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ZUR LEHRE
VON DER
PUTRIDEN INFECTION
UND DEREN BEZIEHUNG
ZUM SOGENANNTEN
MILZBRANDE
Experimentelle und microscopische Untersuchungen
J. RAVITSCH,
ORD. PROF. DER K. MEDICO-CHIRÜUGISCHEN AKADEMIE ZU ST. PETERSBURG.
BERLIN, 1872. VERLAG VON AUGUST HIRSCHWALD.
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Experimentelle and microscopische Untersuchungen
VON
J. RAVITSCH,
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BERLIN, 1872, / VERLAG VON Al'm^1^ HTRSOHWALD.
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Eiuleituiig.
Die vorliegende Arbeit ist bereits im vorigen Jahre (1870) in der russischen Sprache erschienen; eine anhaltende schwere Krankheit aber verhinderte mich leider bis jetzt, dieselbe in die deutsche Sprache zu übertragen und sie also den geehrten Herren Collagen ausserhalb Euss-lands mitzutheilen. Unterdessen sind in der deutschen Literatur einige Arbeiten (von Sommer, Polotebnjeff, Albert und Stricker) er­schienen, welche, obwohl sie einige Kesultate meiner Untersuchungen bestätigen, ihnen doch den Anspruch auf Neuheit bereits genommen haben. — Wenn ich nun dieselbe jetzt dem gelehrten Publikum in Deutschland mittheile, so geschieht es lediglieh in der Ueberzeugimg, dass in einer Frage von so hoher Wichtigkeit, wie die vorliegende, jede erhaltene positive Thatsache von Bedeutung sein muss und für den Sachkundigen immer von Interesse bleiben wird.
Die wichtige Rolle, welche die putride Infektion sowohl in der Menschen- als Thierpathologie spielt, ist jedem der die Medicin kennt, wohl bekannt. — Es lässt sich auch nicht leugnen, dass die ältesten Menschen- und Thierärzte die schädliche Wirkimg faulender Stoffe auf die Gesundheit des Menschen und der Hausthiere schon ziemlich gut gekannt haben, oder, wie Magendie (Journal de Physiologie T. III. pag. 81) sich ausdrückte, dass die putride Infektion so lange bekannt sei, als man Heilkunde treibt (depuis qu'on fait de la medecine). In der Fieberlehre Galons spielt die Putredo schon eine der wichtigsten Rollen. Von der Pest, sagte dieser berühmte Pergamische Arzt: „Ubi ineipere pestem magna ex parte ex inspiratione aeris a putrescibili
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IV
Einleitung.
evaporatione vitali etc.' (de cliff. Feb. 14). Wir finden .dasselbe auch bei den ältesten Thierärzten von der Pestilentia der Thiere. Auch von der Septicaemia, d. h. von der Blutvergiftung durch llesorbtion der Zerlegungsprodukte, welche sich in Folge von gewissen pathologischen Prozessen im Körper bilden, haben die ältesten Aerzte schon einige Begriffe gehabt. So finden wir bei Plato folgenden Satz: „Verflüssigt sich das Fleisch (sarcos), so tritt der Keim der Verderbniss in's Blut über, welches dadurch seine Farbe verändert, bitter wird und eine sal­zige und saure Schärfe annimmt. Eine solche Blutveräuderung aber zieht nach sich abnorme Absonderungen von Galle, Schleim und scharfer Jauche (ichov), dann unregelmässigo Saftbewegung und Auflösung der festen Körpertheile.quot;
Auch suchten die Aerzte zu jeder Zeit die empirische Thatsache der putriden Infektion theoretisch sich zu erklären, und unterwirft man diese Frage einem genauen Studium, so wird man zur ücberzeuguug gelangen, dass im Verlaufe der Zeit hauptsächlich zwei [Grandbe-o'riffo von dem Wesen der putriden Infektion geherrscht haben, näm-lieh die parasitische und die chemiatrische Lehre. Jede von denselben herrschte eine gewisse Zeit und musste der anderen Platz
machen.
Beide aber ermangelten lange Zeit eines festen wissenschaftlichen Grundes und hatten vielmehr jenen dogmatischen Charakter, welcher die Entwickelung der Pathologie so lange gehemmt und die Doctrinen derselben in Glaubensartikel verwandelt hat.
Erst der neueren Zeit war es vorbehalten, diesen Lehren, wie auch vielen anderen, einen mehr oder weniger festen, wissenschaftlichen Boden zu verschaffen und sie auf naturwissenschaftlichem Grunde /.u befestigen. — Insbesondere aber war es unser fortschrittreiches und durch sein Streben zum Positivismus sich auszeichnendes Jahrhun­dert, welches auf experimentellem Wege die Frage von der Pathogenie der putriden Infektion zu lösen gesucht hat. — Hunderte von Versuchen sind im Verlaufe der letzten Zeit zur Lösung dieser Frage gemacht worden. Die eminentesten Kräfte der medicinischen Welt haben ihre Aufmerk­samkeit auf dieselbe gerichtet, so, dass die Literatur der putriden In­fektion gegenwärtig eine sehr bedeutende Fülle erreicht hat.
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Einleitung.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; V
Ist nun aber die Frage über das Wesen dieses pathologischen Prozesses endlich gelöst worden? Nein! Im Gegentheil stehen die beiden vorerwähnten Doctrinen desselben — die parasitische und die chemiatrische—jetzt noch im hartnäckigsten Kampfe gegenüber; ja der­selbe wurde in der letzteren Zeit mit Verbesserung der Streitmittel — der Methoden und der Hülfsmittel der Untersuchungen, noch hart­näckiger und heftiger.
Ich schmeichele mich keineswegs mit der Hoffnung, in der vor­liegenden Arbeit diesen Streit beendigt zu haben; auch ist fern von mir die anmassende Absicht, irgendwo eine neue Waffe zur Ver­stärkung dieser oder jeuer Partei erfunden zu haben. Es ist nur eine schlichte, wenn auch mühsame Arbeit, welche ich dem Leser biete, — eine Arbeit, die ihren Werth nur in ihrer vollen Gewissenhaftigkeit und Naturtreue hat. Jeder, der sich mit solchen Arbeiten beschäftigt hat, weiss wie mühsam, ja oft sogar lebensgefährlich sie sind. Der einzige Lohn derselben ist ihre Anerkennung; aber auch diese wird nicht jedem zu Theil.
St. Petersburg, den 3. Mai 1871.
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sect;1. Die Parasitenlehre von der pntriden Infection.
Der Tod oder das Krlöschen der Kraft, welche organische Verbiudaugen erzeugt und er-hfilt, trifft das Einzelwesen, während die orga-iiisi-he Materie, so lauge sie nicht in binäre Ver­bindungen zerfallen ist, Lebensfähigkeit behält. Job. Müller Haudi). der Physiologie Baud I. jiag. 9.
' Die Ansicht, class die schädliche Wirkung faulender Steife oder der Miasmen belebten Organismen, welche sich bei der fauligen Zer­setzung bilden und in den Körper eindringen, ihren Ursprung zu ver­danken habe, machte sich schon bei den alten Pathologen geltend.
In der Natur giebt es keinen absoluten Tod, lehrten bereits die alten Philosophen. Fäulniss und Zersetzung sind lediglich der Beginn eines neuen Lebens, der Anfang von Bildung neuer lebender Wesen.
Varro sagte: „Advertendum etiam, si qua erunt loca palustria et propter easdem causas et quod arescunt, crescunt animalia quaedam minuta, quae non possunt oculis consequi et per aerem intus in corpora per es ac nares perveniunt atque efficiunt difticiles morbos.quot; (De re rustica; liber I. pag. 12).
Im 17. Jahrhundert lehrte Kircher sogar, dass alle Krankheiten von dem Eindringen unsichtbarer Würmer in den Organismus ihren Ursprung hernehmen. Einen festen Boden erhielt aber die parasitische Lehre der pntriden Infection erst dann, als Need harn die Anwesenheit verschiedener Infusorien in faulende organische Stoffe enthaltender Flüs­sigkeit durch mikroskopische Untersuchungen constatirt hatte.
Sie gewann darauf viele Anhänger, unter den berühmten Gelehrten des 18. und laufenden Jahrhunderts, wie Lan'cisi, Valisnieri, Zinnei, Scnderi, Rasori, Raspail u. A.
Als aber die physiologische Chemie und mit ihr Liebig's Gäh-rungstheorie sich Bahn brachen, da musste diese Lehre derjenigen von der chemischen Wirkung putrider Stoffe Platz machen; ja es fanden sich sogar Gelehrte, welche nun den Parasitismus der putriden Infection als eine Absurdität erklärten.
Kavitseh, lufection,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;1
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2nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Parasitenlehre.
Die Geschichte der Medicin bietet uns aber viele Beispiele dar, wo Theorien, welche ganz verdrängt zu sein schienen, nach kurzer oder längerer Zeit wieder in's Leben gerufen und zu herrschenden Doctrinen wurden. So geschah es auch mit dem Parasitismus der putriden Tn-fection, welcher seit 1860 wieder auftauchte und jetzt eine grosse Menge von Adepten zählt.
Lemaire und Pasteur haben ihn zuerst in Fraulavich wieder in's Leben gerufen. Ersterer veröffentlichte 1860 seine Untersuchungen über die Kolle, welche gewisse Infusorien in dem Gährungs- und Fäul­nissprozesse spielen; Pasteur theilte dasselbe in den Jahren 1S61 und 1863 der Pariser Akademie mit.
Beide Forscher behaupten einstimmig, dass die Fäulniss und Gäh-rung lediglich in Entwicklung mikroskopischer belebter Organismen aus dem Geschlechto der Vibrionen und Bakterien bestehe. Nur wollte Pasteur durchaus einen Unterschied wissen zwischen den Vibrionen der faulen Gährung und den Bakterien, welche in den faulenden Stoffen aufkommen und die Vorläufer der Vibrionenentwicklung bilden.
Bakterien, sagt er, können nur in einer Sauerstoff enthaltenden Luft leben; ihre Aufgabe bestehe lediglich im gänzlichen Verzehren des in der putriden Substanz enthaltenen Sauerstoffes. Vibrionen hingegen können nur in einer koblensäurehaltigen und vollständig sauerstofffreien Luft leben. Daher nannte er die ersteren „aerobicsquot;, die letzteren „anaerobies.quot;
An der Oberfläche eines dem Fäulnissprozesse verfallenen Stoffes entstehen zuerst eine Menge Bakterien, welche, nachdem sie sämmt-lichen, in der faulenden Materie enthaltenen Sauerstoff verzehrt haben, absterben, und eine dichte Schicht bilden, welche die Substanz selbst vor der umgebeuden Atmosphäre schützt. Nun fängt erst die eigent­liche Bildung von Vibrioneu, oder der eigentliche Fäulnissprozess an. (Comptes rendus und Gazette medicale, 1863, pag. 195 und 296).
Lemaire behauptet dagegen, dass ein Unterschied zwischen Bak­terien und Vibrionen gar nicht bestehe, und dass beide Arten in einer Sauerstoff enthaltenden Atmosphäre gleich leben können. (Ibid. pag. 698).
(Es muss hier bemerkt werden, dass Wrisberg schon früher die Möglichkeit einer Entwicklung von Infusorien bei putrider Zersetzung ohne Luftzutritt als unzulässig erklärte].
Die Entdeckung von Lemaire und Pasteur führte selbstver­ständlich auch zum Angriff der bestehenden Ansicht über die Phitste-hung der sogenannten zymotiseben und miasmatischen Krankheiten, welche, wie schon erwähnt, seit ältester Zeit dem Eintritte fauliger
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Parasitenlehre.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;3
Substanzen in infizirte Körper zugeschrieben wurden. Wirklich er­schienen bald eine Eeihe von Beobachtungen, welche die Lehre Lern air e's und Pasteur's zu bestätigen schienen. —
So veröffentlichte Da vain c schon im Jahre 1803 den Befund von Bakterien im Blute von Thieren, welche an der sogenannten Blutkrank-keit (charbon, Milzbrand) leiden; Signol — im Blute des Pferdes, welches in Folge einer traumatischen Gangrän gefallen war (i-vecueil de med. veter. 1863) und Tigri — im menschlichen Blute beim Typhoid (Gazette medicale 1863 pag. 420, 566, 570 und 699).
Im Jahre 1864 stellte Davainc der pariser Akademie der Wissen­schaften die Kesultate seiner Versuche vor, welche, wie er behauptete, unwiderruflich beweisen sollten, dass das Wesen der Blutkrankheit (charbon) bei Thieren, einzig der Entwicklung besonderer mikroskopi­scher Körper im Blute, welche er, da sie keine freie Bewegung besiissen, nicht mehr Bakterien, sondern Bakteriden nannte, seinen Ursprung zu verdanken habe. Diese Individuen seien etwas grosser als die Bakterien; sie erreichen zuweilen eine Grosse von 0,05 Millimeter. Dieselben liefern nun den Ansteckungsstoff genannter Krankheit. Er fand sie auch in der pustula maligna des Menschen; bei der putriden Infektion dagegen sind diese Körper im Blute nicht zu finden. In demselben Jahre machte Davaine eine andere Mittheilung, in welcher er nach seinen Untersuchungen darauf hinwies, dass Vibrionen, Bakterien und Szirillen eine und dieselbe Art von Infusorien bilden und dass die freie Bewegung derselben kein charakteristisches Kennzeichen abgeben könne, dieselbe könne wegbleiben und wiederkommen. (Gazette medi­cale, 1864. pag. 550, 563 und 658). Es muss nun bemerkt werden, dass Braul und Poll end er schon im Jahre 1858 (Vir chow's Archiv für path. Anatom, etc. 1858) diese mikroskopischen Körper im Blute beim Milzbrände bereits gesehen hatten; ebenso Delafon 1860, (Re-cueil de med. veter. 1860), ihnen aber damals noch keinen wesentlichen pathogenetischen Werth beilegten.
Pouch et fand 1864 Bakterien im Schleim bei einigen Schleimhaut­krankheiten (Gazette medicale, 1864 pag. 433). 1865 stellten Leplas und Gelard der pariser Akademie der Wissenschaften ihre Unter-suchungsresultate vor, welche darlegten, dass die sogenannte Blutkrank­heit (charbon, Milzbrand) ohne jegliche Anwesenheit fremder mikrosko­pischer Elemente dem Blute eingeimpft worden kann; das Blut solcher, in Folge von Milzbrand-Inokulation gefallener Thiere, zeigt weder Bakterien noch Bakteriden. (Gazette mödicale 1865 pag. 587). Da­vaine antwortete darauf, dass genannte Forscher es gar nicht mit dem Milzbrande, sondern mit einer ganz andern, der sogenannten sep-
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4nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Parasitenlehre.
tischen Krankheit (maladie septique) zu tlinn hatten. (ibid. pag. 560).
Andrerseits verwarf Fromentel vollständig die Lemaire-Pas-teur'sche Theorie von dem Wesen der putriden Gährung Seine Un-tersuchungen, meinte er, beweisen entschieden das Entstehen der pu­triden Gährung ohne jeden Antheil mikroskopischer Thierchen (saus le secours de mikrozoaires). (Gazette medicale, 1860 pag. 628).
Tm Jahre 1866 stellten Co/e und Feltz in Strassbnrg eine Reihe von Versuchen an über die putride Infection und erlangten folgende Resultate:
1.nbsp; nbsp;Faulende Substanzen können von Schleimhäuten resorbirt werden, möge deren Epithel intakt oder zerstört sein (que l'epitheliuni de pro­tection des muqnenses soit ou non detrait).
2.nbsp; Die putride Infection hängt von den festen und unlöslichen Stoffen ab, welche in der faulenden Flüssigkeit enthalten sind. Als Beweis dafür diene das Lungenepithel, welches lösliche Substanzen hin-durchlässt, feste aber (Bakterien) nicht.
3.nbsp; Das charakteristische Merkmal der putriden Infection ist die Temperaturerhöhung.
4.nbsp; In pathologischer Hinsicht kann die putride Infection eine Krankheit des Blutes genannt werden, da letzteres eine Menge von Veränderungen erfährt, namentlich:
a.nbsp; nbsp;Veränderung der rolhen Blutkörperchen (Sternform und Aus-einanderfliessen derselben);
b.nbsp; bedeutende Vermehrung der weissen Blutkörperchen (leuco-cythose);
c.nbsp; nbsp;Anwesenheit im Blute einer grösseren oder geringeren Quan­tität von Infusorien-Bakterien;
d.nbsp; nbsp;Verminderung der Eiweissstoffmenge und verhältnissinässige Vermehrung von Wasser und Faserstoff;
e.nbsp; Verminderung der Sauerstoffmenge, hingegen Vermehrung der Kohlensäure.
5.nbsp; nbsp;Die constanten anatomisch-pathologischen Veränderungen bei der putriden Infection sind: Hyperämie und rothe Hepatisation oder Infarcte in den Lungen, Hyperämie in der Leber und Milz [der be­ständige Aufenthaltsort der Bakterien] und fettiger Zerfall des Leber­und Nierenepithels.
6.nbsp; Die Bakterien haben einen Längendnrchmesser von 0,004-0,02 Millimeter.
Tigri theilte im Jahre 1866 mit, dass er in dem ansteckenden Tripper Bakterien vorfand. 1867 fand Faulet Bakterien in der ex-
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Parasiteulehre.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;5
pirirten Luft am Keuchhusten Erkrankter. In demselbeo Jahre machte Lemaire seine Untersuchungen der Luft in Kasernen uucl Kasematten bekannt, in welcher er eine bedeutende Menge kleiner cyliudrischer, ovaler und sphärischer Körper von 0,003 Millimeter Grosse fand. Ge­nauere Untersuchungen ergaben, dass in der abgekühlten Luft nach einer Viertelstunde Bakterien sichtbar wurden und je mehr diese an Zahl zunahmen, desto sichtbarer wurde das Verschwinden der genannten kleinen Körper, welche Lemaire daher als Embryonen ersterer be­trachtete. (Gazette medicale, 1867 pag. 501, 597 und 657). Ferner fand Lemaire Bakterien und andere mikroskopische Körper in der Luft anatomischer Säle, von Lazaretheii und sumpfiger Gegenden. Nach allen seinen Untersuchungen kam Lemaire 1868 endlich zum Schlüsse, dass Typhus, Cholera, Pestb, gelbes Fieber, Dysenterie, Wechselfieber und Hospitalbrand keine von einander verschiedene Krankheiten, son­dern lediglich Moditicationen eines und desselben Grundprozesses seien und namentlich der putriden Infection. Alle, sagte er, haben ihren Ursprung einer und derselben Ursache zu verdanken, nämlich dem Ein­tritte von Mikrozoen (Bakterien) in's Blut, welche sich in der, mit putriden Ausdünstungen geschwängerten Luft belinden. Sie können in den Organismus von Menschen und Thieren durch Inokulation, Athmungs-prozess (gegen Coze und Feltz) und durch die Verdauungswege ge­langen (gegen Davaine, wie wir später sehen werden, und auch gegen Magendie, welcher schon früher behauptet hat, dass auf solchem Wege die putride Infection nie zu Stande kommen könne).
Diese Organismen sind bereits im Blute beim Typhus, bei der Pockenkranklieit und dem feuchtem Brande entdeckt worden. Man fand sie auch in typhösen, cholerischen und dysenterischen Auslee­rungen.
„Wie würden sich, sagte er, dieser Resultate gegenwärtiger For­schungen die alten Philosophen freuen, welche behaupteten, dass in der Natur von dem winzigsten Stäubchen bis zu den umnessbären Körpern, die sich im Weltkreis bewegen. Alles belebt sei!quot; (Gazette medicale, 1868 pag. 615).
Diese aprioristische Ansicht Lemaire's über die Aufgabe, welche die Mikrozoen oder deren Embryonen in dem Weltbau zu erledigen haben, fand eine mächtige Stütze in den Untersuchungsresultaten anderer französischer Gelehrten, wie Es tor, de Mouchu, Trecul, Be champ und Anderer, welche behaupteten, dass die Bakterien aus kleinen Körnchen, welche in sämmtlichen thierischen und pflanzlichen Organismen enthalten sind und von ihnen „Mikrozymenquot; (mikrozymes) genannt wurden, sich entwickeln. „Diese Körperchen, sagt Bechamp,
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Parasitenlehre.
sind die eigentlichen Constituanteu der sogenannten organischen Ma­terie; sie sind lebendige Wesen oder Embryonen lebendiger Wesen. Sie befinden sich in allen Zellen des thierischen Körpers und besitzen eine sphärische Form.quot;
Be champ und Estor gehen mit Lemaire in ihren Ansichten auseinander behufs der Kolle, welche den Bakterien beim Entstehen der sogenannten putriden Krankheiten zugetheilt ist.
„Das Erscheinen von Bakterien im Blute bei gewissen Krank­heiten,quot; sagen sie, „kann immöglich einem Eintritte von Aussen zuge­schrieben werden (parasitisme ordinaire); dasselbe weist nur auf eine widernatürliche Entwicklung von Mikrozymen hin, welche sich normal im Blute befinden. Darum sind die Bakterien nicht die Ursache der Krankheiten, sondern nur die Folge derselben.' (Les bakteries loin d'etre la cause de la maladie, en sont au contraire reflet.' Gazette medicale, 1868 pag. 287). Bechamp und Estor fanden, dass auch der Tuberkel aus Mikrozymen bestehe. (Ibid. pag. G86). Dechamp nennt die Mikrozymen von Bechamp und Estor „Keim- oder Eier­zellen (cellules germinatives on ovulaires).quot; Sie sind durchsichtig, hyalin, oval, rund oder cylindrisch und sehr beweglich, sobald sie frei werden. Man sieht sie in den Blutzellen, wenn man letztere mit Jod bearbeitet.
Christo und Kiener fanden Bakterien im Blute mit Kotz be­hafteter Menschen und Pferde (Comptes rendus, 1868).
Eichardson fand Vibrionen in seinem eigenen Blute, nachdem er Bakterien enthaltendes Wasser getrunken hatte.
Im Jahre 1869 stellten Bouley und Sanson der pariser Akade­mie der Wissenschaften die Kesultate einer Commission dar, deren Un­tersuchungen die in der Auvergne herrschende Epizootic zum Gegen­stand gehabt hatten. Es erwies sich hieraus, dass die Krankheit eine Art des Milzbrandes, des sogenannten charbon war. Versuche zeigten, dass diese Krankheit sehr ansteckend ist und dass das Wesen der­selben durchaus nicht den Bakterien zugeschrieben werden könne. Das Blut erkrankter Thiere, welches gar keine fremde mikroskopische Körper enthielt, steckte dessenungeachtet gesunde Thiere an, gleich dem Blute, welches Bakterien enthielt. Eerner verliert das, von kranken Thieren erhaltene ausgetrocknete Blut seine Ansteckungskraft, selbst wenn es noch eine grosse Menge von Bakterien enthielt. Ein solches Blut ist, wenn es später mit Wasser verdünnt wird, dennoch nicht ansteckend, trotz der sichtbaren Menge von Bakterien. Das Blut in-okulirter Kaninchen enthält immer Bakterien, selbst dann, wenn solche
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Parasitenlehre.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 7
in dem eingeimpften Blute kranker Tbiere früher gar nicht vorhanden waren; bei Rindern und Schafen hingegen sind Bakterien im Blute bei dieser Krankheit nicht constant anzutreffen, (Kecueil de med. veter., 1869 pag. 43).
Davaine Avies mit Bezug auf diese Mittheilung darauf hin, dass ein strenger Unterschied zwischen Milzbrand oder charbou und der pu-triden Infection festzuhalten sei, diesen Unterschied hätte Sanson ganz unbeachtet gelassen. Derselbe bestehe wesentlich in Folgendem:
1.nbsp; In der putriden Infection enthält das Blut mit freier Bewegung begabte Bakterien: in dem Milzbrande hingegen fehlt letztere diesen Körperchen (Bakteriden);
2.nbsp; Das Blut von in Folge pntrider Infection gefallenen Thieren zeigt keine besondere Veränderungen (gegen Coze und Fei tz), bei den am Milzbrande gefallenen kleben die Blutkörperchen aneinander und bilden kleine Inselchen.
3.nbsp; Die Milz erleidet in der putriden Infection keine erhebliche Veränderung (gegen Coze und Feltz und andere Forscher); in dem Milzbrände hingegen ist die Milz constant vergrössert.
4.nbsp; Das ausgetrocknete, in einer gewissen Menge unter die Haut eingeführte Blut ist nicht ansteckend; dasjenige vom Milzbrande hin­gegen verursacht, selbst in der kleinsten Menge (0,000001 Tropfen) tödtliche Krankheiten.
5.nbsp; Fleischstücke von, in Folge von pntrider Infection gefallenen Thieren, in den Darm von Kaninchen und Meerschweinchen eingeführt, verursachten keine Krankheitserscheinungen, während der Milzbrand auch auf diesem Wege ansteckend ist. (Gegen Colin und Andere) (Annales de med. veter., 1869 pag. 405).
Während nun in Frankreich auf Grundlage der Pasteur'schen Gährungs-Theorie der Parasitismus der Miasmen und Contagieu mehr und mehr festen Boden fasste, lehrte Hallier in Deutschland:
Die sogenannten Miasmen wären nichts Anderes, als in der Luft enthaltene Hefen- und Oscillarien-Klemente. in deren weiterer Ent-wickelung die Gährung lediglich bestehe. Die von den französischen Forschern genannten Microzymes sind Micrococcen und die Bakterien Lephtotrix-Ketten.
Hallier behauptet nun, diese Microphyten im Blute, Schleim und Eiter bei verschiedenen Krankheiten, sowohl des Menschen als der Hausthiere gefunden zu haben und betrachtet dieselben daher als causa proxima derselben. Diese Behauptung wurde von vielen andern
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Chemische Lehre.
Forschern (wie Salisbury, Hüter, Tomasi, Klotscli, Letzerich, Nassilow, Weiss, Zfiren, Rivolta u. A.) bestätigt.
Indem ich mir vorbehalte, diesen Gegenstand bei einer andern Gelegenheit näher zu betrachten, will ich nun zu der zweiten herr­schenden Doctriu der putrideu Infection übergehen.
sect;. 2. Die chemische Lehre von der putriden Infection.
„Quibas Omnibus recto pensitalis, nihil aliud est putrefactio qu;im porfeeta fermentatio.** {Stahl, Zymotcchnia p. 179).
Der Grundsatz dieser chemischen Lehre ist folgender:
Die Fäulniss ist eine im Innern des sich zersetzenden Körpers vor sich gehende Molekularbewegung. Dieses kannton schon die Alten und der Satz „putredo non est nisi mutatio totius putrescentis corporis substantiae ab calido externequot; spielte eine bedeutende Rolle in der Galenischen Pathologie. — Später sagte Stahl dasselbe: „corpus in putredine consistens a putredine libro facillime corruptiam conciliat, quia illud ipsum quod in motae intestino jam positum est, alterum quiescens ad talem motum intestinum facile abnpere potest,quot; In neuerer Zeit nannte man diese Erscheinung .Katalyse.quot;
So wusste man schon in den letzten Jahrhunderten, dass dio fau­lenden Substanzen, in's Blut eines gesunden Thieres tretend, wie ein Ferment auf dasselbe wirken und in demselben putride Zersetzung hervorrufen.
Es machte sich aber das Verlangen geltend, die Anwesenheit or­ganischer Stoffe in putriden Ausdünstungen nachzuweisen. Dieses ward auch zum ersten Male von Moscati ausgeführt im Jahre 1795. Nach ihm gewann Brochi diesen Stoff aus den Ausdünstungen der Pon-tinischen Sümpfe, Kigau Del isle und Foutainele—aus verschie­denen Sümpfen Frankreichs, de Kenzi — in Neapel. Dieser organische Stoff ward nunmehr als das wirksame Agens im Sumpfmiasma angesehen. Allein die Sumpfausdünstuugen enthalten auch schädliche Gase, als: Kohlensäure, Kohlenwasserstoff und Schwefelwasserstoff. Volta entzog den Sümpfen ein Gas, welches langsam und mit blauer Flamme ver­brannte. In den Zersetzungsprodukten thierischer Theile fand man auch Ammoniakverbindungen. Es entstand daher die Frage, ob nicht die schädliche Wirkung faulender Substanzen von diesen Zersetzungs-
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Chemische Lehre.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 9
Produkten abhängen? Dieses konnte nur auf experimeutelletn Woge gelöst werden, und Gaspard stellte zuerst Versuche darüber an.*) Die Schlüsse, die er aus seinen vielen Versuchen zog, sind folgende:
1.nbsp; Die Wirkung putrider Substanzen hängt von eineffi besonderen constanten Agens ab.
2.nbsp; Die in putriden Flüssigkeiten enthaltenen Gase, als: Schwefel­wasserstoff, Kohlenwasserstoff und Kohlensäure, sind bei diesem Pro­zesse ohne Einfluss. Die Wirkung dieser Gase auf den Organismus ist ganz verschieden von der Wirkung putrider Stoffe.
3.nbsp; Die Wirkung des Ammoniaks hat eine grosse Aehnlichkeit mit der der putriden Infection; doch zeichnet dieselbe sich von dieser letzteren dadurch aus, dass Ammoniak nur eine einfache Entzündung der Darmschleimhaut hervorruft, nie aber die hämorrhagische Entzün­dung derselben, welche immer die putride Infection charakterisirt.
4.nbsp; Die Wirkung der putriden Substanzen besteht hauptsächlich in einer Veränderung des Blutes, nämlich in der Zersetzung desselben; local erzeugt sie eine mehr oder weniger bedeutende, hämorrhagische Entzündung der Darmschleimhaut.
Jedenfalls aber schrieb Gaspard dem Ammoniak einen gewissen Antheil an der septischen Vergiftung zu (Journal de Physiologie, 1822, Bd. II. und 1824, Bd. IV.).
Gaspard hatte chemisch das Gift der putriden Substanzen nicht ausgesondert; er wies nur auf dem Wege der Ausschliessung nach, dass es ein fixer Körper sei; ob es fest oder flüssig, organisch oder unorganisch, eiweissartig oder etwas anderes ist, liess er unentschieden. Mageudie, Leuret, Dupuis und Darcet, welche Gaspard's Ver­suche wiederholten, erhielten dieselben Resultate. — Magendie liess ausserdem Thiere Ausdünstungen putrider Substanzen einathmen und kam zu dem Schlüsse, dass Tauben, Hühner und Hasen gar nicht da­von angesteckt werden. Für Hunde kann die Einathmung solcher Ausdünstungen lebhaft wirken, doch müssen diese Thiere derselben längere Zeit ausgesetzt sein. Ausserdem haben die, durch Einathmung putrider Ausdünstungen hervorgerufenen Störungen nicht die mindeste Aehnlichkeit mit den Erscheinungen der eigentlichen putriden Infektion (Journal de Physiologie, Bd. III., pag. 81).
Leuret stellte nur wenige chemische Untersuchungen des Blutes
*) Versuche über die putride Infektion wurden schon von Hall er und in der zweiten Hälfte des XVIII. Jahrhunderts von l'ringle und Seibert ausgeführt. Gaspard gebührt aber das Verdienst des experimentellen Beweises, dass das fau­lende Gift nicht eine gasförmige Substanz ist.
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von Thieren an, diu mit putriden Substanzen vergiftet waren; es erwies sich aus diesen, dass solches Blut das kohlensaure Gas schneller als ge­sundes Blut abgehe. Er schliesst nun daraus, dass die Cohärenz der Blutbe-standtheile durch die Wirkung des putriden Giftes gelockert werde oder, mit anderen Worten, dass das putridc Gift das Blut zerlege, wenn es mit demselben in Berührung komme.
Virchow und Stich wiederholten Gaspard's Untersuchungen und überzeugten sich, dass die putride Substanz wie ein Ferment wirke. Virchow behauptet übrigens, dass im Blute durch das putride Gift inficirter Thiere keine erheblichen Veränderungen vorhanden waren; dann, dass die, einige Stunden nach der Einspritzung gemachte chemische Analyse schon deshalb keine putriden Stott'e in demselben constatiren konnte, weil sie vielleicht mit anderen Ausleerungen bereits eliminirt wurden. Endlich, meint er, die Intensität der Erscheinungen wäre adäquat dem Grade der vor sich gehenden Verwesung und nicht der iu's Blut eingeführten Quantität (Allgemeine Abhandlungen, pag. 659).
Stich schliesst aus seinen Versuchen, dass die putride Substanz eine proteinartige Verbindung ist, welche inquot;s Blut gebracht, dort Zer­setzungen hervorruft und auf diese Weise sich vermehrt. Er gesteht übrigens selbst, dass das Wort .proteinartigquot; ziemlich unbestimmt sei, und dass mau unter dem Ausdrucke ,putride Infektion' die Wirkung eines Gemisches von verschiedenen Stoffen zu verstehen habe. (An-nalen der Charite 1853, Heft 2, pag. 197).
Wie dem auch sei, in der ersten Hälfte unseres Jahrhunderts ward nun die Ansicht allgemein, dass die Wirkung putrider Miasmen von einem besonderen putriden Ferment abhinge, welches ein protein­artiges sei. Darauf sich stützend, sprachen Orfila, Thenard und Devergie sich schon bestimmt über das Sumpfmiasma aus. Sie sagten: „ces gaz, en se degageant, entrainent une portion de la ma-tiere ä demi pourrie, quid les rend si infects et qui constitue saus doute les miasmes on germes putrides.quot; Auf chemischem Wege aber war alles dieses nicht erwiesen. Es sollten nun die chemischen Eigen­schaften der putriden Substanz bestimmt werden und dieses machte sich Panum in seinen Untersuchungen der putriden Substanz zur Auf­gabe (Schmidt's Jahrbücher 1859, No. 2, pag. 213), Er stellte zu­erst Vergleichsversuche zwischen der Wirkung putrider Flüssigkeit und der von Tyrosin, Leucin, kohlensaurem, buttersaurem und baldrian­saurem Ammoniak, Schwefelwasserstoff und Schwefelammonium an. Als Kesultat ergab sich, dass kein einziger dieser Stoffe Erscheinungen hervorbringe, welche mit denen der putriden Infection zu vergleichen wären.
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Chemische Lehre.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 11
Zweitens, versuchte Pan um die Wirksamkeit des Destillats pn-trider Flüssigkeit; dasselbe erwies sich ohne Einfluss.
Drittens, unterwarf er die putride Flüssigkeit einer Temperatur von 100deg; C. Sie verlor ihre Wirksamkeit nicht. Hieraus schloss Pauum, dass die putride Substanz kein belebter Organismus sei.
Viertens, untersuchte er die Wirksamkeit des alkoholischen Extracts putrider Flüssigkeit. Sie blieb erfolglos.
Fünftens, untersuchte er die trocken eingedampfte Flüssigkeit pu­tride Flüssigkeit. Er überzeugte sich, dass 0,012 Gramm genügte, um ein kleines Hündchen zu vergiften.
Panum zog aus seinen Versuchen folgende Schlüsse: das putride Gift kann hinsichtlich seiner Intensität nur mit Schlangengift, Curare und den Pflanzen-Alkaloideu verglichen worden. Dasselbe ist nicht flüssig, sondern fix und in absolutem Alkohol unlöslich. Die, in den putriden Flüssigkeiten enthaltenen, eiweissartigen Substanzen sind an und für sich nicht giftig, sondern nur dadurch, dass sie das Gift an ihrer Oberfläche gleichsam condensiren (1. c. und experimentelle Unter­suchungen zur Physiologie und Pathologie der Embolie etc., pag. 41).
Durch Panura's Untersuchungen war die Frage über den Che­mismus des putriden Giftes um ein Weites vorgerückt. Durch die­selben sind folgende zwei wichtige Punkte festgestellt, nämlich
1.nbsp; dass das putride Gift weder ein gasförmiger Körper ist, noch zu den Extraktivstoffen (Tyrosin und Leucin) und zu den Ammoniak-verbindungen gehört, welche bei den putriden Zersetzungen zu Stande kommen; ferner dass es auch nicht eine proteinartige Substanz ist, da dasselbe sich nicht mit den Eiweisskörpern zugleich niederschlagen lässt, sondern nur auf deren Oberfläche bleibt und durch Auswaschung entfernt werden kann.
2.nbsp; dass das putride Gift durch eine hohe Temperatur von 100deg; nicht gefällt werden kann, wohl aber durch Alkohol.
Nun war aber noch die Frage zu lösen —#9632; zu welchen Stoften das putride Gift gehört?
Wir kennen übrigens veränderte Eiweissstoft'e (Peptone), welche ebenfalls durch Alkohol, nicht aber durch Kochen sich niederschlagen lassen. Ist vielleicht die putride Substanz auch ein solcher, pepton-artiger Eiweissstoflquot;? Dieses liess Panum unentschieden, wie auch diejenige Kardinalfrage, ob das putride Gift, wie ein Ferment, auf das Blut durch Zersetzung desselben wirkte, oder eine giftige Substanz sei welche das Nervensystem affizirt? „Wenn das putride Gift wie ein Ferment wirken sollte,quot; sagt Panum, „so würde es sich von den bisher bekannten Fermenten durch seine bemerkenswerthe Eigenthüm-
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12nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Chemische Lehre.
lichkeit unterscheiden, dass es weder durch Kochen noch durch Be-handlung mit absolutem Alkohol seine Wirksamkeit verliert.quot; (Expe­rimentelle Untersuchungen zur Physiologie und Pathologie der Embolic etc., pag. 41).
Thiersch stellte im Jahre 1854 eine Keihe von Versuchen über die Infektion mit Cholera-Ausleerungen an. Ich werde hier nur fol­gende von seinen Schlüssen anführen: „Die Wirkung der Contagien, Miasmen, der putriden und thierischen Gifte,quot; sagt er, ,zeichnet sich dadurch aus, dass sie nicht von der Menge der eingeführten Substanz abhängt und dass dem Ausbruche der durch dieselben veranlassten Krankheiten immer eine Incubatiousperiode vorangeht. Das Wesent­liche bei diesen Substanzen sowohl, als auch bei den Fermenten, ist der Zustand der Umsetzung; sie müssen daher metabolise he Gifte und ihre Wirkung eine metabolische genannt werden.quot;
Die Umsetzung, in welcher die metabolischen Gifte begriffen sind, ist keine Lebenserscheinung und muss dabei' als ein Akt des Fänlniss-prozesses angesehen werden.
Ihnen analog sind die Substanzen, welche sich im Körper in Folge von Oxydation und der Spaltung der Proteinelemente wahrend des Er­nährungsprozesses bilden.
Daher schliessen sich die metabolischen Gifte der Gruppe der physiologischen Fermente an. (Thiersch, Infectionsversuche etc., München, 1855).
Im Jahre 1864 theilten zwei berühmte deutsche Chirurgen, 0. AVe-ber und Billroth, die Eesultate ihrer Untersuchungen über die Wir­kung des putriden Giftes mit. Der Hauptzweck dieser Untersuchungen war die Bestimmung der pyrogenen und phlogogenen Eigenschaft des putriden Giftes. Da ich später die Kesultate dieser Versuche ausführ­licher betrachten werde, so beschränke ich mich hier nur auf die Hin­weisung, dass 0. Weber nach Einführung von Schwefelwasserstoff in's Blut eines gesunden Thieres völlig ähnliche Erscheinungen mit denen der putriden Infektion beobachtete. Schwefelammonium brachte die­selben Erscheinungen erst nach wiederholter Einspritzung in's Blut hervor. Dieser gelehrte Forscher schliesst aus seinen Versuchen, dass die putrido Substanz eine pyrogene und phlogogene sei, d. h. dass sie eine allgemeine Temperaturerhöhung des Körpers zur Folge habe und an der Stelle ihrer Berührung einen Entzündnngsprozess hervorrufe. Ob aber die pyrogene Substanz fest, molekular, flüssig oder gasförmig sei, darüber ist der Zweifel noch nicht gelöst. Jedenfalls ist sie eine fermentartige, weil schon eine geringe Quantiiät des dadurch inficirten
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Chemische Lehre.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 13
Blutes, in das Blut eines andern gesunden Thieres eingeführt Fieber, er­zeugt. (0. Weber, deutsche Klinik, 1865, pag. 63).
Dagegen behauptet Billroth, dass das putride Gift eine feste, molelailäre Substanz sei. Von kohlensaurem Ammoniak erhielt er keine Erscheinungen, die irgend eine Aehnlichkeit mit denen der putriden Infektion haben. (Langenbecks Archiv für klinische Chirurgie, 1864, und Allgemeine chirurgische Pathologie und Therapie, 1866, pag, 374).
Billrotb lässt es unentschieden, ob die putride Substanz ein chemischer Körper oder ein belobter Organismus sei.
Man sieht hieraus, dass die Resultate beider Forscher die Frage über das Ens des putriden Giftes auf's Neue verwickelten. Man warf wiederum die Frage auf, in wiefern die gasförmigen Fäulnissprodukte, Schwefelwasserstoff und Schwefelammonium, an dem Prozesse der pu­triden Infektion Tiieil nehmen. Andererseits wusste sich die Ansicht, dass das putride Gift eine molekulare, feste Substanz oder vielleicht ein belebter Organismus sei, mehr und mehr Geltung zu verschaffen, un­entschieden konnte man diese Frage nicht lassen; man schritt also zu neuen Untersuchungen, die auch bald in ziemlich grosser Zahl und zwar in folgender, chronologischer Reihenfolge stattfanden.
Die erste Arbeit in dieser neuen Reihe lieferte Dr. Hemmer in München, (Experimentelle Studien über die Wirkung faulender Stoffe, Dr. M. Hemmer, München, 1806). Dieser Forscher wiederholte die Panum'schen Versuche und erhielt dieselben Resultate in Bezuamp;r auf die chemischen Eigenschaften des putriden Giftes. Das war aber auch Alles. Hinsichtlich der von ihm erhaltenen pathologischen Erschei­nungen will ich später reden. Zu Panum's Resultaten fügte Dr. Hemmer folgende eigene Schlüsse hinzu.
1.nbsp; Das putride Gift ist ein eiweissartiger Körper, welcher sich im ümlagerungszustande (Thiersch's Worte) befindet.
2.nbsp; Das putride Gift wirkt wie ein Ferment und ruft die Gährung des Blutes hervor. (Thiersch's Worte).
