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RIJKSUNIVERSITEIT TE UTRECHT
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2427 791 9
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Anleitung
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mikroskopischen
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chemischen Diagnostik
der Krankheiten der Hausthiere
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Thierärzte und Landwirthe.
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Bearbeitet von
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Dr. 0. Siedamgrotzky,
Professor
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Dr. V. Hofmeister,
Chemiker der Versuchsstation
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an der Konigl. ThifraKfteischule zu Dresden.
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Mit 50 Original-Holzsohnitteij'.quot;'
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Dr^dfen,
G. Schönfeld's Verlagsbuchhandlung. 187G.
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Dem
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Königlich Sächsischen Aledicinalrathe
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Herrn Dr. G. C. HaubneF, Ritter
LandestMerarzt des Königreiches Sachsen und Professor an der Küniglichen Thierarzneischulc zu Dresden
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etc.
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als Zeichen besonderer Hochachtung und Verehrung
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jewidmet
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den Verfassern.
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#9632;
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Vorwort.
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Vgt;io clio physikalischen Untcrsuchungsmethoden sich während der letzten Jahrzehnte in der thierärztlichen Diagnostik eingebürgert und unentbehrlich gemacht haben, so gewannen auch in der neueren Zeit das Mikroskop und die chemische Analyse mehr und mehr Bedeutung als diagnostische Hilfsmittel. Anfangs zu mehr wissenschaftlichen Zwecken benutzt, lieferten beide bald auch praktisch verwerthbaro Resultate, Gerade unserer Schule, besonders Herrn Medicinalrath Haubner gebührt das Verdienst, die Wichtigkeit dieser Hilfsmittel für die Klinik früh erfasst und sie in ausgedehnter Weise in Anwendung gebracht zu haben. Mit dem Wachsthum unserer Kenntnisse drilngte sich natürlich von selbst, besonders mit der Einführung des obligatorischen Unterrichtes im Mikroskopiren, die Notwendigkeit auf, die gewonneuen Eesultate durch Unterweisung der Studirenden allgemeiner zu verbreiten.
Bei den zu diesem Zwecke eingerichteten ünterrichtscursen sowohl, als bei der Verwendung des Mikroskopes und der chemischen Analyse zu gewöhnlichen klinischen Untersuchungen machte sich sehr bald der Mangel eines Leitfadens für beide sich gegenseitig unterstützende Materien fühlbar. Denn so innig verwandt die Histologie der Menschen und Thiere, und so leicht es auch ist, nach den verbreiteten Anleitungen die mikroskopische Untersuchung normaler tliicrischer
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Theile zu leliren und zu lernen, so violo Bosondorliei^on biotot dio mikroskopischo Untersucliung bei TMorkrankhoiton dar. und in gleiclicm Maasso erfordorn selbst die einfacheren, chomisclien Analysen der Secrete unserer Hausthiero Rücksieliten, dio sieb in den Handbüchern der chemischen Analyse nicht erwähnt finden. Schliosslicli aber beweist die Erfahrung, dass die Eesultate derartiger Untersuchungen sich nicht ohne Weiteres vom Menschen auf dio Thiere anwenden lassen.
Diesem Mangel abzuhelfon, stellt sich das vorliegende Schriftchen als Aufgabe. Auf Grund vielfacher fremder Forschungen und zahlreicher eigener Beobachtungen waren wir bestrebt. Alles das zusammenzustellen, was dem angehenden Kliniker zu wissen notlnvendig ist, wenn er mit Vortheil untersuchen will. Zum bessern Yerslilndniss des Abnormen mussten oft auch dio nf malen histologischen und chemischen Erscheinungen erwähnt werden, um gleichzeitig den älteren Collegen, die das früher nicht Gelehrte durch Selbststudium nachholen wollen, die Einführung zu erleichtern.
Wohl waren wir uns dabei von Anfang herein bewusst, dass es unmöglich sei, ein abgeschlossenes Ganzes zugeben; denn os liegt in der Natur der Sache, dass gerade dieser noch unvollständig ausgebaute Thcil der Wissenschaft mehrfache sehr fühlbare Lücken enthält, die erst ganz allmälig durch weitere Forschungen ausgefüllt werden können. In diesem Sinne wolle man das Gegebene beurtheilon und dort, wo derartige Mängel sich kund thun, eine nachsichtige Kritik üben.
Dio Anordnung der Materie ergab sich aus dem Zwecke, die Diagnostik der Krankheiten zu unterstützen; nur das, was am lobenden Thiere zu untersuchen war, konnte berücksichtigt worden, wenn man nicht zu weit greifen wollte.
Alledem wurde dann ein kurzer Ueberblick über das Mikroskop und dio chemische Analyse vorausgeschickt, und um gleich von vornherein Wiederholungen nach Möglichkeit abzuschneiden, konnton die
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mikroskopischen Veruurciuigimgen nicht unbouchtot bleiben, welche sich überall hinclrängsn, und welche als Zufälligkeiten dem Untorsucher bekannt sein müssen, wenn er sich vor Irrthümern schützen will.
Da die Anleitung zur Anstellung mikroskopischer uad chemischer Untersuchungen gleichzeitig für wenig oder auch wohl gar nicht darin Geübte geschrieben ist, so glaubten wir recht zu thun, wenn wir auch der einfachsten Manipulationen gedachten und betreffs der chemischen Analyse nur die einfacheren Prüfungsmethodon aufnahmen.
Die Abbildungen sind mit Ausnahme der Fig. 8 siimmtlich Originalzeichnungen und zwar von dem zuerst Unterzeichneten (S.) selbst auf Holz gezeichnet worden. Sie werden hoffentlich die Anwendung des Mikroskopes sehr erleichtern und dazu beitragen, dass der Untersuchende das Eichtige und das Wesentliche erkennt.
So möge denn das Werkchen hinausgehen und dazu beitragen, dass in der Thierlieilkunde immer umfassendere Forschungen vorgenommen und dadurch die Feststellung der Diagnose eine immer gesichertere werde.
Dresden, im Juli 1876.
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O. Siedamgrotzky. V. Hofmeister.
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Inhaltsverzeichniss.
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Einleitung.....................nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 1
I. Allgemeines über die Anwendung des Jlikroskopes.....nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 4
II. Die häufigsten Verunreinigungen mikroskopischer Präparate .nbsp; nbsp; nbsp; 15
III.nbsp; Allgemeines zur chemischen Analyse..........nbsp; nbsp; nbsp; 30
IV.nbsp; Blut.....................nbsp; nbsp; nbsp; 40
V. Milch.....................nbsp; nbsp; nbsp; 57
VI. Schleim....................nbsp; nbsp; nbsp; Oü
VII. Harn.....................nbsp; nbsp; nbsp; 74
VIII. Koth.....................nbsp; nbsp; 124
IX. Haut....................nbsp; nbsp; nbsp;131
X. Eiter (Wundsecrete)................nbsp; nbsp; 151
A n h a n g.
Futter.............'.........nbsp; nbsp; 161
Wasser.......................nbsp; nbsp; 165
Fleisch.....................nbsp; nbsp; 172
Milch.......................nbsp; nbsp; 178
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Einleitung.
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Dio Diagnostik ist dio Kunst, aus den vorhandenen Krankhoits-ersclioinungen auf die Natur, auf das Wesen der Krankheit zu scliliessen. Die Diagnose mögliclist richtig zu stellen, die krankhafte Veränderung im Organismus genau zu erkennen und zu bezeichnen, ist die erste und wichtigste Aufgabe des behandelnden Arztes. Deshalb genügt eine S3'mptomatische Diagnose, d. h. #9632;die Bezeichnimg einer Krankheit nach einem und meist dem auffallendsten Symptome (z. B. Blutharnen) nicht, da sie über das Wesen der Krankheit keinen Aufschluss giebt, sondern der Endzweck aller rationellen Kraukenuntersuchungen muss auf dio reststellung der anatomischen Diagnose hinauslaufen. Nur durch eine solche wird eine genaue Prognosis und eine rationelle Therapie gesichert. Wenn freilich auch die Unzulänglichkeit unserer Kenntnisse und Hilfsmittel uns oft nicht das vorgesteckte Ziel erreichen lässt, so muss es doch immer das Endziel bleiben.
Die Diagnostik fusst auf der sorgfältigen Beachtung aller Krankheitserscheinungen. Da die subjoctiven Symptome, d. h. die eignen Wahrnehmungen des Patienten über seinen veränderton Zustand beim Mangel einer Sprache der Thiere dem Thiorarzte verloren gehen, so ist dieser um so mehr auf die Beachtung aller objectiven Symptome angewiesen. Sämmtliche Sinne (Auge, Ohr, Tastsinn, in untergeordnetem Maasse auch Geruch und Geschmack) müssen diese Wahrnehmungen vermitteln. Die alltäglicho Erfahrung beweist aber, dass selbst die durch Hebung geschärften Sinne nicht zur
Siednmgrotzky u. Hofmeister, Diagnostik.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;^
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sichern Efkenimng aller Krauklieitsorsclieiiumgen ausreichen. Doshalb sind schon seit langer Zeit in der Krankenuntersuchung- Hilfsmittel, angewendet worden, so für das Ohr das Plessimeter, der Percussions-liammer, das Stethoscop, für den Tastsinn das Thermometer, für das Auge das Mikroskop und das chemischo Eeagonz.
Die orsteren Unterstützungsmittel sind schon seit längerer Zeit auch den Thierärzten bekannt und werden wohl, wenigstens von den jüngeren Generationen derselben, in ausreichendem Maasso benutzt. Auch an Anleitungen zur Auscultation und Porcusssion fehlt es nicht. Die Tlicrmometrio wird trotz des hohen diagnostischen Werthos derselben von den Thierärzten leider nicht in dem gewünschten Maasse benutzt, obgleich die Anwendung überall in der Praxis möglich ist.
Am wonigsten ist bis jetzt bei thierärztlichen Untersuchungen das Mikroskop und die chemische Analyse gewürdigt worden, trotzdem beide in der Erforschung der Anatomie, Physiologie und pathologischen Anatomie gerade in der neuern Zeit eine grosse Eolle spielten.
Diese mangelhafte Verwendung jener bei Krankenuntersuchungen hat allerdings ihren Grund zum Theil darin, dass sie die Mitführung und Aufstellung umfänglicher Apparate nothwendig machen würde. Trotzdem sollte diese Einschränkung nicht dahin führen, dass die Eesultate der mikroskopischen und chemischen Krankenuntersuchung vollständig unbeachtet bleiben. Denn dieselbe wird nicht nur in einzelnen selawereu oder interessanten Fällen, bei denen unser Wissen Schiffbruch leidet, die grössere Mühe lohnen und auffallendere Anhaltspunkte liefern, sondern sie wird auch uamontlicli bei allgemeiner verbreiteten Krankheiten oft allein im Stande sein, das Wesen derselben, die sie bedingenden Schädlichkeiten festzustellen. Wenn deshalb auch nicht der Benutzung beider Hilfsmittel in jedem Falle das Wort geredet werden soll, so möchten doch derlei Untersuchungen häufiger vorgenommen werden, als es bis jetzt geschieht. Dann wird nicht nur dem Einzelnen durch grössero Sicherung der Diagnose Nutzen erwachsen, sondern mit der Zeit auch die Wissenschaft bereichert werden.
Die Anwendung des Mikroskops und der chemischen Analyse bei der Krankenuntersuchung erfordert jedoch Uebung; eine gewisse
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Sicherheit erlangt, man auch hier erst nach häufigerer Anwendung. Im Nachfolgenden soll hierzu die Anleitung gegeben werden und zwar, wie sie bei den Practicanten unserer Schule in Brauch ist. Nur die einfachsten Untersuchungen, die jeder Practikor ohne grcsse Hilfsapparate und umständliche Mampulationen ausfüLren kann, werden berücksichtigt, denn nur sie sind in der Praxis anwendbar und direct zu verwerthen. Häufige Anwendung, besonders in der Studienzeit unter Anleitung eines Lehrers, bleibt natürlich die Hauptsache, denn auch hier „macht Hebung den Meisterquot;.
Nach einer allgemeinen Anweisung über den Gebrauch des Mikroskops und der Anwendung der chemischen Analyse, sowie einer Betrachtung der häufigsten Beimengungen in mikroskopischen Präparaten folgen die Untersuchungsmethoden von Blut, Milch, Schleim, Harn, Koth, Haut, Eiter, soweit sie in diagnostischer Beziehung in Betracht kommen.
Häufig tritt aber auch an den Thierarzt die Aufga'be heran, Futter und quot;Wasser auf vermutheto Schädlichkeiten, Fleisch in Bezug auf seine Geniessbarkeit, Milch auf etwaige Verfälschungen zu untersuchen. Hierzu sind einige Anleitungen in dem Anhange gegeben.
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I. Abtheilung.
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Allgemeines über die Anwendung des Mikroskopes.
Von hoher Bedeutung ist der erste Schritt des beginnenden Mlkroskopikcrs, die Auswahl und die Anschaffung eines Mikroskopes. Wie beim Handwerk nur durch gutes Arbeitszeug Zeit und Geld erspart und die beste Arbeit geliefert werden kann, so wird auch bei der mikroskopischen Untersuchung nur durch ein gutes Instrument Zeit gewonnen und durch die Klarheit der Bilder Täuschung und Aerger vermieden. Vielfach kommen von unbekannten oder gar unbenannten Firmen Mikroskope, meist für massige Preise, in den Handel, die bei allem Glänze ihrer äusseren Erscheinung iu der Kegel einen so mangelhaften optischen Apparat besitzen, dass sie zu genaueren Untersuchungen nicht benutzt werden können. Vor dergleichen Instrumenten kann nicht genug gewarnt werden. Sie mögen dem Laienpublikum überlassen bleiben, welches mit dem Bewusstsein, ein Mikroskop mit möglichst starkor Vergrössorung zu besitzen, zufrieden gestellt werden kann. Nicht die Grosse des mikroskopischen Bildes ist, wie vielfach noch angenommen wird, maassgebend fur die Brauchbarkeit eines Instrumentes, sondern die scharfe und naturgetreue Wiedergabe des Objectes.
Eine Garantie für die Güte des optischen Apparates eines Mikroskopes liefern nur die bekannteren und erprobteren Firmen*). Im
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*) Die bekannteren Pinnen deutscher Optiker sind: Fr. Belthle (C. Kell-nor's Nachfolger) in Wetzlar, L. Beneche in Berlin (Grossbeerenstrasse 17), Engelbert und Hensoldt in Wetzlar, Hartnack und Prazmowsld (Nachfolger von Oberhäuser) in Potsdam (Weisenstrasse 39), B. Hasert in Eisenach, G. und S. Merz in München, S. Plössl in Wien, F. W. Schieck in Bedin (Hallesche Strasse 14), Schmidt und Haensch in Berlin (Neue Scliönbauser-strasse 2), H. Schröder in Hamburg (Holländischer Brook 31), C. Zeiss in
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eigenston Interesse der letzteren liegt es, nur Gutes aus den Händen zu geben. An diese muss sich der Thierarzt bei Anschaffung eines Milcroskopes um so mehr wenden, als die Beurtheilung eines solchen nicht leicht ist und langjährigen Gebrauch verschiedener voraussetzt. Bei der Auswahl aus dem Preiscourante der besseren Firmen muss man wesentlich die Leistungsfähigkeit der einzelnen Nummern in Betracht ziehen. Für die gowöhnüchen klinischen Untersuchungen genügen die kleineren Instrumente, welche mit zwei Systemen und zwei Ocularen ausgerüstet sind und in der Eegel eine Vergrössenmg von 50 bis 300 erlauben; ein Mehr an optischen Apparaten ist, wenn auch nicht nothwendig, doch vielfach bequemer. Von den Systemen wähle mau ein schwächer vergrösserndes, welches mit dem niedrigsten Ocular eine Vergrösserung von ca. 50 bis 70 und ein stärker vergrösserndes, welches mit demselben Ocular eine solche von 240 bis 300 liefert. Immersionssysteme sind für den Practiker überflüssig. Ausser den Hilfsapparaten, welche gewöhnlich dem Mikroskope beigefügt werden (Objectträger, Deckgläschen, Pincette, Skalpell, Nadeln), ist die Anschaffung eines mit Mikrometer versehenen Oculars wünschens-werth zum Zwecke etwaiger Messungen; für rein practisclie Zwecke ist das Ocular-Mikrometer allerdings entbehrlich. Derartige Instrumente werden ca. für 75 bis 120 Mark geliefert.
Die Prüfung eines Mikroskopes erfordert, wie erwähnt, Erfahrung und Hebung und muss deshalb, besonders wenn es sich um eine genaue Beurtheilung der optischen Leistungsfähigkeit handelt, geübten Mikroskopikern überlassen werden. Da indessen Jeder, der ein Mikroskop zu kaufen beabsichtigt, gern sich selbst ein ürtheil bilden möchte, so ist auch hier der Ort, in Kürze diejenigen Punkte anzuführen, die dabei in Betracht zu ziehen sind.
Der mechanische Theil des Mikroskopes ist bis zu einem gewissen Grade untergeordnet. Ein solider Bau erhöht indess wesentlich die Gebrauchsfähigkoit des Instrumentes. Ein hufeisenförmiges, vorhältnissmässig schweres Stativ ist wegen des sicheren Standes,
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Jena. Von unseren Schülern werden gewöhnlich Instrumente von Hartnack, dann von Schieck benutzt. Am meisten ist nach unseren Erfalmingeu zu empfohlen das Mikroskop No. II A. von Hartnack mit älteren Systemen int 108, mit neueren Systemen (4 und 7 Ocular 2 und 3) für 121 Mark.
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dann aber auch wegen tier freieren Bewegung des Spiegels vorzuziehen. Trommelfüsse, wie sie früher in Brauch waren, sind deshalb ziemlich verschwunden. In der neueren Zeit wird der Billigkeit wegen der Hufoisonfuss vielfach durch eine runde Pussplatto ersetzt. Ein quadratischer, feststehender Tisch ist besser als ein schmaler. Die beweglichen Tische, durch deren Auf- und Niederschraubon die feine Einstellung geschieht, sind nicht angenehm. Das Object wird dabei häufig in eine schiefe Ebene gebracht und hierdurch die gleichmässigo Uebersicht des ganzen Sehfeldes erschwert. Der Beleuchtnngsspiogel ist bei besseren Instrumenten in der Regel doppelt, ein planer und ein coneaver. Grösstmöglichste Beweglichkeit desselben ist Hanpt-bedingung, da man vermittelst schiefer Beleuchtung das Object genauer durchmustern kann. Eine Blendungsvorrichtung zur Abbiendung übermässigon Lichtes kann nicht gut entbehrt werden. Am besten sind Cylinderblendungen von verschieden grossem Durchmesser. Sie werden in die centrale Ocffnung des Tisches eingesetzt; aber auch die bei billigeren Instrumenten angebrachten Scheibenblendungen (drehbare Scheiben mit verschieden grossen, runden Oeifnungen unter dem Tische) versehen ihren Dienst. Der Tubus darf weder zu schwer noch zu leicht in der Hülse beweglich sein, damit einerseits die ,.grobe Einstellungquot; nicht zu sehr erschwert wird, andererseits der Tubus stehen bleibt. Eine Ausfütterung der Hülse mit Tuch ist nicht wünschenswerth, erfordert wenigstens beim vollständigen Herausziehen des Tubus grosse Sorgialt, damit dasselbe sich nicht ab-stosse. Die feinere Einstellung geschieht am besten durch oine Schraube, welche Hülse und Tubus in Bewegung setzt; nur hierdurch ist, wie bereits erwähnt, die gleichmässigo Uebersicht des Objectes möglich.
Besonders wünschenswerth ist dann noch ferner, dass das Schraubengewinde am unteren Ende des Tubus für das System nicht zu fein geschnitten sei; derlei enge und niedrige Gewinde überdrehen sich leicht, nutzen sich schnell ab und erfordern grössere Sorgfalt und Zeitaufwand beim Anschrauben der Systeme.
Der wichtigste Theil des optischen Apparates sind die Objectivsysteme (Linsensysteme), kurzweg Systeme genannt. Geschlossene Systeme, bei denen die einzelnen Linsen unverrückbar an-
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einander bleiben, werden jetzt ganz allgemein and mit Eeclit den verstellbaren vorgezogen. Die genaue Centrirung, der richtige Abstand der einzelnen Linsen von einander und damit die Unveränder-lichkeit der optiscben Leistung worden hierdureli besser gewahrt. Be-Icanntlich werden die am Eande stark convexer Linsen hindurchgehenden Lichtstrahlen nicht genau im Focus vereinigt, so dass das entstehende Bild unscharfe, unbestimmte Eänder erhält und ferner werden weisse Lichtstrahlen durch Glaslinsen in mehrfarbiges Licht zerlegt, so dass besonders die Endfarben des Spoctrums, Roth und Violott, an den Bändern des Bildes erscheinen. Mit diesen Störangen der sphärischen und chromatischen Aberration haben die Optiker viel zu kämpfen und suchen daher durch geschickte Combination von Crown- und Flintglas zu ihren Linsen die Mängel derartiger Bilder zu verringern. Gute (aplanatische) Linsen geben deshalb nicht nur Bilder ohne farbige Eänder, sondern das Bild mnss auch so fein und scharf gezeichnet (definirt) sein und alle Einzelheiten der Oberfläche und Tiefe angeben (auflösen), dass man ohne allzugrosse Anstrengung über das Object oriontirt ist. Dabei soll das ganze Bild in einer Ebene liegen, so dass man die Gegenstände des Centrums und die der Peripherie möglichst gleich deutlich erblickt. Zur Beurthei-lung der optischen Leistungsfähigkeit benützt man gewöhnlich die sogenannten Tost-(Prüfnngs) objocte, von denen einige den Mikroskopen beigefügt werden. Solche Testobjecte bieten mehr oder weniger feine und daher schwierig erkennbare Zeichnungen ihrer Oberfläche dar, deren genaue Erkennung ein gutes System ermöglichen soll. Für kleine Vergrösserungen worden die Schuppen von Lepisma saccharina, und Papilio Janira, für stärkere S3quot;steme die Diatomeenschalen (besonders Pleurosigma augulatum für mittelstarke, Surirella gemma, Grammatophora subtilis für sehr starke Systeme, (meist Präparate von Bourgogne aus Paris) mit ihren zierlichen Zeichnungen benutzt. Näheres über die Prüfung der optischen Leistungsfähigkeit bieten die Handbücher über den Gebrauch des Mikroskopes. Doch ist auch dem Anfänger zu empfehlen, sich unter Anwendung verschiedenen Lichtes und schiefer Beleuchtung in der Auflösung der beigefügten Testobjecte möglichst zu üben und sich so über die Leistungsfähigkeit seines Instrumentes zu oriontiren.
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In Bezug auf die Oculare mag nur erwähnt sein, dass schwache Oculare vom geübten Mikroskopiker vorgezogen werden, weil sie weniger Licht consumiren, ein grösseres Gesichtsfeld darbieten und schärfere Bilder geben, als stärkere. Die durch letztere bewirkte stärkere Vergrösserung des Objectes leistet für jene Vor-theilo keinen Ersatz.
Der Gebrauch des Mikroskopes erlernt sich am besten unter Anleitung eines Lehrers, da das lebendige Wort und die practische Unterweisung mehr leistet, als die Schrift. Denjenigen, welchen eine solche Anleitung nicht zu Theil wurde, ist die Anschaffung eines Handbuches über das Mikroskop und eine fleissigo Uebung an normalen Geweben des thierischen Organismus zu empfohlen. Nur einige Hinweisungen, welche eigentlich nicht oft genug empfohlen werden können, mögen hier Platz finden.
Zur Beleuchtung ist natürliches Licht dem künstlichen unter allen Umständen vorzuziehen. Wenn der Thierarzt das letztere benutzen muss, so ist zur Schonung des Auges eine passende Dämpfung zu verwenden. Man erzielt dieselbe, indem man die Lampe mit einer unten durch Milchglas geschlossenen Glocke versieht oder indem man schwach blaue Glasplatten auf die Oeffnung des Object-tisches legt. Directes Sonnenlicht ist stets zu vermeiden. Bei stärkeren Vergrösscrungen ist eine Abdämpfung des Lichtes durch Blendungen zum feineren Erkennen absolut nothwendig, denn starke Beleuchtung verwischt die Details und ermüdet das Auge.
An der Wahl der S3-steme erkennt man leicht den geübten oder unerfahrenen Mikroskopiker. Möglichst viele Verwendung der geringer vergrössernden Systeme, besonders der mittelstarken, kann nicht genug angerathen worden. Sie ermöglichen durch das grosserraquo; Sehfeld die leichteste Orientirung und ersparen dadurch Zeit. Deshalb müssen sie besonders bei Durchmusterungspräparaten, in denen man oft lange nach bestimmten Gegenständen (z. B. thierischen Parasiten) suchen muss, verwendet werden. Erst dann, wenn die schwächeren Vergrösserungen einen Ueberblick verschafft haben, werden die stärkeren Systeme zur genaueren Ermittelung zweifelhafter Stellen benutzt. In einigen wenigen Fällen (bei Untersuchung von Blut?
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pflanzlichen Parasiten, Zellen etc.) sind stärkere Systeme sofort zu benutzen.
Die stärkeren Oculare vergrössern zwar bedeutend, verkleinern aber das GosicLtsfeld, vermindern die Helligkeit, sowie die Schärfe des Bildes und sollten aus diesen sehr gewichtigen Gründen nur ganz ausnahmsweise den schwächeren vorgezogen werden. Nur der Anfänger neigt stets zu dem leidigen (i'gouthoile, um nur Alles möglichst gross zu sehen.
Die Aufstellung dos Mikroskopes geschieht am besten einige Schritte vom Fenster entfernt, damit das Licht möglichst horizontal den Spiegel trifft. Nachdem das passende System dem Tubus angeschraubt, wobei man womöglich den letzteren nicht aus der Hülse zieht, sodann das Ocular eingesetzt ist, sucht man durch Drehung des Spiegels mit beiden Händen das Licht in den Tubus, in welchen man hineinsieht, zu werfen und lässt den Spiegel dann in der gefundenen günstigsten Lage stehen; sodann wird das Object auf den Tisch gelegt und es erfolgt nun die ,.grobe Einstellungquot;, indem durch eine vorsichtige, schraubenförmig abwärts drehende Bewegung der Tubus dem Objcctc genähert wird, bis das Bild dem beobachtenden Auge erschei.it. Ein Aufstossen des Objectives auf das Deckglas, sowie jede Vcninreinigung der Linse muss dabei streng vermieden werden. Deshalb ist es nothwcudig, sich die Brennweite der einzelnen Systeme, d. h. den Abstand, den die Linse vom Objecto haben muss, wenn ein Bild wahrgenommen werden soll, genau zu merken. Bei einiger Aufmerksamkeit erlangt man bald die Fertigkeit, die Systeme in die annähernd richtige Brennweite einzustellen.
Nur zur „feinen Einstellungquot; wird die Schraube benutzt. Bei beweglichem Tische ist darauf zu achten, dass derselbe vor der Einstellung stets horizontal stehe, da sonst bei schräg stehendem Objecto nie das ganze Sehfeld gleich deutlich übersehen werden kann.
Immersionssysteme geben erst dann ein Bild, wenn sich zwischen der Endlinse und dem Deckgiase des Präparates eine Flüssigkeit befindet, welche das Licht stärker bricht als die Luft. Zu dem Zwecke benutzt man destillirtcs Wasser, und zwar in der Weise, dass man zunächst die Linse behaucht und dann mit Hilfe
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eines Pinsels oder Glasstabes mit einem Tropfen jener Flüssigkeit betupft.
Zur Sclionung des Mikroskopes muss dasselbe stets nacli dem Gebrauche sorgfaltig- in den Kasten gepackt werden, wobei man es am Fnsse oder an der Säule anfasst. Bei häufiger Benutzung ist die Aufstellung unter einer Glasglocke praktisch. Linsen und Oculare reinigt man durch Abstäuben mit einem feinen Haarpinsel oder mit trocknom, weichen Waschleder oder einem seidnen Tuche.
Das mikroskopische Sehen, das schnelle und richtige Erfassen des mikroskopischen Bildes wird erst durch die nöthigo Uebung erlangt. Fortwährende Drehung der Schraube auf und abwärts während dos Sehens ist durchaus nothwendig, wenn man nicht blos ein Plächenbild erhalten, sondern sich über das Präparat in seinen verschiedenen Tiefen, kurz über seine körperlichen Formen, orientiren will. Bei Durchmusterungen (z. B. beim Suchen nach Trichinen, Milben etc.) ist es zweckmässig, nicht durch planloses Hin- und Her-schiobcn Zeit zu vergeuden, sondern durch reihenweises Vor- und EückwärtsscHeben die möglichst vollständige Betrachtung des ganzen Präparates zu ermöglichen.
Zur Anfertigung der Präparate bedarf man einer feinen Pincette, zweier spitzer Präparirnadoln (odor Nadelhaltermit englischenNähnadeln); wenn möglich, einer Staarnadel, einer feinen Scheere und dann einer Anzahl Objectträger und feiner Deckgläschen, beide immer der Zeit-ersparniss wegen im Vorrath rein. Von ersteren sind die länglich-viereckigen die passende Form; von letzteren benutzt man mit Vor-theil stärkere, weniger zerbrechliche bei schwachen Vorgrösserungen und widerstandsfähigen Präparaten und schwächere, meist '/a ^m-starke (Hartnack), für stärkere Vergrösserungen. Schon des Foct-l-abstandes wegen sind die dickeren Deckgläser bei starken Vergrösserungen nicht zu verwenden, da sonst ein Aufstossen der Endlinse erfolgen würde.
Bei Untersuchung von Flüssigkeiten ist die Herstellung des Präparates sehr einfach. Mittelst eines Glasstabes wird ein kleiner Tropfen auf die Mitte des Objectträgers gebracht und mit dem Deckgläschen vorsichtig, indem man dasselbe von einer Seite langsam auffallen lässt, bedeckt. Fällt das letztere plötzlich auf die zu
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untersuchende Flüssigkeit, so entstehen, da die Luft nicht so schnell entweichen Icann, störende Luftbläschen. Pressungen auf das Dockgläschen sind ganz unzulässig. Soll die Flüssigkeit verdünnt werden, so wird vor der Bedeckung ein Wassertrcpfon neben den ersten gesetzt und das Zusammenfliessen und Mischen beider bewirkt. Hat man den Bodensatz von Flüssigkeiten zu untersuchen, so verwendet man eine dünne Glasröhre als Pipette; mit dem Finger an einem Ende luftdicht geschlossen, wird sie bis zum Boden eingeführt, dann der Finger ein wenig gehoben, wieder geschlossen und so herausgehoben
Sind feste Präparate zu untersuchen, so werden sie vom Messer, der Scheoro etc. vorsichtig auf den Objectträger, auf den man schon vorher einen Tropfen Zusatzflüssigkeit gebracht, übertragen, mittelst der Nadeln sorgfältig ausgebreitet oder nach Bedürfniss zerzupft und dann bedeckt. Wenn grössere Massen bei geringerer Vergrösserung (auf Trichinen, Milben) zu untersuchen sind, so werden dieselben auf dem ganzen Objectträger möglichst ausgebreitet und mit einem, am besten um ein Geringes kleineren Objectträger und zwar unter schrägem Winkel zu jenem bedeckt; letzteres geschieht, damit die Hand nicht immer das Deckglas beim Durchmustern verschiebt. Aussei- im letzten Falle muss man es sich zur Eegel machen, stets nur ganz kleine Mengen auf den Objectträger zu bringen. Die peinlichste Keinlichkeit ist zur Schonung des Instrumentes und zur Klarheit des Bildes nicht genug zu empfehlen, besonders wenn Eeagentien benutzt werden, welche sämmtlich mehr oder woniger die Linsen angreifen.
Die Zusatzflüssigkeiten müssen der Eeinerhaltung wegen in Flaschen mit eingeschliffenem Glasstöpsel aufbewahrt werden und dürfen nur mit reinen Glasstäbchon oder feinen Glasröhrchen, von denen man immer einen kleinen Vorrath haben muss, aufgetragen werden. Das Zusetzen geschieht entweder auf oder an das unbedeckte Präparat oder wenn dasselbe schon bedeckt ist (z. B. bei Zusatz eines Keagens) neben dem Bande des Deckgläschens auf den Objectträger. Das Einfliessen des Tropfens kann man unter Umständen beschleunigen dadurch, dass man am entgegengesetzten Bande des Deckgläschens einen Streifen Filtrirpapier anlegt, welcher die unter jenem befindliche Flüssigkeit ansaugt.
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Dio Zahl der Zusatzflüssigkeitou und Ecagentien ist für die gewöhnlichen klinischen Untersuchungen eine geringe. Noth-wendig sind:
Destilürtos Wasser als Zusatzflüssigkeit für wenig veränderliche Präparate. Am bequemsten in einer Spritzflaschc *) aufbewahrt.
Kochsalzlösung 3/4—10/0 als sog. indifferente Zusatzflüssigkeit für empfindliche Präparate, z. B. aller frischen thierischon Gewebe, Blut etc., welche in reinem Wasser aufquellen. An Stelle derselben können auch gleich starke Lösungen von phosphorsaurem Natron, die serösen Flüssigkeiten verschiedener Höhion, Blutserum, Echinococcusflüssig-Fig. i. Spritzfinsche. keit etc. verwendet werden. Da letztere jedoch nicht immer zu haben, ist jene wenigstens annähernd indifferente Flüssigkeit vorzuziehen. Aehnlich verhält es sich mit dem sogenannten Jodserum, welches aus klarer Echinococcusflüssigkeit oder Amnios-wasser der Wiederkäuer dadurch bereitet wird, dass mau auf je 30 Grm. 6 Tropfen Jodtinctur bis zum Eintritt einer rein gelben Färbung beimengt. Nach der allmälig erfolgenden Erblassung der Flüssigkeit ist von neuem Jodtinctur zuzufügen.
Bei ties Glycerin (Glycerinum purissimum) als aufhellende Flüssigkeit für nicht empfindliche Präparate. Die aufhellenden Flüssigkeiten für Spirituspräparate: Terpentinöl, Anisöl, Kreosot kommen bei klinischen Untersuchungen nicht in Betracht.
Essigsäure bringt Eiweiss und leimgebende Substanzen zum Aufquellen, so dass dieselben durchsichtiger werden und sowohl Zellenkerno als andere Einlagerungen deutlicher hervortreten lassen. Ferner als Eeagons auf verschiedene Substanzen.
Kali- oder Natronlauge (Glasstöpselmit Paraffin einzureiben!) bewirkt Aufquellen vornemlich aller Epidermisgebilde, Schorfe, Borken
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*) Durch den Kork einer mittelgrosscn Glasflascho sind zwei Glasröhrchen eingeführt. Die eine, mit einem schräg nach oben abstellenden Mundstücke versehen mündet unter dein Korke. Die andere steigt vom Boden bis über den Kork und ist dort in eine schräg nach unten gerichtete Spitz.c ausgezogen. Der Gebrauch der gefüllten Flasche ergiebt sich von selbst.
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fornor dor meisten Gewebe und macht sie durchsichtig. Pilze, sowie mit Chitin bedeckte thierische Parasiten lässt sie unverändert. Weiter als Eeageus.
Jodtinctur hauptsächlich als Keagens auf Stärkemehl, welches sie blau färbt. Da sich bei Zusatz der Tinktur zu wässriger Flüssigkeit leicht das Jod krystallinisch ausscheidet und das Präparat verunreinigt, so benutzt man besser eine Judjodkaliumlüsung. (Jodum 1, Jodkalium 2, Wasser 20 oder Lugol'sche Lösung (4:6: 100.)
Aether als Entfettungsmittol, besonders von Hautpräparaten.
In vereinzelten Fällen machen sich allerdings noch einige andere Reagentien nothwendig, dieselben werden an den betreffenden Orten E rwähnung finden.
Messungen mikroskopischer Präparate sind für den Praktiker meistens entbehrlich, aber zuweilen doch wünschenswerth. Jetzt ist es allgemein gebräuchlich, das Ausmaass eines Objectes in Millimetern — mm. anzugeben; ausserdem verfährt man jedoch auch vielfach nach Kartings Vorschlag und nimmt ein Tausendstel eines Millimeters = Mikromillimoter = mmm. = ii als Einheit. Das Messen geschieht nach mehreren Methoden und mit verschiedenen Instrumenten. Die theuren Scliraubenmikrometer sind trotz ihrer Leistungsfähigkeit wenig im Grebranch; ganz allgemein dagegen die Glasmikro-metor, d. h. Glasplatten, auf denen mit Diamant eine Scala eingeätzt ist, welche einen oder 10 mm. in 10 resp. 100 oder 200 Theile eintheilt. Früher wurden dieselben als Objoctivmikrometor benutzt und zwar so, dass man das Object auf jene Scala wie auf einen Objectträger brachte. Man kann dann sofort im Mikroskope ablesen, wie viele der Theilstriche von dem betreffenden Objecte gedeckt werden. Die Einfachheit ist jedoch nur scheinbar, denn nicht immer liegt das Object gerade passend in der Längsrichtung der Scala, ausserdem ist die Eintheilung nicht fein genug und man ist auf die Schätzung der Zwischenräume angewiesen. Auch wird die Scala durch das häufige Eeinigen leicht abgenutzt und die Präparate beim Umlegen auf jenen Objectivmikrometer oft verdorben oder zum Messen unbrauchbar gemacht.
Deshalb ist jetzt das Ocularmikrometer mehr gebräuchlich. Die mit der Eintheilung versehene Glasplatte wird in das Ocular
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rmcl zwar auf die Blendscheibo desselben gebracht. Beim Einblick in das Mikroskop erkennt man dann jene Scala einfach durch die oberste Ocularliuse vergrössert. Liegt irgend ein Object unter dem Systeme, so sieht das Auge bald und kann leicht ablesen, wie viel Theilstriche des Mikrometers von dem Objecte gedeckt werden.
Damit ist natürlich noch Nichts gewonnen, denn um die wirkliche Grüsse des Objects zu kennen, muss der Werth eines Theil-striches des Ocularmikrometers und zwar für jedes System des Mi-kroskopos einzeln bekannt sein. Diese Angabe findet sich meist in den Mikroskopen boigogobenen kleinen Tabellen, in denen eine Eubrik augiebt, dass 1 Thoilstrich des Ocularmikrometers für Syst. IV = 0,0125 mm. etc. ist. Diese Angaben beziehen sich auf Messungen bei ausgezogener Mikroskopröhre, sind aber vielfältig so uugenau, dass eine Nachprüfung und Selbstbestimmung im eignen Interesse liegt.
Zu diesem Zwecke ist allerdings ein zweites Mikrometer noth-weudig. Dasselbe legt man als Object auf den Objecttisch, setzt das Ocular mit dem Mikrometer ein und bestimmt, wie viel Grade des Ocularmikrometers zu Deckung eines, zweier oder mehrerer Object-mikrometerstriche uothwendig sind. Gesetzt den Fall, dass 8 Theilstriche des Objectm. = 0,8 mm. gedeckt werden von 50 des Ocularmikrometers, so würde jeder der letzteren = 0,8/50 = 0,016 mm. angeben. Eine einzige Messung genügt aber nicht, sondern indem man ca. 10—15 mal diese Werthe bestimmt, bekommt mau Mittelzahlen, bei denen sich die Fohler ausgeglichen haben, um diese Fehler möglichst gering zu machen, muss man nur die in der Mitte liegenden Grade messen, da die Eandobjecte stets etwas stärker vergrössert erscheinen.
In dieser Weise bestimmt man den Werth eines Ocularmikro-motergrades für jedes System und fertigt sich eine Tabelle, in der die Wertho von 1—10 Graden des Ocularmikrometers ausgerechnet sind. Dann geschieht im speciollen Falle die Berechnung sehr schnell.
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II. Abtheilung.
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Die Läufigsten Yernnreinigungen mikroskopisclier Präparate.
Bei den mikroskoijischcn Untersuchungen zu diagnostischen Zwecken kommen fremdartige Beimengungen sehr häufig vor. Um diese Verunreinigungen als unwesentliche Gegenstände auszuscheiden und sich vor Täuschungen zu bewahren, ist der Anfänger genöthigt, die am häufigsten vorkommenden Beimengungen womöglich gesondert kennen zu lernen. Erst durch diese Kenntniss ist er im Stande, das Wesentliche von dem Unwesentlichen abzuscheiden und die Untersuchung schnell und gründlich vorzunehmen. Deshalb folgt hier eine Aufzählung und, wo nöthig, eine Beschreibung der häufigsten zufälligen oder unvermeidlichen Beimengungen.
Luftblaschen erscheinen meist als runde, seltener in der Form sich den umgebenden Gebilden anbequemende Eörper mit relativ kleinem, hellen Centrum und nach innen dunkolschwarzen, nach aussen grauen, von hellen Eiligen unterbrochenem Bande. Besondere Hülfsmittel zur Erkennung sind die leichte Verschiebbarkeit und Veränderlichkeit bei Berührung des Deckgläschens. (Als Präparat für das Studium kann lufthaltiger Schleim dienen.)
Fetttröpfchen in wässerigen Flüssigkeiten erscheinen als kug-licho Gebilde mit grösserem, hellen Centrum und dunkelcontourirtem Bande. Die kleinsten, staubförmigen Fettmoleküle zeichnen sich zwar durch ihr sehr helles Centrum und ihre scharfen, schwarzen Begrenzungen aus, können aber zu Verwechselungen mit Bacterien Anlass geben. Ausziehen mit Aether, unter Umständen, nachdem das Präparat vorher getrocknet, bringt die Fetttröpfchen zum Verschwinden. Grössere, festere Fettmassen zeigen oft keine kugliche, sondern ausgebuchtete Formen, aber starken Glanz und dunkle Contouren. (Prä-
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parato: Milch, Hautsecrete mit stumpfer Mosserklingo abgestrichen.) Staubförmige Partikelchen (Kiesel, Sandkörnchen. Kohlensplitter etc., gelangen mit der Luft häufig iu thierische Präparate und zeigen vielgestaltige Formen und meist scharfe Ecken und Kanten.
Pflanzentheile sind bei unsern Pflanzenfressern sehr häufige Verunreinigungen und stammen sowohl vom Futter ;ils von der Einstreu.
Sehr verbreitet sind Stärkcmehlkörnchen (s. Fig. 10c); sie erscheinen als rundliche, ovale und zwar rund- oder spitzenförruige Körperchen, die um einen meist excentrisch gelegenen Kern Schichtungen in Form coucentrischer Linien zeigen. Sie sind leicht durch ihre charakteristische Form kenntlich; ausserdem aber durch die Blaufärbung nach Zusatz wasserhaltiger Jodtinctur sicher zu unterscheiden. (Kartoffel-, Weizenstärkemehl.)
Pflanze nhaare 0 •• - (Fig. 2) van Futter herrührend, erscheinen als kegelförmige, moist einzellige und unverzweigte Gebilde von gelblich-^ rün-licher Farbe. Mehrzellige und Drflsenhaare sind seltener. Fquot;rm und Farbe sind charakteristisch Heustaub. Abgeschabte Haare verschiedener Pflanze.i).
Fig. 2. Koth vom Eiiule.
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Oberhautzellon (Fig. 2) der Pflanzen kommen in sehr verschiedenen Gestalten, meist in Fetzen zusammenhängend, vor. Am häufigsten sind die langgestreckten, tafelförmigen Oberhautzellon der Monocotyledonon, deren Wände gelblich und die prismatischen, vieleckigen Oberhautzellen der Samen, deren Membranen vielfach braun erscheinen (Fig. 2 oben links). Hin und wieder kommen auch die polygonalen und buchtigen Oberhautzellen der Dicotvledonen vor. (Heustaub, direct entnommene Oberhaut verschiedener Pflanzen. Koth.)
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Von don verschiedenen Pflanzenzellen treten besonders die langgestreckten Paserzellen der ilonocotyledonen, zuweilen aucli Eöliron-zellen mit ring- oder spiralförmigen Verdickungen (Spiralbänder) einzeln oder zusammenhängend als Verunreinigungen auf. Am schönsten kann man sie im Kotho der Wiederkäuer (siehe Pig. 2) studircu. Eine besondere Erwähnung verdienen die Le in wand- und die Baumwollenfasorn, welche nicht vom Futter, wohl aber von Verbänden oder von den Wisch
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tüchern für die Objeetträgor etc. sich als Verunreinigung einschleichen. Beide erscheinen als lange, farblose oder künstlich gefärbte Fäden; ersterc (Fig.Sb) rund im Querschnitt, längs gestreift, zuweilen in feine Fasern sich auflösend, mit ringförmigen Zeichnungen; letztere (Fig. 3 c) plattgedrückt, bandartig, mit abgerundeten Kanten, häufig um die Achse gedreht. (Die Seidenfäden sind dagegen stiolrund, ohne Streifung, zuweilen mit flügelartigen Anhängen
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(Fig. 3 a).
Aussei- diesen l'llanzentheilen
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v 6KS Gespinnätfasern.
a)nbsp; Seidonfasern
b)nbsp; Leinenfaseni
c)nbsp; Baumwollenfasern.
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kommen aber auch pflanzliche Organismen als Verunreinigung vor.
Die gewöhnlichsten Algen erscheinen als einzelne oder zu Ketten vereinigte Kugeln oder als Fäden, welche aus länglichen, walzenförmigen (fliedoru bestehen. Die mit doppelten Contouren gezeichneten Zellen schliessen wasserhelle Zellflüssigkeit, schwach gekörntes Protoplasma in wandständiger Schicht und netzartigen Strängen und stets grüne Chlorophyllkörner und Zellkerne ein. Als grünliche Fäden oder Wandbelag finden sie sich in allen Wasserbehältern ein und kommen mit diesem Wasser in die Präparate. Zum Studium verwende man die erwähnton grünen Massen.
Die vorsichtigste Beachtung und Beurtheilung in mikroskopischen Präparaten verdienen die nicht selten vorkommenden Pilze und Pilz-theile und zwar um so mehr, als diese kleinen Lebewesen sich weit-
Siedamgrotzky a. Hofmeister, Uiairiiostik.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;2
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vorbroitot sowohl auf abgestorbenen org-auisclien Massen (Aaspilze), als auf und in lobenden Organismen (Parasiten) vorfinden.
Don Hauptbestandtheil der Pilze machen dio einfachen oder gegliederton, chloroplylllosenPilzfäden (Mycelien) — siehe Fig. 6. 1. — aus. Dieselben können direct durch Abschnürung hüllenlose Keimzollen (Conidien, vielfach auch Sporidien genannt) erzeugen oder sie treiben besondere fruchttragende Fäden (Hyphen). Auf letzteren werden dio Keimzellen in verschiedener Weise gebildet: direct durch Abschnürung (Acrosporen), auf besonders geformten Zellchen (Sterigmen) oder in oigcnthüralichen, zusammengesetzten Fructificatiousorganen (S p o r o n k a p s e 1 n, S p o r a n g i e n und S p o r e n -schlauchen, Asei). Die Keimzellen unterscheidet man in hüllenlose Conidien und Sporen, welche mit einer widerstandslahigen oft gefärbten Aussenmembran (Episporium) versehen sind.
Dio neuere Forschung hat nachgewiesen, dass ein und derselbe Pilz verschieden geformte Fruchtträger und Keimzollen hervorbringen kann, so dass anscheinend verschiedene Pilzgestalten (Morphen) doch einer Art angehören (Plcomorphismus der Fructiflcationsorgane). Durch diese Erkenntniss werden eine grosso Zahl von früher anscheinend selbständigen Pilzspecies hinfallig und gelten nur noch als Fructificationsformen Andrer.
Fast in keinem mikroskopischen Präparate, welches man der Haut unserer pflanzenfressenden Hausthiere entnimmt, dann aber fast ebenso wonig im Nasenschleim eund imKothe vermisst m:m die Sporen der Rostpilze (Uredineae), welche mit dem Stroh und Heu eingeführt,
in der Luft zerstreut werden und überall hindringen.
Die einzelligen Sommor-sporen (Stylosporen, Uredo-sporen) jener Pilzo, einfache ovule oder rundliche Zellen, deren bräunliches Episporium punktirt rauh erscheint, sind weniger häufig. Dagegen finden sich überall die Winter-Für, 4. Teieutosporen von EostpUzei. sporen {Tolentospo re n, siehe
a) von üromyces, b) von Puccinia, c) von Phragmiaimn, d) Hyphen derselben. 1:300. ^o- 4) meist kurz gestielte, keulen-
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förmigo Körporchon mit dickem, golbon bis duulceibraunon glatten Episporinm. Nach der verschiedenen Form dieser Sporen kann man auch die Gattung der ihnen angehörenden Pilzo erkennen. Die verbroitotste Spore ist keulenförmig und ihre Membran ent-Mlt 2 über einander sitzende Zollen. Sie gehört der Gattung Puccinia (b) an, deren verschiedeno Arten besonders auf Gramineen, (Getreide- und Wiesengräser) den bekannten Eost erzeugen. Einzellige, gestielte Teloutosporen gehören zur Gattung Uromyces (a), von der eine Art besonders auf Leguminosen parasitirt. Keulenförmige Sporen mit 4—8 Zellen, die einfach öder in zwei Eeihen über einander stehen, entstammen der Gattung Phragmidium (c) Parasiten der Eosen und Eubusarton. Aohnlich sind die auf Gompositen, Campanulaceen vorkommenden Coleosporiumsporeu, deren schlauchförmige Sporen ara oberen Ende durch Querwände in mehrere Zollen eingethcilt sind.
Die noch sonst gekannten Eostarten finden sich, da sie nicht auf gewöhnlichen Futterpflanzen vorkommen, fast nie vor. Die erwähnten sind dagegen so häufig und in die Augen springend, dass .sie schon oft für etwas Wesentliches gehalten wurden, so z. B. beim Eotz als der diese Krankheit voranlassende Pilz.
Man tlmt daher gut, sich mit ihnen bekannt zu machen, indem man das staubförmige, rostrothe Pulver an Eostflecken der Pflanzen mikroskopisch untersucht.
Neben den Sporen kommen sehr oft auch die bräunlichen gegliederten Fäden der Urcdincen, welche Jone Sporen tragen (Hyphen) vor. (Fig. 4d).
Die üredinecn, Eostpilze sind schmarotzende Pilze, welche ihre Sporen unter der Epidermis der Pflanzen erzeugen, durch die sie endlich hindareb-brechen und in Form kleiner, gefärbter Staubbäufehen zu Tage treten. Viele von ihnen zeigen einen eigenthünilicben Generationswechsel und bewohnen während desselben mehrerlei Pflanzen.
Häufig finden sich die Sporen der Brand- oder Russbrandpilze (Ustilagineenj. Es sind dies meist einfache, kugelrunde, kleine Zellen (siehe Fig. 5), deren braune Ausseuhaut (Episporinm) entweder glatt oder netzförmig gegittert ist. Die verbreitetston sind die runden, glatten, gelbbräuulich gefärbten Sporen dos Staub- oder Flugbrandes, (a.) üstilago carbo Tul, welche in den Aohrchen der Gotreide-
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arten, besonders Hafer und Gerste, aber auch anderer Gräser vorkommen. Seltner sind die netzförmig gegitterten, braunscliwar-zen Sporen des Weizenbrandes, (c) TJsti-lago caries, Tilletia caries, Stink-Scbmier-
Flg. 5. Sporen von Bnindpilzen.
aj von üstiugo carbonbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Stembrand) in den Fruchtknoten des Woi-
b)nbsp; von urooystis ocoaita zens mui amp;[amp; in Gruppen vereinigten Sporen
c)nbsp; von Tilletia caries. 1:300.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; rcnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; amp;nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;r
(mit centraler grüsserer Spore) dos Roggen-stengolbrandes (b, Urocystis occulta) am Stengel des Eoggons und Weizens; man lernt sie am besten kennen durch Untersuchen des schwarzen Staubos an den betreffenden, brandigen Pflanzentheilen.
Die Ustilagineen sind Sclimarotzerpilze, besonders der Gramineen, welche ihr Myeel durch die ganze Pflanze treiben, aber nur an bestimmten Stollen, meist dem Fi-ucbtknoten, durch Abscbnürung Sporen bilden, welche als dunkle Staubmasseu hervortreten.
Dass endlich auch die sogenannten Schimmelpilze zuweilen als Verunreinigungen in Präparaton vorkommen, darf nicht Wunder nehmen, wenn man die weite Verbreitung derselben bedenkt.
Die Mycelion und Hyphen derselben (Fig. 6., 1.) sind mehr oder weniger verzweigte Fäden, welche entweder ungethoilt oder durch Querscheidowändo soptirt sind. Ihre zarte, ungefärbte Membran um-schhesst ein feinkörniges Protoplasma, durchsichtige Vacuolen und zuweilen kleine Oeltropfen. Kerne fehlen. Die vorkommenden Co-nidien sind kleine, einzelligo, meist runde Kugeln. Häufig findet man nur sterile Mycellager und gar keine Sporidien. Um sich vor Täuschungen zu bewahren, ist es gerathen, die Schimmelarten, wie sie sich überall darbieten, zu untersuchen.
Die verbreitetsten Schimmelpilze, welche übrigens nicht mehr einer Familie, den Fadenpilzen zugerechnet werden, sondern sich z. Th. als besondere Fructificationsformen anderer Pilze herausgestellt haben, sind:
Der gemeine Pinselschimmel (Fig. 6., 2.) Penicillium glaucnm, Penicillium crustaceum, bildet überall anfangs weisse, dann graublaue Pilzlager. Sein vorästeltos Mycel trägt septirto Hyphen, die durch mehrfache gabiige Theilung pinselartigo Fruchtständo erzeugen. An den Spitzen der Zweige tragen pfriomenförmige Sterigmon Reihen von kugligen, einfach contourirten Conidien.
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Fig. 6. Schimmelpilze.
1. Myoel derselben. 2. Penicillium glancnm, 3 Aspergillus glaucus. 4. Mucor mucedo
rechts mit gesprengter Sporenkapsel. 5. Oidium lactis. 1:300.
Der KolbGBScliimmoI (Fig. 6. 3) Aspergillns glaucus (Conidieu tragende Form yon Enrotium lierbariorum) ist sehr häufig auf vegetabilischen Substanzen, eingemachten Früchten, Brod etc. als bläulich-grünlicher oder weiss-bläulicher Ueberzug anzutreffen. Er ist leicht kenntlich an seinen einzelligen, nicht durch Scheidewände ge-theilton Hyphen, welche am Ende zu einer kolbenfürmigen Basidie anschwellen. Auf letzterer bilden Meine pfriemenförmige Sterigmen durch fortwährende Abschnürung Conidienreihen. Die einzelnen Conidien sind kugelrund. Die geschlechtlich erzeugten Fruchtbehälter (Perithecien), welche Fruchtform früher als eine selbständige Art Eurotium herbariorum beschrieben wurde, erscheinen seltener als grosse, gelbröthliche Kugeln.
Der Blasenschimmel Mucor (Fig. 6. 4) mit verschiedenen Arten: M. mucedo, M. racemosus etc. wächst auf ÜTreichen Boden, faulenden Früchten, Excrementen und ist besonders leicht auf Pferdemist oder Brod Stückchen unter einer Glasglocke zu erziehen. Er bildet auf soptirten Hyphen gelblich-braun bis schwarz gefärbte Sporenkapseln (Sporangien), deren Hülle dem blasenförmig aufgetriebenen
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Fadonendo (der ColumeUa) aufsitzt und zahlreiche ovale, wasserhelle und zartwandigo Sporen einschliesst. Ausscr dieser Fructiflcationsform bildet Mucor aber auch grosso, mit dickem Episporium versehene Zjgosporen (auf geschlechtlichem Wege durch Copulation entstehende Sporen) und in Flüssigkeit untergetauchte Kugolhefo (Mucorhefe).
Oidium lactis (Fig. 6. 5) findet sich als schimmelartiger Anflug auf saurer Milch. Seine verzweigten Mycelien schicken Aesto in die Höhe, welche sich in länglich viereckige Glieder, die Conidien, theilen. Wahrscheinlich ist Oidium nur eine niedere Morphe eines-höhoron Pilzes.
Als Hefepilze bezeichnet man ganznbsp; nbsp; @ copy; a lt;a ^ quot;^
allgemein jene einzclligeu Pilze, welche sichnbsp; nbsp;^p px „ reg; %.$a l\b
durch Sprossung vermehren, deren Tochter-nbsp; nbsp; ^^ g/^1 ^ ^ ^ lt;? zellen sich aber sofort trennen oder nur in laquo;j^tnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;fii^ deg;
lockerem Zusammenhango bleiben und dannnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; laquo;s % ,, lt;sgt;
Ketten bilden. Die ovalen oder stabförmigennbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;^ ^ o ^
Zellen (siehe Fig. 7) bestehen aus einernbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;^quot;^ ^ r^ ^
farblosen Membran und körnigem Proto-
0nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Fig. 7. Ilcfczcllen.
plasma, welches einzelne helle Vacuolen a) Cryiitococcus aus Bierhefe, einschliesst. Die ovalen Zellen werden nach b) ^oeoeex* ana Essig.
c) HefeartlgO bprosszellen aus-
Hallior als Cryptococcns, Sprosshefo be- stellendem iiam. zeichnet, welche durch lockere Aneinanderreihung Torula und, wenn noch verzweigt, Hormiscium bilden. Die stäbchenförmigen Zellen heissen Stabhefe, Arthrococcus, und bilden durch Aneinanderreihung eine Oidium- resp. Mycodermaform. Zur Untersuchung benutzt man Bierhefe, Essigmutter etc.
Da das Mycel gewisser höherer Pilze unter gewissen Bcdingui'gen hefeartige Sprossungen bildet, so ist es fraglich, ob die in einigen Flüssigkeiten constant vorkonmienden Hefepilzo selbstständige Arten sind.
Die häufigste Verunreinigung der mikroskopischen Präparate geschieht durch jene kleinsten Organismen, welche als Micrococcon, Bacterien etc. genauer als Schizomyceten (Nageli) bezeichnet werden. Ihre Konntniss und vorsichtigste Beachtung ist um so noth-wendiger, als in der Neuzeit auf ihr Vorhandensein die weitgehendsten Schlüsse gebaut worden sind.
Jene Schizomyceten sind sehr kloine, einzellige Organismen,
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welche sich durck Spaltung vermeliren und bald zu den Pilzen wegen dos Chlorophyllmangels, bald zu den niedrigsten Algen gestellt werden. Diese Ideinsteu Wesen haben verschiedene (kugel-, stab-, laden-, spiralfadonförmigo) Gestalt; nur mit den stärksten Vergrössernugen lässt sich bei den grösseren Schizomyceten eine Membran und ein etwas stärker lichtbrechendes Protoplasma unterscheiden. Bald beweglich, bald unbeweglich kommen sie entweder vereinzelt vor, oder bilden, indem die Spaltung nicht perfect wird, Gliederketten (Torulaform) oder lagern sich in grnsson Haufen (Zoogloeaform) zusammen, indem ihre Membranen zu einer gallertigen Masse sich auflösen, welche die Organismen vereinigt.
Ihre systematische Eintheilung ist erst in der neueren Zeit genauer angestrebt, ohne dass jedoch allseitige Uebereinstimmimg erzielt wäre. Am einfachsten und am meisten adoptirt erscheint das von Colin aufgestellte System, das hier folgen soll. Andere ältere und neuere gleichbedeutende Synonyme werden zugefügt.
Cohn theilt die Schizomyceten (Bacterien) ein (siehe Fig. 8): I. Kugclbactcrien, Sphaerobacterien (1).
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Gattung: Micro-coecus, kuglig oder
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V'-- „ 0lt; . o7?i
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oval, unter
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0,001 mm. gross. Ent
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weder einzeln (1 a) Monas der Aelteren) oder in feinen
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Gliederketten (1 b) (Torulaform nach Colin,
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Flg. K Schizomyceten nach Cohn. 1 : 050. 1. MicrococottS! n einzeln, b in Ketten, c in Zoütjloeafonn. '1. Bacterium) n B. tenno, b B. termo in Zoo^lociifurin, c li. lineola.
