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RIJKSUN1VERSITEIT TE UTRECHT
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Die thierarztlichen
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ARZNEIMITT EL
ihre
Abstammung, Bereitung, Kennzeichen der Aechthei( und Verfälschung, passende Verbindung und Anwendung.
Nebst einem Anhang über dip
Einrichtung einer thlerärztilchen Hausapotheke.
Von
Dr. EDUARD HERING,
Medlc.-Rath^ Professor an der k. Tbierarzneischule; Mitglied der k. Landgestüts-
Cowimission; der kaiserl. Leop. Carol. Academic der Naturforscher^ der Academie
imp^riale deMödecine zj. Paris, der Societc imp. et centrale de Medecine vetdrinaire
und der Suciete de Biologie zu Paris, der Soc. vctorinaire de Belgique, der physik.-
medic. Societät zu Erlangen, des landwirtlisch. Vereins iu Württemberg,
Baden, Kurhessen, Hessen-Tjm'MrtiMk^.Hohenzollern Mitglied; der
Gesellschaft e^^ei^ei^ii^^SFZteViairenmitglied.
gt;r- #9632;quot;quot;' '\.' quot;#9632;quot;#9632;#9632; ^%
tWelir, termelirt^ Auflage, ä\
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Verlag v om .E_b iTex^r Säubert.
1855.
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Gedruckt bei K. F. Hering * Gamp.
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Vorwort zur ersten Auflage.
Die nächste Veranlassung zur Ausarbeitung der vorliegenden Schrift gab die Bearbeitung einer neuen württembergischen Pharmacopüe durch die oberste Medicinalbehörde des Landes. Der zweite Theil derselben (die chemischen und pharmaeeutischen Präparate enthaltend) ist vor seiner definitiven Erledigung veröfTentlicht worden und es hat sich hiebei gezeigt, dass auf die chemische Reinheit der Präparate, die Güte der dazu verwen­deten Rohstoffe, die Sorgfalt der Zubereitung u. s. w. der grösste Werth gelegt wird; überdies ist die Anzahl der vorräthig zu haltenden Mittel ziemlich bedeutend.
Diese umstände müssen aber nothwendig den Preis der Arzneimittel vertheuern und selbst aussei- Verhältniss mit dem pecuniären Werth der Patienten des Thierarzts bringen, somit dessen nützliches Wirken be­schränken , wo nicht unmöglich machen.
Es muss daher dafür gesorgt werden, dass Landwirthschaft und Ge­werbe, denen die nutzbaren Hausthiere unentbehrlich sind, unter diesen Vorschriften, welche dem unschätzbaren Werthe menschlicher Gesundheit gegenüber völlig begründet sein mögen, nicht leiden; es wäre in der That widersprechend, wenn — während unsere Einrichtungen, durch die Bil­dung von Ortsthierärzten, auf wohlfeile thierärztliche Hülfe berechnet sind, — ein wesentlicher Theil dieser Hülfe (die Arznei) nur zu unerschwing­lichen Preisen sollte zu haben sein. Mit andern Worten: die Thierärzte be­dürfen nur weniger, einfacher und hauptsächlich wohlfeiler Arzneimitte!, bei denen somit chemische Reinheit und ausgesuchteste Qualität, „fromme, aber unerreichbare Wünschequot; bleiben mögen, dagegen neben der Rücksicht
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IVnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Vorrede zur ersteu Auilagi'.
auf Wirksamkeit (die beiläufig gesagt. nicht immer im geraden Verhältniss zu den Kosten stellt) die Rücksicht auf den Preis maasgebend sein muss.
I in aber den Zweck wohlfeiler und schneller thierärztlicher Hülfe, wie sie das Interesse der Landwirtlischaft gebieterisch erheischt, vollstän­dig zu erreichen. ist es nach meiner üeberzeugung erforderlich: dass die Thierärzfe dahin gelangen, die von ihnen verordneten Mittel selbst zu dis-pensiren. Hiezu ist aber nothig, dass sie den Ursprung, die Qualität, Aechtheil, zufällige Verunreinigung und absichtliche Verlälschung der von ihnen verordneten Arzneimittel, ihr Verhalten gegen andre Stoffe u. s. w. genauer kennen lernen, als es bisher in der Regel der Fall war. Ich habe daher eine fast mehr als genügende Anzahl von. in der thierärztlichen Praxis gebräuchlichen Arzneimitteln nach obigen Beziehungen beschrieben und manche in der Thierlieilkunde gleichsam oflicinell gewordene pharma-ceutische Formeln, welche sich durch Einfachheit und Wirksamkeit aus­zeichnen, beigefügt.
Somit mag meine Arbeit eine thierärztliche Pharmacopöe vorstellen, welcher ich aber — geleitet von der Ansicht, dass der Thierarzt in der Kegel sein eigner (nicht sowohl Pharmaceute als) Recoptarius sein solle — eine kurze Andeutung über die Dosis, Wirkung und Anwendung der aufge­führten Mittel, ja selbst — für den Anfänger — einzelne Receptformeln beizugeben für zweckmässig erachtete. Von demselben Gesichtspunkte aus muss der Scblnss, welcher Anleitung zur Einrichtung einer thierärzt­lichen Hausapotheke gibt, beurtheilt werden. Ist auch das Ganze zunächst für den praktischen Thierarzt bearbeitet, so hoffe ich doch , dass auch mancher Arzt und Apotheker daraus werde Nutzen ziehen können.
Stuttgart, im September 1846.
HERING.
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Vorwort zur zweiten Auflage.
Seit dem Erscheinen der ersten, nunmehr vergritTenen Auflage ist das in der Vorrede zu derselben berührte Bediirlniss einer Regulirnng der Befugniss zur Abgabe von Arzneien in der thieriirztliclien Privat-Praxis in zwei Staaten befriedigt worden.
Das königlich belgische Gesetz vom 12. Juni 1850 die Ausübung der Thierbeilkunde betreffend, (s. Repertorium XU. Band s. 172) zählt gegen 90 Arzneistoffe auf, welche die Thierärzte in gutem Zustande und in hinreichender Menge vorriithig halten müssen; die königlich Würt­temberg ische Ministerial-Verfügung vom 2 2. Januar 185 3 (Reperto­rium XIV. Band S. 122) gestattet den Thierärzten das Halten und die Abgabe von 26 Arzneistoffen, zu welchen noch die einheimischen (etwa 25 — 30) Pflanzenmittel kommen. Es ist damit eine wesentliche Beför­derung zweckmässiger Hülfeleistunggegeben, aber auch für die Thierärzte die Notwendigkeit um so dringender geworden, sich mit der Beschaffen­heit der Arznei-Mitlei genauer bekannt zu machen. Diese Rücksicht hat den Verfasser bei der Veröffentlichung vorliegender Schrift geleitet, deren zweite Auflage (wie eine Vergleichung mit der ersten zeigen wird) sorg­fältig durchgesehen und mit den Fortschritten, sowohl derPharmacognosie als der Therapeutik bereichert worden ist, während andererseits durch etwas engeren Druck eine Vermehrung des Umfangs und des Preises der Schrift vermieden laquo;erden konnte.
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VInbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Vorrede zur zweiten Auflage.
Eine Zusammenstellung der thierärztlichen Heilmittel nach den ver-scliiedenen, ihrer Eintheilimg zu Grunde liegenden Principien (dem natur-historischen, chemischen, physiologischen und therapeutischen) schien dem Verfasser, besonders für die angehenden Thierärzte zur Erleichterung des Studiums wünschenswerlh ; er hofft daher dass diese Zugabe beifällig aufgenommen werde.
Stuttgart, im März 1865;
11ERI\G.
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INHALT.
Seite Erster Abschnitt.
Einleituug.....................nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 1
Zweiter Abschnitt.
Literatur......................nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 6
Dritter Abschnitt.
Von dem Gewicht und Maasse..............nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 12
Vierter Abschnitt.
Beschreibung der einfacheu uud zusammeugesetzten Arzneimittel . . 17 Uebersichtlichc Zusammenstellung der thierärztlichen Heilmittel nach dem naturhistorischen, chemischen, physiologischen und therapeutischen Princip............. 184
Fünfter Abschnitt.
Von der Zubereitung der Arzueiformen. (Dispensiren der .Arzneien) .nbsp; nbsp; nbsp; 193
Arzneiformen für die innerliche Anwendung.......nbsp; nbsp; nbsp; 193
Arzneiformen für die äusserliche Anwendung.......nbsp; nbsp; nbsp; 207
Anhang. Von der Einrichtung einer thierärztlichen Haus-Apotheke.....216
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ERSTER ABSCHNITT.
Einleitung.
Die Heilung der Krankheiten setzt nicht blos Kenntniss dieser letzteren, sondern auch Kenntniss der Mittel voraus, durch deren Anwendung die krankhafte Veränderung im lebenden Körper be­seitigt und der gesunde Zustand wieder hergestellt werden kann. Dies sind die Heilmittel, wozu Alles gehört, was unter ge­wissen Umständen die Heilung herbeiführt, z.B. Wärme, Kälte, Nahrung, mechanische Vorrichtungen, Operationen u. s. w.; Arz­neimittel im engeren Sinne nennt man diejenigen Stoffe, welche ausschliesslich oder vorzugsweise zur Heilung von Krankheiten dienen. Die genaue Kenntniss ihrer Eigenschaften gründet sich, sofern sie Naturprodukte und somit aus dem Thierreich, Pflanzen­oder Mineralreich genommen sind, auf die Naturgeschichte (Zoologie, Botanik, Mineralogie), sofern sie aber Kunst pr o duk te sind, auf die Physik, besonders aber die Chemie und Pharmacie; die meisten der letztern werden blos für den Zweck ärztlichen Ge­brauchs dargestellt (pharmaceutische Chemie), mehrere jedoch dienen auch zugleich in den Gewerben.
Die Apothekerkunst oder Pharmacie ist der Inbegriff der Kenntnisse und Fertigkeiten, welche zur Einsammlung, Aufbewah­rung, mechanischen oder chemischen Darstellung der Arzneistoffe, sowie zur richtigen Mischung und Zubereitung derselben nach ge­gebenen Vorschriften nöthig sind.
Hering. Arrneimittel. 2. Aufl,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;1
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2nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Einleitung.
In früheren Zeiten (und in manchen Ländern bis in die neuere Zeit) waren es die Aerzte, welche zugleich die Arzneien bereiteten; die fortwährende Zunahme des Umfangs der ärztlichen Wissen­schaft, die grosse Zahl der eingeführten Arzneistoffe und der mit ihrer Darstellung und Zubereitung verbundene Geld- und Zeitauf­wand , so wie mehrere andere Gründe haben eine Trennung beider Geschäfte herbeigeführt, so dass in den meisten civilisirten Län­dern die Medicinal-Gesetze den Acrzten nicht gestatten, Arzneien zu dispensiren, ebensowenig aber dem Apotheker erlauben. Kranken Arzneien zu verordnen.
Was aber in der Menschenheilkunde ganz zweckmässig sein kann, ist es darum in der Thicrheilkundc noch nicht; in letzterer sind alle Verhältnisse einfacher, die Zahl der gebräuchlichen Arz-neistofle ist beschränkt, ihre chemische Reinheit selten erforderlich, ihre Mischung leicht darzustellen, eine Verwechslung weniger ge­fährlich , ein Schaden jedenfalls ersetzbar — eine Hauptbedingung des thierärztlichen Wirkens ist aber Wohlfeilheit, und dieser Rück­sicht auf das landwirthschaftliche Interesse muss jede andere nach­stehen.
In mehreren Ländern ist das Dispensiren der Arzneien für Thiere entweder ganz in die Hände der Thierärzte (z. B. England, Belgien, Frankreich) gelegt, oder denselben wenigstens gestattet (so auch Preussen, Hannover, Dänemark, Württemberg;*) in an­dern ist es ihnen theils überhaupt verboten, theils beschränkt er­laubt (zum Beispiel auf Orte, wo sich keine Apotheken belinden). Diesem entgegengesetzt ist die Bereitung und Abgabe der Thier-medicamentc in mehreren Staaten den angestellten Thierärzten geboten (z. B. in Belgien,**) ferner beim Militär in Dänemark, Preussen) und in Üestrcich bei Seuchen denselben überhaupt zur Pflicht gemacht.
Die Bestimmungen über die in den Apotheken vorräthig zu haltenden Rohstoffe und Präparate, ihre Beschreibung und die Vorschrift zu ihrer Bereitung, die Zusammensetzung der officinellen
*) S. die Ministeriah-erordmmg vom 22. Jan. 1853. Eep. XIV. Bd. S. 122. quot;) Das belgische Gesetz von 1850 zählt 92 Arzneistoffe auf, wflche die Thierärzte vorräthig halten müssen. S. Kepertorium XII. Bd. S. 178.
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Einleitung.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;3
Formeln u. s. w. sind in den Dispensatorien oder Pharma-c o p ö e n enthalten; eine thierärztliche Pharmacopöe nmss aber, ausserdem, dass sie eine weit geringere Anzahl von Arzneistoffen enthält, noch in mancher Beziehung von der menschenärztlichen abweichen, bei welcher die Rücksicht auf den Preis der Mittel untergeordnet ist, wesshalb sie auf chemische Reinheit der Präpa­rate und ausgewählte Güte der rohen Mittel dringt, und in den officinellen Formeln sich weniger der Einfachheit befleisst.
Bis jetzt besitzt das Fach der Thierheilkunde (mit Ausnahme der dänischen Militär-Veterinärpharmacopöe, s. bei Literatur) nir­gends eine gesetzlich eingeführte Veterinärpharmacopöe, sondern die Thierärzte sind bei ihren Verordnungen theils auf die ihre Be­dürfnisse in keiner Weise berücksichtigende menschenärztliche Phar­macopöe verwiesen, oder sie halten sich an die ihnen bekannten, an dieser oder jener Schule gebräuchlichen Formeln und Vorschrif­ten , oder endlich sie sind da, wo das Dispensiren der Arzneien gesetzlich blos dem Apotheker gestattet ist, dem Belieben des­selben überantwortet, soferne für die Erfordernisse der Thiermedi-camente weder bestimmte Vorschriften, noch eine besondere Taxe bestehen.
Wenige Vorurtheile sind so verbreitet und zugleich so un­richtig , als das: dass für die Thiere Arzneien von geringer Qua­lität, die zum Gebrauch für den Menschen nicht mehr taugen, noch zulässig seien. Man dürfte nämlich mit mehr Recht das Gegentheil behaupten, dass nämlich für die mit weit geringerer Reizbarkeit begabten Thiere nur Arzneimittel von der entschie­densten Wirksamkeit angewendet werden sollten; woher anders erklärt sich die Thatsache, dass die den Menschen angemessene Dosis eines Mittels, wenn sie auf grössere Hausthicre übertragen werden soll, nicht im Verhältniss der Körpermasse multiplicirt, also z. B. für das Pferd vervierfacht, sondern vielmehr 10—20, und selbst 50fach genommen werden muss — als eben aus der geringen Receptivität des thierischen Körpers für dergleichen Ein­drücke. Aber gerade diese Nothwendigkeit verhältnissmässig enor­mer Gaben macht die Anwendung derselben^zu kostspielig, wenn man dabei nur die ausgesuchteste Qualität zulassen oder die che­mische Reinheit der Präparate verlangen will. Der Thierarzt muss.
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4nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Einleitung.
sich mit einer geringeren (aber nicht mit einer verdorbenen) Sorte, mit Mitteln, die noch manche fremde Stoffe beigemischt enthalten, begnügen, und etwa durch eine grössere Dosis den Mangel an Concentration des wirksamen Bestandtheils auszugleichen wissen.
Ebenso verhält es sich mit der Zahl der für die thierärztliche Praxis erforderlichen Medicamente; die grösseren quot;Werke über Arz­neimittel-Lehre zählen zwar hunderte von Mitteln auf, aber mehr um sich der Vollständigkeit rühmen zu können, als um ihrem Ge­brauche das Wort zu reden ; im Gregentheil ist fast überall bei den thierärztlichen Anstalten ein lobenswerthes Bestreben zur Verein­fachung der Ordination entstanden und man darf behaupten, dass man für die gewöhnlich vorkommenden Krankheitsformen unserer Hausthiere mit 30—40 Arzneimitteln ausreichen kann. *) Es wäre jedoch unzweckmässig den Thierarzt auf jene geringe Anzahl von Mitteln beschränken zu wollen, da theils nicht lauter gewöhnliche, sondern auch ungewöhnliche Krankheitsfälle bei den Hausthieren vorkommen, theils dem Ermessen des Thierarztes in der Wahl der Mittel ein genügender Spielraum gelassen werden muss, auch die Oertlichkeit, der landwirthschaftliche Betrieb, die Handelsver­hältnisse, die Ansichten der Besitzer u. s. w., unter sonst gleichen Umständen, auf die Wahl der anzuwendenden Mittel Einfluss haben können.
In dem vorliegenden AVerke habe ich eine genügende Anzahl von Arzneimitteln in Beziehung auf ihre natürliche Abstammung oder ihre künstliche Bereitung, ihre physikalische Eigenschaften, chemische Zusammensetzung, die Kennzeichen ihrer Aechtheit, zu­fällige Verunreinigung oder absichtliche Verfälschung, ihre Ver­träglichkeit mit andern Mitteln, die zweckmässigste Form ihrer An­wendung u. s. w. beschrieben.
Da jedoch besonders dem angehenden Thierarzt über die .ai-wendung mancher Mittel, welche entweder überhaupt wenige).- im Gebrauche sind, oder bald da, bald dort andern nachstehen müs­sen, die Erfahrung abgeht, welche ihn bei ihrer Verordnung leiten soll, so habe ich es für passend gehalten, bei jedem Mittel die
') Hertwig sagt in der Torrede zu seiner A rznei-Mittellehre, er komme mit -weniger als 30 Mitteln aus.
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Einleitung.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 5
Zustände und Krankheitsformen kurz anzuführen. in welchen das­selbe geeignet ist, und die Dosis, Verbindung und Form, in wel­cher es am wirksamsten ist, beizusetzen. Die sogenannten Haus­mittel, wie z. B. Kochsalz, Fett, Bier, Wein, Lehm u. s. w., habe ich absichtlich weggelassen, weil ich jedem Thierarzt zutraue, dass er sie nicht aus der Apotheke nehmen, sondern an ihrem Orte zu finden wissen wird.
Da ich von der Ansicht ausgehe, dass es zweckmässig und selbst in der Regel nothwendig sei, dass der Thierarzt die von ihm verordneten Arzneien selbst dispensire , lasse ich nach Abhand­lung der Arzneistoffe einen Abschnitt über die Zubereitung der Arzneiformeln oder das Dispensiren der Arzneien folgen, in wel­chem ich meinen Elrfahrungen über diesen Gegenstand gefolgt bin. Hiermit in Verbindung steht der Schluss, welcher von der Ein­richtung einer thierärztlichen Hausapotheke handelt; das Gesagte mag Demjenigen , der sich eine solche einrichten will, eine Ueber-sicht des Erforderlichen und einen Leitfaden bei der Ausführung geben; im Einzelnen mag Manches bequemer, wohlfeiler, zweck-mässiger herzustellen sein, was von dem disponibeln Raum und Geld, sowie von andern Verhältnissen abhängen kann.
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ZWEITER ABSCHNITT.
Literatur.
Die tlücrärztliche Literatur besitzt mehrere werthvolle Schriften über Arzneimittel-Lehre, sowie Abhandlungen über einzelne Theile derselben; auch widmen die Handbücher, welche das ganze Ge­biet der Thierheilkunde umfassen , diesem Zweige einen mehr oder weniger bedeutenden Abschnitt. In der Regel wird jedoch hiebei die genaue Beschreibung der einzelnen Mittel nach Ursprung, Be­reitung, Zeichen der Aechtheit, Verfälschung etc., vermisst, und hauptsächlich die Wirkung des Mittels betrachtet.
Diesen gegenüber stehen die sogenannten Receptbücher, welche blos Formeln, oft ohne alle Kenntniss der Wirkung und Verträg­lichkeit der darin zusammengeworfenen Stoffe, enthalten.
Zwischen beiden stehen diejenigen Schriften, welche sich die Beschreibung der Arzneimittel nach ihren äussern Eigenschaften, ihrer chemischen Zusammensetzung, die Zeichen ihrer Güte oder Unbrauchbarkeit, die passende Verbindung derselben untereinander, die Regeln ihrer Zubereitung für den unmittelbaren Gebrauch u. s. w. zur Aufgabe gesetzt haben, und daher den Namen einer thierärzt-lichen Pharraacopöe, Pharmacie oder Pharmacognosie führen.
In der französischen Literatur findet man in den von dem Stifter der Thierarznei - Schulen Bourgelat herrührenden Elements de matiere medicale. 1765. 1771. 1796. 1805—8. (1766 ins Deutsche übersetzt) die damals in den französischen Thierarznei-Schulen gebräuchlichen (ungefähr 100) Arzneimittel alphabetisch
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Literatur.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;7
aufgeführt, und in dem dazu gehörigen Formulare 139 officinelle Vorschriften (Tineturen, Salben etc.), sowie an 400 Magistral-Forrneln. Die vierte von Huzard, dem Vater, besorgte Auflage (1805—8), wurde mit nahezu 300 Mitteln vermehrt, dagegen ein Theil der officineilen Formeln unterdrückt.
Vitet (1771. 1783.), Lafosse (1775.), Vicq d'Azyr (1776.) geben bei Besprechung der Wirkung von Arzneimitteln theils eine Beschreibung, theils Formeln für die Anwendung derselben. Später fügte auch Vatel (1828) seinem Werke über Pathologie ein Formulaire pharmaceutique veterinaire bei. Moiroud (1831 und 1843) war in dem Versuche die Chemie, Pharmacie und Heil­mittel-Lehre zu einem Werke: Traue elementaire de matiere me-dicale et de phaitnacologie veterinaire (ins Deutsche übersetzt von Wilhelrai, 1832) zu verbinden, nicht besonders glücklich. Ergeht bei dem chemischen Theile zu sehr und bei dem pharmaceutischen und therapeutischen zu wenig in das Einzelne.
Lebas, Apotheker zu Paris, behandelte zuerst 1809 in seiner Pharmacie veterinaire theorique et pratique (welche bis 1846 sechs Auflagen erlebte), den Gegenstand abgesondert von der Heilmittel-Lehre; ihm folgten Delafondund Lassaigne, welche jedoch in ihrem 1841 erschienenen Traue de l'histoire naturelle des substances employees dans la medecine des animaux domestiqms, suivi d'un traite elementaire de pharmacie veterinaire theorique et pratique, ihren Vorgänger theils durch grössere Vollständigkeit, theils durch die systematische Anordnung des Stoffs übertrafen. Dieses AVerk ist 1853 in einer zweiten, sehr vermehrten Auflage mit dem Titel: Traite de matiere medieale et de pharmacie vete-rinaires. Paris gr. 8. erschienen; die erste kleinere Hälfte des 800 Seiten starken Buchs behandelt die Arzneimittel nach ihrer Wir­kung , die zweite grössere Hälfte ist eine Pharmacie und lehrt die Darstellung, Zubereitung u. s. w. der Mittel für den Gebrauch; sie enthält zugleich mehr als 1100 Formeln. Absichtlich sind die botanischen und ehemischen Eigenschaften der Arzneimittel ganz kurz gehalten, weil für beide Gegenstände besondere Werke an den französischen Thierarzneischulen eingeführt sind.
Noch ausführlicher ist Tab our in's Nouveau traite de ma­tiere medieale, de therapeutique et de pharmacie veterinaires,
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8nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Literatur.
Paris 1853 ; die Eintheilung der Mittel ist nach ihrer therapeuti­schen Wirkung, jedes Mittel ist nach seinen äusseren Eigenschaften, chemischen Zusammensetzung, Verfälschung, Art der Anwendung und nach seiner Wirkung beschrieben, viele Pflanzen sind in Holz­schnitten (sehr klein) abgebildet. Den Schluss bilden ein Abschnitt über legale Pharmacie, ein Formulare mit mehr als 500 Formeln und ein Verzeichniss über die Preise der Arzneimittel in Paris, Lyon und Toulouse.
Ueber die Verfälschung der thierärztlichen Arzneimittel hat N. Gille eine ausführliche Abhandlung unter dem Titel: Falsi­fications des medicaments. Bruxelles 1852, geschrieben.
Die englische Literatur besass schon 1765 ein beson­deres Werk über thierärztliche Pharmacie, nämlich Bartlet Flxarmacopoeia hippiatria or the gentleman farriers Repository of elegant and improved remedies for the diseases of Horses. London 8., dessen dritte Auflage von Buchholz (1773) ins Deutsche übersetzt wurde.
Bracy-Clark gab eine Reformed Pharmacopoeia for Horses, London 1821 u. 1823, heraus, in welcher ausser den Nahrungs-und Arzneimitteln für Pferde, auch mehrere Mittel mit der Bemer­kung, dass sie auf Pferde nicht wirken, aufgeführt und Formeln zu Tränken, Pillen, Salben u. s. w. beigefügt sind. Weit vor­züglicher ist Morton's Manual of Pharmacy for the student of veterinary medicine, welches seit 1837 in mehreren Auflagen erschienen ist. In der Einleitung wird der allgemeinen Eigenschaften der Materie, sodann der pharmaceutischen Operationen, der Arz­neistoffe, ihrer Wirkung und Anwendungsart kurz gedacht, und hierauf der grössere Theil des Werks der naturhistorischen Be­schreibung, der chemischen Bereitungsart (nebst Erklärung des Vorgangs) und der Anwendung der einzelnen alphabetisch aufge­zählten Arzneimittel (93 an der Zahl) gewidmet, wobei die an der Londoner Thierarznei-Schule gebräuchlichen officinellen For­meln an ihrem Orte aufgeführt sind. Bei der Bereitung chemischer Präparate ist der Verfasser der Angabe der neuesten Pharmacopöe des College of Physicians gefolgt.
Die dänische Literatur scheint bis auf die neuere Zeit eines eigends der Heilmittel-Lehre oder der thierärztlichen Phar-
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Literatur.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;9
macie gewidmeten Werkes entbehrt zu haben. Die im Jahre 1826 amtlich erschienene Pharmacopoea veterinaria militaris, sowie deren zweite, im Jahr 1841 von C. Viborg, With und Ring­heim bearbeitete Ausgabe (Veterinair-Pharmacopoe for de rnili-taire Dyrlaeger efter allerhoieste Befaling udarbeitet of en dertil nedsat Commission) enthalten blos eine namentliche Aufzählung der den Militär-Thierärzten zum Verordnen gestatteten Arzneimittel sowie deren Taxe. Die erste Ausgabe enthielt 81 theiis rohe, theils nach officinellen Vorschriften zusammengesetzte Mittel; sie erlaubte aber dem Militärthierarzt auch die Verordnung anderer Mittel, nur musste er in seinem Rapport die Gründe dafür an­geben; mit der neuen Ausgabe wurde diese Erlaubniss zurückge­nommen, dagegen die Zahl der erlaubten Mittel auf 148 gesteigert, worunter jedoch mehrere sogenannte Hausmittel sind. Aussei-jenen 148 Mitteln, welche dem Thierarzt gestattet ist entweder aus Apotheken oder im Handverkauf anzuschaffen, sind noch Vor­schriften zu 30 zusammengesetzten Mitteln (z. B. Salben, Tinc-turen) gegeben, welche der Thierarzt selbst bereiten soll. Die Einrichtung, dass die Thierärzte ihren Bedarf an einfachen und zusammengesetzten Arzneimitteln aus der Apotheke der Thierarznei-Sehule beziehen können, ist sehr zweckmässig zu nennen, da sie (und in weiterer Hinsicht die Viehbesitzer) hiedurch gesichert sind, nur Waaren von guter Qualität und ohne Uebervortheilung zu bekommen.
Der 1843 in Kopenhagen erschienene erste Theil des Haand-bog i Veterinairpharmacologien von Tscherning enthält in fünf Kapiteln (133 Seiten) allgemeine Regeln über die Einsammlung, Zubereitung und Aufbewahrung der Arzneimittel, Einrichtung einer Apotheke für den Thierarzt, die Receptirkunst, das Eingeben der Arzneien, die (physiologische und therapeutische) Wirkung und die Literatur. Der zweite, viel bedeutendere, specielle Theil ist noch im Rückstande.
Die deutsche Literatur besitzt ausser den aus fremden Sprachen übertragenen Werken und den in den Handbüchern über Arzneimittellehre von Dieterichs, Haubner, Hayne, Hert-wig. Roll (der älteren von Ryss, Tenneker, Waldinger nicht zu gedenken), sowie in den Werken über Receptschreibe-
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10nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Literatur.
kunst von Ekel, Kreutzer, Lüpke, Weiss enthaltenen Bei­trägen zu einer Veterinairpharmaeologie folgende speciell hleher gehörigen Werke:
Ratzeburg, Handbuch der Zoopharmacologie für Thierärzte,
2 Theile. Berlin 1801—3, und Schubart, neue Pharmacopöe für Thierärzte. Berlin 1820. 16., welcher auch eine neue Auflage des ersten Theils von Ratze-burg's Handbuch u. s. w. 1821 besorgte. Ferner eine Veterinair-Pharmocologie von einem preussischen Kreisthierarzt. Weimar 1839. 4., welche sich an Hertwig's Arzneimittel-Lehre und die preussische Pharmacopöe haltend 169 Mittel, darunter aber viele nicht eigentliche Arzneistoffe (wie Milch, Butter, Getraidearten u. dgl.) aufführt. Auch die zweite Auflage von Ekel, Veterinär-, Receptir- und Dispensirbuch. Wien. 1846, ist hier zu erwähnen, da sie nicht nur 123 Mittel (darunter ebenfalls viele diätetische wie Eier, Milch u. dgl., ferner zu theure Stoffe wie Bisam, Castoreum, Safran) kurz beschreibt und namentlich ihre Verfälschungen berücksichtigt, sondern auch einige officinelle Formeln aus der Pharmacopoea au-striaca, sowie die an dem Wiener Thierspital gebräuchlichen Magistralformeln mittheilt.
Während die officinellen Vorschriften (Officinal-Formeln) zur Bereitung vieler zusammengesetzter Arzneimittel (z. B. der Tinc-turen, Salben, vieler Pulver, Species u. dgl.) in der Landesphar-macopöe gegeben sind, haben manche Zusammensetzungen von Mitteln für einen bestimmten Zweck (z. B. Laxirpillen, Colikpul-ver u. s. w.) bei den Praktikern sich durch ihren vielfach erprobten Nutzen ein Ansehen erworben, und können mit Recht besonders dem Jüngern Thierärzte anempfohlen werden. Wenn daher Manche diese Magistralformen verwerfen und von dem Thierarzt verlangen, dass er für jeden ihm vorkommenden Fall diejenigen Mittel ver­ordnen und combiniren solle, die ihm speciell angezeigt erscheinen, so vergessen sie, dass viele Fälle einander sehr ähnlich sind, da­her wohl dieselbe Combination von Mitteln, in derselben Dosis u. s. w. verlangen, dass ferner dem angehenden Thierarzt die nur durch Uebung zu erlangende Fertigkeit in der Verordnung zusamrnenge-
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Literatur.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;11
setzter Arzneimittel häufig noch abgeht, derselbe also besser thut, sich an eine durch bewährte Autoritäten empfohlene Combination zu halten, als neue, weniger sichere und vielleicht fehlerhafte zu ersinnen, endlich, dass mit der Empfehlung von Magistralformeln ihr Missbrauch noch nicht empfohlen wird.
Auch lehrt die Geschichte der Medicin, dass öfters dergleichen (mitunter vielleicht unuöthig complicirte, ja selbst chemisch unrich­tige) Formeln sich durch die Sicherheit ihrer Wirkung gegen be­stimmte Krankheitsformen so bewährt haben, dass sie zu Officinal-formeln erhoben wurden, deren jede Pharmacopöe eine nicht un­bedeutende Anzahl enthält.
Von dem angedeuteten Gesichtspunkte aus sind mehrere Ma­gistralformeln, welche theils in den von der obersten Medicinal-behörde erlassenen Belehrungen über einzelne Thierkrankheiten an­geführt werden, theils in der hiesigen Klinik oder auswärts von tüchtigen Praktikern als bewährt gefunden worden sind, an dem passenden Orte aufgeführt und werden zur Benützung empfohlen, so lange nicht etwas Zweckraässigeres an ihre Stelle gesetzt werden kann.
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DRITTER AßSCNITT.
Von dem Gewicht und Maase.
Das Gewicht der verschiedenen zu Deutschland gehörigen Länder varirt zum Theil nicht unbedeutend; überdies ist das Krämer- oder Handelsgewicht von dem Medicinal-Gewicht verschie­den, so dass eine Vereinbarung über einerlei Gewicht und Maas zu den lautesten Wünschen Deutschlands gehört.
Hiezu ist durch die gemeinsamen Massregeln des Zollvereins der Weg angebahnt; die Üebereinkunft, welche die Staaten des Zollvereins unter sich getroffen haben, betrifft inzwischen blos das Handels ge wicht, dessen Schwere bei der Münzconvention von 1838 zu zwei kölnischen Mark das Pfund festgesetzt worden ist. Die köln. Mark wurde zu 233,8S5 franz. Grammen bestimmt, somit ist das Pfund Zollvereinsgewicht gleich 467,'quot;0 Grammen.
Das Handelsgewicht der übrigen deutschen Staaten (ausser Oestreich und Bayern) ist nicht bedeutend von dem so eben ge­nannten verschieden, wie aus der beigefügten Tabelle zu ersehen ist. Oestreich und Bayern dagegen hab,en das schwere Handels­gewicht, dessen Pfund = 560,012 Gramme, also beinahe genau um ein Fünftheil schwerer als das Zollvereinsgewicht ist; so dass 5 Pfund Wiener oder Bayrisch = 6 Pfund vom Zollvereinsgewicht sind. Die Unterabtheilung des Handels- oder Civilpfunds in 32 Loth zu 4 Quentchen, zu 60 Gran ist bekannt.
Das französische Gewicht ist auf das Decimalsystem und eine wissenschaftliche Basis begründet; die Einheit desselben ist die Gramme, welche dem Gewicht eines cubischen Centimeters destil-lirten Wassers, bei seiner grössten Dichtheit, entspricht.
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Gewicht und Maas.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ] 3
Die Abtheilungen des französischen Gewichts sind nach ab­wärts: die Decigramme oder der lOte Theil einer Gramme, die Centigramme oder der lOOste Theil und die Milligramme oder der lOOOste Theil einer Gramme; nach aufwärts: die Decagramme oder 10 Grammen, die Hectogramme oder 100, und die Kilo­gramme oder 1000 Grammen. Dieses letztere Gewicht (Kilogramme) ist ungefähr 2 Pfund 41/., Loth Zollvereinsgewichts. Man nimmt in neuerer Zeit fast allgemein das französische Grammengewicht als Maasstab bei der Vergleichung der verschiedenen Gewichte an, wie es auch nachstehend der Fall ist.
Das früher in Frankreich gebräuchliche Handelsgewicht (poids de marej war in 16 Onces zu 8 Gros zu 60 Grains getheilt; dieses Pfund ist = 489,503 Grammen. Das Verhältniss der Gewichte anderer Länder ist aus der Tabelle zu ersehen, welcher die An­gaben in Nelkenbrechers Taschenbuch der Münz-, Maas- und Ge­wichtkunde, 16te Aufl. grösstentheils zu Grunde gelegt sind.
Dem Medinalgewicht liegt in dem grössten Theile von Deutschland nicht die ehemalige kölnische Mark zu Grunde, wie dem Handels- oder Civilgewicht, sondern das Nürnberger Silber­gewicht, dessen Pfund = 477,'38 Grammen angegeben wird. Drei Viertheile dieses Pfundes machen ein Pfund Nürnberger Medicinalgewicht, welches somit 357,854 Grammen schwer ist. Seine Eintheilung ist überall in 12 Unzen, die Unze zu 8 Drach­men , die Drachme zu 3 Scrupel oder 60 Gran; der Scrupel zu 20 Gran.*)
Das Nürnberger Medicinalgewicht ist in Deutschland häufig angenommen, es gilt namentlich in Württemberg, Baden, Kur­hessen , Hessendarmstadt, Mecklenburg, Oldenburg, einigen säch­sischen Ländern, Frankfurt, Bremen, Lübeck u. s. w.; sehr wenig abweichend ist das bayrische Medicinalgewicht, dessen Schwere durch Verordnung vom 6. Febr. 1811 zu 360 Grammen das Pfund (statt 358) festgesetzt wurde.
Preussen, dem Sachsen, Hannover, Sachsen-Weimar, Braun­schweig, Holstein u. A. gefolgt sind, hat das Medicinalpfund zu
') In Neapel wird die Unze in 10 Drachmen getheilt; in Piemont, Spa­nien und Portugal, sowie in Polen hat der Scrupel 24 Gran; (auch das alte französische medic. Pfund hatte die Drachme in 72 Grains getheilt).
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14nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Gewicht und Maas.
8/4 des Handelspfundes bestimmt, wodurch sein Gewicht nur 3b0,181 Grammen beträgt; das preussische und sächsische Apothekerpfund ist nach einer ofiiciellen Angabe um 1 Drachme 53,64 Gran leich­ter als das Nürnberger und um 2 Drachmen 27,46 Gran leichter als das bayrische Medicinalpfund. Diese Gewichtsdifferenz ist bei den kleinern Abtheilungen (wie Unzen, Drachmen), die doch am häufigsten in Arzneiverordnungen vorkommen, ganz unbedeutend.
Oestreich hat nach Angabe mehrerer Autoren das Medici-nalgewicht ebenfalls zu s/i Theilen seines Handelsgewichtes fest­setzt, und da dieses um ein Fünftheil schwerer als das Zollver­einsgewicht ist, so trifft diese Differenz ebenfalls bei dem Apothe­kergewicht zu und ist somit sehr erheblich. Das östreichische Apothekerpfund soll 420 Grammen wägen und daher um 70 Grammen (ungefähr 2 Unzen 2 Drachmen) schwerer als das Preus­sische und 62 Grammen (oder ungefähr 2 Unzen) schwerer als das Nürnberger Apothekerpfund sein. *)
Frankreich hat den ohnedies ganz unbegründeten Unter­schied zwischen Apotheker- und Handelspfund durch die Ordonance vom 4. Juli 1837 ganz aufgehoben**) und das Decimalgewicht auch in den Apotheken eingeführt. Um aber den Uebergang von der gewohnten Eintheilung nach Unzen, Drachmen u. s. w. zu er­leichtern und bestimmte Anhaltspunkte für die Uebertragung des Gewichts älterer Vorschriften in das jetzige Decimalgewicht zu geben, wurde folgende Ausgleichung angeordnet:
für 1 Pfund wird genommen '/j Kilogramme, für 1 Unze 30 Grammen, für 1 Drachme 4 Grammen, für 1 Gran 6 Centigrammen.
Demzufolge ist die französische Unze (ä 30 Grammes) der des Nürnberger Medicinalgewichts sehr nahe kommend, wis die
') Hiebei muss ich bemerken, dass Director Ekel in seiner neuesten Schrift (s. oben S. 10.gt; angibt, das altfranzösische Apothekerpfund übersteige das östreichische um 2 Drachmen 36 Gran, und das englische Apothekerp fund übersteige das östreichische um 3 Drachmen 2 Scrupel 13'/j Gran. Da nun das alte französische Apothekerpfund (zu 12 Unzen gerechnet) = 367 Gram­mes, und das englische Apothekerpfund = 373 Grammes ist, so ergäbe sich hieraus, dass das östreichische Apothekergewicht dem Nürnberger ganz ähnlich, nicht aber '/j schwerer wäre.
quot;) Schon früher hatte in dem grössten Theile von Frankreich das Apothekerpfund 16 Unzen wie das Handelspfund gehabt, nur in einigen Pro-#9632;vinzen hatte mau 12 Unzen für das Apothekerpfund gerechnet.
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Gewicht und Maas.
15
nachfolgende Vergleichung des Wcrths der Unze ApothergewScht in verschiedenen Staaten zeigt:
Nürnberger Apothekergewicht Preussen, Sachsen u. s. w. Oestreich {vgl, Note) . . .
Frankreich.......
England (Troy Gewicht) . . Holland und Belgien . . .
Schweden .nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;.....
Polen........
Spanien........
Piemont.......
Neapel........
Kusslaud.......
Unzenbsp; = 29,830 Grammen.
nbsp; nbsp; nbsp;== 29,238
,,nbsp; nbsp; nbsp;= 35,069
,.nbsp; nbsp; nbsp;= 30,
,,nbsp; nbsp; nbsp;= 31,078
nbsp; nbsp; nbsp;= 30,753
nbsp; nbsp; nbsp;= 29,697
nbsp; nbsp; nbsp;= 29,876
nbsp; nbsp; = 28,735
nbsp; nbsp; nbsp;= 27.663
nbsp; nbsp; nbsp;= 26,730
.,nbsp; nbsp; nbsp;= 29,860
Maas. Eine noch weit grössere Differenz als zwischen dem Gewichte verschiedener Staaten findet zwischen dem Flüssigkeits-maase derselben statt; es ist daher bei Arzneiverordnungen an/.u-rathen, sich lieber des Gewichts als des Maascs zu bedienen, da selbst benachbarte Staaten nicht selten ein sehr verschiedenes Maas haben. Dies ist aus nachstehender Uebersicht zu entnehmen:
Baden, die Maas zu 4 Schoppen . .
Bayern, d. Maas zu 2 Seidel oder 4 Schp.
Braunschweig, d. Quartier.....
Frankfurt, d. alte Maas.....
Hannover, d. Quartier......
Hessendarmstadt........
Hessenkassel.........
Meklenburg, Quartier......
Nassau d. Maas........
Oestreich, d. Maas.......
Preussen, d. Quart.......
Sachsen, Königreich, d. Kanne . . .
Sachsen-Weimar, Schenkmaas . . .
Württemberg, Schenkmaas.....
England, die Gallone zu 10 Pfund
75,6
paris.
Cubikzoll
53,9
.,
47,2
raquo;
90,4
j'
49,0
raquo;
100,8
,,
v
98,3
)raquo;
45,6
n
85,4
i)
)?
71,3
raquo;
57,7
n
47,1
m
46,2
)raquo;
78,1
j)
229 par. Cub.
Zoll.
England das Quart 5T/t, die Pinte 28y8 Cub. Zoll.')
Frankreich, das Litre......= öO'/j paris. Cubikzoll.
Dänemark, das Pott.......= 45% „nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ,.
') Die englische Pinte ist = 20 fluidonce (Flüssigkeitsunze), die flui-donce = 8 fluidracma, diese = 60 minims (oder Tropfen). Die Finte (Octarins) wiegt 473 Grammes, die Flüssigkeitsunze 24 Grammes.
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16
Gewicht und Maas.
Nach einer der sächsischen Pharmacopöe entnommenen An­gabe, soll 1 preussisches Quart 36 Unzen Wasser, in den Rhein-gegeuden eine Maas 48 Unzen, eine sächsische Kanne 32 Unzen und ein Nösel 16 Unzen, ein Schoppen oder Seidel 12 Unzen halten.
Uebersicht der Schwere des Grammen (und
Baden......500nbsp; Grammen
Bayern.....560
Braunsch-neig . . . 468nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;
Bremen.....470
Frankfurt u. Hamburg 468nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;„ Hannover .... 468
Hessen-Darmstadt . . 500nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;
Hessen-Kassel . . . 468nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; .,
Holstein.....468nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;
Meklenburg u. Lübek 484nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;
Nassau.....471
Oestreich .... 560nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;
Oldenburg .... 480nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ,,
Prenssen.....468nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;
Sachsen Kgr. neu. Pfd. 500nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;
HandelsJ)fundes in französischen runden Zahlen. *)
Sachsen alt. Leipz. Pfd. 467nbsp; Grammen
Sachsen-Weimar ... 468nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;
Sachsen-Gotha . . . 467nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;
Sachsen-Meiningen . . 510nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ,,
Württemberg .... 468nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;
Fraukreich.....500nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;
England......454nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;
Holland......500nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;
Holland altes Handelg. . 494nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; .,
Dänemark.....499nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ,,
Schweden.....425nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;
Belgien......500nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ,.
Belgien altes Pfund . . 468nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;
Russland.....409nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ,,
Schweiz......500nbsp; quot;) „
') Es sind absichtlich die Bruchtheile der Grammen weggelassen und wo dieselben die Hälfte einer Gramme überstiegen, als ganz genommen wor­den: so z. B. bei preussischen und denselben gleichen Pfunden ist statt 467,710 die gerade Zahl 468 gesetzt worden.
quot;) Laut Concordat vom 17. Aug. 1835, welchem 12 Cantone beigetreten sind.
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VIERTER ABSCHNITT.
Bcsehrcibuug der ciuCaclini und zusanimeiigesetzk'ii ArzmeiiuiUcl.
#9632;i?
Acidum hydrocyanicum.
Ctjau #9632;HJafTcrflofffäure. Acidnm borussicum s. prussicmn. Blausäure.
„ zooticum. Franz. Acide hydrocyanique, cyauliydrique, prussique. JEngl. Hydrocyanic Acid, prussic Acid. Chemische Formel: Cy2H2.
Die Blausäure wird durch Destillation au? Cyaneisenkalium, aus Cyanquecksilber oder aus Cyansilber mit einer Säure (z. B. Schwefelsäure, Salzsäure, Phosphorsänre) erhalten und in Wasser oder Weingeist aufgefangen. Sie ist farblos, sehr flüchtig, riecht stark nach bittern Mandeln, schmeckt bitter und färbt Lacmus-papier vorübergehend roth. Die Blausäure ist sehr zur Zersetz­ung geneigt; schon der Einfluss der Luft und des Lichts bewirken dies, daher sie in verschlossenen Gefässen und im Dunkeln aufbe­wahrt wird. Die an Weingeist gebundene Blausäure hält sich länger wirksam als die wässrige; in dem nach der neuen württem­bergischen Pharmacopöe bereiteten officinellen Präparate sind 3 Pro­cent reine wasserfreie Blausäure enthalten. Die Drachme dieser Blau­säure gibt mit salpetersaurem Silber versetzt 9 Gran Cyansilber. Die Vorschriften in andern deutschen Pharmacopoeen bestimmen den Blausäuregehalt zwischen 1,9 und 4 Procent; das kurhessische Prä­parat aber auf 18—20 Procent. Die nach der englischen Phar­macopöe bereitete Blausäure hält nur 2 Procent wasserfreie Säure.
Die chemische Zusammensetzung der Blausäure ist 96,35 Cyan und 3,65 Wasserstoff; das Cyan besteht aus 1 At. Kohlen­stoff und 1 At. Stickstoff (CN = Cy.)
Anroenbung.
Man wendet die Blausäure innerlich bei Lungenschwindsucht, nervö­sem Dampf und Reizhusten der Pferde an; sie wird zu l/21 Drachme
Hering, Arzneimittel. 2. Aufl.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 2
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18nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Acidum muriaticum.
pro dosi gegeben, am besten indem man sie in eine Pille aus Mehl oder Leinsamen, die innen ausgehöhlt ist, eintröpfelt. Bei Hunden, die an schleimiger oder eiteriger Lungenschwindsucht in Folge der Staupe leiden, thut die Blausäure manchmal noch gute Dienste; man gibt 10 — 20 Tropfen (und mehr bei grossen Hunden) in 4 Unzen eines schleimigen Decocts, Löffelvollweise. Auch gegen Starrkrampf, Epilepsie, Hundswuth ist die Blausäure versucht worden. Von der blausäurehaltigen Aqua lauroce-rasi wäre nach Verhältniss der Stärke das Mehrfache der Dosis der offici-nellen Blausäure zu nehmen. Das nach der württembergischen Pharmacopöe bereitete Kirschlorbecrnasser soll so stark sein, dass die Unze mit salpeter­saurem Silber behandelt 2 Gran Cyansilber gibt.
Gegen sehr juckende Hautausschläge bei Hunden soll die mit vielem Wasser verdünnte Blausäure als Waschmittel nützlich sein.
Da die Wirkung der Blausäure, je nachdem das Präparat frisch oder alt, gut oder schlecht aufbewahrt war, sehr unsicher ist, so erfordert ihre Anwendung grosse Vorsicht. Häufig sollen Hunde, Katzen u. s. w. durch Blausäure schnell getödtet werden ; man braucht hiezu nach der Grosse der Thiere 15 — 30 Tropfen, der Tod tritt nach Erstickungszufällen und tetani-schen Krämpfen in 1 0—30 Secunden ein. Pferde brauchen 2 — 4 Drachmen und darüber.
D i e b i 11 e r e n M a n d e 1 n (Amygdalae amarae) enthalten neben einem milden fetten ein ätherisches blausäurehaltiges Gel; man benützt sie gegen den Durchfall der Kälber von krankhafter Reizbarkeit des Darmcanals, ge­pulvert zu 1 Lölfel voll.
Acidum muriaticum.
-Sof^räurc. Acidum salis.
Acidum hydrochloricum. Clilonvasserstoffsäurc. Spiritus salis aeidus. Salzgeist (obsolet). Spiritus salis fumans. Rauchende .Salzsäure (stärkste). Franz. Acide hydroclilorique on muriatique, Esprit de sei mariu. Engt. Hydrochloric Acid, Spirit of Salt. Chemische Formel: IIC1.
Die reine Salzsäure besteht aus Chlor und Wasserstoff und ist gasförmig; die in der Heilkunde gebräuchliche ist dagegen mit mehr oder weniger Wasser verbunden.
Man bereitet die Salzsäure durch Destillation von Kochsalz mit (wässeriger) Schwefelsäure, das übergehende Gas wird von dem in der Vorlage befindlichen Wasser absorbirt. Die concen-trirte Salzsäure bildet an der Luft weisse Dämpfe, deren Ein-athmen Husten und Erstickungszufälle erregen; der Geschmack ist scharf sauer; auf thierische und Pflanzenstoffe wirkt sie ätzend, zersetzend und färbt sie dabei roth. Ihr spec. Gewicht ist 1,16. (=24deg; Beck.) Die mit Wasser verdünnte Salzsäure raucht nicht;
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Acidum nltricum.
19
das spec. Gewicht des officinellen Acid, muriaticum dilutum soil 1,06 (10deg; Beck.) sein.
Mit den Alkalien bildet die Salzsäure Salze, mit den Metallen Chloride. Reine und kohlensaure Alkalien und Erden, die meisten Metalloxyde, der Brechweinstein, das essigsaure Blei, der Silbersal­peter vertragen sich nicht mit ihr. Die käufliche Salzsäure ist statt farblos zu sein, gewöhnlich mehr oder weniger gelb, was von einem geringen Gehalt an Eisen oder von organischen Stoffen die zufällig hinzukamen, herrührt.
Die Salzsäure wirkt entziindungs- und fäulnisswidrig; sie wird inner­lich und äusserlich, aber stets mit vielem Wasser verdünnt gereicht, z. B. im Trinkwasser, dem man so viel Salzsäure zusetzt, bis es kaum merklich sauer schmeckt; zum Auswaschen des Mauls (in der Maulseuche, Geschwüre und dg!.); ebenso mit Honig gemengt gegen die Bräune (Croup) der Schweine; endlich in Latwergenform. Zu Einschütten nimmt man 1 Vj—3 Dr. con-centrirte Salzsäure auf 1 Pfd. Flüssigkeit (schleimiges, aromatisches und dgl. Decoct in typhösen, Petechialfleber, bösartigen Pocken u. s. w.)
Zu Waschungen entzündeter Hautstellen, Rothlauf u. s. w. verdünnt man die concentrirte Salzsäure mit 16—20 mal so viel Wasser. Als Aetz-mittel concentrirte Salzsäure anzuwenden ist wenig gebräuchlich.
Eine Mischung von Salzsäure mit Weingeist (1 Unze concentrirte Salz­säure mit 2 Unzen Weingeist und hierauf mit der erforderlichen Menge Wasser verdünnt) ist gegen die chronische Unverdaulichkeit der Wieder­käuer zuträglich befunden worden.
Die eisenhaltige Salzsäure (Acidum muriaticum ferrugi-neum) wie sie P essina und Bojanus in der Rinderpest empfahlen, wird durch Auflösung von 1 Dr. Eisenfeile in 4 Pfd. Salzsäure bereitet.
#9632; i #9632;.
Acidum nilricum.
Safpeterfdurc.
Spiritus nitri acidus. Salpctergdst (obsolet).
Aqua fortls. Schcidwasser.
Franz. Acide nitrlque ou azotique, Kau forte.
Engt. Nitric acid, Nitrous Acid.
Chemische Formel: NO*.
Man erhält die Salpetersäure durch Destillation von Salpeter mit Schwefelsäure; es bleibt dabei schwefelsaures Kali in der Retorte zurück. Die reine Salpetersäure besteht aus 1 At. Stick­stoff und 5 At. Sauerstoff; sie ist stets mit Wasser verbunden, farblos, schwerer als Wasser, färbt die organischen Stoffe gelb und zerstört sie. Die gewöhnliche käufliche Salpetersäure (Scheidwasser genannt) ist selten frei von Salzsäure, hat eine gelbliche Farbe
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Acidum pyroliguosum.
(von beigemischter salpetriger Säure), starken Geruoh und sauren Ge­schmack und wiegt 40deg; B. Die oificinelle verdii^ntl Salpetersäure zeigt 29—30deg; B. oder 1,20 spec. Gewicht; die rauchende Salpeter­säure 57deg; B. oder 1,50 spec. Gewicht. Für den Gebrauch in der Thierheilkunde ist es nicht erforderlich, die Salpetersäure chemisch rein darzustellen. Die Salpetersäure bildet mit den Alkalien, Erden und Metallen Salze, zersetzt die kohlensauren Salze, das essig­saure Blei und das schwefelsaure Eisen; sie ist ein Bestandtheil des Salpeters , des Salpeteräthers und des sogenannten Höllensteins (s. diese Art.).
Man wendet die Salpetersäure innerlich sehr selten und nur sehr ver­dünnt an, sondern zieht die Salzsäure vor, mit der sie ähnliche Wirkung hat. Aeusserlich wird sie unverdünnt als Actzmittel gebraucht (z. B. in der bösartigen Klauenseuche, dem Strahlkrebs, in Bisswunden von wuth-kranken Thieren, zur Zerstörung von Warzen, auf schwielige Geschwüre besonders aber gegen Nabelbrüche (nach Dayot); sie bildet gelbe, schwer-ablösliche Schorfe); mit Wasser verdünnt bei flechtenartigen Ausschlägen, hartnäckiger Mauke, Geschwüren im Schlauch der Ochsen u. dgl. zum Wa­schen der kranken Haulstellen.
Zu salpetersauren Räucherungen, um die Luft zu reinigen, Ansleckungs-stoffe zu zerstören u. s. w. giesst man auf 1 Unze Salpeter, 2 Dr. mit eben­soviel Wasser verdünnte Schwefelsäure, in ein gläsernes oder gebranntes Geschirr und lässt mittelst Umrühren die Dämpfe sich entwickeln; indessen auch hier ist Chlor vorzuziehen.
Eine unter dem Namen Unguent um oxygenatum oder nitric um früher mehr benützte Salbe, wird aus 1 Thl. Salpeter­säure (von 36deg; B.) und 8 Thl. Fett (welches zuvor bei gelinder Wärme flüssig gemacht wurde) bereitet; sie hat eine citrongelbe Farbe und wurde in chronischen Hautausschlägen, Drüsenverhär-tungen u. s. w. eingeriebeu.
Äcidum pyrolignosum.
öofjeflig.
Acidum pyroxylicum s. pyroaceticum crudum. Acetum pyroliguosum. BrcnzUche Holzsäure. Acetum pyrolignosum crudum. Roher Holzessig. Acetum empyreumaticum. Brrnzlichcr Essig. Franz. Acide'pyroligneux brut, Viuaigre de bois. Engl. Pyrolignous Acid. Chemische Formel: G*B.30*.
Der Holzessig ist ein Product der Destillation des Holzes, wobei er neben andern Stoffen (z. B. Theer, Kohle) erhalten wird. Er enthält neben Essigsäure und Wasser: Brand-Gel (empyreuma-tisches Gel), Brand-Harz, Brand-Extract, Kreosot und Holzgeist;
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#9632; ''A
Acidum sulphuricum.
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er ist bräunlich, riecht brenzlicli und schmeckt stark sauer. Durch wiederholte Destillation verliert er an brenzlichen Bestandtheilen Und somit an demjenigen Theile seiner Wirkung, welcher von diesen abhängt.
Der Holzessig soll 1,035 specifisches Gewicht haben, durch--sichtig sein, und so viel freie Säure enthalten, dass 1 Unze des­selben 60—64 Gran kohlensaures Kali sättigen. Er kann durch absichtliche Verdünnung, weniger durch Zusatz von Schwefel- oder Salzsäure verfälscht sein.
Mau wendet den Holzessig selten innerlich an, da seine Wirkung mehr erregend und bei kleinen Thieren selbst betäubend ist, als kühlend, wie die des gewöhnlichen Essigs. Dagegen ist er äusserlich zu Waschungen bei raude- oder flechten-ähnlichen Hautausschlägen, Mauke, bei schlaffen, übelriechenden Geschwüren, bei Brand und Fäulniss, in der Klauenseuche der Schafe empfohlen worden. Als blutstillendes Mittel wird er von den Melallsalzen, dem Kreosotwasser u. s. w. übertroffen ; zum Einathmen der Dämpfe bei Lungenblutung verdient dagegen der Holzessig den Vorzug vor dem gewöhnlichen Wein- oder Bieressig.
Der gewöhnliche Essig wird als Hausmittel nicht seilen äusser­lich zu Umschlägen auf entzündete und geschwollene Theile und innerlich gegen das Aufblähen des Rindviehs und Vergiftung mit narkotischen Pflanzen verwendet. Zu den Senfunischlägen ist heisses Wasser vorzuziehen.
Das sogen. 0 x y c r a t wird aus Essig und Wasser v. j. 1 '/#9632;, Pfd-mit 1 Unze Salmiak bereitet; die Schmucker'schen Fomentationen dagegen aus l1/., Pfd. Essig, 4 Pfd. Wasser, 1 Unze Salmiak und ebensoviel Salpeter; indessen dürften Umschläge mit Eis, wo es zu haben ist, nicht nur wirksamer, sondern auch billiger sein.
Die Essigsäure ist ein Bestandtheil des essigsauren Kali und Ammoniaks, des Bleizuckers, des Bleiessigs, sowie des Grünspans, der zur Bereitung der sogenannten Aegyptiac-Salbe dient.
Acidum sulphuricum.
-Srijiucfeffnure.
Oleum vitrioll. Vitriol-Oel.
Spiritus Titrioli aciilus. Saurer Vitriol-Geist (verdünnte Schwefelsäure).
Franz. Acide sulfurique, Huile de Vitriol.
Engl. Sulphuric or Vitriolic Acid, Oil of Vitriol.
Chemische Formel: SO' 110.
Man hat im Handel zweierlei Schwefelsäure:
a)nbsp; nbsp;die rauchende oder Nordhäuser, sächsische (eigentliches Vitriol-Oel, da sie aus calcinirtem Eisen-Vitriol bereitet wird) und
b)nbsp; nbsp;die englische, weisse, nicht rauchende Schwefelsäure.
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22nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Acidum sulphuricum.
Nur die letztere ist In der Thierheilkunde anzuwenden. Sie wird durch Verbrennen von 8 Theilen Schwefel mit 1 Theil Sal­peter bereitet; der Dampf wird in Bleikammeru aufgefangen, auf deren Boden 1 bis 2 Zoll hoch Wasser steht, welches die sauren Dämpfe absorbirt ; die erhaltene Flüssigkeit wird durch Abdampfen auf die erforderliche Stärke concentrirt. Sie ist aus 1 Atom Schwefel und 3 Atomen Sauerstoff gebildet.
Die concentrirte Schwefelsäure ist durchsichtig, fast farblos, dick wie Oel, geruchlos, raucht nicht, zieht aber begierig Wasser aus der Luft an und entwickelt dabei Wärme, schmeckt sehr sauer und enthält bei 77deg; B. oder 1,845 spec. Gewicht noch 18,5 Proc. Wasser. Die gewöhnlich im Handel vorkommende, sogen, englische Schwefelsäure hat 75deg; (1,78), und ist in der Regel durch einen geringen Gehalt an salpetriger Säure, schwefelsaurem Kali und Blei verunreinigt, was jedoch ihrer Anwendung in der Thierheil­kunde nicht schadet.
Die Verdünnung der Säure mit Wasser ist an ihrem geringern spec. Gewicht zu erkennen.
Die Schwefelsäure bildet mit den Alealien, Erden und Metall-Oxyden Salze, zersetzt die kohlensauren und essigsauren Salze (z. B. das essigsaure Blei) und verwandelt die organischen Sub­stanzen in eine schwarze Kohle.
Man wendet die Sdiwefelsäure innerlich als kühlendes und fäul­nisswidriges Mittel an ; sie muss mit Wasser oder mit schleimigen, bittern, adstrlngirenden Decocten so verdünnt sein, dass der Geschmack angenehm säuerlich ist. Gewöhnlich wird sie im Trinkwasser (mit etwas Mehl) ge­reicht. Wenn sie nicht gehörig verdünnt ist, stumpft sie die Zähne ab, greift die Schleimhäute des Mauls, Magens u. s. w. an und erregt Entzün­dung; im concentrirten Zustande würde sie die Theile corrodiren, mit denen sie in Berührung kommt. Das besonders von Ryebner im Typhus, Kalbefleber u.dgl. empfohlene Elixir vitriol! Mynslchti besteht aus einer aromatischen weingeistigen Tinctur und ('/j^) verdünnter Schwefelsäure.
Aeusserlich wird die Schwefelsäure theils verdünnt, wie die andern Säuren (z. B. Salzsäure), verordnet, theils concentrirt als Aetzmittel benützt; ihre Wirkung ist in letzterem Falle schwer zu beschränken, daher sie bes­sern Aetzmitteln weichen muss. Die Methode der Schmide, Vilriol-Oel in Hufwunden und Fisteln zu giessen, ist höchst verwerflich. Auch das als Digestiv-Salbe viel missbrauchte seh warze Oel (Black Oll) der englischen Thierärzte ist entbehrlich; es wurde aus 1 Unze Baumöl und 2 Unzen Terpentinöl bereitet, denen man allmählig 6 Dr. concentrirte Schwefelsäure beimischte. Gegen den Slrahlkrebs ist theils wenig verdünnte Schwefel­säure, theils ein Gemenge derselben mit gebranntem Alaun empfohlen worden.
Das von französischen Thierärzten häufig angewendete Eau de Rabel
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Aether sulphuricus.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;23
Alcohol sulphuricus*) besteht aus 1 Unze cone. Schwefelsäure, welche vor­sichtig in 3 Unzen Weingeist getröpfelt wird. Diese Mischung wird als blutstillendes Mittel, ferner auf Gelenkwunden, zur Gerinnung der ausflies­senden Synovia mit Nutzen gebraucht; seltener innerlich in Fiebern mit Neigung zur Zersetzung des Bluts (Milzbrandformen) bei passiven Blutungen, Blutharnen zu '/#9632;, bis I Unze pr. Dosi in einem passenden Vehikel gegeben. Die Schwefelsäure wird ferner zur Bereitung der Chlorräucherungen (s. Mangan und Chlorkalk) benützt; sie ist ein Bestandtheil des Schwefel-Aethers, des schwefelsauren Kali und Natron, des Bittersalzes, der soge­nannten Vitriole (Eisen-, Kupfer-, Zink- Vitriol).
Das Acid, sulphuric, dilut. der Ph. W. wird aus 1 Theil Schwefelsäure und 5 Theilen destillirtem Wasser bereitet (1,12 spec. Gewicht).
Aether sulphuricus.
8dju)cfcf=.flefljer. Aether vitrioli. Schwefel- oder Vitriol-Naphtha. Naphtha vitriol!.
Franz. Kther sulfurique, Oxyde d'Ethyle. Engl. Sulphuric Ether. Chemische Formel: C'H100.
Man bereitet den Schwefel-Aethei durch Destillation von (9Thl.) conc. Schwefelsäure mit (5 Thl.) Weingeist; man wiederholt dieses Verfahren, nachdem aufs Neue Weingeist zu der zurückgebliebenen Schwefelsäure gesetzt ist (1 Thl. Schwefelsäure kann 5 Thl. Wein­geist in Aether verwandeln) und befreit das Destillat von beige­mischtem Weingeist, schwefeligter Säure und Weinöl durch Schüt­teln mit einer wässerigen Auflösung von kaustischem Kali oder Destillation über Kalkmilch, Chlorkalcium oder gebrannte Mag­nesia u. dgl.
Der reine Aether bildet eine sehr flüchtige, farblose Flüssig­keit von angenehmem und durchdringendem Gerüche und erfrischen­dem , hernach stechendem Geschmacke; er reagirt weder sauer noch alkalisch, verdunstet sehr leicht bei der gewöhnlichen Temperatur und ohne einen Rückstand zu lassen, erzeugt dabei eine bedeu­tende Kälte, kocht schon bei 29deg; R., brennt mit weissgelblicher Flamme und hat ein speeifisches Gewicht von 0,730—740(60—630B.)
Der Aether schwimmt auf dem Wasser, das nur wenig von demselben auflöst; dagegen mischt er sich mit reinem und wäs­serigem Weingeist in allen Verhältnissen; er löst die Oele, Balsame, Harze, sowie den Phosphor, das Jod u. s. w. auf. Er muss an
•) Nicht zu verwechseln mit dem Alcohol Sulphuris oder Schwefelkohlen­stoff (Carboneum sulphuratum).
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24nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Aether sulphuricns.
einem kühlen Orte und in Gläsern mit geschliffenen Glasstöpseln aufbewahrt werden.
Der gewöhnliche käufliche Schwefeläther ist nicht frei von Weingeist, variirt im spec. Gewicht zwischen 0,733 und 0,765 und reagirt schwach säuerlich.
Der Schwel'el-Aether ist das flüchtigste Mittel, um bei grosser Schwäche oder plötzlicher Erschöpfung erregend zu wirken; er ist ferner ein krampf­stillendes und die aufgeregte oder gestörte Thätigkeit der Nerven beruhigen­des Mittel. Man gibt ihn blos in flüssiger Form, z. B. einem (erkalteten) Infusum von Cbamillen, Baldrian oder andern gewürzhaften Pflanzenstoffen, oder mit Wein; bei Windcolik der Pferde und Aufblähen der Wiederkäuer in einem Aufguss von PfefTerniünze, Kümmel u. s. vv.; gegen Würmer in einer Abkochung der Radix /llicis u. s. w. Die Dosis ist von 2 — 4 Dr. für die grösseren Hausthiere und muss bei der schnell vorübergehenden Wirkung des Aethers nach '/-j— ' Stunde wiederholt werden.
Die vorzüglichste Anwendung hat der Aether in neuerer Zeit als be­täubendes, das Bewusstseln aufhebendes Mittel (A et hern arc ose) gefunden. Man lässt die Aetherdämpfe mit einem mehr oder weniger coraplicirten Apparat einailimen; dies bringt anfangs eine Aufregung hervor, welche aber bald einer Verminderung der Empfindlichkeit und völliger Bewusstlosig-keit weicht. In diesem Zustande können schwierige Operationen bei gänz­licher ünbeweglichkelt der Thiere vorgenommen werden (vgl. Chloroform). Um diesen Zustand herbeizuführen braucht man beim Pferde 3—6 Unzen Aether (je nach der Stärke dieses Mittels und der Güte des Apparats) ; bei längerer Dauer der Narcose 6 — 12 Unzen. Gegen Starrkrampf, Tobsucht u. s. w. ist die Aethernarcose mit Erfolg versucht worden. Für kleine Hausthiere ist dieses Mittel mit weniger Gefahr verknüpft als das Chloroform, allein es wirkt langsamer.
Als ein Kälte erzeugendes Mittel ist der Aether (in Ermangelung von Eis oder Schnee) bei eingeklemmten Brüchen äusserlich (zum Auftrcpfeln auf die Geschwulst) empfohlen worden.
Der Schwefeläthergeist, Spiritus sulphurico-aethereus, Spiritus vini aethereus, oder die sogenannten Hoftmännischen Tropfen, Liquor anodinus mineralis Hoffmanni, besteht aus (1 Thl.) Schwefeläther und (3 Thl.) Weingeist, hat ein spec. Gewicht von 0,820—0,824 (37—36quot; B.) und wirkt schwächer auf das Nervensystem als der Aether, aber durch den Weingeistgehalt mehr erhitzend auf das Gefässsystem.
Durch Auflösen von (I Thl.) Schiessbaumwolle in (16 Thl.) Aether und (1 Thl.) Weingeist erhält man das Collodlum, wel­ches auch in der Thierhcilkunde als deckendes, klebendes und blutstillendes Mittel angewendet worden ist.
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Alelaquo; lucida et hepatica.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 25
Aloe lucida et hepatica.
flfoe.
Franz. Aloes.
Engl. Aloe. Extract of Aloe.
Die verschiedenen Arten der Pflanzengattung Aloe, deren ein­gedickter Saft officinell ist, wachsen thells im südlichen Afrika (Cap der guten Hoffnung), theils in Westindien (Insel Barbados;. Die Aloe-Pflanzen sind fleischig, dick, perennirend, strauchartig oder stengeltreibend, mit dicken, saftigen, bald dornigen, bald glatten Blättern. Die Gattung Aloe gehört zu der Familie der Lilien (Cl. Hexandria monogynia); es sind hauptsächlich folgende Arten derselben als solche bekannt, deren Product im Handel vor­kommt: Aloe soecotrina W., auf der Insel Soccotra einheimisch, deren Saft jetzt selten im Handel ist; Aloe spicata, auf dem Cap der guten Hoffnung, liefert die Cap'sche oder glänzende Aloe; Aloe vulgaris , in Westindien angebaut, liefert die Barbados oder Leber-Aloe; ferner Aloe arborescens, arabica, Comraelini u. A. m.
Man erhält den Saft durch Abschneiden der Blätter an ihrem Ursprung; man stellt sie in Reihen auf, um den Saft abfliessen zu lassen, oder presst sie auch wohl aus; nachdem die gröbern Theile sich gesetzt haben, wird die obenstehende klare Flüssigkeit abgegossen und bis zur Extractdicke abgedampft, sodann in Kür­bisse oder Kisten gegossen.
Die in Westindien angebaute Pflanze lässt man 2—3 Jahre alt werden, ehe man sie abschneidet und kann dies bei gehöriger Düngung 10—12 Jahre fortsetzen.
Man unterscheidet hauptsächlich 2 Sorten Aloe; die eine der­selben ist glänzend, an den Kanten braunroth durchscheinend, brüchig und spröde wie Harz, leicht zu pulvern, hat einen widri­gen, myrrhenähnlichen Geruch und unangenehmen, höchst bittern Geschmack; das Pulver ist hochgclb; diese Sorte ist als Cap'sche Aloe (Aloe de Capo, Aloe soecotrina oder lucida) bekannt. Sie besteht nach Trommsdorf aus 75 Theilen des seifenartigen Aloe-Bitters und 25 Theilen Harz (Spur von Gallussäure).
Die andere Aloe-Sorte ist von leberbrauner, matter Farbe, innen wachsglänzend, auf dem Bruch körnig, kaum durchscheinend an den Kanten, weniger spröde, hat einen mehr gewürzhaften und stärkern, safranähnlichen Geruch und gibt ein röthlich gelbes Pul­ver. Sie kommt von Westindien, namentlich von Barbados. Ihre Bestandtheile sind: 81,25 Aloe-Bitter, 6,25 Harz, 12,50 Pflanzen-Eiweiss und eine Spur von Gallussäure.
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26nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Aloii luciJa et liepatica.
Die unter dem Namen Bombay- oder Mocha-Aloe aus Ara­bien über Ostindien und London in den Handel kommende Sorte ist wie die Leber-Aloe matt, leberbraun, mit glattem, undurch-sichtigcm Bruche , gewürzhaftein Geruch , pulverisirt gelblich-braun; nach Morton enthält sie 80 Theile im Wasser löslichen Extract-stoff (Aloe-Bitter) und 20 Theile Harz. Vergleichende Versuche über ihre Wirksamkeit gegenüber der Cap'schen Aloe fielen zu Gunsten der Mocha-Aloe aus.
Man hält die Leber-Aloe für wirksamer und weniger reizend, als die glänzende Aloe; 6 Drachmen der erstem sollen gleich 7 der letztern sein.
Eine Verfälschung der Aloe durch Harz, Süssholzsaft, Ocker u. dgl. ist bei dem niedrigen Preise derselben kaum zu erwarten; dagegen kann die Qualität der Aloe gering sein, durch zufällige Verunreinigung mit Sand, Pflanzenfasern u. dgl. oder durch An­brennen beim Eindicken derselben (Ross-Aloe, A. caballina).
Die Aloe ist besonders bei den grössern Hausthieren ein unentbehr-liclies und fast das einzige Purginnittel für Pferde; sie wird innerlicb bei Verstopfung aus Untliatigkeit oder Erschlaffung des Darmkanals, als aus­leerendes , ferner als ableitendes und uiiislimmendes Mittel, zur Vermehrung der Leberthätigkeit u. s. w. angewendet undhiebei bald durch Salze (Brech­weinstein, Weinstein, Doppelsalz u. dgl.) und Schleim gemässigt, bald durch Calomel, Crotonkörner, Senf u. s. w. verstärkt. In kleinen Gaben (1—2 Drachmen) wirkt die Aloe wie ein bitteres oder Magenmittcl. Als formgebendes Mittel ist entweder grüne Seife oder Leinsamen-Mehl vorzu­ziehen. Häufig löst man die Aloe in der grünen Seife mit Hülfe gelinder Wärme auf. Die englische Pharmacopöe schreibt 8 Thl.Aloe, 1 Thl.Bauin-Oel und 3 Till. Syrup vor, wobei die beiden erstem im Wasserbad zusammen­geschmolzen werden und heriiach der Syrup hinzugefügt wird.
In entzündlichen Krankheiten, besonders der Hinterleibs-Eingeweide, ferner der Lunge, ist die Aloe entweder ganz zu vermeiden, oder mil Vor­sicht anzuwenden.
Die Dosis für Pferde, um zu laxiren ist 6 — 8 Drachmen auf einmal oder In 2 — 3 Pillen innerhalb 6 — 9 Stunden gegeben; die Wirkung muss durch Kleienfutter oder Gras vorbereitet und durch Klystire und massige Bewegung beschleunigt und unterstützt werden. In Frankreich wird die Dosis zu 2—3 Unzen angegeben, weil nur mittelmässige Qualitäten der Aloe im Handel seien. Esel und Maulthlere werden von der Aloe weniger leicht angegriffen.
Auf Wiederkäuer wirkt die Aloe weniger sicher als Purglrmittel; sie wird dem Rindvieh zu 1—2 und mehr Unzen mit Neutral-Salzen In einem schleimigen Decoct oder blos In Seifenwasser aufgelöst gegeben.
In flüssiger Form wirkt die Aloe auf die Pferde stärker; man setzt
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Aloe lucida et hepatlca.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;27
derselben meist ein blähungtreibendes oder gewürzbaftes Mittel (Ingwer, einige Tropfen Kümmel-, Pfeffermünz-Oel) oder etwas rectiflcirten Weingeist zu; das Vehikel ist entweder blos laues Wasser oder ein schleimiges Lecoct. Uebermässiges Purgiren durch allzugrosse oder unzeitig gereichte Gaben kann tödtlich werden.
Hunde bedürfen als Laxir-Mittel 15 — 20 Gran mit Schleim, .S.?ife oder Oel als Vehikel.
Aeusserlich wendet man die Aloe theils in Pulverform, theils als Tinctur oder als Bestandtheil von Salben auf geschwürige Flächen an, be­sonders wenn faserige, knorpelige Theile oder Knochen angegriffen sind.
Die gewöhnliche Aloe-Tinctur wird aus 1 Thl. Aloe lucida und 12 Thl. rectificirten Weingeist (von 21deg; B. oder 0,890 spec. Gewicht) bereitet; die Aloe löst sich beinahe vollständig darin auf.
liiie Pharmacie veterinaire von Delafond und Lassaigne schreibt 1 Theil Aloe auf 8 Theile Alcohol von 33deg; oder rectif. Weingeist von 22deg; Cart. vor.
Her twig lässt 3 — 4 Unzen Aloe in 1 Pfund Weingeist auflösen.
Die Londoner Veterinär-Pharmacopöe enthält folgende Vor­schrift zu einer Tinctura aloes com posit a.
Aloes lucida 1 Thl.; Myrrha '/„Thl.; rectif. Weingeist 10 Thl.; Wasser 5 Thl. Nach 14tägigem Digeriren durchzuseihen.
Die Aloe' ist ferner ein Bestandtheil der sogenannten Babol-naer Krebstinctur (s. bei Arsenik), des Wundbalsams der Berliner Schule (aus gleichen Theilen Terpentin-Oel, Aloe-Tinctur, Myrrhen-und Asant-Tinctur bereitet), des sogen. Comandeurbalsams und ähnlicher Verbandmittel.
Die hier gewöhnlichen Formeln für die innerliche Anwen­dung der Aloe als Purgirmittel bei Pferden sind folgende:
Nr. 1. R. Aloes hepatic. Unc. 1—V/.2 Tartar, stibiat. Dr. 2—3. Farin. sem. llni et Aq. fontan q. s. M. fiant pill, duo (vel tres). Im Anfang der Kopf­krankheit.
Nr. 2. R. Aloes
Sapon. virid. ana Unc. 1.
Farin. secal. q. s. M. fiant pill. 2 vel 3.
Nr. 3. R. Aloes
Farin. sem. sinap.
Farin. sem. lini ana Unc. 1.
Aq. q. s. M. fiant pill. tres.
#9632;#9632;v
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28nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Alumen crudum.
Alumen crudum. Mann, fdjmefcffaurc 3fafi=a:0gt;'n=Krbe.
Sulphas alumiuico-kalicus cum Aqua.
Sulfas aluminae et lixiviae acidulus. Ph. Bavar.
Kail aluminoso-sulphuricum.
Franz. Alun. Sulphate d'alumlne et de potasse.
Enyl. Alum.
Chemische Formel: KO -|- SO3 -j- Al'O3 SSO3 24 HO.
Der Alaun wird aus den Alaunschiefern durch Brennen, Aus­laugen, Zusatz von Kali oder Kali-Salzen und Crystallisiren erhalten. Er bildet durchsichtige, färb- und geruchlose ocfaedrische Krystalle, schmeckt säuerlich-herb, verwittert an der Luft, und ist in 13 Theilen kalten und s/4 Theilen siedenden Wassers auflöslich. Das Pulver ist weiss. Spec. Gew. 1,71. Seine Bestandtheile sind 1 Aeq. schwefelsaure Thonerde, 1 Aeq. schwefelsaures Kali und 24 Aeq. Wasser oder 9,95 Kali, 10,82 Thon-Erde, 33,76 Schwefel­säure und 45,47 Wasser.
In der Siedhitze schmilzt der Alaun in seinem Crystallisations-Wasser, und bildet nach Verlust desselben eine poröse, weisse, zerreibliche Masse, die gebrannter Alaun, Alumen us turn, ge­nannt, und als coagulirendes und gelindes Aetzmittel benützt wird.
Der käufliche Alaun ist nicht immer eisenfrei, was jedoch seiner Anwendung nicht entgegen steht, er ist sehr wohlfeil und daher kaum der Verfälschung ausgesetzt.
Der Alaun wird zersetzt von reinen Alkalien, dem Kalk, dem essigsauren Blei, dem Brechweinstein und allen Salzen, deren Basis eine nähere Verwandtschaft zur Schwefelsäure hat; ferner von den zusammenziehenden Pflanzenstoßen.
Der Alaun wirkt adstringirend, vermindert die Secretionen, macht das Blut und eiweisshaltige Absonderungen gerinnen, trocknet und ist fäulnisswidrig.
Anwendung: innerlich gegen zu starke Secretionen mit Erschlaf­fung z. B. Diarrhöen, asthenlsehes Blutharnen u. s. w. (Dosis 2 — 4 Dr. für grössere Hausthiere, meist in schleimigem Vehikel); häufiger aus ser­lich als Auflösung (In 16 und mehr Theilen Wasser) zu Einspritzunger bei Schleim- und Blutflüssen aus den Genitalien, dem Mastdarm u. s. w., Bla­sen-Ausschlägen im Maule, Bräune, Mauke, bei chron. Bindehautentzündung, atonischen Geschwüren u. dgl., in Verbindung mit schleimigen oder aroma­tischen Pllanzen-Decocten; seltener mit Fett zur Salbe gemacht. Eine starke Alaun-Auflösung mit Elweiss geschlagen , wird gegen frische Verstauchungen, Quetschungen, Gelenkwunden empfohlen. Rey wendet eine Auflösung von l/3 Unze Alaun in 2 Pfd. Wasser zum Auswaschen der Nase bei heftigem Strengel an. Gebrannter Alaun wird als Pulver mit Mehl auf Gelenk wunden aufgelegt, um ihre Schliessung herbeizuführen; zu gleichem Zwecke em-
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Ammonium carbonlcnm.
pflehlt Morton das P u I v. AI u m i n. compos., welches aus gebranntem Alaun, gebr. Eisen-Vitriol und Myrrlienpulver von jedem gleichviel be­reitet wird.
Formeln: Nr. 1. R. Alum. crud. Dr. 1.
Polv. cort. quercus Unc. 1. M. f. s. q. farin. et aq. elect, molle Dent. tal. dos. Nr. 2. S. Zwei Gaben des Tages. Im Blutharnen. (Hayne.) Nr. 2. R. Alum, crudi.
Camphorae subaetae ana Dr. 1. Farin. gland, quere. Unc. 1. Mit Mehl und Wasser zur Latwerge; täglich zwei Gaben. Im Diabetes. (Hayne.)
(Die Verbindungen des Alauns mit Kupfer-Vitriol zu Lap. divinus u. s. w. siehe bei Kupfer-Vitriol.)
Ammonium carbonicum.
DColjfeiifaure.s flmmoniafi. Ammoniacum carbonicum. Ph. W.
Ammonium subcarbonicura. Carbonas Ammonii. Ph. Ba-rar. Sal alcali volatile siccum. Flüchtiges Laugensalz; Kicchsalz. Franz. Sesquicarbonate d'Ammouiaque, Sei Tolatil concret. Engl. Subcarbonate of Ammonia, Volatile Salt. Chemische Formel: NH4-j- l'/.CO2.
Es wird durch Sublimation aus 2 Theilen Salmiak und 3 Theilen Kreide bereitet und stellt ein weisses, krystallinisches Salz von stechendem Geruch und Geschmack dar, welches an der Luft noch Kohlensäure anzieht, in der Wärme ohne Rückstand verdunstet, und sich in 2 — 3 Theilc kaltem Wasser auflöst (in heissem Wasser verdunstet dasselbe).
Seine Bestandtheile sind 15 Theilc Ammoniak, 29 Theile Kohlensäure und 56 Theile Wasser. Es muss in gut verschlossenen Gläsern aufbewahrt werden.
Das kohlensaure Ammoniak wird von Säuren und sauern Salzen, von essigsaurem Blei, Eisen- und Zink-Vitriol, ferner von den fixen und kohlensauren Alkalien und dem Kalkwasser zersetzt.
Die innerliche Anwendung des kohlensauren Ammoniaks geschieht meist in flüssiger Form, selten in Pillen, als ein flüchtiges Reizmittel Tür die Nerven der Bauch-Eingeweide (in Krampf-, Wind-Colik, Indigestion u. dgl. ohne Entzündung); feraer in Krämpfen, zur Vermehrung der Haut-Ausdün­stung, bei allgemeiner Schwäche u. dgl. Man verbindet es mit gewürz­haften, stärkenden oder bittern Decocten oder Pulvern (z. B. Angelica, Va-leriana, Absynthium) zu 2 —4 Dr. pro Dosi für Pferde und 5—10 Gr.
I
umm
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30nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Ammonium carbonicum pyro-oleosum.
für Hunde. Das essigsaure Ammoniak (Liquor ammonii acetici) durch Neutralisation von Essigsäure mit kohlensaurem Ammoniak bis kein Gas mehr entweicht (oder mit Salmiakgeist) bereitet, wird als ein diaphoretisches harntreibendes und fiiulnisswidnges Mittel gerühmt und ist in typhösen und gangränösen Fiebern, acutem Rotz, Schafpocken u. s. w. angewendet worden in der Dosis von 3 — 6 Unzen mit aromatischen, reizenden Pflanzen-, decocten u. s. w. Der S p i r i t u s M i n d c r e r i der Apotheken ist sehr ver­dünntes essigsaures Ammoniak; dieses Präparat varirt sehr in der Stärke nach den verschiedenen Pharmacopöen.
Ammonium carbonicum pyro-oleosnm.
OJrmöfirijes fioOrcufaurps Ammoniall.
Ammomacum carbonicum pyro-oleosum. Ph. W.
Sal volatile cornu Ccrvi, Sal. C. C. Hirschhornsalz. Flüchtiges Hirschhornsalz.
Subcarbonas pyro-oleosus. Ph. Bavar.
Franz. Sei Tolatil de corue de cerf.
Engl. Hartshorn Salt.
Es wird durch trockene Destillation thierischer Theile (Knochen, früher Hirschhorn) und nachherige Eeinigung durch Sublimation mit Kohle, Thonerde oder Kreide erhalten. Andere Vorschriften lassen kohlensaures Ammonium (8 Unzen) mit rectificirtem, thie-rischem Oel 2 Scrupel bis 2 Drachmen mischen und sublimiren. Es bildet ein weisses oder gelbliches, krystallinisches Salz, das aus einer chemischen Verbindung von kohlensaurem Ammoniak und brenzlichem Oel besteht, stechend und empyreumatisch riecht, und sich in 3 — 4 Thcilen kaltem Wasser auflöst.
Das Hirschhornsalz soll trocken und hell von Farbe sein, und in der Wärme sich ganz verflüchtigen; etwaigen Gehalt an Blei oder Kupfer entdeckt man, wenn man die wässerige Auf­lösung mit einer Säure übersättigt und Schwefelwasserstoffgas durchströmen lässt, welches mit jenen Metallen einen braunen oder schwarzen Niederschlag bildet.
Man gibt das Hirschhornsalz bei grosser nervöser und irritabler Schwäche, in Krämpfen, Lähmungen u. s. w. in der gleichen Dosis und Verbindung wie das kohlensaure Ammoniak, vor dem es den Vorzug einer anhaltenderen Erregung des Nervensystems hat.
Die unter dem Namen Hirschhorngeist (Spiritus Cornu Cervi rectificatus, Liquor ammonii pyro-oleosi) bekannte Flüssig­keit ist blos eine Auflösung des Hirschhornsalzes (1 Thl. in 7 Thln. Wasser nach der wtb. Pharm.) und in der Thierheilkunde ganz entbehrlich.
