bei chronischem Augcn-liderschleimfluss, bei Flecken und Verdunkelungen der Hornhaut (6 bis GO Contignn. zu 4 Grm. Fett), bei Flechten und veralteter Mauke als Salbe (1 Theil mit 8 Theilen Fett) täglich ein- bis zweimal angewendet. Gogen die sogenannte Fettrände der Hunde ist er ein wahres Speoificum; ich lasse hier von ihm 1 Theil mit G —8 Theilen grauer Salbe gemengt, jeden dritten Tag einmal einreiben. Sehr oft heilt das Uobol nach zweimaliger Anwendung des Mittels. (5 Grm. 1 Sgr.)
ƒ) Einfach-Jodquocksil ber, gelbes Jodquocks il her, Queck-silberjodiir (////itran/yrum jo l'itiun flwnm, Uijärarij. subjodatum, Mirairius jodatus JbivuK, Jodetum /lydrari/yrosum, Ug.J), bereitet durch Zusammenreiben von reinem Quecksilber (BTheile) mit Jod (5 Thcile) unter Besprengung mit einigen Tropfen Weingeist. Es stellt ein dunkel grüngelbes, geruch- und geschmackloses Pulver dar, welches im kalten Wasser und in kaltem Weingeist unlöslich ist.
ij) Doppelt-Jodquocksil bor, rotluj f o d([ uocks 11 ber , Deu-
llK.RTWia, Arznoimittülluliro. 5. Auflage.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 88
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562nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Metallische Arzneimittel.
tojodür des Quecksilbers, Quccksilbcrjodid (Hydrargyrum bijodatum rubrum, Mercuvius jodalua ruber, Bijodetum llydmrgyri, Hydrargyrum peTJodatum, Jodctuni hydrargyrienm, HgJj. Es wird bereitet durch Fällen einer Sublimatlösung (von 4 Thoilen in 72 Theilen destillirten Wassers) durch eine Lösung von 5 Theilen Jodkaüum in lü Theilen destillirten Wassers, dann Filtriren und Trocknen des auf dem Filtrmn aufgefangenen Quecksilberjodids. Es ist ein schweres, lebhaft sjharlachrothcs Pulver, gerucli- und geschmacklos, auflöslich in Alkohol, Aether, in Jodkalilösung, in fetten Oelon, aber nicht in Wasser.
Beide Präparate wirken speeifisch reizend, auflösend, resorbirend, und sie gehören hiernach zu den allerkriiftigsten zcrtheilcnden Mitteln. Das letztere wirkt Jedoch bedeutend schärfer als das erstere, fast dem Sublimat ähnlich. Sie sind innerlich noch fast gar nicht geprüft, äusserlich aber zuerst von den englischen Thierärzten (namentlich zuerst von Hugh Ferguson, Wills und Lord, s. Veterinarian, XII. p. 802, XV. p. 137, und Abstract of the Proceeding etc. 18i0, Tp, 217) gegen Gallen, Piephacken, Sehnen Verhärtungen, chronische Drüsengeschwülste, Adcrfisteln, Knochenauftreiliungen, Uoberbcino, Schale, Späth, Hasenhacken und dergleichen licbel angewendet. Ich kann den grossen Nutzen dieser Mittel hierbei aus eigener Erfahrung bestätigen, und muss nur bedauern, dass der hohe Preis derselben sehr oft ihre fortgesetzte Anwendung hindert. Letztere geschieht von beiden Mitteln in Salben, die man, je nach dem Grade der Empfindlichkeit, der Härte und der Hartnäckigkeit des krankhaften Zustandes in verschiedener Stärke von 1 Thl. zu 8—12 Theilen Fett (oder Merkurialsalbe) bereitet und täglich ein- oder zweimal massig einreibt. Die Salbe von dem einfachen Jodquecksilber macht nur eine geringe Irritation der Maut, und kann deshalb immer mehrere Tage fortgesetzt werden; dagegen die von dem Doppel-Jodquecksilber, namentlich in der stärkern Zusammensetzung, sehr starke Reizung, Entzündung, Aue-schwitzung, Bläschen, Schorfbildung, selbst Ausfallen der Ilaaro erzeugt, und deshalb gewöhnlich nur ein- bis zweimal hinter einander und dann erst wieder nach dem Aufhören dieser Wirkungen angewendet werden kann Die Haare wachsen immer schnell wieder i.
(Der Preis ist von beiden Mitteln k 1 Grm. 10 Pfg.)
H. Silber, Argentum.
15) Gi'ScliinoIzoilfS salpolcrsaures SilÜerUjd, lliillriislcln, Argentum nitrimm fusum, Nitras argentiaus fwtiraquo;, Lapis in/ernalia (AgO,NOr,).
sect;• iquot;gt;77. Dieses Salz wird bereitet durch Auflösen von 3 Theilen reinem, gekörnten Feinsilber in einem Kolben in 8 Theilen concentrirter gereinigter Salpetersäure, dann durch Abdampfen, Auswaschen mit destillirtem Wasser, nochmals allmäliges Abdampfen bis zur Trockenheit, Schmelzen der trockenen Masse in einem Porcellangefäss, wonach dieselbe in röhrenartige Formen gegossen und hierdurch zu cylindrischen Stäbchen gemacht wird. Dos Prä-
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1 Bei Vergütungen mit QiKcksilbcrpritpnraten sind ompColilen; Seif mmssm-, Knlk-wasser, mildoa 8aUsauresZijanf Magnoä a, adstriitgirende Mittel,scliltiinlge Mittel,Kiweiaa, Qallerte und dergl.
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Salpctorsiuircs Silborox^ii.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 503
parat bestellt aus (iH Procent Hilberoxyd und ^2 Procent Salpetersäure; es soll weiss oder nur schwach ins Graue spielend, im Bruch strahli^ aussehen, und sich leicht in gleichen Tlieilen kalten Wassers und in der vierfachen Menge kochenden Alkohols auflösen. Das Mittel ist sehr leicht zersetzbar, selbst schon durch das Sonnenlicht, und ebenso durch fast alle organische Substanzen, indem die in ihnen befindlichen Chlorverbindungen scbnell mit dem Silber unlösliches Chlorsilber (Hornsilber) bilden. Ausserdem geht das Salpetersäure Silber mit don proteïnhaltigen Flüssigkeiten Verbindungen ein, gelangt so in das Hint und bewirkt dadurch in diesem eine geringere Affinität für den Sauerstoff, — wie dies die lange Dauer der dunklen Farbe des mit dem Mittel gemengten Blutes an der freien Luft beweist.
Für sich allein oder in conce.ntrirter Auflösung (1 Theil auf5—lOTheilc destillirten Wassers) auf den Thierkörper gebracht, wirkt es als ein Aetz-mittel, und zwar ganz oigonthiimlich so, dass es die Organisation sehr schnell zerstört und dabei heftigen Schmerz, jedoch nur für kurze Zeit, erregt, dass es seine Aotzkraft immer nur oberllächlicli und genau auf die Stelle der Anwendung beschränkt, daher auch nur dünne und begrenzte Schorfe bildet, und dass es ebenso nur eine oberflächliche und in der Umgebung der geäUten Stelle beschränkte Entzündung verursacht. Diese Knizündung hat stets einen athenischen Character und führt einen gutartigen Eiterungs- und Gra-nulationsprocoss herbei. Die ätzende Wirkung erfolgt in einem heftigen Grade nur dann, wenn dor Höllenstein in Stückehtm oder als Pulver auf feuchte, wunde Stellen kommt, beim blossen Berühron oder Bestreichen derselben ist sie nur sehr schwach, und das Mittel muss daher vor der Anwendung etwas befeuchtet werden; an reichlich secernirenden Stellen ist die ätzende Wirkung ebenfalls nur schwach, weil das Mittel durch die grosso Menge der abgesonderten Flüssigkeit zu sehr verdünnt und zu schnell zersetzt wird. Eine weitere. Kigenthilmlichkeit ist es, dass die mit Höllenstein geätzten Theile an der Oberfläche zuerst weiss, dann rothgrau oder rothbraim und zuletzt schwarz worden. Sowohl diese weisso Farbe wie auch die auf die Oberfläche beschränkte Aetzung entstehen durch die Verbindung des Silbers mit dem in der thierischen Materie befindlichen Chlor zu sogenanntem Hornsilber, die dunkle Färbung dagegen durch die allmälige, Zersetzung des letzteren vermöge des Sonnenlichts. #9632;— In verdünnten Auflösungen angewendet, bewirkt der Höllenstein, nach dem Grade der stärkeren oder schwächeren Verdiinnung, bald blos.se Heizung in verschiedenen Graden, bald die vorhin bezeichnete Entzündung, jedoch ohne Aetzung. Auf'der Haut (nnd ebenso an den Haaren) entsteht durch solche Auflösungen, je nach dein Qrade der Concentration auch vcrhälfnissnulssig eine rothe oder schwarze Färbung, (ie-Schieht die Anwendung einer ganz schwachen FjoKung auf Wunden oder (Je-schwttre, so nimmt die Oberfläche eine röthere Farbe an, die Granulation wird fester, und, wenn sie träge war, auch lebhafter; der Eiter wird consistent, die Kinplindliclikoit vermehrt. Vielleicht durch die Einwirkung der frei gewordenen Salpetersiiure? — Ein üebergang des Höllensteins in die Säfte ist bei der örtlichen Anwendung desselbeu nicht nachzuweisen, bei Innerlicher Anwendung findet er aber, wahrsdieinlich in Form von Albmninatverbin-düngen, statt, wie dies ausser Anderem daraus hervorgeht, dass bei Menschen mit weisscr Haut nach lange fortgesetztem Gebrauch des Mittels die Muut (auch die Sclerotica) an allen Slellen, wo das Licht einwirkt, eine blau-
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Metallische Arzneimittol.
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graue Pärbang annimmt. Bei Thieren ist diese Beobachtung noch nicht gemacht worden.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;•
Innerlich in kleinen Gaben und gehörig verdünnt eingegeben, wirkt der Höllenstein geUnd reizend und eigcnthiimlieh tonisirend auf die Schleimhaut des Magens und des Darmkanals, vermehrt die Zusaimnenziolmng desselben, besonders in den Kreisfasern, und er vermindert die Secretionen. Im con-oentrirten Zustande und in starken Gaben eingegeben, verursacht dies Mittel Anätzung, Entzündung und Auflockerung der Schleimhaut des Magens, dabei heftige Schmerzen, Erbrechen, grosse Schwäche, beschwerliches Athmen und den Tod. Letzterer trat bei einzelnen kleinen Hunden schon nach einer Gabe von 12 — 20 Gran (3/j—11/,1 Grm.) ein, andere aber ertrugen 4 Tage nach einander täglich 4 (Irin., ohne dass tödtliche Zufalle oder Magenentzündung entstanden. Schafe ertrugen 4 Grm., und Kaninchen 50—tiOCenti-gnn. ohne irgend dauernden Nachtheil (siehe Dr. K rahm er: das Silber als Arzneimittel betrachtet. Halle 1815).
Einspritzungen in die Halsvene, bei Hunden von '/.gt; — 8/4 Gran (3 bis 41/2 Centignn.) des Mittels und 8 Grm. Wassers gemacht, führten schnell Erstickungszufiillo, Convulsionen, und nach 6 Stunden den Tod herbei. Von 12 Centignn. starben die Thiere unter denselben Zufällen schon nach 6 Minuten (Orfila).
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sect;. 578.
Das salpetersaure Silberoxyd hat als innerliches Arzneimittel eine Anwendung gefunden, gegen solche Diarrhöen, welche mit Erschlaffung, Schwäche, typhöser Entzündung der Magen- und Darmschleimhaut verbunden sind, wie auch gegen Kolik, welche auf dem letzteren Zustande beruht (Gerlach, im Magazin für Thiorheilkunde, XII. S. 418). Das Mittel wirkt hierbei ausgezeichnet schnell und sicher, und ist gewöhnlich in 2—3 Gaben täglich, nach Zwischenzeiten von o—6 Stunden angewendet, genügend. Man giebt es in (dcstillirtem) Wasser gelöst, 1 zu ßü —90 Theilen, den Pferden und Kindern zu 8—16 Gran (0,5—1,0), Schafen, Ziegen und Schweinen zu 2—5 Grau (12—30 Centignn.) in 00,0 Wasser, Hunden raquo;/i—-4 Gran (2 bis 6 Centignn.) in 2—8 Grm. Wasser, ohne Zusätze von anderen Mitteln. So auch zu Klystiren.
Gegen epileptische Krämpfe bei Hunden ist das Mittel in denselben Dosen gegeben, in mehreren Fällen recht nützlich gewesen.
Aousserlich benutzt man den Höllenstein ziemlich häufig, und zwar: l)Nach Bernard als specilisches Mittel gegen die periodische Augenentzündung der Pferde, so wie gegen katarrhalische, asthenische Augcnentzündun-gen und Blennorrhöen; — 2) als umstimmendes Mittel bei Verbrennungen; — 3) um oberflächliche Aftorproductiouen und schlaffe, üppige Granulation in einem genau begrenzten Umfange zu zerstören;'— 4) um an schlecht eiternden Flächen, an Wund- und Geschwürrändern einen normalen Bildungspro-cess zu erregen; und 5) um in getrennten Weichgebilden schnell eine adhäsivo Entzündung und, wonngleich nicht die Verwachsung, doch wenigstens die Verschliessung offener Stollen durch einen schnell gebildeten Schorf zu bewirken , z. B. bei Wunden der Kapselbänder und der Sehnenscheiden, bei Spoiehelfistoln und bei Harnröhronlistoln. — Die genannte dritte und vierte Indication findet sich vorzüglich bei unreinen, schlecht eiternden oder jau-
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Salpetersaures Silberoxyd.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;56quot;)
dienden, mit mi wenig Thiitigkcit verschenen Wunden und (ieselnvüron, und der Höllenstein ist daher bei ihnen ein last allgemein passendes und ganz vortreffliches Heilmittel, besonders aber, wenn sie mit callösen Rändern, mit schwammiger Granulation versehen sind, — oder wenn die Granulation sehr langsam wächst, die Geschwiirfläclic glatt, hart und wenig ein]jfhidlicli ist, — oder wenn zwar die Granulation bis zur Höhe der Geschwiirräader hervorge-wachsen ist, die Vernarbung aber nicht erfolgen will. Bei unreinen Geschwüren der Hornhant, bei Augenfellen, bei dicken, dunklon Narben und bei eben solchen Flecken der Hornhaut ist der Höllenstein das fast allein brauchbare Aetzmittel, weil er sich leicht und mit Genauigkeit auf einen klekieu Punkt appliciren lässt, weil auch seine Wirkung sich nur auf diesen Punkt beschränkt, und weil sie auch nicht in die Tiefe dringt. — BeiKnorpel-fisteln sah ich von seiner Anwendung, wenn die äusseren Theile des Hufes durch das Messer entfernt waren, öfter und schneller die Heilung erfolgen als nach der des Sublimats.
Zum Zerstören grosser Aftergebilde oder dicker Callositiiten, und ebenso zum Actzen der Wunden, die durch den Biss von tollen Hunden entstanden sind, ist der Höllenstein wegen seiner oberflächlichen Wirkung nicht zweck-mässig.
Man wendet ihn, den verschiedeneu Zwecken entsprechend, sowohl im concentrirten wie auch im verdünnten Zustande an. Erstercs geschieht entweder lt;/) in fester Form, indem man mit einem Stückchen Höllenstein den zu ätzenden Theil betupft, und zwar leise und schnell, wenn nur eine oberflächliche, — aber anhaltender und stärker, wenn eine tiefer eindringendo Aetzung entstellen soll; oder b) in concentrirten Auflösungen (1 Theil mit 12—20 Theilen Wassers oder gereinigten Glycerins), die man mit einem Pinsel oder mit einer Feder auf die kranken Theile mehrmals nacheinander dünn aufstreicht oder in die Fistelgänge einsjjritzt, bis die beabsichtigte Wirkung entstanden ist. — Zu den verdünnten Auflösungen nimmt man, nach dem stärkeren oder geringeren Grade der Hnthätigkeit u. s. w., 1 Theil Höllenstein auf 40—100 Theile dcstillirtcn Wassers, und befeuchtet oder verbindet damit die Geschwüre täglich ein- bis zweimal. Zusätze von anderen Mitteln sind bei dem Höllenstein kaum nothig und auch wenig zweck-mässig, da derselbe sein- leicht, namentlich durch Stofte, in denen Salzsäure enthalten ist, zersetzt und unwirksam gemacht wird. — Gegen die periodische Augenentzündung ist eine Salbe aus 8 Gran (0,5) Afgent nitric, auf '/a Unze (15,0) Fett mehrfältig'als nützlich gerühmt. Bei katarrhalisch astheniseben Augenleiden dient eine Auflösung von 5-—10 Gran (30—00 Centigrm.) in 30,0 Wasser; — bei Verbrennungen ein Liniment von 1 Theil fein pulvori-sirtem Höllenstein und 8 Theilen Baumöl.
Stark jauchende Flächen muss man vor der Anwendung dieses Mittels reinigen und trocknen, entgegengesetzt müssen die zu trockenen Stellen, und ebenso der auf sie in Substanz applicirte Höllenstein vorher etwas befeuchtet werden. — Zur Anwendung auf sehr begrenzte Punkte an den Augen benutzt man am besten ein Stückchen Höllenstein, welches an einem Ende durch Pe-schaben wie eine Bleifeder zugespitzt ist, und nach geschehener Aetzung streicht man einige Tropfen Milch, Schleim oderOel zwischen die Augenlider. (iGrm. 2 9gr. 8 Pfg.)
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out:
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MotalÜBohe Arzneimittel.
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1. Spiessglanz, Äntimonium agt; Stibium, Sib,
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sect;. 579.
Das Spiessglanz ist ein sehr häufig' vorkommendes Metall; es findet sich hin und wieder gediegen, meistens aber mit anderen Metallen (Nickel, Eloi, Silber, Arsenik) und mit Schwefel und Sclnvefelnietallon als sogenanntes Grauspiessglanzerz, seltener als Oxyd und als spiessglanzigo Säure, und wird aus diesen verschiedenen Erzen, besonders aus dem Schwefelspiesaglanz durch Aussaigerung und weitere l'rocessc gewonnen. — Es macht mit dem Sauerstoff drei (nach Berzelias vier) Oxydatlonsstufen: ein Antimono^yd, eine anliinonigc Säure und eine Antimonsäure, welche sämmtlich mit anderen Säuron und mit Alkalien verschiedene einfache und Doppelsalze bilden helfen. Mit anderen Metallen und mit dem Schwefel verbindet es sich in verschiedenen Verhältnissen.