Hemmer bewies aber dieses weder auf dem Wege des Versuches, noch durch eine chemische Analyse, sondern folgerte es nur, wie er selbst spricht (1. c. pag. 150), aus der Analogie. Dieselbe besteht in Folgendem: Nur eiweissartige Körper können Formente sein, und jeder in Umsetzung begriffene Körper ist ein Ferment (Pasteur und Le-maire wollen davon Nichts wissen). Die putride Substanz ist ein Ferment, ergo ist sie ein eiweissartiger Körper; ein, in Umsetzung be­griffener, eiweissartiger Körper bt folglich ein Ferment. „Wo anders
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sagt er, als in solchen, eiweissartigen Stoffen, wollen wir auch das giftige Princip der faulenden ^toffe suchen? In dem Wasser, den Salzen und dem Fette, welclie in der Versuchsfliissigkeit enthalten waren, wird kaum Jemand den wirksamen Stoff suchen. Kohlensaures Ammoniak, Leucin, Tyrosin, Schwefelwasserstoff, Schwefelammonium und andere Fäulnissprodukte rufen keine speciflschen Wirkungen des putriden Giftes hervor. Es Weihen also noch die eiweissavtigen Suh-stanzen übrig (sie). Dass die putride Substanz wie ein Ferment wirkt, das beweist ihre Wirkung in den kleinsten Quantitäten. Dieselbe hängt überhaupt nicht von der Quantität ab. Es kommt nicht darauf au, wieviel von der putriden Substanz eingeführt wird, wenn nur soviel in den Organismus tritt, als zur Wirkung noting ist. Die Erscheinungen bei der putriden Vergiftung jedoch bleiben immer dieselben. Die Wirkung der putriden Substanz hat, wie das Ferment, ihr Inkubationsstadium. Organismen als Wirkungsursachen bleiben bei der putriden Infektion ausgeschlossen. (1. c. pag. 155).
Darauf erschien die Dissertation von Dr. Kais on in Dorpat (Ex­perimentelle Beiträge zur Kenntniss der putriden Intoxication und des putriden Giftes. Dorpat, 1866). Dr. Kaison erhielt aus seinen Ver­suchen folgende Resultate:
Das putride Gift ist eine constante, chemische Verbindung. Das­selbe ist immer im aufgelösten Zustande und bildet niemals eine mole­kulare Substanz. (Dieses wird dadurch bewiesen, dass diese Substanz beim Filtriren durch Kohle nicht zurückgehalten wird). Salzsäure, essigsaures Blei, salpetersaures Quecksilberoxydul und Alkohol fällen das putride Gift aus seiner Lösung. Alkalien zerstören dieses Gift nicht. Dr. Kai son gelaugt zu dem Schlüsse, dass die putride Substanz, aller Wahrscheinlichkeit nach, eine salzartige Verbindung sei (1. c. pag. 86).
Dr. Frese (Experimentelle Beiträge zur Aetiologie des Fiebers. Dorpat, 1866) stellte ebenfalls einige Versuche über die putride Infek­tion an, hatte aber mehr den Zweck vor Augen, die pyrogene Eigen­schaft des putriden Giftes zu bestimmen. Doch hierüber später.
Die Versuche Dr. Schweninger's (Ueber die Wirkung faulender, organischer Substanzen auf den lebenden, thierischen Organismus) mit dem putriden Gifte, welches er aus faulendem Blutfaserstoff gewonnen, brachten nichts Neues hinsichtlich der chemischen Eigenschaften des­selben.
Seit dem Jahre 1869 erschienen in der Dorpater Universität einige Arbeiten, die zum Zwecke der vollständigen Lösung der Frage über das Wesen des putriden Giftes unternommen wurden.
Folgende Forscher schlugen dieselbe Kichtung ein: sie suchten
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Chemische Lehre.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 15
nach einem Mittel, um dieses Gift zu isoliren und in seiner chemisch reinen Gestalt darzustellen.
Dr. Weidenbaum machte den Anfang hierüber mit seiner Dis­sertation (Experimentelle Studien zur Isolirung des putriden Giftes. Dorpat, 1869). Er kam zu folgenden Schlüssen:
Wiederholtes Kochen bleibt ohne Einflüss auf das putride Gift, während anhaltendes Eindampfen (3 Tage lang) der Lösung die Wirk­samkeit derselben bedeutend schwächt. Das alkoholische Extrakt des putriden Giftes äussert nicht die mindeste Wirksamkeit. Elei-zucker fällt nicht vollständig dieses Gift. Das Destillat der putriden Flüssigkeit bleibt ohne Wirkung. Das Eindampfen im Lentz'schen Vacuumapparat schwächt dieselbe.
Dr. Schmitz (zur Lehre vom putriden Gifte, Dorpat, 1869) er­hielt aus seinen Versuchen folgende Kesultate:
Die Wirksamkeit des putriden Giftes wird durch Kochen herab­gesetzt. Sie ist adäquat der Menge des eingeführten Giftes. Das Ein­dampfen der putriden Flüssigkeit im Lentz'schen Vacuumapparat schwächt gleichfalls die Intensität des Giftes. Basischessigsaures Blei­oxyd fällt nur zum Theil das putride Gift aus seiner Lösung, während Tannin, Kaliumeisencyanür und Alkohol es vollständig niederschlagen. Das, aus solchem Niederschlage dargestellte Gift ist schwer im Wasser löslich. Salpetersaures Quecksilberoxydul giebt einen unlöslichen Nie­derschlag. Durch Kohle filtrirt wirkt das 'putride Gift nicht erheblich. Die Intensität des, seines Eiweisses befreiten Difl'usats bleibt dieselbe.
Im Jahre 1868 theilte Dr. Bergmann eine lieihe seiher chemi­schen und experimentellen Forschungen über das putride Gift mit (das putride Gift und die putride Intoxication. Dorpat, 1868). Dieser ge­lehrte Forscher verwirft vor Allem die Lehre von dem Gährungscha-rakter desselben. Das putride Gift wirkt gar nicht wie ein Ferment. Seine Wirkung ist adäquat der Quantität des aufgenommenen Giftes. Das allein unterscheidet es schon hinreichend von dem Ferment. Ferner behauptet er, dass die Wirksamkeit putrider Substanzen nicht von dem Eintritte niedriger Thierchen oder Pflanzenorganismen in das Blut ab­hänge. Man erhält diese Wirkung durch Einspritzung putrider Flüs­sigkeiten, welche durch absoluten Alkohol bereitet und 8 Stunden hin­durch einer Temperatur von 100deg; ausgesetzt waren. Die giftige putride Substanz ist ein in Lösung sich befindlicher (nicht fester oder molekularer) Körper. Sie ist in Alkohol lösbar und gehört nicht zur Gruppe der Proteinstoffe.
Oebrigens fügt Dr. Bergmann hinzu, dass er damit nicht sagen wolle, dass das Entstehen des putriden Giftes nicht von dem Vorhan-
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16nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Chemische Lehre.
hanclenseiu eiweissartiger Substanzen und mikroskopischer Organismen oder Fermente abhänge. Er behauptet nur, dass das entstandene pu-tride Gift auch ohne das Vorhandensein dieser Substanzen oder Körper existiren und wirksam sein könne. Er giebt auch a priori zu, dass das Einfühlen von Vibrionen und Pilzen faulender Flüssigkeiten in das Blut eines gesunden Thieres schädliche Folgen nacb sich ziehen könne. Aber das, was man putride Vergiftung oder putride Ansteckung nennt, ist nur die Wirkung des beschriebenen, putriden Giftes. Je reiner das­selbe, desto rapider nehmen die Vergiftungs-Erscheinungen ihre Ent-wickelung (1. c. 51).
In ihrer vorläufigen Mittheilung (Centralblatt für wiss. Medicir, 1868, No. 32) nannten Dr. Bergmann und Schmiedeberg das pu­tride Gift — Sepsin, darstellbar in Form eines schwefelsauren, krystal-lischen Salzes.
Dr. Schmidt constatirte Bergmann's Kesultate (Untersuchun­gen über das Sepsin. Dorpat, 1869). Er erhielt es ebenfalls aus faulendem Blute. (Bergmann gewann es aus faulender Hefe). In freiem Zustande löst sich diese Substanz in Alkohol und wird aus der Lösung durch Schwefelsäure gefällt.
Ebenso suchte Dr. Pet er sen (Beiträge zur Kenntniss von dem Verhalten des putriden Giftes im faulenden Blute. Dorpat, 1869). Das Sepsin in reiner Gestalt aus faulendem Blute zu gewinnen und sah seine Bemühungen vom glänzendsten Erfolge gekrönt. Auch er constatirte die, schon von Bergmann ausgesprochene Behauptung, dass die Wirksamkeit des reinen Sepsins sich wesentlich von der des faulenden Blutes unterscheide. Reines Sepsin wirke intensiver und schneller, als letzteres. Bei der Vergiftung durch reines Sepsin wird zuerst das Nervensystem befallen (Krämpfe), was bei der Vergiftung durch faulendes Blut nicht bemerkt werde (1. c. pag. 40).
Aus dieser kurzen üebersicht ersieht man, dass die Forscher sogar über das Wesen der putriden Substanz uneinig sind. Einige behaupten, dass sie eine eiweissartige, chemische Substanz, ein Ferment sei, dessen Wirksamkeit sowohl in der allerkleinsten, wie auch in der allergrössten Quantität, sich gleich bleibe. Andere hingegen beweisen, es sei ein belebter Stoff, ein Parasit, welcher in den Organismus eindringe und daselbst sich vermehre; noch Andere verwerfen Beides und behaupten, dass es ein Salz, ein chemischer, lösbarer Körper sei, welcher mit den Proteinsubstanzen Nichts gemein habe. Aber Letztere gehen wieder in ihren Meinungen auseinander. Die Einen wollen gesehen haben, dass diese Substanz in Alkohol unlösbar sei, die Anderen dagegen bestätigen
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Pathologie der putriden Infektion.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;17
das Gegentheil. Einige erhielten durch Bleisalz einen Niederschlag, Andere nicht. Die Einen sahen durch Hinzufügung von Kohle keine Abschwächnng ihrer Wirksamkeit, die Anderen hingegen bemerkten sie wohl.
Wodurch sind solche Widersprüche in den erhaltenen Resultaten und den von ihnen gemachten Schlüssen zu erklären?
Wir wollen nan sehen, ob alle Forscher nun wenigstens hinsicht­lich der Vergiftungs- oder Infektionserscheinungen der putriden Sub­stanzen einstimmig sind.
sect;. 3. Pathologie der putriden Infektion.
Gaspard beschrieb zuerst ausführlich die, sowohl an lebenden, als an todten Thieren vorkommenden Erscheinungen der putriden In­fektion. Zu den ersteren gehören: erschwertes Athmen, Erbrechen, Durchfall, welcher später einen dysenterischen Charakter annimmt, und rapide Abschwächnng des vergifteten Thieres. Convulsionen und Muskelzittern sind nicht immer vorhanden. Als constante anatomische Erscheinung der putriden Infektion nimmt er starke Entzündung der Darmschleimhaut an, mit Anschwellung und blutigem Infiltrat der fol-likulären und Peyer'schen Drüsenhaufen, mit Bluterguss auf der Ober­fläche der Schleimhaut. Diese Entzündung setzt sich in manchen Fällen vom Magen bis zum After fort, in anderen hingegen trifft sie nur die Schleimhaut des Zwölffinger-, Grimm- und Mastdarmes.
Weniger constante Erscheinungen sind: erhebliche Hyperämie der Lungen, Blutflecke auf der Pleura und im Endokardium (des linken Ventrikels), Wassererguss (nicht selten durch Beimischung von Blut gefärbt) in Brust- und Bauchhöhle, Anschwellung der Mesenterialdrüsen und der Milz.
Bei Einführung putrider Stoffe unter die Haut erfolgte beständig, starke Entzündung mit nachfolgendem Absterben der Injectionsstellen und ihrer näheren Umgebung.
Leuret sail bei Pferden, denen er putride Flüssigkeit unter die Haut einspritzte, an der Injectionsstelle eine grossraquo;, diffuse und äusserst schmerzhafte Geschwulst entstehen, in welcher sich Gas entwickelte; sehr schneller, dann äusserst schwacher und zumeist intermittirender Puls; schwere und bedrückte Respiration; gelbe Färbung der Con-junctiven; unsicherer Gang und häufige, weiche und mephitische Darm-ausleerungen. Fresslust nicht ganz sistirt. Der Tod tritt gewöhnlich
Kavitäch t lufectiou.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;2
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18nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Pathologie der putruleu Infektion.
aai 3—5 Tage eiu. Anatomiscli-pathologische Erscheiaungen sind: an der Injektionsstelle ein bedeutendes Infiltrat der Haut im ! des ünter-hautzellgewebes, welches sich einige Fuss weit verbreitet, von dunkler Farbe und stinkendem, rauligem Gerüche. Gefässe und Nerven sind an dieser Stelle gleichfalls intiltrirt. Auf der äusseren Oberfläche des Herzens viele rothe und dunkle Flecke; die Muskulatur des Herzens brüchig; die äussere Oberfläche (besonders des linken Ventrikels) durch­setzt von blutigen Infiltraten und nicht selten Blutergüsse. Das Blut im Herzen und Venen flüssig. Die Lungen emphysematös aurgetrieben auf der Oberfläche derselben viele Blutflecke. Zuweilen waren massig grosse infarkti; in den Lungen anzutreffen fengouement local). Die seröse Oberfläche der Bauchhöhle besitzt an verschiedenen Orten hä-morrhagische Flecke. Hier und da waren solche Flecke auch auf der Magenschleimhaut zu sehen. Die Darmzotten grösstentheils geröthet und injicirt, besonders um die aufgequollenen Peyer'schen Drüsen­haufen.
Im Dickdarm (vorzüglich im Blinddarm) begegnet mau ringförmigen, rothen Flecken. Leber und Milz aufgequollen und erweicht. Harn-und Geschlechtsorgane, aussei- emphysematöser Auftreibung des Zell­gewebes um die Nieren, ohne erhebliche Veränderungen (Archiv, general de med., 182(J, pag. 9()j.
Dupuis spritzte einem Pferde putride Flüssigkeit in die Hals­venen, worauf Unruhe, leichte Kolik, Schwäche des Hinterkörpers, schneller Puls. Temperaturerhöhung und erschwertes Athmen sich ein­stellten. Die Anfälle traten bereits 12 Minuten nach der Injection ein, der Toil erfolgte 12 Stunden nach der Asphyxie. Die Section consta-tirte leichte Hyperämie der Hirnhäute. Herz ohne Veränderung, mir an der Mitralklappe ein grosses, blutiges Infiltrat. Blut schwarz, mit weichem Gerinsel. Auf der Lungenpleura einige Ekchymosen. Lungen hyperämisch, Bauch aufgetrieben. Die Zuöllfinger-Darmschleiinhaut auf ihrer ganzen Ausdehnung geröthet. Die Peyer'schen Drüsen aufgequollen.
Ein anderes Pferd zeigte nach Einspritzung von putrider Flüs­sigkeit in die Venen, Schwäche in den hinteren Beinen, beschleu­nigte Respiration, Pupillenerweiterung, schnellen und kleinen Puls, leichtes Frösteln. Das Thier wurde sehr schwach und schläfrig und fiel am 8. Tage.
Die Section erwies starke Hyperämie des Gehirns und seiner Häute. Muskeln dunkel, Herzventrikel und Atrien mit Ekchymosen besetzt. Blut dunkel, halb geronnen. Darmkanal, Leber, Milz vollkommen nor­mal. (Archiv, general, de med., 1862, pag. äl'A). Die Entzündung
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Pathologie lt;ler pntrideo Infektion.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 19
der Darmschleimhaut kann daher nicht zu den constanten Symptomen der putriden Zersetzung- beim Pferde gerechnet werden.
Sedillot (De rinfecti.on purulente. 1849) sah hei einem Hunde nach Einspritzung einer geringen Menge übelriechenden Eiters (Ver­such No. 29) in die vena saphena dextra Schwäche des Hinterkörpers, beschleunigte Respiration und Appetitverlust. Der Tod erfolgte am 8. Tage. Die Section ergab Gangrän und putriden Zerfall (gangrene et destruction putrilagueuse) des ünterhautzeUgewebes und der Muskeln der rechten Hüfte; Darm kanal, ausser einigen begrenzten, pigmen-tirten Stellen (einige centim. gross) auf der Schleimhaut des Zwölf­fingerdarmes, normal. In der rechten Lunge o—6 durchsichtige Knot­eten unter der Pleura. Sonst keine beachtenswerthe, anatomische Erscheinungen (1. c. pag, 123).
Bei drei anderen Hunden (Versuch 36, 37 und 38) stellten sich nach wiederholten Einspritzungen von gut filtrirtor, putridor Flüssig­keit allgemeine Abschwächung und gleichsam Trunkenheit ein. Gleich darauf erfolgte der Tod. Weder Erbrechen noch Durchfall waren bei diesen Thieren zu beobachten. (On n'a remanjue ni vomissements ni evacuations alvines diarrheiques). Die Section constätirte in den Lungen stellenweise blutige Infarkte (des grosses pustules noires) mit nekrotischem Zerfalle. Gehirn, Leber, Darmkanal, Muskeln normal. (1. c. pag. 150). Im Versuche 38 war ausserdem noch bedeutende Hy­perämie des Hirns vorhanden.
Die putride Infektion, sagt Sedillot, erzeugt keine anatomische Veränderungen, wenn die tödlich' Wirkung rapid vor sich geht; ge­schieht aber letztere langsam, so findet Gangrän Statt. (1. c. pag. 163). Es muss noch bemerkt werden, dass Sedillot bei seinen wiederholten Injektionen sich Kanülen bediente, die er in den Venen stecken Hess, wodurch nun sich die von ihm beobachteten, oft vorkommenden In­farkte erklären lassen, worauf schon Virchow hingewiesen hat. Am Ende der Kanüle bildeten sich gewöhnlich Faserstoffgerinusel, welche mit der eingespritzten Flüssigkeit zugleich in den Blutstroxn und von dort in die Lunge gelaugten. Der gangränöse Zerfall hatte natürlich seinen Grund darin, dass das Gerinnsel sich mit der putriden Flüssig­keit tränkte, wie es auch die Versuche von Virchow, Stich und Pan um zur Genüge beweisen.
Sedillot hatte es also mit einer gangränösen Embolie zu thun. Diese Versuche sind nun in pathologischer Hinsicht insofern von er­heblicher Wichtigkeit, dass sie definitiv das Vorhandensein der putriden Infektion constatirten, ohne Hinzukommen von Erbrechen und Durch-
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20nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Pathologie der putriden Infektion.
fall und ohne jegliche, anatomische Veränderungen der Darmschleim­haut, selbst wenn die putride Flüssigkeit direkt in das Blut eingeführt worden war.
Virchow fand bei seinen Versuchen, dass wenn man Hunden pu­tride Flüssigkeiten in die Venen einführt, sich folgende Erscheinungen bemerkbar machten: Erbrechen. Durchfall, Muskelsclnväche. Krämpfe und Herabsetzung der Herzthätigkeit. Fielen die Tliiere in Folge solcher Infektion, so ergab die Section: starke Hyperämie der Intesti-nalschleimhaut, sogar mit Anschwellung der Drüsen, Ekchymosen in dem lockeren Bindegewebe des Ende- und Pericardiums, auf der Pleura, den Nieren u. s. w. Wirkliche Metastasen hingegen sind nie von ihm beobachtet worden (1. c. pag. 659).
Stich sah bei Hunden, gleich nach der Einspritzung putrider Flüssigkeiten in die Vene, Frösteln, Erbrechen, taumelnden Gang, Be­täubung, beschleunigtes Athmen, Zittern der Bauchmuskeln und nur selten Oonvulsionen. Bei starker Wirkung wird der Puls klein und schnell, die Respiration röchelnd, die Extremitäten erkalten und der Tod tritt nach 2—6 Stunden ein. Sterben die Thiere nicht gleich nach der Einspritzung, so erfolgt Durchfall (oft mit Beimischung von Blut), welcher bei manchen Thieren einige Tage anhält, dann Urin-retention. Der Harn enthält keine Eiweissstofte und Cylinder, dafür constant Epithelien und junge Zellen. Einmal fand Stich in dem­selben rotte Blutkörperchen.
Am Leichnam findet mau immer (selbst wenn Durchfall während des Lebens fehlte) Hyperämie des Dünndarmes (vom Ende des Magens bis zum Blinddarme), Transsudate in dessen Höhlen, Abschichtung des Epithels, Anschwellung der follikiilären und Meseuterialdrüsen, Hyper­ämie der Leber, Nieren, Eierstöcke, des Uterus und der Vagina. Milz von derber C'onsistenz. Die Magen- und Biinddarmschleimhäute werden nur bei hohen Ansteckungsgraden angegriffen. Pleura, Herz und Lungen stets normal. Hyperämie und Ekchymosen der Pleurae finden sich nur dann, wenn der Tod unter Asphyxie eintrat. Die Ke-generation des Darmepithels geschieht (wenn das Thier nicht abstirbt) sehr rasch (schon nach 24 Stunden).
Tritt das putride Gift auf dem Wege der Kesorptiou in's Blut, so fällt die Wirkung schwächer aus und äussert sich erst einige Stun­den nach Einführung des Giftes. Auch dann ist der Darmkatarrh eine charakteristische Erscheinung. Die Thiere verlieren den Appetit, werden niedergeschlagen, haben häufig flüssige (gekochtem Reis ähnliche) Darmentleerungen, nicht selten mit Beimischung von Blut. Bei Kaninchen stellt sich kein Durchfall ein. Die übrigen Er-
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Pathologie der putriden Infektion.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;21
scheinungeu, sowohl die im Leben vorkommenden, als die postmortalen, sind dieselben, wie bei den Hunden.
Ein charakteristisches, patbognomisches Zeichen der putriden In­fektion ist consknte Hyperämie und Katarrh des Darinrohrs und Hy­perämie anderer Baucborgane.
Stich behauptet, dass durch Einspritzung von faulender Substanz in das Unterhautzellgewebe lokale Entzündung mit tuberkulösem Ex­sudat oder carbunkelartiger Neubildung entstehe, welche, wie es scheint, die Kesorption der putriden Substanz verhindert.
Führt man putride Substanz in die Bauchhöhle tin, so erhält man Entzündung des Bauchfells, welche die Versuchsresultate etwas trübt.
Fan am erhielt folgende Resultate: bei sehr heftiger Wirkung des putriden Giftes traten (bei Hunden) gleich im Beginn der Injection oder bald darauf tetanische Krämpfe auf, worauf rasch der Tod erfolgte. Dem Tode gingen unwillkürliche Harn- und Kothentleenm-gen voran, tiefe und seltene Inspirationen, Pupillenerweiteruug, kleiner Fuls und Cyanose. Die Section erwies keine bemerkenswerthe Veränderungen. Das Blut allein dunkel, nicht vollständig geronnen, infiltrirt leicht die Gewebe. Die Fäulniss erfolgt sehr rasch.
Gewöhnlich aber ist die Wirkung des Giftes nicht so heftig und die ersten Erscheinungen geben sich erst nach | — l — ^ Stunden nach der Injection kund. Diese sind: Erbrechen, Drang nach Darmentlee-rungeu, welche gewöhnlich zuerst von fester Consistenz sind, später aber flüssig werden und immer dunkel gefärbt sind; zuweilen bleiben sie bis zum Tode fest. Nur selten kein Erbrechen und Durch­fall. Harnsekretion nicht vermehrt (wie Gaspard behauptet) und nicht retenirt (gegen Stich). Speichelsekretion nur in den Submaxil-lardrüsen vermehrt. Puls sehr schnell, später unfühlbar. Beschleunigte Kespiration ist keine constante Erscheinung der putriden Infektion. Die Temperatur steigt ih den ersten Stunden nach dem Entstehen der Krankheit auf einige Grade, fällt aber später wieder bis zum Tode.
Geht die Krankheit in Genesung über, so fällt die Temperatur allmälig. Gleich nach der Einspritzung stellt sich Frösteln ein (oft 5—10 Minuten dauernd). Auf der Höhe der Krankheit sieht man Muskelzittern und Subsultus tendinum. Ueberlebt das Thier die Ope­ration 6 Stunden, so ist es meistens ausser Gefahr. Der Durchfall ist während der Keconvalescenzperiode nicht constant.
Die characteristischen Erscheinungen der putriden Infektion sind nach Fan um nun folgende:
1. Die Krankheitssymptome äussern sich erst einige Zeit nach der Einführung der putriden Substanz in's Blut.
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22nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Pathologie der putriden Infektion.
2.nbsp; Sie sind stets von Affektion des Nervens3'stems begleitet.
3.nbsp; Sie verursachen constant Erkrankung des Darmrohrs.
4.nbsp; Der letluxle Ausgang tritt verhältnissmässig spät (4—6 Stunden?) ein und
5.nbsp; Die Genesung schreitet gleichfalls langsam vor sich.
Pan um fand dieselben anatomischen Veränderungen, wie Stich; er sah aber auch Ekchymosen auf der Schleimhaut des Ausganges des Magens und nicht selten sogar Ulceration derselben. Gehirn, Herz und Lungen sind normal. Der rapide Eintritt der Eäulniss, die Veränderung des Blutes (dunkel, theerartig) und die hämorrhagischen Entzündungen des Dünndarmes sind die einzigen, charakteristischen, anatomischen Veränderungen bei der putriden Vergiftung.
Hemmer (contra Stich) zieht die Einführung putrider Flüssig­keiten unter die Haut den anderen Methoden vor Dieselbe gebe ein reineres Bild der putriden Infektion. Die Resorption auf diesem Wege werde durch Nichts behindert. Nach den Beobachtungen dieses For­schers sind die constanten Erscheinungen der putriden Infektion fol­gende: Symptome starker Nervenstörung (Muskelzittern, Krämpfe, Trismus, Episthotonus), welche ruckweise stattfinden; darauf folgen allgemeine Schwäche und starke Depression der Nerventhätigkeit, Niedergeschla­genheit, ünerapfindlichkeit, komatöser Zustand. Diese nervösen Anfälle haben entweder den Tod zur Folge, oder verschwinden bald und lassen Paralyse der hinteren Extremitäten zurück', welcher Zustand nur langsam verschwindet.
Erbrechen und Durchfall sind bei Kaninchen nicht vorhanden; Katzen hingegen leiden sowohl an dem Einen, als an dem Anderen. Der Harn enthält Eiweiss und Nierenepithel, welches in hohem Grade im fettigen Zerfalle sich befindet. Rothe Blutkörperchen waren darin nicht zu finden.
Hemmer bestätigt die anatomisch-pathologischen Beobachtungen Stich's. Er sah eine constante Gehirnerweichung. Herz normal. Leber und Nieren stark hyperämisch, deren Epithel fettig degenerirt. Milz anfangs von derber Consistenz, später locker und erweicht. Die wesentlichsten Erscheinungen indessen sind die Entzündung der Darm­schleimhaut mit Blutergüssen, Abschiclitimg des Epithels und Anschwel­lung der follikulären Drüsen, starke Hyperämie der Mesenterialgefässe und seröse Infiltration der Mesenterialdrüsen (eine medulläre Infiltration derselben, wie sie Stich beschreibt, ist von ihm nicht beobachtet worden). Das Blut war immer schwarz und gerarm nur langsam und nicht vollständig.
Billroth und Hufschmidt sahen hingegen, nach Einführung
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putrider Substaazen uutev die H;uit, bei Hunden weder Krämpfe noch Erbrechen und Durchfall (nur bei einem Hunde waren tüissige Darm-ausleeningen), wohl aber Niedergeschlagenheit, Temperaturerhöhung und lokale, gangränöse Entzündungen.
Am Leichnam fanden sie Hyperämie der Lungen, Leber und Nieren, und ungleicbmässigo Blutvertheilung (sogar Infarkte) in der Milz. Der Darmkanal hingegen normal. Dieselben Erscheinungen wurden bei einem Kaninchen und Pferde gefunden. (Langenbeck's Archiv für klinische Chirurgie, 18G4, pag. 383—391).
0. Weber spritzte einem Hunde (Versuch (! und 7) übelriechen­den Eiter in die Vene und beobachtete hierauf Temperaturerhöhung, Erbrechen, Blutruhr, Krämpfe und Tod.
Die Section erwies, aussei- Embolie in den Lungen, stark häiror-rhagische und croupöse Entzündung der Darmschleimhaut, starke Hyperä­mie der Leber (mit Tnfarktenzerfall bei einem Thicre) und blutige lu-liltrationen im Endocardium. Herzmuskulatur verändert. Das Blut dick, dunkel, mit weichem Gerinnsel (deutsche Klinik, 1. c. pag. -165). Nach Einspritzung gut filtrirter, putrider Flüssigkeit erfolgte starke Temperaturerhöhung, welche in tödlichen Fällen rasch fiel, Erbrechen; intensive Durchfälle mit Blutverlust, verlangsamtes Athmen, Krämpfe, Episthotonus und Tod.
Die Autopsie zeigte beständig Affektion der Darmschleimhaut, vom einfachen Katarrh bis zum vollständigen Croup, und bedeutenden Blut­ergusse, so dass die intensiven Formen vollkommene Aehulichkeit mit Dysenterie und Cholera zeigten. Ausserdem traf man constant fleckige Hyperämie verschiedener Organe an, nämlich: des Gehirns, der Leber, Nieren, insbesondere der Milz, welche sehr oft vergrössert und zu einer breiartigen Masse erweicht war. Nicht selten trifft man wirkliche Blutsuffusionen auf der Pleura, in einem Falle fand man solche sogar im Herzen. Weber geht, wie auch Virchow, über den Ursprung dieser Hyperämie und Extravasate mit Stich auseinander und rechnet sie zu den pathognomischen Erscheinungen der putriden Infektion. (Ibid., pag. 47G).
Nach Einführung putrider Flüssigkeit unter die Haut oder in die Brusthöhle, sah 0. Weber keine Krämpfe erfolgen, Durchfall war bei allen Thiereu, Erbrechen nur bei einem Hunde (1. c. Versuche 51, 57, 61.)
Kai son erhielt bei seinen Versuchen folgende Resultate: nach Einspritzung von faulem Blute in die Vene eines Pferdes, stellte sich gleich darauf Bewnsstlosigkeit, erschwertes und schnelles Athmen, Schweiss am ganzen Körper und flüssige Kothentlecrung ein. Bei Be-
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24nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Patholojrie der putriden Infektion.
rühriuig einzelner Stellen wurde Zucken einzelner Muskelbändel wahr­genommen. Darauf starkes Drängen und schleimige, blutig gefärbte Darmentleerungen. Die Respiration wurde sehr erschwert und langsam, dann grosso Unruhe und Tod (wann? ist nicht gesagt).
Die Section erwies überall Blutaustritt aus den Gefässen (Ekchy-mosen) und Hyperämie.
Wurde dasselbe faule Blut unten die Haut eingespritzt, so erfolgte Temperaturerhöhung, grosse Anschwellungen an der Injectionsstelle, Frösteln und kleiner Puls. Appetit verschwand nicht überall. Die Section constatirte: Gangräneszenz der Injectionsstelle mit eitrigem Oedem in der Umgebung. Wassererguss in die Brust- und Bauchhöhle und inquot;s Pericardium, kleine, blutige Extravasate auf der Pleura und Endocardium (bei einem Thiere) und Lungen- und Leberhyperämie. Darmkanal normal (Versuch 3, 4, 6). Das Blut enthielt Pig-menttheile.
50 Cub. Centim. tiltrirter, putrider Flüssigkeit in die Vene eingespritzt, verursachte Temperaturerhöhung, Unruhe, kleinen Puls, Appetitmangel, Tenesmen und schleimigen Durchfall (Versuch 8). Dieselbe Flüssigkeit unter die Haut gebracht, zeigte dieselben Erschei­nungen, wie faules Blut. Die Darmschleimhaut war auch hier normal. Wasserergüsse nur in Brust- und Bauchhöhle, im Pericardium und in den Gehirnventrikeln (Versuch 10).
AiTektion der Darmschleimhaut nach putrider Infektion fand Raison bei Pferden nur in zwei Fällen, nämlich: nach Einspritzung von 4 Cub. Centim. in veuam saphenam (Versuch 19) — Hyperämie aller Häute des Colon und Ekchymosen auf der Schleimhaut desselben (die anderen Theile des Darmkanals blieben unversehrt). Im zweiten Falle war Hy­perämie der Magenschleimhaut und umschriebene Injection der Darm-häute vorhanden.
Schmitz sah bei einem Hunde nach Einspritzung fauliger Sub­stanzen in's Blut, aussei- erhöhter Temperatur noch Erbrechen, Durch­fall und bedeutende Gehirnpression. Krämpfe fanden nur bei zwei (aus 72 Versuchen) Hunden Statt, zugleich war aber bei diesen Thieren weder Erbrechen noch Durchfall beobachtet.
Bergmann nimmt als charakteristische Erscheinungen bei der putriden Intoxikation Erbrechen, Temperaturerhöhung von 40'quot;'—42deg;,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;
Durchfall, welcher leicht schleimig und blutig wird, an. Er beobachtete auch ikterische Färbung der Augen und sogar der Haut. Die Tempe­raturerhöhung verharrt, mit einigen Ausnahmen, bis zum Tode (conLra Weber). Unter den pathologisch-anatomischen Erscheinungen spielt eine Hauptrolle die hämorrhagische Darmentzündung (wirklichen Croup
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und Diphtheritis des Darmes hat ev nicht gesehen, 1. c. pag. 15); ! inbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;ausserdem sind als constante Erscheinungen die Veränderungen der
Milz und namentlich hämorrhagische Infarcte und acute Anschwellung derselben und Ekchymosen im linken Herzventrikel beobachtet worden. In den Atrien und im rechten Herzventrikel kommen solche nie vor. Leber und Nieren sind immer stark hyperämisch. Die Hirnhäute normal.
Führt man putride Flüssigkeit unter die Haut, so findet man die­selben Erscheinungen, nur ist der Darm verhältnissmässig weniger afficirt (1. c. pag. 7). Krämpfe sah Bergmann, trotz der grosseu Anzahl von Versuchen, nur bei 5 Hunden, welchen chemisch bearbeitete, faulende Hefe eingespritzt wurde.
Schmidt sah nach Einspritzung einer Sepsinlösung in die Venen bei Hunden: klonische Krämpfe, Episthotonus, Erbrechen. Blutruhr und hohe Depression der Empfindlichkeit. Bei einer Katze sah er nach Einspritzung von Sepsin unter die Haut: Erbrechen, krampfhaftes Athmen, Pupillenerweiterung, Zittern am ganzen Körper und Aeusserungen hef­tiger Schmerzen beim Drucke gegen die Bauchwandungen.
Die Section derselben erwies Extravasate auf der Pleura, dem Pericar­dium und Endocardium des linken Ventrikels. Der Darmkanal war vollkommen gesund. Bei einem Hunde fand Schmidt Extra­vasate im rechten Ventrikel (Versuch 10, pag. 42).
Peterson sah bei einem Hunde nach Einspritzung von Sepsin meistentheils starke Krämpfe, Tetanus und rapiden Tod eintreten (häufig nach einer Minute).
Die Sectionen solcher Thiere erwiesen charakteristische Verände­rungen der Darmschleimhaut. Bei langsamerem Verlaufe traten Krämpfe, Erbrechen, Durchfall und Betäubung auf. Die Thiere erholten sich dann gewöhnlich schnell. Dasselbe Gift, in einer Menge von 16 Cub. Centim. unter die Haut gebracht, bewirkte nur Gescbwürbildung an der infi-cirten Stelle. Sonst keine pathologischen Erscheinungen, Das Thier starb nach 12 Tagen.
Im Leichnam fand man den Darmkanal, Milz und Herz intakt. Dieselbe Quantität bei einem andern Hunde in die v. cephalica ein­gespritzt, verursachte tetaniscbe Krämpfe, Erbrechen und Durchfall ,Anbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;(1. c. pag. 44, Versuch 59 und 40).
Wir sahen nun aus dieser kurzen Uebersicht, dass die Forscher über die Pathologie der putriden Infektion, wie auch über das Wesen derselben in ihren Meinungen auseinandergehen. So nehmen die Einen Krämpfe und tetanische Anfälle als die wesentlichen Erscheinungen bei der putriden Infektion (Hemmer, Schmidt, Petersen) an. Andere
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Pathologie der putrideu Infektion.
hingegen (Dupuis, Seclillot, Stich, Raison, Schmitz) hiiben diese gar nicht oder sehr selten bei der putriden Infektion gesehen. Selbst die Anwesenheit von Eibrechen und Durchfall, welche Erschei­nungen der grösste Theil der Forscher als ein unzweifelhaftes, charak­teristisches Merkmal der putrideu Infektion aufstellen, wird von einigen Forschern, sogar bei lethalen Fällen derselben geleugnet. Dasselbe lässt sich auch von den anatomisch-pathologischen Erscheinungen, welche durch die putride Infektion hervorgerufen werden, sagen. So nehmen Gaspard, Leuret, Virchow, Panum, Stich, Hemmer, Berg­mann und Andere die hämorrhagische Entzündung der Darraschleim-haut als das einzige, charakteristische Moment an, während Andere selbst in lethalen Fällen die Darmschleimhaut unverletzt fanden (Du­puis, Sedillot, Billroth, Raison und Schmidt). Viele halten die blutigen Ekchymosen in verschiedenen Organen als eine, der pu­triden Vergiftung durchauszukommende Erscheinung (Gaspard, Leuret, Virchow, Weber, Bergmann). Andere hingegen wollen dieselben selbst bei tödlichen Fällen nicht gesehen haben. Dasselbe lässt sich von der Milz sagen. So hält Bergmann die Veränderungen derselben für ein constantes, pathognomisches Merkmal der putriden Infektion, während Da vain e gerade das Fehlen der Vergrösserung der Milz bei der putriden Vergiftung als ein differeiizielles Diagnosticum derselben von dem Milzbrände aufstellt.
Bei einer solchen Lage der Sache war das Streben durch eigne Versuche von den Thatsachen sich zu überzeugen sehr natürlich. Um so mehr da die Frage von der putrideu Infektion mit der von der Pa-thogenese des Milzbrandes zusammenhängt.
Ich habe daher bei meinen Versuchen die Lösung folgender Fragen zum Zweck gehabt:
1.nbsp; Welches sind die constanten und charakteristischen Erschei­nungen der putriden Infektion?
2.nbsp; Befinden sich im Blute mit faulendem Gifte inficirter Thiere Bakterien und andere mikroskopische Thierchen?
3.nbsp; Kann eine Flüssigkeit, welche viele Bakterien, aber wenig pu­tride Substanz enthält, putride Infektion verursachen?
4.nbsp; Wie wirken putride Substanzen, welche durch Austrocknen und Auskochen ihre gasförmigen Körper verloren haben?
5.nbsp; Ist die putride Substanz löslich?
6.nbsp; Hängt die Wirkung putrider Substanzen von ihrer, in den iu-ficirtcu Organismus eingeführten Menge ab?
7.nbsp; Kann die putride Infektion gesunden Thieren durch Inoculation, oder durch Theile von inflcirten Thieren mitgetheilt werden?
^
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8. Bleibt sich die Wirkung putrider 'Substanzen gleich, wenn sie in das Blut direkt eingeführt werden, oder durch Kesorption in dasselbe gelangen ?
Ich hielt es nicht für nothwendig und zweckmässig die putride Substanz zu isoliren. Alle pathologischen Forschungen müssen vor­züglich einen practischen Nutzen zum Ziele haben. Sie sollen das Entstehen gewisser, pathologischer Prozesse erklären. Dieses wird aber nur dann erreicht, wenn das zu untersuchende Agens in seinem natür­lichen Medium verbleibt. In der Natur existirt kein isolirtes Sepsin.
Wer sich mit experimentellen Untersuchungen beschäftigt hat, dem wird es bekannt sein, wie schwierig es ist, in einem Versuche alle Fragen zu lösen. Der Forscher wird oft durch einzelne Erschei­nungen in seinen Versuchen angezogen und lässt andere aussei- Acht.
Aus diesem Grunde war es erforderlich, manche Versuche zu wie­derholen.
Zur besseren Uebersicht theile ich die, von mir ausgeführten Ver­suche in 4 Kategorien:
I.nbsp; Versuche über die Infektion faulender Flüssigkeit, welche ich durch längeres Maceriren im Wasser von Fleischstücken und Heu ge­wonnen hatte.
II.nbsp; Infektions versuche mit gefaultem Blute.
III.nbsp; nbsp;Versuche mit ausgetrockneten und gekochten, putriden Sub­stanzen.
IV.nbsp; Versuche der Inokulation der septischen Krankheit.
Versuche über die Ansteckung durch putride Flüssigkeit.
Die Aufgabe dieser Untersuchung war folgende:
1)nbsp; Sich von der Anwesenheit von Bakterien im Blute durch pu­tride Substanz vergifteter Thiere zu überzeugen.
2)nbsp; Die constanten Erscheinungen der putriden Infektion zu be­stimmen.
Zur Erreichung des einen sowohl, als des anderen Zweckes war es erforderlich, die putride Flüssigkeit auf verschiedenen Wegen in den Körper einzufahren. Ueberdies war es für den letzteren Zweck unum­gänglich, diese Versuche an pflanzen- und fleischfressenden Thiereu
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Eigene Versuche. Erscheinungen bei Kaninchen.
vorzunebmeu. Ich wählte Kanincheu und Scliat'e, weil sie für schwä­cher und mehr empfänglich für die putride Infektion gehalten werden, und ebenfalls Hunde, welche im Gegentheil eine geringere Anlage dazu zeigen.
sect;#9632; 4.
Erscheinungen der putriden Infektion bei Kaninchen,
Versuch 1. Am 7. Juli ISBO wurde einem gesunden Kanin­cheu mittlerer Grosse unter die Haut*) auf der rechten Seite pu-fcridev Flüssigkeit, durch lauge Maceration vom Fleisch gewonnen, ein­gespritzt. Diese Flüssigkeit enthielt eine grosse Menge von Bakterien verschiedener Grosse. Die höchste Temperatur des Kaninchens im Kectum war 40,4ri.
Resultat. Am ersten Tage nach der Einspritzung erhob sich die Temperatur bis auf 41,2deg;. Das Kaninchen wurde apathisch, hörte ganz auf zu fressen und sass beständig auf einer Stelle. Krämpfe aber, Pupillenerweiterung und Frösteln waren nicht zu bemerken. Das unter dem Mikroskop untersuchte Blut enthielt gar keine Bakterien.
Am 8. Juli morgens Temperatur 41,8deg;. Schnelles Athmen, der beschleunigte Herzschlag schwer zu zählen; Appetitlosigkeit, Darmaus­leerung normal. Genauere Untersuchungen des Blutes constatirten keine Bakterien. Apathischer Zustand fortdauernd. Abends Temperatur 41deg;. Das Tliier wurde munterer.
Am 9. Juli morgens Temperatur 40,;')quot;. Das Kaninchen bedeu­tend munterer, der Appetit hat sich wieder eingestellt; am folgenden Tage vollkommen genesen.