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Ammonium chloratum.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;31
Ammonium chloratum s. muriaticum. Sorjfaures flmmoiuaR.
Chloretum ammouii. Clilor-Amuioiiiuni.
Murias ammonii s. ammoniae. Ph. Bavar.
Hydrocliloras ammouii s. ammoniae.
Sal ammouiacum. Salmiak. *)
Franz. llydroclilorate ou Chlorhydrate d'ammoniaque, Sei ammoniae.
Kngl. Hydrochlorate of Ammonia, Sal ammoniac.
Chemische Formel: KH4-j-Cl.
Man erhält den Salmiak durch trockene Destillation thieri-scher Bestandtheile, (Knochen, Hufe, Hörner u. dgl.) deren Fett zuvor durch Auskochen mit Wasser entfernt worden ist. Das zu­erst gebildete kohlensaure Ammoniak wird durch Gyps und das neu entstandene schwefelsaure Ammoniak durch Kochsalz zersetzt; nun erst wird Salmiak gebildet, der durch Crystallisation von dem schwefelsauren Natron getrennt und durch Sublimation gereinigt werden kann. Man kann auch dem bei der Bereitung des Kohlen­wasserstoff-Gases erhaltenen kohlensauren Ammoniak Salzsäure zu­setzen und den dadurch gebildeten Salmiak durch wiederholtes Sublimircn reinigen.
Der Salmiak kommt in halbdurchsichtigen, mehrere Pfunde schweren Scheiben oder Kuchen in den Handel, ist geruchlos, luftbeständig, schmeckt salzig, stechend, lässt sich unverändert sublimiren, löst sich in 2,72 Thl. kalten und in seinem eigenen Gewicht siedenden Wassers, krystallisirt daraus gewöhnlich in zar­ten Federn. Er ist manchmal durch etwas Eisen gelblich gefärbt, oder nicht ganz frei von schwefelsaurem Natron. Er besteht aus 1 Vol. salzsaurem und 1 Vol. Ammoniakgas (31,95 Ammoniak und 68,05 Salzsäure) und enthält 16,78 Proc. Wasser. Sein spec. Gewicht ist 1,50.
Der Salmiak wird von den reinen und kohlensauren Alealien und den alcalischen Erden zersetzt.
Man wendet den Salmiak hauptsächlich innerlich in entzündlichen Zu­ständen der Schleimhäute überhaupt, und der Respirations-Schleimhaut ins­besondere an; namentlich wenn die Heftigkeit der Enlzündung durch Ader-lass oder Nitrum gemindert ist, oder auch, wenn ein subinflammatorischer Zustand vorhanden ist. Der Salmiak vermehrt die Schleimabsonderung, die Resorhlion und den Stoffwechsel, mindert die verstärkte Thätigkeit des
') Der Name Ammonium oder Ammouiacum kommt davon her, dass man den Salmiak früher in Menge bei dem Tempel des Jupiter Ammon in Egyp-ten fand; noch jetzt wird -viel Salmiak in Egypten durch Verbrennen von Kameelsmist bereitet.
tm^
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32nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Ammonium muriaticnm.
Gefiiss-Systems und die Gerinnbarkeit des Blutes; er schwächt unter den Neutral-Salzen am wenigsten. Auch in fleberlosen, chronischen Störungen der Schleirnabsonderung, in solchen Krankheiten des Lymphsystems und der Drüsen, in Wassersüchten ist der Salmiak nützlich.
Man gibt ihn in Pillen- oder Latwerge-Form, je nach dem Charakter der Krankheit mit Neutralsalzen und schlehnigen Mitteln, oder mit bitteren aromatischen und selbst flüchtig reizenden Mitteln (z. ß. Cainpher) ver­bunden. Die Dosis ist für Pferde gewöhnlich 1—2 Dr., selten '/, Unze.
Aeusserlich wendet man den Salmiak als kühlendes und zertheilendes Mittelan; er erkältet das Wasser, indem er aufgelöst wird, bedeutend, be­sonders wenn Salpeter zugesetzt, oder der Auflösung beider Salze in Wasser etwas Weingeist beigemischt wird.
Die Lotio refrigerans der Londoner Vet.-Pharmacopöe besteht aus Salmiak und Salpeter von jedem 1 Theil, Wasser 16 Theilen; sie wird unmittelbar nach der Auflösung der Salze mittelst eingetauchter Lappen um den entzündeten Theil applicirt und muss häufig wiederholt werden.
Als zertheilende Mischung bei Quetschungen, Sehnenklapp und schmerzhaften Anschwellungen, alten Verstauchungen u. dgl. dient folgende Lotio discutiens:
Salmiak 1 Theil, Essig 8 Theile, Camphergeist 1 Theil. Dieses Gemisch wird mit der Hand in den leidenden Theil ein­gerieben.
Der Eisen salmiak (Ammonium chloratum ferratum s. Flores salis ammoniaci martiales) besteht aus Salmiak und Eisenchlorid in sehr verschiedenen Verhältnissen (nach der wrtb. Pharm. 15 zu 1). Er vereinigt die Wirkung des Salmiaks mit der des Eisensalzes und kann in chronischen Krankheiten der Schleimhäute mit Nutzen gebraucht werden. Dosis 2 Drachmen, in Pillenform.
Formeln für die Anwendung des Salmiaks:
Nr. 1. R. Sal. ammon. Dr. 2.
Nitr. depur. Unc. llv M. D. in 4plo. Auf 24 Stunden. Im Anfang der Influenza (catarrh. Form). Nr. 2. R. Sal. ammoniac. Unc. 1. Picis liquidae Unc. 2.
Farinae s. lini q. s. M. fiant pill. 4. Täglich 2—3 Stück. Bei chronischem Husten. Nr. 3. R. Salis ammoniaci Unc. ilt— '/j.
Infus. flor. sambuc. (s. flor. tiliae)Libr. 1. (Unc. 16). M. Täglich 2—3 solcher Gaben. In der Kopfkrankheit des Rindviehs.
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Antimonlnm cmdum.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;33
Antiraonium crudum.
KoQes Sjucsflfonj. Stibium sulphuratiim nigrum. Scliivefelspicsilanz; ScIiHcfcl-Antimon. Scsqui-sulphuretum Antimoiiii. Sulphuretum stibli Ph. Bavar. Proto-sulphuretud antimonii. Franz. Antimoine cru, Sulfure d'antimoine. Engl. Black or crud Antimuny. Chemische Formel: SbSl'/n.
Das rohe Spiesglanz kommt fossil vor und wird durch Schmel­zen in steinernen Krügen von dem beigemengten Gestein gereinigt. Das so erhaltene kaufliche Schwefelspiesglanz enthält häufig Blei, Eisen, auch Arsenik (von letzterem durchschnittlich etwa '/g,,) bei­gemischt, jedoch in so geringer Menge, class es den Thieien da­durch nicht nachtheilig wird. Reines Schwefelspiesglanz wird durch Zusammenschmelzen von reinem Spiesglanzmetall (13 Theile) und gereinigtem Schwefel (5 Theile) bereitet. (Ph. W.)
Das rohe Spiesglanz bildet bleigraue oder grauschwarze, innen krystallinische Stücke, welche die Form der Scherben nachahmen, in welchen das geschmolzene Erz erkaltete; es schmilzt im Feuer, verbrennt in grösserer Hitze mit blauer Flamme, ist schwer, ab­färbend, geruch- und geschmacklos, in concenlrirter Salzsäure und in ätzender Kalilauge auflöslich, in Wasser und Weingeist unauf­löslich. Das Pulver ist dunkelgrau, beinahe schwarz. Es ist aus 2 At. Spiesglanzmetall und 3 At. Schwefel zusammengesetzt. Spec. Gewicht 4,6.
Da der Preis desselben sehr nieder ist, wird es nicht leicht verfälscht; Braunstein und Schiefer-Pulver sollen dazu verwendet worden sein.
Man zählt das rohe Spiesglanz zu den umstimmenden, die Resorbtion vermehrenden, auf die Lymphdrüsen und die Hautsecretion wirkenden Mitteln und gibt es sehr fein gepulvert den grössern Hausthieren zu '/#9632;,—1 Unze pro dosi, gewöhnlich in Verbindung mit bittern, gewürzhaftenMitteln oder mit Schwefel, Salpeter u. s. w. Es befördert In kleinen Gaben die Verdauung und Fettbildung, macht das Haar glatt, die Haut weich; in grossen Gaben belästigt es die Eingeweide, verflüssigt, bringt Abmagerung und Zersetzung der Säfte hervor. Gegen die Lähme der Lämmer wird es, mit Butter gemischt, innerlich in ziemlich grosser Dosis mit Nutzen gereicht.
Das rohe Spiesglanz wird zur Bereitung mehrerer Präparate, z. B. der Spiesglanzleber, des Mineralkerraes. des Goldschwcfels, der Spiesglanz-butter u. dgl. benützt.
Form ein: Nr. 1. R. Antimon, crud. subt. pulver.
Rad. calami arom. pulv. ana. Unc. '/,• M. D. in Gplo. S. Täglich 3 Pulver auf Kleienfutter zu geben.
Hering, Arzneimittel. 2. Aufl.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;3
':
i!
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34nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Aqua Chlori.
Nr. 2. R. Antimon, crud. subl. pulv. Cretae albae pulv.
Sem. phellandrii pulver. ana. Unc. l/r M. D. in 6plo. S. wie Nr. 1.
Aqua Chlori.
KOror^nfrer.
Acidum muiiaticum oxygenatum, Oxygcnirtc Salzsäure.
Acidum oxymuriaticum, Aqua cMorata. Chlorium, Chlorinum liquidum. Franz. Chlore liquide, Kau chlore'e. Enyl. CLloriue water.
Das reine Chlor ist ein einfaches Gas, von gelb-grünlicher Farbe, erstickendem Geruch und herbem Geschmack. Es hat die Eigenschaft Pflanzenfarben, Kiechstofle und Contagien zu zerstören. Wird das Gas von Wasser absorbirt (1 Vol. Wasser nimmt 2 Vol. Chlor auf), so erhält man flüssiges Chlor, oder die sogen, oxyge-nirte Salzsäure für den innern und äussern Gebrauch.
Man bereitet das Chlorgas aus Braunstein, Kochsalz und Schwe­felsäure (s. Braunstein), oder auch Chlorkalk oder Chlornatron und einer Säure (z. B. Schwefelsäure); indem man das sich entwickelnde Gas unter Wasser leitet und mit demselben schüttelt, absorbirt es dasselbe; diese Flüssigkeit (Chlorwasser) hat den Geruch und Geschmack des Clilorgases, ist durchsichtig, gelblich, wird aber leicht von Wärme und Licht zersetzt; in ersterer verflüchtigt sich das Chlorgas, durch letzteres wird es in Salzsäure verwandelt. Die Unze Chlorwasser enthält nach der Wtb. Ph. 2'/a—S1^ Gran Chlor; es muss an einem kühlen (-J- 7—8deg; R.) und dunkeln Orte aufbewahrt werden.
Das Chlorgas (s. dessen Kereitung bei.Manganum (Braunstein) wendet man als Raiiclienuig an um üble Gerüche, Contagien u. s. w. zu zerstören; auch hat man es im Kotz der Pferde. brandigen Strenge! und Lungcnbrand einathmen lassen; das Chlorwasser innerlich zu einer bis mehreren Unzen soll in typhösen und brandigen Fiebern, gegen stinkende Durchfälle u. s. w. von Nutzen gewesen sein; es wird blos mit M'asser verdünnt gegeben.
Aeusseilich zu Waschungen z. B. fauler Geschwüre, Milzbrandbeulen, u. s. w. verdient eine Aullösung von Chlorkalk in Wasser den Vorzug vor dem sich leicht zersetzenden Chlorwasser.
Bei Blausäurevergiftung ist das Chlor ein vorzügliches Mittel, ebenso bei drohender Erstickung durch Schwefelwasserstoffgas. Es ist auch gegen Strychnin-Vergiftung empfohlen.
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Arge:itum nitrlcum fusum.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 35
Argentiun nifricum fusum.
(Jcfrijmoföciies fafpetcrfaures SiCQcr.
Nitras argenti. Silbcrsalpcter.
Lapis infernalis. HSUcnsteiu.
Franz. Nitrate ou Azotate d'argent, Pierre infernale.
Engl. Nitrate of Silver, Lunar caustic.
Chemische Formel: AgO -|- NOs.
Man löst reines Silber in Salpetersäure mit Hilfe der Wärme auf, dampft die Flüssigkeit ab und lässt sie krystallisiren. Die erhaltenen durchsichtigen und glänzenden Krystalle schmilzt man in der Hitze um anhängendes Wasser zu entfernen und giesst die ruhig fliessende Masse in cylindrische Formen. Der Höllenstein bildet harte weisse Stängelchen, von der Dicke einer Schreibfeder und krystallinischem Bruche, welche durch die Einwirkung des Lichts schwarz weiden, wobei sich Silberoxyd ausscheidet; auch durch zu grosse Hitze bei der Bereitung desselben geschieht dies. Er löst sich in gleichen Theilen Wasser ohne Rückstand auf. Er wird von den reinen und kohlensauren Alealien, dem Chlor, der Salzsäure, der Schwefelsäure und deren Salzen, dem Schwefel­wasserstoff, sowie von dem adstringirenden Pflanzenstoff zersetzt; zu seiner Auflösung darf kein Brunnen-, sondern blos destillirtes Wasser genommen werden.
Wenn der Höllenstein eine grünliche Farbe hat und an der Luft feucht wird, so ist er kupferhaltig; bei seinem hohen Preise ist er überdiess der Verfälschung, z. B. durch Hinzusclnnelzen von Salpeter und salpetersaurcm Blei ausgesetzt.
Der Höllenstein ist unter den festen Aetzmitteln eines der vorzüglich­sten; man wendet ihn in alten Fisteln, besonders am Hufe, zur Cauterisa­tion von Rotz- und andern üblen Geschwüren, Bisswunden wiithenderThiere, gegen Flechten und dgl. auch bei schwammigen Wucherungen auf der Horn­haut des Augs an. Er wird zersetzt, sobald er in Berührung mit den thie-rlschen Stoffen kommt, und kann daher nicht durch Resorhtion nachtheilig wirken. Die mit Höllenstein oder seiner Auflösung bedupfte Stelle wird sogleich weiss, später aber dunkler und verwandelt sich zuletzt in einen schwarzen Schorf, wenn die Cauterisation stark genug gewesen ist.
Zur Beschleunigung der Heilung von oberflächlichen Wunden ist das leichte Ueberfahren derselben (besonders ihres Randes) mit einem Stückchen Höllenstein oder einer Auflösung desselben (5—10 Gran in 1 Unze desti-lirten Wassers) sehr geeignet. Von der Auflösung, welche mit einem Pinsel aufgetragen wird, muss man so viel auf ein Glas oder Porzellanschälchen herausgiessen, als man jedesmal braucht, und den Pinsel nach dem Ge­brauch auswaschen; sonst wird die ganze Auflösung bald durch die hinzu-
3 *
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Arsenicum album.
kommende thier. Materie (Eiter, Schleim, Tliränenfeuchtigkeit und dgl.) zersetzt. Zur bequemen und sicheren Anwendung des Höllensteins dient .ein Aetzmittelträger mit silberner Röhre; in dessen Ermanglung kann man das Stängelchen mit einer dünnen Schichte Slegellak überziehen.
Bei hartnackiger Entzündung der Bindehaut und Trübung der Horn­haut des Auges ist das Einstreichen einer Salbe aus 5—10 Gran Höllen­stein und 1 Unze Fett anempfohlen worden; allein im letztern Falle ist eine wässerige Aullösung mit dem Pinsel auf die opake Stelle gebracht oder bei tiefergehenden Verdunklungen die Aetzung mit dem Höllenstein selbst, bei gehöriger Vorsicht, als wirksamer vorzuziehen.
Innerlich wurde der Höllenstein in Pillenform zu 74—'/•gt; Cran Pro dosi, den Hunden gegen Fallsucht und Veitstanz gegeben. Für grössere Hausthiere ist seine innerliche Anwendung theils zu theuer, theils zu wenig versucht. Zu 15 — 30 Gran in 2 Pfd. destillirtem Wasser gelöst ist er nach Ger lach Im Darmtyphus, Ruhr nützlich. In stärkern Gaben wirkt er (als Aetzmittel) giftig.
Arsenicum album. #9632;Weißer Arfenifi.
Acidum arsenicosum, arscnlsrc Säure. Hiittoirauch. Rattengift. Arsenicum oxydatum album, weisses Arscnlkoxyd. Franz. Oxide blaue d'Arsenic, Acide arsenieux. Engl. White Arsenic, Arsenious acid. Chemische Formel: AsOl1/;..
Der weisse Arsenik wird durch Rösten aus arsenikhaltigen Cobalterzen gewonnen, und durch nochmalige Sublimation gereinigt. Er bildet unregelmässige harte Stücke, die frisch bereitet, durch­sichtig und glasig sind, an der Luft aber milchweiss und undurch­sichtig (porcellanähnlich) werden; er ist geruchlos, schmeckt: me­tallisch zusammenziehend, ekelhaft, reagirt sauer und bildet auf glühende Kohlen geworfen weisse Dämpfe mit Knoblauchgeruch. Er erfordert 60—100 Thcile kaltes oder 10—12 Theile siedendes Wasser zur Auflösung. Ein Zusatz von etwas Salzsäure oder Essig macht ihn leichter auflöslich. Das Pulver ist weiss, wie Mehl. Chemische Zusammensetzung: 75,82 Arsenikmetall und 24,18 Sauer­stoff. (2 Aeq. Arsenik und 3 Aeq. Sauerstoff.) Spec. Gew. = 3,7.
Der weisse Arsenik ist wohlfeil; er könnte mit gepulvertem Gyps oder Schwerspath verfälscht sein, welche beim Verdampfen auf Kohlen zurückbleiben würden.
Durch Zuckerwasser, Milch, Eiweiss, Kalkwasser, Schwefelleber und schwefelwasserstoffhaltiges Wasser, insbesondere aber durch Eisenoxydhydrat (sowie durch das Löschwasser der Schmiede und
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Arsenicum album.
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dessen Bodensatz) in Verbindung mit kaustischem Salmiakgeist oder Magnesia, wird der weisse Arsenik zersetzt, daher jene Stoffe als Gegenmittel bei Arsenikvergiftung benutzt werden können.
Der Arsenik wirkt innerlich gegeben auf die Verdauung, das Lymph­system und die Haut; in grössern Gaben zersetzend auf die organische Mischung und örtlich corrodirend. Seine Anwendung erfordert daher grosse Vorsicht und unterbleibt am besten ganz. .Man reicht ihn Pferden zu 1 5 Gran steigend bis zu 1 Drachme pro dosi, in einer Mehlpille und nach den; Futter; in flüssiger Form ist kaum die Hälfte jener Dosis zulässig.
Aeusserlicb wird der weisse Arsenik als corrodirencles Mittel zur Zer­störung von BalggeschWülsten, Warzen, auf krebsartige Geschwüre, theils in Pulverform, theils als Salbe (1 Theil Arsenik und 4 fheile Schmalz) endlich als Auflösung zum Waschen in hartnäckigen Hautausschlägen (be­sonders des Pferds und Schweins) angewendet.
Acetura arsenicosum. Viborg ' s Ars enikessig be­steht aus 4 Pfund Essig und 2 Pfund Wasser, in welchen durch Kochen 1 Unze Arsenik aufgelöst wird; die Flüssigkeit enthält i/96 Arsenik.
Die dänische Militärpharmacopöe gibt folgende Formel an:
weissen Arsenik . . 1 Thl.
Bieressig . . . .32 Thl.
Wasser.....16 Thl.
koche es bis der Arsenik aufgelöst ist, und verdünne es mit dop­pelt so viel Wasser; diese Flüssigkeit enthält weniger Arsenik und Essig.
Die französische Veterinair - Pharmacopöe enthält unter dem Namen Pommad.c arsenieale de Naples (I.) undTopique Terrat (II.) folgende äusserst scharfe Salben:
I. Arsenic alb 1 Unc. Aurum pigment.
Hydrargyr. muriat. corros. ana 1 '/j Unc. Gummi Euphorbii 6 Dr. Oleum laurin. 7 Unc. M.
II.
Arsen.
alb.
#9632;A,
u.
Aur. pigm.
19
Dr.
Hydr.
corr.
1
LT.
Euphorb. '/
, u
,
01. laur. 4
u.
M.
Sie wird auf Wurmbeulen und Wurmstränge angewendet, er­fordert jedoch grosse Vorsicht, weil sie eine beträchtliche Zerstörung der Haut zur Folge haben kann.
Das von Tessier und Del a fond gegen die Schafraude empfohlene Bad enthält 2 Pfd. Arsenik, 20 Pfd. Eisen-Vitriol, 200 Pfd. Wasser, man lässt es auf 2/8 einkochen, und ersetzt dann den Verlust durch frisch zugegossenes Wasser (Rep. VI. S. 141). Noch zweckmässiger scheint der weisse Vitriol statt des grünen
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38nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Baccae juuiperi.
oder Eisen-Vitriols zu sein. Clement ninunt nur die Hälfte des ersteren zu obigem Bad.
Die von Babolna aus empfohlene sogenannte Krebstinctur (gegen Strahlkrebs) besteht aus 4 Gran weissem Arsenik, 1 Dr. Kali caustic., 2 Unzen destill. Wasser und 1 Dr. Aloepulver. Sie verliert durch längere Aufbewahrung an Wirksamkeit.
Das in altern thierärztlichen Schriften erwähnte Operment (Aurum pigmentum, Schwefelarsenik) ist mit Recht ganz ausser Anwendung gekommen.
Baccae juniperi.
lUadjfjoCberüceren, Jframmetüeerpn.
Franz. Haies de genievre. Engl. Juniper-berries.
Die Früchte des gemeinen Wachholderstrauchs (Juniperus communis L. Dioecia Monadelphia. Famil. Coniferae s. Amenta-ceae, Zapfenbäume. ÜO. Cupressineae). Dieser auf sonnigen An­höhen und besonders in Sandboden allenthalben wild wachsende Strauch, trägt meist zugleich grüne einjährige und schwarze zwei­jährige Früchte, von der Grosse einer Erbse mit einem Nabel auf der Spitze; sie enthalten drei Samen, welche von einer breiartigen Substanz und den drei fleischig gewordenen Schuppen umgeben sind; sie besitzen einen süssharzigen Geschmack und angenehmen gewürzhaften Geruch.
Man erhält aus ihnen: ein flüchtiges Gel (s. 01. juniperi) ein bitteres, crystallisirendes Harz, zuckerähnlichen Stoff (s. Roob juni­peri). Wachs, Pflanzenschleini und Salze.
Die im Herbst frisch gesammelten Beeren von blauschwarzer Farbe sind am wirksamsten, in alten Beeren ist das ätherische Oel theiis verflüchtigt, theils verharzt. Unreife, schimmlich ge­wordene Beeren sind unbrauchbar. Nach Einigen enthalten die grünen, unreifen Beere, mehr ätherisches Oel als die reifen.
Die Wachliolderbeeren wirken theils auf die Secretion der Sctileimliaute (besonders der Respirations- und Harnorgane), theils auf die Vermehrung der Harnsecretion; letztere Wirkung hängt wesentlich von ihrem Gehalt an ätherischem Oel und Harz ab (s. 01. junip.), erstere von der siissen Pulpe.
Man wendet daher die Wachliolderbeeren meist als unterstützendes Mittel in Lungenkrankheiten, nachdem die entzündlichen Symtome nach­gelassen, mit Salmiak, Spiesglanz und Schwefelpräparaten verbunden an; ferner bei Wasseransammlung sowohl in den grossen Höhlen als im Zell­gewebe, in Verbindung mit starkem diuretischen Mitteln (01. tereb., Tere-binthina venet. u. s. w.)
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Balsamum peruviauum.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;39
Da das Pulverisiren der Beeren nicht ohne starkes Austrocknen der­selben zu bewirken ist, hiedurch aber einTheil des üels verloren geht, so ist es besser sie zu mahlen.
Für Rindvieh und besonders Schafe wendet man die Wachholderiieereu häufig als diätetisches Mittel in Verbindung mit Kochsalz, bittern Pflanzen-theilen und Mehl oder Körner-Schrot an, theils als verdauungsbeförderndes Mittel und um den Xachtheilen schlecht beschaffenen Futters entgegenzu­wirken, theils um bei nasser Weide und Witterung der drohenden Fäale (Wassersucht) vorzubeugen.
Die Dosis für Pferde ist '/.,— I Unze (gemahlen) in Pulver, Pillen-und Latwergeform; Rindvieh und Schafe ebensoviel und mehr ii; einer Lecke oder mit passendem Futter. Die Anwendung der Wachholderbeeren zu Räucherungen und Dämpfen ist durch die Essig- und Chlorräucherungen verdrängt worden; eher sind dieselben und die Sprossen des Wachholder-strauchs (Turiones juniperi) zu aromatischen Bähungen bei Schwäche nach Verstauchungen, Ausdehnung der Bänder u. dgl. zu benützen.
Balsanunn peiuvianuni.
#9632;pmiönffam.
Balsamum iudicum s. nigruru. Schwarzer, indisclirr Balsam. Franz. Baume de Perou. Entß. Peru Balsam.
Der Perubalsam kommt von zwei ansehnlichen Bäumen, My-roxylon peruiferum L. s. Myrospermum peruiferum DC. u. M. punc-tatum Kl., (Cl. Decandiia Monogynia, Fam. der Leguminosen), welche im mittlcru und südlichen Amerika zu Hause sind. Man erhält den Balsam durch Auskochen der jungen Zweige, der Rinde und Blätter mit Wasser oder durch Ausbraten; er ist syrupartig dick, dunkelbraun oder rothbraun, durchsichtig, brennbar, trocknet an der Luft nicht aus; sein spec. Gewicht ist 1,15; der Geruch ist angenehm balsamisch, der Vanille und Benzoe ähnlich, der Geschmack reizend, bitterlich, kratzend. Er löst sich in wasser­freiem Weingeist beinahe ganz auf.
Seine Bestandtheile sind: 69,0 cigenthiimliches, schweres bräunlichgelbes, fettes Oel (Cinname'in), 20,7 leichtlösliches brau­nes Harz, 2,4 schwerlösliches Harz, G,4 Benzoesäure (Zimmtsäure), 0,6 Extractivstoff.
Er wird mit feinen Terpentin-Sorten, Zusatz von Weingeist, besonders aber mit Copaivabalsam verfälscht.
Der hohe Preis des Perubalsams macht ihn für grössere Haus-thiere (mit Ausnahme solcher von besonders hohem Werth) unan­wendbar. Innerlich wirkt derselbe reizend auf das Gefäss- und Nervensystem, fäulnisswidrig, stärkend, insbesondere aber gegen Geschwüre auf Schleimhäuten und krankhafte Absonderung der-
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Borax.
selben (z.B. Schleimschwindsucht, Catarrh der Blase und Harn­röhre, wo jedoch der Copaivabalsam vorzuziehen wäre).
Man benützt daher den Perubalsam hauptsächlich äusserlich auf schlaffe eiternde Flächen, fiessende Geschwüre, bei Mangel an Granulation, insbe­sondere bei kleinen Hausthieren die im Zimmer gehalten werden. Er wird entweder rein oder in Verbindung mit einer passenden Salbe (mit Ter­pentin, Harzsalbe. Digestivsalbe u. s. w.) auf die kranken Stellen gebracht.
Bei innerlicher Anwendung In flüssiger Form wäre Syrup oder eine Emulsion mit Eigelb das passendste Vehikel (ebenso beim Balsam copaivae, welcher den grossen Hausthieren zu 1—2 Unzen, den Hunden zu 1 Drachme bis y, Unze innerlich gegeben werden kann), indessen lässt sich der Peru­balsam auch in Pillen oder Latwergeform reichen.
Aqua balsamica Wolstein. Wolstein's balsamisches Digestivwasser zum Ausspritzen von Wunden, besteht aus: Ter­pentin 2 Unzen, peruv. Balsam '/.. Unze, zwei Eierdottern und Vj Pfund Kalkwasser. Hertwig hält den peruv. Balsam dabei für entbehrlich und mit Nutzen durch '/j—1 Unze Terpentinöl zu ersetzen.
Borax.
JSorni;.
Natrum boraetcum s. boricum.
Boras Sodae Ph. Bavar.
Franz. Borate de Soudc, Borax.
F.ngl. Borax.
Chem. Formel: NaO 2B0#9632;, 10HO.
Man erhält den Borax durch Reinigung des rohen, aus Asien kommenden Salzes (Tinkal) oder durch Sättigung der in Italien natürlich vorkommenden Boraxsäure mit Natron. Der im Handel befindliche gereinigte Borax ist krystallinisch, farblos, schmeckt und reagirt schwach alkalisch, ist in 12 Thl. kalten und 3 Thl. sie­denden quot;Wassers löslich, verliert beim Schmelzen 47 Proc. Wasser und bekommt dadurch eine glasartige Beschaffenheit. Er besteht aus Borsäure 36,59, Natron 16,31, Wasser 45,10 Proc. Spec. Gew. 1,74.
Der Borax wird als ein auf den Fruchthälter wirkendes Mittel, bei verminderter Contraction, Ansammlung von Flüssigkelten in demselben, zur Entleerung der Nachgeburt, im Catarrh der Scheide u. s. w., meist in einem Aufguss von Camlllen, oder Sabina benützt. Dosis für die grösseren Haus-thiere '/j Unze. Gegen Aphlhen und croupöse Ausschwitzungen der Maul-höhle junger Thiere hat man eine Auflösung von Borax in Wasser oder einem adstringirenden Decoct zum Einspritzen empfohlen; ebenso gegen juckende Haut-Ausschläge zum Waschen; allein für beide Zustände gibt es wirksamere und wohlfeilere Mittel.
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Caluaria usta.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;41
Calcaria usta.
^JeBranufer Kaffi.
Calx viva. Aetzender Kalk, Kalkoxyd.
Calx s. Calcaria usta. Franz. Chaux vive. ITn^J. Lime, Quick-lime. Chemische Formel: CaO-f-HO.
Der Aetzkalk wird durch Glühen der, aus kohlensaurem Kalk bestehenden (öfters mit Thon- und Kieselerde, Eisen u. dgl. ver­unreinigten) Kalksteine dargestellt. Er bildet weisse oder grauliche, feste Massen von scharfem, laugenhaftem Geschmack, zieht aus der Luft begierig Wasser und Kohlensäure an, zerfällt dadurch und verliert allmählig seine ätzende Eigenschaft. Mit Wasser Über­gossen, erhitzt sich der Aetzkalk stark, zerspringt und bildet zu­letzt ein weisses, mehlähnliches Pulver — Kalk-Hydrat — (Cal­caria extincta, abgelöschter Kalk), welches mit vielem Wasser geschüttelt, eine trübe Flüssigkeit (Kalkmilch) gibt, in welcher der Kalk grösstentheils blos suspendirt ist. Durch Absetzen des Kalks und Abziehen der oben stehenden, klaren Flüssigkeit erhält man das Kalk-Was ser, Aq. calcariae s. calcis.
Die Auflöslichkeit des gebvannten Kalks in Wasser ist sehr gering (1 Theil in 600—700 Thcilen kalten Wassers); durch Säuren, saure Salze, Metallsalze und adstringirende Mittel wird der Kalk wie auch das Kalkwasser zersetzt. Beide müssen um wirk­sam zu bleiben, in gut verschlossenen Gläsern aufbewahrt werden.
Man wendet den ätzenden Kalk innerlich nicht und äusserlich für sich seilen an; dagegen wird Kalkmilch und Kalkwasser innerlich gegen Säure im Darmkanal, Aufblähen von entwickelter Kohlensäure u. s. w. gebraucht. Man gibt am besten '/o Unze zu Pulver zerfallenen Aetzkalk (Kalkhydrat) in 1 — 2 Pfund Wasser suspendirt, mit Zusatz von einigen Unzen Branntwein.
Der Aetzkalk ist ein Bestandthell der Walz'schen Brühe gegen die Schafraude (s. bei 01. C. C). Mit Eichenrinde oder Kohlenpulver wird er gegen Strahlkrebs empfohlen.
Kreide ist kohlensaurer Kalk; man gibt sie in dem Durch­fall der Sauglämmer und Kälber in Verbindung mit adstringirenden Mitteln.
Youatt empfiehlt folgende Mischung: Kreidepulver 2 Unzen, Catechu 1 Unze, Ingwer '/j Unze. Opium 1 Dr. Pfeffermünz-Wasser 36 Unzen.
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42nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Calcaria chlorata.
Morgens und Abends 1—2 Esslöffel voll für Lämmer, den Käl­bern doppelt soviel. Indessen ist die Wirkung dieses und ähn­licher Mittel meist blos palliativ.
Calcaria clilorata.
(COforftttfß.
Calcaria chlorinica s. chlorosa. s. oxjmuriatica. l'ebcrsalzsanrrr Kalk.
Chloretum calcariae.
Calx chlorinata.
Franz. Chlorite ou Chlorure de chaux.
Engl. Chlorinated Lime. #9632;
Chemische Formel: CaO Cl-0 -f CaO HO.
Man bereitet den Chlorkalk, indem man Chlorgas über Kalk­hydrat streichen lässt, wobei ersteres absorbirt wird. Nach der W. Ph. bereiteter Chlorkalk soll mindestens 20 Procent Chlor ent­halten. Der gewöhnliche Chlorkalk besteht aus 1 Aeq. Chlor und 2 Aeq. Kalkhydrat; er bildet ein weisses, an der Luft feucht wer­dendes Pulver mit dem eigenthümlichen Geruch des Chlors und etwas scharfem Geschmack; er löst sich unvollkommen in Wasser (indem das nicht mit Chlor verbundene Kalkhydrat zurückbleibt). An der Luft wird er zersetzt. Die Auflösung des Chlorkalks ist farblos und besitzt die desinficirenden Eigenschaften des Chlors (s. Aq. chlori).
Die innerliche Anwendung des Chlorkalks ist ziemlich selten; in der Trommelsucht und Windkolik des Rindviehes und der Pferde gibt man ihn zu '/., Unze und darüber in I Pfund Wasser suspendlrt; gegen Lungen­geschwüre in Pillenform mit Thierkohle u. dgl. Viel häufiger wird derselbe äusserlich zu Waschungen bei übelriechenden und brandigen Geschwüren, in Mauke, Strahlkrebs, Milzbrand u. s. w. benützt und dabei 1 Theil Chlor­kalk auf 16 Theile Wasser für eine starke, 1 Theil Chlorkalk auf 30 —40 Theile Wasser für eine schwache Solution gerechnet.
Zur Reinigung von Ställen und Geräthschaften nimmt man I Pfund Chlorkalk mit 12 Pfund Wasser, und streicht damit die Wände, Raufen, Krippen u. s. w. an. oder legt Halfter u. dgl. 12 — 24 Stunden in rile zuvor noch weiter verdünnte Flüssigkeit. Gefärbte Zeuge, z. B. Schabraken, Decken, können dadurch ihre Farbe verlieren.
ünguentum calcariae chloratae, eine Chlorkalksalbe aus 1—2 Theilen Chlorkalk und 8 Theilen Fett gibt die Londoner Veterinär-Pharmacopöe an; diese Zusammensetzung ist jedoch we­niger zweckmässig, als eine wässerige Auflösung.
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Camphora.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 43
Um Chlorgas zu entwickeln, kann man Essig, verdünnte Salz­oder Schwefelsäure auf Chlorkalk giessen; weniger heftig aber mehr andauernd erf9lgt die Entbindung des Gases, wenn man iibersaures schwefelsaures Kali mit ebensoviel Chlorkalk mischt oder eine concentrirte Auflösung von Chlorkalk in ein Gefäss mit siedendem Wasser stellt.
Das Chlornatron ist theurer als der Chlorkalk ohne mehr zu leisten, daher entbehrlieh.
Camphora. Kampljor.
Franz. Camphre. Engl. Camphor. Chemische Formel: C|0H,80.
Der Kamplior wird aus verschiedenen Lorbeerarten, die in China und Japan einheimisch sind, erhalten, am meisten aus Lau-rus Camphora L. (Cl. Enneandria Monogynia; Fam. Laurineae), einem immergrünen Baum von der Grosse einer Linde, dessen zer­schnittenes Holz. Zweige u. s. w, mit Wasser in grossen eisernen Gefässen, welche irdene, mit Reisstroh gelullte Helme haben, de-stillirt werden. Der auf diese Weise erhaltene rohe Kamphor wird in gläsernen Gefässen, mit Zusatz von '/ia ungelöschtem Kalk, Kreide oder Kohle, durch Sublimation gereinigt. Concreter Kam­phor findet sich im Marke eines auf Sumatra und Borneo einhei­mischen Baumes (Pterigium teres Cor. oder Dryobalanops aroma-tica Gaert.), ist aber seines hohen Preises wegen sehr selten.
Im Handel kommt der Kamphor in 1 — 2 Pfund schweren, halbkugeligen, ausgehöhlten Seheiben vor, welche in dickes, blaues Papier eingewickelt sind.
Der Kamphor ist weiss, durchscheinend, etwas zähe, ohne Zusatz von Weingeist schwer zu pulverisiren, hat einen ange­nehmen, durchdringenden, eigenthümlichen Geruch, und zuerst scharf-erwärmenden, hintennaeh kühlenden Geschmack. Er ist brenn­bar, flüchtig, schmilzt bei 140deg;, kocht bei 163deg; und lässt sieh un-zersetzt sublimiren; er löst sich im Wasser sehr wenig, dagegen sehr leicht in Weingeist, Aether, flüchtigen und fetten Oelen auf, ferner in Essigsäure, in concentrirten Mineralsäuren, (in letztem mit Zersetzung). Wasser scheidet den Kamphor aus seiner Lösung in Weingeist oder Aether; in wässerigen Flüssigkeiten lässt er sich blos mittelst Schleims suspendirt erhalten (Emulsion). Somit ver­hält sieh der Kamphor in vielen Beziehungen wie ein festes äthe­risches Oel. Spec. Gew. 0,985 - 0,996.
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Camphora.
Seine Bestandtheile sind: 79,28 Kohlenstoff, 10,36 Wasser­stoff, 10,36 Sauerstoff.
Die innerliche Anwendung des Kamphors passt in Krankheiten, welchen gesunkene Thätigkeit im Gefass- und Nervensystem zu Grunde liegt (Asthe-nie und Torpor); ferner hei Neigung zur Zersetzung des Bluts (Sepsis), zum Brande; in Krämpfen, Lähmungen. Er vermehrt die Haut-Ausdünstung und die Secretion der Schleimhäute, und wirkt speciflsch gegen die allzu-grosse Reizung der Harnorgane durch Canthariden und der Speicheldrüsen durch Quecksilber. Bei Innern Entzündungen, besonders in den Organen der Brust- und BaucbhölUe, bei starker Reizung der Nerven, bei Indigestion und Verstopfung ist der Kamphor im Allgemeinen schädlich.
Man verbindet den Kamplior je nach dem Krankhcilszustande bald mit andern reizenden, krampfslillcnden. läulnisswidrigen, schweisstreibenden Mitteln, (z.B. Arnica, Baldrian. Opium, Ammonium, Hirschhornöl; mit Schwefelsäure, Essig, China u. s. w.) bald mit Salzen (Salpeter, Salmiak, Brechweinstein).
Die Dosis ist für die grösseren Haustliiere von Vj —2 Drachmen; sie muss bei der schnell vorübergehenden Wirkung öfter wiederholt werden. Kleinern Hausthieren gibt man 1--10 Gran. Der Kamphor muss jeden­falls so fein als möglich zertheilt werden.
Die zweckmässigste Form ist entweder die flüssige (ein schleimhal-tiges Infusum, dem man den in Weingeist aufgelösten Kamphor zusetzt, oder eine Emulsion), oder die Latwerge-Form, zu welcher der Kamphor mit etwas Weingeist in ein feines Pulver verwandelt wird.
Um die Dosis genauer bestimmen zu können, ist auch die (weiche) Pillenform zulässig, wobei die Pille stark mit Mehl zu bestreuen ist. Gröbere Kamphorstückchen, die mit der Maul- oder Darmschleimhaut längere Zeit in Berührung bleiben, erregen daselbst Entzündung und selbst Geschwüre.
Die äussere Anwendung des Kamphors als eines Reizmittels für die Haut, ferner zur Zertheilung von ergossenen Flüssigkeiten im Zellgewebe, von altem Verhärtungen und unempfindliclien Geschwülsten, bei Rheuma­tismus, auf brandige Stellen u. s. w., findet fast noch häufiger statt, als dessen innerer Gebrauch. Er passt jedoch nicht bei ganz frischen, und sehr empfindlichen Entzündungen.
Zu Einreibungen wendet man den
Spiritus camphoratus, Kamphorgeist aus 1 Theil Kam­phor und 12 Theilen Weingeist von 21deg; B. an; *) man verstärkt denselben durch Zusatz von Salmiakgeist oder Terpentinöl.
Gegen verhärtete Geschwülste ist das Kamphorliniment Lini-mentum volatile camphoratum aus 1 Drachme Kamphor auf 1 Unze flüchtiges Liniment, (s. bei Salmiakgeist) anwendbar.
') Der Kamphorgeist der österreichischen Pharmacopiie enthält doppel*; so viel Kamphor; der fraiizüsische dagegen nur 1 Theil auf 32 Theile Weingaist.
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Cantharides.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;45'
Die gegen Euterentzündung der Kühe sehr wirksame Euter­salbe wird aus 1 — 2 Drachmen Kamphor auf 1 Unze Unguentum althaeae oder Schvveinfett bereitet.
Das unter dem Namen Opodeldoc, Liimnentum saponis compositum (s. Ein. saponato-camphoratum), bekannte Einiment gegen Verstauchungen und nachherige Schwäche der Gelenke, rheu­matische Affectionen u. dgl. wird nach der Eondoner Veterii.är-Pharmacopöe bereitet: aus 4 Unzen weisser Seife (Kali-Seife), 1 LTnze Kamphor, beide in 40 Unzen quot;Weingeist aufgelöst und dann 10 Unzen Eiquor amraonii caustici hinzugesetzt.
Man setzt endlich den Kamphor manchmal der grauen Quek-silbersalbe bei, oder wendet ihn als Einstreupulver (mit Arnica, Eichenrinde, China u. dgl.) in Wunden an.
Formeln für die innere Anwendung des Kamphors:
Nr. 1. R. Camphorae pulver. Dr. I.
Nitri depurat. Unc. '/j.
M. dent. tal. dos. Nr. IV. S. Alle 2 Stunden ein
Pulver mit Wachholder- Gesälz zu geben. Im
Starrkrampf. Nr. 2. R. Camphorae pulv. Dr. 4—6.
Rad. arnicae (angelicae, valerianae) pulv.
Farin. sera, lini ana. Unc. 3.
Aq. fontan. q. s. fiant pill. VI. D. S. Täglich 4
Pillen. Gegen Torpor.
Cantharides.
Spanifdje dTiegcn.
Franz. Cantharide offleinale, mouche d'Espagne. Engl. Cantharides , Spanisch or blistering Fly.
Die spanischen Fliegen sind in den wärmern Ländern Europas z.B. Spanien, Sicilien, Ungarn zu Hause, kommen aber auch in warmen Sommern in Deutschland in ziemlicher Menge vor. Sie halten sich von Juni bis August auf Eschen, Pappeln, Weiden, Syringen auf und werden des Morgens früh von denselben in unter­gebreitete Tücher abgeschüttelt, sodann durch Essig oder Schwefel­dämpfe oder durch Hitze getödtet und getrocknet.
Das Insekt (Eytta vesicatoria Fabr., Meloe vesicatorius E., Old. Coleoptera. Famil. Trachelides) ist käferartig, 6 — 10 Ein. lang, schmal, hat grüne Flügeldecken mit Goldglanz, darunter braune durchsichtige Flügel, eilfgliedrige, schwarze Fühlhörner, halbsolang als der Körper, 6 schwarze, blauschimmernde Füsse. Der Geruch
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46nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Cantharides.
ist widrig und stark, der Geschmack scharf, brennend. Das Pulver ist gelbbraun, mit vielen glänzend grünen Theilchen.
Man zieht die ganzen, kleineren, gut getrockneten, frischen Canthariden vor; häufig sind sie von in grosser Menge darauf lebenden Milben (Anthrenus muscarum) zerfressen, welche jedoch den wirksamen, scharfen Stoff nicht zu verzehren scheinen.
Eine Verfälschung der spanischen Fliege durch ähnlich aus­sehende andere Käfer (z. B. Ceramby.x) ist durch genaue Verglei-chung derselben leicht zu erkennen; der Goldkäfer (Carabus au-ratus) ist viel breiter als die Cantharide, der sog. Feuerstebler viel grosser.
Der wirksame Stoff in der Cantharide ist Cantharidin genannt worden, er sieht dem Wallrath ähnlich und lässt sich durch Aether ausziehen, in Verbindung mit einem im Körper des Insects ent­haltenen fetten und flüchtigen Ocle ist er auch in heissem Wasser, Weingeist und fetten Oelen auflöslich.
Die Anwendung der Canthariden ist meist äusserlich als reizendes, blasenziehendes Mittel; es übertrifft in dieser Wirkung die andern gebräuch­lichen scharfen Mittel dadurch, dass es sicherer wirkt und nicht leicht den Haarwuchs zerstört. Seine Anwendung bringt auf der Haut oberflächliche Entzündung, Ausschwitzen von Serum (selten in eigentlichen Blasen), Ab­lösen der Oberhaut und später Ausgehen der Haare hervor; durch mehr­malige Application auf dieselbe Stelle oder Zusatz von Euphorbium, Brech­weinstein , Sublimat oder Arsenik wird seine Wirkung verstärkt (geht aber leicht zu tief und zerstört die Lederhaut), durch Zusatz von Kampbor da­gegen gemildert. Es bildet den Hauplbestancltheil der Blasenpdaster, Blasen­salben, scharfen Oele u. dgl. (s. Emplastrum acre, Unguent, cantharid.).
Die Londoner Veterinär-Pharmacopöe hat auch einen Canthariden-Sssig, Acetum canfharidis, aus 1 Theli spanische Fliegen und 8 Theilen verdünnter Essigsäure durch 14 tägiges Digeriren und nachheriges Filtriren bereitet. Ferner ein Canthariden-Oel, Oleum cantharidis, welches aus 1 Theil Canthariden und 8 Theilen Olivenöl durch zweistündiges Dige­riren im Wasserbade und nachheriges Filtriren dargestellt wird. *) Beide Präparate sind schwächer als die spanische Fliegensalbe (s. Ungt. canttar.)
Innerlich werden die Canthariden wegen ihrer reizenden Wirkung auf die Maul- und Magen-Schleimhaut, sowie auf die Harnorgane, besonders die Harnblase, selten gebraucht. Vines empflehft sie zu 5 — 8 Gran täg­lich mit bittern Mitteln in veralteter Wassersucht, im Rotz und Wurm. An­dere wenden sie als harntreibendes Mittel und bei Kühen zur Erregung der
') Die Vorschrift von Delafond und Lassaigne hat nur 4 Unzen auf 4 Pfund Oel.
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Carbo animalis.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 47
Brunst (in ziemlich grossen Gaben) an; allein der Erfolg ist uns;clier und nicht selten entsteht heftige Entzündung des Maules, Darms oder des Blasen­halses , die selbst den Tod zur Folge haben kann.
Jedenfalls ist bei innerlicher Verordnung das Cantharidenpulver mit viel Schleim u. dgl. (z. B. von Leinsamen) und so anzuwenden. dass nichts davon im Maul zurückbleibe. Die Pillenform und das Einwickeln der Pillen in Papier werden hiezu empfohlen.
For mein:
R. Cantharid. pulv. Dr. '/gt; —2. Rad. calam. arom. pulv.
— altheae pulv. ana. Unc. 1—2. Aq. fontan. q. s. fiant pill, quatuor. D. S. Täglich 1—2 Pillen. In verdächtiger Druse oder in chron. Rotz.
Carbo animalis.
iKjierifdje Jiof)fc.
Carbo Ossiiim. Kiiothcnkohlc Franz. Poudre de cliarbon. £71^2, Char coal, Yvory-Blact.
Man bereitet die thicrische Kohle durch Trocknen, Rösten und Verkohlen von thierischen Theilen, z. B. Fleisch. Gewöhn­lich wendet man in der Thierheilkunde Knochenkohle (sog. schwar­zes gebranntes Elfenbein, Ebur ustmn nigvum, Spodium, Cornu Cervi ustmn nigrum) als die wohlfeilste Sorte au, welche im Grossen zum Gebrauch in den Gewerben hergestellt wird. Diese Sorte enthält ausser eigentlich thierischer Kohle noch mehr oder weniger phosphorsauren und kohlensauren Kalk, welcher sich übrigens durch Digeriren mit '/ig Salzsäure, Auswaschen des Rückstandes u. s. w. entfernen lässt.
Das Pulver der Knochenkohle stellt eine tief schwarze, ziemlich schwere, geruchlose Substanz dar, welche in einem hohen Grade die Eigenschaft be­sitzt, Gasarten und gewisse organische FarbstolTe anzuziehen. Die thierische Kohle leistet hiebei mehr als die, Fflanzenkohle, und ihre absorbirende Eigenschaft ist amgrössten, wenn sie frisch bereitet und sehr fein pulveri-sirt ist. Metallisch glänzende Kohle ist weit weniger wirksam.
Die innerliche Anwendung der (hierischen Kohle findet bei Zersetzung der Säfte z. B. in Faulfiebern, bei Vereiterung der Lunge, stinkender Diar­rhöe, Darmgeschwüren, Krankheiten der Lymphdrüsen- (besonders des Gekröses) u. s. w. statt. Man verbindet sie hiebei mit bittern, gewürz­haften Mitteln, mit Theer, seltener mit Schwefel, oder mit kleinen Gaben
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Catechu.
von Chlorkalk. Die Dosis für grössere Hausthiere ist '/,—1 Unze des Tages 2 — 3 mal; die bequemste Form die Pillenform.
Aeusserlich wendet man das Kohlenpulver zum Einstreuen in unreine, stinkende Geschwüre, bei ßrand, Krebs u. s. w. an, um die üble Beschaf­fenheit der abgesonderten Jauche zu verbessern. Bei verdächtigem Nasen-ausfluss kann man die Pferde Kohlenstaub (von gepulverter Holzkohle) ein-athmen lassen, indem man ihnen denselben in einem Futterbeutel vorhängt; das Einblasen des Kohlenpulvers in die Nase ist weniger zweckmässig.
Der Ofenruss, Fuligo spien de ns, enthält ausser Kohle noch empyrcumatischcs Oel, Holzessig, Kreosot, einen bittern Stoff und einige alcalinische Salze, seine Wirkung steht zwischen der des Theers und der Wirkung der Kohle; er wird innerlich gegen Eingeweidewürmer, äusserlich auf alte Geschwüre, Flechten, sowie als adstringirender Zusatz zu den Lehm-Umschlägen um die Hufe der Pferde gebraucht.
Catechu.
Cafecfju.
Terra Catechu s. japonica. Japanische Erde. Franz. Cachou, Sue ou terre de Japou. Engl. Extract of Catechu.
Ein in Ostindien einheimischer Baum, Acacia Catechu W. (Cl. Polygamia Monoecia, Fam. Leguminosae) liefert das meiste Catechu. Eine Sorte dieses Extracts soll aus der grünen Schale der Früchte der Areca-Palme (Areca Catechu L.) erhalten weiden. Die Bereitung des Catechu besteht im Auskochen des innern Holzes derAcacie; das Decoct wird theils am Feuer, theils an der Sonne bis zur Trockenheit eingedickt.
Es kommt im Handel entweder in zolldicken würfelförmigen zerreiblichen Stücken von blassbrauner Farbe (Bengalisches Catechu) oder in flachen, viereckigen oder runden, dunkel- oder röthlich-braunen, im Bruche chocoladefarbenen Kuchen (Bombay-Katechu) vor. Es ist geruchlos, schmeckt stark zusammenziehend, nachher schwach süsslich, und soll sich in Wasser oder Weingeist beinahe ganz auflösen. Das in würfelförmigen Stücken als Gutta Gambir in den Handel kommende auf dem Wasser schwimmende Catechu soll aus den Blättern von Nauclea Gambir (Rubiaceae J.) bereitet werden. Die württemb. Pharm. lässt nur das sogenannte ostindische Catechu zu.
Die Bestandtheile des Bengalischen Catechu sind: 48,5 eisen­grünender Gerbestoff, 36,5 oxydirter Extractivstoff (Gerbestoff), 8,0 Gummi und 7,0 Kalk, Thonerde und Sand. Das Bombay-Catechu
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Chloroformlum.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 49
dagegen enthält 54,5 eisengrünenden Gerbestofl', 34,0 oxydirten Extractivstoff, 6,5 Gummi, 5,0 Kalk, Thonerde und Sand. Somit ist die letztere Sorte die gehaltreichere. Schwefel-Aether soll aus den besten Sorten bis zu 53, aus den geringsten 28 Proc. ge­trockneten Gerbestoff ausziehen.
Es sollen manchmal würfelförmige Stücke von Thon mit einem adstringirenden Decoct geförbt, als Catechu im Handel vorkommen.
Das Catecliu-Extract wirkt sehr adstringireud; es hat vor dem zusam­menziehenden Stoff der Eichenrinde den Vorzug leichter verdauüch zu sein, und eignet sich daher mehr für den innerlichen Gebrauch.
Man benutzt das Catechu meist gegen zu starke Absonderung der Schleimhäute aus Erschlaffung, in Diarrhöeen, Blutfliissen u. s. w. Die Dosis ist I — 2 Drachmen für grössere Hausthiere, entweder in flüssiger Form oder in Pillen und Latwergeform.
Die Verbindungen, in welchen es gegeben wird, sind theils gewürz­hafte Stoffe, theils Opium , Bilsenkraut und absorbirende Mittel, wie Kreide, gebrannte Magnesia orter Kalk. In dieser letzteren Verbindung wird es gegen den säuerlich riechenden Durchfall der Saugkälber empfohlen (s. bei Calcaria usta.)
Chlorofoimium.
Cljroroform.
Formylchlorld , Chlorformyl, Chloraetherid. Franz. und Engl. Chloroforme. Chemische Formel: C^HCl' oder FoCl3.
Das Chloroform ist ein erst in neuester Zeit angewendeter Stoff; von seiner Grundlage, dem in der Ameisensäure (Acidum formicum) enthaltenen Radical (Formyl = C^H), welches jedoch bisher nicht isolirt dargestellt worden, hat es den Namen erhalten; es ist eine Verbindung desselben mit Chlor, welche durch Destil­lation von Weingeist und einer gesättigten Chlorkalkauflösung be­reitet wird. Die übergegangene Flüssigkeit ist farblos, riecht äthe­risch (nach Aepfel), schmeckt süsslich, siedet bei 61deg; C, brennt nicht an der Luft, verbindet sich leicht mit Weingeist und Aether, aber nicht mit Wasser, und wird durch die Einwirkung der Luft und des Lichts zersetzt. Seine Bestandtheile sind 10,08 Kohlen­stoff, 0,84 Wasserstoff und 89,08 Chlor. Spec. Gew. = 1,480.
Das Chloroform wird als schmerzstillendes, betäubendes Mittel, meist in Dampf-Form angewendet. Es bringt bei den Thieren nach kurzer Zeit (in wenigen Minuten) eine solche Gefühllosigkeit hervor, dass man an ihnen wie am Cadaver operiren kann. Dies ist für einige Operationen (z. B. der
Hering, Arzneimittel. 2. Aufl.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 4
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Colophonlum.
Hernien) von unschätzbarem Wertlie. Man tropft das Chloroform auf einen Schwamm oder Wergbausch und hält ihn demThiere vor die Nase oder steckt ihn grössern Thieren in das eine Nasenloch. Nach R e y sollen 7 — 8 Tropfen für einen Hund, 20 Tropfen für ein Pferd hinreichen; allein Andere haben l — 3 Unzen gebraucht um ein Pferd völlig bewusstlos zu machen. Es kommt viel darauf an, ob mehr oder weniger Chloroform verloren geht; jedenfalls darf die atmosphärische Luft nicht ganz ausgeschlossen werden. Gegen Starrkrampf, Tobsucht u. s. w. ist das Chloroform, jedoch ohne sicheren Erfolg versucht worden. Es ist weit theurer als der zu diesem Zwecke dienende Aether, allein man braucht weniger und es wirkt schneller. Kleine Hausthiere erfordern viel Vorsicht, damit das Chloroform nicht tödtlich wirke.
Colophonium.
fleiocufjai-j.
Franz. Colophan, Arcanson, Brai sec. Engl. Resin.
Das Colophonium bleibt als Rückstand nach der Bereitung des Terpentinöls (s. d.). AVenn nämlich von dem Terpentin das flüchtige Oel abdestillirt ist, bleibt eine bräunliche, sauerstoffhaltige Masse von 1,07—1,08 spec. Gewicht zurück, welche beim Erkalten brüchig und durchscheinend wird; sie ist selten ganz geruch- und geschmacklos, sondern enthält oft noch eine Spur von Terpentinöl. Im Wasser ist das Colophonium unauflöslich, dagegen löst es sich leicht im Weingeist, Aether, flüchtigen und fetten Oelen auf, Meh­rere Säuren verbinden sich mit ihm und die alkalische Lauge bildet damit eine seifenartige Auflösung.
In der Hitze (bei lOSquot; R.) schmilzt das Colophon, angezündet brennt es mit Flamme und vielem Russ.
Wenn der Rückstand des Terpentins ohne Zusatz von Wasser zur Trockne abgedampft worden ist, hat das entstandene Colopho­nium ein bernsteinähnliches, durchschimmerndes Aussehen; wenn aber in die dickflüssige Masse (sog. gekochter Terpentin, Terebin-thina coeta) Wasser eingerührt wurde, ist der Rückstand undurch­sichtig, bräunlichgelb (gelbes Harz, Fix. v. Resina flava, Kübelharz).
Das im Handel vorkommende Colophonium ist meist aus dem südlichen Frankreich, wo es mit dem Terpentinöl u. s. w. im Gros­sen bereitet wird.
Eine Verfälschung des Colophonium ist bei dem geringen Preise desselben nicht zu erwarten, wohl aber können ihm Unreinigkeiten, Holz, Steine u. dgl. aus Nachlässigkeit beigemischt sein.
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Cortex chlnae.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 51
Innerlich wird das Colophonium bei den grössern Hanstliieren als harntreibendes Mittel (gelinder als der Terpentin) zu '/'ä-gt; L'nze pro Dosi meist in Pillenform angewendet. Man verbindet es häufig mit Salzen, z. B. Salmiak, ßrechweinstein, und nimmt als Bindemittel Oelseife oder Lein­samen-Mehl und Wasser.
Die „dluretische Massequot; der Londoner Veter.-Pharmacopöe besteht aus: Colophon, Nilrum und venet. Seife, von jedem gleicheiel, und wird zu 1 — 1 '/#9632;gt; Unze schweren Pillen gemacht. Im zweiten Stadium der In­fluenza (rheumatisch-catarrhalische Form) wendet man an hiesiger Schule Pillen aus l/a Unze Colophon-Pulver, 1—2 Dr. Salmiak und ll., Unze Lein­samen-Mehl (täglich 3 — 4 Stück) an.
Das Colophon ist ein Bestandtheil mehrerer Pflaster und Salben, die jedoch in der Thierheilkunde wenig gebräuchlich sind; eine sehr einfache Digestiv-Salbe lässt sich aus 2 Theilen Colophon und 4 Theilen Schweine­fett durch Zusammenschmelzen bereiten.
Pulvis colophonii compositus. Als blutstillendes Mit­tel wirkt das Colophonpulver dadurch, dass es sich mit dem Blut zu einer Masse verbindet, die die blutenden Oeffnungen der Ge-fässe verklebt; sie ist hauptsächlich gegen Blutungen aus (meh­reren) kleinen Gefässen anwendbar. Eine Mischung aus 1 Theil Colophon, 2 Theilen Gummi arable, und 1 Theil Kohle (alles fein gepulvert) wird zu diesem Zwecke unter obigem Namen empfohlen.
Cortex chinae.
rfieöerriubc.
Cortex cinchonae, C. peruvianus. CbinA-Rinde. Frans. Ecorce de quinquina.
Engl. Quina or Cinchona bark. (Die englischen .Schriftsteller brauchen oft blos das Wort Bark (Rinde) für China-Rinde).
Von mehreren Arten der Gattung Cinchona (Cl. Fentandria monogynia, Farn. Rubiaceae) erhält man im Handel verschiedene Sorten der Chinarinde, welche theils nach dem Ursprung derselben (China Loxa, Ch. Huanuco, Ch. Calysaya u. s. w.), theils nach der Farbe (China flava, fusca, grisea, rubra) benannt werden. Die Bäume, welche die Fieberrinde liefern , sind im südlichen Amerika zu Hause. Bei den sehr verschiedenen Sorten der China ist eine Beschreibung derselben um so mehr hier überflüssig, als der Preis guter Sorten immer noch so hoch ist, dass dieselben in der thier-ärztlichen Praxis blos bei Thieren von hohem Werth, oder bei den kleinern Species, welche geringere Gaben bedürfen, angewendet werden können. Die China flava oder de Carthagena ist die wohl-
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Cortex chlnae.
feilste Sorte. Die Bestandtheile der Chinarinde sind ausser der Pflanzenfaser, welche in den dicken holzigen Stücken mehr beträgt, als in den feinern und dünnen: zwei vegetabilische Alealien, näm­lich das Chinin und das Cinchonin, Gerbestoff, Chinasäure, ver­schiedene Farbstoffe, Fett, Gummi, Stärkmehl, Kalk. Die würtb. Pharm. hat drei officinelle Sorten, nämlich die graue (Huanuco), die rothe und die Königs-Chinarinde (Calisaya).
Je nachdem die Cliinasorte reicher an Alcoloiden oder an adstringi-rendem StoiT ist, wirkt sie rnelir fieberwidrig und stärkend , oder mehr fäul­nisswidrig und zusammenzieliend. Als stärkendes Mittel ist die Fieber­rinde besonders dadurch ausgezeichnet, dass sie das Gefässsystem nicht reizt. Als speeiflsches Mittel gegen Wechselfleber ist sie bei der Selten­heit dieser Krankheitsfonn in der Thierheilkunde entbehrlich; als fäulniss-widriges Mittel kann sie, insbesondere äusserlich, durch wohlfeilere er­setzt werden. Dagegen ist sie bei reiner Nervenschwäche oder gesunkener Lebenskraft, besonders in der Reconvalescenz, nach nervösen Krankheiten, bei Neigung zur Entmischung der Säfte in fauligen Fiebern u. s. w. von gros-sem Werthe. Sie wird entweder in Pulver und Latwergeform oder besser als Decoct in der Dosis von '/„— 1 Unze bei Pferden, und in verhältnissmäs-siger Gabe bei Hunden angewendet.
Die Präparate der China, z. B. das schwefelsaure Chinin, das China-Extract u. s. w. sind ihres hohen Preises wegen noch weniger anwendbar als die Rinde selbst. Die englischen und französischen Thierärzte wenden die Chininsalze nicht selten an; Delafond und Lassaigne empfehlen das rohe Chinin statt des schwefelsauren zunehmen, weil ersteres wohlfeiler und geschmacklos ist, letzteres aber sehr bitter schmeckt. Zu den daraus gefertigten Pillen soll man etwas verdünnte Schwefel- oder Salzsäure mischen, um das Chinin auflöslicher zu machen. Von letzterem nimmt man nur den achten bis zwölften Theil der Rinde. Dagegen könnte in manchen Krankheitsformen mit vorherrschender irritabler Schwäche insbe­sondere vom Darmcanal ausgehend, die viel wohlfeilere '
Cortex cascarillae, Cascarillrinde (von Croton EhUheria Sw.) sehr am Platze sein; sie ist jedoch bei den Thieren noch wenig versucht. Sie enthält ausser Gerbstoff einen krystallisirenden Bitterstoff (Cascarillin) welcher dem Salicin verwandt ist. Die Dosis dürfte bei Pferden '/, Unze und darüber und die zweckmässigete Form die Pille oder das Decoct sein. Das Kochen darf jedoch, wegen des Gehalts an flüchtigen Stoffen nicht lange fortgesetzt werden.
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Cortex quercus.
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Cortex quercus.
(Eidjenrinöe. Franz. Ecorce de chene. Engl. Oak-bark.
Die Rinde jüngerer Zweige der Stein- und Stieleiche, Quer­cus Robur und pedunculata L. (Cl. Monoecia polyandria; Farn. Amentaceae, Ord: Cupulifeiae); sie wird im Frühjahr gesammelt, ist aussen bräunlich grau, innen gelblich, getrocknet braunroth, besitzt einen sehr herben, bitterlichen Geschmack und riecht nach Gerberlohe. Ihre Bestandtheile sind: Gerbestoff, Gallussäure, ein eigenthümlicher Extractivstoff, Weichharz, Eichenroth und Salze. Die innere weisse Rinde der Eiche enthält 15—16 Procent, Gerb­stoff, die gefärbte innere Rinde nur 4 Frocent, die ganze Rinde 6,3 Procent (nach Andern 7—23 Procent).
Der Gerbstoff (Gerbesäure) lässt sich mit Wasser, Weingeist und Aether ausziehen und ist der wirksame Bestandtheil der Eichen­rinde ; er ist geruchlos, schmeckt zusammenziehend, röthet Lacraus, fällt die Auflösung von Säuren, Eiweiss, Schleim, Käsestoff, Stärke­mehl, sowie die meisten Metallsalze (z. B. die Eisenoxydsalze schwarzblau (Dinte) oder graugrün). Viele andere einheimische Pflanzen enthalten Gerbstoff, obwohl in geringerer Menge als die Eichenrinde, und können daher an ihrer Stelle benützt werden, z. B. die Tormentillwurzel, die Weiden-, Castanien- und Ulmen-Rinde, die Rinde und Zapfen der Tannen und Fichten, die Kämme der Weintrauben, die Blätter des Sumachbaums (Rhus coriaria, welcher häufig zur Zierde gepflanzt wird). Am meisten Gerbestoff enthalten die bessern Sorten der Galläpfel (z. B. die von Aleppo 26—40 Procent). Der Gerbestoff geht mit vielen thierischen Stoffen chemische Verbindungen ein, und schützt sie dadurch vor Zer­setzung. (Gerben der Häute).
Man wendet die Eichenrinde fheils in Pulverform, theils in Abkochung innerlich und äusserlich als zusammenziehendes, fäulnissvvidriges Mittel bei ErschlalTung, zu starken Secretionen von Schwäche herrührend, bei Blutungen, in jauchige Geschwüre, beim Brand u. s. w. an. Entzündliche Zustände, so wie heftiger Schmerz der kranken Theile, verbieten in der Regel die Anwendung adstringirender Mittel.
Man verbindet die Eichenrinde (z. B. als Decoct innerlich) bald mit schleimigen und besänftigenden Mitteln (z. B. in der Diarrhöe), bald mit Reizmitteln wie Camphor. Terpentinöl und Mineralsäuren O'n fauligen Fiebern, Milzbrand); in innerlichen Blutungen gibt man ein starkes Decoct für sich allein, aber in ziemlicher Menge. In jauchige und brandige Wunden streut man das feine Pulver mit Kohle, Camphor u. dgl. oder wascht sie mit einem
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54nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Cortex äalicls.
Decoct von Eichenrinde und gewürzhaften Pflanzen mit Zusatz von Wein oder Branntwein. Zu Bähungen, Bädern u. dgl. kann man statt der ge­schnittenen Eichenrinde (Cort. quere, concis.), die wohlfeilere Gerberlohe (auf Mühlen grob gemahlene Eichenrinde) nehmen. Die Abkochungen der Eichenrinde (I Unze auf 1 —2 Pfund Colatur) müssen längere Zeit gekocht werden, wenn das wirksame Princip gehörig ausgezogen werden soll. Die Dosis des Pulvers ist für Pferde und Rindvieh ll21 Unze. (Die Früchte der Eiche (Eicheln, Glandes quercus) werden als Futter besonders Schweinen und Schafen, vorzugsweise propbylactisch gegen Wassersucht, Wurmbildung u. s. w. mit Nutzen gereicht; die Früchte der Rosskasta­nie könnten ebenso verwendet werden.)
'#9632;quot;#9632;
Cortex salicis. Weibenrinbe.
Franz. Ecorce de saule. Engt. quot;Willow-bark.
Verschiedene Arten der Weide, namentlich die Bruchweide (Salis fragilis L.), die Lorbeerweide (Salix pentandra), sowie die Silber- und Purpurweide (Salix alba, purpurea) (Cl. Dioecia Diandria, Fam. Amentaceae Ürd. Salicineae) liefern die officinelle Weidenrinde.
Man hat darauf zu sehen, dass sie im Frühjahr eingesammelt und nicht von zu alten Acsten genommen wird. Sie ist röthlich braun oder graulich, glatt und glänzend, innen gelblich, hat einen gewürzhaft bittern, zusammenziehenden Geschmack und enthält ausser Pflanzenfaser, Gerbstoff(3—16 Procent), rothbraunes Harz, wachsartiges Fett, gelben bittern Farbstoff, Gummi, eine Säure und ein unter dem Namen Salicin bekanntes Alcaloid.
Die Wirkung der Weidenrinde ist stärkend, zusammerziehend, fäulnisswidrig und steht zwischen der Eichenrinde und der China, welch letztere sie noch am ehesten unter den verschiedenen in­ländischen Surrogaten ersetzt.
Man wendet sie als Decoct sowohl innerlich als äusserlich, ferner in Pulverform äusserlich in jauchige Geschwüre u. dgl. an. Zum innerlichen Gebrauch nimmt man 1 Unze auf 1'/._. Pfd. Wasser und lässt es aur' 1 Pfd. einkochen; als passende Zusätze sind theils gewürzhaftc Kräuter, theils Reizmittel wie Branntwein, Camphor, auch .Mineralsäuren anzusehen.
Formeln: Nr. 1. R. Decoct, cort. salicis Unc. 12. Spir. Camphorat. Unc. 1. Acid, sulphuric, cone. Dr. 2. MDS. Als Einschütt, täglich 3 mal. In fauligen Fiebern,
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Emplastrum acre.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 55
Nr. 2. R. Alumin. crud. Unc. '/a-
Cort. sali eis. pul v. Unc. 1.
MD. in 3plo. S. In 24 Stunden zu verbrauchen.
Im asthenischen Blutharnen.
Emplastrum acre.
Sdjurfes lJfTn(ler. emijfifdje.s 'jrfrn.rter.
Die gewöhnlichen Pflaster sind in der Thierheilkunde nicht anwendbar, weil sie bei den Bewegungen der Thiere nicht fest genug kleben, auch die Haut im Allgemeinen zu wenig empfind­lich für Arzneistoffe, mit Ausnahme der scharfen, ist.
Nur ein Pflaster ist, und zwar sehr häufig im Gebrauche, da es besonders bei Pferden auf indolente Geschwülste, nament­lich aber auf Egt;:ostosen angewendet, öfters von entschiedenem Nutzen ist. Durch seine langsame aber länger fortdauernde Wir­kung hat es in solchen Fällen den Vorzug vor den Canthariden-oder andern scharfen Salben, so wie vor dein Feuer durch die Vermeidung bleibend sichtbarer Narben.
Die etwas complicirte, aber durch ihre guten Eigenschaften erprobte Formel ist folgende:
Pulvis gummi euphorbii, cantharid. v. j. 2 Unzen. Pix bur-gundica, Mastix, Colophoniuin, Emplastrum croci, Terebinthina veneta v. j. 1 Unze. Pix nigra 6 Unzen.
Das Pech, Harz und Colophonium werden bei gelindem Feuer geschmolzen, hierauf der Mastix, das Safranpflaster und der Ter­pentin hinzugethan, und in die ganze vom Feuer entfernte Masse zuletzt das Euphorbium und Cantharidenpulver eingerührt. Dieses Pflaster wird gerne zu spröde; man wird daher mit Nutzen einen Theil des Peches durch Terpentin ersetzen.
Man kann aus diesem Pflaster vor dem Erkalten fingerdicke Stangen machen, um nach Belieben mehr oder weniger davon ab­nehmen zu können.
Her twig führt folgende Formel an, welche mit obiger viele Aelmlichkeit hat, aber mehr, nämlich ungefähr % Canthariden dagegen nur V,, Euphorbium (jenes aber l/8 Canthar. und '/g Euphorb.) enthält.
Cantharidenpulver 13 Drachmen, Burgund. Pech 11 Drach­men, Euphorbium 3 Drachmen, Mastix, Colophon, Safranpflaster, Terpentin, schwarzes Pech, armenischen Bolus von jedem 6 Dr.
Dieses Pflaster sieht rothbraun, jenes beinahe schwarz aus.
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Kxtractum aconiti.
Bei der Anwendung wird ein Stück des Pflasters in warmem Wasser erweicht und mit den nassen Fingern dem kranken Theil enlsprechend aus­gedehnt, auf welchen es geiegt werden soll; nachdem daselbst die Haare gut abgeschoren sind, wird das Pflaster einige Zeit mit der Hand auf die Haut angedrückt, bis es daran hängen bleibt, sodann durch Annäherung eines erhitzten (aber nicht rothglühenden) Eisens erweicht und noch fester angedrückt, besonders aber an den Rändern mittelst Berührung mit dem Eisen gut angeklebt und zuletzt die Oberfläche des Pflasters mit kurz ge­schnittenem Werg bedeckt, damit nicht Stroh u. dgl. sich daran anhänge.
Das Pflaster bleibt liegen bis es sammt dem erzeugten Schorfe von selbst abfällt (wozu 20 — 30 Tage erforderlich sind).
Wenn das Pflaster bei der Bereitung zu sehr erhitzt worden ist, ver­liert es an Klebrigkeit, reizt weniger und wird wegen seiner Sprödigkeit zu bald abfallen.
Die französischen Thierärzte nennen diese Pechpflaster Charges, und führen zertheilende, reizende u. s. w. an. Als Charge irritante ist bei Tabourin folgende aufgeführt: Canthariden 40 Thl., burgundisches Harz 35, Euphorbium 10, Mastix, Colophonium, Terpentin, Thonerde (Bolus) von jedem 20 Thl. Es wird geschmolzen und auf den von Haaren ent-blössten Theil aufgegossen.
Extractum aconiti.
CifenfjutcEtracf.
Franz. Extrait d'aconit ou de Napel, Tue loup. Engl. Extract of Monksliood.
Die Pflanze, deren Blätter (Herba aconiti) auch officinell, in der Thierkeilkunde aber wenig gebräuchlich sind, 1st eigentlich das auf waldigen Gebirgen und Wiesen Deutschlands wild wachsende Aeonitum Napellus L. (Cl. Polyandria Trigynia; Fara. Ranuncu-laceae); in mehreren Pharmacopöeen Deutschlands sind jedoch auch andere Species dieser Gattung, z. B. A. neomontanum Willd., Cammarum L., vulgäre, neubergense et panniculatum Dec, tauricum Willd., als solche die Herba Aconiti liefern angenommen. Sämmt-liche sind zweijährig oder perennirend, haben einen 3—4' hohen und höhern Stengel, zerschnittene oder in mehrere Lappen ge-theilte, meist glänzend grüne Blätter und sehr schöne blaue Blumen deren oberstes Blatt, unter welchem zwei kappenförmige Honigge-fässe sich befinden, helmförmig gewölbt ist, (daher Eisenhut). Verwechslung soll mit den Blättern des Aeonitum Lycoctonum (welches gelb blüht) und des Delphinium elatum (welche weniger tief eingeschnitten sind) vorkommen.
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Eitractum belladonnae.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 57
Die ganze Pflanze ist durch ihre Schärfe und betäubende Eigenschaft ausgezeichnet, und die Wurzel (besonders ein neben derselben im Herbst sich bildender Knollen) soll noch wirksamer sein als das Kraut. Letzteres muss grün, nicht braun, verbleicht oder schimmlicbt sein und (wenigstens bei A. Napellus) einen beis-send scharfen Geschmack besitzen. Die Bestandtheile desselben sind: Aconitin, scharfer flüchtiger Stoff, bitterer Extract!vstoif, Chlorophyll, Gummi, Eiweiss u. s. w. Die frischen Blätter ent­halten 83 Procent Wasser und 15 Procent Pflanzenfaser: ein Pfund derselben gibt durch Auspressen u. s. w. etwa, l'/^ Unzen Extract.
Das Extract wird gewöhnlich aus dem frischen Kraute mit­telst Zerstampfen, Auspressen, Digeriren des Rückstandes mit lauem Wasser, Eindicken u. s. w. bereitet. Wo jedoch das Extract auch mit Hülfe von Weingeist bereitet und durch Abscheiden des Pflan-zen-Eiweisses und des Satzmehls von unwirksamen Bestandtheilen befreit wird, erhält man ein weit wirksameres Präparat, von wel­chem man nur die Hälfte oder zwei Dritttheile der Dosis des ge­wöhnlichen Extr. aconiti e succo parat, bedarf.
Das Eisenhutextract ist durchscheinend, im frischen Zustand grünbraun, später rothbrauu, hat einen scharfen, brennenden, lange zurückbleibenden Geschmack und rauss mit Wasser eine klare, roth- oder grünbraune Auflösung geben.
Man schreibt dem Aconit eine besondere Wirksamkeit in entzündlich-rheumatischen Krankheiten zu; mehr erprobt ist seine Wirksamkeit gegen gesteigerte Thätigkeit im Gefässsystem (Fieber und Entzündungen) bei schwächlichen, sehr reizbaren Individuen; daher ersetzt es häutig den Aderlass bei sehr jungen Thieren (z. B. Saugfüllen). Die Dosis ist von 15 — 30 Gran in Pillen- oder Latwergeform mit Nitrum, Sal mirab. oder amarum, (auch mit Tartarus emeticus, Schwefel oder Calomel) und einem süssen oder schleimigen Bindemittel. In Frankreich wendet man auch die Aconittinctur in der (sehr schwachen) Dosis von 20 Tropfen an gegen innere Entzündungen, Krämpfe u. s. w.
Extractiira belladonnae.
üofTfürfcOciicEfracf.
frans. Extrait de belladonne.
Engl. Extract of deadly Nightshade.
Die Pflanze, von welcher das Extract bereitet wird, ist bei dem, ebenfalls officinellen Kraut (s. Herba belladonnae) beschrieben.
Das Extract wird aus den frischen Blättern der Tollkirsche auf dieselbe Weise erhalten, wie das Aconitextract, und es ist
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58nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Extractum hyoscyami.
auch hiebei der Unterschied in der Bereitung (ob blos mit Wasser oder zugleich mit Weingeist) von grosser Wichtigkeit.
Das aus dem Saft bereitete und von Satzmehl u. dgl. befreite Extract ist rothbraun, durchscheinend, von Anfangs süsslichem, hernach bitterem, ekelhaftem und etwas kratzendem Geschmack und widrigem Geruch; es gibt mit Wasser eine beinahe klare, röthliche Auflösung.
In der Tliierheilkunde hat das Extract als ein beruhigendes , schmerz­stillendes und betäubendes Mittel, bei übermässiger Empfindlichkeit und ungeregelter Gefässlhätigkeit, im Starrkrampf, Krampfhusten, Colik, bei Herzentzündung und besonders schmerzhaften Lungenentzündungen (nach vorausgeschicktem Aderlass) Anwendung gefunden. Man gibt es innerlich erwachsenen Pferden zu 1 höchstens 2 Drachmen mit Salzen, schleimigen Mitteln in Pillenform und in ziemlich grossen Zwischenräumen.
Aeusserlich wird es theils als Auflösung, theils (weniger zweckmässig) mit Fett zur Salbe gemacht zur Erweiterung krankhaft verengter Schliess-muskel benützt; z.B. auf den Fruchthältermund, in die Harnröhre, auf die Augenlider u. dgl. Zur Erweiterung der Pupille des Auges und Verhinde­rung der Verwachsung der Iris mit der Krystalllinsenkapsel (welche in der Mondblindheit so gerne staftflndet) ist das Einstreichen einer Auflösung von Belladonna-Extract in etwas Schleim von Gummi arabicum (5 — 10 Gran Extract auf 1 Drachme Wasser) und Zusatz von ebensoviel feinst zerfheilten Mercurius dulcis sehr zweckmässig. Auf Nervenverletzungen (z. B. nach der Keurotomie) wo die Stelle nach der Heilung oft lange noch eine über-mässige Empfindlichkeit behäll, kann man eine Mischung des Belladonna-Extracts mit Unguentum neapolitanum (im Verhältniss von 1 — 2 Drachm, auf die Unze des letztern) einreiben.
Exlractutn hyoscyami.
uJiffeuftrttutectract.
Franz. Extrait de Jusquiame. Enyl. Extract of henbane.
Die Pflanze und ihre Bestandtheile s. bei Herba hyoscyami.
Das Extract wird wie bei den vorhergehenden narcotischen Pflanzen, d. h. aus dem frischen Safte des Krauts bereitet; es ist etwas grünlich, durchscheinend, bräunlich, in Wasser leicht und ganz löslich, hat einen eigenthümlichen, betäubenden Geruch und einen ekelhaften, salzigen, bitterlichen Geschmack. Man hat darauf zu sehen, dass es nicht zu dünn oder alt und schimmlicht gewor­den sei; wo das zu Pulver ausgetrocknete Extract gebräuchlich ist, muss die Dosis um etwa 1li vermindert werden. Das Bilsen-krautextract ist unter den Pflanzenextracten am meisten in der Thierheilkunde angewendet; es muss das für die grössern Haus-
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Ferrnm sulpburatum.
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thiere zu theure Opium als beruhigendes, schmerz- und krampf-stiUendes Mittel ersetzen.
Man wendet es häufig in sehr schmerzhaften Krampfkoliken und Harn­verhaltungen, iheils mit Salzen (Glaubersalz, Doppelsalz) , theils mit Brech­weinstein in eirem schleimigen Vehikel oder in Chamilleninfusum aufgelöst an. Die Dosis ist für Pferde 1 höchstens 2 Drachmen; sie kann nach Bedarf 2 — 3 mal in Zwischenräumen von */.,— *l4 Stunden wiederholt werden; lässt der Schmerz nicht nach und steigt die Zahl der Pulse, so ist in der Regel ein nicht zu beseitigendes, mechanisches Hlnderniss (z. B. eine Verschlingung, Drehung oder Ineinanderschiebung des Darms) vorhanden.
Ausserdem ist das Bilsenextract im asthenischen Blutharnen (mit Blei) in der Harnruhr, in der Dämpfigkeit der Pferde, bei vermehrter, zähsr Schleimabsonderung in den Bronchien, im Keuchhusten der Hunde u. s. w. mit Nutzen gereicht worden. Rychner setzt es häufig dem Salpeter in entzündlichen Krankheiten, Colik, Durchfall; dem Doppelsalz bei fieber­hafter Verhaltung der Milch zu.
Formeln:
Nr. 1. R. Extract hyoscyami Dr. 1.
Kali sulphuric. Unc. 2.
Infus. flor. chammom. Unc. 12. M. Trank.
In der Krampfkolik der Pferde. Nr. 2. R. Extr. hyoscyami.
Plumbi acetic, ana. Dr. 3—4.
Pulv. rad. altheae Unc. 2.
Aq. font. q. s.
M. f. pillul. quatuor. Täglich 3 bis 4 Stück
zu geben.
Im Blutharnen der Pferde.
Ferrum sulphuratum.
SdjtDcfcfcifeu.
Sulphur chalybeatum, Stahlsclnvcfcl.
Sulphuretum ferri Pharra. boruss.
Frans. Sulfiire de fer. (des Codex), Protosulfure de fer.
Engl. Ferri sulphuretum, Sulphuret of iron.
Chemische Formel: FeS. ')
Der Schwefel verbindet sich mit dem Eisen in 5 verschiedenen Verhältnissen (von 6, 9 bis zu 54 Procent Schwefel enthaltend),
•) Bei der Verordnung dieses Mittels in Kecepten muss das Beiwort „sul­phuratumquot; so weit ausgeschrieben werden, dass man nicht „sulphuricumquot; dar­unter verstehen kann.
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60nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Flores araicae.
welche zum Theil fossil, z.B. als Schwefelkies, Magnetkies, vor­kommen. Das in der Thierheilkunde gebräuchliche Schwefeleisen entspricht der dritten Schwefelungsstufe des Eisens (mit 37,23 Proc. Schwefel) und wird am leichtesten bereitet, indem man Stangen­schwefel auf weissglühendes (Stab- nicht Guss-)Eisen oder besser auf Stahl drückt, wobei das Schwefeleisen in Tropfen abläuft und so eine schwärzliche, geschmolzene Masse bildet, welche für den Gebrauch fein pulverisirt werden muss. Die Vorschrift des fran­zösischen Codex und der W. Ph. lässt 6 Theile Eisenfeile mit 4 Theilen Schwefel in einem Tiegel zusammenschmelzen; andere neh­men gleiche Theile Schwefel und Eisen.
Der Stahlschwefel entbindet durch Zusatz von Säuren Schwe­felwasserstoffgas und wird dabei zersetzt.
Seine Anwendung findet in denjenigen Krankheiten statt, wo Eisen als stärkendes Mittel und Schwefel als aullösendes, Stockungen beseitigen­des Mittel angezeigt sind. Er wird im Körper leichter aufgelöst als die Eisenfeile, was besonders bei ohnedies geschwächter Verdauung Berück­sichtigung verdient.
Man gibt den Stahlschwefel mit bittern, gewürzhaften PflanzenstolTen verbunden in reinen Schwächekrankheiten, bei wässerigem Blut, in der Fäule der Schafe, in Stockungen des Lymphdrüsensystems, in chronischen Hautausschlägen, gegen Dämpfigkeit u. s. w. Die Dosis ist für Pferde 2—4 Drachmen. Passende Nahrung und Pflege müssen seine Wirkung unterstützen. W a 1 d i n g e r verband den Stahlschwefel bald mit Angelica, Baldrian, Camphor, Terpentinöl, bald mit Wachholderbeeren, Kreide, Ka­stanien, Eichenrinde; l. B. Lecke für ein Schaf: wilde Kastanien gepulvert Va Unze, Wachholderbeeren 2 Dr., Stahlschwefel '/•, Drachme.
Flores arnicae.
Tüoljfucrfeg'Sfumen. jquot;Qf[ftrautlaquo;Kfumen.
Franz. Fleurs d'arnique. Engl. Arnica-flower.