Das Spiossglanzinotall (welches für sich nicht angewendet wird) entwickelt, wenn es mit Säuren in Verbindung tritt, daher im Thierkörper auch mit den sauren Säften desselben, schnellere und mehr sichtbare Wirkungen als jedes andere Metall; und diese Wirkungen erscheinen von den verschiedenen Spiessglanzpräparaten, hei innerlicher Anwendung entsprechender Gaben, in der Art oigcnthiimlicb : ]) dass durch sie eine vermehrte Absonderung seröser Flüssigkeiten überall, namentlich aber in der Schleimhaut des Verdauungskanals, in den Respirationsorganen, in den Nieren und Inder Haut erregt wird; 2) dass ebenso auch die Kcsorption überall vermehrt und somit der Stoffwechsel im Korper beschleunigt wird; 3) dass diese Erregung nicht wie bei den ätherisch-öligen Mitteln mit einer Vermehrung der Energie, sondern mit einer Schwächung derselben verbunden ist; 4) dass bei der durch eine längere Zeit fortgesetzten Anwendung dieser Mittel eine Veränderung der Plasticität des Blutes, Störung des ganzen Vegotationsprocesses, und zuletzt ein cacheetiseber Zustand entsteht; und 5) dass bei Thicren, die sich orbrochen können, von massigen Gaben dieser Mittel fast immer Erbrechen entsteht. — Ausserdoni kommen die localen Einwirkungen noch in Betrachtung.
Sowohl in diesen allgemeinen wie auch in den örtlichen Wirkungen zeigen die verschiedenen Spiessglannpräparato unter einander eine grosse Verschiedenheit. Am mildesten wirken die einfachen Verbindungen mit Schwefel, stärker als diese sind die mit vegetabilischen Säuren gebildeten Salze (Hrech-weinstein), und am stärksten örtlich eingreifend die mit Mineralsäuren gebildeten Salze (Spiessglanzbutter). Die letzteren bewirken überall eine tief eindringende chemische Zerstörung, während die ersteren Salze nur bei sehr concentrirter und durch längere Zeit andauernder Einwirkung örtlich eine heftige Reizung, Entzündung, Bläschen und zuletzt auch Zerstörung erzeugen. Die Sohwefelverbindungen des Spiossglanzes bleiben dagegen auf der Haut, im Zellgewebe und auf frischen Wundflächen selbst nach mehrtägiger Einwirkung ohne Spuren einer örtlichen oder allgemeinen Wirkung; die letztere wird bei ihnen nur von der Schleimhaut des Verdauungskanalä vermittelt, während die örtliche auch hier, und selbst von grossen Gaben nur sehr goring ist. — Welche Verbindungen die Spiessglanzpräparate mit den organischen Substanzen eingehen, wie sie hierbei verändert, wo und wie sie
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Schwarzes SehwcfclBpicfisglanz.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 567
aus dem Körper wieder ausgeschieden worden? — ist fast ganz unbekannt,
Die Beobachtung lehrt hierüber nur so viel, dass die Schwetelspicssglanz-mittel im Thiorkörpor stets llydrothionsäuro entAvickoln, welche zum Thoil durcli Rülpsen und. Blähungen, zum Theil auch durch das Athmen wieder entfernt wird.
Den oben angedeuteten Wirkungen und der Erfahrung zufolge sind die Spiessglanzmittel im Allgemeinen da iudioirt: wo der Yegetationsprocess wegen mangelhafter Ab- und Aussonderungen gestört ist, — wo bei bestellender entzündlicher Keizbarkoit seröse Flüssigkeiten im Zellgewebe oder in Höhlen angehäuft sind, — wo bei demselben Character Krämpfe, Rheumatismen, Stockungen in Drüsen u. s. w. bestehen, oder wo der Schleim in zu zäher Beschaffenheit abgesondert und hierdurch seine Ausleerung gehindert oder erschwert ist.-— Mau benutzt hiernach diese Mittel gogen viele und. verschiedenartige Krankheiten, bald als Laxantia, Kinetica, Diurctica, Diapho-retica und aisKxpectorantia, bald als umstimmende und entzündungswidrige Mittel, äusserlich als ableitende und als Aetzmittel.
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lü) Schvefelsplcssglaiu, rohes Sittessglanz (Grausplessglanzen), autlmoulges SnlliJ,
Stibium sulphuratUM ïtiyrum, Stihiuvi siilplmratihn cnulmn, Avtimnyih'm crtuhmi, Sul~ phifretnm Stibil nativum s. veualc ntyrum, SbSa-
sect;. 580.
i)as Schwcfolspiessglanz kommt am häufigsten indem Grauspiessglansserz vor und wird aus diesem durch leichtes Schmelzen entweder in flach gewölbten Flammenöfen oder in irdenen Krügen, deren Boden mitOeffnungen versehen sind, welche über Tiegeln in beisser Asche stehen, gewonnen. Das leicht schmelzende Spiessglanz lliosst ab, die unreine, erdige u. s. w. Schlacke bleibt zurück. Nach dem Erkalten erscheint das Schwefelspiessglanz in Form von dicken Kuchen, oder pyramidenähnlicli, je nach der Form der Untersetzgefässe; es hat eine dunkelgraue Farbe, metallischen Glanz, strahliges Gefüge, zeigt vier- und sechsseitige Krystallsäulen, ist spröde, läsat sich leicht pulvern, das Pulver erscheint schwarz, die Finger russig färbend, oft mit einzelnen feinen Mctallpünktchen gemengt; es ist geruchlos, schmeckt beim längeren Halten im Munde etwas nach Schwefelwasserstoff, löst sich in Wasser nicht auf, besteht in 100 Theilen aus 74 Theilon Spiessglanzmetall und :26 Thcilen Schwefel. Das im Handel vorkommende Schwefelspiessglanz ist selten rein, sondern es enthält noch andere metallische Stoffe, am gewöhnlichsten etwas Arsenik (bis zu '/so)) wodurch die Wirksamkeit des Mittels etwas modiiieirt wird1. Dieselbe ist (einigennaassen ähnlich wie bei den Quecksilberpräparaten) hauptsächlich auf den Yegetationsprocess gerichtet und äussert sich
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1 Die IMummu'opöeu verordnen daher, um ein gleieliforniiges und reines Präparat ZU schiUTen, dass das Sohwofctspiessglanz durch Zusaiiinii nschniclzon aus Splessglanzmotnll und Schwefel bereitet werden soll. Xnm thierarünetlichcn O-ebrauche ist jedoch, der Woblfellheit wegen, das natürliche Schwefelspiessglanz zu benutzen, um so mehr, da hei seiner Anwendungi selbst in sehr grossen Onhen, krin Nachtheil von Jenen fromdarligen Beimisohungen bemerkt worden ist. — in den Apotheken wird auch das gewöhnliche Schwefelspiessglanz, nachdem es pulverisirt ist, mit Wasser abgerieben und lieisst dann Stib. sulphurat. niyr. InenijatviiK Auch entbehrlich.
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Metallische Arzneimittel.
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bei Pferden dumb Erregung des Appetits, durch Besserung; der Yerdaunng und Assiiiiiliition, durch 1 Uiniierwerden des zu zähen Schleims, durch leb-liaf'tero Resorption (besonders im Darmkanal), durch gedeihliche Eruährung, (ihittworden der Haare, und durch stärkere Haut- und Lungenausdünstung. Die llautausdüustung wird zwar durch das Mittel niemals his zum Bclnveiss verstärkt, sie giebt sich aber, vorzüglich hei Pferden, durch vermehrte Ansammlung von Hautschlacke deutlich zu crkeimon. — Diese Wirkungen sind sehr mild, selbst von grossen Gaben (z. B. bei Pferden von 12 bis 24 Unzen), und sie erfolgen inehrcnthcils nur hei anhaltendem Gehrauche des Mittels deutlich bemerkbar; das Blutgefässsystem wird dabei nicht aufgeregt, und vom Nervensystem scheinen nur die Gangliennerven und besonders der grosse sympathische und der Lungenmagennerv affioirt zu werden. Am meisten wird die Thätigkoit der Lymphgefässe und der Lymphdrüsen angeregt und vermehrt, wie man dies bei krankhaften Zuständen dieser Theile deutlich bemerken kann.
Nach Viborg's u. a. Versuchen #9632; wirkt das Öchwefolspiessglanz bei den Wiederkäuern verhältuissinässig schwächer als bei Pferden, Schweinen und Hunden. 15ei den letzteren beiden entsteht von grossen Gaben (von '/j Unze und darüber) zuweilen Erbrechen, sehr oft bleibt aber dasselbe aus Uober-haupt zeigen sich die Wirkungen dieses Mittels sehr ungleich; wahrscheinlich aus dem Grunde, weil das Spicssglanz, welches wie die übrigen Metalle nur in Verbindung mit Sauerstoff oder mit Säuren wirksam ist, durch die im Verdauungskanal vorhandenen Stoffe, unter Mitwirkung der Wärme bald mehr bald weniger vollständig oxydulirt wird, je nachdem die Umstände hierzu günstig sind. So viel ist wenigstens sicher, dass, wenn dioThiere viel trockenes Futter und wenig Getränk gemessen, die Wirkungen weit geringer sind, als unter entgegengesetzten Umständen, und dass sie am stärksten erfolgen, wenn die Thlero säuerliches (letränk erhalten oder an Säure in den Verdau-ungsoingeweiden leiden. — Per in dem Mittel enthaltoue Schwefel wird im Verdauungskaual ebenso verändert \md trägt nach seiner Art zur Wirkung bei (sect;, -112). — Von dem Spiessglanzmetall wird jedoch, besonders wenn das Mittel in sehr grossen Gaben oder anhaltend angewendet wird, stets nur ein kleiner Theil auf die bezeichnete Weise verändert und in die Säfte des Körpers aufgenommen; der grösste Theil geht mit dem Kotb wieder ab und erscheint dann mehr metallisch glänzend, weniger abrussend und iinner au Schwefel. — Zuweilen hat man auch einen grossen Theil des Mittels in dieser Weise verändert im Elinddaria und Griinmdarm angesammelt gefunden.
sect;. 581. Das Schwefelspiessglanz wird als Heilmittel nur innerlich und nach sect;. 579 gegen solche Krankheiten angewendet, bei denen der Vegetations-process überhaupt, besonders aber die regelmässige Thätigkoit und die normale Beschaffenheit der Lymphgefässe, dei Lymphdrüsen und der Schleimhäute leidet. Am meisten benutzt man es daher hei den verschiedenen Arten und Ponnen von Druse, Strengel, chronischem Katarrh, bei veralteten Schleim-
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1 Ucbfir die Wirkung der Spldssglftnzmittol bei (Ion HansthiQren, in den Vetor-Selsltab. Slu-ift. Ir. Deel, — und deutseh Im Teut'fel's Magazin für Tbierbeilkunde Bd. 1. 8. 310,
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Schwarzes, rotbes und pomeranzcfarbenes SohwefelspieBsglanz. 569
flüggen aus den Eespirationsorganen und aus den Cieschlecl.tstlieilen, Loi scro-phulösen und herpetisclicn Leiden, bei veralteten Hantknuiklieiten, bei dergleichen Mauke, beim mangelhaften Abhaaren, bei zu geringem, wecliselndem Appetit, bei Eingeweidcwiirniern, nach Viborg fiegen die Filmen, beim Rotz und Wurm der Pferde und dergleichen. Es ist auch bei dem chronischen Rheumatismus, bei der sogenannten Lahme der Lämmer, und bei fehlorliat'ter Beschaffenheit der Milch, wenn sie z. B. sich nicht buttern liisst, mit gutem Erfolge gebraucht worden1.
Die Gabe ist für Pferde 15,0—30,0, für Kinder 30,0-00,0, für Schafe 15,0—30,0, für Schweine 8,0 bis 30,0, für Hunde Vs—8 Grm., täglich zwei- bis dreimal. Bei grünem Futter kann man kleinere Gabe;i reichen, als bei trockenem. Zur Anwendung muss das Öpiessglanz möglichst fein pulverisirt sein. Man giebt es in Pillen und Latwergen, sehr oft auch in Pulverform, mit süssen, bitteren und aromatischen Mitteln, mit üfennuis, Ter-pcnthinöl, Kampher und dergleichen Mittelnversetzt. — Säuren, saure Salze, säuerliches Futter und Getränk muss man, wie bei dem Gebrauch aller Spiess-glanzmittel, vermeiden, weil sonst bei Schweinen und Hunden leicht Erbrechen, bei Pferden aber zuweilen Kolik entsteht. (Preis: 30 Grm. rohes Sjjiessglanz 6 Pf., in Droguericn 1 Pfd. 11 Sgr.; — laniijatitm 30 Grm. 2Sgr. 2Pfg.)
17)nbsp; nbsp;Uothes Scbwefdsplessgtaiiij rothes Scbvefelantluion, IQIuoralkerines, Stibium mlplwr
latum rubn/m, Sulphur stihiatum rubrwn, Kermen minerale, Sidphurctxivi Stlhii ruhrum.
18)nbsp; nbsp;Po Hieran Ken far belles Spless^laiisamp;sebwefel) Goldscbwefel, Stibium sulphvratum auran-
tlacum^ Sulphur atihuümn aurantiaaim^ Sulphur Antimoniiauratum, Subhisulphurttum. Sfibii.
sect;. 582.
Diese beiden Spicssglanzpräparate sind in der Art ihrer Bestiindtlieile sowohl einander selbst, wie auch dem rohen Schwef'clspiessglanze ähnlich.
Das rothe Schwef elspicssgla uz (SbSj HO), wird nach mehrerlei Vorschriften, gewöhnlich aber bereitet durch Kochen einer Auflösung von 24 Theilen kohlensaurem Natron in der lofachcn Menge Wassers und 1 Theil schwarzein Schwefelspiossglanz, dann Durchseihen und Trocknen der auf dem Filtrum gebliebeneu Masse. Es ist ein braunrotbes, feines, weich anzufühlendes Pulver ohne Geruch, im Munde etwas nach Schwefelwasserstoffsäure schmeckend. Es ist ein Gemenge von amorphem Schwefelantimon und Antimonoxyd; nach früherer Ansicht enthält es 07 Procent Spiessglanz und 33 Procent Schwefel.
Der Gold schwefel (SbSfl) kann durch Auflösen von Schwefelantimon in einer kaustischen Lauge und uaehheriges Piiicipltiren durch verdünnte Schwefelsäure, Filtriren und Trocknen, — aber auch auf andere Weise gewonnen werden. Es ist ein höchst feines, pomeranzenfarbiges, gcruch- und geschmackloses Pulver, und enthält nach älteren chemischen Analysen 62 Procent Spiessglanz und 38 Procent Schwefel.
Heide Präparate sind in Wasser unlöslich, sie zersetzen sich aber durch dasselbe bei Einwirkung der Luft und Wärme, noch mehr bei Einwirkung von
1 In manchen Gcgumion wird das Sctawefelapiessglanz auoli zur Ueförclcrung der Mast bei gesunden Scliweincn und Bindern angewendet.
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570nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Metallisdio Arzneimittel.
Säuren, und nie entwickeln dabei Schwcfolwasserstoffgas. In dem letzteron (siehe die Anmerkung ö. 445) sowie auch darin, dass beide Präparate als sehr felna Pulver bestehen, liegt ein Grund ihrer besondern Wirksamkeit.
Wie in der Zusamtneiuietznng, so sind diese Mittel auch in ihren Wirkungen auf den Organismus einander ähnlich. In massigen Gaben verursacht weder der Qoldsohwefel noch der Kermes beicinem Thiere grosse Veränderungen. Von dein Keimes sah V i borg (a. a. O.) bei Pferden selbst nach 1 — 2 Unzen (30—GO Grm.) iu einer Mehlpille gegeben, nur vermehrten Appetit und härteres Misten1, — bei einer Kuh nach dem Kingeben von 1 Unze (30 6rm ) mit Wasser, blos etwas vermehrton Abgang von Koth und Urin, — bei einem 2l/2jahrigen Widder, IG—-18 Stunden nach dem Eingeben von 15—'M) Grni. des Kermes, Abgang eines breiartigen, hellgelben Mistes und eines helleren, reichlichen Urins. Bei einer kleinen Ziege trat ganz dieselbe Wirkung nach 8 Grm. Kermes, mit Wasser gegeben, ein; aber bei einem 1jährigen Eber erregte diese Gabe gar keine Zufälle; ebenso waren 2—8 Gran (12- 60 Ccntignn.) bei jungen Hunden ohne. Wirkung, und erst 20Gran (l'^Grin.) verursachten nach i3^ Stunden Erbrechen und Verminderung des Appetits. — Der Goldschwef'el vorhält sieh bei gesunden Thieren in seiner Wirkung ganz auf' dieselbe Weise, und ich sah selbst nach der ungemein grossen Gabe von 90 Grm. bei Pferden und Kühen nur den Koth heller gefärbt und lockerer, den Urin aber mehr gelblich gefärbt und reichlicher abgehen.
Nach mehrmals wiederholter Anwendung erzeugen aber beide Mittel, besonders bei kranken Thieren, dieselben AVirkungen, welche von dem schwarzen Schwefelspiessglanz bei dessen anhaltendem Gebrauche zu entstehen pflegen (sect;. 58t)),—jedoch mit dem Unterschiede, dass sie von dem Goldsclnvefel und Kermes schneller eintreten, weit mehr auf Beförderung aller Absonderungen gerichtet, aber bei lange fortgesetzter Anwendung auch die Energie der Venlauungscingeweido mehr schwächend sind, als die Wirkungen des schwarzen Spiessglanzes.
sect;. 583.