3.nbsp; Bacillus, a B. subtilis, b B. ulna.
4.nbsp; Vibrio, a V. rngula, b V, eerpens.
5.nbsp; Spirillum, a S. tenuc, b S. volutans.
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Mycothrix, Loptotbrix. nach Anderen.) oder in Colonieen oder eingebettet in
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Schloimmassea (1 c) (Zooglooaform). Von den Arten ist am bekanntesten der Micrococcus sopticus (Microsporon sopticum Klebs.)
II.nbsp; nbsp; Stäbclionbacterien. Microbactorien.
Gatt. Bacterium (2), kurz cylindriscli oder elliptisch, oft paarweise, selten zu 4, lebhaft sich bewegend, in Zoogloea (Schloim-klumpen) unbeweglich.
B. termo (2 a), kurz cylindriscli (2—3 mm. lang), sehr häufig in faulenden Flüssigkeiten.
B. lineola (2 b), länger und grosser (—5 mm.) (s. Vibrio linoola Ehrenb.). In Brunnenwasser, verschiedenen Infusionen etc., oft sehr beweglich.
III.nbsp; nbsp; Fadenbacterien. Desmobacterien (Bacteridien Da-vaine). Verlängerte cylindrische Glieder, zuweilen zu langen Faden aneinander gereiht, beweglich und unbeweglich. Nie Zoogloea bildend.
Gatt. Bacillus (3), Fäden gerade.
B. subtilis (3 a), Fäden sehr dünn und biegsam, einzelnes Glied bis 6 mm. lang, zuweilen Gliederketten, beweglich und biegsam. In Infusionen und in saurer Milch.
B. anthracis (siehe später), im Milzbrandblute.
B. ulna (3 b), steifere und dickere Kettenfäden.
Gatt. Vibrio (4), Faden mit formbeständigen schwachen Wellen-biegungen.
IV.nbsp; Schraubenbacterieu. Spirobacterien. Fädou mit dichter und enger Schraubenwindung, welche formbeständig.
Gatt. Spirochaeto mit langer, eng gewundener Schraube, flexü. Spirillum (5) mit kürzerer oder weitläufiger Spirale, starr. Flusswasser. Infusionen. Eecurrensblut des Menschen.
Billroth nennt dieKugelbacterieu Coccos, die Stäbchenbacterien aber Bacteria. Er unterscheidet nach der Grosso und Zusammenfüguag kleinste Formnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Micrococcosnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Microbacteria,
mittlere „nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Mosococcosnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Mosobacteria,
grösste „nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Megacoccosnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Megabacteria,
Ketten- „nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Streptococcos Stroptobacteria,
Haufen | durch Schleim (Gliacoccosnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Gliabacteria,
Häutchenj zusammengehalten jPetalococcos Petalobacteria. Alle Formen gehören zur Coccobactcria septica.
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Die Schizomyceten sind in der Natur weit verbreitet; besonders kommen häufig Micrococcus und Bacterium vor. Sie treten avt als rege) massige Bogleiter gewisser Zersetzungen, besonders von organischen Stoffen und gelangen, da sie sich in der Luft verbreiten können, mit dorselbon überall hin, entwickeln sich weiter, wo sie die Bedingungen dazu finden und vormehren sich. In vorher klartn Flüssigkeiten bedingen sie durch ihre Vormehrung eine Trübung, bilden auch an der Oberfläche irisirende Häutchen oder gallertartige Klumpen.
Für den Anfänger in klinischen mikroskopischen üebungen ist es durchaus erforderlich, class er die Bacterien erst kennen lernt. Zu dem Zwecke muss man thierische riüssigkeiten (Harn, Höhlenexsudate, Fleischwasser) oder pflanzliche Aufgüsse hinstellen und die in denselben zur Entwickcluug kommenden Bacterien zu verschiedenen Zeiten mikroskopisch untersuchen.
Die Anfertigung dos Präparates ist einfach; ein Tropfen Flüssigkeit, bald aus der Tiefe, bald von der Oberfläche wird auf den Objectträger gebracht, mit einem feinen Deckgläschen bedeckt und sodann mit dem stärksten Systeme bei nicht zn greller Beleuchtung durchsucht. Doch dürfen nicht alle kugelförmigen kleinen Gebilde für Micrococcus gehalten worden, denn Fotttröpfchon, Detritusmassen, Eiweiss, Fibrin, kohlensaurer Kalk etc. geben durch die gleiche Erscheinungsform häufig Veranlassung zu Täuschungen. Zwar ist die oigenthümliche matte Lichtbrechung der Bacterien verschieden von der des Fettes und des kohlensauren Kalkes (die Begrenzungen erscheinen nicht so dunkel), doch genügt sie selbst dem Geübteren nicht zur genauen Unterscheidung. Es müssen deshalb noch die Einwirkungen gewisser Eeagentien verfolgt werden.
Da die Bacterien durch ihre wahrscheinlich aus Cellulose bestehenden Membranen sehr widerstandsfähig sind, so worden sie durch Einwirkung von kaustischen Alkalien (Kalilauge), verdünnten Mineralsäuren und von Aether nicht verändert, verschwinden also nicht aus den Präparaten, während jene Pseudobacterien jedenfalls durch eines jener Eeagentien aufgelöst worden. Da jedoch die Einwirkung des Aethers auf Flüssigkeiten, besonders schleimige, mit denen er sich
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iiir.ht mischt, eino mivolllcommeno ist, können Verwechselungen mit Fetttrüpfcheu nur durch sehr grosso Sorgfalt (Eintrocknen des Präparates, mohrmiiliges Ausziehen mit Aether) vermieden werden. Dass sie sieh bei ihrer Allverbreitung in allen der Luft ausgesetzten Theileu und Socrotou in massiger Menge stets vorfinden, ohne dass ihnen eine Bedeutung zukommt, kann nicht auffallen, und muss als etwas Gewöhnliches aufgefasst werden. Nur wo sie sich in grössorer Menge und wenn sie sich in frisch, dem lobenden Thiero ohne Veraureiui-gung entnommenen Präparaten (Blut, Abscessoiter, Pleuraexsudat etc.) vorfinden, ist ihre Gegenwart auffallend und berechtigt zu Schlüssen über einen Zusammenhang mit der Krankheit. Dem Übergrossen Eifer, überall Bacterien zu finden, gegenüber kann nicht genug Vorsicht empfohlen werden; Täuschungen sind bei der Kleinheit der Objecte nur zu leicht möglich.
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Seitdem die Versuche ergeben haben, class in bacterienfreien Flüssigkeiten die Entwickclung derselben unterbleibt, so lange der Zutritt von Keimen verhindert wird, ist man fast allgemein von der früheren Annahme einer Urzeugung der Schizoinyceten (wie der Pilze) zurückgekommen. Bacterien entstehen nur aus Bacterien, welche sowohl durch Luft als durch Wasser verbreitet werden und sich vermehren, sobald sie die nötbigeu Lebensbedingungen finden. Zu ihrer Ernährung sind nothwendig: Wasser und gewisse Aschenbestandtheile: N gewinnen sie aus NH3 oder Eiweissverbin-dungen, C aus verschiedenen organischen Verbindungen (dagegen genügt CO., nicht). Sind die Nährsubstanzen erschöpft, so wird ihre Weiterent-wickelung sistirt. Bei Mangel an Wasser hört ihre Lebensthätigkeit auf, ohne dass sie jedoch absterben. Ihre Widerstandfälligkeit ist bedeutend, so dass sie nur durch länger anhaltende Siedehitze und durch gewisse Chemikalien vernichtet werden. Da sie stete Begleiter gewisser Umsetzungen (Gährungen, Fäulniss) organischer Verbindungen sind, und da diese Umsetzungen stillstehen, sobald die Bacterien getödtet sind, nicht eintreten, sobald der Zutritt derselben verhindert wird, so sieht man sie (allerdings nicht ohne Widerspruch von anderen Seiten) als Gähruugs- resp. Fäulriss-erreger an. In welcher Weise sie dabei wirken, ist noch nicht endgültig festgestellt. Im normalen thierischen Körper finden sie sich, wie es scheint, nur dort, wo sie direct durch Luft und Wasser zugeführt werden können, so auf Haut, Wundflächen, Schleimhäuten, im Kothe. Im Blute und dem unverletzten Parcnchym fehlen sie normaliter. Doch sind Bacterien als eon-stanlc Begleiter gewisser (Infections-)Krankbciten in den thierischen Geweben gefunden worden; der exaete Beweis jedoch, dass sie die krankmachende Ursache sind, ist bis jetzt nicht erbracht und scheiterte an der
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Unmöglichkeit, sie zu isoliren und au der ünkenntniss ihrer Lebensbedingungen.
Der von einigen Forschern behauptete genetische Znsanunenhang zwischen Baeterien und Hefe und Schinunelpilzen, so dass erstere gewisse Ent-wickelungsstufen der letzteren darstellen sollton, wird jetzt fast allgemein zurückgewiesen. Auch über den Zusammenhang der einzelnen Bacterien-formen ist man nicht im Klaren: doch scheinen Jlierococcus und Bacterium zusainnienzugehören und beide nur verschiedene Entwickelungsforiuen eines und desselben Organismus darzustellen.
Kicht minder verunreinigen thierische Theile und thierische
Organismen in zufälliger Weise die mikroskopischen Präparate; uur die häufiger vorkommenden seien erwähnt.
Durch Venvendtmg gewöhnlichen Wassers kommen zuweilen Infusorien, meistens aus der Ordnung der Ciliaten, in ein Präparat. Sie fallen schon durch die grosse Beweglichkeit, mit der sie hin und her schiessen, auf; die gewöhnlichsten sind rundlich oder länglich, enthalten in ihrem Protoplasma einen deutlichen Kern und sind mit feinen Wimperhärchen, welche die Bewegung vermitteln, bekleidet. Am meisten verbreitet ist das Heuthierchen Colpoda, was sich bald einstellt, wenn man Heu in einem Gefässe mit Wasser übergicsst und einige Tage stehen lässt.
Seltener kommen im Wasser frei schwimmende Räderthierchen (Eotatoria) vor, die, etwas grosser, am vorderen Körperende einen flott arbeitenden Wimporkranz tragen und in ihrem durchsichtigen Körper complicirtero Organe durchschimmern lassen.
Durch die Luft zugetragen kommen verschiedene Körpertheilchen von In sec ton vor. Am häufigsten Insectenschuppon, ovale oder längliche mit einem Nagel versehene Plättchen, welcho an ihrer Oberfläche eigenthümlichc Linienzeichnungen darbieten und dadurch loieht erkannt werden. Dann finden sich aber auch noch Glieder der Risse, riiigelfragmento etc. mit ihren charakteristischen Formon.
Arachniden aus der Ordnung der Milben sind insofern für den Thiorarzt wichtig, als einzelne weit verbreitete Arten, wenn sie zufällig auf Thiorcn und thierischen Secreton gefunden werden, leicht für Parasiten gehalten werden können. Besonders ist das der Fall
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mit den Milbon (Fig. 9), welche sich in altem Käse, Mehl, Heu und anderen in Zersetzung- begriffenen Stoffen, aber auch in käsigem Eiter, Hautschuppen etc. einnisten (siehe später Putter).
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Ihr ovaler, oben gewölbter
Eumpf erscheint weiss-lich und ist stets mit langen zuweilen gefiederten Borsten, besetzt. Der sehr bewegliche Kopf ist schnabel-\\ artig schräg nach unten gerichtet. Die
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Milben auf sich zersetzendeu Massen. I. Kiisemilbe, Acarus siro. 2. Heumilbo, Acarus foenarius Koch, 1 ; 75.
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bräunlichen
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Püsse, stark
mit Borsten besetzt, haben in der Eegel ein kegelförmiges, langes Endglied, welches schwer erkennbare Haftscheiben und Krallen trägt. In jedem alten multrigen Heustaubo, in altem trockenen Käse, ge-backenen Pflaumen etc. kann man sich jene Milben aufsuchen. Vergleiche Acarus siro, Käsemilbo (Pig. 9. 1), und Acarus foenarius, Heumilbo (Pig. 9. 2).
Als auffällige Beimengung besonders der Hautpräparate erscheinen manchmal Zasern und Päserchen vom Barte verschiedener Vogelfedern und zwar in charakteristischer Porm von starren kantigen Päden, deren eines Ende aufgetrieben und mit kurzen, gabelförmig abgebogenen Spitzen besetzt sind.
Dass endlich auch Epidermiszellen und Haare (siehe Pig. 10) der Untersuchungsthiere sich einschleichen, darf kein Wunder nehmen. Erstere (a) sind ja charakteristisch genug durch ihre platte, unrogclmässige Porm, ihre Durchsichtigkeit und ihr Verhalten gegen Alkalien, in denen sie zu kugelförmigen, durchsichtigen Blasen auf-
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j
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quellen. Haare und Haarfragmente (b) kennzeichnen sich in zweifelhaften Fällen leicht durch ihr Oberhäutchen, dessen clachziegolartig' übereinander liegenden platten Zellen
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die Eindenschicht bedeckt. Letztere kommt zuweilen in splittrigen Fragmenten vor, doch erkennt man dann leicht die Zusammensetzung aus langen, oft pigmentirten, nadeiförmigen Zellen, die in Kalilauge aufquellen.
Dies sind iu Kurzem die Gebilde, welche durch ihre zufällige Beimengung
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in mikroskopische Präparate den Anfänger stören und täuschen. Wer sich derartige unangenehme und auch zeit
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Fig. 10. Put/.staub vom Pfenlc.
a EpideriniszeUen. b Haarfragnaeat*
c Stärkemelilkürnchen. d Pncclniasporen.
e FetttrSpfchen und Schmutzpartlkelcbenraquo;
1 : 300.
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raubende Täuschungen ersparen will, thut gut, jene Gebilde sich eigens anzusehen und können diese Untersuchungen als mikroskopische Vorübungen nur empfohlen werden.
Zuweilen linden sich Bewegungserscheinungen in den mikroskopischen Präparaten, ohne dass eine selbstständige Bewegung von Organismen vorhanden ist. Flüssigkeitsströmungen werden oft beobachtet, wenn die Flüssigkeit unter dem Deckglase noch nicht gleichmässig ausgebreitet oder in zu grosser Menge vorhanden ist, ferner beim Zusatz von Eeagentien oder beim Abfliessen von Flüssigkeit. Sie sind leicht als solche zu erkeiiTien. Dagegen täuscht die Brown'sche Molekularbewegung leicht selbstständige Bewegung vor. Man beobachtet sie sowohl an anorganischen als organischen, feinsten Molekülen, welche zitternd hin und her tanzen (z. B-an fein geriebener Kohle, chinesischer Tusche etc.).
Schliosslich mögen noch die entoptischen Täuschungen, die sogenannten Mouches volant es, erwähnt sein. Beim anhaltenden Mikroskopireu mit vorgebeugtem Kopfe fallen öfter scheinbar im Gesichtsfelde unbestimmte, hin und her sich bewegende Schatten oder geformte Objecte, kleine kuglige Gebilde oder Perlschnurketten auf, welche bei den Bewegungen des Auges folgen. Wahrscheinlich entstehen sie durch Trübungen der brechenden Augenmedien, deren
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Schatten auf dio Rotina fiillt. Durch heftigere Augenbewegnngen, oder durch Schütteln des Kopfes sind diese störenden Erscheinungen in der Regel zum Verschwinden zu bringen.
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III. Abtheilung.
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Allgemeines znr clieniischen Analyse.
Von Geräthschaften, Instrumenten sind notliwendig:
Eine einfache Weingeistlampe.
Zwei Dutzend Reagens glas er von möglichst gleicher Grosse
mit Gestell. Eine Spritzflasche (Pig. 1. S. 12). 2—4 Bechergläser. Vä Dtzd. Glastrichter.
1 Filtrirgestell zur Aufnahme der Trichter. 1 Satz A b dampf schalen zu 9 Stück von Moissener oder
Elgershurgor Porzellan. Diverse ührgläsor. Diverse Glasstäbo. Eine Pincette. Eine Papierschcere.
Filtrirpapier, grobes und feines (sog. schwedisches). 2—4 Pipetten zu 50, 20, 10, 5 CG. 1 Litermaass.
[Umfassendere Untersuchungen machen ausserdem erforderlich: Eine chemische Waage. Ein Wasserhad mit Einsatzriiigeu. Eine kleine Schale von Platin. Ein Platinhlech Ein Droifuss von Eisen mit diversen Drathdreiecken.
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Feine Dratlisiobe.
Eine Tiegelzange.
'/ä—1 Dtzd. Kochliölbchen verschiedener Grosso.
Mehrere Meissnet Porzellanglühschülchen oder Tiegel.
Desgl. Meissener Porzellanspatel.
Eine Eeibsehale von Porzellan nebst Pistill.
2 graduirte, mit eingeriebenem Glasstöpsel versehene Cylinder mit
Fuss zu liO—200 CC. Inhalt. 1 Mohr'sehe Quer.schhahnbürette mit Erdmann'schem Schwimmer
zu 100 CC]
Bei Anstellung chemischer üntorsuchungen ist vor allen Dingen grössto Eoinlichkeit der dabei zu benutzenden Gerätbschaften n. s. w. anzuempfehlen. Es macht im Ganzen keine Schwierigkeit, Porzellanschalen und Bechergläser zu reinigen; wenn kaltes und heissos Wasser dazu nicht ausreicht, versucht man es mit verdünnter Salzsäure; genügt auch diese nicht, wendet man kalte und heisse Kali- oder Natronlauge an, spült mit Wasser, zuletzt mit dcstillirtem Wasser aus. Das Beinigen der Kochkölbchen wird dadurch sehr erleichtert, dass man in diese Schnitzel von Filtrir-papier einbringt, diese mit den Eeinigungsmittoln (Wasser oder Säure oder Alkali) übergiesst, das Ganze durchschüttelt und darauf sieht, d:iss die lunenwandungen der Kölbchon gehörig von den Schnitzeln berührt resp. gewaschen werden. Zum Beinigen der Eeagens-gläser kann sehr zweckmässig ein Holzstab dienen, dessen oberer Theil inclusive stumpfer Spitze mit Werg dicht umwunden ist, welches durch herumgeschlagenes und festgeknüpftos Band oder Bindfaden daran befestigt sitzt (ähnlich wie die Putzer für Lampen-cylinder).
Sind nach dem Gebrauche des Platinblechcs oder der Platinschale Eückstände darauf oder darin verblieben und diese nicht durch successive Waschungen mit Wasser, Säure oder Kalilange zu entfernen, so bediene man sich zur Eeinigung Wasser mit Seesand oder Zinnsand (wie ihn die Zinngiosscr zum Poliren der Zinngefässe benutzen); die betreifende unreine Stelle mit ein wenig Sand und Wasser gerieben wird darnach ganz rein und blank. Man gewöhne sich daran, das Eoinigen der Geräthschaftcn immer sofort nach ihrem Gebrauche vorzunehmen, dieses wird dadurch ungemein
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erleichtert und dabei an Zeit gespart, es müssto denn eine lungere Beobachtung der Niederschlage, z. B. bei Eiweissreactionen u. s. w., sich nothwendig machen.
Was das Kochen von Flüssigkeiten anlangt, so kann dies zwar in Porzellanschalen direct über freiem Feuer (Spiritus- oder Gasflamme) geschehen: die Schale wird ausson sorgfältig abgetrocknet, auf den Droifuss aufgesetzt und die Spirituslampe darunter gestellt; sicherer ist es aber, um das Springen der Schalen zu verhüten, ein feines Eisen- oder Messiugdrahtnetz unterzubreiten: beim Kochen der Flüssigkeiten im Kochkülbchen oder Becherglase ist stets ein Drahtnetz und wennmöglieh noch Asbest unterzulegen. Dabei darf ein Glasstab nicht im Becherglase befindlich sein, weil dieser in der kochenden Flüssigkeit durch Stossen den Boden des Glases zertrümmern würde. Die Kölbchen kann man beim Kochen am Halse anfassen; beim längeren Kochen wird dieser sehr heiss und das Halten der Kölbchen am Halse sehr misslich: man umlege den Hals mit mehrfach zusammengelegten Papierstreifen, drehe deren überragende Enden zusammen und benutze das zusammengedrehte Endstück als Handhabe während des Kochens: diese schützt genügend vor dem Verbrennen der Finger.
Beim Kochen in Eeagensgläsern fülle man diese etwa nur zur Hälfte mit der zu kochenden Flüssigkeit, trockene sorgfältigst ihre Aussenwandungen mit dem Handtuche ab, dann umfasse man den oberen Theil des Glases mit dem Daumen, Zeige-, Mittelfinger der rechten Hand und stütze das Glas, um es in schräger, der beim Kochen günstigsten ßichtung zu halten, mit der seitlichen Spitze des vierten Fingers.
Die Gas- oder Spiritusflamme, welche die Kochhitze liefern soll, darf nicht zu klein sein, muss ruhig, ohne zu flackern oder zu russen, also vor Luftzug geschützt, brennen.
Damit ein allmäliges Erwärmen des Beagensglases mit der Flüssigkeit stattfinde, bewegt mau den unteren Theil des Glases mehreremalo leicht über die Flamme hin und her mit zwischen den Fingern leicht rotirender Bewegung des Glases, bis man sich durch Befühlen mit der linken Hand von der gleichmässigen Durchwärmung desselben überzeugt hat und hält nun erst den unteren Theil des
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Glases in schräger Eichtung- ruhig- in die Flammo und so lange, bis die Flüssigkeit im Glase aufkocht; dann entfernt man das Glas aus der riammo und lässt diese nur seitlich den Boden des Glases bestreichen, damit, kein Uebersteigen der kochenden Flüssigkeit eintritt.
Hat man es mit Flüssigkeiten zu thun, die beim Kochen heftig stossen, dann darf man das Glas nicht ruhig in die Flamme halten, sondern hat durch kurze, schnelle, drehende Bewegungen des Handgelenkes die Flüssigkeit im Glase fortwährend in schüttelnder Bewegung zu erhalten.
Alkoholische und ätherische Flüssigkeiten dürfen nie über freiem Feuer gekocht werden, sondern sind auf dem quot;Wasserbade zu erwärmen, ebenso dürfen Lösungen organischer Stoffe nie über freiem Feuer bis zur Trockniss abgedampft werden, weil dieses Vorfahren Zersetzung und Verbrennung der organischen Stoffe zur Folge haben würde. Das Eindampfen derartiger Lösungen bis zur Syrupsconsistenz resp. bis zur Trockniss ist stets auf dem Wassorbado vorzunehmen.
Als quot;VVasserbad kann man jeden Topf mit kochendem Wasser benutzen, dessen Wasser auf dem Ofen oder über der Gas- oder Spiritusflamme kochend heiss erhalten wird und dessen obere Eand-öffnuug so weit ist, dass eine Porzellanschale, in welcher die Flüssigkeit (Harn, Blut, Milch u. s. w.) verdampft worden soll, in der Weise darauf zu stehen kommt, dass ihre Wandungen den oberen Topfrand knapp '/a überragt, während reichlich 2/3 der Schale in den Topf hineinragen und somit die Bodenfläche und der grösscro Thcil der Seitenwandungen der Schale von den im Topfe sich entwickelnden kochendheissen Wasserdämpfen getroffen werden, deren Wärmegrade ausreichen, die Flüssigkeiten in der Schale zum Verdampfen zu bringen. Von Reagentien sind erforderlich (bei Anschaffung der Eeagentien muss deren chemische Ecinheit garantirt sein; für ihre Eeinhaltung ist durch guten Vcrschluss zu sorgen; gegen Verwechselungen sind sie durch sorgfältigste Etiquettirung zu schützen):
Destillirtes Wasser.
Alkohol (90%).
Aether.
Siedamgrotzky u. Uofmeistcr. Diagnostik.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;3
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Englische Schwefelsäure. Acidum sulfuricum pnrum Ph. G.
Chlonvasserstoffsiiure. Acid, hydrochloratnm pur. Ph. Gr.
Rothe rauchondo Salpetersäure. Acid, nitric, fumans rubrum. Ph. Gr.
Concontrirte Salpetersäure. Acid, nitric, pur. Ph. G.
Essigsäure. Acid. acet. puriss. dilut.
Kali- oder Natronlauge.
Aetzammoniak-Flüssigkeit.
Kochsalzlösung.
Chlorbaryumlösung.
Salmiaklösung.
Eisenchloridlösung.
Jodtinktur.
Schwefelsaure Natronlösung.
Schwefelsaure Magnesialösung.
Sclnvefolsauros Knpferox3-d (Concentration der Lösung siehe Zuckerbestimmung im Harn)
Salpotersauros Silberoxyd (Concentration der Lösung siehe Kochsalzbestimmung im Harn.)
Phosphorsaure Natronlösung.
Oxalsäure Ammoniaklösung.
Eothos und blaues Lackmuspapier.
[Bei eingehenderen Untersuchungen würden noch zu beschaffen sein: Absoluter Alkohol. Chloroform. Aetzbarythydrat. Salpotersaurer Baryt.
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Jodkulium
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Ferrocyankalium.
Chlorkalk.
Salpetersauves Quecksilberoxyd.
Basisch salpetersaures Wismuthoxyd.
Molytdaensaures Ammoniak.
Essigsaures Natron.
Bleizucker.
Bleiessig.
Uebermangansaures Kali.
Nessler's Eeagens auf Ammoniak.
Stärkekleister.
Zink in Stäbchenform.]
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Benutzung der Reagentien bei Anstellung chemischer Re-actionen. Eeaction nennt man in der Chemie jede sinnlich wahrnehmbare Erscheinung, die bei Ein^vil•]alng#9632; zweier oder mehrerer Stoffo aufeinander hervortritt.
Das Aufbrausen bei Zersetzung kohlensaurer Salze nach Zusamp;tz einer stärkeren Säure, die Wärmeontwickeluug beim Vermischen der Schwofelsäure mit Wasser, die Bildung weisser Nebel von Salmiak beim Zusammentritt von Aetzammoniak mit Salzsäure sind Eeactionen; die Niederschläge, welche entstehen, wenn man zur Lösung eines Kalksalzes oxalsaures Ammon, zur Lösung des Kochsalzes Silbersalzlösung u. s. w. setzt, sind ebenfalls Erscheinungen, welche man Eeactionen nennt.
Jeder Stoff, der eine Eoaction bewirkt, lieisst ein Eeagens.
Insbesondere aber bezeieünet man mit diesem Namen diejenigen Stoffe, welche durch ihre Einwirkung auf andere solche sinnlich wahrnehmbare Veränderungen oder Erscheinungen hervorrufen, dass man daraus auf deren Vorhandensein oder deren Beschaffenheit sichere Schlüsse machen kann.
Eothes Lackmuspapier wird durch Alkalien blau, blaues Lackmuspapier durch Säuren roth gefärbt; die Lackmusfarben dienen deshalb als Eeagentien zum Nachweis der Alkalien und Säuren. Chlor-baryura (Baryum chloratum) ist ein Eeagens auf Schwefelsäure, weil dieses Salz in schwefelsäurehaltigeu Flüssigkeiten eine in Wasser und verdünnten Säuren gänzlich unlösliche Verbindung in Form eines weissen feinpulverigen Niederschlages von Baryumsulfat bewirkt; umgekehrt kann Schwefelsäure als Eeagens auf Baryt benutzt werden. Salpetersaures Silberoxyd ist ein Eeagens auf Kochsalz, weil es in Kochsalzlösungen den charakteristischen, in Salpetersäure unlöslichen, weissen, käsigen Niederschlag von Chlorsilber hervorruft.
Kalilauge fällt in Lösungen von Kupferoxydsalzen Kupferoxydhydrat als grünlich-blauen Niederschlag, der auch im Ueberschuss des zugesetzten Alkalis unlöslich; folglich ist Kali ein Eeagens auf Kupfersalze; bei Gegenwart von Traubenzucker, Harnzucter wird dieses blaue Kupferoxydhydrat zu pomeranzgelben oder rothen Kupferoxydul reducirt; dieses Verhalten des Kupferoxyds in alkalischer Flüssigkeit
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giebt demnficli dio Gegenwart von Traubenzucker darin zu erkennen und ist somit ein Eeagons auf Traubenzucker.
Es ist nun namentlich bei der cliemisclien Untersuchung des Harns ausführlich angegeben, welcher Eeagontien man sich zu bedienen, um bestimmte Eeactionen in den Untersuchungsobjecten hervorzurufen, d. i. gewisse darin in Lösung befindliche Körper in feste, unlösliche, dem Auge sichtbare chemische Verbindungen überzuführen, welche, wie man sagt, aus ihren Lösungen als Niederschläge daraus ausgefällt werden und womit der Nachweis über das Vorhandensein oder Nichtvorhandensein bestimmter Stoffe darin gegeben ist; hier ist nur der allgemeineren dabei in Anwendung kommenden Manipulationen zu gedenken.
Zur Anstellung von Eeactionen in Flüssigkeiten benutzt man für gewöhnlich die Eengeusgläsor; man fülle diese nur etwa zur Hälfte mit der zu untersuchenden Flüssigkeit, damit genügend Eaum für Zusatz von Eeagontien u. s. w. bleibt.
Verlangt die Vorschrift, class die Eoaction in angesäuerten oder alkalisirten Flüssigkeiten vorzunehmen, dann überzeuge mau sich durch Eintauchen von Lackmuspapier, ob die Flüssigkeit auch in der That nach Zusatz von Säure oder Alkali die verlangte Eeaction zeigt: bei Harnen, die sehr reich an kohlensauren Salzen sind und deshalb nach Säurozusatz stark aufbrausen, lasse mau erst die Kohlen-säurceutwickelung vorüber, die man durch Erwärmen des Harus im Eeagonsglase oder auch in einer Porzellanschale und durch Cmrühren mit dem Glasstabo fördern kann, oho man die Eeaction desselben prüft. Der Zusatz von Eeagontien geschehe in kleinen Mengen, tropfenweise; dabei halte man das Eeagensglas mit der zu untersuchenden Flüssigkeit gegen das Licht, damit man scharf beobachten kann, ob sofort oder erst nach geraumer Zeit ein stärkerer oder geringerer Niederschlag resp. Fällung entsteht.
Sind auch hier nur qualitative Untersuchungen vorgesehen und ist es deshalb nicht immer unbedingt nothwondig, eine vollstäudige Ausfällung der vorhandenen Körper durch hinlänglichen Zusatz der Eeagontien anzustreben, so kommen doch Fälle vor, wo dies nothwondig wird, z. B. bei Abschätzung des Kochsalzgohaltes des täglich entleerten Harns u. s. w.
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Um sich in diesen Fällen Gewisshoit darüber zu verschaffen, dass nach Zusatz des Eeagens volle Ausscheidung- des betreffenden cüidurch in unlösliche Verbindung übergeführten Stoffes erfolgt sei, lasse man den entstandenen Niederschlag vollständig auf den Boden des Glases sich absetzen; zu der klaren überstehenden Flüssigkeit lässt man dann einen Tropfen des Eeagens an der Wandung des Glases hcrablaufen und beobachtet, ob eine weitere Ausfällung oder doch Trübung erfolgt; oder noch sicherer: man pipettire eine geringe Menge der überstehenden klaren Flüssigkeit auf ein Uhrglas über und setze einen Tropfen des Eeagens hier dazu; bleibt die Flüssigkeit klar, auch unter Umständen nach Erwärmen des Uhrglasos auf dem Wasserbade, so ist vollständige Ausfällung erfolgt. Durch Unterlage von gefärbtem Glanzpapier unter das Uhrglas wird die Beobachtung geschärft.
Volle Abscheidung und Trennung des abgeschiedoneu unlöslich gewordeneu Körpers von den löslich gebliebenen wird aber ganz besonders dann nöthig, wenn entweder zwei Körper in einer Flüssigkeit vorhanden, die durch ein und dasselbe Eeagens gefällt werden (wie z. B. Eiwoiss und Kochsalz), oder wenn man in ein und derselben Flüssigkeit auf das Vorhandensein zweier oder mehrerer Körper zu prüfen hat; dies wird durch Filtration erreicht. Nur durch das Filtriren ist man im Stande, Niederschläge von Flüssigkeiten vollständig und sicher zu trennen und dadurch klare und zu weiteren Untersuchungen geeignete Flüssigkeiten (Filtrate) zu gewinnen.
Zur Filtration bedient man sicli Filter, aus Filtrirpapier gefertigt, welche in die Glastrichter eingelegt werden.
Behufs der Darstellung des Filters schneidet mau vermittelst der Scheere nach kreisrunden Schablonen von starker Pappe oder Blech aus dem Filtrirpapier eine Kreisfläche aus, faltet diese im Durchmesser vierfach zusammen. Der Mittelpunkt, in welchem die vier Eadien sich einander berühren, bildet die Spitze des so entstandenen vierwandigen Filters; mit drei übereinander liegenden Wandungen desselben fülle man die eine Hälfte, und der vierten Wandung die andere Hälfte des inneren Trichterraumes aus.
Das Filter ist beim Gebrauche mit seinen Wandungen dicht an die Trichterwandungen anzulegen, und wird mit Wasser vermittelst der
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Spritzflasclie durch und durcli befeuchtet. Die Filter dürfen nicht über deu Trichterrand herausragen; am besten ist es, wenn ihre Eadien mehrere Linien Meiner sind, als die des Trichters; die Schablonen zum Schneiden dor Filter müssen der verschiedenen Trichtergrössen wegen verschiedene Grossen besitzen.
Die Trichter mit dem Filter werden beim Filtriren auf ein Filtrirgestell gestellt, welches ihnen eine sichere Lage giobt; zur Aufnahme des Filtrates ist ein Becherglas oder eine Porzellanschale unterzusetzen.
Kleine Trichter mit Filter kann man auch direct in die Hals-öffnung der Külbchen oder in die Oeffnung der Eeagensgläser auf dem Gestell einsenken.
Das Aufgiessen der zu filtrirenden Flüssigkeiten muss behutsam geschehen, damit von dieser Nichts durch Herumspritzen verloren geho oder die grösseren Filter durch schnelles, plötzliches, stoss-weises Aufgiessen von grossen Mengen der Flüssigkeiten nicht zer-reissen.
Am besten giesst man an einem senkrecht angelegten Glasstabe aus nicht allzuweit angefüllten Gefässen hinab, so dass die Flüssigkeit, am Glasstabe lünablaufcnd, unter sehr stumpfem Winkel etwa die Mitte der Seitenwand des Filters trifft.
Sind die Niederschläge käsig, flockig, gelatinös oder krystalli-nisch, so filtriren sie meist gut, d. h. sie gehen nicht mit durch das Filter hindurch uncV trüben das Filtrat nicht.
Bei feinpulverigen Niederschlägen ist dies aber leicht der Fall; um auch hier klare Filtrate zu erhalten, muss man derartige Niederschläge vor der Filtration gut absetzen lassen (auch wohl kochen und dann absetzen lassen); hierauf die klare überstehende Flüssigkeit auf das Filter geben, vollständig ablaufen lassen, zuletzt den Niederschlag. Mit gutem Erfolg kann man auch zuweilen zwei Filter übereinander gelegt verwenden.
Es giebt Flüssigkeiten, die ausserordentlich schwierig und langsam filtriren; man kann sich dann helfen damit, dass mau das Filter nicht aus feinem Filtrirpapier, sondern aus groben, leicht durchlässigen schneidet.
Es empfiehlt sich, bei derartigen schwer filtrirbaren Flüssig-
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keiten die darin suspeudirten unlöslichen Theile wennmöglicli vollständig durch ruhiges Stehenlassen in cylindrischen Gelassen absetzen zu lassen und dann erst die überstehende Flüssigkeit aufs Filter zu geben.
Unter Umständen kann man auch die Flüssigkeiten durch Zusatz von destillirtem Wasser verdünnen und so flltrirbar machen.
Ist das Filtriron durch Papier absolut unmöglich, dann treten an Stelle der Filter leimvandene Seihtücher; diese kommen aber bei den vorliegenden Untersuchungen tvohl kaum in Frage.
Das Auswaschen der auf dem Filter verbleibenden Niederschläge ist meist auch bei qualitativen Untersuchungen unerlässlich, damit durch das Waschen diejenigen Stoffe gelöst in das Filtrat kommen, welche nicht zum Niederschlag gehören und auf welche das Filtrat weiter chemisch untersucht werden soll.
Das Auswaschen geschieht in den Fällen, in welchen nichts Besonderes vorgeschrieben ist, mit destillirtem Wasser, welches vermittelst der bekannten Spritzflasche (Fig. 1) aufzuspritzen ist (durch Anwendung von heissem Wasser wird das Auswaschen oftmals sehr erleichtert).
Bevor man mit dem Waschen beginnt, lässt man die auf dem Filter befludlicho Flüssigkeit vollständig ablaufen; der auf dem Filter bleibende Niederschlag soll das Filter nur zur Hälfte anfüllen; jetzt erst spritzt man Wasser in der Weise auf, dass der Wasserstrahl nicht zu heftig aufstösst, die Bänder des Filters gehörig trifft und den Niederschlag gut vertheilt.
Die aus dem Niederschlage durch Waschen zu entfernenden löslichen Stoffe sind dann vollständig ausgewaschen, wenn ein Tropfen des zuletzt ablaufenden Waschwassers, auf einem Platiubleche langsam verdampft, leeinen Eückstand hinterlässt.
Die specielleron Erkennungsmittel dafür gehören in das Gebiet der quantitativen Analyse; ebenso das Trocknen, Wägen, Glühen der Niederschläge u. s. w., worüber Lehrbücher zur Ausführung quantitativer chemischer Untersuchungen nachzuschlagen sind.
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IV. Abtheilung.
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Blut.
Genauere Untersuclmngen des Blutes kranker Thiero sind bis jetzt wenig- g-ebräulicli. Der Grund hierfür liegt in der häufigen Eesnlt.itlosig'keit derselben, trotzdem ans dem klinischen Bilde auf eine Alteration dos Blutes geschlossen werden muss. Dennoch dürfen die Untersuchungen nicht ganz vernachlässigt werden, da sie einerseits die Diagnose stützen, andrerseits über die Natur mancher Krankheiten erhellende Thatsachon liefern können. Mit häufiger ausgeführten Blutuntersuchungen werden in Zukunft auch unsere Jvonntnisso über Veränderungen desselben zunehmen.
Die Gewinnung des zu untersuchenden Blutes ist sehr einfach. Zu einer Beurthoilung mit unbewaffnetem Auge und der wohl sehr selten in der Praxis ausführbaren chemischen Untersuchung ist ein kleiner Adeiiass, ein sogenannter Probeaderlass, erforderlich. Circa 100grm. Blut werden in einem gläsernen, roinen Gefässo, einem Becherglas, im Nothfixlle einem Triukglase aufgefangen. Zur mikroskopischen Untersuchung genügt ein Tropfen. Man macht zu dam Zwecke mit der Lancette einen kleinen Stich oder mit dem Messer einen Ideinen Schnitt in die Haut; bei grösseren Thieren am bequemsten am Halse, bei kleinern am Ohr, (die Stellen sind gleich-giltig). Vorheriges Eeiben der Hautstelle befördert den Blutaustritt. Mittelst der Spitze des benutzten Instruments trägt man den Blut-tropfon auf einen Objectträger und bedeckt sofort mit dem Deckglase, ohne auf dasselbe zu drücken. Den Tropfen nehmo man möglichst klein, da an dicken Blutsehichton die Durchmusterung der Porm-clomento schwer oder gar nicht möglich ist. Sofortige Bedeckung ist deshalb nöthig, weil sonst sehr leicht eine Wasserverdunstung, und hierdurch bedingt, Formveränderungen der Blutkörperchen eintreten. In vielen Fällen erleichtert man sich die Untersuchung dadurch, dass
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man das Blut in oinon Tropfen von indifferenter Flüssigkeit (bes. lli—1quot;/,, Koclisalzlösung), dor schon verlier auf den Objectträg'er gebracht war, einträgt; die Elemente des Blutes werden dadurch mehr auseinander gerückt und lassen sich einzeln besser betrachten. Wasser darf nicht verwendet werden, da es die Blutkörperchen aufbläht und das Haemoglobin zur Auflösung bringt. In der Eegel kann man bei dieser Methode der Gewinnung nicht vermeiden, dass einzelne Epidermisschüppchen von der Haut sich dem Blute beimengen. Mit grösserer Vorsicht muss man deshalb zu Werke gehen, wenn das Blut auf das Vorhandensein fremder Körper, besonders von Bac-terien geprüft werden soll. Die betreffende Hautstelle wird dann zuerst von Haaren und anhaftenden Unreinigkeiten befreit; der Schnitt oder Stich tiefer gemacht, so dass eine grössere Quantität Blut, mehrere Tropfen, binnen Kurzem austreten, weshalb man auch geradezu oft wohl kleinere Hautvenen verletzt. Wenn man auch hiermit Verunreinigungen durch Hautschuppen etc. nicht absolut verhindern kann, •so werden sie doch viel seltner gemacht.
Makroskopische Beurtheilung. Das frisch dem Körper entnommene Blut stellt eine heller (arteriell) oder dunkler (venös) gofiirbte Flüssigkeit dar, von alkalischer Reaction. Das speeifische Gewicht schwankt von 1042 — 10G5. Das Blut ist undurchsichtig durch den Gehalt an geformten Bostandtheilen; man erkennt diese ündurchsich-tigkeit am besten, wenn' das Blut in dünnen Schichten an Glaswänden (z. B. der Eeagensgläser) haftet; es ähnelt dann dem Uebcrzngo mit einer Deckfarbe. Lässt man das Blut in einem Gefässe ruhig stehen, so wird es zunächst gallertig und erstarrt endlich zu einer geleeartigen Masse, es gerinnt. Die Schnelligkeit des Gerinnens ist von verschiedenen beknnnten Umständen abhängig.
Beim Pferde ist es eine normale Erscheinung, dass sich bevor das Blut gerinnt, die Blutkörperchen senken, und auf diese Weise die oberste Schicht blutkörperchenfrei, also gelblich und durchscheinend wird. Diese Schicht, die sogenannte Speckhaut, enthält dann nur Faserstoff; ihre Bildung rührt her von der grösseren speeifischen Schwere der Blutkörperchen gegenüber dem Plasma, in welchem sich jene senken und wird befördert durch das Aneinanderhaftcn derselben in Geldrollenform, wodurch die Differenz erhöht wird. Je langsamer
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die Geriuuiiiii;- stattfindet, desto grosser ist diese Senkung, desto höher also die Speckhaut.
Die weisseil Blutkörperchen, speeifisch leichter als die rothen, senken sich langsamer, man findet sie deshalb am zahlreichsten an der oberen Grenze des dunklen Blutkuchens zur Speckhaut.
Nach der Geriunimg nimmt die Consistenz dos Blutkuchens zu, iudem er sich zusammenzieht und dabei das gelbliche Serum, welches bei Pflanzenfrosscm stärker tingirt als bei Fleischfressern erscheint (Zimmermann), zum Theil auspresst.
Die Differenzen in dem physikalischen Verhalten dos Blutes sind schon physiologisch so bedeutend, dass zu den pathologischen Verhältnissen eine scharfe Grenze zu ziehen unmöglich ist.
Am Läufigsten sind die Farbenunterschiede. Die Intensität der Farbe ist abhängig von der Zahl der rothen Blutkörperchen; das Blut erscheint deshalb blasser d. h. färbt nicht so intonsiv bei Vormindening derselben (Hydraemie, Anaemie).
Die Nuance der Farbe ist abhängig einerseits von dem Sauerstoffgehalt dos Blutes (die Verbindung desselben mit dem Blutfarbstoffe, Oxyhaemoglobin, erscheint hellroth gegenüber dem reducirteu Haemoglobin), andrerseits von der Form der Blutkörperchen, welche durch Sauerstoff, durch Salze schrumpfen und coneaver werden und als kleine Hohlspiegel wirkend, das Licht concentrirter zurückwerfen, umgekehrt durch C02 und Wasserzusatz zu Engeln aufblähen. Hieraus erklären sich die Unterschiede zwischen arteriellem und venösen Blute. Dunkel erscheint das Blut unter krankhaften Verhältnissen meist nur nach mangelhafter Sauerstoffzufuhr, übermässigem Verbrauch desselben und Kohlensäureüberladung, also bei Athemnoth, Erstickung,
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Fieber.
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Eine besondere Farbennüanco erhält das Blut bei Leucaemie. Durch die Anhäufung grössercr Mengen farbloser Blutkörperchen an der Oberfläche erhält dieselbe eine bläulich schillernde Farbe; je stärker jene Anhäufung, desto mehr tritt diese Farbennüanco auch im ganzen Blute auf.
Die Undurchsichtigkeit des Blutes ist abhängig von dem Vorhandensein der Blutköqjerchen. Auflösung derselben macht das Blut durchsichtig, „lackfarbenquot;, wiederum erkennbar, wenn man eine
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Glasplatte damit bonotzt und bei durchfallendem Lichte betrachtet. Vollständig lackfarben wird das Blut bei Lebzeiten der Thiero nie, in geringerem Grade jedoch bei Icterus, Septicaemio, Faulfleber der Pferde, Uebermüdung. Gteringere Grade solcher Auflösung offenbaren sich leichter durch die röthliche Färbung des Butserums, aus dem zuweilen Blutkrystailo anschiessou (s. später).
Verhältnissmässig noch wenig sicher aufgeklärt sind die Verhältnisse der Gerinnbarkeit des Blutes bei Krankheiten. Vollständiger Mangel an Gerinnbarkeit findet sich bei hoher Athemnotli, überhotzte.i Thioren, septicaemischen Fiebern, Faulfieber, Milzbrand and in den letzten Stadien hoher Fieber sowie bei Vergiftungen durch Acria; langsame Gerinnung bei massigen Fällen der erwähnten Krankheiten.
Die Bildung einer Speckhant wurde einem vermehrten Faser-stoffgehalt zugeschrieben, ist jedoch davon unabhängig. Bei Pferden ist sie, wie erwähnt, normal, bei andern Thieren sehr selten und ein sehr inconstantes Symptom. So findet sie sich z. B. zuweilen bei Anaemie, bedingt durch die Differenz im specif. Gewicht zwischen Blutkörperchen und dem wässrigen Plasma.
Die Festigkeit des Bhitkuchens differirt ungefähr unter gleichen Verhältnissen wie die Gerinnbarkeit überhaupt.
Das nach der Gerinnung ausgepresste Serum erscheint' auch unter normalen Verhältnissen zuweilen getrübt und zwar einige Zeit nach der Verdauung, und bei säugenden Thieren (Henle), zuweilen intensiver gelb gefärbt durch Eintreten von Gallenfarbstoff ins Blut, röthlich durch gelöstes Haemoglobin, nach Auflösung rother Blutkörperchen, besonders bei Septicaemie.
Die Bestimmung des specifischen Gewichtes geschieht nur ungenau durch Anwendung der Senkwago, da die schnelle Gerinnung Fehler bedingt. Auch die Wägung bestimmter Volumina giebt ungenaue Kesultate durch die stets eingeschlossenen Luftblasen. Bis jetzt hat die Bestimmung wTegen dieser Unsicherheit und der grossen normalen Schwankungen keinen diagnostischen Werth.
Chemische Untersuchungen dos Blutes sind für den practiseten Thierarzt unausführbar; sie können aber auch um so eher entbehrt wrerden, als dieselben in Bezug auf Krankheiten nech wenig Sicheres-ergeben haben.
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Am clieston kommt nocb in Betracht die Ermittelnng der Ec action des Bin tos. Der rothen Farbe wogen, lässt sich die Eoaction dos Blntos durch einfaches Eintauchen von Lackmuspapier-streifon in dasselbe schwor unterscheiden.
Eecbt deutlich tritt die Eoaction hervor, wenn man auf breite Streifen von rothen und blauen Lackmuspapior einen Tropfen einer concontrirten neutral reag-irondon Lösung von Kochsalz oder schwefelsauren Natron setzt; es entsteht ein runder, feuchter Flecken. Bringt man nun in die Mitte des Fleckes ein Tröpfchen Blut, so breiten sich dio Blutkörporchon in dem feuchten Flocken nicht weit aus, dagegen dringen die gelösten Blutsalze nach dem farblos bleibenden Eando des feuchten Fleckes vor und zeigen hier deutliche Eoaction auf Lackmusfarben.
Die Eoaction darf nicht in mit Ammoniak geschwängerter Stullluft, z. B. in Pfcrdestiillen, vorgonorainon werden, weil in Folge des Ammnniakgolialtes der Luft dor Rand des auf rothes Lackmuspapior gesetzten schwefelsauren Natron- odor Kochsalz-Tropfens sicli blau färbt, also alkalische Eoaction zeigt. —
Bis jetzt ist die Eoaction des Blutes stets alkalisch gefunden worden; über die verschiedene Intensität derselben ist Nichts festgestellt.
Die mikroskopische Untersuchung des Blutes erfordert stets die Anwendung der stärkeren Systeme; bei derselben kommen in Betracht: die rothen, die weisson Blutkörperchen, der sich ausscheidende Faserstoff, endlich die sonstigen Beimengungen.
Dio rothen Blutkörperchen (Fig. 11) unsrer Haussäuge-thiore erschoinon als kreisrunde, biconcave, helle, durchsichtige, gelb-rötlilich gefärbte Scheiben, von ziemlich gleichförmigem Ausmass. Der Durchmesser der Blutkörperchen beträgt im Durchschnitt beim Pferde 0,0057 mm., beim Binde 0,006 mm., beim Schafe 0,0045 mm., bei der Ziege 0,005 mm., beim Schwein 0,006 mm., beim Hunde 0,007 mm., bei der Katze 0,006 mm. Im gesunden und unverdünnten Blute zeigen die rothon Blutkörperchen stets die Neigung sich geldrollen-artig an einanderzulcgen.
Dieselben sind in ihrer Form sehr leicht veränderlich. Am häufigsten beobachtet man eine sternförmige Verändorunquot;' derselben
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— Stechapfelform (Flg. 11 b), wobei sic zackige Sander und dunklere Höcker an der Oborfläclie zeigen. Sie entstellt durcli Wassorent-zielmng und wird deshalb leicht gesehen, wenn der Blutstropfen auch nur kurze Zeit ohne Bedeckung abdunsten konnte, ferner stets an den Bändern des mikroskopischen Objoctes, und dann bei Zusatz con-centrirterer Salzlösungen. Man muss sich daher zur Eegel maenen, den entnommenen Blutstropfen sofort mit dem Deckgläschen zu oe-decken, stets nur die mittlere Ecgion des Objectcs zu untersuchen, und nur genau gemischte 1j2—10/0 neutrale Salzlösungen (0,6 grm. auf 100 Cc. H20; Welker) zur Verdünnung zu verwenden. Umgekehrt werden die Blutkörperchen grosser und kugelig, förmlich aufgebläht (Fig 11 c) durch Wasser- ,..,... , ,,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;,,,,,-,
v 0nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;'nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Fig. 11, Normales Blut vom Pferde. 1:500.
eintritt, wenn Wasser oder a) ohne Zusatz, Geiaroiienbiidung,
ZU dünne Salzlösungen zur b) nacUmntrocknungamEaDde.Fibrlnausscl.eiaung, 0nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; c) nach Wasserzusatz,
Verdünnnng benutzt werden, d) weisse BiatkSTperchen. Zur Vermeidung von Irrthümern kann die BeacMung dieser leicliten Veränderlichkeit nicht genug betont werden. Der Anfänger muss geradezu diese Veränderungen au gesundem Blute uach diesen verschiedenen Einwirkungen studiren.
Pathologische Veränderungen der rotheu Blutkörperchen sind bis jetzt nur bei hohen Fiebern, bei Septicaemie und typhoiden Leiden constatirt. Neben zahlreicheu scheibenförmigen Blutkörperchen erscheinen in stärkerer und auffallenderer Zahl als im normalen Blute kleinere (bis zur Hälfte) kugelige Körperchen, die sich durch meist intensivere, seltner Wässere Färbung, stärkere Lichtbrechung und dadurch bedingten stärkeren Glanz auszeichnen. (M. Schultze, Laptschinsk)-). Die übrigen Blutkörperchen erscheinen etwas gequollen, gering getrübt und haben ihre Neigung zur Geldrollenbildung verloren, sind klebriger und liegen deshalb in unregelmässigen Haufen zusammen. Bei den Influenzafällen der Pferde, welche mit starker Depression und Herzschwäche einhergelien, findet man diese Veränderung constant. Auch
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experimentell ist festgestellt worden (Manassein), dass bei septicümi-sclien, traumatisclioii Tieborn, erhöhter Körperwärme, CO^, ein Wirkung, die Blutkörperchen kleiner werden. Jedenfalls ist zur Bcurtheilung der Schwere des Blutleidens der Mangel an Geldrollenbildung und die üngloichartigkeit der Blutkörperchen in Bezug auf Form, Grosso und Durchsichtigkeit massgebend; je grosser diese Ver-ilndorungen, desto schwerer die Blutalteration.
Geschrumpfte rot he Blutkörperchen in der sogenannten Stechapfelform scheinen im Blute nach hohen Fiebern vorzukommen oder sich wenigstens sehr leicht nach der Entnahme des Blutes zu bilden. Vielleicht ist in diesen Fällen das Plasma in Folge des Fiebers concentrirter und wirkt in ähnlicher Weise schrumpfend resp. wassereutziehend wie concentrirtere Salzlösungen oder die Verdunstung am Eande des Präparates. Nur bei gleichmässigem Vorkommen dieser zackigen Körperchen im vorsichtig und ohne Zusatz angefertigten Präparate kann man eine krankhafte Veränderung annehmen. Dass die Stochapfelform nicht durch Monaden (Hüter) bewirkt wird, beweist das Verschwinden derselben nach Wasserznsatz.
Auflösung der Blutkörperchen kommt vor bei Septicae-mie und bei Icterus, ist jedoch nur mit grosser Geduld bei letzterem zu beobachten, leichter aber aus dem Auftreten von Haemoglobin-krystallen (siehe später) zu erschliessen.
Die farblosen Blutkörperchen (siehe Fig. 11 d) bilden helle, ungefärbte Kugeln; in der Eegel sind sie etwas grosser, als -die rothen Blutkörperchen, zuweilen aber auch kleiner. Ihr Protoplasma, meist fein gekörnt, umschliesst einen grossen Kern und verdeckt ihn; eine Membran ist nicht vorhanden, sondern die Ober-.flächo erscheint schwach höckerig. Sie bieten sowohl in Bezug auf Zahl als auf Beschaffenheit so erhebliche Differenzen dar, dass es schwer erscheint Normales von Anormalen zu unterscheiden.
Es ist eine bekannte Thatsache, dass die farblosen Blutkörperchen normal in sehr geringer Zahl (1:300) im Blute vorkommen. Doch unterliegt dies vielfachen physiologischen Schwankungen, da ihre Zahl wächst, wenn Lymphe, besonders solche, welche viele Lymphdrüsen durchfloss, vermehrt ins Blut eingeführt wurde, so z. B. einige Zeit .nach der Futteraufnahme. Vermehrt sind sie auch während der
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Träclitigteit. Die genaue Feststellung des Verhältnisses ist eine sehr zeitraubende Untersuchung; sie geschieht durch das Zählen der im Gesichtsfelde vorhandenen farbigen und farblosen Blutkörperchen in nicht verdünntem Blute. Indem man dann aus 15 bis 20 Zählungen das Mittel herausnimmt, erhält man ein annähernd richtiges Verhältniss. Da jedoch das Gesichtsfeld zu gross ist und man oft Blutkörperoheu übersähe oder doppelt zählen würde, muss dasselbe in kleinere Abtheilungen zerlegt werden. Dies erreicht man einmal und am schönsten, wenn man einen Objectträger verwendet, auf dem '/ilaquo; Millimeter grosso Quadrate geritzt sind. Da ein solches Objectmikronwter nicht überall zu haben, so kann man als Ersatz das Ocularmicromcter benutzen und zählt die zwischen je 5 Linien vorkommenden Blutkörperchen und wiederholt dasselbe Experiment unter Yerschiobung des Objectes. Die Zählung kann übrigens auch an schnell eingetrockneten Präparaten ausgeführt werden. (Lap t seh in sky.)
Für die gewöhnlichen Untersuchungen sind diese Zählungen zu zeitraubend und man kommt dann schon nach kurzer üebung zu brauchbaren Schätzungen, da es sich meist nur darum handelt, ob die farblosen Blutkörperchen überhaupt, ob sio schwach oder stark vermehrt erscheinen.
Das Protoplasma der farblosen Blutkörperchen ist in der Eegel ganz schwach granulirt, zuweilen enthält es etwas grössere Körnchen, die durch stärkere Lichtbrechung sich hervorheben und dasselbe dunkler granulirt erscheinen lassen. Hin und wieder kommen einzelne noch schärfer sich abhebende Punkte vor, die man als Fetttröpfchen deuten muss. Sehr selten im normalen Blute, häufiger unter krankhaften Verhältnfesen kommen ganz grobgranulirte Zellen (Fig. 12 b) vor; sie erscheinen schon bei oberflächlicher Betrachtung dunkler und enthalten in ihrem Protoplasma gehäuft stark lichtbrechende meist kugliche Körnchen, welche nach Essigsäurezusatz nicht vergehen, vielmehr schärfer contourirt hervortreten; ebensowenig vorschwinden sie nach Aetherzusatz, verblassen jedoch nach Zusatz von verdünnter Kalilauge. Wahrscheinlich deutet diese Beschafienheit eine regressive Metamorphose an, welche dem baldigen Untergange vorher geht.
Die Kerne der weissen Blutkörperchen sind normal nur schwach oder gar nicht zu erkennen. Kach Essigsänrezusatz treten sie jedoch
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schärfer coiitourirt hervor und dann erkennt man, dass meist nur ein, zuweilen aber auch mehrere Kerne vorkommen. Die frühere Auffassung derartiger mehrkeruiger lilutkörperchon als Eiterkorperchen ist nicht statthaft.
Die krankhaften Abweichungen beziehen sich einerseits auf die Zahl, andrerseits auf das Aussehen der farblosen Blutkörperchen. Massig- vermehrt erscheinen die Blutkörperchen während diffuser Entzündungen tymphgefässreicher Theilo mit gleichzeitiger Yermehrung des Faserstoffes (Hyperinose). Ferner und auch etwas stärker in allen Krankheiten, während welcher ein vermehrter Untergang farbiger Blutkörpereben stattfindet, so bei allen typhoiden Fiebern, bei Septicaemie, Gelbsucht, Eotz etc. Diese im Ganzen vorübergehende
Vermehrung der farblosen Blutkörper-
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£ Ig. ^reg; l lÜ ^ül cliei1 wil'lt;i na'cl1 V i r c h o w als L e u k o -' ''nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; c y t o s e bezeichnet; in vielen Fällen,
besouders den zuletzt erwähnten kleben dann die farblosen Blutkörperchen zu mehreren (Fig. 12 a.) bis 10 und 15 zusammen und bilden unregelmässige
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Schollen, welche zwischen den Haufen
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Fig. 12. Clut eines rotzigen Pferdes
mit vermehrten (a), grob gekörnten
(bl, welssen niutkürperchen nnd
Elemcntarkörnchen (c). 1:500-
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farbiger Blutkörperchen liegen.
Stark vermehrt erscheinen endlich die farblosen Blutkörperchen
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bei der selten vorkommenden Krankheit, welche von Virchow mit dem Namen der Leukaemie (Wcissblütigkeit) belogt worden ist. Bas Verhältniss steigt dann bedentend an, so class 1 farbloses nur auf 15, 10, 3, selbst nur 1 rothes Blutkörperchen kommt. Sind die farblosen Blutkörperchen gross oder mehrkernig, so deuten sie auf lien ale (mit Milzhyperplasie einhergehende), sind sie klein, oft nur aus einem Kern bestehend, so zeigen sie die lymphoido Form der Leukaemie an.