Bei diesem Versuche war die Wirksamkeit der putriden Flüssig­keit unzweifelhaft, im Blute aber zeigten sich keine Spuren von Bak­terien. Weder Krämpfe, noch Durchfall, nur eine bedeutende Tempe­raturerhöhung von 1,4quot; und eine sichtbare Apathie wurden bemerkt.
Um die Wirkung der putriden Substanz, die aus der Fäulniss von Pflanzenstoffen gewonnen, zu sehen, wurde folgender Versuch angestellt.
Versuch 2. Den 9. Juli 186SI spritzte ich einem gesunden Ka­ninchen von derselben Grosse, wie das vorige, unter die Haut auf der rechten Seite 5^ einer fauligen Flüssigkeit, die ich aus, im Wasser
*) Sämmtliche Einspritzungen unter ilio Baut und in seröse Höhlen sind mit Hülfe der Prayaz'schen Spritze gemacht worden.
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Erscheinungen liei Kaninchen.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;29
macerirtem, faulendem Heu erhalten habe. Diese Flüssigkeit hatte einen sehr üblen Geruch und enthielt, aussei- einer grossen Mengquot;e von Bakterien, noch eine Masse anderer Infusorien.
Die höchste Temperatur des Kaninchens im Rectum war 40,3deg;.
Resultat. Dieselben Erscheinungen, wie beim vorhergehenden Falle, nur die Temperatur des Thieres stieg abends bis auf 41,8deg; und am folgenden Tage (10. Juli) bis auf 42quot;. Auch bei diesen Thieren fanden, aussei- vollständiger Appetitlosigkeit und sichtbarer Schwäche und Apathie, weder Durchfall, noch Krämpfe statt. Das Blut var im Laufe dieser beiden Tage einige Male unter dem Mikroskope sorgfältig untersucht worden, aber ebenfalls keine Spuren von Bakterien oder anderen Mikrozoen wahrgenommen. Hingegen bemerkte man die Vermehrung und Veränderung der ungefärbten Blutzellen, welche mit dunkeln Körnchen gefüllt waren. Die rothen Zellen zeigten keine Ver­änderungen.*) An der Luft gerann das Blut vollständig. In der Nacht trat der Tod ein.
Die Section fand am 11. Juli morgens 11 Uhr Statt. Die sub-cutanen Venen sind mit flüssigem, kirschfarbenen Blute, besonders in der Nähe der Einspritzungsstelle, angefüllt. Das Unterhautbindegewebe ist an dieser Stelle auf einige Zoll in eine graugelbe Masse, die zwi­schen die Muskeln drang, verwandelt. Dieselbe besteht aus kleinen Körnchen und runden, grössteutheils mit denselben Körnchen angefüll­ten Zellen. Zwischen ihnen sind kleine, runde, sich nach verschiedenen Richtungen frei bewegende Körperchen sichtbai-; von denen einige mit einer kleineu, schwanzförmigen Verlängerung versehen sind. Ausser-dem bemerkte mau auch eine Menge junger Bakterien, in Form von Stäbchen von .,,',„- — ziVquot; Grosse, die nach verschiedenen Richtungen über das Feld des Mikroskopes hin sich schnell bewegten. Diese Masse infiltrirte auch die Haut an der Einspritzungsstelle und drang bis zur Papillarschicht. Die subcutanen Muskeln befinden sich in körnigem Zerfalle. Ein serös-blutiges Infiltrat des ünterhautbindoge wehes um­ringte den diphtheritischen Zerfall.
Die Lungen waren eingefallen, blassroth, ohne Veränderung. Herz durch flüssiges Blut ausgedehnt. Das Blut enthält eine Menge Junger Bakterien und genannter Körnchen, ausserdem eine Unzahl vveisser, mit Körnchen angefüllter Zellen. Au der Luft gerann das Blut, wurde aber nicht heller. Es sonderte bald Häinoglobinkrystalle aus. Die Miiskelfasorn des Herzens trüb und mit dunkeln Körnern angefüllt.
*) Die Untersuchungen wurden mit 9 und 10 Iiumeisiüiissysteiuen und Okularen No. 3, 4 und 6 Hartnak gemacht.
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Erscheinungen bei Kaninchen.
Tn der Bauchhöhle starke Hyperämie aller Venen. Mesenterial-driisen saftiger, als normal. Milz trocken. Leber und Nieren stark hyperämiscli. Ihr Epitbel stark zerfallen. Die Magenschleimhaut blass, mit dickem Schleim bedeckt. Im Dünndarm ist sie leicht hyperämisch, aufgequollen und mit einer dicken Schicht dichten, viel Epithelialzellen enthaltenden Schleimes bedeckt. Nirgends blutige Ekchymosen.
Die Hirnhäute ziemlich stark injicirt. Gehirn feuchter, als ge­wöhnlich.
Dieser Versuch zeigte das volle Bild der putriden Infektion. Bak­terien jedoch waren im Blute, so lange das Thier noch lebte, nicht anwesend. Weder Krämpfe, noch Durchfall; ferner fanden sich weder hämorrhagische Entzündung der Darmschleimhaut, noch Ekchymosen, sondern nur Darmkatarrh, Zerfall des Herzmuskels und des Epithels der Leber und der Nieren.
Um die Wirkung der putriden Substanz beim Einführen in seröse Höhlen zu beobachten, wurden folgende Versuche gemacht.
Versuch 3. Den 14. Juli 1869 wurde einem vollkommenen ge­sunden Kaninchen putrider Flüssigkeit, die bei No. 1 angewandt war, in die Bauchhöhle eingespritzt. Die Temperatur des Thieres war vor dem Versuche 39,9quot;.
Kesultat. Nach dem Versuche wurde das Blut mehrmals unter dem Mikroskope untersucht, keine Bakterien aber vorgefunden. Die Temperatur war 3 Stunden nach der Einspritzung bereits 420 C. Auch bei diesem Kaninchen waren aussei- Respirations- und Herzschlagbeschleu­nigung und allgemeinem, apathischen Zustande, sonst keine beson­deren Symptome bemerkbar. Abends zeigte sich vermehrte, flüssige Darmentleerung.
15. Juli morgens war die Temperatur im Rectum 42,3Ö. Durch­fall dauert fort. In den Darmausleerungen Beimischung von Blut und eine Menge von epithelialer und runder Zellen, fast alle fettig zerfallen. Das Thier ausserordentlich schwach, vermochte nicht mehr sich auf den Pässen zu halten; Athmen langsam. Bei Druck gegen die Bauch-waudungen kein Schmerz vorhanden. Niedergeschlagenheit im höchsten Grade. Im Blute keine Bakterien, wohl aber sehr rapide Aussonde­rung von Häraoglobiukrystallen. Es enthält zugleich eine Menge un­gefärbter, in starkem körnigem Zerfalle begriffener Zellen. Um 11 Uhr fand man bei der Besichtigung des kranken Thieres einen Durchbruch des Dickdarmes durch eine Oeffnung, welche sich in den Bauchwan-dungen fast in der Mitte der linea alba gebildet hatte. Bei genauerer Untersuchung erwies es sich, dass die Haut, das Unterhautzellgewebe und die Bäuchmuskeln au dieser Stelle in eine schmutzige, graugelbe,
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Erscheinungen bei Kaninchen.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;31
vorzüglich aus kleinen Körnchen und einer Menge von Bakterien be­stehende Masse verwandelt war. Die Zahl der runden, mit Körnchen angefällten Körper war in derselben nicht gross. Gewebselemente (Muskel- und elastische Fasern) waren nicht zu unterscheiden. Zu beiden Seiten des JJruches erstreckte sich der Zerfall etwa einen Zoll weit. Au seinen Grenzen war das Gewebe von kleinen Körnern und runden Körpern von der Grosse der farblosen Blutzöllen, von denen die meisten auch mit Körnern angefüllt sind, durchdrungen. Den Mus­kelfasern fehlt die Streifung; sie enthalten Körnchen und kleine Bak­terien. Aus der Oetfuung der Bauchwandungen floss eine trübe, graue, eine Menge Körnchen und Bakterien enthaltende Flüssigkeit. Die Ge­därme stark hyperäinisch. Das, aus den Ührvenen und von den Extre­mitäten entnommene Blut enthielt viele, veränderte, ungefärbte Blut­zellen, jedoch weder Bakterien noch freie Körner. Sie zeigten sich auch nicht nach der Verdünnung desselben mit Wasser. Nach einer halben Stunde (um 11^- Uhr) erfolgte der Tod.
Bei diesem Thiere Avar die parenehymatöse Veränderung des Her­zens, der Leber und der Nieren noch deutlicher, als beim vorhergehen­den Versuche. Ausserdem war noch eine ziemlich starke, katarrhalische Entzündung der Darmschleimhaut (vorzüglich des DänudarmesJ und eine ziemlich bedeutende Anschwellung der Milz vorhanden. Nirgends fand ich in diesem Falle Ekchymosen. Das, bald nach dem Tode des Thieres untersuchte Blut enthielt schon, ausser einer grossen Zahl veränderter, farbloser Zellen, auch viele freie Körnchen, dagegen waren Bakterien gar nicht sichtbar. Nach einer Stunde wurde es auf's Neue untersucht und dieses Mal wurden bereits einige kleine, sich nach allen Richtun­gen hin frei bewegende Stäbchen, deren Grosse fast der eines rothen Blutkörperchens gleichkam, gefunden Wiederum nach einer Stunde hatten sich diese Körperchen bedeutend vermehrt uud einige von ihnen auch eine ansehnliche Grosse erlangt — (2—3 mal grosser, als ein rothes Blutkörperchen). Sie verschwanden auch nicht nach der Hinzu­fügung von Wasser, sondern begannen im Gegentheil bei einer solchen Verdünnung des Blutes sich freier zu bewegen. Dasselbe Resultat er­hielt man auch nach der Hiuzufügung einer schwachen Lösung von Essigsäure, während sie von einer coucentrirten Lösung derselben be­wegungslos und fast durchsichtig wurden. Eine Jodlösung färbte sie nicht, machte sie aber ebenfalls unbeweglich. Concentrirte Carbolsäure bewirkte molekularen Zerfall derselben.
Dass man bei diesem Versuche eine allgemeine, putride Infektion vor sich hatte, bewies die Inokulation des Blutes des gefallenen Thieres (siehe sect; 10, Versuch 61). Indessen enthielt auch hier bei dem Leben
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32nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Erscheinungen bei Kaninchen.
des Thieres das Blut keine Bakterien. Krämpfe beobachtete man eben­falls nicht.
Versuch 4. Am 14. Juli wurde der vorige Versuch mit einem anderen Kaninchen wiederholt. Dieses Thier fiel schon am Abende desselben Tages ohne Krämpfe und ohne Durchfall. Am lö. war der Leichnam bereits derart verwest, dass eine genaue, anatomische Unter­suchung nicht mehr möglich war. Man fand im Blute und in allen Körpertheilen eine bedeutende Quantität ziemlich glosser Bakterien.
Versuch 5. Um die Wirksamkeit der putriden Substanz auf die Darmschleimhaut zu erforschen, spritzte ich selbigen Tages einem kleinen Kaninchen 3/3 derselben Flüssigkeit in das Rectum.
Resultat. Das Kaninchen blieb vollständig gesund.
Versuch 6. Um die Wirksamkeit der, in einer grossen Quan­tität unter die Haut eingeführten, putriden Flüssigkeit zu sehen, wurde am 6. November einem kleinen, aber vollkommen gesunden und kräf­tigen Kaninchen unter die Haut auf der linken Seite der, aus einer 3 wöchentlichen Maceration von Fleischstücken gewonnenen putriden Flüssigkeit eingespritzt. Die Flüssigkeit enthielt eine Menge Bakterien und hatte einen sehr üblen Geruch. Die höchste Temperatur vor dem Versuche war im Rectum 40,3'''. Die Einspritzung wurde um 10 Uhr 45 Minuten morgens gemacht.
Resultat. Nach der Operation hutte das Kaninchen keine An­fälle, frass mit Appetit das ihm gereichte Brod und lief frei im Zimmer umher.
11nbsp; nbsp;Uhr 30 Minuten. Temperatur 40,9deg;. Das Thier missgestimmt, verbarg sich im dunkeln Winkel, suchte nicht bei der ^Berührung zu entlaufen. Schnelle Respiration.
12nbsp; Uhr. Temperatur 41deg;. Das Kaninchen niedergeschlagen, Em­pfindlichkeit abgestumpft, Pupille nicht erweitert. Athmen beschleunigt, Darmentleerung von normaler Consistenz. Im Blute keine Bakterien.
1 Uhr.
Durchfall.
2 Uhr.
3 Uhr.
etwas Heu.
4 Uhr.
hirnebucnes. 6 Uhr.
Temperatur 41,5deg;. Allgemeiner Zustand derselbe, kein
Temperatur 4i,60. Keine besonderen Veränderungen.
Temperatur 41,2deg;. Kaninchen ein wenig munterer, frisst
Athmen langsamer, Darmentleerung fest.
Temperatur 40,9deg;. Es frass ein Stück Brod. Sonst nichts
Bakterien im Blute nicht vorhanden.
Temperatur 41. Das Thier ist wieder missgestimmt und
niedergeschlagen.
8 Uhr. Temperatur 41,4quot;. Status idem. Keine Bakterien im Blute.
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Erscheiuungen bei Kuiiincbeii.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;33
9 Uhr. Temperatur 41,9quot;. Ausser starker Apathie keine beson­deren Erscheiuungen.
Am folgenden Tage (7. November) morgens 10 Uhr Temperatur 40deg;. Athmen sehr erschwert, Empfindlichkeit völlig abgestumpft. In der Nacht reichliche, aber ziemlich feste DarmaüsleerungeU. Keine Bakterien im Blute. Um 12 Uhr trat der Tod ein. Keine Krämpfe waren beobachtet worden. Die Section wurde gleich nach dem Tode vor­genommen.
Das Blut enthält eine Menge ungefärbter mit Körnern gefüllte Zellen und viele freie Körner, aber keine Bakterien. An der Injec-tionsstelle dasselbe körnige Infiltrat und Schwellung des Bindegewebes wie im 2. Versuche. In demselben waren viele, aber noch sehr kleine Bakterien. In der Brust- und Bauchhöhle eine geringe Quantität durch­sichtiger Flüssigkeit. — Ekchymosen waren nirgends zu finden.
Die Lungen von blasser Rosafarbe, eingefallen. Her/ mit flüssigem, kirschrothem Blute überfüllt. Endocardium unverändert. Herzmuskeln trübe und körnig. Magen und Darmschleimhaut normal. Leber leicht hyperämisch. Der körnige Zerfall der Zellen derselben stark ausge­sprochen. Die Hyperämie der Nieren bedeutender, als in dem vorigen Versuche. Das Epithel derselben vollständig zerfallen. Milz, trocken. Ge­hirn blass und feucht. Stark ausgesprochene Hyperämie in den Blut­leitern und Gelassen der Hirnhäute.
Dieser Versuch ergab ein hervorragendes Bild der putriden Infek­tion und constatirte die Resultate früherer Versuche. Auch bei diesem Thiere waren weder Krämpfe, noch Durchfall und Blutergüsse; im Leben enthielt das Blut keine Bakterien oder deren Embryonen.
Um sich nun von der Wirksamkeit der festen Bestandtheile pu-trider Substanzen zu überzeugen, wurden folgende Vorsuche angestellt.
Versuch 7. Den 7. Juli 1869 wurden einem ziemlich grossen und kräftigen Kaninchen, ein etwa einen Zoll grosses Stück gefaulter Pferde­haut unter die Haut eingelegt. Das eingelegte Stück Haut verbreitete einen sehr Übeln Geruch und enthielt eine Menge Bakterien.
Resultat. Am folgenden Tage hatte das Kaninchen Durchfall. Die Temperatur erhob sich am ersten Tage auf 41,2n, am zweiten und dritten schwankte sie zwischen 41quot; und 42deg;. Niedergeschlagen­heit und allgemeine Schwäche waren sehr ausgesprochen. Darment­leerung, ansser einmaligem Durchfalle, von normaler Gonsistenz. Bak­terien waren bei wiederholten Untersuchungen im Blute nicht zu finden. Das Kaninchen starb am 4. Tage (10 Juli früh morgens).
Die Section land um 10 Uhr selbigen Tages statt. Ich fand die-
Kavitsch. Infection.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;3
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Erscbeintingen bei Eanincben.
selben Veränderungen, wie in rinn vorhergehenden Fällen, mit dorn Un­terschiede, dass die Hyperämie und der Katarrh der Dünndarmschlenn-haut, wie auch die Hyperämie der Hirnhäute, in diesem Falle sicht­barer hervortraten. Das Blut war flüssig, gerann aber an der Luft; die mikroskopischen Untersuchungen erwiesen dieselbe Vermehrung und Veränderung der ungefärbten Blutzellen und eine ziemlich bedeutende Zahl freier Körner und junger Bakterien. Hämoglobinlcrvstalle son­derten sich sehr bald aus. Um das hineingelegte Hautstück herum sah man denselben graugelben Zerfall, von einem ziemlich grossen, blutig serösen Infiltrat des Unterhautbindegewebes umgeben.
Versuch 8. Den 28. November 1869 spritzte ich einem mittel-grossen, gesunden Ivanincheu unter die Haut SjjS Wasser, welches zer­riebene .Stücke einer Membran enthielt, die sich auf der Oberfläche der im Versuche 6 angewandten, putriden Flüssigkeit gebildet hatte. Dieses Wasser enthielt eine Menge lebendiger Bakterien und Spirillen, hatte aber keinen fauligen Geruch. Die Temperatur des Thieres war vor dem Versuche 40,1deg;. Die Operation wurde um 10 Uhr 20 Minuten morgens ausgeführt.
Resultat. Bald nach dem Versuche keine Krankheitserscheinun­gen vorhanden.
11nbsp; nbsp;Uhr. Temperatur 40,1quot;. Keine Bakterien im Blute. Das Kaninchen munter und vollkommen gesund.
12nbsp; Uhr. Temperatur 40,4'''. Keine Bakterien im Blute. Das Kaninchen gesund.
1 Uhr nachmittags. Temperatur 40,6deg;. 9nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 40 5deg;
onbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 40 4quot;
Derselbe Zustand.
4nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 40 4quot;
fSnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;40'2quot;
G Uhr abends. Temperatur 40,0quot;. Das Thier ist ein wenig miss­gestimmt, keine Bakterien im Blute.
8nbsp; nbsp;Uhr. Temperatur 40,7quot;. Dasselbe.
9nbsp; Uhr 30 Minuten. Temperatur 40,7quot;. Dasselbe. Ebenfalls keine Bakterien im Blute.
10nbsp; Uhr 30 Minuten. Temperatur 40,r)0. Unweit der Injections-stelle bildete sich eine kleine Hache, diffuse Anschwellung. Der Druck auf dieselbe verursacht dem Thiere keinen Schmerz.
29. November morgens. Temperatur 40,2quot;. Das Kaninchen ist munter, läuft frei im Zimmer umher. Appetit und Darmentleerung normal. An der angeschwollenen Stelle fiel das Haar heraus und die
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Erscheinungen bei Kaninchen.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;35
Haut wurde nekrotisch. Im Laufe des Tages schwankte die Tempe­ratur zwischen 40 und 40,5deg;. Allgemeiner Zustand normal.
30. November. Die Haut an der geschwollenen Stelle steht per-
8
amentartig ab. Der enthlösste Theil hat ein grau-gelbliches Aus-
sehen und enthält viele Körner und junge Bakterien. Die Temperatur stieg an diesem Tage nicht über 40,0deg;. Allgemeiner Zustand völlig normal.
In den folgenden Tagen entstand allumlig um den Zerfall, welcher einen gelben Schorf gebildet hatte, ein narbiges Gewebe und am 12. December war der Schorf bereits verschwunden.
Bei diesem Versuche rief die putride Infektion nur locale, anato­mische Störung (Diphtheritis) hervor; ein allgemeines Leiden war kaum bemerkbar (Temperaturerhöhung am ersten Tage auf 0,6deg;). Inzwischen wurden Bakterien in grosser Anzahl in den Körper geführt. Ich glaube, dass dieser Versuch hinreichend Lern air e's und Da value's Lehre wiederlegt. Jedenfalls ist aus dieser Reihe von Versuchen ersichtlich, dass auch in lethalen Fällen von pntrider Infektion die Kaninchen gar nicht von Krämpfen befallen werden, Durchfall aber nicht immer eine constante Erscheinung bei denselben ist. Beim Leben findet sich im Blute auch nicht die geringste Spur von Bakterien. Ekchymosen sind gar nicht wahrzunehmen. Constante anatomische Veränderungen hin­gegen sind: Vermehrung der farblosen Blutkörperchen und körniger Zerfall derselben, rapide Aussonderung von Hämoglobinkrystallen, pa-renehymatöser, degenerativer Prozess (körniger Zerfall) des Herzmuskels, der Leber- und Nierenzellen, ferner sind constant die äusserst schnelle Blutzersetzung und das Entstehen von Bakterien in demselben nach dem Tode. Dann zeigten diese Versuche, dass die locale Wirkung der putriden Infektion in einer constanteu Bildung von Diphtheritis an der Berühruugsstelle der putriden Substanz besteht; dass der allgemeine Zustand des Thieres sehr wenig bei einer solchen, localen Affektion leiden kann und dass das Blut frei von Bakterien bleibt, selbst dann, wenn dieselben in dem abgestorbenen Theile eine bedeutende Ent-wickelung erlangt haben.
Diese Thatsachen sind nicht zu bestreiten. Jeder kann sich davon fiberzengen. Mit der Erklärung derselben will ich mich vorläufig nicht befassen. Ich glaube jedoch, dass diese wenigen Versuche die Unab­hängigkeit der putriden Infektion vom Eintritte von Bakterien in's Blut schon dargethan haben und keinesweges zu Gunsten der Parasitenlehre der französischen Forscher sprechen können. Betrachten wir jedoch, was die folgenden Versuche ergeben haben.
3*
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Ei'scheiimiigeu lioi Schafen.
sect;. 5. Ersclieinungen der putriden Infektion bei Schafen.
Schafe leiden häufig an putviden Krankbeiten. Daher war die Er­forschung der Wirkung putrider Substanzen auf diese Thiere von practischer Bedeutung, weshalb ich auch auf diese Untersuchung meine besondere Aufmerksamkeit richtete.
Versuch U. Am 21. Juli spritzte ich einem gesunden, ausge­wachsenen, mittelgrossen Schafe unter die Haut öß einer, ans anhal­tender Maceration von Fleisch gewonnenen, putriden Flüssigkeit ein, welche eine Menge von Bakterien enthielt und sehr übelriechend war. Die höchste Temperatur des Schafes im Rectum war 40,2deg;.
Resultat. Das Tbier zeigte nach dem Versuche keine Krank­heitserscheinungen. Es frass mit gewöhnlichem Appetite. Der Koth bestand aus festen, kleinen Stücken. Im Laufe des ersten Tages erhob sich die Temperatur auf 41,3deg;.
22. Juli. Temperatur schwankte zwischen 40,5 und 41deg;. Das Schaf frisst mit Appetit. Darmentleerung normal. Keine Bakterien im Blute.
2;5. Juli. Temperatur morgens nur 40,!')quot;, abends 41deg;. Allge­meiner Zustand unverändert. Keine Bakterien im Blute. #9632;- quot;, 24. Juli. Das Thier ist missgestimmt, hört auf zu fressen; Tem­peratur 40,5deg;. Keine Bakterien im Blute. In der Nacht fiel es.
Die Section geschah am 2;'). Juli 1 Uhr 30 Minuten nachmittags. Lufttemperatur sehr hoch.
Die subeutanen Venen stark von Blut injicirt. Die Injektionsstolle in der Umgebung von der Grosso einer Handfläche von blutiger Flüs­sigkeit infiltrirt, welche eine Menge farbloser, in körnigem Zerfalle be­findlicher Zellen, Hämoglobinkrystalle, frei sich bewegende, runde Kör­perchen und grosso, unbewegliche, stabtörmige Körper (von 0,03—0,08 Millim. Grosse) enthielt. Diese Körper (Bakteriden nach Davaine, Leptothrix nach Del a fond) verschwinden nicht im Wasser, Essig­säure und in Jodlösung. Dagegen zerfallen sie in einer zehnprocentigen Lösung von Schwefelsäure in kleine Körnchen und verschwinden darauf. Lungen emphysematös aufgetrieben; die hinteren Theilo derselben öde-matös. Die in den Lungen enthaltene Flüssigkeit voll von Bakteriden. Im Herzen dunkles, flüssiges Blut. An der Luft gerinnt es schwach und bleibt dunkel. Das Serum desselben rotb gefärbt. Unter dem Mikroskope ist eine Menge freier Körnchen in demselben sichtbar. Die rotben Körpereben sind gezackt, sternförmig und enthalten dunkle Körnchen. Die ungefärbten Blutzellen bedeutend vermehrt und mit
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Ersclieiuuiigeu bei Schafen.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;37
Körnern gefällt, Ausserderu sind im Blute vieli; unbewegliche Stäb-clien, aber änsserst wenige und kleine (Junge), frei sieh bewegende Bakterien vorhanden. Die Aussonderung von Hämoglobinkrystallen geht sehr schnell von statten. Endocardium unverändert. Keine Ek-chymosen. Herzmuskel vollständig trüb und mit Körnern gefüllt. In der Luftröhre und den Bronchien schaumige, gefärbte Flüssigkeit. Deren Schleimhaut stark hyperämisoh, oedema glottidis. Tonsillen geschwellt und mit röthlicher Flüssigkeit inflltrirt. In der Bauchhöhle eine ge­ringe Quantität gefärbten, eine Menge Bakteriden enthaltenden Traus-sudates. Leber und Nieren stark hyperämisoh; deren Epithel vollstän­dig zerfallen. Sie enthalten viele unbewegliche Stäbchen (Bakteriden) und frei sich bewegende Körnchen. Mesenterialdrüsen vergrössert und mit röthlicher, dieselben Körper enthaltender Flüssigkeit infiltrirt. Die lymphoiden Körper der Drüsen mit dunkeln Körnchen gefüllt. Milz stark vergrössert (3mal grosser, als gewöhnlich) und erweicht. Beim Zerschneiden derselben tiiesst eine grosse Quantität schwarzen, theer-artigen Blutes heraus. Das Mikroskop zeigt in demselben eine bedeu­tende Anzahl genannter Bakteriden und sich bewegender Körnchen. Die farblosen Körperchen mit Körnern gefüllt. Eine grosse Menge von Hämoglobinkrystallen. Nirgends Ekcliymosen vorhanden. Magen- und Darmschleimhaut locker (Leichenerscheinung), aber wenig hyperämisch. Darminhalt tlüssig und gefärbt. Audi im Darmkanal keine Ek-chymosen.
In der Schädelhöhle starke Hyperämie der Gefässe der Haut und Geflechte. Die Hirnsubstanz erwies keine Veränderungen.
Dieser Versuch gab ein vollkommenes Bild vom Milzbrande oder von der sogenannten Blutkrankheit bei Schafen. Das nach dem Tode unter dem Mikroskope untersuchte Blut dieses Schafes enthielt eine Menge unbeweglicher, stäbchenförmiger Körper (Bakteriden), welche beim Milzbrande gefunden und von Davaine als characteristischer Unterschied zwischen dieser Krankheit und der putrideu Infektion auf­gestellt wurden. Dieses Thier aber fiel in Folge putrider Infektion und nicht vom Milzbrände. Schon von dieser unwiderlegbaren 'Wahrheit allein ausgehend, dass in Fällen, wo man es mit experimentellen Un­tersuchungen zu thun hat, einem positiven Faktum viel mehr Bedeu­tung zugeschrieben worden muss, als hundert negativen, könnte ich hin­reichend genug die Davaiue'sche Theorie vom Milzbrande widerlegen. Wir wollen aber sehen, was die anderen Versuche angeben werden. Dieser Versuch zeigt uns ferner die bemerkenswerthe Wirkung putrider Substanzen auf Schafe. Die Einspritzung einer geringen Quantität pu­trider Flüssigkeit unter die Haut brachte nur ein unbedeutendes, all-
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Erscheimmgeu bei Schafen.
gemeines Leiden hervor, dus sich nur in der Temperaturerhöhung aus­sprach. Schon am ;gt;. Tage hörte dieses allgemeine Leiden auf. Doch die eingeluhrte, putride Substanz wirkte auch lokal und verursachte gangränösen Zerfall des Unterhautbindegewebes, welcher seinerseits suc­cessive putride Infektion und Tod hervorrief.
In jedem Falle ist auch bei Schafen die putride Infektion ohne Krämpfe, hämorrhagische Darmentzündung und ohne jede Anwesenheit von Bakterien im Blute beim Leben des Thieres tödlich.
Versuch 10. Den 24. Juli 18(59 spritzte ich einem grossen Schafe unter die Haut 5^ derselben putriden Flüssigkeit ein. Die höchste Temperatur vor dem Versuche war -iO^0.
Resultat. Abends desselben Tages Temperatur 41deg;. Sonst keine bemerkenswerthen Krankheitserscheinungen.
25.nbsp; Juli. Temperatur schwankt zwischen 41deg; und 41,3deg;. Keine Bakterien im Blute.
26.nbsp; Juli. Temperatur schwankt zwischen 41deg; und 41,6deg;. Keine Bakterien im Blute. Das Schaf, allem Anscheine nach, vollkommen gesund.
27.nbsp; Juli. Temperatur 41deg;. An der Einspritzungsstelle zeigte sich eine begrenzte Anschwellung, welche beim Befühlen hart und wenig empfindlich war. Das Thier froh und munter. Appetit normal. Keine Spur von Bakterien im Blute. Abends Temperatur nur 40,5deg;.
28.nbsp; Juli. Temperatur erhob sich wieder auf 41quot;. Keine anderen Erscheinungen.
29.nbsp; mittags Temperatur 41,5; abends 41,2. Keine Bakterien im Blute.
00.nbsp; morgens Temperatur 41deg;; abends 41,2deg;.
31. mittags Temperatur 41,.sr'; abends 41,0quot;. Im Blute keine Bakterien. Geschwulst in demselben Zustande.
1.nbsp; August morgens Temperatur 40,8quot;; abends 10,3deg;.\ Geschwulst iu
2.
o
o.
4. 5.
plusmn;(\n .nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; wi-in I demselbenZu-
40deg;;
40,3raquo;; 40,5quot;;
iV^.l stande Das
40,3deg;./ Schaf scheint
40,5deg;.) 41deg;.
vollkommen
gesund. In der Ge-
schwulst trat Eiterung ein.
6.nbsp; August morgens Temperatur 41,5deg;; mittags 41,9deg;; abends 42deg;. Das Schaf zeigt wenig Appetit und ist missgestimmt. Während des Tages wurde das Blut 2mal untersucht, aber keine Bakterien darin gefunden.
7.nbsp; nbsp;August morgens Temperatur 41,7deg;. Der Abscess wurde ge­öffnet und eine Menge grauen, übelriechenden Eiters ausgelassen. In
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Erscheinungeu bei Schafeu.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;39
demselben waren einige grosse Stücke einer graugelben, schmatzigeu Masse. Das Mikroskop zeigte in dieser ähnliclien Zerfall, wie in den vorhergehenden Fällen. Der Eiter enthält, ausser Eiterkörperchen, viele freie Körner und junge Bakterien. Im Blute keine Spuren von Bak­terien. Abends war das Schaf munterer und frass mit Appetit.
8.nbsp; nbsp;August morgens Temperatur 41deg;, abends 40,7deg;. Das Schaf hatte sich vollkommen erholt.
9.nbsp; August inorgeus Temperatur 40,3deg;; abends 40,1deg;.
10.nbsp; August. Das Thier völlig gesund.
In diesem Versuche brachte die putride Infektion zuerst nur Tem-peraturerhöhung im Verlaufe einiger Tage hervor, zugleich aber auch eine locale Affection, welche ihrerseits später (beim Eintritte von Eiter­bildung) ein ziemlich hohes und anhaltendes Fieber verursachte.
Eine solche schwache, allgemeine Wirkung konnte ich nur dem Umstände zuschreiben, dass die, bei diesem Versuche angewandte pu­tride Flüssigkeit in Folge des Aufhörens der putriden Zersetzung ihre frühere, giftige Kraft bereits verloren hatte, ungeachtet dessen, dass sie noch eine ansehnliche Menge von Bakterien enthielt. Um mich von der Richtigkeit dieser Voraussetzung zu überzeugen, wiederholte ich diesen Versuch mit einer putriden Flüssigkeit, die am 9. Juli im zweiten Versuche gebraucht worden war.
Versuch 11. Den 8. August führte ich einem völlig gesunden Schafe unter die Haut SjjS oben erwähnter Flüssigkeit ein; sie hatte nur einen schwachen, Übeln Geruch, trotzdem dass sie noch eine ziem­lich grosse Menge von Bakterien, doch weniger, als früher, enthielt.
Das Resultat dieses Versuches war nur eine 3 Tage anhaltende Temperaturerhöhung, nämlich:
6. August morgens (vor dem Versuche) Temperatur 40deg;; abends nach der Einspritzung 41,7deg;.
9.nbsp; August morgens Temperatur 41,5deg;; abends 41,7U.
10.nbsp; nbsp; nbsp; ,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 41,3raquo;; , 41,40.
11.nbsp; nbsp; nbsp; ,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;. ' 40,8deg;; , 40,8deg;.
12.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 40,7deg;; , 40,5deg;.
Während der ganzen Zeit äusserte das Thier keine andere Krank-heitserscheinungen.
Auch diese Flüssigkeit verlor, wie man hieraus sieht, schon zum Thcil ihre Ansteckungskraft.
Folgender Versuch bewies, dass die nicht lange putrider Zersetzung ausgesetzten Substanzen ebenfalls sehr schwach wirken, ungeachtet dessen, dass sie eine sehr bedeutende Menge von Bakterien enthalten.
Versuch 12. Den 6. November 1869 wurde einem gesunden.
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Ersoheiniuiiren hei Schafen.
grossen Schute unter die Haut in der Nähe des Ruters Siij übelrie­chender, viele Bakterien enthaltender, putridor Flüssigkeit, durch Ttägige Maceration von Fleisch gewonnen, eingespritzt; Vor dem Versuche war die Temperatur des Schafes 40,4quot;. Er wurde um 10 Uhr 35 Mi­nuten morgens angestellt.
Resultat 11 Uhr. Temperatur 40,8deg;. Häutige und vermehrte Harnentleerung, beschleunigte Respiration, Hinken auf dem rechten Pusse.
11nbsp; nbsp;Uhr 30 Min. Temperatur 40,9deg;. Das Schaf missgestimmt, knirscht mit den Zähnen; Appetitlosigkeit.
12nbsp; Uhr. Temperatur 41deg;. Keine Bakterien im Blute.
1nbsp; nbsp;Uhr 30 Min. Temperatur 40,7quot;. Das Schaf frisst Brod, ist munterer.
2nbsp; Uhr 30 Min. Temperatur 40,7quot;.
3nbsp; nbsp;Uhr 30 Min. Temperatur 40,7deg;.
4nbsp; nbsp; nbsp;, 30 ,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;40,5deg;. 6 , 30 , , 40,3deg;.
Es frisst Heu.
Das Schaf hat sich völlig erholt.
9 , Temperaturnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;40,3deg;. 7. November morgens Temperatur 40,2deg;. An der Injectionsstelle
eine kleine Anschwellung, welche später ohne Eiterung sich auflöste.
Die Wirkung dieser Flüssigkeit beschränkte sich nur auf ein kurzes, allgemeines Leiden.
Folgender Versuch bewies noch entschiedener die Abschwächung der Wirkung der, im Versuch 11 gebrauchten Flüssigkeit.
Versuch 13. Am 11. August wurde einem kleinen Schafe in die Bauchhöhle 5']ß einer, im Versuch 11 angewandten Flüssigkeit (aus faulendem Heu) eingespritzt. Vor dem Versuche war die höchste Tem­peratur im Rectum 40,4deg;.
Resultat. Das Schaf blieb vollkommen gesund. Den 11. Au­gust Temperat. 40,5deg;; den 1.2. — 40,4quot; und 40,6deg;; den 13. — 40,2deg; und 40,5deg;: den 14. — 40deg; und 40,4deg;. Es war also fast gar keine Wirkung sichtbar. Denn das Steigen der Temperatur auf 0,2deg; kann man doch nicht als charakteristische Erscheinung der putriden Infek­tion rechnen.
Versuch 14. Den 6. November wurde 5j einer putriden, schon beim Vorsuche 12 angewandten Flüssigkeit in die Bauchhöhle eines anderen, ganz gesunden, aber kleinen und mageren Schafes eingeführt. Die höchste Temperatur dieses Schafes im Mastdarme war vor dem Versuche 40,5deg;. Der Versuch wurde um 10 Uhr morgens unternommen. Derselbe hatte den Zweck, zu erfahren, ob diese putride Flüssigkeit
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Erscheinungen hei Schafen.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;41
ilurch Resorption an einer serösen Haut eine stärkere Wirkung zur Folge habe.
Resultat. Bald nach dem Versuche war das Thier sehr miss-gestimmt, knirschte mit den Zähnen, Hess den Kopf hängen und ächzte. Respiration stark beschleunigt (80mal in der Minute); die Ausleerung feucht, aber fest.
10nbsp; Uhr 30 Min. Temperatur 4(i,50. Das iu den Mastdarm ein­geführte Thermometer mit Blut bedeckt. Respiration erschwert (50mal in der Minute). Das Thier stöhnte und knirschte mit den Zähnen.
11nbsp; Uhr 30 Min. Temperatur 40,4deg;. Athmen 38 in der Minute. In der Kehle ein röchelndes Geräusch hörbar. Das Thier niederge­schlagen, ächzt.
12nbsp; nbsp;Uhr. Temperatur 40,2n. Athmen 30. Sonst derselbe Zu­stand. Keine Bakterien im Blute vorhanden.
12 Uhr 30 Min. Temperatur 40deg;. Sehr starker Durst; kein Appetit. Das Schaf trank zufällig etwa |iij derselben putriden Flüs­sigkeit, die auf dem Boden stand.
1nbsp; Uhr 30 Min. Temperatur 39,9quot;. Ausleerung mit Blutgerinnsel,-aber consistent. Starke Tenesmen. Das Stöhnen dauert fort, wie auch das Laryngealgeräusch.
2nbsp; nbsp;Uhr 30 Min. Temperatur 40,2quot;. Es trat ein Zittern des Kopfes ein.
3nbsp; ühr 30 Min. Das Thier beginnt Heu zu fressen.
4nbsp; Uhr 30 Min. Temperatur 40,9deg;. Starke Tenesmen; Ausleerung trocken, mit Blutgerinnsel gemischt. Das Thier wieder niedergeschla­gen. Athmen 56. Keine Bakterien im Blute.
5nbsp; Uhr 30 Min. Temperatur 40,9deg;. Derselbe Zustand.
6nbsp; Uhr 30 Min. Temperatur 40,8deg;. Das Thier stöhnt stark, hält sich kaum auf den Füssen. Reichliche, aber feste Darmentleerungen.
7nbsp; Uhr 30 Min. Temperatur 40,6deg;. Starke Tenesmen; das Schaf stöhnt jämmerlich.
8nbsp; nbsp;Uhr 30 Min, Temperatur 40deg;. Das Thier ist sehr schwach; stöhnt stark.
9nbsp; ühr. Tod. Bluterguss aus dem After.
Das gleich nach dem Tode untersuchte Blut zeigte keiue Spuren von Bakterien.
Section des Leichnams am folgenden Tage (7. November) 9 Uhr morgens.
Sämmtlicho subeutanen Venen stark mit Blut gefüllt. In der Brusthöhle eine grosse Quantität durchsichtigen Transsudates. Die
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Erscheimuigen bei Schafen.
Pleura costalis blass. Die rechte Lunge ödematös, ohne Flocke. Die linke an den Bändern emphysematös aufgetrieben. In dein Herzbeutel eine Menge hellen Transsudates; auf der änsseren Oberfläche desselben nach unten einige bernsteinfarbige fibrinöse Auflagerungen. Das Herz enthält kleine, lockere Gerinnsel und viel flüssiges, kirschfarbencs Blut. An der Luft gerinnt dasselbe. Das Mikroskop zeigte in demselben eine sehr starke Vermehrung der farblosen Blutkörperchen und ansser-dem eine Menge freier Körnchen und unbeweglicher Stäbchen, von denen einige sehr gross waren und aus 2—3 Gliedern bestanden. Keine beweglichen Bakterien. Die Herzmuskeln waren in sehr entwickeltem körnigen Zerfalle.
Die Schleimhaut aller 4 Ventrikel blas-:, das Epithel des dritten Ventrikels liess sich leicht lappenförmig abziehen. Die Zwölfflnger-Darmschleimhaut blass, im Jejunum und Ileum intensiver Katarrh, aber keine Bkchymosen. Im Colon war die Hyperämie noch bedeu­tender; hier zeigte die Schleimhaut eine Menge kleiner Extravasate. Keine Anschwellung der lymphatischen Darmtbllikel. Die Mesenterial-drüsen bedeutend vergrössert und sehr saftig. Milz trocken und flach, enthält viele unbewegliche Stäbchen und freie Körner. Leber und Nieren stark hyperämisch. Deren Epithel in hohem fettigen Zerfalle. In der Leber viele unbewegliche Stäbchen.
In der Schädelhöhle fand sich Hyperämie der Häute, Oedem des Gehirns und grosses Transsudat in seinen Höhlen.
Während also dieselbe Flüssigkeit in einem früheren Falle, unter die Haut eingeführt, eine kaum bemerkbare Affection hervorrief, er­zeugte sie in diesem Versuche erhebliche Erscheinungen der putriden Infek­tion, sogar starke, hämorrhagischc Entzündung der Dickdarmschleimhaut.; zugleich waren einige Erscheinungen der localen Wirkung des Giftes vorhanden. Bakterien waren weder beim Leben, noch nach dem Tode des Thieres im Blute zu finden; dagegen traten nach dem Tode in demselben Da value's Bakteriden auf. Es spricht also auch dieser Versuch gegen seine Theorie über das Wesen des Milzbrandes. Ferner wurden auch in diesem Versuche beim Schafe keine Krämpfe beobachtet und im Cadaver keine Ekchymosen auf den serösen Häuten gefunden. Die Temperaturerhöhung blieb wahrscheinlich wegen der ausserordent-liclien Respirationserschwerung aus.
Es bliebe also noch übrig, von dem höchsten Grade der Wirkung der putriden Flüssigkeit sich zu überzeugen, wenn nämlich eine grosso Quantität derselben in eine Vene eingeführt wird. Zu diesem Behüte ward folgender Versuch angestellt.