Kermes und Qoldsohwefel wurden ehemals in der Thierarzneikunde (besonders in der Bossarzneikunde) sehr viel benutzt, und zwar gegen Krankheiten, die durch Unterdrückung der Haut- und Lungenausdiinstung entstanden und die in einer katarrhalischen oder rheumatischen Affection der häutigen Gebilde, besonders aber der Schleimhaut der Respirationsorgane, der sehnigen Häute, oder in einem Leiden der Lympligetasso begründet sind; — daher fast allgemein gegen Druse, Bräune, Lungenentzündungen, die verschiedenen Arten des Hustenraquo;, Rheumatismen, Schleimdrüse, Räude, Plechten, Rotz, Wurm und dergleichen. Jetzt werden aber beide Mittel im Ganzen nur selten angewendet, thcils weil sie sehr thouer sind, thcils auch weil sie keine so ausgezeichnete Wirksamkeit besitzen, wie man ehemals ihnen zuschrieb, und weil man sie in den meisten Fällen durch wohlfeilere und eboa-
1 Kin linderes Pl'onl, dem Viborgl Vnu' (30,0) Ivormoa mit Wassor eingegsben, bekam LunftcnontzttndnnK und starb am 13. Tage. — Vlborg raquo;chliesst d.u-aus: dass das Miitel in HOasIgcir Form sehr lii'ftig wirke; raquo;Hein aus der Besehreibung doi Veraucha er-gicdit flieh nla waliisi'li'inlicli, dass bei dein Eingeben einTlicil der Klüssiglioit in die Luftröhre gelangt iat und hierdurch jene Wirkung nur die Ijunj;o hervorgebracht hat.
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Sohwefelspieasglanz, SpiesBglaazweiusteiu.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;571
so wirksame Mittel (schwarzes Schwef'elspiessgljuiz, Broeliwoiiistoin) ersetzen kann. Arn meisten niitzlieli sind sie noch, der Erfahrnng zufolge, bei Lungenentzündungen im Stadium der Abnahme, wenn der Husten beginnt locker zu werden, aber der Auswurf' nicht leicht und frei stattfindet; — unter denselben Umständen auch bei katarrhalischer Bräune und bei katarrhalischem Husten. Den Goldsohwefel (jedoch in Verbindung' mit Fenchel- und Dillsamen) hat W filch als sehr wirksam gegen das Nachlassen der Milch empfohlen, wenn dasselbe bei gesunden Kühen und bei hinreichendem und gutem Futter entstellt, und somit nur in einem Missverhältnisse der Secretion begründet ist.
Die Gabe ist von beiden Substanzen gleichmiissig für Pferde und Kinder -l—12 Grm., für Schafe und Schweine 1 — 4 Grni., für liundo 10—50 Centigrm., täglich 3 bis 4 mal; und die Anwendung geschieht in Pillen und Latwergen, mit Süssholzwurzel, Fenchel, Dill, Bilsenkraut, Digitalis, Opium, Salmiak, Kampher und dergleichen, dem jedesmaligen Krankheitszustande entsprechenden Mitteln versetzt. Saure Salze, Alkalien und Säuren passen aber hierzu nicht, weil sie, sich mit dem Kermes wie mit dem Goldschwefel gegenseitig zersetzen. (Stib. sulpkur, ruhnun 1 Grm. 1 Sgr. — Stib. sulphurat. lt;nm.mti((nwi 5 Grm. 10 Pf.)
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10) Spiessgliinzwelnstelii, Brcchwelnstcln, weltisaures Antlinonoxyd-Kall, 8iibio-Klt;di
tartariemn, Tartarus stibiatots 8, aiillinovlnlis, Tartarus cnieticns, Tart. kalicostibiatus,
Kali stihivso-tart'tricnm,
sect;. 584.
Der Breoliweinstcin (KaÜT SbO-,'!' 2110), ein Doppelsalz, welches man nach Vorschrift d.Pharm. Bornss. erhält, wenn man 4 Th. Antimonoxyd und 6 Theilc Weinstein in einem porcellanenen (Jefässe mit 48 Theilen de-stillirtem Wasser übergössen und während 1 Stunde gekocht, dabei das verdunstende Wasser nach und nach wieder ersetzt hat, dann die Flüssigkeit bis auf 64 Thoile eindampft, iiltrirt und krystallisircn lässt. Die Krystalle werden abgewaschen und getrocknet; sie sind rhomb. Octaëder oder Tetraeder, zuerst wasserhell, nach einiger Zeit trübe werdend, zerrieben ein weisses, etwas krystallkörniges Pulver gebend; der Geschmack ist süsslich, hinfennach ekelhaft metallisch; es ist eine Verbindung von 1 Aeq. weinsaurem Kali mit 1 Aeq. basisch weinsaurem Antimonoxyd nebst 2 Acij. Wasser, löst sich in 15 Theilen kalten und 2 Theilen kochenden destillirten Wassers vollkommen aid', und wird durch Alkalien, kohlensauren Kalk, Mineralsäuren, llydro-thionsäure und adstringirende Pflanzenstoffe zersetzt. Bei der Anwendung auf den Thierkörper bewirkt der Brechweinstein im ooncentrirten Zustande an allen Wcichgebildcu heftige Reizung, Entzündung, Ausschwitzung, An-ätzung, und in der Haut und Schleimhaut eine sogenannte Follicular-Schwä-rung mit kleinen pockenähnlichen Geschwüren, im Magon und Darmkanal werden diese Wirkungen noch verstärkt, indem der Brechweinstein durch die chlorigen Verdaunngssäfte mehr oder weniger in Spiessglai.z'mtlei- umgewandelt wird. — In seinen allgemeinen Wirkungen übertrifft dieses Balz alle übrigen Spiessglauzpräparate an Schnelligkeit, Stärke ' und Ausbreitung. — Bei gesunden Pferden sieht man nach einer einzelnen Gabe von 1 —8
1 Mie Au-h-iIhik1 'lor A-1gt;\r'i|'t. wetchfi in ^lquot;i• SitiddSf/lanzbutter am stärksten ist.
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572nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Metullisclic Arzneimittel
Grm., sie mag in tlüssiger oder in aiulerer Form innerlich beigebracht sein, gcwöhnlieli nur etwas vermehrtes Uriniren in den nächsten 12—20 Stunden erfolgen. Werden aber eben solche Gaben in Zwischenzeiten von 3 — 4 Stunden und durch einen ganzen Tag oder länger wiederholt, so entsteht Verminderung in der Energie und Zahl der Pulse, stärker pochender Herzschlag, Verminderung der Zahl der Athemzflge, vermehrte Absonderung an den Schleimhäuten, Mattigkeit; die Plasticität des Blutes mindert sich, der Kotli geht weicher (zuweilen ganz dünn) und häufiger, der Urin ebenfalls reichlicher ab, — und bei zu lange fortgesetzter Anwendung tritt ein typhöser, mit sehr grosser Schwache verbundener Znstand ein, an dem die Thiere ZU Grunde gehen können, — Von 15 Grm. in einer l'illc mit Mehl oder Althee-wurzelpulver auf einmal gegeben, entsteht massig vermehrte Absonderung an den Schleimhäuten, für kurze Zeit auch etwas schnellerer Puls, vermehrter Durst, Poltern im Leibe, oft wiederholtes krampfhaftes Aufheben und Strecken der Hinterbeine; der Appetit ist mehrentheils gemindert, zuweilen aber auch ungestört; nach 16—24 Stunden endet die Wirkung mit etwas reichlicher Ausleerung von mehr lockerem Koth und hellerem Urin. — Dieselbe Quantittlt Brechweinstein mit 3 Pfund Wasser einem Pferde eingegeben, verursachte in der ersten Stunde sehr schnellen Puls, erhöhte Temperatur des Körpers, Kolikschmerzen, krampfhafcos Aufhoben der Hinterbeine, zuweilen Zittern, Verminderung dos Appetits. Gewöhnlich tritt nach einigen Stunden eine Vorminderung im Grade dieser Zuftllle ein, aber an den folgenden Tagen sind sie wieder verstärkt, und mehrentheils enden sie mit dem Tode, der nach 6-—-8 Tagen durch typhöse Lungenentzündung und durch Darmentzündung zu erfolgen pflegt. — 30 Grm. des .Mittels in einer Pille oder in Latwergenform gegeben, wirkten zwar etwas heftiger und anhaltender, als 16 Grm. doch aber nicht tödtlich; wogegen von einer solchen Gabe in flüssiger Form der Tod unter den beschriebenen Zufällen und unter heftigen Krämpfen und kaltem Schweisso schon nach etwa 8 Stunden, — von 60 Grm. in Hiissiger Form gegeben aber selbst nach 21/2 Stunden erfolgte. ( Vi borg, a, a. O. S. 34(5 u. f.) — 90 Grm., die ich einem kräftigen, aber unheilbar dämpfigen Pferde in Latwergenform gab, verursachten aussor jenen Zufällen auch eine Verminderung der Athemzttge von 40 auf 17 pr. Minute, Entzündung der Maulschleimhaut, gelbe Blasen und später offene, angeätzte Stellen an derselben, zuletzt völlige Lähmung des Ilintcrtheils, und am vierten Tage den Tod. — In der Thierarzneischule zu Alfort gab man 2 Pferden, deren Kespirationsorgane vorher als ganz gesund ermittelt waren, hei leerem Magen auf einmal 120 Grm. (4 Unzen) Brechweinstein, und so auch am folgenden Tage. Sie starben am dritten Tage, und zeigten bei der Section eine heftige Entzündung der Lungen und in der ganzen Schleimhaut dos Dickdarms blattcrälinliche Erhöhungen. Bei anderen Pferden gab man während 8 Tagen in immer steigender Gabe die enorme Quantität von 15O0 Grammen (50 Unzen), worauf der Tod erfolgte. Im Darmkanal fand man die angegebene pathologische Veränderung, und die Lungen mit schwarzem Blut iu-filtrirt, ähnlich wie bei dem Milzbrande. Bei mehreren Versuchen e.gab sich: dass junge Pferde, die nur mit mehlhaltigem Futter genährt wurden, schon von 60 Grm. in eine tödtlicho Darmentzündung vorfielen, während .sie, wenn sie mit Hafer und Heu gefüttert wurden, das Doppelte ertrugen. Die in den letzteren Nahrungsmitteln enthaltene Gallussäure, welche den Ilrech-
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Spiossgliinzweinstoinnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 573
Weinstein zersetzt, bedingt diesen Unterschied (Becueil de med. vétér. 1840, iwg. 544).
Auf die Wiederkäuer wirkt der Brechweinstein schwächer, als auf Pferde. Gesunde Kühe zeigten hoi meinen, wie bei Viborg'a Versuchen, nach dem Eingeben von 2 Drachmen bis 1 Unze (8—80 Gnu.) dieses Mittels gewöhnlich keine auffallende Veränderung in irgend einer Vorrichtung des Körpers; in einzelnen Füllen sah ich nur nach 15—30 Grm. stärkere .Schleimsecretion und vermehrtes Uriniren erfolgen; und bei einer Kuh blieben selbst l'28Grm., welche innerhalb 4 Tagen in getheilten Gaben gereicht wurden, ohne deutliche Wirkung. Dagegen sah liüffert einen Stier von 1 Unze (30,0) des Mittels in Ueinsainonschloim gegobon, Leibschmerzen bekommen und plötzlich sterben. Gilbort (Ahnal. de Vuyricult. fmnq.'YomQ'6. \). 'Aplusmn;'ó) sah bei einer Kuh nach 40 Gnu., in Aullösung gegeben, keine Wirkung. Die Form, in welcher das Mittel angewendet wird, macht hier keinen so grossen Unterschied im Grade dor Wirkung, wie bei den Pferden, --- Bei Sehafen scheint dies jedoch der Fall zu sein; denn bei üauhenton's Versuchen an diesen Thieren {Mein, de la Soc. royale de Médec, an. 1780 und 81. p. 25(5, — deutsch in: Auserles. Boitr. z. Thierarzneikunde, Bd. 1. S. 193) blieben 4—36 Gran (24 Centigrm. bis 21;',j Grm.), in einem Bissen gegeben, ohne Wirkung, — während bei einem andern Schafe schon von 2 Grm., in Auflösung angewendet. Auftreibung des Leibes, Zälnioknirschen und ein, durch 2 Tage dauernder, Durchfall entstand. Viborg (a. a. 0.) gab einem jährigen Schafe 1 Drachme (4 Grm.), — Gilbert selbst 12 Grm. in flüssiger Form, und 16 Grm. in einer Mehlpille, ohne dass eine wahrnehmbare Wirkung erfolgte; aber 24 Grm. in letzterer Form gegeben, tödteten ein Schaf; l1,^ Grm. wurden dagegen in fester und in flüssiger Form von mohreren Schafen ertragen, ohne dass gefährliche Zufälle eintraten '.
Auch bei Schweinen wirkt der BrechWeinstein nicht so stark, wie man gewöhnlich glaubt. Zuweilen sah ich bei ihnen von einer halben bis l1/^ Grm. in Auflösung gegeben, Ekel, Geifern aus dem Maule, Mattigkeit und Erbrechen entstehen; niemals trat letzteres von weniger als von GU Centigrm. ein, und oft blieb es selbst nach l1/.! Grm. aus. Viborg sah ebenfalls von 20 Gran (l1/^ Grm.) bei einem jährigen Schweine blos den Puls etwas geschwinder werden, übrigens aber die Munterkeit und die gewöhnliche Fresslust fortbestehen. Als dasselbe hierauf 1 Drachme (4 Grm.) bekam, zeigte es die nämlichen Zufälle, und zugleich heftigeres Flankenschlagen, doch ohne weitere Folgen. — Bei einem t) Monate alten Ferkel war 1,;2 Drachme (2 Grm.), in Auflösung gegeben, ganz ohne Erfolg; aber 1 Drachme (4 Grm.), in 24 Unzen (720 Grm.) Wassers gelöst, verursachte bei einem Dmonatigen Eher Erbrechen, welches 15 Minuten nach dem Eingeben entstand und durch l1/4 Stunden fortdauerte, worauf scheinbare Munterkeit, dann aber wieder Stöhnen, Appetitlosigkeit und Mattigkeit folgten. Am dritten Tage zeigte sich jedoch das Thier wieder völlig gesund. — Von 8 Grm. Brechweinstein, die in 1 Pfund Wassers gelöst, einem 9 Monate alten Eber gegeben wurden, entstanden nach llj2 Stunden fünfmaliges Erbrechen, Appetitlosigkeit, Betäubung, dann nach mehreren Stunden Durst, nach geschehenem Saufen er-
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1 Siehe auch Versuche über die Wirkung des IJrechweinsfeiiis bei Sohafvleh; von Dr. Splnola, in Nebel uiul Vix' Zeitschr. f. d. geaaininte Tliierheilk. Bd. 3. S. 41.
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57(jnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Metallische Arzneimittel.
gogen Klioiiinatisnms dor Gliodmaassen (llolio), gogen rheumatisclio Bntor-eutzündiing (wie sic bosunders bei Kühen oft als sügenanutor Einsehuss vorkommt), gegen die rheumatische acute Schenkclgoschwulst der innern Fliiclie dor llintcrsclienkol bei Pferden (auch üinschuss genannt), selbst gegen rhen-inatische Ijälnmingcn, z. 13. gegen die sogenannte Lähmo der i'iillen und der Liiunner und dergleichen. — ßei diesen Krankheiten, die sämmtlich durch Störung der Ab- und Aassondcnnigeii, hauptsächlich durch Unterdrückung dor Haut- und Lungenausdiinstung outstehen, und die in den iSchlcimhäuten, in den fibrösen und serösen Häuten ihren vorherrschenden 8itz haben, — ist der Brechweinstoin unter den vorhin bemerkten Umständen ein fast allgemein passendes, und niehrenthoils sogar das vorzüglichste Heilmittel, durch welches eine gute Krisis und binnen kurzer Zeit die Heilung herbeigeführt wird. Bei den genannten Entzündungen, selbst wenn sie einen hohen Grad erreicht haben, kann die etwas reichliche Anwendung dieses Mittels sehr häulig den Aderlass und die äusserUch ableitenden Reizmittel entbehrlich machen. Dies ist jedoch nicht der Fall bei solchen Entzündungen, deren Character rein sthenisch (synochös) und deren Sitz tief im Parenchym der Organe ist; denn hier zeigt sich in der Kegel die Anwendung des Salpeters weit zweekmässiger, als die dos Brechweinsteins, und bei einem hohen Grade dieser Entzündungen ist der Aderlass weder durch das eine, noch durch das andere Mittel voll-koinmou zu ersetzen. Ebenso steht der Brechweinstoin dein Calomel bei solchen Entzündungen sehr nach, bei denen derUebergang in plastische Ausschwitzungen oder Verhärtungen Statt findet. — Gegen die Bräune der raquo;Schweine wird der Brechweinstein nicht nur als Heilmittel, sondern auch als prophylaktisches Mittel in grossen Gaben benutzt.
3)nbsp; Gegen verschiedene gastrische Krankheiten, besonders aber, wenn dieselben durch Störungen der Absonderungen entstanden sind, und wenn sie durch Appetitlosigkeit, gelblich-schmutzige Farbe und Trockenheit der Maulschleimhaut, oder Ansammlung von zähem Schleim im Maule, widrigen Geruch aus demselben, Neigung zum Erbrochen (bei Thieren die sich erbrechen können), Unthätigkeit der Verdauungseiugeweide (bei Wiedorkäuern träges oder gänzlich unterdrücktes Wiederkäuen, sehr langsame Wanstbewegung, seltene Darmentleerung) und Abgang von trockenem, schlecht verdauten! Koth sich äussern. Ob solche Krankheiton mit oder ohne Fieber bestehen, ist nicht wesentlich. Man giebt daher den Brechweinstoin bei gastrischem Fieber, bei üeberfttllung des Magens, bei Verscldeimung dessoloen, bei chronischer Unvordaulichkoit, bei Verstopfung im Lösor, bei Würmern (besonders bei Spulwürmern) im Darmkanale, bei der sogenannten blauen Milch, bei der Lecksucht und dergl.