Grobgekörnto tarblose Blutkörperchen (körniger Zerfall) finden sich in der Ecgel mit gleichzeitiger Vermehrung bei hohen Fiebern mit stark ausgeprägter Schwäche (Influenza), bei den typhoiden Fiebern. Ferner sind sie, wenigstens beim Bfcrde häufig, während lang andauernden Eiterungen (besonders Widerrüstschäden) oder Katarrhen
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(verdächtige Druse) und endlich bei herabgekommenen Thieren zu finden.
Von körperlichen Bestundtlieilen wären noch zn erwähnen dio sogenannten Elementarkörn ehe n. Es sind dies kleine Gebildo, die nur mit den stärksten Tergrössemngen deutlich wahrzunehmen sind. Sie bilden runde oder eckige, farblose Körnchen von 0,001—0,002 mm. Durchmesser, welche schwach lichtbrecliend und nur selten mit schärferen Contonren versehen, sich wenig- von der Umgebung- abheben. Fast immer sind mehrere derselben durch eine feinkörnige Masse verklebt, so dass sie dann grüssero und auffallendere Gruppen bilden. (Fig. 12 c). Ebenso oft Heben derartige Schollen an Gruppen von farblosen Blutkörperchen an. In ihrem Verhalten gegen Eeagentien stimmen sie mit den oben beschriebenen Körnern der grob granulirten, farblosen Blutkörperchen überein. In Wasser quellen sie, nach Essigsäure werden sie blasser, oft aber schärfer contourirt; nach Aether-zusatz bleiben sie unberührt, verschwinden aber nach Kaülangeuzusatz. Wahrscheinlich sind sie Zerfallsproducte der farblosen Blutkörperchen und ihrer Kerne, da sie dann stets auftreten, wenn jene grob granulirten Blutkörperchen (s. oben) häufiger sind. Im normalen Blute unsrer Hausthiero, besonders der von uns häufiger untersuchten Pferde und Hunde fehlen sie fast immer.
In dem Plasma des frisch aus den Gofässen entnommenen Blutes scheidet sich nach einiger Zeit der Faserstoff aus. Derselbe tritt in Form sehr zarter, gekörnter Fasern von nnmessbarer Breite auf, die un-rogelmässig wellig verlaufen, sich netzartig verbinden, und in ihre Maschen die Blutkörperchen einschliessen. (s. Fig. 11 1).) Zuweilen sind sie auch etwas breiter und verlaufen gestreckter. Durch verdünnte Essigsäure werden sie aufgehellt und verschwinden dem Auge. Abnormitäten in dem Auftreten des Faserstoffes sind bis jetzt nicht bekannt.
Das Serum als farblose oder schwach gelbliche Flüssigkeit bietet bei der mikroskopischen Untersuchung Nichts Wahrnehmbares. Nur bei einigen Krankheiten, in denen eine Auflösung- von Blutkörperchen stattfindet, kann es schwach röthlich gefärbt erscheinen. Die Färbung ist aber mikroskopisch nicht festzustellen. Dagegen empfiehlt sich zu beachten, ob Hacraoglobinkrystalle aus dem Serum
Sietlamgrotzky laquo;.Hofmeister. Diagnostik.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;4.
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anschiesson. Dio Haemoglobinkrystalle (Blutkrystalle, Haemato-globulm, Hacmatokrj'stallin) bilden bei unseren Hausthioren gieichmässig-rotlie, rliombisclio Prismen oder Tafeln (s. Kg. 13.), welche in der Regel drusenartig zusammenliegen. Die Formen sind bei jeder Thierart etwas abweichend. Es liegt nahe, dass solche Ifrystalle von Haemoglobin dort anschiessen, wo eine Auflösung der Blutkörperchen stattgefunden hat, wenn das Präparat beim Liegen an Wassergehalt verliert. Diese Erscheinung wurde bis jetzt beobachtet beim Typhus der Pferde, beim Icterus und der Septicaemio der Hunde. Weitere Untersuchnngeu wären wünschenswerth.
Zum wirlclichen Nachweise, dass die gefundenen Krystaüe aus dem Haemoglobin haltenden Serum sich gebildet haben, gehört natürlich, dass das Blut ohne irgend welchen Zusatz
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untersucht wurde. Denn schon einfacher Wasserzusatz, noch mehr Chloroform und Aether genügen, um nach einiger Zeit auch im normalen Blute (besonders dor Hunde) Krystalle von Haemoglobin zu erzeugen.
Dio meiste Aufmerksamkeit und eine
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Fiij. 13. UaemogloblokrystäUe
aus dorn Blute a eines typhuskranken Pferdes, b. eines an Septicaemie leidenden Hundes. 1 : 301).
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genaue kritische Beurtlieilung erfordern die fremden geformten Bestandthcile, die bei einigen Krankheiten dem Blute beigemengt
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sind. Man kann nicht oft genug darauf hinweisen, dass bei den gewöhnlichen Untersuchungen Verunreinigungen des Blutes von der Haut aus nie vermieden werden können. Ausser den früher erwähnten Körpern sind es besonders Epidermiszelleu, welchen Ideine vom Hauttalg herrührende Fetttröpfchen, sowie unbestimmbare kleinste Substanzen anhängen. Nur längere Erfahrung kann hier vor Irrthümern schützen; immer ist zu bedenken, dass das Zufällige einzeln, das Wesentliche überall und immer gefunden wird. Fett in Form kleinster Kügelchen mit stark lichtbrechendem Inhalte wird nur selten im Blutserum beobachtet. Sein Vorkommen ist ein physiologisches nach reichlicher Fettzufuhr durch den Chylus. So ist es besonders bei säugenden Thicrcn und nach Fettgenuss gefunden worden, zuweilen in solcher Menge, dass das Serum ein milchiges Aussehen gewann.
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Die von Nasse u. A. bcobaclitetou sogeuaiiütcii Faser stoffschollen, dünne blasse Plätteben sind vielleicbt Enclothelzellou, jedenfalls sehr selten.
Krystalle von Cbolestearin (siebe Eiter) und Tripolplios-pbat (siebe Harn) finden sieb zuweilen im Blute von Cadavcrn, iiacb Krankheiten, in denen Auflösung der Blutkürperchen und Neigung zur Zersetzung vorliegt (Sopticaemie). Im Blute lebender Tbiere wurden sie niebt gefunden.
Pigmentkörnchen und Schollen und zwar sowohl in den weissen Btutkörperchon als auch frei im Plasma (Melanaemie) wurden bei Pferden beobachtet und zwar neben zahlreichen Melanosarkomeu oder diffusen Pigmentinfiltrationen der Haut.
Am schwierigsten ist der Nachweis von Scbizomycoton im Blute. Allerdings erkennt mau mit starken Objectiven verhältniss-miissig leicht die Stäbchen- und Padenbacterien, besonders wenn man auf die obere Scbicbt, unter dem Deckgläseben, in der sie als leichte Körper schwimmen, einstellt. Sie sind im Serum entbalten und müssen, wenn sie nicht durch Yorunreinigung in das Präparat gelangt sind, gleichmässig vertbeilt sein d. h. bei Untersuchung verschiedener Stellen des Präparates und in neu angefertigten in annäberud gleichen Zablen nachzuweisen sein. So findet man sie bei Septicaomie und beim Milzbrand (siebe unten) oft so deutlieh, dass ein Zusatz von Reagoution niebt uothwendig erscheint. Zur Sicherheit kann man jedoch Kalilauge zusetzen. Sind die Stäbchen oder fadenförmigen Gebilde wirklich Bacterien, und nicht Paserstoffmoleküle oder Blut-krystalle, so bleiben sie danach in gleicher Weise sichtbar.
Dagegen worden Kugelbacterien sehr leicht vorgetäuscht. Sie kommen sowohl im Plasma, als in den farblosen Blutkurporcbon vor oder der Oberfläche derselben an- und aufsitzend. Da ihre Grosso schwankend, in der Eegel minimal, ibr Glanz nicht characteristisch, wenn auch meist stark ist, so können sie sowohl von den erwähnten Elemeutarkörncbeu und Petttröpfchen im Plasma, und von Petttröpfcbeu oder den erwähnten groben Körnchen in den farblosen Blutkörperchen nur durch ihr Verbalten gegen chemische Agentien unterschieden werden. Zu dem Zwecke sind verschiedene Zusätze zu macheu, denen die beobachteten Körpereben, falls sie Bacterien sind, widerstehen
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müsson. Niicli Zusatz von Wasser quellen dio Elementarkörnclien in der Eogel nnd werden blasser, Bacterien bleiben unverändert. Essigsäure verändert sie ebensowenig, während diese die Elementarkörnclien, so wie die grauula der farblosen Blutkörperchen bald verschwinden macht, bald auch schärfere Contourirung bewirkt. Am meisten schützt die Kalilauge, ziemlich concentrirt angewendet, vor Verwechslungen mit jenen aus Eiweiss bestehenden Molecülen, welche hiernach immer verblassen, während Bacterien bleiben. Schwieriger ist die Uuter-scheidung von Petttröpfchen. Gemeinhin wird hierzu die sogenannte Aetherprobe empfohlen, d. h. man bringt auf den kleinsten Tropfen des zu untersuchenden Blutes mehrere Tropfen Aether, bedockt mit dem Deckglase und beobachtet, ob die kleinen kugligen Gebilde verschwinden d. h. ob sich das Fett in Aether löst. Aber schon die theoretischen Bedenken, dass sich Aether nicht mit wässrigon Flüssigkeiten mischt, folglich auch nicht überall hin dringt und Fetttröpfchen lösen kann, drängen dahin, dass man mit dieser Behandlung einen sichern Bowoiss vom Vorhandensein der Kugelbactorion nicht führen kann. Dazu gehört, dass zunächst das Blut auf dem Objoctträger durch massiges Erwärmen aufgetrocknet, dass es sodann mehrfach mit Aether bedeckt und abgewaschen werden muss und dass dann erst, wenn das betreffende Blut durch verdünnte Kalilauge wieder aufgeweicht ist, und die verdächtigen Körperchen noch vorhanden und wahrnehmbar sind, man das Vorhandensein von Kugolbacterien behaupten kann. Nicht immer wird so scrupulös verfahren und daher kommen dann die zuweilen etwas leichtfertigen Behauptungen vom Vorhandensein von Kugelbactoric:i im Blute, besonders bei ansteckenden Krankheiten.
Das Vorkommen von Bacterien im normalen Blute wird zwar mehrfach behauptet, von den meisten Autoren jedoch bestritten. Aber selbst bei Krankheiton scheinen Bacterien durchaus nicht so häufig vorzukommen, wie man gemeinhin glaubt. Wenigstens im kreisenden Blute ist der Nachweis nur selten und oft nicht einwands-frei gelungen, während im Blute der Cadaver häufiger Bacterien gefunden wurden. Das strömende Blut im lebenden Organismus scheint überhaupt nicht der günstigste Boden für Bactorienentwicklung zu sein, denn bei den Krankheiten, wo wirklich Micrococcen etc. darin
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vorkommen, findet man sie kurz nach dem Tode in viel grösserer Zahl in der Milz, in deren Filterwerk der BlutLuif bedeutend verlangsamt wird, wo die fraglichen Kürperchen doshalb auch leichter hängen bleiben und von den amöboiden Zellen aufgenommen worden. Gerade jiuf oder in den farblosen Blutkörperchen scheinen auch im kreisenden Blute die Bactcricn sich leichter entwickeln zu können, so dass in Zukunft diese mehr als das Serum beachtetraquo; werden mögen.
Bei Krankheiten nnsrer Haustbiere gelang der Nachweis von Bacterien im kreisenden Blute verhältnissmässig selten und sind deshalb weitere und häufige Untersuchungen wünschenswerth.
Am längsten bekannt und wohl am häufigsten untersacht sind die Milz brand bacterien. (Bacillus anthracis Colin. Bacterium anthracicum BoIIinger.Pollendersche Körperchen.) Dieselben stellen stäbchoufönnige Gebilde (s. Fig. 14) von 0,007—0,012 mm. Länge und kaum messbarer Breite dar; sie sind massig scharf contourirt, ihr Inhalt ist stärker lichtbrechend. Die Enden sind abgerundet. Meist erscheinen sie grade, seltener stnmpfvvinckelig geknickt, höchst selten schwach gebogen. Stets sind,,. ,. „, , , „
00nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;r islaquo; 1-1- Blut aus der Drosselvene
sie unbewegheh. Nur bei Anwendung der eines .Miizbramikrankcn Rindes, stärksten Linsensysteme und nach wieder-nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;1: aü0'
holtem Aufquellen in Wasser und Trocknen ist ihr Aufbau aus kurzen cylindrischen Gliedern bemerkbar. Zur Uuterscheidung von Blut-krystallen, Fibrinausscheiduugcn etc. genügt die Anwendung von Eea-gentien: Wasser, Essigsäure und Alkalien, durch welche die Stäbchen nicht zerstört werden. Schwieriger ist ihre Unterscheidung im coucreten Falle von Fäulnissbacterien. Bacterium Termo und B. Lineola sind jedoch einestheils kürzer und stets beweglich, andcrntheils bildet Bacillus sub-tilis (Cohn) sehr schmächtige, biegsame und sich bewegende Fäden. Mit den sich wellenförmig schiäugelnden Vibrionen und den Schrauben-bacterien können sie nicht so leicht verwechselt werden.
Ihre Conservirung gelingt bei schnellem Eintrocknen am besten. Bei eintretender Fäulniss, besonders mit dem Auftreten der Fäulnissbacterien, werden sie zerstört.
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Ihre Bcdoutimg bildet noch eine Streitfrage. Die ursprüngiiehen Entdecker Pullender und Brau eil fassten sie nur als diagnostisches
Hilfsmittel, erst Davaino und nach ihm Bollinger, Tieg-ol u. A. als Träger des Milzbrandcontaginms auf.
Die Gegner der letzteren Anschauung stützen sich einerseits darauf, dass die Bacterien nicht dem Milzbrände eigenthümlich, sondern auch bei Blutzersotzungslcranldieitcn besonders nach dem Tode vorkämen; es scheinen in diesen Fällen Verwechslungen mit Fäulniss-bacterien vorzuliegen. Gerade vor dem Eintritte der stinkenden Fäulniss kommen im Cadaverbluto langgliedrige Fadenbacterion vor, welche mit den Milzbrandbacterien die grösste Aehnlichkeit haben, sich aber doch dadurch unterscheiden, dass sie woniger zart und durchscheinend sind und sich meist bewegen. (Friedborger.) Andrerseits seien die Bacterien nicht constant und der Krankheit an Zahl entsprechend nachzuweisen. Letztere Thatsacho ist unbestreitbar; oft sind sie am lebenden Thiero trotz der grössten Sorgfalt nicht aufzufiuden, trotzdem das Blut durch Inipfung Milzbrand erzeugen kann. Bollinger hat jedoch nachgewiesen, dass dann ihre Keime (s. Fig. 14) d. h. runde oder kurzcylindrische Einzelglieder der Stäbchen nicht fehlen, welche durch Vermehrung, durch Zweitheilung endlich Stäbchen bilden. Im kreisenden Blute sind dieselben sparsam und scheinen wesentlich an und in den an Zahl vermehrten weissen Blutkörperchen vorzukommen.
Leichter nachweisbar und in grösserer Zahl vorhanden sind die Milzbrandbacterien und ihre Keime in dem Serum der Milzbrand-carbuukeln, das sich deshalb zur Untersuchung am lebenden Thiero mehr eignet als Blut.
Uebrigens empfiehlt sich für den practischen Thierarzt in zweifelhaften Füllen ein Impfungsversuch auf Kaninchen In eine kleine Hautwunde der Seitenbrust wird ein Tropfen des zweifelhaften Blutes eingestrichen Wenn Milzbrand vorhanden, entwickelt sich nach 24 Stunden ein kleiner Karbunkel, in dessen Serum leicht Bacterien nachweisbar sind. Der Tod tritt in 36 Stunden bis 4 Tagen ein und sind dann in der Milz sicher die Milzbrandbacterien resp. ihre Keime nachweisbar.
Bei dem in der Eegel mit dem Milzbrande identificirten Bau seh-brande des Rindes hat Feser zwar ebenfalls Stäbchenbacterion ge-fuuden; dieselben waren kürzer (0,0025—0,01 mm. 1.), dicker als
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Müzbrandbacterien und vor allcu Dingen stark beweglich. Schon hierdurch Hess ess sich als wahrscheinlich hinstellen, dass das Leiden nicht zum Milzbrand sondern zur Sopticaemie gehört.
Im Blnto rinderpest krank er Thiero wurden Micrococcen gefunden von Bealo (körnige Massen besonders in den Capillaven), Ha liier, Klobs, Semmer.
Beim Eotz der Pferde sollen Micrococcen und Micrococcenreihen: frei, an und in Blutkörperchen und sich selbstständig bewegend, vorkommen (Z fi r n). Chr i st o t und K i e n e r fanden sogar zweierlei Bac-torien, runde und stiibchonfürmige. Doch wird jener Befund, meist noch als zufälliger oder postmortalcr betrachtet. (B ollinger.)
Im Blute wuthkranker Hunde und Pferde will Hallier Micrococcen gefunden haben, doch konnten Zürn, Frank, Bellinger und wir dieselben nicht bestätigen.
Beim Typhus des Pferdes wurden von Zürn isolirte oder zusammenhängende stübchenförmige Bacterien gefunden, die sich jedoch bei stärkeren Vergrösserungeu als Mycothrixketten herausstellten.
BeimEothlauf der Schweine wurden von Harms im Blutplasma, zuweilen auch in den ungefärbten Blutkörperchen Sporen, Sporenketten und schlauclifönnige Fäden gefunden. Bellinger fand ebenfalls Kugel- und Stäbchenbacterien im Blnte der dieser Krankheit erlogenen Schweinen.
Bei Sopticaemie wurden mehrfach bei Versuchsthicren Bacterien im Blute gefunden; ebenso fand Zürn Bacterien im Blute bei einem an Lähme verstorbenen Lamme.
Schlicsslich werden Bacterien als Befunde im Blute bei Lungenseuche (Billings und Curtis) angegeben.
Im menschlichen Blute wurden Kugelbacterien gefunden bei Sopticaemie und Pyaemie (Rccklingliausen, Waldeyer, Hüter, Klebs, Orth, Birch-Hirschfeld) ferner Spirochaete (Obermeier) bei Fobris recurrens.
Thiorische Parasiten und zwar Rundwürmer sind im Blute unsrer Hausthiere (Hund, Pferd, Esel, Schaf), fast stets, aber erst nach dem Tode gefunden worden. Meist waren es nicht näher bestimmbare Embryonen; nur beim Hunde, bei dem sie überhaupt namentlich in Indien, China, Japan häufiger vorzukommen scheinen
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fand man ausgebildete Formen nebst ihren Embryonen und zwar: Pilaria immitis (J 1,3 9 2,5 mm 1.) und Haemotozoon snbnbtum Leisering (o 1,2 ? 2 mm., Embryonen 0,2 —0,25 mm. 1.). Näheros siehe „Zürn thierische Parasiten.quot;
Die Frage, ob eine Flüssigkeit Blut enthalte oder ob eine trockne Substanz eingetrocknetes Blut sei, ist in der Segel durch das Mikroskop leicht zu lösen. Die erste Frage ist durch einfache mikroskopische Untersuchung der Flüssigkeit oder dos Bodensatzes leicht zu beantworten, da sich Blutkörperchen in den meisten thierischen Flüssigkeiten (Schleim, Eiter, Harn) intact erhalten.
Ist eine eingetrocknete Masse zu untersuchen, so kann man auf zweierlei TVcise verfahren.
Man sucht einmal nach Blutkörperchen. Zu dem Zwecke weicht man kleinere Massen, schon vom Deckgläschen bedockt in indifferenter Flüssigkeit auf; nach einer Viertel- bis halben Stunde kann man dann am Bande oft die characteristische Form der Blutkörperchen erkennen. Waren die Massen stark eingetrocknet, so gehen die Formen bei der
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Aufweichung leicht zu Grunde; zuweilen erhält man
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aber noch genügende, allerdings vorübergehende Bilder, wenn man zu dem fertig gemachten Präparate con-contrirte Kalilauge setzt und die Bänder beobachtet;
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Jnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; \.nbsp; nbsp; nbsp; die Blutkörperchen quellen zunächst zu ihrer ursprüng-
~ gt;=r'nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;liehen Form auf und sind dann zu erkennen.
k j?nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;Zum chemisch mikroskopischen Nachweise sucht
Fig. 16. Haeraatin-nbsp; m;)]i salzsaurellaematinkrystallefTeichnmnn'scho
krystallc imoll dernbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;-rr ,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;t, ,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; . ,
Toichmann'schen Blutprobe) zu gewinnen. Von der zu Pulver verriebenen Probe.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Masse wird ein kleiner Theil auf den Objectträger
gebracht, ein kleiner Krystall Kochsalz, und mehrere Tropfen concentrirto Essigsäure (am besten Acid. acet. glacialo) hinzugesetzt und dann mit dem Deckgläschen bedeckt über der Spiritusflamine ein- oder zweimal vorsichtig bis zum Kochen (Blasenwerfen) der Essigsäure erwärmt. Nach dem Erkalten schiessen dann aus der schwärzlichen Flüssigkeit dunkelbraune bis schwarze Krystalle (Fig. 15) von charactoristischer Form (rhombische Tafeln oder rhombische Prismen, die sehr häufig gekreuzt, seltner drusenartig zusammengelegt sind.) an, welche bei stärkeren Vergrössorungon leicht wahrgenommen werden
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können. Die meisten Krystalle fiuclet man in der Umgebung der
Blutpartikelclien ^der am Eande des Deckglases. Zuweilen ist ein erneutes Kochen mit Essigsäure nothwendig'. Hat man grössere Mengen von Pulver, dann kann man das Kochen bequemer in einem Beagensglase vornehmen und dann den sich bildenden schwarzbraunen Bodensatz untersuchen.
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V. Abtheilunff.
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Milch.
Genauere Milchnntersnuhnngen erstrecken sich in der Eegel nur auf Kuhmilch. Zweck der Untersuchung kann sein: Feststellung einer krankhaften Milchveränderung oder einer Milchfiilschung (über letztere siehe Anhang).
Normale Kuhmilch ist eine schwachbläulich- bis gelblich weisse, undurchsichtige Flüssigkeit, von eigeuthümlichem Geruch und schwach süssem Geschmäcker sie zeigt schwach alkalische, neutrale, oder
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schwach saure Eeaction und ein speeifisches Ge- 3 wicht von 1,028—1035 meist 1,030.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;0
Untersucht man einen Tropfen Milch unter deg; dem Mikroskope, so bemerkt man, dass in einer #9632;gt;
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vollständig durchsichtigen Flüssigkeit verschieden
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grosse Kügelchon, d i o M i 1 c h k ü g e 1 c h e n (Fig. 16) suspendirt sind. Dieselben erscheinen verschieden Fi='-,(i-MiIchkii='lt;!lchen-gross, vom staubförmigen Punkte bis zum Durchmesser von 0,025 mm., die meisten halten jedoch 0,017 mm. i. D. Sie sind scharf con-tourirt, am Eande dunkel, im Centrum hell, und bestehen aus einem Fetttropfen, denen man früher eine Protoinhüllo zuschrieb. Die Existenz dieser Hüllen ist aber in neuerer Zeit durch Untersuchungen, auf welche einzutreten zu weit führen würde (Kehrer, Soxleth), zurückgewiesen. Es sind einfache Fotttröpfchen, deren Zusammcnfliessen durch Milchplasma, in welchem das Casein in einem gequollenen Zustande sich befindet, verhindert wird. Jede Auflösung (Alkalien), Fällung (Säuren) oder Wasserentziehung des Caseins bewirkt Zusam-menfliessen der Mikhkügelchen. Diese Milchkügelchen sind es, welche
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dio Trübung und dio Farbo der Milch bedingen; beim ruhigon Stehen steigen dio grössorn an dio Oborfliicho und bilden den Eahm, die kleinem bleiben in der abgerahmten odor blauen Milch. Ausser den Milchkügolchen bemerkt man mikroskopisch in frischer Milch fast Nichts, höchst selten eine Pllastorepithelzello und Verunreinigungen; bei länger stehender Milch treten jedoch noch Bacterien und Pilzo auf. Erstoro in der ganzen Milch sind entweder kleine Kugolbacterien oder in saurer Milch Bacillen. Die Pilze entwickeln sich in den obern Schichten des Kahms und bilden dort an einzelnen Stellen schliesslich förmliche Eason. Sie bestehen aus lang gezogenen gegliederten Fäden, von denen an der Oberfläche selten Fruchtträger aufstoigen und Conidien tragen. Am häufigsten findet man Oidium lactis und Penicillium glaueum (siehe p. 21).
Die chemischen Bestandtheile der Milch sind:
Wasser.
CaseYn, ein AlkaliaUmminat; wird nicht durch Kochen, wohl aber durch verdünnte Säuren und durch Labflüssigkeit (getrockneter Kälbcrmagen mit durch Essigsäure oder Molken angesäuerter Flüssigkeit ausgezogen), besonders beim Erwärmen, bei der natürlichen Gerinnung in Folge von Milchsänreentwicklung ausgefällt.
Eiweiss (Zieger) aus der vom Käse abflltrirten Molko durch Kochen fällbar; nur in kleinen Mengen vorhanden.
LactoproteVn. durch salpetersaures Quocksilberoxyd nach der Albumiuanssch oidung auszufällen.
Fette (Dutter), in Aether löslich.
Milchzucker in der Molko durch die Trommor'sche Probe (siehe Harn.) nachzuweisen.
Salze und zwar phosphorsaurer Kalk, Magnesia, Natron, Chlornatrium und Kali, Spuren von phosph. Eisen etc.
Die quantitiitivcn Verhältnisse der Kuhmilch ergiebt folgende Zusammenstellung von Eohdo:
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quot;Wasser Proteinsubst. Butter . . Milchzucker Salze . .
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. 84,2 —90,8 im Mittel 870/0 . 2,7 —7,2 „ „ 4,5% . 1,37—6,70 , „ 40/0 2,63—5,00 „ ., 4% . 0,49—0,9 „ „ O.SO/o
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Qualitative Milchanalyse. Bio Bestandtheile der Milch lassen sich in folgender Weise nachweisen:
Man verdampft auf dem Wasserhade eine beliebige Milchmenge in einer Schale; es entweicht das in der Milch enthaltene Wasser: setzt man das Verdampfen bis zum völligen Austreiben des Wassers fort, so enthalt der üliclistand die organischen und anorganischen Bestandtheile der Milch im trockenen Zustande.
Durch Digestion und Extraction dieser Trockenmasse mit Aether, g?ht das Fett (die Butter) der Milch in den Aether über, weil nur das Fett, und kein anderer Bestandtheil der Milch in Aether löslich. Erhitzt man den nach der Entfettung in der Schale bleibenden Eückstand über einer Flamme, so tritt zunächst Vcrkohlung der in der Milch #9632;weiter enthaltenen organischen Bestandtheile, der Eiweissstoffc und der Zuckerst off c ein und nach vollständigem Verbrennen dieser in der Glühhitze, bleiben dann dieunverbrennlicheu anorganischen Salzeder Milch zurück.
Der speciellere Nachweis der Eiweissstoffc in der Milch wird dadurch erlangt, dass man eine Portion Milch im Becherglase stark mit Wasser verdünnt und unter fortwährendem Umrühren mit dem Glasstabe Essigsäure tropfenweise so lange zusetzt, (oder besser Kohlensäure so lange einleitet) bis sich ein flockiger Niederschlag bildet. Dieser setzt sieh allmälig zu Boden, er enthält den Käsestoff od. d. Casein u. d. Butter der Milch: die überstehende klare Flüssigkeit abgegossen und aufgekocht lässt das darin enthaltene Albumin congulirt in Flocken ausfallen: in dem klaren Filtrat hiervon ist der Milchzucker durch die unter Harn aufgeführte Trom-mersche Zuckerprobe nachzuweisen. —
Lässt man Milcii in einem offenen Gofilsso ruhig stehen, so bildet sich durch Aufsteigen der grösseren Milchkflgelcheu an der Oberfläche eine weissgelbliche E alim schiebt, unter welcher die Milch bläulich erscheint. Durch die allmäligc Umwandlung des Milchznckers in Milchsäure, wird das Casein gefällt und gerinnt zu lockern Käse. Das Käsecoagnlum zieht sich dann etwas zusammen und presst das Milchserum, eine sclrwacli opalescirende Flüssigkeit, aus.
Von der Milch abweichend verhält sich das Colostrum, d. h. diejenige Milch, welche zur Zeit der Geburt abgesondert wird und von da ab allmälig bis zu 8 Tagen in normale Milch übergeht. Das Colostrum erscheint dickflüssiger, gelblich, schmeckt salzig, reagirt alkalisch und hat anfangs ein höheres spec. Gewicht (bis 1,061).
Mikroskopisch beobachtet mau neben Milchkügekhcu die sog. Colostrumkürperchen (Fig. 17) d. h. grannlirte DrüsenzeQen von rundlicher oder unregelmässiger, nicht scharf gezeichneter Form,
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odor Trümmer derselben, welche in verscMeden starkem Grade von dunHen Petttröpfchen durchsetzt sind. Aether lösst die Fetttröpfcheu und macht die Colostramkörper matter; Essigsäure und Kalüange lösen die Eiwcisssubstanzen. so dass die Fetttröpfcheu frei werden. Durch Jod werden die Körper gelb gefärbt. Je mehr das Colostrum der 0nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 0 __,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Milcli ähnlich wird, desto mehr treten die
0'^^ deg; „j ß^2gt;a 0^ Colostrmnkörperchen fettig degonorirt auf, so
^M: ^ deg; n q Jf*k.nbsp; nbsp; ^ass s'e zv^6^ nur a^s Zusammenballungen
reg;^ '0 gt; c o ^^nbsp; nbsp; von Mildikiigolchen erscheinen. Sie nehmen '
a ^03^ ^ ^ S'quot; amp; %nbsp; nbsp; von der Geburt an allmälig ab, kommen aber
quot;''i '%• #9632;-.^ 5.quot;nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; vereinzelt bis 3 Wochen nach derselben vor.
Vv =#9632; ,(\'s;*^ ^ 1lt;SS*k Chemisch nnterschoidct sich das Colostrum
SS (\| amp; i^m ä # laquo;^ ^ äs ^P durch den bodeutondcn Eiweissgchalt,
Flg. 17. Colostrum von der Kuh S0 dilSS 0S Schon beim Kocll0n S^mut,
zur Zeit der Geburt; entimii während Casein, Fett und besonders Zucker
Milchküselchen, ColostrumkSr-nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;• i i. • i
, ,,-#9632;„, ,, vermindert sind.
percnen und Epttaelzelleu.
Stutenmilch ist weiss, undurchsichtig, sehr fett und süss, spec. Gew. 1,034-1,045.
Eselmilch weiss, süss; sp. Gew. 1023—1035.
Schafmilch ist dicklich, weiss, von eigenthüiulichom Geruch und Gesehmfick; spec. Gew. 1035 — 1041.
Ziegenmilch erscheint weiss, fad, süsslich, eigenthümlich riechend; sp. Gew. 1,03G.
Hundemilch ist ziemlich dicklich, soll beim Erwärmen zuweilen fast breiartig werden oder vollkommen gerinnen, beim Erkalten oft wieder dünnflüssig werden (Dumas, Bcnsch). Beagirt alkalisch bei vegetabilischer, sauer bei animalischer Kost; sp. Gew. 1033—1036. Geschmack fade.
Die krankhaften Abweichungen der Milch treten entweder schoa nach ihrer Entleerung oder erst einige Zeit später, während ihrer Aufbewahrung, hervor.
Die Abnormitäten frischer Milcli fallen in der Eegel schon ohne nähere Untersuchung auf.
Das Quantum wird, abgesehen von den bekannten physiologischen Schwankungen, vermindert bei allen erheblicheren Allgemeinleiden, Verdauungsstörungen und Eutererkrankungen, in letzteren Fällen mit bedeutenden qualitativen Abweichungen. Bei den erst erwähnten
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Leiden deutet die bläuliclnveisse Farbe den geringeren Stoff- und grösseron Wassergehalt an. Gelbe und rüthliche Färbung sind nur selten durch den Uebergmig von Farbstoffen (Safran, Ebeum, Galium, Krapp) in die Milch bedingt; die Farbe ist dann eine gleich-massige und wird durch Kochen nicht verändert. Meist sind jono Farben Krankheitserscheinung und bedingt durch üebenritt von Bli:t-bestandtheilen; durch Kochen (Coagulirung tind Zersetzung des Haemoglobins) worden derartige Farben in braune oder gelbbräunliche verändert. Die färbenden Blutbestandtheile sind leicht mit dem Mikroskope nachzuweisen, doch kann mau auch ohne dasselbe oft schon ein ürthoil fällen.
Gleichmässige Eothfärbung der Milch aller Euterviertel, wobei Gerinnsel fehlen und sich nur allmälig ein rother Bodensatz senkt wird durch den Gehalt an Blutkörperchen (oder Haemoglobin) bedingt, welche sich stetig und laugsam der Milch beimengten. Sie deutet stets auf eine Allgemeinerkrankung und wird beobachtet bei Milzbrand, als Begleiterscheinung des Bluthamens und nach dem Genuss scharfer und harziger Mittel, üngleichmässige Eothfärbung der Milch in Form von Streifen oder Gerinnseln, welche sich schnell zu Boden senken, und auf einzelne Euterabtheilungen beschränkt bleiben, ist Folge eines heftigeren Blutaustritts bei Congestioneu, Entzündungen, mechanischen Insulten des Euters.
Eeingolbe Färbung des Milchdrüsensecretes geht stets einher mit dem Auftretcu von fadenförmigen, häutigen oder klumpigen Gerinnseln, welche sich beim Stehen zu Boden senken, während die überstellende Flüssigkeit opalescirend und fadenziohend ist. Derartiges Secret stellt weniger Milch als ein durchgeschwitztes Blutplasma dar und kommt bei heftigen Congestioneu und Entzündungen des Euters vor. Jene Veränderung, bei welcher die Milch dem Colostrum ähnlich wird, bedingtauch den mehr salzigen Geschmack. Bitter schmeckt die Milch nach Verabreichung von verdorbenem tanligen Futter und nach Verdauungs, besonders Leberleidon.
Abnormer Geruch kann durch Debergang von Eiochstoffon ans Futter und Arzneimitteln bedingt sein.
Die Veränderungen des spec. Gewichts sind wenig gekannt;
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Verrmgerung desselben findet sirh bei wässriger bläulicher, Vermehrung bei bluthaltiger oder Colostrum ähnlicher ililch.
Behufs der mikroskopischen Untersuchung- entnimmt mau mittelst eines Glasstabes eiu Tröpfchen aus den mittleren oder besser noch ans den tiefsten Schichten der krankhaft veränderten Jlilch. Neben der nicht aulfällig'en Verminderung' der Milchkflgelchen ist dio am häufigsten wahrnembaro Veränderung die, dass in der Milch Co-lostrumkörporchen auftreten. Sie finden sicli ebenso wie bei der physiologisch, zur Zeit der Geburt eintretenden Eutercongrstion, auch pathologisch bei allen Eeizzuständcn des Euters, so dass aus ihrem Auftreten auf ein Locallcidcn der Milchdrüse geschlossen werden kann. Jo grosser dio Menge derselben und jo mehr sie den Driisonzelleu ähneln, d. h. gekörnt, nicht stark mit Petttröpfchen durchsetzt erscheinen, desto heftiger die Affection. Jo mehr sie fettig degouorirt und zerfallen sind, desto günstiger ist der Verlauf und desto eher ;|;.;ij|nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;dio Buckkehr zur normalen Milchbildung zu erwarten.
Leicht wahrzunehmen sind ferner die rothen Blutkörperchen, selbst dann, wenn mikroskopisch nur dio gesättigt gelbliche Farbe auffällt. Ihre Bedeutung siehe oben.
Ijju:nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Wo is so Blutkörperchen oder Eiterkörpcrchcn (siehe Eiter)
finden sich vereinzelt bei parenehymatösen Euterentzündungen, zahlreich und dann einen dicken Bodensatz bildend bei eitriger Einschmel-zung nach Entzündungen, bei Entleerung von Abscessen in Milch-kanälo vor.
Die Käsegeriunsel, welche bei entzündlichen Affectionon der Milchdrüse eine gewöhnliche Erscheinung sind, treten mikroskopisch nur als structurlose, zügige Massen auf. Dio dünnen weissen Häutchen, welche besonders zu Anfang jener Leiden auftreten, bestehen aus Epithelialzollen der grössern Milchkanälchon, der Cysterno oder des Zitzenkanalos, welche meist dem Pflasterepithel ähnlich zusammengelegt sind, einzeln aber kurz cylindrisch erscheinen.
Chemische Untersuchungen krankhaft veränderter Milch liegen einige wonige vor. Für den Thierarzt sind quantitative Analysen zu schwierig und zeitraubend und doch nur diese können Worth haben, denn nicht fremdartigo Beimischungen sondern dio Mengeuvorhältnisse
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der Milchboshiudtlioile clianicterisiron die Uilck als normal oder ab-nürm. Meist beschränkt mau sicli auf Prüfung der Beactiou und dos Albumingehaltes.
Die Eeaction normaler Milch wechselt zwischen schwach alkalischer, neutraler und schwach saurer; doch herrscht letztere vor. Schwach sauer soll sie meist nach Halmfutter, besonders nach Gras, sowie überhaupt im Sommer sein. Eine stärkere saure Eeaction zeigt sich nach schlechtem Futter, hohen Fiebern, eine stärker alkalische beim sog. Sandig werden der Milch, bei der sich schon im Euter kleine hirsekorngrosse Körper, aus phosphorsauren und kohlensauren Xalko bestehend, abscheiden.
Ferner ist leicht ein abnorm hoher Alhumiugehalt zu constatireu. Kocht man derartige, nicht zu stark sauer reagironde (frische) Milch, so gerinnt sie fast vollständig; doch muss man sich hüten, dieses Gerinnen mit dem zu verwechseln, welches nach stärkerer Säuerung der Milch z. B. im Sommer eintritt, sobald man die Milch erwärmt.
Ueber krankhafte Milchverämleruiigcu ist Folgendes bekannt:
Verminderung der festen Bestandtbeile beobachtet man bei erheblichen Allgemein- und Yerdauungsleiden, aeuten und chronischen Euterentzündungen.
Vermehrung des Albumins (wie im Colostrum) bei Eutercongesti-onen und Entzündungen.
Vermehrung des Kalkgehaltes ist (ausser der physiologischen Zunahme nach kalkreichem Futter (Leguminosen) und Getränk) bei Perlsucht und Knochenbrüchigkeit beobachtet worden. Sie äussert sich hier u. da durch Auftreten der Milchsteine und Concremente.
Obgleich man zuweilen aus dem Aussehen und der mangelhaften Consistenz auf Abänderungen des Caseins schliessen kann, hat doch bis jetzt die Chemie derartige Veränderungen nicht nachgewiesen. Wahrscheinlich kommen auch noch andre unbekannte Stoffe in kranker Milch vor; so z. B. gelingt in dem kranken Product die Trommer'sche Probe selten scharf und prägnant. Ob in solchen Fällen Kroatin (welches notorisch die Zuckerprobe hemmt) oder ähnliche N haltige Zersetzungsproducte von Eiweisskorpern vorhanden sind, bleibt noch nachzuweisen. Dieselben treten ausser bei Euterentzündungen auch nach dem Verfüttern fauligen Futters und bei chronischen Arerdauunlt;!,sstürungen auf.
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Die bei andern Erankbeiten, Einderpest, Haul- und Klauenseuche unter-nommenen Analysen haben, da vereinzelt, bis jetzt keinen Werth.
Aussei- den erwiihutcu Abweichungen der frisclicu Milch sind noch eine Eciho von Milchfehlern bekannt, v.'elcho erst nach dem Aufstellen der Milch hervortreten.
Vorzeitiges Gerinnen beobachtet man bekanntlich normal nach schneller Säuerung, aber auch ohne auftallondc Säurebildung (süsses Schlickern) krankhaft. Als Ursache wird mangelhafte Eildung des Caseins und des Milchzuckers vormuthot, ist aber bis jetzt nicht nachgewiesen.
Schleimige Beschaff enheit (lange, zähe Milch) ohne nachweisbares Entorlciden nimmt die Milch zuweilen einige Zeit nach der Entleerung an und ruft gesunder Jlilch zugesetzt auch in dieser die gleiche Veränderung hervor. Nach Fürstonberg findet man in derartiger Milch schon bei der Entleerung unter dem Mikroskop zusammon-gelclebto Eettkügelchen. Chemisch lässt sich ausser einem grösseren Alkaligehalt kohlensaures Amiuon nachweisen (durch Zusatz dieses Salzes wird auch normale Milch schwach schleimig). Demnach wäre der Fehler als eine Art Fäulniss anzusehen, bei der durch abnorme Umsetzungen kohlensaures Ammon entsteht.
Faulige Zersetzung der Milch wird beobachtet in Folge von Unreinlichkeit nach Verabreichung von verdorbenem Futter, von vermeintlich milchtrüibendeii, rohen, ranzigen Knochenmehl, Menschenharn etc. Eei diesem Fehler wurden mikroskopisch Fäulnissbacterien gefunden, dagegen blieb die chemische Untersuchung ohne Eesultate. (Auch der durch Lab aus jener Milch bereitete (Schweizer) Käse
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bliilit dnrcli starice Luftblasenbilcliing auf, berstet und zerfällt unter starker Scliimmelbilcluug- und Täulniss.
Dieblaue, gelbe, rothe Milch. Bei dieser bekannten Mileb-veränderung beobachtet man mikroskopisch wie aii der Oberfläche gesunder Milch Pilzmycel mit Conidien, nur diese hier gleichmässig blassblau gefärbt. Daneben, vorherrschend in den tieferen Schichten, Stäbchenbacterien von cylindrischer Gestalt, länger und grosser als B. Termo mit blau gefärbtem Inhalte, einzeln oder zu 2 und 3 Fäden bildend, lebhaft sich vor- und rückwärts bewegend oder in grosseren Haufen (Zoogloca) zusammenliegend. Daneben Kugelbacterien und Leptothrixketten. Alles ist durch die zahlreichen Milchkügolchen verdeckt und deshalb Einsicht erschwert.
Chemisch lässt sich an der ursprünglichen Milch keine Vorän-derinig nachweisen. Der intensive blaue Farbstoff haftet nicht am Käse, der sich durch Auswaschen fast entfärben lässt, sondern am Serum. Beim Eindampfen desselben wird er hellroth; Alkalien wandeln die rothe Farbe in eine blaue um, die sich bei Säurezusatz in roth zurückverwandelt. Salpetersäure vernichtet die Farbe. Beim Stehen an der Luft wird die blaue Farbe schmutzigroth und verblasst.
Nach jetzt herrschenden Anschauungen wird der Farbstoff (A n ili n-farben nach Erdmann) aus dem Casein durch chromogeue Bacterien (Bacterium syneyauum, Vibrio cyanogenus Fuchs in der blauen. Bacterium xanthinum Schröter, Vibrio xanthogenus F. in der gelben, Micrococcus prodigiosus, Monas prodigiosa Ehrenberg in der rothen Milch), welche das Ferment darstellen, abgespalten. Es ist demnach der Vorgang ein fermentativer, zu dessen Entstehung einerseits eine gewisse unbekannte Disposition der Milch (nach geilem Futter, starker Hitze, geringgradigen Verdauungsloiden), ein Ferment (an Gofässen, den Wänden der Milchkammern, an angespritzten Milchflecken haftend) und im untergeordneten Grade günstige Aussenbedingungen (feucht-warmer Aufenthalt) nothwendig sind.
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Siedam^ro tzky u. Hofmeister, Diagnostik.
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VI. Abtheilung.
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Schleim.
Erst in der nouern Zeit ist dor Schleim öfter einer genauem Untersuchung' gewürdigt worden; allerdings nur bei einzelnen infec-tiöscn Krankheiten (Influenza, Eotz, endemischen Abortus etc.).
Die Untersuchung kann sich auf das Product aller Schleimhäute erstrecken, soweit es nach ausson gelangt; am häufigsten wird jedoch das aus dem Eespirations- und Genitalappar;!.te entleerte Secret derselben unterworfen werden.
Die Gewinnung des Schleimes geschieht durch Abstreichen mit einem stumpfen Instrumente (Messerrücken). JIuss man ihn bis zur näheren Untersuchung aufbewahren, so nimmt man am besten dazu weithalsige. Meine Pläschchen; wenn es sich dabei um den Nachweis von Eacterien handelt, so sollte man durch Alkoholzusatz eine etwaige weitere Vermehrung derselben zu hemmen suchen.
Im normalen Zustande sind alle Schleimhäute mit so geringen Mengen Schleim bedeckt, dass sie kaum zu genauen Untersuchungen genügen. Nur bei Steigerung der physiologischen Thätigkeit (im Respirationsapparate bei Bewegung, im G-enitalapp. bei Brünstigkeit, vor und nach der Geburt etc.) erhält man mehr Schleim, welcher m. o. w. dünn oder dickflüssig, fadenziehend, glasartig oder gleichmäasig durchscheinend, goruch- und geschmacklos erscheint.
Von diesem physiologisch producirten Schleime ist kaum der im ersten Stadium einfacher Katarrhe zu trennen; nur ist er in der Eegel dünnflüssig, fast farblos oder opalescirond. Im 2. Stadium der Katarrhe wird er dagegen stets dickflüssiger, trüber und so zuweilen ganz weiss. Erheblichere Abweichungen dagegen zeigt der Schleim bei allen heftigeren Erkrankungen der Schleimhäute.
Die Farbe erscheint ganz weiss bei starkem Gehalt an Schleim-resp. Eiterkörperchon (chronischer Katarrh); gelblichweiss, gelb, bernsteingelb, rostfarben bis roth nach Beimischung von Blutbestand-theilen bei stärkeren Entzündungen; grünlich, bräunlich etc. durch
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Beimischung- von Zersetzungsproducten oder Futtorpurtikelclien (Lungon-brand, Bräune); grau bei cliionisclien Lungenkatarrhen.
Dem Gehalte an körperlichen Bestandthoilen entsprechend ist der Schleim bald glasartig durchsichtig, bald durchscheinend, bald ganz undurchsichtig.
Ebenso wechselt die Consistenz; dünnflüssiger, wässriger Schleim findet sich im ersten Stadium von Katarrhen und Entzündungen der Schleimhäute; dickflüssiger, zäher im 2. derselben; bei chronischen Katarrhen ist er dickflüssig, aber weniger zusammenhängend, oft klümprig. Ungleichmässige Consistenz in der Weise, dass dünn-nnd dickflüssige Züge mit einander gemischt sind, beobachtet man bei ungleichartiger Affection der Schleimhäute (Eotz). Beigemengte häutige Petzen deuten auf Croup oder Diphterie.
Der Geruch ist nur bei Zersetzung organischer Massen abgeändert, und kann man so fauligen und cariösen Geruch unterscheiden.
Die Reaktion ist fast immer alkalisch.
Behufs der mikroskopischen Untersuchung des Schleimes bringt man einen Tropfen auf den Objectträger (bei sehr zähem Schleime muss man ihn mit der Schcere ab
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schneiden) und deckt ohne weitern Zusatz ein.
Normaler Schleim besteht aus einer amorphen Schloimmasso und geformten Körperchen. Erstere erscheint unter dem Mikroskope als eine homogene oder ganz
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schwach körnige Masse; im letzteren Falle liegen die Ideinen, nicht scharf
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Fig. IS. Schleim uns d. I. Std. eines Nasen-katarrka v. Pferd, a} normal, b) nach Zusatz von Essigsäure.
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begrenzten und ungleich grossen Moleküle in blassen, parallel verlaufenden Streifen. Fügt man am Eando Essigsäure oder Alkohol hinzu, so wird das gequollene Mucin, der Schleimstoff, welcher den wesentlichsten Bestandtheii ausmacht, niedergeschlagen. Schon dem unbewaffneten Auge zeigt sich hierdurch eine Trübung des Kandcs. Unter dem Mikroskope erscheinen dann zahlreiche, blasse oder körnige, parallel verlaufende Fäden von wechselnder Stärke oder selbst gestreifte Membranen, (siehe Fig. 18 b.)
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Jo zollciireicher dor Schleim, dosto mobr tritt dio amorphe Schleim-masso zurück; uud man erliält dann oft seihst nach Essigsäurezusatz koino odor ganz scliwaeli fadigo NioderscLläge (z. B. bei sehr Ter-alteton Katarrhen in dem eitcrähnlichon Schleime). Das Mucin ist aber andererseits auch verringert boi heftigen entzündlichen Schleim-hautaft'ectionen, mit fast wässrigem oder bluthaltigen Secrete. In beiden Fällen scheint die normale Umwandlung der Epitheliou und der Schleimdrüsenzellen in Schleim gestört zu sein.
Von geformten Bostandtheilon sind im Schleime stets Epithelien, Schleimkörperchcn und deren Fragmente vorzufinden.
Dio Epithelzollen sind jo nach dem Orte der Entstehung dos Schleimes, Platten- Cylinder- und Flimmeropithel. Die ersten erscheinen als plattenfürmig zusammengedrückte, grosso, unregelmässig polyedrischo Zollen mit genaueren Contouren, homogenem Inhalte, der nur um den grossen blassen Kern herum etwas granulirt erscheint. Die Cylinderzellen sind cylindrisch. Meiner, am obern freien Ende quer abgestutzt, nach unten m. o. w. zugespitzt. In ihren fein granulirten Protoplasma bemerkt man einen ovalen Eern. Die Flimmerepithelien (siehe Fig. 19) sind diesen ähnlich, nur tragen sie auf ihrer freien obern Fläche einen sehr zarten quot;Wimperbesatz, der jedoch zuweilen abgestossen ist.
Im normalen Schleime erscheinen Epithelzellon nur ganz vereinzelt; vermehrt dagegen bei acuton Katarrhen im ersten Stadium und bei heftigeren Entzündungen, wo sie durch den Plasmastrom wahrscheinlich leicht abgeschwemmt werden und deshalb zuweilen in Fetzen zusammenhängend auftreten. Eine besondere diagnostische Bedeutung hat ihr Vorkommen nicht.
Plattcnepitliclien finden sich auf der Conjunctiva, auf der Schleimhaut des Venlanuiigst.ractcs bis zum Magen, des Naseneinganges, der Vagina, Harnröhre, Blase und des Harnleiters.
Cy'linderepithol auf der Schleimhaut der rechten Magenhälfte, des Dünn- und Dickdarmes, und theilweise der Nasenhöhle.
Flimmerepithelien auf der Schleimhaut der Eespirationswege und der Nebenhöhlen (hier kürzer und weniger cylindrisch), ferner im Uterus.
Die Schleimkörperchen gleichen den farblosen Blutkörperchen so, dass eine Unterscheidung nicht gut möglich ist. Wie jene sind es kleinere, rundliche odor unregelmässig rundliche, nicht scharf be-
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grenzte Zellen. Durch das schwachkörnige Protoplasma schimmert nur scliwacli ein excontriscli gelegener, mndlicher Kern mit Kcru-Ivörijorchcn (oft auch mehrere Kerne) hindurch, welcher aber deutlicher nach Zusatz von Essigsäure hervortritt. Häufig findet man sie durch die Schleimzügo verzerrt in langgezogener Form (siehe Fig. 18) oder durch Auflösung kaum begrenzt, nur der Kern mit nnregel-mässigem anhängenden Protoplasma bleibt.
Ihre Menge ist im normalen Schleime eine geringe, ebenso im ersten Stadium einfacher Katarrhe. Dagegen finden sie sich im zweiten Stadium derselben und bei chronischen Katarrhen vermehrt, oft so stark, dass die intercellulilro Flüssigkeit fast zu fehlen scheint.
Mit zunehmender Zahl ändern sich die Schleimkörperchen stets noch insofern, als ihre Grosse um ein Geringes abnimmt und in ihnen constant mehrere (2—G), kleine Kerne auftreten. Sie werden hierdurch den Eitcrkürperchen so ähnlich, dass man beide nicht unterscheiden kann.
Wenn derartiges eitrig-schleimiges Secret länger in Körperhöhleu zurückgehalten wurde z. B. bei chronischen Luftsack- und Kieferhöhlenentzündungen, katarrhalischen Pnenmonien etc., dann findet man die Schleimkörperchen oft fettig degenerirt, d.h. m. o. w. mit dunldon Fetttröpfdien durchsetzt. Wie leicht denkbar kommen im Schleime stets auch Fragmente von Schleimkörperchen als Elemcntar-körnchen vor. Sie sind klein, unregelmässig geformt und granulirt und hellen sich nach Essigsäurezusatz auf. Ebenso häufig sind die durch Auflösung der Schleimkörperchen frei gewordenen Kerne. Bei chronischen Katarrhen, besonders der Luftwege, findet man vereinzelt runde oder ovale grannlirte Zollen von bedeutenderem Ausmas s, so dass sio das Doppelte nnd Dreifache der Schleimkörperchen erreichen. Ob sie Drüsenzellen oder unfertige Epithelzcllen sind, bleibt dahingestellt. Sie werden unter denselben Verhältnissen, wie die Schleimkörperchen, fettig degenerirt gefunden und fallen dann am meisten durch ihre dunkle Körnung (Körnchenzellon) auf. Zuweilen sind sie so von Fetttröpfchen durchsetzt, dass sie den Colostrum-körperchen ähnlich, nur eine Anhäufung zusammengeklebter Fett-kiigelchen darzustellen scheinen (Körnchenhaufen). Durch ihre Anwesenheit soll die graue Farbe derartig dicken Schleimes bedingt sein.
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Die Hoffnung, dass man im Schleime durch das Mikroskop ausser den erwähnten Zellen noch andre Elemente nachweisen könne, welche durch characteristische Formen eine sichere Diagnose ermöglichen, dass man also Eotz-, Tuberkel-, Krebszellen etc. im Schleime finden könne, hat sich leider nicht erfüllt.
Von Blutbestandtheilen treten am häufigsten rothe Blutkörperchen auf. Sie verrathen sich oft schon durch die gelbliche Farbe des Schleimes und werden leicht als solche erkannt. In geringer Zahl und gleichmässig gemischt beobachtet man sie bei allen heftigeren entzündlichen Katarrhen (Druse, Gonorrhoe). Gehäuft, vorwiegend und selbst Geldrollenbildung zeigend finden sie sich im bernsteingelben Ausflusse bei croupöson Pneumonien.
Auch gelöstes Haemoglobin kommt im Nasenausfluss vor und krystallisirt bei Eintrocknung dos Präparates am Bande in den characteristischen Formen aus (siehe Blut). Wahrscheinlich als Folge einer Auflösung ergossenen Blutes beobachtet man diese Erscheinung beim Typhus der Pferde und bei Fremdkörperpneumonie.
Seltner gelangen folgende Beimengungen zur Beobachtung. Crouphäutchen, schon makroskopisch erkennbar, erscheinen als ein schwachkörniges Netzwerk, zwischen dem zahlreiche Schloimkörperchen liegen. Gewobsfetzen, von Neubildungen, Geschwüren in der Tiefe herrührend, lassen Bindegewebsfasorn, Blutgefässe, Epithelbesatz leicht erkennen. Elastische Fasern (siehe Eiter), bei eitriger Auflösung von Gewebe frei geworden (Lungenbrand, Diphteritis etc.), treten als scharf gezeichnete, netzartig verzweigte, wellige Fäden auf und zeichnen sich durch ihre Widerstandsfähigkeit gegen Rcagention aus.
Am meisten wurde in der neueren Zeit auf Pilze gefahndet. Dass alle leicht verstäubenden Pilzsporen und kurze Thallusfäden (siehe pag. 17.) gelegentlich im Schleime der dem Lufteintritt zugänglichen Schleimhäute auftreten, kann wohl nicht Wunder nehmen. So beobachtet man fast in jedem Nasenschleime des Pferdes die Sporen der Rost- und Brandpilze als zufällige Beimengungen, denen keine Bedeutung zuerkannt werden kann. Trotzdem sind sie als dem Eotze cigenthümliche Bildungen hingestellt worden, weil man nicht auch den Schleim gesunder Pferde untersuchte. Bis jetzt sind bei Thiereu keine eigentlichen Pilze als wesentliche oder krankmachende Bestaud-
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thcile dos gewöhnlichen Schleimes gefunden worden, nur ;iuf der Maul-sclileimliaut kommt der Soorpilz vor. Dieser Pilz, Oidium albicuns, findet sicli in den weissliclien, häutigen oder gelblichen, schmierigen Belägen der Mtiulschleimhaut bei Saugliälbern, welche an Manisch wämmchen leiden, nach Zürn auch bei den an der sporadischen Aphtenkrankheit leidenden Tferden und Bindern. Li jenen Massen lassen sich zwischen Epithelzellon blasse, zarte Pilzfäden nachweisen, welche sich verzweigen. Die zahlreich dazwischen liegenden Sporen sind rund oder oval.
Noch grössere Vorsicht erheischt aber das Aufsuchen und Auffinden von Bacterien im Schleime. Die vielen Körnchen, welche im amorphen Schleime zu bemerken sind, werden leicht für Kugel-bacterien angeschen, um so mehr, da sie selbst nach Zusatz von Kalilauge oft nicht verschwinden, sondern vom Schleim vor dessen Einwirkung geschützt bleiben. Erst wenn der Schleim, im Eeagens-glase mit Kalilauge durch einige Zeit gekocht, noch die bekannten puuktfürmigen Molecule zeigt, könnte man vom Vorhandensein derselben reden. Ob ihnen aber eine besondere Bedeutung zukommt bleibt immerhin noch fraglich, da sie als Kosmopoliten überall eindringen und vielleicht nur bei grösserer Anhäufung eine Bedeutung haben. Nicht immer sind diese Momente allseitig berücksichtigt, so dass verschiedene Angaben über ihr constautes Vorkommen bei gewissen Krankheiten bedeutungslos sind.
Bestimmt und in grösseren Mengen, selbst in Zooglocaklumpen, nachweisbar sind Kugelbactorien: im Nas enausfluss bei Premd-körperpneumonie, infectiöser Pneumonie (Influenza), Typhus, acutem Eotz; zuweilen im Scheidenschleime nach der Geburt (Lochien). In allen dieseu Fällen zeigen sie sich als Begleiter von Zersetzungen.
Im Mundschleime besonders, dem Belage der Zähne sind Kugelbacterien, sowie Leptothrixkotten so constant bei gesunden Individuen vorhanden, dass dies Secret zu ihrem Studium empfohlen werden kann. Auch der schmierige Belag der Geschwüre bei Maulfäule der Hunde besteht fast nur aus Bacterien. lu dem Blason-iuhalte bei Maul- und Klauenseuche sind ebenfalls Micrococcen gefunden worden. Im normalen Vaginalschleim (z. 1!. vor der Geburt) sind Kugelbacterien nur höchst vereinzelt. Sie sollen aber vermehrt
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auftreten beim endemischen Verkalben; doch sind die Bonbachtungen noch zu vereinzelt und nicht oiuwaudsfroi, als dass man in den gefundenen Gebilden die Ursache des Vorkalbens erblichen könnte.
Stäbcheubactorion (Bacterium Termo) sind seltner im Schleime zu finden. Durch ihre Form sind sie characteristischer, und deshalb leichter nachzuweisen. Vereinzelt haben sie wohl ebensowenig Bedeutung wie die Kugolbacterieu, iu grüssoror Zahl zeigen sie erhebliche Zersotzungsvorgänge an. Sie finden sich so im Nasenausfluss bei Typhus, rromdkürporpnoumonie und Lungengangrän und in den Lochieu bei zurückgebliebener Nachgeburt. Auch Bacillus subtilis findet sich neben Bact. Termo im Shsenausfluss bei Lungenbrand.