Versuch 15. Den 20. November spritzte ich 5jv putrider, durch
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Erscheinungen bei Schafen.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;43
lauge Fleischmaceration gewonnener Flüssigkeit einem grossen, sehr kräftigen und fetten Schafe in die linke Jugularvene ein. Die Opera­tion wurde um 11 Uhr 30 Minuten morgens ausgeführt. Vor derselben war die Temperatur im Mastdarm 40,2deg;.
Resultat. 12 Uhr. Temperatur 41deg;. Starker Durchfall, das Thier ächzt, ist niedergeschlagen.
1nbsp; Uhr. Temperatur 41,8deg;. Starker Durchfall mit Tenesmen; keine Krämpfe, keine Bakterien im Blute.
2nbsp; nbsp;Uhr. Temperatur 42,1deg;. Derselbe Zustand; beschleunigtes Athmen.
3nbsp; Uhr. Temperatur 42deg;. Das Thier äusserst schwach, schwankt beim Gehen.
4nbsp; Uhr. Temperatur 40,5deg;. Blutiger Durchfall, starke Tenesmen, keine Krämpfe, keine Bakterien im Blute. Athmen langsamer — 20 in der Minute.
4 Uhr 30 Min. Tod.
Das gleich darauf untersuchte Blut enthielt nur eine grosse Menge farbloser, mit Körnern angefüllter Zellen und sonderte bald Hämoglo-binkrystalle aus. Weder freie Körner, noch andere fremde Körper be­fanden sich in demselben.
Die Section fand am folgenden Tage (21. November) 10 Uhr morgens Statt.
Die grossen Venen voll Blut, welches Luft enthält; starke Fäul-niss des Cadavers; er ist sehr aufgetrieben. (Die Lufttemperatur war ziemlich niedrig). Lungen stark emphysematös aufgetrieben (Fäulniss­erscheinung), der mittlere Lappen ödematös. Auf der Pleura und dem Pericardium keine Ekchymosen; im Endocardium des linken Herzeus ein kleiner, schwarzer Fleck auf der valv. mitr., ein ähnlicher Fleck im Beginne der Aorta. Blut flüssig, enthält viele unbewegliche, grosse Stäbchen und Hämoglobinkrystalle. Die Menge von Bakterien in dem­selben nicht erheblich. Sie sind sehr klein, kleiner als der Durch­messer eines ungefärbten Blutkörperchens. Leber blass und vollständig erweicht (Leicheuerscheinung). Milz bedeutend vergrössert und ganz erweicht. Dieselbe enthielt eine grosse Menge von Stäbchen und Bak­terien. Die Malpighi'schen Körperchen vergrössert und deren lym-phoide Körper mit Körnern überfüllt. Nieren völlig erweicht.
In der Schädelhöhle starke Hyperämie der Häute und Geflechte, ohne wässrige Ergüsse.
Dieser Versuch ergab, dass auch bei einer starken Wirkung pu-trider Substanzen keine Krämpfe bei Schafen stattfinden und dass sogar bei unmittelbarer Einführung der putriden Flüssigkeit in das Blut sich
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Erschemungen Hei Hunden.
in demselben beim Loben keine Bakterien vorfinden. Der schwarze Fleck, welcher auf dem Endocardium des linken Ventrikels sich befand, hatte in der Imbibition seinen Gmud. Bemerkenswerth war bei einem der­artigen, starken Durchfalle die Abwesenheit der Hyperämie der Darm-schleimhant.
Das Resultat aller Versuche mit Schafen war folgendes:
1.nbsp; Bei Schafen finden sich im Blute des lebenden Thieres nach der putriden Infektion keine Bakterien oder andere fremde Körper.
2.nbsp; Nach dem Tode hingegen findet im Blute dieser Thiere eine sehr schnell vor sich gehende Bildung fadenförmiger Körper (Stäbchen), oder, wie Davaine sie nennt, jede freie Bewegung entbehrender Bak-teriden, und einer Menge kleiner Körner (Microzymas), welche sich bald zu Bakterien entwickeln, statt.
3.nbsp; Constante Erscheinungen der putriden Infektion sind nur: Tera-peraturerhöhnng, mehr oder weniger ausgesprochene Depression des Bewusstseins und der Empfindlichkeit. Vermehrung der farblosen Blut­körperchen mil körnigem Zerfalle dos Protoplasmas derselben, Auflö­sung der rothen Blutkörperchen (rapide Ausscheidung von Hämoglobin-krystallen) und körniger Zerfall des Herzmuskels, des Epithels der Leber und der Nieren.
4.nbsp; nbsp;Durchfall und Darmkatarrh ist eine häutig auftretende, aber nicht constante Erscheinung der putriden Infektion bei Schafen.
5.nbsp; Die putride Infektion hat selten Krämpfe bei Schafen zur Folge. In diesen Versuchen fanden gar keine Krämpfe statt.
sect;. 6. Ersclieinungen der putriden Infektion bei
Hnnden.
Der grösste Theil der mit der putriden Infektion angestellten Ver­suche ist an Hunden gemacht worden; die erhaltenen Resultate waren, wie wir bereits gesehen, sehr wenig übereinstimmend. Es war also von hohem Interesse, die constanten Erscheiiuingeu der Wirkung putrider Substanzen auch bei diesen Thieren kennen zu lernen. Folgende Ver­suche haben diese Aufgabe zu lösen gesucht.
Versuch 16. Am 9. Juli wurde einem kleinen Hündchen, Vor-steherrace, von derselben Flüssigkeit, welche im Versuch No. 1 ge­braucht wurde, 3j in die Vene eingespritzt.
Anmerkmug. Bei diesen Versuchen war meine Aufmerksamkeit
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Erscheinungeu bei Hunden.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;45
vorzüglich auf die Veränderungen des Blutes und die Anwesenheit von Bakterien in demselben nach der putriden Infektion und auf die klini­schen, sie begleitenden Erscheinungen gerichtet.
Resultat. Nach vollbrachter Einspritzung trat starkes Erbrechen ein. Das Thier wurde niedergeschlagen und niissgestinnnt, lag in einer dunkeln Ecke des Zimmers, ohne der Umgebung irgend welche Auf­merksamkeit zu schenken. Das. nach einer halben Stunde sorgfältig untersuchte Blut zeigte keine fremde Körper und gerann sehr schnell zu einem festen Klumpen.
Während des ganzen Tages war das Hündchen missgestimmt, frass Nichts und lag beständig. Weder Erbrechen, noch Durchfall. Das Blut wurde im Verlaufe dieses Tages 3mal (nach einständigen Inter­vallen) untersucht und keine Bakterien in demselben constatirt.
10.nbsp; Juli. Appetit stellt sich wieder ein, das Thier ist aber immer noch niedergeschlagen. Keine fremden Körper im Blute. Es wurde eine unerhebliche Vermehrung der farblosen, sonst aber unverändert gebliebenen Blutkörperchen beobachtet.
11.nbsp; Juli. Das Thier ist vollkommen gesund.
Versuch 17. Einem gesunden Hunde von derselben Grosse wurde am 16. Juli derselben putriden, eine grosse Menge von Bakterien enthaltenden Flüssigkeit in die v. saph. dextr. eingespritzt.
Resultat. Das Thier war munter und zeigte Nichts von einer Störung nach dem Versuche. Nach 3 Stunden fand starkes Erbrechen statt. Den ganzen Tag darauf war das Thier missgestimmt und un­aufmerksam und rührte sein Futter nicht an. Keine Bakterien im Blute. Weder Erbrechen, noch Durchfall. Folgenden Tages vollstän­dige Genesung.
Versuch 18. Am 21. Juli wurde demselben Hunde in die linke Jugularvene oj putrider, übelriechender, sehr bakterienreicher Flüssig­keit eingespritzt.
Resultat. Nach dem Versuche wurde das Thier sehr missge­stimmt und niedergeschlagen; im Verlaufe des Tages mehrmals heftiges Erbrechen. Vollkommene Appetitlosigkeit. Weder Krämpfe, noch Durch­fall. Das genau untersuchte Blut erwies weder Körnchen noch Bakterien. Die Zahl der farblosen Körperchen vermehrt. Rapide Aussonderung von Hämoglobiukrystallen aus dem Blute, auch gerinnt dasselbe ziem­lich schnell zu einem dicken Klumpen.
22. Juli. Das Thier wurde munter, Appetit jedoch ziemlich träge. Wiederholte Untersuchungen des Blutes bei einer starken Vergrösserung zeigten weder Bakterien, noch andere fremde Körper. Die Aussonde­rung von Hämoglobinkrystallen hat aufgebort.
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4G
Ersclicinungen bei Hunden.
Den 23. Juli war das Tliier vollkommen gesund.
Versuch 19. Am 24. Juli spritzte ich einem mittelgrossen Hof­hunde in die linke Jugularvene 5j putrider, eine Menge Bakterien ent­haltender Flüssigkeit ein.
Resultat. Keine besonderen krankhaften Erscheinungen. Die genaue Untersuchung des Blutes erwies keine Bakterien. Am folgenden Tage war das Thier vollkommen gesund.
Versuch 20. Selbigen Tages wurde einem Pudel derselben Flüssigkeit in die linke Jugularvene eingespritzt.
Resultat. Das Thier war anfänglich nach dem Versuche miss­gestimmt und unruhig, veränderte oft seinen Platz. Nacli 2 Stunden erfolgte starkes Erbrechen, welches sich 2mal wiederholte. Häufige, flüssige und dunkle Darmentleerungen. Das Thier liegt meistens in einer dunklen Ecke und ist sehr niedergeschlagen. Keine Krämpfe. Im Blute, aussei- Hämoglobinkrystallaussonderung und Vermehrung der farblosen Blutkörperchen, nichts Bemerkenswerthcs. Das Thier starb 7 Stunden nach der Einspritzung.
Ein Unwohlsein verhinderte mich leider, die pathologischen Er­scheinungen an diesem Cadaver, der übrigens sein- schnell in Verwesung überging, zu erforschen.
Versuch 21. Selbigen Tages wurde einem anderen Hunde von gleicher Grosse, wie der vorige, 5/3 derselben Flüssigkeit eingespritzt.
Resultat. Am ersten Tage nur leichter Durchfall. Blut normal.
Sämmtliche Versuche beweisen erschöpfend, dass im Blute der Thiere, nachdem sie der putriden Infektion unterworfen worden waren, keine Bakterien zu finden waren, trotzdem dieselben in der injicirten Flüssigkeit in einer ungeheuren Menge vorhanden waren. Es handelt sich nun darum, das Schicksal der, mit der putriden Flüssigkeit zu­gleich in's Blut eingeführten Bakterien zu erfahren. Zu diesem Behufs stellte ich folgende Versuche an.
Versuch 22. Am 26. Juli wurde einem, 3 Monate alten Hunde SjjS fauliger Flüssigkeit, welche eine Unzahl von Bakterien enthielt, in die rechte Jugularvene eingespritzt. Nach 10 Minuten tödtete ich das Thier vermittels Durchschneidung des verlängerten Markes. Das Blut wurde nun sehr genau und mehrmals unter dem Mikroskope untersucht und die vollständige Abwesenheit von lobenden Bakterien constatirt. Im rechten Herzventrikel enthielt das Blut eine Menge kleiner Körn­chen. Ich untersuchte das Blut bei einer starken Vergrössernng (Syst. 9 und 10, Ocular 4 und 6 Hartnaks) mit und ohne Wasser. Einige todte (bewegungslose) Bakterien waren nur im Blute der Nieren zu sehen.
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Erscheinungen bei Hunden.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;47
Den I. August wurde dieser Versuch in (legenwart der H. H. Doctoren E. W. Pelikan, K. K. Peuchtner u. A. wiederholt und wir erhielten dasselbe Eesultat.
Versuch 23. Einem mittelgrossen Hunde wurde am 7. August li Unzen derselben, au Bakterien überreichen Flüssigkeit in die v. jug. dextr. eingespritzt. Es traten sogleich Erbrechen und tiefer co-matöser Zustand ein, welcher eine Stunde anhielt. Gleichzeitig wurde das Blut aus verschiedenen Hantvenen mikroskopisch untersucht und keine Spur von Bakterien in demselben vorgefunden. Nach einer Stunde er­hob sich das Thier, wollte aufstellen, war aber zu schwach dazu Es wurde sogleich zu ferneren Untersuchungen des Blutes getödtet.
Das Blut im Herzen nud in den grossen Venen ist dnnkelkirsch-farben, flüssig, wurde an der Luft nicht roth, gerinnt langsam und nicht vollständig, indem es einen lockeren, bald auseinanderfliessenden Klumpen bildet. Das Blutserum ist stark gefärbt und sondert sclmeli Hämoglobinkrystalle aus. Bakterien nirgends zu finden, wohl aber kleine Körnchen ohne freie Bewegung. Das Blut enthält viele farblose Blutkörperchen. In den Nieren Epithelzorfall und viele todte, bewe­gungslose Bakterien. Lober stark hyperämisch, deren Zellen mit Körnern gefüllt. Von Bakterien keine Spur. Milz stark mit Blut gefüllt, gleich­falls keine Bakterien enthaltend. Im rechten Ventrikel viel flüssiges Blut, in welchem man, aussei- mit Körnchen angefüllten, farblose^! Blutkörperchen, Haufen von kleinen, dunkeln Körnchen antrifft. Herz­muskeln trübe und mit Körnern gefüllt.
Ich wiederholte diese Versuche bei einer Katze und erhielt das­selbe Ergebniss.
Aus allen diesen Versuchen glaube ich mit Recht den Sciiluss ziehen zu können, dass die sogenannten Bakterien im lebenden Blute nicht existiren können. Sie erschienen in demselben erst nach dem Tode und zwar desto schneller, je rapider die Zersetzung desselben ein­tritt. Man kann sich leicht überzeugen, dass die nach dem Tode im Blute auftretenden Bakterien erst vor kurzem entstanden sind. Der Unterschied zwischen jungen und alten Bakterien ist leicht zu erkennen. Erstere sind klein, kaum grosser als ein rothes oder farbloses Blutkör­perchen; ihre freie Bewegung ist noch nicht ganz entwickelt; dieselbe geschieht langsam und immer auf einer Stelle. Erwachsene Bakterien hingegen sind 2—Ginal länger und 2—3mal breiter, als die ersteren und bewegen sich schnell nach allen Richtungen hin.
Um die anderen Erscheinungen der putriden Infektion bei Hunden zu beobachten, machte ich folgende Versuche.
Versuch 24. Am IG. November 10 Uhr morgens spritzte ich
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Erscheinungen bei Hunden.
einem gesunden und starken Hofhunde mittlerer Grosso 3jv einer sehr fauligen, durch Fleischmaceration gewonnenen Flüssigkeit unter die Haut ein. Die Temperatur im Mastdarm war vor dem Versuche 40,10-Resultat. Nach dem Versuche keine besonderen Erscheinungen.
11nbsp; Uhr. Temperatur 41deg;. Das Thier ist missgestimmt und hat keinen Appetit.
12nbsp; Uhr. Temperatur 41,7. ein wenig niedergeschlagen.
1nbsp; Uhr. Temperatur 41,5deg;.
2nbsp; Uhr. Temperatur 41,1quot;.
Beschleunigtes Atbmen; das Thier
Dasselbe. Der Hund seht frei im Zimmer
umher.
3nbsp; Uhr 30 Min. Temperatur 40,9deg;. Er frass 2 Pfd. Fleisch auf. 5 Uhr. Temperatur 40,7deg;. Ist wieder missgestimmt, liegt. Be­schleunigte Kespiration.
7nbsp; nbsp;Uhr. Temperatur 40,7deg; j
8nbsp; nbsp; nbsp; ,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;4').8n ! Status idem.
9nbsp; nbsp; nbsp; ,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;40;60 j Am folgenden Tage morgens:
8nbsp; Uhr. Temperatur 40,1ft. Das Thier vollkommen gesund. 3 Uhr nachmittags. Temperatur 39,5deg;.
9nbsp; nbsp; ,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;39,5o.
* Die Infektion hat bei diesem Thiere unzweifelhaft stattgefunden, wie man es in der Temperaturerhöhung auf 1,6deg; sehen kann, es litt aber weder an Erbrechen, noch an Durchfall und Krämpfen.
Versuch 2ö. Am 17. November 1 Uhr nachmittags wurden Snj derselben Flüssigkeit einem nicht grossen Hunde unter die Haut ge­spritzt. Temperatur im Mastdarm vor dem Versuche 40,1deg;.
Resultat. Das Thier ist missgestimmt, steht imgern von seinem Platze auf.
Die Empfindlichkeit übrigens nicht abgestumpft.
3nbsp; Uhr. Temperatur 4quot;,50. Das Thier liegt an derselben Stelle. Weder Erbrechen noch Durchfall.
4nbsp; nbsp;Uhr. Temperatur 40,9. Allgemeiner Zustand derselbe; kein Appetit.
5nbsp; nbsp;Uhr
Temperatur 41,1deg;
Dasselbe.
6nbsp; nbsp; nbsp; laquo;
7nbsp; nbsp; nbsp; , 9 Uhr.
40,6quot; 40,5quot; ) Temperatur 40,5quot;. Kein Appetit, keine Darmentleerungen.
Den 18. November morgens: 9 Uhr. Temperatur 40,5deg;. Der losigkeit, starker Durst.
Hund sehr schwach, Appetit-
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Brscheinung;en Itei Hunden.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;49
Audi in der Nacht waren keine Ausleerungen. 11 Uhr Temperatur 40,4deg;.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;)
11nbsp; nbsp; nbsp;, 30 Miu. Temperatur 40,7-'. Er athmet scliwer lind
1nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;, 30 ,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 40,6'quot;'. jnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;iichzt-
5 Uhr abends. Temperatur 40,3deg;. Das Thier ist sehr schwach und mager, kann nicht auf den Pässen stehen, ächzt. Weder Durst, noch Appetit. Keine Ausleerungen.
7nbsp; Uhr. Temperatur 40,8deg;. Dasselbe.
9 ,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;40,]deg;. Es athmet sehr schwer und stöhnt.
Auf dem, in den Mastdarm geführten Thermometer einige Blutstropfen. Den 19. November morgens:
8nbsp; Uhr. Temperatur 39,9quot;. Derselbe Zustand. In der Nacht keine Ausleerungen. Gänzliche Appetitlosigkeit, Empfindlichkeit in hohem Grade abgestumpft. Erschwertes, aber langsames Athmen.
12nbsp; Uhr. Temperatur 38,9quot;. Der Hund sehr schwach, athmet schwer.
5 Uhr abends. Temperatur 38,7deg;. Derselbe Zustand.
9nbsp; nbsp;Uhr. Temperatur 38,5deg;. Keine Ausleerungen. Den 20. November morgens:
9 Uhr. Temperatur 38,3deg;. Dasselbe. Keine Ausleerungen.
2nbsp; Uhr nachmittags. Temperatur 37,9quot;. 2 Uhr 30 Min. Tod.
Die Section erfolgte gleich nach dem Tode. Blut dunkel und flüssig, gerann aber an der Luft. Es enthält eine Menge farbloser, mit Körnern gefüllter Körper und sondert sehr rasch Hämoglobinkry-stalle aus; keine Bakterien und freie Körper. Die eingefallenen Lungen, Pleura und Pericardium normal. Her/ mit Blut gelullt; Endocardium von normaler Farbe. Herzmuskeln trüb und körnig. Leber und Nieren hyperämisch; deren Epithel in vollkommenem Zerfalle. Milz trocken, einen nicht grossen Infarct enthaltend. Magen- und Darmschleimhaut sehr blass und blutleer. Harnblase ausgedehnt.
Auch bei diesem Hunde sah man kein Erbrechen und keinen Durch­fall, keine Krämpfe, hämorrhagische Darmentzündung, Ekchymosen in den serösen Häuten auftreten, und doch hatte hier unzweifelhaft putride Infektion stattgefunden.
Versuch 26. Am 20. November wurde einem ziemlich grossen Hunde 3jv derselben putriden Flüssigkeit unter die Haut eingespritzt.
Vor dem Versuche Temperatur im Mastdärme 39,3deg;. Der Ver­such wurde um 10 Uhr morgens vorgenommen.
Resultat. Nach dem Versuche war der Hund augenscheinlich vollkommen gesund.
Kavitach, Infection.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;4
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Erscheinungen bei Hunden.
12 Uhr. Temperatur 40,5'
Den ganzen Tag hindurch war der Hund vollkommen gesund, frass mit gutem Appetite und war sehr munter; weder Erbrechen, noch Durchfall, aber reichliche Harn­entleerungen.
Nachts ebenfalls reichliche Harn-entleeruneen.
1 #9632;?. 3 4 5 7 i) 91
naolnn. Temp
. 4( ),;••/'.
40,3quot;. 40,3deg;. 40,4ft. 40,5deg;. 40,5deg;. 40,5deg;.
November:
9 Uhr morgens gesund.
12 Uhr. Tempera
Temperatur 40,3deg;. Das Thier scheinbar völlig In dieselbe Wunde wurde noch %\ß
derselben Flüssigkeit eingespritzt.
1 Uhr nachmittags. Temperatur 41,2deg;. Der Hund ist sehr miss gestimmt.
2nbsp; nbsp; Uhr. Temperatur 41,4deg;.
3nbsp; nbsp; nbsp; ,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;41,50.
4nbsp; nbsp; nbsp; ,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 41,3deg;.
Weder Erbrechen, noch Durchfall, das Thier missgestimmt, niederge­schlagen, iVisst Nichts.
4 , 30 Min. Temp. 40,!raquo;quot;. G Uhr abends. Temperatur 40,2. Dasselbe. Den 22. November:
9 Uhr morgens. Temperatur 40,2deg;. Der Hund munter und froh, frisst mit grossem Appetite.
12 Öhr. Temperatur 39,8deg;. Der Hund vollkommen gesund.
Dieser Versuch ist typisch und verdient eine besondere Beachtung. Nach der ersten Rinspritzung zeigten sich bei dem Hunde keine Stö­rungen, nach der zweiten hingegen traten deutliche Anfalle der Infec­tion auf, nämlich: Temperaturerhöhung von 39,5deg; auf 41,5deg;, Appetit­verlust, geringe Depression der Nervencentra. Aber es war weder Er­brechen, noch Durchfall vorbanden. Die reichliche Harnentleerung nach der ersten Einspritzung berechtigte zu der Voraussetzung, dass die schädliche Substanz zugleich mit dem Harne ausgeschieden wurde; in­dessen geschah dieses nur in diesem einen Falle. Nach der zweiten Vergiftung dauerte die Krankheit nur G Stunden fort, eine reichliche Harnentleerung fand durchaus nicht statt.
Versuch 27. Am 24. November 10 Uhr morgens spritzte ich 5ijiS derselben im vorhergehenden Versuche gebrauchten, putriden Flüs­sigkeit einem nicht grossen, sehr mageren Hunde, Vorsteherrace, in die linke Jngulanene. Vor dem Versuche war die Temperatur in ano
39,5deg;.
Resultat. Nach der Einspritzung fiel das Thier in tiefen Schlaf.
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Erscheinungen liei Sunden.
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Keine Kiiipliiiclliclikeit, Pupille erweitert, aus dein After fliesst eine fiüssige, schwarze Päoalmasse.
10 Uhr 15 Min. Temperatur 39,3deg;. Der Schlaf hat aufgehört, aber die Empfindlichkeit noch immer stark ahgestumpft. Der Hund stöhnt. Augen trübe.
10 Uhr 25 Min. Temperatur 39,1deg;. Die Empfindlichkeit kehrt allmälig wieder, der Hund bemüht sicli vergebens aufzustehen. Respi­ration erschwert. An verschiedenen Körpertheilen Zittern der Muskeln.
10 Ohr 30 Min. Temperatur 39,1deg;. Stärkeres Muskel-Zittern, Speichelfluss.
10 Uhr 35 Min. Temperatur 39deg;. Das Zittern dauert fort, Em­pfindlichkeit noch immer abgestumpft. Der Sphincter ani geschwächt. Drang zum Erbrechen.
10 Ulir 40 Min. Temperatur 38deg;. Die Empfindlichkeit kehrt wieder. Das Thier ist aufgestanden, sitzt mit erhobenem Kopie und blickt um sich.
10nbsp; Uhr 45 Min. Temperatur 37,9deg;. Es geht frei umher. Flüssige, schwarze Ausleerungen.
11nbsp; nbsp;Uhr. Temperatur 37,0quot;. Erbrechen. Der Hund ist missge­stimmt, liegt mit geschlossenen Augen.
11 Ohr 15 Min. Temperatur 37,4deg;. Vollständige Apathie, starkes Stöhnen, Empfindlichkeit wieder sein' abgestumpft. After offen. Das nuter dem Mikroskope untersuchte Blut sondert rasch Hämoglobinkry-stalle aus und enthält viele weisse, mit schwarzen Körnern gefüllte Zellen; keine Spur von Bakterien in demselben.
11 Ohr 30 Min. Temperatur 30,5quot;. Aus dem After fliesst Blut. Keine Empfindlichkeit.
11nbsp; nbsp;Uhr 45 Min. Temperatur 35,9deg;. Erbrechen, Lähmung der Zunge, unwillkürliche, flüssige, dunkle Kothentleernng. Athmen sehr langsam (15 in der Minute).
\'2 Ohr. Temperatur ;,gt;4,lquot;. Das Thier liegt völlig empfindungs­los, bellt laut. Augen geschlossen. Athmen langsamer.
\2 Uhr 30 Min. Temperatur 33,7deg;. Das Bellen dauert fort, ist aber schwach und heiser.
12nbsp; nbsp;Ulir 45 Min. Temperatur 33,5deg;. Das Gebell in laute Expi­ration übergegangen.
1 Uhr 30 Min. Temperatur 80,5quot;. Tod.
Section unmittelbar nach dem Tode. Blut flüssig und dunkel, ent­hält keine fremde Körper, sondert aber schnell lläinogbibinkrvstalle aus. Die weissen Blutkörperchen stark vermehrt und mit dunkeln Körnern gefüllt. An der Luft gerinnt das Blut langsam imd'unvoll-
l*
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Ersckeiuungen hei Huiulen.
kommen. Lungen völlig normal. Pleura, Peri- und Endocardium blass; auf denselben keine Ekchymosen. Herzmuskel in starkem, körnigem Zerfalle. Magenschleimhaut unverändert. Die Darmschleimhaut ist da­gegen von dem Zwölffingerdarm an bis zum Blinddarm fast durchweg schwarz. Schleimhautdrüsen sind nicht angeschwollen. Die Schleim­haut dagegen gleichmässig verdickt und stellenweise ihres Epithels be­raubt. Im Blinddarm und Colon streitige Hyperämie. Milz von nor­maler Grosse, trocken. Leber und Nieren stark hvperämisch; deren Epithel, wie auch in den anderen Fällen. zerfallen. Die Hirnhäute stark hvperämisch. In den Ventrikeln ein bedeutendes Transsudat. Die Hirnsubstanz sehr locker und saftig.
Dieser Versuch zeichnet sich durch starke Gehirnaffection und durch das allmälige Sinken der Temperatur aus.
Versuch 28. Den 4. December 10 Uhr morgens wurde einem mittleren, gut gefütterten Hunde gj derselben putriden Flüssigkeit unter die Haut eingespritzt. Vor dem Versuche Temperatur im Mast­därme 39deg;.
Kesultat. Nach dem Versuche keine besondern Erscheinungen am Hunde bemerkbar.
10nbsp; Uhr 30 Min. Temperatur 39,5n.
11nbsp; nbsp; nbsp;,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 40deg;.
12nbsp; nbsp; nbsp;,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 40,1quot;.
r snbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Bnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 40.7quot;. Zittern; der Hund ist miss-
gestimmt, und niedergeschlagen.
2nbsp; nbsp;Uhr. Temperatur 40,9quot;.
3nbsp; nbsp; nbsp;,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; snbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 40,8deg;. Respiration erschwert, Appetitlosig­keit. Der Hund liegt und ist sehr missgestimmt. An der Einspritzungs­stelle subcutanes Emphysem.
5 Uhr 30 Min. Temperatur 40,5deg;.
7nbsp; nbsp; nbsp;,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 40,0deg;. Derselbe Zustand.
8nbsp; nbsp; nbsp;, oO „nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;40,8deg;. Athmen sehr erschwert, Em­pfindsamkeit sehr abgestumpft. Keine Ausleerungen.
1U Uhr abends. Temperatur 40,7quot;. Auf der Brust bildete sich in der Nähe der Injectionsstelle eine dift'use, ödematöse Geschwulst. 5. December: 5 Uhr morgens. Temperatur 41deg;.
9nbsp; nbsp;Uhr morgens. Temperatur 41,3quot;. Das Thier ist sehr nieder­geschlagen. Appetitlosigkeit, nachts keine Ausleerungen.
11 Uhr. Temperatur 41,3deg;. Das, unter dem Mikroskope unter­suchte Blut enthielt keine Bakterien. Die weissen Blutkörperchen ver­mehrt. Die Aussonderung von Hämoglobinkiystallen geht rasch vor
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Erscheinungen bei Hunden.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;53
sich. Die Geschwulst verbreitete sich über die ganze Brust. Das Thier ist niedergeschlagen, sitzt mit gesenktem Kopfe.
Inbsp; nbsp;Uhr. Temperatur 41,3deg;. Es ächzt.
3 ,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;41,4deg;. Keine Ausleerungen.
6 „nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;41,6quot;. Auf der Geschwulst fiel das Haar
aus. Die entblösste Haut ist dunkelroth; das derselben entnommene Transsudat enthält viele Hämoglobinkrystalle, unbewegliche Stäbchen, junge Bakterien und freie Körner. Im Blute sind dergleichen Körper nicht vorhanden.
9 Uhr Nachts erfolgte der Tod. Keine Bakterien im Blute.
Die am folgenden Tage nm 9 Uhr morgens unternommene Section erwies: Eine sehr grosse, dunkle Geschwulst auf der Brust, beste­hend aus blutigem Infiltrat des ünterhautbindegewebes, einer Menge runder, mit Körnern angefüllter Zellen, freier Körner, junger Bakterien und Hämoglobiukrystallen. Das Herz gefüllt mit flüssigem, dieselben Körper enthaltendem Blute. Endocardium normal. Herzmuskel in demselben körnigen Zerfalle, wie in den früheren Versuchen. Lungen unverändert. Milz beinahe blutleer, trocken, eine Menge unbeweglicher Stäbchen (Bakteriden nach Davaine), freier Körner und kleiner, junger Bakterien enthaltend. Fast sämmtliche Zellen derselben in körnigem Zerfalle. Leber und Nieren ein wenig hyperämisch, enthalten dieselben Körper in sehr erheblicher Quantität. Deren Epithel vollständig zer­fallen. Am Darmkanal keine besonderen Veränderungen wahrnehmbar. Gehirn stark hyperämisch. Der Tod erfolgte in diesem Versuche nach wiederholter, putrider Infection in Folge der, an der Injectionsstelle entstandenen Gangrän.
Versuch 29. Den 24. November 10 Uhr ;-30 Min. morgens spritzte ich |ji putrider, im Versuch 27 gebrauchter Flüssigkeit in den After ein. Vor dem Versuche Temperatur im Mastdarme 39,1deg;.
Resultat. Nach dem Versuche das Thier vollkommen gesund.
IInbsp; nbsp;Uhr. Temperatur 39,1deg;. ^ 12 ,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; „ 39,1quot;.
1nbsp; nbsp; nbsp; ,, nachm. „nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 39,4deg;.
2nbsp; nbsp; nbsp; ,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; , 39,4deg;.
3 ,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 39,4quot;.
Der Hund völlig gesund und mun-
4 „nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; , 39,4deg;. y ter, frisst mit gutem Appetite
Kothentleerungen normal.
5nbsp; nbsp; nbsp; ,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; .nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 40,1quot;.
6nbsp; nbsp; nbsp; ,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; , 40quot;.
7nbsp; nbsp; nbsp; ,nbsp; nbsp; quot;nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 39,7quot;.
8nbsp; nbsp; nbsp; ,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 39.8quot;.
9nbsp; nbsp; nbsp; ,nbsp; 30 M. .nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 39,3quot;. J
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54
Erscheinungen bei Hunden,
25. November morgens 9 Uhr. Temperatur 39,3deg;. Dor Hund gesund.
Dieser Versuch wurde am 29. November und 4. December mit 2 anderen Hunden wiederholt. Bei diesen Thiereu war selbst eine geringe Temperaturerhöhung, wie wir sie im vorigen Versuche gesehen, niclil wahrzunehmen. Bei einem Hunde schwoll der After ein wenig an, aber auch dieses blieb ohne schädliche Folgen.
Versucii 30. Den ö. December spritzte ich einem gesunden Hunde 3jv Fauliger, sehr übelriechender und eine Menge Bakterien ent­haltender Flüssigkeit in die Bauchhöhle ein.
liesultat. Ausser östüiuliger Appetitlosigkeit, keine bemerkens-werthen Erscheinungen.
Versuch 31. Don 0. December spritzte ich einem mittelgrossen Hunde 5jv derselben putriden Flüssigkeit in die Luftröhre.
Uesuliat. Zu meinem Bedauern konnte ich an diesem Tage keine sorgfältige Temperaturmessung ausführen, indessen ist das Re­sultat dieses Versuches nicht ohne Interesse.
Bald nach dem Versuche begann das Thier sehr schnell und müh­sam zu athmen, wurde sehr niedergeschlagen und verfiel nach 10 j\li-nuten in einen comatösen, etwa eine halbe Stunde anhaltenden Zustand. Nach dem Versuche war es während des ganzen Tages sehr missge­stimmt, frass Nichts, athmete noch immer sehr schnell. Doch war weder Erbrechen, noch Durch fall.
Am folgenden Tage war es bereits vollkommen gesund.
Sämmtliche Versuche mit Hunden ergaben:
1.nbsp; nbsp;Nicht alle, dieser Gattung angehörende Thiore sind in gleichem Grade für die putride Infection empfänglich.
2.nbsp; nbsp;Die putride Infection besteht durchaus nicht in der Vermehrung und Entwickelung von Bakterien im Blute.
3.nbsp; nbsp;Bakterien können in lebendigem, unverändertem Blute nicht leben.
4.nbsp; nbsp;Das Blut enthält diese mikroskopischen Organismen selbst dann nicht, wenn dieselben sich bereits in einem anderen Körpertheile vor-lindeii.
5.nbsp; nbsp;Als constante Erscheinungen putrider Infection sind bei Hunden ebenfalls nur Temperaturerhöhung und Depression der Centra des Bc-wusstseins und der Empfindlichkeit anzutreffen,
6.nbsp; nbsp;Bei intensiver Wirkung und starker Depression dieser Centra findet, anstatt einer Temperaturerhöhung, vielmehr ein Vasches Sinken derselben, selbst bis auf einige Grade unter der Norm statt.
7.nbsp; nbsp;Erbrechen und DurchfaU beobachtete man nur bei nnmiltel-
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Wirkung ties putrideii ülutes.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 55
barer Einführaug putiider Substanzen in das Blut. 8igt;; können daher nicht zu den constanten Erscheinungen der putriden Infektion gezählt werden.
8. Krämpfe gehören zu den seltenen Erscheinungen der putrideD
Infection; sie wurden in sännutliclien Versuchen nicht wahrgenommen. ',). Entzündung- der Darmschleimhaut wird in der putriden Infek­tion bei Hunden oft, aber nicht constant, angetroffen. Ekchymosen hingegen auf den serösen Hauten stellt man sehr selten; .so waren auch in diesen Versuchen solche nicht bei einem Thiere vorhanden.
10.nbsp; nbsp;Die constanten, anatomischen Veränderungen bei der putriden Infektion sind auch bei Hunden folgende: Vermehrung und körniger Zerfall der farblosen Blutkörperchen, rapide Aussonderung von Hämo-globinkrystallen (Auflösung des Blutpigmentes im Serum desselben) und endlich parenehymatöse Degeneration (körniger Zerfall) des Herz­muskels, der Leberzellen und des Nierenepithels.
11.nbsp; nbsp;Putride Flüssigkeiten, selbst in verhältnissmässig grosser Quan­tität in den Mastdarm gebracht, haben nicht selten bei Hunden gar keine Infektion zur Folge. Dass dieses überhaupt nicht von der Im-munität dieser Thiere für die putride Infektion abhängt, bewies Versuch 28, in welchem ein Hund in Folge einer, am 4. December stattgefun­denen, subeutanen Einspritzung von gj derselben putriden Flüssigkeit starb, welche am 29. November ihm ohne irgend welche Folgen in derselben Quantität, (gj) in den Mastdarm eingeführt wurde.
12.nbsp; nbsp;Die putride Infektion bewirkt bei Hunden ebenso, wie bei Schafen und Kaninchen, allgemeines und locales Leiden (Versuch 28).
sect;. 7. Wirkimg des putriden Blutes.
L'utridos Blut ist in den meisten Fällen die Hauptursache der putriden Infektion. Schon die vielfachen Bestandtheile des Blutes be­rechtigen zu der Vermuthung, dass bei der Zersetzung desselben sich andere Produkte bilden, als bei der Fäulniss anderer organischer Sub­stanzen. Aus diesem Grunde unterwarf ich die_ Wirkung des putriden Blutes einer besonderen Erforschung.
Versuch 32. Den 7. Juni 1869 spritzte ich einem gesunden^ grosseu Kaninchen unter die Haut 5p' putriden Pferdeblutes ein.
Resultat. Bald nach dem Versuche wurde das Kaninchen miss-gestimmt und niedergeschlagen. Im Laufe des Tages erhob sich die Temperatur desselben von 40,2deg; auf 42,2,\ Appetitlosigkeit. Das
.
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Wirkung des putriden Blutes.
Tliier sitzt aut' einer Stelle, ohne auf die Umgebung zu achten. Nachts und am folgenden Tage morgens trat Durchfall ein. Die Darmauslee-rungen waren flüssig, dunkel und mit Beimischung von Blut. Den ganzen Tag hindurch war das Kaninchen missgestimmt und niederge­schlagen, rührte sein Futter nicht an. Die Darmausleerungen wurden übrigens wieder consistent. Das, an diesen beiden Tagen untersuchte Blut war von Bakterien frei. Nachts fiel das Thier.
Die Section fand um 11 Uhr folgenden Tages Statt.
Die subcutanen Venen stark mit Blut injicirt, besonders in der Nähe der Einspritzungsstelle. Das Unterhantbindegewebe um diese Stelle herum etwa 4—5 Zoll weit in eine schmutzig-grünlich-gelbe, schmierige Masse verwandelt, welche man stellenweise wie eine dicke Haut ablösen konnte. Die Haut war an dieser Stelle gleichfalls mit einer solchen Substanz infiltrirt. welche aus kleinen Körnern, einigen unver­sehrt gebliebenen, runden, mit Körnern gefüllten Zellen, unbeweglichen Stäbchen und ziemlich entwickelten Bakterien bestand. Das Blut in alkn venösen Gefässen dunkel, gerinnt wenig an der Luft. Die farb­losen Blutkörperchen desselben bedeutend vermehrt und fast alle mit Körnern gefüllt. Es sondert schnell Hämoglobinkrystalle aus und ent­hält eine grosse Menge freier Körner und junger Bakterien.
Lungen blassrosafarben, normal. Keine Ekchymosen. Herzmuskel körnig angefüllt.
In der Bauchhöhle ausseiordentliche Injektion sämmtlicher Venen. Magenschleimhaut blass, die des Dünndarmes ziemlich stark hyperä-misch, jedoch nirgends Ekchymosen. Keine Drüsenanschwellung. Im Dickdarme eine sehr leichte Hyperämie Mesenterialdrüsen nur saftiger, als gewöhnlich. Leber und Nieren ein wenig hyperäraisch; deren Epi­thel ebenso zerfallen, wie in den früheren Fällen. Milz trocken, ent­hält eine Menge freier Körner und Bakterien.
In der Schädelhöhle leichte Hyperämie der Hirnhäute.
Dieser Versuch ergab also nichts Neues und Verschiedenes von den Resultaten der Versuche mit putrider Flüssigkeit.
Versuch 3'-i. Den 9. Juni wurde einem anderen Kaninchen (Weib­chen) von, derselben Grosse, wie das vorige, 30 Centigramm desselben, sehr übelriechenden und eine Menge Bakterien enthaltenden Blutes unter die Haut eingespritzt.
Resultat. Nach dem Versuche blieb das Thier sehr niederge­schlagen, frass Nichts. Darmentleerung flüssig. Abends erhob sich die Temperatur auf 42quot;. Keine Bakterien im Blute. Tags darauf warf das Thier eine unreife Frucht. Während des Tages fiel die Tempe-
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Wirkung ties putriden Blutes.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;57
ratur auf 41deg;. Der Appetit hat sicli ein wenig eingefunden. Die Darmentleerimg wurde consistent und normal.
Am folgenden Tage hatte sich das Kaninchen wieder erholt und den 12. Juni war es völlig gesund.
Versuch M. Den 9. Juni brachte ich einem gesunden Kanin­chen ein erbsengrosses Blutgerinnsel von demselben putriden Blute unter die Haut.
Resultat. Den ersten Tag hatte das Kaninchen keinen Appetit und war sehr missgestimmt. Temperatur ei hob sich von 40,oü auf 41quot;. Am folgenden Tage war es bereits wieder gesund
Versuch 35. Den 17. Juni goss ich einem gesunden Kaninchen 5j sehr fauligen Blutes in die Mundhöhle.
Resultat. Dieses Thier blieb vollkommen gesund.
Versuch '66. Den 2!.raquo;. Juni wurde einem gesunden Kaninchen einige Tropfen putriden Pferdeblutes eingeimpft.
Resultat — kein Erfolg.
Versuch 37. Dasselbe Blut wurde einem anderen Kaninchen in der Nähe des Afters eingeimpft.
Auch bei diesem Thiere blieb das Einimpfen ohne Folgen.
Versuch 38. Den 18. Juli spritzte ich einem gesunden und kräftigen, erwachsenen Schafe fauligen Pferdeblutes unter die Haut ein. Vor dem Versuche Temperatur im Mastdärme 40,3deg;.
Resultat. Den ersten Tag nach dem Versuche keine Krankheits-erscheinungen. Temperatur 40,5quot;.
Den 19. morgens 9 Uhr. Temperatur 40,7quot;. Das Schaf übrigens scheinbar gesund, frisst mit Appetit, ist munter, läuft frei umher. Darm­entleerung normal.
Den 20quot;. Das Thier scheint vollkommen gesund zu sein und ver­blieb in solchem Zustande bis zum 24. Juli. Während der ganzen Zeit war nichts Krankhaftes an ihm wahrzunehmen.
Den 24. hat das Schaf zu fressen aufgehört, ist sehr missgestimmt. Kein Durchfall. Die Temperatur erhob sich an diesem Tage auf 41deg;.
Den 25. Derselbe allgemeine Zustand. Darmentleerung von nor­maler Consistenz. Temperatur 4!,5quot;.