4)nbsp; Gegen Nervenkrankheiten, — vorzüglich gegen solche, die nicht rein nervös, sondern mit gastrischen oder mit katarrhalischen und rheumatischen Zufällen oomplicirt sind; daher besonders gegen die Influenza der Pferde, gegen den Dummkoller, wenn er als sogenannter Magonkoller bei Pferden entsteht, die zu reichlich nahrhaftes Futter und wenig Bewegung erhalten, die einen dicken Leib, gelblich gefärbte Schleimhaut des Mauls u. s. w. (wie vorher sub 3) zeigen; ebenso gegen rasenden Koller, wenn derselbe nach Geburten und nach plötzlichem Aufhören des Säugens entstanden ist. Das Mittel wirkt hierbei sowohl durch Umstimmung der Empfindlichkeit, wie auch durch Beseitigung dos gastrischen, galligen Zustandes, und durch die stärkere
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Spiossglanzweinsvein.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 577
Hesoi'ptioii des Wassers im Gehirn sehr heilsam, darf aber hei grosser Schwäche mir vorsichtig und mit Uuterbreohimg gegeben werden. Ebenso ist der Hrechwoinstein gegen den rheumatischen Starrkrampf, gegen nervöse Dämpfigkeit und (wie bereits sub 1 bemerkt) gegen die Lähme der Füllen und Ltlmmer, wie auch gegen krampfhafte Sarnverhaltungen, und bei Hunden und Schweinen gegen Convnlsionen, die durch Ueberfüllnng des Magens entstanden sind, häulig mit Nutzen angewendet worden. — Das Mittel ist auch hilfreich bei schweren Geburten, wenn dieselben entweder laquo;) durch zu grosse Reizbarkeit des Muttermundes und der Vagina verzögert sind, oder amp;) wenn zu heftige, zu anhaltende, krampfhafte Wehen gleichsam übereilt Statt linden, ehe der Muttermund sich hinreichend erweitern konnte,
6)nbsp; nbsp;Gegen den Anthrax bei dem Bindvieh ist er in dein hin und wieder berühmt gewordenen Mflhlonhof'sehen Mittel gebraucht. Dasselbe besteht aus Tart. stibiat, 1—l1^ Drachmen (4—6 Grm.), 01. terebinth, 2 Scraml his 1 Drachme (21/.,—I Grm,), Decoct. Seinin, Lini'dQ Unzen (.! Pfund) pro dosi. Man giebt am ersten Tage 6—8 solcher Gaben, bis die Krankheitszeichen verschwunden sind, dann am folgenden Tage mir noch 3—4 (iahen. Jiei sehr heftigem Auftreten der Krankheit ist dabei ein Aderlass, kaltes Be-giessen, das Einreiben reizender ^Mittel und die Application kalter Clystire nöthig.
(i) Gegen scrophulöse und überhaupt chronische Drüsenleiden, gegen Flechten, Hautjucken und gegen das Wollfressen der Schafe ist er in kleinen Gaben in Verbindung mit bitteren, aromatischenllitteln und mit Slib. sidpfi. nigr, empfohlen.
7)nbsp; nbsp;Gegen Wassersüchten und wässerige Ansammlungen. Der Brechweinstein ist hier ein sehr kräftiges Heilmittel, indem er die Urinsecretion und hierdurch die Resorption der ergussenen Flüssigkeiten sehr befördert. Ich sah diese Wirkung fast immer ausserordeiitlich schnell erfolgen.
8)nbsp; Gegen Vergiftungen durch narkotische Pflanzen, und gegen andere verschluckte, unverdauliche Substanzen, bei Verschleimung und dorgl. als ein wirksames Ausleerungsmittel, —jedoch nur bei Thieren, die sich erbrechen können.
Bei Magen- und Darmentzündungen ist die innerliche Anwendung dieses Mittels überall schädlich.
7j. Die Injection des Brechweinsteins ist gegen acuten und chronischen Rheumatismus, gegen Unverdaulichkeit bei Pferden und Bindern, besonders bei letzteren nach dem Genuas von zu reichlichem Körnerfutter, und gegen den Dummkoller der Pferde, wenn Leberaffectionen damit verbunden waren, oft sehr nützlich gewesen; bei dem Starrkrampf hat sie dagegen fast niemals die Heilung befördert, oft aber geschadet. — Bei Entzündung der Eingeweide und bei Blutandrang zum Kopfe darf sie nicht angewendet werden.
C'. Aeusserlich wird der Brechweinstein 1) ztiweilen in schwacher Auflösung zur Beförderung der Resorption bei Verdunkelung und Flecken der Hornhaut, — oder 2) in Salbenform als ableitendes Reizmittel, bei Entzündungen des Gehirns und seiner Häute, des Brustfells, der Lunge (besonders bei der Lungenscuclie), bei Entzündung der Beiuhaut und der Gelenke (z.B. bei Spatt), bei Epilepsie und anderen heftigen Krämpfen benutzt, wenn man die Canthariden und andere, die Irritabilität auflegende Reizmittel vermeiden will. In allen übrigen Füllen ist er für diesen Gebrauch zu theuer; wie
Hkktwio. Arzneimittellehre. 5. Auflage.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;37
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578nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Motallische Arzneimittel.
deun überhaupt seine Anwendung boi den grossen Thicrcn, und wenn er aus den Apotheken verordnet wird, zu kostspielig ist. Aussordom ist zu beachten, dass von concentrirton Salben oft die Haarwurzeln zerstört werden.
sect;. 686,
Die Gabe vom Biechwcinstein ist als Brechmittel, je nach der Grosse der Thiere, für Schweine '/ü—1 Grm., für Hunde 12—3G Oentigrm., für Katzen und Federvieh 6—18 Gontigrm. — Mim kann den Brccbwcinstein als Pulver für sich allein , mit der 4—5f'aclicn Menge Zucker, oder besser, mit einer vollen Gabe [pecacuanha gemengt (sect;, 334), oder mit einem Tlieo-löft'el voll SyrUp oder Honig zur Latwerge gemacht, oder in der 15—25faclieii Menge destillirteii Wassers gelöst, eingeben. Zum Helbstgenuss in I\[ilcli hinzustellen, eignet er sich nicht gut, weil er hierbei tlioilweise zersetzt wird.
15ei den katarrhalischen und rheumatischen Leiden, bei gastrischen Zuständen, bei Nervenkrankheiten und Wassersuchten, und überall, wo man blos gelind die Ab- und Aussonderungen befördern oder die Resorption be-thätigen will, giobt man das Mittel den Pferden zu 1—1 Grm., —#9632; Rindern zu 4—8 Grm., — Schafen 12—36 Oentigrm., — Schweinen 12—16 Centi-gnn., — Hunden 3—12 Oentigrm., täglich zwei- bis dreimal. —• Lei heftigen Entzündungen müssen diese Gaben für Pferde, Rinder und Hunde verdoppelt, für Schafe und Schweine aber verdreifacht, und täglich drei- bis viermal gereicht werden. Tritt Laxiren ein, so ist es jederzeit niilhig, das Mittel auszusetzen.
Die beste Form für die innerliche. Anwendung ist die Auflösung in Wasser, wenn die Thiere Flüssigkeiten leicht schlucken können, so dass man sie ihnen ohne Gefahr des Eindringens in die Luftröhre eingeben kann, oder wenn die Thiere viel Durst besitzen und nach und nach eine gewisse grössere Menge Getränk aufnehmen. In dem letzteren Falle kann man den Brech-weinstein in das Trinkgefäss, jedoch den grossen Tbioren höchstens 10 bis 12 Grm. in 1 Pferdeeimer voll-Wasser, geben; grössere Quantitäten ertheilen dem Wasser einen, den meisten Tliicrcn sehr widrigen Geschmack und verekeln ihnen den Gonuss. Manche Pferde trinken die Auflösung nicht, selbst wenn nur 2—4 Grm. des Mittels in 1 Eimer Wasser enthalten sind. Lei Koliken, und wenn man hei gastrischen Krankheiten der Wiederkäuer hauptsächlich auf die Magen und den Darm wirken will, wird zum Eingeben ebenfalls die Auflösimg am besten gehraucht, und zwar zum Eingeben immer 1 Tb. Brechweinstein auf 80—100 Th. Flüssigkeit. —Wo die flüssige Form nicht passend ist, oder wo man in bestimmten Zeiten die Gaben rcgelmässig in den Körper bringen will, da gioht man das Mittel in Latwergen oder Pillen. Für diesen Zweck setzt man am besten den Brochwcinstcin vollständig aufgelöst zu den übrigen Mitteln, weil hierdurch die Anätzungen im Maule vermindert werden, die sonst leicht erfolgen, wenn das Mittel ungelöst in der Arznei besteht. Alle Auflösungen worden am besten mit destillirtem Wasser, oder doch mit Flusswasser oder Regen wasser gemacht, weil Quell-Wasser oft zu viel kohlensaure und andere .Salze enthält und hierdurch den sehr empfindlichen Brechweinstein theilweise zersetzt. — Man verbindet das Mittel bei Entzündungen und bei der Influenza gewöhnlich mit Salpeter, mit Althce oder Süssholz, und wo Hartleibigkeit besteht, mit Glaubersalz, bei plastischen Entzündungen auch mit Calomel; — boi gastrischen, katarrhali-
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Spiessglanzwoiiistein.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 579
sehen und nervösen Zuständen mit bitteren und aromatischen Mitteln, mit Kamplior, Teqmnthinöl, stinkendem Thicröl and dergleichen, — hei quot;Wassersüchten, nach Vcrhältniss des (Jliaraeters, mit 3)igilalis, Taback, Wachholder-heeren u. s, W.; doch niemals mit adstringirenden Mitteln und besonders nicht mit China, weil diese Mittel den Breclnvcinstein zersetzen und uinrirksani machen ',
Zur Injection in die Venen nimmt man für Pferde und Binder 30 Oenti-grm. bis l1,^ Gnu., für Schafe und Schweine IS—80 Centigrm., und für Hunde ,'5—12 Centigrm. in einer einfachen Auflösung Von 1 Thoil Breoh-weinstoin in 15—34 Theilen destillirtcn Wassers.
Aeusserlich benutzt man bei don Augenflecken eine Auflösung von 1 Theil Brccliwcinstcin in 4U—60 Theilen dostillirtcu Wassers oder eines aromatischen Aufgusses. Als ableitendes Mittel dient die Eroohwein-steinsalbe, Autenrioth'sche Salbe (Ung. Tart. slibiati s. Ung, iSlihio-Kali tartarici), die gewöhnlich (auch so noch der Preussischeu Pharmaci.pöe) aus 1 Theil Breclnvcinstein und 4 Theilen Schweineschmalz bereitet ist, aber zum thieriirzflichen Gebrauche etwas stärker sein kann. Auch liier ist es raquo;weck-miissig, den Tart, stib. erst mit ein wenig Wasser abzureiben und dann mit dem Fett zu mengen. Wal oh empfiehlt gegen die Lungenseuohe des lünd-viehes als besonders wirksam folgende zusammengesetzte Brocliweinstcin-salbe: Man nimmt Brechweinstein 3 Theile, frisch gepulverte Canthariden und Euphorbium, von jedem 1 Theil, Basilicumsalbe 8 Tlieile, und so viel Terpontliinöl, als zur Bereitung einer dickflüssigen Salbe nöthig ist. Sie wird an jeder Seite der Brust auf einer ungefähr 4Quadratzoll grossen Stelle, von welcher vorher die Haare abgeschoren sind, eingerieben. (Brechweinstein 5 Grm. 1 Sgr., — Brcchweinstoinsalbo 30 Grm. 3 Sgr. lt;i Pfg.)
Äumerkung, Die Salzsäure Spiossa; lnuzauflösun g, Antimon- oder
S piossgl anz bu tto r, Anlim on ch 1 orilrl ösun g oder das Chl orsplessgl nnz {Stibium rltloratHvi li'j'iiclian, jjiquor Stihii chlofati s. muriatici, Litj. Chloret! stibtri, Hftirias tStibii oxyilnti, Chlornretnm HtUni, Butyrutïl Antimonii) ist eine coneentrirte Lösung des An-timonchlorurs in Olilorwiisserstoffsäure, von etwas dicküüssigerConsisteu?, und gelbllohetn Anseilen. Sie ist eins der stärksten Aetzmittcl, indem sie die organischen Gebilde durch chemische Zersetzung sehr schnell und ohne grossen Schmerz zerstört, sie dringt tiefer ein als derllöllenstein, macht weisso, festere Schorfe als dieser, binterliisst aber nach dem Abgehen des Schorfes keine so gute Eiterfliiche wie der letztere. Man benutzt sie zur /Cerstörung von AnstcekuiigsstofTen und Giften in Wunden und Goscliwiirai, z. 15. des Wuth-Contagiums, des Schlangengiftes, — ehenso zur Zerstörung von Polypen, von Warzen, von Callositiiten (besonders in Fisteln), von sehr lipplgor Granulation, z. 1!. hei dem Strahlkrebs und dergl. Auch gegen das bösartige Klauenweh ist sie von RyS z n. A. empfohlen, darf aber nur bei äusserster Hartnäckigkeit des Uehels, und nur sehr vorsichtig angewendet werden, wenn man damit nicht mehr schaden als nutzen will. Die Application geschieht überall am besten mit einem kleinen Pinsel von Werg, und immer recht sparsam auf Einmal; die Anwendungsstelle muss vorher ganz rein und trocken gemacht sein, und die zunächst liegcudenTlieilo müssen nöthigcnfalls durch Bestreichen mit Fett oder Oel geschützt werden. Ueberlmupt gilt die Vorsicht, wie hei Anwendung der concentrirten Säuren (sect;, 444). (1 Unze 4 Sgr.)
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1 M:ui hat deshalb die China als das beste Gegengift bei befugen Zufällen nach zu grossen Gaben des llrochwoinsteins empfohlen; auf 2 Gran des letzteren soll man 1 Drachme China in Decoct oder in Pulver geben. Chinin leistet liicrgegon nichts.
37laquo;
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Metallische Arzueimitu
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K, Zinllt;, Zincum, 20) Schwefelsaures Zlnkoxyd) ïinkvitriul, welsserTKrtol, welsserKupferraucb, welsser
QallHiensiellI) Zinoum (orydatum) sulphurkiim, Vitriulum Zinci s. album, Xirfjthas KmoiCUS cmn aqm, ZuO,S03 7HO.
sect;. 587.
Dieses Zinksalz wird im rohen Zustande durch Hosten der Zinkerze, nacblieriges Oxydiren derselben an der Luft mit Hilfe von Feuchtigkeit, dann Auslangen, Abdampfen und Kiystallisiren gewonnen, hierauf aber in seinem eigenen Krystallwasser geschmolzen, Xacli dem Erhalten stellt es den rohen oder käuflichen Zinkvitriol (Z'mc, sulph, eruclum s. vcnale) dar, — eine weisse, dem Zucker ähnliche blasse, welche neben dem schwefelsauren Zink stets etwas Eisenvitriol, Kupfervitriol, oft auch Blei und Talkerde enthält und hiervon oft ein bläuliches oder griinlk'lies Ansehen besitzt. Durch Kochen dieses Salzes mit Zusatz von metallischem Zink in Wasser u. s. w. können die fremdartigen Bestandtheile ausgeschieden und dann durch Krystallisiren der Vitriol rein dargestellt worden. Die Fharmacopöe verlangt die Bereitung von ganz reinem Vitriol aus weissein Ziukoxyd und verdünnter Schwefelsäure; zum thieriirztlichen Gebrauch ist jedoch der käufliche Vitriol, genügend. Derselbe bildet weisse oder weissliche gerade rhombische Prismen oder Nadeln, welche an der Luft oberflächlich verwittern; er hat einen scharfen, metallischen, ekelhaften Geschmack, besteht aus circa 132 Procent Zinkoxyd, ebenso viel Schwefelsäure und 36 Procent Wasser, und löst sich in 21/8Thln. kalten und in weniger als gleichen Theilen kochenden quot;Wassers, nicht in Weingeist auf.
Innerlich angewendet, verursacht der Zinkvitriol bei Thiercn, die sich erbrechen können, schon in kleinen Gaben schnell und kräftig Erbrechen, #9632;—#9632; in grossen Gaben aber ebenfalls Erbrechen und bei allen Thiercn Kolik, Laxiren, Athembcscbwordcn, grosso Schwäche, Kälte der Ohren, der Füsse u. s. w., Betäubung und Lähmung, zuweilen auch Zufälle von Entzündung des Magens und der Därme. — Durch seine Injection in die Blutadern entsteht bei Hunden von 3—6 Gran Erbrechen, Betäubung, Lähmung, und nach grossen Gaben auch der Tod, bald plötzlich, bald mehr langsam. — In schwachen Auflösungen auf Wunden, Geschwüre und auf die Haut angewendet, wirkt das Mittel sehr zusammenziehend (etwas weniger als das essigsaure Blei), gelind erregend, die Resorption befördernd, und an absondernden Flächen sehr stark austrocknend. Ebenso, aber verhältnissmässig noch stärker, ist auch die örtliche Wirkung des pnlverisirten Zinkvitriols in Wunden und Geschwüren. —• Die roicblicbe Application des pulverisirten Zinkvitriols (-1—8 Grm. auf Einmal) auf Wunden im Zellgewebe, war bei Hunden mit Unempfmdliebkeit, mit Lähmung der Gliedmaassen und nach 5—6 Tagen mit dem Tode begleitet. Das Mittel wird bei dieser Anwendung resorbirt \ind veranlasst hierdurch fast immer zugleich Entzündung und sogar An-ätznng des Magens.
Innerlich wird der Zinkvitriol nur zuweilen als ein sehr sicheres und kräftiges Brechmittel benutzt, besonders bei Vergiftungen durch narkotische Stoffe. Die Gabe ist für Schweine'/jj—1 Grm., für Hunde 12—30 Geuti-
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Schwol'ulsiiurcs '/inkoxytl.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 581
grm., mul die Anwendimg- gescliieht in Autliisung mit etwa 100 Theilen lau-warmon Wassers. C hi o vit t a will auch bei Pl'erdeu gegen die iililcn Zufälle von zu grossen Gaben der Belladonna den Zinkvitriol in Gabon von l1/^—4 (jlnn., mit Kleie and Wasser gemengt, mit sehr gutem Erfolge angewendet haben (Froriep's Notizen. 1836. Kr. 1022).