Zufällige Beimengungen zum Schloimo sind häufig grössoro und kleinere Luftbläschon, Kohlensplitter und Futterthcilchen. Letztere sind jedoch Krankheitszeichen, wenn sie in beträchtlicheren Mengen im Xasenschleimo vorkommen und beweisen in der Eegol den Eück-tritt des Futters aus dom Schlundkopfo bei Bräune, seltner eine Cnm-manication von Maul- und Eachenhöhle. (Wolfsrachen, Zahnfistol nach den Kieferhöhlen.)
In chemischer Beziehung ist der Schleim noch wenig untersucht, besonders über die krankhaften Abweichungen fehlen uns genauere Kenntnisse. Der Schleim enthält viel Wasser, Mncin, Extractivstoffe und anorganische Salze, zuweilen auch etwas Albumin und Fett. Das Mucin, der Schleimstotf, als wesentlicher Bestandthoil des normalen Schleimes, ist in Wasser gequollen und bedingt die fadenzieh ende Beschaffenheit. Durch Kochen wird dasselbe nicht gefällt, wohl aber durch Essigsäurezusatz und zwar bei grtssorem Gehalte selbst als Fäden in Form von Flocken, bei geringerem Gehalte als Trübung. Aohnlich wirken verdünnte Mineralsäuren und absoluter Alkohol in Ueberschuss, jedoch löst sich nach letzterer Fällung das Mucin b3i Wasserzusatz wieder auf. In verdünnten Alkalien löst sich das Mucin, und verliert dadurch die Flüssigkeit, nachdem sie anfangs etwas zähflüssiger geworden ist, ihren schleimigen Character. Aohnlich, nur geringer, wirken Lösungen neutraler Salze, und daher mag es kommen, dass nach Wasserzusatz zu Schleim und der dadurch bedingten Entziehung der Alkalisalze der Schleim oft dickflüssiger und zäher wird.
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Patliolog'isch treten grössere Mengen coagnlirbaror Ei\vgt;;i.ssstoffe im Sclileime auf 'and zwar dann, wenn vermehrte Scliloim- resp, Eitcr-körperchon vorkommen. Der (alsdann verdünnte) Schleim wire! beim Kochen trüber, durch Essigsäurezusatz durchscheinender, weil in der Eegol gleichzeitig das Mucin an Menge abgenommen hat.
Einer gesonderten Erwähnung verdienen des diagnostischen Werthes wegen die bernsteingelben bis rostrothon Ausflüsse aus der Nase bei Lungenentzündungen der Pferde. Ihre röthliche Farbe ist bedingt durch das Vorkommen von Blutkörperchen und Haemoglobin. Bei einfacher cronpöser Pncumonie (im Anschoppungsstadium) enthält der Ausfluss zahlreiche Blutkörperchen, oft in Geldrollen gehäuft, vereinzelte Flimmeropithelzellon und Schloimkörperchen, aber keine Bacterien; bei iufectiöscr Pnomuonie (im Anschoppungsstadium) Blutkörperchen, •nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; „ _
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meist einzeln, selten in kleinen Geldrollen,
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Plimmcrepithel, Kugel- und vereinzelt Stäb-
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cheubaetcrien. Bei Premdkörpcrpiieumouie
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(Fig. 19) kommen Blutkörperchen nur ganz vereinzelt vor, dagegen schiossen Haemoglobin-krystalle beim Eintrocknen an; ausserdem finden sich Flimmeropithelzollcn, Schleim-körpercheu, massenhafte Kugclbactcrien, einzeln, zu zweien und in Zouglocahaufeu, Stäb-chenbacterien und selbst Bacillus subtilis. Grade bei diesen Krankheiten sichert die mikroskopische Untersuchung des Nasenausflussos der übrigen Symptome in anfallender Weise nose und boeinflusst die Behandlung.
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Fig. 19. Kasenausfluss eines
Pfcrdos mit FremdkÜrperpnea-
monie, enthält riinnnerepithcl,
welsse IJUitkÜrigt;er und
llnctericii.
unter Berücksichtigung die Di^rnose und Pros-
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VII. Abtheilung.
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Harn.
Der Harn ist bei Krankliciteu mannigfackoa Veränderungen der pliysi-kalischen Eigcuscliaften und cliemisclicn Zusammensetzung- unterworfen, und zwar niclit nur bei Kranldieiten des Harnapparates selbst (Nioren-congestion, Entzündung etc.), bei Störungen in der Circulation, wolclie auch den Blutlauf in den Nieren beeinflussen (Herzfehler, Lungenverdichtungen), sondern auch bei allen erheblichen Allgemoinleiden und selbst bei Vcrdauungsleiden, in denen der Stoffwechsel Veränderungen erlitten hat.
Sicher ist, dass sich in keinem Secret der jeweilige Ernähruugs-uud Krankheitszustand des Organismus so schnell und auffallend kund giebt, als im Harn. Eine Kenntuiss dieser Veränderungen erlaubt daher oft weitgehende Eückschlüsse auf die Natur dieser Krankheiten und deshalb sind Harnuntersuchungen wichtige diagnostische Hilfsmittel. Die Untersuchungen, welche dem Thierarzte möglich sind, erstrecken sich auf die physikalischen Eigenschaften und den durch chemische Analyse und Mikroskop nachweisbaren Gehalt an normalen und abnormen Bestandthoilen. Bis jetzt wurden Harnuntersuchungen zu diagnostischen Zwecken nur wenig und meist nur an einigen Thierarzneischulcn ausgeführt. Doch kann jeder Thierarzt derartige Untersuchungen ohne viel Zeitaufwand vornehmen, wenn auch nicht bei allen Patienten, so doch bei einzelnen werthvolleren oder bei solchen, bei denen Diagnose und Prognose sich schwer ermitteln lassen. Dies um so mehr, als die Harnuntersuchung in der Wohnung des Thierarztes vorgenommen werden kann, zu welchem Zwecke dann der Harn in Flaschen mitgenommen wird. Die Vortheile derartiger Untersuchungen werden Jedem klar, der nur einigemale ihren diagnostischen Werth in zweifelhaften Fällen kennen lernte. Am meisten sind Harnuntersuchungen angezeigt bei Krankheiten der Pferde, seltner der Kinder und Hunde, bei den übrigen Thicren nur ganz ausnahmsweise.
Die Gewinnung des Harns macht nicht die Schwierigkeiten,
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welche man gemeinhin voraussetzt. Am einfachsten gescidelit sie in der Weise, dass eine Person den Moment abwartot, in welchem sich das Thier zum Uriniren austollt und den abgesetzten Harn in bereit gehaltenen Gefässen auffängt. Zu letzteren benutzt man vortheilhaft weite Schüsseln, Gülten, Büchsen, tiefe Toller, welche woniger leicht ein Danebenlaufen des Harns gestatten. Die meisten ruhigeren Hausthiero lassen sich ein solches Auffangen gefallen, wenn sich die betreffende Person nicht zu unverhofft nähert. Bei Pferden, welche ja im Ganzen weniger oft uriniren, bedarf es allerdings manchmal etwas Geduld; woniger bei Eiudorn, welche in der Segel kurze Zeit nach dem Aufstehen Harn absetzen. Aehnlich verhalten sich Schafe. Hunde uriniren bald, nachdem sie aus dem Zimmer in's Freie geführt worden.
Dom Thierarzte stehen bei Pferden aber noch Hilfsmittel zu Gebote. Stuten führt man den kurzen Katheter in die Blase und gewinnt so schnell den Urin. Männliche Thiore können zum Uriniren gebracht werden, wenn man mit der Hand in den Mastdarm eingeht und auf die Blase langsam, aber stetig drückt; das Katheterisiron ist meist zu umständlich; für Krankenställe (in Thierarzneischulen, Akademien, beim Militär und bei vielbeschäftigten Praktikern) kann für männliche Pferde dor an unsrer Anstalt gebräuchliche, nach Angaben von Haubner gefertigte Harnbeutel empfohlen werden.
Ein solcher Harnsack (siehe Fig. 20) hat einen oval gebogenen, mit dem spitzen Ende nach vorn gerichteten King von starkem Eisendraht, der nach hinten etwas über die Fläche gebogen ist, zur Grundlage. Der Längsdurchmcssor beträgt 32, der grüssto Quordurchmosser 20 Ctm. An demselben ist nach unten ein schräg nach vorn gerichteter, kegelförmiger Sack von 25 Ctm. Tiefe aus doppeltem und aussen gethoorten Segeltuch (oder aus Leder, Gummi) befestigt. In der Lage wird der Sack erhalten durch 5 am Eisenringe befestigte Eiemen; einer derselben mit Schleife und Schnalle läuft vom vorderen Ende zum Deckengurt und umfasst ihn. 2 seitliche Eiemen worden an den Flanken hinaufgeführt und über dem Eücken zusammengeschnallt oder an Oesen eines gewöhnlichen Schwanzriemens befestigt. Dio beiden hintersten Eiemen, welche unter Umständen ganz fohlen können, werden zur Seite der Schwanzwurzel am Schwanzriemen be-
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festigt. Pferde widersetzen sich nur selten dem Anlegen dieses Sackes und entloeron auch, oft nach stundenlangem Hängen, ihren Harn anstandslos in diesen Sack. Eainhaltuug des Beutels ist natürlich sehr zu beachten. Zur Beurthoilung des gesammelten Urins wird derselbe am besten in ein Bochorglas umgeschüttet.
Die sonst noch au physiologischen und landwirthschaftlichen Instituten gebräuchlichen complicirten Harnapparate sind für den Thierarzt nicht brauchbar.
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Fi^. 20. Pferd mit angelegtem Ilurnbeutcl 'nach Haubnev).
Die Grosammtmeuge des binnen 24 Stunden entleerten Harnes aufzufangen, ist in der gewöhnlichen Praxis nicht gut zu ermöglichen, aber auch zu diagnostischen Zwecken nicht nöthig.
Sowohl in Bezug auf physikalische Eigenschaften als auf chemischen Gehall bieten die Fierensecrete unsrer Hausthiere Verschiedenheiten dar.
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Der Pferdeliarn zeigt meist hellgelbe Farbe, wird aber beim Stehen dunkelbraun, ist selten klar, meist trübe, ielimartig und scdi-mentirt beim Stehen. Ganz eigenthümlich ist ihm die schleimige, gallertartige, fadenziehende Consistenz. Geruch stark aromatisch, beim Stehen ammoniakalisch; Eeaction alkalisch.
Kinder und Schafharn haben mit einander verglichen viel Aehnlichkeit. Von hellgelber bis dunkelbrauner Farbe sind sie meist klar und scheiden erst nach liingcrm Stehen ein Sediment ab. Der Geruch ist seltner aromatisch, mehrfach ganz indifferent. Consistenz. leichtflüssig, Eeaction: alkalisch.
Kalb er harn ist hellgelb, klar, sauer, geruchlos.
Der Harn der Schweine ist blassgelblich, klar von unangenehmem Geruch und meist alkalischer (bei Fleischkost saurer) Reaction.
Der Hundeharn ist von gelber bis gelbrother Farbe, klar, von unangenehmem (an Knoblauch erinnerndem, besonders nach Zusatz von Kalk oder Baryt und Erwärmen hervortretenden) Gerüche. Meist sauer, selten alkalisch.
Der Haupt bestand the il des Harnes ist Wasser. In demselben sind gelöst organische und anorganische Stoffe.
Von ersteren sind die wichtigsten: Harnstoff, Hamsiiuro, Hippur-säure, in geringeren Mengen vorkommend Kreatin, Xanthin, Indican, Harnfarbstoffe, Schleim etc. Oxalsäure in Form des Kalkosalats.
Von anorganischen Bestandtheilcn sind erwähnenswerth die Chlormetalle (NaCl. KaCl., NH^CL), die Phosphate von Natron, Kalk, Magnesia, Eisenox)'d., schwefelsaure Alkalien, und kohlensaurer Kalk.
Der Harn der einzelnen Thierarten unterscheidet sich im Gehalte wesentlich nach der Art der Nahrung. Pflanzenfresser enthalten anstatt der Harnsäure Hippursäure und von Salzen besonders kohlensaure Salze, während Fleischfresserham Harnsäure, aber keine oder nur Spuren Hippursäure, und anstatt der kohlensauren bes. phosphorsaure Alkalien enthält. Eine oigcnthümlicho Säure besitzt nach Liebig der Hnndcharn, die Kynurcnsäure, die seither in andern Flüssigkeiten noch nicht nachgewiesen ist.
Näheres über die Zusammensetzung liefern die physiol. Lehrbücher.
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Beurtheilung des Harns ohne besondere Hilfsmittel.
1. Harnmenoe. Eino Norm für die täglich von unsern Haus-thiereu entleerte ürimnengo lässt sicli niclit geben, da dieselbe zu grossen Schwanlamgen unterworfen ist. Sie ist abhängig von der Wasserzufuhr (durch wasserhaltiges Futter und Getränk) und von der Wasserabgabo auf andern Wegen; so vermindert sie sich auffallend bei starker Bewegung in trockner Luft, beim Schwitzen, beim Durchfall. Nach allgemeinen Annahmen beträgt die tägliche Harnmengo bei Pferden 4—G Kilogr., bei Bindern pro 500 Kilo Lebendgewicht 4—10 Kilogr., bei Schafen '/j—l1/* Kilogr., ebensoviel bei Hunden. Genaue Bestimmungen können bei Krankheitsuntersuchuugen entbehrt werden. Man begnügt sich meist mit Schätzungen,' ob die Menge normal, spärlich, reichlich, übermässig ist.
Abgesehen von den oben erwähnten physiologischen Schwankungen, deren ursächliche Verhältnisse stets berücksichtigt werden müssen, kommen auffällige Verminderungen der Harnmengo vor: bei ttbermässigen Ausschoidungon in andern Organen (Durchfälle, starke Schweisse, seröse Ergüsse), ferner bei allen heftigeren Fiebern; erst mit dem Nachlass des Fiebers steigt die Harnmenge, oft ganz auffällig in kurzer Zeit (kritische Harnausscheidung), nicht immer sehr prägnant bei passiver Nierenliyporaomie und Nierenentzündung. Dagegen ist die Harmnenge vermehrt in massigem Grade im Stadium der Abnahme der Fieber, bei massigen Nierenreizungen, sehr auffallend bei der Harnruhr (Poljurie).
Die 24stiiudigc Harnmengo betrug: bei einem Pferde, gefüttert mit Heunbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; durebsebn. 4150 Gnn.
., Hafer, Heunbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; „nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 3000 „
.. Einde.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;,.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;,. Heunbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ,.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 8500 ..
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Don Einfluss dor Getränk aufnähme (nach Kochsalzverabreiohung) zeigt folgontlo Beotachtung.
Schafe nahmen Tränkwasser aufnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;und entleerten:
Ohne Kochsalzzugahe 1700 Grm. Wasser 735 Harn 5 Grm.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; „nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;2250 „nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; „ 1225 „
10 ,.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;,.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 2500 .,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; „ 1285 ,.
0 „nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;„nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;1500 „nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;„ 980 ,.
Durch heftigen Durchfall wurde die Harnmenge eines Hammels a;if G50 Grm. gegenüber 1G50 Grm. der andern gesunden Thiere herabgesetzt. Wie bedeutende Harnentleerungen bei der Harnruhr vorkommen, beweist eine Beobachtung von uns, dass ein Pferd stündlich 2,5—3 Kilogr. in 12 Stunden über 30 Kilogr. entleerte und dieser Zustand dabei Wochenlang anhielt.
2. Die Farbe des Harnes unsrer Thiere ist eine gelbliche, welche bis zum Gelbbraun und Gelbroth hinüberspiolt. Mau beurthcilt sie am besten, wenn mau den Urin iu nicht zu weiten Gläsern oder beim Ausgiessen in dünnem Strahle beachtet. Die Farbe ist abhängig vom Vorhandensein verschiedener Harnfarbstoffe. Da man durch Verdünnung dunkler Harne mit Wasser die liellston gelben Farben-nüaucen erzeugen kann, so kann man aus der helleren oder dunkleren Farbe des Harnes im Allgemeinen auf den Wassergehalt resp. Gehalt an festen Stoffen schliessen.
In der Menschenhoilkunde unterscheidet man b 1 a s s o, norm algefärbte, liochgestellto und dunkle Urine; in der Thierheil-knndo blass-, hell-, stroh-, bernstein-, orange-, goldgelbe-, hell-, dunkel-, biorbraune, chokoladen-, missfarbige-, blutrothe Urine. Uebung erleichtert sehr bald die Bestimmung der Nuance.
Schon normal kommen grosso Verschiedenheiten in der Farbe des Harnes vor. Die blasseren Farben sind bedingt durch den grösseron Wassergehalt nach reichlicher Getränkaufnahmo, wässriger Nahrung etc., die dunkleren durch grösseren Stoffgehalt in Folge von concontrirter Nahrung, geringer Getränkaufnahme, starker Wasserabgabe auf andern Wegen, nach anhaltender Bewegung. Auch manche Futtermittel verursachen dunkle Färbungen, so reichliche Mengen von Eapskuchen, Kleeheu, im stärksten Grade Bohnen- und Erbsenstroh. Ferner werden gewisse Färbungen des Harnes durch Arzneimittel hervorgerufen: eine bräunliche bis tiefbluthrothe (uach Zusatz
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von Minomlsiiniou laellero) durch VerabreicliDng von Eheum, Sonna; cino kirschrothe (bei alkalischer Ecaction) nach Semen Cinao; nach Pix liquida, Carbolsiiuro etc. wird der anfangs normal gefärbte Ham beim Stehen an der Luft dunkelolivengrün bis schwarzgrün.
Bei Krankheiten ist besonders zu unterscheiden, ob der Harn blos abweichende Nuancen der normalen Färbungen oder abnorme Färbungen zeigt.
Auffallend blasser Harn wird bei Harnruhr beobachtet; hellgelb (bei Fleischfressern gelbroth) erscheint er bei fieberhaften Krankheiten. Dunkelgelbe Farben worden zuweilen durch G-allenfarbstoff (siehe später) bedingt (Icterus, Leborerkrankungen, Darmkatarrh), ohne dass jedoch geringe Mengen des Pigmentes sich auffällig in der Farbe äusserten.
Abnorme rothe Färbungen worden meist durch Blut- und Blutfarbstoff erzeugt; sind die Blutkörperchen unverändert im Urin enthalten, so erscheint er jo nach der Menge derselben hell bis dunkelroth. Ist der Blutfarbstoff dagegen im Urin gelöst (schwarze Harnwindc) so entstehen mehr braunrotho Färbungen (dunkelbier-braun, bei gleichzeitig vorhandenen Sedimenten chocoladenälmlicho Farbe). Bei Blutzersetzungen (Typhus der Pferde) scheinen bis jetzt unbekannte Farbstoffe, die sich vielleicht aus dem Farbstoff der zerfallenden Blutkörperchen bilden, eine orangegelbe bis dunkolbier-braune Harnfärbung zu verursachen.
Die Harnfarbstoffc besonders der Haustbiere, sind sehr ungenau gekannt; angegeben werden: Uroerythrin, Uroliaematin. Der gewöhnliche gelbe Farbstoff des Harns ist wahrscheinlich Urobilin (Jaffe), mit Hydrobilirubin (Maly) identisch; es bildet sich sowohl aus Bilirubin (Maly) im Darme und kann von dort aufgenommen und ausgeschieden werden, als auch durch Deduction aus dem Haemoglobin (Hoppe-SeylerJ so dass seine Menge einen Massstab für den Zerfall der rothen Blutkörperchen abgeben kennte. Zuweilen färbt sich stehender Harn, besonders der Pferde und Binder, am meisten nach eintretender Fäulniss oder Säurozusatz, an der Oberfläche, seltner im Sedimente blau. Diese blaue Färbung ist bedingt durch die Bildung vom Indigblau aus dem Indican. Letzteres bedingt keine Färbung des Harnes, kommt sogar in ganz hellem Harne vor, ist aber leicht nachweisbar (siehe später unter Harnanlyse).
3. Die Durchsichtigkeit dos Harnes bourtheilt man am besten, wenn man ihn in durchsichtigem Glase gegen das Licht hält. Der-
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selbe kann Mar, schwach oder stark trübe, sedimendireud d. h. Bodensatz absetzend sein. Durch welche körperliche Substanzen die Trübung veraulasst wird, lässt sich mit blossem Auge nicht immer erkennen. Ist dia Trübung durch krystallinisclio Substanzen oder durch Blutkörperchen bedingt, so sedimentirt der Harn, wenn er uicht zu schleimig, während andre organische, geformte Beimengungen sich meist nicht absetzen. Harucylinder erkennt man oft mit blossem Auge als kleine fadenförmige Beimengungen. (Näheres siehe Sedimente).
Normaliter ist der frisch gelassene Harn der Omnivoren und Carnivoren klar; beim Schaf, der Ziege und Bind ebenfalls, dagegen beim Pferd oft schon beim Absetzen, besonders der letzten Portion, getrübt. Diese Trübung vermehrt sich binnen kurzer Zeit meist mit dem Erkalten beim Pferdeharn, aber auch im Kinderharn tritt oft nach längerer Zeit eine Trübung ein. Dieselbe entsteht im Harne der grosson Pflanzenfresser durch die krystallinische Abscheidung der kohlensauren Erden. Die verschiedene Stärke in der Trübung ist wahrscheinlich abhängig von dem verschiedenen Gehalte an jenen Stoffen; beim Pferde bedingt ausserdem nocli der längere Aufenthalt des Harnes in der Harnblase eine stärkere Trübung, so dass selbst die Sedimentirung bereits in der Blase beginnt und so der zuletzt ausgepressto Urin am trübsten ist. Phlegmatische, seltner urinirende Pferde zeigen trüberen Harn.
Krankhafter Weise kommen Trübungen bei allen Thieren vor und sind dann meist Polgen von Erkrankungen des Harnapparates (siehe Sedimente) oder bei Hunden Folge fieberhafter Zustände durch Ausscheidung von Phosphaten.
Beim Pferde ist dagegen eine meist krankhafte Erscheinung, wenn sich der Harn nicht trübt; in der Kegel ist er dann sauer und es fehlen die Carbonate. Das findet sich sowohl bei Säure in den ersten Wegen, als bei Fiebern.
4. Die Consistenz des Harnes erkennt man beim Ausgiessen aus einem Gefässe. Die verschiedene Consistenz ist: dünn-dickflüssig, schleimig, gallertig, klümprig, fadenziehend; und abhängig vom Schleimgehalte.
Normal ist der Harn aller Hausthicro, des Pferdes ausgeuom-
Sie d nmjjro tzky n. Hofmeister, Dingnnstik.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; G
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men, dünnflüssig (bei Kühen zuweilen schwachseliloimig); beim Pferde dagegen dickflüssig bis gallertig, fadenzieliend.
Diese allbekannte schleimige Beschaffenheit des Harnes, welche mit dem Erkalten zunimmt, ist bedingt durch den von den Schleimdrüsen des Nierenbeckens abgesonderton Schleim, welcher sich dem Urin beimengt. Die normalen Schwankungen scheinen wesentlich von der Harnmenge abzuhängen; geringe Quantitäten sind dickflüssiger; je mehr Harn, desto mehr vertheilt sich der Schleim im Urin und desto dünnflüssiger wird er. Hunde zeigen zuweilen bei längerem Hungern dickflüssigen Harn (fast wie Oel. Bischoff u. Voit).
Die krankhaften Abweichungen des Pferdeharns in dieser Beziehung sind noch nicht genügend gekannt. Dünnflüssiger erscheint derselbe: bei acuten fieberhaften Zuständen, bei denen wie alle Sccre-tionen auch die Schleimsecretion vermindert ist, im Beginn conges-tiver Nierenzustände, nach scharfen Diureticis, bei Harnruhr; dickflüssiger in der Krisis, nach längerer Anwendung bes. harziger Diuretica. Bei den übrigen Thieren ist eine schleimige Beschaffenheit dos Urins meist Folge von katarrhalischen Zuständen in dem Harnapparate, besonders der Harnblase.
5. Der jeder Thierart eigenthümliche Harngeruch ist von unbekannten Eiechstoffen abhängig. Die wenigen gekannten normalen Abweichungen bestehen darin, dass der Harn der Pferde nach Floisch-mehlgenuss den Geruch des Menschenharns annimmt, der Hundeharn nach Leimfütterung leimähnlich riecht. Ammonikalischer G-eruch des eben entleerten Urins deutet auf abnorme Umsetzungen des Harns in der Blase bei Blasenkatarrhen. Bekannt ist der Veilchengeruch des Harns nach Verabreichung von Terpentinöl.
G. Das speeifische Gewicht des Harnes, d. h. das Verhältniss
des Gewichtes eines bestimmten Volumen Harns zu einem gleichen des Wassers (1) kann nicht aus der Farbe, der Consistenz und Durchsichtigkeit erschlossen werden, da dunkler, dickschleimiger, durch Blut oder Eiweis getrübter Harn oft gar kein auffallend hohes speeifisches Gewicht zeigt. Nur sehr blasser und andrerseits sehr dunkler Urin lassen auf ein sehr niedriges, resp. hohes spec. Gewicht schliessen.
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Die Bestimmung dos spec. -Gewicht erfolgt:
1.nbsp; nbsp;Durch die Senkwa^e. (Harmvage verg-Ieiche Milchwage im Anhange). Dies Skalenaraeometer (wenn für Harn bestimmt kurzweg Urometer genannt) ist eine gewöhnhche gläserne Senkwago mit Glascylinder, unten mit Quecksilber gefüllter Kugel, oben Grlasröhrchen mit eingelegter Scala. Dieselbe wird in den auf 15deg; C. abgekühlten Harn eingesenkt and sinkt um so tiefer, je leichter der Harn ist; durch Ablesen dos Theilstriches, bis zu dem das Instrument einsinkt, erkennt man das spec. Gewicht. Die Scaleneintheilung ist jedoch eine verschiedene. Bei Hellers Urometer ist die Scala von 0 — 8 ein-getheilt und bedeutet jeder Grad 0,007 spec. Gewicht, so dass ein Harn,
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in dem die Senkwage bis zu 4 einsänke, ein spec. Gewicht von 1,028 besässe. Diese Umrechnung ist beim Vogel'schen Urometer erspart, da die rationelle Skala von 1,000—1,040 reichend, sofort beim Ablesen des Theilstriches, bis zu dorn das Instrument einsinkt, das spec.
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Gewicht angiebt.
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Fig. 21. Mohr'sche spec. Gewichtswase.
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2.nbsp; nbsp;Durch die(Mohr'sche) spec. Gewichtswage für Harn*) (siehe Fig. 21). Die Wage hat einen Arm mit unveränderlichem Gewicht, dessen Endspitze beim Gleichgewicht genau auf eine Spitze am Gestell einsteht. Der andre Arm trägt ein gläsernes Senkthermometer als Gewicht, welches in den Harn, mit dem der beigefügte Glascylinder gefüllt ist, vollständig (nicht wie in der Abbildung wo der King der Deutlichkeit wegen über das Niveau hervorragt) eingesenkt wird. Die Ausgleichung des Gewichtes erfolgt durch Eeiter, welche dem in 1/10 Theile oinge-theilten Wagebalken aufgesetzt werden. Der grössto Eeiter (a) am Ende eingehängt, giobt das spec. Gewicht 1,0, der zweite, von gleicher Grosso (b), auf die Theilstricho gehängt, die 1., der dritte kleinere, (c) die 2,, der vierte kleinste (d) die 3. Decimalstello des
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*) Zn beziehen: von Westphahl in Cello, Prov. Hannover.
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spec. Gewichts und der betreffende Theilstricli den Zähler an. Bei einem spec. Gewicht von 1,035, wie es die Abbildung zeigt, ist demnach zur Herstellung des Gleichgewichts notliwendig, dass a am Ende des Wagbalkens angehängt, c am dritten, d am 5. Theilstrich vom Unterstüzungspunkte aus gerechnet, aufgesetzt wird.
Die rationellste Bestimmung des spec. Gewichts mittelst Pilcno-meters, eines genau bemessenen Glasgelasses, in welchem Haru und auch Wasser gewogen wird, erfordert eine chemische Wage und ist für pract. Bedürfnisse zu zeitraubend und auch entbehrlich.
Das spec. Gewicht des Harnes ist abhängig von dem Gehalte desselben an gelösten Bestandtheilen, so dass man aus demselben auf diesen Gehalt schliessen kann.
Selbstverständlich schwankt das spec. Gewicht des Harns schon normal in gewissen Grenzen. Wir fanden beim
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Die Schwankungen sind in weiterer Linie abhängig vom Wassergehalte des Futters, von der Getränkaufnahme, von der Abgabe des Wassers auf andern Wegen (Schweiss, Bewegung etc.). So ist z. B. das speeifische Gewicht bei Grünfutter geringer, höher dagegen nach forcirter Bewegung.
Bei Krankheiten zeigt das spec. Gewicht allerdings manuich-fache Abänderungen; da aber in der Eegel gleichzeitig Aenderungen der Menge resp. des Wassergehaltes vorliegen, so kann man aus jenem bis jetzt bestimmte Schlüsse auf die Krankheit nicht ziehen. Bei acuten fieberhaften Krankheiten findet sich vielfach, aber durchaus nicht constant, etwas schwererer Harn; während der Krise ist derselbe oft trotz des trüben Aussehens von geringerem spec. Gewicht. Bei chronischen Krankheiten ist das spec. Gewicht meist etwas verringert.
Extrem niedriges spec. Gewicht (bis 1,002) findet sich neben bedeutender Harnmenge als wesentlichste und andauernde Krankheitserscheinung bei der Harnruhr der Pferde (Polj-urio und Hydrurie). Normales oder höheres spec. Gewicht neben grosser Hammenge erscheint
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bei dor Znckorhanirulir und veranlasst zur Untc'rsuchung#9632; aaf Zucker. Hohes spec. Crewicht bei normaler Harnmengo deutet auf abnorme Beimengungen.
Beim Mensohenharn ist es violfaeh gebräuchlich aus dem spec. Gewicht direct den Gehalt an Trockensubstanz auszurechnen, welcher m.'t dem analytisch bestimmten gut übereinstimmt*). Man multiplieirt zu dem Zwecke nach Trapp die beiden letzten Zahlen des auf 3 Stellen berechneten spec. Gewichtes mit 2, nach Häser die 3 letzten Zahlen des auf 4 Stellen berechneten spec. Gewichtes mit 0,233 und erhält dann den Trockongebalt in 1000 Grm. Harn in Grammen. Z. B. spec. Gewicht 1,020 Trockensubstanz 20x2 = 40 oder 200x0,233 = 46,6 Grm. Bei Thieren fehlen derartige Besimmungen.
Das spec. Gewicht des Harns steht dagegen in keiner Beziehung zu den Mengen des darin vorkommenden Harnstoffs, und das kann auch nicht sein, weil auf die Höhe desselben zwei Faktoren einwirken, der Gehalt des Harns an Harnstoff und anorganischen Salzen. Kann man auch im Allgemeinen sagen, dass, je speeiflsch schwerer ein Harn ist, desto mehr ist in gleichen Mengen derselbe Harnstoff vorhanden, so ist es doch unmöglich, aus dem spec. Gewicht des Harns irgend eine genaue Angabe oder Formel für die entsprechenden Harnstoffgehalto aufzustellen, da die Salze neben deni Harnstoff von Einfluss auf das spec. Gewicht sind. Beispiele dafür:
Harnstofimenge im
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spec. Gewicht
1,042 1,043 1,043 1,030 1,037 1,034 1.037 1,066 1,000 1,063 1,045 1,046 1,054 1,039
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der Einderharn bei Wiesenheufutter , Kleeheufutter „ Mastfutter
und zwar Protein darin in Zunahme a.
„ *nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;, b.
c.
, „nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;. d.
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24 stund. Harn Grm.
135
210 250 115 200 340 410
17,5
25,0
30,0
3,1
6,8
120,0
85,0
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der Schafharn bei
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Wiesenheufutter Hafer und Heu
nnbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;WM
Kartoffeln und Heu
Hüben und Heu
Wiesenheufutter
Heu-, Hafer-, Häckselfutter
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der Pferdeharn bei
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(die anorganischen Salze im Pferdeharn betragen beim Wiesenheufutter 140 Grm. pro Tag und bei Hafer-, Heu-, Häckselfutter nur 100 Grm.)
BeimHunde beobachtete Bischoff und Volt, class sich während des Hungerns das spec. Gewicht des Harns nicht ändert, aber der procentische
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*) Neubauer und Yogel, Seite 209.
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Gehalt an Harnstoff; dieser nimmt allmälig ab, der proccntisclie und absolute Salzgehalt im Harn allmälig zu.
Bei Brodkost werden mehr Salze im Verhältniss zu den Eiweiss-stoffen eingeführt, als bei Fleischkost: das spec. Gewicht des Harns hat die nämliche Höhe, wie bei Fleischkost, da im Harn zwar weniger Harnstoif, aber mehr Salze enthalten sind.
Bei Brodfütterung schied der Hund 22—51 Grm., bei Fleischfüttemng 105—155 Grm., nach 5 Hungertagen, am 6. Tage, 15 Grm. Harnstoff pro Tag aus.
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Die chemische Untersuchung des Harns.
Aus früher erwähnten Gründen kann die Harnanalyse nur qualitativer Natur sein und sich, nur auf die Untersuchung der wichtigsten normalen und anormalen Bestandthoile desselben erstrecken. Von den abnormen Bestandtlieilon kommen hier in Betracht: Eiweiss, Gallenfarbstoffe, Gallensäure, Zucker u. s. w.
Zum Ersatz der quantitativen Analyse*) möchte eine vergleichende Abschätzung der Grosso der auftretenden Keactionen bei mehrtägiger Untersuchung' ein und desselben Harns nach Augen-maass empfohlen werden, auf welche der untorsucliondo Arzt natur-gemäss von selbst gewiesen ist. Diese kann bei richtigem Verfahren und geübtem Auge zu einer sehr zutreffenden Beurthoilung des jeweiligen Standes der Krankheit führen. Wie man dabei am zweckmässigs.ten verfährt, darüber sollen weiterhin einige Andeutungen gegeben werden.
Bei der vorzunehmenden Untersuchung des Harns empfiehlt es sich, den Gang der Untersuchung so einzuhalten, wie jetzt die damit anzustellenden Eeactionen aufeinanderfolgend beschrieben sind. Es ist hierbei der Pf erdeharn hauptsächlich in's Auge gefasst; sofern von Einder-, Schaf-, Hundeharn u. s. w. die Eede sein wird, ist dies ausdrücklich hervorgehoben.
Nachdem zunächst Farbe, Durchsichtigkeit, Consistenz, Geruch, spec. Gewicht, notirt, wird die Ee act Ion des Harns bestimmt.
*) Betreffs der quantitativen Bestimmungen ist zu verweisen auf:
die Anleitung zur Analyse des Harns von Neubauer und Vogel; das Handbuch der physiologisch und pathologisch - chemischen
Analyse von Hoppe-Seyler; das Lehrbuch der theoretischen und praktischen Chemie von Feser.
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Die Reaction des Harns.
Dio Ecaction prüft man in bekannter Weise mit rothem und blauen Ladcmuspapier, von dem man kleine geschnittene Streifen zweckmässig im Notizbuche oder in der Verbandtasche bei sich führt. Saurer Harn färbt das damit befeuchtete blaue Lackmuspapier roth; alkalischer rothes blau, neutraler Urin bringt keine Farbenver-änderungon hervor. Aus der Schnelligkeit des Eintritts und der Intensität der bezoichnonden Farbe erkennt man die schwächere oder stärkere Reaction. Die alkalische Eeaction ist abhängig vom Gehalt an kohlensauren Salzen, die saure führt man meistens auf das Vor-handousoiu saurer (besonders saurer phosphorsaurer) Salze, seltener von freier Säure (Jlilchsäure, Hippursäure) zurück. Pflanzenfresserharn reagirt in der Kegel alkalisch, Fleischfresserharn sauer, bei Schweinen ist die Eeaction verschieden. Vorwiegend jedoch ist die Eeaction abhängig von der Nahrung.
Bei animalischer Kost reagirt der Harn sauer, so bei Hunden, aber auch bei Pflanzenfressern, wenn dieselben animalische Kost gemessen (z. B. bei säugenden Kälbern, bei mit Pleischmehl gefütterten Pferden), rosp. von ihrem eigenen Körper zehren (bei anhaltendem Hunger).
Vegetabilische Kost bedingt in der Eegel alkalische Eeaction und zwar scheint sie in der Weise zu entstehen, dass pflanzen-sauro Salze im Organismus durch Oxydation in kohlensaure Salze umgewandelt werden. Daher kann bei Mangel an pflanzensauren Salzen in der Nahrung saure Eeaction auftreten, wie bei Fütterung von Weizenstroh au Binder beobachtet wurde; Zugabo von Kalium-acetat bewirkte alkalische Eeaction {Henneberg und Stohmann). Auch nach Fütterung mit Lolium perenno an Binder beobachtete Fürstenberg saure Eeaction und bezieht sie auf den starken Hippursäuregehalt. Verabreichung von kaustischen, kohlensauren und pflanzensauren Salzen bewirkt stärkere alkalische Eeaction, resp. Abnahme der sauren.
Saurer Harn wird bei längerem Stehen alkalisch in Folge der Zersetzung von Harnstoff in kohlensaures Ammon durch Einwirkung eines Fermentes (Schleim'.
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Bei Krankheiten ist besonders die Eeaction des Pflanzen-frossorharns diagnostisch wichtig-. Saure Eeaction wird beobachtet bei längerem Hungern, bei abnormer Säuerung im Darmlcanale (Milchsäure?) und bei allen erbeblicberen Fiebern. Die Intensität geht proportional dem Krankheitsznstande. Der Umschlag zur alkalischen Eeaction, der oft sehr schnell erfolgt, ist stets ein prognostisch günstiges Zeichen.
Alkalische Eeaction im frisch entleerten Fleischfresserharn, wenn dieselbe nicht vorübergehend und nicht von vegetabilischer Kost herrührt, ist meist Zeichen eines Blasenkatarrhs, bei welchem die erwähnte Umsetzung des Harnstoffs bereits in der Blase angeregt wird.
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Prüfung auf Eiweiss.
Da weder aus der Eeaction des Harns, noch aus seinen sonstigen physikalischen Eigenschaften zu ersehen, ob er eiweisshaltig oder nicht, und sehr viele Eeactionen nur mit ehvoissfreiem Harne angestellt werden dürfen, so ist jeder zu untersuchende Harn auf Eiweiss zu prüfen.
Zur Eivveissprüfung wird klarer Harn dirockt benutzt: trüber, alkalisch reagirender, wird durch grobes Filtrirpapier filtrirt, wobei die trübenden Sedimente auf dem Filter bleiben, dass gelöste Eiweiss dagegen mit dem Filtrat übergeht. Sehr concentrirte Harne werden mit dostillirtem Wasser verdünnt.
Eeagirt der Harn resp. das Filtrat alkalisch, alsdann ist die zur Eiweissprüfung entnommene Probe im Eoagonsglase durch tropfenweisen Zusatz von Essigsäure ganz schwach anzusäuern.
Schwachsaurer klarer Harn ist zur besseren Coagulation des Eiweisscs mit einem Tropfen Essigsäure zu versetzen; stark-saurer klarer dagegen erst mit Ammoniak zu neutralisiren und mit Essigsäure dann ganz schwach anzusäuern.
In dem in dieser Weise vorbereiteten Harn scheidet sich das Eiweiss, wenn der Harn eiweisshaltig, beim Kochen ab; man erwärmt den Harn im Probirglase über der Spiritus- oder Gasflamme erst ganz allmälig, dann weiter bis zum vollen Kochen. Der klare, durchsichtige Harn wird, wenn Eiweiss zugegen, dabei trübe, die wolkige Trübung geht meist von der oberen Schicht des erwärmten Harns ar.s, im
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günstigen Falle entsteht dann beim weiteren Erwärmen eine flocldge Anssclioidung des Eiweissos:
Zusatz von einigen Tropfen cone. Salpetersäure zu dem wieder erkalteten Harn löst diese Eiweissflocken resp. das Eiweisscoagnlum nicht.
Dies zum Unterschiede von den beim Kochen eines an kohlensaurem Kalk und phosphorsauren Erden roichen Harns ausfallenden Kalksalzon und Phosphaten, die ebenfalls den Harn trüben und sieh als Niederschlag beim weiteren Kochen ausscheiden, aber in Salpetersäure augenblicklich löslich den Harn nach Zusatz dieser sofort wieder ganz klar erscheinen lassen.
Es darf deshalb der Zusatz von Salpetersäure zur Prüfung, ob das Coagulum wirklich aus Eiweiss besteht, nie unterlassen werden, schon deshalb nicht, weil in dem Falle, dass der Harn beim Kochen klar bleibt und keine Ausscheidung des Eiweisses erfolgt, durch Zusatz von Salpetersäure ein Niederschlag von Eiweiss entsteht, wenn dieses im Harn zugegen.
Mit sauer reagirondem aber trüben Harn sind zwei Eeactionen anzustellen, mit nichtflltrirtom und flltrirten Harn. Die Trübung kann nämlich im sauren Harn von bereits darin unlöslich ausgeschiedenem Eiweiss herrühren, wollte man liltriren, so würde dieses Eiweiss auf dem Filter bleiben, man würde eventuell im Filtrat kein Eiweiss finden und den Harn fälschlich als eiweissfrei bezeichnen. Ist dagegen die Trübung im sauren Harn nur durch ausgeschiedene Schleimstoffe entstanden, alsdann bleiben diese auf dem Eilter und im Filtrat ist das Eiweiss nachweisbar.
Die Trübung dos nicht flltrirten sauren Harns, wenn aus Eiweiss bestehend, nimmt schon beim Zusatz von einigen Tropfen conc. Salpetersäure in der Kälte zu. (Siehe auch „Gallonfarbstoffoquot;, Seite 100.)
Kocht man einen derartigen Harn (ohne Säurezusatz) so vermehrt sich hierbei die Trübung, wenn viel Eiweiss im Harn, bis zur Coagulation des Eiweisses und dieses ist dann unlöslich in Salpetersäure.
Trübungen im sauren Harn durch ausgeschiedenen Oxalsäuren Kalk hervorgerufen, verschwinden nach Zusatz von Mineralsäuren, Salzsäure, Salpetersäure, da der Oxalsäure Kalk in diesen Säuren loieht löslich. Trübungen im sauren Harne durch in Säuren unlösliche
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Harnsiluro, Hippursiiure verursacht, ontstelieu nur in sehr concentrirton Harnen und deshalb sind diese, wie bereits erinnert, mit Wasser zu verdünnen. Die mikroskopische Prüfung des Harns giebt hierüber den besten Aufschluss. Oxalsaurer Kalk, Hippursäuro und Harnsäure, wenn ausgeschieden, bleiben beim Filtriren auf dem Filter und das Piltrat ist auf Eiweiss zu prüfen.
Der erwähnte günstige Fall der flockigen Ausscheidung des Ei-weisses rtlUSS erreicht werden, wenn man sicher darüber sein will, dass alles im Harn vorhandene Eiweiss abgeschieden und dass das vom Eiweiss abfiltrirte Filtrat, welches dann z. B. auf Chloride geprüft werden soll, gänzlich oiweissfrei, klar und durchsichtig ist; nicht flockig abgeschiedenes Eiweiss geht immer durch das Filter mit hindurch und das Filtrat bleibt eiweisshaltig.
Lässt sich nach dem angegebenen Verfahren Eiweiss im Harn ganz sicher nachweisen, so gelingt doch die verlangte totale Abscheidung desselben leider sehr oft darnach nicht, namentlich dann nicht, wenn der Harn nur wenig Eiweiss enthält; sie gelingt nach unseren Erfahrungen stets, mag der Harn sauer, neutral oder alkalisch sein, mag er viel oder wenig Eiweiss enthalten, bei Anwendung der von Hoppe-Seyler*) gegebenen Methode: man versetzt eine Probe der zu untersuchenden Flüssigkeit mit Essigsäure bis zur stark sauren Reaction (das ist für den an Kohlensäure reichen Harn der Pflanzenfresser von wesentlichem Vortheil, weil man hiermit die bei weiterer Ausführung der Eoaction sehr störende Kohlensäure zum grossen Theil austreibt), fügt ein der Flüssigkeit gleiches Volumen concontrirter Lösung von schwefelsaurem Natron hinzu und erhitzt zum Kochen; vorhandenes Eiweiss wird auf diese Weise in den meisten FäLon, wenn nicht immer (soweit au hiesiger Schule die Methode in Anwendung kam, ist kein Fall bekannt, bei welchem die Methode im Stiche Hess), flockig ausgeschieden, das Filtrat davon ist frei von Eiweiss und ganz klar. Dieses ausgezeichnete Verfahren kann aber bei an kohlensauren Kalksalzen reichen Harn über den Nachweis von Eiweiss im Harn täuschen; es entstellt, nicht immer, aber unter
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*) Handbuch der physiol. und pathol. clicmischon Analyse von Hoppe-Seyler. Zweite Auflage. S. 179.
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günstigen Umständen, ein Niederschlag, auch wenn der Harn gänzlich eiweissfrei ist; dieser Niederschlag unterscheidet sich vom flockigen Eiweiss allerdings wesentlich dadurch, dass er krystallinisoh und schwer sehr schnell zu Boden föllt; der nicht Geübte kann ihn aber fälschlich für Eiweiss halten.
Wird nämlich dieses Verfahren bei an Calciumcaibonat reichem Harne angewendet, so tritt unter Umständen hier derselbe Vorgang ein, den Feser zuerst nachgewiesen*): Bei Gegenwart von kohlensaurem Kalk, schwefelsaurem Natron und Essigsäure im üoberschuss, wird beim Kochen zunächst die Kohlens-äure ausgetrieben. Der Kalk in essigsaurer Lösung tritt mit dem Alkalisulfat sofort in Wechselwirkung; es bildet sich Calciumsulfat, Gjps, der sich als krystal-linischer Niederschlag ausscheidet, (Siehe Fig. 2G.) in Lösung bleiben die essigsauren Alkalimetalle.
Bei der Untersuchung dos Harns sind desshalb beide Methoden in Anwendung zu bringen; ist nach der ersten Eiweiss im Harn nachgewiesen, aber nicht nach Wunsch flockig und gut filtrirbar abgeschieden, so scheide man in einer andern Portion Harn das Eiwoiss nach Hoppe-Seyler aus, der hierbei sich eventuell gleichzeitig ausscheidende Gyps hindert die Coagulation des Eiwoisscs nicht; das Filtrat davon ist frei von Eiweiss und ganz geeignet zur Prüfung auf andere Körper.
Ist nun im Harn Eiweiss gefunden, wird dann täglich der an den einzelnen Tagen entleerte Harn wieder untersucht und will man wissen, ob die Eiweissausscheidung im Harn täglich sich gleich bleibt, ob in Zunalimo oder Abnahme: so lässt sich eine sehr zutreffende Abschätzung dieser Verhältnisso dadurch erzielen, dass man
1) zur jedesmaligen Eiweissrcaction gleiche Mengen Harn von möglichst gleicher Concentration verwendet, was nach Abnahme des spec. Gewichtes durch entsprechenden Zusatz von dcstil-lirtem Wasser bei sehr concentrirtem Harn zu erreichen ist; dass man
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*) Krystallisirte Sedimente im Harn gesunder und kranker Pferde: Feser und Priedherger, Zeitschrift für praktische Veterinär-Wissenschaft. II. Jahrgang. 1871:. Nr. 1, S. 8. und flg. Bildung von Gyps im Pferdcharn, Feser und Friedberarer ebendaselbst. III. Jahrgang. 1875. S. 11 und flquot;.
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2)nbsp; in möglichst gleich hohen und gleich weiten Eeageusgläsem die Eeaction vornimmt; class man
3)nbsp; nach dem Kochen des Harns und der Coagulation des Eiweisses im Keagensglaso am 1. Tage dieses ruhig stehen und das Eiweisscoagnlum darin sich absetzen lässt. Mit dorn am 2., 3. und den folgenden Tagen entleerten Harn verfährt man genau wieder in der angegebenen Weise.
Nach Angenmaass lässt sich dann die Höhe der an den verschiedenen Tagen in den Eeagensgläsern sich absetzenden Eiweiss-schichtcn recht gut messen und darnach abschätzen, ob überhaupt viel Eiweiss abgeschieden ist oder nur wenig; ob die Menge der Eiweissausfuhr durch den Harn täglich sich gleich bleibt, ob sie in Zunahme oder in Abnahme.
Im letzteren Falle erscheint das Eiweiss im Harn schliesslich nur noch spurweise in einzelnen Flocken und verschwindet endlich gänzlich, der Harn bleibt beim Kochen sowohl ganz klar, als auch beim nachfolgenden Zusatz von Salpetersäure.
Es kommen im Harn auch sogenannte albuminöse Stoffe vor, eiweissartige Stoffe, die beim Kochen und nach Zusatz von Säuren nicht gerinnen; man erkennt sie im Harn dadurch, dass man 1 Theil Salpetersäure in ein Eeagensglas schüttet, darauf 3 Theile Harn, und auf diesen schichtet man 2Tlieile käuflichen Alkohol; sind Albuminate oder albuminöse Körper im Harn, so trübt sich der Alkohol milchig.
Eiweiss tritt nie im Harne gesunder Thiere auf; nur bei. hochträchtigen Kühen wurde es vereinzelt nachgewiesen (Frank), oft aber vermisst (Pflug). Die Albuminurie ist fast stets eine Krankhcitserscheinung. Nach der Entstehungsweise kann man folgende Bedingungen für Albuminurie annehmen.
1. B1 u t v e r ä n d e r u n g e n. Einspritzungen fremdartiger Eiweiss-stoffe in's Blut (Hühnereivveiss, Blut einer anderen Thierspecies, lack-forbenes Blut) bewirken Albuminurie. Ob durch ähnliche abnorme Stoffe im Blnte das Eiweissharneu bedingt ist, wie es bei höhern Graden von Blutleiden (Milzbrand, Typhus) beobachtet wird, bleibt fraglich. Möglicherweise bewirkt bei diesen Krankheiten die Circu-lationsschwäche eine passive Niorenhyperaemie oder die zymotischen Stoffe eine Niereureizunquot;-.
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2.nbsp; Blutdruckveränderungen. Bei enorm lioliom Blutdrücke in den Nierencapiliaron ist es denkbar, class Blutplasma und die in ihm gelösten Eiweissstoffo durch die Gcfässwändo in die Harnkanilichen übertreten. Die angestellten Versuche ergaben indess, dass bei activer Nierenhyperaemie (durch Unterbindung der Aorta hinter den Nioren-arterieu) keine Albuminurie auftrat, wohl aber bei passiver Hyper-aemie (Unterbindung der Nieronvencn, Lähmung der Gefässnerven). quot;Wahrscheinlich geschieht die Auspressung nicht in den Glomerulis, sondern aus den interstitiellen Gefässen in die Epithclien der Harn-kanälchen, welche die Eiweissmassen nicht festzuhalten vermögen. (Senator.) Klinisch wird diese Art Albuminurie am häufigsten beim Pferde, aber auch bei anderen Thioron gesehen und zwar bei allen nur einigermassen erheblichen Störungen im Abfluss des venösen Blutes: so bei Erschwerung des Lungenkreislaufs in Folge von Hopatisation, Atclcctase, selbst Pleuritis ohne erhebliches Exsudat; bei Herzfehlern, bei Druck auf die hintere Hohlvene durch Leberorkrank-ungen, Meteorismus etc.
3.nbsp; Krankheiten des Nierenparenchymes, Die Nieren-epithelien bilden die Scheide zwischen Blut und Harn; fehlen sie oder sind sie funetionsunfähig, so treten die Eiweisskörper dos Blutplasma in den Harn über. Deshalb wird Albuminurie nie vermisst bei allen entzündlichen und degencrativen Nierenleiden. Die organisirton Sedimente (Cylinder, Blutkörperehen, siehe später) geben einen nähern Fingerzeig über die Veränderung.
4.nbsp; Lokale Erkrankungen im Haruapparate, bei denen es zu Blut-, Eiteraustritt, Faserstoffbilduug kommt, bewirken selbstverständlich, dass der Harn die Eiweissreactionen giebt. Das Mikroskop ermöglicht oft erst die nähere Diagnose.
Die Eiweissmengen wechseln im Urin ganz ausserordentlich; in prognostischer Beziehung ist jede Verringerung ein günstiges, jede Vermehrung des Eiweisses ein ungünstiges Zeichen.
Eine nähere Bestimmung der Natur der Eiweisskörper (ob sie Serumalbumin Globulin, Alkalialbuminat, Pepton etc.) ist bis jetzt diagnostisch nicht verwerthet, obgleich in dieser Beziehung erhebliche Differenzen vorkommen. (Senator.)
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Sehr häufig bofiiidot sich neben Eiweis auch Blut im Harn; bei grüsseren Mengen davon nimmt der Harn die verschiedenen Farben-nüancen (siehe pag. 80) an, bei geringeren Mengen wird die ursprünglich gelbe Harn färbe nicht alterirt. (Heber den Nachweis der Blutkörperchen und Bedentnng siehe später: Mikroskopische Harnuntersuchung.) Blutharn ist selbstverständlich immer eivveisshaltig; beim Kochen des Harns färbt sich das coagulirte Eiweiss bei G-egonwart von Blut dunkelgrau bis braun, nach Zusatz von Salpetersäure wird das Coagulum mehr oder weniger braunroth gefärbt.
Den Beweis dafür, dass dieses Coagulum Muthaltig, giebt man naeli Neubauer wie folgt: Man trocknet das Coagulum und zieht die gepulverte, fast schwarze Masse mit schwefelsäurehaltigem Alkohol aus; der Auszug nimmt vom Blutfarbstoff eine rothe oder rothbraune Farbe an; nach Verdunsten des Alkohols und Glühen im Platintiegel bleibt eine eisenhaltige Asche zurück. Nicht der Eisengehalt der Harnsache, sondern nur der Eisengehalt der Asche dieses Schwefelsäure-Alkohol-Auszugs spricht für den Blutgobalt des Harns. — Um den Harn auf Gegenwart von Blut zu prüfen, kann man auch die Heller'sehe Blutprobe anwenden: Zum erhitzten Urin wird Kalilauge gesetzt, diese löst etwa ausgeschiedenes Eiweiss nnd nimmt eine flaschengrüne Nuance an; nochmals gekocht, so lallen die Phosphate aus, reisson den Blutfarbstoff mit nieder und erhalten dadurch beim auffallenden Lichte, eine schmutzig gelbröthliche, bei durchfallendem Lichte blutrothe Färbung. Diese Hell er'sehe Probe gelingt auch im Pferdeharn sehr gut, wenn derselbe blutreich. Ueber die vorhandene Blutmenge im Harn entscheidet die Farbe und das Mikroskop.
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Nachweis der Chloride (Kochsalz).
Der eiweissfreie oder der vom Eiweiss befreite und filtrirte Harn wird mit Salpetersäure stark angesäuert und salpetersaures Silber-osyd zugesetzt. Vorhaudono Phosphate, die im neutral reag.'.renden Harn durch Silbersalz gefällt werden, bleiben in mit Salpetersäure angesäuertem Harn gelöst, desshalb ist der Zusatz von Salpetersäure geboten. Bei Gegenwart von Chloriden fällt nach Zusatz von Silbersalz Chlorsilber als weisser, käsiger, beim Tageslicht violett, bis schwarz werdender Niederschlag zu Boden: dieser ist gänzlich unlöslich in Salpetersäure, leicht löslich in Ammoniak.
Letztere Eeaction tritt im Harn wohl nie ganz rein auf: in dem Momente nämlich, in welchem durch Znsatz von Ammoniak das Chlor-
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silber gelöst wird, entstellt in der ammoniakalisclien Lösung omo flockige, bräunlich gefärbte Abscbeidung von noch nicht weiter untersuchten , organischen Stoffen und von phosphorsauren u. a. S.dzon. Dieser flockige Niederschlag ist zwar von den schworen Chlorsilberniederschlag schon dem Aussehen nach wesentlich verschieden, kann aber doch irre leiten, namentlich dann, wenn wenig Chloride im Harn vorhanden. Dann erst, wenn dieser flockige Niederschlag abfiltrirt und
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im ammoniakalischen Piltrat durch Zusatz von Salpetersäure bis zur sauren Eeaction das Chlorsilbor wieder ausgeschieden, löst sich dieses
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selbstverständlich nun klar und rein in Ammoniak.
Um Chloride im Harn nachzuweisen, muss, wie bereits wiederholt hervorgehoben, der Harn eiweissfrei sein, weil das Silbersalz durch Eiweiss theils reducirt, theils gefällt wird.
Bei Pferdeharn ist aber auch weiter erforderlich, dass die Reaction nur mit kaltem, nicht erwärmten Harn angestellt werde. Der Pferdeharn ist oft so stark pigmentirt und schleimig, dass auch diese Stoffe in der Wärme das Silbersalz sofort schwärzen; der Harn wird dann augenblicklich so dunkel gefärbt, dass die Entscheidung oftmals absolut unmöglich ist, ob durch Silbersalz ein Niederschlag entstanden oder nicht; der kalte oder der nach Beseitigung des Eiweisses wieder erkaltete Harn dunkelt mit Silbersalz versetzt auch nach, aber sehr langsam und die Abscheidung von Chlorsilber ist nie dadurch verdeckt.
Um die Quantität der Chloride im Harn zu schätzen, sorge man zunächst dafür, dass die Silberlösung von constantcr Concentration sei (1 Theil argentum nitric, cryst. et fusum auf 10 Theilo aq. destill.).
Von dieser Lösung setzt man wenige Tropfen zum mit Salpetersäure angesäuertem, eiweissfreiem Harn im Eeagensglase.
Sind viel Chloride zugegen, so entsteht ein starker, käsiger Niederschlag von Chlorsilber, der schnell zu Boden sinkt.
Je woniger Chloride im Harn sind, desto weniger compact ist der Niederschlag und desto langsamer sinkt er zu Boden.
Bei minimalen Mengen von Kochsalz im Harn entsteht nur eine Spur einer weisslichen Trübung, die beim Schütteln des Harns dem Auge entschwindet.
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Beim gänzlichen Fehion der Chloride bleibt auch der Zusatz von Sübersalz total reactionslos.
Kochsalz ist ein constauter Bestandthcil des normalen Harnes, nur wechselt seine Menge wesentlich nach der Zufuhr. Deunoch verschwindet es selbst bei mehrtägigem Hunger der Thiero nicht. rflanzenfressor scheiden mehr Kochsalz, als Fleischfresser aus, was nach Bunge von dem grössereu Gehalte der vegetabilischen Nahrung an Kalisalzen abhängen soll.
Bei fieberhaften Krankheiten nimmt der Kochsalzgehalt des Harnes oft auffallend ab oder verschwindet ganz und zwar dann, wenn Exsudate besonders fibrinüser oder zolliger Natur irgendwo im Körper abgesetzt werden. Diese Exsudate scheinen gewissennassen die im Körper vorhandenen Chloride zu binden resp. zu ihrer Bildung zu gebrauchen. Bei einfachen serösen Exsudatinnen z. B. im Anschoppungsstadium der Pneumonio, bei leichten Plouritiden ist der Kochsalzgohalt dos Harns nur massig verringert, er sinkt aber bedeutend bis auf Null bei massigeren Exsudationen z. B. bei croupöser und katarrhalischer Pneumonie, heftigeren Plouritiden,. Typhus etc. Doshalb ist die Beachtung des Kochsalzgehaltes im Harn in prognostischer Beziehung sehr wichtig; vollständiges Fehleu oder bedeutende Verringerung ist ein ungünstiges, jedes Wiederauftreten oder Wachsen desselben ein günstiges Zoiehcu, welches den Stillstand der Exsudation oder Ee-sorption der niedergelegten Massen andeutet.