Den 26. morgens wurde das Schaf todt gefunden.
Die Section wurde um 10 Uhr 30 Minuten morgens selbigen Tages gemacht.
Die subeutanen Venen ausserordentlich mit dunklem, flüssigem Blute injicirt. Um die Injektionsstelle herum ein ausgebreitetes, blutig seröses Infiltrat. Das Gewebe an dieser Stelle zerfallen, enthielt viel
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58
Wirkung des putrideu Blutes.
Bakterien, aber nocli mehr unbeAveglicbe Stäbeben von denen viele sehr gross sind. Die übrigen Theile zeigton dieselben Veränderungen, wie in den vorhergehenden Versuchen bei Schafen. Nur waren hier eine bedeutende lAnschwellung der Milz und eine Vergrösseioing der Mal-pighi'schen Körper derselben bemerkbar; ferner eine erhebliche Menge unbeweglicher Stäbchen in allen Körpertheileu, sogar im Transsudate. In den Gehirnventrikeln ein ziemlich bedeutendes Transsudat. Bakterien waren nur im subeutanen Infiltrate. Im Blute dieselben Veränderungen. Darmkanal leicht hyperämisch, sonst Nichts Bemerkenswerthes.
Dieser Versuch zeichnet sich dadurch aus, dass der Tod des Schafes durch suecessiv vor sich gehende, putride Infektion verursacht wurde, welche in Folge des Eintrittes fauliger Produkte in das Blut an der Injektionsstelle hervorgerufen wurde. Die Einspritzung selbst aber brachte kein Allgemeinleiden hervor.
Versuch 39. Den 28. Juli spritzte ich einem anderen, völlig gesunden Schafe desselben putriden Blutes unter die Haut ein.
Eesultat. Bei diesem Schafe war nur am ersten Tage eine Temperaturerhöhung von 40,3quot; auf 41quot;. Sonst keine Infektionserschei­nungen.
Selbigen Tages wurde dieser Versuch mit einem anderen Schafe wiederholt. In diesem Falle sah man die Temperaturerhöhung auf 41quot; bis zum 1. August (4 Tage lang) währen. Sonst keine andern Infek-tionserscheinungen.
Versuch 40. Den 4. August wurde einem grossen, gesunden Schafe Sjß fauligen, mit Wasser verdünnten Blutes unter die Haut ein­gespritzt. Temperatur im Mastdarme vor dem Versuche 40,1quot;.
Resultat. Abends desselben Tages 7 Uhr Temperatur 40,9quot;. Während des ganzen Tages war das Thier scheinbar vollkommen gesund.
5. August morgens. Krankheitserscheinungen.
ü. August morgens.
Temperatur 41,9quot;; abends 41,5quot;. Derselbe
Zustand.
7.nbsp; nbsp;August morgens Temperatur 41,5deg;; abends 42quot;. Appetit ge­ringer. An der Injektionsstelle eine Geschwulst. Im üebrigen der­selbe Zustand.
8.nbsp; nbsp;August morgens Temperatur 42,2quot;; abends 42,3. Die Ge­schwulst verwandelte sich in einen Abscess. Der Eiter entlullt zerfallene Gewebstheile, Eiterkörper und Bakterien.
9.nbsp; August morgens Temperatur 42,1quot;. Das Schaf ist sehr miss-
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Wirkung des putriden Blutes.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 59
gestimmt, Appetit beinahe ganz voiioren, Athmen beschleunigt. Aus­leerung normal.
Um 10 Uhr wurde das Thier zu anatomischen Untersuchungen getödtet.
Das Blut enthält eine Menge weisser Blutkörperchen, aber keine fremden K-örper. Die Aussonderung von Krystallen geht sehr schnell
von statten. An der Injektionsstelle ein grosses, serös-eitriges Infiltrat mit molekularem Zerfalle. Im Herzen dunkles, flüssiges Blut, welches an der Luft ziemlich schnell gerinnt. Lungen saftiger, als normal. Keine Ekchymosen. Herzmuskel trübe; einige Fasen.' desselben ent­halten bereits viele Körner. Leber und Nieren stark hyperämisch. Deren Epithel grösstentheils mit Körnern gefüllt, Stäbchen und Bak­terien nirgends zu linden. Milz bedeutend vergrössert und hyperämisch, enthält viele freie Körner. Die Geiasse des Gehirns stark hyperämisch, besonders dessen Geflechte. In den Seitenventrikeln ein bedeutendes Traussudat. Darmkanal, aussei- leichter Hyperämie dor Venen, unver­ändert. Bei der Untersuchung der Milz und der Leber fand man schon nach 2 Stunden kleine, unbewegliche Stäbchen und rosenkranzartig au einander gereihte, bewegungslose Körner.
Versuch 41. Den 8. August spritzte ich einem mittleren, ge­sunden und kräftigen Schafe 5j fauligen Blutes unter die Haut ein. Die Temperatm- im Mastdarme vor dem Versuche 40,1deg;.
Resultat. Dm 7 Uhr abends. Temperatur 42deg;. Das Schaf frisst schlecht, ist raissgestimmt. Keine andern Erscheinungen.
9.nbsp; August morgens. Temperatur 41,7quot;; abends 41,8quot;. Das Thier ist munterer, frisst gut.
10.nbsp; nbsp;August morgens. Temperatur 41,8quot;; abends 41,5. Dasselbe.
11.nbsp; nbsp;August morgens. Temperatur 415deg;; abends 41,4. An der Injektionsstelle eine grosse, diffuse Geschwulst. Im Uobrigen derselbe Zustand.
12.nbsp; August morgens. Temperatur 41,3quot;; abends 41,4quot;.
13.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;41,2quot;; „ 41,2quot;. In der Geschwulst bildete sich ein Abscess. Allgemeiner Zustand des Thiercs unverändert.
14.nbsp; nbsp;August morgens. Temperatur 41,;quot;)quot;; abeiids 41,(3quot;. Zwischen den Klauen bildet sieh eine eitrige Hautentzündung.
15.nbsp; nbsp;August morgens. Temperatur 41,9deg;; abends 41,9deg;.
16.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;41,6deg;; , 41,3deg;. Die ei­trige Stelle bedeckt sich mit Schorf.
17; August morgens. Temperatur 41,3deg;; abends 41,2deg;. 18. ,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;40,6quot;; , 40,5quot;.
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mimmmm^m.
60nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Wirkung iles putridcn Blutes.
lit. August morgens. Temperatur 40,3deg;; abends -10,4quot;.
30. ,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;40.3deg;: , 40,1deg;. Das Schaf
ist vollkommen gesund.
Die allgemeine Wirkung in diesem Versuche war sehr deutlich, da eine. 2 Tage anhaltende Temperaturerhöhung stattfand. Dieselbe fiel nun allmälig, hielt sich jedoch in Folge des localen Leidens .einige Tage hindurch auf einer ziemlich bedeutenden Höhe.
Versuch 42. Den 8. August wurde einem anderen Schafe 3j desselben putriden Blutes in die Mundhöhle gegossen.
Resultat. Der Versuch blieb erfolglos. ^
Versuch 43. Den 11. August spritzte ich einem grossen, ge­sunden und sehr kräftigen Schafe in die Bauchhöhle öij eines, in Fäul-niss begriffenen Blutserums, welches eine Menge unbeweglicher Stäb­chen und Bakterien enthielt. Vor dem Versuche war die Tempera­tur 40,2Ü.
Resultat. Nach der Operation begann das Thier schwer zu athmen und wurde sehr niedergeschlagen; es stand mit gesenktem Kopfe auf einer Stelle, ohne die Umgebung zu beachten. Jede erzwungene Bewegung war schwankend und unsicher. Kein Appetit den ganzen Tag hindurch. Darmentleerung von normaler Consistenz. Die Tem­peratur erhob sich nach dem Versuche auf 42deg;, fiel aber nach einer Stunde allmälig und stand abends nur auf 40,5n. in der Xacht starb das Thier. Die Section fand folgenden Tages (den 12. August) mor­gens statt.
In der Bauch- und Brusthöhle und in dem Herzbeutel fand sich eine ziemlich bedeutende Quantität gefärbten Transsudats. Die Lungen stark emphysematös aufgetrieben. Herz von dickem Blute ausgedehnt. Milz sehr vergrössert und erweicht; das Bauchfell glatt und blass. Leber und Nieren stark hyperämisch. deren Epithel aber noch wenig •zerfallen. Die Schleimhaut des 4. Magens und des Dünndarmes leicht hyperämisch. in der Schädelhöhlo Hyperämie der Häute und in den Ventrikeln ein grosses Transsudat. Keine Bakterien im Blute. Nir­gends Ekchymosen; keine Bauchfellentzündung. Die Ansteckung war jedoch unzweifelhaft.
Versuch 44. Den 14. August wurde 5j desselben putriden Blutes einem anderen, kräftigen Schafe unter die Haut gespritzt. Vor dem Versuche die Temperatur im Mastdarme 40,1deg;.
Dieser Versuch wurde angestellt, um die anatomischen Verände­rungen während der Entwicklungsperiode der Krankheit untersuchen zu können.
Resultat. Gleich nach der Einspritzung waren keine bemer-
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Wirkuug des putriden Baites.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;61
kenswerthen Erscheinungen zu notiren. Den ganzen Tag hindurch war
das Schaf munter und hatte guten Appetit. Die Temperatur erhob sich nur auf 40,7deg;.
Am folgenden Tage morgens !) Uhr war das Thier ein wenig missgestimmt, doch frass es mit Appetit. Temperatur 41,1deg;. Darm­entleerung normal. Das Schaf wurde nun vermittels Durchschneidung des verlängerten Markes getödtet.
Die gleich nach dem Tode unternommene Section ergab Folgen­des: Lungen vollkommen gesund. Im Heizen flüssiges Blut, welches an der Luft schnell gerann und darauf ein noch ziemlich durchsich­tiges Serum aussonderte. Die farblosen Blutkörperchen stark vermehrt, aber noch wenig verändert. Einige Herzmuskelfasern schon trübe und körnig. Keine Ekdmuosen auf der Pleura, noch auf dem Peri- und Endocardium. In der Bauchhöhle eine nicht grosse Quantität gefärb­ten Transsudates; Leber und Nieren stark hyperämisch, deren Epithel grossteutheils mit Körnern gefüllt. Milz bedeutend vergrössert. Darm­kanal normal. Xu der Schädelhöhle leichte Hyperämie der Häute. Nirgends Bakterien, Stäbchen und freie Körner. Unter der Haut, an der Injectionsstelle, ein grosses, gefärbtes, seröses, eine Menge freier Körner und runder Zellen enthaltendes Infiltrat. Bakterien waren in demselben nicht sichtbar. (In dem injlcirteu Blute befanden sie sich in grosser Menge und waren ziemlich gross).
Aus diesem Versuche ersieht man, dass die anatomischen Verän­derungen des Herzeus, der Leber, Nieren und Milz schon dann ziem­lich bedeutend entwickelt waren, als am inficirten Thiere noch keine deutliche Infektionserscheinungen zu bemerken waren.
Um die Wirkung des putriden Blutes bei unmittelbarer Einfüh­rung in die Vene zu beobachten, wurden nun folgende beide Versuche gemacht.
Versuch 45. Den 22. August spritzte ich einem gesunden, schon im Versuche 41 gebrauchten Schafe fauligen, mit 5ij Wasser ver­dünnten Blutes in die linke Jugularvene ein. Das Blut befand sich in hober Fäulniss und enthielt viele Bakterien. Die Temperatur im Mast­darme war vor dem Versuche 40,1quot;.
Resultat. Nach der Einspritzung verfiel das Thier in eine tiefe Apathie, bekam starken Durchfall. Die Temperatur erhob sich auf 42quot;. Den ganzen Tag über lag es und ächzte stark. Der Durchfall dauerte fort; keine Krämpfe. Abends ö Uhr begann die Temperatur zu fallen (41,7) und um 8 Uhr erfolgte der Tod.
Die Section wurde um 12 Uhr folgenden Tages gemacht. Nie­drige Lufttemperatur. Blut flüssig, dunkel, sondert schnell Hämoglo-
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02nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Wirkung des putriden Blutes.
binkrystiille uns, gerinnt wenig an der Luft, scheidet kein Sornm ans. Die weisson Blutkörperchen haben bedeutend an Zahl zugenommen und sind sämmtlich mit Körnern gefällt. Das Blut enthält viele bewe­gungslose Stäbchen und freie Korner, aber keine Bakterien. Der Zer­fall des Herzmuskels und der Leiter- und Nierenzellen war sehr ent­wickelt. Die Lungen empliysematös aufgetrieben. Die Milz sehr ver-grössert und erweicht. Ls fanden sich eine Unzahl unbeweglicher Stäb­chen und freier Körner in derselben. Die Schleimhaut des 4. Magens und des Dünndarmes stark hyperämisch und infiltrirt. Nirgends Ek-chymosen.
Das nach :5 Stunden untersuchte Blut enthielt bereits viele, sehr bewegliche, junge Bakterien von der Grosse eines farblosen Blutkörper­chens. Zugleich bemerkte man ein bedeutendes Verschwinden der un­beweglichen Stäbchen und freien Kürner.
Versuch 4(j. Den 22. August wurde derselbe Versuch bei einem anderen Schafe wiederholt. Dieses Mal spritzte ich oj putriden, mit 5ij Wasser verdünnten Blutes in die ven. saph. dextra ein.
Resultat. Comatöser Zustand viel ausgesprochener. Die Tem­peratur fing bald darauf an zu sinken (um 4 ühr nachmittags bereits 39,9deg;). Starker Durchfall. Keine Krämpfe. Der Tod trat eine Stunde früher, als im vorhergehenden Falle ein.
Im Leichnam dieselben Veränderungen, wie im vorhergehenden Versuche, nur war die Anschwellung der Milz nicht so bedeutend. Ebenfalls keine Bakterien, dagegen waren die bewegungslosen Stäbchen in beträchtlicher Anzahl vorhanden. Keine Ekchymosen.
Sämmtliche Versuche erwiesen, dass pntrides Blut ein wenig stärker wirkt, als putride, durch Fleischmaceration gewonnene Flüssigkeiten; indessen constatirten auch diese Versuche die aus den früheren Ver­suchen erhaltenen Resultate. Ferner bewiesen sie, dass der Wirkungs­grad des putriden Blutes ein verschiedener sei, und zwar ist derselbe abhängig erstens von der, in den Körper eingeführten Menge des Giftes und zweitens davon, ob die putride Substanz unmittelbar in den ßlnt-strom oder unter die Haut gebracht wurde. Endlich stellten diese Versuche auch das fest, dass die putride Infektion nicht in der Erzeu-lt;runo- und Entwickeluno- von Bakterien bestehe und dass der von Da-vaine aufgestellte Unterschied zwischen dem Milzbrande (charbon) und der Infektion durch pntrides Blut, nämlich, dass bei dem ersteren das Blut nur unbewegliche Stäbchen (Bakteriden), bei der letzteren hin­gegen Bakterien enthalte, und zweitens, dass bei der putriden Infektion keine Anschwellung der Milz vorkomme, vollkommen falsch sei. Bei der Infektion durch pntrides Blut treten, wie wir bereits gesehen, als
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Die Wirkung der getrockneten, pntrirlen Snbstanzeninbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;(i3
erste Erscheinung einer wahren, fauligen Zersetzung (welche übrigens erst nach dein Tode stattfindet) die bewegungsfreien Stäbchen (Bakte-riden) als constante Vorläufer der Bakterienentwickelung auf; was die Anschwellung der Milz betrifft, so war dieselbe ziemlich häutig in diesen Versuchen anzutreffen. Ebenso falsch ist die Behauptung Davaine's, class schon die Einspritzung einiger Tropfen putriden Blutes unter die Haut hinreichend sei. um ein gesundes Kaninchen zu tödten. Dagegen wurden die inficirten Thiere in keinem von diesen lö Versuchen von Krämpfen befallen; Ekchymosen auf den serösen Häuten fanden eben­falls nicht statt. Ich glaube, dass durch diese 46 Versuche die Frage sowohl über die Eolle der Bakterien in dem Prozesse der putriden In­fektion, als auch über die constanten, klinischen und anatomischen Erscheinungen dieses Prozesses könne nun als erledigt betrachtet werden.
Wir wollen nun weiter untersuchen, wie die getrockneten und aus­gekochten putriden Substanzen wirken.
sect;. s. Die Wirkung der getrockneten, pntriden Substanzen.
Diese Frage ist von sehr wichtiger, practischer Bedeutung und nahm deshalb ineine besondere Aufmerksamkeit in Anspruch.
Versuch 47. Den 16. .luli wurde einem gesunden Kaninchen ein Gramm ausgetrockneten, in öj Wasser aufgelösten faulenden Blutes unter die Haut gespritzt. Vor dem Versuche war die Temperatur 4().4Ü.
Resultat. Den Iti. und 17. Juli war das Kaninchen missge­stimmt und frass Nichts. Die Temperatur erhob sich auf 42quot;. Weder Krämpfe, noch Durchfall.
Den 18. Das Thier ist munterer, beginnt zu fressen. Tempe­ratur 41laquo;.
Den 19. Das Kaninchen ist scheinbar gesund. An der Injek­tionsstelle bildete sich eine etwas harte, wenig empfindliche Geschwulst.
Den 2;}. erhob sich die Temperatur wieder auf 41,oquot;. Es traten nun Appetitverlust und Niedergeschlagenheit ein; aber ohne Durchfall. Das mehrmals untersuchte Blut enthielt keine fremden Körper. Die farblosen Blutkörperchen bedeutend vermehrt.
24. morgens war die Temperatur 4ü0. Das Kaninchen völlig nie-
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mm
04nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Oie Wirkung dor getrockneten, putriden Substanzen.
der geschlagen, frisst Nichts. Damentleerung normal. Die Geschwulst enthält beim Durchschnitte eine schmierige, grau-gelbliche, aus er­wähntem Zerfalle und einer Menge von Bakterien bestehende Masse. Die sorgfältige Untersuchung des Blutes erwies keine Spur von densel­ben. In der Nacht fiel das Kaninchen.
Die Section, welche früh Morgens den 14. Juli gemacht worden ist, liefert dieselben Veränderungen, wie in den vorhergehenden Fällen. Im Darmkanal war, aussei- einer leichten Hyperämie, keine andere Er­scheinung zu constatiren. Im Blute keine Bakterien.
In diesem Versuche währte die allgemeine Wirkung der Infektion nur 2 Tage; der Tod aber erfolgte durch secundäre Infektion in Folge des localen, gangränösen Zerfalles.
Versuch 48. Den 16. Juli spritzte ich einem anderen, etwas kleineren Kaninchen desselben ausgetrockneten, in Sj Wasser auf­gelösten, putriden Blutes unter uie Haut. Dasselbe hatte keinen Übeln Geruch, in der Lösung aber war eine sehr erhebliche Menge von Bak­terien. Die Temper- r war vor dem Versuche 40lt;l.
Resultat. Den ersten Tag erhob sich die Teniperatur des Ka­ninchens auf 43.3quot;; starke Niedergeschlagenheit. 34 Stunden nach der Operation trat der Tod ein. Weder Krämpfe noch Durchfall.
Im Cadaver fanden sich dieselben Veränderungen. Keine Bakte­rien im Blute. Am 31. Juli wurde derselbe Versuch bei einem an­deren Kaninchen wiederholt. Es wurde dasselbe Resultat erhalten. Bei diesem Thiere erfolgte der Tod schon nach 14 Stunden.
Versuch 49. Am 17. Juli wurde einem ganz gesunden Kauin­cheu ojS einer Lösung faulenden Blutes (Sj ausgetrockneten faulenden Blutes wurde in sect;j Wasser gelöst) in die Bauchhöhle eingespritzt.
Resultat. Das Thier starb 9 Stunden nach der Einspritzung. Es waren keine Krämpfe und kein Durchfall notirt. Im Leichnam fanden sich dieselben Veränderungen. Keine Bakterien im Blute.
Versuch 50. Den 4. August wurde einem gesunden Schafe 5jf? einer Lösung ausgetrockneten Blutes (die Lösung bestand aus 1 Theil ausgetrockneten Blutes und 20 Theilen Wasser) unter die Haut einge­spritzt. Die Temperatur war vor dem Versuche im Mastdarme 40,1deg;.
Resultat. Am ersten Tage nach dem Versuche war das Thier ein wenig missgestimmt, hatte aber vortrefflichen Appetit. Abends er­hob sich die Temperatur auf 40,8deg;.
Den 5. August morgens Temperatur 40,7quot;, abends 40,8deg;. Das Schaf scheinbar vollkommen gesund.
Den G. August morgens Temperatur 40,5deg;, abends 40,Sn. Dasselbe.
7. August morgens Teniperatur 40.7deg;, abends 41,2quot;. An der In-
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Die Wirkung der getrockneten, putriden Substanzen.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; (35
jeetionsstelle eine grosse, ziemlich empfiadliche Geschwulst. Das Thier ist missgestimmt, frisst wenig. Kein Durchfall.
laquo; August morgens Temperatur 40,9deg;, abends 40,8quot;. Es ist munterer.
9. ,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;40,8quot;, „ 41quot;. Appetit gering.
10- raquo;nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;41,4quot;. , 41,4quot;. Das Schaf ist
missgestimmt, frisst wenig. Durchfall. In der Geschwulst bildete sich Eiterung.
11.nbsp; nbsp;August morgens Temperatur 41,4quot;. abends 41quot;. Der Durch­fall dauert fort. Der Zerfall im Abscess enthält junge Bakterien; im Blute sind dieselben nicht anzutreffen.
12.nbsp; nbsp;August morgens Temperatur 41,4quot;, abends 40,8quot;. Während des Tages waren noch flüssige Darmentleerungen, aber das Schaf war bedeutend munterer und frass mit grösserem Appetite. Abends hörte der Durchfall völlig auf.
_ Vd. August morgens Temperatur 40,7raquo;, abends 40,3quot;. Das Schaf hatte sich vollkommen erholt.
14.nbsp; nbsp;August morgens Temperatur 40,3quot;, abcis 40,lquot;. Das Thier ist genesen.
Hier war die allgemeine Wirkung nach Einführung ausgetrockne­ten, putriden Blutes sehr gering, die secundäre Infektion hingegen in Folge des lokalen Prozesses ziemlich stark.
Versuch 51. Den 8. August brachte ich einem gesunden Schafe unter die Haut ein Stück (3j) ausgetrockneten, putriden Blutes. Vor dem Versuche war die Temperatur im Mastdärme 40,2raquo;.
Resultat. Den ersten Tag nach der Operation war das Thier sehr niedergeschlagen, frass wonig. Die Temperatur erhob sich auf 41,8quot;. Darmentleerung normal.
9.nbsp; nbsp;August morgens Temperatur 41,0quot;. abends 42,2quot;. Appetit ge­ring. Kein Durchfall.
10.nbsp; nbsp;August morgens Temperatur 42quot;, abends 41,6quot;. Der Appetit hat sich verbessert.
11.nbsp; nbsp; August morgens Temperatur 41quot;, abends 41,4quot;. Appetit schlechter. Darmentleerung flüssig. Sonst keine andern Erscheinungen.
12.nbsp; nbsp;August morgens Temperatur 41,2quot;, abends 41,3quot;. Besserer Appetit. Darmentleerung normal. An der lujectioilsstelle entstand eine nicht grosse Geschwulst.
13.nbsp; nbsp;August morgens Temperatur 41deg;, abends 41,1quot;.
14- raquo;nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; raquo;nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; raquo;nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;41quot;, „ 41,2quot;. Allgemeiner
Zustand derselbe.
15.nbsp; nbsp;August morgens Temperatur 41quot;, abends 41,1quot;. Dasselbe.
^ raquo;nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; quot;nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; -nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;41,4quot; , 41,5. Die Geschwulst
Ravitäcb, lufection.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;e
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(3(5nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Die Wirkung der getrockneten, putriden Substanzen.
ist gross und sehr empfindlich. Der allgemeine.Znstand stellt nichts Bemerkenswerfches dar.
17.nbsp; nbsp;August morgens Temperatur 41,4deg;, abends 41.4quot;. Die Ge­schwulst wurde an diesem Tage geöffnet und eine Menge sehr übelrie­chenden Eiters herausgelassen. In demselben befanden sich viele junge Bakterien. Eiterkörper und freie Körner.
18.nbsp; nbsp;August morgens Temperatur 41,2quot;, abends 41,4quot;.
19.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;snbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 40,9quot;, , 40,9deg;. Allgemei­ner Zustand vollkommen befriedigend.
20.nbsp; nbsp;August morgens Temperatur 40,7, abends 40.7quot;. Der Abscess enthält übelriechenden Eiter. Allgemeiner Zustand derselbe.
21.nbsp; nbsp;und 22. August. Status idem.
23. August morgens Temperatur 41.2quot;. Das Tbier ist missge-gestimmt, Appetit schwach. Es wurde zur anatomischen Untersuchung getödtet. Die Section ergab Folgendes: Lungen normal. Makrosko­pisch sind im Herzen keine Veränderungen wahrzunehmen. Die mi­kroskopische Untersuchung zeigte dagegen Trübung und körnigen Zer­fall einiger Muskelfasern desselben. Das Blut ist flüssig, gerinnt un­vollkommen. Die farblosen Blutkörperchen bedeutend vermehrt. Bak­terien und freie Körner im Blute sind nicht vorhanden. Leber und Nieren stark hyperämisch, deren Epithel iu lettigem Zerfalle. Milz vergrössert. Nirgends Bakterien und Stäbchen. Die Schleimhaut des vierten Magens und des Dünndarmes ein wenig hyperämisch. Die Ge-fässe der Hirnhäute blutreicher, als in normalem Zustande.
Versuch 52. Den 14. August wurde einem anderen Schale nur JjS derselben Lösung fauligen, im Versuche öü angewandten Blutes unter die Baut eingespritzt.
Resultat, Die allgemeine Wirkung trat bei diesem Schafe gar nicht ein, die lokale dagegen schon am dritten Tage: an der Injec-tionsstelle entstand eine ziemlich grosse Geschwulst, in welcher sich in der Folge ein eitrig-molekulärer Zerfall bildete. Mit Hülfe der ent­sprechenden Mittel genas dieses Schaf vollkommen.
Diese Versuche bewiesen unwideiiegüch, dass die putriden Substan­zen auch nach dem Austrocknen ihre Wirkung nicht einbüssen. Daher kann ich keineswegs der Behauptung Davaine's beipflichten, dass aus­getrocknetes, putrides Blut, in gewisser Quantität unter die Haut ge­bracht, keine allgemeine Affektion hervorrufe („Le sang putrefie ou de la septicaemia apres avoir ete desseche. etant introdnit sous la pean en certaine quantite. ne donne point lieu au developpement d'une malaJie oenerale.quot; Kecneil de med. veter., 1869, pag. 170). Wenn aber Ua-vaine damit sagen wollte, dass ausgetrocknetes, fauliges Blut in sehr
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Uie Wirkung gekochter, putrider Substanzen.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 67
geringer Quantität keine Infektion zur Folge habe, so bat er vollkom­men Kocht, ieli erinnere aber daran, dass aucb flüssiges, faules Blut in kleinen Quantitäten keine Infektion hervorbringt, \vi.' dieses schon aus einigen meiner angeführten Versuche ersichtlich ist und ich in Folgen­dem noch deutlicher.demonstriren weide.
Ausgetrocknete, faulige Snbstanzen wirken verhältnissruässig ge­ringer, als tlü.ssigv. sie verursachen aber immer dieselben charakteristi­schen, klinischen and anatomischen Erscheinungen der putriden Infektion.
sect;. 9. Die Wirkung gekocliter putrider Substanzen.
Versuch jj;! Den 17. Juli wurde einem gesunden Kaninchen ein kleines Stück ausgekochten, fauligen Blutes unter die Haut gelegt. Vor dem Versuche Temperatur im Mastdarme 40'',
Resultat. Nach der Operation wurde das Kaninchen missge-stiinmt und hörte auf zu fressen. Temperatur abends desselben Tages 41,7quot;. Kein Durchfall.
18.nbsp; Juli, Temperatur H,äquot;, Das Thier ist noch immer missge­stimmt, l'risst Nichts, iveiu Durchfall,
19.nbsp; .Juli. Temperatur 40,3, Das Kaniuchen ist munter, auch der Appetii stellt sich ein. An der operirten Stelle ist eine nicht grosso, harte, wenig empfindliche Geschwulst.
21raquo;. Juli. Das Kaninchen ist völlig gesund.
21, Juli, In der Geschwulst bildete sich ein nicht grosser Abscess mit eitrig-molekulärem Zerfalle, Derselbe enthält einr .Menge kleiner Bakterien. Der allgemeine Zustand des Thieres vollkommen befriedi­gend. Blut normal.
Vom 22—28. Juli verschwand die Geschwulst allmälisr
Versuch b-i. Den 17. Juli spritzte ich einem anderen, gleich grossen, gesunden Kaninchen 5p' klarer, durch Kochen fauligen Blutes gewonnener Flüssigkeit unter die Haut. Vor dem Versuche war die Temperatur im Mastdärme 40,3o.
Resultat. Nach der Einspritzung hörte das Kaninchen zu fressen auf und wurde sehr niedergeschlagen. In den ersten 2J Stunden er­hob sich die Temperatur auf 42.1quot;; in den folgenden 24 Stunden sank sie auf 41quot;.
Den 10. morgens. Das Thier ist munterer, beginnt ein wenig zu fressen,
5*
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68
Die Wirkung gekochter, putrider Substanzen.
laquo;
Den 20. Das Kaninchen ist vollkommen genesen.
Versuch 55. Am 18. Juli wurde einem anderen, gesunden Ka­ninchen öj,S klarer, durch Aufkochen sehr fauligen Macerationswassers gewonnener Flüssigkeit unter die Haut gespritzt.
Resultat. Nach 21 Stunden starb das Thier. Weder Durchfall, noch Krumpfe traten ein. Die Section ergab dieselben Veränderungen, wie in den anderen Füllen der putriden Infektion.
Versuch 56. Den 24. Juli legte ich einem gesunden Schafe ein, durch vollkommenes Eindampfen von 5ij putrider Flüssigkeit gewonne­nes Gerinnsel unter die Haut. Vor dem Versuche war die Temperatur 40quot;.
Resultat. Am ersten Tage erhob sich die Temperatur auf 4iraquo;.7quot;. Sonst keine Krankheitserscheinungen.
25.nbsp; Juli. Temperatur 4iquot;. Das Schaf ist ein wenig missgestimmt. Appetit träge. Kein Durchfall.
26.nbsp; .luli. Temperatur 40.7quot;. Appetit gut.
27.nbsp; Juli morgens. Temperatur 40,3quot;. abends 40quot;. Das Schaf völlig gesund.
28.nbsp; nbsp;Juli. Temperatur 40,5deg;. An der operirten Stelle eine Ge­schwulst. Allgemeiner Zustand unverändert.
29.nbsp; Juli morgens. Temperatur 41quot;, abends 40.8quot;. Es bildet sich ein Abscess. Allgemeiner Zustand derselbe.
30.nbsp; Juli morgens. Temperatur 40,9deg;, abends 40.5raquo;. Der Abscess hat sich geöffnet, der Eiler enthält eine Menge Körner und junger Bak­terien, Das Thier, wie es scheint, ganz gesund.
31.nbsp; nbsp;Juli morgens. Temperatur 40.5quot;. abends 40.4quot;. Nichts Er­hebliches.
1. August. Temperatur 40,1quot;. Das Schaf gesund.
In diesem Versuche fand eine allgemeine und lokale Wirkung der putriden Infektion Statt. Erstere äusserte sieb in der Temperaturer­höhung auf 1quot;. Verringerung des Appetites und im allgemeinen depri-mirten Zustande.
Versuch 57. Den 13. August wurde einem gesunden Schafe 5iij klarer, durch Kochen putriden Blutserums gewonnener Flüssigkeit unter die Haut eingespritzt. Vor dem Versuche war die Temperatur 40,1quot;.
Resultat. Nach der Operation wurde das Schaf missgestimmt und verlor fast ganz den Appetit. Die Temperatur erhob sich abends auf 41,2quot;.
14.nbsp; nbsp;August morgens. Temperatur 41.1deg;. abends 40,9. ist munterer, frisst besser.
Das Thier
Dasselbe. Das Schaf
15.nbsp; August morgens.
Temperatur 40,8quot;, abends 40,5quot;. 40,;r, „ 40,2quot;.
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Die Wirkung gekochter, putrider .Substanzen.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 69
ist gesund. An der Binspritzungstelle befindet sich eine nicht grosse Geschwulst, in welcher sich (am 22, August) ein Abscess bildete. Die Temperatur erhob sieh an diesem Tage von 40,1deg; auf 40,7deg;.
2;5. August morgens. Temperatur 41,2quot;; abends 41,3quot;. Appetit schwach.
Den 24. August sank allmälig die Temperatur nach der Oeffliung des Abscesses und stand abends auf 40,3deg;.
Hier äusserte sich die allgemeine Wirkung in der Temperaturer­höhung auf 1deg;, Verringerung des Appetits und in der geringen Apathie.
Versuch 58. Den 13. August brachte ich einem anderen gesun­den Schafe eine kleine, geruchlose Menge ausgekochter, im vorherge­henden Versuche schon angewandter, putrider Flüssigkeit unter die Haut. Vor dem Versuche war die Temperatur 40,öo,
Resultat. Die Temperatur dieses Schafes erhob sich nach der Operation abends (ö Uhr) auf 42quot;. Appetitlosigkeit und gänzliche Nie-dergeschlagenheit, ohne Durchfall.
14. August morgens. Temperatur 41,4quot;: abends 41quot;. Appetit hat sich ein wenig wieder eingestellt.
lö. August morgens. Temperatur 41deg;; abends 41,3deg;. Appetit noch immer gering: an der Injektionsstelle entstand eine nicht grosse, em­pfindliche Geschwulst.
16.nbsp; nbsp;August morgens. Temperatur 41,3quot;; abends 41quot;. Derselbe Zustand.
17.nbsp; August morgens. Temperatur 41deg;; abends 41,2quot;. Dasselbe.
18.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;41deg;; , 40,7quot;. Die Ge­schwulst hat sich geöffnet und aus der Öeffhung floss eine grosse Menge übelriechenden Eiters. Derselbe enthielt eine Unzahl freier Körner und junger Bakterien.
19.nbsp; nbsp;August morgens. Temperatur 40,6quot;: abends 40,5quot;. Das Schaf frisst mit Appetit und ist munter.
20.nbsp; nbsp;August morgens. Temperatur 40,5deg;; abends 40,2quot;. Dasselbe.
21.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;40.1quot;. Das Thier ist vollkom­men gesund.
In diesem Versuche war die allgemeine Wirkung deutlicher aus­gesprochen. Die Temperatur erhob sich am ersten Tage auf 1,5quot; im Maximum, darauf hielt sie sich 4 Tage lang auf einer bedeutenden Höhe.
Alle diese Versuche beweisen nun: 1) dass gekochte, putride Sub­stanzen ihre Wirkung nicht verlieren, obwohl dieselbe bedeutend ge­ringer ist. 2) Dass die festen, geronnenen Stücke, wie die klaren Flüs­sigkeiten, welche sich beim Kochen faulender Substanzen bilden, gleich
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Hi
7(t
Die Inokulation putrider [nfektionskrankheit.
wirksam sind. 3) Dass die Wirkung derselbön eine pyrogene und phlogogene ist, d. h. dass beide einen allgemeiuen, ßeberhafteu Zustand und eine lokale Entzündung hervorbringen. Die pyrogene Wirkung der­selben äusseri sich in erheblicher Temperaturerhöhung, Appetitverlust und leichter Gehiriidepression. die phlogogene Wirkung ruft diphtheriti-schen Zerfall, dann Eiterung hervor, welche ihrerseits eine, einige Zeit anhaltende Temperaturerhöhung zur Folge hat.
sect;. 10. Die Inokulation putrider Infektionskrankheit.
Die Frage, ob die durch Infektion hervorgegangene Krankheit an­deren Thieren oder sogar dem Menschen eingeimpft weiden kann, ist von hohem praktischen Belange; sie befindet sich ausserdem mit der Frage von dem Wesen der putriden Infektion in engem Zusammen­hange. Soll die putride Substanz wie ein Ferment wirken, so muss schon a priori zugegeben werden, dass das Blut und sämmllieho Theile des inficirten Thieres, wenn sie auch den kleinsten Theil dieses Fer­mentes enthalten, Ihrerseits durch Inokulation bei einem anderen Thiere dieselbe Ansteckung hervorrufen müssen. Anders ist der Begriff von einem Ferment nicht denkbar, gleichviel, ob es ein belebter oder che­mischer Körper ist. Davaine und seine Nachfolger, denen man in diesem Funkte vollkommene Gerechtigkeit widerfahren lassen muss, bleiben in ihrer Theorie von dem lebenden Fermente der putriden Sub­stanzen konsequent und nehmen die Inokulirbaikeit der putriden In­fektion nicht allein theoretisch an. sondern suchten sie auch durch Versuche zu beweisen. Die Resultate dieser Versuche sind aber nicht ganz übereinstimmend. Es war also noting dieselben zu controliren, wozu auch folgende Versuche gemacht worden sind.
Versuch ;quot;)!gt;. Den 9. Juli wurde einem gesunden Kaninchen einige Tropfen Blut eines, von Ansteckung durch putrides Blut (Ver­such 32) gefallenen Kaninchens eingeimpft.
Resultat. Bei diesem Thiere waren keine Krankheitserscheinun­gen bemerkbar.
Versuch 60. Diphtheritisch zerfallene Hautstücke des im Versuch 59 gebrauchten Thieres wurden selbigen Tages einem anderen Kanin­chen unter die Haut gebracht,
Resultat. Auch hier keine Infektionserscheinungen,
Versuch 61,, Den 15. Juli wurde einem gesunden Kaninchen 1^
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Die Inokulation putrider Infektionskraukheiinbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 7 1
Gramm Blut eiue.s, in Folge einer in die Bauchhöhle eingeführten, pu-trideu Flüssigkeit (Versuch 3) gefalleneu Thieies eingespritzt. Dieses Blut enthielt keine Bakterien.
Kesultat. Ben ersten Tag nach dem Versuche frass das Ka­ninchen Nichts und war sehr apathisch. Die Temperatur erhob sidi auf 42deg;.
16.nbsp; nbsp;Juli. L'ie Temperatur im Mastdarme 42.8quot;. Kein Appetit, völlige Niedergeschlagenheit.
17.nbsp; Juli. Temperatur schwankt zwischen 4lu und 41,4quot;. Das Ka­ninchen ein wenig munterer: Appetit noch immer sehr gering.
18.nbsp; Juli. Temperatur morgens 41quot;. Das Thier ist bedeutend munterer, frisst gut und läuft frei im Zimmer umher.
19.nbsp; Juli. Temperatur 40,4quot;. Kaninchen vollkommen genesen. Versuch 62. Am 25. Juli spritzte ich einem gesunden Schafe
unter die Haut öj Blut aus der Milz eines, in Folge von Infektion durch putride Flüssigkeit gefallenen Schafes. Dieses Blut enthielt eine Menge bewegungsloser Stäbchen und junger Bakterien (Versuch 9). Die Temperatur dieses Schafes war vor dem Versuche 41*,2quot;.
Kesultat. Nach der Einspritzung war das Thier sehr missge­stimmt, frass Nichts. Die Temperatur erhob sich an diesem Tage auf 41deg;.
26. Juli morgens. Das Schaf ist sehr schwach, hält sich kaum auf den Füssen. Athmen beschleunigt und erschwert. An der Ein­spritzungsstelle eine grosse, diffuse, kalte Geschwulst, auf welcher die Wolle ausfiel und die Haut dunkelroth war. An die Oberfläche der­selben dringt eine gefärbte, eine Menge kleiner Bakterien enthaltende Flüssigkeit. Temperatur 38,2deg;. Sehr ausgesprochene Apathie. Die Empfindlichkeit stark abgestumpft. Eine sorgfältige Untersuchung des Blutes erwies keine Spuren von Bakterien in demselben, während die Zahl der ungefärbten, mit Körnern gefüllten Blutkörperchen bedeutend vergrössert war. Das Blut sondert rasch Hämoglobinkivstalle aus. um 6 Uhr desselben Tages fiel das Schaf.
Die Section konnte ich, zu meinem Bedauern, erst folgenden Tages (27. Juli) um 1U Uhr morgens unternehmen.
Der Cadaver war schon stark verwest. Aus den Naslöchern Hess flüssiges Blut. An der Injectionsstelle ein ausgebreitetes, blutig-seröses Infiltrat. Sämmtliche subcutanen Venen mit schwarzem, theerartigem Blute gefüllt. Dasselbe befand sich auch in den beiden Ventrikeln des Herzens. Das Blut gerinnt nicht. Die unbeweglichen Stäbchen in erheblicher Menge vorhanden. kleine Bakterien aber verhältnissmässig wenig. Die rotiien Blutkörperchen grösstentheils zackig und sternför-
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Die Inokulalion putridor [nfektionskrankheit.
mig. Die farblosen körnig angefüllt. Das Blut schied viele Krystalle aus. Alle Theile in starkem, körnigem Zerfalle begriffen. Keine Ek-chymosen. Endocardium von diffus-dunkelrotlier Farbe (Leichen-ersoheinung). Wer hatte nun an diesem Cadaver nicht das voll­ständige Bild des sogenannten Milzbrandes erblickt? und doch fiel dieses Thier in Folge des unter die Haut eingespritzten Blutes eines, von putrider Infektion gefallenen Schafes.
Versuch 63. Den 28. Juli spritzte ich einem gesunden Schafe mittlerer Grosse des im vorhergehenden Versuche angewandten Blutes unter die Haut ein. Dasselbe enthielt eine Menge von Bakterien, hatte aber noch keinen fauligen Geruch. Vor dem Versuche Tempera­tur 40,2deg;.
Resultat. Den ersten Tag war das Thier nur ein wenig miss-gestimmt. Die Temperatur erhob sich auf 41.2quot;.
29. Juli morgens. Temperatur 41,9quot;. Das Thier ist missgestimmt, Appetit schwach, Darmentleerung von normaler Consistenz. Um 4 Uhr abends Temperatur 40,4quot;. Das Schaf ist noch immer sehr schwach, athmet schwer, hat gänzlich aufgehört zu fressen. Kein Durchfall. In der Nacht trat der Tod ein.