Aeusserlieh dient das Mittel bei asthenisdion Augenent/.üiulungon, die mit Schlaffheit und Auflockerung dor Conjunctiva und mit reichlichem Schloiinfluss verbunden .-iiiul, bei dergleichen Flecken und Narben auf der durchsichtigen Hornhaut; bei Erschlaffung der Schleimhaut in der Nase oder au den Genitalien; bei noch weichen, oder bei frisch ausgetretenen Gallen; bei schlaffer, üppiger Granulation in Geschwüren und Wunden, besonders am Hufe, z. B. bei eiternden Steingallon, bei Strahlfäule, selbst bei Strahlkrebs; bei gutartiger Mauke; bei dem gutartigen und bösartigen Klauenweb; bei alter, sehr nässender lläude und dorgl.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;,
Mau benutzt es bei den bezeichneten Augenkrankheiten sowohl in Auflösungen (1 Theil auf lOU—150 Theile Wassers oder aromatischer Flüssigkeit), wie auch in Salben (mit 10—20 Thcilcn Fett oder Honig), — und zuweilen auch in Pulverform, mit Zucker und dgl. — Für die übrigen Krank-heitszustämlo sind mehr concentrirte Auflösungen von 1 Theil Zinkvitriol in 8—Hl Theilen Flüssigkeit, — oder für eiternde Flächen mit sehr schlaffer Granulation, auch eine Mengung mit Bleiwasser oder selbst der Zinkvitriol in Pulverform am zweckmässigsten zu benutzen. (30 Grm. 1 Sgr, 4 Pfg.)
Anmerkung 1. Dns essigsaure Z ink {/.inc. acclicnm) (o), bisher in der Tlüei1-ai'znelkunde wenig angewendet, wirkt in massiger Gabe zusammenscbi'unipfeiid. toniscb, die Absonderaugen vermindernd, — in grossen Gaben Erbrechen erregend und la.xireiid. Marcus und Steinlioff haben es mit sehr gutem Erfolge gegen chronische, mit Er-achlafTung des Dannkanals verbundene Diarrliöe bei Pferden und Rindvieh, und ebenso gegen dieUubr der Schafe angewendet. Gabe: für erstere 2,0 ('/a Drachme), für letztere 1,25 (1 Scrupel), täglich viermal, in schleimiger Flüssigkeit. (Bericht über die 2. Ver-Sammlung des Vereins Mecklenb. Thierärzte. Schwerin, 1847.) (Preis 6 Grm. 10 Pfg.)
Anmerkung 2. Das Chlorzink, salzsaure Zink, die Zinkbutter {Zincum chloratv.m, Chloraa s- Murias Zinci, Zinc, muruiticnm, Bulyrnm Zinci), Ks ist ein weissliches Pulver, sauer riechend, an der Luft leicht zerlliessend, in Wasser und in Weingeist sehr leicht loslieli; zerflossen oder mit wenig Wasser gelöst macht es eine consistente klare Flüssigkeit. In beiden Formen ist es das stärkste und am tiefsten eingreifende Aetzmittel und nur als solches benutzt, bei Krebs, Markschwamin, Schwielen, Caries und dergleichen. Die Anwendung kann als Pulver mittelst Aufstreuen geschehen, am besten 2Theile Chlorzink mit 3 Theilen imlverisirtem Gyps (weil ersteres für sieh allein leicht zerflicsst); — oder in Autlösung, IG—60 Centigrm. in 15—45 Grm. destillirten Wassers, die Geschwüre täglich ein-bis zweimal damit zu bestreichen, bis ein Schorf entstanden ist; —oder in Salben 1 Theil zu 4—8 Theilen Schmalz, ebenso lange applicirt. Das Ablösen der Schorfe kann man mit Breiumschlägen oder Bestreichen mit Fett befördern. (5 Grm. 10 Pfg.)
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REGISTEE.
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AiUmppcnfctt 88. Abführende Wirkung 17.
Absinthiin 100. Absorbirendc Wirkung 14. Absorption der Arzneimittel 7. Aoetas plumbi 510.
,, plumbi aoidulus siecus 510. „ plumbi liquidus 511. „ plumbicus crystallisatus 510. Aoetum 418.
„ oamphoratura 190.
,, cercvisieie 418.
,, commune s. crudum 418.
., concentratüsimum 419.
„ oonoentratum 419.
„ destillatum 419.
„ plumbi 3. saturninum 511.
,, pyro-lignosum 422.
„ vim418. Acida animalia 402. „ mineralia 402. ., veRetiibilia 402, 404. Aeidum aceticum 418.
,, aucticum concentratum 419.
„ aceticum dilutum 419.
,, aceticum purum 419.
,, arscuicosum497.
,, loruäsicum 302.
„ carbolioum 281.
„ oarbonicum 425.
,, catharticum 27!).
., oliino-taiiuiciim 125.
,, l'ormicaruni 209.
„ gnllicum 105.
,, gallo-tannioum 105, 111.
„ ilalleri411.
., hydrochloratum 414.
,, hydroohloriouni 414.
„ bydrocyanatum 302.
„ bydrocyanicum 302.
., muriaticum 414.
„nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; „nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; osygenat. 380.
„ nitricum 411.
„nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; „ crudum 411.
,,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; „ fumana 411.
,, phcnylicum 231.
„ phosphorieuiu 42quot;),
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Aeidum pyro-lignosum 422.
., sulpburicum 408.
„ sulpluiricuin crudum 408.
,, sulpburicum destillatum s. ticatum 408.
„ tannicum 104, 111.
„ tartaricum 420.
., zooticum 411. Aekerminze 144. Aconitum 309.
„ t'erox 309. „ lycoetonum 309. „ uapellus 309, 370. Acria 2£4, Adepa pisoarius 85.
„ suillus 84. Adler-Sa\inifarrn 123. Adstringirende Mittel 104. Aegyptisohe Salbe 539, Aerugo 537. Aes viride 537. Aether aceticus 250.
„ ehloricus 252.
„ muriaticus 250.
,, nitrious 250.
,, pliospboratus 260,
,, sulphuricus 247. Aetberartige Mittel 23ij, Aetherisohes Pllauzinöl 128. Aetberisch-ölige Mittel 127, 128. Aethiops antimonialls 5G0. ,, martialis 524. ., mineralia 50lt;'. Aethuaa oynapium 870. Aothyloxydhydrat 242, Aetz-Animonlakflilssigkoit 434. Aetz-Ammouium 434, Aetzkali 481. Aetz-Kalk 439. Aetzlauge 431. Aetzmittel 21. Actz-Xatnnn 431. Aetzpasto 142.
Aetzpulver, Wiener 434, 442. Actzstein 132. Aetzaublimat C03. Aliorniiudo 121.
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^ f
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Registor.
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külilinsiiuerlichea
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Alantkumphcr 1Ü3. Alantwurzel 103. Alaun 46Ö.
,, gebrannter 409. Alauiierde 444. Albumen ovi 49. Albumin 48. Alcall minerale 457.
,, minerale caustioum 434.
„ vegetabile aöratun 452.
„ vegetabile ciustioum 431. „ volutile 434. ,, volatile sioeum 458. Alcalia 420. Alcohol martis 522.
„ vini absolutum 242. Aldehyd 252. Alkali, flüchtiges 427, 434.
„ trockenes llüchtiges 458. Alkalien 420.
., iitzemle 427. „ Iixe427. Alkalische Erden 42 J, 427. Alkohol 242.
Allgemeine Wirkung 7, lü. Allylsullüv 170. Aloe 302. Aloe-Extraet, wiissriges 309.
„ Tinctur 308. Aloin 302. Alpenbaldrian 167. Alpranken 372. Alter der Thiere 20. Althaein 00.
Altheewurzel und Kraut 00. Aluraen 4()9.
„ raquo;istuiu 409. Alumina 444. Alumium-Oxyd 444.
„ uxydatum 444. Amber 127. Amberkraut 148. Ameisen 209.
,, Saure 209. „ Saft 270.
Spiritus 270. Ammoniaeum aoetioum solutum 487. ,,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; earbonicum 458.
.,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ,,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; pyro-oleosum 459.
„nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; causticum solutum 434.
,,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; hydrucliloratum 478.
„nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; subcarbonicum 458.
Ammoniak, brcnzlicb-ölig-kolilensaures 459. „nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;essigsaures 187.
„nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;kohlensauerliches 458.
„ kohlensaures 458. „ salzsaures 478. Aniinoniiikgumini 210. Ammoniakkupl'er, schwefelsaures 536. Ammouiakquecksilber, salzsaures 501. Amnioniuin aceticum 487.
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Ammonium, brenzlnhes 459.
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earbonicum 458. „nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;,,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;pyro-olcosum 459.
,,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ouprioo-sulpüunoum 530.
„nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; kobknsiiuerliclies 458.
,,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; koblciiäaure.i 458.
,,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; imiriatioum 478.
,,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; muriaticum ferratum s. martia-
ium 530. „nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; pyro-oleosum solutum 401.
,,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; salzsaures 478,
,,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; subcarbonienm 458.
„nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; sulphurato-hydrothionieum 449.
Ammonium-Liiiin;ent 438. Ampfer 115, HO.
,, stumpl'bliitteriger 110. Amygdalae iimarae 3(19. Amylen 252. Amylum 04. Andorn, weisser 98. Angelica silvestris 166. Angelikawurzel lli5. Anisöl 149. Anissamen 148.
Antagonistische Wirkung 10, 11. Antimonbutter 579. Antimuuehlürürlösung 579. Antimonium 500.
„nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;cnulum 567.
Antimonoxyd-Kali, woinsaures 571. Antiphlogistisohe Wirkung 14. Antiseptische Wirkung 20. Antispiistische Wirkung 13. Anwendungsart, verschiedene 22—25. Aporetin 98.
Aqua amygdalarum aniar. 309. „ calcis 439. „ chlorata 380. „ eoerulea 442, 536. „ destill, Menthae piperitae 144, „ fovtis 411. ,, Goulardi 517. ,, Lauro-oerasi destillata 309. „ oxymuriatica 386. „ phagedaenica lutea 558. „ phagedaenica nigra s. mitis 553. ,, pieea 228.
„ plumbica s. saturnina 516. „ llabelii 411. „ solopetaria 411. „ vegetü-ininerulis Goulardi 517. ,, viridis 539. ., vulneraria Thedeuii 411. Arabisches Qummi 55. Arcaeusbalsam 211. Arcanum duplioatum 463. Argentum 5ii2.
,, nitricum fusum 562. Argilla pura 444. „ ruhra 144.
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Register.
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Argilla-Eali sulphurioa 4i)lt Arnica '274.
„ Blumen 274.
„ Blätter 275, 27!).
Tiiictuv 277. „ Wurzel 275, 278. Aromatische Mittel 127. 128.
,,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Species 135.
Arqucbvisade 411. Arrak 245. Arsenicum 497.
„ (oxyiiatuin) album é97. „ citrinum iiativuin 508. „ sulpliuratuin 5()S. Arsenik oder Arsen 497.
,, weissor 4!(7. Arsenikessig 506,
„ oxyd, weisses 407
„ saibo 512. Arziicikrälte 5. Arzneimittel 3. Arzneimittellehre 3. Arzneiwivkungcii 5, 10 Asa duleis 211. „ foetida212. Asant, stinkender 212.
,, wohlrk'chendtT 211. Asanttinctur 214. Asparagiu 60. Aspidium filix fcmina 123. Asseln 314. Atropasäure 333. Atropin 333, 339. Atropinum sulphuric, 331) Attiohkraut 314. Augenstein 53t). Augentrost 114 Aurin, wilder 271. Auripigment 508. Ansterschalen, präparirte 461, Auswurfbefördernde Wirkung 15. Authenrieth's Salbe 579. Avena 70. „ deoorticata 70. „ tosta 70. Axungia anserina 88.
,, oanis 88,
,, eetaria 85.
„ equorum 8S.
„ pccluni tauri 88.
„ poroina 84. Azotsäure 411.
Baccae Ebuli 314.
,.nbsp; nbsp; nbsp;et folia Lauri 153.
„nbsp; nbsp; nbsp; .luniperi 160,
,.nbsp; nbsp; nbsp;Myrtillorum 124.
„nbsp; nbsp; nbsp; Oxyeocci 124
,,nbsp; nbsp; nbsp; Rhamni cathurtiei 314.
„nbsp; nbsp; nbsp;Sambuci 139.
,,nbsp; nbsp; nbsp; Sorbi aueupariae 124,
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Bacoae Spinae oernnae 314.
„ Vitis idaeao 121. Bärentraube •)4. 121. lüinvurzol 174. BaldrianstofE WO.
,, würzt 1 166, Balsam, oanadisoher 202.
„ carpatliiseher 202.
,, schwarzer indischer 202.
,, ungarisulicr 202. Balsame, natürliche 191, Balsamus Aroaei 211,
,, oanadensis 202.
,, earpathieus 202.
,. copairae 211. de Mekka 211. deToluSU.
„ güeadensis 211.
., indious niger 202.
,, peruvianus 202.
,, sulphuris simplex 878,
„nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;,, terebinthinat. 209.
vitao externus 210. vulnerarius 210. Basilienkraut 147. Baumöl 80. Baumwaohs 196, Bonzin oder Benzol 2'Sb. Benzoë 211. Bergöl 235. Berlinerblau 303, 524. Bernstein 211, Bortramwurzel KiiS Berufskraut 114. Beruhigende Wirkung 13. Betäubende Mittel 315. Betäubende Wirkung 13. Betonienkraut 148. Bibemollwutzel 174 Bioarbonas kalious s. Potassac. 453.
,,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;natricus 457.
Biohloretura Hydrargyri 553. Hier G9. Hieressig 418. Bierhefen 425. Bijodetum Ilydrarg-yri 661, Bilsenkraut, schwarzes, und Samen 329, 332. „nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Extract 333.
„nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Ocl 333.
„nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Tinctur 333.
„nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Wurzel 332.
BirkenblStter 123. „ öl 229. ( ,, rinde 123, „ thecr 229. Hisulphuretum Hydrargyri 500. Bitartras kalicus cum aqua 488. liittere Arzneimittel 90. Bitterer Extraotlvstoff 90. Bittererde, kohlessaure 402.
reine 443.
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Register.
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585
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Bittorerde, schwefelsaure 4(J(J. Bitterholz 95.
iiitterklec 90.
Bittermandelöl, Stherisohes 'M'J.
Bitterinandelwasser 3119.
Bittersalz 4G9.
Bitterstoff 90.
liittersüss 'dl2.
Bitumina 21lt;).
BIShungtroibende Wirkung 18.
Blausäure 3iiquot;2.
Blaustoff 862.
Blauwasser 41:2, 536.
Blei 509.
„ basisches essigsaures 511.
,, essigsaures 610,
,, kohlensaures 518. Bleioerat 517.
,, ossig 511.
„ extract 517.
., glätte 517.
,, oxyd, essigsaures 510.
,, „ kohlensaures 518.
,, oxydul, saures essigsaures 510.
„ salbe 517.
,, wasser 518. Bleiweiss 616. ßleiweisssalbe, einfache 518.
„nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;kampherhaltige 518.
Bleizuoker 510. Blutwurzel 113. Hockshornsumeu 59. Höhnen 72. Bohnenkraut 117. Bolus alba 444.
., amenia 444.
„ rother oder armenischer 441.
„ rubra 444.
,, woisser 444. Borax 490.
Boraxsaures Natron 490. Branntwein 242.
„ Schlempe 245. „ spülicht 245. Brassioa ferm ntata 426. Braunstein, Braunsteinttberoxyd 518. Braunstoiaoxydnl, salzsaures , schwefel-Brausaure' 519. lirayerin 99. Breohstoff 279. Brechnilsse 342.
Breohnussextraot, wässeriges 34(J. „nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ,, weingeistiges 340.
„ tinetur 346. lirecliweinstcin 571. Urechwcinsteinsalbe 579. Breohwurzel 279. ürcnzlich-ölige Mittel 127, 210. lirenzliches üel, thicrisches 219. Brombeerblätter 114. lirotkohlo 400.
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IJrucin 342.
Brustquot; oileï- Luftwurzel 166
liryonin 295.
Buoheokernöl 88.
Buohöl 88.
Buohsbaum 121.
Buchweizen 73.
,,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;grütze 73.
Bulbua Allii 170.
„ Oolchici 283.
,, Scillao 282 Burgundor-Harz 196. Butter 81
,, milch 52. Butyrum 84.
,, Antimonii 579.
,, insulsun) recens 85.
,, lauriumn 153.
,, Zinei 681. Buxus sempervirens 121.
Calabar-Bohno 372.
Calearia elilorata 388. ,, chlorinioa 388. ,. hypoohlorosa 388. ,, oxvniuriatica 388. ,. sül'uta 439, 440. ., sulphurata 449. ,, sulphurica 472. „ ustu 439. Calcium oxydatum 439. „ sulplmratum 449. „ sulphurioum 472, Calcium-Oxyd 439. Calomel 547. Calomelas 547. Calx carbonica 401.
,, oaustica s. viva 439. Cambogiasiiure 309. Camphora 175. Conella oeylanica 174. Cantharides 258. Cantharidin 258. Capita papaveris 328. Capsioin 150. Capsicum anuuum 150. Garbo 398.
,, animalis 398. ,, miueralis 401. ., panis 400.
,, purus s. praoparatus 398. ,, Spongiae 400. ,, vegetabilis s. ligni 398. Carbol-Alkohol 231. Carholsäurc 231. Carbonas ammonicus 458. „ kalious 452.
„nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;,, e cineribus clavellatis 452.
,,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;„ c Tartaro 452
,, magnesious 402.
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586
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.Register.
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Ciirboiiiis Potassac #9632;lü'i.
Caryophylli aromatioi 175. Casein 50, b2. Cassia ciunamonica 174. Castort'iim 127. Castoröl 811. Catceliin 113. Cattoliu, Catechusal't 113. Catechugerbsiiurü 105. Cathartin 270. Cedria 226. Ccphaöliu 279. Cera 89. „ arliorea 196. Ccratum citrinum 196.
„ retinae Piui burgundicae 196. ,, Saturni 517. „ simplex 09. Ccrevisia 69. Cerussa 518. Cetaccum 88. Cctraria islandica 71. Chabert'scbcs Oel 224. Chacrophyllum silvestre iJ7ü. Chemisohe Einwirkung 6. Ctaemisoh-einfaobe Armeistolfc 373. Chilisaipettr 483, 487. Chinaextract 126.
„ gerbsiiure 105, 125.
,, rinde 124.