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Nachweis der Phosphate.
Der Harn wird, wenn eiweissfrei, direct, oder wenn eiweisshaltig, nach Abscheidung desselben, das eiwoissfreie Filtrat mit Chlorwasser-stoffsäure stark angesäuert, Chlorammonium und Aetzammoniak zugesetzt, bis der Harn stark darnach riecht; bei Gegenwart von Erc'.phos-phaten, phosphorsaurem Kalk und phosphorsaurer Magnesia, entsteht ein Niederschlag von diesen Salzen, leicht löslich in Essigsäure. Nur ein starker Niederschlag von Erdphosphaten wird als pathologisch auffallend betrachtet.
Enthält der Harn noch weitere, nicht an Kalk und Magnesia gebundene Phosphorsäure, so weist man diese dadurch nach, dass man den durch Ammoniak entstandenen Niederschlug abfiltrirt, das
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Filtrat reichlich mit essigsaurem Natron und Essigsäure ansäuert und etwas Eisenchlorid zufügt; ein hierdurch entstandener gelblich weisser Niederschlag (Phosphorsaures Eisenoxid) zeigt den übrigen Gehalt an Phosphorsäure im Harn an. Erwärmen der Flüssigkeit im Probirglase, die dabei sauer bleiben muss, befördert die Ausscheidung des Phosphorsauren Eisenoxydes und ist sogar nothwendig.
Nach Anwendung der Methode von Hoppe-Seyler zur Abscheidung des Eiweisses, s. S. 90, wird das essigsaure eiweissfreie Filtrat nicht erst mit Chlorwasserstoffsäuro versetzt, sondern zu diesem sofort Chlorammonium und Aetzammoniak zur Ausfüllung der Phosphorsauren Erden gegeben, und dann weiter wie angegeben verfahren.
Phospha.. sind ein normaler Bestandtheil des Harns der Carnivoren und Omnivoren, dagegen treten sie in sehr geringen Mengen auf oder fehlen vollständig im Pflauzenfresserharn. Die Phosphor-säuroausscheidung hängt jedenfalls zur Hauptsache von dem Gehalt der Nahrung an Phosphaten oder Verbindungen, deren Phosphor im Körper zu Phosphorsäuro oxydirt wird, ab.
Ueber das Verhalten der Phosphate bei Krankheiten der Haus-thiorc fehlen bis jetzt Beobachtungen. Nur bei Pferden ist mehr bekannt und zwar treten Phosphate auf bei allen fieberhaften Krankheiten, wahrscheinlich in Folge von Oxydation phosphorhaltiger Körper-bestandtheile (ähnlich wie nach animalischer Kost); im Anfange in geringerer, gegen die Acme der Krankheit und besonders während des Abfalls in grösserer Menge; ganz verschwinden sie erst mit vollständiger Eeconvalcscenz. Hiernach ist ihre Bedeutung in diagnostischer und prognostischer Beziehung zu ermessen; nur möchte noch darauf hingewiesen werden, dass gerade das lange Vorhandensein von Phosphaten im Eeconvalesconzstadium auf geringe fieberhafte Zustände, in denen leicht Eückfällo eintreten, hindeutet. Vergleiche ergeben, dass besonders bei ontzündlichon Leiden der serösen Häute (Pleuritis) und bei ausgesprochenem Blutlciden (Typhus, Influenza) Phosphate massig auftreten.
Bei Osteomalacio u. Ekachitis der Pflanzenfresser ist im Harn die Phosphorsäuro stets in aufiälligen Mengen und nicht nur iu Form von phosphorsauren Erden, sondern auch von sauren phosphorsauren Alkalien ausgeschieden.
Siedam^rotzky u. HofmGis t er. Diagnostik.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;7
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Schwefelsäure.
Die Schwefelsäure wird im oiweissfroien oder vom Eiweiss befreiten Harn durch Ansäuern desselben mit Chlorwasserstoffsäuro und Zusatz von Cblorbaryumlösung nachgewiesen; der entstehende Niederschlag von schwefelsaurem Baryt ist in verdünnten Säuren unlöslich. Bei der Abscheidung des Eiweisses ist selbstverständlich die Methode von Hoppe-Seyler hier nicht zu verwenden: die Coagulation desselben ist, wio Seite 88 angegeben, durch Zusatz von Essigsäure etc. zu bewerkstelligen.
Kohlensäure.
Gegenwart von Kohlensäure giebt sich bei Anstellung der vorhergegangenen Eeactionen gleichzeitig zu erkennen; bei vorhandener grosser Kohlensäuremenge braust der Pferdeharn nach Zusatz von Säure wie Champagner auf; bei geringem Gehalte daran ist die Gasentwicklung nach dem Ansäuern schwach, wenig Kohlensäure-bläschon steigen in der Flüssigkeit auf; bei gänzlichem Mangel an kohlensauren Salzen findet kein Aufbrausen und keine Gasbläschon-bilduug statt. Bedeutung siehe später.
Kalk und Magnesia.
Auf Kalk und Magnesia wird geprüft dadurch, dass man den an Eiweiss und phosphorsauren Salzen freien Harn mit Chlorwasserstoffsäure, Chlorammonium, Ammoniak versetzt und durch oxalsaures Ammoniak den Kalk als Oxalsäuren Kalk ausfällt, erwärmt, filtrirt; im ammoniakalischen, kalkfreien Eiltrat dann durch Zusatz von phosphorsaurem Natron die Magnesia als krystallinisclie, phosphorsaure Ammoniak-Magnesia (Tripelphosphat) ausfällt.
Enthält der Harn Phosphate, alsdann sind diese nach Ansäuern des Harns mit Chlorwasserstoffsäure und Versetzen mit Salmiak durch Aetzammoniak zu fällen, der Niederschlag wird in Essigsäure gelöst und der Kalk aus der erwärmten essigsauren Lösung durch oxalsaures Ammon gefällt, das kalkfreie Filtrat davon mit Ammoniak so lange versetzt, bis es deutlich darnach riecht, die Flüssigkeit im Glase bewegt und dann zugedeckt stehen gelassen; die vorhandene Magnesia scheidet sich auch hier in Form von Tripelphosphat aus.
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Eiweisshaltigo Harne sind vor Anstellung genannter Eeac-tionen von Eiweiss zu befreien. Mit Vortheil bedient man sich hier der Methode von Hoppe-Seyler s. o.; aus dem essigsauren, eiweiss-freien Filtrat fällt man direct den Kalk durch oxalsaures Ammon unter Erhitzen der Flüssigkeit zum Kochen; und nach Abflltriren des abgeschiedenen Oxalsäuren Kalkes im Filtrat, die Magnesia durch Zusatz von Aetzammoniak etc.
Eine Abschätzung der im Harn enthaltenen Phosphorsäure-, Schwefelsäure-, Kalk-, Magnesia- u. s. w. Mengen, je nach der Grosse der entstehenden Niederschläge ist auch hier möglich; zu einer annähernd richtigen Schätzung gehört aber viel Uebung und fleissiges Beobachten: auch wird man daran zu denken haben, dass im eiweiss-haltigen Harn das abgeschiedene Eiweisscoagulum einen Theil der Salze eingeschlossen zurückhält, welche dann im Filtrate fehlen und der Ausfällung und Abschätzung entzogen sind.
Gallenfarbstoffe.
Auf Vorhandensein von Gallenfarbstoffen ist der Harn nach Gmelin in der Weise zu prüfen, dass man in ein Probirglas concen-trirte Salpetersäure etwa 1 Zoll hoch giebt, dazu einen Tropfen rauchender Salpetersäure. Der Harn, welcher eiweisshaltig sein kann, da Gegenwart von Albumin die Eeaction nicht stört, wird in eine Pipette aufgenommen und durch Abschluss der oberen Oeffnung derselben durch Fingeraufdruck, das Ausfliesen des Harns verhindert. Die Ausführungsspitze der Pipette legt man dann in mehr horizontaler Richtung an die innere Wand des in senkrechter Lage gehaltenen Probirgläschens an, lockert den Fingerverschluss und lässt langsam den Harn an der innern Wand des Gläschens auf die Salpetersäuresäule herablaufen. Der Harn schichtet sich auf die Säure in dieser Weise ganz sicher. Sind Gallenfarbstoffo vorhanden, so entstehen an der Schichtungsstelle sogleich oder nacli einiger Zeit farbige Einge, die unten gelb, darüber roth, dann violett, blau, zu oberst grün gefärbt sind.
Gelbe, rothe, braune Einge giebt auch normaler Harn. Grüne, blaue, violette Farben sind für vorhandenes Gallenpigment beweisend, blau kann dabei fehlen, und fehlt auch sehr oft.
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Enthält der Harn Eiweis s, dann entstellt an der Boriihrungsstello beider Elüssigkeiten eine intensive weisse Trübung, von ausge-scliiedenem Eiweiss; sehr kleine Mengen von Eiweiss sind auf diese Weise noch zu erkennen.
An Stelle der untersalpetersäurehaltigen Salpetersäure kann man auch ein Gemenge von gleichen Theilen conc. Schwefelsäure und conc. Salpetersäure verwenden und nach dem Erkalten der Mischung den Harn aufschichten.
Nach Brücke versetzt man den Harn mit reiner, ausgekochter Salpetersäure, mischt, und lässt auf den Boden des Gefässes conc. Schwefelsäure fliessen.
Nach Fleischel setzt man zum Harn eine concentrirte Lösung von salpetersaurem Natron (Chilisalpetor) mischt und lässt die conc. Schwefelsäure auf den Bodeu des Gefässes fliessen. Die Ecaction tritt nach Fleischel weniger stürmisch ein, verläuft langsam und hält sich über l/g Stunde. Unter allen Verhältnissen bleibt die grüne Zone beweisend für die Gegenwart von Gallenfarbstoffen.
Stark tingirter, brauner, orangefarbener Harn, der beim Schütteln schäumt, Filtrirpapier gelb oder grünlich gelb färbt, ist immer verdächtig Gallenfarbstoffe zu enthalten. Färbt der Harn das Papier stark gelb und rührt diese Gelbfärbung von Gallenfarbstoffen her, so kann man die charak-teristisclien Farbezoneu direct auf dem Papiere in sehr haltbarer Weise nach Eosenbach hervorrufen. Man lässt eine Partie Harn durch ein Filter hindurchgehen und setzt, nachdem der Harn abgelaufen, mit dem Glasstabe einen Tropfen concentrirte, sehr wenig rauchende Salpetersäure enthaltende Salpetersäure auf das Filter. (Die weiter oben angegebenen Mischungsverhältnisse der conc. Salpetersäure mit der rauchenderen Salpetersäure sind ganz brauchbar dazu; ohne Zusalz von rauchender Salpetersäure tritt die Eeaction nicht ein). Die betupfte Stelle färbt sich gelbroth, am Pancle schön violett, in der Peripherie bildet sich ein intensiv blauer Ring und an diesen schliesst sich sogleich ein immer deutlicher werdender, zuletzt smaragdgrüner Kreis.
Am besten ist es, das Filter im feuchten Zustande zu betupfen, die Eeaction erscheint dann intensiver; auch ist die Eeaction um so schöner, je weiter nach dem engern Ende des Filters zu die Probe angestellt wird.
Nach hiesigen Untersuchungen mit icterischem Hundeharn tritt die Farbenreaetion noch intensiver auf, wenn man aus den gallenfarbstoffhaltigem Harn die phosphorsauren Erden in vorher angegebener Weise fällt. Die ausfallenden Phosphate reissen einen grossen Theil der Gallenfarbstoffe mit nieder; auf ein Filter gegeben, sind sie intensiv gelb gefärbt und färben
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auch das Papier sehr intensiv gelb; dieses mit rauchen'ler Salpetersäure haltiger Salpetersäure betupft, zeigt das Farbenspiel sehr schön, die grüne Farbe hält sich Tage lang. Der gelb gefärbte Niederschlag von Phosphaten vom Filter heruntergenommen, mit Chloroform geschüttelt, giebt an dieses die Gallenfarbstoffe ab. Mit dieser gallenfarbstoffhaltigen Chloroformlösung läsit sich die Reaction in der Weise vornehmen, dass man auf sie im ßea-gensgläschen rauchende salpctersäurehaltige Salpetersäure schichtet; beim ruhigen Stehenlassen färbt sich die gelbgefärbte Chloroformlösung zuerst durch und durch grün, dann ebenso blau, die blaue Farbe geht dann i.i schmutzigviolett über, bis die Lösung zuletzt ganz farblos wird; Farbenzonen treten nicht auf.
Gallenfarbstoffe können auch im Sediment des Harns mit den Salzen niedergeschlagen sein; der Harn giebt dann keine Gallenfarbstoffreaction, wohl aber das Sediment.
Huppert hat eine Methode angegeben, nach der die Gallenfarbstoffe noch nachzuweisen, wenn die andern Methoden im Stiche lassen. Darnach fällt man den Urin mit Kalkmilch, sammelt den Niederschlag, bringt ihn ganz frisch in ein Reagensglas, füllt dieses zur Hälfte mit absolutem Alkohol und setzt soviel verdünnte Schwefelsäure hinzu, dass die Mischung nach dem Umschütteln deutlich sauer reagirt. Dann erwärmt man, filtrirt und erhitzt das Filtrat zum Kochen; sind Gallenfarbstoffe zugegen, so geht bei vorhandener überschüssiger Schwefelsäure die grünlich gelbe Farbe der Flüssigkeit schnell in prächtiges Dunkelgrün über; bei fortgesetztem Kochen zuweilen, nicht immer, in dunkelblau.
Galleufarbstoffo im Harn deuten gowöhnlicli darauf hin, dass der Abfluss der Galle von der Leber nach dem Darme gehemmt und in Folge der Stauung ein Uobertritt der Farbstoffe ins Blut stattgefunden hat. Man beobachtet dieselben constant und auffällig beim Icterus, der ja meistens bei unsern Hausthieren, besonders beim Hunde, durch eine VerschweLung der Ausmündungsstelle des Gallenganges bei Darmkatarrh oder Katarrh der Gallengängo zu Stande kommt. Forner aber auch bei acuten Erkrankungen der Gallenblase und der Leber (dagegen nicht bei chronischen Erkrankungen der Leber, Cirrhose, Echinococcen). Da der Icterus sich durch die Gelbfärbung der Schleimhäute schon ausspricht, so hat die Gmelin'sche Probe hierbei keinen diagnostischen, wohl aber einen prognostischen Werth, da jede Abnahme der Gallenfarbstoffe im Harn ein günstiges Zeichen ist und eine Abnahme der Gallenstauung andeutet.
Auch bei andern Krankheiten treten Gallenfarbstoffo im Harn, in der Kegel neben Gelbfärbung der Schleimhäute, auf. Es sind dies
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einestheils Loidon mit besonderem Ergriffensein des Blutes (Typhus des Pferdes, Influenza), andrerseits Pneumonien, Pleuritiden etc. Ob in diesen Fällen die Gallenfarbstoffe sich aus dem Haemoglobin der zerfallenden Blutkörperchen bilden (haematogener Icterus), oder ob die bei diesen Krankheiten auftretende parenchymatöse Schwellung, oder passive Hyperaemie der Leber, oder die begleitenden Darmkatarrhe eine Vßrschwellung der Gallenwege, Stauung der Galle und Resorption der Farbstoffe bewirken, ist bis jetzt nicht entschieden. Auch hier ist das Ergebniss der Gmolin'schen Probe prognostisch wichtig; Gallenfarbstoffe beweisen stets eine höhere Intensität der Erkrankung.
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Gallensäuren.
Zum Nachweis der Gallonsäuren im Harn bedient man sich der „Pettonkofer'schen Gallenproboquot;. von Pettenkoffer fand, dass wenn man zu einer, in wässriger Lösung befindlichen Gallensäure oder einem gallensauren Salze ein wenig Eohrzucker und dann allmälig tropfenweise unter Umschütteln conc. Schwefelsäure mit der Vorsicht setzt, dass sich die Flüssigkeiten nicht über 70deg; erwärmen, die Gallensäuren zunächst gefällt werden und die Flüssigkeit trüben, dann bei weiterem Zusatz von Schwefelsäure sich wieder lösen und beim noch weiteren Zusatz von Schwefelsäure zuerst eine kirschrothe, dann prachtvoll purpurrothe Färbung der Flüssigkeit eintritt, die beim längeren Stehen, innerhalb 6—8 Tagen, in eine blaurothe Farbe übergeht.
Soll die Probe mit gallensäurehaltigen Harn gelingen, so muss dieser zunächst eiwoissfrei sein; ist dies der Fall, dann sev.zo man zur Hamprobe im Eeagensglas eine winzig kleine Menge Eohrzucker oder besser noch 2—3 Tropfen einer Zuckerlösung von bekanntem Gehalte (1 Theil Zucker auf 4 Theile Wasser). Bevor man mit dem Schwefelsäure-Zusatz beginnt, halte man ein Gefäss mit kaltem Wasser in Bereitschaft, damit die im Probirglas befindliche, nach Zusatz von conc. Schwefelsäure sich stark erwärmende Flüssigkeit durch Eintauchen und Umschwenken im kalten Wasser abgekühlt werden kann, aber nicht so weit, dass die Flüssigkeit ganz erkaltet, Wärmegrade von ca. 50—60deg; muss die Flüssigkeit behalten, sonst tritt die Eeac-tion nicht ein oder unendlich verlangsamt. Den Zusatz von Schwefel-
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säure regnlirt man am besten dadurch, dass man die Scliwefelsäure in eine Pipette aufnimmt und aus dieser nur tropfenweise die Schwefelsäure zum mit Eohrzucker versetzten Harn unter stetem Umschütteln und zeitweisen Abkühlen im kalten Wasser treten lässt; im Anfange setzt mac. nur wenige Tropfen Schwefelsäure auf einmal zu, weil sich die Flüssigkeit sehr stark erwärmt; später ist dies woniger der Fall, und kann jetzt der Schwefelsäure-Zusatz schneller und reichlicher, aber immer tropfenweise, vor sich gehen. Man muss viel Schwefelsäure zusetzen, ehe die Reaction eintritt, vielleicht soviel davon, als das Harnvolumen im Propirglase ursprünglich ausmachte; sobald eine blasse kirschrotho Färbung eintritt, hört man mit dem Zusätze von Schwefelsäure auf und stellt das Probirglas ruhig zur weitern Beobachtung in's Eeagensgestell. Die kirschrothe Färbung nimmt immer mehr zu bis zum Purpur- und Blauroth.
Vorübung mit reinen gallensauren Salzen und zwar mit minimalen Mengen davon, ist nothwendig, um die erforderliche Geschicklichkeit zur Ausführung der au sich so einfach erscheinenden Eeaction zu erlangen.
Wenn der Harn eiweisshaltig, wird das Eiweiss zuerst durch Kochen und Zusatz von Essigsäure coagulirt und abliltrirt, das Fil-trat verdampft mau zur Syrupsconsistenz auf Wasserbad, den Eück-stand zieht man mit hoissem Alkohol aus und filtrirt und verdampft den alkoholischen Auszug auf Wasserbad zur Trockne, nimmt den Eück-stand in wenig Wasser auf, setzt Zucker und Schwefelsäure zu, wie oben angegeben.
Die gelben Harnfarbstoffe, die nach dem angegebenen Verfahren nicht aus dem Harn entfernt sind, alteriren das Farbenspiel der Gallensäureprobe bedeutend, die Farben behalten einen unreinen Ton.
Ecinere Resultate erhält man nach der allerdings sehr complicirten Methode von Hoppe-Seyler. Weniger complicirt erscheint die Methode von Diagendorf: 150 Grm. Harn werden mit Salzsäure angesäuert, dann #9632;wiederholt mit Chloroform, ca. 30 Grm., ausgeschüttelt. Das Chloroform wird filtrirt, verdunstet, der Rückstand mit einigen Tropfen kohlensaurer Natronlösung aufgenommen und damit die Gallenprobe angestellt.
Gallensäuren wurden bisher nur selten im Haru und zwar nur bei hochgradiger Gallenstauung neben Icterus beobachtet; ihr Vorhandensein ist deshalb stets ein prognostisch sehr ungünstiges Zeichen.
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#9632;;#9632;#9632;quot;
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Harnzucker oder Traubenzucker.
Die Untersuchung auf Zucker im Harn kann nur im ei weis s-froien g-eschelien: neutraler oder alkalischer Harn wird mit Essigsäure schwach angesäuert, zum Kochen erhitzt und filtrirt.
Enthält nun dieses Piltrat oder der ursprünglich eiwoissfreie Harn Zucker, so ist dieser in Form von Trauhonzucker darin. Dieser hesitzt die Eigenschaft, Kupferoxyd in alkalischer Lösung schon in der Kälte zu Oxydul zu verwandeln; das blendendweisse Wismuth-0x3d oder basisch salpetersaure Wismnthozyd beim Erwärmen durch Eeduction zu schwärzen; Cyanquecksilber in alkalischer Lösung vollständig zu metallischem Quecksilber zu reduciren. Der Traubenzucker ist direct gährungsfähig d. h. er zerfällt ohne weitere Veränderung in schwachsaurer Lösung bei Gegenwart von Hefo und mittlerer Temperatur in Kohlensäure und Weingeist.
Auf diesen genannten Eigenschafton dos Traubenzuckers beruhen seine hauptsächlichsten Bcstimmungs- und Kachweisungsmethoden, worunter die Gährungsmethode dem Arzte nicht zu empfehlen, wegen Umständlichkeit und üngenauigkeit.
1. Zuckerprobe nach Trommer: 2 — 3 CG. eiweissfreien Harn verdünnt man mit 4—6 CG. destillirtom Wasser im Probirglase, setzt Kali- oder Natronlauge zu bis zur alkalischen Eoaction (ein TJeborsehuss davon schadet nichts). Entsteht dadurch oder beim ganz gelinden Erwärmen ein bedeutender Niederschlag von kohlensauren oder phosphorsauren Erden, so filtrirt man diesen ab, und setzt nun so lange tropfenweise eine verdünnte Lösung von schwefeisaurem Kupferoxyd (3,5 Grm. krystallisirtes schwefelsaures Kupferoxyd gelöst in 100 Grm. aq. destill.) hinzu, als der entstehende Niederschlag von Kupferoxydhydrat sich wieder löst und die Lösung nur eben ganz schwach getrübt, aber deutlich blau gefärbt erscheint.
Man erhitzt nun allmälig bis nahe zum Kochen; enthält der Harn Zucker, so bildet sich oben an der Oberfläche der heissen Flüssigkeit eine gelbe Wolke, die sich allmälig über die ganze Flüssigkeit ausbreitet und endlich als gelbes oder rothes Kupferoxydul beim ruhigen Hinstellen des Probirglases zu Boden fällt. Sofort nach dem Erwärmen verschliesse man das Probirfflas mit einem dicht-
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scWiesscnden Korke, um den Luftzutritt abzuhalten; bei vollständiger Reduction dos vorhandenen Knpferoxydsalzes setzt sich das Oxydul zu Boden des Glases und die überstehende Flüssigkeit erscheint farblos. Das metallische rotlie oder gelbe Kupforoxydul liegt schwer zu Boden und ist wohl kaum zu verwechseln mit dem leichtflockigen, bräunlichen Niederschlag von, nach Zusatz von Kalilauge, ausgeschiedenen Phosphaten, sofern diese nicht vorher abflltrirt sein sollten, was deshalb unter allen Umständen anzurathen. Ooifuet man das Probirglas und giesst Niederschlag mit Flüssigkeit in eine Schale and lässt diese an der Luft stehen, so oxydirt sich das Kupferoxydul all-mälig wieder, was deutlich an der wiederkehrenden blauen Färbung zu erkennen.
Entwickelt der Harn beim Kochen mit Kalilauge Ammoniak, durch den stechenden Geruch erkennbar, so soll man, nach anderwärts gegebenen Vorschriften, längere Zeit zur Vertreibung des Ammoniaks leochen, weil die Abscheidung von Kupferoxydul unter diesen Verhältnissen erschwert und verlangsamt wird. Dieses Kochen ist sehr bedenklich, weil die Keaction dadurch gestört wird und möglicher Weise im Harn noch andere eiwoissartige Stoffe sind, die reducirend auf Kupferoxyd beim Kochen wirken; in der Kälte reduciren diese Stoffe das Kupferoxyd nicht. Immer stelle man desshalb mit einer zweiten Portion von demselben Harn eine Gegenprobe an, indem man diese Portion genau, wie angegeben, mit Wasser, Kalilauge und Knpfer-salz versetzt, aber nicht kocht und überhaupt nicht erwärmt, sondern bei gutem Verschluss im Dunkeln, vor Lichtzutritt geschützt, im Probirglase 12—24 Stunden ruhig stehen lässt. Ist Zucker im Harn, so erfolgt auch hier Abscheidung von reducirtem, gelben oder rothen Kupferoxydul, weil der Traubenzucker die Eigenschaft besitzt, Kupferoxyd schon in der Kälte, bei gewöhnlicher Stubentemperatur, zu Oxydul zu reduciren.
2. Probe nach Böttcher: Zur eiweissfreien Harnprobe setze man einen reichlichen Ueberschuss einer concentrirten Lösung von kohlensaurem Natron. Hierauf eine kleine Menge von Wismuthoxyd oder basisch salpetersaurem Wismuthoxyd und koche: Enthält der Harn Zucker, so wird das weisse Wismuthsalz unter Schwarzfärbung reducirt und die überstehende Flüssigkeit braun gefärbt.
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Die geringste Schwarz- oder Graufilrbung- des blendend weissen Salzes zeigt die Gegenwart von Zucker an.
Anhaltendes Kochen, mindestens eine Viertelstunde lang, ist bei dieser Probe sehr nothwendig.
Es ist sehr zu rathen, neben der Trommer'sehe Probe auch die von Böttcher als Controllo anzuwenden, da Gegenwart von Harnsäure, Schleim etc. im Harn Eeduction des Kupferoxyds zu Oxydul bewirken, und wiederum andere Stoffe, so Peptone, Pepsin, Kreatin, Kreatinin, Ammoniak und überhaupt Körper, die beim Erhitzen mit Kali Ammoniak liefern, die Ausscheidung des Kupferoxyduls verhindern.
Der sichere Nachweis des Zuckers im Harn kann in diesen zweifelhaften Fällen nur durch sehr umständliche Manipulationen geliefert werden, deren ausführliche Beschreibung hier zu weit fahrt; ebenso ist betreffs der quantitativen Zuckerbestimmungsmethoden nach von Eehling und Knapp auf die Eingangs citirten Lehrbücher zu verweisen.
Zucker wurde bislang im Harn der Hausthiere nur selten beobachtet und beachtet. Normaler Weise soll er im Ptinder- und Schaf harn in kleinen Mengen nach verschiedenem Futter vorkommen (Gorup). Bei säugenden Hündinnen soll der Harn zuckerhaltig werden, sobald die Jungen längere Zeit am Säugen gehindert werden (Sinety). Das anhaltende Auftreten von Zucker im Harn in beträchtlicheren Mengen neben gleichzeitiger Poly-nrie und Abmagerung, zuweilen auch Albuminurie, ist stets krankhaft und wird als Zuckerharnruhr (Diabetes mellitus) bezeichnet. Die Krankheit ist bis jetzt nur selten bei Pferden und Hunden beobachtet. Vorübergehend und ohne Polyurie wurde Zuckergehalt des Harns (Meliturie) nur bei einem Pferde (Haubner) beobachtet.
Obgleich experimentell durch Verletzung des Bodens des 4. Gehirnventrikels Zuckerliarnruhr erzeugt werden kann (Bernard), ist es bis jetzt nicht gelungen, eine allgemein gültige Erklärung der Genese der Zuckerharnruhr aufzustellen.
Harnstoff.
Ein qualitativer Nachweis des Harnstoffs geschieht nach verschiedenen Methoden, die meist complicirt sind; die einfachste ist die von Liebig: Man fällt vermittelst Aetzbaryt und salpetersaurem Baryt (eine Mischung von 1 Volumen einer kaltgesättigten Lösung von salpetersaurom Baryt und 2 Volumen eines kaltgesättigten Barytwassers), Phosphate, schwefel- und kohlensaurem Salze des Harns vollständig aus, so dass das Piltrat davon ganz klar und rein ist, dampft dieses zum Syrup ab, zieht den Eückstand mit gewöhnlichem Alkohol aus, filtrirt und verdampft wieder, nimmt den syrupösen
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Eüclistand in absolutem Alkohol auf und lässt den Harnstoff ans-kr3-stallisiren.
Dieser qualitative Nachweis des Harnstoffs -svird clesshalb weniger oft Yorgenommen, weil er ohne Werth und nur die quantitative Bestin.mung der täglich ausgeschiedenen Harnstoffmenge Rückschlüsse auf den jeweiligen Krankheitszustand gestatten würde. Bis jetzt fehlen derartige Bestimmungen, hei unseren Hausthieren.
Hippursäure.
Zum Nachweis der Hippursäure verdampfe man 100 oder 200 CCL frisch entleerten Harn in einer Abdampfschale (was über freiem Feuer geschehen kann) auf die Hälfte seines Volumens, setze dann reine conceutrirte Chlorwasserstoffsäure dazu: auf 100 CC. Harn 10 CCL Chlorwasserstoffsäure.
Die je nach 24—48 Stunden oder in längerer Zeit sich ausscheidenden Hippursilurekrystalle bringe man auf ein Filter, lasse die Mutterlauge abtropfen und wasche so lange mit Wasser, bis das ab-fliessende Auswaschwasser farblos erscheint.
Die auf dem Filter befindliche Hippursäure ist zwar nicht ganz. rein, sondern noch mit Farbstoffen gefärbt, wesshalb sie auch in diesem Zustande rohe Hippursäure genannt wird; ihre charakteristischen Eigenschaften lässt sie aber auch in diesem Zustande erkennen. (Siehe mikroskopische Untersuchung des Harnsediments. Fig. 28.)
Frisch gelassener Harn ist deshalb zu benutzen, weil im gestandenen Harn die Hippursäure bereits in Benzoüsäure und Loimzucker zerfallen ist.
Die qualitative Bestimmung der Hippursäure hat ebensowenig Bedeutung, wie die des Harnstoffs; nur die Bestimmung der täglich ausgeführten Mengen könnte möglicher Weise zu Rückschlüssen auf die Krankheit führen. Bis jetzt liegen derartige Untersuchungen bei Krankheiten nicht vor, dagegen existiren zahlreiche Beobachtungen über das Verhalten der Hippursäuremengen in gesunden Thieren. nach verschiedenen Futtermitteln.
Es ist durchaus von der Fütterung abhängig, ob sich nach Zusatz der Säure zum Harn sogleich sehr viel Hippursäure in Krystallen abscheidet, oder erst nach längerem Stehenlassen des Harns geringere Mengen davon.
Bei reinem Gras- oder reinem Wiesenheufutter scheiden sich im Pferde-, Rinder- und Schafharn Hippursäurekrystalle in grossen Massen aus; die ganze Flüssigkeit erstarrt bei Schafen nach Zusatz der Chlorwasserstofisäure zum eingeengten Harn zu einem Krystallbrei; auch bei Strohfütterungen, Haferstroh, Weizonstroh, ist in ähnlicher Weise dies der Fall. Henne-
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berg und Stohmann fanden bei Futter von Hafer- und Weizenstroh, mit geringem Zusatz von stiekstoffreiehem Bohnenschrot, im Rinderharn 2.1 bis 2,7 Procent Hippursäure. Bei Klee- und Kleeheufutter nimmt die Hippur-siiure-Ausscheidung in auffallender Weise ab, man muss Jen angesäuerten Harn lange Zeit und in der Kälte stehen lassen, ehe die Abscheidung von wenigen Krystalkn der Hippursäure erfolgt; ein gleiches ist der Fall bei reichlicher Fütterung von WurzelMchten.
Es finden sich bei verschiedener Fütterung pro Tag Hippursäure:
beim Pferde: 65, 140 bis !65 Grm.;
beim Rinde: 10, 25, 30, 67,5, 100, 105, 130, 150 bis 160 Grm.;
beim Schafe: 3, 3,5 4,5, 5,5, 8 5, 10, 12, 13, 22,5, 25 bis30 Grm. Im Harn der Fleischfresser bei Fleischnahrung verschwindet sie gänzlich aus dem Harn, bei Pflanzenkost wird sie aber auch im Harn dieser Thiere gefunden.
Harnsäure.
Eiweissfreier Harn wird mit Salzsäure roichlick versetzt, gut umgerührt und dann 24 Stunden ruhig stehen gelassen.
Ist der Harn eiweisshaltig-, so congulirt man das Eiweiss in der unter Prüfung des Harns auf Eiweiss Seite 88 angegebenen Weise, filtrirt, setzt zum oiweissfreiou Eiltrat viel Essigsäure und lässt stehen.
Sehr verdünnte Harne können erst vor Zusatz der Säure ein Stück eingedampft werden.
Die Harnsäure, wenn vorhanden, setzt sich in Krystallen zu Boden, die man auf ein Filter bringt und erst mit Wasser, dann mit Alkohol wäscht, wodurch gleichzeitig mitauskrystallisirte Hippursäure, Benzoösäure und Farbstoffe entfernt werden, da diese Stoffe in Wasser und Alkohol löslich, die Harnsäure aber nicht.
Zur weitem Eeinigung kann man die Harnsäure-Krystalle auch noch mit Ammoniak waschen, da Harnsäure in Ammoniak unlöslich: (in Kalilauge oder Natronlauge ist sie aber löslich). Wurde die Harnsäure durch Essigsäure ausgefällt, alsdann ist sie auch mit Salzsäure zu waschen, um etwa mit auskrystallisirtcm, in Essigsäure unlöslichen, Oxalsäuren Kalk dadurch zu entfernen.
lieber die Form der Harnsäurekrystalle siehe die mikroskopische Untersuchung der Sedimente. Fig. 27.
Die Krystalle sind weiter zu prüfen durch Anstellung der sogenannten von Pettenkofer'schen Murexidprobe: man bringt einige Krystalle vom Filter in ein Porzellanschälchen lässt ein paar Tropfen
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concentrirto Salpetersäure darauf fliosamp;en, und verdunstet auf Wasserbad bis zur völligen Troelcniss.
Bestanden die Krystalle aus Harnsäure, so lösen sie sich unter lebhafter Gasentwicklung in Salpetersäure, geben beim Verdampfen eine gelbe Masse, die bei völliger Trockniss im erwärmten Porzellan-schälchcn zwiebelroth gefärbt erscheint. Taucht mau jetzt einen feinen Glasstab in Aetzammoniak und lässt das am Stabe haftende Tröpfchen an der quot;Wand des Scliälchens herab zur zwiebclrotheu Masse fliessen, so nimmt sie eine prachtvolle purpurrothe Farbe an: setzt man in gleicher Weise ein Tröpfchen Natronlauge dazu, so ist die entstehende Farbe blauroth. Ucbersclmss von Ammoniak und Natronlauge ist zu vermeiden.
Hippursäure oder Bonzoesäure und andere Salze mit Salpetersäure eiugedampft, hinterlassen einen braunen Eückstand, ohne Farbespiel nach Zusatz von Ammoniak oder Natronlauge.
Harnsäure und harn saure Salze kommen normal im Harn der Fleischfresser und, nach Fleischkost auch der Pflanzenfresser, gewöhnlich gelöst, vor und scheiden sich nur selten bei grosser Concentration und nach Abkühlung, oder bei Zusatz von Säuren aus stark saurem Harn ab. Abnorm vermehrt, finden sie sich, wahrscheinlich in Folge von starkem aber unvollkommenen Umsatz von Eiweisskörpern, besonders bei hohen Fiebern und fieberhaften Brnstaffectionen auch bei Pflanzenfressern z. B. beim Pferde, bei hochgradiger Influenza, sowie bei anhaltendem Hunger. Harnsauros Ammon wurde im Fleisch-fresserharn bei Blasenleiden in Folge von Zersetzung des Harns angetroffen, wobei er alkalisch reagirte.
Indican.
Zum Nachweis des Indicans bedient man sich am besten der Methode von Jaffe: Zu mit gleichem Volumen reiner Chlorwasserstoffsänre versetzter Indicanlösung (indicanhaltigen Harn) setzt man einige Tropfen Chlorkalklösung unter Umschiitteln: Das Gemisch färbt sich sofort intensiv blau und nach einiger Zeit setzt sicli der Indigo in blauen Flocken ab.
Die OMorkalMösung bereitet man sich aus frisch dargestelltem Chlorkalt, indem man diesen in destillirtesWasser einträgt und darin zertheilt und flltrirt; das Filtrat muss stark nach Chlor riechen, wenn es benutzt werden soll.
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Wenn wenig ludican im Harn, lässt sich dieses noch nachweisen dadurch, dass man anf den mit Salzsäure angesäuerten Harn im Eeagensglaso die Chlorkalklösung mittelst langsamen Zufliessenlassens aus der Pipette aufschichtet; an der Zone beider Flüssigkeiten tritt bei Indicangehalt blaue Färbung ein. Es ist nothwendig, dass der Harn oiweissfrei ist, weil Eiweissstoffo mit Salzsäure auch Blaufärbung #9632;zeigen.
Ein üeberschuss von Chlorkalklösung ist bei Anstellung der Eeaction nicht besonders schädlich. Im Pferdoharn lässt sich die Bestimmung direct ausführen, weil dieser sehr indicanroich (in 1000 Cc. Pferdeharn fand Jaff e 152 Milligramm Indican). Indigo, 'als Zer-setzungsproduct des Indicans, tritt häufig schon von selbst im faulenden Pferdehiirn auf und bildet beim ruhigen Stehen ein blaues irisirendes Häutchon auf dessen Oberfläche.
Indicanarme Harne, wie Hundeharn, müssen vorher concentrirt werden. Das Verfahren der Concentration ist leider zu umständlich, als dass dessen Ausführung hier angegeben werden könnte.
Da nur die Abscheidung von blauen Indigoflocken beweisend für die Gegenwart von Indican im Harn ist, so macht sich auch die Methode von Hoppe-Seyler angewandt, sehr empfehlenswerth, da sie nicht allzu umständlich und auch bei weniger concentrirten Harnen Anwendung finden kann.
Der frische Harn wird mit Bleiessig gefällt und nach den Ab-filtriren dieses Niederschlags mit Ammoniak weiter ausgefällt; dieser letzte Niederschlag wird auf ein Filter gesammelt und auf dem Filter mit concontrirter Salzsäure übergössen und einige Stunden stehen
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gelassen. Der gebildete Indigo geht grössten-theils zunächst mit einem Theile des Chlorbleies durchs Filter, scheidet sich aber im Filtrat nach einigen Stunden aus und kann nun in einem Asbestpfropfen, der in einen Trichter gesteckt ist,
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Fig. 22. Indigokrystalle aus Pferdeharn,
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gesammelt und durch Waschen mit heissem Wasser
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vom Chlorblei und Säure gereinigt werden. Indigo sublimirt beim Erwärmen auf ca. 300deg; zu purpurfarben und blauen, eigenthümlich geformten Krystallblättchon. Siehe Fig. 22.
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Das Indican scheint vom Indol (einem Produete der Verdauung von Eiweisskörpern durch Panereassaft) herzuriihen (Jaffe). Es findet sich im Harn aller Thiere, stärker hei Nreicher. schwächer hei Narmer-Nahrung and heim Hunger und ist pathologisch hei Unwegsamkeit des Dünndarms, bei Lehercarcinom des Menschen, bei Osteoporose des Pferdes heohachtet worden. Der diagnostische Werth des Indicans ist his jetzt nicht genügend hokannt.
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Mikroskopische Untersuchung des Harns.
Von Wichtigkeit ist ferner die mikroskopische Untersuchung des Harns resp. der Harnsediraente, d. h. der körperlichen Beimengungen, die eine mehr oder weniger starke Trübung bedingen. Sie sind entweder schon im Harne, wenn derselbe entleert wird, oder scheiden sich beim Erkalten und längeren Stehen aus Ferner bleiben sie zuweilen gleichmässig in der Flüssigkeit vertheilt, besonders beim schleimigen Pferdeharn und bei grösserer Feinheit, oder senken sich, wenn sie gröber und schwerer, und bilden so einen deutlichen Absatz. Man unterscheidet organisii te (Blut-, Eiter-, Cylinder- etc.) und nicht orga-nisirte Sedimente (krystallinischo und amorphe etc.).
Zur mikroskopischen Untersuchung entnimmt man dem Harne einen Tropfen mittelst eines Grlasstabes oder wenn man, was schneller zum Ziele führt, den Bodensatz untersucht, mittelst einer Pipette oder Glasröhre (siehe pag. 11). Die mikroskopische Untersuchung geschieht meist, und besonders zur ersten Orientirung, mit den mittleren, zuweilen mit den stärkeren Systemen.
Von den nicht orgatiisirten Sedimenten sind die häufigsten folgende:
1. Kohlensaurer Kalk (Fig. 23) tritt in anscheinend verschiedenen
Formen auf. Ursprünglich scheidet Hg.SS. KoWen.aBierKalkau.Pferdeham.
er sich in kaum wahrnehmbaren, kleineu Ehomboedern aus, welche sich senkrecht ühereinanderstellen oder rosettenartig anordnen. Durch weitere
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Anlagerungen runden sich die freien Enden mehr ab und so entstehen die charakteristischea, biscuit- oder trommelschlägel-(dumbbeU-)förmigen, glänzenden Körper, Kreuze oder Eosetten. quot;Weiter werden daraus förmliche Doppelkugeln oder einfoche Kugeln oder Kugelhaufen mit radiären Streifen, concentrischon Schichtungen und auffälliger gelblicher Färbung. Zur Controlo fügt man einen Tropfen Essigsäure zu. Es verschwinden dann die Sedimente unter Blasenbildung (CO;,-Ausscheidung); nur die grösseren Kugeln hinterlassen eine ganz matte Zeichnung, wahrscheinlich von organischer Grundlage herrührend.
Der kohlensaure Kalk ist ein normaler Bestandtheil dos Pferde-und oft des Einderharns. Er fohlt bei allen erheblichen inneru Krankheiten, wo saurer Harn auftritt, und bei gestörter Eespiration. Wiederauftreten desselben im Harn bei Eespirationskrankhcitcn ist ein günstiges prognostisches Zeichen einer freieren Eespiration.
2. Oxalsaurer Kalk (Fig. 24) krystallisirt in glänzenden, stark lichtbrechenden, scharfkantigen Quadratoctaedern oder quadratischen
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Prismen mit pyramidalen Endflächen. Da die Krystallo sich sehr häufig von oben präsontiren, so werden sie mit der quadratischen, selten länglichen Briofcouvertform verglichen, deren sich kreuzende Streifen durch die Kanten der dom Auge zugekehrten Octaederflächen gebildet worden. Sie lösen sich nicht in Essigsäure, dagegen in stärkeren Mineralsäuren. Verwechslungen mit dem
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Fig. '24. Oxalsaurer Kalk
aus Pferdebarn, oben rechts seltnere Formen.
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in ähnlichen Formen auftretondon Kochsalz sind leicht zu vermeiden, da sich letzteres durch Zusatz
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von Wasser löst. Seltner sind ovale Tafeln oder Sanduhrformen, welche sich nur durch ihre Unlöslichkeit in Essigsäure von ähnlichen Formen des kohlensauren Kalkes unterscheiden lassen (Foser). Kommt vor normal im sauren, neutralen und alkalischen Harn aller Thiergattungeu, jedoch sparsam. . In grösseren Mengen und so selbst ein glitzerndes Sediment bildend bei Fiebern und besonders Krankheiten der Eespirationsorgane mit verminderter Sauerstoffaufnahme (besonders bei Lungenentzündungen und Starrkrampf). Häufig findet man ihn vermehrt bei dämpfigen Pferden; ob regel-mässig (und deshalb diagnostisch verwerthbar), müssen zahlreichere
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üntcrsucliungen erst nocli feststellou. Mit fortschreitender Besserung wird bei Pferden der Oxalsäure Kalk durch kohlensauren verdrängt. Beim Menschen tritt oxalsanrer Kalk nach Genuss von oxal-silurehaltigen Pflanzen (Sauerklee, Sauerampfer) auf; wie weit dies bei den Thieren der Fall ist, bleibt näheren Unteräuchungen vor-bebalten.
3.nbsp; nbsp;Phosphorsaure Ammoniak-Magnesia (siehe Fig. 25), Tripel-phosphat. Die Krystalle zeigen verscbiedone Formen des rhom
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bischen Systems, meist die des vertikalen 3-, 4- und G-seitigen Prismas mit verschieden geformten Endflächen; am bezeichnendsten sind die sogenannten Sargdeckelformen, welche sich immer vorfinden. In Wasser unlöslich, wohl aber in Essigsäure.
Tritt im frischen Harn gesunder
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Thicro nie auf. Da Tripelphosphat sich
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Fig, 25. Tripelphospliatkrystalle aus Pferdeharn.
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bei Gegenwart von phosphorsauren Sahen und Ammoniakverbinduugen bildet, so findet man dasselbe im Fleisch-fr esserharn, wenn bereits abnorme Umsetzungen desselben in der Blase stattfanden (Blaseukatarrh) oder wenn normaler Harn längere Zeit steht. Im Urin der Pflanzenfresser beobachtet man Tripelphosphat in der Eegel im Eeconvalosceuzstadium nach hochgradigen Fiebern (mit starker Eiwoisszersetzuug) im neutralen und alkalischen Harn nach einigem Stehen, sowie bei der Fäulniss des Fieberharns. Ebenso findet es sich bei Blasenkatarrhon der Pferde (siehe Fig. 31).
4.nbsp; nbsp;Phosphorsaurer Kalk, beim Kochen (durch Verjagung der ihn lösenden Kohlensäure) sich stärker ausscheidend, erscheint amorph in feineu, stark lichtbrechendeu Körnchen, sehr selten in nadelförmigen Krystallen. Löslich in Essigsäure ohne nachfolgende Krystallaus-schoidung.
Normal selten aus dem Fleischfresserharn sedimentirend, wohl aber nach alkalischer Zersetzung desselben bei der Fäulniss oder bei Blasenleiden neben Tripelphosphat. Bei Pflanzenfressern neben letzteren unter denselben Bedingungen; ferner bei Knochenbrüchigkeit (siehe pag. 97).
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Si edamgro tz k y u. Hofmeister. Dingnostik.
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5. Schwefelsaurer Kalk, Gyps (Pig'. 2G), krystallisirt in kurzen und dicken Tafeln und in langen und säulenförmigen Prismen des mouoklinisclion Systems, oft zu Drusen vereint, löst sicli in Wasser,
Essigsäure und kalten Mineralsäuren
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Gypskrystallc aus Pferdeharn.
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Er tritt auf zuweilen in saurem Pferdeharn, bildet sich auch in alkalischem beim Ansäuern, und zwar dann, wenn Alkalisulfate und Calciumcarbonate vorhanden sind. Nach Zusatz von Essigsäure entstellt eine vorübergehende Klärung durch Bildung des löslichen Calciumacetats und hierauf durch Umsetzung zu
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Calciumsulfat und Katriumacetat
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eine Trübung (Feser und Friod-berg er). Letztere kann Eiweiss vortäuschen, verschwindet aber nach Zusatz von HC1. (siehe auch pag. 91). Wurde beobachtet nach Verabreichung von schwefelsauron SaJzen.
G. Harnsaure Salze und Harnsäure. Die sauren harnsauren Salze erscheinen amorph in kleinen, rundlichen oder eckigen Körnchen, theis einzeln, theils moosartig zusammenliegend; sehr selten krystalünissh, und zwar harnsaures Natron in prismatischen
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4: quot;^ fv
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Krvstallen (in Büschelform), Doppelkugeln oder dumbbells, harn säur es Amm o n in dunkeln Kugeln oder Kugol-aggregaton, welche igelartig mit Spitzen besetzt sind. Da die natürlich vorkommenden Sedimente meist nicht charakteristisch genug sind, so dient zu ihrer Erkennung der Zusatz von Salzsäure oder
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Essigsäure, wonach die Harnsäure
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jr. 27. IliirnsUurekrystnlle: a aus Pferdeharn, b aus Ilundeharn.
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(Pig. 27) in Krystallform sich ab-
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scheidet. Letztere erscheint in gelblich bis bräunlich gefärbten, sehr verschiedenen Krystallformon, am häufigsten in rhombischen Tafeln mit abgerundeten stumpfen Winkeln
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(Wetzsteinform), einzeln oder zu Eosetten und Hellebardon g-eMnft. Seltner sind rliombisclie Prismen und Nadeln (beim Pferde, Fes er) drusig und büscMig zusammeuliogend. Die undeutlichen Krystallibrmen werden deutlicher, wenn mau die Harnsäure' erst durch Kalilauge löst und dann durch HOL langsam abscheidet.
Harnsäurekrystalle lösen sich nicht in Wasser, Essig- und Salzsäure, dagegen in Alkalilaugen, Schwefelsäure, Salpetersäure. Weiteres siehe: Murexidprobe pag. 108, Bedeutung pag. 109.
7.nbsp; nbsp;Hippursäure (siehe Fig. 28) erscheint seiton als natürliches Sediment in concontrirtem und stark saurem Harn, meist unter dem
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Mikroskop nach Anwendung von Säuren.
Die Krystalle sind rhombische, 4seitige Prismen mit 2 oder 4 schrägen Endflächen oder Nadeln, einfach oder drusig gehäuft. Bei langsamer Ausscheidung gewinnen sie Aehnlichkoit mit Tripolphosphat, von welchem sie sich durch ihre Nichtlöslichkoit in Salzsäure unterscheiden lassen.
Hippursäure ist ein normaler Bestand-
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Hippursänrekrystalle
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theil des Pflanzenfressorharns (siehe pag. 107).
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aus l'fcrdüharn.
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Im Fleischfresserham erscheint sie nach
Verabreichung von Bcnzoüsäure, welche sich im Körper mit Ghcin zu Glycobonzoesäure = Hippursäure paart. Ueber etwaige Ver
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änderungen derselben in Krankheiten fehlen bis jetzt Beobachtungen.
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8.nbsp; Hippursaurer Kalk (siehe Fig. 29).
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Die Krystalle scheiden sich beim Eindampfen
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des Harns (b), ebenso bei Eintrocknung mikroskopischer Präparate von concontrirtem Pferdeharn am Bande des Deckgläschens (a) aus. Sie bilden rhombische Tafeln, Nadeln und Säuion von gedrungenen Formen.
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Nebensächlich sei erwähnt:
9.nbsp; Cystin, 6seitige Tafeln, meist sehr
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Fig. 29. Hippursaurer Kalk aus
Pferdebarn: si bei natürlicher,
b bei künstlicher Kindlckung.
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regelmässig und gehäuft.
Bis jetzt nur in Harnsteinen des Hundes und einer Katze und als krystal-linisches Sediment der Eindsniere beobachtet. Imllarnnoch nicht nachgewiesen.
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10.nbsp; Tyrosin, ausserordentlich feine, zuweilen zu DoppelLüscheln vereinigte Nadeln. Bis jetzt bei Thiereu nicht beobachtet. Bei Menschen deutet sein Auftreten auf einen massenhaften Zerfall der Proteinkörper.
11.nbsp; nbsp;Kochsalz, krystallisirt in farblosen, scharfkantigen AVürfeln, seltener Octaedern. Die Kiystallo bilden sich zuweilen bei Eintrocknung des Harnpräparates am Bande. Bei gleichzeitigem Vorhandensein von Harnstoffsollen oetaedrische und tetraedrischo Formen entstehen. Löslich in Wasser.
Genügt dio luystallform nicht zur Feststellung der Sedimente, so muss man Eeagentien anwenden. Zunächst giebt man einen Tropfen Essigsäure zum Präparat. In Essigsäure lösen sich: kohlensaurer Kalk mit Luftblasenbildung (CO.,), Tripelphosphat, phosphor-sanrer Kalk, harnsaure Salze unter Abscheidung- von Harnsäure-krystallen. In Salzsäure oxalsauror Kalk.
Wenn aber der Harn sehr schleimreich, dann kann es geschehen, dass der Schleim die Krystalle des ausgeschiedenen kohlensauren Kalkes und des Tripelphosphats so innig umhüllt, dass die Essigsäure sie nicht berühren und lösen kann und selbst beim Kochen des Harns im Eeagensglase nicht löst.
Es ist in diesem Falle unerlässlich, den Harn, bevor man zu seiner weiteren mikroskopischen Untersuchung schreitet, mit Kalioder Natronlauge auszukochen, worin der Schleim löslich wird; die Kalk- und Magnesiasalze sind jetzt leichtlöslich in Essigsäure, unlöslich bleibt der oxalsauro Kalk, welcher in bekannter Form krystallisirt unter dem Mikroskope zu finden. Es bedarf aber oft geraumer Zeit, ehe diese krystallinische Ausscheidung erfolgt; man lasse deshalb den mit Kalilauge gekochten und dann mit Essigsäure stark angesäuerten Harn mindestens 24 Stunden lang ruhig stehen; den Oxalsäuren Kalk, wenn vorhanden, findet man sehr rein auf dem Beden des Eeagensglases auskrystallisirt. Hier treten dann auch seine seltneren Formen auf. Siehe Fig. 24.
Von organisirten Sedimenten kommen vor:
12. Schleim und Epithelien. Schleim ist bis zu einem gewissen Grade normaler Bestandtheil dos Harns, besonders vom Pferde ; er erscheint unter dem Mikroskope oft in fast kaum wahrnehmbaren Scbleimzügen (siehe Fig. 30). Dieselben täuschen Ungeübten leicht hyaline Harncyliuder vor, können jedoch durch ihren wechselnden Durchmesser und durch ihre leichte Verschiebbarkeit beim Druck auf das Deck-
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glas erkannt worden. Ihre Ränder erscheinen meist durch Einlagerung kleinster Körnchen von kohlensaurem Kalke dunkler grannlirt, sie werden deshalb auch entgegen der Vermuthung nach Essigsäurozusatz heller und vorschwinden fast gänzlich; die eigentlich eintretende Mucingerinnung prägt sich unter dem Mikroskope hier nur schwach aus. Vermehrung des Schleimes, schon makroskopisch an der faden-ziehendon bis geleeartigen Boschaffonhoit dos Harns erkennbar, beobachtet man bei auhaltonderon Nierenhyperaomien; am meisten bei Typhus, ferner bei chronisch entzündlichen Zuständen der Nieron und bei Blasenkatarrhen. Verminderung des Schleimes
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sieht man im Fieberharn. Bei den übrigou
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Hausthioren ist der Schleim immer gering, nur bei Blasenkatarrhen vermehrt und dann an wolkigen Trübungen makroskopisch kenntlich; durch das Mikroskop, nur nach Zusatz von Alkohol, Essig
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säure oder Jodtinctur als feinkörnig-faserige Masse
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Epithelzellen sind vereinzelt in jedem Harn nachweisbar, vermehrt jedoch nur bei hype-
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raemischen Zuständen der verschiedenen Abthei-
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lungen dos Harnapparates. Die leidende Stolle zu
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bestimmen, gelingt leicht durch das Mikroskop,
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wenn man die normalen Epithclien der Harnwege sich eingeprägt hat. Eür den Anfänger ist es deshalb rathsam, diese zunächst an anatomischen Präparaten zu untersuchen.
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Fig. liO. Schleim nus dem Nierenbecken eines Pferdes mit SchleiinzUijen, in denen kohlensaure Kalk-krystallc, und Cylinder-nnd Becherzcllen der Schleimhaut desselben.
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Das Epithel der feineren (gewundenen) Nieronkanälchcn kommt vereinzelt selten vor und stellt protoplasma-haltige, rundliche oder polyedrische Zellen dar. Grössere Mengen treten in Form von Cylindorn auf (siehe später).
Das Epithel der Sammelröhren bilden kurze, cylindrische Zellen (Fig. 32 d.), deren bestes Merkmal das Auftreten von gelben Pigmentkörnchen ist.
Das Epithel des Nierenbeckens ist nur beim Pferde charac-toristisch. Etwas höhere, zweimal so hohe als breite Cylinderzellen (Fig. CO), matt grannlirt mit deutlichem Kern, oft mit Fussplatte und
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in der obern Hälfte mit liyalinem Tropfen oder becherartig- aufgetrieben (Becüerzellen), finden sich vereinzelt normal in den Sclileim-ziigen, vermehrt bei Katarrh des Nierenbeckens.
Pflasterepitholien können aus dem Harnleiter, dor Harnblase, der Harnröhre, der Vagina stammen; aus letzterer werden sie oft beim Katheterisiren mit fortgerissen. Vereinzelt haben sie keine Bedeutung; bei zahlreicheren Vorkommen (siehe Fig. 31) sind sie stets mit Schleim und Eiterkörperchem gemischt und zeigen katarrhalische und entzündliche Processo der betreffenden Schleimhäute an.
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Die Form ist wechselnd. Meist erscheinen sie als unregelmässige, ganz durchsichtige Platten mit deutlichem Koni und oft mit kurzen spitzen Fortsätzen an der
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Fig. 31. Bodensatz aus Harn einer Slute mit Blasenkatarrh, enthalt Blasenepithelicn, Schleinikürper-chen, Bacterien und Tripelphosphat.
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untern Fläche; dieselben stammen von der Oberfläche des Schleimhautepithels, dessen obere Schicht sie bilden. Langgezogene Zellen mit langen hyalinen Fortsätzen, welche also keulenförmig oder geschwänzt
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erscheinen, entstammen den mittleren Schichten, und ihr Auftreten deutet tiefer greifende
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Processe der Schleimhaut an. Am häufigsten findet man vermehrte Epith elzellon und zwar im Bodensatz und untermischt mit Bacterien und Tripelphosphat bei Blasenkatarrhen (siehe Fig. 31).
Bei Hunden deuten einzelne grössere, runde Drüsenzellen neben massenhaften Eiterkörperchen, Kugelbacterien und Mycothrix-fäden auf Prostatavereiterungen.
13.nbsp; nbsp; Spermatozoiden, in ihrer bekannten, charactcristischen Form beobachtet man bei Hunden sehr oft im Harn. Bedeutung haben sie nicht.
14.nbsp; nbsp; Pigmentschollen d. h. unregelmässig geformte, gelb bis gelbbraun gefärbte Körnchen oder Körnchonhaufen oder Plättchen stammen aus den Nieren und kommen vereinzelt ohne Bedeutung vor. Bei Hunden sind sehr kleine rhombische Prismen, kreuz weis übereinander gelegt, von gelbrother Farbe, eine gewöhnliche Erscheinung.
15.nbsp; nbsp; Harncyllnder. Unter diesem Namen fasst man fadenförmige
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Gebilde zusammen, welche als Abgüsse der Nierenkanälclien aufzufassen sind. Man kann dieselben, wenn sie nicht zu sparsam, schon mit blossem Auge erkennen, als feine Fädchen, welche sich allmählig senken und so im Bodensatz gehäufter vorkommen. Ihre genauere Bestimmung kann nur mit mittleren und starken Systemen des Mikroskops erfolgen. Dem Aussehen nach unterscheidet man dreierlei.
1.nbsp; nbsp; hyaline Cylinder (Fig. 32a) erscheinen als sehr zart con-tourirte, fast durchsichtige, farblose, leicht biegsame, meist lange
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Fädeu. Wegen ihrer Zartheit werden sie zuweilen übersehen, doch können sie leicht durch die nach Zusatz von Jodjodkaliumlösung eintretende Gelbfärbung deutlicher gemacht werden. Lösen sich in verdünnten Säuren und Alkalien, jedoch nicht in verdünnten Salzlösungen.