Die auf mittleren Gebirgshöhen einheimische Pflanze: Arnica montana L. (Cl. Syngenesia polygamia superflua; Fam. Compositae Ord. Asteroideae s. Corymbiferae) ist ausdauernd und trägt auf einem 1—2 Schuh hohen, krautartigen Stengel mit ganzrandigen, be­haarten Blättern, zusammengesetzte gelbe Blumen, welche im Juni bis August gesammelt werden. Sie dürfen nicht zu alt, schimm­licht oder von Insecten zerfressen sein, auch könnten sie mit den ähnlich aussehenden Blumen anderer Pflanzen derselben Familie verwechselt oder verfälscht werden.
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Floreä chamomlllae vulgariraquo;.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 61
Sie enthalten ausser einer sehr geringen Menge von flüchtigem Oel, 1,5 in Weingeist lösliches grüngelbes Harz, 15,0 gelbbraunen ExtractivstofF, 17,5 braungrünes Harz, essig- und apfelsaure Salze und 60,0 Pflanzenfaser. Ihre Wirksamkeit beruht hauptsächlich auf dem Gehalt an scharfem Extracte und an Harz.
Die Arnika wirkt belebend, stärkend auf das Nerven- und Gefäss-system und vermehrt die Resorbtion; sie wird daher in asthenischen Fiebern, Nerven- und gastrischen Fiebern, wenn der entzündliche Zustand beseitigt ist, bei sog. typhösen Entzündungen (z. B. der Lunge), bei Erguss in die Schädel- und Rückenmarkshöhle mit gesunkener Empfindlichkeit, Bewassi-losigkelt oder Lähmung (im zweiten Stadium der halbacuten Hirnentzün­dung oder sog. Kopfkrankheit) endlich in veralteten Rheumatismen ange­wendet. Die ebenfalls gebräuchliche Wurzel (s. Radix und Tlnct. arnicae) wirkt zugleich etwas adstringlrend und weniger reizend als die Blumen.
Man wendet die Arnicablumen thells in Pulverform (zu Latwergen, Pillen) an, theils und besser in Aufguss, wobei man 1 Unze auf 1 Pfund siedendes Wasser nehmen und diese Dosis täglich 2—3 mal den grössern Hausthleren verabreichen kann. Die Verbindungen der Arnica sind ent­weder mit Brechweinstein, Salmiak und iMineralsäuren, oder mit flüchtigen Reizmitteln wie Camphor, Terpentinöl, Ammonium , Hirschhornsalz u. s. w.
Formeln:
Nr. 1. R. Tartar, emet. Dr. 6.
Flor, arnicae. pulv. Uno. 2—3. Farin. sem. lini. Unc. 1.
Aq. fervid, q. s. Fiant. pill, quatuor. D. S. täg­lich 3 Pillen. Im zweiten Stadium der halbacuten Hirnentzündung.
Nr. 2. R. Infus. flor. arnicae Unc. 16. Salis ammoniaci.
Spir. nitri dulc. ana Unc. %. M. In dem bösartigen Catarrhfieber des Rindviehs, 2tes Stadium.
Flores chamomillae vulgaris. ;Kttmi(rcu=D3fumcii.
Franz. Flenrs de camomllle commune. Engl. Chamomile flowers.
Die gemeine Kamille wächst allenthalben auf Brachäckern und zwischen dem Getreide; die Pflanze heisst Matricaria Chamo-milla L. ist einjährig und gehört in die Cl. Syngenesia polygamia
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62nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Flores chamomillae vulgaris.
superflua und in die Fam. der Compositae, Ord. Corymbiferae (Anthemideae). Man sammelt die Blüthen, welche eine gelbe Scheibe und weisse Strahlen und beim Zerdrücken einen eigen-thümlichen gewürzhaften Geruch und widriggewürzhaften bittern Geschmack haben, vom Juni bis August. Sie können verwechselt werden mit den Blüthen der sog. Hundskamille (Anthemis cotula), welche etwas grosser als die der gemeinen Kamille sind und einen starken, widrigen Geruch haben; mit den Blüthen von Anthemis arvensis, welche fast geruchlos sind, und mit denen von Pyrethrum inodorum, welche etwas grosser und ebenfalls geruchlos sind. Das unterscheidende Kennzeichen der ächten Kamille ist der nackte, kegelförmige und hohle Fruchtboden. (Die Franzosen wenden statt der gemeinen Kamille die Blumen von Anthemis nobilis (römische Kamille) und Matricaria Farthenium an.)
Die wirksamen Bestandtheile der Kamillen sind: ein ätheri­sches Oel von blauer Farbe in sehr geringer Menge ('Z, Proc.) gelbbraunes Harz (15 Proc), gumraiartiger Extractivstoff (8 Proc.) Kali und Kalksalze (5 Proc.)
Man schreibt den Kamillen eine erregende Wirkung auf die Nerven, besonders des Hinterleibs zu, hält sie für schmerz- und krampfstillend, so wie für biähungtreibend. Ihre Anwendung findet sebr häuflg, obgleich meist als unterstützendes Mittel, statt: in Krampfkoliken, Harnverhaltung, bei verzögerter Geburt wegen Schwäche oder Mangel an Weben, zurück­gebliebener Nachgeburt, in verschiedenen Krämpfen der kleineren Hausthiere.
Die zweckmässigste Form ist die des Aufgusses, wozu man zum inner­lichen Gebrauch 1 Unze Kamillen auf 1 Pfund siedendes Wasser nimmt; die Verbindung, in welcher man sie anwendet ist mit abführenden Salzen (in gewöhnlichen Koliken der Pferde) mit Brechweinstein (in krampfliafter Harnverhaltung) mit warmem Wein oder Bier, gewürzhaften Stoffen oder mit Seeale comutum bei Mangel an Wehen, mit Kali bei zurückgebliebener Nachgeburt; mit Baldrian, Asafoetlda , Opium, Weingeist, Aether u. dgl. in Krämpfen, Lähmungen u. dgl.
Zum äusserlichen Gebrauch wie Klystiere, Einspritzungen in die Scheide und den Fruchtbälter, auf unreine Geschwüre, zu Bähungen u. dgl. ist ein Aufguss im Verhältniss von 1 Unze Kamillen auf 2 Pfund siedend Wasser hinreichend.
Das Kamillenextract ist weniger wirksam, da es durch das Kochen den Gehalt an ätherischem Oel eingebüsst hat; das ätherische Oel ist zu theuer und das gekochte (fette) Kamillenöl überflüssig.
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Flores sambucl.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 63
Flores sambuci. floffuuberofiiirjc. ifReberfifumen.
Franz. Fleurs de sureau. Enyl. Elder vlowcrs.
Die Bliithe des bekannten, wildwachsenden und häufig in Gärten gezogenen Hollunderbaums, Sambucus nigra L. (Cl. Pen-tandria trlgj'nia, Farn. Caprifoliaceae, Sambucineae); sie bildtn Afterdolden, sind frisch weiss, getrocknet gelb, riechen aromatisch und schmecken etwas bitter. Man sammelt sie im Juni und Juli und trocknet sie schnell; geruchlose, braune und mit vielen Sten­geln vermischte Hollunderblüthen sind zu verwerfen.
Die Bestandtheile derselben sind: ein ätherisches, butterartiges Oel, säuerlich bitterer Extractivstoff, etwas Gerbstoff, Harz, Eiweiss und Salze.
Der Fliederblumenaufguss wird hauplsäclilich als Vehikel für andere Arzneistoffe und häufiger beim Rindvieh als bei Pferden angewendet; man schreibt ihm eine Vermehrung der Hautausdünstung und Lungenaushauchung zu (welche jedoch mehr dem warmen Wasser angehören wird). Man nimmt '/gt;— ' Unze der Blumen auf 1 Pfund siedendes Wasser und ver­bindet damit bald Salze, wie Salmiak, essigsaures Ammoniak, Brechwein­stein (z. B. bei Krankheiten von unterdrückter Hautausdünstung), bald üüchtige Reizmittel, wie Ammonium, Hirschhornsalz, Salpeteräther u. dgl. (in rheumatischen Lähmungen, Kalbefieber u. s. w).
Aeusserlich benützt man einen schwachen Hollunderblüthenaufguss, welchem man weissen Vitriol oder Opium, auch Salzsäure zusetzt, zu warmen Bähungen gegen Augenentzündungen mit übergrosser Empfindlich­keit gegen das Licht und äussere Eindrücke. (In manchen Ländern wird statt derHolIunderblüthedie Lindcnbläthe(Flor. tiliae) angewendet; letztere ist etwas schleimhaltig und daher eher erweichend als gelinde adstringirend). Die englischen Thierärzte bereiten eine erweichende Salbe durch Kochen der Hollunderblätter mit Fett.
Gummi Ammoniacum. AmmoniaKgummi.
Franz, Ammoniaque. Engl, Ammoniac.
Die Pflanze, welche das Ammouiakgummi liefert, heisst Ferula s. Dorema Ammoniacum Don. (Cl. Pentandria Digynia, Farn. Um-bellatae) und wächst in Persien, (Nach andern ist es die in
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64nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Oumml Ammoniacum.
Griechenland, Kleinasien und dem nördlichen Afrika einheimische Ferula Orientalis Tourn., oder Heracleum guirnniferum, welches in Lybien, Südegypten und Abyssinien zu Hause ist). Das Harz soll von selbst aus dem Stengel unterhalb der Dolde, nach andern An­gaben durch Verletzung aus der sehr dicken und milchhaltigen Wurzel ausfliessen, und an der Luft trocken werden. Man hat im Handel 2 Sorten: das Ammoniacum in granis, welches aus rundlichen, einzelnen oder locker zusammen gebackenen, gelblichen oder bräunlichen, innen aber weissgelblichen, wachsglänzenden Körnern besteht, und das Ammonicum in massis, welches grosse unregelmässige Stücke von dunklerer, brauner Farbe bildet, deren Inneres mehr oder weniger von jenen weissen Körnern, aber auch Unreinigkeiten, wie Holz, Sand, Pflanzensamen u. dgl. enthält. Die erstere Sorte ist die bessere; letztere nur dann zu gebrauchen, wenn sie viele mandelähnliche Körner und wenig fremde Bestand-theile zeigt.
Der Geruch des Ammoniaks ist eigenthümlich, stark, und wird mit Knoblauch und Bibergeil verglichen; der Geschmack ist süsslich, hintenach widrig bitter; in der Wärme erweicht das Harz und lässt sich kneten, in der Kälte wird es spröde und kann pul-verisirt werden. Das Pulver ist hell gelbbräunlich. Mit Wasser abgerieben, gibt es eine Emulsion, ebenso mit Essig; die harzigen Theile lösen sich leicht in Weingeist auf. Das spec. Gewicht ist 1,207. Das Ammoniakgummi besteht aus: 4,0 ätherischem Oel, 72,0 Harz, 22,4 Gummi, 1,6 Bassorin.
Die innerliche Anwendung des Ammoniakgummi findet bei den grös-sern Haustlneren hauptsächlich als selileimauflösendes, den zähen Auswurf aus den Bronchien beförderndes Mittel statt; es wirkt zugleich auf die Lymphdrüsen, die Resorbtion und die Harnabsonderung. Man gibt es selten in der wirksameren Form einer Emulsion, sondern häufiger in Pillen oder als Latwerge, in Verbindung mit Salzen (z. B. Salmiak) oder Spies-glanzpräparaten(GDldschwefel), ferner mit Fenchel, Anis, Petersiliensamen, Foenugräcum, isländischem Moos u. dgl. Die Dosis ist 1—2 Dr. täglich 3—4 mal.
Den Hunden wird es als Emulsion mit arabischem Gummi, Honig
u. dgl. zu Vj—1 Drachme täglich gereicht.
Die äusserliche Anwendung des Ammoniakgummi zu Pflaster und Salben, zur Zertheilung von indolenten Geschwülsten, so wie von Drüsen und andern Verhärtungen, ist entbehrlich. Ammoniak mit Essig gekocht, ist ein beliebtes Pflaster der Quacksalber gegen die eben genannten Krankheiten, ferner bei rheumatischen Affectionen der Gelenke u. dgl. i
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Gummi arablcnm.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 65
Formeln:
Nr. 1. R. Gummi Ammoniac! pulv. Unc. 1. Sulphur, stibiat. aur. ünc. Va­gem, foeniculi Unc. W^.
M. Div. in part, quatuor. D. S. Täglich 3 Gaben mit Mehl und Wasser als Latwerge. Im chronischen Catarrh der Bronchien.
Nr. 2. E. Gi. ammon. pulv.
Extr. hyosciam. au a Unc. tl2. Liehen, island, pulv. Unc. 3. Mellis. crud. q. s. ad consist, electuar. D. S. Auf 4 mal in 24 Stunden zu geben. Bei schmerzhaftem Husten, nach Lungenent­zündungen.
Gummi arabicum.
flraßifrijcs flummi.
Gummi Mimosae.
Franz. Gomme arabique.
Engl. Gum-arabic, Acacia Gum.
Verschiedene Arten von Acacien z. B. Acacia nilotica, arabica, tortilis, Ehrenbergi (Cl. Monadelphia Decandria, Fam. Legumi-nosae), welche in Egypten, Nubien, in Arabien und Ostindien zu Hause sind, liefern das an der Oberfläche der Aeste undquot; Zweige ausgeschwitzte und an der Luft vertrocknete arabische Gummi, von welchem verschiedene Sorten im Handel vorkommen. Das ächte arabische Gummi ist weisslich oder gelblich, hart und spröde, durchscheinend, glänzend und bildet erbsen — nussgrosse meist rundliche, aussen höckerige Stücke; das Senegal Gummi (von Acacia Senegal abstammend) bildet grössere, oft trübe, mehr gelb­lich oder röthlich gefärbte Stücke, mit grobmuschligem Bruche; das Gedda Gummi ist weniger spröde, gelb oder röthlich u. s. w.
Das Gummi ist geruch- und geschmacklos, löst sich in jedem Verhältniss im Wasser (leichter in heissem) auf, dagegen nicht in Weingeist, Aether oder Oelen. Es bildet mit Wasser eine dickliehe, schleimige Auflösung, welche das Niederfallen der darin fein zertheilten schweren Stoffe verhindert.
Das Pulver des arabischen Gummi ist weiss, schwer; etwaige Verfälschung desselben mit Mehl oder Stärkmehl ist dadurch leicht zu entdecken, dass man das Pulver mit kaltem Wasser behandelt, worin sich das Gummi auflöst, während das Mehl oder Stärkmehl unaufgelöst zurückbleiben.
Heringe Arzneimittel. 2. Aufl.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 5
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(iiinimi Asae fuetiilac.
i1
Das arabische Gummi besteht beinahe ganz aus Arabin oder Acacin (und etwas äpfelsaurem, phosphors, und essijrs. Kalk); es ist der reinste PDanzenschleim; seine Wirkung ist nährend, einhüllend, Reiz mildernd, besänftigend, erweichend; seine Aullösung ersetzt den fehlenden Schleim der Schleimhäute, und schützt diese gegen die Einwirkung scharfer und reizender Subst.-.nzen. Ausserdem dient derGummischleim als Vehikel um unaullösliche Arzneistoffe in einer wässerigen Flüssigkeit suspendirt zu er­halten (z. B. Camphor, Oele u. dgl). Ein Theil arabisches Gummi gibt mit 4 Theil Wasser eine Schleimaudösung von Syrupsconsistenz.
In der Thierheilkunde ist das arabische Gummi mehr Tür kleinere Hausthiere, z. B. Hunde, Füllen, Lämmer, Kälber u. dgl. anwendbar, be­sonders da wo ein schleimiges Mittel in Pulverform dispensirt werden soll; die dunkleren, aber wohlfeileren Sorten (z. B. Senegal Gummi) thun hiebet dieselben Dienste, wie das weisse arabische Gummi. Für grössere Haus­thiere ist dessen Anwendung theuer und wohl durch andere wohlfeilere, schleimhaltige Mittel (Eibisch, Stärkmehl, Leinsamen, Malven u. dgl.) zu ersetzen.
Gummi Asae foetidae.
Sfinfinfnnt. ücufcfsamp;rccfi. Asa foetida. Franz. Asa fV'tide. EnffL Asa foetida.
Der Stinkasant ist der verhärtete Milchsaft aus der Wurzel einer perennirenden, 6—9 Fuss hohen Pflanze, Ferula Asa foetida (vielleicht auch Ferula persica W. oder von Narthex asaf. Falc. Cl. Pentandria Digynia; Farn. Umbellatae), welche in Persien zu Hause ist. Man erhält die Asa foetida indem man die oft arms­dicke Wurzel mehrjähriger Pflanzen, wiederholt quer durchschneidet und den ausfliessenden weissen, durchscheinenden Saft an der Luft verhärten lässt, derselbe bildet weisse, wachsglänzende Körner, welche durch die Einwirkung der Luft gerne röthlich, violett oder bräunlich werden; in der Wärme kleben diese Körner zu Kuchen zusammen, auf deren Bruch das mandelähnliche Aussehen sich zeigt. Je mehr solcher weisser oder gelber Körner der Asant enthält, desto besser ist die Sorte; die geringere Qualität ist mehr braun und enthält viele fremde Stoffe (Stengel, Holz, Samen u. dgl.) beigemischt. Sein spec. Gewicht ist 1,327.
Der Stinkasant kann nur in der Kälte pulverisirt werden, das Pulver ist hellbräunlich und bakt gerne wieder zusammen; in der Hitze schmilzt der Asant und brennt angezündet mit Flamme; der Geruch ist knoblauchartig, um so stärker, je frischer die Waare ist, und sehr unangenehm; der Geschmack ist scharf, widrig ge-
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Gummi Eiiphorbii.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; (57
würzhaft, bitter. Mit Wasser bildet der Asant eine Emulsion, in rectif. Weingeist löst er sich grösstentheils auf, noch mehr im Essig. Seine Bestandtheile sind: 3,6 flüchtiges, schwefelhaltiges Oel, welches den eigenthümlichen Geruch des Asants besitzt, 65,0 Harz, 19,4 Gummi, 11,6 Bassorin.
Man wendet den Stinkasant hauptsächlich in Störungen der Verrich­tung des Gangliennervensystems, besonders in der Bauchhöhle (Krampf­kolik, Harnverhaltung, nervöse Schwäche der Verdauung, chronisclen Leberleiden u. dgl.), seltener bei ähnlichen Brustkrankheiten (z. B. nervösem Dampf, Krampfhusten, Verschleimung der Lunge u. s. w.) an. Er ver­mehrt die Secretion der zur Verdauung beitragenden Flüssigkeiten, und tödtet durch sein widriges Aroma die Würmer im Darmeanale. Bei Milch gebenden Thieren ist zu bemerken, dass der durchdringende Geruch und Geschmack des innerlich gegebenen Stlnkasanls sich gerne der Milch mit­theilt. Die Dosis ist 1—2 Drachmen und mehr für die grössern Hausthiere, täglich 3 — 4 mal. In Pillen oder Laiwergeform, oder als Emulsion mit Eigelb, arabischem Gummi u. dgl. Man verbindet den Stinkasant bald mit bittern, gewürzhaften, blähungtreibenden Mitteln, bald mit Camphor, Ter­pentin- oder Hirschhornöl, oder mit Baldrian, Opium u. s. w.
Tinctura asae foetidae. Aeusserllch wird eine aus 1 Theil Asa foetida und 8 Tliellen Weingeist von 30deg; bereitete Tinctur auf Ge­schwüre, Fisteln u. s. w., wobei Knochen, Knorpeln und sehnige Tlielle ergriffen sind, theils allein, theils mit Aloetlnctur gemischt, angewendet.
Gummi Euphorbii.
ejupOoröiunwfjarä.
Resina Euphorbii. Franz. Euphorbe. Engt. Euphorb.
Das Euphorbicnharz kommt von verschiedenen Arten der Gattung Euphorbia (Wolfsmilch), (Cl. Dodecandria Trigynia, Farn. Euphorbiaceae) wie E. officinarum, welche im mittlern und süd­lichen Afrika, der E. canariensis, welche auf den canarischen In­seln und E. antiquorum, welche in Arabien, Ostindien und Egypten einheimisch sind. Diese Arten sind sämmtlich strauchartige, dicke, fleischige, am Grunde holzige Gewächse, blattlos, stachlig, den Cactusarten ähnlich. Sie enthalten einen sehr scharfen Milchsaft, der auf Einschnitte ausfliesst, sich an den Stacheln krustenartig ansetzt und daselbst an der Luft verhärtet.
Das Euphorbium kommt in rundlichen oder unregelmässigen erbsengrossen Tropfen vor, welche häufig noch Reste der Stacheln
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Gummi mvrrhae.
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öder Löcher von denselben zeigen, aussen gelbröthlich, innen weiss-lich, undurchscheinend und zerrciblich sind. Es ist geruchlos, von scharfem, beissendem Geschmack, schmilzt in der Hitze mit Benzoc Geruch und brennt angezündet mit heller Flamme. Das Pulver ist gelbgrau, und reizt sehr die Augen und Nase.
Die cheiHischen Bestaudtheile sind nach Pelletier 60,80 Harz, 14,40 Wachs, 8,0 sehr scharfes, flüchtiges Oel, 16,00 äpfel­saurer Kalk, 2,0 Holzfaser und Bassorin. Das Harz und das äthe­rische Oel sind die wirksamen Bestandtheile des Euphorbium.
Man wendet in der Thierhellkunde das Pulver äusserlich, als Reiz-und blasenziehendes Mittel an; in dieser Absicht setzt man nach Umständen mehr oder weniger davon der gewöhnlichen Cantharidensalbe (höchstens 2 Drachmen Eiiphorbiumpulver auf 1 Unze dieser Salbe), oder der Brech­weinsteinsalbe zu, um sie zu verstärken. Für edle Thiere mit feiner Haut ist dies nur bei sehr gesunkener Einplindlichkeit zulässig, und jedenfalls ist die Wiederholung einer solchen verstärkten Salbe nur mit Vorsicht an­zuordnen , da sonst leicht haarlose Stellen und selbst Hautbrand entstehen können. In dem Emplastrum acre und der Tinct. cantharid. composit. ist es ebenfalls enthalten, (s. d.)
Bei Rindvieh ist die Verschärfung der Cantharidensalbe durch Euphor­bium sehr zweckmässig; manche ziehen eine blose Salbe aus Euphorbium und Fett, den Canthariden vor, weil das Euphorbium nicht resorbirt wird, was bei den Canthariden (obwohl höchst selten) zu befürchten sei.
Tinctura euphorbii. Man bereitet aus dem Euphorbium Gummi durch Digestion mit Weingeist (im Verhältniss von 1 zu 8) eine Tinctur, welche man theils zum Einreiben indolenter Geschwülste und gegen das Schwinden der Gliedmassen, theils auf Knochengeschwüre anwendet.
Innerlich bewirkt das Euphorbium Entzündung und Verscbwärung Im Darmcanal; es ist daher besonders darauf zu sehen, dass die Thitre die mit Euphorbium verstärkte Salbe nicht ablecken.
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Gummi myrrhae.
Ollyrrljc.
Myrrha, Resina myrrhae. Franz. Myrrhe. lünr/l. Myrrli.
Ein in Arabien einheimischer Baum Amyris (s. Balsamoden-dron) Myrrha N. v. E. (nach Andern auch Amyris Kataf Kth. Cl. Octandria monogynia; Farn. Terebinthaceae) liefert die Myrrhe. Der von selbst ausschwitzende Saft hat zuerst die Consistenz eines Oels, wird dann butterartig und zuletzt hart; die Farbe ist an-
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Herba absinthii.
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fangs gelblich weiss und geht nach und nach ins Röthliehe und Braune über.
Die Myrrhe bildet Körner von Erbsen- bis Nussgrösse oder uuregelmässige Stücke, mit splitterigem Bruch, etwas durchschei­nend, aussen wie bestäubt, etwas fettig sich anfühlend; sie schmilzt nicht in der Hitze, brennt aber mit Flamme und angenehmem balsamischem Geruch; der Geschmack ist gewürzhaft, bitter sind balsamisch.
Man hält die durchscheinenden, helleren Stücke, welche frei von Unreinigkeit sind, für die besseren. Die Myrrhe soll durch Stücke von arabischem oder Kirschgummi, welche mit Myrrhe­auflösimg überzogen sind, mit Bdellium und andern Harzarten ver­fälscht werden; jene sind mehr durchsichtig, im Innern geruch-und geschmacklos, in Wasser fast ganz auflöslich; die Harze da­gegen schmelzen in der Wärme und geben dabei einen andern Geruch als die Myrrhe.
Die Bestandcheile der Myrrhe sind: 2,18 ätherisches Oel, 44,76 Harz, 40,82 Gummi, 1,47 Wasser, 3,86 Unreinigkeitcn, 3,65 Kalk und Magnesia und 3,25 Verlust.
Im Wasser löst sich die Myrrhe grossentheils zu einer gelb­lichen Milch auf: im Weingeist weniger, in flüchtigen und fetten Oelen nicht, am besten dagegen in ammoniakhaltigem Weingeist oder in Salpeteräther mit Weingeist.
Man hat die Myrrhe (als Pulver) innerlich in chronischem Husten und gegen Schleimflüsse der Lungen und Genitalien zu 2 — 4 Drachmen pro dosi angewendet, jedoch selten. Häufiger ist die äusserliche Anwendung, wo­bei man das Pulver der gewöhnlichen Digestivsalbe zusetzt, oder mit der Tinctur (s. d.) übelriechende, schlecht eiternde Wunden, besonders an sehnigten und empnndlichen Theilen, z. B. an den Hufen u. s. w. verbindet. Zum Ausspritzen dient eine Auflösung der Myrrhe in Kalkwasser oder der Zusatz der Myrrhentinctur zu einem aromatischen oder adstringirenden Pflanzendecoct.
Herba absinthii. WermutQßraut.
Franz. FeuiUes d'absintlie commune, d'aluiue. Engl. Herb of absinthium, Wormwood.
Das Kraut oder die Spitze (Summitates) des gemeinen Wer-muths, Artemisia absinthium L. (Cl. Syngenesia polygamia super-flua, Farn. Compositae, Ord. Elichryseae), welcher theils an Wegen, auf Schutthaufen u. dgl. wild wächst, theils in Gärten gezogen
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ITerba belladonnae.
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wird. Der 3—4 Fuss hohe Stengel ist filzig, die Blätter sind gestielt, unten weissgrau, fein behaart, doppelt oder einfach ge­fiedert getheilt, die Blumen sind klein , fast kugelich, gelblich und stehen in Rispen. Getrocknet sieht die ganze Pflanze weissgmi aus, sie hat einen widrig gewürzhaften Geruch und sehr bitteren Geschmack.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; v
Die wirksamen Bestandtheile sind hauptsächlich das in ge­ringer Menge vorhandene ätherische Oel und der bittere Extrac-tivstoff; ausserdem enthält der Wermuth ein bitteres Harz, stick­stoffhaltige Materien, Stärkmehl, wermuthsaures Kali, Salpeter, salz- und schwefelsaures Kali. 1 Pfund Wermuth gibt 30 — 40 Gran ätherisches Oel und gegen 5 Unzen Wasserextract.
Der Wenmilh wirkt auf die Verdauungsorgane als stärkendes, ge­linde reizendes Mittel, er wird den rein bitteren Mitteln vorgezogen, wo es sich nebenbei um Beseitigung von Eingeweidewürmern handelt; man gibt ihn bei Schwäche der Verdauung und ihren Folgen (Indigestion, Auf­blähen, Wurmbildung u. s. w.) und zwar als Pulver zu '/•gt;—• Unze pro dosi (zu Latwerge, Pillen) oder als Aufguss.
Ebenso dient der letztere als Vehikel für stärkere Wurmmittel z. B. 01. cornu cen i. Man emptiehlt das Pulver ferner als Lecke mit wurmwidrigen, harntreibenden und stärkenden Mitteln, welche mit Schrot oder Mehl ge­mischt werden, für Schafe, die an der Egelkrankheit und Fäule (Wasser­sucht) leiden; bei länger fortgesetztem Gebrauch sollen die Milch und das Fleisch der Thlere einen bitteren Geschmack annehmen.
Aeusserlich kann der Wermuthaufguss (V,—-1 Unze auf 1 Pfund siedendes Wasser) wie andere gewurzhafte Mittel bei schlaffen und fauligen Geschwüren, besonders zu Abhaltung der Fliegen und ihrer Larven benützt werden. Er tödtet ferner die Läuse und andere kleine Insekten, welche die Haut der Thiere belästigen. (Hiezu sind die Blätter und unreifen Schaa-len der Welschnüsse vorzuziehen.)
Wo Wermuth fehlt, könnte entweder eine verwandte wildwachsende Art von Artemisia (z. B. Artemisia vulgaris in grösserer Dosis) oder das Tausendgüldenkraut (Herba centaurii minoris, von der in Wäldern wachsen­den Ergt; thraea Centaurium) oder das Rainfarrenkraut (Tanacetum valgare s. d.) an seine Stelle treten.
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Herba belladonnae.
eofllirfdjeiiftraiit. quot;UMfsfürfcOe. iTortftrauf. Kolföcerc. Frans. Feuüles de Belladone, morelle furieuse. Enyl. Deadly niglitsliade.
Die perennirende Pflanze wächst in Wäldern, besonders an ausgehauenen Stellen, wird 4—6 Fuss hoch, beinahe strauchartig.
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llerba conü.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;71
sie heisst: Atropa Belladonna L. und gehört in die Cl. Pentandria monogynia, Farn, der Solaneen. Die (ebenfalls officinelle) AVurzel ist riibenartig, der Stengel dick, unten einfach, oben gabelförmig getheilt; die Blätter sind gross, eiförmig, ganzrandig, stehen ab­wechselnd oder gegenüber und verlaufen in den Blattstiel ode;- sind ansitzend; die jungen sind behaart und zart anzufühlen. Die glocken­förmige Blumenkrone ist violett-braun und geädert, die Beeren sind kirschenähnlich, vielsamig, anfangs grün, dann roth und zu­letzt schwarz; ihr Geschmack ist fade, süsslich, hintenach kratzend. Der Geruch der ganzen Pflanze ist widrig betäubend.
Man sammelt die Blätter zur Blüthezeit der Pflanze (im Juni bis Juli); sie sind getrocknet oben bräunlich-grün, unten graugrün, dünn, durchscheinend, geruchlos und schmecken bitterlich und etwas scharf. Sie sollen mit den Blättern von Solanum nigrum und Hyoscyamus Scopolia verwechselt werden.
Die Bestandtheile des Krauts sind: Atropin (ein Pflanzen-Alcaloid, welches der wirksamste Bestandtheil zu sein scheint), Harz und Wachs, Pseudoto.xin, ferner Salze, Eiweiss, Stärkmehl, Gummi, Pflanzenfaser.
Die Wirkung der Belladonna ist selnnerzstillend , betäubend , lähmend, ausserdem besitzt sie eine speeifische Wirkung auf die Erweiterung der Sphincteren. Man wendet sie daher hauptsächlich äusserlich zu Umschlägen und Bähungen bei sehr schmerzhaften Entzündungen der Gelenke und Bän­der, der innern Theile des Augapfels, Verletzungen der Nerven z. B. nach der Neurotomie, zu Einspritzungen bei zu starker Zusammenziehung des Fruchthältennunds, im Blasenkrampf u. s. w. an ; innerlich gibt man sie im erethischen Koller, bei halbseitiger Lähmung, im Krampfhusten der Hunde, ferner den Kühen gegen blaue Milch und ßlutmelken; es ist jedoch zum innerlichen Gebrauch das Extract (s. dieses) vorzuziehen.
Die Anwendung des Tollkrauts geschieht meist als Infusum ('/,—1 U. auf 1 Pfund Wasser) mit Zusatz von schleimigen Mitteln, wieMalven, Lein­samen (z. B. zu Bähungen); innerlich als Pulver zu '/-j—! Unze-
Die Wurzel soll mehr narkotische Kräfte besitzen, und daher in klei­nerer Gabe (z.B. innerlich zu 2 —4 Drachmen pro dosi für die grösseren Hausthiere) gereicht werden.
Herba conii.
5cf)ierriiiij=3\rauf.
llerba cicutae.
Franz. Granite cigue, Cigue macule'e.
Eni/l. Hemlock.
Die 2jährige Pflanze, Conium maculatum (Cl. Pentandria di-gynia; Fam. der ümbellaten), wächst an Wegen, Hecken und
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Herba conü.
Schutthäufen, an feuchten, schattigen Stellen. Die quot;Wurzel ist spindelförmig, fingerdick, der Stengel 3—7 Fuss hoch, aufrecht, hohl, glatt, rothbraun gefleckt, die Blätter sind gestielt, dreifach gefiedert, die Blättchen eiförmig-länglich, tief gefiedertgetheilt, die Ränder eingeschnitten gesägt, dunkelgrün, glänzend mit weisslicher Spitze an den Zähnen. Die Dolden sind gestielt, stehen zwischen den Blättern und Stengeln, oder am Ende; die allgemeine Hülle ist vielblätterig zurückgeschlagen; die Hüllchen sind halb und be­stehen aus 3—4 geradeaus stehenden, an der Basis etwas häutigen, verwachsenen, ovalen, langzugespitzten Blättchen. Die Frucht ist eiförmig, mit 5 vorstehenden, besonders nach unten deutlich ge­kerbten Rippen. Die ganze Pflanze ist haarlos. Die Blüthe fällt in den Juni bis August. Man sammelt die Blätter zur Zeit der Blüthe und trocknet sie schnell; sie sehen alsdann dunkelgraugrün aus und haben einen widrigen, eigenthümlichen Mäuse-Geruch; der Geschmack ist salzig-bitter, zuletzt etwas scharf.
Der Schierling wird leicht verwechselt und verfälscht mit den Blättern anderer Doldengewächse z. B. einige Arten von Chaero-phyllum (welche übrigens behaart sind, wenn auch zum Theil sparsam), mit Cicuta virosa, dem AVasserschierling, dessen Fieder­blättchen viel grosser und länger sind, die Hüllchen umgeben den Stengel ganz und die Rippen der Frucht sind nicht gekerbt; mit Aethusa Cynapium (Hundspetersilie), dessen Blättchen feiner ge-theilt und spitziger, unten blassglänzend sind und wenig oder keine weisse Spitzen an den Zähnen haben. Ueberdies unterscheidet der eigenthümliche Geruch, welcher beim Trocknen noch stärker hervor­tritt, den Schierling hinreichend.
Die Hauptbestandtheile des Schierlings sind: Harz, Wachs, Eiweiss, flüchtiges, scharfes Gel, Salze und das Coniin (oder Ci-cutin), welches die narkotischen Eigenschaften in grösster Stärke besitzen soll; es ist ölartig, farblos, flüchtig, von durchdri..igen-dem Geruch und sehr scharfem Geschmack, in Wasser schwer, in Weingeist, Aether und Gelen leicht löslich.
Man benutzt den Schierling selten innerlich; die pflanzenfressenden Hausthiere ertragen grosse Gaben, ohne merklich davon angegriffen zu werden. Dagegen wird derselbe äusserlich als schmerzstillendes und auf­lösendes Mittel zu Bähungen, bei Umschlägen u. dgl., besonders gegen schmerzhafte Verhärtung der Drüsen (des Euters, der Ohrspeichel-Lymph-drüsen u. s. w.) und krebsartige Geschwüre empfohlen.
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Herta digitalis purpureae.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 73
Herba digitalis purpureae.
3lotf)cs -fingerOiitfiraut.
Franz. Digitale pourpre'e, gantelee, gants de N. Dame. Engl. Purple Foxglove.
Die in Wäldern, an steinigten Orten wildwachsende Pflanze, Digitalis purpurea L. (Cl. Didynamia angiospermia, Farn. Scrophn-larineae) wird 2—5 Fuss hoch und hat einen aufrechten, starken, feinbehaarten Stengel, mit länglichen, ei-lanzettförmigen, stumpf-gekerbten , runzlichen, weichbehaarten Blättern. Die Blumen bilden eine grosse, einseitige Traube, mit glockenförmigen herabhängen­den Blumenkronen, die aussen violett-roth, innen aber weissgefleckt mit dunkelpurpurrothen Punkten und zottigen Haaren besetzt sind. Die Frucht ist eine zweifächerige Kapsel mit vielen kleinen, rund­lichen Samen.
Man sammelt die Blätter der 2jährigen Pflanze zur Bliithe-zeit (Juni bis August) und trocknet sie schnell. Frisch riechen sie widrig, getrocknet verlieren sie den Geruch; der Geschmack ist etwas scharf und bitter. Die Blätter können verwechselt oder verfälscht werden mit den Blättern einiger Arten von Wollkraut (Verbascum), welche entweder blos unten oder auf beiden Seiten weissfilzig, überdies geschmacklos sind; mit den Blättern von Conyza squarrosa, die stumpfer und undeutlich gezahnt sind, so dass sie beinahe ganzrandig zu sein scheinen, auf beiden Seiten mit ab­stehenden Haaren besetzt sind und sich etwas rauh (die der Digi­talis dagegen zart) anfühlen, unangenehm gewürzhaft riechen und herb schmecken; endlich mit den Blättern des Symphytum offici-nale, die am Rande ungekerbt und mit kleinen Borsten besetzt sind. Die Bestandtheile des Fingerhutkrauts sind: Digitalin (eine in Weingeist leicht lösliche, stickstofffreie, neutrale Substanz), Cho-rophyll, Harz, fettige Materie, braune geschmacklose Substanz, dem Emetin ähnlich, Pflanzenfaser (52 pC).
Die Digitalis wirkt auf Vermehrung der Absonderungen (besonders des Harns) , Verstärkung der Resorbtion, Aufsaugung von Serum; sie ver­mindert die Heftigkeit und Frequenz der Herzschläge und kann in grossen Gaben selbst Lähmung hervorbringen. Man wendet sie in Entzündungen seröser Häute und in acuten Wassersuchten, welche darauf folgen, ferner gegen rheumatische und chronische Herzleiden, gegen das sog. Herzklopfen der Pferde, Lungen-Emphysem und nervösem Dampf, an; bei entzündlichen Zuständen muss zuerst durch Aderlass, Salpeter u. dgl. die Heftigkeit der Entzündung gebrochen sein; ihre Wirksamkeit hängt jedoch viel von der guten Beschaffenheit des Krauts, das sorgfältig aufbewahrt sein muss und
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Herba liyoscyami nigri.
nicht zu alt sein darf, ab; die Digitalis gehört somit zu den unsichern Mitteln, welche öfter im Stich lassen, als die gehoflte Wirkung hervor­bringen. Jedenfalls ist es gerathen, die Anwendung der Digitalis nicht lange fortzusetzen und besonders wenn sie die etwa noch vorhandene Fresslust beeinträchtigt, damit auszusetzen.
Man wendet das Pulver des Fingerhuts am besten in Pillen oder Lat-wergeform an, und verbindet es entweder mit indilferenten Mitteln (Mehl, Eibisch, Siissholz) oder mit Salmiak, Brechweinstein, Glaubersalz u. s. w. Die englischen Thierärzte verbinden die Digitalis gerne mit Aloe. Nach Volpi soll die Digitalis stärker wirken und besser ertragen werden, wenn man sie mit Wasser (4 Till.) und Weingeist (1 Thl.) digerire. Dosis für Pferde l//—1 Drachme, täglich zwei bis dreimal, Hunden 2—10 Gr. (meist als Infusum); bei den Wiederkäuern ist die Wirkung der Digitalis noch wenig erforscht.
Herba hyoscyami nigri.
Scfjroarjes Mfeuftrtmf.
Franz. Jusquiame noire, Hannebane. Engl. Henbane.
Das Bilsenkraut, Hyoscyamus niger L. (Cl. Pentandria Mono-gynia, Farn. Solaneae) wächst nicht selten auf Schutthaufen, an Wegen, Hecken etc. Es ist eine l—•2jährige Pflanze mit kraut­artigem 1—2 Fuss hohem Stengel und grossen, eiförmig-länglichen, tiefbuchtigen, blassgrünen Blättern, deren untere gestielt, die obern dagegen stengelumfassend sind. Die Blätter sowohl als der Stengel sind mit weichen, weissen Haaren besetzt und fühlen sich klebrig an. Die Blumen sind trichterförmig, blassgelb, mit violetten Adern und violetten Staubbeuteln; die Samenkapsel ist krugförmig, zwei­fächerig, mit einem abspringenden Deckel versehen; die gelbgrauen, kleinen Samen sind nierenförmig. Der Geruch der ganzen Pflanze ist widrig, betäubend; der Geschmack fade, bitterlich.
Die Blätter müssen von der zweijährigen Pflanze und zur Zeit der Blüthe (Mai bis August) gesammelt werden. Einjährige und vor der Blüthe gesammelte Blätter sollen weniger wirksam sein.
Statt der Blätter des schwarzen Bilsenkraut kommen im Han­del nicht selten die des weissen (Hyoscyamus albus L.) vor, wel­ches im südlichen Europa wächst, auch bei uns in Gärten gezogen wird. Die Blätter des weissen Bilsenkrauts unterscheiden sich leicht von denen des schwarzen dadurch, dass sie alle gestielt, herz­förmig-eiförmig, die obersten beinahe kreisförmig sind. Ihre Wir­kung ist ohne Zweifel von der des schwarzen Bilsenkrauts wenig oder nicht verschieden. Die Blätter von Hyoscyamus scopolia,
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Herba nigotianae.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;75
welcher in Oestreich und Baiern wild wächst, sind daran kenntlich, dass sie ganzrandig sind.
Der wirksame Bestandtheil des Bilsenkrauts scheint das Hyos-cyarnin zu sein, welches in Wasser, leichter aber in Alkohol und Aether auflöslieh, crystallinisch und farblos ist, widrig scharf schmeckt und alkalisch reagirt.
Die Wirkung des Bilsenkrautes ist beruhigend, schmerz- und krampf­stillend , ohne zugleich das Gefäss-System aufzuregen. Es findet seine An­wendung hauptsächlich in Entzündungen, welche sich durch gleichzeitig sehr gesteigerte Emplindlichkeit und heftige Schmerzen auszeichnen; dies ist z. B. bei manchen asthenischen Brustentzündungen der Fall. In Koliken von Krampf in den Gedärmen oder der Blase, durch die Heftigkeit der Schmerzäusserungen auffallend, wirkt das Bilsenkraut oft entschieden beru­higend. Im asthenischen Blulharnen (in Verbindung mit Bleizucker), im Keuchhusten der Hunde u. s. w. ist es mit Nutzen angewendet worden, in der Harnruhr ist es entbehrlich. Die Dosis ist für die grössern Haustluere 1 —3 Unzen in Pulverform oder besser alsAufguss. In den meislen Fällen wird jedoch das Extract (s. dieses) vorgezogen; weil es weniger volumi­nös ist und schneller wirkt.
Dagegen ist das Bilsenkraut äusserlich zu Bähungen und Breiumschlä­gen zu empfehlen: bei schmerzhaften Entzündungen faseriger Theile und des Hufes, in Wundstarrkrampf, Innern Augenentzündungen mit grosser Lichtscheue, Drüsen-Anschwellungen u. s. w.
Man verbindet es mit schleimigen-Mitteln, z. B. Malven- oder Eibisch­kraut, Leinkuchen-Mehl, Kleie oder mit Schierling, setzt auch wohl etwas Salzsäure (z. B. zu Augen-Wasser) hinzu.
(Das Oleum hyoscyami coctum, durch Aufguss von fettem Oel auf Bilsenkraut und Digeriren mit demselben bereitet, ist entbehrlich.)
Herba nicotiaoae.
e;a6ofts6fntfcr.
Folia s. Herba tabaci.
Franz,. Feuilles de tabac on nicotiane.
Engl. Tobacco leaves.
Die nicht gebeizten Blätter des auch in Deutschland in meh­reren Gegenden (z. B. der Pfalz) angebauten gemeinen oder vir-ginischen Tabaks, Nicotiana Tabacum L. (Pentandria Monogynia; Fam. Solaneae). Die Pflanze ist einjährig, wird gegen 6 Fuss hoch, hat grosse, ganzrandige, länglich-lancettförmige, sitzende Blätter, welche haarlos und etwas klebrig sind. Ihr Geruch ist betäubend, der Geschmack bitter und scharf, den Speichel ver­mehrend. Die Blumen stehen in Rispen am Ende des Stengels
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Herba nicotianae.
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und sind blassroth, die Samenkapsel ist zweifacherig, an der Spitze vierzähnig, rund; die kleinen Samen sind länglich-nierenförmig, von brauner Farbe.
Aussei- dem virginisehen Tabak werden noch andere Species kultivirt, z. B. Nicotiana rustica mit eiförmig-stumpfen, gestielten, oft sehr grossen, klebrigen Blättern und grüngelber Blume; Nico­tiana fruticosa, staudig, mit etwas gestielten, lancettförmigen Blät­tern und purpurrothen Blüthen; Nicotiana glutinosa, stark klebrig, mit herzförmigen, gestielten Blättern und gelbrothen Blüthen (soll die stärkste Art sein); Nicotiana panniculata, mit gestielten, herz­förmig-eiförmigen Blättern, langröhriger grün und gelber Blume (soll die mildeste Art sein).
Man sammelt die Blätter im August bis October und trocknet sie durch Aufhängen an der Luft, wobei sie gelb oder gelbbräun-lieh werden.
Die Bestandtheile des Tabaks sind: bitterer Extractivstoff, Gummi, Eiweisstoff, Harz, Stärkemehl, Kleber, festes ätherisches Oel (Tabakscamphor oder Nicotlanin) und ein alcalischer giftiger Stoff (Nicotin), welcher flüssig und wasserhell ist und mit Säuren (z. B. Apfelsäure) Salze bildet.
Der Tabak wirkt innerlich berabstimmend auf das Gefäss- und Nerven­system, besonders aufdie zum sympathischen Nerven gehörigen Organe, ferner umstimmend, eckelerregend u. dgl.; indessen ist sein innerllcber Gebrauch noch wenig versucht worden. Die Dosis für grössere Hausthiere ist 1 — 3 Unzen in Form eines Aufgusses. Als ein die Fresslust und Verdauung, wahrscheinlich durch Vermehrung der Speichelsekretion, beförderndes Mittel, gibt man oft den Pferden etwas Tabak (gebeizt und zerschnitten) auf dem Futter; bei Rindvieh ist ein Tabakaufguss mit Kochsalz geger. hart­näckige Indigestion von Gerlach empfohlen worden.
Häufiger wird der Tabak äusserlich angewendet; der Aufguss von 1 Unze der Blätter auf 1 — 2 Pfund siedendes Wasser dient theils zu Klystiren bei hartnäckiger Verstopfung von grosser Unthätigkeit und Reizlosigkeit des Mastdarms, und als ableitendes Mittel bei Bewusstlosigkeit, im Starr­krampf u. dgl., theils zu Waschungen gegen Läuse, Flöhe und andere Pa­rasiten der Haut. Man hat indessen von zu starker oder zu ausgedehnter Anwendung solcher Waschungen (namentlich von Tabakssauce aus den Fabriken) bei Rindvieh nachtheilige und selbst tödtliche Wirkung gesehen.
Die Klystire mit Tabaksrauch, wozu man eine ordinäre Sorte Rauch­tabak nehmen, und sie mittelst einer dazu eingerichteten Spritze, oder besser eines Blasbalges (in Ermangelung beider aber mit einer gewöhnlichen Ta­bakspfeife) beibringen kann, sind in hartnäckigen Verstopfungs- und Wind-Koliken manchmal von aufTallendcr Wirksamkeit.
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Herba sabinae.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;77
Die Anwendung des Schnupftabaks als Niesemittel gegen die in der Nase der Schafe sich aufhaltende Bremsenlarve ist wenig mehr gebräuch­lich, du das Einathmen von Dämpfen die Larven sicherer erreicht.
Herba sabinae. Seoenßaum, SabeOaum.
Franz. Feuilles de Sabine, G^ne'vrier sabine. Eiigl. Tops of savin.
Der inimergrüne Strauch, Juniperus Sabina L. (Dioecia Mona-dclphia; Fam. Coniferae, Ord. Cupressineae) wird in Gärten ge­zogen und erreicht eine Höhe von 4 — 5 Fuss. Die Zweige sind ausgebreitet, aufsteigend, sehr ästig; die Nadeln sind klein, dunkel­grün , glänzend und stehen in vier Reihen, an den jüngsten Zwei­gen entweder dachziegelartig und fest angedrückt (meist bei der männlichen Pflanze), oder nadeiförmig, spitzig und abstehend (bei der weiblichen Pflanze). Die Blumen bilden bei beiden Geschlech­tern sehr kleine Kätzchen, stehen an der Spitze der Zweige, sind seitenständig und erscheinen im März und April; die Frucht ist eine kleine, bläulich-schwarze Beere. Man sammelt die jüngsten grünen Zweige und trocknet sie; ihr Geruch ist eigenthümlich, widrig aromatisch und sehr stark, besonders beim Zerreiben; der Geschmack balsamisch, harzig und bitter.
Das Sevenkraut enthält hauptsächlich einen harzigen, einen scharfen, bittern Extractivstoff und ein ätherisches Oel in ziem­licher Menge.
Das Sevenkraut kann verwechselt werden mit den Blättern oder Zweigen von Juniperus virginiana, die häufig zu drei stehen, mehr stechend und von schwachem Geruch sind; mit denen des gemeinen Wachholders, Juniperus communis, dessen Blätter weit grosser, abstehend, steif und stechend sind; mit Lycopodium com-planatum, das in der Form viele Aehnlichkeit mit dem Sevenkraut hat, aber gelblich grün, krautartig weich, geruch- und ge­schmacklos ist.
Die Wirkung des Sevenkrautes ist gleich den Balsamen (z. B. Ter­pentin) und ätherischen Oelen reizend auf das Gefäss- und Nervensystem, mit besonderer Beziehung zu den Harnorganen und dem Fruchthälter. Man hat es bei Leiden des Drüsensystems, in ehronischen Wassersuchten (be­sonders bei Schafen) , hartnäckigen Rheumatismen , gegen Räude und Ein­geweidewürmer u. dgl. empfohlen, in welchen Fällen es jedoch durch an­dere Mittel nicht nur ersetzt, sondern leicht iibertroffen wird; dagegen ist es bei zurückgebliebener Nachgeburt, wegen mangelnder Contraction des Fruchthälters (mit kohlensaurem Kali) ein erprobtes Mittel.
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78nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Herba tanaceti.
Formel: Kali carbonic, crud. Unc. '/j-
Herba sabinae Unc. lj.1—1. M. D. in triple. Wird mit 1 Pfund siedendem Wasser übergössen, durchgeseiht und alle 6 Stunden eine Dosis gegeben.
Es wird ebenso bei krankhaft vermehrter Secretion der Schleimhaut der Scheide und des Fruchthalters, Wassersucht des letztem u. s. w. so­wohl innerlich als äusserlich mit Nutzen angewendet. Als Surrogate könnten Herba rutae hortensis oderBaccaelauri dienen.
Die Dosis ist '^—1 Unze für grössere Hausthiere und die wirksamste Form ein Aufguss; das Pulver oder besser das fein zerschnittene Kraut gibt man in Verbindung mit Spiesglanz- Präparaten, bittern und gewürzhaften PflanzenstofTen den Pferden in Pillen und Latwergen.
Aeusserlich wendet man den Aufguss oder eine schwache Abkochung zu Einspritzungen in die Genitalien, ferner auf übelbeschaffene Geschwüre, besonders wo Knochen oder Bänder verletzt sind, an. Eine Salbe aus 2 Theilen heissem Schweinefett und 1 Theil gepulverter Sabina wird gegen veraltete Stollbeulen, Kieferauftreibungen u. dgl. empfohlen.
I
Eil'
Herba tanaceti.
•Kainfttrufirauf.
Summitates s. flores tanaceti. Kaiiirarn-Gipfel und Blamen, Himnfani. Franz. Sommites de tanaisie, Tanaisie commune. Kngl. Tops of tanacetum.
Der gemeine Rainfarn, Tanacetum vulgäre (01. Syngenesia Polygamia superflua, Fam. Compositae, Elichryseae) wächst häufig an ungebauten Stellen, an Gräben, Dämmen und besonders in der Nähe von Flüssen oder Bächen; er ist perennirend, hat steife 3 — 4 Fuss hohe Stengel, mit doppelt fiederspaltigen, unten ge­stielten , oben sitzenden, einfachen Blättern. Die in Doldentrauben stehenden Blüthen sind gelb, halbkugelig, die Samen sind grün­lich-braun , dünn und länglich. Die ganze Pflanze ist durch einen starken, widrig balsamischen Geruch und bittern Geschmack ausgezeichnetr
Man sammelt die Blätter und Spitzen des Rainfarn sammt den daran befindlichen Blumen im Juli bis August.
Die Hauptbestandtheilc sind: ätherisches Oel (am meisten in den Blumen, am wenigsten in den Blättern), bitterer Extractiv-stoff (mehr in den Blättern), Gerbstoff, ferner Chlorophyll, Harz, Salze u. s. w.
Der Rainfarn ist als eines der am leichtesten zu habenden, gewürz-haft-bittern Pflanzenmittel häufig anzuwenden; er kann an der Stelle des
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Hydrargyrum muriaticum mite.
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Wermuths, der Kamille und der meisten aromatischen Pflanzen gebraucht werden, und wird nebenbei als wunnwidriges Mittel für sich oder als Ve­hikel stärkerer Substanzen gerühmt.
Man wendet ihn meist als Aufguss oder leichte Abkochung an. und zieht dazu das frische Kraut dem getrockneten vor, wovon man eine Hand­voll zu I—2 Pfund siedenden Wassers nimmt. Schafen, die an Wasser­sucht, Würmern und Auftreibung der Leber leiden, kann man das zerschnit­tene Rainfarnkraut unter dem Futter vorlegen. Zu Klystiren, zu aromaU-schen Bädern für die Gliedmaassen der Pferde, zum Waschen der Haut um Insekten abzuhalten, zur Reinigung schlaffer Geschw üre u. s. w, eignet sich der Aufguss von Rainfarn besonders durch seine Wohlfeilheit.
Es gibt noch zahlreiche Pflanzen, welche gewürzhafte, bal­samische, bittere und adstringirende Stoffe enthalten, bald da, bald dort in Menge wild wachsen nnd besonders in solchen Fällen an­gewendet werden sollten, wo man grössere Quantitäten solcher Stoffe nöthig und zugleich auf Vermeidung der Kosten zu sehen hat. Ich führe hier an: den in den Wäldern sehr häufigen Q u e n-del (Thymus serpillum), das an Eainen wachsende Dostenkraut (Origanum vulgäre), die gemeine und edle Schafgarbe (Achillea millefolium und ptarmica), die verschiedenen Arten von Münze (Mentha sylvestris, rotundifolia, aquatica, viridis, arvensis u. s. w.), die nicht selten in Gärten gezogenen Pfeffer- und Krause-Münze (Mentha piperita, crispa), die Salbey (Salvia officinalis), die Raute (Ruta hortensis) u. s. w. Von Mehreren derselben sind auch die Wurzeln, Samen u. dgl. officinell.
Hydrargyrum muriaticum mite.
ailitbcs fafifaurcs üuecftfifßcr-
Mercurius dulcis. Versiisstes Quecksilber.
Chlorotum Hydrargyri. OnecksilluT-Olilorür.
Calomelas. Ciilomd. ')
Murias Oxyduli Hydrargyri mitis Ph. Bavar.
Franz. Protochlorure de mercure; Muriate de mercure sublime', Mer-
cure doux. Etiffl. Protochloride or Chloride of mercury, Submtiriate of mercury,
Calomel. Chemische Formel; Hg'Cl.
Das versiisste Quecksilber wird auf verschiedene Weise be­reitet; eine der gewöhnlichsten Methoden ist 4 Theile Quecksilbcr-
') Das durch Präcipitation erhaltene Präparat nannte man ehedem Mer­curius dulcis, das durch Sublimation bereitete dagegen Calomel. Die wtl. Pharra. lässt nur das letztere Präparat zu.
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Hydrargyrum muriaticnm mite.
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Sublimat mit 3 Theilen metallischem Quecksilber bis zur Extinction des letztern zu zerreiben, das Gemenge zu wiederholten Malen zu sublimircn und das Produkt mit Alcohol auszuwaschen, um etwa noch unzersetzten Quecksilber-Sublimat zu entfernen. Um das ver-siisste Quecksilber in ausserordentlich fein gepulvertem Zustande zu erhalten, kann man bei der Sublimation die Dämpfe desselben in ein mit quot;Wasserdämpfen erfülltes Gefäss leiten. (Dieser sogen, englische Calomel ist dem gewöhnlichen vorzuziehen.) Bei der Bereitung des versiissten Quecksilbers auf nassem Wege wird in eine Auflösung von salpetersaurem Quecksilber eine beinahe sie­dende Auflösung von Kochsalz gegossen, welche das Chlorür als ein weisses Pulver niederschlägt, das vor der Anwendung noch mit kochendem Wasser ausgelaugt werden muss.
Wie sehr man in der Menschenheilkunde darauf zu sehen hat, dass das versüsste Quecksilber ganz rein von dem als eines der stärksten Gifte wirkenden Quecksilber-Sublimat (Quecksilber-Chlorid oder Doppelchlorquecksilber) sei, so ist dies doch bei den Hausthieren weniger ängstlich zu nehmen, da besonders für die Pflanzenfresser eine solche Verunreinigung schwerlich nach­theilige Folgen hätte.
Das versüsste Quecksilber besteht aus 1 Aeq. Chlor und 1 Aeq. Quecksilber (100 Theile Quecksilber und 18 Theile Chlor) und wird als ein sehr feines weisses oder gelblich-weisses Pulver, das geruch- und geschmacklos ist, in den Handel gebracht. Es löst sich in kaltem Wasser und Weingeist äusserst wenig auf, lässt sich ohne Kückstand verflüchtigen und schwärzt sich am Lichte. Sein spec. Gewicht ist = 7,176. Eine Verfälschung mit Kalk-, Baryt- oder Bleisalzen lässt sich auf chemischem Wege leicht ausmitteln. Die reinen und kohlensauren Alealien, das Kalkwasser, die Seife zersetzen das versüsste Quecksilber, indem sie (schwarzes) Quecksilberoxydul ausscheiden. Auch Salmiak, Schwefelpräparate, besonders Schwefelwasserstoff, ferner Eisen, Kupfer, Blei vertragen sich nicht mit demselben; Säuren, beson­ders Salzsäure, noch weniger.
Das Calomel wirkt umstimraend, der Plasticität des Bluts und der Ernährung entgegen, vermehrt dagegen die Resorhtion. Es findet seine Anwendung (innerlich) in entzündlich fieberhaften Krankheiten, besonders des Hinterleibs (Leber und Darmkanal), in Entzündungen der serösen Häute (der Brust, des Hirns), in typhösen Entzündungen, im Milzbrand, der Bräune u. s. w. Die Gabe ist für Pferde '/o — 1 Drachme, täglich 2 höch­stens 3mal; die Wiederkäuer vertragen das versüsste Quecksilber weniger. Diese Gaben können in acuten Krankheiten selten länger als 2 — 3 Tage fortgesetzt werden. In chronischen Verhärtungen der Drüsen (z. B. Leber,
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Hydrargyrum muriatlcura corrosivum.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 81
Lymphdrüsen), schleichender Entzündung des Darmkanals oder fibröser Organe reicht man es in kleiner Gabe (20 ^— 3 0 Gran). die man jedoch län­gere Zeit fortsetzen kann.
Das versüsste Quecksilber hat eine eigenthümliche, laxirende Neben­wirkung, welche nicht selten erst nach einigen Tagen, aber um so heftiger eintritt und leicht nachtheilig werden kann. Als Corrigens wird Opium an-gerathen, die englischen Thierärzte wenden das Calomel sehr häufig an: die französischen dagegen weit seltener.
Als ein Wurmmittel bei Pferden gibt man 1 — 2 Drachmen versiisstes Quecksilber des Abends und eine Aloepurganz den folgenden Morgen.
Speichelfluss entsteht sehr selten bei den Pflanzenfressern von dem Gebrauch des Calomel, besonders dann , wenn sie das Mittel lange im Maul halten, ehe sie es hinabschlucken.
Man verbindet das Calomel theils mit andern entzündungswidrigen Mitteln (z. B. Salpeter, BrechWeinstein) theils mit Pflanzenschleim (Al-thea-Pulver, Leinkuchen oder Mehl), seltener mit Aloe, Kamphor oder Terpentinöl.
Die Pillenform ist jeder andern vorzuziehen; zum Eingiessen eignet sich das Calomel nicht, da es unauflöslich ist und seiner Schwere wegen gern am Boden des Gefässes zurückbleibt.
Aeusserlich wird das Calomel selten, z. B. als Salbe mit Fett, ähnlich der grauen Quecksilber-Salbe, in Entzündung von Drüsen, sehr empfind­lichen Hautausschlägen u. dgl. als Einreibung angewendet; in hartnäckigen Augenentzündungen streicht man es mit dickem Schleim (aus arabischem Gummi oder Quittenkernen bereifet) in das kranke Auge: man setzt gern etwas Opium oder Belladonna-Extract hinzu.
Hydrargyrum munaticum (s. bichloraUim) corrosivum.
fle^enbes faWquot;!:^ üucrfifirOcr.
Mercurius snblimatns corrosivus. Aelzniclpr Oiiecksilbcr-Siiblunal.
Bichloretum Hydrargyri. noppclclilor-Oiiccksilhcr , (Jucrksilber-Chlorid.
Murias Oxydi Hydrargyri corrosivus. Ph. Bavar.
Franz. Deuto-chlorure de mercure, Sublimlaquo; corrosif.
Engl. Bichloride of mercury, Corrosive sublimate, Muriate of mercury.
Chemische Formel; HgCl.
Man bereitet den Quecksilber-Sublimat entweder aus schwefel­saurem Quecksilberoxyd und Kochsalz, welche zu gleichen Theilen genau gemischt und dann sublimirt werden; oder auf nassem Wege, indem man in eine kochende, concentrirte Auflösung von salpeter­saurem Quecksilberoxydul so lange concentrirte Salzsäure giesst, als sich ein Niederschlag bildet; hierauf wird ebensoviel Salzsäure, als man hiezu nöthig hatte, hinzugefügt, die Flüssigkeit gekocht
Herlngj Arzneimittel. 2. Aufl.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;0
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Hyilrargyruni muriättcnm corrosivum.
u
(wobei sich der Niederschlag wieder auflöst) und nach dem Erkalten zum Crystallisiren hingestellt.
Der Sublimat kommt gewöhnlich in festen, weisseil, aus klei­nen nadeiförmigen Crystallen gebildeten Stücken vor: seine eigent­liche Crystallform ist das vierseitige Prisma; er schmilzt in der Hitze und lässt sich ohne Rückstand sublimiren; sein Geschmack ist ätzend, metallisch; er ist in 16 Theilen kalten und 3 Theilen kochenden Wassers auflöslich, erfordert dagegen nur 21/;! kalten und 1 '/g kochenden Alcohol, oder 3 Theile Aether zur Auflösung.
Ein Zusatz von Salzsäure, Kochsalz oder Salmiak vermehrt die Auflöslichkcit des Sublimats in Wasser.
An der Luft efflorescirt er, und die Einwirkung des Lichts wirkt zersetzend auf seine Auflösungen.
Die chemische Zusammensetzung des Quecksilber-Sublimats ist 1 Atom Quecksilber und 2 Atom Chlor (100 Theile Queck­silber und 36 Theile Chlor). Sein spec. Gewicht ist 5,139 (nach Andern 6,42).
Die fixen Alkalien, Kalkwasser, Aetzaramoniak, Magnesia zersetzen den Quecksilber-Sublimat, ebenso viele organische Sub­stanzen, als Zucker, Stärkmehl, Kleber, Oel, adstringirende Pflan-zenstofle u. s. w., besonders aber Eiweiss, welches mit ihm eine eigenthümliche, nicht ätzende Verbindung eingeht. Daher wirkt der äusserlich angewendete Sublimat, wenn er durch llesorbtion in die Säftemasse gelangt, weit weniger gefährlich als der Arsenik.
Die innerliche Anwendung des Quecksilber-Sublimats, eines der stärk­sten, ätzenden Gifte, darf nur mit besonderer Vorsicht stattfinden; man verbindet ihn mit Eibisehpulver, nachdem er zuvor in Weingeist aufgelöst worden, zu Pillen, und gibt Pferden 10 — 20 Gran pro dusi, täglich 1 bis 2mal. Es ist darauf Rücksicht zu nehmen, dass nichts davon im Maule zurücHbleibt, dessen Schleimhaut sonst angegriffen wird. Man hat ihn als ein umstimmendes Mittel ge£;en veraltete Hautausschläge, Hautwurm und im chronischen Koller versucht. Auf die Wiederkäuer und fleischfressenden Hausthiere wirkt er heftiger als auf das Pferd und wird am besten ganz entbehrt.
Aeusserlicli wird der Sublimat als Aetzmittel bald in trockner, bald in flüssiger Form angewendet.
Castrirpulver, Pulvis ad castrandum. Zum Bestreuen der Castrir-Kluppen nehmen manche Thier-ärzte Sublimat; das bei uns allgemein hiezu gebräuchliche Ro-bertson'sche Piilver besteht aus ätzendem Sublimat,
rothem Quecksilberpräcipitat, von jedem 1 Theil, armenischem Bolus, 2 Theile.
;
Si.
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p.
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Hydrargyrum muriaticum corrosivum.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 83
Auf Wunnbeulen, Strahlkrebs, warzenähnliche Auswüchse, veraltete Geschwüre und Fisteln wendet man theils den Sublimat in Pulverform, theils als concen'rirte Auflüsung (z. B. 1 Dr. in '/a L'nze Weingeist und ebensoviel Wasser) an.
Die Londoner Veterinär-Pharmacopöe enthält folgende Vor­schrift als: Liquor Hydrargyri bichloridi Hydrargyri muriatici corr. part. 1. Acidi muriatici part. 1. Spirit, vini rectific. part 7. M.
Auch auf Gelenkwunden hat man Sublimat-Auflösung empfohlen, wei; derselbe die ausfliessende Synovia fest gerinnen macht.
Schwächere Auflösungen von Sublimat in Wasser, z. B. 5 — 6 Gran auf die Unze Wasser , werden bei hartnäckiger Räude der Hunde, des Rind­viehs empfohlen; es ist jedoch hiebei Vorsicht nöthig, dass nicht zu ausge­dehnte Stellen der Haut zu gleicher Zeit damit gewaschen, und dass die Thiere verhindert werden, sich an denselben zu belecken.
Gegen Schafraude ist Sublimat-Auflösung nicht räthlich, weil dadurch, die Wolle spröde und zu manchen Farben untauglich wird, setzt man aber Sublimat der Walz'schen Brühe oder einer sonstigen Aetz-Lauge hinzu, so wird der Sublimat zersetzt und Ouecksilberoxyd niedergeschlagen.
Der gewöhnlichen Scbarfsalbe (Canthariden-Salbe) als Verstärkungs-mittel Quecksilber-Sublimat zuzusetzen, ist nicht rathsam; der Haarwuchs wird dadurch leicht zerstört, oder selbst tiefe Geschwüre und Substanz­verlust der Haut werden hervorgebracht.
Dagegen hat man auf Stollbeulen, unschmerzhafte Geschwülste vom Kummet u. dgl. eine Mischung von Sublimat mit Terpentin aufgestrichen und dieses Verfahren nach Erforderniss in Zwischenräumen von 8 Tagen wiederholt.
Ungt. mercurii subl. Girardi.
(Unguent fondant de Girard.) R. Terebinthinae venetae ünc. 12. Mercur. Sublimat, corros. ünc. 1. M. exaete. Das Verhältniss des Sublimats kann bis zu l1/., Unzen auf 12 Unzen Terpentin gesteigert werden.
Um bei veralteter Bug- und Hüftlähme eine ableitende Entzündung unter der Haut zu erregen, wird eine Paste von Sublimat und Mehl, in der Grosse eines halben Guldenstücks, einem Fontanell ähnlich, ins Zellgewebe geschoben; es entsteht eine sehr beträchtliche Geschwulst und es fällt nicht selten ein mortifleirtes Hautstiick von ziemlichem Umfange aus, wesshalb diese Methode nur mit Vorsicht anzuwenden ist.
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#9632;i
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Hydrargyrum cxydatum rnbrum.
I I
Hydrargyrum oxydatum rubrum.
Kotfjcs ÜHeriirirf)cr=i}|;i)b.
Mercurius praecipitatus ruber. Rother Quocksilbcrpräcipitat.
Oxydum hydrargyri. Quccksilbpr-Oxyd.
Franz. Deutoxyde de mercure , Oxyde rouge de mercure, Precipite rouge.
En'gl. Bincxide of mercury.
Cliemische Formel : HgO.
Man erhält das rothe Quecksilber-Oxyd durch Auflösen von 1 Pfd. metallischem Quecksilber in kochender Salpetersäure, Ab­dampfen bis zur Trockne, genauer Mischung des Rückstandes mit 1 Pfd. metallischem Quecksilber und Glühen der Masse in einer offenen Retorte bis sich keine rothen Dämpfe (Stickstoffbxydgas) mehr bilden.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; vnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;} B J
Der auf diese Weise aus dem salpetersauren Quecksilber-Oxydul gebildete rothe Präcipitat (oder Quecksilber-oxyd) besteht aus 1 Atom Quecksilber und 1 Atom Sauerstoff (100 Quecksilber und 8 Sauerstoff) hat eine rothe oder gelblich-rothe Farbe, ein krumliches oder krystallinisches Aussehen, einen scharfen , metal­lischen Geschmack, ist in Wasser und Weingeist unauflöslich, aber m Salzsäure, Schwefel- und Essigsäure. Sein spec. Gewicht ist 11,074.
Die Verfälschung des rothen Präcipitats durch Menning (rothes Bleioxyd), Ziegelmehl u. dgl. lässt sich theils auf chemischem Wege, theils durch das geringere specifische Gewicht leicht er­mitteln.
Der rothe Präcipitat wird blos äusserlich angewendet. Er ist ein starkes Aetzmittei, welches durch die Berührung mit organischen Bestand-fheilen nicht leicht zersetzt wird (wie der Quecksilber-Sublimat); am häu­figsten wird er als ein ßestandtheil des Robertson'schen Pulvers für die Castrlr-Kluppen (s. Ouecksilber-Sublimat) benutzt; ausserdem als einAetz-mittel in Pulver- oder in Salbenforni auf speckige, unempfindlich.? und schlechte Jauche absondernde Geschwüre (Wurmbeulen, veraltete Maucke, Krebs , Fisteln) , wobei man I Theil rothen Präcipitat auf 6 — 8 Theile Fett (oder Harzsalbe) nimmt; auch mit Terpentin wird derselbe in ähnlicher V/eise wie der Quecksilber-Sublimat auf torpide Geschwülste aufgetragen.
Gegen chronische Entzündungen der Bindehaut, gegen Verdickung der­selben (Augcnfell), Hornhautnecken, Verschwärung der Augenliedränder u. dgl. wird eine Salbe aus 10 - 30 Gran feinst pulverisirtem, rothem Präcipitat auf I Unze Butter empfohlen, auch derselben manchmal kleine Quantitäten Opium, Kamphor und Zinkblumen beigemischt.
Die von Waldingergegen Augenfell anempfohlene Salbe besteht aus:
BntK- non saht. 2 ünc , Kamphor. 1 Dr., Mercur. praecip. rubr Vitriol, alb. ana '/, Dr. M,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;f f. um.,
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Jodam.
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Die gegen chronische Entzündungen der Bindehaut von den französi­schen Thierärzten gehrauchte Salhe (Pomatum doctore Lyon) wird aus 36 Gran rothem Präcipitat und 1 Unze Fett oder einfachem Cerat hereitet. Diese Augensalben sind grösstentheils entbehrlich.
Jodum.
Oob.
Jodium, Jodeum, Jodina. Jodine. Franz. Jode.
Enyl. Joduuum, Jodiue. Chemisches Zeidieu; J.
Das Jod ist ein Bestandtheil der am Meeresufer wachsenden Pflanzen (besonders Tange und Ulven), welche man der Sodabe­reitung wegen einäschert. Nachdem man aus der Lauge das koh­lensaure Natron und andere Salze ausgezogen hat, bleibt das Jod in Verbindung mit Natron oder Kali in der Mutterlauge zurück. Durch Zusatz von concentrirter Schwefelsäure, hernach Braunstein, wird das Jod durch Destillation von dem Natrium getrennt und geht mit Wasserdämpfen in die Vorlage über. Man trocknet es zwischen Fliesspapier und reinigt es durch nochmalige Sublimation.
Das Jod ist ein einfacher, nicht zerlegbarer Stoff, es bildet schwarzblaue Blättchen mit metallischem Glänze, riecht stark, dem Chlor ähnlich; schmeckt scharf und erhitzend, verdampft in der Hitze ohne Rückstand und mit veilchenblauen Dämpfen; ist in Wasser sehr wenig, dagegen in 10 Theilen Weingeist und Aether auflöslich , und färbt die Haut braungelb, das Stärkmehl aber blau. Im feuchten Zustande verdampft das Jod leicht an der Luft, es muss daher in wohlverschlossenen Gläsern aufbewahrt werden. Sein spec. Gewicht ist 4,440.
Da das Jod theuer ist, wird es leicht verfälscht, z. B. mit Steinkohle, Bleiglanz, schwarzem Mangan, Hammerschlag u. dgl. Alle diese Substanzen lassen sich weder in der Hitze verflüchtigen, noch im Weingeist auflösen.
Das Jod wirkt hauptsächlich auf das Drüsensystem, vermehrt die Re-sorbtion und ist der Ernährung und Fettbildung entgegen; es geht schnell in die Säftemasse über, wird aber bald wieder in dem Harn, der Milch u. s. w. aus dem Körper entfernt.
In entzündliclien Krankheiten und bei grosser Schwäche ist es nicht anwendbar.
Das reine Jod wird sowohl innerlich als äusserlich seltener angewen­det als dessen Verbindung mit Kali (s. Jodkali). Man gibt es innerlich
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Kali carbonicum erudam.
Pferden zu 10 bis 30 Gran pro Dosi in Pillenform mit Süssholz- oder Eibischpulver.
Die Jodtinctur (Tinctura Jodi) wird durch Auflösung von 1 Theil Jod in 12 Thcilen Weingeist bereitet (die Pharmacopöeen variren in der Vorschrift von 30—48 Gran Jod auf die Unze Weingeist); man kann sie mit Wasser verdünnt innerlich geben; auch wird sie auf Geschwülste (Gelenks- und Sehnenscheidenwasser­sucht, sog. Gallen) eingerieben, oder verdünnt in dieselben ein­gespritzt.
Eine Auflösung von Jodkali in Wasser löst das reine Jod leicht auf und passt für Fälle, in welchen man die Nebenwirkung des AVeingeists vermeiden will; auch bittere oder adstringirende Pflanzen- Abkochungen sind zum Auflösen des Jod tauglich.
Endlich setzt man das Jod der Jodkali-Salbe bei, um die Wirkung dieser zu verstärken.
Zu starke oder zu lange fortgesetzte Gaben von Jod (innerlich) greifen die Verdauungs-Organe an , wie die äusserliche Anwendung in jener Weise einen Ausschlag und das Ausgehen der Haare nach sich ziehen kann.
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Kali carbonicum cruclum s. venale.
Jioljfenfimres Jfafi.
Kali carbonicum neutrale. Neutrales kohlcnsaiircs Rnli.
Kali subcarbouicum. Dnterkohlensanrcs Kali. SubcarbonasPotassae. Ph. bav.
Ciueres clavellati, Potassa. Pottasche.
Alkali vegetabile. Pflanzen-Alkali.
Franz. Sous-carbonate de potasse. Carbonate de potasse. Sei de Tartre.
Engt. Carbonate of potassa (impure), Potash, Pearlash, Salt of Tartar,
prepared Kali. Chemische Formel: KO -j- CO5.
Man erhält die Pottasche durch Auslaugen gewöhnlicher Holz­asche und Abdampfen der Lauge zur Trockenheit. Diese rohe (schwarze) Pottasche wird in besondern Oefen calcinirt oder ge­brannt, wodurch sie eine weisse, bläuliche oder grauliche Farbe bekommt (calcinirte Pottasche). Sie enthält ausser kohlensaurem Kali noch schwefelsaures Kali, Chlorkali, auch Natron und Kiesel­erde ; diese beigemischten Stoffe betragen in guter Pottasche höch­stens l/4 oder 25 Procent.
Die Pottasche wird im Grossen in Ungarn, Russland und Amerika bereitet und kommt in Stücken von verschiedener Grosse und Farbe in den Handel; sie ist geruchlos, hat einen scharfen,
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Kali carboiiiciun crudiim.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 87
laugenhaften Gesclunack, zieht aus der Luft Wasser an und wird feucht, löst sich leicht in Wasser, nicht in wasserfreiem Wein­geist, braust mit Säuren (Entweichen der Kohlensäure), wird durch gebrannten Kalk kaustisch und verbindet sich mit den fetten Oelen zu Seife. Ihre Zusammensetzung ist (im reinen und wasserfreien Zustande) 1 Aeq. Kali und 1 Aeq. Kohlensäure. Spec. Gew. 2,6.
Das kohlensaure Kali verträgt sich nicht mit Säuren und zer­setzt die meisten Salze, sie mögen sauer, laugenhaft, erdig oder metallisch sein.
In den meisten Fällen reicht für den Gebrauch in der Thier-heilkunde die käufliche Pottasche hin, wofern sie nicht absichtlich mit Sand, Kalk u. dgl. verfälscht ist, welche überdies bei der Auflösung in Wasser unaufgelöst zurückbleiben würden.
Man hat übrigens in den Apotheken auch gereinigte Pott­asche, welches durch Auflösen der käuflichen Pottasche in 2—3 mal soviel kaltem Wasser, und Abdampfen der klaren Flüssigkeit zur Trockne bereitet wird; reiner von fremden Salzen, aber auch theurer ist das aus Weinstein (saurem weinsteinsaurem Kali) ent­weder durch Verpuffen desselben mit Salpeter oder durch Ver­brennen der Weinsteinsäure, Auslaugen u. s. w. bereitete kohlen­saure Kali (eigentliches Sal tartari der älteren Vorschriften).
Die gereinigte Pottasche ist weiss und halbkrystallinisch oder krümlich und zieht begierig Wasser aus der Luft an; sie muss daher in gut verstopften Gläsern aufbewahrt werden.
Die Wirkung des kohlensauren Kali ist säuretilgend, auflösend und harntreibend; man wendet es innerlich bei iibermässiger Säure-Entwicklung im Darmcanal (z. B. hei der Diarrhöe saugender riiiere), bei Wassersuchten und Zurückbleiben der Nachgeburt (bei Kühen), seltener beim Aufblähen von grünem Futter, Gerinnen der Milch und hartnäckigem Erbrechen (der Hunde) u. dgl. an, und zwar als Auflösung in einem passenden Pflanzen-Inf'usum, im Trinkwasser oder in Pillenform. Die Dosis ist für erwach­sene Pferde und Rinder xli— '/., Unze, selten bis zu 1 Unze; von dem ge­reinigten kohlensauren Kali darf die Dosis um ein Viertheil geringer sein.
Aeusserlich wirkt dasselbe reizend und zertheilend. und wird in chro­nischen Hautausschlägen (Flechte, Krätze) als Lauge von verschiedener Stärke , ferner gegen indolente Geschwülste , Blutunterlaufung u. dgl. ange­wendet. (S. \V a I z'sclie Lauge , B e n z'scher Liquor.)
Die dänische Veterinär-Pharmacopöe enthält folgende Pott-aschensalbe, Ungt. Kali carbonici gegen Krätze:
Theer 1 Theil, Fett '/^ Theil, zusammengeschmolzen und gepulverte Pottasche '/.gt; Theil eingerührt, bis die Masse er­kaltet ist.
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I
88
Kali hydrojudicum.
Das kaustische oder Aetz-Kali, Lapis causticus Chir., ist in der Thierheilkunde entbehrlich.
F o r m e 1 n : Nr. 1. R. Kali carbonic, crud. Unc. '/#9632;gt;•
Flor, chamom vulg. Unc. '/j—!• M. D. in 3plo. S. Morgens und Abends eine Gabe mit 1 Pfund heissen Wassers angebrüht und nach dem Erkalten durchgeseiht, einzuschütten. (Kühen beim Zurückbleiben der Nachgeburt.) Nr. 2. R. Kali subcarbonici Unc. '/#9632;gt;• Pulv. fol. digital, purp. Camphorae snbactae ana Dr. 1. Bacc. juniper. Unc. 1. M. f. s. q. farin. et aq. electuarium molle. D. tal. dos. Nr. 2. S. Zwei Gaben des Tages (bei Verdichtung der Lunge und Wassererguss. Hayne).
•1!
Kali hydrojodicutn (s. hydriodicum).
#9632;lobiuafreifofTfaures Kaß.
Jodetum Kalii. Kalium Jodatum Ph. Wtb. Jodkali. Potassü Jodidum, Hydrujodaä lixiviae. Franz. Jodure de potaääium, Hydriodate de pütasse. Eni/l. Jodide of potassium, Hydriodate of potasse. Chemische Formel: J -\- KO.
Man bereitet dieses Jodsalz entweder indem man einer wäs­serigen Auflösung von kaustischem Kali so lange Jod zusetzt, bis die Flüssigkeit röthlich wird, letztere abdampft und glüht, um allen Sauerstoff auszutreiben, worauf der Rückstand (Jodkalium) in Wasser aufgelöst und krystallisirt wird; oder indem man zuerst Jod und Eisen unter Anwendung von Wärme mit einander ver­bindet, die (wässerige) Flüssigkeit filtrirt und sodann kohlensaures Kali zusetzt, so lange sich kohlensaures Eisen niederschlägt; in der Auflösung bleibt sodann das Jodkali zurück.
Es besteht aus 1 At. Kalium und 1 At. Jod, bildet weisse, würfelförmige, das Wasser anziehende und scharf-salzig schmeckende C'rystalle, welche sich sehr leicht in Wasser, weniger leicht in Weingeist auflösen. Es wird mit salzsaurem und schwefelsaurem Kali, salzsaurem und salpetersaurem Natron verfälscht.
Säuren, saure und Metall-Salze vertragen sich nicht mit dem Jodkali; es reagirt auf Stärkraehl (bei Zusatz von etwas Schwefel­säure) wie das Jod (blau).
Das Jodkali wirkt ähnlich dem reinen Jod aber weniger heftig; und wird daher innerlich und iiusserlich dem letzteren in den bereits bezeich­neten Krankheitszuständen vorgezogen.
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Kali hydrojodicnm.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;89
Man wendet es innerlich in Pillenform, oder in wässeriger Auflösung den Pferden zu '/., — 1 Drachme pro dosi, des Tags 1 — 2 mal an. Da die Wirkung des Joris und seiner Präparate langsam ist, so muss es längere Zeit fortgesetzt werden, wobei die Gaben ziemlich weit aus einander gerückt werden dürfen. Auch der Preis dieses Arznei-Mittels spricht gegen unnö-thig grosse oder zu schnell wiederholte Gaben. Das innerlich gegebene Jod wird durch den Harn wieder ausgeführt, in welchem es nach voran­gegangener Säurung mit Schwefelsäure und Durchleitung von Chlorgas, mittelst Stärkmehl leicht nachgewiesen werden kann.
Die häufigste Anwendung des Jodkali ist äusserlich gegen chronische (nicht merklich entzündete) Anschwellungen und Verhärtungen von Drü­sen (z. B. Lymphdrüsen im Kehlgang, Schilddrüse, Euter), oder im Zell­gewebe, gegen Sehnen- und Gelenk-Gallen, Exsudate unter der Beinhaut (Ueberbeln), Auftreibung der Hufknorpel, derBeugesehnen des Fusses u. s. w. Man verbindet das Jodkali entweder mit Fett zu einer Salbe oder mit Seifen-Liniment (s. dieses).
Die gewöhnliche Jodkali-Salbe, Unguentum kali hydro-jodici besteht aus 1 Drachme Jodkali und 1 Unze Schweinefett; sie ist weiss, wird aber an der Luft gelb.
Die verstärkte Jodsalbe, Unguentum Jodi compositum der Londoner Veterinär-Pharmacopöe wird aus 1 Drachme Jodkali, Vo Drachme Jod und 1 Unze Schweinefett gemischt.
In manchen Fällen verbindet man Jod- oder Jodkali mit der grauen Quecksilber-Salbe in obigen Verhältnissen (1:8); diese Salbe wird grün.
Durch Zusatz von Jodkali zu der Canthariden-Salbe will man deren Wirksamkeit gegen Knochen-Auftreibungen und andere harte Geschwülste vermehrt haben.
Sobald auf die Anwendung der Jodsalbe die Oberhaut sich abschuppt, muss man einige Tage mit dem Mittel aussetzen.
Das Jodquecksilber (in 2 Verhältnissen, als Proto- und Deu-tojoduretum hydrargyri), das erstere gelb, das zweite roth, das Jodblei und Jodkupfer sind zwar bei Pferden schon äusserlich und innerlich versucht worden; der Erfahrungen darüber sind aber noch zu wenige, um diese Mittel jetzt schon in die Pharmacopöe der Thierärzte aufnehmen zu können.
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9Qnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Kali uitrieum.
Kali uitrieum.
•Safpeterftturcs Knfi.
Nitrum depuratuiu. Gereinigter Salpeter. Sal petrae. Salpeter. Franz. Nitrate de potasse, Sei de nitre. Kngl. Nitrate of potassa, Nitre, Salt Petre. Chemische Formel: KO -j- NO*.
Der Salpeter wird theils in sogenannten Salpetcrplantagen be­reitet , theils findet man ihn an alten feuchten Mauern, und ins­besondere häufig- in Indien, Egypten, Nordamerika, wo er aus der Erde ausschwitzt. In den Salpeterplantagen werden thierische Ab­fälle (aus Ställen) mit Erde, Asche u. dgl. gemischt, der Luft im Trockenen lange Zeit ausgesetzt, umgegraben, mit Mistjauchc be­gossen u. s. y,T., wobei sich Salpetersäure bildet, die sich mit den Alealien und Erden verbindet. Die salpeterhaltige Erde wird mit Pottasche vermischt und ausgelaugt, und durch Crystallisation zuerst Kochsalz, dann roher, d. h. mit Kochsalz und andern sal­petersauren Salzen verunreinigter Salpeter erhalten. Der rohe Salpeter wird durch Auflösen in kochendem Wasser, Zusatz von kohlensaurem Kali (wobei die beigemischten Erdsalze zersetzt wer­den) und nachherige Crystallisation der Lauge gereinigt.
Obgleich der im gewöhnlichen Handel vorkommende, gereinigte oder raffinirte Salpeter selten ganz frei von Kochsalz ist, kann er doch zum thierärztlichen Gebrauche dienen; das sogenannte Salpeter­salz (Sal nilri) dagegen enthält oft mehr Kochsalz als Salpeter und ist desshalb zum innerlichen Gebrauche als unsicher zu verwerfen.