,, ., braune odor graue 124, 125.
„ „ gelbe 124, 125.
,, ,, rothe 124.
„ rotb 125. Chinin 125.
„ schwefelsaures 126. Chinium sulpburieum 12(). Chinoidin 125. Chinovasäuru 125. Chlor 3S2.
,, flüssiges 386. Cblorcisen-Liquor, aiuiertbalbf. 529.
„ fliissigkeit 382, 386.
., gas 382, 383.
„ kali 393.
„ kalk 386, 388.
., natrium 473.
,, natron 392.
,, natrum 392.
,, nuecksilber, Doppelt- 553.
,,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;,,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Einfach- 547.
,, salze 473.
„ soda 392.
„ spicssglanz 559.
„ -wasser 382, 3S(j.
., wasserstoffgas 414.
.,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; „ säure 414.
„ zink 581. Chloral 252.
„ hydrat 252. Chloras zinci 581.
|
Chloretum Ammünii 478. ,, Calcariae 388. ,, Ferri 530. „ Hydrargyri 549. „ Natrii 473. Cblorichtsaurer Kalk 386,388. Chlorine, Chloringas 382. Chloris caleicus 388. Chlorolbrm 251. Cblorum 382.
„ calcareum 388.
,, calcariae 388. kalii 393.
„ natri 392.
., natrii 473.
,, solutum 380. Cbloruretum Stibii 579.
„nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; de protoxydo Sodii 392.
„nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Sodii 392.
Cbondrin 53. Chris twurz 285. Chrom 520. Chromkali 520. Chromsiiure 52Ü. Chromsaures Kali 520. Ciehoritnwurzel 98. Cieuta terrestris 359.
,, virosa s. ;i(|uatiea 362. Cideressig 418. Cincbonin 125. Cincres olavellati 452. Cinnaharis 560. Citronenmelisse 144. Citronensobalen 175. Classification der Arzneimittel 33, 36. Cobaltum 508. Cocculi indici 370. Coohlenrin oiliciiiilis 173. Cod.in 320. 328. Colchicin 283. Colchicum autumnale 283.
,, tinetur 285. Colla animalis 58. Collodium 251.
,, cantharidatum 267, Colocyntbidis 296. Colocynlhin 296. Colopboiüum 197. Colo(|uinten 296. Concentration der Mittel 23. Concbae praeparatae 461. Coni Lupuli 102. Coniiu 359.
Consensuello Wirkung 10, 11. Constitution der ïhiere 28. Copaivbalsam 211. Coriander 175. Cortex Acevis 121. „ Betulael28. „ Chinae 124.
Cinnamonii 174.
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Greta alba 401. Crocus u7U.
„ martis aperitivus 624. Cubeben 175.
„ pfeffer 175. Cuprum 531.
„ aluniinatum 530.
i, ammoniaeale 530.
„ Biniodidum 530.
., oxydatum acetatum 537.
„nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;„ sulphuricuni 531.
„ äulphurico-atiimoniatuni 530. Cnroumawurzel 174. Cyan 302. Cyankalium 308. Cyainvasserstotl'saurc 302. Cypressen-Wolfsmilch 314.
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Eier 49. „ öl 50. „ schalen 401. Eigelb 49. Einbeere 371. Einfach-Clilorquecksilber 517.
„ Jodquecksilber 501. Eintheilung der Arzneimittel 33, 30. Einwirkung, verschiedene 5,0. Eisen 521.
„ blausaures 524. Eisen-Chlorid, krystallisirtes 530. ,, Flüssigkeit 529. ., Chlorür 530. „ Cyanürcyanid 524. „ Extract, iipfelsaures 524. ,, feile 522. „ hut 309. ,, hyperehlorür 530. ., jodür 524. „ kraut 114. ,, mohr 524. „ pulver 522. ., safran, eröffnender 524. ,, salmiak 530. ,, vitriol 525. ,, Weinstein 53Ü. ., weinstcinkugeln 530. Eisenoxyd, braunes 524. „ essigsaures 521. ,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; kohlensaures 524.
.,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; phogt;phorsaures 524.
,, rothes 524, ,, schwarzes 524. Eisenoxyd-Ammoniak, salzsaures 53U. Eisenoxyd-haltiges Weinsteins. Kali 530. Eisenoxydhydrat 524, Eisenoxydul 524.
,,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;hydriodsaures 524,
.,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;phosphorsaures 524.
,. salzsaures 530. „nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;schwefelsaures 525.
Eiweiss 49. Eiweiss- und gallcrtbaltigo Mittel 18.
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Daturin 340.
Degen, schwarzer 229.
Depilutorium 443.
Deutojodiii- des (iuecksilbers 501.
Deutoxydum plumbi 517.
Dextrin 55.
Diätetisches Verhalten 32.
Diaphüretischo quot;Wirkung 19.
Dictamnus creticus 148.
Digestivwasser 201, 412.
Dlgitalin 847, 862.
Digitalis 347.
Dillkrant 150.
Dillsamen 150.
Dippel'schea Oel 224.
Diptamdosten 143.
Diptamwurzel, weisso 174.
Directe Wirkung 11.
Diuretica 19.
Doppelsalz 403.
Doppelsalze 450.
Doppelt-Chlorquecksilber 553,
,, Jodqueoksilber 661. Dosis 23, 27. Dostenkraut, gemeines 143.
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688
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Register.
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EiwoissMoll' 48. Elastin 53. Eliiylclilorür '2Ö2. Elemiharz 311.
„ salbe-211. Elixir aoidum 411.
,, saures 411. Emetin 279. Emollientia 12. Emplastrum acre quot;ill?.
„ oantbaridum 2tJG. „nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; citrimun 196,
,,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; rosinac pini 196.
Empyreumatisoh-ölige Mittel 1'27, 216. Emulsio papaveris GO. Endosmosis 0. Engelwurzel l'lö. Englisches Gewürz lüG,
Salz 469. Entzümhmgswidrigc Wirkung 14. Enzianbittor 94. ,. wurzcl 91. Epbeuharz 216.
Erbreohenerregende Wirkung lü. Erbsen 72. Erden 426, 427. Erdgalle 271. Erdharze, flüchtige '216. Enlrauohkraut 98. Erdsohlorliug 369.
„nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Extract 362.
Erfahrung 37. Ergotin 871. Erhitzende Wirkung 12. Erlonblätter 123. Erregende Wirkung 12. ErsehlaHeiulc Wirkung 12. Erythrorctin 98. Eschenrindc 121. Esclsgurke, Eselsktirbis 314. Essentia Myrrhac 215. Essig 418. '
„ destillirter 419.
,, gewöhnlicher roher 418.
,, höchst concoutrirter 419.
,, veratürkter oder concentrirter 419. Essigather 250.
,. saure 418.
,, ,, oonoentrirte 419.
,, ,, reine 419.
,, „ verdünnte 419.
„ Salmiak 487. Essigsaures Ammoniak 487. Kali 488. „nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Natrum 488.
Euphorbia Cyparissias, Lathyris 314.
„nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;dulcis 314,
Euphorhicnharz 313. Euphorhium-Tinctuv 313, Extractum Aloes aquosum 809. „nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;baccar. Ebuli 314
|
Extraetum Chinae 1'uscae 126.
„nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Couii maculati 3(52.
„nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Digitalis 352.
,,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Eerri pomatum 524.
„nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Eilicis maris aethercum 123,
,,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Glyeyrrliizae 78.
„nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; llyoseyami 333.
,,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Juniperi 102.
„nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Myrrhae aquosum 216.
„nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;nuo, vomic. aquosum 310. „nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; „ ,, spirituosum 340
„nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Opü 328.
Rhei simplex 99. ,,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;,, eompositum 99,
„nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Saturui 517.
,,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;sein. Strychni 340.
|
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Faba St. Ignatii 370 ï'aeces vini 247. Färheginster 98. Färberröthe 120. Ffiuluisswidrigo Wirkung 20. Fallkraut 274. Farina 64.
,, seminum liui 58. tritici OG. Earrnkraut-Extraet 123. öl 123. ,,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Wurzel 122
Fei tauri 97. Peldkamülen 139. Feldthymian 145. Fenchelkraut und Fencholwurzel 149.
„ samen 149. Fermcntum 70. Ferrokali tartarieum 530. Ferrum 621.
,. aceticum solutum 524.
,, borussieum 521
,, oarbonioum 524.
ehloratum solutum 530. hydrico-aceticum in Aqua 524. hydricum 524.
,,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; „ in Aqua 524.
„ hydroeyanicum 524.
,. hvdrojodicum s. jodatum oxydu-quot; lat. 524.
„ muriatieuni oxydat. 530.
,,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;„nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; oxydulat. 530.
,, oxydatum fuscum 524
„nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;„ phosphoricum 524,
„nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; „ rubrum 524.
„ oxydulatum nigrum 524.
,,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;,,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;phosphoricum 524.
,, pulveratum 522.
,, purum limatum 522.
,, sulpluiratum 525.
,. sulphuricura oxydulatum 525. Fette 80. Fette Oelc 80.
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t
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Register.
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Fichtcnharz 102. Fichtcnrindo 121. Fiobtensprogsen 210, Pieberklee !)lt;gt;. Ficbeninde 12-1. Fingerhutkraut, rothes 347. „nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Extract 325.
„nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Tinotur 352.
Fisobtbran i^ö. Fleobtenstftrkomebl 71. Fleischbrühe 53. Fliederbeeren 189, „ blumen 187, „ mus loi). Fliegenstein 508. Flohsamen ß4. Floros Arnicae 271.
,, Balanstiorutn 114.
„ Brayerae anthelmintbioae 99.
., CliainonuUiie romanae 140.
„nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; „nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; vulgariä 189.
., et seininu i'oeui 13(!, 148.
„ et herba Gaapbalii 115.
„ Humiüi 102.
,, Laveiuhiliio 141.
., I.upuli 102.
,, Bosarum 123. Sambuoi 137.
,, Sulpliuris o73, 878. Flüchtige 3Iittel 230. Folia Alni 128,
„ Aurantiornni 475.
„ Belladonnae 333.
„ Betulae 123.
„ Biixi scnipcrvirentis 121.
„ Digitalis 347.
„ Hyosoyami nigri 329.
,, Lauro-eiTasi 36!).
„ Pyrolae umbellatao et rotundifoliac 121,
„ (iuerous 109, 111.^
„ Rosamm ]2.'3.
„ Bubi villosi 114.
„ Snlviac 142.
„ Scnnac 273.
,, Stratnonii 340.
„ Tabaoi862.
„ Thcae 175,
„ Uvae iirsi 121.
„ Vitis viniferae 124. Fürni, verschiedene, der Arzneimittel 12. Foinücac 26!). Forraylchlorid 251. Formylum ehloratum 251.
Fowler'sehe Solution 504. Franzbranntwein 245. Fruchtessig 418 Fructus Acaciae germanioae 124.
,, Anisi,Cannabis,Carvi, Corian(lri,Foc-niculi, Phellandril s. hinter Semen.
„ Aurantiorum immaturi 175,
|
Fructus Colooynthidis 296. „ Cynosbati 124. ,. Juniperi 160. „ Myrtillorutn 124, Früchte, säuerliobe 426. Filnfflngerkraut 114, Foligo ligni s. splendena 225. Fumigationes chloratac 385.
,,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Guyton-Morreauianae 385.
,,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nitricae 413.
,,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; oxymuriaticae 385.
,,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Smithianae 413.
Furfur Tritici 67.
Gabe der Arzneimittel 23, 27. Gänsefett 88. Oalbiinum 216. Galgantwurzel 474. Gallae 111. Galläpfel 111,
Galläpfelgorbsäure 105, 111, Gallerte 53,
Gallitzenstein, blauer 531. ,,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; weisser 580.
Gallussäure 105, 10!). Cfartenbaldrian 167. Qartengloisse 370. Gas aoidi tnuriatici oxygenati 383.
„ ehloreuin s. Chlori 382, 383.
,. üxydirt salzsanrea 382,
,, oxyjnuriatioum 383. Gauchheilkraut 270. Geigenharz 1!)7. Gelatina 53. Gelbwurz 174. Gemüseainpl'er 116. Genever 245. Genista tinetoria 98. Gentianin 94. Gerberlohe HO. Gerbsäure oder Gerbstoff 104. Germer, weisser 289. Gerste 68. Gerstenmalz 68. ., mehl 68. Geschichte der Arzneimittellehre 39. Geschlecht der ïhiere 27. Geschwulststein 536, Gcwürzhaltc.Mittel 127, 128.
Species 135. Gewürznelken 175. Gichtrübu 295. Gift 3.
Qiftlattioh 371. Giftmehl 497. Olandes Querous 112.
tostac 112. Glandulae Rottlerae 100. Glanzruss 235. Glaubersalz 466. Glohuli martiales s. martiati 530.
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590
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licgistor.
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Olobuli Tarturi ferruti 530. Gluten animale 53.
„ vegetnbile Gó, Glutin 53. Hlyccriii 81, 87.
Glyoerinsalbe 88
Glycyrrhiziii 78 (MKuicnkraut 271.
Gnaphaliuin 115
Goldglätte 517.
Goldsohwefel B69. Gottos-Gnadenkraut 271. Goulnrd'sohei Bleiwasser 517. Grana Molucca 2!I7. ,, Paradis! 175 „ Tiglü 297, Oranatapfelbaumwurzelrinde 114. Granatapfelblüthen 114. ,, schalen 114. Graphit 401. Graswurzel 80. GnuibrauusUincrz 518. Grauspiessglanzerz 566, 567. Grindwurzel 115. Grünspan 537.
„ Sauerlionig 530. Gummi 55.
,, arabisches 55. „ arabionm 55. ,, Cerasorum 56, ,, Eupliorbii 313.
Gutti 309. „ Kino 114.
Mvrrliae'214. ,, Prunorum ÖÜ. ,, Tragaoonthae 5G. Gummi- oder Sohleimbarze 211. Gummi-rcsina Aloës 30'2.
,,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Ammoniaci 216.
„nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Asac foetidae 212.
,,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Oalbani 216.
Gutti 309. Hederae 216, Myrrlmc 214. ,,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; üpoponax 216.
,,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Sagapeni 21(J.
6utta-Poroba216. Gyps 472. Gypsum 472
Haarstrang, gemeiner 104. Hafer 70.'
„ gerösteter 70.
„ griitzc 70. Hagebutten 124.
Hahnemann's auflösl, Quecksilber B61. lliiidekraut 114. Haller'sche saure Mixtur 411. Halogen 382. Hammeltalg 86, Hammersohlag 527.
|
Hanföl 89,
Hanfsamen GO. Harz 101.
,, burgundisclies 106
„ empyreumatisches 107.
,, gemeines 102.
„ weissos 10G. Harzsalbe, gemeine 105.
„ burgundisehe 19G. Haselwurzel 314 Hauhechel 115.
Hauslaub oder Hauswurzkraut 124 Hansseife 401. Hauswurz 124. Hauswurz, kleine 315. Heidelbeeren 124. Heilkraft der Natur 2. Heilmittel 2.
Heilproeess, Heilung 7, 9. Heilstein 536,
Heilungswoise, allöopathisohe 0. ,,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;homöopathisohe 9,
Helenin 1G3. Helleboracrin 285. Helleborin 285. Helleborus foetidus 2S8. ,, nigor 285, „nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; viridis 285
Hepar sulphuris caleareum 440.
„nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; „ volatile 440
„nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ,. vulgäre s. salinum s. alca-
linuin 444, Hepatiscbe Luft 445 Herba Absintbii 100.
,, Agrimoniae 115.
„ Althaeae GO.
„ Anagallidis 270.
„ Anethi 150.
,, Angelicae ICG.
., Basilioi 147.
„ lielladonnae 333.
,, Hetonicae 148.
,, Brancae ursinae 64.
,, Cardui benedioti 08
„ Catariae 147.
,, Centaurii minons 06.
,, Cheltdonii majoris 272.
„ Cioutao terrestris 359.
„ Conü maoulati 359.
„ Digitalis purpureae 347.
., Ericae vulg. 114.
„ Euphrasiac oflicin. et rubrae 114.
„ Pumariae 03.
,, Genistac tinetoriae 08.
„ Geranii maeulati 115,
,, Gnaphatii 115.
„ Gratiolae 271,
i, Hyoscyami nigri 320.
„ Hyperiei 314.
,, Hyssopi 148. Levistioi 172,
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592nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Register.
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Jasser'soho Krätzsamp;lbo 378. Igasurin 34'J. Ignatinsbohne 370. Ilex Aquifolium 127. Indifferente Mittel 47. Indirecte Wirkung 11. Ingwer 174. Iiuilin 1G3.
Jod. Jodina, Joduni 3!t3. Jod-Eisen 524.
„ Kalium 393, 397.
„ Kupfer 539.
„ Quecksilber, gelbes 561.
„ Quecksilber, rotlies 5dl.
„ Salbe 396, 397.
„ Seife 397.
,, Tinctur 39(i. Jodctum Kalii 397.
hydrargvricum 51)2. ,, hydrargyvosum 5U1. Jodwasserstotlsaiires Kali 397. Johanneskraut 314. Jotaannesöl, gekochtes 814. Isländischcä Jloos 71. Isopkraut 148. Juglanssäure 119.
Kälberkropf 370. Kascstoit' 52. Kali aoetieuni 488.
„nbsp; nbsp; basisches kohlensaures 452.
,,nbsp; nbsp; bicarbonicum 452.
,,nbsp; nbsp; bichroniicnni 520.
,,nbsp; nbsp; bisulphurioum 460.
,,nbsp; nbsp; bitartaricum 488.
,,nbsp; nbsp; blausaures 308.
,,nbsp; nbsp; carbonicum 452.
„nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; „nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; acidulum 453.
,,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; „nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; cruduni 452.
,,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ,,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;depuratum 452.
,,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; „nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; neutrum 453.
„nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; „nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;perfecte saturatum s. aüra-
tum 453.
„nbsp; nbsp; causticum 481.
,,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ,,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;fusum 432.
.,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ,,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; siecum 481.
,,nbsp; nbsp; chloricum 393.
.,nbsp; nbsp; chromicum noutr. 520.
.,nbsp; nbsp; chromsaures, einfach und doppelt 520,
,,nbsp; nbsp; essigsaures 488.