2.nbsp; nbsp;granulirte Cylinder (Fig. 32b) treten durch ihre gelbliche Farbe, dunkle Körnung und schärferen Contonren deutlicher hervor; sind meist kürzer, hin und wieder
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eingeschnürt, und weniger biegsam. Oft schliessen sie farblose Blutkör
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Fig. ^2. Ilanicyliiulcr vom Pferde: hyaline, b. granulirte, c. Zellencylinder, d. Epithel der HarnkanUlchen.
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perchen und Nierenepithelien ein.
0. Epithelcylinder (Fig. 32 c) (Zellencylinder) sind meist kürzere, wnrstfSrmige Cylinder, welche dunkelgranulirt erscheinen und bei genauer Betrachtung nur aus Epithelzellon der gewundenen Nie-renkanälchen bestellen, ganz so, wie mau sie erhält durch Abstreichen der Schnittfläche einer Nierenrinde. Daneben finden sich fast stets vereinzelte Nierenepithelien und farblose Blutkörperchen. Durch Essig-sänrezusatz werden sie heller und lassen ihre Zusammensetzung aus Zellen leichter erkennen.
Der Durchmesser sämmtlicher Cylinder schwankt bedeutoud, entspricht jedocht meist dem der graden Harn- und Schleifenkanälchen der Niere.
Die Epithelcylinder sind losgelöste Bruchstücke der Epithe-
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lialiuiskleklnng' der Nierenlcanälclien; ihre Entstehung ist leicht denkbar bei Lockerung des Zusammenhanges zwischen Membrana propria und Epithel. Die Entstehung der hyalinen und granulirten Cylinder ist jedoch noch nicht genügend erklärt. Die frühere Annahme, dass bei hohem Blutdrücke in den Niorenkapillaren Blutplasma in die Harnkanälchen austräte, und dort Faserstoff ausschiede, welches die Form der Kanälchen annähme, ist durch den Nachweis, dass die Cylinder nicht aus Fibrin, sondern aus einem eigenthümlichen Eiweiss-körper (Albuminderivat) bestehen, zurückgewiesen. Am meisten scheint man jetzt anzunehmen, dass die Epithelzellen, die später gerinnende Masse secerniren oder sich in dieselbe umwandeln.
Zwischen hyalinen und granulirten Cylindern scheint ein bedeutender Unterschied nicht zu bestehen, da eine scharfe Grenze sich nicht ziehen lässt, und die organische Grundlage in beiden gleich zu sein scheint. Die körnige Trübung der letzteren scheint zum Theil auf Einlagerungen von kohlensaurem Kalke und harnsauren Salzen oder von Fetttröpfchen zu beruhen, vielleicht dadurch bedingt, dass diese Cylinder langsamer fortgespült worden und deshalb sich leichter mit jenen Stoffen imprägniren können. Wenigstens deutet darauf das Auftreten der granulirten Cylinder in geringerer Menge als der hyalinen, die meist sehr zahlreich erscheinen.
Harncylinder im Harn kommen bei Pferden am häufigsten, selten bei Bindern und Hunden vor und sind stets ein Zeichen einer Kieroncrkrankung und zwar sowohl einer Niorenhyperämio (arteriellen und venösen Stauungsnicre) als auch einer acuten paroncliymatösen und einer chronischen eitrigen Nierenentzündung.
Die Beobachtungen am Menschen, dass Epithelcylinder den acu-teren, die hyalinen und granulirten Cylinder den chronischen Nierenentzündungen (Bright'sche Nierenkrankheit) zukommen, stimmen mit denen bei unsern Hausthieren nicht überein. Nach unseren Beobachtungen kommen hyaline und granulirte Cylinder in massiger Menge bei venöser Stauungsniere als Begleiterscheinung bei Lungen-, Brustfell-, Herzbeutelentzündungen vor. Massenhaftere Cylinder neben Blutkörperchen oder Haemoglobinurie (schwarze Harnwindo) deuten auf eine acute parenehymatöse Nephritis; Verminderung der hyalinen, Auftreten mehr granulirter Cylinder in massiger Menge sind
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Zeichen einer Besserung; Beimengung von Epithelcylindem neben den andern zeigen Verschlimmerung an. Epithelcylinder mit vielen Eiterkörperclien sind Zeichen einer in der Kegel langsam verlaufenden, eitrigen Nephritis.
Die HoffmiDg aus dein Auftreten dieser oder jener Cylinder auf eine bestimmte Art der Nierenerkrankung scliliesscn zu können, bestätigt sich besonders bei Pferden nicht, da die einzelnen Formen vielfach nebeneinander vorkommen. .Te anhaltender Cylinder im Harn vorkommen, und je mehr andere fremdartige Bestandtheile, Blutkörperchen, Eiterkorperchen etc. sich hinzugescllen, desto heftiger und gefährlicher ist die Xicrcnatt'ection.
16. Blut. Schimitzigrotho, bis dunlcolbiorbrannc Farbe dos Urins deutet auf einen Gehalt an Blutbestaudtheilen und kann der Geiibtcro oft schon makroskopisch, durch die Eigciithiunlichkoit der Farbe, des Bodensatzes, der Gerinnsel bestimmen, welche Blutbestandthoile darin enthalten sind und woher sie stammen. In dieser Beziehung hat man zweierlei zu unterscheiden.
a) Bei der wirtlichen Haematurie lassen sich mit dem Mikroskope deutlich die rothon Blutkörperchen als gefärbte, biconcave Scheiben nachweisen. Geringere Beimengungen geben sich makroskopisch nicht zu erkennen; zum leichteren Auffinden der Blutkörperchen giesst man den Harn in ein Kelchglas, lässt ihn darin einige Zeit stehen und untersucht dann den Bodensatz. Erheblichere Mengen dagegen werden auch ohne Mikroskop aus der deutlich rothen Farbe besonders bei durchfallendem Lichte, aus dem deutlich rothgefärbten Bodensatze oder den bluthrothen Gerinnseln erschlossen. Beim Kochen fällt ein braunes Gerinnsel aus.
Wichtiger und schwieriger ist die Bestimmung, woher das Blut stamme; in dieser Beziehung ist Folgendes zu beachten. Je inniger die Mischung von Blut und Harn, desto mehr kann auf die Abstammung aus den Nieren geschlossen werden; je ungleichmässigor jene, je mehr besonders umfangreiche Gerinnungen vorkommen, desto wahrscheinlicher ist die Herkunft des Blutes aus Nierenbecken (wurmähnliche Gerinnsel), Blase und Harnröhre.
Den meisten Anfschluss giebt jedoch die mikroskopische Beachtung der Begleiterscheinungen. Gleichmässige Beimengungen von Blutkörperchen, ohne sonstige organische Sedimente, deuten auf massige
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Nierenroiziing, wie sie nach harzigem und balsamischen Futter bei Bindern und Schafen enzootisch vorkommt.
Gleichzeitiges Vorkommen von Epithelien der Harnkanälchen oder Hiirncylindern können durch intensivere Nierenhyperaemien (active u. passive), durch Nierenentzündungen, zuweilen auch durch Blutdissolutionskrankheiten (Typhus, Milzbrand) bedingt sein. Beimengungen von Pflasterepithel, Schleim und Eiterkörpcrchen neben Pilzen, Tripel-phosphat etc. lassen auf Katarrhe und Geschwüre der Harnblasen-schloimhaut schliosseu. Eitorkürporcheu geben ebensowenig Anhalt, wie die Blutkörperchen, den meisten jedoch die characteristischen Epithelion (siehe diese).
b) Bei der Haematinurie (Haemoglobinnrie) sind nicht die Blutkörperchen als solche, sondern nur ihre Bestandtheilo im Harn vorhanden. Der Haemoglobingehalt bedingt eine schmutzig braunrotho bis kaffeo- oder bierbraune, gleichmiissigo Färbung; Blutgerinnsel fohlen, ebenso Blutkörperchen. Die Eiweissreaction liefert ein miss-forbig braunes Gerinnsel (siehe pag. 9-plusmn;). iSTeben dem Haemoglobin-gehalto finden sich häufig noch Cylinder.
lieber die Entstehung der Haemoglobiuurio ist man noch nicht im Klaren. Wahrscheinlich geht dieser Erscheinung eine plötzliche und massenhafte Auflösung rother Blutkörperchen innerhalb der Blutbahn voraus und wird nun das freie Haemoglobin durch die Nieren ausgeschieden, so dass sie als Zeichen einer gewissen Blutdissnlution aufgefasst werden müssto. Die häufig damit einhorgehenden Nierenentzündungen sind vielleicht erst seeundäror Natur, da sie sich auch einstellen bei künstlich erzeugter Hacmoglobinurie nach Einspritzung von Haemoglobinlösung (lackfarbenem Blute) in die Blutbahn.
Haematinurie kommt vor: beim Pferde unter der Kraukheitsform der schwarzen Harnwinde oder Nierenrückenmarkscongestion; beim Binde und Schafe enzootisch unter nicht näher gekannten Bedingungen.
17. Eiter- (oder SchIeim-)Körperchen kommen sehr wechselnd an Zahl im Harn vor. In massiger Zahl bedingen sie kein verändertes Aussehen desselben, in grösserer dagegen Trübung; bei massigem Auftreten bilden sie einen graugelblichen, lockeren Bodensatz. Sie stellen meist rundliche Zellen mit nicht scharfen Contouren dar, (siehe Fig. 42) in deren Protoplasma sich (meist erst
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nach Anwendung von Essigsäure) einer oder mehrere Kerne nachweisen lassen (siehe Eiter). In stark ammoniakalischem Harne lösen sie sich zu einer durchsichtigen schleimigen Masse auf, in der die Kerne noch nachzuweisen sind.
Massige Mengen finden sich bei Eeizzuständen im Harn- vnd im Genitalapparate, so bei Nieronhyperaemie und Entzündung, Katarrhen der Blasen-, Harnröhren-, Scheiden- und bei Hunden selbst der Vorhautschleimhaut. Grössero Mengen rühren von Eiterungsprocesscn meist der Niere, der Blase oder bei Hunden der Prostata her und bedingen in der Eogel schon im Körper eine Harnzersetzung, so dass Tripolphosphat, harnsaures Ammon etc. daneben beobachtet wird. Aus den Vorhandensein der Eiterkörperchen allein kann man auf den Sitz des Leidens nickt sehliessen, sondern wie bei den Blutkörperchen müssen die gleichzeitig vorkommenden, organisirten Beimengungen beachtet werden. So finden sich bei Niereuoitorungen gleichzeitig Cylinder und selbst Gewobsfetzen der Niere; bei Blaseneiterungon zahlreiche Plattenepithelien etc.
18.nbsp; Gewebsfetzen sind im Harn sehr selten zu treffen. Sie geben sich bei näherer Untersuchung als Nierengewebe oder Bindegewebe oder zarte Wucherungen, bei Eiterungsprocessen oder Krebs in diesen Theilen zu erkennen.
Bei Pferden können Smegmaklumpen aus der Vorhaut derartige Beimengungen vortäuschen, doch bestehen dieselben aus pigmentirten Epidermiszellen und Fett und sind leicht zu erkennen.
19.nbsp; Infusorien, Pilze und Bacterien (pag. 17 u. flgde. u. Fig. 31) sind meist Verunreinigungen und stammen aus Gläsern etc. oder haben sich im unverschlossen aufbewahrton Harn entwickelt.
Aber auch im frisch gelassenen Harne finden sich Kugelbacterien, einzeln oder zu kurzen Lcptothrixketten aneinander gereiht, selbst auch Bacterium Termo vor. Sie sind meist ein Zeichen eines Blasen-katarrhes (z. B. bei Stuten nach häufigen Cathetcrisircn, wodurch die Bacterien eingeführt wurden) und deshalb begleitet von Eiterkörperchen, Epithelien und Zersotzungsproducten des Harnes, besonders Tripolphosphat. Sehr lange Ketten von Kugelbacterien neben zahlreichen Eiterkörperchen im Harne der Hunde zeigen in der Kegel Prostatavereiterungen an; wahrscheinlich bilden sich derartige lange Ketten
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nur bei gehöriger Kubo der Flfissigkeit in den Prostataliolilriinmen. Auch Milzbrandstäbchen sind im Harn milzbrandkranker Tbierc vereinzelt gofundou worden.
Fett. Zuweilen beobachtet man schon makroskopisch, noch mehr bei mikroskopischer Untersuchung Fetttröpfchen im Harn. Dieselben sind meist Verunreinigungen und entstammen der Haut aus der Umgebung der Harnorgane, besonders im Sommer. Dauernder Fettgehalt des Harns deutet auf fettige Degeneration der Xierenejiithelien hin, wie sie bei Fleischfressern auch oft im normalen Zustande beobachtet wird. So beobachtete Bernard Fett im Harn bei reichlich mit Fett gefütterten Hunden. Ueber die in der Litteratur erwähnten Fälle von Milchmetastasen, in denen der Harn ganz milchig wurde, fehlen nähere Untersuchungen.
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VIIL Abtheilung.
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Koth.
Eine eingehende Untersncliung der Faeces wird für gewöhnlich nicht vorgenommen; auch kann diese entbehrt werden, weil die krankhaft veränderte Boschaffonheit des Kothes sich augenfällig genug zu erkennen giebt. Meist beschränkt man sich auf Beachtung der Menge, Form, Consistenz und Farbe, auf Feststellung der Eeaction und nur ganz ausnahmsweise wird eine mikroskopische Untersuchung vorgenommen.
Der Koth besteht ans unverdauten Nahrungsresten und deren Umwandlungsproducten, aus beigemischten Verdauungssäften, aus Wasser; letzteres in stets reichlichen, aber wechselnden Mengen.
In Folge der Verschiedenheit der Nahrung und der Verdauuugs-organe unterscheidet sich der Koth der Pflanzenfresser wesentlich vom Koth der Fleischfresser, sowohl in Bezug auf die Bestandtheile, als auf Menge und Form.
Der Koth der Pfanzonfressor besteht der Hauptsache nach aus den unverdaut gebliebenen Thoilen der Pflanzen, welche sich grösstenthoils ihrer charakteristischen Form nach oft schon mit unbe-
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waffnetem Auge wieder erkennen lassen. Eohfaser (Cellulose), Chlorophyll, Stärkemehl gehen, wenn unverdaut (und alle Nährstoffe des Futters werden selbst bei der besten Verdauung- nicht verdaut; in unveränderter Form in den Koth über.
Beim Fleischfresser findet man vom verzehrton und nnver-daut gebliebenen Fleisch kaum Spuren im Koth; Bisch off und Veit konnten bei Fleischfiitterung niemals unverdaute Floischreste im Koth erkennen. Die Fleischfaser erleidet somit eine totale Umwandlung im Verdauungskanalo und das was bei Fleischnahrung unverdaut im Koth ausgeschieden wird, ist entweder ganz verändertes und zersetztes Fleisch, die unverdaulichen Massen des Bindegewebes, elastische Fasern, Knochensalze etc., oder ein Secretionsproduct dos Darms.
Fette werden bei fettarmer Nahrung fast völlig verdaut, bei fettreicher Nahrung ist auch der Koth fettreich; beim Omnivor (Schwein) ist es erwiesen, dass der reiche Fettgehalt des Kothes nicht nur von dem Fette der Nahrung, sondern auch zum Theil vom Fette der ausgeschiedenen Verdauungssäfte, vor Allem der Galle, stammt. (Heiden.) Die Kothmenge steht bei Pflanzeunahrung in einem gewissen Verhältuiss zur Menge der aufgenommenen Nahrung; sie nimmt zu und ab, je nachdem mehr oder woniger davon verzehrt wird; auch finden dann öftere Kothontleerungen statt. Dagegen entspricht die Menge der Faeces des Fleischfressers bei Fleischnalirung durchaus nicht der Menge des verzehrten Fleisches; der Fleischfresser setzt bei Fleischfutter selten Koth ab, oft erst nach Tugelangor Unterbrechung und immer nur geringe Mengen.
In Krankheiten entspricht die Kothmenge der gestörten Futteraufnahme; auffallend vermindert ist sie bei Unthätigkeit resp. ün-wegsamkeit des Darmes, bei allen erheblicheren Fiebern.
Das Pferd entleert pro Tag bei reiner Wiesenheunahrung durch-sclinittlich 16,5 Kilo, bei Hafer, Heu, Häckselfutter 9—10 Kilo Koth.
Das Rind setzt bei Fütterung- von Erbaltungs- oder schwachem Product ionsfutter pro Tag zwischen 15—35 Kilog. Koth ab; bei Mastfütterong wächst die täglich entleerte Kothmenge bis zu 40—45 Kilo und darüber an.
Lämmer liefern pro Kopf und Tag ca. 0,5—1 Kilo, ausgewachsene Schafe je nach der Fütterung 1—3 Kilo Koth.
Beim Schwein mit Erbsen, Mais, Gerste, unter Wasser oder Milch-
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zusatz verfüttert, betrugen die täglichen Kotlimengen ca. 0,5—l1/, Kilo. Die Ausscheidung wuchs hei Kleie, Milch und Wasser bis zu 2, 21;,,—3 Kilo pro Tag an.
Der Hund setzte bei Brodfatter 125—375 Grm. Koth ab; bei reiner ricischnahrung betrugen die Kothmengen durchschnittlich pro Tag berechnet (es Wurde aber nicht täglich gelcothet) nur ca. 27—40 Grm., beiFleisch-und Fettnabrung 21—85,5 Grm.
Die Consisteuz und die Form dos Kothes ist bedingt durch den Wassergehalt.
Der Pferdekotli bildet grössere oder kleinere Bälle, rundlich auf zwei Seiten zusammengedrückt, bei Eauhfutter sind die Bälle loser gefügt in Folge der grobfasrigen Beschaffenheit der zum grosseu Theil unverdaut gebliebenen Eohfaser. Der Wassergehalt dos Pferde-koths wurde zwischen 73—78 0/o beobachtet.
Das Bind liefert weichen, breiigen, sehr w;isserreichen Koth mit circa 85—86 0/0 Wasser. Derselbe ist zuweilen, z. B. bei starkor Eübenfüttorung, gänzlich von Schleimmassen eingehüllt.
Der Schaf koth bildet kleine, feste, meist glatte, abgerundete oder ovale Bälle, die theils lose, theils durch Schleim porlschnurartig aneiuanderhängen; sein Wassergehalt beträgt 60 — 70 0/0; bei Ver-fütterung saftreicher, viel Vegetationswasser haltender Nahrung wird der Koth weicher, wassorroieher (es sind bis zu 80 0/o Wasser darin) und nimmt dio Form des Darmes au.
Der Schwoinskoth enthält rund zwischen 60—80 0/'o Wasser, er behält die Form dos Darmes.
Der Hundekoth erscheint in geformten Würsten, aber auch je nach den reichern Wassergehalt breiig; im Fleischkoth wurden durchschnittlich 63,7 % Wasser, im Brodkoth bis zu 77 0/rt Wasser gefunden, bei reichlicher Fettfütterung wurde der Koth fettreicher und wasserärmer, es waren nur durchschnittlich 55 0/0 Wasser darin.
Da Consistonz und Form des Kothos vom Wassergehalt und daher in weiterer Linie von Zufuhr, Eesorption desselben oder wäss-riger Absonderung des Darmes, abhängt, so ist es natürlich, dass fester, trockner, kleingeformter Koth ebensowohl nach trocknem Futter, geringer Getränkaufnahme, starken wässrigen Ausscheidungen in andern Organen (Schwitzen, Harnruhr) als in Folge gestörter Darm-
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absondorungen (bei Fieber) und bei träger Peristaltik Torkonunt. lu letzterem Falle ertalten die kleing-oformten Kothbiille oft noch im Mastdarm einen düunen Sclileimiiborzug, wodurch ihre Oberfläche glatt und glänzend wird, oder Umhüllungen von glasigen oder fetzigen Schleimmassen. Weichen und flüssigen Koth beobachtet man nach wasserreichem Putter ebensogut, wie nach übermässigeu Absonderungen der DarmscMeimhaut in Folge Katarrhes und Entzündung.
Die Farbe des Kothes ist zumeist abhängig von der Farbe der Nahrungsmittel und dann von den Gallonfarbstoffen. Doshalb erscheint der Koth der Pflanzenfresser moist bräuulichgrün, nimmt bei reichlicher Strohfütterung einen gelben Ton au, wird bei Eohncnstrohver-abreichuug dunkelbraun. Der Koth der Fleischfresser ist bei reiner Fleischkost dunkelschwarz, bei Fettzulage dunkel bis graubraun, bei Brodfutter gelbbraun; bei reichlichem Kuochengenuss wird er mehr weisslich in Folge des Eeichthums an Kalksalzen. Bei Säuglingen ist der Koth gelbbraun.
Von Arzneimitteln bewirken bekanntlich Kalomol einen matt grünlichen, Eisenpräparate (durch Bildung von Schwefeloison) eine schwärzliche Farbe.
Krankhaft sind besonders die hellen Farben bei unveränderter Consistenz, welche durch Mangel an Gallenfarbstoff bedingt sind und in Folge mangelhaften Gallenabflusses odor Bildung, bei Darmkatarrhen, Eetoutionsicterus, bei Leberkrankheiten und auch bei Fiebern beobachtet werden. Auffallend sind dio röthlichen Farben durch Beimengung von Blut in Folge von ruhrartigen Durchfällen etc. Blut, welches in Substanz dem normal gefärbten Kothe anhängt, stammt nur aus den dicken Därmen (Verwundungen, Milzbrandrückenblut); Blut, welches aus höher gelegeneu Abschnitten des Verdauungstractus stammt, wird durch die Einwirkung der Verdauungssäfte zu einem schwärzhehen Brei umgewandelt.
Der Geruch des Pflanzcufresserkothes ist nicht widerlich; Kuh-koth riecht moschusartig; ähnlich riecht Schafkoth bei starker Ool-füttorung, welcher im übrigen keinen speeifischen Geruch besitzt. Der Koth der Omni- und Carnivoren ist übelriechend, letzterer wird namentlich bei reichlicher Fottnahruug penetrant stinkend.
Der Geruch des Pflanzenfresserkothes wird unangenehm sauer
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und widerlich, sobald durch gestörte G-allenabsonclerung und Abflnss, durch mangelhafte Absonderung der verdauenden Socreto und durch träge Peristaltik bedingt abnorme Umsetzungen des Speisebreis im Darmrohre sich ausbilden können.
Die Ee act ion. Der Koth der Pflanzenfresser reagirt in der Ecgel alkalisch; aber auch saure Eeaction tritt unter normalen Verhältnissen und zwar anscheinend nach reichlicher Fütterung von Kohlehydraten und Fetten auf: so bei Bindern und Schafen nach starker Kartoffel-, Eüben- und Oelfütterung. Der Schwcinskoth reagirt ebenso wie der Huudekoth je nach der Fütterung sauer oder alkalisch; auch beim Pferde tritt saure Reaction bei Fleischmehlfütterung auf.
Von welchen Stoffen die verschiedene Eeaction abhängig, ist nicht immer ausreichend nachgewiesen; aus dem Vorhandensein des Tripelphosphat im Kothe kann man schlicsscu, class Ammoniakver-bindimgeu die alkalische Eeaction bedingen.
Die saure Reaction wird meist nach dem Vorgange Lehm aim's auf das Vorhandensein von freier Milchsäure zurückgeführt, wofür besonders die Beobachtung spricht, dass der Koth nach stärkemehl-und zuckerreichen Futtermitteln saure Eeaction zeigt. Jedenfalls kann sie auch bedingt sein durch andre mit der Nahrung zugeführte Säuren (Essigsäure, Schwefelsäure) und saure Salze.
Dei allen erheblicheren Erkrankungen reagirt der Koth aller Thiere meist sauer, wahrscheinlich in Folge abnormer Umsetzungen, welchen durch die gestörten oder verminderten Darmabsondorungen und die träge Peristaltik Vorschub geleistet wird. Starksaure Reaction beobachtet mau nach starker Säurcbildung im Magen und Darm bei Magen- und Darmkatarrhen nach leicht säuerndem Futter, besonders stark bei Saugkälbern.
Die chemische Untersuchung des Kothcs erstreckt sich bei den physiologisch-chemischen Arbeiten über Verdaulichkeit der Nahrung auf die Ermittelung der unverdaut im Koth ausgeschiedenen Nährstoffe : Eiweiss, Stärkemehl, Zucker, Rohfaser (Cellulose), Fett, anorganische Salze und Wasser. Doch sind bis jetzt wohl noch niemals derartige Untersuchungen in Krankheitsfällen zur Ermittelung des Grades der darniederliegenden Verdauung angestellt und selbstverständlich kann sich auch der Arzt damit nicht befassen. Die chemische
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üntcrsuclmug erstrockt sich dann weiter auf das Auffinden der dem Koth beigemischten Verdauungssäfte, besonders der Gallenbostandthoile. Auch wurden in Krankheitsfällen Eiweiss, Blut in den Faeces gefunden. Die Untersuchungsmethodon sind aber theils zu complicirtor Art, theils noch nicht soweit ausgearbeitet, dass sie hier aufgeführt und dem Tbierarzt zur Benutzung empfohlen worden könnten.
Auch die mikroskopische Untersuchung des Kothes, so belehrend sie ist, unterstützt die Diagnostik nur ganz ausnahmsweise.
Zur Herstellung des Präparates wird mit der Nadel, Piucotto oder mit dem Glasstabe, je nach der Consistenz, eine geringe Menge entnommen, mit indiffe-
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renter Flüssigkeit verdünnt und gleichmäasig verthcilt. Die Maunicli-faltigkoit der Formen ist so auffallend, dass man erst nach häufigeren Untersuchungen das Wesentliche vom Unwesentlichen zu scheiden erlernt. Die unverdauten Ueberresto
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des Futters bilden
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natürlich die Hauptmasse
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^. 33. Koth vom Rinde, enthalt: Oberhaut - Faser-Tüpfclzellen, Spiralbander, Plianzenhaare, Bostpiize.
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(Fig. 33). Bei Pflanzenfressern sind es die verschiedensten Pflanzenzollen, einzeln oder im Zusammenhange, deren Chlorophyll unverändert, deren Cellulosemom-bran jedoch oft bis auf die incrustirten ilasson, Spiralbändcr und Fasern verdaut sind, so dass man nirgends besser und bequemer diese Pflanzentheile als z. B. im Kuhkotho sehen kann. Besonders sind die Hülsen, die Oberhautzellen, Holzfasern unverdaut. Daneben findet man noch verdauliche, aber unverdaute Substanzen, besonders nach reichlicher Stärkomehlfütterung Stärkemehlkörnchen, rissig und gelappt, aber durch Jod leicht nachweisbar. Bei Fleischfressern sind die unverdauten Substanzen Bindegewebs- und elastische Fasern, Knochcnfragmonte und besonders viel amorphe Kalksalze. Bei beiden
Sied amgr otzky u. Hofmeister, Diagnostik.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;9
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finden sich daneben noch unbestimmbare Moleküle, amorphe Massen und stets Kugel-, häufig Stäbchenbacterien; im alkalischen Kothe ausserdem fast immer Tripelphosphatkrystalle (Pig 25).
Von Darmbestandtheilen sind im normalen Kothe nur ganz vereinzelt Cylinderephitelzellen, oder Schleimkörperchen zu finden. Bei Wiederkäuern ist an hartem Kothe oft glasartiger Schleim (als Ueberzug oder als fetzenartige Anhängsel) wahrzunehmen, der mikroskopisch die Eigenschaft des Schleimes darbietet, jedoch sehr zellenarm ist. Sonst findet sich derselbe auch noch bei Dickdarmkatarrh der Pferde, oft in grossen Mengen. Unter abnormen Verhältnissen treten dagegen auf: viel Epithelzellen bei Diarrhöe; Blut-, Schleimund Eiterkörperchen bei sehr heftigen, ruhrartigen Durchfällen, Darmblutungen; Pibringerinnsel, bei croupösen, Gewebsfetzon bei diphter-ritischen Darmentzündungen.
Von Organismen sind Bacterien als normal schon erwähnt. Sarcina wurde in den Paeces eines an weisser Euhr leidenden Pohlens (Prank) und eines an Durchfall leidenden Läuforschweines (Zürn) gefunden. Hefepilze treten im Kothe nach Schlämpefütteruug otc. auf (Zürn). Brand-und Eostpilze aus dem Putter stammend finden sich, da unverdaut, fast in jedem Pflanzenfresserkothe. Infusorien sind, im Darminhalte mehrfach gefunden, dagegen im Kothe anscheinend nur wenig beobachtet worden. Von jeher haben die etwa im Kothe auftretenden Wurmeier das Interesse der Menschenärzte auf sich gezogen, da man oft erst mit deren Erkenntniss die Diagnose stellen kann. Pur den Thierarzt kämen vielleicht in dieser Beziehung besonders die Trematodeneier in Betracht.
Die Eier von Distoma hepaticum sind oval, gelblich, mit einem flachen Deckel an einem Ende versehen (0,14 mm. lang, 0,08 bis 0,1 mm. breit). Diejenigen von Distoma lanceolatum braun, oval, ebenfalls mit Deckelchen, aber viel kleiner (Länge 0,04 mm.. Breite 0,025 mm.).
Die Eier der übrigen Helminthen aufzuzählen, erscheint überflüssig, da deren Vorkommen einerseits nicht so massig, andererseits die abgehenden Helminthen sich selbst verrathen; nur die durch ihre zierliche Porm auffallenden, in Colonion vereinigten Eier der Taenia cueumerina bei Hunden mögen erwähnt sein.
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Anhang. Von Thieren Erbrochenes wird nur höchst selten untersucht. Das Mikroskop weist darin wesentlich unverdaute oder halb verdaute und daher veränderte Bestandtheile des genossenen Futters nach. Ausnahmsweise werden Blutbestandtheile, Epithelmiissen, bei Magenblutung resp. Entzündung gefunden. Von jeher ist der Sarcina eine besondere Beachtung zu Theil geworden. B3ini Menschen findet sie sich im Mageninhalt sehr häufig; von unstrn Thieren soll sie der Hund öfters beherbergen (Frerichs) ohne dass ihr aber eine krankmachende Bedeutung zukäme. Sarcina ven-triculi besteht aus kleinen farblosen, selten bräunlich oder grün gefärbten Zellchen, welche zu 4, 8, 16 u. s. f. derartig zusammenhängen, dass sie tafelförmige, kreuzweis geschnürte Packeto darstellen. Sie werden vielfach den Schizomyceten zugezählt.
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IX. Abtheilung.
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Haut.
Unter den zahlreichen Hautorkrankungen unsrer Hausthiere giebt es viele, zu deren genauer Feststellung eine mikroskopische Untersuchung der Haut und ihrer Producte (Epidermis, Haare, Drüseninhalt, Flächensecret) nothwendig oder wünschenswert!! erscheint. Im Wesentlichen sind es die durch Parasiten veranlassten Krankheiten, welche zwar häufig so prägnante Symptome in Bezug auf Sitz, Form, und Begleiterscheinungen erzeugen, das der erfahrene Thierarzt die klinische Diagnose auch ohne Mikroskop sicher stellen Ivann. Dennoch giebt es viele Fälle, in denen das klinische Bild je nach Eeizbarkeit des Individuums und Ausbreitung der Krankheit nicht scharf genug gezeichnet ist und die Diagnose daher zweifelhaft bleibt. Anfängern aber kann überhaupt nicht genug gerathen werden, bei Hautkrankheiten das Mikroskop zu Hülfe zu nehmen. Erst durch zahlreiche Untersuchungen sammeln sie sich die nöthigen Erfahrungen,
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III
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um aus dem klinisclien Bilde alleiu sichere Diagnosen zu stellen. Schliesslich niuss mau aber bedenken, dass unter den zablreichen Hautkrauklieitcn wohl noch manclie einer näheren Erforschung- durch das Mikroskop bedürfen. Welchen bedeutenden Eiufluss auf die Erkeuutniss des Wesens verschiedener Hautkrankheiten das Mikroskop ausgeübt hat, beweisen die zahlreichen Errungenschaften der letzten Jahrzehute.
Bei welchen Hautkrankheiten eine nähere Untersuchung wün-schenswerth ist, lässt sich im Allgomeineu nicht angeben; ebensowenig die Symptome, welche dazu auffordern. Doch deuten starkes Jucken und dessen Folgen (Abreiben der Haare, blutrünstige Stellen), sowie allmälige und eigenthümliche Ausbreitungsweiso auf äussere Schädlichkeiten hin, welche durch das Mikroskop nachgewiesen werden sollen.
Das Material zu mikroskopischen Untersuchungen bei Hautkrankheiten ist verschieden. Bald muss man Haare durchmustern, bald Borken und Schorfe, bald abgeschabte Oberhaut, Pustoliuhalt etc. Die dabei gebrauchten Vergrösserungen differiron; im Allgemeinen benutzt man beim Suchen nach thicrischon Parasiten die kleineren Vergrösserungen (1: 20—60), selbst Loupeu; bei pflanzlichen dagegen die stärkeren (1:200—300).
Als Zusatzflüssigkoit kann man destillirtes Wasser benutzen. Da die meisten Präparate jedoch zu wenig durchsichtig sind, so hellt man oft durch Giycerin, seltner durch Terpentinöl auf. Noch vortheil-hafter vorwendet man jedoch Kaiilango resp. Natronlauge von 10—SO 0/o Oehalt. Indem sie die Epidcrmiszellen zum Aufquellen bringt, vermehrt sie nicht nur die Durchsichtigkeit an und für sich, sondern erleichtert auch durch Lockerung des Zusammenhanges eine gleich-massigere Vertheilung auf dem Objectträger. Besonders harte Borken und stark verklebte Haare weicht man schon vorher in Kalilauge in einem Uhr- oder Eeagensgläschen durch einige Stunden auf. Jone Eeagentien können deshalb so allgemein benutzt werden, weil sie auf die in Betracht kommenden Parasiten mit ihrem Chitinpanzor oder ihrer Cellulosehülle nicht zerstörend einwirken.
Die betreffenden Hautproducto bringt man auf einem Objectträger mit der gewählten Zusatzflüssigkeit und vertheilt dieselben
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claim mit Hülfo dor Präparirnadeln mögliclist gloichmässig. Sucht man nach tliieriscben Parasiten, so deckt man mit einem starken Deckglase, am Losten einem nm l/g bis '/s kürzeren Objocttrilger und sucht durch Igt;rflcken mit Hülfe der Finger oder der Nadelstiele eine gleiclimässige Vcrthoilnng und ein Heraustreten der Luftblasen zu erzielen. Der Druck kann ziemlich stark sein, ohne eine Zer-qnctschnng der gesuchten Objocte befürchten zu lassen. Vormnthot man pflanzliche Parasiten, so nimmt man geringere Mengen mit der betreffenden Zusatzflüssigkeit, verthoilt sie möglichst fein und deckt mit einem dünnen Deckglässclien.
Bei der Durchmusterung ist Streifen für Streifen zu durchsuchen (vergl. pag. 10), indem man mit der linken Hand den Objoctträger langsam auf- und abschiebt, während die rechte Hand an der Schraube bleibt, um sofort, wenn etwas Verdächtiges wahrgenommen wird, durch genauere Einstellung das Erkennen zu erleichtern.
Das Durchmustern der Hautpräparate greift das Auge bedeutend an, weil letzteres immer neue Gegenstände ins Gesichtsfeld bekommt; beim Anfänger umsomehr, als er alle Bilder ihrer Neuheit wegen scharf fixirt. Erst die Uebung lehrt über das Gewöhnliche schneller hinwegzugehen und nur das Aussergewölmliche scharf ins Auge zu nehmen. Von diesen unwesentlichen Gegenständen, die bei Hant-untorsuchungen stets oder oft dem Auge sich darbieten, sind Epi-dermiszellen, Haare und deren Bruchstücke, Blutkörperchen, Eiterkörperchen wohl allgemein bekannt. Dazu treten dann oft Schollen von blutig gefärbtem Exsudate oder Blut und besonders Fett. Da sich dio kleinen Fetttröpfchen manchmal schnurartig aneinander gelegt finden, so täuschen sie zuweilen Pilzsporen vor. Am leichtesten geschieht dies bei Vögeln, wo die schwach licht-brechenden Fetttröpfchen nicht dunkel contourirt erscheinen. In diesen Fällen und dann, wenn die grosse Menge des Fettes die Durchmusterung stört, extrahirt man dasselbe durch Aether, indem man eine Probe der Haare, Federn etc. im Keagensglaso mit Aether übergiesst und einige bis 24 Stunden stehen lässt.
Neben diesen eigentlichen Hautprodukten zeigt das Mikroskop aber noch sozahlreiche Fremdkörper, dass unter Hinweis auf Abtheilung II nicht genug Vorsicht und Hebung anempfohlen werden kann.
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I. ITntersuchung auf Epiphyten.
Pilzo sind zu vermuthen bei donjenigen Hautkrankheiten, welche begrenztes (circumscriptes) Auftreten in rundlichen Flecken mit peri-pheror Zunahme zeigen. Man untersucht die jüngeren (tieferen) Schichten der auf jenen Flecken vorkommenden Borken oder die an der Peripherie stehenden Haare, nach vorheriger Aufweichung in Kalilauge mit stärkeren Vergrösserungen und Abbiendung zu starken Lichtes. Stets sind nur geringe Mengen zu verwenden. Um Fiiden und Conidien der Pilze möglichst zu isoliren, sucht man den Zerfall der aufgeweichten Massen durch Klopfen auf das Dockgläschen mit Messer oder Pincette herbeizuführen.
Zur Conservirung legt man die Präparate in Glycerin oder Glycerin und Mucilago Gummi-arabici IS ein und verschliesst mit in Chloroform gelösten Canadabalsam.
1. Untersuchung auf den Favuspilz.
Die Favuskrankhoit oder der Wabengrind ist ziemlich selten; sie wird häufiger beobachtet bei Katzen (Mäusen), Hunden, Kaninchen, seltner bei Pferden; ferner bei Hühnern. Der Lieblingssitz bei ersteren ist der Kopf (Nasenrücken, Stirn, Ohren, besonders Ohrentäschchen bei Katzen), doch kommt er auch am Bauch, Hinter-schenkeln und bei Katzen zwischen den Krallen vor.
Der Pilz, Achorion Schönleinii Remack, wuchert Inder Epidermis und erzeugt durch Anhäufung von Mycel, Conidien und Exsudatmassen rundliche, schüsseiförmige Borken, welche äus;3erlich graubräunlich bis graugelb, rissig und trocken, innen weissgelblich erscheinen. Anfangs sind sie von den Haaren durchbohrt, doch atro-phiren diese allmälig und feilen aus. Nach der Abhebung der Borken hintorbloibt eine vertiefte, haarlose Stelle, welche schwach mit Epidermis bedeckt ist oder blutrünstig erscheint.
Die Auffindung des Favuspilzes (Fig. 34) ist leicht, denn die Borken bestehen zum grössten Theil aus einem Filzwerk von Mycel und eingelagerten Conidien.
An den verästelten, farblosen Fäden variirt das Aussehen bedeutend. Bald sind sie fein, zart contourirt, lang gestreckt und ohne
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Scheidewände (besonders an den Haaren); bald stärker, knorrig-, hin-und hergebogen, -rerästelt und kurzgliedrig. Der Durchmesser variirt von 0,002—0,005 mm., die Gliedorlänge von 0,004—0,008 mm. im Mittel. Besonders stark sind die Conidien abschnürenden Endglieder
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und deren Bruchstücke, welche deutlich doppelte Contouren, stärkeren Glanz zeigen und in deren granulirtem Inhalte zuweilen Ocl ähnliche kleinoTropfon vorkommen. Auch mitten im Verlaufe der feinen Fäden erscheinen stärkere und glänzende Glieder, welche Conidien abschnüren. Die Conidien sind bald rund, bald oval, stark glänzend und variiren im
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Fijj. 34. Favuspilz vom Hunde. 1:300.
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Ausmaass (D. 0,002—0,006 mm., nach Zürn bis 0,012 mm.). Ausserdem findet man die eingelagerten Epidermiszellen durch Micrococcen stark punktirt.
Die Favuskrankheit der Hühner weicht in ihrem Aussehen von der der Säugothiere etwas ab. In der Eegel beginnt der Ausschlag am Kopfe, besonders am Kamm und Kehllappen, welche sich mit schmutzigweissgelben, trockenen, zuweilen napfförmigen Borken bedecken. Später bilden sich ähnliche Borken am Grunde der Federn an Brust und Kumpf, bis schlicsslich die in dem Federsacke wuchernden Pilzmassen die Federn herausheben und Kahlheit verursachen.
Die gefundenen Pilzmassen bestehen ebenfalls aus Fäden und Conidien, von denen die letzteren meist vorwiegen. Sie schliessen sich sowohl im Ansehen als im Ausmaasso dem Favuspilze an.
Die Streitfrage, ob das Ächorion ein Pilz sui generis, ob es mit Tricho-phvton tonsurans identisch oder eine Morphe eines anderen Pilzes (Peniciliium, Aspergillus, selbst llucor) und welches sei, ist noch nicht endgültig entschieden.
2. Untersuchung auf Trichophyton tonsurans.
Die Glatzflechte (Borkenflechte, Eingflechte, kahlmachendo Flechte, Herpcs tonsurans) kommt am häufigsten beim Kinde, seltner
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bei Hunden, Pferden, Katzen, Ziegen, Schafen und Schweinen vor. Die Krankheit wird durch einen Pilz (Trichophyton tonsurans) hervorgerufen, welcher sich in der Wurzelscheide der Haare und in der Haarwurzel sslbst entwickelt. Hierdurch werden die Haare gelockert und ausgehoben oder so zerstört, dass sie leicht abbrechen. Je nach der Reizbarkeit der Haut wird ferner vermehrte Epidormis-bildung, Exsudation und dadurch Schuppen- und Borkonbildung, selbst Eiterung veranlasst.
Der Ausschlag zeigt sich in rundlichen Flecken, an denen bald nur die Haare fohlen und asbestartige Schuppen aufliegen (Pferd),
bald graue oder gelbliche Borken (Bind)
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und Krusten (Hund, Katze, Schaf) vorkommen, in denen die Haare oft noch
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festgeklebt sind. Zuweilen werden die Krusten durch Eiterung in die Höhe gehoben. Die Flecken finden sich am zahlreichsten am Kopfe, Halse undEumpfe, bei Kalbern um das Maul herum (Teigmaul). Zur mikroskopischen Untersuchung nimmt man am besten Haare, welche man an der Peripherie der Flecke mit der Pincette auszieht und an deren Wurzel man oft schon mit unbewafl'netem Auge eine gleichmässige, weisslicho Umhüllung wahrnimmt. Auch kommt man, allerdings etwas langsamer, zum Ziel, wenn man die Borken aufweicht und nun die abgebrochenen Haarwurzeln möglichst isolirt und für sich untersucht. Die Exsudat- und Epidermismassen erschweren
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Fl^. -35. Haar vom Rinde mit
Trichophyton tonsurans. 1 : 300.
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a Haar, b Haarscheide mit hcrans-
geriäsan, cPiizmantel zwischen Haar nur das Auffinden.
und Haarscheide, d isolirte IMlzfädcn
und Conidien.
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ingeren Vcrgrössernn-
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gen beobachtet man an der Haarwurzel
einen stark punktirten, dunkeln Mantel von Pilzmassen, welche in der
Haarscheido sich entwickelten. Bei stärkeren Vorgrösserungen (Fig. 35)
und nach möglichstem Zerfall treten Conidien und Filamento hervor.
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Dio Conidicu sind rundo oder ovale Zellclien mit scliarfoii Contouren nnd liomogoncm, stark liclitbrccliondon Inhalte. Ihr Dnrchmosser Tarlirt ziemlich von 0,002—0,008 mm., die meisten zeig-en einen solchen von 0,003—0,004 mm. An Masse überwiegen die Conidien so, dass man oft gar keine Pilzfiiden wahrnimmt; sie umkleiden dicht gedrängt dio Haarwurzel, finden sich aber auch reihenweise geordnet in der Substanz des Haares, nur vereinzelt zwischen den Epidermiszellon.
Die Filamento bekommt man meist erst zu Gesicht, wenn die Haare und ihre Pilznmhüllung in Folge der Laugencinwirkinig zerfallen. Sie bilden besonders an der Oberfläche des Haares ein Netz von zarten, gestreckt oder langwellig verlaufenden Fäden. Sie erscheinen einfach contourirt, innen homogen und zuweilen langgegliedert; Verzweigungen erfolgen unter stumpfem Winkel. Ihr Durchmesser beträgt 0,002 — 0,006 mm. Die Conidien werden von ihnen anscheinend an der Spitze abgeschnürt und verbleiben im Zusammenhango als perlschnurartige Ketten.
Die stark glänzenden, runden und gleichmässigon Conidien sind so charakteristisch, class dem, der sie einmal gesehen, Täuschungen nicht unterlaufen werden. Wohl aber glauben Anfänger öfter Pilze zu sehen, wo keine sind, und zwar vorgespiegelt durch Fetttröpfchen zwischen den Epidermiszellen. Es kommt aber auch selbst vor, dass das körnige, punktförmigo Pigment der Haare, sowie die dunkelgranu-lirten Haarmarkzellen für Pilze angesehen worden. Fleissige Untersuchung gesunder Haare wird vor diesen Verwechsinngen schützen.
Wie schon erwähnt, findet der Kenner die kranken Haarwurzeln oft schon durch ihre weisslicho Umhüllung mit blossem Auge heraus; durch einige Tropfen Chloroform (Duckworth) nehmen die pilzhal-tigon Haare eine wcisslich-gelblicho Farbe an, werden opak und unterscheiden sich durch dieses Hilfsmittel von den unveränderten Haaren. Da derselbe Erfolg auf der Haut eintritt, so soll man hierdurch im Stande sein, schnell und ohne Mikroskop die Diagnose der Pilzflechte zu sichern.
Aus dem gemeinsamen Vorkommen von Trichophyton und Achorion auf einem Thiere schliesst man, dass beide Pilze identisch und nur verschiedene Formen seien. Auch Trichophyton wird von manchen Seiten als eine Morphe des Penicillium anfgefasst.
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Ausser diesen wohl charakterisirten Pilzen sind auf und in der Haut der Thiere noch mannigfache Pilze und Schizomy-ceten beobachtet worden. Eine ausführliche Wiedergabe erscheint überflüssig, da die Beobachtungen vielfach vereinzelt und nicht genügend bestcätigt sind, der ursächliche Zusammenhang zwischen Pilzen uud Krankheit nicht erbracht und weil häufig der Verdacht auf Zufälligkeiten nicht ausgeschlossen ist. Immerhin wäre es aber wün-schenswcrth, wenn in Zukunft mehr noch auf die pflanzlichen Parasiten gefahndet würde. Die Untersuchungsmethode ist die oben angegebene und ergiebt sich je nach dem einzelnen Falle allein. (Siehe auch pflanzliche Verunreinigungen pag. 17.) Nur möchte die möglichste Vorsicht anzuempfehlen sein. Wer häufig die Haut auch gesunder Thiere, besonders vom Schafe und Schweine, untersucht, wer da weiss, dass die Haut ein wahres Eeservoir der in der Luft verbreiteten pflanzlichen Organismen ist, wer das förmliche Einschleichen von Pilzsporen in nicht sorgfältig aufbewahrte Präparaten beachtet, der wird vorsichtig werden und stets bedenken, dass nur das Wesentliche constant ist, das Zufällige sich durch seine Inconstanz charak-terisirt. Indem zur genaueren Verfolgung im Einzelfalle auf Zürn's ausführliches Work: „Die pflanzlichen Parasiten auf und im Körper unserer Haussängetliierequot; verwiesen werden kann, mögen des Autors Worte hier zur Warnung Platz finden: „Nicht jede Spore, nicht jeder Piizschlauch, den man in Hautschuppen findet, gehört zu. einer Dermanose.quot;
Es wurden bei folgenden Hautkrankheiten Pilze gefunden:
beim Piothlauf der Schweine: Sporen, Pilzfäden in der Epidermis und den Borken (Harms);
bei Maul- und Klauenseuche ein dem Oidium albicans ähnliclier Pilz (Hadinger), kleine gegitterte Sporen (Bender);
bei Schlämpemauke Stabhefezellen in der Bläschenlymphe, einzelne Filzfaden in den Borken (Zürn);
bei Pilzfiechten des Schweifes vom Pferde sehr kleine Conidien in der Haarscheide (Leisering);
beim Weichselzopf Sporen und Pilze, wahrscheinlich als Verunreinigung Günsburg und von Walther);
beim Strahlkrebs ein Fadenpilz am Grunde der Papillen (Megnin).
Im äusseren Gehörgang der Hunde findet sich Aspergillus (pag 21) ohne schädlich zu werden, jedoch vermehrt bei Otitis (Spinola).
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Micrococcen dagegen wurden vielfach neben obigen Pilzen beobachtet; ferner in der Lymphe der Schutzmauke (Chauvcaul, Kuhpocke (Hallier), Schafpocke (Hallier, Zürn), bei Prurigo im Secrete des faulen Strahles und Strahlkrebses, in Warzen etc.
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II. Untersuchuog auf thierisebe Parasiten.
Von den thierischen Parasiten sind es besonders die sogenannten Eäudemilben (sämmtlicli Arachniden), welche erst durch eine Untersuchung mittelst des Mikroskopes, seltner mit der Loupe naciigowiesen werden können. Die Epizoen aus der Klasse der Insecten erkennt man meist mit blossem Auge und hat eine mikroskopische Untersuchung in der Regel nur den Zweck, ihre Art wissenschaftlich festzustellen. Einer eingehenderen Erörterung bedürfen deshalb nur die ersteren, von denen zunächst die Milben der Haussäugethiere, dann die der Vögel erwähnt werden sollen.
1. Untersuchung auf Sarcoptesmilben.
Die Grabmilbon graben sich in der Oberhaut Gänge und erzeugen hierdurch oberflächliche Hautentzündung mit Bildung kleiner Knötchen, an deren Spitze die Haare locker werden und Exsudation stattfindet. Daneben besteht grosses Juckgefühl, besonders in der Wärme (in warmen Stallungen, des Nachts, unter Decken etc.), so dass sich die Thiere durch Scheuern, Beissen und Gnubbcrn die Haare ab- und die Haut blutrünstig reiben. Bei längerem Bestehen wird die Haut dicker, legt sich in Falten und wird mit Epidermisschuppen und Borken bedeckt. Die Heftigkeit der Eiludeerschoinungen und der jeder Thicrart eigenthümlicho Lioblingssitz spricht für Sarkoptesräude.
Die Auffindung der Milben ist je nach der Thierart leichter oder schwerer. Bei Katzen, Kaninchen, Schweinen und Pferden genügt es, wenn man nach Abnahme der oberflächlichen, alten vertrockneten Krusten oder Borken die tieferen feuchteren Schichten derselben mit dem Messer abschabt und, wie oben angegeben, untersucht. Durch Wärme (durch Stellen des Tliieres in die Sonne oder bei kleineu Thieren in die Ofenwarme, Einhüllen in Decken etc.) lockt man die Milben näher an die Oberfläche und findet sie schneller. Bei Hunden,
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und im Anfangsstadium auch bei anderen Tüieron, sitzen die Milben vereinzelter und tiefer. Deshalb empfieblt es sich, mit einem schürfen Messer die Haut an den stärkst ergriffenen Stollen blutrünstig zu schaben und alles auf dorn Messer Bleibende zu untersuchen. In solchen Fallen ist auch die vonEichstädt und Hebra empfohlene Methode mit Vortheil zu verwenden. Man legt die ergriffene Haut in feine Palten und trägt kleine (1—1,5 Ctm. lange) Stückchen der Epidermis und der oberflächlichen Cutislagen mittelst einer gebogenen Scheero oder eines scharfen Bistouris ab. In den ausgebreiteten und mit Kali behandelten Präparaton findet man leichter (durchschnittlich im 5. bis 0. Präparate bei Hunden) die Milben, oft in ihren Gängen liegend.
Von G-erlach ist forner die comj)licirtoro Methode vorgeschlagen, (lie Milben der Thiore auf den Menschen zu fibertragen und hier aufzusuchen. Zu diesem Zwecke werden dio Schuppen auf den Arm des Untersuchers aufgebunden, entweder durch Bedecken derselben mit einem Stückchen Seidenpapier, was man mit Heftpflasterstreifon befestigt, oder durch Uoberbinden eines seidenen Tuches. Binnen 12 Stunden bohren sich die Milben in die Haut ein und nach Abnahme der Schlippen bemerkt man sie als „ein weissos Pünktchen auf der etwas gerötheten Haut odor auf kleinen rothen Papeln. Lässt man auf dem Knötchen erst eine Blase entstehen, dann findet man die Milben selten noch.quot;
Die Gänge der Milben erscheinen in der menschlichen Haut als geschlängelte Striche, an deren Anfang, der Eingrabungsstelle der Milbe, häufig ein Bläschen oder Knötchen, an derem anderen Ende die Milbe, als weissliclier Punkt bemerkt werden kann. Durch das vorsichtige Einbringen einer Nadel in den Gang mit gleichzeitigem Aufritzen der Decke ist man im Stande die Milbe aufzuspiessen. Immerhin macht diese Methode nicht nur viel Umstände, sondern erfordert auch viel Hebung. Die künstlich erzeugte Krätzoeruption ist leicht durch Einreiben von Terpentinöl oder Petroleum zu beseitigen.
Die Sarcoptesmilbo (siehe Fig. 36) ist charakterisirt durch einen schildkrötenförmigen Körper mit stumpf kegelförmigem PZopfe; 8 fünfgliedrigo, kurze Beine, die 2 vorderen Paare am Leibesrande, dio hinteren 2 unter dem Bauche eingelenkt. An den Enden der
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Füsse finden sich neben scharfen, feinen Krallen beim Männchen am 1., 2. und 4. Fusspaar, beim Weibchen am 1. und 2. Haftsch-nben auf ungegliederten Stielen; an den übrigen lange Borston. Die Haut ist mit feinen Eillen versehen, mit Borsten, Haaren und auf dem Eücken mit verschieden gestalteten Schuppen und Domen besetzt. Die Epimoren (Chitinstützen für die Boino) des ersten Fusspaares sind verschmolzen. Das Miinnchcn ist stets kleiner. Eier oval. Die Larven besitzen nur 6 Beine.
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Das Bild der Sarcoptesmilbon ist ein sehr charakteristisches und das einmalige Einprägen genügt, um sie leicht wieder zu erkennen und von den folgenden Arten zu unterscheiden. Beim Aufsuchen fallen besonders die Beine mit ihren stärkeren braunen Chitingelenken, ferner auch die Eier auf; oft findet man auch Bruchstücke des bei
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der Häutung abgeworfenen Hantpanzers,
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besonders der Gliedmassen.
Will mau sich Sarcoptesmilbon einlegen,
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Fljf, 3G. Sarcoptes squamiferus,
Weibchen, vom Hund, von der
Bauchseite gesehen. 1:75.
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so ist eine sorgsame Isolirung mit Nadoln
und unter der Loupe nothwendig. Hat mau durch Wegschieben aller Hautgobilde die Milbe freüiegen, so berührt man sie mit der Nadelspitze, nachdem dieselbe in Glycerin getaucht ist. Die Milbe bleibt daran haften und kann leicht übertragen werden. Am einfachsten und auch dauerhaftesten ist der Einschluss in eine Mischung von Mucilago gummi arahici und Gl3'Corin äa.
Von Sarcoptosmilben kommen folgende vor:
a.nbsp; nbsp; Sarcoptes scabiei Fnrstonborg (S. hominis Easp. und S. equi. Gerlach) beim Pferde (und Menschen). Auffindung leicht.
quot;Weibchen: Länglichrund, auf dem Rücken 6 Brust-, 14 Kiiekou-dornen und reihen weis stehende Schuppen, Eplmcren des 3. und 4. Fusspaares verbunden. 045 mm. lang, 0,35 mm. breit.
Männchen: Rundlich, Rückenschuppeu nur einzeln, Dornen wie oben. 0,23 mm. lang, 0,19 mm. breit.
b.nbsp; nbsp; Sarcoptos squamiferus F. schuppentragende Grabmilbo (S. suis. und S. canis Gerlach). Auf Schwein und Hund; bei letztcrem Nachweis schwierig und zeitraubend (Fig. 36).
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Weibchen: Länglichrund, Eüclcen mit dreieckigen Schuppen in Beiben, G kurze Brust- und 14 längere Eiickendornen. 0,46 nim. lang, 0,35 mm. breit.
Männchen: Bandlich, Schuppen geringer. Dornen wie oben. 0,32 mm. lang, 0,29 mm. breit.
c.nbsp; nbsp; Sarcoptcs minor. F. Kleine Gnibmilbö (Sarc. cati Her. und S. cimiculi Gor].) Auf Katzen und Kaninchen, besonders in der Kopfhaut. Nachweis sehr leicht, jedoch Milbe sehr Hein.
Körper rundlich, Brustdornen fehlen,nbsp; BOckendomen 12.
Weibchen: Schuppen auf demnbsp; nbsp;Eücken zahlreich reihenweise. 0,25 mm. lang, 0,20 mm. breit.
Männchen mit wenigen Schuppen.nbsp; nbsp;0,18 mm. lang, 0.14 mm. breit.
d.nbsp; nbsp; Sarcoptos caprao F. von Müller bei der ägyptischen Ziege (auch hier von uns) gefunden. Selten.
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2. Untersuchung auf Dermatocoptesmilben.
Die Saugmilben leben auf der Haut zwischen den Haaren, bohren ihren Eüssel bis auf die Cutis und saugen Blut, wobei sie einen scharfen Saft abzusondern scheinen. Hierdurch wird lebhaftes Juckgefühl angeregt, es bilden sich Papeln und Bläschen, sowie Schorfe und Krusten. Durch letztere werden vielfach die leicht ausgehenden Haare an der Basis verklebt.
Die Grosse der Milben erleichtert ihr Aufsuchen. Scharfe Augen können sie zuweilen schon auf der Haut der Thiere erkennen, wenn Sonnenvvärme die Milben lebendiger macht. Leichter noch gelingt die Erkennung, wenn man die jungem (tiefern), aicht zu dicken Krusten von der Haut abnimmt, ohne diese blutrünstig zu machen. Logt man diese auf schwarzes Papier und liisst Sonnen-, Ofen- oder Handwarme auf sie einwirken, so kann man die sich lebhaft bewegenden Thierchen mit blossem Auge oder mittelst einer Loupe leicht finden. Sicherer und bestimmter zeigen sich natürlich die Milben, wenn man sie mit geringen Vergrösserungen des Mikros-Icops in früher angegebener Weise aufsucht.
Gerlach bat das Aufbinden der Krusten auf den Arm auch hier, besonders bei geringer Zahl der Milben empfohlen. Schon nach kurzer Zeit empfindet man Stechen und sieht nach Abnahme der Schuppen die Milben lebendig auf der Haut umherlaufen. Tritt
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innerhalb von 2 Stunden kein Stechen ein, so sind keine Milben vorhanden.
Die Saugmilben, Dormatocoptes communis F. (Dorma-todectes cqui., D. bovis, D. ovis Gerlach) Pig-. 37, haben eine ovale Körperform mit Einbuchtungen an den Kändern. Die gerillte Haut trägt keine Schuppen und Dornen, aber 2 SchultorborstCii. Characto-ristisch ist der abgesetzte, kegelförmig stark zugespitzte Kopf mit 3gliedrigon Palpen und Bohrwaffen. Alle Sgliedrigen Beine sind bräunlich, auf einzelnen Epimeren ein
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gelenkt. Die 2 vorderen Beinpaare stehen am Körperrande und tragen am Ende je einen Haken und eine Haftscheibe auf langem gegliederten Stiele. Die hinteren sind an der Bauchseite etwas vom Bande abstehend eingelenkt; das 3. Paar beim Weibchen kurz mit je 2 Borsten, beim Männchen lang mit je 2 Krallen und Borsten; das 4. beim Weibchen dünn mit Haftscheiben, beim Männchen ver-kümmert ohne Haftscheibe. Die Weibchen haben am Bauche ein lyrafor-migos Stützgerüst, die Männchen zwei
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mit Borsten versehene, zurückziehbare Schwanzklappen. Häufig beide Ge
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Fig. 37. Weibchen von Uermatocoptes
communis von der Bauchseite 1: 75.