Der Salpeter krystallisirt in langen, gestreiften, farblosen, sechsseitigen, luftbeständigen Prismen, von sehr kühlendem Ge­schmack. Er löst sich in 7 — 8 Theilen kalten und in gleichen Theilen siedenden Wassers auf, während der Auflösung wird die Temperatur der Mischung sehr vermindert. Auf glühenden Koh­len verpufft der Salpeter. (Ist demselben viel Kochsalz beige­mischt, so knistert er im Feuer.)
Die chemische Zusammensetzung des Salpeters ist in 100 Thln. Salpetersäure 53,44 und 46,56 Kali, Spec. Gewicht 1,93—2,0. Er enthält kein Crystallwasscr, dagegen ist meist etwas Wasser zwischen den Wänden der aneinander geklebten Crystalle befindlich.
Der Salpeter wird von der Schwefelsäure und ihren mit Thon-erde, Zink, Kupfer und Eisen gebildeten Salzen zersetzt.
Der Natron-Salpeter (Natrum nitricum s. Nitrum cubicum) ist zwar bedeutend wohlfeiler als der gewöhnliche Salpeter, aber in der Thierheilkunde noch wenig versucht; man hält seine Wir­kung für milder.
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Kali nitricura.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 91
Der Salpeter ist unter den Salzen das wirksamste in rein entzündlichen Fiebern und Entzündungen; besonders der serösen Häute weniger der Parenchyme. Er vermindert die Plasticität des Bluts, die Muskelkraft, die Wärme-Entwicklung; vermehrt dieSchleimahsunderung des Darm-Canals und mehr noch dieHarnsecretion und geht besonders in Aullosung gegeben, schnell in den Hain über. Man gibt ihn den grössern Hausthieren zu '/a—1 Unze pro dosi täglich 2 — 3 mal, meist in Verbindung mit abführenden Salzen (Doppel- oder Glaubersalz) oder mit schleimigen Mitteln und in Pillen-Form. Bei heftigen Entzündungen (z. B. Kopfkrankheit, Inlluenza) wird er mit Tart, emetic, gereicht; im Starrkrampf mit Camphor.
Zu grosse Gaben, besonders trocken oder in concentriter Aullosung., können bei Pferden und Rindvieh nachtheilig und selbst tödtlich wirken.
Aeusserlich wird er selten gebraucht; die kühlenden Umschläge, sog. Schmu cker'sche Fomentationen, aus Salpeter, Salmiak, Essig (s. S. 2 I) und Wasser. Eine conceutrirte, frisch bereitete Auflösung von Salpeter (1 Theil Salpeter auf 7 fheile Wasser) wird als Solutio potassae nitratis in der Londoner Veterinär-Phaimacopöe auf brandige Wanden empfohlen.
Die Wirksamkeit des häufig als Hausmittel angewendeten Schiesspulvers beruht hauptsächlich auf seinem Gehali: an Salpeter (76 Procent).
Formeln:
Nr. 1. K. Kali nitric. Unc. 7,.
Natri sulphuric. Unc. 3.
Farin. sem. Uni. Unc. 1. M. D. in 4plo. S. Täg­lich 3 Gaben in weicher Latwergeform zu geben. (In Entzündungs-Krankheiten.)
Nr. 2. R. Nitri depur. Unc. 2.
Tartar, emetic. Unc. 1/.,.
Farin. sem. lini. Unc. 1.
Aq. fontan. q. s. Fiant pill. IV. D. S. Täglich
3 Pillen. (Im ersten Stadium der Influenza.)
Nr. 3. R. Nitri depur. Dr. 2. Salis amari Unc. 1. Hepat. sulphur. Dr. 1. Flor, chamom. Unc. 1. M. f. c. farin. et Aq. Electuar. pro dosi. D. tal. dos. Nr. 4. (Als Diaphoretic. Strauss.)
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til'
92nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Kali stibiato-sulphuratum.
Kali stibiato-sulphuratum.
'Spicsrjfüi^rdjiuercffcßer.
Kali sulphuratum stibiatum.
Hepar antimonii. Spicsglaiizlcbcr.
Franz. Foio d'Autimoine, Oxyde d'Autimoine par le nitre.
Kngl. Liver of Antimony.
(Dieses Arzneimittel ist in den meisten neueren Pharmacopöen, als obsolet, übergangen, und wird auch von den Iranzösischen und englischen Thierärzten sehr wenig benüzt.)
Es ist dies eine mehr oder weniger unreine Verbindung von Schwefelspiesglanz und Schwefelkalium, und wird entweder durch Zusammenschmelzen von gleichen Theilen Schwefelspiesglanz (An­timon, crud.) und kohlensaurem Kali, oder durch Verpuffen von Schwefelspiesglanz mit ebensoviel Salpeter, Schmelzen und Ab­scheiden der grösstentheils aus schwefelsaurem Kali mit wenig Spiesglanzleber bestehenden Schlacke, bereitet. Nach der ersten Methode erhält man ein rothbraunes, geruchloses Präparat, das an der Luft gern feucht, dabei grün wird und nach Schwefel­wasserstoff riecht; die durch das zweite Verfahren erhaltene Spies­glanzleber bleibt dagegen trocken, ist rothbraun und enthält mehr Spiesglanz-Oxyd. Das erstere Präparat besteht aus 6 Atom Schwe-felspiesglanz-Kalium, 1 Atom Spiesglanz-Oxyd und 1 Atom Spies-glanzoxyd-Kali. Es löst sich in Wasser mit Hinterlassung von etwas Spiesglanzoxyd auf und wird von denselben Stoffen (z. B. Säuren) zersetzt wie die Kali-Schwefelleber.
Man hat die Spieglanzleber innerlich in Leiden (Stockungen) des Lymphsystems angewendet, wie das rohe Antimonium, vor dem es den Vorzug der leichtern Auflöslichkeit im Körper hat; in entzündlichen Krank­heiten, wo Neigung zu plastischen Ausschwitzungen (z. B. in der Brust­höhle, Lunge) staltfindet, kann die Spiesglanzleber in Verbindung mit Kitrum, Salmiak u. dgl. gegeben werden. In chronischen Krankheiten dagegen wird sie gewöhnlich mit bittern, gewürzhaften oder sclileinauf-lösenden Pnanzenstoffen verbunden. Die Gabe ist für Pferde 2 Dr., für Rindvieh 2 —4 Dr. pro dosi in Pillen oder Latwergeform. Bei den Fleisch­fressern verursacht sie in der Regel Krbrechen.
Formeln: Nr. 1. R. Hepatis antimon. Unc. 1. Florum sulphuris
Radicis calami arom. pulv.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; t
Herbae hyosciami pulv. ana Unc. 2. M. D. S. Täglich 3mal einen Esslöffel voll auf dem Futter zu geben. Bei chronischem Husten.
I'-
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Kali sulphuratum.
93
Nr. 2. B. Hepatis antimon.
Salis ammoniaei ana Unc. 1'/.,. Bacc. juniperi
Pulv. sem. foeni graeci ana Unc. 2. M.
c. s. q.
Aquae ad elect. D. S. In 2 Tagen zu verbrau­chen. Bei chronischem Strengel.
Kali sulphuratum.
#9632;ScOlDCfcffittfi.
llepar äulphuris alcalinum. Kali-Sclnvefellebcr.
Sulphuretum Kalii, s. potassae.
Franz. Sulfure de potassium, Foie de soufre, Polysulfure de potassium.
Chemische Formel: KS'1.
Man bereitet die Kali - Schvvefellebev durch Schmelzen von gleichen Theilen Schwefel und kohlensaurem Kali. (Für den thier-ärztlichen Gebrauch genügt es statt des reinen kohlensauren Kali's gewöhnliche Pottasche zu nehmen.) Andere Vorschriften geben 1 Theil Schwefel und 2 Theile Kali an. Nachdem die Mischung durch die Hitze in gleichförmigen Fluss gekommen ist, lässt man sie erkalten, wo sie dann eine braunrothe, feste Masse von laugen-haftem Geschmack bildet, welche an der Luft gerne feucht wird, in ein grünliches Pulver zerfällt oder gar zerfliesst und nach Schwe-felwasserstoffgas (wie faule Eier) riecht. Die Schwefelleber muss daher in gut verschlossenen Gelassen aufbewahrt werden.
Die Schwefelleber verliert durch den Einfluss der Feuchtig­keit und Luft an ihrer Wirksamkeit; sie löst sich in Wasser sehr leicht auf und wird durch Säuren zersetzt, unter Entwicklung von Schwefelwasserstoffgas und Präcipitation von Schwefel.
Die Verhältnisse des Kali zum Schwefel sind je nach der Bereitungsart etwas verschieden; so jedoch, dass neben dem eigent­lichen Schwefelkali meist auch mehr oder weniger schwefelsaures Kali oder auch unzersetztes kohlensaures Kali in der Schwefelleber sich befindet.
Die Wirkung der Schwefelleber ist innerlich gegeben auf das Blut, das Lymphsystem und die Hautausdünstung gerichtet; sie vermindert die Gerinnbarkeit des Bluts, absorbtrt im Magen und Darmcanal vorhandene freie Säure und entwickelte Luftarten, löst Stockungen im Lymphsystem etc., vermehrt die Secretion der Haut. Daher wird sie innerlich den Pferden (zu 1—2 Drachme pro dosi) bei Windkolik , vorherrschender Säure im Darmcanal (besonders junger Thiere), Krankheiten von unterdrückter Haut-ausdünstung, bei chronischen Hautausschlägen und ausserdem bei Rindvieh
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94nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Kali sulpkuratum.
gegen plastische Ausschwitzungen in das Lungengewebe empfohlen. In grössern Gaben (zu 1 —2 Unzen) bringt sie Symptome von Magen- und Darmentzündung hervor.
Gegen chronische und acute Metallvergiftungen überhaupt (z. B. Ar­senik, Quecksilber, Kupfer, Blei) kann die Schwefelleber mit Nutzen ange­wendet werden.
Man verordnet die Schwefelleber innerlidi entweder als Einguss in einem passenden Pdanzen-lnfusum (Allhea, Chamillen) oder in Pillenform mit schleimigen oder mit bittern und gewürzhaften Stollen.
Häuliger ist der äusserliche Gebrauch der Schwefelleber, besonders in chronischen Hautaussclilägen (z.B. Krätze, Flechten) zu Waschungen, wo­bei man 2 Unzen auf 1 — 2 Pfund Wasser nimmt. Einreibungen von Schwe-felleber-Salbe (aus dieser und Schweinefett bereitet) sind weniger zweck-mässig als solche mit grüner Seife (im Verhältniss von 1 zu 4 Seife). Das Ablecken dieser Einreibungen muss man zu hindern suchen.
Bei flechtenartigen Ausschlägen mit vermehrter Empfindlichkeit der Haut verbindet man die Schwefelleber mit Quecksilbersalbe (1 Dr. auf die Unze des letztern), wobei jedoch nach einiger Zeit ein Theil des Queck­silbers sich mit Schwefel vereinigt (Protosulphuret des Quecksilbers).
Man hat neben der Kali-Schwefelleber in den Apotheken auch Kalk-Schwefelleber, eine Verbindung von gebranntem Kalk mit Schwefel (Schwefel-Calciimi. Hepar sulphuris calcaretun); sie ist zwar wohlfeiler, aber auch weniger wirksam, daher in der Thier-heilkundc nicht gebräuchlich.
Formeln:
Nr. 1. R. Kali sulpluirati Dr. 2. *)
Natri sulphuric. Unc. 2.
Infusi flor. chamom. (s. Semin carvi.) Unc. 12.
M. D. S. Auf einmal zu geben. (In Wind-Colik
der Pferde.) Nr. 2. K. Salis amari Unc. 2.
Hepat. sulphuris alcal. Unc. '/,•
Camphorae subactae Dr. 1.
Pulv. flor. chamon. Unc. 1. M. f. s. q. farin. et
aq. electuar. Dent. tal. dos. Nr. 2. S. Zwei Gaben
in einem Tage. (In Entzündungs-Krankheiten mit
plastischer Ansschwitzung. Hayne.)
') Um Venveclislung mit dem Kali sulphuricum zu vermeiden, muss das Beiwort bis auf die beiden letzten Buchstaben ausgeschrieben werden.
1
fi
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Kali sulphiiricuin.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;95
Kali sulphuricuni
•Scfjiueferfaurps Knfi (iicufrafps).
Tartarus vitrlolatns. Vitriolisirtcr Weinstein. Aicaiimu dupltcatüm. Doppelsalz.
Sal polychrestiim Glaseri.
Sal duplicatus.
Franz. Sulfate de potasse. Tartre vitriole, Sal de duobut-.
f.ngl. Sulphate of potash.
Chemische Formel: KO-j-SO:'.
Bei der Bereitung der Salpetersäure durch Destillation des Salpeters mit Schwefelsäure bleibt als Rückstand schwefelsaures Kali (Caput mortuum) mit überschüssiger Schwefelsäure; letztere wird durch Zusatz von kohlensaurem Kali (Pottasche) neutralisiit und das erhaltene Salz durch Umkrystallisiren gereinigt.
Es bildet wasserlose, luftbeständige, weisse Crystalle in der Form schiefer, visrseitiger Prismen oder doppelt sechsseitiger Py­ramiden, schmeckt unangenehm salzig und etwas bitter, löst sieh in 10 Theilen kalten und in 6 Theilen warmen und in 4 Theilen siedenden Wassers auf, und ist in Weingeist unlöslich. Das Pulver ist weiss und schwer.
Die chemische Zusammensetzung des Doppelsalzes ist 45,93 Schwefelsäure und 54,07 Kai. Spec. Gewicht 1,73 (2,66 Ph. W.)
Man trifft im Handel das Doppelsalz manchmal etwas gelb gefärbt, wahrscheinlich von einem geringen Eisengehalt, welcher seiner Anwendung in der Thierhcilkuude nicht hinderlich ist; da­gegen ist der pulvorisirte Rückstand der Scheidwasserbereitung (ohne Neutralisation durch Kali), welcher hie und da statt des Doppelsalzes verkauft wird und an dem sauern Geschmack zu er­kennen ist, zu verwerfen. Eine Verfälschung mit andern Salzen ist kaum zu besorgen, etwa Kochsalz ausgenommen.
Das Doppelsalz zerlegt die Kalk-, Baryt-, Quecksilber- und Bleisalze und wird durch Weinsteinsäure zersetzt.
Man wendet das Doppelsalz in Pferdekranklieiten hesonders häufig an, als ein die Secretion des Danucanals vermehrendes, gelinde abführendes, entzündungswidriges Mittel; man verbindet es nach den fndicationen bald mit stärker entzündungswidrigen Salzen, z. B. dem Salpeter, bald mit schleimigen oder mit bitteren Pflanzenmitteln (Eibisch, Enzian, z. B. in Leberfütterungs-Coliken). Da es kein Crystallwasser, somit in dem gleichen Gewichte mehr Salztheile enthält als z. B. das Glaubersalz, braucht man weniger grosse Dosen davon; dagegen ist es schwerer auflöslich in Wasser, weniger kühlend, und weniger abrührend, aber mebr harntreibend als jenes.
Die Dosis ist für Pferde 2 — 3 Unzen auf einmal und nach Umständen 3—4 mal täglich repetirt; um zu laxiren würde man 1 — 2 Ff. des Tages
,1
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96nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Kreosotum.
brauchen; man zieht desshalb, besonders bei Rindvieh, das Glaubersalz vor. Wenn eine schnelle Wirkung beabsichtigt wird, gibt man das Doppelsalz in einer lauwarmen Auflösung; ausserdem in Latwergen- und Pillenform.
Nach Hayne sollen zu grosse Dosen bei edlen Pferden Magen- und Darmentzündung hervorgebracht haben. Sowohl in Frankreich als England ist das Doppelsalz wenig gebräuchlich.
Formeln:
Nr. 1. R. Tartari vitriol. Unc. 8.
Semin. sinap. pulv.
Rad. gentian, pulv. ana Unc. 3. M. div. in part.
IV. aeq. D. S. Morgens und Abends ein Pulver.
(Bei Indigestion.) Nr. 2. R. Tartar, vitriol. Unc. 2.
Extract byoscyam. Dr. 1. M. Dent. tal. dos. tres.
Alle l/a—1 Stund ein Pulver in 1 Pfund Kamillen-
Aufguss zu geben. (In Krampf-Colik der Pferde.)
Kreosolum.
Kreofot.
Franz. Crt-'osote.
Engl. Creasote, Creazote.
Chemische Formel: C14Hs02.
Es wird aus dem Holztheer und Holzessig durch Destillation und nachmalige Reinigung bereitet und stellt eine dickliche, neu­trale, beinahe farblose Flüssigkeit dar, welche nach Rauch riecht und einen beissenden Geschmack hat; es brennt rassend und macht Eiweiss gerinnen. Mit fetten und flüchtigen Oelen bildet es ein etwas trübes Gemisch, im Weingeist und in der Essigsäure löst es sich leicht auf; im Wasser nur zu '/g,,. Spec. Gew. 1,037.
Wo Kreosot in grösserer Menge verbraucht würde, könnte man sich dasselbe weniger vollständig von den es verunreinigen­den Stoffen (Paraffin, Eupion u. s. w.) getrennt, um billigern Preis von den chemischen Fabriken verschaffen.
Das Kreosot besitzt die fäulnisswidrigen Kräfte des Holzessigs in hö­herem Grade ; man hat es innerlich bei Pferden gegen Lungenvereiterung versucht und in der Dosis von 15 — 20 Tropfen mit Leinsamen zur Pille gemacht gegeben; da es im concentrirten Zustande die Schleimhäute an­greift , muss es auf solche Weise oder in viel Wasser und Schleim, Oel u. dgl. eingehüllt werden. Morton glaubt innerlich '/j—1 Dr. in einem schleimigen Vehikel geben zu dürfen.
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Lichen islsndlcna.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;97
Als blutstillendes Mittel wird das Kreosot äusserlich (seltener bei Innern Blutungen) mit grossem Nutzen angewendet: man löst dasselbe in etwas Weingeist auf und verdünnt die Mischung nöthigcnfalls mit Wasser (1020 Tr. Kreosot, t —2 Unzen Weingeist und 4—8 Unzen Wasser). Aelin-licheSoIutionen werden auf brandige Stellen, auf Geschwüre mit allzaslar-ker Eiterung, in Fisteln, Strahlkrebs, bei Knochenfrass u. dgl. applicirt und mit mehr verdünnten Auflösungen die Nebenhöhlen der Nase bei chronischem Katarrh derselben ausgespritzt.
Zur Vertilgung von belästigenden Insekten ist das Kreosot zu theuer, da das rohe empyreumatische Gel hiezu hinreicht.
Die Londoner Veterinär-Pharmacopöe hat 2 Kreosot-Salben, welche bei schlaffen Geschwüren. Fisteln und Gelenkwunden im Gebrauche sind; nämlich :
1)nbsp; Unguentum Creosoti, aus 2 Theilen Kreosot und 8 Thei-
len Schweinefett,
2)nbsp; Linimentum Creosoti compositum, aus 2 Theilen Kreosot, 4 Theilen Terpentinöl und 4 Theilen Baumöl ge­mischt.
Formeln:
Nr. 1. R. Decoct, liehen, island. Unc. 24.
Creosoti Gtt. 15—30. M. D. S. Auf 3mal in
einem Tag zu geben. (Bei Lungengeschwüren der
Pferde.) Nr. 2. R. Infus. plantar, aromatic. Unc. 32.
Creosoti in Alcohol Unc. 2. solut. gutt. 10—20.
M. D. S. Zum Einspritzen „(der Kieferhöhle im
chronischen Catarrh derselben).
Lichen islandicus.
Osftinbifdjes Dlloos.
Franz. Mousse d'Islande. Kngl. Iceland-moss.
Eine rasenartig ausgebreitete Flechte, Cetraria islandica A. (Cryptogamia; Lichenes), welche in Wäldern, auf steinigem Boden, zwischen Haiden u. s. w. nicht selten vorkommt. Das fast knor­pelige Laub ist 2—4 Zoll lang, oben bräunlich, unten weisslich, in viele unregelmässige Lappen zertheilt, die am Rande wimper­artig gezähnt sind; das Laub ist steif, lederartig zähe, ganz trocken aber leicht zerbrechlich. Die Schüsselchen sitzen am Rande der Lappen, sind klein, meist von dunkelbrauner Farbe.
Hering, Arzneimittel. 2. Aufl.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;7
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#9632; 98nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Liquor ammoiiii caustici.
Das isländische Moos ist geruchlos, aber von sehr bitterem Geschmack; es lässt sich durch anhaltendes Kochen in Wasser fast ganz zu Gallerte auflösen. Seine Bestandtheile sind bitterer Extractivstofl' (3 pC), Moosstärke (44 pC.), Cetrarin, Gummi, Zucker, extractartiger Farbstoff, Wachs, weinsteinsaure Salze und Flechtensäure.
Bei der Anwendung des isländischen Mooses hat man darauf zu sehen, dass es nicht schimmlich oder modrig, noch mit andern Flechten, Holz, Moos u. dgl. verunreinigt ist.
Es ist eines der wohlfeilsten bittern und schleimigen .Mittel und wirkt daher stärkend , auflösend, ernährend.
Man kann es mit Nutzen entweder für sich oder als Unterstützungs­mitteln in Krankheilen mit zu starker Absonderung der Schleimhäute, z. B. in chronischen Durchfällen, chronischem Catarrh, schleimigem Dampf. Schleim-Schwindsucht, Lungenvereiterung u. dgl. anwenden.
Man gibt es den Pferden meist in Pulverform zu 1 — 2 Unzen pro Dosi und setzt es Pillen mit Salmiak. Theer, Kreosot, Spiesglanz- und Schwefel­mitteln bei. In dem Lungenleiden, welches die Staupe der Hunde gerne hinterlässt. und das sich durch einen copiösen schleimig-eitrigen Nasen-Ausduss (Schleim-Schwindsucht) auszeichnet, ist ein Decoct von isländischem Moos, dem man nach dem Erkalten etwas Blausäure oder Aq. laurocerasi zusetzt, manchmal noch von entschiedenem Nutzen.
,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Formeln:
R. Decocti liehen, island, ex Unc. ij2 parati Unc. 4. Refriger. adde.
Acid, hydroeyanici. Gtt. 10—20. M. U. S. Täglich 4mal 1 Löffel voll. (Für Hunde mittlerer Grosse.)
Liquor ammoiiii (s. ammoniaci) caustici.
ilfljeuilcr •SnOnutfigeift.
Ammonium iiquidum s. Ammonia pura liquula Ph. Bavar. Aetz-Ammonlah,
flüssiges. Spiritus salis ammoniaci causticus. Raustisclicr Salmiakgeist. Franz. Ammoniaque liquide, Aleali volatile fluor, Ksprit de se) am-
moniaque. Engt. Liquor ammoniae. Spirit of Sal ammoniac. Chemische Formel: NH3.
Der Salmiakgeist wird durch Destillation von ungelöschtem Kalk und (ebensoviel) Salmiak bereitet; das übergehende farblose, höchst stechend riechende Gas wird von dem in der Vorlage be-lindlichem Wasser (bis zu einem Drittheile seines Gewichtes) ab-
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Mquor ammonii caustici.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 99
sorbirt. Das specifische Gewicht des Salmiakgeistes sol! 0,9f)0 7deg; B. sein (im Handel kommen 2 Sorten, von 6 und 10'1 vor;*) er ist eine farblose Flüssigkeit, riecht nach dorn Ammoniakgas, schmeckt brennend, reagirt alkalisch und lässt sich ohne Rück­stand verflüchtigen; er löst Oele und Harze auf und bildet mit denselben Seifen, mit den Säuren aber Salze. Säuren, saure Salze, sowie die meisten Erd- und Metallsalzc sind unverträglich mit dem Salmiakgeist. Er ist in Gläsern mit eingescbliffenein Glasstöpsel aufzubewahren.
Die Wirkung des Salmiakgeistes is( innerlich und Russerllcl) slark und flüchtig reizend; zum innern Gebrauche zieht man das kohlensaure Ammo­niak, welches nicht ätzend wirkt, vor, mit Ausnahme des Aufblühens der Wiederkäuer von grünem Futter, wo der Salmlakgeist zu '/,— I Unze mit 1—2 Pfd. W'asser gereicht wird, um das in den Mägen enthaltene kohlen­saure Gas zu absorbiren. Man mischt mit Nutzen etliche Unzen Branntwein oder '/a— 1 L'nze Aether zu obiger Gabe. In der Wiml-Collk der Pferde ist der innerliche Gebrauch wenig üblich. In Krankheiten mit Zerselzung des Bluts, Typhus, Milzbrand hat man die Innerliche Anwendung des Sal­miakgeistes mit aromatischen Aufgüssen, Camphor, Aether u. s. w. em­pfohlen; er soll neben der allgemeinen Reizung des Gefüss-Systems noch besonders auf die HaiUausdiinstung und Harnsecrellon wirken. Das Riechen an Salmiakgeist Ist gegen Asphyxle. Ohnmacht. Vergiftung mit Blausäure wirksam.
Aeusserlich bewirkt der unverdünnte Salmiakgeist heftige Reizung und Entzündung, selbst Aetzung; daher er (Bisswunden von wüthendenThieren ausgenommen) meist mit andern Flüssigkeiten verdünnt gegen Insekten-Stiche, Bisse von giftigen Schlangen, brandige Wunden und Geschwülste u. s. w. benutzt wird.
Als ableitendes Reizmittel bei Rheumatism, Verstauchungen, veralte­ter Bug-und Hüftlähme u. dgl. wendet man häufig eine Mischung von 1 Theil Salmiakgeist und 3— t Theile Weingeist an, und setzt denselben, wo man stärker reizen will, 1 Theil Terpentinöl hinzu.
Das von Binz gegen veraltete Piphaken u. dgl. empfohlene Liniment besteht aus:
2nbsp; nbsp;Unzen Kali carbon, crud. 4 Unzen 01. Terebinth.
3nbsp; nbsp;Unzen Liq. ammon. caustic.
1 Schoppen (12 Unzen) Spir. vini von 10deg;; soll es verstärkt * werden, so werden 2 Unzen Tinct. cantharid. hinzugesetzt.
•) Die württb. Pharm. hat noch einen Liq. ammouiaci caustici concentratas von 0,872 spec. Gew. (24deg; B.): derselbe ist für die äusserliche Amrenduiifr zu stark.
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Liquor plumbi aceticl.
Um entzündliche Geschwülste (z. B. der Drüsen) zu zertheilen, wendet man das flüchtige Liniment, Liniment um volatile, eine weiche, weisse seifenartige Verbindung von 1 Theil Salmiak­geist mit 4 Theilcn fettem Oel an. Die Londoner Pharmacopöe schreibt 1 Theil Salmiakgeist zu 2 Theilen Baumöl vor; die Kopen­hagener Mil.-Pharmacopöe dagegen hat das Verhältniss 1 zu 4 Theilen beibehalten; ebenso die französische Pharmacopöe; die wiirttembergi^che Pharmacopöe hat 1 zu 3 angenommen. Dieses Liniment wird auch nicht selten mit der grauen Quecksilbersalbe gemischt oder auch blos Salmiakgeist zu letztgenannter Salbe verordnet.
Durch Zusatz von 1 Drachme Kamphor auf 1 Unze flüch­tigen Liniments erhält man das Linimentum volatile cam­phor at um, welches in Entzündungen drüsiger Theile, z. B. des Euters vorgezogen wird.
Formeln:
Nr. 1. R. Liq. ammon. caust. Unc. 1.
Alcohol vini Unc. 2. M. D. S. Auf zweimal, je in l1/., Pfund Wasser einzuschütten. (Aufblähen des Rindviehs.)
Nr. 2. R. Tinct. rad. arnicae Unc. 4. ülei terebinth.
Liq. ammon. caust. ana Unc. 1. M. D. S. Zum Einreiben. (Bei rheumatischem Hinken.)
Liquor plumbi acetici.
35fcieffig. Acetum plumbi s. Uthargyri.
Acetum saturninum s. Extractum Saturai. Blei-Extract. Liquor plumbi acetici basici. Basisch essigsaures Blei, Drittelbasisches
essigsaures Blei. Liquor aoetatis tri-plumbici. Subacetas Plumbi liquidus Ph. Bav. FriTJis. Sous-acetate de ploinh, Extrait de saturne. Enyl. Solution of the diacotate of Lead. Goulard's Extract. Chemische Formel: Pb03 -j- A -j- Aq.
Es wird durch Digeriren einer wässerigen Auflösung von essigsaurem Blei oder Bleizucker mit Bleioxyd bereitet. Die würt. Pharmacopöe gibt dazu folgende Vorschrift: 6 Unzen Bleizucker • und 4I/a Unzen feinst gepulverte Bleiglätte werden gemischt und mit 14 Unzen destillirtem Wasser Übergossen, 3—4 Stunden unter öfterem Umschütteln digerirt und dann die Flüssigkeit abgegossen und filtrirt.
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Liquor plumln acetici.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 101
Der Bleiessig bildet eine klare, gelbgrünliche Flüssigkeit, welche alcalisch reagirt, nach Essig riecht und einen siisslich-herben Geschmack hat; sein spec. Gewicht ist 1,300 (45deg; Beck). Er mischt sich in allen Verhältnissen mit Wasser und gibt mit kohlensäurehaltigem (Brunnen-) Wasser eine milchähnliche Flüssig­keit, in welcher sich kohlensaures und schwefelsaures Blei nieder­schlägt. Das trockene basisch essigsaure Blei besteht aus 1 Aeq. Essigsäure und 3 Aeq. Bleioxyd.
Der Bleiessig wird von denselben Stoffen zersetzt wie der Bleizucker (s. diesen).
Man gebraucht den Bleiessig mit mehr oder weniger Wasser verdünnt zu Umschlägen bei rothlaufartigen, nach Verbrennung oder Verletzung ent­standenen Entzündungen, seltener bei AugenenUündungen (besonders mit Uleeration der Bindehaut, wo man den Zinkvilriol vorzieht); ferner bei Ex-coriationen, Quetsclungen u. s. w. Bei grosser Empfindlicbkeit pflegt man etwas Opiumtinctur teizuselzen.
Das gewöhnliche Bleiwasser, Aqua vegeto-mine raus Goulardi, besteht aus '/, Unze Bleiessig und 24 Unzen dest. Wasser (preuss. Pharmacopöe); oder aus 2 Dr. Bleiessig, eben soviel Weingeist und 20 Unzen dest. Wasser (Lond. Veterinär-Pharmacopöe); die württemb. Pharmacopöe schreibt Bleiessig und Weingeist, von jedem 2 Dr. auf 12 Unzen dest. Wasser vor. Bei so verschiedenen Angaben ist es vorzuziehen, die Verhältnisse nach Erforderniss anzuordnen und die Mischung selbst vorzunehmen.
Die Vorschrift zu der unter dem Namen Blei-Cerat (Ceratum saturni, s. Unguentum saturnin um) bekannten kühlenden Salbe ist nach der Kopenhagener Pharmacopöe 1 Thell Bleizueker und 10 Theile Fett; nach der Londoner Pharmacopöe dagegen 1 Theil Bleiessig und 4 Theile Baumöl; nach der preuss. Pharmacopöe '/j Pfd. weisses Wachs, 2 Pfd. Baumöl. 3 Unzen Bleiessig und 6 Unzen Wasser. Die Württemberg. Pharmacopöe hat in demselben Verhältnisse eine Unze Bleiessig weniger, dagegen doppelt soviel Wasser. Das erstere Präparat ist das stärkste. In der Thierheilkunde ist übrigens diese gerne ranzig werdende Salbe entbehrlich.
Der von Mari age gegen Hufflsteln empfohlene Villa te'sche Liquor besteht aus 2 Unzen Zinkvitriol, 2 Unzen Kupfervitriol, in 2 Pfd. (32 Unzen) Essig aufgelöst und 4 Unzen Bleiessig hinzu gegossen; es findet eine theilweise Zersetzung mit Niederschlag von schwefelsaurem Blei statt.
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Liquor stibii muriatici.
Liquor s(ibii muriatici.
•Sofjraure SpicsijCauj^uffofung.
Antimouium obloratum liquidum. Ph. Wtb.
Liquor cliloieti stibii. Splosglauztlilorid.
Butyrum antimonii. Spicsglanzbiittcr. Chlorantimon.
Sesqui-Chloridum Antimonii. Mürlas Oxyduli Stibii liquidus. Ph. Bavar.
Franz. Protoclilorure dAntimoiue, Beurre d'aDtimoine.
Engl. Sesquichloride of Antimony, Oil or Butyr of Antimony.
Chemische Formel: SbCU'/,.
Die Bereitung der Spiesglanzbutter wird verschieden ange­geben, z.B. Kochen von grauem Spiesglanz-Oxyd mit Salzsäure; Destillation von 1 Theil Schwd'elspiesglanz (Antimon, crud.) mit 3 Theilen Quecksilberchlorid (Quecksilber-Sublimat); oder Destil­lation von 1 Theil conc. Schwefelsäure, 2 Theilen verknistertein Kochsalz und 1 Theil Crocus antimonii; Kochen von 20 Theilen Schwefelspiesglanz mit 100 Theilen Salzsäure und 1 Theil Salpeter­säure, und nachher Abliltriren des unzersetzt gebliebenen Spies-glanzes.
Beines Chlorantimon ist eine dicke, butterartige Substanz, welche in der Wärme schmilzt und begierig Wasser aus der Luft anzieht; es soll aus 1 Aeq. Spiesglanz und l1/., Aeq. Chlor be­stehen; die käufliche Spiesglanzbutter enthält aber meist freie Salz­säure, Wasser und ist durch Eisen gelb oder röthlich gefärbt. Sie stellt eine dickliche, gelbliche, an der Luft weisse Dämpfe bildende, sehr saure und ätzende Flüssigkeit dar, welche durch Zusatz von Wasser zersetzt wird, indem ein weisses Pulver sich präeipitirt (Fulvis Algarothi). Sie muss in Gläsern mit Glasstöp­seln aufbewahrt werden. Das spec. Gewicht variirt von 1,34 bis zu 1,40 (44—49deg; B.)
Das Clilorantimoii wird blos äusserüch, als Aetzmittel, angewendet: es wirkt nicht in die Tiefe, weil es bei der Berührung mit den organischen Theilen durch ihr Wasser, welches es anzieht, verdünnt und zersetzt wird; die Stellen, welche es ätzt, werden sogleich weiss, der später entstehende Schorf hat eine gelbgraue Farbe. Unter den üüssigen Aetzmitteln wird Ihm von den Thierärzten der Vorzug gegeben, insbesondere bei Geschwüren und Fisteln am Huf der Pferde oder den Klauen des Rindes und der Schafe, bei der bösartigen Klauenseuche der letztern, im Strahlkrebs, zur Zerstö­rung von Wunden, die durch Contagien (z. B. Hundswutb) verunreinigt sind, von Warzen u. dgl. an. Zur Auftragung der Spiesglanzbutter bedient man sich meist eines kleinen Wergbäuschchen oder einer Federfahne, mittelst welcher man das Aetzmittel auf den zuvor abgetrockneten Theil bringt.
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Magnesia sulphurica.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;103
Magnesia sulphurica.
.SdjiDefeffaure irttffi= ober Sittei'frbc.
Sal amarum. Bittersalz.
Sal anglicura, Sedlizcnce, Epsomense. Englisch-, Scrtiitz.ei'- oi\n Epsoin-Salz.
Sal catharticum.
Sulphas magnesiae Ph. Bavar.
Franz. Sulfate de magnesie. Sei d'Epsom. de Sedlitz. d'Egra. Sei
catliartique amer. Engt. Sulphate of Magnesia. Epsom salt. Chemische Formel: MgO -|- SO3 4- 7HO.
Das bei uns im Handel vorkommende Bittersalz wird aus Böhmen erhalten. wo es einen Bestandtheil mehrerer Mineralwasser (Seidschütz, Seidlitz, Pillna) ausmacht. Ebenso wird es in Eng­land aus dem Epsomer Wasser erhalten; auch kann es aus der Mutterlauge der Seesalz-Siedereien als Nebenprodukt bereitet wer­den, da das Meerwasser Bittersalz enthält; letztere Sorte wird jedoch an der Luft gerne feucht von einem Antheil salzsaurer Bittererde.
Das Bittersalz bildet kleine, spiesige, weissglänzende Crystalle (seltener 4 und 6seitige Prismen), welche 51—54 Proc. Crystali-wasser enthalten und an der Luft mehlig werden; es schmeckt salzig und bitter, kaltes Wasser löst die Hälfte, siedendes dreimal sein Gewicht auf; in Alkohol ist es unlöslich.
Es kann mit klein krystallisirtem Glaubersalz verfälscht wer­den; dies lässt sich durch den Geschmack und durch chemische Untersuchung auf seinen Gehalt an Bittererde nachweisen. Die Bittererde wird aus der Auflösung des Salzes in Wasser durch Zusatz von kohlensaurer Kali-Auflösung als ein feiner weisser Nie­derschlag (kohlensaure Magnesia, Magnesia alba) ausgeschieden.
Die Zusammensetzung des Bittersalzes ist 1 At. Bittererde, 1 At. Schwefelsäure und 7 At. Wasser. Spec. Gew. 1,67. Es ist weder mit reinen und kohlensauren Alealien, noch mit Salpeter, Salmiak, mit Kalk-, Baryt- und Blei-Salzen zusammenzumischen.
Das Bittersalz wirkt kiililenri, entzündungswidrig, abfülirend; es passt besonders in Verbindung mit schleimigen Mitteln bei Entzündung der Scblelmhaut des Darmcanals, nach heftigen Coliken, als Corrigens zu Aloe und Croton, bei Anschoppungen im Darme (mit bittern und gewürzhaften PflanzensloITen), bei Anschwellung der Gekrösdrüsen junger Thiere; ferner anstatt des Glaubersalzes, wenn etwa das Bittersalz wohlfeiler wäre (wie in der Nähe der Bereitungs-Orte); gegen Bleivergiftung gibt man ihm den Vorzug vor den andern schwefelsauren Salzen.
Die Dosis ist für die grössern Hausthiere 3 — 4 Unzen, täglich 2 — 3 mal; um abzurühren bedarf man 1 — 1 Va Pfund. Man gibt es theils auf
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Manganum hyperoxydatum uativum.
dem Futter (Kleie), theils als Latwerge mit Leinsamen u. dgl. oder (bei Rindvieh) als Audösung in einer schleimigen Abkochung.
Formeln:
Nr. 1. R. Magnesiae sulphur. Unc. 3.
Infus. flor. chamom. Unc. 12. M. D. S. Trank. (Bei entzündlicher Colik der Pferde.)
Nr. 2. R. Salis amari Unc. 8.
Pulveris sem. lini. Unc. 2. M. D. in duplo. S. Je mit 2 Pfd. lauem Wasser einzuschütten. (Abfüh­rendes Mittel für Rindvieh.)
Mangaiuira hyperoxydalum nativum.
35rauii|lein.
Manganum oxydatum. Maugausupcruxyd. Brauusleio-Ueberoxyd.
Oxydum maugani nigrum.
Magnesia vitriariorum.
Franz. Peroxyde de manganese, Magnesie noire.
Enyl. Manganese, Native peroxyde of manganese.
Chemische Formel: MnO2.
Das im Handel vorkommende Braunsteinerz ist stahlgrau, graubraun oder schwarz, theilweise in glänzenden Nadeln krystal-lisirt, schwer, hart und meist mit Flussspath, Quarz, Manganoxydul­hydrat, Eisenoxydhydrat u. s. w. gemengt. Das Pulver ist schwarz. (Das Pulver des natürlich vorkommenden Manganoxydulhydrats ist rothbraun.) Spec. Gewicht: 3,7.
Das Manganhyperoxyd besteht aus 345,9 Theilen Mangan-Metall und 200 Theilen Sauerstoff; es wird nicht wohl verfälscht.
Man wendet das Braunsteinpulver innerlich als ein die Verdauungs-organe stärkendes, die Thätigkeit des Lymphsystems und der Haut ver­mehrendes Mittel vorzugsweise bei Pferden an (z. ß. in veralteter Druse, Rotz, Hauiwurm, chronischen Hautausschlägen). Man gibt '/.21 Unze pro dosi meist in Verbindung mit bittern und aromatischen Pllanzenstoffen. in Latwerge- oder Pillenform.
Aeusserlich streut man das Pulver auf unreine Geschwüre, oder mischt dasselbe mit 3 — 4 Theilen Fett und reibt die Salbe auf hartnäckige trockene Hautausschläge (Flechten. Räude, Maulgrind u. s. w.) ein.
Der Braunstein muss sowohl zum Innern als äusserlichen Ge­brauch sehr fein gepulvert sein.
Chlor-Räucherungen. Die nach Guyton-Morveau genannten oxydirt-salzsauren Räucherungen, zur Desinfection der
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Mel crudum.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;105
Ställe, worin Thiere rait ansteckenden Krankheiten sich befanden, werden aus Braunstein, Kochsalz u. s. w. auf folgende Weise ge­macht. Man mengt gepulverten Braunstein 1 Theil mit Kochsalz 3 Theile (nach der Wtb. Ph. gleiche Theile), thut das Gemenge in einen Scherben von gebrannter Erde, der auf eine Schüssel mit glühenden Kohlen gestellt wird; hierauf giesst man eine Mischung von 1 Theil conc. Schwefelsäure und ebensoviel Wasser hinzu, und lässt die entstehenden Chlordämpfe in dem verschlossenen Stalle 12—24 Stunden sich sammeln, worauf man denselben wie­der öffnet und frische Luft einströmen lässt. Wenn man keine Hitze anwendet, entwickelt sich das Gas langsamer.
Wo etwa die Räucherung neben lebenden Thieren in dem Stalle vorgenommen werden wollte, muss die Entwicklung des Gases in weit geringerem Grade vor sich gehen, da dasselbe auf die Lungen nachtheilig wirkt. Statt der Räucherungen mit Braun­stein, Kochsalz und Schwefelsäure kann man auch Chlorkalk und eine Säure oder ein saures Salz nehmen (s. bei Chlorkalk).
Zur Käucherung eines Stalles von etwa 4 Pferdeständen ist Va Unze Braunstein, 1 ll.i Unze Kochsalz, nebst 1 Unze Schwefel­säure mit ebensoviel Wasser verdünnt, erforderlich.
Mel cruduni.
.Koljer ^oing.
Frans. Miel jaune. Engl. Honey.
Eine zuckerartige, von den Bienen aus den Nectarien der Blumen gesammelte und in den Wachs-Zellen niedergelegte, dick­flüssige oder körnige Substanz, von weisslicher, gelber oder röth-licher Farbe, eigenthümlichem Geruch und sehr silssem (nach den Blumen, aus denen der Honig gesammelt worden, etwas verschie­denem) Geselnnack. Der Honig ist im Wasser auflöslich und be­steht aus einem krystallisirbaren (dem Traubenzucker ähnlichen) und einem nicht krystallisirbaren, dem Syrup ähnlichen Zucker, ferner aus Wachs, Schleim, freier Säure und gelbem Farbstoff.
Der weisse, von selbst aus den Honigwaben abfliessende Honig (Jungfernhonig) ist reiner als der gelbe, welcher mit An­wendung von Wärme durch Auspressen erhalten wird; letztere Sorte ist jedoch ihres geringeren Preises wegen in der Thierheilkunde am gebräuchlichsten.
Alter, in Gährung übergegangener Honig, welcher sauer oder stechend riecht, solcher der mit Wasser verdünnt, oder im Gegen-theil mit Mehl verdickt ist, taugt nicht.
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Natrum carbonicum.
Man schreibt dem Honig eine auflösende Wirkung, besonders bei Rei­zung der Respirations-Scbleimhaut, ferner enveicbende, nährende und in grossen Gaben gelinde abführende Eigenschaften zu; allein er ist mehr als ein formgebendes Mittel für die Latwergen, Bissen u. s. w. zu betrachten, das zwar seit den ältesten Zeiten in der Thierheilkunde gebräuchlich, den­noch durch wohlfeilere Mittel z. B. Mehl, Leinsamen, Eibischwurzel u. dgl. gut zu ersetzen ist. Insbesondere könnte, da wo Zuckerraffinerien oder Runkelrübenzuckerfabriken sind, der äusserst wohlfeile Syrup an seine Stelle treten.
Bei sehr wähligen, insbesondere jungen Thieren, denen man die Arz­neien angenehm machen, oder wobei man nebenher den Schleimauswurf aus den Bronchien befördern will, mag der Honig noch gestattet sein, ausser-dem aber vertheuert er die Arzneien der Thiere auf eine nicht zu rechtfer­tigende Weise.
Aeusserlich wendet man den Honig als Zusatz zu erweichenden und entzündungswidrigen Ausspritzungen z. B. des Mauls in der Maulseuche , bei Bräune u. dgl. an; in Wunden befördert er die Eiterung und ist ein Bestand-theil mancher Digestiv-Salben.
I
Xatrum carbonicum.
Di'oOfenfoures Dlatrcm.
Aleali minerale s. Sal
sodae
Minrnil'AIciili, Soda.
Sal alcali minerale.
Carbonas natricus.
Subcarbonas Sodae Pli. Bavar.
Franz. Carbonate de soude.
£71171. Carbonate of Soda.
Chemische Formel: KaO -j- CO'-'-p 10HO.
Das kohlensaure Natrum wird jetzt meist aus Kochsalz oder Glaubersalz bereitet; früher wurde es durch Verbrennen von Strand-Pflanzen, Auslaugen u. s. w. dargestellt; auch kommt es in einigen Ländern in der Erde und den Seen vor. Durch Auflösen und Krystalllsation wird die Soda gereinigt und stellt farblose, durch­sichtige Massen oder rhombische Krystalle dar, welche in trockener Luft verwittern; ihr Geschmack ist laugenhaft, jedoch milder als der des Kali; die Auflöslichkcit in Wasser sehr gross. Die Be-standtheile des kohlensauren Natron sind 21,8 Natron, 15,4 Koh­lensäure und 62,8 quot;Wasser. Spec. Gewicht 1,36.
Das käufliche krystallisirte Natron ist weit weniger mit andern Salzen u. s. w. verunreinigt als die käufliche Pottasche; es ist überdies wohlfeiler (nächst dem Kochsalz das wohlfeiste Salz).
Man wendet das kohlensaure Natron als säuretilgendes und auflösendes, derPlaslicität entgegenwirkendes Mittel, ähnlich wie das Kali carbonic, an;
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Nat rum sulplinricum.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 107
da es aber milder ist und viel Wasser enthält, muss es in grösseren Gaben gereicht werden, z. B. für die grftsseren Hausthiere zu V.— 1 Unze pro dosl. Die hier gebräuchliche Mischung gegen das Gerinnen der Milch bei Kühen, besteht ausNatrum carbonic, Sem. foeniculi und Bate, juniper; und wird (trocken) mit entschiedenem Erfolg gereicht.
Natrum sulphuriciim. Scfpefetfaures 3Tatron.
Sal mirabile Glauben. Glaubersalz.
Sal Friederici. Pricdriclissalz (von der Saline Friedrichshall in Sachsen).
Franz. Sulfate de soude. Sei admirable de Glauber.
Engl. Sulphate of soda. Glaubers Salt.
Chemische Formel: NaO SO3 10HO.
Das schwefelsaure Nation wird bei der Bereitung der Salz­säure (aus Kochsalz und Schwefelsäure) als Rückstand erhalten (in England bei der Bereitung des Salmiaks aus schwefelsaurem Am­monium, in Schweden aus der Mutterlauge der Eisenvitriol-Fabri­kation). Es krystallisirt in sechsseitigen oder rhombischen, grossen, durchsichtigen Prismen, welche an der Luft bis auf 55 Proc. ihres Crystallisationswassers verlieren, und dadurch in ein weisses, meh­liges Pulver zerfallen. Der Geschmack ist kühlend, salzig und bitter; die Auflöslichkeit des Salzes ist sehr gross; 100 Theile Wasser von 18deg; lösen -18 Theile, bei 25deg; 100 Theile und bei 32deg; 270 Theile Salz auf. Es ist ein neutrales Salz und besteht aus 1 At. Schwefelsäure und 1 At, Nation. Spec. Gewicht 1,360.
Das schwefelsaure Natron verträgt sich nicht mit Kalk-, Baryt-und Bleisalzen, kohlensaurem Kali.
Bei der grossen Wohlfeilheit dieses Salzes ist eine absicht­liche Verfälschung desselben kaum denkbar; dagegen kann es, je nach seinem Ursprung mit Kochsalz, Gyps oder Salmiak ver­unreinigt sein.
Die Anwendung des Glaubersalzes ist sowohl in diätetischer als cura-tiver Hinsicht sehr verbreitet. Pferden, welche bei starker Arbeit sehr grosse Haber-Rationen erhalten, oder solchen, die bei massiger Fütterung zu viel Ruhe haben, gibt man häullg in der Woche I — 2mal '/4 — '/j pftl-Glaubersalz auf Kleienfutter, um Anschoppungen des Rauhfutters vorzubeu­gen. Wo solche bereils vorhanden sind, reicht man diese Gabe des Tages 3mal und unterstützt ihre Wirkung durch Klystire. Ausserdem wird das schwefelsaure Natron als kühlendes, entzündungswidriges und abführendes Mittel, theils für sich, theils in Verbindung mit andern (als adjuvans oder
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Nux Tomica.
corrigens) gebraucht. Für das Rindvieh ist dasselbe in der Dosis von ,/i — 1 Pfund (in einem schleimigen Decoct aufgelöst) ein gewöhnliches Ab-lührungsniittel; tür Schafe und Schweine zu 2 — 4 Unzen.
Es ist beim Einschütten von Glaubersalzauflösungen zu berück­sichtigen, dass dieses Salz durch sein Zerfliessen viel Wärme ab-sorbirt, wodurch die Auflösung eine sehr niedere Temperatur be­kommen kann (z. B. 3 Unzen Glaubersalz erkälten 15 Unzen Kamillen-Infusum von 50quot; R. auf 35deg;).
Aus diesem Grunde kann man auch das Glaubersalz äusser-lich zu kühlenden Umschlägen verwenden.
Von dem durch Austrocknen seines Crystallwassers beraubten Salze, Natrum sulphuricura siccatum, bedarf man bei der innerlichen Anwendung einer um die Hälfte geringern Dosis, als von dem krystallisirten Salze; die Auflösung des getrockneten Sal­zes in Wasser ist mit Erwärmung verbunden.
Formeln: Nr. 1. R. Natri sulphuric. Unc. 4.
Rad. gentian, pulv. Unc. ,/i. M. Dent. tal. dos. quatuor. S. Täglich 3 Gaben auf Kleienfutter zu geben. (Bei Indigestion der Pferde.)
Nr. 2. R. Natri sulphuric. Unc. 3.
Infus. flor. chamom. et rad. gentian. Unc. 12. M. D. S. Alle Vjj — 1 Stunde eine solche Gabe. (Bei Ueberfütterungs-Colik).
Nux vomica.
Jiredjmiß. JKrnljeuaugeu.
Franz. Noix -vomique, Grains de Yomiguier., Knc/l. Nux vomica.
Die Brechnüsse sind die Samen eines in Ostindien einheimi­schen Strauches oder Baumes, Strychnos Nux vomica (Cl. Pen-tendria Monogynia, Farn. Contortae, Ord. Strychneae) und liegen zu 3—5 in dem fleischigen Mark der pomeranzenähnlichen Frucht desselben.
Die Brechnuss ist scheibenähnlich, hat etwa 8/4 Zoll Breite und 1—l1/., Linien Dicke, der Rand ist etwas dicker als äie ein­gedrückte Mitte des Samens, ihre Farbe ist gelblich grau, glän­zend, die Substanz sehr hart und hornartig zähe, fast geruchlos, aber sehr stark bitter schmeckend.
#9632; ii
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Nui vomlca.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 109
Die Bestandtheile der Brechnuss sind: igasursaures Strychnin und Brucin; gelber Farbstoff, butterartiges Oel, Wachs, Gummi, Stärkmehl, Bassorin und Pflanzenfaser. Die Wirksamkeit der Brech­nuss rührt von dem Gehalt an Strychnin (0,4 Proc.) und Bmcin her. Ersteres wird mittelst Weingeist ausgezogen, und durch ein zusammengesetztes Verfahren von den übrigen Bestandtheilen ge­trennt. Das reine Strychnin bildet ein weisses, In Prismen kry-stallisirendes Alcaloid, welches mit Schwefelsäure, Salzsäure u. s. w. leicht auflösliche Salze darstellt.
Die Brechnüsse sind wegen ihrer Zähigkeit schwer zu pulve-risiren, sie kommen daher auch gemahlen oder geraspelt im Handel vor; dieses Pulver ist aber leicht zu verfälscben, z. B. mit Lein­samen-Mehl u. dgl., daher es, wo solche Besorgniss vorliegt, vor­zuziehen ist, die ganzen Samen selbst zu raspeln, wodurch man ein leichtes, hellbräunliches Pulver erhält. Gute Brechnuss wird durch concentrirte Salpetersäure stark roth gefärbt.
Die Wirkung der Nux vomica ist liauptsaclilieli auf die Bewegungs­nerven (Rückenmark) genehtet. deren verminderte oder ganz aufgehobene Thätigkeit (Lähmung oder lähmungsartige Schwäche) sie wieder erhebt. Sie passt jedoch nur für rein nervöse Lähmungen und nicht bei Entzündung, Fieber und Vollblütigkeit. Nebenbei wirkt die Brechnuss auf den Verdau-ungs-Canal verstopfend oder gegen den Durchfall, und bei Fleischfressern brechenerregend.
Man wendet gewöhnlich das Pulver entweder für sich oder mit einem IndilTerenten Bindemittel (In Pillenform) oder in Verbindung mit Neutral­salzen an, um seiner verstopfenden Wirkung entgegen zu wirken, oder endlich mit Reizmitteln wie Ammonium, Kamphor, Weingeist u. s. w. In flüssiger Form (als Decoct) tritt die Wirkung schneller ein und ist weit heftiger. Die Dosis für Pferde ist von t/2 Drachme (In Pillenform) steigend bis zu 4 —6 Drachmen und selbst darüber. Die Wirkung zeigt sich durch Zuckungen, welche electrischen Stössen ähnlich sind. F.s Ist wohl zu be­merken, dass eine zu grosse Gabe leicht tödtlich wirkt, und dass selbst auf massige Gaben, welche das fhier scheinbar ohne Wirkung genommen hatte, unerwartet ein allzu heftiger Elfect, ja selbst der Tod eintreten kann. Dies rührt theils von der Verschiedenheit der Qualität des Mittels, theils von dem Zustande des Magens (ob leer oder nicht), endlich von der Anhäufung des Mittels im Körper her. Die Anwendung der Brechnuss ge­gen die paralytisthe Form des Kalbeflebers Ist nicht anzuempfehlen: eben­sowenig als Wurmmittel oder äusserlich gegen Ungeziefer.
Das Strychnin ist zu theuer Tür die Anwendung bei grössern Haus-thleren, Pferden könnte es zu 1—3 Gran gegeben werden? bei Hunden ist es gegen Krämpfe, Zuckungen (nach der Staupe), Lähmung zu '/s—l/i^T-(mit Zucker oder Amylum) nützlich gewesen.
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no
Oleum animale empyreumaticum.
Formeln:
Nr. 1. R. Nuc. vomic. pulv. Dr. 4—8—12. Rad. althaeae pulv. Unc. 2. Aq. fontan. q. s. Fiant pill. 4. D. S. Morgens und Abends 1 Pille nach dem Futter zu geben. (Bei Kreuzlahme der Pferde).
Nr. 2. R. Extr. nucis vomicae.
Camphorae subactae ana Dr. 1. Bacc. juniperi cont. Unc. 1. M. f. s. q. farin. et aq. elect, molle. Dent. tal. dos. Nr. 2. S. Zwei Gaben des Tages. (In Paralyse. Hayne.)
Oleum auimale empyreumaticum (crutlum).
Etjimfdjc-s .quot;Brauböf.
Oleum Comu Cervi foetidum. Stinkendes Ilirsehharn-Orl.
Oleum pyro-animale. Brcnzlithcs Tliicröl.
Oleum pyrogenium animale.
Franz. Halle empyreumatique non rectitle, Huile pyrozoonique, pyrogenKe.
Engl. Hartsliovn Oil.
Man erhält das stinkende Thieröl als Nebenprodukt bei der Salmiakfabrikation; früher wurde es durch trockene Destillation thierischer Substanzen, und namentlich aus geraspeltem Horn oder Hirschhorn bereitet. Es stellt eine braunschwarze, undurchsichtige, dickflüssige, scharf und bitter schmeckende und stinkende Flüssigkeit dar, welche etwas schwerer als Wasser ist, sich schwer mit dem­selben, dagegen mit Weingeist, Aether und fetten Oelen mischt. Es enthält Ammoniak-Verbindungen mit Kreosot, Blausäure, Essig­säure, Kohlensäure, ferner Eupion, Paraffin, Picamar n. s. w. Spec. Gewicht 0,99 (das schwerere ist nach der W. Ph. verwerflich).
Das gereinigte brenzliche Thieröl, Oleum animale aethereum s. Dippelii, ist heller von Farbe, sehr dünnflüssig und flüchtig; durch die Einwirkung der Luft und des Lichts wird es allmählich wieder braun und verdickt; es ist in der Thierheil-kunde entbehrlich.
Der Preis des rohen, stinkenden Hirschhornöls ist so niedrig, dass es nicht wohl der Verfälschung ausgesetzt ist, höchstens könnte demselben flüssiger Theer (Pix liquida) beigemischt sein.
Der üble Geruch und Geschmack des Hirschliornöls macht dasselbe zu einem Eckel erregenden Mittel; ausserdem wirkt es erregend auf dasNerven-und Gefässsystem. (Vgl. Ammonium carbon, pyro-oleosuin und 01. petrae nlgr.) Insbesondere wird es als ein die im Innern und auf der Haut der
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Oleum animale empyreumaticum.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Ill
Thiere lebenden Parasilen tödtendes Mittel benutzt. Als Wurmmittel be­sonders gegen die Bandwürmer und Pallisademvürmer der Pferde, ist es von Cbabert empfohlen worden, welcher jedoch das mit I—3 Theilen Terpentinöl gemischte und hernach reclificirte Thieröl anwendete (Huile empyreumatlque de Chabert); dieses ist weniger dunkel, dünner and nicht so sehr übelriechend, als das gewöhnliche Hirschhornöl; es wird wie dieses, in der Dosis von l/.i—l L'nze den grössern Hausthicren in einem aromatischen Pllanzen-lnfusiim oder in Pillenform (mit Leinsamen u. dgl), öfters auch mit Zusatz von einigen Drachmen Aloe gegeben.
Aeusserlich dient das Hirschhornöl zum Bestreichen wunder Stellen, um Insecten abzuhalten. Man kann Läuse , Zecken, Oeslruslarven in den Nebenhöhlen der Nase bei Schafen u. s. w. damit tödten. Am meisten wird es gegen die Räude der Schafe, um die Milben zu tödten, benützt.
Balneum empyreumaticum Walzii. Die Walz'schc Brühe ist eine seifenähnliche Aufiosung, aus kaustischem Kali, Hirschhornöl und Theer bereitet. Nach seiner Vorschrift werden 4 Theile frischgebrannten Kalks allmählich abgelöscht (wobei sich derselbe erhitzt und zu Pulver zerfällt) sodann durch Zusatz von mehr Wasser zu einem Brei gemacht, in welchen man 5 Theile Pottasche einrührt; nach gehöriger Mischung werden allmählich 6 Theile Hirschhornöl und 3 Theile flüssiger Theer unter bestän­digem Umrühren hinzugemischt und die erhaltene breiartige Masse nach und nach mit 200 Theilen (durch ein Tuch geseihte) Mist­jauche und 800 Theile Wasser verdünnt. Man rechnet von dieser Brühe 2 Pfund auf ein geschornes Schaf, auf ungeschorne dagegen nach Maasgabe des Wollwuchses mehr. Durch geringern Zusatz von Wasser lässt sich diese Brühe beliebig verstärken, wenn es erforderlich sein sollte. Ein Zusatz von Schwefel (nach Wal-dinger) oder von Quecksilbersublimat ist unnöthig. Formeln für die innerliche Anwendung: Nr. 1. R. 01. C. C. foetid. Unc. 1. Aloes hepatic. Unc. 1.
Farin. s. lini q. s. Fiant pill. tres. D. S. In einem Tage zu geben. (Wurmmittel für Pferde.) Nr. 2. R. 01. ricini Unc. '/.,.
01. C. C. foetid.'gutt. 10—15. M. D. S. Auf einmal. (Wurmmittel für einen Hund mittl. Grosse.) Nr. 3. R. Camphorae.
01. terebinth, ana Dr. 2.
01. C. C. foetid. Unc. %.
Rad. valerian, pulv.
Flor, chamom. pulv. ana Unc. 1. M. D. S. Mit
Mehl und Wasser zur Latwerge gemacht. (Im
Nervenfieber der Pferde. Wal ding er.)
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112
Oleum Jnnlperi.
Oleum juniperi.
lUacfjOofftcröeeräC
Oleum juniperi e baccis. (Zum Unterschiede von dem früher ebenfalls
gebräuchlichen Oleum juniperi e ligno.) Franz, Essence, de geuievre. Engl. Oil of juniper.
Man bereitet das Wacliholderbeeröl durch Destillation der bekannten Beeren (s. Baccae juniperi) mit Wasser; das speeifisch leichtere Oel (Gewicht 0,85—0,87) schwimmt oben und wird auf mechanische Weise abgeschieden. Frisch bereitet ist es dünnflüssig und beinahe farblos; später wird es gelblich und durch den Zu­tritt der Luft dickflüssig, zuletzt harzig: es besitzt den eigenthüm-lichen gewürzhaften Geruch der Beeren und einen scharf-bitter­lichen Geschmack.
Der Gehalt der Beeren an ätherischem Oel ist gering, näm­lich nur 1 Procent; unreife Beeren sollen nach Kecluz mehr da­von enthalten, als die reifen, in welchen ein Theil des Oels in Balsam und Harz umgewandelt sei.
Das gewöhnlich im Handel vorkommende Wacliholderbeeröl ist nicht rein, sondern mit mehr oder weniger Terpentinöl verfälscht.
Die Anwendung des Wachliolderbeerols ist hauptsächlich als harntrei­bendes Mittel in ganz ähnlicher Weise wie beim Terpentinöl (s. d.) nach gebrochener oder bei gänzlich mangelnder Entzündung; man kann, wenn das'fhier schon längere Zeit Terpentinöl bekommen und sich an dessen Reiz gewöhnt hatte, mit dem Wacliholderbeeröl abwechseln. Dosis 1—2 Drach­men, inPillenform mit unterstützenden und schleimigen Substanzen, selten mit Salmiak oder Spiesglanzpräparaten.
Zum äusserlichen Gebrauche, als Einreibung auf ödematöse Anschwellungen, indolente Geschwülste, bei veralteten Rheumatismen, Verstauchungen u. s. w. Ist das wohlfeilere Terpentinöl vorzuziehen.
Oleum Jaurinum expressum.
CorGccröf.
Oleumnbsp; lauri. Looröl.
Oleumnbsp; laurinum unguinosum.
Franz.nbsp; Huile de laurier.
Engl.nbsp; nbsp; I.aurel-oil.
Der Lorbeerbaum, Laurus nobilis L. (Cl. Eneandria Mono-gynia, Fam. Laurineac) ist ein im südlichen Frankreich, Italien, Spanien einheimischer, theils 20—30 Fuss hoher, theils Strauch-
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Oleum laurinum expressum.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;113
artiger Baum, mit immergrünen, glänzenden, lederartigen Blättern. Die Beeren sind rundlich, frisch schwärzlichblau, getrocknet dunkel­braun und runzlich und bestehen aus der Schaaie (Oberhaut und Fleisch) und dem öligen kaffeebohnenähnlichen Kerne. Ihr Geruch ist eigenthümlich, gewürzhaft, der Geschmack bitter aromatisch. Die Beeren, Baccae lauri, sind früher in der Thierheilkundc häufig innerlich als Uterinum angewendet worden. Sie enthalten 0,8 ätherisches und 12,8 fettes grünes Oel, 1,0 Lorbeerkamphor,
7.1nbsp; Talg, 1,6 Harz, 25,9 Stärkmehl, 17,5 Gummi, C,4 Bassorin,
8.2nbsp; nbsp; Feuchtigkeit, Salze und Schleimzucker, 18,8 Pflanzenfaser. Man bereitet das Lorbeeröl in dem Vaterlande des Baumes,
indem man die frischen Beeren in einem steinernen Mörser zer­stampft und den Brei vor dem Pressen einer gelinden Wärme aus­setzt; oder indem man die zerstossenen Beeren mit Wasser mischt, und eine Viertelstunde lang kochen lässt; das Pressen geschieht zwischen verzinnten Eisenplatten, welche in siedendem Wasser er­hitzt worden sind. Beim Erkalten trennt sich das Oel und schwimmt oben, es wird abgesondert, bei gelinder Wärme geschmolzen und mittelst Durchseihen von fremden Theilen gereinigt.
Das Lorbeeröl ist ein Geraisch von fettem und ätherischem Oel, beider gewöhnlichen Temperatur salbenähnlich, körnig, von gelbgrüner Farbe, angenehmem, eigenthümlichera Geruch und bitter­lichem , ätherischem Geschmack. Es zerfliesst schon in der Hand­wärme , mischt sich mit andern fetten und ätherischen Oelen, löst sich in Weingeist nur wenig, in Aether aber völlig auf. Spec. Gewicht 0,937.
Es soll mit grüngefärbtem Schmalz, gepulverten Lorbeeren u. dgl. verfälscht werden; dies kann durch Untersuchung mit Aether und mit Ammoniak erkannt werden, welch' letztere keine Farbe-Veränderung hervorbringen darf.
Man wendet das Lorbeeröl blosüusserlicli als gelind reizendes, zer-theüendes .Mittel, entweder allein oder in Verbindung mit Quecksilber-Salbe, Salmiakgeist, Terpentinöl, seltener mit Canthariden oder Sublimat an. Zur Verdünnung der gewöhnlichen Cantharidensalbe ist es zweckinässig, auch bei flechtenartigen Hautausschlägen als gelindes Reizmittel brauchbar; gegen Ungeziefer aber leistet es weniger als die andern gebräuchliclien Mittel (z. B. Quecksilber-Salbe, Hirschhornöl).
Formeln:
Nr, 1. R. Olei laurini Unc. 2.
Camphorae trit. Dr. 1.
Liq. ammonii caustic. Dr. 2. M. Einreibung, auf
Z ellgewebs Verhärtungen.
Horing, Arzneimittel. 2. Aufl.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;8
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114nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Oleum olivarum.
Nr. 2. Delafond gibt folgende Vorschrift als Li nim en turn excitans-resolvens:
R. 01. lauri expr. Unc. 4. 01. lavandul. Unc. 3.
Camphorae Dr. 2. M. Statt des bei uns theuren Lavendelöls könnte Terpentinöl genommen werden.
Oleum olivarum.
JJaumöf. Mnenöf.
Franz. Huile d'olive. Engt. Olive Oil.
Der Oelbaum, Olea europaea L. (Cl. Diandria Monogynia, Fam. Jasmineae) ist im südlichen Europa und Orient einheimisch und wird in verschiedenen Varietäten angebaut. Seine Früchte sind pflaumenähnlich, länglich rund, in der Grosse eines Tauben-Eies, von hell- oder dunkelgrüner, oder rothschwärzlicher Farbe; sie enthalten unter der Oberhaut ein herbschmeckendes Fleisch, welches eine harte, gefurchte Nuss umgibt, in welchem ein öliger, weisser Kern eingeschlossen ist. Das fette Oel ist in dem Fleische der reifen Früchte enthalten.
Man erhält das Baumöl, indem man die Früchte zwischen Mühlsteinen zerquetscht, so jedoch, dass die Nuss nicht gebrochen wird; man presst sie hierauf gelinde in einem Sacke und bekommt hiedurch die feinere Sorte des Baumöls. Der Rückstand wird einer Art Gährung überlassen, ausgekocht und aufs Neue stark gepresst; dies gibt die ordinären Sorten des Baumöles, welche zum Theil blos zur Seifebereitung verwendet werden. Das erstere (sogen. Provenceröl) ist blassgelb oder grünlichgelb, von mildem Gesehmack und fast geruchlos; das ordinäre Oel ist dunkel grünlichgelb oder bräunlichgelb, von etwas ranzigem Geruch und Geschmack.
Das Baumöl gesteht bei einigen Graden über dem Gefrier­punkt zu einer körnigen Masse, bei ungefähr 240deg; R. kocht es und fängt an zersetzt zu werden; es ist das leichteste fette Oel, sein spec. Gewicht ist bei 12deg; nur 0,912—0,915.
Das Baumöl (und das Fett überhaupt) löst sich nicht in Wasser und wässerigem Weingeist, wenig in wasserfreiem Weingeist, mehr in Aether auf; es mischt sich mit andern Fetten, Wachs und Harz und mit ätherischen Oelen in jedem Verhältniss. Es löst den Phosphor (2 Procent) und Schwefel (letztern in grosser Menge in der Hitze), besonders aber den Kamphor auf, und verbindet sich mit den Laugen und dem kaustischen Ammoniak zu Seifen (s. grüne Seife und flüchtiges Liniment).
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Oleum petrae.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;] 15
Das Baumöl wird nicht selten mit wohlfeileren, inländischen Oelen (Mohnöl, Nussöl u. dgl.) verfälscht; da indessen in der Thierheilkunde das ordinäre Baumöl, welches unter dem Namen Lecceröl (von dem Ausfuhrort Lecce im südlichen Italien) im Handel vorkommt, vorausgesetzt, dass es nicht altershalber ranzig geworden ist, ganz wohl brauchbar ist, dieses aber im Preise wenig von dem Mohn- oder Leinöl differirt, so ist eine Verfäl­schung nicht zu befürchten.
Man wendet das Oel (heils für sich, als einluillendes, schlüpfrig ma­chendes, erweichendes, besänftigendes Mittel, sowohl innerlich als änsser-lich, — häufig aber als Vehikel für andere Arzneistoffe und besonders äusserlich zu Linimenten, Salben u. s. w. an.
Den Klystiren und Einschütten z. B. in der Kolik der Pferde Oel zuzu­setzen, ist entbehrlich , ebenso sind die gekochten Oele, z. B. Oleum hyos-cyami coctum. Oleum chammomillae cod., Oleum hyperici u. dgl. ohne be­sondern Werth.
Man kann, wo es auf Ersparung ankommt,, allerdings ein­heimische Oele, Schmalz u. dgl. statt des Baumöls verwenden; man bedarf indessen von den austrocknenden Oelen, wie Mohn-und Leinöl, mehr, um die gleiche Wirkung hervorzubringen, das Rüböl aber ist wegen seiner Bereitung (mit Anwendung von Hitze) dem Ranzigwerden sehr ausgesetzt.
Oleum petrae. SteinoC.
Oleum petrae nigrum, album, rubrum. Schwarzes, woisscs, rothcs Steinöl.
Petroleum.
Franz. Naphthe (weisses), Petrole ou Goudron de pierre (schwarzes Steinöl).
Engt. Petroleum, Eock-Oil.
Dieses mineralische Produkt fliesst aus der Erde oder schwimmt auf dem Wasser und scheint an verschiedenen Orten durch unter­irdische Verbrennung von Pflanzenstoffen oder Kohle zu entstehen; es kann auch durch Destillation gewisser Steinkohlen-Sorten be­reitet werden. Es besteht hauptsächlich aus Kohlenstoff (88,02) und Wasserstoff (11,98), nebst etwas Sauerstoff und Stickstoff; es enthält aussei- dem eigenthümlichen ätherischen Oel (Naphta), noch Paraffin, Kreosot, Essigsäure und (besonders das schwarze) eine an der Luft sich leicht oxydirende und dabei verharzende Substanz. ' Je mehr kohlenstoffhaltig das Steinöl ist, desto dunkler ist seine Farbe; so ist das 01. petrae nigrum schwärzlich, dickflüssig.
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Oleum rlclni.
das 01. petrae album dagegen lichtgelb oder fast wasserhell, durch­sichtig, leichtflüssig und sehr flüchtig. Das rothe Steinöl ist ge­wöhnlich rait Alcanna gefärbtes, weisses Steinöl; durch Zusatz von Alealien wird diese künstliche Färbung erkannt (niedergeschlagen). Der Geruch des Steinöls ist pechartig, brenzlich, der Geschmack ebenso , es brennt mit stark russender Flamme, schwimmt auf dem Wasser, mischt sich nicht mit demselben, aber mit fetten und ätherischen Üclen und löst sich in absolutem Weingeist und Aether leicht auf, in wasserhaltigem Weingeist dagegen schwer. Sein spec. Gewicht variirt von 0,758—0,878. Es wird manchmal mit Terpentinöl oder mit wohlfeilen fetten Oelen verfälscht, was theils durch den Geruch, theils durch die geringere Löslichkeit in Wein­geist erkannt wird, auch erhitzt sich solch verfälschtes Steinöl stark auf Zusatz von conc. Schwefelsäure. Statt des schwarzen Stein-Oels wird häufig Steinkohlen-Theer verkauft.
Die Wirkung des Steinöls ist der des pflanzen-empyreumatischen Oels (Theer) und des Terpentinöls ähnlich. Das weisse oder rothe Steinöl wird innerlich als Trank (z. B. mit Kalkwasser) im Aufblähen des Rind­viehs zu ll,,— 1 Unze empfohlen, wo es wahrscheinlich als Eckel erregendes Mittel wirkt.
Aeusserlich wendet man das schwarze Steinöl auf Hufverletzungen und Geschwüre an; auch bestreicht man damit Stellen des Körpers oder Gegenstände, welche die Thiere nicht belecken sollen. Gegen Hautaus­schläge ist es nicht wirksamer als der Theer oder das Hirschhornöl.
Oleum ricini.
JUcinnsöf.
Oleum Palmae Christi.
Oleum Cataputiae majoris.
Franz. Huile de ricin, Huile de palma christi, de castor.
Engl. Castor-Oil.
Der Wunderbaum, Ricinus communis L. (Cl. Monoecia Mo-nadelphia, Farn. Euphorbiaceae) ist in Ostindien, dem nördlichen Afrika, Griechenland einheimisch, wird im südlichen Frankreich gebaut und bei uns nicht selten in Gärten getroffen; in den heissen Ländern ist er mehrjährig und wird Strauch- und baumartig, bei uns ist er meist einjährig und krautartig. Seine Samen sind läng­lich-runde, plattgedrückte, 3 — 6 Linien lange Körner von hell­grauer und brauner Farbe, zierlich gesprenkelt und bestehen aus einer zerbrechlichen Schale und einem weissen öligen Kern. Ihre
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Oleum ricini.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;117
Bestandtheile sind 23,82 Schale, 69,09 Kern, 7,09 Feuchtigkeit; die Kerne enthalten 46,19 Proc. (des Ganzen) fettes Üel.
Das Ricinusöl wird durch Auspressen aus den reifen Samen erhalten; es ist blassgelb, seltener bräunlich, sehr zähe und dick­flüssig, frisch beinahe geruch- und geschmacklos; an der Luft wird es entfärbt und bekommt einen scharfen, kratzenden Geschmack, welcher von der Bildung zweier scharfer, der Oel-, Margarin- und Talgsäure ähnlicher Säuren (der Ricinsäure und Ricinölsäure) ab­hängen soll. Es gesteht selbst bei grosser Kälte nicht, wird bei 265deg; zersetzt und ist specifisch schwerer als andere fette Oele (0,954—0,969 bei 12deg; R,).
Das Ricinusöl zeichnet sich vor andern fetten Oelen dadurch aus, dass es sich in jedem Verhältniss mit absolutem Weingeist mischt, und sich im gleichen Gewicht desselben ganz auflöst. Diese Eigenschaft wird benutzt, um die Verfälschung des Ricinus-öls mit andern fetten Oelen nachzuweisen. Es soll auch aus einem fetten Oel und etwas Crotonöl nachgemachtes Ricinusöl im Handel vorkommen.
Das aus Westindien kommende Ricinusöl soll stärker pur-girend wirken, weil ihm die dem Ricinus ähnliche Samen der Jatropha Curcas oder selbst des Croton tiglium beim Auspressen beigemischt werden sollen.
Das Ricinusöl wirkt selbst in grossen Gaben (1—2 Pfund) nur un­sicher als Purgirmittel für Pferde oder Wiederkäuer; dagegen ist es eines der besten Purgirmittel für Hunde, denen es zu 2 Dr. bis '/jUnze entweder rein oder mit einem schleimigen Decoct gemischt, eingegeben wird. Eine aus dem Samen bereitete Emulsion soll wegen des Gehalts von harzigen Bestandtheilen, weit wirksamer sein als das Oel.
Formeln:
Nr. 1. R. 01. ricini Dr. 2.
Syrup. spinae cervinae. Unc. '/jlaquo; M. Purgirmittel für kleine Hunde; auf 2mal zu geben.
Nr. 2. R. 01. ricini.
Mucil. gum. arable, ana Unc. 1. M. Auf ein-bis zweimal; für einen grossen Hund.
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Oleum terebintlnnaraquo;.
Oleum terebinthinae.
SerpeutiiiöC
Spiritus terpenthinae. lerpentingeist, Franz. Huile ou Essence de terebenthine. Engl. Oil of turpentine, Spirit of turpentine.
Man bereitet das Terpentinöl im Grossen durch Destillation des gewöhnlichen Terpentins (s. d.) unter Zusatz mit Wasser; das im französischen Terpentin etwa 12, im venetianischen 18—25 Procent betragende, dünnflüssig und wasserhell übergehende Oel hat den eigenthümlichen Geruch und einen brennenden Geschmack. Es ist brennbar, flüchtig, siedet bei 125deg; K., röthet Lacmus, zieht aus der Luft viel Sauerstoff an und wird dadurch gelblich und harzig, löst sich in starkem Weingeist und Aether (in ersterem zu einem Viertheil seines Gewichts) und verbindet sich mit andern ätherischen und fetten Oelen, mit Alkalien, und bildet mit salz­saurem Gas eine kamphorähnliche Substanz (Terpentin-Kamphor). Es besteht aus 88,27 Kohlenstoff und 11,73 Wasserstoff (CAH4). Spec. Gewicht 0,869—0,890.
Man erhält das Terpentinöl meist aus Frankreich oder Italien; es wird, da es das wohlfeilste ätherische Oel ist, nicht wohl ver­fälscht, eher zur Verfälschung theurer ätherischer Oele benützt. Das aus dem Theer destillirte Oleum pini, Kienöl, sowie das aus der Zwerchfichte erhaltene Krummholzöl, Oleuni templi-num (ersteres bräunlich und etwas brenzlich, letzteres von grün­licher Farbe und wachholderähnlichem Geruch) können, wo sie wohlfeiler zu haben sind, statt des Terpentinöls gebraucht werden.
Für die thierärztlichen Zwecke ist es nicht noting, class das gewöhnlich etwas harzhaltige Terpentinöl rectificirt werde.
Die Anwendung des Terpentinöls ist theils innerlich, tbeils äusserlich. In kleinen Gaben, d. Ii. zu 1—2 Draclimen pro dosi den grössern'filieren innerlich gegeben, wirkt es als Reizmittel auf das Gefäss- und Nervensystem, (in asthenischen, nervösen Fiebern, Anthrax) insbesondere aber auf die Nie­ren, deren Secretion es vermehrt. Man verbindet es entweder mil Brech­weinstein, Salmiak (seltener Kamphor), ferner mit Wachholderbeeren, Lein­samen zu Pillen, oder gibt es in flüssiger Form als Emulsion mit Eigelb oder Schleim. In grossen Gaben, d. h. zu 1 — 4 Unzen, hat man es gegen Krampf- und Windkolik, Aufblähen, auch im Kalbefleber der Kühe empfohlen; es erfordert jedoch Vorsicht, wegen möglicher Complication dieser Krank­heiten mit einer Entzündung. In rheumatischen Krankheiten, \eralteter Druse, gegen hartnäckige Oedeme, Fäule und Egelkrankheit der Schafe ver­bindet man das Terpentinöl mit Schwefel, Spiesglanz, bittern und gewürz­haften Mitteln.
f
1
I
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Opium.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;119
Gegen Eingeweidewürmer ist es ebenfclls empfohlen; es bildet einen Bestandtheil des C h a b e r t'schen Oels (s. 01. Cornu Cervi).
Aeusserlicb wirkt das Terpentinöl als Reizmittel und verursacht Röthe, Schmerz (besonders an feinbehaarten Stellen) und leichte Geschwulst; manche Pferde, besonders aber die Hunde, sind sehr empfindlich dagegen; es wird theils allein, theils mit Weingeist gemischt eingerieben; bei rheu­matischem Hinken, älteren Verstauchungen u. dgl. ist eine Verbindung des 01. terebinth, mit Salmiakgeist (oder zugleich mit Weingeist, z.B. 3 Unzen Weingeist, 1 Unze Salmiakgeist und I Unze Terpentinöl) zweckmässig. Zu stärkerer Reizung (z. B. für Rindvieh) kann man 1 Theil Canthariden mit 8 Theilen Terpentinöl digeriren und die abgegossene Flüssigkeit einreiben.
Das Terpentinöl ist ein Bestandtheil des Benz'sehen Liquors gegenPiphacken s. S. 99; ferner der Terpentiuseife, Sapotere-binthinatus, aus 8 Theilen grüner Seife, 6 Theilen Terpentinöl und 1 Theil gereinigtem kohlensaurem Kali bereitet; des Wund­balsams, Balsamum vulnerarium der Berliner Tliierarznei-schulc, aus Terpentinöl, Aloe-, Myrrhen- und Asant-Tinctur von jedem gleichviel. Der terpentinhaltige Schwefelbalsam, Balsamum sulphuris terebinthinatum, ist wenig gebräuchlich.
Das Terpentinöl tödtet die Insecten (Läuse, Flöhe u. s. w.) und löst den in den Haaren klebenden Eiter, Schorf u. dgl. auf.
F o r m e 1 n :
Nr. 1. R. Farin. sem. lini Unc. 2. Tart, emetic. Unc. '/_,• Aq. fervid, q. s. ad mass, pillul. adde
01. terebinth. Unc. '/..• M. fiant pill. 4. D. S. Täg­lich 3 Stück. Für Pferde. (Im zweiten Stadium der Influenza, bei Wasser-Erguss.)
Nr. 2. R. 01. terebinth.
Sulphur, aurat. antim. ana Unc. '/j-Bacc. juniper, pulv. Unc. 3. M. Divid. in part. 4. D. S. Täglich 3 Gaben mit Mehl und Wasser als Latwerge. Wie Nr. 1.
Opium.
ailofjnraff.
Opium thebiacum. Franz. und Engl. Opium.
Die Pflanze, welche das Opium liefert, ist der im Orient ein­heimische, bei uns häufig als Oelpflanze angebaute Schlafmohn,
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Opium.
Papaver somniferum L. (Cl. Polyandria Monogynia, Fam. Papa-veraceae). Man bereitet das Opium in der Türkei, Persien und Ostindien auf folgende Weise: etwa 8 Tage nachdem von der im Februar blühenden Pflanze die Blumenblätter abgefallen sind, wer­den die noch grünen Samenkapseln mit einem fünfschneidigen Instrument in senkrechter und wagrechter Richtung gerizt; der weisse Milchsaft fliesst über Nacht aus und wird den nächsten Morgen abgeschaben, und in einem irdenen Gefäss an der Sonne eingetrocknet; sodann mit den Händen in Kuchen von '/#9632;, — 2 Pfund Gewicht geformt, in Blätter von Mohn eingewickelt und mit Samen einer Ampferart bestreut.
Das türkische (thebaische) Opium wird dem ostindischen vor­gezogen. Es ist röthlich braun, zähe oder hart, in der Hand er­weichend, schwer zu schneiden, lässt sich ganz austrocknen, und gibt ein hellbräunliches Pulver. Sein Geruch ist stark, betäubend, der Geschmack widrig bitter und scharf; an dem Licht brennt es mit Flamme. Im Wasser löst es sich bis auf '^ auf; ferner in Wein, Essig, Weingeist; das beste Auflösungsmittel ist ver­dünnter Weingeist.
Die Chemie hat im Opium eine Menge verschiedener Bestand-theile aufgefunden, nemlich: Morphium, Narcotin, Narcein, Me-conin, Kodein, Paramorphin, Meconsäure, Opiumharz, Cautschuk, Gummi, eine ölartige und eine braune Säure, einen flüchtigen, narcotischen Stoff. Als die wirksamen Bestandtheile des Opiums werden das mekonsaure Morphium und das Narcotin angesehen. (Nach Lassaigne ist letzteres fast unwirksam.) Das türkische, levantische oder Smyrnaer Opium soll 6—13'/, Proc. Morphium enthalten, das egyptische (thebaische) 6 — 7 Procquot;, das bengalische und persische kommt nicht in unseren Handel.
Bei den hohen Preisen des Opiums ist es sehr der ''Verfäl­schung ausgesetzt; auch sind weniger wirksame, durch Auspressen und Auskochen bereitete Sorten Opium im Handel.
Das inländische aus derselben Pflanze bereitete Opiura soll weit weniger stark wirken; nach den Versuchen von Lassaigne verhält sich die Wirkung des französischen Opiums (Extrait de pavot indigene) zum türkischen wie 1 zu 5.
Die kaustischen und kohlensauren Alkalien, die Metallsalze Jod, Chlor und die gerbstoffhaltigen Stoffe zersetzen das Opium; sie können als Gegenmittel bei Vergiftung durch Opium benützt werden.
Man zählt das Opium zu den betäubenden, krampf- und schmerzstil­lenden Mitteln; allein es hat beiden grössernpflanzenfressendenHausthieren wenig Wirkung auf das Nervensystem, und müsste in so grosser Gabe gereicht werden, dass es zu theuer käme. Man gibt 1 — 2 Drachmen pro
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Pix liquida.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 121
dosi in Wasser oder verdünntem Weingeist aufgelöst oder in Pillenform den Pferden gegen Starrkrampf, Krampfkolik (mit Kamphor, Asafoetida, Kamillen und dgl.), ferner gegen schmerzliaften Husten in kleinen Dosen (zu 20 Gr. bis '/j Dr-) quot;'i1 Salmiak oder Brechweinstein. Am meisten leistet das Opium noch gegen heftigen Durchfall bei saugenden Kälbern, Lämmern und Fohlen, obwohl es auch hier durch andere Mittel zu ersetzen ist. Man gibt es ihnen mit Kreide, Magnesia, Rhabarber und dgl.
In Augenentzündungen, mit sehr grosser Empflndlichkeit setzt maa Opium dem Augenwasser bei (s. Opiumtinctur.)