Die Section wurde am folgenden Tage 11 Uhr morgens vorgenom­men und erwies Folgendes: An tier Einspritzungsstelle ein ausgebrei­tetes, diffuses, blutig-seröses Infiltrat des Unterhautbindegewebes, in welchem eine Unzahl bewegungsfreier Stäbchen und kleiner Bakterien sich befanden. In der Brusthöhle ein nicht grosses, gefärbtos Trans-sudat in der Höhle der Pleura und des Pericardiums. Keine Ekchy-mosen. Lungen ödematös aufgetrieben. Herz mit dickem, schmierigem, eine Menge unbeweglicher Stäbchen (Bakteriden) und kleiner Bakterien enthaltendem Blute überfüllt. Es ist brüchig und seine Muskelfasern körnig angefüllt. Keine Ekchymosen auf dem Endocardium. Die Schleim­haut des i. Magens (insbesondere an dessen Ausgange), des Dünn- und Blinddarmes stark hyperämisch und intiltrirt. Das Epithel grössten-theils in körnigem Zerfalle. Mesenterialdrüsen vergrössert und mit se­röser, viel unbewegliche Stäbchen enthaltender Flüssigkeit intiltrirt. Leber und Nieren stark hyperämisch, deren Epithel körnig zerfallen. Milz nicht vergrössert, aber das Parenchym derselben erweicht und schmierig. Sie enthält eine beträchtliche Zahl von Stäbchen und jungen Bakterien. Die lymphoiden Körper mit Körnern gefüllt. In der Schä­delhöhle starke Hyperämie der Gefässe der Hirnhäute und ein bedeu­tendes Transsudat in den Hirnhöhlen. Die Substanz des Gehirns saf­tiger, als gewöhnlich.
Versuch 64. Den 30. Juni wurden einige Blutstropfen von diesem
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Die liioknlatioM putnder [nfektiouskrankbeit.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 73
Cadaver einem gesnudeo Schafe auf der iiuioin Oberfläche der Ohr­muschel eingeimpft.
Resultat. Das Schaf bot keine Krankheitserscheinungen dar.
Versuch 65. Denselben Tag spritzte ich 1 Gramm desselben Blutes unter die Haut eines gesunden Kaninchens.
Resultat. Bei diesem Thiere verursachte * die Inokulation eine starke Apathie. Der Tod erfolgte in der Nacht desselben Tages Die Section constatirte dieselben anatomischen Erscheinungen der putriden Infektion, wie in den anderen Versuchen. Bemerkenswerth war hierbei ein blutig-seröses Infiltrat an der Injektionsstelle, welches beinahe die ganze untere Fläche der Bauchwandungen einnahm.
Versuch 66. Den 31. Juli wurde i Gramm von dem Blate dieses Thieres einem anderen, gesunden Kaninchen unter die Haat eingespritzt.
Resultat. Bei diesem Thiere traten keine lufektionserseheimin-gen auf.
Versuch 67. Den 1!. August impfte ich einem gesunden Schafe .', Gramm von dem Blute eines, in Folge putrider Infektion stark er­krankten Schafes (Versuch 50), welches an diesem Tage Durchfall hatte und dessen Temperatur 41,4quot; war, ein.
Resultat. Dieses Schaf blieb vollkommen gesund und äusserte keine Ansteckungssymptome.
Versuch 68. An demselben Tage wurde ein gesundes Kaninchen mit Eiter aus dem Abscesse desselben Schafes (Versuch 50), welcher eine Menge kleiner Bakterien enthielt, geimpft.
Resultat. Auch dieser Versuch blieb erfolglos.
Versuch 69. Den 7. November wurde einem gesunden Schafe ~,] pleuritischen Transsudates eines, an demselben Tage (Versuch 14) gefallenen Schafes in die Bauchhöhle eingespritzt,
Resultat. Diese Inokulation zog keine Folgen nach sich.
Versuch 70. Den 7. November 3 Uhr nachmittags wurde einem gesunden Kaninchen Sj von dem Blutserum desselben gefallenen Schafes unter die Haut eingeimpft. Vor dem Versuche war die Temperatur 40,3quot;.
Resultat. 4 Uhr Temp. 39,9laquo;.
o ,
6 ,
7 ,
8 ,
9 ,
8.
Noveinb. morg.
8.
9
39,9quot;. i) 40,2'. v Uas Kaninchen ist ein wenij. , 40,6quot;. [ missgestimmt, frisst wenig. , 40,8quot;. , 40,8quot;. 7 Uhr Temp. 40,8quot;. qnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 40 9quot; [Derselbe Zustand.
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Die Inokulation putrider Infektioiiskraiiklieit.
8. November morgenraquo; Zustand.
12 Uhr Temperatur 41deg;. Derselbe
8.nbsp; nbsp;Novemb. abends 7 Fhr Temp. 40,4deg;.
laquo;• ,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; , 9 B , 40.9raquo;,
Appetitlosigkeit. Dann-entleeruns: normal.
9- - m01'S- H v * -*(,,5quot;- ) Das Thier ist munterer, 9- raquo;nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; , * 12 s , 40.7quot;. | frisst mit grösserem
9.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; „ abends 8 , , 40,5deg;. \nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Appetite.
10.nbsp; nbsp;November morgens 8 übr Temperatur 40,1deg;. Es ist völlig gesund.
Versuch 71. Den 9. November 12 Ohr mittags spritzte ich einem gesunden Hunde 5ij aufgelösten Blutes (1 Theil Blut auf 4 Theile Wasser) eines, am 7. November in Folge putrider Infektion (Versuch 6) gefallenen Kaninchens in die linke Halsvene ein. Dieses Blut wurde an einem kalten Orte aufbewahrt und hatte keinen iibeln Geruch. Vor dem Versuche war die Temperatur im Mastdärme 39,2deg;.
Resultat. Bald nach dem Versuche erfolgte eine zweimalige, flüssige Darraentleerung, Zittern am ganzen Körper, welches etwa \ Stunde dauerte. Temperatur 39,4deg;. I Uhr Temperatur 40.4quot;. Der Hund ist sehr missgestimmt.
2nbsp; nbsp; Uhr. Temperatur 41.1deg; ächzt bei jeder Kothentleerimg. dunkel gefärbt, Starker Durst, gestumpft.
3nbsp; übr. Temperatur 41,8quot;.
4nbsp; Uhr. Temperatur 41,5quot;. gestimmt.
Das Thier ist sehr missgestimmt,
Dieselbe ist sehr flüssig, schleimig,
Appetitlosigkeit. Empfindlichkeit ab-
Der Hund ist noch immer sehr miss-
5nbsp; nbsp;Uhr 30 Minuten. Temperatur 40,4quot;. Er frass ungefähr I
I Pfd.
Fleisch und wurde bedeutend munterer.
7 Uhr 30 Minuten. Temperatur 39,2quot;. 9 Uhr. Temperatur 39deg;. Am folgenden Tage war er ganz gesund.
Versuch 72. Den 7. November 2 Uhr nachmittags wurde einem mittleren (im vorhergehenden Versuche gebrauchten) Hunde Sij (im Versuch 69 gebrauchten) pleuritischen Transsudates eines Schafes unter die Haut eingespritzt. Vor dem Versuche war die Temperatur 39,2quot;.
Uhr. Temperatur 39,4deg;. j
R
.•gt;
4 7 9
8. Nov. morg. 9 12
39,8quot;.
Das Thier war munter
und scheinbar ganz
gesund.
40,2deg;. 39quot;. 38,9quot;. 39quot;.
^mtm
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Die Inokulation pulrider [nfektionskrankheit
75
V7ersuch 73. Den 5. December S Uhr abends fährte ich einem gesunden Kaninchen J Gramm von dein Blute eines, in Felge pntrider Infektion stark erkrankten Hundes, welcher eine Stunde nach dem Ver­suche fiel, unter die Haut ein. Die Temperatur des Kaninchens im Mastdärme war vor dem Versuche 40,4quot;,
Resultat. 2 Stunden darauf (10 Ohr abends) Temperatur 41quot;. Das Kaninchen ist ein wenig missgestimmt, frisst übrigens mit Appetit das hingelegte Brod.
6. December morgens 9 Uhr, Temperatur 41,2quot;. Appetitverlust: sonst derselbe Zustand,
6. December tnorg.
6-6.
11 1 2
Temp, 41,6deg;, , 41,3deg;.
, 41,9quot;.
Es frass ein wenig
Brod.
6. December nachmittags 4 Uhr. Temp. 41quot;. 6. ,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;6 „nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; , 41,1quot;.
6.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; .nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 9 ,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;; i:
Es ist munterer.
7.nbsp; nbsp;Deoemb. morg, 9 Öhr. Tem 7. ,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;, 12 , 7. ,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;, 5 , ,
40,5quot;. 40,3quot;. 40,3quot;.
4U.2quot;.
Das Hauinchen frisst gut und
ist ganz munter; an der In-
jei'fionsstelie eine nicht grosse
Geschwulst.
7. ,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;, 8 , ,
Den 8, December war es ganz gesund. An
ler Stelle der G-e-2 Wochen war die
schwulst fiel die Haul später lappenartig ab. In Wunde geheilt.
Versuch 71. Den (3. December 10 Uhr morgens wurde einem anderen, ganz gesunden Kaninchen von dem, dem Cadaver desselben Hundes entnommenen Blute unter die Haut eingespritzt. Vor dem Versuche Temperatur 40,6quot;.
Resultat. 11 Uhr 30 Min. Temp. 40,7quot;,
Das Kaninchen ist völlig niedergeschla­gen, ohne Appetit, Empfindlichkeit stark abgestumpft. Darm­entleerung normal.
12 1
2 4 6 9
In der Nacht fiel das Thier,
Die Section wurde den folgenden Tag um iraquo; Uhr morgens gemacht. Unter der Haut in der Nähe der Injectionsstelie ein starkes, blutig­seröses, dunkelgefärbtes Exsudat, welches viele kleine Bakterien, freie Körner und Hämoglobiukrystalle enthielt. Lungen unverändert. Pleura blaslaquo;. Keine Ekchymosen. Herz mit flüssigem, wenig an der Luft
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76
Die Inokulation putrider [ufektionskrankbeit.
gerinnendem Blute gefällt. Das letztere enthält eine Menge freier Körner und kleiner Bakterien. Die farblosen Blutkörperchen vermehrt und körnig angefüllt. Herzmuskel ebenfalls verändert, wie in den an­deren Versuchen. Leber und Nieren wenig hyperämisch, der Zerfall ihrer Zellen ebenso, wie in den anderen Fällen. Milz vergrössert, er­weicht, euihält eine Menge kleiner Bakterien und freier Körner. Die lymphoiden Körper derselben mit Körnern gefüllt. Die Schleimhaut des Magens blass, die des Dünndarmes leicht hyperämisch und infiltrirt. Die in demselben enthaltene, graugefärbte Flüssigkeit schliesst in sich eine Menge epithelialer und nuder Zellen in körnigem Zerfalle. Me-senterialvenen mit Blut injicirt. Drüsen ein wenig vergrössert und mit seröser Flüssigkeit infiltrirt. Das grosse Gehirn ödematös.
Ms geht nun aus diesen Versuchen hervor, dass die durch putride Infek­tion entstandene Krankheit nicht okulirbar sei, und aus diesem Grunde zu den ansteckenden Krankheiten nicht gerechnet werden kann (Pocken, Rotz etc.)*). Es erhellt aber zugleich aus diesen Versuchen, dass das ßlnt von Thieren. die durch diese Affektion gefallen sind, in den Körper raquo;sines ge­sunden Thieres eingeführt ebenso intensiv, wie fauliges Blut und an­dere faulige Substanzen wirken. raquo;Einem Kaninchen wurde },o dieses Blutes unter die Haut gespritzt und sofort traten bei demselben alle Erscheinungen putrider Infektion und der Tod ein.
Die Inokulation einiger Tropfen Blutes eines Schafes, das nach Einimpfung von Blutes eines anderen an Infektio putrida gefallenen Schafes dem Tode heimfiel, brachte bei einem gesunden Schafe gar keine Wirkung hervor. Dagegen verursachte 1 Gramm desselben Blutes unter die Haut eines gesunden Kaninchens gebracht, dessen Tod (Versuch 65). I Gramm vom Blute dieses Thieres einem anderen Kaninchen unter die Haut gespritzt hatte nicht die mindesten Folgen (Versuch 66). Der Erfolg der Inokulation war also abhängig von der Quantität des eingeimpften Blutes, oder um mich genauer auszudrücken, von der Menge der dem Organismus beigebrachten giftigen Substanz, was be­sonders deutlich die Versuche 73 und 74 bewiesen haben. Nun soll aber bei dem Begriffe von einem Contagium jede Annahme eines pro­portionalen Verhältnisses zwischen der Wirkung der intieirenden Sub­stanz und deren Quantität gar nicht zulässig sein, üebrigens werde ich später darauf noch zurückkommen. — Um nun einen Endschluss aus den angeführten Versuchen ziehen zu können, muss ich noch auf die Kesultate einiger von mir ausereführten Controlversuche hinweisen.
*) L'elier das Verhältniss iler pntriden Krankheit zum Milzbrand später.
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Oontrolversuche,
sect;.11. Control versuche.
Die von mir mit dei- putriden Infektion angestellten Versuche be­weisen definitiv (gegen die Beobachtungen von Virchow, Thiersch Hemmer und anderen und übereinstimmend mit Bergmann), dass die Wirkung des putriden Giftes der in den thierischen Organismus eingeführten Menge desselben entspricht und dass eine Inkubationspe­riode derselben, wie es Thiersch und Hemmer behaupten, gar nicht vorkommt, sondern die Wirkung gleich nach dem Eintritt des Giftes in den gesunden Körper sich geltend macht. Diese Thatsacheu lösen schon an und für sich die Frage über das Wesen der putriden Substanz und beweisen, wie es bereits Fan um behauptete, deren Identität mit anderen thierischen Giften. Ks hatte also allen Anschein, class diese Frage endlich zu ihrem Abschluss gekommen sei. Neuerdings jedoch erschien eine Arbeit von Dr. Golubew (Infektionsversuche mit Schleim und fauliger Flüssigkeit, St. Petersburg 1870). in welcher dieser For­scher, sich auf die durch seine Versuche erlangten Resultate stützend den Schlnss zieht, dass die putride Infektion ihr Entstehen nur nie­deren, in der putriden Flüssigkeit lebenden Thierchen zu verdan­ken Labe.
Durch Dr. Golubew's Arbeit werden natürlich die in den ange­führten 74 Versuchen erlangten Resultate nicht widerlegt, um so we­niger, da dieser Forscher keine genaue Temperatnrmessungen vornahm die doch als ein wichtiges Criterium bei dergleichen Versuchen ange­sehen werden müssen. Wenn er nun sagt, der Parasitismus der pu­triden Substanz sei daraus zu ersehen, dass dieselbe durch Kochen bei einer Temperatur von 140quot; C. ihre Wirkung einbüsse, so ist dieses ein sehr schwacher Beleg, da auch eine einfache einmische Substanz bei einer so hohen Temperatur sich zerlegen und verändern kann. Dr. Golubew schien übrigens selbst das Unzuverlässige in seinem Beweise einzusehen und nahm daher zu einem anderen seine Zuflucht. Es gelang ihm Dämlich, bei zwei Hunden, welchen er einen auf dem Filtrum abgesetzten und nur mikroskopische Organismen enthaltenden Niederschlag putrider Flüssigkeit einspritzte, putride' Infektion hervor­zurufen. Er Hess aber das ausser Acht, dass das in der putriden Flüssigkeit befindlichquot; Gift auch an den losten Partikelchen dieser Flüssigkeit haften kann, wie es von Panum gezeigt wurde. Dieser Forscher hat nämlich bewiesen, dass aus fauligen Flüssigkeiten nieder­geschlagene Eiweissstoffe, wenn sie auch uu und für sich keine giftigen
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78
Control versiu'lie.
Eigenschaften besitzen, eine starke Anziehungskraft auf das putride Gift aussern, welci.es sie an ihrer Oberfläche condensiren.
fvJV!fn,gt;nVmUC!,ei' I'111 faUliger Plössi^eit fand ich, dass ein festem N^derschlag viel wirksamer sei. als die klare tiltrirte Flüssigkeit
Allein da Dr Golubew's Versuche bei Skeptikern einigen Zweifel über die Zuverlässigkeit meines Schlusses behufs der Kelle der mikro-fischen Org^nsnjen in der ptriden Infektion erwecken konnten, so and .ch noting „och ennge Controlversnche zu machen und zwar einer-sits mit Flüssigkeiten, welche sehr viele Bakterien und ausseist weni. putnde Substanzen enthielten, andererseits mit solchen, in .-eichen 2
mit fauhget Flüssigkeit, welche au grossem Feuer Ins zur Trockne abge­dampft wurde und endlich mit solcher, die mit Carholsäure, in einer das von Lemaire vorgeschriebene Maass weit überschreitenden Menge vernuscht wurde Dass die Carholsäure uud der absolute Alkohol afS m aulenden Flüssigkeiten enthaltene lebendige Organismen tödten, wi d wohl einem jeden Fachmann bekannt sei,,. Diese Versuche er gaben nun folgende Resultate.
Versuch 75. Am 10. März 1870 wurden einen, Gramme stark wirkender fauliger Flüssigkeit 150 Gramm Wasser beigemischt In Impfen dieses Gemaches enthielt, mikroskopisch untersucht, eine grosse Menge von Bakterien und anderen Mikrozoen.
Ein Gramm von diesem Gemische wurde nun unter die Haut eines quot;ich grossen Kaninchens (1010 Gramm schwer) gebracht. Die Tem­peratur dieses Thieres schwankte zwischen 39,5 und 40,4 Der Versuch geschah um -J Uhr 30 Min. nachmittags
Resultat. 3 Uhr nachm. Temp. 39,5'
4 ;quot;gt; 7
40quot;. ^0,5deg;. 39,7raquo;
Keine besonderen krank­haften Erscheinungen bemerkbar.
März.
8 1 8
Ihr morg. Temp. 39,8. nachm. , 40,4.
Das Kaninchen ist S'esund.
Au,.
abends B 40quot;.
au den folgenden Tagen/vom 12-15. März, war das Thier vollkommen gesund.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; u
Vei-such 76 Am 10. März wurde einem mittelgrossen Hunde
St VoTd v^ ^ ^ derquot;lben F,ÜSsi^eit squot;b-taquot; -ge-8 ü nthm erSaChe War die quot;^-^ 38-9^ de-lbe ^
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Oontrolversuche.
79
Resultat
3 Uhr 45 Min. Temp 39.*
11. Mär/..
5 ,
7 ,
9 , abendsnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ,
H , moro-ens
39.5. f
Da.s Tliier ist munter
39,7. ) un(j augenscheinlich 39. Inbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ganz gesund.
38,5. |
38,7. ; Keine besonderen Er-38.5. \nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; scheinunsren.
1^ 8
abeiu
In beiden Fällen ist die subcutaae Einspritzung putrider Flüssig­keit, welche viele lebende mikroskopische Organismen enthielt, ganz erfolglos geblieben. Die geringe Temperaturerhöhung nach der Ein­spritzung erfolgt, wie wir unten sehen werden, auch nach subcutanen Einspritzungen von Wasser.
Warum vermehrten sich nicht die Bakterien bei beiden Thieren und riefen allgemeine Erscheiimngen putrider Infektion hervor? Sehn­liche Versuche wurden an zwei anderen Kaninchen wiederholt, der Er­folg war derselbe. Es folgte nur eine unbedeutende Temperaturerhöhung von 0,3—0,5deg;, was übrigens, wie erwähnt, auch nach Wassereinspritzun­gen vorkommt.
Versuch 77. Den 19. Februar 187(1 wurden In Gramm putrider Flüssigkeit, durch drei Wochen langes Aufweichen von Fleischstücken in Wasser gewonnen, mit 50 Gramm absoluten Alkohols vermengt und das Gemisch bei grossem Feuer zur Trockne eingedampft; der Rest hier­auf mit 40 Gramm destil. Wasser verdünnt und abermals gekocht, bis nur 30 Gramm zurückblieben. Dieser Rest wurde durch Papier filtrirt und einer sorgfältigen mikroskopischen Untersuchung unterworfen. Es war in demselben aber keine Spur von raikrospischen Organismen zu finden. 10 Gramm dieser Flüssigkeit wurde nun einem 1210 Gramm wiegenden Kaninchen unter die Haut gespritzt Die Temperatur dieses Thieres schwankte zwischen 39,5deg; und 4:iquot; C. Der Versuch wurde um 9 Uhr 45 Min. morgens ausgeführt; vor demselben war die Tempera­tur des Kaninchens 39,5.
Resultat. 1! Uhr 45 Min. Temp. 40deg;.
12
45 „ nachm.
40,7.
40,4.( Das Kaninchen ist apa-
20. März.
2 3 5 7 8 12 8
abends
bhisch, frisst nichts, Koth weich.
abends
Das Thier ist munterer,
frisst gut. Koth von
normaler Consistenz.
Am 3. Tage war der Zustand des Thieres vollkommen befriedi
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80
Control versuche.
gend. üii1 Temperatnr kehrte zur Norm zurück. Am 4. Tage erhöhte sich dieselbe auf 40.8quot;. Die Haut an der Injektiousstelle war abge­storben. Die Wunde heilte später zu und das Kaninchen erholte sich vollständig.
Dieser Versuch hat also keinen genügenden Beweis geliefert, da. wie wir später sehen werden, dieselbe Erhöhung der Temperatur auch nach subcutaner Injektion von 10 Gramm Wasser bei Kaninchen her-vorgebracht weiden kann.
Folgender Versuch war schon beweisender.
Versuch 78. Am 19. Februar wurden 10 Gramm desselben ge­kochten aber nicht filtrirteu Gemisches einem 1510 Gramm schweren Kaninchen unter die Haut gespritzt. Die höchste Temperatur dieses Thieres war 39,5deg;.
Die Injektion wurde um 9 Uhr 50 Min. morgens gemacht.
Resultat.
11
Uhr
30 Min.
Temp
40.7c
1
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nachm.
n
41,3.
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*
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$
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5
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abends
_
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8
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morgens
n
40.G.
10
ji
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V
40,4.
2
nachm.
ji
41.
Das Thier ist nieder­geschlagen und frisst nichts.
20. Februar.
I Kotli weich, Appetitlosig­keit und Niedergeschla-\nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;genheit.
K'otii weich, noch im­mer kein Appetit.
Das Thier frass etwas Hafer.
Koth weich. Harn hell.
Das Kaninchen ist apa­thisch.
Das Thier ist etwas munterer, sein Ap­petit jedoch schlecht.
Durchfall. jMiederge-schlagenheit.
Koth fest. Das Thier frass etwas Brod.
Das Kaninchen ist munter und frisst mit grossem Appetit.
6
7
11
21, Februar. 8
abends
40,8.
40,8. 41,3. 41.
40,4.
morgens
nachm.
41,5.
40,8.
40,8. 40,3.
22. Februar.
30 Min.
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Controlversuche
81
22. Februar. 12 Uhr morgens Temperatur 40,1. 8 Uhr abends Temperatur 39,9.
Am 23. fand man die Haut an der Injektionsstelle nekrotisirt. Die Heilung der Wunde erfolgte allmälig.
Versuch 79. Am 20. Februar wurden 20 Gramm derselben pu-triden Flüssigkeit mit 40 Gramm absoluten Alkohols vermengt, das Gemisch bis zur Hillfte eingekocht, und 10 Gramm von dem Reste einem gesunden, 1320 Gramm schweren Kaninchen unter die Haut ge­bracht. Der höchste Temperaturstand des Thieres war 39,7. Die Ein­spritzung wurde 10 Uhr morgens gemacht.
Resultat. 11 Uhr morgens Temp. 39,5deg;.
Das Kaninchen ist
sehr apathisch. Durchfall.
Stark ausgesprochene
Apathie; vollständige
Appetitlosigkeit.
2
T
nachm.
4
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it
6
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V
7
ff
abends
11
T)
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21.
Februar.
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22.
Februar.
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Februar.
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30 Min.
24.
Februar,
8
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7
abends
4( 1,5.
40,8.
40,8.
40,7.
40,9.
40,9.
41,2.
41,2.
41deg;.
41.
40,8.
41.
41.
40,5.
41.
40,7.
39,7.
39,8.
39,6.
Das Thier ist niederge­schlagen, frisst nichts. Koth fest. Harnentleerung.
Status idem.
Das Thier ist terer; es frass ßrod.
mun-
etwas
Das Thier hat sicli voll­kommen erholt. Die Haut an der Injoktionsstelle ne­krotisirt.
Es bedarf keines weiteren Beweises, um die stattgefundene putride In-lektion in diesem Falle zu bestätigen.
Versuch 80. Am 19. Februar wurde einem gesunden. 1420 Gramm schweren Kaninchen 10 Gramm derselben mit 15 Tropfen concentrirter Carbolsäure vermischten, putriden Flüssigkeit unter die Haut einge­spritzt. In diesem Gemisch waren absolut keine lebenden Organismen vorhanden. Der höchste Tempcraturstaml des Thieres war 39,7quot;. Die Injektion fand um 1 Uhr 30 Min. nachmittags statt.
Resultat. Gleich nach der Einspritzung erfolgten starke, \ Stunde
Kavitfich. Infection.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;(I
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g2nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Coutiolversuche.
anhaltende Krämpfe am ganzen Körper. Bedeutendu Abstumpfung der Empfindlichkeit. — Eine Viertelstunde darauf erhob sich das Thier, doch waren seine Bewegungen schwach und schwankend. Nach einer halben Stunde ging das Kaninchen frei umher, doch war es sehr nie­dergeschlagen. Temperatur 40,3deg;.
2nbsp; Uhr nachm. Temperatur 40,3.1
3nbsp; nbsp; nbsp;, ,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 40,3.
rnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;j j \ Das Thier ist sehr apathisch.
* quot;nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; , quot;„ ( Völlige Appetitlosigkeit.
' !)nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; raquo;nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;raquo;nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;41,1.
9 , Bnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 41,3.|
2(gt;. Februar 8 Uhr morg. Temp. 40,4. Allgemeiner Zustand derselbe. 10 B ,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; s 39,7. Harnentleerung,
11,,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; n 39.
12 s ,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; , Tod.
Die Section erwies dieselben pathologischen Veränderungen, wie in den anderen Fällen putrider Intoxication.
Versuch 81. Am 19. Februar wurde 5j putrider Flüssigkeit mit 20 Tropfen concentrirter Carbolsäure vermengt, das Gemisch dann mit öxj Wasser so lange eingekocht, bis nur 5jii zurückblieben. Dieser liest wurde einem 1310 Gramm schweren, grossen Kaninchen unter die Haut gespritzt. Die Injection wurde um 3 Uhr nachm. gemacht. Vor der­selben war die Temperatur des Thieres 39,3deg;.
Resultat. Gleich nach der Einspritzung erfolgten ziemlich starke Krämpfe mit Zittern am ganzen Körper, welche eine halbe Stunde an­hielten. Darauf sass das Thier ruhig auf einer Stelle, war jedoch sehr niedergeschlagen.
4nbsp; Uhrnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Temp. 39,4n.
5nbsp; nbsp; nbsp;„nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; „ 40,2.
7 „nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; , 41,5. Koth weich. Anhal-
tende Apathie. 9 ,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; , 41,1. Koth weich. Allgemei-
ner Zustand derselbe
20. Februar.
8
n
morgens
10
n
laquo;
2
n
nachm.
4
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11
8 , morgens „ 40.
. 4lt;gt;,3.
40 5.nbsp; f Das Thier frass den
40'önbsp; nbsp;\Sanzeu Tag nichts.
' quot;nbsp; / Darmausleenmgen von
40,9.nbsp; nbsp;^ normaler Consistenz. 40,8 41.
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ControlTersucbe.
83
21. Februar. 8 Uhr morgens
40,5. Derselbe allgemeine Zustand. Frisst noch immer nicht.
41. Durchfall.
40,6.1 Frisst nicht. Koth weich.
'22. Februar.
3
ij
7
8
10
12
2 4 8 8 3 8 8
8
8
12
8
nachm. 30 Min. abends morsrens
41.
40,7.
40,8.
40,8.1
40,8./'
41.
40,9. J
40,5. j
40.
39,8. j
39,6.1
40. 1
40,3.'
40,2.
39,3.
39,9.
Grosser Durst.
Das Thier frass sehr
wenig und ist sehr
niedergeschlacfen.
2rgt;. Februar.
naclim.
abends morgens
naclim.
abends morgens
nachm.
abends morgens
r,
abends
Das Thier ist munterer, frisst
mit besserem Appetit. Au
der Einspritzuiigsstelle Kuut
uecrotisch.
Das Kaninchen er­holt sich.
24. Februar.
25. Februar
Das Thier ist vollkom-
men hergestellt.
Am 26. Februar fiel die Haut an der Einspritzungsstelle ab. Die Wunde heilte hierauf zu.
Versucb 82. Am 19. Februar wurden 20 Tropfen Carbolsäure mit ij Wasser gemischt und zusammen solange gekocht, bis 5iii zurück­blieben. Diese Menge wurde nun einem grossen, 1300 Gramm schweren Kaninchen unter die Haut eingespritzt. Vor dem Versuch war die Temperatur 39,3n. Der Versuch geschah 3 Uhr nachm. und hatte zum Zwecke, die Wirkung der Carbolsäure in derselben Menge, wie im vo­rigen Versuche, zu beobachten.
Resultat. Gleich nach der Injektion erfolgten starke Krämpfe, Episthotonus und vollständiger Verlust der Empfindlichkeit, dieses dauerte bis 6 Uhr. Die Temperatur sank in dieser Zeit auf 37,2deg;.
6nbsp; Uhr. Temp. 36deg;. Das Thier erhob sich, konnte aber nicht stehen; die Empfindlichkeit, obwohl wiedergekehrt, ist noch immer ab­gestumpft.
7nbsp; Uhr. Temp. 34,7. Das Thier versucht aulzustehen, es gelingt ihm jedoch nicht. Empfindlichkeit abgestumpft. Respiration erschwert.
9 Uhr abends. Temp. ;H4,7. Das Kaninchen macht einige Schritte und fällt nieder; kann nichi aufstehen.
6*
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84
Controlversuche
20. Februar. 7 Uhr morg. ohne sich aufrichten zn können.
8nbsp; Uhr morg. Temp. 33,3.
9nbsp; Uhr morg. Temp. 32,5. It) Uhr morg. Temp. 31.4.
dicke Flüssigkeit.
10nbsp; Uhr 15 Min. Tod.
Temp. 34.3. Liegt auf einer Stellfi. Empfindlichkeit abgostumpft. Derselbe Zustand.
Aus dem After fliesst eine schwarze.
Die Section erwies starke Hyperämie des Gehirns
der Leber,
Nieren und der Schleimhaut des ganzen Darmkanals.
Beide Versuche constatirten, dass die Wirkung der dem Geraische beigemengten Carbolsäure von kurzer Dauer war; die nachfolgenden Intoxikaüonserscheinungen gehörten unbestritten dem putriden Stoffe an. Es ist aus anderen Versuchen bekannt, dass die Calbolsäure die Herz-thiitigkeit und zugleich die Temperatur herabsetzt. Die Verminderung der Wirkung der Carbolsäure in diesen Versuchen lässt sich nur durch die Vereinigung derselben mit den Albuuiinateu der putriden Substanz erklären. Ich muss noch hinzufügen, dass bei 3 Kaninchen, welchen fauliger Flüssigkeit mit Zusatz von 6 Tropfen Carbolsäure unter die Haut gespritzt wurde, der Tod durch putride Infektion eintrat, un­geachtet dessen, dass die faulige Flüssigkeit, wie ich es in Gegenwart mehrerer Personen demonstrirt habe, gar keine mikroskopische lebende Elemente enthielt.
In allen diesen Versuchen hat die putride Substanz ihre Wirkung geäussert, trotzdem dass sie absolut keine Spur von lebenden mikro­skopischen Organismen enthalten hat. Im Versuch 77 war diese Wir­kung sehr schwach ausgesprochen und hatte, wie wir es noch sehen werden, nicht das Charakteristische der putriden Infektion an sich; in diesem Versuche aber enthielt die filtrirte Flüssigkeit einen höchst mi­nimalen Theil des Giftes. Die putride Infektion hingegen in den an­deren Versuchen darf keinem Zweifel unterworfen werden.
Wenn einerseits nur eine gesunde Kritik die Wahrheit entdecken kann, so muss andererseits auch der Skeptizismus seine Grenzen haben. Ich glaube daher, mich auf die Resultate der angeführten Versuche stützend, ohne Fehl und gemeinschaftlich mit Prof. Bergmann schliessen zu können, dass das putride Gift nicht wie ein Ferment wirke. Es fragt sich nun, wie diese Fälle zu erklären seien, in welchen ziemlich kleine Mengen vom Blute eines durch putride Stoffe angesteckten Thieres diese Infektion bei einem anderen hervorrufen konnte? Um diese Frage lösen zu können, musste man sich zuerst überzeugen, ob nicht Intoxi­kation auch dort stattfinde, wo das zum Versuch gebrauchte Blut einem durch andere Gifte getödteten Thiere entnommen, oder dessen Blut auf
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Controlversuche.
85
irgend eine andere Weise in seinen ßestandtheilen inodificirt war. Zu diesem Behuf sind folgende Versuche angestellt worden.
Versuch 83. Den 14. November wurde einem gesunden Pferde gvj Blut aus der Halsvene gelassen, darauf dasselbe mit 3ij flüssigen Ammoniaks versetzt, und dieses Gemisch nach tüchtigem Umschütteln filtrirt. Das Biut war dick, rothbraun, gerann nicht an der Luft. Unter dem Mikroskop war darin eine kaum bemerkbare Anzahl rother Blutkörperchen von uuregelmässiger Gestalt sichtbar 3vj dieses, bis auf 40deg; C. erwärmten Blutes wurden einem grossen, gesunden Hof­hunde in die linke Halsvene eingespritzt. Eine gleiche Quantität Blutes liess man vor dem Versuche aus derselben Vene dieses Hundes heraus. Das eingespritzte Blut hatte einen kaum bemerkbaren Ammoniakalge-rueb. Temperatur vor dem Versuche 39,2quot;. Der Versuch geschah um 10 Uhr 30 Minuten morgens.
Resultat. Nach der Operation hatte der Hund flüssige Darm­entleerungen, war übrigens ganz munter, sprang frei von dem Opera­tionstisch und lief im Zimmer umher.
11nbsp; nbsp;Uhr 30 Min. Temperatur 40,1quot;. Das Thier liegt, ist miss­gestimmt.
12nbsp; Uhr 30 Min. Temperatur 40deg;. Respiration beschleunigt, Apa­thie. Darmentleerungen flüssig und dunkel.
2nbsp; ülir nachm. Temp. 40,9n. Derselbe Zustand.
3nbsp; nbsp; ,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;, 41,6deg;. Der Hund ist sehr missgestimmt und apathisch,
4nbsp; Dhr nachm. Temp. 41. Er frass ein Stück Brod.
5nbsp; nbsp; , Temp. 40,6. Er frisst Brod mit grösserem Appetite.
6nbsp; nbsp; a „ 40deg;. Er ist wieder ganz munter.
7nbsp; nbsp; ,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; , 37,5n. Er frass ein Pfd. Brod. 9 , , 39,2laquo;.
Folgenden Tages war das Thier ganz gesund. An der Injektions­stelle trat Eiterung ein.
Versuch 84. Den 14. November spritzte ich einem anderen, gleich grossen, gesunden und kräftigen Holhunde 5vj desselben Blutes in die linke Halsvene. Die Temperatur dieses Hundes war vor dem Versuche 39,1deg;. Die Injektion geschab um 11 Uhr 30 Min. morgens.
Resultat. N'ach der Einspritzung war die Temperatur 38,6deg;. Der Hund ist missgestimmt, liegt in einem dunkeln Winkel des Zim­mers und steht ungern auf.
12 Uhr 30 Min. Temp. 40,5quot;. Er zittert stark.
1 Uhr nachm. Temp. 41quot;. Er ist sehr missgestimmt und schwach; Appetitlosigkeit.
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quot;
nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Controlversuche.
2 Uhr Temp. 41,3deg;. |
4nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;41 9quot; 1 Allgeniemer Zustand — derselbe.
5nbsp; nbsp;]nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Temp. 40,9deg;.
6nbsp; nbsp; , 30 Min. Temp. 40,6deg;. 8 , 30 ,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;, 40,4quot;.
Das Thier ist missgestimmt, t'risst Nichts. Keine Darmentleerunjjen.
10nbsp; nbsp;,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; , 40,6quot;.
Am folgenden Tage hatte der Hund sich völlig erholt.
Versuch 85. Am 2. Februar 1870 wurde einem gesunden mitt­leren Hunde Sjv detibrinirten und gefrorenen Blutes eines gesunden Pferdes in die linke Halsvene gespritzt. Das Blut wurde vor dem Versuche bis auf 30deg; 0. erwärmt, stellte eine dicke, lackartige, ziegel-farbene Flüssigkeit dar und sonderte rasch Hämoglobinkrystalle aus. Die Temperatur des Hundes war vor dem Versuch 39deg;. Die Ein­spritzung geschah um 10 Uhr 15 Min. morgens. Vor der Operation liess man nahezu ebenso viel Blut aus der Halsvene heraus.*)
Resultat. Bald nach der Injektion wurde der Hund missgestimmt und schläfrig. 10 Uhr 45 Min. Temp. 39,8quot;.
11nbsp; Uhr 15 Min. Temp. 39,6deg;.i Der IlmKl sdllrlft SOgar bei Emführung
12nbsp; nbsp; nbsp;, 15nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;„ 39,6quot;.(nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; des Thermometers in cleu After.
12 , 45 „nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;„ 40,2quot;. Er ist munterer, frisst Fleisch und
Brod mit Appetit.
1 Uhr 15 Min. nachm. Temp. 40,7deg;.
1nbsp; nbsp; nbsp;, 45 ,
2nbsp; nbsp; , 15 ,
2nbsp; nbsp; , 45 „
3nbsp; nbsp; ,
4nbsp; nbsp; ,
5nbsp; nbsp; B
40,5quot;.
Er ist munter.
40,4deg;.
' Er hat sich vollkommen
40,1quot;.
erholt.
40quot;.
39,2 n.
39,5quot;.
6nbsp; Uhr Temp. 39,2quot;.
7nbsp; nbsp; nbsp;, , 39,5quot;.
8nbsp; nbsp; B , 39,4quot;.
9nbsp; nbsp; , , 39laquo;.
Den 3. Februar 8 Uhr morg. Temp. 39,2quot;. Der Hund völlig genesen.
Versuch 86. Den 15. Februar wurde einem mittelgrossen, 9250
*) Dieser Versuch ist einer ganzen Reibe von [JntersucDungen über die Wirkung der Kälte entnommen, welche in meinem Laboratoriuin von Stud. raed. \V. Popow ausgeführt worden sind. Da seine Arbeit bereits im Drucke erschienen ist, so be­schränke ich mich hier nur auf die Hinweisuug auf diesen Versuch. Ich muss hinzufügen, dass mehrere andere derartige Versuche dieselben Resultate hatten.
.
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Control versuche.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 87
Gramm schweren Hunde 5j Blut eines, mit Strychnin vergifteten Hun­des (demselben fährte man eine Strychninlösung von 2 Gran auf Wasser unter die Haut) eingespritzt. Vor dem Versuche war die Tem­peratur dieses Hundes 39,1deg;. Die Einspritzung geschah um 12 Uhr mittags.
Resultat. Während des Einspritzens schrie der Hand 2 mal laut auf und athmete sehr schwer und schnell. 1*111)1110 verkleinert. Nach 5 Minuten erholte er sich und ging frei umher. Temp. 39,5deg;.
12 Uhr 30 Min. Temp. 40deg;. j Appetitlosigkeit. Das Thier liegt, ist
2nbsp; nbsp; „ nachm. , 40f'. \nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;missgestimmt.
3nbsp; nbsp; „ ,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;, 39,7deg;. Es ist munterer, frass 1 Pf. Fleisch.
4nbsp; nbsp; , ,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;„ 39,5deg;.
5nbsp; nbsp; , ,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;, 39.2deg;. Es frass ungefähr V Pf. Fleisch.
6nbsp; nbsp; ,• ,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;, 39quot;.
10 , Bnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;, 38,6deg;. Es ist froh und munter.
Den 16. Februar morg. Temp. 88,8deg;. Es ist vollkommen gesund.
Versuch 87. Den 18. Februar wurde ein 10500 Gramm schwerer Hund mit Strychnin vergiftet (durch eine subcutane Einspritzung von Sjv einer Lösung von 3 Gran Strychnin auf sect;j/J Wasser). Sjv einer Lösung des, bald nach dem Tode von diesem Hunde entnommenen und mit 5jv Wasser vermischten Blutes wurden in die v. jugul. eines 9600 Gramm wiegenden Hundes eingeführt. Der Versuch geschah um 9 Uhr morgens. Temperatur vor dem Versuche 39,3deg;.
Resultat. Während des Einspritzens erfolgten schon starke Krämpfe und darauf 2 Minuten dauernder Episthotonus, unwillkürliche Koth- und Harnentleerung. Gleich darauf begannen klonische Zuckun­gen der Extremitäten, welche 5 Min. anhielten. Temp. 40deg;.
Nach 7 Minuten stand der Hund auf, konnte aber noch nicht gehen.
Nach 10 Minuten ting er an zu gehen, doch geschah dieses schwan­kend und mit gespreitztem Hinterkörper.
15 Minuten später. Der Gang ist vollkommen frei. Der Hund ist etwas apathisch und gegen Liebkosungen unempfindlich.
9nbsp; Uhr 30 Min. Temperatur 41deg;. Er liegt in einem dunkeln Winkel. Kein Appetit.
10nbsp; nbsp;Uhr 30 Min. Temperatur 40,4quot;. Durchfall, Appetitlosigkeit, Apathie.
11nbsp; Uhr 30 Min. Temperatur 40deg;.
4nbsp; nbsp; nbsp; , nachm.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 40,2quot;. Kein Appetit.
5nbsp; nbsp; nbsp; , „nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 39,7deg;. Das Thier frass etwa i Pf. Fleisch.
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Control versuche.
8nbsp; Ulir Temp. 39,7deg;. Es frass ein Stück Fleisch.
9nbsp; nbsp; nbsp;, . 39,9IJ.
Den 19. Februar 8 Uhr morg. Temp. 39,1quot;. Fs frass mit grös-serem Appetite und ist vollkommen munter.
9nbsp; Uhr morg. Temp. 39,3deg;. i
l . nachm. , 39,5quot;. \ ])er Hund ist vollkommen genesen.
7nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;V) 1deg; I
Versuch 88. Den 1^. Februar spritzte ich 5v Blutes, einem Hunde entnommen, welcher durch 2 Gramm in die Vene eingeführten Schwefelammouiums vergiftet wurden war, in die linke Jugularvene eines gesunden, 9820 Gramm wiegenden Hundes. Fine gleiche Menge Blutes wurde demselben vor dem Versuche entzogen. Derselbe geschah um 9 Uhr morgens. Temperatur vor dem Versuche 39,7quot;.