Vom Schaf.
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schlechter in Copulation begriffen, wobei sich beide das Hintertheil zukehren. Larven 6 beinig. Weibchen 0,6 mm. lang, 0,3 mm. breit, Männchen 0,5 mm. lang, 0,3 mm. breit.
Kommt vor beim Pferde, Binde und besonders Schafe. Im Ganzen mehr nesterweise.
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3. Untersuchung auf Dermatophagusmilben.
Die Schuppen fressenden Milben leben auf der Haut, zwischen den Haaren und Oberhautschuppen und nähren sich von den letzteren. Die durch sie bedingte Krankheit zeigt deshalb geringere Symptome.
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: #9632;
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Massiges Jnckgofiilil, dann zunolimondo Bildung von Oberliautsclmppen (mehliger Staub), Ausgehen der Haare sind die gewöhnlichen Erscheinungen, denen sich später und nur selten Hautverdickung und Papillanvucherungon hinzugesellen können.
Die Auffindung der Milben ist leicht. Sie kommen stets in grossoii Mengen gehäuft, förmliche Knäuel bildend vor. Entnimmt man der verdächtigen Stelle Haare und Schuppen und legt sie auf schwarzes Papier iu die Sonne oder in die Wärme, so kann man die mobilen Thierchen schon mit blossem Auge oder mittelst der Loupe erkennen. Bei längerem Liegen im Papiere häufen sie sich in Knäueln
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zusammen. Mikroskopischer Nachweis wie bei Dermatocoptes. Isolirung wie bei Sarcoptes.
Die Milben, Dermatophagus
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b o vi s P. (Symbiotes equi., S. bovis G e r -
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lach) unterscheiden sich wesentlich
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von Sarcoptes, gering von Dermatocoptes. Körperform oval, nur beim Männchen rundlich mit seitlichen Einbuchtungen. Kopf stumpf kegclfömig, breiter als lang, mit Sgiiedrigen
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Palpen und Kauwerkzeugen, Eumpf
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Flg. 38.
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Weibchen von Dermatophagus S'crieft, hinterer Theil bei Weibchen
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bovu von der BancMUehc gesehen von, 0ft abgesetzt, mit 2 steifen Borsten Pferde 1:75.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; onbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; gt;
auf dem Bücken und Haaren an den
Seiten, am hintern Körperende bei Weibchen 2 grössero Borston, bei Männclieu mit Borsten besetzte Sclnvanzklappen. Die Beine, auch die hintern, sind nahe dem Bande eiugelenkt, fünfgliedrig, am Ende mit Kralle und grosser Haftscheibo mit kurzem ungegliederten Stiele versehen. Die beiden vordem stehen weiter auseinander; die hintern genähert zeigen nach den Geschlechtern Verschiedenheiten. Beim Weibchen ist das 3. Fusspaar ohne Krallen nur mit 2 langen Borston versehen, das 4. nahezu gleich gross; beim Männchen tragen beide Haftschoiben, das dritte zwei Krallen, doch ist das vierte verkümmert. Weibchen 0,4 mm. lang, 0,27 mm. breit. Männchen 0,34 mm. lang, 0,3 mm. breit.
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Die Schuppen fressende Milbe verursacht bei Pferden die Fussräude, bei Bindern die Steissräude, nach Eabe auch die Schlämperäude, bei Schafen nach Zürn ebenfalls eine Fussräude (den sogenannten Köthengrind der Negrettira^e).
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Einer gesonderten Besprechung bedürfen die Ohrmilben, welche in der Ohrmuschel und dem äussern Gehörgange lebend, daselbst Hautentzündungen und deren Folgen: flüssige Exsudate (Hund) oder Anhäufung von trocknen Borken (Kaninchen) bedingen. Bei Aufsuchung der Milben ist wie oben zu verfahren; da sie stets massenhaft vorhanden sind, lassen sie sich leicht nacliweisen.
Die Milben gehören verschiedenen Gattungen an.
Die beim Hunde 1836 von Hering (als Sarcoptes cynotis. bezeichnet), neuerdings von Schirmer gefundene Milbe ist eine Dermatophagusmilbe, welche sich nur durch ihre Kleinheit (? 0,3, c5 0,23 mm. lang) und dadurch von Dermatophagus bovis unterscheidet, dass das 3. Fusspaar sehr lang, das vierte ganz verkümmert erscheint.
Ebenso gehört zu den Dermatophagen, die von Hu her 1860 im Ohr von vier Katzen gefundene Milbe, nur ist sie etwas grosser wie erstere (? 0,45, (5 0,31 mm. lang).
Beim Kaninchen kommen Ohrmilben ziemlich häufig vor und bewirken nicht nur vollständige Ausfüllung der Löffel durch Borken, sondern auch Zerstörung des Ohres und Gehirnentzündung.
Die sehr leicht nachweisbaren Milben, welche von Zürn, Möller und uns fast gleichzeitig gefunden wurden, sind wahre Der-matocopten, in keiner Weise von den oben erwähnten abweichend, doch sollen nach Zürn auch Dermatophagen vorkommen.
Die beim Ochsen von Turnbull gefundene und von Pagenstecher als Gamasus auris bezeichnete Ohrmilbo scheint nur ein Gelegenheitsparasit zu sein und wird von Megnin für Loptus autum-nalis gehalten.
4. Milben als Gelegenheitsparasiten.
Ausser den besprochenen wahren Eäudemilben sind vereinzelt noch andre Milben auf Thieren gefunden worden.
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SIedamgrotzky u. Hofmeister, Diagnostik.
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So beobachtete Friodb erger (aucli Defrance bereits früher) bei einem Hunde einen Ausschlag, welcher durch eine Grasmilbe (Leptus autumnalis) bewirkt wurde. Am Kopfe fanden sich haarlose oder schwach behaarte Flecke mit lebhaft roth gefärbten Pünktchen besetzt. Diese Pünktchen waren ovale, rotligefärbte Milben mit 3, 5 bis ßgliedrigen Fusspaaren, welche gleich lang und je mit 2 leierförmigen Krallen ohne Haftscheiben besetzt waren. Der kurze und breite Kopf trug stark entwickelte Palpen. Diese auch beim Menschen als vorübergehender Parasit im Sommer beobachtete Milbe scheint der Jugendzustand einer nicht bekannten Milbe zu sein.
Ferner werden Milben zuweilen aus der Umgebung, aus verdorbenem Futter etc. auf Hausthiere verschlagen, welche sonst von zersetzten organischen Stoffen leben und deshalb nicht als eigentliche Parasiten aufgefasst werden können. Alle sind mehr oder weniger der Gattung Acarus zugehörig oder verwandt.
Nach Megnin würden hierher zu rechnen sein; Gerlachs Symhio-tes elepliantis, auch auf Ochsen beobachtet, ein einfacher Hypopus, Nymphe eines Tyroglyphus, welche auf modrigem Heu vorkommt. Herings Sarcoptes hippopodos, Strahlkrebs- oder Eitermilbe in den Geschwüren des Strahlkrebses bei einem Pferde (nach dem Tode gefunden) wäre ein vaga-bondirender Acarus, in Fleischkammern und Secirsälen.
Femer beobachtete Megnin einen räudeförmigen Ausschlag bei einem Pferde, veranlasst durch Milben (weisse Argas?), welche vom Heu auf Kopf und Hals übergegangen waren. Hering sah einen trocknen Ausschlag am ganzen Körper einer Katze durch Mehlmilben veranlasst. Zürn fand bei der Fussräude der Schafe neben Dermatopbagus einen Acarus spinipesKoch. und auf Kaninchen eine unbekannte Milbe. Megnin will beobachtet haben, dass jüngere Tyroglyphusmilben (Milben der Gattung Acarus Koch) bei Nahrungsmangel sich in Hypopusmilben umwandeln, indem sie einen Panzer, rudimentäre Kauwerkzeuge, am Bauche kleine Saugnäpfe bekommen und so ausgerüstet auf Thieren leben, bis sie sich bei günstigeren Nahrungsverhältnissen in Tyroglyphus zurückverwandeln.
Jedenfalls ist anzurathen, zufällig und einzeln aufgefundene Milben stets genau mit den bekannten Eäudemilben zu vergleichen. Wenn die Eigenschaften nicht auffällig übereinstimmen und die Milben nur vereinzelt vorkommen, so liegt stets der Verdacht vor, dass man es mit einer verschlagenen Milbe zu thun hat, welche auf zersetzten organischen Stoffen lebte. Die bei Straubfuss und Strahlkrebs gefun-
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denen Milben sind ebenso gut zufällige Verunreinigungen, wie die Eostpilze.
5. Untersuchung auf Haarsackmilben.
Die Haarsackmilbe, Acarus folliculorum Simon (Demodox folliculorum Owen, Simonea folliculorum Gervais), gehört zur Pamilig der Balgmilben (SimonIda Vogt). Sie parasitirt in den Haarbälgen und Ausfübrungsgängen der Talgdrüsen des Menschen, Hundes und in den Augenliddrüsen des Schafes (Oschatz).
Wichtig ist dieser Parasit nur in Bezug auf Hunde, bei denen er die Acarusräude erzeugt. Sitz des Ausschlags wechselnd;, entweder lokal um die Augenlider herum, im Gesicht oder an verschiedenen begrenzten Stellen dos Körpers oder allgemein und dann Kopf mit Ausnahme der Ohren, Hals, Unterbauch, Innenfläche der Schenkel, schliesslich die gesammte Oberfläche ergreifend. Die Symptome sind je nach der Empfindlichkeit der Haut verschieden. Juckgefühl besteht stets. Oft einfaches Ausgehen der Haare besonders an den Augen, und zwar ungleichmässig so, dass der Haarwuchs blos dünner erscheint; eine Eeaction von Seite der Haut kann ganz fehlen, und so leben auch die Hunde jahrelang mit dem Parasiten. In der Mehrzahl entstehen jedoch kleine Eiterbläschen, die an Grosse zunehmen, in der Tiefe sitzen und von (oft bläulich) gerötheter, glänzender Haut überzogen werden. Bei ihrer Eröffnung entquillt ein blutiger Eiter. Mit zunehmender Ausbreitung entsteht allgemeine Kahlheit, Paltigwerden der Haut und Auftreten von Geschwüren.
Die Nachweisang der Milben gelingt sehr leicht. Sind Pusteln vorhanden, so entleert man den Inhalt durch Druck mit den Pingernägeln, oder Anstechen mit dem Messer, bringt ihn ohne oder mit Zusatz von Wasser auf den Objectträger, bedeckt und untersucht mit mittleren Vergrösserungen. Sind Pusteln nicht vorhanden, so führt man über die kahl gewordenen Hautstellen ein Messer mit dem Bücken stark aufdrückend und schabend hinweg und untersucht die auf dem Messer sitzenbleibenden Massen; nur ausnahmsweise muss man stärker aufdrückend bis zum Blutrünstigwerden kratzen; in letzteren Fällen ist zur leichteren Durchmusterung ein Zusatz von Kalilauge empfehlenswerth.
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Die Milbo Fig. 39 ist durch iliro stummelformigon Fiisso so charactoristisch, dass man sie sehr leicht im ersten Präparat findet, obgleich Haarspütter zuweilen ihre langgestreckte Form nachläuschen. Da sie bei sehr vielen Menschen in den Acnepusteln des Gesichts znbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; „ vorkommen, kann man sie leicht erlangen und
kennen lernen.
Sie hat einen wurmförmigen Körper, dessen Kopfende stumpf, dessen hinteres Ende allmählig zugespitzt erscheint. Am Kopfe 2 seitliche, 2 glie-drige Taster, ein röhriger Eüssel und ein 3 eckiges Kauorgan. 4 Fusspaare am vordem Körpordrittel, jedes dreigliedrig, kurz kegolfömig, am letzten Grliede mit 2 Krallen. Hinterleib am Eande gezähnelt, verschieden lang. Eier wetzsteinförmig, Larven anfangs 6 beinig mit kurzem Hinterleibe, Alle ungefärbt.
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6. Untersuchung auf Vogelmilben.
Fig. 39. Acarus follicu-
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lorum vom Munde: a 1: 250, b 1 : 75, c Eier
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Bei Vögeln finden sich eine grosso Zahl
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in verschiedenen Ent- y0n Müben als Parasiten, von denen die wich-
wicklungsstadien.
tigsten eine Erwähnung verdienen.
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a. Dermanyssus avium Duges, Stechmilbe, eine Arach-nide aus der Familie der Gamasinen, kommt sehr häufig in Vogelkäfigen, Tauben- und Hühnerställen vor, nnd geht von dort aus des Nachts nicht nur auf Vögel, sondern auch auf Pferde, Hu.ide und Katzen über, um deren Blut zu saugen. Sie ist also auch Gelegenheitsparasit unsrer Haussäugethiere und erfordert deshalb unsro Aufmerksamkeit. Durch ihr Stechen erzeugt sie heftiges Juckgefühl und es entsteht ein oigenthümlicher Juckausschlag, der sich beim Pferde durch zahlreiche, kleine, runde Depilationen kennzeichnet.
Der Nachweis der Milben nnd damit die richtige Erkenntniss des Ausschlages ist deshalb oft schwer, weil sie die geplagten Thiere am Tage verlassen. Doch soll man nach Trasbot die Milbe leicht dadurch auffinden können, dass man den betreifenden Pferdan Nachts
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cine Declco auflegt und am Morgen bis zur Untorsucliung liegen lässt; wenn man sodann letztere schnell abliebt, so kann man mit blossem Auge die sich schnell verlcriechenden Thierchon wahrnehmen. Bei Vögeln findet man die Milbe oft leichter in den Furchen der Wände, Sitzstangen, Eohrstäbe der Käfige als am Grunde der Federn.
Die Milben (Fig. 40) sind länglich eiförmig
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(0,5 mm. lang), meist roth gefärbt durch den Blutgehalt in dem lyraförmigen Darmkanal. Die S ziemlich gleichlangen Füsse tragen am Ende membranösc, lappige Saugnäpfe und 2 Krallen.
b. Fussräudemilbe der Hühner. Bei Hühnern kommt ziemlich häufig eine Fussräude
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vor, welche durch eine eigne Milbe, Knemido-
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coptes viviparus Fürstenberg, veranlasst wird, (Nähere Beschreibung: Pürstonberg. Mit
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Fijj. 40. Dermanyssus avium von der Bauchseite 1: 35.
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theilung aus dem naturw. Verein für Vorpommern und Eugen 1870.)
Der Ausschlag ergreift die federlosen Theile der Beine. Man sieht die Püsse mit weissgrauen, rissigen Borken bedeckt, die sich zu
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einem grauen Pulver verreiben lassen; dieselben nehmen an Masse so zu, dass die Hühner nicht mehr laufen können und zusammenkauern.
Die Nachweisung der Milbe ist sehr leicht, da sie in Massen vorkommt. Man weicht die abgenommenen, besonders die tieferen Borken in verdünnter Kalilauge im Uhrschälchen auf und entnimmt demselben einen kleinen Theil zur
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Untersuchung.
Die Milbe (siehe Fig. 41) zeigt einen rundlichen Körper; die gerillte Eückenhaut trägt
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Fig. 41. Kneiniclocoptes viviparus von der Henne, von der Bauchseite gezeichnet, 1: 75. ImBauche zwei entwickelte Larven.
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Hautverlängerungen, der abgesetzte Kopf 4 Kieferpaare und 2 Sgliedrige Palpen. Die 8 ögliedrigen Beine sind kurz, ragen wenig über den Körperrand und tragen beim Weibchen rudimentäre, beim Männchen ausgebildete Haftscheiben. Die Larven entwickeln sich bereits in den im Mutterleibe liegenden Eiern und schimmern so durch. Die ausgebildeten Larven sind zunächst 6 beinig
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Sie leben in Gängen und zwar nur dort, wo die Haut starke Epidermis und keine Federn trägt.
Ob diese Milbe identisch ist mit der von Eeynal und Lanquetin gefundenen Sarcoptes mutans, lässt sich bis jetzt nicht entscheiden. Die genannten Forscher sahen nicht nur eine Fussräude, sondern auch eine am Kopfe besonders um den Schnabel herum vorkommende Eäude, die selbst in die mit Federn bedeckten Theile des Halses überging.
Ausserdem liegen noch eine Menge von Beobachtungen über Milben, besonders wild lebender Vögel vor; die gefundenen Milben diiferiren aber sehr erheblich und sind systematisch noch nicht geordnet. Die meisten gehören der Gattung Dermaleichus Koch, (siehe Verh. d. Kais-Leop. Carol. Akademie der Naturforscher XXXV. p. 1.) an; andre werden als Sarcoptes nidulans Nitsch bezeichnet, welche theils in knollenförmigen Nestern, theils auf der angefressenen Haut kleiner Vögel (Lerchen, Grünfink, Kreuzschnabel Zürn) vorkommen und ziemlich scharf durch einen gelben Fleck auf dem Kücken characterisirt sind.
Die Hautparasiten ans der Klasse der Insecten und selbst ihre Larven sind so gross, dass zu ihrem Nachweis das Mikroskop entbehrt werden kann. Allerdings wird dasselbe zur näheren Bestimmung der Art nothwendig sein, doch ist die Untersuchnngsmethode so einfach, dass sie füglich übergangen werden kann. Die Eigenschaften der einzelnen Parasiten sind allgemein bekannt. Näheres kann, in Zürn's thierischen Parasiten oder in den Lehrbüchern der Pathologie nachgeschlagen werden.
Würmer scheinen nur ganz vereinzelt als Hautparasiten vorzukommen. So beobachtete Ei volt a bei einem Hunde, dass eine fressende Flechte durch Embn-onen der Filaria medinensis verursacht war. Ein Tropfen der ausgedrückten Flüssigkeit enthielt zahlreiche sich lebhaft bewegende Euudwürmer. Eine ähnliche Beobachtung machte Ercolani und Sommer bei einem Pferde. Jedenfalls regen diese Befunde zu weitern Untersuchungen an.
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X. Abtheilung.
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Eiter (Wnndsecrete).
Ausser dem eigentlichen Eiter gelangen hier am besten alle diejenigen Flüssigkeiten zur Besprechung, welche entweder aus Wunden oder aus Höhlen nach ihrer natürlichen oder künstlichen Eröffnung abfliessen (Wundsecrete, Eiter, Jauche), deren gemeinschaftlicher Mittelpunkt gewissermassen der Eiter ist. In der thierärztlichen Praxis begnügt man sich in der Eegel mit der makroskopischen Betrachtung dieser Flüssigkeiten. Dennoch kann auch zuweilen eine nähere, besonders mikroskopische Untersuchung zur Sicherung der Diagnose erwünscht sein und ist dieselbe besonders zu empfehlen zur Erforschung der dem Eiter beigemengten Bestandtheile. Um jedoch gleich von vornherein allzu kühnen Hoffnungen entgegenzutreten, muss erwähnt werden, dass weder das Mikroskop, noch viel weniger die chemische Analyse die Wunderdinge zu Tage fördert, die man vielfach, besonders beim specifischen Eiter, erwartet.
Die Gewinnung der fraglichen Secrete durch Abstreichen, Auffangen etc. ergiebt sich von selbst; die an den Wundrändern eingetrockneten Krusten eignen sich zur Untersuchung nicht, da durch Eintrocknung und Verunreinigung das Wesentliche verwischt und verdeckt wird.
Die aus unnatürlichen Oeffnungen des thierischen Körpers ab-fliessenden Secrete zeigen bekanntlich makroskopisch bedeutende Abweichungen und werden nach denselben verschieden benannt, ohne dass man eine scharfe Grenze zu ziehen im Stande wäre. Das frische Wundsecret oder die plastische Lymphe, welclio nach Stillung der Blutung aus frischen Wundflächen heraustritt, ist eine klare oder schwach opalisirende, gelbe bis gelbröthliche, klebrige Flüssigkeit. Von Stunde zu Stunde wird dieselbe aber trüber und weisslicher und
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golit so allmälig in Eitor über. Guter Eiter (Normaleitor) ist ralimartig, woiss bis golblichweiss, undurclisichtig, von schwach-süsslichom Gorucho und Goschmiicke. Zwischen beiden Socreten liefern jedoch die meisten Wunden einen mehr oder weniger unreinen Eiter. Indem die in Folge der Verwundung abgestorbenen Gewebs-theilchen abgestossen werden und sich, ebenso wie die Blutgerinnsel, im Wuudsecrete auflösen, erscheint dasselbe anfangs braunröthlich, dann graubraun, schmutziggolb oder gelbröthlich, mehr oder weniger übelriechend, durch Beimengung von Gewebsfetzen ungleichartig, und wird erst allmälig mit der Eeinigung der Wundflächo dicker und gleichartiger, dem guten Eitor ähnlich.
Fanden sehr ausgedehnte Zertrümmerungen von Gewebe statt, so tritt durch Fäulniss der abgestorbenen Massen Jauchobildung ein, d. h. es entleert sich eine missfarbigo (graubraune, selbst grünliche), stark übelriechende Flüssigkeit von ungleicher Consistonz, welche die Umgebung corrodirt. Dass auch die meisten Geschwüre und Fisteln, in denen bedeutender Zerfall von Gewebe eintritt, Jauche oder jauchigen Eiter liefern können, ist leicht verständlich.
Die Beschaffenheit des eigentlichen Eiters bietet noch manche Verschiedenheit, je nach der geringen oder übermässigen Lebonsenergio der ihn erzeugenden Gewebe, so dass er bald dünnflüssig schleimig (in Bändern, Sehnen, Knochentheileu), bald bluthaltig ist.
Aehnliche Verschiedenheiten bietet auch der mitten im Gewebe in Folge einer Entzündung entstehende (Abscess) Eiter, der bald unrein mit Blut und Gewebstheilchen vermischt, bald unreif (dünnflüssig, schleimig), bald überreif (dick, klümprig, je nach der Zeit der Entleerung), bald käsig verändert, bald faulig und stinkend sein kann.
Die mikroskopische Untersuchung der Wundsecrete geschieht in der Eegel mit den stärkeren Systemen ; nur bei grössereu körperlichen Beimengungen erlauben geringere Vorgrösserungen schnellere Orientirung. Zusätze sind meist unnöthig; stark eingedicktem Eiter kann man jedoch Kochsalzlösung, nicht aber Wasser, zusetzen.
Bei Betrachtung der mikroskopischen Vorhältnisse geht man am besten vom guten Eiter gewissermassen als Normalflüssigkeit aus und lernt von dort aus die Abweichungen kennen.
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Im Wesentlichen besteht der Eiter aus PJitersorum und körperlichen Bestandtheilen. Ersteres entzieht sich wegen seiner Durchsichtigkeit der mikroskopischen Erkonntniss; nur aus dem geringeren oder grösseren Abstände der eingelagerten Elemente erkennt man den geringeren oder grösseren Gehalt.
Von den körperlichen quot;Bestandtheilen sind die Eiter-körperchen die constantesten.
Die Eiterkörperchen (Fig. 42) sind runde oder rundliche Kugeln, ungefähr von der Grosse der weissen Blutkörperchen; gering verzerrte Formen mit stumpfen Ausläufern sind nicht selten. Ihr Körper besteht aus einem feingranulirten Protoplasma, ohne Membran, so dass die glatten oder feinwarzigen Contouren nicht scharf gezeichnet sind. In der Eegel enthält die Eiterzelle mehrere (2 — 6) Kerne,
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welche rundlich oder oval, glänzend, scharf gezeichnet sind und kein Kernkörperchen enthalten. Da sie vom Protoplasma verdeckt werden, erkennt man sie erst nach Aufhellung desselben durch Wasser- oder Essigsäurezusatz (d). Nach Wasserzusatz (b) blähen die Eiterkörperchen auf, werden durchsichtig und platzen zuweilen, wobei
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die Kerne zurückbleiben. Concentrirte Salzlösungen (c) schrumpfen die Eiterkörperchen wie jene des Blutes und machen sie kleiner,
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Vlg. 43. Eiterkörperchen. a nurmal, b nach Wasserzusatz, c nach Zusatz von Kochsalz-
lüsunjj, d nach Essigsäure. 1 : öüü.
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dunkler, am Eande gekerbt und schärfer begrenzt. Alkalien lösen das Protoplasma und allmälig auch die Kerne zu einer zähflüssigen Gallerte auf.
Die Zahl der Eiterkörperchen im Vorhältniss zur Flüssigkeit ist eine ungemein wechselnde. Im rahmartigen Eiter ist sie so gross, dass dieselben dicht aneinandorliegen, und kein Eiterserum vorhanden zu sein scheint. Je dünner und durchscheinender der Eiter, desto geringer die Zahl der Eiterkörperchen, so dass sie im frischen Wund-secrete und in der Jauche oft ganz spärlich vorkommen.
Auch von dem normalen Aussehen weichen die Eiterkörperchen ab. Zuweilen erscheinen sie schon ohne weiteren Zusatz aufgequollen, wie helle Kugeln, deren Kerne ganz deutlich hervortreten. So findet
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man sie im zersetzten (sauren) Eiter und in der Jauche. Andererseits ist ihr Protoplasma in verschieden starkem Grade mit retttröpfchen, kleineren und grösseren, durchsetzt, so dass es dunkelgranulirt erscheint. Derartige fettige Degeneration der Eiterkörperchen findet man sowohl im überreifen Absccsseiter, als auch, in der Jauche und den jauchigen Geschwürseiter.
Im käsigen Eiter sind die Eiterkörperchen aber nicht nur vielfach fettig degenerirt, sondern auch oft geschrumpft zu stark lichtbrechenden, eckigen, kleinen Schollen von unregelmässiger Form verändert. Dieselben lassen daher ihren Ursprung oft mehr errathen als erschliessen, besonders da sie auch gegen Keagentien sehr widerstandsfähig sich erweisen und die alten Formen nicht wieder annehmen.
Aber auch die verschiedenen Fragmente der Eiterkörperchen sind zu beachten. Als solche treten auf: freie Kerne, kenntlich an ihrer runden oder ovalen Gestalt, scharfen Zeichnung, stärkeren Lichtbrechung und grossen Resistenz gegen Alkalien: Elementarkörnchen, unregelmässig geformte Protoplasmaklümpchen, blass, nicht scharf begrenzt, und endlich ganz feine, punktförmige Moleküle, welche oft eine tanzende Bewegung zeigen. Gerade letztere werden vielfach für Kugelbacterien gehalten, doch schützt sowohl ihre matte Begrenzung, geringere Lichtbrechung und ihre Auflösung nach Zusatz von Kalilauge vor Verwechslungen.
Im guten Eiter sind diese verschiedenen Fragmente so selten, dass man danach besonders suchen muss. Wohl aber zeigen sie sich sowohl im unreinen Eiter, noch mehr aber in der Jauche, wo sie selbst die Eiterkörperchen an Masse übertreifen. Auch im überreifen, noch mehr im käsigen Eiter sind sie anzutreifen; im letzteren spielen besonders die widerstandsfähigen Kerne die Hauptrolle.
Die aufgezählten körperlichen Bestandtheile bilden in. der Eegel in all den Wundsecreten die Hauptmasse. Doch kommen auch noch mannigfach andere vor, deren Beachtung nicht minder nothwendig ist.
Eothe Blutkörperchen sind sehr häufig zu finden, sowohl im Wundsecrete als im Eiter, so lange derselbe noch röthlich oder citronengelb erscheint. In der Eegel sind sie nicht zu Geldrollen vereint, vielfach auch etwas verzerrt.
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Pflasterepitholzelien, von der Oberhaut und deren Einstülpungen herrührend, kommen besonders massig in oberflächlichen Eiterungen (Eczem, Hufeiter etc.) vor.
Sogenannte Entzündungskugeln (siehe Schleim), runde und ovale Zellen von der 2- bis 4 fachen Grosse der Eiterkörperchen, gewöhnlich in verschiedenem Grade fettig degenerirt, beobachtet man am meisten im Abscesseiter.
Paserstoffflocken, in Abscessen nach Quetschungen, bilden feine, körnige Fäden oder körnige, unbestimmt fadige Membranen, welche zahlreiche Eiterkörperchen in sich einschliessen.
Die schon mit blossem Auge erkennbaren Gewebsfetzen müssen zu ihrer näheren Bestimmung oft erst zerzupft werden; damit man sie unverdeckt von den massenhaften Eiterkörperchen beachten kann, ist man auch häufig genöthigt, durch Kochsalzlösung die Masse zu verdiinnen. Ihre Bestimmung erscheint zuweilen wünschenswerth, um den Ort der Eiterung, die Tiefe einer Verletzung etc. bestimmen zu können.
Bindegcwebsfetzen sind leicht erkennbar an den parallel verlaufenden, feineren und stärkeren Bindegewebsfibrillen, welche nach Zusatz von Essigsäure aufquellen, heller, durchsichtiger werden. Bei der eitrigenEinschmelzung des Bindegewebes bleiben die elastischen Fasern in der Regel ungelöst und werden mit dem Eiter entleert. Sie erscheinen (Fig. 43) als mehr oder weniger verzweigte und netzartig verbundene, dunkle, feine Fäden oder hellere, breitere Bänder, deren abgerissene Enden sich gern spiralig zurückrollen. Ihre ünveränderlichkeit und Widerstandsfähigkeit gegen die verschiedensten Reagentien sichern ihre Bestimmung. Fettzellen- und Muskelgewebe kommen sehr selten vor, dagegen sind Knorpel- und Knochonfragmento _,. ., -,,„laquo;„,,„ ,,.„,
*nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; 0nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; Fig. 43. Elastische Fasern
gerade in diagnostischer Beziehung von Wichtig- aus dem Eiter eines Pferdes keit (Hufknorpelfistel, Knochonwunden). Beide
sind leicht erkennbar, ersterer durch das Vorkommen der bekannten ovalen Zellen in homogener Intercellularsubstanz, letzterer durch die sternförmigen Knochenkörperchen. (Jebrigens erscheinen die Knochen-
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lirümel des Eiters meist stark angenagt durch lialbmondförmigo Gruben (Ho w ship'sehe Lakunen).
Zur Constatirung von Bacterien in den Wundsecreten ist grosso Vorsicht anzuempfehlen (siehe pag. 20 flgd.), da gerade hier die vielfachen Eiweissmoleküle Kugolbacterien vortäuschen. Immer sind Bacterien vorhanden in der Jauche; sie sind dort oft geradezu massenhaft und zwar einzeln und in Zoogloeahaufen, in Kugel- und in Stäbchenform, dagegen nicht constant Padenbacterien. Aber auch im unreinen, im stinkenden Abscesseiter, im Gescliwürssecrete findet man meist Bacterien, wenn auch in geringerer Zahl; ebenso im Oberflächeneiter, besonders in dem sogenannten Hufeiter. Vereinzelt auftretende Bacterien beobachtet man in den meisten eitrigen Secreten, in welche sie durch Verunreinigung gelangen.
In dem speeifischen Eiter (Wurmeiter) sind zwar Kugolbacterien als sehr häufige Beimengungen gefunden worden, doch lassen sie besondere Eigenschaften nicht erkennen.
Auch krystalliuische Einlagerungen kommen im Eiter vor. So findet man Tripelphosphatkrystalle in Sargdeckel- und ähnlichen Pormen (siehe pag. 113) gar nicht selten dort, wo Eiter stagnirt und sich zersetzt, besonders also in der Jauche, im Hufeiter. Andererseits sind in dickem Eiter der Abscesse, welche lange ihrer Eröffnung harrten, Cholesterintafeln und Fettkrystalle, sehr selten Leucin und Tyrosin zu finden. Sie bilden sich auch bei der sauren Oährung des Eiters, wenn man denselben einige Zeit stehen lässt. Cholesterin (Fig. 44) erscheint in hellen, vollkommen durch
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sichtigen, rhombischen Tafeln von charakteristischer Form und meist gehäuft. Bekannt ist ihre schöne Eeaction; nach Zusatz von Schwefelsäure färben sie sich nämlich roth bis violett, nach weiterem Zusatz von Jodtinktur werden die Farben noch inten
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Cholesterinkrystallc.
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siver und gehen in blau über. Fettkrystalle sind fast immer nadeiförmig und in Gruppen so vereinigt, dass sie Büschel und Drusen bilden.
Leucin bildet aus feinen Nadeln bestehende kugelförmige Aggregate; Tyrosin zierliche Garben von Nadeln.
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Von amorphen Beimeisgungen sind Fettkügelchen erwähnens-werth im überreifen Abscesseiter, Geschwürsoiter, in der Oanche. Braune und röthliche Pigmentschollen von unregolmilssigor Form bilden sich wahrscheinlich aus ergossenem Blute und kommen in allen Wundsecreten in wechselnder Menge vor.
Endlich darf es nicht auffallen, dass Verunreinigungen des Eiters vielfach vorkommen. Einige Umsicht und Erfahrung lässt das Gefundene leicht auf seinen Werth zurückführen. So rühren Baumwollen-, Leinen-, Hanffasern (Fig. 3) vom Verbandzeug, Infusorien vom Waschwasser her. Zuweilen werden (besonders im käsigen Eiter bei Mauke, Strahlkrebs) Milben gefunden, die der Gattung der Käsemilben anzugehören scheinen. Fliegoularven, sogenannte Maden, sind schon mit blossem Auge als weisse, walzenförmige Gebilde erkennbar.
Stellt man nach diesen Darlegungen den mikroskopischen Befund zusammen, so würde sich Folgendes ergeben:
Im frischen Wund secret findet man: rothe Blutkörperchen, normale Eiterkörperchen;
im reinen Eiter: normale Eiterkörperchen.
Im unreinen Eiter treten neben Eiterkörperchen, Trümmer derselben, Blutkörperchen, Gewebsbestandtheile, Bacterien in massiger Menge auf. Jauche enthält: Eiterkörperchen, vielfach unvegelmässig, freie Kerne und Protoplasmatrümmer, Gewebsbestandtheile, Tripelphosphat, Bacterien zahlreich, Pigmentschollen.
Im unreifen Eiter sind Eiterkörperchen in geringerer Zahl vorhanden, daneben Faserstoffgerinnsel, Blutkörperchen; überreifer Eiter dagegen enthält Eiterkörperchen, vielfach fettig degenerirt und körnig zerfallen, Entzündungskugeln, Fetttröpfchen, freie Kerne, Cholesterin.
Im käsigen Eiter endlich erseheinen die Eiterkörperchen geschrumpft als unbestimmte Schollen, daneben freie Kerne, Fett, Cholesterin und Ei-weissmoleküle.
Die Chemie der Wundsocrete ist noch zu wenig bekannt, als dass sie diagnostisch verwerthet worden könnte. Am meisten untersucht ist der Eiter. Von demselben ist bekannt, dass er alkalisch oder neutral reagirt, beim längeren Stehen sich scheidet in eine untere, undurchsichtige, die Eiterkörperchen enthaltende und eine dünne, obere Schicht von schwachgelbem, fast durchsichtigen Eiterserum. Der Eiter enthält Wasser, Serumalbumin, mehrere andere Albuminate (Casein, Myosin, Pyin), Fette, Seifen, Cholesterin, Lecithin, Extractivstoffe und
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Salze, besonders Kochsalz. Der reiche Eiweissgehalt erklärt es, class sowohl ganzer Eiter als Eiterserum beim Erhitzen coagulirt. Nach Essigsäurezusatz beobachtet man anfangs oft Trübung durch Aus-fallung der Alkalialbuminate; sie verschwindet jedoch in überschüssiger Essigsäure nach längerer Einwirkung derselben. Bleibt sie bestehen, so deutet sie auf trehalt an Mucin (im eitrigen Schleime der Schleimhäute). Das Pyin, ein auch durch Essigsäure fällbarer Eiweisskörper, kommt, wie es scheint, bei unseren Hausthieren im Eiter nicht vor.
Plastische L3Tmphe verhält sich chemisch wie Blutplasma.
Eine gesonderte Besprechung verdienen noch einige Wundsecrete, deren mikroskopische Untersuchung in diagnostischer und prognostischer Beziehung wünschenswerth sein kann. Es betrifft dies folgende:
1.nbsp; Hu feit er. Bekanntlich können bei Entzündung der Weich-tlieile des Hufes zweierlei Flüssigkeiten entstehen, die sich schon makroskopisch unterscheiden lassen. Die eine Flüssigkeit, welche nach oberflächlichen Erkrankungen (Nagelquetschungen, Steingalle) etc. entsteht, heisst in der Eegel Hufjauche und ist dünnflüssig, in schwarzen Hufen grau, in weissen gelbbräunlich gefärbt. Bei der mikroskopischen Untersuchung finden sich in derselben: Blutkörperchen in wechselnder Zahl, Eiterkörperchen, meist aufgequollen, sparsam Epithelzellen, massenhafte, feine, in Kalilauge lösliche Eiweissmoleküle, Pigmontkörnchen, Kugelbacterien und Tripelphosphatkrystalle. Sie stellt also ein flüssiges Exsudat dar, in welchem eine alkalische Zersetzung oder Auflösung wahrscheinlich durch das Ammoniak der mit Harn durchdrungenen Pferdestreu, welches sich durch Homrölirchen und Horntrennungen hineinzieht, angeregt wurde. Derlei Flüssigkeiten berechtigen zur Diagnose einer oberflächlichen Erkrankung der Weich-theile und zu günstigerer Prognose. Wirklicher Eiter ist dickflüssiger, weiss oder, wenn unrein, bräunlich und enthält, von jenem verschieden. Iceine oder ganz vereinzelte Plattenepithelien, aber viele Eiter-körperchen. Stets entsteht er in der Tiefe der Weichtheile und deutet daher eine schwerere Läsion an, da Knochen-, Knorpel- und Sehnenmassen leicht in den Eiterungsprocoss hineingezogen werden.
2.nbsp; nbsp; Synovia. Frische Synovia giebt sich leicht makroskopisch zu erkennen durch ihre Eigenschaften. Jedermann kennt die stark fadenziehende, dickflüssige, gelbe und fast klare Flüssigkeit. Hat
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jedoch eine Gelenkeröffnung stattgefunden, so ändert sie sich bald, sie wird dickflüssiger, undurchsichtiger, mehr und mehr eiterähnlich und gerinnt in gallertig klumpigen Massen, bis sie schliesslich ganz die Eigenschaften des Eiters annimmt. Da der Thierarzt meist erst nach einiger Zeit zur TJntersuchung herangezogen wird, so ist es zwar schwer aber doch sehr wichtig, zu bestimmen, ob man Synovia oder Eiter vor sich hat. Die einfache mikroskopische Untersuchung ergiebt keinen Anhalt. Dagegen bietet sich wenigstens in den ersten 8 Tagen nach einer Gelenkeröffnung ein Unterschied, der in den Mucingehalt der Synovia begründet ist. Setzt man nämlich dem mikroskopischen Präparate, welches aus der Flüssigkeit hergestellt wurde, am Eande Essigsäure zu, so erhält man eine deutliche Mucinausscheidung und damit eine schon dem blossen Auge wahrnehmbare Trübung des Bandes. Unter dem Mikroskope erkennt man die feinen hellen Fäden zwischen den Eiterzellen wie im Schleime (vergl. pag. 67 u. Fig. 18). Immerhin erfordert aber die Deutung einige Vorsicht, denn nicht selten beobachtet man auch in reinem Eiter nach Zusatz von Essigsäure eine Trübung des Eandes, wahrscheinlich durch Ausfällung gelöster Alkalialbuminate. Doch verschwindet dieselbe bei längerer Einwirkung der Essigsäure, während sie bei Synovia bestehen bleibt. In späteren Stadien der eitrigen Gelenkentzündungen ist das eitrige Secret frei von Mucin, giebt also jene Eeaction nicht mehr.
3. Endlich mögen hier noch die durch Function entleerten Transsudate und Exsudate der Brust und Bauchhöhle Erwähnung linden.
Erstere sind bald klar, bald trübe, wasserhell bis weinröthlich, von salzigem Geschmacke und enthalten geringe Mengen von weisson Blutkörperchen, wechselnde von rothen, Endothelzellen (blasse, zarte Platten), feine Eiweissmoleküle und Fetttröpfchen. In chemischer Beziehung stehen sie dem Blutserum am nächsten, reagiren alkalisch. Die serösfibrinösen Exsudate sind klar oder trüb, enthalten oft Faserstoffifetzen, erscheinen gelblich bis röthlich und zeigen unter dem Mikroskope neben jenen Bestandtheilen der Transsudate Faserstoffgerinnsel. In der neuern Zeit ist die genauere mikroskopische Untersuchung besonders auf den Bacteriengehalt der pleuritischen Exsudate gerichtet worden (Friedberger). Bis jetzt ist kein Abschluss
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gewonnen, doch möchte Folgendes schon feststehen. Bei reiner Pleuritis fehlen Bacterien gänzlich, in einzelnen Fällen kommen aber auch Kugelbacterion einzeln oder in Perlschnurketten, aber nur eben Kugelbacterien, vor; bei secundärer Pleuritis nach metastatischer, katarrhalischer und Fremdkörperpneumonie findet man in der Eegel Bacterien, und zwar Kugel- und Stäbchenbacterien. Je zahlreicher letztere, desto ungünstiger und schneller der Verlauf.
Transsudate und Exsudate aus andern Körpertheilen verhalten sich ähnlich und wird ihre Untersuchung im Einzelfalle leicht sein.
Nur auf die sulzigen ErgiessungenimMilzbrandcarbunkelmag noch hingewiesen werden. In der entleerten Flüssigkeit, besonders der am Ende durch Druck entleerten, findet man die oben erwähnten Milzbrand-bacterien, zuweilen zusammengehäuft, in der Nähe weisser Blutkörperchen und förmliche Basen bildend (vergl. pag. 54).
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Anhang.
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Futter.
Zur Untersuchung des Futters unsrer Hausthiero auf etwaige ScMdliclilceiten genügt in der Eegel die Beachtung des Aussehens, des Geruches und des Geschmackes, ferner die botanische Bestimmung der Bestandtheile bei vegetabilischer Nahrung, so dass die chemische Analyse nur selten, das Mikroskop nur in bestimmton wenigen Fällen und mehr zur eignen Information des Sachverständigen als Hilfsmittel benutzt wird.
Die chemische Untersuchung des Futters könnte, wenn es sich um Schädlichkeiten und nicht um Stoffgehalt handelt, nur den Nachweis eines beigemengten chemischen Stoffes (Arsenik, Blei, Gyps etc.) zur Aufgabe haben. Diese Untersuchungen sind für den practischen Thierurzt unausführbar und müssen dem Chemiker überlassen bleiben.
Das Mikroskop kann zum Nachweis von beigemengten schädlichen Thieren und thierischen Theilen, von parasitirendon oder mit der Verschimmlung und Fäulniss einhergehenden (Schimmel) Pilzen dienen. Meist ist sie jedoch überflüssig, da durch das stets reichlichere Vorhandensoiu dieser Verunreinigungen auch gröbere und auffallende Veränderungen des betreffenden Futters bedingt werden. Deshalb nur in Kürze folgende Andeutungen.
Fast immer kommt nur die pflanzliche Nahrung und von dieser am meisten das Kauhfuttor, besonders das Heu in Betracht. Vermuthet man eine Verunreinigung, ohne dass schon äusserlicho Kennzeichen (z. B. beim Eost an Blättern und Stengeln etc.) auf den einzuschlagenden Gang der Untersuchung hinweisen, so schüttelt man Heu, Grummet, Hafer etc. über einem Bogen Papier aus und sammelt den Staub. Auch aus der sogenannten Heusaat, kann man sich
S i e d a m äjro t zky u. Hofmeister. Diagnostik.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;11
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die feinern Tlioilo aussieben. Derartigen Staub ber.otzt man in einem üürgläschcn mit Wasser, dem man zum sclinelleren Aufweichen einige Tropfen Kalilauge zugesetzt hat. Die Anfertigung dos Präparates geschieht wie gewöhnlich, die Untersuchung anfangs mit geringeren, später mit stärkeren Vergrösserungeu. Bei grünen befallenen Pflanzen ergiebt sich von selbst, dass die abnormen Flecke untersucht werden müssen.
In dem mikroskopischen Bilde begegnet man einen solchen For-menreichthum pflanzlicher Zellen und Zelleuagglomeraten, dass sich das Auge erst daran gewöhnen muss, sie zu ignoriren. Es handelt sich ja um Beimengungen und von diesen wären Folgende zu erwähnen :
Von Thiercn*) kommen im Futter eine grosse Anzahl vor; um meisten in lange gelagertem, in welchem sie von den Zersetzungs-prodneten leben und so das Zerstörungswerk vollenden helfen.
Die bezüglichen Insecten sind in der Eegel grössere, dem blossen Auge erkennbare Thiere; sie treten im Ganzen nicht so zahl-reicli auf. Am meisten bekannt sind: Der Mehlkäfer, Tenebrio molitor, und seine Larve, der Mehlwurm, ferner giebt Megnin den Borkenkäfer, Bostrychus, und 2 Arten von Psocus an.
Zahlreicher sind dagegen die Milben vertreten.
Die Landmilben (Trombidina), jene bekannten, meist schön gefärbten und behaarten Milben mit siebongliedrigen Beinen und am Taster mit scheerenförmigem Endgliede versehen, kommen mehr im grünen und frischen Futter vor. (Grattung Trombidium). Ebenso sind seltner die sonst unter Moos lebenden Käfermilben (Oriba-tina) mit 6gliedrigen Beinen und zangenförmigen Oberkiefer (Gattung Oribates). Nach Megnin kommen ferner aus der Familie der Thiormilben (Gamasina) mehrere Arten im verdorbenem Fatter vor. Sie ähneln den Dermanyssusmilbcn, das vorderste Beinpaar ist lang und dünn, die übrigen gleichlang alle mit 2 Krallen und Eaft-bläschen und gleich weit von einander eingelenkt. Oberkiefer schoeren-fönnig. Gattung, Gamasus (Futtergamasus) und Argas.
Am meisten vertreten ist jedoch die Familie der Lausmilben
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*) M ö g n i u. Mikroskopische und iconographische Studien über Futter-verderbniss. Journal de mod. vütmnaire militaire 1864.
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mit der Gattung Acarus (Linne) oder Tyroglyplnis (Latrcille) Der ovale Kumpf derselben ist weielihilutig, meist mit Borsten bedeckt;
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die Mundtheile sind in einen beweglichen, schief nach abwärts gerichteten Schnabel zusammengelegt; Beine in Vorder- und
Hinterpaare getrennt. Endglieder derselben kegelförmig mitEraUen und Haftschei
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ben. Die zur
Gattimg Acarus gehörigen Arten, welche im verdorbenen Futter vorkommen sind wohl noch nicht genügend getrennt. Am bekanntesten sind: Acarus Siro. lülsemilbe: Fig. 45, 1. „ foenarius Heumilbe: Fig. 45, 2. Doch sind selbst im Heu noch verschiedene andre Arten vereinzelt zu finden. Häufig beobachtet mau die Heumilbe in lange gelagertem, z. Th. verschimmelten Heu, besonders dem Pressheu, so dass sie in jedem Staub-Präparate zu mehreren vorkommt und zwar sowohl ausgewachsen, als auch als Larve; aber auch in gutem, gelagerten Heu fehlt sie nie. Deshalb sind es wohl auch nicht die Milben, welche nachtheilig auf den Darmkanal einwirken, sondern wahrscheinlich die Producto der Futterzersetzung, in deren Begleitung sie vorkommen.
Aehnlich verhält es sich mit den Mehlmilben, welche sich in alter, lange Zeit liegender Kleie, Schwarzmohl, Gersteuschrot, oft in grossen Mengen ansiedeln.
Selten findet man in modrigem, schlammigen Futter Ideine durchsichtige Eundwürmor (Anguillula).
Von tbierischen Theilen könnten vereinzelt die Haare der
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Processions raupe (Bomb3rx processionea) in Betracht kommen, weil ihr Eindringen rothlaufartig-e Haut- und Schleimhautentzündungon erzeugt. Die sehr langen Haare sind schwarz und weiss, spröde, mit kleinen quot;Wlderhäkchen besetzt.
Die Verderbniss, welche das Futter durch mikroskopische Pflanzen (Pilze) erleidet, besteht entweder in Pflanzenkrankheiten, durch Parasiten erzeugt, oder in Ansiedlung von Schimmelpilzen.
Befallungspilze machen sich bei grösseren Anhäufungen schon dem blossen Auge bemerkbar. Zum näheren Studium sind die botanischen Lehrbücher nachzuschlagen. Die häufigsten Eost- und Brandpilze sind bereits pag. 18 und 19 erwähnt.
Mehlthau, welcher als weisslicher Ueberzug- auf vorschiedouen Dicotyledonen, besonders den Leguminosen vorkommt, wird durch Pilze aus der Gattung Erisyphe hervorgerufen. Das langgliedrigo, netzartige Mycel verbreitet sich auf der Oberhaut, schielet kleine Fortsätze (Haustorien) in dieselbe und bildet auf den Hyphen ovale oder cyiindrische Couidieu, welche durch ihr massenhaftes Auftreten den mehlartigen Ueberzug der Pflanzen bilden. Die seltnere Fruchtform, die Perithecieu, erscheinen als grosse dunkle Zellenkapseln. Der häufigste Pilz ist die Ersyphe communis.
Der Bussthau kommt bekanntlich auf verschiedenen, meist mit Blattläusen besetzten Pflanzen als schwärzlicher Ueberzug vor. Diese Häute bestehen aus einem anfangs hellen, später brauugefärbtou Mycel, dessen braune Hyphen verschieden gestaltete Conidien tragen. Am häufigsten findet man das Cladosporium herbarum (Pleos-pora herbarum), dessen braune, knorrige Fäden und braune, zwei oder mehrkammrigen Sporen, welche übrigens den Teleutosporen der Eost-pilze sehr ähnlich werden, man auch oft auf abgestorbenen Pflan-zentheilen neben Schimmelpilzen (z. B. im Heu und mit diesem verstäubend auf Haut und Schleimhaut unsrer Hausthiere*]) vorfindet.
Die als Mutterkorn bekannten Gebilde bestehen aus dem Dauermycelium (Sclerotium) eines parasitirenden Pilzes (Claviceps pur-purea). Am jugendlichen Fruchtknoten der Gräser entwickelt sich
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*) Massenhafte Ansiedlung in der Luftröhre einer traeheotomirton Kuh beobaehtete Zürn. Archiv für Thierheilkunde II. 110.
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die Conidien tragende Form, die als Spliacclia früiicr bezeichnet wurde und triigi ovale Sporen. Dann bildet sie ein sogenanntes Dauer-mycelium, ans dem im nächsten Jahre sich Fruchtkenleu erheben, in dem in flaschenförmigen Fruchtbehältern die Sporen gebildet werden.
Die Blattdürre und Zellenfänle der Kartcft'eln wird durch einen echt parasitischen Pilz, Peronospora infestans, hervorgerufen. Das einzellige Mycel des Pilzes wuchert im Gewebe, die Hyphen treten durch die Spaltöffnungen der Oberhaut hervor, verzweigen sich baumartig und bilden ovale oder citronenformige Conidien.
Der sogenannte weisse Eost der Cruciferen wird durch einen Pilz, Cystopus candidus, hervorgerufen; letzterer erzeugt unter der Epidermis durch Abschnürung Eeihen von Conidien, deren endständige grosser und dunkel gefärbt ist, seltener grosse höckrige und gefärbte Oosporen.
Die Schimmelpilze findet man im verdorbenen, besonders im schimmligen, dumpfigen Heu, unter den Spelzen des Hafers etc.. selten in den vollkommenen Formen, meist nur mit Mycel und Conidien, während die Fruchthyphen zu Grunde gehen. Ihre Auffindung ist leicht; ihre Formen wurden bereits früher (pag. 20) erörtert.
Sonstige amorphe Beimengungen Staub, Sehlamm etc. zeigen sich unter dem Mikroskop in keiner charueteristischen Form.
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W a s s e r.
Untersuchungen des Trinkwassers werden vom Thicrarzte nur sehr selten und erst dann gefordert, wenn durch Erkrankungsfälle eine Schädlichkeit des Wassers sehr wahrscheinlich gemacht wird. Der Nachweis der Schädlichkeit ist aber um so schwieriger, als die gewöhnliche Beurtheilung des Wassers nach Farbe, Klarheit, Geruch und Geschmack auf das Tränkwasser unsrer Thiere keine Anwendung finden kann. Alle Hausthiere ziehen ein weiches, fliessendes oder stehendes Wasser dem Brunnenwasser vor; vielfach wird trübes, unreines Wasser aus Teichen, Pfützen, selbst Mistjauche, besonders von Bindern aufgenommen, ohne dass eine Erkrankung nachfolgt. Diese Erfahrungen macl.en es dem Thierarzte unmöglich, a priori ein Wasser als Getränk für Thiere ungeeignet zu erklären. Selbst genauere
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Untersuclinugeu, Xacliweis vou eiuem grossen Gehalte abnormer Stoffe beweisen die Scliädliclilceit eines Wassers niolit für sich, sondern maclien dieselbe nur walirscheinlicli oder bestätigen die anderweitig gemachten Erfahrungen. Dies um so mehr, als reelle Unterlagen, genaue Beobachtungen und Untersuchungen nur in geringer Zahl vorhanden sind.
Die Untersuchung kann chemisch und mikroskopisch vorgenommen werden; letztere unterstützt erstere nur im untergeordneten Grade.
Die vollständige chemische Analyse eines Wassers ist für den Thierarzt weder ausführbar noch nöthig. Die Erfahrung hat gelehrt, dass in der Eegel nur das Wasser, welches die Päulniss und Zer-setzungsproducte organischer (pflanzlicher, namentlich aber thiorischor) Stoffe in grösseren Mengen enthält, als gesundheitsschädlich anzusehen ist und beschuldigt werden kann, ruhrartige Durchfälle, typhöse Erkrankungen, Milzbrand etc. hervorgerufen zu haben. Die Untersuchung richtet sich deshalb wesentlich auf jene Stoffe: auf die stickstoffhaltigen organischen Substanzen, auf salpertrigo-, Salpetersäure, Ammoniak, und dessen Salze und auf Phosphate. Ein grosserer Gehalt an anorganischen, gelöston oder sus-pendirten Stoffen kommt seltner vor und hat auch geringere Bedeutung, da in dieser Beziehung die Thiere ziemliche Schwankungen vortragen. Doch gilt als Erfahrungssatz, class Wasser, reich an Kalksalzen, Bildung von Harnsteinen begünstigt, ein grösserer Gehalt von Magnesia salzen Verdauungsstörungen, von Kochsalz (Meerwasser) Durchfall, Harnruhr, Blutharnen und von Sand, Lehm, Quarztheilchen, Sandkolik und Lecksucht hervorrufen kann.
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Eine einfache Prüfung der Wässer auf genannte gesundheitsschädliche Stoffe wird in folgender Weise vorgenommen:
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Prüfung auf organische Stoffe überhaupt:
Eine Probe des Wassers wird auf Platinblech oder besser im Platin-schälchen bei gelinder Wärme verdampft bis zur Trockniss und dann der Bückstand schwach über der Spiritus- oder Gasflamme geglüht. Bei Gegenwart von organischen Stoffen tritt Verkoblung ein, die organischen Stoffe schwärzen sich; sind dieselben stickstoffhaltig, so entsteht dabei der penetrante Geruch nach verbranntem Haar oder Horn, Federn. Je mehr organische Stoffe zugegen und je stickstoffreicher diese sind, desto tiefer ist
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die Schwärzung, desto intensiver der Geruch: bei geringem Gehalt davon tritt nur Bräunung ein, der widerliche Geruch macht sich nur scnwach. schnell vorübergehend bemerkbar.
Eine andere Probe Wasser wird im Becherglase mit einigen Tropfen verdünnter, reiner Schwefelsäure angesäuert und auf dem Ofen bis etwa 70deg; C. erwärmt. Hierauf setzt man einige Tropfen von einer rothen Lösung-von übermangansaurem Kalium zu: Die rothe Farbe verschwindet, wenn organische Steife im Wasser; denn diese reduciren die Ueberraangai,-säure zu Manganoxydul, welches mit der vorhandenen Schwefelsäure eint farblose Verbindung eingeht. Bei Wasser, welches an organischen Stotfen arm ist, hält sich die rothe Färbung längere Zeit. Je mehr aber von der Übermangansauren Kaliumlüsung zugesetzt werden muss, bis die Farbe nicht, mehr verschwindet, desto mehr organische Stoffe sind darin enthalten.
Sind viel organische Stoffe in einem Wasser und sind diese stickstoffhaltig, alsdann steht zu erwarten, dass dasselbe auch Salpetersäure, salpetrigsaure Salze, Ammoniak Verbindungen und auch Phosphate enthält.
Prüfung auf Salpetersäure.
a)nbsp; durch Brucinlosung: Man concentrirt das Wasser durch Eindampfen, bringt wenige Tropfen des concentrirten Wassers in ein Porzellan-schälchen, setzt 1 Tropfen concentrirte, reine Schwefelsäure dazu und 2 Tropfen der Brucinlosung; das Auftreten einer rothen Färbung zeigt die Gegenwart von Salpetersäure an.
Bei char dt*) benutzt zum Nachweis der Salpetersäure im Wasser eine Brucinlosung, die wie folgt dargestellt ist: Brucin (das sich, und zwar 1 Theil in 800 Theilen Wasser, löst) wird mit Wasser geschüttelt, so dass noch wenig Brucin ungelöst bleibt. Von dem zu prüfenden Wasser nimmt man vermittelst Glasstabes einen halben Tropfen auf ein weisses Porzellan-schälchen, fügt 2 Tropfen der Brucinlosung hinzu, mischt durch ein wenig Hin- und Herbewegen und tröpfelt 1—G—10 Tropfen concentrirte Schwefelsäure (die frei von salpetriger Säure ist) zu. Bei viel Salpetersäure im Wasser, z. B. 20—40 pro 100,000 Wasser, erscheint eine intensive Köthung und Kosafärbung des Wassers sofort nach Zusatz der ersten Tropfen der Schwefelsäure. 5 Tropfen Schwefelsäure genügen fast stets; und tritt dann keine Eeaction ein, so ist weniger Salpetersäure als 2 — 3 Theile pro 100,000 Theile Wasser vorhanden.
b)nbsp; Durch folgendes Verfahren, wobei sich die gleichzeitige Anstellung einer Gegenprobe mit salpetersäurefreiem, destillirten Wasser empfiehlt.
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*) E. Reichardt, Grundlagen zur Beurtheilung des Trinkwassers. Jena bei Mauke 1873, 111. Auflage, pag. 32.
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1CS
Zwei gleich grossc, etwa 110—120 CC. fassende, mit Glasstöpsel ver-scliliessharo Glascylinder werden mit etwa 100 CC. des zu prüfenden Wassers der Eine, der Andere mit ebensoviel destillirtem Wasser gefüllt; zu jedem der Wässer werden hinzugesetzt: 3 erbsengrosse Stückchen Zink, 3 Tropfen reine coneentrirte Schwefelsäure, 1 CC. reine Jodkaliumlösung und etwas, etwa eine Messerspitze voll, Stärkckleister. Man schüttelt das Gemisch durcheinander und lässt es dann ruhig stehen.
Ist Salpetersäure im Wasser, so tritt alsbald zuerst eine röthliche, dann blaue Färbung ein, die immer intensiver wird, je mehr Salpetersäure vorhanden.
Im Cylinder mit salpetersäurefreiem, destillirten Wasser wird man keine Veränderung bemerken, die Flüssigkeit bleibt farblos, die darin vertheilte Stärke wird nicht gebläut; erst nach mehreren Stunden tritt hier eine ganz geringe Eöthung der sich am Boden des Cylindets abgelagerten Stärke mit einem Stich in's Bläuliche ein.