,,nbsp; nbsp; hydricum 431.
,,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;., fusum 432.
„nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;,, siecum 431.
,,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;,, solutum 431.
„nbsp; nbsp; hydroeyanicum 3G8.
,,nbsp; nbsp; hydrojodicum 397.
,,nbsp; nbsp; hypermanganioum 520.
„nbsp; nbsp; jodwasserstoffsaures 397.
,,nbsp; nbsp; kohlensäucrliches 452.
,,nbsp; nbsp; kohlensaures 452.
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Kali, kohlensaures, krystallisirtcs oder vollkommen g€siittigtes452. ., mildes 452. „ mite 452.
,, neutrales kohlensaures 452. ,, ,, weinsteinsaures 489. ., nitrioum 483. ,, purum 431. ,, reines 431. „ salpetersaures 483. .. saures kohlensaures 453. „ ,, schwefelsaures 386, 466. ., ,, weinsteiusauros 488. „ schwefelsaures 463. ., stibioso-tartaricum 571. „ subcarbouicum 452. ,, sulphuratum 444. ,, sulph.hydrogenatum 444. .. salphurioum 463. „ tartarioum acidulum 488. „nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;,, (erratum 530.
,,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;,, natrouatnm 489.
,, übcrniaugausaures 520. ., unterkohlensaures 452. ,, vollkommen gesättigtes oder krystallisirtcs kohlensaures 452. Kali-Arsenik-Aullüsung 501, 507. Kalisalpeter 483. Kalischwefelleber 444. Kalisoife 491. Kalium cyanatum 368.
„ jodatum 397. Kalk, ohlorichtsaurei 388. ,, gelöschter 439. „ kohlensaurer 461. ,, reiner, gebrannter oder lebendigei
439. ., schwefelsaurer 472. Kalk-Hydrat 439. „ mehl 440. „ milch 439, 441. ,, sclnvefelleber 419. ,, wasser 439, 440. Kalmuswurzel 169. Kalomel 547. Kamala 10Ü.
Kamillen, edle, römische 140. ,, blumen 139. „ extract 140. „ öl, ätherisches 140. „ öl, gekochtes 140. ,, wasser 140. Kammfett 88. Kampher 175.
,, concreter 176.
„ gewöhnlicher oder officincUcr 175, 176.
„ künstlicher 191. Kampferessig 190. „ liniment 190. „nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;„nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;lluchtigcs 438.
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Kogistor.
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J.t'insiinu'iinicl]! 58. Lichi'ii islanciicus 71. Liohenin 71. Liebatöokolkraut 172. ,,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;siime 172.
,, wnrzel 171. Lignum ut fortox Uuussiao ',15. ,, ot radix Juniperi l(j.'3. ,, rosinosum pini 211. J.iinatura Martis prai'parata 522. Liniment, flüchtiges 438. Liiümcntuni Auruginis 53i(.
,,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ammomato-cainphoratum io*.
,,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ammoniatum 4.'i8.
,,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Cantharidnm 2(!4.
,,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; phosphoratum 881.
„nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Baponato-oamphoratuni 190.
,,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; volatile 438.
Linsen 7'2. Lipyloxyd80.
salze 80. Liqueur do Villato 537. Liquoi acetiitis ammoniaoi 487. ,, acetutis pluiiibi basiei 511. ,, acidus llallovi 411. Ammonü aeetiei 487.
,. oarbonio. pyro-oleosi 461. ,.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ,, eaustici 431.
„nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ,. coeciiiellinus s. coooionella
tns 437. anodynus minoralis Hoffmauni 2.'gt;(t. Chloreti ferrioi 529. ,, stibiei 57!t. Chlori 886. Perri acetici 524. ,.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ,, muriatioi oxydati 529.
,,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; „ oxydati hyilrat. 524.
,.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; „ sesquiehlorati 52',t.
,. Kali oaustioi 431. ,, Mindereri 487. Wyrrliac 215. Plumbi aeetiei basiei 511. ,, Stibii ohlorati s. muriatioi 579. Litliargvnini 517. Löffelkraut 173.
„ spiritus 173. Loscli wasser 524. Löwenzahnkraut u. Wurzel 98. Lorbeerbutter 153. Lorbeeren und Lorbeerblätter 163. Lorbeeröl 153. Loröl 153, Lungenkraut lgt;4. Lupinen 72. Lupulin 103, Lupulit 103. Lytta vesioatoria 258.
Mftgistrenzwurzcl 17.'!. Magnesia 443.
,, ätzende 443.
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Magnesia alba 41)2.
,, earboniea 4l)2. „nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; hydrico-earboniea 4G2.
„ kohlensaure 402. „ pura 443. ,, Bohwefolsaure 469. „ subearboniea 4(12. „ sulphurata 44i). „ Bulphurioa 4()1gt;. ,, usta s. oaloinatn 443. jMagnium oxvdatnni 443.
„ Oxyd 443 Majorankraut 148. HaiwUrmer 208. Maiwurni, kupferrother 2G8, ,, sohwarzblauer 2(!8. Mai wurm käfer 2(18. Maiwurmlatwerge 269, Maltum hordei 08. Malvonblumon 03.
„ kraut 63. Mandeln, bittere 3110. Mandelöl, äthorisohos 301). „ siisses, fettes 88. Mangan 518. Manganum liyperoxydatum 518.
,,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;oxydatum nativnm 518.
Manna 77. Mannit 77.
Mannstreuwurzel 1.74. Mars 521. Marum verum 148, Mastix 211. Mater vini 247.
Materielle Beschaffcnh, d. Arzneimittel 21. Mauorpfofferkraut 315. Meohan. Einwirkung 5, Meeoniu 320, 328. Meoonium 320. Meconsäure 320. Medieaineiita aeida 401. ,,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; aoria 254.
,,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; adstringentia 104.
„nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;aethereo-oleosa 127, 128.
,,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; albuminosa 48.
,,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;aloalioa et terrea 420.
,.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;amara 'M.
,,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;omylaoea 04.
„nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; aromatioa 127, 128,
,,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; eaniplioracoa 127.
,,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; empyreumatioa 127, 216.
„nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; fannoaa 04,
„nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; gelatinosa 48.
,,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; gummosa 54.
,.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; indifferentia 47,
metallioa 494, ,,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; mueiiaginosa 5 I.
,,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; narcotica 315.
,,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; pinguia et oloosa 80.
,.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; resinosa et balsainiea 127, 191.
,,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; stiocharina et mellaginea 73.
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Register.
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Narcosis 13. Narootin 3^0, 828, Narkutisolie Mittel 315.
„ Wirkung 13. Natrium cliloratum 473. Natronhydrat '134.
„ sèifc 401. Niitrum aceticum 488.
,, basisch kohlensaures 457.
,, hicarbonicum 457.
,, boracieum 4i)0.
,, carbouioum 457.
„nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;„nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;acidulum 457.
„nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; „nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;crystallisatum 457.
,,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;.,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;(k'puratum 457.
,,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;,,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;neutrum 8. perfecte satu-
rutum v57.
,, eausticum s. purum 431.
,, doppeltkohlensaures 457.
,, essigsaures 4f~8.
., kohlensaures 457.
., muriaticuni 473.
,, neutrales kohlensaures 457.
., nitricum 483, 487.
., salpetersaures 487.
„ salzsaurcs 473.
., schwefelsaures 466.
,, subcarbonicum 457.
„ sulphurieum 460. Nattcrwurzel 113. Neapelsalbe 541. Nelkenpfeffer 156. Nelkenwurzel 121. .Nervensalbe 142. Nessel, taube 115. Neutralfette 80. Neutralsalze 449. Niootianin 352. Nicotin 352. Nieswurz, grüne 285. „ schwarze 285. ,, stinkende 288. ,, weisse 289. ., Tinctur 294. Nitras amitionicus cum Oxydo hydrargyroso 661,
,, argentiens fusus 562.
„ kalicus 483.
,, potassac 483. Nitrum 483.
„ cubicum s. chilense 483, 487. Nuccs vomicae 342.
Obstessig 417. Oehsenklauenfett 88. Odermennige 115. Oel, iitberisches 127, 128.
,, brenzliches oder empyreumatisches 127.
„ fettes 80. OelstoffSO.
„ süss 81, 87.
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üertliche Wirkung 10. Ofenruss, glänzender 225. Olea aetherea empyreumatica 217. „ dostillata 128.
Oleinnbsp; 80. Oleum aethereum Anisi 149.
„nbsp; nbsp; nbsp;aethereum vegetabile 128,
„nbsp; nbsp; nbsp;ammoniatum 438.
,,nbsp; nbsp; nbsp;Amygdalarum amararum aethereum 360.
,,nbsp; nbsp; nbsp;Amygdalarum dulcium 88.
„nbsp; nbsp; nbsp;animale aethereum 224.
„nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; „ Dippelii 224.
,,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ,, foetidum 219.
,,nbsp; nbsp; nbsp;anthelmlntbicum 224.
„nbsp; nbsp; nbsp;Anthos 142.
„nbsp; nbsp; nbsp;baccarum Junipcri 162.
„nbsp; nbsp; nbsp;betulinum 229.
„nbsp; nbsp; nbsp;cadinum 193.
„nbsp; nbsp; nbsp;eamphoratum 190.
„nbsp; nbsp; nbsp;Cannabis 89.
„nbsp; nbsp; nbsp;oantharidatum 266.
„nbsp; nbsp; nbsp;Castoris 311.
„nbsp; nbsp; nbsp;Chaberti 224.
Chamomillae aethereum 140.
„nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ., infusum 140.
,,nbsp; nbsp; nbsp;contra taeniam Chaberti 224.
„nbsp; nbsp; nbsp; Cornu cervi foetidum 219.
„nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;„ ,, rectificatum 224.
„nbsp; nbsp; nbsp;Crotonis 297.
.,nbsp; nbsp; nbsp;destillatum Sabinae 147.
„nbsp; nbsp; nbsp;empyreumaticum animale 219.
,.nbsp; nbsp; nbsp;Filicis maris 123.
„nbsp; nbsp; nbsp;llyoscyami infusum 333.
,,nbsp; nbsp; nbsp;Hypcrici coctum 314.
,,nbsp; nbsp; nbsp;Jecoris Aselli 85.
,,nbsp; nbsp; nbsp;Juniperi aeth. 162.
,,nbsp; nbsp; nbsp;Lauri 153.
„nbsp; nbsp; nbsp;Lauro-cerasi aethereum 369.
„nbsp; nbsp; nbsp;Lavendulae destillatum 141.
,,nbsp; nbsp; nbsp;ligni junipcri 163.
„nbsp; nbsp; Lini 87.
„nbsp; nbsp; nbsp;Lini sulphuratum 378,
„nbsp; nbsp; nbsp;Menthac piperitae 144
„nbsp; nbsp; nbsp;Myrrhae aethereum 216.
„nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;,, per deliqVUuni 215.
.,nbsp; nbsp; nbsp;Napi 88.
„nbsp; nbsp; nbsp;nuoleorum Fagi 88.
,,nbsp; nbsp; nbsp;nueum Juglandium 89.
„nbsp; nbsp; nbsp;Olivarum 86.
,,nbsp; nbsp; nbsp; Origani cretici 143.
,,nbsp; nbsp; nbsp;Ovorum 50.
„nbsp; nbsp; nbsp;Palmae 89.
„nbsp; nbsp; nbsp;Palmac Christi 311.
„nbsp; nbsp; nbsp;Papavcris 89.
„nbsp; nbsp; nbsp;Petrao 235.
,,nbsp; nbsp; nbsp;phosphoratum 381.
,,nbsp; nbsp; nbsp;piscium 85.
.,nbsp; nbsp; nbsp;pyro-animalc 219.
.,nbsp; nbsp; nbsp;pyro-lign. Juniperi 103.
,,nbsp; nbsp; nbsp;Ëaparum 88.
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Registoi*.
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Fomeranzenblütter 175.
„ schale)] 17fgt;. l'oin.x-Guninii 216. Populin 119, Fopnltu tremula 1 li'.
l'orphvrDxin 320, Porsoh, Porst 871. Fotaaohe 452. Potassa 452. Präoipitat, rother 515. ., #9632;ffeisser 661, Fraeoipitatus rubor 545. Freisselbeeren 124. Pi'cussischcs Mittel 2(J'J. 1'rcussische Säure 862. Prinuive Wirkung 10. Prlnoipium acre 254.
.,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; adstringeas 105,
.,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; amaruin 1)0.
Proteïnstoffe 47. Provenoeröl 8G. Prunus ilomesticanbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;\
., Cerasus
Lauro-Ccrasus gt; die Samcnkenu spinosanbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ü(J3.
Paduanbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;'
Pgeadomorphin 320. Pttvis aquilina 123. Pulvis arsenioalia Cosmi 504. ,. Doveri 328. ,, Ipecacuanhae opiatus 328.
pyrius 487. ,, sclopotarius 487. Purgantia 17. Pnrgirkörner, grosse 312. „nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;kleine 314.
Purgirkraut 271. „ stoff 273. „ wurzel 280. l'utamcn nuouni juglandiutn lli'.
duappenfett 88. Quassialiolz 96. tiuassiin 95. Q,iieckenextraot 8U.
,. saft 80. „ wurzel 80. Quecksilber 540.
„nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;iitzemles salzsaurcs 553.
„nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;mildes salzsaures 547.
„nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;versiisstes 547.
Uueeksilberchlorid 553.
„ ohlorllr 547.
„ jodid 661.
„nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; jodür 661.
„nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;oxyd, rothes 545.
„nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;oxydul, schwarzes 5111.
„nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Priicipitat, rethcr 545.
„nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;salbe, graue 541.
,,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;sublimat, ätzender 553.
QucHsalz473.
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Quendolkrant 145. Quittenkerne 66, Quittensamon 50.
Eabel's Wasser 411.
Kadices Dauei 79. Radix Aconiti 309.
„nbsp; nbsp; nbsp;Aeori 109.
„nbsp; nbsp; nbsp;Allii 170.
„nbsp; nbsp; nbsp;Althacae 00.
„nbsp; nbsp; nbsp;Angelieae 105.
Aristolochiao fabaooao 174. „nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; „nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;rotundae 174.
„nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; „nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;vulgaris 174.
Armoraciac 172.
,,nbsp; nbsp; nbsp;Arnicae 274.
Asari 314.
„nbsp; nbsp; nbsp;Athamantiei 174.
,,nbsp; nbsp; nbsp;Bardanae 03.
,.nbsp; nbsp; nbsp;Helladonnac 333.
.,nbsp; nbsp; nbsp;Bistortae 113.
,,nbsp; nbsp; nbsp;lirancae ursinae 04
,,nbsp; nbsp; nbsp;Bryoniao albae 295.
„nbsp; nbsp; nbsp;Calami aromatioi 1G9. i,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;„ deeorticata 17U.
„nbsp; nbsp; nbsp;Cardopatiae 169.
„nbsp; nbsp; nbsp;C'aricis arenariae 80.
,,nbsp; nbsp; nbsp;Carlinae 169.
„nbsp; nbsp; nbsp;Carvophyllatae 121.
„nbsp; nbsp; nbsp;Copao 171.
„nbsp; nbsp; nbsp;Cieliorii 98.
,,nbsp; nbsp; nbsp;Colohioi 283.
,.nbsp; nbsp; nbsp;Consolidao majoris 02.
„nbsp; nbsp; nbsp;Cnrottmae 174.
„nbsp; nbsp; nbsp;Dauei 79.
„nbsp; nbsp; nbsp;Dictamni albi 174.
„nbsp; nbsp; nbsp;Knulae 103.
„nbsp; nbsp; nbsp;Eryngii 174.
„nbsp; nbsp; nbsp;Fillois 122.
„nbsp; nbsp; nbsp;Galangae 174.
,,nbsp; nbsp; nbsp;Gentianae 94.
„nbsp; nbsp; nbsp;Gialapae 280.
„nbsp; nbsp; nbsp;Glycyrrbizao 78.
„nbsp; nbsp; nbsp;Gramiuis 80.
„nbsp; nbsp; nbsp;llclcnii 103.
„nbsp; nbsp; nbsp;Ilellebori albi 289. „nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;„ nigri 285.
„nbsp; nbsp; nbsp;Jalapac 280.
„nbsp; nbsp; nbsp;Imperatoriae 173.
,,nbsp; nbsp; nbsp;Inulae 103.
, „nbsp; nbsp; nbsp;Ipecacuaniiae 279.
„nbsp; nbsp; nbsp;Eapathi 115.
„nbsp; nbsp; nbsp;Levistiei 171.
„nbsp; nbsp; nbsp;Ligustici 171.
„nbsp; nbsp; nbsp;Liquiritiao 78.
„nbsp; nbsp; nbsp;Melampodi! 285.
„nbsp; nbsp; nbsp;Mcu 174.
„nbsp; nbsp; nbsp;Ostrutliii 173.
„nbsp; nbsp; nbsp;I'eucedani 104.
,,nbsp; nbsp; nbsp;Fimpinellae albae 174
„nbsp; nbsp; nbsp;Pyrcthri 108.
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I
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Register.
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609
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Radix Eaphani rustloani 1Ï2. „ Ratanhiae 114. ,. ahabarbari 98. „ llhei 08.
,, Rublae tinctorum 120. ,, Saponariao Hib. „ Scillao 282. „ Serpentariae Virginian. 171.
Spicne oelticao 107. ,. Symphyti 02. Tormentillae 113. Valerianae majoris 107. .,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;„nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;minuris 100.
„ Voratri albi 289.
Zedoariae 171. ., Zingiberis 174. Haucberungen) Chlor- SSf).
„nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Jlorveau'schc 885.
.,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Salpetersäure 4 l.'j.
„nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; SmJth'.sclie 41j.
Rahm 52.
Rainfarmkraut 102. Uatanhiawuvzel 114. Jlatteu- oder MSusegift 4i)7. Hauch 224. Kauschgelb ÖÜ8. Kaute 104. Realgar 508. Reissblei 401. Reizende Wirkung 12. Reizmittel, lixe uiul llüchti^c 12. Resina 191. „ alba 196.
„ beriZoes211. ,, Burgundioa 196. ., comniuuis 192. „ elt'nn 211.