Resultat. Aussei- einer leichten Unruhe und erschwerten Respi­ration während des Binspritzens waren nach dein Versuche keine krank­haften Erscheinungen wahrzunehmen. Temp, gleich darauf 39,7quot;.
10nbsp; Uhr morg. Temp. 39,7deg;., Der Hund ist missgestimmt, hat
11nbsp; nbsp; nbsp;„ ,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;„ 39,7deg;. jnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;keinen Appetit. 3 Uhr nachm. Temp. 40,7quot;. \
^ raquo;nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;inbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; raquo; 40,7. F Er ist apathisch, frisst nicht, liegt
8nbsp; nbsp; nbsp;,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; , 4oquot;. jnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;beständig auf einer Stelle.
9nbsp; nbsp; nbsp;,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; , 41,4quot;. |
Den 19. Febr. 8 Uhr morg. Temp. 40,1deg;./ Erist munterer, frisst besser. 9 ,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; . 39.7quot;.i Bewegungen sind frei.
Inbsp; nbsp;Uhr nachm. Temp. 40.2quot;. i
5 raquo;nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;snbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;raquo; 39,7quot;. \ jjas Thier ist munter, frisst gut.
Folgenden Tages (20. Feh.) war der Hund ganz gesund.
Versuch 89. Den 15. Februar wurde einem mittelgrossen, 8980 Gramm wiegenden Hunde 5x Blut eines, mit Schwefelammonium ver­gifteten Hundes (1 Gramm Schwefelammonium war in die v. saphen. dextra eingeführt) in die Jugularvene gespritzt. Vor dem Versuche Temperatur 39,4quot;. Derselbe geschah um 11 Uhr morgens.
Resultat. Nach der Einspritzung wurden, ausser einer deut­lichen Apathie, keine besondern Erscheinungen beobachtet.
IInbsp; nbsp;Uhr 30 Miii. morg. Temp. 39.9deg;. i
j2nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;3onbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 401quot; ^ei ^,in(^ 1S^ missgestimmt.
1nbsp; nbsp; nbsp;, 30 B ,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; , 40,7deg;. / Er frass etwa 1 Pfd. Fleisch,
2nbsp; nbsp; nbsp;, 30 ,,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; , 40quot;. (nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; trank wenig.
30
39.3quot;.
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Oontrolversuche.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 89
5nbsp; nbsp;Uhr nachm. Temp. 39,3deg;. Durchfall.
6nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;39,H0./ Was Thier ist noch immer missge.stimmt:
10 , .nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; , 39quot;.
tliissiiro Darmentieerungen traten nicht
mehr ein.
Den 16. Februar 8 Uhr morg. Temperatur 39,1deg;. Der Hund ist munterer.
Im Laufe des Tages erholte er sich und war den 17. Februar ganz gesund.
Versuch 90. Den 26. Februar führte ich einem gesunden, 1020 Gramm schweren Kaninchen 1 Gramm von dem Blute eines Thieres. welches in Folge einer Einspritzung von 5jv gefrorenen und aufgethau-ten Blutes in die Jugularvene gefallen war. unter die Haut ein. Vor dem Versuche Temperatur 39.1quot;. Derselbe geschah um 3 Uhr 30 Mi­nuten nachmittags.
Resultat/ 4 Uhr nachm. Temp. 39,30.i
^ j. *nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; raquo; 39,7quot;. I I3as Kaninchen ist miss-
0 . ,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;, 39,3deg;. [ gestimmt. Appetit träge.
9 . ,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; , 39.4quot;.)
Den 27. Februar 8 Uhr morg. Temp. 39,4quot;. 12 , ,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;, 39,8quot;.
Um 3 Uhr nachm. war das Thier verendet.
Die Section des, in der Kälte aufbewahrten Cadavers fand am Morgen des folgenden Tages 8 Uhr Statt und ergab Folgendes:
Lungen blass, an den Rändern emphysematös aufgetrieben. Herz mit schwarzem, eine Menge unbeweglicher Stäbchen enthaltendem Blute gefüllt. Keine Ekchymosen. Herzmuskel trübe und körnig gefüllt. Leber und Nieren stark hyperämisch; deren Zellen vollkommen zer­fallen. Magenschleimhaut blass: die des Dünndarmes stark hyperä­misch und gelockert, besonders in der Nähe der Peyer'schen Drüsen. Der ganze Dünndarm enthält eine dichte, rothe, blutige Masse. In der Leber und den Nieren eine Menge bewegungsfreier Stäbchen. Milz blutleer, Gehirn blass und ein wenig ödematös.
Versuch 91. Den 2ö. Februar wurde einem gesunden, 1080 Gramm wiegenden Kaninchen 5 Gramm von dem Blute eines gesunden Hundes unter die Haut gespritzt. Vor dem Versuch Temp. 40,1quot;. Der Versuch geschah um 8 Uhr 30 Min. morgens.
Resultat. 9 Uhr 30 Min. Temp. 40deg;.
11
n
30
raquo;
Jraquo;
40,3quot;.
Aussei- einer unbedeu-
2
n
30
n
t
40,3deg;.
! tenden Temperaturerhö-
4
raquo;
raquo;
I)
40,3fl.
hung zeigte sich nicht?
6
n
raquo;
40.5deg;.
| Krankhaftes.
8
raquo;
.
*
40,5quot;.
1
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90
Gontrolversucbe.
Den 26. Februar 8 Uhr morg. Temp. 30,9deg;.
12 Uhr morg. Temp. 39deg;.
Versuch 92. Don 2S. Februar spritzte ich nun demselben Ka­ninchen 1 Gramm von dem Blute eines, mit Schwefelammonium ver­gifteten Hundes unter die Haut. Vor dem Versuche Temperatur 39,6deg;. Derselbe geschah um 12 Uhr mittags.
Resultat. 1 Uhr nachm. Temp.
39,6deg;.
40,6n. 40,9deg;. 41quot;.
Den ganzen Tag hin-
Den 1.
2nbsp; nbsp; ,
'•'gt;nbsp; nbsp; ,
4nbsp; nbsp; ,.
5nbsp; nbsp; ,
6nbsp; nbsp; ,
7
8nbsp; nbsp; ,
März 8nbsp; Uhr
9nbsp; nbsp; -
10nbsp; nbsp; ,
12nbsp; nbsp; .
, durch war das Kanin-
40,5quot;. I chenmissgestirnmt;frass
40,1deg;.
40quot;.
39,9deg;.
Temp
, 40quot;.
\
40,9quot;.
41.4quot;.
41,4quot;.
41,7quot;.
41,9quot;.
41.5quot;. 7
Während des Tages war es niedergeschla­gen und frass Nichts.
nachm.
6 9
Den 2. März 8 Uhr Temp. 41,5deg;.
12 ,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; , 42,7quot;.
5 , nachm. Temp. 42,1deg;.
In der Nacht war das
9 „ ,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;, 42,7quot;.
Kaninchen verendet.
Die Section fand am Morgen folgenden Tages Statt. In der Brust­höhle eine ziemlich bedeutende Menge gefärbten Transsudates. Lungen emphysematös aufgetrieben, au den Rändern einige hämorrhagische Flecke. Im rechten Herzventrikel ein grosses, weissliches Gerinnsel. Herzmuskel ein wenig trübe. Endocardium normal. Leber hyperämisch. Deren Zellen mit grossen Fetttropfen angefüllt. Nieren ein wenig hy­perämisch. Das Epithel derselben in fettigem Zerfalle. Milz vergrös-sert und locker. Die Schleimhaut des Dünndarmes stark hyperämisch. Sein Inhalt ist röthlich und enthält eine Menge epithelialer und lym-phoider Zellen. Gehirn blass und ödematös.
Versuch 93. Den 28. Februar brachte ich einem gesunden, 1030 Gramm schweren Kaninchen \ Gramm von dem Blute des, im vorigen Versuche angewandten Kaninchens unter die Haut. Vor dem Versuche Temperatur 39,5quot;. Derselbe geschah um 8 Uhr morgens.
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Controlversuche.
91
Resultat. 9 Uhr morg. Temp. 39,5quot;.
10 11
12 1 2 3
4
ö
6
7 9
Den 1. März. 8
9
10
12 •gt;
naelim.
Appetitlosigkeit. Apathie.
morg.
nachm.
v Allgeraeiner Zustand derselbe.
6 9
Den 2. März. 8 12
mors.
4 „ nachm. , 41,7quot;.
9 , ,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;, 41,5. Nachts erfolgte der Tod.
Die, am folgenden Tage unternommene Section erwies Folgendes: In der Brusthöhle bedeutender Erguss einer röthlichen, klaren Flüssig­keit. Die unteren Theile beider Lungen ödematös, keine Flecke. In beiden Herzventrikeln grosse, weissliche, weit in die Gefässe hineinra­gende Gerinnsel. Herzmuskel körnig. In der Bauchhöhle ein bedeu­tendes Transsudat. Muskatleber; deren Zellen mit Körnern gefüllt. Nieren fast blutleer, ihr Epithel vollkommen zerfallen. Milz vergrös-sert und stark hyperämisch: die Ivmphoiden Körper mit Körnern ge­füllt. Die Darmschleimhaut blass und locker. Gehirn blass und sehr saftig.
Versuch 94. Den 1. März spritzte ich einem gesunden, 1120 Gramm schweren Kaninchen 1 Gramm von dem Blute eines gesunden Hundes unter die Haut. Vor dem Versuche Temperatur 40quot;. Der­selbe geschah um 9 Uhr morgens.
i
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92nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Controlversuche.
Resultat. 10nbsp; nbsp;Uhrnbsp; morg. Temp. 39,8deg;.
Unbsp; nbsp; ,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;„ , 40,2quot;.
'2nbsp; nbsp; nbsp;,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;. , 40,6deg;.
1nbsp; nbsp; nbsp; .nbsp; nbsp; nachm. , 40,7quot;. I Den ganzen Tag hindurch
2nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 4l)4,#9632;| Nfrsss das Kaninchen we-Znbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ' Ux'-(\ ( n^S un^ wai' missge-
stimmt.
4nbsp; nbsp; .nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;. , 40,2quot;.
6nbsp; nbsp; ,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;, , 40,8quot;.
9nbsp; nbsp; .nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;. , 40,7quot;.
Den 2. März:
8 Uhr morg. Temp. 40,8'
3 , nachm. , 40.7'
Um '.'gt; Ulir nachm. famp;hrte man dem
Thiere unter die Haut 1 Gramm Blut
4nbsp; nbsp; nbsp;raquo; jjnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; i 41,4deg;.f eines Hundes, welcher in Folge einer
5nbsp; ,.raquo; raquo;nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; - 41,2deg;.) Injektion von 5jj kohlensauren Ammo-G , . , 41quot;. I niaks in die,Jugularvene vergiftet worden gnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 4j n | war. Während des Tages war das Thier q ' quot;nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;joö11/ niedergeschlagen und frass wenig.
Den 3. März. 8nbsp; nbsp;Uhr morg. Temp. 40,5quot;.
12nbsp; nbsp; , , , 39,6deg;.
3nbsp; nbsp; nbsp;, nachm. , 38,4quot;.
4nbsp; nbsp; nbsp;, „nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; , 36,5deg;. 6nbsp; nbsp; nbsp;, , Tod.
Die am folgenden Tage 8 Uhr morgens unternommene Section constatirte folgende Veränderungen: Lungen ödematös. Tm Herzen grosse, weisse Gerinnsel. Dessen Muskelfasern trübe. In der Bauch­höhle ein nicht bedeutender Wassererguss. Die Dünndarmschleimhaut stark hjperämisch, aufgequollen und mit einer dicken, graufarbenen Masse bedeckt, welche viel lymphoide Körper und fettig zerfallene Epithelialzellen enthielt. Leber und Nieren stark hyperämisch: deren Zellen in fettigem Zerfalle begriffen. Milz fast blutleer und einge­fallen. Die Häute des grossen Gehirns, die seitlichen Geflechte und die gestreiften Körper mit Blut injicirt. In den Gehirnventrikeln ein nicht grosser Wassererguss.
Diese Versuche bewiesen nun, dass kleine Mengen Blutes von, durch giftige Stoffe gefallenen Thieren, oder auch eines, in seiner Zusammen­setzung veränderten Blutes, in die Vene oder subcutan eingespritzt, nicht allein Fieber, sondern auch den Tod hervorrufen können. Jedoch kann in allen diesen Fällen von der Wirkung irgend eines Fermentes nicht die Rede sein.
Um mich nun von der Richtigkeit der, aus meinen Versuchen ge­zogenen Schlüsse zu tiberzeugen, wollte ich noch die Wirkung des
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Controlversucbe,
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Wassers bei der Einfiflirimg sowohl in eine Vene, als auch unter die Haut, prüfen. Zu diesem Zwecke wurden folgende Versuche un­gestellt.
Versuch 95. Den 19. Februar spritzte ich einem gesunden, 1260 Gramm wiegenden Kaninchen 10 Gramm destil. Wassers von gewöhn­licher Zimmertemperatur unter die Haut ein. Vor dem Versuche war die höchste Temperatur im After 40quot;. Der Versuch geschah um 10 Uhr morgens.
Resultat. 11 Uhr inorg. Temp. 40quot;. \
1 2 3 5
7 9
nachm.
40deg;. 40,3quot; 40,8deg; 40,9deg; 40, lr' 40.4quot;./
Während des Tages war das Kaninchen missge-stimmt, frass wenig. Aus­leeruntren normal.
Den quot;in. Februar 8 Uhr morgens Temperatur 39,8quot;. Das Tbier frass mit Appetit Hafer.
9 Uhr morgens Temperatur 39,1quot;, Es wurden noch 10 Gramm Wasser unter die Haut gespritzt.
10 Uhr Temp.
39deg;.
11 ,30 Min.
Temp.
40,5deg;.
2 „ nachm.
40,2 quot;J
4 „
B
4qo Appetit gut
6 ,
B
89,7quot;.
8 ,
n
39,7quot;.
11 „ abends
B
39,8deg;.
Den 21. Februar 8 Uhr morgens Temperatur 39.3quot;. Dasselbe.
10nbsp; nbsp;Uhr morgens Temperatur 39,5deg;. Wiederum spritzte ich 10 Gramm Wasser unter die Haut.
11nbsp; nbsp;Uhr Temp. 39,5quot;.
12nbsp; Uhr Temp. 40,2quot;.
2 Uhr 30 Min. nachm. Temp. 40,5deg;.
4 Uhr nachm. Temp. 40quot;, Es frass mit Appetit Brod.
6 Uhr nachm. Temp. 39,7deg;.!
' raquo;nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; raquo;nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; gt;i 39,7 .J Es ist froh und munter,
11nbsp; nbsp; nbsp;, abends , 39,8deg;. j
Den 22. Febr. 8 Uhr morg.nbsp; Temp. 39,0quot;. Appetit gut
10 Uhr morg. Temp. 39.0quot;.nbsp; nbsp; Ich spritzte noch lo Gramm unter die Haut.
12nbsp; Uhr morg, Temp 39,7deg;.nbsp; i Der Koth ist weich; das Thier ein 2 , nachm , 39,6quot;nbsp; nbsp;inbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;wenig niedergeschlagen.
i
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94nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Pontrolversuche.
3nbsp; Uhr nachm. Temp. 40quot;.
4nbsp; nbsp; nbsp;,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; , 40,2quot;.
5nbsp; nbsp; nbsp;,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; , 40quot;.
7 ,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; , 39,7deg;.
Den 23. Febr. 8 Uhr morg. Temp. 3cJ,4ü.j
3nbsp; nbsp; nbsp;, nachm. , 39,6deg;. Es frisst mit Appetit. 8 , abends „ 39,4deg;. I
Den 24. Febr. 8 Uhr morg. Temp. 39,5deg;.\
4nbsp; nbsp; nbsp;B nachm. B 39,6deg;. Es ist ganz gesund. 8 „ abends „ 39,8 0.|
Den 25. Febr. 8 Uhr morg. Temp. 39,9deg;. Es wurden wieder 10 Gramm Wasser unter die Haut gespritzt. 10 Uhr morg. Temp. 40,1deg;. H , ,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;, 41,3quot;.
2nbsp; nbsp; nbsp;„ nachm. , 41.8deg;. v anbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;a\av} Kein Appetit, Niedergeschlagenheit.
6nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 41deg;
8nbsp; nbsp; nbsp;„ abends , 40,4deg;. Den 26. Febr. 9 Uhr morg. Temp. 40quot;. Man brachie noch 10
Gramm Wasser unter die Haut. 10 Uhr morg. Temp. 40,4quot;. U , .nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;, 41,4quot;.
12 , ,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; „ 41,3quot;.
i , nachm. , 41,3deg;.
9nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ji o ) Appetit schlecht
3nbsp; nbsp; nbsp;,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;, 40,6quot;
ßnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 40 2quot;
9 B abends , 40,1quot;
Den 27. Febr. 8 Uhr morg. Temp. 40quot;.
12nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ^g 9quot; | Das Kaninchen frisst
8 , abends , 40,2quot;.)
Den 28. Febr. 8 Uhr morg. Temp. 39,6quot;.
Versuch 96. Den 22. Februar führte ich einem grossen, gesun­den, 1320 Gramm schweren Kaninchen 10 Gramm destil. Wassers von gewöhnlicher Zimmertemperatur unter die Haut ein. Vor dem Ver­suche war die höchste Temperatur 39,8quot;. Derselbe geschah um 10 Uhr 30 Min. morgens.
Resultat. 12 Uhr morg. Temp. 40quot;. \
2nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nachm 40 9quot; I Al1 d'086111 Taoe f™*3 ^
. quot;nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ' .;'„„) Kaninchen schlecht und
quot;nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; raquo; * ^ 'iquot; -i War misssrestimmt.
7nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;39 Squot; I
L
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Oontrolversucbe.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 95
Den 23. Febr. 8nbsp; ülir morg. Temp. 39,6quot;.)
3nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;nachm. 40.2quot;.' ^s tr'
munterer.
' ist
8nbsp; nbsp; B abends . 40quot;. \
Den 24. Febr. 8nbsp; nbsp; . moro-. „ 39.4n gt;
4 , nachm. , 39,8deg;. Das Thier ist voükom-onbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; i inbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;on on \nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;men gesund.
8 , abends „ 39,8deg;.)nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; b
Versuch 97. Den 22. Februar wurde einem grossen, gesunden 1150 Gramm wiegenden Kaninchen 10 Gramm Wasser unter die Haut eingespritzt. Vor dem Versuche Temperatur 40,1quot;. Derselbe geschah um 10 Uhr 30 Min. morgens.
Kesultat. 12 ühr morg. Temp. 39,9quot;. Der Koth isl weich. Niedergeschlagenheit, Appetitlosigkeit.
2 Uhr nachm. Temp. 40,4deg;. i
4nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;40 10 ! reg;m ganzei1 Tag hindurch war das
8 quot; abends [ 40deg; quot; Tbier missSest-'liatte vveni8' Appetit.
Den 23. Febr. 8 Uhr morg. Temp. 39,8deg;.)
3 , nachm. , 39,7deg;. Es ist munterer, frisst 8 , abends , 40quot;. \nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;gutquot;
Den 24. Febr. 8 Uhr morg. Temp. 39,7deg;.
Das Kaninchen ist ganz gesund.
Den '-:quot;). 1
4
Jt
nachm.
•)
39,9quot;.
8
n
abends
J)
39,7deg;.
'ehr. 8
Uhr
morg.
Temp.
39,7deg;.
9
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40,1quot;.
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40,6quot;.
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n
nachm.
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40,5quot;.
4
n
n
j.
40.3deg;.
6
B
n
_
40,1quot;.
8
m
abends
40quot;.
Fs wurden noch 10 Gramm Wasser unter die
Haut gespritzt. Appetit gering; Nieder­geschlagenheit.
Den 26. Februar 8 Uhr morgens Temperatur 40,2deg;. Es wurden 2
Gramm Wasser unter die Haut eingespritzt.
10 Uhr morg. Temp. 40,8deg;. \
U , ,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;„ 41,2deg;. '
12 , ,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Ä 40,8quot;.
1 . nachm. , 40,3quot;.
Qnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;a()9v } Das Kaninchen frass schlecht.
-'71nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Vnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;raquo;nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; laquo;VjÖ .nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;/
3 „ ,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;, 40,2quot;.
6 , ,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;, 40,7quot;.
9 B abends „ 40,5deg;. Den 27. Februar 8 Uhr morgens Temperatur 41u. An der Injek­tionsstelle bildete sich eine grosse Geschwulst. Das Thier ist niedergeschlagen, frisst nicht.
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96
Control veisufhe.
12 Uhr morg. Temp. 4'gt;,4quot;.
Derselbe allQemeine Zustand.
8 , abends , 41,2U. Den -28. Febr. 8 Uhr morg. Temp. 4(),5,'. 2 , nachm. , 40,3quot;. 8 , abends r 40,6quot;. ein wenig eingestellt.
Den 1. März 8 Uhr morg. Temp. 40,7U.
Der Appetit hat sich
Ander .Stelle der (Je.schwulst entstand ein Abscess. Völ­liger Appetitverlast
1
n
uaclnu.
6
n
n
Den 2.
März 8
n
morg.
1
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abends
Den 3.
März 8
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morg.
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abends'
Den 4.
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6
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B
abends
Den 5
März 8
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morg.
genesen.
40,9quot;.
40,6U.
40,3quot;.
40,su.
40,7deg;.
41u.
40,4quot;.
41,1quot;.
41,2deg;.
40,8deg;.
40,0quot;
40,5deg;.
40,3quot;.
40,1quot;.
Das Thier frisst noch immer schlecht.
Dasselbe
Grösserer Appetit.
Das Kaninchen ist
Versuch 98. Den 25. Februar führte ich einem gesunden, 1120 Gramm schweren Kaninchen 5 Gramm Wasser unter die Haut ein. Vor dem Versuche Temperatur 39,5deg;. Die Einspritzung geschah um 8 Uhr 30 Min. morgens.
Resultat. 9 Uhr 30 Min. Temp. 40,2deg;.raquo; 11,30,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; , 4.,quot;.
2 , nachm. , 41quot;. I Apathie; Appetit genn-anbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;ja oo) ger, als gewöhnlich. Der
4 ' quot;nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;quot; t ':,; ' Koth war weich.
8 , abendsnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;„ 40,5quot;.)
Den 26. Februar 8 ühr morg. Temp. 39.5quot;. Das Kaninchen ist munterer, t'risst gut.
9 Uhr morgens wurden noch 2 Gramm Wasser unter die Haut eingespritzt.
-
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Controlversuche.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;g^
10 Ohr inoi-g. Temp.
U , , ,
12 , ,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;,
1 , nachm. ,onbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;
qnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;
0 vnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;*nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;vnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;
9 „ abends ,
40,5deg;.
41.4raquo;. \ Während des Tages war das Ka-Ai 90 )ninchen missgestimmt, frass wenier,
tn onnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Lter Ivufli war weich.
'quot;#9632;'nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; I
Den 27. Pel.r. 8 Ohr morg.'Temp. 4u^., j., ist im]ntei.0;, |iat Ap. 12 , n . 40,2deg;,! petit. Koth von norma-8 , abends „ 39,8. | ^v Consistenz. Den 28. Febr. 8 Ohr morg. Temp. 39,5deg;. Das Thier ist voll-Icoinmen munter.
Versuch 99. Den 26. Februar spritzte ich einem. 14400 Gramm schweren Hofhunde Sxij destil. Wasser in die Jugularvene. Vor der Einspritzung Hess ich ebenso viel Blut aus dieser Vene heraus; Tem­peratur 38,5deg;. Die Injektion geschah um 9 Ohr 30 Min. morgens.
Re
suit
at. K
raquo; Uhr
morg.
missgestimmt.
11
Uhr
morg.
Temp.
40deg;.
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39.8quot;.
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2
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39,3quot;.
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n
39.4quot;.
9
H
abends
40.
Temp. 39,6deg;. Der Hund zittert, ist
Den ganzen Tag hindurch war der Hund inissgestimmt. lag in einem dunkeln Winkel und frass nicht.
Den 21. Febr. 8 Uhr morg. Temp. 39.6quot;.)
\2 % nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 39 ^o f Er wurde munterer und
snbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;qqu ( ll'ass m^ Appetit.
Den 28. Februar 8 Uhr morg. Temp. 38.5quot;. Das Thier ist voll­kommen gesund.
Versuch 100. Den 26. Februar spritzte ich dem, im Versuche 89 gebrauchten, 19700 Gramm schweren Hunde Jjv Wasser in die Ju­gularvene. Vor dem Versuche entzog ich dieser Vene ebenso viellilut; Tem­peratur 38,8quot;. Der Versuch geschah um 9 Uhr 30 Min, morgens.
Resultat. 10 Uhr morg. Temp.11 , ,'
12 quot;nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; quot;nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; quot;nbsp; nbsp; nbsp;
1nbsp; nbsp; nbsp;,nbsp; nbsp; nbsp;nachm.nbsp; nbsp;
2nbsp; nbsp; nbsp;,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ,6nbsp; nbsp; ,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;, 9nbsp; nbsp; ,nbsp; nbsp; nbsp;abendsnbsp; nbsp; nbsp;,
40quot;.
oQ^Ö'l DaS Tiliel' hatte O1^011
.39,6quot;. \ A]tpetit und war ziem-
39,50.( lieh munter.
RaTiticfa, tafection
.
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98
Controlversuche.
Den 27. Febr. 8 Uhr morg. Temp. 39,20.j Keine Krankheitser-
12 „ ..nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; .. 39. scheinungen am Hunde
8 ., abends ., 39,6. |nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;bemerkbar.
Den 28. Februar 8 Ulir morgens Temperatur 39,2deg;. Der Hund ist vollkommen gesund.
Vorsuch 101. Am 8. März spritzte ich einem. 1200 Gramm schweren Kaninchen 5 Gramm Wasser unter die Haut. Vor dem Ver­suche Temperatur 39,;-}quot;. Derselbe geschah um 9 ühr 30 Minuten
Resultat. 10nbsp; Uhr morg. Temp.nbsp; nbsp;39,5Ö.,\
10nbsp; nbsp; „nbsp; nbsp; nbsp;30 M.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;39,5deg;.]
11nbsp; nbsp; nbsp;„nbsp; nbsp; nbsp;BO M.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;40,2.
12nbsp; nbsp; „nbsp; nbsp; nbsp;30 M.nbsp; nbsp; nbsp; .,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;40,5. 2nbsp; nbsp; ..nbsp; nbsp; nbsp;nachm.nbsp; nbsp; ..nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;40.4. Bnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ..nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;39,8. 5nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; .,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; .,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;39,5. 8nbsp; nbsp; ..nbsp; nbsp; nbsp;abendsnbsp; nbsp; ..nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;39,8.
Den 9. März 8 ühr morg. Temp. 39,5deg;,
Das Thier war nieder­geschlagen, frass wenig
Es ist munterer, frisst besser.
3 .. nachm. .. #9632; i)!!,?.
9 ., abends .. 39,7. Den 10. März S Uhr morgens Temp. 39.2quot;. Das Kaninchen hat sich völlig erholt.
Versuch 102. Den 8. März brachte ich einem Hunde Jv Wasser unter die Haut. Vor dem Versuche Temperatur 39deg;. Derselbe geschah um 10 Uhr morgens.
Resultat. 11 [Jhr morg. Temp. 39,5deg;.) Del. Bund ein wenig
12 .
gt;
2
niU'lim
3 .
) V
5 .
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8
. abends
Den 9. März 8 .
morg.
3 .
nachm.
9 .
abends
10. gt; missgestimmt; Appetit 40,1. Inbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;verringert.
39,4). i Er frass mit Appetit Brod 39,8. J und Fleisch, wurde mun-39.7. jnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;terer.
39,2deg;.)
ag ö i Das Thier ist ganz
38,9.
ffesund.
Versuch 103. Den 8. März wurde einem Hunde Jv Wasser von Zimmertemperatur in die linke Jugularvene eingespritzt. Vor dem Versuche wurde aus dieser Vene eine gleiche Quantität Blut entzogen. Temperatur im Mastdärme 38,:quot;)quot;. Der Versuch geschah um 9 Uhr 30 Minuten morgens.
,.
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Controlversuehe.
99
Resultat. 10 Uhr morg. Temp. 39quot;
10
•raquo;
30 M.
11
n
30 M.
12
n
30 M.
2
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8
abends
Den 9.
März 8
morg.
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naclim.
8
abends
39quot;. 39.
Niedevgeschlagenlieit;
Appetit sein- gering.
39.5. 39,2raquo;.\
38,7. f Abends frass der Hund un-38,7. ? gefähr i Pfd. Fleisch. 40,1. ) 89.50.1
Das Thier isv munterer, irisst mit Appetit.
39,8. 39,5.
Den 10. März 8 Uln morgens Temperatur 38.!)quot;. Heute ist der Hund völlig hergestellt.
Versuch 104. Den 10, März führte ich einem mittelgrossen, 9238 Gramm schweren Hunde .^jv Wasser unter die Haut ein. Vor dem Versuche Temperatur 38,8quot;, Derselbe geschah um 2 Uhr 30 .AIin. nachmittags.
Resultat. 3 ühr 30 Min. Temp. 39
4 .,
,,(| | Au diesem Tage waren bei #9632;'' iquot; • [ dem Llumli'. ausser Tempera-J9,5. ; turerhShung, keine besondem
aoend
40.3.
38.8.
Krankheitserscheinungen be­merkbar.
Den 11. März 8 ühr morgens Temperatur 39deg;.
12 Uhr morgens Temperatur 38,5.
8 Uhr abends Temperatur 38.2. Das Thier äusserte keine Krank­heitssymptome.*)
Versuch 105. Den 11. März wurde einem gesunden, 220lt;i Gramm schweren Kaninchen 10 Gramm Wasser unter die Haut gespritzt. Vor dem Versuche Temp. 38.4quot;. Derselbe geschah um 1raquo; Uhr morgens.
Resultat. 10 Uhr morg. Temp. 38,7quot;.
11nbsp; nbsp; nbsp;„ „nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ., 39.4. J
12nbsp; nbsp; „ .,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ,. 39,5.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; . ,., .
1nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;inbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nn -. gt; Appetit genngei
1 ., nachm. ., 3V).2./nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; '
3 „ „nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;. 39.
9 „ abends n 38,6. Den 12. März 8 Ohr morgens Temperatur 38,1quot;. Nun spritzte ich noch 15 Gramm Wasser unter die Haut.
*) Dergleichen [njektionen in die Vene sowohl, als subcutan bei Hunden, sind von mir vi wiederholten .Malen vorgenommen werden. ])ie Notizen hierüber sind mir leider abhanden gekommen, doch kann ich versichern, dass die liesultate dersel­ben mit denen der früheren Versuche vollkommen übereinstimmen.
7*
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100
Conliolversuclie.
10 Uhr morg. Temp. 3S,70.
12 „ „nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; „ 38,8.
1 ., nachm.nbsp; nbsp; nbsp;„ 39.
3 „ „nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; „ 39.
9 ., abendsnbsp; nbsp; nbsp;39,1.
Den 13. März 8nbsp; nbsp;CThr morg-.
11nbsp; nbsp;
emp.
39.
39,5. 39,8.
Das
mit
nachm.
1nbsp; nbsp; nbsp;,
2nbsp; nbsp; nbsp;, 5nbsp; nbsp; , 7nbsp; nbsp; , 9nbsp; nbsp;
Den 14. März 8nbsp; Uhr
39,7.
Appetit.
abends
39,2.
39,5.
39.7. morg. Temp. 39,4deg;.
Versuch IOC. Den 11. März wurde einem gesunden, 1750 Gramm wiegenden Kaninchen 10 Gramm Wasser unter die Haut eingeführt. Vor dem Versuche Temperatur im Mastdärme 39quot;. Derselbe geschah um 9 Uhr morgens.
Resultat. 10 Uhr morg. Temp. 39,5deg;. i
11 1 ,H 9
30 M 30 M.
30 M.
abends
39,9. 39,5. 39,8. 39,1.
39,3deg;
39.
39,4.
39,1deg;
39,6.
40,4.
40,1.
40,2. 40,1.
An diesem Tage frass
das Kaninchen weniger,
als gewöhnlich.
Den 12. März 8 Uhr morg. Temp 12
Den 13.
März 8 12
1
5
7 9
abends morg.
laquo; nachm.
abends
n
Den 14. März 8
38,9.
Das Thier ist
ganz
gesund.
Versuch 107. Den 17. März wurde einem gesunden, 1750 Gramm schweren Kaninchen 10 Gramm Wasser von gewöhnlicher Zimmer­temperatur unter die Haut gespritzt. Vor dem Versuche Temp. 40deg; C. Derselbe geschah um 10 Uhr morgens.
.
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Resultat.
11
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41,9.
5
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•gt;;
41,5.
7
•5
abends
40,9.
9
•i
40.5.
10 i
. Das Thier ist nieder-lt; geschlagen, frisst nicht.
)
Den 18. März 8 Uhr morg. Temp. 40,1deg;.)
je.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;40 ( ^as ^anin(,hen hat sich
onbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; iquot;inbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Aixn \nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;oanz erholt.
8 .. abends „ 40,2. )nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;e
Versuch 108. Den 17. März wurde einem^ 2200 Gramm schweren Kaninchen 5 Gramm Wasser unter die Haut gespritzt. Vor dem Ver­suche Temp. 39,2quot; C. Derselbe geschah um 11 Uhr morgens.
Resultat. 11 Uhr
30 M.
Temp.
39,lö.\
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nachm.
n
40.
Den ganzen Tag frass
2 „
raquo;
40,2.
l das Thier nicht und
3 .,
raquo;
5J
40,4.
' war sehr missge-
4 „
^5
raquo;
40,8.
stimmt.
5 „
•n
raquo;
40,8.
7 ,
abends
J)
40,9.
9 „
#9632;5
raquo;
40,8. ;
Den 18. März 8 Uhi
#9632; morg.
Temp.
40.4 n.i
12 „
15
)?
40.
Es ist munterer, frisst gut.
8 „
abends
H
39,6.
Den 19. März 8 .,
morg.
39n. j
12 ,
•^e uo ( Das Kaninchen ist ganz
8 „
abends
'5
39,2. i
gesund.
Die Resultate dieser letzten Reihe von Versuchen sind äusserst beachtenswerth. In ihnen finden wir eine mächtige Widerlegung der von Billroth und Weber aufgestellten Theorie von der pyrogenen oder pyrogonen Substanz. Diese Versuche haben bewiesen, class es der subeutanen Einspritzung einer nur kleinen Menge von Wasser bedarf, um nicht nur beim Kaninchen, welches überhaupt gegen Verwundun­gen sehr empfindlich ist, sondern selbst bei gesunden Hunden eine be­deutende Tempcratursteigerung zu bewirken. Dieselbe kann in Inter­vallen, nach Belieben hervorgerufen werden. Die Billroth-Weber'sche
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102
Cdntrolversucbe.
Theorie von der pyrogeaen Substanz, welche behauptet, dass die Tem­peratursteigerung im Fieber bei Thieren vom Eintritte gährender Ele­mente ins Blut abhänge und namentlich vom Eiter und den Zersetzungs­produkten der Gewebe, hat keinen experimentellen Beweis für sich. Diese Forscher basirten ihre Theorie auf den von ihnen erhaltenen Re­sultaten, nach welchen eine constante Temperaturerhöhung schon in den ersten Stunden nach der Einspritzung von Eiter, eitrigem Serum, fau­liger Flüssigkeit unter die Haut oder in die Vene entstand, während eine Injektion von Wasser oder gesundem (arteriellen oder venösen) Blute keine Temperaturerhöhung bewirken sollte. (Weber, deutsche Klinik 1865, p. 63; Billroth, Langenbeck's Archiv 1864, p. 384). Aus 2 oder 3 Versuchen aber lässt sich kein endgültiger Stihluss ziehen. Weber citirt nur einen Versuch bei einem Hunde, dem er gj kalten Wassers in die Vene spritzte (Versuch 65). Er stellte aber nach der Einspritzung nur omal Temperaturmessungen an. Billroth wiederum hat nur 2 Hunden Brunnenwasser eingespritzt und auch er mass au einem Tage nach dem Versuch die Temperatur nur 2 oder 3 mal.
Bergmann (Ueber das durch Fäulniss- und Entzündungsprodukte erzeugte Fieber p. 67) behauptet, dass man grossen Hunden |i—gii Wasser in die Vene spritzen könne, ohne eine Temperaturerhöhung zu befürchten, grössere Portionen hingegen (sect;iv—rjvi) blieben nicht erfolg­los. Auch er citirt nur 3 an Hunden vorgenommene Versuche, von denen einein giii Wasser eingespritzt wurde, wobei keine Tem­peraturerhöhung erfolgte (die Messungen wurden im Verlaufe von 9 Stunden jede Stunde vorgenommen); einem zweiten Hunde sind gjv ein­gespritzt worden, hier erhob sich die Temperatur auf 1,2deg;; einem dritten Hunde wurde |vj Wasser eingespritzt und es fand eine Tem­peraturerhöhung von 1,9deg; C. statt. —Nach diesem Forscher lässt sich die Temperaturerhöhung nach Einführung einer grösseren Menge Wassers ins Blut (gjv—vi) verschieden erklären. Mau kann, meint er, diese Erscheinung einer Ueberfüllung in den Gefässen, einer Auflösung der rothen Blutkörperchen und auch der einfachen mechanischen Heizung der Gewebe durch Wasser zuschreiben.
Was nun die Hauptsache in den Bergmann'schen Versuchsresul­taten anbetrifft, dass eine Quantität von gi—|iii gesunden Thieren eingespritzt, keine Temperatursteigerung bei diesen verursache, so wird diese durch die Versuche 99, 100 und 103 widerlegt; denn dieselben constatirten eine Temperaturerhöhung nach Einspritzung nicht raquo;Hein von sect;j, sondern sogar von 5hr—Sv Wasser. Diese Versuche zeigten zugleich, dass diese Temperatnrsteigerung auch nicht der Gefassüber-fülluug zugeschrieben werden kann, da vor dem Versuche den Thieren
i
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Contxolvei'suche.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;103
eine gleiche Quantität Blutes entzogen wurde. Der Merlass für sich allein kann aber nicht als der Grund der Temperaturerhöhung ange­sehen werden, denn erstens ruft eine Blutentziehurig von 5jv bei solchen grossen Hunden, wie die, welche ich gebrauchte, nie eine Temperatnr-höhniig hervor, zweitens hatte ja selbst eine suhcutaue Einspritzung von Sjv Wasser be: einem Munde eine ziemlich bedeutende Temperatursteige-rung (von 1deg; C, Versuch 104) zur Folge. Noch erfolgreicher war die subcutane Einspritzung bei Kaninchen. — Dr. Mauasse in (üeber die Lehre von der Wirkung einiger Mittel auf die künstliche Temperatur-Steigerung 1870, p. 48) sagt, dass er bei Parallelversuchen Gelegen­heit hatte, den Eintluss von unter die Haut oder in den Magen ein­geführtem Wasser zu beobachten; kein einziges Mal sah er irgend eine Temperaturveränderimg. Er führt als Beweis 2 Versuche an: in einem derselben wnrdt einem Kaninchen an 3 Stellen 2,6 Gramm Wasser unter die Haut gebracht. Vor dem Versuch war die Temperatur 39,7; eine .Stunde nach der Einspritzung ;59,40; nach 2 Stunden 55 Minuten 39,6deg;: es wurde ihm abermals eine gleiche Menge an 3 Stellen einge­spritzt und nach 30 Minuten erhob sich die Temperatur auf 39,9 — und damit hatte Alles ein Ende. Weitere Messungen sind nicht angegeben. Im zweiten Versuch goss man gs Wasser in den Magen; doch gehört das Resultat dieses Versuches nicht zu unserer Frage.
Wie hoch ich auch die Arbeiten des Dr. Manassein schätze, so kann ich doch nicht das bezweifeln, was ich selbst und viele meiner Zuhörer gesellen haben. Ich kann auch mit Bestimmtheit behaupten, dass die zu den Versuchen angewandten Thiere vollkommen gesund waren.
Dass die Temperatursteigerung nach Wassereinspritzung in die Vene nicht von der Auflösung der Blutkörperchen abhänge, hat schon Dr. Raeder durch seine Einspritzungen von schwachen Kochsalzlösun­gen (Raeder, die Wirkung der Transfusion von Fieberblut, Dorpat 1868, p. 43) bewiesen.
Auch Dr. Frese (Experimentelle Beiträge zur Aetiologie des Fie­bers, Dorpat 1866, p. 4:3) behauptet, dass Wassereinspritzungen in die Vene die Temperatur nicht verändern. Er hatte aber bei seinen Ver­suchen kleine Mengen Wassers gebraucht (Jii bei einer Katze und nur bei einem Hunde).
Meine Versuche berechtigen mich jedenfalls zu dem Ausspruche, dass Einspritzungen von Wasser (von gewöhnlicher Zimmertemperatur) so­wohl in die Vene als subeutan eine bedeutende Temperaturerhöhung hervorrufen können, und dass die Lehre von Weber und ßillroth von der pyrogenen Eigenschaft des Eiters und der fauligen Flüssig-
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104
Controlversuche.
keiten, als charakteristische Blutvergiftungserscheinung durch irgend ein Ferment, eines gehaltvollen Beweises ermangelt.
Die angeführten Versuche zeigten auch, wie vorsichtig man bei Schlüssen auf die Wirkung der putriden Substanzen sein muss. Die Temperaturerhöhung nach [njektion derselben kann, wenn sie nicht sehr gross ist, für sieh allein nicht mehr als Kennzeichen der stattgefunde­nen putriden Infektion gelten, weil Injektion von reinem Wasser die­selbe Temperaturerhöhung'zur Folge haben kann. Es fragt sich nun — sind wir nach diesen Versuchen zu den obigen Schlüssen über die Wirkung gekochter und eingetrockneter putriden Substanzen noch be­rechtigt?
Ich glaube diese Frage wohl bejahen zu dürfen. Vergleicht man die Resultate beider Versuchsreihen, so würde man folgende bedeutende Verschiedenheiten zwischen ihnen linden.
1)nbsp; 1st der Tod durch Wasserinjektion in keinem einzigen Falle erfolgt.
2)nbsp; Haben dieselben selten (nur in einem einzigen Falle) eine lo­cale Nutritionsstörung an der Einspritzungsstelle verursacht.