Die zu verwendende Jodkaliumlösung muss frei von Jodsäure sein, weil sonst auch bei Abwesenheit von Salpetersäure Bläuung des Stärkekleisters entsteht, desshalb ist der Conlrollversuch angezeigt.
Prüfung auf salpetrige Säure.
Beziehendlich der zur Reaction zu verwendenden Wassermassen im Glascylinder mit Gegenprobe n. s. w. verfahre man wie vorher angegeben, setze dazu: Jodkalium, Stärkekleister und einige Tropfen Schwefelsäure oder Essigsäure; eine sogleich sich zeigende blaue Färbung weist die Gegenwart von salpetriger Säure nach. Salpetersäure und ihre Salze geben diese Reaction nicht; ebenso werden angesäuerte, mit übermangansaurem Kalium roth gefärbte Wässer durch salpetrige Säure entfärbt, nicht aber durch Salpetersäure.
Prüfung auf Ammoniak.
Auf Ammoniak und dessen Verbindungen prüft man vermittelst des Nessler'sehen Eeagens. Zwei gleich grosse Bechergläser stelle man nebeneinander auf untergelegten weissen Papierbogen auf, fülle das eine mit dem zu prüfenden Wasser, das andere mit reinem, destillirten Wasser, setze vom Eeagens 10 — 20 Tropfen zu beiden Wässern und rühre mit einem Glasstab um. Das Ammoniak haltende Wasser wird nach Zusatz des Eeagens braun gefärbt, ebenso sind die entstehenden Niederschläge braun gefärbt.
Das ammoniakfreie Wasser bleibt farblos und ein entstehender Niederschlag ist nicht gefärbt. Je weniger Ammoniak zugegen, desto liehtbrauner, mehr in's Gelbliche spielend ist die Färbung und diese macht sich dann nur durch untergelegtes weisses Papier bemerklich, wenn man von oben herab die Wasserschichten beobachtet.
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Prüfung auf Phosphorsäure.
Zur Prüfung ;iuf Phosphorsiiure versetzt man circa 200 CC. des Y'assers mit Ammoniak, lässt den entstehenden Niederschlag-, welcher alle etwi1. vorhandene Phosphorsiiure enthält, sich vollständig absetzen, giesst die klare Flüssigkeit ah, löst den Niederschlag in möglichst wenig Salpetersäure und setzt von dieser Lösung einen Theil zu einer im Reagensglase erhitzten, klaren Lösung von molybdänsaurem Anunon in Salpetersäure.
Ist Phosphorsäure vorhanden, so entsteht eine gelbe Färbung oder gelber Niederschlag von phosphorsäurehaltigem molybdänsatiren Ammoniak.
Weitere Prüfungen auf Kalk und Magnesia, auf Schwefelsäure und Chloride nimmt man nach der unter Harn angegebenen L'ntersuch-ungswoise vor. Pag. 94 und 98.
Zur Beurtheilurg und Abschätzung, ob diese durch die angestellten Eeactionen veranlassien Niederschläge von Kalk-. Magnesiasalzen, Chloriden und Sulfaten ganz abnorm stark ausfallen und der Gehalt des untersuchten Wassers an diesen Salzen von gesundheitsschädlichem Einfluss sein kann, oder ob die Grosse der erhaltenen Niederschläge der betreffenden Salze dem Gehalte eines jeden guten und gesunden Wassers daran entspricht, dazu gehören vielseitige Beobachtungen und ist es bei grosser Eoutine oftmals schwierig genug, auf diese einfachen qualitativen Untersuchungen hin ein zutreffendes Urtheil sich zu bilden; es machen sich quantitative Bestimmungen alsdann nothwendig.
Unter Umständen kann man einen Anhaltepunkt zur ungefähren Abschätzung des Härtegrades eines Wassers dadurch gewinnen, dass man eine Portion davon ohne jeglichem Zusatz in einer reinen Abdampfschale 10 Minuten lang über freiem Feuer lebhaft im Kochen erhält; ist das Wasser reich an kohlensauren Erden, so trübt sich das Wasser und es scheiden sich diese in reichlicher Menge beim Kochen ab, indem die freie Kohlensäure des Wassers und die sogenannte halbgebundene Kohlensäure (das ist die welche mit kohlensauren alkalischen Erden zu löslichen, doppelt kohlensauren Salzen verbunden war) entweicht.
Es ist aber wohl zu beachten, dass, wenn das Wasser hart ist in Folge seines Gehaltes an schwefelsauren Erden, schwefelsaurem Kalk (Gyps) und schwefelsaurer Magnesia, diese beim Kochen nicht abgeschieden werden und das Wasser unverändert bleibt; in diesem Falle können nur die mit dem Wasser angestellten chemischen fteactionen einigermassen Einsicht gewähren.
Die mikroskopische üntersnehung1 des Wassers, so interessant sie an und für sich ist, liefert keine auffallenden Eesultate, unterstützt nur bestätigend die chemische Untersuchung und kann sie nur in wenigen prägnanten Fällen ersetzen.
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Der Untersuchuugsmodus selbst ist ciufach. Mit starker Yer-grüsserung untersucht mau einen Tropfen des Wassers und des nach längerem Stellen gebildeton Bodensatzes, oder man iiltrirt und entnimmt, uachdem eine grössere Menge Wasser durcligegangen, dem letzten Koste unfiltrirter Flüssigkeit vorsichtig einen Tropfen.
Alle die vorkommenden Gestalten zu erwähnen ist unmöglich: der Formenreichthum ist so gewaltig, dass grössere Erfahrungen und Kenntnisse nothwendig sind, um alle Gebilde richtig zu deuten. Hier nur folgendes.
Anorganische ungelöste Bestaudtheile (schon aus der Trübung des Wassers zu erschliessen) treten in vielgestaltigen, dunklen Molekülen auf und kennzeichnen meist durch scharfe Ecken und Kanten ihre krvstallinische Abstammung.
Organische unbestimmbare Trümmer erscheinen meist punktförmig, gehäuft, vielfach (gelb, grün, braun, schwarz) gefärbt. Leichter kenntlich sind pflanzliche Zellen und Fasern.
0 r g a n i s i r t e Gebilde fehlen fast in keinem Wasser, kommen jedoch und besonders in klarem, geruchlosen Wasser immer nur vereinzelt vor.
Von pflanzlichen Organismen sind es besonders die Algen. die selten ganz fehlen. Sie erscheinen als grünliche Kugeln oder als viereckige, längere oder kürzere Zellen, welche einzeln odsr zu Fäden oder Zellenflächen vereint, stets durch die von Chlorophyllkörnern herrührende grüne Farbe auftällen. Nur die aus 2 symmetrischen Hälften bestehenden Diatomeen (vielfach als Testobjecte benutzt) mit den zierlichen Zeichnungen ihrer Kieselpanzer erscheinen farblos oder gelbbrännlich. Eine gesundheitsschädliche Bedeutung ist von ihnen nicht bekannt.
Verdächtiger sind dagegen Pilze und Bacterien (siehe pag. 17, 22 u. flgd.). Letztere besonders finden sich in jedem Wasser, in dem Zorsetzungsproducto organischer Substanzen nachgewiesen werden; am meisten in stinkender Mistjauche oder in Sumpf- und Moorwasser, in Wasser aus Brunnen, welche neben Jauchegruben, Aborten etc. sich befinden.
Von den Bacterien sind besonders häufig die Stäbchenbacterien;
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deshalb ist es Jiuch sehr schwer, Bacill. anthracis neben jenen aufzufinden und sicher zu bestimmen.
Bacterien in grösserer Menge zeigen stets eine Verderbniss des Wassers an. Ob allerdings dieselben eine Erkrankung nach sich ziehen würden, ist umsomehr fraglich, als dieselben ja im Darmkanale des gesundesten Individuums in grosser Menge gefunden werden.
Aehnliches gilt von deu Infusorien aus der Ecihe dci-thierischen Organismen. Auch diese finden sich häufig, besonders im Teich-, Pfützen- und selbst im langsam fliessenden Wasser. Die Formen derselben sind mannigfachster Art; frei und festsitzend, bewimpert und mit Borston besetzt. Da auch diese sich im Darmkanal, besonders im Pansen der Wiederkäuer vielfach vorfinden, da sie ferner wohl wenig der Magensäure widerstehen können, ist ihnen keine andere Bedeutung zu vindiciren, als class bei massenhafterem Vorkommen ihnen grössere Mengen organischen Nähnnaterials im Wasser zu Gebote stehen müssen.
Dasselbe gilt von den Eotatorien, den durch ihre radförmige Drehung des Wimpororgans leicht kenntlichen, etwas grössereu Organismen.
Eine besondere Beachtung verdienen gewiss noch die Eund-würmer, deren Nachweis allerdings leicht ist, deren Bedeutung sich aber in der ßegol nicht feststellen last, da man es meist mit unentwickelten, nicht geschlechtsreifen, kleinen Thierchen zu thun hat. Diese allgemein als Anguillulon bezeichneten Rundwürmer verdienen jedoch mehr Aufmerksamkeit von Seiten der Thierärzte, da die eigen-thümliche Entwickelungsweise der meisten parasitironden Rundwürmer (Strongylus, Ascaris etc.) darauf hinweist, dass ihre Jugendformen im Wasser sich entwickeln und erst nach dem Eintritt in den Organismus geschlechtsreif werden.
Das Gleiche gilt von den als Eutwickelungsstufe der Leberegel erkanuten Cercarien.
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Fleisch.
Bei Beurthoiluny des Fleisches durch den Thierarzt handelt es sich in der Eegel um Feststellung der Geniossharkoit oder Gesundheitsschild lichkeit desselben als Nahrungsmittel für Menschen. Ungeniessbar und gesundheitsschädigend wird das Fleisch unserer Schlachtthiere durch contagiöse, auf Menschen übertragbare Krankheiten (Milzbrand, Eotz, Wuth), durch alle Blutzersetzungskrankheiten (Septicaemie, die sogenannten typhösen Krankheiten und die höchsten Stadien heftiger Fieber), durch gewisse Wurmkrankheiten (Finnen, Trichinen); ferner durch vorgeschrittene Fäulniss, welche sich auch in dem Fleische von an Zersetzung.skrankheiten gestorbenen Thieren auffallend schnell einstellt.
Am vollkommensten wird natürlich die Beurtheilung des Fleisches durch eine Untersuchung der Schlachtthiere vor und nach der Schlachtung, wobei im letzteren Falle die Besichtigung der Eingeweide den meisten Anhalt gewährt.
Am ausgeschlachteten Fleische ist die Beurtheilung schwieriger. Doch genügen vielfach, allerdings nicht immer, die mit unbewaffnetem Auge wahrnehmbaren Veränderungen, welche im Verlaufe von Blutzersetzungs - und einiger contagiöser Krankheiten (Milzbrand, Wuth) auftreten: die abnorm dunkle, braunrothe bis violette oder die hollziegelrothe Farbe, die weiche, mürbe Beschaffenheit, die Blutextravasate, das weiche, schmierige Fett und dio leicht und schnell eintretende F.iulniss, um das Fleisch als ungeniessbar resp. gesundheitsschädlich erkennen zu lassen.
Nur ausnahmsweise bei jenen Krankheiten und dann bei Wurmkrankheiten liefert eine mikroskopische Untersuchung Eesultate.
An den wesentlichen Bestandtheilen des Fleisches, den Muskelfasern selbst, zeigen sich nur bei den erwähnten Blutzersetzungskrankheiten Veränderungen, welche mikroskopisch nachweisbar sind. Verlust der Querstreifung, körnige Trübung und scholliger Zerfall der contractilen Substanz der Muskelfasern sind stets beweisend für das Vorhandengewesenscin einer erheblicheren andauernden Krankheit, welche die normale Zusammensetzung des Fleisches vernichtete und damit zum Wenigsten die Geniessbarkeit aufhob.
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Zum Nachweise dieser Veränderungen bringt mau kleine Sclmitte der meist verfärbton Muskelsubstauz, fein zerzupft, in Kochsalzlösung und untersucht mit mittlen und starken Vergrösserungen. An Stelle der deutlichen Querstreifung findet man eine Trübung des Mnskel-fadeninluüts (Fig. 46 b) durch feine, staubförmige Partikelchen, welche sich nach Essigsäurozusatz etwas aufhellen und sich dadurch von Eettmolekülen unterscheiden. Zerfall des Muskelinhalts in hello,
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scheibenförmige, aufeinandergeschichtete, nicht quergestreifte Schollen (Fig. 46 c) wird nur selten bei sehr intensiven lu-fectionskrankheiten beobachtet.
Bei der fettigen Degeneration (Fig. 46 d, e) der Muskelfasern, wie sie bei ganz gesunden, aber stark gemästeten, sonst aber auch bei sehr anämischen Thieron zuweilen gefunden wird, ist der Muskelfaden durch kloine, stark lichtbrechende Pünktchen, meist streifenartig
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Jgt; t b
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Muskelfiiilen: a normal, getrübt, c schollig zei*-niässlg, e stärker fettig
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in der Längsrichtung angeordnet, getrübt. Diese kleinen Fettmoleküle sind natür
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Flg. 46. b körnig fallen, d
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lich in Essigsäure nicht, wohl aber in
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degenerirt, f Nervenfaser.
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Aether löslich. Sehr starke fettige Degeneration (e), wobei fast der ganze Muskelfadeninhalt zu Fottkugeln zerfallen ist, kommt seltner vor, ist aber auch oft ein Ausgangsstadium der körnigen Trübung.
Ferner kann das Mikroskop zum Nachweis von Milzbrand-und Fäulnissbacterien etc. dienen.
Milzbrandbacterien (siehe pag. 53) finden sich in den vorhandenen Blutextravasaten oder sulzigen Ergiessungen zwischen den Muskelfasern. Man untersucht kleine Theilchen derselben mit stärkereu Vergrösserungen unter Zusatz von Kochsalzlösung. Vor Verwechslungen mit Fäulnissbacterien schützt das früher (pag. 54) Erwähnte. Das Auffinden der Milzbrandbacterien beweist das Vorhandensein von Milzbrand, da die gegeuthoiligen Beobachtungen, dass auch bei anderen Krankheiten Milzbrandbacterien vorkommen, wohl auf Verwechslungen beruhen.
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Fäulnissbacterien, und zwar Mcroccus und Bacterium Termo, finden sich im faulenden Fleisch stets in grossen Mengen, besonders im schmierigen Belage der Oberfläche zu Zoogloea geliäuft und stets neben Tripelphosphatkrystallen und bei stark alkalischer Keaction. Uebrigens ist die mikroskopische Untersuchung in der Eegel überflüssig, da sich die Fäulniss augenfällig genug kund thut. Der üntersuchungsmodus ergiebt sich von selbst.
Die zuweilen auf gekochtem Fleische auftretenden rothenFlecke (ähnlich wie auf Xartoffein, Brod etc.) bestehen aus einer roth gefärbten Schleimmasse, welche dicht mit kleinen, unbeweglichen Schizomyceten (Micrococcus prodigiosos Cohn, Monas prodigiosa Ehr.) gefüllt sind. Diese erzeugen den rothen Farbstoff, welcher bei neutraler Reaction blutroth, bei saurer karminroth, bei alkalischer ziegelroth bis gelb wird. Entsteht in dumpfigen Aufbewahrungsräumen.
Weitaus am meisten dient das Mikroskop zum Nachweis von Parasiten.
Die Finne, Cysticercus cellulosae, ist im Schweinefleische mit blossem Auge als weissliches, hirsekorngrosses Bläschen leicht zu erkennen; nur in gepökeltem, geräucherten und gehackten Fleische sind sie als graue, häutige Knötchen nicht charakteristisch. In solchen Fällen ergiebt das Mikroskop den nöthigen Nachweis. Die zweifelhaften Partikelchen werden mit einem Trofrfon Glycerin befeuchtet, zwischen 2 Objectträgern gequetscht und untersucht. Dann erkennt man bei kleinen Vergrösserungen (30—50) leicht den Kopf (Scolex) in kugliger Form mit i Saugnäpfen, sowie den auf dem Scheitel vorhandenen Kranz von meist 26 abwechselnd grösseren und kleineren. Haken.
In der Neuzeit wird am häufigsten die mikroskopische Untersuchung des Schweinefleisches auf Trichinen vom Thierarzt gefordert. '
Die Trichine (Trichina spiralis) lässt sich mit blossem Auge nicht erkennen; selbst im eingekapselten Zustande, wo die Kapseln als weisse Pünktchen sich vom rothen Fleische abheben, gehört ein ziemlich scharfes Auge zu deren Erkennen und sind dann Verwechslungen nicht ausgeschlossen. Zum Zwecke der Untersuchung entnimmt mau dem geschlachteten Schweine kleine Muskelstückchcn aus den notorisch am meisten heimgesuchten Muskeln (Lenden-, Zwerch-
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fell-, Zwischenrippen-, Augen-, Kehlkopfsmuskeln etc.) in der Nahe ihrer Ansatzstelle an Knochen oder Sehnen. Von diesen schneidet man mit der (am besten gebogenen) Scheere dünne Massen in der Li;ngs-richtung der Paser ab, zerzupft sie unter Wasserzusatz, bedeckt mit einem Objectträger, drückt sie breit und untersucht mit schwachen Vergrösserungen (30 — 50). Fünfzehn Präparate sollte man zum wenigsten von jedem Schweine genau durclimustern.
Die Muskeltrichinen sind kleine Rundwürmer (von 0,8 — 1 mm. Länge) mit vorderem, allmälig zugespitzton, hinten dickeren, abge-
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Fleisch vom Schweine mit Trichina spirnlis. 1:100. a in einfacher, b in verkalkter Kapsel, c frei.
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rundeten Körperende. Sie loben in den Muskelfädon anfangs frei in einer bauchig aufgetriebenen Stelle, später daselbst eingeschlossen in einer scharf gezeichneten, länglichrunden, der Augenspalte ähnlichen Kapsel in einer etwas dunklen, körnigen Masse (siehe Fig. 47). Dio uneingekapselten Trichinen sind am leichtesten zu übersehen, da sie sich nicht sonderlich abheben; sie sind entweder zusammengerollt oder beim Präpariren frei geworden, ausgestreckt mit aufgerollten Enden (Fig. 47 c). Viel leichter aufzufinden sind die eingekapselten Würmer, da die ganz charakteristisch augenförmige Kapsel (Fig. 47 a), in
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deren Mitte die Trichine schlaug-en- oder brezelfürmig zusammengerollt liegt, stets anffällig und bei Einlagertmg von Kalksalzen (Fig. 47 b) an beiden Enden durch ihre dunklen Pole selbst dem Laien sofort deutlich wird.
Sind sämmtlicho Kapseln ganz und gar verkalkt, was sehr selten vorkommt, so kann man durch Entkalken derselben (durch Zusatz von Essig- oder Salzsäure) die Trichinoti wieder sichtbar machen.
Verwechslungen mit andern in den Muskeln vorkommenden Gebilden: aufgerollten Muskelbündelu, Nerven- und Sehnenfasern, fremden zufälligen Beimengungen können bei einiger Aufmerksamkeit und ücbimg nicht gut stattfinden. Dagegen werden weisse, kleine Coner etionen im Schinken häufig für eingekapselte Trichinen gehalten. Dieselben erscheinen dem blossen Auge auch als kleine weisse Punkte, unter dem Mikroskope als länglich rundliche, dunkle Massen von der Grosse einer Trichinenkapsel und darüber. Doch haben sie weder die characteristische Augenform, noch überhaupt schärfere Contouren; sie erscheinen auch gieichmässig dunkel und erst während der Auflösung in Eeagentien erkennt man ihre Zusammensetzung aus unbestimmt krystaUinischen Massen. Nach der Auflösung hinterbleibt keine Spur einer Kapsel, sondern nur Muskelfäden.
Nach Voit bestehen sie aus Tyrosin und damit übereinstimmend lösen sie sich in Salzsäure ohne Gasentwicklung, in Schwefelsäure ohne Gypsausschoidung, ebenso in kaustischen Alkalien. In rauchender Salpetersäure lösen sie sich zu einer gelblichen Flüssigkeit, welche sich bei Zusatz von Kalilauge besonders nach Erwärmen schön roth färbt.
Doch kommen auch zuweilen Kalkconcretionen, welche bei Salzsäurezusatz sich mit Gasentwicklung auflösen, vor. In zweifelhaften Fällen werden die angegebenen Eeactionen leicht entscheiden, ob nach Auflösung der vermeintlich verkalkten Kapsel die Trichine sichtbar wird.
Diese Concretionen, früher für Guanin gehalten (Virchow), sind Kunstoder eigentlich Zersetzungsproducte, entstanden durch das Einpökeln und Itäuchern; im frischen Fleische wurden sie noch nicht gefunden. Es kann demnach auch von einer Guaningicht der Schweine, wie sie Virchow anzunehmen geneigt war, nicht die Rode sein.
In amerikanischem geräucherten Schweinefleisch und zwar auch im nicht trichinösen, kommen kuglich geformte, stark liehtbrechende, radiär
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gestreifte Körperchen mit contralem dunklen Punkte vor, welche im tricld-nösen Fleische sich hesonders um die Trichinen herum gruppirt finden und deshalb diese leicht verdecken können (Röper). Sie sind wahi-schein-lich krystallinische Verbindungen einer Fettsäure mit C'alcimnoxyd und gelänge demnach ihre Aufhellung durch Zusatz von Salzsäure.
Anscheinend aus kohlensaurem Kalk quot;bestehende Concrotionen sind ganz vereinzelt auch im frischen Fleische gefunden worden (Born).
Nicht gerade Verwechslungen mit Trichinen bedingend, aber doch auffallend und Zweifel erregend sind die im triclüuenbaltigen, sowie im tricliinenfreion Schweinefleiscbo vorkommendenKainey'sehen Körperchen (Fig. 48) welche den Miescber'scben Schläuchen, Psorospormienscliliuichen gleich zu erachten sind. Dieselbon sind beim Schweine ziemlich kurze, aber doch eine Trichinenkapsel an Länge iibor-ragendo Schlauche, an beiden Enden stumpf zugespitzt, welche in der Längsaxe einer etwas aufgetriebenen Muskelfaser so liegen, dass ringsherum noch quergestreifter Muskelinhalt übrig bleibt. Die Schläuche sind schwach poschenförmig eingeschnürt, von nnrogelmässigen Querwänden in undeutliche Fächer getheilt und enthalten eine dunkelgekörnto Masse, die sich bei stärkeren Vergrössorungen und entleert als aus kleinen halbmondförmigen Körperchen bestehend erweist. Sie fallen sofort durch ff48' Flc!schJ0quot;1
Scaweine mit Rm-
ihro dunkle Körnung im Fleische auf. Ein gutes a ey'sehen Körper-Auge entdeckt sie oft ohne Mikroskop als längliche,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;chen. 1:15. weisse Pünktchen im rothen Fleische.
Derartige Psorospennienschläuche, wie sie jetzt meist genannt werden, sind nicht auf das Schwein beschränkt, sondern kommen auch beim Pferde, Funde, Schafe, Ziege, Pieh, Katte, Maus etc. vor und erreichen oft viel bedeutendere Längen (so beim Pferde bis 12 mm. lang in der Schlundmuskulatur) und grössere Anhäufungen (so beim Schafe am Schlünde zu erbsengrossen Bläschen). Ueber ihr Wesen sind die Ansichten nicht feststehend, da sie sowohl zu den Entophyten (Mycophyceten) als zu den üregarinen und deren Entwicklungsstufen, den Pseudonavicellenbehältern gerechnet werden. Am meisten Verwandtschaft scheinen sie mit den ebenfalls im Systeme noch nicht untergebrachten ei- oder kugelförmigen Psorosperniieu in der Leber und im Darme des Kaninchens, Hundes und Menschen zu
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Siedo-uigrrotzky u. Hofmeister. Dlngnostlk.
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haben. Ihre niedicinischc Bedeutung erscheint gering, da nur bei Schafen und Ziegen bis jetzt ein gesundheitsschädigender Einfiuss beobachtet wurde.
Eine eingehendo chemische Untersuchung dos Fleisches wird und kann nicht vom Thiorarzte gefordert werden.
Nur den Nachweis der Eeaction des Fleisches hat er, wenn nüthig, zu geben, und dieser geschieht leicht durch unmittelbare Berflhmng des Fleisches uud Fleischsaftes mit Lackmuspapier (pag. 35): entweder in der Weise, dass man in einen frischen Schnitt durch das Fleisch zweierlei Lackmuspapierstreifen legt und dann die Schnittflächen gegeneinander drückt, oder dass man die auf einen reinen Toller golegton Streifen mit einem Fleischstück bedockt und presst. Nach Abnahme des Fleisches erkennt man leicht die Eeaction. Frisches, gesundes Fleisch reagirt sauer: verdorbenes, fauliges dagegen alkalisch.
In neuerer Zeit haben die rothen Cochenille- und Anilinfarben zur überflüssigen Verschönerung der Fleischfarbe namentlich bei der Wurst-fabrication eine Kolle gespielt. Die Anilinfarben sind oft arsenhaltig und ist desshalb ihre Verwendung zu derartigen Zwecken sanitätspolizeilich verboten. Diese künstliche Färbung des Fleisches ist dadurch zu ermitteln, dass man die betrettenden Fleischstückchen in ein Eeagensglas bringt, Alkohol darüber giesst. unischüttelt; färbt sich der Alkohol allmählig roth, so war das Fleisch gefärbt.
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Milch.
Der Nachweis von Milchfälschungen ist zwar nicht eigentlich Aufgabe des Thiorarztos, doch wird er nicht nur oft um Eath gefragt, sondern in manchen Ländern auch als eutscheidendor Sachverständiger in Anspruch genommen, so dass die Erwähnung des Nothwondigsteu gerechtfertigt erscheint.
Milchfälschungeu worden ausgeführt durch Wasserzusatz, durch Abrahmen oder beides zugleich; sehr selten durch Zusatz fremdartiger Stoffe, welche die durch Verdünnung entstehende blaue Farbe verdecken sollen.
Die ersteron können durch verschiedene Untorsuchungsmelhoden aufgedeckt werden: durch eine vollständige oder partielle quantitative
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cliemischo Auatyso, durch Prüfung dos Eahmg-elialtes, des speciflsclien Gewichtes etc. Für alle die Untersuchungen sind durch zahlreiche Beobachtungen Zahlenunterlagen geschaifen worden, welche als Normalzahlen für gute Kuhmilch gelten. Doch muss stets darauf aufmerksam gemacht werden, dass die Milch einzelner (schlechter) Milchkühe geringeren Stoffgehalt haben kann, dass deshalb jene Xor-malzahlen nur für die Milch von mehreren Kühen, wie sie in der Eegel in den Handel kommt, von ganzen Stallhaltungen, Geltung haben können.
Da schon bei kurzem Stehen der Milch die Eahmbildung erfolgt, so muss bei der Entnahme der zu untersuchenden Probe stets die Milch gut umgerührt werden.
Die vollkommenste üntersuchungsmethode ist eine vollständige quantitative chemische Analyse (vergl. pag. 58). Dieselbe muss wegen ihrer Umständlichkeit dem Chemiker überlassen bleiben und ist, da zeitraubend, praktisch wenig verwerthbar. Zudem feblt es an genauen Normalzahlen für Handelsmilch, da die meisten Analysen mit Milch einzelner Kühe vorgenommen wurden und dabei bedeutende Schwankungen vorkommen (vergl. die Tabelle pag. 58).
In Paris gilt die Milch für unverfälscht, wenn ein 1 Liter 123 Gnn. feste Bestandtheile und 30 Gnu. Butter enthält; in Bern gilt als Maximal-gehalt an Wasser 90 quot;/„, Minimalgehalt an Butter 3 %. Die Zahlen lassen aber wie leicht auszurechnen einen Wasserzusatz 10—15 % zu guter Milch unaufgedeckt.
Der Zeitorsparuiss wegen hat man die vollkommene chemische Analyse durch die quantitative Bestimmung einzelner wesentlicher Milchbostandtheile: der Trockensubstanz, oder des Wassers, oder des Zuckers, oder der Butter zu ersetzen gesucht.
km einfachsten erseheint die von Franz Schulze vorgeschlagene Methode der Bestimmung des Wassergehaltes und der Trockensubstanz der Milch, da sie in wenigen Minuten auszuführen ist.
Eine geringe Quantität Milch (0,4—0,5 Gnn.) wiegt man auf einer feinen Wage im Platinsehälchcn genau ab und verdampft unter fortwährendem Hin- und Herbewegen des Schälchens über einer ganz kleinen Spiritusoder Gasflamme bis zur Trockne.
Der schwach gelbliche, vollkommen trockne Bückstand, wird (mit dem Platinschälchen) gewogen und erhält man so direct die Menge der Trockensubstanz und durch Abzug vom ursprüngliehen Gewichte den Wassergehalt.
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Hieran lässt sieh eine einfache Fettbestmunnng anschliessen. Ueber-giesst man den im Platinschälchen zurückgebliebenen Trocken-Kiickstand mit etwas Aether, giesst diesen nach einiger Zeit wieder ab. und wiederholt dieses Verfahren G-8 Mal, so gelingt es das in der Trockensubstanz enthaltene Fett fast vollständig auszuziehen. Wenn man nun das Schälchen wieder über ganz kleiner Flamme hin- und herbewegt, bis jede Spur von Aether vertrieben, und zurückwagt, so entspricht die Differenz zwischen den nun erhaltenen und dem frühern Gewichte annähernd dem vorhanden gewesenen Fette. Auf sehr grosso Genauigkeit kann aber dieses Verfahren der Fettbestimmung in der Milch keine Ansprüche wachen. Es wird jedoch wesentlich verbessert,
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wenn man sogleich von vornherein in das Schälchen einen Platinspatel legt und dessen Gewicht gleichzeitig mit bestimmt. Durch umrühren der Milch mit Hilfe des Spatels beim Eintrocknen wird der Trockenrückstaud mehr körniger Natur und lässt sich dann mit Aether, wobei die Körner unter dem Aether mittelst des Spatels ohne Verlust zum feinsten Pulver zerdrückt werden können, vollständig entfetten.
Die sonst noch vorgeschlagenen Methoden: Die Bestimmung- des Wassergehaltes nachZen-neck, Ausscheidung des Käses, Abfiltriren und Abmessen der Molkenmonge in Messcylindern, des Zuckers mittelst Polarisationsapparat (Veruois Bequeroll) oder Titrirens^Pogiale), der Butter nach Hoyermann (Gewinnung der Butter durch Schütteln der gekochten Milch) und nach Trommer (Gewinnung einer Fettschicht nach Schütteln der Milch mit Salmiakgeist und Aetber.i sind nicht genügend sicher und zu umständlich, als
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dass ihre ausführliche Wiedergabe angezeigt wäre.
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Vig, 40. Cremometer nach Chevalier. 1':i iler natürlichen Grüsse.
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An Stelle dieser im Wesentlichen chemischen Untersuchungen, hat sich die Prüfung1
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der Milch nach folgenden einfachen Methoden viel mehr eingebürgert und genügen dieselben für die meisten Fälle. 1. Prüfung des Eahmgehaltes durch denEahmmesser. Als Eahinmesser (Cremometer) benutzt man einen Glascylinder von 14 Ctm. Höhe und 4 Cm. Weite, an dessen Wänden eine Eiuthei-lung in 100 Grade eingravirt ist, von dem nur die obersten 20 einzeln angegeben zu werden brauchen. Der Nullpunkt liegt oben. Man
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benutzt am besten den Cremometer nach Chevalier (Fig. 49), weil derselbe zugleich als Gefäss für die nachfolgende Methode vevwerthet werden kann, doch kann man auch im Nothfalle andre Cylinder mit gleich-massigem Lumen und von bigon Dimensionen benutzen, an denen man einen Fapierstreifen mit der aufgezeichneten Scala ankleben kam:. Zu enge Cylinder geben ungenaue Eesultate, zu weite sind umständlich und erfordern viel Milch. In diesen Cylinder giesst man vorsichtig an den Wänden hinab so viel Milch, dass genau das Niveau der Milch zum Nullpunkt reicht. Dann liisst man den Cylinder bei mittlerer Temperatur unberührt und senkrocht stehen. Nach dieser Zeit kann man die Dicke der gebildeten Eahmschicht ablesen; sie soll bei mittlerer Güte der Milch oino Dicke von 10—14deg;/,, der Milchhöhe erreichen, bleibt aber auch oft noch geringer, bis 8quot;.
Der Eahmmesser liefert nicht immer constante Eesultate, da die Temperatur, der vorher stattgefundeno Trausport und auch die Weite des Cylinders die Aufrahmung beeinflussen. Doch zeigen abnorm geringe Eahmschichten im Zusammenhange mit den Veräuderungon des speeifisuhen Gewichtes an, dass eine Abrahmung oder ein Wasserzusatz stattgefunden hat.
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2. Prüfung des speeifischen Gewichts.
Das speeiflsche Gewicht der Kuhmilch ist 1,029—1,033 bei 15deg; C. lieber dieso Grenzen hinaus kommen nur selten Abweichungen und dann stets nur bei einzelnen, schlechten oder ausgezeichneten Melkkühen vor. Das constante specif. Gew. ist bedingt durch das annähernd constante Verhältniss vom Wasser (specif. Gew. 1,00) schwerereu (Milchzucker 1,55, Käsestoif 1,20) und leichteren Stoifen (Butterfett 0.940). Zusatz von Wasser verringert je nach der Menge das specif. Gewicht. Durch Abrahmen, also Entnahme des specif. leichteren Fettes, steigt das specif. Gewicht auf 1,034 und darüber. Abnorm niedriges oder hohes specif. Gewicht zeigen deshalb eine dieser beiden Fälschungen an.
Durch Combination beider lässt sich dagegen das specif. Gewicht wie leicht ersichtlich in die Normalzahlcn hineincorrigiren, denn die durch Abrahmen schwerer gewordene Milch wird durch Zusatz von Wasser wiederum leichter. Hierin liegt die schwache Seite der specif.
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Gewichtsbostimmung; sie zeigt Fälsclnmgen an, aber nicht jede Milch mit normalem specif. Gewicht kann als nicht gefälscht bezeichnet werden. Die Bestimmung des specif. Gewichts geschieht in der Eegel durch Senk wagen (Milchwagen) von denen verschiedene verbreitet sind. Am meisten empfiehlt sich das Lactodensimeter (Milchdichtigkeitsmesser) von Quevenne Fig. 50 und zwar deshalb, weil dasselbe nicht nur das wahre specif. Gewicht angiebt, wenn man den Graden die Zahl 1,0 vorsetzt, sondern weil es gleichzeitig für abgerahmte Milch abgepasst ist. Die Senkwage ist wie jede andre, nur die Scala ist eigenthümlich; sie reicht von 14—42 (1,014—1,042). Auf der rechten Seite finden sich durch Klammern angedeutet die Grenzen für reine, mit J/iogt; 2/io' 8/io u. s. w. Wasser verdünnte Milch, auf der linken die für die abgerahmte (vergleiche Fig. 50).
Bei der Anwendung des Lactodensimetors ist natür-
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lich die Temperatur der Milch zu berücksichtigen, da je wärmer dieselbe, desto leichter ist, also „einen geringeren Grad ziehtquot;, wie man zu sagen pflegt. Die Milchwago ist für den Wärmegrad von 15deg; C. eingerichtet, und muss daher bei wärmerer oder kälterer Milch der gefundene Werth corrigirt werden. Das kann bei Quevenne's Lactodensimeter ziemlich leicht geschehen, da ca. 5deg; C. eine specifische Gewichtsände-
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Fit' 50. Lacto-
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rnng von 1deg; der Milch wage oder für je 1deg; 0, I/50 der Milchwage bedingen*), so dass man für je 5deg;, welche über 15deg; C. vorhanden sind, und welche schein-
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densimetei von
Quevenne'fader bar die Milch leichter machen, zu den gefundenen nntüriichenGrBsse. Graden io zl,zählen, bei geringer Temperatur natürlich abziehen muss. Eine Milch, welche also bei 20deg; C. 29deg; der Milch wage zieht, wiegt eigentlich bei 15deg; 30deg;.
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*) Diese Angabc genügt für die gewöhnlichen Fälle, indem man die Bruchtheile für dazwischen liegende Temperaturgrade berechnen kann. Be-qnemer sind die Correctionstabellen, welche Müller seiner sehr zu eingehendem Studium zu empfehlenden ..Anleitung zur Prüfung der Kuhmilchquot; (Bern 1872) angehängt bat.
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183
Dio Manipulation ist eine einfache. Am besten benutzt man einen Ealimmesscr oder ähnlichen Cylinder, den man bis zu 2/3 mit Milch füllt. Sodann misst man mit einem Thermometer zunächst die Temperatur, dann senkt man das Lactodensimeter vorsichtig in den senkrecht stehenden Cylinder ein, wartet, bis er ruhig einsteht und liest dann, indem man das Auge mit der Milchoberfläche in gleiches Niveau bringt, einfach den einstehenden Grad ab. Die Angabo, nach der gefundenen Temperatur corrigirt, ergiebt das speeifische Gev\icht der Milch.
Sehr oft ist man im Stande, sofort eine Fälschung, wenigstens wenn es sich um Händlormilch, also von vielen Kühen stammendea Milch, handelt, zu constatiren. Zieht die Milch unter 28deg; der Milchwage, so hat ein Wasserzusatz stattgefunden. Ist die Milch über 1,035 schwer, so wurde ihr ein leichterer Stoif, das Fett, entzogen.
Fand dagegen Abrahmung und Wasserznsatz gleichzeitig statt, so wird diese Fälschung durch das Lactodensimeter nicht sofort aufgedeckt, wolil aber durch eine combinirto Anwendung desselben und des Cremomoters. Zu dem Zwecke erfolgt zunächst Bestimmung des specif. Gewichts nach obiger Angabe, sodann stellt man dieselbe Milch im Cremometer 24 Stunden auf und notirt die Dicke der Eahmschicht und endlich rahmt man diese Milch mittelst eines Löftolchens oder einer Pipette ab und bestimmt das specif. Gewicht der abgerahmten Milch. Eine dünne Eahmschicht (4 und 5 0/0) und ein unter 30deg; liegendes specif. Gewicht der abgerahmten Milch beweist, dass Abrahmung und Wasserzusatz stattgefunden hat. Im Ganzen kommen derartige Fälschungen weniger vor, da abgerahmte Milch nicht viel Wasserzusatz verträgt, sondern durch ihre bläuliche Farbe schon die Fälschung verräth.
Die zahlreichen Untersuchungen, welche besonders Müller (Bern), Goppelsröder, Fleischmann, Otto U.A. angestellt haben, beweisen, dass diese einfachen Manipulationen schneller und meist auch sicherer, als die umständlichen Methoden Fälschungen aufdecken lassen.
Die sonst noch gebräuchlichen Milclnvagen stehen Queven-nes Lactodensimeter insofern nach, dass durch ihre willkürliche und deshalb bei verschiedenen Instrumenten nicht genau stimmende Grad-
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cintlieilung' mit der Ermittlung- des Grades der Milchwage nicht aucli dus eigentliche specif. Gewicht bestimmt ist und dass ferner eine Correction nach der gefundenen Temporatar nicht so einfach stattfinden kann. Am meisteii verbreitet in Norddeutschland ist die Dörffel'sche Milchwage, deren Scala von 0 bis 23 reicht; bei normaler Milch sinkt sie bis zu 16deg; ein (äusserste Grenzen 14 und 17quot;); geringere lassen
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Wasserzusatz vermuthon (13quot;' 1/fiJ
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10(
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Wasserzusatz).
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Si lgt;
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0.nbsp; nbsp; Die optische Prüfung der Milch benutzt den Buttergehalt der Milch als Massstab für ihre Güte. Da die Miichkügelchen die Undurchsichtigkeit der Milch bedingen, so wird dieselbe um so undurchsichtiger, je mehr sie Butter, um so durchsichtiger sein, je weniger sie davon euthält. Hierauf beruhen mehre optische Metboden, die jedoch zu umständlich für den gewöhnlichen und unzureichend für den ausscrgewöhiilichoa Gebrauch sind, so dass sie sich nicht eingebürgert haben.
Bei allen diesen Prüfungsmethoden wird als Lichtrpielle eine Kerzenflamme benutzt. Sieht das Auge durch eine zwischen zwei parallelen Glasplatten befindliche Müchschicht, welche in bestimmter Entfernung von der Kerze steht, so lässt sich durch Verdünnung der Schicht genau die Grenze der Durchsichtigkeit erreichen, bei der der Lichtkegel eben nur noch als Schimmer wahrnehmbar ist. Das älteste derartige Instrument, das Lactoscop von Donne besteht aus 2 an den Enden mit Glasplatten versehene'!, ineinander gehenden Cylindem, in welche Milch eingegossen und nun durch Gegeneinanderschrauben der Cylinder deren Schicht so verdünnt wird, dass eben noch die Kerze sichtbar ist. Eine Scala giobt den gefundenen Buttergehalt in Procenten an. Abänderungen dieser Methode sind vielfach von Vogel, Feser, Trommer, Kroker angeregt worden, und bestellen larin, dass man zu Wasser, in einem mit 2 parallelen Glaswänden versehenen (Hase, allmälich soviel Milch aus einer graduirten Pipette mischt, bis eine dahinter aufgestellte Kerzenflamme dem Auge versehwindet, und aus dem geringeren oder grösseren Verbrauch an Milch auf die schlechtere oder bessere Beschaffenheit derselben schliosst.
Die Milchfalschuugcn, welche durch Zusatz fremdartiger Substanzen entstehen, scheinen in Deutschland seltner vorzukommen. Der Nachweis ist meist leichter.
1.nbsp; nbsp;Znsatz von Stärkomohl (Kartoffel-, Weizen-, Erbsen-, I£eis-, Pfeilwurzelmehl) macht die Milch dickflüssiger; sie schmeckt und riecht nach Mehl, zeigt einen kleisterartigen Bodensatz, wird nach dem Ge-
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rinnen und nach dem Kochen fadenzieliond. Aufgedeckt wird die.se Fiilsclmng leicht durch den mikroskopischen Nachweis der Stürke-mehlkörnchon (pag. 16), welche sich nach Zusatz von Jodtmctor bläuen, wonach die Milch eine bläuliche Farbe annimmt, während normale danach hellgelb erscheint.
2.nbsp; nbsp; Zusatz von Kalkmilch (theils um die Ckmsistenz zu verbessern, theils die Gerinnung zu verhindern) kann chemisch nachgewiesen worden. Nach Zusatz von Salz oder Salpetersäure wird die Milch liltrit und dem Serum Schwefelsäure zugesetzt, wonach sich eine reichliche Gypsausschcidung einstellt.
3.nbsp; nbsp; Zusatz von Gehirn (angeblich in Frankreich gebräuchlich) lässt sich mikroskopisch durch das mikroskopische Auffinden von Blut-gofässen, Nervenfasern etc. im Bodensätze) nachweisen.
4.nbsp; nbsp; Zusatz von Pottasche oderNatrumbicarbonicum wird meist gemacht um die Säuerung und Gerinnung zu verhindern und kann kaum als Fälschung gelten. Zu vermuthen ist derselbe, wenn die Milch nach Säurezusatz aufbraust und angesäuertes Lackmuspapier durch dieselbe schnell intensiv blau gefärbt wird.
5.nbsp; nbsp; Beimischungen von arabischem Gummi, Traganth.-Stärkogummi, durch welche der Milch ein schleimiges Ansehen und die specif. Schwere guter Milch erthoilt werden soll, lassen sich in der nach dem Gerinnen der Milch abfiltrirten Molke durch Zusatz von Alkohol nachweisen, welcher die Gummistoffe flockig ausfällt.
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Alphabetisches Register.
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Aaspilze IS.
Aeavusriiudc li7.
Acarus folliculormn 147.
Acborion Schönleinii 134.
Acrosporen 18.
Aether 13.
Albuminüso Stoffe im Ham 92.
Albuminurio 92.
Algen 17.
Ammoniak im Wasser 1GS.
Analyse, chemische 30.
Anguillula 1G3.
Arachniden 27. 139.
Asei 18.
Aspergillus glaucus 21.
Auswaschen der Niederschläge 39.
Bacillus 24. Baeterien 22. 24. Bacterien, chromogene 65.
im Eiter 15(3.
im Harn 123.
im Sehleim 71.
im Wasser 170. Bacterium Tcrmo, lineola 24. Baumwollcnfasern 17. Befallungspilze 1G4. Beleuchtung des Mikroskopes 8. Bcwegungserschcinungen in mikroskopischen Präparaten 29.
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Bindegewehsfetzen im Eiter 155. Blasenschimmel 21. Blattdürro der Kartoffeln 1(15. Blut 40.
Makroskopische Beurtheilung desselben 41.
Chemische Untersuchung desselben 43.
Mikroskopische Beurtheilung- desselben 44. Blut im Harn 94. 121. Blutbestandtheile im Schleim 70. Blutfasorstoff 49. Blutgewinnung 40. Blutkörperchen, farblose 40.
Zahl derselben 4(5.
Granulirung derselben 47.
Krankhafte Abweichungen derselben 48.
in der Milch G2. Blutkörperchen, rothe 44.
path.Veränderungen derselben 45.
im Eiter 154.
in der Milch 62. Blutprobe, Teichnumn'sche 56. Blutserum 43. 49. Böttcher'sche Zuekerprobc 105. Brandpilze im Futter 19. 164. Brown'scho Molckularbewogung 29. | Butter (Fette) 58.
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Casein 58.
Cholestearinkrystfdlc im Blute 51.
im Eiter 15G C'oleosporiumspore?! 19. Colostrum 59.
C'olostrumkörperchen 60. 62. Concretionen im Fleisch 170. Conidien 18.
C'onsistenz des Harns 81. Creraometer ISO. Cronphäutchen 70. Cylindercpitlicl 68. Cystin 115. Cysticercus cellulosae 3 74.
Darrabestandtlieile im Kothe 130. Degeneration, fettige, der Muskeln 173. Dermaleichus 150. Dermanyssus avium 148. Dermatocoptes communis 143. Dermatophagus bovis 144. 145. Desmobactcrieu 24. Diabetes mellitus 106. Dragendorf sehe Gallonsäurenacliweis-ung 103.
Einstellung des Mikroskopes, grobe.
feine 9. Eiter 151.
Gewinnung desselben 151.
Mikroskopische Untersuchung desselben 152.
Chemische Untersuchung desselben 157. Eiter, guter 152.
unreiner 152.
speeifischer 156. Eiterkürperchen 153.
im Harn 122. Eiweissharnen 92. Eitersorum 153. Elastische Fasern im Eiter 155.
im Schleim 70.
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Elementarkörnchen im Blute 49.
im Eiter 154. Entoptische Täuschungen 29. Entzündungskugeln im Eiter 155. Epidermiszollen 28. Epiphyten 134. Epithel des Nierenbeckens 117.
der Sammolrohren 117. Epithelcylinder im Harn 119. Epithelzellen im Harn 116.
im Schleime 68. Erbrochenes 131. Eselmilch 60. Essigsaure 12. Exsudate der Brust- u. Bauchhöhle 159.
Fadenbacterien 24. im Blute 51.
Faserstott' 49.
Faserstoftschollen 51.
Faulige Zersetzung der Milch 64.
Fiiulnissbacterien im Fleische 174.
Favuskrankheit 134.
Favuspilz 134.
Fett im Blute 50. im Harn 124.
Fettkrystalle im Eiter 156.
Fetttröpfchen 15.
Fettzellen im Eiter 155.
Filter 37.
Filtration 37. i Finne 174.
I Fleischuntersuchung 172. 1 Flimmerepithelien 68.
Fiüssigkeitsströnmngen 29. i Fussräude der Hühner 149. der Pferde 145.
Futter 161.
Gallenfarbstoffe im Harn 99. ; Gallensäuren im Harn 102. , Gelilrollenbildung der rothen Blut-i körperchen 46.
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ISS
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!lt;•'
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Geräthschaften, chemische 30. 31. Gerinnbarkeit dt-s Blutes 43. Gewebsfetzen im Harn 123.
im Schleim 70. Glasmikrometer 13. Glatzflechte 135. Glycerin 12.
Gmelin'sclie Gallenfarbstoffprobe 99. Grabmilben 139. Gyps im Harn 114.
Ilaare 28.
Haare der Processionsraupe 104. Haarsackmilbe 147. Haemoglobinurie 122. Haemoglobiukrystalle 50. Haemoglobin im Schleim 70. Haematinurie 122. Haematinkrystalle. salzsaure 5G. Haematurie 121. Härtegrad des Wassers 100. Harn 74.
Gewinnung desselben 74. Eigenschaften desselben 7G. Chemische Bestandtheile dess. 77 Beurtheilung desselben ohne Hilfsmittel 7ö. Menge 78. Farbe 79.
Durchsichtigkeit 80. Consistenz 81. Geruch 82.
Speciflsches Gewicht 82. Chemische Untersuchung dess. 80. Eeaction 87.
Prüfung auf Ehveiss in dems. 88.
Kachweis dcrChloride „ „ 94.
,.nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; „ Phospha e 90.
„nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; ,. Schwefelsäure 98.
,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; . Kohlensäure 98.
von Kalk 98. ,,nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; „ Magnesia 98.
der Gallenfarbstoffe 99.
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Nachweis der Gallensäuren 102. „nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;des Harnzuckers 104.
„nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;„ Harnstoffs 100.
„nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;der Hippursäure 107.
„nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;„ Harnsäure 108.
„nbsp; nbsp; nbsp; nbsp; nbsp;des Indicans 109.
Mikroskopische Untersuchung desselben 111. ; Hambeutel für Pferde 75. ; Harncylinder 118. 120. : Harnsäure 108. : Harnsäurekrystalle 114. ! Harnsaure Salze 114. ; Harnsäure bei Krankheiten 109. i Harnsedimente, nicht organisirte 111.
organisirte 116. j Harnstoff 10G. Haut 131.
Untersuchung derselben auf Epi-
phyten 134. Untersuchung ders. auf thierische Parasiten 139. Hefepilze 22. Heller'sche Blutprobe 94. Herpes tonsurans 135. Heumilben 103. Hippursäure 107. Hippursäurekrystalle 115. Hippursaurer Kalk 115. Hufeiter 158. Hundeharn 77. Hundemilch GG. Hyaline Harncylinder 119. Hyphen 18.
Jauche 152. Icterus 101. Immersionssysteme 9. Indican 80. 109. Indigblau SO. Indigokrystalle 110. Infusorien 27.
im Wasser 171.
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Insecten 27.
im Futter 162.
der Haut 150. Instrumente, chemische 30. 31. Jodtinctur 13. Joiljüdkaliumlösung 13.
Käfcnnilben im Futter 162.
Kiilberharn 77.
Eäsegerinnsel 62.
Käsemilbe 163.
Kalilauge 12.
Kalk im Harn 98.
Kalkgehalt des Wassers 160.
Kalkmilch in der Milch 185.
Kalk, kolhlensaurer, krystallisirt im
Harn 111. Kalk, schwefelsaurer, im Harn 114. Knemidocoptos viviparus 149. Knorpelfragmente im Eiter 155. Knochenfragmcnte im Eiter 155. Kochen 32. Kochsalzlösung 12, Kochsalz im Harn 94. Kochsalzkrystalle im Harn 116. Kohlensäure im Harn 98. Kolbenschimmel 21. Koth 124. Kothuntersuchung, chemische 128.
mikroskopische 129. Kothbestandthcile 124 125. Kothconsistenz 126. Kothfarbe 127. Kothgeruch 127. Kothmengo 125. Kothreaction, normale 128. Köthengrind der Schafe 145, Körnchenzellen 69. Körnchenhaufen 69. Kömige Trttbung der Muskelfasern 172, Kugelbacterien 23,
im Blute 51.
im Belage der Zähne 71.
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Iiactodensimetev von Quevenne 182.
Lactoskop von Bonne 184.
Lactoprotcin 58.
Landmilben im Futter 162.
Lausmilben im Futter 162.
Leptus autumnalis 146.
Leucin im Eiter 156.
Leukaemie 48.
Leukocytose 48.
Leinwandfasern 17.
Leptothrix 23.
Linsensysteme 6.
Lnftbläschen 15.
Lymphe, plastische 151,
Magnesia im Harn 98, Magnesiagehalt des Wassers 160. Mehlkäfer 162. Mehlmilbe 163. Mehlthau 164. Meliturie 106.
Messungen mikroskop. Präparate 13. Microbacterien 24. Micrococcus 23. Miescher'schc Schläuche 177. Mikroskop — Auswahl und Anschaffung desselben 4.
Prüfung desselben 5.
Gebrauch desselben 8.
Aufstellung desselben 9.
Schonung desselben 10. Milben 28. Milben als Gelegenheitsparasiten 145.
im Futter 162. Milch 57.
chemische Bestandtheile ders. 58.
Wassergehalt derselben 58.
krankhafte Abweichungen derselben 60.
chemische Untersuchung krankhafter Milch 62.
mikroskopische Untersuchung derselben 62.
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!!!#9632;
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Milch von der Kuh 57. Milchanalyse, qualitative 59.
quantitative 179. Jlilchdichtigkeitsmesser 182. Milchfarbe 61. Milchfehler G4. Milchgerueh 61. Milchgoschmack 61. Milch, blaue 05.
gelbe C5.
rothe 65. Milchkügelchen 57. Milchcpantura CO. Milchsalze 58. Milch, schleimige G4. ßlilchverfälschuiu/en 178. Milch, vorzeitiges Gerinnen dcrs. 64. Milchwagen 182. Milchzucker 58. Milzbrandbacterien 53.
im Fleische 173.
in den sulzigen Ergiessungen der j Carbunkel 1Ü0. Mohr'sche spec. Gewichtswage 83. Mouches volantes 29. Mucin G7. 72. Mucor 21. Muudschleim 71. Muresidprobe 108. Muskelgewebe im Eiter 155. Mutterkorn 164. Mycel 18. Mycothrix 23.
Natronlauge 12.
Nasenausflilsse, bernsteingelbe 73.
Oberhautzcllen der Pflanzen IG.
Objectivsysteme 6.
Oculare 8. 9.
Ocularmikrometcr 13.
Ohrmilben 145.
Oidium albicans im Sehleime 71.
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1 Oidium laetis 22.
1 Organische Stoffe im Wasser 1GG.
Organisirte Sedimente im Harn 116.
Organismen im Kothe 130.
Oxalsaurer Kalk, kryst. im Harn 112.
Parasiten, pflanzliehe der Haut 134. thierische der Haut 139.
Penicillium 20.
Pettenkofer'sche Gallenprobe 102. Murcxidprobe 108.
Peronospera infestans 165.
Pferdeharn 77.
Pflanzenhaare 16.
Pflanzentheile 16.
l'flanzliche Orfjanismen als Verunreinigung mtkrosJcopischer Präparate 17.
Pflanzliche Organismen im Wasser 170.
Pflasterepithelzcllen im Eiter 155. im Harn 118 im Schleime 68.
Phosphate im Harn 96.
Phosphorsaurer Kalk im Harn 113.
Phosphorsaure Ammoniak - Magnesia im Harn 113.
Phosphorsäure im Wasser 169.
Phragmidium 19.
Pigmentkörnchen im Blute 51.
Pigmentschollen im Blute 51. im Eiter 157. im Harn 118.
Pilze und Pilztheile 17.
Pilze im Harn 123. in der Haut 138. im Schleim 70.
Pilzfäden 18.
Pilzflechte 136.
Piknometer 84.
Pinselschimmel, gemeiner 20.
Pleospora herbarum 164.
Pottasche in der Milch 185.
Präparate, Anfertigung derselben 10.
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Processionsraupe, Haare clersslben 164. Psorospermienschläuche 177. Puccinia 19. Putzstaub vom Pferde 29.
lläderthierchen 27.
Eahmgehalt der Milch 180.
Eahmmesser 180.
Eainey'sche Körperchen im Fleisch 177.
Eäudemilben 139.
Eauschbrand des Eindcs 54.
Eeaction So.
Eeaction dos Blutes 44.
des Harns 87.
der Milch 63. Eeagentien, chemische 33. Eeinigung der Kocliktlbchen 31.
der Platinschalo und des Platin-bleches 81.
der Porzellanschalen 81.
der Eeagensgläser 31. Einderharn 77.
Eost, weisser, der Cruciferen 165. Eostpilze 18.
Eotatorien im Wasser 171. Eundwürraer im Blute 55.
im Wasser 171. Bussbrandpilze 19. Eussthau 164.
Salpetersäure im Wasser 167. Salpetrige Säure im Wasser 168. Sand im Wasser 166. Sarcina ventriculi 131. Saroina im Kothe 130. Sarcoptesmilbe 139. Sarcoptes caprae 142.
minor 142.
mutans 150.
scabiei 141.
squamiferus 141. Saugmilben 143. Schafharn 77.
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Schafmilch 60. Schleim 66.
Gewinnung desselben 66.
Mikroskop. Untersuchung dess. 67.
Chemische Untersuchung dess. 72. Schlcimkörperchen 68. Schleim im Harn 116. Schimmelpilze 20.
im Futter 165. Schizomyceten 22.
im Blute 51. Schlämperäude beim Einde 145. Schraubenbacterien 24. Schraubenmikrometer 13. Schwefelsäure im Harn 98. Schweinsharn 77. Sehen, mikroskopisches 10. Seidenfasern 17. Senkwage für Harn 83.
fur Milch 182. Sommersporen 18. Soorpilz 71. Speciflsches Gewicht des Blutes 48.
des Harns 82.
der Milch 61. 181. Spec. Gewichtswage nach Mohr 83. Speckhaut 48.
Spermatozoiden im Harn 118. Sphaerobacterien 28. Spirillum 24. Spirobacterien 24. Sporangien 18. Sporen 18. Sporenschläuche 18. Sporenkapseln 18. Sporidien 18. Spritzfiasche 12. Stäbchenbacterien 24.
im Blute 51.
im Schleime 72.
im Wasser 170. Stärkegummi in der Milch 185. Stärkemehl in der Milch 184.
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,;
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#9632;
Stiirkomohlkürnclien 16,
Staub IG.
Steissräüde lieim Rinde 145.
Sterigmen 18.
Stutenmilch GO.
Stylosporen 18.
Synovia 158.
Systeme, Wahl Jerselbeu 8.
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192
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] Ustilagineen 19. 20. Ustilago carbo 19. Ustibtgo caries 20.
\ erunreiingungen Präparate 15.
' Vibrio 24. Vogelfedern 28. VoMlmilben 148.
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mikroskopischer
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Teleutosporen 18. Test-(Prftfangs-)Objecte 7.
Thkrische 2'Itcile und thierischc Organismen als Verunreinigung mikroskopischer Präparate 27. Thierischc Parasiten im Blute 55. Thiennilben im Futter 162. Transsudate 159-Tricliinc 174.
Tricbophyton tonsurans 136. Tripelpliosphat im Blute 51.
im Eiter 156.
im Harn 113. Trommer'sche Zuckerprobe 104. Tyroglyplms 163. Tyrosiu im Harn 116.
im Fleisch 176.
Uredineae 18. Uredosporen 18. Urobilin SO. Urocystis occulta 20. ürometer nach Heller S3. Urometer nach Vogel S3. Uromyees 10.
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Wabengrind 134. Wasser 165.
#9632; ChemiscbeUntersuchnngdess. 16G. Mikroskop. Untersuch, deas. 169. Wasser, destillirtes 12. Wasserbad 33. Wintersporen 18. Wundsecrete 151. AVurmeiter 15G. Wunneier im Kotlie 130. Würmer der Haut 150. Würmer im Wasser 171.
SKellenfäule der Kartoffeln 165. Zerfall, scholliger, derMuslalfasern 172. Ziegenmilch 60. Zieger 58. Zoogloea 24. Zuckerharnrubr 106. Zuckerkrankheit 106. Zuckerprobe nach Böttcher 105-
nach Trommer 104. Zusatzflüssigkc-iten 11.
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\.%
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ff 5
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#9632;l 'i
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