,. empyreumatica solicla 197. ,. jalapae 282. ,. liquida empyrenmatica 226. ,. mastiehes 211. ., olibani 211. ,, pini 192. „ storax 211. Resolution 14. Resorption 7, 14. Kespiratorische Mittel 48. R habarbarin 98. Rbabarberextraetj einfaobes 'M.
„nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;zusaiumcngesctztes 99.
Rhabarberharz 98.
,, tinetur, wässerige 99. „nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;„ weingeistige 99.
wurzcl 98. „nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; „ uniiclite 99,
Rhein, Eheumin 98. Rheum hybridum 99.
„ rhapontioum 99.
lüiizonia Calami, Filicis, Oalangao, Gramiuis, Veratri albi, Zedoariae, Zingiberis, siehe unter Radix.
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Khodturetin 280, Rioinusöl 311.
„ samen .'raquo;12. Rindermist 04
„ talg 86. Rindsgallo 97. Roborirende Wirkung 15. Roggen 69. Roggenbrot 69. Roggenkleie 70. Roggenmehl 69. liohrzucker 74 Roob Dauoi 79. ., Juniperi 162. „ Sanibuci 189. Rosonbliitter 128. Rosmarin, wilder 871. Rosmarinkraut 141, ,. öl 142. „ salbe 142. „ spiritus 142, Rosst'enchel 152. Rosskastanienblätter 119. „nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;rinde 118.
„nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;samen 119.
Kossminze 144. Rottlerin 100. Rüböl laquo;8.
Kuhrwurzcl 118, 279. Rum 245. Rumcx acutus 115.
„ aquatious HG.
,, obtusifolius 110.
,, patientia 116. Rumicin 116.
Ruprccht'sches Mittel gegen Anthrax 437, Russ 225. Russtinotur 22(!.
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SabadiUin 315. Sabadillsamen 315. Sacobarnm album 74. ., lactis 70. „ Saturni 510. Sadebaum 145.
iil 147. Säure, arsenige 497.
„ preussische 302. Siiureu 401.
„ mineralische 402. „ thierisohe 402. „ vegetabilische 402, 404. Safran 370.
Safranhaltigc (Jpiunitinctur 328. Saftgrün 315. Sagapennm 210. Sahne 52.
Saidscliiitzer-Salz 409. Sal aloali minerale oausticum 434. „ aloali volatile 431.
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600
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Rosistor.
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Sal amaruin 469. ,, iumuoniacuni 478. ,, ammoniiicum acotatuni 487. ,, angliouni 4(J1I, „ OOTUU cervi 459. „ oulinare s. communo 473 „ de duobus 4t)3. „ foiitanuin 473. ,, gemmae 473. „ marinum 473. „ mirabilc Glaubori 4G(). „ pctrae 483.
„ polycbrustum Scignetti 48il. ,, Saidschuetzense 4öl). „ Sodae 457. „ de Seignette 489. „ tartari 452.
„ tartari crystallisatum 453. ,, volatile ammoniatum 434. „ volatile cornu cervi 459 Salbe, ägyptische 539. „ flüchtige 438. „ gelbe 19laquo;. „ gemeine Harz- 195. „ grüne 97. „ Jod- 395. „ Jodkali- 397. „ oxygcnirte 414 „ zerthcileude 97. Salbeikraut 142. Salia alcalina et terrra 449. „ media 449. ,, neutra 449. Salicin 117. Salmiak 478.
,, geist 434. Salpetcr483. „ iither 250. „ äther-Weingeist 250. ,, geist, saurer 411. „ säure 441. „nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;„ hydrat411.
Salz, gemeines 473. Salzather 250.
„ Weingeist 260. Salze, basische 449. ., einfache 450. „ essigsaure 487. „ kohlensaure 452. „ neutrale 449. „ öl- und talgsaure 491. ,, salpetersaure 483. „ salzsaure 473. „ saure 449. „ schwefelsaure 463, „ weinsteinsaure 488. „ der Alkalien und Erden 449. Salzgoist414.
„ vrrsüsstcr 250. Salzsäure 414.
,, eisenhaltige 418.
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Salzsäure, oxydirtc 382, 386. Salzsaure Dämpft' 418. Sanguis draconis 114. Sanikclkraut 116. Sapu domesticus s. albus 491, ,, jidapinus 282. ,, jodi 399. .. kalinus 491. ,, medieatus 494. ,, natronatus 491. ,, nustras 491. ,, sebaceus 491. ,, terebinthinatus 210. ,, venetus, hispanicus 494. ,, viridis s. uiger 491. Saturnus 509.
Sauerkohl oder Sauerkraut 426. Sauerstoil'süuren 401. Sauerteig 70. Scammonium 315. Scliafgarbenkraut 103. Scharfe Mittel 254. Scharfes Pilaster 267. Scheidewasser 411. Scherbenkobalt 508. Schierlingskraut 359. Schiesspulvor 487. Schiffspech 197. Schlangenwurzel 113.
,,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;virginisclio 174
Schlehen 124. Schleim 55, Schleimhiirze 211.
Schleimige adstringirende Mittel 116. Schleim- und gunimihaltigo Mittel 54. Schlempe 245.
Schmerzstillende Wirkung 13. Schmierseife 491.
Schmucker'sehe kalte Umschläge 421. Schöllkraut-Blätter und Wurzel 272.
,,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Tinctur 273.
Sehusswasser 411. Schwächende Wirkung 11, 17. Schwamm, gebrannter 400. Sehwammkohle 400. Schwarzwurzel 62. Schwefel 373.
,. gereinigter 373. ,, roher 373. ,, sublhnirter 373. Schwefelätber 247.
„nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;,, Weingeist 250.
,. ammonium 449. „ antimon, rotbes 569. Sohwefolarsonik, gelber 508. ,.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; rother 608.
Schwefelbalsam, einfacher 378.
,,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;terpenthinölhaltiger 209,
_ 378. Sohwefolblumen 373.
Sclnvefeleisen 525.
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I
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#9632;
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Heffister.
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GOl
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Sühwefelkali 444. ,, kalion 373. „ kalk 449. ,, lebor, flüchtige 449. „ leber, gemeine 444. ,, lebern 373.
Magnesia 449. „ milch 378. ,, Niederschlag 378. ,. quecksilbsr, rothes ÖÜO. „nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;„nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;schwarzes 5(i0.
, Sclnvcfelsiiurc 408.
,,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; rauchondc 408.
,.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; rcctilicirtc oder destillirte
408.
robe 408. ,.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; verdünnte 408.
,,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; versüsste 2ÖO.
hydrat 408. Schwefehalbe, einfache 377.
„nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;zusammengesetzte 377.
Sflnvei'elsaurc Salze 403. Schwefelsenfsaurc li)ü. Sohwefelspiessglanz 567.
„nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; rothes 5(J9.
„nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; (iuceksilber 560.
Sflnvefelwasscrstoffgas 445. Schweinefett 84. Schweisstrüibemle Wirkung 19. SciUitin 282. Sderotium clavus 371. Soulleïn 282. Secale 09.
,, cornutum 371. Sccumlärc Wirkung 10. Seife, grüne oder schwarze 491. ,, Jod- 397. „ medicinisohe 494. ,. venctianiBche und spanische 494. „ weisse 491. Seifen 491.
„ geist oder Seifenspiritus 494 ,, kraut 315. Seignette-Salz 489. Seihe 69.
Semen Amomi 156. ,. Anethi 150. Anisi 148. Anisi stellati 149. ,, Cannabis 60. „ Carvi 14raquo;. „ Cinae 102. ,, Cucculi 370. ,. Colchici yS3. „ Coriandri 175. Crotonis 298. ,. Cutnini 175. ,. Eruoae 160.
Ervi 72 ,. Fabae 72.
Foeni grneci 59.
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Semen l'oeniculi 149.
„nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;„ aqimtici 152.
,, Ilvosnyami nigri 329.
Levistici 172.
Li.ui 67. ,, Lupini 72,
PaparoTia albi et nigri 59. ,, 1'etroselini 1Ü0. ,. 1'baseoli 72. ,, l'helhmdrii aquatici !52. „ Pisi 72. ,, Polygoni Fogopyri 73.
l'sy'llii 64.
Sabadillae 315. ,, Santonici 1U2.
Sinapeos albi 16(). ,,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; „ nigri 166.
,. Staphisogriiw 815.
., Tiglii 297. Tritici 66.
,, Viciae 72. Seinina Catapntiae majoris 312.
,,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;„ minoris 314.
„ Cydoniorum 59.
„ ßicini 312.
,, Stramonii 340.
,. Strychni 342. Senf, schwarzer 150.
„ weisser 100. Senföl 160. Senfpflaster 159, Scnftinctur 160. Scnnastoll' 273. Sennesblätter 273. Serum lactis 61. Sevenbaum 145. Sevum eervi 85, 88.
,. ovillum 85.
„ taurimiin 85. Silber 562.
„ glätte 517.
„ glätteessig 511.
,, kraut 115.
„ oxvd, geschmolzenes salpetersaures 562. _ Sinapismus 159. Skaniinoniuni 315. Slivovitza 245.
Smith'sche Räucbrrungen 413. Soda oai'bonioa 4r)7. kohlensaure 457. reine 454.
„ schwefelsaure 4')0.
., wcinstiinsauro 4^9. Sodaseife 491. Solanln 72. Solanmn dulcamara 372.
nigrutn 372. Solutio aräenicidis s. Fowlcri 501. Soolsalz 473. Spanische fliegen 258.
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602
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Register,
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Spanisoher Pfeffer löü. Spanisohfliegen-Liniment '2(jii. Pflaster 266, Salbe 264. Tinctur 268. Spanisch-Hopfenöl 143.
„ Pfeffertinotur 150. Species ai'omatioae loö. Speoiflsohe Wirkungen 7. Speiohelerregende Wirkung 15. Sphaoelia segetnm 371. Spiessglanz riUt,!.
„nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; rohes 507.
Spiessglanzauflösung, Salzsäure 571t. ,,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; butter 579.
,.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; mohi 5t)0.
schvrefel, pomeranzenfarbener 509. Spiessglanzweinstein 571. Spikül 141.
Spiritus oamphoratus 190, ., Cerasorum 245. ,. cornu oervi 461. ., Forraicarum 270, l'rumenti 242. Juniper! 103. „ Lavendulae 141. ., Minderer! 487.
muriatieo-aethereus 250. „ Nitvi acidua 411. „ Nitri Juleis 250.
nitrico-aethereus 250. „ Oryzae 245. ., Rosmarini 142. Sacchari 245. salis aoidus 414. ., salis ammoniaoi oausticus 434.
salis dulcis 250. „ saponis s. saponatua 494. ,, succi saechari 245. ,, sulphurioo-aethereus 25Ü. ,,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; „nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ,, censtringens
251. terebinthinae 203. „ vini 242.
vini dilutus 242. vini gallicus 245.
vini rectifleatua et reotifleatissinuts 242. „ vitriol! dulcis 250. Spongia usta 400, Springkörner 314. Stärkemehl 04, Starkende Wirkung 15, Stalilkugeln 530. Stahlschwefel 525, Stangenphosphor 378. Staugensclnvcfel 373, 878. Stearin 80. Stearopten 170. Stechapfel-Blätter 340
|
Stechpalme 127. Stein, göttlicher 530. Steinklee 148, Steinöl 235,
Steinsalz. 473.
Steplianskörner 315
Stercus lioyini v. vaccarum ()4.
Sternanis 149.
Stibiokali tartariouni 571.
Stibium 566.
ohloratum li^uidum 579. snlphuratum aurantiaaum 569, „nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; cnulum 5(i7.
,,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nigrum 507.
,,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;,,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; rubrum 509.
Stiokstoffhaltige Mittel 47. Stickstollloso Mittel 47. Stinkasant 212. Stipites Duloamarae 372. Storax 211,
Storohsohnahol, gefleckter 115. Strobili Lupuli 102. Strychnin 342, 846,
„ arsenigsaures 340. ., salpetersaures 340. Stryehninum arsenicosum 340. ,.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nitrioum 340,
.,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; purmn 34(1.
Stryohnossamen 342. Sturmlmt 3ütt. Styrax 211.
Subbisulphuretum Stibii 569, Subcarbonaa PlumbiölS, Subchloris calcicus 388. Suboxyd 494. Suceinum 211. Sncous Dauoi 79. ,, Juniper! 102. ,, Liquiritiae 78. „ Sambnci 139. SUssholzsaft 78, Süssholzwui'zel 78.
Sulphas aluminieo-kalicus c. aqua 469. „ ouprioua 681. .,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ,, ammoniaoalis 530.
ferrosus c. aqua 525. kalicus 403, Magnesiae469. ,. magnesicus c. aqua 469,
natricus 400, ,. oxydnli Ferri 525,
Sodae 400, ., zincicus c. aqua 580. Sulphid, antimoniges 567. Sulphur 373.
Äntimonii auratnra 509. chalybeatum 52i), citrinum 373. iTudum 373. depuratuni 373. 378. in bueulis 373.
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Kogister.
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Tormeiitülwurzul 113. Xraganthgunnii 5ü.
Trnubcnzuuker 74. Trebcrn ü9. Triticum 66. Tuboru Jalupae 280.
„ Solani 72. Turionos juniperi lli3.
„ pini 210.
Ueberoxyd 494. Ucberoxydul494. Uebersalze 449. Ulmonriiulc 115. Unguentum acgyptiacum 539.
,,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Aeruginis 539.
„nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; album camphoratum 518.
,,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; album simplex 518.
,,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Arscnici 508, 509.
,,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; basilicum 195.
,,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; betulinum 123.
,,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; campliorae 190.
,,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Cantharidum 264.
,,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; cereum 89.
„nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Cerussao camphoratum 518.
,.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Cerussao simplex 518.
„nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; contra Scabiem Jasseri 378.
Elerai 211.
,,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; flavum 196.
Glycerini 88.
,,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Hydrargjii cinorcum 541.
„nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Kali hydrojodici 397.
„nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; mercurialc 541.
,,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; neapolitanum 541.
.,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nervinum 142.
„nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; oxygenatum 414.
riumbiölT.
„nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; populeum 118.
,.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; resinae Pini 195.
,,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;,, ,, burguudicao 19(),
„nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Itoris marini compositum 142.
„nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; saturainum 517.
„nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Stibio-Kali tartarici 579.
„nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; sulplmvatum compositum 377,
„nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;,.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; simplex 377.
„nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; tart. stibiati 579.
Uuteroxyd 491. Untorsalze 449. Urintreibende Wirkung 19.
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Vitellum ovi 49. Vitriol, blauer 531. „ eyprischer 531. ., grüner 525. ,, weisser 580. Vitriolnaphtha 247.
„ öl 408. Vitriolum album 580.
,. coeruleum, Vitr. cyprium, Vitr. de
Cypro, Vitr. Veuoris 531 „ Martis 525. ,.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; viride525.
„ Zinci s. album 58U.
Wacliholdcrbeeren 160. „ beerenöl 162.
.,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;bnmntwein 245.
„nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;holz, Wurzeln u. Sprossen 163.
„nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;holzöll63.
saft 162. „nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;spiritus 163.
Wachs 89. ,, pilaster, gelbes 196. „ salbe 89. AVadccke 51. Wald-Angelika 166, ,, minze 144. „ nachtschatten 333. Wallnussblätter 120. „ öl 89.
,, schalen, grüne 119. Wallrath 88. Walz'sehe Lauge 223. Wandfleohte 127. Wasser, grünes 442, 539.
„ oxydirt-salzsaures 382, 386. ,. phagedänisehes, gelbes 443, 558. phagediinisches, mildes oder schwarzes 443, 553. Wassorampfer 116.
,, fenchelsamen 152. „ klec 96. ,, minze 144. ,, Schierling 362. Wasserstolt'siiuren 401. Wegebreit 115. Weidenbitter 117. ,, rinde 117. Weihrauch 211. Wein 246. ,, blstter 124. ,. essig 418. ,. geigt 242. .. hefcn217. „ lager 247. „ siiure 426. Weinstein 488.
,,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;borassaurcr 490.
.,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;gereinigter 488.
natronhaltiger 489. ,,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;roller 488.
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Venus 531.
Veratrin 289.
Verbindungen d(^r Arzneimitte
Vertnea majales 2(38.
Versuche 38.
Versüsste Schwofelsaure 250.
Villate'schc Flüssigkeit 537.
Vinacea 247.
Vinum 24G.
,, Colchici 285. Viride acris 537.
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23.
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Kegister.
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605
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quot;Weinstein, tartarisirtcr oder iiuMüslichcr 489.
,,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;vitriolisii ter 4()3.
quot;Weinsteinerde, geblätterte 488. rahm 488. ,, store 426. ,, salz 452.
.,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;saures Kali, eisenoxydhaltiges
530. saures Kali, saures 488, .,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;,, „ neutrales 489.
quot;Weint estern 247. quot;Weizen CG. ,, brot 67. ,, klcie 67. ,, malz 67. ,, mehl 60. „ Stärkemehl 67. Wermuth 100. quot;Wicken 72.
Wiederholung der Arzneigaben 24. Wiener Aetzpulvcr 4^4, 442. Wintergrün 121. Winter's Rinde 174. Wohlgcmuth 143.
quot;Wohlverleih-Blumen, Wurzel u. lilätter 274. Wolfskirsehe 333. Wolfsmilch, kreuzbliittrige u. a. 314.
,.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;süsse 314.
Wolfsmüchharz 313. Wollkraut 63. Würfelsalpcter 483,487. Wundbalsam 210. Wunderbaumsamen 312.
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Wundersalz, Glauber's 466. Wundmisehung, saure 411. Wundstein 536. Wurmfarn nwurzel 122. Wumisanicn 102. \\rurrus 100.
Zaunrübe 295, Zeitlose 283.
Zertheilcnde Wirkung 14. Zibcth 127. Zimmt 174.
„ cassia 174. Zincum 580.
„ acetioum 581.
., muriatieum 581.
„ (oxydatuiii) sulphurioum 580. Zink 580.
,, essigsaures 581.
., salzsaures 581. Zinkbuttcr 581.
,, oxyd, schwefelsaures 580.
„ vitriol 580. Zinnober 560. Zitterpappel 118. Zittwersamen 102. „ wurzel 174. Zucker 74.
„ syrup 76. Zug, gelber 196. Zwergholunder 314. Zwiebel, gemeine 171. Zwillingssalze 450.
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