Ich glaube im Gegentheil behaupten zu können, dass die Versuche mit Wasserinjektionen die Wirkung des putriden Giftes noch anschau­licher gemacht haben, und kann daher die mir zur Aufgabe gestellten Fragen, durch die gewonnenen Resultate, wenn nicht ganz, so wenig­stens zum Theil als gelöst betrachten. — [Das Weitere über die Theorie der pvrogenen Substanz behalte ich mir in einem anderen Aufsatze (üeber Fieber und Entzündung) vor].
Es bleibt mir noch übrig, einige Versuche anzuführen, die ich mit Schwefelammonium, Schwefelwasserstoff, flüssigem und kohlensaurem Am­moniak angestellt habe. Sie sollen erstens dazu dienen, um das Bild von der Wirkung der putriden Substanz zu vervollständigen, und zwei­tens, um auf die Differenzen hinzuweisen, welche in den Versuchsresul­taten von Dillroth und Weber und den meinigen vorkommen.
L
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Wirkung des Schwefelammoniutns utlt;-, auf die thieriscbe Wärme.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;lf)5
sect;. 12. Die Wirkung des Scliwefelammoniums, Schwefel­wasserstoffes, kohlensauren und ßüssigen Ammoniaks auf die thierische Wärme.
Versuch 10igt;. Den 16. Januar 187U spritzte ich einem grossen Hofhunde 5jv putrider Flüssigkeit in die linke Jugularvene. Die Temperatur des Hundes war \ or dem Versuche 39,3deg;. Derselbe geschah um 2 Uhr 30 Min. nachm.
Zu gleicher Zeit führte ich einem anderen, gleich grossen Hofhunde 3/S Schwefelammonium in dieselbe Vene ein. Dieser Versuch hatte zum Zweck, die Wirkung beider Gifte mit einander zu vergleichen.
Resultat. Bei dem ersten Hunde (welcher mit putrider Sub­stanz vergiftet war) traten bald nach der Einspritzung Hflssige Darm­entleerungen ein. Als man das Thier vom Operationstische herunter-liess, machte es einige Schritte, wobei es schwankte und sich kaum auf den Füssen zu halten vermochte; darauf legte es sich nieder. Krämpfe waren weder nach der Operation, noch während derselben bemerkbar. Empfindlichkeit stark abgestumpft. Schläfrigkeit.
o Uhr nachm. Temp. 3VJ,60. Darmentleemngen flüssig und dunkel. Der Hund stöhnt.
4nbsp; nbsp;Uhr nachm. Temp. 39,1deg;. Starkes Erbrechen. Das Thier ist sehr schwach, hat starkes Drängen nach Darmentleerung. Er ächzt stark unter Schmerzen. Völlige Apathie.
5nbsp; nbsp;Uhr 30 Min. Temp. 37,5quot;. Wiederholtes Erbrechen. Starke Tenesmen mit Hervordrängen des Mastdarmes. Der Hund kann sich nicht erheben.
7 Uhr Temp. 36,5quot;. Wiederholtes Erbrechen. Aus dem After Hiesst eine röthliche Flüssigkeit. Coma.
7 Uhr 30 Min. Tod.
Die Section wurde am folgenden Tage Morgens gemacht und con-statirte folgende pathologische Veränderungen. Der mittlere Lappen der rechten Lunge ödematös, die übrigen normal. Keine Infarkte. Keine Flecke auf Pleura und Pericardium. Herz von flüssigem, kirsch-farbenem Blute ausgedehnt. Am Endocardium keine makroskopische Veränderungen. Herzmuskel trübe und in körnigem Zerfalle begriffen. Magenschleimhaut ein wenig aulgequollen, sonst unverändert: die des Dünndarmes vom Pylorus bis zum Blinddarm stark hyperämisch und mit einer dicken, breiartigen, rothen Masse bedeckt, welche aus Epithel, körnig zerfallenen, lymphoiden Körpern und freien Körnern
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106
Wirkung des Schwefelammouiunis etc. auf die thieriscbe Wanne.
bestand. Ein Aufquellen der Schleimhautdrüsen kaum bemerkbar. Die Dickdarmschleimhaut normal. Mesenterialdrüsen aufgequollen und stark mit röthlicher, trüber, aussei- lymphoiden und rothen Blutkörperchen noch eine Menge freier Körner enthaltender Flüssigkeit infiltrirt. Milz trocken und blutleer. Muskatleber; deren Zellen in starkem Zerlalle begriffen. Nieren stark hyperämiscb; deren Epithel, besonders in der Corticalsehieht, vollkommen zerfallen. Die Gefässe der Hirnhäute in-jicirt. Die Hirnsnbstanz saftiger, als gewöhnlich, im Blute keine Bakterien, wohl aber eine gresse Menge freier Körner bemerkbar. Vermehrung der farblosen Blutkörperchen und körniger Zerfall dersel­ben, wie in den anderen Versuchen.
Bei dem anderen Hunde (welcher durch Schwelelammonium ver­giftet war) traten schon während der Operation starke Krämpfe, dar­auf Opisthotonus auf; zuerst starke Contraction der Pupillen, darauf aber starke Dilatation derselben. Coma und schon nach 3 Min. Tod.
Bei der Section, welche gleich nach der vorigen vorgenommen wurde, fand mau folgende pathologische Veränderungen: Sämmtliche subeutane Venen mit Blut mjicirt. Auf der Pleura eine Menge Ek-chymosen verschiedener Grosse; die Venen derselben stark injicirt. Lungen ödematös; deren Oberfläche mit dunkelrothen Flecken bedeckt: keine Infarkte. Herz von liüssigem, dunkelm Blute ausgedehnt. En-docardium und Herzmuskel normal. In der Bauchhöhle sind dunkle Ekchvmosen am Omentum, Mesenterium und der serösen Darmhaut autfallend; Darmschleimhaut ein wenig aufgequollen; die Hyperämie derselben sehr bedeutend. Milz trocken. Leber und Nieren ein wenig hyperämiscb. Deren Zellen trübe. Am stärksten ist die Hyperämie der Hirnhäute, Geflechte und streitigen Körper ausgesprochen.
Versuch lit'. Den 8. Januar winde einem mittelgrosson. 9630 Gramm schweren Hunde 10 Gramm einer Schwel'elammonlösung (l auf 10 Gramm Wasser) unter die Haut gespritzt. Vor dem Versuche war die Temperatur dieses Thieves 39,9deg;. Derselbe geschah um 10 Uhr des Morgens.
liesultat. Gleich nach der Einspritzung- war die Temperatur 40,3deg;. Empfindlichkeit ganz verloren. Starker Speichelfluss. Pupillen-ervveiterung. Alles dieses dauerte bis ! 1 Uhr morgens.
11nbsp; nbsp; Uhr morg. Temp. 40deg;. Niedergeschlagenheit. Der Speichel­fluss bat aufgehört. Empfindlichkeit ist wiedergekehrt, aber noch sehr schwach. Der Hund liegt auf einer Stelle; beim Gehen schwankt er.
12nbsp; Uhr morgens Temp. 39,8deg;. Allgemeiner Zustand — derselbe. 12 Uhr 30 Min. Temp. 10,2quot;.
1 „ 30 „ ,, 40,3laquo;.
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Wirkung des Schwefdammoniums etc. auf die thierische Wärme.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 107
2nbsp; nbsp;ühr 30 Min. Temp. 40,3. Der Huiul l'rass ein wenig Fleisch, ist aber noch niissgestiinnit; er liegt und verlasst nur ungern seinen Platz. Der Gang ist sicherer.
3nbsp; Uhr 30 Min. Temp. 40,7deg;.
5nbsp; nbsp; nbsp;..nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;„ 40,9.
6nbsp; nbsp; nbsp;,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;.. 40,8. ,
7nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;'iljencl •nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 40 8 ( Derselbe allgemeine Zustand.
8nbsp; nbsp; nbsp;.' ..nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ., 40,7.
9nbsp; nbsp; nbsp;,. „nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; „ 40.7.
Den 9. Januar 7 ühr morg. Temp. -10,4deg;. Der Hund ist mun­terer, frisst mit Appetit. An der Injektionsstelle entstand eine grosse Blase, in deren Transsudate das Mikroskop (Syst. 0, Okular 4 Hactnak) eine Menge bewegungsfreier Bakteriden constatirte.
1 Uhr nachm. Temp. 39,5deg;. i
8nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;abendsnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 40 2deg; ( Allgemeiner Zustand unverändert.
Den 10. Januar 8 L'hr morg. Temp. 4ln. Das Thier frisst wenig, ist sehr missgestimmt.
1 Uhr nachm. Temp. 40,9quot;. /
9nbsp; nbsp; nbsp;, abends „ 40,4quot;. j Dasselbe,
Den 11. Januar 8 Uhr morg. Temp. 40,6deg;. An der Injektions­stelle ist die Haut nekrotisirt. Niedergeschlagenheit. Appetit träge. Die Augen thränen.
12 Uhr morg. Temp. 40,6deg;.
7 ühr abends Temp. 40,7quot;. Der Hund frass i Pfd. Fleisch. Den 12. Januar 8 Uhr. morg. Temp. 40,9'. Er ist -wieder miss­gestimmt, hat keinen Appetit, liegt auf einer Stelle und stöhnt.
Inbsp; nbsp;Uhr nachm. Temp. 41,5deg;.
3 .. „nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;,. 41,4o. Die uekrotisirte Haut fiel ab. Die
entblösste Oberfläche bedeckte sich mit flüssigem, graufarbenem, be­wegliche Bakterien enthaltendem Eiter.
4nbsp; nbsp;ühr nachm. Temp. 41,l0.j
5nbsp; nbsp; m iinbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ,: ^'quot; l Das Thier ist ein wenig munterer und
6nbsp; nbsp; ,, ,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ,. 40,9. [ frass ein kleines Stück Fleisch.
7nbsp; nbsp; „ abends .. 40,9. )
8nbsp; ühr Temp. 40.9quot;.
9nbsp; nbsp; ., 40,8quot;.
IInbsp; nbsp; nbsp;,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; , 40,6deg;.
Den 13. Jan. 7 ühr morg. Temp. 40,7deg;.) Im Laufe des Tages frass der Hund
' etwa 1} Tfcl. Brort und 1 Pfd.
1 ^j nnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ,.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ,,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; t:v',0. j Fleisch, war aber immer noch
8 .. abends .. 40,9.
missgestimmt und lag bpsiiindif; in einer dunkeln Ecke.
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108
Wirkung des Schwefelammoniums etc. auf die thieriscbe Wärme.
Den
14.
Jan. 7 üh
r morg.
Temp
4(1,5quot;.
12 ..
n
40quot;.
7 ..
abends
..
30,7quot;.
Don
15.
Jan. 8 ., 12 ,
morg.
V
39,5deg;. 40,2.
8 ,
abends
40,5.
10 .,
..
10.7.
Den
16
Januar 7 Ohr
Qorg.
Temp.
Er l'ritist sehr schlecht, ist
ausserordentlich matt, ver-
liisst nicht seinen Platz.
Das Thier frisst gar nicht, stöhnt u. ist sehr niederge­schlagen. Starker Durst. Darmentleerung weich.
40,2deg;. Der Hund ist ausser-
ordentlich schwach geworden, kann uichl mehr auf den Pässen stehen. Er verbreitet einen sehr unangenehmen Geruch.
12 Uhr morgens. Tod.
Die Section fand unmittelbar nach dem Tode Statt.
An der nekrotisirten Hautstelle befindet sich ein ausgebreitetes, eitriges Inliltrat des ünterhautbindegewebes. welches auch die Muskeln durchdringt, deren Fasern ihre Streifung verloren haben und mit kleinen Körnern angefüllt sind. Das Infiltrat enthält ausser Eiterkörpern, von denen viele körnig zerfallen sind, viele freie Körner und Bakterien. Das Unterhautbindegewebe ist einige Zoll weit um das eitrige Infiltrat herum mit klarer, viele lymphoide Körper enthaltender Flüssigkeit in-filtrirt. Lungen blass und an den Händern emphysematös aufgetrieben; in dem linken, hinteren Lappen 2 kleine, grau-weisse Knoten, welche von einem serösen Infiltrate umgeben sind; in dem linken, vorderen Lappen lobuläre Entzündung; auf der Pleura des rechten, vorderen Lappens fand man 5 kloine Ekchymosen. Pericardium und Pleura costalis ohne besondere Veränderungen. Im Herzen flüssiges, dunkelrothes Blut, welches an der Luft ein lockeres Gerinnsel bildet. Endocardium gar nicht verändert. Die Venen in der Bauchhöhle injicirt. Mesenterial-drüsen stark mit rother Flüssigkeit infiltrirt. Magenschleimhaut normal. Der Zwölffingerdarm stellenweise stark hyperämisch, besonders an den Zotten; eben solche begränzto Hyperämien wurden in den anderen Theilen des Dünndarmes gefunden. Die Dickdarmschleimhaut normal. Leber stark hyperämisch, deren Zellen körnig gefüllt. Die Cortikalschicht der Nieren vollkommen blass und gelb. Die Medullarschicht hingegen ein wenig hyperämisch. Das Epithel der ersteren vollkommen zu einer körnigen Masse zerfallen. Milz ganz blutleer, eingefallen. Die Gelasse des Gehirns ziemlich stark hyperämisch. Die Hirnsubstaiiz ein wenig ödematös.
Versuch 111. Den DJ. Februar wurde einem nicht grossen, 0490 Gramm schweren Hunde 5j Wasser, welches 4 Gran Schwefel-ammon enthielt, in die Jugularvene gespritzt. Temperatur vor dem Versuche 39deg;. Derselbe geschah um 1 Uhr 15 Min. nachm.
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'#9632;
Wirkung iles Scbwefelammoniums etc auf Jie tbieriscbe Wärme.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 109
ßesultat. Während der Einspi'itzung athmete das Thier einige Male scbnell und tief. Darauf wurde es ganz ruhig, sprang frei vom Tisch und äusserte keine Vergiftungssymptome.
1 Uhr
45 M. nachm
. Temp
39..-)'
2 „
30 ,
39,0.
4 .,
M
#9632;„
39,6.
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39,7.
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M
•)
40.3.
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abends
n
40,1.
1
Den 17.
Febr. 8 lüir
morg.
femp.
39,7c
1 „
nachm.
B
40,1.
7 „
abends
40,4.
Den 18.
Febr. S Uhr
morg.
Temp.
39.2'
Der Hund war während der
ganzen Zeit missgestimmt
und frass e'ar nicht.
An diesem Tage frass
er ein wenig Brod und
Fleisch.
Das Thier ist munter,
und hat sich vollkommen erholt.
Versuch 112. Den 10. Februar wurde einem gleich grossen Hunde Sij mit 12 Gran Schwefelammonium vermischten Wassers in dieselbe Vene gespritzt. Vor dem Versuche Temperatur 39,9quot;. Der­selbe geschah um 2 Uhr 30 Min. nachm.
Resultat. Ausser einer geringen Unruhe während der Operation und einer, kurze Zeit anhaltenden Pupillenerweiterung nach derselben, waren keine anderen Erscheinungen bemerkbar.
2 Uhr 40 Min. Temp. 40.7quot;. Der Hund ist ein wenig missge-gestimmt, frisst aber mit Appetit Brod.
4 Uhr nachm. Temp. 40quot;. Er ist sehr munter.
6
10
ff ff ff ff
, abends
Den
17. Febr. 7 10
1
Den
7 18. Febr. m
, 39,8quot;. 39,9deg;. „ 40.6quot;. Er ist ein wenig missgestimmt.
Uhr morg. Temp. 40,8quot;.i
ja 7 (Derselbe Zustand; Ap-
, nachm. , 40,8. jnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;petlt gerin^
B abends , 40,1quot;. Er frass 1 Pfd. Fleisch, morg. Temp. 39,6quot;. Das Thier ist ganz gesund.
Versuch 113. Den 16. Februar spritzte ich einem nicht grossen. 5490 Gran wiegenden Hunde 5iJ mit 15 (3ran Schuefelainmonium ge­mischten Wassers in die Jugularvene. Temp, vor dem Versuche 39deg;. Derselbe geschah um I Uhr nachm.
Resultat. Bald nach der Einspritzung schrie der Hund auf, be­kam Krämpfe und Opistbotonus und hatte unwillkürliche Darmentlee­rungen. Die Pupille war bedeutend erweitert. Diese Anfälle dauerten 3 Minuten. Darauf blieben leichte Zuckungen der Extremitäten, welche
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11()nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Wirkung des Scbwefelammoniums etc. auf die tliierisfhe Wärme,
10 Minuten anhielten, worauf sich das Thier aufrichtete und, ein wenig taumelnd, im Zimmer umherging.
2 Uhr nachm. Temp. 39,5quot;. Das Thier ist sehr niedergeschlagen, rührt sein Futter nicht an. 3 Uhr Temp. 40deg;.)
4 „
n
40.
B ,,
n
40. 1
7 ,
n
39,5.
0 ,
raquo;
39,5.
Derselhe allgemeine Zustand.
Der Hund trass ein wenig Brod, ist noch immer missgestimmt.
Den 17. Februar 7 Uhr morg. Temp. 39,5quot;. Er ist ganz munter, l'risst gut.
1 Uhr nachm. Temp. 39,2deg;.)
7nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;abendsnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;39 4deg; 1 AJlSemenm' Zustand befriedigend.
Den 18. Februar. Das Thier ist vollkommen genesen.
Versuch 114. Den 1(3. Februar wurde einem mittelgrossen, 9300 Gramm schweren Hunde 5ij, mit 15 Gran Schwefelammonium ver­mischten Wassers in die linke Jugularvene eingespritzt. Vor dem Ver­suche war die Temperatur des Thieres 39quot;. Derselbe geschah um 3 Uhr nachmittags.
Resultat. Bald nach der Einspritzung traten Krämpfe, Opistho-tonus, unwillkürliche Koth- und Harnentleerung und starke Pupillen­erweiterung ein. Dieser Zustand wählte 5 Min., nach Verlauf dersel­ben erhob sich der Hund und ging, schwankend und fallend, im Zim­mer umher. 5 Minuten später war der Gang sicherer und freier.
3nbsp; Uhr 39 Min. Temp. 39,50.j
4nbsp; nbsp; ,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;„ 39,5. | Niedergeschlagenheit, kein Appetit.
5nbsp; nbsp; ,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;, 39,5. j
'7 Uhr Temp. 39quot;. Das Thier frass ungefähr 1 Pfd. Brod und .1 Pfd. Fleisch.
10 Uhr Temp. 38,5quot;. Es ist ganz munter.
Den 17. Februar 7 Uhr morg. Temp. 40,5deg;. Es ist missgestimmt, frisst nicht.
1 Uhr nachm. Temp. 40quot;. Es frass ohne besonderen Appetit.
7 Uhr abends Temp. 39,5. Es frass etwa 1 Pfd. Brod und Fleisch.
Den 18. Februar 7 Uhr morg. Temp. 3H,9, Au diesem Tage hatte sich der Hund ganz erholt.
Versuch 115. Den 17. Februar brachte ich einem mittelgrossen, 9300 Gramm schweren Hunde 3j in oj Wasser aufgelösten Scbwefel­ammoniums in die rechte Jugularvene.
Resultat. Bald nach dem Versuche erfolgten starke Krämpfe, Opisthotonus; Pupillenerweiterung und nach 2 Min, Tod.
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Wirkung des Schwefelammomnms etc. :iiif die thierisehe Wärme.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 1 ] 1
Die Section erwies eine sehr starke Hyperämie sämmtliclier Bauch-organe, sämmtliclier Hirnhäute und der Substanz des Gehirnes. Lun­gen blass, auf deren Pleura und der Pleura medlastini einige grosse Blutergüsse; Herz gefüllt mit schwarzem, dickem, an der Luft nur ein lockeres Gerinnsel bildendem Blute. Endocardium ohne Flecke.
Versuch 11 (i. Den 18. Februar wurde einem mittelgrossen, 9630 Gramm schweren Hunde 1 Gramm Schwefelammonium in die Brusthöhle geführt.
Kesultat. Gleich nach der Einspritzung erfolgten starke Krämpfe, Opisthotonus und 1 Min. darauf der Tod.
Im Cadaver fanden sich sämmtliche Venen ansserordentlich stark injicirt. Auf Pleura und Pericardium eine Menge Ekchymoseu. In der rechten Lunge ;5 grosse. hämorrhagische Infarkte. Herz von flüssigem, schwarzem Blute ausgedehnt. Auf dem Endocardium rothe Flecke. Die Bauchvenen stark mit Blut gefüllt. Die Dflundarmschleimhaul dunkel-roth. Hyperämie der Leber und Niereu sehr bedeutend.
Versuch 117. Den 12. Januar wurde einem mittleren, 8530 Gramm schweren Hunde 31 Schwefelwasserstoff in die Jugularvene sre-
'#9632;#9632;•,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;onbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;O
spritzt. Vor dem Versuche war die Temp, des Hundes 39,9deg;. Der­selbe geschah um 3 Ehr 30 ^liu. nachm.
Resultat. Gleich darauf fiel der Hund in tiefen Schlaf, die Respiration wurde langsamer, L5mal in der Minute. Pupillen bedeu­tend erweitert. Nach 2 Min. erfolgte starker, etwa 4 Min. anhalten­der Tetanus. Darauf erhob sieh der Hund, stellte sich auf die Vor­derbeine, konnte aber seinen Hinterkörper nicht aufrichten: 2 Minuten später erhol) er sich auf alle der Beine und machte einige taumelnde Schritte: wieder nach 2 Min. ging er zwar frei, aber mit gesenktem Kopie im Zimmer umher. Starker Speichellluss. Temp. 39,0quot;.
3nbsp; nbsp;Ehr 45 Min. Temp. 39,9'. Das Thier liegt auf einer Stelle, ist missgestimmt. Appetit sehr träge.
4nbsp; nbsp;Ehr 45 Min. Temp. 40,2deg;. Allgemeiner Zustand — derselbe. 6 , 30 „nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;, 40,6deg;.
8nbsp; nbsp; nbsp;.,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; , 39.8quot;. Es ist viel munterer und frass 2 Pfd. Fleisch.
9nbsp; nbsp;Ehr 30 Min. Temp 39,3deg;. Es hat sich ganz erholt.
Den 13. Januar 8 Ihr morg. Temp. 39,6deg;. Es ist scheinbar ganz gesund.
Den 14. Januar 8 Ihr morg. Temp. 39,8deg;. Der Hund ist voll­kommen gesund.
Versuch 118. Den 14. Januar spritzte ich demselben Hunde 5ij Schwefelwasserstoff in die v. saph. dextra. Vor der Einspritzung
#9632;
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m^m^mmmm
112nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Wirkung ties Schwefelammooiums etc. auf die thierische Wärme.
war die Temperatur 39,7deg;. Dieselbe geschah um 1 Uhr 30 Minuten nachmittags.
Resultat. Gleich darauf fiel das Thier in tiefen Schlaf, 1 Min. später starker Opisthotomis abwechselnd mit Krämpfen am ganzen Körper. Piüs 22. Respiration nicht sichtbar. Nach einer Minute Puls 68; Respiration 32. Nach 2 Min erhob sich der Hund, schwankte aber; nach 10 Min. Puls 140, Athmen 38; Temperatur 39,9deg;. Zittern.
2 Uhr nachm. Temp. 41,1deg;. Puls 120. Das Zittern dauert fort.
2nbsp; nbsp; j, 30 Min. Der Hund geht frei umher. Das Zittern hat aufgehört.
3nbsp; Uhr Temp. 40,8quot;.
4nbsp; nbsp; „ , 40,3quot;. Niedergeschlagenheit.
5nbsp; nbsp; ,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; , 39,;quot;)quot;. Er frass mit Appetit Brod und Fleisch und war ziemlich munter.
7nbsp; Uhr abends Temp. 39,6deg;.
8nbsp; nbsp; „nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;, 40,1quot;. Er frass etwa 1 Pfd. Brod, ist ganz munter.
Den 15. Januar 7 Uhr morg. Temp. 40.7quot;. 1st noch immer ein wenig missgestimmt.
10 Uhr morg. Temp. 40,;quot;)quot;. Er frass Prod und Fleisch, ist munterer.
3 Uhr nachm. Temp 39.5deg;. '(#9632;,,..nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; .„
, .nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; * '_„ gt; Er ist munter.
7 , abends , 39,7deg;. )
Den 16. Januar morg. Temp. 39quot;. Das Thier ist dem Anschein nach ganz gesund.
Versuch 119. Den 1. März spritzte ich einem grossen Neufund­länder 10 Gramm kohlensauren Ammoniaks unter die Haut. Vor dem Versuche Temperatur 39,7quot;. Derselbe geschah um 9 Uhr morg.
Resultat. 10 Uhr morg. Temp. 39,9deg;.
11nbsp; nbsp; nbsp;, ,
12nbsp; nbsp; , , 1 „ nachm. , o
3 „ raquo;nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;*
ö raquo; raquo;nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;raquo;
6 , ,
Das Thier blieb vollkom­men gesund.
9 , abends ,
Den 2. März 8 Uhr morg. Temp. 38,8quot;. Es wurden noch 5ij
kohlensauren Ammoniaks in die v. saph. gespritzt, worauf starke Krämpfe,
Opisthotomis, Erbrechen und Durchfall erschienen: nach 10 Min. Tod.
Am Cadaver fand man grosse Ekchymosen auf der Pleura me-
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Wirkune: ilos Schwefelammoniums etc. ant' die thierisohe Wärme.
113
diastini und auf dem Mesenterium. Die Darmkanalsehleimhaut in ihrer ganzen Ausdehnung dunkelroth. Gehirn stark hyperämisch.
Versuch 120. Den 25. Februar wurde einem grossen, 19700 Gramm schweren Neufundländer 5jv, mit 20 Gran kohlensauren Am­moniaks vermischten Wassers in die linke Jugularvene gespritzt. Vor dem Versuche wurde der Vene eine gleiche Quantität Blutes entzogen; Temp. ;-}9quot;. Der Versuch geschah um 9 Uhr morgens.
Resultat. Nach der Einspritzung nahm man keine besonderen Verffiftmifiserscheinungen wahr.
10 Uhr morg. Temp. 39,8quot;.
11
B
n
M
40.5.
2
.
nachm.
laquo;
40.2.
4
B
B
n
39,5,
0
I)
n
n
39,3.
8
n
abends
39.G.
Aussei' Temperaturerhöhung äusserte raquo;der Hund keine Krankheitserschei­nungen und l'rass mit Appetit.
Den 2tgt;. Februar 8 Flir morg. Temp. 38,8laquo;. Das Tiiiev l'risst gut und ist vollkommen gesund.
Versuch 121. Den 25. Februar spritzte ich einem grossen und gesunden, 14400 Gramm schweren Hofhunde öj flüssigen, mit Sj/J Wasser verdünnteu Ammoniaks in die Jugularvene. Vor der Einspritzung war die Temperatur 38,2deg;. Die Einspritzimg wurde um 9 Uhr morg. gemacht
Resultat. Nach der Injektion waren keine besonderen Erschei­nungen vorhanden.
10 Uhr morg. Temp. 38,8quot;.
11 * chon. Darmentleerungen
39quot;. Niedergeschlagenheit, starkes Erbre-
flüssig und stark.
4 Uhr nachm. Temp. 39,8deg;. Das Thier trass uugeCahr ^ i'fd. Fleisch.
6
, 38,9quot;.
Es ist munterer.
8
38,8deg;.
Den 20. Februar S Uhr morg. Temp. 38.5. Der Hund hat sich ganz erholt.
Versuch 122. Den 12. März wurde einem 10820 Gramm wie­genden Hunde 1 Gramm kohlensauren Ammoniaks unter die Haut ein­geführt. Temp, vor dem Versuche 38,2quot;. Derselbe geschah um 9 Uhr morg. Resultat. 10 Uhr morg. Temp. 39,5quot;. \
12 raquo; raquo;nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;raquo; 39'3- I Während des Tages sah
2nbsp; nbsp; „ nachm. „ 39,3. I i1ia)1 atn Hunde, ausser
3nbsp; nbsp; , „nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;„ 39, [ Temperaturerhöhung,
6 , ,,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;, 38,9quot;. \ nichts Bemerkenswerthes.
8 , abends ,. 38.9.
Raritsch, Infection.
8
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#9632;i
114
Wirkung des Schwefelammouiums etc. auf die tbierisebe Wäi'me.
Versnob 123. Den 26. Februar spritzte ich einem mittelgrossen, 10550 Gramm schweren Hunde 5^ flüssigen, mit 3j Wasser verdünn­ten Ammoniaks unter die Haut. Temperatur vor dem Versuche 39deg;. Derselbe geschah um 11 Uhr 30 Min, morgens.
Resultat. Keine besonderen Erscheinungen.
Temp. 38.5quot;. Es wurde noch rgt;j Ammoniak mit 5j
eingespritzt. Darauf begann der Hund schwerer und
12 l'hr 30 Min. Wasser subeutan schneller als ge-
wohnlich zu athmen. Sonst nichts Erhebliches.
1 l'hr nachm. Temp. 38,9quot;. \
2 , ,
3 nnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ,.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; t
4
Ü .,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;„nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;*
9 .. abends ,
39.5. 39.4. 39.4. 39.4. 39,5.
chlagenbeit.
Appetitverlust Bei
remperaturmessung um !• l'lir fiel iliigt; Tbier plötzlicb bin, wobei sich starke Krämpfe, scimelles Atbmeu, Speicbelfluss, Pupillenerweiterung und unwillkürlicbe Dai'mentleerungen einstellten. Dieser Zu-stand wäbrte etwa 5 Min. Darauf stand der Hund auf nnd ging frei umher.
39,5, Uhr morg. Tem]
39quot;. Er ist munter, hat
Den 27. Februar 8
guten Appetit.
12 Uhr morg. Temp. 39,5quot;. 7 , nachm. „ 39,G'J.
Den 28. Februar 8 Uhr morg. Temp. 40.2' stelle bildete sieh eine grosse Blase, aus welche]
An der [njektions-eine ziemlich grosse
Quantität gelblichen, eine Men sudates herausgelassen wurde.
12 Ohr morg. Temp. 39,2quot;.
lympboider Körper enthaltenden Tran
ist munter, friss
mil
gutem Appetite.
Folgenden Tages hatte er sich ganz erholt um
wurde zu einem
anderen Versuche gebraucht.
Versuch 124. Den 2. März wurde einem kleinen, 7570 Gramm schweren Hunde oij einer Lösung kohlensauren Ammoniaks (1 Theil auf 3 Theile Wasser) in die Jugnlarvene gespritzt. Vor dem Versuche Temperatur 39quot;. Derselbe geschah um 3.1 Uhr nachm.
Resultat. Bald darauf traten Krämpfe am ganzen Körper, Er­brechen und eine deutliche Abstumpfung der Erapfindlichkeii ein. Nach 6 Minuten sprang der Hund vom Operationstisch, machte einige Schritte und legte sieb in einem dunkeln Winkel nieder-.
4nbsp; Uhr nachm. Temp. 40,2quot;. Der Hund ist missgestimmt, nieder­geschlagen, frisst nicht.
5nbsp; Uhr nachm. Temp. 40,2deg;.
6nbsp; nbsp; nbsp;,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;„ 40,5quot;.
8nbsp; nbsp; „ abends „ 39,5deg;.
Allgemeiner Zustand derselbe. Das Thier frass Fleisch und Brod.
9nbsp; nbsp; , raquo;nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;, 39,3...
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Wirkung des Schwefelammoniums etc. auf die tbierische Wärme.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 115
Den 3. März 8 Uhr morg. Temp. 39,amp;laquo;. | Deil gaüZen Tag hin_
12 , ., „nbsp; nbsp; nbsp;39,5deg;. Murch war er munter
4 ., nachm. .,nbsp; nbsp; nbsp;o9,öquot;. [ und frass mit grossem
8 ., abends „nbsp; nbsp; nbsp;39,8deg;, ) Appetite.
Polsrenden Tages war das Thiernbsp; sfenesen.
Die Resultate dieser Versuche stimmen mit denen von Weber und Billroth nicht überein. Weber behauptet (1. c. p. 65) Schwe­felwasserstoff ins Blut eingeführt, verursache schleunige Temperaturer­höhung; bei Schwefelammonium, sagt er, wäre dieses weniger sichtbar Kohlensaures Ammoniak und noch mehr Buttersänre bewirken hingegen eine bedeutende Temperaturerniedrigung. Bill rot h schliesst aus seinem Versuche, dass Schwefelwasserstoff gar keine Differenzen in der Tem­peratur hervorrufe. Schwefelammonium und kohlensaures Ammoniak haben keinen direkten Einfluss, sie bewirken nur örtliche Ernährungs­störungen, welche ihrerseits die Temperatur steigern (1. c. p. 404). Ich erhielt aus meinen Versuchen ganz andere Resultate.
10 Gramm Schwefelammonium subeutan einem mittelgrossen Hunde eingespritzt (Versuch 110) verursachten gleich nach der Operation eine Erhöhung der Temperatur um 0,4quot;, welche nach 7 Stunden nach der Injektion auf 1quot; C. stieg, worauf sie allmälig abnahm und am folgen­den Tage wieder ihre Norm erreicht hat. Am dritten Tage erhob sie sich abermals auf 1,1quot; C. in Folge der localen gangränösen Ernährungs­störung, welche allgemeine Infektion und den Tod des Thieres her­vorrief.
Dieser Versuch zeigte deutlich genug die locale sowohl als allge­meine Wirkung des Schwefelammoniums, welche derjenigen der putriden Infektion nicht unähnlich ist. Beachtenswerth war hier die Anwesen­heit einer Menge unbeweglicher Säulchen (Bakteriden) in dem Inhalte der an der Injektionsstelle gebildeten Blase. Davaine würde gewiss diese Blase als'eine pustula maligna angesehen haben. Das sind die Folgen voreiliger Schlüsse in der Wissenschaft. .
Die am Cadaver vorgefundenen Veränderungen sind der seeundären allgemeinen Infektion zuzuschreiben und können daher als Beweis einer Vergiftung mit Schwefelammonium nicht dienen.
Wurde einem Hunde 4 gr. Schwefelammonium mit 5j Wasser ver­dünnt in die Jugularvene eingespritzt, so entstand (Versuch 111) eine Temperaturerhöhung von 1,3quot; C.
8*
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116
Wirkung des Schwefelammoniums etc. auf die tbieriscbe Wärme.
Wurden aber 12 Gran Schwefelammonium mit 5ii Wasser ver­dünnt in die Vene eingespritzt, so hielt die Temperaturerhöhung 2 Tage an (Versuch 112). 15 Gran Schwefelammonium mit 5ii Wasser verdünnt in die Jugularvene eines nicht grossen Hundes gebracht, hatten starke Krämpfe, Opisthotonus und eine einen ganzen Tag anhal­tende Temperaturerhöhung um 1deg; zur Folge. (Versuch 113). Bei einem anderen Hunde stieg die Temperatur um 1,5quot; C. (Versuch 114).
3j mit einer Drachme Wasser verdünnten Schwefelammoniums einem mittelgrossen Hunde in die Vene eingespritzt, rief schon starke Krämpftgt;, Opisthotonus und nach 2 Minuten Tod hervor.
Die Section in Folge von Schwefelammonium vergifteter Thiere constatirte folgende charakteristischen Veränderungen: stark ausgespro­chene Hyperämie der Dünndarmschleimhaut, stellenweise sogar Bluter­güsse in die Darmhöhle, Leber- und Milzhyperämie, Ekchymosen auf den serösen Häuten, besonders auf der Pleura und bedeutende Hyperä­mie der Hirnhäute.
Schwefelwasserstoff verursachte in einem Falle eine Temperatur­erhöhung um 0,7deg; in einem anderen aber um 1,4quot; C.
Kohlensaures Ammoniak in der Menge von 10 Gramm subeutan einem Hunde eingespritzt, bewirkte im Versuch 1 i i) weder Temperatur­erhöhung noch andere Intoxikationserscheinungen. Sjj desselben, in die Halsvene eingeführt, verursachten starke Krämpfe,. Erbrechen, Durchfall und nach 10 Minuten den Tod. 20 Gran kohlensauren Ammoniaks, einem Hunde in die Vene eingespritzt bewirkten, eine Temperaturer­höhung um 1,5''. Dieses würde übrigens auch bei Einspritzung gleicher Quantität Wassers stattgefunden haben.
Dagegen ist die in Versuch 124 nach Einspritzung von kohlen­saurem Ammoniak stattgefundene Temperaturerhöhung um 1,5quot; durch­aus nicht dem Einflüsse des eingespritzten Wassers zuzuschreiben, in­dem letzteres in solchen kleinen Mengen in's Blut eingeführt, niemals eine Temperaturerhöhung hervorruft.
Versuch 122 bewies, dass kohlensaures Ammoniak, selbst in kleiner Menge (j Gramm) und subeutan eingeführt, die Temperatur um l,3o C. steigern kann.
Dass in Versuch 119 10 Gramm kohlensauren Ammoniaks sub­eutan eingespritzt, ganz ohne Einlluss blieben, ist der zufälligen Zer­setzung der zum Versuche gebrauchten Flüssigkeit zuzuschreiben.
Flüssiges Ammoniak, in kleinen Mengen in die Venen eingeführt, hatten gleichfalls eine Temperaturerhöhung zur Folge.
Wenn ich auch aus dieser kleinen Zahl von Versuchen mich defi­nitiv über die Wirkung des Schwefelammoniums, Schwefelwasserstoffs,
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Allgemeiner PoigeruDgsscbluss.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;11 7
des kohlensauren uml des flüssigen Ammoniaks auszusprechen mir nicht erlaube, so kann ich dessenungeachtet nicht umhin zu behaupten, dase die Folgerungsschlüssc von Weber und Billroth zu voreilig gemacht, und experimentell sich nicht bestätigen lassen.
Allgemeiner Folgerungsschluss.
Die von mir angestellten Versuche berechtigen mich, wie ich glaube, folgende Schlüsse aufstellen zu können.
1)nbsp; Die putride Infektion ist durchaus nicht abhängig von den in der putriden Substanz enthaltenen lebendigen Bakterien, Vibrionen und anderen mikroskopischen Organismen. Ich spreche von diesen le­benden Wesen im Sinne der Lehre von dem Parasitismus der putriden Infektion. Wir haben jedoch kein Recht jeglichen Antheil dieser Thiere an der Bildung des fauligen Giftes, mithin auch einen indirekten Eiu-fluss auf die putride Infektion, zu verwerfen. Prof. Bergmami's Schluss hierüber ist vollkommen richtig und unterliegt keinem Zweifel.
2)nbsp; Unter gewöhnlichen Bedingungen können diese mikroskopischen Organismen im Blute nicht leben. Ob vielleicht gewisse Veränderun­gen im Blute das Vorhandensein und die Vermehrung solcher Thier-chen ermöglichen, darüber müssen fernere Untersuchungen entscheiden.
3)nbsp; Die Wirkung der fauligen Substanz ist der in den lebendigen Organismus eingeführten Menge adäquat.
4)nbsp; Diese Wirkung besitzt kein Inkubationsstadium und stimmt da­her in dieser Hinsicht mit der Wirkung anderer Gifte überein.
5)nbsp; Die einzige charakteristische Erscheinung bei der putriden In­fektion ist der rapide molekulare Zerfall der Gewebe, mit welchen die putride Substanz in Berührung kommt, wie auch der festen Elemente des Blutes, des Herzmuskels und der Milz-, Leber- und MerenzeUen.
6)nbsp; üeberall, wo ein solcher molekularer Zerfall stattfindet, erschei­nen sofort die unbeweglichen Stäbchen (Davaine's Bakteriden), bald darauf die Bakterien und andere in fauligen Flüssigkeiten anzutreffen­den Körper. Man kann in diesem Falle mit Bestimmtheit aussprechen: Fäulniss erzeugt Fäulnislaquo;.
7)nbsp; Temperatursteigerung, Erbrechen, Durchfall, Krämpfe, Ekchy-mosen auf den serösen Häuten, erhebliche Hyperämie der Darmschleim-haut und blutige Ergüsse in die Höhlen derselben, können durchaus nicht als charakteristische Merkmale einer putriden Infektion ange­sehen werden.
..
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#9632;#9632;
..^nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Allgemeiner Folgervingsschluss.
8)nbsp; Eine constante (obgleich nicht charakteristische) Erscheinung bei der putriden Infektion sind Stauungen im ganzen venösen System und namentlich in der Bauchhöhle. Ob dieselben in der Paralyse der vasomotorischen Nerven, oder einer nicht ausreichenden Druckausübung seitens des Herzens, in Folge des Zerfalls seines Muskels, oder auch in der Veränderung der Blutelemente ihren Grund habe, mögen weitere Forschungen aufklären.
9)nbsp; nbsp;Die putride Infektion kann nicht gleich andern ansteckenden Krankheiten durch inoculation mitgetlieilt werden.
Wenn ich diese Schlüsse aufstelle, glaube ich durchaus nicht die Frage über die putride Infektion endgültig gelöst zu haben. Gewiss giebt es noch viele dunkle Stellen ill derselben, welche durch neue Untersuchungen aufgeklärt sein wollen, ich hoffe jedoch, dass auch diese wenigen Resultate ein wissenschaftliches Interesse beanspruchen dürfen.
E v v a t a.
Folgende durch Abwesenheit des Verfassers vom Druckorte ent­standenen Druckfehler bittet man zu verbessern. Seite 1 Zeile 6 v. u. lies Cinnei statt Zimiei.
3nbsp; nbsp; nbsp;v ig v. u. ,, Spirillen statt Szirillen
4nbsp; nbsp; nbsp;,. 13 v. o. .. detmit statt fletrait.
5nbsp; nbsp; nbsp;.. 5 v. u. ,. Monchy statt Mouchu. 8 .. 20 v. u. „ motu statt motae.
8 ., 0 v. u. „ Rigault statt Rigan. f) , ö v. u. ,, lethal statt lebhaft-lg ._ 7 v. o. „ innere statt äussere.
,qnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;iß v u , nach derselben durch Asphyxie statt nach der
Asphysie.
Druck von G. Bernstein In Berlin.
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A I! JAN 34
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m—m
im Verlage von Angnst Hirscliwald in Berlin erschienen:
lieber den feineren Bau
und
das Waclisthum des Huf horns.
Von
Prof. J, Ravitsch.
Mit 1 Tafel Abbildungen, gr. 8. 1863. 10 Sgr.
Neue Untersuchungen
über
die patliologisclie Anatomie der Rinderpest-
Von
Prof. J. Ravitsch.
Mit 2 Tafeln, gr. 8. 1864. 15 Sgr.
HANDBUCH
der
allgemeinen Pathologie
für Thierärzte
von
Professor H. W. Köhne.
gr. 8. 1871. Preis: 2 Thlr. 20 Sgr.
(durch alle Buchhandlungen zu beziehen.)
Druck von 0. Bernstein in IJerlin.