Das Morphium und seine Salze sind in der Thierheilkunde noch nicht versucht worden, ihr sehr hoher Preis würde nur die Anwendung als Infusion ins Blut gestatten.
Der früher auch in der Thierheilkunde viel missbrauchte so­genannte Theriak (Electuarium Theriaca) ist ein Gemisch einer Menge verschiedener Pflanzen (Wurzeln, Kräutern, Samen, Harze u. s. w.) mit Opium, Honig u. dgl. Er verdient ganz in Ver­gessenheit zu gerathen.
Pix liquida.
üljecr.
Resiua pini empyreumatica liquida. Flüssiges Pech. Franz. Golidron, l!rai liquide. Engl. Tar.
Der Theer wird durch die im Grossen vorgenommene, ab­wärtsgehende trockene Destillation aus den knolligen Wurzeln und Holzabgängen verschiedener Hölzer erhalten; wie das Holz ver­brennt, werden die darin enthaltenen harzigen Bestandtheile flüssig und mischen sich mit den Producten der Verbrennung. Der aus Nadelhölzern (Fichten, Tannen, Lärchen) gewonnene Theer ist braun oder rothbraun, der aus Buchenholz schwarzbraun (Pix liquida fusca et nigra).
Der Theer ist dick, klebrig, heller oder dunkler braun, von stark brenzlichem Geruch und Geschmack; er löst sich in Wein­geist, in ätherischen und fetten Oelen, und kann als ein Gemisch von Brand-Harz, brenzlichem Oel (Kapnomor, Picamar, Eupion, Creosot u. s. w.), Essigsäure und Kienruss betrachtet werden. Durch Destillation erhält man aus demselben das Theeröl oder Kien öl (Oleum Pini) und es bleibt eine schwarze, feste, sehr klebrige Substanz, das Schiffspech (Pix nigra s. navalis) zurück. Spec. Gewicht 1,108.
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Fix liqmda.
Eine Verfälschung des Theeres ist bei seinem geringen Werthe kaum anzunehmen, dagegen erhält man statt desselben aus den Apotheken nicht selten thierisch brenzliches Oel (01. Corn. Cervi foetidmn) oder schwarzes Steinöl (01. petrae nigrum), oder Stein-kohlen-Theer, welcher bei der Leuchtgas-Bereitung als Nebenpro-duet gewonnen und an dem stärkeren, Übeln Geruch kenntlich ist.
Man wendet den Theer innerlich gegen chronische und astbenische Lungenkrankheiten mit vermehrter Schleimahsonderung, langwierigen Husten, veraltete Druse, u. s. w., sowohl bei Pferden, als Rindvieh, bei ersteren in Plllenform mit Schwefel, Splesglanz und auflösenden Brustmit­teln (Anis, Wasserfenchel u. dgl.) zu l/il]nze pro dosi an; beim Rindvieh ist das The er wasser, Aqua plcea, bereitet durch Vermischen von 1 Till. Theer mit 6 und mehr Thellen Wasser, als Elnschütt gebräuchlich, auch kann man Theer in das Trinkwasser mischen, welches dadurch gelblich wird und brenzllch sauer schmeckt. Der Theer wirkt durch seinen Harz­gehalt harntreibend, und Ist ein brauchbares Wurmmittel.
Alan lässt ferner die, durch Hitze entwickelten Theerdämpfe einathmen, welche nicht blos in die Respirationswege, sondern auch In die Neben­höhlen der Nase eindringen und daselbst Oestruslarven, in den Bronchien aber die Fadenwürmer der Schafe und Kälber tödten.
Aeusserlicb wird der Theer als ein Heilmittel bei atonischen Geschwü­ren, sowie gegen flechtenartige Hautausschläge, entweder für sich oder mit Fett, grüner Seife, Pottasche gemischt u. dgl., vorzüglich aber bei Wunden des Hufs, selbst gegen Strablkrebs u. dgl. benutzt. Er tödtet die parasitischen Insekten (Läuse, .Milben) und Ist desshalb ein Bestandtheil der Walz'schen Brühe gegen die Schafraude (s. Oleum animale empyreum. und Acid, pyrolignosum.)
Der Theer kann in vielen Fällen statt des theuren Oels oder Schmalzes als Excipiens zu Salben dienen; wo er in grösserer Menge gebraucht wird, sollte man denselben von Seilern, Gerbern oder aus den Fabriken beziehen.
(In Frankreich wird statt des Theers häufig ein aus dem luniperus oxycedrus erhaltenes brenzliches Oel unter dem Namen Huile de cade, namentlich gegen Räude, angewendet.)
Theersalbe, ünguentum picis. Die dänische Militär-Veter.-Pharmacopöe führt eine Theersalbe mit grüner Seife aus gleichen Theilen beider, und eine solche mit ranziger Butter in denselben Verhältnissen bereitet, an.
Formeln für die innerliche Anwendung: Nr. 1. R. Picis liquidae.
Flor, sulphuris ana ünc. 2.
Farin. tritici. q. s. Fiant pill, quatuor. M. S. Täg­lich 2—3 Pillen. (Im chronischen Husten, nach überstandener Brustentzündung.)
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Plumbum aceticum.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 123
Nr, 2. R. Picis liquidae Unc. 2. Hepatis antimonii Salis ammoniaci ana Unc. 1. Farinae sem. lini. q. s. Fiant pill, quatuor. D. S. Täglich 3 Pillen (wie Nr. 1.).
Plumbum aceticum.
ffiffigjaures 35fei.
Sacharum saturni, Blcizuckcr.
Plumbum aceticum neutrale, neutrales essigsaures Bleioiyd.
Acetas plumbi acidulus.
Franz. Acetate de plomb neutre, Sei ou Sucre de saturne ou de Plomb.
Engl. Acetate of Lead, Sugar of Lead.
Chemische Forme): PbO A 3HO.
Das essigsaure Blei wird In den Fabriken durch Eintauchen von Bleiplatten in Essig, abwechselnd mit Aussetzen derselben an der Luft, wodurch sie an der Oberfläche sich mit kohlensaurem Bleioxyd bedecken oder direct durch Auflösung von Bleioxyd in Essigsäure bereitet. Es kommt im Handel in unregelmässigen glän­zend weissen Stücken vor, die aus nadeiförmigen Krystallen be­stehen; die vollkommene Krystallform ist ein vierseitiges Prisma. Der Geschmack ist süsslich, nachher zusammenziehend, daher der Name Bleizucker; dieser^öst sich in Weingeist (8 Thl.) und in l'/j Theilen Wasser auf; wenn das Wasser nur eine Spur von Kohlen­säure oder Kalk enthält, so wird die Auflösung milchig, durch Zusatz von einigen Tropfen Essigsäure aber wieder klar. Aus der Luft zieht der Bleizucker Kohlensäure an und verwittert. Spec. Gewicht 2,35.
Die reinen Alkalien, die kohlensauren und schwefelsauren Salze, Kohlensäure, Schwefelwasserstoff zersetzen den Bleizucker; ebenso die eiweiss- und käsestoffhaltigen Flüssigkeiten und die meisten Pflanzenextracte.
Der Bleizucker besteht aus 58,71 Bleioxyd, 26,97 Essigsäure und 14,32 Wasser.
Man wendet das neutrale essigsaure Blei seilen innerlich an; es ver­mindert die Thätigkcit insbesondere der secernirenden Organe, so wie die Empfindlichkeit und Reizbarkeit, und wird daher in Schleimschwindsucht, innerer Vereiterung, inneren Blutungen, besonders im Blutharnen, (s. bei Extr. hyosciam) blutiger Diarrhöe, Harnruhr u. s. w. gegeben.
Die Gabe ist für Pferde und Rindvieh von '/j— 1 Diquot;, meist in Ver-
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124nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Radix althaeae.
bindung mit scbleimigen oder bitteren Pflanzenmitteln; ferner mit Extr. byosciami oder mit Opium; die Pillenform ist vorzuziehen.
Aeusserlicb wendet man Auflösungen von Bleizucker in verschiedener Stärke, ganz wie die von Bleiessig an (s. diesen).
Formeln für die innere Anwendung:
N. 1. R. Plumbi acetici Unc. '/a-
Rad. althaeae pulv. Unc. 2.
Aq. fontan. q. s. Fiant pillul. 4—6. D. S. Täg­lich 3 Pillen. (In Lungengeschwüren der Pferde).
Nr. 2. R. Plumbi acetici Dr. 3.
Carbon, animal. Unc. 2. Farin. sem. lini Unc. 1.
Aq. fontan. q. s. Fiant pill, quatuor. D. S. Täg­lich 3—4 Pillen. (In stinkendem Durchfall, von Darmgeschwüren, bei Pferden).
Radix althaeae.
EiBircOrourjer.
Franz. Eacine de Guimauve. Engl. Root of marsh-mallow.
Die Pflanze Althaea officinalis (Cl.^Monadelphia Polyandria; Farn. Malvacae), wächst hie und da an feuchten Stellen, häufiger findet man sie im Grossen angebaut. Sie ist perenniread, hat 3—5 Fuss hohe, steife, etwas rauhe Stengel, herzförmige oder eiförmige, undeutlich dreilappige, spitzige, zart filzige Blätter; blassröthliche, malvenähnliche Blumen, einsamige in eine;a Kreis gestellte Kapseln mit nierenförraigen dunkelbraunem Samen.
Man sammelt die fingersdicke, cylindrische, in 1—l1/., Fuss lange Aeste sieh theilende Wurzel im Herbste; sie ist aussen hellgrau, innen weiss, hat einen süsslichen Geruch und eben sol­chen schleimigen Geschmack. Im Handel kommt sie gewöhnlich geschält, daher auch aussen von weisser Farbe vor. Sie soll mit der Wurzel der Herbstrose (Alcea rosea, Malva alcea) verwechselt werden, welche übrigens ebenso schleimig, dagegen grobfaseriger, häufig holzig, innen mehr gelblich und geruchlos ist.
Die Beslandtheile der Eibischwurzel sind: Schleim (20—35 Proc.) süsser ExtractivstofF (8 Proc), Stärkmehl (37 Proc.), Kleber und Schwefel, Asparagin, Pflanzenfaser.
'kmm
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Radix angelieae.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 125
Das Wirksame in der Eibischwurzel ist der Schleim, welcher ein­hüllend und besänftigend wirkt. Sehr häufig wird die Althaea als form­gebendes Mittel zu Latwergen und Pillen (statt des Mehls und des Lein­samens, des Honigs oder VVachholdermuses) genommen.
Man wendet s:e theils als Pulver (Innerlich) theils geschnitten (Rsd. althaeae concisa) als Abkochung zu Einschütten (auch äusserlich z. B. zu Augenwassern, Bähungen u. dgl.) an. Um Kampbor, Terpentinöl, Hirsch-hornöl oder schwere metallische Mittel (z. B. Calomel) in Eingüssen sus-pendirtzu halten, ist das Eibischdecoct ganz geeignet. Man nimmt '^Unze geschnittene Wurzel auf 16 — 20 Unzen Wasser, und lässt 4 — 0 Unzen davon einkochen.
Die Eibischsalbe, wurde früher aus einer Abkochung vou Eibisch, Wachs, Oel u. s. w. bereitet; in neuerer Zeit lässt man häufig das Decoct weg s. die Bereitungsart bei Unguentum althaeae.
Das Kraut und die Blume (Herba et Florcs althaeae) sind zwar auch officinell, allein in der Thierheilkunde ganz entbehrlich.
Radix angelieae.
CEngpfrouricf.
Franz. Angeliqvie offlcinale. EngL. Root of Angelica.
Die officinelle Engel würz el, Angelica archangelica L. (Cl. Pentandria Digynia; Fam. Umbellatae) ist zweijährig und wächst theils auf Gebirgen, theils an niedrigen Stellen, Flüssen u. s. w. wild; sie wird 4-5 Fuss hoch, hat einen rothbraunen hohlen Stengel, die untern Blätter sind dreizählig, mehrfach zusammen­gesetzt, dick gestielt, die obern weniger, die obersten nur einfach dreizählig, auf weiten häutigen Scheiden sitzend, die Fiedern sind 3—5 blättrig, eiförmig, glatt; die Dolden sind gross, fast kugel-quot;förmig gewölbt; die grüngelben Blumen erscheinen im Juni bis August; die Samen sind oval, zusammengedrückt, mit geflügeltem Rande, blassbräunlich.
Die quot;Wurzel wird von der zweijährigen Pflanze im Frühjahr gesammelt; getrocknet ist sie zähe, dunkel graubraun, zolldick, cylindrisch, nach abwärts mit ziemlich dicken, zahlreichen, gerun­zelten Fasern besetzt, dem Wurmfrass sehr ausgesetzt. Das Innere der Wurzel ist porös, meist mit gclbröthlichen Harzpunkten. Sie hat einen starken, gewiirzhaften Geruch und beissenden, anfangs süsslichen, dann gewürzhaftbittern Geschmack. Sie enthält: äthe­risches Oel, bitterlich scharfes Harz (6 Proc.), bittern Extractiv-stoff (26 Proc), Extractabsatz, Gummi (31 Proc), Stärkmehl, Ei-weiss, Pflanzenfaser.
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Radix arniuae.
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Die ächte Engelwurzel wird mit der wilden Engelwurzel (von Angelica sylvestris L.) verwechselt, welche zwar ähnliche Eigen­schaften aber in geringem Grade besitzt; die Wurzel der wilden Engelwurzel ist dünner, weniger ästig, hat dünnere Fasern, einen schwächern Geruch und weniger bittein Geschmack.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; #
Die Angelica gehört zu den flüchtig erregenden und stärkenden Mit­teln und passt in Krankheiten mit asthenischem, torpidem Charakter, be­sonders wo die Verrichtungen der Schleimhäute der Verdauung, der Re­spiration und die äussere Haut leiden. Man wendet sie entweder als Pulver zu Latwergen und Pillen, oder klein zerschnitten zu Aufgüssen an, und ver­bindet sie mit Camphor, Ammonium, Aether, Wein oder mit bittern und stärkenden Mitteln z. B. Enzian, China, Eisenpräparaten u. s. w.
Die Dosis ist für grössere Hausthiere '/i — 1 Unze, täglich 3—4 mal.
Formeln:
N. 1. E. Infus. rad. angelicae ex Unc. 2. parat. Libr. 2.
(Unc. 32.)
Ammonii carbon, pyrooleos. Dr. 2.
M. D. S. Auf zweimal einzuschütten. (Im Ner­venfieber der Pferde.) Nr. 2. R. Kali subcarbonic. Unc. 1/.2.
Pulv. fol. digital, purp. Dr. 1.
Pulv. rad. angelicae.
Bacc. junip. contus. aua Unc. 1.
M. f. s. q. farin. et aquae electuar.
Dent. tal. dos. Nr. 2. S. Zwei Gaben täglich.
•(In Hepatisation. Hayne.)
Radix arnicae.
HJoOroerfegrourjcf. .fafffiroutmurjer.
Franz. Arnique des montagnes. EngU Arnica.
Die Pflanze (Arnica montana), von welcher diese Wurzel kommt, ist bereits bei den Blumen beschrieben (s. Flores arnicae).
Die Wurzel ist federkieldick, 2 — 3 Zoll lang, cylindrisch, unten wie abgebissen, nur auf einer Seite mit strohhalmdicken oder dünnern Fasern besetzt; getrocknet runzlich, dunkelbraun, markig, leicht zerbrechlich, von widrig gewürzhaftem Geruch und beissendem, gewürzhaft bitterem, lange anhaltendem Geschmack.
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Radix aruicae.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 127
Der Stengelabschnitt ist nicht holzig. Man sammelt die Wurzel im Frühjahr von starken Pflanzen und trocknet sie vorsichtig. Der Staub erregt leicht Niesen.
Die Bestandtheile der Arnikawurzel sind: ätherisches Oel (!,5 Proc.) scharfes Harz (6 Proc.) adstringirender Extractivstoff (32 Proc.) Gummi, Pflanzenfaser.
Verwechslungen der Arnikawurzel kommen vor, mit der Wur­zel der Goldruthe, Solidago virgaurea, welche holzig mit zahl­reichen, jedoch ebenfalls einseitigen Fasern besetzt ist, einen hol­zigen, innen markigen Stengelabschnitt hat und getrocknet fast geruchlos ist; mit der Wurzel des Habichtskrauts, Hieracium umbellatum, dessen holziger Wurzelstock ringsum mit Fasern be­setzt ist, und meist mehrere harte, nicht hohle Stengelreste hat; sie ist geruchlos und schmeckt bitter ohne Schärfe; mit der Wur­zel des Ruhr-Alants oder falschen Fallkrauts, Inula dysente-rica, welche fast fingersdick, horizontatlaufend, ringsum und be­sonders unten mit starken Fasern besetzt, übrigens fast geruch-und geschmacklos ist.
Die Wurzel bat ähnliche Kräfte wie die Arnikablumen, wirkt aber weniger flücbtig erregend und reizend, dagegen mebr anbaltend reizend, stärkend, zusammenziebend, fäulnisswidrig. Mebrere Autoren haben die Arnica unter die scharfen Mittel gestellt. Die Verbindungen sind dieselben wie bei den Flor, arnicae, die Form aber eher die Pulverform (zu Pillen, Latwerge, auch im Trinkwasser mit Salzen, Säuren), z. B. bei Pferden die sich wie es bei Hirnleiden gewöhnlich der Fall ist, den Kopf nicht (zum Einschütten) in die Höhe ziehen lassen. Dosis '/a l)'s ' Unze. Aeusserlich kann man den Aufguss der Arnikawurzel '/#9632;gt; bis 1 Unze auf t Pfund Wasser zu kalten und warmen Waschungen, bei Blutunterlaufungen, Verstauchungen, u. s. w. anwenden; häufiger wird jedoch hiezu die Arnikatinctur (s. d.) benützt.
Formeln:
Nr. 1. R. Tartar, stibiati Dr. 4—6. Rad. arnicae pulv. Unc. 2. Farin. sem. lin. Unc. 1.
Aq. fervid, q. s. Fiant pill, quatuor. D. S. Täg­lich 3 Pillen. (Im 2. Stadium der sogen. Kopf­krankheit der Pferde.)
Nr. 2. R. Cremoris tartari Unc. 1.
Rad. arnicae pulv. Unc. 2. M. D. S. Mit Mehl im Trinkwasser, auf 24 Stunden. (In derselben Krankheit.)
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Radix bryoniae.
Radix bryoniae. 3aunrü6enlt;1ITurier, .gidjtriiöc.
Franz. Kaoine de Bryoue, uu Vigne blanche, Coulevree.
Die in Gebüschen, an Zäunen wildwachsenden Pflanzen, Bry-onia alba und dioica L. (Cl. Monoecia syng., Fam. Cucurbitaceae J.) liefern eine rübenähnliche, armdicke, aussen gerunzelte, innen fleischig weisse Wurzel, die bei den Br. alba aussen mit zerstreu­ten Warzen besetzt ist, welche der Br. dioica fehlen. Der Ge­ruch der frischen Wurzel ist ekelerregend, der Geschmack scharf und bitter; diese Eigenschaften gehen durch das Trocknen grossentheils verloren. Die getrocknete Wurzel kommt in Querscheiben zer­schnitten vor, zeigt auf der Schnittfläche bräunliche Ringe ist leicht und porös. Ihre Bestandtheile sind bitterer, scharfer Extractiv-stoff, Harz, Satzmehl, fette Substanzen, Pflanzen-Eiweiss, Schleim, Salze.
Man hat der Zaunrübe früher eine purgirende, harntreibende und brecherregende Wirkung zugeschrieben; allein während Einige von 2—3 Unzen ft-ischer Wurzeln Purgiren entstehen sahen, konnten Andere dies mit 1 —2 Pfunden nicht hervorbringen. In neuerer Zeit hat Lessona die Wurzel wider entzündliche Brustleiden, Druse (auch äusserlich zu Um­schlägen), periodische Augen-Entzündung, hartnäckige Ausschläge, Hirn­entzündung und Epilepsie als ableitendes (Purgir- und auflösendes) Mittel empfohlen, und rühmt sie besonders zum Abtreiben der Eingeweide-Würmer und Bremsenlarven bei Fohlen. Die Dosis war 11/.2 — 3 Unzen der frisch zerriebenen Wurzel mit Wasser und Honig, oder 3 — 4 Drachmen als Pul­ver; für saugende Thiere 1 — 3 Drachmen mit Molken gekocht. (Rep. XIV. Bd. S. 152.)
Radix calami aromatici.
JMinustüurjScf.
Radix acori veri. Gemeiner Kalmus. Franz. Racine d'Acore -vrai. Engl. Sweet Flag.
Die Pflanze, Acorus Calamus (Cl. Hexandria Monogynia; Fam. Aroideae), wächst in ganz Deutschland an sumpfigen Stellen und ist ausdauernd. Die Blätter sind schwertförmig, glatt, glän­zend, 3—4 Fuss lang; aus dem blattartigen Schaft entspringt im Juni bis Juli seitlich ein 3—4 Zoll langer, kegelförmigei Kolben, der mit vielen sehr kleinen Blüthen von grüngelblicher Farbe be­setzt ist. Die Frucht ist eine 6seitigc 3faclierige Kapsel.
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Radix calami aromatici.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 129
Die horizontal kriechende Wurzel ist danmensdick, sehr lang, aussei) hellbräunlich, innen weiss, schwammig, biegsam; sie hat scheidenlormige Absätze und nach unten viele weissliche Fasern. Man sammelt die Wurzel im Frühjahr oder spät im Herbst und schält sie gewöhnlich vor dem Trocknen. Die käufliche Wurzel sieht daher aussen weissbräunlich aus, ebenso das Pulver der­selben. Ihr Geschmack ist scharf, gewürzhaft und bitter, der Ge­ruch stark aromatisch.
Sie enthält: ätherisches Oel (sehr wenig), Weichharz, Ex-Iractivstoff, Gummi, inulinartiges Satzmehl, Salze, Holzfaser.
Verwechselt kann der Kalmus mit der AVurzel der Wasser-Schwertlilie, Iris Pseudacorus werden; die Blätter der Pflanze haben viel Aehnlichkeit mit dem Kalmus, die Blüthe ist jedoch ganz verschieden; die WTurzel ist zolldick, gegliedert, mit ring­förmigen Runzeln und Schuppen bedeckt, getrocknet von grau­brauner Farbe; sie unterscheidet sich vom Kalmus leicht dadurch dass sie geruchlos ist; ihr Geschmack ist zusammenziehend.
Die Wirkung des Kalmus 1st liauplsächlicli auf den Darmkanal ge­richtet, dessen gesunkene Tliätigkeit er wieder erhebt; ausserdem befördert er die Schleimabsonderung in den Respirationsorganen. Man benützt ihn als Pulver auf dem Futter oder zu Latwergen und Pillen, besonders als unterstützendes Mittel bei Schwäche der Verdauung, in gelinden asthenischen Zuständen des Gefäss- und Nervensystems, in chronischem Catarrh und Husten; ferner in Verbindung mit schwer verdaulichen metallischen Arz­neimitteln z. B. Spiessglanz-, Eisenpräparaten. Auch äusserlich zu Waschun­gen schlaffer Wunden, zum Bähen geschwächler Glieder u. dgl. wird das lufusum angewendet. Dosis I/,,— 1 Unze für grössere Hauslhiere.
Der Kalmus ist in seiner innerlichen Wirkung der Cascarill-rinde ähnlich; ihm am nächsten steht unter den einheimischen Mitteln die allenthalben wildwachsende Eberwurzel, Carlina acaulis und vulgaris, deren Wurzel (Radix carlinae) einen Haupt-bestandtheil des sog. Pferdepulvers (Pulvis equorum) der Apo­theken ausmacht.
Die Vorschrift der dänischen Militär-Phannacopoe zu Pul­vis Equorum ist:
Rad. enulae
Rad. calam.
Hacc. juniper.
Herb, trifol. fibr. ana 3 part.
Flor, sulphur.
Antimon, cmd.
Sem. coriandr.
Greta alb. ana I part. M. ITering. Arsneimittel. -#9632; Aufl.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;!)
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Radix caryopbyUatae.
In England wird als aromatisches, die Verdauung belebendes Mittel sehr liäufip; der Ingwer (Rad. zingiberis) angewendet; er er­setzt dein onsli'jclien Thierarzt den Kalmus und Enzian.
I
Radix caryophyllatae. Jlcfficmmiräcr. gemeine XenebictemDurjer.
Franz. Racine girolli'p, Bi'iioitp.
Die häufig an schattigen Stellen, in Wäldern, an Hecken u. s. w. wachsende, gemeine Nelkenwurzel, Geum urbanum (Cl. Icosandria Pentagynia; Farn. Kosaceae, Ord. Potentilleae) ist ausdauernd, treibt mehrere 1 — 2 Fuss hohe, unten braunrothe, etwas gefurchte Stengel, mit grossen, langgestielten, leierförmig gefiederten Wurzelblättern, dreizähligen Stengel blättern, und ein­geschnitten, gesägten Blättchen, langgestielten, gelben Blumen, rauhen Fruchten mit fast nackten, hackenförmig gebogenen Grannen.
Die im Frühjahr gesammelte Wurzel ist frisch zolldick, 1 — 3 Zoll lang, kleinschuppig geringelt, mit vielen, etlichen Zoll langen strohhalmdicken Fasern besetzt; getrocknet ist sie dunkelbraun, hart und brüchig, und besitzt einen nelkenähnlichcn Geruch und adstringirenden Geschmack.
Die Bestandtheile der Nelkenwurzel sind: ätherisches Oel (0,04), Harz (4 Proc.), Gerbestofi'(41), Gummi (9), Bassorin (16), Pflanzenfaser (30).
Die Nelkenwurzel wird verwechselt mit der Wiesen- oder Wasserbencdietenwurzel, Geum rivale, welche horizontal kriechend, heller von Farbe, zum Theil mit grossen braunen Schuppen bedeckt und nur an der untern Seite mit Fasern besetzt ist. Von der Baldriamvurzel mit der sie auch verwechselt werden soll, unterscheidet sie der eigenthiimliche Geruch der ersteren hinlänglich.
Die Wirkung der Nelkenwurzel ist stärkeml, zusammenziehend, die Secretionen beschränkend ; sie ist der Arnica und dem Kalmus älinlieli, doch mehr adstringirend; auch als Surrogat der Chinarinde ist sie empfohlen worden, ist aber derselben als stärkendes Mittel nicht gleichzustellen.
Sie kann in nervösen und fauligen Krankheiten, besonders wenn gleichzeitig zu starke Secretionen (z. B. Diarrhöe) zugegen sind, mit Nutzen angewendet werden.
Die Dosis ist für die grössern Hausthiere '/., — 1 Unze des Pulvers (in Latwerge- oder Pillcnform), oder als gelinde Abko-chung, von der gleichen Menge auf 1 Pfund Wasser.
:
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Hadtx euiilae.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ) 3 1
V o r in e 1 :
1{. Inliis. rad. caryophtUat. Libr. 2. Acid, sulphuric, cone. Unc. ,/2.
M. I). S. Mit Mehl im Trinkwasser. (In ranligen Fiebern iler Pferde.)
Radix enulae.
ilfantrour^cf.
Frims. Racine d'aunee.
Man trifft die Pflanze, Inula Helenium, L. (Cl. Syngenesia Polygamia superflua; Fam. Radiatae. Ord. Asteroideae), meist in Gärten und Weinbergen gepflanzt, seltener verwildert oder ursprüng­lich wild. Sie ist ausdauernd, treibt 3 — 6 Fuss hohe, runde, etwas rauh behaarte Stengel, mit sehr grossen, eiförmiglänglichen, gekerbt-gezähnten, unten filzigen, oben hochgrünen steifen Blät­tern; die im Juli — August erscheinenden Blumen sind gross, hochgelb; die kleinen viereckigen Samen sind mit einem haarigen Federchen gekrönt.
Die Wurzel ist lang, knollig, dick, ästig, aussen graubraun, innen weiss mit Harzpunkten; sie wird im Frühjahr oder Herbst von mehrjährigen Pflanzen gesammelt, und um schneller zu trock­nen häufig gespalten; der Geruch ist eigenthiimlich gewürzhaft, der Geschmack beissend, aWmatisch und bitter. Ihre Bestandtheile sind: Alantkamphor, ätherisches Oel (Spur), Wachs, Weichharz, bittern Extractivstofl' (36 Proc.) Gummi, Pflanzeneiweiss mit oxy-dirtem Extractivstoff (14 Proc.) Inulin (36 Proc.) Holzfaser, Salze.
Schimmliche, sehr holzige, schwachriechende und wurmstichige Wurzeln sind unbrauchbar.
Die Alantwurzel wird in ähnlichen Zuständen wie der Kalmus ange­wendet, doch gibt man ihr bei Krankheiten der Respiralionsorgane, nach gebrochener oder glaquo;nz beseitigter Entzündung den Vorzug vor den übrigen Pflanzenstoffen mit ähnlichen Bestandtheilen. Man gebraucht meist das Pulver (zu '/#9632;,— I Unze für die grössern Hauslhiere) , seltener den Aufguss oder eine gelinde Abkochung, wozu man die gleiche Menge der kleinge­schnittenen Wurzel auf 1 Pfund siedendes Wasser nimmt. Die Verbindungen der Alantwurzel sind mit Salmiak, Schwefel- und Spiesglanzpräparaten, Ammoniakgurami, Theer, Camphor, Terpentinöl.
Aeusserlich gegen Hautausschläge, besonders Räude, Ist der Alant nicht zuverlässig und leicht durch bessere Mittel zu ersetzen.
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j;!2
liadix ficiitiniiar
Formeln:
Nr. 1. K. Gummi ammoniaci pulv. Unc. 1. Rad. enulae pulv. Unc. 2. Rad. althaeae pulv. Unc. 1.
M. divid. in part. 4 aq. D. S. Täglich 2 — 3 Gaben. (In chronischem Catarrh der Pferde.)
Nr. 2. R. Infus. rad. enulae. e Dr. 2. parat. Unc. 4. Sulphur, aurat. antim. Gr. v — x. Gummi arable, pulv. Dr. 2. M. D. S. Löffelvollweise. (Hunden in der Staupe.)
Radix geatianae.
(Etiiiinmuurjcf.
Franz. Gentiane jaune. Grande Gentiane. Engl. Gentian.
Die auf Alpen und Voralpen wildwachsende Pflanze heisst gelber Enzian, Gentiana lutea L. (Cl. Pentandria Digynia; Fam. Gentianeae), sie ist perennirend und hat einen 2 — 3 Fuss hohen, aufrechten, röhrigen Stengel, mit grossen, gegenüberste­henden, fast herzförmigen, glatten Blättern, von hellgrüner Farbe und mit fünf stark hervorstehenden Längsrippen. Die Blumen er­scheinen im Juli — August, sind gelb, gross und sitzen in achsel­ständigen Quirlen büschelförmig beisatnmen. Die Zahl der Ein­schnitte an Kelch und Blumenkrone, sowie die Zahl der Staub­fäden steigt von 5 bis auf 7 und 8; die Frucht ist eine zweifäch-rige Kapsel, an der Spitze zweiklappig, mit vielen kleinen Samen.
Die Wurzel ist daumensdick, cylindrisch, zähe, biegsam, ästig, 2 — 3 Fuss lang, aussen braunroth, geringelt, innen gelb mir deut­licher Rinde und Mark, die durch einen dunkleren Ring getrennt sind. Der Geruch ist widrig scharf, etwas gewiirzhaft, der Ge­schmack stark aber rein bitter.
Die Bcstandtheile der Wurzel sind: bitterer Extractivstoff (Gentianin), ein krystallisirbarer, geschmackloser Stoff (Gentisin) Schleimzucker, Gummi, fettes Oel mit wenig ätherischem Oel, vogel-leimartige Substanz, eine organische Säure und dgl. Salze, Pflan­zenfaser. Die Enzianwurzel wird leicht schimmlich und wurmstichig, die dunkelbraunen, innen pommeranzengelben Wurzeln werden für die wirksamsten gehalten. Sie soll mit der Wurzel von Veratrum, deren frische Pflanze in den Blättern einige Aehnlichkeit mit dem gelben Enzian hat, ferner mit Bella donnawurzcln verwechselt worden
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Kculix iinperatoriae.
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sein, unterscheidet sich aber sowohl durch ihr Ansehen, als be­sonders durch Geschmack und Geruch von diesen hinreichend.
(In andern Ländern werden zum Theil die Wurzeln anderer Arten von Enzian benützt, so z. B. in Oestreich die Wurzel der Gentiana pannoniea Sc., welche starke Längsrunzeln und eine dunk­lere Farbe hat; übrigens sind die meisten Enzianarten durch ihren Gehalt an bitterem Stoff ausgezeichnet.) In Frankreich ist Ver­fälschung des Enzianpulvers mit gelbem Ocker (bis zu 50 Proc.) und mit feinen Sägspäneu vorgekoumien.
Die Wirkung des Enzians ist stärkend, besonders auf den Darmcanal; er wird daher bei Unlhatigkeit und Schwäche des Darms und den Folgen derselben, wo nicht meclianische Hindernisse oder Entzündung zugegen sind, mit Erfolg angewendet. Man gibt das Pulver zu '/j— t ünze den Pferden, meist in Verbindung mit Doppelsalz (Wald i nger's Kolikpulver), Glaubersalz, Kochsalz, ferner mit gewürzbaften und reizenden Mitteln, z. B. Terpentinöl, öfters als Corrigens bei Melallpräparaten (z. B. Cupruin sulphuricum, Stahlschwefel u. s. w.) Das Decoct setzt man den Salzauf­lösungen bei Indigestion und Ueberfütterungskolik zu. Auch gegen Würmer wirkt der bittere Stolf des Enzian; dagegen ist die angeblich narcotlsche Wirkung bei den Hausthieren nicht zu bemerken.
Die in England beliebten stärkenden Pillen (tonic balls) bestehen aus Gentian '/•, ünc, Kamillen 2 Dr., kohlensaurem Elsen 1 Dr., Ingwer 1 Dr.
(Aehnlich wie der Enzian, doch gelinder wirkt die Herba Polygala amarae, Kreuzblume, wovon die ganze Pflanze ofti-cinell ist, die Herba trifolii fibrini von Menyanthes trifolatia, Bitterklee, die Herba centaurii minoris, von Erythraea Cen-taurium P. Tausendgüldenkraut, die Herba cardui benedicti von Centaurea benedieta. Sie haben zugleich auflösende Kräfte und können selbst bei Reizzuständen der Dannschleimhaut gebraucht werden, wo der Enzian nicht passt.)
Radix iniperatoriae. JlteiflenmirieC (STtagiltrenärourjeC)
Radix Ostrotbii. Franz. Imperatoire.
Die Pflanze, welche die Mei s terwurzel liefert, heisst Im-peratoria Ostruthium L. (01. Pentändria Digynia, Farn. Umbellatae); sie wächst auf den Gebirgen des südlichen Deutschlands und der Schweiz und wird nicht selten in Gärten und Weinbergen gepflanzt. Sie ist ausdauernd, hat einen l1/.,—2 Fuss hohen, dicken, ge-
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Radix ipecaciianliaf.
streiften Stengel, unten doppelt oben einfach drcizählige, ausge­breitete Blätter, mit dreispaltigen Endblättehen, flache, ziemlich grosse Dolden ohne Hülle, weisse oder röthiiche Blumen, die im Juni bis Juli erscheinen, und sehr flache, zusammengedrückte Samen mit geflügeltem Rande.
Die frische Wurzel ist dick, ästig, geringelt, braun, innen weiss (milchsaftig), mit starken Fasern besetzt; die getrocknete Wurzel ist fingersdick, auch dünner, 4—8 Zoll lang, hin und her gebogen, höckerig, der Länge nach runzllch, aussen grau­braun, innen weiss mit Harzpunkten. Der Geruch ist stark ge­würzhaft , der Geschmack beissend, scharf aromatisch, speichel­ziehend. Sie muss von älteren Pflanzen im Frühjahr oder Winter gesammelt werden. Die Hauptbestandthcilc der Meisterwurzel sind: ätherisches Oel, scharfes Harz und bitterer ExtractivstofF.
Die Meisterwurzel ist ihrer Wirkung nach der Angelica und Arnica an die Seite zu stellen, sie wird in Krankheilen mit gesunkener Tliätigkeit des Gefäss- und Nervensystems angewendet, und passt besonders danh. wenn der Sitz der Krankheit in den SchlPiinliäuten der Respirationsor-gane ist.
Das Pulver der Meisterwurzel kann mit Salmiak . mit Kamphor, Hirsch-hornöl, Terpentinöl, zu Latwergen oder Pillen verbunden werden; der Aufguss oder eine leichte Abkochung eignet sich für die Verbindung mit Säuren, und für Fälle, wo feslere Arzneiformen zu langsam wirken.
Die Dosis ist '/.,— 1 lTnze für die grösseren Hausthiere. täglich •i —4 mal.
Radix ipecacuanhae.
Jkcrfjmurief.
Franz. Ipecacuanlia amide'. Ipe'ca. Racine du Bresil. lini/L Root of ip'ecacuan.
Mehrere im südlichen und mittleren Amerika einheimische Pflanzen liefern Wurzeln, welche als Ipecacuanha im Handel vor­kommen und durch Beinamen bezeichnet werden: wie Radix ipecac, nigra (von Psychotria emetica); Ipecac, alba (von Viola ipecacuanha); Ipecac, undulata (von Richardsonia scabra); die ächte Brechwurzel sieht grau oder braun aus und hat davon den Namen Kad. ipec. grisea oder fusca. Sie stammt von Cephaelis Ipecacuanha (Cl. Pentandvia Monogynia, Fam. Rubiaceae), welche in Brasilien und Neugranada einheimisch ist.
Die fcdcrkieldicke Wurzel ist braun oder röthlichgrau, höckerig, geringelt, hin- und hergebogen, hat eine weisslich glänzende Rinde, die viel wirksamer ist, als das Holz, welches weissgelbSich ist.
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Radix jalappao
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Ihr Gerach ist eckelerregend, der Geschmack stark bitter. Ihr wirksamer Bestaudtheil ist das Emetin, ein Alcaloid, welches in der Rinde 16 Procent, im Holz nur 1,15 Procent beträgt; ausser-dem enthält die Wurzel l'ettc und ölige Substanzen, Wachs, Ex­tract! vstofl', Gummi, Stärke, Gallussäure, Pflanzenfaser. Der Preis achter Ipecacuanha ist höher als jeder anderen officinellen Wurzel.
Die Brecbwurzel wirkt selbst in grossen Gaben bei den grösseren Pflanzenfressern niclit brechenerregend ; bei Schweinen . Hunden und Katzen dagegen hat sie diese Wirkung, ist aber durch die weit wohlfeilere welsse Nieswurzel zu ersetzen. Dagegen wirkt die Brechwurzel in kleinen Gaben verstopfend und krampfstillend; sie kann in letzleren, bei den fleischlres-senden Hausthieren nicht selten vorkommenden Krankheitsformen, mit Nut­zen angewendet werden. Im Keuchhusten der Hunde ist sie in der Dosis von '/..— 2 Gran für mittlere Thlere dieser Galtung, in Verbindung mit Sulphur anat. antim. undSacbar. oder Amylum oft von entschiedenem Nutzen ; sollten auch die ersten Gaben Erbrechen erregen, was bei Hunden leicht bei den indilferentesten Arzneimiiteln eintritt, so darf man dessenunge­achtet fortfahren, da sich das Thier bald daran gewöhnt und das Erbre­chen aufhört. Gegen die Diarrhöe der .Milchkälber ist der Ipecac.-Syrup empfohlen; endlich bei Unlhätigkeit des Pansen sollen Gaben von 1—2 Drachmen mit doppelt oder dreifach so viel Aloe (bei Ochsen) das unter­drückte Wiederkauen wieder herstellen.
Als Brechmittel hat die Ipecacuanha vor dem Brechweinstein und der Nieswurz nur dann den Vorzug, wenn die abführende Nebenwirkung die bei diesen beiden Brechmitteln sich gerne einstellt. vermieden werden inuss
P o r m e 1 :
Had. ipecaeuan. pulv. Gr. 20. Sulphur, stibiat. aur. Gr. 10. Amyli v. Sachari pulv. Dr. 1. M. div. in part. octo. vel decem. Pulver. (Im Keuchhusten kleiner
1). S. Hunde.1
Täulieh 3—4
Radix jalappae. OaCappenmurjeC pturgirroturieC
Radix Ipomocalaquo;. Franz. Racine de jalap. Kngl. Jalap.
Die rübenahnliche Wurzel hat ihren Namen von der Stadt Jalapa In Mexico, wo sie einheimisch ist; sie stammt von Con-
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Radii levistici.
volvulus Jalappa L. oder Ipomoa Jalapa P. und Convolvulus Purga W. Cl. Pentandria Digynia; Fam. Convolvulaceae).
Die Jalappe kommt im Handel theils in ganzen, rundlichen Wurzeln, theils in 2 — 4 Stücke gespalten oder in runde Quer­scheiben geschnitten vor; sie ist hart, spröde, aussen dunkel grau­braun, runzlich, innen etwas heller und deutliche Ringe und Linien von dunklerer Farbe zeigend: auf dem frischen Bruche sieht man deutlich die harzigen Theile. Das Pulver ist graubräunlich, der Geruch widrig, der Geschmack ekelhaft, kratzend. Trockene, leichte, weissgraue Stücke sind zu verwerfen, denn theils rühren sie von andern Pflanzen her, theils ist das Harz derselben zuvor ausgezogen worden.
Die Verfälschung der Jalappe mit der Wurzel der bei uns wildwachsenden Zaunrübe (Bryonia alba et dioica), welche eben­falls in Scheiben geschnitten vorkommt, ist an der weissen Farbe, der schwammigen Beschaffenheit, der leichten Zerbrechlichkeit, dem Mangel an Harz und dem sehr bittern Geschmack der Zaunrübe zu erkennen.
Der wirksame Bestandtheil der Jalappe ist das Harz, welches sich durch Weingeist und Aether ausziehen lässt und zwar eben­falls officinell, in der Thierheilkunde aber ganz entbehrlich ist.
Ausser dem Harze (11 Proc.) enthält die Jalappe noch kratzen­den Extractivstoff (18 Proc), Gummi (15), Stärkmehl, Eiweiss, Earbstoff, Kali- und Kalksalze, Wasser und Holzfaser (29 Proc.)
Die Jalappe wirkt bei den grösseren pflanzenfressenden Hausthieren nicht purgirend, passt also nur für Schweine, Hunde und Katzen, wo sie entweder hlos zur Befreiung des Darmkanals von Futterstoffen, WOrmern ii. s. w. oder als ahleitendes Purgirmittel entweder allein oder mit Seife. Schleim. Salzen u. dgl. angewendet werden kann. Bei entzündlic'ien Zu­ständen der Darmschleimhaut ist die Jalappe zu vermeiden. Den Hunden kann man das Pulver mit Fett gemischt am besten beibringen. Die Dosis ist für Schweine 3 — 6 Drachmen, nir Hunde und Katzen Vj—I Drachme.
Radix levistici.
Ciefiftödicfrourser. Frans. Liviche, Ache dps montagnes.
Igt;cr Liebstöckel ist im südlichen Europa einheimisch, und wird in Deutschland angebaut; die Pflanze, Ligusticum Levisticuni L. (Cl. Pentandria Digynia; Fam. Umbellatae) ist perennirend, treibt viele 4—H Fnss hohe, glatte, hohle, oben ästige Stenpel, mit
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Hailix liquiritiae.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;]37
sehr zusauuncngesetzten Blättern und dreigetheilten, keilförmigen, etwas gelappten und gesägten glatten Blättchen, von hochgriiner Farbe und fast lederartiger Dicke. Die mittelmässig grossen Dol­den haben vielblätterige Hüllen und Hüllchen und kleine gelbe Blumen. Die gelbbraunen Samen sind eiförmig-länglich, platt, stark flügelartig gerippt.
Die Wurzel ist einen Fuss und darüber lang, stark fingers­dick, spindelförmig, gelbbraun, innen fleischig, milchend, von eigenthümlichem aromatischen Geruch und scharfem gewürzhaftem Geschmack. Getrocknet ist sie runzlich, zähe, mit einem gelb­braunen Ring zwischen der Rinde und dem Kern; sie zieht gerne Feuchtigkeit an und wird leicht schimralich. Ihre Bestandtheile sind: ätherisches Oel (ziemlich viel) Balsam-Harz, viel Schleim­zucker , Extractivstoff, Eiweis, Stärkmehl, u. s. w.
Die Wurzel wird in denselben Krankheitszuständen und In derselben Dosis angewendet, wie die Meislerwurzel und Angelika ; man schreibt ihr aber ausser der Wirkung auf die Schleimhäute der Respiration auch harn­treibende Eigenschaften zu.
Die Stengel, Biälter und selbst die Samen besitzen den eigenthüm-llchen Geruch und Geschmack der Wurzel in ziemlichem Grade und könnten daher auf ähnliche Weise (z. B. die frischen Blätter zu Bähungen) ver­wendet werden.
Die früher in derThierheilkunde häufiger angewendete Seh wal-bcnwurzel (Radix hirundinariae s. vincetoxici von Asclepias vin-cetoxicum L. Cynanchutn vine. P.) hat ähnliche Arzneikräfte wie der Liebstöckel, die Arnika n. s. w. ist jedoch mehr scharf reizend und enthält einen dem Emetin (s. Ipecacuanha) ähnlichen, brechen­erregenden Stoff. Sie wächst nicht selten an kahlen Bergabhängen der Voralpen. Der Genuss der Pflanze bringt bei den Schafen Hlutharnen hervor.
Radix liquiritiae.
#9632;Süfifior.iromv^r.
Radix {ilycyrihiiiie. Franz. Racine de re'glisse. EngL Liquerice-root.
Das im Handel vorkommende Süssholz ist entweder von der in Spanien wildwachsenden und iraquo; Deutschland angebauten Pflanze Glycyrrhiza glabra L. (Cl. Diadelphia Decandria, Farn. Legnmi-nosae), oder kommt aus dem südlichen Rnssland und Italien von der Glycyrrhiza echinata. Beide Pflanzen sind perennirend und
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Kildix rhei.
haben lingorsdicke, fast holzige Stengel mit getiederten Blättern; die schmetterlingsartigen Blumen stehen bei dem glatten SUssholz in 3—4 Zoll langen Aehren, bei dem stachligen in rundlichen Köpfchen; die Hülsen der ersteren sind glatt; die der letzteren auf beiden Seiten mit steifen Borsten besetzt (woher die Beinamen dieser Pflanzen.)
Das deutsche und spanische Süssholz bildet daumensdicke, mehrere Fuss lange, runzliche, graubraune, harte, innen gelbe Stücke von erdigem Geruch und süsscm Geschmack; das russische Süssholz ist meist geschält, bildet 1—l'/^ Zoll dicke, oft knorrige, gebogene Stücke von 1—2 Fuss Länge, blassgelber Farbe und porösem Kerne. Das Pulver der Süssholzwurzel ist geruchlos, gelb.
Die Bestandtheile des Süssholzcs sind: Süssholzzucker, kratzen­des quot;Weichharz, braunfärbender Stoff, Stärkmehl, Asparagin, Salze, Pflanzenfaser.
Man benutzt das Süssholzpulver als beinahe indifferentes fonngebendes Mittel, dessen süsse Bestandtheile wegen der geringen Menge nur in mas­sigem Grade als scbleimauflösend betrachtet werden können. Seine An­wendung ist daher In neuerer Zeit sehr beschränkt und es Ist auch leicht zu entbehren.
I
Radix rliei.
ROafmröPimuräcr.
Hatlix rliiibarbari. Franz. Uhubarte. Ent/l. Rhubarb.
Ueber die Pflanze, welche die ächte Rhabarber liefert ist man noch nicht im Reinen, wahrscheinlich sind es verschiedene Species der Gattung Rheum (Cl. Enneandria Trigynia; Fam. Po-lygoncae), namentlich Rh. palmatum, undulatum, australe, Emodi, hybridum, Ribes u. a. m. Auch mag das Alter der Pflanze, das Klima, die Behandlung der Wurzel u. dgl. m. zu den Verschie­denheiten der im Handel vorkommenden Sorten vieles beitragen. Das Vaterland der Rhabarber ist die Mongolcy, Tibet, Nepuul und Persien.
Man hat im Handel hauptsächlich dreierlei Rhabarber; J) die russische oder moscowitische, welche für die beste gehalten wird, aber für den thierärztlichen Gebrauch viel zu theucr ist; 2) die ostindische oder chinesische, welche wohlfeiler und für genannten Zweck ganz geeignet ist; 3) die einheimische, oder in Deutschland, Frankreich n. s. vv. angebaute Sorte, welche zwar
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Radix rhei.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;139
sehr niedrig im .Preise, aber auch weniger wirksam ist ais die vorhergehende.
Die chinesische lihabarber kommt theils in rundlichen, tiieiJs halbrunden, seltner flachen Stücken von 2—3 Zoll Ausdehnung vor, die meist durchbohrt, aussen gelb, innen roth und weiss marmorirt sind; diese Stücke sind bald ganz, bald halb und mehr geschält (ganz, 1/4 und '/, mundirte Rhabarber der Droguistenj. Der Geruch der Rhabarber ist eigenthümlich widrig aromatisch, der Geschmack ebenso; sie knirscht zwischen den Zähnen und färbt den Speichel stark hochgelb. Das Pulver ist röthlich oder bräunlich gelb.
Die Bestandtheile der Rhabarber sind: Bitterstoff (Rhabarbärin), Harz und Halbharz, Gerbstoff, Gummi, Zucker, Stärkmehl, apfel-und phosphorsaures Kali, oxal-, kohlen-, apfel- phosphorsaure Kalkerde, Chlorkaiium und Spuren von Kupferoxyd. Die wirk­samen Stoffe darin sind die harzigen und bitteren Extractstoffe.
Die Wirkung der Rhabarber ist vorzugsweise auf den Danncana! und die Leber gerichlet, deren gestörte Functionen sie in verscliiedener Weise regelt; in kleinen Gaben unterstützt sie die Verdauung und wirkt anhaltend, gegen Durchrall; in grossen Gaben gagegen vermehrt sie die Secretion des Darmes und der Leber und beschleunigt die Entleerung des Darms, ohne eigentlich purgirend zu wirken oder zu reizen.
Für letzteren Zweck und für die erwachsenen grossen Hausthiere ist die Rhabarber zu theuer; dagegen wird sie sehr jungen Thieren (z. B. Saug­füllen, Kälbern und besonders Lämmern) gegen den bei ihnen nicht selten vorkommenden Durchfall mit Nutzen gegeben.
Man wendet gewöhnlich das Pulver in der Dosis von 'i.,— 1 Drachme bei Lämmern, von 1 — 2 Drachmen bei Saugkälbern und Füllen an, und verbindet es mit Magnesia oder Kreide, oder mit Opium , Catechu (besser Rad. columbo) u. dgl., nebst Sycup oder Milch als Vehikel. Eine wässerige Tlnctur ist als Infusion in die Venen bei Kolik der Pferde (zu 2 Drachmen) empfohlen worden.
Die ehedem in der Thierheilkunde gebrauchte Rhapontik-Wurzel (Radix rhapontici) ist jetzt in Vergessenheit gerathen (nach Martins soll Rhcum Rhaponticum ächte Rharbarber liefern); die einheimische Rhabarber ist nicht officinell und je nach dem Alter und der Behandlung der Wurzel verschieden in ihrer Wirksamkeit, daher unsicher.
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iiadix tormentillae.
Radix lormeotillae.
fformcutiMUurjef. KuOr^TlJurier. Kfut=Wurjcf.
Franz. Tormentille. Engl. Tormeutil-root.
Die Pflanze, Torinentilla erecta C. oder Potentilla Tormea-tilla Sehr. (01. Icosandria Polygynia, Fam. Kosaceae, Abth. Po-tentilleae) ist perennirend und wächst in Deutschland häufig auf waldigen Gebirgen, unfruchtbaren Stellen u. s. w. Die knollig-cylindrische Wurzel treibt mehrere l/.2—1 Fuss hohe, meist nieder­liegende, dünne, ästige Stengel, mit dreizähligen, gestielten Wurzel-und untern Stengelblättern; die obern sind ungestielt, abwechselnd mit 5 und 3 spaltigen Afterblättchen, sämmtlich von hochgrüner Farbe. Die langgestielten Blumen sind klein, mit 4blätteriger, gelber Blumenkrone; der Fruchtknoten ist haarig.
Die im Frühjahr gesammelte Wurzel ist theils cylindrisch, theils knollig, höckerig ästig, gekrümmt, von der Dicke eines kleinen Fingers und darüber, einen bis mehrere Zoll lang, mit dünnen, langen, rothbraunen Fasern versehen (die heim Einsam­meln abgeschnitten werden), aussen dunkelrothbraun, innen fleisch­farben oder dunkler. Die getrocknete Wurzel gibt ein bräunlich rothes Pulver, das geruchlos ist, aber rein adstringirend schmeckt.
Verwechselt kann die Tormentill-Wurzel mit der Wurzel der Erdbeere werden, welche dünner, mehr cylindrisch, mit Fasern und Schuppen besetzt ist und nur wenig adstringirend schmeckt.
Die Tormentill-AVurzel enthält viel (17 Proc.), dem Catechu ähnlichen Gerbestoff, Tormentillroth oder oxydirten Gerbstoff (18 Proc), Gummi (28 Proc), Extractivstoff, Harz, Wachs u. dgl.
Die Wirkung der Tormentill-Wurzel ist rein adstringirend, der Eichen­rinde ähnlicb aber schwächer; man wendet das Pulver zu Latwergen und Pillen, die Abkochung zu Einschütten, zu Bähungen u. s. w. an.
Die Dosis ist für grössere Hausthiere 1 — I'/.. Unzen, kleinen die Hälfte; äusserllch 1 Unze auf 1 — 2 Pfund Wasser.
Aehnlich wirkt die Natter-Wurzel, Radix bistortae, von l'olygonum Bistorta L. einer auf feuchten (Moor - oder Torf-) Wiesen, in höher gelegenen Gegenden häufig vorkommenden Pflanze, deren daumensdicke, rothbraune Wurzel im Frühjahr oder Herbst von mehrjährigen Stöcken gesammelt wird.
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Radix valeriamto mtnoris.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;141
Radix valeriauae minoris.
iJaförian^HJurjer.
Uadix valeriauae sylvestris.
Franz. Valeriane sauvagc, petite Valeriatie.
Eiigl. Root of valerian.
Der gemeine oder officinelle Baldrian, Valeriana officinalis (Cl. Triandria Monogynia, Fam. Valerianeae) wächst häufig in Deutschland, theils auf Gebirgen, an trockenen Orten, in Gebüschen, theils in der Ebene an Gräben und feuchten Stellen; er ist peren-nirend, krautartig, wird 2—6 Fuss hoch, hat einen hohlen, ge­furchten, glatten oder etwas behaarten Stengel, gefiederte (sowohl Wurzel- als Stengel-) Blätter, die untern laufen in einem Blatt­stiel herab, die obern sind sitzend; die im Juni bis Juli erschei­nenden Blumen bilden eine doldentraubenartige Rispe, sind weiss oder röthlich, klein und riechen dem Hollunder ähnlich. Der Samen ist mit einem Federchen versehen.
Einige Abweichungen in der Form der Blätter u. s. w. haben zur Annahme von Varietäten geführt, die man als Valeriana ex-celsa, Valeriana latifolia s. media, Valeriana tenuifolia (montana, pratensis) anführt. Mehr wesentlich ist der Standort der Pflanze, die in feuchtem Boden und in der Ebene eine weniger wirksame Wurzel liefert als auf den Gebirgen und an trockenen Stellen.
Die Wurzel wird von 2—3jährigen Pflanzen im Frühjahr ge­sammelt ; sie besteht aus einem höckerigen, rundlichen, fast ab­gebissenen Wurzelstock, mit dicker, öliger Rinde, und 3 bis 6 Zoll langen, strohhalmdicken Fasern. Getrocknet ist sie hellbraun, später dunkelgraubraun.
Ihr Geruch ist stark, eigenthümlich, dem Katzen-Urin ähn­lich; der Geschmack widerlich bitter, scharf und gewürzhaft.
Der ächte Baldrian wird verwechselt mit der schwachem Wurzel von Valeriana dioica, welche einfach, dünner und nur an einer Seite herab mit Fasern besetzt ist; mit den Wurzeln einiger Ranunkel-Arten, z. B. Ranunculus acris und repens, welche jedoch geruchlos sind, wie auch die Wurzel von Sium latifolium und angustifolium; mit der Radix caryophyllatae, deren Geruch nelken­ähnlich ist; mit der Radix vincetoxici, welche weisser, dicker mit längern, steifen Fasern besetzt und getrocknet fast geruchlos ist.
Die Bestandtheile des Baldrians sind: ätherisches Oel (1,2 Proc.) harziger Extractivstoff (12 Proc), grimmiger Extractivstoff (9 Proc.), Weichharz, Pflanzenfaser (71 Proc). Auch eine eigen-thümliche Säure — Baldrian-Säure — ist in neuerer Zeit aus der Baldrian-Wurzel dargestellt worden.
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14-gt;
Radix \eratri albi.
Der Balilriau ist ein die Nerven (besonders des RQckeninarks und des, sympathischen Nerven) erregendes, stärkendes, schmerz-und krampfötillen-des Mitlei, und hat eine besondere Beziehung zu den Schleimhäuten und dem FrucblbäUer. Er wird bei Krämpfen (nach der Staupe, Epilepsie etc. der Hunde). Schwäche der Nerven, besonders von Ueberreizung, in ner­vösen Fiebern, gegen Würmer u. s. \v., meist als UnterstützungsiniUel in Verbindung mil Kamplior. Angelica, Terpentinöl oder Hirschhornöl, Ammn-nlak, Weingeist, Aether, seltener mit Säuren, Salmiak u. dgl. gegeben.
Man wendet das Pulver in der Dosis von '/..— I Dnze täglich 3 — 4 mal zu Latwerge oder Pillen oder den Aufguss (1 Unze zu I Pfund siedendem Wasser) an. Hunden gibt man '/•gt;—1 Dr- des Pulvers, besser aber eineu starken Aufguss, der auch zu Klystiren benutzt werden kann. Einige Thier-ärzte machen auch von der ätherischen Baldriantinctur bei Kühen Oebrauch. (s. Ry chner specielle Pathologie.)
Radix veiatri albi.
Weiße JließnmrjeC.
Radix hellcbori albi. Wcisser Germer.
Franz, Veratre blauo; Hellebore blaue; Engt Wbite Hellebore.
Varaire.
Die im südlichen Deutschland (z. B. Salzburg, Tyrol) und der Schweiz auf Voralpcn wachsende, perennirende Pflanze, Vera­trum album L. (Cl. Hexandria Trigynia, Fam. Melanthaceae) hat grosse , ovale, weiter oben lancettförmige, stark gerippte, der Länge nach gefaltete, oben glatte, unten feinbehaarte Blätter, einen aut­rechten, 4—5 Fuss hohen Stengel und gelblich weisse, mit grünen Nerven gezeichnete, in vielblüthigen Rispen stehende Blumen, die vieleckig sind und grossentheils keinen Samen bilden. Die Frucht besteht aus drei Kapseln mit geflügelten Samen.
Die Wurzel ist fingerdick, cylindrisch, 2 — 4 Zoll lang, mit vielen starken Fasern besetzt (manchmal auch mehrköpfig, hockerig) rauh; fast hornartig hart, aussen schwarzbraun, innen weiss oder bräunlich, mit sehr dünner äusserer Rinde und einem dünnen bräun­lichen Ring, welcher den Kern von dem äussern gleichfarbigen Theil der Wurzel scheidet. Sie ist geruchlos, der Staub erregt leicht Niesen und Brechen; der Geschmack ist scharf, kratzend, bitter.
Die Bestandtheile der weissen Nieswurzel sind: galläpf'elsaures Veratrin (ein in Alcohol und Aether lösliches Alealoid), Jervin, ein zweites Alealoid, gelber Färbestoff, eine fettige flüchtige Säure enthaltende Materie, Gummi. Kalk- und Kalisalze, Kieselerde, Holzfaser.
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Radix veratri albi.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 143
Statt der Wurzel des weissen Germers wird auch die des schwarzen (Veratrum nigrum) gesammelt, welcher an denselben Standorten vorkommt, äusserlich grosse Achnliclikeit mit der Pflanze des weissen Germers besitzt, sich aber dadurch unterscheidet, dass die untern Blätter sich in einen Blattstiel verlängern, die Blumen­rispe weniger zusammengesetzt und die Farbe der Blumen dunkcl-purpurroth, fast schwarz ist (woher der Beiname). Die Wurzel des schwarzen Germers ist schopfig, mit starken Fasern besetzt und abgebissen. Ihre Wirkung ist ohne Zweifel der des weissen Germers gleich.
Dagegen ist die unter dem Namen liadix hellebori nigri, schwarze Nieswurz, in allerer Zeit in der Thierhcilkunde sehr häufig, z. B. zu Fontanellen (Nieswurzstecken) benutzte Wurzel von einer ganz andern Pflanze , nämlich der Christwurz (Helleborus niger L.), welche um Weihnachten mit grossen, gelblichgrünen Blumen blüht, und e'en sehr häufig an Bergabhängen vorkommenden Helleborus-Arten, wie Helleborus viridis und foetidus ganz nahe verwandt ist.
Die Wirkung der weissen Nieswurzel ist im Allgemeinen und önlicli srharfreizend, sowohl Entzündung als krampfliafte Contractionen erregend. umstimmend.
Man benutzt das Pulver liauptsachlich bei fleisclifressenden Tliieren als sicheres Brechmittel (z. B. Hunden 2 — 5 Gran, Schweinen 5— 15 Gran, mit lauem Wasser oder mit etwas Fett); ferner äusserlich um heftige Ent­zündung in der Haut und dem Zellgewebe zu erregen, zu Fontanellen (die in lauem Wasser oder in Essig eingeweichte, in der Mitte durchgeschnittene Wurzel oder das Pulver auf ein Eiterband gestreut); endlich die Abkochung als Mittel gegen Läuse u. dgl. Sowohl diese Anwendung als die Fontanelle mit Nies würzet erfordern Vorsicht, da leicht die allgemeine Wirkung davon eintreten kann. Innerlich wurde das Pulver zu 1—2 Drachmen gegen hartnäckige Indigestion bei Rindvieh, so wie gegen die Lungenseuche em­pfohlen. Grosse Gaben innerlich gegeben, tödten durch Entzündung des Magens und Darmcanals.
Das Pulver der Nieswurzel mit ähnlichen aber schwächern z. B. Radix asari verbunden, ist den Schafen als Niesmittel, gegen Bremsenlarven, gege­ben worden, aber durch gewöhnlichen Tabak zu ersetzen.
Beim Pferde wird die Nieswurz-Tinctur zur Infusion in die Venen an­gewendet (s. diese). Das Veratrin. der eigentlich wirksame StolT in der weissen Nieswurzel ist zu Iheuer.
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144
Kuob jimiperi.
Roob jimiperi.
WncljQofbermuß.
Succus inspissatus juniperi. Uiichliolilcrcesäl/,. Frnm. Extrait ou Rob de genievre.
hriiiiimetsiilzi'.
Das Wachholdermuss wird in den Gegenden, wo der gemeine Wachholder (s. Baccae juniperi) häufig wächst, von den Land-lenten bereitet; man sammelt die reifen Beeren, zerstösst und kocht sie mit Wasser, seiht die Flüssigkeit durch und lässt sie zur Syrupsdicke abdampfen. Man erhält so l/3 oder mehr des Ge­wichts der angewendeten Beeren.
Das Wachholdermuss ist dick, gleichförmig, nicht körnig, rothbraim und hat einen angenehmen, süssen, etwas gewürzhaften Geschmack. Es soll weder brenzlich riechen und schmecken, noch zu dünn oder in Gährung begriffen sein. Um letztere zu ver­meiden , muss dasselbe gehörig eingedickt sein und an einem kühlen Orte aufbewahrt werden.
Die Wirkung des Wachholdermusses als gelinde auflösendes Mittel beruht auf seinem Gehalt an Zucker und Schleim; es wird aber viel häufi­ger blos als formgebendes Mittel zu den Latwergen für Pferde gesetzt, denen es eine zähe Consistenz gibt und nicht so leicht austrocknet als Mehl; es verbessert überdies den Übeln Geschmack mancher Arzneimittel und eignet sich dadurch besonders für junge Thiere, z. B. Füllen.
In der Mehrzahl der Fälle ist das Wachholdermuss entbehrlich und vertheuert besonders die in der Apotheke bereiteten Latwergen unnötliig.
An manchen Orten wird man das Hollundermuss (Roob sambuci) oder den Syrup von Rübenzucker-Fabriken und Rohrzucker-Raffinerien wohlfeiler erhalten und dem Wachholdermuss substiluiren können (vgl. Honig).
Sacchamm lad is.
lITifcO^ucficr.
Franz. Sucre de lait.
Engl. Sugar of milk.
Chemische Formel: Cl-H,,,Olquot;-|-2nO.
Der Milchzucker ist in den, nach Abscheidung des Butters und der Käse aus der Milch, zurückbleibenden Molken enthalten und wird durch Abdampfen zur Syrupdicke, Krystallisiren n. s. w. erhalten. Man erhält denselben hauptsächlich ans der Schweiz, wo er im Grossen bereitet wird.
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Sapo viriili-.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;145
Er bildet grosse, vierseitige Prismen mit vierseitiger Zuspitzung und blättrigem Bruche, ist luftbeständig, selimeCkt schwach siiss-lich und löst sich in 3 Theilen kochenden und ti Theilen kalten Wassers auf; sein spec. Gewicht ist 1,543.
Durch vorsichtiges Schmelzen kann man ihm das 12 Procent (2 At.) betragende Krystallwasser entziehen, worauf er eine weisse, undurchsichtige Masse bildet. Er ist der Weingährung fähig, sie geht aber langsam vor sich.
Der Milcbzucker ist zwar wie der Rolirzucker und ändert' siisse Sub­stanzen nährend und auflösend; er wird aber nicht sowohl als Arzneimittel, sondern vielmehr als ein indiflTerentes Mittel zur Verdünnung stark reizen­der, trockener Substanzen benützt, z, B. wenn man Strychnin, Veratrin oder andere Pflanzenalcaloide in Pulverforni anwenden will, wo ein viertel- oder halber Gran zu wenig Substanz darbieten oder zu heftig- wirken würde, wesshalb man ihm 1 0 — 30 Gran Milchzucker (oder einer andern indilTeren-ten Substanz, z. B. Stärkmehl, Gummi, gewöhnlichen Zucker) zusetzt. Zur Versüssung der Arzneien taugt er weit weniger als der Rohrzucker, den er überdies im Preise iibertrllTt.
Sapo viridis.
flri'mp .Scifr.
Sapn kalicus v. niger, Kali oleosiim. Kalisoife. selnrarze oiler .Schinicrscifc Franz. Savon vert, mon. Engt Soft soap.
Die fetten Oele bilden mit kaustischen Alealien eine auflös-liche Verbindung (Seife); es entstehen hiebei in dem Fette Talg-, Margarin- und Oelsäuie, welche mit dem Aleali sieb Verbinden. Die Seifen sind somit Verbindungen der Alkalien mit den ge­nannten Säuren; ölsaures Kali würde die weichste, talgsanres Natron die härteste Seife geben.
Die Seifen lösen sich in reinem Wasser, in Branntwein und Weingeist auf; diese Auflösung ist schlüpfrig. Gewöhnliches Wasser zersetzt einen Theil der Seife durch seinen Gehalt an freier Kohlen­säure und an schwefelsaurem Kalk. Die gewöhnliche Waschseife ist aus Talg und Nation bereitet; die grüne Seife wird aus Thran oder Hanföl, dem man etwas Talg zusetzt, durch Kochen mit kaustischer Kalilauge dargestellt; sie enthält gewöhnlich etwas überschüssiges Kali, ist weich, schmierig, etwas körnig (von talg­saurem und margarinsaurem Kali) und von grünlicher oder grün-brauner Farbe, welche durch einen färbenden Zusatz (von Indigo) Hering, Arzneimittel. ^. Aufl.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;10
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14(1
Sec-alc coruutum.
hervorgebracht wird. Ihre Bestandtheile sind 9,5 Kali, 44,0 fette Säuren und 46,5•Wasser.
Die Seile wird dureh alle Säuren und saure Salze, sowie
durch mehrere Metallsalze, z. B. Kupfer-, Eisen- und Zinkvitriol,
Quecksilbersublimat, versüsstes Quecksilber, salpetersaures Silber
u. s. w. zersetzt; daher kann eine Seifenauflösung als Gegenmittel
-bei Vergiftung mit den genannten Salzen angewendet werden.
Die innerliche Anwendung der Seife ist selten ; sie wirkt auf die N'ieren (durch ihr Kali, welches frei wird) und zugleich abführend; man setzt nicht selten Seife den Alöepillen zu , um das Harz der Aloe auflöslicher zu machen und seine reizende Eigenschaft auf den Darm zu verstärken.
Seifenwasser innerlich in ziemlicher Menge gegeben, ist als Haus­mittel beim Aufblähen der Wiederkäuer von grünem Futter anwendbar.
Aeusserlich wird die Seife theils zum Reinigen der Haut von Schuppen, Schorfen und zufälligen Unreinigkeiten, theils als gelindes Reizmittel bei chronischen Hautausschlägen (z. B. der Räude der Hunde), sowie gegen Verhärtungen, Verstauchungen und Quetschungen, Sehnenanschweilung etc. (nach Beseitigung der Entzündung) verwendet. Man setzt gerne noch stär­ker reizende und auflösende Alittel hinzu (z, B. Kamphor, Terpentinöl. Sal­miakgeist, Weingeist).
Der Seifengeist (Spiritus saponis s. sapouatus) wird durch Auflösung von 1 Theil grüner Seife in 4 Theilen rectifieirtem Weingeist bereitet. Wo grüne Seife nicht bei der Hand wäre, kann gewöhnliche Seife statt derselben genommen werden. (Das Seifenliniment, Opodeldoc, siehe bei Camphor; die Terpentin-Seife bei 01. terebinth.)
nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Secale eproutum.
DlluUerfitirn.
(laviis secalinus. Rogijciiinuttcr.
Franz. Ergot de seigle.
Knyl. Ergot of rye, Spurred rye.
Das Mutterkorn ist ein krankhafter Auswuchs am Korne des Roggens, seltener an andern Getreidearten und an Mais. Seine Entstehung wird von Einigen dem Stich eines Insekts, von den Mehrsten aber einem Pilze (Sclerotium s. Spermoedia Clavus oder Sphacelia segetum) zugeschrieben, der sich in dem Fruchtknoten des Getreidekorns entwickelt. Das Korn behält dabei seine ur­sprüngliche Gestalt, wird aber weit grosser ('/,—2 Zoll lang), ragt über den Spelz weit hervor, ist an der Spitze umgebogen
i
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Seoalo coruutuui,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;147
und mit 1 bis 2 Längsfiirchcn versehen (dem Sporn eines Vogels ähnlich), aussen von brauner oder schwarzvioletfer Farbe, innen weiss oder graurothlich. Der Geruch ist widrig, moderartig, der Geschmack mehlig, bitterlich und kratzend.
Das Mutterkorn kommt in manchen (besonders nassen) Jahv-gängen auffallend häulig vor; es muss vor der Ernte eingesammelt werden und soll nach derselben wenig Wirksamkeit besitzen; diese wird von Einigen blos dem zarten üeberzug des entarteten Kornes zugeschrieben, nach dessen Entfernung das letztere unwirksam sein soll. Durch langes Aufbewahren verliert es ebenfalls an Kraft. Es muss daher zur angegebenen Zeit und bei trockener Witterung gesammelt, getrocknet und In wohlveischlossenon Gläsern aufbe­wahrt werden.
Die Hauptbestandtheile des Mutterkorns sind: Ergotin (l'/j Proc. ein rothbraunes Pulver, stickstoffhaltig und dem Kleber verwandt), fettes Oel (35) und fettartige Substanzen, Fungln (46), Pflanzenosmazom, Eiweiss, Schwammzucker, phosphorsaures Kali und Kalk, Kieselerde (kein Stärkmehl).
Die Wirkung des Mutterkorns geht thcils auf den Darmcanal (Brechen und Durchfall erregend), theils auf das Gefäss- und Nervensystem (Ver­langsamung des Pulses, Schwindel, Krampf. Lähmung hervorbringend), insbesondere aber auf den Fruchtliälter, den es zu kräftigen Contractionen antreibt. Es wird bei den Hausthieren als ein die Wehen beförderndes Mittel mit Erfolg angewendet, passtaber nur, wo Schwäche der Contraction des Uterus der Verzögerung der Geburt zu Grunde liegt; wo dagegen mecha­nische Hindernisse (falsche Lage des Jungen, Verschliessung des Mutter­mundes und dgl.) zugegen sind, müssen diese vorher beseitigt werden. Auch beim Zurückbleiben der Nachgeburt, oder starker Blutung wegen mangelnder Zusammenziehung des Fruchthälters ist es anzuwenden. Länger fortgesetzte kleine Gaben bringen eine langsame Vergiftung und Absterben einzelner Glieder hervor (Ergotismus, Kriebelkrankheit).
Man gibt das Mutterkorn am besten gröblich zerstossen, in einem Aufguss mit heissem Wasser, Bier oder Wein, entweder allein oder mit Zimmetu. dgl. und wiederholt die Gabe nach Umständen alle '/,— 1 Stund. Die (nach Aller, Zeit des Einsammelns, Art des Aufbewahrens u. s. w.) verschiedene Wirksamkeil des Mutterkorns ist Veranlassung, dass die Dosis so abweichend angegeben wird; bei guter Beschafl'enheit des Mittels ge­nügen für Stuten und Kühe 2 — 4-6 Drachmen pro dosi: für Hündinnen I 5 — 30 Gran.
Formeln:
Nr. 1. R. Seealis cornuti pulver. Uno. '/..•
Infus. flor. chamom. ünc. 12. M. D. S. Lauwarm einzuschütten. (Bei mangelnden Wehen. Für eine Kuh.)
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I 4Snbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Semen auisi.
Nr. 2. R. Secalis cornuti Gr. 10—20.
infunde Aq. fervid, line. 1 — 2. per ' 4 horae. Cola. D. S. Wie oben. (Für eine Hündin mitt­lerer Grosse.)
Semen anisi.
ÄIÜ8.
Semen anisi vnlgaris.
Franz. Semenre rTAnis, Boneage Anis.
Engl. Anise.
Die Pflanze, welche den Anis liefert, Pimpinella anisum L. (von Andern zu der Gattung Sison oder Tragium gerechnet; Cl. Pentandria Digynia, Farn. Umbellatae) ist in Egypten einheimisch, wird aber in Deutschland an verschiedenen Orten angebaut; sie ist einjährig, hat einen einfachen, fusshohen Stengel, langgestielte herzförmige, gelappte, eingeschnitten gesägte Wurzelblätter, ge­fiedert getheilte, lancettförmig keilförmige Stengelblätter, mittel-mässige, 9—15 strahlige Dolden, und weisse Blümchen. Die Samen hängen meist zu zwei zusammen, sind rundlich-eiförmig, 1 — 1'/j Linien lang und halb so dick, feinbehaart, grau-grünlich und haben 10 hervorstehende, weissliehe Rippen. Ihr Geruch ist stark und angenehm, der Geschmach süsslich-gewürzhaft, erwär­mend. Beim Zerdrücken schwitzt fettes Oel aus.
Der spanische und italienische Anis ist wirksamer als der in Frankreich und Deutschland gebaute.
Anis, der unreif gesammelt wurde, einen scharfen oder wid­rigen Geruch hat oder mit Unreinigkeiten (Erde u. dgl.) vermischt ist, taugt nichts.
Die Bestandtheile des Anis sind hauptsächlich ätherisches Oel (3 Proc.), fettes Oel (3 Proc.), Gummi, Ulmin, Phyteumacolla, Schleimzucker, Kalksalze u. dgl. Das ätherische Oel hat die Eigenschaft bei einer Temperatur von -j- 5 bis 15deg; K. in krystal-linischen Blättchen zu gestehen; es ist hauptsächlich in der äussern Haut des Samens, das fette Oel dagegen in den Kernen enthalten.
Die Wirkung des Anis ist auf die Secretion der Respirations - und Darmschleimhaut gerichtet; welche er gelinde erregt; er wird daher als ein gelinde auflösendes, den Schleimauswurf beförderndes, auch windtreiben­des Mittel, selten für sich allein, sondern als Unterstützungsmittel, zu '/..—1 Unze prodosi in Verbindung mit Salmiak, Schwefel-und Spiesglanz-Präparaten, Ammoniakgummi, Harzen u. s. w. meist als Pulver ui Latwer­gen. Pillen, oder auf das Futter verordnet.
j
I
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Semeraquo; carvi.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;149
Das Anis-Oel ist für den tlüerärztliclien Gebraucb zu theuer; blos yegen das Ungezieler von Stubenhunden, Katzen und Vögeln hat es, des nicht unangenehmen Geruches wegen, den Vorzug vor wohlfeilem und wirksamem Mitteln, Es ist ein gewöhnliches sogenanntes Beizmittel für Tauben.
Semen carvi.
Jüimmef. Knrfif.
Franx. Carvi, L'umiu ilos pri:s. KnyL, Caraway-seed.
Der auf gebirgigen Wiesen und Weiden wildwachsende, aueli als Küehengewächs angebaute, gemeine Kümmel, Carum Carvi L. (Cl. Pentandria Digynia, Farn. Umbellatae) ist eine zweijährige, 2 — 3 Fuss hohe Pflanze, deren Stengel tiefgefurcht und ästig ist, mit länglichen doppelt-gefiederten Blättern und geliedert-getheilten linienförmigen Blättchen. Die vielstrahlige Dolde hat eine viel­blätterige allgemeine Hülle, keine Hiillchen, und blüht von Mai bis Juli, weiss oder röthlich. Die Samen sind länglich, etwas gebogen, glatt, seitlich zusammengedrückt, bräunlich-grau mit heilem Rippen, von eigenthümlichem Geruch, und gewürzhaft-bitter­lichem, erwärmendem Geschmack.
Die Samen müssen völlig reif, trocken und fest, nicht, grün oder eingeschrumpft sein, und sich durch starken Geruch und Ge­schmack auszeichnen.
Die Wirksamkeit des Kümmels beruht hauptsächlich auf seinem Gehalt an ätherischem Oel, welcher beinahe 1 Unze im Pfunde beträgt; es ist farblos oder gelblich, dünnflüssig und gesteht nicht in der Kälte; aussei- dem Oel enthält der Kümmel: Schleimzucker, Harz, Wachs, eisengrünenden Gerbestoff u. s. w.
Der Kümmel wird Iheils als ein Hausmittel den Thieren (grobzer-stossen) auf dem Futter, als ein die Verdauung beförderndes Mittel mit Kochsalz u. dgl. gegeben, theils in gleicher Form mit bittern gewürzhaften Mitteln zu sog. Fresspulvern verbunden; er wirkt weniger auf die Schleim­haut der Athmungsorgane, als auf den Darmcanal und ist bei Schwäche desselben, Luftentwicklung von geschwächter oder verzögerter Verdauung (ohne entzündliche Diathese) bei Windkoliken und Aufblähen entweder als Pulver oder als Aufguss, allein oder mit andern passenden (bittern, absor-birenden) Mitteln verbunden, am Platze. Zu Einschütten kann mit Nutzen etwas Branntwein gefügt werden. Auch den Klystiren wird der Kümmel als Carminativuin beigefügt.
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Man schreibt auch ilein Kümmel (wie dem Fenchel. Anis und anderu Doldengewächsen) günstigen Elnflass auf die Mildisecretion zu. Dosis '/,—I L'uze Hir die grössern Haustbiere.
Statt des Kümmels kann auch der Coriander (Coriandrum
sativum L.) benutzt weiden. In den wärmern Ländern wird der römische Kümmel, Semen cumini (von Ciiinimnn cyniinum L.) mit grössern Samen und widrig gewürzhaftem Geruch und Ge­schmack an der Stelle des mehr in nördlichen Landen) wachsenden gemeinen Kümmels angewendet.
Semen crofonis.
.Kai(im=31'iirucr.
üraua tiglil raquo;. tiglia. l'urgirköincr, lloliikklsclie Künid'. Franz. (jraines de Tilly: petlts pignons d'Inde.
Knyl. Crotou seeds.
Uer Purgirkroton oder Tiglibaum, Croton Tiglium L. oder Croton Pavona Hain. (Cl. Monoecia Polyandria, Farn. Euphorbiaceae) ist in Ostindien, den mollukkischen Inseln, Java, und China einhei­misch : er liefert die in einer dreifächerigen, nussähnlichen Kapsel eingeschlossenen Purgirkörner; diese haben die Grosse einer Kaffee­bohne, sind eiförmig, an beiden Enden stumpf, fast vierkantig, graubraun, schwärzlich oder hcllbräunlich mit dunkleren Flecken, fettig, geruchlos. Die dünne zerbrechliche Schale enthält einen gelblichen, ölhaltigen Kern, von brennend-scharfem kratzendem Geschmack.
Da die Wirksamkeit der Kroton-Körner von dem öligen Kerne abiiängt, so sind die leichten und tauben Samen zu vorwerfen und nur reife, volle, schwere Körner anzuwenden.
JDic Bestandtheile der Kroton-Körner siiid folgende: llüchtigcs Ocl (Krotonsäure), fettes Oel mit Krotonsäure (17 Procent) Kro-tonin (nicht flüchtige Pflanzenbase), Wachs, Harz, Gummi, Kleber, Fxtractivstoir, Eiweiss, Stärkmchl, Pflanzenfaser (39 Prop.), Wasser (22 Proc). Von den ausgehülseten Kernen enthalten 100 Theile: (iO Theile Oel (bestehend aus 27,5 harzigem, scharfem Stoff (mit Crotonsäure) und 32,5 fettem Oel) und 40 Theile mehligen Rückstand.
Das fette Oel scheint das Vehikel für den scharfen, abfüh­renden Stoff zu sein, von welchem der Rückstand nach dem Aus­pressen stets noch eine kleine Menge enthält; da diese aber veränder­lich ist, so kann die Anwendung dieses Rückstandes (Oelkuchen) in der Thierheilkunde nicht (wie Fields es that) empfohlen werden.
Slcliercr ist die Anwendung der enthülseten Kerne , wovon man 20 — 30 Oran (in Verbindung mit Leinsamen, Eibisch, Honig u. dgl zu einer
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Sk'iueu crotonii.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 151
Pille oder mit rettem Oel abgerieben, In einem schleimigen Decoct als Ein­schult) für ein Pferd als Purgans braucht. Diese Dosis ist nur in wenigen Fällen zu wiederhoien; sie führt etwas schneller als die Aloe ab , und macht die Excremente wässeriger. Einige Practiker ratheu das Cioton-Samen-Pulver in einer ausgehöhlten .Mehlpille zu geben. FürHindvieh ist dieselbe Dosis in Verbindung mit 8— 12 Unzen Bittersalz empfohlen worden.
Das Kr o ton öl (Oleum crotonis) wird durch Auspressen er­halten , ist strohgelb, dickflüssig, von fadem Geruch, scharfem Ge­schmack, in Weingeist und Aether auflöslich; es soll durch das Oel der Samen von Jatropha Curcas oder der Euphorbia Lathyris verfälscht, ja aus Kicinusöl und Euphorbium Gummi nachgemacht werden. Da der hohe Preis des Krotonöls ein Reiz zur Verfälschung desselben ist, und diese sehr schwierig erkannt wird, so wende man lieber die Samen selbst an, die man nicht verfälschen kann. Das Krotonöl wirkt in hohem Grade purgirend und kann schon zu '/., Drachme bei einem Pferde tödtliehe Folgen haben; desshalb ist es zu 15 — 20 Tropfen in äusserst hartnäckigen Fällen und mit der grössten Vorsicht anzuwenden.
Morton führt eine Kro ton-Tin ctur, aus 1 Theil Oel in 16 Theilen Alcohol aufgelöst, an; man soll davon '^—1 Unze in das Trinkwasser des Pferdes thun (z. B. wenn ihm die Arznei auf andere Weise nicht beigebracht werden kann).
Da die Maulschleimhaut von dem Kreton leicht entzündet und ange­griffen wird, ist es rathsam, nach der Anwendung des Mittels dem Thier das Maul auszuspritzen.
Als äusserliches Reizmittel ist das Krotonöl (oder die Tinctur) theils zu theuer, theils zu wenig wirksam ; jedenfalls ist eine abführende Wirkung davon nicht zu erwarten.
Wenn man mit Kroton-Körnern oder Oel umgeht, hat man sich sehr in Acht zu nehmen, dass man nichts davon an die Augen, Nase oder Lippen u. s. w. bringt, weil leicht eine heftige Reizung und Entzündung derselben veranlasst wird.
Formeln:
Nr. 1. K. Semin. crotonis enucleat. et contus. Gr. 20 — 30. Farin. sem. lini. Unc. 1.
Aq. font. q. s. fiat pill. D. S. Purgirpille für ein Pferd.
Nr. 2. K. Aloes hepatic. Dr. 6 — 8. 01. cioton. Glitt. 10—15. Farin. sem. lini Unc. 1.
Aq. fontan. q. s. fiant pill. duo. D. S. Purgirpillen. Hei grossem Torpor.
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.Semtm f'ueniculi.
Franz. Feuouil, t'nyL Fenael.
Semeraquo; foenicoli.
.fendjer.
üraiui de fcuouil.
#9632;...
Der Fenchel wächst im südlichen Europa uncl Deiitschlund wild, wird aber meist angebaut. Die Pflanze heisst Anethum Foeniculum L. (nach Andern zu Meum gestellt oder zu einer be-sondern Gattung Foeniculum vulgäre erhoben; CI. Pentandria Di-gyuia, Farn. Umbellatae); sie ist 2jährig oder pereunirend, wird mehrere Puss hoch, hat einen glatten, zartgestreiften Stengel, drei-und mehrfach gefiederte Blätter, mit linien- oder borstenförmigen Fiedern, endständige Dolden ohne Hülle mit gelben Blümchen, deren Blumenblättchen einwärts gerollt sind.
Die Samen sind grünlich oder bräunlich, länglich-oval, auf der äussern Seite gewölbt, mit 5 stark hervorstehenden Rippen und Binden in den Thalchen; auf der innern Seite flach oder etwas gekrümmt; ziemlich hart, zähe, beim Zerdrücken fettig; ihr Geruch ist angenehm, süsslich, aromatisch, der Geschmack ebenso, eigen-thümlich, dem Anis ähnlich. Der deutsche oder gemeine Fenchel ist nur 1 — 1'/.. Linien lang und ''^ Linie breit, während der italienische Fenchel (als Semen foeniculi dulcis bekannt) 2—2l/2 Linien lang, '/., Linie breit und stärker von Geruch und Ge­schmack ist.
Man hat darauf zu sehen, dass der Fenchelsamen reif, gut getrocknet, ohne dumptigen Geruch und von starkem Geschmack sei.
Die Bestandtheile des Fenchels sind denen des Anis ähnlich, doch enthält derselbe beinahe doppelt soviel ätherisches Oel, wel­ches ebenfalls, jedoch bei einer niedrigem Temperatur als das Anisöl, kryslallinisch fest wird.
Die Wirkung des Fenchels ist schleimauflösend, gelinde reizend und stärkend, daher er nach gebrochener Eniziindung als Unterstützungsmittel in Krankheiten der Luftwege, und in denselben Verbindungen wie der Anis gegeben wird. Als Carminativum steht er dem Kümmel nach: dagegen schreibt man ihm (wie den meisten Samen der Doldengewächse) in beson­derem Grade die Eigenschaft zu die Milcbsecretion zu vermehren.
Die Dosis ist 'Z,—-' Unze, meist in Pulver zu Latwergen oder Pillen, für die grössern Maustbiere.
Da der Fenchel gewöhnlich etwas wohlfeiler ist als der Anis, dabei mehr ädieriscbes Oel nitbalt. so macht er diesen entbehrlich.
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Seuieu i'ueui graeci.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 1 53
Semen Foeni graeci.
DJocftsfjorufameii.
^emeu Fueuugraeci. Uriecliisch Hm, Hornklee. Franz. Saiu foin, Feuu grec.
Die einjährige Pflanze, Trigonella Foenum graecum L. (Cl. Diadelphia Deeandria; Fam. Leguminosae) wächst im südlichei.' Frankreich wild und wird an mehreren Orten in Deutschland an­gebaut. Der Stengel ist 1—2 Fuss hoch, aufrecht, ästig, ge­streift, glatt; die Blätter stehen abwechselnd, sind dreizählig, glatt, mit verkehrt-eiförmigen, vorne feingezähnten Blättchen; die blass-gelbeu (Schmetterlings-) Blumen erscheinen im Juni und Juli, die schmalen, einfächerigen, vielsamigen Hülsen sind 3 — 4 Zoll lang, linienförmig, in einen dünnen Schnabel ausgehend, abwärts ge­bogen, netzartig geädert.
Die Samen sind 1—-2 Linien lang und 1 Linie breit, zu­sammengedrückt, länglich, viereckig, schief abgestutzt, aussen gelb­braun , von einer schiefen Furche durchzogen, innen gelb, ziemlich hart und zähe , riechen widrig gewürzhaft, dem Steinklee ähnlich und schmecken schleimig, bitter.
Sie enthalten viel Schleim, einen bittern Extractivstoff, Gerbe­stott' und etwas ätherisches und fettes Oel. Alte, dunkelbraune, moderig riechende und von Insekten zerfressene Samen sind zu verwerfen.
Der Bocksliornsainen unterscheidet sich von rlen reinschleiniigen Miltelii durch seine flüchtigen und bittern Bestandtheile ; seine Wirkung ist weniger erschlaffend, mehr schleimaudösend, den Auswurf befördernd, stärkend.
Er ist daher ein passendes Nebenmittel in eatarrhallsehen Krankheitin nach gebrochener Entzündung; in der Druse; in chronischen Lungenleiden, und zwar in Verbindung mit Salmiak, Spiesglanz und Sclnvefelpräparaten. Theer u. s. w.
Die Dosis ist '/.,— I Unze für Pferde, täglich 2 — 3 mal.
Die äusserliche Anwendung des Bockhornsainensisl wenig gebräuchlich.
Semen lini.
Criufttmdi.
I'riinz. (iraines tie Im. EngL Linseed.
Die allgemein bekannte und ihrer Faser wegen (Flachs) an-gebaute Pflanze, Liniün usitatissimum L. (Cl. Pentandria Penta-
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Semeu liui.
gynia; Fam. Caryophylleae) ist einjährig und entliält in runden erbsengrossen Kapseln, welche sich oben in fünf zweispaltigen
Klappen öli'nen, die eiförmig-plattgedrückten, glänzendbraunen, sehr glatten, geruchlosen Samen, mit weisslichem, öligem Kerne, der schleimig-ölig schmeckt.
Die Bestandtheile desselben sind: Fettes Oel (11 Proc. nach Andern 34 — 36 Proc.) Wachs, AVeichharz, harziger Farbstoff, Schleim mit Essigsäure und Salzen (15 Proc), gerbestoffartiger Ex-tractivstoff (11 Proc), Gummi mit Kalk (6 Proc), Stärkmehl, Pflanzen-Eiweiss, Kleber, Emulsion und Hülsen (44 Proc.)
Durch den grossen Gelialt an Schleim und Oel, so wie durch seine all­gemeine Verbreitung und Wohlfeilheit wird der Leinsamen ein sehr schatz­bares Haus- und Arzneimittel. Er wird gemahlen oder gestossen, als Lein-samenmehl (Pulvis sein, lini) sowohl innerlich in fester und flüssiger Form, als erschlalfendes, auflösendes, besänftigendes, scharfe und drastisch wir­kende Stoffe einhüllendes Mittel und ebenso häutig äusserlich zu Einsprit­zungen, Klysliren, Waschungen , bei Inischlägen u. s. w. angewendet.
Ganzer Leinsamen zu 3 — 4 Unzen in 2 — 3 Pfund heissem Wasser zu einer schleimig-zähen Masse aufgequollen, ist ein sehr zweckmässiges Ab-fuhrungsmitlel für Rindvieh.
Leinsamen-Decoct wird durch Anbrühen oder leichtes Kochen von '/„--l Lnze Leinsamenmehl mit 1 Pfd. Wasser erhalten; lange fortgesetztes Kochen zerstört einen Theil des Schleimgehalts, bringt aber mehr öligte Theile in die Flüssigkeit.
Die ausgepresstcn Leinsamen (Leinkuchen, Placenta s. Farina sein, lini) enthalten nur noch wenig fette Bestandtheile (6 Proc.) werden aber wegen der bei diesem Verfahren angewen­deten Wärme gerne ranzig und an feuchten Orten schimrnlich. Ausserdcm ersetzen sie den gemahlenen Leinsamen in den meisten Fällen, da der Schleimgchalt (nach M eure in 34 Proc.) nicht vermindert ist; dieses Leinkuchenmehl (Farina seminis lini) ist ein sehr zweckmässiges und wohlfeiles Bindemittel für Pillen und Lat­wergen, wenn jedoch erstere lange aufbewahrt werden sollen, werden sie leicht zu hart, was man durch einen Zusatz von or­dinärem Syrup vermeiden kann.
Zu erweichenden Umschlägen (um die Hufej setzt man zu dem Lein-kuchenmehl noch Kleien, um die Mischung poröser und leichter zu machen; sie wird nach mehrmaligem Aufwärmen sauer und muss daher bald erneu­ert werden.
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.Smitm pkoJlandni.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;1 55
Semen pbellandrii.
tUafrcifcucOcf.
Semen foeuiculi aquatici. Rossfciichcl. Franz. Phellandrie, Millefeuille aquatiquo.
Eine ausdauernde, an nassen Stelleu oder im Wasser wild­wachsende Pflanze, Phcllandrium aquaticum L. s. Oenanthe Phel-landrium Lam. (Cl. Pentandria Digynia; Farn. Umbeüatae) mit dicker Wurzel, 2—5 Fuss hohem, röhrigem, sehr ästigem ge­furchtem Stengel, mit hellgrünen, glatten, dreifach gefiederten Blättern (die unter dem Wasser getriebenen sind vielfach-zertheilt, haarfdrmig) und eiförmigen, tiefeingeschnittenen, gezähnten Blätt­chen, kurzgestielten, vielstrahligen Dolden, ohne allgemeine (oder mit wenig blätteriger) Hülle und pfriemeuförmigen besondern Hüll-chen. Die weissen Blumen erscheinen im Juli, August. Der Samen ist eiförmig-länglich, mit den Resten des Kelches und dem Griflel gekrönt, 1 — l1/. Linie lang, feingerippt, hellbräunlich oder grünlichgelb, von starkem, widrigem Gerüche und eigenthüm-lichem, scharfem, gewürzhaftem Geschmacke. Unreif eingesam­melte oder durch eine Art Gährung schwarz oder dunkelbraun ge­wordene, undeutlich gerippte Samen sind weniger wirksam.
Die Bestandtheile des AVasserfenehelsamens sind: ätherisches Oel (l1/. Proc), siisses fettes Oel (5 Proc), Wachs, Harz (4 Proc.) Extractivstoü' (8 Proc), Gummi, Pflanzenfaser (72 Proc.)
Verwechselt kann der Wasserfenchel werden mit dem Samen des Wasserschierlings (Cicuta virosa), welcher stärker ge­furcht, dicker, rundlich und mit den ganz zurückgeschlagenen Griffeln gekrönt ist; mit den Samen von Sium latifolium und angustifolium, welche kleiner, oval oder rund sind und ebenfalls den zurückgeschlagenen Griflel tragen, endlich den eigenthümlichen Geruch des Wasscrfenchels nicht besitzen.
Die Wirkung des Wasserfenchels ist auf die Schleimhaut der Respi-ralions-Orijane gerichtet. deren zu starke, oder qualitativ abgeänderte (/.. B. eiterähnliche) Absonderung er vermindert oder verbessert; er wirkt zugleich auflösend auf das Lymphdrüsen-System und harntreibend. Man wendet ihn daher bei chronischem Catarrh, Verhärtung und Eiterung der Lunge, Verhärtung der Drüsen, Dyskrasie. Wassersuchten u. s. w. an. und zwar in Verbindung mit Salmiak. Balsamen. Harzen. Splesglauz und Bleipräparaten u. dgl.
Die Pulverforni als solche oder zu Pillen und Latwergen . ist dem Aui-jmiss vorzuziehen: die Dosis für grossere Haiisthiere Ist '/.gt;—' l'nze.
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beiueu siuapis uigrae.
Der lJeteisilien-Samen, Semen petroselini, vou Apium petroseliuiu L., einer in den Gärten gebauten Pflanze, wirkt dem Wasserfenchel ähnlich, mehr jedoch auf die Vermehrung der Harnsecretion.
Semen siuapis nigrae.
#9632;Sc(jnjar,jer Senf.
•Sum'eu siuapeos nigrae. franz. Moutarde noire. Enyl. Mustard seeds.
Der schwarze Senf, Sinapis nigra L. (Cl. Tetradynamia Sili-quosa, Fam. Cruciferae) wächst häufig an ungebauten Stellen, am Ufer der Flüsse, auf Schutthaufen u. dgl. wild; er ist einjährig, hat einen 2—4 Fuss hohen, ästigen, unten rauhborstigen, oben glatten Stengel; die untern Blätter sind leyerförmig, die mittlern dreilappig, gezähnt, die obersten lancettfönnig, ganzrandig. Die Blumen sind hochgelb, die Schoten aufrecht, kurzgestielt, schwach viereckig, höckerig und enthalten 4—6 Samen in jedem Fach.
Die Samen sind klein, rundlich, etwas platt, aussen roth-braun, fein geädert, innen gelb, geruchlos, beim Zerstossen ent­wickeln sie einen scharfen Dunst; ihr Geschmack ist brennend, bitterlich-scharf, ölig. Das Pulver (Senfmehl) ist grünlich.
Die Bestandtheile sind: ein scharfes flüchtiges Oel (welches sich leicht in Weingeist und in 50 Theilen Wasser auflöst), ein fettes, süsses Oel ('20 Proc), Eiweiss, Schleim, Schwefel, phos­phorsaurer Kalk und Bittererde.
Der schwarze Senf wird verfälscht mit den Samen verschie­dener Kohl- (Brassica-) Arten und des Ackers enfs , Sinapis ar-venis L., welche kleiner, rundlich, schwarzbraun und weniger scharf sind. Auch der weisse Senf, Sinapis alba (unter dem Namen Semen erucae gebräuchlich) ist schwächer als der schwarze, daher in der Thierheilkunde entbehrlich.
Altes oder mit andern gemahlenen Samen verfälschtes Senf­mehl ist zu verwerfen.
Die Wirkung des Senfs ist reizend auf die Stelle, mit der er in Be-nilirung gebracht wurde; innerlich und gepulvert (da der ganze Samen meist unverdaut abgeht) vermehrt er die Absonderung der Verdauungssäfle und die peristaltische Bewegung im Darmcanal; er kann daher bei Unthii-tigkeit und Reizlosigkeit dieses Organs als die Verdauung belebendes Mittel gebraucht werden; in consensueller Hirnentzündung, von Indigestion her­rührend. Ist der Senf in der Dosis von '4—1 Unze ein passendes ünter-
3 1
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Spiritus aitrico-aethereus.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 157
Stützungsmittel für die Aloe; grosse Gaben (von 4 — 6 Unzen) in flüssiger Form (z. B. mit Honigwasser, dünnem Leinsamen-Schleim u. dgl.) bringen beim Rindvieh Laxiren hervor. Bei grosser Abstumpfung der Thiere kann man auch den Klystiren 1 — 2 Unzen Senfmehl zusetzen.
Aeusserlich bewirkt der Senf den Canthariden ähnlich, Entzündung und Anschwellung der Haut, Erguss von Serum unter der Oberhaut und ins Unterhaulzellgevvebe verursachend. Es wird hiezu das Senfmehl (allein oder mit Sauertaig oder Hefen) mit warmem Wasser zu einem dünnen Brei gemischt und auf die abgeschorne Haut mittelst eines Lappens aufgelegt; die Wirkung ist schneller und die hievon entstehende Geschwulst grosser als bei der Canthariden-Salbe, die Dauer der Wirkung ist dagegen gerin­ger ; zu lange fortgesetzte und wiederholte Anwendung des Senftaigs kann die Haut absterben machen, wesshalb besonders bei feinhäutigen. edlen Thieren Vorsicht nötlig ist.
Spirilus nitrico-aethereus.
.Sarpcter^ctljcrgcift.
Spiritus nitri dulcis. Vcrsiisstcr Salpctcrgcist.
Spiritus \mi nitrico-aethereus. Ph. \V.
Aether nitrico-alcoholicus. Ph. Baden.
Frans. Ether nitrique, E. azoteux. alcoolisc.
Engl. Nitric-Aether, Sweet Spirits of Kitre , Hyponitrous Ether.
Chemische Formel des Aethers: AeO -)- NO1'.
Er wird durch Destillation aus 4 Thl. Weingeist und 1 Thl. Salpetersäure oder 4'/.-, Thl. trocknen Salpeter mit 4 Thl. conc. Schwefelsäure und 24 Thl. Weingeist, und nachherige Rectification über gebrannte Magnesia oder kohlensaures Kali bereitet; er ist eine Mischung aus eigentlichem Salpeteräther (der nicht officinell ist) und Weingeist. Der Salpeteräther ist aus 1 At. salpetrichter Säure und 1 Atom. Aether (CJHloO=AeO) zusammengesetzt.
Der Salpeteräthergeist ist eine- wasserhelle, flüchtige, brennbare, angenehm riechende Flüssigkeit, welche süsslich gewürzhaft schmeckt, an der Luft sich leicht säuert. Sein spec. Gewicht soll nicht über 0,845 bis 0,840 (31 bis 32deg; B.) betragen. Er kann mit zu viel Weingeist vermischt sein oder durch langes Aufbewahren viel Säure entwickelt haben. Er muss jedenfalls an einem kühlen Orte, in einem wohlverstopften Glase und mit möglichster Abhaltung der Luft aulbewahrt werden.
Der Salpeteräthergeist wirkt belebend, wie der Schwefeläther, weni­ger erhitzend als der Spirit, sulphurico-aethereus, dagegen mehr auf die Hautausdiinstung und die Harnabsondening. In ersterer Absicht gibt man
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Spiritus vim rectificatissimu^.
ihn (in flüssiger Form) zu l/.,— 1 Unze pro dosi in 1 Pfund lauem Wasser oder einer solchen Auflösung von essigsaurem Ammoniak, (sog. Spiritus Minderen) und unterstützt die Wirkung durch warme Bedeckung; ausserdem vermehrt er eher die Harnahsonderung. Mehrere Thierärzte schreiben ihm auch eine krampfstillende Wirkung zu und reichen ihn z. ß. in Krampfkolik besonders mit Luftentwicklung. In mehreren lieberhaften Krankheiten des Rindviehs (Kalbefieber, bösartiges Catarrhlieber u. dgl.) gibt man, wenn der Schwächezustand eingetreten ist. dem Salpeteräthergeist den Vorzug vor andern Reizmitteln, und verbindet ihn mit Abkochungen gewürzhafter' und ätherisch öliger Pllanzenstoffe (ßaldiian, Kamillen, Arnika u. dgl.) oder mit Salmiakaullösung u, s. w.
Der kr ampf stillen de Trank, Potio antispasmodica der Londoner Veter.-Pharmacopöe besteht aus 2 Unzen Spir. nitrico-äthereus , 1 Unze Opiumtinctur und 4 Unzen Alocsolution (V. Unze Aloe enthaltend). Bei der Wiederholung dieses Tranks lässt man die Alocauflösung weg. Dieses Mittel ist jedoch nur mit grosser Vorsicht in den Krampfkoliken der Pferde anzuwenden.
F o r m ein:
Nr. 1. R. Infus. rad. valerian. Unc. 12.
Spir. nitri dulc. Unc. '/..— 1.
M. D. S. Auf einniaf. Im Kalbefieber, 2. Stadium. Nr. 2. R. Infus. flor. sambuci. Unc. 24.
Ammonii carbonic. Dr. 2.
Spir. nitri dulc. Unc. 1.
M. D. S. Auf 2 mal. Im bösartigen Catarrh-
fieber des Rindviehs.
Spiritus vini recliflcalissiinus.
HJpingdll.
.Vach dir verschirrienrn Stärke:
Spiritu? vini s. frumentl Briinntn-cin (13deg;).
Spiritus vini rectifleatus rectiflzirter Wcinscist (21deg;).
Spiritus viui rectifleatissimus höchst rectiflzirter-Weingeist (33deg;,.
Spiritus vini alcoholisatus Ph. W. absoluter Weingeist (41—42deg;).
Franz. Eau de vie, Esprit de vin Trois-six, Alcuol.
Engl. Brandy. Proof Spirit (0,920) Spirit, of Wine. Rectified Spirit. (0,838).
Chemische Formel: C4H,20?.
Der Weingeist entsteht durch die geistige Gährung zucker­haltiger Flüssigkeiten; durch Destillation trennt man den Weingeist von dem wässerigen Theil der Flüssigkeit, in welcher er enthalten war.
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Spiritus vini rectiflcatissimii^.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;159
Man bereitet den Branntwein oder wässerigen Weingeist zu­nächst aus mehlhaltigen Stoffen (Getraide, Kartofleln), indem man das Stärkmehl zuerst durch die Gührung in Gummi und Zucker diesen sodann in Weingeist verwandelt; ferner aus Wein, Wein-träbern, süssen Früchten (Zwetschgen, Birnen u. dgl.); die Gäh-rung wird durch einen gewissen Wärmegrad und den Zusatz von etwas Hefen bewirkt, und während dieses Vorgangs viel Kohlen­säure entwickelt.
Bei der Destillation der gegohrenen Flüssigkeit gehen äthe­rische Gele (z. B. Fuselöl) mit dem Weingeist über, wcsshalb er je nach seinem Ursprung (aus Getraide, Weinträbern u. dgl.) einen verschiedenen Beigeschmack oder Geruch hat. Durch Destillation über Kohle kann man den Weingeist von jener Beimischung rei­nigen, ausserdem wird er durch wiederholtes Destilliren stärker, d. h. mehr reinen Alcohol und weniger Wasser haltend. Auch Essigsäure und Aether ist in dem gewöhnlichen Weingeist manch­mal, obwohl in geringer Menge enthalten.
Der wasserfreie Weingeist oder Alcohol (aus 2 At. Kohlen­stoff, 6 Wasserstoff und 1 Sauerstoff bestehend) ist nur mit nn-verhältnissmässigem Aufwand zu erhalten, daher in der Thierhcil-kunde ganz entbehrlich; man benutzt gewöhnlich den sog. Wein­geist (Spir. vini rectificatissimus s. Alcohol vini), welcher etwa 85—87 Gewichtstheile reinen Alcohol und 13—15 Procent Wasser enthält und ein spec. Gewicht von 0,837 (33deg; B.) hat.
Dieser stellt eine wasserhelle, bei der gewöhnlichen Tempe­ratur verdunstende, bei 58deg; R. kochende Flüssigkeit dar, von eigen-thümlichem durchdringendem Geruch und brennendem Geschmack. Der Weingeist brennt mit bläulicher Flamme und ohne Rauch, mischt sich in jedem Verhältniss mit Wasser, bildet mit Säuren die Aether oder Naphthen (z. B. Salpeter-, Essigäther), löst die Harze, flüchtigen Gele, den Kamphor auf, zieht aus vielen Pflanzen- und Thierstoffen die wirksamen Bestandtheile aus (sogen. Tincturen oder Essenzen) und wird mehr hiezu als für sich selbst als Arz­neimittel in der Thierheilkunde benützt. Durch seine schnelle Ver­dunstung erregt der Weingeist Kälte und kann daher zu kühlenden Waschungen gebraucht werden.
Man wendet den Weingeist innerlich nicht rein, sondern stets mit wässerigen Flüssigkeiten verdünnt an, z. B. als Zusatz zu Kalkwasser, Salmiakgeist u. dgl., beim Aufblähen des Rindviehs (1—2 Unzen pro dosi) bei Kolik nach Erkältung des Magens durch viel kaltes Getränk, zu stär­kenden Pflanzenaufgiissen; ferner als allgemeines Reizmittel u. s. w. Häufi­ger wird der Weingeist zu Tincturen (z. B. Opiumtinctur, Aloe-, Arnikatinc-tur) beniil/.t. wnliPi er neben dem anfgelnslen Stoff reizend wirkt, meist
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Sulphur sublimatnm.
abor auf 21deg; verdünnt ist. Der gewöhnliclie Branntwein soll eine Stärke von I3quot;=;0,928 spec. Gewicht haben, oder 44 Gewichttheile absol. Al­cohol enthalten.
Aeusseriich wird gewöhnlicher Branntwein als stärkendes und reizendes Mittel hei zurückgebliebener Schwäche in den Gliedmassen eingerieben; ferner der Weingeist als AuDösungsniittel für den Kamphor, die Seife, oder als Aiisziehungsinitte! für Canthariden u. s. w. benützt und in die Haut eingerieben. Auch eine Mischung von Weingeist mit Salmiakgeist oder Terpentinöl oder mit beiden zugleich wird als ableitendes Mittel bei rheumatischem Hinken, Verstauchungen u. s. w. angewendet.
Zum thierärztlichen Gebrauche reicht überall der inländische aus Ge-Iraide oder Kartoffeln bereitete Branntwein und Weingeist hin, da es hie-bei nicht auf Reinheit im Geruch und Geschmack, sondern hauptsächlich auf den gehörigen Stärkegrad ankommt.
Snlpbar sublimatum. ScfjtDefef.
Sulphur citrinum. (Jelbor Schwefel.
Sulphur depuratiim, gereinigter, siibllmlrter Schwefel.
Flores sulpliuris, Schwefclblumen.
Franz. Soufre, Fleur de soufre.
Enyl. Native Sulphur, Brimstone.
Chemisches Zeichen: S.
Der Schwefel ist ein chemisch nicht weiter zerlegbarer (Ele­mentar-) Körper, fest, hart, von gelber Farbe, geruch- und ge­schmacklos , idioelektrisch, schmilzt in der Hitze ( 84' R.) und lässt sich sublimiren (bei 235deg; R.), brennt mit Bildung ersti­ckender Dämpfe, ist unauflöslich in Wasser, wenig auflöslich in Weingeist und Aether, mehr in Oelen und Aetzlauge. In der Schmelzhitze verbindet er sich mit den fixen Alkalien und vielen Metallen. Spec. Gewicht 1,98. Man findet den Schwefel theils gediegen, in der Nähe von Vulkanen, (z. B. in Sicilien) theils mit Kalk, Strontian oder mit Metallen verbunden (Schwefelkiese), von welchen er durch Rösten getrennt wird.
Der gewöhnlich im Handel vorkommende Schwefel ist in fingersdicke Stangen gegossen und wird daher Stangenschwefel genannt; in der Arzneikunde wendet man das durch Sublimation desselben erhaltene äusserst feine hellgelbe Pulver, unter dem Namen Schwefelblumen, Flores sulphurls, an. Diese letztern sind zwar durch, in geringer Menge ihnen anhängende schwefelige Säure verunreinigt, allein für die Anwendung bei Thieren ist es nicht erforderlich , sie durch Waschen (Flores sulphurilaquo; loti) da-
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Sulphur subUmatum.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ] i; 1
von zu befreien. Ebenso entbehrlich ist die Irilher häulig ange­wendete Schwefelmilch, Lac. sulphuris s. Sulphur praeeipitatnm, welche durch Praecipitation des in Kalilauge aufgelösten Schwefels bereitet wurde.
Der Hehwefel ist ein sehr wohlfeiles Arzneimittel und wird nicht wohl verfälscht.
Bei der innerlichen Anwendung des Schwefels wird ein Theil davon im Körper in Schwefelwasserstoffgas verwandelt; man ver­meidet daher den Schwefel mit solchen Stollen zu verbinden, welche durch dieses Gas zersetzt werden (z. B. Metallpräparate, besonders Spiesglanz, Quecksilber, Blei). Äusserdem ist der Schwefel ein wesentlicher BestamUhcil vieler anderer Arzneimittel z. 13. der Schwefelsäure, der Schwefelleber, des Cjoldschwefels u. s. w.
Die Wirkung des Schwefels ist bauptsäcbiicli auf Vermehrung der
Sekretionen, insbesondere der Haul, del'Respirations- und Darmschleim-liaut und auf das Lymplisystem gerichtet, die Verflüssigung oder den Stolf-wechsel befördernd ; man wendet ihn daher bei Hautausschlägen (besonders fieberlosen) sowohl innerlich als äusserlich. ferner bei Catarrlien, (Staupe derllunde) Brustentzündungen (nach gebrochener Helligkeit der Entzündung) bei Rotz und Wurm u. s. w. an, und gibt innerlich grossen Hausthieren '/,,— I Unze pro dosi, in Latwergen- oder IMIIenform mit almlich wirken­den oder mit verdauungsslärkenden Mitteln verbunden. In grossen Gaben d. h, zu 8—12 Unzen laxin er,quot;TSlloch Rindvieh eher als Pferde.
Aeusserlich verbindet man den Schwefel mit Fell oder hesser mit grüner Seife zu Salben.
Bei der schweren Aullöslichkeit des Schwefels muss derselbe sehr fein zerlheilt sein (Schwefelblumen); in neuerer Zeit gibt man zur inner­lichen Anwendung den Spiesglanzmitteln (Spiesglanzleber, Schwefelspies-glanz, Goldschwefel, Brechweinstein) den Vorzug und wendet den Schwefel äusserlich auch seltener an. Der von Waldinger angerathene Zusatz von Schwefel zur Walz'srhen Brühe gegen die Schafraude ist eutbehrlicli.
P o r m e 1 :
B. Flor, sulphuris.
Sem. foeni graeci. ana. Unc. xi.1.
Salis ammoniac. Dr. 2. M.
Dent. tal. doses sex. S. Morgens und Abends ein Pnlver.
(in der entzündlichen Druse.)
Heving, Arznefmittet. 2. Aufl.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;I 1
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10-2nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Sulphur stibiatum auiantiaiumi.
Sulphur stibiatuin aurantiacum.
#9632;jrnnirninjfiifttröencr SjiifSflfaiijfdjioefcr.
.Sulphur auratum antimuuil. Uuldschu crcl.
Antimouium sulphuratum aurantiacum. Ph. \V.
Hjdrosulphuretum Oxyduli stibii sulphuratum Ph. Ba'var.
Subbisulphuretum Stibii. Sulphidum stibicum.
Frunz. Ueutosulfure d'antimuine hydrate Lass. Soufrc dore d'antlmoine.
Engl. Golden sulphuret of Antimony. Precipitated sulphuret of Ant.
Chemische Formel: SbO-|-S-PI oder: SbS2'/2.
Man erliält den Goldschwefel entweder 1) durch Auflösen von Sehwefelspiesglanz (Antimon, crud.) in einer kaustischen Kalilauge und nachherige Präcipitation durch eine wasserhaltige Säure (z. B. verdünnte Schwefelsäure); oder 2) durch ebensolche Präcipitation aus der Flüssigkeit aus welcher sich der Mineralkermes beim Er­kalten ausgeschieden hatte; oder 3) durch Schwefelwasserstoffgas in eine Auflösung von Brechweinstein geleitet, endlich 4) durch Auflösen von krystallisirtem Schwefelantimonnatrium in Wasser und Präcipitiren durch verdünnte Schwefelsäure (nach der wtb. Pharm.) Je nach der Bereitungsweise erhält man ein in der Farbe und dem Schwefelgehalt etwas verschiedenes Präparat, (nämlich drittes Schwe­felantimon, oder ein Gemeng vom 2ten und 3ten Schwcfelantimon.)
Der Goldschwefel bildet ein äusserst feines, lockeres Pulver von pomeranzengelber Farbe, ist uftmiflöslich in Wasser, geruch-und geschmacklos ; er wird von denselben Stoffen, wie der Mineral­kermes zersetzt. Seine Bestandtheile sind 61,59 Spiesglanz und 38,41 Schwefel.
Der Goldscbwefel wird häufiger als der nachfolgend beschriebene Kermes, übrigens gegen dieselben krankhaften Zustände angewendet; er ist auch wohlfeiler. Man gibt ihn in Pillen oder Latwergefonn bald mit Salmiak, mit Enula, Senega u. dgl. als Expectorans, bald mit Extr. hyos-clam. oder Opium (bei Hunden im zweiten Stadium der Staupe) besonders bei schmerzhaftem Husten, endlich mit Kamphor, 01. Terebinth., Arnica u. dgl., wo man hauptsächlich auf die unterdrückte Hautausdüns:ung zu wirken hat. Die Dosis ist 1—2 Drachmen für die grössern Hausthiere in Pillen oder Latwerge; 2—10 Gran für Hunde (in Pulverform oder in einer schleimigen Mixtur).
Form ein: Nr. 1. R, Sulphur, stibiat. aur.
Extract hyosciami ana. One. l/.,. Liehen, islandic. pulv. Unc. 3. Aq. fervidae q. s. Fiat, electuar. D. S. Auf 6mal in 2 Tagen zu geben. (Bei schmerz­haftem Jlusten . nach Bnistentzündnng.)
: I
I
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Sulphur stibiatum rubrum.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 163
Nr. 2. R. Sulphur, stibiat. aur. Dr. 4—(!.
Picis liquidae
Sem. foeniculi pulv. Une. I1/.,.
Sem. lini Unc. 2.
Aq. fervid, q. s.
M. f. pill. sex. D. S. Täglich 3 Pillen. (Gegen
hartnäckigen Husten nach der Influenza der Pferdev Nr. 3. R, Sulphur, auiat. aut. Gr. 10.
Salis amoniac. Dr. 1.
Decoct rad. 'altheae. ünc. 4.
M. D. S. Täglich 4 — 6 Löffel voll. Für einen
Hund mittlerer Grosse. (In catarrhalischer Brüste
piitziindunff.)
Sulphur stibialum rubruni.
Jlotf)er 'Spiesgfttu.ifcfjiuefcr. .
Antimonium sulphuratum rubrum. Ph. W. Antimigt;ii Sulflir.
Kermes minerale. Mincralkcrmrs.
PuWis Carthuslauorum. Karthäuserpulvcr.
Hydrosulphuretum oxyduli stibii Ph. Bavar.
Sulpbuietum stibii rubrum.
Franz. Kermi'ä mineral, Poudre des Churtreux: Oxysulfnra d'Antimoinlaquo;
hydiatti Lass. Chemische Formel : 2SbS HO,
Man bereitet den Kermes nach verschiedenen Vorschriften und erhält dadurch auch abweichende Präparate z. B. 1) durch Schmel­zen von 8 Unzen Stibium laevigatum venale, 4 Unzen gereinigtem Schwefel und 6 Unzen kohlensaurem Natron; Pulvern des ge­schmolzenen Gemisches, Kochen desselben mit Wasser, Filtriren und Sammlen des sich aus der heissen Flüssigkeit niederschlagenden rothen Pulvers. 2) Eine andere Methode besteht in Schmelzen von 1 TU. reinem kohlensaurem Kali mit 2% Thl. Schwefelantimon, Auskochen, Präcipitiren u. s. w. wie oben. 3) Aus einer ver­dünnten Auflösung von Brechweinstein schlägt sich durch hydro-thionsaures Gas ebenfalls Kermes nieder. 4) Die wiirttembergische Pharmacopöe unterscheidet den oxydfreien und den oxydhaltigen rothen Spiesglanzschwefel; letzterer entspricht dem Kermes der älteren Pharmacopöe; er soll durch Mischung von einem Theil Spiesglanzoxyd und 4 Theilen des oxydfreien rothen Spiesglanz-schwefels bereitet werden. Der oxydfreie Kermes aber wird durch Auflösung von rohem Spiesglanz in einer Kalilauge und Nieder­schlagen mit verdünnter Schwefelsäure erhalten,
I I *
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Tartarus depuratus
üev Kcrmes bildet ein brannrothes sammtartiges, in VVriisser unauflösliches, In Salzsäure auflösliehes Pulver das an der Luft, sowie durch Auflösung von Kali oder Natron sieh entfärbt und ans 77,669 Schwefelantimon und 22,341 Spiesglanzoxyd besteht. Säu­ren , Alkalien und die meisten Metallsalze (z. B. Mcrciir. dulc) zer­setzen den Mineralkermes.
Da der Kermes ziemlich hoch im Preis steht, so ist er in der Thierheilkunde wenig gebräuchlich, auch der Verfälschung mit rothem Eisenoxyd, Ziegelsteinpulver, Sandelholzpulver u. dgl. ausgesetzt.
Die Wirkung des Kcrmes geht liauptsäclilich auf lile liespirations-schleimliaut, auf dasLymphsystem und die Haut. Man wendet ihn daher in Entzündungen der Lungen und der Luftwege überhaupt (jedoch erst nach gebrochener Heftigkeit der Entzündung) hei trockenem schmerzhaftem Husten, in Stockungen des Lymphsystems, in Krankheiten von unterdrückter Hautausdünstung u. s. w. in der Dosis von 1—2 Dr. für Pferde und Rind­vieh an. und verbindet ihn gewöhnlich mit aullösenden oder sog. Brust-mittein u. dgl. zu Pillen oder Latwergen. Die französischen Thierärzte wenden den Kermes viel häufiger als den Goldschwefel an, und zwar beide in viel grösseren Dosen als die in Deutscliland gebräuchlichen; z. B. den Kermes zu I—4 Unzen, der Goldscbwefel zu '/#9632;gt; —• Cnze pro dosi. Bei den Fleischfressern verursacht den Kermes in der Regel Erbrechen.
In den meisten Fällen ist der Kermes durch wohlfeilere Spiesglanz und Schwefelpräparate zu ersetzen.
Tartarus depuratus.
gprchüfltpr UTeinftein.
Cremor tartari. Wciiistfiiiraliin.
Crystalli tartari. Wcinstcinkrjstalle
Kali tartaricum aoldulum, s Mtartaricum. Snuros wciiislpinsaurcs Kali.
Tartras potassae acidulus Ph. Bavar.
Franz. Bitartrate de potasse, Creme de tartre.
Engl. liitartrate of potassa. Cream of tartar.
Chemische Formel: KO -j- 2 f-(- HO.
Der rohe Weinstein schlägt sich aus dem Weine, noch vor vollendeter Gährung desselben nieder und hängt an den Wänden des Fasses als eine graugelbe oder röthliche krystallinische Rinde; er enthält ausser dem sauren Weinsteins. Kali noch Farbestoff, Hefen, weinsauren Kalk u. dgl. Durch Auflösen in Wasser (unter Zusatz von Thon, Eiweiss, Kohle), Krystallisiren u. dgl. erhält man den gereinigten Weinstein. Dieser bildet kleine, weisse, sauer­schmeckende Krystalle in Gestalt vierseitiger Prismen, oder ein weisses schweres Pulver, ist geruchlos, hiftbosländig und erfordert
m
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TarlaniK depuratus.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 165
zur Auflösung 'Jii (nach der wtb. Pharm. 184) Thl. kaltes oder 15 Thl. kochendes Wasser.
Der Weinstein besteht aus 1 Aeq. Kali, 2 Aeq. Weinsäure und 1 Aeq. Wasser oder in 100 Theilen 70,17 Weinsäure, 25;08 Kali und 4,75 Wasser. Der gewöhnliche käufliche (gereinigte) Weinstein enthält meist noch 5—7 Procent weinsamen Kalk. Der gepulverte Weinstein soll mit gepulvertem schwefelsaurem Kali, Kochsalz, Alaun, Kreide, Quarz und Gyps verfälscht werden.
Stärkere Säuren zersetzen den Weinstein (jedoch nicht voll-ständig), Alkalien neutralisiren die überschüssige Säure desselben wodurch entweder neutrales we inst ein saures Kali (Tar­tarus tartarisatus) oder Natron wein st ein (Tartarus natronatus s. Sal polychrestum Seignette) entsteht; diese beiden Salze sind in der Thierhcilkui de nicht gebräuchlich.
Der Weinstein ist als ein saures Salz in entzüiidliclien Krankheiten iitieiiiaupt, insbesondere aber in denen des Hinlerleibs (PCortadersxstems) von Nutzen; überdiess zieht man ihn bei den Wiederkäuern den in der Pferdeheilkunde gewöhnlich angewendeten Salzen, wie Salpeter. Doppel­salz u. s. w. vor. Ei vermehrt zugleich die Harnabsonderung und kann in grüsseien Gaben als Laxiermittel dienen. Die Dosis ist für Pferde '/..— 1 Unze. für Rindvieh 1 — 2 Unzen.
.Man gibt den Weinstein wegen seiner Schwerauflöslicbkeil in Pillen oder Latwergeform, entweder blos mit einem schleimigen Mittel verbunden oder aber im Trinkwasser aufgelöst (mit etwas Mehl), wobei man auf 1 Unze Weinstein 2 Maas (zu 4 Pf.) Wasser rechnet. Ausserdem lässt sich der Weinstein mit Brechweinstein, bittern Mitteln, und in starker entzünd­lichen Zuständen mit Salpeter verbinden.
Formeln:
Nr. 1. K. Crcmoris tartari pulv. Unc. 3. Tartar! vitriolati pulv. Unc. 6. Farinae et Aq. fervid, q. s. f. eieetuar. D. S. Auf 4 mal zu geben. (In Ent­zündungskrankheiten des Rindviehs.)
Nr. 2. U. Cremor tartar. Unc. 1 — 2. Rad. arnicae. pulv. Unc. 2.
M. D. S. Auf 24 Stunden, im Trinkwasser zu geben. (Im 2ten Stadium der halbacuten Hirn-entzttndung der Pferde.)
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166
Tartarus stibiatus.
Tartarus sfibialus.
Siricsijfauäiüi'inneiii.
Kali taitaricum. stibiatum oxvdulatum, s. Kali antimoniato-tartarlcum.
Ph. Bad. Tartras kalico-stibicus, s. Tartras Oxyduli stibii et potassae. Pli. Bavar.
Wciusaurcs Aiitinioiikali.
Tartarus emeticus. Ph. W. Krce liurinslcin.
Tartarus autimouiatus.
Franz. Tartrate de potasslaquo; et d;aiitim(iiiie. Tartre stibie, — enictique.
Enyl. Antimonii potassio-tartras Tartarized autimouy. limetic Tartar.
Chemische Pormcl: KO Tquot;-|- SbO f-f 2110.
Die Bereitungsweise des Brechweinsteins ist verschieden; 1) man kocht (9 Unzen) Spiessglanzoxyd mit (12 Unzen) Weinsteinralnn und lässt die heiss filtrirte Flüssigkeit krystallisiren; oder 2) man ver­brennt ein Gemeng von 2 Pfund Schwefelspiesglanz (Antimon, erud.) mit ebensoviel Salpeter und 4 Unzen Salzsäure und wascht de.i Rückstand wiederholt mit kochendem Wasser aus; man kocht ihn sodann mit 14 Unzen Weinstein in 10 Pfund Wasser, filtrirt die heisse Auflösung und lässt sie krystallisiren.
Der Brechweinstein bildet farblose, octaedrische Krystalle (oder ein weisses Pulver) die sich ohne Rückstand in 15 Theile kaltem und 3 Theile siedendem Wasser auflösen; er efflorescirt an der Luft, ist geruchlos und hat einen zusammenziehenden me­tallischen Geschmack. Die Alkalien und die Salpetersäure sehlagen aus der Auflösung Spiesglanzoxyd nieder; Schwefelwasserstoff da­gegen gibt einen rothen Präcipitat. Bei unzweckmässiger Bereitung enthält der Brechweinstein freie Weinsteinsäure, weinsauern Kalk, schwefelsaure Salze u. dgl.
Die Zusammensetzung des Brechweinsteins ist: 1 Aeq. neu­trales weinsteinsaures Kali, 1 Aeq. basisch weinsteinsaures Spies­glanzoxyd und 2 Aeq. Wasser. Nach Göbel enthält er in 100 Theilen: 41,4 Antirnonoxydul, 10,4 Kali, 45,5 Wcinsteinsäurc und 3,2 Wasser.
Die Mineralsäuren, die Hydrothionsäurc, die Alkalien, der kohlensaure Kalk (aber nicht das schwefelsaure Natron) zersetzen den Brechweinstein, ebenso die adstringirenden Pflanzenstolfe (z. B. Eichenrinde, China u. dgl.); es bildet nämlich der Gerbestoff oder die Gallussäure jener Pflanzen mit dem Protoxyd des Spiesglanzes einen unlöslichen Niederschlag, welcher wenig oder keine Wirk­samkeit besitzt.
Der BrechWeinstein wirkt nur lieim Schwein. Hund und der Katze als Brechmittel und wird in dieser Absiebt zu 2— 10 Gran In Wasser aul-celöst gegelten; bei den Pflanzenfressern wird er als ein enlxündnnys-
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Taitanis stftiatus.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Itraquo;?
und Beberwidriges, den Kreislauf beruhigendes und die Resorblion suwie die Hautausdünstung beförderndes Mittel liäufig in der Dosis von I — 2 [)r. in Pillenform (seilner zu '/j Vme pro dosi und dann nicht melir als ! —2 mal) gereicht. Zu 1 — 2 Drachmen in llüssiger Form (z. B. einem leichten Kamilleninlusum) wirkt er zunächst auf die Harnentleerung und wird daher bei krampfhafter Harnverhaltung der Pferde mit Erfolg benützt. In chro­nischen Störungen der Leherfunction (und daher rührenden Störungen des Sensoriums), bei der Löser-Verstopfung des Rindviehs, in der Lähme der Lämmer u. s, w. wird der Brechweinstein ebenfalls angewendet. Man verbindet ihn je nach dem Charakter der Krankheit, bald mit Salzen (Sal­peter. Weinstein, Glaubersalz und schleimigen Mitteln), bald mit bittern abführenden, krampfstillenden und selbst Reizmitteln (En/.ia, Aloe, Ka­millen, Bilsenkrautextract, Arnica, Kamphor).
Bei seiner Anwendung in Pillen oder Latwergeform ist darauf zu sehen, dass das Thier nichts davon im Maule behält, weil der Brechweinstein die Maulschleimhaut angreift und leicht sogar tiefer dringende Geschwüre da­selbst hervorbringt, welche das Thier vom Fressen abhalten; bei Latwergen werden gerne die Maulwinkel und Lippen wund. Man muss daher die Thiere veranlassen zu saufen oder ihnen das Maul reinigen oder ausspritzen, nachdem ihnen die Arznei gereicht worden ist.
Aeusserlicb wirkt der Brechweinstein reizend und ableitend. Man reibt die Brechweinsteinsalbe (aus 1 — 2 Dr. Brechweinstein und t Unze Schweinefett) tüchtig in die Haut ein; bei wenig empfindlichen Thieren muss die Einreibung nicht selten 1 — 2 mal wiederholt werden; man wird daher wohl thun. in solchen Fällen '/a—• Dr. Euphorbiumpulver auf die Unze Salbe zuzusetzen.
In entzündlich fieberhaften Krankheiten, in solchen die gerne mit Wasserergiessung endigen, in dergleichen Krankheiten von unterdrückter Hautausdünstung gibt man den Tartar, emet. etwa in folgender Form:
Nr. 1. K. Tartar, emetic. Unc. '/a-Nitri depur. Unc. 2—3. Farin. s. lini Unc. l1/.-Aq. fervid, q. s-
M. f. pillulae quatuor. D. S. In 24 Stunden zu geben.
Nr. 2. R. Tartar stibiat. Dr. 1—2. Extr. hyosciam. Dr. 1. Infus. flor. chamom. Unc. 12. M. D. S. Trank, alle '/a Stunden zu wiederholen, bis Harnabgang erfolgt. (In sog. Harnkolik der Pferde).
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IBraquo;
Terebiutbiua.
Die gewöhnliche Fieberpille der euglischen Thierärzte be­steht aus:
Tartar einetie.
Kamphor ana Dr. '/••
Nitruiu dep. Dr. 2. Diese Dosis ist jedoch als eine sehr gelinde zu betrachten.
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Terebmthma.
Serpentin.
Terebiutbiua conuuuuis, gemeiner Terpentin. Terebinthina venetä, veiielianischer Terpentin.
Franz. Töre'bentliine. Engt. Turpentine.
Der Terpentin ist der harzige Salt mehrerer in Deutschland, sowie dem südlichen Europa einheimischen Tannen- und Fichten­arten (Gen.: Pinus. Cl. Monoecia Monadelphia. Fain. Coniferae); er lliesst aus den Im Sommer durch Anhauen und Anbohren des Stamms entstandeneu Verletzungen und wird in Gruben oder in Gelassen gesammelt und mittelst Durchseihen gereinigt. Ein guter 40jähriger Stamm gibt jährlich G—12 Pfund, un^kann eine lange Reihe von Jahren benutzt werden.
Der Terpentin ist von Syrups- oder Honigconsistenz, zähe, klebrig, mehr oder weniger durchsichtig, gelbgrünlich, von har­zigem eigenthümlichem Geruch und bitterlich harzigem, brennen­dem Geschmack; er ist brennbar; löst sich nicht in Wasser, aber in (2—3 Thl.) Weingeist und Alkalien auf und verbindet sich mit fetten Oelen in jedem Verhältniss. Seine Bestandtheile sind: Harz und ätherisches Oel (s. Terpentinöl), welche durch Destillation ge­trennt werden können, das zurückbleibende feste, spröde Harz heisst Colophonium (Geigenharz); ausser jenen beiden Haupt-bestandtheilen ist in dem Terpentin noch Bernsteinsäure, Abietin und Silvinsäure enthalten. Die gewöhnlichsten Sorten des Ter­pentins sind:
a)nbsp; nbsp; der gemeine Terpentin (Ter. communis s. vulgaris), welcher dick, trübe, körnig und von widrig harzigem Geruch ist. Er wird aus der gemeinen Fichte, Föhre, Pinus sylvestris, erhalten;
b)nbsp; nbsp;der Strassburgcr Terpentin, von Pinus picea s. Abies pectinata Dec, ist dünnüüssig, durchsichtig, gelblich, stark rie­chend, reich an ätherischem Oel;
c)nbsp; nbsp;der Terpentin von Bordeaux, von Pinus maritiina s. P. pinaster, italienische oder französische Fichte, ist dick, weiss, trübe, oft mit fremden Körpern verunreinigt:
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Ti'iebiutliiua.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;1(19
d) der veaetian is ehe Terpentin, Tereb. veneta s. iaricina,
kommt von dem Lärchenbaum, Pinus Larix L. und ist durchsichtig, von der Consistcnz des dünnen Honigs, wenig bitterem Geschmack und schwächerem Geruch. Er besitzt die Eigenthümlichkeit mit '/, seines Gewichts kaustischem Natron gemischt sogleich sich zu verseilen und hart zu werden.
Obgleich der venetianische Terpentin im Preise höher als die übrigen Sorten steht, ist er doch seiner Reinheit wegen. besonders zum innerlichen Gebrauch, vorzuziehen.
.Man gibt den Terpenlin innerlich als harntreibendes Mittel (z. B. nach EntzOnrtangen seröser Häule. wenn Wassererguss statlgcfunUen hat, z. B. im 2ten Stadium der Influenza; ferner in chronischen Wassersüchten) den Pferden zu '/#9632;, Onze pro dosi in Pillenform, mit Salmiak, Brechweinstein Wachhulderbeeren, Leinkuchenmehl. Man lässt hiebei den Terpentin an der Wärme flüssig werden und braucht kein Wasser zu den Pillen. Der Zusatz von calcin. Magnesia um Pillen zu bilden, ist theuer und entbehrlich. Um ihn in flüssiger Form zu geben müsste er mit Eigelb oder Gummi zu einer Emulsion abgerieben werden; diese Form ist jedoch nicht zu empfeh­len. Statt des Terpentins kann man in gelinden Fällen das Colüphon in derselben Gabe nehmen (s. d.). Bei Rindvieh ist der Terpentin innerlich gegen Blutharnen , Ausflüsse aus der Harnblase und Scheide, Unvermögen den Harn zu halten; clironiscliem Catarrh, Wassersucht u. dgl. zu 1—2 Unzen des Tags empfohlen worden.
Aeusserlich ist der Terpentin theils für sich. theils mit Fett, Aloe, Myrrhe, Eigelb, schwarzem Steinöl u. dgl. gemischt, ein sehr gebräuch­liches Verbandmittel bei eiternden Wunden (s. Digestivsalbe).
Der gemeine Wundbalsam (Balsamum vulnerarium sim­plex) zum Ausspritzen enger Wunden, Fisteln u. dgl. geeignet, wird durch Digestion von einigen Unzen Terpentin mit 1 Pfund rectif. Weingeist erhalten; er ist trübe, milchig und kann nach Bcdürfniss durch Zusatz von Aloe- und Myrrhetinetur stärker rei­zend gemacht werden.
Das Lund'sche Pflaster gegen Satteldruck besteht aus gleichen Theilen Terpentin und schwarzem Pech, durch Zusam­menschmelzen vereinigt.
Das Unguentum Terebinthinae der Londoner Veterinär-Pharmacopöe wird aus 1 Theil Terpentin und 3 Theilen Schweine­fett bereitet.
Formeln für die innerliche Anwendung des Terpentins: Nr. 1. R. Terebinth, venet. Unc. 2. Sal amoniac. Unc. 1.
Bacc. juniper, pulv. q. s. Fiant pill. 4. D. S. Täglich 3—4 Stück. (Im '2ten Stadium der In­fluenza.)
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170nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Tinctura arnicae radicum.
(Der Terpentin wird durch Erwärmen etwas flüssig gemacht, sodann der Salmiak und die Wachholderbeeren zugemischt; die Pillen werden aussen mit Mehl bestreut.) Nr. 2. R. Terebinth, venct. Unc. 2.
Sulphur, stibiat. aurant. Unc. l/r
Sem. phellandri (s. petroselini) pulv. q. s.
Fiant pill, quatuor. D. S. (Wie oben.)
Tinctura arnicae radicum. UmißtttDitrieHinctur.
Frans. Teiuture d'arnique.
Man digerirt l Unze klein zerschnittene Arnikawurzel (s. Kadix arnicae) mit 8 Unzen rectificirtem Weingeist von 21deg; Beck) meh­rere Tage in der Wärme und filtrirt sodann die Tinctur durch Papier. Sie ist rothgclb, klar und hat den zusammenziehenden reizenden Geschmack und eigenthümlichen Geruch der Arnikawurzel.
Sie wird sehr häufig äusserlich als ein zertheilendes, stärkendes und gelind erwärmendes Mittel gegen Verstauchungen, Quetschungen, rheuma­tisches Hinken u, dgl. zu Einreibungen oder bei nocli deutlichen Symptomen der Entzündung mit Wasser verdünnt zu Umschlägen und Waschungen benutzt.
In den meisten deutschen Pharmacopöen ist nur die von der A nil ka­hl um e bereitete Tinctur, welche weniger adstrlnglrenden Stoir enthält, angeführt. Zu den Versuchen, welche Viborg mit Infusion in die Venen der Thiere angestellt hat, war die Arnlkatinctur aus den Blumen (2 Drachmen auf 3 '/o ünzen Branntwein) bereitet; es kann jedoch die Wurzeltinctur ebensowohl als ein sehr kräftig erregendes Nervenmittel zur Infusion in die Venen (in der Posis von I —2 Drachmen) benutzt werden.
Die württembergische Pharmacopöe hat neben der Tinctura llor. arni­cae, eine Tinct. arnicae radicum, welch letztere aus 1 Thell Arnikawurzel auf 5 Theile rectif. Weingeist bereitet wird.
Formeln:
Nr. 1. R. Tinct. rad. arnicae Unc. 4.
Liq. ammonii caustic. Unc. 1.
M. D. S. Zum Einreiben. Bei rheumatischem
Hinken.
Nr. 2. R. Tincturae rad. arnicae Dr. 2.
Extract! bclladonnae, Gr. 2—5. M. Infusion in die Venen. In halbseitiger Läh­mung, nach Hirnentziindung der Pferde.
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Tiuctura cautbaTidum.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;171
Tinctura cantharidum. SpanifcOe JTieijeiifiiictur.
Franz. Teiuture uu Alcoole de cantharldes. En^i. Tincture of Cantharides.
Zur üusserlichen Anwendung der (Janthariden (s. diese) als Ueizmittel für die Haut, bedient man sich, ausser der Blasensalbe (s. Ungt. cantharidum) auch der Cantharidentinctur.
Sie wird bereitet, indem man eine Unze Cantharidenpulver mit 8 Unzen Weingeist von 30deg; übergiesst, das Gemenge 6—8 Tage an einem massig warmem Orte unter öfterem Umschütteln digeriren lässt, es sodann auspresst und durch Löschpapier filtrirt. Die Farbe der Tinctur ist grünlichgelb, der Geschmack scharf, der Geruch, nach Verdunstung des Weingeists, eigenthümlich.
Die Wirkung der eingeriebenen Tinctur ist zwar geringer als die der Salbe, allein sie entsteht schneller und eignet sieh besonders für solche Hausthiere und Stellen des Körpers, bei welchen durch Ablecken der Salbe Excoriation des Mauls zu befürchten ist (z. B. bei Hunden).
Die gewölmliehe in den Apotheken bereitete Cantharidentinctur ist theils stärker als obige, z. B. nach der bayerschen und östreichischen Pharmacopöe, welche 1 'fheilCanthariilenauf 6 Theile Weingeist vorschrei­ben, theils bedeutend schwächer, da andere Pharmacopöen (z. B. die von Württemberg, Preussen, Baden, Sachsen) I Tbeil Canthariden mit I 2 Thei-len rectif. Weingeist und selbst I Tbeil auf 16 (Hessen und Holstein) und 24 Theile Weingeist (Hannover, Oldenburg, Hamburg) nehmen. Delafond und Lassaigne schreiben 1 Theil Canthariden auf 8 Theile rectif. Wein­geist vor; H e r t w i g gibt 1 zu 1 2 in seiner Arzneimittellehre als das beste Verhällniss an. Die englische Veterinär-Pharmacopöe hat statt der Tinctur einen Cantharidenessig und ein Cantbaridenül, ersteren mit verdünnter Essig­säure . letzteres mit Olivenöl durch Digestion bereitet (s. bei Canthariden).
Die Einreibung vnn Cantharidentinctur wird bei altern Verstauchungen rheumatischem Hinken, Lähmungen, hartnäckigem Flechtenausschlage u. dgl. täglich 1 — 3 mal angewendet. Will man die Wirkung derselben vermin­dern, so darf man die Tinctur nur mit Weingeist verdünnen; auch Zusatz von Kamphor mildert die Wirkung. Zur Verstärkung derselben setzt man Salmiakgeist, Terpentinöl, Euphorbium u. dgl. zu. Eine solche stärkere Mischung ist die
T in c l u ra cantharidum com p o s ita von Delafond und Las­saigne; sie wird aus 1 Unze Canthariden, 2 Dr. Euphorbium und 6 Unzen Weingeist, durch Stägiges Digeriren dargestellt.
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172nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Tinctura uivrrliac. — Tiuctura opii.
I
I #9632;
Tinctura myrrbae.
31li)iTf)ciifiiictur.
Franz, Xeiuture OU Alcoole de Myrrhe. Engl. Tincture of Myrrli.
Die Myrrhentinctur wird auf dieselbe Weise wie die undeni Tincturen durch Digestion der gepulverten Myrrhe (s. S. 68) mit Weingeist und nachheriges Filtriren derselben durch Filtrir-Papier erhalten; das Verhältniss ist (nach der wtb. Pharm.) 1 Unze Myrrhe auf 6 Unzen Weingeist von 30 Grad B. (Diese Proportion haben die meisten deutsehen Pharmacopöeen; ferner Her twig (Arznei­mittel-Lehre); dagegen hatDelafond undLassaigne das Ver­hältniss von 1 zu 10 (nämlich 100 Grammes Myrrhe auf 1000 Grammes Weingeist von 18deg; Cartier), und die englische Veterinär-Pharmacopöe schreibt 3 Unzen Myrrhe auf 2 Finten oder 40 Unzen rectificirten Weingeist vor.
Die Myrrhentinctur ist klar, gelbröthlich, von angenehmem Geruch und dem cigenthümlichen Geschmack des Harzes; sie dient zum Verband von Wunden, Geschwüren, Fisteln u. dgl., die einer Reizung bedürfen (namentlich sehniger, knorpeliger Theile und der Knochen) und wird in vielen Fällen mit Aloetinctur, Kamphor und andern Reizmitteln verbunden (s. Tinct. aloes composita S. 27).
Tinctura opii. Dpiumtinctur.
Tiuutura thebaica.
l'ranz. Teinture ou Alcoolc d'opium.
Engl. Tincture of Opium.
Man hat in den Apotheken eine Anzahl verschiedener Opium-tineturen, welche theils blos aus Opium mit Weingeist, Zimtnt-wasser u. dgl. in sehr verschiedenen Verhältnissen bereitet sind, theils neben dem Opium noch Safran, Gewürznelken, Zimmt, Camphor u. dgl. enthalten (z. B. das Laudanum liquidum und die Tinct. Opii benzoiea), welche mit spanischem Wein ausgezogen werden.
Die einfache O p i u m t i n c t u r wird am besten durch mehr­tägige Maceration und Digestion von 1 Unze zerschnittenem Opium in 12 Unzen rectificirten Weingeist (von 21deg; B. oder 0,8igt;0 spec. Gewicht) und nachheriges Filtriren durch Papier bereitet. Sie ist
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Tinctura veratri albi.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;178
dunkelbraun , fast durchsichtig und hat den eigenthümlichen Geruch und Geschmack des Opiums.
Man wendet sie (selten) innerlich als schmerzstillendes, betäubei.des und verstopfendes Mittel auf gleiche Weise wie das Opiumpulver (s. S. 119) häufiger dagegen äusserlich als Zusatz zum Verband sehr schmerzliafter Wunden und Geschwüre, zu Augenwassern, gegen Trübung der Binde- unil Hornhaut (nach beseitigter Entzündung) an. Die häufig verordnete Ver­bindung der Oplumtinctur mit einer Auflösung von Bleizucker, Bleiessig, weissem Vitriol, Alkalien überhaupt, sowie gerbestolfhaltigen Pflanzenab-kochungen ist mit einer chemischen Zersetzung verbunden. Als Infusion In die Venen kann sie im Starrkrampf zu 1—2 Drachmen puo dosi ver­sucht werden. Die innerliche Anwendung der Opium-Tinctur in Koliken der Pferde ist durch das Bilsen- und Belladonna-Extract entbehrlich
Tinctura veralri albi.
Weiße Jltesimir^cffinrtur.
Franz. Teiuture d'helletore blaue. Kngl. Tincture of white hellebore.
Nach der Angabe von Viborg wird diese Tinctur so bereitet, dass man 1 Drachme weisse Nieswurz (s. Radix veratri albi) nach Abschälen der aussein schwarzen Rinde in kleine Stücke zerschneidet, mit 1 Unze starkem Kornbranntwein in der Wärme etliche Stunden digerirt, sodann 24 Stunden stehen lässt und zuletzt durch Papier filtrirt. Die Tinctur sieht rothbräunlich aus und hat einen scharfen ekelhaften Geschmack.
Sie wird blos zur Infusion in die Venen bei Pferden gegen chronlsclien Koller, in hartnäckigen Krankheiten von unterdrückter Hautausdünstung, zur Erregung der perlstaltischen Bewegung im Darmcanal und als sehr kräftiges umstimmendes und perturhirendes Mittel überhaupt angewendet. Die Dosis ist von 1—2 Drachmen; selten und nur bei sehr grosser Unem-pflndlichkelt ist eine stärkere Gabe anzurathen. Die Wirkung tritt schon In wenigen Minuten ein, ist meist sehr heftig, geht aber in Vj—*/.raquo;Stun­den vorüber.
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17-1
Unguentum aegyptiacum.
:
Unguenlum aegyptiacum. Ph. W.
flegijptiücfafDf.
liinimentura s. Ungt. Aeruginis.
Oxymel aeruginis, s. Oxyduli cupri Ph. Bavar. r.riinspan-Sanerhonlg;.
Franz. Oxymellite de cuivre, Ougueut egyptiac.
Kngl. Liniment of Verdigris Aegyptiacum.
Dieses bios seiner Consistenz wegen zu den Salben gezählte Präparat ist eine Verbindung von essigsaurem Kupfer mit Honig, welche jedoch nicht von Dauer ist, sondern sich grossentheils während der Bereitung zersetzt.
Man kocht in einem kupfernen Gefässe 3 Theile fein gepul­verten Grünspan mit 6 Theilen Weinessig bis ersterer aufgelöst ist, setzt dann 8 Theile rohen Honig hinzu und fährt mit dem Kochen fort bis die Masse die Consistenz einer dünnen Salbe hat. Hiebei wird das im Anfang durch den Essig aus dem basisch essig­sauren Kupfer (Grünspan) gebildete essigsaure Kupfer durch den Honig wieder zersetzt; es entweicht viel Kohlensäure und die Masse bläht sich auf, der Essig wird verdampft und ein grosser Theil des Kupfers im fein zertheilten Zustand metallisch ausge­schieden; neben diesem enthält das Präparat noch unzersetztes essigsaures Kupfer und durch die Hitze veränderten Honig.
Die Bereitung dieses Mittels ist sehr verschieden angegeben worden; meist sind obige drei Ingredienzen nur in verschiedenen Verhältnissen vor­geschrieben: so z. B. Delafond und Lassaigne geben 1 Theil Grünspan, I Theil Essig und 2 Theile Honig an; die Kopenhagener Mllitär-Pharma-copöe lässt auf 1 Theil Grünspan 2 Theile Essig und 3 Theile Honig nehmen.
Die Londoner Veterii är-Pharmacopöe schreibt 9 Unzen gepulverten Grünspan, 6 Unzen Alaun und 1'j,, Pfund Syrup vor; die preussischePhar-macopöe lässt 1 Unze kryslallislrten Grünspan mit 3 Unzen Weinstein und Wasser bis zur Aullösung kochen, durchseihen, zur Trockenheit abdampfen, sodann an der Luft zerfliessen und zuletzt I 2 Unzen Honig zusetzen.
Die Aegyptiacsalbe sieht dunkel'oder rothbraun aus, hat ge­wöhnlich die Consistenz eines dicken Syrups und riecht widrig metallisch, sauer; die schwereren Kupfertheile setzen sich zu Boden, daher muss die Masse beim Gebrauch umgerührt werden.
Man benützt die Aegyptiacsalbe als zusammenziehendes und austrock­nendes Mittel auf üppige Wundüächen, bei wässeriger Eiterung n. s. vv.
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Ungueiitmu althanae. — Uugueutiim basili.'um.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 175
Unguentum althaeae.
(£i6ifcf)fQ[6c. Franz. Ongueut d'Althaea.
Diese Salbe wird bereitet, indem man Eibischwurzelschleira 2 Theile, Schleim von Foenum graecum und Leinsamen von jedem 1 Theil mit 8 Theilen Schweinefett und 2 Theilen gelbem Wachs bei gelinder Wärme zusammenschmilzt, bis % der Flüchtigkeit verdunstet sind, worauf man dieselbe unter beständigem Umrühren erkalten lässt. Diese Salbe hält sich nicht lange, die wtb. Pharm. hat an ihrer Stelle ein Unguentum resinae pini gesetzt, aus Schweinefett 16, gelbem Wachs 1, gereinigtem Fichtenharz 1 Thl.
Die französische Vorschrift nimmt statt des Schleims eine Infusion von Semen foeni graeci mit fettem Oel (im Verhältniss von 1 zu 8 des letztem) und löst in diesem Wachs, Harz und Terpentin auf. Durch einen Zusatz von etwas Curcumawurzel erhält die Eibischsalbe die gelbe Farbe, welche man gewöhnlich an ihr wahrnimmt.
Sie dient zum Bedecken exeorürter Stellen (z. B. nach der Anwen­dung des Feuers) zur Erweichung und leichtern Ablösung von Schorfen, und als Vehikel für andere Substanzen (z. B. Kamphor in der Eutersalbe. Jod, rothen Präcipitat u. dgl.). Sie ist übrigens in den meisten Fällen durch reines Fett oder eine Mischung von Oel und Wachs (einrnches Gerat) zu ersetzen.
Unguentum basilicura.
#9632;fjarjliifljc.
Unguentum basilicum nigrum. Königssalbc Unguentum picis empyreumaticac Ph. Bavar. Franz. Onguent basilicum s. tetraphavmacuin.
Eine aus schwarzem Schiffspech, gemeinem Harz (Resina pini) und gelbem Wachs von jedem 1 Theil und Baumöl 4 Theilen durch Zusammenschmelzen bereitete braune, nach Pech riechende Salbe (nach Delafond und Lassaigne); die bayerische Phar-macopöe gibt eine beinahe hiemit übereinstimmende Vorschrift.
Andere Pharmacopöen setzen Talg, Terpentin, die württem­bergische und hessische auch etwas Gummi Olibani hinzu. In den Seegegenden wo der Theer ein so häufig verwendetes Material ist, gibt er auch die Grundlage einer ähnlichen Salbe, welcheraquo; statt der Basilicumsalbe benutzt wird; so hat die englische Veterinär-
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#9632;
17laquo;j
Ungueiitiim cantbaiidum.
riiannacopöe ein ünguentum Picis liquidae aus gleielieu Theilen Thecr, Schweinefett und Harz; die dänische Militärveterinär-rharmacopöe hat 2 solcher Verbindungen (s. bei Pix liquida).
Die Harzsalbe ist ein gelind reizendes, zerthellendes Mittel, welches besonders zum Verband von Verletzungen an bornigen Tbeilen und zur Unterhaltung einer gutartigen Eiterung benutzt wird. Eine Mischung aus gleichen Theilen Eibischsalbe und Harzsalbe dient zum Einreiben der Krone des Hufs (als Hufsalbe) bei sprödem Horn. Neigung zu Hornspali u. dpi.
I
UngaentuiD cantharidum.
SpunifcOe jffiegenforße. Ungt. vesicatorium. Franz. Ongueut vf'sicatoire. Engl, Ointment of Oantharidos.
Die einfachste Bereitung der Cantharideusalbe ist (nacli der Kopenhagener Vorschrift) aus 1 Theil gepulverton spanischen Fliegen und 4 Tbeilen Schweinefett; letzteres lässt man in der Wärme zer-(liessen, rührt dann die Canthariden hinein und fährt damit bis zum Erkalten fort. Wenn das Fett (im Sommer) sehr weich wäre und desshalb beim Einreiben die Salbe herablaufen und sich weiter verbreiten würde als man wünscht, so kann die Salbe durch Zusatz von etwas Talg od.er Wachs consistenter gemacht werden.
Her twig gibt an, man solle 8 Unzen Baumöl oder anderes fettes Oel erhitzen, 3—4 Unzen (Jantharidenpulver hinzuriiiireii, das Ganze '/,, Stunde warm halten und zuletzt vier Unzen frisch geschmolzenes Wachs zumischen. Eine ähnliche Vorschrift ent­hält die württenibergische Pharmacopöe unter dem Namen Ungt. cantharidum per infusionein s. Ungt. vesicatorium: ihr Ungt. cantharidum commune, dagegen besteht aus 1 Theil Canthariden und 3 Theil Schweinefett, ist also noch stärker als das oben bezeichnete. Morton lässt 1 Theil Terpentin und 4 Theile Schweinefett im Wasserbad schmelzen und sodann 1 Theil Canthariden zumischen; der Zusatz von Terpentin scheint nicht zweckinässig.
Die Pharmacie veterinaire von D. und L. gibt quot;J Vorschrif­ten, welche sehr verschieden in der Stärke sind; ihr Onguent dpispastique besteht aus 1 Unze Canthariden auf 16 Unzen Ungt. basilic, und 16 Unzen Ungt. populeum; das eigentliche On­guent vesicatoire dagegen wird aus 4 Unzen schwarzem Pech, 4 Uiizen Harz, 3 Unzen Wachs, 12 Unzen Baumöl, C Unzen Cantharidenpnlver und 2 Unzen Dupliorbiunipuher bereitet: diese
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üngcentnm digestivum.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;177
Salbe ist sehr reizend, sie bringt nach 8—10 Stunden mit Serum gefüllte Blasen auf der Haut hervor, welche nicht selten eiternde Stellen hinterlassen; sie muss daher oft mit Fett, Oel u. dgl. gemildert werden. Auch die dänische Pharraacopöe hat folgende ähnliche Vorschrift als Unguent um irr it ans, scharfe Salbe: Euphorbiumpulver 1 Th., spanische Fliegenpulver 2 Th., gelbes Harz 3 Th.,_Theer 8 Th.
Man schmelzt die beiden letzten Bestandtheile zusammen und setzt beim Erkalten der Mischung die Canthariden und das Euphor-bium unter anhaltendem Umrühren hinzu. Die Brüsseler scharfe Salbe besteht aus Canthariden, Euphorbium v. j. 95 Grammes, Theer 375 Grammes. Unter dem Namen Ungt. irritans s. vesi-cator. enthalten die Pharmacopöen von Preussen, Sachsen, Han­nover, Hessen eine blos aus Canthariden, Oel und Wachs be­stehende Mischung.
Die Anwendung der Cantharidensalbe geschieht durch Einreiben der­selben auf eine bestimmte Hautstelle; durch Abscheeren der Haare, vor­heriges Waschen der Haut mit Seifenwasser und hierauf Frottiren bis zur Trockenheit, wird die Wirkung der Salbe (s. bei Canthariden) beschleu­nigt und verstärkt; ebenso wenn man nach dem Einreiben der Salbe noch eine Portion derselben aufstreicht. Bei sehr gesunkener Empflndlichkeit und wo Gefahr auf dem Verzug haftet, kann man ein glühendes Eisen in die Nähe der scharf eingeriebenen Stelle halten.
Unguentum digestivum.
Digcfliofaföe.
unguentum terebinthinae compositmn.
Franz. Onguent digestiv simple.
Engl. Compound liniment of turpentine.
Die Grundlage der Digestivsalbe ist der gewöhnliche Ter­pentin; er kann in der Thierheilkunde auch die Digestivsalbe um so eher ersetzen, als man demselben nach Erforderniss Harze (wie Aloe, Myrrhe) u. dgl. beimischen oder seine Wirkung durch Honig mildern kann. Die Digestivsalbe ist gewöhnlich gelb, weni­ger zähe als gewöhnlicher Terpentin und hat dessen Geruch.
Die württembergische Pharmacopöe schreibt zur Digestiv­salbe: 3 Unzen venetianischen Terpentin, 1 Eigelb, V/2 Drach. Myrrhepulver und '/j Unze Baumöl vor. Eine ähnliche Vorschrift jedoch ohne Myrrhe hat die Pharmacie vdte'rinaire, andere dagegen setzen Honig zu, so z. B. gibt Hertwig folgende Mi-Hering, Arzneimittel. 2. Autl.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 12
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m
178
Dngneutom mercuriale.
seining an: 1 ünze Terpentin und 2 Unzen Honig oder statt des­sen 4 Eigelb.
Ganz verschieden hievon ist das Linimentum terebin-thinae compositum der Londoner Veterinär-Pharmacopöe; es besteht nämlich aus gleichen Theilen Terpentinöl, TheerÖl, (durch Destillation des Theers erhalten) und Wallrath (oder statt dessen Riibol); diese Mischung ist reizend und passt nicht auf Wunden, sondern gegen chronische Hautausschläge (vgl. den Ar­tikel: Terebinthina).
Die Anwendung der Digestivsalbe als Deck- und Verbandraittel, zur Unterhaltung der Eiterung u. s. w. ist bekannt.
Unguentum mercuriale.
£luecfi|if6crfaföe.
Uugt. hydrargyri s. mercuriale cinereum, graue Quecksilbersalbe.
Ungt. neapolitanum, Mcrcurialsalbe.
Franz. Pommade mercurielle; Onguent gris.
Engl. Mercurial Ointment.
Zur Bereitung dieser Salbe sollen nach der württembergischen Pharmacopöe 12 Unzen Quecksilber mit 6 Unzen erwärmtem Hammelstalg so lange gerieben werden, bis von dem metallischen Quecksilber auch mit bewaffnetem Auge nichts mehr zu entdecken ist; sodann werden noch allmählich 18 Unzen Schweinefett hinzu gemengt. Diese Salbe sieht blaugrau aus, sie darf keinen ranzigen Geruch haben, noch Quecksilberkügelchen erkennen lassen.
Auch die badisebe und preussische Pharmacopöe schreiben auf 1 Theil Quecksilber 2 Theile Fett (Talg und Schmalz) vor; die östreichische Pharmacopöe aber hat auf 1 Theil Mercur 4 Theile Fett, die sächsische dagegen auf 16 Unzen Mercur nur 20 Unzen Fett; letzteres Präparat ist somit das stärkste. Unter dem Namen Unguent, mercuriale fortius haben einige Pharma-copöen (z. R. die östreichische und bayerische) eine aus gleichen Theilen Quecksilber und Fett bereitete Salbe.
Dieselbe Verschiedenheit trifft man in den Veterinär-Pharraa-copöen; die Londoner hat gleiche Theile Fett und Quecksilber; die Kopenhagener Militärveterinär-Pharmacopöc lässt 1 Theil Queck­silber mit Vn Theil Terpentin abreiben und 4 Theile Fett zu­setzen; die französischen Thierärzte haben eine Pommade mer­curielle simple s. Ong. gris aus 4 Unzen Quecksilber und 18V2Unz. Fett, und eine Pommade mere, double s. Or.guent napolitain aus gleichen Theilen Fett und Quecksilber bereitet.
s.
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Vitriolum cupri.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 179
Die Quecksilbersalbe kann durch Zusatz von fremden Stoffen, z. B. Bleiglanz, Braunstein, Kienruss u. s. f. verfälscht und da­durch der Mangel an der vorschriftsmässigen Menge Quecksilber verdeckt werden. Das specifische Gewicht, oder die Auflösung der Salbe in Aether können zur Entdeckung des Betrugs dienen.
Die Amvendiing der grauen Ouecksilbersalbe als entzündungswidriges, zertheilendes Mittel ist sehr häufig; sie wird auch in Verbinduiig mit andern Mitteln benutzt, indem man flüchtiges Liniment, Kamphor, Jod, Terpen­tinöl, selbst Cantharidensalbe zusetzt. Um ihre Wirkung zu schwächen, darf man nur Fett hinzufügen. Gegen Hautausschläge, Läuse u. dgl. muss sie, wenn grössere Stellen des Körpers damit eingerieben werden sollen, namentlich bei jungem Vieh, verdünnt werden, und es eignet sich hiezu besonders die grüne Seife oder Fett mit Zusatz von ein wenig schwarzem Steinöl oder Hirschhornöl.
Formeln:
Nr. 1. R. Ungt. mercurial. Unc. 1.
Liq. ammonii caustic. Dr. 1—2.
M. D. S. Zum Einreiben. (Auf unschmerzhafte
Drüsenverhärtungen.) Nr. 2. E. Ungt. mercurial.
Axung. porci ana Unc. 2.
Olei petrae nigr. Dr. 2—4.
M. D. S. Gegen Läuse. (Bei Rindvieh.)
Vitriolum cupri.
Diupferoitriof.
Cuprum sulphuricmn venale Ph. quot;W.
Vitriolum coeruleum s. de Cypro. Blauer oyprischer Vitriol, Blaustclu. Cuprum oxydatum sulphuricum, Sulphas cupri, Ph. Bav. Schwefelsaures Kupferoxyd.
Franz. Vitriol bleu, V. de cuivre, Couperose bleue. Engl. Blue or Roman Vitriol, Blue copperas. Chemische Formel: CuO SO3 -f 5HO.
Man erhält den Kupfervitriol meist durch Eindampfen des aus den Kupferminen flicssenden Wassers (Cement-Wasser); ferner durch Rösten von Schwefelkupfer, Auslaugen und Krystallisiren; seltener durch Auflösung von Kupferspänen in Schwefelsäure.
Der Kupfervitriol bildet rhomboidischc Säulen von azurblauer Farbe und herbem, metallischem Geschmacke, welche an der Luft sich mit einem weisslichen Pulver bedecken; er ist in 2 Theilen siedendem und 4 Theile kaltem Wasser (nicht in Weingeist) lös­lich; die Auflösung röthet Lacmus.
12*
ij
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180
Vitriolum cupri.
Der käufliche Kupfervitriol ist gewöhnlich mit Eisen, auch mit Zink verunreinigt; ersteres gibt sich durch das grünliche Pulver zu erkennen, womit sich die blauen Krystalle an der Luft beschlagen.
Die Zusammensetzung des Kupfervitriols ist 1 Aeq. Protoxyd des Kupfers, 1 Aeq. Schwefelsäure und 5 Aeq. Wasser, oder in 100 Theilen 32 Kupferoxyd, 32 Schwefelsäure, 36 Wasser. Spec. Gew. 2,2. Reine und kohlensaure Alkalien und Erden, mehrere essigsaure Salze, Weinstein, Salpeter, metallisches Eisen und ad-stringirende Pflanzenstoffe zersetzen den Kupfervitriol.
Man wendet den Kupfervitriol innerlich gegen chronischen Catarrh verdächtige Druse, Rotz, Hautwurm bei Pferden zu 1 Drachme pro dosi, in Pillenform, mit bittern und gewürzhaften Mitteln verbunden an. Eben­so in chronischer Diarrhöe der Schafe und des Rindviehs, und im asthe-nischen Blutharnen ersteren zu 1 — 2 Scrupel, letzterem zu 2 Dr. pro dosi. Häufiger wird derselbe im Wasser aufgelöst, aus serlich bei faulen, schlaffen Geschwüren, in Strablfäule, bösarliger Klauenseuche der Schafe, als adstringirendes Mittel benutzt. Das Pulver wird als Aetzmittel auf Kastrirkluppen, auf üppige Wunden u. dgl. gestreut, man kann auch den Vitriol nach Art des Höllensteins in cylindriscbe Formen giessen. Als blutstillendes Mittel muss die Auflösung stark sein. Zu Einspritzungen in die kranken Nebenhöhlen der Xase u. dgl. nimmt man '/.i—Va Unze auf 16 Unzen Wasser. Die Londoner Yeterinär-Pharmacopöe gibt als So-lutio cupri sulph. composita folgende Mischung an: Kupfervi­triol, Alaun, v. j. 3 Unz., Wasser 2 Pfund; nach der Auflösung wird noch Schwefelsäure 1 Vo Unz. hinzugesetzt.
Den Kupfervitriol innerlich als ein stärkendes Mittel anzuwenden, ist nicht anzurathen; ebensowenig das Einbringen desselben in das Unterhaut­zellgewebe, um daselbst einen ableitenden Reiz zu erregen; bei den fleisch­fressenden Thieren verursacht sein innerlicher Gebrauch Erbrechen.
Formeln: Nr. 1. R. Cupri sulphuric, pulv. Uno. '/a—!• Rad. calami arom. pulv. Unc. 2. Farin. sem. lini. Unc. 1. Aq. fervid, q. s. fiant pill, quatuor. D. S. Täglich 2 Pillen. (In verdächtiger Druse der Pferde.) Nr. 2. R. Vitrioli cupri Unc. xlv Aeruginis Dr. 2.
M. f. pulv. D. Damit die kranke Klaue zu be­streuen. (In der Klauenseuche. Hayne.) Folgende Kupfermittel werden durch den blauen Vitriol entbehrlich : 1) der Grünspan, essigsaures Kupfer, Cuprum aceticum, s. Aerugo.
mm
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Vitriolnm martis.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 181
Viride aeris, 2) der Kupfersalmiak, Cuprum sulphurico-ammoiMatum s. C. ammoniacale, 3) der Augenstein, Lapis divinus aus 8 Thl. blauen Vitriol, ebensoviel Salpeter und ebensoviel Alaun durch Zusammenschmelzen bereitet, beim Erkalten wird '/#9632;, —2 'N16'1 Kampliorpulver beigesetzt; ein ehedem als Auflösung in Wasser bei Augenentzündungen sehr gebräuchliches Mittel; 4) das Blauwasser, Aqua coerulea, aus 3 Unzen 6 Drachmen blauen Vitriol, 1 Un.'.e 7 Drachmen Salmiak, a'/j Drachmen Grünspan und 7 Vj Pfund Kalkwasser bereitet.
BI a i n e' s trocknendes Liniment (Linimentum siccativum) besteht aus Sapo virid. ünc. 2. Pix liquida Unc. 4. Aerugo pulv. Unc. 2. M. Auch im Villate'schen Liquor ist Kupfervitriol enthalten.
Vitriolum martis.
(Eifcn-Uitriof.
Vitriolum vlride, grüner Vitriol: Kupfcnvassfr.
Fernim sulphurlcum venale (Ph. W.) sclmefclsanrcs Eisen.
Ferrum sulpliuricum oxydulatum, schwefelsaures Eisenoxjdul.
Sulphas Oxyduli ferri Ph. Bavar.
Franz. Protosulphate de fer, Vitriol vert. Couperose verte.
Engl. Sulphate of Iron, Green Vitriol or Copperas, Salt of Steel.
Chemische Formel: FeO SO3 8HO.
Der käufliche Eisenvitriol wird durch Rösten von Schwefel­eisen, längeres Aussetzen desselben an der Luft und Feuchtigkeit, Auslaugen und Abdampfen, oder durch Abdampfen des kupferhal-tigen Vitriolwassers, nachdem das Kupfer ausgeschieden worden und endlich durch Krystallisation erhalten. Er bildet durchsichtige, bläulich grüne oder grasgrüne rhomboidale Prismen, beschlägt sich in trockener Luft mit einem weisslichen oder gelblichen Pul­ver, löst sich in 1'/.. Theilen kaltem und '/j Theil siedendem Wasser, nicht in Weingeist auf, röthet Lacmus und schmeckt sehr zusammenziehend metallisch.
Der käufliche Eisenvitriol ist meist mit Erd- und Metallsal­zen, z. B. Kupfer, Zink, Thonerde, Kalk verunreinigt; das Kupfer wird durch Eintauchen eines polirten Eiseustabs in die Auflösung des Vitriols entdeckt.
Die Zusammensetzung des grünen Vitriols ist aus 1 Aeq. Eisenoxydul, 1 Aeq. Schwefelsäure und 6 Aeq. Krystallwasser (25,7 Proc. Eisen, 29,9 Schwefelsäure, 45,4 Wasser). Spec. Gew. 1,82. Reine und kohlensaure Alkalien und Erden, Salpeter, Blei-und Quecksilbersalze, Seife und die gerbestofihaltigen Pflanzenlheile zersetzen den Eisenvitriol.
Er wirkt sehr zusammenziehend, stärkend, blutslillend und wird da­her innerlich und äusserlich bei grosser Erschlaffung und davon abhängigen
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Vitrtolom zinoi.
übennässigen Sekretionen, Wassersuchten, Bliitliarnen, bei Cruor-Armuth des Bluts (z. B. in der Fäule der Schafe) allgemeiner Schwäche, von Eini­gen auch im spätem Stadium des Milzbrands angewendet. Gegen die Lungen­seuche des Rindviehs hat König in Kyritz den Vitriol zu 4—6 Drachmen pro dosi, täglich 2 mal mit Erfolg angewendet.
Man gibt den Eisenvitriol Pferden und Rindvieh innerlich zu 1 — 2 Dr. bis '/,. Unze und darüber pro dosi in Latwergen oder Pillenform mit gewürzhaften Miltelft (z. B. Kalmus, Ingwer u. dgl.); Schafen in Verbin­dung mit Wachholderbeeren , empyreuinatischen Mitteln u. dgl. zu '/o—1 Dr. pro dosi. Aeusserlich gebraucht man mehr oder weniger concentrirte Auflösungen in Wasser oder einer passenden (nicht adstringirenden) Pflan-zenabkochung. Ein Zusatz von Eisenvitriol zu den Lehmeinschlägen für entzündete Hufe ist häufig sehr zweckmässig; auch sind vitriolhaltige Bähungen gegen Irische Verstauchungen, Huf- und Klauenentzündung, selbst Euterentzündung und Rothlauf empfohlen worden.
Formel: R. Vitrioli martis. Unc. 1. Rad. calami atom. Bacc. juniperi ana Unc. 2.
M. f. pulv. D. S. Mit Mehl und Wasser zur Latwerge gemacht, in 24 Stunden zu verbrauchen. (Bei wahrer Schwäche und Blutarmuth.)
Vitriolnm zinci. SinKoitrioC
Zincum äulphuricum venale Ph. W.
Vitriulum album. Weisser Vitriol, weisser Galitzcnstein.
Zincum oxydatum sulplmricum, scliwpfclsaurcs Zinkoxyd,
Sulphas zinoi. Ph. Bavar.
Frunz. Sulphate de Zinc, Vitriol blanc, Couperose blanche.
EngL. Sulphate of Zinc, -white Vitriol, -white Copperas.
Chemische Formel: ZnO -f- SO-1 -\- 7HO.
Der käufliche Zinkvitriol wird in Sachsen und Schlesien aus den Silber- und Zinkerzen durch Rösten, nachheriges Oxydiren an der Luft und in der Feuchtigkeit, hierauf Auslaugen und Ab­dampfen oder Krystallisiren erhalten. Er kommt in gelblich oder bläulich weissen harten Stücken von krystallinischem oder körnigem Gefüge vor, und ist meist mit etwas Elsenoxydul oder mit Kupfer, Mangan, Blei und Talkcrde verunreinigt. Die Krystalle des weissen Vitriols sind durchsichtige rhombische Säulen mit 4 Flächen zu­gespitzt oder unregelmässig 6—Sseitige Säulen. Der im Handel vorkommende weisse Vitriol ist in seinem Krystallisationswasser
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Vitriolnm zinci.
183
geschmolzen und bildet beim Erkalten eine weisse, dem Zucker ähnliche Masse. Der Zinkvitriol schmeckt säuerlich herbe, metal­lisch und löst sich in 21/.i Theil kaltem und in gleichen Theilen siedendem Wasser auf.
Seine Zusammensetzung ist 1 Aeq. Zinkoxyd, 1 Aeq. Schwefel­säure und 7 Aeq. Wasser, oder nach Procenten 28,02 Zinkoxyd, 27,70 Schwefelsäure und 44,28 Wasser. Spec. Gew. 1,91. Die reinen und kohlensauren Alkalien und Erden, das essigsaure Blei, die zusammenziehenden Pflanzenstoffe zersetzen den Zinkvitriol.
Die innerliche Anwendung des weissen Vitriols ist selten; 'oei Hunden macht er zu 10 — 20 Gran Erbrechen. Aeusserlich wirkt seine Auflösung zusammenziehend, besonders auf die Schleimhäute und auf schlaffe, üppige Geschwüre, Fisteln u. dgl. Man gibt der sehr verdünnten Zinkvitriolauf-lösung (1—2 Dr. auf 1 Pfund Wasser) in Entzündungen der Bindehaut des Augs den Vorzug vor den Bleiauflösungen und setzt nicht selten etwas Opiumtinclur bei; eine stärkere Auflösung (1—2 Unzen auf 1 Pfund \V.) benützt man bei Fisteln, Geschwüren und dgl.
Das weisse Zinkoxyd (Flores zinci) wird selten benützt; es gilt innerlich für ein krampfstillendes Mittel und wird in der Hundepraxis mit Rad. valerianae u. dgl. manchmal verordnet.
Das natürlich vorkommende kohlensaure Zink (Zincum carbo-nicura) gewöhnlich Galmey (Lapis calaminaris) genannt, wird von den englischen Thierärzten häufig zur Heilung leichter Verwundungen, Excoria-tionen u. dgl. verordnet; die Londoner Veterinär-Pharmacopöe bereitet die „Heilsalbequot; ünguentum Zinci carbonatis, aus 1 Theil feinst gepulvertem Galmey und 6 Theile Schweinefett, wozu nach Umständen noch etwas Ter­pentin gesetzt werden kann.
r
_^i
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EINTHEILÜNG DER ARZNEIMITTEL.
1)nbsp; Auf naturhistorischer Grundlage.
2)nbsp; Nach chemischen Principien.
3)nbsp; Nach ihrer Wirkung auf den gesunden Körper (physiolog.)
4)nbsp; Nach ihrer quot;Wirkung und Anwendung in Krankheiten (therapeutisch).
::f
Bemerkungen hlezu.
Zu 1) Die Arzneistoffe zerfallen nach Ihrem Ursprünge in tliierisclie, Pflanzen-theile und Mineralien, üeber ihre Stellung kann (mit wenigen Ausnahmen), z. B. Kali, Jod, Salpeter) keine Verschiedenheit der Ansichten stattfinden.
Zu 2) Die Aufzählung der Arzneimittel nach ihren chemischen Bestandtheilen folgt streng den in der Chemie allgemein angenommenen Grundsätzen. Einige Autoren haben diese Eintheilung in der Arzneimittel-Lehre vorgezogen, führen aber z. B. eine Classe betäubender, scharfer u. dgl. Mittel an, womit sie in das Gebiet der Wirkuug verfallen, da es keinen besonderen betäubenden oder scharfen Stoff (im chemischen Sinne) gibt.
Zu 3) Die Eintheilung nach der physiologischen quot;Wirkung bietet schon grös-sere Schwierigkeiten, da dieselbe bei vielen Mitteln nicht gehörig erforscht ist, auch manche Arzneien eine krankhafte Veränderung des Körpers voraussetzen, um ihre Wirksamkeit zu äussern (z. B. Fieber).
Zu 4) Ebenso schwierig ist die Eintheilung der Arzneimittel nach ihrer quot;Wir­kung auf den kranken Körper, weil die meisten Mittel sehr verschiedene Wir­kungen haben, je nachdem sie in grossen oder kleinen Gaben, allein oder mit andern Stoffen zugleich, bei Fleisch- oder Pflanzenfressern u. s. w. ange­wendet werden. Es ist hier viel der individuellen Ansicht des Therapeuten überlassen.
11
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I. lebcrsicht der Miierärztllclien Arzueimiltcl nach
I. Thler-Reicb.
1. Cl. Saugethiere. Ordn.; Dickhäuter', Wiederkäuer, Vom Schweiu, Riud , Schaf etc. Fett, Talg,
Milchzucker.
Natürliche
s, Oleace t, Strychi ii, Gentia
2. Vögel. 3. Ecptilicu. 4. Fische (Lebcrthrau v. Stockfisch), ö. Woichthiere.
6. Würmer. Blutegel.
7. Schalthiere. 8. Arachuiden. 9. Myriapoden.
v. Solane
10. Insekten. Ord.: Käfer (C'oleoptera). Spanische Fliege (Lytta vcsicatoria).
,, Hautfliigler (Hymenoptera). Houig. Wachs vou Apis melliflca (Biene).
11. Zoophyten. Waschschwamm (Spongia officinalis).
12. lufusorieu.
w. Couvol x, Persoi] y, Labiat
Aus thier. Bestandtheilen überhaupt werden bereitet: Ammoniak, brenzl. Oel, Sal­peter, Phosphor, Blausäure, thier. Kohle.
II. Pflanzen-Reich.
1 Natürliche Familie. #9632; Sexual-System.1
Gattung und Art. Gebräuclilicher Theil.
z, Laurin
A. Phanerogamen. Deutlich blühende Pflanzen.
aa. Polyg
1. Dicotyledonen. Zwei Samenlappen.
bb, Aristi cc.Kupho
a—i. Thalaraiflorac. Sliclbliitliigc.
a. Eauuuculaceeu
XIII. p.
Helleborus niger u. A.
Wurzel (Christwurz).
XHI. 3.
Aconitum Napellus u. A.
Kraut, Extract (Eisenlmt).
b. Papaveraceen
XIII. 1.
Papaver somuiferum.
Fettes Oel, Saft (Opium).
dd. Urtic
c. C'ruciferen
XV. 2.
Sinapis nlgra.
Samen (Senf).
ce. Chen
„ 2.
Brassica Bapa, Napus.
Oel (Riib-Oel).
ff. Ament
d. Lineeu
V. ö.
Linum usitatissimum.
Samen , Oel (Lein-Gel).
e. Malvaceen
XVI. p.
Althaea officinalis.
Wurzel, Kraut (Eibisch).
Malva rotuudifolia u. A.
Kraut.
gg. Couif
f. Tiliaceeu
XIII. 1.
Tilia europaea.
Bliithe (Linde).
g. Hippocastaueen
vir.
Aesculus Hippocastanum
Früchte, Rinde.
h. Ampelideeu
V. 1.
Vitis vinifera.
Wein, Weinstein,Weingeist, Essig.
i. Rutaceeu
X. 1.
Ruta hortensis.
Kraut.
lih Aroit
1 k—r. Calyciflorac. Kelclililiithigc.
1111. . • 1 ' ' 1 V
ii. Liliat
i k. Leguminosen 1 XVII. dec.
Trigonella foenum graecum.
Samen.
raquo;• i)
Glycyrrhiza glabra.
Wurzel (Süssholz).
kk. Colch
') T)
Acacia verschiedene Arten.
Saft (arabisches Gummi).
11. Gram
7) J)
„ Catechu.
Extract.
X. 1.
Myroxylou peruiferum.
Balsam (peruv).
1. Kosaceen.
xn. i.
Amygdalus communis.
Samen (bittere Mandel).
XII. p.
Geum urbauum.
Wurzel (Nelken-Wurzel).
mm. Fili( nn. Licht oo. Algac
n
Tormentila ereeta.
Wurzel.
m. Cucurbitaceen. n. Umbelliferen.
XXI. syng. V. 2.
Bryonia alba und dioiea. Petroselinum sativum.
Wurzel (Zaunrübe), Sameu.
ii i)
Carum carvi. Pimpinella Anisum.
raquo;
H )1
Oenanthe phellandrium. Foeniculum offlcinale.
ii
Clasf
1. Metall
11 11
('onium maculatum.
Kraut (Schierling).
Ligusticum Levisticum.
Wurzel.
Angelica archangeliea.
#9632;i
Imperatoria Ostruthium.
1, .-
Ferula asa foetida. „ Amouiacum.
Harz (Asant).
ii
o. Caprifoliaceen.
V. 3.
Sambucus nigra.
Blüthe, Extract (Roob),
p. Rubiaceen.
IV. 1.
Rubia tiuetorum.
Wurzel,
V. 1.
Cinchona verschied. Arteu.
Rinde (China),
2. Erden
V. 1.
Cephaelis ipecacuanha.
Wurzel.
q. Valeriaueen.
III. 1.
Valeriana officinalis.
r. Compositae.
XIX. sup.
Inula Helenium.
u
3. Brenn
„ aeq.
Carlina acaulis.
ii
„ sup.
Arnica moutana.
„ und Blüthe.
4. Miner
Matricaria chamomilla.
Blüthe.
u ii
Artemisia absyuthium. Tanacetum vulgäre.
Kraut.
ii
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eimidcl nach naturgcschiclitliclicr EinUicilung.
(Zu Seite 18t).
Natiii-liclie Familie.
Sexual-System., Gattung und Art. Gebräuchlicher Theil.
alg,
s—gt;. Corolliflorac, kro ibliitiiigc.
s. Oleaceen.
II. 1.
Olea em-opr.ta.
Oel (Baum-Oel).
t. .Strychneen.
V. 1.
Strychuos Nux Tonüca.
Samen.
u. Geutiaueen.
V. 1.
Gentiaua lutea.
Wurzel.
V. 1.
Meiiyantbcs trifoliata.
Kraut.
v. Solaneen.
V. I.
1] M
Solanum tuberosum. „ dulcamara.
S.'ärkmehl, Branntwein (Kartoff.) Stengel.
') n
Atropa Belladonna.
Kraut, Wurzel, Extract.
n 5raquo;
Hyosciamus niger.
Kraut (Elisen), Extract.
!' )raquo;
Nicotiana Tabacnm u. A.
Kraut.
w. Couvolralaceen
V. 1.
Convolvulus Purga.
Wurzel (Jalappe).
al-
x. Pcrsonaten.
XIV. ang.
Digitalis purpurea.
Kraut.
y. Labiaten.
11. 1.
Salvia ofticinalis.
,,
XIV. gvm.
Mentha piperita u. A. Origanum,l'bymus u.a. Gattung.
laquo;
z_ei.-. llonoclilainidcac.
?.. Laurineen.
IX. 1.
Laurus uobilis.
Früchte, Oel.
„ C'amphora.
Camphur.
aa. Polygoneeu.
IX. 3.
Rheum verschied Arien.
Wurzel (Rhabarber).
bb. Aristolochien.
XI. 1.
Asarum europaeum.
Wurzel.
cc. Eupliorbiaceen
XL 3.
Euphorbia verschied. Arten.
Harz.
XXI. pul.
Croton Tiglium.
Samen, Oel.
51 'J
„ Elutheria.
Rinde (Cascarill).
XXI. mon.
Kicinus communis.
Samen , Oel.
dd. Urtlceen.
XXII. 5.
Cannabis sativa.
„ Faser (Werg).
ee. Chenopodeen.
V. 2.
Beta verschied. Arten.
Zucker (Runkelrübe).
ff. Amentaceeu.
XXI. pol.
Quercus Robur u. A.
Früchte, Rinde (Eiche).
ii :?
Fagus,Betula,Fraxinns u. a.Gatt.
Asche, Holzessig, Theer, Kohle.
XXII. 2.
Salix verschied. Arten.
Rinde.
gg. Cüuiferen.
XXI, monad.
Pinus Abies, plcea u. A.
Harz, Theer, Oele (Terpentiu).
XXII. pol.
Juuiperus communis. ., sabina.
Beeren, Oel, Extract (Wachbold.) Kraut.
5ig-
2. Monocotyledonen. Ein Samenlappen. 1
lib. Aioideen.
VI. 1.
Acorus calamus.
Wurzel.
ii. Liliaceen.
VI. 1.
Aloii verschied. Arten.
Saft, Extract.
VI. 1.
Scüla maritima.
Wurzelstock (Meerzwiebel).
kk. Colcbicaceen.
VI. 3.
Veratrum album.
Wurzel (Nieswurz).
11. Gramineen.
III. 2.
Trlticum, Hordeum versch.
Mehl. Stärkmehl, Branntwein.
„ 2.
Seeale cereale.
Samen (Mutterkorn).
„ 2.
Sacharum officinarum.
Saft (Zucker).
B. Cryptogamen. Verborgen blühende Pflanzen.
mm. llt;quot;ilices.
XXIV.
Polypodium fllixmas.
Wurzel.
nn. Licbenes.
Cetraria islandica.
Laub (island. Moos).
oo. Algae.
n
Fucuä verschied. Arten.
Asche (Jod).
III. Mineral-Reich. |
ClasKe.
Oattung.
Gchräuchliche Stoffe.
1. Metalle.
a. Eisen.
Eiseufeile, Schwefel-Eisen, schwefelsaures, salzs. Eisen.
b. Mangan.
Braunstein.
c. Silber.
Salpetersaures Silber (Höllenstein).
d. Kupfer.
Essigs., schwefeis. Kupfer, Aegyptiac-Salbe.
e. Quecksilber.
Quecks.-Salbe, Oxyd, mildes u. ätzendes Chlor-Quecks., ,Tod-Q.
f. Spiesglanz.
Roh. Sp.,Sp.-Leber, Chlor-Sp., Sp.-'Weiust., Goldschw., Kcrmes.
g. Blei.
Essigs. Blei, Bleiwasser, Bleisalbe.
b. Zink.
Schwefelsaures Zink, Zinkoxyd, kohlens. Zink (Galmei).
i. Arsenik
Weisser Arsenik, A.-Essig, Schwefel-Arsenik (Operment).
2. Erden.
a. Kalk-Erde.
Gebrannter K., K.-Wasser, Chlorkalk, Kreide, Schwefel-Kalk.
b. Tbon-Erde.
Bolus, schwefeis. Tb. (Alaun).
c. Bitter-Erde.
Gebrannte, kohlens., Schwefels. Bittcr-Erde (Bittersalz).
3. BreunbareMin.
a. Schwefel.
Schw., Schwefelsaure und ihre Salze, Schw.-Kali.
b. Stein-Oel.
Weisses, schwarzes, St. Oel, Steiukohlen-Xheer.
4. Mineral. Salze.
a. Kochsalz.
Chlor, Ch.-Kalk, Ch.-Am., Ch.-Spiesgl., Ch.-Eisen-Nat. kohlens.
b. Jod.
Jodkali, .Todquecksilber, Jodkupfer.
c. Borax.
Borsaures Natron.
-ocr page 199-
II. Eintlicilung der ArzneiiiiiUcI nach chemischen Principien.
(NB. Die Imponderabilien: Licht, Warme, Klcktricität, Magnetismus, so wie diejenigen Grundstoffe, welche, wie viele Metalle, Erden u, s. w.
keine Arzneimittel liefern, sind weggelassen.)
(Zu Seite 184).
Unupt-Abtliei-lunsren.
Unter-Abtheilnngen.
Grundstoffe (ehem. Elemente).
Chemisches Aequival. oder Zeichen.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Atom-Zahl.
Offieinelle oder sonst wichtige Verbindungen.
A. Nicht metalliäclic
Stoffe. Nr. 1—ö im reinen Zu­stande luftförraig.
I.nbsp; Wasserstoff. Ilydrogenium.
2.nbsp; nbsp;Sauerstoff. Oxygenium.
3.nbsp; nbsp;Kohlenstoff. Carbouium.
4.nbsp; nbsp;Stickst. Nitrogen. A/.otum.
5.nbsp; nbsp;Chlor. Chlorum. (i. Jod. Jodium.
7.nbsp; nbsp;Schwefel. Sulphur.
8.nbsp; nbsp;Phosphor. Phosphorus.
9.nbsp; nbsp;Kalimetall. Kalium.
10. Natron-Metall. Natrium.
II.nbsp; nbsp;Kalkerde-Met. Calcium.
12.nbsp; nbsp;Bittererde-M. Magnesium.
13.nbsp; nbsp;Thonerde-M. Aluminium.
14.nbsp; nbsp;Brauust.-M. Manganium.
15.nbsp; nbsp;Zink. Zincum.
16.nbsp; nbsp;Eisen. Ferrum.
17.nbsp; nbsp;Blei-Metall. Plumbum
18.nbsp; nbsp;Kupfer. Cuprum.
19.nbsp; nbsp;Silber. Argentum.
30. Quecksilb. Hydrargyrum
21.nbsp; nbsp;Spiesglanz, Stibium.
22.nbsp; nbsp;Arsenik. Arsenicum.
1.nbsp; nbsp;Essigsäure. Acid, acetic.
2.nbsp; nbsp;Oelsäure. Blausäure.
3.nbsp; Weinsteins. A.tartarictim i. Gerbsäure. A. tannicum ö. Pflanzen-Alcaloide.
6.nbsp; nbsp;Eiweiss.
7.nbsp; nbsp;Extractivstoffe.
H od. vH'i
0. C.
N od. vN2. Cl od. vOR J od. vJ2.
S od. vS'.
P od. vP2. Ka. Na. Ca. Mg. AI. Mn. Zn. Fe.
14
35
126
16
32 39 23
20 12 13
27 32
1st ein Bestandtheil des Wassers, der sogen. Wasserstoffsäuren (Chlor, Schwefel, Jod), des Ammoniaks, der meisten organischen Körper.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; [der meisten organischen Körper.
Ist ein Bestandtheil des Wassers, der atmosphärischen Luft, der meisten Säuren und Salzgrundlagen (Basen),
Der Ilauptbestandtheil aller organischen Körper, der Kohle (Stein-, Pflanzen-, Thier-Kohle) der Kohlensäure und ihrer Salze, des Cyan.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; [Blausäure, des A.-nmouiaks.
Der Hauptbestandtheil der atmosphärischen Luft und der meisten thierischen Körper, der Salpetersäure, der
Ofllc. Chlor-Wasserstoff = Salzsäure, Kochsalz, Chlorkalk, Chlor-Eisen, -Zink, -Quecksilber, -Spiesglanz.
OfHc. Jod, Jodkali (Jodquecksilber, Jodkupfer u. s. w.)
Offlc. Schwefel, -Säure und ihre Salze, Schwefel-Kali und Kalk(-Leber), Schwefel-Eisen, -Antimon u. dgl. (auch im Schwefel-Wasserstoff und in organischen, besonders thierischen Stoffen enthalten).
Ein Bestandtheil thierischer Körper. Offlc. Phosphor, Ph.-Säure.
Offlc. kaustisches K., kohlensaures, schwefeis., Salpeters., ölsauresK., Schwefel-, Jod-Kali.
Offlc. kohlensaures., schwefeis. boraxs. Natron, Chlor-Natrium (Kochsalz).
In den Kalksteinen, Gyps und vielen andern Mineralien; in organischen Körpern u. s. w., offlc. gebraur.'ter
Offlc. reine, kohleus. und schwefelsaure Bittererde.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; [Kalk, Kalk-Wasser, Chlorkalk, Kalkschwefel-Leber.
Offlc. schwefeis. Kali-Thouerde (Alaun), Bolus.
Offlc. Mangan-Peroxyd (Braunstein).
Offlc. schwefeis. Zink (weisser Vitriol), Chlorzink.
Offlc. Eisenfeile, Schwefel-Eisen (Stahlschwefel), Chlor-Eisen, schwefelsaures Eisen (grüner Vitriol).
Offlc. essigs. Blei (Bleiessig, Bleizucker).
Offlc. essigs. Kupfer (Grünspan), schwefelsaures K. (blauer Vitriol).
Offlc. Salpeters. Silber (Höllenstein).
Offlc. Quecksilber-Oxyd, rothes (Präcipitat), Chlor-Quecksilber (mildes und ätzendes) Quecksilber.
Offlc. Schw.-Spiesgl. (rohes Ant.), Chlor-Sp. (Sp.-Butter), Sp.-Leber, Sp.-Weinstein, Goldschwefel, Kennen.
Offlc. arsenige Säure (weisser A.)
Offlc. Essig, Holzessig und ihre Salze, z. B. essigs. Blei, -Kupfer.
Offlc. ölsaures Kali (grüne Seife) -Natron (harte Seife).
Offlc. Weinsteins. Kali (Weinstein), Brechweinstein.
Offlc. in adstringirenden Pflanzen (s. Nr. 7 bei Extractivstoff).
Der in Pflanzentheilen des Aconit, Belladonna, China, Conium, Digitalis (neutral), Hyosciamns, Ipecacuanha, Nux vomica, Opium. Nicotiana, Veratrum u. s. w. enthaltene wirksame Stoff (z. B. Chinin C-quot;H-4N-02, Strychnin C^IL'-'N-O-', Morphium C-'W^Oquot;; Nlcotln C'W'N2, Coniin C'W'N2).
Pflanzen und thierisches Eiweiss (nahe verwandt.: Fibrine, llaematin).
a)nbsp; nbsp;Bitterstoff: in der Gentiana, Polygala, Centaurea ben., Polygala, Erythraea.
b)nbsp; nbsp;Bitter-gewürzhafter: im Absynthium, Calmus, Ingwer, Rhabarber, Cina.
c)nbsp; nbsp;Gerbstoffhaltig: in der Eichenrinde, Weideurinde, Gallus, Catechu, Bistorta, Tormentill, China, Nelken­wurzel, Cascarill (z.B. Gerbstoff Tannin).nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; [C:,H40.; Glycerin C'H^O5).
Offlc. Leinsamen, Ricinus, Croton, Lorbeer und ihre Oele, Baumöl, Mohnöl (ehem. Grundlage, Lipyl-Oxyd
a)nbsp; nbsp;Sauerstofffreie Oele: ') Terpentinöl, Wachholderöl (Sabina), Citronöl, Steinöl.
b)nbsp; nbsp;Sauerstoffhaltigo Oele: quot;) Anis, Angelica, Arnica, Calmus, Baldrian, Camille, Kümmel, Fenchel, Kascarille, Inula, Liebstökl, Münze, Phellandrium, Sambucus, Tanacetum.
Feste quot;•) Camphor, Cantharidin (C-'IPO2).
c)nbsp; nbsp;Stickstoff- und schwefelhaltige: j) Senf-Oel, Meerrettig — Kuoblauch-Oel.
d)nbsp; nbsp;Breuzliche Oele: Hirschhorn-Oel, Theer, ff) Kreosot. Offlc. Colophon, Jalappe, Pech (Jalapin C4:!H,0020).
Offlc.Aloe, Ammoniakgummi, Asa fötida, Euphorbium, Gummi (Aloetiu CH-'O10). Offlc. Terpentin, peruvianischer Balsam (z.B. Peruvin C^H^O2; Cinamein C^WC*). Offlc. arabisches Gummi (Arabin') Eibisch, Malve, Leinsamen, Island. Moos. Offlc. Zucker, Honig, Süssholz, Eoob juniperi (Stärke = C12U2quot;Olquot;). Offlc. Weingeist, Schwefel-Aether, Salpeter-Aether, Chloroform (C4HloO).
B. Metalle. a) Alkali-Metalle.
h) Erd-Metalle.
c) Erz-Metalle.
/- A. Organ. Säuren, meist aus OHO in ver schied. Verhältnissen
zusammengesetzt.
B. Organische Basen
CTIN meist mit 0, ü
verschied. Verhältu.
('. Amphotere Stoffe.
103
31 108 100
64
37 Cgt;K'0-' CSUHWH-H'O
C4HJ05-t-HO
C'8Hgt;raquo;Oq.4-3HO
Anfangsbuchstabe und -|-
darüber.
055H'Nquot;iOraquo;,-f-P,S''
OHO in versch. Verhältu
selten N.
3.nbsp; nbsp;Fettes Oel.
4.nbsp; nbsp;Aetherisches Oel.
CHO in versch. Verhältu. C-^Hlaquo; ') C20II2402 quot;)
CioHifio. —) OWN^S2. f) 0MKl6O2. if) CHO in versch. Verhält.
dessgl.
dessgl. C12H220quot;. ') C12II2l,0l0-fH20. C4Hi202.
5.nbsp; Harze.
0.nbsp; nbsp;Schleimharze.
7.nbsp; nbsp;Balsame.
8.nbsp; nbsp;Pflanzenschleim.
9.nbsp; nbsp;Zucker. 10.nbsp; nbsp;Weingeist.
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Physiol. Elntlieilung der Arzneimitlel etc.
185
III. Eintheilung der Arzneimittel nach ihrer AVirkuug auf die Verrichtungen
des gesunden Körpers.
Hauptmittel.
Nebenmittei, auch diät, und Chirurg. Mittel.
I. Cl.
Auf die Verdannng wirkende Mittel.]
1.nbsp; Die Verd. befördernde (stomachica) bittere, gelindgewürzliaftePfianzen, Kochsalz.
2.nbsp; Die Verd. schwächende: schleimige,
einhüllende,gelindabfiihrende,me-tall. Mittel.
3.nbsp; nbsp;Die Verd. alterirende: Brech-, Laxir- Purglrmittel.
11. Cl. Auf die Blutbeschaffenhcit wir­kende Mittel.
1.nbsp; nbsp;Die Gerinnbarkeit vermindernd: cilfjüubuugstuibriije Mittel über­haupt, Antiphlogistica, besonders Neutralsalze, kohlensaure Alkalien; Quecksilber-Mittel.
2.nbsp; nbsp;Die Gerinnbarkeit vermehrend: stickstoffhaltige Nahrung, trocken kalte Luft, adstringirende Pflau-zenstoffe, Eisensalze. Oertlich: die OfutfliffeilÖen Mit­tel, Styptica- wie Miueralsäuren,
Enzianwurzel (R. gentian.) Wermuth (Hb. absynth.)
Hb. centaurei, poly-galae amar. trifolii fibr.; cardui bened.; Kalmus, Senf, Ingwer, Aloe in kleinen Gab.
Salpeter, Salmiac, koh­lensaures Kali und Na­tron, versüsstes Queck­silber.
Schwefelsäure, Rabel's Wasser, Welng., schwe felsauresEisen u.Kupfer, Alaun; Kreosot.
Kälte, Essig; Feuer.
3.nbsp; nbsp;Den Eiweiss-Gehalt vermehrend: Leguminosen (Erbsen, Bohnen, Wicken) als Futter.
4.nbsp; nbsp;Den Cruor vermehrend: Eisenmitt.
5.nbsp; nbsp;Den Wassergehalt vermindernd: harntreibende Mittel.
6.nbsp; nbsp;Die Zersetzung hindernd: fauf-llißaribrigeMittel, Antiaeptica, an-tiscorbuiica — Reizmittel, Säuren.
7.nbsp; nbsp;Die Zersetzung befördernd: Digt talis, Seeale cornutum.
Eichenrinde, Weidenrinde, China, Catechu, Gallus; Schwefelsäure , Essig, Chlor, Weing., Camphor.
Alcallen, Quecksilber.
Oertlich: Abhalten der Luft.
Feuchte Wärme, faul. Ausdünst. Contagien.
.J
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-ocr page 202-
186
Physiol. Eintliüilimg der Arzneimittel etc.
Hauptmittel.
Nebenmittel, auch diät. und Chirurg, Mittel.
III.nbsp; 01. Auf die Ernährung wirkende Mittel
1.nbsp; nbsp;Den Ansatz begünstigend: die er­nährenden Mittel, die bittern und gevrürzhaften Mittel.
2.nbsp; nbsp;Den Ansatz hindernd : Jod, Queck Silber, Schwefel; die ausleerenden Mittel (Evacuantia, d. h. Brech-, Laxir-, Purgir.-M., Diuret.) Oert-lich die flcljllütfcf: (caustica).
3.nbsp; nbsp;Den Ansatz alterircnd: Arsenik.
IV.nbsp; Cl. Auf die Aufsaugung (Kesorbtiou) wir-
kende Mittel.
1.nbsp; nbsp;Die Resorbtion befördernd; Alea­lien,Quecksilber (alterantia) Spies-glanzmittel,Jod; dieentzündungs-widrigeu und ableitenden Mittel. Oertliche und erweichende, auf­lösende Mittel.
2.nbsp; nbsp;Die Resorbtion Termindernd: Kälte, narcotica, adstringirende Mittel.
V. Cl. Auf die Absonderungen im Allge­meinen wirkende Mittel.
1.nbsp; nbsp;Dieselben überhaupt vermehrend die ausleerenden Mitt.f'ei'acKantiaJ.
2.nbsp; nbsp;Dieselben überhaupt vermindernd dieabflriligireubeuMitt.: Adslrln-yentia, ablelt. Reize, Säfteverlust.
Insbesondere auf einzelne Secretionen wirken:
A.nbsp; Speichel-Absonderung 1. vermehrend: die Speichelmittel (sialagoya), 2. ver­mindernd: äussere Reizmittel, Camphor.
B.nbsp; nbsp;Die Magen- und Darmsecretion
1.nbsp; vermehrend: gelinde Reizmittel, bit­tere, gewürzhafte, ;BrecO=,Ca!;ir=,}Jur= jjirmittEr: emetica, laxantia, purgant.
2.nbsp; Vermindernd: adstringirende Mittel; auch narcotica.
3.nbsp; Abändernd : säuretilgende Mittel; (absorbentia).
C.
Cnnc. Säuren, caust. Al­kalien, Quecksllbersubl., roth. Präcipitat, Arsenik, Chlor-Antimon, Chlor-Zink, salpeters. Silber, Kupfer-Vitriol , gebr. Alaun.
Eiweisshaltige Kleber, Mehl-,Zucker-, fett­haltige; Eyer.Milch, Fleischbrühe, Brod.
Blut -Lymph-Verlust: Eiterung.
Kohlens. Kali und Natron, Kohl- u. Chlor-Ammon., Calomel, Jod, Jodkali, Brechweinst.. Spiesglanz-schwefel, Hepar. autim. Kalibäder, Seife,Salmiak­geist, Quecksilber- und!Reiben, anhaltender Jodsalbe, Arnica.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Druck: Feuer.
Eichenrinde, GalIäpfel,Ca-' Hnnger-Cur, Kälte, techu, Alaun, Metallsalze (Vitriole).
Scharfschmeckende Mittel, Senf, Ingwer , Tabak ; Quecksilber, örtlich oder im Uebermaass.
(Zink) Vitriol. Rhabarber, Senna, Ta­bak, Bryonia.
Trocknes Futter. Schleim., fett. salz.Mitt.
b. entzündl. Reizung;
Klyst. mit Kupfervitr.
salpetersaures Silber.
Veratrum, Ipecacuanha, schwefeis. Natn, Kali und Bittererde,Fett,Ricinusöl,
Jalappe, Aloe,Krot.Calom.
Op ium. Nux vomica, bittere Mandel; salpeters. Silber, Rad. Colombo.
Alealien u. Erden; Chlor­kalk, Kohle.
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Physiol. Eiutliellung der Arzneimittel etc.
187
C.nbsp; nbsp;Die Gallensecretion
1.nbsp; vermehrend: Aloii, Calomel; Brech­mittel ;
2.nbsp; vermindernd: Pflanzensäure, Weinst.
D.nbsp; nbsp;Die Nasen- u. Bronchialschleimsecretion 1. vermehrend: JSiessmitt.(itemutatoriß)-
Sril(lnütfe[ (expeetoranHa).
Tabak, Veratr., Schwefel-,
Chlordämpfe. Salm., Goldschw.,Ammon
Gummi, Fenchel, Anis
Alant, Theer.
Wasserdmpf., Schleim a. zuckerh.StoffySyr., Honig, Roob, Süssh., isi.Moos,Sem. foenigr. Rad. seuegae.
Adstriug.Mitt. örtl., als Einspritz, in die Nase und innerlich.
Goldschwefel, Kermes, Brechweinst.1, Salm., Camphor, äther. Oele, Spirituosa; Aether. Reiben, warme Deck. Waschungen.
2. Vermindernd:
E. Die Hautsecretion
1, vermehrend: schweisstreibendeMittel (diaphoretica, sudorifera).
Bleizueker, Kreosot (inner­lich) Blausäure.
Schwefel, essigs. Ammon., Hollunder.
Oertlich: die hautreizenden Mittel, ru-bcfacientia. vfsicantia,
Senf, Canthar., Euphorb., Terpeutinöl.Salmiakgeist, 01. laurin, Kroton-Oel, Brechweinst., grüne Seife, Alkalien, Schwefelleber.
2. vermindernd: Kälte,abführende,harn­treibende Mittel. F. Die Harnsecretion
1. vermehrend : harntreibende Mittel (diuretica), a) kühlende, b) erhitzende.
a) Neutralsalze, Weinst., verdünnte Säuren,Brech­weinst, b) Bacc. juniper., 01. terebinth. Colophon, Squilla, Sem. phellandr. Digitalis, Canthariden.
Hb. uvae nrsi, Alaun, Blei­zucker, Kreosot.
Sem. petroselini.
2.nbsp; vermindernd: adstringirende Mittel, Camphor, ableitende Reizmittel,
3.nbsp; nbsp;abändernd: Schwefelsäure, schwefeis. Eisen, 01CC, 01 tereb., Alaun, Bleizuck.
G. Die seröse Absonderung
1.nbsp; vermehrend: Reizung der serösen Btäute durch Entzündung, Einspritzung von Jod u. s. w.,
2.nbsp; nbsp;vermindernd: harntreib, schweisstreib. Mitt., örtlich ableitende (Reizmittel).
H. Die Eiterung
1.nbsp; vermehrend: SigcfliDmiftcf,
2.nbsp; vermindernd; austrocknende, adstrin­girende Mittel,
3.nbsp; nbsp;abändernde: Kohle, Clilor, Reiz-und Aetzmittel.
Anstechen.
Terp., Bals., Harze, Theer.
Blei, Kupfermitt. Villatte-
sche Liq., Snbl.-Auflös.
Wärme. Kälte.
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188
Phyilol. Einthellnng der Arzoeimittel etc.
Hauptmittel.
Nebenmittel, auch diät, uud Chirurg. Mittel.
VI.nbsp; nbsp;Cl. Auf das Athmen wirkende Mittel.
1.nbsp; nbsp;Das Athmen beschleunigend
2.nbsp; nbsp;Das Athmen verlangsamend : ent­zündungswidrige, narcotische Mitt., ableitende Hautreize.
VII.nbsp; nbsp;Cl. Auf die Blntbewegnng wirk. Mittel.
1. Den Herz- und Pulsschlag be-schleun.: Keijnuttef (irritantia).
Weingeist, A ether, Camph, äther. Öle (Terp.-Öl), Am-mon. (kohlens. u. brenzl.-öliges) Angelica, Imperat. Levistic.
Schwefels. Natr., Kali, Sal-peter,Brechweinst. Weiu-stein, Salzs., Schwefels. Calomel, Salmiak.
China, Weidenrinde, Cas-carill, Caryophyll., Eisen
Wärme, verdünnt.Luft, starke Beweg, warmes Getränk, Spirituosa.
Ruhe, Blutentziehung.
Wein,Bier; Rad.oalam,, viueetoxie; Hbae.aro-mat., stark. Säfteverl.
2.nbsp; nbsp;Den Herz- und Pulsschlag -ver­langsamend : entzündungswidrige Mittel (anüphloyistica) auch nar­cotische Mittel.
3.nbsp; Den Herz- und Pulsschlag fträflaquo; tiijeilb (tonica).
VIII.nbsp; nbsp;Cl. Auf die DBuskeltllatlgkelt wir-
kende Mittel.
1.nbsp; nbsp;Die Muskelcontract. hervorrufend: örtliche Reize; tetaniea.
2.nbsp; nbsp;Die Muskelcontraction aufhebende: narcotische, paralytische Mitt.,
3.nbsp; Die Muskelcontraction regulirend: (irttmpf(tltrenbe (antispaamodica).
IX.nbsp; Cl. Auf die Nerventhätlgkelt wirkende
Mittel.
1.nbsp; Dieselb. erhöhend: flucht.Reizmitt.
2.nbsp; nbsp;Dieselbe vermindernd: schmerz­stillende Qetduöeilbe Mittel (ano-dina, narcoticaj.
X. Cl. Auf die ZengUngSthätigkölt wir­kende Mittel.
1.nbsp; Dieselbe vermehrend: ernährende, gewürzhafte Mitt.: Reizmittel.
2.nbsp; nbsp;Dieselbe vermindernd : Salze, Cam­phor, Jod, Quecksilber, Blcimitt.
3.nbsp; Auf den Fruchthälter wirkend: uterina, emmenagoga.
4.nbsp; nbsp;Auf die Milchsecretion a) beför­dernd : eruiihrende Mittel, Um-bellaten, Spiesglanz, b) vermin­dernd: Conium, Phellandrlum, Pe-troselin; ausleerende Mittel.
Essig, Holzessig, Kälte. Hunger, Aderl., Digi-talis,Secale,Nicotiana, Aconit, Aether.
Nux vomica, Veratrum.
Aether, Chloroform, Bella­donna , Opium.
Asa foetida, Valeriana. Chammomilla , Camph,
Electricität, Aeupunc-
tur, Feuer. Durchschneiden der
Muskel. Aether-empyreum.Öle,
Blaus., A ether,Ipecac.
Weingeist, Aether.
Opium,Hyoscyam.,Beilad., Aconit., Digit., Coniura, Nicot.; Aether, Chloro­form, Blausäure.
Bluteutziehung. ableit. Reizä, Kälte örtlich.
Hb. sabinae, Borax, Se­eale cornut. Sem. anisi, foeniculi.
Canth., Hanfsam. Lein­samen, Kupfer.
Kälte , Säfteverlust, Mangel an Futter.
Hanfsamen, Leinsam.
Goldschwefel.
Kälte, Salze, Hunger.
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Therapeutische Eintheilung der Arzneimittel.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 189
IV. Therapeutische Eintheilung der Arzneimittel. I. Hanptabthellnng.
Auf die Verdauung, Ernährung und die dazu gehörigen Secretionen wirkende Mittel.
A. Mittel, welche die Anbildung und den Tonus vermehren, die Blutraischung verbessern. (Euplastica.)
1. Clasäe. Ernähren'le Mittel. JMncilfia.
a)nbsp; Aus d. Pflanzenreich Eiweiss, Kleber, Mehl, Schleim, Zucker- und Körn., Hülsenf.-.. Brod,
fetthaltige Stoffe........ Knoll. (Süssh., Root).
b]nbsp; Aus dem Thierreich Gallerte, Eiweiss, Käsestoff, Faserstoff, fett-
haltige Stoffe.........Eier, Milch, Fleisch.
2. Classe. Die Verdauung belebende Mittel. StomttCtjica.
.i) Bitt. PflanzeustoiTe Enzian, Wermuth.........Hb. emtaurei, polyg.
amar. f.rifol. flbr., card, bened.
b) Gelindgewürzh.(zu- Calmus, Ingwer, Kümmel......Baccjunip.Meuth.Sem.
gleich windtreibendenbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; coriandr., Sinap. Tab.
Carminativa)
o) Salze..... Kochsalz............ Glaubersalz, Doppels.
d) Absorbirende. An- Kaust. Kalk, Ammoniak, kohlensaures Kali Schwefelleber, Chlor-iaeida, absorbentianbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;und Natron, Magnesia...... kalk, Kohle.
3. Classe. Rein stärken de Mittel. SEcmica.
a)nbsp; Aus d.PIlanzeureich China, Weidenrinde, Cascanll, Caryophyllata.
b)nbsp; Mineralische . . Kisenpalver, Eisen-Oxydul, Stahlschwefel.
4. Classe. Zusammenziehende Mittel, flbltringenlia (styptica)-
a)nbsp; nbsp;Gerbstoffhaltige . Gallns, Catechu, Eichenr.,Tormentill, Bistort.
b)nbsp; Mineral, feisiccani.) Alaun, essigs. Blei, schwefeis. Eisen, Kupfer Grünsp.(essigs.Kupfer),
und Zink........... Salbe, Villat. Liqu.
c)nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Kreosot.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Lap. divin.
B. Mittel, welche die Spannung der Theile vermindern, erschlaffen. 5. Classe. Erweichende Mittel. (EmofKentiQ.
Pflanzenschleim, Rad. altheae.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Feuchte Wärme.
Gummi arabicum, Malve, Amyluiu, Lein- Deckende Mittel Pfla-samen, Baumöl, thierisches Fett.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ster, Pech, Collod.,
(Binden), Eibischsalb.
C. Mittel, welche die thierische Substanz zerstören.
6. Classe. Aetz-Mittel. (Eauflica.
a)nbsp; Alkallen und Erden Kaust. Kali, Kalk, Ammonium, gebrannter Feuer, Eiterung.
Alaun............
b)nbsp; Säuren.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Conc. Schwefelsäure, Salzsäure, Salpeter-
säure, Arsenik, Quecksilberoxyd, schwefeis. Kupfer, Quecks.-Subl.
c)nbsp; Metallische Mittel Chlorantimon, Chlorzink, Salpeters. Silber.
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190nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Therapeutische Eintheilung der Arzneimittel.
D. Mittel, welche normale oder abnorme Flüssigkeiten aus dem Körper wegführen. (Ausleerende Mittel Evacuantia).
Entziehung von Blut, Lymphe, Kiter.
7. Classe. Eckel- und Brechenerregende Mittel. Brechmittel. ffimeÜCO, nauseosa.
Auf Pferde und Wiederkäuer wenig wirkend.
a)nbsp; nbsp;Vegetabilische . . Veratrum, Ipecacuanha.......Mechanische Reizung.
Hellebor niger, Gratiol.
b)nbsp; Mineralische . . Spiesglanz-Welnstein, Zink-, Kupfer-Vitriol. 01. petrae alb.
8.nbsp; Classe. Mittel, welche die Darm-Ausleerung beschleunigen und
zugleich kühlend wirken. Abführende Mittel. CQjautia.
a)nbsp; Pflauzenstoffe . . Fettes Oel........... Leinsamen.
b)nbsp; Salze.....Schwefelsaures Natron , -Kali, -Magnesia . Kochs., Weinst.,Brech-
weinst.; Calomel(Kly-stiere, schleimige.)
9.nbsp; Classe. Stark abführende, zugleich reizende, erhitzende Mittel.
Purgirmittel. ]Jurgailfia.
Aloii, Kroton, Ricinns-Oel......Jalappe,Bryonia, Rha­barber, Senna, Tabak, Senf (reiz. Klystiere).
10.nbsp; nbsp;Classe. Die Bereitung und Ausleerung des Uarns vermehrende
Mittel. Harntreibende Mittel. DiureflCa.
a)nbsp; Kühlende . . . Mittelsalze, quot;Weinstein, Brechweinst., Alkalien
Digitalis...........
b)nbsp; Reizende . . . Terpentiu-Oel, Colophon, quot;Wachholderbeere, Colchicum, Cantharid.
Squilla............ Petersilie.
11. Classe. Die S chle im s e cretion der Respirationsorgane und den Auswurf befördernde Mittel. Brustmittel. Cppcctorailtitt, Bechica.
a)nbsp; Gellude .... Zucker- schleimhaltige Stoffe, isländisches Sem.toenigraeci.Was-
Moos, Salmiak......... serdämpf.,Syrup,Ho-
nig, Roob.
b)nbsp; Reizende .... Ammoniakgummi, Fenchel, Anis, Enula, Theer-, Chlordämpfe.
Senega; Theer, Chlor.......
12. Classe. Die Hautsecreti on vermehrende Mittel. Schweisscreibende Mittel. Diajlfjorefica, Sudorifera.
a)nbsp; Gelinde .... Spiesglanz, Schwefel, Goldschwefel, essigs. Kermes, Breehweinst.,
Ammoniak, Hollunder, Lindenblüthe . Salm., warme Tränke,
Decken, Reiben, Be­wegung, Dampfbäder.
b)nbsp; Beizende. . . . Spirituosa, ätherische Oele, Camphor . . Aetherinhalation, Ve-
ratrnm Infusion.
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Therapeutische Eintlieilung der Arzneimittel.
191
II, Hanptabthellnng.
Auf den Kreislauf und die Resorbtion (Gefässsytein, wirkende Mittel.
13.nbsp; Glasse. DieimGefasssystem vorherrschende Contraction, diePlasticität
und Wärmebildxing mindernde Mittel. EntzünduLgswidrige Mittel. ilnlipOfogiflictt, Temperanüa.
Kälte, Ade-lass, ab-leit. Mtl., Hungern.
a)nbsp; Salze.....Salpeter, Weinstein, Brechweiustein . . Glaubersalz, Goppels.,
Kochsalz, Salmiak.
b)nbsp; Säuren .... Essig, Salzsäure, Schwefelsäure ....
c)nbsp; Metallische Mittel . Mildes Chlorqueeksilber, graue Quecksilber-
salbe, Bleiessig.........Sciiwefelleber.
14.nbsp; Classe. Die im Gefässsystem vorherrschende Expansion, die Neigung
zur Zersetzung beschränkende, die Wärmebildung steigernde Mittel. Reizmittel. Orritailtia, Stimulantia.
a)nbsp; Weingeistige . . Aether, Salpeteräther, Weingeist .... Wein, Bier.
b)nbsp; Aetherisch-ölige . Terpeatiuöl, Camphor, Angelica, Impera- Aromatische Pflanzen
toria, Ligustic......... (Labiaten).
c)nbsp; Ammoniakalische . Kohlensaures und brenzliches Ammoniak . Spir. C. C.
15. Classe. Aeusserliche Reizmittel. Dcrioatltia.
a)nbsp; nbsp; Gelinde: Rubefa- Terpentinöl, Lorbeeröl, Senf, Salmiakgeist,
cicntia.....nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Seife grüne..........Lauge, Schwefelleber.
b)nbsp;Stärkere: vesicanüa, Cantharideu, Euphorbium, Brechweinstein,
exulccrantia . . .nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Crotonol........... Aetzmittel, Feuer.
IG. Classe. Auf die Resorbtion (Verflüssigung und Aufsaugung) wirkende Mittel Kcfofueufia.
Innerliche: Umstim- Schwefelleber, Spiesglanzschwefelleber, Al­mende: Alterantia .nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; kalten, Quecksilber (versüsstes) Jod . . Arsenik? Kupfer.
Aeusserliche: Zerthei- Arnica, Camphor, Jod, Jodkali, Queck- Reiben,feuchteWärme,
lende.....nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; silbersalbe, Seife, chromsaures Kali . . Druck, äussere Reize,
Feuer.
III. Hanptabtbeilnng.
Auf die Thätigkeit des Muskel- und Nervensystems wirkende Mittel. Nervenmittel. Nervina.
17.nbsp; Classe. Die gestörte Mnskelthätigkeit vermindernde (ordnende) Mittel.
Krampfstillende Mittel, flntispasmobicn.
Asa foetida, empyrenm. Oel, brenzliches Ipecac, Camphor, Bei­Ammonium, Valeiiana, Chamille . . . ladonna, ableit. Reize
Narkotica: Aether.
18.nbsp; Classe. D^ie aufgehobene Thätigkeit (Lähmung) der Muskel beseitigende
Mitte;. JEettllUCfl, Spinantia, antiparalytica.
Nus. vomica , Veratrum.......Electricität, abl. Reize.
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192nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Therapeutische Eintheilung der Arzneimittel.
19. Ciasse. Die gesunkene Thätigkeit der Nerven erhöhende Mittel.
(üccitantia.
s. Reizmittel II. Hanptabtheil. 14. Classe. . Weingeist, Aether, ätlj.
Oel, Camphor, Ar­nica, Phosphor u. s. w,
20. Classe. Die erhöhte Ne rve nthä tigkei t vermindernde Mittel. Schmerz­stillende, betäubende Mittel, .flllobgiin, Narcotica.
Gelinde (sehmerzstil- Hyosciamus, Aconit, Conium, Nicotiana, Ruhe. feuchte Wärme, lende)..... Belladonna.......... einhiill. Mtl., Blau­säure, Aq. laurocerasi. Stärkere (betäubende) Opium , Aether, Chloroform.....
IV. Hauptabtheilung.
Mittel, welche auf die Thätigkeit der Zeugungsorgane wirken.
21. Classe. Die Thätigkeit der Zeugungsorgane vermehrende Mittel. Äpljroblfiaca , Emmenagoga.
Canthariden , Seeale cornntum..... Nähreude, Reizmittel
überh., Wärme. Sabina, Borax, Kali carb....... Hanfs., Leins., Kupfer
12. Classe. Die Thätigkeit der Zeugungsorgane v ex min dernde Mittel.
.fln(i])(jroöi|iaca.
Camphor, Salpeter.........Kälte, Hunger, küh­lende u. ausleer. Mtl.
23. Classe. Auf die Mil chsecretion -wirkende Mitte!. ^afactlCO.
a)nbsp; nbsp;Vermehrend . . . Fenchel, Anis, Spiesglanz u. A..... Mechanische Reizung.
b)nbsp; nbsp;Vermindernd . . Conium, Petersilie, Phellandrium . . . Kälte, adstringirende
Mtl., abführende Mtl., Nussblätter.
c)nbsp; Abändernd . . . Alealien, Belladonna........Harntreib. Mtl., Chlor.
Anbang.
24. Classe. Mittel gegen die Schmarozer des thierischen Körpers.
(fluttpara|lfictt. Wurmmittel, anthel-nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Aloe, Wermuth,Wurm-
mintica .... 01. CC, Tanacet.,Filixmas, Bryonia, Kousso samen, Baldrian, Ter­pentinöl, Arsenik. Gegen Hautparasiten: 01. terebinth., anisi, petrosel., Tabak, Col- Dämpfe v. Terpentin-Läuse, Zecken, Mil-nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;chicum, Nux vomica, Pyrethrum, 01. CC. öl, Iheer, Aether, ben, Insectenlarven . grüne Seife, Quecksilbersalbe .... Schwefel, Benzin.
25. Classe. Mit tel gegen An ste ckungsstoffe, üb le Gerüche u. dgl. Desinftcicufio.
Chlor, Chlorkalk, Kohle, Essigdämpfe,
schwefelige, salpetrige Säure .... Hitze, Kälte.
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FÜNFTER ABSCHNITT.
Von der Zubereitung der Arzneiformen.
(Dispensiren der Arzneien.)
Ist auch die richtige Auswahl der gegen einen bestimmten Krankheitszustand erfahrungsgemäss günstig wirkenden Arzneimittel die Hauptsache, so hängt doch auch Vieles von der Form, in welcher die Arzneimittel beigebracht, der Verbindung, in wel­cher sie sich befinden, und dem Verfahren, diese Verbindung zu bewirken, ab.
Es ist bei den Hausthieren all' dieses von um so grösserer Wichtigkeit, als der Bau ihrer Verdauungs-Organe so verschieden ist (z. B. Wiederkäuer — Fleischfresser), dass schon hiedurch sich gewisse Regeln für die Arzneifonnen ergeben; so ist z. B. bekannt, dass Arzneien, die bei den Wiederkäuern in den ersten und zweiten Magen gelangen, entweder gar nicht oder erst sehr spät eine all­gemeine Wirkung hervorbringen; dass feste Arzneiformen beim Hinabschlucken weit eher in die beiden ersten Mägen, als in den dritten und vierten gelangen; während letzteres eher bei flüssigen Formen, die mit gewissen Vorsichtsmaassregeln gereicht werden, der Fall ist. — Hunde erbrechen nicht selten die ihnen mit Zwang beigebrachte Arznei jeder Art, während dieselbe ihnen im Futter oder sonst unbemerkt beigebracht, kein Erbrechen erregt. Die Wirkung mancher Arzneimittel ist beim Pferde von der flüssigen oder festen Form derselben abhängig.
Bei der Eintheilung der Arzneiformel! ist wesentlich, ob sie innerlich oder äusserlich angewendet werden sollen.
1. Arzneiformen für die innerliche Anwendung.
Sie unterscheiden sich in: A. flüssige, B. weiche und C. trockene Arzneiformen.
Hering, Arzneimittol. 2. Aufl.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;13
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194nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Von der Zubereitung der Arzneiformen.
A. Die flüssige Arzneifovm (Mixtura, Fotio, Fötus) Mix­tur, Einscliütt, Trank, besteht gewöhnlich in der Auflösung eines oder mehrerer Mittel (z. B. Salze, Extracte) entweder in blosem Wasser, oder in einer wässerigen Abkochung, Aufguss u. dgl. von Pflanzenstoffen; auch können an und für sich flüssige Arzneimittel (z. B. Salzsäure, Weingeist) mit Wasser, einem De­coct u. s. v. einfach gemischt werden. Selten werden Wein, Branntwein, Essig u. dgl. als Vehikel für innerlich anzuwendende Arzneistoli'e angewendet.
Bei der Vorschrift solcher Arzneiformen ist darauf zu sehen, dass die Flüssigkeit überhaupt im Stande sei, das feste Mittel aufzulösen (also nicht etwa Colophonium, Camphor u. dgl. in Wasser aufgelöst werden soll), und dass von der Flüssigkeit die erfor­derliche Menge vorgeschrieben sei, um die festen Stoffe (z. B. Salze) ganz auflösen zu können, ausserdem setzen sich die spe-cifiscli schweren Bestandtheile zu Boden, während die leichteren (z. B. Camphor, Oel) oben schwimmen. In vielen Fällen werden frisch bereitete Pflanzen-Abkochungen und Aufgüsse warm zu Auflösung der übrigen Stofl'e verwendet, wodurch dieselbe nicht nur rascher vor sich geht, sondern auch von den meisten Salzen mehr aufgelöst wird als ohne Mithülfe der Wärme. Das Ein­geben einer solchen Mischung geschieht ebenfalls lau, da nach dem völligen Erkalten das in derselben aufgelöste Salz sich theil-weise wieder ausscheiden würde.
Die flüssigen Arzneimittel haben mehrere bedeutende Vorzüge; sie vertheilen sich gleichmässiger im Magen und Darmkanal und werden daher leichter und schneller resorbirt; eine locale Wirkung auf einzelne Stellen der Magenschleimhaut ist daher weniger zu befürchten und die allgemeine Wirkung ist bälder und stärker zu hoffen, als bei weichen oder festen Arzneiformen; überdies ist der Magen bei der Auflösung und Verdauung der beiden jctztern mehr in Anspruch genommen und sie setzen daher einen gewissen Grad von Thätigkeit in demselben voraus.
Anderntheils ist die Anwendung flüssiger Arzneiformen, wenig­stens für die grössern Hausthierc mit mancherlei Schwierigkeiten verknüpft. Sie müssen in der Pegel denselben durch nicht unbe­deutenden Zwang beigebracht werden; hiebei geht nicht nur leicht ein Theil der Arznei verloren, sondern es ist auch besonders beim Pferde (aber auch bei Kindvieh, Schafen u. dgl.) Gefahr, dass ein Theil der Flüssigkeit durch die Stimmritze und Luftröhre in die Lunge dringe, und daselbst heftige Reizung, Entzündung, selbst tödtliche Verschwärung hervorbringe.
Aus diesem letztern Grunde ist das Einschütten von flüssi­gen Arzneien beim Pferde, wenn nicht Gefahr auf dem Verzüge
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Von der Zubereitung der Arzueiformen.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; .nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;195
haftet oder die Schwierigkeit im Schlingen fester Stoffe zu gross ist, so viel möglich zu vermeiden; jedenfalls aber müssen die dem Pferde mit Zwang beizubringenden flüssigen Arzneien eine völlige Auflösung darstellen, das heisst, keinerlei unaufge­löste Pulver u. dgl. enthalten, weil letztere, selbst wenn sie einer ganz unschädlichen Substanz angehören (z. B. Eibisch, Süss-holz), in der Lunge durch ihren anhaltenden mechanischen Reiz den grössten Nachtheil anrichten, während klare Flüssigkeiten möglicherweise von der Bronchial-Schleimhaut resorbirt und damit aus der Lunge entfernt weiden können. Es ist daher streng darauf zu achten, dass solche Einschütte (sowohl für Rindvieh als Pferde) durch ein Seihtuch (Colatorium) von gutem Flanell (nicht blos durch einen Seiher von Blech u. dgl.) vor ihrer Anwendung durchgeseiht werden.
Folgendes Mittel, das bei Krampfkolik der Pferde häufig in hiesiger Klinik angewendet wird., kann als Beispiel der Bereitung eines gewöhnlichen Tranks (Einschütt) dienen: Extract, hj'osciam Dr. 1. Natrum sulphuric. Unc. 3. Infus. flor. chamom. Unc. 12.
Hier werden zuerst die Kamillen mit siedendem Wasser aufgegossen (s. S. 197) und dieselben Y4 Stunde stehen gelassen; das auf einer Tarirwage mittelst eines kleinen Spatels oder bei­nernen Löfl'elchens gewogene 1 Quint Bilsen - Extract wird in eine mit einer Schnauze versehenen Serpentin- oder Porphyr-Reibschaale gethan und unter allmählichem Zusatz einiger Unzen des warmen (durchgeseihten) Kamillen-Aufgusses mittelst Um­rühren und Zen-eiben aufgelöst und in eine Bouteille geschüttet; in eine zinnerne Mensur von 16—18 Unzen Gehalt werden die 3 Unzen schwefelsaures Natron gethan, der noch benöthigte Rest des warmen Kamillen-Aufgusses durch das Seihtuch darauf ge­schüttet und mit dem Spatel oder Löffel umgerührt, sodann diese Auflösung-zu der des Bilsen-Extrakts in die Bouteille gethan und (nach gehöriger Abkühlung, die meist schon durch die Auflösung des Salzes bewirkt wird) das Ganze dem Thier eingeschüttet.*)
Wäre statt des Bilsen-Extrakts z. B. Brechweinstein verordnet, so hätte man blos diesen nebst dem Glaubersalz in die Mensur zu thun und das Infusum heiss darauf zu seihen (coliren), da sich beide Salze ganz leicht auflösen. Bei schwer auflöslichen Salzen, wie Doppclsalz, Weinstein, thut man besser die Auf­lösung in einer Reibschale vorzunehmen.
•) Das maasweis Einschütten, oft ganz imlifferenter Arzneien, wie es be­sonders bei krankem Rindvieh angewendet wird, ist ein wirklicher üebelstand und sollte möglichst verlassen werden.
13 *
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196nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Von der Zubereitung der Arzneiformen.
Für die auswärtige Praxis sind Einschütte nicht vorzuschrei­ben, da man nicht wohl 2—3 Bouteillen mit Arznei bereiten und mitnehmen oder mitgeben kann; in solchem Falle werden die Salze u. dgl. in Pulverform abgetheilt und die zum Vehikel gehörigen Pflanzenstoffe (z. B. Kamillen) abgesondert dispensirt; der Empfänger aber wird unterrichtet, dass er letztere anbrühe, nach dem Erkalten durchseihe und in einer bestimmten Menge der erhaltenen Flüssigkeit, eines der Pulver (durch Schütteln in der Flasche u. dgl.) auflösen soll.
Emulsion. Manche Arzneimittel, die in flüssiger Form gereicht werden sollen, lösen sich nicht oder nicht vollständig im Wasser auf, während ihre eigentlichen Auflösungsmittel z. B. Weingeist, ätherisches oder fettes Oel u. dgl. für den vorhande­nen Krankheitszustand nicht passend sind. So lösen sich z. B. Gummiharze (Asa foetida, Ammoniakgummi), der Camphor, der Terpentin u. s. w. wenig oder nicht in Wasser, und man muss sich daher begnügen, sie in demselben fein zertheilt und suspen-dirt zu erhalten. Dies geschieht dadurch, dass man das Wasser durch Schleim, Gummi, Eigelb u. dgl. dicklich macht, wodurch die beigemengten Substanzen gehindert werden, sich leicht (als Bodensatz oder als Rahm) auszuscheiden, was übrigens nach län­gerem Stehen dennoch geschieht, daher diese Emulsionen unmit­telbar vor dem Eingeben umzuschüttein sind. Oel- und schleim-haltige Samen, z. B. Lein-, Hanfsamen, Mandeln, geben mit kaltem oder lauem Wasser tüchtig zerstossen ebensolche Emulsionen, die aber in der Thierheilkunde selten benutzt werden; eher noch 'die Milch, eine natürliche Emulsion, die öfter als Vehikel für gewisse Arzneistoffe bei den Wiederkäuern (besonders jungen Thie-ren) und Fleischfressern dient.
Bei der Bereitung z. B. einer Camphor-Emulsion verfährt man folgendermaassen:
R. Camphorae Dr. 1.
Gummi arable, pulv. Unc. V,-
Decoct, e cort. salic. et rad. althaeae ana Unc. '/...
parat. Unc. 16.
Der abgewogene Camphor wird in einer Reibschaale mit et­lichen Tropfen Weingeist zu Pulver gerieben, sodann das Gummi nebst etwas Wasser nach und nach hinzugefügt und unter fort­währendem Umrühren allmählich das zuvor bereitete und nach dem Erkalten durchgeseihte Decoct zugemischt.
Ein anderes Beispiel gibt folgende Mischung:
R. Asa foetidae pulv. Unc. ll.i. Vitell. ovorum Nr. 2. Infus. rad. valerian. Unc. 12.
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Von der Ziiberoitung der Arzneiformen.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;19 7
Der gepulverte Asant wird mit dem Eigelb anhaltend zusam­mengerieben, allmählig von dem (erkalteten) Aufguss hinzugesetzt und damit fortgefahren bis die ganze Menge desselben beigemischt ist. Inzwischen ist die Bereitung dieser Arzneiform (Emulsion) für die auswärtige Praxis zu umständlich und daher wenig im Gebrauche.
Aufguss (Infusum). Um aus Pflanzen, welche neben Ex-tractivstoffen flüchtige Bestandtleile enthalten, das Wirksame aus­zuziehen , bedient man sich häufig des heissen Wassers; es wer­den hiezu die gehörig zerkleinerten Stoffe (grobgeschnittene Kräuter, oder gröblich gepulverte Rinden, Wurzeln u. dgl. *) in einer meist blechernen, innen nach Civil-Pfunden inensurirten und mit einem Deckel gut verschliessbaren Gefäss (s. S. 224) mit einer die vorge­schriebene Menge der Colatur um etwas übertreffenden Quantität siedenden Wassers Übergossen, sodann an einem massig warmen Orte (z. B. auf dem Heerde) bis zum Erkalten (lauwarm) bedeckt stehen gelassen und endlich durch ein Flanelltuch durchgeseiht und mittelst Umdrehen desselben tüchtig ausgepresst. Wo die Quantität des Arzneimittels nicht besonders vorgeschrieben ist, nimmt man 1 Unze desselben auf l Pfund (16 Unzen) Colatur; da aber die Pflanzenstoffe von dem siedenden Wasser einen Theil verschlucken, und ein anderer Theil desselben durch das Verdun­sten verloren geht, so erhält man beim Durchseihen und Auspres­sen weniger Flüssigkeit und muss daher beim Aufgiessen des sie­denden Wassers 1—2 Unzen zugeben. Sollte nach der Colatur dennoch etwas weniger als die verlangte Menge Flüssigkeit zum Vorschein kommen, so kann man auf die auf dem Filtrum befind­lichen Pflanzenreste etwas Wasser aufgiessen und sie damit noch­mals ausdrücken.
Abkochung, Absud (Decoctum). Enthalten Pflanzenstoffe hauptsächlich solche Bestandtheile, welche sich durch die Hitze nicht verflüchtigen (z. B. Schleim, Gerbestoff, Extractivstoff) oder sich schwer dem heissen Wasser mittheilen, so werden sie mit demselben längere oder kürzere Zeit gekocht (z. B. Eichenrinde, Weidenrinde, Eibischwurzel, Süssholz u. dgl.). Dies geschieht in einer verzinnten und bedeckten Pfanne auf einem massigen Feuer; je länger das Kochen fortgesetzt wird, um so mehr Wasser ver­dunstet, wonach die Menge des über die bestimmte Colatur zu nehmenden Wassers zu bemessen ist. Nach dem Kochen seiht man die Flüssigkeit durch Flanell, drückt das Residuum gehörig aus und lässt die Flüssigkeit erkalten. Während des Kochens
') Wenn mehrere solcher Mittel miteinander gemischt sind, nennt man sie Species (Thee-Species).
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198nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Von der Zubereitung der Arzneiformen.
hat man das U eberlaufen der Flüssigkeit und das Anbrennen zu vermeiden.
Decocto-Infusinn nennt man die Verbindung beider eben genannten Operationen mit einander; sie findet statt, wenn z. B. 2 Stoffe, deren einer das Kochen wegen der Flüchtigkeit seiner Bestandtheile nicht erträgt, der andere es aber zum Ausziehen des Auflöslichen nothig macht, in einer Arzneiformel zusammen treffen. Es wird hiebet die zu kochende Substanz (z. B. Eibisch) zuerst mit der nöthigen Menge Wassers gekocht, sodann aber die siedendheisse Flüssigkeit auf die, in der Infusionsbüchse befind­liche, flüchtige Substanz (z. B. Baldrian, Angelica) aufgegossen und das Ganze bis zum Erkalten, gut bedeckt, stehen gelassen. — Infus o-Decoctum ist das Anbriihen einer Substanz mit heissem Wasser, nachheriges Durchseihen; den Rückstand kocht man nunmehr mit einer zweiten Portion Wasser, seiht durch und vermischt beide Auszüge mit einander.
Sollen die auflöslichen Bestandtheile von Arzneimitteln ohne Anwendung von Wärme z. 13. mit kaltem Wasser ausgezogen wer­den , so ist hiezu längere Zeit (z. 13. mehrere Tage) erforderlich und man nennt dies Maceration (Einweichung). Wird aber nur ein massiger Wärmegrad, z. B. an der Sonne, oder auf einem geheizten Ofen u. dgl. (25—40deg; R.), angewendet, so ist dies Di-g er Iren, Digestion genannt worden; auf letztere AVeise bereitet man die meisten Tincturen, Essenzen u. dgl.
Die Infusion von Arzneimitteln in die Venen ist bei den grössern Hausthieren ein nicht seltenes Verfahren Arzneien in den Körper zu bringen. Zur Infusion wählt man gewöhnlich Tincturen sehr wirksamer Pflanzenstoffc, die mit schwachem Weingeist und meist im Verhältnisse von 1 : 8 bereitet wurden (z. B. Tinct. veratri alb., belladonnae, aconiti u. s. w.) auch Auflösungen von Pflanzen-Alcaloiden (z.B. Strychnin, Veratiin, Morphium u. dgl.) in Was­ser. Die zur Infusion bestimmten Mittel müssen eine klare Flüs­sigkeit ohne Satz u. dgl. darstellen, sie dürfen auch nicht dick­flüssig sein und noch weniger Stoffe enthalten, welche sich mit dem Blut nicht mischen oder dasselbe zersetzen. Die Dosis ist bei Infusionen sehr klein (z. B. 1—2 Dr. obiger Pflanzen-Tinc-turen) muss aber in den meisten Fällen erst nach der Wirkung-bemessen werden.
Zu den Räucherungen und Dämpfen, welche man bald in der Absicht auf die Haut zu wirken, bald um eingeathmet zu weiden, verordnet, werden die Arzneistoffe einfach verschrieben; ihre Application erfordert aber besondere Vorrichtungen, wenn sie einigen Nutzen haben sollen (z. B. der Wiener Apparat zur Aethernarcosequot;).
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Von der Zubereitung der Arzneiformen.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;199
B. Weiche Arzneiformen für die innerliche Anwendung sind die Latwergen und Pillen.
Die Latwerge (Electuarium) hat die Consistenz eines mehr oder weniger dicken und steifen Breies und besteht meist aus Pul­vern, welchen mit einem trockenen Bindemittel und Wasser oder mit einem dicken zähen Safte die erforderliche Consistenz gegeben wird; hiezu dient Mehl und Wasser, Leinsamen- und Leinkuchen-pulver und Wasser, Eibischwuizelpnlver und Wasser, ferner ein eingedickter Pflanzensaft, wie Wachholdermuss, Hollundermuss, Honig, Zuckersyrup ik dgl.
Die Latwergen sind besonders den Pferden gut beizubringen und waren früher die allgemeinste Form der Arzneien für diese Thierart; allein sie haben den Nachtheil, dass sie sich nicht lange unzersetzt halten (besonders im Sommer leicht gähren, wenn sie mit Muss, Syrup bereitet sind), oder dass sie austrocknen und zu spröde werden (wie die mit Mehl, Leinsamen und Wasser berei­teten); ferner dass man die Dosis, welche das kranke Thier auf einmal erhalten soll, nicht genau zu bestimmen im Staude ist, da die Spatel nach denen sie gewöhnlich bestimmt wird, sehr ungleich in der Grosse sind, auch viel auf den mit dem Eingeben beauf­tragten Gehülfen ankommt, welche Menge er auf den Spatel neh­men will und wie viel er etwa beim Eingeben verschleudert. Durch die zur Latwerge nöthigen Gefässe, sowie den Zusatz von Wach­holdermuss, Syrup u. dgl. werden die Arzneien überdies nicht unbedeutend veitheuert, während das wohlfeilere Mehl, Leinsamen u. dgl. als einhüllende Mittel die Wirkung mildern können, wo es vielleicht nicht am Platze ist.
Da man die Latwerge nicht in Theile theilen kann, so hilft man sich in Fällen, wo man dieser Arzneiform doch den Vorzug gibt, dadurch, dass man die Ingredienzen als Pulver dispensirt und jedes dieser letztern unmittelbar vor dem Eingeben mit Wasser, Syrup u. dgl. zur Latwerge macht.
Bei der Bereitung einer Latwerge verfährt man folgender-maassen:
Vorschrift:
Nitrum depur. pulv. Unc. 2. '
Kali sulphuric. Unc. 6.
Farin. sem. lini Unc. 3.
Aq. fervid, q. s. ut fiat electuarium. Man wiegt den Salpeter, sodann das Doppelsalz in eine Reibschaale, rührt dieselben untereinander und zerdrückt etwaige Knollen, setzt dann den Leinsamen hinzu und fährt fort das Ganze gleichförmig zu mischen, sodann schüttet man einige Unzen heisses Wasser in das Gemenge der Pulver und durcharbeitet die
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Masse (unter Zusatz von soviel Wasser als nöthig ist) bis sie die Consistenz eines zähen Breies hat, den man zuletzt in einen irde­nen Topf thut, der mit doppeltem Papier zugebunden wird.
Wenn statt des Leinsamens und Wassers Hollundermuss oder Zuckersyrup genommen wird, so wird diese Substanz bei der Be­reitung der Latwerge den Pulvern (Salzen u. dgl.) beigemischt und man kann bei grössern Latwergen zur Ersparung nur einen Theil (z. B. die Hälfte) Muss oder Syrup nehmen und sodann noch Wasser hinzufügen bis die Masse die erforderliche Consistenz hat.
In allen Fällen ist es nothwendig, daraufzusehen, dass die Ingredienzien der Latwergen genau und vollständig mit einander gemischt, und dass nicht einzelne Stücke oder Brocken von die­sem oder jenem ihrer Bestandtheile darin zu finden seien. Würde eine Latwerge zu dünn ausgefallen sein und über den Spatel herab­laufen , so kann man ein indifferentes Pulver (Mehl, Eibischwurzel u. dgl.) zusetzen, wäre aber die Latwerge bröcklich und hart ge­worden , so lässt sich mit warmem Wasser helfen; in beiden Fällen muss aber die ganze Masse so mit dem Zusatz durchgearbeitet werden, dass sie wieder gleichförmig erscheint.
Den Hunden gibt man kleinere Pulver (z. B. mit Spiesglanz-, Quecksilber- u. dgl. Präparaten) gerne in etwas Schweinefett zu einer Art Latwrerge gemacht.
Eine weichere Arzneiform als die Latwerge hat man Schlecke, Linctus, genannt; sie besteht ausser den eigentlichen Arzneistof­fen (Salzen, Säuren) meist aus Honig, Muss u. dgl. und wird in das Maul gestrichen, um daselbst mehr local zu wirken. Das öftere Ausspritzen des Mauls mit einer Flüssigkeit (z. B. Säure in einem schleimigen Decoct zertheilt) wird diese Arzneiform in den meisten Fällen entbehrlich machen.
Pillen (Pillulae, eigentlich Boli, Bissen). Diese Arzneiform ist besonders für Pferde sehr zweckmässig; man kann durch die Theilung der Pillenmasse die Dosis genau bestimmen, es geht beim Eingeben weniger verloren als bei anderen Formen, da die Pillen häufig ganz hinabgeschluckt werden, wodurch zugleich die manchmal nachtheilige Wirkung auf die Maulschleimhaut grössten-theils vermieden wird. Die Pillen sind ferner leicht zu verpacken und zu versenden, es ist kein Aufwand für Gefässe nöthig und sie halten sich ohne zu gähren oder sich zu zersetzen länger als die Latwergen und die flüssigen Arzneiforraen. Dagegen lösen die Pillen sich schwerer und langsamer im Magen auf als die genannten Formen, und trocknen bälder aus als die Latwergen; diese Nachtheile sind jedoch in den meisten Fällen gering anzu­schlagen, und so kommt es, dass die Pillenform in der Pferde-
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heilkunde bei den Practikern immer häufiger yerordnet wird und die andern Arzneiformen mehr und mehr verdrängt.
Die Bereitung der Pillen geschieht auf dieselbe Weise wie die der Latwergen, nur muss die Masse so steif werden, dass sie sich mit den Händen kneten und formen lässt, ohne weder zu zerbröckeln noch zu erweichen. Um die Pillenmasse mit den Händen bearbeiten zu können, wird etwas Mehl darauf gestreut, und dadurch das Ankleben an die Finger oder unter sich ver­hütet. Für letztem Fall kann man auch die Pillen einzeln in weiches Papier einwickeln.
Soll z. B. nachstehende Vorschrift bereitet werden Tartarus emetic, pulv. Unc. ll.i. Nitrum depur. Farin. sem. lini ana Unc. 2. M. f. pill. 4.,
so wird zuerst der Brechweinstein, dann der Salpeter gewogen, in eine Reibschaale geschüttet und durcheinander gerührt, hierauf dasselbe mit dem Leinsamenmehl gethan; ist das Pulver gleich­förmig, so giesst man warmes Wasser hinzu und arbeitet die Masse durcheinander bis sie einen zähen Klumpen bildet (der bei Leinsamen oder Eibischwurzel als formgebendem Mittel ge­wöhnlich nicht an die Wände der Reibschaale sich anhängt, son­dern sich reiraquo; herausnehmen lässt); man schüttet sodann 1—2 Löffel voll gewöhnliches Mehl in die Reibschaale und auf die Masse, nimmt sie mit den Fingern heraus und ballt sie zusammen, so­dann zerbricht man sie in zwei Hälften, die auf der Tarirwage gleich gemacht werden, wiederholt dies mit jeder der Hälften, rollt jedes dadurch erhaltene Viertheil der Masse in dem Mehl *) und gibt ihm zwischen den Händen die Gestalt eines Eies oder eines länglichen Cylinders. Würde eine Pillenmasse in eine un­gerade Zahl von Pillen, z. B. in drei zu theilen sein, so wiegt man sie im Ganzen, berechnet das Gewicht nach Drachmen, di-vidirt mit 3 darein und wiegt dann nach dem Quotienten die 3 Pillen ab. Z. B. die Pillenmasse wäge im Ganzen 3 Unzen 6 Drachmen also = 30 Drachmen, so kommen auf jeden der drei Theile in die sie getheilt werden soll, 10 Drachmen, oder mit andern Worten, jede der drei Pillen muss 1 Unze 2 Dr. wiegen. Je nachdem dergleichen Pillen grössere oder kleinere Mengen von Arzneimitteln enthalten, oder diese specifisch schwe­rer oder leichter sind, werden gewöhnlich die Pillen für Pferde
') Pillen für Pferde n. dgl. mit angenehm schmeckenden Pulvern zu quot;be­streuen, (z. B. Süssholz u. dgl.) -wie es 'bciin Menschen üblich ist, würde einen sehr unpraktischen Thierarzt verrathen.
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2—3 Zoll lang und 1—11/2 Zoll im Durchschnitt; ihr Gewicht variirt zwischen 1 — 2 Unzen. Sehr grosse Pillen sind nicht geschickt, weil sie nicht ganz geschluckt werden können, sondern vorerst zerbissen werden.
Kommt in die Pillenmasse ein Mittel, das sich nicht gerne mit den übrigen (oder mit Wasser) mischt, (z. B. Camphor, Terpentinöl, Thcer u. dgl.), so ist um so mehr Sorgfalt auf die Bereitung der Masse zu verwenden; ein zähes, schleimiges Binde­mittel (wie Leinsamen, Eibisch) in etwas grösserer Menge und mit heissem Wasser durchgearbeitet, ist in der Regel genügend, die gehörige Form und Consistenz zu Stande zu bringen.
Der Camphor muss jedesmal zuerst mit Weingeist fein ab­gerieben werden, ehe die übrigen Substanzen hinzukommen. Das Terpentinöl schüttet man in kleinen Mengen zu den Pulvern und wenn es mit diesen gleichförmig gemischt ist, wird heisses Wasser zugesetzt und damit die Pillenmasse bereitet. Bei Pillen, welche hauptsächlich Aloe enthalten, ist es zweckmässiger kaltes Wasser zu nehmen. Pillen mit Terpentin werden ohne Wasser bereitet, z. B. Terebinth, vencta Uno. 2. Sal ammoniacum Unc. 1. Farin. s. lini. q. s. M. f. pill. 4.
Zuerst werden der gepulverte Salmiak und 1 Theil des Lein­samenmehls (z. B. 1 Unze) zusammen gemischt, sodann der Ter­pentin in einen irdenen Topf von 3—4 Unzen Gehalt eingewogen und am Feuer etwas erwärmt; ist dieses geschehen, so giesst man denselben auf die Pulver und mischt das Ganze mit dem Pistill gehörig durcheinander; wäre die Masse noch zu weich, so fügt man noch etwas Lein-Mehl hinzu. Beim Abwägen und Formiren der einzelnen Pillen müssen sie dick mit Mehl bestreut werden.
Wenn gleich der gepulverte Leinsamen oder das Leinkuchen-Mehl (der üeberrest von der Oelbereitung aus Leinsamen) sieh zu Pillenmasse sehr gut eignet, so wird diese doch nach einigen Tagen zu hart; sollen daher Pillen bereitet werden, deren Ver­brauch voraussichtlich auf mehrere Tage sich hinauszieht, so wird man gut thun zu der Masse neben dem Leinsamen etwas ordi­nären Zuckersyrup oder Wachholdermuss (den Rest aber Wasser) zu nehmen; eine auf diese Weise bereitete Pillenmasse trocknet nicht sobald aus. *)
*) Die Engländer setzen, um das Austrocknen zu verhüten, gerne Palm-Oel hinzu, allein abgesehen davon, dass dasselbe bei uns weniger allgemein zu haben ist, sind fette Substanzen den meisten Pferden zuwider und werden nur ungern geschluckt.
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Es ist angerathen worden, Pillen welche scharfe Stoffe ent­halten (z. B. Canthariden, Brechweinstein, Quecksilbersublimai u. dgl.) und dadurch die Maulhöhle leicht angreifen, in Druckpapier ein­gewickelt zu geben; allein es ist klar, dass wenn das Thier die Pille zerbeisst, die nachtheilige Wirkung auf die Stelle der Schleim­haut des Mauls, wo Theile der Pille längere Zeit liegen bleiben, dennoch entstehen wird, während, wenn man dem Thier die Pille ganz hinunter bringt, dies nicht der Fall ist, selbst wenn sie keinen Ueberzug von Papier hat; es ist sicherer in solchen Fällen die Pille blos mit der gehörigen Menge Mehl überzogen, zu rei­chen, wird sie aber von dem Pferd nicht ganz hinabgeschluckt, sondern gekaut, so muss man suchen das Thier zu vermögen, dass es ein wenig Kleie frisst oder Mehlwasser trinkt, und wenn es beides versagt, ihm mit Wasser das Maul ausspritzen, so dass nichts von der Pille in demselben zurückbleibt.
Die Pillenform ist für Rindvieh, Schafe und die fleischfres­senden Hausthiere weniger geeignet, obwohl namentlich Hunden kleine Pillen (wie die in der Menschenheilkunde gebräuchlichen) leicht beizubringen sind, indem man sie in das weit geöffnete Maul hineinfallen lässt.
C. Feste Arzneiformen zum innerlichen Gebrauche.
Hicher gehören die Pulver.
Die gemengten Pul ve r (Pulveres compositi) sind als Arznei­form häufig im Gebrauche; ihre Bereitung ist einfach, die Ab­theilung in bestimmte Dosen, und die Aufbewahrung sind leicht, die Kosten für Vehikel und Gefässe fallen weg. Dagegen sind viele Pulver (z. B. starkriechende) den Thieren unangenehm und sie fressen dieselben nicht mit dem Futter, worin eigentlich ein Hauptvortheil dieser Arzneiform liegt, da ihr Eingeben weder mühsam noch mit der, durch den Zwang bewirkten, Gefahr ver­bunden ist, wie z. B. bei Einschütten. Die Nachtheile der Pulver­form sind daher: die Ungewissheit ob das Thier die Arznei in dieser Gestalt (ohne Zwang) nimmt, die Sehwerauflöslichkeit der darin enthaltenen wirksamen Bestandtheile (daher immer ein ziem­licher Grad von Verdauungskraft vorausgesetzt werden rauss), der leicht entstehende Verlust eines Theils der Arznei (in den Futter­resten, in der Krippe u. dgl.) die Möglichkeit, dass andere Thiere davon bekommen (wenn die Krippen nicht abgetheilt sind, oder die benachbarten Thiere herüber reichen können), endlich dass manche sehr wirksame Mittel nicht in Pulverform gebracht werden können.
Es eignet sich daher die Pulverform bei den grösseren Haus-thieren hauptsächlich für minder bedeutende Krankheiten und für die Anwendung solcher Mittel, die von den Thieren öfter mit
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Vorliebe gefressen werden (z. B. Salze) und welche nicht in zu kleineu Dosen gegeben werden müssen. Man mischt sie sodann dem Futter (namentlich der Kleie) bei, welches zugleich ange­feuchtet wird, damit die Arznei nicht weggeblasen werden oder zuletzt in der Krippe liegen bleiben kann.
Die verordneten Pulver sind meist Gemenge verschiedener Pflanzenstoffe (Wurzeln, Rinden, Samen u. dgl.) mit Salzen, selte­ner mit Metall- und ähnlichen Präparaten (Splesglanz, Schwefel etc.)
Was die Samen, Wurzeln, einige Salze u. dgl. betrifft, welche als Ingredienzen solcher Pulvergemenge für die grössern Hausthiere verordnet werden, so genügt, dass sie gröblich gepulvert sind; die nicht vegetabilischen besonders metallischen Stoffe und schwer-auflösliche Salze, Camphor u. s. w. dagegen sollen fein gepulvert sein, denn da sie im Allgemeinen der Verdauung und Resorbtion um so länger widerstehen, je fremdartiger sie dem Körper sind, so muss dieser Nachtheil durch die feinste mechanische Zertheilung auszugleichen gesucht werden.
Ebenso häufig werden einfache Mittel als Pulver im Futter gereicht, z. B. Glaubersalz, Doppelsalz, Salmiak u. dgl. und es ist zweckmässig die Dosen dieser Mittel abgetheilt zu dispensiren, z. B. 1 Unze Salmiak, oder 1 Pfund Glaubersalz in 4 gleiche Theile getheilt, deren je eins auf einem Futter (des Tags also 3) gereicht werden. In England bereitet man den Pferden sogenannte Mashes, aus grobgemahlenem Haber, Gerste mit Leinmehl oder Kleie gemengt und heissem Wasser angebrüht; in einem solchen als Futter gereichten Mash bringt man das Arzneimittel z. B, Wach-holderbeeren, Eisenoxyd, Schwefel u. dgl. dem Pferde leicht bei, allein es ist zu tadeln, dass manchmal sehr stark wirkende Mittel z. B. Digitalis u. dgl. auf eine solch unsichere Weise gereicht werden. Ein ähnliches Verfahren befolgt man in Frankreich, je­doch vorzugsweise bei Rindvieh und Schafen unter dem Namen: provende; hiebei sind die Nahrungsstoffe blos zerkleinert, aber nicht gekocht oder angebrüht.
Die zusammengesetzten Pulver werden blos in einer Reibschaale durcheinander gemengt, wobei man die in kleinerer Menge oder die wirksamem Stoffe zuerst wiegt und einträgt, die unterstützenden oder blos formgebenden dagegen zuletzt; durch fleissiges Umrühren werden dann die einzelnen Substanzen gleichförmig gemengt und das Ganze entweder in einer Papierdüte (oder Sack) abgegeben, oder nach Vorschrift in mehrere kleinere Portionen vertheilt. deren jede in eine besondere Düte gethan wird.
Soll z. B. nachstehendes Pulver bereitet werden,
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Sal ammoniac, pulv.
Flor, sulphnris ana Unc. 2.
Rad. calami pulv.
Bacc. juniper, pulv. ana ünc. 3. so werden zuerst die beiden oben stehenden Mittel gewogen und gemengt, dann der Calmus und zuletzt die Wachhoiderbeeren hin-zugethan und so lange umgerührt, bis das Ganze gleichförmig ge­worden ist. Dieses Gemenge tliut man in einen Papiersack und bezeichnet es auf die vorgeschriebene Weise (z. B. auf jedes Futter einen gehäuften EsslöfFel voll zu geben).
Sollte aber jenes Gemenge genau auf 3 Tage vertheilt, also in 9 Portionen getheilt werden, so wird man nach der Bereitung des Gemengs berechnen, wie viel auf jede Portion kommt (hier also 1 Unze 53 Gran oder knapp 9 Drachmen) und dieselben ein­zeln auswägen, jedes in eine kleine, alle 9 zusammen aber in eine grössere Düte thun und abgeben.
Das Bereiten ces ganzen Gemenges und nachheriges Theilen (Dividiren) desselben in die verlangte Anzahl von Portionen ist begreiflich weniger umständlich, als die Bereitung jeder Portion besonders; wenn daher die Vorschrift so lautete:
Sal ammoniac, pulv.
Flores sulphnris ana Dr. 2.
Bad. calami pulv.
Bacc. juniper, pulv. ana Unc. lj.i. M. D. in octuplo oder
M. Dentur tales doses octo. so würde man nicht anders als bei dem vorher genannten Fall verfahren, das heisst man würde 2 Unzen Salmiak, ebensoviel Schwefel wägen und mengen, sodann 4 Unzen Calmus und eben­soviel Wachhoiderbeeren hinzufügen und dieses Gemenge erst wieder in 8 gleiche Theile theilen.
Es kommen jedoch einzelne Fälle vor, wo dieses Verfahren nicht angeht, und das umständlichere an seine Stelle tritt, wenn nämlich die Stoffe sich nicht wohl gleichartig mischen lassen; so z. B. wird folgende Vorschrift öfter verordnet:
Kali carbonic, crud.
Flor, chamomill. vulg. oder
Herb, sabinae cone, ana Unc. 1/.2. M. D. in triplo. Hier wird sich das Kali nicht gleichartig mit dem viel gröbern Herb, sabinae und den Kamillen mengen lassen; es muss daher jede Portion Kali u. s. w. besonders gewogen und gemischt wer­den. (Diese Species werden von dem Eigenthümer des kranken Thieres mit 1 Pfund heissem Wasser angebrüht und als Einschult angewendet.)
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Von der Zubereitung der Arzneiformen.
Sollen flüssige Arzneistoffe zu Pulvern gesetzt werden (z. B. Terpentin-Oel), so darf ihre Quantität nicht so bedeutend sein, dass das Ganze nicht noch als Pulver zu dispensiren wäre, und es muss das flüssige Mittel mit einem passenden der übrigen In­gredienzien, z. B. Wachholderbeer-, Leinsamen-Pulver u. dgl. zu­erst genau gemischt werden, ehe die übrigen Stoffe hinzukommen. Ein Beispiel gibt folgende Verordnung (nach Waldinger): Rad. gentianae pulv. Rad. calami pulv. Kali sulphuric, pulv. ana Unc. 1. 01. terebinthinae Dr. 1. M.
Es wird zuerst der Enzian und der Calmus gewogen und ge­mischt , sodann das Terpentinöl nach und nach unter fortwährendem Umrühren dazu geschüttet und endlich das Doppelsalz beigefügt.
Will man trockene Arzneimittel dem kranken Thier im Trink­wasser beibringen, so wird man wohl thun zuerst mit einer klei­nen Menge zu versuchen, ob das Thier die Mischung nicht ver­schmäht. Salze (z. B. Glaubersalz, Doppel-, Bittersalz, Salpeter) löst man durch Umrühren in dem Wasser (dem man gern etwas Mehl oder Kleie zusetzt) auf; da aber hierdurch das Wasser er­kältet wird, so lasse man die Thiere nicht unmittelbar nach der Auflösung davon trinken, sondern giesse etwas laues Wasser hinzu, oder rühre eine Zeitlang mit der Hand darin. Sollen unauflösliche Pulver im Trinkwasser gegeben werden (zum Beispiel Arnikawurzel und dergleichen), so müssen sie (gröblich gepulvert) mit dem Wasser gemengt und so oft man das Trinkwasser vorhält, umgerührt wer­den , weil sie sonst oben aufschwimmen oder auf dem Boden sitzen bleiben, je nach ihrer spec. Schwere. Sehr schwere unauflösliche Stofle (z. B. Spiesglanz, Quecksilber, Stahlschwefel) eignen sich desshalb nicht zur Anwendung im Trinkwasser.
Die Thiere dadurch zwingen zu wollen das mit Aranei ge­mischte Wasser zu trinken, dass man ihnen anderes Getränk ver­weigert, ist in der Kegel sehr unzweckmässig; man soll daher wenn das Thier nach 1 — 2maligem Vorhalten jenes Getränks dasselbe verschmäht, versuchen, ob es nicht reines Wasser trinkt.; äussert es Durst, so lasse man es einige Schlucke davon nehmen, und bringe dann wieder das arzneihaltige Wasser herbei; in vielen Fällen wird es nun hievon trinken; weigert es sich aber aufs Neue, so stehe inan lieber ganz von dieser Art ihm Arznei beizubringen ab und wähle eine andere Form.
Den Schafen gibt man, da bei einer kranken Heerde das Eingeben bei so vielen Thieren zu zeitraubend wäre, die Arzneien gerne in der Form einer sogenannten Lecke; das heissi die ge­pulverten Mittel werden mit der erforderlichen Menge Schrot (von
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Körnern) oder Kleie und etwas Kochsalz gut gemengt und in die Salztröge gestreut, wo die Schafe davon nach Belieben fressen; ein Verfahren das freilich sehr unsicher ist, da manche mehr als erforderlich ist, andere gar nichts von der Arznei bekon.'inen können.
2. Arzneiforinen für die äusseriiclic Anwendung.
Sie theilen sich ebenfalls wieder in : A. flüssige, B. weiche. C. feste oder trockene.
A. Zu den flüssigen Arzneiformen für den äusserlichen Ge­brauch gehören die Einreibungen, die Ehrspritzungen, Augenwasser, die Klystire , die Bäder und Waschungen.
Die Einreibungen (Emhrocutio), welche an der Oberfläche des Körpers sehr häufig, theils gegen locale äusserliche Uebel, theils zur Unterstützung innerlich gereichter Arzneien angewendet werden, sind meist einfache Mittel (z. B. Terpentinöl, Weingeist, Tincturen u. dgl.) oder Gemische von einigen derselben. In letzterem Falle ist zu berücksichtigen, dass nur solche Mittel zusammen verordnet werden, die sich nicht zersetzen, oder wenn feste Stoffe darunter sind (z. B. Camphor), dass sie von dem dazu verordneten Auf-lösungsmittel (z. B. Weingeist, ätherisches Oel) überhaupt und voll­ständig aufgelöst werden können. Doch kommt es manchmal vor, dass bei der unmittelbaren Anwendung einer solchen Einreibung man eine Ausnahme hievon machen muss, z. B. Weingeist und Terpentinöl von jedem 1 Unze, hiebei löst sich das Terpentinöl nicht ganz in Weingeist auf, allein da die ganze Menge auf ein­mal eingerieben wird, so genügt es, bei der Anwendung die beiden Stoffe durcheinander zu schütteln, damit nicht auf die eine Seite lauter Terpentinöl, auf die andere lauter Weingeist komme.
Wo die Haut wenig Empfindlichkeit besitzt, kann man sie zuvor trocken frottiren, und bei sehr langem und dichtem Haar könnte es erforderlich werden, dasselbe ahzuscheeren.
Bei Einreibungen am Kopfe ist Vorsicht nöthig, dass die Augen nicht darunter leiden, auch andere Stellen, deren Haut sehr empfindlich ist (z. B. die Genitalien, frische Narben, kleine Ver­letzungen u. dgl.) sind bei reizenden Einreibungen in der Hegel zu vermeiden.
Bei der Bereitung flüssiger Einreibungen hat man blos die verordneten Mittel nach einander in ein Glas oder sonstiges Ge-fäss einzuwägen und durch Schütteln zu mischen, endlich aber das Glas zu verkorken und nöthigenfalls mit Blase oder Papier zu ver­binden. Auflösungen (z. B. Camphor, Seife, Extracte u. dgl.) werden in der Eeibschale vorgenommen.
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Von der Zubereitung der Arzneiformen.
Flüssige Aetzmittel (z. B. Spiesglanzbutter) werden entweder mit einer Federfahne auf die kranke Stelle gestrichen oder etliche Tropfen davon auf ein Wergbäuschchen getropft und dieses schnell auf die zu ätzende Fläche angedrückt.
Einspritzungen (Injectio) finden theils in die natürlichen Canäle und Oeflfnungen des Körpers, theils in Wunden, Fisteln u. dgl. statt. Sie bestehen in ersterem Falle aus Auflösungen von Salzen u. dgl. in lauem quot;Wasser oder einem passenden Infusum oder Decoct (z. B. Chlorkalk in einem aromatischen Infusum oder in Eichenrinde-Decoct); in letzterm Falle sind es meist einfache Tincturen, Auflösungen von Metallsalzen u. dgl. manchmal auch Gemische aus 2 — 3 flüssigen Stoffen (z. B. Myrrhe- und Aloc-Tinctur, Zusatz von Camphor u. dgl.). Ihre Bereitung ist somit einfach und es ist nur beim Einspritzen von Pflanzen-Decocten u. dgl. zu bemerken, dass sie zuvor durchgeseiht und nicht zu wann angewendet werden sollen.
Die unter dem Namen Villate's zusammenziehende Ein­spritzung bekannte und gegen alte Fisteln (besonders am Hufe, Nacken und Widerrüst) gerühmte Mischung kann als Beispiel einer chemisch nicht richtigen Combination dienen; die Formel ist folgende: Acetum lithargyr. Unc. 4. Vitriolum zinci Unc. 2. Vitriolum cupri Unc. 2. Acetum vini Libr. 2. (zu 16 ünc.) M. Die beiden Vitriole werden in Essig aufgelöst, sodann der Blei­essig hinzugethan; nun wird letzterer ganz zersetzt und es bildet sich schwefelsaures Blei, welches als ein weisser Bodensatz nieder­fällt, in der Auflösung aber bleiben schwefel- und essigsaures Kupfer und Zink nebst überschüssigem Essig zurück (42,8 schwefelsaures Kupfer, ebensoviel schwefelsaures Zink, 21,2 essigsaures Kupfer und Zink, 51,4 und schwefelsaures Blei).
Bei Einspritzungen einer Auflösung von salpetersaurem Silber (Lapis infernalis) muss man statt einer metallenen eine gläserne Spritze nehmen, weil jene die Auflösung sogleich zersetzen würde.
Die Augenwasser (Collyrium) bestehen meist aus einer Auflösung eines Salzes z. B. schwefelsaures Zink, oder essigsaures Blei in vielem Wasser; letzteres Salz (Blei-Extract) wird von dem gewöhnlichen Brunnenwasser zersetzt, daher die Flüssigkeit milchig aussieht; da aber die Zersetzung nur einen kleinen Theil des Blei­salzes betrifft, so ist dieses Gemisch nicht zu verwerfen und es wäre eine unnöthige Vertheurung, wenn man desshalb destillirtes Wasser vorschreiben wollte. Bei den Augenwassern mit Pflanzen-Decocten u. dgl. ist die Beimengung von Pflanzenresten durch scrgfältiges Durchseihen (nöthigenfalls durch Druckpapier) sehr zu vermeiden.
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Von der Zubereitung lt;ler Arzuelfonuen.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 209
Stärkere oder theure Mittel (z. B. Lapis infernalis in destil-lirtem Wasser aufgelöst; Strychnin-Auflösung, Belladonna-Extract) werden mit einem zarten Pinsel (sog. Fischpinsel) in das leidende Auge eingestrichen; dabei darf nur soviel von der Auflösung in ein kleines Schälchen (ührenglas) herausgegossen werden, als man jedesmal verbraucht; (beim salpetersauren Silber ist dies besonders nöthig, weil das Eintauchen des mit Thränenflüssigkeit beschmutzten Pinsels in die Auflösung des Silbers die Zersetzung derselben veranlasst).
Eine bei innerer Augen-Entzündung gebräuchliche Mischung aus: Mercur. dulcis und
Extract. Belladonnae wird so bereitet, dass man in einer kleinen Porphyr-Iteibschaale zuerst das Extract abreibt, hierauf den Mercur. dulcis (wo möglich von dem auf nassem Wege bereiteten) hinzusetzt, beide Mittel genau zusammenreibt und sodann allmählich das Vehikel (z. B. 2 Drachmen reines, nicht ranziges Oel, besser aber ebensoviel eines dicken Pflanzenschleims (z. B. von Quittenkernen, Mucilago sem. cydonior.) dazu bringt. Bei der Anwendung muss man mit dem Pinsel den Bodensatz aufrühren, welchen der schwerere Mercur. dulcis gebildet haben wird.
Bad, Bähung, Waschung (Balneum, Fomentatio, Lotio). Unter den Bädern sind bios locale verstanden; sie werden häufig an den Gliedmassen der Pferde angewendet, indem man die Ex-tremität so lange in einen tiefen Eimer stellt, welcher das warme Bad enthält, bis die Flüssigkeit sich abgekühlt hat. Obgleich hie-bei die Wärme das wesentliche Agens ist, lässt sich doch gleich­zeitig mit demselben die Wirkung gewiirzhafter, zusammenziehender oder erweichender Arzneien verbinden , welche man unter der Form von Species dispensirt und mit der zum Bade nöthigen Menge Wassers anbrühen oder kochen lässt. Ein solches Bad kann meh-reremal aufgewärmt werden. Bäder, bei welchen das ganze Thier eingetaucht wird, kommen nur bei Schafen (Räude) und Hunden in Anwendung.
Auf ähnliche Weise verfährt man mit den Bähungen, d. h. es werden dazu nur die Ingredienzien verordnet, die Zubereitung der Bähung aber zu Hause besorgt. Bei den Bähungen, welche ebenfalls in der Regel wann applicirt werden, wird der leidende Theil (z. B. das Auge, die Genitalien) nicht in die Flüssigkeit ge­taucht, sondern mit einem Schwamm, Lappen u. dgl. fortwährend angefeuchtet, bis die Flüssigkeit anfängt, kälter zu werden. Es ist sehr anzurathen, den also befeuchteten Theil unmittelbar nach dem Ende der Bähung oder des warmen Bades gut abzutrocknen
Hering, Arsneimittel. 2. Aufl.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; It
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Vou der Zubereitung der Arzneifürmen.
und wenn es seine Lage und Form erlaubt, mit einer Flanell­binde einzuwickeln.
Während zu Bähungen, wie zu den Bädern meist Pflanzen-Decocte benutzt werden, wendet man zu Waschungen, die an ver­schiedenen Parthien der Körper-Oberfläche meist gegen Hautkrank­heiten, Parasiten u. dgl. verordnet werden (aussei- Salben und gei­stigen Einreibungen) öfter Auflösungen von Salzen, Seife, verdünnte Säuren u. s. w. an.
In allen diesen Fällen, wo ohnedies bei der oft ausgedehnten kranken Fläche, welche zu behandeln ist, und der öftern Wieder­holung dieser Mittel ein ziemlicher Verbranch von Arznei stattfindet ist sehr darauf zu sehen, dass man durch Anwendung von Haus­mitteln, z. B. Lauge, Gerberlohe, Heublumen oder einheimischen Pflanzen, die nicht aus der Apotheke bezogen werden müssen, sowie dadurch, dass man das Abkochen u. s. w. durch den Eigenthiimer des Thiers besorgen lässt, die Kosten möglichst vermindere.
Die Klystiere (Clysma) finden in der Thierheilkunde eine sehr häufige Anwendung; sie unterstützen wesentlich die Wir­kung innerer Arzneien, dienen aber auch in manchen Fällen gegen bios locale Krankheitsformen des Mastdarms, und benach­barter Organe (z. B. der Harnblase) oder zur Entleerung und Reinigung des Enddarmes, weim z. B. eine manuelle Untersu­chung daselbst stattfinden soll. Die Klystiere müssen immer an Ort und Stelle bereitet, die Ingredienzien dazu nur selten aus der Apotheke angeschafft werden. Zu einfachen, schleimigen Klystieren dient eine Handvoll Kleie, Roggenmehl oder Leinkuchen, mit i — 2 Maas heissein Wasser angebrüht und umgerührt bis die Temperatur auf Handwärme (ungefähr 25deg; R.) gesunken ist. Zu reizenden Klystieren nimmt man Seife oder Kochsalz und löst sie in warmem Wasser auf. Wo gröbere Stoffe, z. B. Kräuter, zu einem Klystier genommen werden, muss man die Brühe durch­seihen, weil sonst leicht die Spritze verstopft wird. Bei der Ap­plication zieht man die Flüssigkeit I—2 mal durch die Spritze, um sich zu versichern, dass letztere gut geht, und der Wärme­grad nicht zu hoch ist; beabsichtigt man blos eine Entleerung des Mastdarms, so bringt man nach einander (bei Pferden und Rindvieh) 2—3 Spritzen voll (jede zu ungefähr 24 Unzen) ein; soll dagegen das Klystier eine weitere Wirkung auf die Häute des Mastdarms oder auf die Umgebung haben, oder sollen dessen Bestandtheile resorbirt werden, so ist es besser nur eine Spritze voll zu geben, damit das Thier um so weniger durch den me­chanischen Reiz der Flüssigkeit veranlasst wird, sie zu bald wieder auszuleeren.
Tabaks-Klystiere sind theils bei hartnäckiger Verstopfung,
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Von der Zubfreitmig der Arzneiformell.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 211
theils als ein derivirendes Mittel bei allgemeiner Aufregung (z. B. in Hirnentzündung) sehr wirksam; man bereitet sie entweder durch Anbrühen von ordinärem Rauchtabak (2 Unzen auf 1 Maas Wasser) oder aber wirksamer als Kauchklystiere, wozu sich statt einer complicirten Spritze leicht und mit wenigen Kosten ein gewöhn­licher Blasbalg einrichten lässt.
Kalte Klystiere, entweder von blossem, frischem Brunnen­wasser, oder mit Zusatz von etwa % Theil Essig oder 1—2 Dr. Brechweinstein, sind bei Anfällen von Tobsucht, Schieben u. s. w. häufig erprobt worden, und wirken oft mehr zur Besänftigung des Thieres als die zu gleichem Zwecke empfohlenen kalten Be-giessungen des Kopfes, gegen welche manche Thiere sich heftig sträuben; überdies ist es nicht selten gefährlich vorne mit solchen Thieren umzugehen.
Zusätze von Aloti, Glaubersalz, besonders aber von fetten Gelen u. s. w. sind bei Klystieren als Verschwendung zu betrach­ten, da sie meist wieder abgehen, ehe die beabsichtigte Wirkung zu Stande kommen konnte.
B. Weiche Arzneiformen zum äusserlichen Gebrauch.
Hierher gehören die kalten Umschläge und Anstriche, die warmen Breiumschläge, die Salben und Pflaster.
Zu den kalten Umschlägen und Anstrichen, die besonders an den Gliedmassen und Hufen der Pferde häufig appli-cirt werden, bedient man sich in der Regel eines dünnen Lehm­breis, den mau entweder Va—1 Zoll dick auf die leidende Stelle aufträgt und so oft erneuert als derselbe getrocknet oder abge­fallen ist, oder man stellt z. B. den Huf in einen solchen Brei, den man in einem Tuch oder Bastlappen ausgebreitet hat, welcher um den Fessel herum mit einem Bande zusammen gebunden wird. Wo die erforderliche Einrichtung dazu vorhanden ist, kann man solche Thiere in Lehmlröge stellen, deren Inhalt 4—5 Zoll tief und mit frischem Wasser angefeuchtet ist.
Nicht selten glaubt man durch Zusätze von Essig, Kochsalz, Salmiak u. dgl. die Wirkung solcher kalten Umschläge zu ver­stärken ; dies Verfahren mag bei frischen Quetschungen am Platze sein; bei Hufentzündungen ist ein Zusatz von Eisenvitriol zu dem Lehmbrei (etwa 'X, Pfd. des erstem zu 10—15 Pfund des letztern) zweckmässig. Wo es sHi blos um die Wirkung der Kälte handelt, wäre eine Beimischung von Schnee oder gestosse-nem Eis wünschenswerth. Es versteht sich, dass die Erneuerung des kalten Anstrichs oder Umschlags nach Erforderniss mehr oder weniger oft vorgenommen werden muss.
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Von der Zubereitung der Aizneifotmen.
Um auf den Kopf Kälte zu appllciren, bedient man sich eines dazu von grobem Paektuch geschnittenen, dreieckigen, taschen-förmigen Lappens, an dessen beiden Zipfeln man Löcher für die Ohren anbringt, während der dritte Zipfel mitten auf der Stirne liegt; in die dadurch gebildete Tasche steckt man einen Pferde-schwamm und befeuchtet denselben fleissig mit frischem Wasser; kann man kleine Eisstücke in die Tasche schieben, so ist es um so besser. Das Anspritzen des Kopfes mit kaltem Wasser wirkt zwar stärker, allein selten lassen sich die Pferde dieses Verfahren gefallen, und wenn dabei zufällig Wasser in die Ohrmuscheln kömmt, werden sie dadurch noch mehr aufgeregt und widerspenstig.
Breiumschläge (Catcqylasma). Die Anwendung warmer Preiumschläge findet selten statt, da ihre Zubereitung und Appli­cation zeitraubend und kostspielig ist; sie müssen nämlich, wenn sie nicht eher schaden als nützen sollen, erneuert werden, so oft sie zu erkalten anfangen, man muss überdies genau die ge­hörige Temperatur berücksichtigen, da sie zu heiss aufgelegt, eben­falls schädlich würden.
Gewöhnlich werden erweichende Breiumschläge auf entzünd­liche schmerzhafte Geschwülste (z. B. der Kehlgangsdrüsen) an­gewendet, um den Schmerz durch die erschlafiende Wirkung der feuchten Wärme zu massigen, und entweder die Zertheilung der Geschwulst oder die schnellere Reife des sich dabei bildenden Abcesses herbeizuführen.
Diese Zwecke lassen sich meist durch die rechtzeitige Ein­reibung einer Cantharidensalbe und trockene Bedeckung des Theils mit einem Stück Schaffell, Wollcntuch u. dgl. schneller erreichen, als mit erweichenden Breiumschlägen. Wo indessen letztere den Vorzug haben sollten, bereitet man sie zweckmässig aus gleichen Theilen Kleie und Leinsamenmehl, die mit Wasser s:u einem dicken Brei gekocht und wann aufgelegt, nachher aber von Zeit zu Zeit mit warmem Wasser befeuchtet werden, bis nach Vj bis 1 Stunde die wiederholte Application eines neuen Umschlags nöthig wird. Der schon einmal angewendete Brei kann mit Wasser ver­dünnt aufs Neue benutzt und mehrmal aufgewärmt werden. (Dieser warme Umschlag ist bei chronischer Hufentziindung und Eehhufen sehr anzuempfehlen; er wird aber nach 24—36 Stunden merklich sauer und muss dann frisch bereitet werden.)
Statt des Wassers nimmt mau manchmal Milch zum Kochen der Cataplasmen; ist der Schmerz an der kranken Stelle sehr gross, so setzt man Bilsenkraut oder Belladonna (feingeschnitten) .hinzu (die Anwendung von Opium, Laudanum zu Cataplasmen nach Lassaigne u. A. ist zu theuer); um die entzündungs­widrige Eigenschaft der Cataplasmen zu verstärken, kann man
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Von der Zubereitung der Arzneiformen.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;213
Bleiessig, zur Verstärkung der Resorbtion dagegen Salmiak, und wo endlich adstringirende Mittel am Platze sind, Alaun und Kisen-vitriol hinzufügen. Von diesen Mitteln kann man ungefähr 3—4 Unzen auf eine Masse von 6—8 Pfunden des Breies nclimen. Zu Cataplasmen um Abcesse schnell reif zu machen, setzt man mit Nutzen gebratene und zerstossene Zwiebeln hinzu. Die Kopen­hagener Veterinär-Pharmacopöe hat folgende Vorschrift zu einem ziehenden Umschlag: Schweinefett, Terpentin, Roggenmehl von jedem gleichviel; erstere beide werden gelinde geschmolzen und dann das Mehl eingerührt.
Auf brandige Stellen werden Breiumschläge aus fein zerrie­benen gelben Rüben (Daucus carota) oder in ihrer Ermangelung von zerriebenen Kartoffeln, denen erforderlichen Falls 1 — 2 Unzen Chlorkalk zugesetzt werden können, gerühmt.
Als ein stark und schnellreizender Breiumschlag dient der Senf­brei (Sinapismus). Er wird unmittelbar vor der Application auf die geschorne Hautstellc, aus der nöthigen Menge von gestossenem schwar­zem Senf und heissem Wasser (oder Essig) bereitet und 1 Zoll dick auf ein Stück Leinwand gestrichen applicirt. Will man die Wirkung mildern (z. B. für sehr feinhäutige, edle Thiere), so mischt man Leinsamenmehl bis zur Hälfte des Ganzen hinzu; soll aber die Wirkung verstärkt werden, so kann dies mittelst Zusatz von Terpentinöl oder Salmiakgeist (in letzterem Falle ist kein Essig zu nehmen) geschehen. Es ist hiebei zweckmässiger, das Wasser nur warm und nicht siedendheiss (wie mehrere Schriftsteller an­geben) zu nehmen. Die Breiumschläge müssen in der Regel durch eine zweckmässige Bandage an Ort und Stelle festgehalten werden, weil ihre auch nur geringe Entfernung von der Haut die Wirkung bedeutend mindert; aber gerade diese unmittelbare und anhaltende Berührung des Breies mit der Hautoberlläche ist an manchen Stellen des Thierkörpers (z. B. am Euter) und besonders bei un­ruhigen Thieren schwer zu bewirken.
Liniment, Salbe, Pilaster fLinimentum. Ungttentum, Emplastrum). Die Grundlage dieser Arzneiformen ist meist Fett, Gel, Wachs, Terpentin, Harz, Seife u. dgl., welche als Vehikel für die eigentlich wirksamen Stoffe dienen und ihnen die erfor­derliche Consistenz verleihen müssen. Sie werden auf die Über­fläche der Haut theils eingerieben, theils blos aufgestrichen oder angeklebt.
Die Linimente sind weich, dickflüssig und von verschie­dener Composition. Das gewöhnliche, flüchtige Liniment (Lini-mentum volatile, s. S. 100.) hat die Natur einer weichen Seife; andere haben weissc oder grüne Seife, Theer u. dgl. zur Grund-
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•gt; 14nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ^ 0I1 ^er 2ubereituug der Arzneiformeu.
läge, so z. ß. B1 a i n e' s trocknendes Liniment (siehe bei Vi­triol, cupri).
Durch Mischung von 1 Pfund Kalkwasser und 2 Unzen Olivenöl, tüchtig in einer Flasche geschüttelt, erhält man ein aul Irische Verbrennungen empfohlenes Liniment. Auch Schwefel-Le­ber, Camphor, Üpiumtinctur u. s. w. werden nicht selten mit Seife, Oel, Mercurialsalbe u. dgl. zu Linimenten verwendet.
Die Gerate unterscheiden sich von den Lininiciileii blos dadurch, dass sie aus Wachs und Oel bestehen; auch sie dienen als Vehikel für Camphor, Opium, Bleiessig, Schwefel u. dgl.
Die Salben haben in der Regel mehr Consistenz als die Linimente und Cerate; sie sind schmierig und bestehen aus Fett (Schmalz, Oel, Wachs, Harz) in verschiedenem Verhältnisse. Sol­len fein gepulverte Substanzen ihnen beigemischt werden, z. h. Canthariden, Myrrhe, Euphorbium u. dgl., so werden das Harz, Wachs u. s. w. zuerst bei gelinder Wärme geschmolzen und ge­mischt, dann während des Erkaltens die übrigen Mittel mittelst Umrühren hinzugefügt.
Bei der Bereitung von nicht officiuellen Salben, z. B. Jod-Salbe, Cainphor-Salbe, rother Präcipitat-Salbe u. s. w. wird die­ses Ingrediens zuerst möglichst fein abgerieben, dann das Fett oder die officinelle Salbe (z. B. Mercurial-Salbe, Althce-Salbe) nach und nach hinzugesetzt, bis das Ganze eine gleichförmige Masse bildet. Die gewöhnliche Grundlage solcher Salben bildet reines Schweinefett, auch Butter (nicht gesalzene) und Tlieer kön­nen dazu gcnoimncn werden; würde die Salbe bei warmer AVit-terung zu dünn, so kann etwas Wachs oder Talg dem Fett bei­gemischt werden, wollte mau sie aber weicher als gewöhnlich haben, so genügt, sie etwas zu erwärmen, oder wenn dies nicht passend wäre, reines Oel (Baumöl, Mohnöl u. dgl.) beizusetzen.
Bei der Einreibung von Quecksilber-, Jod-, Canthariden-Salbe ist es möglich, besonders wenn das Mittel lange fortge­setzt oder in grosser Menge applicirt würde, dass eine Wirkung des Mittels auf die einreibende Person stattfände; durch lieinlich-keit und nöthigenfalls Ueberziehen der Hand mit einer Schweins­blase ist es leicht einen- solchen Nachtheil, der überdies äusserst selten beobachtet wurde, ganz zu vermeiden.
Die Pflaster sind mit Ausnahme des scharfen Pflasters (Empl. acre) in der Thierheilkunde nicht im Gebrauch, da die allermeisten nicht wohl eine Wirkung auf die (behaarte oder ab-geschorne) Haut der Hausthiere haben würden; wo es sich aber blos um einen klebenden Verband handelt, ist Pech und Terpen­tin oder beides zusammen geschmolzen, den Kleb- und Heftpfla­stern vorzuziehen. (Diese Pechpflaster, welchen inandimal noch
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Von der Zubereitung der Amieifornien.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 215
Terpentinöl, Lorbeeröl, Camphor, Ofenruss u. dgl. zugesetzt wurde, werden von englischen und französischen Thierärzten unter dem Namen Charge angewendet, ihre Grundlage ist das Burgunder Pech (gelbes Harz, Kübel-Harz, Theer). An der Stelle des Pechs lässt sich in manchen Fällen durch Bestreichen der Binden mit ordinärem Mehlkleister, mit frischem Leim oder mit dünnem Gyps-brei (der jedoch unter der Anwendung erhärtet) ein unverrückbarer Verband herstellen, dessen Anlage übrigens viele Sorgfalt erheischt, damit nicht einzelne zu stark gedrückte Stellen unter demselben durch Jauche oder Brand zerstört werden und so die Heilung verzögern oder hässliche Narben hervorbringen.
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ANHANG.
Von der Eiurichtuug einer UiierärzUidieu Uau$-Apotlieke.
Wenn der Thierarzt die von ihm verordneten Arzneiformeln selbst bereitet und abgibt, so verstellt es sich von selbst, dass er damit dieselben Verpflichtungen übernimmt, auf welche der Apo­theker verantwortlich gemacht 1st. Er hat somit nicht allein für gute Qualität der von ihm abgegebenen Arzneistoffe, sondern auch für richtiges Gewicht und Maas, für sorgfaltige Mischung und Zu­bereitung, für die erforderliche Vorsicht bei der Hinausgabe (be­sonders starkwirkender oder zu missbrauchender Stoffe) zu haften, sondern er hat auch die Anrechnung so billig als möglich zu stellen, da hierin hauptsächlich der Staat und das Publikum Ersatz finden, für mancherlei Vortheile, welche die Dispensation der Arznei aus einer vollständigen Apotheke und durch einen darin völlig bewan­derten Mann darbieten. Es wird daher unerlässlich sein, class der Thierarzt, welcher von der Befugniss Arzneien zu dispensiren (je nach den Gesetzen des Landes) Gebrauch macht, sich über die vorhandenen allgemeinen und besondern gesetzlichen Bestimmungen (Apotheker-Ordnung, polizeiliche Verordnung über die Aufbewah­rung der Gifte u. s. w.) unterrichte, um ihnen , so weit sie auf ihn Anwendung finden, mit aller Gewissenhaftigkeit nachkommen zu können und sowohl sich als Andere vor Schaden zu sichern.
Die Einrichtung einer thierärztlichen Haus-Apotheke sollte so einfach als möglich sein; dessen ungeachtet ist Mehreres dazu er­forderlich, was am Zweckmässigsten bei der ersten Herstellung derselben berücksichtigt wird. Man darf wohl behaupten, dass es nie Sache des Thierarztes sei, chemische Präparate selbst zu be­reiten; es genügt, dass er ihre Bereitungsart, die Zeichen ihrer Aechtheit und Reinheit oder vielmehr ihrer Brauchbarkeit kenne, da für seine Zwecke öfter die chemische Reinheit entbehrlich ist.
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Auhaiig.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;217
Er wird daher am besten thun, dergleichen Stoffe theils von den Apothekern, theils von chemischen Fabriken und von zuverlässigen Material- oder Droguerie-Handlungen, namentlich was die in grös-serer Quantität gebrauchten Salze u. dgl. betrifft, anzukaufen. Selbst das Pulverisiren vieler Stoffe, das Zerschneiden der Wurzeln, Rin­den u. s. w. wäre für einen gehörig beschäftigen Thierarzt zu sehr zeitraubend und würde, wenn er es durch fremde Hände besorgen lassen müsste, mehr kosten und weniger Sicherheit darbieten, als wenn er die benöthigten Stoffe schon pulverisirt, zerschnitten u. s. w. mit einem Worte so vorbereitet erkauft, dass er sie für die An­wendung nur zusammen zu mischen nöthig hat.
Dies vorausgesetzt, fällt für den Thierarzt die Nothwendigkeit grössere Mörser, Siebe, Schneidraesser, Schneidbrett, Presse, Re­torten sammt Vorlage, besondere Oefen u. dgl. m. anzuschaffen, gänzlich weg *) und er kann sich auf nachfolgende Utensilien be­schränken, welche theils zur Aufbewahrung, theils zur Bereitung der Arzneien dienen.
1)nbsp; nbsp;Ein tischförmiger Kasten, dessen Tischblatt von starkem Eichenholz, der untere Theil aber von Tannenholz mit brauner Oelfarbe angestrichen sein kann; er enthält vom Boden bis zur Platte drei Reihen Schubladen von gleicher Grosse, für Wurzeln, Kräuter, Samen, die in grösserer Menge gebrauchten Salze u. dgl.; unmittelbar unter der Tischplatte lässt sich noch eine vierte mehr flache Reihe von 4—5 Schubladen für solche Dinge die immer zur Hand sein müssen (z. B. Papier, Düten, Korken, Scheere, Bindfaden u. dgl.) anbringen.
2)nbsp; nbsp;Die Platte des Tisches dient als Receptlrtisch; auf ihr stehen im Hintergrunde die Reibschaalen, Mensuren u. dgl., weiter vorne die Tarirwaage. Die Platte kann
3)nbsp; einen mehr oder weniger hohen Aufsatz als Fachgestcll oder Repositorium für die Standgläser, Häfen u. dgl. tragen, des­sen Tragbretter jedoch nur die für den Durchmesser dieser Gefässe erforderliche Tiefe haben dürfen. Es ist sehr zweckmässig, diesen Aufsatz, sei es durch Schiebfenster oder durch leichte Thüren schliessbar zu machen. Dies ist um so nöthiger, wenn der Arznei­kasten sich in einem Zimmer befindet, welches noch zu andern Zwecken dient und den Hausgenossen frei zugänglich ist. Jeden-
') Unter den offlcinellen Mitteln, welche nach Ekel der Thierarzt sich wohlfeiler seihst (nach der österr. Pharmacopöe) bereiten kann ist z. B. Alum, ustum, Hepar. sulphuris, die Keinigung der Soda, des Salmiaks (durch Um-krystallisiren) das Auswaschen der Flor, sulphuris, das feine Pulverisiren der Limatura ferri u. dgl. — Arbeiten, die sofern sie nicht überhaupt uiinöthig sind, für den Thierarzt weder zweckmässig noch in peeuniärer Hinsicht vor-theilhaft sein werden.
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218nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Von der Einrichtung einer tbierärztliclieu Hausapotheke.
falls rauss eine Abtheilung des Aufsatzes (etwa die unterste oder oberste Reihe), auf welcher die starkwirkenden oder giftigen Sub­stanzen zusammen gestellt werden, schliessbar sein.
Wo ein grösserer Vorrath von Arzneien nothwendig wird, kann der Kasten nach Bediirfniss vergrössert oder ein zweiter ähn­licher aufgestellt werden; auch lässt sich ein Theil der Apotheke in einem dazu hergerichteten Bücherkasten unterbringen. Grössere Quantitäten von Arzneistoffen erfordern ein eigenes Lokal (Zimmer, Kammer), während obige Einrichtung sich in jedem etwas geräu­migen Zimmer, welches am besten dem Thierarzt überhaupt als Arbeitszimmer dient, anbringen lässt. Noch zweckmässiger wäre es, die Hausapotheke durch einen schliessbaren Verschlag (Alkov) von dem Zimmer zu trennen.
Die Temperatur darf in dem Zimmer, in welchem sich die Arzneimittel befinden, nicht zu hoch gehalten werden, aber auch im Winter nicht so weit sinken, dass wässerige Flüssigkeiten ge­frieren. Der Kasten mit den Arzneimitteln soll so gestellt werden, dass er nicht von der Sonne beschienen wird.
Wenn die einzelnen horizontalen Reihen von Schubladen nicht durch einen vollständigen Bretterboden von einander geschieden sind, so kann leicht von einer Schublade etwas in die darunter befindliche hinabfallen; dies lässt sich theils dadurch vermeiden, dass man die horizontalen Abtheilungen ganz (massiv) machen, theils dadurch, dass man jede Schublade oben mit einem (nach rückwärts zu öffnenden) Schieber von dünnem Holze versehen lässt. Auch ist es zweckmässig, die Fugen der Schubladen, besonders wo nicht sehr ausgetrocknetes Holz dazu genommen wurde, innen mit Papier zu überpappen. Jede Schublade soll nur Ein Mittel enthalten; indess lässt sich leicht das Pulver eines Pflanzenmittels neben der grobgeschnittenen oder ganzen Pflanze in Einer Schub­lade aufbewahren, wenn man das eine von beiden (meist das Pulver) in einen guten Papiersack in die Schublade stellt. Jede Schublade muss ferner die Signatur oder Bezeichnung ihres Inhalts deutlich geschrieben (in der gebräuchlichen lateinischen Benennung, darunter in kleiner Schrift den deutschen Namen) tragen. Bei dem Gebrauche von Mitteln, die aus der Schublade des Tisches ge­nommen werden, ist darauf zu sehen, dass die Schublade wieder gut eingeschoben wird und nicht vorstehe, damit, wenn etwas vom Tische abfallt oder herabgekehrt wird, es nicht in die Schublade gerathen könne.
Auch die beiden Seitentheile des Tisches, worin sich die Schubladen befinden, können leicht durch kleine Thüren verschliess-bar gemacht werden.
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Von der Einrichtung eiuur tUierärztliclieii Hausapotheke.
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3) Die Salben, Balsame, Harze u. dgl. theils lür sich weiche, theils gerne zusammenfllessende ArzneistolTe werden am besten in cylindrische Häfen (Tiegel) von gebrannter Erde (Steingut, Fayence) und etwa 2 Pfund Inhalt aufbewahrt; man bedeckt sie mit harthölzernen Deckeln, deren Rand etwas vorsteht, deren Mitte aber einen kleinen.Knopf oder dgl. als Handhabe trägt. Sie werden in die unterste Reihe des Aufsatzes oder Repositoriums, in alphabetischer Ordnung ge­stellt. 4) Die feinen Pulver von Arzneimitteln, welche theils themer sind, theils in geringerer Menge verordnet werden, oder an der Luft Feuchtigkeit anziehen, bewahrt man in gläsernen Pulver-(laschen, d.h. cylindrische Gläser, mit weiter Oeffnung und Glasstöpsel auf. Man kann zweierlei Grossen nehmen, solche die etwa 1 — l1., Pfund Wasser fassen würden, und solche, welche nur die Hälfte (l/28/4 Pfund) fassen. Es ist bei dem Ankauf darauf zu sehen, dass das Glas die gehörige Stärke habe, dass die Stöpsel gut eingeschliffen und dass die zu-samniengehörcnden Flaschen in der Grosse (Höhe) einander so viel möglich gleich seien. Wohl­feiler und für viele Pulver u. dgl. ebenfalls brauchbar sind hölzerne Büchsen, mit ebensol­chen Deckeln , vom Dreher verfertigt. Allein sie sind weniger reinlich, lassen nicht jeden Augen­blick die noch vorhandene Menge ihres Inhalts übersehen und schliessen weniger gut; sie passen daher hauptsächlich nur für Stoffe, die weder flüchtige Bcstandtheile enthalten, noch an der Luft feucht werden. 5) Die Flüssigkeiten (Weingeist, Tincturen, Terpentinöl u. s.w.) werden in Stöpsel glas ein (d. h. mit eingeriebenen Glasstöpseln und enger Mündung) aufbewahrt, wozu ebenfalls zwei oder drei verschiedene Abstufungen (2, 1, '/„Fftind) zweck-mässig sind. Auch hier ist in Betreff der Stöp­sel und Höhe des Glases das bereits Angeführte zu berücksichtigen. Die Signaturen (meist in Schildform) werden auf die Gläser und Häfen mit gutem Kleister dem bei der Bereitung etwas Terpentin zugesetzt wurde aufgeklebt, sodann mit einer Auflösung von Hausenblase in Brannt­wein und zuletzt mit einem durchsichtigen Harz-
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Von der Einrichtimg eiuer thierärztlichen Hausapotlieke.
firnis (Sandrak, Mastix oder weissen Copal) 1—2mal überstrichen, worauf man sie nach Bedürfniss mit Wasser abwaschen kann. Um das Verunreinigen der Mündung mit Staub zu vermeiden, kann man jedem Stöpselglas einen cylindrischen Hut von Pappe auf­setzen, der auf dem breitern Theil des Glases aufsteht. Beim Ausgiessen von Flüssigkeiten aus den Standgläsern, Häfen u. s. w. beachte man die Regel, nicht auf der der Signatur entsprechenden Seite auszugicssen, weil durch das Ablaufen der Flüssigkeit sonst die Signatur beschmutzt oder selbst zerstört wird. Nach dem Gebrauche muss jedes Standglas, Büchse u. dgl. sogleich wieder verstopft und an seinen Platz gestellt werden.
Bei der Aufstellung der Pulverflaschen, Gläser u. s. w. sucht man die häufiger gebrauchten Mittel in die Nähe, die weniger ge­brauchten dagegen entfernter zu stellen; auch sind die kleineren Gefässe gewöhnlich auf den obern, die grossen auf den untern Abtheilungen des Fachgestells zu treffen.
Zu den unentbehrlichsten Utensilien gehören:
1) Die Wagen. Sie müssen genau bearbeitet und empfindlich sein; die (glcichlangen) Arme der Wagbalken dürfen nicht zu kurz sein, auch sind messingene Balken, weil sie weniger rosten, besser als die eisernen. Die Tarirwage dient zum Wägen in Gefässen (Flüssigkeiten, Extracte, Salben u. dgl.), auch zum Abtheilen der Pillen für Pferde; sie ist gewöhn­lich an einem befestigten 'Arme aufgehängt und unterscheidet sich von der gewöhnlichen Krämerwage dadurch, dass die eine der Wag-sehalcn nur an Einem starken Bügel hängt (zum bequemen Aufstellen der Gläser, Häfen u. dgl.);
häufig ist auf dem ande rn Ann des Wagbalkens ein verschiebbarer Sat­tel von Messing ange­bracht, mittelst dessen man bequem und ohne Gewicht die Wage ins Gleichgewicht bringt, wenn auf der Schaale ein leeres Gefass steht.
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Von der Einrichtung einer thierärztlichen Hausapotheke.
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Man hat in neuerer Zeit auch sehr bequeme Waagen ohne Bogen, Ketten oder Bügel, welche ebenso als Tarir- wie als Krämerwaagen benützt werden können und nicht aufgehängt werden, da die Schaalen unmittelbar auf den Enden der ßalkenarme an­gebracht sind.
2) Von Handwagen bedarf man einer grösseren mit Messing-schaalen von circa 8 Zoll Durch­messer, um voluminöse und schwerere Gegenstände ('^—1 Pfund) darauf zu wägen; ferner zwei kleinere Hand­wagen mit Hornschaalen (von etwa 3 — 4 Zoll Durchmesser) die eine für die Arzneimittel, welche von ,/4 — 1 Unze, die andere kleinere für solche, die unter und bis zu 2 Drachmen wiegen. Eine besondere Wage mit Hornschaalen sollte für die Gifte bestimmt sein. Die Wagen sind durch Putzen der metallenen Theile vor Rost zu bewahren, und die Schaalen sind nach jedes­maligem Gebrauch mit einem trockenen Tuch auszuwischen.
Die Eintheilung des deutschen Medicinalgewichts ist überall dieselbe, nämlich das med. Pfund hat 12 Unzen, die Unze 8 Drachmen, die Drachme 3 Scrupel, der Scrupel 20 Gran; oder Pfund. Unzen. Drachmen. Scrupel. Gran. 1 =3 12 — 96 = 288 = 5760. 1 —nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;8 = 24 = 480.
1 —nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 3 = 60.
1 = 20.
Dasnbsp; nbsp;Verhältniss der verschiedenen bekanntern Gewichte ist
aus demnbsp; 3ten Abschnitte S. 16 zu entnehmen.
Dienbsp; grösseren Gewichte (1 Pfund und darüber) sind gewöhn­lich vonnbsp; Eisen; die kleineren von Messing, in der Form eines
Würfels, auf der einen (breitern) Seite mit dem Zeichen und der Zahl des Gewichts bezeichnet; die Scrupel sind ans dickem Messing-
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222nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; V1quot;' der Kiiirichtung einer thierärztliclien Hausapotheke.
#9632;i Sciupel.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; '/._. Drachme.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 1 Scrupel.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;'/„ Scrupol.
4 (iran.
blech in Ringform geschlagen, so dass je ein Ring­chen 10 Gran oder '/a Scrupel bedeutet; die Gran-stiieke sind aus dünnem Messingblech mit der rö­
copy;gt;
mischen Zahl darauf gefertigt und gehen von I — X.
Die kleinen Stücke des Medicinalgewichts erhält man gewöhnlich in einer kleinen Schachtel, worin sich im Ganzen 3 Unzen (in Stücken von 1 Unzen abwärts bis zu 1 Gran) be­finden; sie werden in Nürnberg gemacht, sollen aber vor dem Ge­brauche durch die betreffende Behörde gepfechtet oder justirt sein. (Die justirten Gewichtsstücke sind mit dem Zeichen (Wappen) der Behörde gestempelt, z. 15. in Württemberg mit dem Hirschhorn). Man findet statt des Gewichts häußg noch ein gewisses Maas auch bei trocknen Stoffen z. B. Fascikel (gleich 3 Unzen), Mani-pulus oder Handvoll (gleich 2 Drachmen), Pugillus (oder Pfötchen, was man mit drei Fingern fassen kann) gleich '/#9632;gt; Drachme ange­geben ; solche Bestimmungen sollten aber ganz verbannt werden, da sie gar zu unsicher sind. Dasselbe ist mit dem Flüssigkeits-maas der Fall; es variirt in verschiedenen Staaten allzusehr (s. die Tabelle S. 15) und sollte immer durch Gewicht sangabeersetzi werden, um, wenn auch nicht ganz, so doch annähernd die glei­chen Mengen auszudrücken.
4) Areometer, (Senkwage.) Um das spe-
eifische Gewicht der Flüssigkeiten bequem bestimmen zu können, was namentlich bei dem Einkauf der­selben (z. B. Weingeist) von Nutzen ist, hat man sogenannte Areometer (Weinwagen). Ihre Anwen­dung beruht auf dem Grundsatz, dass ein, in einer Flüssigkeit schwimmender Körper gerade so viel Flüssigkeit aus der Stelle treibt, als er selbst wiegt; derselbe Körper, welcher also im Wasser bis auf eine gewisse Stelle einsinkt, wird in einer speeifisch leichtern Flüssigkeit (z. B. Branntwein, Weingeist) tiefer einsinken und in einer speeifisch schwereren Flüssigkeit (z. B. Salzsäure) weniger tief.
Die Stelle, bis zu welcher der Areometer in destillirtes Wasser
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Von der Eiurichtuug einer tliierarztlichen Hausapotheke.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;223
bei mittlerer Tempeiatur ( 10—12quot; K.) einsinkt, wird mit 0 (= 0) bezeichnet, der übrige Theil der Scale aber in Grade eingetheilt. Man hat Areometer für specifisch leichtere Flüssigkeiten (bei diesen ist 0 am unteren Ende der Scale) und solche für specifisch schwe­rere Flüssigkeiten (an welchen 0 oben an der Scale sich befii.'det). Sie sind von Glas um von den Flüssigkeiten nicht angegr.'ffen zu werden. Bei der Anwendung des Areometers giesst man die erforderliche Menge der zu untersuchenden Flüssigkeit in ein cy-lindrisches Glas, und senkt sodann den Areometer ein, die Ober­fläche der Flüssigkeit wird die Zahl der Grade und damit das specifische Gewicht anzeigen, welche die Flüssigkeit besitzt.
Das Beck'sehe Areometer ist bei uns das gebräuchlichere. Nach demselben und zwar dem für specifisch schwerere Flüs­sigkeiten (z. B. Säuren) sind
0U = 1000 (Wasser.)nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 30deg; =1210 spec. Gewicht.
5deg; = 1030 spec. Gewicht. 40deg; = 1300 „nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;
10deg; = 1062 „nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;57deg; = 1500 .
15deg; = 1096 .,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;78deg; = 1850 „nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;
20deg; = 1133 Bnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;
Bei dem Areometer für specifisch leichtere Flüssigkeiten ist 0deg; = 1000 (Wasser) 13deg; = 0,928 (Branntwein) 21deg; = 0,890 (reetif. Weingeist) 33deg; = 0,827 (höchst rect. Weingeist) 42deg; = 0,801 (absol. Alcohol) 66deg; = 0,720 (Aether.) Das Areometer nach Baume ist besonders für Säuren häufig im Gebrauche; nach demselben entspricht
0deg; ^ 1000 (Wasser.) 48deg; = 1500. 12deg; = 1089.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 60deg; = 1717.
24deg; 1200.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 72deg; = 2000.
36deg; = 1335. Bei der Bestimmung des speeifischen Gewichts durch die Areometer ist auf die Temperatur der Flüssigkeit Rücksicht zu nehmen, welch' letztere specifisch um so leichter erscheint, je wärmer sie ist. Auf 4 Grade R. über oder unter der Temperatur, bei welcher die Areometergrade festgestellt wurden, muss man 1deg; Baume ab- oder zurechnen. Die Eintheilung der Areometer wird fast allgemein bei 15deg; Cent, oder 12deg; R. vorgenommen.
5) Mensuren. Um Flüssigkeiten wie Wasser, Weingeist, Decoete u. dgl. zu messen, hat man becherförmige, mit einer Handhabe und Schnautze versehene Gefässe, gewöhnlich von Zinn, seltener von Porzellan oder Steingut, welche innen durch hervor­stehende Zäpfchen oder durch vertiefte Rinnen den Gehalt nach
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Vou der Einrichtung einer tlum-arztliclieii Hausapotheke.
Unzen angeben. Man bedarf deren von ver­schiedener Grosse, etwa von 2, 6, 12 und 16 Unzen und hat darauf zu sehen, dass sie aus reinem Zinn gemacht und richtig eilige^, theilt seien. Da die Eintheilung nach dem Gewicht des Wassers stattfindet, so gewährt das Messen von Flüssigk.eiten die specifisch leichter (wie Weingeist, Terpentinöl) oder schwerer als Wasser (z. B. P:ssig, Bleiessig) sind, kein ganz ge­naues Resultat. Flüssigkeiten die das Metall angreifen (wie Salz­säure, Metallsalzauflösungen) oder solche die dickflüssig oder sehr stark riechend sind (z. B. Hirschhornöl) eignen sich nicht zum Messen in Mensuren. Das Durchseihen einer Pflanzenabkochung oder eines Aufgusses wird meist in die Mensur vorgenommen, um darin so­gleich die Menge der erhaltenen Flüssigkeit (Colatur) ersehen zu können.
6) I n f u n d i r b ü c h s e n. Dies sind eigentlich blos grosso Mensuren von 4—8 Pfund Ge­halt ; innen durch hervorstehende Zapfen nach Civilpfunden abge­messen. Sie werden von star­kem, verzinntem Eisenblech ver­fertigt, haben einen passenden an einem Charnier befestigten Deckel, eine Handhabe und Aus-guss. Zum Ansetzen (Digeriren) von Tincturen u. dgl. können leere Pulverflaschen dienen; man schüttet zuerst den rohen Stoff z. B. Arnikawurzel hinein, giesst dann die vorgeschriebene Menge Weingeist darauf und lässt das Glas an einer warmen Steile stehen; in die Miindung kann man entweder den Glasstöpsel leicht ein­setzen, oder sie mit einer feuchten Blase zubinden hi welches man etliche kleine Löcher stupft, damit die Dämpfe nöthigenfalls einen Ausweg haben.
6) Pfannen. Zur Bereitung heissen Wassers, zum Kochen der Decocte, Erwärmen der Breiumschläge u. dgl. bedarf man zweier Pfannen, einer kleinen von etwa 4—6 Pfund Inhalt und einer grössern von dem doppelten Gehalt. Sie können entweder von Eisen, besser aber von Kupfer und müssen innen gut ver­zinnt sein, einen ziemlich langen Stiel von Metall (oder am äus-sersten Theile von Holz), ferner einen Ausguss und einen me-tallnen Deckel haben.
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Vou der Einrichtung eiuer tliierämlichen Hausapotbekf.
225
7) Keibschaalen. Sie sind meist von Serpentin oder von Steingut (sog. Porphyr) und werden nach dem Durch­messer am obern Rand bezeichnet: man hat sie von 2 bis zu 12 Zoll Weite, und bedarf wenigstens 3 von verschie­dener Grosse, nebst dem dazu gehörigen Reiber (Pistill, Läufer). Man braucht die Reibschaalen zum Mischen der Pul­ver, zur Anfertigung von Pillenmassen, Salben, zum Auflösen von Extracten in Flüssigkeiten und dergleichen. Für den letztern Fall ist es zweckmässig, wenn sie mit einem Ausguss versehen sind. Die Serpentinreibschaalen werden von starken Säuren angegriffen, die Porphyrschaalen dagegen nicht; letztere sind aber theurer als erstere. Für die Gifte sollte eine besondere Reibschaale bestimmt sein. Die Reibschaalen sind nach dem Gebrauche jedesmal sorg­fältig zu reinigen.
Für die Zerreibung sehr harter Arznei­körper sind die Reibschaalen nicht passend, weil sie dabei leicht zerstossen werden; man hat hiezu entweder gewöhnliche Mörser oder sog. Pillenmörser von polirtem Eisen mit eisernem Pistill; sie weiden jedoch dem Thierarzt entbehrlich sein, weil er besser daran thut, die schwer zu pulverisirenden Stoffe schon gepulvert zu kaufen.
8) Colatorlen und Trichter. Um die Aufgüsse, Ab­kochungen u. s. w.. durchzuseihen, bedarf man einiger Seihetücher, welche von gutem Flanell etwa in der Grosse eines Quadratfusses oder einer halben Elle sein können; beim Gebrauch breitet man sie über der Mensur oder einem ähnlichen Gefäss aus, vertieft sie in der Mitte ein wenig durch Eindrücken und giesst sodann die durchzuseihende Flüssigkeit darauf; den Rest 'drückt man aus, indem man das Tuch von zwei Seiten zusammenlegt und von den beiden Enden in entgegengesetzter Richtung zusammendreht oder auswendet. Sehr schleimige Decocte z. B. Eibisch, Lein­samen, sind kaum durch ein anderes als Flanelltuch durchzu­bringen , während nicht schleimige im Ermanglungsfall auch durch ein nicht zu feines Leinentuch gehen. Beim Durchseihen grösse-rer Mengen (z. B. zu Fussbädern) bedient man sich häufig eines blechernen Seihers; es ist aber in den meisten Fällen das Durch­seihen für diesen Zweck ganz entbehrlich.
Hering, Arzneimittel. 2. Aufl.
15
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mmm
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Von der Einriolitung einer thierarztliclien Haiisapotheke.
Um Tincturen, Essenzen n. dgl. durchzu-
seihen, muss man einen Trichter von Glas oder Porzellan, sowie Filtrirpapier (ungeleimtes Druck­papier) haben, letzteres wird so zusammengefalzt, dass es viele nach abwärts zusammenlaufende Falten bildet, es wird sodann etwas auseinander gespreitet und in den Trichter eingesteckt. Man giesst die Flüssigkeit allmählich in den innern
Raum des Papiers und füllt dasselbe nach Maas­gabe des Durchlaufens auf, bis sämmtliche Flüssigkeit klar in das darunter stehende Gefäss abgelaufen ist.
Die Trichter und insbesondere die Seihetücher sind nach dem Gebrauch auszuwaschen und letztere mittelst Aufhängen zu trock­nen ; die gebrauchten Filtrirpapiere sind die weitere Aufbewahrung nicht werth.
9) Endlich sind zum Dispensiren und Abgeben der Arzneien einige kleine Löffel von Bein, ein oder zwei dergleichen grössere
von Horn, eiserne und hölzerne kj. Spatel von verschiedener Grosse |p (zum Herausnehmen der Salben, Extracte u. dgh), 6 blecherne
halbcylindrische Kapseln zum Papierdüten von verschiedener Grosse,
oder Krüge, Korkstöpsel.
eine Anzahl nd Bouteillen Salbenhäfen,
eine ordinäre Scheere, Bindfaden, Schreib-
und Packpapier u. dgl. m. erforderlich. Diese letztere Gegenstände werden zweck-
mässig in einigen Schubladen entweder auf oder zunächst unter der Platte des Tisches aufbewahrt. Auch unter dem
Gestell für die Tarirwage Gewichte, Löffel u. dgl.
lassen sich 2 kleine Schubladen für die anbringen.
(Man kauft die Standgefässe und Trichter bei den Glas- und Porcellainhandlungen, die Porphyr- und Serpentinreibschaalen und das medic. Gewicht bei den Droguisten, die Mensuren bei den Zinngiessern, die Infundirbüchsen und Pulverkapseln bei den Flasch­nern (Klempnern), die eisernen Spatel kann man in jeder Schmie­de machen.)
gt;
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Register.
Seite
Acetum arsenicosum ....nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;37
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; cantharidis ....nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;46
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; plumbi s. sararninbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 100
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; pyrolignosum s. empyreum 20 Acidum arseuicosum ....nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;36
borussicum s. prussicumnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 17
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; hydrochloricum ...nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;18
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; hydrocyanicum ...nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;17
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; muriaticum s. salis .nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;18
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; muriaticum oxygen.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;34
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; uitricum.....nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;19
quot;— pyrolignos. s.pyroxylicumnbsp; nbsp; quot;20
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; sulphuricum ....nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;21
Aegyptiac-Salbe.....nbsp; nbsp; nbsp;174
Aether nitrico-alcoholicus . .nbsp; nbsp; nbsp;1Ü7
—nbsp; nbsp; nbsp;sulphurieus s. vitrioli .nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;23 Aetz-Ammouiak.....nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;5*8
—nbsp; nbsp; nbsp; Kali oder kaustisches Kalinbsp; nbsp; nbsp; nbsp;88
—nbsp; nbsp; nbsp; Kalk.......nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;41
Alaut.........nbsp; nbsp; nbsp;131
Alauu roher und gebräunternbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;28
Alcohol sulphurieus ....nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;23
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; vini.......nbsp; nbsp; nbsp;158
Aloii.........nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;25
—nbsp; nbsp; nbsp;Tiuctur......nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;27
Alumen crudum et ustumnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;28
Ammoniak-Gummi.....nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;63
Ammonium carbonicum ...nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;29
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;carbon, pyro- oleosumnbsp; nbsp; nbsp; nbsp;30 liquidum.....nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;98
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; muriaticum s. chlorat.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;31
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; muriat. ferratum . .nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;32
Amygdalae amarae.....nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;18
Auis.........nbsp; nbsp; nbsp;148
Seite
Antimonium chloratum liquid .nbsp; nbsp; nbsp;102
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; crudum ....nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;33
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; sulphur, aurant. .nbsp; nbsp; nbsp;162
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; sulphur, rubr. .nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;163 Antimonkali, Weinsteins. .nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 166 Aqua balsamica .....nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;40
—nbsp; nbsp; nbsp; calcis.......nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;41
—nbsp; nbsp; nbsp;Chlorl.......nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;34
—nbsp; nbsp; nbsp; coerulea......nbsp; nbsp; nbsp;181
—nbsp; nbsp; nbsp; fortis.......nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;19
—nbsp; nbsp; nbsp; laurocerasi.....nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;18
—nbsp; nbsp; nbsp;picea.......nbsp; nbsp; nbsp;122
—nbsp; nbsp; nbsp;Uabelii......nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;22
—nbsp; nbsp; nbsp; vegeto-min. Goulardi . .nbsp; nbsp; nbsp;101 Arabisches Gummi ....nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;65 Arcanum duplicatum ....nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;95 Argentum uitricum fusum . .nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;35 Arsenik, weisser.....nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;36
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Essig......nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;37
Asa footida.......nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;66
Augeusalbe, Waldiugers ...nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;84
Augenstein.......nbsp; nbsp; nbsp;181
Oaccae juniperi.....nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;38
—nbsp; nbsp; nbsp;lauri.....78 u.nbsp; 113
Baldrian........nbsp; nbsp; nbsp;141
Balneum empyreumat. Walzii .nbsp; nbsp; nbsp;Ill
Balsamum poruvianum s. indicumnbsp; nbsp; nbsp; nbsp;39
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; vulner .... 49 u.nbsp; 169
Baumöl........nbsp; nbsp; nbsp;114
Bilsenkraut.......nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;74
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Extract.....nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;58
Bittere Pflauzeu......nbsp; nbsp; nbsp;133
Bittersalz........nbsp; nbsp; nbsp;103
Blausäure........nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 17
-ocr page 244-
'228
Register.
Seite
Blausteiu........nbsp; nbsp; nbsp;179
Blauwasser.......nbsp; nbsp; nbsp;181
Blei-Cerat .......nbsp; nbsp; nbsp;101
—nbsp; nbsp;Essig oder Kxtract . . .nbsp; nbsp; nbsp;100
—nbsp; nbsp;essigsaures oder -Zucker .nbsp; nbsp; nbsp;123
—nbsp; nbsp;Wasser.......nbsp; nbsp; nbsp;101
Bockshonisameu.....nbsp; nbsp; nbsp;153
Borax.........nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;40
Brandöl, thielisches ....nbsp; nbsp; nbsp;110
Braunstein.......nbsp; nbsp; nbsp;104
Breclmuss........nbsp; nbsp; nbsp;108
Breehweinstein......nbsp; nbsp; nbsp;166
-nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Salbe.....nbsp; nbsp; nbsp;167
Brechwurzel.......nbsp; nbsp; nbsp;134
Brenzlicbe Holzsäure ....nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;20
Butyrum antimon......nbsp; nbsp; nbsp;102
Calcaria chlorata.....nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;42
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; usta.......nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;41
Calomel........nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;79
Camphor ... ....nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;13
Cautharides.......nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;45
Canthariden-Salbe.....nbsp; nbsp; nbsp;176
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Tinctur ....nbsp; nbsp; nbsp;171
Carbo animalis......nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;47
Cascarill-Rindc......nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;52
Castrir-Pulver......nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;82
Catecbu........nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;48
Ceratum saturni......nbsp; nbsp; nbsp;101
Chabert's empyreum. Oel .nbsp; nbsp; nbsp;111
Charge.......56 u.nbsp; 215
Chinarinde.......nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;51
Chinin.........nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;52
Chlorium........nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;34
Chlor-Antimon......nbsp; nbsp; nbsp;102
—nbsp; nbsp; nbsp; Eisen-Salmiak ....nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;32
—nbsp; nbsp; nbsp; Gas........nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;43
—nbsp; nbsp; nbsp; Kalk und Natron ...nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;42
—nbsp; nbsp; nbsp; Quecksilber ... 79 u.nbsp; nbsp; 81
—nbsp; nbsp; nbsp;Käucheruugen ....nbsp; nbsp; nbsp;105
—nbsp; nbsp; nbsp; Wasser......nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;34
—nbsp; nbsp; nbsp;Wasserstoffsäure ...nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;18 C'hloretum ammoTiii ....nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;31
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; calcariae.....nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;42
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; hydrargyri ....nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;79
Chloroform.......nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;49
Cineres clavellati.....nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;86
Clavus secalinus.....nbsp; nbsp; nbsp;146
Collodium.......nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;24
Colophonium......nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;50
Coriander........nbsp; nbsp; nbsp;150
Cortex cascarillae.....nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;52
—nbsp; nbsp; nbsp;chiuae s. peruvian. .nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 51
—nbsp; nbsp; nbsp; quercus......nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;53
—nbsp; nbsp; nbsp;salicis .......nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;54
Seite
Cremor s. Crystall. tartar . .nbsp; nbsp; nbsp;164
Cuprum sulphuricum ....nbsp; nbsp; nbsp;179
Cyau-Wasserstoffsäure ...nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 17
Uigestiv-AVasser. Wolstein'snbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 40
Eau de Rabel......nbsp; nbsp; nbsp; 22
Eberwurzel.......nbsp; nbsp; nbsp;129
Ebur ustum nigrum ....nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;47
Eibisch-Salbe......nbsp; nbsp; nbsp;175
—nbsp; nbsp; nbsp; Wurzel.....nbsp; nbsp; nbsp;124
Eicheln........nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;54
Eichenrinde.......nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;53
Eintheilung der Arzueimittelnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 184
Eiseuhut-Extract.....nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;56
Eisenvitriol.......nbsp; nbsp; nbsp;181
Elixir vitriol. M......nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;22
Emplastium acre . . . ; .nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;55
Engelwurzel.....nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; .125
Enzian.........nbsp; nbsp; nbsp;132
Essig..........nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;20
Euphorbium.......nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;67
Euter-Salbe.......nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;45
Extractum aconiti.....nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;56
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;belladonnae ...nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;57
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; hyosciami ....nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;58
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; saturni.....nbsp; nbsp; nbsp;100
ITallkraut-Blumen.....nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;60
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Wurzel.....nbsp; nbsp; nbsp;126
Fenchel........nbsp; nbsp; nbsp;152
Eerrum sulphuratum ....nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;59
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; sulphuricum . .nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 181 Fieber-Pille, englische . . .nbsp; nbsp; nbsp;168
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Rinde......nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Hl
Fingerhut, rother.....nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;73
Fliederblumen......nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;63
Flores arnicae ......nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;60
—nbsp; nbsp; nbsp; chamomillac vulgarisnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;61 salis ammou. mart. . .nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;32
—nbsp; nbsp; nbsp; samhuci......nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;63
—nbsp; nbsp; nbsp; sulphuris.....nbsp; nbsp; nbsp;161
Fomentation, Schmucker'scl- .nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;01
Friedriclis-Salz......nbsp; nbsp; nbsp;107
Fuligo splendens ...nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; .48
CJalitzenstein, weisser . .nbsp; nbsp; nbsp;182
Gallmey-Salbe......nbsp; nbsp; nbsp;183
Geigenharz.......nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;50
Gerbestoff.......nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;53
Gewicht, Vergleichung dess. .nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;14
Gewürzhafte Kräuter ....nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;79
Glandes quercus.....nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;54
Glaubersalz.......nbsp; nbsp; nbsp;107
Goldschwefel.......nbsp; nbsp; nbsp;162
Grana tiglii.......nbsp; nbsp; nbsp;150
Gummi ammoniacum ....nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;63
—nbsp; nbsp; nbsp; arabicum.....nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;65
-ocr page 245-
Hegister.
229
Gummi asae foetidat' .
—nbsp; nbsp; nbsp;euphorbii üedda et .Senegal myrrhae .
Haiidelsgewiolit
Harz, gelbes ....
—nbsp; nbsp; nbsp;Salbe ....
Heilsalbe.....
Hepat autimouii
cal
12
Seite 66 67 65 68 u. 16 ÖO 175 18:5 it2 93 69 70 70 71 73 74
7rgt;
78 77 78 30
110 35 63
144 20
100 62 79 81 84 31
135 85 89 88 86 88 88 90 95
164 86 88 90 92 93 95
164
166 42 41
128 61
Seite
Kermes minerale . .
163
Kirscblorbeerwasser
18
Kohle, tliierische
47
Krähenaugen ...
108
Krammetbeere
38
Sülze ....
144
Krebstinctur ....
38
96
Kreide .....
41
Kroton-Köruer und Oel
150
Kümmel.....
149
Iiapis divinus . .
181
— infernalis . .
35
Laugeusalz, flüchtiges
29
Leccer-Oel ....
115
Leinsamen ....
153
Liehen islandicus . .
97
136
Liniment, Binz'sches .
99
— Kalk-
214
Linimentum Creosoti compos.
97
— excitans-resolvens
114
— saponis eomp. .
45
— siccativum
181
— terebinth, compos.
178
— volatile . . .
100
— volatile camphorat
44
Liquor ammonii caustici
98
— pvro-oleos. .
30
— anodinus Hoffm. .
24
hydrargyri bichloridi
83
plumbi acetici . .
100
stibii muriat. . . .
102
— ViUati .... 101
u. 208
Lorbeerol.......
112
Lotio discutiens, refrigerans
32
Maas, Vergleichung desselben
15
Magnesia sulphurica . .
103
Manganumhvperoxydatum nativ
104
204
Masse, diuretische
51
Medicinal-Gewicht . .
13
Meisterwurzel.....
133
Mel crudum......
105
Mercurius dnlcis
79
— sublim, corr. . .
81
— praecip. ruber .
H
144
Mineralkermes.....
163
Mohnsaft.......
119
Moos, isländisches ....
97
Murias ammoniae ....
31
hydrargyri . .
79
n. 81
—nbsp; nbsp; nbsp;sulpliuris alfal. et Herba absyntbii
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; belladonnae
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; centaurii. min.
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; eouii s. cicutae
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; digitalis purpureae hyoscyami nigri nicotianae . rntao . .
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; sabinae .
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; tanaceti . Uivscliliorngeist und Salz
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Üel, stink. Höllenstein Hollunderblumen
— Muss Holzessig . . .
Honig.....
Hundskamille
Hydrargyrum nmriaticum
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;muriaticum
nute corros
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;oxydatum rubruin Hydrochloras ammonii Jalappenwurzel Jodum s. Jodinum . Jodquecksilber . Jodwasserstoffsaures Kali Rali, koblensaures
—nbsp; nbsp; nbsp;Aetz- ....
—nbsp; nbsp; nbsp;Jod- ....
—nbsp; nbsp; nbsp;salpetersaures
—nbsp; nbsp; nbsp; scbwetelsaures
—nbsp; nbsp; nbsp;weinsteinsaures . Kali carbonieum crudnm
—nbsp; nbsp; nbsp;hydrojodicum
—nbsp; nbsp; nbsp;nitricum
—nbsp; nbsp; nbsp;stibiato-sulplmratnm
—nbsp; nbsp; nbsp; sulphuratum .
—nbsp; nbsp; nbsp;sulphuricnm .
—nbsp; nbsp; nbsp;tartaricum acid.
—nbsp; nbsp; nbsp;tartaricum stibiat. Kalk, Chlor- . . .
—nbsp; nbsp; nbsp;gebrannter und Wa Kalmus ... Kamillenblumen
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#9632;m
230
Kegister.
Seite
Mntterkorn.......nbsp; nbsp; nbsp;146
Myrrhe .......nbsp; nbsp; nbsp; 68
Naphtha vitrioli.....nbsp; nbsp; nbsp; 23
Natron, boraxsaures ....nbsp; nbsp; nbsp; 40
kohlensaures ....nbsp; nbsp; nbsp;106
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;salpetersaures ...nbsp; nbsp; nbsp; 90
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;schwefelsaures . .nbsp; nbsp; nbsp;107
Nelkenwurzel......nbsp; nbsp; nbsp;130
Nieswurzel, weisse.....nbsp; nbsp; nbsp;142
Nitras argentl......nbsp; nbsp; nbsp; 35
Nltrum depuratum.....nbsp; nbsp; nbsp; 90
Nux vomlea.......nbsp; nbsp; nbsp;108
Oel, schwarzes.....nbsp; nbsp; nbsp; 22
Ofenruss........nbsp; nbsp; nbsp; 48
Olivenöl........nbsp; nbsp; 114
Oleum animale empjreumaticumnbsp; nbsp; nbsp;110
—nbsp; nbsp; nbsp;cantharidis.....nbsp; nbsp; nbsp; 46
cataputiae major . . .nbsp; nbsp; nbsp;116
-nbsp; nbsp; nbsp;CornuCervis.pyroauimalenbsp; nbsp; nbsp;110
—nbsp; nbsp; nbsp;crotonis......nbsp; nbsp; nbsp;151
—nbsp; nbsp; nbsp;juniperi......nbsp; nbsp; nbsp;112
—nbsp; nbsp; nbsp;laurinum cxpressum . .nbsp; nbsp; nbsp;112 ollvarum......nbsp; nbsp; nbsp;114
—nbsp; nbsp; nbsp;petrae . .- . .nbsp; nbsp; nbsp;115
—nbsp; nbsp; nbsp;pini.......nbsp; nbsp; 118
—nbsp; nbsp; nbsp;ricinl.......nbsp; nbsp; nbsp;116
—nbsp; nbsp; nbsp;terehinthinae . .nbsp; nbsp; nbsp;118
—nbsp; nbsp; nbsp;vitrioli......nbsp; nbsp; nbsp; 21
Opium.........nbsp; nbsp; nbsp;119
Opodeldoc.......nbsp; nbsp; nbsp; 45
Oxycrat........nbsp; nbsp; nbsp; 21
IPerubalsam.......nbsp; nbsp; nbsp; 39
Petersiliensameu.....nbsp; nbsp; nbsp;156
Pflanzen-Alcali......nbsp; nbsp; nbsp; 86
Pflaster, Lund'sches ....nbsp; nbsp; nbsp;169
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; scharfes oder englischesnbsp; nbsp; 55
Pferdspnlver.......nbsp; nbsp; 129
Pix liquida tt nigra ....nbsp; nbsp; nbsp;121
Placenta sem. lini.....nbsp; nbsp; nbsp;154
Plantae aromaticae ....nbsp; nbsp; nbsp; 79
Plumbum aceticum ....nbsp; nbsp; nbsp;123
Pommade arsenicale ....nbsp; nbsp; nbsp; 37
Potlo antispasmod.....nbsp; nbsp; nbsp;158
Pottasche .......nbsp; nbsp; nbsp; 86
Pulvis alumiu. compos. ...nbsp; nbsp; nbsp; 29
—nbsp; nbsp; nbsp;colophonil compos. . .nbsp; nbsp; nbsp; 51
—nbsp; nbsp; nbsp;Equorum.....nbsp; nbsp; nbsp;129
Purgirkörner ......nbsp; nbsp; 150
Purgirwurzel ......nbsp; nbsp; 135
•Quecksilber, ätzend, salzs. (Chlorid) 81
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;mildes salzs. (Chlorür)nbsp; nbsp; 79 Oxyd, rother, Präcip.nbsp; nbsp; nbsp; 84
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Salbe, graue . .nbsp; nbsp; nbsp;178 versiisstes ...nbsp; nbsp; nbsp; 79
Seite
Badix aeori veri.....nbsp; nbsp; nbsp;128
—nbsp; nbsp; nbsp;altheae......nbsp; nbsp; nbsp;124
—nbsp; nbsp; nbsp;angelicae......nbsp; nbsp; 125
—nbsp; nbsp; nbsp;aruicae......nbsp; nbsp; nbsp;126
—nbsp; nbsp; nbsp;bistortae......nbsp; nbsp; nbsp;140
—nbsp; nbsp; nbsp;bryoniae......nbsp; nbsp; nbsp;128
—nbsp; nbsp; nbsp;calami aromatic!nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;128
—nbsp; nbsp; nbsp;carlinae......nbsp; nbsp; 129
—nbsp; nbsp; nbsp;caryophyllatae .nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;130
—nbsp; nbsp; nbsp;enulae ......nbsp; nbsp; nbsp;131
—nbsp; nbsp; nbsp;gentiauae .....nbsp; nbsp; nbsp;132
—nbsp; nbsp; nbsp;hellebori albi et uigrinbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;142
—nbsp; nbsp; nbsp;imperatoriae.....nbsp; nbsp; nbsp;133
—nbsp; nbsp; nbsp;ipecacuanhae ....nbsp; nbsp; nbsp;134
—nbsp; nbsp; nbsp;jalappae......nbsp; nbsp; 135
—nbsp; nbsp; nbsp;levistici......nbsp; nbsp; 136
—nbsp; nbsp; nbsp;liquiritiae .....nbsp; nbsp; nbsp;137
—nbsp; nbsp; nbsp;rhei s. rhabarb. . . .nbsp; nbsp; nbsp;138
—nbsp; nbsp; nbsp;rhapontic......nbsp; nbsp; nbsp;139
—nbsp; nbsp; nbsp;tormcutillae ....nbsp; nbsp; 140
—nbsp; nbsp; nbsp;valerianae.....nbsp; nbsp; nbsp;141
—nbsp; nbsp; nbsp;veratri albi.....nbsp; nbsp; 142
—nbsp; nbsp; nbsp;vincetoxici.....nbsp; nbsp; nbsp;137
Räucheruug, oxydirt-salzsaure .nbsp; nbsp; 104
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; salpetersaure ...nbsp; nbsp; nbsp; 20
Rainfarren.......nbsp; nbsp; nbsp; 78
Resina flava.......nbsp; nbsp; nbsp; 50
—nbsp; nbsp; nbsp;pini empyreum. liquid.nbsp; nbsp; nbsp; 121
Rhabarber.......nbsp; nbsp; 138
Ricinusöl .......nbsp; nbsp; 116
Roob juniperi et sambuci . .nbsp; nbsp; 144
Rosskastanie ......nbsp; nbsp; nbsp; 54
Ruhrwurzel.......nbsp; nbsp; 140
Saccharum lactis.....nbsp; nbsp; nbsp;144
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;saturni.....nbsp; nbsp; 123
Sadebaum oder Seveubaum . .nbsp; nbsp; nbsp; 77
Sal alcali volatile.....nbsp; nbsp; nbsp; 29
—nbsp; nbsp;amarum s. Sedliz ....nbsp; nbsp; nbsp;103
—nbsp; nbsp;ammouiacum.....nbsp; nbsp; nbsp; 31
—nbsp; nbsp;Cornu Cervi.....nbsp; nbsp; nbsp; 30
Sal mirabile Glauber ....nbsp; nbsp; 107
—nbsp; nbsp; nbsp;tartari.......nbsp; nbsp; nbsp; 87
Salmiak........nbsp; nbsp; nbsp; 31
—nbsp; nbsp; nbsp;Geist, ätzender . .nbsp; nbsp; nbsp; 98 Salpeter........nbsp; nbsp; nbsp; 90
—nbsp; nbsp; nbsp;Geist, versüsster .nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;157
—nbsp; nbsp; nbsp;Säure......nbsp; nbsp; nbsp; 19
Salzsäure .......nbsp; nbsp; nbsp; 18
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;eisenhaltige ....nbsp; nbsp; nbsp; 19
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;oxygenirte ....nbsp; nbsp; nbsp; 34 Sapo viridis s. kalicusnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 145
—nbsp; nbsp; nbsp;terebinthin......nbsp; nbsp; 119
Scharfe Salbe......nbsp; nbsp; 176
Scheidwasser ......nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;19
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Register.
231
Seite
Schierling .......nbsp; nbsp; nbsp; 71
Schwalbenwurzel.....nbsp; nbsp; 137
Schwefel........nbsp; nbsp; nbsp;160
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Aether .....nbsp; nbsp; nbsp; 23
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Antimon.....nbsp; nbsp; nbsp; 33
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Arsenik, Opermentnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 38
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Eisen......nbsp; nbsp; nbsp; öS
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Kali oder Leber . .nbsp; nbsp; nbsp; 93
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Säure......nbsp; nbsp; nbsp; 21
Schwefelsaure Bitteierde . .nbsp; nbsp; 103
Schwefelsaures Eisen ....nbsp; nbsp; 181
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Kali.....nbsp; nbsp; nbsp; 95
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Kupfer ....nbsp; nbsp; 179
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Natron ....nbsp; nbsp; 107
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Zink.....nbsp; nbsp; 182
Schwefelspiesglanz, rohes . .nbsp; nbsp; nbsp; 33
Seeale cornutum.....nbsp; nbsp; 146
Seife, grüne.......nbsp; nbsp; 145
Seifengeist.......nbsp; nbsp; 146
Semen anisi ......nbsp; nbsp; 148
—nbsp; nbsp; nbsp;carvi ......nbsp; nbsp; 149
—nbsp; nbsp; nbsp;coriandri.....nbsp; nbsp; 150
—nbsp; nbsp; nbsp;crotonis .....nbsp; nbsp; 150
—nbsp; nbsp; nbsp;foeuiculi.....nbsp; nbsp; 152
—nbsp; nbsp; nbsp;foenl graeci ....nbsp; nbsp; 153
—nbsp; nbsp; nbsp;lini.......nbsp; nbsp; 153
—nbsp; nbsp; nbsp;petroselini.....nbsp; nbsp; 156
—nbsp; nbsp; nbsp;phellandri ....nbsp; nbsp; 155
—nbsp; nbsp; nbsp;sinapis......nbsp; nbsp; 156
Senf, schwarzer.....nbsp; nbsp; 156
- Umschlag oder Pflaster .nbsp; nbsp; 213
Sesqui-sulphuretum Antimonii .nbsp; nbsp; nbsp; 33
Silber, salpetersaures ...nbsp; nbsp; nbsp; 35
Soda, gereinigte.....nbsp; nbsp; 106
Solutio cupri sulphur, compos.nbsp; nbsp; nbsp;180
—nbsp; nbsp; nbsp;potassae uitratis ...nbsp; nbsp; nbsp; 91 Spanische Fliegen ....nbsp; nbsp; nbsp; 45
— Salbe ...nbsp; nbsp; 176
Tinctur . .nbsp; nbsp; 171
Spiesglanz, rohes.....nbsp; nbsp; nbsp; 33
Spiesglanz-Butter.....nbsp; nbsp; 102
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Schwefel (Gold-) . .nbsp; nbsp; 162
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Schwefelleber ...nbsp; nbsp; nbsp; 92
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Weinstein ....nbsp; nbsp; 166 Spiritus camphoratus ....nbsp; nbsp; nbsp; 44
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Cornu Cervi ....nbsp; nbsp; nbsp; 30
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;nltri aeidus ....nbsp; nbsp; nbsp; 19
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;nitrico-aethereus . .nbsp; nbsp; 157 salis aeidus ....nbsp; nbsp; nbsp; 18
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;salis ammoniac, caust. .nbsp; nbsp; nbsp; 98
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;saponis .....nbsp; nbsp; 146
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;terebinthinae . .nbsp; nbsp; 118
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;vini rectifleatissimusnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;158
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;vitrioli aeidus ...nbsp; nbsp; nbsp; 21
Seite
Stahlschwefel.....nbsp; nbsp; nbsp; 59
Steiu-Oel........nbsp; nbsp; nbsp;115
Stibium s. Antimouium
Stinkasant.......nbsp; nbsp; nbsp; 65
Strychnin........nbsp; nbsp; 109
Sublimat, Quecksilber- ...nbsp; nbsp; nbsp; 81
Siissholz........
Sulphas alum, kalic.....nbsp; nbsp; nbsp; 28
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;cupri, ferri, zinci 179 u. 183
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;maguesiae.....nbsp; nbsp; nbsp;103
Sulphur auratum autim. . . .nbsp; nbsp; 102
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;chalybeatum . . .nbsp; nbsp; nbsp; 59
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;stibiatum aurantiacumnbsp; nbsp; nbsp; nbsp;162
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;stibiatum rubrum . .nbsp; nbsp; 163
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;sublimatum s. depuratnbsp; nbsp; nbsp; 160 Sulphuretum ferri.....nbsp; nbsp; nbsp; 59
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;stibii.....nbsp; nbsp; nbsp; 33
Syrup, ordinärer.....nbsp; nbsp; nbsp;106
Tabak........nbsp; nbsp; nbsp; 75
Tartarus depuratus ....nbsp; nbsp; 164
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;emeticus s. stibiatus .nbsp; nbsp; 166
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;vitriolatus ....nbsp; nbsp; nbsp; 95 Tausendgüldenkraut ....nbsp; nbsp; nbsp; 70 Terpentin .......nbsp; nbsp; 168
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;gekochter.....nbsp; nbsp; nbsp; 50
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Oel.......nbsp; nbsp; 118
Terra catechu......nbsp; nbsp; nbsp; 48
Teufelsdreck ......nbsp; nbsp; nbsp; 65
Theer.........nbsp; nbsp; 121
—nbsp; nbsp; nbsp;Oel.......nbsp; nbsp; 121
—nbsp; nbsp; nbsp;Salbe und Wassernbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;122
Theriac........nbsp; nbsp; nbsp;121
Thonerde, schwefelsaurenbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 28
Tinctura aloes simpl. et comp. .nbsp; nbsp; nbsp; 27
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;aruicae.....nbsp; nbsp; 170
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;asae foetidae . .nbsp; nbsp; nbsp; 66
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;cantharidumnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 171
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;cantharidum compos.nbsp; nbsp; nbsp; 171
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;crotonis.....nbsp; nbsp; nbsp;151
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;euphorbii ....nbsp; nbsp; nbsp; 68
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;jodi......nbsp; nbsp; nbsp; 86
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;myrrhae.....nbsp; nbsp; nbsp;172
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;opü......nbsp; nbsp; 172
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;veratri albi ....nbsp; nbsp; nbsp;173
Tollkirsche.......nbsp; nbsp; nbsp; 70
Tollkirschen-Ex tract ....nbsp; nbsp; nbsp; 57
Topique-Tcrrat .....nbsp; nbsp; nbsp; 37
Tormentill.......nbsp; nbsp; 140
Trank, krampfstillender . . .nbsp; nbsp; 158
Tropfen, Hoffmann's ...nbsp; nbsp; nbsp; 24
Umschlag, ziehendernbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;213
ünguentum aegyptiacum . .nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;174
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;althaeae . . 125 n.nbsp; 175
—nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;basilicum .nbsp; nbsp; nbsp;175
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mm
232
Kegister.
Seite
Seite
Uuguentum calcis chlorat. . .
42
Vitriolum cupri s. coerul. . . 179
— cautharidiini . .
176
— martis s. viride
181
— ereosoti ....
97
— zincls s. alb.
182
— digestivum . .
177
IWachholderbeeren
38
irritaus ....
177
— Beer-Gel
112
— Jodi composit. . .
89
— Muss .
144
— kali carbon. . .
87
Walz'sche Brühe
111
— kali hydrojudici
89
Wasserfenchel . .
156
— mercnriale s. Uvdrarg.
178
Weideurinde . . .
04
— mercur. subl. Girardi
83
Weingeist . . .
158
— neapolit.....
178
Weinstein, gereinigter
164
— nitricum s. oxvgenat.
20
— vitriolisirter
95
pieis . . . 122 u
176
Wermuth .....
69
resiüae pini . . .
175
Wohlverley-Blumen
60
saturniuum . .
101
- Wurzel .
126
— tart. emet. . . .
167
Wuudbalsam, gem.
169
— terebinth. . .
169
— Berliner
119
— vesicator.
176
Kaunrübe . . .
128
— zinri carbon.
183
Zink, kohlensaurer — schwefelsaurer
183 182
Villate's Liquor. . . . 101 u
208
Zinkoxvd, weisses
183
Vitriol-Naphtha .....
23
Zubereitung der Arzneiformen
193
— Oel (-Geist).....
21
Zugsalbe. ....
176
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